an.schläge06/2007
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an.schläge
18.05.2007
14:32 Uhr
Seite 2
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
politik
FairFuck Sexarbeiterinnen fordern rechte thema
FilmFest Queere Filmfestivals allerorten
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
an.schläge an.spruch
...und zum Dritten! „Ab dem Dritten wird es einfacher“: Kinder kriegen
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sex.arbeit
Stolz und Vorurteil Mit Schirm, wenn Charme nicht hilft: SexarbeiterInnen kämpfen
auf.takt
österreich.armut
Armut wird gemacht Die alte Geschichte: Frauen sind ärmer, auch in Österreich
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vaterrechts.bewegung
In Nomine Patris
forum
thema
politik
Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung
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an.sage
Happy, funny, geil und steil! Die Regenbogenparade: Kommerzscheiß oder super Sache?
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film.festivals
Jetzt in den europäischen Kinos Queer, lesbischwul, musikalisch, türkisch … Filme für alle
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forum.wissenschaft
Der durchschnittliche User Aus der Traum, Frau Haraway: Technik hat ein Geschlecht
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küchen.hilfe
arbeit
Es ist Feiertag. Aber Produktionswoche. Das Ladyfest ist in der Stadt und übermorgen sollen die an.schläge ihr Projekt „You can Feminism“ bei SOHO in Ottakring mit einer Radical Cheerleading-Performance eröffnen. Für die es noch keine Pom-Poms gibt. Und auch noch nicht genug Tänzerinnen. Und die paar, die sich bis jetzt gefunden haben, können die komplizierte Schrittfolge noch nicht. Vom Text gar nicht zu reden. Saskya liegt mit einer schlimmen Nierenbeckenentzündung – die sie tagelang für einen beim Kampf mit einem geplatzten Fahrradschlauch zugezogenen Hexenschuss gehalten hatte – im Bett. Und fehlt ganz fürchterlich. Mit ihr auch noch nahezu alle Fotos fürs Heft. Von Bergen unbeantworteter Mails und unredigierter Texte gar nicht zu reden. Außerdem ist schon wieder in die Redaktion eingebrochen worden, zum zweiten Mal in wenigen Monaten. Spurensicherung und Schlüsseldienst schwächten die stark dezimierten Arbeitskräfte zusätzlich. Haselnüsse und Dönerfleisch auch. Miri, die Praktikantin, leidet nach Kebabverzehr an einer Lebensmittelvergiftung. Katharina, die ihren Feiertag pflichtbewusst opfern wollte, um einzuspringen, verbringt ihn nun stattdessen im Krankenhaus. Die Nüsse haben einen allergischen Schock ausgelöst. Er ist glücklich überwunden, aber mit juckenden Ohren und geschwollen Augen ist an Korrekturlesen natürlich nicht zu denken. Übrig sind Irmi und Lea. Die auch geschwollene Augen haben. Vom Durcharbeiten. Aber auch von der Ladyfest-Sexparty letzte Nacht. Sie wollten aus Recherchegründen für das geplante Sexthema in der nächsten Ausgabe hin. Und sind in Darkroom und Folterkammer gelandet. Und da so schnell nicht wieder rausgekommen. Und müssen die Berge nun alleine bewältigen. Vom Radical Cheerleading gar nicht zu reden.
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Aschenbrödel Walraff wider Willen im härtesten Job des Lebens
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prekarisierungs.prozesse
Entsichert Weibliche Prekarisierung braucht feministische Gegenstrategien
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prinzessinnen.bad
Ich komm’ aus Kreuzberg Die Filmemacherin Bettina Blümner spricht über Berliner Mädchen
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kunst.regeln
Not For You Die Chicks On Speed sind Superstars. Wie konnte es dazu kommen?
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an.klang
Lieder für jede Witterung Frühjahrsalben: Von heißem Lesbenpop zu lauer Melancholie
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lese.zeichen
Zwielicht Momente der Prostitution, unterschiedlich beleuchtet
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Eure Redakteurinnen
kultur
ge.sehen
Verwickelte Verarbeitung Das Theaterstück „Die Troerinnen” erzählt von den „Trostfrauen”
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an.uns an.schläge i n
Neapel
Fo t o : J e n s Ka s t n e r
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination), Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Beatrice Achaleke, Doris Allhutter, Andrea Auerbach/AndA, Karin Eckert/keck, Anita Heiliger, Gabi Horak/GaH, Miriam Kollmann/miri, Helga Pankratz,, Stefanie Schlüter, Judith Schoßböck, Elena Stöhr, Sarah
zeugenden an.schläge nähren eine Hoffnung: Die Töchter fechten’s besser aus! Die LiteraturwissenschaftleBeim Verweilen auf der sehr vergnüglichen Humorstrecke erinnerte rin Daniela Strigl erläuterte kürzlich in Hamburg, dass, anders als in der ich mich an vergangene Zeiten. Literatur Deutschlands, in ÖsterRecht lustig mag es beim Verfassen der abgelichteten Anzeige zugegan- reichs Humor eher „über Bande“ gegen sein (s. unten). Ironie und Selbst- spielt würde. Sehr schön. ironie wirken hier sehr befreiend. Leider verstarb „Die schwarze Botin“ Eine nie versiegende Humorquelle wünscht Euch, gut zwei Jahre später. Doch die in so vieler Hinsicht überThemis Lorenzen, Hamburg Liebe an.schläge-Frauen,
Stutte, Michèle Thoma/MiT, Bärbel Traunsteiner
an.sage: Marty Huber und Helga Pankratz neu.land Beatrice Achaleke heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Jenny Unger ge.sehen: Kerstin Kellermann an.klang: Sonja Eismann und Ute Hölzl plus.minus: Eva Steinheimer Cartoon: Melanie Letschnig Unsere Werbung: id:dev, identity development Cover: Miriam Kollmann Fotos: an.schläge-Archiv, Ute Bock, Filmmuseum, Svenja Häfner, identities, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, Jens Kastner, Miriam Kollmann, Kunsthausforum Bern, Pink Apple, Polyfilm, Anna Rauchenberger, Schauspielhaus, Christina Schröder, Schwarze Frauen Community, Stefanie Seibold, Eva Steinheimer, Türkisches FrauenFilmFestival, Irmi Wutscher, Zoom Medienfabrik
Layout: Lea Susemichel Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
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an.schläge werden gefördert von:
Svenja Häfner
... und zum Dritten! Unlängst kam es zu folgendem Dialog: Frau A: „Wie viele Kinder haben Sie denn?“ Frau B: „Zwei.“ Frau A: „Ganz schön stressig, nicht wahr? Als ich mein zweites bekam, empfand ich das auch als sehr stressig. Mit dem dritten wurde es dann viel einfacher.“ Frau B:„Einfacher? Wieso?“ Frau A: „Mit zwei Kindern war ich immer noch hin und her gerissen zwischen meinem Beruf und den Kindern, mit drei hat sich die Sache dann erledigt. Da war ganz klar, dass ich mich nur noch um Haushalt und Kinder kümmere.“ Ich fühle mich verstanden, möchte am liebsten gleich noch ein drittes Kind, damit ich endlich zufriedener werde; denn Kinder – seien es dann auch drei – und Haushalt allein, das wird sich doch hoffentlich packen lassen. Meinen beruflichen Ehrgeiz kann ich ja für ein paar Jahre hintanstellen. Dann brauche ich nicht mehr auf den Mittagsschlaf meiner Jüngsten zu warten (wenn er denn dann kommt), um endlich mal zügig meiner bezahlten Arbeit nachzugehen oder um was anderes zu lesen als das Titelblatt der Tageszeitung. Es plagt mich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich am Abend meinen intellektuellen Horizont bei der Millionenshow erweitere, anstatt mich meinem Studium zu widmen, weil ich nach einem Kindertag am Abend zu keiner größeren geistigen Tätigkeit mehr fähig bin. Aber ich habe ja nun die wichtige Aufgabe, mich um drei Kinder zu kümmern. Und überhaupt soll das Image der „nur“ Hausfrau in der Öffentlichkeit wieder aufgewertet werden. Als Familienmanagerin werde ich nun den Besen schwingen, die Windeln wechseln, anziehen, baden, Spielsachen und sonstigen Dreck wegräumen, Einkaufen gehen, Essen zubereiten, ein Freizeitprogramm erarbeiten, mir die Endlosgeschichten meiner Tochter anhören, zehnmal am Tag Mutter-Vater-Kind spielen (bin ich nicht eh schon die Mutter?) oder Geschichten von Cinderella und Arielle vorlesen, die einfach gähnend langweilig sind. Nicht zu vergessen, dass meine wertvolle Arbeit mit den Kleinsten auch noch bezahlt wird. 14,53 Euro Kinderbetreuungsgeld am Tag die ersten zweieinhalb Jahre. Das sind bei diesem zwölf Stunden Job (unter der Voraussetzung, dass die Kinder die restlichen zwölf Stunden schlafen) ein Stundenlohn von 1,21 Euro. Doch ich leiste eine für die Gesellschaft
wichtige Arbeit, da soll es mir auf einen Euro mehr oder weniger nicht ankommen. Meine Kinder werden mir meine Aufopferung hoffentlich eines Tages danken. Doch leider muss ich feststellen, dass mich nur Haushalt und Kinderversorgen nerven, mich zeitweise (zum Glück) eher aggressiv als depressiv machen und ungeheuer an meinem Selbstwertgefühl nagen. Ich will mehr und vor allem will ich finanzielle Unabhängigkeit durch einen gut bezahlten Job und das mit Kindern. Und ich will, dass dies in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit ist und nicht mehr in Frage gestellt wird. Noch ist es nicht soweit. Allerdings wird die Ressource „Mutter“ von Politik und Wirtschaft wieder mal kräftig umworben. Es geht darum, der Gebärunlust vieler Frauen entgegenzuwirken und die gut ausgebildeten und hochqualifizierten weiblichen Arbeitskräfte der Wirtschaft zu erhalten. Ein Zauberwort hierbei ist die so genannte „Wahlfreiheit“. Frauen sollen sich entscheiden können, ob sie ihre Kinder selber zu Hause betreuen und dafür eine Zeit lang aus ihrem Beruf aussteigen oder sie während ihrer Arbeitszeit in eine Fremdbetreuung geben. Die Politik will sich bemühen, hierfür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Eher beiläufig wird in dieser Diskussion darauf hingewiesen, dass eine zu lange Babypause den beruflichen Wiedereinstieg erschwert und die Frauen mit einigen Nachteilen rechnen müssen. Dass diese Nachteile oftmals aus schlechter Bezahlung und einer nicht ihrer Ausbildung entsprechenden Tätigkeit bestehen, wenn sie denn einen Job finden, kommt dabei kaum rüber. Nicht zu vergessen, dass die Frauen in finanzielle Abhängigkeit vom Partner kommen, die der Forderung nach Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern nun völlig entgegenläuft. Also kein drittes Kind? Oder doch? Es gibt Momente, wie heute, wenn draußen die Sonne scheint, ich in Ruhe am Computer sitze und schreibe, die Kleine neben mir Selbstgespräche führt, meine Große im Vorbeigehen meint: „Mama, ich lieb dich!“ und mein Freund die Kinderwäsche aussortiert, wo mir die ganze Diskussion um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie am Arsch vorbeigeht und ich denke: Ein Drittes packen wir auch noch. ❚ juni 2007 an.schläge 05
österreichan.riss Preis (2003). Spendengelder in jeder Höhe werden dringend benötigt: Verein Ute Bock, BLZ 57000 (Hypo Tirol Bank), Kontonr. 520 110 174 99. Oder online spenden unter: https://www.e-spende.at/fraubock GaH Liste der Bock auf Bier-Lokale unter: www.fraubock.at/bockaufbier
Fo t o : w w w. f ra u b o c k . a t
frauenbericht
Frauenbericht 2010 Seit 1975 wurde alle zehn Jahre ein umfassender Bericht über die Situation von Frauen in Österreich vom Frauenministerium/Bundeskanzleramt erstellt. Im Jahr 2005 wäre wieder ein Frauenbericht fällig gewesen, Gesundheitsministerin Rauch-Kallat hat ihn jedoch nie in Auftrag gegeben, mit dem Argument, das wäre zu teuer und das Frauenberichtswesen werde neu organisiert. Die neue Frauenministerin Doris Bures hat nun einen großen Frauenbericht für 2010 – nach 15 Jahren Pause – angekündigt. Die wissenschaftliche Studie dazu werde im Herbst ausgeschrieben. Ein Kapitel soll speziell die soziale und wirtschaftliche Situation von MigrantInnen behandeln. GaH
flüchtlingshilfe
Bock auf Bier reloaded Bier trinken macht wieder Sinn: Die erfolgreiche „Bock auf Bier“-Kampagne von 2003 wird fortgesetzt. In 73 Wiener Lokalen fließen wieder zehn Cent pro Bier an das Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Das Projekt der Ute Bock wird vor allem durch private Spendengelder, SponsorInnen und Preisgelder finanziert. Das Team kümmert sich um AsylwerberInnen, die sonst allein gelassen wären: Es werden Wohnungen organisiert, Beratung und psychologische Betreuung sowie Deutsch- und EDV-Kurse. „In Österreich müssen Flüchtlinge jahrelang auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Sie dürfen nicht arbeiten, erhalten wenig oder gar kein Geld vom Staat und haben in vielen Fällen nicht einmal eine Unterkunft oder eine Krankenversicherung – und das in einem der reichsten Länder der Welt“, sagt Ute Bock. Ihr Flüchtlingsprojekt wurde schon mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem UNHCR-Flüchtlingspreis (2000), dem Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte (2002) und dem Dr. Karl-Renner-
www.frauen.bka.gv.at
wien
Infokampagne der Frauenhäuser Ständig steigende Beratungszahlen zeigen, dass der Bedarf an Schutzräumen für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder groß ist. Der Verein Wiener Frauenhäuser betreibt vier Frauenhäuser in der Bundeshauptstadt mit insgesamt 164 Wohnplätzen, außerdem eine ambulante Beratungsstelle und ein Notruftelefon. 2006 nahmen 565 Frauen und fast ebenso viele Kinder Hilfe in Anspruch, telefonisch gingen 4.000 Notrufe ein. Um die vielen Betroffenen, die noch nicht den Weg aus der
„Gender Ice Creaming“
Unter diesem Motto bringt der Konzern Unilever ein Bubeneis mit Frisbee und ein Mädcheneis mit Glitzerschminke auf den Markt. Auf diese tolle Marketingidee brachte den Konzern eine Auftragsstudie, die wieder einmal „beweist“, dass Mädchen und Buben ganz verschieden sind, weil erstens ihre Gehirne unterschiedlich funktionieren (!) und sie zweitens von ihrer Umwelt in ihrem Rollenverhalten geprägt werden. Was schließt also so ein Konzern daraus? Klischeeproduktlinien müssen her! Wär’ doch gelacht, wenn sich da nicht ein paar Machos und Tussis als KonsumentInnen für morgen konstruieren ließen! 06 an.schläge juni 2007
hungern
hetzen
Appetitzügler
Nachzügler
Zwischen all den Muttertagsberichten, in denen Mütter beteuern, wie sie nicht allen Unbill des Lebens vergessen, sobald sie ihres geliebten Nachwuchses ansichtig werden, fand sich in der Zeitung Österreich auch noch ein wenig Platz für gewichtigere Themen. Nämlich, wie schaffe ich es, innerhalb von wenigen Tagen wieder in mein „kleines Schwarzes“ zu passen? Die Ratschläge dazu altbekannt: nix essen, viel bewegen. Doch dann der Geheimtipp: Appetitzügler aus der Apotheke! Ziemlich unglaublich, was mittlerweile als völlig „normaler“ Abnehmtipp durchgeht, galt vor kurzem noch als Indiz für eine Essstörung. –
Wieder einmal Songcontest. Nun kann eine über diese Veranstaltung denken, wie sie will, aber was sich da einige Songcontest-„Spezialisten“ in der Aftershow-Sendung auf ARD an Entgleisungen geleistet haben, ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Nachdem der deutsche Chauvi-Kandidat nur auf den letzten Plätzen herumgrundelte, musste anders Dampf abgelassen werden, also machten sich die versammelten schwulen Aushängepromis des deutschen Fernsehens ausgiebig über die serbische Wettbewerbssiegerin Marija Serifovic als „kleine, dickliche Lesbe mit Brillen“ lustig. –
an.rissösterreich Gewaltspirale gefunden haben, über das Angebot der Frauenhäuser zu informieren, startet der Verein eine neue Infokampagne mit Kinound Fernsehspots. Bei der Präsentation meinte Geschäftsführerin Andrea Brem: „Es muss sichergestellt sein, dass Frauen, die Opfer von Gewalt sind, auch den Weg zu uns finden.“ Die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger forderte bei der Gelegenheit außerdem, dass das Aufenthaltsrecht von Migrantinnen nicht länger an das des Ehemannes gekoppelt sein dürfe. GaH Notruf: 05 77 22, Beratungsstellen: 01/512 38 39, www.frauenhaeuser-wien.at (Kinospot ist online anzusehen)
nachruf
Adieu Agnes! Am 14. April 2007 verstarb eine der sicherlich mutigsten Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte, die Widerstandskämpferin Agnes Primocic. Sie wurde 102 Jahre alt. Die 1905 in Hallein geborene Frau musste schon ab ihrem 16. Lebensjahr ihren Unterhalt in einer Zigarrenfabrik verdienen, bereits mit 25 Jahren setzte sie sich als Gewerkschafterin und Betriebsrätin für faire Arbeitsbedingungen im Betrieb ein. Während der NS-Zeit wurde Primocic wegen ihres politischen Engagements mehrmals von der Gestapo festgenommen. Trotzdem unterstützte sie weiterhin aktiv diverse Widerstandsgruppen. Unmittelbar vor Kriegsende rettete sie 17 KZ-InsassInnen in Hallein das Leben, indem sie den Lagerkommandanten mit dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen unter Druck setzte. Nach 1945 war sie als Landessekretärin der KPÖ Salzburg tätig. Ab den 1980er Jahren ging die damals schon 75-Jährige in die Schulen, um über ihre Erlebnisse zu berichten und um die Erinnerungen an diese Zeit nicht verloren gehen zu lassen. Anders als viele hat sie nicht vor den Verbrechen der Nazis die Augen verschlossen, spät wurde sie dafür auch von öffentlicher Seite geehrt. Ihre Lebenserinnerungen sind in dem Buch „Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht“ festgehalten. AndA
abtreibungen
Unterschriften für „Schutzzone“ Eine Gruppe feministischer AkteurInnen (Frauenprojekte und einzelne Frauen), die sich im Rahmen der FrauenFrühlingsUni gefunden hat, hat Lippenbekenntnisse von PolitikerInnen satt, denn „angetastet werden die noch immer mehr als unbefriedigenden Umstände, unter welchen Frauen hierzulande ungewollte Schwangerschaften abbrechen müssen, jedoch nicht“. Deshalb hat der Zusammenschluss bekannte Forderungen formuliert, die jede Frau mit ihrer Unterschrift auf Papier oder online unterstützen kann. Die AkteurInnen hoffen auf „Massen von Unterschriften“, um so Druck auf politische EntscheidungsträgerInnen ausüben zu können. Die Forderungen: Einführung von Schutzzonen vor Abtreibungskliniken, Verankerung des Selbstbestimmungsrechtes der Frauen über ihre Gebärfähigkeit in der Verfassung, freier Zugang zu Verhütung und anderer Mittel und Einrichtungen zur Familienplanung, Kostenübernahme durch öffentliche Hand, und nicht zuletzt: Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch! Die eigens dafür eingerichtete Homepage lautet www.schutzzone.at.tf. „Wir hoffen auf eure Solidarität, auf bundesweite Verbreitung der Forderungen und Verlinkungen auf euren Webseiten.“ GaH
Helga Pankratz sprach mit Ute Stutzig, der neuen Obfrau der HOSI Wien
Feminismus ist eine Lebensmaxime Ute, du bist Magistra. In welchem Fach? Mit welchem Diplomarbeitsthema? Ich habe Soziologie an der Uni Wien studiert. Die Diplomarbeit behandelte die Rolle und Bedeutung der Frau im Männerbund. Wie kamst du zur HOSI? 2002 im Zuge der Lesben- und Schwulenforschung bei Gudrun Hauer. Wir arbeiteten an einem auch die HOSI betreffenden Thema. Was war für dich seither das spannendste Erlebnis im Verein? Die Herausforderung, sich für Menschenrechte einsetzen zu dürfen und zu erleben, wie in Österreich Politik gemacht wird und wo welche Kräfte wirken. Bist du ein politischer Mensch? Ich bin nicht parteipolitisch, kein Parteimitglied. Mich interessieren soziale Zusammenhänge und gesellschaftlicher Wandel. Mir sind gesellschaftspolitisches Engagement und Mitgestaltung, persönliche Freiheit und Autonomie sehr wichtig. Was bedeutet Feminismus für dich? Und welchen Stellenwert hat er in deinem Engagement in der LBST-Bewegung? Feminismus ist eine Lebensmaxime und bedeutet für mich die absolute Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. In der Bewegung bedeutet das, die vor allem medial forcierte Zentrierung auf den Mann, die Fixierung auf das männliche Geschlecht aufzubrechen und für eine verstärkte Sichtbarkeit der Frauen zu sorgen. Was sind – in Schlagworten – deine wichtigsten Anliegen als Obfrau des größten und ältesten Homosexuellenvereins Österreichs? An der Verwirklichung der Gleichberechtigung mitarbeiten und den politischen Diskurs in Gang halten. Themen: Eingetragene Partnerschaft, Adoption, künstliche Befruchtung. Frauenförderung innerhalb der HOSI. Die Vernetzung der einzelnen Arbeitsgruppen im Verein fördern. Du schreibst eine Doktorarbeit: Worüber? Es wird eine international angelegte, stark empirische Arbeit über gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern. Wie wirst du HOSI-Obfrauschaft und Studium unter einen Hut bringen? Zeit ist Luxus. Zeit für die HOSI nehme ich mir aber ganz bewusst. Außerdem gibt es in der HOSI ein großes kompetentes Team, in dem Kommunikation und Arbeitsteilung funktionieren. Mag.a Ute Stutzig ist seit April 2007 Obfrau der HOSI Wien
juni 2007 an.schläge 07
Ka r e n Ke l l e r u n d Re n a t e B i l l e t h m i t J a n i s, Fo t o : E l i s a b e t h S c h o e p e
sexarbeit
I r m i u n t e r L E F Ö -S c h i r m , Fo t o : M i r i a m Ko l l m a n n
Stolz und Vorurteil Sexarbeit legalisieren, gegen Stigmatisierungen von SexarbeiterInnen und für die Rechte von MigrantInnen kämpfen. Das sind die Ziele der Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust … auf ihre Rechte“. Von Lea Susemichel
1 Die Lesung „Ich bin eine Hure und stolz darauf. Ansichten über einen Job ohne Rechte“ fand am 4. Mai 2007, im Rahmen der Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust... auf ihre Rechte!“ im Literaturhaus statt. Die Texte wurden zusammengestellt von Barbara Korb und Elisa Heinrich, mit dramaturgischer Unterstützung von Genia Enzelberger.
08 an.schläge juni 2007
„Wenn hier von Prostitution die Rede ist, (...) sprechen wir über Sexarbeit. Wo da der Unterschied ist? Durch den Begriff Sexarbeit wird die freiwillige Entscheidung zur Ausführung sexueller Dienstleistungen und eine selbstbewusste Eigendefinition ausgedrückt. (...) Wir sprechen nicht über so genannte Zwangsprostitution. Denn die gibt es nicht. Denn ohne Einvernehmlichkeit beider Seiten handelt es sich um erzwungene Sexualität und damit um sexualisierte Gewalt.“ Diese Definition wird bei der Lesung „Ich bin eine Hure und stolz darauf. Ansichten über einen Job ohne Rechte“ vorgetragen. Asli
Kislal, Aneta Hristova und Inge StecherSchubert lesen Text-Passagen, die großteils Aussagen von Sexarbeiterinnen wiedergeben und von Liedern der kuba~ nischen Sängerin Milagros Pinera begleitet werden. Nicht aber von Statements Berufsfremder. Die Beschreibung und Beurteilung des Berufs Sexarbeit soll jenen überlassen bleiben, die ihn ausüben. Der Abend findet im Rahmen der bundesweiten Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust … auf ihre Rechte!“ statt, die von LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen – initiiert und in Kooperation mit maiz, Zentrum von und für Migrantinnen, vom 8.
März (Internationaler Frauentag) bis zum 2. Juni (Internationaler Hurentag) organisiert wird.1 Auch Maria Cristina Boidi, Koordinatorin des Vereins LEFÖ, der sich seit mehr als 13 Jahren auch für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzt, legt ebenfalls großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Frauenhandel und Sexarbeit, dem Erbringen einer Dienstleistung. Prostitution darf nicht mit sexueller Gewalt gleichgesetzt werden. Natürlich sind auch SexarbeiterInnen immer wieder Opfer männlicher Gewalt, doch dies ist kein spezifisches, vor allem die Prostitution betreffendes Faktum. In Österreich sind etwa zwanzig
sexarbeit
Debatten. Boidi setzt damit den pragmatischen Schlusspunkt einer Diskussion, die unter Feministinnen so heftig geführt wurde wie kaum eine andere. Von „Freiwilligkeit“ könne bei bestehender Diskriminierung von Frauen auch auf dem Arbeitsmarkt keine Rede sein, bei Migrantinnen ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung schon gar nicht, so ein Argument der Prostitutionsgegnerinnen. Befürworterinnen hingegen wollen SexarbeiterInnen von Stigmatisierung und Opfer-Status befreien und betrachten die Legalisierung von Sexarbeit als zentrale Voraussetzung für sichere und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen. Beide Positionen führten in Europa zu konkreten politischen Ergebnissen. So diente die Abolitionistin Sheila Jeffreys der schwedischen Regierung bei der Umsetzung ihres restriktiven Prostitutionsgesetzes als Beraterin. Die dort beschlossene Kriminalisierung von Freiern kommt jedoch letztlich als Bumerang zu den Frauen zurück, weiß Boidi. Aber auch in Ländern wie Deutschland und Holland, in denen sich die Befürworterinnen durchsetzen und eine Legalisierung erkämpfen konnten, sieht sie deutlichen Reformbedarf. Denn die Legalisierung hat die prekäre Situation von Migrantinnen in der Sexarbeit nicht wesentlich verbessert, KritikerInnen der Legalisierung sprechen sogar von einer weiteren Verschlechterung. Boidi sieht darin nicht das Resultat der Legalisierung, sondern vielmehr der Nichtberücksichtigung der spezifischen Situation von Migrantinnen im Gesetz. In den europäischen Ländern sind oft mehr als zwei Drittel der SexarbeiterInnen MigrantInnen, weshalb LEFÖ immer wieder daran erinnert, wie wichtig es ist, ihre Lage bei Gesetzesentwürfen von vornherein miteinzubeziehen. Besonders gefreut hat sich die LEFÖ-Mitarbeiterin Renate Blum aus diesem Grund auch über den Vorstoß von SPÖ-Frauensprecherin Heinisch-Hosek, die sich nicht nur für die rechtliche
Anerkennung von Sexarbeit, sondern auch für eine entsprechende Harmonisierung der für MigrantInnen relevanten Gesetze ausgesprochen hat. Erfolg. Insgesamt kann die Kampagne „Sexarbeiterinnen haben Lust... auf ihre Rechte“ als Erfolg verbucht werden, resümiert Blum. Die öffentliche Diskussion des Themas hat in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen und die Berichterstattung beschränkt sich dabei nicht auf eine voyeuristische Reproduktion von Klischees. Die Unterstützung von Einzelpersonen, NGOs und Frauenorganisationen ist groß und auch bei feministischen Gruppen sind die Forderungen kaum auf Ablehnung gestoßen. „In Österreich gibt es innerhalb der Frauenbewegung wenig abolitionistische Positionen, in südlichen Ländern wie z. B. Spanien ist die Lage weitaus polarisierter“, so Boidi. Die Veranstaltungen der Kampagne stießen auf großes Interesse und waren immer außerordentlich gut besucht. Mit Workshops in Wien und Oberösterreich, der Präsentation des Films „Princesas“, dem Forumtheaterstück „Fair Fuck“ und der Podiumsdiskussion mit Maria Cristina Boidi, Heide Schmidt, Birgit Sauer und Stephanie Klee ist es zudem gelungen, immer wieder andere Zielgruppen zu erreichen. Erfreulicherweise auch viele Sexarbeiterinnen selbst, die sich rege an den Debatten beteiligt haben und dadurch das wichtigste Ziel von LEFÖ mitverfolgen: Die Selbstorganisation der Frauen, damit sie aktiv für ihre Rechte eintreten können. Schizophren. Ein wichtiges Ziel der Kampagne ist es, „die Schizophrenie“ der Situation in Österreich deutlich zu machen. Sexarbeit ist zwar sittenwidrig, versteuert werden muss das daraus erworbene Einkommen dennoch. Und obwohl Prostitution in Österreich seit 1975 nicht mehr strafbar ist, wird sie durch unzählige Bestimmungen streng kontrolliert. SexarbeiterInnen müssen sich wöchentlich einer amtsärztlichen Untersuchung unterziehen. Das Prostitutionsgesetz ist Sache der Bundesländer und die Rechtslage variiert entsprechend stark. Darüber hinaus sind in der Prostitution arbeitende Personen aber auch von Bundesgesetzen betroffen,
neben dem Einkommensteuergesetz etwa vom Ausländerbeschäftigungsund Fremdengesetz. Durch das Inkrafttreten des neuen Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes (NAG) haben viele Migrantinnen in der Sexarbeit Arbeitsund Aufenthaltsrecht verloren. Ein Neuantrag ihres befristeten Visums muss nun vom Ausland aus gestellt werden. Dringend geboten ist außer der Amnestie der von NAG 2005 Illegalisierten deshalb auch eine Niederlassungsmöglichkeit für migrantische SexarbeiterInnen. L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r
Prozent aller Frauen immer wieder von Gewalt betroffen. Aber ebenso, wie es sich bei häuslicher Gewalt eben nicht um eine „Familienangelegenheit“, sondern um einen Straftatbestand handelt, so stellt sie hier ein Sexualdelikt dar. „Punkt.“
Diskriminierungen. Die Forderung der Kampagne nach Gleichstellung der Prostitution mit anderen Erwerbstätigkeiten betrifft nicht nur die Legalisierung, sondern auch den Schutz vor Diskriminierung. Geltendes Vertragsrecht würde es nicht nur möglich machen, gegen nicht zahlende Kunden vorzugehen, sondern auch andere Vertragsverletzungen – etwa die Nötigung zu sexuellen Handlungen, die nicht Teil der Vereinbarung sind – zu ahnden. „Wenn sich eine mal traut zur Polizei zu gehen, dann heißt’s nur: Berufsrisiko“, wird die gegenwärtige Situation bei der Lesung im Literaturhaus beschrieben. Diskriminiert werden die Frauen aber nicht allein durch diese Ungleichbehandlungen: „Ich würde gerne, wenn ich am Weg zur Arbeit meinen Nachbarn am Gang treffe, einfach sagen können, dass ich zur Arbeit gehe. Ohne mir irgendwelche Geschichten ausdenken zu müssen, wo ich um diese Uhrzeit hingehe. Ohne dass mich jemand deswegen blöd anschaut.“ Oft sei gar nicht die Arbeit selbst qualvoll, sondern der Umgang der anderen damit. Das kann die Ächtung im Wohnviertel oder der Ausschluss der Kinder aus ihrem Freundeskreis sein, wenn bekannt wird, welchen Job die Mutter hat, aber auch die mitleidsvolle Distanzierung vom armen Opfer patriarchaler Gewaltverhältnisse, mit der FeministInnen mitunter die Betroffenen entwürdigen. Am Internationalen Hurentag wird die Kampagne mit einem hoffentlich Aufsehen erregenden, festlichen Schlussakt beendet. Gestartet wurde sie ganz bewusst am Internationalen Frauentag: Um deutlich zu machen, dass Sexarbeiterinnenrechte Frauenrechte sind. ❚
www.lustaufrechte.at www.lefoe.at www.maiz.at Manifest der europäischen SexarbeiterInnen: www.sexworkeurope.org/site/ images/PDFs/manifest_de.pdf
juni 2007 an.schläge 09
österreicharmut
Fo t o s : K I K
Fo t o s : J e n s Ka s t n e r
Armut wird gemacht Aktuelle Zahlen zur Armut in Österreich erzählen die bekannte Geschichte: Armut ist weiblich. Wirkungsvolle Armutsbekämpfung kommt nur langsam ins Rollen, manchmal wird die Armut sogar per Gesetz verordnet. Von Gabi Horak
www.armutskonferenz.at www.bmsk.gv.at (Fachbereich Soziales/Sozialpolitik) 1 „Soziale Eingliederung“ bezeichnet den Prozess, durch den gewährleistet wird, dass von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen Chancen und Mittel erhalten, um am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Geschehen voll teilzunehmen und den Lebensstandard zu genießen, der in der Gesellschaft in der sie leben, als normal gilt.
10 an.schläge juni 2007
Zu alt, zu unerfahren, zu lange Kinderpausen, zu unflexibel durch die Kinder – die Liste der angeblichen Gründe, warum Frauen am Arbeitsmarkt weniger Chancen haben, ist lang. Gerade Alleinerzieherinnen, Migrantinnen und Frauen mit mehreren Kindern tun sich bei der Arbeitssuche sehr schwer. Dabei sind Erwerbstätigkeit und die Höhe des Verdienstes die wichtigsten Kriterien bei der Bekämpfung von Armut. Kein Wunder also, dass Armut auch hierzulande ein überwiegend weibliches Phänomen ist. „Ich kenne Frauen, die nach Abzug der Fixkosten wie Strom und Miete für sich und die zwei Kinder hundert Euro im Monat für alles andere Wichtige wie Lebensmittel zur Verfügung haben“, erzählt die Alleinerzieherin Sylvia Hiptmair. Gemeinsam mit anderen Betroffenen aus Österreich, Menschen mit Behinderungen, Obdachlosen, Erwerbsarbeitslosen und MigrantInnen, flog sie Anfang Mai nach Brüssel zur europaweiten Vernetzung von Menschen mit Armutserfahrungen. Vor dem Abflug am Wiener Flughafen wurde noch ein kurzes Treffen mit Österreichs Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ), der gerade gelandet war, eingeschoben. Der Sozialminister hörte sich die Probleme und Forderungen zumindest an.
Armut per Gesetz. Sylvia Hiptmair forderte mehr Respekt und Verständnis für Arbeitssuchende mit Kinderbetreuungspflichten, etwa Betreuungsplätze während der Jobsuche oder AMS-Kursen. Ein anderer Appell an den Sozialminister kam von der Asylwerberin Ljubov Kortschikova: „Ich möchte Sie bitten, Ihren Einfluss geltend zu machen, dass aus Familien nicht per Gesetz Sozialfälle gemacht werden.“ Ljubov Kortschikova lebt seit mehr als fünf Jahren in Österreich und genauso lange arbeiten sie und ihr Mann auch hier. Die zwei Kinder besuchen höhere Schulen, gemeinsam wohnen sie in einem Haus in Graz. „Mit den neuen Gesetzen wurde uns im Herbst 2006 die Familienbeihilfe gestrichen, meine Kinder bekommen keine Fahrtkostenbeihilfe mehr“, erzählt Kortschikova. „Und meine Arbeitserlaubnis wird nun auch nicht mehr verlängert.“ Dieses eine Beispiel von vielen zeigt, dass Armutsbekämpfung allzu oft am Willen oder mangelnder Weitsicht der GesetzgeberInnen scheitert. Arbeit als Risikofaktor. Anfang Mai wurde der aktuellste Bericht zu Einkommen, Armut und Lebensbedingungen für Österreich (im Rahmen einer EU-weiten Erhebung) präsentiert. Er beinhaltet u. a. die letzten Armutszahlen von 2005.
Die „Armutsgefährdung“ wurde dabei den europäischen Statistik-Richtlinien entsprechend nach dem Nettoeinkommen eines Haushaltes berechnet: Die Armutsgefährdungsschwelle liegt demnach für Österreich bei rund 900 Euro für Einpersonenhaushalte, sowie 1.170 Euro für Haushalte mit einer/einem Erwachsenen und einem Kind. 2005 waren in Österreich nach dieser Berechnung 12 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Im Geschlechtervergleich liegen Männer 11 Prozent unter diesem Gesamtwert und Frauen 13 Prozent darüber. Frauen sind also weitaus häufiger armutsgefährdet, besonders allein lebende Frauen. Allein lebende Pensionistinnen haben mit 25 Prozent ein sehr hohes Risiko, in Armut zu geraten. Noch größer, nämlich 27 Prozent, ist das Risiko für Alleinerziehende. Die Hälfte aller Haushalte von Alleinerziehenden kann keine Ausgaben über die laufenden Kosten hinaus finanzieren. Besonders gefährdet sind auch Haushalte mit drei oder mehr Kindern sowie Migrantinnen. Über alle Untergruppen hinweg sind Erwerbslosigkeit und geringes Einkommen die größten Armutsrisiken. Über sechzig Prozent der armutsgefährdeten Frauen im Erwerbsalter sind nicht berufsstätig. Weibliche Erwerbsläufe sind oft gekennzeichnet durch
armutösterreich sterreich (18 Prozent) und Wien (17 Prozent). In der Bundeshauptstadt sind rund 53.000 Kinder armutsgefährdet. Die geringste Quote – sowohl bei der allgemeinen Gefährdung, als auch bei Kindern – erreicht Salzburg: Hier sind 8,7 Prozent der Bevölkerung und sieben Prozent der Kinder von Armut bedroht. Die unterschiedlichen Armutsraten Ankündigungen. Frauenministerin Doris in den Bundesländern hängen laut ArBures hat diese frauenspezifischen Ermutskonferenz mit unterschiedlichen gebnisse des Armutsberichtes in einer Rahmenbedingungen zusammen: von eigenen Pressekonferenz präsentiert. Ausbildungsmöglichkeiten bis zu KinDabei kündigte sie mehrere Maßnahmen zur Verringerung der Frauenarmut derbetreuungseinrichtungen. Die unterschiedlichen Sozialhilfegesetze an, wobei einiges schon passiert sein scheinen damit in keinem Zusammensoll: Mit der Einführung der Mindestpension und der Flexibilisierung des Kin- hang zu stehen. Nichtsdestotrotz fordergeldes seien erste Schritte gemacht. dert die Armutskonferenz, die SozialhilNun hofft sie darauf, dass sich die Sozial- fe universell und bundesweit neu zu regeln. partner noch vor dem Sommer auf die kollektivvertragliche Einführung eines Mindestlohns von 1.000 Euro einigen. Aktionspläne. Die Europäische Union hat Damit würden 60.000 Arbeitnehmerin- ihre Ziele zur Beseitigung von Armut nen über die Armutsgrenze gehoben. Al- und sozialer Ausgrenzung schon 2000 le armutsgefährdeten Frauen werden in Lissabon formuliert. Damals wurden damit natürlich noch immer nicht erdie Mitgliedsstaaten aufgefordert, alle reicht. zwei Jahre Strategien in „Nationalen AkWeitere Forderungen der Frauentionsplänen für soziale Eingliederung“ 1 ministerin: Mindestsicherung durch Re- (kurz: NAPincl) vorzulegen, für deren form der Notstandshilfe und ein AusUmsetzung die jeweilige Bundesregiebau der Kinderbetreuung. Am 29. Mai rung zuständig ist. steht der Kinderbetreuungsgipfel an, Die letzten beiden NAPincl von der zum Ziel haben müsse, einen „verÖsterreich (für die Jahre 2003-2005 bindlichen Strukturplan“ zu erstellen. bzw. 2006-2008) legen den Fokus auf „Über das Stadium, darüber zu diskutie- die Schaffung von Arbeitsplätzen als ren, wie viele Plätze wir wirklich brauMittel zur Armutsbekämpfung. Archen, sind wir jetzt hinweg“, meint die mutsforscherInnen und die ArmutsFrauenministerin. konferenz kritisierten, dass die Aktionspläne hauptsächlich ein Katalog exisArme Kinder. Die Armutsgefährdung von tierender Maßnahmen sind und kaum Strategien und neue Ideen zur Lösung Kindern in Österreich liegt laut aktuellem Armutsbericht mit 15 Prozent noch künftiger Probleme beinhalten. Es fehlen noch immer verbindliche und einige Prozentpunkte über der allgemessbare Ziele sowie ein klarer Zeitmeinen Gefährdung. und Budgetplan. Mutige Politik ist also Die meisten von Armut bedrohten Kinder leben in Kärnten: 21 Prozent oder gefragt, um die Schere zwischen Arm 27.000 Kinder. Auf hohe Werte kommen und Reich nicht noch weiter auseinander driften zu lassen. ❚ auch Tirol (zwanzig Prozent), Niederö-
Armutsbericht für Wien Soziologie-Studierende der Uni Wien haben im Forschungslabor „Angewandte Armuts- und Sozialberichterstattung“ im vergangenen Jahr erarbeitet, was die Stadt bisher nicht geschafft hat: einen Armutsbericht für Wien. Grundlage waren Daten der Statistik Austria und anderer Erhebungen aus dem Jahr 2003. Die Studie wurde mit dem Titel „Armutslagen in Wien“ veröffentlicht und kann im Internet herunter geladen werden: www.armutskonferenz.at/armutslagen_in_wien_web.pdf
Fo t o : w w w. s c h w a r z e f ra u e n . n e t
Berufsunterbrechungen und schlechtere Entlohnung. Außerdem drücken sie die Pension. Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung – prekäre Beschäftigungsverhältnisse, in denen zum größten Teil Frauen arbeiten – bringen ebenso ein deutlich höheres Armutsrisiko.
Beatrice Achaleke
Weiß die EU, was sie tut?
Migration ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Es gibt zahlreiche Debatten, Direktiven, Richtlinien, Gesetze, etc. 2007 ist zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle deklariert worden. Immer mehr ist die Rede von interkultureller Krankenpflege, demnach braucht Europa MigrantInnen vor allem im Pflegebereich. Deshalb wird die Frage diskutiert, wie MigrantInnen für Kranken- bzw. Heimpflegeberufe ausgebildet werden können. Für mich stellen sich an dieser Stelle ganz andere Fragen: Was würde passieren, wenn sich MigrantInnen weigern würden, Pflege- bzw. Haushaltsberufe, wie von Mehrheitsangehörigen erwartet, zu übernehmen? Was ist, wenn sie einfach andere Positionen wollen, in der Privatwirtschaft, in der Politik, in allen gesellschaftlichen Bereichen? Gäbe es da Platz für sie? Würde man sie zurückweisen? Was ist, wenn sie sich auf die in vielen EU-Gesetzen verankerte „Chancengleichheit für alle“ berufen würden? Werden die EU und ihre Mitgliedsstaaten in der Lage sein, dieser Herausforderung gerecht zu werden? Kann und will es sich die EU überhaupt leisten, Chancengleichheit für alle in die Praxis umzusetzen? Was kann ein Europäisches Jahr für Chancengleichheit den MigrantInnen anbieten? Kann es sein, dass die EU in dieser Frage so überfordert ist, dass sie gar nicht mehr weiß, was sie tut? Und was bedeutet dieser Zustand und diese Herausforderung für die Zusammenarbeit zwischen migrantischen Selbstorganisationen (die immer mehr und immer lauter werden) einerseits und etablierten Einrichtungen andererseits? Es ist an der Zeit umzudenken. Spannend wird es jedenfalls! Beatrice Achaleke ist Begründerin und Obfrau des International Center for Black Women’s Perspectives – AFRA, www.blackwomencenter.org. Mitbegründerin und Obfrau des Vereins Schwarze Frauen Community, Obfrau von ENARA - European Network Against Racism. Sie verfügt über langjährige (Trainings-)Erfahrungen in den Bereichen: Erwachsenen- und Schulbildung, Anti-Rassismus-Arbeit, Migration etc. Derzeit leitet sie das Equality Mentoring Modul für schwarze Frauen: www.schwarzefrauen.net/mentoring
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internationalan.riss Trade-Gütesiegel an, FloristInnen führen Blumen die mit dem Flower Label Programe (FLP) zertifiziert sind. trude Infos zu fairen Kaufalternativen: www.fian.at, www.fairtrade.at www.suedwind-agentur.at
china
kenia
Fo t o : C h r i s t i n e S c h r ö d e r / S ü d w i n d
Die Hälfte des Himmels
Ausbeutung treibt Blüten Beinahe jede vierte in Österreich verkaufte Blume kommt mittlerweile aus Kenia, Blumen sind mittlerweile nach Tee Kenias zweitwichtigstes Exportgut. Was dabei aber kaum an die Öffentlichkeit dringt, ist, dass die Blumen in Kenia unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen produziert werden. So berichten ArbeiterInnen von 21-Stunden-Arbeitstagen, von unbezahlten Überstunden und nicht vorhandener Schutzkleidung. Es gibt keine Gewerkschaften oder Betriebsräte. Wer davon spricht, sie zu gründen oder auch nur um Schutzkleidung bittet, wird entlassen. Frauen berichten außerdem von sexueller Belästigung durch Vorgesetzte und darüber, dass eine Beförderung ohne sexuelle Gefälligkeiten kaum möglich ist. Mittlerweile regt sich Widerstand und AktivistInnen gründen Organisationen, um die Arbeitsbedingungen zu ändern. Deren Anliegen ist es vor allem, die KonsumentInnen in Europa aufzuklären. Ein Boykott ist nicht im Sinne der AktivistInnen, die europäischen KonsumentInnen sollen stattdessen bessere Arbeitsbedingungen fördern, indem sie bewusst einkaufen: Viele Supermärkte in Österreich bieten Rosen mit dem Fair12 an.schläge juni 2007
Eine fragwürdig anmutende Idee um den Tourismus anzukurbeln wird bis 2012 im Südwesten Chinas realisiert. Unter dem Titel „Frauenstadt“ entsteht mit einem Investitionsvolumen von rund 28,5 Millionen Euro Steuergeldern in der Stadt Chongqing ein neuer Stadtteil, der nach Angaben der zuständigen Behörden, ausschließlich den Frauen gehören soll. Nicht mehr nur RucksacktouristInnen sollen die Unberührtheit des Landkreises Ninglang und die kulturelle Besonderheit rund um den Lugu-See bewundern. Zukünftig soll das „Märchenland“ für den Massentourismus adaptiert werden. Das einzigartige matriarchale Gesellschaftssystem der Moso sei dadurch bedroht und überliefertes Wissen könnte unwiederbringlich verloren gehen, befürchten hingegen SozialanthropologInnen. Die meisten Moso sind BuddhistInnen und kennen weder Monogamie noch Ehe. Die Männer leben von den Frauen getrennt, kommen lediglich auf Besuch und werden höflich ausgeladen, wenn sie nicht mehr erwünscht sind. Für die Betreuung der Kinder sind de facto die Frauen alleine zuständig. Frauen leiten den Familienverband oder sind Clanchefinnen, sie führen in der Erbfolge und sind für die ökonomischen und sozialen Fragen der Großfamilie zuständig. Lediglich beim Hausbau und bei Beerdigungszeremonien übernehmen Männer die Führung. Um eine Familie zu leiten muss frau nicht unbedingt die Älteste sein. Entscheidend sind die Fähigkeit, Streitigkeiten und Probleme zu lösen, das Engagement für die Kinder des Clans und das gute Auskommen mit allen Familienmitgliedern. besu http://matriarchat.net/grundlagen/zusammenleben/frauen_in_china.html http://diestandard.at/?id=2859005 http://oe1.orf.at/highlights/22294.html
deutschland
Staatliche Repression Am Abend des 9. Mai wurden deutschlandweit vierzig linke Vereine, Wohnprojekte und Arbeitsstätten durchsucht. Begründet wurden diese Razzien mit Verdacht auf Gründung einer terroristischen Vereinigung. Der Ablauf des G8-Gipfels solle mit einer militanten Kampagne gestört werden. Nicht einmal zwei Prozent der Durchsuchungen brachten Ergebnisse. Bundesweit war sich nicht allein die Linke einig, dass die Aktion den Hintergrund hat, die Mobilisierungen gegen G8 zu kriminalisieren. Die Razzien zogen deutschlandweite Proteste und Demonstrationen nach sich, die größten davon in Hamburg und Berlin. Unter anderem wurde von G8-GegnerInnen dabei auch das Polizeiforum www.german-police.org gehackt und persönliche Daten sowie private Nachrichten öffentlich gemacht, mit dem Kommentar: „Dieses Forum wurde präventiv vor dem G8-Gipfel beschlagnahmt.“ trude www.gipfelsoli.org www.indymedia.org
an.rissinternational usbekistan
Menschenrechtsaktivistin in Haft
mexiko
Durchbruch beim Abbruch Trotz wochenlanger, massiver Medienkampagne, Protestaktionen und sogar Morddrohungen der konservativen Kräfte Mexikos, beschloss das links dominierte Parlament von Mexiko-Stadt am 24. April mit 46 zu 17 Stimmen die Legalisierung der Abtreibung. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche können Frauen der Hauptstadt nun nicht nur legal, sondern sogar kostenfrei abtreiben – ein Privileg im Vergleich zur Situation der meisten Lateinamerikanerinnen. Nur in Kuba, Guayana und Puerto Rico gilt die Fristenregelung. In Chile, El Salvador, Honduras und Nicaragua gibt es überhaupt ein Totalverbot für Abtreibungen, in den übrigen Ländern Lateinamerikas und auch im Rest Mexikos werden Gründe wie Vergewaltigung und/oder medizinische Indikation anerkannt. „Es ist ein Triumph für die Rechte der Frau“, freut sich María Mejía von „Katholikinnen für das Recht auf Entscheidung“. Eher sauer reagierte die katholische Kirche: Was Benedikts Interventionen im Vorfeld nicht verhindern konnten, versucht der mexikanische Erzbischof Felipe Aguirre nach der Bescherung auszubügeln: Er exkommunizierte flugs UnterstützerInnen der Reform – unter ihnen der Bürgermeister von Mexiko-Stadt – und rief zum Ungehorsam gegen das Gesetz auf. Laut Umfragen befürwortet jedoch eine Mehrheit der BewohnerInnen der Hauptstadt das neue Gesetz. keck
gebaermutterhalskrebs.or.at
Wegen des Vorwurfs „subversive Literatur“ geschmuggelt und die Grenze illegal übertreten zu haben, wurde die Menschenrechtsaktivistin Umida Niavozova am 22. Jänner beim Grenzübertritt von Kirgisien in ihre Heimat verhaftet. Tatsächlich handelte es sich bei den Daten auf ihrem Laptop um einen Report der US-amerikanischen NGO Human Rights Watch (HRW) über das Massaker von Andischan im Mai 2005 sowie um entsprechende ZeugInnenaussagen. Denn bis heute gibt es keine Klarheit über die Ereignisse, bei denen rund 200 Menschen getötet wurden. Seit 26. Jänner sitzt Niavozova in der Hauptstadt Taschkent in Untersuchungshaft. Nun wurde die 32-jährige nach Angaben von HRW in einem unfairen Verfahren zu sieben Jahren Haft verurteilt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne ZeugInnen zu ihrer Verteidigung vor Gericht aussagen zu lassen und ohne Stellungnahme von offizieller Seite. Amnesty International (ai) forderte nach bekannt werden des Urteils die sofortige Freilassung von Niavozova. Die Journalistin ist für internationale NGOs als Übersetzerin tätig und kämpft für gerechte Arbeitsbedingungen der AktivistInnen. Der Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft Für Menschenrechte (IGFM), Marat Zakhidow, stellt auf deren Homepage fest: „Nachdem die Behörden die meisten ausländischen NGOs aus Usbekistan verbannt haben, arbeiten sie von Kirgisien aus, wo unsere Menschenrechtsaktivisten hinfahren. Die Behörden fassen dies als staatsfeindliche Tätigkeit auf und verschärfen die Strafen.“ Seit dem Frühling 2005 ist die Pressefreiheit quasi nicht mehr vorhanden, politische Oppositionsparteien wurden verboten. Scharia, Korruption und Clanchefs haben das Sagen. Die Entscheidung über die Verlängerung der EU-Sanktionen gegen das Land mit reichlich Erdgas- und Erdölvorkommen soll noch im Mai erfolgen. besu www.igfm.de/index.php?id=384 www.igfm.de/index.php?id=535 http://web.amnesty.org/library/print/ENGEUR620032007
Seit Herbst 2006 ist es möglich, sich gegen den Großteil der Viren impfen zu lassen, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. Eigentlich ist das eine freudige Nachricht, die Impfung ist nur leider mit verhältnismäßig hohen Kosten verbunden und so längst nicht für alle leistbar. Gegen diese Zwei-Klassen-Medizin setzt sich die Österreichische Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs ein. Unterstützungserklärungen für die Forderung nach einer kostenlosen Impfung können auf der Homepage abgegeben werden. Weiteres Ziel der Initiative ist es, Frauen und Mädchen besser über die Erkrankung zu informieren. Es gibt zahlreiche Informationen über ihre Verlaufsform, Ansteckung und mögliche Präventionsmaßnahmen. Die Initiative hat schon den ersten Teilerfolg zu verzeichnen: Das Land Niederösterreich ermöglicht nun eine vergünstigte Impfung (270,- Euro, zahlbar in drei Teilbeträgen) – für viele jedoch weiterhin zu teuer. Die Liste haben bisher schon weit über 80.000 Personen unterzeichnet. Jede weitere Stimme ist wichtig! AndA juni 2007 an.schläge 13
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
vaterrechtsbewegung
In Nomine Patris Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung. Von profeministischen Männergruppen zur Rekonstitution patriarchaler Macht. Von Anita Heiliger
Der Titel ist dem arte-Film „In Nomine Patris – Die Interessen der Väterbewegung“ von Miryam Toneletto und marc hansmann entlehnt, NDR – La Bascule 2005.
Wie konnte es nur passieren, dass PolitikerInnen bei der Verfassung des neuen Kindschaftsrechts in Deutschland den Antifeminismus und die antiemanzipatorische Linie der Vaterrechtler nicht erkannt haben?
Mehr zum Thema: Anita Heiliger/ Traudel Wischnewski (Hg.): Verrat am Kindeswohl. Probleme von Müttern mit dem Sorge- und Umgangsrecht in hochstreitigen Fällen, München 2003. a.heiliger@t-online.de
Gar keine „neuen Väter“. Die Vaterrechtsbewegung entwickelte sich zu einer regelrechten Gegenbewegung: gegen das Bemühen um Verständigung zwischen den Geschlechtern, gegen die Aufhe-
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bung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und gegen gleiche Aufteilung von Versorgungsarbeiten. Sie konnte Widerstände nutzen, die sich den Erfolgen und Forderungen des Feminismus entgegen zu stellen begannen: Der Hausmann der 1980er Jahre, der sich um Verständigung und Rollenänderung bemüht hatte, wurde lächerlich gemacht. „Abstieg zum Dummerchen“, lautete die entsprechende Überschrift eines Spiegel-Artikels und nachfolgend ein Titel desselben Maga-
zins: „Genervt vom Feminismus – Die Männer schlagen zurück“. Die „Bewegung“ konnte sogar noch andocken an die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeit, die in den 1980er Jahren begann, in den 1990er Jahren jedoch – mit der gewachsenen Bereitschaft von Politik und Gesellschaft, Männer in ihrem Reflexionsprozess zu fördern – eine Kehrtwendung nahm: Männerzentren und Männerprojekte wurden etabliert, von denen einige unter dem Deckmantel kritischer Auseinandersetzung
bewegungvaterrecht die Männer als Opfer der weiblichen Emanzipation und der gesellschaftlichen Entwicklung zur Gleichberechtigung entdeckten und eine neue Phase von Frauenfeindlichkeit einläuteten und praktizierten. Diese Projekte wurden Anlaufstellen vor allem für Männer, die den Machtverlust im Geschlechterverhältnis nicht akzeptieren und nicht verarbeiten konnten. In Gruppen konnten sie sich ihres Opferstatus versichern und Frauen als Täterinnen stilisieren, gegen die nun der Kampf angesagt sei. Verquickungen der so genannten Männerbewegung – oder Maskulinisten – mit der Vaterrechtsbewegung im Kampf um Sorge- und Umgangsrecht sowie mit der Täterlobby zum Schutz sexueller Missbraucher wurden sichtbar.
wehre sich dieser daher und versuche mit allen Mitteln, Geldleistungen zu vermeiden. Die hohe Zahl der Unterhaltsverweigerer gilt als verständlich und legitim – auch wenn die Frau ihrerseits den Umgang gar nicht verweigert. Konflikte in der Beziehung sind überhaupt kein Thema, familiäre Gewalt von Männern gegen Frauen wird hier nur als angebliche Strategie der Frau erwähnt, um den Kontakt zum Kind selbstsüchtig und völlig grundlos zu unterbinden.
Gleichberechtigung ganz anders. Dass solche Äußerungen PolitikerInnen und VertreterInnen von Institutionen beeindrucken können, ist wirklich nur sehr schwer nachvollziehbar. Der Erfolg gründet sich zum einen vermutlich auf einen anhaltend festen Bodensatz patGewalt. Gewalt wird von der Vaterrechts- riarchalen Gedankenguts und entsprechender Wünsche. Zum anderen basiert bewegung schlicht übergangen bzw. er auf scheinbar fortschrittlichen Integeleugnet. Der Thematisierung von ressen, denn die Vaterrechtsbewegung Männergewalt gegen Frauen wird mit der Behauptung begegnet, Frauen seien beruft sich auf Gleichberechtigung. ebenso gewalttätig oder sogar noch ge- Allerdings fordert sie die Gleichstellung des Mannes in der Gesellschaft, die walttätiger als Männer, nur die Scham, nach ihrer Darstellung Müttern mittlerdies zuzugeben, sei bei betroffenen weile mehr Rechte als Vätern einräume. Männern noch weit mehr ausgeprägt als bei Frauen. Auch Männergewalt ge- Sie fordern Gleichberechtigung, wenn gen Kinder existiert in den Pamphleten es darum geht, die Kinder zu sehen – allerdings nicht darin, sie auch zu verder Vaterrechtsbewegung nicht. Vernünftige, plausible oder sogar notwen- sorgen. Sie fordern hälftige Verfügung dige Gründe für Frauen, Männer zu ver- über Kinder und Teilhabe an der finanziellen Vergünstigung. Sie unterstellen, lassen und Kinder vor ihnen zu schützen, existieren in ihren Augen nicht. Al- Mütter würden Väter nur ausbeuten wollen. Ihr eigenes finanzielles Intereslenfalls wird eingestanden, dass es einzelne Fälle von Gewalt geben möge, se, sich der Versorgung der Kinder zu entziehen, wenn die Frau sie verlassen aber wirklich nur ganz selten (vgl. hat, projizieren sie auf die Frauen. Sie www.frauenhausluege.de). neiden ihnen staatliche Unterstützung Die vorliegende, z. T. äußerst poleund behaupten, vom Staat benachteimische, Literatur zum Thema im Konligt zu sein. Sie fordern die gemeinsatext der Vaterrechtsbewegung weist me elterliche Sorge, um der Frau diese durchgehend einen gravierenden Konstruktionsfehler auf: Es wird davon aus- Förderung zu entziehen. Es geht auch gegangen, dass die Trennung der Bezie- um Steuerfreibeträge, die dem Vater nach der Trennung entzogen werden hungspartner einen vorher positiven und es geht um Zugang zu SozialwohZusammenhang quasi abrupt und völlig unverständlich beende. Der Vater sei nungen: Es geht also massiv um finanzielle Interessen. Es ist allgemein beein aufmerksamer Ehemann und liekannt, dass viele unterhaltspflichtige bender Vater der Kinder gewesen, die Väter in der „Schattenwirtschaft“ verFrau verweigere ihm die Kinder ohne schwinden, um als nicht zahlungsfähig jeden Grund. zu gelten. Die Vaterrechtler werfen den RegieGeld. Vor allem dominiert in den Pamphleten der Väterbewegung das Bild der rungen vor, mit der Unterstützung von Müttern nach Trennungen die Scheigeldgeilen Mutter, die den armen Exdung zu fördern und möchten hier den mann ausbeute und abzocke. Zu Recht
Rückwärtsgang einlegen, um die Abhängigkeit der Frauen wieder zu festigen und Trennungen zu erschweren. Mit dem neuen Kindschaftsrecht ist dieser Weg in Deutschland ja bereits eingeschlagen worden, denn die Frauen bleiben über die Kinder an den Mann gebunden und seinem Einfluss, seiner Macht weiter ausgesetzt. Die „Mütterschlampen“ sollen kein gutes Leben ohne sie haben. Männliches Leid wird als Skandal hingestellt, weibliches Leid gilt als normal, nicht der Rede wert – patriarchale Verhältnisse eben. Ganz normal: reaktionär-patriarchal. Die Sozialisation und Kultur patriarchaler Männlichkeit wird hier verfestigt, statt in Frage gestellt und verändert. Den Bestrebungen nach Entwicklung gewaltfreier und emanzipierter Männlichkeiten wird massiv entgegen gearbeitet. In ihren Medienauftritten und Eingaben an die Politik wird der antiemanzipatorische Einsatz der Vaterrechtsbewegung als Interesse an Kindern und Übernahme verantwortungsvoller Vaterschaft gründlich fehlinterpretiert bzw. bewusst fehlgeleitet. Hier ist der Hebel, um die Wiedereinsetzung männlicher Vorrechte unter dem Vorwand des Interesses an Kindern zu erreichen. Die Ziele der internationalen Vaterrechtsbewegung sind reaktionär-patriarchal. Ihre Methoden sind Verleugnung von Gewalt, massiver Druck auf Politik und Institution, gezielte Fehlinformationen über Zusammenhänge, Terror gegen Frauen und Kinder, sowie Bedrohung von Richtern und Jugendämtern. Sie betreibt wirksame Lobbyarbeit bei Regierungen und Parlamenten, um eine Gesetzgebung zu erreichen, die in ihren Augen die Diskriminierung der Väter abstellt. Sie hat bereits erreicht, dass Gewalt in der Beziehung kaum noch ein Thema in den Sorge- und Umgangsrechtsverfahren ist, sondern eher als Trick von Müttern begriffen wird, um alleine über die Kinder zu verfügen und höhere Unterhaltszahlungen zu erwirken. Viele unfassbare Fälle, die sich in Sorge- und Umgangsrechtsverfahren abspielen, zeigen, wie weit diese Bewegung schon gekommen ist und wie groß die Gefahr weiterer Rückschritte zu patriarchaler Herrschaft ist. ❚
Daher ist ein internationaler Kongress der Zentralen Informationsstelle der autonomen Frauenhäuser in Planung, der hier Aufklärung leisten und Veränderungen bewirken will, Kontakt: zif-frauen@gmx.de
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filmfestivals
Jetzt in den europäischen Kinos Identity Tour Das Queer Film Festival in Wien erkundet Identitäten. Diesmal auch die eigene. Von Jenny Unger
Bild: Jule Kruschke
i d e n t i t i e s 2 0 0 7 : „ T h e A g g r e s s i v e s " , D a n i e l Pe d d l e
i d e n t i t i e s 2 0 0 7 : T h e Wa t e r m e l o n Wo m a n " , C h e r l y D u n y e
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Filmfestivals sind. In Wien. Ganz viele. Von da bis da. Und gehen alle an mir vorbei. Merke nicht einmal, dass sie sind. Aber auf eines warte ich. Zwei Jahre lang. Denn nur alle zwei Jahre ist es. Eigentlich ist es gar nicht mehr. Es findet statt. Es ist ein Ereignis. Denn mittlerweile kann eine mit einem ÖBB-Festival-Ticket anreisen, kann in vier verschiedenen Kinos herumhängen, kann Filmpreisfilme sehen, kann Premierenfeiern beiwohnen und SchaupielerInnen „angreifen“. Und mittlerweile ist es das zweitgrößte internationale Filmfestival in Wien. Und eigentlich ist es noch gar nicht so alt. Nicht einmal 15 Jahre lang existiert es, das Queer Film Festival „identities“. Oder ist das eher ein „schon“? Schon bald 15 Jahre existiert es, das Queer Film Festival „identities“. Denn 1994 hört sich weit weg an. Und 1994 war das erste queere Festival in Wien („Trans X – eine filmische Identity Tour“ im Filmcasino). Und das war auch die Zeit, als die amerikanische Filmkritikerin B. Ruby Rich das New Queer Cinema entdeckte, das nicht nur namensgebend für „identities“ ist. In diesen Jahren ist das Festival ganz ordentlich angewachsen. 25 Prozent von Festival zu Festival und heuer sogar auf 110 Filme. Altes. 2007 will sich das Festival Zeit für einen Rückblick auf diese 15 Jahre New Queer Cinema nehmen und wird historische Höhepunkte des queeren Filmschaffens zeigen. Gut, nicht nur der letzten 15 Jahre. Zu sehen sein werden auch „Desert Hearts“ von 1985 – das ist der Film mit der legendären Wolkenbruch-Kuss-Szene in der Wüste, aber vor allem der, der für einen Paradigmen-
wechsel in der Darstellung queerer Liebe im kommerziellen Kino steht. Und „Born in Flames“ von 1983 – in dieser feministischen Utopie organisieren sich Frauen unterschiedlichster Herkunft und Identitäten, um gegen Sexismus und Rassismus zu kämpfen. Und der Avantgardefilm „Je tu il elle“ von 1974 und noch viele andere. Stopp. Noch ein wichtiger Film, für die, die ihn noch nicht gesehen haben:„Paris is burning“ von 1990 – das ist dieser Dokumentarfilm über transgender-schwule DragBälle in Harlem, über den viel gesagt und vor allem viel geschrieben wurde. Der Film zeigt die Zusammenhänge von Race, Class und Gender, aber auch queere Identitätsentwürfe, die in den geschützten Räumen der Drag-Bälle erprobt werden. Neues. Ja, ja. Natürlich gibt es nicht nur Historisches zu sehen. Genauso wenig wie es nur Höhepunkte oder nur ein „Best of“ des aktuellen queeren Filmgeschehens gibt. (Aktive Gleichstellungspolitik ist das, wenn große Namen neben noch kleinen stehen). Vielfältig ist das Programm und jeder Film wird den „Horizont ein Stückchen erweitern“, meint die Festivalmacherin Barbara Reumüller. Das auf jeden Fall, sind doch rund 90 Prozent der Filme, die gezeigt werden, Österreich-Premieren. Der Festival-Schwerpunkt zu Black Lesbian Identities wird es vor allem für mich sein. Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme setzen sich mit der doppelten Diskriminierung, mit dem Ringen um Civil und Gay Rights auseinander. „The Watermelon Woman“ zeigt das Fehlen schwarzer, lesbischer Geschichte. „A Knock Out“ ist eine Dokumentation über die Kickbox-Weltmeisterin Michele
festivalfilms
Fo t o : Pa u l a B o l y o s
Aboro, der trotz sportlicher Erfolge der Vertrag gekündigt wird, weil sie nicht „vermarktbar“ ist. „The Aggressives“, wieder eine Dokumentation, diesmal über die urbane Subkultur der butches of color in den USA der 90er Jahre. Und dann noch „gAySIA“ und Kurzfilme aus Österreich und Arbeiten von Filmschulen und der Fokus Israel und … bitte Programm besorgen, da geht es weiter. Wichtiges. Also. Das Festival bringt viele, gute Filme nach Wien, aber nicht nur das. Es macht auch etwas anderes. Etwas ganz Wichtiges. Es macht aus Wien Berlin. Und Amsterdam. Und New York. Und San Francisco. Es macht, was in diesen Städten ganz selbstverständlich scheint. Es macht queeres Leben zu einem Teil der Stadtöffentlichkeit. Es macht, dass ich irgendwo zwischen Gartenbaukino und Filmcasino küssen kann und Händchen halten kann und was ich sonst noch machen will ohne das, was sonst im Nacken sitzt. ❚ Pink Apple 2007 : „Les filles du botaniste", Silje Dal
identities. Queer Film Festival: 7.-15. Juni, www. identities.at
Lesbische Kür Das lesbisch-schwule Filmfestival Pink Apple feiert 10. Geburtstag. Von Sarah Stutte Eine Frau wird nachts von einem Polizisten wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten. Er vermutet, dass sie zuviel getrunken hat. Sie will jedoch nur so schnell wie möglich zu ihrer Geliebten. Sie muss aussteigen. Einen Al-
koholtest machen. Nichts. Der Polizist ist noch nicht überzeugt. Sie soll auf dem Seitenstreifen balancieren. Es erklingen die ersten leisen Töne von Jane Sibbery’s Taxi Ride, während sie lächelnd ihre Schuhe auszieht und voller Anmut eine Kür aus verschiedenen
Sprüngen und Salti auf dieser Linie vorführt. Die Kür, die sie vor so vielen Jahren auf dem Schwebebalken nicht zu Ende bringen konnte, weil sie stürzte … Diese wunderschöne Szene ist aus dem Film „The Gymnast“ und wurde am diesjährigen Pink Apple in Zürich gezeigt. Ticketschlacht. Das Schwullesbische Filmfestival feiert dieses Jahr sein 10jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund hat sich auch das Arthouse Le Paris, in dem die Eröffnung stattfand, nicht lumpen lassen und im Rahmen des Lunchkino sieben lesbisch-schwule Reprisen auf die Kinoleinwand gezaubert. Doch auch die Neuheiten waren gut besucht. Wer nicht schon im Vorverkauf Tickets bestellt oder an der Abendkasse reserviert hatte, der konnte nur mit ganz viel Glück noch Plätze für die einzelnen Filme ergattern. Zwar wurden eine Stunde vor Beginn der Filme die Reservierungen aufgehoben und es wurde ein Restkon-
Sarah Stutte ist Redaktionsleiterin der Fraz Frauenzeitung in Zürich.
P i n k A p p l e 2 0 0 7 : „ G o We s t " , A h m e d I m a m o v i c
juni 2007 an.schläge 17
filmfestivals tingent verteilt, dafür musste man aber auch ganz vorne in der Reihe stehen und auf viele von plötzlichem Fieber befallene Menschen hoffen, die aus diesem Grund ihre Tickets nicht abholen konnten. Schon der Eröffnungsfilm „The Bubble“ war ausverkauft und am anschließenden Apéro tummelten sich ungefähr 80 Leute vor dem Kino Arthouse Le Paris. „Zum ersten Mal gab es eine gemeinsame Eröffnung vor dem eigentlichen Festival und es war toll“, freute sich Doris Senn, die zusammen mit Roland Loosli für das Programm des Festivals verantwortlich ist. Das bedeutet ein halbes Jahr Vorbereitung und bis zu 400 Filme, die angeschaut werden müssen. Sei es bei Festivals oder zuhause. Ungefähr siebzig werden für Pink Apple ausgewählt. „Wir schauen vor allem auf den Inhalt und die Machart. Wir möchten ein möglichst großes Spektrum von Mainstream bis zu Kurzfilm und Doku anbieten“, erklärt Doris Senn. Und auf die Frage, ob sie denn die Filme dann überhaupt noch genießen kann, antwortet sie: „Natürlich. Jeder Film ist eine Entdeckung. Es ist unheimlich spannend für mich, zu sehen, wie die Leute reagieren, wenn sie aus dem Kino kommen. Ob die Filme, die mich begeistert haben, sie auch begeistern konnten.“ Geboren im Apfelkanton. Angefangen hatte alles im Thurgau. Daher auch der Name des Festivals, frei nach dem Apfelkanton. Dass das Pink Apple quasi in der Provinz geboren wurde, ist ungewöhnlich. Das Hauptanliegen der Organisatorinnen und Organisatoren war, Homosexualität sichtbar zu machen und Akzeptanz zu schaffen. Am Anliegen hat sich nicht viel geändert, aber am Zulauf. Gab es in Frauenfeld damals noch eine überschaubare BesucherInnenzahl, stieg diese mit der Ausweitung des Festivals nach Zürich im Jahre 2000 in schwindelnde Höhen. Letztes Jahr konnte das Pink Apple mehr als 5000 Filmbegeisterte verzeichnen und ist damit zum größten schwullesbischen Filmfestival in der Schweiz aufgestiegen. Und auch dieses Jahr zeichnet sich wieder ein Erfolg ab. Man darf gespannt sein auf das, was kommt. ❚
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I F F F 2 0 0 7 : „ Fu l l M e t a l Vi l l a g e " , S u n g H y u n g C h o
I FFF 2007: „Stephanie Daley“, Hilary Brougher Fo t o : Ka t h r i n S c h w a b
Musik Marathon Musik satt beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln. Von Elena Stöhr In Dortmund fand vom 17. bis 22. April das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln (IFFF) statt. Im Mai 2006 schlossen sich die Dortmunder Femme Totale und die Kölner Feminale zu einem Filmfestival zusammen, das seither alternierend in beiden Städten stattfindet. Während die Feminale vorigen Oktober mehrere Themen aufgriff, beschränkte sich der Dortmunder Ableger auf das Thema Musik. Dabei lag das Hauptaugenmerk darauf, wie Filmemacherinnen sich einerseits mit dem (männerdominierten) Thema auseinandersetzen und welchen Stellenwert die Musik andererseits innerhalb eines Films einnimmt. Das Programm, das ca. 80 (Kurz-)Filme umfasste, war breit gefächert und mit seinen vielen Unterkategorien und Mottos („Jazz-Ikonen“, „Erinnerung“, „Wem gehört das Lied?“, „Because I sing“ usw.) fast schon unübersichtlich. Neben dem eigentlichen Programm gab es verschiedene Rahmenveranstaltungen, unter anderem den Internationalen Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen, einen Förderpreis für junge Kamerafrauen, Werkstattgespräche, Stummfilme mit musikalischer Begleitung, Workshops, Musikvideo-Programme und Partys. Zu den acht nominierten Filmen aus dem Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen – den Andrea Arnold mit ihrem Film „Red Road“ gewann – gehörten auch „Fallen“ von Barbara Albert sowie „Stephanie Daley“ von Hilary Brougher. „Stephanie Daley“ beginnt mit starken Bildern. Die 16-jährige Stephanie (Amber Tamblyn) hinterlässt Blutspuren im Schnee.
Später wird sie angeklagt, ihr Kind getötet zu haben. Für die Verhandlung soll die schwangere Psychologin Lydie Crane (Tilda Swinton) ein Gutachten erstellen. Die Tatsache, dass sie selbst einmal ein Kind verloren hat, scheint zunächst kein Hindernis zu sein … „Stephanie Daley“ überzeugt mit fragmentierten Bildern, ausdrucksstarken Farben und versteckten Details. Der Regisseurin gelingt es auf beeindruckende Art und Weise, eine Verbindung zwischen den beiden Frauen herzustellen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Intim. Im Rahmen des Workshops für junge Kamerafrauen zeigte das IFFF „Zuneigung“ von Quinka F. Stoehr, einen Dokumentarfilm über die Filmemacherin, Kamerafrau und Cutterin Gisela Tuchtenhagen. Sie begibt sich auf eine Reise, kehrt an bedeutungsvolle Orte zurück und wird mit dort mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Tuchtenhagen gewährt anhand ihres Tagebuchs einen sehr intimen Einblick in ihr bewegtes Leben. Während der Film zeigt, wie sie das Heim sucht, aus dem sie als Kind so oft weggelaufen ist, oder wie sie nach Paris reist, um ihren Sohn zu treffen und über den Tod des Vaters zu sprechen, sind Ausschnitte aus dem Tagebuch zu hören. Zuneigung ist ein zentrales Thema in Gisela Tuchtenhagens Arbeit. Ihre Warmherzigkeit und Offenheit machen es möglich, dass die Menschen sich ihr „zuneigen“ und genau das macht ihre Filme so außergewöhnlich und emotional. Auch durch die jahrelange Freundschaft zwischen Quinka F. Stoehr und Gisela Tuchtenhagen erhält „Zuneigung“ seine Authentizität und Intimität.
festivalfilms Illuster. Warum die Dokumentation „Full Metal Village“ gezeigt wird, scheint zunächst eher unklar, da das Programmheft sagt: „Sie [die Regisseurin Sung-Hyung Cho] zeigt das kleine Dorf Wacken, wo jährlich das bedeutendste Metal-Festival Deutschlands stattfindet.“ Eine Doku über ein Metal-Festival? Muss das sein? Sämtliche Vorurteile bestätigen sich, als sich der kleine Kinosaal langsam füllt. Ungefähr dreißig junge Metaller stürmen den Raum rücksichtslos. Sung-Hyung Cho wird verspottet, als sie ihren Film ankündigt und „ihr musst Respekt haben“ sagt. Sie wirkt dadurch allerdings in keiner Weise irritiert und stellt klar: „In dem Film geht es nicht um euch, es geht um die BewohnerInnen des Dorfes“. Es hilft alles nichts, der Vorfilm, die herzergreifende Strickanimation “Woolly Town – Woolly Head” von Vera Neubauer geht völlig in pubertären Gegröle und „Wackööön“Rufen unter. Aber „Full Metal Village“ macht Spaß, da er die Erwartungshaltung der Metaller mit Sicherheit nicht erfüllt und sich fast ausschließlich dem Leben der WackenerInnen widmet. Die BewohnerInnen des Dorfes sind eine Comedytruppe der traurigen Art. Da wäre zum Beispiel der Bauer, der erklärt, dass mann nach 40 Jahren Ehe einfach
eine Geliebte haben muss, „um die Frau auch mal zu schonen“, um dann plötzlich einzuwerfen: „Du nimmst das jetzt nicht auf, oder?“. Oder der ehemalige Veranstalter, der damals ausstieg, weil die Böhsen Onkelz spielen sollten und sich im nächsten Atemzug über die vielen ausländischen Arbeiter beschwert. Oder die beiden Mädchen, die den ganzen Tag Kalorien ausrechnen, und ihr eigenes kleines Fitnessstudio haben. Eine wird später in einem Buch über den Zweiten Weltkrieg blättern und sich wünschen, dabei gewesen zu sein. „Einmal mittendrin sein – das wäre toll“. Der triste Dorfalltag wird einmal pro Jahr jäh unterbrochen, wenn bis zu 60.000 Metalfans nach Wacken kommen. Die Straßenschilder werden abmontiert, einige BewohnerInnen flüchten und der Supermarkt macht mehr Umsatz als im gesamten restlichen Jahr. Das Spezielle an Wacken ist, dass alle mithelfen (müssen), wenn ein so „besonderes“ Ereignis stattfindet. Aber nach dem Festival ist vor dem Festival und alles bleibt beim Alten. Illustrationen. Zum Programm gehörte auch eine Reihe Dokumentarfilme über MusikerInnen, zum Beispiel „Club Q – The legendary dance party for women“
von Kristen Wolf (zu sehen auch beim Okto-Fokus „You can Feminism“). Club Q war fünfzehn Jahre lang die wichtigste Party für Lesben und ihre Freundinnen. Bis zu 1000 Frauen trafen sich einmal im Monat unter DJane Page Hodels Motto „Celebrate being alive!“. „East Of Havana“ von Emilia Menocal und Jauretsi Saizarbitoria gibt einen Einblick in den kubanischen HipHop-Underground und seine politischen Inhalte. „Hitlers Hitparade“ von Oliver Axer und Susanne Benze lief unter dem Motto „Erinnerungen“ und konnte trotz oder gerade wegen der kontroversen Diskussion im Vorfeld nicht überzeugen. Die FilmemacherInnen kombinieren Zusammenschnitte aus Filmen und Reportagen der Nazizeit mit Musik, um „die Gleichzeitigkeit von Schrecklichem und Schönen“ zu illustrieren und zu zeigen „wie Verführung funktioniert“. Laut Susanne Benze will „Hitlers Hitparade“ das damalige Geschehen „erklären“. Das gelingt nicht. Ein absolutes Highlight des Festivals war zweifelsohne „Kurz davor ist es passiert“ von Anja Salomonowitz. Der Film verbindet zwiebelschichtartig Realität und Fiktion und – so Salomonowitz in der Diskussion – „nimmt dem Thema Frauenhandel das Mitleid.“ ❚
Türkei Trip Vom Kopftuch bis zum kurdischen Muschelverkäufer: Das türkische FrauenFilmFestival in Wien. Von Bärbel Traunsteiner April 07: Das erste türkische FrauenFilmFestival findet in Wien statt! Frauen mit türkischem Background bestimmen vier Tage lang die filmischen Inhalte des Top Kinos und dies mit enormem Erfolg. Filmemacherinnen aus der Türkei sowie aus Österreich zeigten ihr Schaffen erstmals in großem österreichischen Rahmen. Das Publikum kam scharenweise; die Räumlichkeiten waren für den Menschenansturm beinahe nicht mehr ausreichend. Die vielfältige Kombination aus künstlerischen Kurzfilmen und Dokumentarproduktionen bot einen äußerst spannenden Mix: Von der Thematisie-
rung des Kopftuches bis zur Begleitung Kurdischer Muschelverkäufer in Istanbul war alles zu sehen. Die anwesenden KünstlerInnen standen für Fragen der ZuschauerInnen in mehreren Vorstellungen zur Verfügung und ermöglichten dadurch eine aktive und kontroversielle Auseinandersetzung mit den gebotenen Inhalten. Das geschlechtergemischte Publikum zeigte, dass sowohl in Österreich lebende Frauen als auch Männer mit Interesse an die Auseinandersetzung mit türkischen Inhalten, Visionen und Lebensrealitäten herangehen. Wir sind schon auf eine Fortsetzung gespannt! ❚
Tü r k i s c h e s Fr a u e n Fi l m Fe s t i v a l : M e l e k Ö z m a n
juni 2007 an.schläge 19
töchtertag
Feministin werden Bereits zum sechsten Mal fand am 26. April der Wiener Töchtertag statt. Mit dabei natürlich auch diesmal die an.schläge als „Arbeitgeberin“ für einen Tag. Elf Mädchen übernahmen die Redaktion, hielten Sitzung, diskutierten und verfassten Artikel. Hier die Ergebnisse.
Dünn oder dick, was ist schick? Immer mehr Mädchen glauben daran und leben danach: nur dünn ist schön und frau ist nie dünn genug. Zwei Schwestern aus Brasilien hatten ihr Leben lang mit Hunger zu kämpfen, doch erst als sie zu weltbekannten Topmodels wurden und es um sie herum einen Überschuss an Essen gab, aßen sie fast nichts mehr. Schon nach kurzer Zeit starben sie an Nahrungsmangel. Fakt ist, dass sich immer mehr Mädchen nur noch in Größe 36 oder weniger schön fühlen, da es ihnen ihre Stars so vorleben. Auch das andere Extrem tritt immer häufiger auf: Fettsucht! Viele Jugendliche sitzen den ganzen Tag über zu Hause auf der Couch und stopfen Fastfood in sich hinein. Die Spätfolgen sind verheerend, unter anderem: Plattfüße, verfrühte Pubertät, Fettleber, Gallensteine, nächtlicher Atemstillstand, Asthma, Bluthochdruck.
du tun kannst? Es gibt eine Internetseite: www.marktcheck.at – eine Produktdatenbank, die Produkte im Bezug auf Tierschutz bewertet und darauf achtet, tierversuchsfreie Produkte zu präsentieren.
Vergessen wir den Krieg?
Viele Menschen finden es schrecklich, dass in den USA jemand Amok gelaufen ist. Ich frage Sie, ist es nicht so, dass in Kriegsgebieten jeden Tag viel mehr Veronika Schober (12), Barbara Binder (12) Menschen sterben als die „paar“ bei einem Amokläufer oder bei einem Mord? In der Schule, im Fernsehen und in der Zeitung kann man fast täglich schreckliche Bilder Burschen und Mädchen finden und schlimme Neuigkeiten über Kriegsgebiete hören. Doch ein Mensch verliert leicht Mädchen haben genau die gleichen Rechte wie Burschen und sind genauso das Interesse an einer Sache, wenn diese ihm täglich präsentiert wird. gescheit wie Burschen. Burschen glauIch will mit diesem Artikel nicht behaupten, ben immer, dass sie gescheiter sind, dass Vergewaltigungen, Amoklauf und was es doch es stimmt nicht. sonst noch für schreckliche Dinge auf der Welt Wir haben für euch ein paar Burschen und gibt, nicht schlimm sind. Ich will den LeserInnen Mädchen gefragt, was sie davon halten, dass nur näher bringen, dass es, grob ausgedrückt, einur Burschen klug sind: Die Männer meinten, gentlich unfair ist, dass für die Menschen die Frauen sind genauso gescheit wie Männer. Ein von einem Amokläufer getötet wurden Schweijunger Mann fand, dass es scheiße ist, wenn Männer Frauen schlagen. Der Zweite hat geant- geminuten gehalten werden, aber nicht für die Lucia Müllauer (11), Pamina Reichmann (12), Clara Peterlik (12), Rosa Fuchs (12) wortet, er weiß nicht, wie er Gleichberechtigung Menschen, die im Krieg sterben. Ich würde mir wünschen, dass die Menund Gewalt an Frauen findet und er würde seiner Freundin eine Ohrfeige geben, sie aber nicht schen nicht nur für die, die durch die Hand von schlagen. Der Dritte meinte: Es spricht sich her- Amokläufern oder Mördern sterben, beten, Tierversuche sondern dass noch mehr Menschen an die um, dass Frauen angeblich nicht Auto fahren In der EU sterben jährlich etwa 300.000 können, dass das manchmal stimmt und dass er Menschen im Krieg denken und etwas ändern wollen. es nicht beurteilen kann. Versuchstiere einen sinnlosen Tod. Seit Viele von Ihnen denken sich sicher, nicht Eine Frau sagte, sie würde ihren Freund an1999 gibt es in Österreich ein Verbot der zeigen, wenn er sie schlägt. Die zweite Frau ant- nur der Gedanke zählt, ich will Ihnen aber saTierversuche für Kosmetika. Auch wir gen: Das stimmt nicht! Und wenn sie sich „nur“ sind gegen Tierversuche , weil wir finden, wortete, für sie ist es nicht verständlich, dass über diesen Artikel unterhalten, es hilft allein Männer angeblich gescheiter und besser als dass es nicht notwendig ist Tiere für die Schöndas! Frauen sind. Frauen sind nämlich genauso gut heit zu quälen. Es gibt auch Alternativen, beispielsweise Zellkulturen und Computermodelle, wie Männer. Stefanie Rischer (14) die stattdessen verwendet werden können. Was Tanja Rippel (11), Lisa Zivsa (13), Lisa Gross (13), Julia Stary (13) juni 2007 an.schläge 21
wissenschaftforum
Der durchschnittliche User
Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
G ra f i k a u s e i n e r I n f o r m a t i k- L e h r v e ra n s t a l t u n g s u n t e r l a g e
Wie kommt Geschlecht in technologische Artefakte? Mit der Ausblendung sozialer Dimensionen in der Informatik und Geschlechterkonstruktionen in der SoftwareEntwicklung beschäftigte sich das Forschungsprojekt „Gendered Software Design”.1 Von Doris Allhutter
1 Das Forschungsprojekt wurde von Doris Allhutter, Sara John und Edeltraud Hanappi-Egger in der Abteilung Gender and Diversity in Organizations der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt.
22 an.schläge juni 2007
Feministische Technikforschung setzt sich mit der Ko-Konstruktion von Technologie und Geschlecht auseinander. Technik wird in diesem Ansatz als sozial geformt und damit auch vergeschlechtlicht verstanden. Sie dient darüber hinaus als bedeutendes Moment in der Konstruktion dessen, was gesellschaftlich als „weiblich“ und „männlich“ verstanden wird und trägt damit zur (Re-)Produktion von Geschlechterverhältnissen wesentlich bei. Im Gegensatz dazu verstehen die Technikwissenschaften ihre Theorien, Methoden und praktischen Anwendungsfelder weiterhin großteils als objektiv und neutral. In diesem positivistischen Wissenschaftsverständnis gilt Technikentwicklung als logisches und rationales Verfahren, das gesellschaftlichen Fortschritt intendiert. Ein Verständnis von technologischen Artefakten als sozial verhandelte Konstruktionen erfordert allerdings
eine tiefer gehende Infragestellung zentraler Paradigmen des technologischen Entwicklungsprozesses und auch des ihm zugrunde liegenden Qualitätsbegriffs. Software-Qualität und Geschlecht? Traditionelle Definitionen von Software Qualität sind vorrangig auf die technische Machbarkeit ausgerichtet und orientieren sich an technikzentrierten Qualitätsstandards wie Funktionalität, Effizienz, Usability und Fehlerfreiheit. Soziale Dimensionen, wie etwa vergeschlechtlichte Annahmen über zukünftige UserInnen, ihre Anforderung und technischen Kompetenzen, die in die Software Entwicklung einfließen und sich in technologischen Artefakten materialisieren, werden dabei ausgeblendet. „Gendered Software Design“ widmet sich den geschlechterrelevanten Aspekten in Software Engineering Prozessen und dem ihnen zugrunde lie-
genden Qualitätsverständnis. Im Rahmen des Projekts wurden Fallstudien mit Software-Entwicklungsteams durchgeführt, die zeigen, durch welche impliziten Mechanismen unbewusste Annahmen der EntwicklerInnen und soziale Geschlechterkonstruktionen in Entwicklungsprozessen immer wieder reproduziert werden. Als ausschlaggebend dafür erweist sich weniger das Geschlecht der EntwicklerInnen selber, sondern hegemoniale Wahrnehmungsmuster, die sich Software-EntwicklerInnen im Rahmen ihrer Ausbildung und beruflichen Praxis in Form von informationstechnologischen Theorien und Methoden, aber auch durch öffentliche Diskurse und Alltagserfahrungen angeeignet haben. Theorie und Praxis. Theoretische Modelle beschreiben Software-Entwicklung als Prozess, in dem anhand einer Anforderungsanalyse technische Spezifikationen und Modelle erstellt werden. Diese
forumwissenschaft würden unmittelbar in eine entsprechende Implementierung münden, deren „Qualität“ noch dazu als objektiv messbar gilt. In der Praxis aktivieren EntwicklerInnen jedoch permanent unbewusste Vorannahmen über UserInnen und treffen Design-Entscheidungen auf Basis sozial konstruierter Vorstellungen über den in einer Software abgebildeten „Realitätsausschnitt“. So werden beispielsweise Annahmen über geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in die Modellierung von Arbeitsabläufen in Workflow Management Software eingeschrieben oder stereotype Annahmen über die Präferenzen „durchschnittlicher“ Nutzer(!) z. B. in Informationssysteme oder Computerspiele eingebaut. Aus den Fallstudien geht hervor, dass diese als „Gender Scripts“ bezeichneten Annahmen unbewusst in allen Entwicklungsphasen mitwirken. EntwicklerInnen versuchen sich den Präferenzen von UserInnen außerdem dadurch anzunähern, dass sie eigene Vorlieben oder Kenntnisse als repräsentativ für jene der zukünftigen UserInnen verstehen. Auch diese als „I-Methodolgy“ bezeichnete Vorgehensweise führt zu Ausschließungsmechanismen in der Nutzung technologischer Artefakte. Gender Scripts. Während NutzerInnenbilder in der Entwicklung tatsächlich eine große Rolle spielen, zeigten die Fallstudien mit einem Team aus der Spieleentwicklung sowie mit EntwicklerInnen von Suchmaschinen, dass zukünftige Nutzungskontexte explizit eher entpersonifiziert beschrieben werden. Entwickelt wird für den „durchschnittlichen“ User – für „alle“ also, meinen die EntwicklerInnen. In der Beschreibung des „normalen“ Users zeigt sich allerdings, welche UserInnen dieser Norm eben nicht entsprechen. In der Spieleentwicklung gilt der „durchschnittliche“ User etwa als männlich, heterosexuell, weiß und als jemand mit dem Mainstream entsprechenden Unterhaltungspräferenzen. Obwohl dieses Bild im Entwicklungsprozess nicht explizit in Form einer Zielgruppenspezifikation benannt, sondern nur implizit mitgedacht wurde, zeigen sich die Auswirkungen auf unterschiedlichsten Ebenen. So wurden bei der Modellierung von Spielecharakteren ge-
schlechtsspezifische Darstellungskonventionen angelegt, die auf unterschiedlichen Standards für deren grafischen „Realismus“ beruhen und die Figuren als „weiblich“ und als „männlich“ glaubhaft machen sollen. Um eine Identifikation des Spielers mit dem männlichen Character zu ermöglichen, sollte dieser ein normaler Durchschnittstyp sein. Als Referenzmaterial wurden daher Fotos eines Schauspielers herangezogen und darauf abgezielt, den männlichen Character anatomisch korrekt zu modellieren. Im Gegensatz dazu wurde als Referenzmaterial für die zentrale weibliche Figur bereits ein 3D-Character gewählt. Das Ziel war, den weiblichen Character „hübsch und sexy“ zu gestalten, weshalb er bis zu einem gewissen Grad nicht anatomisch korrekt sein durfte. Ebenso wurden in den Spielverlauf gegenderte Narrative eingebaut, über die in der Wahrnehmung der EntwicklerInnen offensichtlich soweit gesellschaftliche Einigkeit herrscht, dass ein Teil der Spielelogik nur nachvollzogen werden kann, wenn die Narration im Spiel entlang traditioneller Geschlechterstereotype entschlüsselt wird. Anders als beim „durchschnittlichen“ User wurden spezifische UserInnengruppen durch „abweichende“ Merkmale wie Geschlecht, Alter und Nationalität differenziert. Userinnen wurden dabei schnell über althergebrachte Geschlechterstereotypien abgewertet, die sich auf „weibliche” Präferenzen, Kompetenzen und Interessen beziehen. Eine ähnliche Vorgangsweise findet sich in der Entwicklung von Suchmaschinen, die Informationen anhand von Klassifikationen abbilden und in Form von Über-, Unterordnungen oder Vernetzungen organisieren. Durch die Struktur der Abfragemöglichkeiten sowie die Suchprozesse selbst werden als relevant definierte von als nicht-relevant definierten Informationen unterschieden. Zentral sind hier wiederum die gesellschaftlich geprägten Sichtweisen der EntwicklerInnen. Für wen soll ein bestimmtes Suchergebnis relevant sein? Für „ganz normale Durchschnittsbürger“, so die Antwort, in bestimmten Fällen aber auch für MigrantInnen, Frauen oder regional Benachteiligte. Am Beispiel eines konkreten Informations-
systems definieren die EntwicklerInnen etwa, was es bedeutet, auch Frauen als UserInnengruppe mitzudenken: „Wir könnten doch Kinderbetreuung als Feld dazu nehmen!“ Rekonstruiert man den Weg, den die Anforderung nimmt, Frauen als Userinnen mitzumeinen, zeigt sich, wie sich die Verknüpfung von Frau und Kinderbetreuung in der Ordnungslogik des Informationssystems manifestiert. Erst durch das Mitbedenken von Frauen als UserInnen und die Reproduktion der Kinderbetreuung als weiblichem Tätigkeitsbereich, findet diese Information Eingang in das System. Die hierarchische Einordnung Kinderbetreuung als Subkategorie gibt darüber hinaus Auskunft über die gesellschaftliche Relevanz dieser Information. „Qualität“ als Machtfrage! Insgesamt zeigt sich, dass sich EntwicklerInnen bei der Frage nach Software Qualität nach wie vor ausschließlich auf technikzentrierte, „objektive“ Standards beziehen, während sie darüber hinaus auch implizit immer wieder betonen, dass nicht messbare, soziale Aspekte ebenso zentral sind. Diese werden allerdings als „subjektive Geschmackssache“ und nicht operationalisierbar begriffen, da sie aus dem traditionellen Qualitätsverständnis der Informatik herausfallen. Soziale und vergeschlechtlichte Qualitätsdimensionen werden weitgehend ausgeblendet und können somit nicht verhandelt werden. Stattdessen wird unbewusst auf Verfahren zurückgegriffen, die dann als Einfallstor für Gender Scripts und soziale Konstruktionen dienen. Durch I-Methodology und imaginäre NutzerInnenbilder werden gesellschaftliche Vorstellungen und Stereotype unreflektiert in die Software eingeschrieben. Ihre Materialisierung in Artefakten reproduziert hierarchische Gesellschaftsstrukturen. Um Gender Scripts sichtbar und hinterfragbar zu machen, ist es notwendig, bisherige Qualitätskonzepte um implizite Qualitätsvorstellungen zu erweitern. Als Projektergebnis erweist sich eine prozessorientierte Definition von Software Qualität, welche die wechselseitige Beeinflussung von technologischen und sozialen Aspekten grundsätzlich einbezieht, als zielführend. ❚
Vgl. Allhutter/Hanappi-Egger/John 2007. Gendered Software Design: Zur Sichtbarmachung von Gender Scripts in technologischen Artefakten. Forschungsbericht, Abteilung Gender and Diversity in Organizations, WU Wien.
juni 2007 an.schläge 23
Ist gigantomanisch gerade gut genug? Oder hat die Regenbogenparade den Zenit der Eventkultur schon lange überschritten? Marty Huber und Helga Pankratz sind uneins.
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Happy, funny, geil und steil Wir sind wieder soweit, wir sind bereit, den Schlachtruf der Lesbian Avengers auszupacken: „Queer“ verkommt, die Regenbogenparade hat den Zenit der Eventkultur schon lange überschritten, von nun an geht es bergab. Wir holen uns die Straße zurück. In den letzten Jahren war ich nicht die einzige, die über die Kommerzialisierung der CSDs, der Regenbogenparaden, der Pride Marches lamentierte. Aber das Blatt wendet sich und das nicht nur bei uns. Wir erinnern uns: Christopher Street Day begann mit Riots, mit fünftägigen Straßenkrawallen, er vereinte Drag Queens, Butches, Schwuchteln, von der Polizei sekkierte Outlaws. Seitdem ist viel passiert und der Kapitalismus hat das gemacht, was er immer macht: Er frisst, eignet sich an, kommerzialisiert, sagt: Solange ihr nach unserer Pfeife tanzt, könnt ihr ruhig schwul tanzen. Wie wenig realpopolitische Konsequenz diese Toleranz mit sich zieht, merken wir sehr gut in der „Werte“gemeinschaft Europäische Union, wo in Polen Homo-Hatz betrieben werden kann, ohne dass sich irgendein Popo von den PopolitikerInnen rührt. Dafür habt ihr ja die Homo-Ehe bekommen und kusch. Das wird auch in Österreich nicht anders sein. Oder wen rührt da schon die Ermordung von Henriëtte Wiersinga, einer Transfrau am helllichten Tag in den Straßen von Den Haag Ende März dieses Jahres? Wie es scheint, müssen wir uns nicht nur die Nacht zurückholen, sondern auch den Tag. Was nützt uns die Sichtbarkeit am Tag der Regenbogenparade, wenn es die letzte „politische“ Forderung in Österreich zu sein scheint, endlich die Fähigkeit zum bürgerlichen Leben anerkannt zu bekommen, sprich im Hafen der Ehe zu kentern. Diese „Wir sind ganz normal-Mentalität!“ wird mir besonders unerträglich, wenn es die VeranstalterInnen der Parade nicht zu stören scheint, dass auf einem der letzten großen Trucks zig österreichische Fahnen hängen, mit der Forderung nach „Gleiche Rechte für alle Österreicher!“ und alle anderen sollen draußen bleiben, oder was? Oder ist das die Bedeutung von „Wir sind ganz normal – Rassisten, Sexisten und Klassisten.“ Was nützt uns die Sichtbarkeit von Softdrinks, Alkoholika und Kosmetika auf der Parade? Und die Sichtbarkeit von Parteien? Was nützt uns die Schweigeminute am Morzinplatz, wo es bald ein nichtssagendes Denkmal für die „queeren“ Opfer des Nationalsozialismus geben soll, wenn es wieder nicht möglich ist, lesbische und schwule MitläuferInnen oder die aktive Teilhabe an Verbrechen durch schwule Nazis zu benennen. Suchen wir uns Geschichte aus, wie wir sie gerade brauchen? Die Parade hat es bisweilen verabsäumt sich selbst zu revolutionieren, aber wie gesagt: „We recruit!“ ❚
Dass eine Straßenschlacht zwischen Lesben, Schwulen und Transgender auf der einen Seite und der New Yorker Polizei auf der anderen am Anfang stand? Der wütende, sich politisierende queere Aufstand gegen Unterdrückung und Polizeigewalt vor nunmehr 38 Jahren? Das merkt man/frau den heutigen Paraden von NY, SF, Paris, Köln oder Wien ganz und gar nicht mehr an. Frau könnte fast meinen, dass etliche der wild geschminkt, schillernd be- beziehungsweise entkleideten jungen Menschen, die sich auf diesem gigantischen Volksfest der anderen Art austoben, von diesen Anfängen nicht einmal wissen. Die Parade, in Wien seit 1996 alljährlich – meist gegen die Fahrtrichtung – über den Ring ziehend, gleicht, wie ihre Schwestern in den USA, Australien und anderen westeuropäischen Städten, einem großen, schrillen Faschingsumzug zu Sommerbeginn. Happy, funny, geil und steil. Nicht kleckern, sondern klotzen; nicht meckern, sondern protzen ist die Devise. Ein Indiz dafür, dass selbst diese durchaus zum Teil als „entpolitisiert”, als „kommerzialisiert” zu bezeichnende Form noch eine subversive Sprengkraft in sich trägt und dass das Ende der (Regenbogen-)Fahnenstange europaweit noch längst nicht erreicht ist, ist aber der erbitterte Widerstand, auf den Lesben und Schwule stoßen, die in ihren Ländern diese Art der öffentlichen Sichtbarkeit neu einführen wollen: Sei es in Polen, Russland, Serbien, Kroatien ... Es ist eine Errungenschaft, dass die Stadt Wien voll und ganz hinter dieser Veranstaltung steht, ja sogar die hinter dem ganzen Trubel herfahrende Müllabfuhr sichtbar mitfeiert. Dass die Polizei tatsächlich ausschließlich die Funktion der FreundInnen und HelferInnen innehat. Dass die Straßenbahnen der Stadt regenbogenbeflaggt sind. Das alles wäre noch vor 15 Jahren in Wien in dieser Weise nicht vorstellbar gewesen: Nicht diese (verschwenderische) Pracht, diese selbstbewusste Selbstverständlichkeit. Und vor allem nicht: die massenhafte Beteiligung. Hier vor allem liegt der Knackpunkt, warum ich unbedingt für die Regenbogen Parade in dieser gigantomanischen Dimension bin: Das Auftreten als Masse in der Öffentlichkeit. Von PassantInnen, TouristInnen, heterosexuellen Familien freundlich bestaunt, welche die Straße säumen oder sogar das Abschlusskonzert besuchen. Wann, wie und wo sonst wäre es denn möglich, dass eine Minderheitengruppe (ca. zehn Prozent der Bevölkerung) sich selbst und den Mitmenschen so deutlich sichtbar vor Augen führt, was wir vor ca. dreißig Jahren in einem Slogan ausgedrückt haben, der lautete:„Wir sind Lesben. Wir sind viele. Gemeinsam sind wir unwiderstehlich“! ❚
Marty Huber ist Mitarbeiterin von Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, Kontakt: lesbenberatung@villa.at
Helga Pankratz, seit 26 Jahren in der HOSI Wien aktiv, www.hosiwien.at
24 an.schläge juni 2007
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an.rissarbeit Alles beim Alten Die niederösterreichische Landesrätin Johanna Mikl-Leitner präsentierte die Eckdaten der Frauenstudie 2007 – „Was Frauen wirklich wollen!“. In dieser Studie wurden 700 Frauen im Alter von 19 bis 65 Jahren befragt. Ziel war es, Wünsche und Bedürfnisse von Frauen zu erforschen, um so Maßnahmen und Initiativen für mehr Chancengleichheit setzen zu können. Die vorgelegten Ergebnisse bringen nichts Neues: Frauen verdienen weniger als Männer, Frauen sind weit öfter teilzeitbeschäftigt (43 Prozent, bei den Männern sind es zehn Prozent), Frauen wählen großteils Dienstleistungsberufe. Und nach wie vor liegt die Reproduktionsarbeit in weiblicher Hand: Achtzig Prozent der Frauen sind für unbezahlte Hausarbeit zuständig, Frauen übernehmen zu 75 Prozent die Kinderbetreuung. Ob diese Ergebnisse nun wirklich für eine Verbesserung der Chancengleichheit sorgen werden, bleibt abzuwarten. be
tikantInnen bewusst als billige und trotzdem hochmotivierte Arbeitskräfte, die in der Hoffnung auf einen fixen Job bis zu vierzig Stunden die Woche arbeiten. Hauptbetroffene der Situation sind HochschulabsolventInnen, denen „die geringe Wertschätzung und das Gefühl der Ausbeutung besonders zu schaffen macht“, so Uhlik. Ein guter Rat zum Schluss: es wird empfohlen, nicht zu viele Praktika anzusammeln. Eine gute Alternative sind AMS-Arbeitstrainings. Sie sind auf drei Monate beschränkt, das AMS übernimmt die Deckung des Lebensunterhaltes und frau ist sozial-, kranken- und pensionsversichert. pix www.generation-praktikum.at
A d a Pe l l e r t
frauen.studie
salzburg
Abseits der Mozartkugel Um ein paar Klischees zu bedienen und gleich wieder zu verwerfen: Die Stadt Salzburg hat mehr zu bieten als Mozartkugeln, Schloss Mirabell oder den Jedermann. Die „Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg“ zum Beispiel. Das heurige Thema vom 16.-20. Juli lautet „Sprache leben. Kommunizieren & Verstehen“. Ein Blick auf das Programm verheißt eine Vielzahl an inspirierenden Arbeitskreisen und Workshops, beispielsweise jenen der Pantomimin Sabine Wallner „Eine Geste sagt mehr als 1000 Worte“ oder einen von Ute Lauterbach, ihres Zeichens Glücks- und Schicksalsforscherin, Philosophin und Autorin mit dem Titel „Anders sprechen – anders sein“. Daneben findet eine Reihe von Vorträgen statt. So widmet sich unter anderem Sabine Weinert, Universitätsprofessorin für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie, der Frage „Wie Sprache das Wissen und Denken beeinflusst“. Die Vielfalt von Themen und ReferentInnen (AutorInnen, ErziehungswissenschafterInnen, PsychotherapeutInnen, SprachwissenschafterInnen, HorterzieherInnen …) bildet die Basis einer ansprechenden – im wahrsten Sinn des Wortes – Veranstaltungsreihe; auch für NichtPädagogInnen. Übrigens: Die übersichtlich gestaltete Homepage bietet einen Fundus an interessanten (Ton-)Dokumenten. PÖ Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg, 5061 Elsbethen, Raiffeisenstraße 2, T. 0662/8047-7511, Fax: 0662/80477519, Die Tagungskarte für alle Vorträge, einen Arbeitskreis und den Tagungsband kostet 170,- Euro . Die Arbeitskreiskarte ohne Vorträge und ohne Tagungsband kostet 130,- Euro . E-mail: pwt@bildung.kirchen.net, www.pwt.kirchen.net
prekär
Generation Praktikum Die Internet-Plattform generation-praktikum.at liefert mit einer Umfrage unter 400 Studierenden und AkademikerInnen erstmals Daten und Fakten zur Situation von PraktikantInnen in Österreich. Ebenso auffallendes wie trauriges Ergebnis der Umfrage: „Frauen sind häufiger Praktikantinnen und weisen auch eine höhere Anzahl an Praktika auf“, sagt Julia Uhlik von generation-praktikum.at. Viele Unternehmen sehen Prak-
uni.politik
Wo bleiben die Rektorinnen? Erst in der letzten an.schläge-Nummer haben wir berichtet, dass auf der Akademie der bildenden Künste (Wien) die erstgereihte Clémentine Deliss nicht zur Rektorin gewählt wurde; nun passiert das Gleiche an der Donau-Universität Krems (DUK) und an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU): An der DUK war im Dreier-Vorschlag des Senats die amtierende Vizerektorin Ada Pellert nicht enthalten, obwohl sie alle Kriterien der Ausschreibung erfüllt hatte. Als Rektor wurde stattdessen der deutsche Burschenschafter Heinrich Kern gewählt. Eine Gruppe von ProfessorInnen der DUK ist empört und fordert in einem offenen Brief eine Neuwahl des Senats sowie eine Neuerstellung des Dreier-Vorschlags. Ähnliches an der BOKU, hier war Ingela Bruner die Erstgereihte im Dreiervorschlag des Senats. Der Universitätsrat der BOKU jedoch will sie nicht zur Rektorin machen – er bevorzugt den amtierenden Rektor Hubert Dürrstein, der nicht einmal im Dreier-Vorschlag aufgeschienen ist. Frauenministerin Doris Bures spricht von einer „Schande“ und fordert Konsequenzen. In Österreich gibt es an den Universitäten keine einzige Rektorin, und auch bei den ProfessorInnen ist Österreich EU-weit unter den Schlusslichtern: Obwohl bei den StudienabgängerInnen Frauen klar vorne liegen, sind von insgesamt 1.304 ProfessorInnen nur 142 Frauen. be juni 2007 an.schläge 27
Fo t o s : A r c h i v
küchenhilfe
Aschenbrödel Kürzlich brauchte ich Geld und zwar sofort. Zufällig traf es sich, dass einem Promi-Wirt zwei Tage vor der Eröffnung die Küchenhilfe abhanden gekommen war. Also arbeitete ich, Wallraff wider Willen sozusagen, eine Woche im härtesten Job meines Lebens. Von Katharina Nagele Eine Gastronomie-Küche ist eine durchorganisierte Minifabrik und Köche wie Hilfskräfte verrichten Fließbandarbeit. Steht erst einmal die Speisekarte fest, gleicht das Kochen in einer solchen Küche in nichts dem alchimistischen Vorgang, der in privaten Küchen stattfindet. Jeder Handgriff ist auf höchste Effizienz ausgerichtet. Gearbeitet wird im unerbittlichen Takt, in dem die Bonmaschine eine Bestellung nach der anderen ausspuckt und bei jedem neuen Bon enervierend piept. Mit rotem Kopf ruft der Küchenchef die Bestellung so laut aus, dass es die ganze Küche hört. Leichte Panik steigt auf. Ein Tisch mit zehn Personen, Vorspeise Hauptspeise, Beilagen, Nachtisch; „Piep“, der nächste Bon:„Zwei Salat, eine Suppe, ein Clubsandwich als Vorspeise! Dann: Zwei Filet Mignon, einmal …“ Und wieder „Piep“, ohne Unterlass. Von 9.00 Uhr früh bis Küchenschluss um 22.00 Uhr scheint alle Welt pausenlos zu essen. Die Hektik. Jetzt gilt es, alles liegen und stehen zu lassen, das Gemüse wird später geschnitten, die Berge an 28 an.schläge juni 2007
schmutzigem Geschirr müssen einstweilen stehen bleiben. Die Küchenhilfe arbeitet dem Koch zu, bereitet die Beilagen und richtet die Essen an. Genau genommen hat sie die Letztverantwortung, denn der Koch kann sich um nichts anderes kümmern, als dass das Steak punktgenau medium ist. Mehrere Gerichte stehen auf der Karte, die die KellnerInnen nicht ohne weiteres unterscheiden können, also richtet die Küchenhilfe für jedes Gericht als Kennung eine andere Salatgarnitur an. In Spitzenzeiten kommt es vor, dass das Geschirr knapp ist. Die Küchenhilfe muss jede Sekunde dazwischen abwaschen. Wenn an bis zu fünf Bestellungen gleichzeitig gekocht wird, während bereits fünf weitere Bestellungen warten, wobei darauf zu achten ist, dass die Beilagen gleichzeitig mit der Hauptspeise, beides zusammen nicht früher als die Vorspeise fertig wird und die KellnerInnen die Speisen auch rechtzeitig servieren, dann werden von allen logistische Spitzenleistungen erbracht. Die Menschen. Küchenhilfen brauchen eine schnelle Auffassungsgabe, Organi-
sationstalent, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Es mag an der unglücklichen Formulierung der Anfrage gelegen haben, jedenfalls teilt mir Robert Maggale von der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (früher HGPD, jetzt fusioniert mit den Eisenbahnern und der Gewerkschaft Handel und Transport zu VIDA) mit „Es gibt kein Berufsbild Küchenhilfe.“ Damit ist gemeint, dass Küchenhilfen ungelernte Hilfskräfte sind – trotz dieser Anforderungen. Es gibt auch keine Zahlen darüber, wie viel Küchenhilfen bei der Gewerkschaft sind. Robert Maggale:„Es geht uns um den Menschen selbst, wir schauen nicht auf den Beruf. Entweder die Leute eines Betriebs treten bei oder eben nicht.“ Auf die Frage, wie die Gewerkschaft denn die Leute anspricht, kommt dann doch: „Wir gehen halt in die Betriebe und machen Informationsveranstaltungen.“ Etwa 70 Prozent aller Küchenhilfen sind weiblich, sicher siebzig bis achtzig Prozent sind MigrantInnen. Kollegin Lena kommt aus Rumänien, hat eigentlich Näherin gelernt, in Österreich ein schlecht bezahltes, aussterbendes Gewerbe. Für die besseren
hilfeküchen
Boutiquen konnte sie zu wenig Deutsch, um mit den Kundinnen, für die sie die Kleidung ändern sollte, zu sprechen. Also arbeitete sie als Putzfrau, dann als Erntehelferin in den Wiener Weinbergen, schließlich hinter der Schank eines Heurigen und dann in der Küche. Generell ein Problem im Gastgewerbe ist die Schwarzarbeit, aber für Migrantinnen ohne Arbeitsbewilligung ist sie oft die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Daher schwächen die seit 2006 verschärften Bestimmungen des Fremdenrechts die Verhandlungsposition der Gewerkschaft zusätzlich. Entsprechend mager ist der Kollektivlohn von 1095,- Euro monatlich. Der Lohn. „Wenn ich nur den Kollektivlohn bekomme, bleibe ich nicht. Hackelst den ganzen Tag wie ein Viech und kriegst einen Scheißdreck dafür. Ich bekomme sofort was anderes. Ich kenn’ mich aus in der Küch’“, sagt Kollegin Lena. Nach wochenlanger Vorbereitungszeit wird erst einen Tag nach der Eröffnung über die Bezahlung gesprochen. Als ich an diesem Tag nach Hause gehe, weine ich: Bei 5,- Euro pro Stunde habe ich am Eröffnungstag 16 Stunden ohne Pause für nur 80,- Euro gearbeitet. Nur wer die tiefe Erschöpfung nach einer solchen Arbeit gespürt hat, versteht, welche Demütigung eine solche Bezahlung ist. Am nächsten Tag wird wütend in der Küche getuschelt: Wir sollten beim Abendgeschäft, wenn eine hungrige Meute das Lokal stürmt, die Arbeit hinschmeißen und ultimativ mehr Geld verlangen. Aber es bleibt beim Sturm im Wasserglas: Die zweite Köchin bekäme nur 300,- Euro Notstandshilfe, weil
sie bei ihrer vorigen Stelle nicht für die gesamte geleistete Wochenarbeitszeit angemeldet war, ich brauche, wie erwähnt, sofort Geld und auch Lena sucht sich einfach etwas anderes. Es zahlt sich nicht aus zu bleiben und zu kämpfen. Stattdessen träumen wir lieber vom Lottogewinn. Die Köchin würde sich ein Jahr Schönheitsfarm gönnen um abzunehmen. In der Küche ist nie Zeit zu Essen und so nascht sie immer nur zwischendurch Frittiertes, das geht schnell. Lena würde ein eigenes Lokal eröffnen: „Das ist mein Traum. Oder eigentlich der meines Mann. Er ist gelernter Koch.“
endzuschläge gibt es keine. Immerhin fallen weibliche Küchenhilfen unter die Schwerarbeiterregelung. Die männlichen Kollegen hingegen erreichen nicht den geforderten Kalorienumsatz.
Das Ende. Nachdem Anna, die dritte Küchenhilfe, sich krank gemeldet hat, bleiben nur mehr zwei Küchenhilfen und der Besitzer bietet nun doch 6,Euro pro Stunde. Anna hatte so schwere Rückenschmerzen, dass sie nicht aus dem Bett aufstehen konnte. Die frühere Hausbesorgerin ist arbeitslos, mit der Küchenarbeit wollte sie sich etwas zu der Bildung statt Kampf. Auch Gewerkschafter Arbeitslosenunterstützung unter der Armutsgrenze dazuverdienen. Aber die Robert Maggale sieht Streik als das letzte Mittel. Zuerst werden juristische Jahre körperlicher Arbeit sind eben nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Maßnahmen ergriffen, wird das Gespräch gesucht. Er weiß um die Proble- Sie bekommt am nächsten Tag drei Spritzen verpasst und der Orthopäde me speziell der MigrantInnen, kommt teilt ihr mit, dass sie gelähmt wird, selbst aus einem Betrieb mit KollegInwenn sie noch einmal so eine schwere nen aus 27 Nationen. Dem hohen AnArbeit verrichtet. teil an Frauen und MigrantInnen wird Krankheiten des Stützapparates mit Deutschkursen Rechnung getrasind im Gastgewerbe vorprogramgen, die durch Kooperation mit der Armiert. Küchenhilfen arbeiten dazu beiterkammer sehr günstig bis gratis noch viel mit Wasser und aggressiven sind, sowie mit Hilfe bei der Kinderbetreuung. Es wird auf Weiterbildung ge- Putzmitteln. So leiden viele unter Hautsetzt, damit speziell MigrantInnen aus krankheiten. Lenas Hände sind undem HilfsarbeiterInnenbereich heraus- natürlich breit, geschwollen und rot. kommen, einen Lehrabschluss nachho- Meine Hände pochen oder fühlen sich taub an. Von den Schnittwunden und len und so bessere Bezahlung einforBrandblasen, von denen ich mir am erdern können. sten Tag gleich zwei zugezogen habe, Maggale ist stolz darauf, dass bis ganz zu schweigen. Wenn ich nachts jetzt niemand durchgefallen und 60 heimfahre, rieche ich wie wandelnde Prozent die Lehrabschlussprüfung soPommes Frittes. Duschen gibt es keine. gar mit Auszeichnung bestanden haAber Kollegin Lena meint: „Wenn einer ben. Durch die gastgewerbetypischen auf der Baustelle arbeitet, kann er sich Arbeitszeiten kann das Kursangebot auch nicht immer duschen, bevor er allerdings nur von einem Teil der Beheimfährt.“ ❚ schäftigten genutzt werden. Wochenjuni 2007 an.schläge 29
kulturan.riss
Fo t o : Fi l m m u s e u m , E r n s t L u b i t s c h 1 9 1 8 : „ I c h m ö c h t e k e i n M a n n s e i n “
tanz.lesung
La place du singe
film.museum
Diven versus subversive Backfische Vom 8. bis 24. Juni huldigt das Filmmuseum den Komikerinnen und Diven im Kino der 1910er Jahre. Claudia Preschl und Katja Wiederspahn kuratieren das vierzig Filme sowie Workshops und Vorträge umfassende Programm. Die Filme der 1910er Jahre erzählen Alltagsgeschichten mit großem und oft grotesk-komischem Körpereinsatz. Verrenkungen, Ausbrüche, Attacken, Zerstörungswut: Auch den Schauspielerinnen war KörperSlapstick und körperliche Unangepasstheit gestattet. Als rebellische und subversive Backfische führen Asta Nielsen, Ossi Oswalda und Dorrit Weixler im deutschen Film dieser Epoche weibliche Lebensrealitäten ungeschönt vor. Der Ausdruck der italienischen Diven dieser Zeit war artifizieller und zurückhaltender. Aber auch Lydia Borelli, Francesca Bertini, Pina Menichelli wurde genug Raum gegeben, um mit Mimik und Gestik „unvergessliche Bilder von erotischer Entfesselung und Ekstase“ zu schaffen. miri 8. bis 24. Juni, Lachende Körper Exzentrische Gesten, Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstr. 1, T. 01/ 533 70 54, www.filmmuseum.at
tanz
Verklärte Nacht Die belgische Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker schaffte 1983 mit der von ihr gegründeten Tanzcompagnie Rosas sofort mit der ersten gemeinsamen Produktion „Rosas danst Rosas“ den internationalen Durchbruch. Im Laufe der Jahre setzte sie immer wieder neue Maßstäbe im zeitgenössischen Tanz. Mit ihr beehrt eine der international bedeutendsten Choreographinnen der jüngeren Generation heuer die Wiener Festwochen, die Produktion „Nacht“ entstand in Koproduktion mit ImPulsTanz. In „Nacht“ kombiniert Anne Teresa De Keersmaeker drei Werke ihres Repertoires. Mit den Choreographien zu Béla Bartóks „Streichquartett Nr.4“, Ludwig van Beethovens „Große Fuge“ und Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ bringt sie drei außergewöhnliche Dialoge zwischen Tanz und Musik auf die Bühne. Wieder einmal sind die Hauptthemen in der musikalisch-tänzerischen Inszenierung Beziehungen und vor allem Missverständnisse zwischen Frauen und Männern unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft. miri 13. + 15. + 16. Juni, 20.00, Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien www.impulstanz.com
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Hassliebe zum Vater. Zur Bourgeoisie, der Klasse des Vaters, mit der und mit dem sie sich identifiziert. Zerrissenheit zwischen den Klassen, zwischen Vater und der aus der Mittelschicht stammenden Mutter. Inzucht. Lesbische Liebe. Die nackte Sprache der Christine Angot. 1959 ist sie geboren. Hat die französische Literaturszene ordentlich aufgemischt mit ihren autobiographisch-intimen Romanen. Bestsellerautorin, uncharmante Talkshow-Teilnehmerin. Packt ihr Leben aus und knallt es hin. Knallhart. Unsentimental und berührend. Ihr Text ein Tanz mit dem Messer zwischen den Zähnen. Sie ist bewaffnet bis an die Zähne und vollkommen nackt. Ein Messer, immer wieder in die eigene Wunde gestochen. Anklagend. Vermessen. Frech. Forsch. Draufgängerisch. Die Bestsellerin „L’ Inceste“: besessener Liebes-Hass-Monolog. Liebe zu einer Frau, „ich war 3 Monate lang lesbisch,“ immer wieder die Flashbacks der Vater-TochterLiebesbeziehung. „Ich war eifersüchtig auf euch. Ich bin es immer noch.“ Der letzte Satz in „La Place du Singe“ („Der Platz des Affen“) im Tanzquartier Wien. Wirft ihn in den Zuschauerraum, den Satz, der an die Halbgeschwister gerichtet ist, die beim Vater leben durften. Die ganz einfach und normal beim Vater leben durften. Sie musste ihn verführen. Lebensbewältigung der Lebensvergewaltigung literarisch gewaltig. Im Tanzquartier fand Ende April diese großartige Bewältigung statt. Tanz und Sprache. Das Duo: Angot liest, knappe körpersprachliche Kommentare. Die vielfach ausgezeichnete Choreographin und Tänzerin Mathilde Monnier tanzt Angots Text. Der zum Teil wohl auch der ihre ist. Sie kommt aus tiefster Provinzbourgeoisie. Dort ist sie aus der Reihe getanzt. Mit zurückgehaltener Leidenschaft, auch mit Witz, bewegt sie sich zu dem bewegenden Text, der vordergründig so nüchtern daher kommt. Ihr Choreographieren nennt sie „Schreiben.“ Angeklagte Bourgeoisie. Und heimliche Liebe. Wie der Vater. Er ist jetzt tot, sagt Angot, schade, er würde erfahren, was er ihr bedeutet hat. Die Mutter sitzt im Publikum, behauptet sie. Sicher auch einige, die wissen, wovon sie spricht, wenn sie „Bourgeoisie“ sagt. „Für manche ist das Schlüsselwort: Angenehm … Ihre Sehnsucht war Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, wie sie es verstanden. Das war das Wichtigste. Und mehr war da nicht.“ Und immer wieder „apprécier“ (dt: etwas schätzen, mögen, zu genießen wissen). Das Bürgertum, das sich die Welt durch den Genuss aneignet, dies schätzt, und immer wieder abschätzt. Die selbstverständliche Weltvereinnahmung einer Klasse, deren lässige Benotung und Abschätzung. „Vous avez apprécié?“ fragt eine Besucherin die andere nach der Vorstellung. MiT
a u s s te l l u n g
Vergessene Künstlerin Anlässlich des 50. Todestags von Helene Funke widmet ihr das Linzer Kunstmuseum Lentos eine Retrospektive. Funke, die als Wegbereiterin der modernen Malerei in Österreich gilt, wurde 1869 in Chemnitz geboren, lebte in Paris und dann bis zu ihrem Tod in Wien.Während ihrer Wiener Zeit engagierte sie sich auch in zahlreichen Künstlerinnengruppen, die
1938 aber großteils aufgelöst wurden. Helene Funke galt als Einzelgängerin, ihr Leben ist nur lückenhaft dokumentiert, von Forschung und Kunstmarkt wurde ihr Schaffen erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. Viele Werke befinden sich heute in Privatsammlungen, da Museen bislang nur wenig Interesse daran zeigten. Erstmals werden nun ihre Bilder in einer eigenen Museumsausstellung gezeigt, die in eindrucksvoller Weise ihr vielseitiges Schaffen dokumentiert und Funkes Stilentwicklungen vom Spätimpressionismus bis zur klassischen Moderne nachzeichnet. AndA
Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r
an.risskultur
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
4.5 - 11.9, Lentos Kunstmuseum Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 4020 Linz, www.lentos.at
Eva Steinheimer
d o ku m e n t a t i o n
B i l d : Po l y f i l m
Einkaufshölle
Moharram meets Modernity Sudabeh Mortezais Dokumentarfilm „Children of the Prophet“ wurde während des schiitischen Trauerfestes „Moharram“ in Teheran gedreht. Moharram ist ein archaisches Trauerritual, das des Märtyrertods von Imam Hossein gedenkt und farbenprächtige Prozessionen, Passionsspiele und Selbstgeißelungszeremonien umfasst. Der Film begleitet vier unterschiedliche Personengruppen bei diesem Ereignis. Säkulare, junge Männer, die sich auf das Straßenfest freuen, weil sie hoffen, dort Mädchen zu treffen. Mitglieder eines traditionellen Trauervereins, die in der kollektiven Wehklage eine Katharsis erleben. Eine Gruppe selbstbewusster Frauen, die in einer fidelen Runde Essen für Freunde, Verwandte und Bedürftige zubereitet. Junge Männern, die durch das Tragen großer schwerer Metallkonstruktionen auf der Prozession ihre Kraft und Geschicklichkeit beweisen wollen. Alle diese Rituale finden im modernen, urbanen Kontext des heutigen Teheran statt und der Film fängt dieses Spannungsfeld von Tradition und Moderne anschaulich ein. Er dokumentiert den individuellen Umgang der ProtagonistInnen mit Ritualen und wie sie diese den eigenen Bedürfnissen anpassen. Und er zeigt damit ein Bild von gesellschaftlichen Realitäten, die komplexer sind als die simplifizierende Vorstellung eines fundamentalistischen Islams. trude Children of the Prophet, Dokumentarfilm von Sudabeh Mortezai, seit 25. Mai im Kino
Die ersten Sommertage. Kein Meer in Sicht. Aber sommerliches Outfit brauchen wir trotzdem. Lenni ist jetzt in eine sehr modebewusste Phase eingetreten, zumindest was die T-Shirt-Wahl betrifft, denn dass das geerbte Teletubbies-Leiberl nicht jeden Tag frisch gewaschen zur Verfügung steht und ich nicht gern mit den Tomatensauceresten von vorgestern kuschle, bringt uns aufreibende morgendliche Debatten. Was die Wahl der Schuhe betrifft, hat Lenni auch erklärte Favoriten, seine Sportschuhe. Darum hätte ich mir die Frage: „Wollen wir heute Sandalen kaufen gehen?“ eigentlich sparen können. Aber manchmal ist es einfach schon zu spät, bis der Gedanke die Zunge einholt und so habe ich mir auch schon ein „Eigentlich nicht!“ eingehandelt. Irgendwann ziehen wir dann doch los. Lenni am Roller durch die Einkaufsstraße – ein Hindernisparcours mit beweglichen Elementen: eine willkommene Herausforderung, da der Spielplatzbesuch erst nach dem absolvierten Schuhkauf in Aussicht steht. Dann rein ins erste Geschäft, rauf in die Kinderabteilung: fünf Verkäuferinnen wittern endlich Kundschaft. Wir schauen erstmal. Das heißt, wir Eltern schauen uns die Schuhe an, Lenni hat einen Riesenfernseher entdeckt, hockt davor und schaltet umgehend auf Standby. Irgendwie lässt er sich zwar Schuhe anziehen, aber er ist nicht dazu zu bewegen aufzustehen oder gar zu kommentieren, wie sie passen oder gefallen. Er ist gebannt, wie weggetreten. Also nichts wie raus. Im Tageslicht kommt er wieder zu sich, ist wieder ein Kind, kein Fernsehzombie mehr. Also in die nächste Schuhverkaufsstelle, dort gibt es einen Indoorspielplatz mit Rutsche – wir probieren lieber gleich gar nichts. Nächstes Geschäft: ein IndoorBasketballplatz, auf dem ein Zehnjähriger versucht mit einem Wurf in den Korb gleich auch noch die kleine Schwester zu treffen. Lenni ist interessiert, aber zum Glück nicht so apathisch wie vor der Glotze vorhin. Endlich hat er auch die passende Gegenstrategie für seine entnervten Eltern: „Könnts ihr nicht alleine Schuhe für mich kaufen?“ Gerne, und dann im Internet und nicht im Vergnügungspark Einkaufsstraße! juni 2007 an.schläge 31
Fo t o s : J e n s Ka s t n e r
prekarisierungsprozesse
Entsichert Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind weiblich. Aber auch Gegenstrategien könnten vor allem von Frauen und feministischer Theorie kommen, zeigt eine Tagung in Wien. Judith Schoßböck war dort. „Ich gehe heute auf eine Tagung, die sich mit Prekarisierung beschäftigt“. „Mit was?“ Solche Reaktionen zeigen, dass der Begriff durchaus nicht allgemein bekannt ist. Dabei ist er medial und sozial allgegenwärtig: Er umfasst die Zunahme von Arbeitsplätzen mit geringer Sicherheit, niedrigem Lohn oder Teilzeitbeschäftigung. Auch wer einen befristeten Vertrag oder geringen 32 an.schläge juni 2007
Kündigungsschutz „genießt“, ist per definitionem prekarisiert. Sonnenklar ist: Nicht immer ist ein atypisches Beschäftigungsverhältnis selbst gewählt. Und wenn viele Lebensbereiche über das Normalarbeitsverhältnis (NAV) abgesichert werden (wie kommt mensch ohne Urlaubsanspruch aus?), befinden sich die meisten Betroffenen in einem Zustand zwischen Autonomie und Ausbeutung.
Die neuen Selbstständigen oder Ich-AGs boomen. Auch die Anzahl der atypisch Beschäftigten ist seit den 1980er Jahren um das dreifache gestiegen. Gerade im Kulturbereich wird dies augenfällig: KünstlerInnen oder WissenschaftlerInnen stehen nur selten in einem NAV und unstete Karriereläufe auf der Tagesordnung. Mit zunehmendem Alter – oder Auslaufen der Stipendien – lässt sich die zuerst
prozesseprekarisierung frei gewählte Lebensform oft nicht mehr fortsetzen. Eine Tagung der BEIGEWUM und Forschungswerkstatt in{}fem, in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien, dem Graduiertenzentrum Sozialwissenschaften (Uni Wien), der Studienrichtungsvertretung Doktorat (WU Wien) sowie der Studienrichtungsvertretung Volkswirtschaft (WU Wien) hat sich der Thematik angenommen. Der Titel „Entsicherungsgesellschaft“ setzt den Fokus auf den Sicherheitsaspekt im Rahmen prekärer Arbeitsverhältnisse. Vom 3.-5. Mai 2007 traten aktuelle Debatten zur Prekarisierung ins Zentrum wissenschaftlichen, aber auch feministischen Interesses. NAV: Frauen sind nicht normal. Die Einführungsvorträge lieferten einen Einstieg in die Thematik. Susanne Pernicka (Institut für Wirtschaftssoziologie Wien) machte deutlich, wie die Vorstellung eines NAV als normatives Leitbild von guter Arbeit wirkt. Für Frauen hat dieses Verhältnis in der bisherigen Entwicklung statistisch jedoch nie gegolten – im Gegenteil: Das NAV ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die dominante Beschäftigung der männlichen Erwerbsbevölkerung. So standen beispielsweise 2004 nur knapp 34 Prozent der Frauen in einem NAV. Was atypische Beschäftigung betrifft, ist der Frauenanteil erwartungsgemäß bei der Teilzeitarbeit auffallend hoch (85 Prozent). Nur bei den echten Selbstständigen und der Leiharbeit gibt es einen Männerüberhang. Neue Beschäftigungsformen steigen ebenfalls rapide an: So ist die Zahl der freien Dienstverträge im Zeitraum 1998-2005 um 55 Prozent gestiegen. Für Petra Völkerer und Käthe Knittler von der Forschungswerkstatt in{}fem bedeutet prekär wortwörtlich „bedenklich“. Sie konstatieren einen Trend zu umfassenderer Verfügbarkeit, der zwar Vorteile für ArbeitgeberInnen, aber mehr Arbeit für die Beschäftigten bringt. Bettina Haidinger (Forschungsund Beratungsstelle Arbeitswelt Wien) gab eine Einführung in die Prekarisierungstendenzen der Care Economy und beschränkte sich dabei auf Tätigkeiten innerhalb des Haushalts. Dass besonders Frauen als Abhängige dieses Berei-
ches zu sehen sind, führt sie auf drei Faktoren zurück: Erstens sei in der CareEconomy die Prekarität des Lebensverhältnisses nichts Neues. Zweitens sei die ungebrochene geschlechtsspezifische Zuordnung im Haushalt bestehen geblieben – Haushaltsarbeit stelle nach wie vor eine Mehrbelastung für Frauen dar. Und drittens sind Arbeiten im Haushalt im Vergleich zur Lohnarbeit weniger prestigeträchtig, werden dafür aber als Notwendigkeit betrachtet. Andrea Schober (Gewerkschaft für Privatangestellte) verwies auf Wissenschaft als prekären Bereich. Die Tendenz sei außerdem in allen Ausbildungsgraden zu konstatieren und immer mehr von demografischen Daten wie dem Alter entkoppelt. Teilzeit betreffe als Frauensache besonders die Angestellten im Handel.
Niklas Reese (Asienhaus Essen) machte mit einem Nord-Süd-Vergleich deutlich, dass das Thema nicht nur im globalen Norden, sondern weltweit von Interesse ist. In der Tat ist die Mehrheit der Weltbevölkerung nie aus der Prekarität herausgekommen. Es liegt an den europäischen Gesellschaften, aus den Erfahrungen im globalen Süden zu lernen.
Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Vorträge von Barbara Eder (Universität Wien), Julia Edthofer und Claudia Schwarz (IHS Wien) rückten mediale Inszenierung sowie Selbstwahrnehmung von Prekarisierten in den Mittelpunkt ihrer Vorträge. Entgegen dem politischen Diskurs, in dem die Rede von einer „neuen Unterschicht“ dominiert, verhalten sich Betroffene oft deutlich weniger passiv und versuchen, sich zu engagieren. Für Johanna Muckenhuber (IHS WiPrekarisierung wird gemacht. Die Frage en) ist ein relevanter Aspekt für die Ornach einem emanzipatorischen Potenganisation von prekär Arbeitenden die zial der prekären Arbeitssituation ist Identifikation. Grenzen der politischen notwendig. Auch in den Diskussionen der Tagung trat die Frage nach dem kol- Aktivierbarkeit finden sich dort, wo Betroffene sich mit ihrer Situation abgelektiven Subjekt einige Male auf. Wichfunden haben. tig ist, ein Bewusstsein dafür zu schafGegenwärtig wird ein Druck zur fen, dass man nicht alleine betroffen ist. Selbstverwirklichung durch Arbeit konDas Problem der heterogenen Gruppe statiert. Im Spannungsfeld von geerschwert jedoch die Kommunikation zwischen den Widerstandsformen. Dass schlechtsspezifischen Anerkennungsordnungen funktionieren jene Ordnunes oft zu Konkurrenz mit den Beschäfgen wiederum nur für Männer oder betigten kommt, die Neid- und Spanstimmte Gruppen (z.B. Frauen ohne nungsverhältnisse auslöst, erleichtert Betreuungspflichten). Der Kampf um die Sache nicht. Dennoch gibt es reale Beispiele der Selbstmobilisierung, in de- Anerkennung in außerberuflichen Sphären sei daher wichtig und wissennen MitarbeiterInnen sich nach geschaftliche Alternativmodelle unbescheiterten Verhandlungen mit dem dingt zu erarbeiten. Firmeneigentümer untereinander solidarisierten (siehe z.B. den Streik der Botendienst-Fahrer der Firma Veloce). Solidaritäten erzeugen. Es gilt, herauszufinden, welche Vorraussetzungen für die Prekarisierung definieren. In einer Vortrags- Herstellung von Solidarität wichtig sind reihe zu „Einheit versus Differenz“ zeig- und ob ein Terminus, der eine sehr heterogene Gruppe definiert, die Herstelte Mario do Mar Castro Varela (Univerlung von Kollegialität überhaupt försität Oldenburg), wie feministische dern kann. Konzepte der Prekarisierungsdebatte Eines liegt auf der Hand: Atypische wichtige Diskurse liefern können. Es ist Beschäftigung führt fast immer zu möglich, verschiedene Subjektpositioprekären Lebensverhältnissen. Egal, ob nen (beispielsweise „Frau“, „lesbische wir sie Individualisierungs-, EntsicheFrau“) einzunehmen. Das Subjekt setzt sich dabei aus Privilegien und Diskrimi- rungs- oder Leistungsgesellschaft nennen: aus ihr austreten können wir nicht. nierungen zusammen. Es seien allerdings nicht zufällig jene prekarisiert, die Grund genug, sich um die Umwertung nicht der Norm entsprechen. Anormale gesellschaftlicher Deutungen und Existenzformen sind also strukturell be- Strukturen zu bemühen und für die Rechte Prekarisierter einzutreten. ❚ reits prekarisiert.
Links
www.igkultur.at Artikel zu Migration und Kulturarbeit, unter anderem auch zu prekären Arbeitsverhältnissen
www.forschungswerkstatt.org in{}fem – Forschungswerkstatt für feministische Interdisziplinarität.
www.vwi-wu.at Studienrichtungsvertretung Volkswirtschaft
www.beigewum.at Beirat für gesellschafts-, wirtschaftsund umweltpolitische Alternativen
www.ihs.ac.at Institut für Höhere Studien
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prinzessinnenbad
Fo t o s : Zo o m M e d i e n f a b r i k
Fo t o : I r e n e Ti s c h l e r
Ich komm’ aus Kreuzberg Bettina Blümner hat in ihrem Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ drei Mädchen aus Kreuzberg porträtiert. Stefanie Schlüter traf die Filmemacherin in Berlin. an.schläge:PRINZESSINNENBAD ist
www.prinzessinnenbad.de
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ein schöner Titel für einen Dokumentarfilm. Kannst du kurz sagen, worum es geht? Bettina Blümner: Der Film handelt von drei Mädchen, die erwachsen werden. Es geht um die Pubertät und um diese besondere Zeit, die intensiven Gefühle, die man in dem Alter hat. Der Film fängt an im Freibad und handelt von einem Sommer mit den Mädchen in diesem Bad und in Kreuzberg. Eigentlich wolltest du einen Dokumentarfilm über das so genannte „Prinzenbad“, das Sommerbad Kreuzberg, machen. Was bedeutet dieser Ort für dich? Ich bin bei diesem Film von einem Ort ausgegangen, den ich sehr mag. Der ist mitten in der Stadt, mitten in Kreuzberg. Ich war selber oft im Prinzenbad, habe dort Leute beobachtet. Mir sind besonders die Jugendlichen aufgefallen, die da ihre Freizeit verbringen. Denen kann man beim Erwachsenwerden zuschauen. Wie kam es zu der thematischen Verschiebung hin zu einem Porträt der Jugendlichen Klara, Mina und Tanutscha?
Es war schon immer mein Plan, sowohl das Bad als auch die Jugendlichen in den Film zu integrieren. Irgendwann habe ich aber eine SMS von Klara bekommen „Liebe Bettina, wir gehen nicht mehr ins Prinzenbad, bye Klara.“ Und da musste ich die Entscheidung treffen. Meistens ist es so beim Dokumentarfilm, dass sich die Schwierigkeiten letztlich als ganz gut erweisen. Wenn man flexibel ist und dran bleibt, dann kehrt sich der Schockmoment zum Guten. Bleiben wir bei deinen Protagonistinnen, von denen der Film im Wesentlichen lebt und von denen eine ganz starke Wirkung ausgeht. Klara war 14, als ich sie kennen gelernt habe, und wie ihr Freund so schön sagt, sie ist ein blondes Engelchen, aber hat es faustdick hinter den Ohren. Die drei Mädchen kennen sich seit dem Kindergarten und sind in Kreuzberg aufgewachsen. Mina ist halb Italienerin und verbringt sehr viel Zeit mit ihrem Freund George – auch im Film. Tanutscha ist die beste Freundin von Klara. Sie ist Halbiranerin und nimmt kein Blatt vor den Mund. Diesen Wortwitz und Charme der drei fand ich immer
toll. Als ich sie kennen gelernt habe, haben wir uns in einem Café getroffen. Sie haben viel erzählt, mich dann aber auch irgendwann vergessen und einfach weiter geredet. So konnte ich direkt einen Einblick in ihre Welt gewinnen. Der Film lief sehr erfolgreich auf der diesjährigen Berlinale in der Sektion „Perspektive deutsches Kino“. Was begeistert die ZuschauerInnen an deinem dokumentarischen Porträt? Ich glaube, dass die drei Mädchen eine große Kraft haben und einen großen Charme. Man schaut denen einfach gerne zu. Und jeder kann sich auch ein Stück weit wiedererkennen, viele erinnern sich an dieses Alter. Was mir in Bezug auf die Wahrnehmung des Films noch wichtig ist: dass es kein Problemfilm ist. Die Jugendlichen im Film haben eine unheimliche Stärke. Die werden ihr Leben meistern. Ich hatte den Eindruck, dass du den porträtierten Menschen mit dem selben Maß an Respekt begegnest, das die drei Mädchen von ihren Freundinnen einfordern. Für mich stand nie außer Frage, denen auf gleicher Augenhöhe zu begeg-
badprinzessinnen nen. Es ist wichtig beim Dokumentarfilm, dass man sich für die Menschen, die man porträtieren möchte, interessiert. Ich habe eher als Freundin gefragt, nicht als Filmemacherin. Wie viel konntest du preisgeben von dem, was die Mädchen ja sehr offen erzählt haben? Manche Sachen deutet man besser nur an und vieles passiert dann im Kopf des Zuschauers. Man löst das von Szene zu Szene wieder neu – mit der Cutterin und dem vorhandenen Material. Einerseits macht man die Szenen schon punktgenau, aber man lässt gewisse Dinge auch offen. Diese Offenheit gibt es auch auf formeller Ebene: Du hast alle Fragen aus dem Film herausgeschnitten und keinen Kommentar hinzugefügt. Das war von Anfang an klar, weil ich eigentlich Spielfilmregisseurin bin. Ich schätze Dokumentarfilme sehr, die auch einen spielfilmerischen Ansatz haben: wo man auch vergessen kann, dass es ein Dokumentarfilm ist. Eine größere Nähe schafft man zu den Figuren unter anderem dadurch, dass man die Fragen nicht im Film hat. Hättest du dir vorstellen können, einen solchen Film auch über drei Jungen zu drehen? Ja, das Projekt war nicht unbedingt nur auf die Mädchen abgezielt. Und die Freunde von Klara und Mina spielen ja auch eine große Rolle. Dennoch ist es sehr auffällig, dass überwiegend Frauen vorkommen. Die Väter sind weitestgehend abwesend. Das hat sich während der Dreharbeiten herauskristallisiert, mir war das vorher nicht so bewusst, dass die Väter nicht vorhanden sind. Ich stelle mir das als ein Wagnis vor: Letztlich bekommen wir Einblicke in drei Familiengeschichten von Menschen, die wir in Kreuzberg auf der Straße treffen können – was mir in den letzten Wochen häufiger passiert ist. Glaubst du, dass dieser Film das Leben der Mädchen sehr verändert? Ich glaube, sie sind ein Stück erwachsener geworden. Auch dadurch, dass die Dreharbeiten so anstrengend waren. Ich musste sie auch immer wieder motivieren. Die drei haben das durchgehalten. Das ist eine große Leistung und darauf sind sie sehr stolz – und ich auch. Klaras Mutter meinte,
dass sie selbstbewusster geworden sind. Ansonsten haben noch nicht so viele den Film gesehen, dass man wirklich etwas darüber sagen könnte. Der Film stellt ja eine unheimliche Aufwertung dieser Lebensverhältnisse dar. Wir alle haben das „Problemkiez“-Gerede von Wowereit um die angeblich schlechten Kreuzberger Schulen noch im Ohr. Der Film zeigt auch, dass es keine Schande ist, ein Schulabbrecherprojekt zu besuchen. Meinst du „Prinzessinnenbad“ könnte auch für andere Jugendliche interessant sein? Das ist auf jeden Fall ein Film, der Mut macht. Der Verleih hat übrigens Klaus Wowereit eine Kopie geschickt. Ich glaube, die Reaktionen waren positiv. Vielleicht sagt der jetzt auch:„Ich komm aus Kreuzberg, du Muschi.“ Zu deiner Arbeit als Filmemacherin: Gibt es eine dokumentarische Tradition, der du dich verbunden fühlst? Zum einen ist es das amerikanische direct cinema der 1960er und 1970er Jahre. Dann schätze ich die Filme von Helga Reidemeister sehr – vor allem ihren Abschlussfilm Von wegen „Schicksal“1. Ich mag das französische Cinéma Vérité und auch Mischformen zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Ein Film, den ich vorher auch noch geguckt habe, war Amsterdam Global Village2 von Johan van der Keuken. Es gibt auch diesen schönen Film Chronique d’un été3 von Jean Rouch, in dem Rouch sich mit seinen Freunden porträtiert – halb
dokumentarisch, halb inszeniert. Er zeigt einen Sommer in Paris. Vieles spielt auf der Straße. Ich mag Filme, die so lebendig sind. In meinem Film ist Sommer das wiederkehrende Motiv – und das damit einhergehende Lebensgefühl. Wie sind deine Erfahrungen als Filmemacherin in Bezug auf die Verteilung von Fördermitteln? Ich glaube nicht, dass man Nachteile hat als Frau. Es ist generell schwierig, Filme zu machen, weil man so viel Geld dazu braucht. Wie sind die Verhältnisse an den Filmhochschulen? Bei den Lehrenden in Ludwigsburg, wo ich studiert habe, waren es auf jeden Fall mehr Männer. Bei den Studierenden waren es im Spielfilmbereich auch weniger Frauen. Das ändert sich aber von Jahr zu Jahr. Ich glaube, an der dffb4 haben sie eine Quote. Ist es schwieriger einen Dokumentarfilm oder einen Spielfilm zu realisieren? Ich glaube, es gibt mehr Dokumentarfilm- als Spielfilmregisseurinnen. Kann ich aber nicht belegen. Die Kamerafrau Sophie Maintigneux hat einmal in einem Interview5 gesagt, dass viele Frauen nach der Hochschule gar nicht mehr als Filmemacherinnen arbeiten und dass sie sich fragt, wo die ganzen Frauen geblieben sind, die Regie studiert haben. Ich hoffe sehr, dass ich immer in diesem Beruf arbeiten kann. ❚
1 Von wegen „Schicksal“ (Regie: Helga Reidemeister | BRD 1978/79) 2 Amsterdam Global Village (Regie: Johan van der Keucken | NL 1996) 3 Chronique d’un été (Regie: Edgar Morin, Jean Rouch | F 1961). 4 Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin 5 www.taz.de/dx/2006/02/06/a0238.1 /textdruck
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kunstregeln
A RT R U L E S ! C h i c k s o n S p e e d , D o u g l a s G o r d o n & C h r i s t o p h e r J u s t , A p r i l 2 0 0 7, Vi e n n a A n n a R a u c h e n b e r g e r / T h y s s e n - B o r n e m i s z a A r t Co n t e m p o ra r y
Not For You Die Chicks on Speed sind Superstars. Und erklären in ihrer neuen Performance, wie sie das gemacht haben. Von Lea Susemichel zug „Not for You“. Die Chicks geben keine Interviews, fotografieren und filmen darf nur, wer vorher einen Vertrag unterschrieben hat, Fragen aus dem Publikum sind nicht vorgesehen. Was die Erfolgsstory der „Mädchen“ aus München – dort haben sich die aus Australien, den USA und Deutschland stammenden Frauen vor zehn Jahren an der Kunstakademie kennen gelernt – betrifft, bleiben an diesem Abend allerdings auch keine offen. Eine detailreiche Power Point Präsentation, die unangenehm an Zeiten erinnert, in denen Urlaubserinnerungen noch anhand abendfüllender Diavorträge mit den Lieben geteilt wurden, führt durch die Stationen der jungen Künstlerinnenleben. Famous. In der Thyssen-Bornemisza Art Ausstellungen haben sie gemacht Contemporary, in der die Lecture zur und Mode, viele, viele Konzerte gegePerformance stattfindet, bilden blinkende Glühbirnen passend den Schrift- ben, „always lots of fun“ haben sie da-
„Art Rules“ bedeutet „die Regeln der Kunst“, aber auch soviel wie „Kunst ist cool“. Ein neues Buch über Pierre Bourdieus Kunsttheorie hat diesen Titel. Eine der zentralen Thesen darin ist, dass es die Regeln des Kunstfeldes sind, die den/die KünstlerIn machen und keinesfalls individuelle Kreativität. Die aktuelle Performance des feministischen Künstlerinnen- und Musikerinnenkollektivs „Chicks on Speed“ heißt ebenfalls so. Und die demonstrative Art, mit der sie sich mit ihrer Inszenierung den Gesetzen des Kunstbetriebes unterwerfen, lässt durchaus den Schluss zu, dass sie es gelesen haben.
www.chicksonspeed.com
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bei gehabt. Während geplaudert wird, werden aus neonfarbenen Stoffbahnen Kleider entworfen. Um die liegen gebliebenen Wollfäden zum Zusammenknoten werden sich die Fans später reißen. Fashion. „Fashion is for fashion people. It’s hard to be cool if you don’t follow these rules. Fashion is for fashion people. Get out there now and break the rules.“ Gesungen, getan: Der Regelbruch besteht aus einer eigenen Modelinie mit bunten Klamotten, die billig aussehen, ganz so billig aber natürlich nicht sind. Mitverkauft wird die Kritik an den Arbeitsbedingungen in Sweatshops, aber auch Karl Lagerfeld als wohlgesinnter Begutachter der Kreationen auf dem Cover der „Fashion Rules“-CD. Lagerfeld ist bislang nicht unbedingt
regelnkunst durch Engagement für faire Produktionsbedingungen aufgefallen. Fellow. An männlichem Ruhm mitnaschen ist natürlich auch für Feministinnen nicht grundsätzlich verwerflich, mitunter sogar subversiv, oft ganz einfach die einzige Chance, ein bisschen davon abzubekommen. Die Männer sollten für diese Strategie aber zumindest sorgfältig ausgesucht werden. Für die Art Rules-Performance haben sich die Chicks on Speed den arrivierten Douglas Gordon auserwählt. Seine Rolle auf der Bühne des ausverkauften Wiener Gartenbaukinos blieb allerdings weitgehend unbestimmt. Nackt und mit Silbertape umwickelt saß der vor allem mit extremen Verlangsamungen von Filmklassikern (einen Western von John Ford hat er auf eine Laufzeit von fünf Jahren gedehnt) bekannt gewordene Künstler die meiste Zeit in Birdy-Pose in einer Art Stahlkäfig. Sein einziger Ausbruch aus dieser traditionell deutlich weiblichen Rolle des gefangenen Vögelchens bestand aus einer umso deutlicher männlich anmutenden, minutenlangen wilden Salve unartikulierter Stakkatoklänge zu Stroboskopblitzen.
tist“, sondern z. B. auch eine geköpfte Phallusskulptur in Amsterdam sowie ein Film, der bei ihrer Wien-Aktion in der Yves Klein-Ausstellung kurz zuvor im MUMOK gedreht wurde. Kleins Missbrauch von Frauen als lebende Pinsel erwidern sie mit Haufen- und Skulpturenbildung ihrer nackten Leiber.
Francesca. Bemalt werden die Körper dann erst bei Art Rules. Nicht auf der Bühne, dorthin werden nur die phosphorleuchtenden Bewegungen übertragen, die beim Ganzkörpermalen auf einer riesigen Leinwand entstehen. Höhepunkt des bunten Abends ist das anschließende Hereintragen des meterlangen Gemäldes. Das Publikum soll seinen Wert schätzen, die Kunstmarkt kritische Intention wird durch Zerschneiden der Leinwand am Ende unterstrichen: „Und was zahlen Sie jetzt?“, fragt Melissa Logan mit durch den Riss gestecktem Kopf. Das Thema Geld wurde überhaupt gerne und häufig aufgegriffen. Schon bei der Lesung wurde wieder und wieder auf Einkommenssituation und fehlende Einnahmen durch Musikdownload im Netz hingewiesen. Das begann vor allem deshalb irgendwann zu nerven, weil dabei weder die prekäre Situation von Frauen im Kunstbusiness beFeminism. Wild gaben sich auch die Chicks, was auf der Bühne streckenwei- sonders hervorgehoben, noch sonst in irgendeiner Form auf strukturelle Prose sehr bemüht wirkte, in den im Hintergrund laufenden Videos aber manch- bleme hingewiesen wurde. Das ist es auch, was die Chicks bei mal wirklich äußerst witzig war (ganz Bourdieu ganz offensichtlich überlesen besonders lustig: ein Musikvideo, in haben. Die Regeln der Kunst zu kritisiedem sie nackt über den Dächern ren bedeutet nicht, in den Chor jener rerocken.) Nackt getanzt und gesungen wird auch live, außerdem mit Leuchtfar- aktionären Verfechter von Hochkultur be herum gepatzt und Haare coram pu- einzustimmen, die sich schon immer blico abgeschnitten. Neben diesen Zita- über die „Kleckser“ empören, die großes Geld mit großer Scheiße machen. Es beten weiblicher Körperkunst wird der deutet vielmehr zu analysieren, welche feministischen Tradition, in der die Ausschlüsse diese Regeln produzieren Künstlerinnen sich sehen, auch direkt gehuldigt. Valie Export zum Beispiel, die und – wie beispielsweise die Guerilla Girls es tun – darauf hinzuweisen, dass im Publikum sitzt. Tatsächlich beerbten Aktionen und rentable Kunst nach wie vor weiß und männlich ist. Auftritte der Chicks diese Tradition unPeinliche Konsequenz dieses Laleugbar. Sie tourten gemeinsam mit mentos ist die inszenierte Auktion Peaches, verbeugten sich mit „Kaltes klares Wasser“ vor der Kultband Malaria während der Performance. Mäzenin Francesca Habsburg überreicht einen und brannten weibliche MusikgeArm voll Hunderterbündel. schichte auf den Sampler „GirlMonUm die abgeschnittenen und liester“. Gezeigt wurden im Gartenbaukino nicht nur die aus lesbischer Perspek- gen gebliebenen Haare hat sich nach dem Spektakel dann niemand mehr tive erweiterte Arbeit der Guerilla Girls S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a ❚ „The Advantages of Being a Woman Ar- gerissen.
jenny unger
farbenleere gestern abend war eine bei einer freundin und deren freundin und deren katze vorher hat sie ein bier getrunken dann war es lustig und nachher ist sie nach hause geradelt das wetter war so dass auf den straßenbahnen schon regenbogenfahnen sein sollten und eine paraden-gefühle bekommen hat so wehmütige so sehnsucht nach etwas war da so wie letztes wochenende da waren diese gefühle auch da sie ist die burggasse in wien runter gelaufen und hat sich an einen tipp erinnert an einen geheimtipp den die bärtige aus der coming-out-gruppe ihr gegeben hat den dass es dort auf der burggasse in der astrobox doppeläxte zu kaufen geben soll solche zum ans ohr hängen oder zum verstecken unter dem t-shirt unter dem hemd mit einem lederband kleine und große immer silberne eine davon liegt im badezimmer in einer schachtel auf der sich der staub sammelt und das lederband irgendwo an einem badeteich in berlin viel bedeutet hat das und heute tut es das gar nicht mehr und bis zum durch-die-burggasse-laufen war die doppelaxt eigentlich vergessen so wie viele regenbogenanstecker die ganz wichtig waren und irgendwie verloren gegangen sind der regenbogenfahnenpin die regenbogenschleife der regenbogen überhaupt ist weg und sagt einer nix mehr und dabei ist sie doch vor jahren durch amsterdam gerannt und hat sich in jedes cafe gesetzt das so eine über oder an der tür hatte und hat sich bei bier und toast so wohl so zuhause so willkommen gefühlt an jeder jacke war ein regenbogen am fahrrad ein pickerl und auch der taschenrechner in der mathevorlesung war rotorangegelbgrünblauviolett aber jetzt jetzt ist keiner mehr da vielleicht ist er nicht mehr da weil eine ihn nicht mehr gebraucht hat vielleicht war er eben nicht mehr so notwendig wie am anfang vielleicht hat sich der regenbogen verändert vielleicht steht unter dem regenbogen jetzt etwas anderes vielleicht hat das andere eine verdrängt aber vielleicht ist er auch nur einfach so nicht mehr wichtig weil anderes wichtig ist und warum ist eine dann so sehnsüchtig und warum will eine sich diesen verdammten regenbogen zurückholen? juni 2007 an.schläge 37
Lieder für jede Witterung Viele Platten sind dieser Tage erschienen. Sonja Eismann und Ute Hölzl haben sich die schönsten Frühjahrsalben herausgesucht.
Lesbians on Ecstasy:We Know You Know Electrelane: No Shouts, No Calls Clara Luzia: The Long Memory Mika Vember: Now or Now Spoenk: Hard To Mend
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Lesbians on Ecstasy, klingt das nicht ein wenig wie – Chicks on Speed? In der Tat, und Zufall ist das natürlich keiner. Die vier Lesben aus Montreal waren so inspiriert von dem Münchner Trio, dass sie während der Phase der Bandgründung scherzhaft diesen Namen als Abgleich in die Runde warfen – und irgendwie blieb er dann hängen. Seit 2004 versetzen die Lezzies mit ihren ironischen Techno-Gewittern und ButchDomina-Performances die Bühnen und Dancefloors dieser Welt in wohligen Schrecken und bleiben dabei immer ihrer Mission treu: lesbische Songklassiker im neuen Beatgewand in den queeren Club zu bringen. Auf ihrer zweiten Platte gehen sie dabei noch einen Schritt weiter als auf dem Debüt, das vor düsterem Techno-Geballer nur so strotzte. Für „We Know You Know“ (Alien8/069) plünderten sie liebevoll den Back-Katalog von Olivia Records, dem ersten feministisch-lesbischen Independent-Label, das 1973 in Washington gegründet wurde, und zeigen sich mit folkigen Sounds und euphorischen Chören von ihrer aktivistischen Seite. Spätestens bei Slogans wie „We’ve been waiting all our lives/for our sisters to be our lovers“ und „women loving women, sisters united” wird klar, dass das Konzept, das vom Mainstream gerne belächelte lesbische Pop-Erbe wieder „hip” zu machen, fulminant aufgeht. Auch wenn Electrelane mit ihrer Queerness nicht unbedingt hausieren gehen, ist es doch ein Leichtes, die Liebeslieder ihrer vor Emotionen nur so überschäumenden vierten Platte als an
Frauen adressiert zu interpretieren – obwohl alles offen bleibt. Nachdem die vier Frauen aus dem englischen Brighton zunächst als InstrumentalBand mit vertrackten Gitarrenimprovisationen und fast Krautrock-artigen Klangteppichen bekannt und gefeiert wurden, steht auf dem – ironischerweise? – „No Shouts, No Calls“ (Too Pure/Beggars) betitelten neuen Album ganz selbstverständlich die Stimme von Verity Susman im Mittelpunkt. Und was für eine Stimme das ist! Spröde, leicht brüchig, herausfordernd und immer ein wenig „off“, erinnert sie in grandioser Weise an Referenzgrößen wie Laetitia Sadier und Nico, ohne epigonal zu sein. Das Spektrum der elf Tracks reicht von fast verträumtem Call- und ResponseGesang und schrebbeligem Banjo zu den vertrauten, neo-psychedelischen Orgellinien und krachigen Indie-Gitarren. Ein verdammt großer und zeitloser Wurf, der den ganzen so sorgfältig verwuschelten wie einfallslosen MännerHype-Bands von der Insel zeigen könnte, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Weg aus England, endlich mal nach Österreich. Wobei – wo Musik herkommt, ist eigentlich vollkommen egal, trotzdem ist es schön zu sehen, dass es hierzulande eine Szene gibt, die es schafft, gleich drei gute Alben in einem Frühjahr herauszubringen. Eines davon ist „The Long Memory“ von Clara Luzia, die schon im Vorjahr mit ihrem Erstling „Railroad Tracks“ aufhorchen hat lassen. The Long Memory, erschienen im eigenen Label Asinella Records, ist ein ruhiges und doch intensives Album, getragen vom wunderbaren Songwriting
und dem Zusammenspiel der Band. Es ist der Soundtrack für einen lauen Frühlingsabend, voller Melancholie und doch zuversichtlich, im Wissen, dass nach schlechten Momenten doch immer wieder gute nachkommen. Clara Luzia und ihren Musikerinnen ist ein großartiges Album voller kleiner Songperlen gelungen, die auch Live ihre Intensität ausspielen können, ein Tipp, in jedem Sinne. Mika Vember, Cajon-Spielerin, Percussionistin und zweite Stimme bei Clara Luzia hat dieser Tage ebenfalls ein Album auf Asinella Records veröffentlicht. Ebenfalls Singer-Songwriterin fühlt sich „Now or Now“ doch anders an, es ist draußen schon dunkler, etwas kühler geworden. Mika Vember erzählt mit ihrer ausdrucksstarken Stimme zwischen Akkordeon, Gitarrenzupfern, Percussion, Mundharmonica und einer gelegentlich auftretenden elektrischen Gitarre von Verletzlichkeit und Stärke, Lieder, die immer mehr erzählen, je mehr man sich auf sie einlässt. Poppiger als die beiden eben besprochenen lassen es Spoenk, eine weitere Wiener Band, angehen. Spoenk haben soeben ihre erste Platte auf dem kleinen Wiener Indie-Label Fettkakao herausgebracht, „Hard To Mend“ heißt die CD. Ursprünglich aus den Resten der viel zu früh aufgelösten Holly May entstanden, sind Spoenk auf ein Duo ohne fixe/n SchlagzeugerIn geschrumpft. diesen Part übernimmt, vor allem live, ein Drumcomputer. Zwischen Post-Riot Grrrl und charmantem Lo-Fi ist „Hard to Mend“ die Platte für den heißen und doch windigen Sommertag. ❚
Zwielicht Zwei neue Bücher beleuchten Prostitution ganz unterschiedlich. Von Lea Susemichel Die Frage der Prostitution ist eine Gretchenfrage des Feminismus. Während sie für die einen Kulminationspunkt patriarchaler Gewalt und deshalb grundsätzlich abzulehnen ist, sprechen die anderen von Sexarbeit, die rechtlich geregelt und geschützt werden muss. Ingrid Strobl gehört eindeutig zur ersten Gruppe, sie findet „den Begriff Sexarbeit verharmlosend“. Das lässt sich ihr nicht verdenken, sind die von ihr in „Es macht die Seele kaputt. Junkiefrauen auf dem Strich“ porträtierten Frauen doch allesamt sehr weit davon entfernt, einer frei gewählten Arbeit nachzugehen. Beschaffungsprostitution ist in den allermeisten Fällen alternativenlos, das benötigte Geld für den täglichen Drogenbedarf lässt sich auf andere Weise kaum verdienen. Strobl hat Interviews mit heroinabhängigen Frauen geführt, einige von ihnen über einen längeren Zeitpunkt begleitet und drei ihrer Geschichten erzählt. Keine handelt von durchschnittlich erfreulichen und unerfreulichen Alltagserfahrungen. Regine, mit der Strobl während ihrer Recherchen Freundschaft schloss, ist bei Drucklegung des Buches tot. Auch die in Kapiteln („Kindheit“, „erster Schuss“, „erster Freier“ etc.) gebündelten Berichte der anderen Interviewpartnerinnen ähneln sich vor allem in ihren schrecklichen Momenten. Missbrauch in der Kindheit, der sich später häufig in Gewaltbeziehungen fortsetzt. Ekel vor dem ersten Mal und Überwindung vor jedem weiteren. Marilyn ist eine der wenigen, die von einem neuen Selbstbewusstsein
durch diesen Job und von einem gewissen Stolz darüber berichtet, ihre Arbeit gut zu machen. Strobl begegnet diesen Aussagen mit zynischer Skepsis und zweifelnden Nachfragen, räumt aber bereits im nächsten Moment ein, dass sie vielleicht besser daran täte, einfach nur zuzuhören. Auch die Präsentation verschiedener Hilfseinrichtungen im Schlussteil des Buches zeigt, dass es die Autorin keinesfalls bei einer alle Unterschiede nivellierenden Ablehnung von Sexarbeit belässt. Anhand von Projekten wie der Geestemündener Straße in Köln zeigt sie, dass etwa geschützte Arbeitsbereiche deutlich mehr Sicherheit und entscheidende Verbesserung der Arbeitsbedingungen bewirken. Strobl wollte keinen wissenschaftlichen Text schreiben, kein Buch über die Frauen, sie schreibt in ihrem Auftrag, sagt sie. Dem Vorwurf, einmal mehr über SexarbeiterInnen zu sprechen und sie nicht selbst zu Wort kommen zu lassen, begegnen die AutorInnen von „Verhandlungen im Zwielicht. Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart“ vorauseilend bereits im Vorwort. Ein wichtiges Thema des Aufsatzbandes seien gerade jene Mechanismen, die Prostituierte verstummen ließen. Beleuchtet werden sollen außerdem die blinden Flecken feministischer wissenschaftlicher Theoriebildung zur Prostitution: Homosexuelle Sexarbeit oder das Phänomen von Frauen als Freierinnen und Zuhälterinnen. Auch wenn diese Ankündigung nur in Ansätzen eingelöst wird, dem Anspruch, differenzierte Blicke auf die unterschiedlichen Formen
von Prostitution zu werfen, wird das Buch durchaus gerecht. Wie auch Strobl immer wieder betont, rangieren Beschaffungsprostituierte in der Hierarchie der SexarbeiterInnen ganz unten. Kathrin Schrader zeigt in ihrem Text „Beschaffungsprostitution im Kontext ethnischer Konstruktionen“, wie sich das Stigma der Sucht mit dem der Herkunft verschränkt und wie bestehende Gesetzeslagen daran beteiligt sind, diese Ungleichheiten zu erzeugen. Der Aufsatz von Christina von Braun, der veranschaulicht, dass der Abstraktionsvorgang des Geldes seine Gegenbewegung in der Materialisierung des käuflichen Frauenkörpers fand, verweist nebenbei darauf, dass Tempelprostitution mit hohem sozialem Ansehen verbunden war. Elke Hartmann wiederum beschreibt die Sonderstellung der Hetären im klassischen Athen. Welche Interessen dahinter stehen können, wenn diese historischen wie gegenwärtigen Ungleichheiten von Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnissen ignoriert werden und etwa generalisierend von „Zwangsprostitution“ gesprochen wird, analysiert Loretta Ihme am Beispiel der Fußball-WM in Deutschland. Einerseits nämlich der legitime Wunsch von Frauenorganisationen, das nie da gewesene Medienecho für Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache zu nutzen. Andererseits aber auch das Interesse, Maskulinitätsund Nationalitätskonstrukte mithilfe der propagierten Bedrohung durch abertausende „Sexsklavinnen“ und enthemmte, ausländische Fanfreier zu stabilisieren. ❚
Ingrid Strobl: „Es macht die Seele kaputt“. Junkiefrauen auf dem Strich. Orlanda Verlag 2006. 18,50 EUR, A: 19,10 EUR, CH: 31,80 SFr.
Sabine Grenz, Martin Lücke (Hg.): Verhandlungen im Zwielicht. Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart. transcript Verlag 2006, 29,80 Euro (D)
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lesezeichen Rauer Vorfrühling Nikola Müller und Isabel Rohner leisten mit der von ihnen initiierten „Edition Hedwig Dohm“ engagierte Arbeit. Endlich werden die einzelnen Werkmosaiksteinchen einer der wichtigsten „Frauenbewegerinnen“ des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Den Auftakt zu dieser kommentierten Gesamtausgabe bildete im Frühjahr 2006 „Hedwig Dohm – gesammelte Texte“ (siehe anschläge vom November 2006). Das zweite Steinchen bildet der (Brief-)Roman „Sibilla Dalmar“ (1896). Die Hauptfigur erzählt in Briefen an ihre Mutter über ihr Leben in der höheren Berliner und Münchner Gesellschaft. Die Tage sind ausgefüllt mit Gesellschaften, Gedanken um die passende Kleidung, das korrekte moralische Verhalten. Unter dieser dekadenten Oberfläche keimen jedoch in ihr Zweifel am Sinn eines solchen abgehobenen Lebens. Sibilla Dalmar weiß im Grunde um ihr geistiges Potenzial. Sie liest Nietzsche, führt angeregte Gespräche mit einem sozialistischen Journalisten, will den Armen helfen, und doch: „Eine gewisse Leere gähnt in mir.“ Der Sprung aus diesem Korsett will ihr nicht gelingen, zu stark sind noch die gesellschaftlichen Hindernisse. Sie schreibt, dass sie zwischen zwei Kulturen eingeklemmt ist: hier jene der „spinnenden, strickenden Hausfrauen“, dort jene der freien Geschlechter, „die nach mir kommen werden. In dem rauen Vorfrühling der Frauenfreiheit gehen wir armen Schneeglöckchen zugrunde“. Als armes Schneeglöckchen fühlt sich zuweilen auch die Leserin. Auch dann, wenn frau bei der Lektüre im Hinterkopf behält, dass der Text in seinem zeitlichen Kontext zu betrachten ist und dass er nicht(!) autobiografisch zu ver-
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stehen ist: Die Briefe sind großteils banal, langweilig und verführen zum Seitenüberspringen. Um so mehr, da Hedwig Dohms Sprachwitz und scharfe geistvolle Formulierungen bis auf wenige Stellen fehlen. Nur hie und da blitzt ihr Esprit hervor, wenn sich zum Beispiel die „feine“ Gesellschaft in einer Diskussion über die moderne Malerei erhitzt. Zwar nicht erhitzt, aber hoffnungsfroh harrt die Leserin der nächsten Texte in der „Edition Hedwig Dohm“. Petra Öllinger
Nikola Müller und Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm: Sibilla Dalmar. trafo 2006, 24,80 Euro
Nix mit Hochglanz Es war einmal „Ein eiskalter Wintertag im Jahr 2006. Am Schöpfwerk“, da machten sich vier junge Frauen auf den Weg in den 12. Wiener Bezirk. Ihre Idee: Ein Buch mit Rezepten und Geschichten der BewohnerInnen, mit Wohn-Stimmungen im Gemeindebau. Gemeinsam mit Renate Schnee, der Leiterin des dort anberaumten Stadtteilzentrums „Bassena“, schürten sie das Kochfeuer. Kontakte zu den BewohnerInnen wurden hergestellt und dann ging’s los. Die vier jungen Frauen besuchten die kochlöffelschwingenden ProtagonistInnen entweder in deren eigenen oder in der „Bassena“ Küche und dann wurde gekocht, gegessen, gelacht, geredet – und eine Netzwerkkulinarik
„losgetreten“: Einige BewohnerInnen luden andere BewohnerInnen ein zum Kochen, Essen, Lachen, Reden. Hochglanz-Fotos mit hübsch gestyltem Essen, die alle Hoffnungen auf eigene HochglanzMenüs zerstören, weil das eigene Nachgekochte in den seltensten Fällen so hübsch gestylt aussieht, gibt’s nicht. Stattdessen Fotos und Zeichnungen der Köchinnen und Köche. Charmant und persönlich – jedoch ohne Indiskretion – die Blicke auf die kulinarischen „Tatorte“: ein Gewürzregal, ein Obststilleben inklusive Goldrahmen, eine Soya-Sauce-Flasche neben dem Frittiertopf, mit Falafel angepatzte Hände, die in einer unprätentiösen Plastikschüssel werken. Die Rezepte sind einfach, mit Zutaten, die ohne große Mühe im nächstgelegenen Supermarkt aufzutreiben sind. Da darf dann auch schon mal der fertiggeschnippelte Salat aus dem Kunststoffsackerl verwendet werden. Ein originell, im Rahmen des New Crowned Hope Festivals gestaltetes Buch. Da lohnt der Blick auf das Abbildungsverzeichnis! Und das Begreifen im wahrsten Sinn des Wortes einer Beilage in Brailleschrift, die den Text über eine blinde Bewohnerin beinhaltet. Frau sollte davon drei Stück besitzen (mindestens): eines für den praktischen Gebrauch, das die Fett-Teig-Tomaten-Kleckser abbekommt, eines zum Nur-Anschauen-und-darin-Blättern, eines zum Verschenken, noch eines zum Verschenken, noch eines ... Petra Öllinger
Eva Engelbert, Marlene Hausegger, Tina Oberleitner, Roswitha Weingrill: Hier wird nur mit Liebe gekocht. Rezepte und Geschichten aus dem Gemeindebau. Folio, 2. Auflage 2007, 25.- Euro
lesezeichen GeschlechterGesundheit
Ganz Profi
Gerlinde Mauerer
Wie geht man als JournalistIn mit dem Dilemma um, über die Mechanismen der Nachrichten- bzw. Medienproduktion und deren groteske Auswüchse Bescheid zu wissen und ihnen dennoch nicht entkommen zu können? Wie mit der eigenen Hilflosigkeit angesichts einer Katastrophe? Was geht einer/m durch den Kopf, wenn man unter lauter hungernden Menschen für eine Reportage recherchiert, ihnen auch noch eine „Story“ abverlangt? Resigniert man nicht irgendwann, wenn man wieder und wieder erlebt, wie wichtige Themen und gut recherchierte Reportagen in Meer der medialen Belanglosigkeiten untergehen? Lässt sich der Kampf gegen die Flut der Bilder überhaupt gewinnen? Hamann erzählt nicht nur aus dem Berufsalltag einer Journalistin, sondern diskutiert auf eindringliche Weise ethische und im weitesten Sinn medientheoretische Themen und verbindet so geschickt die Praxis mit der Theorie. Sie konfrontiert den/die LeserIn mit den moralischen Zwickmühlen und emotionalen Krisen, denen ein/e ReporterIn ausgesetzt sein kann. Durch das Einflechten eigener Erfahrungen und den Erlebnissen von KollegInnen gelingt es ihr, die LeserInnen nach wenigen Seiten genau da zu haben, wo sie sie haben möchte – sie wollen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ganz Profi eben. Die Texte entstanden im Rahmen der Theodor-Herzl-Vorlesung, die Hamann letztes Jahr als Gastvortragende gestaltete. Im Anhang befinden sich noch einige Reportagen aus ihrer „Werkstatt“. Noch besser sind allerdings die Vorlesungstexte selbst. Nur die Allerwelts-Einleitung lässt sich getrost überspringen. Sie wird den Texten Sibylle Hamanns schlicht nicht gerecht. Für alle jene, die sich auch nur ein wenig für Medien und Journalismus interessieren, ist dieses Buch höchst empfehlenswert.
Angelika Voß: Frauen sind anders krank als Männer. Plädoyer für eine
Burgi Pirolt
Petra Öllinger
Sibylle Hamann: Dilettanten unterwegs. Journalismus in der weiten
Brigitte Raab (Text), Manuela Olten (Bilder): Jetzt hol ich mir eine neue
Eine positives Novum in der Gender Medizin ist das Buch von Angelika Voß (Humanbiologin und Diplom-Pädagogin). Auffällig angenehm ist schon die Kapitelgliederung: Voß beginnt den medizinischen Abschnitt mit „Blasenschwäche – eine ‚weibliche Schwäche‘?“. Voß weiß, wo der medizinische „Frauenschuh“ besonders drückt. Wie geschlechtliche Normalisierungsprozesse zu Pathologisierungen beitragen, bearbeitet sie im Kapitel „Wenn uns unsere Geschlechtsrollen krank machen“. Der Faktor Kommunikation kommt ebenso wenig zu kurz wie gesellschaftliche Aspekte: „Soziokulturelle Einflüsse und ein gesellschaftlich vorherrschender Jugendlichkeitskult sowie die Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer wie für Frauen weiter steigt, machen es möglich, den Alterungsprozess selbst als ‚krankhaft‘ zu definieren. (...) Männer (werden) ebenso medikalisiert wie bislang vorwiegend Frauen.“ Soziale Einflussfaktoren, allen voran Gewalterfahrungen, Einsamkeit und Armut mit Bezugnahme auf geschlechtsspezifische „Inhaltsund Wirkstoffe“ werden nicht ausgespart. Luzide ist ebenfalls folgendes Resümee von Voß: „Studien, die sich mit biologischen Geschlechtsunterschieden befassen, (nehmen) rasant zu. In der experimentellen Forschung und in klinischen Studien, bei Arzneimittelprüfungen und in der Grundlagenforschung, hat das Geschlecht mittlerweile Hochkonjunktur. Schwieriger hingegen ist es, diese Kenntnisse zunächst in der Lehre und später in die Praxis umzusetzen. Das liegt (...) an einer Kluft zwischen biomedizinischem Denken und sozialer Realität der Patientinnen und Patienten.“ Eine erfreuliche Neuerscheinung im deutschsprachigen Raum!
Alt, neu, alt
ab
4 Ja h
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Was tun, wenn die Mama keine Zeit hat zum Kaufladen spielen, weil sie das Abendessen machen muss? Der Bruder die Sandkuchen zertrampelt, weil er auch Platz zum Spielen braucht? Der Papa nur eine einzige Geschichte vorliest, weil er Zeitung lesen will? Die Schwester eine beim Zimmer rausschubst, weil sie mit den Freundinnen alleine sein will? Ganz einfach: das kleine Mädchen in „Jetzt hol ich mir eine neue Mama“ holt sich eben eine neue Mama, einen neuen Bruder, einen neuen Papa, eine neue Schwester. Die haben immer Zeit. Sie spielen Kaufladen, backen Sandkuchen, lesen vor und schubsen eine nicht raus aus dem Zimmer – solange bis es dem kleinen Mädchen selbst zuviel wird und es seine „alte“ Familie zu vermissen beginnt. Fazit: die alte Mama, der alte Bruder, der alte Papa, die alte Schwester müssen wieder her. Die neue Familie schickt das Mädchen weg. Abgesehen davon, dass die Abendessen zubereitende Mama die einzige ist, die etwas für andere tut und deshalb keine Zeit findet, ist die Idee ganz nett, dass auch Jungs Sandkuchen backen und sogar essen wollen. Dass Menschen allerdings einfach mir nix dir nix ausgetauscht werden (und diese ohne zu murren abziehen), wie es der Protagonistin in den Kram passt, lässt eine nach der Lektüre mit einem zwiespältigen Gefühl zurück. Geht’s um ein gesundes Selbstwertgefühl, das kleine Mädchen ihre Wünsche durchsetzen lässt oder um ein gnadenloses Ausnutzen von Mitmenschen? Eindeutiger sind die Illustrationen: witzig, bunt, mimik- und gestenreich.
geschlechtsspezifische Medizin. Irisiana im Heinrich Hugendubel Verlag 2007, 19,95 Euro
Welt.
Mama. Ab 4 Jahren.
Picus Verlag 2007, 14,90 Euro
Friedrich Oetinger 2007, 12,40 Euro
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Fo t o : N . M a n g a f a s / S c h a u s p i e l h a u s
ge.sehen
Verwickelte Verarbeitung Dass die „Trostfrauen“ ihre Zwangsprostitution auf sich alleine gestellt verarbeiten mussten, zeigt Aida Karic im Theaterstück „Die Troerinnen“. Von Kerstin Kellermann
Das Interview mit Aida Karic ist auf www.diestandard.at nachzulesen.
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Über große Strecken ist es ziemlich dunkel im Stück „Die Troerinnen“ in der Regie von Aida Karic. Schwarz und Dunkelblau sind die dominierenden Farben, sogar das Notlicht wird von einer jungen Frau zeitweise mit einem Schild abgedeckt. Später kommt viel leuchtendes Weiß dazu und vielleicht zwei Tupfen Rot. Das Stück handelt von den so genannten „Trostfrauen“, den Zwangsprostituierten im Japan des zweiten Weltkrieges und Karic zieht es durch. Sie kokettiert nicht mit den ZuschauerInnen, die im Gegenteil noch mit verschiedenen Lichtern angestrahlt und geblendet werden. „Ein undankbarer Tod? Sie ist glücklicher als ich, die am Leben ist. Der Tod gleicht einer absoluten Leere.“ Sehr reduziert und minimalistisch inszeniert Karic ihre Mischung aus Euripides und den „Trostfrauen“, thematisiert dabei indirekt auch die Vergewaltigungen und Frauenmorde des Bosnienkrieges. Im Interview betont die junge Theatermacherin, die mit 18 Jahren wegen des Bosnienkriegs nach Österreich flüchtete, immer wieder, dass sie die Stärke der Frauen im Angesicht des Todes bzw. eines fürchterlichen Alltags mit um die 30 Soldaten pro Tag als „Kunden“ der Zwangsprostituierten zeigen wollte. „Man muss eine große Charakterstärke und einen immensen Überlebenswillen haben, um sexuelle Gewalt zu überstehen“, sagt Karic. „Das ist der Höhepunkt
meines Elends“, sagt eine Protagonistin im Stück, gleichermaßen distanziert und analysierend. „Die Troerinnen“ handelt vom Gefasstsein in Trauer und tiefem Schmerz – von stolzer Trauer, vom Bestehen auf dem Eigenen gerade unter dem gewalttätigen Druck der äußeren Umstände. Eine Frau dreht den Kopf in die Schlinge eines riesigen weißen Tuches, das quer über die ganze Bühne und den ZuschauerInnenraum reicht. Andere Frauen drehen sich seitlich im Kreise wie tanzende Derwische. Es handelt sich hier um die Anpassung eines Schamaninnenritual, denn Euripides Kassandra ist in Karic’s Augen eine Schamanin. Karic wollte diese Szene unbedingt, weil ihr Rituale im Zusammenhang mit Tod und Gesellschaft wichtig sind. „Weiß ist die Farbe des Todes im positiven Sinn, weil eine Seele ins Licht kommt. Die Frauen tanzen, weil sie der Seele helfen wollen, auf eine gute Weise die andere Welt zu erreichen. In Korea habe ich so ein Schamaninnenritual gesehen, das dauert einen Tag“, erzählt Aida Karic. Dort wird das Ritual mit einer Puppe vollzogen und dient der Verarbeitung des Todes eines Angehörigen. Wie wenig Möglichkeiten der Verarbeitung eine Gesellschaft entwickelt hat, um mit den Opfern von Zwangsprostitution umzugehen, wird nicht thematisiert. Die Gesellschaft mit ihrer institutionalisierten sexuellen Gewalt bleibt außen vor. „Japan wollte Kolonien
haben und griff erst China und dann Korea an. Es gab extreme Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung und die Vergewaltigungen nahmen ein solches Ausmaß an, dass die Politiker berieten, wie das schlechte Bild Japans vermieden werden könnte. So entstanden die ‚Troststationen’ für die Soldaten“, erklärt Karic. Was das Stück gut vermittelt, ist die völlige Einsamkeit der „Trostfrauen“, die mit dieser Gewalt fertig werden müssen. Erst Jahrzehnte später erhielten überlebende „Trostfrauen“ einen Platz in einem eigenen Altersheim, nachdem sie zuvor zum Teil auf der Straße oder bei Mönchen in einem Kloster leben mussten. „Bevor die Nacht zu Ende ist, wandelt sich alles in Klagegesang. Glückliche Lieder erzählen, dass der Krieg vorbei ist …“, klingt das Stück ruhig aus. Aida Karic holte Schauspielerinnen aus Seoul, die nicht dem rassistischen Stereotyp der zierlichen kleinen Asiatin entsprechen. Besonders die Pansori-Sängerin Sunsook Kang ist äußerst beeindruckend. Ein Problem des Stückes ist aber sicher, dass sich die Betonung auf Gesten und Bilder, mit sehr reduziertem, gestrafften Text, durchaus mit gewissen europäischen Vorurteilen vereinbaren lässt. Asiatischen Frauen wird gerne das Leiden abgesprochen, indem sie in Europa oft als ruhig, in sich gekehrt und über allem stehend imaginiert werden. Ihre Sprachlosigkeit wird kulturalisiert. ❚
an.künden
Fo t o : S t e f a n i e S e i b o l d
musik.tanz
s e m i n a r . w o rk s h o p
bis 2.6., Wien SOHO in Ottakring. Kunst- und Kulturfestival, heuer unter dem Motto: Alles wird schön!
5.6., 19.00, Graz Reise-palaver zum Thema “Weitwandern” mit Sigrid Staubmann, Uma Höbel, u.a. mit Fotoschau
Verein Soho in Ottakring, 1160 Wien, Brunnengasse 68/9, contact@sohoinottakring.at, Info und Programm: 0699/ 118 23 255, www.sohoinottakring.at
Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8, T. 0316/ 71 24 48, palaver@frauenservice.org
5.6., 20.00, Wien Maria Caravalho & Trio Fado. Melancholische Liebesgrüße und tröstliches Timbre
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/ 82 79 98, Anmeldung erforderlich, Eintritt frei
Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/ 988 98 111, kulturhaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at, Kosten: 18,- Euro
8.6., 20.00, Wien Tori Amos Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien, Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at, Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com
9.6., Wien Frauenbandenfest mit slux, largactill, pal slut, aufs maul EKH, 1100 Wien, Wielandgasse 2-4, www.med-user.net/ekh/
13.6., 15.00, Graz Beratung Gebärmutterentfernung
14.6., 18.30, Wien Community heißt Gemeinschaft? Projektpräsentation zu einem Community Works Projekt von Amina Handke und Faustin Linyekula Tanzquartier Wien/ Studios, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at
20.6., 19.00, Graz Die Klitoris, die schöne Unbekannte. Filmpräsentation und anschließende Diskussion Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/ 82 79 98, Anmeldung erforderlich, Kosten: 8,- Euro
27.6., Graz Tori Amos
23.6., 10-18.00, Salzburg Jetzt schaue ich auf mich! Burn-OutProphylaxe für Frauen
Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg, Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz 43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, Anmeldung bei Mag.a Hermie Steininger: T. 0662/ 44 22 55, Kosten: 140,- Euro
film 5.6., 11.00, Wien Babykino: Die zweite Hochzeitsnacht Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ 1program/babyprog.htm
7.-15.6., Wien identities - queer film festival Info: DV8-Film, 1071 Wien, Postfach 282, T. 01/ 524 62 74, F. 01/ 522 98 74, office@identities.at, www.identities.at
8.6.-24.6., Wien Lachende Körper, exzentrische Gesten. Komikerinnen und Diven im Kino der 1910 Jahre Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstr. 1, T. 01/ 533 70 54, www.filmmuseum.at
t h e a te r . ka b a r e t t bis 30.6., 20.00, Wien Herr Mautz von Sibylle Berg. Ein wahnwitziger Todestrip der kein Klischee über das Sterben auslässt. TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, T. 01/ 586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at, Kosten: 17,-/ 10,- Euro, Studierende gratis!
17. und 18.6., Wien Philosophy on Stage. LecturePerformances Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/5231226, office@kosmostheater, www.kosmostheater.at, Karten: 15,-/10,- Euro
23.6., 19.00, Salzburg ARGE theater: The Spy Collective: “IMINAMI – from mutter to smother” Theater der Erinnerungen, eine Performance-Installation in Koproduktion mit der ARGEkultur ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11, www.argekultur.at, Kosten: 12,- Euro AK/ 10,- Euro VVK
29.6., 19.00, Graz Das Frauengesundheitszentrum stellt sich vor. Vortrag – auch für Interessentinnen an einem Praktikum Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/ 82 79 98, Anmeldung erforderlich, Eintritt frei
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 4.6., 18.00, Wien Beruf: Wissenschafterin. Die ersten Privatdozentinnen der Wiener Germanistik in der Ersten Republik IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26, ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at
18.6., 18.30, Wien Marie Franzos (1870 - 1941) Übersetzerin – Vermittlerin – Networkerin IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei
21.-23.6., Wien Tagung: Perspektive – Die Spaltung der Standpunkte. Zur Perspektive in Philosophie, Kunst und Literatur IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26, ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at
25.6., 18.30, Wien Germaine Dulac, französische Pionierun der Stummfilmzeit IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei
25.6., 19.00, Wien Klimawandel und globales ökologisches System. Aktuelle Forschungen, Konsequenzen, Perspektiven, Vortrag von Helga Kromp-Kolb im Rahmen der Wiener Vorlesungen Wiener Rathaus, 1010 Wien, Lichtenfelsgasse 2, Festsaal, Feststiege I,
a u s s te l l u n g
DIY – Wir machen es uns selbst! Die Ausstellung DIY widmet sich feministischen Strategien der kulturellen Selbstorganisation. Zahlreiche Medien, politische Initiativen und Kollektive stellen ihre Tätigkeiten vor – darunter auch die an.schläge. Außerdem werden Arbeiten unterschiedlicher Künstlerinnen gezeigt. Noch bis 8.6., Wien, IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10–12, T. 01/ 524 09 09, galerie@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at
bis 8.6., Wien DIY – Wir machen es uns selbst! IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/ 524 09 09, galerie@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at
bis 10.6., Linz futuresystems : rare momente. Gruppenausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst. Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, ErnstKoref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03 600, info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00
bis 20.6., Wien Elastic Taboos. Koreanische Kunst der Gegenwart Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at, Kosten 6,-/ 4,50 Euro, Öffnungszeiten: täglich 10–19.00
bis 1. Juli, Prigglitz Arbeiten von Martha Jungwirth und Johann Berger. Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, T. 02662/ 45 633, F. 12662/ 45 633 4, seidl@gutgasteil.at, www.gutgasteil.at
bis 11.9., Linz Helene Funke, Gemälde, Aquarelle, Grafik. Erste Retrospektive der Wegbereiterin der internationalen Avatgarde Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03 600, info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00
bis 3.6., Innsburck Charlotte Salomon. Leben? Oder Theater?
bis 16.9., Wien Held together with water - Kunst aus der Sammlung Verbund. Schwerpunkt auf dem Frühwerk von Cindy Sherman und der feministischen Avantgarde
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 1118.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen
MAK-Ausstellungshalle, 1010 Wien, Weiskirchnerstraße 3, Info: www.mak.at, Kosten: 7,90/ 5,50 Euro, Samstag Eintritt frei, Öffnungszeiten: Di 10-24.00, Mi-So 10-18.00, Mo geschlossen
bis 18.11., Wien Beste aller Frauen. Weibliche Dimensionen im Judentum, die Rolle der jüdischen Frau im religiösen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31, F. 01/ 535 04 24, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00
2.6.-4.11, St. Pölten Ona B. - Rot. Mehrteilige Rauminstallation, die den Bogen vom Leben und der Liebe bis zum Tod spannt Landesmuseum Niederösterreich, 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 5, T. 02742/ 90 80 90, F. 02742/ 90 80 91, info@landesmuseum.net, www.landesmuseum.net
6.6.-2.9., Graz “China welcomes you ... Sehnsüchte, Kämpfe, neue Identitäten” setzt sich mit Identitätsfragen auseinander und zeigt China aus sehr unterschiedlichen Perspektiven Kunsthaus Graz am Landesmuseum Joanneum, 8020 Graz, Lendkai 1, T. 0316/ 8017-9213, F. 0316/ 8017-9212, www.kunsthausgraz.at, Kosten: 7,–/5,50 Euro, Öffnungszeiten: Di–So 10–18.00
21.6.-24.9., Wien Margherita Spiluttinis Atlas Austria. Österreichische Architekturfotografie Architekturzentrum Wien im MuQua, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 522 31 15, office@azw.at, www.azw.at, Kosten: 5,-/ 3,50 Euro, Öffnungszeiten: Mo–So 10-19.0033, www.kunsthallewien.at
1
lesung
19.6., 19.00, Wien PoesiePanorama: Ann Cotten (Wien Berlin) liest aus “Fremdwörterbuchsonette” Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
26.6., 19.00, Wien PoesiePanorama: Behauptung eines Autonomen. Ich trotz der Totalitarismen von Politik und Ökonomie: Elke Erb liest aus Gänsesommer Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
7.6.-7.7., Wien Moira Zoitl und Ricarda Denzer. Gegenüberstellung zweier künstlerischer Positionen als produktiv-konfrontative Werkschau
28.6., 19.00, Wien Ausgewählte literarische Neuerscheinungen: es lesen Marusa Krese aus “Alle meine Weihnachten” und Marina Marsilio aus “TERRIGENUM. Eine Postkarte an Martin Arnold”
Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währingerstr. 59/2/1, T. 01/401 21 41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at, www.kunsthalle.wuk.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
19.6., 18.00, Wien Neueröffnung: Museum auf Abruf, Ort für österreichische Gegenwartskunst in Wien. Die erste Ausstellung “Lange nicht gesehen” ist als kritische Revision heimischen Kunstschaffens zu sehen
a k t i v i t ä te n
MUSA – Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstr. 6-8, neben dem Rathaus
11. - 30.6., Wien Mis-Guide-Stadtverführungen in Wien. Sechzehn KünstlerInnen–Gruppen machen sich daran, alltägliche Stadtstrukturen aufzubrechen und den Blick um- und fehlzuleiten
juni 2007 an.schläge 43
an.künden Tickets im Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at, Kosten: 5,50 Euro Einzelticket, Package 5 Touren: 17,50 Euro, Package 10 Touren: 30,- Euro
12.6., ab 9.00, Wien AIDS-Infoparcours. AIDS-Information in Kombination mit Sport, Spiel und Spaß beim Sportfest der Gewerkschaftsjugend Info und Anmeldung: Aids Hilfe Wien, 1060 Wien, Mariahilfer Gürtel 4, T. 01/ 595 37 11, F. 01/ 595 37 11/ 17, klingler@aids.at, www.aids.at
16.6., 15 - 20.00, Graz Christopher-Street-Day: Infowand Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8, T. 0316/ 712 44 8, palaver@frauenservice.org
16.6., 15 - 23.00, Innsbruck Innlove 2007. Tirols Straßenfest für Lesben, Schwule, Bisexuelle, TransX und deren FreundInnen Markplatz Innsbruck, www.innlove.at, Info: HOSI Tirol, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com
21.6., Graz FrauenStadtSpaziergang: Mafalda ein Treffpunkt für Mädchen Info bei Ilse Wieser, T. 0676/ 751 26 64
24.6., 15.00, Wien LesungsStadtspaziergang „Wien. Stadt frauenliebender Frauen“ mit Marlen Schachinger Treffpunkt: Café-Restaurant Mayerei im Türkenschanzpark, 1180 Wien, Hasenauerstraße 56, Anmeldungen bis 21.06.2007 unter petra.galkova@gruene.at, Info: www.marlen-schachinger.com
Deutsch Konversation
Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von14-18
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leitung Karin Weingartmann Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz, Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm, Anmeldung unter 0316/837 998, Di 1921.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
30.6., Wien Regebogenparade
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
Info: www.hosiwien.at
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
f i x te r m i n Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat, jeweils von 18.30-21.00
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
Frauencafé
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter
Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29., T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
44 an.schläge juni 2007
Dienstag
Transgender-Treff
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Gruppe für Frauen. Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.3021.00
Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen, Portraitmalen für Frauen und Mädchen Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 14, T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
an.künden
Fo t o C h r i s t i a n H a a k e
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“
Tori Amos
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Die US-amerikanische Singer/Songwriterin hat sich im Mai mit einem neuen Album zurückgemeldet: „American Doll Posse“ heißt es, die Sängerin verkörpert darin fünf unterschiedliche Frauenbilder, die alle eine Göttin des Olymp und gleichzeitig eine Seite ihrer Musikerinnenpersönlichkeit darstellen. Eine Rebellion gegen ein christliches Frauenbild, das Frauen auf die beiden Rollen Madonna und Hure reduziert. Bei ihren Live-Auftritten entscheidet sie spontan, in welche Rolle sie auf der Bühne schlüpfen wird, dementsprechend spannend gestaltet sich ihre Tour für Band und ZuschauerInnen. In Österreich ist Tori Amos am 8. Juni in Wien und am 27. Juni in Graz live zu sehen. 8.6., 20.00, Wien, Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien, Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at, Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com 27.6., Graz, Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg, Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz 43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mt Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Samstag
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen
Nach Vereinbarung
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Frauenleserunde Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen
Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48, T. 0662/442 255, kostenlos
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher
Coming Out Gruppe
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Schwangerschaftstest, Infos zur Schwangerschaft
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute – Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster
juni 2007 an.schläge 45
an.künden Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
an.schläge
im Juli/August
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)
tanz.fest 1.6., 20.30, Graz LesBiSchwules Unifest Hauptgebäude KF-Uni, 8010 Graz, Universitätsplatz 3
Ausstellung „Sexarbeit“ Im Kornhausform Bern ist von 1. Juni bis 1. August die Ausstellung „Sexarbeit“ zu sehen, die versucht, sich sachlich, seriös und sorgfältig dem Thema Prostitution anzunähern. Die Schau besteht zu einen Teil aus einer vom Hamburger Museum der Arbeit übernommenen Ausstellung. Zwei weitere Teile wurden in Bern kuratiert und ergänzen die Hamburger Ausstellung: „Unter den Lauben“ dokumentiert hundert Jahre Sittengeschichte Berns. In „Chez Grisélidis“ wird die bewegte Biografie der Genfer Prostituierten Grisélidis Réal (1929 – 2005) nachgezeichnet, die sich ihr Leben lang für die Rechte von SexarbeiterInnen eingesetzt hatte. Zusätzlich gibt es ein Begleitprogramm, das wissenschaftliche, gesellschaftspolitische und kulturelle Programmpunkte sowie ein umfangreiches Filmangebot umfasst. Kornhausforum Bern, CH–3000 Bern 7, Kornhausplatz 18, T. 0041/31/ 312 91 19, F. 0041/31/ 312
16.6.,18.00, Wien Imaginary Balkan Party. Mit Cicala mvta, Va Fan Fahre, zwei Balkanbands aus Japan bzw. Belgien, die den Balkan nur aus Erzählungen kennen Badeschiff am Donaukanal, 1010 Wien, zwischen Schwedenbrücke und Urania, Eintritt frei, bei Schlechtwetter am 17.6., 18.00
23.6., 19.00, Salzburg ARGEfest “Die Flüchtlinge feiern, wir feiern mit.” Fest zum Internationalen Flüchtlingstag ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11, www.argekultur.at, Eintritt frei
Kosten: 3,-
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47, Kosten: 35,- Euro
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Orange 94.00 MHz
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
46 an.schläge juni 2007
Mi 17.00-18.00 femme totale – feministisches Radio Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
Intersexualität Die prominente Biowissenschaftlerin, Gendertheoretikerin und Intersexuellen-Aktivistin Anne Fausto-Sterling im Interview
an.schläge tv 5.7., 21.00
OKTO,
auf Kanal 8, www. okto.tv
Beginn: 18.00 am Kulturgut Höribach, St. Lorenz am Mondsee, VVK ausschließlich per Email: info@prideboat.eu, Kosten: 25,Schiff und Clubbing, 9,- Euro für Clubbing ab 22.00, Info: www.prideboat.eu
Cafe Standard, 1050 Wien, Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at
Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
gesellschaft
23.6., 18.00, St. Lorenz am Mondsee Pride Boat 2007. Party-Schiff mit Dance und Show
Di–Fr 10–19.00 Uhr, Sa, So 10–17.00 Uhr, zutritt ab 16 Jahren
r a d i o . f i x te r m i n
Sexualität in allen Spielarten: Asexualität, Polyamorie, queere Sexpartys …
Unicampus, 1. Hof, Altes AKH, 1090 Wien
23.6., Wien Latin-Night
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in deinem Körper wohl zu fühlen.
Sex
2.6., 14.00 - 22.00, Wien Südwind Straßenfest. Weltmusik, fair gehandelte Produkte, Kunsthandwerk und Kulinarisches aus Afrika, Asien und Lateinamerika
91 13, Info@kornhausforum.ch, www.kornhausforum.ch, Kosten Sfr 12,–/ 8.–, Öffnungszeiten:
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos
thema
diverses
1.6., 19.00, Wien Frauensolidarität, die Nummer 100: Feminismen. Zeitschriftenpräsentation, Vortrag und Fest, ab 21h Djane-Line WerkzeugH, Schönbrunnerstr. 61, 1050 Wien
9. und 10.6., Salzburg Flohmarkt der Selbsthilfegruppe Überlebt (für Frauen und Mädchen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen) Kleingmainerhof, 5020 Salzburg, Morzger Straße 27, Info: Selbsthilfegruppe Überlebt, T. 0664/828 42 63, shg.ueberlebt@inode.at
Redaktionsschluss Termine 07-08/07: 12.06.2007 termine@anschlaege.at
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen Buch Media Service Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Frauenzimmer Kunsthalle Shop Prachner Riedl Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht Bücher Wiederin Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1070 1080 1090 1090 4600 6020 6020 6900 8010 8020 9020
Rathausstr. 41 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22 Sparkassenplatz 4 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7
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18.05.2007
an.schläge
14:32 Uhr
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Nr. 06/07, Juni 2007, 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M