an.schläge 04/2008
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april
thema
1968 flog die Tomate und die zweite Frauenbewegung nahm ihren Anfang
kultur
2008 erscheinen die Memoiren von Lassie-Singer Christiane Rösinger e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
Ausschreibung des vierten Durchgangs von Das Mentoring-Programm der Universität Wien startet in die nächste Runde! ist ein Programm zur Förderung von Nachwuchswissenschafterinnen durch renommierte Professorinnen und Professoren der Universität Wien. Dissertantinnen, Postdoktorandinnen und Habilitandinnen der Universität Wien sind herzlich eingeladen, sich für die neue Programmperiode zu bewerben! Die Bewerbungsfrist für Mentees beginnt am 7. April 2008 und endet am 5. Mai 2008. Kontakt: Mag.ª Waltraud Schlögl Referat Frauenförderung und Gleichstellung T +43-1-4277-184 67 mentoring.frauenfoerderung@univie.ac.at www.univie.ac/women/mentoring
an.schläge an.spruch
the more catholic the ... Make love, not abortion – Neue Missionen der Pro-Life-HardlinerInnen
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eltern.geld
Papa-Prämie Seit Einführung des Elterngeldes pausieren deutsche Väter öfter
08
studium.sexarbeit
Seminar und Striptease Geldnot durch Studiengebühren: Studierende prostituieren sich
auf.takt
israel.feminismus
Jüdinnen, die auch arabisch sind
Eure an.schläge
forum
thema
politik
Das Autonome Frauenzentrum in Tel Aviv fordert das Patriarchat heraus
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an.sage
1968? Und weiter? Trotz Nichtrebellion der Töchter – unübersehbare Auswirkungen
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19.68
Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik! Helke Sanders Tomatenwurf-Rede und die zweite Frauenbewegung
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forum.wissenschaft
Das Unterscheiden hinterfragen Nix ist fix – auch nicht in der Psychiatrie
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arbeit
arbeits.recht
Ein erster Schritt oder nur eine Mogelpackung? Auch freie DienstnehmerInnen sind nun arbeitslosenversichert
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christiane.rösinger
Ich hasse das Wort ‚Frauenband‘ Die Lassie Singers- und Britta-Musikerin hat ihre Memoiren geschrieben
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film.china
Out of Beijing Migrationsgeschichten jenseits von Zirkusklischees beim Frauenfilmfestival
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china.film
„So stelle ich mir auch das Leben vor ...“ Sinologin Katharina Schneider-Roos kennt Chinas Independent-Filmszene
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an.klang
Liebe und andere Tiere Kryptische Dancefloorgestalten und neue Disco-Sensationen
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an.lesen
Madres Elsa Osorios Roman über Henker und Heldinnen in Argentinien
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ge.sehen
kultur
1968 allerorten. Auch in den an.schlägen. Es ist allerdings das feministische 68, auf das wir anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums zurückblicken. Die rote Tomate ist der rote Faden, der nicht alleine die Texte des Themas durchzieht. Geworfen wurde das legendäre Stück Gemüse 1968 auf einer Konferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Helke Sanders feministische Kritik war dort von den Genossen ignoriert worden, woraufhin Sigrid Rüger all ihren Mut zusammen und den SDS-Vorstand ins Visier nahm. Im Interview erzählt Sander von den Vorbedingungen und Folgen des geschichtsträchtigen Wurfs (ab S. 16). Bärbel Mende-Dannebergs Text „Die Tomate flog noch vorbei“ ist ein sehr persönlicher Rückblick auf die eigene Politisierung (S. 20f). Ute Kätzel und Gisela Notz hingegen ziehen Bilanz: Was hat die zweite Frauenbewegung erreicht, was nicht (S. 23)? Auch Michèle Thoma ist Zeitzeugin und erinnert sich an süße Spontis und Siddhartas aus Floridsdorf (S. 44). Außerdem in dieser Ausgabe: Studiengebühren führen zu studentischer Prostitution (S. 10f), einkommensabhängige Kindergeldmodelle zu mehr treusorgenden Vätern (S. 8f). In Tel Aviv haben es orientalische Jüdinnen auch unter Feministinnen nicht leicht (S. 14f), Frauen im Musikbusiness auch nicht, sagt Christiane Rösinger (S. 32f). Frauenfilme aus China sind beim Internationalen Frauenfilmfestival zu sehen (ab S. 34), immer dreister werdende AbtreibungsgegnerInnen der „Generation Benni“ nicht alleine in Italien (S. 5). And we proudly present: die neue Kolumnistin des lesben.nests. Denice Fredriksson, die Sängerin von Bonanza Jellybean, schreibt über ihr Coming Out und darüber, wie verdammt hart es sein kann to „looktalkwalkactfuckthink like a dyke“ (S. 37).
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Geschmack der Kakerlake Barbarische Momente des Glücks in „Kraft einer Hölle“
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an.uns
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge
an.schläge i n
Huanchaco, Peru
Fo t o : Ka r i n E c k e r t
Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Koordinierende Redakteurinnen: Saskya Rudigier,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76 Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78
Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at
Termine, Tipps: Bettina Enzenhofer, termine@anschlaege.at
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
Betrifft: an.schläge 03/08
Betrifft: Frauenpreis „Veronika“,
an.schläge 03/08
Sehr gelungen
Erratum
Liebe Frauen von den an.schlägen! Ich wollte schon längst einfach schreiben, dass ich das Magazin super finde – ich bin seit vielen Jahren Abonnentin – und das bei weitem nicht nur, weil ich Euer Projekt unterstützenswert finde, sondern und vor allem auch, weil ich einfach das Produkt sehr schätze! Ich freu mich schon immer drauf, wenn die Zeitschrift endlich im Postkastel ist – und so fand ich z. B. diesmal den Schwerpunkt über das Thema „Altern“ sehr super gelungen, auch betreffend der Illustrationen. Ich freue mich auf das nächste Heft und schicke viele feministische Grüße! Li Gerhalter
Irrtümlicherweise berichteten wir anlässlich der Frauenpreisverleihung in der Bezirksvertretung Rudolfsheim-Fünfhaus, dass Frau Elisabeth Ettmann auch in der „Beratung am Eck“ ehrenamtlich engagiert ist. Tatsächlich arbeitet sie dort jedoch als Sozialberaterin.
Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Michèle Thoma, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Sylvia Böhm/syb, Denice Fredriksson, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Ute Kätzel, Daniela Koweindl, Rosaly Magg, Bärbel Mende-Danneberg, Gisela Notz, Nicole Rennhofer/nr, Elisabeth Rolzhauser, Elisabeth Schäfer,Vina Yun, Lena Zamzow/lz
plus.minus: Lea Susemichel Cover: Kathrin Schwab Fotos: an.schläge-Archiv, Johannes Brunnbauer, Comite 68, Margit Dobronyl, Karin Eckert, Yigal Eillam, Frauencafé Wien, Bettina Frenzel, Claudia Heynen, Silent Lane, Lauren Lyons, Marc Mer, Helke Sander, Kathrin Schwab, Lea Susemichel, Nana Swiczinsky
Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
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an.schläge werden gefördert von:
Saskya Rudigier
the more catholic the ... „Ich glaube nicht, dass Abtreibung ein Recht ist.“ Äußerungen von fundamentalen LebenschützerInnen, deren Heiligenschein im Namen Gottes erstrahlt, hört man von der „Generation Benni“ jetzt wieder öfter. Den Frieden der „Abtreibungsgesellschaft“ stören die religiösen FanatikerInnen bekanntlich am liebsten vor deren „Tötungsstätten“. Durch „stilles, andächtiges“ Beten, gerne auch mal marathongebetsvigilmäßig 24 Stunden lang, und nicht ohne dabei Abbilder der abgetriebenen Frucht des Leibes umgehängt zu haben. Manchmal tigern sie auch, wie zum Beispiel beim „1.000 Kreuze für das Leben“-Marsch zum Frauentag in Münster, eindrucksvoll durch die Bezirke, um der Gesellschaft klar zu machen, dass sie vom Aussterben bedroht ist – wenn „das Morden“ weitergeht. Kindsmord, urteilen Human Life International (HLI) & Co, passiert auch schon durch die Einnahme der Pille und durch die Anwendung anderer Verhütungsmethoden. Mittel und Verbreitung ihres weltweiten Kreuzzuges gegen den „Babycaust“ sind bemerkenswert. Pro-Life-HardlinerSprachrohr, Gloria TV, hat unter dem Motto „the more catholic the better“ eine katholische Kanzel im Internet und Bischof Laun ist so was wie der „Schutzpatron“ des Redaktionsteams (Jugend für das Leben) rund um Don Reto Nay. ProChoiceViolence-Videos, die die Gläubigen als Beweis von linken „Missbrauchsversuchen“ hochladen können und das An-den-Pranger-Stellen von „Abtreibern“ stehen neben hetzerischen Reden von „Seelsorgern“ über die unmoralische Verkommenheit der Welt oder entsetzten Kommentaren zu progressiveren Forderungen wie jene von Schutzzonen vor „Kultur des Todes“-Kliniken. Bedrohlich daran ist vor allem, dass die Politik in verstärktem Maße mit diesen Ansinnen infiltriert und die Fristenlösung wieder thematisiert wird – obwohl die Zahl der Abtreibungen in westlichen Ländern zurückgeht und immer dort am seltensten in Anspruch genommen werden muss, wo der rezeptfreie Zugang zur „Pille danach“ erleichtert ist und Verhütungsmittel am wenigsten moralische Bedenken hervorrufen – und diese auch in einer leistbaren Form angeboten werden. Die Forderung nach einem weltweiten Moratorium gegen Abtreibungen hat in Italien durch Guilian Fer-
rara einen, nicht nur von KatholikInnen, umjubelten Initiator. Der Fernsehmoderator und Chefredakteur des konservativen Blattes „Il Foglio“ will die Stimmen von WählerInnen für den „wichtigsten zivilen Kampf des 21.Jahrhunderts gewinnen“ und kandidiert bei der vorgezogenen Parlamentswahl Mitte April mit einer „Liste für das Leben“. Berlusconis ehemaliger Pressesprecher wird den Einzug ins Parlament zwar nicht schaffen, die Unterstützung des Vatikans ist ihm aber sicher und landauf und -ab ist er der Held der kathpress. Der Fall „Silvana“, jener Frau, die in der 21. Schwangerschaftswoche einen legalen Abbruch wegen Chromosomenanomalie durchführen ließ und von einem Angestellten der Klinik auf Verdacht des Missbrauchs der Fristenlösung denunziert wurde, zeigt ganz deutlich, wie und wo ProLife-AktivistInnen ansetzen, um ihre Moral wirksam unters Volk zu bringen. Das italienische Vorbild sorgt jedenfalls für weitere Abtreibungsmoratoriumsappelle. Auch der deutsche Bundestag wird aufgefordert, Artikel 2 (2) des Grundgesetzes „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ mit dem Zusatz „von der Zeugung bis zum natürlichen Tod“ zu ergänzen. Auf abtreibungsmoratorium.de kann darüber abgestimmt werden, in welcher Zeitung (derzeit liegt die FAZ ganz weit vorne) der Mahnbrief an Merkel abgedruckt werden sollte. Ferraras „Make love, not abortion“-Botschaft wird in Österreich zwar so nicht kommuniziert, aber bei den Landtagswahlen in Niederösterreich trat die Partei Die Christen (mit 8.309 Stimmen fast gleichauf mit KPÖ und BZÖ) in eine ähnliche Bresche, um auf ihren Slogan „leben.werte.zukunft“ aufmerksam zu machen. Ihr Kandidat Nr. 5 war übrigens Dietmar Fischer, HLI-Österreich-Chef. Kein Wunder, dass bei Treffen der Landesorganisationen der Film „Ungeborene wollen leben“ gezeigt wird, um Stimmen zur Einleitung ihres Kinder- und Familienvolksbegehren zu werben. Dreißig Jahre nach Einführung der Fristenlösung Frauen immer noch als Opfer zu stigmatisieren, für die man das Denken übernehmen muss, während „ethische“ Allianzen für das ungeborene Leben sprechen, beweist, dass aufgrund bevölkerungspolitischer Interessen ein Backslash auf Kosten der Frauen stattfindet, der nicht ignoriert werden sollte. Ob Kinder oder keine, bestimmen wir alleine. ❚ april 2008 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : J o h a n n e s B r u n n b a u e r
kennung grundlegender Menschenrechte“ (Beispiel: Fremdenrechtsgesetze). Johnston Arthurs offener Brief wurde von zahlreichen NGOs, unter anderem „SOS Mitmensch“, „Peregrina“ und „Lefö“, unterstützt. Bei der Preisverleihung wurde Johnston-Arthurs Ablehnung der Nominierung als „persönliche Entscheidung“ bedauert. pix www.mia-award.at, offener Brief nachzulesen unter: www.afrikanet.info
n i e d e r . ö s te r r e i c h preis.verleihung
Anarchistisches Sommercamp
MiA 2008 Am 7. März wurde zum ersten Mal die „MiA“ – eine Auszeichnung für besondere Leistungen von Frauen mit internationalem Hintergrund in und für Österreich – verliehen. Laut der Initiatorin des Awards, Staatssekretärin Christine Marek, soll der Preis vor allem zwei Zwecke verfolgen: „Zum einen geht es darum, positive Beispiele von Frauen mit Migrationshintergrund, die in Österreich eine neue Heimat gefunden haben, zu präsentieren und damit die öffentliche Wahrnehmung zum Positiven zu verändern. Zum anderen können gerade diese hervorragenden Frauen anderen Frauen Mut machen, Schritte zur eigenen Entfaltung zu setzen.“ Die ersten Preisträgerinnen in fünf Kategorien sind Gabrielle Costigan, Leiterin für globale Prozessoptimierung bei der OMV aus Australien, Marialena Fernandes, Pianistin aus Indien, Emese Dörfler-Antal, Eisschnellläuferin aus Rumänien, Shams Asadi, Raumplanerin aus dem Iran und Beatrice Achaleke aus Kamerun für ihr gesellschaftliches Engagement bei der „Schwarze Frauen Community“. Doch die Verleihung des Preises stieß auch auf Kritik. Die für die Kategorie Wissenschaft und Forschung selbst nominierte Araba Evelyn Johnston-Arthur war von ihrer Nennung zurückgetreten. Die Begründung dafür formulierte sie in einem offenen Brief: „Einzelne schwarze Frauen und Migrantinnen für ihre Erfolge vor den Vorhang zu bitten, macht nicht Mut, sondern inszeniert Anerkennung bei gleichzeitiger Aber-
Zehn Tage lang abseits von gesellschaftlichen Zwänge gemeinsam leben, diskutieren, essen, arbeiten, kuscheln: So stellen sich die OrganisatorInnen das dritte anarchistische Sommercamp in Österreich vor. Im nördlichen Niederösterreich wurde ein Gelände organisiert mit mehreren Wiesen, einem Bach, Feuerplätzen und viel Platz zum Schlafen im Freien. Ein paar Betten stehen auch zur Verfügung. Ein Programm gibt es nicht, sondern es sollen jene Diskussionen und Workshops stattfinden, die sich unter den TeilnehmerInnen ergeben. Es kann natürlich nur eine „relative Herrschaftsfreiheit“ sein – dessen sind sich die OrganisatorInnen bewusst, deshalb sind alle TeilnehmerInnen aufgefordert, diskriminierende Verhaltensweisen sofort zu thematisieren und gegebenenfalls einzugreifen. Es wird ein eigenes Zelt für Frauen und Transgender geben. TeilnehmerInnen mit Kindern sind auch sehr willkommen, für die Kleinsten ist viel Platz zum Austoben und auch für sie gibt es ein eigenes Kinderzelt. Die Kinder sind auch ein Hauptgrund, warum es ein hundefreies Camp ist – Erfahrungen aus letzten Camps hätten gezeigt, dass eine größere Anzahl von Hunden auf dem Gelände zu mühsam wird. Auf der Homepage können Workshop-Ideen jetzt schon deponiert werden, oder im Zuge der Anmeldung per E-Mail. GaH www.a-camps.net/AST, Anmeldung: info@a-camps.net, Kosten: kein Fixbetrag, ca. 8,- Euro würden die Kosten abdecken, gerne auch mehr.
„Ich würde nicht mehr sagen: Das darf nie und nimmer infrage kommen.“ Sagt Bettina Stadlbauer von der SPÖ. Und meint damit eine mögliche Koaliton mit der FPÖ. Bei sozialpolitischen Fragen sei man näher bei der FPÖ als bei der ÖVP, sagt Stadlbauer jetzt stattdessen. Und ist mit dieser Einschätzung keineswegs allein. Neben der vormals als links geltenden SPÖlerin ist auch die steirische SPÖ „offen für Gespräche“. Bleibt zu hoffen, dass sich sozialdemokratische WählerInnen nicht nur über das Liebäugeln der deutschen SPD mit der Linkspartei maßlos aufregen können, sondern auch dieses Ansinnen unverzeihlich finden. 06 an.schläge april 2008
studie I
studie II
Glücklicher Hausmann
Depressive Ehefrau
Von populärwissenschaftlich aufbereiteten Studien zu unserem (Geschlechts)Verhalten ist erfahrungsgemäß nichts Gutes zu erwarten. Mit erfreulichen Ausnahmen: Männer, die im Haushalt helfen, haben den besseren Sex, hat eine solche Studie nun ergeben. Männer werden für ihr Engagement solcherart aber nicht etwa belohnt. Frauen finden putzende Männer vielmehr einfach deutlich anziehender und attraktiver und sind durch die Arbeitsteilung auch insgesamt viel glücklicher. Und Glücklichsein wiederum wirkt sich auch im Bett sehr positiv aus. +
Nächste Studie: Frauen erkranken doppelt so häufig an Depressionen wie Männer. Jede zehnte Frau ist zumindest einmal in ihrem Leben betroffen, als Grund wird weiterhin vor allem die Mehrfachbelastung von Frauen genannt. Der österreichische Bundesverband für Psychotherapie hat aus diesem Grund zum Internationalen Frauentag die Möglichkeit einer Psychotherapie auf Krankenschein gefordert. Aufschlussreiches, wenn auch wenig überraschendes Detail der Studie: Verheiratete Frauen erwischt es besonders oft. Deutlich häufiger als ihre Ehemänner. –
an.rissösterreich s te i e r m a rk
Ein Jahr Beratungsstelle Leibnitz Die erste Frauenberatungsstelle im ländlichen Raum in der Steiermark, die Beratungsstelle Leibnitz, feierte am Frauentag ihr einjähriges Bestehen. Die Einrichtung wurde am 8.März 2007 eröffnet und wird von Eva Surma und Sandra Jakomini geführt. Ziel der Beratungsstelle ist es, Frauen auf dem Land bei ihren spezifischen Problemen zu helfen und Netzwerke zu bilden, denn „es ist ein Unterschied ob Frauen in der Stadt oder am Land leben“, so der „Verein-Freiraum“ in einer Aussendung. Im Laufe des ersten Arbeitsjahres der Einrichtung kristallisierten sich große Gruppen von Frauen auf dem Land heraus, die Beratung in Anspruch nahmen. So wenden sich etwa Frauen mit Kindern, Frauen, die von Gewalt betroffen sind, Mädchen und Frauen mit Behinderung aber auch Migrantinnen an die Beratungsstelle Leibnitz. Als Grund für den großen Zuspruch sehen Surma und Jakomini vor allem den Umstand, dass sie selber Frauen vom Land sind und somit auch das Leben von Frauen am Land leben. Im Jahr 2007 wurden 435 Mädchen und Frauen beraten. pix www.verein-freiraum.at
lefö
Kampagne für Rechte von SexarbeiterInnnen Der Verein LEFÖ möchte wieder mit einer bundesweiten Kampagne auf die (fehlenden) Rechte von SexarbeiterInnen aufmerksam machen: „SexarbeiterInnen haben Lust … auf ihre Rechte!“. Start war am 8. März, dem Internationalen Frauentag, die Abschlussveranstaltung findet dieses Mal nicht zum Internationalen Hurentag am 2. Juni statt, sondern erst am 27. Juni – damit auch und gerade während der Fußball-Europameisterschaft im Juni die Rechte von SexarbeiterInnen thematisiert werden. Das komplette Programm ist auf der Homepage zu finden. Im April finden beispielsweise in Graz FrauenStadtSpaziergänge zum Thema „Hexen, Huren, Straftäterinnen – Frauen und Justiz“ statt und in Wien ist die Kampagne mit einer Diskussion über den „Strich“ im Volkstheater zu Gast. Ebenfalls sehenswert: Der Dokumentarfilm „Frauen am Strich“ am 29. April in der Frauenhetz. GaH www.lustaufrechte.at
reform
Gender Budgeting in die Verfassung Die Reform des Haushaltrechts wurde beschlossen und Leitfäden und Arbeitshilfen an die damit befassten Beschäftigten verschickt: künftig sollen sich Bund, Länder und Gemeinden bei der Budgeterstellung an tatsächlicher Gleichstellung von Frauen und Männern orientieren. Das verkündete Frauenministerin Doris Bures in einer Aussendung Mitte März. Gender Budgeting soll 2009 auch in der Verfassung verankert werden. Und weil die Umsetzung nicht so schnell gehen wird, sollen laufend mehr und mehr Projekte realisiert werden, bis „im Endausbau im Jahr 2013 Gender Budgeting ein Grundsatz der Haushaltsführung ist“. GaH
Die beiträge zur feministischen theorie und praxis waren die größte und älteste Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung in der BRD. Nach 25 Jahren wurden sie nun offiziell eingestellt.1 Lena Zamzow sprach mit Gisela Notz, die von 1985-1997 Redakteurin der Zeitschrift war.2
Ausgedünnter Blätterwald Welche Idee stand am Anfang hinter dem Zeitungsprojekt? Auf der Suche nach mehr theoretischer Klarheit in den Frauenbewegungen und aus der Erkenntnis heraus, dass Frauenzusammenschlüsse mehr erreichen können als einzelne Frauen, brachte der „Verein sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen“ 1978 die Zeitschrift beiträge zur feministischen theorie und praxis heraus. Die Redaktion wollte ein breites Diskussionsforum schaffen. Was haben die beiträge innerhalb der feministischen Auseinandersetzung bewirkt? Die Hefte enthalten ein großes Spektrum an internationalen feministischen Erkenntnissen und Diskussionen. Die Themen sind vielfältig, sie umfassen alles, was Frauen in besonderer Weise betrifft, aus einer feministischen Sicht. Die beiträge griffen nicht nur aktuelle Themen auf, sondern initiierten auch Debatten. Gab es eine außeruniversitäre Wahrnehmung der beiträge? Im Laufe der Jahre haben sich die beiträge zu einem anerkannten Forum und Arbeitsmittel entwickelt, das sowohl in den Frauenbewegungen als auch in der politischen Bildungsarbeit sowie an Universitäten vielfältig genutzt wurde. Professorinnen, Frauenbeauftragte, Politikerinnen und Gewerkschafterinnen gehörten zu den Leserinnen und Autorinnen. Kongresse, Tagungen und Vortragsabende gehen auf die Initiative der beiträge zurück. Sind die beiträge ihrem Anspruch der Verknüpfung von Theorie und Praxis gerecht geworden? Die Zeitschrift war ein wichtiges Medium zur Vernetzung von Frauenprojekten und ein politisches und theoretisches Diskussionsforum der autonomen Frauenbewegung. Sie versuchte, feministische Theorien an ihrer Praxisfähigkeit zu messen. Heute scheinen alle Theorien in einen gesellschaftlichen Konsens integrierbar. Gerade in Zeiten des Sozialabbaus und der Ausdifferenzierung der Gender Studies bis zur Beliebigkeit wären die beiträge wichtig. Leider wurde ihr Wirkungskreis in den letzten Jahren immer begrenzter. Sie hinterlassen dennoch eine Lücke im ausgedünnten feministischen Blätterwald. 1 Der Verlag könne sich nicht mehr tragen, heißt es in einem Schreiben an die AbonnentInnen:„Die hohen Produktionskosten stehen nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen.“ Die Auflage der Zeitschrift ist von 3.000 Exemplaren vor zehn Jahren auf 600 gesunken. Zudem sei es für das ehrenamtlich arbeitende Redaktionsteam „immer schwieriger geworden, Autorinnen zu gewinnen“. 2 Die Frauen des aktuellen Redaktionsteams waren leider nicht erreichbar. www.beitraege-redaktion.de
april 2008 an.schläge 07
elterngeld
Papa-Prämie Mehr Väter denn je zuvor machen in Deutschland eine Babypause – wenn es auch meist eine recht kurze Pause ist. Aber wohin danach mit dem Kind? Von Svenja Häfner „Wünschen Sie sich Kinder? Wie sieht diesbezüglich ihre Lebensplanung aus? Wissen Sie schon, wie und wann Sie eine mögliche Elternzeit1 in Ihre berufliche Karriere integrieren möchten?“ Dass diese Art von Fragen in einem Vorstellungsgespräch unzulässig sind, ist unter Frauen hinreichend bekannt. Im Falle eines Falles darf daher laut Europäischem Gerichtshof sogar so diplomatisch wie möglich geschummelt werden. Vätergeld. Dass dasselbe auch für Männer gilt, wird in Deutschland seit der Einführung des Elterngeldes am 1. Jänner 2007 (siehe Kasten) zum ersten Mal wirklich relevant. Denn immer mehr Männer kommen als potentielle Berufsunterbrecher auf Grund von Kinderbetreuung in Frage, was einige ArbeitgeberInnen bereits erleben durften. Laut Statistischem Bundesamt Deutschland 08 an.schläge april 2008
(Destatis) in Wiesbaden wurden 2007 10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf Elterngeld von Vätern gestellt. Das ist im Vergleich zum früheren Erziehungsgeld eine Verdreifachung der Väterbeteiligung – Tendenz steigend. Noch ist die Aufteilung der Betreuungsmonate zwischen Müttern und Vätern sehr unausgeglichen. 87 Prozent der Mütter beanspruchen Elterngeld für zwölf, weniger als ein Prozent für zwei Monate. Demgegenüber nehmen mehr als die Hälfte der Väter (sechzig Prozent) eine „Babyzeit“ von zwei Monaten, zwanzig Prozent zwischen drei und elf und nur jeder fünfte eine Auszeit von zwölf Monaten in Anspruch. Eine ähnliche Schieflage besteht hinsichtlich der Höhe der Geldleistung. So sind es gerade mal 1,8 Prozent Frauen, die einen Betrag von 1.800,Euro und mehr erhalten. Im Gegensatz dazu können zwölf Prozent der Männer diesen Betrag für sich verbuchen. Über die Hälfte der Mütter hat einen Bezug
zwischen dreihundert und tausend Euro. Bei den Männern hingegen ist es nur ein Drittel. Auch in der Bezugsspanne zwischen tausend Euro und 1.800,- Euro sind die Männer zu einem Drittel vertreten, während gerade mal elf Prozent der Frauen diese Summe erhalten. Besser für Besserverdienende. Wer, wie lange und in welchem Zeitraum Elterngeld bezieht und Elternzeit in Anspruch nimmt, muss von den Müttern und Vätern bei Antragstellung des Elterngeldes und in Absprache mit den ArbeitgeberInnen festgelegt werden. Da kann es schon mal vorkommen, dass der gewünschte Zeitraum für den Vater aus betrieblichen Gründen nicht bewilligt oder einem Lehrer vorgeschlagen wird, seine Vätermonate doch in den Sommerferien zu nehmen. Auch können berufsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Freistellung festgestellt werden. So müssen MitarbeiterInnen in der frei-
geldeltern en Wirtschaft noch eher mit Widerständen von Seiten der ChefInnenetage rechnen als z. B. in Sozialberufen. Wie die frischgebackenen Mütter und Väter diese elternbezogene Entgeltersatzleistung beurteilen, hängt über-
bis das Betreuungsnetz befriedigend ausgebaut ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Verantwortung der Kinderbetreuung wie bisher bei den Müttern liegen wird. Somit ist eine Verzögerung des beruflichen Wiedereinstiegs von
10,5 Prozent der bewilligten Anträge auf Elterngeld werden von Vätern gestellt. Das ist im Vergleich zum früheren Erziehungsgeld eine Verdreifachung der Väterbeteiligung – Tendenz steigend. wiegend von ihrer vorherigen Erwerbstätigkeit und von ihrem Einkommen ab. Vor allem gut Verdienende reagieren positiv auf den angemessenen finanziellen Ausgleich während ihrer Babypause. Selbst ein zeitweiliger Ausstieg des Mannes, der immer noch überwiegend ein höheres Gehalt bezieht, kann eine Familie finanziell verkraften. Somit wird den Männern ein wirklicher Anreiz geboten, für einen bestimmten Zeitraum die Kinderbetreuung zu übernehmen. Und gut verdienenden Frauen bleibt mit dem Elterngeld eine eigenständige Existenzsicherung erhalten. Nicht Erwerbstätige, wie z. B. Studierende oder Hausfrauen/Hausmänner und gering Verdienende müssen im Vergleich zum vorherigen Erziehungsgeld allerdings finanzielle Einbußen hinnehmen. Da waren manche Frauen froh, dass ihre Kinder noch vor dem Stichtag auf die Welt gekommen sind. Somit kommen sie zehn Monate länger in den Genuss von dreihundert Euro im Monat, da das alte Erziehungsgeld über 24 Monate läuft. Betreuungsplätze & Berufswiedereinstieg. Wohin allerdings mit den Kleinen, wenn die Bezugsdauer des Elterngeldes abgelaufen ist und die Eltern, entweder aus finanzieller Notwendigkeit – dies betrifft vor allem Alleinerziehende – oder weil es ihr persönlicher Wunsch ist, wieder in ihren Beruf zurückkehren müssen bzw. wollen? Denn Betreuungsplätze für unter Dreijährige sind vor allem in den alten Bundesländern rar. Zwar gibt es bereits Bemühungen in Richtung mehr Betreuungsplätze für die Kleinsten – so kam es laut pro familia Konstanz in einigen Kindergärten schon zu Umstrukturierungen und zu Gruppenerweiterungen in Kinderkrippen –, doch
Frauen auch weiterhin vorprogrammiert. Hinsichtlich der Kinderbetreuung für unter Dreijährige weist Österreich ähnliche Defizite auf, obwohl auch hier in den Ausbau von Betreuungsplätzen investiert wird. Doch das ist laut Aussage von Sonja Dörfler, Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) – wenn der tatsächliche Bedarf der Eltern als Maßstab herangezogen wird – bei weitem zu wenig. „Und ein wesentlicher Punkt ist, dass nicht nur mehr Plätze real geschaffen werden müssten, sondern es müsste auch mehr Geld dafür investiert werden, um die Kosten für Eltern zu senken.“ Drei Modelle. Sechs Jahre nach Einführung des Kinderbetreuungsgeldes (KBG) kam es in Österreich am 1. Jänner 2008 endlich zu einer Novellierung. So können Anspruchsberechtigte mittlerweile zwischen drei Bezugsmodellen2,
die in Dauer und Höhe variieren, wählen. Die Wahl der Leistungsart kann jedoch nur einmal getroffen werden und ist auch für den zweiten Elternteil bindend. Darüber hinaus wurde die Zuverdienstgrenze auf 16.200,- Euro ausgeweitet. Weitere Verbesserungsvorschläge wurden allerdings nicht berücksichtigt. So steht Alleinerziehenden weiterhin nicht die volle Bezugsdauer zu, wie Familien mit zwei Elternteilen. Auch wurde z. B. die Einführung einer 24 Stunden Zuverdienstgrenze, die laut Ingrid Moritz, Leiterin der Arbeiterkammer Wien Abteilung Frauen und Familie, Kinderbetreuungsgeld und Elternteilzeit gut miteinander kombinieren würde, aus Gründen der Gleichheitswidrigkeit abgelehnt. Ein wesentliches Manko, nämlich die unterschiedliche Länge zwischen Bezugsdauer und arbeitsrechtlicher Karenz – in der Vergangenheit oft genug Ursache dafür, dass Frauen auf ihren Arbeitsplatz verzichteten, wurde mit der Neuregelung nicht vollständig behoben. Und was können wir in Österreich von den Neuerungen des KBGs in Sachen mehr Väterbeteiligung bei der Kinderbetreuung erwarten? „Möglicherweise wird mit den Kurzmodellen ein bisschen was erreicht“, so Ingrid Moritz. „Die Erwartung ist, dass die Väterbeteiligung ein bisschen ansteigen wird, aber dass das jetzt der Schub für die partnerschaftliche Teilung wird, diese ❚ Erwartung haben wir nicht.“
Elterngeld Mit der Geburt eines Kindes ab dem 1.1.2007, 00.00 Uhr erhalten Mütter und Väter in Deutschland das so genannte Elterngeld. Es handelt sich dabei um eine elternbezogene Entgeltersatzleistung. Es kann von einem Elternteil bis zu zwölf Monate, bei Beteiligung des zweiten Elternteils (überwiegend der Vater) bis maximal 14 Monate in Anspruch genommen werden. Alleinerziehende haben einen Anspruch auf 14 Monate. Für die Berechnung der Höhe des Elterngeldes wird das Nettoeinkommen der AntragstellerInnen herangezogen und nicht, wie beim Erziehungsgeld, die Einkommen beider Elternteile. Die Höhe des Elterngeldes beläuft sich auf 67 Prozent des Nettoeinkommens der letzten zwölf Monate, jedoch mindestens dreihundert Euro und höchstens 1.800,- Euro. Allerdings kann dieser Höchstbetrag überschritten werden, wenn es im Falle von Geschwistern oder bei Mehrlingsgeburten zu einer finanziellen Aufstockung des Elterngeldes kommt. Bei einem Einkommen unter tausend Euro steigt der Prozentsatz um 0,1 Prozent für je zwei Euro, um die das Einkommen von tausend Euro unterschritten wird. Die Eltern können das Elterngeld gleichzeitig oder nacheinander in Anspruch nehmen und die 14 Monate beliebig untereinander aufteilen.
1 Entspricht der in Österreich bestehenden Karenz und kann von Müttern und Vätern, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, bis zu drei Jahren in Anspruch genommen werden. In dieser Zeit besteht Kündigungsschutz. 2 Bis zum 36. Lebensmonat des Kindes (davon sechs Monate der zweite Elternteil) mit einem Bezug von 436,Euro pro Monat oder bis zum 24. Lebensmonat (davon vier Monate der zweite Elternteil) mit einem Bezug von 624,- Euro pro Monat oder bis zum 18. Lebensmonat (davon drei Monate der zweite Elternteil) mit einem Bezug von achthundert Euro pro Monat.
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studiumsexarbeit
Seminar und Striptease Immer mehr Studentinnen prostituieren sich, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. In Frankreich gibt es laut Schätzungen bis zu 40.000 studentische Prostituierte. Mit Einführung der Studiengebühren nimmt diese Entwicklung auch in anderen Ländern zu. Von Silke Pixner „Mes chères études“ zu deutsch „Mein teures Studium“, lautet der Titel des Buches der 19jährigen Studentin Laura D. In diesem Erfahrungsbericht erzählt sie von ihrem ersten Jahr als Studentin an der Pariser Universität
Kingston University ist die Zahl der sich prostituierenden Studentinnen in Großbritannien seit 2000 um fünfzig Prozent gestiegen. Dabei gaben zehn Prozent der Befragten an, studierende Bekannte zu haben, die als Stripperinnen, Prostituierte oder Masseurinnen arbeiten.
Thematik wird immer wichtiger“, so Marion Detlef von der ersten autonomen Hurenorganisation in Deutschland „Hydra“. In Berlin gebe es bordellartige Betriebe, die nur aus Akademikerinnen und Studentinnen bestehen, so Detlef. In Österreich sind Bordelle in dieser
„Studierende tappen immer mehr in die Schuldenfalle. Studiengebühren, Wohnungsmieten, etc. sind neben dem irren Leistungsdruck auf den Universitäten nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher Nebenjob reicht nicht mehr aus, um die monatlichen Kosten abzudecken.“
Links: www.sophie.or.at www.hydra-ev.org
10 an.schläge april 2008
und der ständigen Geldnot, an der sie leidet, und die sie schließlich in die Prostitution führt. Lauras Buch hat eine große mediale Diskussion über studentische Prostitution weit über die Grenzen Frankreichs ausgelöst, denn nicht nur Paris ist ein teures Pflaster. So stieg laut Studien die Anzahl von Studentinnen, die sich prostituieren, vor allem in England und Polen drastisch. Laut der Studie „UK Students and Sex Work“ der
Internationales Problem. Aber sind solche Studien auch auf Deutschland oder Österreich umzulegen? „Wir sind weit von französischen oder englischen Verhältnissen entfernt“, sagte Stefan Grob vom deutschen Studentenwerk in Berlin dem „Unistandard“. Das bedeutet freilich nicht, dass das Problem nicht existiert. „Aus meinem rein subjektiven Empfinden ist ein Anstieg der studentischen Prostitution zu verzeichnen. Die
Form nicht bekannt, meint Cordula Höbart von der Organisation „Sophie – BildungsRaum für Prostituierte“. Und gibt angesichts der für Frankreich angenommenen Zahl von 40.000 studentischen Prostituierten außerdem zu bedenken: „Generell sind Schätzungen für den Bereich der Sexarbeit immer mit großer Vorsicht zu genießen. Beispielsweise liegen für Österreich noch nicht einmal die Gesamtzahlen der Frauen (und auch
sexarbeitstudium Männern) vor, die als Prostitutierte/r registriert sind. Dazu kommt, dass das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen mit einer massiven Stigmatisierung einhergeht. Außerdem ist da noch die unklare Rechtslage. Manche Bereiche der Prostitution finden daher abseits der öffentlichen Wahrnehmung statt.“ Höbart verweist allerdings darauf: „dass es durchaus vorstellbar ist, dass die Sexindustrie mit ‚Studentinnen‘ gezielt Werbung macht“. Und tatsächlich: Durchkämmt man die Sexanzeigen einer österreichischen Tageszeitung, lassen sich immerhin drei Annoncen finden, die mit „Studentinnen“ locken: „Leckere, süße Studentin mit perfekten Rundungen! Hausbesuche!“ Konkrete Zahlen darüber, wie viele echte Studentinnen sich hinter solchen und ähnlichen Anzeigen verbergen, gibt es jedoch bislang nicht. Auf die Frage nach Statistiken in Österreich lässt das Bundeskriminalamt (BKA) verlauten: „Die Frauen müssen gemeldet sein wegen der gesundheitlichen Untersuchungen, aber ihre berufliche Tätigkeit interessiert uns nicht“, so Armin Halm, Pressesprecher des BKA. Genauere Schätzungen gibt es also auch in Österreich nicht, Interesse für dieses Problem allem Anschein nach ebenfalls nicht. Doch wie sieht es mit subjektiven Einschätzungen aus? Elke Larcher, Frauenreferentin der österreichischen HochschülerInnenschaft: „Auch wenn in Österreich noch keine Zahlen erhoben wurden, ist doch zu befürchten, dass es, mit steigendem Leistungsdruck, immer höheren monatlichen Kosten etc., nicht besser zugeht als in den europäischen Nachbarländern“. Denn die Gründe für Studentinnen, den Weg in die Prostitution zu wählen, unterscheiden sich nicht wesentlich. „Studierende tappen immer mehr in die Schuldenfalle. Studiengebühren, Wohnungsmieten, etc. sind neben dem irren Leistungsdruck auf den Universitäten nicht mehr tragbar. Ein gewöhnlicher Nebenjob, zum Beispiel als BabysitterIn, reicht nicht mehr aus, um die monatlichen Kosten abzudecken. Die Verschuldung der StudentInnen steigt immer weiter an und Gelegenheitsprostitution scheint da ein Ausweg für viele zu sein,“ nennt Larcher den Beweggrund vieler Frauen.
Wege in die Prostitution. Tippt man bei der Suchmaschine „Google“ die beiden Begriffe „Prostituierte Stellenangebote“ ein, so stößt man ziemlich schnell auf einige einschlägige Stellenangebote. Nicht selten sind dabei Nachsätze wie: „bevorzugt Studentinnen gesucht“ oder „Der Job ist besonders für Studentinnen geeignet“, zu finden und nicht selten sind die Stellen extrem gut bezahlt. Während die Mehrzahl der Studierenden also mehr schlecht als recht versucht durch klassische StudentInnenjobs – McDonald und Co – über die Runden zu kommen, sehen manche in der Prostitution die lukrativere und vor allem schnellere Lösung. Der Weg in die Prostitution erfolgt für Studentinnen meist über das Internet, denn die ersten Kontakte können hier diskret und anonym hergestellt werden. Die wenigsten Frauen stehen auf der Straße. Stattdessen wählen viele junge Frauen andere Arten, ihren Körper feilzubieten: Manche verkaufen gebrauchte Unterhosen im Internet, andere bieten Aktfotos oder Pornobilder oder strippen gegen Bezahlung vor einer Webcamera. Auch Escortservices sind für den Einstieg beliebt. Cordula Höbart ist der Ansicht: „Unsere Vermutung ist, dass Studentinnen am ehesten im Escortbereich tätig sind.“ Dass die Studentinnen auch in Deutschland meist nicht auf der Straße stehen, sondern in Bordellen oder anderen geschützteren Bereichen arbeiten, bestätigt Marion Detlev von Hydra. „Die Studentinnen sind außerdem besser für eine Einstiegsberatung erreichbar. Sie gehen bewusster mit der Situation um.“ Was tun? Was kann man also tun, um zu verhindern, dass Studentinnen, die sich nicht aus freien Stücken für einen Nebenjob als Prostituierte entscheiden, aus finanzieller Not in die Sexarbeit gezwungen werden? Larcher sieht den dringlichsten Handlungsbedarf bei der Abschaffung der Studiengebühren und der Ausweitung finanzieller Unterstützung: „Studierende müssen staatlich abgesichert sein. Studieren muss und soll als aufwändige Arbeit betrachtet werden und Barrieren wie Studiengebühren etc. müssen abgeschafft werden. Beihilfen für Wohnungen, Strom etc müssen dringend ausgebaut werden.“ ❚
Beate Hammond
Vergessene Opfer Im Gedenkjahr 2008 wird nicht nur gedacht, sondern auch vergessen. Zum Beispiel die Diskriminierungen und Verfolgungen, denen schwarze Menschen im Nationalsozialismus ausgesetzt waren. Denn die nationalsozialistische Rassenpolitik war auf Vernichtung alles „Fremdrassigen“ ausgerichtet. Dazu gehörten nicht nur Juden, Sinti und Roma, sondern auch AfrikanerInnen und schwarze ÖsterreicherInnnen. Wenn auch das genaue Ausmaß der Diskriminierungen noch nicht hinreichend erforscht ist, ist doch sicher, dass schwarze Menschen im Deutschen Reich vom Besuch höherer Schulen ausgeschlossen wurden. Es gibt Hinweise darauf, dass schwarze Kinder in Heime für „rassisch minderwertige Kinder“ eingeliefert wurden. In den „Kinder-KZs“ Uckermark und Moringen ist die Existenz schwarzer InsassInnen ebenso dokumentiert wie in verschiedenen Konzentrationslagern im Deutschen Reich, auch in Mauthausen. War dies womöglich das Schicksal des jungen Burschen, der 1938 in der österreichischen Filmproduktion „Prinzessin Wildfang“ an der Seite des Kinderstars Traudl Stark im perfekten Deutsch den „afrikanischen“ Spielgefährten der jungen Prinzessin Sissi spielte? Im Filmarchiv Austria weiß man nicht einmal seinen Namen. Die Nürnberger Rassegesetze stigmatisierte schwarze Menschen als „Artfremde,“ die keine Ehen mit „Ariern“ eingehen durften und bei Zuwiderhandlung Gefahr liefen, wegen „Rassenschande“ verfolgt zu werden. „Volksgenossen“ waren sie schon gar nicht: Fast alle schwarze Menschen verloren kurz nach der Machtübernahme ihre deutschen Pässe und damit nicht nur das Aufenthaltsrecht in Deutschland, sondern auch die Möglichkeit im Exil ein neues Leben zu beginnen. Abgesehen von einzelnen Autobiographien deutscher ZeitzeugInnen ( u. a. Hans Massaquoi, Marie Nejar) ist wenig über das Schicksal dieser Menschen bekannt. In Österreich kam bisher lediglich ein Zeitzeuge, Achmed K. aus Oberösterreich, in einem Sammelband Walter Sauers zu Wort. Je mehr Zeit vergeht, um so mehr besteht die Gefahr, dass dieses Kapitel der österreichischen Geschichte endgültig dem Vergessen anheim fällt. Hinweise auf das Schicksal schwarzer Menschen im Nationalsozialismus bitte an: zeitzeugen@a1.net april 2008 an.schläge 11
internationalan.riss indien
Pink Gang Der Kampf gegen Missstände ist das Anliegen der „Pink Gang“. Erfolgreichen Widerstand gegen gewaltsame Unterdrückung zu organisieren – das ist das Motto der Frauenselbsthilfegruppe im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh. In pinkfarbenen Kutten treten die fast hundert Frauen der „Pink Gang“ bzw. „Gulabi Gang“ auf, um notfalls auch mit Gewalt gegen schlagende Ehemänner oder korrupte Staatsbeamte vorzugehen. Gegen die gesellschaftliche Verankerung von Diskriminierungen in einer der ärmsten Regionen Indiens wollte Gründerin Pal Devi aktiv werden. Wie viele andere Frauen erlebte auch sie Gewalt in der eigenen Familie. „Niemand kam uns zu Hilfe“ erklärt sie, und ist nun angetreten, dies zu ändern. Die Gang will als geschlossene und gemeinsam auftretende Gruppe gewalttätige Männer das Fürchten lehren und auch gegen die alltäglichen Übergriffe von Polizisten gegenüber Armen vorgehen. Mit Erfolg: Die „Gulabi Gang“ ist mittlerweile in 195 Ortschaften der Region für mehr Gerechtigkeit unterwegs, u.a. wurde auch schon eine Polizeistation gestürmt. Pal Devi möchte dennoch keinesfalls als gewaltbereite Feministin wahrgenommen werden. Ihr geht es um Respekt für Menschen, die durch die bestehenden patriarchalen Verhältnisse und durch ihr Armsein unterdrückt werden. „We’re a gang for justice” sagt die Gründerin. lz
israel berlin
Schokolade macht süchtig
Adoptionsrecht für Lesben/Schwule
Die „Schoko“ ist Berlins größtes Frauen- und Lesbenzentrum. Sie bietet auf tausend Quadratmetern und sechs Etagen eine Mischung aus Sozial- und Rechtsberatung, Bildung, Sport- und Freizeitangeboten. Zweckbetriebe, die sich selbst finanzieren und Sozialprojekte, die auf Zuschüsse angewiesen sind, garantieren das vielfältige Angebot. 2004 wurde die Genossinnenschaft Schokofabrik eG. gegründet um die Häuser des Frauenzentrums zu kaufen, ausschließlich mit Frauenkapital. Die Miete wird über Spenden und Monatsbeiträge der Genossinnen finanziert. Unter den HausbesetzerInnen im Berliner Stadtteil Kreuzberg im Jahre 1981 waren auch vierzig Frauen. Sie zogen in die leerstehende Schokoladenfabrik „Greiser und Dobritz“ in der Naunynstraße und gründeten das erste Frauenstadtteilzentrum. Langsam wuchs die Initiative, die Aktivistinnen errichteten zwei Krisenwohnungen, ein türkisches Bad und ein Beratungszentrum. Frauen jeden Alters, unterschiedlicher Befähigungen, jeglicher Herkunft oder sexuellen Orientierung sind in der Schoko willkommen. Eine fördernde Mitfrauschaft ist ab 2,50 Euro im Monat möglich. Auch einmalige Spenden für anstehende Projekte werden angenommen. Gerade gibt es einen neuen Aufruf in Form der Aktion „100 neue Genossinnen“. Denn seit Anfang des Jahres läuft der Umbau des neuen Schokocafés und benötigt wird vor allem kräftige finanzielle Unterstützung. Mit einer Einlage von 500,- Euro ist frau dabei. Bis das neue Café fertig ist, kann die Baustelle als open space von Interessierten für Diskussionen, Feste oder Ausstellungen genutzt werden besu
In Israel haben gleichgeschlechtliche Paare seit Februar 2008 das Recht Kinder zu adoptieren, selbst wenn keineR der beiden PartnerInnen mit dem Kind biologisch verwandt ist. Die Entscheidung des Rechtsberaters der israelischen Regierung bedeutet einen historischen Durchbruch für die LesBiSchwule-Bewegung Israels. Während der von Sozialminister Itzhak Herzog (Avoda) initiierten Debatte war festgelegt worden, dass der Begriff „ben zug“ (Partner) im israelischen Adoptionsgesetz auch gleichgeschlechtliche PartnerInnen miteinbezieht. Alle rechtlichen Schranken für schwule oder lesbische Paare, einen gemeinsamen Antrag auf Adoption zu stellen, sind damit beseitigt. Die Abteilung für Kinderfürsorge des Sozialministeriums muss in Zukunft Anträge von Homosexuellen gegenüber Anträgen von heterosexuellen Paaren gleichrangig behandeln. Während Sozialminister Herzog die Entscheidung begrüßte, bezeichnete der Vorsitzende der orthodoxen Shas-Partei, Eli Jischai, diese als „schockierend und ekelerregend“. Der aktuelle Fall einer lesbischen Französin, die nach Ablehnung ihres Adoptionsansuchens den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrief, der ihre Forderung nach Schmerzensgeld bestätigte, zeigt, dass auch in Europa die Mauer bröckelt. „Schließlich leben Tausende von Kindern auch in Österreich in Familien mit lesbischen Müttern oder schwulen Vätern,“ betonte Lunacek und sagte weiter:„Auch Österreich wird sich dem internationalen rechtlichen Trend nicht länger widersetzen können und die Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren in diesem Bereich abschaffen müssen.“ besu
www.schokofabrik.de
www.politik.de/forum/makebbcode.php?t=198835
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an.rissinternational
theologie
Raus aus der Schlangengrube „Schlangenbrut“, die älteste deutschsprachige Zeitschrift für feministische Theologie und Spiritualität, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift wird in Bonn von feministischen Theologinnen aus verschiedenen religiösen Traditionen und gesellschaftlichen Kontexten produziert. Jedes Heft widmet sich einem Schwerpunkt, für die aktuelle Ausgabe hat sich das Team für das Thema „Feiern“ entschieden. Frau kann sich darin z. B. über das medica mondiale-Palaver-Hütten-Projekt informie-
maedchenmannschaft.net
ren, mehr über islamische Festtraditionen erfahren oder von der Kunst der Kommunikation beim Feiern lesen. Der Titel „Schlangenbrut“ war 1983 bewusst provokativ und kämpferisch. Er sollte vor allem die Vieldeutigkeit der Frauengeschichte und des Frauenlebens widerspiegeln: weg von der Schlange als einem Symbol patriarchaler Sündenfantasien, hin zu dem alten Symbol für Weisheit und Leben. Als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis, zwischen feministischer Kritik und Glaube, versucht Schlangengrube den Spagat zwischen auf den ersten Blick sich widersprechenden Ansprüchen zu vollziehen. Mit viel Enthusiasmus und Power bietet das ansprechend layoutierte Heft ein Forum für Diskussionen, Meinungen und Streit. „Schlangenbrut fühlt sich keiner Richtung der feministischen Theologie verpflichtet“, lässt sich der Website entnehmen. Deshalb scheuen sich die Redakteurinnen nicht vor dem Blick in andere Bereiche – kulturelle und religiöse. Redakteurin Aurica Nutt betont:„Die Schlangenbrut bemüht sich ständig aufs Neue, sowohl alltägliche Erfahrungen als auch die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen ausgewogen aufzunehmen und darzustellen – und damit immer mehr darauf hinzuarbeiten, dass Theorie und Praxis keine Gegensätze mehr sind.“ In den letzten Jahren sind so unterschiedliche Themenfelder wie „Lateinamerikanische Befreiungstheologie“,„Mediterrane Theologie“,„Islam der Frauen“,„Bekenntiswechsel“, „Himmel“,„Krieg“,„Gender Studies“,„Tanz“ und „Rituale“ aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet worden. Den interreligiösen Dialog zu fördern, haben sich die Frauen der Schlangenbrut als einen zentralen Arbeitsauftrag selbst verordnet. „Wir sind stolz auf unseren interreligiös besetzten Beirat und die vielen jüdischen und muslimischen Autorinnen, die ganz selbstverständlich für unsere feministisch-theologische Zeitschrift schreiben. Ich wünsche mir, dass wir diesen Kreis noch erweitern können, auch im Hinblick auf andere Religionen“, erklärt Redakteurin Antje Röckemann. besu www.schlangenbrut.de
„Verliebt in den Feminismus“ sind die Blog-Betreiberinnen. Die drei Jungjournalistinnen aus München verwenden zwar kein Binnen-I, wollen aber zum Neuverhandeln feministischer Identitätspolitik anspornen. Feminismus und Spaß haben müssen sich nicht ausschließen, so ihre Meinung. Und: Der Postfeminismus ist eine hinterhältige Sau. Den Beweis anzutreten, dass Feminismus das Leben schöner macht, ist die erklärte Mission des Trios – auch ein Buch dazu wurde gerade von ihnen herausgeben. „Alphamädchen“, so der Titel, haben keine Sehnsucht nach 1950er Jahre Familienidylle, die wollen sich auch nicht auf den Errungenschaften der Vorgenerationen ausruhen. „Alphamädchen“ wie Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl stellen fest: „Weil sich der neue Feminismus grundsätzlich gegen jedes Geschlechtervorurteil richtet, kämpft er automatisch für die Männer mit.“ Denn: der Kampf um Gleichberechtigung kann nur mit vereinten Kräften erfolgreich sein. Und die Radio-Gastgeberin und Feministin Mrs. Pepstein spricht in einer zweiwöchentlichen Glosse über ihr Leben zwischen Emanzipation und Kindererziehung. sr april 2008 an.schläge 13
Fo t o : C h r i s t i a n Wi l d
israelfeminismus
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Fo t o : L a u r e n Ly o n s
Jüdinnen, die auch arabisch sind Der enge Raum zwischen Eurozentrismus, Orientalismus und Islamophobie: Im Mizrahim-Frauenzentrum in Tel Aviv werden feministische Werte kämpferisch umgesetzt, die weder weiß noch westlich sind. Eine Reportage von Kerstin Kellermann. Eine kleine Straße in Tel Aviv, in der Nähe des Zentralen Busbahnhofs. Eine Schaufensterpuppe dominiert die Auslage eines Geschäftslokals. Sie ist schwarz gekleidet und schwarz verschleiert und durch die erhöhte Position und die anklagend ausgestreckten Arme sieht sie etwas furchteinflößend aus.„Ist das da drüben das Autonome Frauenzentrum der Mizrahim, der orientalischen Jüdinnen?“, frage ich eine Gruppe afrikanischer Flüchtlinge, die auf der anderen Straßenseite auf Schemeln vor einem Supermarkt in der Sonne sitzen. Breites Grinsen ist die Folge:„Trauen Sie sich nicht hinein? Brauchen Sie eine Eskorte?“ 14 an.schläge april 2008
Drinnen auf dem großen Plenum geht es heftig zu. In alter, wohl vertrauter, feministischer Tradition werden Vorwürfe vorgebracht. „Ihr bedenkt die Dynamik der Geschichte nicht! Ohne die ist die momentane Konstruktion aber nicht zu verstehen!“, ruft eine ältere Frau mit kurzen weißen Haaren. Dann zählt sie eine Reihe von Punkten auf, die sie zur Analyse des aktuellen Problems wichtig fände. Eine Gruppe von Frauen, die auf dem Sofa sitzt, schüttelt einhellig die Köpfe. Weitere Argumente folgen. Es wird im großen Kreis unterschiedlichster Frauen eine feministische Konferenz für den Herbst vorbereitet. Eine Frau stillt ihr Baby, andere kosten von den selbst gemachten
Süßigkeiten, die auf dem Tisch stehen. Große Frauenporträts hängen in goldenen Rahmen an der Wand. Kommunikation gegen Konflikte. „Feminismus war damals für mich eine Offenbarung wie Amerika für Kolumbus. Ich überquerte den Rubikon, um niemals zurückzukehren. Feminismus bedeutete für mich, so wie für Archimedes in anderem Zusammenhang, einen Punkt zu haben, auf dem du stehen kannst – dann kannst du die ganze Welt aus den Angeln heben“, schwärmt die 68jährige Esther Eillam, deren Familie mütterlicherseits „nach Auschwitz ging“. Die kämpferische Esther gründete 1971 die erste feministische Gruppe in Tel Aviv.
feminismusisrael „Ich las über eine Women’s Lib-Gruppe, die die spätere Parlamentsabgeordnete Mascha Friedman in Haifa gegründet hatte. Erste Themen betrafen den Kampf gegen das Patriarchat, besonders das Thema Abtreibung oder Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Damals regelte das orthodoxe Gesetz viele persönliche Dinge wie Ehe, Scheidung, Geburtsregistrierung oder Begräbnis. Ab 1976 begannen wir mit den Schutzhäusern für geschlagene Frauen, dann wurde ich Koordinatorin für das erste Rape Crise Center.“ Die fünffache Großmutter entschuldigt sich beinahe für ihren Ehegatten: „Ich bin Feministin und Anarchistin und immer noch mit dem gleichen Mann verheiratet …“ Esther hat auch zum andauernden Konflikt Israel/Palästina eine deutliche Meinung: „Frauen sind sozial eher auf Frieden eingestellt und auf Konfliktlösung durch Kommunikation. Im Konflikt Israel/Palästina wird viel männliche Begrifflichkeit in Richtung auf Krieg und Kampf hin verwendet. ‚Intifada’ (Anm.: wörtlich „Abschütteln“) ist z. B. ein männlicher Terminus – ich will diese Begriffe nicht.“ Kampagne und Berufung. Von diesem Frauenzentrum in Tel Aviv ging schon im Zuge öffentlicher Kampagnen großer politischer Einfluss aus. Zwei hohe Politiker mussten wegen sexueller Belästigung die Konsequenzen ziehen. Esther erklärt: Israels Ex-Justizminister „Ramon küsste eine Soldatin einfach auf den Mund. Vor Gericht wurde er schuldig befunden, er wurde zu sechs Monaten sozialer Arbeit verurteilt, die er in einem Stall mit Pferden abzuleisten vorzog. Es gibt eine Mizrahim-Gruppe von Anwältinnen, die jetzt Berufung eingelegt und ein Ansuchen an den Obersten Gerichtshof gestellt hat. Die Geschichte mit Kazav und der Belästigung seiner Angestellten war nicht so zufriedenstellend, er musste bloß zwei Wochen früher in Pension gehen. Es gab einen Handel und viele NGOs gingen dagegen in Berufung. Der Oberste Gerichtshof wird nun entscheiden. Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes ist eine Frau, die mit mir das erste Krisenzentrum gegen Vergewaltigung gründete und wir hoffen, dass sie loyal und ihrem Herzen treu geblieben ist ...“
Das Zentrum organisierte auch eine Koalition für eine Präsidentin, aber Simon Peres wurde eben von mächtigeren Gruppen unterstützt. In einem Frauen-Parlament wurden sechs Frauen als Kandidatinnen präsentiert, die Künstlerin Shula Keshet hatte Esther vorge-
rinnen als gleich große Gruppen teil. Doch erst ab 1999, als die Mizrahim unübersehbar wurden und im Jahr 2000, nachdem auf einer feministischen Konferenz die Entscheidung zur Unterstützung der Fabrikarbeiterinnen, unter denen es viele Mizrahim gibt, in
„Feminismus bedeutete für mich, einen Punkt zu haben, auf dem du stehen kannst – dann kannst du die ganze Welt aus den Angeln heben.“ E st h e r E i l l am , Fo t o : Yi g a l E i l l a m
der Peripherie gefallen war, wurden die Mizrahim akzeptiert. „Wir etablierten eine wirklich radikale Art des Denkens, was es bedeutet, eine Mizrahim zu sein. Vorher war es schwer mit den Ashkenasi.“ Esther unterscheidet zwischen einem generellen und einem spezifischen Konzept des Feminismus. „Aber was ist das generelle Konzept? Es ist das weiße, westliche Konzept, dabei reden wir von universellen Werten. Und die Welt ist zu einem Großteil weder weiß noch westlich. Die Europäerinnen versuchen hegemonial zu sein. Aber eigentlich sind wir hegemonialer, weil wir mehr Leute sind, antworte ich ihnen. Wir stellten alle Frauen auf die Landkarte, die nicht weiß, nicht westlich sind. Wir arbeiten mit Frauen aus schlagen. Shula, die während des Inter- dem Kongo und Äthiopien zusamviews neben uns auf einem Sofa thront, men.“ Sie kritisiert auch die Männer: nickt hochzufrieden. „Mizrahi Männer kämpfen ebenfalls für soziale Gerechtigkeit, aber sie koKonferenzen und Bündnisse. 1984 wurde die operieren genauso wie palästinensiIsraelische Frauen-Lobby gegründet, sche oder homosexuelle Männer mit 1991 eine Gruppe mit Prostituierten ge- dem Patriarchat, das, aus den Prinzipigen Frauenhandel. Die speziellen Ange- en heraus, auf denen es beruht, voller legenheiten der Mizrahim, der JüdinHierarchien ist und Unterdrückung benen, deren Eltern aus arabischen Ländeutet. Die fordern das Patriarchat dern, dem Iran, Irak, Yemen und der Tür- nicht heraus.“ kei stammten, liegen der aus Esther formuliert auch Kritik am Thessaloniki stammenden Esther beengen Raum zwischen Eurozentrismus, sonders am Herzen. In Israel dominieOrientalismus und zunehmender Islaren die Ashkenasi, Jüdinnen aus mophobie: „Die linken Ashkenasi FrauDeutschland, Polen oder Russland. „In en sind mit einigen Mizrahim Frauen in all diesen Jahren veränderte sich die den Dialog mit den Palästinenserinnen Welt sehr stark, auf globale Weise. Jede getreten, übernahmen aber die Leiversteht inzwischen mehr über Orienta- tung. Mir schien es so, als ob sie über lismus, wozu die Forscherin Ella Schaunsere Köpfe hinweg mit den Palästihed aus New York einiges beigetragen nenserinnen sprechen würden. Inzwihat“, meint Esther. schen ist es besser geworden. Wir sind Bei den großen feministischen jüdische Frauen, die auch arabisch sind, Konferenzen 1993 und 1994 nahmen das ist schwer für sie, das macht ihnen Ashkenasi, Mizrahim und Palästinense- Angst.“ ❚
In der Ausstellung „Overlapping Voices. Israeli and Palestinian Artists“ ist von 15. Mai bis 26. Oktober in der Sammlung Essl als Teil der Videoinstallation „some stories“ des rites-institute ein Interview mit Esther Eillam zu sehen.
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Fi l m s t i l l s a u s H e l k e S a n d e r s Fi l m D E R S U B J E K T I V E FA K TO R D e u t s c h l a n d 1 9 8 0 /1 9 8 1 , 1 6 m m , Fa r b e u n d s / w, 1 3 8 M i n u t e n .
Nicht Frauen-, Gesellschaftspolitik! Helke Sander über ihre Tomatenwurf-Rede als „Termin neben anderen“, paternalistisches Wohlwollen, weibliches Zurücklachen und hartnäckige Missverständnisse. Ein Interview von Lea Susemichel
„Genossen, wenn ihr zu dieser Diskussion, die inhaltlich geführt werden muß, nicht bereit seid, dann müssen wir allerdings feststellen, daß der SDS nichts weiter ist als ein aufgeblasener konterrevolutionärer Hefeteig.“ Dies ist wohl der bekannteste Satz der berühmten Rede von Helke Sander, gehalten 1968 auf der 23. Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) in Frankfurt. Für den „Aktionsrat zur Befreiung der Frauen“ sprach Sander dort und forderte eine feministische Neuausrichtung der SDSPolitik. Als die Genossen nach dieser Rede unbeirrt zur Tagesordnung überge-
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Küche geschickt, zu einer anderen Frau „die sich auch mit diesen Fragen beschäftigt …“ Ein sich durchziehendes Motiv ist außerdem das Lachen der Männer als Reaktion auf feministische Kritik, eine an.schläge: In ihrem Film „Der subjekti- Reaktion, die schließlich im schenkelklopfenden Hohn des männlichen Auditorive Faktor“ beschreiben Sie die Entwickums bei Ihrer berühmten Tomatenwurflung, die zur Gründung des „Aktionsrat SDS-Rede in Frankfurt kulminierte. zur Befreiung der Frau“ und damit zur Waren die Typen wirklich dermaßen zweiten Frauenbewegung geführt hat. schlimm? Den stärksten Eindruck hat der Film bei mir durch seine Dokumentation der unHelke Sander: Nein, als „schlimm“ glaublichen Ignoranz der „Genossen“ wurden die jungen Männer nicht emphinterlassen. Anni, die Hauptfigur – der funden. Eigentlich eher sogar als hilfsSie ja stark autobiographische Züge verbereit: Anni wurde ja nicht abgelehnt liehen haben – wird mit ihren feministiund herausgeschmissen (was eher zum schen Forderungen in einer Szene in die Standard gehörte), sondern zu einer anhen wollten, warf Sigrid Rüger die geschichtsträchtigen Tomaten auf den SDS-Vorstand. Und die zweite Frauenbewegung nahm ihren Anfang.
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deren Frau in die Küche geschickt. Das war zwar anders, als vorgestellt, aber „besser als nichts“. Auch das gewisse Lächeln über die Aktivitäten der Frauen war für damalige Verhältnisse eher paternalistisch wohlwollend. So in dem Sinn, sieh mal, die Kleine macht auch was selbstständig. Und das Gelächter folgte ja auf ein Argument, über das sich Anni selber nicht ganz im Klaren war: „Ich werde sagen, Frauen sind eine Klasse“. Das war nun allerdings für die Marx-geschulten SDSMänner vollkommen unmöglich. Aber im SDS gab es, anders lautenden Gerüchten zufolge, keine Frauen, die Kaffee kochten und Flugblätter tippten. Was heute in dem Film viel mehr auffällt als damals, das war das normale allgemeine Verhalten. Es dauerte eine gewisse Zeit, bevor auch die Frauen einfach selbstbewusst zurücklachen konnten. Würden Sie bitte noch mal die Geschichte vom „Schwänzeflugblatt“ erzählen …? Das war eine Aktion des seit einigen Wochen bestehenden Frankfurter Weiberrats und auf dem Weg des
„Zurücklachens“ schon einen Schritt weiter. Ich war nicht dabei und kann es nur vom Hörensagen schildern. „Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen.“ Mit Bildern eben dieser, verschiedenen Genossen namentlich zugeordneter Schwänze, die in der Karikatur wie Geweihtrophäen an die Wände genagelt waren. Das war auch insofern frech und neu, als es hier nicht nur um große Poli-
(Wenn ich es sehr vereinfacht ausdrücke, dann könnte man sagen, dass sich CDU-Roland Koch und SPD-Beck und viele andere in den Haaren lagen und plötzlich unter einem neuen Gesichtspunkt durch das Flugblatt vereint wurden). Der Aktionsrat hat vor allem auf Frauen mit Kindern gesetzt, da „die Bereitschaft zur Solidarisierung und Politisierung“ bei Müttern am größten sei,
mein Ziel war es nie, eine Funktionärin der Frauenbewegung zu werden tik ging, sondern die Liebhaberqualitäten der Wortführer von den Frauen kollektiv ins Visier genommen wurden. Das Flugblatt platzte in einen äußerst kontroversen „StrategieStreit“ über die Zukunft des SDS, an dem die Frauen auch teilgenommen hatten und war auch eine Reaktion darauf, was heute meist vergessen wird. Denn die in dem Flugblatt Genannten vertraten zum Teil sehr gegensätzliche Positionen.
weil sie „den Druck am meisten spüren“, argumentieren Sie in dieser Rede. Hat sich das bewahrheitet, waren in der Folge also wirklich vor allem Mütter als Aktivistinnen zu gewinnen? Vom Beginn des Aktionsrats im Januar 1968 bis zu der „Tomantenrede“ im September, die die vielen anderen Gruppen auslöste, stand in Berlin die Kinderfrage im Vordergrund. Und zwar als Versuch, die Stellung der Frauen generell auch theoretisch zu klären. Wo profitie-
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1968 ren sie vom Patriarchat (ein neues Wort), wo und in welcher Weise werden sie unterdrückt. Das änderte sich durch den ungeheuren Zustrom nun viel jüngerer Frauen, vor allem Studentinnen, für die andere Interessen Priorität hatten. Ein Problem war, dass ständig so viele neue Frauen dazu kamen und die
aus. Die Kinderläden waren zunächst als vorübergehende Selbsthilfe unter Frauen gedacht, um sich gegenseitig zu entlasten. Im zweiten Schritt wollten diese Frauen die öffentliche Erziehung in ihrem Sinne verändern. Parallel zu diesem Anliegen und aus ihm heraus entwickelte sich in Berlin der „Aktions-
Voraussetzung, um sich selber die Plattform zu schaffen, die Zeit zu schaffen, über die eigene Lage nachzudenken. Frausein hieß damals zumindest automatisch noch, wie auch heute noch in den meisten Teilen der Welt: Frauen mit Kindern. Es ging also darum, die eigene Lage innerhalb auch der anderen Theo-
Die Kinderläden waren gewissermassen eine Voraussetzung, um sich selber die Plattform zu schaffen, die Zeit zu schaffen, über die eigene Lage nachzudenken. ursprüngliche Konzentration auf eine Frage auch organisatorisch nicht mehr durchzuhalten war. Das führte dann ja auch zu vielen Gruppenbildungen und z. T. dann später auch zu Spaltungen. Die wurden vordergründig erst wieder aufgehoben durch die Abtreibungskampagne von Alice Schwarzer, weil es da ein praktisches Projekt gab, auf das sich alle verständigen konnten und was die theoretischen Auseinandersetzungen für eine gewisse Zeit in den Hintergrund drängte. Die Kampagne stützte sich anfangs ja auf die schon bestehenden Gruppen, was sich auch in den bundesweiten Veranstaltungen zeigte. Wie kam es zur Gründung der Kinderläden? Sie legen ja Wert auf die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Gründungsmotivationen in Frankfurt und Berlin. Zur Entstehung der Kinderläden sind mehrere Versionen im Umlauf. Die einen sehen sie in Frankfurt, andere in Berlin. Tatsächlich entstand in beiden Städten nahezu gleichzeitig eine neue Form der Kindergärten, deren Initiatorinnen anfänglich nichts voneinander wussten. Es lagen ihnen jedoch vollkommen unterschiedliche Konzepte zugrunde. In Frankfurt baute Monika Seifert 1967 einen singulären Kindergarten auf, der für diese Gruppe modellhaft neue Erziehungsziele formulierte. Angesichts der Faschismuserfahrungen sollten die Kinder lernen, falschen Autoritäten zu widerstehen und innere Selbstständigkeit aufzubauen. Darum verstand sich dieses Modell im psychoanalytischen Sinn als „antiautoritär“ und es muss vor dem Hintergrund der damals üblichen öffentlichen Erziehung gesehen werden. Das Berliner Konzept vom Januar 1968 ging von der Situation der Frauen 18 an.schläge april 2008
rat zur Befreiung der Frauen“ und der Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung. Der Name Kinderladen entstand in Berlin und bezog sich auf die damals vielen leer stehenden und billigen Tante-Emmaläden, die wegen der neuen Supermärkte aufgegeben und für die neuen Kindergärten genutzt wurden. Der Bedarf war riesig, das Berliner Modell der Selbsthilfe ungeheuer attraktiv und die Neugründungen so zahlreich – sie gingen bald in die Hunderte – dass schon nach einigen Monaten die wenigsten neu und dann schon meist unabhängig voneinander entstehenden Laden-Initiativen überhaupt noch irgendeine Ahnung von den damit verbundenen ursprünglichen Ideen hatten und unter einem Kinderladen in jeder Stadt eben hauptsächlich ein Kindergarten in Eigeninitiative verstanden wurde, in dem sich je nach Zusammensetzung der Mütter und Väter auch Ideen beider Konzepte wieder finden konnten. Sie beschreiben, dass die Männer mit dem „Zentralrat der Kinderläden“ die Sache gleich wieder an sich gerissen haben. Außerdem sei das Gegenteil des Gewünschten eingetreten: Die Frauen haben sich beim Aufbau der Kinderläden völlig verausgabt, statt sich mehr freie Zeit zu erkämpfen. Wie beurteilen Sie das heute: War es trotzdem wichtig, sich so auf den Bereich der Erziehung zu konzentrieren? Das Missverständnis besteht bis heute. Die Frauen im Aktionsrat haben sich nicht auf den Bereich Erziehung konzentriert, sondern versuchten herauszufinden, wie sie als Bürgerinnen, als Frauen, ihren gesellschaftlichen Status selber definieren können. Die Kinderläden waren gewissermaßen eine
rien zu positionieren. Daher gab es auch die heftigen Kämpfe um den Begriff des „Nebenwiderspruchs“, der eine alte Tradition in der sozialistischen Theorie hatte. Es ging also in erster Linie um eine neue Gesellschaftstheorie. Mit der Zeit – und durch die jünger werdende Frauenbewegung sowie die eher praktische Projektbezogenheit nach 71 – gerieten diese Ansprüche aber zunehmend ins Hintertreffen. In einem Band von Ute Kätzel über die 68erinnen betonen Sie in Ihrem Beitrag immer wieder, dass Sie sich gar nicht als Opfer empfunden haben, sondern sich im Gegenteil eher über Ihre neu entdeckte Stärke gefreut haben. Und Sie schreiben, dass Ihnen dieses Opfer-Image im Nachhinein übergestülpt wurde. Mir persönlich wurde dieses OpferImage nicht übergestülpt. Ich habe nur auszudrücken versucht, dass es so viele Aktivitäten gab und es ein solches Erlebnis war, mit Frauen zusammen nicht nur „was zu machen“ sondern zusammen zu denken, dass viele neue Energien freisetzte. So eine gewisse Weinerlichkeit setzte später erst ein, wobei dies allerdings auch medial bedingt war. Das beschrieb sich einfach gut in der Presse. Im selben Beitrag schreiben Sie auch, dass die im Aktions- oder Weiberrat organisierten Frauen zum Teil nicht mal wussten, dass es bereits eine Frauenbewegung gegeben hatte. Wie erklären Sie sich, dass es trotzdem zu dieser beispiellosen Solidarisierung und Aktivierung von Frauen kommen konnte? Vermutlich hatte sich der Druck langsam aufgestaut. Und jede fügte irgendein neues Detail hinzu, was aber alle eher beflügelte, weil es neue Horizonte eröffnete.
1968 Eine ganz grundsätzliche Frage zum Verhältnis der 68er- und der Frauenbewegung: Wäre eine zweite Frauenbewegung ohne den SDS möglich gewesen? Der SDS bzw. die ganze Studentenbewegung war insofern eine wichtige Voraussetzung – neben der Musik, der Literatur usw., was ja vorausging – weil die Leute spürten, dass dumpfe Verhältnisse abzuschütteln sind. Und die Frauen bezogen das eben auch auf sich. Sie kritisieren auch einiges: dass die Frauengruppen oft gerade auch der Entlastung von Männern dienten, die so von den Problemen der Frauen verschont blieben, zum Beispiel. Sie kritisieren den Kollektivgedanken, weil Sie sich nicht damit abfinden wollten, dass Ihre eigene Arbeit anonymisiert wurde. Und sie kritisieren nicht zuletzt die strikten Organisationen vor allem in den K-Gruppen und die Suche nach „einfachen Lösungen“, an die Sie schon damals nicht geglaubt haben. Was wären Ihre Alternativen gewesen?
Oder was waren diese Alternativen später? Na ja, als die K-Gruppen, die Esoterik und die RAF eine Rolle zu spielen begannen und als Reaktion auf diverse Forderungen in der 218Kampagne, gründeten wir „Brot und Rosen“. Aber mein Ziel war es nie, eine Funktionärin der Frauenbewegung zu werden. Ich wollte in erster Linie meinen Beruf ausüben, was damals schwer genug war. War die Tomatenwurf-Rede für Sie selbst auch der feministische Meilenstein, als der er heute wahrgenommen wird? Oder waren spätere Ereignisse in feministischer Hinsicht für Sie vielleicht viel wichtiger? Für mich war das zunächst ein Termin neben anderen und auch ein misslungener Versuch, mich von zuviel Druck zu befreien. Wie schon in vielen anderen Veröffentlichungen gesagt: wir wollten theoretische Hilfe vom SDS (siehe Gesellschaftstheorien), bzw. mit dem SDS die Mängel der
Das Schwänzeflugblatt des Frankfurter Weiberrats: „Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen.“ sozialistischen Theorien in Bezug auf die Frauen diskutieren und wollten gleichzeitig, dass sie sich unserer Praxis anschlossen. Das verstand bloß keiner, was vor dem Hintergrund der „lachenden und schenkelklopfenden Männer“ vielleicht verständlich ist. Es war einfach unvorstellbar, dass Frauengruppen dem SDS sagen konnten, er solle der Politik vom Aktionsrat folgen. Der Aktionsrat wollte ja keine Frauenpolitik machen sondern Gesellschaftspolitik, in der Frauen alle Bereiche der Gesellschaft zumindest gleichberechtigt mit❚ definieren.
Bei goodmovie ist die Edition der Filmemacher: Helke Sander erschienen. Neben „Der subjektive Faktor“ enthält sie die Filme „BeFreier und Befreite“,„Brecht die Macht der Manipulateure“,„Der Beginn aller Schrecken ist Liebe“,„Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers“,„Mitten im Malestream – Richtungsstreits in der neuen Frauenbewegung“,„Hannelore Mabry“,„Muttertier – Muttermensch“,„Dorf“,„Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste Nr. 1“, „Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste Nr. 5“,„Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste Nr. 8“, „Subjektitüde“,„Silvo“,„Völlerei? –Füttern!“ und „Eine Prämie für Irene“.
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Die Tomate flog noch vorbei Den Ostersonntagmorgen im April 1968 verbrachte ich noch in relativer politischer Unschuld. Aber die Selbstbezichtigungskampagne prominenter Frauen in der Illustrierten „Stern“ ging mir unter die Haut: „Ich habe abgetrieben!“ Von Bärbel Mende-Danneberg
Bilder (von links nach rechts): Anti-Schah-Demonstration, 2.Juni 1967 Frauencafé Wien Eine der ersten von der AUF organisierten Abtreibungsgroßdemonstrationen in Wien
Protestaktion von Hamburger Studentinnen im Gerichtsverfahren gegen Ursula Seppel (zweite von rechts ), Hamburg 12.12.1968 Angela Davis Weihnachten 1972: Frauendemonstration auf der Wiener Mariahilferstraße gegen den Abtreibungsparagraphen 144§, Aktion der Künstlerin Erika Mis Frauendemo in Wien, ohne Datum 1969 Frauendemo in Mexiko-Stadt , Archivbild © Comite 68, Dank an Heidrun Holzfeind Bilder teilweise entnommen aus: Bärbel Danneberg, Fritz Keller, Aly Machalicky, Julius Mende (Hg.): Die 68er. Eine Generation und ihr Erbe, Wien 1998, Döcker Verlag. Ute Krätzel (Hg.): Die 68erinnen. Porträt einer rebellischen Frauengeneration, Berlin 2002, Rowohlt Verlag.
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auch irgendwie froh waren, dem drückenden und karriereknappen Arbeitsleben auf diese Weise zu entkommen. Kinder-Küche-Herd war gesellschaftspolitischer Konsens. Das Aufbruchsklima der Protestbewegungen Ende der 1960er brach mit diesen Konventionen und Traditionen. Die braven Söhne ließen sich die Haare wachsen, hörten die Beatles und lasen Marx und Marcuse; die artigen Töchter verweigerten sich und ihre Dienste, lasen Simone de Beauvoir und forderten
Martin Luther King wurde in Memphis ermordet, das war weit weg; Rudi Dutschke wurde am Berliner Ku-Damm zusammengeschossen, das war nah, aber fremd für mich. Axel Springers Medienimperium geißelte die linken Chaoten, die ihre Ostermärsche gegen Wiederbewaffnung und atomare Aufrüstung abhielten. Und ich fand das noch irgendwie in Ordnung. Helke Sander vom Aktionsrat zur Befreiung der Frauen verurteilte im September
also typische Arbeiterklasse. Da zogen sie nun mit ihren schwarzen und roten Fahnen vorbei und schrien ‚Ami go home’. Berlin bebte. Das war im US-besetzten Teil. Die Aufforderung an die GIs bezog sich nicht auf diese Stadt, sondern auf Vietnam, aber das kapierte ich erst später. Wie so vieles andere Politische. Unglaubliche Wut, dass die mit ihren roten Fahnen sich getrauten, was ich nicht wagte: Aufbegehren und Ordnungen infrage stellen.
’68 auf der 23. Delegiertenkonferenz des SDS das männliche Machogehabe der Genossen, und als diese ihren Beitrag ignorierten, schmiss Sigrid Rüger die berühmte rote Tomate Richtung Podium. Dies wird als Geburtsstunde der Neuen Frauenbewegung markiert. Viele Frauen verließen enttäuscht den SDS und organisierten Kinderläden und Frauengruppen. Die rote Tomate flog damals, in diesem Jahr der Mythen und der Möglichkeiten, noch an mir vorbei. Ich lebte damals im Westteil der geteilten Stadt. „Am bedrohlichsten erschienen mir die Demonstrationen. Ich, knappe 25, Hausfrau, vor der Geburt meiner Kinder Schneiderin in einer Fabrik, dann (einzig erschwinglicher Bildungsaufstieg) Krankenschwester; mein Mann AEG-Monteur,
Die rote Tomate flog damals, in diesem Jahr der Mythen und der Möglichkeiten, noch an mir vorbei. So wie ich dachten damals viele. Doch dann plötzlich Schubumkehr. Die Selbstbezichtigungskampagne von prominenten Frauen „Ich habe abgetrieben“ in der Zeitschrift „Stern“ erreichte mich zielgenau und bewirkte bei mir eine sympathisierende Achtung vor dem Mut dieser Frauen. In den 1960er Jahren haben junge Frauen eine ungewollte Schwangerschaft entweder ausgetragen, oder sie illegal beendet – mit all den bekannten gesundheitlichen, finanziellen und strafrechtlichen Folgen. Ich war da keine Ausnahme, als ich ungewollt schwanger wurde. Und es war auch nicht ungewöhnlich, dass Frauen in dieser Situation Hausfrauen wurden und vielleicht
gleiche Rechte. Es kam etwas ins Rollen, das die erstarrten, muffigen Strukturen der Nachkriegsjahre aufbrach. Meine Ehescheidung im Jahr 1968 war ein Wagnis. Ein Aufbegehren gegen die Sprachlosigkeit und Enge meiner Hausfrauenwelt in einer jener halbfertigen, anonymen Satellitenstädte, die wie aus einem Legobaukasten an den Rändern Westberlins wuchsen. Kindergartenplätze für meine beiden Mädchen gab es keine, eine Wohnung auch nicht, und schon gar nicht Arbeit für mich, jedenfalls keine, die es erlaubte, kleine Kinder zu haben und keinen Mann. Da machte ich eine Kneipe auf. (...) Dieses Beisl entwickelte sich zu einem ‚linken Treffpunkt’. Nach den De-
1968 mos trafen sich dort die Leute, und ich begegnete das erste Mal in meinem Leben politischen Zusammenhängen, die ich auch begriff. Ich denke, die Verknüpfung von gesellschaftspolitischer Analyse und direkter Betroffenheit ist das Unterzündholz, das politische Bewegungen entfachen kann, vor allem, wenn man auch Menschen trifft, die einen stärken. „Als Alleinerziehende erfuhr ich viel Solidarität. Dass kleine Kinder in den Kinderläden verraten und verkauft würden, dieses Vorurteil war zäh. Die kollektive Kindererziehung war für mich zunächst eine bittere und erst später eine lustvolle Notwendigkeit. Das politische Tun wurde Teil meines Lebens. In Berlin baute ich ein selbstverwaltetes Jugendzentrum zur Wiedereingliederung von haftentlassenen Jugendlichen mit auf“ und engagierte mich in der Kinderladenbewegung. Es war eine Zeit der unglaubli-
der Hitlerei gemacht hätten – habt ihr euch denn nicht gewehrt? Habt ihr denn nicht Widerstand geleistet? Das Schweigen über die Nazizeit, mehr noch: die Rückkehr vieler alter Nazis in Amt und Würden war vielen meiner Generation Initialzündung, die bestehende Nachkriegsordnung mit ihren Konsumversprechen, ihrer sexuellen Verzopftheit und ihrer familiären Kleingartenmentalität infrage zu stellen. Es ist ein Mythos, dass die Proteste der 68er sich auf Studierende und die Unis beschränkt hätten. Diese Zeit war, zumindest in Westberlin, der Aufbruch einer neuen Jugendkultur, die ihren Ausdruck in Musik, bildender Kunst, Pädagogik, Konsumkritik, Film fand – und letztendlich im Aufbegehren der Frauen in linken Zusammenhängen gegen patriarchale Verhaltensweisen, gegen männliche Geschichtsschreibung und deren Aneignung der Welt. Doch
Zum einen wurde die Protestbewegung in den USA gegen den VietnamKrieg mit ihrer eindringlichen Forderung „Make love not war“ zum Symbol und Schlachtruf einer breiten Jugendbewegung, die auch in Österreich beispielsweise in der WUK-Besetzung und Arena-Bewegung Ausdruck fand; zum anderen wurde durch die Neue Frauenbewegung mit ihrer Forderung „Das Private ist politisch“ der Vorhang vor einer spießigen Familienidylle zurückgezogen und das Ausmaß an Gewalt und Unterdrückung sichtbar. Es entstanden Gruppen, Initiativen und Projekte, die sich dieser Thematik widmeten. Ein Resultat davon sind beispielsweise die Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen oder andere, mittlerweile als „normal“ wahrgenommene frauenspezifische Angebote von Institutionen, um welche die Frauenbewegung heftige Kämpfe führte. Und nicht zu-
chen Kreativität und des Aufbruchs, ein Experimentierfeld jugendlicher Protestbewegungen. Die Nischen und Freiräume, die sich im Wirtschaftswunderland Deutschland auftaten, haben viele – und, wie die RAF, bis zur Gewalttätigkeit – für ihre Ideen zu nutzen versucht. Ich fand in den diversen linken Strömungen dieser Zeit, letztendlich in der kommunistischen Partei SEW, die Kinder der Arbeiterklasse gehätschelt hat, politischen Unterschlupf. Das Ernstnehmen meiner Sprachlosigkeit machte mir Mut, meine Gedanken zu artikulieren und nichts als gegeben hinzunehmen. Erste Artikel von mir wurden veröffentlicht. Vor allem über die jüngere deutsche Vergangenheit erfuhr ich erst in diesen Kreisen Genaueres. Wir fragten unsere Eltern, was sie denn während
erst in Wien, wohin ich 1973 übersiedelte, fand ich den „Draht“ zur Frauenbewegung. Das war dann schließlich der Zeitpunkt, wo mich der Tomatenwurf – symbolisch – voll erreichte. Mit Lust denke ich an diverse Vorbereiten der Frauendemos zum 8. März in Hermi Hirschs Lokal zurück; an die Auseinandersetzungen mit den katholischen Frauen um den Schwangerschaftsabbruch, zu dessen Legalisierung sich die Kreisky-Regierung auf dem Villacher Parteitag 1972 auf Druck der Frauen gezwungen sah; an meine Arbeit als Redakteurin der „stimme der frau“, der ersten Frauenzeitschrift der 2. Republik, die vom Bund Demokratischer Frauen herausgegeben wurde und 1993 eingestellt wurde. Ich denke, das Jahr 1968 war ein Markstein für vielfältige Umbrüche.
letzt bewirkte die Kinderladenbewegung ein Infragestellen autoritärer Erziehungsmethoden in Familie und Schule. Dieser schwer erkämpfte, erweiterte Freiraum und die Stärkung der Zivilgesellschaft im Sinne von Gramsci geraten heute zunehmend unter rechtskonservativen Druck: die Fristenlösung wird infrage gestellt, Frauenprojekte werden finanziell ausgehungert und abgedreht, der freie Markt feiert seine Grenzenlosigkeit. Anscheinend haben Konsumverzicht, die Betonung des Lustprinzips und politischer Aktionismus der 68er auch dazu gedient, den Weg freizumachen für die Zurichtung einer neuen Generation von Konsumtrotteln, wie der kapitalistische Markt sie in seiner gnadenlosen Verwertungslogik braucht. ❚
Passagen des Textes stammen aus dem Vorwort „Rückblick ohne Zorn“ in:„Die 68er. Eine Generation und ihr Erbe“, Hg. von Bärbel Danneberg, Fritz Keller, Aly Machalicky, Julius Mende, Döcker Verlag, 1998
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Die Errungenschaften von 1968 dürfen nicht bagatellisiert werden, sagt Gisela Notz. Ute Kätzel stimmt zu, will die Frage nach Erfolg oder Niederlage der 68er-Bewegung aber auf zwei verschiedenen Ebenen diskutieren.
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
1968. Und weiter? 1968 ist zu einer Chiffre geworden für eine Revolte, die so viel in Gang gesetzt und so viel angestoßen hat, dass sie auch 40 Jahre danach noch zum Buhmann taugt. Auch in linken Kreisen ist die Unsitte verbreitet, die historischen Errungenschaften der „68er“ zu leugnen oder zu bagatellisieren. Geradezu peinlich sind die Fremd- und Selbstbeschimpfungen mancher Beteiligter, die das Engagement von „damals“ für die „Zerrüttung“ alles Möglichen verantwortlich machen. Allerdings war die Entstehung der „Neuen Frauenbewegungen“ bereits aus der Kritik der studentischen Bewegungen entstanden. Denn die Probleme die Frauen – die schließlich führend beteiligt waren – aufgrund ihrer geschlechtsspezifischen Arbeits- und Aufgabenverteilung hatten, spielten bei den „Helden der Bewegung“ praktisch keine Rolle. Das „Private ist politisch“ wurde zur Losung der Frauenbewegung. Damit wurde ein neues Verständnis des Politischen eingeklagt, das bis heute wirkt. Auch wenn die angestrebte gewaltfreie, lebendige, vielfältige, demokratische Gesellschaft von Frauen und Männern, die sich als Ebenbürtige begegnen und anerkennen, auch für die am besten ausgebildete Frauengeneration, die es in der Geschichte je gab, nicht erreicht ist. Auch wenn die Töchter nicht zu rebellieren scheinen, kann die Wirkung der Aktivitäten der Frauenbewegungen der 1970er Jahre auf Erziehungsweisen, Verhaltens- und Umgangsformen sowie auf die Gesetzgebung nicht übersehen werden. Kinderläden hatten entscheidenden Einfluss auf die bestehende öffentliche und private Kinderbetreuung. Wohngemeinschafts- und Kommunebewegungen hatten starke gesellschaftliche Auswirkungen im Kampf um die Veränderung der Geschlechterrollen, für ebenbürtige Geschlechterverhältnisse und für die Aufhebung der geschlechterdiskriminierenden Arbeitsteilung in Beruf und Zusammenlebensformen. Frauenbewegungen haben viele eigene Einrichtungen geschaffen, die sich im Laufe der Jahre zunehmend professionalisiert haben und öffentliche Institutionen entscheidend beeinflusst haben. Ihre Aktionsformen und ihr Politikstil in Form von personenzentrierten, egalitären, offenen Gruppen und regionalen und internationalen Netzwerken förderte nicht nur die Kompetenzbildung innerhalb der eigenen Reihen, sondern beeinflusste die Mitte der 1970er Jahren entstandenen sozialen Bewegungen grundlegend. Frauenbewegungen haben nicht nur das Leben der in ihnen aktiven Frauen verändert. Sie haben auch auf die Beziehungen zwischen den Geschlechtern gewirkt, und auch manche der beteiligten Männer machen sich verstärkt Gedanken um ihre Rollen. ❚
„War die 68er-Frauenbewegung ein Erfolg oder eine Niederlage“? Wie soll ich diese Frage beantworten?! Ich gehe spazieren, um einen klaren Kopf zu bekommen. „Subjektiv oder wissenschaftlich?“, frage ich mich und entscheide, dass darin kein Unterschied besteht. Ganz in der Schule von Maria Mies, die uns Mut machte, damals, Mitte der siebziger Jahre, als wir bei 68er-Männern Soziologie studierten und im Frauenzentrum und in den Uni-Seminaren hartnäckig unseren Feminismus entwickelten. Maria Mies‘ „Methodische Postulate zur Frauenforschung – dargestellt am Bespiel der Gewalt“ von 1978 schlugen in unseren Diskussionen ein wie eine Bombe. Zu unserer Subjektivität sollten wir uns bekennen, unserer Betroffenheit. Ich schlage vor, zwei Ebenen zu unterscheiden und mit zwei Schlagworten zu operieren: Erstens Frauenbefreiung. Zweitens Gleichberechtigung der Geschlechter. Auf der Ebene der Befreiung haben wir gewonnen! Niemals könnten wir (Wer sind wir? Auch die Frauen, die auf dem Dorf leben, zwangsverheiratet oder beschnitten werden?) so leben, wie wir es tun, ohne die 68erinnen und ihre Kämpfe gegen das Kleinbürgerliche, Spießige, Verheiratete, Doppelmoralische, Geschlechterdualistische, Männerorientierte. Die Frauenbewegung kämpfte diesen Kampf weiter und gewann noch mehr Terrain hinzu. Das Private ist politisch. Offen lesbisch sein zu können zum Beispiel. Oder alleinerziehende Mutter (den Ausdruck gab‘s vorher gar nicht!). Und heute? Viele junge Frauen glauben ernsthaft, sie seien genau so frei wie die Männer. Sind sie nicht, darauf werden sie schon noch im Laufe ihres Lebens kommen. Aber viel freier als wir Nachkriegsgeborenen oder gar unsere Mütter. Wie steht es mit der zweiten Ebene, der Gleichberechtigung? Klare Niederlage, würde ich sagen! Und das wird so bleiben, wenn wir nicht überall kategorisch, nervtötend laut und mit dem Singsang eines Mantras wiederholen, „wir fordern die Quote und zwar auf allen Ebenen!“ Ich rede jetzt nicht von jenen läppischen 30 Prozent, mit denen die Sozialdemokraten ihre Genossinnen befrieden, oder von den Quotenfrauen, wie sie uns die Konservativen sogar bis in die höchsten Staatsämter bescheren. Ich rede von fifty-fifty! Ich rede davon, alle Aufgaben zu teilen, 50 Prozent für die Frauen, 50 Prozent für die Männer, und zwar die bezahlten Tätigkeiten ebenso wie die unbezahlten. Ohne diese radikale 50-Prozent-Quote wird es keine Gleichberechtigung geben. Niemals! So einfach ist das. Nur, wollen wir das überhaupt? Mir jedenfalls ist das zu wenig. Ich ❚ will immer noch eine andere, gerechtere Gesellschaft.
Gisela Notz, geboren 1942, ist Soziologin und wissenschaftliche Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Ute Kätzel, geboren 1955, war Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk und arbeitet nun freiberuflich als Journalistin in Berlin.
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wissenschaftforum
Das Unterscheiden hinterfragen Über Kommunikation wird Bedeutung vermittelt, dies gilt für psychiatrische Diagnosen genauso wie für die Konstruktion von Geschlecht. Von Bettina Enzenhofer
Bettina Enzenhofer studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien und schloss ihr Studium im November 2007 ab. Titel ihrer Diplomarbeit: Psychiatrie als konstruierende Instanz: Kommunikation – Diagnosen – Geschlecht.
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Ein Publizistikstudium kann man/frau auch abschließen, ohne eine Diplomarbeit zu schreiben, die irgendetwas mit Medien zu tun hat. Schließlich heißt es Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, und über diesen (Um)Weg ist es auch möglich, Themen der Psychiatrie zum Inhalt zu machen. In meiner Diplomarbeit geht es um „die“ (sofern es das gibt) Psychiatrie aus einer konstruktivistischen Perspektive, verbunden mit einer Thematisierung von Kommunikation, Diagnosen und Geschlecht. Zentral war für mich, nichts einfach abzubilden, sondern die genannten Bereiche auf ihre Unterscheidungen hin zu hinterfragen: Wer bestimmt, was psychische Krankheit/Gesundheit ist? Wie/mit welchen Mitteln wird dies gemacht? Welchen Stellen-
wert hat Kommunikation dabei? Und: Wie verhält es sich mit Geschlecht und Psychiatrie? Ohne Ordnung und (dichotome) Kategorisierungen (gesund/krank, Mann/Frau) scheint unser Leben zu komplex zu sein. Es ist nicht mein Anliegen, Ordnung schaffenden Mechanismen an sich die Legitimität abzusprechen. Wesentlich scheint mir jedoch, sprachliche Reduktionen und zugrunde liegende Konstruktionen sichtbar zu machen. Wirklichkeit ist immer subjektiv, Modelle von Wirklichkeit werden aber (im Zuge der Sozialisation) zu kollektivem Wissen. Wiederholte Handlungen verfestigen Modelle, machen Wissen zu etwas scheinbar Fixem, Unhinterfragbaren und verschleiern dabei, dass es sich stets um vergesellschaftetes Wis-
sen handelt. Dies trifft auf Normen von Kommunikation (z.B. Kommunikation muss verständlich sein), auf abweichende Phänomene („psychische Störungen“) und auf Geschlecht zu. Kommunikation. Auf mehreren Ebenen ist Kommunikation für die erwähnten Fragestellungen von Interesse: Über Kommunikation wird Bedeutung (und Bewertung) vermittelt, dies gilt für psychiatrische Diagnosen genauso wie für die Konstruktion von Geschlecht. Kommunikation ist außerdem innerhalb verschiedener Wissenschaftsdisziplinen für die Weitergabe von Wissen verantwortlich. Zudem muss Kommunikation im Alltag bestimmten Regeln entsprechen: Wer für andere nicht verständlich ist, ist „gestört“. Schließlich entscheidet sich in der Kommunikation zwischen
© id:dev identity development
te/Ärztinnen miteinander kommunizieren wollen. Sie sind für das Gesundheitssystem wichtig. Und für die einKrankheit. Es gibt zwar Definitionen von zelne Person, die nicht weiß, wie sie ihr Empfinden einordnen soll, kann die Krankheit (bspw. von der WHO), diese Kenntnis eines Namens hilfreich sein – sind aber zu hinterfragen. Was krank oder gesund ist, ist unter anderem vom dadurch, dass ihr Leiden einen Namen hat, ist es vorhanden, sie ist nicht „verWissensstand und Weltbild der Menrückt“, sondern hat eine Krankheit, die schen abhängig, somit sind derartige Vorstellungen auch veränderlich. Sym- es „gibt“. Mit der Kenntnis der Diagnose kann sie so ihr eigenes Sein für anptome sind kontextgebunden und bedeutungsabhängig. Hier darf nicht ver- dere auch mitteilbar und verstehbar(er) machen. Gleichzeitig gessen werden, dass die Medizin Vorstellungen von Krankheit und Gesund- können Diagnosen aber auch die einzelne Person stigmatisieren. Und: Auch heit braucht, um handlungsfähig sein zu können. Trotzdem birgt dies eine Ge- eine Selbstreflexion dessen, was Diagnosen letztlich sind (historisch veränfahr: Krankheit – ursprünglich das Ergebnis einer Unterscheidung – kann als derliche Konstruktionen; erwähnt sei an dieser Stelle, dass erst mit Erscheietwas (ontologisch) Reales missverstanden werden: Konstruktivistisch ar- nen des DSM-III4 Homosexualität nicht gumentiert, existieren Phänomene erst mehr als psychiatrisch pathologisch dann, wenn sie mit Bedeutung versegalt), ist im medizinischen, psychiatrihen werden – nicht aber vor der Bedeu- schen Diskurs notwendig. tungszuweisung. Arzt/Ärztin und PatientIn, welche Diagnose gestellt wird.
Was krank oder gesund ist, ist unter anderem vom Wissensstand und Weltbild der Menschen abhängig, somit sind derartige Vorstellungen auch veränderlich. Psychiatrie. Die Psychiatrie behauptet, etwas über psychische Störungen zu wissen und vergibt Diagnosen, die auf einem bestimmten Klassifikationssystem (heute: ICD-101 bzw. DSM-IV2) beruhen. Auf diese Weise wird Ordnung in einem Bereich (wieder)hergestellt, der andernfalls nicht verstehbar ist. Jemand, der/die sich abweichend (von einer konstruierten Norm) verhält, wird für sein/ihr Verhalten verantwortlich gemacht: In der Kommunikation zweier Individuen wird Verhalten, das nicht verstehbar ist, nicht der Situation, sondern dem/der unverstehbar Agierenden zugeschrieben, ein soziales Problem wird zu einem individuellen. Das soziale System kann in seinen Interaktions- und Kommunikationsregeln unverändert agieren und muss nicht angezweifelt werden. Der/die als StörerIn gewertete soll sich behandeln lassen, die Störung beseitigen.3
Gender-Medizin? Die Kategorie Gender ist (im Kontext der Gender-Medizin) auch von der Psychiatrie aufgegriffen worden. In diesem Rahmen sollen nun psychische Krankheiten geschlechtsbezogen analysiert werden: Damit ist gemeint, dass sich Krankheiten in Häufigkeit, Zeitpunkt, Erscheinungsform etc. bei Männern und Frauen unterscheiden. Gender verliert in diesem Zusammenhang aber an begrifflicher Weite: So meint die Psychiatrie mit dem Gebrauch von Gender weibliche und männliche Rollenzuschreibungen. Gender-Medizin geht davon aus, dass es Männer und Frauen gibt, dass dies anhand der unterschiedlichen Biologie feststellbar ist, und dass bspw. einem weiblichen Sex ein weibliches Gender entspricht. Auf diesem Weg wird das zweigeschlechtliche System erneut reproduziert, statt hinterfragt zu werden. Sicherlich setzt sich Gender-Medizin auch nicht zum Ziel, eine queere PerDiagnosen. Auch in einer Kritik an der spektive einzubringen, d. h. insofern ist Psychiatrie darf nicht unerwähnt bleimeine Kritik abzuschwächen. Trotzdem ben, dass Diagnosen durchaus Sinn finde ich es wichtig, dies immer anzumachen: Sie sind notwendig, wenn Ärz- merken: Es ist lobenswert, dass Medizi-
forumwissenschaft nerInnen erkennen, dass bspw. Medikamente in weiblichen und männlichen Körpern unterschiedlich wirken können, und dies auch vermehrt untersuchen. Aber es ist eine Gratwanderung, wenn dadurch wieder biologische Körper als fixe Dichotomie kommuniziert werden. Wie auch in anderen Bereichen scheint der Begriff Gender heute zu einem Synonym für Sex oder Frauen zu verkommen. Depression ist bspw. eine Krankheit, die laut Statistik Männer und Frauen in unterschiedlicher Häufigkeit betrifft, dies wird im Kontext der Gender-Medizin oft kommuniziert. Allerdings: Wenn in Studien zur Depressionsforschung weitere Faktoren, z.B. soziale Schicht, Ausbildung und gegenwärtiger Lebensstatus miteinbezogen werden, sind keine Geschlechtsunterschiede mehr vorhanden.5 In unserer Gesellschaft lässt sich ein „Doppelstandard“ seelischer Gesundheit ablesen: Eine Frau „steht immer in dem Widerspruch, sich so zu verhalten, wie es gesellschaftlich erwünscht ist, aber nur dem Mann zugestanden wird, oder wie es ihr als Frau zugestanden wird, was aber gesellschaftlich unerwünscht ist. Diese Widersprüche sind den meisten Frauen nicht bewusst und viele kranken an ihnen.“6 Die Konsequenz für eine frauengerechte Diagnose wäre, dass krankmachende Lebensbedingungen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Frauengesundheitsforschung ist notwendig und legitim, wenn sie darauf aufmerksam macht, dass Frauen in der medizinischen Forschung nicht präsent waren. Wirkliche Gender-Medizin müsste aber heißen, sich im medizinischen Diskurs mit der Konstruktion von Geschlecht zu beschäftigen. Außerdem ist es an der Zeit, an der Praxis anzusetzen und Handelnde zu befragen, ob und wie mit „Abweichungen“ anders umgegangen werden könnte. Wie können im medizinischen Diskurs Symptome/Diagnosen oder Geschlecht anders aufgefasst werden? Inwieweit sind sich Handelnde ihrer Konstruktionen bewusst? Es bleibt eine Herausforderung für das Gesundheitswesen, sozialwissenschaftliche Debatten zu diskutieren und zu integrieren, um in einer zunehmend komplexen Welt anschlussfähig und sinnstiftend agieren zu können. ❚
1 ICD, engl.: International Classification of Diseases (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). 10 bezeichnet die aktuelle Ausgabe (1992), davor galt ICD-9 etc. 2 DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen), IV ist auch hier die aktuelle Ausgabe (1996) 3 vgl. Simon, Fritz B. Die Kunst, nicht zu lernen und andere Paradoxien in Psychotherapie, Management, Politik… Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag 1997. 4 Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen von 1980, DSM-III 5 Ebner, Nina/Fischer, Gabriele:„Psychiatrie“ in Rieder, Anita/Lohff, Brigitte (Hrsg.). Gender Medizin. Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis. Wien: Springer Verlag 2004, 77-111. 6 aus: Pahl, Elisabeth:„Wie kommen Frauen in die Psychiatrie?“ in Hoffmann, Dagmar (Hrsg.). Frauen in der Psychiatrie oder wie männlich ist die Psychiatrie? Bonn: Psychiatrie-Verlag 1991, 16-25.
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an.zeigen Praktikantinnen und Trainee gesucht! Frauenportraits – Ausstellung Die an.schläge suchen PraktikantHerbst 2010 innen und eine Trainee (AMSDie verlorene Geschichte der Arbeitstraining) Frauen aufzuschreiben war das Ziel redaktion@anschlaege.at der Feministinnen der 2. Frauenbewegung der 70er. Jede von uns 2 Katzenpärchen zu vergeben ist ein Teil dieser neuen FrauenIch breche meine Zelte in Wien ab geschichte, doch nur wenige wurund suche daher neue Papis/ den bisher sichtbar gemacht. Das Mamis für meine Katzen. Alle vier „Ich bin nicht so wichtig“, möchte (3 schwarze, eine schwarz-weisse) ich durch Sammlung von Fotos sind sehr unkompliziert – keinerlei und einer kurzen SelbstProbleme mit Fressen oder Kistl – beschreibung aufheben und zu und kastriert. Es sind Wohnungseiner Ausstellung zusammenfükatzen, die sich aber sicher schnell gen. Die Ausstellung soll im Herbst auch an ein Leben als Freigänger 2010 stattfinden. Ich sammle Fotos gewöhnen würden. Vergebe sie & Kurzbiographien von Frauen, die paarweise, jeweils ein Weibchen sich in der Zeit von 1945 bis heute, und ein Männchen. Die Jungs (7 frauenpolitisch betätigten. Bitte Jahre) sind sehr verschmust und schicken Sie mir/schickt mir zutraulich, die Mädels (6 Jahre) Namen, Fotos und Kurzbiographien etwas distanzierter, dafür umso von Frauen die ihr in diesem Archiv verspielter. Ich hoffe, jemanden zu finden wollt. Damit bist auch du finden, der/die auch ausgewachsegemeint, liebe Frau. Es zählt hier ne Katzen herzallerliebst findet, nicht nur das jahrelange und der/die meinen Babies viel Engagement, auch erst seit kurzem Liebe schenkt. Nähere tätige junge Frauen sind Teil dieser Informationen und Fotos unter Frauengeschichte. nonkonform13@yahoo.de (Karin) „Dein Foto, deine Kurzbio fehlen mir noch!“ Du wählst aus in welSpaß/Bewegung/Freizeit. cher Phase deines Lebens du dich Badmintonspielerinnen im Raum zeigst, bildlich und textlich. Das Oberndorf/Salzburg dringend Foto soll dich möglichst allein zeigesucht, gespielt wird 1x pro gen und nicht zu klein sein. Die Woche abends! Kurzbio etwa eine bearbeitete A4 Karin 0676/3576933 oder Elisabeth Seite. (siehe Probebild). Nach 0664/1605153 Abbau der Ausstellung erhält die gesammelten Materialien das Vorbereitung Anarchistisches „Stichwort – Archiv der FrauenSommercamp 08 und Lesbenbewegung“, dort wird Alle, die bei der Vorbereitung des es für interessierte Frauen zur wei- anarchistischen Sommercamps 08 teren Bearbeitung zugängig sein. im nördlichen Niederösterreich Fotos und Texte an: Elfie Resch, 1030 mitmachen wollen, melden sich Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12, bitte unter acamp@lnxnt.org Mobil: 0676-9704961, elfie.resch@chello.at
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Transgender Council
Favoriten, 1100 Wien, Arthaberplatz 18, Anmeldung: info@gbw-wien.at, Kosten: 10,- Euro, www.gbw-wien.at
In Berlin findet zum zweiten Mal der „Transgender Council“ statt. Durchgeführt wird er vom Steering Committee des Transgender Europe (TGEU) sowie dem Transgender Netzwerk Berlin (TGNB), Wigstöckel, TIA M. (a project of Transculturalism, International Activism and Migration) und TransInterQueer (TrIQ). Das Programm der Veranstaltung umfasst Plenarsitzungen und Workshops. Außerdem werden die interessanten Ergebnisse der ersten vergleichenden Studie über die Lebenssituation von Trans-Menschen in Europa präsentiert. Ausgeführt wurde die Studie 2007 von ILGA, dem europäischen Regionalverband des internationalen Lesben- und Schwulenverbandes. Mehr als 2000 Trans-Menschen haben sich daran beteiligt. Nach Diskussionen mit PolitikerInnen aus dem Europäischen Parlament, die ebenfalls einen Programmpunkt darstellen, bietet das Rahmenprogramm Chancen zum Networking: Und Berlins Transgender-Szene hat mit Partys, Konzerten und Kunst einiges zu bieten. pix
– so der Titel einer Konferenz, die sich zum Ziel setzt, feministische Perspektiven und Potentiale zur Konfliktlösung in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten zu entwickeln. Dabei soll vor allem die Relevanz der UN-Resolution 1325 kritisch hinterfragt werden. Zur Diskussion stehen im Besonderen die Auswirkungen der Geberpolitiken auf zivilgesellschaftliche Frauenorganisationen. Referieren werden Sara Roy (Harvard University), Ghada Hashem Talhami (Lake Forest College Chicago), Siham Bargouthi (Association of Women’s Action in Palestine), Randa Siniora (PICCR) und Gila Svirsky (Women in Black Israel). be
2.-4.5., 2nd European Transgender Council, 10825 Berlin, Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, http://tgeu.org/coun-
17.-18.4., Albert Schweitzer Haus, 1090 Wien, Schwarzspanierstraße 13, Anmeldung: seewald@vidc.org, T. 01/713 35 94-75
israel.palästina
Perspektiven jenseits von Krieg und Krise
cil2008/index.html
arbeit frauen.armut
Working poor und Prekarisierung „234.000 Frauen in Österreich sind von akuter Armut betroffen“, sagte Michaela Moser bei der diesjährigen Armutskonferenz. Sowohl an dieser Zahl als auch an der Situation dieser Frauen hat sich in den letzten Jahren wenig geändert. Die Gründe für Frauenarmut sind vielfältig (und nicht neu) – schlechtere Bildungsmöglichkeiten, erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt, unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten etc. Hinzu kommt das beunruhigend wachsende Phänomen der „working poor“, Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Sozial- und arbeitsrechtlich abgesicherte Vollzeitstellen werden weniger, Prekarisierung nimmt zu. Auch davon sind Frauen besonders betroffen. „Vierzig Prozent der berufstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt, siebzig Prozent der geringfügig Beschäftigten sind weiblich“, so Maria Rettenbacher von ACUS: „Wenn es so weitergeht, brauchen Frauen noch Jahrhunderte bis zu einer wirklichen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen.“ Traurige Bilanz der Konferenz: Armut ist weiterhin weiblich. kaiv www.armutskonferenz.at, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS), ww.acus.at
Wirklichkeit widerspiegeln Von den 626 GeschäftsführerInnen der österreichischen Top-200-Unternehmen sind nur 29 weiblich, besagt eine Studie der Wiener Arbeiterkammer (AK). Österreichweit gibt es sogar nur ein Unternehmen mit einer rein weiblichen Geschäftsführung. Die Studienautorin Ruth Naderer macht darauf aufmerksam, dass heute aber mehr als die Hälfte der Jusoder WirtschaftsabsolventInnen Frauen sind, und fordert: „Auch in Österreichs Wirtschaft sollte sich endlich die demografische Wirklichkeit widerspiegeln“. Die AK sieht diesbezüglich die schrittweise Einführung von Quoten als zielführend. Auch bei UniversitätsrätInnen waren Frauen immer noch in der Minderheit. In der kommenden Funktionsperiode gibt es nun eine geschlechtergerechte Besetzung. Frauenministerin Doris Bures freut dies zwar, genug ist ihr das aber noch nicht: Sie fordert eine Änderung im Universitätsgesetz dahingehend, dass die Hälfte der von den Senaten nominierten UniversitätsrätInnen Frauen sein müssen. Keine Rätin, dafür aber die erste Frau, die an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck eine Professur erhält, ist seit 1. März Anna Gamper. Immerhin irgendetwas Positives. be april 2008 an.schläge 27
arbeitsrecht
Ein erster Schritt Freie DienstnehmerInnen haben seit 1. Jänner 2008 in Österreich mehr Rechte durch besseren rechtlichen Schutz. Elisabeth Rolzhauser vom ÖGB nennt Änderungen, offene Forderungen und Fallen beim Vertragsabschluss. eine gesetzliche Änderung gäbe und sie daher den Vertrag in einen Werkvertrag umändern müssten. Einige AuftraggeberInnen fordern überhaupt gleich einen Gewerbeschein, ohne diesen erhält Mann/Frau den Job gar nicht. Unternehmungen, die viele freie DienstnehmerInnen haben, die einfache Tätigkeiten ausführen, steigen um und bieten nur mehr geringfügige Beschäftigungsverhältnisse an. Das heißt, sie teilen die vorhandene Arbeit auf noch mehr Menschen auf. Dies führt dazu, dass viele sich mehrere Beschäftigungen suchen müssen, um ein Einkommen für das Auskommen zu erhalten. Andere Auftraggeber teilen den freien DienstnehmerInnen mit, dass aufgrund der geänderten Sozialversicherungsbeiträge eine Änderung des Freie DienstnehmerInnen sind arbeitslosenversichert, freien Dienstvertrages erfolgen muss: wenn dass Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze Das Einkommen/Honorar wird um dieliegt se Beträge gekürzt. Auftraggeber wälzen nunmehr verstärkt die Suche nach bei der Gebietskrankenkasse angemeleiner geeigneten Vertretung auf die Der Frauenanteil liegt bei den freieinzelnen freien DienstnehmerInnen en Dienstverträgen bei rund 60 Prozent, det werden. ❚ Die Arbeiterkammer ist als gesetzliche bzw. WerkvertragnehmerInnen ab. bei Werkverträgen – also den so geInteressensvertretung nunmehr auch Wie bereits erwähnt, gilt das Arnannten Neuen Selbstständigen – bei für die freien DienstnehmerInnen zubeitsrecht – und damit auch bestimmte rund 40 Prozent. ständig Schutzbestimmungen – nicht. Daher Für freie DienstnehmerInnen wur❚ Die Sozialabgaben betragen daher für gelten alle Vertragsbestimmungen, die den langjährige Forderungen der Gewerkschaftsbewegung teilweise umge- die freien DienstnehmerInnen 17,62 Pro- vereinbart werden, außer sie sind sittenzent, für die AuftraggeberInnen 22,81 widrig. Die Verträge werden immer länsetzt. Seit 1. Jänner 2008 haben sie Prozent. ger, die Vertragsklauseln immer schärfer. mehr Rechte durch besseren sozialBei den WerkvertragsnehmerInDaher unser Tipp: Lesen Sie den Vertrag rechtlichen Schutz. Viele Forderungen bleiben aber noch offen – hier ist insbe- nen/Neuen Selbstständigen wird es mit genau durch oder lassen Sie sich den 1. Jänner 2009 Änderungen im Bereich Vertrag überprüfen. Wichtig ist, dass Sie sondere der arbeitsrechtliche Schutz der Arbeitslosenversicherung geben. Es die Vertragsklauseln und deren Auswir(wie z. B. Mindestentlohnung, Urlaubwird die Möglichkeit einer freiwilligen kungen auch verstehen. Dennoch ist es sanspruch, Urlaubs- und WeihnachtsArbeitslosenversicherung geben. Ein er- wichtig, einen schriftlichen Vertrag zu geld, Krankenentgeltfortzahlung, etc.) ster Schritt – aber nicht mehr. bekommen, damit die Vereinbarungen zu erwähnen. Welche negativen Beratungserfah- auch festgehalten und überprüfbar Die freien DienstnehmerInnen werden sind. Rechtlich gesehen ist es egal, welsozialversicherungsrechtlich den Ange- rungen hat der ÖGB seit Bekanntwerchen Titel der Vertrag trägt, es kommt stellten gleichgestellt, das heißt im De- den der geplanten Änderungen gemacht? AuftraggeberInnen teilen den darauf an, wie die ausgeübte Tätigkeit in tail: der Praxis wirklich erbracht wird! ❚ Freie DienstnehmerInnen sind arbeits- freien DienstnehmerInnen mit, dass es ❚ Die freien Dienstverträge und Werkverträge werden ständig mehr. Rund 70.000 freie DienstnehmerInnen und fast 40.000 WerkvertragnehmerInnen/Neue Selbstständige gibt es in Österreich. Diese Beschäftigten sind konfrontiert mit Flexibilität, hohen Anforderungen, vielen Verpflichtungen, dafür sind die Rechte und Gegenleistungen häufig sehr gering. Menschen in diesen beiden Beschäftigungsformen sind jedenfalls „atypisch Beschäftigte“ und sehr häufig auch mit prekären Lebenssituationen konfrontiert: geringe oder stark wechselnde Einkommen, nicht kontinuierliche Beschäftigungszeiten und oft hohe Risiken.
Die Flexpower-Beratung des ÖGB bietet (auch für Nicht-Mitglieder der Gewerkschaften) einmalige Erstberatung an. Terminvereinbarung unter: Tel. 01/53 444-404, flexpower@oegb.at. Informationen bietet auch die Broschüre „Bist du A-Typisch“ der ÖGBFrauen und des ÖGB-Beratungszentrums, ebenfalls im Beratungszentrum anzufordern oder downloaden unter: www.oegb.at/flexpower.
28 an.schläge april 2008
losenversichert, wenn das Einkommen über der Geringfügigkeitsgrenze liegt, das sind 349,01 Euro im Monat. ❚ Sie haben Anspruch auf Krankengeld ab dem vierten Tag. ❚ Es besteht Anspruch auf ein einkommensabhängiges Wochengeld im Falle der Mutterschaft. ❚ Im Falle der Insolvenz des Auftraggebers sind die offenen Ansprüche durch den Insolvenzausfallsgeldfonds gesichert. ❚ Freie DienstnehmerInnen sind in die MitarbeiterInnenvorsorge/betriebliche Vorsorgekasse („Abfertigung Neu“) einzubeziehen. ❚ Freie DienstnehmerInnen müssen ebenfalls vor Beginn der Arbeitsleistung
rechtarbeit
Mogelpackung Die Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes enthält rigorose Disziplinierungsinstrumente sowie Verschärfungen der Zumutbarkeitsregeln, sagt Daniela Koweindl von der IG Bildende Kunst. Juhu, Arbeitslosenversicherung auch für freie DienstnehmerInnen! Und ab 2009 auch für Selbstständige! Welch ein Erfolg … – so gaukeln es uns die GesetzesmacherInnen vor, um kräftig vom großen Brocken der zum Jahresende 2007 beschlossenen Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes (AlVG) abzulenken: Neue rigorose Ausschlussund Disziplinierungsinstrumente, um Erwerbsarbeitslose aus der Arbeitslosenstatistik und aus dem Geldbezug zu drängen sowie radikale Verschärfungen bei Zumutbarkeit von „Vermittlungsvorschlägen“. Was der Verwaltungsgerichtshof in den letzten Jahren als nicht-gesetzeskonforme AMS-Praxen aufgezeigt hat, wird durch das neue AlVG nun legitimiert. Mit einem Schlag sind erfolgreiche Kämpfe von Erwerbsarbeitslosen gegen unzumutbare Vorgehensweisen ausgehebelt. Beschwerden an den Verwaltungsgerichtshof bei Bezugssperren aufgrund der Verweigerung von als sinnlos erachteten Kursen waren bislang durchaus Erfolg versprechend, weil die von den AMS-MitarbeiterInnen angeführten Gründe tatsächlich kaum jemals vor dem Höchstgericht Stand gehalten haben. Darauf reagiert die AlVG-Novelle mit der Aufhebung der Begründungspflicht. AMS-MitarbeiterInnen müssen bei der Zuweisung zu „Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt“ nur mehr dann Gründe angeben, soweit diese nicht „als bekannt angenommen werden können“. Als Beschäftigung gilt in Zukunft auch ein Arbeitsverhältnis bei einem sozialökonomischen Betrieb oder bei einem gemeinnützigen Beschäftigungsprojekt, und sei es ein befristeter Transitarbeitsplatz. Verweigerung hat ebenfalls eine Bezugssperre zur Folge.
Erhöht wurde die Arbeitszeit, die Arbeitssuchende zur Verfügung stehen müssen: Von 16 auf 20 Wochenstunden, ausgenommen bei Betreuungspflichten für behinderte Kinder oder Kinder bis zehn Jahren. Die lapidare Begründung des Gesetzgebers: 90 Prozent der vom AMS angebotenen Arbeitsplätze seien ohnehin mehr als Halbtagsstellen mit 20 Wochenstunden. Dass aber auch Kinder über zehn Jahren noch nicht sich selbst überlassen werden können, ist im Jugendschutzgesetz nachzulesen. Welche Konsequenzen Unvereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuungspflichten aufgrund man-
bei einigen Freien DienstnehmerInnen zu Honorarkürzungen von Seiten der Arbeitgeber gekommen ist.“ Dass DienstgeberInnen versuchen werden, die Kosten für die nun verpflichtenden Beiträge zu Arbeitslosenversicherungen auf die DienstnehmerInnen abzuwälzen, war allerdings unschwer vorherzusehen. Und die Arbeitslosenversicherung für Selbständige? Ignoriert die Erwerbsrealität vieler prekär Beschäftigter, die gleichzeitig oder rasch wechselnd in unterschiedlichen Beschäftigungsformen tätig sind. Wer zwei oder mehrere Jobs ausübt, um finanziell über die Run-
Mit einem Schlag sind erfolgreiche Kämpfe von Erwerbsarbeitslosen gegen unzumutbare Vorgehensweisen ausgehebelt. gelnder und/oder den Arbeitszeiten nicht entsprechenden Betreuungsplätzen haben kann, weiß auch AMSand aus der Frauenberatungspraxis zu berichten: „(…) alleinerziehende Notstandshilfebezieherinnen, die unter Druck vom AMS eine Arbeit annehmen, [sind] des öfteren mit Anzeigen ihrer rachsüchtigen Ex-Ehemänner konfrontiert.“ Aufsichtspflicht vernachlässigt! Umgekehrt bleibt es dem AMS weiterhin vorbehalten, Arbeitssuchenden ungeachtet individueller finanzieller Erfordernisse Teilzeitjobs aufzudrängen. Auch die stolz verkündete Errungenschaft, freie DienstnehmerInnen in die Arbeitslosenversicherung einzubinden, hat schon beim Versicherungsbeitritt ihre Tücken. Bereits im Newsletter vom Jänner 2008 teilte work@flex mit, dass sich Meldungen mehren, „dass es
den zu kommen, muss beim Verlust einer Einnahmequelle auch die anderen Tätigkeiten aufgeben, um Arbeitslosengeld beziehen zu können. Überhaupt ist die Definition von Arbeitslosigkeit bei Selbständigen unbrauchbar. So soll etwa vier Wochen lang vom Bezug ausgeschlossen, wer die Erwerbstätigkeit „in Folge eigenen Verschuldens oder freiwillig beendet“. Bleibt die Frage: Wer ist schuld, wenn die Webdesignerin einen erwarteten Auftrag nicht erhält? Wenn das Förderansuchen einer Künstlerin negativ beantwortet wird? Ausnahmen vom Ausschluss sind lediglich bei drohender Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit vorgesehen. Die Arbeitslosenversicherung für Selbständige ist freiwillig, erfordert aber hellseherische Fähigkeiten: Die Entscheidung dafür oder dagegen ist nämlich acht Jahre lang verbindlich. ❚
Weitere Informationen: AMSand www.amsand.net Autonome AMSand Frauen www.amsandstrand.com
april 2008 an.schläge 29
kulturan.riss M a r c M e r, P i c t u r e ( 1 9 8 9 ) , i n : M AT R I X . G e s c h l e c h t e r | Ve r h ä l t n i s s e | Re v i s i o n e n , M u s e u m a u f A b r u f
ihren Leitspruch: „Wherever we are is Museum“. Ab 15. 3 ist das Werk des Künstlerinnenpaares aus Deutschland im Linzer Lentos-Museum zu sehen. Für die Ausstellung haben Eva und Adele eine umfassende Präsentation ihres Werkes konzipiert. Neben einer Großskulptur werden Bildtafeln, Gemälde, Zeichnungen und die zentrale Werkgruppe „TransformerPerformer“ ausgestellt. Außerdem das „Goldene Manifest“: Slogans wie „Over the boundaries of gender“ oder „Coming out of the future“, sind als blattvergoldete Tafeln gestaltet. Parallel zur Ausstellung im Lentos zeigt das Museum der Moderne Rupertinum Salzburg die Ausstellung „Eva & Adele Rosa. Frühe Fotografie und Video.“ les, syb Die Lagebesprechung: bis 3.4. im esc, 8020 Graz, Jakoministrasse 16, www.bildende-kuenstlerinnen.at Wirtschaft und Geschlecht, Kunstraum Lakeside, 9020 Klagenfurt,Lakeside B02, www-lakeside-kunstraum.at MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen, Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felberstraße 6-9, www.musa.at Have the cake and eat ist, too. Bis 19.4., Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien, Währingerstraße 59, www.kunsthalle.wuk.at Eva & Adele. Rot. Neue Malerei und Zeichnung. Bis 1.6., Lentos Kunstmuseum, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, www.lentos.at
l i te r a t u r . f e s t i v a l
Telling Stories ku n s t
Ausstellungen Feminismus hat in gewissen Nischen des gegenwärtigen Ausstellungsbetriebs Konjunktur. In den meisten Museen sind Arbeiten von Frauen allerdings weiterhin bestenfalls gut gemeinte Einsprengsel, um der Quote zu genügen. Die Ausstellung „die Lagebesprechung“ macht diese mangelnde Rezeption weiblichen Kunstschaffens zum Thema und will „Die Lage besprechen. Die Lage der Künstlerin.“ Es ist nicht nur die schlechtere ökonomischen Situation von Künstlerinnen, die den Kunstraum Lakeside dazu bewog, sich in seinem Frühjahrsprogramm dem Themenkomplex „Wirtschaft und Geschlecht“ zu widmen. Geschlechterverhältnisse in der IT-Branche werden dabei ebenso präsentiert wie gelungene Beispiele wirtschaftlicher Selbstermächtigungsstrategien von Frauen, etwa das von einer Sexarbeiterinnen-Initiative produzierte Modelabel „Daslu“ (vgl. an.schläge 2/08). Identitäten, Normen, Rollen, Ideologien, Machtverhältnisse, Begehren und Sexualität … Die Ausstellung MATRIX. Geschlechter|Verhältnisse|Revisionen im Musa zeigt künstlerische Arbeiten, die sich in unterschiedlichster Art und Weise mit der Kategorie Geschlecht auseinandersetzen. Geschlechterkonstruktionen werden dabei anhand ihrer Repräsentationen und Inszenierungen analysiert und auch die Geschlechterdifferenz des Kunstfeldes selbst ist Gegenstand der künstlerischen Untersuchung. Rund 40 KünstlerInnen sind vertreten, darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Screenings. Im Wiener WUK geht „Have the cake and eat it, too. Institutionskritik als instituierende Praxis“ der Frage nach, was von einer Kritik an Institutionen wie Museum, Klinik und Universität übrigbleibt, nachdem sie selbst Teil des (kunsthistorischen) Kanons geworden ist. Künstlerische und aktivistische Praxen, die ins Museum drängen, den musealen Rahmen gleichzeitig aber gesellschaftspolitisch sprengen wollen, werden hier diskutiert. Eva und Adele verstehen sich selbst als Kunstwerk, persönliche Angaben beschränken sich auf die Bekanntgabe ihre Körpermaße und 30 an.schläge april 2008
Unter dem Motto „From the Page to the Stage“ kann englischsprachige Literatur im Rahmen des diesjährigen Vienna Lit Festivals erlebt werden. Zum zweiten Mal in Wien über die Bühne gehend, bietet das Festival Raum für Lesungen, Performances und Diskussionen von und mit internationalen und österreichischen AutorInnen, deren Gemeinsamkeit im außergewöhnlichen Umgang mit ihrer „Literatursprache“ Englisch besteht. Die schottisch-nigerianische Schriftstellerin Jackie Kay (bekannt durch ihr tolles Buch „The Trompet“) wird ihre neuen Lyrikbände präsentieren. Die vielseitige britische Spoken-Word-Künstlerin Rommi Smith vereint in ihren Performances gesellschaftskritische, poetische Sprachkunst mit Musik. Zu den geladenen österreichischen VertreterInnen der englischsprachigen Literatur zählen Walter Hölbling und Gabriele Pötscher aus Graz, die gemeinsam einen Lyrikband verfasst haben, sowie die Vereinigung englischsprachiger DichterInnen „Labyrinth“ in Wien. Weitere Schwerpunkte des Festivals sind die literarische Gattung des „Storytelling“ und Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche. Diskutiert wird anlässlich des „Book of Mohammed“ der in Wien lebenden indischen Journalistin Mehru Jaffer unter anderem über „Muslimische Frauen in Österreich“. Einige der beim Festival vortragenden LiteratInnen und KünstlerInnen werden zusätzlich Workshops im Literaturhaus Wien abhalten. nr Vienna Lit Festival 2008, 17.-20.4, Ratpack Vienna, 1080 Wien, Florianigasse 56, www.viennalit.at
t h e a te r
Prinzessin im 33. Stock Es war einmal eine Prinzessin mit goldenem Haar, die saß in ihrem hohen Turm und wartete auf ihren Ritter. Ähnlich, aber nicht ganz so romantisch, geht es im Theaterstück „Yann und Beatrix“ der kanadischen Autorin Carole Frèchette zu, das im April im TAG Premiere hat. Die Prinzessin heißt Beatrix, sitzt in ihrer Wohnung im 33. Stockwerk eines Hochhauses und wartet auf einen Mann, der sie aus ihrer Einsamkeit befreit. Sie hat noch nie geliebt, weder ihre Eltern noch ihre Katze und auch keinen ihrer bisherigen Liebhaber. In der ganzen Stadt plakatiert sie den Aushang „Junge Erbin sucht einen Mann, der imstande wäre, sie
an.risskultur zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In dieser Reihenfolge. Hohe Belohnung.“ Yann klopft an ihre Tür und will sich den drei Anforderungen stellen. Er ist ein Prämienjäger, von Liebe hat auch er keine Ahnung. „Yann und Beatrix“ ist ein Märchen für Erwachsene, ein verrücktes Kammerspiel über ein versuchtes Miteinander. syb 5.4 -13.5., TAG-Theater an der Gumpendorfer Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, www.dasTAG.at
Michèle Thoma
Eigentlich wollte ich nur Turnschuhe kaufen …
lese.reise
„Feuchtgebiete“-Tour „So lange ich denken kann, habe ich Hämorrhoiden.“ Mit diesem Satz beginnt Charlotte Roches Roman „Feuchtgebiete“, in dem sie ohne Tabu Hygienehass, sexuelle Experimente und ähnliches mehr beschreibt. In ihr Werk ließ Roche eigene Phantasien und Gedanken einfließen, laut ihren Angaben sind höchstens dreißig Prozent des Stoffs erfunden, der Rest beruht auf Tatsachen. Ihr Hass gegen Parfums und Deos kommt darin ebenso zum Ausdruck wie ihre Abneigung gegen den gängigen frischgewaschenen Frauentyp. Weibliche Scham im Umgang mit der eigenen, auch „dreckigen“ Sexualität will die Autorin mit ihrem literarischen Debut nehmen. Charlotte Roche, die sich kürzlich als überzeugte Feministin geoutet hat, ist seit Februar mit ihrem Buch auf Tour durch Deutschland. Die Lesereise endet am 2.5. in Darmstadt und macht vorher in zahlreichen deutschen Städten Station. syb Alle Termine unter: www.charlotteroche.de
Also Ed Hardy. Unbedingt. Die haben die Schnürsenkel vergessen. Sage ich. Ich bin peinlich. Megapeinlich. Das ist doch extra. 99,- für extra mit ohne. Das ist ja gerade das Coole. Sagt er. Die mit der Blume, sage ich. Blume auf Schwarz. Das ist Emo, sagt der 15-jährige Riese an meiner Seite. Aha. Emo. Das ist so schwul, sagt der 15-jährige Riese. Schwul geht nicht. Blume nicht. Blume mit Totenkopf nicht. Das ist ja Emo gothic! Sagt er. Löwenkopf. Löwenkopf geht. Nemo, sagt die 25-jährige Schwester beim Auspacken der Turnschuhe. Nicht Nemo, protestiert der 15-jährige Riese, Emo! Nemo ist ein WaltDisney-Kuschelgoldfisch! Die 25-jährige ist so was von out. Emo, der 19-jährige Bruder vermittelt zwischen den Generationen, kommt von Emotional. Das sind die totenblassen Heulsusen mit einer fetten schwarzen Strähne im Gesicht, die Einäugigen. Bei Emos kann man nicht zwischen Mädchen und Burschen unterscheiden. Das Wichtigste: Emos müssen immer traurig sein. Aha. Weltschmerz. Spätromantik. Ein bisschen Kulturgeschichte beim Auspacken der Turnschuhe. Emos, doziert der 19-jährige, sind die verweichlichten Sprösslinge allein erziehender Mütter. Die Spätfolgen der Alt-Achtundsechtzigerinnen. Er schaut mich erbarmungslos an. Aber dein Bruder ist ja gar nicht Emo, sage ich. Nicht einmal gothic. Nicht einmal gruftig emotional. Er ist ja Löwenkopf. Mein Bruder gehört einer verwirrten Generation an, die sich durch Brandings zeichnen lässt. Brandings für alle Kasten. Z.B. Neonkapperln. Neonkasperln? In den Achtzigern fuhren die Deix-HeldInnen neonbunt Radl, Ski, Auto, serviere ich noch eine kulturhistorische Beilage aus einer grellen Vergangenheit. Erst Neonkapperln von Ed Hardy, doziert der Neunzehnjährige. Dann Neonkapperln populär auch bei den bildungs- und einkommensfernen Schichten. Wenn du das falsche Neonkapperl trägst, kriegst du eins auf die Mütze. A ja, sagt der 15-jährige Riese. Ich brauche unbedingt ein Neonkapperl. april 2008 an.schläge 31
Fo t o : C l a u d i a H e y n e n
christianerösinger
Ich hasse das Wort ‚Frauenband‘ Die Lassie Singers- und Britta-Frontfrau hat ihren ersten Roman veröffentlicht. Im Interview verrät sie Irmi Wutscher, wieso jeder Depp inzwischen ein Buch geschrieben haben muss, erzählt von blöden jungen Typen, die dumme Texte singen, und erklärt, wieso es im Musikbusiness für Frauen heute nicht anders ist als vor fünfzehn Jahren. braucht man auch nicht, man macht sowieso, was man will. Und erst im Lauf der Zeit fällt es einem in so einer rückständigen Branche wie der Musikbranche auf, wie das alles funktioniert. Sodass ich eigentlich jetzt denke, dass sich jede Frau ab einem gewissen Alter und einer gewissen Intelligenz eigentlich als Feministin bezeichnen müsste. Man denkt immer, man müsste sich so abgrenzen. Ich bin Feministin, aber ich bin nicht mit Alice Schwarzer einverstanan.schläge: Bist du Feministin? Kannst den. Ich bin nicht dies, aber ich bin auch nicht jenes. Das macht es ein bisschen du mit dem Begriff Feminismus etwas schwierig. anfangen? Christiane Rösinger: Nicht im eiWas sagst du zur Autorität der „Emgentlichen Sinn. In Deutschland gab es ma“ in Deutschland? diese Anti-Paragraph-218-Demos, wo es Ich bin total hin- und hergerissen. sich politisiert hat. Später mit der Band Irgendwie denke ich, Alice Schwarzer habe ich dann gedacht: Nee, Feminishat trotz allem viel Pionierarbeit geleimus, das ist nix. Das ist uncool, das stet. Aber dass sie dafür war, dass Ange-
Wir treffen Christiane Rösinger in einem Wiener Designhotel in der Innenstadt, wo sie der ORF einquartiert hat. Ganz offensichtlich ist das Ambiente auch für die Musikerin ungewohnt. Wir beschließen aber einfach so zu tun, als wäre das ganz normal. Also: Christiane Rösinger geht in schicken Designhotels auf Lesetour und wir machen dort superprofessionelle Interviews mit ihr. Christiane Rösinger war Musikerin der Band Lassie Singers und ist heute noch bei der Band Britta. Sie lebt in Berlin und ist neben ihrem Musikerinnendasein Kolumnistin und Schriftstellerin. Ihre Memoiren sind soeben unter dem Titel „Das schöne Leben“ im Fischer-Verlag erschienen. www.flittchen.de Am 17.4. gibt es im Wiener WUK eine Lesung von Christiane Rösinger mit Multimedia-Show. ww.wuk.at
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la Merkel Kanzlerin wird und für die Bildzeitung Werbung macht, ist eigentlich unverzeihlich. Aber es ist schwierig, man darf die wenigen Figuren, die man hat, nicht so arg demontieren. Das ist immer so eine Selbstzerfleischung, die es bei den Linken und bei den Feministinnen gibt. Und im konservativen Lager halten sie zusammen und beweisen Stärke. Man kann sie ja auch kritisieren. Aber wie man bei der DDR sagt: Es war nicht alles schlecht! Was ist das Feministischste, was du je getan hast? Ich habe mal so einen Sampler rausgebracht der hieß „Stolz und Vorurteil“ und gedacht, man könnte damit etwas gegen diese Übermacht von Jungsbands tun. Ich habe da lauter Bekannte und Freundinnen auf diesem
rösingerchristiane Sampler versammelt und ein paar Interviews dazu gegeben, um die Öffentlichkeit dafür zu interessieren. Das war schon sehr feministisch. Aber inzwischen bin ich da fast ein bisschen desillusioniert, aber nur in dem Sinne, dass das jetzt einfach auch jüngere Frauen machen müssen. Ich habe gekämpft, damit Frauen in Bands sind. Jetzt müssen einfach die Jüngeren ran. Ich habe immer versucht, mit Freundinnen-Verbänden und mit Frauenbands etwas zu machen. Aber ich weiß nicht, ob das per se schon feministisch ist. Das ist ja auch egoistisch, weil es Spaß macht. Deine Bands – Lassie Singers und Britta – werden ja immer so in die Frauenband-Ecke geschoben. Bist du damit zufrieden oder war das nicht beabsichtigt? Das ist so lustig, weil bei den Lassie Singers ja immer ein Schlagzeuger und ein Gitarrist dabei waren. Das führte dann zu so komischen Begriffsfindungen wie „Gemischte Mädchen-Band“, also Dinge, die es gar nicht gibt. Bei Britta waren wir ursprünglich vier Frauen, jetzt spielen wir mit wechselnder Besetzung, auch mit Männern. Und es ist immer noch für die Presse und für ein breites Publikum seltsam, wenn man so eine gemischtgeschlechtliche Band hat. Also zum Beispiel drei Frauen und zwei Männer. Das ist dann eine Frauenband. Weil man es einfach nicht akzeptieren kann, dass es da wie im normalen Leben Männer und Frauen gibt. Und ich hasse den Ausdruck, denn ich finde, wenn man sagt „Frauenband“, dann sind ja alle Bands zwischen Tokio Hotel und Tocotronic und Grönemeyer „Männerbands“. Das ist so eine komische Begriffsfindung, die sagt, eine Band, in der mehr als eine Frau ist, das kann’s gar nicht geben. Und wenn, dann ist es halt so ein komisches Sonderding. Und wenn Frauenband, dann denkt man, das sind eh so nette süße Girls, die Sixties-Tanzmusik machen, oder so was, was Peaches macht. Aber so eine ganz normale Band mit Frauen, von denen es hunderte gibt, die Songs darüber machen, wie sie die Welt sehen, das ist immer noch ein Unding. Gab’s für euch Vorbilder? Gerade bei Frauenbands? Als ich so achtzehn war, war ja Patti Smith gerade berühmt. Aber das sind
immer diese Einzelgestalten. Eigentlich hat sich das so ein bisschen ergeben. Man sagt ja nicht: Ich will eine Band und zwar eine nur mit Frauen. Das habe ich gar nicht gedacht, sondern meine beste Freundin damals, Almut, und ich, wir haben halt beide gerne gesungen. Das Schlimme ist, dass das vor fünfzehn Jahren genauso war wie jetzt. Da hat sich überhaupt nix geändert. Wir waren als Lassie Singers immer die Einzigen. Da wird man dann hofiert. Auf der einen Seite gefällt einem das natürlich. Aber mit der Zeit denkt man: Sag mal, sind da keine anderen? Du spielst
geschrieben haben. Und das läuft ganz gut und da denkt man sich: Wieso nicht das Gleiche mal von einer Frau? Und dann auch die Sache mit der Band: Man ist ja sehr beliebt, aber leben kann man davon überhaupt nicht. Auch dieses auf Tour gehen, das zahlt sich nicht aus. Und von daher war es ehrlich gesagt auch so ein ökonomischer Gedanke. Ich mache ein Buch, damit gehe ich auf Tour und vielleicht kann man da ein bisschen Geld damit verdienen. Mehr als mit der Band. Am 17.4. bist ja im WUK zu Gast, was wird die Leute da erwarten?
„Jede Frau ab einem gewissen Alter und einer gewissen Intelligenz müsste sich eigentlich als Feministin bezeichnen.“ auf Festivals, nur Männer auf der Bühne, die einzige Frau, die da ist, ist natürlich hinterm Tresen. Ich finde halt dieses Gemischte ganz gut. Ich habe überhaupt nix dagegen, dass Männer jetzt mitfahren, aber nicht mehr als ein Drittel in der Besetzung. Du hast gerade ein Buch mit dem Titel „Das schöne Leben“ veröffentlicht. Wie bist du darauf gekommen, deine Memoiren zu schreiben? Ich habe immer schon so aus Spaß gesagt: Ich schreibe mal meine Memoiren. Und dann kam die Popliteraturzeit, wo jeder Depp ein Buch geschrieben hat. Und da war schon so ein bisschen eine Goldgräberstimmung, in der man öfters als Musikerin angerufen wurde, ob man nicht auch was hat. Aber damals hatte ich noch nichts fertig und ich habe auch nicht richtig den Anfang gefunden. Ich habe mich aber nicht mehr weiter darum gekümmert, weil ich dachte, ich habe nicht genug Material und das ist ja nicht gut genug und so. Dann hat aber eine Frau, die beim Verlag arbeitet, mich bei einem BrittaKonzert angesprochen und hat dann den Kontakt zum Lektor hergestellt. Der hat gesagt, es gefällt ihm gut, aber es passt nicht in den Verlag. Fünf Jahre später hat er sich aus heiterem Himmel wieder gemeldet. Ich glaube, indirekt habe ich das Leuten wie Heinz Strunk und Rocko Schamoni zu verdanken, weil die ja auch eine Art Musikerbiografie
Es gibt eine Multimediashow. Wobei das eine ironische Übertreibung ist und von WUK-Seite wirkt das jetzt so arg offiziell … Also: Ich lese, ich singe auch ein paar Lieder – auch ein neues – und es gibt Bilder und ein Video. Das ist für mich ein großes Ding, weil so vorlesen und singen und erzählen, das macht mir kein Problem. Aber alles was mit Bildern und Technik und Beamern zu tun hat ... Andreas Spechtl von der Band „Ja, Panik!“ begleitet mich. Er spielt Gitarre, muss die Show fahren und Bücher verkaufen. Der muss alles machen. Wie kam es zu der Kooperation? Wir waren mit „Ja, Panik!“ auf Tour und ich dachte mir schon: Die ganze Zeit spielen da jetzt so junge Typen mit … Ich habe wirklich auch einen natürlichen Ekel vor diesen Indie-Boys. Da gibt es in Deutschland, vor allem in Hamburg, ganz viele blöde junge Typen, die dumme Texte singen. Und dann waren die auch ziemlich verschlossen und morbide, wie der Wiener gerne ist. Irgendwie haben wir uns dann aber angefreundet. Im Laufe der Tour war das dann so nett mit denen, trotz dieses Altersunterschieds, und ich mag auch die Texte sehr gerne. Und weil ich jetzt etwas mit dem Buch mache, hatte ich auch Lust auf so einen Bruch – also nicht einen Bruch mit der Band, die Band besteht weiterhin – aber ich wollte auch mal mit jemand anderem etwas machen. ❚
3.4., 21.00: an.schläge tv Christiane Rösinger ist auch ausführlich im
an.schläge tv Interview
zu sehen.
april 2008 an.schläge 33
filmchina
Fi l m s t i l l : L o s t i n B e i j i n g
Out of Beijing Der rasante Wandel und der Aufbruch in die Städte sind immer wiederkehrende Themen der aktuellen Filme aus China. Junge Filmemacherinnen erzählen vor diesem Hintergrund meist die Geschichten der „kleinen Leute“ – vornehmlich die von Frauen. Eine Vorschau aufs Internationale Frauenfilmfestival von Rosaly Magg.
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln: Das Internationale Frauenfilmfestival präsentiert vom 23. bis 27. April rund hundert Filme in verschiedenen Sektionen. Im Focus China stehen die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre im Vordergrund. Die Kuratorinnen wollen einen Überblick über das Filmschaffen chinesischer Regisseurinnen geben. Neben einigen historischen Filmen liegt der Schwerpunkt auf Arbeiten der letzten Dekade. Zahlreiche Regisseurinnen aus China werden in Köln zu Gast sein und mit dem Publikum diskutieren. Flankiert wird das Filmprogramm von Vorträgen, Workshops und Werkstattgesprächen. Infos & Programm: www.frauenfilmfestival.eu
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Die unabhängige Filmszene Chinas entwickelt sich in den letzten Jahren fast so schnell wie die städtischen Landschaften. Durch Filme wie „Suzhou River“ von You Le (2000) oder „Tuyas Hochzeit“ von Quanang Wang (2006), die vor allem auf internationalen Filmfestivals erfolgreich waren, aber in China nicht öffentlich gezeigt werden durften, hat sich das Selbstbewusstsein einer ganzen Generation von FilmemacherInnen stark verändert. Das verbindende Thema der Underground-FilmemacherInnen ist die Isolation und die Vereinsamung in der Großstadt, der Fokus liegt dabei auf Familienstrukturen, Generationskonflikten, politischen Veränderungen nach 1989 und Geschlechterverhältnissen. Nobodies werden zu HeldInnen, die sozial Schwachen bekommen eine Stimme. Vermehrt stehen auch Frauen als Protagonistinnen im Zentrum. Für diese The-
menwahl müssen sich die jungen FilmemacherInnen von offizieller Seite viel Kritik anhören: Sie würden nur für den westlichen Markt drehen und die schlechten Seiten Chinas hervorheben. Doch die FilmemacherInnen würden ihre unkonventionelle Sicht auf die Gesellschaft liebend gerne einem chinesischen Publikum zugänglich machen, wenn die Zensur es zuließe. So auch die in Europa bekannte Regisseurin Li Yu. Sie arbeitete früher für die staatliche Filmindustrie, doch ihre Konflikte mit der chinesischen Zensur führten sie in die Unabhängigkeit. Die Verstümmelung ihrer Filme durch Szenenstreichungen war für sie untragbar: „Ich repariere nicht mein Haus, sondern ich mache Kunst“. Danach drehte sie vor allem Dokumentarfilme. Ihr Spielfilmdebüt „Fish and Elephant“ (2001) war der erste lesbische Film in China, der ganz offen die Konflikte einer Chinesin thematisiert, die verheiratet wer-
den soll, aber mit einer Frau zusammenleben will. Auch wenn dieser Film noch etwas spröde und sperrig wirkte, war er ein Meilenstein der chinesischen unabhängigen Filmszene. Gespür für Bilder. In „Lost in Beijing“ (2006) vertraut Li Yu nun ganz auf ihr Gespür für Bilder, in denen sie ein einfühlsames Gemälde der Hauptstadt zwischen Armut, Hochglanzfassaden, Prostitution und den verzweifelten Träumen der Unterschicht von einem besseren Leben in der Stadt zeichnet. Im Mittelpunkt steht die junge Ping Guo, die in einem Massagesalon arbeitet, in dem körperliche Übergriffe an der Tagesordnung sind. Nach einer Vergewaltigung durch ihren Chef ist die sexuelle Gewalt entfesselt. Ping wird zur Hure stilisiert – sowohl von ihrem Ehemann als auch vom Vergewaltiger. Die beiden Männer verhandeln über die materielle Kompensation der Vergewaltigung. Es
chinafilm
„So stelle ich mir auch das Leben vor …“
geht ihnen dabei aber vor allem um männliche Komplizenschaft und die Aufrechterhaltung der patriarchalen Ordnung. Der Frauenhandel der besonderen Art führt dazu, dass alle ProtagonistInnen in die Isolation gedrängt und von einer tiefen Verzweiflung ergriffen werden. Li Yus kleines Meisterwerk ist leider auch der chinesischen Zensur zum Opfer gefallen, angeblich, weil herausgeschnittene pornographische Szenen für die Werbung benutzt worden seien. Die andere Seite der Boomtown Peking steht im Zentrum des neuen Films von Ning Ying –der Grande Dame des chinesischen Kinos. In „Perpetual Motion“ versammeln sich vier Vertreterinnen der Upper Class mittleren Alters an einem Neujahrstag, um eine Rechnung miteinander zu begleichen. Sie reden ganz ungeniert über ihre sexuelle Aktivität im Alter, über die Menopause und ihre Kindheitsängste. Ganz der Logik eines absurden Theaterstücks folgend, kommen lang gehütete Geheimnisse ans Licht, und die wahren Identitäten hinter den maskenhaft geschminkten Gesichtern werden unfreiwillig enthüllt.
Jenseits des Zirkusklischees. Die aktuellen chinesischen Dokumentarfilme widmen sich Themen fernab der Megacity Beijing. „Circus School“ von Guo Jing ist ein emotionales Porträt einer Schule für junge ArtistInnen in Shanghai. Es erzählt von der enormen Anstrengung, die eine Zirkusausbildung mit sich bringt, von extremen körperlichen Schmerzen, Tränen, psychischen Zusammenbrüchen und der Last des täglichen Drills. Der erste Teil der Dokumentation folgt dem Trainingsablauf zweier Gruppen – den TrapezkünstlerInnen und den HandstandakrobatInnen, die für einen Wettbewerb trainieren. Die Szenen des Scheiterns werden bis zur Schmerzgrenze wiederholt, keine Kommentare aus dem Off stören die authentische Darstellung des Trainingsalltags. Ab und an verharrt die Kamera auf den schweißüberströmten, angespannten Gesichtern der elf bis zwölfjährigen Kinder, die von ihren AusbilderInnen kritisiert und schikaniert werden. Nach und nach geben einzelne Kinder kurz vor dem Wettbewerb auf, LehrerInnen
brechen unter dem Erfolgsdruck zusammen, die HandstandakrobatikGruppe wird vom Wettbewerb zurückgezogen. Nur die Trapezgruppe tritt an und gewinnt den Wettbewerb. Der zweite Teil von „Circus School“ widmet sich den unterschiedlichsten Formen der Sabotage. Einzelne Kinder üben sich in offenem und verdecktem Widerstand, während einer der Lehrer sich aufgrund der zahlreichen Gebrechen, die ihm das harte Training in Kindheitstagen bescherte, einer Operation unterziehen muss. Guo Jing ist es gelungen, eine Dokumentation fernab von Zirkusklischees zu drehen, die sich ganz auf ihre ProtagonistInnen verlässt und Widerstände sowie Dissonanzen sichtbar macht, ohne eindeutige Schuldzuschreibungen vorzunehmen. Geschichten der Migration. Widerstände sind auch das Thema des Dokumentarfilms „Bingai“ über Vertreibungen im Zusammenhang mit dem Drei-Schluchten-Staudammprojekt am Yangtse. Die Regisseurin Feng Yan folgt einer von Zwangsumsiedlung betroffenen Familie in der Provinz Hubei über einen Zeitraum von sechs Jahren. 1996 werden in dem Dorf Guilin die ersten 310 von insgesamt 800 DorfbewohnerInnen umgesiedelt. Die Familie von Zhang Bingai soll eine der ersten sein, die umziehen muss, doch sie wehrt sich erfolgreich und kann vorerst bleiben. Doch 2002 ist es soweit, dass auch sie ihr Haus aufgeben müssen. Sie gelten mittlerweile als MigrantInnen, deren Rechte denen der anderen DorfbewohnerInnen untergeordnet sind. Feng Yan gelingt es, einen vielschichtigen Blick auf das Alltägliche zu werfen. Auch wenn es meistens um die bevorstehende Umsiedlung und den dadurch verbundenen Verlust der Identität sowie der materiellen Basis geht, erzählt Zhang Bingai vor allem ihre eigene Geschichte: die ersten Ehejahre, die Bedeutung der extrem harten körperlichen Arbeit und die Angst vor der Entwurzelung. Emotional und eindringlich begleitet die Regisseurin eine der vielen Migrationsgeschichten, die der chinesi❚ sche Film heute zu erzählen hat.
Die Sinologin Katharina Schneider-Roos im Gespräch mit Rosaly Magg über Chinas unabhängige Filmszene. an.schläge: Wie sind die Arbeitsbedingungen für Frauen als Filmschaffende in China? Wie hoch ist der Anteil von Frauen in der Filmproduktion? Und welche Aufgaben übernehmen sie vor allem? Katharina Schneider-Roos: Leider gibt es zu diesem Thema kaum Studien. Doch offensichtlich ist, dass es einen minimalen Anteil an Regisseurinnen in China gibt. Beim Fernsehen und in den Filmproduktionen sind überwiegend Männer am Hebel. Es gibt allerdings auch einige Frauen in wichtigen Führungspositionen, bei der Intendanz und in der Redaktion. Meistens arbeiten Frauen aber im Assistenzbereich oder bei der Filmgeschäftsführung – soweit es so etwas überhaupt gibt, denn meistens haben sie nur einen Pappkarton mit Geld drin. Und wenn das alle ist, muss der Film entweder fertig sein oder alle werden nach Hause geschickt. Gibt es in einem solchen Umfeld überhaupt explizit „feministische“ Filme? Die marxistisch-feministische Filmprofessorin Dai Jinhua meinte kürzlich in einem Interview, es gäbe nur einen einzigen feministischen Film in China: „Woman Human Demon“ von Huang Shuqin aus dem Jahr 1987. Der Film stellt eine Protagonistin inmitten einer stark hierarchisierten Gesellschaft ins Zentrum, die sich nur als Schauspielerin auf der Bühne artikulieren kann. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Die Schauspielerin spielt ihr eigenes Leben. Als sie ein kleines Mädchen war, schlüpfte sie in die Jungenrolle, um in einer traditionellen Operntruppe zu überleben. Als Erwachsene wurde sie zur Ehe gezwungen und fand nie ihren Platz in der männlich dominierten Gesellschaft Chinas. Diesen Film werden wir als historisches Beispiel im Focus China zeigen. Ein anderer historischer Film, den wir zeigen werden, konzentriert sich darauf, dass das Thema Emanzipation in China vollkommen der Revolution untergeordnet war. Chinesinnen hatten sich lange gewehrt, als „feministisch“ bezeichnet zu werden. Eine der ersten Filmemacherinnen war bei der Volksbefreiungsarmee im angeschlossenen Filmstudio tätig und drehte vor allem Kriegsfilme, die nichts mit Frauenthemen zu tun hatten. Mein Lieblingsfilm von ihr ist jedoch ein Film über die Landreform, mit einer sehr starken Frau im Mittelpunkt – die Übermutter schlechthin. Von den aktuellen Filmen ist wohl „Lost in Beijing“ der frauenpolitischste. Die starke Fokussierung auf die Protagonistin und die Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse sind sehr radikal. Zuerst sollte der Film in die chinesischen Kinos kommen, doch Anfang Januar fiel er der Zensur aufgrund der expliziten Sexszenen, die durch april 2008 an.schläge 35
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Katharina Schneider-Roos lebt seit zehn Jahren überwiegend in China. Sie gab an der Universität von Beijing Seminare zu Literatur und Film in Österreich und organisiert Festivals mit österreichischen Experimental- und chinesischen Untergrund-FilmemacherInnen. Zusammen mit Solveig Klaßen drehte sie 2003 „My Camera Doesn´t Lie“, den ersten in China gedrehten, professionellen Dokumentarfilm über die unabhängige Filmszene. Sie ist eine von drei Kuratorinnen für den Focus China des Internationalen Frauenfilmfestivals.
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Raubkopien im Internet verbreitet wurDie andere Art ist: Man weiß schon Sie drehen offizielle Filme mit Anden, zum Opfer. Gerade diese Szenen ei- im Vorfeld, das gewählte Thema kommt spruch, ab und an auch Werbefilme oder wirken an staatlichen Produktioner Vergewaltigung und der materielbei der Zensurbehörde nicht gut an, nen mit. Es gibt viele Überlappungen. len Ausbeutung einer Frau vom Land und macht es am besten gleich an ihr Man entscheidet sich bewusst dafür, sind aber sehr realistisch. Durch die auf vorbei. unabhängige/r FilmemacherIn zu sein. dem Land noch sehr traditionell patriarDie Lockerung vor zwei Jahren hat chalische Gesellschaftsordnung, die bewirkt, dass man nicht mehr ein Sie haben zusammen mit Solveig Frauen nach der Heirat der Familie des ganzes Drehbuch einreichen muss, son- Klassen „My Camera Doesn´t Lie“ über Mannes zuordnet und die chinesische Undergrosie durch den Umzug und- und Gay-Filmszene an den Wohnort des gedreht, die vorbei an ZenMannes ihres ursur und Drehgenehmisprünglichen Beziegung ihre Filme produziehungsnetzes beraubt, ren. Welche Schwierigkeigeraten Frauen in sehr ten hatten Sie beim Dreh? starke psychische und Keine, weil unsere Partner materielle Abhängigselbst unabhängig waren keit. Diese können sie und wir unter den gleimanchmal nur durch chen Bedingungen produSelbstmord lösen, wie ziert haben. Die Interviedie hohen Selbstmordws haben immer in abgeraten von chinesischlossenen Räumen schen Frauen auf dem stattgefunden. Schwierig Land zeigen. war es nur ein einziges Die Zensur soll sich Mal, als wir eine Location in den letzten Jahren gesichtet haben. Da kam etwas gelockert haben. gleich das Nachbarschaftskomitee und hat Wie stark ist sie heute? Alle unterliegen uns befragt. Wir sind theoretisch der Zendann sofort verschwunsur, auch wenn sie vor den. Ich glaube nicht, dass etwa vier Jahren uns wirklich etwas pasgelockert wurde. Es siert wäre, es ist einfach gab ein Treffen zwinur unangenehm, so unschen Zensurbehörde ter die Lupe genommen und unabhängigen Filzu werden. „Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein kleines Der Film lief in Europa ab 2003 memacherInnen anlässlich Meisterwerk. erfolgreich auf Festivals. Hades hundertjährigen Juben Sie den Film auch den Bebiläums des chinesischen dern eine ein- bis zweiseitige Synopsis. teiligten in China gezeigt? Films. Der Zensurbehörde wurde es zuIch habe ihn aufgrund der Bitte eiDer Vorteil daran ist, dass man sich nehmend peinlich, dass bei internationer der Interviewpartnerinnen nicht in nicht von vornherein in die Illegalität nalen Filmfestivals immer unabhängig China gezeigt. Wir haben nur eine pribegibt. Außerdem wurde erlaubt, dass produzierte Filme gewannen. Das sind Filme, die sich der Zensur entziehen oder man nicht mehr nur in Beijing, sondern vate Aufführung in der Wohnung mit sogar im Untergrund produziert wurden. auch in anderen Städten Exposés einrei- den RegisseurInnen organisiert. Die Reaktionen waren grundsätzlich positiv. chen kann. Wie man bei Li Yus „Lost in Früher hat sich die Zensurbehörde Beijing“ sieht, ist die Zensur aber bei der Es gab kleinere Kritikpunkte, die aber meistens viel Zeit gelassen, wenn ein Drehbuch eingereicht wurde. Falls sie es Endfassung so streng wie eh und je. Die mehr mit der Wirkung der FilmemacherInnen vor der Kamera zu tun hatStrafe ist nicht nur, dass ein Film nicht dann schlussendlich bewilligte, sollten gezeigt werden darf. Hinzu kommt, dass ten als mit dem Film an sich. Der Film in der Regel bis zu fünfzig Stellen im gilt als historisches Dokument, da sich Produktionsfirma und RegisseurInnen Film umgearbeitet werden. Die Filmedie Szene schon kurz danach völlig verfür zwei Jahre gebannt werden. Somit macherInnen hatten zu diesem Zeitändert hat. Viele der Interviewten waist die Lockerung in der Anfangsphase punkt jedoch meist schon eine Filmdes Films auch eine Methode, die unab- ren danach nämlich nicht mehr unabcrew und mussten aus Kostengründen hängig tätig. hängigen RegisseurInnen an den Staat mit der Produktion beginnen. Viele hat zu binden, um sie besser kontrollieren In dem Film geht es auch um das Tadas dazu getrieben, einfach mit dem zu können. buthema Homosexualität und GeDreh anzufangen. Das ist die eine Art, Viele unabhängige FilmemacherIn- schlechteridentitäten. Wie aktiv ist die wie man unabhängige/r FilmemacherIn nen leben heute von einer Mischung: Gay-Film-Szene in China? in China wird.
chinafilm Während der Dreharbeiten gab es eine regelrechte Gay-Film-Welle. Das erste Gay-Film-Festival fand statt und der erste lesbische Film wurde gedreht. Das Festival lief ganz gut, erst beim Abschlussfilm wurde es gestoppt. Das zweite Festival ein Jahr später konnte dann nur noch in Bars und Wohnungen stattfinden, da es gleich zu Beginn geschlossen wurde. Das dritte Festival fand Ende 2007 statt, organisiert von einem Filmfond für unabhängigen Film in China. Ich bin sehr froh, dass es mit dem Lixianting Filmfond endlich eine Plattform für unabhängigen Film gibt. Finanziert wird das Ganze durch Spenden von reichen Künstlern und Malern, die in den letzten Jahren internationale Erfolge feierten. Und nun wollen diese etwas davon an die junge Filmszene weitergeben. Wie sieht der chinesische Mainstream-Filmgeschmack aus? Mainstream ist zum einen ganz klar Hollywood, wenn auch in beschränkter Form, da nur etwa fünfzig ausländische Filme pro Jahr zugelassen werden. Der Rest wird – überspitzt formuliert – von drei chinesischen Filmemachern beherrscht, die Kommerz produzieren wie Kung Fu-Filme oder Komödien. Der wahre Mainstream ist in China jedoch der Propagandafilm, der produziert wird, um nach außen hin zu repräsentieren, aber kaum gesehen wird. In den letzten Jahren kam es jedoch vermehrt zu Entwicklungen, wie wir sie weltweit beobachten. Die starke Präsenz ausländischer Investoren vor allem aus Hongkong, Japan und den USA ist auch in China spürbar. Unabhängige Filme werden von europäischen und koreanischen Fonds gefördert. In offiziellen Produktionen darf es aber nur eine ausländische Beteiligung von weniger als fünfzig Prozent geben. Welche neuen chinesischen Filme und Filmemacherinnen zählen für Sie momentan zu den spannendsten? „Lost in Beijing“ von Li Yu ist ein kleines Meisterwerk. Der Film war 2007 auf der Berlinale zu sehen. Er schildert die Erfahrungen eines Pärchens, das vom Land in die Großstadt kommt, und dessen aussichtslosen Kampf gegen die städtischen Strukturen. Ein anderer Film, der mir am Herzen liegt, ist Ning Yings „Perpetual Motion“ – ein Kammerspiel, in dem sie vier ihrer Freundin-
nen porträtiert, die alle um die fünfzig und Teil der neureichen Elite Beijings sind. In dem Film geht es vor allem um ihre Traurigkeit und Einsamkeit an einem chinesischen Neujahrsabend. Liu Jiayin, die Caligari-Filmpreisträgerin 2005, ist noch relativ unbekannt in China. Ihr Debütfilm „Oxhide (Niu Pi)“ entstand vor drei Jahren, damals war sie Studentin an der Beijing Film Academy. Jetzt ist sie dort Assistentin und recht anerkannt. Der Film ist mit den einfachsten Mitteln hergestellt: Eine Digitalkamera, zwei Mikrofone, die sie sich geliehen hatte, ein gutes, ein schlechtes, daher die Unterschiede im Ton. Es gibt keine SchauspielerInnen, genauer gesagt: Es spielen Liu Jiayin selbst und ihre Eltern (und die Katze). Eltern und Tochter spielen sich selbst in der eigenen, vierzig Quadratmeter großen Wohnung, die für keine Einstellung verlassen wird. Große Kunst wird „Oxhide“ durch die Form, in der die Regisseurin diese nahe liegende Idee umsetzt. Der Film besteht aus 23 Einstellungen, die mit unbewegter Kamera gedreht sind. So radikal wie umwerfend sind die Ausschnitte in Szene gesetzt. Nie erhält man einen Überblick über die Wohnung, nie bekommt man eine der Personen ganz in den Blick. „Oxhide“ ist ein Film, dessen Intelligenz in der Art liegt, in der das Gezeigte und das Nicht-Gezeigte zugleich im Spiel sind. Der Film vermeidet die platte Abbildung, indem er mit großer Bewusstheit und atemberaubender Entschlossenheit den Raum der Familie für die Kamera arrangiert. Das Spezifische am aktuellen chinesischen Frauenfilm ist vielleicht, dass unterschiedlichste Frauengruppen herausgegriffen und porträtiert werden. Das Thema Frau in den verschiedenen sozialen Schichten und Konstellationen mit starkem Bezug auf die großen Umwälzungen in China steht im Vordergrund. Diese Filme reflektieren die chinesische Realität, in der gleichzeitig alles zusammenbricht und alles wieder neu aufgebaut wird – im wörtlichen Sinne. Wenn man momentan durch Beijing läuft, sieht man entweder verfallene Häuser oder hochmoderne Glasfassaden. So stelle ich mir auch das Leben im Kopf der Menschen vor: So viele Dinge zerbrechen und wachsen wieder. ❚
Denice
LookTalkWalkActFuckThink like a dyke When I came out (as a dyke) a little more than ten years ago, the bigotry I faced from „the scene“ was unfuckingbelievable. I of course didn’t see this at that point. I was just eager to belong. To fit in. To BE A Leeezzbian. I went to the only gayclub in town (we are still in Sweden here) every.bloody.weekend. So I could meet people. Who supposedly were; just.like.me. Leeezzbians. I, who always had music as number one „save me from sinking“-device, found myself twitching around on the dancefloor to cheap eurodisco and eurovision song contest hits. We were all family. BUT, with a little help from my friends, I had a constant bad concious, because; *I had slept with a lot of penises. *I had not „known“ since I was a child. (In fact, I had no fucking idea until I was like 20.) *I could not relate in any way to indigogirlsmelissaanniefuckinglennox. I mean; you get the picture here. I was a lousy lesbian. They did kindly offer me to be bisexual. I, as kindly, declined. (Bisexuals have no rules to follow. In the end they are all straight anyways. As we all know. Blablablabla...) I just wanted to be a screaming dyke for fucks sake. So. I started to hang out with the „political dykes“ instead. We are talking hardcore radicals here. Penetrational sex and tampons are not feminist. Not born with a cunt = enemy. (Born with a cunt and not wanting it = traitor!) It was so crazy that my aggression and hatred almost ate up my feminism. There were only the true lesbian feminists. (The one comes with the other: True lesbian must be feminist/true feminist must be lesbian.) Here I got my music and my politics (yeah, well, kind of) back, but denied myself the small things that I actually did like. A lot. LookTalkWalkActFuckThink like a dyke, ok?! Three or four years ago I had my best coming out (so far). I can call myself whateverthefuck I want. Femme. THE Femme. Kickass feminist. Dyke. Queer. I can fuck who I want. How I want. I can hit sexist bastards in the head with my high heels. (and YES, I can run away from rapists in my 10 inch heels just watch my foot work on the dancefloor). It is NOT other people’s business telling me who/what I am. When I qualify for what. Where I can go looking like what. Who I can BE, sleeping with whom. I’m not stupid. I know identities and labels and the „rules“ that come with them provide security, sense of belonging, and I am NOT on a queer crusade here, wanting to bash any radicals. I learned a lot from that experience. I just wish that somebody would have told me ten years ago that I’m allowed to do my own labelling myself. That’s my job, not yours. Ok? april 2008 an.schläge 37
Liebe und andere Tiere Auf den Dancefloors treffen Silke Graf und Vina Yun auf kryptische Gestalten.
Hercules and Love Affair Thao Nguyen:We Brave Bee Stings And All Xiu Xiu:Women As Lovers Paperbird: Cryptozoology Links: www.myspace.com/herculesandloveaffair www.thaomusic.com www.xiuxiu.org www.paperbirdmusic.com www.myspace.com/santogold
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Die neue Disco-Sensation kommt aus New York City und trägt den unwiderstehlichen Namen Hercules and Love Affair. Ein von House-/Disco-DJ Andrew Butler initiiertes Projekt, das neben Kim Ann Foxmann, die zusammen mit Butler das „DanceHomosDance“-DJ-Kollektiv bildet und für Hercules die Vocals beisteuert, Antony Hegarty von „Antony and the Johnsons“ und Sängerin Nomi (die u. a. mit „CocoRosie“ und Debbie Harry zusammenarbeitete) umfasst. Mit ihrer Debütsingle „Classique #2“ erregten sie bereits im Vorjahr in der Clubszene Aufmerksamkeit. Doch erst das soeben erschienene, selbstbetitelte Debütalbum (veröffentlicht auf DFA/EMI) – mit dem ersten Single-Release „Blind“ als Zugpferd – beförderte das queere Quartett mit Hang zu camper, in Pastellfarben getauchter Neo-Antik-Ästhetik schlagartig ins Rampenlicht sämtlicher Musikgazetten. Hercules and Love Affair berufen sich ebenso auf klassische 1970er-Jahre-Discoproduktionen in der Tradition von Salsoul oder Arthur Russell wie auf den frühen Chicago-House-Stil à la Steve „Silk“ Hurley oder Mr. Fingers. Mit ihren umfangreichen Zitaten aus der Dance-Music-Geschichte verleihen Hercules and Love Affair dem Disco-Spirit von einst ein restauriertes Gewand und ungeahnten neuen Glanz. Auch das Label Kill Rock Stars kann sich über kreative Neuzugänge freuen: Zusammen mit ihrer Backing-Band „The Get Down Stay Down“ setzt die 23-jährige Thao Nguyen aus Virginia einen akustischen Brass-Folk-Pop-Wirbel frei, dessen gewitztem Charme nur schwerlich
zu entkommen ist. Die Songs auf ihrem Debütalbum We Brave Bee Stings And All (Kill Rock Stars/Trost) lassen sich als „happy sad“ charakterisieren: weniger verkorkst als eine Chan Marshall oder Scout Niblett, in deren musikalische Nähe Thao des öfteren gerückt wird, dafür ungleich luftiger und schwelgerischer, ohne im Storytelling den geschärften Blick für Details zu verlieren. Mit ihrem ersten Release sollte es Thao Nguyen vergönnt sein, als Singer-Songwriterin merkbare Spuren zu hinterlassen – auf dem Weg zu „health, life and fire“, wie es bei ihr so schön heißt. Bevor Xiu Xiu beim diesjährigen Donaufestival in Krems am 1. Mai auftreten, stellen sie ihr neues Album Women As Lovers (Kill Rock Stars/Trost) mit ihrer Labelkollegin Thao auf einer gemeinsamen US-Tour vor. Der Albumtitel bezieht sich auf die Übersetzung von Elfriede Jelineks „Die Liebhaberinnen“. Wie Jelinek sparen Xiu Xiu nicht mit harten Realitäten und deftigen Bildern, benennen in ironisch-bitterem Ton die dunklen Aspekte menschlicher Existenz. Und das in einer reduzierten, dichten Sprache, die ihresgleichen sucht. „Guantanamo Canto“ zerlegt Terrorismusbekämpfung, „White Nerd“ entblößt Konstruktionen von NerdCoolness, und das wunderschöne Cover von „Under Pressure“ befreit den Queen-/David-Bowie-Klassiker von allem Staub und lässt Textfragmente wie „Why can’t we give love that one more chance“ noch einmal verzweifelt scharf aufblitzen. Bereits ihr zweites Home-Recording-Album präsentierte Paperbird dieser Tage im Wiener Rhiz: Auf „Peninsula“
folgt Cryptozoology (Seayou/Trost), das im eigenen Schlafzimmer entstanden ist. Anna Kohlweis, die junge Songwriterin mit dem kurzen Rotschopf, lebt in Wien und bewegt sich im lustigen Haufen rund um die Labels Seayou und Fettkakao, auf denen auch „Go Die Big City!“ und „A Thousand Fuegos“, bei denen sie auch mitgespielt hat, veröffentlichen. Ihr eigenes Ding klingt ruhiger, konzentrierter, ist meist getragen von Freundin Gitarre und umspielt von allerlei Pling-Pling-Glockenspiel, Flöte, Geklopfe und befreundeten Chören, wie auf dem schönen Track „Matchstick Man“. Da singen sie „So I dig caves in every mountain in search of your soul and then, when I´ve found you with my fingers all stiff and cold I’m gonna kiss you on the forehead and do all I can to bury you deeper this time to look for you all over again.” Gesungen ein Ohrwurmsatz, tatsächlich. Sehr zärtlich treffen hier Landschaften auf Tiere auf Menschen auf Gefühle und spiegeln sich ineinander zur gegenseitigen kryptischen Innenansicht. Etwas mehr „outgoing“ ist hingegen Santogold alias Santi White, die MySpace-Entdeckung des jungen Jahres. Der neue Hype aus Brooklyn ist schon jetzt, obwohl das Album noch auf sich warten lässt, von allen großen Namen des Global-Party-Beat-Mash-Up umgeben, um Leuten wie M.I.A., Diplo, Switch, Spank Rock usw. mal eine Schublade aufzudrücken. Hier geht alles: Dub, Indie, Postpunk, Baile-Funk – you name it. In Songs gegossen, die auch den Kopf mittanzen lassen. Demnächst garantiert auf dem Dancefloor ihres Vertrauens. ❚
Madres Henker, Heldinnen und die Suche nach einer geraubten Herkunft in der argentinischen Miltärdiktatur. Eine Rezension von Lea Susemichel Das Buch beginnt wie ein Krimi: Entführung, Gefangennahme, Sympathie und Solidarisierung zwischen der Gefangenen und ihrer Wärterin. Gemeinsame Fluchtpläne, Ausbruch, zwei Schüsse … Die Kugeln töten eine argentinische Widerstandskämpferin im Beisein ihres Säuglings. Das Baby wird der Tochter eines hohen Militärs übergeben, die ihren leiblichen Sohn bei der Geburt verloren hatte. „Mein Name ist Luz“ erzählt die Geschichte dieses geraubten Kindes. Und sie erzählt kein Einzelschicksal: Der Name Luz steht für zahllose Neugeborene von Oppositionellen, die während der argentinischen Militärdiktatur von 1976-1983 kinderlosen Junta-Angehörigen übergeben wurden, nachdem man ihre Eltern ermordet oder ins Exil getrieben hatte. Unter General Jorge Rafael Videla ließ das Terrorregime in Argentinien etwa 30.000 Menschen verschwinden. RegimegegnerInnen wurden auf unvorstellbar grausame Weise gefoltert und umgebracht. Tausender KommunistInnen, Montoneros und anderer AktivistInnen linker Organisationen entledigte man sich, indem sie einfach über dem offenen Meer aus Flugzeugen geworfen wurden. Schwangere ließ man bis zur Geburt am Leben, sofern es Verwendung für das Ungeborene gab. Bereits ab 1977 protestierten die „Madres de Plaza de Mayo“, die Mütter und Großmütter von Verschwundenen,
vor dem Regierungsgebäude in Buenos Aires gegen diesen Staatsterror. Auch sie wurden mit Gewalt vertrieben, verhaftet, drei ihrer Mitstreiterinnen ermordet. Dennoch verhinderte der besondere Status, den die Mutter in Argentinien genießt, eine vollständige Zerschlagung ihres Protests. Bis zum heutigen Tag demonstrieren die Frauen mit den zum Symbol des Widerstands avancierten weißen Kopftüchern, auf die zum Teil die Namen der Vermissten und der Zeitpunkt ihres Verschwindens gestickt sind, an jedem Donnerstag auf dem Plaza de Mayo. Denn die Amnestiegesetze, die auch nach der Diktatur die Verbrechen weitgehend ungesühnt und die Verbrecher ungeschoren in Amt und Würden ließ, wurde erst vom 2003 an die Macht gelangten Präsidenten Néstor Kirchner zurückgenommen. Die Schriftstellerin Elsa Osorio, die heute selbst in Madrid lebt, lässt die Spurensuche ihrer Figur in Spanien enden – und den Roman beginnen. Luz, mittlerweile selbst junge Mutter, findet dort nach jahrelangen Recherchen ihren leiblichen Vater und erzählt ihm rückblickend ihre Geschichte. Das Buch, das den Literaturpreis von Amnesty International erhielt, wurde in 16 Sprachen übersetzt und erst in Europa veröffentlicht, bevor es in Argentinien einen Verlag fand. Bei Suhrkamp ist es nun erstmals als Taschenbuch erschienen. Darin gelingt der Drehbuchautorin Osorio durch kunstvollen Wech-
sel der Erzählperspektive sowohl eine mitreißende Dramaturgie als auch eine differenzierte Darstellung möglichen Lebens und Verhaltens in der Diktatur. Nahezu alle ihrer Figuren zeichnen sich zu Beginn durch politisches Desinteresse und feigen Opportunismus aus. Während Luz’ Adoptivmutter jedoch bis zuletzt jede Auseinandersetzung mit den Verbrechen und ihrer Beteiligung daran verweigert, wird anhand anderer ProtagonistInnen auch die allmähliche Entwicklung von Unrechtsbewusstsein glaubhaft nachgezeichnet. Und es sind neben einem väterlichen Alltagshelden vor allem Frauen, deren unterschiedliche Widerstandsformen gewürdigt werden. Miriam, die Fluchthelferin von Luz’ ermordeter Mutter, entscheidet sich aus emotionaler Betroffenheit, von der Kollaborateurin zur Kämpferin zu werden. Eine Tante agitiert aus politischer Überzeugung im Rahmen der familiären Möglichkeiten. Und zuletzt sind es die Madres de Plaza de Mayo, die Luz bei der Suche nach ihrer Herkunft zur Seite stehen. Die Figuren, ihre Beziehungen und Motive sind relativ schnörkellos, die Sprache des Romans ist es auch. Kein Grund zur Kritik, sondern wohl viel eher die Voraussetzung dafür, dass dieses Buch zum Bestseller werden konnte. Und damit Verbrechen breit öffentlich, deren Schrecken auch 25 Jahre danach längst nicht ausreichend zur Sprache ❚ gebracht wurden.
Elsa Osorio: Mein Name ist Luz. Suhrkamp Verlag 2007, 9,90 Euro (D)
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lesezeichen Wohnen mit Geschlecht
Hilde über Hilde
Hilde heißt Eva. Hilde beschreibt Eva, die von Evas Leben erzählt. Hilde Auch bei Fragen, die unnennt es Autobiografie ser Wohnen, unser Leben und beweist damit den und die Architektur, die Mut einer Heldin. „Das es umgeben, betreffen, Vaterhaus“ ist das erste ist die Kategorie Gender Buch der bekannten von Belang. „Gender feministischen Autorin Hilde Schmölzer (gehousing“ wird diese gendersensible Betrachtungsweise genannt. Als Ergebnis eines interna- boren 1937), in dem sie ihre eigene Geschichte in den Mittelpunkt stellt. Barbara Neuwirth tionalen Symposiums zum Thema, das 2006 in Linz stattgefunden hat, ist nun ein Sammelband schreibt treffend in ihrem Nachwort: „Es scheint, als hätte Schmölzer lange den andeerschienen. ren Frauen Raum schaffen müssen durch ihre Drei Ebenen umfasst das Konzept gender Publikationen, ehe sie den Mut gewann, über housing: Erstens werden geschlechterspezifische sich zu sprechen.“ Schmölzers „autobiografiRahmenbedingungen analysiert, zweitens gesche Erzählung“ kommt ganz ohne Kapitel, schlechterspezifische Hierarchisierungen geklärt, ohne ordnungsgebende Struktur aus. Die Erverbunden mit – drittens – einer gleichberechtigten Mitwirkung weiblicher Arbeiterinnen – Plane- zählung ist aus einem Guss – von Evas Geburt und den ersten Schritten im Vaterhaus bis rinnen, Architektinnen etc. Mit der Idee des genzum Tod der Mutter. Langeweile kommt dabei der housing sollen tradierte Geschlechterbilder nie auf, im Gegenteil: Die Jahre sprudeln aus aufgebrochen werden, außerdem sollen Frauen und Männer gleichberechtigten Zugang zu öffent- der Erzählerin, fast atemlos folgt die Leserin diesem Leben. Zum ersten Mal seit Jahren halichen und privaten Räumen erhalten. Dies implibe ich mal wieder meine U-Bahn-Station verziert ein Spannungsverhältnis zwischen Theorie passt. und Praxis, das sich auch im Buch wiederfindet: Hilde Schmölzer verliert sich nicht in DetailTheoretische Überlegungen, historische Dimensionen und praktische Umsetzungen werden be- erzählungen, sondern macht Strukturen sichtbar. So ist ihr im Nachhinein klar:„Der ganze gleitet von künstlerischen Arbeiten. Mensch ist für die Frau nicht vorgesehen.“ Nicht Und auch innerhalb des Konzepts gibt es für Evas Mutter, die in der kurzen Zeit der AbweKritik:Wird bspw. auf der einen Seite argumentiert, dass die Küche architektonisch als zentraler senheit des Vaters während des Zweiten WeltRaum angelegt werden soll, um weibliche, unbe- kriegs ihre Leidenschaft für Philosophie entzahlte Reproduktionsarbeit sichtbar zu machen, deckt, nur um wenige Jahre später wieder in die lautet das Gegenargument, dass auf diese Weise Abhängigkeit eines Mannes zurückzukehren. erst recht wieder Rollenzuschreibungen tradiert „Die Ordnung im Vaterhaus ist gewährleistet, solange die Mutter kein eigenes Leben hat, sowerden. Auch ist es förderlich, die Vermeidung lange sie nur schön ist und erwartungsvoll und von „Angsträumen“ nicht als frauengerecht zu das Leben des Vaters teilt. … Der Vater ordnet kommunizieren, sondern als „alltagsgerecht“. das Leben der Frauen im Vaterhaus, wie es richFragen dieser Art sind im Diskurs um Gender tig ist. Seine Ordnung darf nicht angezweifelt Mainstreaming bekannt, für gender housing werden.“ Und auch für Evas Leben ist nichts anaber ebenso diskussionswürdig. Bettina Enzenhofer deres vorgesehen, umso größer wiegt ihr Verrat, als sie sich trotzdem für ein eigenes Leben entChristina Altenstraßer, Gabriella Hauch, Hermann Kepplinger (Hrsg.): gen- scheidet. Sie will sich nicht aufgeben für einen der housing. geschlechtergerechtes bauen, wohnen, leben. Ehemann, sie macht die Fotoschule, studiert an StudienVerlag 2007, 39,90 Euro der Uni Wien, arbeitet als Journalistin und gibt
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den Beruf auch als junge Mutter nicht auf. Aber frei ist sie deshalb noch lange nicht! Hilde Schmölzers – mitunter gnadenlos selbstkritische – Ehrlichkeit ist erstaunlich. Und doch ist ihre autobiografische Erzählung eine „Geschichte, die eine Geschichte vieler Frauen ist.“ Die lang ersehnte Befreiung im Zuge der zweiten Frauenbewegung ab den 1970er Jahren geht langsam vor sich. Endlich kann sich Eva mit anderen Alleinerzieherinnen, mit anderen Frauen, die sich weigern ihr Leben für einen Mann aufzugeben, austauschen. Und sie bewundert die jüngeren Frauen: Sie sind „selbstbewusster, unabhängiger, freier als jene ihrer Generation“. Schmölzer kreiert ein „Sittenbild österreichischer Geschichte des 20. Jahrhunderts“ schreibt Neuwirth.„Möge im neuen Jahrhundert eine Gesellschaft entstehen, in der den Frauen diese Probleme endlich erspart bleiben!“. Gabi Horak
Hilde Schmölzer: Das Vaterhaus. Eine autobiografische Erzählung. Kitab 2007, 18,- Euro
girls like us Zufällig bin ich am Frauentag in Amsterdam in eine Magazinpräsentation geraten, das betreffende Heft habe ich selbstverständlich sofort importiert: Ausgabe Nummer Sieben des vierteljährlich erscheinenden lesbischen Magazins GLU – girls like us. Auffäligstes Merkmal des Magazins ist wohl seine Ästhetik. Denn es ist laut seinen Gründerinnen immerhin entstanden, um der gegenwärtigen Blümchensex-Repräsentation lesbischer Kultur etwas entgegenzusetzen, das witzig, ironisch und subversiv zugleich ist. So gibt es also neben klassischen Interviews und Features sehr schicke Grafikseiten. Im Mittelteil sind unter dem Namen „Gallery“ einige Bildstrecken zu finden. Der erste Teil des Heftes ist Interviews mit queeren Heroinen gewidmet, die alle in sehr per-
lesezeichen sönlichem und direktem Stil gehalten sind. Insgesamt etwas New-York-lastig genügt das Magazin dennoch seinem Anspruch der queeren, subversiven Sexiness vollauf. Goed zo! Irmi Wutscher, siehe: www.glumagazine.com
scheitert ist. Wären die politischen Verhältnisse jedoch andere gewesen, liegt die Annahme nahe, Meinhofs Abrutschen in die Gewalt wäre nicht zustande gekommen. „Mit allem was sie war, so unverständlich es auch gewesen ist, hat sie uns gemeint!“ (Gustav Heinemann). Gabriele Susemichel
Mit Sympathie,
Jutta Ditfurth: Ulrike Meinhof – Eine Biographie. Ullstein 2007, 22,90 Euro
ohne Verklärung Jutta Ditfurth, Politikerin und Publizistin, hat eine in sechs Jahren umfassend recherchierte Biographie über eine der politischsten und radikalsten Frauen unserer Zeit geschrieben – über Ulrike Meinhof. Gleichzeitig gibt dieses Buch auch Auskunft über ein Nachkriegsdeutschland, an dessen Schalthebeln der Macht noch viele von braunem Gedankengut vernebelte Hirne eifrig damit beschäftigt waren, nicht allzu viel Demokratie zuzulassen und ihre eigene NS-Vergangenheit unter schmeichelnden Mänteln der Geschichtsbeschönigung zu verstecken. Jutta Ditfurth räumt mit vielen Mythen und Legenden auf. Auch mit denen, die unter anderem von Stefan Aust in seinem immer noch als das Schlüsselwerk zum Verständnis der RAF geltenden „Baader-MeinhofKomplex“ verbreitet wurden, und auch vierzig Jahre nach 68 immer noch als Basis für jede Dokumentation über dieses Thema herhalten. Zum ersten Mal zeigt sich bei Ditfurth auch das Elternhaus der Meinhof nicht als christlich motiviertes Bildungsbürgerheim mit deutlicher Distanzierung zum Naziregime. Der Vater war als Museumsdirektor in Jena maßgeblich an der Säuberungsaktion der „entarteten Kunst“ beteiligt. Auch die Ziehmutter Renate Riemeck, die als NSDAP-Miglied den Widerstand gegen die Nazis gründlich versäumt hatte, wird vom Sockel der engagierten Anti-Atom-Aktivistin und DFU-Politikerin geholt und zeigt sich als despotische und ihre eigene Schuld leugnende herrschsüchtige Übermutter, deren Einfluss sich Meinhof zu entziehen versucht. Man merkt Ditfurth ihre interessierte Sympathie für Ulrike Meinhof durchaus an. Für eine Frau deren Empathie, Kampfgeist, Intellekt und letztendlich auch zutiefst moralische Vorstellung einer menschenwürdigen Gesellschaft auch und trotz allem Respekt gezollt werden muss. Jutta Ditfurths Buch hilft uns, Ulrike Meinhof ohne Verklärung als eine Frau zu sehen, die an ihren eigenen Ansprüchen an eine jedes Leben achtende Gesellschaft tragisch ge-
Religionsgemeinschaften auf, konstatiert Rabeya Müller. Ulrike Prokop erörtert in ihrem Beitrag den Versuch,„Rechtsradikalismus als politischen Fundamentalismus“ zu fassen. Das Buch ist in seiner Vielfältigkeit und der Tiefe seiner kritischen Perspektiven sehr gut zu lesen und gibt einen Überblick zum Thema Fundamentalismus und Geschlecht aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Lena Zamzow
Elisabeth Rohr/ Ulrike Wagner-Rau/ Mechthild M. Jansen (Hg.):
Fundament
Die halbierte Emanzipation? Fundamentalismus und Geschlecht. Ulrike Helmer Verlag 2007, 19,90 Euro.
Geschlecht Die Autorinnen des Buches „Die halbierte Emanzipation“ widmen sich dem Zusammenhang von Religion, Geschlecht, Politik und Fundamentalismus in verschiedenen kulturellen Kontexten. Die elf wissenschaftlichen Aufsätze umfassen eine Spannbreite von protestantischem Fundamentalismus auf dem amerikanischen Kontinent, über eine eigene Koran-Interpretation muslimischer Frauen, palästinensischen Selbstmordattentäterinnen bis hin zu Ansätzen von jüdischem Fundamentalismus. Anhand unterschiedlicher Kulturen untersuchen die Autorinnen, wie Religion als gesellschaftliche und staatliche Basis funktioniert und welche geschlechtsspezifischen Auswirkungen daraus resultieren. Zum Einstieg macht sich Ulrike Wagner-Rau auf die „Suche nach einem Fundament“ in der modernen Gesellschaft und berücksichtigt protestantischen und katholischen Fundamentalismus ebenso wie Islamismus und Judentum. Fundamentalismus wird dabei als Lebensform begriffen, die die eigene Religion als unanfechtbar und einzige herausstellt. Besonders interessant wird es schließlich, wenn sich Gritt/Klinkhammer mit muslimischen Frauen auseinandersetzen, die sich als Form der Selbstermächtigung in so genannten Schwesterngruppen zusammenfinden, den Koran lesen und zu einer anderen Interpretation, als sie in westlichen Kulturen üblich ist, kommen. Die Hysterie christlich-abendländischer Gesellschaften gegenüber „dem Islam“ macht sich oft an den patriarchalen Geschlechterverhältnissen fest, die auf „unterentwickelte“ islamische Gesellschaften projiziert wird, um sich nicht mit patriarchalen Verhältnissen in der eigenen Gesellschaft auseinandersetzen zu müssen. Fundamentalismus ist jedoch kein islamisches Phänomen, sondern es taucht in allen
Ethnologinnen In der Fachgeschichte tauchen sie kaum auf. Die Rede ist höchstens mal von ihren berühmten Kolleginnen aus dem englischsprachigen Raum, wie Ruth Benedict oder Margarete Mead. Oder es wird jovial vom wichtigen Beitrag gesprochen, den Ehefrauen zur wissenschaftlichen Arbeit ihres Gatten leisteten. Gemeint sind damit meist unterstützende Tätigkeiten, wie das Tippen handschriftlicher Manuskripte, das Schreiben von Briefen u.s.w.; lästige Arbeiten, die ihre forschenden Ehemännern gerne delegierten. Weniger bekannt ist allerdings die Vielfältigkeit eigenständiger Forschungs- und Sammeltätigkeit von Frauen in der Ethnologie und Ethnographie. Nur wenige haben den Bekanntheitsgrad einer Ida Pfeiffer, die Wienerin war eine der berühmtesten reisenden Frauen überhaupt. Dieses Handbuch würdigt all diese Beiträge ethnologischer Arbeit von Frauen im deutschsprachigen Raum. Ihre Lebensgeschichten zeichnen auch ein Bild der Stellung der Frauen innerhalb des Faches, der Wissenschaft und auch der Gesellschaft allgemein. Reisende Frauen waren außergewöhnlich und stießen häufig auf Kritik. Und dass Forscherinnen kaum jemals Anerkennung ihrer Arbeit in Form von Anstellungen an wissenschaftlichen Instituten bekamen und schon die Ausbildung durch ein reguläres Studium die Ausnahme war – nun, die Geschichte kennen wir. Burgi Pirolt
Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein Handbuch. Böhlau Verlag, 2007, 41,10 Euro (Ö)
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ge.sehen
Fo t o s : B e t t i n a Fr e n z e l
Geschmack der Kakerlake Barbarische Momente des Glücks: Michèle Thoma hat sich das Theaterstück „Die Kraft einer Hölle“ angesehen. „Nahe dem wilden Herzen“. „Von Traum zu Traum“. „Der Apfel im Dunkeln“. „Die Passion nach G.H.“ „Eine Lehre oder das Buch der Lust“. „Die Nachahmung der Rose“. „Die Sternstunde.“ All das sind Titel der Bücher von Clarice Lispector. Eine geheime, rätselhafte Schönheit geht von ihnen aus. Die geheime, rätselhafte Schönheit ihrer Texte. Das Herz klopft beim Lesen der Sätze. Von Satz zu Satz. Von Satz zu Satz über Abgründe. In den Abgrund hinein. „Ich will den Stoff, aus dem die Dinge gemacht sind. Die Menschheit erschöpft sich darin, sich zu vermenschlichen, als wäre es eine Notwendigkeit. Und diese falsche Vermenschlichung verhindert den Menschen und verhindert auch seine Menschlichkeit. Es gibt etwas, das umfassender ist, dumpfer, tiefer, weniger gut, weniger verwerflich, weniger schön, obwohl auch dieses etwas Gefahr läuft, sich in unseren groben Händen in ‚Reinheit’ zu verwandeln, in unsere Hände, die grob und voller Worte sind.“ Es passiert nichts, aber das total. Ich verstehe alles, und dann nichts mehr. Das kann man nicht mehr verstehen. Da gibt es kein Verständnis mehr. Da verliert man den Verstand und gewinnt den Geschmack der Kakerlake. Den barbarischen Moment des Glücks. Die magische Einheit. Die Liebe also. Claire Lispector geht weit, so weit, zu weit,„jen42 an.schläge april 2008
seits des Sagbaren“, sich fragend,„ob es noch eine andere Welt in derselben Welt gibt, die manchmal durchscheint und manchmal nicht.“ Laut der französischen Philosophin Hélène Cixous „… schreibt Rilke 24 Gedichte über die Rose. Aber Clarice Lispector lässt uns das stille Atmen einer Rose erleben.“ Den Geschmack der Kakerlake lässt uns das Kosmos Theater erleben. Abscheu, Ekel, Grauen, Hinwendung, Hinschauen. Anschauung. Kommunion. Der Horror-Trip einer Hausfrau wird in der Eigenproduktion „Kraft einer Hölle“ – Performance für Tänzerin und Schauspielerin – unter der Regie von Evelyn Fuchs sparsam und eindringlich inszeniert. Der von A. Hutter für die Bühne bearbeitete Text stammt aus dem an die Passionsgeschichte angelehnten Roman „Die Passion nach G.H.,“ der als einer der verstörendsten der Weltliteratur bezeichnet wird. Auf der Bühne die Vorderfront eines Kastens, unter der sich ein Wesen hervor windet. In einem Trikot aus fahlfarbenem Fleisch. Das Sich-Gegenüberstehen der beiden Geschöpfe. Der Butoh-Todestanz der halb zerquetschten Kakerlake, aus der die eigene Substanz sich quält. Natascha Wöss tanzt die Kakerlake. Ihr Innenleben. Ihre Seele. Alexandra Sommerfeld verkörpert und spricht den Text – anfangs vor Video-Projektion der von ihr dargestellten Figur – in atemloser Spannung.
Eine Begegnung mit einer Autorin, die berühmt, aber unbekannt ist. Einer Frau, auf Fotos von scheuer Schönheit, verrätselt anziehend wie ihre Texte und genau so unnahbar. Clarice Lispector, geboren 1920 als Tochter jüdischer Eltern in der Ukraine, in Brasilien aufgewachsen, Lehrerin, Journalistin, wird nach ihrer Rückkehr aus Europa und den U.S.A., wohin sie ihren im diplomatischen Dienst stehenden Mann begleitete, zur berühmtesten Schriftstellerin Brasiliens, wo sie 1977 stirbt. Sie wird mit Kafka, Woolf, den Expressionisten verglichen, als Mystikerin bezeichnet. Im angelsächsischen Raum v. a. im Kontext mit der feministischen Gesellschaftskritik von Virginia Woolf gesehen. Die deutschsprachige Rezeption geht auf die Auseinandersetzung französischer PhilosophInnen und AutorInnen mit ihrem Werk zurück, v.a. auf die Dichter-Philosophin und Sprachkritikerin Hélène Cixous und ihrem Blick auf die „écriture féminine“( „weibliche Schrift“), die in ihrem subversiven Kampf die Sprache in den Mittelpunkt ihrer Kritik stellt und die Konventionen im Denken der männlichen, abendländischen Kultur angreift. Eine Gefährtin, schreibt Cixous, eine zeitgenössische Frau, eine, die den Raum des Weiblichen, der des Männlichen fähig sei, besetzt. Schön, ihr im Kosmos begegnet zu ❚ sein.
an.künden
Fi l m s t i l l „ L e z z i e f l i c k “ © N a n a S w i c z i n s k y
musik.tanz Fo t o : Ka r i n L e r n b e i s s, w w w. a z u m i m u r a . c o m
5.4., Wien Le Grand Bal de Diversité. Die Ballnacht der Vielfalt verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion, mit Behinderung oder ohne, Frauen und Männer, hetero- und homosexuell, alt und jung Jugendstiltheater am Steinhof, 1140 Wien, Baumgartner Höhe 1, Einlass: 19.30, Eröffnung: 21.00 Uhr, Vorverkauf 35,-/27,- Euro, Abendkasse 43,-/35,- Euro
11.4., 20.00, Salzburg Rebekka Bakken – Unplugged ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-PreisAllee 16, T. 0662/84 87 84, office@argekultur.at, www.argekultur.at, 19,-/22,-/25,- Euro
22.-24.4., 20.30, Wien Schüttelsprach mit Saitenhieb. Collage aus Klang, Wort und Stimme. Mit: Linde Prelog, Edda Breit, Melissa Coleman, Margarethe Deppe, Gudula Urban KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro
25.-26.4., 28.-30.4., 20.00, Wien Doris Uhlich: Spitze. Eine Auseinandersetzung mit dem klassischen Tanz, seinen Menschen, seinen Hierarchien, seiner Illusionswelt, seinen Körperbildern, seinem Publikum brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at, 13,-/7,- Euro
2.5., 00.45, Krems The Go! Team. donaufestival, Messegelände, Halle 1, 3500 Krems, Utzstr. 12, Kosten: siehe www.donaufestival.at
film bis 6.4., Wien Kino wider die Tabus – die filmische Darstellung der „sexuellen Befreiung“ 1963-1976
diagonale Anfang April findet in Graz das Festival des österreichischen Films statt. Diesmal als Schwerpunkte: Afrika, ex-jugoslawische Nachbarstaaten, Migration, Leben in der Fremde oder Fremd-Sein im eigenen Land. Die Personale widmet sich heuer dem Werk von Jasmila Zbanic (Grbavica). Außerdem gibt’s die Doku „Let’s do it! – The Making of a Queer Porn” (Si.Si. Klocker) sowie die Premiere von Nana Swiczinskys „Lezzieflick“. Festivalzentrum Kunsthaus Graz, 8010 Graz, Lendkai 1 Kinos: UCI Kinowelt Annenhof, Schubertkino, Augartenkino kiz, Geidorf Kunstkino, Filmzentrum im Rechbauerkino, www.diagonale.at
Filmmuseum, Infos und Filmliste unter: www.filmmuseum.at, T. 01/533 70 54, office@filmmuseum.at
18.4., 21.00, 19.4., 20.00, Wien Fräulein Wunder AG: (I can’t get no) Satisfaction. Von und mit Fräulein Wunder AG: Anne Bonfert, Melanie Hinz, Verena Lobert, Vanessa Lutz, Malte Pfeiffer, Carmen Waack
23.-27.4., Köln Internationales Frauenfilmfestival. Länderschwerpunkt China
brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
Spielorte: Filmforum NRW im Museum Ludwig, Metropolis Kino, Filmpalette, Köln, info@frauenfilmfestival.eu, www.frauenfilmfestival.eu
24.-27.4., 15.-18.5., 20.00, Wien Regina Hofer: „Afrika“. Wenn Regina Hofer den Arztkoffer gegen den Kabarettkoffer tauscht, bleibt sie trotzdem der Untersuchung der menschlichen Schwächen treu und legt „Hiesige und Dasige“ beherzt auf die Couch
t h e a te r . ka b a r e t t 15.4., 20.30, Wien Ladies Night. Mit: Eva D., Susanne Draxler, Christina Förster, Silvia Hagler, Nicole D. Käser, Tanja Simma, Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger, Christa Urbanek u.v.a. KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 13,-/11,- Euro
16.4., 18.4., 19.00, Wien Pfleiderer/Steinbuch/Becker: R. – Destillat. Text: Gerhild Steinbuch, Inszenierung: Julie Pfleiderer und Philipp Becker. Mit: Eva Bay, Angelika Krautzberger u.a. brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14, T. 01/587 06 53, office@spektakel.at, www.spektakel.biz, Kosten: 15,-/12,- Euro
19.4., 20.00, Wien Ein Lob den dummen Frauen! TheaterNachwuchs-Wettbewerb. Vier Projekt von vier Frauen sind in der Endrunde Theater Drachengasse, 1010 Wien, Drachengasse 2, T. 01/512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 2.-4.5., Berlin 2nd Transgender Council. Make human rights work Berlin, www.tgeu.org/council2008, council2008@tgeu.org, Kosten: 70,- Euro
24.4., 19.00, Graz Keine Lust,was nun, keine Lust, was tun? Referentin: Eva Fellner-Rzehak. Workshop mit Gebärdendolmetscherin Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. T. 0316/83 79 98, Kosten: 8,- Euro
beseelte ...“ Vortrag im Rahmen von: Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst. Utopie und Wirklichkeit Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17/1, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
24.4., 19.00, 25.4., 9.30-21.00, Wien Tagung: Ein weiblicher „Prager Kreis“? Gesellschaftlich und literarisch engagierte jüdische Frauen in Prag zu Beginn des 20. Jahrhunderts
22.4., 20.00, Wien Gini Müller: „Possen des Performativen. Theater, Aktivismus und queere Politiken“. Anschl. Podiumsdiskussion mit Monika Meister, Tina Leisch, Gerald Raunig, Haiko Pfost
Tschechisches Zentrum, 1010 Wien, Herrengasse 17, www.univie.ac.at/iwk
brut im Künstlerhaus (Foyer), 1010 Wien, Karlsplatz 5, www.brut-wien.at, Eintritt frei
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
23.4., 22.30, Wien streitBAR @ Geschichten aus dem Wiener Wald. Die Nachtseiten der Sexarbeit Diskussion über den „Strich“: Klischee und Wirklichkeit
7.4., 16.00, Graz Die Klitoris, die schöne Unbekannte. Ringvorlesung der Medizinischen Universität Graz: Gender Medicine – Geschlechterforschung in der Medizin. Vortrag von Kerstin Pirker HS D im Hörsaalzentrum der medizinischen Universität, 8036 Graz, Auenbruggerplatz 15, kostenlos
9.4., 19-20.30, Salzburg Der „kleine“ Unterschied und seine Folgen: Was ist eigentlich Frauengesundheit? Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 55, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, kostenlos
21.4., 18.30, Wien Marianne Baumgartner: „Der Feueratem, der das werdende Unternehmen
Rote Bar im Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1, info@volkstheater.at, www.volkstheater.at
a u s s te l l u n g bis 1.6., Linz EVA & ADELE. Rot – Neue Malerei und Zeichnung Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, ErnstKoref-Promenade 1, T. 0732/70 70-36 00, www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro, tgl. 10-18.00, Do 10-21.00
bis 28.6., Wien Stilleführung. Fotoausstellung von Bettina Frenzel KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
www.kosmostheater.at, Geöffnet an Spieltagen, Eintritt frei
bis 13.4.2008 Bilder einer Ausstellung. Catrin Bolt inszeniert eine Ausstellung in verschiedenen Akten Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at, Di-So 12-19.00, Eintritt frei
bis 13.4.2008 Maria Hahnenkamp. Die Künstlerin präsentiert eine Rauminstallation mit einer Fülle von Bildern, sowie gesungenen, gesprochenen und projizierten Texten Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, T.0662/84 22 940, office@salzburgerkunstverein.at, Di-So 12-19.00, Eintritt frei
bis 30.4., Hittisau Die Schönheit der Welt einfangen ... Lala Aufsberg Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/62 09 30, kontakt@frauenmuseum.com, www.frauenmuseum.com, Öffnungszeiten: Do 18-20.00, Fr, Sa 15-17.00, So 14-18.00, Kosten: 3,- Euro
bis 5.4., Wien Andrea Geyer: The past never changes Galerie Hohenlohe, 1010 Wien, Bäckerstraße 3, T. 01/512 97 20, galerie@galeriehohenlohe.at, www.galeriehohenlohe.at
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an.künden bis 7.6., Wien MATRIX. Geschlechter| Verhältnisse| Revisionen. Die Ausstellung zeigt künstlerische Arbeiten aus der Sammlung der Stadt Wien, die das breite Themenfeld Gender in vielfältiger Weise reflektieren Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstraße 6-8, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So, Mo, Feiertage geschlossen, Eintritt frei
menschlichen Stimme – und der Abwesenheit der Stimme – in der bildenden Kunst. Mit Werken von VALIE EXPORT, Rachel Berwick, Anna Gaskell u.a. Galerie des Landes Tirol, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508-31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Kosten: 3,-/1,50 Euro, So Eintritt frei
bis 18.4., Wien Anna Schreger: Therapietankstelle
bis 18.5.2008, Wien Die Korngolds. Klischee, Kritik und Komposition
Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstraße 6-8, artothek@musa.at, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20, Sa 11-16.00, So, Feiertage geschlossen
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00
bis 19.4., Wien HAVE THE CAKE AND EAT IT, TOO. Institutionskritik als instituierende Praxis. Mit Arbeiten von Bini Adamczak,Anna Sigmond Gudmundsdottir, Marit Paasche, Nuria Vila u.a. Kunsthalle Exnergasse / WUK, 1090 Wien, Währinger Str. 59, T. 01/401 21-41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at, http://kunsthalle.wuk.at
bis 19.5., Wien The white City of Tel Aviv – Tel Aviv’s Modern Movement. Die israelische Stadt verfügt über ein eizgartiges Ensemble von Häusern im Stil des „Neuen Bauens.“ Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522 31 15, office@azm.at, www.azw.at, Mo-So 10-19.00, Eintritt frei
bis 22.6., Wien Leben! Juden in Wien nach 1945. Fotografiert von Margit Dobronyi, eine Installation von Ruth Beckermann Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, 6,50/4,- Euro
bis 30.5., Gmunden Sylvia Oppelt „Erwachen“ Gesundheitszentrum Casa „Lacus Felix“, 4810 Gmunden, Annastraße 7, Mo-Fr 9-12.00, und 15-18.30
19.4.-8.6., Innsbruck Voice & Void. Die Gruppenausstellung widmet sich der Darstellung der
25.4., 20.30, Wien Die Vorkämpferin: Anita Augspurg. Eine Text-Collage von und mit Jovita Dermota KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Eintritt frei
26.4., 20.30, Wien Gabriele Münter – Wassily Kandinsky: Die Farben der Liebe. Eine Collage von Jovita Dermota KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Eintritt frei
s e l b s t v e r1te i d i g u n g
lesung 8.4., 19.00, Wien Barbara Frischmuth liest aus ihrem neu erschienenen Buch „Vergiss Ägypten“ Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
16.4., 19.00, Wien Friederike Mayröcker liest aus ihrer neu erschienenen Prosaarbeit „Paloma“ Alte Schmiede Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
17.4., 20.00, Wien Criminale 2008: Die Mörderischen Schwestern. Ladies’ Crime Night. Mit: Ulla Lessmann, Sabine Deitmer, Gisa Klönne, Sabine Naber u.v.a. KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, www.criminale.at, www.das-syndikat.com, www.moerderischeschwestern.eu, Kosten: 10,-/8,- Euro
17.-20.4., Wien Vienna Lit Festival 2008. Internationales Festival für englischsprachige Literatur. Lesungen, Performances, Diskussionen, Workshops. Mit Rommi Smith, Jackie Kay, Mehru Jaffer u.a. Ratpack Vienna, 1080 Wien, Florianigasse 56, office@viennalit.at, www.viennalit.at
26.4., 14-19.00, 27.4., 10-15.00, Graz Selbst bewusst Sein – SelbstBehauptung – Selbst-Verteidigung. Grundkurs für Frauen. Mit Andrea Hochegger SBZ Geidorf, 8010 Graz, Leechgasse 30, T. 0316/71 60 22-8, office@frauenservice.org, Kosten: 98,-/65,- Euro, Anmeldung bis 16.4.
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f i x te r m i n
Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
Michèle Thoma
HILFE, ICH BIN EINE
ZEITZEUGIN!
K-Gruppe gähn. Verliebt in Maoisten, Leninisten, Trotzkisten. Maoistin, Leninistin, Trotzkistin. In frisch gestürmten Frauenhäusern in fröhlichen Feuchtgebieten frischfröhlich herumspekulieren. Ausstaffiert mit einem magischen Spekulum. Gutgenährten Hausfrauen vor Einkaufszentren Frohbotschaften aus China aufdrängen. Vor Fabrikstoren im Schneegestöber dem unwilligen Proletariat die Erlösung verkünden. Statt in Prada in Parka. Die Spontis sind die Süßesten. Betteln in Südfrankreich. Barfuß durch Marokko – oder wenigstens die Kärntnerstraße runter. Kuckucks44 an.schläge april 2008
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas
nest. Gottesacker. Stationen auf dem Weg zur finalen Erleuchtung. Ex und Amen, Examen bestanden! Out of the boots, back to the roots. Roggen anpflanzen. Roggen schroten. Mutterkorn in der einzigen zuträglichen Variante zu sich nehmen. Schaf scheren. Spinnen. Melken, Molke, Säugen. Mit den anderen Klüften die Mondin antanzen und sich fortpflanzen. Sich Frau Mutter Erde hingeben. Dem Patriarchen den Bart kraulen. Den Legenden aus dem Gelobten Land des Heiligen Kuhdungs lauschen, abends beim Herdfeuer. Von den sanftäugigen, vierbeinigen Mutter-Göttinnen der Landstraßen. Von tollen praktischen achtarmigen Shiva-Groopies. Von flammenden Witwen. Siddharta aus Floridsdorf was there! 68 wird, gähn, 40. Wir werden gähn … Zeit, uns Zeitzeuginnen gebührend zu ehren! Zeit, unsere V_-Erfahrungen zu würdigen! Nicht nur den nackten Popsch aus AAO und der Kommune I. Nicht nur die Geliebte des Räuberhauptmanns. Nicht nur den erleuchteten Schatten neben dem geilen Guru. Nicht nur die Schlauchdirndln, die geschlauchten Girlies aus dem Wienmuseum. Doch … huch … jetzt sind wir an allem SCHULD. Den Eisenhans haben wir entmannt. Böse Mädchen fahren mit dem Auto überall hin und vergrößern das Ozonloch. LOST BOYS und geile Greisinnen all over. Das kapitalistische Raubtier haben wir los gelassen. Überall Kochsendungen. Zum 80-er dann vielleicht endlich PEACE!
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky
Fo t o : D e v o n S p r o u l e . c o m
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Juden und Jüdinnen in Wien nach 1945 Die Ausstellung widmet sich dem fotografischen Werk von Margit Dobronyi. Dobronyi hielt Feste, Hochzeiten, offizielle Veranstaltungen – das Leben der jüdischen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg fest. Ruth Beckermann stellt 3500 Fotos aus, die als Installation durch Filmausschnitte animiert und durch Video-Erzählungen verdichtet werden. bis 22.6., Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, www.jmw.at
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Salon de Femme
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Samstag
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Nach Vereinbarung
aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
april 2008 an.schläge 45
A u f d e m We g i n d i e H o c h z e i t s r e i s e : M i r i a m L i e d e r ( U n g a r- K l e i n ) a m S c h w e c h a t e r F l u g h a f e n , 1 9 7 1 ;
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an.künden
an.künden tanz.fest 12.4., 21.00, Wien Klub Kohelet. Kindergeburtstag: live: Gameboymusicclub Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei
17.4.-17.5., Wien Balkan Fever Festival 2008. Mit: Romengo, Irina Karamarkovic & L.A. Big Band u.v.m. verschiedene Spielorte, Wien, Programm: www.balkanfever.at
im Mai
international
Japan Feminismus, Queer People, soziale Bewegungen …
25.4., 01:00, Krems FMqueer Party mit Queers of the Stoneage (Czesch/Hölzl/Piper)
international II
donaufestival, Messegelände, Halle 2, 3500 Krems, Utzstr. 12, www.fmqueer.at
New York
30.4., 19.00, Salzburg Grünes Frauenfest 2008 ... sich entwerfen können ... Eine Simone de Beauvoir Nacht. Theaterstück mit Anita Zieher. Im Anschluss: Das Grüne Frauenfest in der Walpurgisnacht
B u n n y R a b b i t , Fo t o : S i l e n t L a n e
an.schläge
Do It Yourself heißt nicht selber kochen
an.schläge
ARGE Kultur, 5020 Salzburg, Josef-PreisAllee 16, T. 0662/848784, office@argekultur.at, www.argekultur.at, Eintritt frei
TV
2.5., 21.00, Wien quote: Der Club gegen Schieflagen. quote vs. malmoe: Kampf der Chöre
03.04., 21.00
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei
diverses
donaufestival Das heurige Programm des Donaufestivals hat einiges für Queers and friends zu bieten. Besonders dicht ist das Angebot am 25.4.: Da gibt’s eine Riot-Grrl-Performance von Ann Liv Young, die Uraufführung von Gustavs neuer Platte (gemeinsam mit der Trachtenkapelle Dürnstein), Weltschmerz von Scott Matthew, heftig-fröhlichen Sound von The Hidden Cameras, lesbischen HipHop vom mysteriösen Duo Bunny Rabbit und anschließend die FMQueer Party mit Queers of the Stonage!!!! Und The Go! Team holen ihr Konzert vom letzten Jahr am 2.5. nach. Wow! donaufestival, 24.4.-3.5., 3500 Krems, Infos: www.donaufestival.at
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Orange 94.00 MHz
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
Treffpunkt: Hauptplatz, Rathaus, 8020 Graz, kostenlos
20.4., 16-20.00, Wien Frauenbadefreuden. Sauna, Whirlpool, Schwimmbecken, Schönheitselixiere und kleine Erfrischungen Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, Anmeldung unter T. 01/98898-214 oder sonja.c@gmx.at, Kosten: 15,50 Euro
24.4., Wien Töchtertag Mit Veranstaltungen für junge Mädchen in allen Bundesländern www.toechtertag.at
12.-13.4., 10.00, Wien Eingreifen gegen Rassismus, Anmeldung: Überweisung der Kursgebühren bis 30.3. FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten: je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich, nur für Frauen!
29.4., 10.00, Wien WEN DO – Schnupperkurs für Mädchen. Anmeldung: Überweisung der Kursgebühren bis 15.3. FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten: je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich, nur für Frauen!
jeden 1., 3. u. 4. Fr
Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule
Orange 94.00 MHz
Livestream: www.radiorainbowcity.de
46 an.schläge april 2008
AUF
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
19.4., 17-18.30, Graz FrauenStadtSpaziergang: „Hexen, Huren, Straftäterinnen – Frauen und Justiz“. Mit Linda Tossold und Eva Taxacher
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Kunsthalle Shop Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei KBuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 6020 6900 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
Redaktionsschluss Termine 5/08: 10.04.2008
und auch in vielen deutschen Städten:
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frauenakademie der Katholischen Sozialakademie Österreichs
Geld und Leben. Wirtschaftskompetenz entwickeln LEHRGANG 06_2008 – 05_2010
Feministische Ethik – Feministische Ökonomie Gestaltungs- und Führungskompetenz von Frauen Innovationsprojekte
Nähere Informationen: www.ksoe.at, office@ksoe.at oder 01-310 51 59
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an.schläge
Nr. 04/08, 22. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M