2005_05_anschlaege

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an.schläge05/2005

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai

kunst

Ausmalen Die Künstlerin Maria Lassnig möchte nur ihre Arbeit machen. thema

Befreiung e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–

Zwei Beiträge zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus



an.schläge an.spruch

Habemus Beelzebub Ein Kirchenoberhaupt geht, eines kommt, was interessiert uns das?

05

front.frauen

Habt Acht!

auf.takt

Ernstgemeinte Frauenförderung oder machtpolitisches Kalkül

08

interview.burgstaller

Immer locker bleiben Ein Jahr Landeshauptfrau in Salzburg – eine Politikerin zieht Billanz

10

migration.pazifik

Inseln im Ozean

forum

thema

politik

Das „Paradies“ ist anderswo, vor allem Junge zieht es aufs Festland

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an.sage

Ein ungleiches Paar Was uns Politikerinnen über „neutrale“ Ratgeberinnen ausrichten

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thema.gedenken

Ihr Zeugnis ist uns wichtig/„Mitverantwortung“ Frauen in Ravensbrück und ein Interview mit Bailer-Galanda (DÖW)

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forum.wissenschaft

Sauber gebrannte Seelen Theater von Sarah Kane – eine Hommage an die Körperlosigkeit

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arbeit

heim.helferin

Zwei Handys im Gepäck Veranwortung, körperliche Anstrengung und keine Anerkennung

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soho.in.ottakring

Hoch (mit) Kultur! Die Kunst im Grätzl zeigt Alternativen zum elitären Kunstbetrieb auf

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ausstellung.lassnig

„Es ist die Kunst, ja, ja“ Bruchstückhafte Seinserfahrungen einer großen, spröden Malerin

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susstellung.some.stories

Islam-Frau-Stereotyp Zwischen europäischen Vorurteilen und islamischen Wert(ung)en

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an.klang

Tanzen! Platten von Elektronik bis Gitarre, die auf die Tanzfläche zwingen

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lese.zeichen

Die Feder im Ohr Ginka Steinwachs überrascht mit einer aristotelischen Tragödie

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ge.sehen

kultur

Es gibt etwas zu feiern. Nein, nicht sechzig Jahre zweite Republik, sondern den Jahrestag der Befreiung Mauthausens und Ravensbrücks. Über die Ravensbrück-Feierlichkeiten am 17.4. berichten Käthe Dost und Veronika Springmann in ihrem Beitrag auf Seite 16. Am Gedenken an die Befreiung des Lagers Mauthausen am 8.5. kann frau dagegen noch teilnehmen: Autonome Feministinnen werden im Rahmen der Feierlichkeiten auf die Situation von weiblichen KZ-Häftlingen aufmerksam machen. Thema ist dabei insbesondere die sexuelle Gewalt, der Frauen und Mädchen ausgesetzt waren. Schon der 6.5. ist diesem Bereich gewidmet: um 19.30 Uhr wird der Film „Frauen als Beute. Prostitution und Wehrmacht“ in der FZ-Bar gezeigt. Es gibt einer zu denken, wenn im großen Gedankenjahr in Österreich und Deutschland weniger der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird, dafür aber wieder viel von Verbrechen in der Nachkriegszeit geredet wird, ohne die der nationalsozialistischen BesatzerInnen z.B. in der Sowjetunion zu erwähnen. Über TäterInnen, Opfer und WiderstandskämpferInnen sprach Martina Madner mit Brigitte Bailer-Galanda vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Und da in Zeiten gestärkten Nationalbewusstseins und im Zeichen tendenziöser Gedenkfeiern auch das Militär verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird, lohnt es sich für Katharina Nagele genauer hinzusehen, wenn Gesundheitsministerin Rauch-Kallat zu einer Pressefahrt anlässlich der Initiative für mehr Frauen im Bundesheer einlädt. Für diese Nummer hatten wir gleich dreifache Unterstützung: über Islamische Künstlerinnen und den Stereotypen zu Islamischen Frauen schrieben Elisabeth Wagner und Valeria Ossio. Wie auch schon in der letzten Nummer motzte Valeria die an.schläge außerdem mit grafischen Beiträgen auf. Und Mai-Praktikantin Saskya C. Rudigier zeigte schon vorab ihr Können, mit einem Textbeitrag über ihre Diplomarbeit zu Sarah Kane. Viel Spass beim Lesen wünscht Euch Eure an.schläge–Redaktion

Zum Verzweifeln! „Desperate Housewives“ oder wie schön es ist, Hausfrau zu sein

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an.an.schläge

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Redaktion: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Paula Bolyos/pabo, Karin Eckert/keck, Daniela Fohn/DF, Verena Fabris/vab, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH,Kerstin Kellermann/kek, Sabine Klein/bik, Martina Madner/mad (Gesamtkoordination), Katharina Nagele/kana, Zoraida Nieto, Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/pan, Romana Radlwimmer/ror, Eva Steinheimer/ESt

Praktikantin: Elisabeth Wagner/eliw Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@anschlaege.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Käthe Dost, Valeria Ossio, Katharina Pewny, Saskya C. Rudigier/s-r, Jutta Sommerbauer, Veronika Springmann, Bettina Surtmann, Margit Wolfsberger

an.sage: Frauenratgeberin & Frauen in Wien neu.land: Jasmina Jankovic’ heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Anahita Lucojannakis ge.sehen: Eva Steinheimer an.klang: Sonja Eismann & Ute Hölzl plus.minus: Renate Billeth Cartoon: Jana Grabner Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk Cover: Magdalena Blaszczuk Fotos: ABC, an.schläge-Archiv, Autonome Feministinnen, Joachim Berger, Renate Billeth, Magdalena Blaszczuk, Courage, Hemma Geitzenauer, Elke Hauf, Renate Huber, Amal Kenawy, Martina Madner, Museo de Arte Moderno/Mexiko City, Katharina Nagele, Margarete Neundlinger, Saskya C. Rudigier, Conny Sattler/cosa, Eva Steinheimer, Elisabeth Wagner, Margit Wolfsberger

an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Andrea Gadler Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.

04 an.schlägemai 2005

kenntnisse? Sie bleibt so in Abhängigkeit des Mannes. Über die Deutschkurse ist es möglich, Sprachbarrieren an die Migrantinnen und Migranten heranzukommen und ihnen wichtige Liebe Redaktion, ich möchte Stellung nehmen zu Ihrem Infos über ihre Rechte, über Beratungseinrichtungen uvm. mitzugeben. Die Artikel zu den verpflichtenden Informationen über Frauenrechte müsDeutschkursen. Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass es sen auch den Männern vermittelt werden! höchst bezeichnend ist, dass nur Frauen und Kinder verpflichtet werden sol- Wenn der Deutschkurs freiwillig ist, len – die Väter/Männer aus der Verant- dann obliegt es den Männern, ob die Frauen den Kurs besuchen können oder wortung jedoch entlassen werden. nicht. Männer bezahlen in der Regel Kinder sollten meiner Meinung nach im Kindergarten an die deutsche Spra- den Kurs – wenngleich nach Abschluss des Kurses ein Betrag rückerstattet che herangeführt werden, der Kinderwird, muss erst einmal der volle Betrag garten als vorschulische Bildungseinentrichtet werden. richtung gewinnt immer mehr an BeGenau das Beispiel, das Sie auf Seite 9 deutung. Was spricht allerdings für die Verpflich- bringen, von der Frau, die im 16. Bezirk tung zu Deutschkursen für Frauen und lebt, seit 20 Jahren in Österreich ist und Männer (über „Anreizsysteme“ statt ei- nicht mehr Deutsch lernen wird, die ner Verpflichtung kann frau diskutieren): sich (angeblich) damit abgefunden hat, von der Gesellschaft nicht angenomMigrantinnen sind durch die ausgemen zu werden, untermauert ja die prägten patriarachalen Strukturen in Wichtigkeit von Sprachkenntnissen ihrem Kulturkreis (d.h. nicht, dass es und zwar gleich zu Anbeginn des Aufdiese Strukturen im österreichischen Normen- und Wertesystem nicht gibt!!!) enthaltes in einem fremden Land. isoliert in einem fremden Land. Sprach- Mit besten Grüßen barrieren verschärfen das Problem zuElke Weißböck sätzlich. Wie sollen sich die Menschen integrieren ohne Sprachkenntnisse? Die an.schläge werden gefördert von: Nachteile, die sich aufgrund der Sprachbarrieren ergeben, treffen die FRAUEN Frauen am stärksten! Wie soll eine MiBURO grantin Arbeit finden – ohne DeutschBetrifft:„Zwangsverpflichtung“ in an.schläge 04/05

MAGISTRAT DER STADT WIEN


an.spruch

Karin Eckert

Habemus Beelzebub Eigentlich könnte es mir als Atheistin völlig egal sein, dass dieser verbohrte alte Mann gestorben ist, wären nicht sämtliche Zeitungen zugepflastert mit seinem Konterfei: Karol Wojtyla. Sein Leben in Bildern, sein Sterben in detailreichen Worten. Fotos weinender Schäfchen. Kein Entkommen dieser letzten Show des Patriarchen. Salbungsvoll formulierte (aber recht simpel gestrickte) Nachrufe à la „der gute Mensch vom Vatikan“ diverser Staatsoberhäupter (war eigentlich eine Frau darunter?) lassen in mir die Frage wachsen: Warum in Teufels Namen soll frau über Verstorbene eigentlich nichts schlechtes sagen? Dabei gäbe es jede Menge über Wojtyla zu berichten. Gefeiert wurde Karol Wojtyla unter anderem für seinen Beitrag am Fall des bösen, bösen Kommunismus. Der allerdings ließ Schwangerschaftsabbrüche zu, während im postkommunistischen, erzkatholischen Polen Abtreibungen mittlerweile verboten sind. Wojtylas Aversion gegen alles, was nach Kommunismus riecht, hatte auch weitreichende Folgen für die Menschen in Lateinamerika. Der in den 1980er-Jahren erstarkten Theologie der Befreiung, die sich nicht nur für ein seliges Leben im Jenseits einsetzte, sondern einen engagierten Kampf gegen Armut im Diesseits führte, schaufelte er ein Grab: Unliebsame Priester sollten dem Irrglauben Befreiungstheologie abschwören. Er versetzte sie und bedrohte sie mit Ausschluss. An ihre Stelle setzte er erzkonservative Hüter des Glaubens, die Waffen segneten und mit dem CIA gemeinsame Sache gegen revolutionäre Befreiungsbewegungen machten. 1988 besuchte er Diktator Pinochet und spendete ihm höchstpersönlich die Kommunion. Der Marienanbeter erhob den umstrittenen Opus-Dei-Begründer Josémaria Escriva de Balaguer in den Rang eines Heiligen, während er dem wegen seines Einsatzes gegen Ausbeutung und Armut ermordeten Oscar Romero diese Ehre nicht erwiesen. Die Doppelbödigkeit des Wojtylas war unerträglich: nach außen trat er eisig lächelnd für Menschlichkeit und Demokratie ein. Hinter den Kulissen und innerkirchlich hingegen agierte er völlig konträr. Insofern wäre ich auch der Wahl eines außereuropäischen

Kardinals zum neuen Papst skeptisch gegenüber gestanden: Der Kolumbianer Dario Castrillon Hoyos, der Inder Ivan Dias oder der Peruaner Juan Luis Cipriano sind Kinder der Politik Karol Wojtylas und konservativ bis in die Knochen. Und auch die Wahl eines liberaleren Kandidaten wie Francis Arinze aus Nigeria hätte nur verschleiert, was die katholische Kirche im Grunde ist: eine sexistische, politische und wirtschaftliche Macht, geleitet von einer handvoll alter Männer, deren Oberzampano als unfehlbar angesehen wird. Vielleicht wären wir vom 16. ins 17. Jahrhundert katapultiert worden. Dem modrigen Geruch des Mittelalters wären wir auch durch sogenannte Reformer kaum entkommen. Das zeigten auch die Diskussionen rund um die Wahl des Neuen: Nicht über Priesterinnen, Homosexualität und Zölibat wurde ernsthaft debattiert, sondern ob Pille und Kondom erlaubt werden sollen. Welch ein Fortschritt! Letztlich wurde nicht der Teufel gewählt, sondern der Beelzebub Joseph Ratzinger, der euphemistisch meinte, die „Einheit der Christen“ forcieren zu wollen, was wohl nichts anderes heißt, als die Ausschaltung jeglicher unliebsamer Strömungen. Zu dieser Annahme verleitet zumindest sein bisheriges Demokratieverständnis als Leiter der Glaubenskongregation (die sich bis 1965 noch „Heilige Inquisition“ nannte): So verdonnerte er 1985 den Befreiungstheologen Leonardo Boff zu einjährigem Schweigen. Den Willen von 2,3 Millionen Deutschen und ÖsterreicherInnen, die in den 1990ern das Kirchenvolksbegehren unterzeichneten, wies er als „unannehmbares, demokratisches Kirchenmodell“ scharf zurück. Er sprach sich 1999 vehement gegen Schwangerschaftsberatung durch deutsche Bischöfe aus, und unter seiner Ägide wurden im selben Jahr die US-Ordensleute Jeannine Gramick und Robert Nugent von allen Ämtern ausgeschlossen, weil sie für eine positive Einstellung gegenüber Homosexualität eintraten. Nicht zu vergessen auch Ratzingers Reaktion auf die Priesterinnenweihe: wie so oft zückte er auch in diesem Fall die gelbe Karte mit der Aufschrift „Exkommunizierung“. Maledikt XVI. bringt verschüttetes prä-atheistischen Wissen in mir an die Oberfläche: Ohh Maria (Magdalena?) hilf! ❚ mai 2005an.schläge 05


Fo t o : Co u r a g e

österreichan.riss

aids-kongress

Frauen mit HIV

jahresbericht I

Nur Mut! COURAGE, eine PartnerInnen-, Familien- und Sexualberatungsstelle für gleichgeschlechtliche und transGender Lebensweisen in Wien, hat eben ihren Jahresbericht 2004 veröffentlicht. Zwar ist COURAGE die erste im Sinne des Familienberatungsförderungsgesetzes anerkannte Beratungsstelle ihrer Art in Österreich und bekommt Förderungen vom Sozial- und Frauenministerium sowie der Stadt Wien, aber der Beratungsbedarf ist enorm und steigt ständig. Deshalb bittet Courage um finanzielle, aber auch politische Unterstützung, vor allem aus den Bundesländern. 36 Prozent der Beratung Suchenden kommen aus den Bundesländern, Förderungsanträge wurden aber bisher immer abgewiesen. Dabei leistet die Beratungsstelle wie aus dem Jahresbericht hervorgeht Beachtliches: 1.480 KlientInnen wurden 2004 anonym und kostenlos beraten. Die Fallbeispiele machen deutlich, wie breit gestreut die Probleme sind, mit denen die Menschen zu COURAGE kommen. Neben der Beratungstätigkeit gibt es Workshops, Vorträge und Selbsterfahrungsgruppen, wie zum Beispiel die Gruppe „Sappho“ für lesbische und bisexuelle Frauen. Außerdem werden PraktikantInnen ausgebildet und StudentInnen bei Hausarbeiten unterstützt. ESt Courage, 6., Windmühlgasse 15/1/7, T. 01/585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at

„Andrea war einer von ihnen“

Nein, nicht Andrea Bocelli, der Sänger, sondern die jüngst verstorbene US-Amerikanerin Andrea Dworin, Feministin. Und zwar war sie einE von einer „... Hand voll Schriftsteller(n), die bei der Entfaltung der Menschheit helfen“ so die männlichsprachlich verunglückte Übersetzung eines Zitats von Gloria Steinem, einer anderen Feministin, auf orf online vom 12. April 2005. Das haben weder Dworin noch Steinem noch die Leserinnen verdient!

06 an.schlägemai 2005

plus.minus

Von 1. bis 4. Juni 2005 findet in der Wiener Hofburg der zweite Deutsch/ Österreichische AIDS-Kongress statt. Neben zahlreichen medizinischen Vorträgen, die teilweise auf frauenspezifische Probleme eingehen, gibt es auch einen Workshop, der sich mit der psychosozialen Situation von Frauen mit HIV beschäftigt. Die Aids-Hilfe Wien ist dabei mit einer Präsentation zur „Vor-Ort-Prävention für Migrantinnen“ vertreten. Das genaue Kongress-Programm gibt es unter http://www. aidsgesellschaft.at/ kongressinfos/2005/vorprogramm. pdf. Für Interessierte, die am Kongress selbst nicht teilnehmen können, gibt es am 9. Juni um 19.30 Uhr einen Vortrag über die „Ergebnisse und Ausblicke des deutsch/österreichischen Aids-Kongresses“ im Aids-Hilfe-Haus Wien. ESt

jahresbericht II

Zivilcourage gegen Rassismus Auch ZARA, die Beratungsstelle für ZeugInnen und Opfer von Rassismus, veröffentlichte im April ihren Jahresbericht 2004. Die Ergebnisse sind erschütternd, die geschilderten Vorfälle kaum zu glauben: 907 Fälle von Diskriminierungen und Überfällen wurden 2004 gemeldet. Gleich viele Meldungen stammten von Frauen und Männern, großteils aber als ZeugInnen. Nur 22 Prozent der Meldungen stammten von Betroffenen. Leider gibt es im Bericht keine Aufstellung über den Frauenanteil unter den Opfern von rassistischen Übergriffen. Ein erster Blick auf die Fallbeispiele zeigt aber – vor allem für Diskriminierung im öffentlichen Raum – einen eindeutigen Männerüberschuss. Für Diskriminierung an der Arbeitsstätte liegen einige Berichte über Frauen vor. Die Fallbeispiele sind aber nicht nach repräsentativen Kriterien

plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“

schön

noch schöner

falsch abgebogen..

richtig abgehoben...

...sind wohl die Marketing-StrategInnen der Drogeriekette dm. Nicht genug, dass sie ihre Lehrlinge mittels eigener Castings ermitteln und ihre KundInnen mit Beauty-Points als Treueprämien ködern. Nun sprinten sie schnurgerade über die Grenzen des Erträglichen hinaus und verkaufen die in ganz Österreich stattfindenden dm - Frauenläufe als Beitrag zur „Frauenbewegung“. Denn „im Frühling steigt das Bedürfnis sich fit, schön und gesund zu fühlen.“ Und im dm active beauty-Zelt erzählen Fitnessexperten (!) und WellnessBeraterinnen (!) ihren verschwitzten Opfer, wie der Schönheitshase läuft... (-)

...ist der neueste Astroschmäh in der aktuellen „woman“. Keine Dauerwellen bei Halbmond und Schuhe putzen nur bei Neumond – solche Tipps kennt frau ja noch aus den Achtziger Jahren. Mit dem Kalender für Kosmetik, Friseur und Beauty-Ops schlägt woman jedoch alles bisher Dagewesene: Jeder Tag wird in Hinkunft danach beurteilt, für welche kosmetischen und chirurgischen Eingriffe er sich am besten eignet. Den 27. Mai etwa sollte sich frau schon einmal freihalten: Denn der ist „gut für Zähne bleichen ...Fett absaugen, Laser-Enthaarung, Lifting, Brustvergrößerung und Brustverkleinerung.“ (- -)


an.rissösterreich ausgewählt. Eine Einbeziehung der Kategorie Geschlecht in die Dokumentation wäre hier wünschenswert. Nur die Anti-Rassismus-Hotline Helping Hands Graz dokumentiert in ihrem Teil des ZARA-Jahresberichts spezifische, nämlich doppelte Diskriminierung von Frauen. So zum Beispiel Fälle von Migrantinnen, die von ihren österreichischen Ehemännern ausgebeutet und/oder im Stich gelassen wurden. Diese Fälle fanden im privaten Bereich statt. Es ist leider anzunehmen, dass die Dunkelziffer hier besonders hoch ist. Der ZARA-Bericht ist aber in jedem Fall lesenswert und eine Aufforderung für mehr Zivilcourage gegen Rassismus. ESt

an.ruf Elisabeth Wagner gratulierte Alison Brown

25 Jahre aFZ

ZARA Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, 6., Luftbadgasse 14-16, T. 01/929 13 99, office@zara.or.at, www.zara.or.at; Anti-Rassismus Hotline Helping Hands, T. 0699/113 38 402

Das Autonome Frauenzentrum Linz feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Was sind die Eckpfeiler Ihrer Arbeit? budget

Arm dran! Wieder einmal war eine Budgetrede des Finanzministers fällig. Wieder einmal hat er es nicht geschafft, geschlechtergerecht zu formulieren. Umso deutlicher wird, dass Frauen im Budget nicht bedacht werden. Für den Bereich Frauenangelegenheiten und Gleichbehandlung sind 2006 genau sechs Millionen Euro vorgesehen. 3,5 Millionen davon sollen als Förderungen an Fraueninitiativen fließen, den Rest, nämlich lächerliche 2,5 Millionen Euro, sind „Angelegenheiten der Gleichbehandlung“ und Gender Mainstreaming wert. Die Oppositionsfrauen protestierten. SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek beispielsweise bezeichnete es als „skurril“, dass mit diesem Betrag alle Aufgaben von Reduzierung der Einkommensschere, über Integration von Migrantinnen und Gründung von Mentorinnen-Netzwerken bis hin zur Gewaltprävention finanziert werden sollen. Aber die Kritik der Opposition verhallte und das Budget wurde beschlossen. ESt

Kommunikation und Vernetzung. Wir sind bemüht, bei politischen Aktivitäten sowie bei Beratungen einen Austausch zwischen uns und unseren Verbündeten sowie Klientinnen herzustellen. Wir sehen in PartnerInnenschaften mit anderen und in kooperativen Handlungsweisen die beste Möglichkeit unsere Vorhaben durchzusetzen und unseren Klientinnen zu helfen. Welche Veränderungen haben Sie erreicht? Vor 25 Jahren hat es in Oberösterreich keine Notrufe, Frauenhäuser, Frauenbeauftragte in Stadt und Land, hat es noch keine Eltern-KindZentren, keine Ausbildungsangebote für Frauen in handwerklichen und technischen Berufen gegeben. Es gab nur drei Gynäkologinnen und kein einziges Frauengesundheitszentrum. Außerdem gab es kein gesetzliches Bekenntnis zur Gleichbehandlung. Alle diese Dinge sind Themen der Aktivitäten des autonomen Frauenzentrums, das als Informations- und Beratungsstelle eine anerkannte Einrichtung ist. Wie helfen Sie von sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen?

gedankenjahr

Totgeschwiegen Anlässlich des Gedankenjahres gibt es mehrfach Aktionen, um an die vergessenen homosexuellen Opfer der Nazis zu erinnern. In Wien forderte der RosaLilaTip unter dem Motto „Bessermachung“ vor dem „Monument für die Niederlage“ vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen einmal mehr die Anerkennung von Lesben und Schwulen als Opfer des NS-Regimes, aber auch Maßnahmen zur Unterstützung Homosexueller, die heute in Österreich Asyl beantragen. In Linz laden die Evangelische Akademie Wien und die HOSI Linz von 6. bis 8. Mai zu einem Symposium ins Alte Rathaus. Der Titel der Veranstaltung lautet „Totgeschlagen – Totgeschwiegen. Homosexuelle Frauen und Männer während der NS-Zeit in Österreich“. Neben einer Podiumsdiskussion über den Umgang der 2. Republik mit den homosexuellen Opfern des NS-Regimes, sprechen unter anderem Claudia Schoppmann über die „Situation lesbischer Frauen in Österreich 1938-1945“ und Gudrun Hauer über „Erinnerungs- und Trauerarbeit der österreichischen Lesben- und Schwulenbewegung“. Den Abschluss bildet die Teilnahme an einer Gedenkfeier vor dem Gedenkstein an die homosexuellen Opfer in der Gedenkstätte Mauthausen. ESt Infos und Anmeldung: www.hosilinz.at/ns-tagung oder Evangelische Akademie Wien,

Wir versuchen gezielt Menschen, die mit jugendlichen Frauen arbeiten, für diesen Gewaltbereich zu sensibilisieren und vor allem auch zu informieren. Wir leisten Bildungsarbeit in Form von Infotagen, Veranstaltungen, Fachberatungen, Selbstverteidigungskursen, Workshops und Schulprojekten zum Thema „sexualisierte Gewalt“. Wir wollen eine fachliche und emotionale Auseinandersetzung mit der Problematik anregen, um angemessenes Handeln zu fördern und langfristig die strukturellen Bedingungen sexualisierter Gewalt verändern zu können. Was gibt es noch zu tun, was ist Ihr Ziel? Ein Klima schaffen, in dem physische und strukturelle Gewalt gegen Frauen unmöglich wird: größere Anstrengungen in der Verfolgung von familiärer Gewalt, Vergewaltigung, Frauenhandel; gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit; die Aufwertung aller Beiträge der Frau in die Gesellschaft – wir werden erkennen, dass dies gelungen ist, wenn in allen Berufen die Frauen- und die Männerquote auf 50 Prozent sinkt – und eine geschlechtergerechte Geschichtsschreibung. Alison Brown ist Obfrau des Autonomen Frauenzentrum Linz, www.frauenzentrum.at

T. 01/408 06 95-0, akademie@evang.at

mai 2005an.schläge 07


Fo t o s : Ka t h a r i n a N a g e l e

frontfrauen

Foto 1: Werbesujet „Karriere beim Heer - Steig ein!“ Was hat das Bild der drei jungen Leute in Zivilkleidung mit dem Beruf SoldatIn zu tun?

Habt Acht! Schwarzorange will mehr Frauen im Heer. Ein Signal für ernstgemeinte Frauenförderung, oder steckt nur machtpolitisches Kalkül dahinter? Von Katharina Nagele Am diesjährigen ersten April folgten etwa zwanzig JournalistInnen und FotografInnen der Einladung des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen, um „junge Soldatinnen in Aktion (zu) erleben.“ Erwartungsgemäß waren die jungen Soldatinnen die gleichen Kampfmaschinen wie ihre Kameraden, da gab’s nichts zu lachen. Aber dank der Teilnahme von Verteidigungsminister Platter und Gesundheitsministerin Rauch-Kallat (beide ÖVP) wurde das Datum der Pressefahrt dennoch zum Programm. Die JournalistInnen hatten gerade eine Gefechtsübung mit Panzerwagen in einem Wäldchen bestaunt, als Platter die Gelegenheit beim Schopf packte: Er nahm Rauch-Kallat bei der Hand, sagte:„Kumm Mizzi!“ und spurtete mit ihr zum Panzerwagen, wo er äußerst fotogen und volksnah mit der Kommandantin plauderte. Beim Versuch den besten Platz für ein Foto zu erhaschen, stolperten nicht wenige über die wirklich gut getarnten Kameraden der Soldatin, die derweil mit dem Maschinengewehr im Anschlag, unbeachtet um den Panzerwagen drapiert, in unbequemen Kampfposen bewegungslos verharren mussten. So also entstehen Kriegsfotos. Derweil eroberte der Minister das Wählerinnenherz der Kommandantin.

08 an.schlägemai 2005

Stimmung. Im anschließenden Pressegespräch stellte Platter jene zwei Punkte der Bundesheerreform vor, die mehr Frauen ins Heer locken sollen: Erstens werden die körperlichen Leistungslimits für die Eignungsprüfung herabgesetzt, weil Frauen der Grundwehrdienst vor der Prüfung fehlt, bei dem die Männer Fitness aufbauen können. (Manch verkürzte mediale Berichterstattung der darauffolgenden Tage erweckte darum den Eindruck, Soldatinnen brauchten generell nicht so fit sein.) Bis zur nächsten, unverändert strengen Prüfung müssten die Soldatinnen die körperliche Kondition jedoch aufgeholt haben. Zweitens gebe es 824,- statt 250,- Euro pro Monat. Natürlich ist das keine Extrawurst für Frauen – auch Männer, die sich längere Zeit verpflichten, erhalten mehr Geld als Grundwehrdiener. Im Zuge der Heeresreform sollen die Veränderungen im Sommer in Kraft treten. Noch ein Eindruck drängt sich durch die Berichterstattung auf: Die Initiative sei ein frauenpolitischer Meilenstein. Platter betonte zwar, das Heer könne auf Frauen nicht mehr verzichten, gebärdete sich aber derart generös, dass frau meinen könnte, ihr würde etwas geschenkt. Auf die Frage, was konkret Frauen beim Militär verbessert haben, antwor-

tet Platter vage, dass sie „eine bessere Stimmung machen.“ Stimmung im oder für das Heer? Misshandlungen an Rekruten, immer mehr Zivis statt Soldaten – wahrlich, das Heer hat positive Schlagzeiten bitter nötig. Ein künftiges Berufsheer könnte es da bei der Personalbeschaffung schwer haben. Wenn Frauen beim Heer Karriere machen können, dann gibt das der männerbündlerischen Organisation einen modernen Touch. Edna Levy1 weist in Zusammenhang mit der Armee Israels darauf hin, dass ein Heer mit Soldatinnen durch das vorherrschende Bild der Frau als sanft, nährend etc. weniger kriegerisch und bedrohlich, sondern fast wie jede andere, zivile, Organisation auch wirkt. Ähnliche Funktion hat die Zivilkleidung der drei jungen Leute auf einem aktuellen Werbesujet des Heeres (siehe Foto 1). Um die ansonsten fehlende Frauenförderung zu kaschieren, spielt Schwarzorange wieder einmal die „Benita-Karte“ und trumpft mit Vorzeigefrauen in männerdominierten Positionen auf, die dennoch traditionellen Werten genügen. Auch Oberst Franz Moser, Leiter der Abteilung Personalgewinnung, will mehr Frauen im Heer. Nicht nur weil der Umgangston sich dadurch bessere, sondern auch


frauenfront

weil die Leistung der gemischtgeschlechtlichen Gruppen durchwegs höher sei. Die ehrgeizigen Frauen würden die Männer mitreißen, so der begeisterte Oberst.

Zutritt haben? Die EU-Verfassung verpflichtet aber zur Aufrüstung.

Sicherer Job? 1994 verpflichtete sich Österreich auch zur vollen Teilnahme an der gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). Dazu Ex-VerAngriff. Die Kampagne bereitet auch auf das EU-Militär vor. Die 200 Ösi-SoldatIn- teidigungsminister Scheibner (Ex-FPÖ): nen bei den Europäischen Battle-Groups „Es muss klar sein, dass mancherorts geäußerte Meinungen, Österreich solle sich heißt das Wahlvolk in Zeiten gehäufter auf die ‘soft security‘ konzentrieren, d. h. Sparpakete genauso wenig gut wie die teuren Eurofighter. Der europaweite Wi- Friedenserhaltung, Katastrophenhilfe, ... an der Realität völlig vorbeigehen.“ Auf derstand gegen den Irak-Krieg hat nicht nur den Ruf nach einem EU-Heer als Ge- ein UNO-Mandat verzichtet die EU notfalls auch. gengewicht zur USA, sondern auch entPrisca Mayerhofer, eine der vier schiedene AufrüstungsgegnerInnen lauSoldatinnen, die auf der Pressefahrt für ter werden lassen. Eine sehr militärFragen zur Verfügung standen, wird freundliche Studie der Österreichischen sich nicht freiwillig zur EU-BattleGesellschaft für Europapolitik2 zeigt, Group melden. UNO-Auslandseinsätze dass Österreichs Bevölkerung zu 47 Proreizen sie eher. Österreichs Soldatinnen zent der Meinung ist, die EU sei um ihre lassen sich laut Auskunft Platters bei Interessen zu wahren auf militärische Stärke angewiesen. Ebenso viele glauben ihrer Berufswahl allgemein weniger das Gegenteil. Frauen halten ein EU-Heer von welt- oder frauenpolitischen Erwänur zu 42, Männer zu 52 Prozent für not- gungen leiten. Ausschlaggebend sind für die meisten die Sportförderung3 wendig.Weiters heißt es:„Mit niedrigerem Alter und schulischen Ausbildungs- und die Möglichkeit im Ausland zu argrad wird die Idee einer gemeinsamen beiten. Dass sich für Frauen in der GeEuropäischen Armee etwas stärker abge- sellschaft etwas ändert, weil sie Soldalehnt.“ Da junge Menschen und solche tin geworden ist, glaubt Prisca Mayermit niedrigerem schulischen Ausbilhofer nicht. Dieser Anspruch allein wädungsgrad (sprich: mit niedrigerem Einre als Motivation auch zu wenig, um es kommen) von einer Militarisierung eher in diesem Beruf auszuhalten, meint betroffen wären, überrascht es kaum, Mayerhofer. Ob den meisten SoldatIndass sie diese verstärkt ablehnen. So nen klar ist, dass es sich bei diesem Beprekär kann die Situation am Arbeitsruf bald nicht mehr um eine Karrieremarkt gar nicht sein. Und warum sollten option unter vielen handelt? Im gerade Frauen, auf deren Kosten in den an.schläge-Interview von 1996, als Frauen letzten Jahren die Staatsausgaben ernoch keinen Zugang zum Heer hatten, schlankten, mehr Geld für eine Organisa- meinte Christine Scherzer, Gründerin tion befürworten, zu der sie nur schwer des Vereins: „Frauen freiwillig zum Bun-

desheer“ noch: „... unser Bundesheer ist nicht aggressiv. Wir sind nicht dazu da, dass wir hinausgehen und die anderen überfallen.“ Veteraninnen. Bei der Pressekonferenz pries Rauch-Kallat auch ihr Cross-Mentoring-Programm, bei dem Beamtinnen aus allen Bereichen zusammenkämen und Erfahrungen austauschten. Die Gender-Beauftragte des Bundesheers, Eva Krainz, eine der ersten Soldatinnen, bestätigte, dass sie viel an Kompetenz weitergeben konnte. Umgekehrt biete das Projekt speziell Soldatinnen wenig Hilfe. Etwa wenn diese nach einem Tag voller Kälte und Nässe mit ihren Kameraden im selben Zelt schlafen müssen. Es sei ein Problem, dass es so wenig Soldatinnen (insgesamt 253) gibt, die noch dazu übers ganze Land verstreut sind und sich so gegenseitig kaum unterstützen können. Von den vier anwesenden Soldatinnen schien keine sexuellen Belästigungen ausgesetzt gewesen zu sein. Auf der Website des Bundesheers wird zwar um Frauen geworben, über dieses Berufsrisiko jedoch nicht informiert. „Mizzi“ erzählte von ihrem harten Kampf für das Recht von Frauen, Soldatinnen zu sein. Nach ihrem Einführungsstatement hatte sie nichts mehr zu sagen. Ganz Veteranin, ruhte sie sich aus und während Platter alle Fragen beantwortete, folgte sie dem Rest der Veranstaltung eher desinteressiert. Zu den schlechter werdenden Aussichten von Frauen auf eine Arbeit, von der sie auch leben können, fällt der Gesundheitsministerin abwechselnd „Frauen an den Herd!“ und „Frauen ins Heer!“ ein... ❚

1 „Edna Levy: Die paradoxe Geschlechterpolitik der israelischen Armee“ S. 52 in „Ruth Seifert, Christine Eifler, Heinrich-BöllStiftung (Hg.): Gender und Militär“, ein Buch, das allgemein wärmstens zu empfehlen ist.

2 „Österreichische Gesellschaft für Europapolitik: Die Einstellung der Österreicher zu einer gemeinsamen Europäischen Armee“ Studie aus dem Jahr 2003, zu finden unter http://cms.euro-info.net/

3 SpitzensportlerInnen werden gern beim Bundesheer angestellt um den Spitzensport in Österreich zu fördern.

Bundesministerium für Landesverteidigung: www.bmlv.gv.at Werkstatt Frieden und Solidarität: www.friwe.at

mai 2005an.schläge 09


Fo t o : S P Ö S a l z b u r g

interviewburgstaller

Immer locker bleiben Salzburgs rote Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hat trotz Widerstand von Opposition und Kirchenorganisationen Abtreibungen in der Landesklinik durchgesetzt. Gabi Horak und Bettina Surtmann trafen sie zum Gespräch nach einem Jahr Regierungsarbeit. Diese Gruppen haben Sie mit Slogans wie „Gabi lässt das Töten zu“ attackiert. Tut das weh? Es ist klar, dass einem das sehr nahe geht. Das hat mich manchmal auch zum Weinen gebracht, manches war nicht mehr zumutbar. Aber andererseits ist es meine Aufgabe als Politikerin, nicht nachzugeben, wenn ich eine Überzeugung habe. Ich kenne die Verzweiflung von Frauen in so einer schwierigen Situation. Mir ist wichtig, dass Frauen jetzt eian.schläge: Es gibt in vielen anderen Bundesländern Möglichkeiten zur Abtrei- ne gute Beratung – ergebnisneutral – in Anspruch nehmen können. bung in Krankenhausanstalten.Warum Wie argumentiert frau gegen radiwar ausgerechnet in Salzburg die Entrükale KritikerInnen? stung so groß? Am besten sachlich bleiben. Ich haGabi Burgstaller: Wir waren sehr erstaunt über das Ausmaß der Empörung. be mich bemüht, jenen die hier demonVielleicht hat es damit zu tun, dass unser strieren, meine Motive zu erklären. Würden sie zuhören, müssten sie eigentlich Regierungspartner, die Salzburger ÖVP, das Demonstrieren einstellen. Denn dieses Thema anfänglich zur Koalitionsjetzt haben wir die Chance, den Frauen frage machen wollte. Besonders vehezu helfen, vielleicht auch zum Kind zu menter Widerstand ist von eher fundamentalistisch orientierten GegnerInnen stehen. Unterm Strich ist die jetzige des Schwangerschaftsabbruches gekom- Salzburger Lösung sowohl moralisch als men, zum Beispiel der Aktion Jugend für auch rechtlich besser als alles, was vorher war. das Leben. Seit April können ungewollt Schwangere in die Gynmed-Ambulanz kommen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Jeden Samstag steht ein Wiener ÄrztInnenteam um Christian Fiala bereit, um bis zu 15 Abbrüche pro Woche vorzunehmen. Derzeit ist das Team zwei Wochen im Voraus ausgebucht, verrät Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.

10 an.schlägemai 2005

Kritik kommt auch von kirchlicher Seite. Gleichzeitig bemühen Sie sich um eine gute und enge Zusammenarbeit.Wie lässt sich das vereinbaren? Es gibt in der katholischen Kirche den Grundsatz, dass Schwangerschaftsabbruch abgelehnt wird. Das akzeptiere ich. Aber es gibt eine Trennung von Kirche und Staat und solche Entscheidungen hat der Staat zu treffen. Es gibt andere Tätigkeitsfelder, wo man mit der Kirche sehr gut zusammen arbeiten kann, etwa im Sozialbereich. Ich hab zur Caritas seit Jahren ein gutes Verhältnis. Laut Umfragen haben Sie mit der Entscheidung, Abtreibungen in der Landesklinik zu ermöglichen, die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Hätten Sie das auch ohne Rückendeckung der Bevölkerung durchgezogen? Ich bin für das Gesundheitswesen und damit für die Gesundheit der Frauen zuständig, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Voriges Jahr gab es eine Kontrolle bei dem Arzt, der bisher in Salzburg Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen hat. Sie hat


burgstallerinterview ergeben, dass die Eingriffe unter katastrophalen medizinischen und hygienischen Zuständen und ohne jede Beratung vorgenommen wurden. Die Praxis wurde geschlossen und deshalb war es dringend notwendig zu handeln. Zum Zeitpunkt meiner Entscheidung hat es keine Meinungsumfragen gegeben, ich habe die Entscheidung also getroffen, ohne dass ich wissen konnte, wie der Rückhalt in der Bevölkerung ist. Zu dieser Entscheidung stehe ich, unabhängig von Meinungsumfragen. Wie werden Frauen von der Möglichkeit, an der Landesklinik einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, informiert? Die konkrete Beratung zum Schwangerschaftsabbruch wird vom Frauengesundheitszentrum ISIS durchgeführt. Darüber hinaus gibt es noch sehr viele andere Beratungsstellen, die darüber informieren. Nachdem das in den Salzburger Medien sehr intensiv behandelt wurde, gibt es, glaube ich, kaum jemanden, an dem/der das vorbeigegangen ist. Im August 2004 meinten Sie noch, Sie würden sich um eine Lösung bemühen, die für die ÖVP akzeptabel ist. Ist Ihnen das gelungen? Wir sind übereingekommen, dass wir gemeinsam möglichst viel tun, um Frauen, die in so einer schwierigen Situation sind, zu helfen. Dazu gehört auch die Zurverfügungstellung von Wohnraum. Erzbischof Kothgasser hat das Forum Neues Leben eingerichtet, an dem Rot und Schwarz, Beratungsorganisationen, Stellen des Landes und andere NGOs teilgenommen haben. Gemeinsam wollen wir möglichst viel Hilfe für Frauen organisieren. Die ÖVP lehnt den Schwangerschaftsabbruch in öffentlichen Spitälern nach wie vor ab, hat aber zur Kenntnis genommen, dass sie dafür nicht zuständig ist und das nicht verhindern kann. Wie ist das derzeitige Koalitionsklima? Das Klima hat sich schon wesentlich verbessert, es war sicher für beide Seiten nicht leicht, sich an die neuen Rollen zu gewöhnen, vor allem für die ÖVP. Aber das Klima ist merklich besser geworden. Wie lautet Ihre persönliche Bilanz nach einem Jahr als Salzburger Landeshauptfrau? Es ist uns gelungen, trotz einer extrem schwierigen budgetären Ausgangslage unsere Schwerpunkte zu setzen:Wir

mussten mehr als siebzig Millionen Euro einsparen, konnten aber trotzdem eine Million zusätzlich für Kinderbetreuung und beträchtliche Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik bereithalten. Die Landespolitik trägt eine starke sozialdemokratische Handschrift, wir öffnen das Land, machen Politik transparenter und legen weniger Wert auf Selbstdarstellung als das früher der Fall war. Welche Prioritäten haben Sie bis zum Ende der Legislaturperiode? Unsere zwei Topprioritäten sind Vollbeschäftigung und Kinderbetreuung. Mit diesen beiden Bereichen haben wir uns sehr ehrgeizige Ziele gesetzt. Wie geht es Salzburgs Frauen? Obwohl Stadt und Land Salzburg statistisch zu den „reichen“ Regionen Österreichs zählen, sind Frauen einem erhöhten Armutsrisiko ausgeliefert. Ein großes Problem unserer Gesellschaft stellt die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern dar. Die größte Armutsfalle besteht in der oft unzureichenden Ausbildung von Frauen. In Salzburg besuchen anteilig mehr junge Frauen als Männer eine höhere Schule, verfügen über eine Schulbildung, die über die Lehre hinausgeht. Deutlich mehr Frauen als früher gehen einem bezahlten Erwerb nach. In verschiedenen Bereichen, wie etwa im Lehrberuf, stellen die Frauen bereits die Mehrheit. Sie sind jedoch nach wie vor in den Führungsfunktionen deutlich unterrepräsentiert. Auch beim Einkommen sind die Frauen benachteiligt. Bei den Angestellten hat sich die Einkommensschere in den letzten fünf Jahren sogar noch vergrößert. Dieses Bild zeigt sich im Wesentlichen in allen Bezirken gleichermaßen, wenn auch mit einem gewissen Stadt-Land-Gefälle. So sind etwa die Monatseinkommen weiblicher Angestellter der beiden nördlichen Bezirke Flachgau und Tennengau im Durchschnitt um 110 Euro niedriger als in der Landeshauptstadt. Ein deutliches Stadt-Land-Gefälle gibt es auch hinsichtlich des Bildungsniveaus: Fast vierzig Prozent der Stadt-Salzburgerinnen haben eine über die Lehrausbildung hinausgehende Schulbildung, hingegen nur etwa ein Drittel der Frauen in den Bezirken Flachgau und Tennengau. Der Anteil von Gemeindevertreterinnen geht mit zunehmender Stadt-Ferne deutlich zurück: Fast die Hälfte aller GemeinderätInnen der Landeshauptstadt sind Frauen, hin-

gegen nur etwas mehr als ein Fünftel in Flachgau und Tennengau. Hat sich die Frauenquote im Frauenförderplan im Salzburger Amt der Landesregierung schon ausgewirkt? Im Frauenförderplan sind vierzig Prozent auf allen Ebenen vorgesehen. Das dauert aber, das geht nicht von heute auf morgen. Da gibt es Ausbildungswege und Hierarchien.Wir sind schon ganz gut in den mittleren Entscheidungsebenen, aber an der Spitze ist es noch sehr dünn. Das ist ein Thema bei dem ich mir wünschen würde, dass unser Koalitionspartner mehr Unterstützung zeigt. Depression über den frauenpolitischen Backlash macht sich breit und Frauenprojekte sterben weg. Spüren Sie diese Verluste auch in Salzburg? Angebot an und Nachfrage nach frauenpolitischen Aktivitäten stimmen im Land Salzburg überein: Die Infrastruktur für Frauen in den Regionen des Landes Salzburg hat sich sehr positiv entwickelt. Regionale Netzwerke haben mithilfe der kontinuierlichen Finanzierung des Landes Salzburg die Möglichkeit bedarfs- und bedürfnisgerechte Beratungsangebote für Frauen und feministische Frauen- und Mädchenbildung anzubieten. Die drei Salzburger Frauenhäuser bieten den Frauen Schutz vor Gewalt. 2005 fällt der Startschuss für den Neubau des Salzburger Frauenhauses, das für doppelt so viele Frauen Platz haben soll. Frauenministerin Rauch-Kallat hat Ihnen bei der Landesfrauenreferentinnenkonferenz letzten September versprochen, künftig mehr Frauenberatungsstellen in Salzburg zu finanzieren. Hat sie dieses Versprochen gehalten? Den Frauenorganisationen im Land Salzburg stehen ab 2005 um 50.000 Euro mehr aus dem Frauenministierum zur Verfügung. Diese Mittel werden in Zusammenarbeit mit dem Büro für Frauenfragen & Chancengleichheit koordiniert. Sehen Sie sich als Vorbild für Frauen, die in die Politik gehen wollen? Ja, selbstverständlich. Ich nehme vielen Frauen die Angst, dass sie sich immer an den Männern messen müssen. Die Lockerheit, mit der ich die Dinge angehe, ist für viele ansteckend. Ich hab schon von vielen jungen Mädchen gehört: Ich glaube, ich werde einmal Landeshauptfrau oder Ministerin. Je mehr Frauen in Spitzenpositionen sind, desto erreichbarer scheint auch das Ziel für andere. ❚

Frauengesundheitszentrum ISIS www.frauengesundheitszentrum-isis.at

Gynmed, Ambulatorium für Schwangerschaftsabruch und Familienplanung www.gynmed.at

Gabi Burgstaller www.gabi.at

mai 2005an.schläge 11


Fo t o : M a g d a l e n a B l a s z c z u k

internationalan.riss Countries“. Das Festival wird von 21 OrganisatorInnen ehrenamtlich organisiert,Träger ist der Verein „Queersicht“. Jährlich werden am zweiten Novemberwochenende dreißig Kurzfilme, Spielfilme und Dokumentationen in fünf Kinos in Bern gezeigt. Für einen der Filme wird von einer Jury der Preis „Die Rosa Brille“ verliehen, der mit 1.000 Schweizer Franken (ca. 648 Euro) dotiert ist. In Kooperation mit „Queersicht“ findet gleichzeitig im Ferien- und Bildungszentrum Salecina in Maloja (Schweiz) ein Workshop zum Thema „Warming up for Exchange. Film, LGBT Human-Rights and EastWest-European Activism“ statt. Dieser bietet die Gelegenheit mit anderen Filminteressierten Filme von zentral- und osteuropäischen FilmemacherInnen zu sehen und zu diskutieren. pabo Einsendungen für das Festival bis zum 30.6. an: Annette Flückiger, CH-3012 Bern, Berchtoldstr. 46, annuschka@freesurf.ch. Weitere Infos zum Filmfestival: www.queersicht.ch und zum Workshop: www.salecina.ch

rumänien

Ladyfest

konferenz

Islamische Zivilgesellschaften Am 30. Mai findet in der Diplomatischen Akademie Wien eine internationale Konferenz zum Thema „Civil Society Participation in Muslim Countries. Different models, a common pattern“ statt. Diskutiert werden sollen u.a. das Demokratieverständnis in islamischen Ländern, gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten, die Rolle des Koran und islamische Identität(en). Mit Manal Omar, der Direktorin von Women for Women International Irak und Archana Kapoor, der Herausgeberin und Chefredakteurin von Hardnews in Indien, werden auch zwei Vertreterinnen von Frauen ohne Grenzen, den Mitinitiatorinnen der Konferenz am Podium sitzen. In der international besetzten Runde aus WissenschafterInnen, MedienvertreterInnen und ÖkonomInnen ebenfalls mit dabei ist Shirin Ebadi (Foto), die für ihr Engagement für Frauen- und Menschenrechte 2003 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Damit haben alle LeserInnen, die bei ihrem letzten Besuch (die an.schläge berichteten, 10/04) keine Gelegenheit hatten ihren Vortrag zu besuchen, eine zweite Chance. Eliw Infos: www.frauen-ohne-grenzen.org und www.da-vienna.ac.at

schweiz

Queersicht Auch in diesem Jahr suchen die VeranstalterInnen des lesbisch-schwulen Filmfestivals in Bern wieder Beiträge. Das Thema der von 10.-14. November stattfindenden Veranstaltung lautet „The lives and loves of lesbian, gay, bi and trans people (LGBT) in Central and Eastern Europe 12 an.schlägemai 2005

Von 20.-25. Mai findet in Timisoara/Temeshwar in Rumänien das Ladyfest statt. Geplant sind Workshops zu den Themen „Frauen und Kunst“, „Menschenhandel“,„Organisation“ und „Zine-making“. Die rumänischen Bands Noman´s Band und Oranj treten auf, zu sehen ist auch DOGMAinc aus Slowenien. Außerdem erwartet die TeilnehmerInnen Fotoausstellungen, wie z.B. eine internationale Girl Zines-Ausstellung und Filmvor führungen. Mit dem Ladyfest soll die Kommunikation zwischen Frauen gestärkt sowie, Raum für Kreativität und eine Plattform für gemeinsame Aktivitäten geschaffen werden. Ziel ist, dass alle Frauen in ihren Fähigkeiten gestärkt und inspiriert werden. Feminismen können im Kontext von Musik, Film, Performances diskutiert werden, genauso wie in Zusammenhang mit dem alltäglichen Leben. Vorurteile und kulturelle Normen sollen mit dem Ladyfest verworfen, die Unterschiede von Frauen gefeiert werden. Frauen, die nicht nur mitfeiern möchten, sondern aktiv das Programm gestalten, werden übrigens auch noch gesucht. pabo Infos unter: http://ladyfest-ro.pimienta.org

israel<palästina

Gewalt gegen Frauen In einer Aussendung zur Situation der palästinensischen Bevölkerung machte amnesty international kürzlich auf Frauen und Kinder als Hauptleidtragende des Krieges in Israel/Palästina aufmerksam. Durch den Bau der israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten wurde der palästinensischen Bevölkerung immer mehr Grund, Boden und Wasser vorenthalten. Aufgrund der teils durch Ausgehverbote und Blockaden zerstörten palästinensischen Wirtschaft wachsen Arbeitslosigkeit und Armut. Die Zerschlagung des palästinensischen Sicherheitsapparates bewirkte einen Mangel an institutionellen Schutzmechanismen. Es musste auf die Familie zurückgegriffen werden. Damit wächst auch der Druck auf Frauen, sich traditionellen und religiösen Normen zu unterwerfen. Oftmals sind Frauen familiärer Gewalt schutzlos ausgeliefert. Frauen leiden auch unter den Einschränkungen durch


an.rissinternational Blockaden und Ausgangssperren. Immer öfter übernehmen Männer Aufgaben wie das Einkaufen, um Frauen nicht den Gefahren möglichen Beschusses von israelischen Soldaten auszusetzen. Dadurch haben Frauen noch weniger die Möglichkeit, das eigene Dorf zu verlassen. In besonders großer Gefahr sind auch schwangere Frauen und Neugeborene. Gemäß der Genfer Konvention müsste die israelische Besatzungsmacht zwar die notwendige medizinische Versorgung zur Verfügung stellen, weil die Regierung dieser Verpflichtung aber nicht nachkommt, starben auch im letzten Jahr zahlreiche Neugeborene. pabo

bangladesh

Weitere Infos und Protestbriefe: www.amnesty.at

Fehlende Arbeitsrechte

Fo t o : c l e a n c l o t h e s

Global Exchange, www.globalexchange.org

Tchibo, die in Deutschland im Jahr 1949 gegründete Kaffeerösterei, ist inzwischen mit Gewinnen von 300 Millionen Euro für das Jahr 2003 zum achtgrößten unter den TextileinzelhändlerInnen Deutschlands aufgestiegen. In den Produktionsstätten in Bangladesh arbeiten die NäherInnen zwölf bis 14 Stunden pro Tag. Die ArbeiterInnen sind, nach Angaben der Menschenrechtsorganisation „Clean Clothes“, nicht versichert. Sie erhalten weder einen schriftlichen Arbeitsvertrag noch finden Tarifverhandlungen statt: Die Löhne werden mündlich und individuell vereinbart. „Clean Clothes“ berichtet von der fristlosen Entlassung dreier Arbeiterinnen, die im TchiboZulieferbetrieb „Urmi Garments“ in Dhaka beschäftigt waren. Als die Betriebsleitung erfuhr, dass sie Mitglieder in einer Gewerkschaft waren, folgte die sofortige Kündigung. Im Verhaltenskodex, den Tchibo eingeführt hat, verpflichtet sich der Konzern zwar scheinbar zu einigen Sozialstandards, wie einer sicheren Arbeitsumgebung oder menschenwürdigen Arbeitsbedingungen. Überprüft werden diese Vorgaben allerdings von einer Agentur, die von Tchibo selbst ausgesucht und bezahlt wird.„Clean Clothes“ fordert deshalb die Übernahme des Clean Clothes-Verhaltenskodex, die Vereinbarung angemessener Lieferzeiten und fairer Preise mit den LieferantInnen, damit diese internationale Arbeitsnormen einhalten können, sowie eine externe systematische und unabhängige Kontrolle der Einhaltung des Verhaltenskodex und keine Abwanderung aus Produktionsländern nach Bekanntwerden von Arbeitsrechtsverletzungen. pabo

Wadi – Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungshilfe, www.wadinet.at

Infos, Protestmail und Unterschriftenliste unter: www.cleanclothes.at

irak

Friedensaktivistin ermordet Es war einmal ein mutiges, engagiertes Girl aus dem sonnigen Kalifornien, das die unzähligen Kollateralschäden der US-Kriege nicht kommentarlos hinnehmen wollte. Kurzerhand gründete die damals 25jährige Marla Ruzicka die „Campaign for Innocent Victims in Conflict“ (CIVIC) und informierte die Öffentlichkeit unbeirrt über die unzähligen zivilen Opfer der US-Regierung, die unschuldig zwischen die Fronten im Irak und in Afghanistan geraten sind. Den Bemühungen der linken Antikriegsaktivistin ist es zu verdanken, dass die USA 25 Millionen Dollar Entschädigung für die Hinterbliebenen der Kriegsopfer im Irak zahlen müssen. Am 16. April wurde Marla Ruzicka selbst Opfer eines Selbstmordattentats in Bagdad, der laut der amerikanischen Botschaft einem US-Militärkonvoi gegolten hat. Sie und ihr irakischer Mitarbeiter Faiz Ali Salim waren gerade auf der Strasse zum Flughafen um ein krankes Mädchen zu besuchen, als die Bombe neben ihrem Auto explodierte und ihr Leben auf tragische Weise beendete. s-r CIVIC - „Campaign for innocent victims in conflict“, www.civicworld.org

wyber.space

www.frauen.jku

Da würde der gute alte Kepler, der Johannes, Augen machen. Die Universität in Linz wurde zwar nach ihm benannt, jedoch macht ihm die JOHANNA dort Konkurrenz ... Sowohl in der Altenberger Straße in LinzUrfahr als auch im Netz, als Zeitschrift des Frauennetzwerkes an der Kepler-Uni. Unter www.frauen.jku.at findet frau die online-Ausgabe von JOHANNA – und vieles andere mehr. Die unterschiedlichen Knoten im Frauennetzwerk kommen ohne grafischen Schnick-Schnack aus, sind solide und übersichtlich gestaltet. Die Gefahr, sich hoffnungslos im Site-Dschungel zu verheddern, ist somit gering. Welche sich beispielsweise schon einmal im „realen“ Dschungel von Stipendienmöglichkeiten verrannt hat, weiß die pdf-Datei „Stipendien“ – zu finden in der „Stabsabteilung für Frauenförderung“ – sehr zu schätzen. Fürs rasche und zielgruppenspezifische Verbindungen-Knüpfen bietet die Site zwei Mailinglisten: GBUDGET-L (Gender Budgeting) und Fem@le-L (Frauenund Geschlechterforschung, Situation von Frauen in Wissenschaft und Forschung und feministische Politik). Interessant wäre sicherlich ein direkt zugängliches Diskussionsforum. Vielleicht kommt das noch. Konkurrenzfähig ist JOHANNA auf alle Fälle jetzt schon. PÖ

mai 2005an.schläge 13


Fo t o : M a r g i t Wo l fs b e r g e r

migrationpazifik

Inseln im Ozean Während zivilisationsmüde EuropäerInnen vom Auswandern auf eine „Südseeinsel“ phantasieren, zieht es viele Menschen von den pazifischen Inseln nach Neuseeland, Australien oder in die USA. Von Margit Wolfsberger

1 „Islands“ steht in diesem Gedicht von Teresia Teaiwa für die pazifischen Inseln und die Menschen von diesen Inseln, die in einem Ozean-Amerika, „a dangerous ocean, which has been named continent“, und im Pazifik leben.

14 an.schlägemai 2005

In Ozeanien gehört Migration zur weit verbreiteten Lebensrealität. Frauen sind ebenso Teil dieser Migrationsbewegungen wie Männer. Gründe für Frauen die Heimatinseln zu verlassen gibt es viele – bei manchen sind es politische Konflikte, wie z.B. in Fidschi, oder die gewaltsame Vertreibung durch andere Staaten, vor allem im Zuge der militärischen oder wirtschaftlichen Nutzung von Inseln, die eine Auswanderung bewirken. In kleineren Inselstaaten sind es fehlende Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, geringe Entfaltungsmöglichkeiten innerhalb patriarchaler Gesellschaften und der Wunsch bereits ausgewanderte Familien- und Dorfmitglieder wiederzusehen. Manchmal ist Migration auch die einzige Möglichkeit, um gewaltsamen Beziehungen zu entfliehen

oder nicht mehr in der Nähe potentieller und tatsächlicher Gewalttäter leben zu müssen. Die Möglichkeiten für ein unabhängiges Leben sind in pazifischen Gesellschaften kaum vorhanden und viele junge Menschen suchen daher ihr vermeintliches Glück in der Migration. Eine von Vielen. What keeps us here?/ Islands in an ocean./ What makes us leave?/ Islands in an ocean./ What calls us back?/ Islands in an ocean. (Teresia Teaiwa, Searching for Nei Nim’anoa, 1995.)1 Als Teresia Teaiwa die Zeilen dieses Gedichtes schreibt (1992), studiert sie gerade in den USA. Sie ist eine junge Frau, deren Lebensweg bereits viele Staaten berührt hat und der nicht untypisch für Ozeanien verläuft. Ihre elterliche Herkunft vereint Afro-Amerika und Banaba (oder Ocean Island), eine kleine

phosphatreiche Pazifik-Insel, deren BewohnerInnen durch den Phosphatabbau seit 1900 sukzessive vertrieben und 1945 schließlich von Großbritannien total umgesiedelt wurden. Heute gehört Banaba zur Republik Kiribati (oder Gilbert Islands) und die ehemaligen BewohnerInnen leben verstreut in der Migration, vor allem in Fidschi, Neuseeland und Kalifornien. Geboren wurde Teresia Teaiwa in Honolulu, Hawai’i. Hier leben tausende MigrantInnen von anderen pazifischen Inseln. Ihre Situation ist zum Teil prekär, da sie größtenteils zu einkommensschwachen Gruppen gehören und zudem mit anderen ethnischen Minderheiten, vor allem aus Asien, und den einheimischen Hawai’ianerInnen um die rarer werdende Arbeitsplätze konkurrieren. In den Medien werden Pacific


pazifikmigration Islanders vor allem als „illegale“ EinwanderInnen, sogenannte „Overstayer“, gewaltbereite Jugendliche und Sozialfälle stigmatisiert. Frauen werden nach wie vor in sexistischer Weise als „HulaGirls“ porträtiert, die die sexuellen Phantasien der männlichen Betrachter anregen. Kindheit und Jugend verbrachte Teresia Teaiwa in Fidschi. Dieser Staat ist das regionale Zentrum Ozeaniens. Internationale Organisationen bieten Arbeitsplätze; der relative Ressourcenreichtum und die Größe der Inseln ermöglichen Plantagen-Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die University of the South Pacific ist seit ihrer Gründung im Jahr 1968 Arbeitsstätte und Treffpunkt von Intellektuellen und KünstlerInnen. Durch die unsichere ökonomische Lage und die Bedrohung der indofidschianischen Bevölkerung durch nationalistische Kräfte haben seit dem gescheiterten Putsch 2000 mehr als 27.000 Menschen Fidschi verlassen. Indo-fidschianische Frauen und Kinder waren während des Putsches Plünderungen, Vergewaltigungen und Überfällen durch Nachbarn und den aufgestachelten Mob ausgesetzt und fühlen sich bis heute durch die andauernde Verrohung der Gesellschaft bedroht. Viele Frauen wählen daher via Internet und Heiratsvermittlungen einen unbekannten Partner in den USA oder in einem anderen westlichen Land und wandern aus. Brain Drain. Wer auf den pazifischen Inseln für seine Kinder eine höhere Schulbildung will, versucht alles, um sie ins

(westliche) Ausland schicken zu können. Teresia Teaiwa absolvierte ihr Studium in Washington, Hawai’i und Santa Cruz/Kalifornien. In Kalifornien leben mehr als 100.000 EinwanderInnen von den pazifischen Inseln. Viele sind bereits in der zweiten Generation hier. Im Gegensatz zur Gruppe der BildungsmigrantInnen ist der Lebensstandard der meisten anderen pazifischen Menschen und ihr gesellschaftlicher Status ein niedriger. Ein Ausweg, den vor allem pazifische Frauen suchen, ist die enge Anbindung an die zahlreichen pazifischen Kirchen, die auch in der Migration bestehen und die zu Kristallisationspunkten der Herkunftskultur und -gemeinschaft werden. Gleichzeitig verstärkt die ghettoartige Siedlungs- und Lebensweise die Vorurteile der weißen US-Gesellschaft gegenüber den pazifischen MigrantInnen, die sie zumeist auch gar nicht als solche wahrnehmen, sondern der unspezifizierten Gruppe der „Anderen“ zuordnen. Wenn junge Menschen von den pazifischen Inseln ihre Ausbildung abgeschlossen haben, kehren nur die wenigsten wieder dorthin zurück. Teresia Teaiwa tat dies und unterrichtete einige Zeit in Fidschi, bis sie Mitte der Neunziger Jahre wiederum nach Neuseeland emigrierte. Hier leitet sie heute an der Victoria University das Fach „Pacific Studies“ und bemüht sich vor allem um die Integration der Zweiten Generation von pazifischen EinwanderInnen in das neuseeländische Bildungssystem. Diese Gruppe hat neben den Maori-Studierenden die höchste Drop-Out-Rate in Neuseeland und findet aufgrund der

härter werdenden wirtschaftlichen Bedingungen und der Konkurrenz durch die massive Zuwanderung aus Asien keine guten Arbeitsplätze mehr. Die pazifischen EinwanderInnen gehören zu den sozial schwächsten Gruppen in Neuseeland, aber dennoch erhoffen sich ihre Verwandten auf den Heimatinseln konstante Rücksendungen von Geld und Gütern. Die-se „Remittances“ sind mittlerweile wichtiger Bestandteil der nationalen Wirtschaft vieler Inseln geworden und da Frauen im Allgemeinen verlässli-chere „Rücksenderinnen“ sind als Männer, werden sie von den Eltern und Verwandten zur Migration ermutigt. Schon vorhandene Kinder werden von den Müttern bei ihren Verwandten zuhause gelassen, was eine weitere Garantie für zuverlässige Geldsendungen darstellt. Die Lebenssituation dieser Frauen in der Migration im Spannungsfeld zwischen traditioneller Großfamilie und deren Ansprüchen, der Integration in die Gastgesellschaft, z. B. durch eine Ehe, und den oft prekären und schweren Arbeitsbedingungen in ungelernten Berufen ist eine äußerst schwierige. Besonders die zweite und dritte Generation von pazifischen MigrantInnen ist auf der Suche nach einem Platz in beiden Gesellschaften. Angehörige dieser Generation wie Teresia Teaiwa, Sia Figiel, Tusiata Avia, Lily Laita und viele andere mehr, die diese Prozesse als Wissenschafterinnen, Lehrerinnen und Künstlerinnen reflektieren, spielen dabei eine wichtige Rolle in der Ausbildung einer positiven eigenen Identität von pazifischen Menschen in der Migration. ❚

Literaturtipps: Teresia Kieuea Teaiwa. Searching for Nei Nim’anoa. Suva: Mana Publications, 1995. Sia Figiel. Alofa. Zürich: Unionsverlag, 1998. Tusiata Avia. Wild Dogs Under My Skirt. Wellington: Victoria University Press, 2004. Sean Mallon/Pandora Fulimalo Pereira. Pacific art niu sila. The Pacific Dimension of Contemporary New Zealand Arts. Wellington: Te Papa Press, 2002.

Ozeanien Ozeanien, Südpazifik oder pazifische Inseln sind Bezeichnungen, die mittlerweile das klischeebeladene und eurozentristische Wort „Südsee“ abgelöst haben. Die Region wird in Mikronesien (im Nord-Westen), Polynesien (im Osten) und Melanesien (im Westen) eingeteilt. In kultureller Hinsicht umfasst Ozeanien alle Inseln zwischen der Hawai’i-Gruppe im Norden, der Osterinsel im Osten, Neuseeland im Süden und Palau im Westen. Insgesamt leben 13 Mio. Menschen in diesem Gebiet, 4 Mio. davon in Neuseeland und 5,8 Mio. in Papua-Neuguinea.

Symposium Am 30. Juni 2005 veranstaltet die Österreichisch-Südpazifische Gesellschaft an der Universität Wien ein Symposium mit dem Titel „Migration to, in and from Oceania“ bei freiem Eintritt – mit Vorträgen von Brij Lal (Australien), Max Quanchi (Australien) und Katerina Teaiwa (Hawai‚i). (Vorträge in Englisch) Genauere Infos unter: www.ospg.org

mai 2005an.schläge 15


Fo t o : E l k e H a u f

themagedenken

Irma Trksak, ehemalige Gefangene in Ravensbrück: Dafür sorgen, „dass so eine Zeit nie wieder kommt.“

Ihr Zeugnis ist uns wichtig Vor sechzig Jahren befreite die Rote Armee die Gefangenen des Konzentrationslagers Ravensbrück. Käthe Dost und Veronika Springmann nahmen an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Knapp hundert Kilometer nördlich von Berlin, in Brandenburg liegt die kleine Stadt Fürstenberg – eingebettet in eine idyllische Seen-Landschaft. Hier wohnen heute etwa 7.000 – vorwiegend ältere – Menschen. Es gibt keine nennenswerte Industrie. Auch die lokale Geschichte weist keine Highlights auf, die den Tourismus beflügeln könnte. Da ist jedoch etwas, womit sich bis heute manche und mancher schwer tut... Konzentrationslager Ravensbrück. 1939 kamen die ersten weiblichen Häftlinge in das Konzentrationslager Ravensbrück.

16 an.schlägemai 2005

Inhaftiert wurden zu diesem Zeitpunkt Frauen aus politischen Gründen sowie Frauen, die aufgrund einer von den Nationalsozialisten definierten rassischen Zugehörigkeit verfolgt wurden (jüdische Frauen, Roma und Sinti), sozialrassistisch verfolgte Frauen (im Sinne einer eugenisch motivierten Verfolgung) und/oder so genannte Gemeinschaftsfremde, Frauen, denen „Verkehr“ mit „Fremdvölkischen“ vorgeworfen wurde, aber auch ausländische Zivilarbeiterinnen, die gegen eine der zahlreichen Verordnungen verstoßen hatten. Die Lebensbedingungen waren, wie in anderen Konzentrationslagern auch,

für die Frauen unerträglich und verschlechterten sich im Laufe der Jahre rapide. Ravensbrück war aber, im Gegensatz zum Frauenlager Auschwitz, nie ein Vernichtungslager. Gleichwohl haben auch hier in den letzten Kriegsmonaten Selektionen und gezielte Tötungsaktionen stattgefunden. Insgesamt waren in Ravensbrück zirka 132.000 Frauen inhaftiert. Ab April 1941 bestand neben dem Frauenkonzentrationslager auch ein Männerlager, in dem vermutlich mehr als 20.000 Häftlinge registriert wurden. Die primäre Funktion des Männerlagers bestand darin, Arbeitskräfte für den


gedenkenthema sich immer weiter entwickelnden Lagerkomplex zur Verfügung zu stellen. Es gab hier aber auch das Jugendkonzentrationslager Uckermark. Dort waren vor allem junge Frauen und Mädchen inhaftiert, die gegen die normierten Vorstellungen der nationalsozialistischen Ideologie verstoßen hatten (sogenannte Asoziale). Dieses wurde – ebenso wie das Männerlager – lange nicht als Teil des Lagerkomplexes wahrgenommen. Das lag unter anderem daran, dass die Kriminalbeamtinnen, denen das Jugendkonzentrationslager unterstand, in der Nachkriegszeit jegliche Zusammenarbeit mit dem Konzentrationslager Ravensbrück bestritten. 1994, nach dem Abzug der GUSTruppen, begannen die ersten archäologischen Forschungen auf diesem Teil des Lagergeländes, das lange von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen worden war. Der gesamte Lagerkomplex Ravensbrück wurde durch die Rote Armee einige Monate nach der Befreiung bis zu ihrem Abzug 1994 genutzt. Aus diesem Grund fanden nicht nur viele Überbauungen statt, große Teile des Geländes waren auch bis zu diesem Zeitpunkt für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.

Spuren des Jugendkonzentrationslagers und späteren Vernichtungslagers Uckermark. Bedauerlicherweise ist dieser Teil des Lagerkomplexes nach wie vor nicht Teil der Mahn- und Gedenkstätte. Umso bemerkenswerter ist die Initiative dieser Frauen, nicht nur nach baulichen Spuren zu suchen, sondern auch der Geschichte der in diesem Teil des Lagers inhaftierten Mädchen und Jungen nachzugehen. 1997 fand der erste Workshop statt, und bis heute gilt die Forderung, nach der Eingliederung dieses Teils in das Ensemble der Mahnund Gedenkstätte.

tung an sich nachgerade wichtig und nachdenkenswert.

Vereinnahmung verhindern. Eine Stunde später, auf der offiziellen Befreiungsfeier, kommt Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, angesichts der historischen Tatsachen vor Ort nicht umhin, die Wichtigkeit des „authentischen Ortes“ herauszustreichen. In seiner Rede betont er die Relevanz der Zusammenarbeit mit den ehemaligen Häftlingen und deren Interessenvertretungen. Ein wichtiger Satz, wird doch gerade in den letzten Jahren immer mehr versucht, die GedenkstätZeugin des Unvorstellbaren. Irma Trksak aus ten und ihre politisch-inhaltliche Ausrichtung ohne Berücksichtigung der Wien, Mitglied des Internationalen Ravensbrückkomitees, musste von Januar Wünsche und Forderungen der ehemaligen Häftlinge zu gestalten. Die Überle1945 bis Ende März 1945, also in den benden werden zwar als ZeitzeugInnen letzten Monaten, in dem zum Vernichgenutzt, ihren Wünschen und Forderuntungslager umfunktionierten Jugendkonzentrationslager als Krankenschwe- gen, was die Gestaltung der Gedenkstätte angeht, wird aber leider allzu oft ster arbeiten. Wie sie ausdrücklich in kein Gehör geschenkt. Deshalb auch ihrer Rede zur Gedenkfeier ausführte, „geschah hier auf diesem Boden Unvor- sollte der Satz von Bundesministerin Renate Schmidt auf der zentralen Gestellbareres“. Irma Trksak, die nach denkveranstaltung keine hohle Phrase Kriegsende auch als Zeugin im Hamwerden: burger Ravensbrück Prozess aufgetre„Ihr Zeugnis [das der ehemaligen ten war, appellierte an alle ZuhörerInnen, darauf zu achten, „dass so eine Zeit Häftlinge] ist uns und bleibt uns wichtig.“ Es muss folglich immer wieder nie wieder kommt“. Zum wiederholten überlegt werden, wie man den WünAgenda des Gedenkens. Vom 15. bis zum 17. Mal wandte sie sich gegen Vergessen, schen und dem Anliegen der ehemaligegen Verdrängen sowie gegen VerApril fanden in Ravensbrück die Feiergen Häftlinge gerecht werden kann, ohlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestages leugnen. ne ihre Zeugnisse lediglich für die HerWie in jedem Jahr fand heuer eine der Befreiung durch die Rote Armee stellung eines Lokalkolorits zu (be)nutGedenkfeier am „Sowjetischen Ehrenstatt. Die zentrale Feier am 17. April bezen, sondern sie als Menschen mit ihrer mal“ statt. Erfreulicherweise nahmen suchten über 1500 TeilnehmerInnen. erlebten und erfahrenen Geschichte Wohl zum letzten Mal konnte sie unter trotz der dafür angeraumten frühen ernst zu nehmen. Ruth Klüger, gebürtiStunde außergewöhnlich viele Gäste Beteiligung zahlreicher Überlebender ge Wienerin und Auschwitz-Überlebenaus den unterschiedlichen Ländern Eu- teil. Annemarie Müller, Mitglied der de, nannte diesen Prozess „Rohstofflieropas vor sich gehen. Auf dem Gelände deutschen Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V., Tochter der im ferant“ zu sein. Sie prangerte die Funkdes ehemaligen Konzentrationslagers tionalisierung der Toten und ÜberlebenRavensbrück fanden aus diesem Anlass kommunistischen Widerstand tätigen den der Vernichtungslager an. Die und in Ravensbrück inhaftierten Mary des weiteren zahlreiche VeranstaltunStimmen der Überlebenden werden imMüller, formulierte in ihrem Beitrag gen, Lesungen und Ausstellungseröffmer weniger werden, etwas was diese nicht nur eine Würdigung der Befreier, nungen statt. In das Gedenken reihten Gedenkfeier schmerzlich hat deutlich sich, aus unterschiedlichen Beweggrün- sondern auch ihr persönliches Gefühl werden lassen. Was das für die weitere der Dankbarkeit, ihr Leben als 1945 Geden, auch hohe VertreterInnen der borene letztendlich der Roten Armee zu Zusammenarbeit der Opfer- und Interdeutschen Politik ein. verdanken. Dieses Statement war nicht essenverbände mit den Gedenkstätten Zum ersten Mal nach 60 Jahren ohne politische Brisanz; denn im aktuel- bedeutet, ist noch nicht beantwortet. fand nun an diesem Aprilwochenende Genau deshalb sollten und müssen len politischen Kontext der BRD, in dem eine Gedenkfeier statt, organisiert von versucht wird, alle Deutschen zu Opfern wir die PolitikerInnen beim Wort nehjungen Mitgliedern der Lagergemeinmen und uns – immer wieder – mit der von Krieg und Gewalt zu stilisieren, in schaft/Ravensbrück Freundeskreis e.V., dem Ursache und Wirkung, Schuld, Mit- Frage auseinander setzen, was Gedendie an die Geschichte des Jugendkonken und Erinnerung für die Überlebenzentrationslagers Uckermark erinnerte: täterInnenschaft und Verantwortung zu hohlen Begriffen werden, wirkte die- den bedeutet und was es für uns NachSeit einigen Jahren suchen junge Fraugeborene bedeutet. ❚ ser Beitrag und auch diese Veranstalen im Rahmen von Workcamps nach

Käthe Dost und Veronika Springmann sind Redakteurinnen der ravensbrückblätter, die von der Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis e.V. herausgegeben werden. www.ravensbrueckblaetter.de

mai 2005an.schläge 17


Fo t o : M a r t i n a M a d n e r

themagedenken

„Mitverantwortung“ Über Gedenken, Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus und „vergessene“ Opfer hat Martina Madner mit Brigitte Bailer-Galanda, der Leiterin des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands gesprochen. an.schläge: Österreich und die Mär vom ersten Opfer des Nationalsozialismus. Sollten sich ÖsterreicherInnen nicht viel mehr mit den TäterInnen auseinander setzen, anstatt Opfer als Symbole für den Widerstand aller ÖsterreicherInnen zu missbrauchen? 18 an.schlägemai 2005

Brigitte Bailer-Galanda: Ich glaube, so verkürzt kann man das nicht sehen. Es gibt großartige Gedenkreden, in denen Politiker ihr antifaschistisches Bewusstsein demonstrieren möchten. Gleichzeitig aber wird der Schlussstrich verlangt, z.B. bei den Entschädigungen der Opfer, während De-

serteure noch keinen Pensionsanspruch für die Zeit, in der sie verfolgt wurden, haben. Wir müssen das Bewusstsein der Mittäterschaft ins kollektive Bewusstsein integrieren und wir müssen gleichzeitig die Geschichte der Verfolgung in unsere Geschichte integrieren; Die Opfer hereinnehmen,


gedenkenthema damit sie nicht ‚jüdische Mitbürger’ sind, es sagt auch kein Mensch ‚katholische Mitbürger’. Werden nicht auch Unterschiede zwischen den Opfern gemacht? Natürlich, die werden seit 1945 gemacht. Eines der zentralen Gesetze, das Opferfürsorgegesetz, kennt bis heute zwei Kategorien von Opfern: die Kategorie derer, die im Widerstand tätig waren, zu denen wurden nach und nach besonders schwer betroffene Verfolgungsopfer hinzugenommen. Und dann gibt’s die zweite Kategorie der „passiv zu Schaden Gekommenen“, die halt „nur“ verfolgt wurden, die sind der Republik weniger wert. Warum bleiben homosexuelle NSOpfer nach wie vor außen vor? Historisch wurde es immer damit begründet, dass Homosexualität bis in die 70er Jahre strafbar war. Das heißt, es wurde von den Nachkriegsbehörden und der Nachkriegspolitik auf völlig unzulässige Weise eine Strafbarkeit nach österreichischem Strafgesetzbuch oder eine Haft in einer österreichischen Haftanstalt nicht anders bewertet als eine Haft im Konzentrationslager, was ja völlig absurd ist. Was dem aber auch sehr lange entgegengestanden ist und bis heute entgegensteht, sind bestehende Vorurteile auch in den Opferverbänden selber. Vor Jahren schon – er ist mittlerweile verstorben – habe ich mit einem von den Opferverbänden gesprochen und gefragt: „Warum wehrt ihr euch so gegen die Aufnahme der Homosexuellen ins Opferfürsorgegesetz?“ Darauf er: „Ja, wir nehmen doch nicht Kinderschänder auf.“ Die ganz „normale“ Vorurteilskette. Wie steht das DÖW dazu? Sowohl Wolfgang Neugebauer als auch ich haben in unseren ganzen Arbeiten die Aufnahme der Homosexuellen ins Opferfürsorgegesetz gefordert. Ganz klar.1 Gibt es momentan überhaupt eine Form von Entschädigung? In den Vordiskussionen zum Nationalfonds 1995 habe ich damals – und andere offenbar auch – darauf gedrängt, dass wenn eine neue Einrichtung geschaffen wird, dabei auch wirklich alle Opfer des Nationalsozialismus zu berücksichtigen sind. Auch die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung

Verfolgten, die als angeblich asozial Verfolgten, also alle, die im Opferfürsorgegesetz nicht berücksichtigt wurden und werden. Und ich glaube, dass gerade das die Bedeutung des Nationalfonds ausmacht. Das heißt aber, dass bei homosexuellen Opfern Zeiten im Konzentrationslager bei Pensionen nach wie vor nicht angerechnet werden? Meines Wissens nein. Frauen wurden lange Zeit nur als Mitläuferinnen wahrgenommen. Hat sich da mittlerweile etwas geändert? Frauen waren Täterinnen, z.B. im Bereich der Denunziation, im Umfeld. Außerdem gab es Frauen in Konzentrationslagern als KZ-Aufseherinnen, aber die großen NS-Verbrechen waren männlich. Die KZ-Kommandanten waren männlich, die SS-Divisionen, die hinter der Ostfront die Massenerschießungen gemacht haben, waren männlich und das maßgebliche Personal der Zentralstelle für jüdische Auswanderung – es wird schon auch weibliche Schreibkräfte gegeben haben – war männlich. Das NS-Regime war ein männliches Regime, das in Wirklichkeit Frauen programmatisch nur eine untergeordnete Bedeutung beigemessen hat. Das ‚Frauen an den Herd und in die Produktion rassenreinen Nachwuchses’ ist ja dann zugunsten von ‚Frauen in die Rüstungsproduktion’ abgelöst worden. Aber Frauen waren von der Verantwortung ziemlich ausgeschlossen – bis auf diese kleinere Ebene, die Denunziation und ähnliche Geschichten, die aber durchaus die Denunzierten ins KZ bringen oder Todesurteile zur Folge haben konnten. Da haben Frauen schon eine Rolle gespielt, weil sie da waren. Und denunzieren konnte man nur, wenn man da war. Ist es denn im Widerstandsbereich anders, haben sich da Frauen besonders hervorgetan? Frauen haben einen beträchtlichen Anteil am Widerstand gehabt, werden aber weniger zur Kenntnis genommen. In den großen Widerstandsgruppen war überall auch eine beträchtliche Anzahl an Frauen aktiv, die z.B. Flugblätter verteilt haben, die Matrizen geschrieben haben. Mit diesen Widerstandsgruppen werden aber immer nur Männer assoziiert, also das ist ganz typisch.

Und es gibt natürlich herausragende Frauenfiguren, wie die Ordensfrau Schwester Restituta, die als einzige Nonne hingerichtet wurde. Es gibt auch etliche Kommunistinnen, die hingerichtet wurden, wie z.B. Hedi Urach. In einem Bereich des Widerstandes sind Frauen überrepräsentiert: in der Hilfe für Verfolgte, für Kriegsgefangene und beim Verstecken von Verfolgten. Aber das liegt auch daran, dass mehr Frauen als Männer da waren. Die Männer waren an der Front. Aber das hängt natürlich auch mit der Sozialisation von Frauen zusammen. Aber mit einem „widerständigen Wesen der Frau“ gegen die patriarchalen Strukturen des Nationalsozialismus anzukämpfen hat das nichts zu tun? Das hieße die Frauen zu überschätzen, ganz einfach. Waren Frauen als Opfer anders als Männer betroffen? In gewisser Weise schon. Sie konnten zusätzlich betroffen sein, wie z. B. Toni Bruha, der sie im Gestapo-Gefängnis das vier Monate alte Baby weggenommen haben. Das war nicht nur ein schweres psychisches Problem, sondern auch ein konkret physisches, weil sie entzundene Brüste bekommen hat, weil sie ja gestillt hatte. Frauen waren sexuellen Folterungen ausgesetzt. Das hat Rosa Jochmann immer wieder beschrieben, wie schlimm das für Ordensfrauen war, die sich vor der SS in Ravensbrück nackt ausziehen mussten. Das war noch eine vergleichsweise harmlose Form. Und es hat Frauen gegeben, die man in KZBordelle gezwungen hat. Frauen sind in dieser männlichen Welt des NS-Regimes auch noch aufgrund ihres Frauseins zusätzlichen Misshandlungen ausgesetzt worden. Sexuelle Gewalt ist auch heute noch ein relativ tabuisiertes Thema. Wurde diese Gewalt totgeschwiegen? Man hat sie nicht wahrgenommen. Das hängt auch mit dem gesellschaftlichen Bewusstsein zusammen. Ich erinnere mich an die 70er Jahre und die Diskussionen um die Frauenhäuser. „Frauen müssen halt aushalten, dass sie geprügelt werden“, hieß es da von manchen. Dieses Bewusstsein ist natürlich auch den Frauen, die als KZ-Opfer betroffen waren, entgegengebracht worden. Diese ganze

1 Ab 3.5. stehen im DÖW jeden Dienstag von 14 bis 16.00 Uhr ExpertInnen zur Verfügung, um vom NS-Regime Verfolgte kostenlos und unverbindlich zu beraten. Aktuelle Änderungen im Opferfürsorge- und Sozialversicherungsgesetz finden dabei ebenso Raum wie die Klärung von persönlichen Ansprüchen oder die konkrete Unterstützung bei Anträgen. Die Beratung kann auch durch Angehörige in Anspruch genommen werden.

mai 2005an.schläge 19


themagedenken

2 Buchtipps:

DÖW (Hg.): Frauen in Widerstand und Verfolgung. Jahrbuch 2005. LIT-Verlag, 2005, 9,90 Euro

Helga Amesberger, Katrin Auer und Brigitte Halbmayr: Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern. Mandelbaum Verlag, 2004, 25,60 Euro

Frage der sexuellen Gewalt im NS-Regime wird erst jetzt schön langsam untersucht. Gibt’s da schon Arbeiten dazu? Ja, zur sexuellen Gewalt in Konzentrationslagern gibt es erste Arbeiten.2 Vor vielen Jahren hat einmal die steirische Frauenbeauftragte in einem Interview sinngemäß gesagt, „Soldaten haben immer vergewaltigt, auch die deutsche Wehrmacht“. Da kam ein lauter Aufschrei vom Kameradschaftsbund: „Das ist nicht wahr, der deutsche Landser war ein anständiger Soldat.“ Aber wir haben da sehr rasch in Kriegstagebüchern und persönlichen Aufzeichnungen von Soldaten gefunden, dass diese genauso vergewaltigt haben, wie alle anderen Soldaten. Das wäre natürlich ein wichtiges Thema, gerade wenn jetzt nur über die Vergewaltigungen der sowjetischen Armee gesprochen wird und das Verhalten der deutschen Wehrmacht auf sowjetischem Boden ausgeblendet bleibt. Da sind wir schon beim Thema Gedankenjahr. In den Medien in Deutschland und Österreich wird jetzt viel vom Kriegsende berichtet, von Bombenopfern und Verbrechen in der Nachkriegszeit. Hat sich das Gedenken von den nationalsozialistischen Opfern wegbewegt? Es hat sich weniger von den Opfern wegbewegt, als dass der Mythos der Stunde Null wieder neue Urständ feiert. Das Gedenkjahr wird an isolierten Daten abgehandelt, die nicht in einen Kontext zu dem gestellt werden, was vor April/Mai 1945 war. Und der Staatsvertrag wird zwar in die angeblichen Schrecken der Besatzungszeit eingebettet, aber es wird nicht mehr die Frage gestellt, warum wir überhaupt einen Staatsvertrag brauchten. Also diese Entkontextualisierung der Geschichte im Gedenkjahr ist für mich das eigentliche Grundübel.

Damit erspart man sich die unangenehmen Fragen z.B. nach der Mitverantwortung von ÖsterreicherInnen an den NS-Verbrechen. Damit erspart man sich auch die Frage, wie die Republik mit den Opfern umgegangen ist. Sie sprechen von Mitverantwortung. Macht das einen Unterschied von Verantwortung oder Mitverantwortung zu sprechen? Haben ÖsterreicherInnen keine Eigenverantwortung? Sagen wir mal so, es gibt eine ganze Reihe von einzelnen Österreichern, die sehr wohl Verantwortung hatten. Die österreichische Bevölkerung im Ganzen von 1938 bis 45 betrachtet, sehe ich aber schon eher in der Mitverantwortung als in der Alleinverantwortung. Einzelpersonen tragen aber Eigenverantwortung? Selbstverständlich, einen Franz Stangl, den Kommandanten von Sobibor, einen Karl Rahm, der Kommandant von Theresienstadt war, die kann man natürlich nicht aus der Verantwortung entlassen, keine Frage. Macht ein offizielles Gedenken überhaupt Sinn? Es würde nur dann Sinn machen, wenn es nicht bei Festreden bleibt, wenn es tatsächlich dazu führte, dass sich der Einzelne mit der Geschichte auseinander setzt. Ich halte das heurige Gedenkjahr, so wie es über weite Strecken offiziell abläuft, für verzichtbar. Hängt das mit der aktuellen Regierung zusammen? Es ist natürlich für die jetzige Regierung und für einen ÖVP-Kanzler sehr verlockend, noch dazu wo nächstes Jahr gewählt wird, sich in eine Reihe mit den großen ÖVP-Politikern der Nachkriegsära, also Figl, Raab zu stellen. Das ist ... ... eine Ausblendung ...

Ja, das ist eine Ausblendung, aber das würde möglicherweise ein SPÖKanzler ähnlich machen, wenn er könnte. Was ich schlimmer finde ist, dass die Oppositionsparteien da mitspielen, die Bundes-SPÖ zum Beispiel kein nennenswertes Gegengewicht bildet und wenigstens auf ihre Politiker der Nachkriegsära verweist, wie Adolf Schärf oder Bruno Kreisky. Thema Austrofaschismus: 2004 hätte ja eigentlich ein Gedenken der Opfer des Austrofaschismus stattfinden können. Hat es aber nicht, ... Ganz klar, weil die Regierungsparteien nach wie vor den Austrofaschismus und den Bürgerkrieg ausblenden, obwohl er dann gleichzeitig über die Hintertür wieder hereinkommt. Denn da ist noch immer eine unverhältnismäßig starke Antipathie zwischen SPÖ und ÖVP, alleine die politisch gefärbte Debatte um den Begriff Austrofaschismus ... Gedenkfeiern in Ravensbrück oder Mauthausen: was können und sollen solche Feierlichkeiten bewirken und für wen sind sie da? Zum Teil sind sie für die ehemaligen Häftlinge und deren Angehörige da. Für die ist das ganz wichtig, die Befreiung zu zelebrieren. Für die ist es auch ganz wichtig, dass von offizieller Seite, von Seiten der Politik, von Seiten der Medien, das rezipiert wird. Dann fühlen sie sich angenommen. Die Feiern könnten natürlich auch als Anlass dienen, darüber zu sprechen, wozu Menschen fähig sind, was sie anderen Menschen antun können und eben dann die Brücke zu Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung von Minderheiten heute zu schlagen. Passiert das? Ich fürchte, Mauthausen ist eher der große Aufmarsch. Das ist ein Ereignis, das aber durchaus seine Bedeutung hat. ❚

Brigitte Bailer-Galanda ist seit 1979 Mitarbeiterin des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW). Sie gibt Lehrveranstaltungen auf der Politikwissenschaft in Wien, seit 2003 auch am Institut für Zeitgeschichte. Bis Jänner 2003 war sie stellvertretende Vorsitzende der HistorikerInnenkommission zu Vermögensentzug und Entschädigung durch die Republik Österreich. Im Dezember 2004 folgte sie Wolfgang Neugebauer als wissenschaftliche Leiterin des DÖW nach. Zur Zeit ist sie mit der Planung und Umsetzung einer neuen, umfangreicheren und aktualisierten Ausstellung zur NS-Zeit in Österreich beschäftigt, die im Oktober eröffnet wird. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW): www.doew.at

20 an.schlägemai 2005


an.risswissenschaft symposion

Frauenforderung Im April hat die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zum Symposion „Frauen in der Wissenschaft“ geladen. Das Resultat ist leider wenig überraschend: Aktuelle Daten belegen wieder einmal die Notwendigkeit expliziter Frauenförderung, die allzu oft reines Lippenbekenntnis bleibt. Frauen behindern sich allerdings auch selbst, weil sie eher zur Zurückhaltung neigen. Erfreuliches gibt es hingegen aus dem Bereich der Informatik, in dem die Frauen prozentuell stärker als früher vertreten sind. In der Medizin bleibt allerdings alles beim Alten. Frauen sind zwar überproportional im Gesundheitssektor tätig, aber bekanntlich selten an exponierten Stellen. Interessant auch, dass es in Kärnten keine einzige Gynäkologin mit Kassenvertrag gibt. Damit Frauen und Wissenschaft doch irgendwann einmal zusammen gehen: weiter Förderungen fordern. bik

mit geschlechterdifferenzierendem Ansatz. Die darin erstellten Listen enthalten 370 Namen, 36 davon gehörten Frauen. Auf das universitätsgebundene Schicksal einiger von ihnen (Stichwort „Rückkehrwilligkeit“) wird im Vortrag von Ilse Korotin näher eingegangen. Beginn ist jeweils 18.30 Uhr, Veranstaltungsort ist das IWK, 9., Berggasse 17. bik Details unter www.univie.ac.at/iwk

uni salzburg

festakt I

Belästigt

Preisträgerinnen

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, war sexuelle Belästigung an Österreichs Universitäten bisher ein Tabuthema. Die Uni Salzburg zeigt sich jetzt vorbildhaft realitätsnah: Ab sofort werden dort Belästiger belästigt bzw. mit den Folgen ihrer Belästigung konfrontiert. Es wurde eine Anlaufstelle mit Telefon-Hotline eingerichtet, die bei sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz Universität berät. Zusätzlich gibt es eine Broschüre mit mehr als 25 Adressen und Links – auch bei juristischen Fragen. Schließlich handelt es sich bei sexueller Belästigung um einen Tatbestand, der nicht nur intern – etwa durch Schadenersatzzahlungen bzw. Entlassung – sanktioniert werden kann, sondern auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen kann. Wie Rektor Heinrich Schmidinger festhält: „Sexuelle Belästigung verletzt Menschen in ihrer Privatsphäre und Integrität. Daher wird sexuelle Belästigung an der Universität Salzburg nicht geduldet.“ So deutliche Worte wünscht frau sich auch andernorts. bik

Zum zweiten Mal wurde heuer das Johanna-Dohnal-Teilstipendium an drei Wissenschafterinnen vergeben, die ihre Dissertationen über frauenspezifische Themen schreiben. Bernadette Winkelbauer (Foto links) forschte über „Substanzabhängigkeit und Schwangerschaft“. Ilona Horwarth (Foto mitte) setzte sich mit dem Thema „Geschlechtergerechte Studienbedingungen in technischen Studienrichtungen“ auseinander und Natascha Vittorelli (Foto rechts) erarbeitete die „Praktiken der Frauengeschichtsschreibung am Beispiel der Geschichte der ersten Frauenbewegungen in südslawischen Gebieten der Habsburger Monarchie“. Das Stipendium soll ein Zeichen gegen die konservative Frauenpolitik der Regierung, gegen Studiengebühren und für einen freien Hochschulzugang setzen. Johanna Dohnal betonte, dass „Bildung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Zukunftschancen ist und dafür gerechte basispolitische und ökonomische Rahmenbedingungen gefördert werden müssen.“ eliw

Fo t o : E l i s a b e t h Wa g n e r

Infos: www.johanna-dohnal.at

Download der Broschüre unter: www.uni-salzburg.at/akg Telefon-Hotline der Anlaufstelle: 0644/499 59 68

festakt II frauenbiographie

Lebenswerk Psychoanalyse

1x Exil und retour

Am 19. April wurde Margarete Mitscherlich der neu eingerichtete ErwinChargaff-Preis verliehen. Mit diesem Akt ehrte die Stadt Wien eine außerordentliche Wissenschaftlerin nicht nur für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Psychoanalyse, sondern auch für ihr gesellschaftliches Engagement an der „Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Ethik“, wie es in der Laudatio hieß. Die heute fast neunzigjährige Mitscherlich rollte in ihrem Vortrag ihr eigenes Leben nach allen Regeln der Psychoanalyse auf, vom kindlichen Wunsch, die „Mutter glücklich zu machen“ bis hin zur „Emanzipation im weitesten Sinn“. Die eigenen Probleme zu verstehen, bringe persönliche Heilung, die Psychoanalyse sei aber auch auf die Gesellschaft anwendbar. Diesen Ansatz vertrat sie bekanntlich auch in ihren Büchern. Alles in allem ein würdiger Abend für eine mehr als würdige Preisträgerin. bik

In der Seminarreihe „biografiA/Frauen im Exil“ des Institutes für Wissenschaft und Kunst (IWK) sind noch zwei Programmpunkte offen: eine Buchpräsentation am 24. Mai und ein Vortrag am 14. Juni. Im Buch „Frauen im Exil. Zwischenwelt 8. Jahrbuch der Theodor-Kramer-Gesellschaft“ von Siglinde Bolbecher und Renate Göllner wird jenseits der männlichen Geschichtsschreibung den verschiedenen Überlebensstrategien von Frauen nachgespürt, im besonderen weiblichen „Lebens-, Bildungsund Karrierebrüchen“ im Exil. Der Vortrag „Wissenschaftlerinnen und Remigration – Die ‚Austrian University League of America’“ befasst sich mit einem 1946 erstellten Memorandum zur Neugestaltung des österreichischen Universitätsbetriebes

mai 2005an.schläge 21


Fo t o s : S a s k y a C . Ru d i g i e r

wissenschaftforum

Saskya Rudigier verfasste ihre Diplomarbeit 2004 zum Thema „Der organlose Körper und die Junggesellenmaschine4 in Cleansed

Sauber gebrannte Seelen

von Sarah Kane“.

Eine Hommage an die Körperlosigkeit in Sarah Kanes Oeuvre, die Unmöglichkeit absolute Gefühle zu leben und vom Misstrauen gegenüber der Eloquenz. Von Saskya C. Rudigier Literaturtipps: ARTAUD, Antonin: Schluss mit dem Gottesgericht. Das Theater der Grausamkeit: Letzte Schriften zum Theater. Matthes & Seitz, 2002. BHABHA, Homi K.: Die Verortung von Kultur. Stauffenburg, 2000. KANE, Sarah: Complete Plays. Menthuen, 2001. OPEL, Anna: Sprachkörper: Zur Relation von Sprache und Körper in der

Um das Werk von Sarah Kane (1971-1999) ist es sechs Jahre nach ihrem Tod still geworden. Jedenfalls in Österreich. Aber hebt man den Blick über die Grenzen, bestätigen sich die Vermutungen. In vielen europäischen Ländern und in den USA finden 2005 zahlreiche Auseinandersetzungen mit dem vielschichtigen Werk der erfolgreichsten britischen Autorin des „In-Yer-Face Theatre“1 statt.

zeitgenössischen Dramatik – Werner Fritsch, Rainald Goetz, Sarah Kane. Aisthesis, 2002.

22 an.schlägemai 2005

Gesäubert. Anhand ihres (bisher wenig gespielten) Stücks „Gesäubert“ von

1998 soll an dieser Stelle eine Verortung von Sarah Kanes dramatischem Schaffen erfolgen. In zwanzig Szenen entwirren und verlieren sich hier die Beziehungen von drei Paaren, die durch die kontrollierende „Instanz“ der Person Tinker miteinander verknüpft sind. An einem von der Außenwelt abgeriegelten Ort scheinen alle Beteiligten die von Tinker verordneten Maßnahmen und Demütigungen widerspruchslos und freiwillig anzunehmen, wenn nicht sogar zu wünschen. Was die Figuren an Wünschen und Absichten verkünden, wird

vom Psychiater und Folterknecht Tinker materiell übersetzt und ausgeführt. Grace landet auf der Suche nach ihrem verstorbenen Bruder Graham in dieser „Universität des Schmerzes“ und erreicht ihre stationäre Aufnahme, obwohl alle Bewohner/Patienten männlich sind. Sie will zu Graham werden und damit die scheinbar unerfüllbare Liebe zu ihrem Bruder kompensieren. Unter Medikamenteneinfluss trifft Grace den an einer Überdosis Verstorbenen wieder. Die beiden kommen sich in Graces Wahnraum sehr nah und Graham


forumwissenschaft weicht von da an nicht mehr von ihrer Seite. Grace wird daraufhin von einem aus Stimmen bestehenden Kollektiv brutal für ihr Vergehen, mit dem Bruder zu schlafen, bestraft. Nach Graces seelischer und körperlicher Säuberung mittels Elektroschocks und einer Geschlechtsoperation verschwindet Graham. Sie ist, wie Grace es sich immer gewünscht hatte, zu ihm geworden, Graham zu fühlen ist aber unmöglich geworden. Die Kleidung Grahams trägt mittlerweile der junge, zarte Robin. Ein selbstmordgefährdeter Analphabet, mit dem Grace die Kleider tauscht und ihn freundschaftlich in Schreiben und Rechnen unterrichtet. Bis er wieder eine „Stimme“ vernimmt und sich vor den regungslosen Augen seiner Lehrerin erhängt. In einem weiteren Erzählstrang von „Gesäubert“ schwört Carl seinem Freund Rod ewige Liebe. Unter Folterandrohung verrät er schließlich seine Liebe dem Psychiater und wird als Strafe für seinen Treueschwur Stück für Stück verstümmelt. Seiner Ausdrucksmöglichkeiten bald beraubt, versucht Carl dennoch nichts verzweifelter, als seinen Liebsten immer wieder von neuem seine Zuneigung zu „artikulieren“. Rod sieht Carls Elend und wählt deshalb lieber den schnellen Tod aus Tinkers Hand. Selbst Tinker leidet in seinem Verhältnis zu der „hausinternen“ Peepshowtänzerin. Zwar fühlt er sich recht behaglich, wenn sie ihren Körper in der umgebauten Duschkabine der „Universität“ zur Schau stellt, ihre wachsende Zuneigung und Abhängigkeit bereiten ihm allerdings Schwierigkeiten. Als die Stripperin schließlich bereit ist, als Projektionsfläche für seine unerfüllte Begierde nach Grace zu agieren, verspricht ihr Verhältnis harmonischer zu werden. Biopolitische Ängste. Kane verwebt in „Gesäubert“ verschiedene Konzeptionen von Liebe miteinander, die aber alle letztendlich in ihrer Realisation scheitern. Ob vom Kollektivkörper bedroht und aufgelöst, oder einzig in der Phantasie der Beteiligten verhaftet, in „Gesäubert“ offenbaren sich biopolitische Ängste der mehr oder weniger freiwillig Inhaftierten. Ein kleiner Kosmos unerlaubter, unmöglicher oder „selbstgefährdender“ Sehnsüchte wird einer un-

erbittlichen und wirksamen Gesellschaftsmaschinerie gegenübergestellt. Das Wunsch-Räderwerk des unmöglichen Verlangens im Junggesellenszenario von „Gesäubert“ stellt aber trotz seiner poetischen, theatralen Abstraktion auch einen tatsächlichen Raum dar, der sich in der Gesellschaft, aber gleichzeitig auch irgendwie außerhalb von ihr befindet. Kein utopischer Raum ist es, sondern eine „verwirklichte“ Utopie und wirksame Einrichtung der Gesellschaft mit beschränkten Zugangsmöglichkeiten und einem idealen Ordnungssystem. Innerhalb ihrer eigenen Strukturen schaffen diese Räume, wie sie z. B. Krankenhäuser, Friedhöfe, Museen, Bibliotheken, Altersheime etc. darstellen, ein verkleinertes, vollkommenes Abbild oder Gegenbild der Gesellschaft. Gleichzeitig ist der Anlass, sich in diesen Räumen aufzuhalten, zeitlich beschränkt oder vollzieht sich mittels Einhaltung „bestimmter Gesten“. In „Gesäubert“ ist dieser heterotopische2 Platz für psychisch Kranke, Unbeliebte und Frauen ein Ort, in dem gar nicht erst eine „Gutmenschenmentalität“ zu vermitteln versucht wird. Die körperlichen Zugriffe und Manipulationen durch Tinker terrorisieren die Insassen, aber niemand will über den Stacheldrahtzaun klettern, um in ein Zentrum oder zu einem anderen Leben zurück zu kehren. Der Campus, mit seinen weißen, roten und schwarzen Räumen scheint deshalb auch Sicherheit gegenüber der Bedrohung „realen“ Lebens zu verkörpern. In between. Die subtilen „Verörtlichungen“ kultureller Austauschprozesse und gesellschaftlicher Verhandlungen in Sarah Kanes Stücken entfalten sich durch ihre minimalistische Umgangssprachlichkeit. Die äußert reduzierte Sprache beschränkt sich auf Feststellungen und Formeln, einfache und klar konstruierte Sätze vermitteln Wahrhaftigkeit und Abneigung gegenüber einer eloquenzverliebten Glätte. Wiederkehrende Wortlaute wirken im Kontext eher verunsichernd und beschwörend, denn bestätigend. Die Bildlichkeit der Sprache verlagert sich durch ihre Plastizität in den szenischen Raum. Indem buchstäbliche Metaphern von Kanes Figuren tatsächliche Umsetzungen erfahren,

scheinen sich Denken und Sprache zu verselbstständigen. Dem dreifach geäußerten Wunsch Graces, ihren Bruder innen und außen spüren zu wollen, wird durch Tinker Rechnung getragen. Mit abgeschnittenen Brüsten und dem „angenähten“ Penis von Carl vollzieht sich zwar ihre Umwandlung, zurück bleibt aber nur ein „verlebendigtes“ Spiegelbild, eine Hülle ohne Identität. Die Begegnung mit dem „Anderen“, dem Unerlaubten, dem Tabu, der Homosexualität, dem Wahnsinn, finden als liminale Erfahrungen auf der „Grenze“ dieser Verhandlungen statt. Kane erforscht einen neuen theatralen „in-between-space“3 gewählt als Terrain für ein fragliches, unbestimmbares Selbst, sowohl in individueller als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Im Matsch am Außenzaun der „Universität“ lässt sich die Entledigung vom Köper- und Ich-Bild, das sich durch eine grausame und gleichzeitig poetische „Desartikulation“ vollzogen hat, erkennen. In diesem „Zwischenraum“ wird nun der organlose Körper zu einer „möglichen“ Denkfigur der Überschreitung, die ihre sexuelle Determinierung hinter sich lassen muss und dennoch dazu imstande ist, neue „Codes“ anzuwenden.

Links: Seit März hat die Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin das Gesamtwerk von Sarah Kane im Repertoire.

Love me or kill me. Sarah Kanes Anspruch, mit aller Konsequenz Gewalt und Schmerz zu zeigen oder den Todesmechanismus von Liebe zu erklären, zielt auf eine perspektivische Vergrößerung von Realität ab. In ihrem Werk werden nicht nur Figuren zerstört, es wird auch der Versuch gestartet, Wahrnehmungskonventionen und kollektive Imaginationen zu brechen. Die extreme Darstellung von Gewalt wird zum „wahrhaftigen“ Protest gegen den unablässigen gesellschaftlichen Druck zur „Normalisierung“ und Assimilation. So verkündet der Grundtenor in „Gesäubert“ schwindende Selbstgewissheit, indem die Grenzen zwischen den Geschlechtern, zwischen Lebenden und Toten, zwischen Heilung und Krankheit, fließend werden. Von wem gilt es sich abzugrenzen und in welchem Maße ist das „Fremde“ Bedingung für die eigene Identität? All das sind wichtige Fragen in der Arbeit von Sarah Kane. ❚

www.schaubuehne.de www.inyerface-theatre.com

1 Dieser Begriff von Aleks Sierz bezieht sich auf das junge, experimentierfreudige, britische Theater der 1990er Jahre. Vor allem durch Gewalt in Sprache und Umsetzung sollte das Publikum schockiert werden.

2 Begriff von Michel Foucault aus seinem Aufsatz „Andere Räume“.

3 Bezieht sich auf Homi Bhabhas Konzept des „Dritten Raumes“.

4 Von Duchamp für den unteren Teil seines Werkes „Die Braut, von ihren Junggesellen nackt entblößt, sogar“ (1912-1923) verwendet. Vielfach wird die Junggesellenmaschine als ein phantastisches Vorstellungsbild gesehen, das Liebe in einen Todesmechanismus umwandelt.

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an.sage

Ein ungleiches Paar Was sollte frau zum Thema Abtreibung wissen? Wie wichtig ist Mädchenförderung und was sollen wir uns unter Zwangsheirat vorstellen? Renate Billeth hat die neue Frauenratgeberin der „Frauen“-Ministerin sowie „Frauen in Wien“ von Stadträtin Sonja Wehsely befragt.

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.

Frauenratgeberin

Frauen in Wien

Abtreibung: Immerhin, das Stichwort Schwangerschaftsabbruch ist tatsächlich zu finden. Der Verweis auf verwandte Stichwörter lässt die Intention dieses Kapitels allerdings rasch erkennen: Anonyme Geburt, Babyklappe/Babynest, Empfängnisverhütung, Familien- und Partner/innenberatungsstellen und Sterilisation werden den Frauen gleich vorab als Alternativen genannt. Dass Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei ist, wird im „Daten & Fakten“-Teil zwar erwähnt, jedoch nicht ohne auf die Voraussetzung einer „vorhergehenden ärztlichen Beratung“ hinzuweisen. Ja, ja, „eine ungewollte Schwangerschaft stellt die betroffene Frau vor eine schwierige Entscheidung“, darum sind wir für die vielen hilfreichen Adressen besonders dankbar. Adressen der Spitäler und Institute, die Abtreibungen durchführen? Nein, wir wollen es den Frauen doch nicht zu leicht machen. Dafür gibt’s schließlich Frauenberatungsstellen (sofern diese noch nicht zurechtgekürzt worden sind). Und für die Leserin lediglich zwei Webadressen zum selber Suchen. Feminismus: ... Hätte uns auch gewundert ... Mädchenförderung: Ist der Frauenministerin offensichtlich kein großes Anliegen und daher auch kein eigenes Stichwort wert. Aber vielleicht hat Rauch-Kallat vor lauter Mentoringprogrammen ohnehin keine Zeit mehr, sich auch noch um die Mädels zu kümmern. Sie ist schließlich auch nicht Mädchenministerin ... Lesben: Die aufmerksame LeserInnenbriefleserin weiß es bereits: Lesben werden nicht nur von dieser Regierung weiterhin diskriminiert, sondern auch in der Ratgeberin recht lieblos behandelt. Welche es noch nicht wusste: Lesbisch sein ist (ebenso wie das sexuelle Verhalten!!!) eine Spielart der „Geschlechtsidentität“, die „nicht nur körperliche und emotionale Umstände beeinträchtigt“ (!), sondern auch „die sozialen Lebensumstände“ betrifft. Interessant ist auch der Verweis auf die Wiener Antidiskriminierungsstelle, die „alle diskriminierten homo-, bi- und transsexuellen Wiener/innen (...) kostenlos und völlig anonym“ berät. Wir wussten gar nicht, dass es in Österreich auch nichtdiskriminierte Lesben gibt. Zwangsheirat: „Zwangsheirat ist eine Form traditionsbedingter Gewalt und betrifft vor allem Migrantinnen“. So einfach ist das also aus der Sicht der Frauenratgeberin. Und sollte eine beim nächsten Wanderurlaub in Tirol die Kellnerin aus Sachsen-Anhalt vor der Almhütte bitterlich weinen sehen: vermutlich fürchtet sie sich vor der Zwangsheirat mit dem Hüttenwirt. Oder hatten die AutorInnen doch die Formel „Migrantin = Kopftuch = Anatolien“ im Hinterkopf? ❚

Abtreibung: Findet frau zwar nur unter dem Stichwort Schwangerschaftsabbruch, dafür bleibt sie von Moralattacken und versteckten Aufforderungen zum Kind-Austragen verschont. Statt dessen findet sie die Information, nach der sie eigentlich sucht: Adressen und Telefonnummern jener Ambulatorien und Krankenhäuser in Wien, die Abtreibungen durchführen. Dafür lassen wir uns auch sagen, dass die Fristenregelung ihrerzeit von der SPÖ im Alleingang beschlossen wurde und ,unsere Sonja’ gerade die Änderung des Landessicherheitsgesetzes initiiert hat, damit Frauen in Zukunft vor Abtreibungskliniken von PlastikembryonenträgerInnen verschont bleiben. Feminismus: „Der Kampf um die Freiheits- und Gleichheitsbestrebungen von Frauen, das Vertreten ihrer Interessen und Rechte (...) Die Frauenbewegungen setzen sich gegen allgemeine Diskriminierung der Frau, gegen sexuelle Ausbeutung und Abtreibungsbeschränkungen ein ...“ Die Stadträtin hat sich im an.schläge Interview (9/04) nicht zu unrecht als „Linke Emanze“ geoutet. Mädchenförderung: Ein Steckenpferd der Stadträtin – und dementsprechend prominent vertreten. Und zur freudigen Überraschung werden neben Töchtertag, Verein Wiener Jugendzentren und dem Wiener Ferienspiel (!) auch der Verein Sprungbrett, der Mädchengarten und der Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle (EfEU) erwähnt. Lesben: „Patriarchalen Vorstellungen zufolge ist eine Frau bekanntlich nur in Verbindung mit einem Mann vollwertig ... Allein durch ihre Existenz stellen Lesben dieses System ... in Frage.“ Von Beeinträchtigung kein Wort, dafür von Benachteiligungen im Erb- und Eherecht. Die Liste der Beratungsstellen und Treffpunkte ist nicht komplett, aber umfangreicher als die der Frauenratgeberin. Leider wurde der FrauenTanzClub Resis.danse falsch geschrieben und auch kein anderer Lesbensportverein erwähnt. Dafür steht die Frauenbuchhandlung an erster Stelle in der weiterführenden Stichwortliste. Vielleicht sollten sich die AutorInnen (!) der Frauenratgeberin vor der nächsten Auflage bei der Konkurrenz fortbilden ... Zwangsheirat: „Zwangsheirat hat nichts mit der Religion zu tun, sondern mit Traditionen und Bräuchen in den Ursprungskulturen. Zwangsheiraten kommen nicht nur in islamischen Familien vor, sondern auch in hinduistischen, buddhistischen und christlichen.“ Auch in diesem Punkt zeichnet sich „Frauen in Wien“ durch eine vorurteilsfreie Definition aus und verweist nicht nur auf das Informations- und Beratungsangebot von Peregrina und Orient Express, sondern auch auf weniger Bekanntes wie die webpage von www.profrau.at ❚

24 an.schlägemai 2005


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An die Redaktion

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN

Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien


an.zeigen suche NeumieterInnen für das „Brot & RosenLokal“ (12., Ratschkygasse 48) gesucht. Wer möchte das Vereinslokal weiter führen oder mit den ca. 120m2 etwas ganz anderes machen (Nachbarschaftszentrum, Kulturbeisl, etc., der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt). Bei Interesse bzw. Fragen (Miete, Ablöse, Inventar, ...) bitte bei Renate Tanzberger (T. 0699/196 62 831 oder tanzberger@efeu.or.at) melden.

Gratis Wohnen in Wien, von Mitte August bis Mitte September. Bin einen Monat im Ausland und suche jemanden, die/der in meine Wohnung (1020 Wien) zieht, um vier Katzen zu betreuen. Kann nichts zahlen, dafür wäre die Wohnung gratis. Karin, T. 0699/1946 6562 Was wurde aus der freien Liebe? Matriarchales Geschlecht, im Körper beheimatet sein. Einzelstunde: 20,- Euro, T. 01/876 47 07, http://members.tiscali.at

Volleyball-Spielerinnen gesucht. Du spielst gerne Volleyball und suchst gleichgesinnte Frauen/Lesben? Du hast Dienstag Abend von 18-19.30 Uhr Zeit und dir ist der 14. Bezirk (Kinklplatz) nicht zu weit weg? Dann komm zu uns, wir freuen uns über neue Mitspielerinnen. Renate von den Flying Sox, T. 01/810 92 28 (AB)

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an.rissarbeit HausbesorgerInnen ade „HausbesorgerInnen neu oder HausbesorgerInnen ade?“ fragten am 18. April die Herren Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) und Karl Frint, Vorsitzender der Sektion Wohn- und Miethausbetreuung der HGPD auf einer Pressekonferenz, auf der sie den Entwurf eines HausbesorgerInnengesetzes vorstellten. (Die an.schläge berichteten, 04/2005). Am ersten Mai wird der Entwurf Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf dem Beschäftigungsgipfel vorgelegt. Seit das alte HausbesorgerInnengesetz abgeschafft wurde, sind 8.000 Arbeitsplätze verschwunden und an einer Neuregelung hatte „Arbeitslosigkeitsminister Bartenstein kein Interesse“ (O-Ton Frint). Für HausbesorgerInnen verbessert der Entwurf wenig. Es ist weder ein Schutz vor Mobbing durch MieterInnen vorgesehen, weil Mobbing per definitionem von KollegInnen oder Vorgesetzten ausgehen muss, noch fällt die persönliche Haftung bei Glatteisunfällen. Der Beruf HausbesorgerIn soll qualifizierter werden, was nichts anderes heißt, als dass noch mehr Arbeit unentgeltlich geleistet werden soll. Auch eine genaue Bedarfsbestimmung z.B. beim Schneeräumen sieht der Entwurf nicht vor. Auch in Zukunft soll bei Bedarf von 6.00 bis 22.00 Uhr sieben Tage die Woche gehackelt werden. So einen Entwurf hätten die HausbesitzerInnen auch hinbekommen, wurde doch hauptsächlich auf deren Kritikpunkte eingegangen, die Probleme der HausbesorgerInnen aber nicht gelöst. Worauf sind die ArbeiterInnenvertreter Kaske und Frint also stolz? Darauf, dass HausbesorgerInnen so viel Service so unendlich preisgünstig bieten? kana

Als Fortsetzung von MUT 1 soll die Initiative Mädchen weiterhin zu einer Berufswahl im naturwissenschaftlichen Bereich ermutigen. Das Wiener Mädchenzentrum „Sprungbrett“ bietet Workshops zu Themen wie Bewerbung, Berufsauswahl und Zukunftsträume. Am 3. und 10. Mai, sowie am 1. Juni gibt es einen „Fähigkeitencheck“, wobei Mädchen ihre Talente entdecken können und damit die Berufsauswahl eine leichtere wird. Auch im Bundesland Salzburg gibt es nun eine Broschüre, die einen Überblick über aktuelle Angebote für Mädchen bietet, den „girls guide“. Vor allem die Projekte für Behinderte und Migrantinnen dürften hier ein wichtiger Beitrag für die Berufsförderung von jungen Frauen sein. eliw Infos zu MUT2: www.mut.co.at; Programm von Sprungbrett, 01/789 45 45, www.sprungbrett.at und zum girls guide: Make it, Büro für Mädchenförderung, T. 0662/849 291, make.it@akzente.net

Co l l a g e : M a r t i n a M a d n e r

nachtrag

teilzeitarbeit

Manövriert ins Abseits!? Der Anteil der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit befindet sich auf neuen erschreckenden Höhenflügen und liegt bereits bei vierzig Prozent. Viele Frauen müssen oft unfreiwillig in Teilzeit arbeiten und erleiden dadurch Nachteile: Meist führt Teilzeitarbeit in die berufliche Sackgasse, da sie leider in vielen Köpfen mit Dequalifizierung verbunden ist. Die meisten dieser Jobs befinden sich im Niedriglohnbereich und bieten deshalb kein existenzsicherndes Einkommen. Und ein Drittel aller unselbständig erwerbstätigen Frauen in Teilzeitjobs verrichten Hilfstätigkeiten. Im Vergleich dazu sind nur zwölf Prozent der Teilzeitbeschäftigten in höheren und führenden Positionen tätig. Die ArbeiterInnenkammer fordert nun, dass Teilzeitbeschäftigung für Frauen auch verstärkt im qualifizierten Bereich gefördert wird, um diesen Karrieremöglichkeiten zu bieten. eliw

berufsprojekte

Mädchen voran Die Projekte zur Berufsorientierung für Mädchen reißen nicht ab: Nach dem Wiener Töchtertag am 28.4., bei dem Mädchen in Unternehmen, u.a. auch in den an.schlägen, einen Einblick in verschiedene Berufsfelder erlangen konnten, gibt es im Mai einige Projekte zur Berufsorientierung von Mädchen: Im Rahmen des Programms „Frauen in der Forschung“ startet in ganz Österreich „MUT 2 – Mädchen und Technik“.

weibliche medien

Geschlechterverhältnisse Im Rahmen der „Peking +10“ Aktivitäten wurde unter der Gesamtkoordination von „World Association of Christian Communication“ (WACC) in London das dritte „Global Media Monitoring Project“ durchgeführt. Dabei wurden die Geschlechterverhältnisse in den Medien Fernsehen, Hörfunk und Presse an einem ausgerufenen Stichtag, den 16. Februar 2005, analysiert. Österreich nahm zum ersten Mal daran teil. Untersucht wurde in welcher Funktion Frauen dargestellt werden und vor allem wie – welche Rollen sie spielen, ob sie Mittelpunkt einer Geschichte, Kommentatorin, Zeugin oder Opfer sind. Aber auch ob weibliche Stereotype unterstützt oder in Frage gestellt werden. Für Österreich wurden Standard, Presse, Kurier, Kronenzeitung, sowie das Ö1 Mittagsjournal, die ZIB 1 und ATV+ Nachrichten herangezogen. Interessantes Ergebnis ist, dass weibliche Stereotype nicht unterstützt werden. Der Durchschnittsanteil von Frauen in den „main news“ ist mit nur elf Prozent aber erschreckend niedrig. Bei den Printmedien lag dieser bei 18,5 Prozent. Die Notwendigkeit von Bewusstmachung und die Bemühungen um Zunahme der Frauenpräsenz in den Medien wurden durch diese Studie wieder bestätigt. eliw Infos und Studie: www.medienfrauen.net

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Fo t o : M a r g a r e t e N e u n d l i n g e r

heimhelferin

Zwei Handys im Gepäck Die meist von Frauen ausgeübte Tätigkeit der Heimhelferin steht in direktem Zusammenhang mit Hausarbeit im öffentlichen und privaten Bereich und gilt zu Unrecht nicht als Schwerstarbeit. Von Zoraida Nieto

Die schwarzblaue Regierung kennt in ihrer Regelung zur Frühpensionierung nur schwerstarbeitende Männer. Wir sehen das anders und erklären das Jahr 2005 zum Jahr der Schwerstarbeiterinnen. Hier ist eine von ihnen.

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Die Berufe Krankenschwester und Altenbetreuerin entstanden vor etwa einem Jahrhundert. Am Anfang waren es nur Frauen und junge Mädchen, die sich für die Betreuung (nicht nur) älterer Menschen verantwortlich fühlten. Nächstenliebe war hier schon als Stereotyp zu finden. Die Tätigkeit wurde meist im Zusammenhang mit karitativen Organisationen ehrenamtlich ausgeübt. Dieser Kontext verhinderte die Entstehung geregelter Arbeitsverhältnisse, gerechter Löhne und reeller Pensionsansprüche der Frauen, die diese Tätigkeiten durchführten.

Nach 1945 gab es erste Anzeichen einer Politisierung dieses Arbeitsbereiches (sowie des Pflegebereiches allgemein). Obwohl der Beruf auch in den nächsten Jahrzehnten kaum Anerkennung erfuhr, wurde er bundesweit und vor allem von der Gemeinde Wien stark in den Kontext des sozialen Staates eingebunden. SPÖ und später auch die ÖVP bedienten sich der HeimhelferInnen, um für parteipolitische Zwecke Werbung zu machen. So wurde Mitte der 1950er Jahren „Heimhelferin“ als offiziell ausgeübte Tätigkeit, nicht aber als eigenständiger Beruf anerkannt. Auf den Angestelltenstatus mussten

die (vorwiegend) Frauen verzichten, sie galten als Arbeiterinnen! Im Jahre 1999 wurden HeimhelferInnen mit einer zwei Seiten langen Beschreibung des Berufes auch gesetzlich als Berufsgruppe erwähnt. Eine dreimonatige Ausbildung ist demnach für die Berufsausübung nötig. Dennoch gibt es bis jetzt noch kaum Studien, die sich mit dem Beruf umfassend auseinandersetzen, etwa um die Rechte der HeimhelferInnen besser vertreten zu können. Arbeitsmarktpolitik. Noch heute ist in fast allen Dienstverträgen die Bezeichnung „Arbeiterin“ zu finden. Die Arbeit ist un-


helferinheim terbezahlt und dennoch für die PatientInnen eine teure Angelegenheit. Der Stundenlohn einer Heimhelferin beträgt ca. 8, 50 Euro netto, PatientInnen bezahlen mehr als 22 Euro für die geleistete Stunde. Mit der Heimhelferin entstand eine direkte Verbindung zwischen der Ökonomie des privaten Haushaltes und des öffentlichen Bereichs: eine private Dienstleistung, die am öffentlichen Arbeitsmarkt neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Trotz dieser wirtschaftlichen Entwicklung wurde noch keine wissenschaftliche Studie zu dem Thema durchgeführt, obwohl dieser Beruf vor allem in den letzten zehn Jahren eine wichtige Rolle im Arbeitsmarkt und bei Frauen gespielt hat. Der Berufszweig Heimhilfe als Versuch mehr Frauen ins Berufsleben einzubinden, die aus unterschiedlichen Gründen (etwa lange Karenzzeiten) zuvor keinen Beruf ausgeübt hatten. Gerade weil der Pflegebereich ständig überlastet ist und ständig Personal gebraucht wird, steht der Beruf Frauen ohne Ausbildung oder jenen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, offen. Die „Heimhelferin“ war also auch als Strategie gegen Arbeitslosigkeit und für die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ gedacht. Viele Heimhelferinnen sind Migrantinnen, die trotz guter Ausbildung keinen anderen Job gefunden haben. Anerkennung? Weder der Beruf selbst noch die Menschen, die ihn ausüben, werden besonders geschätzt. Denn sonst hätte man Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte der HeimhelferInnen, die in der Hierarchie der Altenund Krankenpflege an unterster Stelle stehen, längst besser geregelt. Dabei sollte man die Kompetenzen der Frauen, die diesen Beruf zum Teil seit Jahrzehnten ausüben, nicht unterschätzen. Der Arbeitsalltag einer Heimhilfe stellt in Wirklichkeit den einer Schwerarbeiterin dar. Dennoch wird er auch in feministischen Studien immer noch nur flüchtig – als Beispiel von Mehrbelastung von Frauen im öffentlichen und privaten Bereich – erwähnt. Arbeitsalltag und Eindrücke. Halb sechs: aufstehen und sich anziehen und um sechs Uhr fünfzehn die Wohnung verlassen.

Um sieben Uhr erster Einsatz im vierzehnten Bezirk. Meistens bin ich um vierzehn Uhr fertig. Als Springerin ist der Dienstplan täglich anders. Vertretung. Bei fixem Wochenenddienst kann ich etwas später aufstehen. Es gibt jedoch mehr Einsätze mit fixen Abenddiensten. Auch unter der Woche von Dienstag bis Freitag werden Abenddienste gemacht. Nur Montag habe ich frei. An den anderen Tagen arbeite ich fix, auch wenn Feiertag ist. Ich habe immer zwei Handys bei mir. Eines für persönliche Anrufe und ein Diensthandy. Für Notfälle muss man eben immer erreichbar sein. Wenn ich sage, „ich bin Springerin“, sagen viele „furchtbar, das ist das allerletzte!“ Man stellt es sich schon als etwas sehr Schweres vor, obwohl diese Frauen ja nicht unter die Schwerstarbeiterregelung fallen. Ich sage Frau, weil die meisten HeimhelferInnen Frauen sind. Das große „I“, das sind nur ein paar Männer. Sie werden also gleichbehandelt. Man wird für zwanzig Stunden angestellt. In Wirklichkeit arbeiten viele Frauen mehr als vierzig Stunden. In diesem Beruf müssen sie alles mögliche machen. Leider werden sie – auch von einigen PatientInnen – ungerechtfertigter Weise als Putzkraft behandelt. Aber es ist viel mehr als das. Momentan bin ich zum Beispiel bei einer Organisation, wo ich das Gefühl habe mehr im Kontakt mit den PatientInnen zu stehen. Ich bin derzeit mehr mit Pflege beschäftigt. Also, weniger Staub saugen, Boden kehren oder abwaschen. Aber HeimhelferInnen machen alles: Einkäufe und Behördenwege, Essen wärmen, Gespräche mit Angehörigen führen, Post holen, an Medikamente erinnern, den gesamten Haushalt erledigen. Auch Spaziergänge und Begleitung an öffentliche Orte werden gemacht. Man nimmt sich Zeit um jemandem zu zeigen, wie man im Alter richtig gehen soll. Die Belastung hinter all dem ist groß. Körperlich wie seelisch. Nicht wenige Heimhelferinnen leiden nach jahrelanger Berufsausübung an furchtbaren Kreuz-, Rücken- und Gelenkschmerzen. Die ohnehin niedrige Pension wird zudem von vielen gar nicht erreicht. Denn den Beruf Heimhelferin vierzig Jahre lang ausgeübt zu haben, ist eine Seltenheit.

Kraftakte. Der Beruf der Heimhelferin stellt in Wirklichkeit den Versuch dar, Schönheitsfehler in einer völlig fehlerhaften Politik Frauen gegenüber zu korrigieren, Frauen eine Brücke (zurück) ins Berufsleben zu bauen. Die meisten Frauen haben eine Lebensbiographie mit der dieser Staat nicht spaßen sollte. Betreut werden die Frauen kaum. Lange mussten sie auf die Anerkennung ihrer Tätigkeit als Beruf warten, lange galten sie „nur“ als Arbeiterinnen bei geringem Verdienst. Um Heimhelferin zu werden, braucht es nur eine dreimonatige Ausbildung. Trotzdem sollte niemand die Frauen und ihre Arbeit lächerlich machen. Sie müssen viel Verantwortung übernehmen und auch jährlich zehn Stunden Fortbildung absolvieren. Monatlich finden Teamsitzungen statt. Da stehen die HeimhelferInnen dann in einer Warteschlange für ihre Abrechnung, die sie zuhause erledigen müssen. Dazu kommt die seelische Belastung, auch durch die Betreuung der PatientInnen. Für viele heißt es früh aufstehen, wo Kinder MeisterInnen der Lage und gleichzeitig LebensbegleiterInnen sind. Nach Dienstschluss warten zuhause wieder Hausarbeit und wieder die Kinder samt Schulaufgaben! Heimhelferin, weil man Kinder bekommen, sich für die Familie geopfert hat. Heimhelferin, weil man nicht rechtzeitig einen geeigneteren Job gefunden hat. Da ist ein Abzeichen der Stadt Wien und ein „Danke! Sie sind Helferin!“ nur ein schwacher Trost. Seelische Belastung aus Angst vor der Kündigung. PatientInnen können immer ein Kündigungsgrund sein. Auch dann, wenn sie im Unrecht sind. Auch manche Medien verkaufen gern das verzerrte Bild einer die PatientInnen vernachlässigenden Heimhelferin. In zwei Wochen werde ich eine Kollegin in einem Obdachlosenheim vertreten. Das ist etwas, was man heutzutage kaum bekommt.Was ich spannend am Springen finde, ist, dass es immer neue Einsätze sind. Andere empfinden es als Mehrbelastung. Also, warum Schwerarbeit? Ich glaube, es sich nur täglich vorzustellen, genügt. Akkordarbeit von sieben bis vierzehn Uhr, Abend- wie Wochenenddienste, bei nur einer Viertelstunde Wegzeit und ohne Ess – und Mittagspausen. Durchgehend. ❚ mai 2005an.schläge 29


Fo t o : J o a c h i m B e r g e r

kulturan.riss

In ihrem ersten Spielfilm „Chocolat“ (nicht zu verwechseln mit dem Hollywoodschinken mit Johnny Depp) 1988 schildert sie aus der Perspektive der achtjährigen Französin France die letzten Tage der Kolonialzeit in Kamerun. Ein autobiografisch geprägter Film, der bereits Denis Sinn für das Lyrische erkennen lässt. Der Film „J’ai pas sommeil“ (Ich kann nicht schlafen) 1994 andererseits ist eine Art nächtliches Herumstreifen, ein Spaziergang einer Gemeinschaft Heimatloser und Außenseiter, basierend auf einer wahren Geschichte, des „Omamörders“ von Paris. In ihren Filmen arbeitet Denis eng mit der Kamerafrau Agnes Godard und dem Drehbuchautor Jean-Pol Fargeau zusammen. Die Geschichten ihrer Filme, in denen immer dieselbe kleine Schauspielercommunity auftritt, handeln in erster Linie von Rassismus und Kolonialismus. Im Wiener Filmmuseum wird Denis auch über ihre jüngste auf der Berlinale umjubelten Arbeit „Vers Mathilde“ über die Choreografin Mathilde Monnier sprechen. Gleichzeitig werden die AutorInnen Michael Omasta und Isabella Reichert das erste deutschsprachige Buch über die berühmte Filmemacherin vorstellen. DF 1.-19.5., Filmmuseum Wien, www.filmmuseum.at

ausstellung

Alt, schmutzig, weiblich kabarett

notnagel nötig Eine bunte Stunde lang die Wirklichkeit – Vernunft, Regeln und Anpassung – vergessen. Agathe Notnagl machts möglich – sie „bemüht sich um Sie!“ Wer also schon immer wissen wollte, warum Golfschläger aus getrockneten Schlangen gefertigt sind oder warum schwangere Väter lieber eine Luftballonleine bei sich tragen sollten, ist bei Agathe richtig, denn wo andere interpretieren und analysieren, legt sie Fakten vor. Ansonsten lasse sie/er sich verzaubern vom kreativ-amüsanten und bis zum Biegen komischen Kabarettabend, der der Erwachsenenwelt die Krone der lang entfernten Kinderzeit aufzusetzen scheint. Die 31-jährige Wienerin Natascha Grundacker alias Agathe Notnagl ist Sängerin, Mimin und Puppenspielerin. Seit acht Jahren begeistert sie mit ihrem Puppentheater „tabula rasa“ Kinder wie Erwachsene durch originelle Inszenierungen, Spielwitz und fundiertes Handwerk. ror

Direkter Kontakt mit ihrer Zielgruppe ist Voraussetzung für Ines Doujaks Arbeit. Im Vorjahr rückte sie türkische Frauen als Teil der Barceloner Ausstellung „Com Volem Ser Governats?“ in den Mittelpunkt. Mittlerweile arbeitet sie seit geraumer Zeit an einem neuen Projekt mit dem provokativen Titel „Dirty Old Women“, das sich mit Bedeutung, Repräsentation und Erfahrung alter Frauen in unserer Gesellschaft beschäftigt. Dabei offenbart sie Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit als gesellschaftspolitische Konstrukte und spielt mit ihnen. Betroffene selbst sind kreative Hauptakteurinnen: im Rahmen verschiedener Workshops regte die Künstlerin Frauen – meist Seniorinnen – zur Reflexion, Diskussion und Herstellung eigener Bilder an. In einem weiteren Schritt werden die Bilder als Zeitung, die gleichzeitig als Plakat dient, veröffentlicht. Ziel der Ausstellung, die sich als direkte Fortsetzung zu „Com Volem Ser Governats?“ versteht, ist es mit klischeehaften Frauenbildern zu brechen. ror bis 26.6., „Dirty Old Women“, Salzburger Kunstverein, 5020 Salzburg, Hellbrunner Str. 3, www.salzburger-kunstverein.at

27.5., 20.00, Muku Frauenkultur, Kabarett mit anschließender Party, Alte Gerberei, 6380 St. Johann/Tirol Lederergasse 3, T. 05352/612 84, www.muku.at

diskussionen

(meinungs)bildende kunst filmretrospektive

Claire Denis Filmliebhaberinnen wird sie sicher ein Begriff sein: Claire Denis, eine der bedeutensten zeitgenössischen Filmemacherinnen, wird von 5. bis 7. Mai im Rahmen einer großen Gesamtschau ihrer bisherigen Werke im Wiener Filmmuseum zu Gast sein und mit dem Publikum über ihre Filme diskutieren. Die 1948 geborene Französin verbrachte ihre Kindheit zunächst in Französisch-Westafrika. Nach ihrem Filmstudium am Institut Hautes-Etudes Cinématographique in Paris, arbeitete sie als Regieassistentin unter anderem bei Wim Wenders, Jim Jarmusch, Costas Gavras und Jacques Rivette. 30 an.schlägemai 2005

Im Jahr 1910 finden bildende Künstlerinnen der historischen Frauenbewegung in einer Vereinigung zusammen. Sie setzen sich erstmals organisiert mit der zeitgenössischen Politik und ihrer Rolle darin auseinander und vereinen auf diese Weise die untrennbaren Seiten der Medaille – Kunst und Politik. Sie sind wegbereitend, meinungsbildend – die Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs besteht bis heute, feiert heuer ihr 95-jähriges Bestehen und verweist somit auf ein knappes Jahrhundert Geschlechterpolitik in der österreichischen Kunst. Die Veranstaltungsreihe „Im Gesellschaftsraum“ würdigt diesen Anlass: Künstlerinnen, Kuratorinnen und Theoretikerinnen sind anwesend, um mit einer von ihnen ausgewählten Gesprächspartnerin ihre Arbeiten zu präsentieren und zu diskutieren. Je zwei Termine im Mai (3./17.5.) und im


an.risskultur Juni (7./28.6.) um jeweils 19 Uhr laden zu folgenden Themen ein: Feministische Fluchtlinien (Stefanie Seibold und Tanja Widman), Be My Guest (Catharina Kahane und Sascha Reichstein), Dokumentarisma (Carola Dertnig und Isa Rosenberger), Things.Places.Years. (Klub Zwei und Sascha Reichstein). ror

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t

heim.spiel

Im Gesellschaftsraum, Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs, 1., Maysedergasse 2, T. 01/513 64 73,

ausstellung

Fo t o : M u s e o d e A r t e M o d e r n o, M e x i c o C i t y

www.vbkoe.org, Eintritt frei

Eine starke Frida Zwei Frauen, eine europäisch, die andere mexikanisch gekleidet. Die Herzen beider sind offen gelegt und durch eine Ader miteinander verbunden. Doch die europäische, sozusagen der verschmähte Teil der Künstlerin Frida Kahlo, durchtrennt die Ader und droht zu verbluten. „Die zwei Fridas“ entstand kurz nach der Scheidung von ihrem Mann Diego Rivera. Frida Kahlo, die nach einem schweren Verkehrsunfall zu malen begann, greift als erste Frau der Kunstgeschichte gerade die Themen auf, die ausschließlich Frauen betreffen. „Frida Kahlo ist prägend, weil in der Zeit, in der sie gelebt hat, wie und was sie gemacht hat natürlich auch wichtig für den Feminismus war“, so Nina Alvarez von der Sammlung Essl. Nun verließ das Gemälde zum ersten Mal das „Museo de Arte Moderno de Mexiko“ und ist, gemeinsam mit einem Stillleben Kahlos, im Rahmen der Mexikanischen Moderne, noch bis 12.6. in der Sammlung Essl in Klosterneuburg zu bewundern. Anschließend soll von 9.6. bis 9.10. im TATE Modern/ London eine Kahlo Retrospektive stattfinden. Eines ist nach dem Besuch der Ausstellung klar – Frida Kahlo macht auf jeden Fall Lust auf mehr – also ab nach London? cosa Bis 12.6., Sammlung Essl, 3400 Klosterneuburg, An der Donauau 1, www.sammlung-essl.at

theater

Frauenschicksal anno 1950 Das Projekttheater Vorarlberg leistet einen kritischen Beitrag zum „Gedenkjahr“: Die verlogene Zeit nach dem 2. Weltkrieg bietet die Grundlage für das tragische Schicksal der Klara Hühnerwadl. Regisseurin Susanne Lietzow siedelt das Wedekind-Stück „Musik“ im Wien der 1950er Jahre an. Klara Hühnerwadl träumt von einer Karriere als Wagnersängerin und verlässt die Schweizer Heimat. Das Verhältnis mit einem verheirateten Gesangspädagogen zerstört die Karriereträume. Eine Abtreibung und ein gescheiterter Fluchtversuch bringen sie ins Gefängnis. Nach jeder Vorstellung verwandelt sich der Raum in ein Tanzcafe im Stile der 1950er und nach der letzten Vorstellung wird das Bühnenbild versteigert. GaH 7.-21.5., 20.00,„Musik“, Hallenbad im Reichenfeld, 6800 Feldkirch, Karten: T. 0664/432 87 25,

Eva Steinheimer

Umzug Der Umzug ist geschafft! Und das ohne größere Zwischenfälle. Natürlich wurde Lenni pünktlich zur Schlüsselübergabe für die neue Wohnung krank, aber dafür war er dann am Tag des Möbel- und Schachtelschleppens wieder fit und außerdem sehr gut drauf. Kein Wunder, hatte er doch drei Baby-Sitterinnen, die ihm den ganzen Tag Entertainment boten. Ich hatte zwar Stress pur, aber nachdem ich mich monatelang vor dem Umzug gefürchtet hatte, war es dann gar nicht so schlimm. Größere Nervenzusammenbrüche blieben aus, na ja, vielleicht bis auf den missglückten Versuch mit der Fototapete, wo ich dann doch noch ausgerastet bin. Dafür erinnert mich das Teil, das jetzt zerknittert an der Wand hängt und auch nicht mehr runtergeht, tagtäglich an diese Szene. Na ja, ein zweites Mal bin ich dann auch noch ausgerastet. Das war aber erst vor ein paar Tagen und hatte mit Umzugsstress nichts mehr zu tun. Aber die geborgten Umzugskartons sollten noch von der Umzugsfirma abgeholt werden. Ich bekam einen total ungünstigen Termin mitten am Vormittag, der mich zwang Lenni erst nachmittags in die Kindergruppe zu bringen und meine Berge an Arbeit aufzuschieben. Eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Termin waren die Kartons immer noch nicht abgeholt, als ich endlich einen Typen von der Umzugsfirma ans Telefon bekam. Der hatte sowohl meine Adresse als auch Telefonnummer vergessen. Was aber egal war, weil er jetzt doch keine Zeit hatte. Aber ich könne ja schnell einkaufen gehen oder so und er würde sich dann wieder melden! Ich glaubte, meine Ohren nicht zu trauen. Der Typ wusste genau gar nichts über mich, fand es aber großzügig, die „ungeduldige Hausfrau“ erst mal einkaufen zu schicken. Sehr super! War ich sauer! (Die Kartons stehen übrigens immer noch bei uns herum.) Aber sonst geht es uns hervorragend. Wir haben luxuriös viel Platz – rund um uns wohnen lauter Familien mit je vier Kindern – und an den ersten warmen Tagen können wir schon unsere Terrasse benützen. Lenni hat sein erstes eigenes Zimmer mit Begeisterung bezogen und schläft auch ganz selbstverständlich darin. Er hat auch alle Spielsachen freiwillig in sein Zimmer verfrachtet und will auch immer dort spielen. Damit ist jetzt eine ganz neue Phase angebrochen.

www.projekttheater.at, täglich außer Samstag

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Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k

sohoinottakring

„Demokratie im Dunkeln“ dokumentiert die Ansichten junger BewohnerInnen des Asylheims in Traiskirchen.

Hoch (mit) Kultur! SOHO in Ottakring zeigt, dass überregionale Kunst abseits von einem elitären Kunstbetrieb auch im Grätzl möglich ist. Ein- und Ausblicke von Martina Madner Kunst und Politik sind kein Widerspruch. KünstlerInnen engagieren sich politisch, stellen dieses Engagement ins Zentrum ihres Schaffens. Wahrlich keine neue Erkenntnis. Und doch beschreiten die KünstlerInnen und OrganisatorInnen von „SOHO in Ottakring“ mit ihrer Art von „Allianzenbildung zwischen Kunst und Antirassismus“ neue, andere Wege. Die urspüngliche Idee 1999 war es, Ateliers und Werkstätten für ein breiteres Publikum zu öffnen. Auch um zu zeigen, dass sich diese Arbeit nicht (nur) hinter „verschlossenen Türen“ abspielt und das Publikum am Ende nur ein Ergebnis, das Kunstwerk sieht. Damit auch vorwie-

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gend junge, (noch) nicht etablierte KünstlerInnen zumindest ihre Werke zeigen konnten, wurden ihnen leerstehende Räume für Ausstellungen zur Verfügung gestellt. Das war der Beginn einer kulturellen Veranstaltungsreihe, die auch für migrantische KünstlerInnen Möglichkeiten bot. Heute ist sie das nicht mehr – sondern viel mehr. Ein Mehr an selbstbestimmten Strategien, Emanzipation von vorgegebenen „Regeln“ und Methoden.„Alle AkteurInnen aus Ottakring und KünstlerInnen sind und waren von Beginn an auf egalitärer Ebene in den Prozess mit eingebunden“, erzählt Ula Schneider von der Arbeit im Rahmen von SOHO. Die Essenz des dies-

jährigen SOHO in Ottakring, das auf die Diskussionen von 2004 aufbaut und an dem bereits seit mehreren Monaten gearbeitet wird: Nicht Multikulturalität, sondern Transkulturalität. Partizipation. Insgesamt 22 Projekte von über achtzig KünstlerInnen sind bei SOHO vom 21. Mai bis zum 4. Juni im Brunnenviertel, einem Teil des 16. Wiener Gemeindebezirks, zu sehen. Von live miterlebbaren Interventionen im öffentlichen Raum und Performances über Ausstellungen von Zwischenständen, aber auch von Ergebnissen künstlerischer Arbeiten bis hin zu Medien, Lesungen, Konzerten, Workshops und Diskussionen bietet


ottakringinsoho liche Künstlerinnen bietet, die provozieren und als Folge dessen von einem elitären Kunstbetrieb ausgeschlossen werden, orientiert sich die A5-große, vierfärbige art in migration2 ganz bewusst an „Eva & Co“, der von Eva Ursprung gegründeten feministischen Grazer Kulturzeitschrift. Eva & Co sollte von 1982 bis 1992 – knapp verkürzt – für revolutionäre, feministische Kunst von Frauen eine Öffentlichkeit schaffen und damit u.a. einer „männlichen Kulturbetriebsamkeit“ entgegenwirken. Nach zehn Jahren erklärten die Künstlerinnen, dass „Eva & Co“ den „Freitod gewählt hat“3 und beendeten damit ihre redaktionelle Tätigkeit, um sich ausschließlich ihrer Kunst zu widmen. Knapp dreizehn Kunstmedien. Um ein aktives Teilhaben an Jahre später soll nun art in migration eine oft auf Hochkultur beschränkte meder Kunst, der Gesellschaft im Gesamdiale Vermittlung von Kunst aufbrechen: ten geht es auch den MacherInnen von „art in migration“, einem der beiden Me- Raum für migrantisches Kunstschaffen bieten und dabei – wenn auch nicht dienprojekte1 im Rahmen von SOHO in ausschließlich – Künstlerinnen ein Ottakring. „Kultur ist nichts abgehobenes, sondern immer mit den Lebensum- Gehör und Aufmerksamkeit zu verschafständen verbunden“, stellt art in migra- fen. „Wir wollen einen lockeren, frechen, poppigen Stil. Wie Eva & Co, wollen auch tion-Redakteurin Kerstin Kellermann fest. Anstelle von Multikulturalität, einer wir die Bilder unserer Zeit bringen, theoretische Auseinandersetzungen, politiWelt von ÖsterreicherInnen und Mische Aktionskunst und Performances“, grantInnen, die zwar voneinander lerbeschreibt Kerstin Kellermann die innen, aber getrennt koexistieren, tritt Transkulturalität: sich verändernde, ent- haltliche Ausrichtung der Kunstzeitschrift. In art in migration kommen wickelnde Menschen, deren Herkunft KünstlerInnen wie Marina Grzinic, Grezwar – neben anderen Identitäten wie z.B. Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Ori- gor Miklis, Tanja Ostojic oder Obiora C-Ik entierung – Bedeutung hat, aber nur ei- Ofoedu selbst zu Wort. Daneben finden aber auch Artikel über und die Kunst ne von vielen. Und auch die ist nicht zu jeder Zeit gleich. „Kunst ist ein perfektes selbst Platz: Abbildungen von Kunstwerken der Bildhauerin Ula Schneider, TextMedium, um verschiedene Identitäten kunst wie „Krv i Kruh. Blut und Boden“ auszudrücken“, meint Karel Young und über das Leben in Europa von Michèle macht klar Schiff, was die theoretisch anmutenden Positionen in ihrem alltäg- Thoma oder auch „Demokratie im Dunkeln“. lichen Leben bedeuten:„Es stört mich, dauernd mit Stereotypen konfrontiert zu sein, selbst in angeblich aufgeklärten Aufsuchende Kunst. Vielen Projekten von oder gebildeten Kreisen. Ich werde oft SOHO in Ottakring geht es darum, auf als Touristin oder als Sexobjekt wahrge- die Lebensumstände von in Österreich nommen.“ Es nervt, dem dauernd Ande- lebenden MigrantInnen aufmerksam zu res entgegenzusetzen zu müssen: Karel machen, Existenznöte, aber auch deren Young, ihres Zeichens eine in Jamaika Kreativität zu zeigen. Im Rahmen dieser geborene Migrantin; ehemals in New „aufsuchenden Kunst“ ist nicht nur das York lebende Studentin; zugleich Wiene- Kunstwerk selbst, sondern der Prozess an rin, Feministin, aber auch Naturwissensich von Bedeutung. Eines der so entschafterin und als art in migration-Restandenen Kunstprojekte ist „Demokradakteurin für den englischen Teil der er- tie im Dunkeln“. Die künstlerischen Fotos sten Ausgabe der „spektakulären Kunst- von Magdalena Blaszczuk aus dem Asylzeitschrift“ verantwortlich. heim Traiskirchen bildeten die Grundlage Mit einem niederschwelligen Zufür die literarischen Texte des Schriftstelgang zu Kunst, der auch Raum für weib- lers Obiora C-Ik Ofoedu. Diese wiederum SOHO in Ottakring ein umfassendes Programm. KünstlerInnen und Publikum sind dabei nicht nur getrennt voneinander zu sehen, sie arbeiten zusammen, treten miteinander in Kontakt. Partizipation ist für Ula Schneider eben auch ein „Einbeziehen aller Interessen“:„Als eine der beiden Organisatorinnen – die zweite ist Nelin Tunc, Architektin und auch in der Gebietsbetreuung des 16. Bezirks beschäftigt – ist es mir wichtig, dass unterschiedliche Interessen involviert sind. Daraus entsteht ein Mischmasch von Aktivitäten, nicht zufällig, denn das war unsere bewusste Intention. Und als Künstlerin sind mir demokratische Verhältnisse wichtig.“

inspirierten die Fotografin zu neuen Sichtweisen, die sich in anderen Blickwinkeln der Fotos widerspiegeln. Aber nicht nur die Fotos auch die Sichtweisen der Fotografin selbst veränderten sich: „Ursprünglich ging es darum Obiora C-Ik Ofoedu bei seiner Arbeit als Portier aufzunehmen. Vor Ort haben mich die dort lebenden Leute, die Frauen und Kinder zu interessieren begonnen“, erinnert sich Magdalena Blaszczuk,„es hat mich berührt, war eine sehr persönliche Arbeit. Einige der Frauen baten mich, ihre Kinder zu fotografieren, um damit Lebensabschnitte für sich oder die Familie zu Hause zu dokumentieren, die sonst einfach nicht wahrgenommen würden.“ Aus einem (in Gedanken) männlichen Wohnheim wurde ein Wohnort mit Familien, Kindern, die zwar auf ein positives Ergebnis ihres Asylantrags warten, aber eben auch Menschen sind, die leben ...

1 Das zweite Medienprojekt „Resonanz“ soll während „SOHO in Ottakring 2005“ von SchülerInnen und BewohnerInnen erarbeitet werden. Vom April bis Juli setzt sich eine „Zeitungsredaktion“ mit der Frage:„Wo sind meine/unsere Grenzen?“ auseinander. Das Projekt ist für weitere TeilnehmerInnen offen: Termine und Infos bietet Emanuel Danesch, T. 0650/908 01 00, e@danesch.at

2 Die KolporteurInnen ziehen mit art in migration vor allem durch die Wiener Beiselszene und verkaufen das

SOHO-Frauen. Um (An)Sichten von Frauen geht es auch im SOHO Projekt „documenting the everyday unusual. Frauen dokumentieren, inszenieren, intervenieren“. Karin Michalski setzt sich in ihrer Dokumentation „Paske und Sofia“ mit den traditionellen sozialen Geschlechterrollen in einem albanischen Bergdorf auseinander. Christiana Perschons „Herzklopfen“ porträtiert das ungewöhnliche Leben von Leopoldine Gruber – zwischen Ziegen und Zithermusik. Und Ruth Müllers Videoinstallation offenbart die Gewalt im Sprechen von und über Sexualität. In einer Diskussion mit den drei Künstlerinnen bleibt Raum für die Auseinandersetzung mit den (un)gewöhnlichen Blickwinkeln von weiblichen Filmschaffenden. Mit der weiblichen Gestaltung des öffentlichen Raums setzen sich die Autorinnen Edith Friedl und Sabine Pollak bei einem Diskussionsabend zum Thema „Architektur und Weiblichkeit?“ auseinander. Sich im wahrsten Sinne des Wortes Gehör verschaffen wird dagegen Celia Mara. Mit „bastardista coming“ werden Anfang Juni die nubrazil sounds der Geschlechts- und Klassenstrukturen durchbrechenden Sängerin den Yppenplatz einnehmen. Bleibt zu hoffen, dass Allianzen von KünstlerInnen und BezirksbewohnerInnen bald Früchte tragen und sich ausweiten. Damit SOHO nicht mehr nur in Ottakring ist, sondern bald ganz Wien einnimmt. ❚

Magazin um 2,- Euro, einer davon bleibt der/dem KolporteurIn. Außerdem ist die Zeitschrift Nummer zwei dann auch mit vielen Beiträgen zu SOHO über die SOHOHomepage zu beziehen.

3 Die Beweggründe dafür wurden in einem abschließenden Manifest von „Eva & Co“ dargelegt. http://ursprung.mur.at/eva_co.html

Veranstaltungshinweise: „documenting the everyday unusual. Frauen dokumentieren, inszenieren, intervenieren“, Mi, 25.5., ab 19.oo, OSEI, 16., Brunneng. 40 „Architektur und Weiblichkeit?“, Diskussion und Buchpräsentationen mit Sonja Ruß (Remaprint), Edith Friedl: Nie Erlag Ich Seiner Persönlichkeit. Bauen Frauen anders?, Milena Verlag und Sabine Pollak: Leere Räume. Weiblichkeit und Wohnen in der Moderne, Sonderzahl Verlag, Di, 24.5., ab 19.00, knitting room, Remaprint, 16., Neulerchenfelderstr. 35

„Bastardista coming“, Celia Mara, Sa, 4.6., ab 19.00, 16., Piazza am Yppenplatz

Weitere Programmpunkte von SOHO in Ottakring unter www.sohoinottakring.at

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Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k

ausstellunglassnig

„Es ist die Kunst, ja, ja“ Maria Lassnig, die große, alte, spröde Malerin, untersucht derzeit in der Sammlung Essl

in Klosterneuburg die Bruchstückhaftigkeit von Seinserfahrungen des ganzen eigenen Ichs. Von Kerstin Kellermann Klein, zierlich und mit ihren 85 Jahren ein bisschen in sich versunken sitzt sie da, aber immer noch neugierig und ungebrochen. Ihr Gesichtsausdruck wechselt zwischen Erstaunen und Lachen. Maria Lassnig, die große alte Malerin, ist in einen knallrosa Kaftan gehüllt, der Chef der Sammlung Essl trägt zur Laudatio eine farblich passende Krawatte. 34 an.schlägemai 2005

Zur Eröffnung der Ausstellung „Maria Lassnig: body – fiction – nature“ sind Unmengen an Fans nach Klosterneuburg gepilgert. Rosa dient laut Farbenlehre der Feindabwehr und Lassnig, die direkt von einer Erholungskur kommt, ist nach den Reden und dem Blitzlichtgewitter völlig erschöpft. Besonders Ursula Plassnig, die Außenministerin, hatte sich in einer interessanten Rede

voller Mutmaßungen beinahe künstlerisch über die Malerin ausgelassen und auf ihre Herkunft Bezug genommen: „Aus dem Süden Kärntens kommen die Farbmaler her. Aber das luftig Leichte ist nicht Sache der Kärntner.“ Noch vor fünf Jahren, bei der Pressekonferenz zur Ausstellung im 20er Haus beim Südbahnhof, war die spröde Künstlerin flott unterwegs und äußerst


lassnigausstellung zwischen Innen und Außen“, schreibt Silke Andrea Schuemmer in dem Essay „Das bewohnte Körpergehäuse“ im Katalog. Und vergleicht die Geschichte vom antiken Samson, der seine Kraft verlor, als Delila ihm die Haare abschnitt, mit Lassnigs Selbstporträts, in denen der Kopf häufig am Haaransatz endet – da sie ihre Haare nicht spürt, malt sie sie nicht. So entspricht sie der heutigen Körpergrenze. „Die Folge ist eine fließende Körpergrenze und damit eine fließende Konstituierung der Person“, schreibt Schuemmer, eine Berliner Kunsthistorikerin. Lassnig grenzt sich von feministischen Körper-Performances ab, sie stellt „die Bruchstückhaftigkeit von Seinserfahrungen des ganzen eigenen Ichs dar“. Während Künstlerinnen wie VALIE EXPORT, Gina Pane, Orlan oder Marina Abramovic in Performances ihren Körper als Instrument und Körpergrenzen. Im 20er Haus handelten Thema entdecken, verbindet Lassnig ihre aktuellen Bilder – „Die drastischen eher selten ein gesellschaftliches AnlieBilder“ – von Illusionen. In einem Bild gen mit der Zuschaustellung ihres eigebehindert ein Kochtopf auf dem Kopf die Sicht der Frau, die äußerst ernsthaft nen Körpers. Der Körper ist bei ihr gleiguckt, ein anderes stellt unter dem Titel chermaßen privates Wahrnehmungs„Die Eingezwängte“ den Anschlag einer instrument wie Forschungsgegenstand, aber kein sozialer Funktionsträger und Küchenschürze auf ihre Trägerin dar. keine gesellschaftliche Metapher. Problemfragen zu Heirat, Ehe und KinLassnig wendet sich in Selbstversuchen derkriegen stellte sich die Künstlerin gegen die Ortlosigkeit und die fließenerst ab siebzig – ein Zeichen für ein erden Grenzen des Individuums und erfülltes Leben, das aber doch ab und zu an der Wirklichkeit anstößt und Wolken forscht die Momente seiner Konstituierung. „Sie hat eine Brücke geschlagen umzäunen muss (so ein Bildtitel)! „Ich stehe jetzt oben auf dem Berg der Reife zwischen dem mimetischen Porträt, das und schaue in das lange Lebenstal. Man das Äußere einer Person sehr genau einfängt und dem inneren Empfinden. wird älter und die Füße langsamer, das Damit ist das von ihr gezeigte MenGemüt wird weicher und das Gesicht schenbild weder inhuman noch wird strenger“, singt Lassnig in dem Trickfilm „Kantate“. „Es ist die Kunst, die posthuman, noch deformiert oder zerstückelt, sondern es ist sehr viel vollbringt mich nicht ins Grab. Es ist die Kunst, ja, ja, die macht mich immer jün- ständiger, ganzheitlicher und transzenger. Sie macht den Geist erst jünger und denter, als reine Äußerlichkeit es leisten könnte“, schreibt Schuemmer. Es redann richtig satt.“ 2003 vertritt die Lassnig Österreich spektiert Grenzen. auf der Biennale von Peking, 1982 und 1997 nahm sie an der Documenta teil. Figuren in Weiß. „Die Ausstellung bei uns „Ich komme ja eher aus einer Tradition war schon vier Jahre lang geplant, daudes Schauens, also von einer visuellen erte aber noch, da die Künstlerin neue Tradition, und dann war die Einkehr in Bilder für uns erschaffen wollte“, ermich selber – das war schon etwas an zählt die Kunsthistorikerin Mela Maund für sich Radikales, das war damals resch auf der Führung in der Sammlung eigentlich der Avantgardismus.“ Essl. Die neuen Bilder erhalten durch Der Körper, seine Rolle und seine den weißen Hintergrund Kraft und MoZukunft, war das beherrschende Thema numentalität. 2003 entstand „Der Indes 20. Jahrhunderts. „Der postmoderne sektenforscher“ – ein kräftiger, sehr fleiKörper definiert seine Einheit nicht schiger Köper, der eine Art Insektenmehr durch die anatomische Grenze Alien auf dem ausgestreckten Arm trägt. gesprächig gewesen: „Akzeptanz ist ein Wort, das ich erst jetzt kennen gelernt habe, früher war mir das wurscht und es kümmerte mich nicht, wer meine Bilder wie einschätzt. Denn sonst hätte ich ja aufhören müssen!“, betonte Maria Lassnig und erzählte, dass sie in den 1950ern ein Gemälde eines nackten Mannes im Kärntner Landhaus wieder abhängen musste, nachdem es von einem katholischen Kritiker als „abgründiges Machwerk der Pornografie“ bezeichnet worden war. Lassnig wurde erst mit sechzig Jahren mit ihrer Professur an der Akademie offiziell anerkannt, als sie „die gescheite und freundliche Frau Ministerin“ (Lassnig) aus New York nach Wien zurückholte. 17 Jahre lang arbeitete sie intensiv mit ihren StudentInnen.

„Sie setzt die Figur ins freie Bild, in den weißen Hintergrund. Und nicht zu vergessen, es ist eine Frau von 85 Jahren, die diese sehr lebendigen Bilder in den Raum setzt!“, freut sich Maresch. Kuratorin Christine Humpl hängte luftig nach Themen und nicht chronologisch: „Innerhalb und außerhalb der Leinwand“ vereinigt Bilder, in denen Hände oder Beine aus der Leinwand heraus ragen, aber im Bild bleiben. „Mit dem Kopf durch die Wand“ entstand 1985. „Lassnig hat die figürliche Malerei nie verlassen – sie blieb immer an der Figur dran“, erklärt Mela Maresch. „Die Farben, die sie verwendet, bezeichnet sie als ihre Wirklichkeitsfarben. Gelb kommt oft vor, weil das leicht übermalbar ist. Gelb ist gut für Perfektionismus, das kann man leicht löschen.“ Über das Bild „Zwei Mistkübel, die sich berühren“ amüsiert sich Lassnig noch heute. „Es gibt Bilder, die sie sehr gerne hat. Da lächelt sie immer, wenn sie daran vorbei geht“, sagt Maresch, die auch den Mut der Künstlerin betont: „Sie stellt sich ihren Monstern, sie läuft nicht davon, sie haut nicht ab. Es ist nie das Aufgeben, das Melancholische. Ihre Werke bleiben immer im Handeln, sie setzt sich auseinander.“ „Nachts, wenn die Mäuse schreien“ ist so ein Bild. Neu sind Bilder, die Themen umfassen, „zu denen man keine lustigen Bilder machen kann“ (Maresch). „Die Trauer“ (2003) zeigt drei dunkelgrüne Wesen mit Schlagstöcken und vorne – im Fallen – die nackte Figur (die Maria Lassnig äußerst ähnlich schaut ...) mit ausgeprägten Gesichtszügen und Brüsten, die warnend aus dem Bild heraus blickt. Auch „Die Abwehr“ (2000) zeigt Aggressionen und Gewalt: Ein gesichtsloser Fußballer steigt mit einem Fuß, vor dem der Ball zum Tritt hängt, über die weibliche Figur im Vordergrund drüber, die eine Hand zur Abwehr erhoben hat. Berührend Mareschs Erklärung: „Sie verlässt langsam das Leben und will nicht bedrängt werden. Bitte lassts mich nur meine Arbeit machen, sagt sie. Sie gibt viel von sich her und bedarf eines Schutzes.“ Im Bild „Ideenfischer“ (2001) liegt die weibliche Figur rückwärts auf dem Boden und wird von zwei Alien-ähnlichen Figuren abgesaugt bzw. mit Hilfe von Schläuchen, in denen bunte Flüssigkeiten fließen, ausgesaugt. ❚

Maria Lassnig: body.fiction.nature, Sammlung Essl, An der Donau-Au 1, 3400 Klosterneuburg; bis 28.8., 6,- Euro (erm. 3,5.-) Di - So 10-19.00 , Mi 10-21.00 (ab 19:00 bei freiem Eintritt). www.sammlung-essl.at

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Vi d e o s t i l l : A m a l Ke n a w y, „ T h e Ro o m “

ausstellungsomestories

Amal Kenawys Video „The Room“ schockiert die BesucherInnen auf den ersten Blick, bei näherer Betrachtung allerdings fasziniert die „Operation“ am Herzen.

Islam-Frau-Stereotyp Künstlerinnen aus dem islamisch-arabischen Raum müssen für ihre Arbeiten gegen Vorurteile und Klischees der westlichen Gesellschaft kämpfen. Von Valeria Ossio und Elisabeth Wagner

Die Video-Ausstellung „some stories“ ist vom 19. Mai bis zum 26. Juni im Bregenzer Kunstverein und vom 20. Mai bis zum 10. Juli in der Grazer Minoriten-Galerie im Priesterseminar zu sehen.

Infos: www.kulturserver-graz.at www.bregenzerkunstverein.at

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„Frauenidentitäten“? „Frau im Islam“? Schon allein die Suche nach einem Titel für die Ausstellung gestaltete sich als Hürdenlauf zwischen KuratorInnen und Künstlerinnen, denn anscheinend ist es keine leichte Aufgabe, einen unvoreingenommenen Titel für die Ausstellung von Künstlerinnen mit arabischem Hintergrund zu kreieren. Traurig in einer westlichen Gesellschaft, die von sich behauptet „modern und aufgeschlossen“ zu sein. Warum werden Frauen aus dem arabischen Raum überhaupt sofort in eine Schublade gedrängt und nicht als indi-

viduelle weibliche Personen wahrgenommen? Grenzenlos. In „Some Stories“ zeigen Künstlerinnen aus Ägypten, Algerien, Iran, Libanon, Palästina, Syrien und der Türkei in Film und Video subjektive Geschichten mit ihren individuellen Erzählungen. Etwa über Mutter-Kind Beziehungen, japanische Impressionen,Vorstellungen von weiblicher Identität, Arbeit oder Heirat. Visionen, Fiktionen und die Wirklichkeit wechseln einander ab und verwandeln sich zu einem eindrucksvollen Gesamtereignis. Die Beiträge bewegen sich zwischen dokumentarischer Bestandsauf-

nahme und konzeptueller Arbeit und eröffnen sehr individuelle Blickwinkel. Es entsteht eine kaleidoskopartige Sammlung von Erzählungen, die Fragen stellen, die nicht letztgültig und eindeutig beantwortet werden. Dies stellt einen interessanten Interpretationsrahmen für die BesucherInnen dar. Die Videos erlauben persönliche Einblicke in ein nur schwer fassbares Thema. Um arbeiten zu können, müssen die Künsterlinnen viele Unannehmlichkeiten auf sich nehmen. Zu diesen gehören in manchen Ländern die Zensur, Klischees aus Europa und die ständige Gratwanderung zwischen Gesellschaft und Politik.


storiessomeausstellung Wie zum Beispiel die iranische Künstlerin Shirin Neshat, die ihre Videos u.a. in Mexiko drehen musste. Das Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt, Regionalität und Internationalität, Exil und Immigration, religiösem Wertesystem und westlich kapitalistischem Einfluss stellt ebenso eine große Problematik für die Künstlerinnen dar. Shish Kebab/Herzstich. Lara Baladis Video „Shish Kebab“ ist ein Reigen bunter unterschiedlicher Bilder. Inspiriert wurde Lara Baladi während einem Aufenthalts in Japan von der Manga-Kultur und dem Beginn des Irak-Kriegs, der ihr Gefühl der Entfremdung verstärkte. Sie spielt mit Klischees, Kitsch und Frauenstereotypen. Popkultur, Kriegsbilder, Manga-Filme, Städte, Pyramiden und Stöckelschuhe. Emotionen wie Freude, Einsamkeit und Trauer sind ebenso Thema wie Kinder, Wasser und Feuerwerke. Die Welt in ihrer außergewöhnlichen Vielfältigkeit wird gezeigt: Das Heute, das Gestern, 1001 Nacht und eine Diskokugel treffen aufeinander. „Durch die Verwendung von Archetypen, Mythen, Legenden und sakraler Geometrie versuchen meine Arbeiten Zonen der kulturellen Ambivalenz aufzuzeigen, wobei ich das Kollektive angesichts von scheinbaren Unterschieden in Zeit, Ort und Kultur betone und sie fordern den Betrachter auf, Fragen zum Mythos der Globalisierung zu stellen“, sagt Lara Baladi in einem Interview anlässlich der Ausstellung. Die junge ägyptische Künstlerin Amal Kenawy brachte uns mit ihrem Video „The Room“ in eine irritierende Emotionslage. Mit weißen Schmetterlingen und gelben Blumen symbolisiert sie auf subtile und poetische Weise die idealisierte Ehe. Doch durch die Darstellung eines pochenden Herzens, in das Hände in weißen Spitzenhandschuhen Perlen und Blumen nähen, wird die vollkommene und erfüllte Ehewelt in Frage gestellt. Die realen Gefühle der Braut kommen zum Vorschein. Bilder eines aus weißen Fliesen gebildeten Kastens verdeutlichen das Gefühl der Einschränkung und vielleicht auch der Leere. Falten/Identität. Die reduzierte Ausdrucksform des Videos „Folding“ der türkischen Künstlerin Gülsün Karamustafa zeigt ein sitzendes Mädchen, das lieblich und ge-

duldig Spitzen und Stofftaschentücher faltet. Sowohl die ornamentalen Formen der Tücher als auch das sich immer wiederholende Falten ist ein Merkmal der Schönheitsästhetik der islamischen Kultur. Die Künstlerin stellt mit ihrem Werk mehr eine offene Frage , als dass sie eine konkrete Antwort auf die Problematik der Frauenrolle in der Türkei gibt.Wie beim Tragen des Schleiers ist es auch hier schwierig festzustellen, ob das Falten der Tücher als eine bewusste Entscheidung für eine Lebensform zu interpretieren ist, die sich gegen eine Emanzipation nach den Vorstellungen westlicher Frauen spricht, oder ob es als Zeichen der Unterdrückung der Frau gesehen werden soll. Karamustafa selbst interpretiert ihre Arbeit als eine Metapher der Geduld und Gehorsamkeit. In Zineb Sediras Video „Retelling Histories“ wird ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter, die sich in ihrer jeweiligen „Muttersprache“ unterhalten, dargestellt. Die Mutter erzählt auf Arabisch von ihren Erfahrungen und ihrer Rolle während des algerischen Unabhängigkeitskrieges gegen die französische Kolonialmacht. Nach dem Krieg war sie nach Frankreich übersiedelt. Die Tochter stellt ihre Fragen wiederum auf Französisch. Die Künstlerin arbeitet auf zwei verschiedenen Ebenen, wobei politische Themen wie Krieg und Migration angesprochen werden, aber auch Identitätsmerkmale wie Sprache, Familie und Tradition. Die Wiedergabe der Erfahrungen der Mutter in Form eines Interviews spiegelt eine weitere Tradition ihrer Familie wider. Denn das Geschichtenerzählen gehört zur algerischen Tradition und zur Erhaltung der kulturellen Identität. Denkanstoß. Die Ausstellung ist eine Begegnung mit Frauen und Künstlerinnen aus dem Nahen Osten, die es ermöglicht, deren politische Äußerungen,Traditionen, Konflikte und Identitäten auf eine individuelle Art erfahrbar zu machen. Eine Möglichkeit abseits jener Bilder „der islamischen Frau“, die wir sonst von den Medien als eine einheitliche Palette serviert bekommen. Inspiriert hat die Ausstellung aber auch zur Auseinandersetzung mit persönlichen Denkmustern: Ist frau selbst wirklich vorurteilsfrei oder verfällt frau den üblichen vorgefertigten gesellschaftlichen Denkweisen? ❚

lesben.nest

Anahita

Die Hexen fliegen wieder??! Terminstress nervt. Besonders an Frühlingswochenenden, an denen frau Entspannung sucht – nur wie soll die gefunden werden, wenn politisch und persönlich wichtige Ereignisse so knapp aufeinander folgen, dass keine Verschnaufpause bleibt? Aber es besteht kein Anlass zur Jammerei, sind doch für mich Beltane am 30. 4., die Walpurgisnacht als großes Hexenfest und der 1. Mai als der Kampftag der ArbeiterInnen gleich wichtig und liegen mir beide sehr am Herzen. Beruhigend ist es auch, dass ich sicher nicht die erste Frau bin, die dieser Umstand ins Schleudern bringt. Kluge Frauen wissen sich immer zu helfen und schon in meinem Geburtsjahr „nahmen [Frauen] den 1. Mai, Kampftag der Arbeiter, zum Anlaß, auch hier autonom ihre Politik zu artikulieren.“ Auch gingen in besagter Walpurgisnacht selbst die „Hexen“ mit politischen Parolen auf die Straße: „,Die Nacht gehört uns, die Hexen sind zurück!’ hallte es zur Geisterstunde in den menschenleeren Straßen der Innenstadt wider“, schrieb zum Beispiel der Kurier 1978. Falls ihr mehr über widerständige Frauengeschichte erfahren wollt: Brigitte Geiger und Hanna Hacker haben 1989 das wunderbare Werk „Donauwalzer Damenwahl. Frauenbewegte Zusammenhänge in Österreich“ im Promedia Verlag herausgegeben. Obige Zitate sind dort herausgezaubert. Aber zurück ins Jahr 2005, zu meinen terminlichen Kollisionen. Für mich feministische Hexe bedeutet dieses „Gedankenjahr“ quasi ein höheres Level Timemanagement: zu den üblichen Events darf ich noch die Veranstaltung „Die Steiermark wird frei!“ hinzuzählen, wichtig und sehr interessant. Frau unterstelle mir nun bitte keinen Missbrauch dieser Glosse als Psychohygiene-Instrument! Weit gefehlt ... dies ist ein offizieller Aufruf an alle lesbischen oder bisexuellen Hexen und die, die es noch werden wollen. Wer will mit mir einen österreichweiten Hexen-Coven gründen, der sich nicht nur mit eh so derrischem Gedanken-Gut befasst, sondern ein feministischer, matriarchalischer Zirkel, anfangs per e-mailEnergie werden soll? Bitte melden unter: lesbennest@orientbazar.net

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an.klang

Tanzen! Von Elektronik bis Gitarre, Sonja Eismann und Ute Hölzl haben diesmal nur Platten dabei, die auf die Tanzfläche zwingen.

Out Hud: „Let us never speak of it again“ Maya Arulpragasam a.k.a. M.I.A.: „Arular“ Roisin Murphy: „Ruby blue“ Sleater-Kinney: „The woods“

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Von dem Plattencover im MaoriEthnokitsch-Look sollte frau sich nicht beirren lassen: Out Hud sind trotz merkwürdiger grafischer Vorlieben das heiße neue Ding aus New York City – auch wenn das die Musik-interessierte Öffentlichkeit vielleicht noch nicht so ganz wahrgenommen hat. Nun werden wir mittlerweile fast täglich mit neuen HypeBands aus dem Big Apple bombardiert, die in den USA aufgrund ihrer Vorlieben für einen tanzbaren 1980er Jahre IndieRock-Sound bereits unter dem schwammigen Etikett „New Disco“ zusammengefasst werden. Aber Out Hud tanzen mit ihrem höchst infektiösen, in keinem einzelnen Genre zu verortenden Sound ganz schön kess aus der Reihe. Die Band um die zwei weiblichen Ursprungsmitglieder Molly Schnick und Phyllis Forbes (zwei bis drei Männer sind auch noch dabei) gründete sich bereits Mitte der 1990er in der Bay Area und siedelte später an die Ostküste über. Nach mehreren Singles und EPs auf verschiedenen Labels ist „Let Us Never Speak Of It Again“ (Kranky/K7-Records) ihr zweites Album und ihr knallendstes Werk bis jetzt. Schon bei den ersten Tönen dieser zehn mitreißenden Tracks, die sich so charmant wie intelligent zwischen 1980er Jahre-Electro, House, Dub, Postpunk, Hiphop, Rave und Dub bewegen, fangen die Tanzmuskeln in den Beinchen an zu zucken. Und wenn dann Mollys und Phyllis’ kraftvolle, betörende Stimmen dazu kommen, gibt es kein Halten mehr. Auf der anderen Seite des Atlantik, in London, wartet bereits das nächste

Medien-Spektakel, das schon vor der Veröffentlichung der Platte allerorts einen wahren Sandsturm aufgewirbelt hatte. Zu Recht, denn was Maya Arulpragasam a.k.a. M.I.A. auf ihrem Debüt-Album „Arular“ (XL Recordings/Ixthuluh) wie eine Bombe platzen lässt, ist schlicht unglaublich und schon jetzt Anwärterin auf den Titel „Platte des Jahres“. Die 27-jährige Künstlerin, die in London geboren wurde, dann bis zu ihrem elften Lebensjahr in Sri Lanka, der Heimat ihrer Eltern, aufwuchs und dann wegen religiöser Unruhen wieder nach England floh, wurde von Peaches ermuntert, nur mit „1 Mic, 1 Machine“ Musik zu machen. In einem wilden, so noch nie gehörten Ritt durch verschiedenste Beat-orientierte Musikstile aus der ganzen Welt – HipHop, Grime, Baile Funk, Dancehall und Crunk – spuckt sie in einem furiosen Gemisch aus verschiedenen Sprachen und Slangs ihre politisch engagierten Texte zu rassistischen Vorurteilen, Diskriminierung und revolutionären Bewegungen aus. Endlich mal ein Thema, bei dem man sich mit Begeisterung über die Presse-Hysterie freuen kann. Ein Debüt-Album legt auch Roisin Murphy vor, die man als prägnante und markante Sängerin von Moloko kennt. Bei Remixen für die Band hat Roisin den Elektronik-Frickler Matthew Herbert kennen und musikalisch schätzen gelernt, jetzt haben sie sich zusammengetan und auf „Ruby Blue“ zwölf wunderbare und geheimnisvolle Songs geschaffen. Wenn sich zwei musikalisch eigentlich sehr eigenständige und un-

verwechselbare Menschen zusammentun, dann muss nichts Gutes rauskommen: Hier aber scheint die Chemie eindeutig zu passen, Roisin Murphys einzigartige Stimme und Herberts Beats und Instrumentierungen ergänzen sich zwischen Folktronica, Electro Blues und Click House gegenseitig. Wunderschön. Eine weitere Platte, die in den nächsten Monaten sicherlich viel Staub aufwirbeln wird, ist das mittlerweile siebte Album der absoluten Darlings der Generation Ladyfest: Sleater-Kinney aus Portland, Oregon haben für „The Woods“ nicht nur bei der beinahe untergegangenen und nun wieder auferstandenen Indie-Größe Sub Pop unterschrieben, sie haben sich vielmehr auch dazu entschieden, stilistisch ganz neue Wege zu beschreiten. Nicht mehr das komplex umeinander gewickelte Gitarrenspiel der Band, die statt dem Bass zwei Gitarren einsetzt, dominiert hier, sondern krachige Feedback-Orgien und ausufernd zerfranste Space-RockWellen. Corin Tucker schreit sich mit ihrer markanten, durchdringenden Stimme die Seele aus dem Leib, Carrie Brownstein klingt weniger tomboyish kokett als früher, sondern sehr fordernd und die immer präzise Schlagzeugerin Janet Weiss setzt mit ihren trockenen Drums noch prägendere Akzente. Für alte Sleater-Kinney-Fans mag „The Woods“ zunächst etwas gewöhnungsbedürftig wirken, aber dafür, dass die Band hier nach dem mutigen Motto „Forwards ever, backwards never“ agiert, muss man sie allein schon lieben. ❚


lese.zeichen

Die Feder im Ohr Fliegende Sesseln, sprechende Hunde und ein schwebendes Liebespaar – Ginka Steinwachs überrascht ihre LeserInnen in „Stein, wachs!“ mit einer poetischen und wie immer sehr eigenwilligen aristotelischen Tragödie. Von Katharina Pewny

Die „Feder im Mund“, verführt Ginka Steinwachs ihre Leserinnen mit „Leszungen“ zum Genuss ihres neuen Buches „Stein, wachs!“ Seit Jahren schon entlang der Laute gleitend, sucht sie wie immer schon bekannte, von ihr beschriebene Figuren auf: Gertrude Stein, Alice B. Toklas, Pablo Picasso, die beiden Hunde. Diesmal treten diese auf und ab in unterschiedlichen Varianten eines sehr verwirrenden, poetisch (ein Sessel mit Engelsflügeln, Gertrude und Alice auf Wolken in die Luft schwebend, etc.) verfassten und gut getarnten Theaterstückes auf: Getarnt deshalb, weil sich bei genauer Lektüre hinter dem äußerst eigenwilligen, die Handschrift der Autorin unübersehbar tragenden Theaterstück eine klassische Tragödie verbirgt: Die sieben Szenen von „stein, wachs! ein starkes stück!“ münden in einen Mord, per Botenbericht von den Hunden erzählt. Sie wahren streng aristotelisch die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung, sprich sie erzählen einen Handlungsstrang mit überschaubaren Geschehnissen (zwischen Gertrude, den Hunden, Alice und Pablo), und sie spielen in einem kurzen Zeitrahmen. Liebe, Mord und Totschlag, Berühmtheiten und die Gleichsetzung der Autorin mit dem Auto, das „aufs Publikum zubraust“, sind Ingredienzien, die höchst vergnüglich zu lesen sind, zumal Ginka Steinwachs getreu ihrem „Gaumentheater des Mundes“ in der Sprache

Bilder entstehen lässt, die für sich stehen können, auch ohne Umsetzung auf der Bühne:„meine gedanken fliegen wie gegenstände im raum herum & schlagen überall laut an, der gedanke kopf schlägt hell an.“ (S. 78) Schöne Bilder sind auch die Hunde als Uhren, die stehen bleiben auf halb fünf, als lebende kreisende Stand-Bilder, die das Verhältnis zur Zeit andeuten, die immer die gleiche bleiben wird, ewig halb fünf. A propos Hund – Zitate des literarischen Kanons („des Pudels Kern“ aus Goethes „Faust“) sind ebensowenig zu vermissen wie solche aus der Malerei. Der Band mutet flockig und assoziativ an, ist vergnüglich zu lesen ohne jeden Hintergedanken. Welche sich aber solche (Hintergedanken) machen will, könnte nachsinnen über die Machart des Textes, könnte Verweise aufspüren (zum Beispiel auf frührere Texte der Autorin: ihre bisherigen Bücher spielen alle mit), könnte in Biographien nachlesen: Wie genau starb Gertrude Stein? Was hatte sie mit Alice B. Toklas zu tun, und was mit Pablo Picasso? Was auf Mallorca? Höchst vergnüglich wäre auch, im Sinne der „Polyphonie der Texte“ (nicht umsonst kommt Ginka Steinwachs vom Strukturalismus und Surrealismus her) feministische Topographien und „Lieblingsfiguren“ bei anderen Autorinnen aufzuspüren, etwa Picasso, die als Jeanette Wintersons Geliebte

sie blau anmalt. Besonders Eifrige können darüber nachsinnen, ob der Tod der Autorin im Stück, das Nicht-Anspringen des Autos und Steinwachs‘ Studium bei Roland Barthes („der Tod des Autors“ und „die Lust am Text“) etwas miteinander zu tun haben könnten – und was. „Stein, wachs!“ ist daher zu empfehlen für alle, die Lesegenuss lieben, egal ob germanistisch ambitioniert oder nicht. Welche die Gelegenheit hat, Ginka Steinwachs´ „Leszungen“ zu erleben, sollte sich dieses Vergnügen ebenfalls nicht entgehen lassen. Zum Abschluss und wegen ihrer Unnachahmlichkeit eine kleine Textprobe: „ich stecke in meiner haut (wie in einem brillenetui) & lasse den/die leserIN nicht länger in seiner/ihrer Haut stecken. jede/r leserIn ist mein/e potentielle/r geliebte/r. ich bin gewissermaßen nur die umkleidekabine für häute. vorher sind SIE in IHRER, nachher in meiner haut. so lernen SIE fliegen. dichten heißt fliegen. es ist eine bewegung nach oben. der bleistift täuscht. es geht empor empor endlos. ins licht. dichten heißt licht sehen, licht säen & licht ernten. der dichter beim beLichterstatter. der leser kameramann & fotograf. wir werden im team intim. im team intim.“ (S. 115f). ❚

Ginka Steinwachs: stein, wachs! Ein starkes stück. Passagen Verlag 2005, 18,- Euro

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lese.zeichen Rätselhaft

das aber bald als Mythos, Träume zerplatzen wie Seifenblasen. Die Realität Exotin, Unterdrückte oder Unbekannte bringt nicht anerkannte Schwerstarbeit – weiter reichen europäische Klassifika- für Hungerlöhne, Misshandlungen, Ungerechtigkeiten und Demütigungen. tionen über die asiatische Frau oft Darüberhinaus ein Leben in der Illeganicht. Diesem Defizit entgegenzuwirlität und die ständige Angst vor der ken versucht Edith Binderhofer, indem Ausweisung. Aber Catalina und ihre sie sechzehn in Wien lebende Asiatinnen interviewt. Die Frauen äußern sich Freundinnen müssen für ihre Familien im Heimatland überleben und kämpfen über ihre Herkunftsgeschichte, über für ein kleines bisschen persönliches LeRollenverteilung in ihren Heimatlänbensglück. dern, über Klischeebilder, die in ihrem Ein interessanter Roman über ein Heimatland über Europa herrschen bisher wenig zur Sprache gebrachtes und über ihr Leben als Frau in ÖsterGesellschaftsproblem in Lateinamerika. reich. Die Lebensgeschichten, von den Berührend, erschütternd, zur weiteren Frauen selbst erzählt, sind zwar unterAuseinandersetzung mit dem Thema haltsam und befreien die wissenanregend und mit köstlichen Rezeptschaftliche Lektüre vom Fachjargon, nicht aber vom leicht monotonen, auf- ideen. zählenden Charakter. Ein Buch, das un- Elisabeth Wagner gehörten Schicksalen Gehör verleiht, aus den persönlichen Geschichten jeEva Karnofsky: Besenkammer mit Bett. doch nur mühsam den Bogen zu neuHorlemann 2005, 13,30 Euro em generellen Verständnis spannt: Wenn schließlich kein transzendentes Leseerlebnis aufkommt, mag das nicht zuletzt an den ausgewählten Frauen Handfest und luftig liegen. Interviewt wurden fast ausschließlich Vertreterinnen der gebilde- „Was Handfests zum Essn, was Handten Oberschicht. fests in der Hand, und doh is was zählt ganz lufti’ beinand!“ Diese ersten Zeilen Romana Radlwimmer des 63 Seiten starken Bandes mit Gedichten und Kurzprosa könnten als ProEdith Binderhofer: Der Himmel in meinem Land hat eine gramm für sämtliche darin enthaltene andere Farbe. Texte gelten. Handfest und bodenstänGespräche mit asiatischen Frauen in Wien. dig ist die Sprache: oberösterreichischer Edition Roesner 2005, 25,30 Euro Dialekt. Subtil, komplex und feinfühlig herausgearbeitet sind die Inhalte. In einer Fülle poetischer Formen, die sie allesamt souverän beherrscht, behandelt Maschine ohne Gefühle die Autorin Schicksale und Gefühle, Hintergründe, die ganz kleinen und Eva Karnofsky beschreibt das Schicksal ganz großen Momente des Lebens. Das einer illegalen Hausangestellten, einer „Mucama“ in Lateinamerika. Aussichts- alles konsequent aus einer selbstbewussten und kritischen Frauenperspeklosigkeit im Heimatland Peru und die tive erzählt. Konsequent bevölkern fast Wunschvorstellung eines besseren Lebens mit ein wenig Geld, führen Catali- alle ihrer kleinen aber tiefgehenden Erzählungen auch weibliche Hauptfiguna nach Argentinien. Dort erweist sich

40 an.schlägemai 2005

ren – sei es die im Krieg verwitwete Großmutter, sei es die vierzigjährige Frischgeschiedene. „Bist’d heiratst wird’s wieder guat“, der Titel, ist einem darin enthaltenen Gedicht entnommen, das die Kälte und Oberflächlichkeit hinter gebräuchlichen Floskeln wie eben jener entlarvt, mit denen der Ausdruck von Schmerzen und Kummer von Mädchen und jungen Frauen „traditionell“ übergangen und letztlich mundtot gemacht werden. Was Krautgartner da an Prosaminiaturen und Lyrik – vom Aphorismus über freie Rhythmen bis hin zu perfekt gereimten Versen in strengem Maß – zu einem Band versammelt hat, das sind, möchte die feministische Rezensentin anmerken, nicht bloß, wie der Untertitel des Buches so bescheiden sagt „Frauentexte in Mundart“. Das darf getrost als veritable zeitgenössische feministische Dialektliteratur bezeichnet und als solche heiß empfohlen werden. Helga Pankratz

Monika Krautgartner: Bis’d heiratst wird’s wieder guat. Frauentexte in Mundart. Resistenz Verlag 2003, 14,90 Euro

Coming-Out im kühlen Schweden Auch in ihrem dritten Roman „Das Blau ihrer Augen“ widmet sich die Autorin dem Thema lesbische Liebe. Es ist eine Coming-Out-Story für ein jüngeres Publikum geworden. Und sie ist leider so banal, wie es der Titel nahe legt. Im Mittelpunkt steht Laura, fast achtzehn, die eigentlich nur ihr Saxophon im Kopf hat. Mit ihrem Freund Kay und einem anderen Hetero-Pärchen fährt sie nach Schweden in den Sommerurlaub. Dort lernt sie die geheimnisvolle Roberta kennen. Schon bald kommen sich die beiden näher.


lese.zeichen Doch eines Tages passiert das Unglück: Roberta ist plötzlich verschwunden. Laura begibt sich auf die Suche nach ihrer Liebsten. In Stockholm wird sie fündig. Doch Roberta hat schlechte Nachrichten: Die angehende Meeresbiologin wird die nächsten acht Monate auf einem Forschungsschiff auf hoher See verbringen. Was wird die Zukunft bringen? Janitz’ glatte Erzählung wird der Komplexität der Coming-Out-Thematik nicht gerecht. Die Geradlinigkeit von Lauras Gefühlen wirkt wenig glaubwürdig. Beim Versuch, die Anziehung der beiden Frauen in Worte zu fassen, trägt die Autorin allzu dick auf. Nach drei Treffen steht für Laura fest: „Ich werde dich nicht aufgeben, Roberta. Niemals.“ Die Beziehung zu Kay verläuft sich klanglos zwischen den Zeilen, bei seinem Vergewaltigungsversuch gerät die Schilderung zur Farce. Was von der schablonenhaften Story bleibt: die Erkenntnis, dass weitere ComingOut-Bücher geschrieben werden müssen. Jutta Sommerbauer

Katrin Janitz: Das Blau ihrer Augen. Roman. Querverlag 2005, 15,40 Euro

Wer ist Jessamy? Der Roman ist zu Ende und ich häng in der Luft. „Wo bist du, Jess?“ wurde die neunjährige Jessamy Harrison von ihrem Therapeuten vor zweihundert Seiten gefragt. Ich frag mich immer noch: Wer bist du, Jess? Ihre Mutter kommt aus Nigeria, ihr Vater aus England. Jessamy weiß nicht, ob sie weiß oder schwarz ist, ätzt eine Klassenkameradin. Und Jess weiß es scheinbar auch nicht so genau. In die Geschichte rund um die eingebildete Freundin und den Verlust einer Zwillingsschwester jedoch einen grundsätzlichen schwarz/weiß-Konflikt zu interpretieren, wäre zu einfach. Das war wohl auch nicht Helen Oyeyemis Intention. Also mach ich mich auf die Suche nach der Autorin und da wird einiges klar: Helen Oyeyemis war 19 Jahre jung, als ihr Erstling erschien. Wie ihre Hauptfigur Jess stammt sie aus Nigeria und kam mit vier Jahren nach London. Der

Roman entstand in kurzer Zeit, zwischen Schule und Abschlussprüfungen, ein „traumhaftes Ereignis“, schreibt Oyeyemi in einem Brief an die Leserinnen. „Es war eher etwas, das mir passiert ist, als etwas, das ich willentlich zustande gebracht hätte.“ Die imaginäre Freundin, die religiösen Rituale des alten Nigeria, das alles stammt aus Erfahrungen und unbewussten Erinnerungen der Autorin. Deshalb gibt es also seitenlange Traumbilder, kindliche Erinnerungsfetzen in manchmal kindlicher Sprache, Gefühle von Liebe und Hass zugleich, mit zum Teil eindrucksvollen Sprachbildern. Und mein Gefühl, eigentlich nichts begriffen zu haben, kann ich wohl so los werden: Noch einmal lesen.

Fo t o : Re n a t e B i l l e t h

neu.land

J a s m i n a J a n k o v i c’

Wie viel Schein darf denn sein?

Gabi Horak

Helen Oyeyemi: Das Ikarus Mädchen. Aus dem Englischen von Anne Spielmann Bloomsbury Berlin 2005, Euro 22,70

n ab 7 Mädche

Jahre

Poetische Sandkörner Zackarina ist Einzelkind. Und da Papa und Mama viel zu tun haben, muss sie sich oft alleine beschäftigen. Sie steht am Strand vor endlosem Meer, Sand, alleine mit sich im ganzen Universum bis sie dem Sandwolf begegnet. Dieser behauptet nur Mond- und Sonnenschein zu fressen, wodurch er allwissend wird. Gemeinsam erfahren sie, dass wilde kleine Mädchen blaue, rosa-rote, grüne Flecken bekommen können und Sandwölfe eben keine. Interessant auch die Frage, wie bin ich zu Mama und Papa gekommen? Es war wohl nicht dank des Fahrrads, dass Zackarina in Mamas Bauch gelandet ist. Fragen, die sich das Mädchen stellt und wo der Sandwolf langsam zu einer Erscheinung wird, in diesem Universum, vom Stein bis hin zum Stern, in diesem Kosmos, der Stille und Dunkelheit, ein Teil von diesem wird. Trotz und gerade wegen all dieser Entdeckungen, eignet sich die Erzählung ideal für kleine Mädchen, die gerade das Lesen entdecken! Zoraida Nieto

° Lind. Zackarina und der Sandwolf. Asa Aus dem Schwedischen von Jutta Leukel.

Woran denkst du beim Wort „Schein“? An „Sonnenschein“? An „Führerschein“? An „Scheinwerfer“? An „Geldschein“? An „Sein und Schein“? An „Schein trügt“? An „Fahrschein“? An „es scheint so zu sein“? An „Scheinehe“ vielleicht? Aha, jetzt haben wir dich! An Scheinehe denkst du also?! Heiraten willst du? Du, Fremde/r, willst heiraten? Noch nie vom Fremdengesetz gehört? Es wurde doch für dich gemacht. Nur für dich. Und deinetwegen. Und da steht schön: Scheinehe. Ja, ja, im Fremdengesetz. Und nur dort. Weil es doch klar ist: Nur Fremde können eine Scheinehe schließen. Und das gehört sanktioniert. Verhindern können wir es leider nicht so effizient. Aber wir bemühen uns. Vorbeugen wäre schon besser. Tja, Personalmangel. Aber wir rechnen mit der Unterstützung unserer anständigen (Staats)bürger/innen, die ihre Vorliebe für Denunziantentum schon immer bewiesen haben. Sie werden schon wissen, was sie wo melden müssen. Ach, wissen Sie, es geht mich ja nichts an, aber die Frau XY und der Herr ZW sind nun verheiratet, doch ihn/sie hab ich im Haus noch nie gesehen. Oh nein, dass er/sie irgendwie anders ausschaut, spielt eh keine Rolle. Ich hab ja nix gegen Ausländer. Aber schon komisch, die Sache. Sie werden schon wissen, was zu tun ist. Immerhin haben wir ja das Fremdengesetz. Soll es umsonst da sein? Es ist doch offensichtlich, warum sie heiraten. Ja, ja, die Staatsbürgerschaft wollen sie. Die Privilegien! Ha, als ob der Staat so blöd wäre und jede/n glauben lassen würde, dass so etwas wie Heiraten seine/ihre Privatsache sei! Wo haben Sie sich kennen gelernt? Wer hat wen angesprochen? Haben Sie die Ehe vollzogen? Geschlechtsverkehr gehabt? Was? Sie wissen nicht, ob Ihr Mann regelmäßigen Stuhlgang hat? Was für materielle Beweise? Wir haben ja Zeugenaussagen. Sie kennen sich offensichtlich nicht aus mit unserem Rechtssystem. Herr NN ist Zeuge und weiß, dass er nicht lügen darf. Also, Ihre Ehe wird für nichtig erklärt. Die Staatsräson hat sich geändert. Felix Austria heiratet nicht mehr gern. Fremde schon gar nicht.

Beltz & Gelberg 2004, 10,20 Euro, Ab 7 Jahren

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Fo t o s : A B C

ge.sehen

Zum Verzweifeln! Nun ist sie also auch bei uns angelaufen, DIE neue Erfolgsserie aus den USA, „Desperate Housewives“ (DH). Den Serienstart im ORF hat Eva Steinheimer verfolgt. Von der Idee her klingt es recht viel versprechend: die Serie, die in Amerika alle Rekorde bricht und bald in 130 Ländern zu sehen sein wird, beginnt dort, wo andere aufhören. Sie zeigt, was nach dem Happy End kommt: Heirat, Kinder, Hausfrauenfrust. Um natürlich ein Serienhit zu werden, wurde das Ganze mit kriminellen Geheimnissen, jeder Menge Sex, Intrigen und Missverständnissen garniert. In vielen Kritiken wurde gepriesen, dass sich die Zuschauerinnen hier endlich mit den Figuren der Handlung identifizieren könnten. Nun, die nervigen Kinder, die Überforderung gepaart mit Langeweile und Tristesse, abwesende Partner sind wohl nachvollziehbare Erfahrungen. Aber eine typische Vorortstraße ist die Wisteria Lane kaum, sondern eine der oberen Mittelschicht mit riesigen Häusern, ebensolchen Autos und eben „Nur-Hausfrauen“. Damit soll sich die (dreifachbelastete) Durchschnittsfrau identifizieren? Hört frau sich in diversen Online-Foren zu DH um, stößt sie großteils auf Begeisterung. Da wünscht sich die eine auch so ein schönes Haus, um von der anderen dann gleich daran erinnert zu werden, wie viel Arbeit das Putzen dann wäre.

„Desperate Housewives“ Mo, 21.55, ORF 1 (Zweikanalton)

Infos: http://abc.go.com/primetime/desperate

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Keine Frauenserie. Besonders froh sind viele in den Online-Foren, dass DH auch ihren Männern gefällt (und sie es deshalb regelmäßig sehen können). Das verwundert ein wenig, kommen die Männer in der Serie doch gar nicht gut

weg: der eine kann sich gegen seine perfektionistische Frau nicht durchsetzen, der andere wird von seiner vernachlässigten Frau mit dem Gärtnerjungen betrogen und der dritte kümmert sich nur zwecks weiterer Fortpflanzung um die Familie. Liest frau dann aber auch die Postings von Männern über DH, wird klar, was ohnehin klar sein musste: sie schauen sich die sexy Frauen an, um dann am nächsten Tag im Online-Forum die besten (und freizügigsten) Fotoseiten der Stars an Gleichgesinnte weiterzugeben. Am besten gefällt den meisten die „heiße Latina“ Eva Longoria, die es als Gabrielle mit dem 17-jährigen Gärtner auf dem Tisch und überall sonst treibt. Natürlich alles ganz jugendfrei, keine nackten Brüste oder Hintern, und trotzdem mit Anlehnung an Pornoplots, von wegen Handwerker kommt zu frustrierter Hausfrau.

Mager. Bei den Schauspielerinnen fällt positiv auf, dass fast alle über vierzig sind. In Interviews betonen sie immer wieder, wie fortschrittlich es ist, dass DH „ältere“ Frauen auftreten lässt. Gleichzeitig streben sie doch alle einem jugendlichen Schönheitsideal hinterher – mit wie viel chirurgischer Unterstützung sei dahingestellt – und das, wie sie aussehen, mit gesundheitsgefährdendem Ehrgeiz: mager, mit eingefallenen Wangen und Schatten unter den Augen. Aber auch als Serienfiguren ist das Aussehen für die Frauen entscheidender als der Charakter: das ExModell Gabrielle ist das Vorzeigepüppchen für ihren Mann, der auch nichts dagegen hat, dass sie von seinen Geschäftsfreunden begrapscht wird. Und auch die Chancen der alleinerziehenden Susan (Teri Hatcher), doch noch beim neuen Nachbarn Mike zu landen, stiegen beträchtlich, nachdem er sie nackt gesehen und ihren Körper als „Wow!“ bewertet hatte. Da durfte sie natürlich nur mehr Der Produzent. Am meisten verdient mit verlegen lächeln und sich freuen. der Serie wohl auch ein Mann: der ErfinAlles in allem hat die Serie ein paar der, Chefautor und Produzent Marc Cherry. Der war einst Drehbuchautor der gute Ansätze, ist klug nach Publikumswünschen konzipiert (Fun, Sex, Crime) „Golden Girls“, zwischenzeitlich aber erund wird sicher noch einige Zeit erfolgfolglos und verarmt. Nun ist ihm ein reich laufen. Bei genauerer Betrachtung großer Wurf gelungen. Für Cherry ist die werden aber doch nur alte Klischees verSerie aber nicht bloß Unterhaltung, er kauft und das nicht so gesellschaftskriverfolgt auch moralische Ziele. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den überzeugten tisch wie oft kolportiert.Wenn ich in Zukunft über gefrustete Hausfrauen lachen Republikaner:„Jede Sünde hat Konsewill, schau ich mir lieber eine Wiederquenzen. Das spiegelt wohl meine konservative, fundamentalistische Erziehung holung von „Roseanne“ an. Die ist viel authentischer! ❚ wider.“


an.künden musik.tanz 4.5., 21.00, Wien Bastardista coming: Célia Mara Bastardista, Elisabeth Penker, Sweet Susie Sésà music, 1., Fleischmarkt 16, T. 01/587 41 68, www.celia-mara.net

7.-21.5, Feldkirch „Musik“ von Frank Wedekind von Susanne Lietzow. Projekttheater Altes Hallenbad im Reichenfeld, 6700 Feldkirch, T. 0664/432 87 25, office@projekttheater.at, www.projekttheater.at, täglich außer 8.5. und 15.5

8.5., 19.30, Wien Amjad Ali Khan, Master of the Sarod (aus Indien) Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20, T. 01/242 002, www.konzerthaus.at

8.5., 21.00, Wien Mono, das ist die japanische Antwort auf musikalische Experimente Die Werft, www.donaufestival.at

13.-15.5, Horn Kunst Haus Horn Festival Kunsthaus Horn, 3580 Horn, Wienerstr. 2, T. 02982/202 02

film 8.5., Wien Nathalie Votiv, filmfrühstück am Sonntag, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at

10.-13.5, Wien Kao (The Face). Regie: Junji Sakamato (Japan) Filmmuseum, 1., Augustinerstr. 1, Infos: www.filmmuseum.at

t h e a te r . ka b a r e t t bis 21.5., Wien Poppea. Ein Stück Musik-Theater nach Monteverdi Schauspielhaus, 9., Porzellang. 19, www.schauspielhaus.at

4.5., 21.00, Wien moment.05, Outsourced moments – Storylotto, 3. Internationales Improvisationstheaterfestival in Wien dietheater/Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20, Infos: www.urtheater.at, www.wuk.at

9., 13. und 18.5., 19.00, Linz Die falsche Zopfe, Kammererspiel Landestheater Linz, 4020 Linz, Promenade 39, www.landestheater-linz.at

11.5, 15.00, Wien Verflixt und Zugenäht – Eine humorvolle Schauspiel-Geschichte für Kinder ab 2 1/2 Kleistkindtheater, VHS Donaustadt, 22., Bernoullistr. 1

11.-14.5., 19.30, Wien Turista, im Rahmen der Wienerfestwochen MuseumsQuartier, Halle E, 7., Museumsplatz 1/5, T. 01/523 58 81

12.5., 19.30, Salzburg Drei Mal Leben von Yasmina Rezas Schauspielhaus Salzburg, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Str. 22, T. 0662/8085-0, www.schauspielhaus-salzburg.at

17., 23., 30.5., 20.00, Graz Montag! Die improvisierte Show. Das Leben ist teuer... TiB, 8020 Graz, am Lendplatz, Karten: 0316/763 620 http://members.inode.at/tib/montag.htm

Wachgeküsstes Kornhäusel

Fo t o : Re n a t e H u b e r

Noch bis zum 7. Mai ist im alten Kornhäusel mit „Wachgeküsst“, ein Kunstprojekt zu sehen, bei dem eine Wohnbaugenossenschaft, die NEUE HEIMAT, mit KünstlerInnen (pogmahon.company, der Theatergruppe Teatro Caprile und der St. Balbach Art Production) kooperiert. Mit „Zuhaus“ werden die Arbeiten von 25 jungen KünstlerInnen zum Thema Altern gezeigt. Zum zweiten Mal findet das Projekt in alten, sanierungsbedürftigen Häusern in Wiener Randbezierken statt. bis 7.5., ZUHAUS Ausstellung: Mi-Fr 17-20.00, Sa und So 12-15.00; Theateraufführungen: 1., 3. und 6.5., jeweils 20.15, Eintritt: 18,-/8,- Euro; 7.5., 12-15.00 Finissage mit Brunch mit DJ Phonomat, Eintritt frei! Kornhäusel 16., Ottakringerstr. 233-235, Endstation J-Wagen, www.wachgekuesst.at 27.-30.5., Wien Dance on Glasses, Text und Inszenierung Amir Reza Koohstani (Iran), im Rahmen der Forumfestwochen

17.5., 14.6.,19-21.00, Wien Offenes Atelier für Frauen. Für alle, die sich ab und zu einen lustvollen Abend gönnen, ...

Dschungel Wien, 7., Museumsplatz 1, Information und Reservierungen: T. 01/522 07 20-20

Das Frauenatelier, 18., Hofstattg. 15/10, bei Buchung von 5 Terminen im Vorraus: 15,- Euro/Abend, sonst 18,- Euro (Material inbegriffen)

s e m i n a r . w o rk s h o p 8.-10.5., Graz Reclaiming Europe from a new feminist perspective ESC, 8010 Graz, Jakoministr. 16, T. 0316/836 000, http://esc.mur.at

11.5., 19.00, Linz Frauennetzwerk-Veranstaltung „Frauen spinnen Netze“ U-Hof Presseclub, 4020 Linz, Landstr. 31, T. 070/781 921-0, http://www.presseclub.at/ Veranstaltungen-frauen.htm

16.-19.6, St. Pölten European off Network, Europäisches Treffen Freier Theaterschaffender Festspielhaus St. Pölten, 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 2, T. 01/403 87 94, Infos und Anmeldeformular: www.freietheater.at

17./18.5., Innsbruck Kommunikative Gesprächsführung „Miteinander Reden“ avomed-Arbeitskreis für Vorsorgemedizin in Tirol, Anmeldungen: Friedrich Lackner und Ruth Überbacher. 6020 Innsbruck, Anichstr. 6, T. 0512/586 063, r.ueberbacher@avomed.at

20.5., 17.00, Wien Shiatsu zum kennenlernen Shambhala-Shiatsu-Schule, 8., Lammg. 6, T. 01/929 13 29

20./21.5., Graz Argumentationstraining gegen Sexismus und Rassismus Stadtteilcafé palaver, 8020 Graz, Griesg. 8, 20.5.: 15-19.00, 21.5: 9-16.00

20./21.5., Graz Fortbildung in geschlechtsspezifischer, emanzipatorischer Sexualpädagogoik für Multiplikatorinnen in psychosozialen Berufsfeldern Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, Anmeldung:T. 0316/837 998, frauen.gesundheit@fgz.co.at, www.fgz.co.at, 20.5.: 13-19.00, 21.5.: 9-18.00

20.5., 10.6, 14-15.40, Wien Doing Gender-Living Diversity-Supervisionsgruppe für LehrerInnen und TrainerInnen barbara@oberwasserlechner.at, www.oberwasserlechner.at, Kosten: 120 Euro/3 Termine, Anmeldung: T.0699/196 88 052,

20.-22.5., Wien Coaching für Frauen: Montag Morgen schon wieder Sorgen – Berufsalltag

VHS Favoriten, 10., Arthaberplatz 18, T. 01/ 603 40 30, kursreferat@vhsfavoriten.at, 20.5.: 17-20.00, 21.5.: 10-16.00, 22.5.: 10-13.00

5.5., 19.30, Graz „Schwarzer Stern“, Lesung und Referat mit Pierette Herzberger-Fofana.

21./22.5., Wien Orientalischer Bauchtanz für Frauen

ISOP, 8020 Graz, Dreihackeng. 2

VHS Pennzing, 14., Linzer Str. 146, www.vhspenzing.at, T. 01/914 22 55, 21.5.: 14-17.00, 22.5.: 10-13.00

26.-28.5., Wien Marxismus Heute – ein Einführungsseminar der KPÖ.Themen: u.a. Feminismus: Der blinde Fleck ist das Ganze KPÖ-Bundesvorstand, 14., Drechslerg. 42, T.01/503 65 80-0 Infos: www.kpoe.at, Anmeldeschluss: 20.5.

29.5., Graz Vorbereitung auf Geburt und Elternschaft Frauengesundheitszentrum, 8410 Graz, Joaneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz. co.at, Anmeldung ist erforderlich, begrenzte TeilnehmerInnenzahl, Kosten für Paare: 63,-/57,- Euro, für eine Person 55,50/50 Euro

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 4.5., 19.00, Graz Frauenärztinnen stellen sich vor Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998

12.5., 19.00, Wien Jour fixe: Skydome des Wiener Hilfswerks Skydome des Wiener Hilfswerks, 7., Schottenfeldg. 29, Infos: T. 01/405 75 00-0, www.wienwerk.at, www.skydome.at

17.5., 19.00, Wien Catharina, Kahane und Sascha Reichstein. Be my Guest. Aus der Veranstaltungsreihe „Im Gesellschaftsraum“ VBKÖ, 1., Wien , Mayrederg. 2 , T. 01/513 64 73, vbkoe@vbkoe.org, www.vbkoe.org

21.5., 9.30-18.00, Graz Sexismus: Frauen in Werbung & Medien – Symposium und Workshops mit VertreterInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft, Journalismus und Medien, Werbung und Kunst Doku Graz, 8010 Graz, Hans Sachs Gasse 12, www.doku.at

28.5., 11.00, Wien Aids Memorial Day „Aids Gedenken – Aids Bedenken“ Aidshilfe Wien, Veranstaltungsort: 6., Magdalenenstr. 31, www.aids.at

a u s s te l l u n g

4.5., 19.00, Wien PartisanInnen in die Geschichtsbücher. Über ihr Leben in Österreich vor und nach 1945 sprechen drei ZeitzeugInnen

bis 4.5., Linz Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz

Altes AKH, Hof 1, 4.,Taubstummengasse 7-9, T. 01/310 88 80-0

Kunstuniversität Linz, 4010 Linz, Hauptplatz 8, T. 0732/7898-276, täglich von 8-20.00

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an.künden bis 4.5., Wien REALITÄTEN I: Machtfaktor Wirtschaft. Mit Carla Bobadilla, Gerda Lampalzer, Kristina Leko, Katharina Mouratidi Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14, T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at

bis 5.5., Innbruck Gabriela Nepo-Stieldorf – in einer anderen Haut HTL Galerie, 6020 Innsbruck, Innrain 29, täglich 8.00-18.00

bis 6.5., 9.00-20.00, Wien Gabi Maria Wetter – entpuppt Kunstforum Ebendorf Raumacht, 1., Ebendorferstr. 8, T. 01/408 35 87-31, raumacht@gmx.net, www.univie.ac.at/khg/raumacht, täglich 9.00-20.00

bis 12.5., Wien a little less at home Kunsthof im Reichsdorf, 2., Mühlfeldg. 13, täglich 10-21.00

bis 6.6., Linz Just do it! Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof Lentos Kunstmuseum, 4020 Linz, ErnstKoref-Promenade 1, T. 070/7070-3600, www.lentos.at, tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00

bis 12.6., Klosterneuburg Mexikanische Moderne. Meisterwerke aus der Sammlung des Museo de Arte Moderno in Mexico City Sammlung Essl/Kunsthaus, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1, T. 02243/370 50, www.sammlung-essl.at

bis 26.6., Salzburg „Dirty Old Women“, Ines Doujak Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Str. 3, T. 0662/842 294-0, office@salzburger-kunstverein.at, www.salzburger-kunstverein.at

bis 31.7., Krems Renoir und das Frauenbild des Impressionismus

a k t i v i t ä te n 7.5., 16.00, Wien Menschenkette, Ja zur Neutralität! Nein zur EU-Verfassung! Volksabstimmung! Treffpunkt: 1., vor dem Parlament

21.5., 15.00-16.30, Graz Terrorherschaft Nationalsozialismus und Besatzungszeit. Zeitzeugin Maria Cäsar, die 1938 in Graz von der Gestapo inhaftiert wurde, erzählt Treffpunkt: 8020 Graz, Parkring 4, Info: T. 0664/561 04 74, office@frauenservice.at

f i x te r m i n Dienstag Politisches Café im Frauencafé autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, ab 19.00

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich DA nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at, jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda für politisch und rechlich interessierte Schwule und Lesben X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage 2, jeden 1. Mo

Internet-Café für Frauen und Mädchen. Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37, T. 01/895 72 67, jeden Mo 15.00-18.00

Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz Zeller Platz 3, T.02732/908 010

Jour Fixe für lesbische Frauen über 50. Leitung: Andrea Scheutz (Psychotherapeutin)

bis 10.7, Wien Burekas oder 1/4 Huhn? Wie man jüdisch heiratet

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at, jeden 1. und 3. Mo 19-20.30

Jüdisches Museum Wien, 1., Dorotheerg. 11, www.jmw.at, täglich 10-18.00,

bis 28.8, Wien das Neue2 Atelier Augarten, 20., Scherzerg. 1a, Infos: T. 01/79557 134, F-136, www.atelier-augarten.at, Di-So 10-18.00

2.-5.5., Wien Sex-Zwangsarbeit in NS-Kozentrationslagern WUK Werkstätten und Kulturhaus, 9., Währinger Str. 59, www.wuk.at, täglich von 8-20.00

7.5.-3.7., Krems Dolores, Multimediale Installation, Konzept und Realisierung: Katarina Daschner Factory, Kunsthalle Krems, 3500 KremsStein, Franz-Zeller-Platz 3, T. 02732/908 101, www.factory.kunsthallte.at, täglich 10-18.00

lesung

„Lesbentutorium“ an der Uni Wien UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter. Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 01/89 58 440, www.frauensache.at, Kosten: 3,6 Euro/Abend, Anmeldung erforderlich, jeden 1. Mo 19.30

Dienstag Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14.00-18.00

Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass. Leiterin: Karin Weingartmann 8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119, Anm. erforderlich: T. 0316/837 998-30, jeden Di 19.00-21.00

18.5., 11.00, Salzburg Jutta Treiber liest vor

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“

Stadtbücherei Salzburg, Schloss Mirabell, Mirabellplatz 4, T. 0662/8072-2406

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

44 an.schlägemai 2005

Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währingerstr. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden Di 11.00

Geheimer Garten für Frauen und Mädchen 15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67, www.zeitraum.co.at

Gesprächsgruppe für Frauen in Patchwork-Familien Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/895 84 40, Anm. erf., 14-tägig

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen

Mittwochs-Frauentratsch mit Netzanschluss

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/6/2, Info: T. 01/545 43 93

Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9, T. 02635/611 25, freiraumfrauen@ utanet.at, jeden 1. Mi im Monat

ViennaMix.Verein v. u. für les.bi. schwul. transgender MigrantInnen in Wien MAREA ALTA-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di 20.00

Mittwoch Schreibwerkstatt für Frauen. Mit Fini Zirkovich Literaturhaus Mattersburg, 7210 Mattersburg, Wulkalände 2, Anm.: T. 02626/677 10, jeden Mi 19.00

Frauencafé Jugend- u. Kulturhaus AGATHON, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi

Transgendertreff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Dick und fit – Schwimmen. Leiterin: Karin Weingartmann Schwimmhalle ATG, 8010 Graz, Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30, Anm. erforderlich! jeden Mi 17-18.00

Frauen aller Länder-Café Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck, Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00


Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, www.frauenlesbenzentrum.at, T. 0512/580 839, ab 20.30

Fo t o : A u t o n o m e Fe m i n i s t i n n e n

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben

an.künden

Dein Körper – Deine Verbündete. Leitung: Andrea Scheutz (Psychotherapeutin) Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 01/895 84 40, office@frauensache.at, Anm. erforderlich! jeden 2. Mi, 18.00-19.30

Frauen-Treffpunkt Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen, jeden Mi 18-20.00

Frauenfest im U4 U4, 12., Schönbrunner Str. 222, jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr, 14-tägig, Kosten: 16,- Euro/Termin

Lesben-Fußballgruppe AufschlagBALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfergasse 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, Training jeden Mi 19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe für Frauen. Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Einstieg jederzeit möglich, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, Anm. Frauen beraten Frauen, T. 01/587 67 50, jeden 1. u. 3. Mi 18-20.00

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos 18., Hofstattgasse 15/10, Info und Anmeldung: T. 01/478 63 88, Kosten: 15,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi von 19-21.00

Que(e)r-Beisl

Befreiungsfeier in Mauthausen Auch am 60. Jahrestag der Befreiung werden Autonome Feministinnen an den Feierlichkeiten in Mauthausen mitwirken. In der Baracke des ehemaligen Lagerbordells wird um 10.00 und um 13.00 Uhr ein Film von Caroline von der Tann und Maren Niemeyer „Das große Schweigen. Bordelle im Konzentrationslager“ gezeigt. Beim „Einzug“ um 11.00 Uhr wird ein Kranz zur Erinnerung an die Frauen und Mädchen von Mauthausen niedergelegt und um 14.00 Uhr wird unter dem Titel „Erinnern und Gedenken führt zum heute“, eine eigene Gedenkfeier vor dem ehemaligen Lagerbordell veranstaltet. Bereits am 6.5. ist in der FZ-Bar der Film „Frauen als Beute. Prostitution und Wehrmacht“ zu sehen. 6.5., 19.30,„Frauen als Beute. Prostitution und Wehrmacht“, FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6/2, (Eingang Prechtlgasse); 8.5., Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen. Frauen, die noch Mitfahrgelegenheiten suchen, können sich über das FZ (T.01/408 50 57) organisieren. „Komm Oma – surf mit mir!“ Internet-Café für Jung und Alt Frauentreff Rohrbach, 4150 Rohrbach, Stadtplatz 16, T. 07289/66 55, keine Anm. erf., Surfgebühr: 1,50 Euro/Stunde, jeden Do 15-18.00

Regenbogen Stammtisch

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend

Treffpunkt für junge Lesben bis 25

Samstag

HOSI Linz, 4020 Linz, Schubertstr. 36, T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00

Club Anderwelt

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt

Frauenclub...just the girls

6., Windmühlgasse 15/1/7, Kosten: 48,– Euro/Abend, Anm.: T. 01/585 69 66 od. c.swarowsky@courage-beratung.at, Termine: 19.5., 2.6., u. 23.6., 18.30-22.00

Lesbenabend

Café Standard, 5., Margaretenstraße 63, Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Donnerstag

HOSI-Jugendabend

HelpChat „Halt der Gewalt“

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910 Zwettl, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0, Do 19.00-20.00

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, e-mail: frauengetriebe @aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Sappho. Therapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky

Offener Abend

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Leiterin: Theresia Blatnek-Wondraczek

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Freitag

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend

Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstraße 14, T. 02732/823 62, Kosten/inclusive Material: 13,- Euro, jeden 3. Do, 18-20.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, T. 0699/1134 1214, ab 20.00

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00

Mach dir ein Bild ... Portraitzeichnen und -malen für Mädchen und Frauen

Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1., Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00

Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandg. 2-4, www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20.00-23.00

Widerstandslesung. Künstlerische Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken etc.) willkommen: www.awadalla.at/content/widerstandslesungen.html

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26, T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00

Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und Mädchen. Mit Barbara Tiwari FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do 17.30-19.00

Schmökern, gustieren, plaudern, Tee trinken, Bücher kaufen Buchhandlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail: frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro. Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag! Per e-mail: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden 1. Sa ab 21.00

Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen

Homoriental. Der multikulturelle Club für ein lesbisch/schwules Publikum und FreundInnen

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/36 66 01, meist einmal im Monat 19-23.00

Club Massiv, 3., Untere Weißgerberstr. 37, homoriental@gmx.net, Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro, jeden 2. Sa

Nach Vereinbarung

Frauen aller Länder-Café

Sonntag

aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, Infos: 0049-1520/299 11 43, info@aus-weg.de, www.aus-weg.de

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck, Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30

g.spot. for queers to check in & freak out

HOSI Sonntagsbrunch@Café Steinschlag

13., St. Veitg. 25, T. 0676/787 91 44, jeden So 19.30

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für schwule und lesbische Paare

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro (HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00

Frauenberatung

Labrys Lounge

Frauenleserunde

Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20, Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump, www.labrys.gundl.at, e-mail: labrys@gundl.at, jeden 1. So 18.00

Literaturhaus Mattersburg, 7210 Mattersburg, Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12

Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr

Sonntagsfrühstück für Alleinerzieherinnen

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen

Internet-Café von Frauen für Frauen

Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz, Bergmanngasse 10/1, T. 0316/378 140, e-mail: info@ekiz-graz-at, www.ekiz-graz.at, So 9-12.00

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70; 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00, jeden letzten Fr speziell für Mädchen

mai 2005an.schläge 45


Fo t o : H e m m a G e i t z e n a u e r

an.künden

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71

aus.blick

Schlank & glücklich? F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V., Anm./Info: T. 01/476 15-57 71

Sexualberatung – Was Sie schon lange oder gerade jetzt dringend besprechen wollten. Leitung: Julia Kastenhuber (Psychologin) F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/Einzel-oder Paarberatung

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“. Leiterin: Martina Nöster (Psychotherapeutin) F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772

Mohacs – der Hafen Wer das Eröffnungskonzert der Klangmühle Haslau – am anderen Ufer verpasst hat, sollte den Kalender zücken. Denn Hemma von der schönen Au performed heuer noch weitere drei Male auf der Orther Schiffmühle. Die Erfinderin des Feedbackblockflötenspielens führt bei ihren improvisierten Geräuschexperimenten rund um die Klänge der Donau und besagter Schiffmühle einen Polylog mit MusikerInnen (Akkordeons, Percussions, Bassklarinetten) und Tonbandmaschinen. Für die live electronics sorgt u.a. Katharina Klement. Die Abendkonzerte widmen sich thematisch verschiedenen Donauregionen, am 4. Juni steht Mohacs, der Hafen, auf dem Programm. 4.6., Schiffmühle Orth an der Donau. Treffpunkt: 19.00, pünktl. Uferhaus/Gästesteg, 2304 Orth/Donau. Karten: 0664/33 414 22, VVK 9,50,- Euro, AK 10,- Euro inklusive Schiffstransfer. Schiffsführungen mit musikalischer Begleitung um 14.00, 16.00 und 18.00. Infos und weitere Termine: www.schiffmuehle.at Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung

Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17-20.00

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7, Info: T. 0676/717 29 67

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/442 255

Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen, Myomen, u.a.m. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos

Hotline Essstörungen Frauengesundheitszentrum Graz, Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400, Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00

Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (1,50 Euro), Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00

Verhütung für Frauen. Mit Monika Vucsak Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, Kosten: 5,- Euro

46 an.schlägemai 2005

an.schläge

r a d i o . f i x te r m i n

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/ 476 15-5771, Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter T. 01/476 15-5775 sowie unter fem@aon.at

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster (Kinder- u. Jugendpsychologin) F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772, Erstgespräch kostenlos, weitere 4,- Euro

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin: Martina Rainer, ShiatsuPraktikerin

Mo 18-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)

Di 18-19.00 ta mera – an Orten wie diesen. Von Frauen für Frauen. Von Lesben für Lesben Radio Orange 94 Mhz

Mi 20.05-20.20 Das Frauenzimmer. Die Plattform für eine frauenspezifische Information

kultur

Identities Feministisches, Queeres, Aktuelles, Historisches – in Spielfilmen, Dokus, Kurzfilmen – ein Best of Queerfilms – cool, schön & proud to be back!

Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz

Mi 17-18.00 femme totale – feminist. Radioprogramm radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)

Mi 18-19.00 Abwechselnd: orangina – Fanzine zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po – Die Sendung für die ganze Frau Radio Orange 94 MHz

Do 18-19.00 HOSI Lesbenradio ( jeden 1. Do), La manifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do), Lourdes (4. Do)

gesellschaft

Frauenwanderungen Gemeinsam mit Gleichgesinnten auf den Spuren von Frauen wandern und oft vergessene weibliche Geschichte(n) erleben und entdecken.

Radio Orange 94 Mhz

Fr 16.30-17.30 und 19-20.00 Spacefemfm Frauenradio. Jeden 1., 3. u. 4. Fr Radio FRO. 105,0 MHz in Linz

Fr 18-19.00 Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums

an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen

Radio Orange 94 MHz,jeden 1. Fr

diverses bis 11.5., Wien (M)ein Stück Frauenbewegung. Give and tell zum Frauenarchivtag. Bring uns dein Stück Bewegungsgeschichte: ein Flugblatt, das dich spontan angesprochen hat etc. Die Fundstücke werden ab Mai auf unserer Webseite präsentiert. Stichwort, 15., Diefenbachg. 38/1, www.stichwort.or.at

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Kosten: 23,- Euro

Redaktionsschluss

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

termine@anschlaege.at

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

im Juni

Termine 6/05: 10.05.05

Kuppitsch Morawa Winter Zentralbuchhandlung Ebbe & Flut Südwind Frauenzimmer Kunsthalle Shop Prachner Riedl Löwenherz Südwind Auhof Kulturver. Waschaecht

1010 1010 1010 1010 1030 1070 1070 1070 1070 1080 1090 1090 4040 4600

Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Radetzkystr. 11 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Altenbergerstr. 40 Dragonerstr. 22



an.schläge

Nr. 05/05, mai 2005/19. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M


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