an.schläge07 08/2004
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august
asf
AnsichtsSache Antikapitalismus versus Feminismus – ein politischer Richtungsstreit zum Linzer ASF thema
FrauenHandel e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
In Slowenien tauschten sich Expertinnen zum Thema organisierter Menschenhandel aus
Maria Mesner, Margit Niederhuber, Heidi Niederkofler, Gudrun Wolfgruber (Hg.)
FRECH
Im vorliegenden Band werden Länder auf
Mit FRECH unterstützt der waff Frauen,
Das Geschlecht der Politik
drei Kontinenten – Finnland, Mosambik, Österreich, Portugal und die USA – einander gegenüber gestellt. Anhand der Politikfelder politische Repräsentation, Reproduktion und Erwerbsarbeit wird untersucht, welche Bedeutung „Geschlecht“ – sowohl als soziale Zugehörigkeit als auch als Diskriminierungskategorie – in den verschiedenen Gesellschaften hat. Bedeutung und Wirkungen von Geschlecht erweisen sich in den verschiedenen Ländern, in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und geographischen Regionen als durchaus unterschiedlich. Während beispielsweise in Finnland die Unterscheidung zwischen Männern und Frauen der zentrale Platzanweiser in der Gesellschaft ist, hat in den USA die ethnische und soziale Zugehörigkeit besondere Bedeutung. In Portugal wiederum ist die Teilhabe an bestimmten sozialen Milieus vielleicht wesentlicher für die Bestimmung der Handlungsspielräume eines Menschen als seine Geschlechtszugehörigkeit. Trotz aller Unterschiede wird aber eines deutlich: Die gesellschaftliche Definition des Verhältnisses von Erwerbsund Betreuungsarbeit ist zentral für die Verfasstheit der Geschlechterverhältnisse.
Frauen ergreifen Chancen
die beruflich weiterkommen wollen. Das FRECH-Team erarbeitet mit Ihnen die persönliche Strategie zu Ihrer beruflichen Veränderung und berät Sie gerne über Weiterbildungsmaßnahmen und mögliche Förderungen.
Telefon: 217 48 - 555 E-Mail: frech@waff.at
Das Buch ist als Band 17 der Reihe des bm:bwk Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft erschienen und ab sofort beim Verlag Österreich erhältlich. http://www.verlagoesterreich.at
ISBN 3-85224-114-6
Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds
an.schläge an.spruch
Streichelzoo Eigentlich sind wir Feministinnen viel zu brav
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sozial.forum
Grenzen der alten Welt Antikapitalismus versus Feminismus am ASF II
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gleich.behandlung
Zweitklassig Antidiskriminierung ist nicht (für alle) gleich
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namibia.erfahrungsbericht
„Maybe tomorrow“
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an.sage
Teurer Unisex? Einheitliche Versicherungstarife sind umstritten
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frauen.handel
The loved ones Expertinnen kämpfen gegen die Ausbeutung an
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forum.wissenschaft
Kritisch queer denken Gibt es queer theories eigentlich auch in Österreich?
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grafikerinnen
arbeit
Darf ich vorstellen? Renate Billeth und Martina Madner, die neuen Koordinierenden ... Mit dieser Ausgabe sind wir nun tatsächlich auf uns alleine gestellt und hatten beide ordentlich Muffensausen, dass die Sommerausgabe der an.schläge auch rechtzeitig und vollständig und so gut wie immer erscheint. Aber: das Werk ist vollbracht und die Juli/Augustan.schläge sind mit vielen spannenden Artikeln bestückt. Kerstin nahm in Slowenien an einer Frauenhandel-Konferenz teil und berichtet darüberhinaus auch über das Austrian Social Forum in Linz. Vielen Dank übrigens an MAIZ für das tolle Cover-Foto! Gabi und Bettina besuchten einen Exper-tinnentalk zum Thema „Frauen in den Medien“, Michaela interviewte für uns die Sciencefictionautorin Claudia Rath und Daniela quälte sich durch die Sisi-Ausstellung. Und mit dem Beitrag zum Antidiskriminierungsgesetz entstand der erste gemeinsame Artikel von uns, den beiden Koordinierenden. Aber lest doch selbst ... Damit verabschieden wir uns in den Sommer und wünschen Euch allen einen schönen Urlaub! Wir freuen uns über Anregungen, Kritik und versuchen unser bestes, damit die an.schläge auf in Hinkunft Euer feministisches Lieblingsmagazin bleiben. Eure an.schläge-Redaktion
Frauen-Bilder Wie Feministinnen in (sexistischen) Bilderwelten leben
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milena.talks
Frauen-Medien-Netzwerke Frauen in den Medien machten sich selbst zum Thema
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interview
End of Midland? Claudia Rath über Fantasy, Esoterik und lesbische Gewalt
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sisi.museum
Unforgetable Sisi Ein klassisches Denkmal für die Kaiserin - wie es sich gehört!
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an.klang
Nonnen und andere Geheimtipps Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst im Hörtest
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lese.zeichen
Furien in Ferien Karin Rick erfreut uns mit einem neuen Lesbenkrimi
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ge.sehen
kultur
auf.takt
forum
thema
politik
Eine Ärztin über ihre Arbeit an einem Krankenhaus
Argentinische Provinz „Aus heiterem Himmel“ entstand ein großartiger Film
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an.an.schläge
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Martina Madner/mm (Gesamtkoordination), Karin Eckert/keck (Koordination anriss.international), Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Abos ), Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan
Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@anschlaege.at Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF (Koordination anriss.kultur), Svenja Häfner/svh (Koordination anriss.arbeit), Kerstin Kellermann/kek , Sabine Klein/bik (Koordination anriss.wissenschaft), Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt (Koordination anriss.österreich)
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Paula Bolyos, Michaela Hafner, Marty Huber, Christine Klapeer, Heidi Kolm/heko, Katharina Naggele, Zoraida Nieto, Barbara Oberrauter/OBA, Bettina Surtmann
an.sage: Sylvia Ledwinka & Marita Roloff neu.land: Jasmina Jankovic’ heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Ursula Raberger ge.sehen: Angelika Pelikan an.klang: Regina Himmelbauer plus.minus: Helga Pankratz Cartoon: Borges Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk Cover: MAIZ/ Elisabeth Cepek-Neuhauser Fotos:Allianzgruppe, an.schläge-Archiv, Manuela Barth, Magdalena Blaszczuk, Elisabeth Cepek-Neuhauser, Marc Coudrais, Filmladen, Grüne Frauen Wien, Gabi Horak, ImPulsTanz, Karen Keller, E. Knaack, Elke Krystufek, Martina Madner, Martina Mayr, Kurt Moser, ÖGB-Archiv, Claudia Rath, Beate Soltesz, Petra Spiola, Eva Steinheimer, Grete Stern, Majca Susnik
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Andrea Gadler Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägejuli august 2004
Betrifft: www.anschlaege.at
Gemeinsam stark liebes an.schläge Team, heute bin ich auf eure Hompage geführt worden und habe mich dort ein wenig umgesehen. Ihr schreibt: „Es geht uns um das Sichtbarmachen weiblicher Wirklichkeiten und Erfahrungen in einer männlich dominierten (Medien)welt, um das Aufbrechen patriarchaler Strukturen und das Herstellen einer feministischen Gegenöffentlichkeit. Das Prinzip der kollektiven Redaktion ist hierbei genauso von Bedeutung wie die Offenheit gegenüber vielfältigen feministischen Sichtweisen und Lebensweisen von Frauen.“ Ich gratuliere und wünsche mir, dass die Macht der Medienwelt gebrochen wird, aber ich wünsche mir, das dies nicht als feministische Gegenöffentlichkeit passiert. Ich wünsche mir so sehr, dass ihr Frauen euch bewahrt, was ihr heute noch besitzt, den Kampfwillen gegen die Mächtigen. Noch sind es eurer wenige, die gebeugt wurden unter dem Druck der Strukturen, den Löffel zu ihrem eigenen Vorteil in die Hand nehmen, sobald sie an der Schüssel sitzen. Noch besitzt ihr den Wunsch und die Kraft, gegen Systeme anzukämpfen, aber bitte tut es nicht geschlechterspezifisch. Ich wünsche mir, dass ihr die Kraft besitzt, nicht gegen Männer im allgemeinen zu kämpfen, sondern gegen die herrschenden Regeln und Männer mit einladet, sich diesem Gedanken anzuschließen. In der Einladung und Einbeziehung liegt die Kraft, das Unmögliche möglich zu machen. Nicht danach zu streben, die Macht zu erlangen, sondern durch Taten der Gesellschaft eine Alternative zu geben, das heutige System zu verlassen. Ziel sollte nach meiner Ansicht sein, dass Macht durch Verantwortung ersetzt wird – dass die Verantwortlichen zu Recht das Vertrauen derer be-
sitzen die sie gewählt haben und für die sie im Dienste stehen. Wer mit konventionellen Mitteln um die Macht kämpft, wird im Sieg wie in der Niederlage verlieren. Somit wünsche ich euch alles Gute, den Durchbruch zu erlangen und zur Stimme derer zu werden, die das System nicht mehr haben wollen. Die endlich Gleichberechtigung in Verbindung mit Frieden und Balance besitzen wollen. Friedrich Kuda
Betrifft: an.riss arbeit in anschläge 4/04
Rollenbilder Hallo Ihr Lieben! Zuerst einmal ein großes Lob für eure immer sehr informativen Kurzmeldungen, die hin und wieder auch mit euren persönlichen kritischen Kommentaren gespickt sind. Das ist bei einigen Kurzmeldungen bitter nötig, wie beispielsweise bei jener in der Aprilnummer, die das „Projekt Haus und Garten“ zum Inhalt hatte. Ist ja wirklich köstlich, dass Frauen in ein neues Dienstleistungsangebot kommen, wo sie Wohnungen putzen und entrümpeln sollen, den Garten pflegen und Pflanzen versorgen. Moderne Dienstleistung trauen sich die Verantwortlichen von Service Mensch der NÖ Volkshilfe das nennen? Modern zurück zu alten Zeiten und Perpetuierung alter Rollenbilder! Vielleicht dürfen die arbeitslosen Frauen dann in Zukunft Hundstrümmerl aufsammeln. Liebe Grüße, Angela
an.schläge werden gefördert von: FRAUEN BURO MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Karin Eckert
Streichelzoo „Warum seid ihr eigentlich so brav?“ fragte eine „Altfeministin“ kürzlich bei einem Generationengespräch in Richtung Nachwuchs-Feministinnen. Ich weiß nicht, wie „schlimm“ die ältere Generation tatsächlich war, Tatsache ist, die Frau hat recht:Wir sind verdammt gut erzogene Faserschmeichlerinnen geworden. Statt österreichischen Biedermännern sowie Regierung samt Frauenministerin und konservativer Vorzeige-Frauen mit Dauergrinser und rosa Kostümchen die Zornesröte ins Gesicht zu treiben, schaffen wir es gerade, ein gelangweiltes Gähnen hervorzurufen.Wir werden nicht ernst genommen und das mit Recht. Dabei gäbe es Gründe en masse, nicht nur einen Baum aufzustellen, sondern ganze Wälder: Pensionsreform, Bildungskommerzialisierung, Umvolkungs-Sager, Frauenarmut, sexistische Werbung wohin das Auge reicht. Geifernde AbtreibungsgegnerInnen erreichen die Schließung einer Klinik; Studien sprießen aus allen Winkeln, in denen „wissenschaftlich untermauert“ Frauenemanzipation als gesellschaftliches Übel präsentiert wird:„Vaterentbehrung in der Kindheit [aufgrund von Scheidung] kann (...) emotionale Störungen oder Neigung zu Depressivität zur Folge haben.“ Na bravo! Frau Gräfin verschiebt Budget für Frauenagenden ins Gesundheitsressort. Sie schickt eine Kampfhündin in die Verhandlungen mit Fraueneinrichtungen, die den Mitarbeiterinnen eiskalt erklärt (im O-Ton!), sie betreibe „Flurbereinigung“, sie „miste aus“. Sie haben es geschafft, dass wir uns um das kleine Kuchenstück streiten. Dass wir uns als Bittstellerinnen (maulend aber trotzdem) ereifern, ihre Kriterien zu erfüllen, um ein paar Kröten zu bekommen. Nicht nur, dass freundlich-vorsichtig verhandelt wird. Entsolidarisierung und Konkurrenzdenken sind bereits spürbar, wenn unauffällig und verhalten sondiert wird, wie es „den anderen“ in den Verhandlungen um die Fördergelder geht; wenn vor Aktionen zurückgeschreckt wird, bevor nicht klar ist, ob Frau Gräfin nicht doch ein paar Almosen springen lassen. So weit ist es mit uns gekommen? Wo ist der Kampfgeist geblieben? Reduziert er sich auf den offiziellen Kampftag am 8. März? Sie stecken uns ein kleines Territorium ab, innerhalb dessen wir Emanzipation spielen dürfen, und wir revoltieren nicht? Was haben wir diesem ganzen Mief schon entgegenzusetzen? Es ist verdammt dürftig, unserer Weiblichkeit in Eso-Seminaren
zu huldigen. Das mag fürs persönliche Wohlbefinden eine feine Sache sein, politisch bringt es rein gar nichts. Denn esoterisch harmonisiert, haben wir uns selbst unseren Zorn, der Antrieb für Widerstand sein könnte, wegmeditiert. Die anderen lachen sich derweilen ins Fäustchen. Die hart erstrittenen und erkämpften Fraueneinrichtungen – sie sind von immenser Wichtigkeit. Aber sie sind wie ein Kellerloch, in dem wir uns – unsichtbar – selbst ausbeuten, sodass wir keine Energie mehr haben – sichtbar – politisch aktiv zu werden. Gefahr gebannt. Hören wir auf, lieb und nett zu sein, uns an die Spielregeln zu halten, unter einer Tarnkappe zu verweilen! Lasst uns unweiblich sein, aggressiv. Nehmt Raum ein, zeigen wir endlich wieder, dass es uns gibt! Sprüht es wie Ina an jede Wand: „Smash Sexism“. Besetzt Ministerien! Polarisiert, greift ein, macht euch unbeliebt und knallt den Typen im Zweifelsfall eine. Wo versuchte Überzeugungsarbeit nichts als verpuffte Energie ist, beschimpft und verhöhnt sie, so wie sie es tun. Und habt keine Angst davor, ungerecht zu sein. Hütet euch vor den netten Männern. Solange sie nicht aktiv für die Sache der Frauen sind, sind sie gegen uns und dulden lediglich unsere „feministischen Flausen“, weil sie nicht wirklich eine Gefahr für ihre Vorherrschaft sind. Sie pflichten uns bei, aber wenn’s hart auf hart kommt, wird klar: Sie haben nichts kapiert. Ist das Wort „Frau“ in diesem EUWahlkampf auch nur ein einziges Mal gefallen? Von den Grünen, der SPÖ, den Linken? Auch das diesjährige Austrian Social Forum war voll von jenen gut meinenden Männern, die vermutlich nicht einmal ein Problem hätten, ein T-Shirt mit der Aufschrift „Linker Emanzer“ zu tragen, und die sich immer wieder darauf berufen, sie hätten keine Schuld daran, zufällig mit einem Schwanz auf die Welt gekommen zu sein. Macht ihnen deutlich, diesen Pseudofeministen: Auch wir sind nicht schuld daran, mit einer Möse geboren worden zu sein und müssen dennoch tagtäglich die Konsequenzen dafür tragen. Schmettert ihnen entgegen mit lauter Stimme, breitbeinig und unerbittlich, dass es ihre verdammte Pflicht ist, sich mit ihrer Kollektivschuld als Männer auseinander zusetzen. Sie werden euch hassen, sie werden euch bekämpfen. Sie werden euch unbefriedigte, humorlose Lesben schimpfen. Aber eines werden sie nicht mehr: euch übersehen. ❚ juli august 2004an.schläge 05
österreichan.riss wie möglich zu einem Kirchenaustritt zu motivieren. Um die Kirche innerhalb der Gesellschaft zu schwächen und sie somit zu einem Umdenken zu mehr Akzeptanz und Aufgeschlossenheit zu bewegen. Um eure Unterstützung wird gebeten. Sei sie inhaltlich, ideell oder finanziell. heko http://www.nichtmitmir.at http://www.htu.tuwien.ac.at/referate/lesbischwul/index.php
gesetzesnovelle
Mütterlich-rechtlich-schlechtlich kirche
Gott behüte – nur nicht verhüten! Wegen einer Werbeeinschaltung für Verhütung in Urlaubszeiten, die in der Clubzeitschrift des Kraftfahrverbandes ÖAMTC geschaltet wurde, reagierten die katholischen Verbände Amici di Dio und St. Josef sowie Human Life International (HLI) empört. Konkret ging es um eine der Kontaktadressen, die am Ende der Pharma-Annonce angegeben wurde, nämlich auf das Wiener Ambulatorium Gynmed, bei dem auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. „Eine unzumutbare Werbung für das Ambulatorium“ und „massivste Werbung für das Todesgeschäft der Abtreibung“ waren die Reaktionen. Offenbar scheinen die GegnerInnen dieser Anzeige auch Erfolg mit ihrem Protest zu haben: Der ÖAMTC will das Inserat nicht wieder veröffentlichen, weil es nicht seine Aufgabe sei, „eine Plattform für die Austragung weltanschaulicher Konflikte zu bilden“. Als einen „Rückzug der Vernunft“ bezeichnet dies Christian Fiala, Leiter des Abtreibungsambulatorium Gynmed. Da passt es doch ganz gut, dass das Referat für LesBiSchwuleTransGender-Angelegenheiten der HochschülerInnenschaft an der TU Wien unter dem Motto „Ich muss mal kurz austreten“ die Missstände in der Katholischen Kirche genauer unter die Lupe nimmt. Ziel dieser Aktion ist es, so viele Menschen
„Madame Buster hätte vor allem
plus.minus
Alles neu macht der Frühling und so wurde auch im österreichischen Erb-, Abstammungs- und Adoptionsrecht gründlich „sauber“ gemacht.Während die ersten zwei Aspekte kurz eine kleine mediale Aufmerksamkeit auslösten (Einschränkung der Erwachsenenadoption, Abschaffung der Gültigkeit eines mündlichen Testaments), fand die Änderung im Abstammungsrecht und deren Haken für Frauen öffentlich kaum Erwähnung. Entrüstung machte sich unter anderem bei den SPÖ-Frauen breit. In dem reichlich undurchsichtigen Paragrafen-Dschungel wird jedenfalls eines sichtbar: eine massive rechtliche Verschlechterung für Frauen. Einen weiblichen Fuß in dieses Dickicht zu setzen – aussichtslos, denn Mütter sind für eine Klagslegitimation, wenn es zum Beispiel um die Feststellung der Vaterschaft geht, nicht vorgesehen. Sieglinde Trannacher, Vorsitzende der SPÖ-Frauen Kärnten:„,Mama’s baby, papa’s maybe’ müssen viele Kärntnerinnen nach Willen der Bundesregierung hinkünftig akzeptieren, dass sie laut Abstammungsrecht auf das Wohlwollen des potenziellen Vaters angewiesen sind.“ Ein weiterer Kritikpunkt: Bei der Feststellung der Vaterschaft gilt genetische Abstammung vor Vermutungswirkung. Wird ein Kind vom Mann anerkannt und taucht der leibliche Vater auf – Pech für ersteren sowie für Mutter und Kind(er). Bettina Stadlbauer, SPÖ-Bundesfrauensekretärin: „Das kann für sogenannte Patchwork-Familien bedeuten, dass ein plötzlich auftretender leiblicher Vater in eine intakte Familie zerstörerisch eindringen kann.“ Und die Reaktion der Frauenministerin? Die blieb bis dato aus... PÖ
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
bei verkehrspolitischen Themen
ferner liefen
frauen laufen
viel Expertise einzubringen.“
ÖAW
FGM
Redakteur Michael Nikbakhsh floskelt im profil vom 15.6. über Dolly Busters Misserfolg bei den EU-Wahlen und wird offenbar vom eigenen Sexismus eingeholt!
8049 Läuferinnen nahmen heuer am Österreichischen Frauenlauf teil und für jede von ihnen spendete Raiffeisen 1 Euro an die Waris Dirie Foundation gegen FGM (Genitalverstümmelung). Nicht davonlaufen war also die Devise, sondern gemeinsam dagegen anlaufen. Ein schöner Gedanke, auf den auch Ilse Dippmann, Organisatorin des Laufes, in einer Pressekonferenz hinwies:„Frauen, die laufen, üben sich darin, gegen äußere und innere Widerstände anzukämpfen und erreichen oft ungeahnte Horizonte.“ Für alle, die nicht mitlaufen konnten, wurde übrigens ein Spendenkonto eingerichtet. Eigentlich fast schon ein Doppelplus. (+)
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat eine Kommission für Migrations- und Integrationsforschung ins Leben gerufen, die sich als „interdisziplinäre Plattform zur Vernetzung und Bündelung der einschlägigen Forschung“ versteht. Das ist durchaus erfreulich, aber leider hat Mann nicht daran gedacht, die eine oder andere Frau als Mitglied für die Kommission zu gewinnen. Das wirkt geradezu so, als sei Migration ein rein männliches Phänomen! Einmal mehr werden also Frauen explizit aus der Forschung ausgeklammert. Und das ist ganz und gar nicht erfreulich. (-)
06 an.schlägejuli august 2004
an.rissösterreich (co-)mütter
mamazonen reloaded Es gibt sie wieder! Nach einjähriger Pause starten die mamazonen erneut durch zu regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Aktivitäten. Mamazonen – das sind lesbische (Co-)Mütter, die sich jeden ersten Montag im Monat zusammenfinden, um Kontakte zu knüpfen, ihre Erfahrungen auszutauschen, sowie Themen rund ums lesbische Eltern- und Beziehungsdasein zu diskutieren. Während der Montagstermin „kinderfrei“ gestaltet wird, gibt es auch für den Nachwuchs ausreichend Möglichkeiten, beim Sonntagsbrunch oder dem gemeinsamen Picknick im Park mit anderen Regenbogenfamilien und deren Kindern neue Freundschaften zu schließen. Welcome back! Die mamazonen sind eine offene Gruppe für alle (Co-)Mütter und solche, die es noch werden wollen. Das nächste Treffen findet am 5. Juli im Institut Frauensache statt. Thema des Abends: Gestaltung von Beziehungen mit Anhang. reb
an.ruf Renate Billeth sprach mit Brigitte Hinteregger
Allianzen bilden Seit Mai sind Sie Frauenbeauftragte der Stadt Graz.Was sind Ihre Aufgaben?
claus-gatterer-preis
Meine Aufgaben reichen von der Beratung von Frauen in gleichstellungsrelevanten Fragen bis zur Koordination und Mitwirkung in verschiedensten Vernetzungsgremien. Als Frauenbeauftragte zeige ich gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen auf und wirke auf Veränderungen hin. Ich möchte den Bewusstseinswandel in der Gesellschaft zur Förderung der Gleichstellung vorantreiben und die Situation der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft verbessern. Ich berate, informiere und vernetze!
Preisverdächtig
Was ist besonders an Ihrer Funktion?
Am 26. Juni erhielt die ORF-Radiojournalistin Elisabeth Ohnemus im Südtiroler Sexten, der Heimatgemeinde des Journalisten und Publizisten Prof. Claus Gatterer, den nach diesem benannten Preis. Der mit 4.000 Euro dotierte Preis wird jährlich vom Österreichischen Journalisten Club an JournalistInnen vergeben, die in ihrer Arbeit sozial engagiert sind und einen Blick für die Probleme gesellschaftlicher Minderheiten haben. Elisabeth Ohnemus arbeitet seit 1994 für das Radio Ö1 und erhielt bereits 1997 eine Ehrende Anerkennung des Gatterer-Preises. Die Verleihung des Hauptpreises wird von der Jury mit der „Kontinuität und herausragenden Qualität ihrer Arbeit“ zu Sozial- und Minderheitenthemen begründet. ESt
Im Gegensatz zu allen anderen Ländern und Städten in Österreich hat sich der Grazer Gemeinderat einstimmig für eine unabhängige und weisungsungebundene Frauenbeauftragte entschieden, die nicht direkt bei der Stadt Graz sondern beim DOKU GRAZ angestellt ist, jedoch in Magistratsräumlichkeiten agiert. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Koordination des Frauenrats.
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440, http://www.frauensache.at, UKB: 3,6 Anmeldung erforderlich, 19.30, bitte pünktlich kommen!
interventionsstelle gegen gewalt
Weniger Hilfe Anfang Juni erklärte die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, die Betreuung familiärer Gewaltopfer einschränken zu müssen. „Dieser Schritt war leider notwendig, da wir nicht über ausreichendes Personal verfügen“, erklärt Rosa Logar, Geschäftsführerin der Opferschutzeinrichtung. Eingerichtet wurde die Interventionsstelle als Begleitmaßnahme zum Gewaltschutzgesetz 1997. Ihre Aufgabe ist die Betreuung von Opfern nach polizeilicher Wegweisung sowie die Entwicklung und Durchführung gewaltpräventiver Maßnahmen. In jedem Bundesland gibt es eine Interventionsstelle; diese arbeiten im Auftrag der Regierung und werden je zur Hälfte vom Bundesministerium für Inneres und vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen finanziert. Nachdem die finanziellen Mittel trotz der stark steigenden Zahl von Zuweisungen heuer um fünf Prozent gekürzt wurden, ist eine lückenlose Betreuung nicht mehr möglich. Die Einschränkung in der Versorgung ist für viele, die intensive Betreuung und Unterstützung brauchen, um schwere Gewalttaten, Morde und Mordversuche zu verhindern, fatal. ESt
Sie treten für eine eigenständige Alterssicherung für Frauen ein. Was können Sie tun, um diese Forderung in Österreich politisch umzusetzen? Indem ich auf der einen Seite öffentlich immer wieder darauf hinweise, dass unter anderem die rasante Zunahme atypischer Beschäftigung, die besonders Frauen trifft, immense Gefahren für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen birgt und auf der anderen Seite Maßnahmen, wie Vernetzungsarbeit, Mail-Aktion, Informationsveranstaltungsreihe (Alles, was Recht ist!), Information auf der Straße mit den Frauen setze! Der Frauenrat war bisher ein Instrument des intensiven Dialogs zwischen Frauen verschiedenster Herkunft, hier findet ein echter Austausch statt. In der Grazer Stadtregierung sind Frauen unterrepräsentiert. Hat da eine Frauenbeauftragte ein bisschen Alibi-Funktion? Die Grazer Frauenbeauftragte ist die einzige weisungsungebundene und parteifreie Österreichs. Sie hat die Chance, zwischen den Strukturen zu intervenieren, vor allem auch mit dem nicht zu unterschätzenden Grazer Frauenrat, in dem an die siebzig frauenspezifische Institutionen vertreten sind. Insofern hinkt der Vergleich mit Parteipolitikerinnen. Es muss ein wichtiges Ziel sein, sich auf allen Ebenen – auch mit themenbezogenen Allianzen – für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik einzusetzen. Brigitte Hinteregger ist seit 1. Mai 2004 neue Grazer Frauenbeauftragte. Infos: http://www.frauenbeauftragte.at
http://www.interventionsstelle-wien.at/
juli august 2004an.schläge 07
Fo t o : E l i s a b e t h Ce p e k- N e u h a u s e r
sozialforum
Grenzen der Alten Welt Auf dem 2. Österreichischen Sozialforum taten sich große Unterschiede bezüglich Wissen, politischer Motivation und Wünschen zwischen älteren und jüngeren Feministinnen auf. Doch genau diese geben Anlass zur Hoffnung. Von Kerstin Kellermann Linz versank im Regen. Drei Tage lang öffnete der Himmel seine Schleusen und das Wasser plätscherte auf die Köpfe der Leute in Regenjacken jeglicher Couleur. Trotzdem nahmen um die 2.000 registrierte TeilnehmerInnen am Austrian Social Forum (ASF) unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ teil. Sie wanderten fleißig zwischen ArbeiterInnenkammer (AK), dem katholischen Haus der Frau („Aktion Leben“, dritter Stock) und dem Medienzelt hin und her, wenn 08 an.schlägejuli august 2004
sie nicht gerade im Radikalitäts-Workshop das gläserne Mediendeck des Offenen Kulturhauses bevölkerten oder im Turnsaal des Studentenheimes „Guter Hirte“ auf ihre Rechte pochten. Nur während der großen Steuereintreibungs-Demonstration (gegen die so harmlos klingenden „Steueroasen“) scheint die Sonne. „Heiraten Sie eine MigrantIn, denn jede zweite Ehe endet sowieso mit Scheidung“, wirbt eine junge Brasilianerin im weißen Hochzeitskleid von der Bühne herunter. Sie vertritt das Autonome Integra-
tionszentrum von und für Migrantinnen (MAIZ). Ihr stolzer Ehegatte ruft in das Mikro, dass AK-Präsident Tumpel eine andere Migrantin heiraten müsse, denn diese hier kriege er nicht, die ist schon vergeben. MAIZ nimmt sehr aktiv am ASF teil und gestaltet viele Workshops. Dunkelrote Herz-Luftballons und rosa Tüll kennzeichnen den „Pink Block“ (so nennt ihn Katharina, siehe linksfeministischen Kommentar zum ASF auf Seite 20). Eine andere MAIZlerin segnet im rosa Bischofsgewand die Umstehenden. Doch
forumsozial kurz nach Beginn der Demo ist Schluss mit lustig: Ein kleiner, energischer Moderator versucht die Wissenschafterin Claudia Werlhof wegen Überlänge ihrer Rede mit unmoderaten Mitteln von der Bühne zu kriegen. Nachdem er ihre Zettel nicht erwischen kann, packt er die um einen Kopf größere Frau am Arm, während eine ÖGB-Frau (die noch am Vormittag von ihrem feministischen Grundstudium geschwärmt hatte) sich mit dem Moderator solidarisierend in das Mikrofon predigt:„Wir sind so friedlich, eine friedliche Bewegung...“. Buhrufe folgen, am Abend eine halbherzige Entschuldigung. Feindbilder. Nicht nur das Feministische Forum des ASF ist entsetzt. Denn bereits am Abend zuvor hatte eine andere feministische Wissenschafterin – die durch ihre Bücher zur Erinnerungsarbeit bekannte Soziologin Frigga Haug – Probleme, eine Diskussion über den gesellschaftlichen Umgang mit den sogenannten Kopftuchfrauen zu führen. Haug sollte von jungen LinksaktivistInnen gezielt aus ihrer analysierenden Metaebene herab zu einem klaren „Ja“ oder „Nein“ zum Kopftuch gebracht werden, erzählen anschließend äußerst niedergedrückte Teilnehmerinnen. Feindbilder aller Art sind sehr beliebt zur politischen Motivation (Juhu, eine Feministin!) und auch wenn u.a. eine bosnisch-muslimische Autorin in dieser Veranstaltung mitdiskutiert, wird von einigen leichtfertig StellvertreterInnenpolitik gemacht. Wer spricht im Namen von wem? Frauen von MAIZ brachten dann auch folgerichtig in die Erklärung des Feministischen Forums des ASF in Linz ein, dass „für die Migrantinnen die Grenzen der Alten Welt möglich waren, spürbar und verdeutlicht durch die Strukturen des Forums, das behauptet, dass eine andere Welt möglich ist“. Und: „Wir sprechen uns für das Prinzip der Selbstvertretung von marginalisierten Gruppen innerhalb der Sozialforenbewegung und gegen die Stellvertretungspolitik aus. Keine Auseinandersetzung ohne die Positionen der Beteiligten.“ Patriarchatsanalysen. Das ASF ist laut Programm eine „offene Begegnungsstätte zum Austausch von Erfahrungen und
Meinungen und trägt zur Vertiefung der Reflexion zwischen den verschiedenen Bewegungen bei“. Es wertet und zensuriert nicht, und stellt auch die Machtfrage bewusst nur theoretisch. Doch hier werden Begriffe wie Neoliberalismus, Kapitalismus, Rassismus oder Sexismus noch im wirklichen Leben verwendet. Und nicht allein der ältere Herr mit langem Haar und Bart, dessen Handy dauernd läutet, oder die junge Punkerin mit Nasenring, deren Dialekt so schwer verständlich ist, glauben an die Revolution. Patriarchatsanalysen sind hingegen nicht so beliebt. Drei Innsbruckerinnen erarbeiteten in einer Nacht im Auftrag des Feministischen Forums eine Analyse:„Die Intention des ASF, eine andere Welt zu schaffen, kann nur auf der Basis einer umfassenden Wahrnehmung und Bekämpfung der patriarchalen Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen beruhen. Dies setzt ein Bekenntnis zur Unabdingbarkeit einer feministischen Perspektive auf dem ASF voraus, ohne die keine politische und ökonomische Veränderung möglich ist.“ Kein Taschengeld. „Ich bin von den Wilden Weibern und interessiere mich für die EU-Verfassung, doch in diesem Themenbereich gibt es so viele junge Burschen, die groß reden, die brauchen mich eh nicht“, gibt sich eine ansonsten fröhliche Aktivistin eher frustriert. „Es ist schwierig, Frauen zu finden, die sich für gesellschaftspolitische Themen interessieren“, erzählt eine Betriebsseelsorgerin, „ich weiß nicht, ob das ein regionales Problem für Steyr ist. Im Kampf gegen den Neoliberalismus, der ein zutiefst patriarchales Antlitz hat, bin ich allein“. Im Workshop „Feministische Strategien gegen Neoliberalismus“, durchgeführt von Feminist Attac, tun sich Abgründe zwischen den 16 bis 60-jährigen auf. Die Vermittlung feministischer Inhalte von einer Generation auf die nächste und übernächste hat nicht funktioniert. Durch die Gender-Debatte und das Gender Mainstreaming (GM) gibt es eine Lücke von circa zehn Jahren, die geschlossen werden müsste, um selbstbewusstes Empowerment und die Solidarität unter Frauen und Mädchen weiter zu führen. Einige sind der Meinung, dass Gender Mainstreaming den Feminismen deutlich geschadet
hat. Claudia Werlhof nennt GM eine neoliberale Strategie. „Der Feminismus ist für mich eine historische Bewegung“, sagt eine junge Frau zu einer alten, kampferprobten Feministin und schaut dabei so, als ob die ihr das Taschengeld streichen könnte. Junge Frauen der Aktion kritischer Schülerinnen zeigen stolz die Broschüre zu Sexualität „Mein Körper, meine Lust. Verhütung ist Frauensache, Orgasmus Männersache?“, die sie gestaltet haben. Eine ÖGB-Frau will einen Feminismus, der nicht nur für Intellektuelle da ist, um neoliberale Trends, die ständige Anpassung verlangen, unterlaufen zu können: „Was heißt Feminismus obabrochen auf die große Masse? Es hat mich abbeutelt, dass viele nichts von Widerstandsformen wissen.“ So viele verschiedene Feminismen, mehrere „Ich bin eigentlich keine“-Feministinnen. In einem Interview von Katarina Ferro in den „volksstimmen“ konstatierte Claudia Dietl vom Feministischen Forum eine Krise des Feminismus: „Ich glaube, dass das Feministische Forum den Teil der Bewegung ausmacht, der sich im Moment gerade zwischen Individualismus und Kollektiv sucht. Es geht vor allem darum, dieser neoliberalen Individualisierung bzw. den Konzeptionen der Vereinzelung einerseits und der unendlichen Diversifizierung andererseits, die entsolidarisierte Individuen hervorbringt, etwas entgegen zu setzen. Dies ist eine große Krise...“ Für beinahe jede einzelne Frau ist das finanzielle Überleben schwierig geworden, die Entsolidarisierung groß. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem diese ganze neoliberale Machtinszenierung kippen kann. Denn Frigga Haug wies darauf hin, dass jede Bewegung genau an den Punkten, an denen es Probleme und Diskussionen gibt, auch über die größten Möglichkeiten zur Gesellschaftsveränderung verfügt und an den Druckstellen der Gesellschaft enormer Gegendruck entstehen kann. In diesem Sinne: Streiten wir weiter! Mit dem Ziel, wie es Beatrice Achaleke von der Schwarze Frauen Community formulierte: nicht mehr ständig um das Überleben kämpfen zu müssen, sondern mal endlich in Ruhe und mit Genuss leben zu dürfen! ❚ juli august 2004an.schläge 09
Fo t o : G a b i H o ra k
gleichbehandlung
Zweitklassig Die Antidiskriminierungs-Richtlinien der EU geben Mindeststandards vor, die selbstverständlich ausgebaut werden dürfen. Dass die Bundesregierung das gar nicht will, erfuhren Martina Madner und Renate Billeth
(1) ZARA. Beratungsstelle für ZeugInnen und Opfer von Rassismus http://www.zara.or.at (2) BIZEPS, Zentrum für selbstbestimmtes Leben http://www.bizeps.or.at (3) NINLIL, Verein wider die sexuelle Gewalt gegen Frauen, die als
Knapp vier Jahre ist es her, dass der EU-Rat zwei Antidiskriminierungs-Richtlinien erlassen hat. Die eine (RL 78) fordert Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf unabhängig von Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung. Richtlinie 43 zielt auf berufliche und private Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer „Rasse oder ethnischen Herkunft“ ab. Für die Umsetzung wurde den Mitgliedsländern eine Dreijahresfrist gewährt.
geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden http://www.service4u.at/ninlil
10 an.schlägejuli august 2004
Österreich. Nur wenige Tage vor Ablauf der Frist legte die Bundesregierung ei-
nen Gesetzesentwurf vor. Sehr zum Erstaunen der Opposition handelte es sich dabei nicht um ein selbstständiges Antidiskrimierungsgesetz, sondern um die Ausweitung des bereits bestehenden Gesetzes zur „Gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen“. SchwarzBlau Schüssel scheint kein besonders ehrgeiziges Team zu sein, denn sie hielten sich auf Punkt und Komma an die vorgegebenen Mindeststandards, umfangreichere Antidiskriminierungsbestimmungen fehlten. Massive Proteste seitens NGOs und Vereinen, SPÖ und Grünen, erreichten immerhin noch ein (!) ExpertInnenhearing, das einige Nachbesserungen brachte. Als wichtigster
Erfolg des Hearings sei die gesetzliche Verankerung des sogenannten „Klageverbands“ (Ein Zusammenschluss unterschiedlicher Interessensvereine) im Opferschutz erwähnt. Opfer von Diskriminierung haben demnach die Möglichkeit, sich bei Konflikten sowie vor Gericht vom Klageverband unterstützen zu lassen. Davon abgesehen, blieb der Entwurf weitgehend unverändert und wurde am 26. Mai gegen die Stimmen von SPÖ und Grünen im Nationalrat angenommen. Bundesländer. Auch die einzelnen Länder sind zur Umsetzung der EU-Richtlinien verpflichtet. Und dabei teilweise erheb-
behandlunggleich lich fortschrittlicher als die Regierung. Vor allem Oberösterreich und die Steiermark haben Gesetzesvorlagen erarbeitet, die für alle Gruppen den selben Schutz vor Diskriminierung – innerhalb und außerhalb der Berufswelt – vorsieht. Das Rote Wien hat sich, nachdem es vorerst kaum bessere Regelungen als die Bundesregierung anzubieten hatte, dem massiven Druck von MigrantInnen-, lesbischwulen und Menschenrechtsorganisationen gebeugt und seinen Gesetzesentwurf erheblich nachgebessert. Das Rechtskomitee LAMBDA spricht in einer Aussendung vom 14. Juni gar vom „schlagkräftigsten Antidiskriminierungsgesetz“ Österreichs, die beiden Wiener Antidiskriminierungsbeauftragten Angela Schwarz und Wolfgang Wilhelm von einem „Meilenstein auf dem Weg zu lesbischwuler Gleichstellung.“ Diskriminierung 2. Klasse. Hauptkritikpunkt vieler NGOs ist, dass die Bundesgesetze (ebenso wie die EU-Richtlinien) unterschiedliche Schutzkategorien für Diskriminierungsopfer schaffen. „Es gibt eine Hierarchisierung der Diskriminierungsgründe“, meint Adebiola Bayer von ZARA 1, „das Diskriminierungsverbot in den Bereichen außerhalb der Arbeitswelt bezieht sich nur auf die ethnische Zugehörigkeit und nicht auf Religion oder sexuelle Orientierung“. Unterschiede werden aber auch in anderen Bereichen gemacht: Für Frauen wurde der Schutz vor sexueller Belästigung und die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz ausgeweitet. Während im Bundesdienst Frauen auch positive Diskriminierung erfahren können, etwa durch Quotenregelungen für die bevorzugte Einstellung in allen Bereichen und Gehaltsstufen, werden andere diskriminierte Gruppen von solchen Fördermaßnahmen ausgeschlossen. Folge: Unsichtbare Strukturen, die weiße, heterosexuelle Mitteleuropäer bevorzugen, bleiben erhalten. Diskriminierung außerhalb der Arbeitswelt ist nur aufgrund „ethnischer Zugehörigkeit“ verboten: etwa bei der Wohnungssuche, dem Zugang zu Sozialleistungen, aber auch in Restaurants oder Discos. Adebiola Bayer fürchtet um die Wirksamkeit des Gesetzes: „Schon jetzt argumentieren LokalbesitzerInnen, dass sie dunkelhäutigen, muslimischen
Personen wegen ihrer Religion den Zutritt verweigern und nicht wegen der Hautfarbe.“ Das dürfen sie auch weiterhin. Die Grünen Terezija Stoisits und Brigid Weinzinger bedauern dies:„Die einmalige Chance, durch einheitliche Bestimmungen für alle diskriminierten Gruppen einen einheitlichen Standard beim Schutz vor Diskriminierung zu schaffen, haben die Regierungsfraktionen vergeben.“ Auch Sanktionen sind im neuen Gleichbehandlungsgesetz nur unzureichend vorhanden. Bei nachgewiesener Diskriminierung durch einen privaten Arbeitgeber liegt das Strafmaß sehr niedrig. Schaltet etwa eine Firma ein Jobinserat mit dem Zusatz „Nur Inländer“, folgt erstmals nur eine Verwarnung. Kommt es zu weiteren Verstößen, liegt die maximale Strafe bei 360 Euro. Nach der alten Rechtslage waren es immerhin 1050 Euro. Für große Firmen vermutliche Beträge, die sie aus der Portokasse bezahlen ... Behinderung. Gleichbehandlung von Menschen mit „Behinderungen“ wurde – obwohl in den EU-Richtlinien vorhanden – schon im Vorfeld aus den österreichischen Gesetzen ausgenommen. Manche BehindertensprecherInnen waren darüber empört, da deren Berücksichtigung im Gleichbehandlungsgesetz eine Art Mindestschutz bedeutet hätte. Für andere allerdings ist die zur Zeit diskutierte Umsetzung eines eigenen Behindertengleichstellungsgesetzes von größerer Bedeutung. Martin Ladstätter, Sprecher des Vereins BIZEPS 2, stellt klar: „Seit mehr als zehn Jahren fordern behinderte Menschen aktiv Maßnahmen zur gesetzlich verankerten Gleichstellung: Etwa beim barrierefreien Bauen oder der Österreichischen Gebärdensprache.“ Ein vom Sozialministerium erarbeiteter Gesetzesentwurf wurde in einer ExpertInnen-Stellungnahme des Forum Gleichstellung, der sich zahlreiche Behindertenorganisationen anschlossen, als unzureichend kritisiert, nicht zuletzt weil er zu sehr auf den sozialen Bereich beschränkt bleibt. Klaudia Gruber, Mitarbeiterin von NINLIL 3, konkretisiert: „Der Förderbereich zielt hauptsächlich auf Integration in den ersten Arbeitsmarkt ab. Ein Gesetz zur Chancengleichheit muss aber auch jene berücksichtigen, die da keine Chance haben.“ Zum Gleichbehandlungsge-
setz meint sie:„Antidiskriminierungsgesetze sollten nicht wieder neue Ausschlussszenarien kreieren. Für mich stellt sich an beide Gesetze die Frage, wie sie mit Mehrfachdiskriminierung umgehen.“ Aber auch die Umsetzung der EU-Richtlininen könne nur ein Mindestmaß an Antidiskriminierung herstellen. „So gesehen ist klar, dass ein umfassendes Behindertengleichstellungsgesetz – falls es kommen sollte – anders aussehen wird. Es soll nicht nur Rechte und Pflichten, sondern auch einklagbare Sanktionen enthalten.“ Umsetzungprobleme. Bei der Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinien könnte es Probleme geben. Adebiola Bayer von ZARA befürchtet beispielsweise, dass die zuständige Gleichbehandlungskommission nicht unabhängig ist: „Den Vorsitz hat ein Beamter bzw. eine Beamtin des Bundesministeriums, die/der nicht weisungsfrei gestellt ist. Dazu wäre die Änderung einer Verfassungsbestimmung notwendig gewesen, und die ist nicht erfolgt.“ Nach Ansicht der Opposition besteht aber auch die Gefahr, dass die bisher nur für geschlechtliche Diskriminierung zuständige Gleichbehandlungsanwaltschaft nun durch neue im Gesetz vorgesehene Koordinierungsaufgaben anderer Diskriminierungsfälle überlastet sein wird. Freiwilligkeit. Aber wie gut oder schlecht auch die neuen Gesetze sein mögen, eines ist klar: Auch DienstleisterInnen und ArbeitgeberInnen bleibt es unbenommen, freiwillig umfassendere Antidiskriminierung zu praktizieren. Auf diese Freiwilligkeit baut auch die Initiative Minderheiten, die gemeinsam mit Arbeiterkammer, ÖGB, Jugend am Werk und SOS Mitmensch an einer Antidiskriminatorischen Betriebsvereinbarung arbeitet. Diskriminierung am Arbeitsplatz soll damit strukturell entgegengewirkt werden. Mit einem Konzept, das vor allem auf ein offenes, respektvolles Betriebsklima abzielt, gleichzeitig aber auch verbindliche Richtlinien zur Vermeidung und Ahndung von diskriminierendem Verhalten setzt, die vom jeweiligen Betrieb auf eigene Kosten umzusetzen sind. Bleibt nur zu hoffen, dass Österreichs ArbeitgeberInnen mehr von „freiwilliger Mehrarbeit“ halten als Schwarz-Blau Schüssel. ❚
Initiative Minderheiten http://www.initiative.minderheiten.at
BIM, Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte http://www.univie.ac.at/bim
HOSI, Homosexuellen Initiative. http://www.hosi.at
Rechtskomitees Lambda http://www.rklambda.at
Wast, Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen http://www.rklambda.at
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internationalan.riss stiften sie einen fixen Betrag in der Höhe von 100 Euro, der durch weitere Sponsorinnen und Spenderinnen aufgestockt werden soll. Sponsorinnen werden werbewirksam auf der Homepage des Lesben-Awards genannt. Also mitmachen: als Schreiberin oder Spenderin. Einsendeschluss für den Lesben-Award ist der 30. September. keck http://www.lesben-award.de, http://www.womensworldawards.com
uruguay
Abgebogen
international
Gepriesen seien die Frauen Zum achten Mal hat eine unabhängige Jury den alle zwei Jahre ausgeschriebenen, mit 1.000 bis 3.000 Euro dotierten EMMA-JournalistInnenPreis vergeben. Zum zweiten Mal wurde auch ein Sonderpreis für männliche Journalisten ausgeschrieben. 2004 wurden 289 Beiträge von 151 JournalistInnen/Redaktionen eingereicht. Das sind fünfzig Prozent mehr als beim letzten Mal und zeigt, dass die Beachtung des Preises steigt. Preise eins bis drei gingen an Sabine Riedel von der Neuen Zürcher Zeitung, Nina Poelchau von der Süddeutschen sowie an Karin Ceballos Betancur vom Stern. Somit wurden leider nur Frauen aus renommierten Medien geehrt und finanziell gewürdigt. Alternative Zeitschriften, in denen Frauen unter weit schwierigeren Bedingungen arbeiten müssen, gingen hingegen leer aus. Der „Männerpreis“ über 1.000 Euro wurde diesmal geteilt und ging an ... interessiert das wen? Zum ersten Mal vergeben wurden am 9. Juni die Women’s World Awards . In zwölf Kategorien wurden Frauen ausgezeichnet, „die unsere Welt verändert haben“. Für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden Dionne Warwick und Whitney Houston. Für ihre „außergewöhnliche Karriere als eine der erfolgreichsten Sängerinnen und Schauspielerinnen“ wurde Cher geehrt. Auch Nena, die Schauspielerin Diane Kruger, Modezarin Vivienne Westwood und Supermodel Nadja Auermann („für ihre zeitlose Eleganz“) gingen nicht leer aus. Da können wir ja beruhigt sein, dass immerhin auch Leistungen wie der Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus (Iris Berben), gegen Genitalverstümmelung (Waris Dirie) und der Kampf für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz (Bianca Jagger), als erste Frau ins Weltall geflogen zu sein (Valentina Tereshkova) neben so viel Glamour durchaus auch als ehrenswert befunden wurden. Und noch ein Preis wird bald vergeben: Der Lesben-Award ist der erste Preis für lesbische Literatur im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr wird er für die beste lesbische Kurzgeschichte verliehen. Da ein Literaturpreis eine teure Angelegenheit ist und die Initiatorinnen nicht über das notwendige „Kleingeld“ für eine sich selbst tragende Stiftung verfügen, 12 an.schlägejuli august 2004
Ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Abtreibung wurde am 5. Mai vom uruguayischen Senat mit 17 zu 13 Stimmen abgelehnt. Der von der Abgeordnetenkammer im Dezember 2002 genehmigte Entwurf ermächtigte dazu, eine Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen nach verpflichtender psychologischer Beratung abzubrechen. Er legte des weiteren die allgemeine Verbindlichkeit von Sexualerziehung fest, wie auch Serviceleistungen bezüglich Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und Familienplanung und regelte den Zugang zu empfängnisverhütenden Methoden. „Abtreibung unter gefährlichen Bedingungen avancierte in Uruguay zur Hauptursache für Muttersterblichkeit“, bestätigte Lilián Abracinskas von der Organisation Coordinación Nacional de Organizaciones Sociales por la Defensa de la Salud Reproductiva. In dem Land, das 3,4 Millionen EinwohnerInnen hat, kommt es jährlich zu 33.000 Abtreibungen. Laut der Studie „Strafe, Toleranz und Verleugnung. Abtreibung in Uruguay“ des Internationalen Zentrums für Untersuchungen und Information für den Frieden entspricht dies einem Verhältnis von vier Abtreibungen auf zehn Geburten. Der durchschnittliche Prozentsatz an Sterblichkeit in Folge von gefährlichen Abtreibungen liegt in Uruguay bei 27,7 Prozent, der lateinamerikanische Durchschnitt bei 21 Prozent. keck
tschechische republik
Anonyme Geburt Tschechische Frauen sollen ihre Kinder künftig anonym zur Welt bringen können. 88 der 159 Abgeordneten des tschechischen Parlaments stimmten am Donnerstag für ein Gesetz, nach dem der Name der Mutter nicht mehr auf der Geburtsurkunde erscheinen soll, wenn sie dies ablehnt. Zugleich verabschiedete das Unterhaus ein Gesetz zur Beschleunigung von Adoptionen. Bisher ist die Adoption eines Babys frühestens sechs Wochen nach der Geburt möglich. Das Gesetzespaket soll vor allem jenen Schwangeren einen Ausweg bieten, die aus Angst vor der Familie ihr Kind abtreiben lassen oder im Extremfall auch nach der Geburt töten würden. Die Neuregelungen müssen nun noch vom Senat gebilligt werden. keck
deutschland I
Unterschreiben! Hamburgs erstes Frauenhaus steht kurz vor dem Aus. Gegen die Schließung und gegen weitere Kürzungen im Sozialbereich gibt es nun eine Online-Unterschriften-Aktion, initiiert von der Menschenrechtsorganisation „Lobby“. Im Protestschreiben heißt es unter anderem: „Der gegenwärtige Kürzungswahn im sog. Sozialbereich spart aus wirtschaftlicher Sicht
an.rissinternational kurzfristig Peanuts und wird mittel- und langfristig zu erheblichen Kosten in zahlreichen Bereichen führen! Hinzu kommen Kosten, die nicht in Euro zu berechnen sind.“ Sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um die Petition zu unterschreiben, kostet hingegen gar nichts. Also anklicken! keck http://www.lobby-fuer-menschenrechte.de
deutschland II
Und das war gut so! Lang bevor der nunmehrige Bürgermeister Berlins mit seiner Ansage: „Ich bin schwul. Und das ist gut so!“ in schwulen- und lesbenpolitischen Entwicklungsländern wie Österreich für Aufregung sorgte, gab es in Berlin Charlottenburg schon eine offen lesbische Bezirksbürgermeisterin. Monika Wissel, seit 1971 in der SPD auf Bezirksebene tätig, wurde 1988 Bezirksstadträtin für Wirtschaft und Finanzen und kurz darauf, im April 1989, Bezirksbürgermeisterin: Bei allen folgenden Wahlen wurde sie im Amt wiederbestätigt, bis sie nach elf Jahren aufgrund der Zusammenlegung der Verwaltungsbezirke Charlottenburg und Wilmersdorf aus dem Amt schied. Die wegen ihrer Natürlichkeit und herzlichen Direktheit beliebte Bürgermeisterin trat seit jeher offen als Lesbe auf, war und ist engangiert in feministischen Vereinen wie der überparteilichen Fraueninitiative Berlin-Stadt der Frauen und in lesbisch-schwulen Initiativen, etwa innerhalb der Gewerkschaftsgruppe „ver.di.“ Aussagen wie „Ich bin für die Homo-Ehe“ (1992 in einem Interview mit der Tagespost) waren bei ihr selbstverständlich, genauso wie das Hissen der Regenbogen-Fahne am Christopher Street Day auf „ihrem“ Rathaus als einem der ersten in Berlin. Streitbar verteidigte sie 1997 in ihrem Bezirk eine lesbischwule Jugenddisco für 14- bis 22-Jährige, gegen die von der CDU mit „Jugendschutz“-Argumenten polemisiert und mobilisiert worden war. Wenn Monika Wissel anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags am 31. Juli auf mehr als drei Jahrzehnte als offen lesbische SPD-Regionalpolitikerin zurückblickt, kann sie den um so Vieles „vorsichtigeren“ Genossinnen in Wien mit ihrem Beispiel Mut machen. Denn: Das war gut so! pan
wyber.space
www.aoef Nicht ganz neu, aber erfolgreich umstrukturiert und nun viel übersichtlicher ist die Homepage des Vereins Autonomer Österreichischer Fauenhäuser (http://www.aoef.at). Der Verein wurde 1988 als Zusammenschluss der Mitarbeiterinnen der autonomen Frauenhäuser in Österreich gegründet. Ziel der Vernetzung war die Verbesserung der Kooperation der einzelnen Einrichtungen und der Informationsaustausch. Diese verschiedenen Einrichtungen, für die der Verein die Trägerschaft übernommen hat, kann frau nun schon auf der Startseite sehen und sich für eines der Projekte entscheiden, die dann entsprechend verlinkt sind. Seit 1991 die Informationsstelle gegen Ge-
ecuador
Gap Rund 500 DemonstrantInnen haben in Ecuador gegen die Wahl der „Miss Universum“ protestiert und der Regierung Verschwendung vorgeworfen. Anstatt die indianische Landbevölkerung bei den Ernte-Ausgaben zu unterstützen, gebe die Regierung Millionen für die fragwürdige MissWahl aus, kritisierten die DemonstrantInnen. Der im November 2002 mit Unterstützung der indianischen Bewegung gewählte Präsident Lucio Gutiérrez sieht sich mit wachsender Opposition konfrontiert. Die FührerInnen der Indio-Bewegung haben landesweite Blockaden angekündigt, um Gutiérrez zum Rücktritt zu zwingen. Sie werfen ihm vor, mit seiner Unterstützung für ein Freihandelsabkommen mit den USA die Armen verraten und ein zentrales Wahlversprechen gebrochen zu haben. Miss Norway, Kathrine Sorland, wies die Kritik an der Miss-Wahl zurück: „Wir sind ein Haufen von Mädchen, die Spaß haben, und das ist etwas Positives.“ Na erzähl das mal einer ecuadorianischen Bäuerin, Miss Innocent! keck
walt als Service-Stelle eingerichtet wurde, sind im Laufe der Jahre drei weitere Einrichtungen dazu gekommen: die Frauenhelpline gegen Männergewalt 0800/222 555 (http://www.frauenhelpline.at), WAVE - Women Against Violence Europe (http://www.wave-network.org) und eine Literaturdokumentation mit umfangreicher Sammlung von Materialien zum Thema Gewalt in der Familie (http://www.plattformgegendiegewalt.at – Angebote/Literatur). Neben dieser Onlinedatenbank steht auch eine Präsenzbibliothek in den Vereinsräumlichkeiten am Bacherplatz 10/4 in 1050 Wien zur Verfügung. All diese Infos und Anlaufstellen gibt’s auf der neuen Homepage des AOEF zu finden und noch einiges mehr: Von der Gründungsgeschichte der Frauenhausbewegung in Österreich über Statistiken und Tätigkeitsberichte zum Download bis zu Gewaltschutzgesetz und feministischem Regierungsprogramm im Wortlaut. Und: „Wenn Sie Angst haben, dass jemand bemerken könnte, dass Sie diese Internet-Seite besucht haben: So können Sie Ihre Spuren im Internet verwischen.“ Es folgen für (potenzielle) Nutzerinnen hilfreiche und notwendige Sicherheitstipps. Gut gemacht! GaH
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Fo t o : M a r t i n a M a y r
namibiaerfahrungsbericht
„Maybe tomorrow“ Eine junge Ärztin, die ein Jahr in Namibia verbrachte, berichtet über das Land und ihre Erfahrungen bei der Arbeit in einem Krankenhaus. Getroffen hat sie Eva Steinheimer Mit 28 Jahren hat die Linzerin Martina Mayr bereits ihr Medizinstudium und zwei Jahre Turnus hinter sich gebracht, als sie sich entschließt, ein Jahr im Ausland zu arbeiten. Ohne abgeschlossene Turnusausbildung vermitteln aber die großen Hilfsorganisationen keine ÄrztInnen ins Ausland. Also versucht Martina Mayr es auf eigene Faust. Sie will nach Afrika. Für den ersten Auslandsjob wird ihr geraten, nicht gleich in ein Krisengebiet zu fahren, also entscheidet sie sich für Namibia, das achtreichste Land in Subsahara-Afrika. Mit nur etwa 1,7 Millionen EinwohnerInnen ist das zwischen Südafrika und Angola gelegene Land nur dünn besiedelt. Namibia war bis zum Ersten Welt14 an.schlägejuli august 2004
krieg die Deutsche Kolonie Südwestafrika, das bekannt war für seine rigorosen Unterwerfungsstrategien. In der Zwischenkriegszeit wurde Deutsch-Südwestafrika dann Mandatsgebiet des Völkerbundes unter südafrikanischer Verwaltung. Als die UNO Namibia nach 1945 in die Unabhängigkeit entlassen wollte, verweigerte Südafrika seine Zustimmung. Selbstständige Republik wurde Namibia erst nach Jahrzehnten der Apartheid, nämlich 1990. Seither stellt die SWAPO (South-West African Peoples Organisation), die ab den 1960er Jahren einen Befreiungskampf führte, die Regierung und den Präsidenten Sam Nujoma. Gleichstellung. Frauen wird in der 1990 verabschiedeten Verfassung rechtliche
Gleichstellung garantiert. In vielen Einzelgesetzen und auch in der Praxis ist jedoch von Gleichberechtigung keine Rede. Einige Frauenprojekte sind – teils mit ausländischer Unterstützung – entstanden. Das Österreichische Nord-SüdInstitut für Entwicklungszusammenarbeit (ÖNSI) unterstützt die lokale NGO Legal Assistance Center (LAC), die ein eigenes Genderprogramm hat. Dessen Arbeitsschwerpunkte sind die Erforschung der Lage von Frauen besonders im ländlichen Raum, wo nach wie vor auch „traditionelles“ Recht gilt, das je nach ethnischer Zugehörigkeit verschieden aussieht. Auch die Information und Rechtsberatung von Frauen zählen zu den Agenden des LAC. In den letzten Jahren gab es aber auch gesetz-
erfahrungsberichtnamibia liche Verbesserungen. So wurde vor einem Jahr ein Gesetz zum Schutz vor häuslicher Gewalt verabschiedet, ein Thema, das – wie auch amnesty international im Jahresbericht 2004 feststellt – sehr akut ist. In der Hauptstadt. Mit dem Großraumflugzeug aus Europa kommend, landet frau/man immer in der Hauptstadt Windhoek. Martina Mayr ist überrascht von der guten Versorgung dort:„Da glaubst du, du bist in Linz.“ Dreieinhalb Monate sollte sie dort bleiben; solange dauerte es nämlich, bis sie ihre Arbeitsgenehmigung bekam. Alle paar Tage ging sie zur zuständigen Behörde, wo man sie deutlich spüren ließ, dass sie als Ausländerin nicht besonders willkommen war. Die seit ein paar Jahren betriebene „Affirmative Action Policy“ für den öffentlichen Dienst, also die positive Diskriminierung von vor der Unabhängigkeit benachteiligten Gruppen, wird von ExpertInnen unterschiedlich beurteilt. Einerseits können diese Quoten den Anteil von Benachteiligten in der Verwaltung beträchtlich steigen lassen, andererseits wird bezweifelt, dass damit strukturelle Veränderungen erreicht werden. Im Gesundheitswesen fehlt es in vielen Fällen an qualifiziertem Personal. Die medizinische Fakultät in Windhoek besteht erst seit drei Jahren, deshalb gibt es auch noch keine in Namibia ausgebildeten ÄrztInnen; diese kommen vielmehr aus Kuba, Russland oder sind Schwarze, die es sich leisten konnten, etwa in Südafrika zu promovieren. Als österreichische Ärztin, die in Namibia Arbeit sucht, war Martina Mayr ein absoluter Einzelfall. Doch schließlich bekam sie eine Stelle am Krankenhaus von Oshakati.
Gruppe neben Nama, Orlam, Buschleuten, Himba, Herero, Damara, Baster, Kavango und Caprivi. Die Konflikte und Vorurteile zwischen den Ethnien sind beträchtlich. In Oshakati ist die Armut groß, viele leben in Blechhütten. Die wenigen Reichen können in den auch hier ansässigen Supermarktketten alles kaufen – die Masse kauft am Open Market ein. Die wirtschaftliche Veränderung und der Wunsch nach einem besseren Leben treibt viele aus den traditionellen Dörfern in die Stadt, doch hier ist die Arbeitslosigkeit groß. Frauen finden im Dienstleistungsbereich noch leichter Arbeit als die Männer. Die traditionellen Familienstrukturen zerbrechen, verschiedene Lebensstile treffen aufeinander. Martina Mayr erzählt von einer Frau, die grün und blau geprügelt ins Krankenhaus kam, weil ihr Mann entdeckt hatte, dass sie verhütet. Gewalt in der Familie scheint ebenso wie sexuelle Gewalt ein großes Problem zu sein. Martina Mayrs Nachbarin ist Sozialarbeiterin und erzählt von ihrer Arbeit, dass viele Kellnerinnen, die sie betreut, nur mit Femidom zur Arbeit gehen, weil sexuelle Gewalt an der Tagesordnung ist.
Im Krankenhaus. Mit der Arbeit in der Klinik beginnt für die junge Ärztin eine Zeit der Anpassung. Bald 30, ohne Mann und Kinder – für viele ist so ein Leben unverständlich; manche begegnen ihr misstrauisch. Auch die Arbeitsweise in der Klinik unterscheidet sich enorm von der gewohnten. Einige Monate arbeitet sie auf der Kinderstation in einem Ernährungsprojekt. Viele Kinder leiden an Unterernährung, ein Problem, das vor allem den Norden des Landes betrifft: „Ich habe in Windhoek Leute kenIn Ovamboland. Wüste, Dünen, Ozean, nen gelernt, denen war gar nicht klar, Teakholzwälder, Flüsse und Savanne – so unterschiedlich wie die Landschafts- dass in Namibia Kinder verhungern. Die formen Namibias sind auch die Bewoh- waren so schockiert, wie wenn mir jenerInnen und ihre regionalen Lebensbe- mand sagen würde, in Vorarlberg verhungern Kinder.“ Für die Krankendingungen. Martina Mayr erzählt, wie schwestern ist es „fate“ – Schicksal, dass sich ihr Eindruck auf dem Weg von der die Kinder sterben. Das führt auch dazu, Hauptstadt nach Norden veränderte: dass Schwestern Kinder mit geringen während sie sich in Windhoek immer noch wie in der „1. Welt“ fühlte, fand sie Heilungschancen nicht mehr weiter mit Medikamenten versorgen, damit der sich nach Durchquerung des EtoshaPlatz schneller anderen zur Verfügung Nationalparks plötzlich in der „3. Welt“ steht. Für eine österreichische Mediziwieder. Oshakati liegt in Ovamboland. Die Ovambo sind mit rund einer halben nerin ist es schwer, damit umzugehen. Million Menschen die größte ethnische Schwer zu verkraften ist für Martina
Mayr auch der Fall einer jungen Frau, die starb, weil einfach nicht rechtzeitig ein passender Tubus zur Beatmung vorhanden war, obwohl die Basisversorgung mit medizinischem Bedarf durchaus gegeben ist. In jenem Fall waren aber einfach nicht die richtigen Größen bestellt oder nachgefüllt worden. „Was man wirklich lernt, ist Toleranz. Immer wieder hörte ich ‚Maybe tomorrow, maybe next week’. Da fällt es schwer, nicht wertend zu denken.“ So hieß es auch, damit umgehen zu lernen, dass Dienstplan Dienstplan ist, und wenn die Ablösung sich verspätet – und das tut sie meist – dann bleibt auch die Notaufnahme für ein paar Stunden unbesetzt. Eine Zeit lang arbeitete Martina Mayr auf der Abteilung für Innere Medizin: „Achtzig Prozent der Fälle sind an AIDS, Tuberkulose und Infektionen erkrankt. Meist in Kombination. Und die Betroffenen waren so alt wie ich. Ich hatte das Gefühl, eine ganze Generation sei am Sterben.“ Nach Zahlen der UNO sind 22 Prozent der Bevölkerung HIV positiv. Krankenhäuser sind aber für viele die letzte Option. Die meisten Kranken vertrauen „traditional healers“, „Medizinmännern“, welche die Schuld an der Krankheit in magischen Kräften von potenziellen FeindInnen suchen und Heilung versprechen, wenn die (männlichen) Kranken mit einer Jungfrau schlafen, was zu Vergewaltigungen von sehr jungen Frauen und Mädchen führt. Zukunftspläne. Auch trotz ihrer zum Teil belastenden Eindrücke und Erlebnisse möchte Martina Mayr wieder in einem „Entwicklungsland“ arbeiten. Allerdings wolle die Ärztin nur mehr mit Hilfe einer Organisation wie dem Österreichischen Entwicklungsdienst (ÖED) oder Ärzte für die Dritte Welt ins Ausland gehen, weil sie dann eine Lobby und mehr Sicherheit habe als alleine. Über ihre Motivation in der Entwicklungshilfe zu arbeiten sagt sie abschließend:„Natürlich ist es ein egoistischer Grund zu sagen, ich will dort arbeiten, weil so viel zurück kommt. Ich will keine Weltverbesserin sein. Aber trotzdem bin ich Idealistin. Ich glaube an eine Veränderung in kleinen Schritten, die damit beginnt, dass ich momentan Einzelnen helfen kann.“ ❚
Österreichisches Nord-Süd-Institut für Entwicklungszusammenarbeit: http://www.nordsued.at
Legal Assistance Center: http://www.lac.org.na
Ärzte für die Dritte Welt: http://www.aerzte3welt.de
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Fo t o : A r c h i v
themafrauenhandel
The loved ones In vielen Ländern kämpfen engagierte Organisationen gegen den Frauenhandel. Eine Konferenz in Slowenien vereinigte Expertinnen. Von Kerstin Kellermann „Der Preis für eine gehandelte Frau hängt vom Stadium ab, in dem sich die Transaktion befindet. Ein Mädchen oder eine Frau, die in den ländlichen Gebieten von Bekannten oder ihrer Familie verkauft wird, kostet 50 bis 100 Dollar, beim Weiterverkauf über Rumänien 300 bis 400 Dollar und in den Zielgebieten Bosnien, Mazedonien und Albanien im Endeffekt 4.000 bis 10.000 Dollar.“ Jana Costachi von der Assoziation „Women in Legal Careers“ aus Moldawien erklärt 16 an.schlägejuli august 2004
nüchtern die Lage in ihrem Herkunftsland.Verschiedene Organisationen kämpfen gegen die Zustände, doch: „Die Frauenhändler ändern ihren Modus Operandi, sie folgen unseren Präventionskampagnen Schritt für Schritt!“ Zur internationalen Konferenz „Frauen in der Migration und ihre Verletzbarkeit im Menschenhandel“, veranstaltet vom Friedensinstitut Ljubljana, sind um die zwanzig Expertinnen der Bekämpfung des Frauenhandels aus osteuropäischen Staaten gekommen.
Jana Costachi wird emotional, als sie schildert, wie ihre Regierung versucht, das Problem der Migration zu behandeln, da der durchschnittliche Lebensstandard in Moldawien unter der EUArmutsgrenze liegt. Jeglicher Versuch, migrationswillige Frauen im Land zu behalten, sei sowieso zum Scheitern verurteilt. Die Frauen gehen, weil sie keine Arbeit finden, von der sie und ihre Kinder leben können. „Was machen eure Männer eigentlich mit unseren Frauen!“ ruft Jana Costachi. „Die Verantwor-
Fo t o s : M a j c a S u s n i k
frauenhandelthema
tung für den Frauenhandel liegt auch im Empfängerland, nicht allein in Moldawien. Der Frauenhandel ist eine wirkliche Gefahr für unsere nationale Sicherheit.“ Die wenigen westeuropäischen Frauen, die an der Konferenz teilnehmen und selber gegen Frauenhandel engagiert sind, schauen erstaunt. Nach kurzer Zeit, in der allen der Mund offen steht, fangen einige an zu lachen. Niemand in diesem Raum will die Verantwortung für westeuropäische Männer übernehmen, die von der Zwangsprostitution profitieren. Moldawien ist ein kleines Land mit vier Millionen EinwohnerInnen, das seit 1991 600.000 Menschen verließen, um anderswo ihr Glück zu suchen. Siebzig Prozent der Migrierenden sind Frauen zwischen 18 und 44 Jahren, die später irgendwo in Europa im informellen Markt arbeiten. Zu den Risikofaktoren für den Frauenhandel zählt Jana Costachi neben ökonomischen und sozialen Faktoren (z.B. sind viele Frauen Alleinerzieherinnen) auch den politischen Faktor, nämlich dass es einen eklatanten Mangel an staatlichen Strategien zur Migration gibt. Zusätzlich zum Status, Herkunftsland von Zwangsprostituierten zu sein, ist Moldawien auch noch Transitland für gehandelte Frauen, vor allem aus Mazedonien, Bosnien-Herzegovina und Albanien. Jana Costachi hat ihren Vortrag in aller Frühe am Meer geübt und ist sichtlich erleichtert, als die Diskussion beginnt. Das Thema liegt ihr sehr am Herzen und sie macht sich große Sorgen um ihr armes Land. Sie freut sich über die Reaktionen, denn die Vernetzung mit Frauenprojekten aus
anderen Ländern ist lebensnotwendig für viele Moldawierinnen. In dem Film „The Peacekeepers and the Women“, der auf der diesjährigen Normale am Austrian Social Forum gezeigt wurde, filmte Regisseurin Karin Jurschik auch in Moldawien, in einem Rückkehrerinnenprojekt für nach Bosnien gehandelte Frauen. „Wieviel verdienen Sie hier beim Traubenpflücken in den Weinbergen?“ „Zwanzig Lei.“ „Kann man davon leben?“ Die junge hübsche Frau lächelt verlegen. „Nein, ich bräuchte für mich und mein Kind mindestens das Doppelte.“
nen aus armen Ländern von ihrem Territorium fern halten sollen, blüht der Frauenhandel auf. Mehr Menschen wenden sich an Schlepper oder eben Frauenhändler, um ihre Migration zu erleichtern. Eine Migrationspolitik, die auf geschlossenen Grenzen beruht, produziert automatisch und bewusst schon a priori „illegale Migration“. Zusätzlich waren die historischen Anfänge der Migration, wie die englische Wissenschafterin N. Papastergiadis aufzeigte, von Sklaverei und Kolonialismus geprägt, als Menschen aus Afrika und Lateinamerika zur ökonomischen Ausbeutung verschleppt wurden. Erst mit der Industrialisierung migrierten Staatssache. „Menschenhandel existiert Menschen aus ländlichen Gebieten in in einer sehr intimen Verbindung mit Städte, während sich heutzutage in der dem heutigen Staatsprinzip“, schreibt Simona Zavratnik Zimic vom Friedensin- Ära postmoderner Globalisierung Mistitut Ljubljana in der neu erschienenen gration verändert – durch die Hybridisierung der Kulturen und DeterritorialiPublikation „Where in the Puzzle: Trafsation. So wurden z.B. in Slowenien mit ficking from, to and through Slovenia“. einem Gesetzespapier plötzlich ZehnDas Konzept der National-Staaten ist eigentlich überholt und die Frage einer tausende legal lebender Menschen illeglobalen Mobilität aller Menschen stellt galisiert: Die Flüchtlinge aus Bosniensich jeden Tag aufs Neue. Migration lässt Herzegovina wurden zu „Verschwundenen“. Die slowenische Regierung mussich nicht verhindern und wenn ein ste diese Maßnahme nach lauten Staat mit verstärkter Kontrolle und geschlossenen Grenzen reagiert, erhöhen Protesten der Zivilgesellschaft aber sich nur die Preise der Schlepperorgani- wieder zurück ziehen. Simona Zavratnik Zimic betont, sationen und das Risiko der Menschen, dass Migration auch von individuellen auf dem Weg in reichere Länder in einem Lastwagen zu ersticken oder in ei- Wünschen und Motiven handelt und eben nicht nur von Ökonomie oder Arnem Fluss zu ertrinken. Und für Mädchen und Frauen auch das Risiko, in die beitsmärkten. Wenn Frauen und Mädchen keine Überlebensmöglichkeit seFänge der Frauenhändler zu geraten. hen, müssen sie ihr Herkunftsland verIn einem Klima der strengen Relassen. Oft ist die Migration auch ein striktionen vieler westlicher Nationalstaaten mit ihren Gesetzen, die Asylsu- emanzipativer Schritt aus erniedrigenden oder stark einschränkenden Lebenschende und ökonomische MigrantIn-
links: Jana Costachi (Moldawien), mitte: Petra Kutalkova (Tschechi-
sche Republik), rechts: Simona Zavratnik Zimic (Slowenien)
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themafrauenhandel Seit 1991, mit der „Öffnung zur Welt, die das Verlangen und den Druck sich an eine Marktökonomie zu adaptieren nach Albanien brachte“, wie Irena Progni die politische Veränderung beschreibt, sind nach Schätzungen von NGOs jährlich 5.000 bis 30.000 Frauen und Mädchen zu Opfern des Frauenhandels geworden. Da es keinen gesetzlichen Rahmen und keine Koordination gegen Frauenhandel gab, begann Land O’Lakes im Jahr 2000 verstärkt gegen den Frauenhandel zu mobilisieren und ihr großes Netzwerk mit rund 10.000 Frauen als Partnerinnen aufzubauen. Doch auch auf anderem Gebiet tut sich einiges: Vor zwei Monaten wurde eine „Gender Draft“ in das Parlament eingebracht und wird wohl auch beschlossen werden. Hier sind Maßnahmen enthalTraummann. In dem direkt am Meer gele- ten, die sexuelle und ökonomische Ausgenen „Hotel Piran“ rauchen nach eini- beutung und vor allem Vergewaltigung und Mord an albanischen Mädchen gen Länderberichten und Vorträgen trotz der Klimaanlage schon die Köpfe. und Frauen erschweren bzw. verhindern Irena Progni ist aus Albanien angereist. sollen. In einem Frauenzentrum in TiraIhre spitzen, langen Cowboy-Schlapfen na werden von Italien ausgewiesene Opfer des Frauenhandels betreut und ( jeden Tag eine andere Farbe) werden versteckt. Die „Internationale Organisaausgiebig bewundert. „Die trägt in Altion für Migration“ zahlt hier einen banien jede. Wir sind überhaupt sehr modebewusst und tragen am liebsten Reintegrationskurs, in dem die Frauen lernen, Haushaltswaren herzustellen. alles in weiß“, erzählt die junge Frau mit den schwarzen langen Haaren und Aber Irena Progni zeigt auch den Zusammenhang zwischen staatlichen Akpresst ihre Tasche mit Hunderten von tivitäten und Frauenhandel auf:„Nach silbernen Pailletten an sich. Irena Proden letzten Gesetzen zur Migration gni vertritt die Organisation „Land wurden nur die Preise für den Transport O’Lakes“, eine riesige Frauenorganisateurer. Visa und Pässe kosten mehr, das tion. „Beinahe jeden Tag fahre ich von der Stadt in die ländlichen Gebiete, um können sich nur die Organisationen des mit den Frauen und Mädchen zu reden Frauenhandels leisten.“ Da diese Umund sie über ihre Menschenrechte und stände und dieses Leben für Irena Proden Unterschied zwischen Prostitution gni Alltag und daher nichts Neues sind, verzieht sich ihr Gesicht nicht einmal, und Frauenhandel aufzuklären. Dort als sie von den „slave children“ berichgibt es keine Fernseher und viele köntet. Eine große Zahl an albanischen nen nicht schreiben und lesen. Wir haund mazedonischen Kindern wird geben ein Netzwerk von 10.000 Frauen handelt, um Körperorgane heraus zu in den ländlichen Gebieten, die zu Land operieren und zu verkaufen. Irena hat O’Lakes gehören“, berichtet Irena selbst eine siebenjährige Tochter, an Progni. die sie ständig denkt und mit der sie Das in Albanien übliche „Verführam Abend telefoniert. „Mama, bring prinzip“ in den Frauenhandel ist sehr mir unbedingt eine schwangere Barbie gemein: In entlegenen Dörfern taucht eines Tages ein reicher „Märchenprinz“ mit“, tönt es aus dem Hörer. „Das ist jetzt das Neuste. Morgen werde ich hier mit einem weißen Mercedes auf, der sich unter den 13 oder 14-Jährigen Mäd- in den Geschäften eine suchen“, meint chen eine aussucht, die er angeblich hei- die Mama und lacht. raten möchte. Nach einem „schönen Ritual“ (Progni) wird das Mädchen nach Kommunikationsloch. Auch in Mazedonien Italien verschleppt und endet in der sind Frauenorganisationen stark im Zwangsprostitution. Kampf gegen den Frauenhandel engaumständen. Simona Zavratnik Zimic kritisiert die Deportation dieser Frauen als finale Lösung. Der Staat sollte alternative Möglichkeiten zu Aufenthalt und Integration anbieten. Die Florentinische Uniprofessorin Giovanna Campani erzählt auf der Konferenz, dass es in den 1960er Jahren, als die Grenzen relativ offen waren, keine „Notwendigkeit“ für Frauenhandel gab. Sie meint sogar, dass staatliche Systeme den Frauenhandel propagieren. Die hohe Rate der Sexindustrie in Westeuropa erklärt sie mit der kapitalistischen Ideologie, dass jede und jeder gekauft werden kann. In Italien werden im Jahr 7.000 bis 14.000 Frauen gehandelt – beinahe gleich viel wie reguläre Prostituierte!
18 an.schlägejuli august 2004
giert. Mazedonien gilt aufgrund der geografischen Lage als Tor nach Griechenland und damit in die Europäische Union. Svetlana Milenkova, ein „Public Relation Offizier“ gegen Frauenhandel, ist verantwortlich für die „Repatriation“ der Opfer, die im Durchschnitt drei bis vier Wochen in einer Schutzunterkunft bleiben können. In dieser Unterkunft werden die Frauen rund um die Uhr von der Polizei bewacht, sie dürfen sie nicht verlassen. Von den nach offiziellen Zahlen 690 gehandelten Frauen zwischen dem Jahr 2000 bis 2003 waren fünfzig Prozent aus Moldawien und ein Drittel aus Rumänien. 13 Prozent waren unter 17 Jahre alt und 36 Prozent waren Mütter. Im letzten Jahr ist die Anzahl der Opfer des Frauenhandels stark gestiegen. Die durchschnittliche Länge der Zeit, die eine Frau in der Zwangsprostitution verbringt, bevor sie von der Polizei gefunden und ausgewiesen wird oder selbst abhauen kann, beträgt drei Jahre! Die „Union der mazedonischen Frauenorganisationen“ mit einem multiethnischen Netzwerk von siebzig unabhängigen Organisationen fordert dringend die Entwicklung eines Arbeitsmarktes für junge Frauen, um zumindest für mazedonische Frauen die Gefahr, in den Frauenhandel zu geraten, zu verringern. „Momentan erzielen die Frauenhändler hohe Profite bei geringem Risiko“, analysiert Svetlana Milenkova, „es müssen dringend ökonomische und soziale Faktoren, die den Frauenhandel verursachen, lokalisiert und verändert werden. Viele, die Mazedonien verlassen, waren schon vorher nicht integriert und lebten allein mit ihren Kindern, ohne Arbeit oder Unterstützung durch das Sozialsystem. Ich glaube auch, dass das Problem der sogenannten Kulturen stark übertrieben wird, die Differenzen sind nicht so groß, wir sind ethnisch so gemischt – es geht eher um die Kommunikation.“ Sie erwähnt auch eine andere heikle Geschichte: Waren es erst die ausländischen Soldaten der UN-Truppen, die die Bordelle besuchten, sind es inzwischen z.B. im Kosovo zu 46 Prozent einheimische Männer, die sich an die bezahlte Variante des Geschlechtsverkehrs gewöhnt haben. Petra Kutalkova von der tschechischen Organisation „La Strada“ berich-
frauenhandelthema
tet von einem aufsuchenden Modell gegen den Frauenhandel. Da bei RomaFrauen die Risikofaktoren für den Frauenhandel in gehäufter Form vorhanden sind (wie der soziale Ausschluss aus der Gesellschaft; Analfabetismus; informelle Ein-Tages-Jobs, die vermehrt im Frauenhandel enden; Prostitution als Tabuthema etc.), beschloss La Strada ein Präventionsprojekt in der Roma-Gemeinde zu starten. Mit der Osterweiterung werden sich auch andere Organisationen und Länder darum bemühen müssen, Roma-Frauen in ihrer Mobilität und den Möglichkeiten für den Lebensunterhalt zu unterstützen. Auch Österreich ist gefordert! Die Sozialarbeiterin Fevzije Bahar hat ein Projekt in Vorbereitung. EU-Glaube. Besonders die Rechtsanwältinnen oder Jus-Studentinnen unter den Konferenzteilnehmerinnen glauben an die großteils positiven Folgen staatlicher Verantwortung. „Bringt einen Fall von Frauenhandel am Europäischen Gericht für Menschenrechte durch und das bringt mehr als einige NGOs, die nur jammern und sagen, wie schrecklich alles sei“, fordert die holländische Journalistin und Anwältin Ruth Hopkins ziemlich arrogant und zählt einige Artikel und Paragrafen im internationalen Recht auf. Sie trat mit vier gehandelten Frauen im holländischen Fernsehen auf, was großes Aufsehen erzeugte. Dies widerspricht dem Grundsatz vieler Frauenorganisationen, wie z.B. den „Lateinamerikanische Exilierten Frauen Österreichs“, die in Wien gegen den Frauenhandel kämpfen, aber die Opfer vor der Öffentlichkeit beschützen und ihre
Identitäten nicht preisgeben. Ruth Hopkins schwärmt von der EU und ihren offiziellen TrägerInnen: „Sie versuchen gerade Montenegro zu überzeugen, die Menschenrechte zu akzeptieren.“ Werden ihr die von Großbritannien geplanten Abschiebegefängnisse (deportation camps), mit denen Flüchtlinge z.B. schon direkt in Albanien fest gehalten werden sollen, ebenfalls zusagen? (Österreich ist durch Minister Strasser in der vorbereitenden Arbeitsgruppe vertreten) Andjelka Markovic, eine Anwältin vom Belgrader Zentrum für Menschenrechte, ist von Hopkins begeistert. Sie hofft schwer auf die EU:„Wir versuchen, für uns EU-Standards zu adaptieren.“ Denn in ganz Serbien ist in den letzten fünf Jahren nur ein einziger Frauenhändler verurteilt worden, während der gewählte Ministerpräsident Djindjic von einem Killer der Organisierten Kriminalität erschossen wird. Die Strafe, die die EU für Frauenhändler vorsieht, beträgt sechs bis zehn, in Serbien nur ein bis zehn Jahre. In Montenegro löste ein hoher Polizist eine gesellschaftspolitische Krise aus, als er ein moldawisches Mädchen missbrauchte. Das Mädchen selbst wurde vor Gericht als „unzuverlässige Zeugin“ eingestuft. Im Kosovo gab es nur eine Verurteilung zweier Polizeibeamter, was bedeutet, dass kein einziger Soldat bestraft wurde. „Die Regierungen wollen angeblich EU-Standards erreichen“, erläutert Andjelka Markovic. „Doch es landen nur so wenige Fälle bei Gericht, und dann werden die Richter mit Drohungen eingeschüchtert. Ich schäme mich sehr für mein Land, da das Geld für Milose-
vics Verteidigung nach Den Haag geschickt wird, die Opfer von Frauenhandel aber nichts erhalten.“ Als „einfache“ Staats- und EU-Bürgerin fragt sich frau grundsätzlich schon, warum Frauenhandel und die großen und kleinen Organisationen bzw. einzelnen Händler (zum Teil Verwandte der Frau) so unkontrollierbar sein sollen? Erhalten wir auf diese Weise nicht indirekt die staatliche Botschaft, dass unsere Zivilisation so verkommen wäre und wir Frauen dringend von „Vater Staat“ mit seinen Organen Polizei und Justiz beschützt werden müssten? Für die allgemeine menschliche Ebene stellte die bulgarische Psychologin Rossanka Venelinova Krasteva, die mit gehandelten Frauen Therapie macht, die Frage nach den Wünschen, Bedürfnissen und Realitäten zum Thema Liebe. Alleinerzieherinnen, Frauen mit Gewalterfahrungen in der Familie oder Partnerschaft, Arbeitslose – diese Frauen verlassen ihr Land, um anderswo ihr Glück zu suchen. „Frauen-Netzwerke stellen unsere hauptsächliche Philosophie dar, ohne die geht es nicht“, betont sie. Schwangere Frauen werden momentan aus Bulgarien nach Griechenland gehandelt und ohne Baby zurück geschickt. Es gibt noch keine gesetzliche Handhabe, um dieses Verbrechen zu bestrafen. Auch diese Frauen sind grundsätzlich „loved ones“ (Krasteva), mit dem Recht und dem Wunsch in Respekt und Würde zu leben. Vermehrte Mobilität mit weniger Einschränkungen könnte ihr Überleben und ihre Lebensmöglichkeiten verbessern. ❚
ganz links: Irena Progni
(Albanien), links: Rossanka Venelinova Krasteva (Bulgarien), rechts: Andjelka Markovic
(Serbien und Montenegro), ganz rechts: Ruth Hopkins
(Holland)
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Fo t o s : B e a t e S o l t é s z ( l i ) , A r c h i v ( r e )
asfkommentar
Fatal system error Im Juni fand in Linz das zweite Austrian Social Forum statt und es stellt sich die Frage: Tun ASF und ÖGB dem patriarchalen Kapital ausreichend weh? Ein Kommentar von Katharina Naggele Wo tun sich, gemäß dem Motto der Sozialforen, konkrete Möglichkeiten des Handelns hin zu einer anderen Welt auf? Wo gehandelt werden soll, muss Position bezogen werden, womit sich die Sozialforen aufgrund ihrer Meinungsvielfalt erfahrungsgemäß schwer tun. Wie die Soziologin Frigga Haug als Referentin bei der ASF-Veranstaltung „Streit ums Kopftuch“ analysiert hat, treten bei diesem Prozess der Positionsfindung die größten gesellschaftlichen Widersprüche zutage. Es ließe sich also auch umgekehrt formulieren: Wo die Widersprüche am deutlichsten werden und die Teilnehmenden des ASF sich am meisten in die Haare kriegen, dort sind auch Handlungsmöglichkeiten zu finden. Kapitalistische Unterdrückung. Äußerst widersprüchliche Diskussionen im Vorfeld des ASF lösten der Streit ums Kopftuch, der Dauerbrenner PalästinaSolidarität im Spannungsfeld zu Antisemitismus und die Aufforderung der indischen Schriftstellerin und Friedensaktivistin Arundhati Roy, Teil des irakischen Widerstands zu werden, aus. All diese Fragen können feministische Diskussionsfelder eröffnen, da ein „Clash of cultures“ mit einem patriarchalen Islam, der vor allem mit Frauenrechten in Konflikt gerät, behauptet wird. Bei näherer Betrachtung jedoch kommt frau nicht umhin, als eigentliches Problem kapitalistisch bedingte 20 an.schlägejuli august 2004
Unterdrückungsmechanismen zu erkennen, wie Krieg, Besatzung sowie staatliche und ökonomische Benachteiligung speziell von MigrantInnen. Frauenunterdrückung im Kapitalismus bedeutet kostenlose Reproduktion der Ressource Arbeitskraft, auf deren Ausbeutung kapitalistische Produktion basiert und die Schaffung eines konjunkturabhängig einsetzbaren, weiblichen Reservearbeitskräftepools. Daher sind feministische Forderungen laut Haug einerseits Störfaktoren, andererseits innerhalb des Kapitalismus aber nicht erfüllbar. Nachdem eine Frauenbewegung für mich derzeit nicht sichtbar ist, gilt es, feministische Forderungen dort einzubringen, wo Personen sich bereits in Bewegung befinden. Das heißt, wo die Widersprüche offenbar und nicht mehr lebbar geworden sind, zu handeln und Position zu beziehen. Die entscheidende Frage ist also: Was tue ich, um das System zu erhalten, und was muss ich tun, um es zu stören? Entsolidarisierung. Ein Störfaktor könnte sein, mit Kopftuch-tragenden Frauen gemeinsam für die Voraussetzungen unserer Emanzipation – etwa ein eigenständiges Aufenthalts- und Arbeitsrecht – zu streiten, und so einer gewünschten Entsolidarisierung unter Frauen entgegenzuwirken. Anstatt zu fordern, dass sie sich vor Schaffung dieser Voraussetzungen als – für den westlichen Geschmack – eindeutig
emanzipiert zu erkennen geben müssen, oder ihnen gar, wie Autorin Hajrija Hrustanovi kritisierte, ein Naheverhältnis zu TerroristInnen zu unterstellen. In Afghanistan übernehmen Warlords die Kontrolle, die ihre Waffen über Drogen- und Frauenhandel finanzieren. Bei der Privatisierung der staatlichen Betriebe im Irak nach dem Krieg, sind Frauen wieder die ersten, die ihre Jobs verlieren. In den USA werden die Sozialausgaben laufend gekürzt und ins Militär gesteckt, was vor allem Frauen betrifft. Viele junge Menschen melden sich zum Militär, weil es im zivilen Bereich wenige Chancen für sie gibt – darunter immer mehr Frauen. Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen innerhalb der Einheiten sind keine Seltenheit. Berühmt-berüchtigt wurde ein SoldatInnentreffen der US-Navy im Jahr 1991, bei dem mehrere Soldatinnen stundenlang den sexuellen Übergriffen ihrer männlichen Kollegen ausgeliefert waren. Die Friedensdemonstrationen im Westen stören nicht nur das imperialistische Projekt der USA samt Bündnispartnern, das ganze Volkswirtschaften auf Kosten vor allem der Arbeitsplätze von Frauen vernichtet. Die Solidarisierung verhindert auch, dass frauenfeindliche, reaktionäre und/oder islamischfundamentalistische Kräfte für sich die einzige Oppositionsstellung behaupten können. Dabei setzen viele auf die Gründung des Ramallah Social Forums in Palästina. ❚
an.risswissenschaft kinderuni wien
Spielend Lernen Es ist wieder soweit! Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr dürfen auch heuer die Sieben bis Zwölfjährigen im Rahmen der KinderuniWien wieder ran an die wirklich spannenden Fragen der Menschheitsgeschichte. Neben der bereits bewährten KinderuniWissenschaft gibt es heuer erstmals auch eine KinderuniKunst. Im Studienbuch, das auch online abrufbar ist, stehen über 200 Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, Workshops und Exkursionen) aus 22 Fachbereichen zur Auswahl. Dass die Studienplätze für Kinder heuer verdoppelt wurden, ist angesichts des Angebots schlicht eine Notwendigkeit. Fragen wie „Warum sind behinderte Kinder behindert?“ werden zwischen dem 12. und 16. Juli ebenso erörtert, wie geschlechterbedingte Bekleidungs- oder Benimm-Regeln. Fragen wie „Wieso ziehen Buben nur Hosen an, während Mädchen Hosen UND Röcke tragen?“ oder „Dürfen Mädchen pfeifen und Buben weinen?“ sollten nach dem 16. Juli keine offenen mehr sein. Außerdem dürfen sich die Kinder einen Tag lang als JournalistInnen versuchen. Für ihre Teilnahme an den Lehrveranstaltungen erhalten sie nicht nur „Scheine“, sondern – wie es sich für WissenschafterInnen gehört – auch einen Titel (mag. univ. iuv.), der ihnen im Rahmen eines gemeinsamen Sponsionsfestes feierlich verliehen wird. Anmeldungen für die einzelnen Lehrveranstaltungen werden noch bis 11. Juli entgegengenommen. Die Teilnahme ist übrigens kostenlos. Noch Fragen? bik
ziplinären Forschungsteams nachgegangen werden soll. Am 4. Juni wurden die einzelnen Forschungsprojekte der Öffentlichkeit präsentiert. Für Frauen ist nicht nur das Prinzip der expliziten Frauenförderung, das für alle Projekte gilt, von Interesse, sondern auch das Projekt „Gendersensitive Governance im Bereich Verkehr und Mobilität“, zumal der Themenbereich Verkehrsplanung und -politik als ausgewiesene Männerdomäne gilt und deshalb als exemplarisch für die Unterrepräsentation von Frauen in Entscheidungsgremien betrachtet werden kann. Eine Analyse der Ursachen für den geringen Frauenanteil und die Entwicklung von gendergerechten Modellen in diesem Bereich sind deshalb unbedingt notwendig. Insgesamt eine durchaus begrüßenswerte, bewusstseinsbildende Maßnahme. Schließlich sind auch wir Frauen Europa. bik http://www.node-research.at
Fo t o : Pe t ra S p i o l a / B. N o l l
Informationen und Studienbuch online: http://www.kinderuni.at
eu
Neue Ausschreibungen Das noch bis 2006 laufende EU-Arbeitsprogramm „Wissenschaft und Gesellschaft“ verfügt über ein Gesamtbudget von 80 Mio. Euro und orientiert sich an drei Schwerpunkten: verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, Sicherung ethischer Grundprinzipien in der Forschung und Förderung der Geschlechtergleichheit. Projektideen für die beiden letztgenannten Schwerpunkte können noch bis 30. September eingereicht werden. Zusätzlich gibt es so genannte „Calls for Tenders“ für den Bereich „Women and science“. Der genaue Ausschreibungstext und das gesamte Arbeitsprogramm sind auf der Website des BIT (Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation) unter www.bit.ac.at/science-society/index.htm abrufbar. Das BIT informiert übrigens kostenlos und gezielt über Projekte und Kooperationsmöglichkeiten und berät bei der Formulierung von Projektvorschlägen. Also ran an die Forschungsgelder der EU! bik
frauenehrung
Possanner-Preise 2003 Bereits zum vierten Mal wurde heuer der Gabriele Possanner-Staatspreis vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst vergeben. Die Jury, der u.a. Johanna Dohnal und Eva Kreisky angehörten, hat sich dieses Mal für das Lebenswerk der Grazer Philosophin, Historikerin und Soziologin Elisabeth List entschieden. Deren Forschungsarbeit stützt sich bereits seit den frühen 1980er Jahren auf feministische Theorien. Die Possanner-Förderungspreise gingen an Gabriele Habinger und Gabriele Michalitsch. Die nächste Ausschreibung erfolgt 2005! bik
nachtrag node
Demokratie erforscht Das Forschungsprogramm „node“ (New Orientations for Democracy in Europe) des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst bemüht sich um eine Annäherung an die Zukunft der gesamteuropäischen Demokratie. Im Zentrum steht dabei die Frage „Wie und von wem werden künftig in Europa sozial- und kulturpolitische Entscheidungen getroffen?“ Angesichts der nationalen, ethischen, kulturellen und religiösen Vielfalt Europas bestimmt keine einfache Frage, der hier in interdis-
FEMtech-Datenbank FEMtech, das Förderungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie haben wir bereits in unserer letzten Ausgabe vorgestellt. Jetzt folgt anlässlich des Online-Ganges einer eigenen Expertinnen-Datenbank ein kurzer Nachtrag: Wissenschafterinnen können sich künftig (voraussichtlich ab Sommer 2004) unter www.femtech.at kostenlos in diese Datenbank eintragen, um ihr Interesse zu bekunden für künftige Forschungsprojekte zur Verfügung zu stehen. bik Weitere Informationen auch unter: http://www.bmvit.gv.at und http://www.fforte.at
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Fo t o : A r c h i v
wissenschaftforum
Kritisch queer denken Queer theories sind international bereits Teil der politischen Theorie. Christine Klapeer geht der Frage nach, welchen Platz sie u.a. auch in Österreich einnehmen.
Die Diplomarbeit „queer. contexts. Die wesentlichen Inhalte der Queer Theory, ihr politischer und theoretischer Entstehungskontext und ihre Rezeption in Österreich.“ wurde von Christine Klapeer 2003 am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck verfasst.
22 an.schlägejuli august 2004
Queer ist chic, queer ist in, queer ist „hip“ und „modern“. Identitätspolitik ist out und „Frauen“ gibt es sowieso nicht mehr – alles ist konstruiert. In sind Begriffe wie „Pansexualität“ und „Hermaphrodykes“ – deshalb: bloß nicht mehr von Lesben und Schwulen reden. Feministische Strategien und Theorien gelten allesamt als essentialistisch und verstaubt und die „Kritische Theorie“ als überholt – einzig die Queer Theory ist neu und außergewöhnlich. Diese überzeichnete und überspitzte Aneinander-
reihung von Beschreibungen und Aussagen begegnete mir häufig im Diskurs über die Queer Theory. Aber auch ich selbst war und bin begeistert von den neuen theoretischen Perspektiven, die sich mir durch Ansätze der Queer Theory eröffnen. Es fasziniert mich, wie sehr sich dadurch mein Blick auf scheinbar „natürliche“ Kategorien und Gegebenheiten verändert hat. Trotzdem wollte ich mich nicht in eine unreflektierte „Queer-Euphorie“ einreihen. Denn Wissenschaft bedeutet(e) für mich, Fragen zu stellen und In-
Frage-Stellen – auch jene Theorien und Ansätze mit denen ich affirmativ arbeitete. Deshalb war dieses „In-Frage-Stellen“ mein persönlicher Ausgangspunkt in meiner Diplomarbeit und der kritischen Beschäftigung mit den politischen und theoretischen Entstehungskontexten der Queer Theory. Queere Stichworte. Poststrukturalismus, Dekonstruktion, Foucault, Derrida, die spezifische Entwicklung der Lesbenund Schwulenbewegung in den USA, AIDS – in diesen Kontexten begegneten
forumwissenschaft
mir in der Fachliteratur immer wieder partikuläre Beschreibungen über die Entstehungsgeschichte von queer. Was mir fehlte, war eine systematische Analyse der Entstehungskontexte und eine Zusammenführung ihrer wechselseitigen Interdependenz. Letztlich lässt sich jedoch, und das ist ein kleines Fazit meiner Arbeit, der spezifische Bedeutungsgehalt von queer, sowohl in theoretischer als auch in politischer Hinsicht, nicht in seinem vollen Umfang erfassen, ohne seinen spezifischen Entstehungszusammenhang zu kennen. Gerade weil die Verwendung des queer-Begriffs im deutschsprachigen Kontext durchaus problematisch ist bzw. der Begriff queer hierzulande oft rezipiert wird, ohne Kenntnis von seiner besonderen theoretischen und politischen Einbettung in den US-amerikanischen Diskurs zu haben, erschien es mir wichtig vorerst diesen Fragen systematisch nachzugehen. Begiffs-Geschichte. Ein ausführlicher Überblick über den politischen und bewegungsgeschichtlichen Entstehungskontext von queer und seine spezifische zeitgeschichtliche Einbettung in die Entwicklung der US-amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung steht deshalb am Beginn meiner Arbeit. Dabei machte ich mich auch auf die Suche nach signifikanten politischen und sozialen Ereignissen und Bedingungen und zeichnete den Prozess der Verschiebung von gay zu queer nach. Im Anschluss daran tauchte ich in die eigentliche Materie, den spezifischen Theoriehorizont der Queer Theory, ein. Dazu wählte ich (post)strukturalistische und dekonstruktivistische Begrifflichkeiten und stellte die bereits etablierte sex-gender Trennung in der feministischen Theorie und auch schwul/lesbische Ansätze dar, um zu zeigen, dass queere Ansätze in einer ideengeschichtlichen Tradition stehen. Sie haben eine theoretische Entwicklungsgeschichte und einen spezifischen Entstehungshorizont. Sie sind nicht, wie oft fälschlicherweise suggeriert wird, plötzlich als „das Neue“ aus dem Nichts entstanden.
Spannungen. Die Kontextualisierung von queer bedeutet deshalb, auf eine kritische Art und Weise mit Inhalten umzugehen, die in einer Wissenstradition stehen, auf deren Hintergrund sich queere Kritik entfalten kann, zu bedenken. In meine Analyse floss aber nicht nur die wechselseitige Beeinflussung von Entstehungs- und Theoriekontext mit ein. Sie stellt vielmehr auch die queeren Perspektiven auf Identitäten, Geschlechtlichkeit und Sexualität dar – der queeren politischen agencies in Form von Genderparodien und in sprachlich-symbolischen Resignifizierungen. Schließlich sollte deutlich werden, dass queer in einem Spannungsfeld von Sexualpolitiken und Geschlechterpolitiken im Kontext der Identitätsproblematik sozialer Bewegungen entstanden ist. Deshalb können und sollen sich queere auch mit lesbisch/schwulen und transgender Forderungen und Analysen, wie auch mit feministischen verknüpfen und überschneiden. Critical Queer. Während des Schreibens war mir besonders wichtig, die Queer Theory und andere Theorien nicht unhinterfragt wiederzugeben, sondern mit meinem eigenen feministischen und sozialwissenschaftlichen bzw. politikwissenschaftlichen Hintergrund kritisch zu hinterfragen. Das Prinzip von queer ernst zu nehmen, bedeutete für mich deshalb auch, zu analysieren, wie queer in die hegemoniale und dominante Macht- und Herrschaftsdiskurse eingebetet ist und danach zu fragen, wie der Gewinn an Freiheiten, den Queer Theory anstrebt, im Kontext von kapitalistischen Vergesellschaftungsprozessen erreicht werden kann bzw. in welchem Zusammenhang queer zur Warenförmigkeit von Sexualität und zu neoliberalen Anforderungen wie der Flexibilisierung (post)moderner Lebensweisen steht. Queer-Konzepte und die Queer Theory werden weder als eindeutig progressiv und gut dargestellt, noch als Ganzes verworfen. Stattdessen wird eine reflektierte und durchaus auch kritische Perspektive auf queer geboten, die sowohl Chancen für eine
fruchtbare Nutzung in einem sozialwissenschaftlichen und feministischen Kontext deutlich macht, als auch die Schwächen und Lücken von queer aufzeigt. Queer in Österreich. Welche Probleme und Möglichkeiten entstehen aber, wenn meine Überlegungen zu Queer Theory und Queer Politics auf den deutschsprachigen Diskurs und da konkret auf Österreich bezogen werden? Deshalb stellte ich im zweiten Teil meiner Arbeit die Frage nach der hiesigen Rezeption queerer Theorien und Ansätze: Auf welche politischrechtlichen, gesellschaftlichen und bewegungsgeschichtlichen Rahmenbedingungen trifft queer in Österreich? Welche Unterschiede bestehen zwischen der US-amerikanischen und österreichischen Entwicklung der Lesben- und Schwulenbewegung? Findet die Queer Theory in Österreich Eingang in den akademischen Diskurs? Gibt es unterschiedliche Wissenschaftstraditionen, die diese Rezeption beeinflussen? Dabei zeigte sich, dass sich queere Analysen und Politiken nicht so leicht auf den deutschsprachigen – insbesondere den österreichischen – Kontext übertragen lassen, da sich der bewegungsgeschichtliche und wissenschaftlich-theoretische Hintergrund in vielen Punkten von jenem in den USA unterscheidet. Mit der späteren Formierung der Lesben- und Schwulenbewegung in Österreich und folglich anderen politischen Diskursen und Praxen, einer differenten Wirkung von AIDS auf die Bewegung, aber auch wegen einer anderen Ausrichtung der Frauen- und Geschlechterforschung und der Marginalisierung und NichtInstitutionalisierung von „Lesbian and Gay Studies“ unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für die Aufnahmen queerer Ansätze in Österreich wesentlich von jenen in den USA. Das wirkt sich nicht nur auf die Rezeption von Queer Theory und Queer Politics in der akademischen Lehre, sondern auch in der österreichischen Schwulen-, Lesben- und Transgenderbewegung aus. ❚ juli august 2004an.schläge 23
an.sage
Teurer Unisex? EU-Richtlinien könnten unterschiedliche Versicherungstarife für Frauen und Männer bald zu Fall bringen. Das ist recht so, meint ÖGB-Bundesfrauensekretärin Sylvia Ledwinka – aber nicht billig, kontert Marita Roloff von der Allianz Gruppe
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Sylvia Ledwinka
Marita Roloff
Die Ungleichbehandlung durch private Versicherungen soll gemäß einer EU-Richtlinie zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern „beim Zugang zu und der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen“ beseitigt werden. Anstelle geschlechtsspezifisch unterschiedlich hoher Prämien – oder Leistungen – soll es einheitliche Unisex-Tarife geben. Frauen zahlen derzeit in Österreich zwar für Kfz-, Unfall- und Ablebensversicherungen niedrigere Prämien, für die private Altersvorsorge und für die Lebensversicherung müssen sie dagegen wesentlich mehr auf den Tisch legen. Die private Krankenversicherung kostet sogar um bis zu fünfzig Prozent mehr: Denn Schwangerschaft gilt als „Risiko“, für das es hohe Zuschläge gibt. Kinder sind nicht nur Frauensache – die Kosten für Schwangerschaft und Geburt dürfen nicht einseitig den Frauen angelastet werden. Ebenso ist die Begründung für die höheren Frauentarife bei den Lebensversicherungen, nämlich jene, dass Frauen im Durchschnitt länger leben, überholt. Wie lange man bzw. frau lebt, hängt vor allem von der Lebensweise ab: Fettes Essen, zuviel Alkohol und Rauchen zählen zu den häufigsten Verursachern eines frühen To-des. Auch die körperliche Belastung ist mitentscheidend für die Lebenserwartung. Das Geschlecht spielt dagegen eine minimale Rolle. Geschlechtsspezifisch unterschiedliche Prämien beruhen damit auf einer Milchbubi-Rechnung1. Sie sind für die Versicherungen bequem, aber nicht gerecht. Die Einführung von Unisex-Tarifen brächte für Frauen möglicherweise eine Verteuerung bestimmter Versicherungsprodukte (Kfz,..), insgesamt aber eine Entlastung. Das sieht auch die EU-Kommission so. In den Erläuterungen ihres Richtlinien-Entwurfs weist sie darauf hin, dass ein Verbot geschlechtsspezifischer Berechnungsfaktoren zu keiner allgemeinen Erhöhung der Prämien oder einer Herabsetzung der Renten führen würde. Dennoch setzen die Versicherungen auf Panikmache und behaupten, private Versicherungen würden durch Unisex-Tarife für alle wesentlich teurer. Dass sie ihren Berechnungen besonders ungünstige Annahmen zugrundelegen, wird nicht dazu gesagt. Die Regierung ist den Versicherungen willig auf den Leim gegangen: Beim Treffen der EU-Sozialminister Anfang Juni zählte Österreich zu den Hardlinern unter den 25 Mitgliedsstaaten. Sozialminister Haupt lehnte die Zustimmung zur Unisex-Richtlinie und damit zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern ab. Doch damit die Richtlinie beschlossen werden kann, ist die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten nötig:Wir ÖGB-Frauen werden weiter dafür kämpfen. ❚
Die Einführung von Unisex-Tarifen im Versicherungswesen besticht auf den ersten Blick: Eine Vereinheitlichung der Prämiensummen für Männer und Frauen in allen Versicherungsbereichen soll die Gleichstellung beider Geschlechter gewährleisten. Monetäre Unterschiede bei den Versicherungsprämien gehörten damit der Vergangenheit an. Theoretisch wird die Idee der Gleichstellung der Frauen – im Speziellen bei der Rentenversicherung – verfolgt, in der Praxis könnten jedoch finanzielle Mehrbelastungen und Ungleichbehandlung für beide Geschlechter in etlichen Sparten die Folge dieser Umstellung sein. Gegenwärtig zahlen Frauen bei Renten- und Krankenversicherungen mehr, während sie aufgrund eines geringeren durchschnittlichen Risikos im Bereich der Kfz- und Unfallversicherungen mit niedrigeren Prämien begünstigt werden. Die geschlechterspezifische Divergenz der Bemessung beruht jedoch nicht auf einer willkürlichen Kategorisierung „Mann oder Frau“ durch die Versicherungen, sondern auf den diesen Risikogruppen zugrunde liegenden objektiven Bewertungskriterien. So wirkt sich beispielsweise die durchschnittlich höhere Lebenserwartung der Frauen ebenso auf die Preisfestsetzung bei Rentenversicherungen aus, wie die statistisch höhere Risikobereitschaft der Männer auf KfzVersicherungen. Versicherungsgesellschaften sind keine Non-Profit-Organisationen und ihre Preisfestsetzungen orientieren sich an der Risikodeckung. Nachdem die neuen Unisex-Tarife nur für Neuverträge gelten würden, würde folgendes passieren: Männer blieben in dem für sie günstigeren alten Tarifrecht, Frauen wechselten in Scharen zu den neuen für sie günstigeren Tarifen. Die Folge davon: Das Risiko in diesen Tarifgemeinschaften würde sich bald ähnlich darstellen wie vorher in den „alten“ Frauentarifen, da ja eine gleiche bzw. ähnliche Zusammensetzung vorhanden wäre. Dem Risiko entsprechend, würden sich auch die Preise wieder anpassen. In Summe wäre daher für alle Beteiligten wenig gewonnen. ❚
24 an.schlägejuli august 2004
1 Copyright Frankfurter Rundschau, 28. April 2004
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an.rissarbeit auszeichnung
TechWoman Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in der Technik immer noch in der Minderheit sind. Umso wichtiger ist es, gerade sie ins Rampenlicht zu stellen. Diese Idee verfolgt der Sonderpreis TechWoman-of-the-Year innerhalb des ersten österreichischen Automationspreises „Leonardo“. Der zu vergebende Sonderpreis für Frauen in der Technik soll jene Frauen als Leitbilder positionieren, die durch besondere technische Leistungen ihren Stellenwert in einem nach wie vor von Männern dominierten Bereich unter Beweis gestellt haben. Das Besondere an diesem Preis: die Bewerberinnen müssen nominiert werden und können nicht selbst einreichen. Katharina Böcskör, Marketing Managerin der Festo GesmbH und Ideengeberin des Awards: „Wenn in Ihrem Team eine besonders engagierte Elektrotechnikerin, Maschinenbauerin oder Mechatronikerin auffällt – ihrer Nominierung steht nichts im Wege!“ Einreichfrist ist der 15. Juli 2004 – Die Preisverleihung findet im Rahmen der Smart Automation am 7. Oktober in Linz statt. svh
zur Verfügung, sodass bei bestehendem Internetzugang auch ein Lernen von zu Hause aus möglich ist. Mitzubringen sind Grundkenntnisse in Windows, Internet und Englisch. Zusätzlich zum Kurs kann frau mit einem Personal Coach ihr zukünftiges Berufsbild erarbeiten oder wichtige Fertigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktmanagement und Zeitmanagement trainieren. Die Kosten belaufen sich auf 919 Euro pro Modul. Es gibt jedoch Fördermöglichkeiten durch waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfond), AMS (Arbeitsmarktservice) Wien oder ESF (Europäischer Sozialfond). svh Kontakt: First Austrian Women Cisco Networking Academy, Claudia Behr, T. 01/595 21 55-55, e-mail: cisco-academy@abzwien.at, http://www.abzwien.at Infotag: Do, 15.7., 18.00 Uhr im abzwien.cybercenter, Gumpendorferstraße 83, 1060 Wien
Infos: Silvia Muik, Reed Messe Wien GmbH, 1,. Messeplatz 1, T. 01/727 20, e-mail: silvia.muik@messe.at, http://www.leonardoaward.at
projekt
Integrative Gesundheitsförderung Welche Rollen weist unsere Gesellschaft Frauen und Männern mit Behinderung zu? Wie sind die Folgen für das Berufsleben? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, führt das Frauengesundheitszentrum Graz von Mai bis Dezember 2004 im Auftrag des Bundessozialamtes das Forschungsprojekt „be gender“ durch. Das „be“ steht für Behinderung, „gender“ meint das soziale Geschlecht – und damit alle Erwartungen und Vorstellungen, die eine Gesellschaft an Frauen und Männer knüpft. Schwerpunkt der Untersuchung ist, ob und wo im Berufsleben Unterschiede zwischen Frauen und Männern mit Behinderung bestehen. Danach werden geschlechtsspezifische Maßnahmen für die benachteiligtere Gruppe entwickelt. Zu Projektabschluss im Dezember dieses Jahres wird das Frauengesundheitszentrum die Ergebnisse veröffentlichen. Eine Präsentation im Jänner 2005 soll das Forschungsprojekt „be gender“ abschließen und Anstöße zur geschlechtsspezifischen Weiterarbeit geben. svh Infos: Felice Gallé, T. 0316/83 79 98, e-mail: felice.galle@fgz.co.at
ausbildung
Netzwerktechnik Das abzwien bietet im Rahmen der ersten Cisco-Frauenakademie (First Austrian Women Cisco Networking Academy) eine Ausbildung zur Cisco Certified Networking Associate (CCNA). Die praxisnahe Ausbildung im Bereich Netzwerktechnik, die sich sowohl an berufstätige als auch an arbeitslose Frauen richtet, erfolgt als Abendkurs in vier Modulen zu je siebzig Einheiten. Frauengerechte Didaktik und Methodik, wie geschlechtergerechter Sprachgebrauch und die Rücksichtnahme auf frauenspezifische Lebensumstände, sind Grundsätze in der Ausbildung. Im Sinne der Vorbildwirkung werden – wenn möglich – ausschließlich Trainerinnen eingesetzt. Den Kursteilnehmerinnen steht der Studienplan web-basiert
sexarbeit
Internationaler Hurentag
Fo t o : G r ü n e Fra u e n Wi e n
Sexarbeit ist immer noch ein tabuisiertes Thema, und ihre Betreiberinnen sind unterschiedlichen Ausgrenzungsmechanismen wie Marginalisierung, Stigmatisierung, Kriminalisierung und der Doppelmoral der Gesellschaft ausgesetzt. Anlässlich des Internationalen Hurentages initiierten die Grünen Frauen Wien unter der Federführung von Frauensprecherin Monika Vana gemeinsam mit den Fraueninitiativen LEFÖ (Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen), SILA (Beratungsstelle für Prostituierte) und AUS (Ausstiegsprojekt) am 2. Juni 2004 eine Aktions- und Informationsveranstaltung vor dem Wiener Westbahnhof. Mit Musik, der kostenlosen Verteilung von Kondomen und umfangreichem Infomaterial machten die verschiedenen Fraueninitiativen auf die Situation der Sexarbeiterinnen aufmerksam. Darüber hinaus fordern sie menschlichere Rahmenbedingungen, wie die volle Anerkennung der Sexarbeit als Erwerbszweig; Aufhebung der Meldepflicht bei der Sicherheitspolizei; Entkoppelung von Sexarbeit und Sittenwidrigkeit in den Gesetzen; Veränderungen im Arbeits-, Vertrags- und Sozialversicherungsrecht, sowie die Sicherung einer eigenständigen Lebensmöglichkeit von Sexarbeiterinnen und aktive Ausstiegshilfe. Während der viereinhalbstündigen Veranstaltung entstanden lebhafte und inhaltlich spannende Diskussionen zwischen PassantInnen und Initiatorinnen; die Atmosphäre war laut einer SILA-Mitarbeiterin „lässig“. svh juli august 2004an.schläge 27
arbeitgrafikerinnen
Frauen-Bilder Feministische Grafikerinnen sprachen mit Martina Madner über Beruf, Sexismus und Vernetzung.
Co l l a g e : M a n u e l a B a r t h , 2 0 0 4
„Offener Sexismus wird heute meist erkannt, deshalb ist es wichtiger, verdeckten Sexismus offenzulegen, eine ständig präsentierte subtile hierarchisierte Geschlechterordnung“, meint Barbara U. Schmidt, Assistentin am Institut für Medien der Kunst-Uni Linz. Sie ist neben der Künstlerin Manuela Barth beteiligt an einer Vortragsperformance, die Anfang Juni in der DOKU-Graz zu sehen war. Das Duo, das sich seit 1999 unter dem Titel „LaraCroft:ism“ mit Geschlechterverhältnissen im Umfeld von neuen Technologien auseinandersetzt, zeigte im Rahmen der Reihe „Sexistische Werbung – die alltägliche Zumutung“, wie es um Frauen- und Männerbilder in der Technik und IT-Branche bestellt ist. „Hier gibt es auf den ersten Blick viele erfolgreiche Frauen. Diese mediale Gleichheitsrhetorik verschleiert aber die noch immer sehr traditionellen Zuschreibungen: Frauen werden z.B. Softskills wie Flexibilität und Kommunikation zugewiesen, während Kernkompetenzen wie Zuverlässigkeit und Knowhow weiterhin ausschließlich männlich repräsentiert werden“, schätzt die Medientheoretikerin Schmidt den Zustand der Werbung ein, „Frauen werden nicht als IT-Schaffende und Weiterentwickelnde gezeigt, sondern auf die Anwendung reduziert. Das bedeutet, dass Frauen zwar nicht mehr außerhalb der Technik gesehen wird, aber innerhalb des Technik-Bereichs durchaus ein gendergap verläuft.“ Wie aber sehen das jene, die an der Produktion der Bilder beteiligt sind? Die dafür sorgen, dass Texte in Anzeigen, Büchern, Katalogen usw. auf die „richtige“ Art und Weise visualisiert werden?
28 an.schlägemai 2004
Grafischer Feminismus. „Die Werbung ist kein besonders frauenfreundliches Gebiet und ein feministisches schon gar nicht“, urteilt die Grafikerin Eveline Wiebach, „Werbung denkt sehr stark in Klischees, ist aber auch ein Spiegel der
Zeit. Sie zeigt, wo die Gesellschaft steht, die aktuellen Rollen von Frauen und Männern. Sie drängt die Frauen aber auch in gewisse Rollenbilder rein, die ich nicht so gut finde.“ Denn Werbung beeinflusse auch das reale Frauenbild, nicht nur das der Frauen, sondern auch wie Männer über Frauen denken. Die selbstständige Grafik-Designerin, die vor einem Jahr gemeinsam mit ihrem Mann Thomas und ihrer Freundin Susi Klocker „LIGA: graphik design“ gegründet hat, war viele Jahre als artdirectorin in Werbeagenturen tätig. Obwohl sie sich nicht daran erinnern kann, selbst jemals in die Verlegenheit gekommen zu sein, ein frauenfeindliches Sujet umsetzen zu müssen, sieht sie in der Selbstständigkeit Vorteile: „Selbstständige Grafikerinnen haben natürlich schon mehr Spielraum. Da kann man weitestgehend selber bestimmen, für wen man arbeitet und zweitens kann man auch beeinflussen, was man macht. Da versuche ich schon in der Ideenfindung keine frauenfeindlichen Dinge zu machen.“ Der Feminismus in der Arbeit wird auch in der Auswahl der Projekte sichtbar. So arbeitet Eveline Wiebach beispielsweise mit der Geschäftsführerin vom Verein Autonomer Frauenhäuser, Maria Rösslhumer, zusammen. Sie macht für den Verein verschiedene grafische Arbeiten – Broschüren, Buchcover oder Plakate – und bezeichnet diesen Bereich als „den aktiven Feminismus“ in ihrer Arbeit. Wiebachs feministisches Leben beschränkt sich aber nicht darauf: „Für mich ist das feministische Thema omnipräsent. Das fließt in die Arbeit ein. Aber es ist nicht so, dass ich mir denke, ich muss die Arbeit überprüfen, ob sie feministisch ist oder nicht. Feminismus ist für mich eine Lebenshaltung, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt. Das kann man nicht auf Grafik beschränken.“ Von ähnlichen Erfahrungen kann auch Andrea Gadler, Grafikerin und Lay-
grafikerinnenarbeit
Aus den neun Frauen sind mittlerweile 150 geworden. Und es sind nicht mehr nur Grafikerinnen, sondern auch Illustratorinnen, Lektorinnen, Fotografinnen und Künstlerinnen, die zu den zwei bis drei Treffen pro Jahr eingeladen werden. „Denn“, so Russ, „wir sehen das nicht so eng, weil im Prinzip geht’s ja um die Frauensache! Es ist eben ein Frauenstammtisch. „Nach einer Stunde Vortragsprogramm zu berufsspezifischen Themen, geht’s zum gemütlichen Teil des Abends über. Und der „knittingroom“, wie der Vernetzungs- und „Verstrickungs“-Raum in der Druckerei genannt wird, wird zum Ort für lukullische Genüsse und private Plaudereien. Für Grafikerinnenstammtisch. Um nicht als Birgit Kainz, selbstständig mit der Firma Einzelkämpferinnen für ein selbstbestimmtes feministisches Leben und oft „Faksimile“ im Bereich der digitalen Kunstfotografie tätig und nebenbei auch ums alltägliche wirtschaftliche Mutter der Autorin dieses Artikels, ist Überleben dastehen zu müssen, der Stammtisch „ein Ort, um über Prowählen manche Grafikerinnen eine bleme der Grafikbranche zu diskutieren. andere Strategie. Sonja Russ, KundenSich ohne unmittelbaren Konkurrenzbetreuerin und Gesellschafterin der druck auszutauschen, damit nicht jede Druckerei REMA-Print in Wien Ottaihr eigenes Süppchen kocht. Wir plaukring, hatte vor etwa drei Jahren die dern aber auch über die Arbeit und die Idee zu einem GrafikerinnenstammKundInnen.“ tisch: „Ich habe sehr viele Kundinnen, die Grafikerinnen sind und da wir uns seit zig Jahren nur vom Telefon oder Netzwerke. Das Netzwerk bietet den kurz von Aufträgen kannten, hab ich Frauen aber auch die Möglichkeit der mir gedacht, jetzt gehst du einmal mit Unterstützung, damit in wirtschaftlich zweien von ihnen essen. Damit man nicht so rosigen Zeiten und bei schlechsich besser kennenlernt, weil wir doch ter Auftragslage, mit der viele – vor alalle in einer Männerdomäne arbeiten. lem selbstständige – Grafikerinnen zu Auf einmal waren wir neun Frauen kämpfen haben, frau ans und ins Geund das hat irgendwie gepasst. Wir schäft kommt. „Wir schauen, dass wir haben beschlossen: Machen wir einen unter uns bleiben und uns stärken“, Stammtisch. Nachdem die Frauen gibt sich Sonja Russ kämpferisch. hauptsächlich Grafikerinnen waren, „Wenn jemand aus dem Medienbereich eben einen Grafikerinnenstammtisch.“ eine Grafikerin sucht, geben wir das an
outerin der an.schläge berichten: „Ich bin in Werbeagenturen immer öfter mit sexistischen Bildern konfrontiert worden. Ich kann mich an ein Plakat erinnern, das eine Frau mit einem Schwert zwischen den Beinen zeigte. Ronald Seunig hat damit vor einigen Jahren unter dem Titel ,Produkteinführung’ seinen Excalibur-Themenpark beworben. Da hat es mir dann gereicht!“ Deshalb ist Andrea auch froh, heute selbstständig und in einem feministischen Umfeld zu arbeiten. „Bei den an.schlägen kommt so etwas natürlich nicht vor“, meint sie und grinst.
das Netzwerk weiter. Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und schauen, dass das Geld unter uns bleibt.“ Damit ist aber noch nicht Schluss, einmal im Netzwerken drinnen, war das Energiebündel nicht mehr zu stoppen. Nach der ersten Frauenmesse „FrauenFakten“, bei der sich diesen März 52 Frauen-Netzwerke und Organisationen präsentierten (die an.schläge berichteten), gibt Sonja Russ, die sich selbst nicht als „radikale Feministin“, sondern als „Mensch, der gerne als Frau lebt“ bezeichnet, ein Handbuch zu Frauennetzwerken heraus, das im Herbst 2004 im Milena-Verlag erscheinen wird. Dass der Netzwerkgedanke unter Grafikerinnen sehr wichtig ist, bestätigt auch Eveline Wiebach, die im Bereich der Werbegrafik Frauen immer häufiger auch in höheren Positionen ortet: „Im Grafikbereich ist es nicht so wie in manch anderen Berufen. Es gibt zwar schon noch mehr Agenturbosse, aber es werden immer mehr Frauen, die Agenturen führen, aber auch artdirectorinnen und creativdirectorinnen. Ob die dann auch alle feministisch denken, ist wieder eine andere Frage.“ Einen Unterschied sieht sie aber in der Auswirkung auf die Arbeit: „Ich denke, dass Frauen anders agieren als Männer. Sie befürworten flachere Hierarchien und mehr Netzwerkdenken. Frauen holen sich Leute für etwas, das sie selber nicht so gut können, auch aus anderen Organisationen. Frauen arbeiten netzwerkartiger als Männer.“ Also, Grafikerinnen aller Länder vernetzt euch, auf dass die Frauenbilder auch in der Werbung feministische werden! ❚
Manuela Barth, „LaraCroft:ism. Karriere im Anzug“, Collage 2004.
Projekt LaraCroft:ism http://www.laracroftism.de
LIGA: graphik design Evenline Wiebach T. 01/9421926
Grafikerinnenstammtisch Infos bei Sonja Russ T. 01/403 89 26-71 http://www.remaprint.at
Faksimile Birgit Kainz http://www.faksimile.cc
Sonja Russ (Hg.): FRAUEN FAKTEN. Vom Business bis Feminismus. Reihe Dokumentation Bd. 29. Cover: Mag. Sybille Gieselmann/ Mag. Andrea Zeitlhuber, EUR 15,90, Milena Verlag, erscheint im Oktober 2004
mai 2004an.schläge 29
kulturan.riss ehrung
Luise F. Pusch Sprache und Macht stehen in direktem Zusammenhang. Das weiß die Sprachphilosophie schon seit einiger Zeit, doch die Herr-Schaften der (deutschsprachigen) Linguistik wollten es lange nicht wahrhaben. Dann tauchten Ende der 1970er Jahre feministische Aufsätze der beiden Linguistinnen Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch auf, und letztere verbrachte die letzten Jahrzehnte damit, die blinden Flecken in der Linguistik mit Frauen-Leben zu füllen. Der erweiterte Vorstand des Berufsnetzwerks BücherFrauen e.V. hat im Rahmen der Frankfurter Buchmesse die Sprachwissenschafterin Luise F. Pusch nun als „BücherFrau des Jahres 2004“ geehrt. Die BücherFrauen wollen damit Puschs feministisches Engagement würdigen, die neben zahlreichen Veröffentlichungen auch eine Datenbank im Internet unterhält, in der sie über 30.000 biografische Einträge bedeutender Frauen aus aller Welt gesammelt hat (www.fembio.org). Die „Wissenschaftlerin und engagierte Feministin“ wurde Anfang des Jahres – anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags – von ihren Kolleginnen auch mit einer Festschrift geehrt. Herzstück der Textesammlung ist der Beitrag von Senta Trömel-Plötz: „Für Luise: zwei Partikel-Linguistinnen mausern sich zu Feministinnen“. Wunderbar humorvoll schildert sie den „gemeinsamen Weg unseres akademischen Abstiegs“, der zum „gemeinsamen außeruniversitären Aufstieg“ führte. Denn nachdem sie aus der Universität ausgeschlossen worden waren, begann ihr Erfolg erst so richtig. Luise Pusch veröffentlichte ein Buch nach dem anderen, darunter Jahrhundertwerke wie die Kalender „Berühmte Frauen“ oder die „WahnsinnsFrauen“, die in keiner feministischen Bibliothek fehlen dürfen. Ihr Coming-Out ermöglicht es Luise Pusch, heute vollkommen offen über ihre „Lebenspartnerin“ zu sprechen. „Luise ist sehr mutig, viel mutiger als ich es je sein könnte“, resümiert Trömel-Plötz in ihrem Beitrag, und:„Sie hätte für ihre Biographieforschung längst einen Preis verdient.“ BücherFrau 2004 ist ein guter Anfang. GaH ausstellung
http://www.buecherfrauen.de „Diese Frau ist der Rede wert“: Festschrift für Luise Pusch. Hg. von Eva Rieger und Hiltrud Schroeder
„Schreiben gegen den Krieg“ „Ich will, dass der Krieg ein Ende nimmt“ – dieser Satz aus Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“ ist auch das Motto einer Ausstellung über das Werk der Schriftstellerin, die noch bis zum 17. Juli in Klagenfurt zu sehen ist. Die Alpen-Adria-Galerie im Klagenfurter Stadthaus zeigt unter anderem bisher unveröffentlichtes Textmaterial, wie das Kriegstagebuch aus dem Jahr 1945. Vor allem in den letzten Jahren wenig beachtete Aspekte von Bachmanns Werk werden in der multimedial aufbereiteten Ausstellung ins Zentrum gerückt, die zugleich eine Einführung in Leben und Werk der Schriftstellerin darstellt. Die internationale Wanderausstellung zeigt nicht nur unveröffentlichte Texte, sondern auch bisher der Öffentlichkeit vorenthaltene Fotos und teilweise noch nicht gesendete Original-Tonbandaufnahmen aus dem Nachlass Bachmanns. Das letzte Filmporträt der 1973 verstorbenen Autorin, das von Gerda Haller noch im selben Jahr in Rom gedreht wurde, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen: Eine Art Testament der Dichterin, in dem sie die fortwährende Kriegs- und Gewaltgeschichte unserer Gesellschaft verurteilt. Bachmanns Schreiben gegen den Krieg setzte mit der 1943 entstandenen Erzählung „Das Honditschkreuz“ ein. DF Alpen-Adria-Galerie, Theaterplatz 3, 9020 Klagenfurt, 17.06.-17.07., Di- Fr 10-19 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr, T. 0463/537-545, http://www.stadtgalerie.net
30 an.schlägejuli august 2004
deutschland
Frauenmusikfestival Zum bereits achten Mal findet vom 23. bis 25. Juli das Interkulturelle Frauenmusikfestival im Hunsrück statt. Die Geschichte des Festivals, bei dem ausschließlich Frauen auftreten und Frauen eingeladen sind, reicht zurück bis ins Jahr 1994. Das erste Event war noch ein musikalisches Ereignis von und für Lesben, mittlerweile ist das Festival zum allgemeinen Großereignis mit Auftritten internationaler Künstlerinnen gewachsen. Um auch Frauen aus den Nachbarländern zu erreichen, wird das Programm in möglichst viele Sprachen übersetzt, Dolmetscherinnen (auch in Gebärdensprache) sind bei den Infostellen vor Ort. Das Veranstaltungsgelände ist auf einer „idyllischen Wiese“ gelegen – mit Platz zum Zelten, inklusive Kunsthandwerkmarkt und Raum für Begegnungen. Überhaupt legen die Veranstalterinnen vom Verein „Interkulturelles Frauenmusikfestival im Hunsrück“ viel Wert auf Begegnung und Kommunikation: Zwischen den Kulturen, Religionen, Weltanschauungen, sozialen Schichten, zwischen Stadt und Land, zwischen Frauen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensrealitäten. Das Veranstaltungszelt ist mit berollbarem
an.risskultur Holzboden ausgestattet. Außerdem können Falt-Rollis ausgeliehen werden und vom Haustierverbot auf dem Gelände sind Blindenhunde selbstverständlich ausgenommen. Die Eintrittspreise sind nach Einkommen (Selbsteinschätzung) gestaffelt und Karten können über die Homepage bestellt werden. Frau kann den Eintritt auch anders erwerben: Über stundenweise Mitarbeit vor, während oder nach dem Festival. Infos dazu gibt es auch bei den Veranstalterinnen. GaH
heim.spiel
Fo t o : I m Pu l s Ta n z
http://www.frauenmusikfestival.de, T. 0049/6763/96 03 23
Eva Steinheimer festival
Chinesische Frauenpower Zwischen Showgirl, Barmädchen und Masseuse: Die Rolle der Frau im heutigen China ist nach wie vor vielfach die eines Bedarfsartikels. Im Rahmen des ImPulsTanz Festivals gastiert die chinesische Choreografin Wen Hui gemeinsam mit dem Filmemacher Wu Wenguan und dem Living Dance Studio am 4. und 7. August in Wien und geht in ihrer Performance dem Status der chinesischen Frauen nach, die in einer männerdominierten Umwelt leben. Für ihren „Report of Giving Birth“ interviewte die Künstlerin Fabriksarbeiterinnen, Doktorinnen, Journalistinnen und auch ihre eigene Mutter. So will sie dem Erlebnis Geburt nachspüren. „Report on The Body“ hingegen erkundet in einer Multi-Media-Performance die Beziehung chinesischer Frauen zu ihrem Körper und beschäftigt sich auch mit widersprüchlichen Botschaften und fehlender Aufklärung an und für Frauen und zieht Verbindungen zu vergangenen Bräuchen wie Fuß- oder Brustverbänden. Das Living Dance Studio wurde 1994 in China gegründet und darf bis zum heutigen Tag nicht öffentlich im Land auftreten. OBA ImPulsTanz, Vienna International Dance Festival, 8. Juli - 8. August 2004, Info: T. 01/523 55 58. http://www.impulstanz.com
schreibwettbewerb
SchwarzAufWeiß „Was sich Frauen trauen“ lautet das Motto des zweiten Schreibwettbewerbs im Frauentreff Rohrbach. Mädchen und Frauen, die zu diesem Satz jede Menge Stoff haben, können bis zum 21. Oktober ihre Lyrik, Prosa oder experimentelle Literatur einreichen. Die Arbeiten müssen unveröffentlicht sein, „professionelle Autorinnen“ sind von der Teilnahme ausgenommen. Prosa-Auszüge und Kurzgeschichten sollten mindestens vier bis höchstens zehn Seiten lang sein. Bei Gedichten sollten es mindestens fünf bis höchstens fünfzehn Stück sein. Viel Glück! GaH
Familienfest Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
Meine Anverwandten väterlicherseits sehen wir zwar selten, aber wenn, dann sind es immer (be)rauschende Feste. Diesmal hat sich einer meiner Onkel (wieder)verheiratet und anlässlich dessen eine Gartenparty veranstaltet. Für Lenni die erste Gelegenheit, den Clan, mit dem er den Nachnamen teilt, kennen zu lernen. Beim Aussteigen dann der erste Schock für uns Eltern: Im Garten des Onkels prangt ein funkelnagelneuer, absolut kinderunsicherer Pool. Für Lenni beim Betreten des Gartens eine freudige Überraschung: „Bad’n!!“. Aber das Wetter lässt das nicht zu. Vielmehr beginnt es etwas später zu regnen und Lenni wird in Gummistiefel, Gatschhose und Regenjacke verpackt. Ich könnte mich in der Aufmachung ja kaum mehr fortbewegen, Lenni behindert sie aber gar nicht. Etwas skeptisch ist er schon bei den vielen Leuten, aber g’schreckt ist er nun wieder überhaupt nicht. Die Braut ist ihm gleich sympathisch, möglicherweise weil sie „Buletten“ und Würstel verwaltet. Zum Bräutigam fasst er erst später Zutrauen, als ihn dieser auf seinem „Brmm-Brmm“ (Motorrad) probesitzen lässt. Die meiste Zeit aber ist er unterwegs. Der Pool wird beharrlich umrundet – vielleicht darf er doch noch rein. Die steile Blumenwiese hinterm Haus wird genauestens erkundet, auch wenn die jeweilige Begleitperson Schwierigkeiten hat, in der klatschnassen Wiese nicht auszurutschen. Zwischendurch geht’s zum Almdudlertrinken und Soletti-Schnorren. An letzteren ist aber auch der große, schwarze Hund meines anderen Onkels interessiert. Zum Glück hab ich meine Hundeangst mittlerweile ganz gut unter Kontrolle, einen kleinen Aussetzer macht mein Herz aber schon, als der Hund dem um einen Kopf kleineren Lenni als Dank für den Soletti-Leckerbissen über die Wange schleckt. Zum Tratschen mit den Verwandten kommen wir nur wenig – was manchmal auch kein Schaden ist – wenn wir aber mal eine Verschnaufpause einlegen können, fragt man uns sofort: „Wird der nicht müde? Schläft der nicht mehr am Nachmittag?“ Die Antwort ist ganz einfach: „Nein! Nicht wenn Würstel, Pools und Hunde in der Nähe sind!“
Infos: Frauentreff Rohrbach, Stadtplatz 16/2, 4150 Rohrbach, T. 07289/6655, http://www.frauentreff-rohrbach.at
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Fo t o s : G a b i H o ra k
milenatalks
Frauen-Medien-Netzwerke Journalistinnen und Frauen als Thema in Medien standen im Mittelpunkt des vierten milena.talks. Reflexionen über Geleistetes und Wünsche für die Zukunft sammelten Gabi Horak und Bettina Surtmann Das jüngste Projekt auf der milena-Homepage ist die Journalistinnen- und Mediendatenbank „milena.media“, die grenzüberschreitende, feministische und frauenspezifische Medienberichterstattung fördern will. Wie es um Frauenorganisationen und -projekte in den neuen EU-Ländern und in Österreich bestellt ist, welche unterschiedlichen Facetten feministische Medienarbeit hat und welche Anforderungen an (Journalistinnen)Netzwerke gestellt werden – dies und mehr wurde am 6. Juni beim vierten milena.talk in Wien zur Diskussion gestellt. Journalistinnen und Aktivistinnen aus Österreich, Kroatien, Ungarn, Slowenien, der Tschechischen Republik und der Slowakei waren der Einladung des milena Netzwerkes gefolgt, um in zwei Podiumsdiskussionen über feministische Medienarbeit in den einzelnen Ländern zu sprechen. Frauenthemen. Die Themen, innerhalb derer Frauen in den Medien vorkommen, sind alles andere als vielfältig. „Gewalt gegen Frauen, Frauenhandel, Prostitution“, zählt Djurdja Knezevic vom Dokumentationszentrum „Women’s Infoteka“ in Zagreb auf. Viele andere Themen fehlen, wie die gesell32 an.schlägejuli august 2004
schaftlichen Strukturen, die Frauen systematisch ausgrenzen und unsichtbar machen, strukturelle Gewalt oder Diskriminierung am Arbeitsplatz. Knezevic kritisiert, dass diese „Ghettoisierung von Frauenthemen“ ein demokratisches Defizit darstelle, welches aufgezeigt werden müsse. Vor dieser einseitigen Thematisierung seien auch Frauenorganisationen nicht gefeit, ergänzt Jana Cvikova vom Bildungs- und Informationszentrum „Aspekt“ in Bratislava: Wenn sie sich beispielsweise „gegenseitig eine Werteskala aufzwingen“, bei der Gewalt an Frauen weit vor anderen „gendersensiblen“ Themen rangiert. Andererseits dient die Beschäftigung mit öffentlichkeitswirksamen Fragestellungen als Aufhänger für weiterführende Initiativen, in denen viel Aufklärungsarbeit betrieben wird. Feministische Medienarbeit ist sehr beweglich, wie die Geschichte der Zeitschrift „Aspekt“ zeigt, die anfänglich als reine Literaturzeitschrift konzipiert war, mittlerweile jedoch eine Plattform geschaffen hat, in der die verschiedensten Themen zur Diskussion gestellt werden. Gegen den diskriminierenden Diskurs in Medien über Gewalt gegen Frauen in der Slowakei, wurde eine gemeinsame Sensibilisierungskampagne mehre-
rer Frauenorganisationen gestartet, die spürbare Erfolge hatte. Die politischen Umwälzungen in den österreichischen NachbarInnenländern gaben und geben genug Stoff für Berichte, die Frauen unmittelbar (be)treffen. In der Slowakei wurde etwa das Recht auf Abtreibung von der Regierung in Frage gestellt, woraufhin Frauenorganisationen aktiv wurden. Damit solche Auseinandersetzungen aber auch in den Medien vorkommen, bedarf es allerdings oft eines sensationellen Designs, sind einige Podiumsteilnehmerinnen der Ansicht. Katerina Krausova von der Tschechischen Presse Agentur in Prag beklagt den „Druck der Boulevardisierung“ und sieht ihre innerhalb der Agentur schon hart erkämpften Themen dann auch selten in den Medien. Ihre Position als Journalistin, die feministische Themen eher deskriptiv einbringt, unterscheide sich auch deutlich von der einer feministischen Aktivistin. Diese Differenzierung wirft die Frage auf: Was ist feministischer Journalismus und gibt es einen solchen überhaupt, wenn dahinter nicht (politischer) Wille zur Veränderung steht? An diesem Punkt der Debatte wird deutlich, wie unterschiedlich die Zugänge zu Medienarbeit sind
talksmilena
der Natur der Medien“, glaubt Patricia Margit von der „Women’s Media Lobby“ in Ungarn, wo interessanterweise mehr Journalistinnen als Journalisten ihrem Beruf nachgehen. Die ChefredakteursSessel sind aber auch in Ungarn fest in männlicher Hand. Margit berichtet von der vor einigen Jahren erfolgreich durchgeführten Aktion „Women Made the News“: Einen Tag lang nahmen Journalistinnen in den Chefsesseln Platz und gestalteten die Abendausgaben bzw. einzelne Nachrichtensendungen. Über dreißig Medien nahmen an der Aktion teil und „das Publikum liebte es“, erzählt Patricia Margit. Brigitte Feministische Journalistinnen. Nicht nur in Handlos vom österreichischen FrauenÖsterreich kämpfen Journalistinnen darum, dass ihre kritischen Beiträge an- netzwerk Medien hat erlebt, wie ein genommen und veröffentlicht werden – ähnlich angelegtes Projekt in Wien gescheitert ist, weil sich eine starke Grupnach jahrelanger Lobbyarbeit, ständipe von Frauen dagegen positioniert gem Improvisieren und oft ohne Anerhatte. Sie weigerten sich, für einen Tag kennung. Unweigerlich stellt sich die im Jahr News zu machen, um die restliFrage, ob es nicht einfacher wäre, die chen 364 Tage wieder in der Versenkung Karriere nach anderen als den eigenen Wertmaßstäben zu gestalten. Doch der zu verschwinden. Fehlendes Lobbying Wille zum feministischen Paradigmen- sei die Ursache des Scheiterns gewesen, wechsel ist glücklicherweise stärker. Be- glaubt Handlos. Die vielfältigen Ansichten und Strategien im Kampf um Frausonders wichtig erscheint deshalb die Vernetzung über Ländergrenzen hinaus, enrechte und -sichtbarkeit unter einen wo Ressourcen gebündelt werden kön- Hut zu bringen, ist wohl eine der wichtigsten Herausforderungen des Netznen. Auch kontinuierliche Zusammenarbeit mit einzelnen Medien kann femi- werkens. nistischen Initiativen mehr Sichtbarkeit bringen. So erzählt Jana Cvikova von Netzwerke. Viele Kooperationen und „Aspekt“ über durchwegs positive ErNetzwerke von Journalistinnen, Medien fahrungen in der Zusammenarbeit mit und feministischen Initiativen entstandem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den themenbezogen und waren nicht der Slowakei. auf eine gemeinsame Strategie ausgeIn der Tschechischen Republik sei legt. Die Erfahrungen mit Netzwerken frau als Feministin „stigmatisiert“, sind deshalb sehr unterschiedlich. Nemeint hingegen Katerina Krausova. venka Sudar, Initiatorin des einzigen Neue Themen in den Medien unterzuzweisprachigen Frauen-Online-Magabringen sei sehr schwierig. „Das liegt in zins „Crow“ in Slowenien, hat oft genug
und wie unterschiedlich der Anspruch an die eigene Arbeit definiert wird. Auch Petra Stuiber, in Österreich und Deutschland tätige Journalistin, ist der Ansicht, Journalistinnen hätten nicht die Aufgabe, feministische Politik zu machen. Uneingeschränkter Konsens besteht wiederum bei der Betrachtung der EU-Institutionen: männliche Hegemonie und konservative heterosexuelle Normen herrschen dort vor, wo wichtige politische Weichenstellungen für die europäische Zukunft getroffen werden.
erlebt, wie Netzwerke sterben „sobald das Geld ausgeht“. Auch Brigitte Handlos ist der Meinung, dass es eine Gruppe von Akteurinnen geben muss, die die administrative und organisatorische Arbeit machen, um ein Netzwerk am Leben zu halten. Daniela Yeoh, Redakteurin von diestandard.at bestätigt:„Das Frauennetzwerk Medien funktioniert vor allem deshalb, weil es dort einige sehr engagierte Frauen gibt, die sehr aktiv sind.“ Doch nicht nur wie ein Netzwerk funktioniert ist entscheidend, sondern auch wie es sich auf Medien bezieht. In Ungarn etwa hat sich die Medienlandschaft und deren Inhalte in den letzten zehn Jahren stark verändert. Patricia Margit führt das darauf zurück, dass sich die KonsumentInnen verändert haben und andere Ansprüche an Medien stellen. Durch die Privatisierung von Medienunternehmen hat sich der Fokus auf einzelne Themenbereiche verstärkt, beobachtet Nevenka Sudar. Deshalb sei unabhängiges Arbeiten, Autonomie für Journalistinnen von besonderer Bedeutung, wenn sie sich für Frauenthemen engagieren. Die Teilnehmerinnen am milena.talk sind sich über die meisten der Herausforderungen an (feministische) Journalistinnen einig: sich nicht aufzwingen lassen, worüber frau schreibt; den Mut haben, über Frauenprobleme zu berichten; danach fragen, warum es nur wenige Frauen in Entscheidungspositionen schaffen und welche feministischen Formen von traditionellen Medien akzeptiert werden und warum. Die Vielfältigkeit der Veranstaltung sollte ein Ansporn sein für die spannenden Diskussionen der Zukunft. ❚
Teilnehmerinnen im Gespräch (von links nach rechts):
Djurdja Knezecvic, Suzanna Tratnik und Nevenka Sudar, Sabine Kienzer (Koordination), Patricia Margit, Andrea Scheutz und Daniele Yeoh, Katerina Krausova
Links: Milena: http://www.milena.at
Aspekt: http://www.aspekt.sk
Frauennetzwerk-Medien: http://www.frauennetzwerk.at
Tschechische Presse Agentur: http://www.ctk.cz
dieStandard: http://diestandard.at
Crow: http://www.crowmagazine.com
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Fo t o : C l a u d i a R a t h p r i v a t
interviewclaudia rath
End of Midland? Claudia Rath legte mit der „Reise nach Yandrala“ den (vorerst?) letzten Teil der Fantasy-Serie rund um Midland vor. Mit Michaela Hafner sprach sie über den Anfang von Midland, eine Welt ohne Männer und das schwierige Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen Anfang Juni war die deutsche Erfolgsschriftstellerin Claudia Rath in der Wiener Buchhandlung Frauenzimmer zu Gast und las aus ihrer aktuellen Neuerscheinung im Milena Verlag. Michaela Hafner, einst selbst Praktikantin bei Milena und quasi „Mitentdeckerin“ der Autorin, lies sich die Chance auf ein Interview nicht entgehen.
an.schläge: Wie schwierig war es, die Figuren, das Land loszulassen? Claudia Rath: Midland ist nicht nur für mich, sondern hoffentlich für viele Fans ein Land, in dem sie auch in Zu34 an.schlägejuli august 2004
kunft gern in Gedanken umherstreifen. Vielleicht werden alle, die es möchten, dort wiedergeboren, wer weiß? Nein, ich kann nicht mehr loslassen. Ich sehe Midland schon viel zu lange. Es ist zu einem Teil von mir geworden. Wie ein weit entferntes Zuhause, nach dem ich Sehnsucht habe, selbst wenn ich auf Worraks z.B. gut verzichten könnte. Wann war das Midland-Universum erstmals da? Ich habe bereits als Kind erste Bilder von Midland vor mir gesehen. Richtig deutlich wurden sie allerdings erst später. Als ganz junge Frau zeichnete ich bereits die Landkarte einer phanta-
stischen Welt, in der z.B. ein Wald von Rendell vorkam oder die Feste Kareb Solto existierte. Ich wusste, wie es dort aussah. Aber alles war ganz schemenhaft. Es hat viele Jahre gedauert, bis die Midland-Welt zu dem geworden ist, was sie heute ausmacht. Sie ist gewachsen, wie die Wesch, der Weltenbaum, weitverzweigt, immer wieder aus neuen Trieben Leben entfaltend. Hast du früher viel Fantasy-Literatur gelesen? Nein, kaum, abgesehen von einigen wenigen Standard-Werken. Ich bin ein absoluter Klassik-Fan und die „Frau fürs Angestaubte“ in Bücherregalen. Als Kind
claudia rathinterview wurde ich jedoch mit Märchen aus aller Welt „gefüttert“ und es hat mich damals schon geärgert, dass die Frauenrollen meist doch eher eingeschränkt sind. Woher kommt das Interesse für das Genre Fantasy? Midland zu be-schreiben, anzusehen, wie es wuchs, entstand aus der Notwendigkeit, mir eine Zuflucht zu suchen, aus dem Wunsch, eine Welt zu entdecken, in der ich mich mehr zuhause fühlen konnte als in der realen. Darüber hinaus bietet Fantasy die Chance, in Welten unbegrenzter Möglichkeiten vorzustoßen. Das ist wunderbar, sehr befreiend. Welche Figur war zuerst da? Wie behältst du den Überblick über die vielen Protagonistinnen? Die Gundlberger Dorfgemeinschaft war zuerst vorhanden. Im Grunde sind sie für mich so deutlich wie Freundinnen. Ich könnte also jetzt rasch mal eben nachsehen, was gerade in Gundlberg so vor sich geht: Swirk ist damit beschäftigt, einen Nagel aus der Sohle ihres Schuhs zu ziehen. Ekim regt sich über den Pferdemist vor dem „Goldenen Glas“ auf, und da hinten die Frau, die den Karren mit frisch gemähtem Gras zieht … mmhm … die kenne ich noch gar nicht. Mal sehen… So in etwa läuft es. Es kamen immer mehr Frauen dazu. Ich kenne sie alle. Ich kenne ihre Mädchenzeit, ich weiß, wie ihre Mütter aussehen, ich weiß, was sie essen, wovon sie träumen – aber nur, wenn sie bereit sind, es mir zu erzählen. Ich möchte nicht indiskret sein. Swirk und Ekim und noch einige andere hatten anfangs Vorbilder in meinem Freundinnenkreis. Aber die fiktiven Personen haben sehr schnell damit angefangen, ein Eigenleben zu entwickeln. Wie stehst du zu Magie und Esoterik? Frau gewinnt den Eindruck, dass du dich ein bisschen lustig darüber machst… Ja, ein bisschen schon. Manches finde ich spannend, aber einiges kann ich einfach nicht ernst nehmen. Bei Sektiererei, Dogmatismus, Intoleranz hört der Spaß auf: Wenn z.B. das allein glücklich machende Seminar bei Guru XY irgendeiner armen Seele angedreht wird, die anschließend reif für die Psychotherapie ist, oder wenn es darum geht, einfach nur Geld zu verdienen, ohne auch nur die Spur an tatsächlichem Wissen
um die ganzheitlichen Zusammenhänge zu haben. Mit Magie, mit wirklicher Magie hat das ganze absolut nichts zu tun. Magie wirkt nämlich tatsächlich! Und es ist kein Agnihotra- oder sonstwie geartetes Equipment notwendig, um sich in anderen Dimensionen Gehör zu verschaffen. (lacht) In Midland geht es viel um innere und äußere Reisen – wohin reist du am liebsten? Innerlich nach Midland. Äußerlich... Ich liebe Landschaften, in denen ich das Gefühl habe, allein sein zu können. Wirklich weitab sein von menschlichen Stimmen, menschlichen Randgeräuschen, das ist ein schönes Gefühl. Ich liebe das Meer, einsame Strände. Ich liebe tiefe Wälder, alles, was weitestgehend unberührt ist von menschlichen Spuren. Kannst du dir persönlich eine Welt ohne Männer vorstellen? Deswegen existiert Midland. (grinst) Was hat dich bewogen, einen Roman („Geheime Geschichte“) zu schreiben – wirst du in Zukunft mehr in diese Richtung gehen? Gibt es auch Angst, dass du einen Stempel aufgedrückt bekommst à la „das ist die Midland-Autorin“? Nein, nein, die Angst vor Stempeln ist es nicht. Ich kann gar nicht anders, ich schreibe immer genau das, was gerade „dran“ ist, nämlich genau das, was ich meine, jetzt und hier schreiben zu müssen. Wie bist du an das Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen, um das es in der „Geheimen Geschichte“ geht, herangegangen – mit Literatur, hast du Gespräche mit Betroffenen geführt? Ich hatte Kontakt mit Frauen, die in Gewaltbeziehungen gelebt haben. Warum wurde das Thema bisher so selten aufgegriffen, ja geradezu tabuisiert? Ich habe noch die Zeiten erlebt, in denen es weniger selbstverständlich war, offen lesbisch zu leben. Aber selbst heute noch werden Schwule und Lesben von Gewalt bedroht, mit gesellschaftlicher Missachtung gestraft. Sie genießen immer noch nicht die gleichen Rechte wie Heterosexuelle. Angehörige einer Gruppierung, die von außen im weitesten Sinne „bedroht“ werden, entwickeln oft eine Art Schutzmechanismus nach innen. „Nestbeschmutzung“ wird nicht gedul-
det. Das Leben ist ohnehin schon schwierig genug. Tagtäglich erfährst du, je nachdem wo und wie du lesbisch lebst, Ablehnung, möglicherweise selbst Gewalt, psychischer oder physischer Art. Da stellst du dich nicht einfach hin und rufst der breiten Masse zu:„Einige von uns wenden Gewalt in Beziehungen an.“ Wie verhält es sich, wenn eine überzeugte Feministin dazu neigt, möglicherweise selbst erlebte Gewaltmuster aus der Kindheit in die Kommunikation mit ihrer Partnerin einzubringen? Wohin soll ihre Freundin gehen, wohin soll sie selbst sich wenden? An die Frauengruppe, in der sie beide aktiv sind? Lange bekannt als wahnsinnig autonom, unabhängig ...Vor wem sich öffnen? Da stürzen Welten zusammen. Angst, Scham spielen eine Rolle, vielleicht sogar noch mehr als in heterosexuellen Zusammenhängen, denn die Community ist klein. Unzählig sind zu dieser Frage mögliche Antwort-Ansatzpunkte. Fest steht, dass umgedacht werden muss. Opferarbeit kann z.B. nie ohne Täterinnenarbeit funktionieren. Die Beziehungsarbeit innerhalb einer Gewaltkonstellation muss systemisch erfolgen.Wir sollten ein wenig achtsamer sein, dürfen die Problematik in Zukunft nicht mehr völlig ausklammern. In Betracht ziehen sollten wir besonders den psychischen Aspekt von unterdrückenden Gewaltbeziehungen. Was bedeutet es, in einem Frauenverlag zu publizieren? Ist das eine politische Entscheidung, hast du das erste Midland-Manuskript nur an Frauenverlage geschickt? Es ist prinzipiell sehr, sehr schwierig, als absolute Newcomerin ein Manuskript in einem Verlag unterzubringen. Ich habe es nicht ausschließlich in Frauenverlagen versucht, sondern im Vorfeld auch bei anderen. Einige haben mir abgesagt, weil es ihrer Ansicht nach zweimal ein Special in sich trägt: einmal das Genre Fantasy, zum anderen Frauenliteratur. Über die Autorin Mirjam Müntefering, mit der ich befreundet bin, erfuhr ich vom Milena Verlag. Und die Frauen dort haben sich damals glücklicherweise recht schnell für eine Veröffentlichung entschieden. Woran arbeitest du im Moment? Ich arbeite momentan an einem neuen, sehr interessanten Buchprojekt. Aber ich will und kann darüber zur Zeit noch nichts verraten. ❚
Der sechste und letzte Band der Midland-Saga ist, wie alle anderen auch, im Milena Verlag erschienen:
Claudia Rath: Reise nach Yandrala. Wien, Milena Verlag, 2004, 520 S., EUR 19,90 (Ö), ISBN 3-85286-122-5
Links: Milena Verlag: http://www.milena-verlag.at Midland im Internet: http://www.midland-saga.de/
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Fo t o : E . K n a a c k
sisimuseum
Unforgetable Sisi Das seit 24. April 2004 geöffnete Sisi-Museum wartet mit einer teilweise abenteuerlichen Schau über das Leben der Kaiserin auf. Daniela Fohn begab sich auf eine Zeitreise
Hofburg – Kaiserappartements – Sisi Museum – Silberkammer. Öffnungszeiten im Juli und August: täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr (Kassaschluss 17.00 Uhr, Sonderführungen auf Anfrage auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich) T. 01/533 75 70 http://www.hofburg-wien.at
36 an.schlägejuli august 2004
Hätte Elisabeth I., Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, einst geahnt, dass ihr Jahrzehnte nach ihrem gewaltsamen Ende ein Gedenkmuseum ausgerechnet in der Wiener Hofburg, an dem Ort, den sie zu Lebzeiten am meisten gehasst hatte, errichtet werden würde? Dass Tausende „Gaffer“, die Elisabeth so entschieden ablehnt hatte, für Geld ihre persönlichsten Dinge beäugen würden? Begeben wir uns dennoch auf die Spuren der „historischen“ Elisabeth, wie der informative Audioguide, der preislich in der Eintrittskarte inkludiert ist, aufhorchen lässt.
Überraschung. So klischeebeladen das Sisi-Museum – trotz aufwendiger Belüftungssysteme übrigens nichts für kreislaufschwache Menschen – in seiner Grundstruktur auch sein mag, bietet der erste Raum zumindest einen theatralischen Überraschungseffekt: Gleich nach Betreten durch den schweren Vorhang sehen wir uns nicht Elisabeths Taufkleid, sondern ihrer Totenmaske gegenüber. Danach reihen sich Zeitungsartikel zum Tode der Monarchin an Gedenkmünzen und -häferln. Es werden Entwürfe zu einem Gedenkstättenwettbewerb der Kronländer, ein Fortsetzungsroman anno 1933 und Filmausschnitte aus Romy Schneiders sich le-
benslang rächender Schicksalstrilogie „Sissi“ I-III gezeigt – die üblichen Verdächtigen eben. Allerdings hatte die „historische Sisi“ mit diesen nachträglich romantisierenden Verklärungen ihrer Person nur wenig zu tun. Zu Lebzeiten war Elisabeth ihrer ewigen Fluchten, Reisen, Krankheiten, Befindlichkeitsstörungen sowie der Vernachlässigung der treusorgenden Gattinnen- und Regentinnenpflichten wegen im Volk und bei Hofe eher wenig geschätzt. Disney. Ausgehend von der Hochzeit der 16-jährigen Wittelsbacherin mit ihrem Cousin Kaiser Franz Joseph I. von Öster-
museumsisi reich am 24. April 1854, beginnen wir im dritten Raum endgültig mit der „historisch“ chronologischen Spurensuche und erfahren, dass die süße kleine, ein bisserl melancholische Elisabeth für den jungen, von den Nachwirkungen der 1848er Revolutionen schwer geprüften Kaiser wahrlich eine erfrischende Abwechslung bedeutete. Die bereits arrangierten Heiratspläne mit Sisis älterer Schwester Nene wurden dadurch zunichte gemacht. Ein sanfter Duft von Disneyzuckerstangenatmosphäre beginnt die Nase zu umschmeicheln, während Polterabendkleid, Diamantstern- und Juwelrepliken vor verschiedenen Sisi- und Franz Joseph Porträts des Hofmalers Franz Xaver Winterhalter an uns vorüberziehen. Ungarn. Der Ausgleich mit Ungarn 1867 wird in der Ausstellung zum Emanzipationsbeweis der jungen, nun zu voller Schönheit erblühten Monarchin. Immerhin überragte sie den Kaiser nach Ende der Pubertät größenmäßig doch um ein beträchtliches Stück und schreckte angeblich nicht davor zurück, ihre körperlichen Vorzüge bei der Durchsetzung ihrer Forderungen – auch in der Ungarnfrage – geschickt einzusetzen. Wie weit Elisabeth, deren Liebe für Ungarn wohl auch aus einer Oppositionshaltung zum Wiener Hof heraus entbrannte, auf den Einzug des Doppeladlers im Habsburgischen Horst tatsächlich Einfluss nehmen konnte, sei dahingestellt. In dieser Angelegenheit wird auch gerne vergessen, dass das dualistische Österreich-Ungarn vielen Volksgruppen der Donaumonarchie (vor allem SlawInnen) nicht gerade zum Vorteil gereichte.
dernswert auch ihre unglaubliche Taille von 51 cm.(...) Zusätzlich probiert Elisabeth die verschiedensten Diäten, um schlank zu bleiben. (...) Übertrieben sind allerdings die Gerüchte, Elisabeth hätte sich von rohem Fleischsaft ernährt. Die rohen Kalbsschlögel wurden mit Entenpressen ausgepresst und dieser Fleischsaft gewürzt und abgekocht, bevor ihn Elisabeth trank. Ebenfalls ins Reich der Legenden muss verwiesen werden, dass Elisabeth ständig hungerte, um schlank zu bleiben. Rechnungen aus den verschiedensten Konditoreien zeigen, dass Elisabeth vor allem gerne Konfekt und Gefrorenes naschte.“ Fast vorsätzlich scheinen die OrganisatorInnen der Ausstellung Sisis offensichtliche Anzeichen einer Essstörung herunterzuspielen. Eine, in Zeiten ständig steigender Zahlen bulimiekranker und magersüchtiger Jugendlicher, erstaunliche Haltung.
Tragisch? Die übrigen Räume des Museums beherbergen noch einen naturgetreuen Nachbau von Sisis Reisezugwagoneinrichtung, zahlreiche Gedichte aus der Hobbyfeder der menschenscheuen Heinrich Heine-Jüngerin und die Feile, mit welcher der italienische Anarchist Luigi Lucheni am 10.9.1898 in Genf das tödliche Attentat auf die Kaiserin verübte. Freilich verlief Elisabeths Leben nicht untragisch. Unglücklich in ihrem „goldenen Käfig“ bei Hofe, floh sie ihr Leben lang vor ihren Pflichten und Aufgaben um die halbe Welt in immer neue Länder und Neurosen. Sie setzte in vielen Dingen ihren Willen durch, wie kaum eine Monarchin zuvor. Allerdings ging es fast ausschließlich um rein persönliche Dinge. Figur. Im Raum um den Schönheitskult Dass man sie deshalb als „emanzider Kaiserin wird es abenteuerlich. Die piert“ bezeichnen kann, scheint übertrieben. Sie war eine oft depressive, Monarchin, ihrer kühnen Reitkünste kapriziöse Frau, die, so – paradox das wegen europaweit berühmt, hatte klingen mag – Glück hatte, eine Kaisenach der Geburt ihrer Kinder begonnen, mehr als zuträglich auf ihre Figur rin zu sein. Viele Frauen in ihrer und auch in heutiger Zeit befanden und zu achten. Dazu stieg sie täglich auf befinden sich in ganz anderen häuslidie Waage und ließ ihren ganzen Körper vermessen. Absurde Diäten, exzes- chen Gefängnissen, ohne die materiellen und gesellschaftlichen Möglichkeisiver Sport und Kreislaufschwächen zählten zum Grundprogramm. Der Au- ten für eine Flucht. Doch die Vorstellung von der schödiotext nimmt sich dieses Problems von einer erfrischend unbeschwerten nen, unglücklichen Monarchin bedient Seite her an: „Sie war 172 cm groß und eben noch immer die romantischen Gefühlswelten der Menschen. ❚ wog zwischen 45 und 47 Kilo. Bewun-
lesben.nest
Ursula Raberger
Baba und G’day Der Sommer ist endlich da. Das wurde langsam auch Zeit, weil immer in Wolldecken eingewickelt zu Hause rumlungern ist nun wirklich nicht Kims Lieblingsbeschäftigung. Höchst passend hinzu kam noch der Umstand, dass sie ihren Geburtstag zu feiern hatte (der wievielte sei dahingestellt). „Ich werd’ langsam alt, Sister. Der Zahn der Zeit nagt an mir“, wimmerte das Geburtstagskind Cori ins Telefon. „Geh, jetzt werd’ amol net sentimental, bist jo koa alte Schachtl!“ erwiderte Cori hörbar genervt, aber mit einer Idee im Hinterkopf. Geplant war nämlich ein Überraschungsfest zu Ehren des Geburtstagskindes. Und hätte Kim gewusst, was Cori, Zoe und wie sie alle heißen, vorhatten, sie hätte die Flucht ergriffen. Frau hatte schlechte Erfahrungen mit Überraschungen. Schon alleine beim Gedanken an ihren jugendlichen 16. Geburtstag, an dem sie von Freunden einen Stripper mit Stringtanga geschenkt bekam, ließ sie erzittern. Schlimmer kann es wohl nicht werden, dachte sich Kim, und fand den Gedanken an ein eventuell geplantes Fest gar nicht so schlecht, denn sie musste ihren Freunden eine wichtige Entscheidung mitteilen. Am Abend trafen sich alle Gratulanten in einem gemütlichen Lokal im 6. Bezirk. Die große Torte samt „einigen“ Kerzen fehlte auch nicht. Cori gab ihr Bestes und quälte die E-Gitarre, Shi sang ein Chinesisches Ständchen und Sandra klopfte auf die Triangel. Alles war perfekt, nur Kim starrte bleich in die Runde. „Wos is los? Okchä, I hab a bisserl falsch g’spielt, aber...“ quasselte Cori. „Leute, ich mach einen Abflug...“ Alle schauten Kim erstaunt an. „Also ich mein’ wirklich weg. Nicht nur für eine Woche.“ Ratlose Blicke. „Ich hab mir gedacht, es passt ja auch...ich hab ein Zelt von euch gekriegt. Danke ... ich ... mein Flug geht übermorgen nach Sydney.“ Betrübtheit in der Runde. Doch Kim meinte, frau solle doch den Abschied feiern und nicht dem Vergangenen hinterher weinen. „Ich schreib euch auch ausführliche Berichte über die Frauen in Down Under, versprochen!“ Zwei Wochen später kam die erste Mail in Coris Postfach: „Desch gibt’s ja nit! Die Kim hat...“ Aber das ist eine andere Geschichte.
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an.klang
Nonnen und andere Geheimtipps Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst erfahren nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit. Eine kleine Hörhilfe von Regina Himmelbauer
Stadt Herne: „Tage Alter Musik“ Schäfer, Krebs: „AquaAngelusVox“ A. S. von Otter: „Watercolours“ H. Sanders-Brahms : „Tausendundeine Nacht“ K. Fossum: „Schwarze Sekunden“
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Schön, dass anscheinend die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen Festivals mit Musik von Frauen wahllos Werke von Komponistinnen aneinander reihten, und die interpretatorische Qualität hinter einem frauenbezogenen Engagement zurückblieb. Denn der vier CDs umfassende Mitschnitt der „Tage Alter Musik“ in Herne, die sich vor zwei Jahren mit „Frauen in der Musik“ beschäftigten, zeigt zum einen eine interessante Zusammenstellung von Werken von Komponistinnen, beleuchtet aber auch exemplarisch die Rolle von musikbegeisterten Mäzeninnen. Zum anderen sind Ensembles zu hören, von denen bereits einige Einspielungen vorliegen und die damit nachvollziehbar ihren künstlerischen Rang belegt haben, wie z.B. das Ensemble Discantus unter der Leitung von Brigitte Lesne, oder die Capella Artemisia unter Candace Smith. Der Bogen spannt sich von der schillernden Eleonore von Aquitanien (12. Jahrhundert) bis hin zu einem Ausschnitt aus der Amazonen-Oper „Talestri, Regina delle Amazzoni“ von Maria Antonia Walpurgis (17241780), von frühen mittelalterlichen Mariengesängen bis zu den Vespermusiken komponierender Nonnen. Eine abwechslungsreiche, klare Schwerpunkte setzende Zusammenstellung von Musik aus sieben Jahrhunderten. (Zu beziehen direkt bei der Stadt Herne – Fachbereich Kultur; 0049-2323-162839, e-Mail: heidrun.jungs@herne.de) Sabine Schäfer und Joachim Krebs vertieften sich in das Weltbild der Hil-
degard von Bingen. Daraus entstand „AquaAngelusVox“ (MDG 924 1254-5), ein – wie es das KünstlerInnenpaar selbst bezeichnet – „KlangErlebnisRaum“, eine Art akustisches Mandala, dessen Konzeption im Booklet auch aufgezeichnet und kurz beschrieben ist. Um das Responsorium „De Angelis“ herum, von dem immer wieder Ausschnitte durchzuhören sind, werden Tageszeiten symbolisiert, Wasserklänge (z.B. als Brunnen, Quelle, Regen oder Meer) und Vogelstimmen eingefügt. Wer eine Dolby Digital 5.1. Anlage ihr Eigen nennt oder gar über eine 2+2+2+ Mehrkanal-Wiedergabemöglichkeit verfügt, kann sich von den wandernden Klängen förmlich umspülen lassen. Möglich wird dies durch eine (reine Audio-)DVD, die es erlaubt, wesentlich mehr Daten zu speichern. Doch auch wer technisch nicht sehr hochgerüstet ist, kann sich ganz der musikalischen Meditation überlassen, denn eine beiliegende CD enthält die reduzierte Stereo-Version, deren Raumklang natürlich weniger eindrücklich ist. Die US-Amerikanerin Amy Beach (1867-1944) war, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend, mit Vorurteilen gegenüber komponierenden „Frauenzimmern“ konfrontiert, aber sie hatte das Glück, früh in ihrer musikalischen Begabung durch ihre Familie gefördert zu werden. Kammermusikalische Werke verschiedener Schaffensperioden sind jetzt auf einer CD (Chandos CHAN 10162) zusammengestellt. Es ist zu hof-
fen, dass diese Komponistin auch bei uns bald selbstverständlich zu den „Großen“ gehört. Liebhaberinnen klassischer Gesangskunst seien auf die neue CD der schwedischen Sängerin Anne Sofie von Otter verwiesen. „Watercolours. Swedish Songs“ (DG 474 700-2) enthält Lieder schwedischer Komponisten (leider aber nicht von Komponistinnen) v.a. der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zumeist recht melancholisch, wie man sich halt den Norden so vorstellt, farbenreich vorgetragen. Zum Abschluss noch Literatur zum Hören: Nun ist die vierte CD-Kassette der lustvoll-opulenten Hörspielfassung von „Tausendundeine Nacht“ („11. bis 14. Nacht“ / Hörverlag 3-89584-271-0) von Helma Sanders-Brahms erschienen. Und wie auch das nun erstmals nach der ältesten arabischen Handschrift von Claudia Ott ins Deutsche übertragene Buch „Tausendundeine Nacht“ (Verlag C.H.Beck) zeigt, bleibt es anscheinend den Frauen überlassen, dem vielfältigen Humor, erotischen Vergnügungen und fantastischen Zaubereien nachzuspüren und diese liebenswerten Geschichten von der bloßen harmlosen Kinderlektüre wiederum der Erwachsenenwelt zurückzugeben. Als Lesung zugänglich ist außerdem der beklemmende Roman „Schwarze Sekunden“ (Hörverlag 3-89940-319-3) von Karin Fossum. Ein fesselnder Krimi über die Suche nach einem verschwundenen Mädchen, aus wechselnden Perspektiven erzählt. ❚
lese.zeichen
Furien in Ferien Karin Ricks Lesbos-Roman ist die ideale Urlaubslektüre – an jedem Strand, aber besonders in Skala Eressos. Eine Empfehlung von Helga Pankratz
Der Plot ist gut. Das Buch ist spannend. Und das konkrete Ergebnis der kriminalistischen Aufklärung der blutigen Anschläge in Mitilini und Skala Eressos, die griechische Behörden und Lesbos-UrlauberInnen einige Sommerwochen lang beschäftigen, soll hier tunlichst nicht verraten werden. So viel vorab. Ein Sprengstoffanschlag beunruhigt die Tourismusbranche und ihre Kundschaft in Skala Eressos. Genau an der Grenze zwischen Nacktbade- und Textilstrand (mit anderen Worten: LesbianBeach und Kleinfamilien-Tummelplatz) hat ein nicht besonders großer, jedoch keineswegs harmloser Sprengkörper einen nicht zu übersehenden Krater gerissen. Aus Athen reist ein Ermittler der Bundesbehörden an, um den Anschlag mit ähnlichen Vorkommnissen in früheren Jahren zu vergleichen und die Täter zu überführen. Seine Recherchen in Sachen Bombenanschlag werden allerdings von anderen – blutigen – Attacken in den Hintergrund gedrängt. Denn seit seiner Ankunft am Airport von Mitilini werden fast täglich, anscheinend ausnahmslos, einheimische Männer brutal niedergestreckt. Der Ermittler vermutet Grundstücksspekulationen und wirtschaftlich motivierte Fehden zwischen den Ansässigen hinter den Attacken, Motive, die von der Aktenlage immer mehr erhärtet werden. Natürlich rätseln auch einige der lesbischen Touristinnen über die Ursachen der beunruhigenden Überfälle, deren Zeuginnen sie gelegentlich werden. Vor allem ein dektektivisch inter-
essiertes – und binnen kurzem miteinander kreuz und quer auch amourös verbandeltes – Fünferteam aus drei Wienerinnen und zwei Britinnen sammelt eifrig Fakten und stellt sich Fragen wie: Gibt es in Griechenland so etwas wie Vendetta? Und: Könnte der Attentäter vielleicht doch eine Frau sein? Jüngste Sprengstoffanschläge in Athen, die Bauskandale und Verunsicherungen im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004, ein EU-Europa, dessen viel beschworene Sicherheit und Stabilität auf eben so tönernen Beinen stehen wie seine von Wirtschaftsinteressen ganz in den Hintergrund gedrängten Werte Friede, Freiheit, Menschenrechte und Demokratie: Mit Sicherheit hatte die Autorin solche Dimensionen nicht vor Augen, als sie das ausgeklügelte und vielschichtige kleine Universum ihrer aus sonnigen Urlaubserinnerungen mit viel authentischem Lokalkolorit angereicherten Krimihandlung erfand. Sie wollte einfach ein gutes, intelligentes und mit Genuss zu lesendes Buch schreiben. Das hat sie auch getan. Und dennoch – der ganz reale zeitgeschichtliche Kontext, mit dem sich die – erfundene – literarische Handlung überschneidet, ist erschreckend stimmig: etwa wenn es dem Schengen-Abkommen spottende Sicherheitskontrollen auf dem Flughafen gibt und die Polizei in der Eskalation der Ereignisse auf dem Lesbenstrand eine Absperrung mit Nato-Draht errichtet, an dem sich prompt die Kinder deutscher UrlauberInnen vom „Familienstrand“ verletzen!
Karin Rick hat ihre bekannte Gabe, unangenehme Wahrheiten in einem leicht umgangssprachlich eingefärbten Plauderton mit sehr viel Witz und Ironie zu Papier zu bringen, wieder einmal voll entfaltet. So kommt es, dass ausgesprochen kritische Analysen vergnüglich zu lesen sind: Etwa die ökonomische Verortung von Skala Eressos als eine mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht erreichbare „Urlaubs-Pampa“, die zum Lesbenreservat wird, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis keiner anderen touristischen Zielgruppe genügt: weder Familien, noch SeniorInnen, und schon gar nicht den Ansprüchen der männlichen Gays. Oder in der Schilderung des Dorftyrannen Theofilos Valiakos, seines Zeichens Bürgermeister und zugleich Hotelbesitzer, ein leicht zwanzgsneurotischer, kleingeistiger, intriganter – und sowieso patriachaler – Armleuchter, der täglich den unmöglichen Spagat vollführt, die lesbischen Touristinnen kurzfristig finanziell zu melken und einen an kleinen und großen Schikanen reichen Kleinkrieg gegen sie zu führen, um mittelfristig die Insel von ihnen zu „säubern“. Ich möchte wetten, dass „Furien in Ferien“ mehr als einen Sommer lang auf der Bestsellerliste deutschsprachiger Lesbenliteratur zu finden sein wird. Mehr noch: Genau dieses Buch scheint prädestiniert dafür, bald auch in englischer und griechischer Übersetzung am Strand von Skala Eressos gelesen zu werden. ❚
Karin Rick: Furien in Ferien. Ein Lesbos-Abenteuer. Kriminalroman Querverlag 2004, e 15,40 (Ö)
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lese.zeichen Reine Theorie?
InDifferenzen
Ist die feministische Theorie in eine Sackgasse geraten? Jutta Sommerbauer beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Ja. Die Täterin – die (feministische) Postmoderne – ist für sie eindeutig identifiziert. Nun schickt sie sich an, den Tathergang zu rekonstruieren. Schicht für Schicht trägt Sommerbauer postmoderne Theoreme ab, seziert sie minutiös, um sie anschließend in den Mistkübel zu pfeffern. Mit ihrer Betonung der Pluralität, der Uneindeutigkeit von Identitäten und der Konzentration auf das Partikuläre, Paradoxe, Minoritäre trügen Differenzen-Theoretikerinnen Schuld daran, dass politisch-emanzipatorische Ansprüche in den Hintergrund gedrängt worden seien. Die eigene (Kollaborateurinnen-)Position innerhalb eines postfordistischen Systems würde nicht hinterfragt, wirft Sommerbauer den Theoretikerinnen u.a. vor. Ihre Theorie sei zwar nicht grau, sondern verführerisch bunt – genau damit werde sie aber der rabenschwarzen Realität, die sie erklären will, nicht gerecht, sondern positiviere, individualisiere und affirmiere diese sogar. Für Sommerbauer ist klar: mit einem reformistischen Ansatz, der sich von (feministischen) Utopien verabschiedet hat, ist keine Emanzipation von Herrschaft zu erreichen. Die Autorin bringt anregende Kritikpunkte vor, zeigt maskierte Fallen und gefährliche Selbstgefälligkeiten auf. Bisweilen schießt sie in ihrer Kritik aber auch über das Ziel hinaus. Dieses Buch zu lesen ist eine Herausforderung, eine Notwendigkeit, ein Muss für feministische Theoretikerinnen. Für Diskussionsstoff ist gesorgt.
Bettina Stötzer analysiert Herausforderungen, die sich in Verbindung von antirassistischer Kritik und dekonstruktivistischer Theorie für eine feministische Theoriebildung ergeben. Sie stellt zunächst Theorien antirassistischer Kritik an der weißen feministischen Theoriedebatte vor, wobei sie die Kritik an den Kategorien Geschlecht und Kultur in den Mittelpunkt stellt. Sie ortet in der Theoriebildung auf Basis grundlegender Kategorien ein „Dilemma der Differenz“: Differenzen, die eigentlich kritisiert werden sollen, werden reproduziert und damit Machtverhältnisse verfestigt. Stölzer hinterfragt, inwieweit dekonstruktivistische Ansätze des feministischen Poststrukturalismus für eine feministische Rassismusdiskussion nutzbar gemacht werden können und präsentiert „Überschneidungs- und Zwischenraumansätze“, die sich gegen die Trennung der Kategorien Geschlecht, „Rasse“ und Kultur aussprechen, ohne diese gleichzeitig in Modelle der Hierarchisierung oder Gleichsetzung einzuordnen. Stötzer unterstreicht die Notwendigkeit, eine Diskussion des Themas Rassismus zum Mittelpunkt feministischer Theoriedebatten zu machen und in Ablehnung der Kategorie Differenz „als schicke Theorievokabel“ diese als feministische Kategorie zur Benennung „spezifischer Herrschafts- und Machtverhältnisse“ zu diskutieren. „InDifferenzen“ bietet einen fundierten Überblick über Theorien sowohl einer anti-rassistischen feministischen Kritik im Kontext einer bundesdeutschen „rassistischen Tradition“, als auch der feministischen Dekonstruktivismus-Debatte. Stötzer fordert darüber hinaus, den „blinden Fleck“
Karin Eckert
Jutta Sommerbauer: Differenzen zwischen Frauen Zur Positionsbestimmung und Kritik des postmodernen Feminismus. Unrast 2003, e 13,40 (Ö)
40 an.schlägejuli august 2004
Rassismus in feministischen Theoriekonzepten aufzudecken und die Herstellungsprozesse von Kategorien vor einem spezifischen historischen Hintergrund zu benennen. Paula Bolyos
Bettina Stötzer: InDifferenzen Feministische Theorie in der antirassistischen Kritik. Argument Sonderband 2002, e 18,5 (Ö)
Über Menschen und Mörder Slavenka Drakulic´ hat sich in ihrem soeben auch auf deutsch erschienenen Buch „Keiner war dabei“ der Banalität des Bösen (vgl. Hannah Arendt) gewidmet. Es ist ein sehr persönlicher Bericht über die Verhandlungen vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, wie auch derer, die in Kroatien stattfanden. Drakulic´ nimmt die Spuren jener Ereignisse und Männer des Krieges auf, die wegen ihrer Beteiligung an Kriegsverbrechen vor Gericht stehen. Heute leben sie in einem holländischen Gefängnis, sprechen serbisch, kroatisch, bosnisch miteinander und warten auf ihre Verhandlungen. Akribisch hat Drakulic´ sie verfolgt und im Umfeld der Verbrechen recherchiert: Wer sind die Täter und wie sind sie dazu geworden? Welches Verhältnis gibt es in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu diesen Verhandlungen? Wann zerbricht die Illusion eines gerechten Krieges und wird zum Zerrbild der Massaker und Massenvergewaltigung? Manchmal lässt sich jedoch der Eindruck nicht verwehren, dass die Autorin die Grenzen zwischen Tatsächlichem und Fiktivem, zwischen Journalistik und Schriftstellerei in einer Art verschwimmen lässt, die einen misstrauisch zurücklassen.
lese.zeichen Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, ich empfehle aber auch, zum Vergleich Arendts „Banalität des Bösen“ passagenweise dazu zu lesen und sich so auch andere Schreibweisen über Kriegsverbrecher ins Gedächtnis zu rufen. Marty Huber
Slavenka, Drakulic´: Keiner war dabei Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht. Zsolnay 2004, e 18,4 (Ö)
Im Puff Bei ihrer Eröffnungsrede zur diesjährigen Grazer Diagonale nahm Marlene Streeruwitz das selbstgerechte Puffgehertum einer Rotariergesellschaft auseinander. Es ist eine eben solche honorige Männergesellschaft, der sich auch Jessica Somner, Protagonistin in Streeruwitz’ aktuellem Roman, machtlos und streckenweise ohnmächtig gegenübersieht. Das Eis vom Vortag wegjoggend, auf den unverbindlichen, verheirateten Liebhaber aus der Politszene ewig wartend, bei einem zum männlichen Gewaltakt mutierenden Blow Job die letzte Illusion verlierend – manifest wird hier das Lebensunglück einer dreißigjährigen Volontärin im Frauenmagazinsbusiness, das zwischen Anzeigenvolumen, Jagd-auf-Societyladys und beinhartem Konkurrenzkampf um die nächste Story kaum noch Luft für Selbstachtung lässt. Augenaufschlagsjournalismus gehört zum Alltag, Immer-jung-und-strahlend-Aussehen zum beruflichen Kapital, aus dem sich im medialen Sklavinnentum noch nicht mal Profit schlagen lässt. Und dass Jessica all diese Strukturen und permanenten Erniedrigungen durchschaut, hilft ihr leider nicht weiter, sondern macht die innere Verzweiflung (ebenso wie die der Leserin) nur noch größer. Schön ist es nicht, was uns Marlene Streeruwitz hier offenbart. Doch schön war wohl auch ihr Abend bei den Rotariern nicht.
Wie die Raben Nur ein Jahr nach „Die blauen Menschen“ (Buch des Monats in an.schläge 10/03) beschenkt uns Malika Mokeddem mit einem neuen Roman. Die Protagonistin ist wieder eine Algerierin, die zwischen Familienhölle und blühender konservativer gesellschaftlicher Tradition ihre Freiheit erkämpft. Mokeddem gelingt es erneut, mit der Geschichte einer einzelnen Frau die Geschichte eines ganzen Landes zu erzählen, „ein Land, das sich zerstört“. Seit der Unabhängigkeit Algeriens „will bei uns jeder Chef sein … bei diesem Wettlauf um die Vorrechte gewinnt immer die Dummheit“. Dass bei diesem Wettlauf Frauenrechte auf der Strecke bleiben, ist einerseits nicht überraschend, andererseits kommt diese Tatsache in Geschichten über Algerien meist nicht vor. Malika Mokeddem wird nicht müde, in ihren Romanen diese historische Arbeit zu leisten. Und dabei bedient sie sich bewusst der wunderbaren bildhaften Sprache Algeriens (die auch in der deutschen Übersetzung ihre Wirkung hat), die gerade im französischen Exil allzuoft verloren geht. Die rechtlose Stellung ihrer Geschlechtsgenossinnen bringt auch die Protagonistin Kenzia an den Rande der Verzweiflung: „Die Frauen im Tschador sehen jetzt aus wie die Raben.“ Alleine beim Vater und den Brüdern aufgewachsen, hat es Kenzia bis an die Universität in Oran geschafft. Mit einem Drittel ihres Gehaltes als Philosophiedozentin kann sie sich von ihrem Vater freikaufen, der sie der starren Tradition gemäß verheiraten will. Der Terror im eigenen Land, der zum Alltag geworden ist und immer mehr auch zur ganz persönlichen Bedrohung wird, treibt Kenzia ins französische Exil. In Frankreich erlebt sie einerseits eine bis dahin unbekannte Freiheit, andererseits gehört sie gerade hier zu den Unerwünschten – zusammen mit den anderen „Fremden“ im Ghetto am Rande der Stadt… Ein wunderbares Buch, das auch fest geschlossene Augen öffnen kann. Gabi Horak
Renate Billeth
Malika Mokeddem: Zersplitterte Träume Marlene Streeruwitz: Jessica, 30
Aus dem Französischen von Barbara Rösner-Brauch.
S .Fischer 2004, e 19,50 (Ö)
Unionsverlag 2004, e 8,90
neu.land
J a s m i n a J a n k o v i c’
Sieben Stunden, für ein Leben lang Mitten in Wien. Eine Begegnung auf der so genannten Belg-Belg-Achse. Eine West-Ost-Diagonale. Das eine Belg westlich. Das andere östlich. Und Wien in der Mitte. Nein, nicht Wien-Mitte. Augarten als Begegnungspunkt. Aber nicht wie die Tiere. Nein, wie zwei Menschen, die sich ganz normal wahrnehmen, obwohl sie sich gar nicht kennen. Zwei Menschen, die sich zum ersten Mal sehen. Zum ersten Mal miteinander reden. Zum ersten Mal miteinander trinken. Sie nahmen sich einfach einen freien Tag. Einen Tag nur für sich und für einander. Zwei Menschen, für die das ganz normal ist. Zwei Menschen, die nicht verklemmt sind. Und ganz normal sagen, was sie denken. Was sie wollen. Und an diesem ver-rückten Tag auch ver-rückt sind. Verrückt aus der üblichen „Normalität“. Die es nicht erlaubt, sich einfach so Zeit zu nehmen, Zeit zu machen, Zeit zu stehlen. Für sich und für einander. Ein herrlicher Tag. Einer dieser lazy days. Und sie genießen ihn. Voll und ganz. Sieben Stunden lang verbringen sie miteinander. Sie reden über Geschichte. In beiden Belgs hatten sie, unabhängig voneinander, einen anderen Geschichtsunterricht, als dieser in dem Land war, in dem sie nun beide leben. Sie reden auch über Politik. Über Rassismus. Über Antisemitismus. Über Sexismus. Über Diktaturen und Demokratieverständnis. Und wieso es unmöglich ist, öfters solchen Menschen zu begegnen. Und sie verstehen sich prächtig. Auch im Schweigen. Und sie sagen fast gleichzeitig zueinander: Komm, legen wir uns hin. Und das machen sie. Und sie fangen an, sich gegenseitig zu berühren. Und sie werden sehr intim. Und erleben diese Stunden wie nie zuvor. Weil sie wissen, dass es einzigartig ist. Einzigartig weil einzig. Ein einziges Mal. Keine Wiederholungen. Keine gleich gesagten Sätze. Keine gleich ausgeführten Handlungen. Keine Erwartungen. Kein Wiedersehen. Nur so macht es Sinn. Nur so bleiben sie für einander da. In den Köpfen. Des einen. Und des anderen. Nach sieben Stunden. Für ein Leben lang.
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Fo t o s : Fi l m l a d e n
ge.sehen
Argentinische Provinz Amouröse Verstrickungen zwischen zwei Lesben und einer Hetera, erzählt von einem Mann – das endet zumeist so platt, wie es klingt. Warum Diego Lermans argentinisches Roadmovie dennoch gelungen ist, erklärt Angelika Pelikan
Aus heiterem Himmel – Tan de repente. Argentinien 2002 (94 Minuten) Regie: Diego Lerman / Drehbuch: Diego Lerman und Maria Meira – noch zu sehen im Wiener Votiv Kino
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„So plötzlich“ lautet die wörtliche Übersetzung von „Tan de repente“. Ebenso plötzlich beginnt für die argentinische DessousVerkäuferin Marcia (Tatiana Saphir) ein neuer Lebensabschnitt. Als sie von den lesbischen Anarchistinnen Mao (Carla Crespo) und Lenin (Verónica Hassan) an einer Straßenecke in Buenos Aires angesprochen wird, soll sich ihr bis dahin tristes und ereignisloses Leben mit einem Schlag verändern. Denn die frustrierte Marcia wird kurzerhand von den beiden Punkerinnen entführt. Mit einem gestohlenen Taxi machen sich die drei Frauen auf den Weg ans Meer. Dieser Trip ist der Beginn einer wunderbaren Erzählung über das Leben, verschiedene Frauen und unterschiedliche Lebensphilosophien. Das Schicksal verschlägt Marcia und ihre Entführerinnen in die tiefste argentinische Provinz, wo sie auf Lenins Großmutter und deren UntermieterInnen treffen. Von hier aus nehmen die Veränderungen ihren Lauf. Die bis dahin an ein klassisches Roadmovie erinnernde Geschichte beginnt ruhiger zu werden. Alle handelnden Menschen sammeln sich in einem Haus. Hier nimmt Diego Lermans außergewöhnliche Darstellung der einzelnen Frauen und ihrer Werte ihren Anfang. Gesellschaftliche Normen in ihrer konservativsten Form
werden ebenso in Frage gestellt, wie die Sinnhaftigkeit des Aussteigertums oder das zwanghafte Denken in sexuellen Kategorien. Lesbische Frauen, die von sich selbst meinen, sie wären nicht lesbisch; die heterosexuelle Marcia, die Sex mit einer Frau nie auch nur annähernd in Erwägung gezogen hat und nun ihre ersten lesbischen Erfahrungen genießt; die kettenrauchende Großmutter – all diese Menschen sind in Lermans Charakterisierung trotz ihrer Paradoxien schlüssig. Sie funktionieren innerhalb der Geschichte und sind auch in der Realität denkbar. Der argentinische Film hat mit Diego Lerman einen Meister der Einfachheit gefunden. Der grobkörnig in schwarz-weiß inszenierte Film konzentriert sich mit seinen fast monoton erscheinenden Bildern auf die Zeichnung der einzelnen Charaktere. Der einzige Mann in dem Film wirkt farblos und leer, ohne Persönlichkeit. Seine Präsenz ist weder für die Handlung noch für die Entwicklung einer der Frauen notwendig. Dennoch oder gerade deswegen treten die Frauen und ihre unterschiedlichen Philosophien stärker an die Oberfläche. Diese Einfachheit macht die Handelnden in ihrer Darstellung realistischer, vertrauensund auch kraftvoller, als dies in jeder anderen aufwendigeren Inszenierung
je der Fall hätte sein können. Lerman balanciert seine Heldinnen auf einem dünnen Seil, er entscheidet, ob sie fallen und in ihrer Darstellung lächerlich erscheinen oder den Seilakt mit Bravour bestehen und dem Publikum der ursprüngliche Kern jedes einzelnen Charakters vermittelt werden kann. Er bepackt jede Einzelne von ihnen noch mit zusätzlichem Ballast, bevor er sie ihren Weg bestreiten lässt. Der Drahtseilakt gelingt. Gerade der Mut zur Verletzlichkeit, das Zeigen von Verzweiflung und Angst, das gewahr Werden von Begehren, Verlusten und Enttäuschungen in der gesamten nur möglichen emotionalen Bandbreite lassen die – eigentlich schwach durch die Handlung tänzelnden – Frauen stark und heroisch erscheinen. Diego Lerman hat mit „Tan de repente“ einen Film geschaffen, der Themen mit vergangener, aktueller und wahrscheinlich auch zukünftiger Relevanz anspricht, ohne diese zu kategorisieren oder lächerlich zu machen. Er stellt sie in den Raum und bietet die Möglichkeit, darüber zu reflektieren, ohne sie selbst zu bewerten. Dieser Film erzählt von Frauen, vom individuellen Sinn und den Fragen des Lebens, der Liebe und der Kraft, die in jeder/m von uns schlummert, und nur geweckt werden muss. ❚
Fo t o : M a r c Co u d r a i s
musik.tanz 11.7., 21.00, Wien ImPulsTanz. Anne Teresa De Keersmaeker & Rosas. Once
an.künden
Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com
20.+22.7., 21.00, Wien ImPulsTanz . Cie. Marie Chouinard: Chorale. Le Sacre du Printemps. Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com
21/23.7., 21.00, Wien ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Déroutes Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. 331, www.impulstanz.com
23.7., 23.00, Salzburg France Delon the Star of Travestie Cafe Zweistein, 5020, Giselakai 9, Info: www.france-delon.de od. zweistein@sbg.at und T. 0699/10195758
24.7., 21.00, Wien ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Pièces Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com
27.+29.7., 21.00, Wien ImPulsTanz . Saskia Hölbling / Cie. Dans Kias: Superposition Corps – Die Einsamkeit des Gustave Whitehead Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. 331, www.impulstanz.com
26.7., 21.00, Wien ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Publique Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com
5.8., 21.00, Wien ImPulsTanz . Christine Gaigg & 2nd Nature Dance Group: Trike Summer Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19, T. 317 01 01, www.impulstanz.com
film 2.7.-15.8., Wien Kino unter Sternen. Open Air im Augarten Augarten, 2., Schüsselwiese, Eingang Gaußplatz, Filmbeginn tägl. 21.30, T. 0800/664040, www.kinountersternen.at
bis 1.8., Wien Kinosommer 2004 Stadtkino, 3., Schwarzenbergplatz 7-8, T. 7126276, office@stadtkino.wien
t h e a te r . ka b a r e t t bis 4.7., 20.00, Wien Heißes Wasser für alle. Von Gesine Danckwart Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19, T. 317 01 01, www.schauspielhaus.at, tägl. außer Mo
bis 12.9., Wien Sommerbühne „Theater am Spittelberg“. Vielfalt als Markenzeichen Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10, T. 5261385, www.theateramspittelberg.at
29.7-1.8., 5.-8., 12.-15., 19.-22. u. 26.-29. 8., 19.30, Reichenau CASANOVAS HEIMFAHRT. R. Helga David Thalhof, Reichenau an der Rax, Thalhofstr. 23, T. 02662/43006, www.helgadavid.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 1.7., 17-19.00, Graz Selbsthilfegruppe: Angst- und Panikattacken Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98
ImPulsTanz ImPulsTanz zeigt diesen Sommer gleich mehrere Stücke der französischen Choreographin Mathilde Monnier. In „Déroutes“ werden Beziehungsgeflechte tanzend veranschaulicht, zur Musik von PJ Harvey geht es in „Publique“ schlicht um die Lust am Tanz und den Genuss, dabei zuzusehen. In „Pièces“, einem Kurzstückabend, wird Monnier selbst mit einem Solo zu sehen sein. ImPulsTanz. Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Déroutes, 21. und 23.7., Pièces, 24.7., jeweils 21.00, beides Odeon, 2., Taborstr. 10. Publique, 26.7., 21.00, Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1. T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com 2.7., 18.00, Graz Selbsthilfegruppe: Endometriose Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98
3.7., 10-18.00, Wien Die Kraft der Farben – Wie wir sie für unser Erscheinungsbild nutzen können. Leitung: Maria GuzmitsAkimesko und Nelly Gottswinter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 89 58 44,www.frauensache.at, Kosten: 95.-
7.7., 19.00, Graz Mammografie. Information und Diskussion für eine informierte Entscheidung. Referentin: Sylvia Groth, M.A. Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98, Unkostenbeitrag: 5.-, Anmeldung erforderlich
7.7., 20.00, Graz Selbstuntersuchung der Brust. Zyklische Veränderungen, Sensibilisierung. Vorführen und Erlernen der Brusttastuntersuchung. Referentin: Sylvia Groth, M.A. Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98, Unkostenbeitrag: 10.-, Anmeldung erforderlich
7.7+4.8, 9-10.00, Wien Pflanzenfest im Vinzenz von Paul-Park. Kräuter-Treffen mit Petra Öllinger Vinzenz von Paul-Park, 6., Garbergasse 20
8.-10.7, Schloss Puchberg/Wels Mauern oder Brücken? Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf die Frauenmigration innerhalb Europas. 9. Fortbildungsseminar des Vereins LEFÖ Seminarort: Bildungshaus Schloss Puchberg/Wels, 4600 Wels, Puchberg 1, T. 07242/47537, Seminarbeitrag: 190.-, Anmeldung: LEFÖ, 5., Kettenbrückengasse 15/4, T. 5811881, www.lefoe.at
12.+13.7., 17-20.00, Wien Westliche Kräuter nach der Traditionellen Chinesischen Medizin. Leiterin: Susanne Sonnleitner Volkshochschule Landstraße, 3., Hainburgerstr. 29, T. 715 08 00, www.vhs3.vhs.at, Kosten: 24.-
16.-17.7., Wien Anleitung zum Selbstcoaching. Für Frauen, die sich auf den Weg machen wollen. Leitung: Maga. Andrea Scheutz Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 89 58 44, www.frauensache.at, Kosten: 180.-, Fr 18-21.00, Sa 10-17.00
21.7., 19.00, Graz Pap-Abstrich. Zellveränderungen am Gebärmutterhals. Referentin: Sylvia Groth M.A. Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98, Unkostenbeitrag: 5.-, Anmeldung erforderlich
1.-7.8., St. Johann Literaturwoche von und für Frauen. Referentinnen: Ruth Frick-Pöder und Andrea Winkler Haus der Frauen, 8222, Herberstein 7, T. 03113/2207, hausderfrauen@graz-seckau.at, Seminarbeitrag: 135.- bzw. 80.- für Studentinnen
7.8.,10-17.00 , Blindenmarkt Mehr Energie mit den 5 Elementen Seminarhaus Fürholz, 3372, Fürholz 3, Kosten: 98.- Seminarverpflegung, Mittagsmenü und Seminarunterlagen
13.-18.8, Nikitsch TEXT. KUNST II: Ein Lehrgang: Vier Module von Vier Autorinnen und Künstlerinnen angeboten: Lyrik, Dramatik, Klangkunst & Wort, Textkritik. Seminarhaus Energiemühle Nikitsch. Info: petra.ganglbauer@chello.at, www.energiemuehle.at/
a u s s te l l u n g bis 16.7., Elsbethen Philosophinnen – Liebhaberinnen der Weisheit. Die weltweit erste Ausstellung über Philosophinnen von der Antike bis zur Moderne. Treffpunkt Bildung, 5061, Raiffeisenstr. 2, T. 0662/8047-7514 od. -7520, Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung.
bis 15.8., Innsbruck Ellen Gallagher Galerie im Taxispalais, 6020, Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00
bis 15.8., Innsbruck Laura Horelli Galerie im Taxispalais, 6020, Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00
bis 19.9, Innsbruck Das Unsichtbare – Einblicke in die Kulturgeschichte der Frauenunterwäsche Museum im Zeughaus, 6020, Zeughausgasse, T. 0512 / 59489 - 311, www.tiroler-landesmuseum.at, tägl. 10-17.00
bis 31.10, Hittisau Göttin – Hexe – Heilerin: Zu einer Kulturgeschichte weiblicher Magie Frauenmuseum, 6952, Platz 501, T. 05513-6209-30, www.frauenmuseum.com, Do 19-21.00, Fr-Sa 16-18.00, So 15-18.00
bis 1.8., Wien Kurze Karrieren. Mit Werken von Christine Kozlov, Hilka Nordhausen, Verna Pfisterer, Charlotte Poseneske u.a. MUMOK Factory, 7., Museumsplatz 1, T. 52500, www.mumok.at, Di- So 10- 18.00, Do 10-21.00
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an.künden BAWAG Foundation, 1., Tuchlauben 7a, T.53453-22655, Mo-Sa 10-18.00
bis 15.8, Wien Der Traum des Publikums: Theresa Hak Kyung Cha Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15, T. 5049880, foundation.generali.at, Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00
bis 17.9., Wien Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause. Literaturhaus, 7., Seidengasse 13, T. 52620440, www.literaturhaus.at, Mo+Mi 9-17.00, Fr 9-15.00
bis 23.7., Wien Interventionen gegen Rassismen Galerie IG Bildende Kunst, 6., Gumpendorferstr. 10-12, T. 5240909, www.igbildendekunst.at/igr
bis 26.9, Wien NIKI DE SAINT PHALLE – DIE GEBURT DER NANAS Kunsthaus Wien, 3., Untere Weissgerberstr. 13, T. 712 04 95, www.kunsthauswien.at, tägl. 10-19.00
bis 29.7., Wien Werkschau IX. – Friedl Kubelka – Arbeiten 1963-2003 Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59, T. 4985462, www.fotogalerie-wien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00
1.7.-5.9., Wien Charline von Heyl Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 5875307, www.secession.at, Di-So 10-18.00, Do 10-20.00
bis 31.10, Wien Alma Rosé – Vom Konzertsaal nach Auschwitz
5.7., 19.30, Wien Mamazonen Reloaded: „Zwischen den Welten“ – Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter. Zum Thema: Gestaltung von Beziehungen mit Anhang. Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440, www.frauensache.at, UKB: 3,6,-, Anmeldung erforderlich, 19.30, bitte pünktlich kommen!
f i x te r m i n Montag Frauencafé autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, http://www.frauenzentrum.at. Jeden Mo, 18.00-22.00
Politisches Café im Frauencafé autonomes FRAUEN zentrum, 4020, Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo, ab 19.00
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben. Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/ 580839, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Montag, Mittwoch, Freitag, 20.30
Internet-Café für Frauen und Mädchen. Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37, T. 895 72 67. Jeden Mo 15.00-18.00
Jour Fixe für lesbische Frauen über 50. Leitung: Andrea Scheutz (Psychotherapeutin) Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at, Jeden 1. und 3. Mo, 19.00-20.30
Jüdisches Museum Wien. 1., Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00
„Lesbentutorium“ an der Uni Wien
bis 31.10, Wien Wien, Stadt der Juden. Die Welt der Tante Jolesch
Offene Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich DA nicht so sicher sind
Jüdisches Museum Wien. 1., Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T.: 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at, Jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich
lesung 1.7., 19.30, Wien Furien in Ferien. Lesung und Buchpräsentation von Karin Rick Kunsthalle Wien, project space, 4., Karlsplatz, Treitlstraße 2
27.7., Wien Literarische Sommerabende im Café Prückl. Obsessionen alt und neu. Margot Hruby Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15, www.alte-schmiede.at
UFO, 9., Berggasse 5/24. Jeden Mo ab 19.00
Tutorium für Lesben, BiFrauen und TransG an der Uni Wien
Lesbengruppe
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 89 58 440, Anm. erf., 14-tägig
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 54 54 393
Mittwoch Schreibwerkstatt für Frauen. Mit Fini Zirkovich Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00. Anm.:T. 02626/677 10
Frauencafé Jugend- u. Kulturhaus AGATHON, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, Jeden 1. Mi im Monat
Mittwochs-Frauentratsch mit Netzanschluss Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9, T. 02635/61125, e-mail: freiraumfrauen@utanet.at. Jeden 1. Mi im Monat
Transgendertreff HOSI Vereinszentrum, 5020, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27 - 27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mittwoch ab 20.00
Dick und fit – Schwimmen. Leiterin: Karin Weingartmann Schwimmhalle ATG, 8010 Graz, Kastellfeldg. 8, Anm. erforderlich: Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010 Graz, T. 0316/83 79 98-30. Jeden Mi, 17.00-18.00
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass. Leiterin: Karin Weingartmann
Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe für Frauen. Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 587 67 50, UKB eur 11, Jeden Mi 9-10.30, Einstieg jederzeit möglich
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30. Jeden 1. u. 3. Mi, 18.00-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen, T. 587 67 50
Offenes Atelier für Frauen. Leitung: Anna Rakos (Kunsttherapeutin) Hofstattgasse 15/10, 18., Info und Anmeldung: , T. 478 63 88, Kosten: eur 15,pro Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi von 19.00-21.00
Que(e)r-Beisl Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandgasse 2-4, http://www.raw.at, Jeden Mi, 18.30-24.00
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat: http://www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung. Jeden Do 20-23.00
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Leiterin: Theresia Blatnek-Wondraczek Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0. Do 19.00-20.00
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at, Jeden 2. Mi, 18.00-19.30, Anm. erforderlich!
„Komm Oma – surf mit mir!“ Internet-Café für Jung und Alt
Frauen-Treffpunkt Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 581 09 60, UKB eur 1,50, Jeden Mi 18-20, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen
Frauenfest im U4
Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 5232222, www.frauenweb.at/notruf Dauer: 1 Jahr, 14tägig. Kostenbeitrag: 16.-/ Termin.
Dienstag
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 216 66 04, http://www.hosiwien.at, Jeden Mi ab 19.00
Dein Körper – Deine Verbündete. Leitung: Andrea Scheutz (Psychotherapeutin)
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440, www.frauensache.at, UKB: 3,6.- pro Abend, Anmeldung erforderlich, jeden 1. Montag im Monat, 19.30
24.8., Wien Literarische Sommerabende im Café Prückl. Delikat-essen: Margit Hahn, Claudia Erdheim, Sabine Nikolay
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Gesprächsgruppe für Frauen in Patchwork-Familien
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter.
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
Treffpunkt: Stadtmuseum-Innenhof, Sackstr. 18, T. 0316/7160220, www.frauenservice.at
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, http://aufschlag.gay.or.at, Training jeden Mi 19.30-21.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reisch.
Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15, www.alte-schmiede.at
a k t i v i t ä te n
Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 895 72 67, http://www.zeitraum.co.at
U4, 12., Schönbrunner Str. 222. Jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00
Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl
3.7., 15-16.30, Graz FrauenStadtSpaziergänge: Bildung. Leitung: Brigitte Dorfer
Lesben-Fußballgruppe AufschlagBALLerinas
UniFrauenOrt, 9., Bergg. 5/24. Jeden Montag ab 19.00
17.8., Wien Literarische Sommerabende im Café Prückl. Seh-N-sucht: Karin Ivancsics, Christa Nebenführ, Sylvia Treudl
Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15, www.alte-schmiede.at
Geheimer Garten für Frauen und Mädchen
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16, T. 07289/66 55, keine Anm. erforderlich, Surfgebühr: eur 1,50/h, Jeden Donnerstag, 15-18.00
Regenbogen Stammtisch Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14. Ab 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27 - 27, www.hosi.or.at, jeden 3. Donnerstag ab 19.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512-562403, jeden Donnerstag, 20.30
HOSI-Jugendabend HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, Jeden Do ab 19.00
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26, T. 589 80/0. Jeden Do 14.00-19.00
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und Mädchen mit Barbara Tiwari FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 402 87 54, Jeden Do 17.30-19.00
schmökern, gustieren, plaudern, Tee trinken, Bücher kaufen Buchhandlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse 28, T. 522 48 92, e-mail: frauenzimmer@aon.at. Jeden Do bis 21.00
Widerstandslesung. Künstlerische Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken etc.) willkommen: http//www.awadalla.at/el/kalender.at Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1., Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17.00-19.00
Freitag Treffpunkt für junge Lesben bis 25 HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36, T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr. ab 20.00
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, meist einmal im Monat, 19.00-23.00, Info unter T. 0316/36 66 01
Internet-Café von Frauen für Frauen abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer Str. 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13.00-19.00, jeden letzten Fr speziell für Mädchen
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr im Monat
Samstag Club Anderwelt 6., Theobaldg. 10, Jeden 2. Sa, ab 22.00
Frauenclub...just the girls FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 402 87 54, Jeden 1. Sa ab 21.00
Homoriental. Der multikulturelle Club für ein lesbisch/schwules Publikum und FreundInnen Club Massiv 3., Untere Weissgerberstr. 37, homoriental@gmx.net, Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50.-, jeden 2. Samstag
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40, abraxa@goplay.com. Jeden Di 14.00-18.00
8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119, Anm. erforderlich: Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010 Graz, T. 0316/83 79 98-30. Jeden Di, 19.00-21.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/71 60 220, e-mail: office@frauenservice.at, Jeden Di, 19.30-21.00
Borges
bis 4.9., Wien Elke Krystufek. The Rich Visit the Poor, the Poor Visit the Rich. Part 2
an.künden Sonntag HOSI Sonntagsbrunch @Café Steinschlag Café Steinschlag, 5020, Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und Kaffee/Tee. UKB: 7,-/5,- (HOSI Mitglieder), jeden 3. Sonntag, 11.00
Labrys Lounge Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20, Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump, http://www.labrys.gundl.at, e-mail: labrys@gundl.at. Jeden ersten Sonntag im Monat, 18.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/45 538, e-mail: frauengetriebe @aon.at. Jeden 1. So ab 11.00
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www. sargfabrik.at, Eintritt: 14.-. Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag! Per E-Mail: sonja.c@gmx.at oder Telefon: 01/ 988 98 - 214, jeden 3. Sonntag
Rosa’s TanzBar. Tanzvergnügen für Lesben und Schwule. Standard und Latein-Tanz zu ausgesuchten Lieblingsmelodien Cheek2Cheek, 8, Lange Gasse 50, 19.00 UKB: +5,-, RosasTanzBar@gmx.at; www.cheek2cheek.at. Jeden 4. Sonntag im Monat!
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige 13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30, T.: 0676/78 79 144
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussiom, Provokatiom, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., jeden 1. So
Nach Vereinbarung Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Frauenleserunde Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2, Infos: 02626/67 71 012
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür - Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/66 124
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17.00-20.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/44 22 55
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen, Myomen, u.a.m.
Philosophinnen „Erinnern – sag ich – wird sich so manch einer noch an uns.“ Diese Prophezeiung Sapphos hat sich nicht bewahrheitet; Denken und Werke von Frauen aller Jahrhunderte blieben meist unbeachtet und ungewürdigt. Die erste Ausstellung über Philosophinnen von der Antike bis zur Moderne hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern und portraitiert Philosophinnen und ihre Philosophien – von Aspasia über Milet bis zu Judith Butler. Treffpunkt Bildung, Raiffeisenstr. 2, 5061 Elsbethen, bis 16.7., Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung: T. 0662/8047-7520 oder 7514 Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, Mo-Mi und Fr 9.00-13.00, Do 15.00-19.00
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 72, Erstgespräch kostenlos, weitere eur 4,-
Verhütung für Frauen. Mit Monika Vucsak
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in Deinem Körper wohl zu fühlen, Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, eur 5
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7, Info: T. 0676/717 29 67
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!, Tel. Beratung Di 10.00-12.00 u. Do. 14.0016.00 unter T. 476 15/57 75 sowie unter fem@aon.at
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400, Mo, Do 16.00-19.00; Mi 9.00-12.00
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50), Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u. Jugendpsychotherapeutin
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5771, UKB eur 23
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71
Schlank & glücklich? F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V., Anm./Info: 476 15/57 71
Sexualberatung – Was Sie schon lange oder gerade jetzt dringend besprechen wollten. Leitung: Julia Kastenhuber, Psychologin F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71, UKB eur 10,-/Einzel-oder Paar
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“ Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5772
r a d i o . f i x te r m i n jeden 1. Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Di 18.00-19.00 ta mera – an Orten wie diesen.Von Frauen für Frauen. Von Lesben für Lesben. Radio Orange 94 Mhz
Mi 20.05-20.20 Das Frauenzimmer. Die Plattform für eine frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz
Mi 17.00-18.00 femme totale – feministisches Radioprogramm
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio ( jeden 1. Do), La manifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do), Lourdes (4. Do) Radio Orange 94 Mhz
Fr 16.30-17.30 SPACEfemFM. Frauenradio Radio FRO, 105 MHz (Linz). Jeden 1. u. 3. Fr.
Fr 18.00-19.00 Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/ Frauenforum radio helsinki, 92,6 MHz (Graz)
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums Radio Orange 94 MHz, jeden 2. Fr.
radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)
Mi 18.00-19.00 Abwechselnd: orangina – Fanzine zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/ bauch.bein.po – Die Sendung für die ganze Frau Radio Orange 94 MHz
tanz.fest 1.-3.7., Wien EKHaus- und Hoffest EKH, 10., Wielandgasse 2-4, www.med-user.net/ekh
juli august 2004an.schläge 45
Co l l a g e : E l k e K r y s t u fe k 2 0 0 4
an.künden
aus.blick
an.schläge
im september
comic
Gender Trouble in Japan Mädchen in Hosenrollen, Zwitterwesen, zärtliche schwule Jünglinge: Geschlechterverwirrungen in japanischen Mädchencomics.
thema
Tanz-Performance-Theater Ein feministischer Blick auf zeitgenössische Tanzfestivals zwischen Wien und Hamburg: Analysen zu Körper, Sexualität und Weiblichkeit.
Collagen „Mein Leben ist mein Kunstwerk“ Diesem Leitsatz folgend, richtete Elke Krystufek ihren Blick bislang vor allem auf sich selbst. Die Werke der Austellung der Bawag Foundation „The Rich Visit the Poor, the Poor Visit the Rich. Part 2“ haben einen anderen Fokus. Krystufeks Collagen zeigen die Menschen, die sonst noch zu diesem Leben gehören: KünstlerInnen, GaleristInnen, KuratorInnen.
gesellschaft
Mädchenkäfig
Bawag Foundation, 1010 Wien, Tuchlauben 7a, bis 4.9., Mo bis Sa 10-18.00, Eintritt frei 2.7., Wien Lesben und Ökonomie. Referentin: Karin Schönpflug Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 8150
2.7., 20.00, Wien Solidaritätsfest FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 402 87 54
3.7., 19.00, Wien sistaDance-Clubbing im FZ. Wiederholungskonzert von frauen.stimmen: „Lesben lasst das Klagen“ oder: „Susi Meier will lieber Schokolade“, Vorgruppe: Familie Obermaier FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 402 87 54
3.7., 22.00, Innsbruck QUEERATTACK! Die les-bi-schwule Clubnacht Tirols HAFEN - Innrain 149, 6020, (Sub-)Location: Crash (Nordeingang), office@queertirol.com
17.7., 20.00, Salzburg Sommerfest der Jungen HOSI HOSI Vereinszentrum, 5020, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27 - 27, www.hosi.or.at
31.7., 21.00, Innsbruck FrauenLesbenDisco VZ Sinne, Wilhelm-Greil-Str.23, Info:www.frauenlesbenzentrum.at
diverses bis 18.7., Salzburg Sommerszene 04 Salzburg, Info: www.sommerszene.net
bis September Floridsdorf feiert 100 Jahre – Festival 21 21., T. 0699/10313742, www.festival21.at
3.7., ab 15.00, Salzburg Unite Parade
16.7., Wien Sommerfest in der Villa
Salzburg, vom Mirabellplatz zum Messezentrum, Start 15:00 Uhr, www.uniteparade.net
Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 8150
6.7., 13.30-17.30, Wien Resisdanse XX-Competition. Vorführung von Bildern und Videos
46 an.schlägejuli august 2004
vom ersten Women-Only-Tanzturnier Österreichs (April 2004) bei Kaffee & Kuchen
Mädchengerechte Parks sollen die Ungleichverteilung auf Wiens Spielflächen wieder ins Lot bringen: Eine Aktion im 20. Bezirk zeigt wie’s geht.
Hosi-Zentrum, 2., Novaragasse 40, UKB: 2.-
7.7., 19.30, Graz Grillabend feel free Steirisches Schwulen- & Lesbenzentrum, Rapoldgasse 24, T. 0316/ 36 66 0, UKB: 7.-
29.7.-1.8., München Eurogames München, Info: 2004.eurogames.info/
31.7.-7.8, Attersee European Youth Summermeeting 04 for young LESBIANS, gays, bisexuals and friends Europacamp am Attersee. Infos und Online-Anmeldung: www.hosilinz.at
Redaktionsschluss Termine 9/04: 11.08.04 termine@anschlaege.at
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen Winter Zentralbuchhandlung Ebbe & Flut Südwind Frauenzimmer Kunsthalle Shop Riedl Averroes Leporello Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht
1010 1010 1030 1070 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4600
Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Radetzkystr. 11 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Museumsquartier Alser Str. 39 Schwarzspanierstr. 20 Liechtensteinstraße 17 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22
Die Lieblinge der an.schläge-Frauen für die Sommerpause! Abgewetzt
Im Koffer
Prinzipiell niemals!!!
Er redet nicht oft. Und selbst wenn, dann versteht ihn niemand. Kenny, der kleine Kerl mit der orangefarbenen Kaputze und den großen Glubschaugen. Er lebt in Southpark und – ach, wie arm – er stirbt beinahe in jeder Folge der Serie aufs Neue. Wenn nicht gerade Weihnachten ist, denn da durfte er den Abspann erleben. Seit einigen Jahren ziert er meinen Schlüsselbund. Und wenn ich möchte, quetsche ich ihn und lasse ihn quietschen. Martina Madner
Dass ich diesen Sommer als Arbeitsmigrantin endlich wieder an meinem Lieblingsort Venezuela – also zuhause – verbringen kann, freut mich total. Deshalb packe ich alle meine Lieblingsdinge in meinen Koffer: Am liebsten trage ich afrikanische und indische Kleider oder Handtaschen sowie venezolanische und brasilianische Modeschuhe.Was wohl Ferrero Waldner und Margot Klestil-Löffler dazu sagen würden? Natürlich nehme ich auch Bücher mit, darunter auch mein Lieblingsbuch „Wie Frauen sich sehen. Selbstbildnisse aus fünf Jahrhunderten“ von Frances Borzello – und schon ist kaum mehr Platz im Koffer... Zoraida Nieto
Die Tagebücher der Anaïs Nin. Alle vier Bände habe ich. In Buchfolie eingebunden, damit ihnen keine Buchseite gekrümmt wird. Angekritzelt und mit Leuchtstift bearbeitet sind die Seiten – gegen mein sonstiges Prinzip: Niemals (!) in ein Belletristik-Buch zu „schmieren“. Aber die Tagebücher sind eh vielmehr Ratgeber,Vermittlerinnen von „Ich-weiß-wie-das-ist-Gefühlen“ sowie Einblick in das Leben einer fragil wirkenden und stark lebenden Frau. Stark bin ich auch, wenn mich Freundinnen fragen, ob ich ihnen den einen oder anderen Band borge, und ich sie dann gegen mein sonst altruistisches Wesensprinzip enttäuschen muss: Niemals! Petra Öllinger
Auf den Hund gekommen Mein Lieblingsding liegt seit einer Stunde tiefgefroren im Kühlfach. Ein alter Hund. Ich habe ihn mir zugelegt, nachdem mein anderer Hund, mein echter Hund, gestorben war. Auf den Hund bin ich bei der Puppendoktorin in meiner Gasse gekommen. Nun haben ihn die Motten entdeckt. Die im Gefrierfach sterben sollen. So der Plan. Wenn er wieder aufgetaut ist, wird der Hund wieder seinen Platz am Sofa einnehmen. Und mich manchmal daran erinnern, wie es war, ein Mädchen zu sein und einen Hund zu haben. Verena Fabris
Gemeinsam statt einsam Tiere in Echt Als der Schnee die Fenster verpickte und mein drei Jahre alter Sonnenschein und ich es uns bei Keksen und Bilderbüchern gemütlich machten, träumten wir davon: All die Tiere, die er nur aus diesen Büchern kennt, wollen wir mal ganz in Echt sehen. Versprochen. Und das wird nicht gebrochen. Seither gehört „Schönbrunn“ zum aktiven Wortschatz und nachdem der Schnee geschmolzen und der Regen wärmer geworden ist, solls endlich los gehen. Nur eine Stunde Autofahrt trennt uns noch von der großen Stadt und dem grööööößten Bilderbuch, das mein Sonnenschein je gesehen hat. Und ich werde stundenlang auf alle Arten von Warum-Fragen Antworten finden dürfen. „Warum ist der Elefant grau?“ – Berechtigte Frage. Gabi Horak
Community Building an der Peripherie von Mainstream und Macht: Gruppengründungen fördern; noch nicht vorhanden gewesene oder ins Stocken geratene Kommunikationen in Fluss bringen. – Ich bin begeisterte minderheitenpolitische Kupplerin. Angetrieben von tiefer Sehnsucht nach einer Gesellschaft, die es (noch) nicht gibt und wahrscheinlich nie geben wird. Helga Pankratz
Bäriges zum Lesen In „Die Farben des Eises“ von Audrey Schulman – dem Buch, das ich am Häufigsten gelesen habe – wird die Geschichte einer Naturfotografin erzählt. Unter beinahe unwirklichen Bedingungen fotografiert sie Eisbären in ihrem Winterquartier. Dieses Buch hat für mich selbst nach dem zehnten Mal Lesen nichts von seiner Faszination verloren. Svenja Häfner
Klein und Grün Mein Lieblings-Ding ist immer für mich da, wenn ich es brauche. Es ist mir nie im Weg oder langweilt mich. Es wartet still, bis ich es wieder mal in die Hand nehme. Aber oft packt mich der Übermut und ich nehme es mir ganz spontan, ohne Vorwarnung, das macht den meisten Spass. Es ist klein, schnell und sehr grün, mein Auto – absolutes Lieblingsding. Bettina Surtmann
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Kaiserappartements · Sisi Museum · Silberkammer Hofburg · A-1010 Wien · Eingang Michaelerkuppel www.hofburg-wien.at · e-mail: info@hofburg-wien.at · Info-Tel. +43/1/5337570 Öffnungszeiten täglich von 9.00 – 17.00 Uhr (Juli und August bis 17.30)
an.schläge
Nr. 07 08/04, juli august 2004/18. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M