an.schläge11/2006
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN november
thema
Herzkönig Gender Medizin widmet sich nicht nur den Bikinithemen und weiblichem Herzeleid. gesehen
FiberQueens Beim rampenfiber-Fest wurde gesungen, getanzt, gesprochen, aber auch gestört. e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
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ZZZ ERFNDXINXOWXU DW Ve r l a g G r a s w u r z e l r e v o l u t i o n NEUERSCHEINUNG
Charles Jacquier (Hg.)
Lebenserfahrung und Geistesarbeit Simone Weil und der Anarchismus Mit Texten von D. Canciani, R. Chenavier, C. Jacquier, A. Roche, G. Leroy, A. Marchetti, L. Mercier-Vega, P. Rolland, B. Souvarine, S. Weil. Aus dem FranzĂśsischen von Lou Marin, Beate Seeger und Silke Makowski
Simone Weil (1909 – 1943) wurde in Frankreich von dissidenten Vertretern der sozialistischen Bewegung mit Rosa Luxemburg verglichen. Mit wissenschaftlichen und zeitgenÜssisch-politischen Texten erinnert dieses Buch an die anarchistische Lebens- und Schaffensphase Simone Weils. Als gewaltkritische Anarchistin entwickelte sie aus ihren Lebenserfahrungen einen heute noch aktuellen, utopischen Entwurf dessen, was Freiheit im politischgesellschaftlichen Bereich sowie in der Arbeitswelt bedeutet. 380 S. | 24,80 EUR | ISBN 3-939045-04-7
Graswurzelrevolution Die Monatszeitung fĂźr eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft Seit 1972 die einzige Zeitung, die die aktuelle Politik und Kultur aus gewaltfrei-anarchistischer Sicht kommentiert.
Schnupperabo 3 Ausg. 5 EUR Vorkasse Jahresabo Inland 10 Ausg. 30 EUR | Ausland 10 Ausg. 40 EUR Jetzt abonnieren WiederverkäuferInnen und SpenderInnen herzlich willkommen! GWR-Vertrieb | Birkenhecker Str. 11 | 53947 Nettersheim | Fax (02440) 959 351 buchverlag@graswurzel.net | www.graswurzel.net
an.schläge an.spruch
Im nationalen Schaufenster Keine optische Offensive auf den großen bunten Bildern
05
asyl.schweiz
Schweizer Schande Verschärfungen im neuen Asylgesetz in nie dagewesener Härte
08
spanien.gleichstellung
Bambis Bambule Mit 2007 verhilft das Gleichstellungsgesetz Frauen zu mehr Macht
auf.takt
10
schweden.politik
Adjö, Stützstrümpfe?
Eure Redaktionsfrauen
forum
thema
politik
Wie steht es um das oft als Vorbild zitierte Wohlfahrtsparadies?
14
an.sage
Volksstimmung Partizipative Demokratie oder Instrument populistischer Politk?
24
thema.gender,medizin
Herzkönig Frauen unterstellt man Hysterie, Männern bestellt man einen Helikopter
16
forum.wissenschaft
Partiarchalische Kritik und Patriarchatskritik Die Rezeptionsgeschichte der ungarische Schriftstellerin Margit Kaffka
22
arbeit
dokumentations.arbeit
Der weggeschnittene Blick Zuzana Brejcha spricht über Manipulation und Dokumentation
28
in.pension
Jahrgang 47 Tücken im Leben alleinstehender Pensionistinnen:Wann ist eine Frau alt?
32
hipper.sexismus
Severe Butt Cramp Wenn Arschwackeln Krämpfe verursacht: Hip Hop und der Lady-Ausverkauf
34
lesbische.filmtage
Schmetterlinge und Cypersex Liebesweisen jenseits von Hollywood-Kitsch und Männerphantasien
36
an.klang
Compilations und mehr Unwiderstehliche Tracks von bittersüß bis lautmalerisch opulent
38
lese.zeichen
Wir gratulieren. Und jubilieren? Femmage an die Frauenbewegerin und Literatin Hedwig Dohm
39
ge.sehen
kultur
In den Pokerfaces der KoalitionsverhandlerInnen werden derzeit höchstens Augenbrauen hochgezogen, sonst bewegt sich dort keine Miene. Deshalb berichten die an.schläge in der aktuellen Ausgabe, was sich sonst so tut in Europa. Nichts erfreuliches in der Schweiz. Ursula Dubois von der Schweizer Flüchtlingshilfe berichtet ab Seite acht, welche Auswirkungen die drastische Verschärfung des Asylrechts auf Asylbewerberinnen hat. Die Schweizer Volksabstimmung über die Asylrechtsverschärfung ist auch Thema der an.sage. Iris Hajicsek und Eva Rossmann diskutieren, ob Referenden ein wichtiges Instrument direkter Demokratie oder doch nur noch eines populistischer Politik sind. „Ich bin Feminist“ bringen schwedische Politiker leichter über die Lippen als viele Herren hierzulande. Wie es um das „Wohlfahrtsparadies“ bestellt ist, seit es eine konservative Regierung hat, weiß Eva Steinheimer. (S. 14f) Auch das Rehauge Spaniens, Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero, will Feminist sein. Und immerhin hat er nicht alleine ein Regierungsteam, das zu fünfzig Prozent weiblich ist, sondern nun auch ein neues Gleichstellungsgesetz verabschiedet. (S. 10f). Dem Rassismus in der Popkultur ist Katharina Nagele ab Seite 34 auf der Spur. Sie erklärt außerdem, warum „Arschkrämpfe“ wenig am Sell-Out schöner Frauen ändern. Die lesbischen Filmtage in Graz widmen sich östlichen Liebesweisen fernab von HollywoodKitsch. Katja Mair hat sich bei Organisatorin Eva Kuntschner über das bemerkenswerte le.f.t.-Festival erkundigt. (ab S. 36) Wir hoffen, wieder genügend Feminismusappetit gemacht und für ausreichend an- und aufregenden Stoff gesorgt zu haben.
rampenfiber – Platz da! Vielseitig: Musikerinnen und Künstlerinnen beim Fiber-Festival
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an.an.schläge
Fo t o : G a b i H o ra k
F
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,
Frauenstadtstadtspaziergang
office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt, Silke Pixner/ pix, Saskya Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination), Jenny Unger/jung,Tina Wimmer/tiwi
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Andrea Auerbach/AndA, Andrea Drobe, Ursula Dubois, Margot Fischer, Beate Hausbichler, Eva-K. Hack, Bibi Klein, Margarete Hochleitner, Gabi Horak, Katja Mair, Simone Mühlegger, Helga Ogbomon-Müller, Burgi Pirolt, Lisi Schleicher/liS, Michèle Thoma, Maria WolfHajmásy, Nadja Vladar, Andera Zutz/az
an.sage: Eva Rossmann und Iris Hajicsek neu.land: Tyma Kraitt heim.spiel: Bibi Klein lesben.nest: Jenny Unger ge.sehen: Beate Hausbichler an.klang: Sonja Eismann und Ute Hölzl plus.minus: Eva Steinheimer Cartoon: nic., pxxxnic@gmail.com Unsere Werbung: Nana Swiczinsky Cover:Monika Morawetz Fotos: an.schläge-Archiv, Jörg Altinger, Bildarchiv Österreichische Nationalbibliothek, Commission on Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Equity, Bernadette Dewald, Donauuniversität Krems, Pez Hedjuk, Björn Hensvold, Gabi Horak, Rainer Iglar, Bibi Klein, Mario Lang, pixelquelle.de, no-racism.net, Monika Morawetz, Saskya Rudigier, Jenny Unger,Viennale
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Lea Susemichel Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägenovember 2006
Am Samstag, den 7. Oktober fand im Rahmen von „Neue Blicke auf den dritten Bezirk“ ein Stadtspaziergang statt, um unter der Leitung der fachkundigen Kulturvermittlerin und Referentin für feministische Bildung und Politik, Petra Unger, unsichtbare Frauenorte und Frauengeschichte zu entdecken. Zwar finden sich haufenweise Gedenktafeln und Denkmäler von Männern, Frauen bleiben aber meist unsichtbar. Gleich zu Beginn unserer Wanderung, Ungargasse – Ecke Beatrixgasse, wird eine Frau sichtbar, die selbst viele Orte entdeckte: Ida Pfeiffer, eine Weltreisende der Biedermeierzeit. Ein paar Meter weiter die Beatrixgasse entlang, auf Nummer 3, begegnen wir einer wichtigen Vertreterin der österreichischen Literatur: Ingeborg Bachmann. Überhaupt die Beatrixgasse. Benannt nach der Erzherzogin Maria Beatrix von Este, die in Italien im 19. Jahrhundert das politische Geschehen mitbestimmte. Und so geht es weiter: Ungargasse 49: Nanette Streicher, Klavierbauerin. Ungargasse 29: Paula von Preradovic, die Schöpferin des Textes der österreichischen Bundeshymne. Rochusgasse 7: Hier stoßen wir auf Maria Hainisch, Pionierin der österreichischen Frauenbewegung und große Förderin der Bildung von Mädchen und Frauen.Landstraße 74: Marie von Ebner Eschenbach, war auch mit Helene von Druskowitz befreundet, bekannt für ihre radikal-feministischen Ansichten.
Grete Jost-Park: Benannt wurde der Park nach der Widerstandskämpferin im Dritten Reich, die 1943 im Wiener Landesgericht geköpft wurde. Rasumovskygasse 29: Maria Theresia Paradis. Die blinde Musikerin war ein „Star“ in der „Szene“ des 18. Jahrhunderts. Siegelgasse 2-4: Tina Blau. An dieser Adresse befand sich eines der Vereinsateliers der von Tina Blau, Olga Prager, Rosa Mayreder und Kurt Federn gegründeten Kunstschule. Kegelgasse: Dieses Gebiet hier – sowie die nahe gelegenen Weißgerberlände, früher Gänseweide genannt – war eine der Hinrichtungsstätten Wiens. So wurde hier die „Hexe“ Elisabeth Plainacher 1583 verbrannt. An Hausnummer 44 findet sich ein Relief gestaltet von Margarete Hanusch („Kunst am Bau“). Ende des Rundgangs: Weißgerberstraße 41, wo die an.schläge, Efeu, Ninlil und die Frauenhetz ihre Heimat haben. Wer Lust hat, neue (Frauen-) Blicke auf die Stadt zu werfen, kann dies bei Stadtführungen mit Petra Unger tun und/oder in ihrem Buch schmökern: Wiener Frauenspaziergänge. Wo sich Frauen in Wien am besten finden, metro-Verlag 2006
an.schläge werden gefördert von:
an.spruch
Michèle Thoma
Im nationalen Schaufenster Von uns gibt es viele. Und das auch noch ziemlich lang. Nur nicht auf den schönen, großen, bunten Bildern, die bis vor einem Monat in Wien herumhingen. Auf denen hingen wir selten herum. Wir sprangen nicht ins Auge. Keine optische Offensive. Nur nicht vordrängeln! Wir haben nämlich ein Benehmen. Himmelshälften wollen wir uns zwar schon seit langem nehmen. Und eine große Portion Erde dazu. Garniert mit Babies, Visakarten, geilen Männern, den Heiligenschein dürft ihr derweil behalten – aber… huch, auf der großen Portion Erde geht’s nur langsam weiter: auf allen Vieren unterwegs durch Kinderzimmer, durch die Canyons zwischen Wäsche- und Abwaschbergen robben… und immer wieder läuft uns ein Mann über den Weg, bzw. liegt er in unserm Bett herum… Nicht gesehen ward die Herinnenministerin, die immer so präzise schwarz-weiß denkt und präzise drinnen von draußen trennt. Die Draußenministerin auch nicht. Die Frau mit dem Helm und der eisernen Maske, die uns eine eiserne Gesundheit abverlangt, schon mal. Die, was die Kinder anständig was lernen will, gar nicht. Der kleine Mann, zwar nicht von der Straße, und nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen, erscheint uns auf Schritt und Tritt. Er verpasst uns aber keinen Tritt. Er hält die Arme weit geöffnet, sein Lächeln ist voller Verheißung. Dass er’s könne, steht geschrieben. Was, bleibt sein köstliches Geheimnis. Auch der sonst intensiv menschliche Kandidat der Gegenpartei öffnet weit die Arme: Lasset die Österreicherinnen und Österreicher zu mir kommen! Ein paar Herren stehen noch grau auf den Plakaten der Roten herum, eine nette Dame spielt euphorisch mit ein paar Schulkindern. Mitgeredet werden darf schon – sogar etwas dunklere Mitbürgerinnen sind beim Plakat-Mitreden zu sehen. Die Partei mit dem nicht lächelnden Kandidaten hat aber eine Spitzenkandidatin. Der eingebildete S. aus Kritzendorf, der diese Realitätsfremden ja niemals wählen würde, bescheinigt ihr Herzeigbarkeit. Sie hat einen societytauglichen kühlen Gesichtsausdruck und ist societytauglich gekleidet. Sie ist keine tropfende Still-Mutti im Strickrock, und WOMAN bekommt erste Fotos vom ersten Babybauch. Das ist
taktisch geschickt, und dann wieder taktisch ungeschickt, weil es so geschickt ist. Die Frauen in der Öffentlichkeit sitzen ja schließlich im Schaufenster der Nation. Da wird man ja wohl schauen dürfen! Auf die Finger und sonst wohin! Von einem Plakat dieser Partei schaut außerdem ein nüchternes und gar nicht schüchternes junges Mädchen und gibt einen nüchternen Befund ab. Von einem andern zwar eine, neben die ich mich mit einem Kindertrupp in der Straßenbahn lieber nicht hin setzen würde. Der Übermut-Mann zieht aus seinem Zylinder das letzte An- und Aufgebot: Gipfelhalbmonde, Billavorstände, Orangen. Hinter der Männerriege die Evas, die kein Evakostüm tragen, mit Orangen in den Händen. Cheerleaderinnen, die nicht leaden. Die Justizministerin wird von einer Eingebung getroffen und betroffen und trifft eine kühne Entscheidung. Alle sind ganz begeistert von ihrem Ein- und Durchblick. Dann wird ihr Bild sogenannt eingestampft, und sie ist weg vom Plakat, auf dem sie noch gar nicht war, und vielleicht weg vom Fenster. Es gibt aber noch andere Fenster mit vielleicht besseren Aussichten. Der Mann mit der Heimatfilmfrisur macht sich selber weiter Mut. Die Psychologin Rotraut Perner meint, die Mutterschaft befähige zu erhöhter Sensibilität und erhöhe das Mitgefühl. Her mit den Putzis! Zehn Putzis hat der Heimat eine mannhafte Hüterin von Treue und Ehre geschenkt. Zehn kleine Nicht-Negerlein. PowerInnenfrau im Hort der Recken ist sie auch noch! Da wird die Latte für die Buggyschieberinnen schon ziemlich hoch gelegt. Springt, Mädchen, frisch ins Blaue! Der Mann mit den kornblumenblauen Augen rappt dazu! Aber es gibt keine Familienidyll-Plakate von der furchtbar fruchtbaren Partei. Keine Gruppen- oder auch nur Groupiebilder. Keine Erdmütter, die unter Stammbäumen grasen – während die Erzeuger am Stammtisch rasen. Nur der Blauäugige mit den geschüttelten Reimen. Und bei den gemütlichen KommunistInnen? Eine langweilige Gießkanne als Kandidatin. Und eine Schere. november 2006an.schläge 05
Fo t o : n o - r a c i s m . n e t
österreichan.riss
einfach nicht widerspruchslos hingenommen werden können. Diese Problematik behandelt auch der Film „Die Liste“ (von und mit Ehe ohne Grenzen), der am Abend des Aktionstages großen Zuspruch im Schikaneder-Kino fand. nav http://no-racism.net
ehrungen
Wiener Frauenpreis 2006
migrationsaktionstag
NAG sprengen Ein riesiges Paket. Tausende Flyer. Laute Sprechchöre. Was ist los hier? Das fragten sich viele, die am 7. Oktober auf der Wiener Kärntnerstraße flanierten. Ihnen war wohl entgangen, dass an diesem Tag der dritte MigrationsAktionstag stattfand. Die Initiative Ehe ohne Grenzen, IG Bildende Kunst und VBKÖ (Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs) hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen: Als Reaktion auf das neue NAG (Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz), das 2006 in Kraft getreten ist und für viele binationale Ehepaare und Familien eine Bedrohung darstellt, schnürten sie ein riesiges „Fremdenrechtspaket“ gefüllt mit „Prokop-Geldscheinen“, das es zu sprengen galt. Auflagen wie Antragstellung im Herkunftsland und ein Mindesteinkommen von 1.056 Euro monatlich waren und sind Elemente des neuen Gesetzes, die
„Der Papst schafft die Vorhölle ab.“
Diese Teletextschlagzeile klang erst einmal kurios: Nun sind nicht mal mehr Himmel und Hölle verlässliche Größen in der katholischen Kirche? Schauerlich wurde es aber, als sich herausstellte, dass das Ganze eine Marketing-Maßnahme ist: in die Vorhölle kamen bisher nämlich alle Babys, die verstarben, bevor sie getauft werden konnten, was in den Ländern des Südens einen krassen Wettbewerbsnachteil der Katholen gegenüber dem Islam bedeutet, der alle Kinder ohne Wenn und Aber ins Paradies lässt.
06 an.schlägenovember 2006
plus.minus
Mit dem Wiener Frauenpreis (ein Beitrag zum Arbeitsschwerpunkt „Frauen sichtbar machen“) ausgezeichnet wurden heuer die SiemensGeneraldirektorin Brigitte Ederer und die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak. Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely will „mit dem Preis Frauen ins Rampenlicht rücken, die großartige Leistungen erbringen“, und das heuer schon zum fünften Mal. Brigitte Ederers Leistungen werden im Bereich Wirtschaft und Management gesehen. Als Generaldirektorin von Siemens Österreich gilt sie hierzulande als wichtigste Managerin, seitens der Jury wird sie durch ihren schnellen Aufstieg auch als „role model“ für Frauen gewertet. Ruth Wodak leistet im Bereich Forschung und Wissenschaft Besonderes: Sie forscht zum öffentlichen Diskurs, nach Meinung der Jury ist gerade ihr Augenmerk auf Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zu würdigen. Neben der öffentlichen Anerkennung dürfen sich die Preisträgerinnen über je 3.000 Euro und eine Skulptur der Wiener Künstlerin Verena Kranebitter freuen. be
nationalrat
Frauenpolitik in Sicht? Die Wahlen sind geschlagen und der Nationalrat nimmt neue Gestalt an. Die Neuigkeiten aus frauenpolitischer Sicht in aller Kürze: Die SPÖ
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
frauenfeindlich
fremdenfeindlich
Keine Professorinnen
Keine Kundgebung
Wie es um den Frauenanteil an den Universitäten bestellt ist, ist ja hinlänglich bekannt: klare Mehrheit unter den Studierenden, klare Minderheit ab dem Doktorat. Wie Frauenförderung nicht funktioniert, zeigte sich jüngst: An der Universität Wien wurden elf Professuren neu besetzt – nur eine davon mit einer Frau. Der Frau(en)anteil unter den neuen ProfessorInnen ist somit sogar noch geringer als der der ganzen Uni Wien. Trotzdem gratulieren wir Dr.in Elke Mader, Professorin für Allgemeine Kultur- und Sozialanthropologie, die es geschafft hat, obwohl einer ihrer vielen Forschungsschwerpunkte „Gender“ lautet.–
Mitte Oktober wollten der Verein „Ehe ohne Grenzen“ und die IG Kultur eine 72-stündige Protestkundgebung gegen Rassismus auf der Wiener Freyung abhalten. Wie es sich gehört, wurde dies bei der Polizei angemeldet. Die fühlte sich nicht zuständig, weil es sich aufgrund der Länge der Aktion um eine Veranstaltung handle. Also Antrag ans Magistrat. Das fühlte sich aufgrund des Themas auch nicht zuständig. Also gab es doch einen Bescheid der Bundespolizeidirektion: eine politische Versammlung könne nicht drei Tage dauern, und überhaupt sei zur gleichen Zeit das „Kürbisfest“ und deshalb gar kein Platz für Politik.–
an.rissösterreich wird als stimmenstärkste Partei die Nationalratspräsidentin stellen – aller Voraussicht nach Frauenvorsitzende Barbara Prammer. Die Grünen dürfen als drittstärkste Partei eine Volksanwältin (Menschenrechtssprecherin Terezija Stoisits) sowie die dritte Nationalratspräsidentin, Eva Glawischnig, benennen. Falls die SPÖ sich von ihren Wahlversprechen im Zuge der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP nicht komplett verabschiedet, haben wir wohl bald wieder ein eigenständiges Frauenministerium. Als rote Frauenministerinnen gehandelt werden die Wiener Spitzenkandidatin Andrea Kuntzl und die Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Sonja Wehsely. Die Sitzverteilung im Nationalrat ist soweit fix (wenn Abgeordnete auf einen MinisterInnensessel wandern, werden diese Sitzplätze natürlich frei) und demnach liegt der Frauenanteil im Plenum wieder bei knapp 33 Prozent. Die rechten Parteien haben erwartungsgemäß schaurige Frauenquoten, aber auch die SPÖ schafft derzeit die 40 Prozent-Quote wieder nicht: sie haben im Moment 35 Prozent weibliche Abgeordnete. Allerdings versichert das Bundesfrauensekretariat gegenüber den an.schlägen, dass nach Abschluss der Regierungsverhandlungen durch Nachbesetzungen frei gewordener Plätze die Quote erreicht werde. Wenn die MinisterInnenposten verteilt worden sind, sollen zumindest drei zusätzliche SP-Frauen im NR-Plenum Platz nehmen. Die Grünen haben mit 57 Prozent auf jeden Fall den mit Abstand größten Frauenanteil im Nationalrat. GaH
25. november
Tag gegen Gewalt Im Jahr 1981 wurde der 25. November zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ erklärt. Seit damals wird er alljährlich im Gedenken an die Schwestern Mirabal, drei Bürgerrechtskämpferinnen aus Mittelamerika, begangen, die 1960 aufgrund ihres frauenpolitischen Engagements im Auftrag des dominikanischen Diktators Trujillo ermordet wurden. Auch heuer wird es in den meisten Bundesländern in Österreich wieder zahlreiche Veranstaltungen rund um den 25. November geben. Und gerade dieses Jahr gibt es genug Gründe, den Tag mit möglichst lauten Forderungen und Rufen zu verbringen: Nicht nur das Tiroler Frauenhaus kämpft (immer noch) ums finanzielle Überleben, auch das Frauenhaus im steirischen Kapfenberg steckt in Schwierigkeiten. Seit seiner Eröffnung im März 2005 ist das Haus ein Politikum, erst kürzlich wurde die Führung wieder ausgetauscht. „Wenn sich die Politik so sehr einmischt, ist das anscheinend nicht förderlich“, zieht Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser traurige Bilanz. Außerdem wäre eine Novellierung des steirischen „Gewaltschutzeinrichtungsgesetzes“ dringend notwendig, weil durch die darin vorgeschriebene Tagsatzfinanzierung die Frauenhäuser in Graz und Kapfenberg in schwere finanzielle Bedrängnis gekommen sind. Und auch im Burgenland geht der Streit um ein zweites Frauenhaus im Süden weiter: Die Grünen sehen akuten Bedarf, sind mit einem entsprechenden Antrag im Landtag aber wieder gescheitert. Die SP-Burgenland wiederum verweist auf die ohnehin höchste Dichte an Betreuung und Beratung für Frauen im östlichsten Bundesland. So lange das politische HickHack kein Ende findet und Gewaltschutzeinrichtungen nicht endlich bundesweit geregelt und garantiert finanziert sind, muss jeder Tag ein Tag gegen Gewalt an Frauen sein! GaH
an.ruf Andrea Auerbach sprach mit Eva-K.Hack und Andrea Drobe
Ein Schritt vor und zwei zurück. Noch gibt es in Deutschland ca. 360 Frauenhäuser, 140 davon sind Autonome Frauenhäuser, die direkt aus der FrauenLesbenbewegung entwickelt wurden und 2006 ihr 30-jähriges Bestehens feiern. Würden Sie sagen, dass sich in den letzten dreißig Jahren der Schutz vor Gewalt für Frauen verbessert hat? Von rechtlicher Seite her sind in den letzten Jahren einige Maßnahmen ergriffen worden, die Frauen besser schützen sollen, so wurde z. B. Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand und das Gewaltschutzgesetz eingeführt. Aber das Gewaltschutzgesetz bietet nicht allen Frauen sicheren Schutz, weil die Hürden relativ hoch sind, um die Schutzanordnungen durchzusetzen. Und es wurden fast zeitgleich gesetzliche Veränderungen vorgenommen, die mit den Schutzmaßnahmen des Gewaltschutzgesetzes kollidieren und sie an vielen Punkten aufheben, z. B. bei den Umgangs- und Sorgerechtsregelungen. Viele Frauen, die von Gewalt betroffen sind, werden von Gerichten und Jugendämtern gezwungen, sofort nach der Flucht ins Frauenhaus den gewalttätigen Vätern Besuchs- und Umgangsrecht zu ermöglichen. Die Schutznormen des Gewaltschutzgesetzes werden damit ausgehebelt, weder die Anonymität noch der Schutz der Frauen und Kinder ist noch gewährleistet, denn der Aufenthaltsort der Frauen und Kinder wird bekannt gegeben. Wenn Frauen zum eigenen Schutz und zum Schutz der Kinder sich nicht an die gerichtlich verordneten Umgangsregelungen halten, werden ihnen gerichtliche Zwangsanordnungen angedroht, z. B. Sorgerechtsentzug, Entzug des Aufenthaltsbestimmungsrechts bis hin zum Ordnungsgeld und der Beugehaft. Im schlimmsten Fall können die Kinder bei Beugehaft der Mutter zum Misshandler kommen. Die gesetzlichen Veränderungen haben am Bedarf von Zufluchtsmöglichkeiten für Frauen und Kinder nichts verändert. Allerdings wurden vielerorts zum Teil mit ausdrücklichem Verweis auf das Gewaltschutzgesetz drastische Kürzungen bei den Frauenhäusern vorgenommen und ihre Existenz in Frage gestellt. Zahlreiche Häuser mussten schließen, viele Zufluchtsplätze mussten geschlossen werden. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es auch nach dreißig Jahren keine verbindliche Finanzierung der Frauenhäuser, sondern sie ist vom guten Willen und der Einsicht der Kommunen und Länder abhängig. Seit dreißig Jahren fordern die Autonomen Frauenhäuser eine institutionelle Förderung, die die Anonymität und den Schutz jeder einzelnen Bewohnerin und ihrer Kinder sicherstellt. Doch der Forderung nach institutioneller Finanzierung der Frauenhäuser wird vielerorts die sogenannte Einzelfallfinanzierung von den Finanzierungsträgern entgegengesetzt. Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser, Jubiläumsfest – 30 Jahre Autonome Frauenhäuser – in Köln am 24.11.06 im Bürgerhaus Stollwerk, Infos: http://www.autonome-frauenhaeuser-zif.de/
www.aoef.at
november 2006an.schläge 07
Fo t o : p i x e l q u e l l e . d e
asylschweiz
Schweizer Schande Frauen sind von den neuen Verschärfungen im Schweizer Asylgesetz am stärksten betroffen, weiß Ursula Dubois.
Ursula Dubois ist die Leiterin für Kommunikation der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. http://www.osar.ch/
08 an.schlägenovember 2006
Obwohl auch das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge im Vorfeld größte Bedenken geäußert hatte, nahmen zwei Drittel des Schweizer Volkes am 24. September 2006 ein neues Asylund Ausländergesetz an. Mit einem Referendum hatten Hilfswerke, Kirchen, NGOs, Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, Jugend- und Frauenverbände vergeblich versucht, die beiden Gesetze in letzter Minute zu verhindern. Der Abstimmungskampf
um die beiden Gesetzesvorlagen wurde von den Befürwortern einer scharfen Asyl- und Ausländergesetzgebung mit nie da gewesener Härte und Rücksichtslosigkeit geführt. Justizminister Christoph Blocher, dessen Schweizerische Volkspartei (SVP) seit zwanzig Jahren programmatisch gegen alles Fremde antritt und dabei die EU genauso im Visier hat wie „kriminelle Ausländer“, „abzockende Asylbewerber“ oder „Scheinflüchtlinge“, warb Land auf Land ab mit „Informationsver-
anstaltungen“ für das einzige Produkt seiner bald dreijährigen Amtszeit – ohne sich je einem Gegner oder einer Gegnerin zu stellen. „Meine Aufgabe ist es zu informieren, nicht zu debattieren“, verkündete der Milliardär und SVP-Bundesrat in völliger Verkennung der demokratischen Spielregeln. Dass er es dabei mit den Zahlen nicht so genau nahm und die Statistiken seines eigenen Migrationsamtes nach Lust und Laune verbog, machte einer Mehrheit der Schweizer Bevölkerung nicht zu schaf-
schweizasyl fen, obwohl sie die richtigen Informationen jederzeit im Internet1 hätten abrufen können. Hinter jedem Asylbewerber steckt ein potentieller Asylmissbraucher, hinter jeder Ehe zwischen einem Schweizer und einer Ausländerin – oder umgekehrt – verbirgt sich eine mögliche Scheinehe, argumentierte die SVP. Und die Stimmbürger und Stimmbürgerinnen folgten ihr. Nach dem Motto: Lieber einen Verfolgten abweisen, als einem falschen Flüchtling Unterschlupf bieten, nahmen sie die beiden Gesetze an. Die Verschärfungen im revidierten Asylgesetz treffen Frauen in ganz besonderem Maße. Auch das ebenfalls angenommene neue Ausländergesetz diskriminiert Frauen doppelt. 48 Stunden. Wer nicht innerhalb von 48 Stunden nach der Ankunft Reise- oder Identitätspapiere vorweist, wird künftig vom Asylverfahren ausgeschlossen. Aber gerade Verfolgte haben oft keine Papiere! Ein Drittel der heute anerkannten Flüchtlinge konnte nie Papiere abgeben. Das gilt besonders für Frauen und Kinder, oftmals hat der Mann die Papiere aller Familienangehörigen bei sich. Im Todesfall oder bei Beziehungsproblemen verfügen die Frauen vielfach weder über Reisepass noch über Ausweispapiere. In vielen Ländern müssen Frauen zudem die Genehmigung des Vaters, Bruders oder Ehemannes haben, um eigene Ausweispapiere zu beantragen. Nicht selten wird ihnen diese Selbstverantwortung verweigert. All diese Frauen werden in Zukunft, selbst wenn sie verfolgt werden oder ihr Leben bedroht ist, vom Asylverfahren ausgeschlossen sein. Kheriyu Zeinu, deren politisch aktiver Mann vor seinem Tod monatelang im Gefängnis gesessen hatte, wurde von den eritreischen Sicherheitskräften gedroht: Man würde ihr den 4-jährigen Sohn wegnehmen und sie erneut in den Militärdienst einziehen, wenn sie gewisse Dokumente ihres Mannes nicht heraus gäbe. Ende 2002 hält sie diesen Druck nicht länger aus und flieht mit ihrem Kind aus Eritrea in die Schweiz, ohne Papiere. Ihr Asylgesuch wird von den Behörden abgelehnt, sie verlangen ihre Ausreise und streichen ihr die Sozialhilfe. Zwei Jahre lang hält
sich Kheriyu Zeinu mit ihrem Kind illegal in der Schweiz auf. Nach jeder Vorladung aufs Migrationsamt träumt der Bub nächtelang von Gefängnissen und Polizisten. Sie hat Glück im Unglück und findet Hilfe bei den JuristInnen von Caritas Schweiz. Im August 2006 erhält sie mit ihrem Kind nach Rekursen Asyl. Zwar hat die Asylrekurskommission vor ein paar Wochen in einem Bahn brechenden Urteil entschieden, auch frauenspezifische Fluchtgründe anzuerkennen und künftig Frauen und Mädchen, die auf Grund ihres Geschlechts gefährdet sind, in der Schweiz Asyl zu gewähren. Doch die Verschärfung der Papierlosenbestimmungen macht es den Betroffenen schwer, wenn nicht unmöglich, den nötigen Schutz einzufordern. Zwei Drittel der Flüchtlinge sind von Flucht und Verfolgung derart traumatisiert, dass sie oft Monate, ja Jahre brauchen, um über die grausamen Erlebnisse reden zu können. Gerade Frauen können oft nur mit Mühe über die Übergriffe und Gewalt gegen sie reden. In ihrem Falle sind die Ausnahmeregelungen Augenwischerei. Wer von ihnen erwartet, dass sie sofort ihre Flüchtlingseigenschaft glaubhaft machen, verkennt die Lage. Die Kurdin S. H. floh mit der Hilfe eines Schleppers aus der Türkei. Den Pass musste sie dem Schlepper abgeben. Während der Befragung antwortete sie zögernd. Immer wieder schwieg sie hilflos. «Unglaubwürdig», urteilten die Asylbehörden und wiesen die schwer traumatisierte Frau ab. Erst Monate später nach der Ablehnung ihres Gesuchs konnte S. H. im Kreis von Frauen erzählen, dass sie von einem Polizisten mehrfach vergewaltigt wurde. Heute lebt sie als anerkannte Flüchtlingsfrau in der Schweiz. Dazu brauchte es aber mehrere ärztliche Gutachten und zwei Rekurse. Auf der Straße. Künftig können alle Abgewiesenen auf die Straße gestellt und von der Sozialhilfe ausgeschlossen werden – darunter auch Mütter mit Kindern, Schwangere, minderjährige Mädchen. Die gravierenden sozialen Folgen einer derartigen Politik sind absehbar. 2004 wird die 16-jährige Kongolesin S. völlig hilflos, erschöpft und ausge-
hungert in einem Zug zwischen Lausanne und Genf aufgefunden. Die Aargauer Behörden hatten das Mädchen nach einem Nichteintretensentscheid kurzerhand auf die Straße gestellt und der Vertrauensperson, die sich um das Kind gekümmert hatte, das Mandat ersatzlos entzogen. Die Genfer Vormundschaftsbehörde führte S. nach Aargau zurück. Nach einer längeren Odyssee durch für weibliche Minderjährige ungeeignete Unterkünfte ist S. schliesslich verschwunden. Das Kinderhilfswerk Terre des hommes, das den Fall in seiner Studie „Das Asyl- und Ausländerrecht verletzt die Rechte der Kinder“ dokumentiert, sieht unbegleitete, minderjährige Mädchen als besonders gefährdet, in kriminellen Netzen zu verschwinden. Beugehaft. Wenn abgewiesene Asylsuchende die Schweiz nicht freiwillig verlassen, können sie künftig bis zu zwei Jahren in Beugehaft genommen werden. Frauen mit Kindern können mit diesem Druckmittel besonders hart getroffen werden. Eine Mutter aus Madagaskar wird in Luzern eine Woche, nachdem ihre Ausreisefrist verstrichen ist, verhaftet und von ihrem dreijährigen Sohn getrennt. Man verweigert ihr den Kontakt zu einem Anwalt. Aus Angst um ihr Kind unterschreibt sie eine Strafverfügung, die sie nicht versteht. Bis zu ihrer Ausweisung wiederholt die Mutter immer wieder verzweifelt, dass sie bei uns um Schutz ansucht, weil sie seit dem Verschwinden ihres Mannes in ihrer Heimat um ihren Sohn fürchtet. Frauen aus Nicht-EU-Ländern können nur durch Heirat mit einem Schweizer einen Schweizer Pass bekommen. Mit der Ehe gehen sie die Verpflichtung ein, während einer Frist von mindestens drei Jahren ohne Unterbrechung im gleichen Haushalt zu leben. Bei Trennung der Ehegemeinschaft vor Ablauf von drei Jahren, was einer heute weit verbreiteten Realität entspricht, besteht kein Anspruch auf Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung. Besonders anstößig ist, dass Opfer ehelicher Gewalt, die ihren Ehepartner verlassen, ausgewiesen werden können – selbst dann, wenn häusliche Gewalt nachgewiesen ist. ❚
1 www.bfm.admin.ch
november 2006an.schläge 09
Fo t o : A r c h i v
spaniengleichstellung
Bambis Bambule Mit 2007 soll in Spanien ein neues Gleichstellungsgesetz in Kraft treten. Frauen werden damit die Hälfte der Macht knapp verfehlen. Von Lea Susemichel „Die spanische Regierung hat ein Gesetz zur Gleichberechtigung von Mann und Frau verabschiedet. Somit soll ein Prinzip zur Realität werden, das alle teilen aber öfters in Alltagssituationen nicht eingehalten wird.“ In unverändertem Wortlaut ist dies seit Ende Juni unter der Rubrik „Aktivitäten der Regierung“ auf der Homepage der spanischen Botschaft in Deutschland zu lesen.1 Informiert wird damit über ein im Sommer vom spanischen MinisterInnenrat verabschiedetes Gleichstellungsgesetz, das mit Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll. Mit der von „allen geteilten“ Übereinkunft, dass Gleichstellungsmaßnahmen im Machismo-Land dringend vonnöten sind, ist es jedoch nicht allzu weit her. Lediglich dreißig Prozent der Männer und 10 an.schlägenovember 2006
auch nur 58 Prozent der Frauen befürworten das Gesetz, glaubt man einer vom Standard zitierten Umfrage der spanischen Tageszeitung Qué. Wahr ist hingegen, dass es mit der Gleichberechtigung in den genannten „Alltagssituationen“ schlecht steht. Hausarbeit und Kindererziehung sind in Spanien stärker noch als anderswo fast ausschließlich Frauensache. Auch wenn der Anteil weiblicher Beschäftigter im öffentlichen Dienst ungewöhnlich hoch ist, in der Privatwirtschaft sind Frauen in Führungspositionen ähnlich rar wie im EU-Durchschnitt und auch in Spanien verdienen Frauen rund ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Erbe. Mitverantwortlich für diese Bilanz ist sicherlich, dass die Ära Franco nach Emanzipationsbestrebungen ab der
Mitte des 19. Jahrhunderts sämtliche feministischen Errungenschaften wieder zunichte machte und für knapp vier Jahrzehnte zum Erliegen brachte. Die nach Francos Tod 1975 folgende Phase der Transición, der Liberalisierung und Demokratisierung, hat jedoch auch in feministischer Hinsicht das so genannte „destapar“ (Hochgehen des Topfdeckels durch Überdruck) bewirkt. Die spanischen Frauen legten eine rasante Aufholjagd hin und fanden in kurzer Zeit wieder den Anschluss an internationale Standards feministischer Forderungen.2 Weit weniger dynamisch verlief jedoch die Entwicklung der Männer. „Tu mujer NO ES tu mujer“, „Deine Frau ist nicht DEINE Frau“, mit dieser Kampagne musste 2003 im Fernsehen den Besitzansprüchen spanischer Machos widersprochen werden, die sich u.
gleichstellungspanien a. in einem enormen Ausmaß der Gewalt gegen Frauen geäußert hatte. Mehr als zweihundert Frauen waren in den drei Jahren zuvor von ihren Männern oder Partnern ermordet worden, mehr als irgendwo sonst in Europa. Damit ist Amnesty International zufolge in Spanien häusliche Gewalt bereits Todesursache Nummer Eins für Frauen zwischen 16 und 44 Jahren. Einen besonders drastischen Anstieg der Gewalt hatte es in der achtjährigen Regierungszeit des konservativen José María Aznar von der Partido Popular (PP) gegeben. Sein Herausforderer, José Luis Rodríguez Zapatero von der Sozialistischen Partei Spaniens (PSOE) hatte 2004 deshalb bereits im Wahlkampf die Einführung wirksamer Maßnahmen gegen häusliche Gewalt versprochen. Ergebnisse. Der George Clooney unter den Politikern, der wegen seiner großen Augen den Spitznamen „Bambi“ trägt und der sich selbst als „Feminist“ bezeichnet, machte nicht alleine damit bald nach seinem Amtsantritt ernst. Eine Kehrtwende der Politik des BushLieblings Aznar vollzog er sowohl im Irak als auch in zentralen Fragen der Innenpolitik. Ein Staudammprojekt wurde aufgegeben, bereits Ende 2004 die Legalisierung von MigrantInnen beschlossen, sofern sie im Besitz eines Arbeitsvertrages waren und sich bereits mindestens ein halbes Jahr in Spanien aufhielten. Mehr als 600.000 Menschen waren davon betroffen. In diesem Jahr folgten nun ein Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des Spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur sowie arbeitsmarktpolitische Reformen, die ArbeitnehmerInnen zu unbefristeten Anstellungen statt Zeitverträgen verhelfen sollen. Zapatero setzte gegen enorme Widerstände der Bevölkerung, der Opposition und der Kirche die absolute Gleichstellung von homosexuellen Paaren durch, denen nun auch die Adoption von Kindern gestattet ist. Sein Regierungsteam ist zu fünfzig Prozent weiblich, Vizeministerpräsidentin ist mit María Teresa Fernández de la Vega erstmals eine Frau. Antidiskriminierungspolitik will er nicht alleine durch Quotenregelungen machen, son-
dern vor allem auch durch Sensibilisierung. So soll an Schulen ein Unterrichtsfach eingeführt werden, dass sich einzig mit der Gleichberechtigung der Geschlechter befasst. Die Richtlinien für Sexismusverbote in der Werbung werden deutlich verschärft. Mit einer Änderung der spanischen Thronfolgeordnung sollen künftig auch weibliche Erstgeborene das uneingeschränkte Recht auf die Krone haben. Das erwähnte, im Juni verabschiedete „(Grund-)Gesetz für die wirksame Gleichheit von Frauen und Männern“ (Ley Orgánica para la Igualdad efectiva de mujeres y hombres) sieht eine Quote von vierzig Prozent Frauen in Aufsichtsräten vor (derzeit liegt sie bei etwa vier Prozent bei an der Börse notierten Unternehmen) sowie eine Wahllistenregelung, die vorschreibt, dass mindestens vierzig Prozent Frauen aufgestellt sind. Vätern werden vom neuen Gesetz nun statt zwei ganze acht freie Tage nach der Geburt ihres Kindes zugesichert.
versprochene Rehabilitierung wird von Opfervereinigungen zurückgewiesen, da sie zwar Entschädigungen, nicht aber eine Aufhebung der unter Franco vollzogenen Rechtssprechung vorsieht. Obwohl das Gleichstellungsgesetz von den meisten Frauen grundsätzlich begrüßt wird – für Regierungssprecherin María Teresa Fernández de la Vega ist es „ein gigantischer Schritt“, der „Jahrhunderte der Diskriminierung hinter sich lässt“ – gibt es auch hier einige Kritikpunkte. Empar Pineda von „den anderen Feministinnen („Las otras Feministas“) hält es zwar für einen bedeutenden Fortschritt, es greife aber vor allem im Arbeitsbereich zu kurz. Denn im Gegensatz zum ursprünglichen Entwurf sind die Anforderungen an Unternehmen stark „aufgeweicht“ worden, wie die Tageszeitung El País3 schreibt. ArbeitgeberInnen haben nun acht Jahre Zeit (statt vier, wie eigentlich vorgesehen), um der Quotenregelung nachzukommen. Und sie können dies innerhalb dieses Zeitrahmens so schnell oder langsam angehen, wie sie wollen (statt der ursprünglich vorgesehenen 10-ProEinwände. Kritik für all diese Reformen zent-Schritte pro Jahr). erntet Zapatero nicht nur von rechter Nachbesserungsforderungen beSeite. Den jüngsten bilateralen Verstimtreffen auch den kümmerlichen Vatermungen mit Frankreich aufgrund des schaftsurlaub. Marisa Soleto von der Vorwurfs Sarkozys und vieler anderer Frauenstiftung (Fundación Mujeres) EU-PolitikerInnern, mit der Legalisierung das falsche Signal gesendet zu ha- hält mindestens vier Wochen Freistellung für nötig, um an die Aufgabenteiben und den Flüchtlingsandrang auf die Kanarischen Inseln damit selbst ver- lung innerhalb der Familien wirklich etwas zu verändern. Außerdem sollte die schuldet zu haben, begegnete der Sozialist mit einer Kurskorrektur. Die Zusi- Wahllistenregelung auch für die davon cherung, fortan einzig legale Einwande- bisher ausgenommenen kleinen Gemeinden gelten, das Gesetz dürfe die rung nach den Bedürfnissen des Ar„Frauen auf dem Land nicht außen vor beitsmarktes zu tolerieren sowie der lassen“. Start von Massenabschiebungen nach Und dass ein so mutiges Vorhaben Mauretanien und in den Senegal, vor der letzten Konsequenz, nämlich empörte wiederum Linke und Menfifty-fifty, letztlich doch zurückschreckt, schenrechtsorganisationen. Diese hatten zuvor bereits kritisiert, dass die Vor- ärgert die Vorsitzende der „Andalusischen Plattform zur Unterstützung der aussetzungen für die Legalisierungen die MigrantInnen in neue Abhängigkei- europäischen Lobby für Frauen“(„Plataten treibe. Die Situation für die mehr als forma Andaluza. De Apoyo al Lobby Eu700.000 „sin papeles“, die diese Voraus- ropeo de Mujeres“): „Wenn es nicht fünfzig Prozent sind, dann ist es keine Desetzungen gar nicht erfüllen konnten, mokratie“. Die Frauen hätten das Recht habe sich überdies sogar noch verauf paritätische Besetzung in allen Beschlechtert. Beanstandet werden auch reichen „und ich sage alle, denn wir das Arbeits- und das EntschädigungsFrauen sind weder ein Thema, noch ein gesetz. Ersteres könne von Unternehmen leicht umgangen werden und ber- Kollektiv oder ein Sektor, noch eine Bege sogar die Gefahr einer weiteren Pre- wegung. Wir sind mehr als die Hälfte karisierung der Arbeitsverhältnisse. Die der Weltbevölkerung.“4 ❚
1 http://www.infospanischebotschaft.de/ index.php 2 Diese Umbruchsphase wird u. a. in dem von Elisabeth de Sotelo herausgegebenen Sammelband „New Women of Spain" behandelt. 3 El País vom 24.06.2006 4 www.redfeminista.org
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Fo t o : T h e Co m m i s s o n o n L e s b i a n , G a y, B i s e x u a l a n d Tr a n s g e n d e r E q u i t y
internationalan.riss
usa
russland
Regimekritikerin ermordet Die renommierte russische Journalistin Anna Politkowskaja wurde am 7. Oktober in Moskau ermordet, von einem Auftragskiller, wie die Behörden vermuten. Präsident Putin hat nach der weltweiten Empörung durch Medien und Menschenrechtsorganisationen versichert, eine lückenlose Aufklärung des Falls zu gewährleisten. Doch viele bezweifeln sein Vorhaben. Einmal mehr steht der Verdacht im Raum, die politisch Verantwortlichen in Moskau würden sich unliebsamer KritikerInnen mittels Mord entledigen. Doch Putin lässt ausrichten, die Arbeit der 1958 in New York geborenen Russin, sei zu unwichtig gewesen, als dass sie hätte Schaden anrichten können. Elena Tregubowa, eine Berufskollegin, bezeichnet Politkowskaja in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ als „konsequenteste und unbestechlichste Kritikerin des russischen Regimes“. Im Westen wurde sie von GegnerInnen oft als „Feindin des russischen Volkes“ bezeichnet, bekannt durch ihre ohne Schönfärberei entstandenen Reportagen und Bücher über den Krieg in Tschetschenien, Korruption im Verteidigungsministerium und in der russischen Armee. Politkowskaja studierte Journalismus und machte 1980 ihren Abschluss an der Moskauer Universität. Die Tochter ukrainischstämmiger Eltern, beide arbeiteten im diplomatischen Dienst der UdSSR bei den Vereinten Nationen, war von 1982 bis 1993 in verschiedenen Zeitungen und Verlagen tätig, unter anderem in der Iswestija und der Zeitschrift Megapolis-Ekspress. Von 1994 bis Mitte 1999 war sie leitende Redakteurin, Kommentatorin und stellvertretende Chefredakteurin bei der Wochenzeitung Obschtschaja gaseta. Die Organisation Reporter ohne Grenzen zählt seit 1992 weltweit 46 Journalistinnen, die wegen und während ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind. Meistens blieben die TäterInnen verschont. besu www.amnesty.org
Coming-Out-Day „Obviously, coming out for the first time is important for leading a whole and complete life, but we also want to help encourage and empower people to talk openly about their lives each and every day”, erklärt Mark Shields, Direktor des Coming Out Projekts der Human Rights Campaign Fondation (HRC). Seit 1987 feiern Lesbischwule und transgender Personen den 11. Oktober als „Coming-Out-Day“. Er soll darauf verweisen, wie wichtig es ist, zu sich selbst zu stehen und seiner Umgebung, Familie und Freunde nicht zu verheimlichen, wer und was man ist. Vor fast zwanzig Jahren begann alles mit einem Marsch nach Washington, 500.000 Menschen haben teilgenommen. Es gab Workshops, Diskussionen und Demonstrationen, viele Initiativen im ganzen Land gingen daraus hervor und setzen sich seither für die Rechte von lesbischwulen und transgender Personen in den USA ein. Jean O’Leary, Mitbegründerin des Coming-Out-Days, eröffnete das erste Büro der Initiative in Westhollywood, Kalifornien. Einer US-amerikanischen Studie zufolge sehen sich 83 Prozent aller Schwulen und 85 Prozent der Lesben selbst als geoutet. Laut der Befragung von knapp 3.000 US-BürgerInnen haben sich 78 Prozent bei ihren ArbeitskollegInnen, aber nur drei Prozent vor ihrer/ihrem Ärztin/Arzt geoutet. In Europa ist dieser Tag bis dato kaum von Bedeutung, lediglich in der Schweiz gab es am 11. Oktober zahlreiche Veranstaltungen, um auf die Bedeutung des Coming Outs aufmerksam zu machen. besu www.hrc.org, www.rainbow.or.at
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mexiko
Rebellion So werden wohl Revolutionen gemacht: Was in der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca im Mai als Protest einiger LehrerInnen begann, hat sich mittlerweile zu einem Aufstand mit mehr als einer halben Million Beteiligten ausgewachsen. Statt auf die Forderungen nach mehr Mitteln für Bildung einzugehen, rückte Gouverneur Ulises Ruiz von der Partei der Institutionellen Revolution (PRI) mit Hundertschaften gegen die Demonstrierenden vor. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben. Die folgende Solidarisierungsbewegung bildete daraufhin die „Volksversammlung von Oaxaca“ (APPO), der inzwischen mehr als 300 unterschiedliche Organisationen angehören. Anfang August wurde während einer Frauendemonstration ein Fernsehsender besetzt. Danach gingen die Frauen täglich auf Sendung, bis die Sendeanlagen am 28. 8. von scharf schießender Polizei gestürmt und zerstört wurden. Trotz massiver Repressionen hat die Volksvertretung weiterhin einige Radiostationen sowie die gesamte Stadt unter Kontrolle, während die ehemalige Regierung in Hotels Zuflucht nehmen musste. Der konservative mexikanische Noch-Präsident Vicente Fox, der seinen Nachfolger Felipe Calderón zuletzt bereits gegen die Massenproteste
an.rissinternational tritt aus dem Warschauer Pakt zu beschließen, provozierte die EntscheidungsträgerInnen im Kreml und sowjetische Truppen schlugen den Aufstand im November 1956 brutal nieder. Ca. 20.000 Menschen kamen bei den Kämpfen zwischen Militär und Zivilbevölkerung ums Leben. Ungarische Politiker, u.a. der von den Sowjets kurz vor den Kämpfen wieder eingesetzte Ministerpräsident Imre Nagy und Verteidigungsminister Pál Maléter, wurden zwei Jahre später in Budapest erhängt. Innerhalb von nur drei Monaten fanden 180.000 Flüchtlinge den Weg nach Österreich, ca. 70.000 blieben hier und wurden 1976 als Minderheit anerkannt. Nur wenige wissenschaftliche Autorinnen haben zum Thema publiziert, explizite Analysen zu den Revolutionärinnen oder Facetten weiblichen Widerstands ließen sich nicht ausfindig machen. Interessante Hintergrundinformationen zur Revolution finden sich in den Romanen von Erzsébet Galgóczi, Magda Szabo und Zsuzsa Vathy. besu
wegen Wahlbetrugs am linken Gegenkandidaten Obrador verteidigt hat, stärkt nun auch Ruiz den Rücken und verwehrt sich gegen die Rücktrittsforderungen. les Aktuelle Informationen auf Deutsch und Unterstützungsmöglichkeiten: www.chiapas.ch und www.chiapas98.de, auf Spanisch: http://www.asambleapopulardeoaxaca.com
genderforschung
ungarn
Revolution und Hoffnung Am 23. Oktober jährte sich der so genannte Ungarnaufstand zum 50. Mal. Angelpunkt war eine mehrheitlich von Studierenden ausgehende Revolution gegen sowjetisches Diktat, Zensur, Stalinismus, für freie Wahlen und Meinungsfreiheit. Budapest war mit 300.000 demonstrierenden StudentInnen, ArbeiterInnen und Intellektuellen das Zentrum des Aufstands. Die ungarische Armee schlug sich mehrheitlich auf die Seite der RevolutionärInnen und versorgte sie mit Waffen. Die Stadt versank für Tage im Chaos, die Sowjetarmee ging schonungslos gegen unbewaffnete Menschen vor, der aufgebrachte Mopp attackierte darauf Armeeangehörige auf offener Straße. Es kam rasch zu einer vorübergehenden Beruhigung, der reformkommunistische Ministerpräsident Imre Nagy versuchte zu verhandeln. Doch seine Ankündigung, Ungarns Aus-
wyber.space
theabortiondiaries.com
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Rosa-Mayreder-College In Wien kann frau ab Jänner 2007 ein Postgraduate Master Studium in internationaler Genderforschung absolvieren, als Masterlehrgang „Internationale Genderforschung und Feministische Politik“. Am RosaMayreder-College werden in vier Semestern Schwerpunkte wie Europäische Politiksysteme, Zivilgesellschaft, Migrationsstrategien, Wirtschaftspolitik und wissenschaftliche Methoden von zahlreichen Forscherinnen aus Österreich, Mittel- und Osteuropa vermittelt. Der Focus liegt bei Mittel- und Osteuropa, feministische und geschlechtsspezifische Forschungserkenntnisse sollen weiter entwickelt werden, um emanzipatorische Strategien von Frauen in einem neuen Europa zu entwerfen. Die Module sind berufsbegleitend und interdisziplinär aufgebaut. Am 15. November gibt es noch die Gelegenheit bei einem Informationsabend Einzelheiten zu erfahren. Der Lehrgang findet in Deutsch und Englisch im Volksbildungshaus der Wiener Urania statt. besu Infos zum Lehrgang: www.rmc.ac.at www.wolfmutter.com
Die Webpage zur gleichnamigen Dokumentation von Penny Lane. Das Motto des Films ist „Tell your story“, die 27jährige Filmemacherin bot dort Frauen die Möglichkeit, in der Atmosphäre einer „Dinner Party“ ihre Geschichten zu erzählen. Die zwölf Interviewpartnerinnen sind verschiedenster sozialer und ethnischer Herkunft und berichten, wie es zu ihrer ungewollten Schwangerschaft und ihrer Entscheidung zu einer Abtreibung kam. Manche der Stories sind tragisch, andere beinahe lustig. Penny Lane, die selbst im Alter von 21 eine Abtreibung hatte, sagt, dass sie mit diesem Projekt das Schweigen rund um dieses Thema brechen wollte und dass auch sie selbst während der Arbeit an ihrem Film eigene Vorurteile revidieren musste. Neben der Möglichkeit, sich einen 10-minütigen Ausschnitt des Films anzusehen, verfügt die Seite außerdem noch über eine interessante Linkliste zum Thema, diverse Links führen auch zu anderen Webpages, auf denen frau über eigene Erfahrungen berichten kann. Einen Besuch ist auch Penny Lanes persönliche Webpage wert, auf der mehr über die Filmemacherin und ihre Projekte zu erfahren ist. AndA
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schwedenpolitik
Fo t o : B j ö r n H e n sv o l d
Adjö, Stützstrümpfe? In Schweden wurde Mitte September ein neuer Reichstag gewählt. Nach drei Wochen stand die neue konservative Regierung . Wie es nun um das oft als Vorbild zitierte Wohlfahrtsparadies steht, fragt sich Eva Steinheimer.
Wahlergebnis 2006 Sozialdemokraten 34,99 % Moderaten 26,23 % Zentrumspartei 7,88 % Liberale Volkspartei 7,54 % Christdemokraten 6,59 % Linkspartei 5,85 % Umweltpartei 5,24 % Übrige Parteien 5,67 %
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Schweden ist in vielen Belangen anders als Österreich. So hatte es bis zur Wahl im September einen Premierminister, der geradeheraus öffentlich verkündete: „Ich bin Feminist!“, während einem in Österreich regierenden Kanzler das Wort „Feministen“ nur spöttisch über die Lippen kam (von „Feministinnen“ gar nicht zu sprechen). Den Feminismus vom „radikalen“ Image befreit, hatte in Schweden in den 1990er Jahren eine Gruppe, die sich in Anlehnung an die historischen Blaustrümpfe und wohl auch ein wenig in lautmalerischem Anklang an die uner-
schrockene Pippi Langstrumpf, „Stödstrumporna“ – Stützstrümpfe nannte. Mit einer pragmatisch einfachen Feminismusdefinition, der zufolge alle FeministInnen seien, die erkannten, dass Frauen nicht gleichgestellt sind, und finden, dass etwas dagegen getan werden müsse, machten sie es auch Politkern leicht, Feministen zu werden. Die Stützstrümpfe, mit der Journalistin Maria-Pia Boethius als einer ihrer Mitbegründerinnen, kämpften vor der Wahl 1994 für einen höheren Frauenanteil im Parlament. Die Ankündigung, eine eigene, feministische Partei zu gründen, der in Umfragen gute Aussichten progno-
stiziert wurden, wirkte so stark, dass fast alle Parteien ihre Wahllisten tatsächlich paritätisch besetzten – auf die Gründung der Partei konnte also erst mal verzichtet werden. Im Reichstag saßen vierzig Prozent Frauen, in der Regierung fünfzig Prozent. Die Stützstrümpfe feierten das als ihren Erfolg. Initiativ. Mehr als zehn Jahre später ist von tatsächlicher Gleichstellung auch in Schweden nicht die Rede. Und es wird tatsächlich eine feministische Partei, die Feministische Initiative, kurz „F!“, gegründet, die auch bei den Wahlen antrat, mit 0,68 Prozent der Stimmen aber
politikschweden weit von einem Einzug ins Parlament entfernt blieb. Maria-Pia Boethius, auch diesmal engagiert, wenn auch nicht in leitender Funktion, sieht einen der Hauptgründe des Scheiterns in der Berichterstattung der Massenmedien. Auf die Frage, wie die Medien 1994 auf die Gründung einer Partei reagiert hätten, meint sie im Nachhinein: „Sie hätten uns getötet!“. Die Gründung der F! im April 2005 kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt, brach doch kurz darauf die Debatte über die TV-Reportage „Geschlechterkrieg“ in den Medien aus. Die umstrittene, und mittlerweile vom staatlichen Untersuchungsausschuss für Radio und TV als „parteiisch“ verurteilte, Reportage richtete sich gegen „radikalfeministische“ Strömungen in Schweden, vorgeführt am Beispiel der schwedischen Frauenhausorganisation (Roks), deren theoretische Ausrichtung und Arbeitsmethoden als männerhassend angeprangert wurden. So wurde u.a. eine Szene gezeigt, in der die damalige Roks Vorsitzende Ireen von Wachenfeldt sagt, Männer seien Tiere. „Völlig aus dem Zusammenhang gerissen und zusammen geschnitten“, verteidigte sich Wachenfeldt. Ihren Vorsitz musste sie dennoch zurücklegen. Groß war der Schaden für die feministische Bewegung. Boethius meint, das Signal, das in der Debatte entstand, war: „Nun wird der Feminismus eliminiert!“. In diesem Klima war es natürlich auch für die F! schwer, ihre Themen zu lancieren. Und die Themen, die Aufsehen erregten, wie etwa die sog. „HBT-Themen“, also homo-, bi- und transsexuelle Lebensweisen, brachten zwar lebhafte Debatten, aber keine Stimmen für die F!. Doch die Frauen machen auch nach dem Wahlmisserfolg weiter; alle neuen Parteien hätten mal klein angefangen: „Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir geben nicht auf!“, erklärte Gudrun Schyman, eine der Sprecherin der F!. Wahlkampf. Ein weiterer ausschlaggebender Grund, warum eine Feministische Initiative in Schweden nicht punkten konnte, war, dass sich ohnehin fast alle Parteien zu Gleichstellungspolitik bekennen. Wie sich die Programme der großen Parteien links und rechts der Mitte überhaupt sehr gleichförmig lesen. Die Problemfelder Arbeitsmarkt, In-
tegration, Schule sowie Kranken- und Altenpflege wurden in den Wahlmanifesten expliziert, die Lösungsvorschläge derart allgemein formuliert, dass es auf den ersten Blick schwer fiel, ideologische Differenzen zu erkennen. Die Moderaten (Konservativen) mit Parteichef Fredrik Reinfeldt traten unter dem Motto „Wir sind die neue Arbeiterpartei“ an, bekannten sich unbedingt zum Wohlfahrtsstaat und versprachen trotzdem Steuersenkungen. Ein guter Schachzug von Reinfeldt war es, die anderen konservativ-liberalen Parteien in der „Allianz für Schweden“ zu vereinigen und so als Block gegen die Sozialdemokraten anzutreten, die in den letzten 74 Jahren mit nur zwei kurzen Unterbrechungen immer an der Macht waren, oft als Minderheitsregierung. Nun übernimmt die bürgerliche Allianz aus Moderaten, Liberaler Volkspartei, Zentrumspartei (Sozialliberale) und Christdemokraten mit zusammen 48,24 Prozent der Stimmen die Regierungsgeschäfte. Regierungsbildung. Bereits am 6. Oktober stellte der neue Premierminister Reinfeldt sein Kabinett vor, mit zwölf Männern und zehn Frauen, darunter ein offen schwuler und ein bisexueller Minister und eine farbige Ministerin mit Migrationshintergrund. Seine Regierungserklärung ist mit einem Überangebot von Begriffen wie „Zusammenhalt“, „Gleichstellung“, „Vielfalt“, „Gemeinschaft“ oder „Wahlfreiheit“ genauso ambivalent wie die Wahlversprechen. Einerseits wollen die Konservativen die „besseren Linken“ sein: solidarisch Schulen, Krankenversorgung, Altenpflege ausbauen und verbessern: Es lebe der Wohlfahrtsstaat. Andererseits geben sie sich neoliberal und wollen durch geringere Lohnnebenkosten Jobs schaffen, Firmengründungen sollen erleichtert werden, fast alle sollen von Steuersenkungen profitieren. Die Menschen sollen als Individuen ihre persönlichen Möglichkeiten verbessern, die freie Wahl haben. Diese Ambivalenz gilt auch für den sehr ausführlichen Teil der Regierungserklärung, der der Gleichstellung der Geschlechter gewidmet ist. Fast mantrahaft wird wiederholt, dass Frauen trotz aller Bemühungen immer noch
nicht die gleichen Chancen haben wie Männer, und dass dem mit einer „aktiven Gleichstellungsarbeit“ begegnet werden muss. Das „System, das die Verteilung von Macht und Ressourcen konserviert“, müsse verändert werden. So ist z.B. explizit von gendersensibler medizinischer Versorgung die Rede. Andere Lösungsansätze weisen jedoch in eine ganz andere Richtung: Männer und Frauen sollen gleichermaßen Familie und Beruf vereinbaren können, indem es z.B. erleichtert werden soll, soziale Dienstleistungen zuzukaufen. Dienstleistungsscheck auf Schwedisch, und das, nachdem eine Ministerin nach einer Woche im Amt schon zurücktreten musste, weil sie in der Vergangenheit Kindermädchen schwarz bezahlt hatte – trotz Einkommen in Millionenhöhe. Ein Problem des schwedischen Arbeitsmarktes ist die starke Geschlechtersegregation, mit einer starken Überrepräsentanz von Frauen im öffentlichen Sektor. Die Lösung der neuen Regierung heißt Privatisierung: Mehr private Pflegedienstunternehmen sollen hier neue Jobs schaffen. Und auch in der Familienpolitik soll „Wahlfreiheit“ eine größere Rolle spielen, längere Karenzzeiten sollen gefördert werden. Die Christdemokraten hatten schon im Wahlkampf bemängelt, dass Kinderbetreuungsplätze finanziell gefördert würden, während Familien, sprich Frauen, die sich dabei nicht „wohl fühlen“, sondern ihre Kinder lieber selbst zuhause betreuen, leer ausgingen. Diese Familien sollen künftig eine Beihilfe bekommen können. Hier wird die vorbildhafte, schwedische Gleichstellungspolitik ad absurdum geführt, wenn eine Maßnahme, zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Argument für eine „Zuhausebetreuungsprämie“ verwendet wird. Fragt sich auch, wie das alles finanziert werden soll. Es wird sich also zeigen, wie die Regierung Reinfeldt all ihre unterschiedlichen Ambitionen – und die der vier regierenden Parteien – unter einen Hut bringen kann. Vier Jahre Legislaturperiode sind da eine kurzfristige Perspektive. Denn Schweden ist auch in dieser Hinsicht anders als Österreich: Bisher kam die Wende nach der Wende immer schon nach den nächsten Wahlen. ❚
www.feministisktinitiativ.se
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themagendermedizin
Fo t o : p i x e l q u e l l e
Herzkönig Herzkranken Frauen unterstellt man Hysterie, Männern bestellt man einen Helikopter. Ob sich daran mittlerweile etwas geändert hat, berichtet Margarethe Hochleitner.
Univ.-Prof. Dr. in Margarethe Hochleitner ist Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen an der Universität Innsbruck, wissenschaftliche Leiterin des Ludwig Bolzmann Institutes für kardiologische Geschlechterforschung sowie des Frauengesundheitsbüros des Landes Tirol. Sie ist stationsführende Oberärztin der Frauengesundheitsstation und Frauengesundheitsambulanz an der Universitätsklinik für Innere Medizin Innsbruck und unterrichtet an der Medizinischen Universität Innsbruck zum Thema Gender Medizin.
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Gegenwärtig ist Gender Medizin dabei sich als eigenständiges Fach innerhalb der Schulmedizin zu etablieren. Dafür sprechen zumindest viele Indizien. So ist derzeit in Österreich – und selbstverständlich nicht nur in Österreich – Gender Medizin in allen Medizinischen Universitäten Lehr- und Forschungsgegenstand. Es sind auch gesetzlich verpflichtend Organisationseinheiten zur Koordination von Gender Forschung an allen Universitäten einzurichten. Zudem hat bereits im Februar 2006 der 1st World Congress on Gender Specific Medicine in Berlin stattgefunden und der Nachfolgekongress in Wien ist in Vorbereitung. Es gibt sehr viele Publikationen zu diesem Thema. Die wichtigste ist zweifelsfrei „Principles of Gender Specific Medicine“ von Marianne Legato. Dieses Buch sieht nicht nur so aus wie ein klassisches Medizinlehrbuch, sondern bietet tatsächlich einen umfassenden Überblick über den Stand der Gender
Forschung in allen einzelnen medizinischen Fachgebieten. Ursprünge. Gender Medizin hat sich aus der Women’s Health Bewegung entwickelt. Der Beginn liegt wohl in den USA bei der zweiten Frauenbewegung, die in den 1960er Jahren auch gegen ein paternalistisches Medizinsystem revoltierte. „Mein Körper gehört mir!“ formulierten autonome Frauengruppen. Im deutschsprachigen Bereich gab es mit Ausnahme der Aktivitäten gegen den Abtreibungsparagraphen (in Österreich § 144) keine flächendeckende Bewegung. Im Rahmen dieser Aktionen wurden jedoch große Gruppen von Frauen sensibilisiert. Auch politische Weichenstellungen in Richtung Frauengesundheitsbewegung erfolgten. So wurde 1985 in der Ottawa Charta der WHO (Weltgesundheitsorganisation) Chancengleichheit bei Gesundheitsforschung verkündet, 1992 bei der UNO-Konferenz in Rio die Gleichstellung von Frauen beschlossen
und 1995 bei der Welt-Frauen-Konferenz in Peking das Recht der Frau auf Selbstbestimmung bezüglich ihrer Gesundheit (neben vielen anderen Punkten) beschlossen. Zwischenzeitlich war schon 1994 die WHO Wiener Erklärung veröffentlicht worden, in deren Folge Frauengesundheitsberichterstattung, Frauengesundheitsbüros, Frauengesundheitszentren in allen Signatarländern einzurichten sind. In der Folge wurde auch unter der Leitung von Frau Prof. Beate Wimmer-Puchinger das erste österreichische Frauengesundheitszentrum an der Semmelweisklinik eingerichtet und der erste österreichische Frauengesundheitsbericht verfasst. Schließlich wurde im Jahr 2000 im Aktionsplan der EU Gender Mainstreaming für den gesamten Gesundheits- und Universitätsbereich beschlossen und in Österreich mittels eines Ministerratsbeschlusses am 7. Juli 2000 eingeführt. Umsetzung. Die politischen Weichen sind damit gestellt, die tatsächliche Durch-
gendermedizinthema
Unterschiede. Das Problem der Frau mit der Kardiologie wird mit dem Yentl-Syndrome erklärt. Bernadine Healy schreibt im „New England Journal of Medicine“, 1991: „Frau muss erst beweisen so herzkrank zu sein wie ein Mann, um diesel-
be Behandlung zu erhalten.“ Der Großteil der Studien zu Genderunterschieden und Diskriminierung in der Kardiologie zeigt „längere Wege“ der Frauen zur Spitzenmedizin, sowie generelle Zugangsprobleme zu dieser auf. Dies konnten wir auch für Tirol als Beispiel für ein österreichisches Bundesland aufzeigen. So erhoben wir sowohl für das Jahr 1995 wie für das Jahr 2000 Herztodesfälle, koronare Herztote, Herzkatheteruntersuchungen, Bypass-Operationen und vieles mehr. Sowohl 1995 wie 2000 wurden mehr Herztodesfälle bei Frauen als bei Männern registriert, bedauerlicherweise hatten in diesem 5Jahres-Zeitraum sogar die Herztodesfälle bei Frauen um 9,5 Prozent zugenommen, die der Männer allerdings abgenommen. Im gleichen Zeitraum hatten sich die Herzkatheteruntersuchungen wegen einer Erhöhung der Kapazitäten verdoppelt, allerdings haben die Männer bei bereits doppelt so hohem Ausgangswert mehr zugelegt. Bei den Bypass-Operationen hielten sich die Operationszahlen bei den Männern ungefähr gleich, die Frauen zeigten einen Rückgang um 22,2 Prozent. Dies lässt auf Zugangsprobleme auch für Tiroler Frauen zur Spitzenmedizin schließen. Ähnliche Ergebnisse brachte eine Studie an der Notfallaufnahme 1997, in die sämtliche PatientInnen mit Herzdiagnose aufgenommen wurden. An der Notfallaufnahme mit Herzdiagnose war der Frauenanteil 57,6 Prozent, bei der stationären Aufnahme 55,3 Prozent, auf der Intensivstation nur noch 37,9 Prozent. Es wurde auch der Transport zur Aufnahme ausgewertet. Im gesamten Jahr kam keine einzige Frau, nur Männer, mit dem Hubschrauber zur Notfallaufnahme, was in der Folge natürlich längere Wege zur Spitzenmedizin bedeutet sowie geringere Chancen auf Lysetherapie und Intensivstation. Ähnliche Ergebnisse brachte auch eine Untersuchung an der Koronarangiographie 1998, wo die Patientinnen in wesentlich fortgeschrittenerem Zustand ihrer Krankheit waren und wesentlich längere Zeiträume zwischen dem Erstauftreten ihrer Herzbeschwerden und der Zuweisung an die Koronarangiographie zeigten.1 Zusammenfassend ergaben alle unsere Erhebungen zur Lage in Tirol zu-
mindest trendmäßig vergleichbare Ergebnisse mit amerikanischen Studien, was ja auch zu erwarten gewesen war. Die „langen Wege“ der Frau in und durch die Kardiologie, die Zugangsprobleme zur Spitzenmedizin und die daraus resultierenden Nachteile in der Behandlung sind in allen Studien eindeutig dokumentiert. Als noch schlechter erweist sich die Situation, wenn zum Frausein noch Migration dazukommt, was sich bei Studien mit türkischen Migrantinnen zeigte. 2000, im Jahr des Gender Mainstreaming-Gebots, musste auf Wunsch des Ministeriums auch eine Fragebogenaktion durchgeführt werden. Alle ÄrztInnen der Herzchirurgie und Kardiologie gaben damals an, im Studium nichts über Frau und Herz, Geschlechtsunterschiede oder Gender Aspekte gehört zu haben. Umbrüche. Zwischenzeitlich hat sich die Situation wohl wesentlich verbessert, nicht nur durch gesetzliche Bestimmungen. Vor allem durch die Information der Frauen durch diverse Sensibilisierungsprogramme und Informationsaktionen ist es zumindest teilweise gelungen, dass Herztod und Herzerkrankung nicht mehr ausschließlich männlich besetzt sind. Herzerkrankung als Frauenthema konnte zwischenzeitlich die Medien erobern und damit ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten gelangen. Über Untersuchungen und Publikation zu Männergesundheit sind wir wohl nun gemeinsam zu Gender Medizin vorgedrungen. Mit dem Anspruch, einerseits auf wissenschaftlicher Basis alle „Wahrheiten“ der Medizin auf ihre Stimmigkeit für beide Geschlechter zu untersuchen und andererseits den PatientInnen Medizinangebote machen zu können, die für Frauen und Männer geprüft und maßgeschneidert sind. Gender Medizin als neue Fachdisziplin der Schulmedizin baut auf den Erkenntnissen und Kämpfen der Frauengesundheitsbewegung auf. Im Unterschied zu dieser, die immer dem Versuch ausgesetzt war, in die Nische einer ideologisch dominierten Minderheitenbewegung abgedrängt zu werden, bietet sie aber die große Chance, sich ganz selbstverständlich in die große Zahl der medizinischen Fächer einzuordnen. ❚
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führung vor Ort gestaltete sich erwartungsgemäß dornenreich. So konnte beispielsweise der verpflichtend vorgeschriebene zweite Frauengesundheitsbericht erst 2006 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das Gender Mainstreaming des Gesundheitssystems gestaltete sich auch deshalb schwierig, da der Großteil der Verantwortlichen (fast ausschließlich Männer) keinen Veränderungsbedarf sah. Es war nun an uns, Chancenungleichheiten im Gesundheitssystem aufzuzeigen. Zwar konnten wir aus der Medline (dem Suchsystem für wissenschaftliche medizinische Artikel) bereits 1992 ca. 40.000 Artikel zum Thema abrufen – derzeit sind es etwa 400.000 – allerdings basierte der Großteil auf amerikanischen Daten und war nach Meinung vieler Entscheidungsbefugter auf Österreich nicht so einfach übertragbar. Für uns war die Folgerung höchst frappierend, dass das Faktum, dass keine Forschung zu diesem Thema vorhanden ist, die Nichtexistenz des Themas beweisen sollte. So waren wir nun gezwungen, auch für Österreich Daten zu erheben, was trotz großer Widerstände auch gelang. So konnten wir beispielsweise in Tirol ein Ludwig Boltzmann Institut für kardiologische Geschlechterforschung errichten und die Idee eines Frauengesundheitszentrums mit dem Schwerpunkt, Information an die Frau zu bringen, mit Hilfe des Landes verwirklichen. Schwerpunkt unserer Studien wie auch in der internationalen Literatur sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aus diesem Bereich kommen auch sehr viele der heutigen europäischen Forscherinnen des Gender Bereichs. Erkrankungen des Herzens sind nicht nur die Haupttodesursache für Frauen weltweit (ausgenommen südlich der Sahara), sondern das Herz ist auch von herausragender gesundheitspolitischer Bedeutung, was Kosten für die Spitzenmedizin, Planung, Medizingeräte, Medikamente und schlussendlich sogar Lebenserwartung betrifft.
1 Weitere Informationen unter: http://lbi-frauen.uibk.ac.at
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Fo t o u n d „ H e r z m a s c h i n e “ : J ö r g A l t i n g e r
themagendermedizin
„Frauen sind keine kleinen Männer“ Weshalb geschlechtsspezifische Medizin mehr umfasst als die so genannten „Bikinithemen“, erfährt Simone Mühlegger im Gespräch mit Marianne Legato, einer Pionierin der gender based medicine.
Marianne Legato: 1935 geboren in New Jersey 1962 Promotion in New York 1990 - 2006 Columbia University ab 2006 John Hopkins University
18 an.schlägenovember 2006
Über Jahrhunderte galt in der Medizin der Mann als das Modell schlechthin, solange es nicht um die „Bikinithemen“ wie Gebärmutter oder Brust ging. Doch Frauen und Männer funktionieren nicht gleich. Als eine der Ersten erkannte dies die US-amerikanische Kardiologin Prof. Dr.in Marianne Legato. Mit ihrem Buch „The Female Heart: The truth About Women and Heart Disease“ begründete sie 1991 die „gender based medicine“. In dieser geschlechtsspezifischen Medizin werden Unterschiede zwischen Mann und Frau erforscht und in der Behandlung berücksichtigt. Beim ersten Internationalen Symposium zu Gender Medizin Ende Mai 2006 in Wien war sie die Starrednerin.
an.schläge: Wo liegen für Sie die Ursprünge der geschlechtsspezifischen Medizin? Marianne Legato: Die Wurzeln sehe ich im Feminismus – er regte dazu an, mehr über Frauen zu erfahren – auch auf wissenschaftlicher Ebene als medizinisches Studienobjekt. Als Kardiologin fielen mir einige Unterschiede auf – etwa bei der koronaren Herzerkrankung. Dabei kommt es zu einer Verengung der Herzkranzgefäße. Männer haben bei dieser Erkrankung Druck am Herzen, Vernichtungskopfschmerz und Atemnot. Bei Frauen äußert sie sich allerdings häufig anders: Sie leiden unter Oberbauchbeschwerden, geschwollenen Knöcheln, Müdigkeit und auch Atemnot. Während bei Männern die
Ernsthaftigkeit der Erkrankung früher erkannt wurde, wurden zahllose Frauen als hysterisch abgestempelt. In der Folge wurden sie – und werden sie auch weiterhin – viel weniger oft einer klärenden Herzkatheteruntersuchung unterzogen. Die Ursache für die unterschiedlichen Krankheitsanzeichen liegt in einigen unterschiedlichen Funktionsweisen des Herzens. Eine weitere Benachteiligung zeigt sich etwa bei der Nachfrage nach ganz speziellen Nebenwirkungen: So weiß man beim Mann, dass die häufig als Blutdruckmittel eingesetzten Betablocker sexuelle Funktionsstörungen hervorrufen können. Nun wurden auch bei der Frau Anzeichen dafür gefunden. Sexuelle Funktionsstörungen bei der Frau sind aber wei-
Fo t o s u n d „ H e r z m a s c h i n e “ : J ö r g A l t i n g e r
gendermedizinthema
terhin ein Tabu, weshalb sie gar nicht wirklich wahrgenommen werden wollen. Es wird nicht danach gefragt. Warum sind diese „weiblichen“ Symptome bei der koronaren Herzerkrankung nicht schon früher erkannt worden? Das Problem ist, dass in der Medizin Studien praktisch ausschließlich mit Männern gemacht werden. Das Modell Mann zählte und die Frau stellte man sich als kleinere Ausgabe des Mannes vor. Das ist einfacher, billiger und man musste nicht den Hormonzyklus beachten, der die Daten mehr schwanken ließ. Außerdem können dann keine Probandinnen ausfallen, weil sie etwa schwanger werden. Das geht sogar soweit, dass selbst bei Versuchen mit Mäusen und Ratten meist nur an männlichen Tieren getestet wird, weil es einfach weniger kostet. Eine Ausnahme bilden hier nur die klassischen „Bikinithemen“ – also Probleme, die Brust, Gebärmutter oder Eierstöcke betreffen. Findet ein Umdenken statt? Schließlich hatte diese Strategie ja nicht nur beim Herzen zum Teil fatale Folgen. So starben Frauen vielfach unter einer HIVTherapie, die bei Männern gut anschlug, während sie bei Frauen überdosiert war und zu starken bis tödlichen Nebenwirkungen führte. Ja, das Umdenken hat begonnen. So verlangen nun sowohl die amerikanische als auch die europäische Zulassungsbehörde (FDA und EMEA) einen Mindestprozentsatz an getesteten
Frauen, bevor ein neues Medikament auf den Markt kommen kann. Es wird auch damit begonnen, auf den Beipackzetteln die Nebenwirkungen nach Männern und Frauen getrennt aufzulisten. Aber es ist ein Balanceakt. Schließlich gibt es neben dem Geldproblem noch andere Sorgen – zumindest wenn es um Studien zu Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter geht. Denn nach wie vor ist es schwieriger, weibliche Testpersonen zu finden, besonders wenn es um Frauen vor dem Wechsel geht. Viele Frauen, die noch Kinder bekommen möchten, fürchten um negative Auswirkungen der Tests für ihren Nachwuchs. Und das ist leider auch nicht völlig unbegründet. Das hat etwa das Contergan-Debakel gezeigt (Anmerkung: Contergan wurde Ende der 50er-Jahre gezielt als Beruhigungs- und Schlafmitttel für Schwangere empfohlen, da es selbst bei Überdosierung nicht so leicht zu einer Vergiftung führte. Bei Einnahme innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate kam es aber zu schweren Missbildungen oder Fehlen von Gliedmaßen und Organen der Kinder). Dieses Trauma sitzt auch den Pharmafirmen im Nacken, weshalb sie am liebsten Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter ausschließen. Denn ein allfälliger Schaden durch einen Medikamentenversuch betrifft dann eben nicht nur die Testperson, die bewusst das Risiko in Kauf genommen hat. Hier muss auch gesagt werden, dass aus dieser Praktik Frauen nicht nur Schaden
genommen haben, sondern auch profitiert haben. An ihnen wurden kaum Medikamente getestet, sie mussten deshalb auch nicht die negativen Folgen von Medikamenten erleiden, die aufgrund gravierender Nebenwirkungen nicht auf den Markt kamen. Hatten Sie den Eindruck von Ihren männlichen Kollegen in Ihrer Arbeit behindert worden zu sein? Nein, absolut nicht. Ich glaube, die Zeit war einfach reif. Zahlreiche männliche Kollegen haben mich unterstützt. Außerdem schließt geschlechtsspezifische Medizin ja Männer nicht aus. Auch wenn sie mit einem speziellen Blick auf die Frau begann, sind ja auch Männer von Unterschieden betroffen – etwa dem Fakt, dass ihre Lebenserwartung um durchschnittlich acht bis zehn Jahre niedriger ist als bei Frauen. Männer profitieren daher maßgeblich, wenn erforscht wird, warum das so ist. Am Anfang stand das Herz, welche Themen stehen jetzt im Brennpunkt der geschlechtsspezifischen Forschung? Abgesehen davon, dass nun der gesamte Körper unter die Lupe genommen wird, ist es vor allem das Gehirn, bei dem es neue Erkenntnisse zu den Unterschieden gibt: Frauen reagieren etwa anders auf Stress und auch das Gedächtnis funktioniert anders. Auch beim Magendarmtrakt wird intensiver geforscht. So weiß man heute, dass zahlreiche Stoffe länger brauchen, um vom Darm in den Blutkreislauf zu gelangen. ❚ november 2006an.schläge 19
Fo t o : Pe z H e d j u k
an.schlägeschreibworkshop
Die beiden folgenden Geschichten sind im Rahmen des an.schläge Schreibworkshops „Neue Blicke auf den dritten Bezirk“ entstanden, der im Oktober unter der Leitung von Gabi Horak und Petra Öllinger stattgefunden hat.
An fernen Orten Gedanken von Ida über das Reisen und die Liebe. Ich erinnere mich an meine Freundin Ida. Die Erinnerung erreicht mich an dem Ort, an dem sie ihre letzte Ruhestätte fand: Am St. Marxer Friedhof. Das letzte Bild von ihr, das ich besaß, aufgenommen, kurz bevor sie wieder einmal auf eine ihrer zahlreichen Reisen ging, war verschwommen. Eine Schwarz-Weiß-Fotografie, auf der ihre Gestalt, ihr Gesicht, ihre wachsamen Augen und ihr Lächeln nur vage wahrnehmbar waren. Doch gerade diese Verschwommenheit war bezeichnend für Ida. Sie war nie greifbar in ihrem Leben in Wien. Als gehörte sie nicht hierher, als wäre ein Teil ihrer Seele ständig auf Reisen. Das weiche Sonnenlicht am Friedhof verfängt sich sanft in den Blättern der zahlreichen Bäume. Der Friedhof in St. Marx. Dieser verwunschene, zauberhafte Ort, in der Nähe von Autobahn und Bürogebäuden, inmitten von Bewegung und Aktivität gelegen, vermittelt Geborgenheit und Ruhe. Ein Ort, der zu 20 an.schlägenovember 2006
schlafen scheint, an dem eine magische Hand die Zeit angehalten hat. Halb verfallene Engel, teilweise ohne Gesichter, mit fehlenden Armen oder Beinen bewachen Gräber mit Inschriften aus dem 19. Jahrhundert. In die Stille hinein ist das gleichmäßige Rauschen des Verkehrs von draußen wahrnehmbar und manchmal auch das rhythmische metallene Tatak-tatak eines vorbeifahrenden Zuges. Ida erzählte mir von ihren Reisen, sie sprach gerne davon, mit geschlossenen Augen, um sich besser konzentrieren zu können auf die Orte, die sie gesehen und die Menschen, denen sie begegnet war. Dabei sprach sie langsam, bedächtig und leise. Früher, vor ihrer ersten Reise, erzählte sie, habe sie die Augen geschlossen, um sich an ferne Orte zu träumen.. Sie erinnere sich genau an den Moment, an dem diese Sehnsucht nach fremden Ländern und nach dem Reisen begann, sagte sie und schenkte mir ein kleines Lächeln, in ihren großen Augen
war ein besonderer Glanz erkennbar – wie das Glitzern von Tautropfen am Morgen. Sie sei auf Besuch bei ihrem Onkel in Triest gewesen, erzählte sie weiter, am nebelverhangenen Hafen sei sie gestanden und habe den leicht salzig-fischigen Geruch eingeatmet, während immer mehr Nebelschwaden vom Meer aufgestiegen und über die Piazza dell’Unità hinter ihr gekrochen seien. Straßen, Häuser, Menschen habe der Nebel bedeckt und beinahe unsichtbar gemacht. So auch Ida. Eingehüllt in die dichte weiße Nebelluft wusste sie plötzlich, was sie wollte. Ihr Wunsch war es zu reisen, ferne Länder zu erforschen und unbekannte Wege zu begehen. Ich bezeichnete sie daraufhin als Wanderin zwischen den Welten, war mir nicht sicher, ob sie es verstehen würde. Ida warf mir einen offenen, wachen Blick zu, schloss wieder kurz die Augen. „Ich, eine Wanderin“, sagte sie schließlich, „das ist schön. Ich bereise
schreibworkshopan.schläge fremde Welten, betrete vorübergehend fremde Orte, fühle fremdes Leben. Ich eine Wanderin“, wiederholte sie, „auf merkwürdigen Wegen und Pfaden, immer abseits.“ Eine Weile schwiegen wir, beide in diesem Bild verhaftet, doch dann sah mich Ida unvermittelt eindringlich an, der Glanz von vorhin war aus ihren Augen verschwunden. „Weißt du“, sagte sie, „es pocht und bohrt, da ist etwas, als hielte jemand seine Finger in meine offene Wunde. Dieses Gefühl, es ist da, es war immer da, ganz leicht, immer eine gewisse Melancholie, immer dieses Gefühl, ich hätte etwas unwiederbringlich verloren, und deshalb dieser Drang, diese Suche, ich weiß nicht wonach, aber der Verlust ist präsent, immer so gegenwärtig. So ist das und so war das immer bei mir.“ Ich nannte sie eine Schattenexistenz, sie nickte zustimmend. „Hier auf alle Fälle“, sagte sie, während sie sich umsah und dabei eine ausladende Handbewegung machte. „Das Wilde, Glänzende interessiert mich, ich bin eine Nomadin“, stellte Ida fest. Wieder schenkte sie mir ein kleines Lächeln. Wofür es sich zu leben lohnte? Diese
Frage hatte sich Ida gestellt, bevor sie auf ihre erste Reise ging, beinahe hätte sie eine der vielen Antworten darauf gefunden und wäre für immer in Wien geblieben. Irgendwann einmal, ein Gefühl, erzählte Ida, so etwas Lebendiges, Schönes, wobei sich alles verändert habe, aus der Dunkelheit in die Helligkeit, und viel später dann: Josef Franz Emil, sie konnte sich für keinen seiner drei Namen erwärmen, heimlich nannte sie ihn Paul. Der selbe Glanz in ihren Augen, bei der Erwähnung dieses Namens, so wie bei den Erzählungen über ihre Reisen. Die Seele, so erklärte Ida, die sie so lange nicht gefunden habe, sei gewachsen durch seine Blicke, sein Lächeln, seine Worte. Und dann geschah Folgendes: Das letzte Mal, dass sie ihn sah, war in Triest. Paul begleitete sie zum Hafen. Ihre Abreise war für den nächsten Tag festgelegt. Paul sah blass aus, ging, den Blick starr nach vorne gerichtet, schweigend neben Ida her, fuhr sich immer wieder durch sein dichtes schwarzglänzendes Haar, bis er plötzlich abrupt stehen blieb, ihren Arm ergriff und sie festhielt. „Was werden wir füreinander
sein, Ida?“, fragte er sie, seine Stimme hatte dabei einen harten Klang angenommen, als würde er die Antwort schon kennen. Ida sah einen Moment in seine warmen dunklen Augen, konnte seinem Blick nicht standhalten und fixierte einen Punkt auf dem Boden. Sie wusste, sie musste ihm jetzt antworten. Für einen Moment schloss sie die Augen und überlegte, spürte dabei Pauls erwartungsvollen Blick in ihrem Gesicht. In dieser erzwungenen Stille zwischen ihnen war nur das Klatschen der Wellen gegen die Hafenmauer hörbar. „Was wir füreinander sein werden?“, wiederholte sie Pauls Frage, bemühte sich dabei ruhig zu sprechen. „Eine Vielzahl von Erinnerungen. Das werden wir füreinander sein. Mehr nicht.“ Am nächsten Tag bestieg sie das Schiff mit sicherem Schritt. Es trug sie weit fort, von ihrem Land, von ihren Wurzeln, von ihren Gefühlen. Ida stand an der Reling, in aufrechter Haltung, voller Vorfreude auf ihre Reise und blickte zurück. Als hätte sie es gewusst: Es war eine Reise ohne Wiederkehr. ❚ Von Margot Fischer
Frau Doktor „Sind Sie die Frau Doktor?“, fragte ich sie grinsend beim ersten Mal. „Ja. Ich verschreibe immer Eiskaffee. Wirkt im Sommer für und gegen alles. Darf’s eh einer sein?“ Als das Projekt ins Stocken kam, hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, nach der Arbeit auf einen weißen Spritzer zu gehen. Irgendwann hatte ich dann Angst, dass diese Art der Entspannung die Direttissima zur Alkoholabhängigkeit sei und suchte nach einem Ort für’s Chill-Out, der weniger alkoholgeschwängert war, als das Terrassencafé um die Ecke. Im Frühsommer kommt frau da leicht auf einen Eissalon und der Eissalon „Frau Doktor“ war mir ins Auge gestochen, da er sich mit seinem Schachbrettboden, der Chromtheke und seiner 50er-Jahre-Klarheit wohltuend von anderen Lokalen
abhob. Durch seine Lage in einer Seitengasse der Landstraßer Hauptstraße war er nur an den heißesten Sommertagen überlaufen und Frau Doktor setzte sich manchmal auf eine Zigarette neben mich. Dann erzählten wir uns Alltägliches und manchmal auch Persönlicheres. So erfuhr ich, dass ihre Familie den Salon schon mehr als 27 Jahre betrieben hatte, bevor sie sich zur Übernahme entschloss. Mehr aus einer Notlage, als aus Neigung. Als Kind war sie mit ihren Eltern jede Eissaison aus Norditalien nach Wien gezogen und nach Abschluss der Mittelschule wollte sie unbedingt in Wien studieren. Kunstgeschichte musste es sein und im Sommer half sie natürlich bei den Eltern im Salon. Nach dem Studium war sie Museumspädagogin und stellte auch eine Ausstellung selbst zu-
sammen, doch eine fixe Anstellung in einem Museum ergab sich nirgends. Die Eltern wollten zurück nach Italien und sie ergriff die Gelegenheit, das Lokal zu übernehmen. So wurde aus der „Gelateria Zaccherano“ der „Eissalon Frau Doktor“. Ihr guter Geschmack bewahrte den Ort vor der Umwandlung ins Gastrobarock und ich war froh über die eisgekühlte Alternativmedizin, die mir beim Entspannen half. Im Herbst erzählte sie mir dann von ihrem Plan, im Winterhalbjahr aus dem Salon eine Prosciutteria mit guten Weinen, Grappa und Kleinigkeiten zum Essen zu machen. Ich konnte und wollte mir das nicht vorstellen. Für den Winter suchte ich mir ein Teehaus. ❚ Von Helga Ogbomon-Müller 21 an.schlägenovember 2006
wissenschaftforum
Fo t o : B i l d a r c h i v Ö s t e r r e i c h i s c h e N a t i o n a l b i b l i o t h e k
Patriarchalische Kritik und Patriarchatskritik Maria Wolf-Hajmásy analysiert Rezeption und Lebenswerk der ungarischen
Schriftstellerin Margit Kaffka.
Mag.a phil. Maria Wolf-Hajmásy, geb. 1976 in Ungarn, Studium der Germanistik – Finnougristik (Ungarisch) an der Universität Eötvös Loránd in Budapest, Diplomarbeiten über Arthur Schnitzler und Margit Kaffka, Vorträge an Konferenzen im Bereich feministischer Literaturwissenschaft und Gender Studies über Arthur Schnitzler und Ödön von Horvath, frauenpolitisches Engagement.
22 an.schlägenovember 2006
„Die erste Schriftstellerin frei von handarbeitlichem Dilettantismus“1 Das Zitat stammt aus dem Jahr 1913 und ist von Aladar Schöpflin, dem bekannten Literaturkritiker. Es urteilt über die ungarische Schriftstellerin Margit Kaffka und soll veranschaulichen, in welcher Weise sich die – sich selbst als geschlechtsneutral bezeichnende – Literaturgeschichtsschreibung lange über weibliche Autorschaft geäußert hat. Margit Kaffka war schon zu ihren Lebzeiten (1880 - 1918) eine anerkannte Schriftstellerin, gehörte der renommierten Zeitschrift „Nyugat“ (Westen) an und stellt bis heute – neben wenigen anderen Schriftstellerinnen und Dichterinnen – eine der emblematischen Frauengestalten der ungarischen Literaturgeschichte dar. Trotz Anerkennung spiegeln sich v. a. in ihrer zeitgenössischen und frühen
Rezeption Postulate einer patriarchalischen Literaturgeschichtsschreibung wider, die, von einer männlich konnotierten Autorschaft ausgehend, den Ausschluss der Frauen aus der Literatur betreiben und ihnen lediglich die Rollen der Leserin oder der Muse zuweisen, die Rolle der Autorin aber vorenthalten wollen.2 Der Vorwurf des niedrigeren ästhetischen Niveaus der Werke von Autorinnen hat sowohl in der deutschsprachigen ästhetischen Theorie – es sei Kant oder Schiller erwähnt – als auch in der ungarischen Theorie eine lange Vorgeschichte. Der Hinweis auf solche Thesen durchzieht wie ein roter Faden auch die Kritiken über Margit Kaffka. Obwohl sich solche patriarchalischen Präkonzeptionen im Laufe des 20. Jahrhunderts stark vermindern, wurde die Rezeption von Kaffka keiner geschlechterkritischen Untersuchung unterworfen.
Aus diesem Grund habe ich es in meiner Diplomarbeit unternommen, die Interpretationsstrategien geschlechterkritisch neu zu bewerten und neue Lesarten für ihre Erzählungen 1903-1912 und ihren großen Roman „Farben und Jahre“ herauszuarbeiten. Neue Frau. „Überempfindliche Nerven, überkultiviert, kalte Vernunft und kalter Verstand, mit kranken Sehnsüchten beladene Phantasie.“ 3 Nach dieser kritischen Bewertung ihrer Rezeption wird der in der Sekundärliteratur so oft gebrauchten Bezeichnung der „neuen Frau“ nachgegangen, auf der Grundlage der Erzählungen, die zwischen 1903 und 1912 – vor oder gleichzeitig – mit dem bekanntesten Roman von Kaffka entstanden. Die Probleme, die sich stellten, waren, dass der Begriff von verschiedenen Kritikern un-
forumwissenschaft terschiedlich verstanden wurde und die Beschreibung der Frauengestalten, die zu der Kategorie der neuen Frau gezählt wurden, oft mit einer sehr negativen Konnotation erfolgte. Als Beispiel soll das obige Zitat des Kritikers Jób Bánhegyi von 1939 dienen, in dem er Charakteristika des neuen Frauentyps der Erzählungen nennt. Die negative Beurteilung wird darin gut sichtbar und mit einer Kausalität verbunden: Die intellektuelle Bildung der Frau, die selbst ebenfalls mit negativen Attributen beschrieben ist, führt seiner Meinung nach bei diesen Frauen zum Verlust von (vermeintlich) weiblichen Eigenschaften, ihrem seelischem Gleichgewicht, gefühlsmäßiger Stabilität und der Fähigkeit zu einer harmonischen Beziehung mit einem Mann.4 In konkreten Werkanalysen habe ich daher den Begriff der neuen Frau jenseits patriarchalischer Normativität überprüft. Dafür wurden die Beziehungen dieser Frauen zu patriarchalischen Normen, zu traditionell als weiblich definierten Eigenschaften (Passivität, Selbstlosigkeit, Häuslichkeit, Gefühlsbetontheit) sowie zur Ehe, weiblicher Sexualität, Intellektualität sowie Mutterschaft untersucht und auch der erzählpoetische Kontext stark mit einbezogen. Frau findet demnach in den Erzählungen Weiblichkeitszuschreibungen vor, die verschiedenen literarischen Traditionen entstammen. In vielen Erzählungen tauchen passive Frauen auf, die zu jeglichem Handeln unfähig sind. Sie können zwar ihre eigene Lage kritisch bewerten, die Erzählstimme beschreibt jedoch, dass sie trotzdem zu keiner aktiven Veränderung der Situation gelangen. In anderen Erzählungen kommen jedoch Frauen vor, die aktiv handeln und über sich, ihren Körper und ihr Schicksal frei verfügen – Eigenschaften, die der neuen Frau entsprechen. Viel wichtiger als solche Etikettierungen fand ich aber oft die Kontexte, die einen Wandel patriarchalischer Normen zeigen: der Tod des Vaters ist ein häufiges Motiv, das symbolisch als der Zerfall alter patriarchalischer Zwänge gedeutet werden kann, und oft tatsächlich zu einer größeren Freiheit der Frauen führt, die ein größeres Maß an Verantwortung, aber auch Chancen mit sich bringt.
Vielfältig ist auch die Darstellung der Sexualität. Die für Autoren charakteristische Femme fatale mit einer bedrohend-dämonischen Sinnlichkeit und die asexuelle Frau können wir ebenfalls vorfinden. Sehr wichtig erschien mir dabei, dass in gewissen Werken auf die Konstruiertheit gesellschaftlicher Normen hingewiesen wird, die den Frauen verbieten, ihre sexuellen Wünsche zu leben. Diese Normen erscheinen dadurch als diskursiv, manche Erzählungen weisen z. B. auf die asexuellen Frauengestalten der Literatur hin – gesellschaftliche Erwartungen sind von literarischen „Normenkatalogen“ beeinflusst. Manche Erzählungen von Margit Kaffka gehen noch weiter und fordern für die Frauen das Recht, über den eigenen Körper frei zu verfügen.
ständigkeit und einzig durch die Hoffnung auf ein besseres Leben der Töchter erträglich. Die bei den Erzählungen herangezogenen Kriterien patriarchalischer und antipatriarchalischer Elemente wurden anhand des Romans „Farben und Jahre“ erneut unter die Lupe genommen. „Farben und Jahre“ zeigt Parallelen zu vielen Erzählungen, die ein traditionelles Frauenleben beschreiben, in denen die Frauenfigur mit diesem Leben nicht zufrieden ist, jedoch nichts dagegen unternehmen kann. Magda Pórtelky verkörpert auch Passivität und Asexualität. Was die antipatriarchalischen Elemente betrifft, sind viele Erzählungen gewiss viel radikaler als dieser Roman. Es gibt jedoch im Roman Motive, die in keiner der Erzählungen vorkamen. Ein wichtiges Motiv ist, dass die Töchter Farben und Jahre. „Sie werden Frauen wie von Magda Pórtelky das neue Frauenleich. Aber ich will nicht, dass ihr Schicksal ben, nach dem sich Magda ein Leben lang sehnt, tatsächlich verwirklichen meinem ähnlich ist.“5 können: Selbstständigkeit, finanzielle Im letzten Kapitel meiner Arbeit Unabhängigkeit, ein Studium, eigene erarbeite ich neue Lesarten für den RoEntscheidung über das eigene Schicksal man „Farben und Jahre“. Das 1912 erwerden im Roman für die neuen Geneschienene Werk wurde damals und rationen der Frauen Wirklichkeit. Der wird auch heute noch für das wichtigpositive Ausgangston unterscheidet ste Werk von Kaffka gehalten. Die Proden Roman von den Erzählungen, in debleme, die sich ergaben, waren folgennen meistens beschrieben wird, wie die de: Die kritische Darstellung von Klasneue Frauenrolle zum Verlust alter, auch senkonflikten wird dem meiner Meipositiver Frauenattribute und Möglichnung nach zentralen Thema des keiten führt. Romans, dem spezifischen Dasein der Das andere neue antipatriarchaliFrau in der Gesellschaft, vorgezogen. sche Motiv des Romans ist das Schaffen Die zentrale Frauengestalt, Magda Pórtelky, wird als eine Frau beschrieben, die einer femininen Genealogie. Durch das die traditionelle Frauenrolle verkörpert, betonte Zusammengehören der weiblichen Mitglieder der Familie, der ohne dass dabei auf die ZusammenGroßmutter, der Mutter, der Erzählerin hänge des Romans und der Erzählungen in Hinsicht auf die Geschlechterbe- und ihrer Töchter, wird eine weibliche Tradition geschaffen, die die übliche paziehungen eingegangen wird. triarchalische Familienreihe hinterfragt. Das Sujet des Romans bildet die Kaffka wendet sich damit mit klaDarstellung eines Frauenlebens, das sich in den Qualen zweier misslungener ren Zielen an die Leserin als Frau. Sie tut Ehen erschöpft. Der leidenschaftslosen dies sowohl in den Erzählungen, in deVerheiratung des jungen Mädchens fol- nen die Erzählstimme auch das Verhalten jener Frauen kritisiert, die nicht zur gen nach dem Selbstmord des ersten Ehemannes die existenziellen Unsicher- neuen Frau gehören. Denn diese Schriften können damit der Aufklärung dieheiten der Witwe, die Ausgeliefertheit nen und ein Aufruf sein, die eigene Lage den Männern und dem Schicksal gegenüber, sowie die verzweifelten Versu- kritisch zu bewerten. Aber auch im Roman wendet sie sich an die Leserin als che, die Existenz durch eine zweite Ehe Frau, in dem Kaffka mit dem Schicksal abzusichern, die dann jedoch auch im der Töchter eine Identifikationsmöglichmenschlichen und finanziellen Elend keit anbietet und gelungene neue Leendet. Die Situation war geprägt von bensalternativen unabhängiger Frauen Streitigkeiten, Vorwürfen und Selbstaufzeigt. ❚ anklagen wegen mangelnder Selbst-
1 In: Földes Anna: Kaffka Margit pályaképe. Budapest.1987. S.10. 2 z.B. Bánhegyi Jób: Magyar n_írók. Szent István Társulat. Budapest. 1939. S.8 3 Bánhegyi beschreibt so Kaffkas Frauenfiguren S. 128 4 Bánhegyi S. 128 5 Übersetzt von M.W-H., zitiert von Kaffkas Romanen in 2 Bänden: Kaffka Margit regényei I. - II. Budapest: Szépirodalmi Kk. 1962. S. 277
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an.sage
Volksstimmung Sind Volksbegehren und Volksabstimmungen Mittel partizipativer Demokratie oder Instrument populistischer Politik? Eva Rossmann und Iris Hajicsek kommentieren anlässlich der Abstimmung zur Asylrechtsverschärfung in der Schweiz.
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Eva Rossmann
Iris Hajicsek
Das Schweizer Volk hat entschieden, das Asylrecht auszuhöhlen. Man will lieber „unter sich“ bleiben. Das Schweizer Volk? Eigentlich eine Minderheit, denn viele waren gar nicht bei der Volksabstimmung. Mit jenen zusammengezählt, die keine Verschärfung des Asylrecht wollten, wären sie die Mehrheit. Aber so ist das nun einmal: Nur wer seine Rechte nutzt, kann aktiv mitbestimmen. Ich bin gegen PolitikerInnen, Medien und ÖffentlichkeitsbearbeiterInnen, die naive, halbwissende, angstvolle, auch schlicht dumme oder gierige Menschen, für ihre Zwecke benutzen. Ihnen Mittel der direkten Demokratie wegzunehmen, hieße, sie in ihren Manipulationsmöglichkeiten zu beschränken. Aber was ist mit dem Hin- und Herlavieren von PolitikerInnen zwischen den nächsten Wahlchancen, Lobbyinteressen und einem – vielleicht noch vorhandenen – politischen Gestaltungsanspruch? Eingedenk der Auswüchse des parlamentarischen Populismus – man denke bloß an die „Fremden“-Gesetze der letzten Jahrzehnte, denn auch als die SP an der Regierung war, gab es Arges –, müsste man, um üble Volkshascherei zu vermeiden, nicht auch die Parteien beschränken? Vielleicht abschaffen? Die beste Garantie gegen Populismus wäre ein Diktator. Oder, als österreichische Operetten-und Fremdenverkehrsvariante, vielleicht eine Kaiserin. Wenn so jemand verordnet, dass sich ab heute alle Untertanen und –täninnen zur Begrüßung drei Minuten mit der rechten Hand hinter dem linken Ohr zu kratzen haben, dann ist das so. Egal, ob das Volk es will oder nicht. Wer der Anordnung nicht Folge leistet, muss sich strafweise hundert Stunden volkstümlicher Unterhaltungsshows ansehen und dabei lächeln – oder man wird erschossen. Man könnte sagen: In einer Demokratie kratzt man sich zur Begrüßung hinter dem Ohr, wenn es gerade „in“ ist und den Musikantenstadl schaut man sich freiwillig an. Warum ich trotzdem für die repräsentative Demokratie (an der man klarerweise einiges verbessern könnte) und als Korrektiv gegen allzu abgehobene „Volks“-VertreterInnen für Mittel der direkten Demokratie bin? Weil es „das Volk“ ebenso wenig gibt wie „die Frauen“ oder „die Männer“. Und so lange das so ist, habe ich die Hoffnung, dass die vielen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen und Zugängen zum Leben besser entscheiden. Vorausgesetzt, gerade jene, die das Glück haben, mehr zu wissen, mehr Zeit zum Denken zu haben, freier von Zwängen zu sein, nutzen ihre Möglichkeiten und jammern nicht bloß über die anderen, die verhetzen und die sich verhetzen lassen. – Und sie setzen sich dafür ein, dass immer mehr Menschen frei entscheiden lernen. ❚
In drei Tagen bist Du tot? – Nein, in 48 Stunden ist Dein Asylansuchen tot, wenn Du keine gültigen Papiere vorweisen kannst. Das widerspricht zwar der Auffassung des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) und den Argumenten der Gruppen, die das umstrittene Schweizer Asylgesetz per Referendum zur Volksabstimmung gebracht haben. Wie die anderen Punkte des strengen neuen Gesetzes wurde es aber von über zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen befürwortet. Dies noch dazu bei relativ hoher Wahlbeteiligung. Also: Im Sinne der Menschen- und Minderheitenrechte weg von der direkten Demokratie? Ist es aus humanitärer Sicht nicht ohnehin oft zum Verzweifeln, was die Stimmberechtigten für gut befinden – man sehe sich nur hierzulande die Ergebnisse der Nationalratswahlen 1999 und 2002 und hier wie im restlichen Europa den rechtspopulistischen Trend der vergangenen Jahre an? Neo-Josephinismus als Ultima Ratio: „Alles für das Volk – nichts durch das Volk“? Eine menschliche Welt, geboren aus dem Geist des Autoritären? Das klingt für politisch progressive Menschen nicht besonders attraktiv.Was lässt sich aus deren Sicht über das Referendum sagen? War es ein Betriebsunfall der partizipativen Demokratie? Wenn Demokratie nicht die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit bedeuten soll, müssen die Rechte von Minderheiten geschützt werden. Diese bzw. der Zugang zu Rechten wurden im Fall des Schweizer Referendums eingeschränkt. Wenn man dies vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Verhältnisse betrachtet, die die im Land Lebenden in „InländerInnen“ und „AusländerInnen“ spaltet, dann ist klar, dass hier eine Elite von Stimmberechtigten über die Rechte der Nicht-Stimmberechtigten abgestimmt hat. Wo bleibt denn da die partizipative Demokratie für die Nicht-Stimmberechtigten? Partizipation bedeutet nicht, zu Vorgefertigtem „ja“ oder „nein“ zu sagen, sondern in die Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes in jeder Phase eingebunden zu sein. Solche Beschäftigung, die auch eine Beschäftigung mit den anderen Personen dieses Lebensumfelds einschließt, schützt auch vor billigen populistischen Polarisierungen. Fazit: Aus dem Ergebnis des Referendums lässt sich durchaus die Forderung nach ausgeweiteter bzw. überhaupt erst realisierter partizipativer Demokratie ableiten. Leider ist es auch eine Tatsache, dass nicht alle gleichermaßen am gesellschaftlichen Reichtum beteiligt sind, sondern die Mehrheit der Bevölkerung um das ringen muss, was nach dem Abzug des Profits von ihm übrigbleibt. Dass diese fehlende materielle Grundlage die Realisierung wirklicher partizipativer Demokratie ohne Änderung ihrer selbst nicht zulässt, ist ebenfalls eine Tatsache. ❚
Eva Rossmann (1962), Autorin und Mitinitiatorin des Frauen-Volks-Begehrens
Iris Hajicsek (1967), Schriftstellerin, lebt in Wien.
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An die Redaktion
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN
Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien
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Wir feiern 20 Jahre EfEU ! Freitag, 24. November 2006
LaWie (1030 Wien, Landstraßer Hauptstr. 96 Nun ist EfEU also aus der Pubertät herausgewachsen ("EfEU kommt in die Pubertät" war das Motto unserer
11-Jahres-Feier) und wir möchten einen Rückblick hal-
b i e te Du suchst die optimale Kinderbetreuung, aber viele Institutionen sind zu starr? Geborgenheit und Freiraum sind in der Kindergruppe Rabennest (3. Bezirk) kein Widerspruch, geschlechtersensible Pädagogik selbstverständlich! Einfach anrufen und schnuppern kommen. T. 01/718 44 76
ten, mit welchen Zielen EfEU gegründet wurde, wohin
sich EfEU entwickelt hat und in welche Richtung es wei-
Autonome
ö s t e r r.
Frauennotrufe
tergehen könnte. Und natürlich ausgelassen sein, plaudern, tanzen ...
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KRITIK
POLITIK
FEMINISMUS
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AUF – aktuelle gesellschaftsund kulturpolitische Kommentare Jahresabo: Inland 19 Euro Telefon
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an.rissarbeit Der Teilzeitstreit Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner sieht „eine große Nachfrage nach Teilzeitarbeit“, es bestehe deshalb „überhaupt kein Grund, Teilzeitarbeit schlecht reden zu wollen.“ Die überwiegende Anzahl der Teilzeitkräfte, so ist auf der WKÖHomepage zu lesen, sei mit ihrer Anstellung sehr zufrieden, da sie ein geeignetes Mittel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstelle. Die Arbeiterkammer (AK) hält dagegen, dass diese bessere Vereinbarkeit keineswegs gegeben sei. Wenig flexible Arbeitszeiten und oft anfallende Mehrstunden stünden dem im Wege. Viele würden auch gerne in Vollzeitstellen wechseln und sähen Teilzeitstellen nur als Not- bzw. Übergangslösung. Besonders Frauen würden oft in die Teilzeit gedrängt, da es an Kinderbetreuungsplätzen mangelt und sie kaum eine andere Möglichkeit haben. Die AK fordert daher auch für Teilzeitarbeitsplätze ein existenzsicherndes Einkommen und: Weg mit den Anreizen für Unternehmen, Vollzeitarbeitsplätze in Teilzeit aufzusplitten (etwa durch entfallen der Überstundenzuschläge) sowie zusätzliche Kinderbetreuungsplätze. ArbeitnehmerInnen sollen sich frei entscheiden können, wie lange sie arbeiten, ob Teilzeit oder Vollzeit, meint die Leiterin der AK Wien Abteilung Frauen-Familie Ingrid Moritz. Burgi
Theorien und Methoden der Gender Studies werden genauso vermittelt wie genderspezifische Kommunikations- und Organisationskompetenzen oder aktuelle Fragestellungen, auch die Herkunftsdisziplin der Studierenden soll vertieft werden. In einem Praxisfeld kann in wissenschaftlichen Einrichtungen oder außeruniversitären genderorientierten Institutionen wie NGOs gearbeitet werden. Inskribieren kann jede/r, der/die zumindest über einen Bakk- (oder einen gleichwertigen) Abschluss verfügt. be www.univie.ac.at/gender
Fo t o : D o n a u u n i v e r s i t ä t K r e m s
prekäre arbeit
workshops
wettbewerb
Neues von FIFTITU%
Biochemikerin ausgezeichnet
FIFTITU% – die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich hat nicht nur eine neue Webpage, sondern auch spannende Veranstaltungen im November. Am 16. und 25. November werden zwei Tontechnikworkshops mit einer Mischung aus Theorie und Praxis für Frauen angeboten. Am 16. November wird eine Podiumsdiskussion zum Thema „Creating the Change“ – Frauenförderung und Gleichstellungsmaßnahmen in Kunst und Kultur stattfinden. Weitere Projekte und Workshops sind geplant. Der 1998 gegründete Verein tritt für eine Symmetrie der Geschlechter im Kunst- und Kulturbereich ein und zeigt damit die oft vernachlässigte Tatsache auf, dass Frauen auch in diesen Bereichen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Darauf bezieht sich auch der Name des Vereins „FIFTITU%“, denn obwohl 52 Prozent der Weltbevölkerung Frauen sind, ist die männliche „Minderheit“ privilegiert. Ziel von FIFTITU% ist die österreichweite Vernetzung kulturschaffender Frauen sowie die Auflehnung gegen sexistische Tendenzen im Kulturbereich, um bessere Voraussetzungen für die 52 Prozent zu schaffen. AndA
Gute Forschung soll gut kommuniziert, wissenschaftliche Inhalte auch für Laien verständlich und interessant aufbereitet werden. Ausgehend von diesem Grundsatz hat „dialog-gentechnik“ in Kooperation mit der Austria Presseagentur (APA) und dem Fond zur Förderung der wisschenschaftlichen Forschung (FWF) den Wettbewerb „WissenschaftlerInnen schreiben Presseaussendungen 2006“ ausgeschrieben. Ziel war es, BiowissenschaftlerInnen zu motivieren, Pressetexte über ihre Forschungsarbeiten zu verfassen. Die sechs GewinnerInnen wurden Ende September in Salzburg prämiert und mit 100 bis 500 Euro sowie einer kostenlosen APA-Meldung belohnt. Der erste Platz ging an Diplomingenieurin Marion Ettenauer, die an der Donau-Universität Krems an einem Blutreinigungssystem arbeitet. Auch den zweiten Platz belegte eine Forscherin: Dr.in Sophie Rettenbacher von der Veterinärmedizinischen Uni Wien. Marion Ettenauer hat im Rahmen ihrer Dissertation an der TU Wien im Biomedizinischen Labor der Donau-Universität an einem Blutreinigungssystem gearbeitet, mit dem Blutvergiftungen künftig schneller und effektiver therapiert werden können. Sie hat eine Methode entwickelt, mittels magnetisierter fluoreszierender Partikel zu garantieren, dass das System mit hoher Sicherheit an PatientInnen eingesetzt werden kann. Außerdem hat sie einen Weg gefunden, statt kommerzieller Partikel ein weitaus günstigeres – und zudem biokompatibles – Naturstoffprodukt zu verwenden. Die 29-jährige Wissenschafterin (und Mutter eines 6-jährigen Sohnes) hat an der TU Wien Technische Chemie studiert, was in dieser „männerdominierten Studienrichtung nicht immer leicht war“. Marion Ettenauer hat sich durchgebissen und wird demnächst ihre Dissertation abschließen. Wir gratulieren! GaH
www.fifitu.at
studieren
Gender Studies in Wien Das Studiensemester hat zwar schon begonnen, inskribieren kann man/frau aber immer noch: An der Universität Wien startet mit diesem Semester das Magisterstudium „Gender Studies“, in seiner Form einzigartig in Österreich. Das inter- und transdisziplinäre Studium ist in neun Module gegliedert und umfasst 120 ECTS-Punkte bzw. vier Semester.
www.donau-uni.ac.at/biomed www.dialog-gentechnik.at
november 2006an.schläge 27
Fo t o : Fi s c h e r Fi l m
dokumentationsarbeit
Der weggeschnittene Blick Zuzana Brejcha studierte Drehbuch/Dramaturgie und Schnitt. Nun machte sie ihren
ersten eigenen, ziemlich eigenwilligen Dokumentarfilm „Romane Apsa – Zigeunertränen“. Ein Interview von Kerstin Kellermann an.schläge: In dem Buch „Das Leiden anderer betrachten“ stellt Susan Sonntag als Kriegsfotografin die Frage, auf welche Weise man die Schmerzen von anderen Menschen fotografieren kann, und sie kommt zu dem Schluss, dass man diese Fotos so machen sollte, dass der Zuschauer und die Zuschauerin handlungsfähig bleiben. Der Knackpunkt für sie ist, dass man nach den Fotos nicht völlig verzweifelt über das Elend zurück bleibt. Viele Leute denken über das Thema „Roma“, das ist unlösbar, da kann man nichts machen, ein Abgrund, so viel Elend... Was war dein Ansatz, dieses Thema umzusetzen? 28 an.schlägenovember 2006
Zuzana Brejcha: Ich wollte ursprünglich nur das Konzept machen. Der Regisseur ist mir aber unterwegs abhanden gekommen, weil er schon aufgrund der Sprache keinen Zugang hatte. Es gab dann eine Pause beim Übersetzen und die Intimität ging verloren. Ich wollte keinen üblichen Dokumentarfilm machen – hier spricht ein Lokalpolitiker, dort ein Roma-Beauftragter und dann vielleicht noch ein paar Betroffene –, sondern ich wollte wirklich den Leuten Raum geben, damit sie das Bild ihres Lebens selbst vermitteln können. Ich verbot dem Kameramann streng, mich jemals ins Bild zu bringen,
was manchmal ein bisschen gezwungen ist, weil die Leute mich immer direkt ansprechen. Man hätte mich vielleicht doch über die Schulter filmen sollen. Aber ich wollte damals nicht im Film vorkommen, weil mir das peinlich ist. Ich habe auch darauf geachtet, dass ich niemanden zu etwas zwinge. Manchmal habe ich dann aber natürlich trotzdem Anstöße gegeben. So haben sie beispielsweise lange über die Taufe eines Kindes gesprochen, bis ich gefragt habe, wann es denn gemacht wird und dann haben sie sofort den Pfarrer gesucht. Sonst hätten sie viel-
arbeitdokumentation leicht noch ein Jahr darüber gesprochen. Sie wollten nicht im Elend und als Randerscheinung auftauchen, sondern dass man sieht, wie sie lustige Feste feiern. Es war mir ganz wichtig, zu zeigen, dass das Leben ein Auf und Ab ist und dass diese Leute sehr im Augenblick leben und nur wenig planen. Das Leben, wie es so fließt, in der Zeit als wir dort waren, festzuhalten. Wie war dein Konzept bei der Auswahl des Materials? Wir hatten 120 Stunden Material. Das, was geplant war, nämlich vier Jahreszeiten und jeweils Fokus auf eine Frau in der Familie, habe ich zwar durchgehalten, es hat sich aber dann durch die Umstände ein Mann, Cyril, als eine der Hauptfiguren herein geschlichen, weil es beim Herbstdreh zu einer Verhaftung kam. Er musste dann einfach zu einer wichtigen Figur werden und ich habe das Material unter diesem Gesichtspunkt neu bewertet. Während Cyril in Untersuchungshaft saß, versuchte ich, die Familie aufrechtzuerhalten und sagte ihnen immer wieder, sie sollten sich nicht zu Zahlungen erpressen lassen. War der Film als Frauenfilm konzipiert? Ich habe einen feministischen Ansatz und von den bestehenden RomaFilmen her den Eindruck, dass man immer über Männer dreht, die Frauen sind Beiwerk. Sie sind hübsch und haben bunte Röcke und tanzen und vielleicht verliebt sich auch ein Mann in sie, aber eigentlich geht man auf ihr Leben nicht wirklich ein. Ihr Leben mit realen Männern, die einem geregelten Familienleben eher im Wege stehen. Diese Filme regen mich irrsinnig auf. Ich wollte es anders machen und mich auf Frauen konzentrieren und weil ich diese Familie kannte, wo es diese tollen, schönen, starken Frauen gibt und die ganze Familie eigentlich ein Matriarchat ist, in der die Frauen die Männer dominieren. Ich habe das Konzept durchgehalten, dass in jeder Jahreszeitgeschichte eine Frau porträtiert wird. In der Wintergeschichte ist das die 14jährige Ingred. Ganz wichtig war mir, wie sie über die Reaktion der Mitschüler erzählt, auf unser Erscheinen und die Tatsache, dass wir bei ihnen wohnen. Niemand wollte ihr glauben, weil sie sich das nicht vor-
stellen können. Das war eine starke Aussage über den Rassismus in der Slowakei. Wie hat deine Arbeit als Cutterin den Film beeinflusst? Das Cutten ist wie das Drehbuchschreiben eine Zusammensetzung von Geschichten. Man muss eine Geschichte aus den vielen, vielen Bildern zusammen setzen. Nach verschiedenen Gesichtspunkten. Mein Anliegen war es, Geschichten zu erzählen und keine Statements abzugeben. Das Schneiden eines Dokumentarfilms ist viel schwieriger als das Schneiden eines Spielfilms, weil man sich bei letzterem nur an die Geschichte hält, vielleicht ein paar Szenen umstellt … Im Prinzip ist der Handlungsablauf gegeben. Bei einem Dokumentarfilm weiß man beim Drehen nie, was passieren wird. Die Sicht ändert sich. Geschichten über die jeweilige Frau, die jeweils ein rundes Bild abgeben sollten, müssen eine Fortsetzung finden. Das Schneiden ohne Regisseur und Assistentin war extrem schwierig, ich hatte keine Ansprechpartner. Auf der anderen Seite bedeutete das sehr viel Freiheit, denn was ich weggeschnitten habe, war meine Sache, und ich konnte in der technischen Schnittart viel radikaler sein, ohne Rücksicht auf Dinge wie: Jetzt muss er noch aus dem Bild gehen... oder, wenn der Regisseur sagt:„Den Blick darfst du nicht weg schneiden, dieser ganz wichtige, lange Blick…“ und ich denke mir,„oh Gott, das ist ja noch öder.“ Das alles lag in meiner Verantwortung. Es gibt dann einen Punkt nach zwei Dritteln des Films, an dem du in das Geschehen eingreifst, was ja eher unüblich ist, oder? Ich hätte auch ganz unehrlich sein können und das machen viele Filmemacher, dass sie, in welche Richtung auch immer, eingreifen, damit die Handlung so läuft, wie sie es geplant haben. Und sie verheimlichen das dem Zuschauer. Man kann wunderbar manipulieren im Film und die tun so, als ob sie nicht eingreifen würden. Jede Dreharbeit ist ein Eingriff. Wir haben dort gedreht und die anderen haben zugeschaut, wie wir über eine Familie drehen. Die Familie ist wichtig geworden. Dann gab es alle möglichen Vermutungen, wie viel Geld wir ihnen geben und wie reich sie werden. Ich habe schon als Kind, ein Problem damit gehabt, wenn ich mir Tier-
filme anschaue, wo ein Tier z.B. verdurstet und dass man zuschaut und das Verdursten filmt. Für mich ist das unerträglich. Ich könnte das nicht. Entweder man filmt es nicht oder man greift ein, ist meine Einstellung. Als der Mann wegen falscher Anschuldigungen in UHaft saß, entschied ich mich, dass ich eingreifen muss. Ich hatte auch das Gefühl, ich bin der Familie etwas schuldig, weil wir sicher Mitverursacher waren, dass das Ganze so ausgeartet ist. Ich dachte, ich werde ehrlich sein und sagen, ab jetzt versuche ich den Mann aus dem Gefängnis zu holen. Das wurde mir von anderen Filmemachern heftig vorgeworfen, was ich äußerst scheinheilig finde. Schon dass man dort hin kommt, mit Mikro und Kamera, ist ein Eingriff. Ich bin ein ehemaliger Flüchtling und nach Österreich gekommen, weil mein Vater beschlossen hat, dass wir uns dort nicht länger unterdrücken lassen. Ich bin bei der Gewerkschaft und im Kulturrat und ich habe das Gefühl, das man das, was man an Veränderungen bewirken kann, auch leisten soll. Und daher konnte ich aus meiner innersten Überzeugung heraus nicht zuschauen und die Dinge laufen lassen und filmen. In meinem ganzen Leben habe ich immer versucht, etwas zu verändern. Meine politische Überzeugung ist, dass man eingreifen soll. Du selbst bist Tschechin und verstehst Romanes ..., wie kam es zu deinem Interesse an den Roma? Ich war acht Jahre alt, als diese ganzen Programme in der Tschechoslowakei gestartet wurden, die Eingliederung bzw. Vertreibung der Roma, die man zum Teil in das verlassene Sudetenland verpflanzte, zum Teil in Gebiete, in denen Arbeitskräfte in den Bergwerken benötigt wurden. In meiner Schulklasse sind dann zwei Romamädchen aufgetaucht. Die Mädchen sind mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern irgendwann wieder verschwunden. Ich nehme an, man hat sie wieder umgesiedelt und sie kamen sicher in die Sonderschule, weil sie kein Slowakisch konnten. Später waren die Zeitungen voll davon, dass Skins Roma umgebracht haben, als nach der Wende plötzlich die große Freiheit ausbrach. Ich erfuhr durch Recherchen von den Roma-Siedlungen und fuhr hin, denn ich wollte mehr wissen und verstehen. ❚ november 2006an.schläge 29
Fo t o : Vi e n n a l e
kulturan.riss elle Einschränkungen. Charim kommt aber zu dem Schluss, dass die Jubiläumsfeier eine Gelegenheit ist, über diese Ambivalenz nachzudenken und neue Kraft für die nächsten 25 Jahre zu schöpfen. Diese beginnen im November z. B. mit „Macht Platz für junge Dramatikerinnen“. Es lesen elf Dramatikerinnen – sowohl renommierte als auch Newcomerinnen – aus ihren aktuellen Theatertexten vor. AndA 10. - 25.11., 20.00, WUK Projektraum, 9., Währinger Str. 59, Eintritt frei!
theater
Körper und Disziplinarmacht
filmpremiere
Alltag und Frauenhandel „Kurz davor ist es passiert“ ist ein Film von Anja Salomonowitz, der sich mit Frauenhandel beschäftigt. Es werden die Geschichten von Frauen erzählt, die tatsächlich Opfer von Frauenhandel wurden. Es kommen jedoch nicht SchauspielerInnen zu Wort, sondern Salomonowitz lässt Personen sprechen, die mit den Ereignissen in irgendeiner Weise in Beziehung stehen könnten – eine Diplomatin, ein Bordell-Kellner, ein Taxi-Chauffeur, eine Dorfbewohnerin, ein Zöllner. Die Regisseurin verarbeitet die Thematik in einem semidokumentarischen Drehbuch. Der Film spielt an Orten, die in den realen Geschichten der Frauen vorkommen, doch sind die Szenen so offensichtlich konstruiert, dass der Alltag zum Film wird. Doch die Menschen, Orte und Szenen sind real. Aber gerade das macht den Reiz dieses Filmes aus. Er ist schonungslos, verweist auf die Machtmechanismen, die Frauenhandel erst möglich machen, und zeigt uns, wie sehr der Alltag, der auch unser Alltag sein könnte, in das Problem des Frauenhandels verwickelt ist. Ein erschütternder Film, der gewiss einen Besuch wert ist. anzu
„d# function“ ist ein in drei Teile gegliedertes Stück, das sich mit der Thematik Körper und den Auswirkungen von Disziplinarmacht auseinandersetzt. Rafaële Giovanola von Coocoondance und Helene Weinzierl von cieLaroque sind die Regisseurinnen sowie Choreografinnen des Werks. Die zwei ersten Teile von „d# function“ wurden jeweils von einer Choreografin entwickelt, der dritte Teil ist in Zusammenarbeit mit den TänzerInnen entstanden. „d# function“ ist eine Koproduktion mit dem Festival junge KünstlerInnen Bayreuth, dem Theater im Ballsaal Bonn, tanzimpulse Salzburg und Kosmostheater Wien. Theoretisch wird im Stück Bezug auf den Philosophen Michel Foucault genommen, der sich in den 1970er Jahren mit dem Macht/Wissens-Komplex auseinander setzte und die Gesellschaft als Disziplinargesellschaft beschrieb. Ausdruck finden die Disziplinierungsprozesse auch im Material des Körpers. Das Stück versucht in einer tänzerischen und musikalischen Herangehensweise, diese Wirkungen nachzuzeichnen. Der Körper ist Ort der kollektiven und individuellen Definition, der Zuschreibungen, er wird zum Ort der Kämpfe – die in „d# function“ ausgetragen werden. Der Körper kollabiert. Erste Rekonstruktionen finden statt … tiwi 9. - 11. 11., 20.30, Kosmostheater, 7., Siebensterng. 42, Reservierungen: 01/523 12 26, Kosten: 15,- Euro, erm. 13,- bzw. 13,50 Euro, www.kosmostheater.at
performance
„Miki Malör“
Premiere am 17. 10., 18.30, Viennale 2006, Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 7,50 Euro (erm. 6,90 Euro)
lesung
25 Jahre WUK Vor 25 Jahren, genauer gesagt am 3. Oktober 1981, wurde das WUK eröffnet. In diesem Vierteljahrhundert entwickelte es sich zu einem soziokulturellen Fixpunkt Wiens und zu einer wichtigen Einrichtung zur Förderung von alternativer Kunst und Kultur. Auf dem insgesamt 12.000 m2 großen Gelände befinden sich außerdem zahlreiche Gruppen- und Einzelinitiativen sowie auch Träger von arbeitsmarktpolitischen Beratungs- und Ausbildungsstätten, daher auch das Motto der Jubiläums-Feiern „Macht Platz“. Bei der großen Festveranstaltung am 4. Oktober wurde von Festrednerin Isolde Charim unter anderem die Frage nach der Ambivalenz des Erfolgs aufgeworfen, die auch die alltäglichen Entscheidungsprozesse des WUK kennzeichnet. So trifft das Selbstverständnis des WUK als offener Kulturraum oft auf kommerziellen Druck und finanzi30 an.schlägenovember 2006
„Was immer Sie erwarten, wir mischen uns da nicht ein. Es gibt keine weiteren Informationen bezüglich Thema und Inhalt.“ (Miki Malör) Was kann denn da noch über die aktuelle Performance von Miki Malör und Martina Spitzer „Die Frau die hundert Kuchen aß – Große Maschine Nr. 23“, unter der Regie von Miguel Angel Gaspar, geschrieben werden, wenn die Künstlerin durch solch einen Gestus lediglich auf das Nichtgreifbare, auf das Nichtrationalisierbare verweist? Doch ganz so minimalistisch ist Miki Malör in ihrer Beschreibung doch wieder nicht, sie gibt immerhin frei nach Deleuze/Guattari einige Informationen mehr zum Dargestellten: „Ein Stück hat weder ein Objekt noch ein Subjekt, es besteht aus verschieden geformten Materien, aus den unterschiedlichsten Daten und Geschwindigkeiten. Wie bei allen Dingen gibt es auch bei diesem Stück gliedernde und segmentierende Linien, Schichten und Territorien; aber auch Fluchtlinien, Bewegungen, die die Territorialisierung und Schichtung auflösen. Das alles, die Linien und die meßbaren Geschwindigkeiten, bildet ein Gefüge. Ein Stück ist ein solches Gefüge. Es ist eine Mannigfaltigkeit.“ Kurz: vermutlich handelt es sich um eine sehenswerte Überraschung, deren Logik die ZuseherInnen aus dem Bauch erfahren sollen.
an.risskultur Miki Malör wurde 1957 in Wien geboren und seit 1995 investiert die freischaffende Künstlerin Energie in die Radikalität ihrer Arbeiten. Die Medien mit denen sie ihre Künstlerischen Ideen umsetzt, sind in den Bereichen Performance, Theater und Video angesiedelt. tiwi
heim.spiel
15. - 25.11., 20.30, Kosmostheater, 7., Siebensterng. 42, Reservierungen: 01/523 12 26, Kosten: 15,- Euro (erm. 13,- bzw. 13,50
Fo t o : B i b i K l e i n
Euro), www.kosmostheater.at, www.maloer.org
Bibi Klein
Fo t o : M a r i o L a n g
Was uns bewegt
theater
Liebesforschung „Ein groteskes Melodram in prekären Zonen. Ein dreisprachiges Theaterstück mit viel Musik“ so kündigt sich das Theaterstück „Liebesforschung“ an, das ab November im dieTheater Künstlerhaus zu sehen ist. Das Stück entstand unter der Regie von Tina Leisch in Kooperation von „Romani Dori“ und der Initiative Minderheiten im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft WIP – work in process – migrantische Selbstorganisation und Arbeit. „Liebesforschung“ soll dazu beitragen, die Ausschlussmechanismen am Arbeitsmarkt, denen Roma und Sinti oft ausgesetzt sind, und die Konsequenzen auf Leben und Lieben zu skizzieren. Hauptfigur des Stücks ist Sophia Svetlova, Akademikerin und Roma, die wegen der Feindseligkeiten, denen sie als Roma im Kosovo täglich ausgesetzt war, nach Österreich flüchtet. Auch hier stößt sie jedoch auf Diskriminierung in Form eines Fremdenrechts, das es ihr nicht erlaubt, einen ihren Qualifikationen entsprechenden Job auszuüben. Da sie nicht putzen gehen will, beschließt sie, eine Studie über Liebesvorstellungen durchzuführen, die vor allem auf der oral history basiert, die ihr im Flüchtlingsheim über die Formen der Liebe mit Flüchtlingsstatus erzählt werden. pix
Anatol wird bald acht und ich war mit ihm schon bei vielen ÄrztInnen. Seit über fünf Jahren ist seine Immunabwehr im Keller und nichts deutet auf Besserung hin. Umso erfreulicher ist es, wenn sich der Aufenthalt in den einzelnen Wartezimmern kurzweilig gestaltet. Unlängst erbeutete ich sogar eine DVD: „Was Männer bewegt. Österreichs erste DVD zum Thema MÄNNER“ noch in Auftrag gegeben von der männerpolitischen Grundsatzabteilung im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz. Ich war ungläubig und neugierig zugleich, schließlich habe ich dieses Projekt als Steuerzahlerin praktisch mitfinanziert. Unruhig zappelte ich auf meinem Sessel herum, bis wir endlich an der Reihe waren. Zu Hause bat ich meinen Mann ebenfalls vor den Fernseher. Er sollte auch endlich erfahren, was ihn bewegt. Um es kurz zu machen: Männer haben es wirklich nicht leicht, denn sie werden schlicht nicht akzeptiert als das, was sie wirklich sind: einfach nur Männer! Der Leistungsdruck hält sie davon ab, richtig zu entspannen, was Frauen (ungerechterweise) viel besser können. Junge Väter können schon mal „in eine Krise kommen“, woran „wir Frauen nicht ganz unschuldig sind“. Ein Schweizer Experte erklärt einem durch die Beiträge führenden Strichmännchen, dass Männer dann Gefühle zeigen, wenn sie von Autos schwärmen. Im Hintergrund überlebensgroß die Raupe Nimmersatt – unersättlich wie sie fressen wir Emanzen die Männer buchstäblich auf, zur Strafe, weil sie ihrerseits „ihre Emanzipation verschlafen haben“. Und deshalb, so die (mittlerweile Ex-) Bundesministerin, sei „Männerpolitik eine logische Fortsetzung einer frauenorientierten Politik, wo (!) wir so viel erreicht haben“. Endlich sagt mal eine offen, warum Frauenministerium, Notruf und Frauenhäuser obsolet sind! Endlich wissen wir, wohin die Gelder des früheren Frauen-Ressorts geflossen sind – ja fließen mussten! Alles nur, damit „die Männer nicht am Rande stehen bleiben“. Zuletzt waren wir beide ziemlich bewegt. Mein Mann auch, obwohl eigentlich kaum von Autos die Rede war. Aber für Anatols emotionales Gleichgewicht sehe ich schwarz, sofern ich mich nicht auch bald für seine Hot Wheels interessiere. Aber wie sagt das Strichmännchen so schön: „Gut, dass es die Männer-Beratungsstellen gibt!“
Premiere: 21. 11.,22. - 30. 11., 20.00, dieTheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, Kosten: pay as you can
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Fo t o : p i x e l q u e l l e . d e
inpension
Jahrgang 47 Wann ist eine Frau „alt“? Der Arbeitsmarkt hat eine Definition, die Freizeitindustrie eine andere – und jede Frau für sich selbst. Silvia fühlt sich eigentlich nicht alt, das Leben als alleinstehende Pensionistin hat aber seine Tücken. Von Lisi Schleicher und Gabi Horak Ende November gibt sie ihren Garagenplatz zurück, sie muss sparen und siebzig Euro im Monat kann sie sich nicht mehr leisten. Sie ist froh, überhaupt ein Auto zu haben. Sie weiß, dass es ein Luxus ist, aber auf ihre Mobilität will sie nicht mehr verzichten. Als Silvia das Auto kaufte, der erste Neuwagen in ihrem Leben, wusste sie nicht, dass es auch ihr letzter sein würde. Aber durch Pensionsreform und langer Arbeitszeit im Einzelhandel ist ihre Pension geringer als sie dachte. Und das, obwohl sie im32 an.schlägenovember 2006
merhin ein Drittel mehr Pension erhält als die „Durchschnittspensionistinnen“. Im Dezember 2005 bekamen Frauen über sechzig in Österreich durchschnittlich 741.- Euro Pension, Männer etwa doppelt so viel, nämlich rund 1.300.- Euro.1
warum sie weiterhin arbeitet, um zur Pension dazu zu verdienen. Und gewundert hat sie sich auch, dass ein Freund, der gleichzeitig mit ihr eine Versicherung abgeschlossen hat, weniger einzahlt, aber die gleiche Auszahlungssumme erhält. Frauen leben halt länger. „Gutes Argument“, sagt Silvia und hofft, Teure Privatvorsorge. Mit fünfzig fing Silvia dass es zutrifft. Statistisch gesehen bean, privat Vorsorge zu treffen und schloss trägt die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen 82 Jahre, die der zwei Lebensversicherungen ab – zu Männer 77 Jahre. spät, wie sie jetzt bemerkt. Die hohen Dass dies alles nur Statistik ist, Beiträge kann sie von ihrer Pension nicht mehr bezahlen, einer der Gründe, weiß Silvia: Zwei Freundinnen hat sie
inpension schon bis zum Tod gepflegt, Frauen knapp über fünfzig, sportlich, aktiv und lebenslustig. Nichtbildungsfalle. Silvia war Alleinerzieherin, von ihrem Mann ließ sie sich nach sehr kurzer Ehe scheiden. Die wilden Siebziger Jahre verbrachte sie in Europa und mit diversen Jobs. Mit der Geburt ihrer Tochter kehrte Ruhe in ihr Leben ein, allerdings war sie dieses Alleinsein nicht gewöhnt und zog in eine Wohngemeinschaft. Die brachte ihr nicht nur finanzielle Entlastung, sondern so war auch die Betreuung ihrer Tochter weitgehend gesichert. Nach zwanzig Jahren zog sie in ihre erste eigene Wohnung. Die Genossenschaft nahm zwar die Kaufoption zurück, trotzdem hat Silvia das Gefühl, hier zu Hause zu sein. Doch die immer steigende Miete bereitet ihr Kopfzerbrechen. Ihre Tochter Rosi wohnt in einem Gemeindebau, gleich ums Eck, und ist ebenfalls Alleinerzieherin, wiederum mit einer Tochter. Rosi will der „Nichtbildungsfalle“ entkommen und hat mit Ende zwanzig, kurz vor Silvias Pensionierung, zu studieren begonnen. Da auch Rosi in einer prekären Situation ist, greift Silvia ihr unter die Arme, soweit sie kann. Sie zahlt das Schul-Essensgeld für Enkelin Hannah, etwa 80 Euro, und finanziert auch schon mal einen neuen Kühlschrank, wenn der alte kaputt ist. Obwohl Silvia durch die finanzielle Zuwendung an ihre Tochter auf viele Dinge verzichten muss, unterstützt sie Rosis Weiterbildungsplan. „Bildung ist wichtig“, sagt Silvia. Sie bringt nicht nur mehr Einkommen und damit auch Sicherheit in der Pension, Frauen die über eine höhere Bildung verfügen sind auch aktiver und haben mehr „nach außen gerichtete Aktivitäten“2, sie sind kulturell interessierter und vor allem mobiler. In ländlichen Gebieten, wo Frauen seltener höhere schulische Bildung haben, sind sie in der Pension stärker von ihrer Umwelt isoliert. Viele haben keinen Führerschein und wenn, ist das Auto Eigentum des Mannes. Weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht ausreichen, ist es kaum möglich, Freizeit außerhalb der Wohngemeinde zu gestalten. Die Beschäftigung der Frauen dort ist primär häuslicher Natur – ruhig und alleine.
Zu alt zum Arbeiten? Silvia hat eine Lehre als Schuhverkäuferin gemacht, aber bald festgestellt, dass sie mehr will. Fünfunddreißig Jahre später ist sie Geschäftsführerin eines Forschungsinstituts mit 25 MitarbeiterInnen. Sie hätte gerne länger gearbeitet, aber nachdem die öffentlichen Subventionen für das Institut gestrichen wurden, fand sie keinen gleichwertigen Job. „Zu alt für den Arbeitsmarkt.“ Dabei fühlt sich Silvia noch gar nicht alt. „Wann ein Mensch für den Arbeitsmarkt als alt gilt, hat die Wirtschaft definiert“, sagt die Gerontologin Annemarie Appl. Durchschnittlich ab vierzig Jahren ist von älteren ArbeitnehmerInnen die Rede, was jedoch noch wenig darüber aussagt, wie alt sich jemand tatsächlich fühlt oder wie stark die körperliche Leistungsfähigkeit schon abgenommen hat. Österreich zählt innerhalb der EU zu den Staaten mit der niedrigsten Beschäftigungsquote von ArbeitnehmerInnen zwischen 55 und 64. Das Bild, das Silvia von alten Frauen hat, passt so gar nicht zu ihr selbst: nicht mobil, schlechte Gesundheit, keine eigenen Interessen, altmodisch gekleidet. So sieht sie sich nicht und hat sich nach der endgültigen Entscheidung, in Pension zu gehen, selbstständig gemacht. Dass ältere Menschen schlechtere Leistungen erbringen, ist jedoch ein tiefverwurzeltes Vorurteil und so ist der Aufwand ihres eigenen Unternehmens als Dienstleisterin höher als der Ertrag. Silvia überlegt, nach mehreren Jahren Kampf, das Büro, das mittlerweile vom eigenen Standort in ihr Schlafzimmer übersiedelt ist, nun endgültig zu schließen. Wie es dann weitergehen soll, weiß sie nicht, sie hofft auf das Geld der Lebensversicherungen, um damit die Schulden, die sie für die Wohnung aufgenommen hat, zurückzahlen zu können. Früher fuhr Silvia ein Mal im Jahr auf Urlaub, mindestens ein Monat lang und sehr weit weg. Ihre kinderlosen oder besser qualifizierten Freundinnen können sich diesen Luxus auch in der Pension leisten. „Das wird mir sehr abgehen“, sagt sie und blättert in den Fotoalben. Aber diese Reisen sind jetzt in unerreichbare
Ferne gerückt und wenn nicht ihre Tochter nach ihrem Studium einen guten Job erhält und ihr diese Urlaube finanziert, werden sie wohl der Vergangenheit angehören. Allerdings – mit wem sollte sie auch fortfahren? Bis auf die zwei, drei Freundinnen, die genug Geld haben, sind ihre restlichen Freundinnen in einer ähnlichen oder noch schlimmeren finanziellen Lage. Ihre ehemalige Nachbarin war Schneiderin und erhält 600.- Euro Pension, ohne das geerbte Haus wüsste sie nicht, wie sie ihr Leben finanzieren sollte. Allein. Bereits 39 Prozent aller Frauen über 55 Jahren in der Stadt wohnen allein. Tendenz steigend. Silvia ist eine von ihnen. Manchmal fühlt sie sich allein, aber auf einen Mann hofft sie nicht mehr. Sie hat niemanden gefunden, der in ihr Leben passt. Trotzdem fände sie es schön, einen Partner zu haben, mit dem sie ihre Freizeit verbringt. Silvia hat sich Gemeinschaften gesucht, mit denen sie entweder wandern oder laufen geht, mit einer Freundin hat sie ein Theaterabo und eine andere Gruppe trifft sich öfter im Kaffeehaus. Diese Frauen haben, so wie Silvia, keinen Partner und sind deswegen viel aktiver. Ihre verheirateten Freundinnen sieht sie seltener. Sie gehen weniger aus und zum Abendessen wird Silvia als Single nicht so oft eingeladen. Krank zu werden, ist das Letzte, was Silvia noch brauchen könnte. Pflege wird immer teurer und ihre Tochter wird diese finanzielle Belastung auch nicht übernehmen können. Mit Freundinnen hat Silvia schon vor Jahren, kurz nachdem ihre Mutter ein Pflegefall geworden war, Überlegungen angestellt, wie ein würdevolles Altern möglich ist. Ihre Privatsphäre will sie dabei nicht aufgeben. So kamen die Freundinnen auf die Idee, eine AltersWG zu gründen, teilweise finanziert von der Stadt oder der Gemeinde. Genaue Pläne haben sie aber noch nicht, damit wollen sie sich erst befassen, wenn sie sich alt fühlen. Aber ob es dann nicht zu spät ist, weiß Silvia nicht. Ungern denkt sie an ihre Sterblichkeit und will das Alter weit von sich schieben. Dass sie in den Augen der Politik, der Wirtschaft und auch der Gesellschaft bereits eine „alte Frau“ ist, kann sie nicht verstehen. ❚
1 Grüner Frauenbericht 2006 2 Zitat sowie nachfolgende Fakten aus: Anselm Eder, Soziale Kohäsion der Generationen in Österreich 2003-2005
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hippersexismus
: A r c h i v f ra u e n . s t i m m e n
Severe Butt Cramp Frauenfeindlichkeit im Hip Hop ist der schärfste Ausdruck einer allgemeinen Tendenz: des Ausverkaufs von Frauen in der kapitalistischen Unterhaltungskultur. Von Katharina Nagele Der Sexismus der R&B- und HipHop-Videos erreicht immer neue Höhepunkte. In Medien und diversen Internet-Foren macht sich Empörung breit, wiewohl die Verkaufszahlen von Gangsta-Rap stetig steigen und kein Ende des Booms abzusehen ist. Gut gemeinte Appelle erreichen weder die KünstlerInnen noch das Publikum wirklich. Kritik aus den eigenen Reihen kommt oft musikalisch sentimental, naiv und spießig rüber, beispielsweise wenn sich Missy Elliott fragt: „Where were the days, when Hip Hop was so much mo34 an.schlägenovember 2006
re?“ Aber auch künstlerisch Gelungeneres wie etwa das Video von „The Roots“ zu „What they do“, inszeniert wie eine Anleitung zur Herstellung von HipHop-Videos, in der etwa eine Tänzerin bei der obligatorischen PoolParty einen „severe butt cramp“ bekommt und, sich den schmerzenden Hintern haltend, hinsetzen muss, ist von beschränkter Wirkung. Und auch wenn Ms Dynamite in ihrem Song „It takes more” singt: „So who gives a fuck about the things you own? Certainly not me”, repräsentiert sie damit nicht den Mainstream.
Pornoeske Konvention? In Hip Hop Fan-Foren wird Sexismus als Frage des persönlichen Geschmacks abgehandelt. Wem sexistische Texte nicht gefallen, die oder der muss sich das ja nicht anhören. Oft wird eine auch aufgefordert, nicht so zimperlich zu sein. So schreibt etwa „K-Way“ im Forum von www.hiphop.at: Die Hippiezeit ist vorbei ihr Blumenkinder, es gibt außerdem eh kaum Rapper die sich zu diesen Ausdrücken nicht herablassen …“ Diejenigen, die die sexistischen Künstler ablehnen, definieren sich damit häufig selbst als eine Art Elite. Die geringe At-
sexismushipper traktivität politisch bewusster KünstlerInnen für den Massenmarkt erklärt „flip-o-mat“ im selben Forum so: „…weils die massen, die stupiden massen, die künstler gross machen, einfach ned interessiert. die wollen nicht belehrt werden und wollen anscheinend auch ned mitdenken!“ Ansonsten werden Hip Hop Artists hauptsächlich von JournalistInnen auf frauenfeindliche Texte angesprochen. Worauf diese in schöner Regelmäßigkeit auf die steigenden Verkaufszahlen hinweisen. Snoop Dogg schließlich drehte 2001 einen ganzen Porno „Snoop Dogg’s Doggystyle“. In einer Branche, in der ein Video, von dem 4.000 Stück verkauft werden, als Verkaufsschlager gilt, wurde „Doggystyle“ mehrere 100.000 mal verkauft. „Es war sehr lukrativ für Snoop und uns“, sagte Larry Flynt, Präsident von „Larry Flynt Publications“, in deren Eigentum sich die Vertriebsfirma von „Doggystyle” befindet. Hip Hop Fans sind ein attraktiver neuer Markt, an den die Porno-Industrie sonst nur schwer herankäme. Die in New York ansässige Journalistin Ariel Levy macht in ihrem neuen Buch „Female Chauvinist Pigs“ auch darauf aufmerksam, dass die strenge Formelhaftigkeit von pornoesken Darstellungen Sicherheit vermittelt, weil sie eine Art Konvention darstellt, an die sich Männer, aber auch Frauen halten können. Die Unsicherheit, auf eine wirkliche Person eingehen zu müssen, mit individuellen und damit unberechenbaren Wünschen, konfrontiert zu werden, bleibt einem/r somit genauso erspart, wie die Unsicherheit der sexuellen Identitätssuche. „Female Chauvinist Pigs“ behandelt eine allgemeine Tendenz, die nicht nur auf „Black Music“ beschränkt ist: Porno ist chic, auch und gerade für Frauen, das Emblem des „Playboy“, das stilisierte Bunny, ist in Form von Gürtelschnallen, auf T-Shirts, Taschen und sonstigen Accessoires der Verkaufsschlager schlechthin. Levy selbst bemerkte den Trend zum ersten Mal, „als Freundinnen begannen in Strip Clubs zu gehen. Es ist sexy und lustig, erklärten sie – es war befreiend und rebellisch.“ Black „Freakiness“. Irritierend ist, dass nicht alle Frauen gleichermaßen davon betroffen sind, als „bitches“ bezeichnet
und in Videos als solche dargestellt zu werden. Weiße Frauen kommen in den Videos nur in Ausnahmefällen vor. Es sind hauptsächlich schwarze Frauen, die herabwürdigend dargestellt werden. Der Rassismus wird noch deutlicher, wird in Betracht gezogen, dass die KonsumentInnen von Hip Hop hauptsächlich weiße Mittelklasse-Jugendliche sind. Vor allem in den USA, in dem ein höchst heuchlerischer Umgang mit Sexualität gepflegt wird, gibt dies zu denken. Ariel Levy berichtet etwa in einem Interview im englischen „Socialist Review“, dass 2005 allen öffentlichen Schulen die Bundesförderung verweigert wurde, wenn sie Sexualkundeunterricht angeboten hatten – ausgenommen die, die Enthaltsamkeit bis zur Ehe propagierten. Hip Hop & R’n’B erfüllt so dieselbe Funktion, wie schon die Minstrel-Shows in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts. Dabei stellten Weiße den naiven, trunkenen „Neger“ dar, der hinter der Maske eines Schwarzen alles sagen konnte, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die schwarzen Gangsta sind für weiße Konsumenten weniger role models, wie sie das für schwarze Jugendliche sein mögen, sondern vielmehr Stellvertreter der eigenen, unterdrückten Sexualität. Dass es hauptsächlich schwarze Frauen sind, die zu Sexualobjekten gemacht werden, nimmt gerade männlichen, weißen Heranwachsenden, die Hemmungen vor den eigenen sexuellen Bedürfnissen. Denn im Gegensatz zur weißen Frau muss die schwarze Frau in der rassistischen Wahrnehmung weißer Männer durch Sexualisierung nicht erst degradiert werden. Dieser Blick reduziert sie ohnehin auf Sexualität. In ihrem Essay „Doin the Butt“, benannt nach dem Song von Sir Mix-ALot, erklärt Sonja Eismann, wie die Sexualität der Körper schwarzer Frauen durch die Überbetonung sekundärer Geschlechtsmerkmale gesteigert wird. So geht es in Mix-A-Lot’s Nummer um den großen Hintern schwarzer Frauen. Oft als das vermeintlich gesündere Körperideal gesehen sind die als ausgeprägter als bei weißen Frauen wahrgenommenen Kurven schwarzer Frauen aber laut Eismann eher Zeichen einer „Freakiness“ schwarzer Sexualität. Sie
sind „rassisches“ Merkmal, Zeichen übersteigerter Sexualität und somit Primitivität. Diese Zuschreibung von Primitivität diente während der Sklaverei oft der Rechtfertigung von Vergewaltigungen schwarzer Sklavinnen durch Weiße und die Popkultur kritisiert, wie die schwarze Feministin bell hooks meint, „nur selten die Bilder von schwarzer, weiblicher Sexualität, die Teil des Rassismus im Kulturapparat des neunzehnten Jahrhunderts waren und noch heute die Wahrnehmungen bestimmen.“ Auch das Bild des schwarzen Mannes als omnipotent passt dazu. Zweifelsohne leiden schwarze Männer unter dieser Zuschreibung, jedoch wird ihnen die Dominanz über schwarze Frauen zugestanden, quasi als Ausgleich zu der Demütigung der Zeit der Sklaverei, als die schwarze Frau die Sklavin des weißen Mannes war. Michele Wallace schildert diese vermeintliche Komplizität zynisch in ihrem Buch „Black Macho & the Myth of the Superwoman“: „Wir haben uns mit dem weißen Herrn im Bett herumgewälzt, während dem schwarzen Mann der Penis abgeschnitten wurde.“ Folgerichtig beschreibt der ehemalige Zuhälter „Iceberg Slim“ in seinem autobiografischen Roman „Pimp“, dem wahrscheinlich meistgelesenen Buch eines afroamerikanischen Autors, seine Rolle als jene, den schwarzen Frauen beizubringen „…dass sie Gold zwischen ihren Beinen haben…“, das sie nicht wie früher gratis an die Weißen verschenken sollten. Malcolm X, der berühmte Agitator der „Nation of Islam“ deklariert in seiner Autobiografie das Harlem der Zeit, in der er noch ein Leben als der Hustler „Detroit Red“ führte, als Vergnügungsviertel für Weiße, in dem sie sich von ihren Tabus befreit fühlten. Die Darstellung des schwarzen Ghettos ist deckungsgleich mit der von „Iceberg Slim“. Kriminalität und Sexarbeit ist in einer Gesellschaft, in der fast die Hälfte der erwachsenen schwarzen Bevölkerung schon einmal im Gefängnis war, noch immer für viele Jugendliche in den schwarzen Ghettos schlicht ihre Lebensrealität. Wenn dies auch nicht mehr die Wirklichkeit von millionenschweren Rap-Stars ist, so findet sich deren Publikum doch in diesen Texten wieder. ❚
Literatur: Sonja Eismann:„Doin the Butt“, in: Testcard, Beiträge zur Popgeschichte, Nr. 13, Black Music, 2004 Ariel Levy:„Female Chauvinist Pigs“, Pocet Books, 2006 Michele Wallace:„Black Macho & the Myth of the Superwoman“, The Dial press 1979
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Fo t o s : Fi l m s t i l l s a u s H u D i e – B u t t e r f l y
lesbischefilmtage
Schmetterlinge und Cybersex Eine ambitionierte Filmveranstaltung in Graz macht sich auf, lesbische Lebens- und Liebensweisen jenseits von Hollywood-Kitsch und Männerphantasien sichtbar zu machen. Von Katja Mair
www.left.at www.frauenservice.at www.gundl.at/go/labrys/index.html www.labrisz.hu/lift
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Bereits zum dritten Mal laden die Initiatorinnen zu den lesbischen.film.tagen – le.f.t nach Graz ein. le.f.t ist eine Kooperationsveranstaltung vom Frauenservice Graz, Labrys – Verein zur Organisation frauenspezifischer Veranstaltungen und Eva Kuntschner, die erstmals 2003 stattgefunden hat. „Wir wollten etwas machen, das aus der feministischen/lesbischen Szene in Graz kommt. Wo wir selber programmieren, wir uns überlegen, was wir haben wollen und wir das auch selber durchführen“, erzählt Eva Kuntschner die Entstehungsgeschichte von le.f.t. Wichtig war den Initiatorinnen von An-
fang an, die Repräsentation lesbischer Realitäten über ein möglichst facettenreiches Programm, denn schließlich entspricht dies auch der Mischung der Lebensrealitäten, um die es hier geht. „le.f.t ist für uns auch die Ausrede, Filme ins Kino zu bringen, die wir uns schon immer anschauen wollten“, so Eva Kuntschner über eine weitere Motivation der Organisatorinnen.
immer lebendiger werdende filmische Subkultur frauenliebender Frauen und queerer Menschen in Asien. Die Frauen hinter le.f.t beanspruchen hier aber keinesfalls einen Überblick oder Querschnitt über dieses filmische Schaffen zu zeigen: „Wir haben uns die große Aufgabe gestellt, zu schauen, was es gibt und Filme zu finden, die hier nicht so schnell im Fernsehen oder im Kino zu sehen sind“, berichtet Eva Kuntschner. East of Bollywood. Präsentierte le.f.t in den Entstanden ist eine Auswahl vier sehr Jahren zuvor die Sichtbarmachung von unterschiedlicher Filme, ergänzt durch das Kurzfilmprogramm le.f.t out, die lesbischen Lebens- und Liebensweisen in Filmen aus der ganzen Welt, konzen- zwischen 22. und 25. November gezeigt werden. Der Eröffnungsfilm „Hu Die – triert sich das heurige Programm der Butterfly“ der Regisseurin Yan Yan Mak Veranstalterinnen thematisch auf die
filmtagelesbische
le.f.t out. Eine Bereicherung für die heurigen Filmtage ist das Kurzfilmpro-
gramm le.f.t out. Dabei ist der Name Programm: Gezeigt werden junge, lesbisch/queere Kurzfilme aus der westlichen Welt, also ein kleiner Teil dessen, was im Asienschwerpunkt des abendfüllenden Programms ausgelassen wurde. Mit dabei sind erstmals auch zwei Produktionen von österreichischen Filmemacherinnen. „Lesbo Lodge II – Prävention, Yeah“ von Sophie Mörz und Julia Gröblacher und die Dokumentation „Andererseits – lesbische Mütter unter uns“ von Iris Pokorny und Elisabeth Leeb. Beide Kurzfilme sind im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs „Einschnitte“, anlässlich der HomoBiTrans-Aktionswoche der Österreichischen HochschülerInnenschaft Uni Wien dieses Jahres präsentiert worden. Weitere Highlights im Kurzfilmprogramm sind die deutsche Produktion „Die Zunge“ von Ernst Spiessberger und die Dokumentation „Club Q“ von Kirsten Wolf. Letztere porträtiert die legendäre Lesbentanzparty „Club Q“ in San Francisco. LIFT. Offiziell eröffnet wird le.f.t 2006 von der lesbischen Krimiautorin Katrin Kremmler, die unter anderem auch Initiatorin von LIFT – dem Festival Lesbischer Identitäten in Budapest ist. 2005 gegründet, wollen die Initiatorinnen von LIFT in Ungarn abseits der lesbischen Stereotypisierungen auf die große Bandbreite lesbischer Stimmen und Bilder aufmerksam machen. Eva Kuntschner schmunzelt über den Wortwitz le.f.t – LIFT und meint: „Wir streben schon seit längerem eine Kooperation mit LIFT an und finden es schön, zu zeigen, dass wir mit anderen Festivals in Kontakt sind und vor allem: Es gibt auch andere Festivals dieser Art.“ Beendet werden die lesbischen. film.tage graz mit einem Abschlussfest, das heuer erstmals im Forum Stadtpark stattfinden wird. Für Eva Kuntschner ein wichtiger Hinweis dafür, dass sich le.f.t mittlerweile auch als Kunstveranstaltung in der Grazer Kunstszene etabliert hat. Die lesbischen.film.tage Graz 2006 versprechen ein interessantes Programm und werden auch heuer wieder viele anregende Diskussionen ermöglichen. Wir dürfen gespannt sein. ❚
lesben.nest
Fo t o : J e n n y U n g e r
erzählt in der farbenprächtigen Ästhetik des Hongkong-Kinos eine zauberhafte Liebesgeschichte: Die verheiratete Lehrerin Flavia, gelangweilt von ihrem Leben, trifft auf die junge und selbstbewusste Yip. Flavia fühlt sich sofort von ihr angetan und Erinnerungen an eine Jugendliebe werden wach. Soll sie auf ihre Gefühle hören und den Schritt in eine ungewisse Zukunft tun? Durch die Verbindung einer magischen Liebesgeschichte mit der oft ungewohnten Ästhetik des Hongkong-Kinos entführt „Hu Die“ in eine andere Welt. Ganz anders der Film „Ho Yuk – Let’s Love Hongkong“ von Yau Ching, der am zweiten Tag auf dem Programm steht. Erzählt wird die Geschichte der jungen Zero, der unnahbaren Chan Kwok Chan, die als Online-Porno-Modell für eine Cybersex-Website jobbt, und Nicole, einer Online-Stammkundin von Chan. Drei Frauen in Hongkong, die einander begegnen, sich verfolgen, verführen, verlieben, vor einander flüchten und doch nicht ohne einander auszukommen scheinen. „Fremde Haut“ von Angelina Maccarone ist zwar ein deutscher Film, handelt aber von der Dolmetscherin Fariba, die als Lesbe aus dem Iran nach Deutschland flüchten muss. Fariba, gespielt von Jasmin Tabatabai, der das politische Asyl verwehrt wird, beschließt aus Verzweiflung, die Identität eines verstorbenen Mitinsassen anzunehmen. Als Mann wird sie umgesiedelt in die schwäbische Provinz, erhält eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung und arbeitet in einer Krautfabrik. Bald weckt sie das Interesse einer Kollegin, die sich von dem introvertierten Fremden angezogen fühlt. „Fremde Haut“ wird am Freitag, den 24. November gezeigt. Die Filmtage schließen den Bogen des abendfüllenden Programms mit dem indischen Film „Sancharram – The Journey“ von Ligy J. Pullappally. Abseits von Bollywood und in einer Version von Cyrano de Bergerac erzählt der Film die Geschichte von Kiran, die heimlich in ihre beste Freundin Delilah verliebt ist. „Sancharram“ ist die nicht immer einfache Reise einer jungen indischen Lesbe ins Erwachsenwerden.
jenny unger
was meine kollegin macht meine kollegin die bewirbt sich für so eine stelle in der sie dann ganz wichtig ist wo ihr ausbildung und verantwortung gegeben werden naja ihr gegeben werden wenn sie denn den job bekommt aber ein kollege bewirbt sich auch und es wird gesagt dass er bessere chancen habe er ist größer als sie das ist denen vielleicht wichtig für so eine chefInnenposition kommt zum gespräch des gremiums in anzug sie weiß nicht was sie anziehen soll um vergleichbar zu sein einen rock ein kleid eine hose einen anzug irgendwie passt alles nicht und wohlfühlen will sie sich auch „ein anzug ist halt schnell angezogen aber du bist fachlich besser“ sagen ihr einige ich mag gar nicht dass sie den job bekommt weil es so schön ist mit ihr zu arbeiten und sage „kleidung pfff“ einer im haus fragte ob sie sich das überhaupt zutraue es ist ihm rausgerutscht er entschuldigt sich den kollegen fragt keineR dabei ist er nur größer und im anzug und ein mann seit ein paar wochen bereitet sie sich schon auf dieses gespräch vor schaut sich rechtstexte an blättert da und blättert dort und lernt diese zahl und dieses verfahren und meint „was mach ich wenn sie fragen wie alt ich bin und fragen ob ich schon kinder habe und kinder bekommen will“ „nein das werden sie nicht fragen das dürfen sie nicht fragen“ aber sie werden es in ihre überlegungen mit einbeziehen sie werden damit rechnen dass es kinder geben wird sie werden damit rechnen dass sie bei den kindern bleiben wird „und wenn ich lesbisch wäre was dann wenn ich kurz etwas von meiner lebensgefährtin sagen würde was dann“ was dann? was soll ich sagen was soll ich ihr sagen dass sie lesben mit kindern negiert dass sie durch das erzeugen dieses bildes lesbisch lebenden frauen das recht auf kinder entzieht dass sie beziehungen zwischen zwei frauen als beziehungen zwischen gleichberechtigten darstellt wofür es keine beweise gibt dass sie dann nicht nur weil sie eine frau ist diskriminiert werden wird sondern auch weil sie lesbisch ist was verdammt soll ich sagen „pfff“
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an.klang
Compilations und mehr Sonja Eismann und Ute Hölzl haben sich durch viel Musik von
vielen verschiedenen Künstlerinnen gehört.
Wired Ones Compilations: The Wired Ones
DJ Chloé , Ivan Smagghe: Introducing the dysfunctional family
Electrelane: Singles, B-Sides & Live
Cansei de ser sexy (CSS)
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Compilations II: Heidi Mortenson, Exil-Dänin in Berlin und außerdem Musikproduzentin und Labelbetreiberin, hat auf ihrem Do-It-Yourself-Label Wired Records eine erste Zusammenstellung queer-verrückter Musikerinnen veröffentlicht. Unter dem Titel „The Wired Ones“ (Wired Records/MDM) treiben alte und neue Verdächtige wie Kevin Blechdom, Rhythm King and her Friends, Monotekktoni, Angie Reed, Miss Le Bomb, Scream Club und natürlich Ms. Mortenson herself ihr fröhlichübergeschnapptes Unwesen zwischen Electro-Trash und Gender-Diskurs. Um die Dekonstruktion von Geschlecht als Kategorie geht es bei der „mixed-up compilation“ der renommierten französischen DJ Chloé, die unter anderem im Pariser Lesben-Club Le Pulp als Resident tätig ist. Gemeinsam mit Kill-the-Dj-Labelpartner Ivan Smagghe weist sie unter dem charmanten Überbegriff „Introducing the dysfunctional family“ (kill the dj / Rough Trade) darauf hin, dass es im Französischen nur ein Wort für Genre, Gender und Verwandtschaft gibt: genre. Bei „kill the dj“, einer Veranstaltungsreihe, aus der sich auch ein Label entwickelte, pfeift man daher auf straighte Unterscheidungen innerhalb von Genre und Gender und macht lieber Party mit der Blonden mit Schnurrbart oder dem Klomann im Minirock. Dementsprechend heterogen und unvorhersehbar
ist auch die Auswahl der Stücke für die CD, die vom Psychedelic-Sound von Planningtorock über einen detroitigen Remix der Amsterdamerin Shinedoe und dem düster-minimalistischen „Dissidance“ von Water Lilly bis zum beatigen Indie-Rock von Holly Golightly und Billy Childish reicht. Überraschend homogen ist dagegen die zweite Ausgabe von „Four Women No Cry“ (Monika / Indigo / Hausmusik) des Berliner Monika Labels, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, bis jetzt noch wenig bekannte weibliche Artists zu viert auf einem Album zu veröffentlichen. Erstaunlich, wie gut die Künstlerinnen, die in so unterschiedlichen Ecken wie New York, London bzw. Tokio, Berlin und Barcelona zu Hause sind, auch dieses Mal wieder zusammenpassen. Den fulminanten Auftakt legt die gebürtige Österreicherin Dorit Chrysler hin, die nicht nur mit ihrem Theremin-Spiel, sondern auch mit ihren schwärmerischen, bildhaft plastischen Kompositionen beeindruckt, denen trotz ihrer Klugheit nie der Pop-Appeal verloren geht. Mico, Japanerin in London, lässt es zu japanischer Lautmalerei ordentlich knistern und klackern, während bei der Berlinerin Monotekktoni deutlich ihre Indie-Band-Vergangenheit durchzuhören ist: opulente, bis zum Bersten mit Klang angefüllte Produktionen verschmelzen mit New-Wave-artigem, düster–melancholischen Gesang. Die „jüngste“ Musikerin in die-
sem Quartett, Iris aus Barcelona, hat erst vor kurzem eher per Zufall zur Musik gefunden, was ihren bittersüß verschrobenen Computer-Tracks mit dem zerhäckselten , übereinander gelegten Gesang aber nicht anzuhören ist. Keine Compilation, aber dennoch eine schöne Zusammenstellung: Electrelane haben mit „Singles, B-Sides & Live“ ein Album herausgebracht, das Songs abseits ihrer regulären Alben enthält, vor allem auch die Tracks von der grandiosen EP „I Want To Be President“, die ursprünglich 2003 erschienen ist und die Abkehr der vier Musikerinnen aus Brighton von der reinen Instrumental-Musik bedeutet hat. Aber auch wenn Verity Susman zu singen beginnt, wirkt die Stimme wie ein weiteres Instrument, eingebettet in den zarten und gleichzeitig einfachen Rhytmusstrukturen, die sich zu gewaltigen Soundwänden aufbauen können, um sich dann wieder von kleinen Melodien aufbrechen und auseinandernehmen zu lassen. Electrelane rocken, ganz gewaltig. Nicht ganz so rockig sind CSS, die Band aus Brasilien, die derzeit nicht nur den Dancefloor, sondern auch viele Herzen im Sturm erobert. Lovefoxx und ihre FreundInnen aus der Band, die eigentlich „Cansei de ser sexy“, kurz eben „CSS“ heißt, haben mit ihrem Album einen unwiderstehlichen Mix aus Electro Rock, Funk und No Wave geschaffen, stilsicher und voller Charme. Ein Tipp für alle, die es gern tanzbar haben. ❚
lese.zeichen
Wir gratulieren. Und jubilieren? Femmage an die Frauenbewegerin Hedwig Dohm. Nikola Müller und Isabel Rohner rufen die feministische Literatin mit einer Reihe ausgesuchter Texte in viele Gedächtnisse (zurück) – auch in jenes von Petra Öllinger.
Jubiläum – ein Begriff, der Skepsis ob der Folgeerscheinungen auslösen sollte. Zumal, wenn festliches Erinnern beispielsweise an SchriftstellerInnen mit Biographien, Werksaugaben und diversen Neuauflagen einhergeht, bei denen frau das Gefühl hat, Wortbrocken von entweder prominenten, gut verkäuflichen JubilarInnen vor die Augen geworfen zu bekommen. Oder von ExpertInnen, deren Textspenden oft oberflächlich bleiben. Manche Jubiläumsfrauen werden überhaupt – fast möchte frau behaupten – vergessen. Zwei der potentiellen Gründe: Das Gedenkjahr ist irgendwie unrund und/oder die zu Feiernde war gedanklich nicht anschmiegsam und äußerte so unpopuläre Aussagen wie „Weil die Frauen Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben. Ich behaupte: weil die Männer keine Frauen gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben, und ich finde die eine Behauptung mindestens so tiefsinnig wie die andere.“ Hedwig Dohm, 1876, „Das Stimmrecht der Frau“. Ein „unrunder“ Geburtstag (der 175.), so radikal und so brillant. Trotzdem und deswegen – zwei machten sich auf, Hedwig Dohms umfangreiches Werk, das bis dato lediglich in „Häppchen“, wenn überhaupt, vorgelegen ist, in möglichst zusammenhängender Form herauszugeben. Nikola Müller und Isabel Rohner haben im Berliner trafo Ver-
lag die Edition Hedwig Dohm ins Leben gerufen und sich selbst in ein hohes Maß an Recherchearbeit gestürzt, deren Resultate keinesfalls die eingangs erwähnten Skeptizismen nähren. Startschuss bildet die vorliegende Ausgabe ausgewählter Texte, die einen Querschnitt des vielfältigen literarischen Schaffens der Frauenbewegerin Hedwig Dohm zeigen. Im vorliegenden Band findet sich eine Fülle von Essays, Feuilletons, Briefen, Aphorismen und belletristischer Texten ( z. B. „Werde, die du bist“, ein atmosphärisch dichter Text über den späten Emanzipationsversuch einer Frau, der auch den Verlauf einer depressiven Verstimmung eindrucksvoll nachzeichnet.). Schon beim Überfliegen des Inhaltsverzeichnisses fällt auf, dass Hedwig Dohms Arbeiten an Aktualität nichts eingebüßt haben: „Sind Berufstätigkeit und Mutterpflichten vereinbar?“, 1900 (köstliche Seitenhiebe auf die einzementierte Meinung, dass beides eben nicht vereinbar ist), „Die neue Mutter“,1900, oder „Zur sexuellen Moral der Frau“, 1911. Deutlich wird in ihren Arbeiten: Frauenrechtlerin ist nicht gleich Frauenrechtlerin. In „Reaktion in der Frauenbewegung“ hebelt Hedwig Dohm auf scharfzüngige Weise die manchmal fast kurios anmutenden Argumente von Ellen Keys, Lou AndreasSalome und Laura Maholm bezüglich der Frage, welche Rolle der Frau zukommt, aus. Sie überführt die drei der
Widersprüchlichkeiten innerhalb ihrer eigenen Argumentation und kritisiert, dass sie alle Frauen über einen Kamm scheren, ohne die individuellen Lebensumstände zu berücksichtigen. Hedwig Dohms Stärke liegt darin, dass sie die Frauen, „da abholt, wo sie stehen“ und keine Wertigkeiten an deren Herkunft, Bildung und Tun koppelt. Ein Blick auf ihre eigene Lebensgeschichte – einen kurzen und sehr guten Überblick bieten die beiden Herausgeberinnen im ersten Kapitel – zeigt: Hedwig Dohm selbst war der bürgerlichen Frauenbewegung zu radikal. Mit der Erstarkung des radikalen Flügels innerhalb dieser Bewegung findet Hedwig Dohm jedoch Unterstützerinnen ihrer Ansichten. Sie tritt den Gründungskomitees verschiedener Frauenvereine bei bzw. bekleidet das Amt der Beisitzerin. Wenn sie im oben erwähnten Kapitel formuliert: „Auch Frau Lou hat das Beste, was über Frauen gedacht worden ist, von Männern gehört.“, ist das nur ein Beispiel für ihren Witz, ihre Scharfsichtigkeit, ihren Spott, ihre Frische sowie ihren sprachlichen und gedanklichen Esprit. Fähigkeiten und eine mutige Haltung, die frau heute in vielen Aussagen vermisst. Hedwig Dohms leidenschaftliche Gedanken und vor allem Forderungen sind aktueller denn je. Folglich keimt die Frage auf: Gibt’s in dieser Hinsicht eigentlich einen Grund zu jubilieren? ❚
Nikola Müller, Isabel Rohner (Hginnen.) – Hedwig Dohm. Ausgewählte Texte. trafo Verlag, 2006, Berlin
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lese.zeichen Creating Culture Frauen sind als Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen in der Überzahl, mit steigender Reputation und Entlohnung werden es aber auch im Kulturbereich schlagartig weniger. Dass die Forderung nach Inklusion auf allen Ebenen sich dennoch nicht auf Frauen alleine beschränken darf, dafür plädieren gleich mehrere Beiträge des Sammelbands „Creating the Chance“, der sich Förder- und Gleichbehandlungsmaßnahmen im Kulturbereich sowohl von praktischer wie auch von theoretischer Seite widmet. Yo Taubert spricht sich in ihrem Aufsatz Go Drag! für linksradikale Queer Politcs im Dienste aller Marginalisierten aus. Auch Johanna Schaffer betont, dass antirassistische, feministische Repräsentationskritik aufmerksam für sämtliche Diskriminierungsformen sowie ihre Differenzen und Synergien sein muss. Hito Steyerl fordert deshalb eine Analyse unterschiedlicher Formen der Disprivilegierung zur Bestimmung von Differenzen. Erfolgreiche Strategien der Inklusion präsentiert Silvia Eiblmayr exemplarisch an Arbeiten von Valie Export, Yvonne P. Doderer anhand von Projekten wie „womenspacework“ und „First StoryWomen Building/New Narratives for the 21st Century“, die sowohl künstlerische als auch aktivistische Arbeit von Frauen ausstellten. Gewisse Gemeinsamkeiten in unterschiedlichen feministischen künstlerischen Strategien ortet Stella Rollig. Im wiederabgedruckten Gespräch, das bereits 2004 anlässlich ihres Antritts als Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz mit Kerstin Kellermann für die an.schläge geführt wurde, nennt sie vor allem die subversive Aneignung bestehender Medien als emanzipatorisches
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Mittel der Bloßstellung und der entlarvenden Übertreibung. Und wie die Verbindung von feministischer und antirassistischer Kulturarbeit konkret aussehen kann, veranschaulicht Rubia Salgado in ihrem Aufsatz am Beispiel der Entwicklung von Maiz, dem Autonomen Integrationszentrum von und für Migrantinnen. Lea Susemichel
Umsetzung ebenfalls gelungen ist. Es hätte dem Buch sicherlich ganz gut getan, wenn man sich auf weniger, erzählerisch bessere Autorinnen beschränkt und ihnen mehr Raum gegönnt hätte. Burgi Pirolt
Milena Verlag (Hg.): Coming Again and Again. Milena Verlag 2006, Euro 17,90
Sabine Benzer (Hg.): Creating the Change. Beiträge zu Theorie & Praxis von Frauenförder- und Gleichbehandlungsmaßnahmen im Kulturbereich. Turia + Kant 2006, Euro 18,-
Weniger ist mehr
Kurz und sexy In Bänden mit Geschichten mehrerer AutorInnen variiert die Qualität der Erzählungen meist erheblich. Auch dieses Exemplar, mit dem ziemlich phantasielosen Titel „coming again and again“, bildet keine Ausnahme. Einigen Autorinnen fällt das Schreiben anscheinend nicht ganz so leicht wie anderen und so werden oft gute Ideen durch unausgefeilte sprachliche Umsetzung zunichte gemacht. Dazwischen gibt es aber immer wieder sehr gut geschriebene Texte, die frau mit Vergnügen lesen kann, wie etwa den von Gabriele Szekatsch. Ob ihre Geschichte als erotisch empfunden wird, bleibt wohl jeder selbst überlassen, denn sie serviert starken Tobak. Schön und feinfühlig erzählt, sexy und jedenfalls ein (erotisches) Lesevergnügen ist Jennifer Ungars „Eigentlich kein Sex“. Erwähnenswert ob der interessanten Idee ist auch Meike Bricks Kurzgeschichte „Melinda kam zu spät“, wobei ihr die literarische
Ein Haus, eine Spur, ein Roman – die Spur alleine hätt‘ es auch getan! Mit der Spur sind – offensichtlich authentische – Aufzeichnungen und Briefe einer Familie aus dem Raum St. Pölten gemeint. Diese sind sowohl als Zeitzeugnisse als auch von der „Story“ her interessant, der Rest ist bestenfalls langweilig. So erfahren wir, wann, wie, wie oft und mit wem die Autorin, Deckname Monika, beim Durchlesen der Manuskripte Kaffee trinkt, gefolgt von elendslangen Auflistungen, was man alles in einen Koffer packen kann. Oder die Autorin versucht sich in vor Klischees triefenden „Ergänzungen“. Zwischendurch wiederholt sie sich, manchmal sogar wörtlich – der/die LeserIn als „slow Joe in the last row“. Am Ende vollzieht „Monika“ „Literarische Annäherungen“ die, wären sie schon früher im Buch aufgetaucht, dazu geführt hätten, dass dieses Buch mit Schwung aus dem Fenster geflogen und diese Rezension nie geschrieben worden wäre. Außerdem ist es wirklich keine Empfehlung, wenn sich der erste (und bei weitem nicht der einzige) Druckfeh-
lese.zeichen ler schon in der ersten Zeile auf Seite eins befindet. Ein Tipp: Die Originalaufzeichnungen lesen und den Rest übersehen.
nicht gelesen haben. Den anderen können die 240 Seiten ganz schön lang werden.
neu.land
Svenja Häfner
Burgi Pirolt
Familienbild ändern müssen.
Edition die Donau hinunter 2006, Euro 22,60
dtv Premium 2006, Euro 14,50 (D)
Das 1x1 des Gluttermücks
Generation denken
Seit Jahren gehen die Geburten in Deutschland zurück. Seit Jahren wird geforscht, warum das so ist und seit Jahren bemüht sich die Politik, jedoch vergeblich, gegen zu steuern. Dabei gibt es Länder, in denen das anders ist und in denen die Politik effektive Maßnahmen gesetzt hat. Für Karin Deckenbach liegt die Wurzel allen Übels in dem in Deutschland noch immer vorherrschenden traditionellen Familienbild: der Mann wird zum Alleinverdiener und Familienernährer, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt. Fremdbetreuung wird verteufelt, denn wer sonst außer der Mutter kann dem Kind die für seine persönliche Entwicklung nötige Aufmerksamkeit und Förderung geben? Abgesehen davon, dass das Angebot an Krippen- und Hortplätzen mehr als mangelhaft ist. Doch Frauen wollen immer weniger auf ihren Beruf verzichten, denn in Deutschland muss frau sich immer noch entscheiden und sie entscheidet sich immer häufiger für den Beruf – und immer seltener für Kinder. „Ausgebremst, ausgespielt, abgehängt: genau darauf haben viele Frauen keine Lust mehr. Nicht weil sie sich keine Kinder wünschen, sondern weil sie nicht jahrelang zu Hause rumhängen wollen. Weil sie auch einen eigenen Beruf wollen, eigenes Geld, ein eigenständiges Leben. Weil sie nicht gezwungen sein wollen sich zu entscheiden: entweder Kinderglück und Karriereknick oder Job und schlechtes Gewissen.“ Empfehlenswert für alle zweifelnden Mütter (und Väter), die „Rabenmutter. Na und?“ von Katja Leyrer noch
Der Sammelband „Gender & Generation“ vereint feministische Perspektiven und Antworten auf die Frage nach dem Zusammenhang von Geschlecht, Generation und Reproduktion. Was etwa bedeutet die technische Reproduzierbarkeit von Leben für die Generationenfolge? Oder welche Bedeutung haben Inszenierungen von Jugend und Vitalität in einer insgesamt alternden westlichen Welt? Unterschiedliche Theoretikerinnen nähern sich dem Thema auf unterschiedlichen Ebenen: Es geht um Reproduktionstechnologien bzw. Mutterschaft, um Literatur, Religion, Philosophie oder auch neue Denkmöglichkeiten durch die Beschäftigung mit feministischer Science Fiction. Zur Sprache kommen Feminismen in Russland, wie auch aktuelle Überlegungen zum Stellenwert der Erwerbsarbeit. Alice Ludvig beschäftigt sich dann speziell mit einer Frage, die sich dem Titel des Bandes zufolge unmittelbar stellt: Auf welche Weise produzieren verwandtschaftliche Regelungen Geschlechterverhältnisse? Insgesamt ein sehr vielfältiges Buch also, das nicht zuletzt anhand konkreter aktueller Szenarien ein spannendes Thema behandelt.Welche sich mit der wissenschaftlich, feministisch-theoretischen Schreibe leicht tut, wird daran ihre Freude haben. Und was zu einem guten Buch über feministische Theorien gehört, fehlt auch hier nicht: eine ausführliche Literaturliste zum immer Weiterlesen. Gabi Horak
Marlen Bidwell-Steiner, Karin S. Wozonig (Hg.): Gender & Generation
Fo t o : S a s k y a Ru d i g i e r
Karin Deckenbach: Die Mutterglück-Falle: Warum wir unser Irene Wondratsch: Ein Haus eine Spur ein Roman.
Tyma Kraitt
Ohne Gemeinsamkeiten? Schon sehr früh habe ich politisches Bewusstsein entwickelt. Dies wurde insbesondere von meiner Mutter gefördert. Anfangs noch gegen meinen Willen, wurde ich von ihr immer wieder zu Veranstaltungen des Arabischen Frauenvereins in Wien mitgenommen. Mit der Zeit fand auch ich Gefallen daran, trotz der Tatsache, dass ich nicht älter als zwölf gewesen sein kann. Mein Interesse weckten die oftmals hitzigen Debatten dort. Hitzig waren sie vor allem dann, wenn es um „Frauenthemen“ ging. Hier standen sich arabische Frauen aller möglichen Konfessionen und auch politischer Strömungen gegenüber. Die einen etwas religiöser, die anderen laizistischer. Diese Unterschiede machten es oft unmöglich, auf einen gemeinsamen Nenner, sei dieser noch so winzig, zu kommen. Im Nachhinein habe ich den Eindruck, dass ihr Geschlecht die einzige Gemeinsamkeit war. Dabei kommen mir Erinnerungen an eine Veranstaltung zum Thema Frauenbeschneidung. Trotz der detailreichen Schilderungen der Betroffenen, befanden sich im Publikum dennoch Frauen, die davon unbeeindruckt blieben und – so abstrus es klingen mag – FGM (Female Genital Mutilation), größtenteils aus religiösen Gründen, verteidigten. Zum Teil geschah dies aber auch als Reaktion auf die wenig hilfreichen und recht überheblichen Aussagen über den rückständigen Islam, die permanent von der anderen Seite kamen. Je emotionaler die Debatte wurde, desto unsolidarischer wurde sie. Statt Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen, endete die Veranstaltung leider in einen konfessionellen Kleinkrieg zwischen Christinnen und muslimischen Frauen. Und dennoch ist es wichtig, dass Diskussionen wie diese in der Community auch heute noch weitergeführt werden. Dies kann nur gemeinschaftlich geschehen, nicht von oben herab. Wo nichts zu sein scheint, können immer noch Brücken gebaut werden.
Studienverlag 2005, Euro 24,-
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Fo t o : M o n i k a M o r a w e t z
ge.sehen
rampenfiber – Platz da! Am letzten Sommerwochenende veranstalteten einige Frauen1 von „fiber. werkstoff für feminismus und popkultur“ das Festival „rampenfiber“. Mit Konzerten, Diskussionen, Workshops und einigem mehr zum Thema Musik und Feminismus. Von Beate Hausbichler
1 Das Festival veranstalteten die fiberFrauen Beatrice Bösiger, Stephanie Kiessling, Sara Paloni, Hanna Sohm und Angela Tiefenthaler 2 www.flittchen.de 3 www.pantskirt.com 4 www.cherry-sunkist.net 5 www.mass-kotki.net 6 www.whokilledbambi.net 7 Kontakt: denice.fredriksson@gmx.net 8 www.lahengst.com 9 Das Siegerinnenvideo von Freya Hattenberger „Sirene“ ist von 1. bis 5 November bei der Kunstmesse „Art Cologne“ in Köln zu sehen.
42 an.schlägenovember 2006
„Mein Name ist Courtney. Schüttel meine verdammte Hand.“ So Tanja Witzmann alias Courtney Love zu Yoko Ono (Frauke Steiner) in der Performance „Bad in Bed with Yoko and Love“, mit der das Festival eröffnet wurde. Passend, denn die beiden Künstlerinnen sind wohl ein Paradebeispiel dafür, wie Frauen in Konnex mit Männern in erster Linie wahrgenommen und als Künstlerinnen negiert werden. Dass es nicht an einem Mangel an Musikerinnen, Performerinnen und weiblichen DJs liegt, dass sich auf Bühnen und hinter Mischpulten vorwiegend Männer tummeln, machte das Festival jedenfalls deutlich. Christiane Rösinger sieht Gründe dieser Überrepräsentation treffend formuliert in „Männer-Gesangsvereinsseilschaften“ (Interview Puls TV). Tausendsassarin Rösinger, neben ihrer Tätigkeit als Musikerin betreibt sie auch ein Label2 und ist journalistisch umtriebig, war als Musikerin und Diskutantin beim Festival vertreten. Mit den verschiedensten Widersprüchen zwischen derartiger Vielseitigkeit und dennoch unsicheren ökonomischen Verhältnissen setzte sie sich bei einem der vier Panels auseinander. Auch die Wiener Musikerin Birgit Denk und Labelbetreiberin und DJ Patricia Enigl hatten einiges zu erzählen: über das Zusammenfallen von Privatperson und Künstlerin, über ständiges Kontakteknüpfen während die (Selbst)Ver-
marktung immer im Auge behalten werden muss – das klingt wahrscheinlich nicht nur anstrengend. Nach Diskussionen, die auch die Schwierigkeiten des Daseins einer „Rampensau“ (O-Ton Bernadette la Hengst) thematisierten, stimmten die Konzerte versöhnlich. Dass die vier von „Pantskirt“3 „einfach rocken – darauf ist Verlass“, wusste eine der „rampenfiber“- Organisatorinnen schon im Vorhinein. Auch Karin Fisslthaler alias Cherry Sunkist4 und Mass Kotki5 aus Polen riefen kollektive Begeisterung hervor. Manche Performances lösten aber auch Diskussionen unter den ZuschauerInnen aus, wie der Auftritt von „Who killed Bambi“6. Während auf einer Seite der Hörreichweite die Nachahmung herkömmlicher „Sexyness“ bemängelt wurde, spekulierte eine andere Konzertbesucherin darüber, dass diese Versuche der originalgetreuen Wiederholung von „Sexysein“ – wenn es so etwas überhaupt gibt – schon fast wieder subversiv wären. Einigkeit herrschte über die großartigen, frisch gegründeten „Bonanza Jellybeans“7. Und schließlich Bernadette La Hengst8: Für all jene, die ihr ohnehin genial-poppiges aktuelles Album „La Beat“ bereits kannten, zeigte sich, dass es bei einer Live-Performance von La Hengst noch eine ordentliche Draufgabe gibt. Was sich aber bei Konzerten im Fluc leider immer wieder als Wermutstropfen herausstellt, sind die doch sehr
zahlreichen Rempler, Ausdruckstänzer und Gröler, die dieses Lokal als ihren persönlichen Stammtisch betrachten. Eine feministische Besetzung dieses Raumes war so nur schwer möglich. Die Überlegung der Organisatorinnen, keinen Eintritt zu verlangen, um den Zugang zum Festival so offen wie möglich für alle zu gestalten, hat neben der schwierigen Finanzierung (das Festival wurde nur durch die mageren Subventionen und die noch magereren Spenden möglich) leider auch diesen weiteren Nachteil mit sich gebracht. Am letzten Festivaltag wurden im Rahmen eines Filmwettbewerbs9 Kurzfilme, Videoperformances und Dokumentationen gezeigt. In der Musikkomödie „Mein kleines Häuserl“ von Bettina Schiel und Stefanie Görtz wurde, wie schon in der spannenden Performance zum Auftakt des Festivals, das „Doppelbett“, auch hier ein Symbol von Heteronormativität, lustvoll verbraten. Den Anspruch zu zeigen, wie umfangreich und vielseitig das Schaffen von Musikerinnen und Künstlerinnen ist, hat „rampenfiber“ wohl eindeutig einlösen können. Aber auch Probleme wurden sichtbar, die sich bei einem deklariert feministischen Festival dieser Größe auftun. Etwa, was es bedeutet, Veranstaltungen dieser Art in breit etablierten Räumen durchzuführen, die nicht von vornherein nur wohl gesonnenes Publikum garantieren. ❚
musik.tanz 8.11., 20.00, Wien Célia Mara präseniert „bastardista“ und einen Vorgeschmack auf ihr nächstes Album Birdland, 3., Landstraße Hauptstraße 2, T. 01/588 85, www.birdland.at, www.celiamara.net, Karten: 15,- Euro
9.-11.11., 20.30, Wien D# function von cieLaroque und Cocoondance. Triologie zum Thema „Erkundung des Körpers außerhalb seiner Reglen“ KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, offce@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Karten: 13,50/15,- Euro
18.11., 20.00, Traun Christine Osterberger im Rahmen von Female Voices im Schloss Traun. Lieder, Chansons und Songs unter dem Motto „Frauen sind keine Engel“ Schloss Traun, 4050 Traun, Schloßstraße 8, T. 07229/520 32, www.kulturschloss.at, schloss@vest.at, Karten: 8,-/12,- Euro
25.11., 21.00, Graz le.f.t – Abschlußfest mit Live–Act und Djanes Vina Yun und Queen Claudine von Club Quote. Women only, Transgender Welcome Forum Stadtpark, 8010 Graz, Stadtpark 1, Infos: www.left.at, Eintritt: 3,– Euro
film 15.-17.11., 21.00, Wien (W) is for woman. Filmreihe bei der Frauen im Mittelpunkt stehen, ein Dreierpaket zum Thema „Macht (verhältnisse)“. Top Kino, 6., Rahlgasse 1, Infos: www.identities.at, T. 01/524 62 74, office@identities.at, Karten: 5,5/7,- Euro, am 17. gibt es ein Menü zum Film
17.11.,20.00, Wien „Zeit zu gehen“ – Dokumentarfilm von Anita Natmeßing über das Tabuthema Sterben Filmcasino, 5., Margarethenstraße 78, Karten: T. 01/587 90 62 oder kasse@filmcasino.at, www.filmcasino.at
21.11.,19.00, Wien Film ab! Werkschau der Filmemacherin Bernadette Dewald zwischen Experimental- und Dokumentarfilm, anschließend Publikumsgespräch Wuk/Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger Straße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, Eintritt frei
22.-25.11., Graz East of Bollywood? le.f.t – lesbische.film.tage graz 2006. Asienschwerpunkt und Kurzfilmprogramm le.f.t out Filmzentrum Rechbauer, 8010 Graz, Rechbauerstrasse 6, Infos: T. 0316/722 044, www. left.at, Karten: 6,- Euro
22.11.,19.00, Wien Film ab! Werke der Ikone des österreichischen Experimentalfilms Moucle Blackout, Wuk/Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger Straße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, Eintritt frei
t h e a te r . ka b a r e t t 6.-18.11., 19.30, Wien Die 20 Hüte des G. W. Bush. Uraufführung einer DaDaistischen Groteske von Hubsi Kramar 3raum, Anatomietheater, 3., Beatrixgasse 11, T. 0650/32 33 377, www.3raum.or.at, Karten: 12,-/18.- Euro
10.-25.11., 20.00, Wien Macht Platz für junge Dramatikerinnen. Autorinnen lesen aus ihren aktuellen Theatertexten Wuk Projektraum, 9., Währinger Straße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, Eintritt frei
15.-25.11., 20.30, Wien Miki Malör – Die Frau die hundert Kuchen aß. Performanceabend
Fo t o : B e r n a d e t t e D e w a l d
an.künden
KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, www. maloer.org, Karten: 13,50/15,- Euro
21.-30.11., 20.00, Wien Liebesforschung. Ein groteskes Melodram in prekären Zonen. Dreisprachiges Theaterstück über die Diskriminierung der Roma unter der Regie von Tina Leisch dieTheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, Karten: 0699/81 84 85 91, liebesforschung@gmx.at, www.liebesforschung.info, Kosten: pay as you can
25.11., 10-12.00, Neunkirchen „Szenen der Gewalt“ – eine interaktive Theaterproduktion des SOG-Theater anlässlich des internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Hauptplatz, 2620 Neunkirchen, Info: Frauenberatungsstelle Freiraum, T. 02635/611 25, www.frauenberatungfeiraum.at
1.-9.12., Wien Clownin – 1. österreichisches Clownfrauenfestival für Erwachsene. Koproduktion KosmosTheater und theater super.nova KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.clownin.at, Beginn: 19.30 bzw. 21.00, Mo spielfrei, Karten: 10,-/12,- Euro, 6-Karten-Packet 48,Euro
s e m i n a r . w o rk s h o p 2.-5.11., Wien Fachtagung: „Queer Reading in den Philologien“ – Modelle und Anwendungen Aula/Universitätscampus, 9., Spitalgasse 2-4, T. 01/427 742 131 oder 01/427 742 122, Infos: www.univie.ac.at/queer-studies Anmeldung online über die Homepage, Teilnahme kostenlos
11.11., 14.00, Wien Protest Academy Workshop mit Paula Roush/msdm. Thematisiert werden auditive Taktiken und Strategien des Protests Wuk/Kunsthalle Exnergasse, 9., Währingerstraße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, protest-academy.msdm.org.uk
11. u. 12.11., 10-17.00, Wien Mein Hunger, mein Essverhalten und ich. Für Frauen mit Ess-Anfällen unter der Leitung von Olivia Wollinger und Claudia Knief Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, Anmeldung erforderlich, Kosten: 190,- Euro
18. u. 25.11., 13-16.00, Linz Tontechnik Workshop I und II für Frauen. Leitung: Hermine Pühringer Kapu/Dachgeschoss, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36/1, Anmeldung bis 6.11. unter fiftitu@servus.at, T. 0732/770 353, www.fiftitu.at, Kosten: 5,- Euro pro Workshop
Film ab! Die Filmreihe Film ab! widmet jeweils einen Abend den Filmemacherinnen Bernadette Dewald und Moucle Blackout. Die Werkschau von Bernadette Dewald zeigt die ganz Bandbreite zwischen Experimental – und formal strengerem Dokumentarfilm. Moucle Blackout, die Ikone des österreichischen Experimentalfilms der 1970er Jahre, stellt ihren vielfältigen Zugang zum Experimentalfilm vor. Bei den anschließenden Publikumsgesprächen können Fragen zum Thema Inhalt, Stil, Blickwinkel, feministische Filmsprache, aber auch Stilwechsel innerhalb eines filmischen Werkes geklärt und diskutiert werden. 21. und 22.11., 21.00, WUK/Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger Straße 59, www.wuk.at, Eintritt frei)
9. u. 10.12, 10-17.00, Neunkirchen Balsam für die Seele. Stressreduktion und Entspannungstechniken. Leitung: Huberta Gneisenau Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620 Neunkirchen, Wiener Straße 4/9, T. 02635/61125, freiraumfrauen@utanet.at, www.frauenberatung-freiraum.at, bequeme Kleidung und Decke mitbringen, Kosten: 10,- Euro/nach Selbsteinschätzung mehr, Anmeldung bis 24.11.
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 7.11., 20.00, Wien TransGenderismen im globalen Vergleich. Eine ethnologische Annährung mit Traude Pillai Vetschera Frauensolidarität/Seminarraum EG, 9., Berggasse 7, T. 01/317 40 200, office@frauensolidaritaet.org, www.frauensolidaritaet.org, tansx.transgender.at, Eintritt frei
8.11., 18.30, Wien Elisabeth Schäfer: „Die offene Seite der Schrift.“ Aus der Vortragsreihe Feministische Theorie und Gender Studies Institut für Wissenschaft und Kunst, 9., Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk, Eintritt frei
8.11., 18.30, Wien Keine Lust auf Lust. Wenn Frauen keine Lust mehr auf Sexualität haben. Leiterin: Julia Kastenhuber (Sexualberaterin) F.E.M. Gesundheitszentrum, 18., Bastiengasse 36-38, T. 01/476 15-5771, fem@aon.at, www.fem.at, Kosten: 5,- Euro
9.-11.11., Linz Tagung: „Heteronormativität und Homosexualitäten. Forschung in Anknüpfung an Michael Plollak“, Kooperation der Johannes Kepler Universität und HOSI Linz Johannes Kepler Universität, 4040 Linz, Altenbergerstraße 69, Infos: www.hosilinz.at/pollak, rainer.bartel@jku.at, Tagungsbeitrag: 10,-/20,- Euro
14.11., 18-20.00, Wien Alles was Recht ist. Vortrag mit Diskussionsmöglichkeit. Leitung: Barbara Stekl und Bettina Zehetner Frauenberatung, 1., Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung unter 01/587 67 50 oder verein@frauenberatenfrauen.at, www. frauenberatenfrauen.at
16.11., 20.00, Linz Podiumsdiskussion: „Creating the Change“ – Frauenförderung und Gleichstellungsmaßnahmen in Kunst und Kultur, Veranstalterin Fiftitu% OK-Centrum/Mediendeck, 4020 Linz, Dametzstrasse 31, Infos: www.fiftitu.at, T. 0732/770 35, fiftitu@servus.at
17.11., 20.00, Wien Podiumsdiskussion: TransGenderPolitk in Österreich: Geschlechtsregulierung oder Ende der Geschlechtsregistrierung? Amerlinghaus, 7., Siftgasse 8, T. 01/523 64 75, amerlinghaus@surfeu.at, www.amerlinghaus.at, transx.transgender.at, Eintritt frei
28.11., 9.30-18.00, Linz Fachtagung: „Strukturelle Gewalt – unisichtbar, toleriert, systemimmanent“ Organisatorin: Linzer Frauenbüro Altes Rathaus/Gemeinderatssaal, 4020 Linz, Hauptplatz 1, T. 0732/7070-1192, claudia.essenhofer@mag.linz.at, www.linz.at, Anmeldung bis 20.11., Kosten: 20,-
29.11., 18.30, Wien Lea Susemichel: „Performativität und Ereignis.“ Aus der Vortragsreihe Psyche – Körper – Gesellschaft Institut für Wissenschaft und Kunst, 9., Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk, Eintritt frei
22.-24.03.07., Innsbruck Internationale Tagung: „Kritik der Gefühle“ Universität Innsbruck/Institut für Politikwissenschaft, 6020 Innsbruck, Universitätsstraße 15, www.uibk.ac.at/ politikwissenschaft, Anmeldung: fem@uibk.ac.at
a u s s te l l u n g bis 5.11., Dresden You won’t feel a thing: Zu Panik, Obsession, Ritualität und Betäubung. Kunsthaus Dresden, D-01097 Dresden, Rähnitzgasse 8, T. 0049/351 804 15 82, www.kunsthausdresden.de, office@kunsthausdresden.de, Di-Fr 14-19.00, Sa u. So 12-20.00, Karten: 2,-/3,- Euro
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an.künden bis 5.11., Linz Ein gemeinsamer Ort – Skulpturen, Plastiken, Objekte Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, Info: T. 0732/7070-3614, www.lentos.at, info@lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro
bis 9.11., Wien „Take time & relax“ – Ausstellung. Ein Plädoyer fü die Langsamkeit und die Konzentration auf Details Wuk/Fotogalerie, 9., Währinger Straße 59, T. 01/401 21-70, www.wuk.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00
bis 10.11., Bregenz Nonos – Bewegung in Aktion. Ausstellung von Traute Mercedes Welte und Franziska Brunner-Welte. Studio Drehpunkt, Eingang Spinnerei Süd, 6900 Bregrenz, Mariahilferstrasse 29/1, T. 05574/626 91, www.drehpunkt.at, info@drehpunkt.at
11.11.-31.01.07., Graz Ausstellung von Suzuko Hirschmann Stadtteilcafe Palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8, T. 0316/712 448, palaver@net4you.at, www.frauenservice.at, Mo-Do 9-18.00
17.-19.11., Bonn 16. Kunstmesse des Frauenmuseum. Verkaufsausstellung mit 76 Künstlerinnen Frauenmuseum, D–53111 Bonn, Im Krausfeld 10, T. 0049/228-691 975, frauenmuseum@bonn-online.com, www.frauenmuseum.de, Fr u. Sa 14-20.00, So 11-18.00, Eintritt: 3,- Euro
25.11.-07.01., Innsbruck Ulrike Lienbacher. Ausstellung ihrer subtilen, erotischen Zeichnungen über den Körper als zentrales Motiv Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 45, T. 0512/ 508 3170, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 1118.00, Do 11-20.00, Eintritt: 1,50/3,- Euro, So frei
5.12.–19.12., Wien Ausstellung „die queerulanten innen/außen“ Kunstraum auto, 3., Löwengasse 7, T. 0699/191 397 29, auto@parking–lot.org, www.parking–lot.org, Di u. Do 17–20.00
bis 17.12., Wien „...und so hat Konzept noch nie Pferd bedeutet.“ Ausstellung zu Konzeptkunst Generali Foundation, 4., Wiedner Hauptstraße 15, T. 01/504 98 80, foundation.generali.at, foundation@generali.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Karten: 4,50/6,- Euro
44 an.schlägenovember 2006
lesung 6.11., 20.00, Wien Lesung Marlen Schachinger „Der Unschuld Verlust“ und Isabella Trummer „Das dunkle Ende des Traums“ im Rahmen Kriminächte im Literaturhaus Literaturhaus, 7., Seidengasse 13, T. 01/526 2044-0, www.literaturhaus.at, Eintritt frei
8.11., 19.30, Linz Linz(W)Ort. Autorinnen lesen an Orten ihrer Wahl. Lesung mit Marion Jerschowa und Patricia Josefine Marchart St. Mgdalena – das Bildungszentrum, 4020 Linz, Schatzweg 177, www.frauenzentrum.at, linzwort@frauenzentrum.at
16.11., 19.00, Mattersburg Geschichte erzählt. Annäherung an das Jahr 1956. Lesung mit der Schriftstellerin Zsuzsa Bánk Literaturhaus Mattersburg, 7210 Mattersburg,Wulkalände 2, T. 02626/677 10, office@literaturhausmattersburg.at, www.literaturhausmattersburg.at, Eintritt frei
a k t i v i t ä te n
Kindergruppe Stein, 3504 Krems/Stein, Göttweigerhof, T. 02732/855 55, lilith.krems@aon.at, Anmeldung erforderlich, Kosten: 40,- Euro, 18-22.00
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25/1. Stock, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Dienstag
Mittwoch
11. u. 12.11., Innsbruck WenDo-Grundkurs für Mädchen. Selbstverteidigungskurs von zwei Trainerinnen angeleitet
Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl
Frauencafé
Ort wird noch bekanntgegeben, Initiative Frauen aus allen Länder, 6020 Innsbruck, T. 0512/56 47 78, frauenausallenlaendern@aon.at, Kosten: 15,-/30,- Euro, Sa 12-18.00, So 10-16.00
2. u. 3.12., 10-19.00, Wien WenDo-Grundkurs, feminstische Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen FZ, 9., Währinger Straße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/408 50 57, Anmeldung: Überweisung der Kursgebühren bis 18.11., Kosten nach Einkommen gestaffelt, bequeme Kleidung mitnehmen
f i x te r m i n Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18.-22.00
Frauencafé 8.11., 19.00, Wien Lebsich-schwuler Spanisch Kurs mit Ximena und Carlos Lila Tip, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50, www.villa.at, lesbenberatung@villa.at, Voranmeldung telefonisch oder persönlich in der Lesbenberatung
9.11., 17-18.30, Graz FrauenStadtSpaziergänge 2006: Besichtigung des Frauenhauses in Graz. Leitung:Ilse Wieser Omega, 8020 Graz, Albert Schweitzergasse 22, Treffpunkt im Hof, T. 0676/751 26 64, office@frauenservice.at, www.frauenservice.at, Teilnahme ist kostenlos, keine Anmeldung
11.11., 10-14.00, Wien Bassena – Kinderflohmarkt. Von Kindern für Kinder Bassena 10, 10., Ada Christen Gasse 2/Alaudagasse, T. 01/688 53 57, Bassena@jugendzentren.at, bassena10.jegendzentren.at, Anmeldung für Flohmarkttisch erforderlich, Kaution: 20,- Euro
s e l b s t v e r te i d i g u n g 10., 17. u. 24.11., Krems Selbst – bewusstsein,– behauptung,– verteidigung. Leitung: Daniela Tesch
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind. Mit Sabine Fabach (Psychotherapeutin) Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda für politisch und rechtlich interessierte Schwule und Lesben X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen SHG 1 im Frauennotruf, 5020 Salzburg, Haydnstraße 2, wöchentlich jeden Di von 18-19.30; SHG 2 14-tägiges Treffen, Di von 19.30-21.30, T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@aon.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leitung Karin Weingartmann Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz, Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm, Anmeldung unter 0316/837 998, Di 1921.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende
Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend
Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von14-18
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
Lesbengruppe
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat, jeweils von 18.30-21.00
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Gruppe für Frauen. Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen, T. 01/587 67 50
an.künden Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-21.00 Fo t o : M a r i o L a n g
Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen, Portraitmalen für Frauen und Mädchen Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 14, T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Clownin
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Clownin ist das 1. österreichische Clownfrauenfestival. Geboten wird internationales Clowntheater für erwachsenes Publikum in großer Bandbreite, die die funkelnde Vielfalt dieses Genres eindrucksvoll erlebbar macht. An acht Tagen entführen Clownfrauen aus den unterschiedlichsten Ländern in ihre wunderbar komischen, poetischen, sinnlichen und subversiven Welten. Dabei stehen Stars wie die Engländerin Nola Rae, die erstmals in Österreich auftritt, ebenso auf dem Programm wie renommierte österreichische Clowninnen mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen. Clownin ist eine Koproduktion von KosmosTheater und theater super.nova.
Offener Abend
1.-9.12., KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 32, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.clownin.at, Karten: 12,-/10,- Euro ermäßigt, 6-Karten-Packet 48,- Euro
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salone de Femme
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen
FZ-Plenum
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner gegen Schwarzorange Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Mit Barbara Tiwari (Psychotherapeutin iA) Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mt Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen
Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm. bis jeweils Sa unter sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg. D-80469 München, Baaderstr. 36/4, Infos: 0049-1520/299 11 43, info@aus-weg.de, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Frauenleserunde Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (1,50 Euro), Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/442 255, kostenlos
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Mo-Do 9-16.00, Fr 912.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM (female genital mutilation) und Frauengesundheit Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
november 2006an.schläge 45
Fo t o : R a i n e r I g l a r
Fo t o : M a g d a To t o h v a , t r a f f i c , v i d e o s t i l l , 2 0 0 6
an.künden aus.blick
Mi 17.00-18.00 femme totale – feministisches Radio Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)
Mi 18.00-19.00 Orangina – Fanzine zu Mädchennetzwerken in der Subkultur bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
an.schläge
im Dezember/Jänner
Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
politik
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Ulrike Lienbacher Für die Künstlerin bildet der Körper als Träger einer individuellen und einer soziokulturellen Geschichte ein zentrales Motiv, denn: „Im Umgang mit dem Körper zeigen sich die Wertigkeiten einer Gesellschaft.“ In dem Diskurs über Hygiene und Gesundheit oder etwa in dem Umgang mit Schmutz und Sauberkeit wird Reinheit als Ordnung und Schmutz mit Unordnung und Bedrohung assoziiert. Die gesellschaftlichen Normen geben den Einzelnen vor, was wertvoll oder minderwertig ist. In Lienbachers subtilen, immer auch erotischen Zeichnungen gibt es eine Art Nachvollzug des Beschmutzens und Reinigens – die Handlungen der oft fragmentierten weiblichen Figuren haben etwas Zwanghaftes an sich. Ab 25.11., Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 45, T. 0512/508-3170, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Karten: 1,50/3,- Euro, So frei
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster, Kinderu. Jugendpsychologin F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in deinem Körper wohl zu fühlen. Mit Martina Rainer (ShiatsuPraktikerin)
www.petra-oellinger.at, nach Vereinbarung zwischen 18.30-20.00
Selbsterfahrungsgruppe mit spirituellem Schwerpunkt. Mit Andrea Scheutz Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29. T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, Info unter T. 0699/194 52 624, Erstgespräch erforderlich
Sexualberatung – Was Sie schon lange oder gerade jetzt dringend besprechen wollten. Mit Julia Kastenhuber F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71, Erstgespräch kostenlos, Kosten für 4 weitere Gespräche: 10,- Euro
r a d i o . f i x te r m i n
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47, Kosten: 35,- Euro
Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Orange 94.00 MHz
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für eine frauenspezifische Information
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de,
46 an.schlägenovember 2006
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule. Livestream: www.radiorainbowcity.de UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)
Grundeinkommen Gabriele Michalitsch betrachtet das viel diskutierte Grundsicherungsmodell aus feministischer Perspektive. kultur
Kulturarbeiterinnen Daniela Koweindl berichtet über Positionen und Forderungen von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen.
tanz.fest 4.11., 20.00, Hamburg Ball FunTastica. 21. Hamburger Frauenball CongressCentrumHamburg/Saal 3 u. 4, D– 20355 Hamburg, Am Dammtor, www.frauenball.de, frauen@cafeendlich.de, Karten: 25,-/30,- Euro
9.11., 20.00, Krems Fest: 5 Jahre Frauenberatung/Frauencafe Lilith Krems Salzstein, 3504 Krems/Stein, Donaulände 34, T. 02732/85555, lilith.krems@aon.at
24.11., 18.30, Köln Jubiläumsfest zu 30 Jahren Autonome Frauenhäuser, exklusiv für Frauen Bürgerhaus Stollwerck, D–50678 Köln (Südstadt), Dreikönigenstraße 23, Info: 0049-561/820 30 30, info@autonome-frauenhäuser-zif.de, www.autonome-frauenhäuser-zif.de
ausschreibungen bis 15.11., Wien Tricky Women. 1.-5.3.07. Animationsfestival für Frauen. Call for Films. Tricky Woman Preis: 3.650,– Euro Info und Einreichformulare: culture2culture, 7., Museumspl. 1, www.culture2culture.at, culture2culture@chello.at, T. 01/9904663
diverses 5.11.–10.12. Fahnenaktion „Frei leben ohne Gewalt“ der autonomen Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen zur internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ Österreichweit an Frauenberatungsstellen, Rathäusern u. a. öffentlichen Einrichtungen, Infos: www.aoef.at oder www.frauenberatung–freiraum.at
Redaktionsschluss Termine 12/06-01/07: 14.11.2006 termine@anschlaege.at
an.schläge tv auf OKTO, Kanal 8, Do, 16.11.,21.00 Die aktuelle an.schläge tv -Sendung rekapituliert die Tagung der Frauenhetz „Nachrichten aus Demokratien“. Eine ganze Sendung voller Demokratietheorie und Demokratiekritik: vorgetragen, diskutiert und performt.
an.schläge tv - Preview-Screening im Frauencafé, 8., Lange Gasse 11, am 15.11. um 21.00
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen Buch Media Service Kuppitsch Morawa Winter Zentralbuchhandlung Buchh. Polycollege Südwind Frauenzimmer Kunsthalle Shop Prachner Riedl Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht Bücher Wiederin Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Hacek-Bücherei
1010 1010 1010 1010 1010 1050 1070 1070 1070 1070 1080 1090 1090 4600 6020 6020 6900 8010 9020
Wipplingerstr. 37 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22 Sparkassenplatz 4 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 6 Paulitschgasse 5/7
Ein
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e) o Jahresabo (10 Hefte/32 e )
o f체r Erwerbslose (10 Hefte/26 e ) o Unterst체tzungsabo (10 Hefte/40 e )
an.schl채ge abo
, bitte!
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an.schläge
Nr. 11/06, November 2006/20. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M