2007_09_anschlaege

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an.schläge 09/2007

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september

kultur

thema

KunstSommer

LandLeben

Blühende Landschaften in Deutschland: In Münster und Kassel wird gegraben & gepflanzt

Nichts als blühende Landschaften und dennoch schlechte Aussichten: Frauenleben auf dem Land

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-


HALBE ZEIT UND VOLLE RECHTE

Teilzeitarbeit ist für viele Frauen die einzige Chance, Familie und Beruf zu vereinbaren. Immer öfter werden diese Arbeitsverhältnisse unfair entlohnt, den Beschäftigten werden Rechte vorenthalten. Teilzeitarbeitskräfte sind kein Freiwild. Die AKNÖ fordert daher Fairness, egal ob jemand Viertel-, Halb- oder Vollzeit arbeitet.

Service-Hotline: 05 7171 noe.arbeiterkammer.at

AK Wien

peter huemer im

Bildungszentrum

gespräch mit

G ro ß e r S a a l

alice schwarzer

T h e re s i a n u m g a s s e 16 – 18 10 4 0 W i e n 27. September 2007 19 U h r

„Die Antwort: Über Faschisten des 21. Jahrhunderts, Schwestern von gestern und d e n We g i n d i e F re i h e i t “

F re i e r E i n t r i t t U m A n m e l d u n g b i s 1 4 . S e p t e m b e r w i rd g e b e t e n stadtgespraech@akwien.at Te l e f o n ( 0 1 ) 5 0 1 6 5 D W 2 5 3 0 w w w. w i e n e r s t a d t g e s p r a e c h . a t

w i e n e rsta d tgesprä ch 5


an.schläge an.spruch

Hallo, Frauen!? Wer will schon FeministIn sein?

05

gewalt.gesundheit

Diagnose Gewalt Migrantinnen macht Gewalt besonders krank

auf.takt

russland.wahl

Putins Perestroika Sex in der Putinjugend, die Babuschka im Haus

10

butler.argentinisch

Über den Schnauzbart hinaus

forum

thema

politik

Rar: Gender Studies in Argentinien

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an.sage

Papas Päuschen Ein Vater für vier Wochen – Probelauf oder Pippifax?

24

thema.land

Landleben Landleute, Landleiden, Landlinke: Ein Panorama

16

forum.wissenschaft

Verbaute Chancen Kein Frauenklo im Sitzungssaal: wie Männer mauern

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arbeit.journalistinnen

arbeit

Wer den Sommerurlaub in ländlichen Regionen verbracht und danach vielleicht mit Stadtflucht und einem Häuschen im Grünen geliebäugelt hat, sollte vorher unbedingt unser aktuelles Thema lesen. Katharina Nagele findet nämlich: Das Leben auf dem Land ist nicht sehr lustig. Ganz besonders für Frauen nicht. (ab S. 16) Das trifft auch für Russland zu, dort allerdings häufig auch für die Stadt. Ohne die Hilfe der Babuschka (der Großmutter) kämen viele Frauen gar nicht über die Runden. Was von der bevorstehenden Duma-Wahl zu erwarten und von Phänomenen wie der Naschi-Bewegung zu halten ist, analysiert Irmi Wutscher. (S. 10f) In den russischen Naschi-Camps werden die Jugendlichen zu ungeschütztem Sex fürs Vaterland ermutigt, in den USA wird im Gegenteil zunehmend Abstinenz erwartet. Von den Teilnehmerinnen der immer beliebter werdenden „Reinheitsbälle“ zumindest bis zur Ehe. Von einem neuen Highlight der Eventkultur christlicher Rechter berichtet Silke Pixner. (S. 32f) Einen beängstigenden Backlash und einen wieder erstarkenden christlichen Konservatismus stellt auch Abigail Solomon-Godeau im Interview mit Kerstin Kellermann fest. Die US-amerikanische Kunsthistorikerin und Professorin attestiert der Generation ihrer Studentinnen Heiratswut und Antifeminismus. (S. 34f) Gute Neuigkeiten gibt es hingegen für Journalistinnen: Die Zahl der Chefredakteurinnen und Ressortleiterinnen in Österreich steigt stetig. Gabi Horak ist jedoch der Meinung, dass die wirklich gute Nachricht wäre, wenn weibliche Erfolgsstories alltäglich und endlich keine Meldung mehr wert sein würden.( S. 28f) Bis es soweit ist, machen sie aber auch bei uns noch Schlagzeilen, auf Seite 27 zum Beispiel: „Erste Unirektorin Österreichs“. Ingela Bruner ist es nach hartem Kampf geworden. Wir gratulieren!

08

In den Schlagzeilen Chefredakteurinnen – keine Meldung wert?

28

keuschheits.gelübde

Daddy’s little girl Auf Reinheitsbällen wird Jungfräulichkeit gelobt

32

abigail.solomon-godeau

„Es gibt keinen Post-Feminismus“ Es gibt nur Antifeminismus. Ein Interview über harte Zeiten

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kunst.sommer

Münster, Kassel Feminist Art? Documenta und Skulptur Projekte 2007

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an.klang

B-Girl-Feminism Gar nicht „slutty“ in New York, Hamburg und Paris

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lese.zeichen

Sisterhood und Selbstbestimmung Female HipHop befreit und befragt das eigene Genre

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kultur

ge.sehen Eure an.schläge-Redakteurinnen

No Nordic – Gender Walking In Judenburg gibt es geschlechtsspezifisches Sight-Seeing

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an.uns

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik

an.schläge i n

Münster

Fo t o : J e n s Ka s t n e r

In 80 Pickerln um die Welt:

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fax: 01/715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination), Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Andrea Auerbach/AndA, Nadja Elgendy (Praktikantin), Brigitte Eisl, Judith Götz, Alexandra Haring, GabiHorak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Martina Madner, /MiT, Annika Nickening

an.sage: Angela Heissenberger und Angela Pittl heim.spiel: Michèle Thoma lesben.nest: Jenny Unger ge.sehen: Burgi Pirolt an.klang: Vina Yun plus.minus: Eva Steinheimer Cartoon: Melanie Letschnig Unsere Werbung: Nana Swiczinsky Cover: © Sanja Ivekovic Illustration für die Arbeit: Mohnfeld, 2007

Fotos: an.schläge-Archiv, archdiploma, Sarah Bernhard, bildergegengewalt.net, Filmladen, Alexandra Haring, Kathleen Kunath, Jessica Perry, Roman März, Elli Scambor, Ulku Songül, Helmut Schütz, Cindy Sherman, Wuk, VerenaW, Jens Ziehe, Fränk Zimmer

Layout: Lea Susemichel Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002

04 an.schläge september 2007

Betrifft: Thema in an.schläge 7-8/09 Liebe an.schläge-Frauen, so ein richtig gutes „Sexheft“ hat es kaum je gegeben! Die Entdeckungsfahrt zum Club mit den Herzchennummern ist glücklicherweise gut ausgegangen. Hoffentlich erleben noch viele Redakteurinnen solch spannende Abenteuer – mit oder ohne vorwurfvollen Blicken – gemeinsam. Einen guten Start nach der Sommerpause wünscht Euch Themis, Hamburg

an.schläge werden gefördert von:


Bettina Enzenhofer

Hallo, Frauen?! wenn die männliche Schreibweise uns Frauen auch beinhalIch bin zu jung, um in feministischen Bewegungen dabei gewesen sein zu können. Ich habe einen Job in tet – warum dann nicht mal nur in weiblicher Form schreiben, die Männer sind dann eh auch mitgemeint? einem Betrieb, in dem Frauen klar überwiegen und Wie gut tut es dann, von einem Uni-Prof. zu hören, der das Gehalt kein Geschlecht kennt. Ich habe keine genau diesen Vorschlag einer Studentin macht. Und wie gut Kinder, muss mir also nicht über nicht vorhandene tut es, von einer Uni-Prof. darauf hingewiesen zu werden, Betreuungsplätze den Kopf zerbrechen oder meinen ach so biologischen Mutterinstinkten nachgehen. Ich kann also von dass es wohl möglich ist, in wissenschaftlichen Arbeiten „ich“ zu schreiben, ja, dass dies sogar aus feministischer Sicht Themen, die „uns Feministinnen“ wichtig sind, nicht aus eiwichtig ist! Ja und dann wieder die Frauen. Die Frauen, denen gener Erfahrung berichten. Und ich bin Feministin, jawohl, es reicht, mitgemeint zu werden. Die Frauen, die über eine und ich frag mich, wo die anderen sind. „politisch korrekte Schreibweise“ sprechen, und fragen, wie In meinem Umfeld gibt’s Frauen, viele Frauen. Sie sind denn noch mal schnell diese Anmerkung genau formuliert jünger, älter, selbstbewusst, selbstbestimmt, haben Kinder, gehört, die dann am Anfang der Diplomarbeit steht, die auskeine Kinder, gehen arbeiten, sind arbeitslos, studieren, sind interessiert, gebildet. Aber Feministinnen sind sie nicht, bzw. sagen soll, dass sie selbst natürlich Frauen mitmeinen, aber dann doch lieber nur von Männern schreiben, weil das ja sie lehnen diese Art der Bezeichnung ab. Ich hör’ dann Sätze sonst alles so kompliziert ist. Das ist so unwie: „Ich bin emanzipiert, aber diese glaublich heuchlerisch, und ich ärger’ übertriebenen Emanzen nerven „Ich hör’ von einer Frau, mich jedes Mal, wenn ich genau so eine mich.“ „Ich bin gegen geschlechterdass sie sich nicht als gerechtes Formulieren, das macht Studentin bezeichnen will – Anmerkung lese. Nein, ich fühle mich nicht mitgemeint! alles so kompliziert.“ Ich hör’, abwersie ist Student.“ Und dann gibt’s da aber noch was. Ich bin tend: „Du Feminist.“ Ich hör’ von einer Frau, dass sie sich nicht als Studentin bezeichnen will – sie ist Feministin. Ich bin aber auch Gender-Theorie-Anhängerin. Und das mit voller Leidenschaft. Und da kommen sofort wieStudent. Und ich schreie auf und gleichzeitig erinnere ich mich, dass ich mich auch lange nicht als Feministin bezeich- der die Schreie. „Gender. Oje. Da geht’s ja um Frauen.“ Und dann sitz’ ich in der Vorlesung, und es sind wirklich fast nur net hätte. Und ich frage mich, was da los ist, warum es imFrauen da. Ein, zwei Männer, eventuell. Und ich denk’ mir, mer wieder, immer noch diese Angst und Abwehr gibt, sich feministisch zu nennen. Klar mag eineR jetzt sagen, dass ein warum? Woher kommt diese Gender=Frauenthemen Assoziation, bzw. warum gibt’s das immer noch? Aber mit Gender bloßes Benennen ja doch noch nichts ausmacht, dass das geht’s dann erst richtig los. Weil: Wenn jetzt Frauen und Handeln wichtiger ist. Und das stimmt natürlich. Aber: Die Männer letztlich nicht definierbar sind (also wenn soziale genannten Frauen sind für gleiche Rechte, gleiche Löhne, gleiche Chancen. Ist das denn nicht feministisch? Dieses an- Geschlechter konstruiert sind und biologische Geschlechter alles andere als eindeutig), sollten wir dann überhaupt wiedauernde Ablehnen des F-Wortes macht mich wahnsinnig, der und wieder von „den Frauen“ und „den Männern“ reden? dieses andauernde Glauben zu wissen, wie „die FeministinJawohl, auch bei aller Dekonstruktion gibt’s uns Frauen, sonen“ denn ticken, was die denn wollen, denn natürlich sind lange uns immer noch (biologisch) vergeschlechtlichte Rolwir hässlich, Männerhasserinnen und lesbisch, alles klar. Etwas Information bevor sich eineR positioniert, würde mal nicht len und Pflichten zugeschrieben werden, und solange wir in weiten Bereichen genau deshalb benachteiligt werden. schaden, aber da kann sich eineR ja den Mund fusslig reden, Ich will bitte mehr feministische Frauen. Und mehr femidas betrifft ja viel mehr als Feministisches. nistische Männer. Und mehr feministische egalwelche GeHallo Frauen, hallo Männer, wo ist das Problem? Es soll schlechter. Und ich will hören: „Klar bin ich feministisch.“ Und mir erst mal eineR eine „Hardcore-Emanze“ zeigen. ich will nie wieder hören von übertriebenen Emanzen und Und wo ist das Problem im Sprechen/Schreiben? Was komplizierten Ausdrucksweisen. Das gibt’s nämlich alles macht es so unmöglich, Frauen und Männer sprachlich zu überhaupt nicht. ❚ benennen? Dass das alles kompliziert macht ist Unfug. Und september 2007 an.schläge 05


österreichan.riss Es wird erlaubt und geschätzt, wenn die Führung im Tanzfluss wechselt – der Role-Change. Getanzt wird also Standard und Latein, außerdem gibt es öffentlich – also auch für Fans und BesucherInnen – einen Wiener Walzer Contest und einen Cha Cha Cha Funbewerb. Dann ist da noch die „Pink Dance Night“ und ein Role-Change Workshop, und der traditionelle Welcome Drink im Cafe Willendorf am Abend davor. Das und mehr an Rahmenprogramm findet sich auf der Homepage, wo sich Tanzwillige auch für das Turnier anmelden können. Let’s swing! GaH www.viennadancecontest.at

kongress

Schwarze Frauen Europas

sport

Same-Sex Dance Das internationale Tanzturnier für gleichgeschlechtliche Paare findet am 22. September bereits zum 7. Mal in Wien statt. „Nach einem erfolgreichen Relaunch voriges Jahr ist es umso mehr unser Ziel, den internationalen und heimischen GästInnen wieder ein fröhliches und gelungenes Tanz-Ereignis mit Wiener Charme zu bieten und in der Wiener Community die Begeisterung für das Tanzen zu fördern“, geben sich die OrganisatorInnen auf der Homepage schon schwungvoll enthusiastisch. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass das Tanzturnier wieder ein Augenschmaus wird und für Teilnehmende gleichermaßen anstrengend wie aufregend. Der Vienna Dance Contest ist ein Equality Tanzturnier. Das heißt, dass in allen Disziplinen nur Frauen- und/oder Männertanzpaare teilnahmeberechtigt sind. Equality Dancing bedeutet jedoch noch mehr: Gleichgeschlechtliche Paare tanzen Latein- und Standard-Choreographien, bei denen das klassische Rollenverständnis des heterosexuellen Turniertanzes aufgebrochen wird. Traditionelle Elemente werden neu arrangiert und neue Figuren geschaffen. Ein besonderes Merkmal:

„Da rennen bei uns im Freibad barbusige Frauen herum, die sicher weniger ästhetisch sind. Da regt sich auch keiner auf.“

Mit diesen Worten wehrte sich der Leondinger Bürgermeister Herbert Sperl (SPÖ) gegen die Kritik, die er für den Ankauf einer „Fontana delle tette“ für den Stadtplatz geerntet hatte. Aus den Brüsten der Statue fließt übrigens bei Bedarf Wein. Unprofessionell oder einfach ehrlich? So grad heraus hört frau aus Politikermund ja nicht oft, dass in Hirnen, Herzen und Hosen tiefste Frauenverachtung herrscht. 06 an.schläge september 2007

Die EU hat das Jahr 2007 zum „Europäischen Jahr für Chancengleichheit für Alle“ ausgerufen, woran sich die Staaten mit mehr oder weniger sinnvollen Kampagnen beteiligen. Die schwarzen Frauen jedenfalls nehmen das Jahr zum Anlass, den ersten Kongress schwarzer Frauen aus ganz Europa zu veranstalten. Der „1st Black European Women’s Congress“ findet vom 27. bis 29 September in Wien statt, unter der Schirmfrauschaft der Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Initiiert wurde der Kongress vom Verein AFRA (International Center for Black Women Perspectives), der vor allem ein Forum zu Diskussion und Austausch bieten will. Im Rahmen von Impulsreferaten, Workshops und Diskussionsrunden sollen folgende Themen im Mittelpunkt stehen: Identität und (Self-)Empowerment, die Situation schwarzer Kinder und Jugendlicher, Qualifikation und Zutritt zum Arbeitsmarkt, psychosoziale Gesundheit sowie Formen politischer Partizipation. Ziel ist es schließlich auch, Zukunftsstrategien bzw. Empfehlungen an policy-makers in der EU-Migrationspolitik zu erarbeiten, um die Lebenssituation schwarzer Frauen und Kinder zu verbessern. Auf dem Weg dorthin sollen im Laufe des Kongresses auch neue Bande geknüpft werden für regionale Netzwerke, Allianzen und Kooperationen. Am Kongress teilnehmen dürfen schwarze

haltestelle.schlecht

haltestelle.gut

+


an.rissösterreich Frauen aus allen europäischen Ländern, die entweder aktiv im Bereich Migration und Menschenrechte tätig sind, oder einfach Interesse am gemeinsamen Lobbying auf europäischer Ebene haben. Die Teilnahme ist gratis, nur die Reisekosten können nicht übernommen werden. Finanziert wird der Kongress übrigens von der Stadt Wien, dem Wirtschaftsministerium, den SPÖ-Frauen sowie „Mama Cash“, einem Frauenförderfonds aus den Niederlanden (www.mamacash.nl). GaH

Nadja Elgendy sprach mit Vivian Thiele-Orberg von der aks

Mehr Infos bei Beatrice Achaleke, T. 0699/119 691 15, oder unter www.blackwomencenter.org

Die Hauptschule ist für die Niedriglohnhaushalte kinderbetreuungsgeld

Viel Kritik an KBG-Novelle Schon am 1. Jänner 2008 soll die Novelle zum Kinderbetreuungsgeld (KBG) in Kraft treten. Der Vorschlag der zuständigen Familienministerin Kdolsky (ÖVP) lag bis Anfang August zur Begutachtung vor und die dabei rund fünfzig abgegebenen Stellungnahmen unterschiedlichster Interessensvertretungen und Institutionen enthalten teils massive Kritik. Beispielsweise weil Eltern, die sich für die Kurz-Variante entscheiden, finanziell benachteiligt sind. Die ArbeiterInnenkammer hat ausgerechnet, dass sie insgesamt bis zu 1.300 Euro weniger Geld bekommen: weil sie im Vergleich zur Lang-Variante weniger KBG bekommen und außerdem die ersten zwei Monate nach der Geburt ja Wochengeld ausbezahlt wird, das wesentlich niedriger ist. Außerdem wird kritisiert, dass während der Bezugszeit nicht von der Kurz-Variante auf die Lang-Variante umgestiegen werden kann. Weiterhin Bedenken gibt es wegen der Zuverdienstgrenze, die selbst vom Katholischen Familienverband grundsätzlich abgelehnt wird. Auch wie diese künftig überprüft werden soll, ist im Gesetzesentwurf nicht geklärt. Weitere Forderungen der BegutachterInnen: jährliche Valorisierung der Zuverdienstgrenze, weitere Bezugsvarianten, einfachere Berechnung, weichere Übergangsbestimmungen. Was die Zuverdienstgrenze betrifft, gibt sich Ministerin Kdolsky weiterhin nicht gesprächsbereit. Auf Nachfrage des „Standard“ im Ministerium, was sie zur finanziellen Schlechterstellung bei der Kurz-Variante sagt, war zu hören: „Das ist das Ergebnis der Regierungsverhandlungen. Und das setzen wir jetzt um.“ Allerdings würden die Stellungnahmen zur Novelle noch bis Ende August durchgesehen und dann berechnet, was finanzierbar sei. Mängel am jetzigen Entwurf werden auch vom Frauenministerium eingestanden, aber mehr sei in den Regierungsverhandlungen nicht herauszuholen gewesen. GaH

radio

Frauen in Radio Afrika TV Radio Afrika TV startet im September 2007 das Projekt „Frauen für Frauen“. In dreitägigen Radio- und TV-Journalismus-Workshops werden die afrikanischen Migrantinnen in Technik, Moderation, Redaktion und Gestaltungsmöglichkeiten eingeführt. Als Anreiz für aktiven Journalismus wird ihnen die Abnahme von TV- und Radiobeiträgen für ein Jahr zugesichert. Die Frauen sollen ermutigt werden, sich selbstbewusst zu äußern und eine berufliche Weiterbildung zu absolvieren. Ihr öffentliches, selbstsicheres Auftreten soll anderen afrikanischen Frauen Mut machen, ebenso an ihren Fähigkeiten zu arbeiten, sie zu nutzen und sich zu engagieren. GaH Infos und Anmeldung: T. 01/943 7045, office@radioafrika.net, www.radioafrika.net,

Weshalb wurde die Initiative www.gemeinsameschule.at gestartet? Ganz Österreich spricht über die gemeinsame Schule, nur passiert das über die Köpfe der SchülerInnen hinweg. Wir wollen ein Zeichen setzen und uns in die größte Bildungsdebatte der letzen Jahre einmischen – es geht schließlich um unsere Schule! Wie kommt es derzeit zu sozialer Selektion? Bildung ist hierzulande eine Geldfrage. In der Hauptschule kommen 45 Prozent der SchülerInnen aus Haushalten mit weniger als 1.500 Euro Monatseinkommen, im Gymnasium sind es 18 Prozent. Die Chance der SchülerInnen, deren Eltern studiert haben, ins Gymnasium zu gehen, liegen bei 79 Prozent. Wenn die Eltern nur den Pflichtschulabschluss haben, liegt sie hingegen bei zehn Prozent. Die Hauptschule ist also keine „Förderschule“ für SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf – sie ist die Schule für die Jugend aus Niedriglohnhaushalten. Im Vergleich: Bei „PISA-Sieger“ Finnland führt die Gesamtschule dazu, dass danach rund 94 Prozent die höhere Schule besuchen. Welche Vorteile hat eine gemeinsame Schule? Wer profitiert? Die Vorteile der Gesamtschule liegen auf der Hand, da braucht keineR mehr ideologisch zu debattieren. Sie unterstützt sozial Schwache und fördert so die Integration von MigrantInnen. Die ÖVP behauptet, dass ein Niveauverlust drohe. Dabei wird eines immer unter den Tisch gekehrt: In den letzten Jahren ist das Schulsystem finanziell ausgehungert worden – dank Gehrer. Die Niveaufrage kann nur qualitativ gelöst werden. Die Gesamtschule ist weder die Ursache, noch die Lösung für bestehende Qualitätsprobleme. Was halten SchülerInnen selbst von der Gesamtschule? Meiner Erfahrung nach haben viele SchülerInnen im Umgang mit Schule und Bildungspolitik resigniert. Infolgedessen mangelt es an Motivation, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Seht ihr Anzeichen dafür, dass die ÖVP ihre Blockadehaltung aufgibt? Ich höre aus der Richtung nur Provokationen gegenüber der Jugend: Missethon will Aufnahmeprüfungen im AHS-Bereich und Neugebauer fordert Leistungstest für Dreijährige. Es wird Zeit, dass die ÖVP ihre bildungspolitischen Scheuklappen abnimmt und sich nicht mehr an Modellen orientiert, die schon vor vierzig Jahren überholt waren. Neben der Forderung einer gemeinsamen Schule: Welche dringlichen Reformvorschläge hat die AKS-Wien außerdem? Wir sind für eine angstfreie Schule. Dazu gehört, dass wir es ablehnen, dass SchülerInnen ganze Schuljahre wiederholen müssen und ständigem Notenstress ausgesetzt sind. Last but not least wollen wir, dass die Schule geschlechtergerecht gestaltet wird, dass Mädchen und Burschen gleich viel Aufmerksamkeit bekommen und sich Schulbücher nicht mehr frauenfeindlicher Klischees bedienen. Vivian Thiele-Orberg ist Vorsitzende der aks – Aktion Kritischer SchülerInnen

september 2007 an.schläge 07


gewaltgesundheit

Fo t o : w w w. b i l d e r g e g e n g e w a l t . n e t , Ve r e n a W. : I s o l a t i o n

Diagnose Gewalt Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt sind nicht für alle Frauen gleich. Migrantinnen haben mit zusätzlichen Problemen zu kämpfen. Von Martina Madner

* Name von der Redaktion geändert.

08 an.schläge september 2007

Heute geht es Frau M.* wieder gut. „Zumindest zu 90 Prozent, denn das Trauma ist noch nicht ganz verarbeitet, die Ängste tauchen nach wie vor auf“, erklärt Slavica Blagojevic, Beraterin des Frauengesundheitszentrums Fem Süd. Es ist erst zwei Jahre her, dass Frau M. massiver familiärer Gewalt ausgesetzt war. Frau M. kommt aus Ex-Jugoslawien, hat drei Kinder im Alter von 13, 15 und 17 Jahren und war mit ihrem Mann 17 Jahre lang verheiratet. Ihr Ehemann war krankhaft eifersüchtig, besessen von dem Gedanken, dass sie ihn betrügt. Für jedes noch so harmlose Gespräch mit

einem anderen Mann musste sie sich rechtfertigen, ständig kontrollierte er ihre Wege, ständig stand sie unter Druck. Deshalb dachte sie bereits nach der Geburt des ersten Kindes daran, sich von ihrem Mann zu trennen. „Sie hatte damals aber immer noch die Hoffnung, dass er sich ändert, dass er akzeptiert, dass sie ihm treu ist“, meint Slavica Blagojevic. Frau M. blieb. Vor zwei Jahren eskalierte die Situation schließlich: Ihr Mann entführte sie in ein kleines Hotelzimmer nach Ungarn, folterte sie mit kaltem Wasser und bedrohte sie mit einem Messer. Sie sollte gestehen, dass sie ihn betrog. Die Kinder blieben alleine in Wien zurück.

Die Eltern des Ehemanns alarmierten die Polizei, die Frau M. nach drei Tagen fand und aus ihrem Gefängnis befreien konnte. Gewalt macht krank. Bei dieser Geschichte handelt es sich um kein Einzelschicksal: Mangels verlässlicher Daten schätzt man in Österreich, dass eine von fünf Frauen von häuslicher Gewalt betroffen ist. Zwanzig bis dreißig Prozent davon sind nach Angaben der „Interventionsstelle gegen Gewalt“ Migrantinnen. Eine repräsentative Studie aus Deutschland von 2004 zeigt sogar, dass jede vierte Frau einmal in ihrem Leben der Gewalt ihres Partners ausgesetzt


gesundheitgewalt Frauen vermeintlich oder tatsächlich von ihrer Umwelt isoliert sind.“ All das kann psychosomatische Beschwerden verursachen, erschwert aber auch die Loslösung vom Gewalttäter und verlängert damit die Gefährdung der Betroffenen. Der Projektbericht betont deshalb, dass „Frauen mit Migrationshintergrund durch die größere Abhängigkeit vom Täter oft schwerwiegendere Gewalt erleiden.“ Zusätzlich wachsen sich rassistische Vorurteile, Sprachdefizite bei den Betroffenen, aber auch beim Gesundheitspersonal, und mangelnde Informationen zu gewaltigen Hürden aus. Es gibt sehr wenige ÄrztInnen, die muttersprachliche Beratung anbieten können, und selbst mit Hilfe von DolmetscherInnen können kulturelle Missverständnisse oft nicht ausgeräumt werden.

L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r

tersprachliche Unterstützung und Therapie für von Gewalt betroffene Frauen gibt es auch bei den Vereinen AMBER, „Miteinander Lernen“ und „Frauen beraten Frauen“. Maria Rösslhumer sieht hier aber nach wie vor Ausbaubedarf: „In den Spitälern sollten mehrsprachige Infos aufliegen, mit kultureller Mediation könnten Unterschiede im Gesundheitswesen erklärt werden. Und Psychotherapie auf Krankenschein, oder zumindest eine Erweiterung der sozialen Staffelung der Kosten wären ebenfalls sinnvoll.“ Susanne Brugger von Lefö wünscht sich darüber hinaus mehr ÄrztInnen, die ganzheitlich arbeiten: „Wenn die Frauen nicht losgelöst von ihrem Umfeld betrachtet werden und sich verstanden fühlen, werden sie eher offen über Gewalterfahrungen als mögliche Krankheitsursache sprechen.“ Slavica „Wenn die Frauen nicht Blagojevic von Fem Süd setzt deshalb losgelöst von ihrem bei der Integration als Ganzes an: „EiUmfeld betrachtet wernerseits sollten sich die Frauen selbst den und sich verstanden noch mehr mit der Sprache, dem Land und dem System auseinandersetzen, fühlen, werden sie eher offen über Gewalterfah- wenn sie nach Österreich kommen und Neues nicht blockieren. Zur Integration rungen als mögliche gehört aber auch die andere Seite, dass Krankheitsursache zum Beispiel berücksichtigt wird, dass sprechen.“ Migrantinnen oft sehr stark in die Familie eingebunden sind und man deshalb auch die Männer in die ProblemAber selbst Frauen, die so wie Frau M. bereits lange in Österreich leben, be- lösung im Gesundheitsbereich mit einbezieht.“ rufstätig sind und sehr gut Deutsch Auch der Forderungskatalog des sprechen, brauchen spezielle Unterstützung. „Die Gewalterfahrung und die da- Projekts der „Plattform gegen Gewalt“ setzt auf Komplexität und ist deshalb mit verbundenen Auseinandersetzunein langer: Neben den von Rösslhumer gen laufen in der Muttersprache ab. genannten Maßnahmen im GesundDeshalb wäre es eine zusätzliche Belaheitsbereich umfasst er ein eigenstänstung in der Therapie, all das auf Deutsch übersetzen zu müssen“, erklärt diges Aufenthaltsrecht unabhängig vom Ehepartner, einen besseren ZuSlavica Blagojevic. Hürden auf dem Weg zur Hilfe. Migrantingang zum Arbeitsmarkt und zu sozialen nen sind nicht „nur“ der Gewalt an sich und deren Folgen ausgesetzt, viele haLösungsvorschläge. „Das Angebot an mut- Leistungen, die rasche und unbürokratische Anerkennung von Qualifikationen ben, anders als Österreicherinnen, auch tersprachlicher und kostengünstiger sowie kostengünstige Wohnungen. mit strukturellen Problemen wie den Therapie ist generell nicht ausreiDenn nur so können sich von Gewalt Fremdengesetzen und einem erschwer- chend“, lautet der Befund des Projektbetroffene Migrantinnen schneller aus ten Zugang zum Arbeitsmarkt zu kämp- berichts. Fem Süd bietet bereits jetzt ihrer Abhängigkeit vom Täter lösen und fen. Gerade wenn die Frauen noch nicht Psychotherapie, psychologische Beralange in Österreich leben, fehlen darütung und Krisengespräche auf Deutsch, ein neues Leben beginnen. Schließlich ber hinaus auch noch soziale Netze und Englisch, Französisch, Arabisch, Türkisch haben sie mit den Folgen der Gewalt ohnehin zu kämpfen: Frau M. wird simFreundinnen außerhalb der Familie. Su- und Serbokroatisch an. Als Gewaltsanne Brugger, Sozial- und Familienbeprävention werden unter anderem auch ples kaltes Wasser wohl trotz Scheidung und Unabhängigkeit von ihrem raterin bei Lefö, weiß deshalb: „Der Konfliktlösungskurse veranstaltet. Exmann nie mehr losgelöst von der erStresspegel bei Migrantinnen ist meiAußerdem werden wie bei Lefö Patien❚ stens noch höher, vor allem wenn die tinnen beim Arztbesuch begleitet. Mut- lebten Folter sehen. ist. Und diese Gewalt bleibt nicht folgenlos, denn in der Studie wird außerdem betont: „Alle Formen von Gewalt können zu erheblichen gesundheitlichen, psychischen und psychosozialen Folgen für Betroffene führen.“ ÄrztInnen und das medizinische Pflegepersonal sind in 75 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt die ersten AnsprechpartnerInnen für Frauen. Körperliche Folgen werden meist erkannt und deshalb auch behandelt. „Schwieriger ist es bei seelischen Wunden“, sagt Slavica Blagojevic, „diese sind schwerer zu diagnostizieren, meistens auch tiefer und deshalb langwierig zu behandeln. Das braucht Zeit und Vertrauen.“ Die „Plattform gegen Gewalt“ hat es sich deshalb in den vergangenen zwei Jahren mit einem eigenen Projekt zur Aufgabe gemacht, österreichweit über die gesundheitlichen Auswirkungen von häuslicher Gewalt aufzuklären und die MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens in ihrer Arbeit mit den Opfern zu unterstützen. Die Ergebnisse wurden nun von Projektkoordinatorin Maria Rösslhumer, der Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, in einem Abschlussbericht präsentiert. „Zwar fehlt es vielen ÄrztInnen nach wie vor an Sensibilität; das Pflegepersonal, Psycho- therapeutInnen und Hebammen konnten wir aber durchaus für das Thema gewinnen. Es zeigte sich jedoch auch, dass der Zugang zu Unterstützung nicht für alle Frauen gleich ist. Für Österreicherinnen ist er in ländlichen Regionen schwieriger und Migrantinnen haben besonders viele Hürden zu überwinden, um an Hilfe zu gelangen“, fasst Rösslhumer zusammen.

Weitere Infos: Gesundheitszentrum „fem süd“ 01/60191-5201 www.fem.at LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen 01/5811881 www.lefoe.at Verein Autonome Frauenhäuser mit dem Bericht zu „Gewalt an Frauen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit“ www.aoef.at Helpline „Halt der Gewalt“ 0800/222 555

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russlandwahl

Fo t o : A r c h i v

Fo t o s : J e n s Ka s t n e r

Putins Perestroika Die kommenden Wahlen, Putinjugend, Männermangel und Matriarchat. Der Versuch einer Bestandsaufnahme. Von Irmi Wutscher Im Dezember stehen in Russland Duma-Wahlen an, im März 2008 Präsidentschaftswahlen. Wladimir Putin kann nicht wiedergewählt werden, da er bereits zwei Perioden im Amt war. Der Kreml hat sich auf das bevorstehende Wahljahr dennoch gut vorbereitet: Anfang März wurde der kremlkritische Chef der Wahlkommission von Putin nicht mehr zur Wahl gestellt, neuer Chef der Wahlkommission wird Vladimir Churov – vorheriger Untergebener Putins. Es wurde eine Wahlrechtsreform verabschiedet, die die Putin-Partei „Einiges Russland“ in den größten Wahlbe10 an.schläge september 2007

zirken (v. a. die Städte Moskau, St. Petersburg und Jekaterinburg) quasi unschlagbar macht. Bei den Regionalwahlen am 11. März 2007, die als Gradmesser für die Duma-Wahlen gelten, schaffte es „Einiges Russland“, den Vorsitz in über 13 von 14 Regionen zu erlangen. Die andere Region wird von der kremltreuen „Gerechtes Russland“-Partei regiert. Bereits seit 2000 wurden unter Putin kleinere Partien marginalisiert und zwei große kremltreue Parteien geschaffen. Oppositionelle Parteien werden aufgrund vorgeblicher Formfehler oder anderen Nichtigkeiten nicht zugelassen, diejenigen, die zugelassen wer-

den, durch die veränderten Wahlgesetze abgedrängt. Kein Protest. Widerstand regt sich kaum, im Gegenteil: Putin weiß siebzig Prozent der Bevölkerung hinter sich. Ein Großteil der RussInnen ist der Meinung, dass Putin der beste Präsident ist, den Russland je hatte. Diese Sympathie ist vor allem auf Putins patriotische Parolen zurückzuführen und darauf, dass er für Russland eine Großmachtstellung gegenüber dem Westen einfordert. Die kritische Journalistin und Menschrechtsaktivistin Anna Politkovskaja sprach von einem Ende des Parlamenta-


wahlrussland

Keine Orangen. Es gibt also keine Bewegungen, die etwa mit der Orangenen Revolution in der Ukraine vergleichbar wären. Eine Jugendbewegung ist allerdings in den letzten Jahren entstanden: Seit 2005 gibt es die „Naschi“ („Die Unseren“), deren Popularität rapide zunimmt. So nahmen am Naschi-Sommercamp im Juli dieses Jahres bereits 10.000 Personen teil, im Vergleich zu 5.000 im Vorjahr und 3.000 im Jahr 2005. Die Naschi geben an, sich formiert zu haben, um gegen Rassismus und Faschismus einzutreten – wobei unter FaschistInnen auch OppositionspolitikerInnen wie etwa Schachweltmeister Garry Kasparow verstanden werden. Es wird eher vermutet, dass die Naschi gegründet wurden, um etwas Ähnliches wie die Orangene Revolution in der Ukraine, die mehrheitlich durch Straßenproteste von Jugendlichen in Gang kam und dem pro-westlichen Viktor Juschtschenko zum Wahlsieg verhalf, in Russland zu verhindern. Aus ihrer Unterstützung für Putin machen die Naschi-AktivistInnen keinen Hehl, trotzdem behaupten sie, die Gruppierung sei kremlunabhängig und erhalte auch keine finanziellen Unterstützungen. Tatsächlich werden aber die AktivistInnen im Camp zu WahlhelferInnen ausgebildet, denn die Naschi haben vor, bei der Duma Wahl tatkräftig mitzuhelfen, um eine von ihnen gefürchtete westliche Einflussnahme à la Ukraine zu verhindern. Aber nicht nur Politik wird gemacht, eine neue Generation soll hier erzogen werden. Es wird sehr viel Wert auf physische Aktivität und Disziplin gelegt: Jeden Tag Frühaufstehen gefolgt von Morgensport: Laufen für die Männer, Aerobic für die Frauen, Alkohol ist

verboten; wer Alkohol trinkt oder öfter eine der Aktivitäten schwänzt, wird rausgeworfen. Sex hingegen wird begrüßt: Es gibt eigene „Liebesareale“ auf dem Lagergelände, Kondome allerdings keine. Eine Maßnahme, die die niedrige Geburtenrate anheben soll, und dabei noch nationalistisch motiviert ist: schließlich sollen die RussInnen nicht aussterben. Keine Männer. Demographische Statistiken sehen nämlich eine rapide Abnahme der russischen Bevölkerung voraus. Solche Vorhersagen schüren nationalistische Ängste, es wird das Aussterben der RussInnen als „Rasse“ befürchtet. Unter diesen Vorzeichen sind auch Putins Maßnahmen zu sehen, der Kampagnen lanciert, die die ethnischen Rus-

Aber nicht nur Politik wird gemacht, eine neue Generation soll hier erzogen und erzeugt werden. Sex wird begrüsst: Es gibt eigene „Liebesareale“ auf dem Lagergelände, Kondome allerdings keine. sInnen aus dem Ausland zurückholen sollen, während gleichzeitig die Immigrationsbestimmungen verschärft werden. Ebenfalls wurde für jede Geburt im Jahr 2007 eine Art Preisgeld ausgesetzt. Tatsächlich ist es so, dass verschiedenste demographische und historische Entwicklungen in Russland zu einem ausgesprochenen Männermangel geführt haben: die Lebenserwartung der Männer liegt 13 Jahre unter der der Frauen (59 zu 72 Jahre), auch Selbstmorde werden zu zwei Dritteln von Männern begangen. Nur 47 Prozent der Bevölkerung sind deshalb männlich. Männer sind somit auf dem „Heiratsmarkt“ sehr umkämpft, werden häufig von klein auf verwöhnt und zu Machos erzogen. Alkoholprobleme sind bekanntlich keine Seltenheit und familiäre Gewalt ist weit verbreitet. Diese Situation hat in Russland zu einer zunehmenden Zerrüttung traditioneller Lebensgemeinschaften geführt, rund 20 Prozent der Familien sind bereits sogenannte „Restfamilien“, die aus Großmutter,

Mutter und Kind bestehen. In Anspielung auf die bestimmenden und forschen Großmütter wird auch oft vom „russischen Matriarchat“ gesprochen: Es setzt sich zusammen aus einer Mischung aus traditionellen Verhaltensweisen, großer Fürsorge bei gleichzeitiger Bevormundung und Dominanz im Haus. Keine Hausfrauen. Die Hausfrauenfrage, die für den westlichen Feminismus so zentral ist und war, hat sich für russische Frauen in vergleichbarer Form nie gestellt. Zu Zeiten der Sowjetunion widersprach die individuelle Kernfamilie der Ideologie, der Staat versuchte auch hier seine Vormachtstellung durchzusetzen und verlieh der Familie und auch den Frauen eine nachgereihte Bedeutung. Frauen wurden in alle Ausbildungsgänge einbezogen, bekamen Zugang zu fast allen qualifizierten Berufen und erhielten vollen Anteil am Arbeitsleben. Tatsächlich bedeutete dies aber, dass Frauen oft körperliche Schwerarbeit leisten mussten, dabei schlechter bezahlt wurden und Führungspositionen überwiegend in den Händen der Männer blieben. Auch in der postsozialistischen Zeit sind die Löhne bei steigenden Lebenshaltungskosten so niedrig, dass sich praktisch keine Familie den Ausfall des zweiten Einkommens leisten kann. Hausfrauendasein ist ein Luxus für sehr Reiche. In diesem familiären Gefüge ist die Babuschka, die Großmutter, oft die Vorraussetzung für die Bewältigung des Alltags, sie übernimmt einen wesentlichen Teil der Verantwortung in den Restfamilien. Das Leben der Frauen in Russland ist bis heute von harter Arbeit, Mehrfachbelastung und patriarchalen Strukturen geprägt. Doch auch hier regt sich kaum Protest, viele Frauen schöpfen aus dieser Rolle sogar eine Art von Selbstbestätigung:„Männer halten nichts aus, vertragen keinen Stress, werden schneller krank und sind überhaupt weniger leistungsfähig“ sagen sie „Wir Frauen sind eben stärker!“2 Die kommenden Wahlen werden wohl kaum Veränderung bringen. Im Gegenteil wird vermutet, dass sie so dirigiert werden, dass Putin auch nach seinem Abtritt seinen Einfluss behält und somit seine Art der Perestroika fortsetzen kann. ❚

Fo t o : w w w. s c h w a r z e f ra u e n . n e t

rismus in Russland und zwar nicht nur deshalb, weil Legislative und Exekutive in Russland zusammengewachsen sind, sondern weil die Bevölkerung auch noch damit einverstanden ist: Es gab kaum Demonstrationen oder Akte zivilen Ungehorsams, das Volk zeigte sich vielmehr Willens, ohne Demokratie zu leben.1 Und Kritik ist nicht gerne gesehen im heutigen Russland: Oppostitionelle, die zuviel Einfluss erlangen, werden ermordet – wie Litwinenko oder Politkovskaja – oder weggesperrt, wie JUKOS-Oligarch Chodorkowski.

1 Anna Politkovskaja: Russisches Tagebuch, Dumont 2007, 25,60 Euro, S. 31 2 Barbara Löwe: Kulturschock Russland 2007, 15,40 Euro , S. 114

september 2007 an.schläge 11


internationalan.riss spekulieren auf höhere Gewinne. Die paraguayische LandbesitzerInnenLobby schreckt nicht vor Gewalt zurück, weiß sie doch auch die Exekutive auf ihrer Seite. Die schaut bei Vertreibungen in den meisten Fällen weg, oder geht aggressiv gegen vermeintlich illegale Besetzungen vor, berichten die AktivistInnen von FIAN auf ihrer Homepage. besu www.fian.de/fian/index.php www.vivaparaguay.com/modules/news/print.php?storyid=23138

bangladesch

Ex-Regierungschefin Hasina verhaftet

paraguay

Landlosigkeit bedeutet Hunger und Armut

Fo t o : C h r i s t i n e S c h r ö d e r / S ü d w i n d

Vor über zwanzig Jahren wurden die Yakye Axa widerrechtlich von weißen ViehzüchterInnen von ihrem traditionellen Gebiet in Lomo Verde vertrieben. 1996 wurden sie gewaltsam davon abgehalten, ihr Land zu betreten. Das wird seitdem vom Viehzuchtunternehmen Lomo Verde S.A. wirtschaftlich genutzt. Die indigene Gemeinde lebt nun in Camps, unweit ihrer früheren Heimat, ohne sanitäre Anlagen, Elektrizität und Wasserversorgung. Forderungen nach Landrückgabe auf nationaler Ebene blieben ohne Erfolg, aber auch ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus dem Jahre 2005 forderte bis heute ergebnislos die unverzügliche Rückgabe an die IndianerInnen. Der Staat Paraguay ignoriert nicht nur die Forderungen des Gerichtshofs, sondern verweigert auch Überbrückungs- und Entschädigungsmaßnahmen. Die sofortige Umsetzung des Urteils steht im Zentrum der Forderungen der überregionalen Menschenrechtsorganisation Tierraviva und der deutschen FIAN (Food First Informations- und Aktions-Netzwerk). Anlässlich des Weltgebetstages startete der FIAN Arbeitskreis „Frauen und Ernährungssicherung“ eine Postkartenaktion für die Yakye Axa, die in Deutschland auf ein respektables Echo stieß. 17000 gesammelte Karten wurden Mitte Juli durch den FIAN-Vorstand Irio Conti und lokale VertreterInnen an die zuständige Regierungsbehörde in Asunción übergeben. Bereits 1990 stellte die Vollversammlung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission fest: „Die Kommission hält es für unmöglich, die Durchsetzung der Menschenrechte in Paraguay zu behandeln, ohne das Problem des Landbesitzes zu berücksichtigen vor dem Hintergrund der gegenwärtigen und zukünftigen Gewalt.“. Die Landlosigkeit der Kleinbauern und -bäuerinnen ist der Hauptgrund für Armut und Unterernährung. Obwohl die meisten von ihnen Nahrungsmittel produzieren, haben sie selbst nicht genug für sich und ihre Familien. Ähnlich wie in anderen mittel- und südamerikanischen Ländern werden die Forderungen nach Agrarreformen und Landrückgabe an indigene Gemeinden immer lauter. Frauen spielen in diesem Kampf eine zentrale Rolle, als Aktivistinnen. Sie sind es aber auch, die für Aussaat und Ernte verantwortlich sind und sich gegen die Vergabe genveränderten Saatguts zur Wehr setzten um ihre traditionellen Sorten zu pflegen und zu erhalten. Oft liegen viele Flächen wertvollen Bodens brach, GrundbesitzerInnen, darunter auch deutsche EigentümerInnen, 12 an.schläge september 2007

Die Übergangsregierung des sich seit Jänner im Ausnahmezustand befindenden Bangladesch, hat die Verhaftung der ehemaligen Premierministerin Sheikh Hasina (1996 bis 2001) wegen Erpressung veranlasst. Nach der Festnahme der 59-jährigen kam es auf den Straßen der Hauptstadt Dhaka zu Zusammenstößen zwischen DemonstrantInnen und der Polizei. Bereits im Frühling wurde der Chefin der Awami-Liga damit gedroht, sie nach einer Reise in die USA nicht mehr einreisen zu lassen. Dazu kam es aber schließlich nicht. Die Oppositionspolitikerin weist alle Anschuldigungen als haltlos zurück, man wolle sie lediglich mundtot machen und ihre Kandidatur bei den anstehenden Parlamentswahlen verhindern. Sie ist die Tochter des ersten Regierungschefs (1971-75), Mujbur Rahman, der einem politischen Attentat zum Opfer fiel. Die Verfassung der islamischen Volksrepublik beinhaltet die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Aber an vielen Stellen setzt sich das Gewohnheitsrecht gegenüber der Justiz durch, das u. a. Mädchen gegenüber Buben von Geburt an benachteiligt. Kinder-Ehen und Brautpreise sind traditionell weit verbreitete kulturelle Normen. Frauen kämpfen als billigste Arbeitskräfte in der Textilindustrie gegen sklavereiähnliche Zustände. Jährlich werden tausende Frauen und Mädchen als Prostituierte oder Arbeitskräfte für reiche Haushalte nach Indien und Pakistan verschleppt. Die Lösung der Regierung: Für einen Passantrag braucht es die Unterschrift des Ehemanns oder Vaters. Eine Maßnahme, die die „Lage der betroffenen Mädchen und Frauen weiter verschärft, statt zu verbessern“, so der letzte Bericht des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR). besu www.unhcr.org./home/RSDCOI/3ae6a66d8.htm www.swissforum.com www.diestandard.at

israel

Katsav hat es sich gerichtet Die außergerichtliche Einigung zwischen dem wegen Vergewaltigung und Korruption angeklagten Ex-Präsidenten Moshe Katsav und der Staatsanwaltschaft hat in Israel zu öffentlichen Protestaktionen geführt. Talia Livni, Vertreterin der führenden Frauenrechtsorganisation Na-amat meinte gegenüber der englischsprachigen Tageszeitung Ha’aretz: „Dieser Handel diskreditiert die Opfer Katsavs zu Kriminellen und spuckt den Frauen ins Gesicht!“. Obwohl Generalstaatsanwalt Menahem Mazuz erklärte, es gebe zumindest in einem Fall genügend Beweise für eine Anklage wegen Vergewaltigung, hielt sich die Anklagebehörde an den Deal, in Form einer abgeschwächten Anklage, für die sich der 61-jährige im Gegenzug schuldig bekannte. Die Anklagen wegen mehrfacher Vergewaltigung und Korruption wurden fallen gelassen.


an.rissinternational Das nun verhängte Urteil beschränkt sich auf eine Bewährungsstrafe wegen sexueller Belästigung. Sein Amt, das er bereits seit Jänner ruhen ließ, hat er offiziell zurückgelegt. Der Friedensnobelpreisträger Shimon Peres wurde mittlerweile bereits als sein Nachfolger vereidigt. besu www.nzz.ch/2007/07/01/al/newzzFLFZLOJ-12.html www.feminist.org

ka s c h m i r

Initiative für Frauen Das Jahr 2007 steht für die niederländische Frauenrechtsorganisation Gender Concerns International ganz im Zeichen des gewaltsamen Konflikts in der Region Kaschmir. Seit sechzig Jahren bekämpfen sich radikale hinduistische und muslimische Gruppen im Grenzgebiet zwischen Indien und Pakistan. Immer wieder sorgen Anschläge auf beiden Seiten für Tote. Das schwere Erdbeben in Pakistan, mitten in der Krisenregion, verschärfte 2005 mit einem Schlag die Lage der Zivilbevölkerung, viele befinden sich zwischen den Fronten auf der Flucht. Gender Concerns International spricht im Fall von Kaschmir von einem lange unsichtbaren und stummen Leiden der Frauen durch den Grenzkonflikt. Diese Aktion ist an die Regierungen der Konfliktländer, die USA und Verantwortlichen Organe in der EU, bei den Vereinten Nationen und der Nato gerichtet. Sie sollen Druck ausüben und die Streitparteien zu einer dauerhaften Friedenslösung zwingen. Es wird dabei intensiv mit nationalen und internationalen Frauenund Menschenrechtsorganisationen kooperiert. Lobbying und öffentlichkeitswirksame Aufklärung stehen im Mittelpunkt der Arbeit der niederländischen Frauenorganisation. Die Kampagne stützt sich auf die UN-Resolution 1325, die verlangt: „Member States to ensure increased representation of women at all decision-making levels in national, regional and international institutions and mechanisms for the prevention, management and resolution of conflict.“ Derzeit bereiten sich die Aktivistinnen auf einen Kaschmir-Tag vor, der im Oktober in Amsterdam über die Bühne gehen wird. besu

www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Kurioses-Roz-Savage;art2654,2338749

www.genderconcerns.nl

www. http://www.rozsavage.com/

www.bzw-weiterdenken.de

england.usa

Mit dem Ruderboot über den Pazifik Die 38-jährige Engländerin Roz Savage startete am 12. August ihre ungewöhnliche Reise alleine in einem Ruderboot über den Pazifik. Die Extremsportlerin hatte bereits 2006 in einer dreimonatigen Fahrt den Atlantik alleine durchrudert. Jetzt soll es mit ihrem sieben Meter langen und zwei Meter breiten Boot „The Brocade“ vom Hafen Saint George im Norden Kaliforniens, nach Hawaii und von dort über die südpazifische Insel Tuvalu bis Australien gehen. Mit an Bord ist nur das Allernötigste an technischer Ausrüstung, Laptop und Satellitentelefon. Dafür gibt es mehr Platz zum Züchten von bordeigenem Gemüse. Erste Erfahrungen im Rudersport sammelte sie bereits in ihrer Studienzeit in Oxford. Aber der sportliche Reiz ist es nicht alleine. Die Juristin will während ihrer Durchquerung Müll bzw. illegale Mülldeponien im Meer dokumentieren und regelmäßig Videos und persönliche Einträge auf ihrer Website veröffentlichen. Mit ihrer Aktion will die zuletzt als Management-Consultant Tätige auf die zunehmende Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen. Geplante Dauer der Ruderfahrt sind 13 Monate. besu

Es gibt Sites, die gefangen nehmen. Nicht weil die Seitenstruktur oder die Inhalte verwirrend sind oder eine in der Informationsflut zu ertrinken droht. Die BesucherIn bleibt hängen, weil sich ein übersichtlich gestaltetes Füllhorn an interessanten und gut formulierten Beiträgen über sie ergießt. „beziehungsweise – weiterdenken“, Anfang 2007 ins virtuelle Leben gerufen, ist ein Internetforum für Philosophie und Politik, „das von Beziehungen unter Frauen ausgehend – daher der Titel –, ein philosophisches und politisches Gespräch ermöglicht“. Kein weiblicher Kuschelkurs, sondern Artikel wie „Naturwissenschaft im Schwebezustand“ (ein Interview mit der Schweizer Biologin Florian Koechlin) in der Rubrik „denken“ oder „Das Erbe unserer Vorfahrinnen. Feminismus und Musliminnen in Ex-Jugoslawien“ in der Rubrik „erinnern“. Eine entspannte Site, ohne Kommentarwildwuchs. Mitarbeit in Form von Texten, Veranstaltungshinweisen, finanzieller Unterstützung u.v.a. ist erwünscht. PÖ september 2007 an.schläge 13


butlerargentinisch

Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r

Fo t o s : Ka t h l e e n Ku n a t h

Über den Schnauzbart hinaus Wie wird Judith Butler in Lateinamerika gelesen? Und wie ist die Situation von Gender Studies an argentinischen Unis? Judith Götz sprach mit María Luisa Femenías, Butler Expertin und Lehrbeauftragte für „Estudios de Género“ an der Universidad de Buenos Aires. an.schläge: Deiner Auseinandersetzung mit Judith Butler geht eine langjährige Annäherung an den Feminismus voraus. Wie sieht diese im argentinischen Kontext aus? Ich hab mein Studium in antiker Philosophie während der letzten Militärdiktatur abgeschlossen. Dass es während dieser Zeit zwar feministische Aktivitäten gab, es aber sehr schwierig war, sich zu organisieren und auf die Straße zu gehen etc., steht außer Frage. 14 an.schläge september 2007

Mein Interesse für Feminismus hat jedoch ohnehin erst nach der Diktatur begonnen, im Rahmen der erneuten Demokratisierungsversuche der Universitäten. Während dieser Zeit wurde mir bewusst, dass diese Demokratisierung unterschiedliche Veränderungen mit sich brachte und manchmal auch gar keine. So stellte ich u. a. fest, dass die, die immer redeten, Entscheidungen trafen, stärkere Stimmen in diversen Gremien hatten und vor allem auch viel sichtba-

rer waren als alle anderen, immer (noch) Männer waren und sich an dieser Situation nichts geändert hatte. Natürlich war ich mit dieser Feststellung nicht allein und so begannen wir darüber zu diskutieren und uns zu organisieren. Dazu kam, dass auch einige Frauen aus dem Exil zurückkehrten, die in den USA oder Europa feministisch aktiv gewesen waren und uns an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Außerdem wurde im Senat der Nation die alte Ver-


argentinischbutler fassung reformiert. Dafür wurden auch feministische und politische ExpertInnen, die meist in Europa feministisch und politisch aktiv waren, eingeladen, die auch Seminare gaben. Einige fanden am Institut für Philosophie statt und so konnte ich teilnehmen. Mich interessierten in erster Linie die Ansätze dieser Frauen in Hinblick auf Philosophie, die Art und Weise, wie ontologische Fragen behandelt wurden, um endlich mal über den traditionellen Schnauzbart hinaus zu kommen. Diese Wendung, nämlich die Ontologie von einer anderen Seite, einen neuen Blickwinkel zu betrachten, hat zu meinem Interesse für Feminismus und Gender Studies geführt. Judith Butler ist im lateinamerikanischen Kontext noch weitgehend unbekannt, was nicht zuletzt auch auf die begrenzte Verfügbarkeit sowie die schlechte Übersetzung ihrer Bücher zurückzuführen ist. Wie bist du auf Judith Butler gestoßen? Durch Zufall bin ich im Rahmen eines Forschungsprojekts auf ein Buch von Judith Butler gestoßen, das mich interessiert hat und daraufhin habe ich einige Bücher von ihr bestellt. Im Vordergrund meines Interesses stand dabei von Anfang an ihr Konzept der Redefinition, das für mich als eine logische Konsequenz und als ein radikalisierter Standpunkt aus dem Linguistic Turn hervorgeht. Wenn die Realität nicht mehr außerhalb des Sprachlichen betrachtet, sondern das Sprachliche selbst in den Mittelpunkt gerückt wird als jene Instanz, die bezeichnet und normt, wird sie gleichsam zur einzigen Realität. Die Ontologie so zu denken, hat mir einen neuen Blickwinkel eröffnet. Das Konzept der Redefinition so zu denken erscheint mir ein äußerst interessanter Ansatz zu sein und gleichsam auch ein beeindruckendes theoretisches Spiel. Anfand der 1990er musste ich alle Bücher auf Englisch lesen, weil Übersetzungen erst viel später auf dem Markt erschienen und die meisten auch bis heute sehr schlecht sind. In Argentinien waren zuvor zwar lediglich einige wenige Texte französischer TheoretikerInnen wie Foucault und Derrida bekannt, die aber meist über die Schriften nordamerikanischer TheoretikerInnen wie Adri-

enne Rich, die sich eben auf diese Schriften bezog, nach Lateinamerika kamen. Die mangelnde Verfügbarkeit von Literatur macht die Auseinandersetzung natürlich auch nicht einfacher. Ich habe dann auch ein Dossier über Butler gemacht, über den Begriff des Subjekts in ihrer Theorie. Mir schienen ihre Postulierungen vor allem deshalb spannend, weil die Mehrheit der Feministinnen bis zu diesem Zeitpunkt das Subjekt meist mit dem Misstrauen einer Beauvoir verstanden hatte, dass sich das Subjekt nämlich erst zum Subjekt verwandelt. Daraufhin habe ich dann ausgehend von Beauvoir mehr gelesen von der französischen und italienischen Schule und auch von Universalistinnen wie Nancy Fraser. So kam es dann zu einer umfassenderen Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Subjekttheorien, aus der auch die beiden Bücher, die ich über Butler publiziert habe, hervorgingen.

„An argentinischen Universitäten sind Vorlesungen mit Gender Perspektive rar und nie verpflichtend“ Worum genau geht es in den beiden Büchern? Ich hatte in Spanien schon einige Vorträge über Butler gehalten und dadurch viel Material gesammelt, das ich dann zusammengefasst habe, als mich ein spanisches Fraueninstitut nach einer Publikation gefragt hat. Natürlich hatte ich aber viel mehr Material und so kam es, dass ein argentinischer Verlag einen weiteren, viel umfassenderen Text publizierte. Beide Werke sind Einführungstexte, wobei die zweite Publikation auch kritische Teile beinhaltet. Butler hat zweifellos eine große Wirkung erzielt, mit den Fragen und Themen wie Identität, Definition aber auch durch Termini wie Parodie und queer, die sie in ihrem Werk aufgreift. Dennoch ergeben sich meiner Meinung nach einige Probleme wie z. B. der Voluntarismus, den ich in den Möglichkeiten und der Fähigkeit, die Butler der Redefinition zuschreibt, erkennen kann. Ich weiß zwar, dass Butler selbst diesen Voluntarismus immer wieder ab-

streitet, aber dennoch bin ich der Meinung, dass Rollen, Interessen, Identitäten etc. nicht nur übernommen bzw. ausgewählt werden, sondern dass es auch stets eine Anerkennung dieser auf einer sozialen und politischen Ebene geben muss. Es geht nicht nur darum wer zitiert und rezitiert, sondern auch darum, dass die jeweilige Person aufs Neue rezitiert und somit anerkannt wird, sich gewisser Maßen durchsetzen kann, was natürlich auch auf neue Machtstrukturen verweist. Mit derartigen Fragestellungen setzt sich mein Buch auch auseinander. Wie sieht die Situation von Gender Studies an argentinischen Unis aus? An der öffentlichen Uni in Buenos Aires (UBA) haben wir gemeinsam mit vielen Leuten aus der Geisteswissenschaft, Philosophie und Geschichte Ende 1980er das interdisziplinäre Institut für Geschlechterforschung gegründet. Die endgültige Institutionalisierung ist uns aber erst ca. 1994 gelungen. Als eigenständige Studienrichtung kann Gender Studies bis heute nicht studiert werden. An einigen Universitäten in Argentinien gibt es Gender Studies lediglich als Postgraduate, als Magisterstudium aber kaum bis nie. Und so sind auch Vorlesungen mit Gender Perspektive rar und nie verpflichtend. Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem im Zusammenhang mit Gender Studies immer wieder, dass es nicht darum geht, diese Disziplin in den regulären Wissenschaftsbetrieb einzugliedern, sondern dass sie meist hinten dran gehängt wird. In vielen Vorlesungen auf der Philosophie ist es so, dass in der letzten Stunde unter dem Motto „und die Frauen?“ noch über Frauen in dem jeweiligen Gebiet gesprochen wird, nach dem ganzen hegemonial männlich geprägten Kanon. An der UBA lassen sich zwar beispielsweise Seminare über weibliche Schriftstellerinnen oder andere „Frauenthemen“ finden, aber das impliziert noch keine kritische Auseinandersetzung mit der Kategorie Geschlecht. Für mich geht’s in diesem Zusammenhang aber vielmehr um diese Form der Auseinandersetzung: Sie zu führen, die gängigen Konzepte und den Kanon zu überprüfen und in Frage zu stellen, wäre die Aufgabe. ❚ september 2007 an.schläge 15


themaland

Fo t o s : A r c h i v

Landleben Das Leben auf dem Land ist nicht Urlaub auf dem Bauernhof, sondern bedeutet für Frauen vor allem begrenzte Möglichkeiten in allen Lebensbereichen: Beruf, Familie, Freizeit und politische Teilhabe. Von Katharina Nagele

Theresia Oedl-Wieser:„Chancengleichheit im Rahmen des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raumes“, Studie erschienen in Facts & Feature 28 – November 2004, als Download erhältlich unter www.berggebiete.eu

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Bauer sucht Frau, jetzt auch im TV. Die ATV-Plus Reality Soap „Bauer sucht Frau“ versucht, die für die Identität des Landes der Äcker so wichtige Spezies der Bauernschaft in Österreich zu bewahren. Aber warum nicht „Bäuerin sucht Mann“? Eine Studie zum Thema Chancengleichheit von Frauen auf dem Land der Soziologin Theresia Oedl-Wieser besagt, dass der Anteil von Inhaberinnen landwirtschaftlicher Betriebe 1999 bei nur 29,6 Prozent lag, obwohl ca. 53 Prozent aller Familienarbeitskräfte weiblich sind. Dabei stieg dieser Anteil von 25,7 Prozent 1995 und ist EU-weit der höchste. Dieser Anstieg spiegelt, so die Studie, auch die tatsächlichen Bewirtschaftungsverhältnisse wider und ist teilweise der EU zu verdanken, die nur hauptberuflichen BäuerInnen eine einzelbetriebliche Investitionsförderung gewährt. Daher liegt der höchste Betriebsleiterinnenanteil bei Höfen, die vormals der Ehemann als Nebenerwerb betrieben hatte. Bei zunehmender Betriebsgröße jedoch haben immer weniger Frauen die Leitung inne. So sind Frauen in der Landwirtschaft auch Innovationsmotor, denn der Trend zur Konzentration der Landwirtschaft setzt sich fort, und kleine Betriebe müssen ein hohes Maß an Innovativität aufweisen, um mithalten zu können. Die Beschäftigung in der Landwirtschaft sinkt, Arbeitsplatzchancen für

während eines ohnehin schon ein- oder eineinhalb Stunden langen Arbeitsweges durchgehend stehen zu müssen. Von Einsparungen betroffen sind auf dem Land viele Einrichtungen, die Frauen zugute kommen. Laut Tenschert sind die ländlichen Gebiete in jedem Bereich unterversorgt. Noch immer ist das Angebot an Kinderbetreuung unzureichend. Das Bundesbudget für Frauenberatungsstellen wurde bereits seit über zehn Jahren nur geringfügig erhöht – bei gleichzeitiger Vervielfachung der Kosten. Die Folge ist ein oft auf Notbetrieb reduziertes Angebot. Für neu gegründete Projekte ist die Finanzierung besonders schwierig, sagt TenDie ländlichen Gebiete schert. So musste das Tiroler Frauengesind in jedem Bereich sundheitszentrum bereits nach einigen unterversorgt. Jahren wieder den Betrieb einstellen. Gerade im Westen Österreichs (mit Ausnahme Salzburgs) sei das Angebot wäre. Immer mehr Menschen pendeln an Sexualmedizin für Frauen, besonders zur Arbeit, jedoch weniger Frauen als Männer, bzw. pendeln Frauen über kür- was Abtreibung anbelangt, gering. zere Distanzen, besonders wenn sie Kin- Schwangerschaftsabbruch ist nach wie vor ein Tabu, auch bei Subventionsgeder haben. Einsparungen im Bereich bern, die selbst das Weitergeben von Verkehr verkleinern den Radius, in dem Adressen nicht fördern wollen. Oft würJobs gesucht werden können. Itta Tenden Frauen ganz verzweifelt anrufen schert vom Innsbrucker Büro des Netzund, obwohl das Netzwerkbüro nur mit werks Österreichischer Frauen- und entsprechenden Informationen weiterMädchenberatungsstellen berichtet, dass Busverbindungen zumeist nur auf helfen kann, schon ganz erleichtert dardie Bedürfnisse von SchülerInnen zuge- über sein, überhaupt mit jemandem sprechen zu können, so Tenschert. Mit schnitten sind. Die wenigen Busse auf Religiosität hätte dies nicht immer zu dem Schulweg sind dann meist so tun, wiewohl mit Tradition. ❚ überfüllt, dass Frauen beklagen,

Frauen bieten sich hauptsächlich in den Umländern der Großstädte. Für Frauen auf dem Land gestaltet es sich laut Studie oft schwierig, eine eigenständige Existenz aufzubauen. Die Auslagerung klassischer Frauenindustriebetriebe wie dem Bekleidungs- und Elektronikgewerbe nach China erschwert die Arbeitsplatzsuche genauso wie das nachlassende Wachstum der Tourismusbranche. Die Einkommensschere klafft überall weiter auf. Auch bessere Bildung führt oft nicht zu höherer Beschäftigung, weil es schlicht an Arbeitsplätzen fehlt, bei denen eine höhere Qualifikation nötig


landthema

Fo t o : Pa u l a B o l y o s

Landleiden Seit 1983 praktiziert Inge Bolen als Psychotherapeutin im Waldviertel nahe der tschechischen Grenze. Die Region ist geprägt von hoher Arbeitslosigkeit, viele KlientInnen kommen als KassenpatientInnen. Noch häufiger als in der Stadt sind es Frauen. Von Katharina Nagele an.schläge: Welche Unterschiede gibt es zwischen Psychotherapie auf dem Land und in der Stadt? Inge Bolen: Hier am Land wird die Psychotherapeutin, der Psychotherapeut aufgesucht wie ein praktischer Arzt. Wenn es einem ein bisschen besser geht, dann reicht das wieder. In der Stadt kommen die Leute oft, weil sie erkannt haben, dass sie schon lange bestimmte Probleme haben und das einmal gründlich bereinigen möchten. Hier sind es vorwiegend Kriseninterventionen bzw. es steht eher die akute Sache im Vordergrund. Das hat Vor- und Nachteile. Es ist halt ein ganz anderer Zugang. Die Leute kommen aber wieder, wenn ihnen wieder etwas einfällt. Man kann natürlich in schwierigen Situationen sagen, es wär’ ganz gut, wenn wir uns jetzt regelmäßig eine Weile sehen. Da steigen die Leute drauf ein, durchaus. Warum denkst du, besteht hier nicht so ein grundsätzliches Bedürfnis, etwas zu ändern? Hängt das mit den Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, zusammen? Zum einen ist es ganz einfach so, dass die Stundenzahl zwar sehr großzügig für Kassenverhältnisse gehandhabt wird, aber dennoch nicht unendlich lang. Zum anderen wird es eher als Zeitverschwendung erlebt, grundlegend sein Wissen zu verbessern oder Kennt-

nisse zu erwerben oder auch ein bisschen über sich selbst zu erfahren. Es ist es am Land zum Beispiel nicht üblich, Kinder grundsätzlich in die Mittelschule zu schicken, selbst wenn sie gut sind nicht. Zwar gibt es Lehrer, die auf mehr Bildung drängen, aber vor allem bei Mädchen wird oft gesagt: Das ist nicht notwendig. Was macht sie dann mit der Matura? Solange sie in die Schule geht, versäumt sie das Leben, oder die Arbeitsplatzsuche oder weiß Gott was. Das ist auch sehr stark vom existierenden Angebot geprägt. Gibt es ein bestimmtes Alter, in dem Frauen hauptsächlich Hilfe in Anspruch nehmen? Kommen auch junge Frauen? Es kommen durchaus junge Frauen. Manchmal werden sie auch geschickt, wenn sie kein erwünschtes Sozialverhalten haben. Es gründen hier sehr viele Kinder und Jugendliche Banden – oder sie saufen. Inwieweit spielt die wirtschaftliche Situation eine Rolle? Ganz stark. Es ist auch die Anzahl der männlichen Klienten gestiegen und zwar vor allem wegen Kündigungen. Oder die Stundenanzahl wird beschränkt, das Gehalt wird verändert, die Frau hat auch keinen Job mehr und es entsteht akute Angst, wie die Familie weiter erhalten werden kann. Es gibt in dieser Region vier große Firmen. In der einen Firma gibt es Schichtarbeit, wo alle drei Tage die Schicht gewechselt september 2007 an.schläge 17


landthema

Inge Bolen ist Psychotherapeutin und Lehrbeauftragte der Fachsektion Integrative Gestalttherapie sowie Vorstandsmitglied des Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik

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wird. Das führt zu Schlafstörungen, Angstzuständen, bis hin zu psychotischen Zuständen. Generell sind auch Panikattacken häufig. Viele Leute werden nach einem oft langen Krankenhausaufenthalt hergeschickt, wo sie vor allem in Gruppentherapie waren. Die sind dann froh, dass sie jetzt Einzelstunden haben. Also ich hab’s nicht geschafft, hier Gruppen zustande zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich gegenseitig kennt, ist ja sehr groß. Auffallend ist auch, dass diese jungen Leute zu schnell, zu wenig geprüft heiraten. Es ist nicht üblich, vor allem für die Frauen nicht, sich vorher auszubilden. Die haben dann zwei, drei Kinder, wohnen noch im Rohbau und schon ist von Trennung die Rede. Oft bekommen die dann nur Bruchteile von dem zurück, was sie in den Hausbau investiert haben. Also der Vater hat mitgeholfen und sich das Kreuz ruiniert. Dann hat der Mann das Haus gekriegt, hat sie ausgezahlt aber nicht genug, weil diese Leistungen des Vaters ja nicht offiziell sind. Früher haben die Leute eine Weile im Elternhaus gelebt, in einem Teil des Hofes, als es noch Höfe gab, hat man dann zwei Zimmer bereitgestellt. Aber bei den Eltern zu leben war auch immer problematisch und das wollen die nimmer mehr. Welche Arbeit wird bei den vier genannten, großen Arbeitgebern verrichtet? Das ist Fließbandarbeit. Also tödliche Arbeit. Da wird natürlich auch Druck ausgeübt, dass es schneller geht. In der einen Firma arbeiten vorwiegend Frauen, die Vorarbeiter sind Männer, ganz komisch. Mir wurde auch erzählt, dass sich beispielsweise manche Frauen nicht mehr trauen, zu trinken, denn wenn sie öfter als einmal am Tag auf’s Klo gehen, werden sie schon verwarnt. Am schlimmsten finde ich, dass vor Weihnachten in der einen Firma der Abteilungsleiter dann die Leute zusammenruft und kund tut, wer mit Jahresende entlassen wird. Zuerst dachte ich, die sind alle wegen Weihnachten so nervös. Aber dann hat sich herausgestellt, die bangen alle um ihren Job. Was machen die Frauen, die ihre Arbeitsplätze verlieren?

ist nur am Kochen. Sie fühlt sich miss– braucht und muss die ganze Woche sparen und hungern, behauptet sie, und die Familie mit den Kindern kommt dann daher und schlägt sich den Bauch voll. Was gibt es an sozialem Leben für Frauen in der Gegend? Für Frauen speziell fällt mir auf Anhieb nichts ein. Das soziale Leben spielt sich zweifellos vor allem im Wirtshaus ab, ohne dass das jetzt Sauferei sein muss. Ein Unterschied zur Stadt sind diese Dorfgemeinschaften, auch wenn sie sich oft gar nicht so besonders mögen. Die, die erst später in einen Ort eindringen, vielleicht erst in der Hauptschule, haben überhaupt ein schweres Leben. Oder wenn sich jemand in eine Tschechin verliebt, dann wird das mit Ach und Weh ertragen und man hofft, „Hier am Land wird die/der PsychotherapeutIN dass die nicht heiraten. Das andere ist, aufgesucht wie ein prakti- dass diese Männer und Frauen wie Ruscher Arzt. Wenn es einem deln sind: Da geht ein Bursche mit einer jungen Frau. Er holt sie mit dem Auto ein bisschen besser geht, dann reicht das wieder. “ ab und dann fahren sie zu einem Gasthaus, oder auf ein Feuerwehrfest und dann sitzen die an getrennten Tischen, er zusammen mit seinen Haberern und denen man annimmt, dass sie noch Kinder sind. Das ist einfach nicht bewil- sie halt bei ihren Freundinnen! Und dann sagt sie: Du weißt, ich muss um ligt worden. Das wurde mit der die Zeit zu Hause sein, weil ich morgen schwarz-blauen Regierung alles eingearbeiten muss. Und er gibt dann vor stellt. den Männern an: „Fährst halt allein Wie steht es mit der Arbeitsteilung heim.“ Sie hat natürlich kein Auto, dann in landwirtschaftlichen Betrieben? weint sie, geht raus und er geht nicht Eine ist gekommen, weil sie mit nach... Und das sind keine jungen Kindem Mann immer verhandeln musste, der, sondern durchaus um die 18, wo sie wer welche Arbeit macht. Das hab ich bereits in einem Verlobungsstadium spannend gefunden, dass sie sich da sind. Die kennen sich eh schon von der durchgesetzt hat und jetzt offiziell als Schule her und irgendwann mit 16 verBäuerin berufstätig ist. Da ändert sich lieben sie sich und heiraten dann und etwas und sie ist nicht die einzige, die das durchsetzt. Aber oft ist die Frau die bauen sofort ein Haus. Inwieweit spielt hier noch Religion Zugeheiratete und die Schwiegermuteine Rolle? ter will dann dirigieren. Die tiefe Gläubigkeit kann ich nicht Ich hab einmal einen Mann kennen wahrnehmen, man respektiert aber die gelernt, der am Finanzamt zuständig großen Feste und richtet sich danach. war für diese Bauernhofübernahmen Aber gerade in dieser Gegend spielt die und Familientherapie-Ausbildung maKirche keine so große Rolle, weil früher chen wollte, weil es ein Wahnsinn ist, hier große Fabriken waren, wie die Glaswas sich da abspielt. Es gibt auch immer wieder ältere Frauen – es kommen fabrik Stölzle und man hier auch eher rot wählt. Es gibt manchmal aber Pfarüberhaupt relativ viele ältere Frauen –, rer, die sehr gut auf die derzeitigen Prodie daran leiden, dass niemand auf sie hört. Dann hör’ ich aber auch Beschwer- bleme eingehen können. In dem einen den, dass die Jungen, die in Wien arbei- Ort gibt es zum Beispiel drei oder vier ten, am Wochenende raus kommen und Chöre, einer auf alle Fälle mit der Kirche verbunden. ❚ das ganze Wochenende essen und sie

Die gehen dann auf’s AMS und wenn grad so ein Schwung ist, dass die Arbeitslosenzahlen sinken müssen, dann werden 58-jährige in einen EDVKurs geschickt, die nie einen Computer zu Hause hatten. Vor zehn, fünfzehn Jahren gab es vor allem für Frauen viele Kurse und Angebote. Das ist alles eingespart worden. Zuletzt habe ich von einer geplanten Gemeinschaftsarbeit der sehr guten Frauenberatungsstelle in Zwettl mit der tschechischen Seite gehört, weil es viele ganz junge Prostituierte an der Grenze gibt. Es werden in der Bevölkerung auch immer wieder schaurige Geschichten erzählt, dass da Mädchen zur Prostitution gezwungen werden, von


Fo t o : A r c h i v

themaland

Landlinke Im Vergleich zu den Städten wird in Österreichs ländlichen Regionen mehr konservativ bis rechts gewählt und es sind weniger Frauen in der Politik aktiv. Beides nicht die besten Voraussetzungen, Frauenleben auf dem Land zu verbessern . Von Katharina Nagele Gerade einmal 2,7 Prozent aller BürgermeisterInnen in Österreich sind weiblich. Das sagt eine von Theresia Oedl-Wieser verfasste Studie über Frauen auf dem Land. Obwohl Frauen eine hohe Kompetenz für das Lokale zugesprochen werde,„ist ihre Präsenz in den Gemeinderäten deutlich niedriger als auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.“ So sind österreichweit insgesamt nur 14 Prozent aller GemeinderätInnen weiblich. In den Landtagen zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen SPÖ- und ÖVP regierten Ländern, was den Frauenanteil anbelangt: ein Sechstel in Tirol und Niederösterreich, ein Drittel in Wien und Salzburg. In einer Befragung von Frauen in ländlichen Regionen, die entweder politisch aktiv oder als Bäuerinnen tätig waren, hielten es 51,6 Prozent der Befragten für sehr zutreffend, dass familiäres Engagement für die geringe Beteiligung von Frauen verantwortlich ist, gefolgt davon, dass Männer es eher schaffen, Seilschaften zu bilden. Dies spiegelt sich etwa im gesellschaftlichen Leben wieder, das sich hauptsächlich in Vereinen abspielt, die, von der Freiwilligen Feuerwehr bis zum Fußballverein, männlich organisiert sind. Den Frauen bleibt oft nur das kirchliche Engagement. Für Frauen, die traditionellen Rollenbildern schon deshalb nicht gerecht werden, weil sie sich politisch engagieren, sind daher oft weniger etablierte politische Strukturen, wie etwa linke Kulturvereine, attraktiv. Hier ist Männerdominanz zumindest nicht schon Teil der Tradition, denn so lange existieren die Projekte oft noch gar nicht. So fühlte sich auch Karin Wilflingseder, aufgewachsen in Ebensee in Oberösterreich,

schon als Teenager von allem angezogen, was nicht nach Blasmusik klang. Ihre Politisierung begann in den 1980er Jahren, als sie sich im linken Kulturverein Kino Ebensee einbrachte und eine Initiative gegründet wurde, die das Gedenken an das ehemalige Konzentrationslager Ebensee und den Widerstand, der in der Region gegen die Nazis geleistet wurde, aufrecht halten wollte. Ehemalige WiderstandskämpferInnen genossen in der Gegend kein hohes Ansehen, wurden oft sogar gemieden, während „die alten Nazis“ voll integriert waren. Karins eigener Stiefgroßvater erzählte den Enkeln früher im Innviertel am Familientisch

Ehemalige WiderstandskämpferInnen genossen in der Gegend kein hohes Ansehen, wurden oft sogar gemieden, während „die alten Nazis“ voll integriert waren. noch ganz unbefangen und ohne jede Spur von Reue von seiner Zeit als Angehöriger der Wehrmacht. Heute lebt Karin in Wien und ist Aktivistin bei „Linkswende“, einer trotzkistischen Organisation. In Ebensee befindet sich mittlerweile eine Gedenkstätte auf dem ehemaligen Areal des Konzentrationslagers, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Teil ausgerechnet mit einer ArbeiterInnensiedlung überbaut worden war. Ein Zeitgeschichtemuseum befasst sich mit der politischen Kultur Österreichs von der Gründung der Ersten Republik bis zur Wiedererlangung der staatlichen Selbständigkeit.

Karins Schwester Ilse Delorenzo blieb auf dem Land. Sie trat bereits als Lehrling der Gmundner Keramik-Werke der Gewerkschaft bei. Die Arbeitsplatzsituation in Verbindung mit der ausgedünnten Infrastruktur sieht sie als großes Problem. Vor einigen Jahren entließ die zweitgrößte Arbeitgeberin der Region, die Firma Solvei, die Salinennebenprodukte verwertete, 120 von 200 ArbeiterInnen. Gewerkschaft und Arbeiterkammer handelten einen Sozialfonds aus. Bis heute hat die Hälfte der Entlassenen keine neue Arbeitsstelle gefunden. Im oberen Salzkammergut gibt es überhaupt nur noch den Tourismus, sagt Ilse. Dass die Lokalpolitik sich hier immer noch hauptsächlich aus ÖVP und Bauernbund rekrutiert, erklärt sie damit, dass zum einen die Großbauern in jedem Fall in der Politik vertreten seien. Zum anderen verstehen sich auch die vielen NebenerwerbsbäuerInnen eben vor allem als BäuerInnen. Mit der Frauenbeteiligung im ÖGB allgemein und auch in ihrem Gebiet ist sie nicht zufrieden. Als etwa in Oberösterreich drei neue Bezirkssekretariate geschaffen wurden, hat sich eine ihrer Betriebsratskolleginnen beworben, die in Wien die Sozialakademie absolviert und sich in der Volkshilfe für Flüchtlinge engagiert hatte. Sie hat keine der Stellen bekommen. ❚

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seefahrt Fo t o : A l e x a n d ra H a r i n g

Eine ungewöhnliche Spezies Der Reisebericht einer Seefrau. Von Alexandra Haring Ungewöhnliche Spezies – passt genau zum Ort, an dem ich mich gerade aufhalte. Galapagos – Inseln voller Tiere und Pflanzen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Und alle fahren her, um sie anzusehen. Ich stehe vor der Tortuga Gigantes und denke mir: Ungewöhnlich, großartig, alterslos. Wie wir Seefrauen. Jawohl, ich finde, auch Seefrauen sind großartig, ungewöhnlich und alterslos! Ich lebe auf einem Segelboot und bereise mit Mann und Kind seit zwei Jahren die Welt. Mit Mitte Dreißig (ich) und Mitte Vierzig (er) beschlossen wir, unser Leben umzustülpen und einfach wegzugehen. Gewagt. Und noch dazu mit Kind (der arme Bub!). Unser Schiff sollte unser Zuhause sein. Wohnfläche: Zwölf Meter Katamaran. Aussicht: Die Weltmeere. Auf der Kante: Erspartes für die einstmals begehrte Eigentumswohnung. Zu Hause ernten wir Beifall oder Kopfschütteln. Und: „Ihr traut euch was“. Als es dann soweit war und wir in Norditalien den Hafen verließen, traf mich fast der Schlag. Ich war unterwegs. Für vier Jahre ein anderes Leben. Und danach? Nichts wird mehr so sein wie es war. Wie wahr! Aber damals jagte mir das noch einen gehörigen Schrecken ein.

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Man wächst an seinen Aufgaben. Die Seefrau muss alles sein – Hausfrau, Mama, Lehrerin, Managerin, Abenteurerin. Was das heißt? Na wartet. Der Haushalt hat ein bisserl was vom Leben unserer Großmütter. Oft wäscht man mit der Hand. Man lernt Gemüse und dessen Haltbarkeitsdatum sehr gut kennen. Alles wird aufgebraucht. Hat man Gusto auf Spagetti gibt’s Kartoffel – weil die weg müssen. Karotten halten lange in Papier eingewickelt und getrocknete Bananen bleiben ewig klebrig. Was ist eine Yams und wie macht man daraus ein Souffle? Schokofondue – aus Kondensmilch, Schokoflocken und dem letzen Apfel – alles mitten auf dem Pazifik nach einer Woche segeln. „Mama, ich mag keine Schule machen.“ Du musst. Ab in die Koje. Zwei Wochen über den Atlantik – nur Wellenlandschaften um sich. Reicht das? Flicken zerissener Segel. Motorservice. Nachtwachen von 0 bis 4 Uhr früh. Einlaufen in den Hafen im Dunklen. Starkwind am Ankerplatz mitten in der Nacht hinterm Riff. Schiffselektronik im Schnellverfahren. Schiffsfunkerin und und und … Nass von Kopf bis Fuß im tropischen Regen. Na wenigstens brauchen wir die Handtücher nicht zu waschen! Großartig! Und ich stehe vor unserem Minispiegel, sehe nur meine Augen, die Na-

se, braune Haut, Sommersprossen und blitzende Augen. Fältchen, ja, ein paar, wurscht. Ich fühl mit wie, wie...wie ich. Alterslos. Einfach ich. Und so treffe ich all diese anderen Seefrauen, die humorvollen Engländerinnen, die immer sehr französischen Französinnen, fixe Deutsche, coole Kanadierinnen. Und ich spreche mit ihnen und sehe in ihre offene Gesichter. Sie sind 25 oder 65 oder 30 mit zwei Kindern oder 40 ohne Kinder oder 50 mit Hund. Wir sind natürlich unterschiedlich, so wie die vielen Spezies der Tortuga Gigantes – aber dennoch eine mutige, starke Truppe. Unsere schwachen Momente kennen wir und manchmal teilen wir sie und verdrücken die ein oder andere Träne aus Heimweh. Und man stelle sich vor – das alles ist gut, verdammt gut. Natürlich hat man seine Tage. Und wünscht sich hinter den warmen Ofen zu Hause. Doch dann blinken die tropischen Leuchtkäfer im Regenwald. Rosa Korallensand streichelt meine Haut. Mein Wellenreitbrett flitzt mit mir durch die Wellen. Der Bub schläft erschöpft vom Sandburgmarathon, mein Mann und ich lieben uns und blicken dann in den Sternenhimmel. Wie lange leben die Tortugas Gigantes – 200 Jahre? Von mir aus kann‘s so lange dauern! ❚



Fo t o s : a r c h d i p l o m a

Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l

wissenschaftforum

Verbaute Chancen Inzwischen gibt es auch für die Architektur des Arbeitsplatzes Gender Mainstreaming Richtlinien. Denn auch dort wird diskriminiert und gegen den Einzug von Frauen in die Chefetagen wortwörtlich gemauert. Von Brigitte Eisl Männer verdienen im Durchschnitt immer noch mehr als Frauen. Diese ungleiche Ressourcenverteilung ist die erste, die Hierarchiespitze als traditionelle Männerdomäne die zweite wesentliche Antwort auf die Frage nach den Ursachen der geschlechtsspezifischen Ungleichheit im Arbeitsprozess. Die männliche Dominanz auf der Ebene der Entscheidungsfindung beeinflusst nicht nur die gesellschaftliche Struktur, sondern stellt Männer noch immer als „die Macher“ dar. Da Planungsentscheidungen meist ausschließlich von der Hierarchiespitze ei22 an.schläge september 2007

nes Betriebes getroffen werden, die Branche Architektur selbst eine Männerdomäne ist, kann hier leicht ein Missbrauch von räumlicher Macht erfolgen. Jede Gruppe der Gesellschaft benutzt Symbole, die eine bestimmte „Zugehörigkeit“ ausdrücken. Das „Übergeordnetsein“ über andere Personen bzw. Mitarbeiter kann auf materielle Symbole, auf Bildung oder auf dem Zugriff von wichtigen Informationen basieren. Räume sind in ihrer materiellen Aussage einerseits ein Ausdrucksmittel von Macht und Einfluss, gleichzeitig aber auch eine effektive Möglichkeit, soziale Strukturen in der gebauten Umwelt zu verankern.

Ein Vergleich von drei Bürogebäuden, dem Ringturm (Hauptsitz der Wiener Städtischen Versicherung; Wien), der Raiffeisen Holding (Wien) und dem Landhaus 2 (Innsbruck; einziges gegendertes Bürogebäude Österreichs), macht soziale Raumqualität sichtbar. Bei den ersten beiden Beispielen wurde der Gestaltungsschwerpunkt zugunsten der geschäftlichen Repräsentation entschieden. Interessant ist hier das räumliche Festhalten an traditionellen Strukturen. Büros und Sitzungssäle der Chefetage haben sich zum Beispiel im Ringturm seit der Errichtung 1950 kaum verändert. Diese Idealisierung von ge-


forumwissenschaft schichtsträchtigen Räumlichkeiten verhindert ein kritisches Hinterfragen geschlechtsspezifischer Arbeitsplatzproblemen. Im Landhaus 2 erfolgte hingegen eine nutzerorientierte Planung. Mit der Aufwertung von Zwischenräumen, Wahl der Materialien und gleicher Qualität annähernd aller Arbeitsplätze konnte eine starke Enthierarchisierung der Raumnutzung bzw. des Arbeitsprozesses erwirkt werden. Die Thematik „geschlechtssensibles Bauen“ macht die Verankerung von maskulinen Strukturen im gebauten Umfeld sichtbar. Sowohl für Frauen als auch für Männer gilt es, sich durch Leistung ihren Platz im Arbeitsumfeld zu erkämpfen. Um jedoch eine Chancengleichheit aller Personen in allen Bereichen zu ermöglichen, ist eine gleichberechtigte Ausgangsposition notwendig. Mensch und Raum bedingen einander. Der Einfluss von Architektur auf die Chancengleichheit ist daher eine Voraussetzung für geschlechtsspezifische Neutralität.

Obwohl die Wiener Städtische in der Vergangenheit das 20. Stockwerk, die so genannte „Stadtkrone“, immer wieder als „Allgemeine Erholungsfläche“ publizierte, entsprach dies nie der Realität. MitarbeiterInnen und die Öffentlichkeit hatten ein Mal im Jahr am „Tag der offenen Tür“ Zutritt. Der Grundriss kann in drei Zonen unterteilt werden. Die Bereiche mit interessanten Ausblicken sind für zurückgezogene „Firmengespräche unter vier Augen“ vorgesehen. Die räumliche Gestaltung durch dunkle, edle Couchnischen, exoti-

Das Hochhaus als Hoheitssymbol. Der Ringturm wurde 1955, von der Wiener Städtischen Versicherung, als erstes Wiener Bürohochhaus errichtet. Die städtebaulich zentrale Lage ermöglicht einen einzigartigen Panoramablick, der das Gebäude zu einem beliebten Repräsentationsort für politische und wirtschaftliche Treffen macht. Zum einen ist das Hochhaus in seiner Architektursprache eindeutig der männlichen Gesellschaftsordnung zuzuordnen. Die vertikale Orientierung ist ein Symbol der Macht, der Größe, der Überlegenheit der wirtschaftlichen Elite, die 1955 ausschließlich Männern vorbehalten war. Zum anderen verweist die Psychologie immer wieder auf die Bedeutung des Hochhauses als Phallussymbol, die diese Typologie als männlich besetzt definiert. Die vertikale Verdichtung betont in ihrer räumlichen Stapelung sowohl den Anfang als auch das Ende des Gebäudes. Die Spitze des Ringturms als höchster Punkt und das Kellergeschoss als Basis der zentralen Versorgungs- und Technikeinrichtung beinhalten die wichtigsten Funktionen des Objektes. Beide Bereiche sind in diesem Fall raumgestalterisch männlich dominiert.

sche Hölzer und der grenzenlose Blick entsprechen klassischen Merkmalen des so genannten „Herrenzimmers“, das architekturgeschichtlich einen Rückzugsbereich des Hausherrn darstellt. Bei genauerer Analyse der Raumnutzung und Einrichtung, wird sehr schnell klar, dass sich in einem „neutralen Grundriss“ genug hierarchische und geschlechtsspezifische Strukturen verankern lassen. Menschen sind auf Raumkodices konditioniert, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Dennoch werden diese „Vorschriften“ von jeder und jedem Einzelnen sofort verstanden.

Es fällt auf, dass es in der Nähe des wichtigsten Sitzungssaales ausschliesslich eine Männertoilette gibt. An Frauen als Verhandlungsteilnehmerinnen wurde nicht gedacht.

Blicke und Bedürfnisse. Der Charakter von Büroräumlichkeiten wird durch Raumgröße, Ausstattung, Farbe, Materialen, aber auch durch Blickbeziehungen, Erschließung und Privatheit bestimmt. Eine Art der Blickbeziehung ist der Kontrollblick. Das alleinige Wissen „jemand könnte dich sehen“ genügt, um auf das Umfeld Macht auszuüben. Die Sekretärin (bis heute ein typischer Frauenberuf) hat im Gegensatz zu ihrem Vorgesetzten niemals die Möglichkeit, die Tür zu schließen, um in Ruhe zu arbeiten. Zusätzlich kann der Vorgesetzte ohne Voranmeldung den Raum betreten,

da sie mit dem Rücken zur Tür sitzt. Interessant ist hier die räumliche Zuteilung. Das Sekretariat ist in seinem Anspruch auf Privatheit dem Direktionszimmer nicht nur unter-, sondern auch zugeordnet. Der große Konferenzsaal im 7. Stock war im Stil architektonischer Machtdemonstration geplant. Hier versammelten sich die Entscheidungsträger sowohl für große interne als auch für österreichweite Besprechungen. Die „Wiener Städtische“ als die Versicherung der Stadt Wien stand immer in engem Kontakt mit dem Rathaus und der Regierung. Für die Teilnehmer der Gespräche ist der Anblick der langen Tischreihe, die perspektivische Größenwirkung, die Bilder mit Würdenträgern und die Betonung der Plätze am Ende des Raumes ein eindrucksvolles Erlebnis. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es in der Nähe des wichtigsten Sitzungssaales ausschließlich eine Männertoilette gibt. An Frauen als Verhandlungsteilnehmerinnen wurde somit nicht gedacht. Das nächste Damen WC ist erst am anderen Ende des Geschosses zu finden. Gesprächsgelegenheiten. Regelmäßige Treffen in einem informellen Umfeld bieten die Möglichkeit für Kommunikation. Vor allem Probleme werden oft nur in einem inoffiziellen Kontext angesprochen. ArbeitnehmerInnen, die sich aufgrund ihrer Position schnell Gehör verschaffen, finden meist auch ohne diese Möglichkeit eine Lösung. Gruppen in schwächeren Positionen (bis heute sind die leitenden Funktionen fast ausschließlich von Männer besetzt) sind hingegen auf einen solchen Treffpunkt und den Austausch mit anderen angewiesen. Oft werden Pausenräume für ArbeitnehmerInnen der untersten Hierarchie komplett vergessen. Der Kellerbereich des Ringturms, das Lager für Versicherungspolizzen, ist durch allgegenwärtige pornografische Darstellungen an den Wänden rein männlich definiert. Eine Frau, die in diesem Bereich arbeitet, ist einer ständigen Diskriminierung ausgesetzt. Die Reinigungsfrau besitzt keinen eigenen Schrank oder eine Ablage für ihre persönlichen Dinge, geschweige denn eine Möglichkeit zum Umziehen in unmittelbarer Nähe. ❚

«archdiploma2007» heißt die Architekturbiennale der TU Wien, in deren Rahmen die Architekturfakultät vom 5. bis 30. Oktober 2007 (Vernissage: 4. Oktober 2007, 18.00) die jeweils besten Diplomarbeiten der letzten zwei Jahre im project space der Kunsthalle Wien am Karlsplatz präsentiert. Ausgestellt werden 36 Entwurfs- und 15 Theorieprojekte. Im Rahmen der Theorie-Arbeiten befassten sich die AbsolventInnen u.a. mit geschlechtsspezifischem Bauen oder den Rekonstruktionsmöglichkeiten einer Wiener Synagoge. Bei der Vernissage vergibt die Fakultät mehrere Preise für besonders hervorragende Abschlussarbeiten, die von einer Fach-Jury ermittelt wurden. Ausstellungsdauer: 5.- 30. 10. 2007 So und Mo: 13-19.00, Di-Sa: 14-24.00, Eintritt frei Kunsthalle Wien project space, Karlsplatz, 1040 Wien, Treitlstraße 2

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Sind vier Wochen Babypause gerade genug, um sich danach wieder so richtig auf’s Büro zu freuen? Oder immerhin ein Anfang? Angela Heissenberger und Angela Pittl machen sich Gedanken.

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.

Papas Päuschen Papi einen Monat mit Frau und Baby zu Hause – und schon ist das junge Familienglück perfekt. Von der leidigen Finanzierungsfrage einmal abgesehen, kann doch niemand etwas ernsthaft dagegen haben. Schließlich wird hier Zeit geschenkt, in der die Familie langsam zusammenwachsen kann. Klingt doch richtig idyllisch.Doch des Sozialministers Absicht, mit einem vierwöchigen „Baby-Urlaub“ mehr Vätern als bisher Lust auf die Karenz zu machen, ist bloß ein frommer Wunsch. Die Betreuung eines Babys ist ein FulltimeJob, jedenfalls kein Urlaub. So mancher frisch gebackener Vater wird sich nach dem Papi-Monat wohl so sehr auf’s Büro freuen wie noch nie. Sicher, es mag Kinder geben, die vor allem die ersten Wochen nach der Geburt hauptsächlich mit Schlafen verbringen. Von meinen drei Kindern erfüllte nur eines, zumindest anfänglich, diese Hoffnung. Die anderen wollten getragen werden, am besten ständig, nur unterbrochen von Stillpausen, Wickel- und Umziehprozeduren. Kaum durchlaufen, beginnt der ewige Kreislauf aus Nahrungsaufnahme und -ausscheidung, Schlafen und Wachen wieder von vorne. Und da Säuglinge nun mal keine Maschinen sind, ist das Programm sehr fehleranfällig. Gefüttert, gewickelt und mit einem seit Generationen bewährten Schlaflied betört, will dann dieses Kind nicht und nicht schlafen. Mehr noch: Es brüllt. Und da nichts hilft, wird das plärrende Baby durch die Wohnung geschleppt, mit dem bangen Wunsch, das doch möge helfen, und zwar bald. Es macht also nicht immer wirklich Spaß, so ein kleines Bündel Mensch ins Leben zu begleiten. Kackwindeln sind vermutlich auch kein geeigneter Lockstoff. Einkommensabhängiges Karenzgeld schon eher. Aber wie das skandinavische Beispiel zeigt, sind auch die vorgeblich emanzipierteren nordischen Väter nur mit sanfter Gewalt zur Aufgabenteilung bereit: staatlich verordneter Papi-Monat und ein Drittel der Karenzzeit verpflichtend für Männer – auf freiwilliger Basis ging nämlich gar nichts weiter. Solange Unternehmen weitgehend sicher sein können, dass in 95 Prozent der Fälle die Frau in Karenz geht, werden leitende Positionen auch künftig bevorzugt mit Männern besetzt werden. An dieser Ungerechtigkeit ändert ein Papa-Monat nichts. Er ist höchstens ein erster winziger Schritt zu einer familienfreundlicheren Gesellschaft, in der flexible Arbeitszeiten für Männer und Frauen in jeglicher Position möglich sind. Aber vielleicht verschieben gerade jene Väter, die schon in den ersten Lebenswochen ihr Kind gewickelt und geschaukelt haben, später wichtige Vorstandssitzungen, nur um das Laternenfest im Kindergarten nicht zu versäumen. ❚

Sozialminister Buchinger hat einen Papamonat angeregt. Ein gefundener Happen für Österreichs Presse im August, die diesen Vorschlag jedoch meist gleich von vornherein als Unmöglichkeit abtut. Hauptargument dagegen ist die geringe Abgeltung des Monats und dass man Anreize bieten müsse, um Männer in die Väterkarenz zu „locken“ (sind ca. 436,- Euro monatlich Kinderbetreuungsgeld für uns Frauen Anreiz genug?), weil sich sonst die Papas reihenweise abputzen werden. Es stellt sich also wohl eher die Frage, ob Österreich überhaupt reif für ein Umdenken in Richtung gemeinsamer Elternverantwortung ist. Denn sofort sind wieder alte Rollenklischees und Ängste bei der Hand. In der „Welt der Frau“ können wir lesen, dass das Verhalten der Frau ausschlaggebend dafür ist, ob der Partner ein aktiver Vater ist. Haben wir es doch gleich gewusst, ohne Zweifel sind wieder einmal wir Frauen verantwortlich. Die Väter würden ja so gerne, wenn wir Frauen sie nur ließen. Müssen wir es wirklich den Frauen zum Vorwurf machen, dass es Unbehagen erzeugt, eine Rolle, in der sie zumindest gesellschaftliche, wenn auch nicht finanzielle Anerkennung bekommen, zu teilen? De facto wird eine andere Aufteilung der Versorgungspflichten erst dann Praxis sein, wenn wir eine Angleichung der Gehälter beider Elternteile UND ein einkommensbezogenes Karenzgeld erreicht haben. Die Frage, wer bei den Kindern bleibt, brauchen sich viele Familien erst gar nicht zu stellen, weil das Einkommen der Frauen zu gering ist. In Zeiten der immer stärker geforderten Flexibilität der ArbeitnehmerInnen stellt sich beim Aufschrei der Wirtschaft über die Untragbarkeit dieses Vorschlages, die Frage, wie unflexibel unsere Wirtschaft im Gegensatz zu der skandinavischer Länder ist? Oder zu der Islands. Hier werden der Wirtschaft drei Monate Vaterkarenz zugemutet, Tendenz steigend. Branchen, in denen Frauen beschäftigt sind, müssen schon jetzt mit Karenzzeiten, zuzüglich arbeitsmedizinischer Verbote in den neun Monaten Schwangerschaft, leben. Was sind da vier Wochen Papaurlaub? Wie gehen diese UnternehmerInnen mit dem Wunsch nach Weiterbildung ihrer MitarbeitER um? Müssen diese auch Angst um ihren Arbeitsplatz haben? Sozialkompentenzen, die, so erzählt man uns Frauen, gerade bei der Kinderbetreuung erworben werden können, sind doch im Job immer gefragter. EIN Papamonat kann noch keine geteilte Elternkarenz ersetzen bzw. eine Chancengleichheit von Frauen und Männern im Berufsleben bringen, aber es ist vielleicht die erste für Österreich verträgliche Dosis auf dem Weg dorthin. ❚

Angela Heissenberger ist Wirtschaftsjournalistin

Angela Pittl ist Geschäftsführerin von Frauen im Brennpunkt, www.fib.at

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Erste Unirektorin Österreichs „Die gläserne Decke wurde durchstoßen.“ „Der Bann ist gebrochen.“ „Die Uni wird weiblich.“ – gibt sich die heimische (größtenteils weibliche) Politik einhellig erfreut und gratuliert Ingela Bruner zur gewonnenen Wahl. Am 1. Oktober 2007 wird sie ihr Amt als erste Rektorin einer staatlichen, österreichischen Universität an der Wiener BOKU antreten. Die berühmt-berüchtigte frauen-karrierefeindliche gläserne Decke hat Bruner schon mehrmals durchstoßen. Als erste Frau in Österreich schloss sie im Fachbereich Maschinenbau ihr Doktoratsstudium ab. Nach Ausscheiden des Präsidenten der Donau-Universität Krems führte sie als erste weibliche Vizepräsidentin in Österreich eine Uni. „Es ist nicht nur erfreulich, sondern längst überfällig, dass nun endlich eine Frau zur Rektorin einer Universität gewählt wurde“, so Lisa Schindler von der Österreichischen HöchschülerInnenschaft. Frauenförderung scheint an Österreichs Unis tatsächlich ein Fremdwort zu sein. Rund 63 Prozent der Studierenden sind weiblich, allerdings sind nur ca. 13 Prozent der ProfessorInnen Frauen. „Es ist mir ein Anliegen, dass bald weitere Rektorinnen folgen werden“, sagt Bruner zu ihrer Wahl. Dem kann frau sich nur anschließen. Herzlichen Glückwunsch! kaiv

symposium.berlin

Sex, Gender, Medizin Erst im Juni fand der „Internationale Kongress für geschlechtsspezifische Medizin“ in Wien statt, nun gibt es in Berlin das vierte Symposium „Sex and Gender in Medicine“. Gender in der Medizin wird immer bedeutender und so werden auch in Berlin Gender-Aspekte in der Gesundheitsversorgung und -vorsorge, Grundlagenforschung und klinischen Medizin diskutiert. Auch die Forschung in diesem Bereich soll durch das Symposium gefördert werden. Am Donnerstag stehen vor allem molekulare Medizin und klinische Syndrome am Programm, am Freitag Gesundheitsvorsorge und die Frage, wie Gender-Medizin weiter etabliert werden kann. Ein Punkt fehlt allerdings, wie in beinahe jedem GenderMedizin-Symposium: Eine Reflexion der eigenen Disziplin. Es ist natürlich zu begrüßen, dass MedizinerInnen das soziale Geschlecht entdecken. Aber: Ansätze dieser Art verhaften dann doch wieder in einer Gleichsetzung von Gender und dem biologischen Sex – wann wird Medizin endlich queer? be

der Mainstreaming und Gender Budgeting, Mädchenförderung und rechtlichen Bedingungen für Gleichstellung. Ziel ist eine intensive Auseinandersetzung zur konkreten Umsetzung für Gleichstellungs-Arbeit, damit wir echter Chancengleichheit ein Stück näher kommen können. be 24. und 25.9., Casineum in Velden am Wörthersee, 9220 Velden, Am Corso 17, Konferenz-Zentrum, Infos: Evelyn Pototschnig, T. 050 536 31385, evelyn.pototschnig@ktn.gv.at, Anmeldung bis 10.9., www.frauen.ktn.gv.at

queer.leben

Fragst du noch oder lebst du schon? Abweichen von der Norm? „Queer“ ist doch längst Teil des Mainstream? Irgendwie? Oder? Aber: Worum geht`s dabei eigentlich genau? Wo hört die Theorie auf und fängt die Praxis an? Oder umgekehrt? Zwei Tage in Berlin – gewidmet der „Queerness“. Durchaus Praktisches und Individuelles aus Wissenschaft, Kunst und Alltag. Ziel soll es sein, den aktuellen Stand „queerer“ Theorie mit „queeren“ Praktiken zu verknüpfen. Menschen, die in der Regel keine öffentliche Stimme besitzen, bekommen die Möglichkeit, nicht als Forschungsgegenstand thematisiert zu werden, sondern selbst an der Macht der Wissensproduktion teilhaben zu können. Hinaus aus dem akademischen Diskurs hinein in die Realität. Das „queere leben“ rückt aus seiner subkulturellen Nische ins Rampenlicht. Weder Geschlecht noch sexuelle Identität und Orientierung spielen eine Rolle. Und eine Frage bleibt: Wo fängt der Mainstream an und wo hört das politisch-subversive Potential auf? „Wir hatten das Bedürfnis, einen Raum zu schaffen, in dem sich ALLE interessierten Menschen genau über diese Dinge austauschen können“, erklärt Roman_a, vom OrganisatorInnen-Team:„Vor allem sollen die Erfahrungen, die sich aus „queeren“ Lebensweisen ergeben reflektiert werden.“ Das Leben ist bunt. kaiv 21. und 22.9., Queer leben, RAW Tempel, 10245 Berlin, Revaler Straße 99, www.queerleben.de

11. und 12.10., German Heart Institute, White Hall, 13353 Berlin, Augustenburger Platz 1, Infos: T. 0049 30 450/539 109 oder 0049 30 450/539 089, gim-office@charite.de, Anmeldung bis 15.9., Kosten: 50,- Euro (Studierende 20,- Euro), www.charite.de/gender

k o n g r e s s . k ä r n te n

Gleiche Chancen für alle? 2007 ist das „Europäische Jahr der Chancengleichheit“. Klingt gut, aber von echter Chancengleichheit sind wir weit entfernt. In Kärnten findet deshalb im September der „Chancengleichheits-Kongress 2007“ statt. Organisiert vom Referat für Frauen und Gleichbehandlung, soll der Kongress zu einem Austausch über Möglichkeiten der Chancengleichheit beitragen. Das Programm beinhaltet unter anderem Vorträge zum Gen-

berufs.vorbereitung

Aus für Matadita Das vom Frauenverein Sunwork getragene Berufsvorbereitungsprojekt „Matadita“ gibt es nicht mehr. Die vor 15 Jahren gegründete Berufsorientierungshilfe hat handwerklich und technische interessierte Mädchen und junge Migrantinnen beim Berufseinstieg begleitet. Die Kürzungen bei der Ausschreibung des Folgeprojekts durch AMS und WAFF waren jedoch derart drastisch und inakzeptabel, dass Sunwork kein Angebot mehr eingereicht hat. Damit wird nun keine einzige Einrichtung im Bereich Berufsvorbereitung für Mädchen in Wien von einer Frauenorganisation geleitet. les september 2007 an.schläge 27


arbeitjournalistinnen

In den Schlagzeilen Die gläserne Decke im Journalismus bekommt immer mehr Sprünge. Chefredakteurinnen und Ressortleiterinnen sollten aber mehr Schlagzeilen machen dürfen und endlich keine mehr werden müssen. Von Gabi Horak

Links: Frauen-Netzwerk-Medien, mit Expertinnen-Datenbank: www.frauennetzwerk.at Medienhaus Wien: www.medienhaus-wien.at

Studien: Karmasin: Journalismus: Beruf ohne Moral? Von der Berufung zur Profession? Wien 2005 (Facultas) Kaltenbrunner/Karmasin/Kraus/Zimmermann: Der Journalisten-Report. Wien 2007 (Facultas), erscheint im Oktober

28 an.schläge september 2007

„Der österreichische Journalist“ heißt die zweimonatlich erscheinende Branchenzeitschrift für Medien- und PR-VertreterInnen üblicherweise. Einmal im Jahr darf die Zeitung „Die österreichische Journalistin“ heißen und dann ist auch eine Frau auf dem Titelblatt. Nur sehr selten ist eine Kollegin auf dem „regulären“ Cover. In der letzten Ausgabe schaffte das Alexandra FöderlSchmid – seit Juli Chefredakteurin der Tageszeitung „Der Standard“. Niemand hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass FöderlSchmid – zuletzt Leiterin des Wirtschaftsressorts im „Standard“ – alle Kompetenzen und Erfahrungen für den neuen Job mitbringt. Trotzdem war ihre

Ernennung Gesprächsthema Nummer eins unter Kolleginnen. Die Aufsteigerin hatte zahlreiche Interviews zu geben und avancierte selbst zur Schlagzeile der Woche. Warum diese Aufregung? Ganz einfach: Weil sie die Erste ist! Gläserne Decke. Frauen sind im Publizistikstudium und auch an den zahlreichen Fachhochschulen für Medien und Journalismus längst in der Überzahl. Trotzdem: Je höher man die Karriereleiter in den Medien hinaufblickt, umso weniger werden sie. Bis vor kurzem gab es in Österreich keine einzige Chefredakteurin einer Tageszeitung. Uschi Fellner als eine Herausgeberin von „Österreich“ und Eva Dichand als Geschäftsführerin der Wiener Gra-

tiszeitung „Heute“ haben es schon vor einiger Zeit auf die oberste Sprosse der Karriereleiter geschafft. Der Jubel darüber hielt sich deshalb in Grenzen, weil beide Zeitungen nicht gerade Aushängeschilder für qualitätsvollen Journalismus sind – eher unterste Schublade im Boulevard-Journalismus. Die Art von Journalismus, für die Fellner und Dichand stehen, scheint auch wenig repräsentativ für die Arbeit von Journalistinnen zu sein – angesichts der Ergebnisse einer Studie, nach der Frauen es mit Objektivität und Recherchequalität genauer nehmen als ihre Kollegen. Moralischere Journalistinnen? Frauen sind die gewissenhafteren JournalistInnen. Zu diesem Schluss kam die 2004 ent-


journalistinnenarbeit standene Studie „Ethik im Journalismus in Österreich“ der FH Wien, in Kooperation mit dem Gallup Institut und Medienwissenschaftler Matthias Karmasin. Die Studie ergab unter anderem, dass JournalistInnen öfter als noch vor zehn Jahren in einer ähnlichen Studie in Gewissenskonflikte geraten. Besonders Frauen hätten öfter Probleme, ihr berufliches Handeln mit ihrem Gewissen zu vereinbaren. Sie bewerteten Objektivität, Recherchegenauigkeit und Unabhängigkeit höher als Männer. „Moralisch gesehen sind Frauen die besseren Journalisten“, kommentierte das Studienleiter Reinhard Christl, Leiter des Fachhochschullehrganges für Journalismus und Medienmanagement Wien. Frauen gaben in der Befragung öfter als Männer an, dass sie in ihren journalistischen Arbeiten die Realität abbilden, benachteiligten Menschen helfen und mit ihrem Engagement etwas bewirken wollen. Journalisten gaben öfter an, schlicht und einfach informieren zu wollen. Journalistinnen reagierten auf die Studienergebnisse kritisch. „Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass es im moralischen Handeln geschlechtsspezifische Unterschiede gibt“, sagte etwa Katharina Krawagna-Pfeifer, langjährige Innenpolitik-Ressortleiterin beim „Standard“. Wie wichtig ethische Grundsätze genommen würden, sei eine Frage der Persönlichkeit. Das gelte in anderen Bereichen genauso:„Auch Politikerinnen sind nicht moralischer als Politiker.“ Brigitte Handlos, neue Chronik-Ressortleiterin beim ORF-TV und Gründerin des Frauen-Netzwerk-Medien, stimmte dem Ergebnis der Studie, dass Frauen ethische Grundsätze höher halten, prinzipiell zu. Aber die Gründe dafür lägen bestimmt nicht in der „sozialen Ader“ der Frauen. Das würde den Schluss aufdrängen, dass Frauen sich um Sozialthemen zu kümmern hätten,„und ich habe es satt, mich in dieses soziale Schmuseeck stellen zu lassen“. Handlos vermutet die Ursache woanders:„Journalisten berichten über das Bundeskanzleramt, Banken und Wirtschaftsunternehmen, die fast ausschließlich von Männern geleitet werden, und verfallen oft in eine Bussi-Bussi-Gesellschaft. Journalistinnen hingegen arbeiten härter an den Fakten und verlassen sich weniger auf das, was ihnen vorgesetzt wird.“

„Plattform ORF-Frauen“. In den letzten Monaten hat sich einiges bewegt, zuletzt die Ernennung von Alexandra FöderlSchmid zur (ersten)„Standard“-Chefredakteurin. Davor wurde Bettina Roither zur (ersten) Chefredakteurin im ORF-Radio ernannt. „Das Ende der Männer?“ titelte die Branchenzeitschrift „Die österreichische Journalistin“ Anfang des Jahres. Daraus spricht wohl mehr Angst vor Machtverlust als reale Erfahrungen. „So lange

Es gibt in Österreich derzeit rund 7.100 hauptberufliche JournalistInnen, von denen knapp 42 Prozent Frauen sind. Damit ist der Frauenanteil hierzulande höher als etwa in Deutschland, der Schweiz oder den USA. Aber wo arbeiten diese Frauen genau und was verdienen sie? Frauen sich fragen lassen müssen, warum sie als Frau eine Spitzenposition erreicht haben, gibt es ein Problem“, schrieb Föderl-Schmid vor kurzem in einem Kommentar. Aber die gläserne Decke hat eindeutig ein paar große Sprünge bekommen. „Ja, es tut sich etwas“, freut sich Frauennetzwerkerin Brigitte Handlos: „Das hat einerseits den Grund, dass es viele Frauen im Journalismus gibt, die nun endlich auch auf die Chefsessel nachrücken. Das sind Frauen, die gelernt haben, sich durchzusetzen. Und außerdem werden Frauenplattformen immer professioneller und ziehen an einem Strang.“ Tatsächlich sind die jüngsten Personalerfolge auf jahrelanges Netzwerken, Lobbying und hartnäckiges Fordern zurückzuführen. Beispielsweise die Ernennung von Bettina Roither zur Radio-Chefredakteurin: „Daran haben wir hart gearbeitet“, erzählt Handlos. Auch im ORF hat sich im Mai eine „Plattform ORF-Frauen“ gegründet. Es ist tatsächlich ein breites Bündnis aus Journalistinnen, Betriebsrätinnen und Technikerinnen; Handlos ist als Vertreterin des Frauen-Netzwerk-Medien ge-

nauso dabei wie die neue ORF-Gleichstellungsbeauftragte Monika Rupp. Gemeinsam wird etwa an der Umsetzung jenes Maßnahmenkatalogs gearbeitet, den das Frauen-Netzwerk-Medien ausgearbeitet hat. Dazu gehört auch das Bekanntmachen der vom Netzwerk eingerichteten „Expertinnen-Datenbank“, damit Frauen auch als Expertinnen endlich öfter befragt werden. Die Plattform ORF-Frauen hatte bereits zwei Gespräche mit ORF-General Wrabetz, die Hoffnung machen: Zwei Punkte aus dem Maßnahmenkatalog seien bereits umgesetzt, weitere sind in Arbeit, gibt sich Handlos optimistisch. Ernüchternde Zahlen. Das Medienhaus Wien hat im März dieses Jahres die erste umfassende empirische Studie über „Österreichs Journalistinnen und Journalisten“ präsentiert. Demnach gibt es derzeit rund 7.100 hauptberufliche JournalistInnen, von denen knapp 42 Prozent Frauen sind. Damit ist der Frauenanteil hierzulande höher als etwa in Deutschland, der Schweiz oder den USA. Aber wo arbeiten diese Frauen genau und was verdienen sie? Der Anteil an Akademikerinnen unter den Journalistinnen liegt bei 41 Prozent, bei den Kollegen sind es nur 29 Prozent. Und trotzdem verdient über die Hälfte der Männer mehr als 3.000 Euro im Monat, jedoch nicht einmal ein Drittel der Frauen. Ein Grund dafür: in leitender Position sind 9 Prozent der Journalistinnen, aber 18 Prozent der Journalisten. Zum Abschluss ein Blick auf die Geschlechterverteilung in den Ressorts: Nur in zwei Ressorts sind wesentlich mehr Frauen als Männer tätig, nämlich Lifestyle und Wissenschaft. Sehr männerdominiert sind wie gehabt Sport und Technik, in den anderen Ressorts entspricht die Geschlechterverteilung in etwa dem Gesamtanteil. Also: Journalistinnen sind meist besser ausgebildet, trotzdem weniger oft in Leitungspositionen zu finden, dafür aber umso häufiger im „Lifestyle“ und sie verdienen weniger. Deshalb ist jede Chefredakteurin, jede neue Ressortleiterin und jede angesehene Wirtschaftsjournalistin eine gute Nachricht. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis wir damit nicht mehr zur Schlagzeile werden. ❚

Spi tze Feder Das Frauen-Netzwerk-Medien vergibt jedes Jahr einen Preis für engagierte Journalistinnen,„denen kritische Berichterstattung im Frauen-, Demokratie- und Menschenrechtsbereich ein Anliegen ist“. Dieses Jahr ist der Hauptpreis mit 2.000 Euro dotiert und der Förderpreis für Nachwuchsjournalistinnen mit 700 Euro. Einreichfrist: 19.10. Einreichen an: Frauen-NetzwerkMedien, c/o Medienhaus Wien, Alser Straße 22/8, 1090 Wien weitere infos: www.frauennetzwerk.at

september 2007 an.schläge 29


kulturan.riss

Fo t o : H e l m u t S c h ü t z /r o b. d ra p e l a

dingt sehenswert sind nach wie vor die Fotos von Francesca Woodman und Hannah Wilke. Aber auch neuere Werke wie die von Laura Ribero oder Aïda Ruilova lohnen der Betrachtung. les bis 16.09, Held Together With Water. Kunst aus der Sammlung Verbund, MAK-Ausstellungshalle, 1010 Wien

k o n z e r te

Solifeste für Migrantinnen Dass es MigrantInnen in Österreich nicht leicht haben, sollte hinlänglich bekannt sein. Auf die besonders schwierige Situation von Frauen mit Migrationshintergrund wollen nun die Solifeste für Migrantinnen aufmerksam machen. In Kooperation mit dem seit 1984 bestehenden Beratungszentrum für Immigrantinnen Peregrina treten kommenden Herbst im FrauenLesbenMädchenZentrum Wien Künstlerinnen, Bands und DJanes auf. Jeder Abend ist einer Frau gewidmet, sie alle haben eines gemeinsam: Sie leben in höchst prekären, Existenz bedrohenden und oftmals von Gewalt geprägten Situationen. Zudem sind mit den Frauen auch ihre Kinder betroffen, ihnen wird der Schulbesuch verweigert und auch sie leiden unter der ständigen Angst vor der Abschiebung. Der Ertrag der Feste kommt vollständig den Migrantinnen in Notsituationen zu Gute. Das Programm ist bunt gemischt, von Performancekünstlerinnen wie Suetoyou bis zu den Trommlerinnen Rambasamba. AndA

p e r f o r m a n c e . t h e a te r . a u s s te l l u n g

Wolkenkratzer beben … … wenn Miki Malörs Produktion über die 20-Meter-Frau („The Attack of the 50 Foot Woman“) im KosmosTheater ab 11. September in englischer Sprache zu sehen ist. Unter der Regie von Yosi Wanunu findet dabei eine „Führung durch das unerhörte Remake des 1950er-Jahre Kultklassikers“ statt, ein Low-Budget Projekt mit Miki Malör als Riesin. Die freischaffende Künstlerin Miki Malör, die 1957 in Wien geboren wurde, wurde mit Theaterproduktionen und Performances bekannt. Außerdem steht im KosmosTheater ab Ende September wieder einmal pro Monat die „Ladiesnight“ auf dem Programm, das an jedem dieser Abende wechseln wird und dabei unterschiedlicheste Künstlerinnen präsentiert. Begleitend zum Herbstprogramm wird ab September die Reihe „Sprache sehen & Bilder sprechen“ zu sehen sein. Die Arbeiten bildender Künstlerinnen werden in Korrespondenz zu aktuellen Produktionen gezeigt. Den Anfang machen die Werke von Claudia-Maria Luenig. AndA 11. bis 22. September 2007, 20.30, KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, Tel. 01/523 12 26,

22.9., 6.10., 10.11. und 1. 12, FZ-Bar Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6 (Eingang Prechtlgasse), http://fz-bar.wolfsmutter.com

stadt.gespräch

Antworten Alice Schwarzer, Autorin, Herausgeberin und sicherlich eine der bekanntesten Feministinnen im deutsprachigen Raum, kommt im September nach Wien. Im Rahmen der Wiener Stadtgespräche wird sie dem Journalisten und langjährigen ORF-Hörfunkleiter Peter Huemer Rede und Antwort stehen. Die 1942 in Wuppertal geborene Autorin sorgt derzeit mit ihrer Werbung für die BILD-Zeitung für heftige Diskussionen. Vor kurzem ist außerdem Alice Schwarzers neues Buch „Die Antwort“ erschienen. AndA 26.9., Bildungszentrum der AK Wien, 1040 Wien, Theresianumgasse 16-18, Eintritt frei Infos und Anmeldung unter: www.wienerstadtgespraech.at

stadt.spaziergang

www.kosmostheater.at

Spurensuche a u s s te l l u n g

Kunst/Verbund So viel feministische Kunst in einer nicht-feministischen Ausstellung gab es in den letzten Jahren wohl selten: Die Sammlung Verbund versammelt performative und gesellschaftskritische Kunst von den 1970er Jahren bis heute. Auch wenn der inhaltliche Zusammenhalt der gezeigten Arbeiten etwas an den Haaren herbei gezogen oder – wie der Titel schon sagt – durch Wasser zusammengehalten ist: Klassisch und unbe30 an.schläge september 2007

Die im Mai und Juni gestarteten Stadtspaziergänge finden nach einer Sommerpause nun im Herbst ihre Fortsetzung. Im September und Oktober kann Wien weitere drei Male gemeinsam mit der Autorin Marlen Schachinger ganz neu erkundet werden. Wie auch in ihrem eben erschienen Buch „Wien. Stadt der Frauen“ will sie dabei die verborgene und ungewürdigte Geschichte der Frauen dieser Stadt sichtbar machen. Am 22. September begibt sich der Spaziergang auf die Spuren des „Allgemeinen österreichischen Frauenvereins“ und folgt somit den Anfängen der Frauenbewegung in Österreich um 1900. Am 6. Oktober steht die Veranstaltung unter dem Motto „Wien. Stadt frauenliebender


an.risskultur Frauen“. Hier soll die Geschichte jener Frauen beleuchtet werden, die das Leben und die Gesellschaft in Wien nachhaltig durch ihr Engagement für Bildung oder Frauenrechte geprägt haben, von der Geschichtsschreibung aber oft übergangen wurden. Den ersten Wissenschafterinnen, Schulreformerinnen und Künstlerinnen wird der letzte Spaziergang im Herbst gewidmet sein (vorauss. Ende Oktober/Anfang November). AndA Teilnahmegebühr: 14,- bzw. 7,- Euro, Anmeldung unter: marlen.schachinger@chello.at www.marlen-schachinger.com, Dauer jeweils ca. 2 bis 2 1/2 Stunden

Fo t o : U l k u S o n g ü l

Michèle Thoma

Kinderarbeit

film.festival

Interkulturelles Kino Ein spannendes Filmprogramm im Herbst eröffnet andere Welten, indem es „andere Frauen“ zeigt: Die Filmreihe „Andere Frauen aus der Türkei“ setzt sich mit der Lage türkischer Frauen auseinander – in ihrer Heimat oder als Migrantinnen. Die filmisch behandelten Fragen reichen von „Wie setzen Frauen in der Türkei gemeinsam politische Zeichen?“ bis zu: „Worüber denken Reinigungsarbeiterinnen beim Putzen nach?“ Gemeinsamkeiten zwischen österreichischen und türkischen Frauen sollen sichtbar gemacht und dadurch deutlich werden, wo sie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Bewusst wurde auch die Formulierung „aus der Türkei“ gewählt, denn hier soll es sich nicht um eine ethische Zuordnung handeln, sondern es geht um den geographischen Raum Türkei. Zu Beginn des Filmfestivals am 17. 9 wird um 18.00 die 101. Ausgabe der feministischen Zeitschrift Frauensolidarität vorgestellt und es gibt eine kurze Einführung von Kumru Uzunkaya und Maria Pober. Ab 21. September ist außerdem der Film „Prater“ von Regisseurin Ulrike Ottinger zu sehen. Hier wird die Geschichte des Wiener Praters anhand von Gesprächen, Kommentaren, Zitaten sowie Bild- und Tondokumenten erzählt. Auch Texte von Elfriede Jelinek oder Elias Canetti fließen in die Illustration der Geschichte ein. AndA Filmreihe: 17.-20. 9., jeweils 19 Uhr, 1080 Wien, Schlesingerplatz 4 (am Beginn der Florianigasse), Infos: www.kadinfilm.com, Eintritt frei

Semmerln und Co. Das Döblinger Gegrüßgotte. Millenium-City extraderb. Die subtile Arroganz der Rochus-Markt-Edelalternativen. In den letzten zwei Jahren hat sie die Wiener Soziotope so ziemlich durch. Geschlechts-schicht-spezifische Erkenntnisse. Die friedlich anschlapfenden Sonntags-Frühstück-Semmelholväter. Die, die aufrüsten, weil die Marille auf dem Marillenkuchen erschöpft ausschaut. Das sind immer die Frauen. Die kommen in vollem Harnisch zum Kuchenkaufen. Ich weiß nicht, warum die Frauen immer so schlecht drauf sind. Nein, das stimmt nicht, dass es die erschöpften Mütter nach der Arbeit mit den Kindergartenkindern sind. Es sind die Sonntagsfrauen. Eine 50plus-Frau, zufällig eine frühere Lehrerin von mir, teilt dem ganzen Geschäft mit, dass sie mal wieder einen Mann will. Wie schwer das ist, wie das immer schwerer wird. Einen Greis will sie auch nicht. Bei ihrer Melange. Weißt du, wie peinlich. Eine der großen Backhandelsketten. Sonntags um fünf. Nix Partyzug, nix Passage. Juli, vierzig Grad. Wirtschaftsuni, Weckerln. Er hat gerade die Ehrengarde hinter sich. Zackzack. Weißt du, wie klein die alle sind. Schüssel. Fischer. Putin. Putin ist winzig. Die Ehefrauen gehen hinter ihnen, in einem Respektsabstand, wie im Mittelalter, wie bei den Moslems. Viele Tage und Nächte an der Grenze. Das Vaterland verteidigt. Ein Osterhase macht Männchen im Kukuruz, ein paar hysterische Rebhühner, gierige Gelsen. Ansonsten unterwandert niemand das Vaterland. Jetzt fährt er Go-Car. Um den Ring, in Schwimmbädern. Er muss ziemlich viel lächeln, er muss ziemlich gut drauf sein, und Kekse in einer kreativen Geschmacksrichtung unter die angepeilte Zielgruppe bringen. Gratis. Es ist ziemlich lustig, es ist kaum auszuhalten. Abendschule, Matura, die Pädagogische. Modekette ... bei der alle jobben, alle kaufen. Centre of diversity – alle Hautfarben, Sprachen, Körper-, Kleidergrößen, Piercings, Tattoos, Jugendliche mit Behinderungen. Der Architekt da schlichtet/schleppt seit zwei Jahren. Full time! Wie die Leute in der Garderobe einfach alles hinhauen! Sie backt Sandkuchen mit zweijährigen Terroristen, Samstagabends, bei der fünfjährigen Prinzessin, heiratet Barbie Ken, immer wieder. Kindergeld im Sommer? Für Uni-InskribentInnen? Geh bitte … rückt erst mal die Einschreibgebühr raus. Studiengebühr. Was … ihr habt die nicht? Na dann … Fahrgeld. Spezialseminare. Käuflich. Natürlich. Muss man sich schon. Was kosten lassen. A und O. Praktikum. Ohne Praktikum geht gar nix. Kohle? Das ist alles eine Frage der Motivation! september 2007 an.schläge 31


keuschheitsgelübde

Fo t o s : J e n s Ka s t n e r

Daddy’s little girl In Amerika zeichnet sich unter konservativen Christen ein immer stärker werdender Trend in der „Keuschheits-Bewegung“ ab: Auf so genannten „Reinheitsbällen“ geloben junge Mädchen ihren Vätern feierlich, als Jungfrauen in die Ehe zu gehen. Von Silke Pixner

www.generationsoflight.com www.fatherdaughterpurityball.org

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„Ich, (Name der Tochter)s Vater, schwöre vor Gott, die Reinheit meiner Tochter zu schützen. Ich werde in meinem eigenen Leben als Mann, Ehemann und Vater rein sein. Ich werde in der Funktion als Hohepriester meiner Familie, in der ich sie führen, lenken und für sie beten werde, ein verantwortlicher und rechtschaffender Mann sein.“ Dieses Gelöbnis, das die Väter auf einem Reinheitsball leisten müssen, ist einer der Höhepunkte dieser Bälle. „Die Töchter geben ein stilles Versprechen vor Gott ab, bis zur Hochzeit rein zu bleiben“, ist auf der Homepage von Lisa und Randy Wilson der Part der Mädchen beschrieben, „indem sie schweigend eine weiße Rose vor einem Kreuz niederlegen“. Die Wilsons haben 1998 den ersten Rein-

heitsball veranstaltetet. Um das Versprechen auch dauerhaft sichtbar zu machen, bekommen die Töchter im Laufe der Zeremonie von ihren Vätern einen so genannten „Reinheitsring“ oder ein „Reinheitsarmband“ geschenkt. Dutzende dieser „Vater-TochterReinheitsbälle“ finden jedes Jahr, vor allem im Süden und Mittelwesten der USA, von Tuscon über Peoria bis New Orleans, statt. Die Bälle sind Teil der evangelikalen christlichen Bewegung und spiegeln eine ihrer Schlüsseldoktrinen wider: Die Abstinenz bis zur Ehe. Tausende von Mädchen haben in den letzten Jahren das Gelübde abgelegt, bis zur Ehe keusch zu bleiben. Die Idee der Reinheitsbälle findet augenscheinlich immer mehr Anklang: wurden im Jahr 2006 1.400 solcher Feste veranstal-

tet, werden für 2007 bereits doppelt so viele Bälle erwartet. Abstinenz. Der Erfolg dieser Veranstaltungen lässt sich unter anderem auch auf den Einsatz der Bush-Regierung für Abstinenz-Bewegungen zurückführen. Die amerikanische Regierung hat die finanzielle Unterstützung für solche Initiativen in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 1996 stellte der Kongress nach einem Lobbying der christlichen Rechten fast eine halbe Million Dollar für Abstinenz-Programme zur Verfügung. Die Bälle sind also nur der letzte Trend der nationalen Abstinenzbewegung, die sich bereits in den 1980ern formierte. Christliche Gemeinden gründeten die Initiativen vorgeblich als Reaktion auf die rasche Verbrei-


gelübdekeuschheit

Aufgabenteilung. Eine Aussage, die viel über die angestrebte, geschlechtliche Aufgabenverteilung der Ballbegeisterten verrät: Mädchen haben hübsch zu sein. Junge Männer hingegen widmen sich anderen Dingen, um später „Hohepriester“ ihrer Familie zu werden. Lisa Wilson, Mutter von sieben Kindern, präzisiert dieses Weiblichkeitsideal. Sie sieht die Bälle als Möglichkeit für „die Mädchen, in all das hineinzuwachsen, was ihre Weiblichkeit ausmacht: ihre Schönheit, ihr Kleidung und ihr Makeup“. Auch die Werbung für einen Reinheitsball bestätigt diese konservative Rollenverteilung: „Lasst uns die Schönheit unsere Töchter und die Ehre ihrer Väter feiern.“ Dem Vorwurf, dass den jungen Mädchen die Selbstbestimmung über

ihre Sexualität verwehrt und den Männern, in diesem Fall dem Vater (bis zum Erscheinen des Ehemannes), überantwortet wird, begegnet Ellingson mit dem Verweis auf die freie Entscheidung für das Gelübde: „Bei der Entscheidung bis zur Ehe Jungfrau zu bleiben, geht es nicht um eine Unterdrückung der weiblichen Sexualität durch Männer bezie-

Frauenmagazins „Glamour“ eindeutig widerlegt wird. Ihm zufolge haben zumindest einige der Mädchen nicht die geringste Ahnung, was mit dem Begriff „Reinheit“ eigentlich gemeint ist. „Ich weiß es nicht“ zitiert die Autorin, die an einem dieser Bälle teilnahm, die Antwort der fünfzehnjährigen Hannah auf die Frage nach seiner Bedeutung. Angesichts dieser Unwissenheit ist es nicht verwunderlich, dass 88 Prozent „Lasst uns die aller Teenager, die das ReinheitsverspreSchönheit unserer chen geben, schließlich doch Sex vor der Töchter und die Ehre Ehe haben. Außerdem haben sie öfter ihrer Väter feiern!“ Oral- und Analsex als Jugendliche, die kein Keuschheitsgelübde ablegten. Die Zahlen stammen aus einer Studie der Columbia- und der Yale Universität, die mit 12.000 Teenagern durchgeführt wurde. Ein weiteres, erschreckendes Ergebnis: Jugendliche, die ein solches Gelöbnis geleistet haben, verwenden seltener Kondome als die übrigen. Der Grund dafür ist, dass der Besitz eines Kondoms bereits als Vorsatz interpretiert wird, Sex zu haben. Wenn die Jugendlichen dagegen im „Rausch der Gefühle“ miteinander schlafen, wird dies weniger streng beurteilt. „88 Prozent – dann sollten wir wohl aufgeben?“ ist die viel versprechende Reaktion Ellingsons auf die Konfrontation der an.schläge mit den Ergebnissen der Studie. „Aber auf diesen Bällen geht es schließlich nicht um Statistiken.“ Sondern zum Beispiel um Geld. Neben einer beängstigenden ideologischen Größe sind die Bälle inzwischen zunehmend auch zu einer wirtschaftlihungsweise Väter. Es geht darum, dass chen geworden. Unternehmen wie Waldie Mädchen erkennen, dass sie wertMart oder McDonalds sponsern die Vervoll sind und sich nicht an jeden daher- anstaltungen. Außerdem blüht das Gegelaufenen Jim oder Jo hingeben müsschäft mit Reinheitsringen und Armsen, um Liebe zu empfangen. Es geht bändern. Gibt man in die Suchmaschine bei diesen Bällen vielmehr darum, dass „Google“ den Begriff „Purity Ring“ ein, die Teilnehmerinnen ihre eigene Sexua- erscheinen zahlreiche Angebote solcher lität kontrollieren, sie beschützen und Schmuckstücke. Umgerechnet knapp aufheben. Die Väter wollen ihre Töchter 300 Euro kostet ein Exemplar eines nicht kontrollieren, sondern sie dazu er- Reinheitsrings beispielsweise. Geziert mutigen, bis zur Hochzeit in Reinheit zu wird der Ring übrigens von drei Dialeben. Die Mädchen, die an den Bällen manten, die außer dem Glauben und teilnehmen und ihre Reinheit geloben, der für den zukünftigen Ehemann retun das, weil sie es wollen und nicht, servierten Liebe auch den Respekt sich weil sie dazu gezwungen werden.“ selbst gegenüber symbolisieren sollen. Fragt sich nur, warum der Respekt, Ahnungslos. Eine Einschätzung, die nicht den die Mädchen sich selbst gegenüber empfinden sollen, auf der Existenz alleine durch das zarte Alter der Teileines Jungfernhäutchens beruhen nehmerinnen, sondern überdies auch ❚ durch einen Bericht des amerikanischen muss? Fo t o : J e s s i c a Pe r r y

tung von Geschlechtskrankheiten. Verhütungsmittel wie etwa Kondome, die vor solchen Krankheiten schützen können, werden in den Kampagnen jedoch meist nicht einmal erwähnt. Doch warum sind es eigentlich nur Mädchen, die diese Gelöbnisse vor ihren Vätern ablegen? Ist das nicht Ausdruck patriarchaler Strukturen, in denen nur die Mädchen beziehungsweise jungen Frauen bis zur Ehe „rein“ bleiben müssen, während junge Männer ihre Sexualität ungehindert ausleben dürfen? Gegen diesen Vorwurf der Doppelmoral, der von KritikerInnen solcher Bälle oft erhoben wird, wehrt sich Ashley Ellingson, Projektkoordinatorin beim „Arizona Baptist Children’s Service“, entschieden. Ellingson, deren Organisation dieses Jahr bereits den fünften Reinheitsball veranstaltet, erklärt: „Es gibt deswegen keine solchen Veranstaltungen für Burschen, da dreizehnjährige Jungs (das ist unser Durchschnittsalter bei den Mädchen) sich kaum dafür interessieren, auf einen Ball zu gehen und sich hübsch anzuziehen. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Idee der Reinheit und sexuellen Abstinenz für Mädchen und Buben genau die gleiche sein sollte und ich würde eine Feier, die junge Männer dazu ermutigt, auch solch ein Gelübde abzulegen, absolut unterstützen. Diese Bälle sind für Mädchen aber eben etwas ganz Besonderes, weil sie sich gerne herausputzen, Diademe tragen und es genießen, sich wie eine Prinzessin zu fühlen.“

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abigailsolomon-godeau

„Es gibt keinen Post-Feminismus“ Neuer Konservatismus, alter Antifeminismus. Abigail Solomon-Godeau, Kunsthistorikerin und Universitätsprofessorin aus New York, spricht mit Kerstin Kellermann über harte Zeiten.

Abigail Solomon-Godeau besuchte Wien im Rahmen der Ausstellung „Held together with water“ im MAK.

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an.schläge: Wie denken Sie über das momentane Revival des Feminismus? Abigail Solomon-Godeau: Ich denke nicht, dass es ein Revival gibt. Im politischen Sinne, im Sinne des politischen Kampfes war der Feminismus nie weg, er hat uns nie verlassen. Die Auffassung, es gebe ein Revival, ist Nonsens. Ein Revival ohne politische Statements vielleicht? So hat Renée Green das 1970er Jahre-Revival genannt. Green hatte in der Wiener Sezession eine sehr kritische Ausstellung über die 1970er Jahre und ihr harmoniesüchtiges Revival – voll orangener Plastikmöbel und Fotos von berühmten Leuten aus der Black Power Bewegung.

Renée Green hatte Recht. Es ging ihr um die Differenz zwischen Black Power, einer revolutionären Einstellung, und den Medien. Wie diese Zeit in den Medien dargestellt wird, stimmt nicht zwingend mit den realen Geschehnissen in der Welt damals überein. Es ging ihr um leere Verpackungen, um Mode, um Ideologie … Aber der Kampf der Schwarzen hat nie aufgehört, so wie postkoloniale Kämpfe und auch der Kampf der Frauen nicht aufgehört haben. Für mich ist interessant, wie Formen des politischen Kampfes verschiedene Varianten von Aktivismus und Allianzenbildung und unterschiedliche Strategien verwenden. Als die USA in den Irak einmarschiert sind, gab es die größten Antikriegsdemonstrationen in

jeder Stadt auf der ganzen Welt. Hat das irgendeinen Unterschied gebracht? Nein. Das legt nahe, dass diese riesigen Demonstrationen nicht die politischen Entscheidungen beeinflussen. Aus diesem Grunde muss man fragen: Was bringt was? Um ein anderes Strategie-Beispiel zu geben: Lange herrschte Zweifel, ob in den Genozid in den Flüchtlingscamps in Darfur eingegriffen werden sollte. Nun hatten berühmte SchauspielerInnen wie Mia Farrow und Richard Gere die brillante Idee, kleine Fernseh-Spots über China zu machen, weil China so lange die internationalen Entscheidungen blockierte. Rate, was passierte! Die chinesische Regierung wollte wegen der Olympiade nicht in Verlegenheit ge-


solomon-godeauabigail bracht werden … Ich will damit sagen, dass in diesem speziellen historischen Moment, in diesem Kontext, diese politische Strategie angebracht war. Die Vorstellung, dass es keinen Protest mehr gibt, ist falsch. Genauso die Vorstellung von Post-Feminismus. Es gibt keinen Post-Feminismus. Der Post-Feminismus ist eine Erfindung der konservativen Medien. Wissen Sie, was ich sage, wenn Leute über Post-Feminismus reden? Das ist Antifeminismus! (lacht) Es gibt keinen Post-Feminismus, denn eine Änderung der Umstände, für die Feministinnen gekämpft haben, ist bis heute nicht erreicht. Und wir werden keinen Post-Feminismus haben, bis Frauen Gleichheit auf hohem Niveau erreicht haben. Meinen Sie nicht, dass junge Frauen glauben, dass sie den Feminismus ihrer Mütter nicht mehr brauchen? Diese Generation ist, zumindest in meinem Land, in den 1980ern unter einer sehr konservativen Regierung und in einem historischen Moment des Backlashes geboren. Sie ängstigen sich alle sehr, über alles, von ihren beruflichen Möglichkeiten zu den Varianten, in denen Feminismus in den Medien dämonisiert wurde. Ich sage ja, die glauben, den Feminismus nicht mehr zu brauchen, aber es gibt einen Grund. Die Generation meiner Studentinnen ist extrem konservativ. Und sie interessieren sich mehr für individuelle Strategien. Die haben das gelernt, dass es keine kollektiven Lösungen gibt. Im Sinne von richtigen Lösungen. Wir sind ins Alter gekommen, ich bin sechzig Jahre alt. In meiner Jugendzeit, den 1960er Jahren, drehten sich meine ganzen Informationen um Möglichkeiten der politischen Aktion, um kollektive Lösungen und um utopische, emanzipatorische Bewegungen. Was haben meine Studentinnen? Ronald Reagan, George Bush. Aber warum wird gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt der Feminismus von 20 bis 25jährigen wieder entdeckt? In Österreich ist das schon so, würde ich behaupten. Die interessieren sich dafür, wie frau sich stark fühlen kann, Machtstrategien, Machtgefühle, Mode, Einkaufen... Aber die sind nicht gegen irgendetwas Politisches, bloß für sich selbst … Denen geht es um das individuelle Empowerment? Aha, okay, verstehe.

Aber das ist ein Teil des politischen Backlashes. Die Frau glaubt an die individuelle Selbstbestimmung, an ihre eigene Zukunft, dass sich die Welt wirklich um Leistung dreht, das eine Frau so gut sein kann wie jeder Mann – aber das sind Fantasien! Aber die sind schon als Fantasien entlarvt, denn die Welt ist keine „Meritocracy“, auf keinem Level.

„In meiner Generation war das letzte, was du wolltest, eine weisse Hochzeit zu haben und mit 25 Jahren Kinder zu kriegen. Das war für uns lachhaft. Meine Studentinnen verloben sich, heiraten, bevor sie überhaupt erwachsen sind.“ Meritocracy bedeutet, dass die Leute dafür belohnt werden, wenn sie etwas leisten. Dass es eine Belohnung für Leistung gibt. Sie verdienen die Belohnung: Die klügsten Leute kriegen die besten Positionen an der Akademie, die Kompetentesten kriegen …, die, die am härtesten arbeiten … Aber so funktioniert unsere Gesellschaft nicht. Die Zurückweisung des Feminismus ist momentan sehr stark in den USA. In meiner Generation war das letzte, was du wolltest, eine weiße Hochzeit zu haben und mit 25 Jahren Kinder zu kriegen. Das war für uns lachhaft. Meine Studentinnen verloben sich, heiraten, bevor sie überhaupt erwachsen sind. Das ist Teil des neuen Konservativismus, der selbst ein Teil davon ist, in einer sehr erschreckenden und Angst erzeugenden Welt zu leben, in der es sehr schwierig ist, fixe, sichere und stabile Dinge zu finden. In so einer Welt tendieren die Menschen dazu, vorsichtig zu werden, reaktionär, sich ins Private zurückzuziehen. Alles was du machen musst, ist zu schauen, wie selbst im öffentlichen Raum jeder an seine kleinen i-Pods angebunden ist (hooked up). Du kannst sehen, dass sich sogar im städtischen Raum Menschen in ihrem komplett privaten Universum befinden. In Österreich gibt es große Meinungsunterschiede zwischen Feministin-

nen verschiedener Generationen bezüglich der Mädchen, die Kopftuch tragen. Schon in den 1970er Jahren kritisierten Audre Lorde oder Adrienne Rich, dass die Feministinnen sich nicht mit Migrantinnen auseinander setzen. Ja, aber die Kritik damals war, dass Feminismus nicht nur weiße Frauen aus der Mittelklasse betrifft und beschäftigen sollte. Ich muss sagen, dass ich voller Schrecken wäre, wenn ich mich heute mit dieser Thematik auseinandersetzen müsste. Beide Themen, muslimische Frauen in der islamischen Welt oder in der Migration, sind so kompliziert und tragen so viele Widersprüche in sich. In Bezug auf Ziele der säkularen Demokratie versus Freiheit der religiösen Wahl oder feministischer Kritik von unterdrückendem, religiösen Prozedere und Gewalt gegen Frauen. Aber ich denke, von weißen, säkularen Frauen aus dem Westen her gesehen, sollten wir sehr vorsichtig sein und offen gegenüber dem, was die anderen Frauen und Mädchen selbst über ihre Umstände und Wünsche sagen. Denn der Feminismus sollte nicht einseitig sein, sondern all-seitig. Eben nicht ähnlich einer Art von Orthodoxie, bei der du, wenn du katholisch bist, ABC glauben musst und wenn du ABC nicht glaubst, dich eben nicht Katholikin nennen darfst. Ich würde mir nicht wünschen, dass Feminismus so monolithisch ist, so arrogant, dass er annimmt, dass es nur eine Art des Seins gibt, eine emanzipierte Frau zu sein. In Frankreich tragen eine Menge Frauen den Habib, nicht weil ihre Eltern das taten, sondern weil es eine Form des politischen Protestes ist, gegen die Diskriminierung und den Rassismus des französischen Staates. Deswegen denke ich, dass das so ein kompliziertes Thema ist, besonders von einer Perspektive einer Ersten WeltFrau versus Dritte Welt-Frau. Ich persönlich hasse alle Religionen gleich, denn sie sind meistens auf den Seiten des Status Quo, der das Patriarchat inkludiert. Außer in der Schwarzen Kirche, den Befreiungsbewegungen, wo es möglich ist, innerhalb der Kirche emanzipatorisch tätig zu sein. Schlussendlich sind Religionen ein Trost (comfort) für Leute und wer sagt, dass Menschen keinen Trost brauchen? Die Welt ist hart. ❚ september 2007 an.schläge 35


I n e s D o u j a k , Fo t o : J e n s Z i e h e / d o c u m e n t a G m b H

S i l k e Wa g n e r, Fo t o : S a ra h B e r n h a r d /s p 0 7

kunstsommer

M a r y Ke l l y, Fo t o : Fo t o : Ro m a n M ä r z / d o c u m e n t a G m b H

Münster, Kassel Die documenta 12 wurde von einer Feministin kuratiert, die Skulptur Projekte Münster 2007 auch von zwei Frauen. Lea Susemichel war auf „petit tour“. „Einmal hat mir hier jemand ins Waschbecken geschissen. Jetzt benehmen sich die Leute besser.“ Susanne Essing profitiert von der Aufwertung der öffentlichen Münsteraner Markttoilette zum Objekt der Skulptur Projekte 2007. Ihr Arbeitsplatz ist seit der künstlerischen Neugestaltung durch Hans-Peter Feldmann wohlriechend, farbenfroh, hell und sauber. Einzig der Andrang wird nun mitunter zum Problem. Aber auch das hat sie im Griff: „Alle, die nur mal gucken wollen, nach links! Alle, die wirklich dringend müssen, nach rechts! Und eine Marktfrau, die ganz alleine hinter ihrem Stand ist, habe ich ganz nach vorne geholt. So ging’s dann“, verrät die mittlerweile lokalprominente Toilettenaufsicht einem Stadtmagazin ihre Taktik. www.skulptur-projekte.de www.documenta12.de

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skulptur.projekte. Den speziellen Ort, mit dem es sich die site-specific-art der seit

1977 alle zehn Jahre stattfindenden Skulpturenschau auseinander setzen soll, nehmen die anderen KünstlerInnen nicht ganz so wörtlich. Aber auch bei vielen anderen ist der mitunter etwas bemühte Versuch erkennbar, sich den münsterländer Besonderheiten anzunehmen. Dem wunderschönen, aber völlig verdreckten Stadtsee beispielsweise, in dem nur hin und wieder TouristInnen schwimmen, die es nicht besser wissen. Annette Wehrmann hat an seinen Ufern eine Großbaustelle für ein Wellnesshotel gefaked. Eine Arbeit, deren ökologischer Fingerzeig angesichts der ohnehin schon ruinierten Natur drum herum allerdings ein bisschen ins Leere läuft. Der Güllewagen von Tue Greenfort, der Wasser aus dem Aasee pumpt und es nach einer rein kosmetischen Anreicherung mit Eisenchlorid in einer großen Fontäne zurück sprüht, trifft es da schon eher. Allerdings arbeitet auch hier die unmittelbare Umgebung eher gegen als für

das Werk. Der berühmte, unsterblich in ein Tretboot verliebte, schwarze Schwan ist häufig direkt neben dem Wagen anzutreffen und stiehlt ihm dann mit Leichtigkeit die Show. Ob es die Wasserverschmutzung oder die Brücken über den See sind, Susan Philipsz denkt bei Münster an Venedig und singt deshalb ein Gondellied, das sie von einem Ufer und zurück schallen lässt. Rosemarie Trockel pflanzt daneben einen langlebigen, meterhohen, quadratischen Eibenbusch. Und auch die wohl gängigste Assoziation mit dieser Stadt, das Fahrrad, wird natürlich bemüht. Auf sehr originelle Weise: Guy Ben-Ner entdeckt bei einem Ausstellungsbesuch mit seinen Kindern, dass sich aus den dort gezeigten Readymades leicht ein Fahrrad bauen lässt. Seinen Film darüber kann man sich mit variabler Geschwindigkeit ansehen, indem man selbst in die Pedale tritt.


sommerkunst die Präsentationsform zu deutlich die Handschrift der KuratorInnen trage und die einzelnen Arbeiten einem rein formalästhetischen Gesamtkonzept geopfert würden. Zu bunt waren der Kritik oft nicht nur die farbigen Wände, sondern auch die zusammen gewürfelten Bereiche. Deutlich bunter als bisher ist aber dabei zumindest auch die Mischung der präsentierten KünstlerInnen. Nie waren so viele Arbeiten von Frauen (und Feministinnen) auf der documenta zu sehen, selten außereuropäische und nicht-US-amerikanische Kunst so selbstverständlich und unausgewiesen gegenwärtig. Das Mohnfeld, das Sanja Ivecovic als roten Platz vors Fridericianum setzte und täglich mit revolutionären Liedern afghanischer Frauen beschallen lässt, hat trotz aller hämischen Unkenrufe schlussendlich doch noch aufs Allerschönste geblüht. Und die vielen explizit politischen Arbeiten funktionieren selbst im gardinenverhängten Gewächshaus. Sogar regelrecht wie gemacht für diesen viel kritisierten Ausstellungsort sind die „Siedocumenta. Die Arbeiten der documenta gesgärten“ von Ines Doujak. In einem müssen mit Kassel, ihrem Austellungs- Beet wie zur Saatmarkierung steckende Samentütchen mit queeren Sexmoort, nicht das Geringste zu tun haben. tiven informieren auf der Rückseite Miteinander auch nicht. Die Ausstellung zeigt alle fünf Jahre einfach Kunst über Biopiraterie: Über den Kolonialisder Gegenwart. Das bringt eine „radika- mus transnationaler Konzerne durch Ausbeutung von indigenem Wissen le Formlosigkeit“ mit sich, mit der „die Menschen schlecht umgehen können“, und biologischer oder genetischer Reswie der künstlerische Leiter Roger Buer- sourcen. Ein kleines Gewächshaus hat Mary gel und die Kuratorin Ruth Noack im Vorwort des documenta-Katalogs mut- Kelly dem Feminismus in der Neuen Gamaßen. Sie sollen damit Recht behalten lerie errichtet. In die Milchglasscheiben – und auch wieder nicht. Um festschrei- des von innen beleuchteten Glashauses sind feministische Statements graviert, bende Kategorisierungen zu verhindie sowohl seine Wurzeln als auch Gedern, wurde auf konventionelle kuratorische Ordnungsprinzipien weitgehend deih samt Auswüchsen kommentieren. Martha Rosler hat sich mit ihrer Foverzichtet. Die Werke sind weder nach Stil, (geo)politischer Provenienz oder of- toserie „Passionate Signals“ auch auf fenkundiger thematischer Zusammen- Kassel eingelassen und sich wieder auf gehörigkeit geordnet. „Weder Künstler- die Suche nach verschütteter Geschichnamen noch irgendwelche vereinheitli- te gemacht. Ihr Hervorbrechen hat sie chenden Konzepte“ durften als identitä- zum Beispiel in den Maulwurfshügeln symbolisiert gefunden, die der künstlire Klammer dienen, es sind also nicht chen Idylle von Parks und Gärten entgeeinmal die Arbeiten einer Person grupgenarbeiten. Äußerst ortsgebunden ist piert. Dass es zur Orientierung zudem auch die Performance von Lin Yilin, der auch keine erklärenden Texte gab, hat eine dicht befahrene Straße hinter einer Teile des Kunstpublikums derart verärMauer überquert, die er Stein für Stein gert, dass zumindest diese jetzt nachversetzt und dadurch langsam wandern geliefert werden. lässt. Aber das wäre natürlich auch in Ein anderer Teil mokierte sich im S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a Münster sehr lustig gewesen. ❚ Gegenteil jedoch gerade darüber, dass Die weltbekannten Käfige, in der die Leichen der Wiedertäufer an der Lamberti-Kirche 1536 zur Schau gestellt wurden, finden sich schließlich bei Martha Rosler, die Duplikate unterschiedlicher Objekte gleich einem Memory-Spiel in der Stadt verteilt hat. Aber bei ihrer Suche nach architektonischen Symbolen entdeckt die Konzeptkünstlerin auch Dinge, die sich weit schlechter ins schnuckelige Stadtbild integrieren lassen als solch durch die vielen Jahrhunderte pittoresk gewordene Barbarei. Ein Relief der Wehrmacht zum Beispiel, das einen Adler mit Hakenkreuz in den Krallen zeigte. Zur Weiterverwendung durch die Bundeswehr wurde es kurzerhand weggemeißelt. Auch für Silke Wagner bedeutet „site specific“ das Ausgraben lokaler Geschichte. Sie errichtet eine überlebensgroße Skulptur vom Antifaschisten Paul Wulf, die auch als Litfasssäule dient und mit wechselnden Aushängen „Münsters Geschichte von unten erzählt“: von der HausbesetzerInnensezene oder der Anti-AKW-Bewegung beispielsweise.

jenny unger

herzstück während dieser text gelesen werden wird wird eine in skala eressou auf lesbos sein vielleicht wird sie schon eine woche da sein und noch zwei bleiben oder vielleicht wenn die post mit den anschlägen schnell war werden es gar noch drei ganze wochen sein drei ganze wochen mit freundin drei ganze wochen in einem haus eigentlich in einer windmühle und jeden tag wird eine schwimmen gehen und jeden tag wird sie lang schlafen und jeden tag wird sie soviel lesen und vorlesen wie sie mag und jeden tag wird sie denken „ja. gut dass wir hier sind und nicht in polen paddeln und nicht in polen wandern und nicht in polen mit angst.“ während dieser text geschrieben wird sitzt eine in der arbeit und verdient das geld das sie braucht für den zug von wien nach thessaloniki und für die fähre von thessaloniki nach mytilini und hofft dass das telefon nicht gleich wieder läutet weil ihr der kopf schon wer-weiß-wo steht und weil sie lieber an lesbos denken will und daran wie es dort wohl sein wird im „herzstück der lesbenbewegung“ und warum eine eigentlich noch nicht dort war und welches herzstück welcher lesbenbewegung sich dort wohl befindet und ob transos auch auf lesbos liegt? erzählt haben ja einige einiges vor allem vom bürgermeister des herzstückes dass der lesben eigentlich nicht so gerne in seiner hübschen stadt sieht und von anderen unsensiblen menschen an sensiblen orten aber auch von lesben-olympiaden und von urlaubslieben und von solchen die dann gleich dort geblieben sind war die rede am schönsten war aber die geschichte vom so-was-wie-vater einer freundin der erzählt hat dass er in skala eressou vor wer weiß wie vielen jahren einmal versucht hat eine frau zu beeindrucken die sich aber nicht beeindrucken hat lassen ... september 2007 an.schläge 37


B-Girl-Feminism … dies- und jenseits des Atlantiks. Von Vina Yun

Northern State: Can I Keep This Pen? MC TemmyTon: Komma aufn Punkt Uffie: First Love/Brand New Car Links: www.northernstate.net www.temmyton.de www.myspace.com/uffie

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Als Julie „Hesta Prynn“ Potash, Correne „Spero“ Spero und Robyn „Sprout“ Goodmark einst spaßeshalber auf einer Party beschlossen, die Rap-Group Northern State zu gründen, ahnten sie nicht, dass sie auch noch sieben Jahre später als New Yorks liebste All-WhiteHipHop-Girl-Band jene Lücke ausfüllen sollten, die Luscious Jackson seit Ende der 1990er hinterlassen haben. Mit ihrem dritten Album „Can I Keep This Pen?“ (Ipecac), das „All City“ und „Dying in Stereo“ nachfolgt, haben sich die drei MCs/Sängerinnen, die in den Suburbs von Long Island aufwuchsen und sich bereits aus Highschool-Zeiten kennen, von den Major-Fesseln von Columbia/ Sony befreit und erweitern nunmehr das eher männlich-„sicke“ Repertoire von Mike Pattons Label Ipecac. Mit Chuck Brody von Shitake Monkey und Beastie Boys’ Adam Horowitz an ihrer Seite pendelt das feministisch sozialisierte Trio sehr lässig zwischen Old School HipHop, Electro und College-geschulten Rockgitarren. Thematisch drehen sich ihre Songs um Persönliches wie Freundschaft und Liebe, nehmen aber auch kritische politische Perspektiven ein, etwa wenn Northern State die allgemeine gesellschaftliche Apathie in den USA ansprechen. Eine große Sympathieträgerin ist auch MC TemmyTon, die auf der anderen Seite des Atlantiks, nämlich in Hamburg, aktiv ist. Ihr Debütalbum „Komma

aufn Punkt“ (Schmuf Hamburg/EMI) ist mit zwanzig Tracks dicht gepackt. Gute vier Jahre arbeitete TemmyTon an ihrem ersten Album, während dieser Zeit absolvierte sie unzählige Freestyle-Sessions und Live-Auftritte. TemmyTon rappt und singt über HipHop-, Reggae-, Dancehall- und House-Beats zu den „3 Ps“ (Politik, Privates & Party) und beweist inhaltlich wie auch musikalisch beeindruckende Vielseitigkeit. Ursprünglich aus der Münchner HipHop-Szene, zog TemmyTon schon bald in den Norden. Auf die Frage, warum sie sich gerade für die Hansestadt entschieden hat, wo doch derzeit deutschsprachiger HipHop verstärkt über Berlin repräsentiert wird, erklärt die nunmehr 26-jährige deutsch-türkische Rapperin in einem persönlichen Interview: „Weil ich sie gefühlt habe, die Hansestadt. Ich war aktiv und meine Münchner Umgebung nicht so. Ich wollte was bewegen, meine Leute wollten schlafen. 2001 lernte ich genau die richtigen Menschen in Hamburg kennen, und es ging sofort ab. Ich habe angefangen zu freestylen, neue Tracks geschrieben, diese performt, Partys veranstaltet, war als Support mit meiner Freundin und späteren Rap-Kollegin Selma MC (wir hießen drei Jahre lang Soundsta) auf ‚Lords Of The Underground’-Deutschland-Tour und war einfach derbe aktiv. Hamburg hatte und hat diese gewisse Atmosphäre – dieses Yeeah!“. Mittlerweile ist die umtriebige

Rapperin auch Mitgründerin und -betreiberin des HipHop-Labels Schmuf Hamburg mit Sitz in St. Pauli. Der Hype um Uffie, auch bekannt als die in Miami geborene und mittlerweile in Paris wohnhafte 19-jährige Anna-Catherine Hartley, baut auf Audioblogs & Myspace und den bisher veröffentlichten Singles auf dem derzeit viel beworbenen Pariser Label Ed Banger Records:„Pop The Glock/Ready To Uff“, „Hot Chick/In Charge“ sowie die aktuelle 12-Inch „First Love/Brand New Car“. Das Debütalbum soll noch dieses Jahr erscheinen. Inspiriert von Nu-SchoolRap und Dirty South/Miami Bass rockt die style-bewusste Uffie, produktionstechnisch unterstützt von DJ Feadz und Mr. Oizo, die Clubs von London bis Tokio mit fetten Elektro-Beats und einer Mischung aus Kandisin-süßen Girl-Vocals und trotzigem Sprechgesang: „Yo, I’m a damn crazy brat and I don’t give a fuck“, mit dem Stimm-Vocoder im Dauereinsatz. Das Negativ-Image als „slutty“ Party-Göre verfolgt Uffie hartnäckig, doch anstatt sich als „nettes Mädchen“ zu beweisen, weist sie lieber darauf hin, wie solche Zuschreibungen auf den bekannten Geschlechterhierarchien gründen und erklärt der Musikjournaille selbstbewusst: „Und sei’s drum, dann wird mein Stil eben immer slutty sein“. Übrigens ist Uffie demnächst auch in Wien live zu sehen – am 14. September im fluc. ❚


Sisterhood und Selbstbestimmung „es ist ja jetzt schon soweit dass ich über rap schreib / anstatt einfach nur zu rappen weil mich rappen befreit...“ In diesen Lyrics von fiva klingt an, worum es auch in einem neuen Buch geht: um Befreiung durch HipHop und die Notwendigkeit, das eigene Genre zu reflektieren. Von Annika Nickenig Frauen haben den HipHop auf entscheidende Weise beeinflusst und kreativ mitgeprägt. Dennoch ist HipHop noch immer ein männlich geprägtes Genre mit sexistischen Tendenzen – diesem Widerspruch widmet sich das eben erschienene Buch über Female HipHop. Die Spannweite der Themen ist groß, angefangen bei den gewöhnlichen Vorurteilen, Schwierigkeiten und Selbstverständlichkeiten im Alltag von Rapperinnen über den Stellenwert von Breakdance im HipHop bis hin zu der Darstellung von Frauen im Videoclip. Deutlich wird dabei vor allem der Zusammenhang zwischen der starken Visualität des Musikgenres, der Produktion stereotyper Images und der Reduktion von Frauen auf ihre körperlichen Vorzüge, auch in Selbstinszenierungen. Reaktionäre Geschlechterbilder, bei denen der Mann im Mittelpunkt steht, während die Frau als Person und Musikerin wertlos ist – die Sister ist immer „primär die Schwester eines Bruders“ (Sookee) –, werden auch von Rapperinnen aufgegriffen und weitergeführt, zum Teil aber auch einfach positiv umcodiert. Diese vielfältigen Selbstdarstellungen, die zwischen Sexualisierung und Rückzug ins Private wechseln, werden vom Reader nachvollziehbar gemacht. Ähnlich ambivalent wie die Körperinszenierungen von Frauen sind auch andere Styles und Gepflogenheiten des

HipHop, darunter die Praktik des Dissens. Diese Form der Disqualifizierung der Skills eines gegnerischen MCs entstand durch die aneignende Geste der jungen Rapperin Roxanne Shanté, die zu einer sexistischen Liedzeile der Gruppe U.T.F.O. eine aggressive Erwiderung aus weiblicher Sicht komponierte. Ursprünglich stellte das Dissen also für Frauen die Möglichkeit bereit, sich gegen frauenfeindliche Sichtweisen im HipHop zur Wehr zu setzen und Gegenperspektiven zu entwerfen. Roxanne Shanté machte dieses so genannte Battlen vinylfähig, ein Beispiel dafür, wie entscheidend Frauen den HipHop als Genre mitgeprägt haben. Gleichzeitig ist gerade das Dissen noch immer ein stilistisches Mittel, über das sich problematische Meinungen ihren Weg auf die Bühne bahnen. Durch die gängige Praxis, den anderen über die Attribute schwach, schwul, unmännlich abzuwerten, wird immer wieder Homophobie artikuliert und heterosexuelle Männlichkeit als Originalität festgeschrieben. Klassen- und rassenspezifische Ausschlussmechanismen, gegen die sich HipHop zuallererst gewendet hat, werden in einem Bereich wie Gender reproduziert. Die ursprünglich politische Ausrichtung der Musikform, das Aufbegehren gegen Rassismus und gegen die soziale Benachteiligung von Jugendlichen im Ghetto, ist Ursache für einen beharrlichen Kult der Authentizität. Dieses

Dogma der ‚realness’ jedoch bringt vor allem auf der Ebene von Geschlechterbildern weitere Widersprüche mit sich. So stehen der Zwang zu Glaubwürdigkeit und Authentizität dem ebenso notwendigen Kopieren und Performen stereotyper Images gegenüber. Diesem Dilemma stellen sich viele Musikerinnen durch die exzessive Verwendung von Zitat, Cut up und Parodie entgegen und geben derart ihrer Musik eine subversive Bedeutung. Dem von Michaela Wünsch und Anjela Schischmanjan herausgegebene Reader ist nicht so sehr an einer Auflösung dieser Widersprüche gelegen, vielmehr wird in den Texten von Aktivistinnen, Musikerinnen, Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, ganz unterschiedlichen Perspektiven ein Forum geboten: Pyranja und Annett Busch, Diedrich Diederichsen und quio treten miteinander in Dialog. Schließlich birgt gerade HipHop auch die Möglichkeit in sich, offenkundige Widersprüche zu artikulieren – etwa die mehrfache Marginalisierung schwarzer Frauen – und dabei sowohl ein kollektives Schicksal auszudrücken wie auch breite Aufmerksamkeit zu erzielen. Neben den kritischen Analysen leistet das Buch jedoch vor allem eine vielfältige Präsentation verschiedener HipHop-Aktivistinnen, die in ihren eigenen Beiträgen vermitteln, worum es bei aller notwendigen Reflexion vor allem geht: coole Musik zu machen. ❚

Michaela Wünsch / Anjela Schischmanjan (Hg.): Female HipHop. Realness, Roots und Rapmodels Ventil Verlag 2007, 12,90 Euro

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lesezeichen Post des 20.

visionismus’: „Was die SS verbrochen hat, müssen wir jetzt büßen, und was Polen und Russen in ihrer schrankenlosen Macht durch ZügellosigJahrhunderts keit und Unterdrückung an uns verüben, wird Wer eine Familie mit ihnen einstmals (…) zur Last geschrieben und solch einer Geschich- von ihnen und ihren Kindern verantwortet und gebüßt werden.“ te hat, muss sie Der Titel dieses mitreißenden und berühselbstverständlich renden Buches –„Stille Post“– beschreibt sein erzählen. Christina zentrales Motiv, das die Autorin durch eingevon Brauns Großvafügte eigene Briefe an ihre Großmutter Hildeter väterlicherseits gard Margis immer wieder in die Geschichte war erster Reichspressechef, ihr Onkel einfließen lässt: die unausgesprochene Erbschaft, die von der Autorin angetreten werden im Auftrag der Nazis an der Entwicklung der muss. Und das ist nicht allein das Erbe einer Vergeltungswaffen beteiligt. Ihr Vater wurde aufrechten Frauenrechtlerin, sondern eben während der letzten Kriegsjahre als Legationsauch die Hinterlassenschaft einer „Heimatversekretär in die deutsche Botschaft des Vatikans berufen, weshalb sie selbst die ersten Jahre ihrer triebenen“. Kindheit (die letzten Kriegs- und ersten NachLea Susemichel kriegsjahre) in Rom verbrachte. Es sind aber nicht diese großen MännerChristina von Braun: Stille Post. Eine andere Familiengeschichte. viten, die von Braun in erster Linie dokumentiePropyläen Verlag 2007, 22,00 EUR. ren will. Sie will die weibliche Genealogie schreiben. Doch auch hierbei handelt es sich angesichts dieser außergewöhnlichen Ahnenreihe keineswegs nur um das Ausgraben bislang ungewürdigter Lebenswege jenseits historischen Wirkens und öffentlichen Interesses. Hildegard Andere Margis, ihre Großmutter mütterlicherseits, mauserte sich immerhin von der Herausgeberin eiProbleme nes Informationsblättchens zu „Haushalt und Wirtschaft“ und der Betreiberin eines „HausDie AkademikerInnen wirtschaftlichen Einkaufs-, Beratungs- und Aussind es, die für den kunftsdienst („Heibaudi“) zur Gründerin des Geburtenrückgang in „Frauendienst-Verlags“. Und kandidierte nach Deutschland vor aldieser rasanten Karriere schließlich sogar für die lem verantwortlich Deutsche Volkspartei. Diese emanzipierte Biogemacht werden. Es graphie, die mit dem Engagement in der Widerist also nicht falsch, standsbewegung „Freies Deutschland“ endete, dass sich Iris Radisch kontrastiert von Braun mit der Lebensgeschichder Lebenssituation te ihrer anderen Großmutter. Emmy von Braun dieser Gruppe annimmt, um Gründe für deren führte vor und während ihrer Aussiedlung aus Kinderlosigkeit zu finden. Definitiv falsch aber Schlesien Tagebuch. Christina von Brauns Komist ihre Einschätzung ebendieser Situation. Das mentierung dieser Texte ist ein behutsamer von ihr zur Durchdeklinierung der einzelnen Grenzgang zwischen der Anerkennung des dort Problemfelder erdachte Paradebeispiel paart geschilderten Leids und einer Analyse des darin den Juniorprofessor (!) mit der Verlagsangestellgleichzeitig zutage tretenden, gnadenlosen Reten und soll belegen, dass nicht etwa prekäre

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Arbeitsverhältnisse und Geldsorgen der Fortpflanzung abträglich sind. So helfen laut Radisch folgerichtig auch finanzielle Anreize nicht, im Gegenteil: Staatliche Unterstützung trägt eher dazu bei, eine Effizienz- und Geldlogik fortzuführen, die es bei der Entscheidung für ein Leben mit Kindern gerade zu überwinden gilt. Der Ursachenmix, den sie stattdessen anbietet, beinhaltet egozentrischen Selbstverwirklichungswahn ebenso wie den Verlust der großen Zusammenhänge und lebensfeindliche Einrichtungstrends. Die teilweise unbestreitbar amüsanten Beobachtungen stammen offensichtlich einzig aus dem Lebensumfeld der Autorin und so spiegeln auch die Beziehungserfahrungen ihre Generation und Gesellschaftsschicht: Die Einsamkeit der gebildeten Frau jenseits der Fünfzig, deren Gatte sich eine jüngere und dümmere gesucht hat. Empörend, ohne Frage, eine Erklärung für demographischen Wandel allerdings wohl nur sehr bedingt. Höchst subjektiv ist zudem auch ihre Einschätzung der einzig selig machenden Familienform: dem intakten „Standardmodell“ (gleiches Alter, gleicher Bildungsstand, unterschiedliches Geschlecht). Patchworkfamilien sind meist ein schlechter Ersatz, „halsbrecherische Konstruktionen“ wie das „schwule Ehepaar mit schwarzem Adoptivkind“ sowieso. Als sehr persönliche Sicht auf die Dinge in Deutschland birgt das Buch, das sich wie eine lose Zusammenstellung einzelner Essays liest, aber auch sehr ehrliche und häufig auch sehr schöne Schilderungen ihrer eigenen Erfahrungen und ist deshalb durchaus lesenswert. Als Analyse ist es hanebüchen. Lea Susemichel

Iris Radisch: Die Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden. DVA 2007, 14,95 Euro


lesezeichen Antisexismus Jede dritte bis vierte Frau erfährt in ihrem Leben mindestens einmal sexualisierte Gewalt. Die Wahrscheinlichkeit, dass, sofern wir nicht selbst betroffen sind, zumindest eine Frau aus unserem nahen Umfeld Gewalterfahrungen macht, ist also immens groß – eine praxisorientierte Anleitung für einen angemessenen Umgang mit Betroffenen demnach dringend nötig. „Ein Handbuch für die antisexistische Praxis“ nennt die Herausgeberinnengruppe re.ACTion ihr wichtiges Werk, das konkrete Handlungsanleitungen ebenso wie grundsätzliche Überlegungen zu Parteilichkeit und Definitionsmacht enthält. Die Argumentation für das uneingeschränkte und nicht relativierbare Recht der Betroffenen, den Vorfall zu bewerten, und für die Pflicht der Parteinahme durch UnterstützerInnen ist klar und fundiert, die Ratschläge zur Bildung und Arbeit einer UnterstützerInnengruppe sind hilfreich. Dass dabei „szeneinterne“ Vorfälle und die sexistische Verharmlosungsund Verleugnungsstrategien in linken Gruppen im Mittelpunkt stehen, ist außerdem sehr zu begrüßen. Bedauerlich allerdings, dass es sich auf diese beschränkt, denn damit bleiben die

spezifischen Probleme, die sich bei der Bewältigung sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz, in der Familie etc. ergeben, weitgehend ungenannt. Vor allem die wesentliche Frage, wie Frauen, die sich für eine Anzeige entschieden haben, bei einem Verfahren bestmöglich unterstützt und geschützt werden können, wird ausgespart. Ihre Erörterung hätte den entbehrlichen Sigmund Freud-Exkurs gut ersetzen können. Dennoch: ein wichtiges Buch, das in jeden Infoladen sollte. Lea Susemichel

re.Action: Antisexismus_reloaded. Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt – ein Handbuch für die antisexistische Praxis. Unrast Verlag 2007, 5,00 Euro

Michèle Thoma

Alice für alle. Alice macht alles. Alle lieben Alice.

Sprachschatz Ein sprachlicher Schatz, den die Schriftstellerin Sarah Kirsch vor den Lesenden ausbreitet. Kaum versieht frau sich, schon ziehen sie Sprach-Kräfte sanft in die Geschichten hinein. So ist „Blitz aus heiterem Him-

mel“ eine Erzählung, welche die vielen Aspekte von Kirschs literarischem Schaffen vereint: genaues Beobachten (hier: Einblick in das Berufsleben von Frauen in der ehemaligen DDR), Poesie („ ... befand sich ein Stuhl, dem es an Farbe gebrach ...“), Witz und Absurdität (zuletzt verwandelt sich die Hauptakteurin Katharina in ihren Freund und vice versa). „Ein anderes Leben“ besticht durch die Idee der betuchten ProtagonistInnen, sich selbst und ihren Luxusdomizilen einen Anstrich von Armut zu verleihen, indem sie zum Beispiel ihrem Salon einen Wasserflecken-Look verpassen. Den Höhepunkt dieser aberwitzigen Geschichte bildet die Szene im Gefängnis, wo die Gruppe nach einem „Gipsy-Dinner“ landet. In „La Pagerie“ skizziert Sarah Kirsch Pinselstrichen gleich mit wenigen Sätzen Menschen und Landschaft, und doch genügt dieses Wenige, um eine dichte Ferienatmosphäre in Frankreich zu erschaffen. Neben Sarah Kirschs lyrischem Schatz, der 2005 ebenfalls von der Deutschen Verlags-Anstalt gesammelt wurde, bietet der vorliegende Prosaband mit Arbeiten von 1973 bis 2005 durchaus Anlass, einem Verlagswerbetext Glauben zu schenken. Dort heißt es: „Diese schön gestaltete und preiswerte Ausgabe der ‚Gesammelten Prosa’ lädt zum Wiederlesen und Neuentdecken ein.“ Petra Öllinger

Sarah Kirsch: Gesammelte Prosa. DVA 2006, 20,60 Euro

Alice macht es. Alice kann es. Alice zeigt es denen. Alice zeigt sich. Wo? In BILD. In der BILD-Zeitung. Ja, in DER Bild-Zeitung. Alice in einem Inserat der BILD-Zeitung, in der die BILD-Zeitung für sich selber wirbt. In einem adretten Outfit, jetzt nicht in dem ewigen schwarzen Ist-ja-sopraktisch-Kittel. Ja, BILD-Zeitung. Springer und das. Das böse BILD. Das war einmal bitte … RAF, Springer, das rote Blut, das blaue Blümchen der revolutionären Romantik. Das war einmal bitte. Das ist ja vorgestrig. Ist doch lächerlich. Diese Dämonisierung. Alice in einem Inserat der BILDZeitung, in der die BILD-Zeitung für sich selber wirbt. In der Alice für die BILD-Zeitung wirbt. Und dann natürlich, subtil, subtil, umgekehrt. Also die Mechanismen der Medien. Die Medienmechanismen. Wir jonglieren mit den Zitaten! Wir jonglieren mit den Zutaten! Alle sind im Bild, wir müssen uns nur ins rechte Bild rücken. Alice ist kein Minderheitenprogramm. Wir SIND die Mehrheit bitte! Wir sind mehrheitsfähig. Tante Emmas Laden expandiert, die neuen Märkte wollen erobert werden. Seid nicht so keusch, Mädels! Wir können uns ruhig mal die Hände schmutzig machen! Das haben die Jungs schließlich auch immer gemacht. Die Scham hat ein Ende. Die Jungs sind eh o.k.! Alice weiß was sie tut, sie macht es bei vollem tollem Bewusstsein. Kooperation nennt man das. Medienkooperation. september 2007 an.schläge 41


ge.sehen

Fo t o s : E l l i S c a m b o r u n d Frä n k Z i m m e r

No Nordic – Gender Walking Wie unterschiedlich Frauen und Männer den Stadtraum nutzen, visualisiert das Projekt Gender Walk in Judenburg. Von Burgi Pirolt

Infos: www.jdbg.at www.genderwerkstaette.at www.maennerberatung.at www.liquid-music.org

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Die Besucher des Friedhofes in Judenburg sind zu 69 Prozent weiblich. Dabei wäre es natürlich interessant zu wissen, ob die BesucherInnen anderer Friedhöfe auch zu über zwei Drittel weiblich sind. Wenn ja, was hat das zu bedeuten? Vermissen Frauen ihre verstorbenen Männer mehr? Trauern Männer anders? Oder überleben Frauen ihre Ehemänner einfach häufiger? Oder ist es schlicht so, dass die Pflege der Familiengräber zu jenen Tätigkeiten gehört, die immer noch vorwiegend von Frauen erledigt werden? Dass die/der FriedhofsgärtnerIn, also die/der einzige, welche/r für die Grabpflege bezahlt wird, wahrscheinlich in den meisten Fällen männlich ist, ist dabei nur ein, vermutlich nicht ganz unbegründeter, Nebengedanke. Das Projekt Gender-Walk hat über empirische Erhebungen Daten über die Nutzung bestimmter Orte in der Stadt Judenburg gesammelt. Bestimmend waren dabei Merkmale wie Alter und Geschlecht, nach denen die Aufschlüsselung vorgenommen wurde. In der Stadt wurden anschließend Wegweiser in Form von Markern angebracht, auf denen die empirisch erhobenen Daten zur Nutzung des jeweiligen Ortes dargestellt und so erfahrbar gemacht werden. Indem aufgezeigt wird, mit wel-

cher Häufigkeit bestimmte Orte und Wege von Männern und Frauen genutzt bzw. nicht genutzt werden, können Ungleichheitsstrukturen im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden. Die erhobenen Daten lassen auch Rückschlüsse auf die geschlechtsspezifische Aufteilung der Aufgaben innerhalb der Gesellschaft zu. So wird beispielsweise der Kindergarten Jägersteig zu 100 Prozent von Frauen frequentiert, die Firma Styria Federn, die Federungskomponenten für Nutzfahrzeuge herstellt, zu 100 Prozent von Männern. Erstmals durchgeführt wurde ein solches Projekt in Berlin und danach in Barcelona und in Graz weiterentwickelt. Federführend für Österreich waren hierbei die GenderWerkstätte und das Forschungsbüro der Männerberatung in Graz. In Judenburg findet dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Kunst im Öffentlichen Raum Steiermark im Rahmen des Medienkunstfestivals Liquid Music 2007 statt. Gender-Walk stellt sich der Frage nach der Aneignung des öffentlichen Raumes durch Frauen und Männer ebenso, wie jener der geschlechtsspezifischen Verfügbarkeit von Ressourcen. Die Konstruktion von städtischen Räumen als Abbild der gesellschaftlichen Realität wird transparent und somit auch die gesellschaftliche Eingebundenheit der Altersgruppen und Geschlechter.

Eingebettet in das Projekt GenderWalk ist die Gender-Map. Die gewonnenen Daten werden auf einen Stadtplan übertragen und so die unterschiedliche Nutzung der Wege und Orte der Stadt visualisiert. Räume der Stadt werden von den Menschen, die diese nutzen, geformt und strukturiert. Ein überdimensionaler Stadtplan als kartografisches Abbild geschlechtlich strukturierter Räume wurde am Hauptplatz der Stadt Judenburg angebracht, und so eine Darstellung des Raumes im Raum geschaffen. Die Gender-Map lässt sich aber auch interaktiv nutzen und erweitern. Auf der Homepage haben die JudenburgerInnen die Möglichkeit, sich nicht nur über das Projekt zu informieren und die Gender-Map anzusehen, sondern auch über ein Interface die Datenbank durch ihre eigenen Daten zu erweitern. Wer mag, kann sich auch im Bürgerservicebüro der Stadt Judenburg einen MP3-Player ausleihen und per Audio Guide durch die Stadt führen lassen. Empfehlenswert wäre allerdings ein gemeinschaftlicher Stadtspaziergang, denn Gender-Walk ist als diskursiver Prozess gedacht. Und bei einem sommerlichen Glas Wein über das Gesehene und Erfahrene zu diskutieren, macht die Sache doch gleich noch mal interessanter. ❚


©Cindy Sherman, untitled150

musik.tanz 6.9., 19.30, Wien Flavia Torga: Solo Fertil und Pili Vargas: peruanische Walzer, im Rahmen der Reihe „Kulturen in Bewegung“ Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelbergg.10, T.01/526 13 85, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro

7.9., 19.30, Wien Aquabella – ein Berliner Frauenensemble, das traditionelle Vokalmusik aus aller Welt interpretiert Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelbergg. 10, T. 01/ 526 13 85, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 16,- Euro

17.9., 20.00, Wien Keren Ann. Die französische Antwort auf Nico oder Leslie Feist WUK, 1090 Wien, Währingerstr. 59, T. 01/401 21 0, www.wuk.at, Kosten 18,–/ 16,– Euro

20.9., 19.30, Wien Fatima Spar and the Freedom Fries – multikulturelle, feurige Tanzmusik Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelbergg. 10, T. 01/ 526 13 85, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro

20.9., 19.30, Wien Milagros Pinera – cubas hottest voice in town und Dana Pupinamba ,im Rahmen von„Kulturen in Bewegung“ Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelbergg. 10, T. 01/ 526 13 85, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro

22.9., 10.30, Wien Vienna Dance Contest 2007, Internationales gleichgeschlechtliches Tanzturnier in Wien „Haus Muskath“, 1230 Wien, Liesinger Platz 3, Info und Tickets unter www.viennadancecontest.at

22.9., 21.30, Graz Anna Ternheim – im Rahmen des Steirischen Herbstes entführt ihre strahlende Stimme in nordische Klangwelten Ehemalige Medienfabrik, Info und Tickets: steirischer herbst festival gmbh, 8010 Graz, Sackstr. 17, T. 0316/82 30 07, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

22.9., 21.00, Wien Laura Rafetseder und Suetoyou spielen am „Solifest für C.“, Reihe „Konzerte für Migrantinnen in Not“ FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, www.fz-bar.wolfsmutter.com, fz-bar@wolfsmutter.com, Nur für Frauen

28 und 29.9., Graz tempo 76 – die Choreographie von Mathilde Monnier nähert sich dem Unisono – der in Gleichklang gebrachten Bewegung – gleichzeitig kritisch und euphorisch Schauspielhaus Graz, Info und Ticktes: steirischer herbst festival gmbh, 8010 Graz, Sackstr. 17, T. 0316/82 30 07, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

film bis 14.9., Wien VOLXkino 2007, gratis Freiluftkino an verschiedenen Veranstaltungsorten in ganz Wien VOLXkino, Programm und Ort unter T. 01/ 219 85 45 80 oder www.volxkino.at, Eintritt frei

an.künden

bis 14.10., Wien Das Leben ist ein Wunder. Balkan. Kino. Welt Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, T. 01/ 512 18 03, www.filmarchiv.at, Kosten 7,-/5,- Euro

17.9.-20.9. 19.00, Wien Filmreihe: „Andere Frauen aus der Türkei“ Festsaal der Bezirksvorstehung Josefstadt, 1080 Wien, Schlesingerplatz 4, Info: www.kadinfilm.com, Eintritt frei

20.9., 19.30, Wien „Unter dem Alsergrund – Servitengasse 1938“ ein Film über die Schicksale der Verschwundenen, Open Air Filmvorführung Servitenplatz, 1090 Wien, Info: www.servitengasse1938.at

ab 21.9. PRATER. das bunte Erscheinungsbild des Praters im Spiegelbild seiner technisch medialen Entwicklung wird mit Texten von Elfriede Jelinek, Josef von Sternberg, Erich Kästner und Elias Canetti illustriert, ein Film von Ulrike Ottinger Ab 21.9. in den Kinos, Infos unter www.filmladen.at

t h e a te r . ka b a r e t t bis 15.9., 20.00, Wien Lucy McEvil als „Evita“. Satire über die Gemeinheiten von Macht und Herrschsucht 3raum-anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650/ 323 33 77, www.3raum.or.at, Kosten: 18,-/ 12,- Euro

1.-30.9., 13.00, Wien Der Unterschied wird nicht verschieden – eine Haltlosigkeit. Text von Marianne Fritz Busabfahrt beim Uni-Hauptgebäude, Ecke Rathausplatz/ Dr. Karl Lueger Ring. Veranstalterin: Fritzpunkt – Büro für theatralische Sofortmaßnahmen, Reservierung erforderlich unter: 0681/105 22 930, buero@fritzpunkt.at, www.fritzpunkt.at. Grobes Schuhwerk und dem Wetter entsprechende Kleidung empfohlen.

7.-9.9., 18.00, Wr. Neustadt Wilde Weiber, Feine Frauen. Die Frauen des Industrieviertels Wr. Neustadt ehem. Karmeliterkirche, 2700 Wr. Neustadt, Schlögelgasse 24, Info und Tickets: T. 0699/111 651 75, musca-musca@gmx.at, www.viertelfestival-noe.at/wildeweiber, Kosten 8,-/5,- Euro, Eintritt frei für Arbeitslose, RenterInnen, Studierende, Zivildiener und Kinder bis 12 Jahre

7.-25.9., 19.30, Wien Das Ballhaus – eine getanzte Reflexion österreichischer Gesellschaftsgeschichte. Das Stück fängt das Lebensgefühl verschiedener Generationen ein Volkstheater Wien, 1070 Wien, Neustiftgasse 1,T. 01/ 521 11 14 00, ticket@volkstheater.at, www.volkstheater.at, Restkarten für 3,60 Euro für SchülerInnen, StudentInnen, Arbeitslose ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn

10.-15.9. und 27.9.-13.10., 20.00, Wien Bandscheibenvorfall. Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden von Ingrid Lausund Theater Drachengasse, 1010 Wien, Drachengasse 2, T. 512 13 54, F. 512 06 04, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at

11.-22.9., 19.00, Wien The Attack of the 50 Foot Woman. Das unerhörte Remake des 1950er-Jahre Kultklassikers, eine Miki Malör Produktion

Cindy Sherman Retrospektive Inszenierung, Maskerade, Performanz: Diese essentials der Gender-Theorie setzt die Fotografin Cindy Sherman künstlerisch um. Im Berliner Martin-Gropius-Bau sind nun Fotos aus allen ihren Werkphasen zwischen 1975 und 2005 versammelt. Die Retrospektive gruppiert die Bilder nach Themen bzw. Serien. Besonders beeindruckend: „Untitled Film Stills“ (1977-1980), schwarzweiß Fotos, auf denen die 1954 geborene Künstlerin posiert, als ginge es um mehr als Film. Cindy Sherman, Martin-Gropius-Bau, Berlin, 15. Juni bis 10. September 2007

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Kosten: 15,-/13,- Euro

17.-29.9., 20.00, Wien Homesick. Eine One-Woman-Show von und mit Barbara Spitz Theater Drachengasse, 1010 Wien, Drachengasse 2, T. 512 13 54, F. 512 06 04, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at

21.9., 19.30, Wien Blickwechsel – ein Stück über die Menschenwürde im Alter, die Probleme der Bewältigung des Alltags und die Freuden des Lebensabends. Von Susanne F. Wolf Volkstheater Wien, 1070 Wien, Neustiftgasse 1, T. 01/521 11 14 00, ticket@volkstheater.at, www.volkstheater.at, Restkarten für 3,60 für SchülerInnen, StudentInnen, Arbeitslose ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn

25.9., 19.00, Wien Ladies Night. Künstlerinnen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen präsentieren sich

29. und 30.9., 19.30, Wien Combat Science – Multimediale Collage und Performance von Ruth Schnell und Cathrin Pichler, die der Frage nachgeht, wie der Moderne Krieg begann und welche Rolle die Wissenschaft spielt Theater am Hundsturm, 1050 Wien, Margaretenstr. 166, T. 01/521 11 14 00

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 20.-23.9., Lech am Arlberg Das Philosophicum Lech widmet sich der Frage nach der Religion Verein Philosophicum Lech, 6764 Lech am Arlberg, Dorf 329,www.philosophicum.com

21.-22.9., Berlin Tagung „queer leben“ im Anschluss an die queerfeministischen Tage Berlin, im Mittelpunkt steht die Frage nach der praktischen Umsetzung queerer Theorien RAW Tempel, 10245 Berlin, Revaler Str. 99, T. 0049/30/257 99 111, www.queerleben.de

27.9., 19.00, Wien Alice Schwarzer im Gespräch mit Peter Huemer

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Kosten: 15,- /13,- Euro

Bildungszentrum der AK Wien,1040 Wien, Theresianumgasse 16-18, großer Saal, Anmeldungen unter www.wienerstadtgespraech.at

25.9.-30.9., 20.00, Wien „Gesäubert“ von Sarah Kane, das Stück der früh verstorbenen Sarah Kane ist eine subtile Partitur voller Leiden und Liebe

27.-29.9., Wien 1st Black European Women’s Congress Vienna 2007

WUK Projektraum, 1090 Wien, Währingerstr. 59/2/1, T. 01/401 21-0, www.wuk.at, Kosten: 13,-/ 9,- Euro

AFRA – International Center for Black Women’s Perspectives, 1150 Wien, Graumanng. 7/D/1, T. 01/966 04 25, office@blackwomencenter.org, www.blackwomencenter.org

29.9.-14.10, 12-18.00, Graz next code: love. Liebe in Zeiten von Telenovelas, Film- und Vortragsreihe Schaufenster in Gleisdorf, Info und Ticktes: steirischer herbst festival gmbh, 8010 Graz, Sackstr. 17, T. 0316/82 30 07, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

a u s s te l l u n g bis 11.9., Linz Helene Funke, Gemälde, Aquarelle, Grafik. Erste Museumsretrospektive der wichtigen Wegbereiterin der internationalen Avatgarde Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/707 03 600, info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00

bis 16.9., Wien Held together with water – Kunst aus der Sammlung Verbund. Schwerpunkt auf dem Frühwerk von Cindy Sherman und feministischer Avantgarde MAK-Austellungshalle, 1010 Wien, Weiskirchnerstraße 3, Info: www.mak.at, Kosten: 7,90/ 5,50 Euro, Samstag Eintritt frei, Öffnungszeiten: Di 10-24.00, Mi-So 10-18.00, Mo geschlossen

bis 23.9., Kassel 12. Documenta - Ausstellung zeitgenössischer Kunst documenta 12, Kassel, Deutschland, www.documenta12.de

bis 23.9., Wien Romy Schneider – Hommage an die Jugend. Fotoausstellung zum 25. Todestag Romy Schneiders

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an.künden Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7, T. 01/524 33 57, info@hofmobiliendepot.at, www.hofmobiliendepot.at, Kosten: 6,90/4,50 Euro

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Eintritt frei, geöffnet an Spieltagen 19.00 23.00

bis 27.9., Wien Ilse Aichinger – Fotografien von Stefan Moses

20.9.-25.11., Salzburg Book & Hedén, Austellung der Architektinnen Ingrid Book und Carina Hedén, die an der Schnittstelle zwischen Architektur, Landschaft und dem Sozialen arbeiten

Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, T. 01/526 20 44-0, info@literaturhaus.at, www.literaturhaus.at

bis 4.10. Wien Traum und Trauma – nähert sich den künstlerischen Positionen die aus dem Unbewussten schöpfen, u.a. mit Werken von Cindy Sherman Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at

bis 14.10, Graz sterischer herbst steirischer herbst festival gmbh, 8010 Graz, Sackstr. 17, T. 0316/82 30 07, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

bis 14.10, Innsbruck There is no border, there is no border, no border, no border, no border, I wish. Das Ausstellungsprojekt befasst sich mit dem Thema „Grenze“ unter verschiedenen Aspekten und künstlerischen Zugängen. Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,/1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen

bis 31.10, Hittisau „Richtung Europa“ und „1000 Frauen für den Frieden“ – Sommerausstellung zum Jahr der Chancengleichheit Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/62 09 30, F. 05513/62 09 19, kontakt@frauenmuseum.com, www.frauenmuseum.com, Öffnungszeiten: Do 18.00-20.00, Fr, Sa 15.00-17.00, So 14.00-18.00, Kosten: 3,- Euro

bis 4.11, St. Pölten Ona B. – Rot. Mehrteilige Rauminstallation, die den Bogen vom Leben und der Liebe bis zum Tod spannt Landesmuseum Niederösterreich, 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 5, T. 02742/ 90 80 90, info@landesmuseum.net, www.landesmuseum.net

bis 18.11., Wien Beste aller Frauen. Weibliche Dimensionen im Judentum, die Rolle der jüdischen Frau im religiösen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, F. 01/535 04 24, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00

bis 25.11., Krems Ausstellung und Filmschau: Mythos Marlene Dietrich Österreichische Filmgalerie, 3500 Krems, Dr. Karl-Dorrek-Str. 30, T. 02732/90 80 00, tickets@filmgalerie.at, www.filmgalerie.at, Öffnungszeiten: Mo-Fr 14.00-18.30, Sa, So: 11.00-18.30, Kosten: 6,-/5,- Euro

Cartoon: mela

7.9.-7.10., Baden Architektur sehen. Fotografien von Hertha Hurnaus, Bruno Komfar und Margherita Spiluttini

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First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00

Dienstag Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA

Salzburger Kunstverein, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, T. 0662/84 22 94-15, www.salzburger-kunstverein.at, Öffnungszeiten: Di-So:12.00-19.00

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

1

Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00

lesung

20.9., 19.00, Wien Kathrin Röggla liest aus „Disaster Awareness“ und „Die Ansprechbaren“ Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei

30.9., 11.30, Graz 40 Minuten Literatur – 40 einminütige Literaturminiaturen zum 40. Geburtstag des Festivals. Lesung mit Sophie Rois The Theatre, Info und Ticktes: steirischer herbst festival gmbh, 8010 Graz, Sackstr. 17, T. 0316/82 30 07, F. 0316/82 30 07 77, info@steirischerherbst.at, www.steirischerherbst.at

a k t i v i t ä te n 22.9., 15.00, Wien Auf den Spuren des „Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins“. Über die Anfänge der Frauenbewegung in Österreich. Treffpunkt: Café-Restaurant Mayerei im Türkenschanzpark, 1180 Wien, Hasenauerstraße 56, Infos: www.marlen- schachinger.com, Anmeldung bis 15.09. unter ggmarlen.schachinger@chello.at, Kosten: 14,-/7,- Euro, Bitte Fahrschein mitnehmen

f i x te r m i n Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00

Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo

Kunstverein Baden, 2500 Baden, Kornhäuselstr. 9, Sa 10.00-12.00 und 14.3018.00, So 14.30-18.00, Eintritt frei

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter

11.9.-20.10, Wien Claudia-Maria Luenig, Mehr als EINE Frau, Ausstellung in Korrespondenz zu „The Attack of the 50 Foot Woman“

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29., T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro

Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html

Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leitung Karin Weingartmann Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz, Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm, Anmeldung unter 0316/837 998, Di 19-21.00, Kosten: 102,Euro für 17 Abende

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00

Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat, jeweils von 18.30-21.00

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at

Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30

Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00


an.künden

Fo t o : Fi l m l a d e n

Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von14-18

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Morgengruppe „Carpe diem“ – Körpertherapeutisch orientierte Gruppe für Frauen. Verein „Frauen beraten Frauen“, 6., Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,

Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50

Offenes Atelier für Frauen. Kunsttherapeutin: Anna Rakos

Erblüht In einem kleinen Schweizer Dorf im hintersten Emmental erfüllt sich die 80jährige Witwe Martha (gespielt von Stephanie Glaser) ihren Jugendtraum. Aus ihrem Tante-Emma-Laden wird quasi über Nacht eine Boutique mit selbst genähten Dessous. Der Widerstand der Dorfbewohner und ihres Sohnes, dem Dorfpfarrer, gegen das „sündige“ Projekt ist groß. Auf komödiantische Weise erzählt Bettina Oberlis Film vom selbstbestimmten Brechen mit Konventionen. Und dass es nie zu spät dafür ist, eine neue Wahl zu treffen. ab Ende August in den österreichischen Kinos Votiv Kino, 1080 Wien; Künstlerhaus Kino, 1010 Wien; Cinema Paradiso, 3100 St. Pölten; Moviemento, 4020 Linz; Leo Kino, 6020 Innsbruck; Schubert Kino, 8020 Graz

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck

Freitag

Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00

1. Linzer Lesbenstammtisch

Lesbenabend

Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.3021.00

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich

Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00

Offener Abend

Offenes Atelier funkundküste, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 14, T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00

Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00

Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt

Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00

FZ-Plenum

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben

Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do

Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen, Portraitmalen für Frauen und Mädchen

Resis.danse. FrauenTanzClub. Tanzabend

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00

Mahnwache und Speakerscorner

FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung

HelpChat „Halt der Gewalt“

Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen

Donnerstag Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben

FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Barbetrieb mt Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at

Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00

Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa

Orlando-Party Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Sonntag HOSI Sonntagsbrunch

Treffen der „Jungen Herzen“

g.spot for queers to check in & freak out

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de

Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00

Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00

september 2007 an.schläge 45


an.künden r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo

Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz

Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz

Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Fo t o : Ve r e i n Ke t a n i

Orange 94.00 MHz

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio

an.schläge

im Oktober

thema

Das feministische Manifest Wie manifestieren sich feministische Forderungen? Von Olympe de Gouge bis Beatriz Preciado politik

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do

Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr

Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums

Die feministische Bilanz Wie geht es Frauenorganisationen in Österreich ein Jahr nach der Wahl?

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr

Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule

Keren Ann

Livestream: www.radiorainbowcity.de UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)

Die französische Chanteuse präsentiert im Wiener WUK ihr fünftes Soloalbum. Keren Ann ist ein Meisterin der leisen Töne, ihr Gesang ist wie ein Flüstern und die Musik ein melancholisches Raunen. Sie wird von der Kritik gefeiert und als französische Antwort auf Nico und Leslie Feist gehuldigt. 17.9., 20.00, WUK, 1090 Wien, Währingerstr. 59, T. 01/401 21 0, www.wuk.at, Kosten 18,–/ 16,– Euro

tanz.fest 22.9., 20.00, Salzburg 20 Jahre Erostepost. Fest mit Kathrin Röggla, Kurt Rebol, Susanne Alge, Dirk Ofner, The Merry Poppins, DJ Showmix ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/848784, www.argekultur.at Kosten: 3,-

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48, T. 0662/442 255, kostenlos

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz

Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

Coming Out Gruppe

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00

Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99 47, Kosten: 35,- Euro

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

46 an.schläge september 2007

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, dich in deinem Körper wohl zu fühlen.

diverses

17.9., 18.00, Wien Islamische Welten. Präsentation der 101. Nummer der Zeitschrift Frauensolidarität. Vortrag von Kumru Uzunkaya Festsaal der Bezirksvorstehung Josefstadt, 1080 Wien, Schlesingerplatz 4

19. - 21.9., Berlin Queer-feministische Tage Berlin, Raum für queere und feministische Handlungspraktiken mit Konzerten, Theater, Open Stages etc. RAW Tempel, 10245 Berlin, Revaler Str. 99, T. 0049/30/257 99 111, www.queerfemta.de

29.9. 15.00, Hamburg Intervention wird 25 Jahre alt! Der Jubiläumsempfang BiP-Bühne, Gefionstr. 3, Beiträge/Ideen bitte anmelden bei Heike: empfang@intervention-hamburg.de oder T. 0049/ 40/ 732 94 36

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71

Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at

Redaktionsschluss

an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen Buch Media Service Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Kunsthalle Shop Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht Bücher Wiederin Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei

1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4600 6020 6020 6900 8010 8020 9020

Rathausstr. 41 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22 Sparkassenplatz 4 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7

und auch in vielen deutschen Städten:

Termine 10/07: 11.09.2007 termine@anschlaege.at

anschlaege.at

www.


Wiener Frauengesundheitstage

Eintritt frei

Testen Sie Ihre Gesundheit! Angebote: Vorträge, Information und Beratung Gesundheits-Checkpoints, Schnupperkurse

Moderation: Elisabeth Vogel und Claudia Stöckl Musik: Sandra Pires • Fatima Spar & Freedom Fries • NiM SOFYAN

Wiener Frauengesundheitstage 2007 6.-7. Oktober, 11.00-18.00 Uhr Wiener Rathaus, Eintritt frei! Kostenlose Kinderbetreuung Eine Initiative von Gesundheitsstadträtin Maga Sonja Wehsely und Frauenstadträtin Sandra Frauenberger

www.femvital.at


an.schläge

Nr. 09/07, September 2007, 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M


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