2007_04_anschlaege

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an.schläge04/2007

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april

politik

HomoHochzeit kein Leiberl hat die homo-ehe bei der österreichischen volkspartei thema

ModeMachen nicht nur Leiberl machen feministische designerinnen e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-


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s Mentoring-Programm d r Universität Wien startet in d e dritte Runde!

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)O\HU XQG )ROGHUYHUWHLOXQJHQ ist ein Programm zur FÜrderung von N hwuchswissenschafterinnen durch renomm rte Professorinnen und Professoren der Univ ität Wien.

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Z m Auftakt lädt das Referat FrauenfĂśrderung u Gleichstellung alle Interessierten herzlich z nformationsveranstaltung ein! 1 April 2007, 18.00–19.30 Uhr A a am Universitätscampus S algasse 2, 1090 Wien D Bewerbungsfrist fĂźr Mentees beginnt am 1 April 2007 und endet am 16. Mai 2007. K takt: M g.ÂŞ Waltraud SchlĂśgl T 43-1-4277-184 67

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an.schläge an.spruch

Ich krieg’ Angst

auf.takt

Die FPÖ bleibt dabei: Familie heißt Vater, Mutter, Kind. Punkt

05

marriage.same-sex

Eure Redakteurinnen

Mit Schwarz zum Traum in Weiß Die Ehe für schwullesbische Partnerschaften: ein ewiges ÖVP-Tabu

08

arbeits.kampf

Kündigen Ist Klever: KIK Kein Leiberl hat der Betriebsrat des Textildiscounters

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revolución.feminista

Feminismus ist Dissidenz

forum

thema

politik

Die venezolanische Philosophin Elida Aponte im Gespräch

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an.sage

Schuld und Sühne Ein Statement zur Haftentlassung von Brigitte Mohnhaupt

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feminismus&mode

FEMME-Fair © Was trägt die Feministin im Frühling? Alles über Dresscodes und Styles!

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forum.wissenschaft

Magere Seiten (Über)schlanke Models beeinflussen die eigene Körperlichkeit

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arbeit

kultur.prekär

On ne joue plus Neue Spielregeln, neuer Aktionismus: Die Intermittents in Frankreich

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frauenhandel.film

Riesenwirtschaftsfaktor In „Kurz davor ist es passiert“ gibt es keinen voyeuristischen Blick

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frei.spiel

Bewachte Kunst „Wie man wird, was man ist“: Beate Göbl arbeitete mit Inhaftierten

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lesbians.to.the.rescue

Nicht utopisch Das KünstlerInnenkollektiv LTTR entwickelt Strategien des Umgangs

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an.klang

Musik mit Happy End Lieder, die das Leben schrieb: Absturz, Outing und Tequila inklusive

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lese.zeichen

Land der Hymnen Volkslieder von Behinderten, Schwulen & Lesben trotzen allen Grenzen

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ge.sehen

kultur

„Aufregend und neu II“ war an dieser Stelle im März zu lesen. Gemeint waren die grafischen Änderungen und aufregend wurde es tatsächlich. So aufregend, dass wir nun auf vielfachen Wunsch die Geschichte noch mal ganz von vorne erzählen. Das alles kam so: Ein schreckliches, großes Loch klaffte vergangenes Jahr im an.schläge-Budget. Wir mussten dringend sparen und deswegen zu unser aller Bedauern die Druckerei wechseln. Die neue druckt fürs halbe Geld, das Papier glänzt dort dafür doppelt. Die Erstbegutachtung eines Probedrucks fand bei der Weihnachtsfeier statt. Nach dem anfänglichen Schrecken (und nachdem geklärt war: Der Druck ist nicht umweltschädlicher als der alte), erlag eine Redakteurin nach der anderen der schmeichelweichen Hochglanz-Versuchung. Zum neuen Glanz gehört unbedingt auch ein klein wenig sonstige Veränderung, fanden wir. Und haben den roten Balken auf dem Cover entfernt. Das Eingekastelte hat uns gestört, weshalb wir im Übermut und nächsten Schritt dann auch noch die grauen Balken und Kästen im Innenteil des Hefts ersetzt haben. Die waren, wie das Cover auch, Teil des grafischen Konzepts, das Beate Schachinger 2000 für die an.schläge entworfen hat. Aus gutem Grund war sie deshalb verärgert, ihren Entwurf ungefragt umgemodelt zu sehen, vor allem, weil sie im Impressum weiterhin als Urheberin genannt wurde. Wir möchten uns dafür vielmals bei ihr entschuldigen. Auch andere Frauen des ehemaligen Redaktionskollektivs konnten sich nicht recht für die Veränderungen erwärmen. Wie das eben so ist mit den Generationen, Geschmäckern und guten Dingen: Wir sind begeistert, sie fanden’s vorher besser. Wir werden nun in den nächsten Monaten – entweder sukzessive oder mit einem größeren Relaunch des kleinen Relaunchs – weiter am neuen Layout arbeiten. Und wenn das rundum erneuerte und stimmige Gesamtkonzept dann vollendet ist, werden wir es hier verkünden – mit „aufregend und neu III!“ Und um dem neuen Style auch inhaltlich zu entsprechen und damit schlimmste Befürchtungen zu bestätigen, gibt es die an.schläge diesmal mit Modestrecke: todschicker Feminismus auf den Seiten 16 bis 21.

„It’s just like the sixties ...“ Sex ist einfach nur Sex. Porno ist nicht gleich Porno. Der Film „Shortbus“

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an.uns

an.schläge In 80 Pickerln um die Welt:

an.schläge i n

Moskau

Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik

Fo t o : L e a S u s e m i c h e l

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Saskya Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/ besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination), Jenny Unger/jung

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Andrea Auerbach/AndA, Eva Bahl, Mirjam Bromundt/mij, Yvonne Czermak, Judith Götz, Eva Egermann, Gabi Horak/GaH, Martina Madner, Katharina Morawek, Lisi Schleicher/liS, Barbara Schön, Irmi Wutscher/trude, Andrea Zutz/Anzu

an.sage: Gisela Pohl und Waltraud Pomper heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Jenny Unger ge.sehen: Irmi Wutscher an.klang: Regina Himmelbauer plus.minus: Eva Steinheimer Cartoon: Melanie Letschnig Unsere Werbung: Nana Swiczinsky alias sawanni Cover: Maria Ziegelböck für fabrics interseason Fotos: an.schläge-Archiv, art point, Magdalena Blaszczuk, Oliver Chambrial, drama ladiez, Bettina Frenzel, genanet, Judith Götz, imgagine.at, KIK, Sejla Kameric, LTTR, Martina Madner, Elisabeth Schoepe, Charlotte Salomon Fondation, Senator Film, Eva Steinheimer, Anna Stöcher, Lea Susemichel, suetoyou, Irene Tischler, Verlag Akzente Salzburg, Irmi Wutscher, Maria Ziegelböck

Layout: Lea Susemichel Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.

ISSN

04 an.schläge april 2007

1993-3002

an.schläge werden gefördert von:


Gabi Horak

Ich krieg’ Angst Ich hab lange überlegt, ob ich diesen Kommentar schreiben soll. Ob diese ewig gestrigen Ideen überhaupt so viel Platz bekommen sollen. Ich tu es doch. Um mir selbst und den an.schläge-LeserInnen den Wahnsinn vor Augen zu führen – was alles an einem Abend geschehen kann. Wir sollten uns immer wieder mal mit den geballten antifeministischen Parolen konfrontieren, damit wir in unserer feministischen Schutzzone nicht auf die falsche Idee kommen, dass unsere Arbeit auch nur annähernd getan wäre. Also: Der FPÖ-Klub hatte ins Parlament eingeladen zu Vortrag und Diskussion zum Thema „Freiheitliche Familienpolitik: Selbstbewusste Weiblichkeit und glückliche Mutterschaft ist kein Widerspruch“, am Podium Barbara Rosenkranz und Bischof Andreas Laun. Es werden einige Studien zitiert an diesem Abend. Natürlich die richtigen Studien mit den richtigen Ergebnissen („Das wird die Feministinnen jetzt ärgern“). Das beginnt bei der Hirnforschung, wonach „die Liebe der Mutter“ (Laun), unerlässliche Stimulanz für die Hirnentwicklung sei. Angst und Stress durch die Trennung von der Mutter führten „später zu seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen“. Und so weiter. Es läuft darauf hinaus: Kleine Kinder, die von der Mutter getrennt werden, sind hypernervös, gestört, krank. Eine Frau aus dem Publikum ist sogar der Meinung (sie zitiert eine Studie aus den 1950ern), dass „abgeschobene“ Kinder später alle zu Mördern werden. Die abschiebenden Mütter, die zur Doppelrolle Mutter und Karrierefrau gezwungen werden, sind völlig überfordert, nicht selten tablettensüchtig, selbstmordgefährdet … Die Frau neben mir steht auf und meldet sich zu Wort: „Homosexuellenehe und Lesbenehe“ dürften um Gottes Willen doch nicht mit Familie gleichgesetzt werden. Familie ist Vater, Mutter, Kind. Punkt. Und sie meint gar, das „Konzept der Alleinerzieherin“ sei erfunden – von denen, die die „systematische Zerstörung der Familie“ vorantreiben wollen. Bischof Laun stimmt der Rednerin natürlich zu. Es gäbe diese Leute, die der Meinung sind: Wo Kinder sind, da ist Familie. „Dann wären ja Hänsel und Gretel und die böse Hexe auch eine Familie.“ Gelächter im Publikum. Und – wie konnte es anders sein – Launs Steckenpferd, die teuflische Abtreibung,

darf auch nicht fehlen. Kinder seien doch unser „Rohstoff, wie können wir den vernichten?“ Mutterschaft ist ein Geschenk Gottes, eine große Berufung. Amen. Und die abtreibenden GynäkologInnen sind nicht nur in moralischer Hinsicht letztklassig, sie agieren auch nicht gerade wirtschaftlich: Schließlich „töten“ sie fünfzig Prozent ihrer späteren Klientel. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es dann auch noch eine Familienministerin, die Kondome an 13-Jährige verteilt. Laun:„Man fragt sich, was hat denn die im Kopf? Da schäm’ ich mich ja für Österreich, wenn so eine Frau Ministerin wird.“ Dazu, wie zu allen anderen Aussagen an diesem Abend, kommt zustimmendes Nicken und heftiger Applaus aus dem Publikum! Apropos Publikum: Der Altersdurchschnitt an diesem Abend beträgt ca. fünfzig Jahre. Viele sehr alte Herren und Damen, sowie die üblichen FPÖ-Ideologen (Gudenus sitzt hinter mir und schreit immer wieder „Bravo, Bravo“). Besonders der Bischof bringt im Laufe seiner Ausführungen noch so einige unglaubliche Vergleiche und „Fakten“, die allesamt auf große Zustimmung stoßen. „Mutet den Frauen nicht zu, zwei große Aufgaben gleichzeitig bestens erfüllen zu müssen“, spricht der Bischof, weil Männer müssten das ja auch nicht. Ein Statement aus dem Publikum: „Väter sollen Väter bleiben und nicht männliche Zweitmütter werden.“ Die xenophobe Grundstimmung darf bei einer FPÖ-Veranstaltung natürlich nicht fehlen. Und auch dafür scheint der Bischof der richtige Mann zu sein: „Wir wollen eigene Kinder und nicht Import. Weil wir Österreich lieben, wollen wir wir selber bleiben.“ Tobender Applaus und Bravo-Rufe aus dem Publikum. Ich krieg’ Angst. Am Ende bedankt sich der Bischof für die Einladung, dass er „mit vernünftigen Menschen über dieses Thema diskutieren durfte“. Bleibt die Frage: Warum bin ich nicht aufgestanden und hab ihnen widersprochen, hab geschimpft oder zumindest verächtlich gelacht? Erstens, muss ich gestehen, hab ich mich nicht getraut. In einem Raum, brechend voll mit rechten IdeologInnen, am Podium der Bischof – da bleib ich lieber sitzen. Außerdem: Was hätte das bei diesen Leuten noch gebracht? Wirklich angsteinflößend ist die Vorstellung, dass sie als VolksvertreterInnen in unserem Parlament sitzen – und dass sie wieder mehr werden könnten. ❚ april 2007 an.schläge 05


Fo t o : w w w. i m m a g i n e . a t

österreichan.riss

der PolitikerInnen bleibt, sondern dass diese auch weiterhin Interesse und finanziellen Einsatz für die Frauenberatungsstelle zeigen. trude verein-freiraum, 8430 Leibnitz, Karl-Morre-Gasse 11, T. 0664/222 36 20 oder 0699/108 90 950, frauen@verein-freiraum.at, www.verein-freiraum.at, Öffnungszeiten: Mo 17-21.00, Di 13-17.00, Mi 9-13.00

salzburg

Nicht mit mir!

leibnitz

Neue Frauenberatungsstelle Am 8. März, dem internationalen Frauentag, wurde die Frauenberatungsstelle des verein-freiraum in Leibnitz offiziell eröffnet. Die Beratungsstelle (seit 16. Jänner 2007 in Betrieb) ist als niederschwellige Beratungseinrichtung für Frauen und Mädchen in den Bezirken Radkersburg und Leibnitz gedacht. Die beiden Geschäftsführerinnen Sandra Jakomini und Eva Surma bieten Beratung und Vernetzung mit Fachfrauen wie Juristinnen, Ärztinnen etc. Daneben sind auch Veranstaltungen und Weiterbildungsangebote geplant, beispielsweise Sprachkurse, Schwangerschaftsvorbereitung oder orientalischer Tanz. Höhepunkt der Eröffnungsfeier war eine Diskussionsrunde mit RegionalpolitikerInnen zum Thema „Frauenberatung am Land – spezifische Herausforderungen und Erwartungen.“ Im Zuge dieser Diskussion waren sich alle Beteiligten einig, dass es vermehrter Förderungen und guter Zusammenarbeit mit den Gemeinden im Bezirk bedürfe, um den weiteren Erfolg der Beratungseinrichtung sicherzustellen. Nun hoffen die Geschäftsführerinnen, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen

In Salzburg wurde im Februar die Präventionsaktion „So nicht mit mir!“ ins Leben gerufen, um Sexualdelikten an alkoholisierten Mädchen und jungen Frauen vorzubeugen. Die Kampagne wird vom Frauennotruf Salzburg, dem Büro für Mädchenförderung „make it“ und vom Verein der Gastronomen am Rudolfskai „AmKai“ getragen. Ziel des Projektes ist es, die Mädchen über die Gefahren von Rauschmitteln hinsichtlich der Verfügungsgewalt über den eigenen Körper aufzuklären. An junge Männer soll die Botschaft gerichtet werden, dass es definitiv kein Zeichen von Männlichkeit ist, betrunkene Frauen zu sexuellen Handlungen zu nötigen. Zur Umsetzung sind mehrere Maßnahmen geplant: In den Lokalen werden Informationsmaterialien aufliegen und Tipps für den sicheren Nachhauseweg platziert. An Schulen und Jugendeinrichtungen sollen Workshops zum Thema durchgeführt werden. Außerdem hat das Büro für Mädchenförderung ein Vernetzungstreffen zum Thema „Mädchen und Alkohol“ geplant, bei dem Multiplikatorinnen in den Schwerpunkten geschlechtsspezifisches Suchtverhalten und Prävention sensibilisiert werden sowie Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Alkohol konsumierenden Mädchen entwickeln sollen. trude Frauennotruf Salzburg, 5020 Salzburg, Haydnstraße 2, T. 0662/88 11 00, frauennotruf.salzburg@aon.at, Sprechstunden in Tamsweg: 14-tägig (jeden Freitag) ab 13.00 Uhr im Sozialzentrum Hatheyerhaus make it - Büro für Mädchenförderung des Landes Salzburg, 5020 Salzburg, Glockengasse 4c, T. 0662/ 84 92 91 11, make.it@akzente.net Verein „AmKai“, 5020 Salzburg, Judengasse 5, T. 0676/ 944 87 00, office@ad-net.at

„Wir brauchen einen neuen Feminismus“

Minister Martin Bartenstein war wohl nicht klar, dass ausgerechnet dieser Satz zur Headline im Standard-Interview werden würde. Schön war es aber, in fetten Lettern „brauchen“ und „Feminismus“ in einem Satz zu lesen. Das „neu“ heißt, dass nun auch einzelne Stimmen in der ÖVP erkannt haben, dass berufstätige Frauen auch Kinder und einen entsprechenden Betreuungsbedarf haben und dass sie deshalb nicht so schlechte Mütter sind, wie die katholische Kirche und mit ihr viele Ewiggestrige ständig vorbeten. Bartenstein brachte sogar – am Beispiel seiner eigenen Familie – die Rolle der Väter ins Spiel. 06 an.schläge april 2007

geschichte der verhütung

sexistische g’schichtln

Ab ins Museum!

Ab in den Müll!

Am Mariahilfer Gürtel in der Nähe des Wiener Westbahnhofs eröffnete Mitte März das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Gezeigt werden nicht nur historische Dokumente und medizinische Instrumente, auch über aktuelle Möglichkeiten der Verhütung und Zukunftsvisionen wird aufgeklärt. Ziel war es auch durch Interviews Erinnerungen an fast vergessene Praktiken der Verhütung und Abtreibung oder den Kampf um die Fristenlösung zu bewahren. Es gibt eine eigene Bibliothek und eine Homepage ergänzt das Angebot: www.muvs.at. Klingt viel versprechend. +

Skandale bringen Auflage. Drum lohnt es sich immer einen zu provozieren, also lässt die Zeitung „Österreich“ einen Mitarbeiter in einer Bank anrufen, in der gerade eine Geiselnahme vor sich geht. Doch nach einem Tag ist das Skandälchen vergessen. Also stürzt man sich stattdessen auf die Schmutzwäsche des Geiselnehmers, aber die kleinkrimenelle Vergangenheit des Mannes gibt auch zu wenig her. Zum Glück gibt es ein paar Gerüchte über seine Freundin, ein paar unappetitliche Geschichten über ihre sexuellen Vorlieben: Schon ist sie die wahre Schuldige und er das arme Opfer. Qualitätsjournalismus? Beschämend! –


an.rissösterreich hosi wien

Keine Eingetragene PartnerInnenschaft vor NotarIn Prinzipiell geht es ja in die richtige Richtung: Sogar ÖVP-Familienministerin Andrea Kdolsky setzt sich für die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare ein und SPÖ-Justizministerin Maria Berger sprach sich für die Einführung der Eingetragenen PartnerInnenschaft (EP) aus. Allerdings: Der Vorschlag, die EP vor einem/r NotarIn zu schließen – wie es sich auch der konservative Koalitionspartner gerade noch vorstellen kann – stößt etwa bei der HOSI Wien auf strikte Ablehnung. Das bedeute nicht nur Mehrkosten für die Paare, sondern stelle wieder eine Diskriminierung dar. HOSI-Obfrau Bettina Nemeth: „Wir bestehen daher auf einer staatlich anerkannten Partnerschaft mit einer staatlichen Eintragung an den dafür prädestinierten Standesämtern. Alles andere wäre eine rechtliche Anerkennung dritter oder vierter Klasse.“ Auch gebe es kein einziges Beispiel in anderen Ländern, wo Eingetragene PartnerInnenschaften nicht am Standesamt eingegangen werden. Diese kreative österreichische Lösung ist leider nur kreativ – fair ist anders. GaH

2007

Jahr der Chancengleichheit Drei Monate nach Beginn des Jahres der Chancengleichheit 2007 hat die Regierung – vertreten durch Frauenministerin, Familienministerin, Sozialminister und Staatssekretärin für Wirtschaft und Arbeit – ihre Initiativen dazu präsentiert. Im Jahr der Chancengleichheit sollen Diskriminierungen aller Art abgebaut werden, den BürgerInnen aber auch ihre Rechte und Möglichkeiten, um gegen Diskriminierungen vorzugehen, bewusst gemacht werden. Deshalb plant das Wirtschaftsministerium, das für die Koordination der österreichischen Initiativen zuständig sein wird, eine große Werbekampagne zur „Information und Sensibilisierung“, wie Staatssekretärin Christine Marek berichtete. Frauenministerin Doris Bures präsentierte gleiche Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt als ihren Schwerpunkt. Dazu gehöre die bessere Ausstattung der Gleichbehandlungsanwaltschaft, eine Steigerung der Frauenquote durch flexibleres Kindergeld und ein Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Familienministerin Andrea Kdolsky will sich vor allem um die Chancen Jugendlicher kümmern und Sozialminister Erwin Buchinger hat SeniorInnen sowie speziell junge behinderte Menschen und deren Chancen auf einen Einstieg in die Arbeitswelt im Blick. GaH

frauenhelpline

Ermittlungen eingestellt Nachdem die „Wiener Zeitung“ im Oktober 2006 über angebliche Manipulationen der Anruf-Statistik bei der Frauenhelpline berichtet hatte, ging vom Rauch-Kallat-Ministerium eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft. Diese hat die Ermittlungen nun mangels Beweisen beendet. Bitte weniger Schikanen und mehr Unterstützung für Fraueninitiativen, die ohnehin 365 Tage im Jahr am personellen und finanziellen Limit arbeiten! GaH

Irmi Wutscher sprach mit Maria Kux von LILA

Feministische Eigeninitiative Seit Anfang dieses Jahres ist eine neue Zeitschrift auf dem feministischen Printmedienmarkt: LILA – die Blattform für generationenübergreifende feministische Diskurse und Praxen. Dieses Zeitungsprojekt entwickelte sich aus einem ÖH-organisierten österreichweiten Frauenkongress mit Unterstützung eines Teils der ehemaligen „AUF“Redaktion. Warum habt ihr LILA gegründet, was sind Strategien, Ziele und Motivation? Die Gründung hat sich uns quasi aufgedrängt. Im Zuge des ÖH-Frauenkongresses entwickelten wir den gemeinsamen Wunsch, ein eigenes Zeitungsprojekt zu starten, also haben wir das einfach gemacht. Obwohl es mehrere spannende feministische Medien in Österreich gibt, wollten wir etwas Neues machen. Schon allein deshalb, weil jede zusätzliche Publikation zeigt, dass es eine feministische Öffentlichkeit gibt und dass die Frauenbewegung wächst. Der feministische Zeitschriftenmarkt in Österreich ist ja tatsächlich vergleichsweise bereits äußerst ausdifferenziert. Gibt es hier noch Zielgruppen, die noch nicht abgedeckt sind? Mit welchen Angeboten wollt ihr sie erreichen? Wir denken nicht in „Zielgruppen“ und in marktwirtschaftlichen Kategorien beim Gestalten einer feministischen Zeitung. Mit welchem Profil und welchen Themen wollt ihr den Anspruch einer generationenübergreifenden feministischen Zeitschrift realisieren? Wir versuchen das weniger mit den Themen als vielmehr mit einer bestimmten Herangehensweise zu realisieren: Die Texte sollten im Wesentlichen allgemeinverständlich sein. Das ist freilich nicht bei allen Themen gleich möglich, einige bieten sich dafür mehr an als andere. Warum macht ihr nicht bei den an.schlägen mit ;-) ? Aus dem gleichen Grund, warum wir auch bei keinem anderen feministischen Magazin mitmachen: Wir wollten etwas Eigenes initiieren und auf die Beine stellen und nicht unbedingt bei einem bestehenden Projekt mitarbeiten. Die Redaktion hat sich zuerst „gefunden“, dann erst kam Lila. Die Entstehungsgeschichte ist also sowieso etwas atypisch … Maria Kux ist Politikwissenschaftlerin und Philosophin, Redakteurin von LILA und im ÖH–Frauenreferat tätig.

april 2007 an.schläge 07


Ka r e n Ke l l e r u n d Re n a t e B i l l e t h m i t J a n i s, Fo t o : E l i s a b e t h S c h o e p e

same-sexmarriage

Mit Schwarz zum Traum in Weiß In der ÖVP-Perspektiven-Küche brodelt es. Ob daraus ein brauchbares Rezept für eine Partnerschaft von Lesben und Schwulen entstehen könnte, fragt Martina Madner. Zwei Bräute ganz in Weiß mit drei Meter langer Schleppe, schwulen Brautjungfern in bunten Kleidern, Reis, Tauben und einem großen Orchester. Einfach auffallen und die konservative Meute provozieren wollen Leni Wiebach (21) und Claudia Friesinger (19) bei ihrer Hochzeit. Auch wenn „bis der Tod euch scheidet“ für die beiden ein überholtes Konzept ist, ein öffentliches Bekenntnis zur Partnerinnenschaft käme für die beiden, wenn auch erst in einigen Jahren, durchaus in Frage. Für ein schwarzes Urgestein wie Andreas Khol, ehemaliger 1. Nationalratspräsident und nunmehriger Seniorenbund-Chef, sind solche Pläne wohl genau der Albtraum, den er regelmäßig hat, wenn das Thema Ehe zwischen Lesben oder Schwulen zur Sprache kommt. Denn „Die Ehe ist die Ehe ist die Ehe“, äußerte sich Khol ebenso tautologisch wie kryptisch in einem Standard-Interview vor knapp einem Monat, deshalb sollte man die Ehe „in Ruhe lassen.“ Doch neben christlich-konservativen Kräften haben 08 an.schläge april 2007

in der ÖVP zunehmend auch liberalere Stimmen Platz, weshalb sich nun auch unter einer rot-schwarzen Regierung Perspektiven für eine offizielle Anerkennung von homosexuellen Lebensgemeinschaften auftun. Warum heiraten? Romantische Beweggründe und der Wunsch, die Liebe und die Entscheidung, das Leben gemeinsam zu verbringen, im großen Rahmen zu bekräftigen, spielen meistens eine wichtige Rolle, wenn Pärchen, egal ob lesbisch, schwul oder hetero, den Bund fürs Leben oder auf Zeit eingehen wollen. „Die Möglichkeit der Stiefkindadoption war für uns aber der eigentliche Grund, warum wir uns in Deutschland verpartnert haben“, führt Karen Keller (37) die rechtliche Absicherung als zentralen Beweggrund für ihre Entscheidung an. Denn Karen Keller und Renate Billeth (35) haben sich für ein gemeinsames Kind entschieden. Und nach der Geburt ihres Sohnes Janis stellte sich schnell die Frage, wie Renate als nichtleibliche Mutter für den Ernstfall abzu-

sichern sei. Als heterosexuelles Pärchen hätte sie der Weg vermutlich zum österreichischen Standesamt geführt. Denn durch die Ehe genießen Paare zahlreiche Besserstellungen im Vergleich mit Lebensgemeinschaften: beim Sorge- und Adoptionsrecht, im Erbrecht, im Fremdenrecht, im Fortpflanzungsmedizingesetz, beim Sorge- und Adoptionsrecht, im Steuerrecht und im Mietrecht. Da diese Möglichkeit für ein lesbisches Paar bekanntermaßen nach wie vor ausgeschlossen ist, Karen deutsche Staatsbürgerin ist und beide einen Wohnsitz in Berlin haben, führte sie ihr Weg nach Berlin vor ein deutsches Standesamt zur vermutlich am „schnellsten organisierten Hochzeit überhaupt“, so Renate. Wo sie auf die Frage, ob sie eine Partnerschaft eingehen wollen mit:„Ja!“ antworteten und anschließend den Antrag auf Stiefkindadoption stellten. Die Bearbeitung läuft noch und die beiden sind gespannt, wie der Sonderfall einer Beziehung über die Grenzen hinweg entschieden wird. Aber


marriagesame-sex

Perspektiven? Ob auch das österreichische Recht für Karen und Renate in naher Zukunft eine Perspektive bietet, bleibt allerdings offen. Denn die ÖVP hat zwar die Zeichen der Zeit erkannt und diskutiert seit Herbst 2006 in Perspektiven-Gruppen eine inhaltliche Neuausrichtung der Partei. In der Gruppe „Familie und Kinder“ unter der Leitung der niederösterreichischen VP-Landesrätin Johanna Mikl-Leitner wird deshalb im Expertinnenkreis nun auch das Thema Verpartnerung von Homosexuellen diskutiert. Und auch wenn nach ihren Angaben „noch alles im Fluss ist“, wird bereits jetzt deutlich, dass keineswegs „alles“ diskutiert wird: „Es geht um die Bereiche des Wohnungs- und Eigentumsrechts, das Zeugnisverweigerungsrecht auch in Zivilprozessen, das Erb- und das Fremdenrecht“, grenzt Mikl-Leitner den Rahmen ein. Der Begriff „Ehe“ bleibt für schwulesbische Partnerschaften in der ÖVP ein Tabu und alle Themen rund um Kinder, wie das Recht auf Fortpflanzungsmedizin für lesbische Paare, Sorge- und Adoptionsrecht, werden in der Diskussion nicht angetastet. „Es gibt da gewisse Sensibilitäten in der Partei. Man darf da nicht überfordern und einen konstruktiven Prozess vielleicht schon im Keim ersticken“, begründet die Leiterin der Perspektivengruppe ihre Vorsicht. Diskussionspotenzial. Für die HOSI, die langfristig zwar das Ziel der vollständigen Gleichstellung verfolgt und zugleich eine Reform des zum Teil antiquierten Eherechts bei den Scheidungs- und Unterhaltsbestimmungen fordert, sind die nunmehrigen ÖVP-Positionen dennoch ein Grund, um in die Diskussion einzusteigen und zu verhandeln. „Wir wollen nicht weitere vier Jahre warten und die ÖVP hat sich derartig weit vorgewagt, dass sie da nicht mehr zurück kann“, hofft Christian Högl, Obmann der HOSI. Pragmatisch gesehen, betreffe die Adoption nur einen kleinen Teil der Paare, deshalb wäre es nicht sinnvoll, deshalb das ganze Verpartnerungsprojekt

L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r

für Renate stellt das Einverständnis zur Adoption eine eindeutige Willensbekundung dar, nach einer Trennung oder gar dem Tod von Karen, weiterhin für Janis Sorge zu tragen.

zu kippen. Högl und seine Kolleginnen sehen aus diesem Grund die eingetragene PartnerInnenschaft vor dem Standesamt als erste anzustrebende Lösung; Andrea Kdolsky, Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend schlägt einen sogenannten Notariatsakt vor, mit dem homosexuelle Paare ihre Lebensgemeinschaft vertraglich fixieren könnten. Sie spreche sich gegen „jegliche rechtliche Diskriminierung homosexueller Lebensgemeinschaften z. B. im Erbrecht, Steuerrecht oder Fremdenrecht“ aus. Gleichzeitig heißt es aber auch aus dem Ministerium: „Die Eheschließung vor dem Standesamt ist derzeit nicht angedacht, weil der Notariatsakt denselben Effekt einer rechtlichen Gleichstellung hätte.“

und Besitzdenken – das ihrer Meinung nach schon Ausdrücke wie „mein Mann“ oder „meine Frau“ suggerieren – auch die Lösung der Adoptions- und Sorgerechtsfragen ganz weit oben. „Die Ehe, wenn auch in einer anderen Form als heute, kann kein Privileg von Heteropaaren bleiben“, meint Claudia deshalb kämpferisch. Dass die Kinderfrage für den Staat und damit auch für die SPÖ-ÖVP-Regierung zunehmend eine prioritäre sein müsste, gibt Renate Billeth zu bedenken:„Ich kann in unserem Freundeskreis beobachten, dass es in den letzten Jahren einen wahren Babyboom unter Lesben gibt. Nahezu alle Freundinnen aus Berlin, die in festen Beziehungen leben, überlegen, ob sie Kinder bekommen oder haben bereits welche. Und auch in Aussparen? Für Leni Wiebach und Claudia Wien merkt man diesen Trend bereits.“ Die Sorge- und AdoptionsrechtsfraFriesinger stellt eine solche Lösung alge zu klären, hätte deshalb auch finanlerdings keine ausreichende Veränderung dar: „Im NotarInnenkammerl pas- zielle Vorteile für den Staat. Gilt doch die leibliche, lesbische Mutter jetzt trotz siert die Verpartnerung wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der priva- Partnerinnenschaft als Alleinerzieherin und der Staat muss in Notlagen für den te Charakter würde bleiben“, befindet Unterhalt von Mutter und Kind aufLeni. Für beide spielen bei einer „Ehe“ kommen, obwohl eine zweite Mutter da nicht nur die rechtliche und finanzielle wäre, die auch die finanzielle VerantVerantwortung für die Partnerin, sonwortung tragen würde. Ein Argument, dern auch die Fragen, die sich um die Realisierung eines Kinderwunsches dre- dem sich über kurz oder lang wohl auch die ÖVP nicht verschließen kann – und hen, eine Rolle. Auf der Prioritätenliste der beiden steht deshalb neben der ge- sei es nur angesichts tatsächlicher Lenerellen Änderung des patriarchalen Fa- bensumstände vieler Familien und um ❚ milien- und Ehebilds weg von Tradition des lieben Geldes wegen. april 2007 an.schläge 09


Fo t o s : K I K

arbeitskampf

Kündigen Ist Klever: KIK Während in der Güterproduktion nur noch um den Erhalt von Arbeitsplätzen gekämpft wird, geht es im nur begrenzt in Billiglohnländer auszulagernden Einzelhandel noch um ArbeitnehmerInnenrechte. Katharina Nagele über den Kampf gegen KIK. Gescheitert war der erste Versuch einen Betriebsrat für die Beschäftigten des Textildiscounters KiK zu wählen im Herbst 2006 daran, dass der von der Geschäftsleitung dominierte Wahlvorstand einfach nicht tätig geworden war. Als Reaktion führte die GPA-DJP (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) im Rahmen einer Informationskampagne unter allen Beschäftigten per Post eine Befragung durch. Ergebnis laut Regionalsekretär und Projektleiter Georg Grundei: 98 Prozent aller Befragten wünschten sich einen Betriebsrat, 85 Prozent bekommen die Vor- und Abschlussarbeiten nicht bezahlt, sechzig Prozent beklagten, dass ihre Wochenarbeitszeit willkürlich geändert wurde, die vereinbarte Arbeitszeit wurde bei jeder/m zweiten nicht eingehalten. Die Geschäftsleitung riet MitarbeiterInnen daraufhin ab, der Gewerkschaft beizutreten. Diese bringe nur Missstimmung ins Unternehmen. Anlass für die GPADJP zu einer Klage wegen Kreditschädigung. Wegen der nicht bezahlten Vorund Abschlussarbeiten führen die Ge10 an.schläge april 2007

bietskrankenkassen derzeit eine Prüfung durch, denn durch die ebenfalls nicht bezahlten Versicherungsbeiträge besteht der Strafbestand des Sozialbetrugs. Schließlich musste die Geschäftsleitung nachgeben und Betriebsratswahlen zulassen. Pyrrhussieg der Beschäftigten. Zwei Tage nach Ausschreibung der Wahl wurde Filialleiter Andreas Fillei, Spitzenkandidat der Liste „Wir sind KiK“, fristlos entlassen und ein Hausverbot über ihn verhängt. Die Umsätze in Filleis Filiale seien merklich zurückgegangen, so KiKÖsterreich-Geschäftsführer Wolfgang Seebacher. Gegen die Entlassung wurde umgehend bei Gericht Klage eingebracht, denn Umsatzrückgänge sind bei weitem nicht ausreichend für eine Entlassung. Im Gegensatz zur normalen Kündigung, die unter Einhaltung der Fristen ohne Angabe von Gründen jederzeit möglich ist, müssen bei einer Entlassung grobe Verstöße des Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber, wie etwa Diebstahl, vorliegen. Andernfalls ist das Einhalten der Fristen einer normalen Kündigung zumutbar. Aber auch

dafür, dass man mit seiner Arbeitsleistung unzufrieden sei, fand Fillei keinerlei Hinweise. Er erklärte gegenüber „Format“: „Ich wurde oft gelobt und war auch als möglicher Bezirksleiter im Gespräch.“ Aber man habe ihm mitgeteilt, dass sich die Mitarbeiter durch seine Wahlwerbung belästigt fühlen würden. Seebacher sagte dazu, er habe von Filleis Kandidatur nichts gewusst. „Es gab keine offizielle Liste für die Betriebsratswahl.“ Operation 22. Februar. Auf Initiative der GPA-DJP wurden gegen die Entlassung Filleis in nur zwei Wochen 8.000 Protestmails gesammelt, in denen die Geschäftsführung auch aufgefordert wurde, Betriebsratswahlen durchzuführen. Das Hausverbot gegen Fillei wurde am 22. Februar gerichtlich aufgehoben. Zwar bleibt die Entlassung bis zur Entscheidung des Arbeitsgerichts aufrecht, Fillei durfte jedoch nun wieder wahlwerbend die KiK-Filialen betreten. Ebenfalls am 22. Februar marschierten Hunderte DemonstrantInnen vor der KiKZentrale in Wien auf, um ihren Unmut über das Verhalten der Geschäfts-


kampfarbeit

führung kundzutun. Bundesweit fanden für alle KiK-MitarbeiterInnen von der GPA-DJP organisierte Info-Abende statt, an denen hundert MitarbeiterInnen teilnahmen und bei denen Beratungsgespräche geführt wurden. Erneut wurde eine Betriebsratswahl von den KiK-Beschäftigten begrüßt. Ebenfalls anwesend: Manager und Bezirksleiter, die laut GPA-DJP in einigen Fällen sogar unerlaubterweise fotografierten. Spitzfindig. Am Montag, dem 26. Februar, brachte Andreas Fillei fristgerecht den Wahlvorschlag ein. In letzter Minute kam der Vorschlag zur Korrektur zurück. Es sollten alle Unterstützungsunterschriften auf ein einziges Formular geschrieben werden. In einem Kraftakt gelang es, dieser Anforderung zeitgerecht zu entsprechen, indem der Wahlvorschlag auf zwei formal unabhängige Listen aufgeteilt wurde. Letztendlich wurde Andreas Fillei jedoch schriftlich mitgeteilt, dass sein Wahlvorschlag nicht zugelassen wurde. Angeblich waren Unterschriften unlesbar und die Koppelung der zwei Wahlvorschläge verboten. Somit wurde nur die Liste von Martin Reischl, Assistent der Geschäftsführung und Vorsitzender des Wahlvorstandes zugelassen. Es wurde umgehend geklagt. Der Richter bestätigte zwar die Korrektheit des Wahlvorschlages der Liste(n) „Wir sind KiK“, aber Beschlüsse des Wahlvorstandes können nur im Zuge einer Anfechtung der gesamten Betriebsratswahl bekämpft werden und nicht einzeln. Somit fand die Betriebsratswahl plangemäß vom 13. bis zum 15. März statt. Die Gewerkschaft wird die Wahl anfechten. Einfallsreichtum. Nicht nur die KiK-Geschäftsführung sprühte nur so vor lauter Ideen, wie denn der aufsässigen Be-

legschaft Herr zu werden sei. Auch die GPA-DJP zeigte sich erfreulich kreativ darin, neue Kampfmittel auszutesten. Bei der „AnKi(c)K“ Kampagne kamen einige neue Arbeitskampfmethoden zum Einsatz. Schon seit einigen Jahren bewährtes Mittel sind die Umfragen unter MitarbeiterInnen. So erhält nicht nur die Gewerkschaft Informationen, sondern auch die Befragten selbst nehmen oft erstmals bewusst ihre Arbeitssituation wahr. Die Befragung per Post erfolgt unabhängig vom Unternehmen, anonym. Somit ist für die Befragten nicht dasselbe Risiko bei der Beantwortung verbunden, wie bei einer nur betrieblichen Agitation. Die sensationell gute Rückflussrate von 35 Prozent bei der KiK-Befragung bestätigt die Effizienz dieses Mittels – ist doch ansonsten bei Umfragen per Post nur mit etwa zehn Prozent beantwortet zurückgeschickter Fragebögen zu rechnen. Auch der Globalisierung schenkt die Gewerkschaft endlich Augenmerk. Konkret wird im Falle KiK mit der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft „verdi“ zusammen gearbeitet, denn auch in Deutschland sehen sich die Angestellten ähnlichen Arbeitsbedingungen gegenüber. Leider bleiben die Verbindungen zu den ArbeiterInnen der in Billiglohnländern wie Bangladesch ansässigen Produzenten noch auf sporadische Besuche mit Entwicklungshilfecharakter beschränkt und äußern sich noch nicht in grenzüberschreitenden Kampfmaßnahmen. Aber immerhin sind erste Ansätze vorhanden. Völlig neu ist das Konzept der „Partnerschaften“: In der GPA-DJP organisierte BetriebsrätInnen aus örtlich nahen Betrieben betreuen die Beschäftigten einer Filiale und coachen künftige BetriebsrätInnen, egal ob die Coaches nun ebenfalls als VerkäuferInnen tätig sind

oder in der Produktion. Damit verfolgt die GPA-DJP ihren Kurs einer branchenübergreifenden ArbeiterInnenorganisation weiter. Dies birgt vor allem für Frauen Chancen: Denn es kann eine Rückkehr zur Gewerkschaftspolitik vor Ende der 1950er werden, deren Zielsetzung auch die Angleichung der Löhne zwischen den verschiedenen Berufsgruppen war. Die Abkehr von dieser Politik und die geschlechtsspezifische Berufswahl hatten dazu geführt, dass die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern immer weiter auseinanderklaffte. Hausaufgaben. Über sechzig Prozent aller Handelsangestellten sind Frauen. Die Dreifachbelastung durch Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung schwächt jedoch die Kampfkraft der Frauen. So sind es großteils Männer, die den gewerkschaftlichen Kampf anführen. So sehr führende Gewerkschafter in den Medien etwa bei der Diskussion um die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten auf die besondere Situation der im Handel arbeitenden Frauen aufmerksam machen, so wenig wird es Frauen an der Basis ermöglicht, sich ebenfalls zu beteiligen. Etwa indem während den oft mehrtägigen Gewerkschaftsseminaren Kinderbetreuung angeboten wird. Dies mag auch die eher magere Beteiligung an den KiK-Info-Abenden erklären. BetriebsratsanwärterInnen wie Andreas Fillei werden von der GPA-DJP juristisch etwa bei einer Klage gegen eine Entlassung unterstützt. Diese Unterstützung müsste um Kinderbetreuung und eventuell sogar Unterstützung bei der Hausarbeit erweitert werden, will die Gewerkschaft die Beteiligung von Frauen steigern. Und das muss eine Gewerkschaft, die einen Berufsstand vertritt, in dem großteils Frauen arbeiten. ❚ april 2007 an.schläge 11


Fo t o s : w w w. g e n a n e t . d e

internationalan.riss

erfunden seien und die Vorfälle von sunnitischen Terrorgruppen als Vorwand für terroristische Racheakte gegen Schiiten benutzt wurden. Aber auch die sunnitische Seite missbrauchte die Aussagen der Frauen für ihre Zwecke: Die erfolgte Demütigung wurde von ihnen von der Familie auf die gesamte Gruppe ausgeweitet und zur Schande für alle Sunniten. Und das, obwohl nicht gewährleistet ist, dass es sich bei den Tätern um Schiiten handelte. Das Heraustreten der beiden Frauen aus der Unsichtbarkeit und ihr Tabubruch hat also weder zu einer neutralen Untersuchung der Fälle noch zu einer Verurteilung von Männergewalt geführt, sondern wurde zu einem öffentlichkeitswirksamen Instrument im ideologischen Konflikt im Irak gemacht. trude

liberia

Preis für Ellen Johnson-Sirleaf deutschland

Klimaschutz und Gender Frauen denken zwar ökologischer, kommen aber in der Debatte um Klimaschutz seltener zu Wort als Männer. Auf diesen Umstand wollte die Initiative genanet – Leitstelle für Gender, Umwelt und Nachhaltigkeit hinweisen und hat zu diesem Zweck eine Fotoaktion ins Leben gerufen: Am Frauentag sollte Frauen eine Stimme gegeben werden, Teilnehmerinnen konnten ihre Klimaschutz-Botschaft auf ein großes Blatt Papier schreiben und sich dann fotografieren lassen. Die Botschaften wurden anschließend auf die Homepage gestellt und als Postkarten veröffentlicht. Auf diese Weise soll die Frage des Klimawandels mit jener der Geschlechtergerechtigkeit verbunden werden, die Stimmen der Frauen sollen laut und hörbar werden. Umweltbewusstsein weist tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede auf, so die Frauen von genanet: Frauen fahren kleinere Autos, essen weniger Fleisch und sind auch weniger technikgläubig als Männer. Sie glauben eher an Änderung der Lebensstile und bedenken stärker den Aspekt der Gerechtigkeit bei Klimawandel und Klimaschutz. Trotzdem wird ihre Position in der aktuellen Diskussion kaum gehört: Frauen werden bei politischen und ökonomischen Entscheidungsprozessen meist ausgeklammert, die Diskussion liegt in der Hand der Männer. Also: Zeit, unsere Klimabotschaften publik zu machen! trude

irak

Vergewaltigungen instrumentalisiert Ende Februar wurde Vergewaltigung im Irak ein öffentliches Thema: Erstmals sprachen zwei Frauen mit Reportern des arabischen Fernsehsenders Al–Jazeera über ihre erlittene Vergewaltigung durch irakische Sicherheitskräfte. Sie brachen damit ein Tabu, denn vergewaltigte Frauen gelten im Irak nicht als Opfer von Männergewalt, sondern als Schande für die Familie, die aufgrund mangelnder Ehre verstoßen oder ermordet werden. Bezeichnend für die Situation im Irak ist, wie die Aussagen der Frauen aufgenommen wurden: Der Fall wurde im Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Gruppen instrumentalisiert. Viele IrakerInnen glauben, dass der Sender Al-Jazeera mit arabisch-sunnitischen Terrorgruppen sympathisiert. Daher unterstellten schiitische Politiker, dass die Interviews 12 an.schläge april 2007

Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf wird als erstes weibliches Staatsoberhaupt den „Bishop John T. Walker Distinguished Humanitarian Service Award“ erhalten. Vergeben wird der Preis von der afrikanischamerikanischen Hilfsorganisation Africare, die größte und älteste Organisation dieser Art mit Sitz in Washington D. C. Gewürdigt werden bei der jährlichen Preisvergabe „große Leistungen für den afrikanischen Kontinent“. In der Begründung für die Entscheidung heißt es:„Africare will pay tribute to her efforts to bring peace, economic prosperity, and a bright future for the people of Liberia (…).” Johnson-Sirleaf studierte Wirtschaftswissenschaften in den USA und zählt zur westafrikanischen Bildungselite. Sie war 1972/73 Finanzministerin und von 1982 bis 1985 Vizepräsidentin der Citybank in Nairobi. Wegen öffentlicher Kritik an Ex-Diktator Samuel Doe wurde die Witwe und vierfache Mutter in den 1980er Jahren zweimal inhaftiert. Nach ihrer Freilassung ging sie ins Exil in die USA. Die Wirtschaftsexpertin machte Karriere als Vizepräsidentin der Equator Bank und arbeitete für die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds. Als Milizenchef Charles Taylor 1989 gegen Präsident Doe putschte, war die „Eiserne Lady Liberias“ anfangs auf seiner Seite, distanzierte sich jedoch später. Bis heute wird die 66-jährige wegen ihrer anfänglichen Sympathie für den späteren Kriegsverbrecher kritisiert. 2003 kehrte sie nach Liberia zurück und unterstützte die Übergangsregierung von Gyude Bryant. Im November 2005 gewann die frühere Weltbank-Ökonomin schließlich mit 57,9 Prozent gegen den Fußballstar George Weah die Wahl um die Präsidentschaft. Beschwerden der Wahlkommission setzten sich nicht durch, am 23. November 2005 wurde ihr Sieg bestätigt. Seit dem Bürgerkrieg (1989) leben zwei Drittel der Bevölkerung in der Hauptstadt Monrovia, das sind eine Million Menschen. Die UN-Friedensmission dominiert das Leben in der Stadt, der kontrollierte Frieden hält. Besonders problematisch ist die große Zahl der Traumatisierten: Vier von fünf Frauen sollen in den letzten 15 Jahren im Krieg vergewaltig worden sein, 11.000 Kindersoldaten bräuchten dringend Unterstützung bei der Resozialisierung und ca. 50.000 Söldner leben ohne Zukunftsperspektiven in den Randbezirken Monrovias. BeobachterInnen im Inund Ausland stellen Johnson-Sirleaf nach etwas mehr als einem Jahr trotzdem ein positives Zeugnis aus. Sie hat etwa die so genannte Wahrheitsfindungskommission gegründet, um Verbrechen des Bürgerkrieges aufzuklären, im vergangenen November wurden die ersten ZeugInnen angehört. besu http//allafirca.com/stories/200702090401.php


an.rissinternational und als Frauen. Die rassistische Gewalt gegen diese Frauen betrachten indigene Organisationen vor allem als das Resultat der systematischen Zerstörung indianischer Kulturen. trude www.sistersinspirit.ca www.arbeitskreis-indianer.at

d ä n e m a rk / f i n n l a n d

Künstliche Fortpflanzung auch für Lesben

ka n a d a

Sisters in Spirit Mehr als fünfhundert indianische Frauen wurden in Kanada in den letzten zwanzig Jahren vermisst und/ oder ermordet. Die kanadischen Behörden blieben über Jahrzehnte hinweg untätig. Deshalb haben europäische, kanadische und indigene Menschenrechtsorganisationen die Kampagne „Sisters in Spirit“ initiiert. Im Zuge der Kampagne wird u. a. gefordert: ein sofortiger Aktionsplan unter Einbeziehung der Indigenen, eine Verbesserung der Lebensbedingungen in indigenen Gemeinschaften, Einrichtungen zum Schutz der Frauen sowie Finanzmittel zur weiteren Dokumentation der Fälle. Durch die Kampagne unter Zugzwang gesetzt, hat die kanadische Regierung nun Bereitschaft signalisiert, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Eine Regierungskommission bestätigte die Vorwürfe der Diskriminierung der indigenen Bevölkerung, mehr als diese Lippenbekenntnisse sind bis jetzt jedoch nicht geschehen. Die indianische Bevölkerung Kanadas wird bis heute diskriminiert, besonders betroffen sind hier die Frauen, da sie doppelt unter struktureller Gewalt leiden: als Indigene

www.frauenfragen.net

Seit 1. Jänner dieses Jahres dürfen in Dänemark nun auch Lesben und alleinstehende Frauen medizinische Fortpflanzungshilfe in Anspruch nehmen. Davor hatten nur verheiratete Frauen dieses Recht. Nach mehreren Anläufen hatte das dänische Parlament ein entsprechendes Gesetz bereits im Mai 2006 verabschiedet. Auch in Finnland wurde die künstliche Befruchtung ab November 2006 erstmals gesetzlich geregelt (davor hatte keinerlei Regelung bestanden), auch hier ist der Zugang alleinstehender und lesbischer Frauen explizit vorgesehen. Vor allem in Dänemark waren der Abstimmung viele Diskussionen und Proteste vorausgegangen. So hatte etwa in Kopenhagen die Hebamme Nina Stork eine Klinik gegründet, die künstliche Befruchtung allen ermöglichte, die dies wünschten. Sie bewegte sich in diesem Fall in einem rechtsfreien Raum, da Hebammen im ursprünglichen Gesetz nicht berücksichtigt worden waren. Die Abstimmung im Parlament, bei der das Gesetz nur sehr knapp verabschiedet wurde, führte beinahe zu einer Regierungskrise, da einige Mitglieder der rechtsliberalen Partei mit der Opposition dafür, statt mit der Regierung dagegen gestimmt hatten. In Schweden wurde ein ähnliches Gesetz bereits vor einem Jahr verabschiedet. In Deutschland und Österreich etwa sind solche Behandlungen weder bei lesbischen noch bei alleinstehenden Frauen erlaubt. trude www.lambdanachrichten.at www.wunschkinder.net/blog/2005/03/03/kuenstliche-befruchtung-fuer-lesbische-paare-erlaubt.html www.frauenratgeberin.at/cms/frauenratgeberin/stichwort_detail.htm?doc=CMS1101233211786

Die Internetplattform „ASK“ ist ein Projekt der Initiative cardamon, das sich speziell an Mädchen und Frauen wendet. Userinnen können auf dieser Seite verschiedenste Fragen aus allen Lebensbereichen an andere Frauen und Mädchen stellen. Erklärtes Ziel dabei ist, dass Mädchen und Frauen sich nicht immer an der Meinung von Buben und Männern orientieren, sondern die Ansichten des eigenen Geschlechts kennen und wertschätzen lernen. Dass neben all diesen löblichen Intentionen auch das Feiern nicht zu kurz kommt, beweisen die Fotos des „ASK Festes“ auf der Website. Das Design der Seite ist zwar eher puristisch gehalten, erlaubt so aber eine einfache Orientierung. Inhaltlich ist die Website in mehrere Bereiche gegliedert, wobei der wichtigste natürlich das Forum ist. Neben der Rubrik „News“ gibt es das Gästinnenbuch, in dem Gedanken aller Art festgehalten werden können. Alles in allem also eine sehr sympathische Seite, der es zu wünschen bleibt, dass sich ihr Bekanntheitsgrad schnell steigert. pix april 2007 an.schläge 13


Fo t o s : J u d i t h G ö t z

revoluciónfeminista

Feminismus ist Dissidenz „La historia la vamos a hacer nosotras“ – „Die Geschichte werden wir Frauen machen.“ Die venezolanische Philosophin Elida Aponte im Gespräch mit Eva Bahl und Judith Götz.

Elida Aponte ist Anwältin, Philosophin und Leiterin des Zentrums für Frauenstudien an der Universidad de Zulia, Maracaibo – Venezuela. Neben ihrer Tätigkeit im INAMUJER (nationales Fraueninstitut) leitet sie auch das feministische NGO-Netzwerk gegen Gewalt an Frauen REVIMU (Red Venezolana sobre Violencia contra la Mujer). Eva Bahl und Judith Götz studieren Politikwissenschaft, machen derzeit ein Auslandsjahr in Buenos Aires und forschen zu Frauenbewegungen in Lateinamerika.

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an.schläge: In Venezuela teilen sich oftmals die Meinungen, ob von einer Frauenbewegung oder lediglich von Frauen in Bewegung gesprochen werden kann. Wie schätzt du das politische Engagement von Frauen ein? Elida Aponte: Ich bin nicht der Ansicht, dass es hier nur „Frauen in Bewegung“ gibt. Im Gegenteil, die venezolanische Frauenbewegung hat Geschichte geschrieben. Bereits 1936 gab es organisierte Frauen, die sich für Alphabetisierung und die Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt einsetzten und ihre Rechte, wie das Wahlrecht, einforderten. Frauen waren immer in der

Politik präsent, haben ihr Herz und Leben dafür gegeben, wie beispielsweise in der Guerilla, als Frauen für die Einführung einer Demokratie und gegen die Diktatur kämpften. Dass die Frauen allerdings in der offiziellen Geschichte oftmals außen vor gelassen werden, ist keine Neuigkeit und dagegen setzen wir uns zur Wehr. Gerade jetzt, in dem historischen Prozess, den wir gerade leben, darf sich das nicht wiederholen. Diesmal werden uns nicht die Männer die Geschichte erzählen, sondern wir Frauen werden die Geschichte machen! Die Gesellschaft in Venezuela ist politisch sehr polarisiert. Macht sich dies auch in der Frauenbewegung bemerkbar?

Ich würde sagen, dass es heute unter den Feministinnen drei Gruppen gibt. Zum einen jene Frauen, die der Regierung nahe stehen, zum anderen solche, die der bürgerlichen Opposition angehören. Ich persönlich zähle mich zu einer dritten Gruppe, deren Hauptanliegen es ist, sich trotz aller Schwierigkeiten vorwärts zu bewegen, und das unabhängig davon, ob wir in allem übereinstimmen. Schließlich geht es um die Verbesserung der Situation von Frauen. Um Feministin zu sein, muss frau meiner Meinung nach in erster Linie kritisch und am Weiterkommen interessiert sein. Eine paritätische Demokratie ist bis jetzt leider noch in keinem Land


feministarevolución durchgesetzt worden und so gilt es auch in Venezuela, sie einzufordern – ein Anliegen, das die Frauenbewegung verteidigen muss und das Teil einer feministischen Revolution darstellt, für die Frauen seit über zweihundert Jahren kämpfen. Diese feministische Revolution nimmt es auch mit jeder fälschlicherweise für fortschrittlich gehaltenen Revolution auf und weist auf ihre Fehler hin. Ein gutes Beispiel dafür ist die Französische Revolution, die von den Frauen mit revolutionärer Logik kritisiert wurde weil u. a. das Bürgerrecht nur für Männer galt. Ähnliche Schritte wurden von Frauen aber auch bei allen anderen Revolutionen unternommen, in Russland, China, Nicaragua, Kuba … und jetzt auch hier, in Venezuela. In Venezuela wurde am 25. November 2006 ein neues Gesetz beschlossen, das Frauen das Recht auf ein gewaltfreies Leben garantieren soll. Wie siehst du als Rechtsanwältin die Möglichkeiten seiner Umsetzung? Der Beschluss dieses Gesetzes ist erst mit harten Kämpfen erreicht worden. Als sich der Generalstaatsanwalt diesen unglaublichen Wahnsinn erlaubt hat1 , sind 10.000 Frauen vor dem Verfassungsgericht gestanden, um dagegen zu protestieren. Dieser Einsatz hat uns auch den Weg geöffnet, für ein neues, besseres Gesetz zu kämpfen. Bei dem neuen Gesetz handelt es sich jetzt um eine „ley orgánica“, die praktisch Verfassungscharakter hat und nicht willkürlich interpretiert werden kann. Ich sehe aber trotzdem das Problem, dass RichterInnen und AnwältInnen nach dem traditionellen positivistischen Paradigma ausgebildet sind. Sie vertreten die Auffassung, dass die/der RichterIn nicht mehr als eine Stimme des Gesetzes ist. Für die Durchsetzung des Gesetzes muss aber auch die Auslegung sehr fortschrittlich sein, gerade weil es eben um Frauen als Opfer von Gewalt geht. Das neue Gesetz verpflichtet den obersten Gerichtshof, RichterInnen nach einem neuen theoretisch-kritischen Paradigma auszubilden, um die Rechtsordnung so auslegen zu können, dass die Gerechtigkeit, die wir Frauen einfordern, gewährleistet werden kann. Auch die Universitäten haben die Pflicht, AnwältInnen in diesem Sinne auszubilden. Im Moment ist die Situation aber leider noch so, dass Frauen, die

zu Opfern von Gewalt werden, praktisch komplett wehrlos sind, weil sie wenig über ihre Rechte wissen und die Täter darum meist straffrei ausgehen. Das neue Gesetz ist folglich sehr wichtig und so werden wir uns 2007 sicher für die Verbreitung und Durchführung des Gesetzes einsetzen. Wenn es nach mir ginge, müsste es ohnehin heißen, dass Menschen, die kein Genderbewusstsein haben, auch nicht RichterIn, AbgeordneteR oder AnwältIn sein dürfen. Wie du bereits angedeutet hast, ist die Realität stets etwas anderes als die Gesetzeslage. Hat sich deiner Meinung nach seit Chávez’ Amtsantritt etwas geändert an der Situation von Frauen? Es gibt in Venezuela einen Staat und eine Rechtsordnung, die patriarchal sind und selbiges gilt auch für die gesellschaftlichen Einstellungen, Werte, Gewohnheiten, Mentalitäten und auch die Regierungspraxis. Die Verfassung stellt vielleicht eine Ausnahme dar. Sie ist in geschlechtergerechter Sprache geschrieben und hat auch einige Errungenschaften für Frauen mit sich gebracht, wie z. B. den Artikel 88, der anerkennt, dass Hausfrauenarbeit zum Bruttosozialprodukt beiträgt und deswegen zu Sozialversicherung und Pension berechtigt. Trotzdem mangelt es häufig an Solidarität mit den Frauen, wenn es darum geht, konkrete Pläne zu entwerfen. Auch wenn der Präsident davon spricht, dass der Staatshaushalt künftig eine Genderperspektive aufweisen müsse, sind die Behörden, die diesen Haushalt verwalten, nach wie vor in den alten Denkmustern verhaftet. Ein anderes Beispiel ist unsere Arbeit an Reformvorschlägen zur Situation der inhaftierten Frauen, in der wir u. a. eigene Frauengefängnisse fordern, obwohl ich persönlich grundsätzlich gegen jede Form von Gefängnis bin. In Maracaibo sind 85 Prozent der inhaftierten Frauen Indígenas, die meist wegen Drogenhandel verurteilt worden sind. Leider kommt es häufig vor, dass sich die Frauen selbst beschuldigen, um ihren jeweiligen Partner zu schützen. Viele sind auch ohne ÜbersetzerIn verurteilt worden und sprechen nicht einmal gut Spanisch. Das ist ein Thema, dem wir Frauen uns widmen müssen. Wir haben die soziale Verantwortung und ethische Ver-

pflichtung dazu. Die staatlichen Ministerien werden nämlich sicher keine Angestellten vorbeischicken, um diese Arbeit zu erledigen. Welche Möglichkeiten hat die Frauenbewegung, Einfluss zu nehmen? Ich halte es für sehr wichtig, dass die Frauenbewegung ihre Autonomie beibehält. Wenn sie ihre Forderungen an die Regierungsagenda anhängt, geht sie das Risiko ein, ihre eigenen Positionen aufgeben zu müssen. Sie würde sich dann verpflichtet sehen, zu schweigen oder Kompromisse einzugehen. Das lässt sich gut an der kubanischen Frauenbewegung sehen, wo es keine Dissidenz gibt. Eine Feministin, die keine Dissidentin ist, ist meiner Meinung nach keine Feministin! Wenn die Frauenbewegung ihre Autonomie behält, ist sie auch fähig, nicht nur ihre Ziele zu erreichen, sondern auch die Gesellschaft zu verändern! ❚

1 2003 versuchte der Generalstaatsanwalt, die im Artikel 39 verankerten Schutzmaßnahmen für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden waren, für verfassungswidrig zu erklären, weil sie seiner Meinung nach die Bewegungsfreiheit und das Recht auf Privateigentum des Mannes eingeschränkt hätten. Das Gesetz sah vor, dass sich der Täter dem Arbeitsplatz der betroffenen Frau nicht nähern durfte und dass im Falle eines gemeinsamen Wohnsitzes der Mann das Haus verlassen musste.

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feminismus&mode

B i l d e r : „ Ka t h y A c k e r ’s C l o t h e s ” v o n Ka u c y i l a B r o o k e , a u s : M u s e u m M o d e r n e r Ku n s t S t i f t u n g L u d w i g Wi e n ( H g . ) : W h y P i c t u r e s N o w. Fo t o g ra f i e , Fi l m , Vi d e o h e u t e , Wi e n / N ü r n b e r g 2 0 0 6

FEMME-Fair

©

Was trägt die Feministin diesen Frühling? Und überhaupt? Alles über queere Dresscodes und die neue Höhe der High Heels von Lea Susemichel.

© Label des Kollektivs von „You can Feminism” 1 www.lookism.info/

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„Kettenhemden und stahlgraue Rüstungen für Powerfrauen.“ Yves Saint Laurent entwirft die Montur für „gewappnete Frauen“, heißt es im Standard. „Wir brauchen einen neuen Feminismus“ forderten letztes Jahr 15 prominente Frauen in der Zeit. Eine von ihnen war die Modemacherin Gabriele Strehle. Im Interview gefragt, ob die Rückkehr der Sanduhr-Silhouette hautenger Kleidung als Begleiterscheinung eines Backlashs zu werten sei, will Strehle diese „neue Weiblichkeit“ lieber als selbstbewusste Sexyness interpretiert wissen. Dass es diese altbekannten weiblichen Waffen sind, mit denen der Geschlechterkampf zu schlagen ist, glauben Feministinnen nach wie vor nicht. Verbindliche Richtlinien, wie das neue Rüstzeug auszusehen hat, fehlen aber weitgehend. Gegenwärtig einen feministischen Dresscode auszumachen, ist deshalb äußerst schwierig und der Emanzipationsgrad vor allem jüngerer Frauen lässt sich heute deutlich schwerer auf den ersten Blick erkennen als noch vor zehn Jahren. Mittlerweile ist das Kopftuch das letzte verbliebene Kleidungsstück, über dessen antifeministischen Symbolgehalt leidenschaftlich diskutiert wird. Profeministische und identitätsstiftende textile Statements, die mit ihrer Aussagekraft der lila Latzhose gleichkämen, gibt es nicht. Dass Feministinnen an ihren Schuhen zu erkennen sind, gilt ebenfalls längst nicht mehr. Aber dieses Diktum

von Alice Schwarzer wurde ohnehin auch früher längst nicht überall beherzigt. In Lateinamerika beispielsweise sahen und sehen Emanzen oft wie Bankangestellte aus und Schwarzer selbst musste Günther Jauchs hämischen Verweis auf ihre Pumps inzwischen mit einer charmant verschämten Relativierung kontern – sie sei ja schließlich in der Millionenshow und nicht auf der Flucht. Auf eigenen Füßen fest im Leben stehen zu wollen und jederzeit schnell das Weite suchen zu können, das waren einst Gründe, die für solides Schuhwerk sprachen. Ähnlich plausibel war es auch, das Anstreben männlicher Positionen in den 1980ern mit einer Annäherung an eine männliche Statur zu verdeutlichen und Schulterpolster zu tragen. So leicht haben es heute selbst butches nicht mehr. Die Krawatte darf nicht einfach umgebunden, der Schnurrbart nicht nur aufgeklebt werden, beides muss dabei stets auch noch als queeres Zitat erkennbar bleiben. Seit Mode Gegenstand der Cultural Studies ist und es nicht länger nur darum geht, die passende Hose zu finden, sondern ausdifferenzierte (sub-)kulturelle Zeichensysteme zu entschlüsseln, ist alles furchtbar kompliziert geworden. Bei der Beurteilung „echter“ Blondinen wird nicht mehr die Naturhaarfarbe geprüft, vielmehr nun die Frage, ob sie ihr Blondsein wohl ernst meinen oder nicht. Frauenbands singen mit viel Lidschatten und in Lederminis von Freiheit und

selbst Lesben werden zunehmend unkenntlich: in der glamourösen FemmeVersion sind sie vom ungeschulten Auge allzu leicht mit aufgedonnerten Heteras zu verwechseln. Vorbei die Zeiten, in denen es schlicht galt, die Slogans auf T-Shirts und Buttons zu lesen, um etwas über die Geisteshaltung des/der TrägerIn zu erfahren. Inzwischen muss dabei immer zwischen subversivem Zitat und aufrichtiger Aussage unterschieden werden, was sich mitunter als äußerst schwierig erweist. Auch FeministInnen, die weiterhin sämtliche Äußerlichkeiten ablehnen, müssen dem Theater ums richtige Outfit immerhin ein gewisses Rebellionspotenzial einräumen. So verurteilt der jüngst aufgekommene „anti-lookism“Aktivismus zwar jede Beurteilung eines Menschen aufgrund äußerer Merkmale, gesteht aber zu, „dass mensch mit Kleidung (und anderen Körpergestaltungen) politische Aussagen transportieren und Kleidung sogar einer subversiven Praxis dienen kann.“1 An der Lesbarkeit dieser Äußerungen basteln derweil sowohl die zahllosen DesignerInnen ihrer selbst als auch einige entsprechend theoretisch versierte ModemacherInnen. Und sie müssen sich nun damit herumplagen, das Glitzertop mit Augenzwinkern, den Pastellpullover mit geballter Faust quasi von der Stange zu liefern. Klamotten, die außerdem möglichst auch noch gut aussehen sollten. ❚


Fo t o : M a r i a Z i e g e l b ö c k

sche Künstlerin Mary Kelly trägt sie in Anlehnung an die 1. Frauenbewegung)? Gibt es so etwas wie einen „natürlichen“ feministischen Look überhaupt noch? Oder so etwas wie einen gemeinsamen „äußeren“ Nenner zwischen Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer, Judith Butler oder Peaches? Das Ergebnis dieser Befragung war vielfältig und homogen inhomogen, wie die feministische Bewegung letztlich selber: Der Konsens war bzw. ist, dass das Denken sehr wohl ein Körperbewusstsein und folglich Kleidungsverhalten mitbestimmt. Die „microcodes of affilation“ aber sind differenzierter geworden. Frauen zitieren, sie sind sich ihres Subjekt-Objekt-Spiels bewusst und setzen es als Strategie der Subvertierung von traditionellen Rollenklischees klar ein. Das Verhältnis von Mode und Feminismus war und ist ein sehr spannendes, wechselhaftes. Es reicht von totaler Ablehnung bis zur emphatischen Affirmation. Somit wird nicht nur das Image einer Feministin hinterfragt, sondern werden auch stereotype Rollenzuweisungen unter die frauenspezifische Lupe genommen. Gibt es immer noch das Image der typischen Feministin bzw. welche feministischen Dresscodes beeinflussen Sie und Ihre Arbeit? Und welcher Feminismus ist hier eigentlich gemeint? Gemeint ist hier sicher ein sehr elitärer, eurozentrierter, akademiSaskya Rudigier sprach mit Wally Salner von fabrics interseason scher Feminismus für die weiße, privilean.schläge: Die Frühjahrs/Sommer peroberfläche, also über Kleidung oder gierte Frau. Aber wie gesagt, auch der ihre äußere Erscheinung, widerspiegelt. Feminismus ist Moden, Trends und Kollektion 2001 (visual noise) FEM Looks unterworfen. Es gibt nicht ein Welche Kriterien bestimmen ihre Kleivon __fi beschäftigte sich mit Image, sondern viele unterschiedliche dungswahl? Physisches/psychisches feministischen Dresscodes. Acht Feministinnen wählten verschiede- Wohlbefinden, Dominanz, Un/Sichtbar- Microcodes, die diese Frauen bewusst ne Kleidungsstücke aus dieser Kollektion keit, Un/Angepasstheit usw. Welche Ein- und differenziert einsetzen, zitieren, transformieren und/oder subvertieren: stellung haben sie zu ihrem Körper? aus und wurden anschließend dazu beEgal, ob es sich hier um Lesben, heteroseGibt es auch heute noch feministische fragt. Mit welchem Ergebnis? xuelle Frauen oder Transgender handelt. Codes der Zugehörigkeit zur FrauenbeWally Salner: Die Fragen, die wir Ist Mode ein politischer Akt? wegung wie beispielsweise in den diesen Feministinnen stellten, waren Mode signalisiert immer Haltung 1970er Jahren die lila Latzhose oder die bspw., ob sie glauben, dass sich ihr und ist somit ein Kommunikationsfeministisches Bewusstsein an der Kör- Suffragettenfrisur usw. (die amerikani-

mode&feminismus

„REVIVALS WAREN GESTERN, HEUTE IST NEU“

www.fabrics.at ___fabrics interseason protocol (Hg. Wally Salner und Johannes Schweiger), Vice Versa Vertrieb, 2006 19. - 16.06. Ausstellung von fabrics interseason im Grazer Kunstverein 8010 Bürgergasse 4/II

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mode&feminismus

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Fo t o : M a r i a Z i e g e l b ö c k

system, das politisches Bewusstsein vermitteln kann. Zum politischen Akt per se wird sie erst durch Interaktion. Welche Rolle spielt Kleidung bei der Konstruktion von Identität? Kleidung kann soziale, gesellschaftspolitische Haltung sowie Zugehörigkeit und Differenz evozieren – diese aber sehr spielerisch immer wieder unterwandern, perforieren. Somit ist sexuelle Identität nicht authentisch, dauerhaft, sondern transformierbar, konstruierbar. Sex und Gender sind zwei paar Schuhe. Jede Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu einem Kollektiv hat identitätsstiftenden Charakter und manifestiert sich somit nicht nur in der Geisteshaltung, sondern auch an der Oberfläche, am Äußeren durch Kleidung, Frisur usw. Das Label __fi versteht sich als interdisziplinäres Projekt zwischen Mode, bildender Kunst und Musik. Eine Möglichkeit, dem Kapitalismus zu trotzen oder Mittel, selbst aktiv zu werden? Ich würde sagen, es trifft beides zu: wenn wir schon aktiver Teil des Systems – des Modebetriebs, des Kunstkontextes – sind, dann wollen wir uns darin auch selbstermächtigt ideale Arbeits-, Produktions- und Rahmenbedingungen schaffen. Aber als alternatives Label gegen große Global Player am internationalen Mode- und Kapitalmarkt anzutreten, ist mitunter eine ziemliche Herausforderung. Die Themen von __fi Kollektionen spiegeln zeitgenössische Diskurse wider. Was macht die Handschrift von __fi aus? Ist alles möglich, solange eine Recodierung von Zeichen erreicht wird? Gibt es nicht auch hier eine Grenze, wo „alles schon mal da war“? Wir entwerfen keine Mode zum Diskurs, sondern der Diskurs macht die Mode: Das heißt wir interpretieren zeitgenössischen Content und bringen ihn in Form. Egal, ob wir dabei suburbane Codes mit bourgeoisem Chic infiltrieren – unser Stil ist der einer zeitgenössischen, klassischen Moderne. Mode ist für uns ein sehr zeitgemäßes Kommunikationssystem, das Differenzierung, Distinktion oder gesellschaftliche Zugehörigkeit schafft. Sie ist somit immer auch Ausdruck einer gesellschaftlichen Befindlichkeit, die sich in unseren Oberflächen wieder findet. Revivals waren gestern, heute ist neu. ❚

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Fo t o : Ka t h r i n S c h w a b


Fo t o : M i c h è l e M a h a l

feminismus&mode

te tragen das, womit sie sich wohl fühlen oder was ihr Stil ist. M. M.: Vielleicht kann man das so umschreiben, dass ich eine Wampe habe und trotzdem enge Sachen anziehe. Für mich passt das schon, weil ich prinzipiell feministisch bin, aber ich kann da nicht für die Mehrheit sprechen. Dass halt Frauen entweder zu ihrer Wampe stehen oder irgendwelche Säcke anziehen, weil sie befürchten, nicht in ein Bild zu passen. Habt ihr das Label gegründet, um der Konsumkultur zu trotzen? W. H.: Wir wollen die Leute einfach zum Lachen bringen und vermitteln: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wenn du in der U-Bahn mit einem T-Shirt sitzt, auf dem steht „ich geh auch mit depressionen aus. dann wein ich halt später.“ merkst du schon, wie dich die Saskya Rudigier sprach mit Michèle Mahal, Nicole Leute anschauen und plötzlich zu grinsen anfangen. Es gibt kein Gespräch mit Mahal und Waltraud Holzfeind von violettsays. dem Gegenüber, aber einen Austausch, man bildet so eine kleine Gemeinschaft Was die Sprüche betrifft, finden wir, in der U-Bahn. an.schläge: Wie habt ihr mit Die Sprüche unterscheiden sich „violettsays, dem Label für fröh- dass so pseudofreche Sprüche wie „Divon anderen, weil sie nicht so lieb sind va“ meistens recht langweilig sind. Die liche Frauen und furchtlose und trotzdem das aufgreifen, was AllSprüche, wie z. B. „ich bin 34. ich darf Männer“ begonnen? Michèle Mahal: Angefangen haben cellulitis haben.“ (das Alter ist übrigens tag ist. N.M.: Z. B. die Cellulitis. Alle kämpfrei wählbar ), „sind die alle magersüchwir 2001 mit den ersten Leiberl für unfen ständig dagegen, aber niemand tig, oder bin ich einfach fett?“, die wir sere BKA-Aktion. Die Waltraud und ich würde es zugeben. auf die Shirts drucken, haben was mit haben gemeinsam einen Film gedreht W. H.:Oder Depressionen. Statements zu tun, sie sind für uns ausund eine Förderung beim BKA beanM. M.:Den Spruch kaufen aber auch sagekräftiger. tragt. Wir wollten den Hartmann1 mit Männer sehr gerne. Gibt es feministische Dresscodes? unseren T-Shirts bestechen. Auf meiIhr wart letztes Jahr beim Club ProN. M.: Ich glaube nicht, dass es die nem stand drauf „geh bitte“ und bei menier „Models müssen mampfen“… der Waltraud „du, sei ein bisschen sexy“. typische Feministin als solche überN. M.: Wir haben diesen Titel auch haupt jemals gegeben hat bzw. es den Und dann haben wir angefangen, für die Modenschau aufgegriffen und typischen feministischen Dresscode für uns selbst alle möglichen Sprüche die Models mit Suppe verköstigt, währauf T-Shirts zu drucken. Damals arbeite- gibt. Das überhaupt nicht. Was mir daend sie unsere Sachen präsentiert hate ich gemeinsam mit Waltraud und Ni- zu einfällt, ist das 1970er-Klischee von ben. Das war eine echt witzige Sache. Lesben und Feministinnen mit Latzhocole in einer Firma, in der uns die Leute Was haltet ihr generell von den gänsen. Das war aber wahrscheinlich nicht gefragt haben, ob wir auch für sie Tgigen Präsentationsformen von Mode? mal damals so und heute schon gar Shirts produzieren würden. Das waren N. M.: Im Museumsquartier war nicht mehr. Feministinnen ziehen alles die ersten und seit 15 Jahren schreiben letztes Jahr eine Fashion-Show, bei der mögliche an. Was ich z. B. sehr unfemiwir immer wieder Sprüche auf. die Models eine ganz normale Kleidernistisch finde, sind weniger die ModeLaut eurer Homepage wollt ihr ein größe hatten und wunderschön anzuschnitte, als vielmehr die Größenfrage. bisschen Feminismus unter die Leute sehen waren. Das war total erfrischend, Es gibt sehr viele junge Designerinnen, bringen. die Mode so präsentiert zu sehen. Mich Nicole Mahal: Grundsätzlich ist uns die grundsätzlich sehr schöne und wundert, dass es auch in der freien Szespannende Mode machen. Allerdings das aus unserer eigenen Biografie herne immer noch gang und gäbe ist, imaus sehr wichtig. Weil wir als Freundin- nur in allerwinzigsten Größen. mer nur dünne Frauen und Mädchen zu Zeigt sich durch Kleidung feministinen bzw. als Schwestern auch in Projeknehmen. Das finde ich ekelhaft. sches Bewusstsein? ten viel miteinander zu tun haben. Wir Wir wollen Kundinnen haben, die Waltraud Holzfeind: Zeigt es sich haben u. a. alle drei bei der feministisich nicht fragen: „Na super. Da soll ich schen Zeitschrift female sequences mit- da wirklich? Ich glaube, das lässt sich ❚ grundsätzlich nicht kategorisieren. Leu- reinpassen?“ gearbeitet.

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1 Bernd Hartmann von der Sektion Kunstangelegenheiten im Bundeskanzleramt www.violettsays.at Infos zum offenen Salon, der alle zwei Monate stattfindet und zu dem alle Frauen herzlich eingeladen sind, unter: info@violettsays.at "palast-salon zu violettsays mit mode, bellini und königinlichen knabbereien" 13.-15.4. jeweils zwischen 16.00 und 20.00 in der Lange Gasse 10/8, 1080 Wien

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Fo t o s : a r t p o i n t

feminismus&mode

„MODE REFLEKTIERT SICH SELBER“ Lena Kvadrat im Gespräch mit Saskya Rudigier

an.schläge: Wie hast du begonnen, Mode zu machen? Lena Kvadrat: Vor acht Jahren. Nach der Akademie habe ich nicht gedacht, dass ich was mit Mode machen werde, mich haben immer Symbole und Ornamente interessiert. Als ich die dann auch in der Mode entdeckt habe, habe ich angefangen, in dreidimensionalen Kontexten, sprich: mit Mode, zu arbeiten. Hat deine Mode feministische Aspekte? Diese Aspekte haben sich in den letzten zwanzig Jahren generell stark verändert. Ich denke, die Mode ist heute nicht mehr so eindimensional wie früher, die Gesellschaft ist heute viel offener, Männer sind um einiges femininer und Frauen männlicher. Ich selbst benutze Codes, die die Gesellschaft Männern oder Frauen zuweist, z. B. sehr viele Details, die aus der Herrenkonfektion kommen, wie die Verarbeitung des Hosenzipps und dergleichen, für Damenmode. Das Ergebnis dieser Mischung aus Anzug und Streetwear schafft Platz für genügend Spielraum. Den erotischen Aspekt des Glatten, wie er häufig bei Kostümen zu finden ist, gibt es bei uns nicht. Kann über Mode Widerstandsgeist transportiert werden? Heute kombinieren wir alles miteinander, teure mit billigen Sachen

usw. Jede/r von uns kann kombinieren wie er/sie möchte. Die Kleiderwahl ist sehr stark mit der Frage verbunden: „Was will ich heute sagen?“ IndividualistInnen handeln im unmittelbaren Umfeld und Kleidung ist in diesem Sinne natürlich ein geeignetes Mittel für die Repräsentation eines bestimmten Weltbildes. Und die Resultate können nachhaltig sein, was die Auflösung oder Lockerung von festgefahrenen gesellschaftlichen Codes und Klischees betrifft. Wie siehst du den Zusammenhang von Feminismus und Mode insgesamt? Jede Strömung ist kurzlebig, gerade auch in der Mode. Jetzt kommen z. B. wieder die kurzen Röcke, aber sie werden mit Leggins kombiniert. Ich denke, Mode reflektiert sich selber, sie kommt weiter. Kleidung ist kein gebrauchsfertiger Gegenstand mehr, sondern Objekt einer kreativen Bearbeitung. Sie ermöglicht, neben der Deklaration von Gruppenzugehörigkeit v. a. auch, sich gegen bestimmte Wertvorstellungen abzugrenzen. Die Frage nach der Repräsentation durch Kleidung beschränkt sich heute nicht mehr auf soziale Klassen oder Geschlechtszugehörigkeit, sondern muss die Codes der zeitgenössischen, urbanen Kultur mitberücksichtigen. Mit ihnen steht den Menschen zumindest potenziell ein breites Spektrum an Gendermodellen zur Verfügung. ❚

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Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l

wissenschaftforum

Magere Seiten So heftig die Diskussion um Magermodels geführt wurde, so schnell war es mit der medialen Reflexion auch wieder vorbei. Geändert hat sich – zumindest in Österreich – nichts, berichtet Barbara Schön.

Barbara Schön hat Journalismus und Unternehmenskommunikation an der FH Joanneum in Graz studiert und ihr Studium 2006 mit der Diplomarbeit:„Magere Seiten – Wie Frauenfotos in den Magazinen Woman, Wienerin und Maxima das Selbstbild junger Frauen beeinflussen" abgeschlossen. barbara.schoen.juk02@fh-joanneum.at

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„Italiens Modewelt sagt Magersucht den Kampf an“, stand vor kurzem auf kleinezeitung.at – daneben eine Fotogalerie der mageren Stars. Magersucht ist ein brisantes Thema, das auch Einzug in die österreichischen Medien gehalten hat, obgleich „nur“ in Zusammenhang mit Models. Und hier wird trotz positiven Bemühens um Aufklärung und Information der größte aller Fehler immer und immer wieder begangen: Eine Abbildung dürrer Models. Trotzdem gab und gibt es dazu kaum Reaktionen, in den Tageszeitungen meldeten sich kaum ExpertInnen zu Wort. Auch spezielle Einrichtungen sprangen nicht auf den Zug auf. Leider, denn insgesamt ist die Wahrnehmung äußerst unzureichend und die Brisanz des Themas absolut unterschätzt. In der

Arbeit „Magere Seiten – Wie Frauenfotos in den Magazinen Woman, Wienerin und Maxima das Selbstbild junger Frauen beeinflussen“ wird Grundlagenforschung zu den Themen visuelle Kommunikation (samt den technischen Möglichkeiten der Bildbearbeitung), Schönheit, Bildrezeption, gekoppelt mit medizinischen Aspekten und ausführlichen Umfragen betrieben. Es wurde vor allem versucht, Sacharbeit bei einem sehr emotionalen Thema zu leisten. Darum kamen in der Arbeit ExpertInnen aus verschiedenen Berufskreisen zu Wort, um das Thema aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten. Unschöne Ergebnisse. Magazinfotos haben einen Einfluss auf Mädchen. Das meinen die befragten ExpertInnen unisono. Allerdings ist dies nicht der einzige

Grund für Essstörungen und Magersucht. Die Ursachen sind weit komplexer und längst nicht ausreichend erforscht. Fakt ist aber, dass Bilder durch die Mechanismen der visuellen Kommunikation einen schnelleren Informationsfluss als Texte gewährleisten. Durch die immer wiederkehrende Wiederholung des dargebotenen Frauenbildes festigt sich dieses rigide Schönheitsideal in den Köpfen der Mädchen. Peter Ludes: „Denn der Medienverbund gestaltet sich zunehmend zu einer Weltbühne, auf der sich die unterschiedlichen Gesellschaften mit ihren Bilderwelten auf ihre jeweiligen, oft divergierenden Weltbilder, Moral, Wünsche und Ängste vorführen lassen – in der Wiederholung immer wieder neu eingekleideter Alltagsmythen und in Genres, die ihrerseits auf Wiederholung und Mu-


forumwissenschaft

stereinschleifung hin angelegt sind.“1 Im empirischen Teil der Arbeit können sehr wohl Querverbindungen zwischen Magazinen und dem gängigen Schönheitsideal gezogen werden. So lesen insgesamt siebzig Prozent der befragten Schülerinnen und zwei Drittel der Studentinnen Magazine. Wenn nicht monatlich, so zumindest regelmäßig (ein Drittel der Schülerinnen und die Hälfte der Studentinnen), zwangsläufig kommt es dabei zu einer Beeinflussung der Leserinnen durch die dort präsentierten Bilder. „Die einzelnen Bilder in den Medien mögen relativ harmlos wirken, aber zusammengenommen bilden sie – wie der stete Tropfen, der den Stein aushöhlt – eine Macht, die alles durchdringt und kleben bleibt.“2 In der gleichen Gruppe der Befragten geben ein Drittel der Schülerinnen und 21 Prozent der Studentinnen an, ihnen gefallen die Models auf den Bildern. „Ich will wie die Models sein“, geben acht Prozent der Schülerinnen und sechs Prozent der Studentinnen an. Wird das nun mit den errechneten BMIWerten verglichen, kann durchaus der Schluss gezogen werden, dass auch die untersuchten Magazine dazu beitragen, ein rigides Frauenbild zu transportieren und daher viele Mädchen untergewichtig sind. So geben knapp acht Prozent der Schülerinnen und etwa vier Prozent der Studentinnen von sich aus an, sehr stark untergewichtig zu sein.

als Selbstschutz abgewehrt. Es gibt zahlreiche Ansätze, wie Medien und Körperbewusstsein zusammenspielen, zum Beispiel weist Maya Götz auf ein Problem hin: „Noch problematischer als diese ausschnittsweise Verkürzung von Frauenalltag ist die stereotype Körperlichkeit. Bei allen unterschiedlichen Varianten von Frauenfiguren der Daily Soap bleibt jedoch ein Moment konstant: ein stereotyp schönes Gesicht und eine (über)schlanke Körperlichkeit.“3 Dieses Körperbild findet sich auch in den Magazinen wieder. Denn in den Massenmedien werden Stereotype geschaffen – das Stereotyp Frau ist schön und untergewichtig. Renate Luca meint: „Sie [die Massenmedien] tragen dazu bei, diese Geschlechtsrollen klischeehaft überzeichnet zu transportieren (...). So kommen Geschlechtsrollenklischees als starre, stereotype Muster von Weiblichkeit (...) daher, die das Geschlecht als soziales Konstrukt immer wieder festigen, statt zu differenzieren und weiterzuentwickeln.“4 Auch die ExpertInnen sind der Meinung, dass das Frauenbild und vorherrschende Schönheitsideal stark untergewichtig, makellos und nicht erreichbar ist. Gleichzeitig wird dieses Frauenbild aber als erfolgreich und stark eingeschätzt. Großes Problem dabei ist, dass Fotos von Frauen so verändert sind, dass Rezipientinnen, die die abgebildeten Frauen als Vorbild für ihr eigenes Aussehen nehmen, dieses nicht ohne gesundheitsgefährdende Maßnahmen erreichen können. In der UmSo sind Bilder zu ertragen. In der Bildkomfrage der Schülerinnen und Studentinmunikation spielen Emotionen eine entscheidende Rolle, was diese großteils nen befinden sich insgesamt 44 Prozent unbewusst ablaufen lässt. Die Bilder er- der Befragten unter der Grenze der BMI-Normalwerte. regen zuerst Gefühle, bevor der Informationsgehalt entschlüsselt wird. Durch das Überangebot der Bilder wird Keine Magersüchtigen fotografieren. Würden diese Entschlüsselung oft vom Körper Magazine andere Fotos publizieren, so

die Aussagen der befragten ExpertInnen, würden die Mädchen nicht so viel über Körper und Schlanksein diskutieren. Das Thema wäre insgesamt nicht mehr so wichtig und das Körperselbstbild würde sich ebenfalls ändern. Essprobleme und Diäten würden weniger werden, wenn auf die Abbildung superschlanker Models verzichtet würde. Dezidiert werden diese Fakten jedoch nicht ausgesprochen. So meint Kerstin Pirker5, die Vorbilder der Jugendlichen kämen „aus den Medien. Jugendzeitschriften, Models, Fernsehshows, Werbung insgesamt. H&M-Werbung, coole Werbelinien, die junge Frauen ansprechen, denen sie nacheifern.“ Sie macht die hohe Medienkonzentration auch für ein grundsätzlich ausgeprägteres Schönheitsideal verantwortlich. Ihr Lösungsvorschlag betrifft aber nicht nur die Medien, sondern die ganze Gesellschaft: „Da muss der breite gesellschaftliche Umgang mit dem Ideal sich verändern.“ Diesen Ansatz befürworten 56 Prozent der befragten Redakteurinnen bei den Modelfotos (63 Prozent bei den Star-Fotos) in der empirischen Untersuchung. 81 Prozent der RedakteurInnen meinen, dass es helfe „keine Magersüchtigen zu fotografieren“ (56 Prozent bei Star-Fotos). Insgesamt sind 56 Prozent der JournalistInnen gegen eine Abbildung dünner Models in ihrem Magazin. Dieses Votum gegen eine Veröffentlichung macht deutlich, dass auch sie davon ausgehen, dass diese Bilder nicht ohne Einfluss bleiben. Dies kann nur ein Auszug einer ausführlichen und vielschichtigen Arbeit sein. Die angeführten Fakten sprechen aber für eine Weiterbehandlung des Themas sowie für eine weitere, nachdrückliche Aufklärungsarbeit. ❚

1 Ludes, Peter: Schlüsselbild-Gewohnheiten. In: Knieper, Thomas und Müller, Marion G.: Kommunikation visuell. Das Bild als Forschungsgegenstand – Grundlagen und Perspektiven. Köln. 2001 2 Deuser, Karin [u. a.]: Neunzig-sechzig-neunzig. Zwischen Schönheit und Wahn. Berlin 1997 3 Götz, Maya:Was suchen und finden Mädchen in Daily Soaps? In: Luca, Renate: Medien.Sozialisation. Geschlecht. Fallstudien aus der sozialwissenschaftlichen Forschungspraxis. München 2003 4 Luca, Renate: Medien und weibliche Identitätsbildung. Körper, Sexualität und Begehren in Fremd- und Selbstbildern junger Frauen. Frankfurt, New York. 1998 5 Die Pädagogin arbeitet im Bereich der Prävention im Frauengesundheitszentrum Graz. Sie gibt Kurse zum Thema Magersucht, Körperbewusstsein und Selbstbewusstsein, leistet Aufklärungsarbeit in Schulen.

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Gemeinsam mit dem Fotozyklus „Die Toten“ von Hans-Peter Feldmann, der derzeit in der Wiener Kunsthalle zu sehen ist, erreicht auch Österreich die Debatte um die Freilassung der RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt. Weil Feldmann unterschiedslos alle zeigt, die bei den Ereignissen zwischen 1967 und 1993 ihr Leben ließen, wurde ihm vorgeworfen, nicht zwischen TäterInnen und Opfern zu unterscheiden. Respektlosigkeit den Opfern und Hinterbliebenen gegenüber wirft man nun auch den BefürworterInnen der Haftentlassung vor. Ein Kommentar von Gisela Pohl und Waltraud Pomper Brigitte Mohnhaupt ist frei. Ihre Freilassung nach § 57a „Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe“ ist ein Gebot des Gleichbehandlungsgrundsatzes. Schließlich können auch andere Kriminelle mit schweren Straftaten bei guter Führung nach so langer Strafe mit Entlassung rechnen, wenn per Gutachten vermutet wird, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Es bleibt jedoch – gelinde gesagt – ein Unbehagen zurück, wenn die vorausgegangene Diskussion betrachtet wird. Es war ja nicht zu überhören, dass bei den RAF-Häftlingen die Sanktionierung einer abweichenden Ideologie eine Rolle spielt und nicht nur die Strafe für verübte Verbrechen. PolitikerInnen sprachen von fehlender Reue. Von welchen NS-Verbrechern wurde eigentlich Reue gefordert? Von einer Verhöhnung der Opfer war die Rede. Kann denn das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen durch eine Haftzeit, die mit der physischen Vernichtung endet, wieder gutgemacht werden? Der Verdacht drängt sich auf, dass manche PolitikerInnen die RAF-Häftlinge eben doch nicht als Kriminelle ansehen, denen nach der Verbüßung einer sehr langen

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Haftstrafe die Gnade der Entlassung erwiesen wird, sondern als politische Gefangene. Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn frau an die Diskussion um die Kapitalismuskritik des Christian Klar und den heftigen Widerstand gegen seine Freilassung denkt: Er sei unbelehrbar, hieß es. Offenbar sollen Haftstrafen hier eine Art Umerziehung bewirken. Es sind diese neuen alten Töne, die erschrecken und die zeigen, dass viele PolitikerInnen offensichtlich nichts aus der 68er-Bewegung gelernt haben und sie nicht die Parallelen zwischen der damaligen und der heute realisierten Politik erkennen. Die 68er-Bewegung hat den Staat herausgefordert, sich mit den Folgen seiner Politik auseinander zu setzen. Ihr Verdienst ist die Politisierung vieler Menschen in einer Zeit, in der „Demokratie“ erst noch aufzubauen war. Junge Menschen standen auf dem Scheideweg, sich für oder gegen einen Weg der Gewalt zu entscheiden. Viele der damaligen berechtigten Forderungen sind bis heute nicht durchgesetzt worden. Wir Feministinnen lehnen Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung und zur Durchsetzung von Forderungen und Interessen ab. Diese pazifistische Einstel-

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.

Schuld und Sühne

lung ist es, die uns 68erInnen von der RAFGruppe und ihren folgenden Gewalttätigkeiten trennt. Sie trennt uns von jeder Regierung, die mit kriegerischer Gewalt ihre Interessen durchsetzt oder mit staatlicher Gewalt Missstände bekämpft. In der Haftentlassung von Brigitte Mohnhaupt und der zu hoffenden Begnadigung von Christian Klar ist eine Möglichkeit erkennbar, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Die damals zwanzig- bis dreißigjährigen Menschen der 68er-Bewegung haben einen wesentlichen Beitrag zur Politisierung der Gesellschaft geleistet und damit einen wirklichen Demokratisierungsprozess der Bundesrepublik Deutschland eingeleitet. Sie haben einen positiven Beitrag zur Gesellschaftsentwicklung geleistet. Es wird Zeit für alle Verantwortlichen, das anzuerkennen und sich eindeutig dazu zu bekennen, dass Rechtsgrundsätze für alle gleichermaßen gelten. ❚

Gisela Pohl (Studium und Promotion in Politischer Wissenschaft) ist Mitbegründerin und langjährige Bundessprecherin der Feministischen Partei „Die Frauen”. Waltraud Pomper ist Pressesprecherin von „Die Frauen”.


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Ein

An die Redaktion

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Inhalt: 9 berufslaufbahnorientierte Seminare, Coaching, Supervision, Körperarbeit und Expertinnengespräche. Themen: Wissenschafterin sein an Universitäten, Spielregeln und Erfolgsstrategien, Personalrechtliche Rahmenbedingungen für Wissenschafterinnen, Kommunikation, Konfliktmanagement, Durchsetzungsstrategien und Verhandlungsführung, Teamarbeit, Führungskompetenzen für Nachwuchswissenschafterinnen, Diskriminierungsschutz, Organisationskultur in der Wissenschaft, Change Management an Universitäten Ort: Seminarhotel in Semriach bei Graz Kosten: 700,- Euro (Weiterbildung inklusive Vollpension/EZ) Anmeldung bis 11. April 2007 unter: http://www.uni-graz.at/kffwww/summerschool2007/suscho_07.html Eine Veranstaltung der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung der Universität Graz. Kooperation mit: CEWS Bonn und Women´s Career Center Universität Hamburg.

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an.rissarbeit University of York für eine trans- und interdisziplinäre Konferenz zum Thema Women/Gender Studies mit dem Titel „Gender 2007: East meets West“. Gesucht werden Texte, aber auch DiskutantInnen, deren Arbeit sich neben dem Bezug auf Women bzw. Gender Studies mit neuartigen Methoden und theoretischen Herangehensweisen, aber auch mit Feministischer und Queer Theory beschäftigen. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf Texten, die die Multidimensionalität von Women bzw. Gender Studies hervorheben und sich mit Beziehungen von Osten und Westen auseinandersetzen. mij Invertito: Infos: butchsworld@gmx.de, www.invertito.de/jahrbuch/index.html Gender 2007: 3. - 5. Juli 2007, Abstract von 100-150 Worten an das Centre for Women’s Studies (gender2007@york.ac.uk, Betreff: Conference submission), Die Präsentation des Beitrags darf zwanzig Minuten nicht überschreiten. Einreichschluss: 16 April 2007, Infos: www.york.ac.uk/conferences/gender2007

ka r e n z m a n a g e m e n t

Karenz und Karriere? g e w e rk s c h a f t

Gender Mainstreaming lebt! Im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und in den Teilgewerkschaften gewinnt Gender Mainstreaming immer größere Bedeutung. Auch die im Dezember gegründete Verkehrs- und Dienstleistungsgesellschaft „vida“ bekennt sich in ihrem Leitbild zu Gender Mainstreaming. „Wir sehen uns als glaubwürdige, moderne und engagierte Interessenvertretung für Frauen und Männer. Daher ist uns Gender Mainstreaming als Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter ein zentrales Anliegen“, so Renate Lehner, stellvertretende vida-Bundesgeschäftsführerin. Um dieses theoretische Leitbild auch in die Praxis umzusetzen, widmete die „vida“ dem Thema ein eigenes Internetportal. Dieses soll dazu dienen, die Strategie des Gender Mainstreamings und ihre Anwendungsmöglichkeiten zu erklären, aber auch darauf hinzuweisen, wo diese bereits erfolgreich realisiert wurde. Zusätzlich zum Online–Informationsportal handelt auch das erste Themenheft der neu konzipierten vida-Mitgliedszeitschrift „Von Frauen und Männern“. Die 16-seitige Zeitung wird zukünftig achtmal im Jahr mit der „Solidarität“ verschickt und gliedert sich in ein Serviceheft und ein Themenheft mit verschiedenen Positionen der Lebensgewerkschaft vida zu Lebensthemen. pix http://gender.vida.at

einreichen

Hand in your Papers! Das „Invertito – Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten“ des Fachverbands Homosexualität und Geschichte, eine deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschrift, ist wieder in Arbeit. Unabhängig von den geplanten Schwerpunktthemen der nächsten Ausgaben („Selbstbilder und Fremdbilder“ und „Alltagsgeschichte und Biographien“) werden kleine und größere Beiträge, Berichte und Rezensionen gesucht, die einen eindeutigen Bezug zur Geschichte der gleichgeschlechtlichen Liebe, Erotik und Sexualität aufweisen. Den zweiten Aufruf startet das Centre for Women’s Studies an der

Was ist Karenzmanagement, wen betrifft es und was soll es bringen? Diese und mehr Themen zum Eltern-Werden aus ArbeitgeberInnen- und ArbeitnehmerInnen-Sicht gibt es auf der Seite www.karenzundkarriere.at. Diese bietet in Kooperation von abz.wien und der Arbeiterkammer Kurse und Lösungsvorschläge der Karenz„problematik“ für beide Seiten des Dienstverhältnisses an. Erfreulich ist, dass beide Elternteile angesprochen werden und die Männer aufgefordert werden, Karenz in Anspruch zu nehmen. Angesprochen werden leider hauptsächlich Unternehmen mit hochqualifizierten MitarbeiterInnen, die vor allem den Wissensverlust durch Wegfall der Arbeitskraft befürchten. Die Karenz kann durch Management beide Seiten entlasten und durch Telearbeit oder flexible Teilzeitangebote KarenzbezieherInnen an das Unternehmen binden. Karenzmanagement kann nur funktionieren, wenn Karenz tatsächlich freiwillig in Anspruch genommen wird. Und wenn Karenz nicht als Auszeit gesehen wird, die sie in keinem Fall ist. Das heißt, es muss genügend Kinderbetreuungsplätze geben. Männer können nicht nur prinzipiell dazu bereit sein Verantwortung zu übernehmen, und vor allem bedürfen Frauen mit geringerer Qualifikation eines besonderen Arbeitnehmerinnenschutzes, da sie es sind, die die Gesellschaft mit Kindern versorgen. liS www.karenzundkarriere.at

kongress

geschlecht.macht.politik Im April findet in Leipzig der 30. Bundeskongress der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) unter dem Motto „macht#netze“ statt. Zwei Monate vor dem G8-Gipfeltreffen wird hier wirkungsvoller politischer Widerstand thematisiert, vor allem die Frage, wie Widerstand verbindlich und kontinuierlich organisiert werden kann. Thematische Schwerpunkte werden heuer in die Bereiche Migration, Feminismus, Militarismus, Ökonomisierung und Energie gesetzt. Die AG „Geschlecht, Macht, Politik“ widmet sich einem „Feminisms revisited“: Die Geschichte von Feminismen wird genauso beleuchtet wie Queer-Politics, Postkoloniale Kritik oder Geschlechterverhältnisse in der Migration. be 6.-9.April, D - 04103 Leipzig, Infos: leipzig@buko.info, AG Geschlecht, Macht, Politik: femi-forum-ffm@listi.jpberlin.de, www.buko.info

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Fo t o s : O l i v i e r C h a m b r i a l

kulturprekär

On ne joue plus Antonella Corsani ist Koordinatorin der „Intermittents1", der prekären Kulturschaffenden Frankreichs. Mit Saskya Rudigier und Lea Susemichel sprach sie über

neue Spielregeln, feministische Organisationspraxis und Kapitalismus als Hexerei – nicht über Ségolène Royal.

1„Intermittents et Précaires d'Ile de France" Antonella Corsani ist Ökonomin, Redaktionsmitglied der Zeitschrift Multitudes, Aktivistin und Koordinatorin der “Intermittents et Précaires d'Ile de France" www.cip-idf.org www.intermittent-spectacle.fr

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an.schläge: Was ist ein/e Intermittent/e du spectacle? Antonella Corsani: Die/der Intermittent/e du spectacle ist eine Ausnahmefigur in Europa. Es ist kein Status, sondern das System der Intermittents ist eine besondere Form der Arbeitslosenentschädigung, die im Kulturbereich arbeitenden Personen zugute kam, die keine kontinuierliche und immer gleich bezahlte Beschäftigung haben. Vor der Reform 2003 hatten diese Menschen in Frankreich Anspruch auf Unterstützung. Dies wurde durch das Arbeitslosenversicherungssystem gewährleistet, das mit dem Sozialsystem seit den 1960ern entstand und von den Sozialpartnern, nicht vom Staat, getragen wurde.

Was wurde 2003 geändert? Bis 2003 war es verhältnismäßig einfach, diese Unterstützung zu bekommen. Der Medef (franz. Arbeitgeberverband) hat jedoch zehn Jahre beharrlich auf eine Reform hingearbeitet, hat mit einem Defizit argumentiert, und konnte – auf eine Art und Weise, die Teil des Skandals ist – durchsetzen, dass die Zugangsbedingungen massiv eingeschränkt und die Höhe der Beträge verringert wurden. Verantwortlich für dieses Ergebnis war eine Gewerkschaft, in der die prekär Beschäftigten kaum vertreten sind, die also vorgab jene zu repräsentieren, die sie gar nicht repräsentieren konnte. Die Protestaktionen als Reaktion auf diese Reform waren damals sehr spekta-

kulär und hatten eine große Medienpräsenz. Mittlerweile gibt es die nicht mehr … Im Gegenteil! Die Medien haben auch damals schon versucht, uns unsichtbar zu machen. Es war ein großer und bedeutender Erfolg, es in die Abendnachrichten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu schaffen. Aber das ist erst gelungen, als das Festival von Avignon bestreikt wurde, als gesagt wurde: „on ne joue plus.“ Das hat im Französischen zwei Bedeutungen. Einerseits bezieht sich „ joue“ hier auf schauspielen, andererseits ist das auch eine Redewendung, die Kindern gegenüber gebraucht wird, um sie an die Spielregeln zu erinnern. „Wir spielen nicht mehr mit, wir wollen die Regeln


prekärkultur verhandeln“, das wurde mit dieser Parole zum Ausdruck gebracht. Wir mussten immer wieder neue Aktionsformen entwickeln, um uns bemerkbar zu machen. Was waren die Auswirkungen der Kürzungen und was die Erfolge der Proteste? Und hat sich seit 2003 etwas geändert? Das Defizit hat sich nicht verringert, dafür aber die Zahl der Anspruchsberechtigten drastisch. 30.000 Intermittents verloren ihren Anspruch. Nur noch jene, die viel arbeiten und gut verdienen, erhalten weiterhin Unterstützung in Zeiten ihrer Arbeitslosigkeit. Durch die Demonstrationen und den öffentlichen Druck konnte erreicht werden, dass immerhin 20.000 jetzt von staatlicher Seite unterstützt werden. Das war aber nicht das Ziel. Es ging um die Solidarität zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen, wie sie im alten System bestand. Es gab schließlich auf Initiative der Grünen eine interparlamentarische Kommission und im April 2006 wurde eine neue Reform beschlossen, die de facto die erste aber nur wiederholt und bestätigt hat. Mit der Erweiterung, dass zur Politik des Medef nun auch noch eine Regierungspolitik der Kontrolle hinzugekommen ist. Welche Entwicklungen gab es seither innerhalb der Bewegung? Gab es feministische Debatten? Es gab nie die „feministische Frage“, es gab nie explizit feministische Diskussionsprozesse. Dennoch sind die Intermittents meiner Meinung nach eine feministische Bewegung. Es gibt nicht eine/n SprecherIn. Jede/r Einzelne kann das Wort ergreifen und die Bewegung nach außen repräsentieren, es herrscht ein absolut horizontales Prinzip. Diese Art des Umgangs, diese Art der Wissensproduktion und der Diskussionskultur ist Ausdruck einer feministischen Praxis und Resultat einer feministischen Geschichte. Das funktioniert tatsächlich? Der Bereich der darstellenden Kunst, des Schauspiels, ist ein sehr männlicher. Das Verhältnis ist siebzig Prozent Männer zu dreißig Prozent Frauen. Aber bei der Koordination – das ist natürlich nicht die Gesamtheit der Bewegung – ist es umgekehrt. Und es waren vor allem Frauen, die neue politi-

sche Aktionsformen eingebracht haben. Sehr wichtig war dabei die Fähigkeit des Zuhörens. Auf der Ebene der Diskussion gab es tatsächlich kaum vorproduzierte Diskurse, keine tradierten Ansichten, die einfach weiter getragen wurden. Alles kam von unten, aus den Erfahrungen und wurde dann später „antheoretisiert“. Es gab keine fertige Ideologie, auch der theoretische Input kam letztlich von der Basis. Und sobald ein neues Problem aufgetreten ist, hat sich innerhalb der Koordination eine eigene Arbeitsgruppe gebildet, die es bearbeitet hat. Wie konstituiert sich die Koordination? Jede/r, der/die Lust hat mitzumachen, kommt hin und macht mit. Natürlich ist es schwierig, die Geschichte immer neu zu erzählen und die Erfahrungen jedes Mal neu zu vermitteln. Aber das wird gemacht. Es ist vorhin schon die andere Form der Wissensproduktion angeklungen, die hier stattfindet. In deinem Vortrag hast du dich auf Donna Haraway bezogen und die gesamte Bewegung als Experiment des „situierten Wissens“ bezeichnet … Mittlerweile steht „situiertes Wissen“ auf den Aussendungen der Koordination. Das situierte Wissen ist das der gesamten Koordination. Das situierte Wissen ist nicht „mein Wissen“ oder „dein Wissen“, es ist das Produkt einer Beziehung. Damit einher geht die Dekonstruktion eines „Wir“. Das „Wir“ ist immer eine Konstruktion. Wir konstruieren in der Koordination eine kollektive Rede, von der aber immer klar ist, dass sie konstruiert ist. Identität ist nicht gegeben, sie muss hergestellt werden. Und diese Identität ist multipel und kann nie vollends in einem Wir aufgehen. Es sind immer Teilaspekte dieses Ichs, die sich mit anderen zu einem Kollektiv verbinden, deshalb existiert immer nur ein „partielles Wir“. Ergibt sich durch dieses Selbstverständnis ein Naheverhältnis zu queeren Bewegungen? Die Intermittents können als Metapher für das Dazwischenstehen gelesen werden, ein Dazwischen, das weder im einen noch im anderen aufgeht. Intermittents sind weder angestellt noch arbeitslos, weder ArbeitnehmerInnen noch ArbeitgeberInnen.

Das ist das queere Moment: eine Position, die in keiner binären Ordnung aufgeht. Spiegelt sich das auch in der Praxis wider? In Form von konkreten Allianzen mit queeren, feministischen AktivistInnen? Ja, die Organisation des Mayday haben wir bspw. gemeinsam mit den Pink Panther gemacht. Ein wichtiger Kooperationspartner ist auch Act up2, außerdem eine Arbeitslosenvereinigung, wir vernetzen uns mit Studierenden, mit WissenschaftlerInnen, wir haben z. B. eine Kommission aus Lehrenden, WissenschaftlerInnen und Intermittents gebildet. Aber auch diese Solidarisierungen können natürlich immer nur partielle sein. In einem Text nennst du die Wahlmöglichkeiten, die der neoliberale Umbau der Gesellschaften übrig lässt, „infernalische Alternativen“, z .B. „entweder weniger soziale Rechte oder mehr Arbeitslose; entweder weniger Beschäftigte oder mehr Auslagerungen; entweder weniger MigrantInnen oder eine soziale Katastrophe“… Der Ausdruck stammt von Isabelle Stengers, die ihn im Zusammenhang ihrer Theorie des Kapitalismus als Hexerei gebraucht. In der neoliberalen Logik sind die Intermittents ein letzter Widerstand, ihr Konzept ist laut dieser Logik längst überholt. Jede/r ist nun für sich selbst verantwortlich, es findet eine Individualisierung von Risiken statt. Die infernalischen Alternativen als Gegenmodell zum Dazwischen der Intermittents sind nun: Entweder bist du Angestellte/r oder UnternehmerIn, entweder du gibst Befehle oder du empfängst sie. Du kannst nur zwischen diesen beiden Optionen wählen. Wie bist du selbst zu den Intermittens gekommen? Ich bin Ökonomin und von den Intermittents eingeladen worden, über das bedingungslose Grundeinkommen zu referieren. Aber als Ökonomin habe ich mich nie mit diesem Konzept beschäftigt. Und deswegen habe ich dort mit den Teilnehmenden Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich allein“ gelesen. So hat meine Geschichte dort begonnen. Was hältst Du von Ségolène Royal? Dazu will ich nichts sagen. Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy: das sind auch infernalische Alternativen. ❚

2 ACT UP (sich auflehnen) ist eine Abkürzung für AIDS Coalition To Unleash Power und kämpft gegen die Stigmatisierung von Menschen mit AIDS. Übersetzung beim Interview aus dem Französischen: Karoline Feyertag und Birgit Mennel

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Fo t o : S e j l a Ka m e r i c , B o s n i a n G i r l

kulturan.riss 1980 ihr Debüt als Schriftstellerin mit dem Roman „Evas Buch“ gab. Die Literatin begeisterte mit ihren insgesamt 14 Erzählungen das Publikum in 150 Ländern, insgesamt wurden ihre Bücher 14 Millionen Mal verkauft. Zu ihren bedeutenden Werken zählt neben „Hannas Töchter“, das die Geschichte von Frauen über mehrere Generationen hinweg erzählt, auch der Roman „Geliebte Tochter“, in dem sie sich mit Gewalt gegen Frauen innerhalb und außerhalb der Ehe auseinander setzt. Frederiksson ist 79 Jahre alt geworden. Im Alter von nur 45 Jahren starb ebenfalls im Februar die litauische Schriftstellerin Jurga Ivanauskaite. Die im deutschsprachigen Raum eher unbekannte Autorin beschäftigte sich in ihren Erzählungen vor allem mit dem Spannungsfeld Emanzipation und Religion, insbesondere in Litauen. Auf Grund ihrer kritischen Haltung und ihres politischen Engagements war Ivanauskaite oft öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Zwei ihrer Romane sind auch in deutscher Sprache erhältlich:„Die Regenhexe“ und „Placebo“. AndA

m u s i k . ka b a r e t t filmfestival

Crossing Art Bereits zum vierten Mal findet das Crossing Europe-Filmfestival in Linz statt. Von 24. bis 29. April werden 150 Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt. Das Besondere an diesen Festspielen ist, dass neben Beiträgen aus ganz Europa der Schwerpunkt auf regionalen, also oberösterreichischen Produktionen liegt. Insbesondere jungen FilmemacherInnen soll die Möglichkeit geboten werden, ihre Werke abseits des Mainstreams zu präsentieren. Ein besonderer Höhepunkt ist dieses Jahr – neben dem Tribut an den Regisseur Marc Recha – der Programmschwerpunkt „Arbeitswelten“, der das Hauptaugenmerk auf die globalisierte Wirtschaft legt. Wie auch schon in den letzten Jahren werden mehrere Filmpreise vergeben, neben dem Wettbewerb Europäisches Kino werden auch Kurzfilme von lokalen KünstlerInnen ausgezeichnet. Eröffnet wird das Festival unter anderem mit einer Vernissage im O.K. Centrum für Gegenwartskunst. Zu sehen sind Werke der diesjährigen „Artist in Residence“ Sejla Kameric. Die bosnische Künstlerin präsentiert ihre fotografischen, filmischen und aktionistischen Arbeiten, bei denen sie sich häufig mit der Produktion rassistischer Fremdbilder auseinandersetzt. Die Künstlerin, die bei Crossing Europe auch ihren neuen Kurzfilm präsentieren wird, erregte mit ihren Kunstaktionen bereits internationales Aufsehen. AndA

Seichte Mädchen „Europas Studenten schlittern in die Not“, das ist der Titel der neuen Musikkabarett–Show von „Seichte Mädchen“. Die Gruppe besteht aus nur zwei Mitgliedern, Sophie Kindermann und Julia Ruthensteiner, doch nach ihrer eigenen Meinung sind auch nicht mehr Frauen nötig, um in die Klaviertasten zu hauen, Gesichtsakrobatik zu betreiben und zu singen. Angefangen Musik zu machen haben die beiden letzen Herbst. Die Idee, musikalisches Kabarett zu machen, hätte zwar schon seit längerem in ihnen geschlummert, so Sophie Kindermann, aber Zeit gebraucht, um zu reifen. Nun steht am 20. April der Debütabend bevor, positive Reaktionen auf ihre Musik haben die beiden aber schon im Vorfeld bekommen. Die Texte des Duos sind geradezu beißend komisch, satirisch und witzig, die beschwingten Melodien gehen leicht ins Ohr. Ziel ist, laut Kindermann, der Reizüberflutung etwas einfach Gestricktes entgegenzusetzen. Auf ihrer Webpage geben die „Seichten Mädchen“ als Einfluss Dagmar Koller an. So ganz ist das beim genaueren Hinhören auch nicht von der Hand zu weisen. AndA 20. 4., 19.00, Ketzerhof, 1120 Wien, Schönbrunnerstraße 194-196, www.ketzerhof.at, Eintritt: 5 „Entrittskatzen“ www.myspace.com/seichtemaedchenmusik

www.crossingeurope.at Kartenverkauf ab 13. 4. unter der Hotline: 0800-664 060

nachruf

performance

Abschied

Suetoyou

Zwei bedeutende europäische Schriftstellerinnen sind im Februar dieses Jahres gestorben, die Schwedin Marianne Frederiksson und Jurga Ivanauskaite aus Litauen. Die 1927 geborene Autorin Marianne Frederiksson war lange Zeit als Redakteurin für verschiedene schwedische Zeitungen tätig, bevor sie

„Wachrütteln, abwatschen, aufscheuchen, konsternieren, in Frage stellen. Das will ich,“ sagt die Künstlerin Sue über ihre neue Performance. Ihre Show setzt sich aus neun Episoden zum Thema Liebe, Sexualität und Missbrauch zusammen, mit optischen wie mit musikalischen Mitteln versucht sie ihr Publikum zu schockieren, zu verwirren und vor

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16.4, Luftbad, 1060 Wien, Luftbadgasse 17, 15.5, Tüwi, 1190 Wien, Peter-Jordanstr. 76 / Ecke Dänenstr., Eintritt: Freie Spende

C h i n a S h i p p i n g , Fo t o : A n n a S t ö c h e r

www.myspace.com/suetoyourocks

t h e a te r

Drei Ichs – Drei Schwestern „Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog“ seziert Hannah Arendt – und das im Anatomiesaal der ehemaligen Veterinärmedizinischen Universität. Die Philosophin schrieb von der Banalität des Bösen und sie treibt auch auf der Bühne weiterhin vor allem die Frage nach dem Warum um: „Wie konnte es geschehen?“ An der Klärung dieser Frage arbeiten gleich drei Ichs der Hannah Arendt – das emotionale Ich, das intellektuelle Ich und das öffentliche Ich, dargestellt von drei SchauspielerInnen. „Verstehen?!“ macht sich auf die Suche nach der Menschlichkeit und ist trotzdem kein biografischer Hannah-ArendtAbend. Weit weniger getrieben sind die drei Figuren in „China Shipping“. In dem an Anton Tschechows „Drei Schwestern“ angelehnten Stück geht es um das Warten. Im Gegensatz zu Tschechows Werk, in dem die Schwestern ihre Heimat verlassen, wollen sie in der Bearbeitung von Ulrike Syha eben dorthin zurückkehren. Sie warten auf den Beginn ihres Lebens in einer Heimat, die es längst nicht mehr gibt. Anzu 17.4.-5.5., Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog, 3raum-anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, Di. – So., 19.30, Montag spielfrei, Eintritt: 18,-/12.- Euro 14.4.-12.5., China Shipping, TAG, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, Mi - Sa, 20.00, Eintritt: 17,-/10.- Euro

Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r

den Kopf zu stoßen. Weil ihr Programm das Tabuthema Missbrauch mit eher unkonventionellen Mitteln aufgreift, stieß sie bei einigen Aufführungsorten auf Ablehnung. In ihren Augen eine umso wichtigere Herausforderung, das Thema nun so häufig wie möglich öffentlich zu machen. Die derzeit in Wien lebende, in Indien und Italien aufgewachsene Künstlerin beschreibt sich selbst als Musikerin jenseits aller Schubladen. Ihre verschiedenen Wohn- und Aufenthaltsorte, unter anderem auch Süd-Afrika und London, fließen in ihre Projekte ein. Über ihre Tätigkeit sagt sie: „Meine Arbeitsweise muss schnell gehen und das Endergebnis in unmittelbarer Nähe sein, denn meine Seele kann mit dem Rausschleudern nicht warten.“ Zum Teil trägt ihr aktuelles Programm auch autobiografische Züge, in welchen und wie vielen Teilen wird uns die Künstlerin allerdings nicht verraten. AndA

Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r

an.risskultur

eva steinheimer

Fragen und Forschen In letzter Zeit stolpere ich, egal welche Zeitung oder welches Magazin ich aufschlage, über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, speziell der Hirnforschung, die sich anscheinend redlich bemüht, längst vergessen geglaubte biologistische Sexismen zu „beweisen“. Nicht nur die Ergebnisse sind erschütternd, sondern eigentlich, welche Fragen gestellt werden. Da kommt dann natürlich so was dabei raus wie der Artikel im Kurier, in dem erklärt wird, wie das weibliche Gehirn von Hormonen gesteuert wird. Frauen sind demnach unberechenbar, machen die Hormone doch täglich andere Persönlichkeiten aus ihnen. Im Elternmagazin, das mir kurz darauf in die Hände fällt, erklärt ein Dr.med., dass Kinder, die ohne Vater aufwachsen, psychisch verkümmern – eine Folge der Frauenbewegung übrigens. Und in irgendeiner Gratis-Zeitung erklärt ein Vertreter der katholischen Kirche, dass wissenschaftlich belegt sei, dass Kinder, die in Krippen oder Kindergärten betreut werden, später große Probleme bekommen, man müsse zum Beispiel nur nach Schweden schauen. Nach so viel „Wissenschaft“ bin ich sehr froh über Lennis ungezwungenen Forscherdrang. Die endlosen Warum?-Fragen, die mich unweigerlich an einen Punkt bringen, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Die Fragen vom Typus „Warum hat die Frau so eine große Warze?“, quer durch die Straßenbahn gebrüllt, müssen leider unbeantwortet bleiben. Leichter zu beantworten ist da schon, warum die (balzenden) Vögel so wild „raufen“. An eine – unbewusste – Tabugrenze ist Lenni aber vor kurzem doch gestoßen, als er im China-Restaurant wissen wollte, ob die Ente denn schon tot sei, die da bestellt wurde. Und wenn ja, wie es dazu kam und warum und überhaupt! Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind jahrelang kein Hendl essen mochte, nachdem mir der Zusammenhang zwischen den herumlaufenden Hendln am Bauernhof und dem kopflosen Teil im Backrohr klar geworden war. Aber Lenni nimmt es recht locker, ob tote Ente oder Steckerlfisch, gegessen wird’s. Und falls er mal keine Tiere mehr essen mag, gibt es sicher eine Menge von wissenschaftlichen Studien über Vegetarismus bei Kindern … april 2007 an.schläge 31


frauenhandelfilm

A n j a S a l o m o n o w i t z , Fo t o : M a g d a l e n a B l a s z c z u k

Riesenwirtschaftsfaktor Frauen verschieben, davon profitieren. Mit Unterstützung von LEFÖ-Mitarbeiterinnen machte Regisseurin Anja Salomonowitz einen Film zum Thema Frauenhandel. Kerstin Kellermann hat sich „Kurz davor ist es passiert“ angesehen.

„Kurz davor ist es passiert“ wird im Juni im Wiener Votivkino zu sehen sein.

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„Das Voyeuristische fällt weg. In meinem Film gibt es keine Bilder zu Frauenhandel“, sagt Regisseurin Anja Salomonowitz. „Es passieren zwei Filme gleichzeitig. Der eine Film ist das, was man sich während der erzählten Geschichten selber vorstellt, zwei Meter vor der Leinwand. Frauenhandel handelt auf diese Weise von etwas, das

nur in den Texten, aber nicht in den Bildern des Films vorkommt. Ich wollte das Mitleid von den Frauen wegnehmen, die Geschichten freilegen und von den Frauen entkoppeln.“

Film „Kurz davor ist es passiert“ nicht erscheinen. „Man bekommt so das Gefühl, dass die Frauen wie ein adressiertes Paket hierher nach Österreich und wieder weggeschickt werden“, meint eine Zuschauerin. Eine andere findet Verschwinden. Bei der Diskussion im Film- es falsch, dass die Frauen verschwinden: „Die Frauen gibt es im Film gar casino in der Reihe „Frauenwelten“ wird der Absolventin der Filmakademie nicht mehr. Das ist eine arge Stratevorgeworfen, dass die Frauen selbst im gie.“ „Es geht ja um strukturelle Ge-


filmfrauenhandel walt“, wendet Anja Salomonowitz ein. „Der Kellner erzählt im Film vom Tänzerinnenvisum – alle wissen davon, nur die Frau nicht. Der Zöllner berichtet vom dreimonatigen TouristInnenvisum, das immer wieder durch Ausreise erneuert werden kann. Das System kommt den Händlern entgegen. Der Händler ist ein Arschloch, aber trotzdem gibt es das Gesetz.“ Betroffene als Opfer sprechen zu lassen, hätte Salomonowitz noch ärger gefunden. Die Vertreterin von LEFÖ weist darauf hin, dass die Frauen im Film doch durch ihre Texte vorkommen: „Es wird in der Ich-Form gesprochen. Und nicht über die Frauen. Sie sind da! Die Zuschauerin kann so eigene Klischees reproduzieren und verarbeiten.“ „Es ist keiner zuständig für den Frauenhandel“, meint Helga Konrad, die ehemalige Frauenministerin, noch. „Viele schauen bei Frauenhandel weg. Man gewinnt den Eindruck, dass es immer mehr wird, aber keine Reaktion gibt. Jeder schaut weg.“

les Geschäft. Für ein Ende der Ausbeutungssituation ist ein systematischer Zugang sehr schwierig und sehr wichtig zugleich. 35 Milliarden Euro gehen weltweit durch den Frauenhandel an Kriminelle.“ Sie ärgert es auch, dass alle Länder immer nur Transitländer sein wollen und keine Herkunftsländer des Frauenhandels. In der EU gibt es nur Programme für Drittländer, aber jetzt sind bestimmte Länder bereits in der EU und die Frauenorganisationen erhalten aus diesem Grund keine finanzielle Unterstützung mehr. „Was macht die EU? Wie macht sie einen Aktionsplan, wenn sie nicht weiß, wogegen?“, fragt Konrad. „Wir sind in der Lage Menschenhandel zu managen, aber nicht zu eliminieren.“ Sie kritisiert, dass Frauen- und Kinderhandel gerne als nationales Problem gesehen wird: „Es geht immer um nationale Sicherheit. Jedes Land schaut, dass es das Problem, sprich die Frauen, schnell wieder loswird. Die Kinder, die zum Betteln gehandelt werden, schickt man auch so schnell wie möglich wieder zurück. Damit fördern wir indirekt den Menschenhandel, denn der lebt davon, dass es darum geht, Menschen zu verschieben.“ Konrad betont jedoch, dass Asyl oder die Einzelfallprüfung bei humanitären Gründen allein nicht die Antwort sein können – „ein Aufenthaltsrecht als präventive Maßnahme wäre besser!“

des Widerstandes oder der Selbstorganisation. Das ist aber schwierig für gehandelte Frauen. Ich denke, dass die Handlungsmöglichkeiten in erster Linie bei Vereinen wie LEFÖ liegen. LEFÖ sind Kraft ihrer Erfahrung eine Autorität auf dem Gebiet. Sie können Gesetzesänderungen einfordern. Ich denke, der Film kann diese Organisation mehr ins Blickfeld rücken.

Illegalisierung und Mitleid. Warum ist das Bild des hilflosen, armen Opfers in den Medien so beliebt? „Weil es darum geht, einen kolonialen Blick aufrecht zu erhalten und das exotische Andere zu konstruieren, mit dem man Mitleid haben kann. Weil das Verhältnis nicht gleichberechtigt sein soll.“ Anja Salomonowitz beschäftigt sich mit dem Thema Frauenhandel, weil es sehr eng mit dem restriktiven Fremdenrecht verknüpft ist: „Das Thema Frauenhandel wird benutzt. Da wird immer von der großen, bösen Kriminalität gesprochen, die es zu bekämpfen gilt und deswegen braucht man noch mehr Spezialeinheiten, Kie35 Milliarden Euro. Bei der Podiumsdisberer, Grenzen, Schlepper usw. Im Enkussion ist auch eine Vertreterin von deffekt bewirkt das Ganze nur, dass es KARO anwesend, einer Streetwork-Ornoch schärfere Gesetze gibt und noch ganisation, die an der 150 km langen mehr illegale MigrantInnen. Grenze zwischen Tschechien und Das System der Illegalisierung Deutschland arbeitet. „Ich fand es sehr hinterfragt keiner. Dadurch, dass der spannend, diesen Grenzbeamten zu Mann der Frau mit der Ausweisung hören und zu sehen, was sein Gesicht drohen kann, weil sie eben illegal da sagt“, meint sie. (Salomonowitz arbeiist und nur eine Zeitlang bleiben kann, tete mit einem echten Zöllner, einem fängt die Erpressbarkeit an. FrauenLaienschauspieler.) „In der GrenzregiLEFÖ. „Der Verein LEFÖ, der seit Jahron, in der die Infrastruktur schlecht ist, zehnten gegen Frauenhandel arbeitet, handel funktioniert ja immer so: leben die Hotels, die Tankstellen und vermittelte mir die Möglichkeit bei ih- Schlechte ökonomische Ausgangslage alle Geschäftsleute davon, dass Frauen nen zu recherchieren, sie gaben mir In- in dem Land, aus dem du kommst, du verschleppt werden. Der Frauenhandel terviews und Texte und schließlich ha- reist aufgrund falscher Versprechungen in ein anderes Land und kannst ist ein Riesenwirtschaftsfaktor.“ KARO be ich auch selber Frauen interviewt“, dort wegen der schlechten rechtlihat seit 1996 168 Frauen aus dem Frau- erzählt Anja Salomonowitz im Interchen Lage dermaßen ausgebeutet enhandel befreien können. LEFÖ beview. „LEFÖ-Mitarbeiterinnen stellten werden. treute im Jahre 2006 160 Frauen und mir ihr Wissen zur Verfügung. BedinDiese schlechte rechtliche Lage ist Mädchen. „Die Frauen werden krimina- gung für die Zusammenarbeit war, das Problem und um die zu verheimlilisiert und illegalisiert. Legalisiert die dass man die Frauen nicht erkennen chen, wird das Gespenst der organiSexarbeit, dann wird der Kampf gegen darf. Die Geschichten sollten auch die sierten Kriminalität erfunden. In ‚Kurz Frauenhandel leichter!“, resümiert Eve- unterschiedlichen Bereiche beleuchdavor ist es passiert‘ soll gezeigt werlyn von LEFÖ. ten, in denen Frauenhandel stattfin„Dieses arme, hilflose Opfer hat det, weil ein Normalsterblicher Frauen- den, dass strukturelle Gewalt andere man am liebsten. Wenn es sich wehrt, handel immer schnell mit Prostitution Formen der Gewaltausübung begünstigt und hervorbringt. Zum Beispiel in hat man dieses Opfer nicht so gerne“, gleichsetzt, aber es ebenfalls um sklader Geschichte, die der Zöllner erzählt: schimpft Helga Konrad. „Woran hapert venähnliche Zustände für HausarbeiWenn man der Frau nicht mit Illegaes denn, verdammt noch einmal! Es terinnen in Diplomatenhaushalten wird meistens so getan, als ob Frauen- geht oder das Ausnutzen durch den ei- lität und Ausweisung drohen könnte, handel ein individuelles Problem wäre. genen Ehemann. Das, was es bräuchte hätte man nicht so ein starkes Druckmittel in der Hand.“ ❚ Dabei ist er ein unglaublich kriminelfür die Frauen, wäre eine Perspektive

Verein LEFö: Beratung, Begleitung und Bildung für Migrantinnen. www.lefoe.at

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freispiel

Fo t o s : B e t t i n a Fr e n z e l

Fo t o : I r e n e Ti s c h l e r

Bewachte Kunst Beate Göbel (Schauspielerin und Regisseurin) arbeitet mit inhaftierten Frauen und bringt weibliche Biografien auf die Bühne. Von Bettina Enzenhofer

www.wirhier.at

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„Natürlich kann man sagen, wir Frauen haben in den letzten Jahren viel erreicht, haben uns emanzipiert etc., warum soll man das noch auf die Bühne bringen? Eventuell ist es für die feministische Elite wirklich kein Thema mehr. Ich glaube aber, dass man nicht oft genug auf Frauenanliegen aufmerksam machen kann“, sagt Beate Göbel, die am internationalen Frauentag ein Theaterstück von Lina Loos vor Publikum zeigte. „Wie man wird was man ist“, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden, geschrieben von einer Frau, die damit ihr eigenes Leben öffentlich machte. Das Stück ist großteils autobiogra-

fisch, nur das Ende, ihre eigene Zukunft, imaginiert Lina Loos. Beate Göbel kommt mit Loos’ Texten in Kontakt, ist von ihrer Art zu schreiben berührt. Der Titel spricht sie an, „weil es letztlich eine zentrale Lebensaufgabe ist, nicht nur für Frauen, auch für Männer: Wie wird man, was man ist?“ Im Literaturbetrieb ist es sehr leicht, Biografien von Männern zu finden. Männer schreiben über Männer, Männer schreiben über Frauen, aber wann schreibt eine Frau über eine Frau? „Du musst schon sehr genau schauen, um so was zu finden“, sagt Göbel, „nach weiblichen Biografien und gerade femi-

nistischen suchst du lang.“ Umso wichtiger ist es, diese bekannt zu machen. Göbel bringt die Biografie einer starken, humorvollen und individuellen Frau auf die Bühne, gleichzeitig macht sie andere weibliche Biografien sichtbar, speziell jene Biografien inhaftierter Frauen, die sich, wie die Protagonistin des Stücks, gefangen sehen. Wir_Hier. Angefangen hat alles 2004, Göbel bewirbt sich mit einem Projekt, sie will mit inhaftierten Frauen arbeiten. Das Projekt „Wir_Hier, Frauenkunst unter Strafe“ wird bewilligt, Göbel arbeitet in der Justizanstalt Favoriten (Wien) mit inhaftierten Frauen des geschlossenen


spielfrei Vollzugs. Alles läuft super und so folgt ein zweites, drittes und – mit „Wie man wird was man ist“ – ein viertes Projekt. In Favoriten leben zwölf bis fünfzehn Frauen im geschlossenen Vollzug, die, wenn sie es wollen, mit Göbel arbeiten können – vier Frauen haben sich am aktuellen Projekt beteiligt und „es hat ihnen wahnsinnig getaugt“ (Göbel). „Ich befrage die inhaftierten Frauen nie nach ihrer Straftat. Ihre Persönlichkeit ist das Interessante, Facetten, die im Gefängnisalltag keinen Platz haben. Ich will Freudvolles hervorholen, und nicht das, was ein Mal im Leben schief gelaufen ist“, sagt Göbel über ihren persönlichen Zugang. Jedes Projekt dauert zwischen drei und fünf Monate, während dieser Zeit wird zwei Mal pro Woche in der Justizanstalt mit den Frauen gearbeitet. Im letzen Projekt haben die Frauen gemeinsam mit einem Team aus SchauspielerInnen und MusikerInnen an der Umsetzung des Stücks gearbeitet. Beate Göbel erinnert eine besonders schöne Situation, in der eine inhaftierte Frau eine Schauspielerin gefragt hat, was sie als Profi von den Gefängnisinsassinnen denkt: „Ihr seid meine Kolleginnen, so wie die anderen SchauspielerInnen!“ Auch in den anderen drei Projekten von „Wir_Hier, Frauenkunst unter Strafe“ sind die inhaftierten Frauen an die Öffentlichkeit gegangen: Entstanden sind zwei Theateraufführungen (im Turnsaal der Justizanstalt), eine DVD

mit selbst geschriebenen Gedichten, zwei Hörbücher mit Interpretationen von Kurzgeschichten von August Staudenmayer und Cover für Taschen. Nach Abschluss der Projekte gibt Göbel Raum und Zeit für eine Nachbesprechung, die beteiligten Frauen sollen „die Möglichkeit haben, das so gut wie möglich zu verarbeiten.“ Die Frauen bekommen Fotos, CDs etc., doch Göbel weiß, dass sie hier sehr vorsichtig sein muss: „Das muss alles genehmigt werden. Die Frauen dürfen z. B. nicht mehr als fünf CDs im Zimmer haben. Das heißt, ich kann nicht einfach kommen und alles Mögliche mitnehmen, es muss einfach immer alles vorher abgesprochen werden.“ Die Realisierung der Projekte ist nur unter Beteiligung von JustizwachbeamtInnen möglich, die Göbel, den Fotografen, die Kostümbildnerin etc. an den Ort bringen, an dem gearbeitet wird.

Papiertragtaschen an Frauen verteilt, diese sollten sie gestalten, mit dem Titel des Stücks assoziieren. Die Taschen finden sich als Bühnenbild wieder – aufgehängt an den Wänden des Theatersaals, aber auch als Requisiten – „wenn du magst, kannst du es so lesen, dass mit jeder Tasche eine weibliche Biografie auf die Bühne geholt wird. Die weiblichen Biografien sind da, du musst sie nur holen.“ Das Stück soll aber keine Anleitung sein, soll nicht sagen, wie man leben soll. „Es geht darum, sich bewusst für etwas zu entscheiden und diesen Schritt zu gehen, selbstbestimmt. Die Hauptfigur sagt ja auch: Es sollen nicht „die Frauen“ so leben wie sie, sondern: „So lebe ich“. Die Persönlichkeit wird hier herausgestellt, nicht das Geschlecht“ (Göbel).

Biografische Theaterarbeit. Göbel hat einen eigenen Ansatz entwickelt, mit dem sie mit den inhaftierten Frauen arbeitet, sie Weibliche Biografien. „Wie man wird was nennt das „biografische Theaterarbeit“. man ist“ zeigt eine Frau, die nur ist, inEs geht hier nicht darum, Biografien als dem sie tut, was ihr Mann von ihr will. Sie ist eingesperrt in den Wünschen an- solche (historisch) zu erzählen, sondern den eigenen Körper, der die eigene Bioderer, bricht letztlich aber doch aus, wird, was sie ist. „Das Stück ist sehr per- grafie gespeichert hat, wahrzunehmen, sönlich geschrieben, das kannst du nur einzusetzen. Wenn man den eigenen Körper wirklich wahrnimmt, kann man genauso umsetzen. Die inhaftierten auch lernen, ihn zu zeigen – oder sich in Frauen haben das Stück mit ihren Persönlichkeiten bereichert und beschenkt, einen anderen Körper hineinzuversetebenso wie jene 250 Frauen, die sich an zen und auf diesem Weg kennen zu lernen, was die Andere in ihrem Leben erdem Tragtaschenprojekt beteiligt ha❚ ben.“ Göbel hat im Vorfeld fünfhundert fahren hat.

Die Arbeit mit den inhaftierten Frauen Ein Probenbericht von Yvonne Czermak (Produktionsassistentin) Die Proben in der Justizanstalt fanden meist im Turnsaal statt, umgeben von Sprossenwänden, Sandsack, Tischtennistisch, Matten, vergitterten Fenstern. Das Leben in Haft war kaum ein Thema. Vielmehr wurden Eindrücke besprochen, Einfälle ausgetauscht, Möglichkeiten erwogen, Ideen ausgearbeitet, Lieder einstudiert, Texte umgesetzt. Dazwischen die Rauchpausen im Hof: ein Flugzeug in dem Viereck Himmel, das von hier aus zu sehen ist. In einem der Fenstergitter steckt ein Ball, den jemand ins Out geschossen hat. Ein paar Insassinnen gehen spazieren, Musik tönt aus einem oberen Stock. Jemand ruft herunter in den Hof, doch man sieht nicht, woher die Rufe kommen. Die Frauen lachen und deuten nach oben. Zu Beginn war es schwierig, sich die Szenen vorzustellen – ganz ohne Bühnenbild. Sich in die Protagonistinnen einzu-

fühlen, fiel leichter. Als dann die SchauspielerInnen und MusikerInnen kamen, zog ein Tross von etwa zwölf Personen in den Turnsaal ein. „Wie man wird, was man ist“ erwachte zum Leben. Zwei Justizwachebeamtinnen standen in der Tür und sahen zu. Mobiliar und Requisiten ließen sich aus dem Vorhandenen zaubern: der „Bock“ wurde zum Sofa, die Tragtasche zur Vase. Der große Tisch, auf dem Ali tanzen sollte, musste imaginiert werden. Die Frauen waren erstaunt, begeistert, kritisch. Sie nahmen großen Anteil am Geschehen und waren sich auch ihrer eigenen Rolle bewusst: ihre Meinung war gefragt, mit ihrer Mitarbeit wurde gerechnet. Zu Verfügung standen ein Mikrofon, ein Tonbandgerät, Platz und Zeit: zweieinhalb Stunden, zwei Mal die Woche. So entstand im Turnsaal – parallel zum Stück – eine bunte Geschichte aus Tragetaschen, Tierstimmen, Zöpfen, fernen Ländern, Blumen und Regenschirmen, die mittels Mikrofon und Kamera eingepackt und ins Theater gebracht wurde. In der Szene im Wald soll diese Geschichte neu erzählt werden: für Ali und die ZuschauerInnen. april 2007 an.schläge 35


lesbians.tothe.rescue

Fo t o s : LT T R

Fo t o : M a y w a l d

Nicht utopisch Eva Egermann und Katharina Morawek trafen das feministisch queere Künstlerinnenkollektiv LTTR aus New York zum Gespräch. LTTR hat mittlerweile die fünfte Ausgabe des gleichnamigen, jährlich erscheinenden Magazins herausgegeben. Arbeiten von LTTR (das Akronym stand bisher unter anderem für „Lesbians To The Rescue“, „Lesbians Tend To Read“ und „Lacan Teaches To Repeat“) sind derzeit in der Generali Foundation zu sehen, wo die Gruppe Mitte Februar ein Radical Read-In veranstaltete. K8 Hardy, Ginger Brooks Takahashi, Emily Roysdon und Ulrike Müller waren auch in der Galerie aRtmosphere zu Gast, um ihre Arbeit vorzustellen.

Eva Egermann und Katharina Morawek sind Redakteurinnen von Malmoe

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an.schläge: „Performen, was wir wollen – anstatt gegen das zu protestieren, was wir nicht wollen“. Wie würdet ihr diese Parole etwas näher beschreiben? Emily Roysdon: Es macht einen Unterschied, eine Protestgruppe zu sein oder eine Gruppe, die Politik in ihrem Inneren verortet. Flexibilität ist Teil unseres Projekts, in der Lage zu sein, in verschiedene Räume einzutreten und an einer Reihe unterschiedlicher Projekte zu arbeiten. Wir stellen einen Kontext her und an uns selber die Aufgabe, buchstäblich das zu performen, was

wir haben wollen. Oder für unsere Community haben wollen. Das ist überhaupt kein utopisches Modell. Vielmehr heißt es, eine Ermächtigung zu organisieren, die es uns ermöglicht, anders miteinander umzugehen anstatt mit den Schultern zu zucken und uns auf tradierte Rollen und Kommunikationsformen zu verlassen. Es gibt uns viel Kraft, miteinander zu sprechen, einen Zusammenhang herzustellen, und mit diesen Erfahrungen dann später raus in die Welt zu gehen. Für mich ist dieser Zugang sehr hilfreich. Ulrike Müller: Die Frage, die LTTR stellt, ist:„Was können wir hier und jetzt füreinander tun?“ Was können wir, die Anwesenden, innerhalb einer bestimmten Situation herstellen? Wie interagieren wir basierend auf dem Wissen, dass Beziehnungen niemals völlig harmonisch sein können, nicht einmal zwischen FreundInnen und schon gar nicht zwischen Liebenden? Wie gehen wir mit all den sich überschneidenden Wünschen, mit Widersprüchen und Konflikten um? Wir haben also mit der ethischen Frage danach zu tun, wie wir tatsächlich einen feministischen Umgang mitein-

ander entwickeln und soziale Strukturen aufbauen und erweitern. Wie ist es für euch, in Wien zu sein? Fühlt es sich anders an? E. R.: Im Grunde ist es radikal anders. In der Galerie aRtmosphere hatte ich viel Spaß daran, zu beobachten, wie anders die Diskussionen liefen. Welche Dinge erklärt werden mussten, in einer Gruppe von Leuten, die offensichtlich interessiert und engagiert sind. Nach Wien zu kommen bringt die Strategien zum Vorschein, mit denen wir arbeiten. Es ist leicht gesagt, dass hier andere Dinge notwendig sind, als die, die anderswo für uns Sinn machen. Es gibt andere Fragestellungen und eine ganz andere Geschichte. Es gibt viel, worüber nachzudenken ist und gleichzeitig ist es ganz schön hart. Wir waren im lesbischen, feministischen Archiv hier in Wien und das war der erste richtige Schlag ins Gesicht für mich. Ich bringe dieser Organisation Respekt entgegen. Sie sind offensichtlich an den gleichen Dingen interessiert, mit denen wir uns beschäftigen, etwa historische feministische Texte, und trotzdem gibt es einen großen Unterschied zwischen uns. Mich hat schockiert, dass


uns mit unseren genderqueeren Identitäten so etwas wie Feindseligkeit entgegengebracht wurde und nicht etwa Neugier und Interesse. Ginger Brooks Takahashi: Es gab kaum Platz für unsere Begeisterung und Neugier in Bezug auf die Dinge, an denen wir Interesse hatten. Es war wirklich anders. U. M.: Für mich ist es besonders spannend, weil ich lange Zeit in Wien gelebt habe. Ich bin vor fünf Jahren weggegangen und jetzt sehe ich, wie sich Wien verändert. Und ich habe mich sicher auch verändert. Eine meiner Beobachtungen ist, dass die österreichische Normalität, die bedeutet, ein/e weiße/r BürgerIn der Mittelklasse zu sein, auf vielen Ebenen unter Druck gerät. Ich hatte Begegnungen mit Leuten, die dem nicht entsprechen und die mit dieser Mehrheitsgesellschaft auch nichts zu tun haben wollen. Andererseits gab es auch Begegnungen, die mich stark daran erinnern, wie mein gelebtes Modell von Queerness einfach nicht in schwul/lesbische Politik in Wien hineinpasste. Deswegen bin ich sehr froh, Teil von LTTR zu sein und dieses andere Modell des Denkens und Lebens von Identität zu teilen. Ich habe österreichische Identitätspolitk als gewaltvoll und ausschließend erlebt, etwa dass du nichts ausprobieren konntest, sondern dich entscheiden musstest. Du konntest dich nicht für eine Nacht einfach frei mit etwas assoziieren und es dir am nächsten Tag vielleicht anders überlegen, das war politisch nicht o.k. Du musstest eine Haltung und eine Meinung haben, fast wie ein Parteibuch. Das wird mittlerweile auch in Frage gestellt, aber es ist immer noch da. G. B. T.: Das ist das genaue Gegenteil von dem, wie wir vorgehen. Man sieht den Ausgaben unserer Zeitschrift an, dass wir lange Zeit intensiv daran arbeiten und viele Entscheidungen treffen. Was unsere Live-Events betrifft, ist aber das Gegenteil der Fall. Wir bitten Leute zu performen, deren Arbeit wir nie vorher gesehen haben. Es gefällt uns, diese Situationen zu schaffen, wo Leute zusammen etwas Neues ausprobieren. Das läuft nie nach einem Plan. U. M.: Aber es wird von einem kontinuierlichen „Spirit“, einer Begeisterung, getragen. Mich haben die Erlebnisse in Wien wieder einmal darauf aufmerk-

sam gemacht, dass wir vier zwar die Zeitschrift herausgeben, aber nie LTTR sein können. Das Projekt beruht auf einer großen und wachsenden Anzahl von Menschen, FreundInnen und den FreundInnen von FreundInnen, Leute, denen du vielleicht näher kommst, Fremde, die vielleicht zu FreundInnen werden. Wie sieht es mit eurer Finanzierung aus? Habt ihr dafür ein kollektives Modell? Wie schafft ihr es dabei, nachhaltig politisch-künstlerische Arbeit zu machen? G. B. T: Erstens kriegt keine von uns Geld für ihre Arbeit. Es geht vielmehr darum, dass wir es einfach machen wollen. Die Freude daran macht es nachhaltig. Wenn du etwas wirklich machen willst, dann wirst du auch einen Weg finden, es zu tun. Zweitens geht es darum, ein unterstützendes gemeinschaftliches Modell aufzubauen, wo das Heft verkauft wird und das Geld wieder in die Produktion zurückfließt. U. M.: Inzwischen bekommen wir auch immer wieder ein bisschen Geld von Kunstinstitutionen. Wir können jetzt komplette Sets mit den ersten drei Ausgaben für einen höheren Preis verkaufen. Es wird also mit der Zeit einfacher ... E. R.: Manchmal sind wir alle zusammen völlig pleite. Das schafft einen unglaublichen Druck. Auch wenn sich das Heft ökonomisch sozusagen von selbst erhält und unabhängig ist, erleben wir trotzdem nach wie vor diesen großen Druck und darauf habe ich auch keine Antwort parat. U. M.: Wir sind alle in der gleichen Situation und verstehen, dass wir manchmal zurückstecken müssen. Das müssen wir immer wieder verhandeln, weil es dafür nicht so schnell eine Lösung gibt. Das ist ein anderer Aspekt von LTTR als nicht-utopisches Unterfangen. Es ist sehr pragmatisch – es gibt diese realen Bedingungen. Wie wir die Dinge arrangieren, was hintangestellt werden kann und was nicht, um ganz einfach die Miete bezahlen zu können. E. R.: Ich denke, es hat mit der Entscheidung zu tun, wo du deine Arbeit reinsteckst. Das ist auch mein Verständnis davon, Künstlerin zu sein. Es präsentiert sich nicht als Entscheidung. Mein Leben hat mit dieser Arbeit zu tun. Das ist keine Frage. ❚

Fo t o : A r c h i v

lesbians.tothe.rescue

jenny unger

punkte schluss mit diesem jammern soll jetzt sein das hat eine sich vorgenommen und punkte wird sie auch wieder machen und überhaupt soll von jetzt an wieder alles anders alles gut werden jetzt gehen wir raus und sind nur zwider wenn wir nicht raus können ha die sonne die macht alles wieder gut und das leben ist leichter und das schlafen ein ausschlafen und der tag ein tag und die nacht die könnte auch ein tag sein soviel energie haben wir soviel energie hat eine laufen radfahren schwimmen alles geht und wenn nicht dann macht eine zumindest pläne tausend pläne garten kinder abenteuer das leben scheint ewig und wenn nicht dann ist es jetzt auch egal alles ist egal ... die blöden menschen die eine aus dem schwimmbad schmeißen wenn sie ihre freundin küßt egal die arbeitskollegInnen die eine beziehung und einen wunsch nach kindern nicht so ernst nehmen wie den eines kollegen und seiner freundin egal der radfahrer der stehen bleibt und fragt wer ist bei euch der mann egal der bub in der vierten klasse der sagt lasst die lesbe mal reden egal die vierte staffel von l-word ist fad egal und sugar rush hat überhaupt nur zwei egal die letzten vier wochen egal heute ist montag und die freundin hat erst am wochenende wieder zeit egal (nein nicht ganz egal) von zwei wohnungen wird immer nur eine bewohnt egal und der weg dazwischen ist lang egal das essen war versalzen seit drei tagen ist nicht abgewaschen und brot ist auch keines da egal egal egal alles ist egal auch dass jetzt doch keine punkte da sind egal kommen sie eben jetzt ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ...................................................................................................... ..........................

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Musik mit Happy End Absturz, Outing und 45 000 Liter Tequila. Regina Himmelbauer hörte Lieder, die das Leben schrieb.

Chavela Vargas : Cupaima Kathy: Hedgehog’s Journey Tamara Bach: Marsmädchen

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Eine Stimme schluchzt, bittet, schreit auf, flüstert. Chavela Vargas interpretiert nicht bloß die Lieder, die sie zum Teil auch selbst geschrieben hat, sie lebt sie. Und dieses Leben scheint trist zu sein – wenn sie über Liebe und deren Illusionen singt, über goldene Träume und die Lügen der Vergangenheit. Und es berührt eigenartig, wenn die 88jährige über den ersten Kuss singt. Es sind wunderbare Lieder, fernab jedes falschen Romantisierens und Verklärens. Die Lebensgeschichte dieser kleinen Frau mit einer großen Stimme hat wohl verhindert, dass eine bloße mexikanische Folklore-CD mit zahlreichen indianischen Wurzeln auf den Markt geworfen wurde. Jahrelang galt sie als verschollen, betäubte sich mit Unmengen von Tequila ( sie schätzt ihren Konsum auf 45.000 Liter …). „Ich bin zwanzig Jahre lang gestorben“, sagt sie über diese Zeit. „Wenn es keine Komplikationen gibt, erfinde ich sie. Ich muss immer über irgendetwas weinen. Wie Gardel sagte: In allem lasse ich ein Stück meines Herzens.“ Bereits vor ihrem Absturz galt sie als mexikanische Legende. Sie hatte in Frida Kahlo eine Seelenfreundin gefunden. Sie sei aus dem Haus gegangen, um für Frida Kahlo zu singen, erzählt sie, und erst ein Jahr später zurückgekehrt. Ihre Rückkehr als Sängerin begann, als Werner Herzog sie 1990 – und später Pedro Almodóvar – zur Mitarbeit an

ihren Filmen gewinnen konnten. Die neue CD „Cupaima“ (Tropical Music/ Extraplatte CD 68.856), was u. a. im indianischen soviel wie „die letzte Schamanin“ bedeutet, entstand im Studio. Sie beinhaltet ihre größten Hits, aber in neuen Arrangements – dies bedeutet aber erfreulicherweise keineswegs fette Streicherverpackungen, sondern traditionelle mexikanische, v. a. indianische Instrumente (wie Rasseln, Trommeln und Muscheln), verbunden mit atmosphärischen Geräuschen des Urwalds. Mit dabei ist übrigens eine DVD mit einem sehenswerten Interview der Künstlerin. „In meinem Alter denkt man weder als Künstlerin noch als Mensch an die Zukunft. In meinem Leben gibt es kein Gestern und kein Morgen, nur das Jetzt und Hier. Jetzt ist meine Zeit und ich lebe in Harmonie mit meinem Alter. Ich habe keine Angst, weder vor dem Tod noch vor dem Leben oder vor irgendetwas.“ Ein hoffnungsfrohes, wenn auch vorläufiges Happy-End? Noch am Anfang ihrer Karriere steht Katharina Saminger. Als Kathy hat sie ihre erste CD unter dem Titel „Hedgehog’s Journey“ (Extraplatte EX 688-2) herausgebracht. Der Kontrast zu „Cupaima“ könnte nicht größer sein – eine junge, warme Stimme, eingebettet in Klavierklänge, dazu stellenweise Geige, Cello, Trompete und Gitarre, das ergibt einen samtigen Wohlklang ohne allzu große Brüche. Sie möchte Geschichten aus dem Leben erzählen,

aber auch nur für Menschen spielen, die sich zu ihrer Musik einfach fallen lassen möchten, meint Kathy. Es geht um das Festhalten von Erinnerungen, um Wendepunkte im Leben, um das Erwachen eines Igels im Winter. Die (englischen) Songs haben nicht den existenziellen Touch der Lieder Chavela Vargas’, aber es ist niemandem zu wünschen, für die Musik durch die Hölle zu gehen … Eine – mit Ausnahme des etwas unbefriedigenden Schlusses – beeindruckende Geschichte für Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist Tamara Bach mit „Marsmädchen“ gelungen. Sandra Hüller liest (ungekürzt) die verunsichernden, aber auch beglückenden Momente aus dem Leben einer Fünfzehnjährigen, als sie entdeckt, dass die Neue in der Klasse sie mehr als nur beeindruckt. Das Klären ihrer Gefühle bis hin zum Sich-SelbstZugestehen der Verliebtheit in der zum Teil gereizten Auseinandersetzung mit Familie und FreundInnen wird spannend geschildert. Nur der abrupte Schluss vermag im Gegensatz zu der bis dahin gezeigten behutsamen Entwicklung der Geschichte nicht zu überzeugen und wirkt in seiner Andeutung eines möglichen traditionellen Mädchen-JungeHappy-Ends als bemühte Beruhigung eventuell erhitzter Gemüter, die das Aufleben einer ungewöhnlichen Liebe zwischen Miriam und Laura als anstößig empfingen könnten. ❚


Land der Hymnen Identitätslieder trennen die Nationen und bilden Gemeinschaft, sie schließen ganze Gruppen aus und bringen Menschen zusammen. Wer hier nur Widersprüche erkennt, darf an diesem tollen Buch nicht vorbei gehen. Von Gabi Horak Was ist eine Hymne? Da kommen den meisten von uns sofort Berge und Hämmer in den Sinn, stramm stehende US-AmerikanerInnen mit der Hand am Herzen oder Lobpreisungen auf die englische Queen. Aber das ist nur ein Teil der Antwort. Natürlich sind Hymnen auch Nationalhymnen mit all ihren elitären und machtsymbolischen Implikationen, aber Hymnen können viel mehr. Den „anderen“ Hymnen widmete sich ein kreatives Projekt der „Initiative Minderheiten“ im Jubiläumsjahr 2005. Projektleiterin Ursula Hemetek liefert mit dem Buch „Die andere Hymne“ die ausführliche Dokumentation dazu. „Minderheitenstimmen zum Nationalfeiertag“ war das Motto eines Konzertes am 26. Oktober 2005 in der Sargfabrik in Wien, bei dem die zuvor kreierten, interpretierten, umgedeuteten oder einfach nur wieder belebten Hymnen präsentiert und kommentiert wurden. Von der neuen „Hymne der behinderten Menschen“ und der Hymne der Lesben und Schwulen bis zu Volksliedern türkischer, kroatischer und slowenischer Minderheiten. Diese Volkslieder sind gerade keine Nationalhymnen in obigem Sinne, aber es sind sehr wohl Lieder einer Gemeinschaft, die seit vielen Generationen überdauert haben oder aber seit Generationen immer wieder neu interpretiert werden und so mitwachsen. Melodien und Texte, die den Zusammenhalt einer Volksgruppe stärken, deren Geschichte erzählen. Denn: „Menschen wollen offensichtlich zu anderen

Menschen gehören“ (Wolfgang Dietrich). Nada Zerzer weist in ihrem Beitrag über die Musik der Kärntner SlowenInnen darauf hin, dass Traditionen erstens nur scheinbar „immerschondagewesen“ sind und zweitens durch eben diese ihnen zugewiesene Macht eine Sprengkraft besitzen, die gerade Minderheitenkulturen bedroht:„Weil etwas immer schon so war, muss es nicht so bleiben … Neues muss her.“ Viele der in dem Projekt präsentierten Hymnen der Volksgruppen sind umgedeutet und modern interpretiert.Was bleibt ist aber die Kraft des gemeinschaftsbildenden Liedes. Ausgangspunkt des Projektes „Die andere Hymne“ war die Romahymne „Gelem, gelem“. Darin wird keine ruhmreiche Vergangenheit, keine Heimat, kein Territorium besungen. Es geht um Heimatlosigkeit, die gemeinsame Erfahrung der Romagruppen weltweit. Die Hymne wird in hunderten verschiedenen melodischen und textlichen Varianten gesungen, und diese „Variabilität ist eine ihrer Stärken“, so Ursula Hemetek. Der kreative und spielerische Umgang mit „Identitätsliedern“ sollte durch das Hymnen-Projekt gefördert werden, um zum Jubiläumsjahr ein starkes Lebenszeichen des „anderen“ Österreich zu setzen. Die Dokumentation in Buchform beinhaltet Beiträge zu Geschichte und Entwicklung von Hymnen, beschreibt den Umgang mit Liedern und Identitäten in Volkskulturen und widmet sich dann speziell den einzelnen im Projekt entstandenen Hymnen. Diese Lieder kann sich Jede/r auf der beigelegten CD,

einem Konzertmitschnitt, auch gleich anhören! Darauf zu finden ist unter anderem die Lesben- und Schwulen-Hymne „Is eh a Gaudee…“ von Helga Pankratz, eine österreichische Fassung von Tom Robinsons „Sing, if your’re glad to be Gay“. Der 1976 für die Londoner Gay Pride Demo geschriebene Protestsong ist eine von vielen „Hymnen“ der lesbischwulen Community, denen sich Helga Pankratz in ihrem Buchbeitrag ausführlich widmet. „Is eh a Gaudee…“ versteht sich wie Robinsons Original als Lied, das die Finger in die Wunden der Gesellschaft legt. Es ist nicht „für die Ewigkeit“ geschrieben, sondern für die Gegenwart: Es geht beispielsweise um die Vermarktung von „Lesben-Sex“ in Hetero-Pornos, die Todesurteile im Iran und um rassistisch determinierte Polizeigewalt. Eine Hymne mit besonderer Geschichte ist auch „Jugoslavijo“, die heimliche Hymne im Jugoslawien der 1980er Jahre. Die volkstümliche Melodie aus Makedonien besingt im Originaltext die Einigkeit Jugoslawiens und wurde von allen Ethnien angestimmt. Während des Krieges war das Lied verpönt. Heute wird die Hymne aber wieder gesungen – von allen Gruppen und mit verschiedenen Texten, die im Gegensatz zu früheren Versionen ein Bekenntnis GEGEN den Nationalismus darstellen. Allein die Melodie hat offenbar immer noch starken Identitätscharakter für alle Ethnien aus dem ehemaligen Jugoslawien – sie vereint sie in Zeiten, in denen nur vom Trennenden die Rede ist. ❚

Ursula Hemetek (Hg): Die andere Hymne. Minderheitenstimmen aus Österreich ÖDA dialekt 2006, 24,90 Euro Auch direkt bestellbar bei den Österreichischen DialektautorInnen (ÖDA): www.oeda.at, T. 01/586 12 49 11

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lesezeichen Gezeigt und

Weniger überraschend ist hingegen, dass im Kunsthistorischen Museum fast ausschließlich Gemälde von Männern hängen und Fraugesehen en meist als die Gemalten, also als passive Objekte auftauchen. Wenn auch die empirische Anschauen geht nicht unvorbelastet. Umsetzung nicht an allen Stellen überzeugt, Ein Bild im Kunsthis- die angebliche Neutralität von Ausstellungen überhaupt systematisch in Frage zu stellen, ist torischen Museum, ein Skelett im Natur- das große und grundsätzliche Verdienst dieses historischen oder im Buches. Museum für Völkerkunde ein Krug – das Lea Susemichel sind nicht einfach neutrale Gegenstände, denen wir unvoreinge- Roswitha Muttenthaler, Regina Wonisch: Gesten des Zeigens. nommen entgegentreten und die ohne weite- Zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen. res zur Schau gestellt werden. Sie werden uns transcript Verlag 2006, 26,80 Euro. gezeigt. Und dieses Zeigen ist höchst voraussetzungsreich. Es basiert auf Ein- und Ausschlüssen. Diese Mechanismen finden in Museen, welcher Art auch immer, permanent statt. Weil mit Auswahl und Kombination des Gezeigten auch gesellschaftliche Verhältnisse gestützt und fortgeschrieben werden, muss Kulturelle das Museum „als hegemoniale Institution“ begriffen werden. Diese These breiten Roswitha Gendermodelle Muttenthaler und Regina Wonisch in ihrem Buch „Gesten des Zeigens“ aus. Sie beziehen Mit dem Studiensich dabei sowohl auf verschiedene theoretibuch „Transkulturelle sche Ansätze als auch auf eigenes empirisches Genderforschung“, Material. das sich in unterVor dem Hintergrund eines gelungenen schiedlichen BeiträTheoriemixes aus ethnografischen, semiotigen dem Verhältnis schen und semantischen Ansätzen touren die von Kultur und GeAutorinnen durch die drei genannten Wiener schlecht widmet, Museen. Sie gehen dabei der Frage nach, wie wurde ein Übergender und „race“ dort repräsentiert sind. So blicksbuch geschaffen, das verschiedene wiserscheint im Museum für Völkerkunde allein senschaftliche Disziplinen und kulturelle Räudie Raumordnung als „Sinnbild des Eurozenme in sich vereint. trismus“. Mit der transkulturellen Genderforschung Auch bei den Exponaten werden die Blicke wird dem Phänomen Rechnung getragen, dass nicht in Frage gestellt, die über die Jahrhunder- in der neueren Geschlechterforschung die Verte dazu führten, dass aus Gegenständen Auswobenheit von Kultur und Geschlecht immer stellungsstücke wurden. Indem diese bis heute mehr in den Vordergrund rückt und zunehdas „Andere“ repräsentieren – und damit konmend Disziplingrenzen verschoben und überstruieren – bleibt ihre Anhäufung gewisserwunden werden. maßen die kulturelle Flanke der HabsburgiSo sind hier Beiträge von Expertinnen aus schen Beutezüge. Literatur- und Kulturwissenschaften, Soziologie, Sozialanthropologie und Religionswissen-

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schaften versammelt, die soziale und kulturelle Bedingungen der Geschlechterverhältnisse in acht verschiedenen Kulturkreisen untersuchen. Die Autorinnen fokussieren jeweils eine Problematik, die für den entsprechenden Kulturkreis repräsentativ ist. So geht es etwa im Beitrag zu Südamerika um Kolonialismus und den eurozentristischen Blick sowie die Spannungen bei der mexikanischen Identitätssuche: Hier wird gezeigt, dass sich LateinamerikanerInnen bis ins 20. Jahrhundert an europäischen Vorstellungen von nationaler Identität orientierten und sich erst am Ende des 20. Jahrhunderts der Blickwinkel veränderte. Dadurch bekam auch die Figur der Malinche eine neue Bedeutung: Sie wird nun als Urmutter einer mexikanischen Mestizenkultur gesehen. Ein anderer Beitrag beschäftigt sich mit dem postsowjetischen Russland und neuen individuellen Lebensentwürfen: Hier zeigt die Autorin, dass das Aufeinandertreffen sowjetisch-russischer mit westlich-globalen Deutungsmustern dazu führt, dass alte Identitätskonzepte nicht mehr zu den Wünschen der Individuen oder jenen ihrer PartnerInnen passen. Dies resultiert in einer Neugestaltung vor allem der privaten Sphäre, was sowohl in neuen Selbstentwürfen als auch in gewandelten sozialen Praktiken sichtbar wird. Anhand dieser beiden Beispiele ist bereits erkennbar, wie vielseitig die transkulturelle Genderforschung sein kann. Daher sind dieses Buch und seine Beiträge nicht als der Wahrheit letzter Schluss zu sehen, sondern als Studienbuch, das vor allem auf die wechselseitige Verwobenheit und Durchdringung von Kultur und Geschlecht aufmerksam machen und diese durch Beispiele illustrieren will. Und das gelingt auch hervorragend. Irmi Wutscher

Michiko Mae, Britta Saal (Hg.): Transkulturelle Genderforschung VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007, 26,90 Euro


lesezeichen Jenseits des

Wir wilden

Opfertums

Wienerinnen

Frauen gehören zweifelsohne zu den ersten Opfern von Kriegen. Sie deshalb ausschließlich als Opfer zu thematisieren, spricht ihnen ein weiteres Mal den Subjektstatus ab. Dass es bei diesem allgemeinen Dilemma feministischer Diskurspolitik nicht nur um eine rein akademische Frage geht, wird anhand der konkreten Geschehnisse in Kroatien, Bosnien und Serbien der 1990er Jahre schnell deutlich. Im „Zentrum für Frauen als Kriegsopfer“ (Zagreb) bezeichneten Frauen sich als „Aktivistin“, wie Kathrin Franke in ihrem Aufsatz beschreibt, um Dichotomien wie HelferIn/Opfer u. a. zu entgehen. Aber auch im Aktivismus gibt es Widersprüche. Marijana Grsak beispielsweise schildert die „Mütterbewegung“ und die „Frauen in Schwarz“ als zwei gegensätzliche, von Frauen getragene Antikriegsbewegungen. Ließen sich die Mütter letztlich in nationalistische Propaganda einspannen, blieben die Pazifistinnen in Schwarz eine libertäre und gewaltfreie Alternative. Der Band „Frauen und Frauenorganisationen im Widerstand in Kroatien, Bosnien und Serbien“ beschäftigt sich aber nicht nur mit den kriegerischen 1990er Jahren. In relativ kurzen, kompakten Aufsätzen wird die Situation im Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso umrissen wie die Rezeption der 1990er-Jahre-Kriege. Immer wird dabei der Fokus auf Frauen als Akteurinnen gelegt. Deshalb sollte es ein solches Buch im Grunde für alle Regionen der Welt geben. Für Balkan-ExpertInnen ist es ohnehin ein Muss. Aber auch für solche, die es nicht sind, ist der Band als parteiische Einführung sehr empfehlenswert! Da lässt sich über die manchmal etwas magisterarbeitsmäßigen Formulierungen gerne hinweg lesen. Lea Susemichel

Marijana Grsak, Ulrike Reimann und Kathrin Franke (Hg.): Frauen und

Wenn eine selbst in Wien wohnt, dann ist die Versuchung groß, gleich beim „eigenen“ Bezirk anzufangen, um zu erfahren, wie eine der guten und bösen Frauen an diesem Ort ihr Unwesen treibt. „emmi“ im 6. Wiener Gemeindebezirk ist eine der scheinbar unschuldigen „Omas“ aus El Awadallas Geschichten: Mit Superkleber und Gruppen von wilden, langhaarigen Typen holt Emmi zum erfolgreichen Schlag gegen raffgierige WohnungsmaklerInnen aus. Emmis Aktionen erinnern an „Jeudi noir“ (schwarzer Donnerstag) in Paris, wo Wohnungslose und -suchende gegen den ausufernden Wohnungsmarkt zu Felde ziehen, indem sie besonders dreiste „Angebote“ heraussuchen und einen Besichtigungstermin vereinbaren. „gretl“ aus dem 18. Bezirk greift mit ihren 82 Jahren zu einer noch drastischeren Art der Selbsthilfe – sie lässt Granaten im Parlament hochgehen. Mitunter geht es auch weniger spektakulär, aber nicht weniger berührend zu. Wie in einem Reigen drehen sich die Frauenfiguren, tauchen in anderen Geschichten auf, werden mit dem Schicksal anderer Frauen verwoben. Alkoholkranke Freundinnen, denen auch mit Tollkirschen nicht beizukommen ist (7. Bezirk, „maria“), Frauen, die einem religiösen Guru verfallen (16. Bezirk, „traude“ ) und sich in einem anderen Text ihrer Rettung aus der Sekte verweigern (11. Bezirk, „sabine“), Frauen in Gedanken an ihre große Liebe (10. Bezirk, „martina“, hier tritt die Leserin übrigens eine Erinnerungsreise nach Martinsdorf ins Burgenland an, jenem Dorf, das in El Awadallas „der zwerg mit den silbernen rippen“ Hauptort des Geschehens ist). Und wenn eine keinen Rücken hat und die Sonne auf ihre Bauchwand scheint, dann verheißen solche Sätze und Formulierungen einen Sprachsog der besonderen Art. Diese Verheißung erfüllt sich im 14. Bezirk („yvonne“). Die einzelnen Wiener Bezirke und deren Atmosphäre mittels Frauen(leben) literarisch zu skizzieren ist nicht unoriginell – aber glücklicherweise gibt’s diese Frauen ja überall.

Entfremdet Elisabeth befindet sich in einem „Sanatorium“, das Durchgangsstation für NSTransporte in die Euthanasieanstalt Hartheim ist. In langen Gesprächen mit einem Arzt erzählt sie ihre Geschichte bis hin zu einer spontanen, regimekritischen Aktion, die sie als „Politische“ ins Gefängnis bringt. Elisabeth berichtet chronologisch, beginnt mit ihrer Kindheit in ärmlichen, ländlichen Verhältnissen. Geboren während des Ersten Weltkrieges, in dem der Vater stirbt. Zur schweigsamen Mutter hat sie wenig emotionalen Kontakt; als sie später die dramatische Lebensgeschichte der Mutter von anderen erfährt, kann sie diese besser verstehen, doch das Schweigen lässt sich nicht brechen. Bereits als Siebenjährige muss sie als Dienstmädchen arbeiten. Sie hat es bei der Pfarrersfamilie besser als zu Hause, kein Hunger mehr, geheizte Räume und sie darf sogar zur Schule gehen. Auch danach scheint sich alles gut zu fügen, sie kann in die nächst größere Stadt ziehen, wo sie zur Haushälterin ausgebildet wird: „… in der Stadt, da hat sie Möglichkeiten, findet sich einen braven Handwerker, und sie ist versorgt …“. Doch das Leben birgt für Elisabeth viele Hoffnungen und Schicksalsschläge: „Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber das Größte ist die Liebe“ schreibt die Mutter Elisabeth ins Gesangsbuch. Und tatsächlich bleibt sie immer hoffnungsvoll, bis die Liebe zu ihrem Kind sie zu ungewöhnlichen Lösungen zwingt und auch sie zur „fremden Mutter“ macht. Mit „Fremde Mutter“ schrieb die österreichische Autorin Christine Haidegger nach Jahren, in denen sie sich auf Lyrik und Kurzprosa konzentrierte, wieder einen Roman. In klarer Sprache erzählt sie eine tragische Geschichte, die doch nie unerträglich wird. Recht ausführlich in den weiter zurückliegenden Erinnerungen wird die Erzählweise gegen Ende immer knapper, immer schneller bewegt sich die Protagonistin auf das Unausweichliche zu. Eva Steinheimer

Frauenorganisationen im Widerstand in Kroatien, Bosnien und Serbien Verlag Edition AV 2007, 17,- Euro

Petra Öllinger

Christine Haidegger: Fremde Mutter Otto Müller Verlag 2006, 21,- Euro

El Awadalla: wienerinnen. geschichten von guten und bösen frauen. Sisyphus 2006, 14.- Euro

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Fo t o : S e n a t o r Fi l m

ge.sehen

„It’s just like the sixties …“ „… except with less hope“ Irmi Wutscher hat sich den Film „Shortbus“ angesehen. Die Kamera gleitet über ein Modell von New York. Kleine Papphäuser gleich einer Puppenstadt. Die Kamera wird von einzelnen Fenstern der Puppenstadt angezogen. Die Fenster werden zu Gucklöchern, die Zuschauerin zur Voyeurin, denn was sich hinter den Fenstern in den Innenräumen der Häuser abspielt, ist ziemlich explizit: Ein Mann versucht sich unter yogaartigen Verrenkungen selbst oral zu befriedigen und filmt sich dabei. Ein Pärchen hat Sex, der nach Leistungssport aussieht, in der gesamten Wohnung, in den abenteuerlichsten Posen. Eine Domina gibt ihrem Schnösel-Kunden Schläge mit der Lederpeitsche, während er sie über ihr „echtes“ Leben ausfragt. Genau wie ins Sexleben werden wir sogleich ins Alltagsleben der ProtagonistInnen hineingezogen. Der onanierende James ist in einer Beziehung mit einem anderen Mann, Jamie, in der er sich nicht mehr sonderlich wohlzufühlen scheint. Die beiden gehen zur Paartherapeutin Sofia, ihre Sitzung geht jedoch wegen der Unausgeglichenheit der Therapeutin schief, die diese folgendermaßen erklärt:„I am pre-orgasmic“. Ihr Euphemismus dafür, dass sie noch nie einen Orgasmus hatte. Die Domina Severin lebt in einem Storage-Room und hält ihr Leben in bekritzelten Polaroids fest. Sie alle treffen sich im Underground-Club „Shortbus“ wieder, der Musik-, Performance-, Travestie-, Filmund Swingerclub in einem ist. Im Shortbus treffen vom Ex-Bürgermeister über 42 an.schläge april 2007

das Model bis zum Donut-King, die Schwulen-, Lesben- und Swingerszene und diverse Underground-Paradiesvögel auf der Suche nach sich selbst, nach Sinn, nach Sex, nach dem Orgasmus aufeinander. Der Club ist der Knotenpunkt zwischen all diesen Leben, er stellt den Raum zum Ausleben und Ausprobieren der unterschiedlichen Sehnsüchte dar. Freundschaften, Beziehungen, Verbindungen entstehen. Sex als Triebkraft, die sie alle zusammenhält. Langsam werden auch die Dramen hinter den Fassaden erkennbar: James, der trotz seines hingebungsvoll liebenden Freundes Jamie immer in Depressionen versinkt und seit langem einen Selbstmord plant. Sofias ach so harmonische Ehe, die aufgrund des nie ausgesprochenen fehlenden Orgasmus auf der Kippe steht. Severin, die die Arbeit als Domina eigentlich ankotzt, die sie aber weitermacht, nur um es sich leisten zu können, in New York zu bleiben. Wir werden auch Zeugen verzweifelter Ausbruchsversuche: ein schwuler Dreier, ein Selbstmordversuch, ein VibratorEi mit Fernbedienung. Auf dem Höhepunkt des Dramas, als Sofia nach einigen Peinlichkeiten die Suche nach dem Orgasmus aufgibt, als Jamie durch James‘ Film entdeckt, dass dieser nicht glücklich war, als James erkennen muss, dass sein Selbstmordversuch fehlgeschlagen ist, fällt der Strom, der das Licht vorher schon in einigen Szenen gefährlich flackern ließ, in der gesamten Stadt aus. Alle treffen sich im

kerzenerleuchteten Shortbus wieder. Doch mit dem zurückkehrenden Licht erleben auch die Hauptfiguren ihr Happy End: Jamie und James finden wieder zueinander und auch Sofia hat schlussendlich ihren langersehnten Orgasmus bei einem sinnlichen Dreier im Shortbus. Angekündigt als „queer porn movie“ (FM4) oder „Hardcore-Drama“ (filmstarts.de) hinterlassen diese Kategorisierungen eher Unzufriedenheit: Bezieht sich das „Hardcore“ und „porn“ darauf, das erigierte Schwänze und Ejakulationen zu sehen sind? (Vaginas in derartigen Aufnahmen, soweit ich mich erinnern kann, übrigens nicht.) Weil Sex weder zwanghafter Trieb noch allumfassendes Glücksversprechen ist, sondern nur Sex? Und muss die Porno-Bezeichnung wiederum relativiert werden, weil sich Pornos durch fehlende Handlung und dümmliche Dialoge auszeichnen? Shortbus schafft es, Porno-Klischees zu überwinden und Sex trotzdem nicht hinter kuschelweichen, hochglanzerotischen Bildern zu verstecken. Dennoch ist auch bei expliziten Hardcore-Szenen der Sex nie die Hauptsache, es schwingt immer menschliches Drama und dessen unfreiwillige Komik in den Szenen mit. Diese ungewöhnliche Mischung beschreibt eine Zuschauerin beim Verlassen des Kinos so: „Wenn Sofia zum Schluss einen Orgasmus hat, dann freut man sich, als ob sie von einer langen, schweren Krankheit geheilt wäre.“ ❚


an.künden musik.tanz 5.4., 10.4., 14.4., 18.30, Wien pornonom. Ein Versuch über Heteronomie und Sex, mit Marty Huber, Sabine Sonnenschein und Brigitte Wilfing Tanzquartier Wien/ Studios, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, www.tqw.at, Anmeldung erbeten unter: T. 01/ 581 35 91 oder tanzquartier@tqw.at, Kosten: pay as you wish

7.4., 21.00, Wien Suetoyou. THE-VOICE-AND-ONLYELECTRO-SHOW, One-Woman– Performance über Sexualität, Liebe und Missbrauch Luftbad, 1060 Wien, Luftbadgasse 16. www.myspace.com/suetoyourocks, Eintritt: freie Spende

12.4. - 21.4., 20.30, Wien The Mysteries of Love. Inszenierung einer Liebe-Haß-Orgie, die sämtliche Genregrenzen sprengt. Zwei Mädchen beginnen ihre Charaktere zu wechseln: von mechanischen Puppen zu unschuldigen Mädchen bis zu perversen Frauen. Von Erna Omarsdottir und Johann Johannsson Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, www.tqw.at, Kosten: 15,-/13,- Euro

20.4., 21.4., 20.30, Wien La place du singe. Die Choreografin Mathilde Monnier und die Autorin Christine Agnot formieren ein Duo und erzählen einen Text-Tanz-Dialog, sie erzählen Geschichten mittels der Sinnlichkeit und der Abstraktion bewegter Körper Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, www.tqw.at, Kosten: 18,-/ 15,50 Euro

20.4.-11.5., Wien Balkanfever. 4. Internationales Balkan Festival Wien www.balkanfever.at

21.4., 20.00, Wien Milchio Leviev & Darinka Tsekova. Balkan Jazz mit Gadulkaspielerin Darinka Tsekova - eine Romni und die erste Frau, die dieses Instrument spielt Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11, T. 01/ 503 70 09, porgy@porgy.at, www.porgy.at, Kosten: 15,- Euro

28.4., 20.00, Wien Maja Osojnik & Band. Die slowenische Pipi Langstrumpf des Ethno-Jazz Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11, T. 01/ 503 70 09, porgy@porgy.at, www.porgy.at, Kosten: 15,- Eurot

film 5.4., 21.00, Salzburg Bandits. Lesbenkino mit gratis Popcorn 2Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, zweistein@sbg.at

6.4., 20.00, Mank Auswege. Ein Film von Nina Kusturica, Drehbuch von Barbara Albert, über Frauen in Gewaltbeziehungen, mit anschließender Podiumsdiskussion, Veranstalterin: Regionale Frauenplattform Kino Mank, 3240 Mank, Schulstr. 10

8.4., 12.00, Wien Filmfrühstück: Little Miss Sunshine Ein satirischer Blick auf falsche Schönheitsideale, authentische Familienkrisen und den amerikanischen Traum Votiv Kino, 1090 Wien, Währingerstr. 12, T. 01/ 317 35 71, Kosten: Film + Frühstück: 12,50 Euro; Film: 7,– Euro

12.4., 21.00, Salzburg Kissing Jessica. Lesbenkino mit gratis Popcorn 2Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, zweistein@sbg.at

19.4., 21.00, Salzburg Fire. Lesbenkino mit gratis Popcorn 2Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, zweistein@sbg.at

26.4., 21.00, Salzburg Summer of Love. Lesbenkino & Popcorn 2Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, zweistein@sbg.at

t h e a te r . ka b a r e t t 12.4. - 28.4., 20.30, Wien Antiklimax von Werner Schwab. Das Stück widmet sich den Verdrängungsmechanismen kleinbürgerlicher Individuen sowie staatlichen und kirchlichen Tabuthemen. Im Mittelpunkt steht eine Frauenfigur: die Mariedl. Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/5231226, office@kosmostheater, www.kosmostheater.at, Karten: 15,-/13,- Euro

14.4. - 5.5., 20.00, Wien China Shipping. Uraufführung von Ulrike Syha nach „Drei Schwestern“ von Anton Tschechow. Drei Schwestern wollen zurück nach Hause, wollen eine Heimat finden, die es nicht mehr gibt. TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, T. 01/ 586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at, Kosten: 17,-/ 10,- Euro

17.04., 15.05., Wien Ladies Night. Der Weiberstammtisch lädt 2007 wieder zur Ladies Night in den Kosmosclub. Mit: Eva D., Susanne Draxler, Christina Förster, Claudia Martini, Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger, Christa Urbanek u.v.a. Künstlerinnen aus den Bereichen Kabarett, Comedy, Clownerie, Mime, Figurentheater und Gesang präsentieren sich gemeinsam auf der Bühne. Bunt schillernd, kraftvoll sinnlich und leidenschaftlich schräg Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/5231226, office@kosmostheater, www.kosmostheater.at, Karten: 13,-/11, - Euro

17.4.-5.5., 19.30, Wien Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog 3raum Anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650 / 323 33 77, info@3raum.or.at, www.3raum.or.at, Kosten: 18,-/ 12,- EURO

17.4.-21.4., 20.00, Wien Fernwärme. Ein Abend über Veronica Ferres, Filme über Terrorismus und Depression. Eine Produktion der little drama ladiez dietheaterKünstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, kasse@ diehteater.at, www.dietheater.at, Kosten: 14,50 Euro, VVK 12,- Euro

19. - 21.4., 21.00, Krems Gob Squad – Gob Squad`s Kitchen. Eine Produktion über Andy Warhols „Kitchen“, ein Versuch Warhols Filme zu rekonstruieren indem man sich selbst hinein begibt Stadtsaal Krems, 3500 Krems, Edmund Hofbauerstraße 19, Info und Karten: T. 02732/ 908 03 3, www.donaufestival.at, Kosten: 10,-/ 8,- Euro (Ticket inkludiert Eintritt zu Produktionen in Parkhotel und Lounge)

19. - 21.4., ab 22.00, Krems Toxic Dreams: Sleep. In Zimmer 115 des Parkhotels schlafen Ihnen A und B was vor, viele Stunden lang, die Szene bleibt immer die gleiche, von verschiedenen MusikerInnen begleitet.

Fernwärme „Wenn ich anfange, einen Film zu drehen, bin ich eine weiße Leinwand“, sagt Veronica Ferres. Ein schöner, aber trauriger Theaterabend mit den little drama ladiez über Veronica Ferres, das Verschwinden der authentisch depressiven, paranoiden Detektive und ein Hotelzimmer in Australien. Barbara Kramer, Mira Miljkovic und Karoline Rudolf spielen sich selbst und wissen dabei, dass sie nie nur bei sich sind. dietheaterKünstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, kasse@dietheater.at, www.dietheater.at, Kosten: 14,50 Euro, VVK 12,- Euro

Parkhotel Krems, 3500 Krems, Edmund Hofbauerstr. 19, Info und Karten: T. 02732/ 908 03 3, www.donaufestival.at, Kosten: 10,-/ 8,- Euro (Ticket inkludiert Eintritt zu Produktionen im Stadtsaal und in der Lounge)

s e m i n a r . w o rk s h o p 30.3. - 4.4., Wien FrauenFrühlingsUniversität. Workshops und Kulturprogramm zu den Themen Feminismus, Körperpolitiken, Prekäre Lebensverhältnisse Altes AKH, 1090 Wien, Spitalgasse 2, T. 01/ 310 88 80 58, frauenuni@oeh.ac.at, www.frauenuni.net

03.04., Wien MigrantInnen in der mobilen Pflege und Betreuung. Im Rahmen des EqualProjekts „MigrantInnen in der mobilen Pflege und Betreuung“ bietet die Caritas Wien Informationen über Pflege– und Betreuungsberufe. Diese Information richtet sich an Personen mit Migrationshintergrund, die an einer Ausbildung im Bereich mobiler Pflegeund Betreuungsberufe interessiert sind

Seminarraum Akzente Salzburg, 5020 Salzburg, Glockengasse 4c, 4. Stock, nur Frauen

21.4.-22-4-, 10-17.00, Neunkirchen Mein Platz in meiner Familie: psychodramatische Aufstellungsarbeit Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620 Neunkirchen, Wiener Straße 4/9, T. 02635/ 611 25, freiraumfrauen@utanet.at, www.frauenberatung-freiraum.at, Anmeld. bis 11.4., Kosten: 20,- bis 40,- Euro

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 04.4., 19-20.30, Salzburg Therapie von Essstörungen. Das Modell intensivtherapeutischer Wohngruppen wird vorgestellt Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/ 442 25 5, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 5,- Euro

11.4., 19-21.00, Salzburg Elternvortrag: Wenn meine Tochter die erste Regel bekommt Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/ 442 25 5, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 5,- Euro

WIK-Vernetzungsbüro, 1050 Wien, Margaretengürtel 96/4/1a, T. 01/6418430, vereine@wik-vernetzungsbuero.at, Information und Anmeldung: Sabine Kopf

18.4., 20-21.30, Salzburg Neue Verhütungsmethoden. Vorstellung neuer Verhütungsmittel und Gesprächsrunde mit Frauenärztin

13.4., 9-12.30, Salzburg Mädchenvernetzungstreffen. Schwerpunkt: „Queen forever - Mädchen und Alkohol“

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/ 442 25 5, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 5,- Euro

19.4., 14-18.30, Wien Kommunikations- und Interaktionskulturen. Education, Politik und Körper. Von Christiane Funken, Martina Grzinic, Claudia Reiche. Im Rahmen der Ringvorlesung Gender und eEducation Sitzungssaal der Akademie der bildenden Künste, Parterre Links, M13, 1010 Wien, Schillerplatz 3, www.egender.akbild.ac.at

20.4., 11-18.00, Wien „Ich lebe, wofür ich angetreten...“ Internationales Symposium: Elisabeth Freundlich (1906 - 2001), Publizistin, Historikerin und Schriftstellerin zählte zu den großen Persönlichkeiten des Exils. Arnold Schönberg Center, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 6, Eintritt frei, Anmeldung: Österreichische Gesellschaft für Exilforschung, 1020 Wien, Engerthstr. 204/40, office@exilforschung.ac.at, www.exilforschung.ac.at

23.4., 18.30, Wien Mutterliebe und Geburtenkontrolle zwischen Psychoanalyse und Sozialismus. Die Geschichte der Margarethe Hilferding-Hönigsberg (1871 - 1942), von Dr. Eveline List. IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei

26.-28.4., Wien Tagung: Scham und Blick. Das visuelle Feld als Kampfzone, Konzeption: Claudia Benthien IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26, ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at

april 2007 an.schläge 43


an.künden 30.4., 20.00, Wien Apéro. Anne Juren (F/A) - Wiener Artist in Residence der Saison 2006/07. Interessiertes Publikum ist dazu eingeladen, über aktuelle Performances und Ausstellungen zu diskutieren.

Cartoon: Mela

Tanzquartier Wien/ Studios, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, www.tqw.at

a u s s te l l u n g bis 10.6., Linz futuresystems : rare momente. Gruppenausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst mit Installationen, die Momente sinnlicher Intensität inszenieren und damit Visionen alternativer Weltentwürfe vermitteln Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1,T. 0732/ 707 03 600, info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00

bis 3.6., Innsburck Charlotte Salomon. Leben? Oder Theater? Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/ 1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-18.00, Do 1120.00, Mo geschlossen

bis 14. April, Wien a forest and a tree. In der Ausstellung a forest and a tree beschäftigen sich sieben KünstlerInnen, mit jeweils unterschiedlicher kultureller Herkunft und gesellschaftlichem Hintergrund, mit globalen menschlichen Erfahrungen wie Immigration, Exil und Dislokation Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währingerstr. 59/2/1, T. 01/401 21 41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at, www.kunsthalle.wuk.at, Di - Fr 14-19.00, Sa 10-13.00

bis 20.6., Wien Elastic Taboos. Koreanische Kunst der Gegenwart Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at

bis 27.4., Wien notes on archives. In Anlehnung an Foucaults Verständnis des Archivs fokussiert die Ausstellung künstlerische Praktiken, welche Texte, Bilder und Tondokumente kolonialer Geschichte aufgreifen, um die darin eingeschriebenen Machtverhältnisse und Blickregimes sichtbar zu machen IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/ 524 09 09, galerie@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at/notesonarchives, Di - Fr 13 -18 Uhr

bis 29.04., Wien Exil des Imaginären. Politik Ästhetik Liebe. Mit Werken von: Andrea Geyer, Sharon Hayes, Stefanie Taylor, Dolores Zinny/Juan Maidagan u.a. Die amerikanische Kunsthistorikerin Juli Carson thematisiert in ihrer Ausstellung die Liebe in Zeiten von politischen Turbulenzen Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15, T.01/5049880, foudation@generali.at, foundation.generali.at

1

lesung

17.4., 20.30, Wien StockWerk. Drei Monologe über Einsamkeit, Arbeit(slosigkeit) und Liebes/Familienidyllen. Von Nadja Bucher Schneiderei im Schauspielhaus, 1090

44 an.schläge april 2007

Wien, Porzellangasse 19, T 01/317 01 01 0, welcome@schauspielhaus.at, www.schauspielhaus.at, Eintritt: Spende für Hunger auf Kunst und Kultur

Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff

21.4., 20.30, Wien Mia Messer von Doris Mitterbacher (Gewinnerin Protestsongcontest 2007)

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen

Schneiderei im Schauspielhaus, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T 01/317 01 01 0, welcome@schauspielhaus.at, www.schauspielhaus.at, Eintritt: Spende für Hunger auf Kunst und Kultur

23.4., 20.00, Wien Marie Ndiaye liest aus ihren Stücken. Ausschnitte aus „Hilda“, „Providence“ und „Papa doit manger“, anschl. offene Gesprächsrunde Theater Drachengasse/ Bar, 1010 Wien, Drachengasse 2, T, 01/ 512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at

a k t i v i t ä te n 9.4., 17-18.30, Graz FrauenStadtSpaziergang. Spaziergänge durch Institutionen der Neuen Frauenbewegung: Peripherie - Institut für praxisorientierte Genderforschung Info bei Ilse Wieser, T. 0676/ 751 26 64

f i x te r m i n Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18.-22.00

Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo

Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00

SHG 1 im Frauennotruf, 5020 Salzburg, Haydnstraße 2, wöchentlich jeden Di von 18-19.30; SHG 2 14-tägiges Treffen, Di von 19.30-21.30, T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@aon.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net

Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leitung Karin Weingartmann Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz, Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm, Anmeldung unter 0316/837 998, Di 1921.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00

Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat, jeweils von 18.30-21.00

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind. Mit Sabine Fabach (Psychotherapeutin)

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Mittwoch

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda für politisch und rechtlich interessierte Schwule und Lesben X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo

„Zwischen den Welten“ Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29., T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25/1. Stock, jeden Mo u. Mi 14-18.00

Dienstag Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00

Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30

Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00

Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von14-18

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,


www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Fo t o : Ve r l a g A k z e n t e S a l z b u r g

an.künden

Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Gruppe für Frauen. Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,

Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen, T. 01/587 67 50

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-21.00

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich

Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00

Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen, Portraitmalen für Frauen und Mädchen Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 14, T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00

Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00

Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00

Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung

FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30

Queen forever – Mädchen und Alkohol Laut Fachwelt sind Mädchen Gelegengheitstrinkerinnen und haben keine Lust auf Rausch. Ob das so noch stimmt und welche Sehnsüchte sich ausdrücken, wenn Mädchen trinken, diesen Fragen wird beim Mädchenvernetzungstreffen am 13.4. in Salzburg nachgegangen. Inhalte des Treffens sind unter anderem geschlechtsspezifisches Sucht– und Konsumverhalten in Bezug auf Alkohol, Methoden der Suchtprävention, Vorstellen der Fachstelle für Suchtvorbeugung und des Präventionsprojektes „So nicht mit mir!“ 13.4., 9-12.30, Seminarraum Akzente Salzburg, 5020 Salzburg, Glockengasse 4c, 4. Stock, nur Frauen

T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen

Barbetrieb mt Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben

Orlando-Party

Sonntag

Treffen der „Jungen Herzen“

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

g.spot for queers to check in & freak out

Freitag

Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00

1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00

Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00

Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00

Mahnwache und Speakerscorner

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben

Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122

Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at

Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00

Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98214, jeden 3. So 16-20.00

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, info@aus-weg.de, www.aus-weg.de

Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Frauenleserunde Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00

Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48, T. 0662/442 255, kostenlos

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00

Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro

Schwangerschaftstest, Infos zur Schwangerschaft Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

april 2007 an.schläge 45


Fo t o : S a m m l u n g J o o d s H i s t o r i s c h M u s e u m , A m s t e r d a m © C h a r l o t t e S a l o m o n Fo u n d a t i o n

an.künden

Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz

Mi 17.00-18.00 femme totale – feministisches Radio Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)

Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio

an.schläge

im Mai

thema

Feminismus und Humor Geschlechterkampf heißt Schluss mit lustig? Gibt es im feministischen Alltag wirklich nichts zu lachen?

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do

Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr

Fr 18.00-19.00 Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum

politik

G8 Juliane Schuhmacher über die Genealogie der Macht und die Proteste in Heiligendamm.

Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)

Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums

Leben? Oder Theater?

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr

Der Bilderzyklus „Leben? Oder Theater?“ von Charlotte Salomon ist eine fiktionalisierte Autobiografie. Salomon zeichnete das Leben ihrer Familie auf und nannte es „Singespiel“, eine dramaturgisch aufgebaute Kombination von Malerei und Text, für die auch musikalische Begleitung vorgesehen war. Charlotte Salomon schuf ihr Werk zwischen 1940 und 1942 im Exil in Villefranche-sur-Mer, wohin sie als Jüdin geflüchtet war. 1943 wurde sie verraten und in Auschwitz ermordet. Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/ 1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen

Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)

tanz.fest 08.03., 8.4., 17.00, Salzburg 2 Stein`s warm up for LIFEBALL. In der Girlszone: Rockröhre ELLI - die Gewinnerin von Deutschland sucht den Superstar, Eintritt wird an den Lifeball gespendet für Aidshilfeprojekte

OKTOFOKUS: ROMAT AG

„Fahrendes Volk? Zw ischen Vergangenheit und Gegenwart“

7. 4., 20.00 (WH: auf OKTO, Kana l

8.4., 17.00 )

8, www.okto. tv

CAVE CLUB, 5020 Salzburg, Leopoldskronstraße 5, Kosten: 12,- Euro, im Lifeballoutfit 8,- Euro

21.4, 19.00, Wien Latin Night abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in deinem Körper wohl zu fühlen. Mit Martina Rainer

Café Standard, 1050 Wien, Margaretenstr.

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47, Kosten: 35,- Euro

30.4., 20.00, Graz Walpurgisnacht – Hexenfest

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz,

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

palaver@frauenservice.org

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71

Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at

r a d i o . f i x te r m i n

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen

Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!

Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster

Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos

46 an.schläge april 2007

Orange 94.00 MHz

63, tanzclub@resisdanse.at, www.resis-

an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen

danse.at

Griesgasse 8, T. 0316/ 712 44 8,

Kosten: 3,-

diverses

Rebellen und Rebellinnen gesucht Wer möchte mitarbeiten an einer Okto-TV Show, in der MigrantInnen verkuppelt werden sollen, um durch die Ehe zu Papieren zu kommen Kontakt: T. 069919422209, augustine.leisch@gmx.at

Redaktionsschluss Termine 05/07: 10.04.2007 termine@anschlaege.at

Buch Media Service Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Frauenzimmer Kunsthalle Shop Prachner Riedl Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht Bücher Wiederin Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Hacek-Bücherei

1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1070 1080 1090 1090 4600 6020 6020 6900 8010 9020

Rathausstr. 41 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22 Sparkassenplatz 4 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Paulitschgasse 5/7


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an.schläge

Nr. 04/07, April 2007 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M


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