2005_09_anschlaege

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an.schläge09/2005

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september

arbeit

inbewegung Tanztherapie im jüdischen Altersheim ist direkte Kommunikationsarbeit thema

allesgender Wie geschlechtssensibel ist der Unterricht an den Wiener Schulen wirklich? e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–



an.schläge an.spruch

Eine für alle? Angela Merkel ist nicht gerade als glühende Feministin bekannt

05

steiermark.frauenhäuser

„Wir wollen das nicht“ Das neue Gewaltschutzeinrichtungsgesetz ist eine Tragödie

08

roma.konferenz

Creating the Change

auf.takt

Vernetzung soll Roma- und Nicht-Roma-Frauen zusammenbringen

10

senegal.radio

Die Stimme der Frauen auf 89.4

forum

thema

politik

Ein Radiosender in Dakar will Frauen eine starke Stimme geben

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an.sage

Die grüne Mark rappt Was wir schon immer von Steiermarks Politikerinnen wissen wollten..

24

thema.schule

Alles paletti? Wie geschlechtssensibel ist der Unterricht an Wiens Schulen wirklich?

16

forum.wissenschaft

Mütterchen Russland?! Eine spannende Analyse des (post-)sowjetischen Frauenbildes

22

tanz.therapie

arbeit

Was gibt es Neues? Was regt auf? Das fragen wir ab nun, nicht nur uns selbst, sondern auch euch. Denn auf Seite 27 wird es künftig an.undfürsich geben: eine ganze Seite Platz für kurze feministische Kommentare zum aktuellen politischen, kulturellen, gesellschaftlichen Geschehen – nicht nur für uns Redaktionsfrauen, sondern auch für alle Leserinnen, die Lust haben sich etwas von der Seele zu schreiben oder zu zeichnen. Sollte euch also grade etwas aufregen, euch platter Sexismus plagen, oder die Anliegen von Frauen mal wieder ganz subtil im Mainstream untergehen, dann mailt uns eure Themen-Vorschläge. Wir sind schon sehr gespannt auf eure Ideen! Neu ist leider auch, dass Jasmina Jancovic´mit der Kolumne neu.land aufhören möchte. Deshalb sagen wir ihr an dieser Stelle: vielen, vielen Dank für deine jahrelange an.schläge-Mitarbeit, deine Texte haben uns immer wieder wütend, bedrückt oder auch nachdenklich gemacht. Sie werden uns allen sehr fehlen! In diesen an.schlägen bringen wir deshalb nochmals eine unserer Lieblingskolumnen, speziell für alle neu.land Fans unter den Leserinnen. Aber die an.schläge können sich auch über Zuwachs freuen. Saskya Rudigier fühlt sich in der Redaktion so wohl, dass sie die kommenden Monate das Team als Akademikerinnentrainee bereichern wird. Silke Pixner, die über ein Uni-Tutorium zu den an.schlägen gefunden hat, genoss den August lieber in der Redaktion als im Schwimmbad – bei diesen Temperaturen eine kluge Entscheidung, deren Ergebnis ihr u.a. auf Seite 42 nachlesen könnt. Bei so viel Trubel im Büro fehlt uns eigentlich nur noch eines: ein weiterer iMac, damit wir in Zukunft nicht mehr übereinander sitzen müssen - vielleicht erhört ja eine Spenderin unser Flehen...

Eifersucht bis zum Schluss Ein Projekt im Wiener jüdischen Altersheim setzt auf Bewegung

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krisen.fest

20 Jahre LEFÖ Schon wieder ist ein erfolgreicher Frauenverein vom Zusperren bedroht

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interview.emmy.werner

„Kochen werde ich nie“ Die Theaterprinzipalin im Gespräch über Theater, Politik und Frauenleben

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kultur.projekte

Der entflammte Sinneswandel Ein Kulturprojekt in Wien Mariahilf will Barrieren abbauen helfen

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an.klang

Explizit politisch Diesen Herbst ist für musikalische Donnerwetter gesorgt

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lese.zeichen

Tanzende Tarnkappen Monique Schwitters literarisches Debüt kann sich lesen lassen

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an.schläge Redaktion

kultur

ge.sehen Eure

Zum Heulen schön Auch gebrochene Flügel können wieder fliegen lernen

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an.an.schläge

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen:

Betrifft: an.schläge – das Magazin

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76

Nicht genug davon

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Redaktion: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Paula Bolyos/pabo, Karin Eckert/keck, Daniela Fohn/DF,Verena Fabris/vab, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH,Kerstin Kellermann/kek, Bibi Klein/bik, Martina Madner/mad (Gesamtkoordination), Katharina Nagele/kana, Zoraida Nieto, Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/pan, Romana Radlwimmer/ror, Lea Susemichel/les, Eva Steinheimer/ESt

Praktikantin: Silke Pixner/pix Inserate: Andrea Gadler, inserate@anschlaege.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Julia Broz, Anja Brunner, Vlatka Frketic, Michaela Moser, Sara Paloni, Saskya Rudigier/s-r, Renate Tanzberger, Irene Zavarsky

an.sage: Barabara Gross, Claudia Klimt-Weithalter und Ingrid Lechner-Sonnek

neu.land: Jasmina Jankovic’ heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Anahita Lucojannakis ge.sehen: Silke Pixner an.klang: Sonja Eismann und Ute Hölzl plus.minus: Gabi Horak Cartoon: Klaudia Wanner Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk Cover: Lena Deinhartstein Fotos: an.schläge-Archiv, Renate Billeth, Michaela Bruckmüller, Anja Brunner, Drama Wien, Filmladen, Frauentreff Rohrbach, Mirijam Goldberg, Grüne Wien, Svenja Häffner,Johannes Kittel, LEFÖ,Theo Lieder, Lila Tip/Intakt, Michaela Moser, Neue Galerie Katalog, Katharina Oberlink, Sara Paloni, Brigitte Pixner, Waltraud Pomper, Pressefoto Votova, Rockhaus, StadtKino Wien, Eva Steinheimer, Monika Zawolin/neuebilder.at

an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Andrea Gadler, Gabi Horak Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.

04 an.schlägeseptember 2005

Hab schon vor geraumer Zeit Eure erste Ausgabe der an.schläge bekommen, aber erst jetzt mal so richtig Zeit gehabt mich einmal so richtig einzulesen. Nun ja, eines muss ich euch gleich sagen: am beiliegenden Zahlschein (Geld müsste schon unterwegs sein) habt Ihr geschrieben, wie ich das Abo abmelden könnte für den Fall, dass ich genug von den an.schlägen habe. Das trifft zum Teil zu, aber nicht ganz. Ich hab nicht genug davon, ich kann nicht genug davon kriegen!!! Nein, jetzt mal im Ernst. Euer Magazin ist einfach herrlich!!!! Schon klar, dass ihr auch mal Auszeit und Ferien braucht, aber ich freu mich schon irrsinnig auf die nächste Ausgabe und dass ich das Probeabo dann in ein Jahresabo verlängern lass, versteht sich von selbst. Würd ich jetzt alle eure Artikel kommentieren, wär ich wohl in Tagen nicht fertig; aber Mittsommernachts.träume von Anahita find ich (als magisch interessierte Frau) wunderbar. Und die Erzählungen von Eva Steinheimer über ihren Lenni; einfach total süß! Selbstverständlich auch die anderen Artikel: zum Teil herrlich, zum Teil wunderbar, aber leider zum Teil auch erschütternd. (Life here is shit, Feindin ich liebe dich etc.) Alles in allem GROSSES LOB AN EUCH ALLE! Wie gesagt, freu mich

schon auf die nächste Nummer. An das ganze an.schläge Team: Erholt euch gut, schöne Ferien und allerliebste Grüße aus Linz, Eure Gabi

Betrifft:„Die Ästhetik der Zeit“ in an.schläge 7-8/05

Ein feines Geschenk Liebe an.schläge-Frauen! Habe soeben das Belegexemplar eures letzten Heftes erhalten und möchte mich, auch im Namen der HerausgeberInnen, für den wunderschönen Beitrag von Daniela Fohn über Claire Denis und den Hinweis auf „unser“ Buch bedanken, der sehr gut noch mal die Stimmung und die Ausstrahlung einfängt, die diese tolle Frau verströmt hat, als sie in Wien war. Nun ist dank eures Artikels für immer auf zwei Seiten der an.schläge gebannt, welch feines Geschenk die Regisseurin dem faszinierten Publikum durch ihre Anwesenheit und in den spannenden Gesprächen gemacht hat, und jede, die nicht dabei sein konnte, hat durch euren netten Verweis nun die Möglichkeit, in Ruhe auch noch mal alles im ausführlichen Buch nachzulesen. Also, ein herzliches Dankeschön (für euer „Geschenk“) und mit lieben Grüßen, Brigitte Mayr

an.schläge werden gefördert von: FRAUEN BURO MAGISTRAT DER STADT WIEN


an.spruch

Svenja Häfner

Eine für alle? Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland besteht die reale Chance, dass eine Frau in das politisch mächtigste Amt des Landes gewählt wird. Mit Angela Merkel als Spitzenkandidatin steht die CDU/CSU seit diesem Sommer im Wahlkampf – und noch liegt die Partei den Umfragewerten nach an der Spitze. Die Reaktionen in der Bevölkerung auf eine mögliche Bundeskanzlerin sind mittlerweile schon von Normalität geprägt. Feministinnen jedoch bringen einer Angela Merkel Skepsis und Ablehnung entgegen. Das liegt wohl weniger an ihrer Person, als an der Partei, der sie vorsitzt. Die 1954 in Hamburg geborene, jedoch in der DDR aufgewachsene Tochter eines Pastors und einer Lehrerin ist von ihrem Wesen her schwer zu fassen; zu wechselhaft sind ihre Aufritte und Äußerungen in der Öffentlichkeit. Mal betet sie – wie ferngesteuert – wahlkampfpolitische Phrasen runter, mal wirkt sie mütterlich sanftmütig, wenn es um die unqualifizierten Äußerungen einiger Ministerpräsidenten geht. Mal bemüht sie sich Härte zu demonstrieren, mal stellt sie ihre Führungskompetenz unter Beweis. Beharrlichkeit und Geduld im Umgang mit ihren politischen GegnerInnen sind ihr Markenzeichen, sei es nun innerhalb oder außerhalb der Partei. Angela Merkel hat es an die Spitze einer Partei geschafft, die konservativ, stark katholisch und ganz klar männlich geprägt ist: der Frauenanteil unter den Parteimitgliedern liegt bei knapp 25 Prozent (die CSU glänzt mit nicht einmal zwanzig Prozent); im Organigramm der CDU-Bundesgeschäftsstelle ist keine andere Frau außer Angela Merkel zu entdecken. Von den 247 CDU/CSU Bundestagsabgeordneten sind gerade mal ein Fünftel Frauen, ebenso gering ist der Anteil im geschäftsführenden Vorstand. Wie soll aus diesem Mangel an weiblicher Repräsentanz mehr Gleichberechtigung für Frauen in der Gesellschaft entstehen? Wie soll da feministische Politik verwirklicht werden? Im Wahlprogramm sucht frau dann auch vergeblich danach. Zwar werden Frauen von diesem nicht dezidiert an Heim und Herd zurückgeschickt, doch immer noch werden sie unter den Begriffen Ehe und Familie subsumiert. Und erst Anfang des Jahres ließ es sich die CDU/CSU nicht nehmen, hinsichtlich des § 218 StGB

(gesetzliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs) strafrechtliche Verschärfungen zu fordern. Und trotzdem: die CDU/CSU erfreut sich seit der ersten Bundestagswahl 1949 eines hohen Anteils an Wählerinnen. Da müssen Frauen nicht extra mit Frauen fördernden Wahlthemen mobilisiert werden – ein Phänomen, das seltsamerweise auf viele konservative Parteien zutrifft. Die CDU/CSU ist, wie andere Parteien auch, eine sehr komplexe Organisation. Doch ist sie stärker als ihre bundesdeutsche Konkurrenz durch ihre föderative Struktur und ihren föderativen Willensbildungprozess geprägt. Anders ausgedrückt: ohne die Zustimmung der Ministerpräsidenten in den konservativ regierten Ländern (ausschließlich Männer!) können auf Bundesebene keine Entscheidungen getroffen werden. Die Hauptaufgabe von Angela Merkel ist es und wird es auch künftig sein, in komplizierten Prozessen der Entscheidungsfindung für die Geschlossenheit der Partei zu sorgen. Zudem sind wichtige politische Initiativen im Alleingang von vornherein ausgeschlossen. Auch eine Frau Merkel wäre als zukünftige Regierungschefin auf das Wohlwollen „ihrer“ Ministerpräsidenten im Bundesrat angewiesen, denn ein Großteil von Gesetzesinitiativen bedarf der Zustimmung der Ländervertretung. Mit ihrer Partei steht Angela Merkel für die Erhöhung der Mehrwertsteuer, für noch mehr Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, für die Senkung der Lohnnebenkosten und damit der Arbeitskosten, für die Lockerung des Kündigungsschutzes, für den Erhalt des Ehegattensplittings im Steuerrecht (beide Einkommen können gemeinsam versteuert werden) – alles Forderungen, die – wie es die feministische Partei DIE FRAUEN klar formuliert hat – „zu Lasten der ‚traditionell‘ einkommensschwachen Frauen gehen werden“. Sollte sich Frau Merkel plötzlich und unerwartet doch noch entschließen, neben diesen bestehenden Maßnahmen auch feministische Themen in den Vordergrund zu rücken oder mehr machtpolitisch relevante Ämter mit Frauen zu besetzen, würde sie wohl am Widerstand ihrer männlichen Parteigenossen scheitern. Ob Frauen von dieser Bundeskanzlerin zukünftig profitieren werden, wird sich also – wenn überhaupt – erst in einigen Jahren herausstellen. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall! ❚ september 2005an.schläge 05


Fo t o : G r ü n e Wi e n

österreichan.riss

abtreibungskliniken

Weiterhin schutzlos

journalistinnenpreis

Spitzt die Federn! Im Zuge des größer werdenden Medien-Mainstream-Eintopfes ist es beruhigend zu wissen, dass sich Berichterstattung abseits von 08/15-Zeichensetzung lohnt: sowohl zwecks geistigem Aufrüttelns und Wachbleibens als auch finanziell. Denn auch heuer wird „Die Spitze Feder“ für hervorragende publizistische Leistungen von Frauen vergeben, gestiftet von Monika Vana, Frauensprecherin der Grünen. Der Hauptpreis wurde auf 2.200,- Euro, der Förderpreis auf 800,- Euro angehoben. Das diesjährige Thema: Gedenkjahr 2005 – Frauenwelten im Wandel. Mit Blick auf fadenscheinige Veranstaltungen und seltsame Aktionen (Stichwort:Trümmerfrauen-aber-nur mit Nachwuchs-Entschädigung) bezüglich des „Jubeljahres“ sicher eine spannende Herausforderung. Als Preisträgerinnen der letzten Jahren hervorgegangen sind beispielsweise 2003 Gabi Horak von den an.schlägen, die Redaktionsfrauen von „Fiber“ oder 2004 Elke Ziegler (Foto, rechts) und die Frauen von Radio FRO-Freies Radio Oberösterreich, wo Barbara Huber und Veronika Leiner den Preis stellvertretend für das Team entgegen nahmen (Foto, links und mitte). Publizistische Arbeiten aus Printmedien oder dem elektronischen Bereich sind noch bis zum 16. September einzureichen.. PÖ Weitere Infos zu „Die spitze Feder“: wien.gruene.at/frauen, Einreichungen an folgende Adresse: Frauen-Netzwerk-Medien, c/o Astrid Zimmermann, Viktorgasse 16/2/26, 1040 Wien., www.frauennetzwerk.at

„Ich bin für feministische

plus.minus

In Wien können radikale AbtreibungsgegnerInnen bei „unzumutbarer Belästigung“ von Frauen vor Abtreibungskliniken weggewiesen werden. Zwar habe die Präsenz der Polizei tatsächlich abschreckende Wirkung, „die religiösen Fanatiker üben aber weiterhin Psychoterror aus“, resümiert Monika Vana, Grüne Frauensprecherin in Wien. Neben der Möglichkeit, Abtreibungen in allen öffentlichen Spitälern und auf Krankenschein durchführen zu lassen, fordert sie weiterhin eine bundesweite Regelung zum Schutz vor Übergriffen vor Abtreibungskliniken. Diesbezügliche Anträge der Bundes-SPÖ werden in den parlamentarischen Ausschüssen aber regelmäßig abgewürgt. Im Juni brachte Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer einen Entschließungsantrag im Innenausschuss ein. Die Regierungsparteien vertagten. „Das passiert mit neunzig Prozent der Oppositionsanträge, so muss die Regierung nicht dagegen stimmen, aber auch nichts umsetzen“, erklärt Stadlbauer. Es wird vertagt – bis zum Ende der Funktionsperiode. Für eine baldige Verbesserung der Sicherheit für Frauen vor Abtreibungskliniken sieht Bettina Stadlbauer deshalb schwarz:„Ich rechne nicht damit, dass in dieser Periode noch eine gesetzliche Maßnahme kommen wird. Es gib keinerlei Signale von Bundesministerin Prokop, die eigentlich zuständig wäre, geschweige denn von der Frauenministerin.“ GaH

behinderung migration

Gesprächspartnerinnen gesucht Gülay Beceren, angehende Soziologin, Rollstuhl fahrend, in der Türkei geboren; Marinela Vecerik, Philologin, derzeit in Ausbildung für Gebärdensprache bei Equalizent, Rollstuhl fahrend, in Bulgarien geboren und Klaudia Gruber, Mitarbeiterin des Vereins Ninlil, gehend, in Österreich

plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“

Arbeit in der Familienpolitik“

…sprach Sozialministerin Ursula Haubner (BZÖ) im Standard-Interview am 10. August. Eingefallen war ihr die ideologische Verrenkung auf die Frage, was sie zum Begriff „Linke Emanze“ sagen würde. „Das ist ein Begriff, mit dem ich wenig anfangen kann“, erklärte sie knapp. Aber was „feministische Arbeit“ tatsächlich bedeutet, müsste ihr wohl auch mal eine erklären.

06 an.schlägeseptember 2005

böses wort

gutes wort

„Radikaler Feminismus“

„Feminismus muss sein“

„Feminismus“ scheint in Mode, zumindest solange das innenpolitische Sommerloch anhält. „Die Neuauflage einer 08/15-Feminismusdebatte bringt nichts“, richtete BZÖ-Frauensprecherin Elke Achleitner der SPÖ Anfang August aus, weil diese es gewagt hatte, schon wieder grundsätzliche Probleme wie Frauenarbeitslosigkeit und Erwerbsquote zu thematisieren. Die Regierungspartnerin kommt der kleinen Schwester zu Hilfe, denn auch die ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Scheucher-Pichler ist der Meinung: „Radikaler Feminismus schafft keinen Arbeitsplatz.“ Schon wieder dieses böse Wort: Feminismus, und dann auch noch ein radikaler! (-)

Die SPÖ hingegen hält viel von einer „neuen Feminismusdebatte“ und Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek beharrt darauf:„Feminismus muss sein.“ Der Ton wird härter, SPÖBundesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer kritisiert die „verantwortungslose und eiskalte Frauenministerin“. Unterstützung kommt etwa von Kärntens Frauenvorsitzender Sieglinde Trannacher, sie fordert:„Stoppt den schwarzblau-orangen Antifeminismus.“ Endlich wird das Kind beim Namen genannt und hoffentlich überdauert die Debatte das Sommerloch und gewinnt dabei auch ein großes Stück an inhaltlicher Argumentationsschärfe. (+)


an.rissösterreich geboren; also drei Frauen mit und ohne Behinderung bzw. mit und ohne Migrationshintergrund haben sich zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen. Diese will die Situation von Frauen mit Behinderung und Migrationserfahrung öffentlich machen, ihre Anliegen und Forderungen hörbar machen. Deshalb startet die Arbeitsgruppe nun einen Aufruf: Gesucht sind Interviewpartnerinnen ab 14 Jahren, die sich „behindert“ fühlen oder wissen, dass andere sie als „behindert“ sehen und die entweder selbst oder mit ihrer Familie aus einem anderen Land nach Österreich migriert sind oder die einer sprachlichen Minderheit in Österreich (Austro-Kroatinnen, Austro-Sloweninnen, Angehörigen der Roma- oder Sinti-Gemeinschaften usw.) oder der jüdischen Gemeinschaft angehören. Die Interviews sollen in die Diplomarbeit von Gülay Beceren einfließen und in einem Bericht zusammengefasst werden. Anonymität wird gewahrt. KlaG

an.ruf Renate Billeth gratulierte Helga Neumayer (Frauensolidarität)

Liesinger Wildtulpen Wann habt ihr erfahren, dass Ihr den Inter-Kultur-Preis 05 gewonnen habt?

Weitere (unverbindliche) Infos bei: Verein Ninlil, Klaudia Gruber, T. 01/714 39 39 oder arge3gumaka@yahoo.de

An einem lauen Sommertag kam der Brief, dass die Frauensolidarität unter den PreisträgerInnen ist. Da waren wir freudig überrascht.

armutskonferenz

Soll frau euch zur Gratulation Blumen schicken?

Armut ist vermeidbar!

Wir freuen uns über das Interesse der anderen am Blumenthema. Uns genügt, wenn ihr unser kommendes Heft mit Beiträgen zu den Arbeitsbedingungen auf Blumenfarmen in Lateinamerika und Afrika weiter empfehlt. Ansonsten lieben wir die Blumen in der Wiese…

Die sechste Armutskonferenz vom 19.-20. Oktober in Salzburg startet Mittwoch nachmittag. Davor gibt es wieder eine Frauen-VOR!-Konferenz: von Dienstag abend (18. Oktober) bis Mittwoch Mittag. „Mut zum Möglichen! Armut ist vermeidbar!“ hat die Vorbereitungsgruppe der Armutskonferenz als Motto ausgegeben – und Foren und Workshops gesammelt, die sich der Frage widmen, wie ökonomische Mythen wirken. Beispielsweise der Mythos vom Ende des Sozialstaats („Wir können uns das nicht mehr leisten“) oder der Mythos Soziale Sicherheit durch Erwerbsarbeit („Hauptsache Arbeit?“). Nach zwei Tagen mutiger Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Thema Armut erwartet uns Donnerstag abend ein Fest mit Köstlichkeiten und ÜberraschungsgästInnen. Und dazwischen zeigen die Filmwoche(n) rund um die Armutskonferenz „La dolce vita“ – Armut und soziale Ausgrenzung im Film. GaH

Kommen Tulpen eigentlich immer aus Amsterdam? Die heimische Wildtulpe ist sogar in Wien an den Uferbänken der Liesing anzutreffen, Schnitttulpen kommen meist aus Holland, was frau allerdings nicht von Schnittrosen behaupten kann. Die werden in den kälteren Jahreszeiten aus Kenia, Kolumbien, Ecuador und Zimbabwe importiert. Frauenarbeit ist dort billig und die Arbeiterinnen können ihre Arbeits- und Gewerkschaftsrechte oft nur unter der Gefahr von Benachteiligung, Androhungen oder sogar Lebensbedrohung durchsetzen. Habt ihr konkrete Pläne für das Preisgeld?

Detailliertes Programm: www.armutskonferenz.at

strafregister

Ich hab heut mit dem zuständigen Herrn telefoniert, ob wir eh mit dem Geld rechnen dürfen, weil wir es schon dringend für einen Redaktionslaptop brauchen. Bisher haben wir mit einem geborgten Gerät gearbeitet. Er hat gemeint, wir könnten uns das Gerät schon mal anschaffen...

Vormerkungen wegen §209 Die Frauensolidarität gibt’s auch im Radio. Wie kam es dazu? Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat entschieden, dass Verurteilungen wegen Homosexualität menschenrechtswidrig sind. Daraufhin musste der österreichische Verfassungsgerichtshof im Februar 2003 den §209, der Männern für „gleichgeschlechtliche Unzucht“ mit Minderjährigen bis zu fünf Jahre Haft androhte, endlich als verfassungswidrig aufheben. Die Vormerkungen im Strafregister wegen Verurteilung nach §209 wurden jedoch nicht gelöscht. Noch immer stehen 426 Vormerkungen nach §209 im Strafregister und 558 nach dem schon 1971 aufgehobenen Totalverbot der Homosexualität. „Es ist unfassbar, dass noch immer Menschen als Sexualstraftäter vorgemerkt sind, obwohl ihre Bestrafung menschenrechtswidrig war“, ist Ulrike Lunacek, NR-Abgeordnete der Grünen, erzürnt. Sie forderte Anfang August Justizministerin Karin Gastinger in einer Aussendung auf, diese Vormerkungen sofort zu löschen. „Bisher kam aber keine Reaktion von ihr“, bedauert Lunacek. Die Grünen werden im September eine parlamentarische Anfrage an die Justizministerin stellen, was sie angesichts dieses Unrechts zu tun gedenkt. GaH

Wir senden seit März wöchentlich mit „Women on Air“ bei den „Globalen Dialogen“. Die Beiträge sind immer Dienstags zwischen 13 und 14 Uhr im Raum Wien auf Orange 94.0 on air; die Sendungen sind aber auch unter www.noso.at abrufbar. Das Interesse ist enorm – inzwischen senden mehr als zwanzig mehrsprachige Redakteurinnen Interviews, Features, Künstlerinnenporträts von Frauen aus dem Süden, feministische Beiträge zum Nord-Süd-Dialog und abwechslungsreiche Frauenweltmusik. Bekam frau bei so viel Aktivität überhaupt Sommerluft ab? Ja, zwischen Zeitungsredaktion, Interviewpartnerinnen, Redaktionssitzungen, Abendterminen zum Aufnehmen und nach Stunden im Schneideprogramm bleibt auch mal Zeit, gemütlich zu Fuß nach Hause zu gehen, weil eh die letzte U-Bahn schon weg ist. www.frauensolidaritaet.at

september 2005an.schläge 07


Fo t o : Re n a t e B i l l e t h

steiermarkfrauenhäuser

„Wir wollen das nicht“ Im April 2005 trat in der Steiermark das neue Gewaltschutzeinrichtungsgesetz (GSEG) in Kraft. Dieses schränkt die Arbeit des Vereins Frauenhäuser Steiermark so sehr ein, dass sich dessen Vorstand zum Rücktritt gezwungen sah. Als erstes Bundesland Österreichs hat die Steiermark Gewaltschutzeinrichtungen und deren Finanzierung gesetzlich verankert und so einen Rechtsanspruch auf Hilfe durch Frauenhäuser festgeschrieben. Das GSEG ist die Antwort auf jahrelange Forderungen seitens verschiedener Parteien und Sozialorganisationen. An der tatsächlichen nun vorliegenden Umsetzung gibt es leider viel zu kritisieren. Die wesentlichen Grundpfeiler Anonymität, Vertraulichkeit und Autonomie, die den Erfolg der Frauenhausarbeit wesentlich kennzeichnen, wurden durch das GSEG 2005 nahezu beseitigt. Dieser Umstand war auch von 08 an.schlägeseptember 2005

der Stadt Graz in einer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf kritisiert worden, fand aber, genauso wie die Bedenken der Expertinnen aus der Opferschutzarbeit, kaum Berücksichtigung.

häuser Steiermark, Angelika Ratswohl, in Verhandlungen zu treten, beschloss der Vorstand Ende Juli den geschlossenen Rücktritt. In einem offenen Brief an Landesrat Flecker rechtfertigen die Vorstandsfrauen Ingrid Enge (Vorsitzende), Gudrun Bodner (Finanzreferentin), Djamila Rieger (Schriftführerin), Rücktritt. Nach einer dreimonatigen Probezeit unter dem neuen Gesetz be- Margarete Dremel (stv Vorsitzende), Christina Mössler (stv. Finanzreferenfanden es die steirischen Frauenhäutin) und Barbara Kasper (stv Schriftser für unmöglich ihre Arbeit unter führerein) diese Entscheidung und diesen Bedingungen in gewohnter Qualität fortzusetzen und forderten ei- wiederholen ihre Forderungen nach einer grundlegenden Überarbeitung des ne Novellierung des Gesetzes. Gesetzes. Die an.schläge unterstützen Da sich der steirische Landesrat Kurt Flecker hartnäckig weigerte (und diese Forderungen und erklären mit noch immer weigert) mit der Geder Veröffentlichung dieses offenen schäftsführerin des Vereins FrauenBriefes ihre Solidarität.


frauenhäusersteiermark

Offener Brief an den steirischen Soziallandesrat sehr lebendige, lernende Organisation, die über eine ausgeprägte Unternehmenskultur des Kämpfens für die Rechte Als Vorstandsfrauen der Frauenhäu- der Frauen (inklusive ihrer Arbeitsbedingungen), der flachen Hierarchien, der ser Steiermark möchten wir Ihnen transparenten Information und offenen zunächst mitteilen, dass wir die SituatiKommunikation und einer sehr flexiblen on, die zwischen Ihnen als Repräsentanten des Landes Steiermark und dem Ver- Anpassung der Struktur an sich ändernein Frauenhäuser Steiermark entstanden de Umwelten verfügt. (...) Die Frauenhäuser-Mitarbeiterinnen sind in hohem ist, außerordentlich bedauern. Maße kompetent und eigenverantwortDies deshalb, weil Sie für uns vieles lich tätig. Dass sie in einer Situation von verkörpern, was in der österreichischen politischen Landschaft rar geworden ist: Massenkündigungen darauf drängen, in die Öffentlichkeit zu gehen, halten wir Sie stehen für politische Überzeugung, im Vorstand für eine berechtigte und anSie setzten sich glaubhaft gegen Armut und Gewalt ein und Sie setzen ihren poli- gemessene Reaktion. Selbstverständlich tischen Willen zur Realisierung wichtiger könnten wir als Vorstand als Konsequenz auf die neuen Rahmenbedingungen alle Vorhaben ein – wie zur Umsetzung des Gewaltschutzeinrichtungsgesetzes (GS- Mitarbeiterinnen kündigen, diejenigen die dazu bereit sind, zu schlechteren BeEG), dessen Einrichtung die Frauenhäudingungen wieder einstellen, ein paar ser prinzipiell ausdrücklich begrüßen. neue Mitarbeiterinnen dazusuchen – Uns ist durchaus bewusst, dass Sie gibt ja eh genug überqualifizierte Frauen Ihre Funktion unter schwierigen Bedinauf dem Arbeitsmarkt – damit die finangungen ausüben: Gelder für Soziales werden immer knapper, während der Be- zielle Situation in den Griff kriegen und somit betriebswirtschaftlich gesehen darf an Sozialleistungen massiv steigt. höchst effizient handeln. Jedoch, Herr Zudem haben Sie demnächst Landtagswahlen zu schlagen und sind verständli- Landesrat, wir wollen das nicht. (...) cherweise an einer positiven Medienberichterstattung interessiert. 2. Wir verlangen eine Gesetzesänderung. (...) Wir haben als Vorstand des Vereins Das GSEG in der derzeitigen Fassung Frauenhäuser Steiermark eine große Ver- wirft grundsätzliche Fragen auf, die sehr antwortung übernommen. In den letzstark auf die (...) Frauenhausarbeit Einten drei Monaten haben wir alles getan, fluss nehmen. Es ist aus fachlicher und um auf die inhaltlichen und finanziellen ethischer Sicht nicht zu verantworten, Auswirkungen des GSEG durch eine Andass Frauen gleich nach ihrer Ankunft im passungsstrategie in Form von ReduzieFrauenhaus, mitten in einer schweren rungen und Kündigungen zu reagieren. psychischen Krise, einen Antrag ausfülDabei hat sich gezeigt, dass es nicht len müssen, in dem sie u.a. schon den mehr möglich ist, den Spagat zwischen Namen des Gewalttäters und dessen Arden betriebswirtschaftlichen Erforderbeitgeber bekannt geben sollen. Die Anonissen aufgrund der neuen gesetzlichen nymität ist nicht mehr gewährleistet Rahmenbedingungen und den Prinzipiund die namentliche Nennung des Täen der autonomen Frauenhausarbeit zu ters kommt einer Anzeige gleich. Man handhaben. (nämlich der Vater Staat, allerdings in Da somit Zielsetzung und Identität Person der Frauenhäuser-Mitarbeiterin, des Vereins in Frage gestellt sind, hat der die dieses Gesetz umsetzen muss) tut Vorstand einstimmig beschlossen, per den Frauen damit neuerlich Gewalt an: 28.7. geschlossen zurückzutreten. (...) institutionelle Gewalt. Die Glaubhaftmachung der Gewalt1. So, wie es das GSEG in seiner derzeitisituation gegenüber der Behörde ist kongen Fassung erfordert, wollen wir die traproduktiv, weil die damit befassten steirischen Frauenhäuser nicht führen. LandesbeamtInnen gar nicht über die Die Frauenhäuser Steiermark sind eine Kompetenz verfügen können, per FernSehr geehrter Herr Landesrat Dr. Kurt Flecker,

diagnose zu beurteilen, ob Frau X. verdient, dass das Gesetz auf sie Anwendung findet. Diese Kompetenz liegt bei den Frauenhäuser-Mitarbeiterinnen, die dazu speziell ausgebildet sind und über langjährige Erfahrung verfügen. Über diese und andere Fragen, wie die Aufenthaltsdauer, den Datenschutz und die Finanzierung, muss noch einmal grundlegend nachgedacht werden. (...) 3. Grundsätzliche Fragen des politischen Umgangs mit VerhandlungspartnerInnen Wie Sie wissen, steht der Vorstand des Vereins für Verhandlungen mit Ihnen und Ihrem Ressort zur Verfügung.Wir möchten Sie allerdings auf einen Unterschied hinweisen, der uns wesentlich erscheint: Sie erfüllen Ihre Funktion bezahlterweise – und von uns als Steuerzahlerinnen mitfinanziert – während wir unsere Funktion ehrenamtlich ausüben. Das führt zu unserem vehementesten Kritikpunkt Ihnen gegenüber, der Kritik an Ihrer Weigerung, Frau Mag.a Angelika Ratswohl, die Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark, als Verhandlungspartnerin anzuerkennen. Damit greifen Sie in die Autonomie des Vereins ein, der Frau Ratswohl aufgrund der geltenden Geschäftsordnung als Geschäftsführerin eingesetzt hat. Ihre Vorgehensweise ist zudem ausgesprochen unfair, weil Sie sehr wohl für sich in Anspruch nehmen, einen ganzen Beamtenstab beizuziehen, während wir Vorstandsfrauen, die ebenso wenig wie Sie selbst über operative Details Bescheid wissen können, bei der Klärung kniffliger Fragen nicht einmal unsere Geschäftsführerin dabei haben ‚dürfen‘.Wir handeln im Sinne der betroffenen Frauen und Kinder, die Anspruch auf eine wirksame Betreuung haben und im Sinne der Mitarbeiterinnen der steirischen Frauenhäuser – Herr Landesrat Dr. Flecker, bitte überdenken Sie Ihre Position!

Mit freundlichen Grüßen, der Vorstand des Vereins Frauenhäuser Steiermark

Einleitung und Kürzung des Offenen Briefes durch Silke Pixner

september 2005an.schläge 09


Fo t o : Fra u e n t r e f f Ro h r b a c h

romakonferenz

Creating the Change Vernetzungsprojekte von Roma- und Nicht-Roma-Frauen sind in Europa nach wie vor Seltenheit. Michaela Moser nahm Anfang Juli an einer internationalen Roma-Frauenkonferenz im oberösterreichischen Rohrbach teil.

Weitere Infos zur Konferenz und zum Projekt „The Rohrbach Living Memorial“ unter: www.frauentreff-rohrbach.at

10 an.schlägeseptember 2005

Am Anfang stand die Idee für ein Kunstprojekt der kroatischen Künstlerin Sanja Ivekovic, im Rahmen des oberösterreichischen Festivals der Regionen. Unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung der Mühlviertler Kleinstadt Rohrbach wollte die Performance „The Rohrbach Living Memorial“ ein Zeichen der Erinnerung an die hundertausend Roma und Sinti setzen, die Opfer des Holocausts geworden sind. Durch die Beteiligung an einem „lebenden Denkmal“, einem Bild der auf die Deportation in die Konzentrationslager wartenden Roma und Sinti, sollten heute lebende Menschen die Rolle aktiver ZeugInnen übernehmen und die Verantwortung für die Erhaltung der Erinnerung tragen, so die Intention der Künstlerin. Wie Ignoranz und Verdrängung bis heute die Beschäftigung mit diesem Kapitel der Geschichte bestimmen, war auch in den während des Festivals ge-

zeigten Filmen „Eine lästige Gesellschaft“ von Marika Schmiedt und Claudia Fischer und „Das falsche Wort“ von Katrin Seybold und Melanie Spitta zu sehen. Die Entschädigung der Roma- und Sinti-Opfer des Holocausts, für die sich in Österreich vor allem der Verein Ketani einsetzt, hat besonders spät und schleppend begonnen – sie ist großteils bis heute ausgeblieben. Wie lang und herausfordernd der Prozess der Erinnerung, aber auch jener von Anerkennung und Aufmerksamkeit für Geschichte, Traditionen, Alltag, Arbeit und politische Forderungen von Roma und Sinti im heutigen Europa noch ist, machte nicht nur die schwierige Umsetzung des „lebenden Denkmals“, sondern auch eine in dessen Umfeld vom Frauentreffpunkt Rohrbach gemeinsam mit der kroatischen NGO Bolja Buducnost (Better Future) organisierte Konferenz im Rahmen des Festivals der Regionen zur politi-

schen Arbeit von Roma-Frauen in Europa deutlich. Sichtbarmachung. Unter dem Motto „Creating the Change“ wurde die Erinnerung an vergessene Opfer des Holocaust dabei mit den heutigen Alltagserfahrungen und Kämpfen von Roma- und Sintifrauen aus Kroatien,Tschechien, Mazedonien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Österreich verknüpft. Dass nur sehr wenige österreichische Nicht-Roma-Frauen den Weg zur Konferenz nach Rohrbach fanden, mag mit geografischen Bedingungen und Mangel an Information oder Zeitressourcen zu erklären sein, mehr noch jedoch damit,„dass wir uns zu wenig interessieren für die Roma-Frauen, die in unserer Nähe leben“, wie Jasmina Papa aus Zagreb ihre Motivation zur Projektmitarbeit zusammenfasste. Dabei wurde die von vielen Roma und Sinti aus geschichtlichen Gründen


Fo t o s : M i c h a e l a M o s e r

konferenzroma

praktizierte Strategie der Unsichtbarkeit durch die Gründung zahlreicher RomaOranisationen in den letzten Jahren zunehmend durchbrochen. Dem Mangel an Rechten für Roma wurde auch im Zuge der EU-Minderheitenprogramme verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet. An den skandalösen Lebensbedingungen vieler Roma hat sich bislang jedoch wenig geändert. Soziale Unsicherheit. Die Hauptgründe für die massive Armutsbetroffenheit von Roma und Sinti sind der Mangel an Erwerbsmöglichkeiten und damit hohe Arbeitslosigkeit, sowie der fehlende bzw. verweigerte Zugang zu sozialen Gütern und Dienstleistungen verbunden mit einer jahrzehntelangen „Tradition“ der Ausgrenzung und Diskriminierung. Als Ramiza Memedi, Gründerin der kroatischen Roma-Frauen-NGO „Better Future“ und Ljubica Dedic vor einigen Jahren einander das erste Mal in jener RomaSiedlung begegneten, in der Ljubica seit den frühen 1960er Jahren lebt, gab es dort nicht einmal einen Brunnen für Trinkwasser. Erst damals erfuhr Ljubica, dass sie – wie viele andere BewohnerInnen der Siedlung – Anspruch auf Sozialhilfe hätte.Wenige Monate später hatte die Siedlung nicht nur eine Wasserpumpe, Ljubica bekommt seither auch die ihr zustehende monatliche Sozialhilfe von 80,- Euro. Neben der Aufklärung über soziale Rechte engagiert sich die kroatische Roma-Frauen-Organisation auch für bessere Chancen von Roma-Frauen am Arbeitsmarkt. Noch immer sind Putzjobs und illegale Verkaufstätigkeiten auf Märkten, sowie das Sammeln weggeworfener Dinge für viele Roma-Frauen die einzig möglichen Einnahmequellen. Ähnliche Probleme gibt es auch in den anderen Ländern. Indira Bajramovic, Initiatorin einer bosnischen Roma-Frauen-Organisation verweist in ihrer Situationsanalyse dabei auch auf die hohe An-

alphabetinnenrate und traditionelle Rollenbilder, die die Verbesserung der Situation stark behindern.

blockieren auch hier hoch notwendige Veränderungen.

Empowerment. Nach wie vor hat die „ideale“ Roma-Frau ihrem Mann zu gehorchen Eigeninitiative. Susanne Baranyai vom Verund für den Zusammenhalt der Familie ein Roma aus Oberwart erzählt, dass zu sorgen. Zusätzlich zwingen ökonominoch ihre Mutter bis zu ihrem Tod ohne Wasser und Strom lebte, in ihrer eigenen sche Realitäten Roma-Frauen dazu, auch Jugendzeit in den 1980ern hatten Roma- nach Gewalterfahrungen bei ihren Ehemännern zu bleiben. Jugendliche im Burgenland durchwegs Ökonomisches Empowerment steht Lokalverbot, Roma-Kinder wurden autodaher fast immer im Zentrum der Arbeit matisch in die Sonderschule geschickt. der Frauenorganisationen. Anita Kurtic, Die Verweigerung eines KindergartenMitarbeiterin einer serbischen NGO, beplatzes für ihr eigenes Kind wurde zur richtet von geplanten GenossenschaftsInitialzündung dafür „auf die Barrikaden projekten, die den Weg in die ökonomizu steigen“. sche Selbstständigkeit öffnen sollen. BisMit der Vereinsgründung der Roma in Oberwart 1989 wurde auch ein Bedürf- lang scheitert das Projekt noch an der niskatalog erstellt. Seither sorgen eine Ro- Startfinanzierung.Wie auch für die Aktivitäten mit Betroffenen des Frauenhanma-Beratungsstelle, Kultur- und Sprachprojekte, Sensibilisierungsprogramme für dels gebe es „viele engagierte Frauen, viele Lehrerinnen, außerschulische Lernbetreu- gute Ideen, aber wenig Unterstützung“. Darüber hinaus wird aber auch verungsangebote und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für verbesserte ökono- stärkt auf politisches Engagement von mische und soziale Chancen. Mittels Me- Roma-Frauen gesetzt. Als erste RomaFrau in Mazedonien wurde Nadira Seljdienarbeit und Kulturprojekten werden politische Forderungen verbreitet und der mani Anfang der 1990er als LokalpolitikeAustausch zwischen Roma und Nicht-Ro- rin aktiv. Informations- und Bildungsprojekte zu Wahlen und politischen Rechten ma gefördert. Das Interesse der österreichischen Mehrheitsbevölkerung an der stehen am Programm von Roma-FrauenSituation von Roma ist nach wie vor ähn- Organisationen – nicht nur in Mazedonien. lich gering wie der Einsatz politischer Ent- Als ungenügend wird allerorts die mangelnde Unterstützung durch staatliche scheidungsträgerInnen. In Tschechien hat sich nach dem Fall Institutionen (die Organisationen werden des Kommunismus nicht nur die soziale durchwegs von privaten Siftungen finanziert) wie auch die spärliche ZusammenSituation der Roma verschärft, auch rasarbeit mit Nicht-Roma-Frauen erlebt. sistische Übergriffe haben zugenomGefragt wären verstärkte Vernetmen. Nikola Ludlova, Aktivistin einer Rozung und besserer Austausch, der solidama-Organisation, kritisiert dabei auch rische Einsatz für die Verbesserung der die Arbeit von Polizei und Gerichten, die Lebenssituation von Roma und Sinti, aber die rassistische Dimension der Ermorauch die gemeinsame Entwicklung von dung einiger Roma durch Skinheads hartnäckig ignorierten. In den gynäkolo- Strategien zu ökonomischem, politigischen Stationen slowakischer Kranken- schem und kulturellem Empowerment. Die Herausforderungen und Möglichkeihäuser sei die unfreiwillige Sterilisation von Roma-Frauen nach der Geburt eines ten, um als Roma- und Nicht-Roma-Frauen spürbare Veränderungen zu erwirken, Kindes noch gängige Praxis. Öffentliche ❚ Ignoranz und fehlender politischer Wille bleiben vielfältig und groß.

Konferenz-Teilnehmerinnen (vlnr): Indira Bajramovic, Ljubica Dedic, Anita Kurtic, Nikola Ludlova

Literaturtipps:

Ludwig Laher (Hg.): Rosa Winter, Gitta Martl und Nicole Martl,„Uns hat es nicht geben sollen. Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen“, Verlag Franz Steinmaßl, 2004. 19,50 Euro

Stojka, Ceija:Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Roma-Zigeuerin, Picus Verlag, 2003, 14,90 Euro

Internettipps:

Roma-Frauen-Organisationen in Europa: www.romawomensinitiatives.org

European Roma Rights Centre: http://errc.org

Verein Roma Oberwart: www.verein-roma.at

Verein Ketani: http://mitglied.lycos.de/falke33/ trujal/Sintiheute/ketani.html

september 2005an.schläge 11


Fo t o : S a r a Pa l o n i

internationalan.riss schweiz

Endlich Mutterschaftsgesetz Es hat sechzig Jahre und vier Volksabstimmungen gedauert, bis das schon 1945 in der Schweizer Verfassung geforderte Mutterschaftsgesetz nun endlich Wirklichkeit wurde. Bei der vierten Volksabstimmung vergangenen September stimmte die Schweizer Bevölkerung für ein Gesetz, das den Schutz schwangerer Arbeitnehmerinnen gesetzlich festschreibt. Das Gesetz trat am 1. Juli in Kraft. Die meisten Behörden und Unternehmen gewährten schon bisher Schwangerschaftsurlaub und zahlten freiwillig Wochengeld. Diese freiwilligen Vereinbarungen waren allerdings oft großzügiger, als das neue Gesetz es nun fest schreibt: Die konservative Volkspartei (SVP) – die einzige große Partei, die auch die Volksabstimmung abgelehnt hatte – hat in mehreren Länderparlamenten beantragt, dass die Angestellten in den Kantonsbehörden nur noch den gesetzlichen Anspruch auf Wochengeld haben sollen, und keine besseren freiwilligen Vereinbarungen mehr erlaubt sein sollen. Das Schweizer Mutterschaftsgesetz sieht 14 Wochen nach der Geburt Mutterschutz-Urlaub vor, bei achtzig Prozent des Lohns, maximal jedoch 112,- pro Tag. Bisher bekamen auch besser verdienende Mütter oft den vollen Lohnausgleich. Im Vergleich dazu gewährt das österreichische Mutterschutzgesetz schwangeren Arbeitnehmerinnen acht Wochen vor und acht Wochen nach der Entbindung Mutterschutz bei Weiterzahlung des durchschnittlichen Nettolohns der letzten drei Monate.

burma

GaH

„Please use your liberty“ Zwei Menschenrechtsaktivistinnen und buddhistische Nonnen verbüßen zur Zeit eine 13-jährige Haftstrafe. Die Frauen wurden aufgrund ihres Engagements für die politische Situation in Burma verhaftet; Amnesty International fordert deshalb für die beiden politischen Gefangenen die sofortige Freilassung. Der Appell richtet sich an die internationale Gemeinschaft, Reaktionen sind abzuwarten, denn die real-politische Situation des Landes entzieht sich medialer Präsenz und scheint hinter dem oft zitierten Bambusvorhang zu verschwinden. Burma wird seit 1962 von einer Militärdiktatur regiert. Die Unabhängigkeitsbewegungen der verschiedenen Minderheiten werden ebenso wie die größte Oppositionsbewegung, die National League for Democracy (NLP), mit Gewalt unterdrückt. Menschenrechte werden täglich verletzt und demokratiepolitische Bemühungen „von außen“ haben nur wenig Erfolg. Frauen, vor allem Angehörige politischer Minderheiten, sind von organisierter Vergewaltigung durch Militärs betroffen, und der Verlust der männlichen Familienmitglieder bedeutet den sozialen und wirtschaftlichen Abstieg. Die 1999 gegründete Dachorganisation Womens League of Burma, die elf Frauenorganisationen vereint, macht stellvertretend für andere Organsitationen in Burma und im Exil auf die prekäre Situation der Frauen aufmerksam. Sie engagieren sich für Frauenrechte, für die Repräsentation von Frauen in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen und ihre Par-tizipation am Friedensprozess. Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die interne, wie internationale Vernetzung. Ihre Appelle richten sich, wie jene von Amnesty International, an Frauenorganisationen und Demokratiebewegungen weltweit. Neben der Unterstützung im Kampf um politische Rechte und demokratische Freiheiten wird vor allem ein Ende der Ignoranz gegenüber der Situation der Frauen in Burma gefordert. „Please use your liberty to promote ours“, fordert Aung San Suu Kyi, Vorsitzende der Oppositionspartei NLD, die internationale Gemeinschaft auf, sich für Burma zu engagieren. SaP Austrian Burma Center: www.austrianburmacenter.at, Womens League of Burma: www.womenofburma.org

12 an.schlägeseptember 2005

usbekistan

Todesstrafe Usbekistan hat das Fakultativprotokoll des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte der UNO unterzeichnet, das unter anderem die Abschaffung der Todesstrafe vorsieht. Trotzdem werden nach wie vor Todesurteile verhängt und auch vollstreckt. Die usbekische Menschenrechtsorganisation „Mütter gegen Todesstrafe und Folter“ wurde 2000 von Tamara Chikunova gegründet, nachdem ihr unschuldig verurteilter Sohn hingerichtet worden war. Seither setzt sie sich für die Abschaffung von Hinrichtungen und Folter ein. Am 25. September wird ihr Engagement mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2005 ausgezeichnet. Auch die anderen Mitglieder sind zumeist Angehörige von Folteropfern oder von zum Tode Verurteilten, sie leisten sowohl juristische Hilfe für Betroffene in Usbekistan als auch zunehmend internationale Öffentlichkeitsarbeit. Nach einer Vortagsreise im vergangenen Jahr in Deutschland erhielt Chikunova mehrfach Drohungen vom usbekischen Geheimdienst und der Staatsanwaltschaft. Die Schikanen und Einschüchterungsversuche seitens der Behörden umfassen auch das Verbot von Veranstaltungen, so wurde 2003 eine internationale Konferenz zum Thema Todesstrafe in Taschkent in allerletzter Minute verboten. Die jüngste Ankündigung des usbekischen Präsidenten Karimow, die Todesstrafe bis zum Jahre 2008 abschaffen zu wollen, wertet Chikunova zwar als großen Erfolg. Sie erinnert aber auch an all jene, die bereits verurteilt sind und auf die Vollstreckung ihres Urteils warten. Denn diese Menschen werden im neuen Erlass nicht berücksichtigt. Unterstützung der Organisation „Mütter gegen Todesstrafe und Folter“ mittels Appellen an die usbekische Regierung sind deshalb nach wir vor von Nöten. les Nähere Infos und Apelle von Amnesty International: http://www.amnesty.at/frauenrechte/cont/appell/faelle/2005/appell_usbekistan.html


irakisch kurdistan

Kampf gegen FGM Es ist lange kein Geheimnis mehr, dass in den ländlichen Gegenden von Kurdistan weibliche Genitalverstümmelung (FGM) praktiziert wird. Lokale kurdische Frauenorganisationen wie „Rewan“ kämpfen seit über zehn Jahren dagegen an. Zwar ist FGM mittlerweile nach

wyber.space

www.ladyfestwien

Fo t o : T h o m a s S c h m i d i n g e r, WA D I

an.rissinternational dem irakischen Strafgesetzbuch strafbar, aber tief verwurzelte Praktiken sind nicht so leicht auszurotten. Das zeigt sich auch an den sogenannten Ehrenmorden (Frauen werden ermordet, weil sie durch ihr Verhalten die Ehre der Familie verletzt haben, etwa wenn sie vor eine Zwangsehe fliehen). 1990 hatte ein von Saddam Hussein erlassenes Dekret Gewalttaten gegenüber Frauen straffrei gestellt, und laut UNIFEM-Schätzungen wurden in den 1990er Jahren mehr als 4.000 Mädchen und Frauen Opfer von Ehrenmorden. Seit einigen Jahren sind „Verbrechen gegen die Ehre“ wieder illegal und werden im Regelfall auch verfolgt, aber viel zu oft weiterhin toleriert. „Das Unrechtssystem unter Saddam Hussein hat eine vollständige Verfügungsgewalt der Männer über ihre weiblichen Angehörigen etabliert. Zwangsehen und FGM sind in ländlichen Gebieten nach wie vor verbreitet“, beschreibt der international agierende Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit (WADI) die Situation im Irak. WADI arbeitet seit 1993 mit Mobilen Teams im Nordirak und gemeinsam mit lokalen Frauenorganisationen unter anderem an Aufklärungskampagnen über die Folgen von FGM. Im Herbst 2004 hat das WADI-Team eine Befragung in vierzig Dörfern der Region Germian (im südlichen Nordirak) durchgeführt: fast sechzig Prozent der Frauen und Mädchen gaben an, Opfer von FGM zu sein. Aus der Befragung ging aber auch etwas anderes hervor: In einigen Dörfern zeigte die Aufklärungsarbeit Wirkung. Beispielsweise in Duraji Village mit 195 EinwohnerInnen waren alle Frauen über 25 Jahren verstümmelt, aber keine einzige unter 25. Im Gespräch sagten einige Frauen, sie seien über die Folgen von FGM aufgeklärt worden und möchten nun darauf verzichten. Vereinzelt unterstützen auch sunnitische Geistliche die Aufklärungskampagnen und treten öffentlich gegen FGM auf. Als nächsten Schritt bereitet WADI ein großes „Research-Projekt“ vor, um die Gesamtsituation in Irakisch-Kurdistan zu erforschen. Die Ergebnisse sollen die Basis für eine groß angelegte Kampagne gegen FGM im Irak sein. Weibliche Genitalverstümmelung wird in vielen Ländern Afrikas, in Teilen des Nahen Ostens und Asiens praktiziert, aber auch in Europa, Australien und den USA. Weltweit sind derzeit schätzungsweise 170 Millionen Frauen und Mädchen Opfer von FGM und jedes Jahr steigt diese Zahl um etwa zwei Millionen. GaH WADI - Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit: www.wadinet.at

The ladies are bien organisado! Ja, das ladyfest kommt wieder, vom 7.-9. Oktober an verschiedenen Spielorten in Wien. Und woher wir das wissen? Aus dem Netz, klar! Die „Do-It-Your-Self“-Devise zeigt sich auch in der ladyfest-Netzkultur. Planung, Organisation, Information, Ankündigungen, Archiviertes und Zukünftiges, Lokales und Internationales,Texte zur Idee und Ideologie und vor allem Ansprache an Beteiligte und solche, die es werden wollen, sind auf der Homepage zum Festival zu finden. Die Seite gleicht einer ständig wachsenden Einladung für Besucherinnen. Flyer, Buttons und Sticker werden zum Download angeboten, so werden die Homepage-Besucherinnen auch zu Gastgeberinnen. Die Idee eines organisatorischen Bündnisses aus heterogenen Positionen der feministischen, queeren und transgender-Kultur und deren Präsentation durch Musik, Performances, Workshops etc. wird durch die Ankündigung der Veranstaltungen in sechs Sprachen unterstützt. Ganz nach dem Motto: von der Ver-Netzung zur Um-Setzung wird im virtuellen Raum an den realen Ereignissen gebastelt, die Homepage als Baukasten der Festivität, der cyber.space als Ort der Selbstermächtigung. www.ladyfestwien.org: ein tolles Beispiel für Netzkultur! sapa

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Fo t o s : A n j a B r u n n e r

senegalradio

Die Stimme der Frauen auf 89.4 Seit 2001 kümmert sich in Dakar ein Privatradio um Anliegen und Rechte von Frauen im Senegal. Im Kampf gegen Polygamie, Gewalt in der Familie und finanzielle Benachteiligungen wird vor allem auf Information und Aufklärung gesetzt. Von Anja Brunner

Manoore FM – la voix des femmes 89.4

14 an.schlägeseptember 2005

„Es gibt sie nicht, DIE Frauen,“ erklärt Fanta Badji bestimmt. „Auch nicht im Senegal. Die Unterschiede in Möglichkeiten, Lebensstil und Problemen sind extrem groß.“ Fanta Badji ist Chefredakteurin des ersten Frauenradios in Dakar, der Hauptstadt des westlichsten Landes Afrikas. Das Radio – genannt „Manoore FM“ – hat es sich seit einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, frauenspezifisch zu informieren und ein Sprachrohr für Frauen in Dakar zu sein. „Wir geben den Frauen eine Stimme, den Frauen am Rande der Gesellschaft, die marginalisiert sind.“ Der Name ist Programm: „la voix des femmes“ („Die Stimme der Frauen“) wollen die RedakteurInnen sein. „Manoore“ ist ein Wort aus der Sprache der Wolof, der ethnischen Mehrheit Senegals und steht für das „Wissen wie“ („savoir-faire“), das die MitarbeiterInnen vor allem ärmeren Frauen näher bringen wollen.

Großstadt Dakar. Etwa zwei Millionen EinwohnerInnen verzeichnet Dakar, der Großteil davon lebt in den ärmeren Vierteln weit weg von Geschäftszentrum und Innenstadt. Das Leben in dieser Stadt ist geprägt durch Aufeinanderprallen und Koexistenz von unterschiedlichsten Traditionen und Lebensstilen. Das Straßenbild der Innenstadt ist eine bunte Mischung aus Marktständen und fliegenden Händlern, adrett gekleideten Menschen, die in mehrstöckige Häuser eilen, betenden Männern auf bunten Teppichen, gelb-schwarzen Taxis und bettelnden Koranschülern vor hohen Geschäftsgebäuden. Der Gegensatz von Arm und Reich ist in der ganzen Stadt zu spüren und zu sehen. Teure Autos überholen schwer beladene Pferdekarren, luxuriöse Villen prägen das Bild mancher Stadtviertel, während in anderen Stadtteilen Großfamilien in Baracken wohnen, vor Designerboutiquen wird SecondHand-Kleidung verkauft. Der Traum von

Europa und einem besseren Leben schwappt einer an jeder Straßenecke entgegen, und das oft verzerrte Bild des „reichen Europas“ ist aus der Position der reichen Europäerin nicht zu korrigieren. Eindeutige Rollen. Der Islam – Mehrheitsreligion im Senegal – ist allgegenwärtig: durch Moscheen, betende Männer oder einfach nur Gebetsketten in den Händen von SitznachbarInnen im Bus. Das Tragen des Schleiers ist nicht üblich, doch das Leben der meisten Frauen ist auch ohne Schleier am Islam orientiert.„Der Mann ist im Senegal offiziell der Chef der Familie,“ erklärt Badji. Dies ist sowohl im staatlichen Recht festgeschrieben, als auch religiöses Gesetz. Die Folgen reichen weit: vor der Heirat dem Vater verpflichtet, nach der Heirat dem Ehemann, so sind Frauen fast immer finanziell und durch Tradition und Gesellschaft abhängig. Zum Beispiel kann eine Frau im Senegal nicht alleine wohnen.„Wenn du


radiosenegal

alleine wohnst, bist du Prostituierte“, erklärt Doudou Coulibaly, einer der drei Männer im zehnköpfigen Team des Frauenradios. Er sieht sich selbst als Feminist und kämpft für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Das größte Problem seiner Meinung nach: die finanzielle Abhängigkeit der Frauen von den Männern. Nur wenige Frauen arbeiten, und auch dann ist die Rollenverteilung eindeutig: die Frau ist für den Haushalt und für die Erziehung der Kinder zuständig, der Mann für das Geld verdienen. Heirat sichert Frauen meist den Lebensunterhalt. Scheidung ist dadurch in vielen Fällen für Frauen nicht möglich, auch wenn sie rechtlich erlaubt ist. Außerdem kommt zum finanziellen Problem der gesellschaftliche und familiäre Druck hinzu. „Frauen haben die Traditionen zu akzeptieren und danach zu leben. Tun sie das nicht, werden sie verachtet und im schlimmsten Fall verstoßen. Männern wird hier viel größere Freiheit zugestanden.“ Eheleben ohne Wahl. Weit verbreitet und durch den Islam legitimiert, wenn auch nicht vorgeschrieben, ist im Senegal Polygamie. Bis zu vier Ehefrauen darf ein Mann haben, unter der Bedingung, alle gleich zu behandeln. Da diese Gleichbehandlung auch auf Materielles bezogen wird, können sich nur reichere Männer mehrere Frauen leisten. Frauen sind Prestigeobjekte.Wer sich mehrere leisten kann, gilt als reich. Durch diese finanzielle Bedingung eines polygamen Lebens geht vor allem im städtischen Bereich diese Form des Ehelebens zurück, doch damit gibt sich das Frauenradio nicht zufrieden.„Wir kämpfen für ein Verbot der Polygamie. In unserer Gesellschaft gilt der Mann als schwach, wenn er nur eine Frau hat. Der Umdenkprozess hat noch nicht eingesetzt. Viele Männer wollen immer noch mehrere Frauen heiraten. Leider sehen das auch noch viele Frauen als persönliche Wahl. Dass die Wahl allerdings nicht die Frauen haben, wird oft

ignoriert.Wir versuchen durch Gespräche und persönliche Erzählungen von betroffenen Frauen im Radio ein Umdenken zu unterstützen bzw. zu initiieren,“ erklärt Fanta Badji. Nach senegalesischem Recht muss sich der Mann bei der Heirat entscheiden, ob er monogam oder polygam leben will. Diese Bestimmung wurde zum Schutz der Frau eingeführt, de facto kann sie diesen Schutz aber nur teilweise bieten. Denn fast alle Männer entscheiden sich für Polygamie, sicher ist sicher. Und selbst wer sich für Monogamie entschließt und dagegen verstößt, wird nur äußerst selten rechtlich verfolgt. Frauen werden nicht gefragt.

Änderungen, Neuerungen und Auslegungen des Rechts informiert. Und nicht nur das staatliche Recht wird diskutiert, auch Koranauslegungen und islamische Gebote werden hinterfragt. „Es waren immer nur Männer, die den Koran ausgelegt haben. Erst seit kurzem haben auch Frauen begonnen, sich diesem Thema zu widmen. Sie stoßen natürlich auf viel Widerstand. Wir lassen diese Frauen im Radio zu Wort kommen,“ erklärt Fanta. Sie erzählt, dass sie immer wieder versucht,„traditionell“ und „progressiv“ in Sendungen einander gegenüberzustellen, zum Beispiel durch LiveDiskussionen über Koranauslegungen.

Frauenrecht im Radio. Ein wichtiges Thema für die AktivistInnen bei Manoore FM ist Gewalt gegen Frauen. „Vor allem Gewalt in der Familie ist weit verbreitet. Und versteckt. Niemand spricht darüber. Wir schon“, sagt Fanta. Vorrangiges Ziel des Radios ist hier die Aufklärung der Frauen über ihre Rechte. „Die Frauen haben Rechte, auch im Senegal. Nur wissen sie es nicht.“ Circa 74 Prozent der Frauen im Senegal sind Analphabetinnen.1 Sie haben keinen Zugang zu schriftlichen Informationen. Radios sind aber in so gut wie jedem Haushalt vorhanden, auch sind die weit verbreiteten tragbaren Transistorradios für ärmere Familien erschwinglich. Darum sehen es die RedakteurInnen von Manoore FM als eine der Hauptaufgaben des Radios, über dieses Medium die für Frauen wichtigen und interessanten Informationen zur Verfügung zu stellen. Da der Großteil der Frauen im Senegal, weil ihnen Schulbildung weitgehend vorenthalten blieb und bleibt, auch nicht die Kolonialsprache Französisch sprechen, werden die meisten Sendungen in den gängigsten Landessprachen ausgestrahlt, allen voran Wolof, das vor allem im Großraum Dakar gesprochen wird. In regelmäßigen Sendungen zum rechtlichen Status der Frau wird über

Männerreaktionen. Sehr beliebt sind bei den ZuhörerInnen die Fragestunden, die vor allem rechtliche Probleme aufgreifen. Kurioserweise rufen in diesen Sendungen mehr Männer als Frauen an. Doch Badji zeigt sich zufrieden:„Männer haben mehr Geld zur Verfügung, darum können sie leichter anrufen. Die Reaktionen sind unterschiedlich: manchmal schimpfen sie, oft erkundigen sie sich aber auch für ihre Frau oder geben einfach nur ihre Unterstützung kund. Das freut uns natürlich. Es ist gut, dass Männer reagieren.“ Frauen werden immer noch in allen Bereichen der Gesellschaft diskriminiert, hierin sind sich alle RedakteurInnen einig. Es wird auch noch lange dauern, bis eine annähernde Gleichberechtigung erreicht ist, wenn auch nur auf der rechtlichen und religiösen Ebene. Doch bei Manoore FM sind alle überzeugt, dass es besser wird. „Vor zehn Jahren wurde eine Frau von ihrem Mann totgeschlagen. Er wurde angeklagt, doch den Prozess hat die Familie damals verloren,“ erzählt Doudou. „Heute ginge das nicht mehr. Das liegt auch an uns, an Manoore FM. Die Frauen wissen, dass sie Unterstützung haben. Und die Autoritäten trauen sich nicht mehr. Zu viele Frauen haben ihre Geschichten bereits im Radio erzählt.“ ❚

Fußnote: 1 Quelle: www.auswaertiges-amt.de

Weitere Informationen: www.heinz-kuehn-stiftung.de/ pdf/jahrb13/jahrb13_26.pdf www.senegalaisement.com/senegal/ societe_senegalaise.html www.senegalaisement.com/senegal/ polygamie.html www.unicef.de/senegal_beschneidung.htm l

Buchtipps: Bâ, Mariama: Ein so langer Brief. List Taschenbuch, 2002. Bugul, Ken: Die Nacht des Baobab. Unionsverlag, 2003. Sow Fall, Aminata: Der Streik der Bettler. Lamuv Verlag, 1996.

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Fo t o : B r i g i t t e P i x n e r ( p r i v a t )

themaschule

Alles paletti? „Erziehung zur Gleichstellung von Männern und Frauen“ ist ein gesetzlich verankertes Unterrichtsprinzip. Dennoch wird geschlechtssensible Pädagogik nur an wenigen Schulen selbstverständlich gelebt. Von Renate Tanzberger Zu Beginn dieses Beitrags möchte ich darstellen, aus welcher Position ich schreibe: Ich bin in eine koedukative Volksschule gegangen (mit einer sehr starken, politisch engagierten Lehrerin), habe danach eine Mädchenklasse in einer AHS besucht1, Mathematik und Geschichte Lehramt studiert (Mathematik bewusst als erste Studienrichtung, da das 1983 für eine Frau noch eher ungewöhnlich war), machte mein „Probejahr“ an einer AHS in Baden (wo meine Betreuungslehrerin über eine Mädchenklasse, die ich unterrichtete, meinte: „lieb sind sie ja, aber ein bisserl dumm“), dazwischen war ich leiden16 an.schlägeseptember 2005

schaftliche Feministin geworden und begann schließlich unter anderem beim Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle (EfEU) zu arbeiten. Ich lehre noch immer Mathematik, allerdings für Menschen im zweiten Bildungsweg. Daneben habe ich über Fortbildungen und Projekte relativ viel Kontakt zu LehrerInnen und anderen im Bildungsbereich tätigen Personen. Viel passiert. Seit ich in die Volksschule ging, hat sich viel getan: Mädchen beziehungsweise Frauen haben die Fünfzig-Prozent-Marke an den allgemein bildenden höheren Schulen und an den

Universitäten überschritten, im Bildungsbereich sind viele Maßnahmen in Richtung Gleichstellung gesetzt worden. Um nur ein paar zu nennen: Es gibt ein Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“, das in jedem Fach umgesetzt werden soll. In den Lehrplänen findet sich der didaktische Grundsatz „bewusste Koedukation“, der unter anderem besagt, dass es wesentlich ist, „Lerninhalte auszuwählen, die gleichermaßen Mädchen und Knaben ansprechen, den Unterricht so zu gestalten, dass er sowohl den Bedürfnissen der Mädchen als auch der Knaben entgegenkommt, ein (Lern-)Klima der gegen-


schulethema hen, oder wie sie selbst (oft unbewusst) zu Geschlechterstereotypen beitragen und was sie im Gegensatz dazu leisten können, um den Stereotypen entgegen zu wirken.

gungskurse für Mädchen organisieren, Karenzväter in die Klasse einladen); sprachlich darauf achten, Mädchen/ Frauen sichtbar zu machen; im Deutschunterricht Texte mit starken Mädchen und sensiblen Burschen einsetzen, sich als Mädchenbeauftragte zur VerfüViele Ebenen. Aber was bedeutet geschlechtssensible Pädagogik eigentlich? gung stellen, Burschenrunden anbieten; aufpassen, dass nicht ein paar lau„Diese möchte dazu beitragen, Handte Burschen mehr Aufmerksamkeit belungsspielräume der Mädchen und kommen als die vielen ruhigeren MädBuben zu erweitern. Geschlechtssensichen und Burschen,... – leider oft ohne ble Pädagogik ist keine neue Methode, dafür Anerkennung zu bekommen. Einibietet keine Patentrezepte und kann auch nicht das Setzen genau einer Maß- ge Projekte sind dokumentiert3 und nahme bedeuten, um sich dadurch damit einer größeren Öffentlichkeit zugrundlegende Änderungen zu erwargänglich. Diese Projekte sind oft von eiten. Geschlechtssensible Pädagogik ist nem LehrerInnen-Team getragen oder Teil der alltäglichen Beziehung zwifinden in einem schulischen Umfeld schen Lehrpersonen und Schülerinnen statt, das dem Thema aufgeschlossen und Schülern. Sie erfordert die Bereitgegenüber steht. Um nur ein paar schaft zur Auseinandersetzung mit der Schulen in Wien zu nennen: Die KMS4 eigenen Person, mit dem persönlichen Johann-Hoffmann-Platz, wo LehrerInGeworden-Sein als Frau oder Mann und nen das Projekt PAIS – „partnerschaftlimit den eigenen Frauen- und Männerches Arbeiten in der Schule“ über mehbildern. Geschlechtssensible Pädagorere Jahre durchführten; das BG/BRG gik stellt die Frage nach der eigenen Rahlgasse mit Mädchenklasse, Mädaktiven Beteiligung an der Produktion chen- und Bubenstunden, Gendertraivon Geschlechtsunterschieden.“2 nings...; das BG/BRG Schulschiff Bertha von Suttner mit Lehreinheiten zu „KomGeschlechtssensible Pädagogik munikation, Kooperation und Konfliktsetzt auf verschiedenen Ebenen an: Es lösung“, die in Mädchen- und Bubengeht um Unterrichtsinhalte und Lehrmittel (diese sollten Mädchen und Bur- stunden abgehalten wurden; die Tourismusschule Wassermanngasse, die sich schen gleichermaßen ansprechen), um Interaktionen (wie beziehen sich Lehre- seit einigen Jahren an einem Gender rInnen auf Mädchen, wie auf Burschen, Mainstreaming-Prozess beteiligt; die Fachhochschule Campus Wien, die mit wie gehen die SchülerInnen miteinandem Projekt AMATE Schülerinnen für der um, wie die LehrerInnen?), um die Organisation des Unterrichts (macht es Technik und Naturwissenschaften gewinnen will. zum Beispiel Sinn, phasenweise in geViel gibt es noch zu tun und es gibt schlechtshomogenen Gruppen zu arGenug getan? Leider nein. Denn erstens begrüßenswerte Ansätze und zahlreibeiten?) und Organisation der Schule wissen viele LehrerInnen und Direktoche Erfahrungen, auf die bereits zurück(ist es möglich, dass sich die SchülerinrInnen wenig von all diesen Maßnahmen, zweitens gibt es noch viele Lehre- nen und Schüler aussuchen können, ob gegriffen und auf denen aufgebaut werden kann. Was jetzt noch fehlt, ist sie von einer Schulärztin oder einem rInnen mit sehr traditionellen Frauenein politischer Wille, Ressourcen für die Schularzt untersucht werden; darf es und Männerbildern und drittens wernur eine Klassensprecherin/einen Klas- Arbeit an den Schulen zur Verfügung zu den jene, die guten Willens sind, nicht stellen, die Aus- und Fortbildung so zu sensprecher geben oder dürfen die zuletzt durch die Realpolitik (zu viele gestalten, dass alle LehrerInnen sich mit SchülerInnen zwei KlassensprecherInSchülerInnen in einer Klasse, zu wenig nen, ein Mädchen und einen Burschen, dem Thema „geschlechtssensible PädGeld- und Zeitressourcen für LehrerInwählen?). Geschlechtssensible Pädago- agogik“ beschäftigen müssen und Entnen) an ihrer Arbeit in Richtung GescheidungsträgerInnen wie DirektorInschlechtergerechtigkeit gehindert. Auch gik betrifft nicht nur die SchülerInnen, nen und LandesschulinspektorInnen, sondern auch die LehrerInnen und die der Bereich der Ausbildung trägt dem die das Konzept Gender Mainstreaming Thema „Gendersensibilität“ noch viel zu Institution Schule. umsetzen wollen. wenig Rechnung. Frauen und Männer Im übrigen beginnt geschlechtskönnen nach wie vor unterrichten ohne Erfahrungen. Lehrerinnen (und einige Lehsensible Pädagogik natürlich im Kindersich damit auseinander gesetzt haben rer) engagieren sich seit Jahrzehnten, garten (und auch hier gibt es bereits zu müssen, was es heißt, Mädchen und um zu mehr Gerechtigkeit im Klasseneiniges zu berichten) – aber dazu vielBurschen zu unterrichten, selbst als zimmer beizutragen. Indem sie kleine leicht ein andermal. ❚ Frau bzw. Mann vor einer Klasse zu ste- Projekte durchführen (Selbstverteidi-

seitigen Achtung zu schaffen sowie Erwartungshaltungen und Umgangsformen der Lehrerinnen und Lehrer gegenüber Mädchen und Knaben zu reflektieren.“ Nicht zu vergessen die Öffnung aller Schulen für Mädchen und Burschen (obwohl zugegebenermaßen mehr Mädchen eine HTL besuchen als Burschen eine Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik wählen) sowie die Aufhebung der Regelung, dass Mädchen Handarbeiten und Hauswirtschaft besuchen müssen, während die Buben zu technischem Werken und geometrischem Zeichnen verpflichtet sind. Dazu kommen noch die diversen Maßnahmen im Berufsorientierungsbereich, die für Mädchen gesetzt wurden (Stichwort „Mädchen und Technik“); Aktionspläne, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur erlassen wurden und LehrerInnen sowie Schulen animieren sollen, sich für die Gleichstellung von Mädchen/Frauen und Burschen/Männern einzusetzen. Auch die Zahl an Publikationen zum Thema „Gender und Bildung“ hat sich immens vergrößert und bietet sowohl theoretische als auch praktische Anregungen. Und nun ist auch noch der Begriff „Gender Mainstreaming“ in aller Munde, der gewährleisten soll, dass alle Entscheidungsprozesse und alltäglichen Arbeitsabläufe dahingehend analysiert, geplant, umgesetzt und evaluiert werden, ob sie zu einer Gleichstellung von Frauen und Männern beitragen.

Fußnoten:

1 Die Einführung der Koedukation 1975 brachte mit sich, dass die Klasse nach mir die erste koedukativ geführte Klasse an der Schule war. Wir waren daher sehr viele Schülerinnen mit vielen Lehrerinnen und kaum Lehrern.

2 vgl dazu auch: Schneider Claudia, Tanzberger Renate: „Unterrichtsprinzip ‚Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern’. Information und Anregungen zur Umsetzung in der Volksschule“. Hg.: bm:bwk. Wien 2001, verfügbar unter: www.bmbwk.gv.at/medienpool/6819/PDFzuPubID330.pdf

3 Sie sind in der Reihe „Schulqualität und geschlechtssensible Lernkultur. Projektberichte zur Reflexion und Weiterentwicklung der Koedukation“ des bm:bwk veröffentlicht. 4 Kooperative Mittelschule

Infos zum Thema: www.efeu.or.at www.bmbwk.gv.at/gleichstellungschule www.engelszungen.at/html/schule_k onzepte.htm www.ahs-rahlgasse.at/comenius/

Projekt AMATE: www.fh-campuswien.ac.at

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themaschule

Fo t o : Re n a t e B i l l e t h

„Mein Sohn lernt auch stricken“

1 Pädagogisches Institut

18 an.schlägeseptember 2005

Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl schwört auf Koedukation und klare Ansagen in der Personalpolitik. Ein Interview von Renate Billeth an.schläge: Hat der Wiener Stadtschulrat eigene Beauftragte für geschlechtssensible Pädagogik? Brandsteidl: Es gibt für den technischen Bereich eigene Beauftragte im Rahmen des Projekts Girls go Tech. Aber ich bin überzeugt, dass es auch an der AHS eigene Genderbeauftragte gibt. Über das PI1 und die Pädagogische Akademie des Bundes gibt’s auch für die Pflichtschullehrerausbildung einzelne Module zum Thema Gender. Welche Modellprojekte im Bereich geschlechtssensible Pädagogik gibt’s an Wiener Schulen? Es ist mir besonders wichtig, dass nicht nur vereinzelte Aktionen stattfinden, sondern systemorientierte Projekte mit ganzheitlichem Anspruch verwirklicht werden. Das betrifft eine Vielzahl an Projekten für den ganz normalen Schulalltag, aber auch Projekte für die Lehreraus- und -weiterbildung. Ein Beispiel von vielen ist „Girls go Tech“, ein Programm, das hilft Mädchen auch für technische Ausbildungsgänge in HTLs zu gewinnen. Steigende weibliche Anmeldezahlen beweisen den Erfolg dieses Konzepts. Auch der Wiener Töchtertag ist ein großer Erfolg. Können sich Mädchen überhaupt durchsetzen und wohl fühlen, wenn sie allein unter lauter Burschen sitzen? Obwohl das ja auch seinen Reiz haben kann, da und dort! (lacht) Der beste Beweis ist die Erfolgsstatistik, dass jene Mädchen, die diesen Weg gehen auch die erfolgreichsten sind und dann auch einen guten Job finden werden. In den HTLs ist nicht nur der Mädchenanteil gering. Der Anteil an weiblichen Lehrkräften liegt bei etwa 18

Prozent. Diese decken vor allem allgemein bildende Fächer ab. Wir setzen an den HTLs auf Vorbildwirkung von Frauen in Führungspositionen. Ich hab an den HTLs mehrere Direktorinnen gemacht. Wie viele Direktorinnen haben Sie in Ihrer Amtszeit bestellt? Ich habe an drei HTLs Direktorinnen eingesetzt und in der gleichen Zeit keinen Direktor. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, Frauen in Führungspositionen zu bringen. Ich habe 250 Führungskräfte in den vergangenen vier Jahren eingesetzt, davon sind sicher zwei Drittel Frauen. Macht es einen Unterschied, ob eine HTL von einer Direktorin oder einem Direktor geleitet wird? Ganz klar! Wird es jemals ein annähernd ausgewogenes Geschlechterverhältnis an HTLs und an Schulen für Kindergartenpädagogik geben? Ich sehe das schon, ja! Das ist eine Frage der Zeit, aber was hat man sich nicht alles vor einem halben Jahrhundert nicht vorstellen können und ist jetzt state of the art. Bei der Kindergartenpädagogik glaub ich, gelingt dies mit der Anhebung auf ein akademisches Niveau. Auch bei den Pflichtschullehrern. Ich bin überhaupt eine Anhängerin der gemeinsamen vollakademischen PädagogInnenausbildung unter Einbindung der Kindergartenpädagogen und auch der Volksschullehrer, damit sich das ein bisschen aufweicht. Die Koedukation in Österreich wird dreißig. Hat sie sich bewährt? Ja, sehr bewährt. Bei allen Schwierigkeiten und Nachbesserungen, die es gerade im Bereich der geschlechtssensiblen Pädagogik geben muss – und wo ich sehr

dafür bin – halte ich ein Zurückweichen von der Koedukation für gefährlich. Bei diesem Mainstream in der Bundesregierung muss man dann am Ende wieder diskutieren ob nicht wieder die Mädchen handarbeiten und die Buben alleine werken. Mein Sohn lernt auch stricken und schneidet auch Gurken in der Schule. Die Koedukation ist ein Garant dafür, dass die Modernität und der Reformgeist doch noch bei uns leben. Auch PädagogInnen, die der Regierung nicht nahestehen, befürworten eine zeitweilige Trennung von Mädchen und Burschen im Unterricht. Stimmen Sie zu? Das ist das, was ich mit geschlechtssensibler Pädagogik meine. Da, wo Probleme in Gruppen entstehen, aus Gruppenzusammenseztungen heraus nehmen und helfend eingreifen. Gibt’s Wiener Schulen, wo das passiert? Ja, das gibt’s, aber gar nicht so groß als uns gemeldet, sondern einfach als normaler Bestandteil des Unterrichts. In der Schopenhauerstraße, in der Heitzingergasse, in der Feldgassse im achten Bezirk.Wir haben es in sehr vielen Kooperativen Mittelschulen. Aber das ist auch die Qualität guter Pädagogik, das nicht mit einem Mascherl zu versehen und zu sagen „wir haben jetzt die Mädchenmathematikstunde“. Abgesehen von geschlechtssensibler Pädagogik – was sind die Meilensteine Ihrer zukünftigen Amtszeit? Wie geht man mit PISA um, und wie überredet man die Regierung doch noch dazu, Schule in moderner Form, als Ganztagsschule, als gemeinsame Schule der 6-15jährigen mit innerer Differenzierung durchzusetzen. Das wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein. Aus PISA von den Besten lernen! ❚


Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r

schulethema

15 und schwanger Werden Jugendliche schon in der Schulzeit schwanger, sind sie mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Julia Broz erläutert einige davon Nach Information von Netdoctor.at befindet sich Österreich mit zwölf ungewollten Schwangerschaften pro 1.000 jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren im europäischen Vergleich auf den oberen Rängen. Schwangerschaften von 14-jährigen oder gar jüngeren sind da noch gar nicht miteinberechnet. Grund genug, einen Blick auf Ursachen und Folgen zu werfen.

hungsberechtigten. Gleichzeitig müssen die Kosten zwischen 250,- und 470,- Euro getragen werden. Auch die geografische Nähe bzw. Ferne zur nächsten Einrichtung, die Abtreibungen durchführt, kann zum Problem werden.

Schule mit Kind. Aber auch jene Minderjährigen, die sich dazu entschließen das Kind zu bekommen, stehen vor einer Vielzahl von Problemen. Zwar werden die meisten Babys innerfamiliär oder in Kinderkrippen betreut, allerdings setzt dies Aufklärung. Seit den 1980er-Jahren ist – in Folge des Aufkommens des HI-Virus – eine gewisse familiäre und ökonomische Basis voraus, die keinesfalls alle jugendliAufklärungsunterricht Pflicht an österreichischen Schulen. Anfangs torpediert chen Mütter haben.Wird der eingeschlaseitens der Kirche und anderer konserva- gene Bildungsweg unter- oder abgebrochen, ist es schwer ihn wieder aufzunehtiver Einrichtungen, ist die Information men. Junge Frauen die während der über Geschlechtsverkehr, Eisprung und Sperma heute ein zumindest einmal be- Schulzeit ein Kind bekommen, haben handeltes Thema in Schulklassen. In der kein Recht auf Beurlaubung vom Unterricht. Zwar ist ein Fernbleiben im Rahaußerschulischen Umgebung sind Jugendliche mittels Internet oder auch Ju- men des Mutterschutzes laut Schulungendzeitschriften einer wahren Informa- terrichtsgesetz §45 eine „gerechtfertigte Verhinderung“. Ob aber ein längeres tionsflut über Sexualität ausgesetzt. Fernbleiben vom Unterricht akzeptiert Trotzdem praktizieren fünfzig Prozent wird, hängt, ebenso wie die Möglichkeit der Jugendlichen ungeschützten bzw. das Kind später in die Schule mitnehmen unregelmäßig geschützen Geschlechtsverkehr – und werden deshalb unter Um- zu können, von der Willkür der Direktion ab, da keine schulrechtliche Regelung ständen ungewollt schwanger. vorhanden ist. Schwangerschaftsabruch. Da die Mehrheit der jungen Schwangeren zwischen 14 Wissenslücken. Trotz dieser zu erwartenund 17 Jahren alt und schulpflichtig ist, den Problemlage ist es um das Wissen kann ein Schwangerschaftsabbruch zu der SchülerInnen zum Thema schlecht einem schwierigen Unterfangen werden. bestellt. Eine 2002 in Deutschland1 Beispielsweise benötigen junge Frauen durchgeführte Studie der „Ärztlichen unter 16 Jahren, so eine Mitarbeiterin des Gesellschaft zur Gesundheitsförderung Ambulatoriums am Fleischmarkt, eine der Frau“ über den Informationsstand Einverständniserklärung ihrer Erzievon 2.000 SchülerInnen in Sachen Se-

xualität und Verhütung kam zu einem ernüchternden Ergebnis. Sechzig Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen Mädchen gaben an, im Unterricht nichts oder kaum etwas über die Themen Verhütung und Schwangerschaft gehört zu haben, bei den 14 bis 15-jährigen waren es immer noch 31 Prozent. Gleichzeitig meinen in dieser Altersgruppe 71 Prozent sich „gut“ bzw. „sehr gut“ auszukennen. Allerdings hielten fünfzig Prozent der befragten Mädchen die Pille 4für krebserregend, 82 Prozent der 13 bis 19-Jährigen konnten mit dem Begriff „fruchtbare Tage“ nichts anfangen. Fehlendes Vertrauen. Eine der Ursachen für die bestehende hohe Schwangerschaftsrate unter Jugendlichen dürfte in der Informationsweitergabe zu suchen sein, da in Deutschland und Österreich zumindest rein theoretisch ein ausreichender Zugang zu Informationen über Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft besteht. Die theoretisch-abstrakte Wissensvermittlung im Rahmen des Biologie-Unterrichts macht es Jugendlichen offensichtlich schwer, die erhalten Infos auf den eigenen Körper umzulegen. Zugleich beschränkt sich das Vertrauensverhältnis zwischen SchülerInnen und LehrerInnen aufgrund der schulisch-hierarchischen Organisation und mangelnder (sexual)pädagogischer Ausbildung der LehrerInnen meist auf ein Minimum. Rahmenbedingungen, die das Ansprechen weitergehender Fragen für Jugendliche erschweren und nicht dazu beitragen, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. ❚

Mit einer Rate von 16 ungewollten Schwangerschaften pro 1.000 jungen Frauen ist die Situation in Deutschland ähnlich gelagert wie in Österreich.

Informationen zum Thema: „First Love“-Ambulanz für Jugendliche an der Wiener Rudolfstiftung, www.firstlove.at Netdoctor www.netdoctor.at

september 2005an.schläge 19


Fo t o s : S t a d t k i n o Wi e n

ge.sehen

Tiefe Zweifel Kinostart für einen kühlen, kritischen Film zur polizeilichen Großaktion „Operation Spring“ gegen Hundert tatverdächtige DrogenhändlerInnen. Von Kerstin Kellermann

Kinostart „Operation Spring“: 23. 9 Ein Film von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber

www.operation-spring.com

GEMMI – Gesellschaft für Menschenrechte von Marginalisiertune und MigrantInnen:„Hundert Jahre Haft“, 2005, erhältlich im Amerlinghaus, 6., Stiftgasse 8

http://www.no-racism.net/old/gemmi/gemmi_index.htm

„Als ich in der Früh hinausging, sah ich keine Drogen im eigentlich abgesperrten Hof liegen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Afrikaner schon auf ihren Knien in einem anderen Teil des Gebäudes. Um neun Uhr sah ich auch nichts. Später haben dann Beamte plötzlich zweieinhalb Kilo gefunden. Also, ich glaube das nicht“, sagt Ute Bock. Die Heimleiterin des Gesellenheims der Stadt Wien in der Zohmanngasse, Ute Bock, erzählt mit einem etwas schiefen, spöttischen Lächeln ganz offen von dem Morgen, als 150 vermummte WEGA-Beamte aus ihrem Heim heraus 21 Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren verhafteten. Fünf Tage vor der Nationalratswahl. Der Film „Operation Spring“, in dem Ute Bock diese eigentlich ungeheure Behauptung aufstellte, hatte Rechtsberatung. „Ich hätte nie geglaubt, dass das bei uns möglich ist, dass man das Leben von jemanden so zerstört“, sagt Frau Bock. „Der eine sitzt in Stein für zehn Jahre, bei dem sollen die zweieinhalb Kilo herunter gekommen sein. Ein anderer für acht Jahre, einer für sechs Jahre.“ 26 Tage nach dem Tode Marcus Omofumas, mehreren Protestdemonstrationen und zahllosen Mahnwachen (ein Fotoband von den Demonstrationen war erst beim Akt dabei) hatten sich 850 Beamte im Rahmen der „Operation Spring“ an der Verhaftung von über 100 Tatverdächtigen im Bereich

Drogenhandel beteiligt. Großteils afrikanische Menschen landen in Untersuchungshaft, aus der die meisten erst nach Jahren, in denen sie auf ihren Prozess warten, in Strafhaft oder in Schubhaft und dann direkt ins Ausland gehen. Auch einige Frauen waren darunter, die aber nie so prominent an die Öffentlichkeit kamen, wie einige andere Verhaftete. Als Gerichtsreporterin war ich persönlich z. B. bei einem Prozess dabei, bei der eine groß gewachsene Afrikanerin mit vielen Zöpfchen innerhalb von zwanzig Minuten drei Jahre Haft erhielt, während sie noch auf Englisch protestierte, dass kein Dolmetscher anwesend war und dass ein EntlastungsZeuge nicht eingeladen wurde. Eine andere junge hitzköpfige Frau erhielt eine Zusatzstrafe, nachdem sie mit zwei Beamten, die sie in Unterhose und Leiberl auf dem Bett in den Zangengriff nahmen, einen Wickel hatte. Die Zwanzigjährige war vor ihrer Verhaftung beim Verein Hemayat, der mit Folterüberlebenden arbeitet, in Behandlung – wie der Anwalt betonte. In dem Film „Operation Spring“, in der Regie von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber, der am 23. September in österreichischen Kinos anläuft, tauchen tiefe Zweifel an den polizeilichen Großaktionen auf. In einem trockenen, klaren Stil, in dem allein Interviewteile einander gegenüber gestellt werden, werden diese Zweifel äußerst kühl angedeutet. Die Filmema-

cherInnen enthalten sich jeglichen Kommentars, die ZuschauerInnen müssen schon selber mitdenken. Ein äußerst fotogener Doktor Lennart Binder im schwarzen Rollkragenpulli, seines Zeichens Rechtsanwalt einiger Betroffener, erklärt, dass die Anwälte keine Orginalvideos oder Orginalaudios der Observationen erhielten. „Aufgrund der Basis der Qualität der Videos und Audios sind Schuldsprüche unmöglich“, meinte er damals im Interview hoffnungsfroh. Das Gericht verließ sich auf die schriftlichen Auswertungen des eigenen Materials durch die Polizei. „Es entwickelt sich das größte Justizverfahren gegen Afrikaner in Österreich.“ (Filmzitat) Mit anonymen Zeugen und mit anonymisierten Dolmetschern. Ein Dolmetscher, der eine politische Funktion in der nigerianischen Botschaft in Deutschland innehatte, entscheidet, was aus den Abhörprotokollen übersetzt wird und was nicht. Allein im Prozess gegen Sabinus setzt Rechtsanwalt Bischof eine Stimmidentifikation durch. Das unabhängige Institut für Schallforschung hält eine Zuordnung der Stimme des Tatverdächtigen zur Stimme des Angeklagten für unmöglich. Video- und Audioaufnahmen passten sowieso schon zeitlich nicht zusammen. „In 120 Verfahren gab es alles Schuldsprüche, nur die Begründung unterscheidet sich“, sagt Rechtsanwalt Binder. „Sie waren von Anfang an auf Verurteilung angelegt.“ Insgesamt wurden mehrere Hundert Jahre Haft verteilt. ❚


an.rissarbeitwissenschaft Arbeitsmarktsituation und der schlechten Bezahlung für Frauen gesehen werden. Was Frauen verdienen, deckt oftmals gerade die Kinderbetreuungskosten. Von den Frauen, die dagegen einen Wiedereinstieg versuchen, sind nur vierzig Prozent so erfolgreich, dass sie einer voll versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen können. Ein Fünftel der Wiedereinsteigerinnen ist „nur“ geringfügig beschäftigt oder arbeitet mit freien Dienstverträgen. Ein verschwindend geringer Teil der Wiedereinsteigerinnen geht in die Selbstständigkeit; 15,5 Prozent melden sich arbeitslos und über ein Fünftel der Frauen findet sich in anderen erwerbsfernen Positionen wieder, wie z.B. in weiterer Elternkarenz, im Bezug von Hinterbliebenenrenten oder in Weiterbildungsmaßnahmen. Positive Effekte werden vor allem in weiteren Bildungsund Qualifizierungsmaßnahmen für Frauen und in der Abschaffung der Zuverdienstgrenze gesehen. svh

vortrag

Entmystifizierung Wer kennt sie nicht, die schon fast in Stein gemeißelten Sprüche wie: „Die Osterweiterung bedroht unsere Arbeitsplätze“, „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s und allen gut“ oder „Staatliches Kindergeld bringt mehr Kinder“. Der Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen, kurz BEIGEWUM, hat diese und ähnliche Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft, dabei stellte sich vieles als Mythos heraus. Die Ergebnisse sind in dem Reader „Mythen der Ökonomie. Anleitung zur geistigen Selbstverteidigung in Wirtschaftsfragen“ zusammengefasst. Am 19. September werden nun in einer zweistündigen Veranstaltung, bestehend aus Referat und anschließender Diskussion, drei dieser Mythen inhaltlich analysiert und auf deren Brauchbarkeit für frauenpolitische Strategien überprüft. Anhand der ausgesuchten Beispiele „Börse macht uns alle reich“, „Small is beautiful“ – kleine Unternehmen anstelle von Großkonzernen und „Wirtschaftswunder und Wiederaufbau: haben wir aus eigener Kraft geschafft!“ soll auch nach Möglichkeiten gesucht werden, wie die Entmystifizierung der Ökonomie aus feministischer Sicht weiter voran getrieben werden kann. Organisiert wird die Veranstaltung vom Netzwerk Women in Development Europe (WIDE) und vom Verein zur Förderung frauengerechter Verteilung ökonomischen Wissens (JOAN ROBINSON). svh Mythen der Ökonomie. Entschlüsselung aus Frauensicht: 19.9., 9-11.00, Otto-Mauer-Zentrum, 9., Währingerstr. 2-4;

mädchenprojekte

Nächste Runde Das vom WUK und SUNWORK organisierte Projekt MATADITA startet in die nächste Runde. Auch im Herbst haben Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 15 und 21 wieder die Möglichkeit, sich unter Anleitung von qualifizierten Fachfrauen und in Form von mädchengerechter Didaktik auf einen späteren Beruf vorzubereiten. Die Schwerpunkte der einjährigen Kursmaßnahme, bestehend aus Berufsvorbereitung und Berufsoriertierung, Qualifizierung und Jobfinding liegen in den Bereichen Technik, Handwerk, IT, Verkauf und Dienstleistung. Voraussetzung für eine Teilnahme ist ein positiver Hauptschulabschluss, eine Meldung beim AMS-Jugendliche, Interesse an technischen, handwerklichen und IT-Berufen und/oder Migrationshintergrund. Finanzielle Unterstützung bietet das AMS. Nächster Kursstart ist der 5. September. Der Termin für Oktober ist bei Matadita zu erfragen. svh Infos: MATADITA, T. 01/665 09 19, www.wuk.at, www.sunwork.at

wiedereinstieg

Keine Besserung Leider haben sich die Aussichten für Frauen auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg ins Erwerbsleben nach der Elternkarenz nicht verbessert. Wie aus einer Studie des AMS deutlich wird, steigen nach wie vor ein Viertel der Frauen nach der Elternkarenz nicht (wieder) ins Berufsleben ein. Ein Grund hierfür kann – neben der Angst vor der Doppelbelastung durch Kinderbetreuung und Beruf – auch in der prekären

Fo t o : M o n i ka Z a w o l i n /n e u e b i l d e r. a t

Infos:WIDE, 1., Wohllebengasse 12-14, T. 01/317 40 31, email: wide.austria@magnet .at

neues projekt

be gender süd Auf der Grundlage der Forschungsstudie „be gender“, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde – die anschläge berichteten im März – entstand in der Südsteiermark ein neues Projekt. Da aus dieser Studie, die sich intensiv mit der Lebens- und Arbeitssituation von Frauen und Männern mit Behinderungen beschäftigt hat, besonders hervorging, dass Frauen bei der Arbeitsplatzsuche weniger Unterstützung erhalten als Männer, wurde nun im Auftrag des Bundessozialamtes der Steiermark in den Bezirken Leibnitz und Radkersburg ein Zentrum für Frauen mit Behinderungen eingerichtet. Das neue Büro in Leibnitz dient als Schnittstelle zwischen Frauen mit Behinderungen, ihren BetreuerInnen und unterschiedlichen lokalen Einrichtungen. Mit Frauengruppen, Veranstaltungsreihen, Workshops und auch überregionalen Kooperationen sollen die Frauen die notwendige Unterstützung erhalten. Auch das neue Projekt „be gender süd“ wird von einer Forschungsstudie begleitet. „Die Ergebnisse der Forschung und die Erfahrungen aus dem Umsetzungsprojekt werden zu einem Modell für strukturverändernde Empowermentstrategien zusammenfließen“, so Sonja Karel, Koordinatorin der Studie. svh september 2005an.schläge 21


Fo t o : A r c h i v

wissenschaftforum

Mütterchen Russland?! Wie verträgt sich das „Mütterchen“ mit dem Feminismus in Russland? Irene Zavarsky skizziert ein Frauenbild auf seine gesellschaftspolitischen Konsequenzen hin.

Irene Zavarsky schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema „Frauenbewegung

Russische Frauenbilder, im besonderen die zentrale Bedeutung von „Mütterlichkeit“, wirken für „westliche“ Feministinnen nicht immer schlüssig. Zavarskys Untersuchung über die historischen Wurzeln von emanzipatorischen Bewegungen in Russland will die Geschichte hinter der post-sowjetischen Genderpolitik beleuchten.

und Frauenbilder in Russland im Wandel der Zeit“ im Herbst 2004 am Wiener Institut für Politikwissenschaft und arbeitet derzeit an ihrer Dissertation.

22 an.schlägeseptember 2005

Propaganda Ökonomie. Die in der Sowjetunion und Russland propagierten Frauenbilder passten sich jeweils der politischen und ökonomischen Situati-

on an. Der Zusammenhang zwischen offizieller Ideologie und propagiertem Frauenbild war während der Sowjetzeit besonders leicht herzustellen, da alle Medien staatlich kontrolliert waren und ziemlich eindeutig erkennbar offizielle Ideologie zu transportieren vermochten. Die Frauenbilder bewegten sich meist in einer Arbeiterin-Mutter-Hausfrau Triade: je nach ökonomischer Situation wurde die Rolle der Frau als Arbeiterin und Mutter oder als Mutter und Hausfrau propagiert. Selbst im „homogen“ konzipierten Staatssozia-

lismus lassen sich unterschiedliche Phasen der Imaginierung von Frauen ausmachen, die unterschiedlichen politisch-ideologischen Zwecken dienstbar gemacht wurden. Der emanzipatorische Anspruch des Kommunismus konnte den Realitäten des Sowjetsystems kaum standhalten. Russische Familiengeschichte. Nach der Revolution von 1917 und der Machtübernahme durch die Bolschewiki galt es, Frauen von der traditionalistischen, patriarchalen Kleinfamilienstruktur zu befreien. Dies hatte zunächst ideologi-


forumwissenschaft sche Gründe, die in Opposition zur patriarchalen Unterwerfung der Frauen unter männliche Familienoberhäupter standen. In der Struktur des sowjetischen Staates wurde die Funktion des patriarchalen Familienoberhauptes daher rasch vom Staat beziehungsweise der Kommunistischen Partei übernommen („Staatspatriarchalismus“). Die Figur des Familienvaters wurde aus der Familie politisch-ideologisch verdrängt und diese Rolle vom Staat – in der Zeit unter Stalin öffentlichkeitswirksam personifiziert im Bild von „Väterchen Stalin“ – eingenommen. Mutterschaft war keine Privatsache mehr, sondern eine soziale Aufgabe der Frau für die sowjetische Gesellschaft. Daher lag es in der Verantwortung des Staates (und nicht der Väter), Mütter zu unterstützen und den weiblichen Körper als Produktionsmittel zu schützen. Bereits in den 1930er-Jahren rückte die traditionelle Kleinfamilie als „demographischer Kern der Gesellschaft, als kleinste Einheit des russischen Staates“, wie Elena Meshcherkina bemerkt, wieder vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während zuvor die weibliche Unabhängigkeit von der Familie und vom Haushalt propagiert wurde, war die Familien- und Sozialgesetzgebung in den 1930er-Jahren darauf bedacht, die Rolle der Frau als Mutter und Hausfrau wieder zu festigen. Das Private ist politisch? Gleichzeitig führten der Totalitarismus der politischen Herrschaft und die Kontrolle über fast alle Lebensbereiche zu einer ungeheuren Aufladung der Privatheit. Die Familie wurde zum Rückzugsort gegenüber einer alle Lebensbereiche umfassenden Staatsmacht. Sie wurde zum Ort für verborgene, egoistische Wünsche, zum Ort, an dem die Menschen nicht für das Kollektiv funktionieren mussten, zum Hort der Freiheit gegenüber dem Staat, der das Individuum in all seinen Facetten kontrollieren und gestalten wollte. Diese Entwicklung war vom Staat nicht intendiert. Der Versuch, durch verstärkte Kontrolle und Spitzelei dem entgegenzuwirken, schweißte Familienbande nur noch enger zusammen. Die Familie als annähernd geschützter Bereich vor den direkten Eingriffen des Staates wurde auch zum Ort des Wi-

derstands: „In der russischen Küche entstand die zweite Öffentlichkeit, die eine Gegenöffentlichkeit zur staatlich regulierten und zur Machterhaltung funktionalisierten Öffentlichkeit der kommunistischen Partei darstellte“ so Martina Ritter. Da die staatliche Öffentlichkeit als „politische“ Öffentlichkeit verstanden wurde, wird auch klar, warum der Slogan der westlichen Frauenbewegung „das Private ist politisch“ im russischen Kontext auf Ablehnung stieß. Durch die Regelung beinahe aller Lebensbereiche durch den Staat wurde die Familie zu einem der wenigen Orte, in dem „das Individuum seine Gestaltungskraft als kreatives und entscheidungsfähiges Subjekt erfahren konnte“. Mama ist die Beste! In dieser privaten Welt, in der Ehrlichkeit und Nähe gesucht wurden, herrschte traditionell die Mutter, deren Macht durch die Totalität politischer Willkür noch weiter aufgeladen wurde. Durch diese symbolische Aufgeladenheit wird „Die Mutter“ zur allmächtigen Gestalt, die sich mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Überforderungen und Rollenbildern konfrontiert sieht: Arbeiterin, Kommunistin, Mutter, umsorgende Partnerin, Genossin, Hausfrau etc. „Der Mutter“ wird die Macht zugestanden, Beziehungen und Personen zu beeinflussen und zu gestalten. Dies betrifft hauptsächlich Männer: Söhne und Ehemänner. Ritter meint dazu: „Pointiert könnte man sagen, jeder russische Mann ist der Sohn, der Kronprinz einer omnipotent sich gebärdenden Mutter, die sein Leben zumindest tendenziell bestimmt oder versucht zu bestimmen.“ Scheidungsfrosch. Die wenigsten Frauen können diese Macht, die ihnen zugesprochen wird – als Oberhaupt der Familie, das sie faktisch meist sind – zur Stabilisierung ihres Selbstbewusstseins nutzen. Sie verstehen sich selbst als Lückenbüßerinnen der „männlichen Versager“, hoffen auf Veränderung, träumen von der Verantwortung befreit zu werden und warten auf den Märchenprinzen, der nebst gewaltigem Verehrungspotential auch noch über unermessliche Reichtümer verfü-

gen sollte. Da sich die Prinzen nach dem erfolgreichen Balzritual oft schnell wieder in Frösche verwandeln, werden viele Ehen in Russland auf Initiative der Frauen geschieden. Sie sind der Ansicht, dass ihr Leben ohne Männer schon kompliziert genug ist, da sie den Großteil der Verantwortung für Familie und Kinder tragen und nebenbei noch erwerbstätig sind. Mit dem Ehemann zusammen zu leben, bedeutet für viele Frauen keine Unterstützung, sondern einen Mehraufwand im Haushalt. In vielen Fällen kommt zu den Alltagsproblemen noch das Problem häuslicher Gewalt und des Alkoholismus hinzu. „Women are continually disappointed by men, something which can result in a mother relinquishing her child if she does not have sufficient support, or can lead to single motherhood. This is not surprising, given that the Soviet state had usurped the role of men in the private sphere to such an extent that it had all but ceased to exist. The retreat of the state, meanwhile, though it may have contributed to raising women’s expectations, has not had an immediate impact on male behaviour“1 bestätigt die Soziologin Olga Issoupova.

1 „Frauen werden kontinuierlich von den Männern enttäuscht. Das kann

Unbedingte Mütterlichkeit.Trotzdem bleibt „Mütterlichkeit“ und Familie auch für frauenpolitisch-engagierte Frauen ein inhärenter Bestandteil von Weiblichkeit. Elena Zärtlich, eine Aktivistin einer lesbisch/feministischen Gruppe aus Moskau, beschreibt die Zugänge zum Thema „Mütterlichkeit“ in der Moskauer feministischen Szene folgendermaßen: „Aber nur sehr wenige wagen es die mütterlichen Tugenden abzulehnen, es ist zu riskant. Man wird sofort als egoistisch, als männlich bezeichnet und aus der politischen Szene schrittweise ausgeschlossen. [...] Also mütterliche Funktionen werden von Feministinnen auch kaum abgelehnt. Also Mütterlichkeit, Mütterlichkeit unbedingt.“ Die Vehemenz, mit der beispielsweise die Selbstverständlichkeit der Mutterrolle von Frauen in der westeuropäischen und US-amerikanischen Frauenbewegung in Frage gestellt wurde/wird, wäre für Russland selbst zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar. ❚

dazu führen, dass eine Mutter ihr Kind hergibt, weil sie nicht ausreichend Unterstützung bekommt. Oder sie ist dann Alleinerzieherin. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass sich der Sowjetstaat die Rolle des Mannes in der Privatsphäre soweit zu eigen gemacht hat, dass diese praktisch aufgehört hat zu existieren. Der Rückzug des Staates indessen hatte keine unmittelbare Auswirkung auf männliches Verhalten, obwohl er dazu beigetragen haben mag, dass sich die Erwartungen der Frauen erhöht haben.“

Literatur:

Sarah Ashwin (Edt.): Gender, State and Society in Soviet and Post-Soviet Russia. Routledge, 2000

Martina Ritter (Hrg.): Zivilgesellschaft und Gender-Politik in Russland. Campus, 2001

september 2005an.schläge 23


an.sage

Die grüne Mark rappt Am 2. Oktober sind in der Steiermark Landtagswahlen. Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne), Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ) und Barbara Gross (SPÖ) standen den an.schlägen in einem Wordrap Rede und Antwort.

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.

Grüne – Ingrid Lechner-Sonnek

KPÖ – Claudia Klimt-Weithaler

SPÖ – Barbara Gross

Radikalfeministin: Feministische Politik muss an der Wurzel von Ungleichbehandlung ansetzen

Radikalfeministin: Radikal im Sinne von rücksichtslos ist nie, Feministin immer gut!

Radikalfeministin: Eine Wortschöpfung, die von Menschen verwendet wird, die den Feminismus noch immer nicht verstehen!

DienstleistungsnomadInnen: Alle Menschen sollten ein Recht auf bezahlte Arbeit haben, von der sie auch leben können.

DienstleistungsnomadInnen: Waren früher die Männer auf der „Stör“, ziehen jetzt Frauen im Dienstleistungsbereich zu Niedrigstlöhnen von Land zu Land.

Streichelzoo: Kenn ich erst, seit ich selbst Mutter von zwei Töchtern bin

Streichelzoo: Gut gemeint für Kinder, aber ein enormer Stress für die betroffenen Tiere ...

DienstleistungsnomadInnen: ...sind sicher kein großes Problem. Streichelzoo: Ich mag Zoos nicht so gerne, wer ist schon gerne eingesperrt und den Blicken (und Berührungen) anderer ausgeliefert? Schutzzonen: Frauenhäuser - leider ist diese wichtige Institution in der Steiermark gefährdet.

Schutzzonen: Notwendig – für Frauen und Jugendliche, die bestimmten Gefahren wie z.B. Gewalt oder Drogen ausgesetzt sind.

Schutzzonen: Wichtig!

Alternative Befruchtung: warum nicht? Alternative Befruchtung: Body to body, skin to skin oder wie auch immer mann/frau will

Einkommensschere: ein Skandal, dass sie immer weiter auseinandergeht - hier besteht großer politischer Handlungsbedarf!

Einkommensschere: ... ist in Österreich viel zu groß! Gezielte Arbeitsmarktpolitik und ein flächendeckender Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen sind deshalb notwendig.

Einkommensschere: Muss kleiner werden!!!!

Katholischer Fundamentalismus: Fundamentalismus egal welcher Ausprägung schafft Probleme.

Katholischer Fundamentalismus: Krenn und Groer

Sturm Graz oder GAK: Schön, dass es zwei erfolgreiche Fußballklubs in Graz gibt und die Leute daher immer etwas zu diskutieren haben!

Alternative Befruchtung: Ein enormer Stress für Frauen mit Kinderwunsch.

Katholischer Fundamentalismus: ... ist einengend und lebensfeindlich wie jeder Fundamentalismus.

Sturm Graz oder GAK: Ich würd gern vielen Spielern dieser Mannschaften möglichst lange bei der Europameisterschaft zusehen können!

Sturm Graz oder GAK: Ich wünsche beiden steirischen Mannschaften alles Gute!

Asylmissbrauch: ...ist, dass AsylwerberInnen oft kollektiv Straffälligkeit und Schmarotzertum unterstellt wird

Asylmissbrauch: Kein Mensch ist illegal.

Asylmissbrauch: Menschen, die zu uns kommen, tun dies meist nicht freiwillig, sondern weil ihnen die Lebensgrundlage fehlt.

Kuli oder Apfel: Kommt drauf an, ob ich schreiben oder zubeißen will!

Kuli oder Apfel: Möcht ich beides nicht missen, aber Kuli brauch ich eindeutig öfter!

Kuli oder Apfel: Kulis liegen immer auf meinem Schreibtisch und sind meist schwarz, Äpfel liegen daneben und sind meistens rot. ❚

24 an.schlägeseptember 2005


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Initiativen fördern, die Frauen fördern

PolitikerInnen wählen, die Frauen fördern!

D i e G r ü n e n Fr a u e n Wi e n D i e fe m i n i s t i s c h e Opposition Lindeng. 40, 1070 Wien, : 521 25/234 gruene.frauen.wien@ gruene.at http://wien.gruene.at/ frauenorganisation/


an.undfürsich SP-politik asyl

israel

Freundschaft kündigen

Ein bisserl Land

Liebe SPÖ-PolitikerInnen, Als potenzielle Wählerinnen Ihrer Partei haben Sie uns nachhaltig enttäuscht. Im Zuge der Recherchen zur Situation von hier lebenden Asylsuchenden für einen Artikel in den Juli-August-an.schlägen haben uns die Umstände, unter denen die Menschen hier in Österreich leben müssen, sehr betroffen und wütend gemacht. Naiverweise hätten wir uns vorstellen können, dass es auch in Ihrer Partei Menschen gibt, die sich für das Schicksal der auf eine Entscheidung Wartenden interessieren. Wütend und betroffen waren wir deshalb auch, als wir nach Redaktionsschluss von Ihrer Entscheidung erfahren haben, für das Gesetz zu stimmen. Für uns ist es kein Zeichen von Stärke oder politischem Gestaltungswillen einem behaupteten rassistischen Mainstream zu folgen. Vielmehr hätten wir uns ein Kontra zur aktuellen blau-schwarz-orangen Gesetzesflut, die menschenunwürdige Bedingungen schafft und Rassismus fördert, erwartet. Als größte Partei Österreichs hätten Sie die Möglichkeit, diesen Mainstream antirassistisch zu prägen. Wir verlangen von Ihnen nichts weniger, als dass Sie Ihre politische Macht nutzen! Wir fordern Sie auf NGOs, die im Asylbereich arbeiten, zu unterstützen und alternative Gesetzesvorschläge zu bieten, anstatt sich blau-schwarz-orangen Gesellschaftsdeutungen willfährig zu fügen! Oder sind es gar Ihre eigenen? Erzählen Sie uns keinen Lavendel, wir haben die Undinger von Gesetzen gelesen und erwarten nun von Ihnen keine Stellungnahmen, sondern aktives Engagement, also eine Änderung ihres politischen Kurses!

Nachdem nun mit der Zwangsräumung der jüdischen Siedlungen im Gazastreifen begonnen wurde, werden die Herren Journalisten und Spezialisten nicht müde, ihre Weisheiten der Menschheit zu verkünden. Immer wieder ist es erstaunlich, wie viele „Nahostexperten“ es doch gibt. Aber findet sich darunter eine Frau, die sich in den Gazetten und so seriösen Tageszeitungen als allwissende Expertin aufspielt? Auch unter den Lesern findet sich eine Vielzahl selbsternannter Experten. Besonders interessant ist das „derStandard“-Forum vom 17.8. Auf eine kurze Meldung, dass sich eine Israelin aus Protest gegen die drohende Räumung selbst mit Benzin übergossen und angezündet hat, waren die selbsternannten Herren Besserwisser und Lageeinschätzer unter den Forums-Postern in ihren Bemerkungen nicht zu stoppen. Wegen „ein bisserl Land“ zünde man sich doch nicht gleich an, stand da zu lesen. Die Gaza-Problematik ist ein komplexes Thema und soviel sei den Herren versichert, wer zu solch einem drastischen Mittel greift, sich selbst anzuzünden, macht das sicher nicht nur wegen „ein bisserl Land“. Die Menschen in dieser Region befinden sich seit Jahren in einer emotionalen und existenziellen Ausnahmesituation. Die Frage der „Schuld“ an dieser Situation ist, ob der vielen Aspekte des Themas, nahezu unbeantwortbar. Sowohl auf israelischer, als auch auf palästinensischer Seite. Aber um zweitere geht es dieserorts sowieso meist nur in Verbindung mit Terroranschlägen. Sich hier aus einer sicheren, österreichischen Bierzeltatmosphäre heraus ein Urteil zu erlauben, ist ein unglaublicher Zynismus, aber leider an der Tagesordnung.

Liebe Grüße, „Freundschaft?!?“, Martina Madner und Katharina Nagele

Daniela Fohn

An dieser Stelle sollen künftig an.schläge-Mitarbeiterinnen und Leserinnen Platz bekommen, um das aktuelle politische, kulturelle, gesellschaftliche Geschehen aus feministischer Sicht zu kommentieren. Wir sind schon sehr gespannt auf alle eure Themen-Vorschläge! T.01/920 16 76 bzw. redaktion@anschlaege.at

september 2005an.schläge 27


Fo t o s : M i r i a m G o l d b e r g , T h e o L i e d e r

tanztherapie

Eifersucht bis zum Schluss Tanztherapie im Wiener Maimonides-Zentrum, dem jüdischen Altersheim, ist direkte Kommunikationsarbeit. Aber auch in Chile bemühen sich Betreuerinnen um die Überlebenden des Holocausts. Von Kerstin Kellermann Ein immanenter Leistungsdruck ist nicht das einzige Risiko erfolgreicher Tanztherapie: „Manchmal artet es ganz schnell in so eine Art Karl Moik Show aus, in einen Musikantenstadl“, lacht Lily. „In eine Form von Zwangsbeglückung. Heute ist Frühjahr, wir sind alle glücklich, hallelujah.“ Die Tanztherapeutin Lily Gerold arbeitet seit sieben Jahren im jüdischen Altersheim, dem Wiener Maimonides-Zentrum mit 150 BewohnerInnen. Sie betreut hauptsächlich Frauen. Ist es nicht der Sinn der Übung, dass die alten Menschen gut drauf sind? „Schon, aber wie ist der Weg dahin?“, hinterfragt Lily. „Die eigentliche Arbeit besteht darin heraus zu finden, wo diese Menschen überhaupt stehen. Wenn einer traurig ist, darf er traurig sein, wenn eine nicht mehr will, darf sie nicht mehr wollen. Sehr wichtig ist es sich Zeit zu nehmen und zu schauen, was überhaupt da ist und das dann aufgehen zu lassen.“ Emotionen müssen sich entwickeln dürfen. Wenn das Thema z.B. die Schwäche des Körpers ist, dann wird dem einmal Zeit gegeben. Die eine hat es mit der Schulter, der andere mit den Füßen. Wie fühlt 28 an.schlägeseptember 2005

man sich, wenn man hinfällt? „Diese Gefühle haben in unserer Gesellschaft viel mit Schwäche zu tun. Man ist im Wege – aber wie fühlt man sich dabei? Die Schwierigkeit besteht darin, sich damit anzufreunden, dass man Vieles gemacht oder geschenkt bekommt“, erklärt Lily. „Wenn es sich um so regressive, allgemeine Menschen-Themen wie Heimat oder Mutter dreht, holen wir alte Lieder hervor, damit die Beziehung wieder ein Stück angeknüpft wird. An die Erinnerung an die Kindheit, denn sich schwach fühlen und Kindheit hängen zusammen.“ Nach dem Ausleben dieser Emotionen folgen bald wieder Aktionen, die Schlager, die Tänze. „Die angeblich Schwachen packen die Schatzkiste aus und bringen mir kompetent bei, was vor circa 100 Jahren in Mode war – ihre Lieder, Erinnerungen und Geschichten.“ Salz des Lebens. Einmal die Woche besuchen zwischen acht und fünfzehn Leute die Tanztherapie, zumeist welche aus der Tagesstätte. Ein Herr kreuzte, bis er 100 Jahre alt war, immer selbstständig mit der Straßenbahn auf. Inzwischen lässt er sich mit dem Rollstuhl herum

schieben und ist 102. „Lieder über Liebe und Leid sind einfach das Salz des Lebens. Da können sie sich einklinken. Die sind eifersüchtig bis zum Schluss, wenn man sie lässt, wenn sie nicht mit Medikamenten beruhigt werden“, erzählt Lily, die die Menschen in ihrer emotionalen Kompetenz ernst nimmt. In der Fachsprache nennt sich dieser Vorgang „Validierung“ oder „Validation“. Lily betreut viele vergessliche Alzheimer-PatientInnen, die immer dieselben Lieder hören wollen, oder die gleichen Sätze sagen, die Schlüsselsätze zu ihrer Erlebniswelt sind und die entschlüsselt werden müssen, um ihnen inneren Frieden zu ermöglichen. „Viele menschliche Geschichten haben nichts mit Nationalität oder Religion zu tun, sondern mehr mit Verletzungen und Kränkungen aus dem Familienkontext. Die werden dann oft als Verbot wieder gegeben“, meint Lily. „Wenn man direkt mit dem Gefühl der Kränkung in Kontakt tritt, geht der Stachel verloren.“ Alzheimer PatientInnen hätten oft ein sehr direktes Gefühl für die Emotionen, die im Raum stehen. Wenn im jüdischen Altersheim Holocaust-Themen angesprochen werden, sind die PatientInnen voll da. Bei dem


therapietanz

ein schreckliches Schicksal klingt, selbst für Alzheimer-PatientInnen. „Wenn die im Rollstuhl plötzlich aufstehen und tanzen wollen, rinnt mir der Schweiß herunter. Dass die so zum Leben erweckt werden! Der Sinn ist, dass sie sich sozial wieder füreinander interessieren, sich helfen, stützen, miteinander plaudern. Raum für Interaktionen entsteht, auch für Kritik. Bewegung ist emotional, ist innerlich. Bewegung bedeutet einfach Verbindungen schaffen.“ Walzer, alte Schlager wie Donna Clara, englische Lieder wie „You are the Sunshine“, aber auch viel Wiener und Dinge, die wir nicht verstehen. Lily Gerold lernt aus dem Umgang mit den Überle- Heurigen-Lieder werden gesungen. „Ich benden. „Das Gebot, du sollst Vater und bin ja heut so verliebt“, ist das LieblingsMutter ehren, ist mir dort aufgegangen. lied von Frau J. „Die ganzen AbschiedsIn ihrer so genannten Verwirrung geben lieder und das Thema Alleinsein sind sie so viel Liebe und Zärtlichkeit ab. Wir sehr wichtig. Das Schlimmste ist, wenn die Kinder schon gestorben sind. Es Wachen sollten lernen mit Dingen, die geht aber auch darum heraus zu arbeiwir nicht verstehen, gut umzugehen. ten, was das Schöne an dem Leben war. Sterben fällt leichter, wenn mit einem vorher noch mal gut umgegangen wur- Das Glückliche in Erinnerung zu bringen. Denn der Schmerz allein macht so de. Das soziale Umfeld bleibt bis zum eng, so armselig.“ Lily hat nicht nur die letzten Augenblick total wichtig.“ Lily Tanztherapie-Ausbildung, sie macht macht eine Bewegung, als ob sie jeauch Psychodrama, wobei Probleme in mand in den Armen halten würde, um einem Drama inszeniert werden, ähnzu zeigen, was sie meint. „Man muss lich einem Theaterspiel. „Wir wollen imdem Raum geben, was der Mensch in seiner Fülle in sich trägt. Ich bin in mei- mer nur glücklich sein und das finde ich verwegen, denn zum Leben gehört alner Arbeit privilegiert, da Kunst Herles, die ganze Palette, die ganze Platte“, zenssache ist“, sagt Lily. Manchmal erresümiert die engagierte Akkordeoniwischt es sie voll, wenn eine stirbt, zu stin. der sie eine Beziehung aufgebaut hat. „Wir selbst stehen ganz viel in Beziehungen. Unser Name wird ganz oft ge- Brücke zur neuen Heimat. Die Sängerin Mirrufen. Es ist ganz wichtig sie zu rufen, in jam Silber würde heuer sehr gerne wieAktion zu holen. Wenn man nicht geru- der ins jüdische Altersheim nach Sanfen wird, kann man seinen Namen vertiago de Chile reisen, wo österreichische gessen!“, betont Lily. Was wirklich wie Überlebende des Holocaust leben. 2004 Lied „Mein Städtele Belz“ z.B. kommen Erinnerungen hoch, da wird dann mit einer „unglaublichen Klarheit“ erzählt. „Gestern beim Vortrag über den Holocaust hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Ich habe ja nur mit mir selber gesprochen, sagte eine Alzheimerin, nachdem ihr Flüstern beanstandet worden war“, lacht Lily, die mit ihrem strahlenden Gesicht und ihrer schmalen, muskulösen Figur fünfzehn Jahre jünger als ihr wirkliches Alter aussieht, das hier nicht verraten wird.

mit ihrer Band „Scholem Alejchem“ mit Unterstützung des österreichischen Außenministeriums für Konzerte und Workshops in Chile, war sie zutiefst berührt von der Begegnung mit den Menschen, denen durch die Musik, die sie in ihr Elternhaus zurück versetzte, das Herz aufging. Die chilenische Psychotherapeutin Heidi Behn, die zwischen Santiago und Wien, wo sie im Verein Hemayat Folterüberlebende betreut, pendelt, schreibt in einer email: „Seit Juni 2000 arbeitete ich in der Villa Israel in Santiago de Chile im Team der Rehabilitationsabteilung mit jüdischen Überlebenden, die ‚damals’ aus Osteuropa nach Chile geflüchtet sind. Sie sprechen rumänisch, polnisch, jiddisch, deutsch, ungarisch ... und natürlich spanisch. Sie vermitteln mir eine sehr ambivalente Beziehung zu ihrem Herkunftsort. Viel Trauer, Schmerz, Wut, Angst und oft eine große Sehnsucht nach der Welt ihrer Kindheit: die Tradition, die Lieder, die Synagoge, die Speisen, die Sprache, die Straße, das Haus ... Aus diesem Erleben entstand der Gedanke einer kulturellen Brücke zwischen der alten und der neuen Heimat. Ich knüpfe dort an, wo der Weg ‚unterbrochen’ wurde, an den Lichtseiten, den guten Anteilen voller Wärme und schönen Erinnerungen. Der Lebenskreis schließt sich dort, wo er begonnen hat: im Elternhaus. Die Eltern werden ihnen die Hand zum Hinübergehen reichen.“ Scholem Alejchem will den Überlebenden die Lieder und Musik ihrer Kindheit vorspielen. Bleibt zu hoffen, dass es dieses Jahr wieder klappt mit der finanziellen Unterstützung. ❚ september 2005an.schläge 29


kulturan.riss Act.Against.Racism. Das Afrikanet wurde als erstes Internetportal für Menschen afrikanischer Herkunft in Österreich und die feministische Zeitschrift Frauensolidarität für ihr Engagement gegen Sexismus und Rassismus ausgezeichnet. „Migration@EU“, ein Projekt des Linzer Radiosenders FRO, das über Migration, Asyl und Integration in der EU informiert – die Beiträge sind unter CBA (cba.fro.at) downloadbar – wurde mit „besonderer Anerkennung“ bedacht. Ebenfalls unter den PreisträgerInnen: „Art in Migration“, die spektakuläre Kunstzeitschrift, die erstmals im Rahmen von SOHO in Ottakring erschienen ist und für einen transkulturellen Beitrag abseits des kulturellen Mainstreams sorgt. „Damit scheint auch das Erscheinen von Nummer drei gesichert“, freut sich Art-in-Migration-Redakteurin Karel Young. Und die KolporteurInnen können Ende dieses Jahres die neue Zeitschrift um 2 Euro feilbieten. mad Fo t o : D ra m a Wi e n

www.gfk-ooe.at/ikp05/ikp.htm

filmkunst

theater

Leinwandatmosphären

Irreale Welt

Cinemagic und jugendwien zeigen dieses Jahr im Rahmen von Gaffa, dem 3. Internationalen Filmfestival für junge Leute, vierzehn aktuelle Produktionen zum Thema Jugendfilm. Auffallend viele Wettbewerbsbeiträge von Regisseurinnen stellen sich vom 23.-30. September der siebenköpfigen Jugendjury des Festivals und buhlen um die Preise bester Film und beste/r Schauspieler/in. Darunter der schwedische Beitrag von Lena Koppel mit „Bombay Calling“, in dem es um die Identitätssuche einer jungen Schwedin geht, die durch Zufall auf den Brief ihrer biologischen Mutter aus Indien stößt. Die Belgierin Geneviève Mersch wiederum zeigt mit dem Drama „Ich wollte immer eine Heilige sein“ die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens anhand der 17jährigen Norah auf, die sich seit ihrer frühesten Kindheit für das plötzliche Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich fühlt. Auch der Eröffnungsfilm Jargo, der in Island geborenen Regisseurin Maria Sorun Sigurdardottir, kreist um die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens und die Alltagssituationen junger Leute. Weitere tolle Beiträge kommen auch aus Israel und der Schweiz. In Anschluss an die Vorführungen besteht zudem die verlockende Aussicht mit RegisseurInnen und HauptdarstellerInnen über ihre Arbeit zu diskutieren. s-r

Ein Mann, einsam, um die vierzig, kommuniziert mit seiner Umwelt ausschließlich über elektronischem Weg, bis ihm eines Tages die junge Schauspielerin Erika erscheint. So der kurze Inhalt der neuen Produktion der freien Theatergruppe Drama Wien, die von 15.9.-1.10. im dietheater Konzerthaus in Wien zu sehen sein wird. In Zeiten von zahlreichen Internetchats und Singleportalen wird es den Menschen immer leichter gemacht, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten, ohne ihre Wohnung zu verlassen. Diese Form der virtuellen Geselligkeit nährt aber auch die Einsamkeit, die vor allem in der Anonymität der Großstädte ein immer größeres Problem wird. Die Produktion „In Liebe: Künstlich“ beschäftigt sich vor allem mit dem Begriffspaar Medienwelt-Privatheit und weist auf die Medien hin, die in das Privateste der Menschen eindringen und sich quotenmäßig aus ihnen nähren. Fremde Geschichten und Nachrichten täuschen die Menschen über ihre eigene, vielleicht nicht so spektakuläre Existenz hinweg, indem sie sich in diese irreale Welt entführen lassen. Unter der Regie von Jeannette A. Krinner, die gemeinsam mit der Hauptdarstellerin Antje Hochholdinger (Erika) auch für den Text verantwortlich zeichnet, versucht das Stück diesen gesellschaftlichen Phänomenen nachzuspüren. Drama Wien wurde 1991 gegründet. Die szenische Collage rund um menschliche Befindlichkeiten und der Mensch mit seinen unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten sind Zentrum der zahlreichen Arbeiten der freien Theatergruppe. DF

23.-30.9., wienXtra-cinemagic, 1., Friedrichstr. 4, T. 01/586 43 03, www.gaffa-filmfestival.at

ausstellung

Melancholie ist Luxus

15.9.-1.10., die theater Konzerthaus, 3., Lothringer Str. 20, T. 01/587 05 04, www.dietheater.at

interkulturpreis

Ausgezeichnet Gleich fünf Projekte dürfen sich über den Interkulturpreis 2005 von der Gesellschaft für Kulturpolitik der SP-Oberösterreich und der Volkshilfe Flüchtlingsbetreuung, der am 7.10. im Rahmen des Interkulturfestes verliehen wird, freuen: Die interkulturelle Medienwerkstatt Pangea erhielt den mit 2.000 bzw. 2.500 Euro dotierten Preis für die Workshopreihe 30 an.schlägeseptember 2005

In ihrer neuesten Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse in Wien, präsentiert die Künstlerin Ingeborg G. Pluhar die Fortführung ihrer vor ungefähr 30 Jahren begonnen Arbeit „Funde“. Sammelte die diplomierte Bildhauerin, die unter anderem bei Fritz Wotruba studiert hat, anfänglich Motive aus trivialem Bildmaterial, die sie einfach auf weißes Papier klebte, wurden in weiteren Arbeiten die Motive grafisch verfremdet, oder die gegenständlichen Teile der ausgesuchten Bildmotive so ausgeschnitten, dass sich eine Art Schattenoptik ergab. Mit den „Private Finds“ ist die Arbeit Pluhars nun in eine weitere Entwicklungsphase getreten. Direkt an die ganz frühen „Funde“ anschließend, werden die Bildmotive nun fotografisch erarbeitet und


an.risskultur digital auf grundiertes Leinen gedruckt. Und da man längst begriffen hat, dass die Fotomotive nicht mehr gemalt werden müssen, dass so ein fotografischer FUND, dieses rasch, vielleicht nur durch irgendeine Handbewegung während des Abdrückens mit der Kamera eingefangene Motiv selbst schon das Ergebnis sein kann, entsteht ein nicht mehr wie vor Jahren aus bereits Vorhandenem mit der Schere eliminiertes Rechteck, sondern etwas kurz zuvor noch gar nicht sichtbar Existierendes, ein „PRIVATE FIND“!“ so Pluhar selbst. Im Rahmen der von 8.9.-8.10. dauernden Ausstellung, wird die Künstlerin, die auch schriftstellerisch tätig ist, am 23.9. aus ihrem 2002 im Mandelbaumverlag erschienen Buch „Paradox“ lesen. Danach findet ein Künstlerinnengespräch mit Hemma Schmutz, der Direktorin des Salzburger Kunstvereins statt. DF

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t

heim.spiel

8.9.-8.10., Kunsthalle Exnergasse, 9., Währingerstr. 59, www.wuk.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00

Eva Steinheimer

Fo t o : Ka t h a r i n a O b e r l i k

Sauber!

steirischer herbst

She She Pop am Lagerfeuer Die Anonymität in der Großstadt ist Thema der neuesten Produktion von She She Pop, die heuer im Rahmen des steirischen Herbstes im Grazer Schlossberg zu sehen sein wird. Fragen nach der Möglichkeit von Gemeinschaft, Zusammensein und Besinnlichkeit in der postindustriellen Stadt, sowie nach neuen Formen von Gemeinschaft sind zentrales Thema der Inszenierung von „Lagerfeuer“. Nicht ohne Grund ist es vielen KünstlerInnen heutzutage ein Anliegen, sich mit den immer stärker werdenden Formen gesellschaftlicher Vereinsamung im urbanen Raum auseinander zu setzen (siehe dazu auch die Produktion von Drama Wien: „In Liebe: Künstlich“). Der Versuch Lösungen und neue Möglichkeiten menschlicher Zusammengehörigkeit zu finden, sind zu einem wichtigen Thema geworden. Wir leben mit und vor unseren Computern. Für viele ist die Arbeit der einzige Ort geworden, an dem sie Menschen, jenseits des virtuellen Raums und der U-Bahn, treffen. Keine Zeit für Lagerfeuerromantik heutzutage. Oder doch? DF

Die Septemberglosse hat immer die Besonderheit, dass ich sie im Hochsommer schreibe, während, wenn sie dann gelesen wird, der Herbst vor der Türe steht. Manchmal zwar nicht vom Wetter her, aber der Alltag geht nach Schulbeginn wieder richtig los. Lenni hat heuer das erste Mal so etwas wie Ferien, wenn wir auf Urlaub sind und die Kindergruppe zu hat. Nachher fängt ein neues Jahr an; mit neuen Kindern in der Gruppe, wo er nicht mehr der jüngste sein wird. Noch aber schwitzen wir in brütender Hitze. Während ich mit der Wasserflasche in der Hand am Sofa dahin schmelze, ist Lenni immer noch aktiv. Er baut Türme aus Polstern, springt Trampolin auf dem alten Sofa, das auf den Abtransport wartet und einstweilen einen super Spielplatz abgibt, oder er wirft sich mit Gebrüll auf mich. Zum Aufstehen bewegt er mich aber erst, wenn er schreit: „Pinkeln, Mama!“. Dann ist Eile angebracht, obwohl wir mittlerweile ein gut eingespieltes Team sind. So wie bei allen Meilensteinen, die Lenni schon hinter sich gelassen hat, war es auch beim Klogehen: erst noch völlig desinteressiert, hat es dann von einem Tag auf den anderen einfach funktioniert. Das ist praktisch für alle Beteiligten. Lenni hat nun keinen roten Popo mehr und wir sparen eine Menge Geld. Der Drogeriemarkt muss wohl bald zusperren, weil wir auch nicht mehr die sinnlosen Dinge kaufen, die wir beim Windelerwerb zusätzlich gesehen haben. Befindet Lenni sich in freier Natur, also in der Nähe eines Baumes oder Busches, pinkelt er ganz selbständig. Befindet sich der Baum oder Busch auf öffentlichem Gebiet, ernten wir entsetztes Gelaber von pikierten HundebesitzerInnen; befindet sich der Baum in einem Garten, wo wir eingeladen sind, ernten wir dann manchmal böse Blicke und werden nicht so schnell wieder eingeladen. Komplizierter gestalten sich Lokalbesuche. So wie vorhin, als wir versuchten uns im Eissalon abzukühlen. Da ging es los mit „Papa, pinkeln!“. Also ab in den Keller, Herrenklo begutachten. Dort gab‘s was Neues für Lenni, einen automatischen Händetrockner. Für ihn eher in Fönhöhe. Dann wieder rauf. Nach zwei Minuten „Lulu, Mama!“. Da er viel getrunken hatte, ließ ich mich reinlegen. Also wieder in den Keller; diesmal Damenklo. Wieder Hände trocknen. Zurück am Tisch: „Papa...!“. Also kühler wurde uns nicht gerade!

1.-3.10., 8020 Graz, Dom im Grazer Schlossberg, T. 0316/816 070, www.steirischerbst.at

september 2005an.schläge 31


krisenfest

20 Jahre LEFÖ Fo t o s : L E F Ö

1985 schlossen sich Lateinamerikanische Exilierte Frauen in Österreich zu einem Verein zusammen. Heute ist LEFÖ eine nicht mehr wegzudenkende Bildungs- und Beratungsinstitution für Migrantinnen, die um ihr finanzielles Überleben kämpft. Eine Innenansicht von Vlatka Frketic

Die Gründung von LEFÖ fiel zusammen mit dem Beginn der Rezeption bzw. der Einführung der Kategorie „Frau“ in die Migrationsforschung. Das, was MigrationsforscherInnen begannen einzufordern – den Blick auf weibliche Wanderungswege, auf die je spezifischen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in deren Herkunftsgebieten ebenso wie in ihren Ankunftsorten zu lenken (...)1 – führte LEFÖ zeitgleich als Arbeitsgrundlage ein. Der Fokus von LEFÖ war von Anfang an auf die Rechte von Migrantinnen und auf die Hintergründe und Ursachen ihrer Migration gerichtet. Fußnoten:

1 Sylvia Hahn (2000):Wie Frauen in der Migrationsgeschichte verloren gingen. In: Internationale Migration. Die globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts? Karl Husa, Christoph Parnreiter, Irene Stacher (Hg.) Brandes&Apsel Südwind. Frankfurt a.M. S. 77

2 Zu den Arbeitsbereichen mehr unter www.lefoe.at

32 an.schlägeseptember 2005

Unterstützung und Betreuung. Auch wenn LEFÖ einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, so möchte ich doch einige Arbeitsbereiche anführen und zugleich anmerken, dass LEFÖ mehr ist, als nur die Summe ihrer Arbeitsbereiche.2 Einer der Schwerpunkte von LEFÖ ist nach wie vor die Arbeit mit Migrantinnen aus Lateinamerika und deren Angehörigen. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre kamen immer mehr Migrantinnen aus anderen Herkunfts-

ländern in die Beratungsstelle, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden sind. Dies waren Frauen, die in Österreich in der Sexindustrie oder als Hausangestellte und Ehefrauen unter ausbeuterischen und sklavinnenähnlichen Bedingungen arbeiten und leben mussten. LEFÖ passte sich den migrationspolitischen und gesellschaftlichen Veränderungen an und entwarf neue Methoden und Strategien, um auch dieser Zielgruppe konkrete Unterstützung und Betreuung anbieten und sie in der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen zu können. Ein weiterer Arbeitsbereich ist das TAMPEP-Netzwerk (Transnational AIDS/STD Prevention among Migrant Prostitutes in Europe/Project). Im Rahmen von LEFÖ-TAMPEP wurde das Konzept der Kulturellen Mediation entwickelt, welches den Frauen einen geschützten Raum bietet, in dem ihre Rechte als Frauen, Migrantinnen und Sexarbeiterinnen respektiert und anerkannt werden. Nach einer zweijährigen Vorbereitungsphase, der eine mehrjährige Auseinandersetzung mit dem Phänomen Frauenhandel voranging, begann 1998

die Arbeit der Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel (IBF). LEFÖ/IBF ist nach wie vor die einzige Opferschutzeinrichtung für Betroffene von Frauenhandel in ganz Österreich. Haltungen. Das Konzept von LEFÖ ist eines der aktiven Partizipation und nicht eines der „passiven Hilfesuchenden“. Es geht darum, sich für die Rechte der betroffenen Frauen einzusetzen und sie darin zu unterstützen, ihre Rechte selbst einzufordern. Dieser Zugang ist bestimmt von einer komplexen Matrix von Herrschaftsverhältnissen und Herrschaftsstrukten, die sich auch in Haltungen und im Umgang von LEFÖ mit Sexualität im Allgemeinen und in Verknüpfung mit Arbeit wiederfinden. Beim zehnten Fortbildungsseminar von LEFÖ im Juni 2005 hob María Cristina Boidi u.a. hervor, dass Sexarbeit aus der Perspektive des Rechts auf Selbstbestimmung der Frauen betrachtet werden müsse und nicht aus der Frage nach den Gründen, aus denen die Frauen diese Tätigkeit ausüben. Sexarbeit sei keine Gewalt gegen die Frauen per se. Aber die Gewalt könne sich verschärfen, auf Grund der sozialen Marginalisierung


festkrisen und der fehlenden Anerkennung ihrer Rechte, und auf Grund rassistischer Strukturen; nicht aber wegen der Tätigkeit. Weiter seien die Sexarbeiterinnen mit Gewalt konfrontiert – ebenso wie viele Frauen in anderen Tätigkeiten, ebenso wie viele Ehefrauen – die Statistiken der Frauenhäuser sprechen für sich.3 Sexualität wird bei LEFÖ zum wahrhaftigen, gelebten Politikum. Die Verbindung von Sexualität, Migration und deren Protagonistinnen mit Arbeit bildet eine wichtige Arbeitsgrundlage von LEFÖ. Eine nicht immer gern gesehene Verknüpfung von gesellschaftspolitisch relevanten Gegebenheiten. Zumindest zwei dieser drei Aspekte werden häufig verleugnet oder ignoriert bzw. zusammengedacht im Kontext von „sex & crime“ – nicht nur von den so ungeliebten politischen EntscheidungsträgerInnen. Diese Sichtweise spiegelt sich auch in der Subventionspolitik wider – die Bewilligung von Förderungen hat viel zu tun mit der gesellschaftlichen (Nicht-)Anerkennung der jeweiligen Zielgruppen – Migrantinnen in der Sexarbeit bilden hier das Schlusslicht in der Förderkette. Gegen diese Sichtweise tritt LEFÖ seit zwanzig Jahren mit einer gezielten Öffentlichkeits- und Medienarbeit für eine Sensibilisierung von Behörden, Medien und Gesellschaft ein und bestimmt national und international die öffentliche

Diskussion zu Themen wie Frauenarbeitsmigration, Prostitution und Frauenhandel bedeutend mit. Übereifriger Rotstift. Reduzierungen von Mitteln und Kürzungen hat es im Bereich der feministischen Migrationsarbeit schon immer gegeben. In diesem Jahr haben sich politische EntscheidungsträgerInnen im Zuge der Sparund Konsolidierungspolitik in ihrer Rücknahme von sozialer Verantwortung jedoch selbst übertroffen. Die Kürzungen bzw. Streichungen von Fördergeldern im migrationspolitischen Bereich haben vor allem für jene Migrantinnen verheerende Folgen, die Angebote von Beratungsstellen in Anspruch nehmen, welche sich der gesellschafts- und arbeitsmarktpolitischen Gegebenheiten bewusst sind bzw. bei denen diese Gegebenheiten die Arbeitskonzepte grundlegend mitbestimmen. Vor allem migrantischer Selbstorganisation kommt hier die Rolle der Unterstützung, der Beratung zur Selbsthilfe und des politischen Agierens zu. Ohne Allianzen- und Netzwerkbildungen ist eine politisch wirkungsvolle Arbeit nicht möglich. Die Netzwerkarbeit – sowohl national als auch international – in den Bereichen Frauenmigration, Prostitution, Frauenhandel, illegalisierte Frauen und Frauenrechte ist für die Arbeit – und für die

Zielgruppe von LEFÖ von großer Wichtigkeit. Solidarität gefragt. Wegen der aktuellen Streichungen von Förderungen kann LEFÖ die notwendigen Arbeitsstrukturen nicht mehr aufrechterhalten. Das Beratungszentrum für Lateinamerikanerinnen wurde seit November 2004 um vierzig Beratungswochenstunden gekürzt. Seit März 2005 sind der Arbeitsbereich der Gesundheitsprävention für Migrantinnen in der Sexarbeit und die LEFÖ-Koordination reduziert. Die Öffentlichkeitsarbeit war bis Juni finanziert. Die Finanzierung für Computer- und Deutschkurse steht nur noch bis Dezember 2005. LEFÖ glaubt an ein mögliches soziales Netzwerk, um gegen Kürzungen anzugehen und hat aus diesem Grund die Spendenkampagne „1000 Frauen (und Männer)“ gestartet. Angesprochen ist das solidarische Bewusstsein von Personen, die Teil dieser Kampagne sein möchten. Das Ziel ist es 1000 Frauen und Personen anderer Geschlechter zu motivieren, diese Kampagne mit zehn Euro pro Monat4 in Form eines Dauerauftrags mindestens ein Jahr lang zu unterstützen und PartnerInnen in diesem – unseren – Kampf zu sein. Diese Kampagne ist für alle die Möglichkeit, Solidarität zu leben. Denn gelebte Solidarität geht mehr als nur einen Schritt weiter als die theoretisch diskutierte Solidarität. ❚

Fußnoten:

3 Eingangsreferat v. María Cristina Boidi (Koordinatorin von LEFÖ) beim 10. Fortbildungsseminar des Vereins Lefö, 23.-25. Juni 2005 „SexArbeit – gesellschaftspolitische Bedeutung – politische Realität“

4 UnterstützerInnen dieser Kampagne richten ihren Dauerauftrag bitte an folgendes Konto: Verein LEFÖ, Kennwort: 1000 Frauen. Bank Austria, Kontonummer: 00684063605, BIC: BKAUATWW, IBAN: AT09 1200 306 8406 3605. Mehr Infos dazu bei Ana Maria Garza oder Doris Córdova unter 01/581 18 81 oder www.lefoe.at

5 Ein mittlerweile aufgelöstes Beratungszentrum für Prostituierte

20 Jahre LEFÖ – die Meilensteine * Beratungs-, Bildungs- und Lernzentrum für Migrantinnen aus Lateinamerika * Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel * Implementierung des Konzepts der kulturellen Mediation im Equal-Projekt SILA5 * systematisches Streetwork (Zielgruppe Migrantinnen in der Sexarbeit) * Kontiniuität der Bildungsseminare zu den Themen Frauenmigration und Ausbeutung seit 10 Jahren; als einziger systematischer Diskussionsraum in Österreich * Ost-West-Konferenz zu Frauenhandel * umfassende nationale und internationale Netzwerkarbeit * alleine 2004 hat LEFÖ 2.857 Beratungen für Migrantinnen durchgeführt

krisen.FEST – 20 Jahre LEFÖ Benefizfest 29. September 2005 – Moulin Rouge, 1., Walfischgasse 11. Beginn: 20:30 Uhr, 15,- Euro (VVK)/ 20,- Euro (AK) Mit Marie Thérese Escribano, Célia Mara, SV Damenkraft, homoriental... Sektempfang, Buffet, Tombola. Ehrenschutz: Johanna Dohnal & Elfriede Jelinek Kartenvorverkauf bei LEFÖ und in der Buchhandlung Frauenzimmer, Infos: www.lefoe.at/krisenfest Soli-T-shirts mit dem Aufdruck „krisen.FEST“ in dunkelblau, schwarz, grau, rot und türkis gibt es bei LEFÖ, 5., Kettenbrückeng. 15/Hof 1 um 15,- Euro (kurzarm) bzw. 18,- Euro (langarm) zu kaufen.

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Fo t o : P r e s s e f o t o Vo t a v a

interviewemmy werner

Emmy Werner erhielt 2004 den Wiener Frauenpreis für ihre Verdienste um Kunst und Kultur und „weil sie gezeigt hat, dass eine Frau ein Theater zu einer lebendigen Plattform machen kann“.

„Kochen werde ich nie“ Siebzehn Jahre als Volkstheaterdirektorin sind genug, befindet Emmy Werner und freut sich nun auf ihr Leben nach der schweren Arbeit. Mit Gabi Horak sprach sie über ihre ganz persönlichen Ansichten zu Theater, Politik und Frauenleben Anfang Juli räumte Emmy Werner ihr Büro im Volkstheater aus und traf an ihrem vorletzten Tag die an.schläge zum allerletzten Interview in „ihrem“ Haus. Zahlreiche Interviews und Abschiedsgesänge hat sie hinter sich gebracht: überschwängliches Lob wie auch kränkende Kritik. „Beides nehme ich relativ“, sagt die scheidende Theaterprinzipalin und macht es sich im grünen Ledersessel gemütlich.

an.schläge: Sie wurden vor 17 Jahren als erste Frau mit der Leitung eines 34 an.schlägeseptember 2005

großen deutschsprachigen Sprechtheaters betraut. Wie waren damals die Reaktionen? Emmy Werner: Natürlich ziemlich wirr. Da hat sich schon einiges verändert. Es ist gar nicht mehr erwähnenswert, dass mit Anna Badora eine Frau ein großes Schauspielhaus in Graz übernimmt, wo ich übrigens in der Jury war und mich sehr für sie eingesetzt habe. Das war überhaupt kein Thema, ob das eine Frau ist oder ein Mann. Vor 17 Jahren war das völlig anders. Es wurde als Absurdität, als Wahnsinn abgetan, aber dafür hab ich’s ganz schön lange durchgehalten.

Sie wollten ursprünglich nur vier Jahre bleiben, warum wurden es 17? Weil es so Spaß gemacht hat. Jetzt war es allerdings eine Spur zu lang. Im letzten Jahr war ich schon sehr erschöpft. Sie haben sich jetzt auch nicht so wohl gefühlt im Rampenlicht. Das hab ich nie gern gehabt. Aber es ist auch für den Nachfolger gut, wenn viel geredet wird über das Haus. Ich hab Kritik wie Lob immer sehr gelassen genommen. Mir wurde auch vorgeworfen, dass ich nach Aufführungen gesagt hab: Die Kritiker haben Recht: Das ist mir misslungen. Das


emmy wernerinterview darf man schon wieder nicht sagen, da muss man wie der Herr Peymann alles rasend loben. Sie haben 1981 das „Theater in der Drachengasse“ mitbegründet. Was war die Motivation, ein Frauentheater zu machen? Es war zunächst nicht so sehr als Theater geplant, sondern als Kulturzentrum. Und da hat sich’s schnell gespießt, weil jede etwas anderes machen wollte. Da gab es Frauen, die keine Männer da haben wollten, aber Theater ohne männliche Besucher erschien uns absurd. Es waren viele Kriege und die Theatergruppe hat dann gesiegt. Es hat sich das Theater mit vielen engagierten Frauen etabliert. Die Frauen haben bestimmt, aber gespielt, gearbeitet und inszeniert haben auch Männer, wobei wir Autorinnen, Regisseurinnen und Schauspielerinnen besonders gefördert haben. Wir waren alle Frauen, die mit Männern gelebt haben. Daher wollten wir Männer schon mit einschließen, denn wir konnten nicht das eine leben und das andere propagieren. Wir haben gespielt, was wir den Männern vorspielen wollten, und nicht den Frauen, die es eh wissen. Man hört immer: Heute ist schon alles in Ordnung. Aber das stimmt ja nicht. Mich fragte ein sehr intelligenter Kulturjournalist: Ist das nicht alles schon überholt? Da weiß ich nicht mehr, was ich darauf sagen soll. Ich bin zu alt und zu müde, um es ihm zu erklären. Da müssen die Jungen her. Sie waren Schauspielerin, Regisseurin, Theaterleiterin: Was war die schönste Aufgabe? Die Theaterleitung, wenn auch das anstrengendste und schwierigste. Ich hab Fremdbestimmung immer schon ganz schwer ertragen. Die Schauspielerei ist auch ziemlich fremdbestimmt. Ich wollte etwas Eigenes machen. Sie haben für die Inszenierung von Jelineks „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder die Stützen der Gesellschaft“ 1993 den KarlSkraup-Preis bekommen und kürzlich das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“. Wie wichtig sind Ihnen solche Preise? Immer weniger wichtig. Es ist wie ein Christbaum zu Weihnachten: Folklore, ein Ritual. Mir wurde auch ein Professorinnentitel angeboten, doch

da hab ich abgelehnt. Das passt nicht zu mir. Gibt’s auch Preise, die Sie nicht annehmen würden? Es könnte sein, dass mir die Überreicher nicht passen. Ich bin froh, dass ich meine Preise zu einer Zeit bekommen hab, wo ich eher umgehen konnte mit allem. Im Moment bin ich ein bisschen grantig darüber, was global und auch in Österreich gesellschaftspolitisch passiert. Es geht irgendwie alles den Bach hinunter. Zum Beispiel der Iran: Was da mit den Frauen passiert! Ich hab immer gesagt: Eine Gesellschaft hat daran gemessen zu werden, wie sie mit den Frauen umgeht. Wenn es ums Geschäft geht, ist es den anderen Ländern aber völlig egal. Der fundamentalistische Islam ist eine große Gefahr, da sickert etwas ein. Ich mag die Nackerten auf den Palmers-Plakaten nicht, aber ich fühl mich weniger von ihnen beleidigt als von bedeckten Frauen auf der Straße, wenn man Menschen das Gesicht nimmt. Ich will sie nicht sehen! Eine zweite große Gefahr sehe ich in Atomkraftwerken. Warum immer mehr Atomkraftwerke aufgemacht werden und nach Tschernobyl nicht alles geschlossen wurde? Dass soviel Unsinn regieren kann. Da sind wir bei meinem Lieblingsthema: das kapitalistische System, die unstillbare Gier nach mehr. Ich nehme natürlich auch daran teil, aber es wird immer perverser, wenn etwa Unternehmen 1.500 Leute entlassen, damit die Aktionäre mehr Geld kriegen. Könnten Sie sich auch vorstellen, da politisch aktiv zu werden? Das war eine ganz kurze Überlegung vor dreißig Jahren. Aber du bekommst nur über eine Partei die Möglichkeit etwas zu verändern. Und ich würde es in keiner aushalten. Da hab ich lieber ein Theater gegründet. Können Theater und Kultur etwas bewirken? Bei einzelnen Leuten. Noch mehr bewirken könnten wir im Hauptabendprogramm im Fernsehen, aber da spielen wir ja den Musikantenstadl. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny hat bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens über Sie gemeint, Sie wären eine „engagierte, mutige, unkonventionelle, streitlustige Person“. Das unterschreibe ich. Ich hab hier so wahnsinnig viel gearbeitet, für das

Theater, für die Leute. Wir sind ein kleines Team gewesen und ich hab es unhierarchisch geführt. Das unterscheidet mich sehr von meinen Kollegen. Natürlich wurde meine Sachautorität anerkannt, dass ich viel weiß. Ich bin aus einer Theaterfamilie, bin mit Theater aufgewachsen. Glauben Sie nicht, dass Ihnen der Trubel in einem Jahr abgehen wird? Nein, ich bin sehr müde. Trubel hab ich, wenn ich mich wieder unter die Theaterleute mische, ich will nur nicht mehr arbeiten. Ich hatte jetzt einige Angebote zu inszenieren, die ich alle abgelehnt hab. Würden Sie sich als Feministin bezeichnen? Leider nicht. Aus einem einzigen Grund: Weil jede etwas anderes unter dem Begriff versteht. Manchmal sagt man es justament, wenn der Begriff als Diskriminierung gemeint ist, dann sag ich: Natürlich. Es ist auch so, dass ich nur mit Männern gelebt habe. Ich hatte einen fantastischen Vater, der mich unterstützt hat, mir drei Jahre die Miete in der Bruchbude Drachengasse gezahlt hat. Ich hab in vier langen Beziehungen vier hinreißende Männer gehabt, die alle Freunde geblieben sind. Und ich hab einen wunderbaren Sohn. Ich kann nicht prinzipiell gegen Männer sein, auch wenn ich meine, dass eine weiblichere Gesellschaft notwendig ist. Aber ich meine auch, dass neue Männer das mittragen könnten und müssen. Ich bin schon als Mädchen sehr früh stutzig geworden. Meine Mutter hab ich nur am Herd stehen sehen. Da habe ich gesagt: Mama, kochen werde ich nie. Und ich hab bis heute nicht gekocht und sie sind mir alle nicht verhungert. Mein Sohn kocht leidenschaftlich gerne, wahrscheinlich aus der Not. Er ist toll, so müssten die Männer sein: Automatisch trägt er alles mit bei Kind und Haushalt. Wie ist die Frauenministerin Konrad ausgelacht worden wegen ihrer Halbe-Halbe Kampagne. Aber darin liegt der Schlüssel: In einer Gemeinschaft muss man teilen. In meiner Ehe als junge Frau hab ich anfangs noch versucht eine kleine Hausfrau zu werden, aber die Versuche, Palatschinken zu kochen müssen verheerend gewesen sein. Der Vater meines Kindes hat dann gesagt: Das ist kein Omelett, nennen wir es halt Emmylett. ❚

Das Buch zum Abschied: Der eigene Blick. Das Volkstheater Wien 1988–2005, hg. von Rainer Moritz. Jung und Jung, 2005, Euro 39,80

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Fo t o s : L i l a Ti p / I n t a k t

kulturprojekte

Der entflammte Sinneswandel Auf Bauchgefühl statt Verstand setzt ein neues Experiment im sechsten Wiener Bezirk und will Hoffnung auf ein barrierefreies Leben machen. Eine Projektvorstellung von Saskya Rudigier

Eröffnungsakt: 16.9., Fritz-GrünbaumPlatz und im PHIL, 6., Gumpendorferstr./Königsklostergasse, ca. 16.00

Termine von Querspektiven: 16. und 24. 9., Fritz-Grünbaum-Platz; 23. 9., vor der U4 Station Kettenbrückengasse; 20.9., Loquaiplatz; jeweils 15-19.00,

Von 16. bis 25. September wird im Rahmen des Vernetzungsprojektes „Der 6te Sinn“ im gleichnamigen Wiener Gemeindebezirk versucht, der kommunalen Kultur- und Stadtpolitik durch ein vielfältiges Programm zeitgemäße Partizipation entgegenzuhalten und auch gleich ihre (temporäre) Umsetzung ausprobiert.

bei Schlechtwetter: 16. und 17. 9. in der Rosa Lila Villa; 20.9. Galerie am Park (Liniengasse 2a); 23. und 24. 9. im PHIL

Der moderierte Raub beim HäferlGassenfest: 17. und 18. 9., 6., Hornbostelg. 6, 17.30

Weitere Infos: www.der6tesinn.at www.haeferl.net

36 an.schlägeseptember 2005

Hürdenfrei. Die Besonderheit dieses Projektes besteht, laut IG Kultur, im Versuch den Raum für Austausch zwischen verschiedenen autonomen Kunstschaffenden, KulturvermitterInnen, Sozialeinrichtungen sowie AnrainerInnen und Gewerbetreibenden zu schaffen. Der Anspruch des 6ten Sinns gilt der Sichtbarmachung von Barrieren und bezieht sich dabei nicht nur

auf marginalisierte Gruppen, sondern auch auf die Zugänge zur Kultur, zur politischen Mitbestimmung und zur autonomen Lebensgestaltung. Ein weiteres Ziel ist, die Bedürfnisse der BewohnerInnen des 6. Bezirkes zu berücksichtigen, Kunst als Prozess sichtbar zu machen und die Sichtweisen von ProduzentInnen und KonsumentInnen anzugleichen – im Sinne von „Kultur mit Allen“. Los-Solidarität. Anfang des Jahres wurden ProjektpartnerInnenschaften verlost. Daraus wurden 16 Konzepte mittels „Qualified Public Voting“ – an dem sich allerdings nur 323 interessierte MariahilferInnen beteiligten – ausgewählt, die eine Projektförderung von je 2.000,- Euro erhielten. Die Bandbreite der Projektumsetzungen reicht von

verspielter Improvisation über alternative Wirtschaftskonzepte bis hin zu politischen Statements. Ihre Umsetzung wird täglich dokumentiert. „Ich bin mehr als meine gesellschaftlich zugeschriebene Rolle!“ meinen nicht nur wir, sondern wollen die Sexualberatungsstelle Courage und faksimile digital durch ihr Projekt erfahrbar machen. Eine visualisierte Neubegegnung mit dem Thema HIV/Aids findet hingegen durch StudentInnen der SAE Technology Institute und der Aids Hilfe Wien statt. Wer am 16.9. drei kostümierten Sängerinnen und einem Tänzer begegnen sollte, befindet sich wahrscheinlich gerade inmitten einer Alltags-Performance von Die Siränen und dem Kulturverein Term. Die Möglichkeit, zu langes Haar gegen Kunst zu tauschen, schaffen die


projektekultur IG Bildende Kunst mit Friseur Gerald MartineO. Nicht mit den üblichen „Promotionständen“ wird jener der KünsterInnengruppe Freigehege und der Ärztin Uta Langer zu verwechseln sein: sie werden die Selbstverständlichkeit sauberen Wassers mit Geld aufwiegen. Interaktive Sprach- und Wortspiele der Österreichischen Dialekt-AutorInnen laden zum Eintauchen in die Installation der Veit-Aschenbrenner-Architekten ein. Auf kreative Weise Kunst installieren werden auch die Lehrlinge für Sanitär- und Heizungstechnik der Mollardgasse und Gerhald Leixl. Damit sind nur einige der 16 Projekte genannt. Queraltarer Augenblick. Ein Projekt mit feministischem Anspruch nennt sich „Querspektiven“. Die Aktionen von Lila Tip und Intakt (Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen) werden durch den „Anderen Blick“ bestimmt. Die Rosa Lila Villa wird mit einem irritierenden Augenband und einem Blumenteppich versehen. Die Idee der Installation liegt im Beschauen von PassantInnen und damit der Zurückgabe ihrer teilweise immer noch verstohlenen Blicke, aber auch in der Auseinandersetzung mit dem Frausein aus einer lesbischen und künstlerischen Perspektive. Der zweite Teil des Projekts ist der „herumziehende“ Blickwinkel/Blickfang, eine mobile Installation aus einem Minialtar und einer Sitzbank. Auf verschiedenen Plätzen wird der „Blickfang“ zum Aktionsund Animationsraum verschiedener KünsterInnen, wie zum Beispiel der Rollstuhlfahrerin und Performerin der Gruppe Bilderwerfer, Elisabeth Löffler. Das Projekt entstand in vielen Diskussionen unter dem Aspekt, wie Heteras Lesben (künstlerisch) unterstützen können, was Marty Huber vom Lila Tip etwas bedauert. Intakt erwiderte die politischen Ansätze von Lila Tip nicht in der Gegenseitigkeit, wie man auf den ersten Blick annehmen würde, weil sie sich nicht (mehr) als feministische Gruppe positionieren und dahingehend Provokationen vermeiden wollten. „Die Gegenseitigkeit und Voraussetzungen, um Barrieren nicht nur kurzfristig öffentlich sichtbar zu machen, kann durch Partnerschaften per Zufall nicht vollzogen werden“, meint Marty Huber, „des-

halb kann auch nicht von einem Ergebnis gesprochen werden, sondern nur davon, dass sich ein Erfahrungsraum geöffnet hat.“ Die Frage:„Was hat Lila Tip davon?“ und die Gewissheit, dass politische Ansätze unerlässlich sind, bleibt deshalb bestehen. Free Häferl. Dass eine IdeenpartnerInnenschaft innerhalb dieses Sinnenwandelaufrufs aber auch gelingen kann, zeigt das Projekt „Das geraubte G’spür“. „Da haben sich zwei gefunden“, bestätigt auch 6ster Sinn-Organisatorin Karo Kindermann. Zwischen der Malerin Gerlinde Kosina und „s’häferl“, der Selbsthilfegruppe von Haftentlassenen und FreigängerInnen entstand eine gelungene Zusammenführung von Sozialem und Kultur. Während eines „moderierten Raubes“ beim Häferl-Gassenfestes wird ein Gemeinschaftsbild – der sechste Sinn – der Gäste und MitarbeiterInnen s’häferls geraubt. Auf ironische Weise wird dadurch die Ausgrenzung der Betroffenen innerhalb der Gesellschaft kommentiert und zugleich auf den fehlenden Zugang zu künstlerischen Tätigkeiten aufmerksam gemacht. Die vielen entstandenen Arbeiten dieser Aktion lassen sich während des Festes gegen „Lösegeld“ ersteigern und garantieren damit den Häferlgästen eine Fortsetzung ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Auch Gerlinde Kosina will dort weiterhin einmal im Monat Malkurse geben und die Leute von s’häferl in ihr Atelier einladen, wie sie uns versicherte. Die Vernetzung des 6. Dass die BesucherInnen des 6sten Sinns „mitmachen und weniger nur hingehen oder schauen, sich auf die verschiedenen, dynamischen Entwicklungen einlassen“, hofft Karo Kindermann. Die Projektorganisatorin macht auch darauf aufmerksam, dass Ausgrenzung nicht nur wenige Menschen betrifft, denn „in gewisser Weise ist man immer marginalisiert in seiner Begegnung mit der Welt, und sei es nur durch Erziehung.“ Erfreulich wäre deshalb, wenn sich das nicht nur im Rahmen des 6sten Sinns ändert, sondern ein Miteinander von Kunst, Sozialem und Gewerbe von langfristiger Dauer entsteht. ❚

lesben.nest

Anahita

„Ngiyakuthanda!“ Manchmal stellt sich im Leben einer Frau nicht nur die Frage, ob sie etwas sagen soll – in meinem Fall dann zusätzlich noch, wann genau es der richtige Zeitpunkt dafür ist. Wieso kann das nur so schwer sein, sich zu entscheiden, ob frau die alles verändernden drei Worte über die Lippen bringen soll oder nicht? „Ljubim te...“– klingt einfach, ist es aber nicht. Das denkst du dir nur, wenn es dich nicht selbst betrifft. Es gilt genau abzuwägen, ob deine Geliebte auch so empfindet oder überraschender Weise nicht, wobei letzteres verheerend für das Ego und die weitere Beziehung wäre. Ich könnte auch einfach mutig sein und „Aloha wau ia ‘oe!“ herausschreien, aus vollem Herzen und absoluter Überzeugung. Nein, es hängt zuviel davon ab und außerdem hat die Liebste dir ja noch nicht einmal deine eigene Zahnbürste für Ihr Badezimmer überreicht – da ist es noch viel zu früh für ein zärtlich gehauchtes „Man tora dust daram“. Daher wird zuvor genau recherchiert, um einem Fiasko der Gefühle entwischen zu können. FreundInnen werden verräterisch befragt, vordergründig völlig belanglos, aber mit gezielten Fangfragen. Denn was, wenn ich es sage – „My tumse pyaar kartha hun“– und nichts zurückkommt? Nicht auszudenken! Wie würde es dann weitergehen? Würde es das überhaupt noch? Besser weiterhin eine ungezwungene Atmosphäre aufrecht erhalten. Worte wie „Nagligivget!“ könnten diese abrupt zerstören und die Beziehung auf ein höheres Niveau heben. Will ich das denn? Kann ich das schon? Daher werden Gestik und Mimik detailliert geübt, vorzugsweise unter Zuhilfenahme eines erbarmungslosen Spiegels, ein gehauchtes „Maite zaitut“, mit einem entzückenden Lächeln, einem Strauß roter Rosen, leiser Musik... und sie schmilzt dahin – theoretisch. Das sollte jede Frau überzeugen. Oder doch nicht? „Ai shite imasu!“ Ich glaub, ich wart doch, bis sie es zuerst sagt. Oder ich schreib es mir von der Seele. In vielen Sprachen, in einer Glosse, in einem feministischen Magazin...

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an.klang

Explizit politisch Für den Herbst stehen alle Zeichen auf Energie: die in Rock-Lethargie erstarrte Musikszene wird aufgemischt, prophezeien Sonja Eismann und Ute Hölzl

Kevin Blechdom: „Eat My Heart Out“ Robots in Disguise „Get Rid“ Bernadette La Hengst „La Beat“ Princess Superstar „My Machine“

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Witzige Texte, explizite Politics und explosive Musik – all das macht Kevin Blechdom, Robots in Disguise, Bernadette La Hengst und Princess Superstar aus. Kevin Blechdom, die amerikanische Elektro-Künstlerin mit dem Männernamen-Pseudonym, hat es mal wieder geschafft, alle zu verwirren. Kristin Erickson, so heißt sie im realen Leben, zeigt auf der Innenseite des Albumcovers nämlich ein Bild von sich und ihrer entblößten Brust – und antwortet auf verdutzte Interviewfragen mit dem Satz: „Je mehr nackte Haut und Brust, desto besser verkauft sich eine Platte, oder?“. Das würde wohl stimmen, würde Kevin Blechdom nicht ein Ziegenherz an sich drücken – das Album heißt ja auch „Eat My Heart Out“ (Chicks on Speed Records). Die Achterbahnfahrt der Melodien und Gefühle, zwischen Midi-Sounds, Electro, Banjo, Punk und einer Prise Musical, Kinderlied-artigen Refrains, Rock und Bluegrass lassen, wenn sie mal im Ohr angekommen sind, nicht mehr los. Kevin Blechdom schüttelt die Melodien nur so aus sich raus, singt und schreibt wahnwitzige 19 Songs über das Innen- und Liebesleben aus (möglicherweise) autobiografischer Sicht, mit wunderbaren Texten und vor allem Wortspielen. Selten ist das Problem zwischenmenschlicher Nähe besser beschrieben worden als in diesen Zeilen: „I’m Kevin Blechdom and you broke my heart / and I want to be together and you wanna be apart.“

Mit genau so viel Verve wie die durchgeknallte Musical-Liebhaberin Kevy B stürzen sich die zwei britischen Robots in Disguise in ihre zweite Platte. Nach ihrem selbstbetitelten Debüt, das noch deutlich im mittlerweile sich endgültig auf dem Rückzug befindlichen Electroclash-Genre verortet war, wurden die sanfteren, traumhaften Parts auf „Get Rid“ (Crosshair) zugunsten einer explosiv funkigen Bubblegum-PunkÄsthetik getilgt. Mit spitzen Schreien werfen sich die beiden Freundinnen Dee Plume und Sue Denim kämpferische bis ironisch-abstruse Lyrics über Discobässen, stampfenden Drums, Vocoder-Slogans und verzerrten Gitarren zu, und im ersten Moment meint man tatsächlich, ein neues Nebenprojekt von Le Tigre zu hören. Eine großartige Weiterentwicklung des Duos, das gleich mit dem Opener der Platte, „Girl“, Feministinnen-Herzen höher schlagen lässt: „We’re double X and proud of it / So vexed -shan’t mind our language / With the F word – F for feminist / I’m a doll I’m a witch I’m a peach I’m a bitch“. Die mittlerweile von Hamburg nach Berlin übersiedelte Künstlerin Bernadette La Hengst, die ursprünglich als eine der wenigen Frauen in der ostwestfälischen Popszene (aus der später die Hamburger Schule hervorging) aktiv war, ist auf ihrem zweiten Soloalbum „La Beat“ (Trikont) explizit politisch. In einem wilden Ritt durch alle Genres, der zwischen HipHop, Indie-Songwriting und SampleÄsthetik keine Berührungsängste kennt, verhandelt die übertalentierte Allround-

Musikerin alles von Globalisierung über Utopien, Hunger, Arbeitsbedingungen von osteuropäischen Frauen bis hin zum (autobiografischen) Zwitterleben als „Rockerbraut & Mutter“. Die New Yorkerin Concetta Kirschner, besser bekannt als Princess Superstar, entwirft auf ihrem fünften Longplayer „My Machine“ (!K7) eine Utopie ganz spezieller Art – eigentlich eher eine entsetzliche Dystopie: Denn was uns die aufgrund ihrer Identität als weiße, jüdische HipHopperin von allen Seiten oft misstrauisch beäugte Selfmade-Musikerin mit ihrem Konzeptalbum da augenzwinkernd auftischt, klingt wie eine gar nicht so abwegige Zukunftsvision der Unterhaltungsindustrie. Die größenwahnsinnige Princess hat sich 10.000 mal klonen lassen, um der einzige Superstar der Welt zu sein – die einzige Entertainerin, die einzige HollywoodIkone, die einzige Fernsehköchin. Doch irgendwann stürzt ihr Intrigen-gestütztes Imperium ein und eine ihrer vielen Nachfahrinnen, die mittlerweile in einer Zeit lebt, in der alle Kinder nur noch nach Werbekampagnen benannt werden, erzählt von ihrem Schicksal. „My Machine“ ist wie gewöhnlich randvoll mit Concettas exzellent geschmiedeten, pointiert stichelnden Reimen, die sie mit der Lässigkeit einer Poetry Slammerin vorträgt. Aber auch rockige Songs und Disco-Tunes finden Platz auf der mit hochkarätigen Kooperationen gespickten Platte. Wenn die Zukunft so aussieht, überlassen wir ihr die Weltherrschaft eigentlich doch ganz gerne. ❚


lese.zeichen

Tanzende Tarnkappen Der scharfsinnige Erzählband voller ungewöhnlicher Geschichten der Schweizerin Monique Schwitter brachte Saskya Rudigier mit seinen bewundernswerten Echos des Sinnierens zum Lachen, Staunen und Grübeln.

In Monique Schwitters Debüt „Wenn’s schneit beim Krokodil“ inszenieren sich Menschen in fünfzehn aberwitzigen, dramatischen und einsamen Begegnungen. In „Wild erlegen“ versprechen Indianerspiele erotisches Knistern und wird das Gedankenkino neurotisch veranlagter Verliebter, die vor Gefühlen und Sinn flüchten, transparent. Im Aufeinandertreffen von Unbekannten wird die Möglichkeit zu sein ausprobiert, wie mit „Hundsflecken“, kann mit der Angst des Nomaden zur Entscheidung gewettet („rummachen“) und unter der Unentschlossenheit einiger ProtagonistInnen, die vorhandenen Spuren richtig zu deuten, gelitten werden. Die Titelgeschichte des Buches erzählt von einer fanatischen Reise in die Vergangenheit – durch eine anonyme Postkarte ausgelöst. Im Repertoire der lesbaren Ungewöhnlichkeiten wird die Freiheit der einzelnen Geschichten-TransporteurInnen schon mal durch fiktive oder mögliche Verfolgungen bedroht („Mützenmärchen“). Wer von der Schriftstellerin noch nicht viel gehört hat, wird vielleicht die Schauspielerin Monique Schwitter in ihrer Rollenentsprechung als Janis Joplin am Schauspielhaus Graz noch in Erinnerung haben. Auf der Bühne ist die 33-jährige gebürtige Schweizerin längst keine Unbekannte mehr, und vielleicht ist es deshalb nicht unverständlich, wenn die Leserin ständig in Versuchung gerät, die Autorin mit den (ironischen) Selbstbeschreibungen und Faibles für

Mützen sowie Versteckspiele ihrer ProtagonistInnen gleichzusetzen. So unterschiedlich sich einige der wunderbaren Kopfgeburten entfalten, so leicht sich diese Lektüre auch verschlingen lässt, so unbeirrt werden die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Fassaden und die Selbstschutzmaßnahmen sozialer Interaktion durch die Schriftstellerin genau betastet und offen gelegt. Mit erfundenen oder all gemein bekannten „Spielchen“ der Menschen untereinander, die von der Verletzlichkeit hinter der Maske ablenken sollen oder das innere Chaos verdecken, bemerkt Schwitter immer zugleich auch die Schwierigkeit, sich im Bemühen betont unbemüht zu geben. Frau/Mann tragen keine rosaroten Brillen sondern geben sich über das , was bleiben könnte pessimistisch oder abwartend, aber nie ohne eine Spur von Ironie oder Witz. Schwitters Sprache ist bei aller Spielerei klar und in subtiler Weise werden in den kurzen Sätzen Wörter wie Flüstertüten benutzt. Manchmal wiederholen sich die Verben eindringlich, wird das Gesehene wie bei einem Fußballspiel kommentiert, um plötzlich zu einer Erkenntnis zu gelangen, wach zu werden. „Ich sehe, wie er mir keine Nachricht hinterlässt. Ich sehe ihn durch die Halle gehen, ich sehe ihn die Halle verlassen, ich sehe ihn durch die Eingangstüre verschwinden. Auch das eine automatische Tür. Sie schließt sich hinter ihm, weg ist er. So schnell geht das. Das ging jetzt aber schnell.“

Im Ressort der spielerischen Selbstzerfleischung werden Wörter lange gedreht – um Zeit zu gewinnen und sich über die möglichen Bedeutungen und Auswirkungen, die sie haben könnten und wie sie mit der Wunschmaske kooperieren, klar zu werden. „Ja, sage ich. Ein wackeliges Ja, ein Ja, das nachdenklich wirken wollte, mit einem langen a, mit einem kleinen Fragezeichen, einem kleinen nur, das Ja wollte nicht fragen, es wollte nur möglichst unbestimmt sein, das Ja wollte so tun, als hätte ich die ganze Zeit nur darüber nachgedacht. Über die Vertrautheit zwischen uns. Das Ja sollte mich und meine schmutzigen Gedanken tarnen, es sollte ein Attest meiner Ernsthaftigkeit und Tiefe sein. Sie sah mich unverwandt an. Sie wollte mehr hören, mit meinem Ja kam ich nicht davon.“ Auf der Flucht vor der Liebe und dem Sesshaftwerden befinden sich viele von Schwitters SpielerInnen wie in Trance, vertieft in ihre inneren Monologe, Betrachtungen und persönlichen Gedanken, um im nächsten Moment – durch eine Erinnerung oder ihre Umwelt gleichsam wachgeküsst – ihr Sinnieren blitzartig zu unterbrechen und sich wie nach einer kalten Dusche zu schütteln. Jede Geschichte lebt ihr eigenes Universum, unabhängig von den anderen schriftstellerischen Simulationen und dennoch verketten und verdichten sie sich durch das Talent Schwitters, Situation hörbar und sichtbar zu machen, zu einem besonderen Erzählband. ❚

Monique Schwitter: Wenn’s schneit beim Krokodil Droschl Verlag, 2005, Euro 19,-

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lese.zeichen Kein Blatt vor dem Papier Welche mit Literaturwissenschaft bis jetzt nicht viel anzufangen wusste, sollte vielleicht die Hände von „Zeitlos“ lassen. Eines steht fest: frau verspürt nach dieser Lektüre ein großes Verlangen, selbst weiter in Archiven und Antiquariaten zu recherchieren was Leben und Schreiben der neun hier dargestellten Autorinnen betrifft. Evelyn Polt-Heinzl, Literaturwissenschafterin und -kritikerin, beweist mit ihrer Art zu schreiben (unprätentiös und frei von unverständlichen, für „LaiInnen“ oft nicht mehr nachvollziehbaren Formulierungen), dass Wissenschaft auch für „Uneingeweihte“ spannend ist. Sie gerät dabei nicht in die Falle von Oberflächlichkeit und sie bewahrt ein kritisches Auge in Bezug auf die literarische Qualität der Arbeiten der Autorinnen. Außerdem holt sie so manche KollegInnen vom hohen Podest, wie zum Beispiel Marcel Reich-Ranicki oder Hellmut Jaeserich im Kapitel über Gisela Elsner. Den beiden zufolge habe die Autorin den VerlergerInnenpreis „Prix Formentor“ nur aufgrund ihres Aussehens erhalten. Eine Mischung aus sozialen Umständen und der jeweiligen besonderen literarischen Ausdrucks- und Arbeitsform bieten neben dem Beitrag über Gisela Elsner auch solche, die sich mit Joe Lederer, Auguste Groner, Hertha Pauli, Bertha von Suttner, Sir Galahad, Martina Wied, Alma Johanna König und Annemarie Selinko beschäftigen. FreundInnen des Kriminalromans werden bei Auguste Groner darauf stoßen, dass Frauen wesentlich an der Entwicklung dieses Genres beteiligt gewesen sind. Einen Geschmack der Exil-Literatur-Atmosphäre erhält frau im Beitrag über Hertha Pauli.

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Am Ende jedes Kapitels findet sich eine Reihe von weiterführender Literatur. Im Vergleich dazu ist die Liste der im Buchhandel erhältlichen Werke recht kurz – was nicht zuletzt auch an der Ignoranz der Verlage liegt. Auch daraus macht Evelyn Polt-Heinzl keinen Hehl und nimmt sich kein Blatt vors Papier.

ebenso wie das Geschlechterverhältnis. Das Ganze in (wohlgesetzten) Reimen und kurzer Prosa, in (gut lesbarer) Innviertler Mundart. Helga Pankratz

Monika Krautgartner: frech sei weil’s geil is. Gedichte. edition innsalz, 2005, Euro 15,50

Petra Öllinger

Evelyne Polt-Heinzl: Zeitlos. Neun Porträts.

Herz verspeisen

Von der ersten Krimiautorin Österreichs bis

Da gibt es einen kleinen Wiener Verlag, der sich allerlei erlaubt. Erstens gibt’s keine Bestseller, AutorInnen werden nicht als Gewinn-Verlust-Zahlen betrachtet. Zweitens gibt’s auch Lyrik. Drittens wird genau diese Lyrik in keine Mama Courage Formatierungs-Layout-Schablone gepresst. Sie darf ihre Form im wahrsten Hauptthema des Bandes ist eine ganz Sinn des Wortes behalten – linksbünbestimmte Weichenstellung im Generationenverhältnis: Das Erwachsenwer- dig, rechtsbündig, zentriert, Flattersatz, den und Weggehen der Kinder; genau- Sonderzeichen, hoch- und tiefgestellte Buchstaben, wie es lyrische Texte von er gesagt: Das Erwachsensein- und Zeit zu Zeit brauchen. In „haust der Weggehenlassen. Zu spüren, dass das Mädchen, das frau getröstet und ermu- wind in deinem haar“ dürfen Traude Korosas Gedichte ihre Form behalten, tigt hat, eine Frau geworden ist, imdie Grafiken von Ines und Pauline Eck stande die Mutter tröstend zu umarmen und ihr helfend unter die Arme zu sowieso. Die Autorin ist keine WortLuftschloßbauerin, keine weltabgegreifen – wenn die Mutter es zulässt. wandte Liebeskummer-SchmerzZu erkennen, dass der Bub, dem frau Schreiberin. Ihre Texte stehen zum Teil des öfteren zureden musste doch verauf hartem politischen Boden: „für nünftig nachzudenken, ein junger Mann ist, imstande, höchst interessan- Markus O.“, „für Hamir S., „ru_a“. „für meine tote schwester – für alle vergete Denkanstöße zu geben – wenn frau waltigten/ermordeten Frauen und sie annimmt. Mädchen des serbisch-bosnischen Es ist der Zeitpunkt der NagelproKrieges“ trägt eine/n beim Lesen tief be, ob und wie emanzipatorische und hinunter in eine Betroffenheit, die tägnicht-autoritäre Haltung gefruchtet liche Medienschreierein nicht nicht haben. Und vor allem, ob und wie eine hervorzurufen vermögen. Mutter Haltung bewahrt und sich Die Autorin erzählt Geschichten, selbst in diesem Lebensabschnitt beverknappt, auf das Wesentliche reduwährt, ohne dabei „alt“ auszuschaun. Diese Thematik ist gut durchmischt ziert wie in „variola vera – Vera Fedorava“. Traude Korosa schickt die „todesenmit Gedichten zu anderen „Frauenthemen“. Kritisch angepackt werden Schön- gelin“ aus, um ein Herz zu verspeisen, webt Melancholie in die Zeilen, ohne in heitsoperations- und Modewahnsinn zur ersten Satirikerin Deutschlands. Milena Verlag, 2005, Euro 17,90


lese.zeichen Jammer-Kitsch abzudriften. Viele Formulierungen zeigen Skepsis gegenüber scheinbar Harmonischem und fordern ein wiederholtes Auseinandersetzen mit dieser Sprache. Oder wie Evelyn Steinthaler in ihrem poetischen Nachwort schreibt: „Und ich, Lesende, verzehre Traude Korosas Lyrik. Ich verleibe sie mir ein, bis sie in mir zu klingen beginnt.“ Petra Öllinger

frühpatriarchalen Gesellschaft der keltischen Kriegerkönige. Im Zuge dieser Eroberungszüge gingen Verbundenheit der Menschen mit der Natur, Rituale im Zyklus der Jahreszeiten, das Prinzip der Muttergöttin und die Heilige Hochzeit beinahe verloren. Heide Göttner-Abendroths überaus kurzweilige und spannende Suche danach bewahrte sie vor dem völligen Verschwinden.

Jasmina Jancovic´ hört auf. Leider. Monat für Monat konnten wir mit ihr neu.land betreten. Monat für Monat haben wir schon

Petra Öllinger

sehnsüchtig darauf gewartet. Zum Abschied

Heide Göttner-Abendroth: Fee Morgane –

eine Reise zurück in ein großartiges neu.land –

Traude Korosa: haust der wind in deinem haar. gedichte. Luftschacht, 2004, Euro 9,90

neu.land

Der Heilige Gral. Die großen Göttinnenmythen des keltischen Raumes

eines von vielen. Baba, Jasmina – und Danke!

neu erzählt von Heide Göttner-Abendroth.

Verschwinden verhindern Wer holt König Arthur und Co. buchstäblich vom hohen Ross? Die Philosophin, Kultur- und Gesellschaftsforscherin Heide Göttner-Abendroth. In ihrem zweiten Buch „Fee Morgan – Der heilige Gral“ zum Thema große Göttinnenmythen zeigt sie abermals eine feministische Lesart des mythologischen Stoffes aus Britannien und der Bretagne. Sie schält den Sagenkreis aus den patriarchalen Überlagerungen, setzt Fragmente zusammen, verbindet missing links. Den Inhalt bildet die Vorgeschichte der ArthusSagen und der Mythologien rund um den heiligen Gral. Ihre literarischen Nacherzählungen lassen eine beim Lesen nicht mehr los und König Arthur ziemlich blass aussehen – auch wenn frau vermeint, die „Story“ schon zu kennen. Heide Göttner-Abendroth bemüht sich um eine kulturhistorische Deutung und es wird sichtbar (auch wenn einige ihrer Erklärungen etwas dürftig scheinen bzw. genauere Quellenangaben wünschenswert wären): im Laufe der Zeit und im Zuge der Christianisierung wurde vieles uminterpretiert, weggelassen und verdreht, bis die Inhalte in das mittelalterliche Bild von brutalem Kampfgeist, Machtrausch und Rachegefühlen passten. Für Heide GöttnerAbendroth besteht eine der Gemeinsamkeiten der vorgestellten Sagenkreise („Die Fee Morgan und ihre Schwestern“ und „Die Geschichte vom Gral“) im Aufeinanderprallen einer vorkeltischen matriarchalen Gesellschaft in Alteuropa mit der

Ulrike Helmer Verlag, 2005, Euro 23,60

Drachenjägerinnen

ab 8 Ja hren

„Es waren einmal drei Prinzessinnen, die hießen Bianca, Violetta und Rosalind, und sie waren wunderschön.“ Die drei Schwestern entsprechen jedoch so gar nicht dem Bild, das sich Kinder im allgemeinen von Prinzessinnen machen. Ungezügelt und wild tanzen sie vor allem ihrem Vater, dem König, auf der Nase herum. Völlig ratlos beschließt dieser, seine Töchter zu verheiraten. Die Suche nach geeigneten Kandidaten stellt sich jedoch als ziemlich schwierig heraus; zu beschäftigt sind die Prinzen mit Schwertkämpfen, Reiten und Drachentöten. Nur Prinz Waldomir möchte es zur Abwechslung mal mit Heiraten probieren. Obwohl sich der Prinz als ziemlicher Langweiler herausstellt, beginnt unter den Schwestern ein heftiger Konkurrenzkampf, bei dem jede die Beste sein will. Erst als sie sich gemeinsam auf die Drachenjagd begeben, herrscht zwischen den Dreien wieder traute Einigkeit. Heiraten will mittlerweile keine mehr. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fangen sie immer noch Drachen, kochen Himbeerpudding, kühlen ihre Popos im Bach und haben furchtbar viel Spaß. Und den werden nicht nur die jungen LeserInnen haben! Svenja Häfner

Ursula Poznanski/Sybille Hein: Die allerbeste Prinzessin.

J a s m i n a J a n c o v i c´

Wenn es im Lande übel riecht... Steige in den Zug ein und fahre weg. Und auch ausgeschrieben: Punkt. Habe Hochschulabschluss, keinen Ehemann, keine Kinder. Bekomme dann auch einen Job. Alle Voraussetzungen für ein gutes Leben? Habe trotzdem keines. Stelle fest, dass mein bloßes Frühaufstehen nicht des Geldes wert ist, das ich jeden Monat bekomme. Schlussfolgerung? Ich kündige. Alle um mich total entsetzt: Du bist nicht normal (möchte auch nicht sein, denke ich), heutzutage, wo so viele glücklich wären, einen Job zu haben, kündigst du einfach! Ja, ziemlich einfach ist es, stimmt. Versuche mit Nachhilfestunden und Gelegenheitsaufträgen über die Runden zu kommen. Irgendwie überlebst dann schon. Es beginnt aber politisch zu stinken. Nationalistische Töne schlagen immer mehr durch, das Wir wird immer größer und irritierender. Was soll mein Ich mit dem ganzen Wir-Getöse anfangen? Denke immer öfter an meinen Psychologieprofessor und seinen Lieblingsspruch: „Die geistige Wüste breitet sich aus.“ Existenzkampf pur? Leute um dich apathisch, Tendenz steigend. Beginne intensiv ans Weggehen zu denken. Lese Zeitungsannoncen. Ja, da ist eine: Möglichkeit für einen Job im Ausland. Rufe an: Ja, ich möge kommen. Steige in den Zug ein und fahre weg. Punkt. Nein, das ist keine Story aus Österreich 2000. Es war einmal in Jugoslawien, genauer gesagt, vor elf Jahren, als dieses Land immer noch so hieß, in dem es aber politisch richtig übel zu riechen begann. Der frühere Sumpf hatte immerhin einen anderen Geruch. Daran, daß ich nach Österreich kam, war eigentlich Kafka schuld. Ich studierte Germanistik, weil ich ihn im Original lesen wollte und deshalb auch seine Muttersprache erlernte. Manchmal, wenn mir der berühmte Salzburger Schnürlregen und die Kälte besonders brutal zusetzen, und seit es hier politisch übel zu riechen begann, tut es mir leid, dass Kafka mich früher literarisch „eroberte“, als z.B. Cortázar. Es wäre zumindest wärmer gewesen. (neu.land 2/2001)

Dachs-Verlag, 2005, Euro 12,60

september 2005an.schläge 41


Fo t o s : Fi l m l a d e n

ge.sehen

Zum Heulen schön Der israelische Film „Broken Wings“ liefert einen berührenden Einblick in einen Tag einer krisengeschüttelten Familie. Mitgelitten hat Silke Pixner

„Broken Wings“ von Nir Bergmann

seit Mitte August in den Wiener Kinos (Votivkino: Originalspache mit Untertiteln, sonst in deutscher Übersetzung), sowie in Graz (Schubertkino) und beim Gaffa-Jugendfilmfestival (mehr dazu in diesen an.schlägen, S.30)

42 an.schlägeseptember 2005

Die Leinwand wird hell und ein Kameraschwenk versetzt uns in ein heruntergekommenes Viertel der israelischen Hafenstadt Haifa. Untermalt wird die Szenerie durch ein melancholisches israelisches Lied, das die ärmliche und trostlose Atmosphäre noch unterstreicht, die weite Teile dieses Films kennzeichnet. Für einen Tag begleiten wir nun die israelische Familie Ulfman, die durch den plötzlichen Tod des Vaters sowohl emotional als auch finanziell völlig aus der Bahn geworfen wurde. Die Ulfmans, das sind Mutter Dafne, die 17-jährige Tochter Maya, der ca. 16jährige Yair, der zehnjährige Ido und die fünf Jahre alte Bar. Es ist Bars erster Schultag, und das wäre wohl in den meisten Familien ein Grund für Freude und Aufregung. Nun, aufregend ist er auch für Familie Ulfman – allerdings auf eine weit weniger positive Art. Im Laufe des Tages stolpern die einzelnen Familienmitglieder von einer Krise zur nächsten und trotz der verzweifelten Versuche die Situation zu meistern, entfremden sich Dafne und ihre vier Kinder immer mehr von einander. Grund dafür ist nicht zuletzt der chronische Zeitmangel Dafnes – wegen ihres Jobs als Hebamme hat sie unregelmäßige Arbeitzeiten. Deshalb fühlt sich die kleine Bar vernachlässigt und Maya wird in die Rolle der Ersatzmutter gedrängt. Da Maya mit dieser Aufgabe

überfordert ist, wird sie von Wut- und Schuldgefühlen geplagt, welche sich in zahlreichen, immer heftiger werdenden Streitereien mit der Mutter entladen. Im Laufe des Films spitzt sich die Handlung immer mehr auf diesen zentralen Konflikt zwischen Mutter und Tochter zu. Beide Frauenfiguren sind durch ihre Stärke charakterisiert, drohen jedoch – im Angesicht des Schmerzes und der Überforderung – sich dieser nicht mehr zu erinnern bzw. sie zu verlieren. Erschwert wird die Situation auch dadurch, dass Maya durch ihren jüngeren Bruder Yair keinerlei Unterstützung erhält. Dieser betätigt sich lieber als Hobbyphilosoph, oder verteilt – als Maus verkleidet – Flugblätter in der U-Bahn statt in die Schule zu gehen. Zu guter Letzt macht auch noch der jüngere Bruder Ido Probleme: er will den Weltrekord im Turmspringen brechen – bezeichnenderweise in ein leeres Schwimmbecken. Herausragende SchauspielerInnen. Ob die einzelnen Familienmitglieder es schaffen werden, ihre emotionalen Wunden zu heilen und somit ihre „zerbrochenen Flügel“ wieder ausbreiten zu können, sieht frau am besten selbst im Kino. Dass der erste Spielfilm des israelischen Regisseurs Nir Bergmann auf zahlreichen internationalen Filmfestivals mit Preisen geradezu überschüttet

wurde, ist angesichts der herausragenden Leistung der SchauspielerInnen, die die Qualität des Films wesentlich bestimmen, verdient. Besonders ist dabei die Rolle der 17-jährigen Maya hervorzuheben. Sie wird von Maya Maron, die hier in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen ist, dargestellt – eine ausgezeichnete schauspielerische Performance. Maya Maron überzeugt auch mit ihrer tollen Stimme, singt sie doch alle Lieder ihrer Filmfigur Maya, die sich allesamt an ihren verstorbenen Vater richten, selbst – und das äußerst beeindruckend. Ein Kopliment geht hier deshalb auch an den gelungenen Soundtrack von Jhonny Shualy (Musik) und Nir und Ronit Bergman (Texte). Dieser zeichnet sich vor allem durch die berührenden, aber keines-wegs kitschigen Texte aus. Trotz aller Tristesse (Taschentücher bereithalten!) zeichnet sich der Film aber auch durch einen feinsinnigen Humor aus, der meistens genau dann aufblitzt, wenn frau gerade eine Träne zerdrückt hat. Bemerkenswert ist die gekonnt gehaltene Balance zwischen Drama und Komödie. Der Film beschönigt das reale Leben zwar nicht, aber das Publikum verlässt das Kino trotzdem mit einem wohligen Gefühl. „Broken Wings“ besticht nicht durch große Effekte, er begeistert vielmehr mit der intensiven Darstellung der Gefühle einer Familie, die um ihr Dasein kämpft. ❚


an.künden 3.9., 19.00, Orth an der Donau Klangmühle: „Orsova – die ertrunkene Stadt“ – Konzert mit Katharina Klement (live-electronics), Josef Novotny (live-electronics), Ingrid Eder & Stefan Heckel (accordion), Petra Stump (bass-clarinet, microtoneclarinet), Peter Gabis & Margit Schoberleitner (perc), Hemma Gleitzenauer (feedback-flutes), Martin Zöberl (Schiffmühle) Schiffmühle Orth, 2304 Orth an der Donau, Treffpunkt Uferhaus/Gästesteg, Karten: 0664/334 14 22, www.schiffmuehle.at, Kosten: AK 10,-/VK 9,50 Euro

6.9., 20.00, Salzburg Sarah Bettens – Austria scream tour 2005 Rockhaus, 5020 Salzburg, Schallmooser Hauptstr. 46, www.rockhause.at

7.9., 20.00, Wien Sarah Bettens – Austria scream tour 2005. Vorgruppe Anges Milewski Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, www.szenewien.com, Kosten: 12,50/14,-/16,- Euro

8.-17.9., Mittersill 10. komponistInnenforum Mittersill 05 – ein klang JETZT. Eröffnungsperformance mit Video Sisters, Schlusskonzert mit Annelie Gahl, Cordula Bösze, Petra Stump, Nanon-Liu Winter Kontakt: ARGE KomponistInnenforum Mittersill, 10., Favoritenstr. 85/8, www.presence.or.at/einklang/

8.9., Graz Sarah Bettens Austria scream tour 2005. Acoustic Show PPC, 8020 Graz, Neubaugasse 6, www.popculture.at, Kosten: 9,-/10,-/12,- Euro

9.-11.9., Graz Elevate – Independent People – Independent Movements. 1. Grazer Schlossbergfestival mit mehr als hundert KünstlerInnen und Institutionen, Workshops, Diskussionen, Info- und Büchertischen Schlossberg, 8020 Graz, www.elevate.at

21.9. und 24.9., 20.30, Wien Jella Jost verWEILLt. Eine Kurt Weill Performance (A) Kosmostheater, 7., Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at, Kosten: 14,-/12,-

23.9., Wien Célia Mara Porgy & Pess, 1., Riemergasse 11, T. 01/512 88 11, www.porgy.at

29.9., 20.00, St.Pölten Velvet Voices – Die Band. Frauen A-Cappella-Gruppe mit Monika Trotz, Tanja Raich, Gerda Rippel, Coretta Kurth Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, JuliusRaab-Promenade 37, T. 02742/211 30, www.bih.at, Kosten: 20,- Euro

film 4.9., 12.00, Wien Filmmatinee im Rahmen der Ausstellung Besser.Fair. Mit den Filmen „Maria voller Gnade“ und „Blumengrüße vom Äquator“ Topkino, 6., Rahlgasse 1, Einladung zum anschl. Frühstück

6.9., 15.30, Wien Wiennerinnen, A 1952. Nach Vorbild des italienischen Neorealismus gedrehter Nachkriegsfilm über vier Frauenschicksale Oberes Belvedere, 3., Prinz-Eugen-Str. 27, Kosten: 7,- Euro

14.9., 12.00, St. Pölten Filmvorführung im Rahmen von BESSER.FAIR. Gezeigt werden „Maria voller Gnade“ und „Blumengrüße vom Äquator“ Cinema Paradiso, 3100 St. Pölten, Rathausplatz 15, www.frauensolidaritaet.org, anschl. Infokampagne bei Kaffee und Kuchen

ab 16.9., Wien Die Perlenstickerinnen (F 2004). Film der jungen Regisseurin Eleonore Faucher. Votiv Kino, 9., Währinger Str. 12

13.-17.9., 20.00, Wien Göttinnen. UA eines Schauspiels von Claudia Bühlmann und ihrem Verein Immoment. Mit Asli Kislal, Bettina Bogdany, Martina Balogh, Violetta Zupancic, Susanne Rietz, Ulrike Hübl und Dagmar Goller Theater am Spittelberg, 7., Neubaugasse 80/2, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro

15.9.-1.10., 20.00, Wien In Liebe: Künstlich. Neue Produktion von Drama Wien unter der Regie von Jeanette A. Krinner

16.9., 19.00, Wien Videofilmreihe „Wider das Verdrängen und Vergessen“. Things.Places.Years. A/GB 2004. Filmvorführung mit Referat und Diskussion

dietheater/Konzerthaus, 3., Lothringer Str. 20, tägl. außer So und Mo, 20.00, T.01/587 05 04, www.dietheater.at

Volkshochschule Ottakring, 16., LudoHartmann-Platz 7, ottakring.vhs.at, Kosten: 5,- Euro

Kellertheater Wilheringerhof, 3400 Klosterneuburg, Albertsgasse 61

19.9., 19.00, Wien „Artikel 7 – Unser Recht“ (A/SLO 2005). Ein Film von Eva Simmler und Thomas Korschill über die SlowenInnen in Kärten und die historischen Wurzeln des Ortstafelstreits VHS Brigittenau, 20., Raffaelgasse 11-13, infos: www.oesterreich-2005.at

20.9., 19.00, Wien „Das wirst du nie verstehen!“ (A 2003). Ein Film von Anja Salomonowitz über die Differenz von Täter- und Opferperspektive Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung, 2., Praterstern 1, www.oesterreich2005.at/veranstaltungen/event_view, weitere Termine: VHS Donaustadt, 22., Bernoullistr. 1; 21.9., 10.00 und 28.9., 14.00

23.-30.9., Wien 3. Internationales Filmfestival für junge Leute wienXtra-cinemagic, 1., Friedrichstr. 4, www.gaffa-filmfestival.at

28.9., 19.00, Wien Film- und Diskussionsrunde „Wider das Vergessen“ Vom Leben und Überleben, ein Film von Bernadette Dewald und Gerda Klingenböck. Referentinnen: Helga Amesberger und Irma Trksak VHS Floridsdorf, 21., Angerer Straße 14, http://www.vhs21.ac.atKosten: 5,- Euro, für SchülerInnen frei

t h e a te r . ka b a r e t t ab 4.9., 19.30, Wien Spiegelgrund – Das Stück beschäftigt sich mit dem Leben der Kinder vom Spiegelgrund, die zwischen 1940 und 1945 als „unwertes Leben“ dem Kinder-Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fielen

17.9., 20.00, Klosterneuburg Rebekkaberet (Rebecca Carington)

19.9., 20.30, Wien Agathe auf der Kautsch oder Das fliegende Sofa. Kabarett von und mit Natascha Gundacker (A) Kosmos Theater, 7., Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at, Kosten: 14,-/12,- Euro

ab 20.9., Salzburg Schönes – Poesie der Stille, ein Stück von J. Fosse unter der Regie von Karin Koller Schauspielhaus Salzburg, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Str. 22, T. 0662/808 50, www.schauspielhaus-salzburg.at

29.9.-21.10., 19.30, Wien GIRLSNIGHTOUT. Die filmreifste Drogenparty der Stadt von Gesine Danckwart Café Boulevard des Hotel Le Méridien, 1., Opernring 13-15, jeweils Do und Fr, Kosten: 18,-/15,- Euro

bis 18.9., Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, 8010 Graz, Sackstraße 16, www.neuegalerie.at, Di-So 10-18.00

Schauspielhaus Graz, Probebühne, 8020 Graz, Hofgasse 11, T. 0316/80 0, www.theater-graz.com

27.9.-1.10., 20.00, Wien Aus dem Leben der Klothilde W. Eine Märchen-Moritat von und mit Christina Förster WUK, 9., Währinger Str. 59, www.wuk.at/presse, Kosten 12,-/10,- Euro

30.9., 20.00, Wien Performance Elke Krystufek & Ensemble zu Elfriede Jelinek/ Lisas Schatten Volkstheater Hundsturm, 5., Margaretenstr. 166, www.volkstheater.at, Kosten: 15,- Euro

30.9., 23.00, Wien Ladies Night – Kosmosclub der weiblichen Kabarett- und Comedyszene Kosmostheater, 7., Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at, Kosten: 7,50 Euro inkl. einem Getränk

6.-17.9., 20.00, Wien National Hymnen präsentiert von Miki Malör in Zusammenarbeit mit der Theorieeignungsgruppe monochrom und dem Chor der Gegenstimmen

30.9.-15.10., Graz Bodies-Cities-Subjects. Herzschritt – dance different – Performance mit Rubato

8.9., 19.30, Linz Medea von Grillparzer unter der Regie von Eva Hosemann Theater Phönix, 4020 Linz, Wiener Straße 25, T. 0732/662 64 10, www.theater-phoenix.at

bis 10.9., Wien Oh mein Gott. Eine Comedy von Lilly Walden über Fundamentalismus und Kasperltheater Spektakel, 5., Hamburgerstr. 14, Mi-Sa.: 20.00, Kosten: 18,-/12,- Euro

Moderne Außenseiterin 1941 wurde die Grazer Malerin und Grafikerin Ida Sofia Maly im Zuge des „Euthanasie“ Programms der Nationalsozialisten in Schloss Hartheim bei Linz ermordet. Lange Zeit blieb das beeindruckende Spätwerk der an Schizophrenie erkrankten Ida Maly vergessen und wurde erst 2001 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihre Arbeiten gelten als besonders gelungene Beispiele „zustandsgebundener“ Kunst, ihr Stil erinnert teilweise an Karikaturen und Comics und verbindet illustrative, narrative Elemente mit der Formensprache der Outsider Art. Von der Aktualität in Ida Malys (1894-1941) Arbeiten kann man sich noch bis 18. September überzeugen.

24.9., 20.00, Graz Dein Projekt liebt dich. Inszenierung von Cornelia Crombholz

Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1, T. 01/524 72 63, www.volkstheater.at

dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, www.dietheater.at, tägl. außer So und Mo, Kosten: 14,50/12,- Euro

Fo t o : N e u e G a l e r i e Ka t a l o g

musik.tanz

Palais Thienfeld, 8020 Graz, Mariahilferstrasse 2, www.steirischerherbst.at

3.-10.9., Maloja Seminar Frauen-Geschichte(n). Wegbereiterinnen der Frauenbewegung. Mit Gisela Notz und Marlies Leibitzki Stiftung Salecina, CH-7516 Maloja, iwww.salecina.ch, Kosten: 250,- CHF

14.9., 17.00, Wien Kultur auf Rädern – Kulturarbeit mit SeniorInnen. Einladung des Kultur Kontakt Austria für SeniorInnen, KulturvermittlerInnen und interessierte MitarbeiterInnen von Sozialeinrichtungen zu einem Infotag für die Fortbildungskurse im Rahmen von „Kultur auf Rädern“

petenz_2005.pdf, Kosten: 990,Euro für 10 Lehrgangstage und 30,- Euro Bearbeitungsgebühr

ab 17.9., 18.00, Linz Lesbisch/schwuler Tanzkurs für AnfängerInnen. Standard- & lateinamerikanische Tänze unter der Leitung von Susanne Friedl Fitnessstudio „Trimm Fit“, 4020 Linz, Hessenplatz 12, Veranstaltung der Hosi Linz, Schubertstr. 36, Online-Anmeldung bis 3.9. unter hosilinz.at/tanzkurs, Kosten für 8 Kurseinheiten: 50,-/35,-, Paare bevorzugt

19.9., 9-12.00, Salzburg Computergrundlagen für Frauen

Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstr. 5, Infos: KulturKontakt Austria, Lisi Breuss, T. 01/523 87 65-34, lisi.breuss@kulturkontakt.or.at

Kunstraum St. Virgil, 5025 Salzburg-Aigen, Ernst-Grein-Straße 14, T. 0662/659 01-0, office@virgil.at, fünf Termine: 19., 26.9. und 3., 10., 17.10., jeweils 9-12.00

2.-3.9., Graz Argumentationstraining gegen Sexismus und Rassismus. Leitung: Elfie Hackl-Ceran Stadtteilcafé palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8, Anmeldung:

ab 15.9., Graz Gender Werkstätte Graz – 2. Durchgang 05 für den Zertifikatslehrgang Gender Kompetenz in der Erwachsenenbildung in 4 Modulen

24.9., 15-18.00, Salzburg Die Kraft meiner Gedanken – auf welche inneren Stimmen höre ich? Offenes Treffen für Alleinerziehende

Verein FRAUENSERVICE, office@frauenservice.at, Fax: 0316/716 022 - 8, Termine: Fr 2. 9.: 15-19.00 und Sa 3. 9.: 9-16.00, Kosten: 99,-/ 69,- Euro

Payerbach/Rax, Anmeldung: Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 6 022-0, www.frauenservice.at/gender/download/lehrgang_fuer_gender_kom

s e m i n a r . w o rk s h o p

Kunstraum St. Virgil, 5025 Salzburg-Aigen, Ernst-Grein-Straße 14, T. 0662/659 01-0, office@virgil.at, Teilnahme und kostenlose Kinderbetreuung, nur nach Voranmeldung bis 22.9.

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an.künden 26.-30.9., Zülpich Klarheit und Abgrenzungsfähigkeit. Intuitives Training und WenDo für Alltag und Beruf mit Carola Heinrich Frauenbildungshaus Zülpich, D-53909 Zülpich-Lövenich, T. tägl von 10-13.30, 0049-2252/65 77, www.frauenbildungshaus-zuelpich@t-online.de, Kosten: 320,-/500,- Euro inkl. U+V

bis 28.9., Wien Blickwechsel – E-Learning Lehrgang der Südwind Agentur ab November Anmeldung und Information: Elisabeth Schinzel, Südwind Agentur, 8., Laudongasse 40, T. 01/405 55 15-302, elisabeth. schinzel@oneworld.at, http://www.hdis.oneworld.at, Lehrgang von November-Juni, Anmeldeschluss 28.9., Kosten: 100,-/50,Euro, Internetzugang erforderlich

30.9.-2.10., Wien Grundlagen der Systemischen Sexualberatung. ReferentInnen: Johannes Wahala und Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlgasse 15/1/7, Anmeldung unter T. 01/585 69 66, info@courage-beratung.at, Seminarzeiten: Fr 17-21.00, Sa 9-19.00 und So 9-14.00, Kosten: 300,-/200,- Euro

30.9., 16-19.00, Bregenz Selbstbehauptung. Für Mädchen von 10–14 Jahren. Mit Mona MüllerGanahl vom Verein Lautstark AmaZone, 6900 Bregenz, Kirchenstr. 39, T. 05574/458 01, www.amazone.or.at, Kosten: 7,- Euro

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 2.9., ab 10.30, Linz Hybrid Symposium I – Drivers and Patterns of Hybridity und Symposium II – Hybrid Cultures and Politics. Mit Susan Savage-Rumbaugh, Aminata Traorè, Donatella Della Ratta, Carolyn Guertin u.v.a. Ars Electronica Center, 4040 Linz, Hauptstr. 2, T. 0732/727 20, www.aec.at/hybrid, Symposium von 10.30-13.30 und 15-18.00

5.-7.9., Innsbruck Kongress Essstörungen. 13. Internationale Wissenschaftliche Tagung Organisation & Anmeldung: Netzwerk Essstörungen, 6020 Innsbruck, Fritz-Pregl-Strasse 5, T. 0512/576 026, www.netzwerk-essstoerungen.at

7.-9.9., Linz XI. Forum Jägerhof. Die soziale Gesellschaft – demokratischer, gerechter, wirtschaftlicher. Mit Gertraud Lunzer, Michaela Moser, Evelyn Regner, Gerda Falkner AK-Jägermayrhof, 4020 Linz, Römerstr. 98, T. 050/6906-5415, schietz.m@ak-ooe.at, www.arbeiterkammer.com

8.9., Wien Schutz vor Diskriminierung im Arbeitsleben – Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten für BetriebsrätInnen. Referentinnen: Dinah Djalinous-Glatz, Rene Schindler und Constanze Priz ÖGB-Seminarzentrum Strudlhof, 9., Pasteurgasse 1, Anmeldung: VÖGBSeminar- und Veranstaltungsbürö, 1., Hohenstaufengasse 10-12, T. 01/534 44/129, www.voegb.at/seminare

8.-10.9, Berlin Femme Globale. Geschlechterperspektiven im 21. Jahrhundert. Internationaler Kongress in Berlin Heinrich-Böll-Stiftung, D-10178 Berlin, Rosenthaler Str. 40/41, info@boell.de, zentrum@gender.hu-berlin.de, www.glow-boell.de

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14.9., 10-12.00, Salzburg Informationstag von BESSER.FAIR. Eine Initiative von Frauensolidarität in Kooperation mit FIAN und Südwind Salzburg um auf die Arbeitsrechte von Frauen in der Blumenindustrie hinzuweisen Alter Markt, 5020 Salzburg, und ab 19.30 Diskussionsveranstaltung mit Lisa Sterzinger von FIAN, Südwind Agentur, ARGEkultur Gelände Nonntal, Josef-Preis-Allee 16, Infos: www.frauensolidaritaet.org

21.9., 19.30, Feldkirch Infogespräche zum Thema Arbeit. Wie mache ich mich selbstständig? Infos zur Unternehmensgründung FEMAIL, 6800 Feldkirch, Neustadt 38, T. 05522/310 02-33, www.femail.at, Anmeldung erbeten, bei Bedarf auch Dolmetscherinnen

22.9., 19.30, Wien Die friedfertige Antisemitin? Kritische Theorie über Geschlechterverhältnis und Antisemitismus. Vortrag und Diskussion mit Ljiljana Radonic Buchhandlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, buchhandlung@frauenzimmer.at, www.frauenzimmer.at

29.9-2.10, Texas Societies of Peace. 2nd World Congress on Matriachal Studies Texas State University – San Marcos, USA, University Performing Arts Center, Corner Moore Street and Ranch Road 12, www.second-congress-matriarchalstudies.com, T. 01-512-444/1672, www.hagia.de, T. 0049-8545/1245

a u s s te l l u n g bis 18.9., Graz Ida Maly (1894–1941) Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, 8010 Graz, Sackstraße 16, www.neuegalarie.at, Di-So 10-18.00

bis 18.9., Wien Bruce Naumann – Audio-Video Underground Chamber und frühe Filme MUMOK, Museumsquartier, 7,. Museumsplatz 1, Kunstvermittlung: T. 01/252 00 13 13, www.mukok.at, Di-So 10-18.00, Do bis 21.00

bis 28.9., Wien Realitäten II: Gesellschaftswerte. Internationale Gruppenausstellung Fotogalerie Wien, 9., Währingerstr. 59, T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00

1.-6.9., Linz Ars Electronica 2005 – Hybrid _ living in paradox Ars Electronica Center, 4040 Linz, Hauptstr. 2, T. 0732/727 20, www.aec.at/hybrid

7.9.-8.10., Wien Ingeborg G. Pluhar. Melancholie ist Luxus. Eine 30-Jahre Schritt 1975-2005 Kunsthalle Exnergasse im Wuk, 9., Währinger Str. 59, www.wuk.at, http://www.ingeborg-g-pluhar.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00

bis 8.10., Hohenems Jüdischer Kitsch und andere heimliche Leidenschaften. Identity Shopping, Gott im Detail und die Sehnsucht nach den Dingen des Glücks. Mit Feinkost Adam, einem Projekt der Künstlerin Anna Adam Jüdische Museum Hohenems, 6845 Hohenems, Villa Heiman-Rosenthal, Schweizer Strasse 5, T. 05576/739 890, office@jm-hohenems.at, www.jm-hohenems.at, Di-So 10-17.00

bis 31.10., Hittisau Kopftuch Kulturen. Ein Stückchen Stoff in Geschichte und Gegenwart Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, www.frauenmuseum.com, Do 19- 21.00, Fr und Sa 16-18.00, So 15-18.00

bis 30.10., Wien Das unmögliche Theater – Performativität im Werk von Katarazyna Kozypra Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1, Halle 2, T. 01/521 89 33, täglich 10-19.00, außer Mi, 6,-/ 4,50 Euro

bis 6.11., Di-So 10-18.00, St. Pölten Christa Hauer – Euphorie in Licht und Farbe – Malerei 1955-2004 NÖ Landesmuseum, 3100 St. Pölten, Kulturbezirk 5, T. 02742-90 80 90, www.landesmuseum.net

bis 18.11., Wien Emanzipation am Nil. Frauenleben und Frauenrecht in den Papyri Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, 1., Heldenplatz, Neue Burg, Mo, Mi-Fr 10-17.00

bis 30.1., Wien Nouveau Réalisme – Kunst und Wirklichkeit in den 60er Jahren MUMOK, Museumsquartier, 7,. Museumsplatz 1, Kunstvermittlung: 01/252 00 13 13, www.mukok.at, Di-So: 10-18.00, Do bis 21.00

lesung 9.9., 23.9., Bad Aussee Literatur on Tour und LiteraturTheater-in-Bewegung Trinkhalle des Kurhauses Bad Altaussee, 8990 Bad Aussee, T. 03622/716 43

22.9., 19.00, Wien Literatur aus der Sicht Schwarzer Frauen. Lesung des 1. Wiener Lesetheaters und 2. Wiener Stehgreiftheaters „Frauen lesen Frauen“ Frauensolidarität, 9., Berggasse 7/1, www.frauensolidaritaet.org

a k t i v i t ä te n 3.9., 15.00, Wien Medizin am Wegesrand – Kräuterheilmittel selbst gemacht. Kurs zur Herstellung von Salben, Tinkturen, Tees usw. Infos & Anmeldung: www.frauengarten.at, Dauer ca. 3 Std., Kosten: 70,- Euro inkl. Mwst. und Materialkosten

8.9., St. Pölten Informationstag Besser.Fair. Kooperation von Frauensolidarität mit FIAN Blumen und Südwind um auf die Arbeitsrechte von Frauen in der Blumenindustrie hinzuweisen Eine-Welt-Laden, 3100 St.Pölten, Schreinergasse 1, 10-12.00

9.9., Wien Selbstverteidigungskurs für Frauen. Mit Ingrid Stasiek Rundsporthalle, 22., Lieblgasse 2, Anmeldung bei Ingrid Stasiek: T. 0699/111 02 372, stasiek@ycn.com, www.goshinjitsu.at.tt, 4 Abende von 18-20.00, Kosten: 4,- Euro

10.9., 15-16.30, Graz FrauenStadtSpaziergänge – Künsterinnen Treffpunkt: Palais Meran, 8020 Graz, Leonhardstr., Infos: Frauenservice Graz, T. 0316/ 71 60 22-0, www.frauenservice.at

10.9., Bad Zell Wanderung zum Schwammerlstein mit gemeinsamen Mittagessen Treffpunkt beim Busterminal Hauptbahnhof Linz, Linie 340 nach Königswiesen um 8.30, Heimfahrt um ca. 16.30, www.hosilinz.at

f i x te r m i n

Geheimer Garten für Frauen und Mädchen

Politisches Café im Frauencafé

15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67, www.zeitraum.co.at

autonomes FRAUENzentrum, 4020 Linz, Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo ab 19.00

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30

Marathontraining mit der Grazer Frauenbeauftragten Brigitte Hinteregger

Montag

Dykes on bikes Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben Andino, 6., Münzwardeingasse 2, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Montag, nächstes Treffen 12.9., 19.30

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich DA nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/895 84 40, office@frauensache.at, jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Vor dem Büro der Frauenbeauftragten, 8010 Graz, Tummelplatz 9/1, T. 0316/872-4660, www.frauenbeauftragte.at, jeden Di 17.00

Mittwoch Schreibwerkstatt für Frauen. Mit Fini Zirkovich Literaturhaus Mattersburg, 7210 Mattersburg, Wulkalände 2, jeden Mi 19.00. Anm.: T. 02626/677 10

Dick und fit – Schwimmen. Leiterin: Karin Weingartmann

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda für politisch und rechtlich interessierte Schwule und Lesben

Schwimmhalle ATG, 8010 Graz, Kastellfeldg. 8, T. 0316/83 79 98-30, jeden Mi 17-18.00; Anm. erforderlich!

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage 2, jeden 1. Mo

Frauencafé

Internet-Café für Frauen und Mädchen. Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37, T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00

„Lesbentutorium“ an der Uni Wien UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 01/895 84 40, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,6 Euro

Frauencafé autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00

Dienstag Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstraße 28, www.viennamix.at, 2xwöchentlich, Di 20.00

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass. Leiterin: Karin Weingartmann 8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119, T. 0316/837 998-30, jeden Di 19.00-21.00, Anm. erforderlich, Kosten für 17 Abende: 102,- Euro

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 9., Währinger Straße 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden Di 11.00

Jugend- u. Kulturhaus AGATHON, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi

Mittwochs-Frauentratsch mit Netzanschluss Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9, T. 02635/611 25, freiraumfrauen@utanet.at, jeden 1. Mi im Monat

Transgendertreff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Frauen aller Länder-Café Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck, Schöpfstrasse 4, T. 0512/56 47 78, 14-18.00

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30

Dein Körper – Deine Verbündete. Leitung: Andrea Scheutz Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, 18-19.30, Anm. erforderlich! Kosten: 20,- Euro

Frauen-Treffpunkt Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen

Frauenfest im U4 U4, 12., Schönbrunner Str. 222, jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr, 14-tägig, Kosten: 16.- Euro/Termin

Lesben-Fußballgruppe AufschlagBALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, Training jeden Mi 19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00


Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30, Einstieg jederzeit möglich

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen, T. 01/587 67 50

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos 18., Hofstattgasse 15/10, Info und Anmeldung: T. 01/478 63 88, Kosten: 15,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi von 19-21.00

Que(e)r-Beisl Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandg. 2-4, www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend Café Standard, 5., Margaretenstraße 63, Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00

Selbsthilfegruppe für Frauen 40+ mit Esstörungen. Leitung: Eva Rolnik Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 01/895 84 40, office@frauensache.at, jeden Mi 18-19.30, Kosten: 8,- Euro, Anmeldung erforderlich: T. 0650/753 44 99

Donnerstag

HOSI-Jugendabend HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26, T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00

Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und Mädchen. Mit Barbara Tiwari FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do 17.30-19.00

Schmökern, gustieren, plaudern, Tee trinken, Bücher kaufen Buchhandlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00

Freitag Treffpunkt für junge Lesben bis 25 HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36, T. 0732/60 98 98, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00

Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, meist einmal im Monat, 19-23.00, Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/36 66 01

Frauen aller Länder-Café

BALLerinas

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck, Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00

Sommerbedingt kicken die Ballerinas jeden Do ab 19.00 zwischen Schulschiffen und U & Brücke, vorher anmailen unter lesbenfußball@gmx.at

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben

Regenbogenstammtisch. Treffen in Vöcklabruck Restaurant zur Brücke, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, jeden Do 20.00

HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00

Mach dir ein Bild... portraitzeichnen, portraitmalen. Für Mädchen und Frauen mit Lust und Freude am Gestalten Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstraße 14, T. 02732 82362, Kosten p.A. ink. Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Leiterin: Theresia Blatnek-Wondraczek

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30

g.spot. for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr

Internet-Café von Frauen für Frauen abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00, jeden letzten Fr speziell für Mädchen

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen

Der gemeinsame patriotische Beitrag von Miki Malör, dem Chor Gegenstimmen und der Theorieeignungsgruppe monochrom will zum besseren Verständnis der österreichischen Identität beitragen und das Publikum zum Mitsingen auffordern. Die Hymne als Kriegsgesang und sentimentale Konditionierung soll dabei auf ihre historischen Wurzeln hin untersucht und als Erfindung der bürgerlichen Klasse entlarvt werden. Man darf gespannt sein, ob nicht gerade hierbei ein neuer Beitrag zur Hysterisierung des Massen entsteht. 6.-17.9., 20.00, dietheater/Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tägl. außer So und Mo Labrys Lounge Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20, Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump, www.labrys.gundl.at, labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe @aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Eintritt: 14.- Euro. Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag! sonja.c@ gmx.at oder T. 01/988 9214, jeden 3. So

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige

Maiz - Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11,T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servust.at/maiz, Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/442 255

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400; Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 155771, Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter T. 01/476 15-5775 sowie unter fem@aon.at

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u. Jugendpsychologin F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772, Erstgespräch kostenlos, weitere 4,- Euro

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00

E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (1,50 Euro), Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak

Schlank & glücklich?

Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

Frauenleserunde

Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM (female genital mutilation) und Frauengesundheit

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/ Einzel-oder Paarberatung

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr , 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Samstag

„Komm Oma - surf mit mir!“ Internet-Café für Jung und Alt

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden 1. Sa ab 21.00

Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16, T. 07289/66 55, keine Anm. erf., Surfgebühr: 1,50 Euro/Stunde, jeden Do 15-18.00

Homoriental. Der multikulturelle Club für ein lesbisch/schwules Publikum und FreundInnen

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Frauenclub...just the girls

Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37, homoriental@gmx.net, Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro, jeden 2. Sa

Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für schwule und lesbische Paare aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4, Infos: 0049-1520/299 11 43, info@ausweg.de, www.aus-weg.de

Lesbenabend

Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen

Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00

nähere Infos: mostviertel_andersrum@ hotmail.com, T. for girls 0676/366 90 27, jeden 1. Sa im Monat

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen

Salone de Femme

Sonntag

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9/1, Do ab 18.00

HOSI Sonntagsbrunch@Café Steinschlag

Offener Abend

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro (HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00

Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher

Club Anderwelt

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00

Mikis Kriegsgesänge

13., St. Veitg. 25, T. 0676/787 91 44, jeden So 19.30

Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0, Do 19-20.00

Regenbogen Stammtisch

Fo t o : J o h a n n e s K i t t e l

Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe für Frauen. Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich

an.künden

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung.

Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7, Info: T. 0676/717 29 67

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Kosten: 23,- Euro

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71 F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V., Anm./Info: T. 01/476 15-57 71

Sexualberatung – Was Sie schon lange oder gerade jetzt dringend besprechen wollten. Leitung: Julia Kastenhuber

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“. Leiterin: Martina Nöster

r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)

september 2005an.schläge 45


Fo t o : Ro c k h a u s

an.künden 3.-4.9., Wien VolksstimmeFest 2005. Solifest im Prater mit Solidorf, Initiativen Straße, Kinderbereich und vielfältigem Kulturprogramm

aus.blick

Prater, 2., Jesuitenwiese

29.9., 19.30, Wien krisen.Fest – 20 Jahre LEFÖ mit Ehrenschutz Johanna Dohnal und Elfriede Jelinek sowie live-acts von Marie Therese Escribano, SV Damenkraft, Celia Mara u.v.m. Moulin Rouge, 1., Walfischgasse 11

preise bis 15.9., Weimar Ausschreibung für den 2. Internationalen Video Reporting Award. Der Wettbewerb richtet sich an innovative dokumentarische Kurzfilme und Beiträge einzeln arbeitender Personen mit einer max. Gesamtlänge von 15 min. Ausgerichtet wird der Award von der Bauhaus-Universität Weimar und kooperiert mit dem 22. Dokumentar- und Videofest Anfang November in Kassel

Schrei Sarah, schrei Mit der Band K’ s Choice wurde Sarah Bettens bekannt. Erstmals ist die 32-jährige Sängerin und Songschreiberin der belgischen Kultband auf Solopfaden auch in Österreich unterwegs und stellt uns ihr neuestes Album Scream vor. In den Texten der Rocksongs verarbeitet sie unter anderem die Erfahrungen, die sie in den letzten zwei Jahren in sozialer und privater Hinsicht durch ihr Coming-out erlebt hat. Sarah Bettens – Austria Scream tour 2005 6.9., 20.00: Rockhaus, 5020 Salzburg, Schallmooser Hauptstr. 46; 7.9., 20.00: Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, mit Vorgruppe Anges Milewski, Kosten: 12,50/14,-/16,- Euro; 8.9.: PPC, 8020 Graz, Neubaugasse 6, www.popculture.at, Kosten: 9,-/10,- /12,- Euro Di 13-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“

Fr 19.00-20.00 Spacefemfm Frauenradio. Jeden 1., 3. u. 4. Fr

Radio Orange 94,0 MHz

Fr 18.00-19.00 Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum

Di 18.00-19.00 ta mera – an Orten wie diesen. Von Frauen für Frauen. Von Lesben für Lesben Radio Orange 94,0 MHz

Mi 17.00-18.00 femme totale – feminist. Radioprogramm radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)

Mi 18.00-19.00 Abwechselnd: orangina – Fanzine zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po – Die Sendung für die ganze Frau Radio Orange 94,0 MHz

Mi 20.05-20.20 Das Frauenzimmer. Die Plattform für eine frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94,0 MHz

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio ( jeden 1. Do), La manifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do), Lourdes (4. Do) Radio Orange 94,0 Mhz

Fr 16.30-17.30 SPACEfemFM. Frauenradio, jeden 1. u. 3. Fr Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)

46 an.schlägeseptember 2005

Radio FRO. 105,0 MHz in Linz

Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)

Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums Radio Orange 94,0 MHz, jeden 1. Fr

tanz.fest 1.9., 19.00, Wien Ladies Drinks & Ladies Jazz. Diana Voigt mixt Special Cocktails zu den Klängen von Billie Holiday, Sarah Vaughn, Ella Fitzgerald, Madeleine Peyroux, Patricia Barber und Cassandra Wilson Frauencafe, 8., Lange Gasse 11

2.9., 18.00, Bregenz Interkulturelles, multimediales Schlemmerfest. Von den Girls vom Projekt C`n C (Cook and Cut) aus der Reihe MM2 (Mädchen Multi Media Migration) AmaZone, 6900 Bregenz, Kirchenstraße 39

3.9., 21.00, Linz Frauen-Fest im Chamäleon. Gemeinsame Veranstaltung von Hosi Linz und autonomen Frauenzentrum Varietè-Theater Chamäleon, 4020 Linz, Museumstr. 7a, Kosten: 7,-/4,- Euro

Infos unter www.videoreporter.org, Einsendeschluss ist der 15.9.

diverses bis 10.9., Wien Gender-Filme gesucht. Das Ladyfest Wien sucht aktuelle, experimentelle als auch dokumentarische Videos und Filme, die sich mit Körper-, Identitätspolitik etc. beschäftigen. Infos und Anmeldeformular unter: www. q-film.org, Einsendeschluss 10.9.

12.-28.9., Graz BIX Medienfassade des Kunsthaus Graz. Die Schweizer Künstlerin Renée Levi behandelt in Kassiber das Verhältnis des menschlichen zum architektonischen Körper und erstellt auf der Fassade ein irritierendes Selbstporträt Kunsthaus Graz, 8020 Graz, Lendkai 1, T. 0316/80 17-9213, www.kunsthausgraz.at

17.9., 11.00, St. Pölten Landpartie zur Kunst im öffentlichen Raum – Landpartie Waldviertel. Bustour mit Kunstvermittlerin Bärbl Zechner zu ausgewählten Arbeiten im öffentlichen Raum Treffpunkt Bahnhof St. Pölten, 3100 St. Pölten, www.publicart.at

29.9.-8.10., St. Johann/Tirol „... und LandeshauptFRAU werde ich auch noch!“ Festival Kulturschutzgebiet mit Konzerten, Frühstückslesung, Filmen, Straßenaktion, Symposium und Workshops rund um das Thema Frauenarbeit Musik Kultur St. Johann, 6830 St. Johann/Tirol, Lederergasse 5, T. 05352/612 84, info@muku.at, www.muku.at

Redaktionsschluss Termine 10/05: 13.09.05 termine@anschlaege.at

an.schläge

im Oktober

thema

Wieder gut gemacht Almosen oder Dankeschön? Die geplante Einmalzahlung an ca. 55.000 Trümmerfrauen durch die Sozialministerin wird auf ihren Gerechtigkeitsanspruch hin von unseren Redakteurinnen überprüft.

arbeit

Oh, du liebe Augustin Der Situation von Augustin-Verkäuferinnen, ihren Sorgen und Wünschen räumen wir Platz ein und berichten von ihrem Leben auf der Straße.

kultur

Slowenische Essayistin Auf dieses Interview freuen wir uns besonders. Die bekannte slowenische Schriftstellerin und langjährige Aktivistin der lesbischen Bewegung, Suzana Tratnik, stellt sich den Fragen von Helga Pankratz.

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… Gerüchte rund um den

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Der AUGUSTIN hört auf niemanden. Der AUGUSTIN lehnt Subventionen von Staat, Stadt, Parteien oder Kirche kategorisch ab. Um seine Unabhängigkeit zu bewahren und die Einflussnahme von politischen und kirchlichen Organisationen auszuschließen.

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Nr. 09/05, september 2005/19. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M


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