an.schläge 05/2008
covermai
an.schläge
23.04.2008
16:16 Uhr
Seite 2
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai
thema
WareWeiblich Es sind die Asylgesetze, die Frauen zu Opfern des Menschenhandels machen
gesellschaft
JungesJapan In Tokio stehen immer mehr junge Menschen ohne Job auf der Strasse
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17.04.2008
15:28 Uhr
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16. 3. – 8. 6. 2008
EVA&ADELE ROSA Frühe Fotografie & Video
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EVA & ADELE, Hamburger Kunsthalle, 2007. Foto: Angelien van Stuijvenberg
Wiener Philharmoniker Gasse 9 5020 Salzburg T +43.662.84 22 20-451 www.museumdermoderne.at
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09.04.2008
MdM RUPERTINUM Museum der Moderne 16:03 Uhr
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Demner, Merlicek & Bergmann
9. Mai bis 15. Juni 2008
IN RE RT ! E H ZIE A SP
Festwochen Service-Telefon [+43-1] 589 22 22 Freeline 0800-664 020 www.festwochen.at
an.schläge an.spruch
Dann lieber Lotto-Spielen Alles ist teurer geworden – Österreichs PolitikerInnen übersehen’s
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irak.feminismus
Bescheiden geworden Irak fünf Jahre nach der US-Invasion:Wie geht es den Irakerinnen?
auf.takt
frauen.förderung
Every second a woman!
Eure an.schläge
Mehr Frauen in die Politik: Hapert es an der Quote oder am Willen?
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prekarisierung.japan
Blaue Zelte
forum
thema
politik
Wer kein Zelt hat, schläft im Internet-Café: Freeters und G8-Proteste
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an.sage
Parallelstrukturen? Braucht es eigene Einrichtungen für jugendliche Prostituierte?
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thema.frauenhandel
Ware: weiblich Opfer vor allem von politischer Ignoranz: Betroffene des Frauenhandels
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forum.wissenschaft
Beyond Bollywood Ambivalente Filme von Diaspora-Inderinnen über Tradition und Protest
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arbeit
arbeit.justitia
Im Talar mit Kaninchenplüsch Das Alphabet der Chancengleichheit für Richterinnen
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r a d a . i v e k o v i c´
Solidarität übersetzen Jede Macht kolonisiert, meint die Philosophin im Gespräch
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israel.palästina
Diverse Kunstszenen – wie überall Keine „Polit-Agit-Prop-Ausstellung” in der Sammlung Essl
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new.york.feminism
DIY steht nicht für selber kochen Welche Strategien brauchen Künstlerinnen im postdigitalen Zeitalter?
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an.klang
Verlass die Stadt Aber vergiss nicht, dir die empfohlene Musik mitzunehmen!
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an.lesen
Eine Odysse zum Ich Alison Bechdels neuer Comic: Schwere Kost und tröstliche Leichtigkeit
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ge.sehen
kultur
„Symbolfotos“ – von Medienleuten gerne auch „Sujet-Bilder“ genannt – sind nicht nur für Zeitungen ohne nennenswertes Bildbudget das Mittel der Wahl. Der Artikel zur Pensionsentwicklung braucht einfach das Rentnerpärchen auf der sonnigen Parkbank, will er nicht nur mit Tortendiagramm aufmachen. Zahlungskräftigen KundInnen bieten professionelle Bilddatenbanken deshalb mittlerweile gigantische Archive mit hochauflösenden Motiven für jeden Themenbereich an. Kleinen, kritischen Medien fehlt nicht nur das Geld für diese Dienstleistung, sondern in aller Regel auch die Bereitschaft, sich der Repräsentationslogik dieser bunten Bilderwelten zu unterwerfen. Denn auch die Bildpolitik eines alternativen Mediums soll natürlich kritisch, subversiv, humorvoll hinter- und tiefgründig, jedenfalls unter keinen Umständen jemals klischeehaft sein. Bei den an.schlägen ist es vor allem Saskya, die sich Monat für Monat mit dieser nicht zu unterschätzenden Herausforderung konfrontiert sieht. Ausgaben wie die aktuelle, in der nahezu alle Texte nach symbolischer Illustration verlangen, erfordern dabei auf jeder einzelnen Seite ihr geschultes, bildredaktionelles Fingerspitzengefühl. Mit Forderungen wie:„Auf gar keinen Fall schon wieder irgendeine olle Justitia zum Richterinnen-Artikel“ alleingelassen, wühlt sie sich stundenlang durch Internet und an.schläge-Archiv und hat dabei viel Zeit für freies Assoziieren. Das Wort „Kaninchenplüsch“ in der Überschrift der RichterinnenReportage (S. 28) führt sie so über diverse Hasenfotos schließlich zu einem Kleinkind-Porträt mit Plastik-Hasenzähnen. Alternativ kann sie mir noch ein in zwei ungleiche Hälften geteiltes Käsebrot anbieten. Zum Thema Frauenförderung (S. 10) findet sich im Foto-Ordner eine junge Frau im SnoopyT-Shirt, zu Japan (S. 14) ein Stadtplan von Tokio in Blindenschrift („Graustufig gehen blaue Zelte einfach nicht …“), wahlweise gäbe es aber auch noch Kermit den Frosch oder zwei Hunde. Es ist doch wieder Justitia geworden.
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Zitate Crossdressing und -posing: Geschlechterinszenierungen im MUSA
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
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Paris
Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78
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Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Eva Bachinger, Sylvia Böhm/syb, Sonja Eismann, Karoline Feyertag, Margot Fink, Denice Fredriksson, Judith Götz, Beate Hammond, Sol Haring, Shirin Heydaripour/shi, Gabi Horak/GaH, Ute Hölzl, Kathrin Ivancsits/kaiv, Birge Krondorfer, Sigrid Oberer, Tina Ring,
Fo t o : G a b i H o ra k
Juliane Schumacher, Alexander Siebenhofer, Jutta Sommerbauer, Gabriele Susemichel, Carolin Tener, Beate WimmerPuchinger, Lena Zamzow/lz
plus.minus: Lea Susemichel Cartoon: Melanie Letschnig Cover: Pokrov Gleb, infornograf.com Unsere Werbung: Nana Swiczinsky Fotos: an.schläge-Archiv, Jacob Bang, Karin Bayerle Lena Braun, hiergeblieben.de, Matthias Herrmann, Gabi Horak, Hörmannseder/Jantschitsch, Ursula Hübner, Birgit Jürgenssen, Konfilm, Lauren Lyons, miss.gunst, medica mondiale e.V., Michaela Moscouw, Jacob Moreau, Jan Salomon, Lukas Roegler, Stadt Graz/ engarde.at, Eva Steinheimer
Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge mai 2008
an.schläge werden gefördert von:
Gabi Horak
Dann lieber Lotto-Spielen Anfang des Jahres konnten sich viele Berufstätige noch freuen: Im Rahmen des Kollektivvertrags wurden rund drei Prozent oder mehr an Gehaltssteigerungen verhandelt. Auch einzelne BetriebsrätInnen in Betrieben ohne Kollektivvertrag bemühten sich um möglichst saftige Gehaltserhöhungen. Ich war stolz auf drei Prozent mehr Lohn, die ich als Betriebsrätin durchgesetzt hatte. Jetzt ist aber klar: Diese paar Euro mehr im Monat sind bereits verpufft. Allein die Erhöhung meiner Miete ab April macht zehn Euro mehr im Monat aus. Die Inflationsrate lag zuletzt bei über drei Prozent, Nahrungsmittel wurden im vergangenen Jahr um über acht Prozent teurer – vor allem Grundnahrungsmittel wie Brot und Milch. Dass das alles Frauen stärker betrifft als Männer, liegt auf der Hand. Sie verdienen weniger, sind öfter allein erziehend und meist für die Ernährung der Familie zuständig. Die Gründe für die Preisexplosion sind kompliziert, haben viel mit internationalen Entwicklungen, Spekulationen um Rohstoffe zu tun und führen in vielen Ländern der Welt bereits zum Aufruhr der Hungernden und Angst vor Kriegen um Brot. Diese globalen Verwicklungen sind kaum zu durchblicken. Die Gründe dürften aber im Fall der hohen Inflation in Österreich zumindest auch hausgemacht sein. Sozial- und Konsumentenschutzminister Buchinger hat kürzlich angekündigt, dass er ab Mai die Lebensmittelpreise beobachten möchte: Wöchentlich werden dreißig verschiedene Artikel beobachtet und nicht nachvollziehbare Teuerungen sollen der Wettbewerbsbehörde gemeldet und die Ergebnisse veröffentlicht werden. Na gut. Und wer kann dann was und vor allem wie schnell dagegen tun? Die Regierungsparteien konnten bis dato kaum vermitteln, dass sie ernsthafte Probleme erkennen und an nachhaltigen(!) Lösungen arbeiten. Eine der wenigen konkret geplanten Maßnahmen ist das „Mietrechtliche Linderungsgesetz“ (MILG), das Justizministerin Berger im März präsentiert hat. Wohnen ist seit dem Jahr 2000 um insgesamt 27 Prozent teurer geworden. Im Rahmen einer Wohnrechtsreform sollen MieterInnen rasch entlastet werden. Auch die länger geplante Mindestsicherung soll, wenn alles gut geht, im Juli 2009 in Kraft treten. Sie wird die in jedem Bundesland unterschiedlich geregelte Sozialhilfe ersetzen. Inwiefern die geplante Steuerreform tatsächlich und nachhaltig Entlastung für jene Menschen mit weniger Geld bringt, bleibt fraglich. Von kurzfristigen Maßnahmen
wie dem „Gusi-Hunderter“ halte ich wenig. Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Stoppt das die Preisspirale? Da ist ja Lotto-Spielen vernünftiger. Ein Grundproblem ist, dass sich die ÖVP nicht traut, das Geld der Reichen anzugreifen, aus Angst, ihre StammwählerInnen und SponsorInnen zu vergraulen. Und die SPÖ steckt in einer Koalition, die sie regelmäßig zu (mehr oder weniger faulen) Kompromissen zwingt. Genauso regelmäßig wackelt das ganze Gebilde und es müssen immer wieder ein paar Wochen aufgewandt werden, um den „Koalitionsfrieden“ erneut über die nächsten Monate zu retten. Währenddessen steigen die Preise. Dass auf diese Weise den rechten Oppositionsparteien in die Hände gespielt wird, ist leider absehbar. Sie können sich einmal mehr als Retterinnen der Benachteiligten inszenieren und finden genug Leerstellen in puncto politischer Durchschlagskraft bei den Regierenden vor. Es darf niemanden verwundern, dass die FPÖ nach neuesten Umfragen die – enttäuschend unsichtbaren – Grünen spielend hinter sich gelassen haben und das BZÖ den Einzug in den Nationalrat schaffen würde. Bei der SPÖ scheinen einige FunktionärInnen zu meinen, sie müssten dieses Fahrtwasser nützen, um zurück an die Spitze zu schwimmen. Ganz offen kuscheln sie mit der FPÖ, schließen eine künftige Koalition nicht mehr aus, weil die Blauen in sozialpolitischen Fragen der SPÖ nun mal näher stünden als die ÖVP, und machen sich damit unwählbar. Das Interesse ist völlig klar: Stimmenfang für die nächsten Wahlen. Eine Zusammenarbeit mit einer Partei, deren Mitglieder so eine Art von „Familienpolitik“ betreiben, immer wieder die Fristenlösung in Frage stellen, grausam genussvoll auf Menschen anderer Herkunft hinhauen (bildlich gesprochen) und sich dafür auch noch gegenseitig auf die Schultern klopfen – das darf niemals auch nur theoretisch in Frage kommen. Die rot-schwarze Regierung muss die ihr verbleibende Zeit für wirksame und vor allem nachhaltige Maßnahmen nutzen. Die Menschen müssen spüren, dass die erdrückende Preisspirale sich deutlich verlangsamt, dass ihnen mehr vom Lohn bleibt. Die Zahl der von Armut betroffenen Menschen muss aufhören zu steigen, genauso wie die der wenigen, immer reicher werdenden. Wenn nicht bald wirksame Konzepte auf dem Tisch liegen und auch umgesetzt werden, sind nach ❚ den nächsten Wahlen wieder die Rechten am Ruder. mai 2008 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : J o h a n n e s B r u n n b a u e r
k o nf e r e n z
Bleiberecht Jetzt Im Vorjahr haben sich zahlreiche lokale Initiativen entwickelt, um einzelne Flüchtlingsfamilien zu schützen. Diese Initiativen haben sich bei der ersten österreichischen Bleiberechtskonferenz am 4. April zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um „den Widerstand zu bündeln und Politiker anzutreiben, damit das Thema Bleiberecht nicht mehr auf die lange Bank geschoben wird“. Bei der Konferenz wurde eine große Kampagne mit „Bleiberechtstag“ im Oktober 2008 beschlossen. Zur Vorbereitung finden am 30. Mai eine weitere Konferenz und ein österreichweiter Aktionstag statt. GaH Nähere Infos in Kürze auf: www.asyl-in-not.org
frauen.handel
10 Jahre LEFÖ-IBF Die Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels (LEFÖ-IBF) feiert ihr 10-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde Anfang April zur Pressekonferenz in Wien geladen, bei der die LEFÖ-Koordinatorinnen
„Binnen-I be gone 0.4.6“
196 UserInnen haben das praktische Tool bereits heruntergeladen. Das „kleine Add-on filtert zum Zweck der besseren Lesbarkeit“ Binnen-Is auf Webseiten heraus, versprechen die Programmierer. Denn diese wirken sich „negativ auf die Lesbarkeit von Texten aus, zudem sind sie auch nicht Teil der offiziellen Rechtschreibung.“ Dass das Ding unglücklicherweise zu funktionieren scheint, lässt sich aus den begeisterten Postings der AnwenderInnen schließen. Fehlfunktionen können den Entwicklern unter binnenibegone@gmail.com gemeldet werden. Mails mit der Frage, ob sie noch ganz bei Trost sind, kommen aber sicher auch an. 06 an.schläge mai 2008
Cristina Bodi und Evelyn Probst gemeinsam mit Frauenministerin Doris Bures sowie Helga Konrad, internationale Konsulentin für den Kampf gegen Menschenhandel, Bilanz über die Entwicklungen der letzten zehn Jahre zogen. Bures meinte, es müsse der Rechtsanspruch auf einen Aufenthaltstitel diskutiert werden, ebenso die Einsetzung eines Sonderbeauftragten für Menschenhandel und der Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Krankenversicherung für die Opfer; denn „als entscheidender Beitrag ist natürlich der Opferschutz zu sehen“, so Bures. Die Frauenministerin bezeichnete LEFÖ nicht nur als zentrale Opferschutzeinrichtung, sondern auch als „eine wichtige Speerspitze im Kampf gegen den Frauenhandel“. Damit sie dies auch bleiben kann, sind finanzielle Unterstützung (das Budget für 2007 und 2008 wurde aufgestockt) und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit notwendig, so Bures. Konrad betonte die internationale Dimension des Frauenhandels, „wahrscheinlich das globalisierteste Verbrechen weltweit – es gibt kein Land, das davon verschont ist“. pix www.lefoe.at
fach.tagung
Kinder als Betroffene von häuslicher Gewalt Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) beschäftigt sich im Rahmen eines europäischen Projekts mit häuslicher Gewalt und der Mitbetroffenheit von Kindern und Jugendlichen. Seit Herbst 2007 werden kostenlose Workshops für Schulen bzw. SchülerInnen im Raum Wien angeboten. Am 5. Mai findet in Wien nun eine Fachtagung dazu statt: „UND? WER HILFT MIR?“. Diese Tagung wendet sich speziell an LehrerInnen und PädagogInnen, die über das Phänomen häusliche Gewalt und die Auswirkungen auf Kinder informiert werden sollen. Nähere Informationen zum Projekt unter: www.empowering-youth.de. GaH www.aoef.at
testosteron I
testosteron II
Spitzenbroker
Superdaddys
Es war nur eine Frage der Zeit: Auch für Frauenarmut und Einkommensschere wurden nun hormonell-genetische Ursachen gefunden. Britischen Medizinern ist durch die Entnahme von Speichelproben jetzt der Nachweis gelungen, dass Börsenhändler vor Testosteron nur so strotzen. Je höher der Spiegel desto erfolgreicher die Deals. Und auch ganz generell werden Businesstypen deutlich geschäftstüchtiger, sobald es zu einer Hormonausschüttung kommt – dazu muss man ihnen nur ein paar Bilder nackter Frauen zeigen. Gar kein Wunder also, dass unter den 260 getesteten Brokern gerade mal vier Frauen sind. Mit zuviel Östrogen im Blut ist einfach kein Blumentopf zu gewinnen. –
In Österreich kommen Trends bekanntlich mit einiger Verzögerung an, was mitunter willkommene Schonfristen gewährt. Jahre nachdem ein englischer Superdaddy den BuckinghamPalast erklommen hat und damit den Aufschwung einer europaweiten Bewegung selbstgerechter Väter sichtbar werden ließ, proben die Herren aber nun auch in Wien den Aufstand. Wenn auch vorläufig nur einen kleinen. Hundert Väterrechtler versammelten sich Anfang April vor dem Parlament, um mit Unterstützung der FPÖ gegen „Radikalfeministinnen“, die ihnen die Kinder wegnehmen, Stimmung zu machen. Für Juli ist eine Aktion in Salzburg geplant. –
an.rissösterreich gay.festival
Rosa Wellen am Wörthersee Vom 11.-14. September wird das „International Gay Festival Pink Wave“ heuer erstmals in Pörtschach am Wörthersee stattfinden. Zwischen 500 und 3.000 Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen aus aller Welt soll ein auf Party-People zugeschnittenes Veranstaltungsprogramm an den Wörthersee locken. „Boat Cruise Parties“, „Mega Club Night“ und „Sun and Fun“ im Beach Club und vielfältige Wellness- und Sportangebote wird es geben. In den ersten Umfragen in der Region hätte es ein durchaus positives Echo gegeben, hieß es seitens der VeranstalterInnen. Man plant auch schon eine Fortsetzung. Sollte das Festival ein Erfolg werden, könnte es im nächsten Jahr auch ein Open-Air-Konzert, vielleicht sogar inklusive eines Auftritts von Sir Elton John geben. Sicher ist, dass die pinke Welle Abwechslung an den Kärntner See bringen wird, was auch den KärntnerInnen ganz gut tut. burgi www.pinkwave.at
novelle
Bundesgleichbehandlungsgesetz Das seit 1993 in Österreich gültige Bundesgleichbehandlungsgesetz wird bis voraussichtlich Juni 2008 novelliert. Künftig sollen auch Bundesbedienstete Schadenersatz geltend machen, wenn ein Dienstverhältnis diskriminierend ist. Und auch für die diskriminierende Nichtverlängerung eines befristeten Arbeitsverhältnisses (z. B. wegen Schwangerschaft) gilt der Diskriminierungsschutz. Die Frauenförderquote beträgt vierzig Prozent. Außerdem wird die Definition der sexuellen Belästigung erweitert: Schon die Absicht der Belästigung wird als Diskriminierung gewertet. Die Grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger spricht von „zahnlosen Frauenförderplänen“. Sie fordert etwa eine Verlängerung der Frist für die Geltendmachung sexueller Belästigung: „Eine Frist von einem Jahr bei sexueller Belästigung ist viel zu kurz und sollte deutlich verlängert werden.“ GaH
militär
Soldatinnen Zehn Jahre sind vergangen, seit die erste Soldatin einrückte. Heute dienen 311 Soldatinnen im Österreichischen Bundesheer, 231 weitere gehören der Personalreserve an. Verteidigungsminister Norbert Darabos zieht Bilanz. Frauen wären in den Kasernen ein nun schon alltäglicher Anblick. Wenn man sich allerdings die Homepage ansieht, so liegt beim Heer in Sachen Gleichberechtigung noch einiges im Argen: So wird beispielsweise die Regelung, bei gleicher Eignung und Fähigkeit sei bei der Besetzung eines Dienstpostens der Bewerberin der Vorzug zu geben, als „grotesk anmutende Ungleichbehandlung“ bezeichnet – und das auf dem Teil der Homepage, in dem erklärt wird, was denn nun Gender Mainstreaming sei. Dank Gender Mainstreaming „erhalten damit auch wieder Männer eine neue Chance auf Gleichbehandlung“ – steht wortwörtlich auf der Homepage. Wird doch auch Zeit, dass die krasse Benachteiligung und Diskriminierung der Männer auch hier endlich ein Ende findet! burgi
Fo t o : S t a d t G ra z , e n g a r d e . a t
Lena Zamzow sprach mit Lisa Rücker, der neuen grünen Vizebürgermeisterin in Graz
Keine Ehe Was möchten Sie als Vizebürgermeisterin erreichen? Ich möchte das Notwendige mit dem Wünschenswerten in Übereinstimmung bringen – ein großes Wort, das ich mir jetzt noch gestatten kann … Meine Ressorts sind Mobilität und Umwelt. Ich will neue – auch unkonventionelle – Lösungen entwickeln. Das Auto steht nicht mehr im Mittelpunkt – zu Gunsten anderer Arten der Fortbewegung: Gender- und Generationengerechtigkeit sind mir wichtig, weil Verkehrspolitik bisher ausgeblendet hat, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Die kommunale Energiepolitik wird forciert werden. Ökologie und Ökonomie werden kein Widerspruch sein, auch im Sinne von guten Arbeitsplätzen. Inwiefern spielt es für Sie eine Rolle Politikerin und lesbisch zu sein? Es spielt in diesem Land zu dieser Zeit eine politische Rolle. Hoffentlich ist es in ein paar Jahren nicht mehr relevant, welche sexuelle Orientierung frau oder mann hat. Solange wir in Österreich die Gleichstellung nicht verwirklicht haben und Menschen einen Teil ihres Lebens regelmäßig ausblenden müssen, ist es aber von Bedeutung. Sie schreiben in ihrem Blog, dass Sie die Liebe zu der Stadt Graz mit dem ÖVP-Bürgermeister verbindet. Wo sehen Sie inhaltliche Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit? Die ÖVP hat sich in den letzten Jahren nach rechts entwickelt und auch der Bürgermeister hat sich mehrfach sehr konservativ und auch diskriminierend geäußert. In den Verhandlungen zeigte sich aber, dass die Grazer ÖVP sich auf „das Risiko“ einer modernen Politik einlassen will. Die Chance, deutlich grünere Politik zu machen und zu verantworten, ist es wert, es ernsthaft miteinander zu versuchen – es handelt sich um keine Ehe, sondern um eine sachpolitische Arbeitspartnerschaft. Glauben Sie, dass Sie mit dieser Koalition politische Ziele aufgeben müssen? Es wird nicht einfach und wir bleiben zwei ideologisch sehr unterschiedliche Parteien, die ein gemeinsames und sehr ambitioniertes Arbeitsprogramm in ziemlich verbindlicher Form entwickelt haben. Bisher haben wir keine Grundsätze aufgegeben und ich lege sehr viel Wert darauf, dass die dieser Koalition kritisch gegenüberstehenden Menschen nicht aufhören, sich zu melden und einzumischen. mai 2008 an.schläge 07
irakfeminismus
Fo t o : m e d i c a m o n d i a l e e .V.
Bescheiden geworden Irak fünf Jahre nach der US-Invasion: Freiheit gilt nicht für Frauen. Von Gudrun Harrer Es gibt ein Thema in der irakischen Politik und Gesellschaft, in der sich die schiitischen und die sunnitischen Islamisten – deren radikale Ränder einander sonst umzubringen pflegen – einig sind: Frauenangelegenheiten. Ein aktuelles Beispiel ist die Debatte über Artikel 111 des irakischen Strafrechts, der das Strafmaß bei so genannten „Ehrenmorden“ regelt, also jene Fälle, in denen ein Mann seine Frau und/oder deren Liebhaber tötet, die er in flagranti erwischt hat. Maximal drei Jahre Haft stehen darauf – die die Täter meist nicht im Gefängnis verbringen. Variationen dieser Gesetze gibt es in vielen arabischen Ländern, wo oft auch mordende Brüder und Väter beinahe straffrei ausgehen. Aber der Irak sollte ja bekanntermaßen ein leuchtendes Beispiel für eine demokratische Bürgergesellschaft werden, mit besonderer Betonung auf Frauenrechten und Religionsfreiheit. So wurde es uns zumindest gesagt, vor und nach der US-Invasion, die sich in diesem März zum fünften Mal jährte. 08 an.schläge mai 2008
Größte Gefahr: unerlaubter Sex. Frauenministerin Narmin Othman will die Abschaffung des Ehrenmord-Paragraphen. Sie komme aber im irakischen Parlament bisher nur auf sechzig Unterstützer (von 275 Parlamentariern), schreibt Basim al-Shara in der „Kuwait Times“. Persönlich sei man ja gegen Ehrenmorde, kann man von Abgeordneten hören, aber unerlaubter Sex bleibe nun einmal die größte Gefahr für eine Gesellschaft. Deshalb soll Artikel 111 nicht eliminiert werden: Man müsse nur besser prüfen, ob alles, was als Ehrenmord daherkommt, wirklich in diese Kategorie gehört. Denn dass Morde an Frauen oft weder im Affekt noch wegen Ehebruchs verübt werden, ist eine Binsenweisheit. Manche Frauenorganisationen halten es deshalb schon für einen gewissen Fortschritt, wenn die Fälle besser geprüft werden sollen. Sie sind bescheiden geworden, die irakischen Frauen. Wobei dieser Sammelbegriff ja eigentlich unzulässig ist. Wer sind die irakischen Frauen, wer vertritt sie? Die irakischen Feministinnen
fühlen sich von den Frauen, die im irakischen Parlament sitzen – es gibt eine 25 Prozent-Quote – jedenfalls nicht repräsentiert. Viele Parlamentarierinnen gehören islamischen Parteien an und agieren im Rahmen des – seit Jahrhunderten männlich interpretierten – Islam. Aber auch sie werden noch von rechts überholt: Eine schiitische Frauenorganisation kam unlängst mit einer Erklärung heraus, die ein möglichst frühes Heiratsalter für Mädchen und Polygamie als gottgewollt unterstützt. Sprechen wir also von jenen Frauen, die sich 2003 einen Übergang in eine freie, gleichberechtigte, säkulare Gesellschaft erhofften. Zwar galt der Irak unter Saddam Hussein, besonders im Vergleich zu anderen Ländern der islamischen Welt, als relativ säkular, de facto hatte aber schon in den 1980er Jahren eine langsame Islamisierungswelle eingesetzt. Der Irak war nicht von den Entwicklungen in der übrigen islamischen Welt verschont geblieben, dazu kam, dass Saddam im Krieg gegen den Iran sein persönliches religiöses Defizit,
feminismusirak das er der iranischen Führung von Ayatollah Khomeini gegenüber hatte, mit islamischer Rhetorik wettzumachen versuchte. Die Sanktionszeit nach dem Überfall auf Kuwait 1990 tat ein übriges: Wie immer und überall traf die Verarmung des Mittelstandes und die Verelendung der Unterschicht die Frauen am stärksten. Die Religion füllte die Lücken, die der zusammenbrechende Staat hinterließ.
fassungskomitee vor sich her, ein Zeitplan im von der UNO verordneten politischen Prozess musste eingehalten werden, der angesichts der sich ständig verschlechternden Sicherheitslage das Einzige war, was die USA als Erfolg herzeigen konnten. Brav hielten US-Soldaten die protestierenden Feministinnen von den irakischen Parlamentariern (das erste Parlament war im Jänner 2005 gewählt worden) fern. Diejenigen Gruppen im Parlament, die den Frauen
muss, dass die besten Gesetze nichts nützen, wenn die Gesellschaft nicht dazu bereit ist: In Irakisch-Kurdistan ist der Ehrenmord-Paragraph abgeschafft, trotzdem stiegen dort laut UNO-Berichten in den vergangenen Jahren die Delikte an Frauen. Die kurdischen Frauen pflegen sich, folgt man den Polizeiberichten, zuhauf mit kochendem Wasser zu überschütten. Denn am meisten haben die irakischen Frauen wohl darunter zu leiden,
Am meisten haben die irakischen Frauen wohl darunter zu leiden, was in der gesamten brutalisierten und entkulturalisierten irakischen Gesellschaft nach 2003 los ist, politische, kriminelle und private Gewalt sowie wirtschaftliche Not. Der berühmte Artikel 41. Aber immerhin, die irakischen Frauen konnten seit 1959 auf das progressivste Personenstandsgesetz in der Region verweisen, das das Heiratsalter mit 18 festsetzte, willkürliche Scheidungen unmöglich machte und Polygamie nur mehr unter – vom Richter zu prüfenden – Umständen erlaubte. Das Familienrecht war der Religion entzogen worden – obwohl sich dieses Gesetz genau genommen auch auf islamische Interpretationen stützte, aber eben auf besonders progressive. Das Projekt der Islamisten, die Kontrolle über die Frauen wieder vom Staat zurückzugewinnen, stand auf der Agenda nach der Befreiung 2003 ganz oben. Bereits im Dezember kam es zu einem Vorstoß des damaligen IGC (Interim Governing Council), damals unter der Führung von Abdulaziz al-Hakim, Chef der größten Schiitenpartei SCIRI (Supreme Council for the Islamic Revolution in Iraq). Das Personenstandsgesetz sollte mit Dekret 137 sang- und klanglos abgeschafft und durch die Scharia ersetzt werden. Nach massiven Protesten von Frauengruppen und Säkularen, die damals noch nicht so marginalisiert waren wie heute, sowie US-Zivilverwalter Paul Bremer wurde das Dekret jedoch zurückgenommen. Dann kam 2005 der verfassungsgebende Prozess, von dem sich die Feministinnen viel versprachen. Als sie langsam zu verstehen begannen, welch zentrale Rolle der Islam und die Scharia auf Druck der Schiiten in der Verfassung spielen sollten, war es auch schon fast wieder vorbei: Die USA trieben das Ver-
zuvor Unterstützung versprochen hatten, fielen um: Anderes war eben wichtiger, so wie für die Kurdenparteien ihre weitreichende Autonomie in Kurdistan. Und so entstand eben jener berühmte Artikel 41 (in früheren Versionen 39) der irakischen Verfassung, der den Frauen zwar eine scheinbare Option verspricht – ein Personenstandsgesetz „gemäß der Religion, Sekte, Glauben, oder Wahl“ –, aber erstens die Durchführung einer weiteren Gesetzgebung anheim stellt und zweitens den Praxistest nicht besteht. Man stelle sich eine schiitische Frau aus einer religiösen Familie der Unterschicht vor, die für sich selbst proklamiert, dass sie die Wahlmöglichkeit aus Artikel 41 beansprucht und für sich das schiitische Familienrecht abrogiert. Das ist zynischer Unsinn. Wenn die Autoren der Verfassung jemals Wahlfreiheit im Sinn gehabt hätten, schreibt Isobel Coleman 2006 in „Foreign Affairs“, dann hätten sie das Personenstandsgesetz von 1959 einfach belassen. Stammespolitik. Die israelische Historikerin Noga Efrati, die speziell zum Thema irakische Frauen arbeitet, sieht aber auch eine Gefahr im starken Föderalismus heraufdämmern: Die zukünftigen Regionen (laut Verfassung können sich Provinzen zu Regionen zusammenschließen) können ihr eigenes Familienrecht machen, und was dann im Norden, in Kurdistan, liberal ausfällt, könnte seine antiliberale Entsprechung in einer schiitischen Region im Süden haben. Wobei an dieser Stelle gesagt werden
was in der gesamten brutalisierten und entkulturalisierten irakischen Gesellschaft nach 2003 los ist, politische, kriminelle und private Gewalt sowie wirtschaftliche Not. Efrati spricht von einem Gesetzesantrag im Parlament, der den vielen Witwen im Irak finanzielle Unterstützung bringen soll: Sie werden darin als „Zeitbombe“ abqualifiziert, anstatt dass die Fähigkeiten und das Potenzial dieser Gruppe (Frauen zwischen 35 und 55 stellen mehr als sechzig Prozent der Gesellschaft, und diese Generation ist noch relativ gut ausgebildet) von den Politikmachern in Betracht gezogen werden. Dabei gibt es das städtische Phänomen, erzählt die irakische Feministin Shirouk alAbayachi, dass Frauen gerade in den vergangenen Jahren oft zur einzigen materiellen Stütze der Familien wurden – sie sind es in den allerschlimmsten Zeiten bis 2007 oft gewesen, die noch zur Arbeit gegangen sind. Gesellschaftlich oder auch nur familiär profitieren konnten sie aber nicht. Im Gegenteil, die häusliche Gewalt ist im Steigen begriffen. Ein neuer Anlass zur Sorge für die Feministinnen ist auch die von den USA verfolgte Stammespolitik: In ihrem Rahmen werden irakische Stämme mit Waffen und Geld ausgestattet, um al-Kaida zu bekämpfen. Diese Stämme, die bisher außerhalb des politischen Prozesses standen, werden ihre politische Dividende einfordern und dabei ihre Wertesysteme mitbringen, in denen Frauen im Gewohnheitsrecht oft noch als tribales Eigentum behandelt werden. ❚ mai 2008 an.schläge 09
frauenförderung
Every second a woman! Wie steht es um die politische Frauenförderung in Österreich? Von Svenja Häfner Bundeskanzlerin? Nein. Bundespräsidentin? Fast. Weibliche Abgeordnete im Nationalrat? 58 von insgesamt 183 Abgeordneten. Anteil der weiblichen Abgeordneten in den Landtagen? Zwischen 17 Prozent in Kärnten und 42 Prozent in Wien. Bürgermeisterinnen? 78 von insgesamt 2.357 Gemeinden. Deut-
gleich?“ Fragen, die auf einer von SPÖ und Grünen Ende März initiierten Veranstaltung „Förderung von Frauen in der Politik“ im Palais Epstein von Expertinnen und Publikum differenziert diskutiert wurden. Dabei stand vor allem die Frage nach der Quote als gleichstellungspolitisches Instrument im Mittelpunkt der Debatte.
king Platz 16, wobei die ersten zwanzig Länder – alle mit einem Frauenanteil von mindestens dreißig Prozent – eine entweder gesetzlich verankerte oder freiwillige Quotenregelung haben. Ausnahmen sind Finnland, Kuba und Neuseeland. Bei Betrachtung dieser Ranking-Liste fällt auf, dass „Paradedemokratien“ wie Frankreich, die USA und
„Frauenquoten sind eine grundlegende Notwendigkeit für eine repräsentative Partizipation von Frauen im politischen Bereich.“ licher kann die Unterrepräsentanz von Frauen in der Politik in Österreich kaum dargestellt werden. Nun stellt sich nicht nur die Frage: „Warum ist das so?“, sondern vor allem: „Wie lässt sich das verändern? Warum soll es überhaupt so viele Frauen in der Politik wie in der Gesellschaft geben? Wie kommen wir dorthin? Mit Quoten, finanziellen Sanktionen oder anderen Methoden? Wo steht Österreich im internationalen Ver10 an.schläge mai 2008
Quotenregelung. Wie sieht der Frauenanteil im österreichischen Parlament im internationalen Vergleich aus? Hierzu präsentierte Monika Jarosch, Richterin, Anwältin und Mitarbeiterin des „Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft“ (AEP) in Innsbruck einige Zahlen. So liegt der weltweite Durchschnitt von Frauen im Parlament bei 17,7 Prozent. Österreich erreicht mit seinen knapp 32 Prozent im weltweiten Ran-
Großbritannien erst auf den Plätzen 60, 64 und 71 zu finden sind. Eine wichtige Ursache des schlechten Abschneidens dieser Länder ist das Mehrheitswahlrecht – die Form von Wahlrecht, in dem Frauenquoten viel schwerer zu implementieren sind. Laut Jarosch sollten Frauen alleine deshalb entschieden gegen eine Einführung des Mehrheitswahlrechts, wie sie in Österreich gerade diskutiert wird, auftreten. Denn nachge-
förderungfrauen wiesenermaßen greifen Frauenquoten im Verhältniswahlrecht am besten.
Quotenpolitik. „Um mehr Frauen in die Politik zu bringen, gibt es etliche Ansätze für Frauenförderung, doch die Einführung der Quote, ein ganz wesentliQuotensysteme. „Die Idee der Quote liegt ches gleichstellungspolitisches Instruin der Verteilung staatlicher Macht an Personen, die nach dem Regelverfahren ment, ist besonders umstritten“, so die Politikwissenschaftlerin Gabriele Michkeinen Anspruch auf Teilhabe erheben alitsch. Ihrer Meinung nach liegt dies können“, so die Juristin. Somit sind vor allem daran, dass Frauenquoten Frauenquoten eine grundlegende Notwendigkeit für eine repräsentative Par- nicht nur patriarchale Machtverhältnistizipation von Frauen im politischen Be- se und bestehende Geschlechterhierarchien in Frage stellen, sondern auch reich. Denn erst die gleichberechtigte ganz konkret und spezifisch KarrieTeilnahme von Frauen in politischen rechancen vor allem von jüngeren PoliWillensbildungs- und Entscheidungsprozessen kann gewährleisten, dass das tikern gefährden. Michalitsch widmete sich in ihrem Potential von Frauen, ihre Bedürfnisse und Interessen in die Politik einbezogen Beitrag außerdem einer Grundfrage der werden. Wie Jarosch betont, geht es da- moralphilosophischen Debatte: Ist Quobei nicht um die Vertretung von Sonder- tierung nun ein taugliches Mittel, um Gleichstellung in der Gesellschaft, in interessen, sondern um die ganzheitlichen Interessenssituationen der weibli- der Politik zu fördern, zu erhöhen oder sind andere Mittel angemessener? Die chen Hälfte der Bevölkerung. EingeAntwort auf die moralische Begründführte Frauenquoten bedeuten dann barkeit von Quoten hängt ihrer Meiallerdings, dass Parteien aktiv an der Rekrutierung von Frauen arbeiten müs- nung nach letztendlich von der Einschätzung des Wertes von Geschlechsen, um eine ausreichende Zahl an tergleichstellung und des Ausmaßes Kandidatinnen für ihre Liste zu haben. Damit ist die Implementierung effekti- von struktureller Diskriminierung gegenüber Frauen in dieser Gesellschaft ver Quotensysteme eigentlich eine Wendung von der Politik der Chancen- ab. gleichheit hin zu einer Politik der ErQuotenförderung. Bereits 2006 gab es von gebnisgleichheit. Seiten der Grünen einen Initiativantrag Quotenforderungen. Wie sind die Fordezur Förderung von Frauen in der Politik, rungen nach Frauenförderung rechtlich in dem ein Bonus-Malus-System für eingebettet? Mit dieser Frage nach den den Anteil von Frauen in der Politik aber rechtlichen Rahmenbedingungen der auch für die Anzahl der SpitzenpositioFrauenförderung in der Politik setzte nen vorgeschlagen wurde. Damit würde sich Anna Sporrer, Juristin, Rechtsanfinanziell spürbar, ob Frauen repräsenwaltsanwärterin und Vorsitzende des tiert werden oder nicht. Dieser Antrag Vereins Frauen-Rechtsschutz in ihrem wurde bereits im GleichbehandlungsStatement auseinander. Für sie gibt es, ausschuss besprochen und behandelt. vor allem auf Grundlage der „UN-KonDie Veranstaltung wollte nun einen vention zur Beseitigung jeder Form von weiteren Schritt in Richtung konkreter Diskriminierung der Frau“ – die Umsetzung setzen. Wichtig dabei ist Grundsätze, nämlich Artikel eins bis vor allem, Frauen aller Fraktionen zu Gevier, wurden in Österreich sogar im Ver- sprächen an einen Tisch zu holen, um fassungsrang ratifiziert – eine Selbsteine Basis für die erforderlichen Mehrverpflichtung des österreichischen Par- heiten im Parlament zu schaffen. Ob lamentes, Quoten oder andere wirksabereits Gespräche mit der ÖVP stattfinme Maßnahmen einzuführen, mit dem den, wollte Podiumsteilnehmerin GabriZiel, auch in der Realität einen entspreella Hauch, Universitätsprofessorin für chenden Anteil von Frauen in den politi- Frauen- und Geschlechterforschung geschen Ämtern zu erreichen. Inwieweit gen Ende der Veranstaltung wissen. Die solche Forderungen auch eine politiFrage konnte zumindest von Seiten der sche Mehrheit bekommen und durchÖVP nicht beantwortet werden, da die gesetzt werden, ist ihrer Meinung nach Nationalratsabgeordnete und ehemaliausschließlich eine Frage des politige Frauenministerin Maria Rauch-Kallat schen Willens. bereits gegangen war. ❚
Beate Hammond
Beim Friseur Wenige Frauen sind mit ihrem Aussehen nach einem Friseurbesuch rundum glücklich. Für schwarze Frauen gilt dies doppelt und dreifach. Daher war ich begeistert, als meine Freundin H. mir von ihrem neuen Friseur erzählte. „Ein Superfriseur“, sagte sie, „und das Beste ist, er kennt sich mit unseren Haaren aus.“ Ja, unsere Haare – immer ein „Problem“ in den Augen der anderen. So war es nicht immer. In der Kleinstadt, in der ich aufwuchs, konnte jeder Friseur meine Haare schneiden. „Ist wie eine starke Dauerwelle,“ sagten sie und damit war die Sache erledigt. Ich konnte nach Herzenslust Zeitschriften lesen oder Kaffee trinken und wenn ich wieder hoch schaute, war das Werk getan. Auf dem Land konnte jeder mit meinen ach so schwierigen Haaren umgehen. In Wien hingegen dauerte es Jahre bis ich Miriam fand, die beste Friseurin der Welt. Doch dann wurde sie schwanger und gab den Beruf auf. Die Suche begann von vorne. Ich ging zu afrikanischen Friseuren, aber für langwierige Haarbehandlungen (braids, extensions, cornrows) fehlt mir die Geduld. Eine Stunde beim Friseur ist das Limit. Und seitdem ich das zwanzigste Lebensjahr vollendet habe, interessiert mich auch Haarfarbe nicht mehr. Das gefiel dem Superfriseur gar nicht. „Sie wollen keine Farbe?“ Fragte er verständnislos. „Nein“, sagte ich, „meine Haare sind gut so wie sie sind. Sie sind nur zu lang, und deshalb bin ich hier.“ „Ja, Afrohaare,“ sagte er schulterzuckend (schwang etwas Verächtliches in seiner Stimme mit?), „da kann man nicht viel machen!“ (das klang für mich mitleidig). „Was meinen Sie damit?“ fragte ich und bekam keine Antwort. Eigentlich hätte ich da schon gehen sollen. Der Superfriseur begann orientierungslos zu schneiden. „So viele Haare“, stöhnte er nach einer Stunde. „Nun?“ fragte er noch einige Minuten später. Meine Haare sahen aus wie ein Vogelnest, das bei einem Wirbelsturm vom Baum gefegt worden war. „Soll das so bleiben?“ fragte ich zurück. „Na, ja, was kann man bei den Haaren schon machen!!“ Ich gab kein Trinkgeld. H. schickte ich eine zickige SMS. mai 2008 an.schläge 11
internationalan.riss
Fo t o : J a c o b B a n g
hinaus eine neue Prothese. Unter dem Motto „Jede hat das Recht schön zu sein“ versucht man das Tabu, welches eng mit den 27 Jahren Bürgerkrieg verbunden ist, aufzubrechen. Trotz eines Entminungsprogramms, das seit sechs Jahren läuft, zählt Angola zu einem der am meisten verminten Staaten des Kontinents. Die Idee zum Miss-Contest hatte der norwegische Künstler Morten Traavik, er reiste bereits ein Jahr nach Kriegsende ins Land und stellte damals fest: „Man kann sich wirklich nirgends bewegen. Es ist noch nicht einmal bekannt, in welchen Gegenden des Landes man nach Minen suchen sollte.“ Es war anfangs für ihn gar nicht einfach, Geld für den Schönheitswettbewerb aufzustellen, manche NGOs warfen ihm vor, eine „Freakshow“ zu veranstalten. Solch eine Einstellung, so Traavik, würde die Haltung gegenüber behinderten Menschen im Land widerspiegeln. Inzwischen stehen Regierung und NGOs hinter der Idee, „viele von uns sehen die Aktionen mittlerweile mit anderen Augen. Wenn sie die Fotos ansehen, sehen sie, mit welchem Selbstwertgefühl und welcher Würde diese Frauen sich präsentieren“, meinte Becky Thomson, Leiterin des Minen-Aktions-Programms von Norwegian People’s Aid. besu www.miss-landmine.org
kolumbien
Terror gegen OFP
angola
Ms. Landmine Augusta Urica, 31, gewann am 2. April die erste Wahl zur „Ms. Landmine“ in Angola. Zur Teilnahme waren Frauen im Alter zwischen 19 und 33 Jahren aufgerufen, die durch eine Landmine verletzt worden waren. Jede Provinz wurde durch eine Kandidatin vertreten. Die OrganisatorInnen wollen mit dieser Aktion einerseits den Frauen ihre Menschenwürde zurückgeben, andererseits auf die weiterhin bestehende Gefahr von Landminen in dem von fast dreißig Jahren Bürgerkrieg gezeichneten Land aufmerksam machen. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen sterben in Angola jährlich 300 bis 400 Menschen durch nicht entschärfte Landminen. Für die Nominierung waren aber nicht nur Alter und Wohnort ausschlaggebend, sondern auch, welche Art von Verletzung die Frauen hatten. Die meisten von ihnen wurden bei der Feldarbeit verletzt und sind seither arbeitslos. Vor der Wahl sagte die 25jährige Paulina Vadi: „Ich bin schon sehr aufgeregt. Ich glaube, dass ich damit dazu beitragen kann, die Bevölkerung wachzurütteln und behinderte Menschen mit mehr Achtung wahrzunehmen!“ Vadi verlor ihr rechtes Bein, als sie vor elf Jahren in einem Feld auf eine (in Russland produzierte) Landmine trat. Sie lebt mit ihrer Mutter und drei schulpflichtigen Geschwistern zusammen. Um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, arbeitet sie als Straßenverkäuferin. Sie wolle am Wettbewerb teilnehmen, um wieder zur Schule gehen zu können. Alle Bewerberinnen erhalten durch staatliche Unterstützung die Möglichkeit, einen Schulabschluss zu machen oder ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Die Gewinnerin erhält darüber 12 an.schläge mai 2008
Die Organización Femenina Popular (OFP), mit ihrem Sitz in Barrancabermeja, ist eine der aktivsten Frauenorganisationen Kolumbiens und erklärtes Ziel der Paramilitärs. Drei Mitarbeiterinnen der OFP wurden in den letzten Jahren von Paramilitärs ermordet und über 140 wurden Opfer von Angriffen, Bedrohungen oder Entführungen. Darunter auch Yolanda Becerra und Jackeline Rojas, die dem Führungsgremium der Organisation angehören. So wurde Becerra bei einem Einbruch in ihre Wohnung mit den Worten „Wenn du nicht binnen 48 Stunden von hier verschwindest, wird es dir und deiner Familie schlecht ergehen!“ eine Waffe an die Stirn gedrückt. Offiziell gibt es in Kolumbien keine paramilitärischen Einheiten, doch tatsächlich sind sie weiterhin präsent – geändert haben sich nur ihre Namen. Die OFP wurde 1972 gegründet, um Frauen in ihrem Kampf gegen Unterdrückung und familiäre Gewalt zu organisieren. Im Laufe der Zeit engagierte sich die Organisation aufgrund der immer schlimmer werdenden Kämpfe in der Region auch immer mehr für allgemeine Menschenrechte. Damit gerieten die Aktivistinnen ins Visier der Paramilitärs und wurden 2001 offiziell zum „militärischen Ziel“ erklärt. Zurzeit hat die OFP ca. 3.000 aktive Mitglieder. pix www.amnesty.at/gewerkschafterInnen/kolumbien/ofp.htm, www.genderconcerns.nl/1FWF4F5E89/index.phtml
lettland
Diversity Unifies Der diesjährige Freundschafts-Marsch in der lettischen Hauptstadt Riga findet am 31. Mai statt. Rund um diesen „Feiertag“ für alle LesBiSchwulen und Transgender Personen (LBST) gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Filmabende, Ausstellungen und einen Regenbogen-Ball. Die OrganisatorInnen haben alle bürokratischen, die auch immer politische Hürden sind, genommen, und kämpfen für mehr Akzeptanz und gegen Klischees gegenüber Lesben und Schwulen. „Wir sind uns sicher, das in diesem Jahr der Freundschafts-Tag erfolgreicher
an.rissinternational sein wird, als im vergangenen Jahr und noch mehr Menschen bereit sind, ihr Engagement für gleiche Rechte für alle EinwohnerInnen von Lettland zu demonstrieren, gibt sich Linda Freimane, Vorsitzende vom LBST Netzwerk „Mozaika“, optimistisch. Es ist das dritte Mal, dass Mozaika den Freundschafts-Tag organisiert. Vor zwei Jahren hatte die Stadtverwaltung den Marsch verboten. Mozaika klagte vor dem Obersten Gerichtshof und bekam am 15. November 2007 die rechtliche Bestätigung, dass die Entscheidung der Stadtregierung rechtswidrig war. 2007 haben ca. 700 Menschen im Vermanes Garden Park in Riga gefeiert. besu www2.mdfzaika.lv
usa
„Attack of the Killer Lesbians“ 18. August 2006. Sieben Freundinnen sind im New Yorker West Village, dem Ausgeh-Viertel für queere und transgender youth of color unterwegs, als eine von ihnen vom DVD-Straßenverkäufer Dwayne Buckle angemacht wird. Sie weist ihn – mit dem Hinweis, dass sie lesbisch sei – ab. Der Mann verfolgt daraufhin die sieben Frauen und beschimpft sie
http://missy-magazine.de
sexistisch und homophob. Die Frauen treten ihm entgegen, ein Streit entfacht, Buckle wirft eine brennende Zigarette nach ihnen und spuckt sie an, bis er sich schließlich auf eine der Frauen stürzt, sie würgt, an ihren Haaren reißt. Währenddessen zieht eine der Frauen, Patreese Johnson, ein kleines Messer, dass sie zur Notwehr immer bei sich trägt, um ihrer Freundin zu helfen, als sich plötzlich zwei junge Männer einmischen. Einer von ihnen sticht mit einem Messer auf Buckle ein. Die zwei Männer laufen davon, die Frauen verlassen den Platz. Eine Überwachungskamera hat alles aufgezeichnet. Der Fall scheint klar, es war Notwehr. Kurze Zeit später werden die sieben Afroamerikanerinnen verhaftet, Buckle liegt mit einem Leberriss im Krankenhaus, nach den zwei Helfern wurde nicht gefahndet. Drei der sieben Frauen bekennen sich der versuchten Körperverletzung für schuldig und werden zu je sechs Monaten Haftstrafe verurteilt. Die anderen vier – Venice Brown (19), Terrain Dandridge (20), Patreese Johnson (20) und Renata Hill (24) – gehen vor Gericht. Es folgt eine mediale Hetzkampagne: Die New York Daily News z. B. nennt die Frauen „Lesbisches Wolfspack“ und die New Yorker Post schreibt von einer „Attacke der Killerlesben“. (vgl. Analyse und Kritik 526, 21. März 2008). Am 14. Juni 2007 werden die „New Jersey 4“ vom Obersten Gerichtshof von Manhattan wegen eines „lesbischen Gangüberfall gegen einen Heterosexuellen“ für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe von dreieinhalb bis elf Jahren verurteilt. Ob Richter Edward J. McLaughlin und die Geschworenen in ihrem Urteil berücksichtigten, dass die Überwachungskamera eindeutig bewies, dass Patresse Johnson ihr Messer nicht benutzte, oder dass alle Frauen die 15-jährige Saskia Gunn kannten, welche 2003 erstochen wurde, weil sie einen Mann zurückwies indem sich als lesbisch zu erkennen gab, ist fraglich. shi Für Briefe an die New Jersey 4, Unterstützung bzw. Spenden für ein Berufungsverfahren hat Amy Winter diese Homepage gegründet:www.justice4nj4.com. Ebenso die Organisation FIERCE: http://fiercenyc.org/
Frauen, freut euch des Lebens, ENDLICH, ein Magazin von Frauen für Frauen über Frauen! Gibt es schon? Nee, nicht so eins … Keine Kohlsuppendiäten und kein Kampf der Cellulite. Nach amerikanischem Vorbild „Bust“ wollen Steffi Lohaus, Sonja Eismann und Chris Köver stattdessen ein neues Frauenmagazin herausbringen, das „Berichterstattung über coole Frauen, Popkultur, Politik und Style mit einer feministischen Haltung verbindet“ und von „Frauen, die Musik machen, Filme drehen, die Welt retten oder auf andere Arten fantastisch sind“ berichtet. Den ersten Preis des Hobnox-Wettbewerbs haben die drei mit diesem Konzept bereits abgeräumt und damit das nötige Startkapital. Auch einen Namen hat das Baby schon: „Missy. Für Frauen. Ohne Scheiß.“ „Missy ist ein Magazin für junge Frauen, die sich für Politik, Popkultur und Style interessieren – für Frauen wie uns halt“, schreiben die Macherinnen – stylisch politisch, sexy feministisch. Am Kiosk ist Missy voraussichtlich ab Herbst, ein Abo kann schon jetzt auf der Homepage bestellt werden. shi mai 2008 an.schläge 13
prekarisierungjapan
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Fo t o : J o n a t h a n M o r e a u
Blaue Zelte Wer kein Zelt hat, schläft im Internet-Café. Seit den neoliberalen Reformen sind in Japan längst nicht mehr nur Frauen und MigrantInnen auf Taglöhnerjobs angewiesen. Ob sich die „Freeters“, die neuen Prekarisierten, auch für Proteste gegen den G8-Gipfel im Juli mobilisieren lassen, wollten Juliane Schumacher und Sigrid Oberer von der japanischen Aktivistin Kaori Yoshida wissen. Kaori Yoshida, 38, lebt in Tokyo. Sie arbeitet im Kollektiv „Eat – Exist – Resist” und der Gruppe „Nojiren”, beide Organisationen unterstützen Obdachlose. Yoshida kocht regelmäßig gemeinsam mit Obdachlosen in einem Park im schicken Viertel Shibuya, daneben spielt sie in
nen Mobilisierungen, wie etwa 2007 in Heiligendamm, zu lernen. Die AktivistInnen wollen außerdem über soziale Bewegungen in Japan informieren – denn bis jetzt, meinen sie, wisse in Europa kaum jemand etwas über die sozialen Probleme in Japan und den Widerstand dagegen.
Kaori Yoshida: Ganz so groß sicher nicht. G8-Gipfel in Japan sind, verglichen mit Europa, ziemlich selten, sie finden dort nur alle acht Jahre statt. Deshalb ist es schwierig, die Mobilisierung gegen die G8 zwischen den Gipfeln am Leben zu erhalten. Der letzte G8-Gipfel in Japan hat 2000 auf der Insel Okinawa
„Die Krisen der japanischen Wirtschaft haben dazu geführt, dass immer mehr Leute ganz aus der Arbeitswelt gedrängt werden. Für Frauen ist es dann noch schwieriger, sich durchzusetzen und wieder einen Job zu finden.“ 2008 wird der G8-Gipfel auf Hokkaido stattfinden, der nördlichsten Insel Japans. Dort treffen sich vom 7.-9. Juli die Staatschefs der acht Länder im Windsor Hotel am See Toya. Themen des Treffens werden laut Ankündigung des japanischen Premierministers Yasuo Fukuda Klimawandel und Afrika sein.
14 an.schläge mai 2008
der Punkband „The Happening”. Seit Ende Februar reist sie mit zwei MitstreiterInnen durch Europa. Ziel der Infotour ist es, sich mit europäischen AktivistInnen auszutauschen, um von vergange-
an.schläge: Anfang Juli findet der G8Gipfel auf der japanischen Insel Hokkaido statt. Erwartet Ihr ebenso große Proteste wie in Heiligendamm?
stattgefunden, ganz im Süden Japans. Aufgrund der Besonderheiten des Ortes – dort befinden sich siebzig Prozent aller US-Militärbasen in Japan – wurden die Proteste gegen den Gipfel hauptsäch-
japanprekarisierung lich von antimilitaristischen Gruppen organisiert und waren stark vom Thema Militärbasen dominiert. Was wird dieses Jahr Thema der Proteste sein? Eines der Themen, zu dem ein breites Bündnis arbeiten könnte, ist Prekarität. In Japan sieht man die Auswirkungen einer fehlenden sozialen Absicherung sehr drastisch. Verglichen mit Europa gab es in Japan nie ein Sozialsystem. Vor der ersten ökonomischen Krise in den 1970ern haben sich die Unternehmen um quasi alles gekümmert: Sie haben Wohnungen gestellt, Kindergartenplätze, die Krankenversicherung,
laubt, Giftmüll in philippinischen Gewässern zu versenken. Im Gegenzug erhalten mehr philippinische Arbeiter eine Arbeitserlaubnis für Japan – oder eher Arbeiterinnen, denn in den meisten Fällen sind es Frauen, die im Gesundheitsbereich arbeiten. Leute in Japan können sich „ihre” Krankenschwester im Internet bestellen, mit einem Klick auf ihr Bild. Warum sind auch japanische Frauen von den härteren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt betroffen? Die sind doch meist sehr gut ausgebildet. Das schon. Japanische Frauen haben meist dieselbe Ausbildung wie
kommen. Das führt dazu, dass manche Leute wirklich „verschwinden”: Erst versuchen sie, zu verbergen, dass sie ihren Job verloren haben, und wenn es doch herauskommt, brechen sie vor Scham den Kontakt zu ihrer Familie und Bekannten ganz ab. Was machen die Leute dann? Eine große Zahl von hauptsächlichen männlichen Arbeitnehmern aus den ländlichen Gegenden Japans strömt in die großen Städte. Dort enden sie meist obdachlos, in Tokyo sieht man häufig ihre blauen, selbstgebauten Zelte in den Straßen. Sie versuchen, mit Taglöhnerjobs zu überleben.
„In Japan werden sie „Freeters” genannt, das ist eine Wortschöpfung aus dem englischen „free” und dem deutschen Wort „Arbeiter”, das in Japan immer für jemanden stand, der keine Festanstellung hatte, sondern von schlecht bezahlten Jobs überleben muss..“ die Rente – alles lief über die Unternehmen. Mit den ökonomischen Krisen wurden aber immer mehr Menschen arbeitslos und durch die neoliberalen Reformen der 1990er wurde deren Situation weiter verschärft. Wenn jemand heute in Japan seinen Job verliert, kann er/sie vom Staat für höchstens sechs Monate Arbeitslosengeld bekommen, aber die bürokratischen Hürden sind sehr hoch, die meisten Leute bekommen nicht einmal das. Wirkt sich das auf alle ArbeitnehmerInnen gleich aus? Zwei Gruppen sind besonders betroffen: Frauen und MigrantInnen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Woher kommen MigrantInnen in Japan vor allem? Eine große Gruppe von Einwanderern stammt aus dem Iran. Obachlose iranische MigrantInnen hatten in zwei Parks in Tokyo auch eine Art Zeltstadt aufgebaut, aus den typischen blauen Zelten, die die Obdachlosen benutzen. Sie hatten dort auch kleine Läden und eine gewisse Infrastruktur, bis sie auf Anweisung der Stadtverwaltung aus den Parks vertrieben wurden. Eine andere große Gruppe migrantischer ArbeiterInnen kommt von den Philippinen. Japan hat einen Vertrag mit den Philippinen abgeschlossen, den JPEPA [Japan-Philippines Economic Partnership Agreement], der Japan er-
Männer des gleichen Alters. Genau wie diese machen sie die schrecklichen „Aufnahmeprüfungen” an den Universitäten durch, die „Prüfungshölle”, wie wir sie nennen. Wenn man es schafft, an einer der renommierten Universitäten aufgenommen zu werden, kann man erstmal erleichtert sein, denn der Name der Universität ist das, was am meisten zählt. Aber die Krisen der japanischen Wirtschaft haben dazu geführt, dass immer mehr Leute ganz aus der Arbeitswelt gedrängt werden. Für Frauen ist es dann noch schwieriger, sich durchzusetzen und wieder einen Job zu finden. In Japan sind die klassischen Rollenmuster noch sehr dominierend: Von einer Frau wird erwartet, dass sie zu Hause bleibt, sobald sie ihr erstes Kind hat. Neben- oder Teilzeitjobs lohnen sich wegen der hohen Besteuerung eines „Zweitverdienstes” nicht. Wird umgekehrt erwartet, dass ein Mann seine Familie ernähren kann? Ja, und dieser gesellschaftliche Druck ist für bei den unsicheren Arbeitsverhältnissen ein riesiges Problem. Die wirtschaftlichen Krisen der 1990er haben mehr und mehr Leute aus der Arbeitswelt hinauskatapultiert. Aber Arbeitslosigkeit gilt in Japan immer noch als Schande, die Menschen glauben, sie hätten ihr Gesicht, ihre Ehre verloren, weil sie das Einkommen für sich und ihre Familie nicht mehr zusammenbe-
Im letzten Jahr gab es auch Proteste von jungen Leuten, die von den prekären Arbeitsverhältnissen betroffen sind. Das ist ein relativ neues Phänomen: Seit einigen Jahren bekommen auch junge und gut ausgebildete Menschen die schlimmen Zustände auf dem japanischen Arbeitsmarkt zu spüren. Die Arbeit, die ihnen angeboten wird, ist häufig befristet oder nur ein Teilzeitjob, von dem man kaum überleben kann. In Japan werden sie deshalb „Freeters” genannt, das ist eine Wortschöpfung aus dem englischen „free” und dem deutschen Wort „Arbeiter”, das in Japan immer für jemanden stand, der keine Festanstellung hatte, sondern von schlecht bezahlten Jobs überleben muss. Wo leben die jungen Freeters? Auch auf der Straße? Mit den Freeters ist ein neues Phänomen in Japans Großstädten verbunden: das der so genannten „InternetFlüchtlinge”. Eine zunehmende Zahl von Leuten, meist in den 30ern, lebt tatsächlich in Internet-Cafés: Sie schlafen dort auf Stühlen, versuchen am nächsten Morgen übers Internet einen Job für den Tag zu finden und kehren am Abend ins Internet-Café zurück. Diese Leute gelten als „unsichtbare Obdachlose” und weil ihre Zahl ständig zunimmt, bieten Internet-Cafés inzwischen häufig auch Duschen an oder verkaufen Wäsche aus zweiter Hand. ❚ mai 2008 an.schläge 15
themafrauenhandel A l l e Fi l m s t i l l s d e s T h e m a s s i n d d e m Tra i l e r z u m B u c h „ Wa r e F ra u “ e n t n o m m e n : h t t p : / /d e .y o u t u b e . c o m / w a t c h ? v = e t 5 X o P s 8 q 0 k .
Ware: weiblich Einer modernen Form der Sklaverei widmen sich Corinna Milborn und Mary Kreutzer in ihrem jüngst erschienenen Buch über Frauenhandel. Judih Götz über die Hintergründe der Studie. Schätzungen zufolge arbeiten derzeit etwa 100.000 Frauen aus Afrika außerhalb des Landes – vor allem als so genannte Zwangsprostituierte. Diese Zahl nennen Mary Kreutzer und Corinna Milborn in ihrem eben erschienenen Buch „Ware Frau – Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa“. Die meisten Frauen haben unter falschen Versprechungen mit gefälschten Papie-
ins Stuberviertel in Wien und in österreichische Freierforen, sondern auch nach Italien, Spanien, Deutschland und nach Nigeria. Die beiden Politikwissenschafterinnen beleuchten in ihrer Studie die restriktiven Gesetzeslagen der Zielländer sowie die Mittäterschaft und Ignoranz von Staat und Behörden. Darüber hinaus nennen sie aber auch die Bedeutung anderer Mittel wie Einschüchterung der Familien oder Vodoo-
haltung, so wird gedroht, folge Krankheit, Wahnsinn oder gar Tod. Die Autorinnen heben hervor, dass Frauenhandel keine rein männliche Domäne ist. Viele ehemalige Zwangsprostituierte steigen zu so genannten „Madames“ auf, die für die Betreuung der Mädchen und Frauen zuständig sind und dafür sorgen, dass diese ihre Schulden an den Schlepper rechtzeitig bezahlen.
Viele ehemalige Zwangsprostituierte steigen zu so genannten „Madames“ auf, die für die Betreuung der Mädchen und Frauen zuständig sind und dafür sorgen, dass diese ihre Schulden an den Schlepper rechtzeitig bezahlen.
Kreutzer, Mary und Milborn, Corinna: Ware Frau. Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa, Ecowin Verlag 2008
16 an.schläge mai 2008
ren das Land verlassen und dabei unglaublich hohe Schulden gemacht, die sie ihren Schleppern zurückzahlen müssen. In Europa finden sie sich in einer sklavenähnlichen Situation wieder, zu deren Aufrechterhaltung die HändlerInnen viel beitragen. Auch in Österreich sind viele aufgrund von illegalem VisaHandel gelandet. Die Recherche für ihre Reportage führte die beiden Autorinnen nicht nur
ähnliche Rituale, mit denen die Frauen abhängig gemacht werden und ihnen der Ausstieg erschwert wird. Viele Menschenhändler verlangen in Zusammenarbeit mit Juju-Priestern von den Frauen vor ihrer Abreise einen magischen Schwur, mit dem die Frauen massiv unter Druck gesetzt werden. Sie müssen geloben, jede Arbeit zu machen, ihre Schlepper nicht zu verraten und ihnen das Geld zurückzuzahlen. Bei Nichtein-
Kreutzer und Milborn lassen verschiedene Frauen zu Wort kommen, die den beschwerlichen Weg nach Europa überlebt haben. Deren Erzählungen veranschaulichen nicht nur den individuellen Leidensweg und die damit verbundene Aussichtslosigkeit eindringlich, sie führen dabei auch vor Augen, wie viele Menschen bereits unterwegs auf der Strecke bleiben und auf dem Weg durch die Sahara oder im Meer
frauenhandelthema zwischen Marokko und Spanien den Tod finden. Die stark emotionalisierende Argumentation der beiden Autorinnen scheint dabei jedoch häufig unangebracht, da die Fakten ohnehin für sich sprechen. Ebenso ist fraglich, ob den Betroffenen mit der Forderung nach Kriminalisierung der Inanspruchnahme von Zwangsprostitution wirklich geholfen wäre. Stattdessen wäre zu klären, ob es nicht vielmehr an den rassistischen Gesetzeslagen der europäischen Länder liegt, die vielen MigrantInnen kaum eine andere Möglichkeit, als jene auf Schlepper zurückzugreifen, lässt, um in die Festung Europa zu gelangen und dort auch legal arbeiten zu können. Den Autorinnen gelingt es jedoch, darauf aufmerksam zu machen, welche Ausmaße Menschenhandel mittlerweile angenommen hat und sensibilisieren damit wieder für ein Thema, das in Europa seit geraumer Zeit eine gewisse „Normalisierung“ und damit auch Entdramatisierung erfahren hat. Ausschlaggebend für die Entstehung des journalistisch gehaltenen Sachbuchs war die Bekanntschaft mit Joana Adesuwa Reiterer, die durch ihre Heirat mit einem Menschenhändler, der sich als Reiseunternehmer ausgab, 2003 in Wien landete. Sie hätte eigentlich als Madame arbeiten sollen, wagte jedoch die Flucht und entschied sich, besser Deutsch zu lernen, Fuß zu fassen und eine NGO zu gründen. Um so jenen Frauen, deren Schicksal sie aus nächster Nähe beobachten konnte, zu helfen. In „Ware Frau“ heißt es über Joana: „Sie wurde weder zum Opfer noch zur Täterin. Aber sie wurde zur Aufdeckerin. Joana ist Schauspielerin, und das merkt man: Sie betritt jedes Café und jede Wohnung wie ein Bühne. Und wenn sie eine Tür öffnet, drehen sich die Köpfe nach ihr um. Sie lacht viel, hat einen bissigen Humor, und man kann lange Nächte mit ihr verbringen, ohne Themen wie Frauenhandel zu berühren. Und doch arbeitet sie konstant dagegen. Sie hat in vier Jahren seit ihrer Flucht Deutsch gelernt, zwei Ausbildungen gemacht, ihre Arbeit als Schauspielerin in Österreich wieder aufgenommen und einen Film gedreht. Vor allem aber hat sie den Verein ‚Exit‘ gegründet, mit dem sie von Menschenhandel Betroffene berät und Aufklärungsarbeit in Nigeria leistet.“ ❚
Aussagen Joana Adesuwa Reiterer ist Schauspielerin, Regisseurin und Gründerin der
NGO „Exit“. Es sind vor allem die Asylgesetze, die ein selbstbestimmtes Leben für gehandelte Frauen verhindern, sagt sie im Gespräch mit Judith Götz. an.schläge: Frauenhandel und Zwangsprostitution aus Afrika sind noch ein relativ neues Phänomen in Europa. Wann hat das angefangen und wie sehen die meisten Geschichten dieser Frauen aus? Joana Adesuwa Reiterer: Ja, Frauenhandel aus Afrika, insbesondere Nigeria ist ein Phänomen der 1980er, das zuerst in Italien aufgetaucht ist und sich dann in anderen europäischen Ländern, vor allem auch im deutschsprachigen Raum, verbreitet hat. In den 1990ern sind viele Frauen aus Nigeria gekommen, weil sie festgestellt haben, dass es als Asylwerberin legal ist, in der Sexarbeit zu arbeiten. Andere haben diese Gesetzeslagen dann ausgenützt und angefangen, Frauen nach Europa zu verkaufen. Die meisten Biographien der Frauen sind ähnlich. Viele Mädchen wollen einfach weg, weil sie vor sexueller Gewalt, Unterdrückung, Ungleichbehandlung, Armut und der ökonomischen Aussichtslosigkeit fliehen wollen. Da diese Aspekte jedoch nicht als Fluchtgrund reichen, haben die meisten keine andere Möglichkeit, als einen Schlepper zu bezahlen. Manche wissen vorher, dass sie in der Sexarbeit tätig sein werden, andere nicht, keine weiß jedoch die Bedingungen – nämlich Zwangsprostitution. Es heißt dann, dass die Schlepper viel Geld für die Mädchen ausgegeben hätten – für falsche Dokumente, Bestechung, den Flug oder die Reise durch die Wüste. Diese Beträge belaufen sich auf 20.000 bis 60.000 Euro, die sie zurückzahlen müssen. Nach der Ankunft haben sie meist einen Tag frei und müssen danach auf den Strich gehen und wöchentlich bestimmte Beträge abliefern, ansonsten droht ihnen Gewalt bzw. gibt es auch noch andere Druckmittel. Die meisten müssen ohne Kondome arbeiten, weil sie von ihren Madames keine zur Verfügung gestellt bekommen und sie selber
kein Geld dafür ausgeben können. Um das Geld zurückzahlen zu können, nehmen sie oftmals auch alles, was kommt und müssen häufig sehr billig, manchmal nur für zehn Euro arbeiten. Wenige sind sich im Klaren, dass sie keinen legalen Aufenthaltsstatus haben oder welche Rechte ihnen zustehen, weil die Händler oder Madames meist ihre einzigen InformantInnen sind. Andere wiederum haben große Angst vor Kontrollen, Abschiebung und Schubhaft und auch kein Vertrauen in die österreichischen Behörden. Zur Zeit sind ca. 400 Frauen aus Nigeria als Sexarbeiterinnen in Österreich angemeldet, die Dunkelziffer ist jedoch viel höher. Die meisten arbeiten auf der Straße, auch in den Bundesländern, weil es sehr schwer ist, in einem Bordell Arbeit zu bekommen. Viele wollen gar keine Nigerianerinnen haben – schwarze Frauen lieber aus Brasilien. Ich bin der Meinung, dass Zwangsund selbstständige Prostitution unterschieden werden sollten und ersteres bekämpft werden muss. Dafür setzen wir uns ein und wir unterstützen Frauen, die aussteigen wollen. Was macht „Exit“ genau? Ich habe die NGO „Exit“ 2006 mit dem Ziel gegründet, AfrikanerInnen über die Realität in Europa zu informieren und aufzuklären. Dafür haben wir beispielsweise einen Aufklärungsfilm gemacht, den wir in Nigeria an Schulen gezeigt haben. Aber auch in Österreich ist diese Arbeit sehr wichtig, weil viele Behörden sich einfach weigern, die Geschichten dieser Frauen ernst zu nehmen und damit abtun, dass „die eh nur hier bleiben wollen.“ Gerade an solche Frauen richtet sich unsere Arbeit, an der sich momentan etwa fünf Leute aktiv beteiligen. Weitere sechs arbeiten mit, niemand ist jedoch fix angestellt. Gerade jetzt gibt es aber viele Hilfsangebote. Nachdem wir von Personen angespromai 2008 an.schläge 17
themafrauenhandel
J o a n a A d e s u w a Re i t e r e r, Fi l m s t i l l s a u s d e m Tra i l e r z u m B u c h „ Wa r e F ra u “
chen wurden, die Frauen kannten, die Hilfe brauchten, haben wir angefangen, auch Beratung anzubieten. Dabei geht es nicht nur um die rechtliche Dimension, sondern vor allem auch darum, ein Subjektbewusstsein zu bewirken, das erkennt, dass Zwangsprostitution ein Unrecht ist und Menschenhandel eine Menschenrechtsverletzung. Und dass es möglich ist, dagegen etwas zu unternehmen. Wir versuchen auch, die Mädchen und Frauen mit anderen Organisationen wie LEFÖ oder
ren wir auch mit den nigerianischen Behörden. Die wenigsten Frauen haben einen legalen Aufenthaltsstatus, was den Ausstieg sicher noch erheblich erschwert. Wie können die betroffenen Frauen deiner Meinung nach vorgehen? Betroffene von Frauenhandel haben einerseits die Möglichkeit, in Schutzprogramme reinzukommen und andererseits Asyl oder Aufenthaltsgenehmigungen zu beantragen. Auch die Frauen, an deren Ausstieg wir jetzt ge-
ten. Und dass sie etwas dagegen unternehmen sollten. Wir raten ihnen, ihre wahre Geschichte zu erzählen, neue Asylverfahren zu beantragen, Aussagen vor der Polizei zu machen und Schutzhäuser in Anspruch zu nehmen. Weiters kümmern wir uns dann auch darum, dass die Polizei weiterermittelt. Ein zweiter, sehr wichtiger Schritt ist dann, dass der Asylgrund akzeptiert wird. Wenn wir Erfolg mit den Frauen haben, die wir gerade betreuen, und dadurch zeigen können, dass der Ausstieg mög-
„Wenn wir Erfolg mit den Frauen haben, die wir gerade betreuen, und dadurch zeigen können, dass der Ausstieg möglich ist, wird sich das sicher herumsprechen und mehr Frauen motivieren, unsere Arbeit in Anspruch zu nehmen.“
www.ngo-exit.com/
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Diakonie für die weitere Betreuung zu vernetzen, weil wir selber kein Opferschutzhaus oder ähnliches haben. Außerdem betreiben wir auch Recherche, dokumentieren die Geschichten, die uns Frauen erzählen und versuchen Öffentlichkeitsarbeit zu machen, indem wir Seminare, Workshops, Diskussionsveranstaltungen organisieren oder einzelne Geschichten auf Websites, im Radio oder in Printmedien veröffentlichen, um mehr Problembewusstsein zu erzielen. Am Anfang sind wir auf den Strich gegangen, um Frauen zu informieren. Inzwischen hat sich aber schon rumgesprochen, dass es uns gibt und die Frauen geben unsere Nummer selber weiter. So hab ich seit 2003 Geschichten von etwa sechzig Frauen dokumentieren können, etwa 15 Frauen betreuen wir gerade regelmäßig und davon wollen vier auch wirklich aussteigen. Um ihre Sicherheit sowie die ihrer Familien zu garantieren, kooperie-
rade arbeiten, haben Aussagen gemacht über ihre Geschichten und versuchen jetzt, einen legalen Aufenthaltsstatus zu bekommen. Aber das reicht natürlich oft noch nicht. Zwangsprostitution und Frauenhandel müssten einfach anerkannte Flucht- und Asylgründe sein. Da müsste sich das Gesetz schon noch um einiges ändern. Die Frauen hätten dann viel mehr Möglichkeiten, aber so profitieren auch die Händler davon, da die Anträge meist so lange dauern, dass die Frauen bis dahin ihre „Schuld“ abbezahlt haben. Den Schleppern kommt es eigentlich zugute, dass die Frauen dann abgeschoben werden, weil sie so, wenn sie frei sind, keine Konkurrenz darstellen und einfach ein neues Mädchen ihren Platz besetzt. Wir versuchen daher, den Frauen zu erklären, wie die westliche Welt bzw. wir ihre Situationen sehen, dass es sich nämlich um Sklaverei und Ausbeutung handelt, in der sie leben und arbei-
lich ist, wird sich das sicher herumsprechen und mehr Frauen motivieren, unsere Arbeit in Anspruch zu nehmen. Andere Organisationen, die sich mit Sexarbeit beschäftigen, meinen, ein Ausstieg wäre oft nicht möglich, weil die meisten Frauen aufgrund mangelnder Ausbildung und dem Fehlen einer Arbeitsgenehmigung keine andere Arbeit machen können. Wie siehst du das? Das stimmt natürlich auch. Die Bildung der Frauen reicht meist in der westlichen Welt nicht aus und so bleiben nur Jobs wie putzen usw. übrig und selbst diese können sie nicht legal ausführen. Ausstieg muss daher auch heißen, hier zu leben und sich die Existenz sichern zu können, also eine Arbeitserlaubnis zu bekommen – auch da müssten sich die Gesetze noch ändern. Wichtig ist auf jeden Fall auch, dass sich die Frauen auch weiterbilden, denn nur so haben sie die Chance, irgendwann gutbezahlte Jobs zu haben. ❚
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themafrauenhandel D i e Fi l m s t i l l s s i n d d e m Tra i l e r z u m B u c h „ Wa r e Fr a u “ e n t n o m m e n
Zwischen fremden Gesetzen Auch in der Politik hat sich bei der Wahrnehmung von Frauenhandel als fundamentaler Menschenrechtsverletzung einiges getan. Trotzdem gibt es für Betroffene nach wie vor keine Rechtssicherheit. Von Alexandra Siebenhofer
Link: www.lefoe.at
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In der österreichischen Medienöffentlichkeit ist Frauenhandel vor allem die sogenannte Zwangsprostitution. Auch wenn „erwerbsmäßige Vergewaltigung“ das Phänomen besser beschreibt – die Medienöffentlichkeit täuscht sich nicht: Sexuelle Gewalt ist bei weitem eine der häufigsten Realitäten ausgebeuteter Frauen. Trotzdem warnt Evelyn Probst von der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels (IBF) davor, Prostitution und Frauenhandel in einen Topf zu werfen. Nicht Sex steht für sie im Mittelpunkt, wenn es um die Ursachen von Frauenhandel geht, sondern der Umgang mit Migration. Es wäre falsch, zu behaupten, dass die Opfer gekidnappt oder entführt werden, meint Probst. Frauen wollen ins Ausland um dort jenes Geld zu verdienen, das ihnen zu Hause fehlt. „Dieses Wollen ist es, was Frauenhändler
ausbeuten und wodurch die Frauen mit Gewalt dazu gezwungen werden, einer Tätigkeit nachzugehen, die sie nicht wollten oder Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, die menschenunwürdig sind.“ Mittlerweile hat sich auch in der Politik diese Ansicht weitgehend durchgesetzt – nicht zuletzt dank der beharrlichen Arbeit der IBF. Dass dieser Einsicht auch konkrete politische Maßnahmen folgen, ist deshalb aber noch längst nicht gesichert. Der Fall SEV NR 197. Das Kürzel steht für das „Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels“. Seit Mai 2005 liegt es vor und seit ersten Februar dieses Jahres ist es für die unterzeichnenden Staaten in Kraft. Im Gegensatz zur Mehrheit der Vorgängerentwürfe setzt es zentrale Schwerpunkte im Bereich des Opfer-
schutzes: Neben Präventionsmaßnahmen im Ursprungsland beinhaltet das den Schutz betroffener Frauen im Zielland. Zwei Maßnahmen sind es, die hier einen sorgsameren Umgang mit den Betroffenen gewährleisten sollen. Erstens: Wird eine Frau als Opfer von Frauenhandel erkannt, muss laut der Übereinkunft des Europarates der Betroffenen eine 30-tägige Schutz- und Bedenkzeit gewährt werden. Eine gesicherte Unterbringung, medizinische Versorgung und das Verbot, in dieser Zeit aufenthaltsbeendene Maßnahmen zu setzen, sollen Betroffenen ermöglichen, in Ruhe ihr weiteres Vorgehen abzuwägen. Zweitens sieht das Übereinkommen konkrete Regeln für die Erteilung von Aufenthaltstiteln vor. Erstmals wurde hier vorgeschrieben, das Recht Betroffener auf die Erteilung eines Aufenthaltstitels in der nationalen Gesetzgebung zu verankern. Konkret sind
frauenhandelthema Staaten verpflichtet, einen verlängerbaren Aufenthaltstitel zu erteilen, wenn es entweder die Situation der Betroffenen erfordert oder wenn ihr Aufenthalt für die Ermittlungen der Behörden oder beim Strafverfahren nötig ist. Staaten können sich allerdings aussuchen, in welchen von beiden Fällen sie den Aufenthaltstitel verpflichtend zusprechen. In der Praxis bedeutet das meistens sicheren Aufenthalt für jene, die mit den Behörden kooperieren. Es sei sicherlich ein weiter Weg gewesen, gerade beim Opferschutz Einigung zwischen den einzelnen Staaten zu erzielen, meint Julia Planitzer, Juristin und Dissertantin zum Thema Menschenhandel. Gleichzeitig kritisiert Planitzer, dass gerade im Bereich des Opferschutzes nur absolute Minimalstandards durchgesetzt wurden. Sie zitiert Forschungsergebnisse, die dreißig Tage Bedenkzeit für traumatisierte Frauen als viel zu kurz reklamieren und stattdessen mindestens neunzig Tage verbindliche Schutz- und Bedenkzeit fordern.
ge bekommen Opfer von Frauenhandel auch hier nicht zugesprochen. Zumindest ist es in Österreich aber möglich, selbst ohne Kooperation mit den Behörden eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen. Verbindliche Rechtssicherheit gibt es für Betroffene in beiden Fällen aber keine – und eine sehr österreichische Lösung macht das möglich. Die Übereinkunft des Europarates wurde nämlich in entscheidenden Punkten lediglich per Erlass umgesetzt. Als Anweisung an BeamtInnen zur Auslegung von Gesetzen sind Erlässe aber vor allem: intern. Im Fall der 30-tägigen Bedenkzeit weiß daher auch die IBF nicht genau, was in jenem Erlass steht, der die Einhaltung der 30-tägigen Schutz- und Bedenkzeit in Österreich gewährleistet. Im Fall des Aufenthaltes sieht das österreichische Recht für Betroffene des Frauenhandels die Möglichkeit einer Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen vor. Ebenfalls per Erlass wird gewährleistet, dass diese Aufenthaltsbewilligung auch
führt die mangelnde Rechtssicherheit zu sehr langen Wartezeiten. Die damit verbundene Unsicherheit trägt keineswegs zur Stabilisierung der traumatisierten Frauen bei und hat zudem konkrete materielle Auswirkungen. Denn weil es kein Recht auf Aufenthalt gibt, sind Betroffene bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihnen dieser Aufenthalt gewährt wird, nicht krankenversichert und daher nur in Notfällen medizinisch versorgt. In der Beratung sei zudem ein großes Problem, dass es keine konkrete Perspektive gebe, meint Probst. Sicherheit, was ihre zukünftige Situation betrifft – etwas, das Betroffene dringend benötigen – gibt es also nach wie vor keine. Kläger und Richter. Was macht es österreichischer Politik aber so schwer, diese Sicherheit zu schaffen? Zum einen meint Evelyn Probst: „Der Verdacht, dass sich jemand mit der Möglichkeit des Betruges etwas erschleicht ist in Österreich das Erste, was gedacht wird. “ Verharmlosungen im Sinne von
Konkret sind Staaten verpflichtet, einen verlängerbaren Aufenthaltstitel zu erteilen, wenn es entweder die Situation der Betroffenen erfordert oder wenn ihr Aufenthalt für die Ermittlungen der Behörden oder beim Strafverfahren nötig ist. Auch was die Aufenthaltstitel betrifft, ist Planitzer unzufrieden. Denn die Möglichkeit besteht, dass Betroffenen, die nicht mit den Behörden kooperieren, kein Aufenthalt gewährt wird. Wenn Täterinnen durch diplomatische Immunität geschützt sind und es dadurch zu keinem Verfahren kommen kann, wenn Frauen sich dagegen entscheiden, die psychischen Belastungen mehrerer Zeuginnenaussagen vor Gericht auf sich zu nehmen, oder wenn Betroffene die Zusammenarbeit mit den Behörden aus Angst um Angehörige ablehnen, könnten sie daher erneut in Gefahr geraten. Österreichische Lösungen … Österreich hat das Übereinkommen als eines der ersten Länder ratifiziert. Die entsprechende Umsetzung in nationale Bestimmungen wurde noch 2006, kurz vor den Neuwahlen, im Nationalrat beschlossen. Das Ergebnis: Mehr Bedenkzeit als die erwähnten dreißig Ta-
Frauen erteilt werden kann, die nicht mit den Behörden kooperieren. Auf die Zuerkennung einer Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen gibt es aber in keinem Fall ein Recht. Sie geschieht ausschließlich als Gnadenakt des Innenministers. Bis dato, meint Evelyn Probst von der IBF, wäre der Aufenthalt nahezu immer bewilligt worden. Praktisch ist Österreich daher mehr als konform mit dem Übereinkommen des Europarates. Theoretisch, meint Julia Planitzer allerdings, sei das nicht der Fall. Denn im Übereinkommen ist von einem Recht zum Aufenthalt die Rede – und das gibt es für Betroffene des Frauenhandels in Österreich nicht. … und ihre Konsequenzen. Die unsichere Rechtslage hat handfeste Konsequenzen. So kommt es gerade in der Praxis immer wieder zu Unklarheiten, was die 30-tägige Bedenkzeit betrifft. Und bei der Erteilung von Aufenthaltstiteln
„aber hier geht es ihr ja trotzdem besser“ seien außerdem gerade bei Ausbeutung im Haushalt immer wieder zu hören. Einer der größten Mängel ist daher für Probst das Fehlen einer verbindlichen Definition von Ausbeutung. Was daran allerdings Probleme bereitet, kann sie, die täglich mit extremer Ausbeutung konfrontiert ist, nicht verstehen. Im Endeffekt scheint es, als würden sich österreichische Politik und östereichische Behörden am allermeisten vor der Vorstellung fürchten, Frauen könnten von Migration profitieren. Zu oft muss daher Frauenhandel herhalten, wenn es darum geht, Migration in einen negativen Kontext zu rücken. „Menschenhandel ist ein Bereich, wo keine Grenzen gegeben sind“ sagt Günther Platter. Ganz so, als ginge es darum, FrauenhändlerInnen in jene nationalen Grenzen zu weisen, die diese schon längst als Spielplatz ihrer Markt❚ interessen erkannt haben. mai 2008 an.schläge 21
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Parallelstrukturen? Braucht es eigene Einrichtungen für jugendliche Prostituierte? Oder genügt es, die vorhandenen besser zu vernetzen? Tina Ring, Carolin Tener und Beate Wimmer-Puchinger diskutieren. Als unter dem Titel „Auf dem Strich – Mädchenprostitution in Wien“ vor eineinhalb Jahren eine Studie publiziert wurde, war das Medieninteresse groß. In dieser Studie wurde mit 25 Betroffenen gesprochen und deren Biografien, Sorgen und Wünsche nachgezeichnet. Expertinnen aus dem Jugendprostitutionsbereich aus Österreich und Deutschland wurden befragt. Folgendes zeigte sich in aller Deutlichkeit: Die Lebensbedingungen der Mädchen und jungen Frauen sind häufig von Drogenkonsum, Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit, der Flucht vor der Polizei, wenig tragfähigen sozialen Kontakten und Einsamkeit geprägt. Sie sind gewalttätigen Übergriffen von Freiern ausgesetzt und werden, wenn sie die Polizei aufgreift, mit Verwaltungsstrafen belangt. Die Mädchen und jungen Frauen haben bereits eine Vielzahl von traumatischen Erfahrungen und Enttäuschungen – sei es im Kreis ihrer Familien als auch mit staatlichen Hilfseinrichtungen – gemacht. Es fällt ihnen daher schwer, staatlichen Einrichtungen sowie Erwachsenen zu vertrauen. Auch von Seiten der Politik wurde die Bereitschaft geäußert, sich mit diesem Thema auseinander zusetzen. Als erster Schritt wurde Anfang 2007 von Frau Wimmer-Puchinger ein „Runder Tisch“ ins Leben gerufen, der sich mit möglichen Verbesserungen der Lebenssituation der Mädchen befassen sollte. In vorhandenen Einrichtungen soll Sensibilisierung geschaffen und der Blick für die Problematik geschärft werden. Neben der stärkeren Vernetzung der Betreuungseinrichtungen will man auch Infobroschüren mit den Hilfsangeboten für die minderjährigen Prostituierten verteilen und SchulpsychologInnen einbinden. Zusätzlich will man in einem nächsten Schritt auch die Polizei schulen. Ob diese Maßnahmen – die absolut begrüßenswert sind – ausreichen, um den Mädchen und jungen Frauen in ihren schwierigen Lebenssituationen konkrete Unterstützung anzubieten, ist fraglich. Ein an der Lebenswelt der Mädchen orientiertes Angebot muss in erster Linie darauf abzielen, schrittweise Grundvertrauen bei den Mädchen aufzubauen und sie in ihrem Tempo zu begleiten. Es muss die Möglichkeit geboten werden, offen über alle Probleme zu sprechen und ihnen Wege „zurück“ zu zeigen. All dies müsste aufgrund der zahlreichen seelischen Verletzungen in einem sensiblen geschlechtshomogenen Kontext erfolgen. Eine niedrigschwellige Einrichtung, in der sie anonym bleiben können und in der ihnen auch wichtige Überlebenshilfen (wie Grundversorgung oder der Möglichkeit, Schlafplätze jederzeit in Anspruch zu nehmen) zur Verfü❚ gung gestellt werden, bilden dabei notwendige Hilfestellungen.
Mädchen und junge Frauen, die sich gelegentlich prostituieren, haben überwiegend traumatisierende Kindheitserfahrungen erleben müssen. Sei es körperliche Misshandlung, sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung. Ohne Selbstwertschätzung und positive Ich-Identität kann die Suche nach Nähe „um jeden Preis“ zu abgewerteten Partnerbeziehungen und zum Risiko emotional, sexuell und materiell ausgebeutet zu werden, führen. Diese seelischen Narben bleiben und sind ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis von Handlungen, die „wider alle Vernunft“ selbstschädigend und traumatisierend sind. Denn ohne Zweifel bedeutet Mädchenprostitution, sich „gewaltigen“ Risiken auszusetzen. Diese sind ein hohes Ansteckungsrisiko sexuell übertragbarer Krankheiten wie im Extremfall HIV, ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche, Psychopharmaka-Abusus sowie ein hohes Risiko von Suchterkrankungen. Da diese Mädchen sich selbst keinesfalls als Prostituierte etikettieren, sondern dies nur als temporären Zustand sehen, der vielleicht einen kurzfristigen Ausstieg aus einer finanziellen Notlage oder aber einer kurzfristigen Finanzierung von Drogen dienen soll, sind folgende Überlegungen wichtig: Betrachten wir die belastenden Vorgeschichten von Gewalterfahrungen, Vernachlässigung und fehlenden stabilen familiären Beziehungen, so müssen wir an vielen Punkten präventiv ansetzen. Es soll für Information und Problembewusstsein in jenen Einrichtungen Sorge getragen werden, die mit Jugendlichen arbeiten. In der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit, aber auch in Drogenberatungseinrichtungen und vor allem bei StreetworkerInnen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist, den Spieß der Diskriminierung und Bestrafung umzudrehen: Von den Mädchen zu den Freiern, die sich wissentlich und willentlich der Jugendlichen bedienen und damit klar einen Gesetzesbruch begehen. Es ist beschämend und inakzeptabel, dass erwachsene Männer diesen Missbrauch ausüben. Die Mädchen und jungen Frauen sollen und müssen unterstützend erreicht werden, um ihnen aus den multiplen Krisen zu helfen und sie außerdem auch auf die gesundheitlichen und psychischen Gefahren hinzuweisen. Die Vernetzung aller Einrichtungen ist daher das Gebot der Stunde. Dies muss vom Grundtenor der „Hilfe, Zuwendung und Verständnis statt Strafe“ getragen sein. Eine spezialisierte Einrichtung würde für manche Mädchen eine Hürde darstellen, sich damit zu outen, sich selbst als Prostituierte zu etikettieren und würde weiters eine Parallelstruktur statt eines gemeinsamen Bemühens aller, die in ❚ der Verantwortung von Jugendarbeit stehen, bedeuten.
Tina Ring und Carolin Tener sind Autorinnen der Studie: Auf dem Strich. Mädchenprostitution in Wien, Milena 2006
Dr.in Beate Wimmer-Puchinger ist Wiener Frauengesundheitsbeauftragte und Univ.-Prof.in für Psychologie
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diasporaindien
Fo t o : M o n s o o n We d d i n g
Beyond Bollywood Drehbücher, die das Leben schreibt: Indische Migrantinnen machen Kino. Von Michaela Maywald
Michaela Maywald: Studium der Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie in Wien; Titel der Diplomarbeit:„Indische Frauen in der Diaspora und ihre Darstellung im DiasporaKino“, 2005
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„Shit!“ Auf dem Gesicht des Mädchens wird Verzweiflung sichtbar. Dann schwenkt die Kamera auf den Gegenstand in ihrer Hand. Es ist ein Schwangerschaftstest – er ist positiv. Eine Filmszene, wie sie in jedem beliebigen Spielfilm vorkommen könnte. Wären die Eltern des Mädchens nicht indische Immigranten in England, die ganz andere Pläne für ihre Tochter Hashida haben. Heiraten soll sie, einen anständigen jungen Mann aus derselben Gesellschaftsschicht – und natürlich einen mit indischen Wurzeln. Nicht umsonst haben sie sich bemüht, Hashida im Sinne der indischen Tradition zu erziehen – auch wenn, oder gerade weil sie 7.000 Kilometer von der alten Heimat entfernt aufgewachsen
ist und Indien nie gesehen hat. Im Film „Bhaji on the Beach“ (Regie: Gurinder Chadha, GB 1994), dem die Szene entnommen ist, spielen Frauen die Hauptrolle. Frauen, die ihre Wurzeln in Indien haben, die selbst oder deren Eltern vor Jahrzehnten in England eingewandert sind. Frauen, deren Leben von ihrer Herkunft geprägt sind, die ganz spezifische Erfahrungen und Schwierigkeiten durchleben. Indische Migration. Fast die Hälfte aller MigrantInnen weltweit sind Frauen. In manchen Ländern (z. B. den USA) sind Immigrantinnen sogar in der Mehrheit. Ihre Erfahrungen, Lebensumstände und Probleme sind stark von ihrer Position als doppelte Minderheit – als Migrantin und Frau – geprägt. Dennoch
nahmen die meisten Studien zum Thema Migration bis Mitte der 1970er Jahre keinerlei Rücksicht auf die besondere Situation von Migrantinnen. Wenn diese erwähnt wurden, dann nur als von Männern abhängige Kategorie – als Ehefrauen. In der Realität emigrieren Frauen jedoch, wie auch Männer, aus den vielfältigsten Gründen, etwa wirtschaftlichen Möglichkeiten, dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit oder wegen Diskriminierung im Heimatland. Erst seit den 1980er Jahren befassen sich einige Werke mit den spezifischen Sichtweisen und Erfahrungen von emigrierten Frauen (etwa Buijs 1993, Kelson & DeLaet 1999, Rayaprol 1997), konzentrieren sich jedoch fast ausschließlich auf ökonomische Gesichtspunkte.
© id:dev identity development
indiendiaspora
Vernachlässigt werden dabei immer noch jene Veränderungen, die sich für Migrantinnen im kulturellen und sozialen Bereich ergeben: etwa in Hinblick auf ihren Status, Erziehungsmethoden, Lebensgewohnheiten, Verwandtschaftsbeziehungen oder persönliche Werte, Einstellungen und Gedanken.
schreiben und ihre kulturellen Wurzeln vergessen, bemühen sich viele Diaspora-InderInnen der älteren Generation bewusst, ihren Kindern kulturelles Wissen, Traditionen und Werte weiterzugeben. Dabei neigen die Eltern vielfach zur Idealisierung und haben ein unkritisches und nostalgisches Bild von Indien. Die junge Generation hingegen überdenkt ihr kulturelles Erbe und Frauen in der Diaspora-Community. Die Grup- macht sich ein eigenes Bild von ihrem pe jener MigrantInnen, die ihre Wurzeln Ursprungsland, dessen Kultur und Gein Indien haben, aber im Ausland leben, schichte. Die Einstellungen und Werte der zweiten Generation unterscheiden stellt eine der größten Diaspora der sich folglich häufig von denen ihrer ElWelt dar (derzeit etwa zwanzig Milliotern – Auflehnung oder Protest der nen Menschen in über hundert LänJungen erzeugt Spannungen innerhalb dern1). Im Vergleich der westlichen Inder Familie. dustrieländer leben die meisten Aus-
flussen, erfüllen also auch eine kulturelle Funktion. Sie spiegeln die soziale Ordnung wider und festigen sie gleichzeitig – Werte und Rollenbilder werden vermittelt und legitimiert. Spielfilme von indischen DiasporaRegisseurinnen bieten zudem eine Möglichkeit, Einblick in das Leben der Diaspora-Inderinnen zu erhalten. Trotz ihrer erfundenen Handlung sind die Filme von der sozialen und kulturellen Realität geprägt, in der sie entstanden sind, sie reflektieren gesellschaftlichen Alltag und zugrunde liegende Machtstrukturen. Auch Filme, die vordergründig auf Unterhaltung des Publikums abzielen, enthüllen oft, welche Position die Gesellschaft der Frau zuweist, wel-
Filme, die von Diaspora-InderInnen selbst produziert werden und das Leben in der Diaspora zum Thema haben, können das Verhalten der ZuseherInnen beeinflussen, erfüllen also auch eine kulturelle Funktion. Sie spiegeln die soziale Ordnung wider und festigen sie gleichzeitig – Werte und Rollenbilder werden vermittelt und legitimiert. lands-InderInnen in den USA, Großbritannien und Kanada. Auch in der indischen Diaspora2 machen Frauen spezifische Erfahrungen. Die traditionellen Ideale, Weiblichkeitskonzepte und Rollenzuschreibungen der indischen Kultur prägen und strukturieren auch in der Diaspora das Leben vieler indischer Frauen: die bescheidene Hausfrau und Mutter, die opferbereite Ehefrau – aber auch die Trägerin der indischen Kultur. Es sind die Frauen, die einen aktiveren Part bei Erhalt und Reproduktion der indischen Kultur übernehmen. Sie kochen die traditionellen Speisen, kleiden sich im Sari, organisieren aufwändige Feste und unterrichten ihre Kinder in Religion oder indischen Sprachen. Dadurch lastet ungeheurer Druck auf den Frauen.Während von ihrer Diaspora-Community, der Verwandt- und Bekanntschaft indischer Abstammung, Traditionsverbundenheit erwartet wird, wünscht die Gesellschaft, in der sie leben, Anpassung und Integration. Vor allem junge Frauen haben oft mit dem dadurch erforderlichen Spagat und ihrer gespaltenen Identität zu kämpfen. Die Konflikte, die sich zwischen den Generationen der Einwanderfamilien ergeben, belasten dabei zusätzlich. Aus Sorge, dass sich die Kinder ganz der westlichen Kultur ver-
Filme ohne Bollywoodkitsch. „I want to show the incredible, extremely dramatic battle that is waged daily between the forces of tradition and the desire for an independent, individual voice“, sagt die Filmemacherin Deepa Mehta3. Mehta wurde in Indien geboren und emigrierte 1973 nach Kanada. Dort fand sie die idealen Voraussetzungen, ihre Ideen für sozialkritische Filme umzusetzen. Indien ist zwar als Filmland weltberühmt, abseits der farbenfrohen, fröhlichen „Bollywood-Märchen“, die mit der Realität kaum etwas gemein haben, ist es für Filmemacher und speziell Filmemacherinnen jedoch schwer, sowohl Förderer als auch Publikum zu finden. Das Kino hat in der indischen Kultur eine größere Bedeutung als überall sonst auf der Welt; kommerzielle indische Filme aus der „Bollywood-Filmfabrik“ stellen die dominanten kulturellen Produkte in Indien dar. Das macht das Medium „Film“ auch in der Diaspora nicht nur zur idealen Identifikationsfläche, sondern verleiht ihm überdies einen bedeutenden Einfluss auf die indische Diaspora-Community. Filme, die von Diaspora-InderInnen selbst produziert werden und das Leben in der Diaspora zum Thema haben, können das Verhalten der ZuseherInnen beein-
che Vorurteile gegen sie und gegen ihr Bedürfnis nach persönlicher Freiheit arbeiten. Die Diaspora-Regisseurinnen Gurinder Chadha (GB, „Bhaji on the Beach“, „Bend It Like Beckham“), Mira Nair (USA, „Mississippi Masala“, „Monsoon Wedding“) und Deepa Mehta (Kanada, „Bollywood/ Hollywood“, „Fire“) legen in ihren Filmen den Schwerpunkt auf die spezifischen Lebenswelten indischer Frauen (in der Diaspora). Sie setzen sich u. a. mit den Themen „Identitäten und Zugehörigkeiten“, „kultureller Wandel“, „Traditionen“ und „Generationskonflikte“ auseinander. Viele ihrer Filme fanden international großen Anklang und erreichten nicht zuletzt durch ihre spannende Erzählweise und ihre sensible, vielschichtige Darstellung der Charaktere ein großes und breit gefächertes Publikum. Zudem wird trotz der ernsten Thematiken auch Wert auf humorvolle Sequenzen und Figuren gelegt, die die Publikumswirksamkeit zusätzlich erhöhen. Als transnationale Produkte vermitteln die Filme indischer DiasporaRegisseurinnen Wissen über die indische Kultur und ihre Traditionen und erwecken gleichzeitig Verständnis und Interesse für das Leben von DiasporaIndern und insbesondere – Inderinnen. ❚
1 Quelle: http://indiandiaspora.nic.in/ diasporapdf/part1-est.pdf, Stand Dezember 2001. 2 Der Begriff „indische Diaspora“ verweist auf jene Gruppe von Menschen, die aus (dem Gebiet des heutigen) Indien emigrierten und im Ausland als Minderheit leben. Gleichzeitig wird damit auch das Gebiet, das diese bewohnen, sowie der Prozess der „Zerstreuung“ bezeichnet. Im Vergleich zum Begriff „Migration“ besteht dabei eine intensivere, aktivere Verbindung mit dem Ursprungsland sowie Rückkehroptionen. 3 www.zeitgeistfilm.com Literatur: Buijs, Gina. 1993. Migrant Women. Crossing Boundaries and Changing Identities. Oxford & Providence, Berg Publishers Kelson, Gregory A. & DeLaet, Debra (Hrsg). 1999. Gender and Immigration. London, Macmillan Press Ltd. Rayaprol, Aparna. 1997. Negotiating Identities. Women in the Indian Diaspora. Oxford, Oxford University Press
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an.zeigen Praktikantinnen und Trainee gesucht! Frauenportraits – Ausstellung Die an.schläge suchen PraktikantHerbst 2010 innen und eine Trainee (AMSDie verlorene Geschichte der Arbeitstraining) Frauen aufzuschreiben war das Ziel redaktion@anschlaege.at der Feministinnen der 2. Frauenbewegung der 70er. Jede von uns 2 Katzenpärchen zu vergeben ist ein Teil dieser neuen FrauenIch breche meine Zelte in Wien ab geschichte, doch nur wenige wurund suche daher neue Papis/ den bisher sichtbar gemacht. Das Mamis für meine Katzen. Alle vier „Ich bin nicht so wichtig“, möchte (3 schwarze, eine schwarz-weisse) ich durch Sammlung von Fotos sind sehr unkompliziert – keinerlei und einer kurzen SelbstProbleme mit Fressen oder Kistl – beschreibung aufheben und zu und kastriert. Es sind Wohnungseiner Ausstellung zusammenfükatzen, die sich aber sicher schnell gen. Die Ausstellung soll im Herbst auch an ein Leben als Freigänger 2010 stattfinden. Ich sammle Fotos gewöhnen würden. Vergebe sie & Kurzbiographien von Frauen, die paarweise, jeweils ein Weibchen sich in der Zeit von 1945 bis heute, und ein Männchen. Die Jungs (7 frauenpolitisch betätigten. Bitte Jahre) sind sehr verschmust und schicken Sie mir/schickt mir zutraulich, die Mädels (6 Jahre) Namen, Fotos und Kurzbiographien etwas distanzierter, dafür umso von Frauen die ihr in diesem Archiv verspielter. Ich hoffe, jemanden zu finden wollt. Damit bist auch du finden, der/die auch ausgewachsegemeint, liebe Frau. Es zählt hier ne Katzen herzallerliebst findet, nicht nur das jahrelange und der/die meinen Babies viel Engagement, auch erst seit kurzem Liebe schenkt. Nähere tätige junge Frauen sind Teil dieser Informationen und Fotos unter Frauengeschichte. nonkonform13@yahoo.de (Karin) „Dein Foto, deine Kurzbio fehlen mir noch!“ Du wählst aus in welSpaß/Bewegung/Freizeit. cher Phase deines Lebens du dich Badmintonspielerinnen im Raum zeigst, bildlich und textlich. Das Oberndorf/Salzburg dringend Foto soll dich möglichst allein zeigesucht, gespielt wird 1x pro gen und nicht zu klein sein. Die Woche abends! Kurzbio etwa eine bearbeitete A4 Karin 0676/3576933 oder Elisabeth Seite. (siehe Probebild). Nach 0664/1605153 Abbau der Ausstellung erhält die gesammelten Materialien das Vorbereitung Anarchistisches „Stichwort – Archiv der FrauenSommercamp 08 und Lesbenbewegung“, dort wird Alle, die bei der Vorbereitung des es für interessierte Frauen zur wei- anarchistischen Sommercamps 08 teren Bearbeitung zugängig sein. im nördlichen Niederösterreich Fotos und Texte an: Elfie Resch, 1030 mitmachen wollen, melden sich Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12, bitte unter acamp@lnxnt.org Mobil: 0676-9704961, elfie.resch@chello.at
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Gesund arbeiten ohne Grenzen
g i r l s @ w o rk
Werkzeuge zur Chancengleichheit „Es ist uns wichtig, Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben, die sowohl bei den Mädchen als auch bei den Buben und in deren Umfeld zu einer Veränderung und Erweiterung des traditionellen Berufswahlspektrums beitragen“, so die Vorarlberger Landesrätin Greti Schmid. Die Publikation „girls@work – technikhandwerkmedien“ des Mädchenzentrums Amazone ist eine davon. Die Broschüre bietet einen Überblick über Projekte, Maßnahmen und Angebote zu geschlechtersensibler Berufsorientierung, außerdem eine breite Methodikpalette für die praktische Umsetzung. Das Angebot des Mädchenzentrums setzt auf Aktionen, die „langfristig zu einer Veränderung der Geschlechterstereotype führen und den Arbeitsmarkt in Richtung Chancengleichheit öffnet“, so Geschäftsführerin Amanda Ruf. Das Neueste aus der Bregenzer GleichstellungsWerkstatt ist die „Toolbox Einkommensschere“. Diese enthält praktische „Werkzeuge“ und Handlungsstrategien für Mädchen, Buben, Frauen und Paare, die zur Schließung der Einkommensschere führen sollen. kaiv www.amazone.or.at
salzburg
„Krankmacher sind vor allem Stress, Doppel- und Mehrfachbelastung, finanzielle Probleme, Verständigungsschwierigkeiten und die Arbeit am Ende der Hierarchie“, sagt Arbeitsmedizinerin Cornelia Schiefer. Das interkulturelle und geschlechtsspezifische Projekt „Gesund arbeiten ohne Grenzen“ am Wiener Kaiserin-Elisabeth-Spital stellt Hausarbeiterinnen jetzt in den Mittelpunkt. Zusammen mit dem Frauengesundheitszentrum FEM Süd wurde ein umfangreiches Programm für sie entwickelt: Vorträge zu Stress und Konflikten, Entspannungstraining, Ernährungsvorträge, Sozialberatung und Yoga für die Wirbelsäule. Alle Angebote sind zweisprachig, kostenlos und finden direkt im Spital statt. „Wir wollen das Projekt in der Zentralwäscherei und im Krankenhaus Hietzing fortführen“, verspricht Generaldirektor Wilhelm Marhold vom Wiener Krankenanstaltenverbund. kaiv www.fem.at
politik
Quote an der Uni Die Koalition einigte sich darauf, im Universitätsgesetz eine Frauenquote von vierzig Prozent in allen zu nominierenden Gremien festzuschreiben. Das bedeutet, dass Uni-Räte, Berufungs- oder Habilkommissionen gesetzlich verpflichtend mit mindestens vierzig Prozent Frauen besetzt werden müssen – für die Berufung von ProfessorInnen gilt diese Quote allerdings nicht unmittelbar. Für Frauenministerin Doris Bures kann die Einführung der Quote „mehr Frauen eine Universitätskarriere ermöglichen und mithelfen, auch in den Spitzenfunktionen der Universitäten Geschlechtergerechtigkeit herzustellen“. Kritisch äußert sich die Österreichische HochschülerInnenschaft: Lisa Schindler vom ÖH-Vorsitzteam sieht die Quote zwar als „ersten wichtigen Schritt“, betont aber auch, dass die Nichterfüllung der Vorgabe „Sanktionen zur Folge haben“ muss, die Quote „darf nicht zur bloßen Soll-Bestimmung verkommen“. be
aus.schreibungen
FrauenFrühlingsUni
Erika Weinzierl Preis, Call for Papers
Vom 22. bis zum 25. Mai findet am Juridikum der Universität Salzburg die FrauenFrühlingsUni (FFU) statt. Im Rahmen von drei Themenschwerpunkten gibt es Workshops, Vorträge und Aktionen, die Frauen ab 14 Jahren die Möglichkeit zur Bildung und Vernetzung geben werden. Ein Anliegen der FFU ist es, dass sich unterschiedliche Frauen je nach Interesse treffen und vernetzen, vielleicht sogar neue Ideen entstehen und Projekte hier ihren Startpunkt nehmen. Im Infocafé im Foyer der Fakultät finden sich viele Informationen von Frauen-, Lesben und Trans-Frauen-Initiativen, eine Anlaufstelle und Wandzeitungen. Es wird jeden Tag ein kleines Frühstück geben und vor allem die Möglichkeit für Diskussion, informelle Vernetzung und Austausch. Deshalb wurde das Infocafé auch zum „Fem-Jahrmarkt“ erklärt. Die FFU ist inspiriert von den Frauensommeruniversitäten, die im deutschsprachigen Raum seit den 1970er Jahren immer wieder stattgefunden haben. Nähere Infos und Anmeldung auf der Website. GaH
Gleich zweimal haben Frauen Ende Mai die Möglichkeit, wissenschaftliche Anerkennung einzufordern: An der Universität Salzburg ist zum 4. Mal der Erika Weinzierl Preis ausgeschrieben. Es können Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Dissertationen, die seit 1. September 2006 an der Universität Salzburg approbiert wurden und sich thematisch in der Frauen- und Genderforschung bewegen, eingereicht werden. Deadline ist der 30. Mai. Einen Call for Papers startet die ECPR Standing Group on Gender and Politics: Im Jänner 2009 findet in Belfast die 1st European Conference on Politics and Gender statt, bis 1. Juni können panel und paper proposals eingesandt werden. Thematisch wird sich die Konferenz einigen Feldern rund um Gender und Sexualität im Zusammenhang mit Politik widmen, konkrete Schwerpunkte sind beispielsweise soziale Bewegungen, Identität und Multikulturalismus oder StaatsbürgerInnenschaft. be
Infotelefon: 0699/10646049 (Mo bis Fr 9-12.00 und 14-15.00), www.frauenuni.net
www.uni-salzburg.at/gendup, ECPR: www.essex.ac.uk/ecpr/standinggroups/ecpg_home.aspx
Infos: Erika Weinzierl Preis: teresa.schweiger2@sbg.ac.at,
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arbeitjustitia
Im Talar mit Kaninchenplüsch Eva Bachinger hat sich die Situation von Richterinnen in Österreich angesehen.
Auffallend sind ihre Brillen: mal gelb, mal blau, mal mit besonders dicken, selten mit dezenteren Rahmen. Aber nicht nur ihre modischen Augengläser stechen hervor: Claudia Bandion-Ortner leitet einen der größten und aufsehenerregendsten Prozesse Österreichs – den Prozess um die BAWAG. Seit mehr als achtzig Verhandlungstagen sitzt Bandion-Ortner im schwarzen Talar über die Herren Elsner und Co zu Gericht. Brütende Hitze im Sommer 2007, Wortgefechte mit dem Hauptangeklagten Helmut Elsner („Während Sie abgetanzt haben, habe ich hart gearbeitet“. „Herr Elsner, aus jetzt!“) und gesundheitliche Probleme wegen ihrer Diabetes-Erkrankung konnten ihrer Souveränität im Großen Schwurgerichtssaal 28 an.schläge mai 2008
des Wiener Landesgerichts bisher nicht viel anhaben. Bekannt wurde sie auch durch andere spektakuläre Fälle wie die Verhandlung um die Konsum-Pleite. Mit dem Gericht und ihrem Beruf fühlt sie sich eng verbunden. Das zeigt sich auch im Privatleben: Die vierzigjährige Rich-
in einer BAWAG-Filiale auf der Mariahilfer Straße. Sie sei der „ruhende Pol“ in diesen schwierigen Gerichtsverfahren gewesen, hieß es in Medienberichten. Auch die Verhandlung um Schlossbesitzerin Andrea Herberstein führt eine Frau: Elisabeth Juschitz.
„Ist man einmal Richterin, hat man dieselben Möglichkeiten wie ein Mann.“ terin ließ sich im großen Saal des Straflandesgerichts sogar trauen. Eine Kollegin von ihr, die junge Richterin Minou Factor, verhandelte den brisanten Prozess um Ernst Geiger, ehemaliger Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung der Wiener Polizei, und die Verhandlung gegen den Geiselnehmer
„Fachliche Erfahrung.“ Es ist unübersehbar: Frauen sind in der Justiz im Vormarsch, wichtige Verhandlungen werden von Richterinnen geleitet. Frauen dringen auch in höchste Ämter vor, wie Birgit Langer, Vizepräsidentin am Obersten Gerichtshof oder Brigitte Bierlein,
justitiaarbeit Irmgard Griss Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat bereits eine Frau an der Spitze: Seit Jahresbeginn 2007 ist sie dort Präsidentin. Die sechzigjährige Juristin aus der Steiermark machte nach ihrem Jusstudium einen Ausflug in die Medienwelt und war als freie Mitarbeiterin beim ORF-Landesstudio Steiermark tätig. Die Mutter von zwei Kindern legte 1979 die Anwaltsprüfung ab und schlug eine Laufbahn als Richterin ein. Sie arbeitete sich über das Bezirksgericht für Handelssachen in Wien zum Handelsgericht und schließlich zum Oberlandesgericht in Wien vor. Ab 1993 war sie dann Richterin am OGH. Seit zwanzig Jahren ist die Zivilrechtlerin auch Universitätslektorin. Sie gilt als sehr engagierte und energische Juristin.
und Richteramtsanwärterinnen tätig waren, hat sich ihr Anteil seither kontinuierlich erhöht, bestätigt auch Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung. Dabei bestehen allerdings deutliche Unterschiede zwischen den vier OLG-Sprengeln.Wien hatte immer den höchsten Frauenanteil aufzuweisen.
Das Alphabet der Chancengleichheit. Geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede sind bei Beamten im Öffentlichen Dienst nicht das große Problem, Berufsbild zurechtkommen. Die Ernenmeint Gleichbehandlungsbeauftragte Vizepräsidentin am Verfassungsgerichtshof, beweisen. Doch nicht alles ist nung war den Zeitungen damals nur ei- Maria Wais. „Hauptsächlich wenden ne kleine Randnotiz wert. Doch die Zei- sich Betroffene an mich bei Fragen des eitel Wonne, auch nicht im Jahr 2008: beruflichen Aufstiegs und bei Mob„Richterin Bandion Ortner hat fachliche ten ändern sich: Maria Wais, Gleichbehandlungsbeauftragte im Justizminibingsituationen“. Der Verdienst eines Erfahrung“, titelte die Austria Presse Richters beläuft sich durchschnittlich Agentur (APA) eine Meldung, als publik sterium, sieht deutliche positive wurde, dass die Juristin die BAWAG-Pro- Entwicklungen in den vergangenen Jah- auf rund 60.000 Euro jährlich. Die ren. „Das begann schon mit der ersten langjährige Präsidentin der Richterverzessführung übernehmen wird. Offenbar ist es für viele nicht selbstverständ- Justizministerin [Anm. Karin Gastinger]. einigung, Barbara Helige, betont:„Ist Verbesserungswürdig ist immer etwas, man einmal Richterin, hat man diesellich, dass eine Richterin auch fachliche ben Möglichkeiten wie ein Mann.“ Die Kompetenz hat. Für vorwiegend männ- aber das hat schon Vorbildwirkung“. Auch wenn der Oberste Gerichtshof von Fälle bekommt man nach Alphabet zuliche Kommentatoren ist ihr Verhandgeordnet und deshalb haben Frauen einer Frau geleitet wird und es im Verlungsstil zudem deplatziert. Der befassungsgerichtshof eine Vizepräsiden- auch die Chance, wichtige Prozesse zu kannt polemisierende „Presse“-Komergattern. Sie sieht auch den Weg zum tin (siehe Porträts) gibt, beträgt der mentator Christian Ortner warf der Frauenanteil in Führungspositionen nur Richterberuf für Männer und Frauen als Richterin vor, einen der wichtigsten 27 Prozent, bedauert die SPÖ-Justizmini- ausgewogen an. Der Anteil der Frauen, Strafprozesse Österreichs zu einer „Midie schwierige Richterübernahmsprüschung aus Gerichts-Soap und Barbara- sterin Maria Berger. „Daher ist es mir fung bestehen, ist größer als der der auch für die kommenden Jahre ein beKarlich-Show“ zu degradieren. Und Männer. Als sie selbst erste Vorsitzende sonderes Anliegen, Richterinnen und „Standard“-Kolumnist Hans Rauscher, der Richtervereinigung wurde, sei sie – Staatsanwältinnen zu Bewerbungen der von erfahrenen Gerichtsreportern, um besonders wichtige Justizposten zu „auch weil ich recht jung war und eher die jeden Verhandlungstag verfolgen, klein bin“ – bei Männern auf „machoarnoch nie im Verhandlungssaal gesehen ermutigen. In der Justiz darf es keine tige Verhaltensweisen“ gestoßen. „Aber wurde, schrieb im Oktober: Der Prozess gläserne Karrieredecke für Frauen gedas hat sich gegeben, weil ich erfahreben“, so die Ressortchefin. Eine besonnähere sich nicht wirklich den Kernfra❚ ders peinliche Angelegenheit ist die ak- ner wurde“. gen, sondern sei eine amüsante, aber tuelle Ausschreibung für den Job des substanziell unbefriedigende WahrPräsidenten des Verfassungsgerichtsheitsfindung. hofs: Die Stellenausschreibung ist nicht Seitdem sind die Kritiker jedoch geschlechtsneutral formuliert, weil das weitgehend verstummt. GerichtsreBrigitte Bierlein Gleichbehandlungsgesetz für diesen porterin Karin Strobl findet BandionOrtners Verhandlungsstil gut, die ehe- hohen Posten nicht gilt. Stets perfekt geschminkt schreitet Brigitte Bierlein im schwarzmalige Präsidentin der Richtervereinigung, Barbara Helige, betont: „In so ei- Unterschiede. Die Richtervereinigung hat en Talar mit weißem Kaninchenplüsch zur Verkündigung der jederzeit 2.645 Mitglieder registriert, daweiligen Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). Nenen großen Prozess geht man nicht ben dem bisherigen VfGH-Präsident Karl Korinek nimmt sie unvorbereitet. Sie ist dem Prozess her- von 1.033 Frauen. Laut Justizministerium macht der Anteil der Richterinnen Platz. Die erste Vizepräsidentin des Höchstgerichts war stets ehrvorragend gewappnet. Aber das ist aktuell 47 Prozent aus, bei den Neuzugeizig und hat eine steile Karriere hinter sich: Das Jusstudium ganz einfach auch eine Berufsvorausgängen sind es sogar 64 Prozent. Auch absolvierte sie in vier Jahren, bereits mit 28 Jahren war sie setzung“. hier spiegelt sich die gesellschaftliche Staatsanwältin und mit 41 wechselte sie in die höchste staatsanVehementer Widerstand. Vor mehr als sech- Realität für berufstätige Frauen wider: waltschaftliche Behörde (Generalprokuratur) und wurde Genezig Jahren, 1947, wurden die ersten Rich- 71 weibliche Mitglieder der Richterverei- ralanwältin. In Justizkreisen ist ihre fachliche Kompetenz unumterinnen in Österreich ernannt. Gertrud nigung sind derzeit in Karenz, aber nur stritten und hoch angesehen. Schließlich wurde sie 2003 von der Jaklin und Johanna Kundmann mussten vier Männer. Während bis zum Beginn schwarz-blauen Regierung zur Vizepräsidentin des Verfassungsder 1970er Jahre Frauen nur vereinzelt noch mit viel vehementerem Widergerichtshofes ernannt. Nach dem gesundheitlichen Rückzug von als Richterinnen, Staatsanwältinnen stand und einem männerdominierten Karl Korinek ist sie nun auch im Rennen um seine Nachfolge.
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kulturan.riss
Fo t o : L e n a B ra u n
sierender Systeme bei und welche Strukturen müssten neu geschaffen werden, um Öffentlichkeiten für diese spezifischen Netzwerke herstellen zu können? Und welchen Problemen stellte sich der Feminismus, gibt er doch frühe Beispiele für Selbstorganisation? Über diese und ähnliche Fragen haben sich Initiativen aus Zürich gemeinsam mit zahlreichen Feministinnen anlässlich der dritten Themenreihe von „Work To Do – Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen“ den Kopf zerbrochen. Der Austausch fand aber nicht faceto-face statt, sondern über die kostenlose Kommunikationsform im Internet, für die Raum und Zeit kein Problem darstellt: „Skype“. Die „Skypemeetings“ werden nun in der Züricher „Shedhalle“ gezeigt. Ein Ausstellungsort, an dem nicht nur präsentiert, sondern auch produziert, recherchiert und diskutiert wird. Als Finissage findet am 6./7. Juni ein Symposium mit Filmprogramm von Frederikke Hansen, Vorträgen, Inputs und Diskussionen statt. shi Ausstellung bis 8. Juni, Shedhalle, 8038 Zürich, Seestrasse 395, Infos: T. 41/44/4815950, info@shedhalle.ch, www.shedhalle.ch, Öffnungszeiten: Mi/Fr 14-17.00, Do 14-21.00, Sa/So 14-20.00
l i te r a t u r . p r e i s
Der Duft des Doppelpunktes ku n s t . f e s t i v a l
Feminismus in Ottakring SOHO in Ottakring findet heuer zum zehnten Mal statt. Seit 1999 existiert das Kunst- und Stadtteilprojekt im Brunnenviertel im Spannungsfeld verschiedener Communities mit unterschiedlichen Interessen. Wie schon in den Jahren davor wird es auch diesmal einige feministische Projekte geben. So stehen etwa im „Café zum Flugdach“ alle drei Wochenenden des Festivals unter dem Motto „Kunst im politisch-feministischen Diskurs“. Untersucht wird das Zusammenwirken von Künstlerinnen und Wissenschafterinnen. Während der gesamten Zeit wird die Ausstellung „die Figur des Fremden“ zu sehen sein, die das Produkt einer Zusammenarbeit der bildenden Künstlerin Angela Zwettler und der Politikwissenschaftlerin Lisa Gensluckner ist. Ein weiteres spannendes Projekt ist „Lipstick Demands“, es behandelt das Thema „SexarbeiterInnen und öffentlicher Raum“ von künstlerischer, städteplanerischer und sozialer Seite. Die Künstlerin Katharina Struber lässt dabei eine großformatige „Lippenstift-Hinterglasmalerei“ entstehen, die Forderungen von SexarbeiterInnen aufgreifen wird. An diesem Projekt kann auch aktiv teilgenommen werden: Alle Frauen sind eingeladen, ihren alten Lippenstift zur SOHO-Eröffnung mitzubringen. Außerdem: der Marketenderinnen-Stand – ein politischer Marktstand mit Showeffekt. syb Soho in Ottakring, 17.-31.5., www.sohoinottakring.at
skype.meetings
Skype to meet Unsicherer Arbeitsplatz, wenig Lohn, Selbstausbeutung: nur einige Probleme prekärer Arbeitsverhältnisse. Welche Bedingungen ermöglichen hingegen Selbstorganisation? Was trägt zur Emanzipation selbstorgani30 an.schläge mai 2008
Der Literaturblog „Duftender Doppelpunkt“ von Petra Öllinger und Georg Schober feierte im Mai 2006 ersten Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde ein zweistufiger Literaturpreis ausgeschrieben: Aus über 400 Beiträgen von 323 TeilnehmerInnen wählte eine 5-köpfige Jury zehn PreisträgerInnen, die in der zweiten Stufe bis Dezember 2007 beim Erarbeiten eines weiteren Textes von TutorInnen begleitet wurden. So sollten junge Schreibende am Anfang ihres Weges von erfahrenen LiteratInnen unterstützt werden und ein literarisches Netzwerk aufbauen können. Aus dieser Tutoriumsphase gingen schließlich drei GewinnerInnen des Wettbewerbes hervor: Barbara Finke-Heinrich, Thomas Mokkahoff und Esther Schmidt. Die Preisverleihung findet am 16. Mai in der Bücherei Sandleiten in Wien statt. Dann wird auch die Anthologie „Rote Lilo trifft Wolfsmann“ präsentiert, die Beiträge der PreisträgerInnen und TutorInnen enthält. Weitere Infos, alle Texte der PreisträgerInnen und eine Menge anderer origineller Texte sind im Literaturblog zu finden. GaH www.literaturblog-duftender-doppelpunkt.at, Anmeldung zur Preisverleihung: info@petra-oellinger.at oder T. 01/597 75 54
a u s s te l l u n g
Leben! Dralle Damen der Society im schrillen Polyacryl-Glanz der Sixties mit gedrechselten Frisuren. Üppige Georgierinnen. Sündige Bräute. Kichernde Kids. Herren mit Hütchen. Herren mit Bärten. Tafeln, Tanzen, Party. „Jewish Soap Opera“ schreibt die Filmemacherin Ruth Beckermann, die sich durch 200.000 Negative durcharbeitete. Die vielen, vielen bunten Bilder der Margit Dobronyi, die im jüdischen Museum auf Metallstängeln erblühen. Eine pralle, satte, farbige, fremde und zugleich bekannte Bilderwelt. Welt zwischen Semmering, Café Europe, Kobenzl, üppig gedeckten Hochzeits- und Bar- Mitzwa-Tafeln, den gediegenen Interieurs der aufstrebenden Bourgeoisie. Jüdisches Wien nach 1945. Wien, nach der Vernichtung oder Vertreibung seiner eigenen jüdischen Bevölkerung zur „Stadt ohne Juden“ ge-
an.risskultur worden, lockt Tausende Flüchtlinge aus Osteuropa an, die hier mit Kraft, Unternehmungs-Mut und Lebens-Lust eine neue Existenz wagen. „Feuerwerk an Lebenslust, ja Lebensgier,“ schreibt Ruth Beckermann, und „dass sie wie wild angepackt, zugepackt, geschaffen haben, dass diese Ursprünglichkeit in ihrer Art zu tanzen, zu küssen, zu trinken zu sehen ist“. Dies dokumentierte Margit Dobronyi über vierzig Jahre hinweg. Dobronyi ist aber weder Dokumentaristin noch Kunstfotografin. 1956 kommt sie mit vier kleinen Kindern aus Ungarn und knipst, um zu überleben. Rasende Fotografin auf allen Society Events. „Nur ein Foto!“ Ihr Standard-Satz wird zur Legende, gehört zum immer wieder von ihren Opfern zitierten Mythen-Repertoire. Ihrer Kamera entkommt keiner. Sie erkennt den Glamour in jedem Menschen. Vielleicht ist das ihr Geheimnis. „Etwas war in meinen Bildern. Etwas. Leben eben!“ Dafür dankt das Jüdische Museum Margit Dobronyi zum 95. Geburtstag mit dieser Ausstellung. mt
Eva Steinheimer
Schöne neue Schulwelt!
m u s i k . c o n te s t
She-Rocks – Stage for her! Hoffnungsvoller Musikerinnennachwuchs jenseits von Starmania? Das verspricht die „Rock Tour“ in Ottakring, die im Rahmen der Bezirksfestwochen stattfindet. Bereits zum dritten Mal sucht der She-RocksWettbewerb nach jungen talentierten Musikerinnen und will damit auch auf der Bühne für Chancengleichheit sorgen. Der Contest soll ein Sprungbrett für Künstlerinnen sein und ihnen die Möglichkeit zur Vernetzung untereinander bieten. Das Angebot richtet sich an Musikerinnen jeden Alters aus Österreich und den Nachbarländern. Die vier Finalistinnen des She-Rocks-Contests werden an Plätzen wie dem Brunnenmarkt auftreten und ihre Musik präsentieren. syb 16.5. - 6.6., Ottakringer Bezirksfestwochen, Finalistinnen treten Brunnenmark Ecke Yppenplatz, Ragnar Hof, Richard Wagner Platz auf, www.she-rocks.at
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
Ausstellung bis 22. Juni, Leben! Juden in Wien nach 1945, Palais Eskeles, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, So - Fr 10-18.00
Das letzte Mal hab ich hier über unsere ersten Schulkontakte berichtet – mich in der Gewissheit wiegend, dass wir ja ohnehin erst im November weiter darüber nachdenken müssen. Weit gefehlt! Mittlerweile ist alles anders – nur wie, weiß wie bei allen verwaltungstechnischen Neuerungen kein Mensch zu sagen. Aber von Anfang an. Mitte März stand in der Zeitung, dass alle Eltern von Kindern, die im Herbst 2009/10 – d.h. in eineinhalb Jahren!!! – schulpflichtig werden, schon Ende April 2008 zur Schuleinschreibung müssen. (Die offizielle Info kam freilich erst, nachdem die meisten Infoveranstaltungen in den Schulen schon gelaufen waren.) Die frühere Einschreibung soll ermöglichen, Kinder mit Entwicklungsdefiziten zu erkennen und noch vor Schuleintritt zu fördern. Dazu sollen die Kindergärten sog. Screenings durchführen. Dann soll gefördert werden. Ein scheinbar hehres Ziel. Hinter der pädagogisch einfühlsamen Diktion verbirgt sich die Absicht, Kinder mit geringen Deutschkenntnissen auszusieben. Also gibt es eine politische Blitzaktion, mit der nicht nur die Familien, sondern auch Kindergärten und Schulen jetzt leben müssen. Auf meine Frage nach dem weiteren Ablauf an die Direktorin einer unserer potenziellen Schulen wurde mir erklärt: „Wir wissen auch nur das, was in der Zeitung steht“. Sehr beruhigend! Die Schulen arbeiten nämlich gerade noch an der Einteilung für das kommende Schuljahr und müssen jetzt plötzlich auch noch das übernächste mitplanen. Die Kindergärten sind über die Screenings auch noch nicht informiert – schon gar nicht die privaten und von denen schon gar nicht die Kindergruppen. Keine Lobby – keine Info. Die Informationslage ist in den Schulen mittlerweile etwas besser, es wurden überall in aller Eile noch Tage der offenen Tür veranstaltet. Aber dazu, wie das dann alles tatsächlich funktionieren soll, gibt es sehr unterschiedliche Auskünfte. Der Witz ist, dass wir uns jetzt verbindlich für EINE Schule entscheiden müssen, auch wenn wir in eineinhalb Jahren noch locker umziehen, den Job wechseln oder sonst was können. Ob wir dann auch angenommen werden, erfahren wir, wie bisher üblich, erst wenige Monate vor Schulbeginn. mai 2008 an.schläge 31
radaivekovic´
Fo t o : J o n S a l o m o n
Solidarität übersetzen Jede Macht kolonisiert, sagt die Philosophin Rada Ivekovic´ im Gespräch mit Karoline Feyertag.
Die Konferenz „Borders, Nations, Translations. The Political Limits of Cultural Trans-Nationalism“ fand vom 14-15. März in Wien statt.
32 an.schläge mai 2008
„Es ist die Solidarität als solche, die heute subaltern geworden ist, da es keine Sprache gibt, in der sie vernehmbar artikuliert werden kann“, schreibt Hito Steyerl im Vorwort zur deutschen Übersetzung des für die subaltern studies grundlegenden Textes „Can the Subaltern Speak?“ von Gayatri Chakravorty Spivak. Auch die Philosophin und Indologin Rada Ivekovic´ setzt sich mit der Frage postkolonialer Subjekterfahrungen auseinander. Auf der Tagung „borders, nations, translations“ trafen die genannten Theoretikerinnen in Wien zusammen. an.schläge: Sie lehren und leben in Paris, kommen aus Zagreb und haben in den 1970er Jahren auch in Indien studiert?
´ Ich habe in Zagreb Rada Ivekovic: am Institut für Indologie zu studieren begonnen und in Delhi meine Doktorarbeit über buddhistische Philosophie abgeschlossen. Üblicherweise beginnt man im Westen mit westlicher Philosophie und kann sich später noch mit indischer Philosophie beschäftigen. Bei mir war es umgekehrt. Aber das hat auch damit zu tun, dass zu dieser Zeit Jugoslawien zur Gruppe der blockfreien Staaten gehörte. Die Politik der Blockfreien war die Politik der „Dritten Welt“, von Ländern, die wie Jugoslawien zwischen zwei Blöcken standen. Jugoslawien hatte gemeinsam mit Ägypten, Indonesien und Indien bei der Konferenz in Belgrad 1961 die internationale Politik der Blockfreien initiiert. Ich selbst bin in diesem Kontext aufgewachsen – Jugos-
lawien sah sich als „Dritte-Welt“-Land und nicht als Ostblockland. Zudem konnte man damals als Jugoslawin im Unterschied zu den anderen Ländern im Osten recht frei reisen, das wird heute schon wieder vergessen. All das hat sicherlich bei mir und bei anderen dazu beigetragen, etwas anderes als eurozentrische Wissenschaft studieren zu wollen. Deshalb habe ich dann Indologie studiert. Wurden Sie an der indischen Universität als Europäerin wahrgenommen? Zur damaligen Zeit als Jugoslawin nach Indien zu kommen war ein bisschen wie zu Freunden kommen. Wenn ich sagte, dass ich aus Ex-Jugoslawien käme, wurde ich nie in die Ecke der ehemaligen Kolonialherren gestellt. Damals bestand der Raum der Blockfreien
ivekovic´rada ebenso für sie wie für mich. Heute scheint diese Politik ihren Sinn verloren zu haben – auch wenn sie offiziell nach wie vor existiert. Sie müsste sich neu definieren, heute gibt es diese beiden Blöcke nicht mehr. Damals war es eine Art internationale Politik des Widerstands. Handelte es sich um eine Form von Solidarität auf der Ebene nationaler Zugehörigkeit? Es war eher ein Gefühl von Komplizenschaft mit der Idee, dass nicht wir die Kolonialgeschichte zu verantworten hatten, sondern die anderen. Denn Ju-
Die längere Erklärung ist komplizierter. Sie hängt mit der Akzeptanz postkolonialer Theorie zusammen, die Länder wie Österreich oder Ex-Jugoslawien, die selbst nicht kolonisierten, nun für ihre eigene Geschichte anwenden. Hierzu verwende ich einen indischen Begriff: „Das Karma der anderen haftet uns an“. Das von mir gemeinte Karma ist nicht der im Westen oftmals vereinfachend als „Schicksal“ übersetzte Begriff. Karma bedeutet Solidarität mit allen Lebensformen. Alle Lebensformen, welcher Art auch immer, sind miteinander verbunden. Das ist mein Verständ-
man anstelle eines/einer Anderen sprechen? Mir scheint, dass dies mithilfe Ihres Begriffs von Karma möglich wird. Ja, man kann anstelle eines/einer Anderen sprechen, allerdings ist das nicht interessant. Das Interessante ist die Tatsache, dass der/die Andere existiert und dass ich durch ihn/sie anders sprechen lerne, dass ich vom Anderen sozusagen durchquert werde. Es stimmt, dass das Konzept der Subalternen schon sehr überdehnt wurde – aber unlängst hat Spivak einen kurzen, sehr interessanten Artikel über den südafrikanischen Schriftsteller Coetzee
„Das Karma ist ein sehr guter Begriff, der der westlichen Philosophie fehlt.“ goslawien war keine Kolonialmacht. Von diesem Standpunkt aus hatte ich ein gutes Gewissen. Es wurde aber später zum Problem für mich, weil ich trotz allem zur westlichen Kultur gehöre – mit ihrem Imaginären und ihrer gesamten Symbolik. Damals stellte ich diese Geschichte noch nicht in Frage. Der Umstand, dass meine Kultur zwar keine kolonisatorische im expliziten Sinn ist, ändert nichts daran, dass alle Stereotype des Kolonialismus existieren. Der gesamte Westen hat daran teilgenommen. Es handelt sich um ein allgemeines Phänomen, aber auch um eines, das erst im Nachhinein so gesehen werden kann. Wenn man nun von nicht explizit kolonisatorischen Ländern wie Österreich spricht, kann man dann Ihrer Meinung nach in Bezug auf die österreichisch-ungarische Monarchie auch von einer „Kolonisierung im Inneren“ sprechen? Ich habe zwei Erklärungen dafür, dass in Österreich und Osteuropa Theorien des Kolonialismus und Postkolonialismus verwendet werden, um lokale Geschichte zu erklären. Die kürzere Erklärung lautet, dass jede Form von Macht kolonisatorisch ist – egal ob es sich um eine lokale oder weit entfernte Macht handelt. Es besteht auf jeden Fall ein Kolonialismus gegenüber Frauen und ärmeren Klassen. Es gibt die Kolonialität der Macht. Ihr Prinzip wird bloß viel expliziter oder sichtbarer, wenn es sich um einen weit entfernten Raum handelt.
nis von Karma. Und wenn das Karma des Anderen an mir haftet, teile ich als Machtausübende etwas mit der- oder demjenigen, über die oder den ich Macht ausübe. Ich beleidige jemanden und werde gleichzeitig selbst beleidigt. Ich denke, das trifft in jeder Situation zu. Es ist menschlich und in diesem Sinn universell. Und schließlich hat es mit Macht als solcher zu tun. Sie scheinen den „partage de la raison“ – die Mit/Teilung der Vernunft durch Übersetzung, die sie in Ihrem Tagungsbeitrag „Translating Borders“ erwähnt haben – selbst zu praktizieren, wenn Sie indische Begriffe im Kontext westlicher Philosophie anwenden. Finden Sie auch, dass eine derartige „Vermischung“ gerade aus Sicht der westlichen Philosophie oft negativ bewertet wird? Das stimmt, und es muss etwas dagegen getan werden. Das Karma ist ein sehr guter Begriff, der der westlichen Philosophie fehlt. Wir brauchen ein Konzept, um zu erklären, wie ich von der Lage eines/einer anderen betroffen sein kann, ohne direkt dafür verantwortlich zu sein – oder aber auch für sie verantwortlich zu sein und fähig zu einer anderen Art von Betroffenheit zu werden. Ich kann also nicht gleichgültig sein, weil wir alle miteinander in Beziehung stehen, auch wenn wir es nicht wollen. Das lässt sich allerdings leichter anhand von Literatur als von Philosophie erläutern. Stehen diese Ausführungen zum Karma-Begriff für Sie in einem Verhältnis zu Spivaks Begriff der Subalternen? Kann
und seinen Roman „Disgrace“ publiziert. Sie hat darin die Tatsache festgestellt – die sich übrigens in Coetzees gesamten Werk wiederfindet –, dass jemand, der einen anderen stürzt, selbst fällt. Ich habe das übersetzt mit: „Das Karma des Anderen haftet mir an“. Ich würde auch sagen, dass das Karma „ansteckend“ ist. Es wird aber nicht einfach von einer isolierten Persönlichkeit zur nächsten weitergegeben. Es wird vielmehr unter allen verteilt. Auf diese Art kann ich als Subjekt etwas mit den anderen als meinen „Ko-Subjekten“ teilen. Hatten Sie Gründe als Feministin aus Ex-Jugoslawien zu emigrieren? Ich bin nicht weggegangen, weil ich eine Frau oder Feministin bin, sondern wegen der Verschärfung der Nationalismen. Ich verabscheue Nationalismen, sie funktionieren nur gemeinsam: Brüderfeinde – ein Nationalismus gegen den anderen. Ich bin nicht eigens als Frau gegangen, auch wenn die Situation für Frauen alles andere als gemütlich war. Dennoch waren die Kriege und Nationalismen auch eine Chance für die Entwicklung von feministischen Bewegungen, die sich im Widerstand formiert und auf ihre Weise einen „partage de la raison“, eine Mit/Teilung der Vernunft, verwirklicht haben. Heute gibt es feministische Aktivitäten in ExJugoslawien, die absolut interessant sind. Im Gegensatz dazu tut sich in Frankreich gar nichts. Da gibt es nach wie vor kaum Politikerinnen – außer Sarkozy nominiert sie. ❚ mai 2008 an.schläge 33
israelpalästina
Diverse Kunstszenen – wie überall Kunst als soziale Praxis ist der Schwerpunkt der Ausstellung „Overlapping Voices. Israeli and Palestinian Artists“. Es sollte aber keine „Polit-Agit-Prop-Ausstellung“ werden, erfährt Kerstin Kellermann von Kuratorin Karin Schneider.
OVERLAPPING VOICES – Israeli and Palestinian Artists 16.05.-26.10.08 Eröffnung: 15.05.08 http://sammlung-essl.at/
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Hoher Besuch ist in Shula Keshets Wohnung im südlichen Tel Aviv angekündigt: Die KuratorInnen der österreichischen Ausstellung „Overlapping Voices“ wollen sehen, wie es so mit Keshets speziell für das Essl Museum erarbeiteten Kunstwerk läuft. Keshet sitzt mit undurchdringlicher Miene auf einem roten Polstersessel, fast schon in der Ecke. Die feministische Künstlerin will ein lebendiges Archiv gestalten, um die Geschichte der Mizrahi – Jüdinnen aus dem „Middle East“ (Iran, Irak) und Nordafrika – und anderer nichthegemonialer Communities aus der Arbeiterklasse zu dokumentieren. Ähnlich einem Bienenstock oder einer Wabe möchte sie auf einer riesigen Holzstruktur Kunstwerke ausstellen, die auch gekauft werden können. Es sollen Kunstarbeiten von Äthiopierinnen oder von Beduininnen aus Frauengruppen sein, mit denen sie arbeitet. Auch Honig soll verkauft werden und symbolisch und materiell eine feministische Ökonomie vertreten. „Auf diese Weise kommt das Thema Basar ins Museum“, erläutert Keshet. Kurator Friedemann Derschmidt schiebt die einzelnen Holzelemente der Kunstarbeit eifrig hin und her. „So müssen wir es machen!“, ruft er. Kurator Tal Adler tollt auf dem Sofa mit einem orangfarbenen Hund herum. Kuratorin Karin Schneider führt mit Keshet eine heiße Debatte über die Einbeziehung „ethnischer Gruppen“ als solche. „Wenn man so tut, als ob es egal wäre, wenn
einer bestimmten Szene auseinandersetzt. Was wir jetzt auch nicht getan haben, denn das war nicht unsere Agenda, sondern wir arbeiteten mit einer Auswahl von 22 KünstlerInnen zusammen, die von israelischer und palästinensischer Seite aus Israel kuratiert wurden. Unsere kuratorische Funktion war eigentlich eine Netzwerkfunktion zwischen Israel und Wien. Wir sehen uns auch nicht als SprecherInnen oder als ExpertInnen für die israelische oder palästinensische Kunstszene. Vor einem halben Jahr erschien gerade von Reem Fadda, von der „Palestinian Association for Contemporary Art“ in Ramallah, ein dickes Kompendium über palästinensische Künstlerinnen. Dem Buch kann man entnehmen, dass es natürlich nicht nur eine einzige Kunstszene gibt, sondern unterschiedliche Bezüge zur Politik – welche Überraschung: divers an.schläge: Warum werden palästi- wie überall. Wie gehen Künstlerinnen mit der nensische Künstlerinnen immer gleich auf sie projizierten Politikbezogenheit auf die Politik verwiesen? Weil jemandem, der stark in Politik involviert ist, kei- um? Der europäische Kunstmarkt wird ne Zeit mehr für Kunst hat? ja nicht von den Künstlerinnen geKarin Schneider: Ich mag mich auf macht, schon gar nicht von denen solche Diskussionen gar nicht einlasaußerhalb Europas. Der Kunstmarkt sen. Denn andere Leute kommen und sagen, gerade dort, wo es eine schwieri- wird von KuratorInnen, Großschauen ge politische Situation gibt, gibt es eine und bestimmten Moden dominiert. Es gibt große Namen der palästinensihohe Kunstproduktion. Wieder andere sagen, die Kunstproduktion ist dann im- schen Kunstszene, KünstlerInnen, die mer politisch, andere hingegen meinen, man halt kennt, weil sie auf den docudie Kunstproduktion ist es dann gerade mentas auftauchen und es gibt einen nicht. Und in Wirklichkeit sind das Pau- ganz bestimmten Umgang der Abarbeitung an politischen Themen, die aus der schalbehauptungen oder -fantasien, Medienberichterstattung bekannt sind. ohne dass man sich dabei wirklich mit
man nicht auf die Herkunft schauen will, dann spiegelt die Kunst meist genau das gesellschaftliche Mehrheitsund Minderheitsverhältnis wieder. Das ist bei allen ethnischen Themen so“, sagt Keshet, die auch Direktorin der NGO „Achoti“ („Schwester“) ist. „Wir wollen aber niemanden wegen seiner Herkunft aussuchen“, wendet Schneider ein. „Aber auch!“, ruft die Künstlerin. Dann zählt sie auf, wen sie noch für ein von Karin Schneiders und Friedemanns Derschmidts Video-Projekt spannend fände: Eine starke Frau aus dem Kongo, Sprecherin einer Vereinigung, ihre Freundin Esther Eillam (vgl. an.schläge 04/08) und noch andere politische Flüchtlingsfrauen. „Die Kultur in Israel wird von VertreterInnen der Ashkenasi dominiert. Wir anderen kämpfen dagegen an.“
palästinaisrael Te i l e i n e r A r b e i t v o n S h u l a Ke s h e t f ü r „ O v e r l a p p i n g Vo i c e s . I s r a e l i a n d Pa l e s t i n i a n A r t i s t s “
Jetzt kann man aber daraus nicht den Schluss ziehen, dass das alle KünstlerInnen so machen. Es ist ein subtiles Zu-
Wie lief die Zusammenarbeit mit der jungen Künstlerin Jumana Manna ab?
Textesammlung über eine mögliche bessere Zukunft der palästinensischen Minderheit in Israel. Sie schrieb in ihrem Statement, dass sie sich diesen Texten nahe fühlt, aber dass es nicht ihre Aufgabe ist, diese in ihrer Arbeit umzusetzen oder deren Mission mit künstlerischen Mitteln nach außen zu tragen, sondern sich ambivalent dazu zu verhalten. Es ging nicht darum, eine Organisation zu repräsentieren, sondern die Möglichkeit der Kunst besteht eben darin, dass man etwas aufmacht und Fragen stellt. Jumana hat eine schräge, fast surreale Kunst zu diesen Manifesten gemacht. Du bist ja eigentlich Wissenschaftlerin und Kunstvermittlerin – oder siehst du dich auch als Künstlerin? Ich bin Historikerin, arbeite seit 15 Jahren als Kunstvermittlerin und im Label des „rites institute“ („permanent breakfast“ und „Karin´s DenKarium“) mit seinem hybriden Kunstbegriff auch als Künstlerin. Friedemann Derschmidt und ich zeigen in der Ausstellung auch eine eigene Arbeit – Interviews mit 15 uns nahestehenden Menschen aus Israel oder Palästina. Von mir als Kuratorin sind weiters Textbeiträge in Form von Diskussions- und Richtungsbeiträgen eingeflossen, allerdings spielte mein Beruf als Kunst-, Kultur- und Wissensvermittlerin sicher eine große Rolle im Projekt. Immer auf den Vermittlungsaspekt zum Publikum hinzudenken ist aber zum Teil der gemeinsamen Setzung geworden. Ich fühle mich als Schnittstellenperson zwischen den einzelnen Bereichen, denn das ganze Projekt hat auf
„Unsere kuratorische Funktion war eigentlich eine Netzwerkfunktion zwischen Israel und Wien. Wir sehen uns auch nicht als SprecherInnen oder als ExpertInnen für die israelische oder palästinensische Kunstszene.“ sammenspiel: Was der europäische Kunstmarkt für Projektionen hat, was in dieser Region für künstlerische Produktionen vorkommen und welche man dann im Blick hat. Das ist eh überall so, nur dass es in Bezug auf den „Nahen Osten“ noch viel stärkere Klischees im Kopf gibt hinsichtlich der Themen, die für diese Leute vermutlich eine Rolle spielen. So werden die Leute auch zu einem Teil dieser Klischeeproduktion, denn die Medienproduktion geht an ihnen nicht spurlos vorbei.
In der Ausstellung werden drei Arbeiten von Jumana Manna ausgestellt. Die Arbeit „Arab Men“ ist ein „work in progress“ mit voyeuristischen Blicken, denen einer arabischen Frau auf arabische Männer. Es gab außerdem eine Auftragsarbeit von uns, ein Sonderprojekt, bei dem einzelne KünstlerInnen mit NGOs, mit denen sie in einem Naheverhältnis stehen, zusammengebracht wurden. Jumana bearbeitete die „Future Vision of Arab Palaestinians in Israel“, eine
der Metaebene stark mit Vermittlung zu tun, nämlich dem Nachdenken darüber, was es eigentlich heißt, so eine Ausstellung hier in Österreich zu machen, wie die Leute damit umgehen werden – diese interaktiven Elemente und Ideen. Dass der Fokus so stark auf Kunst als soziale Praxis gelegt wird, hat mit unserem Co-Kurator Tal Adler zu tun, mit dem wir arbeiten wollten, und dass wir das in unserer eigenen Praxis mögen. Wir haben aber keine Polit-Agit-Prop❚ Ausstellung gemacht. mai 2008 an.schläge 35
new.yorkfeminism
© miss.gunst
DIY steht nicht für selber kochen Postdigitale Kunst US-amerikanischer Künstlerinnen und ihre Do It Yourself-Strategien. Von Sol Haring
Sol Haring ist österreichische Biografie- und Altersforscherin mit Schwerpunkt Digital Narratives an der Uni Graz und derzeit Visiting Professor am City College CUNY New York. Außerdem ist sie Musikerin und Medienkünstlerin. Ihr Bandprojekt „supernachmittag“ mit Anita Peter Mörth hat gerade die CD „She’s the Daddy“ (Label: Kim) herausgebracht. Links: http://feministartproject.rutgers.edu „Making it together“-Ausstellung www.bronxmuseum.org/ exhibitions/making_it.html WHACK! www.ps1.org/ps1_site/content/view/ 285/102/ A.I.R Gallery www.museumsusa.org/museums/ info/1584168 www.dariadorosh.com www.perpetualartmachine.com Dariasol at ccny campus
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Im März fand im Performing Arts Center in Downtown Manhattan eine Podiumsdiskussion zum Thema Do it Yourself statt. „DIY Feminism: From Pioneer to Punk to Post Digital.“ Die Runde der Künstlerinnen war generationenübergreifend: Daria Dorosh und Kat Griefen als Pionierinnen, Kathleen Hanna (Riot Grrrls) und Raphaele Shirely (the Perpetual Art Machine) für den Punk und alle zusammen auf dem Weg zum Post Digital. Die Diskussion sollte eine Verbindung zwischen den schon seit den 1970ern bestehenden frauenspezifischen DIY-Strategien mit den heutigen nichtkommerziellen Entwicklungen im Internetbereich (You Tube, MySpace …) herstellen. Le Tigre-Bandmitglied und Riot Grrrls-Manifestschreiberin Kathleen
Hanna glänzte durch Abwesendheit. Zu schade, denn die Hälfte des Publikums der gut besuchten Veranstaltung war – so schien es – vor allem wegen ihr da. Die Enttäuschung zeigte sich aber erst ganz am Schluss. Nachdem sich die Diskussion vor allem in Reminiszenzen der Bewegungsanfänge verlor und kaum einmal ein Wort über Gender und Neue Medien fiel, gab es einige mutige junge Frauen, die Fragen stellten – die jedoch unbeantwortet blieben. Auch DIY-Feminism hat also ein Generationsproblem. Raphaele Shirely’s Perpetual Art Machine (PAM) ist eine Gemeinschaft aus VideokünstlerInnen, die ihre Werke auf einen Server laden. Kurator ist dann der Computer selbst. Shirely, die schon mit Nam June Paik gearbeitet hat und jahrelang das internationale „Fringe Festival NYC“ kuratiert hat, präsentierte sich selbst als Einzelgängerin: Sie be-
tonte, dass sie beinahe ausschließlich mit Männern arbeitet. Feministischen Fragestellungen wich sie aus. Soloshows. Highlight der Veranstaltung war Daria Dorosh, Mitbegründerin und Mitglied der seit 1972 bestehenden A.I.R Gallery, der ersten kollektiven Frauenkunstgalerie in New York City. Ich kenne Daria bereits aus London, wo sie im SMARTlab Digital Media Lab and der University East London gerade eben ihr Doktorat abgeschlossen hat. Für Daria Dorosh und ihre Kolleginnen Barbara Zucker, Nancy Sparo, Susan William und viele andere Künstlerinnen war die A.I.R Gallery damals die einzige Möglichkeit für Soloshows. Derzeit teilen sich 22 Künstlerinnen die im Stadtteil Chelsea gelegenen Galerieräume. Ein Kollektiv mit gemeinsamen Interessen, vor allem Kunst
feminismnew.york von Frauen soll ausgestellt werden. Die alte Debatte, ob diese Kunst feministisch sein soll oder nicht, wird auch hier seit den 1970ern ohne eindeutige Antworten weitergeführt. Viele der ehemaligen Mitglieder sind weiter gezogen, haben eigene Karrieren, eigene Galerien. In einem Kollektiv zu bleiben bedeutet eine große Herausforderung, denn nicht alle Frauen sind für die sich dort entwickelnden Dynamiken geschaffen. Daria blieb – auch um Kontinuität zu erhalten. Sie nutzt diesen Ort als Inspiration für ihre Kunst und Forschung, jedes zweite Jahr hat sie eine Einzelausstellung. Daria bezeichnet sich als feministische Künstlerin, die dem Kollektivgedanken verpflichtet ist. Es ist ihr wichtig, Frauen in der Kunst zu fördern. Schon früh haben sie und ihre Kolleginnen es aufgegeben, darauf zu warten, entdeckt zu werden oder von außen gefördert zu werden. „I realized that I had to start on my own and as a group you could do so much more than as individuals“. Die ersten Jahre liefen sehr gut, da die Gruppe die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. Schwierig wurde es in den 1980ern, als die Lower East Side – in der sich die Galerie damals befand – einen großen Aufschwung erfuhr und die Mietpreise schnell stiegen.
sche Politstrategien und Erfahrungen bezogen auf Kunst und Gemeinschaft – noch befasst sich diese nicht so sehr mit den Arbeiten selbst, mehr mit der Positionierung der beteiligten Frauen. Manche Arbeiten beschäftigen sich einfach nur mit „Assuming the freedom to be who you are“. Das war genug, „everybody who was an outcast of society was impraised by the women’s movement.“ Meet up. Digitale Kulturen fordern eine DIY-Gesellschaft, und diese gibt es weltweit, sagt Daria. DIY heißt, sich Fertigkeiten selbst anzueignen. Daria erzählt von ihrem ersten Videorekorder in den 1980ern. Alle waren total überfordert, diese Teile zu programmieren. Aber genau dort hat es angefangen: dass alle alles selbst erlernen mussten, Computer, Handy, Internetbanking …: „We were moved into this world: kicking and screaming“. Doch die DIY-Kultur mit ihren notwendigen Vernetzungen im Kommunikationsbereich hat sich bei den Feministinnen noch nicht vollzogen, meint Daria. DIY entwickelte sich als Folge der 1970er, aus den Selbsterhaltungskommunen und dem Arts and Craft Movement. Die Arbeit hängt nicht von Muskelkraft ab und auch die angebliche Technikscheu von Frauen wurde
„Do your own, style your own, change into your own, create your own“ ist die machbare Message. Making it together. Im Bronx Museum gibt es gerade eine Ausstellung mit dem Titel: „Making it together“. Die Kuratorin Carey Lovelace präsentiert hier eine Rückschau auf die feministische Kunst und community der 1970er Jahre – East- und Westcoast – mit Vorträgen und Diskussionen zum Thema gegenwärtige Kooperation und Kollektive. Daria erzählt, dass viele Arbeiten der Frauenkollektiv-Geschichte von jüngeren Künstlerinnen als politisches Statement gedacht waren, weniger als tradierbare Kunstwerke. Das Medium ist der Text, vieles davon sind Papiercollagen. „It needs to speak“ sagt Daria zu diesen narrativen Kunstwerken. „Making it together“ ist eine erste dokumentarische Rückschau auf feministi-
inzwischen als Konstrukt entlarvt – dieser DIY-Bereich ist also für Frauen heute viel zugänglicher. „Do your own, style your own, change into your own, create your own“ ist die machbare Message. Es ist eine individualisierte Technik. die zur individualisierten, fragmentierten und diversifizierten Frauenbewegung in den USA passt. Do it yourself setzt aber auch voraus, dass die Frauen sich aufeinander beziehen, miteinander in Beziehung treten. Und das fehlt. Frauen müssen auch im digitalen Bereich wieder zusammenarbeiten. Das bedeutet dann vielleicht auch, trotz der Fähigkeit zu kochen, eher außer Haus essen zu gehen. Meet up and choose ❚ your own Restaurant, Ladies.
Denice
Where are all my girls at? DDD. The Disappearing Dyke Disease. We have all experienced it in one way or the other. It is not lethal or anything – well it could be to your social life –, but it is annoying as hell. Like an itch that just won’t go away. I’m talking of course of what happens when dykes meet, fall in love and decide to cocoon. Of course this does not only occur in lesbian relationships. But experience tells me this is soooo much more likely to happen if the mating parts are two women. I mean, you all are familiar with the „U-Haul phenomena“, right? (If not; it is when dykes meet and immedately decides that moving in together after the second date is the best idea they ever had. U-Haul=Umzugswagen.) This is of course a crappy idea. But almost everybody is doing it anyways. The goldfish memory that we all seem to be blessed with. „This time it is DIFFERENT. Why pay two rents when we could save money so that we can go to Lesbos and live in a tent on the beach everyfuckingsummer. JUST THE TWO OF US.“ That their lives already to a hundred percent contains of „THE TWO OF US“ of course never crosses their minds. Because hardly anyone is aware of that they actually suffer from DDD. And hey, never, NEVER, try to tell a lesbian that she has it! Only thing that you’ll get from that is an hour of „I plea not guilty“, and that is very tiring. So what is this all about, really? What does this disease look like? I’ll try to paint you a picture; I work in a queer bar. I have the luxury of having plenty of lonely lesbians hanging over a beer (actually, numerous beers are more accurate) at the bar counter telling me about their heartaches. Most of them are regulars coming in most days of the week. One day one of them is gone. It ALWAYS turns out that what happened is that she met someone. And poof! Simply disappeared. I will not see her again until either two months or two years (it is ALWAYS the figure „two“, like in „the two of us“) later when she is back after the breakup. And of course I never get to see the other person. The other sign of that somebody has been blessed with DDD is the: „Who is she? Is she new in town? -–No, she used come here a lot two years ago, before your time, but now she recently broke up with her girlfriend“. And the funny thing is, that everyone always accepts this as a perfectly good explanation, no questions asked. There should be a pill against this. I mean, not only have I lost friends to this disease, I also lost a helluva amount of good tipmoney. (And noooo, this has never happened to me, and it never will …… NEVER I tell ya! Ha!) mai 2008 an.schläge 37
Verlass die Stadt Aber vergiss nicht, dir Musik mitzunehmen – zum Beispiel die von Sonja Eismann und Ute Hölzl empfohlene.
Gustav: Verlass die Stadt Lonely Drifter Karen: Grass is Singing Breeders: Mountain Battles
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Zu sagen, dass Verlass die Stadt eines der meisterwarteten Alben des Jahres sei, ist sicherlich keine Übertreibung. Im Gegenteil war man schon fast besorgt, dass Eva Jantschitsch alias Gustav nach dem Medienhype um ihr Debüt „Rettet die Wale“ mit ihren diversen Nebenprojekten wie der queeren Burleske „Orlanding the Dominant“ oder Agenda Lobkov so ausgelastet wäre, dass der Nachfolger niemals in die Plattenregale kommen würde. Doch hier sind nun die neun neuen Lieder, herausgekommen beim Label der Chicks on Speed, die nach Evas eigenen Aussagen deutlich düsterer ausfallen als die des Erstlings. Das merkt man ihnen zunächst aber in keiner Weise an, denn der stilistische Parforceritt durch sämtliche, eigentlich popferne, Genres wie z. B. Blasmusik oder Variété-Anklänge klingt, im Zusammenspiel mit dem sanften bis vehement gesprochenen Gesang, leichtfüßig humorig. Doch Gustav wäre nicht Gustav, wenn sich der Widerstand nicht nur durch die Verweigerung klischeehafter Popstandards ausdrückte, sondern auch durch Texte, die genderspezifische Arbeitsteilung,
neoliberale Arbeitsverhältnisse oder nationale Grenzziehungen und Exklusionsmechanismen thematisieren. Besonders schön das Anti-GeburtstagsLied als Schlusspunkt der CD, das endlich mal klar macht, worum es dabei wirklich geht: ums Älter werden und sterben. Das Leben ist eben kein Wunschkonzert. Etwas weniger abgründig, aber ebenso verschroben geht es bei Lonely Drifter Karen und ihrem ersten Album, Grass Is Singing, zu. Hinter Karen steckt eigentlich die Österreicherin Tanja Frinta, seit neuestem begleitet von zwei weiteren Musikern, doch sie driftet mindestens ebenso durch die Welt wie ihr künstlerisches Alias: in Wien war sie vor einigen Jahren Teil der Band Holly May, dann zog sie weiter nach Schweden, wo sie LDK als Soloprojekt ausheckte, bis sie nun in Barcelona vor Anker ging. Auf „Grass Is Singing“ merkt man nicht mehr viel vom fragilen EmoPop, der früher Frintas Trademark war. Vielmehr stellt sich das Gefühl eines zeitlos exzentrischen, Chanson- und Zirkus-beeinflussten Songwriting ein, bei dem man sich stellenweise an den Einfallsreichtum von Regina Spektor er-
innert fühlt. Den Mittelpunkt inmitten der ungewöhnlichen Instrumentierung rund um Gitarre, Klavier und z.B. Schreibmaschinensounds bildet aber stets Tanjas ausdrucksstarke Stimme, die vom postadoleszenten Hauchen zur facettenreichen Cabaret-Größe graduiert ist. Manche Musikerinnen begleiten eine ein Leben lang. So zum Beispiel Kim Deal, die schon bei den „Pixies“ Bass gespielt und das wundervolle „Gigantic“ geschrieben hat, später die Breeders gegründet hat, die vor mittlerweile 18 Jahren ihr erstes Album herausgebracht haben. Jetzt ist das vierte da, Mountain Battles, 13 Songs, die über die letzten vier Jahre aufgenommen worden sind. Geprägt von den unverkennbaren DealStimmen – Kelley, die Zwillingsschwester ist auch bei der Band – könnte man es als fast schon lo-fi, bezeichnen, rau und zurückhaltend instrumentiert. Die Breeders müssen eben niemandem was beweisen, auch wenn man das Gefühl hat, dass bei manchen Songs mehr drin gewesen wäre. Andererseits birgt das rohe und unbehandelte sehr viel Charme, vor allem dann, wenn auf „German Studios“ Deutsch gesungen wird. ❚
Eine Odysee zum Ich Die Comic-Form schenkt tröstliche Leichtigkeit. Dennoch ist Alison Bechdels „Fun Home“ eine bedrückend-berührende Geschichte. Eine Rezension von Margot Fink.
Der Titel des im Jänner 2008 auf Deutsch erschienenen Comic-Romans „Fun Home“ – er wurde aus dem englischen Original übernommen –, mag täuschen. Erst der doppeldeutige deutsche Untertitel „Eine Familie von Gezeichneten“ lässt erahnen, was sich dahinter verbirgt:„Fun“ ist nicht als lustig oder spaßig zu übersetzen, sondern als schwarzhumorige Abkürzung für „Funeral“ zu lesen. Der Vater der Autorin arbeitete als Bestattungsunternehmer und Englischlehrer in dem kleinen Ort Beech Creek, Pennsylvania. Um ihn geht es auch in „Fun Home“. Alison Bechdel erzählt in kolorierten Schwarz-Weiß-Bildern von einem Familiengeheimnis, dem sie auf die Spur kommt – ein Geheimnis, das Vater und Tochter teilen: Beide sind sie homosexuell. Als Bechdel davon erfährt, ist es „als ob mich ein Baseballschläger getroffen hätte“, erzählt sie in einem Interview. Kurz darauf, Alison Bechdel ist 19 Jahre alt, kommt ihr Vater ums Leben. Er wird von einem Sattelschlepper auf der Route 150 überfahren. Die Frage taucht auf: Selbstmord oder Unfall? Das kann nie geklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt wollte sich die Mutter scheiden lassen, weil sie sein Doppelleben satt hatte. In sieben nach Klassikern der Weltliteratur benannten Kapiteln analysiert Bechdel das Leben von Bruce Allen Bechdel, erzählt von der schwierigen Be-
ziehung zu einem anscheinend gefühlskalten Vater, der für seine Bücher und Möbel mehr Gefühle aufbrachte als für seine Familie, und gleichzeitig von ihrer Odysee zum eigenen Ich. Geschickt verwebt sie dabei die vom Vater nie offen gelebte Homosexualität mit ihrer eigenen lesbischen Biografie. Die Autorin bedient sich in „Fun Home“ nicht vorrangig der Sprechblasen, sondern begleitet ihren inneren Monolog mit Bildern, um sich ihrem Vater und ihrer Familiengeschichte von verschiedenen Seiten anzunähern. In ungefähr tausend Zeichnungen finden sich Tagebuchaufzeichnungen genauso wie Landkarten, Lexikonartikel, Zeitungsausschnitte und Briefe. Leitmotivisch eingesetzt wird die literarische Figur des Stephen Dedalus, der in einer Odyssee durch Dublin irrende Protagonist aus James Joyce Romanen „Porträt des Künstlers als junger Mann“ und „Ulysses“. Hauptschauplatz ist das Haus der fünfköpfigen Familie Bechdel. Eine heruntergekommene Villa aus dem Jahre 1867, die der Vater liebevoll restauriert. Alison Bechdel zufolge war er ein unglücklicher Manisch-Depressiver, der seine homosexuellen Neigungen in dieser engstirnigen kleinen Welt nicht ausleben konnte. Hinter einer Fassade unglücklich, doch der gesellschaftlichen Norm entsprechend, lebte er bis zu seinem Tod. „Er stellte seine Kunstfertigkeit in den Dienst des Scheins,
nicht des Seins. Ihn interessierte nicht, wie die Dinge waren, sondern wie sie wirkten.“ Vertrautheit und Nähe erlangten Alison Bechdel und ihr Vater über die Literatur und Gespräche über Bücher, u. a. von Henry James, Oscar Wilde, Marcel Proust oder James Joyce. „Ich benutze die literarischen Anspielungen nicht nur als Beschreibung, sondern weil mir meine Eltern im Reich der Fiktion am wirklichsten erscheinen“, erklärt Bechdel. Im Unterschied zu ihrem Vater hatte sie ihr Coming Out und zog nach dem College nach New York. Dort begann sie 1983 die Comics „Dykes to Watch Out For“ (Lesben, vor denen man sich in Acht nehmen sollte) zu zeichnen, in denen sie lesbisches Leben und Lieben beleuchtet. Mit der Erzählform der „Graphic Novel“ fand Alison Bechdel die passende Form für ihre Geschichte. Es ist schwere Kost, obwohl die Comicform diese bedrückende Geschichte abschwächt. Sie bringt Humor und auf diese Art auch eine gewisse tröstliche Leichtigkeit ins Spiel, die in Romanform nicht möglich gewesen wäre. „Fun Home“ sei ihre Art gewesen, sich jetzt mit dem Leben und dem Tod ihres Vaters auseinanderzusetzen. „Dieses Buch“, erklärt sie, „ist eine bessere Art, mich an meinen Vater zu erinnern.“ Daraus ist eine berührende und außergewöhnliche Autobiografie geworden. ❚
Alison Bechdel: Fun Home. Eine Familie von Gezeichneten. Aus dem Amerikanischen von Sabine Küchler und Denis Scheck. Kiepenheuer & Witsch 2008, Euro 19,90 (D).
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lesezeichen Neurotische
fähigkeit, verbindliche Beziehungen einzugekennen zu lernen. Der Alltag im Iran: In manhen, ihren unerfüllten Sehnsüchten und verlore- chen Facetten ist er uns bekannt, manche Seiten Geheimniskrämerei nen Hoffnungen. Einige sich eitel selbstbespie- (be)schreibt die Autorin neu. Jutta Sommerbauer gelnde Intellektuelle, in ihrem Kokon feingeIn Siri Hustvedts neuem sponnener Selbsterkenntnis, die schwallend und Roman „Die Leiden eines selbstreflektierend das Private allzu unpolitisch Christiane Hoffmann: Hinter den Schleiern Irans. Einblicke in ein Amerikaners“ geht es um machen. Hustvedt mangelt es vor allem an iroverborgenes Land. Geheimnisse. Um „das DuMont Verlag, 2008, 19,90 (D), nischer Distanz und Humor. Woody Allen hätte Jahr der Geheimnisse“ aus diesem Stoff einen wunderbaren Film gewie Inga, die Schwester macht. Schade, da man Hustvedt nach „Was ich von Ich-Erzähler Erik, es nennt. Die beiden trauliebte“ doch schon im Olymp zeitgenössischer ern um ihren verstorbenen Vater, der ihnen Der „verödete Literatur glaubte. außer ausführlichen Tagebuchaufzeichnungen Gabriele Susemichel auch eine rätselhafte Notiz über ein VerspreEngel“ chen hinterlässt, das er vor vielen Jahren einmal Siri Hustvedt: Die Leiden eines Amerikaners. gegeben hat. Rowohlt Verlag 2008, 19,90 Euro (D) Dominique Laure MierBei der Recherche nach den damaligen Ermonts Biographie „Eine eignissen offenbaren sich allerdings auch die beflügelte Ungeduld“ Geheimnisse der Spurensuchenden. widmet sich der faszinieIngas Mann, ein bedeutender Schriftsteller, renden Annemarie Persische Privathinterlässt nach seinem Tod nicht nur schwer zu Schwarzenbach und deutende Passagen in seinen Romanen, sondern ihrem wechselhaften Leben. Schwarzenbach geschichten auch einen Sohn, von dem bislang nichts beund ihr journalistisches, literarisches und fotokannt war. Inga, die sich bislang in einer gut Die deutsche Journalistin graphisches Werk waren lange so gut wie verfunktionierenden Ehe wähnte, sucht nach Erund FAZ-Korrespondentin gessen. Welches Unrecht damit begangen wurklärungen, die ihr und ihrer Tochter die Christiane Hoffmann arde, macht diese Biographie deutlich, die AnneErinnerung an den Mann und Vater retten. Erik, beitete Anfang der maries Lebensweg von ihrer Geburt in Zürich Psychoanalytiker, geschieden, pflegt feuchte Träu1990er mehrere Jahre 1908 bis zu ihrem Tod 1942 in Sils nachzeichnet. me über eine schöne Jamaikanerin, der er eine lang im Iran. „Hinter den Miermont verwebt Schilderungen von SchwarzWohnung in seinem Haus vermietet hat, und die Schleiern Irans“ ist ihr Buch über diese Zeit. Es enbachs Lebensstationen mit Ausschnitten aus ein Geheimnis mit dem Vater ihrer Tochter teilt. ist keine Abrechnung, es sind keine Reportagen, ihren Briefen und ihren literarischen und jourEtliche Nebenfiguren steuern zur Verwirsondern thematisch geordnete Beobachtungen, nalistischen Werken. Wodurch es ihr eindringrung der Gefühle noch das Ihrige bei. Und über Notizen, Geschichten über Begebenheiten, Erlich gelingt, den Charakter einer androgynen all diese „Geheimniskrämerei“ bläht sich ein un- lebnisse, Treffen mit Privatleuten und Politikern. Schönheit darzustellen, der so von Schuldgeglaublicher Wust von psychoanalytischen ErInteressant ist, dass Hoffmann den Frauen bzw. fühlen geplagt war, dass ihm jede Fähigkeit zum kenntnissen, die bis zur völligen Erschöpfung weiblichen Lebenswelten einen Gutteil der SeiGlück abhanden kam. Neben diesen Schuldgeder LeserInnen kommentiert werden. Ab und zu ten widmet – unaufgeregt, sehr privat und perfühlen beherrscht jedoch auch die Glorifizieglaubt man sich in einem Einführungslehrgang sönlich erzählt. Die Kapitel handeln von der rung des Leidens die Persönlichkeit Schwarzenfür Psychologie, es finden sich Erklärungen über weiblichen Berufstätigkeit, von Sexualtabus, bachs. „Im Moment, da ich glücklich bin, bin ich Anhedonie (Freudlosigkeit) bis Zopiderm dem schwierigen Umgang mit westlichen Wer- klein wie alle, und das ertrage ich nicht. Darum (Schlafmittel) und auch die neuesten Erkenntten, den unterschiedlichen Lebenswelten armer will ich Größe und leidvolle Größe“, schreibt sie nisse der Neurobiologie werden begeistert anund reicher, säkularer und religiöser Frauen. Und schon in 1926 in ihrem Tagebuch. „Eine beflügelgemerkt. Vielleicht wollte uns Siri Hustvedt ein- stellenweise enthalten sie Reflexionen über das te Unschuld“ schildert das Abgleiten Annemafach etwas über das Posttraumatische BelasLeben im Iran als westliche Frau. ries in eine lebenslange (wenn auch oft verzweitungssyndrom erzählen, unter dem ihre ProtaNimmt man sich die Zeit, in diese nicht im- felt bekämpfte) Drogensucht, ihre Ehe mit dem gonistInnen nach dem 11.September und dem mer knackig und leicht konsumierbaren GeDiplomaten Claude Clarac, ihre zahlreichen ReiAusbruch des Irak-Krieges angeblich leiden. schichten einzusteigen, so sind bei Hoffmann sen, ihren verzweifelten Kampf gegen den FaEs ist ihr nicht gelungen. Sie leiden vor aldurchaus noch unbekannte Welten, die im Jenschismus und die lebenslange, von zahlreichen lem unter sich, unter ihrer Einsamkeit, ihrer Un- seits der massenmedialen Vermittlung liegen, Höhen und Tiefen gekennzeichnete Freund-
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lesezeichen schaft zu Klaus und Erika Mann, den Kindern von Thomas Mann, der Annemarie einmal als „verödeten Engel“ bezeichnete. Miermonts Buch ist das ergreifende Portrait eines „hypersensiblen Wesens“, das durch „das europäische Elend und die Drogen vergiftet“ wurde.
Was im Kommen ist?
Nach radikalen Demokratietheorien kann Demokratie nur ein offenes und unabgeschlossenes, nie abschließbares Projekt Silke Pixner sein. In dieser Demokratie darf die entleerte Mitte Dominique Laure Miermont: Annemarie Schwarzenbach. Eine beflügelte eines Absoluten nie beUnschuld. setzt werden durch einen bestimmten Inhalt Ammann Verlag. 2008, 34, 90 Euro oder einen partikulären Partikularismus. Demokratie in dieser Bedeutung ist immer eine Kommende. In den letzten ca. 15 Jahren hatte man, Die Sehnsucht, die um genauer zu sein frau, nicht den Eindruck, dass diese Haltung hoch im Kurs der post/feministischen Perspektiven stand. Das Dogma, heuuns treibt te an Universitäten verkauft als wissenschaftlich abgesicherter Standard, der GeschlechterDas Gefühl, einfach das konstruktion ließ neben sich nichts anderes Weite suchen zu wollen, kennen sicher viele. Irene mehr gelten. Ein neues Glaubensbekenntnis, das der Auflösung, produzierte Häretikerinnen Mayer hat ein Buch verin den eigenen Reihen. Es könnte nun sein, dass fasst, das helfen und diese Geschichte wie alle Geschichten ihren Ruwahrscheinlich auch erbikon überschritten hat – und jetzt eine Zeit der mutigen soll, diesem Fernweh nachzugeben. kritischen Selbstreflexion innerhalb der BeweNeben einer Reihe praktischer Tipps enthält es gung möglich erscheint. Die vorliegende PubliInterviews mit Frauen aus der Schweiz, Österreich und der BRD, die mit viel Energie an fernen kation ist wohl nicht zufällig von zwei ErzieOrten ein neues Leben starteten. Die Motivatio- hungswissenschaftlerinnen herausgegeben, alnen auszuwandern sind dabei sehr unterschied- so Vertreterinnen einer Disziplin, die an sich auch immer praxisorientiert ist. Sie setzt sich lich: Job, Studium, Liebe, Selbstverwirklichung, einen Austausch mit anderen Theoretikerinnen Klimawechsel oder einfach die Lust auf etwas zum Ziel, um die Frage zu klären, was der Begriff anderes. ‚gender’ für feministische Wissenschaft und Noch unterschiedlicher sind die befragten Frauenpolitik bedeutet (hat). Der Titel der PubliFrauen: Wohnstylistin an der Cote d´Azur, Reskation impliziert eine Stagnation, die es zwar taurantbetreiberin in San Francisco, Schriftstellerin in Irland, nichtkommerzielle Modedesigne- nicht zu überwinden, wie es sympathisch ausrin in Mailand, Event-Managerin in Prag, Juristin gewogen heißt, aber zu überlegen gilt. Mehr und weniger prominente Autorinnen (und ein (mit Hausmann) in Spanien, Chianti-ProduzenAutor) unterschiedlicher Generationen stellen tin in der Toskana, Journalistin in Moskau, Fotografin in Vietnam, Betreiberin eines alternativen sich der Aufgabe, zu klären, ob mit dem Wechsel Kaffeehauses in Schweden. Die Erfahrungen der von feministischer über Frauen- und GeschlechFrauen machen das Buch sehr anregend, zusätz- terforschung zu Genderstudies eine spezifische Repolitisierung oder eine allgemeine Entpolitilich gibt es psychologische und alltagsnahe sierung stattgefunden hat. Ein Gutteil der Tipps für den Umgang mit der neuen Situation und den grundsätzlichen Rat zu Gelassenheit. In Beiträge ist mit kontrastierenden Kommentaren den Gesprächen werden auch kulturelle, religiö- versehen, was die Lektüre spannend macht und Einseitigkeiten verhindert. Festgehalten wird se, politische und letztlich sprachliche Unterschiede thematisiert. Dabei kommen auch poli- u. a., dass Genderforschung mit dem ‚linguistic tische Themen wie z. B. die Abtreibungsregelung turn’ die marxistische und damit revolutionäre Perspektive abgelöst hat, dass das Paradigma in Irland oder die rassistische Flüchtlingspolitik der Pluralisierung Geschichtsvergessenheit imder EU zur Sprache. Auch das Problem, dass es pliziert, dass Intersektionalität nicht zwingend häufig Frauen sind, die ihrem Partner aufgrund eine Erweiterung der Genderperspektive bedeueines Jobwechsels ins Ausland folgen, wird disten muss, dass die Binnendifferenzierung der kutiert. Lena Zamzow feministischen Theorie die Frage nach einer gesellschaftskritischen Frauenbewegung neu Irene Mayer: Ich wollte immer schon mal weg! stellt, dass alle Selbstreflexion ohne PsychoanaKremayr & Scheriau/Orac, 2007, 16,90 Euro lyse kein Auskommen findet, dass jegliche femi-
nistische und poststrukturalistische Theorie letztlich immer noch ödipal verstrickt ist mit den Vätern der großen Theorien, dass Gender als epistemisches Ding uns unsere Wiederholungen bewusst halten kann, dass Gender sich nicht auf die Ebene der Repräsentation reduzieren lässt, dass widerständiges Wissen nach wie vor in Anschlag zu bringen ist wider die gesellschaftliche Suggestion von Feminismus als historisches Auslaufmodell, dass Neoliberalismus und Selbsthybridisierung Hand in Hand gehen, dass ... Lesenswürdig! Birge Krondorfer
Rita Casale, Barbara Rendtorff (Hg.): Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung. Transcript Verlag 2008, 26,80 Euro
Anarchistin Pippi In der allerersten Fassung der Pippi Langstrumpf ist das kleine Mädchen mit den karottenroten Zöpfen, den viel zu großen Schuhen und einer enormen Kraft – wenn sie wollte, konnte sie ein ganzes Pferd hochheben – alles andere als das liebenswürdige Wesen, das wir aus der überarbeiteten, erstveröffentlichten Version kennen. In vielen Situationen ist sie mehr Rebellin als Heldin, eine Anarchistin, die ziemlich vehement gegen geltende Konventionen verstößt. So verhält sich Pippi während ihres Schulbesuchs der Lehrerin gegenüber dermaßen respektlos, dass diese mehrere Male nach Luft schnappen muss und ihre SchülerInnen aus lauter Verzweiflung frühzeitig aus dem Unterricht entlässt. „Für heute ist die Schule aus!“ schreit die Lehrerin mit schriller Stimme: „Ihr dürft sofort nach Hause gehen.“ Auch ihre Freundschaft zu Tommy und Annika ist eher von Distanz, Abgrenzung und gelegentlicher Herablassung denn von besonderer Innigkeit geprägt. Den ausführlichen Kommentar der Literaturwissenschaftlerin Ulla Lundqvist zu den Unterschieden der beiden Versionen sollten sich die LeserInnen jedoch für den Schluss aufheben. Denn nichts ist enttäuschender, als wenn die eigenen Irritationen über das urwüchsige Wesen der ersten Pippi Langstrumpf bereits im Vorfeld vorweggenommen wurden. Svenja Häfner
Astrid Lindgren: Ur-Pippi. Kommentiert von Ulla Lundqvist. Oetinger Verlag 2007, 14,90 Euro (D)
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ge.sehen
B i l d e r ( v. l . n . r. ) : © U r s u l a H ü b n e r, © M a t t h i a s H e r r m a n n , © B i r g i t J ü r g e n s s e n , © M i c h a e l a M o s c o u w
Zitate Posen und Positionen: Eine Ausstellung in Wien zeigt Geschlechterinszenierungen. Von Lea Susemichel
MATRIX. Geschlechter | Verhältnisse | Revisionen. Ausstellung bis 07.06., Museum auf Abruf (MUSA), 1082 Wien, Felderstraße 6-8, Di, Mi, Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, Eintritt frei
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Die quietschroten Anführungszeichen auf dem queeren Selbstporträt von Hans Scheirl können leitmotivisch für die Ausstellung stehen, in der das Bild hängt. Denn es sind Zitate, die in „Matrix. Geschlechter | Verhältnisse| Revisionen“ ausgestellt werden: zitierte Posen und Positionen der Geschlechter. In bester feministischer Kunsttradition ist es dabei in erster Linie der Körper, der als Schauplatz geschlechtsspezifischer Disziplinierungen präsentiert wird. Als rein passives Objekt gesellschaftlicher Einschreibungen inszenieren ihn dabei jedoch vor allem die älteren Arbeiten. Buchstäblich auf dem Rücken einer Frau lässt Lotte HendrichHassmann ihren klassisch weiblichen „Lebenslauf“ lasten. Fotografien von Kindheit über Hochzeit bis zur Grabstätte ziehen sich von Nacken bis Steiß eines liegenden Akts. Auch Birgit Jürgenssen projiziert direkt auf nackte Haut: Ein männlicher Dirigent gibt auf einem Unterleib den Takt an. Wie Edith Futscher im Ausstellungskatalog schreibt, enthält diese Arbeit aber bereits ein Element des Widerstands in ihrem Zentrum. Der Nabel wirft Projektion und voyeuristischen Blick auf die BetrachterInnen zurück. Der Widerstand gegen die mit ihnen verhandelten Blickregime steht dann auch bei den meisten anderen Bildern im Mittelpunkt. Sascha Reichsteins „Positionen im Raum“, eine Collage von
Ursula Hübner und die posierende Friedl Kubelka sind wie auch das Video „Lilian & Alice“ von Ulrike Müller bereits subvertierende Re-enactments der kritisierten Stereotype. Auch Christa Biedermanns „Rollenbilder“ und Michaela Moscouws „Bonsai“ brechen durch Crossdressing und -posing mit Klischees. Weiblich konnotierte künstlerische Praxen wiederholen dabei die formulierte Kritik an (Hetero)Sexismus oft auch noch zusätzlich auf medialer Ebene. Handcrafting-Techniken wie Nähen, Sticken und Stricken finden sich zum Beispiel bei Maria Hahnenkamp, die Teilstücke von Fotografien zu einem neuen Bild zusammennäht. Eva Grubingers transparenter „Netzbikini“, der nach Anleitung aus dem Internet von den BesucherInnen nachgenäht werden kann, reflektiert die Arbeitsbedingungen in Sweatshops ebenso wie die des Kunstbetriebes. Und Carla Degenhardt durchkreuzt Männerporträts auf Schillingscheinen mit roten Fadenstichen – und damit zugleich hegemoniale Repräsentationspolitik. Der ironisierenden Bearbeitung geschlechtlicher Korsetts stellt die Ausstellungen Arbeiten gegenüber, die den gewaltsamen Aspekt dieser Zu- und Einschreibungen betonen. Dorota Sadovska zeigt mit MärtyrerInnen-Tatoos, Michaela Pöschl mit Geißelung und dem gemeinsam mit Alex Gerbaulet realisierten Film „Sprengt den Opfer-Täter-Komplex“
über das Ritzen und Schneiden am eigenen Körper, dass diese tatsächlich unter die Haut und nicht immer unblutig vonstatten gehen. Allerdings gelingt es auch Pöschl, damit keine Opferperspektive zu wiederholen. Viktimisierung soll durch ins Bild gesetzten Fragen zur Praxis der Selbstverletzung vielmehr gerade verhindert werden. Und es ist außerdem ein Mann, der im Video mit Sätzen wie:„Was bedeutet es für dich, beim Schneiden zur Täterin zu werden?“ konfrontiert wird und damit zugleich die gängige Feminisierung des Phänomens unterläuft. Insgesamt sind ungewöhnlich viele Männerkörper zu sehen und neben weiblichen Attitüden werden erfreulicherweise auch mal männliche erprobt: Ein kleiner Junge testet seinen Bizeps (Dejan Kaludjerovic „Violet strong boy“) und Christoph Schmidberger setzt Männlichkeit mit Kettensäge in Szene. Dass heterosexuelle Maskulinität diese Art von Selbstvergewisserung und Selbstbefragung allerdings nach wie vor viel seltener öffentlich praktiziert, widerlegt auch diese Schau nicht. Sie macht es mit einer Arbeit von Matthias Herrmann aber humorvoll zum Thema. Mit Professorenhabitus, dabei aber nackt bis auf Pfeife und Ledertanga, posiert dieser neben einem Schild:„One of the things I always ask my straight students is how their heterosexuality influ❚ ences their work“ steht darauf.
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musik.tanz 8.5., 20.00, Wien Marilies Jagsch & Band. Bunkerei, 1020 Wien, Augarten/Eingang Obere Augartenstraße 1a, Kosten: 15,- Euro, info@bunkerei.at, www.bunkerei.at, www.aktionsradius.at
9.5., 22.00, Salzburg Paula (D) im Roten Salon: Nach dem Überraschungshit „Als es passierte“ nun mit neuer CD „Paulas Welt“ ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84, office@argekultur.at, www.argekultur.at
16.5., 20.30, Wien Reflexionen: 9dlinger und die geringfügig Beschäftigten. Bewährte SpezialistInnen nehmen sich des deutschsprachigen Chansons an KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro
22.5., 20.00, Wien Wendy Mc Neill: „deep, dark, twisted tales and wise, moving music“ Bunkerei, 1020 Wien, Augarten/Eingang Obere Augartenstraße 1a, Kosten: 15,- Euro, info@bunkerei.at, www.bunkerei.at, www.aktionsradius.at
18.5., 25.5., 14.00, Wien Satin Rouge. Ein Film von Raja Amari De France, 1010 Wien, Schottenring 5, T. 01/317 52 36
25.5., 12.00, 1.6., 12.30, Wien Filmfrühstück: Persepolis: Ein unkonventioneller und aufregender Zeichentrickfilm, basierend auf den gleichnamigen Comicromanen von Marjane Satrapi Votiv, 1090 Wien, Währinger Straße 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at, Kosten: 12,50 Euro (Film mit Frühstück) bzw. 7,- Euro (Film ohne Frühstück)
t h e a te r . ka b a r e t t bis 8.5., 20.30, Wien Experiment Mensch – „nur ein paar faule Äpfel“? Eine Produktion von daskunst KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro
8.5., 20.00, Salzburg Eve Ensler: Vagina Monologe. Eine Aufführung des Salzburger Tourneetheaters in Koproduktion mit der ARGEkultur. ARGEkultur, 5020 Salzburg, Josef-PreisAllee 16, T. 0662/84 87 84, office@argekultur.at, www.argekultur.at
30.5., 31.5., 19.00, Wien e_may 2008: Festival für neue und elektronische Musik. Mit Elisabeth Flunger, Clementine Gasser, Pia Palme, Eva Reiter, Marianna Tscharkwiani u.a.
8.-13.5., 20.00, Wien Yann und Beatrix (von Carole Fréchette): ein modernes Märchen für Erwachsene, ein verrücktes Kammerspiel über ein versuchtes Miteinander.
KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: Festivalpass 25,-/20,- Euro, Tageskarte 16,-/13,- Euro
TAG, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTag.at, www.dasTag.at, Kosten: 17,- Euro (Vollpreis, div. Ermäßigungen)
film bis 12.5., Zürich, Frauenfeld Pink Apple: Schwullesbisches Filmfestival Arthouse Movie, 8001 Zürich, Nägelihof 4 (1.-7.5.), Cinema Luna, 8501 Frauenfeld, Bahnhofstraße 57 (8.-12.5.), www.pinkapple.ch
15.5., Wien Lachende Körper. Komikerinnen im Kino der 1910er Jahre. Buchpräsentation und Filmprogramm
Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Straße 18, T. 02742/35 22 91, office@bih.at, www.bih.at, Kosten: 15,- Euro
20.5., 20.30, Wien Ladies Night: Der Weiberstammtisch. Mit: Eva D., Susanne Draxler, Christina Förster, Silvia Hagler, Nicole D. Käser, Tanja Simma, Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger, Christa Urbanek u.a. KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 13,-/11,- Euro
26.5.-28.6., 20.00, Wien Truckstop (von Lot Vekemans). „Die Mama sagt immer zu mir: Du kannst dich nicht entscheiden, die Dinge haben sich für dich entschieden“ Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, www.drachengasse.at, Kosten: 16,- Euro, diverse Ermäßigungen
s e m i n a r . w o rk s h o p 2.-4.5., Berlin 2nd Transgender Council. Make human rights work Berlin, www.tgeu.org/council2008, council2008@tgeu.org, Kosten: 70,- Euro
22.-25.5., Salzburg FrauenFrühlingsUniversität 2008
Universität Salzburg, Juridische Fakultät, Toskanatrakt, 5010 Salzburg, Churfürststr. 1, ffu@gmx.at, www.frauenuni.net
31.5., 7.6., Stiefern am Kamp „trauDi“: Outdoor-Selbsterfahrung für Frauen Stiefern am Kamp, Infos: www.juttaninic.at/outdoor/traudi1.htm, Anmeldung: T. 0699/81504123 oder jutta.ninic@gmx.net
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 16.5., 9.30-17.30, Wien „Multiculturalism, Autonomy and the Law. Forced Marriage and Exclusion from Marriage as contested legal fields in UK, Austria and Turkey“ Aula am Universitätscampus, 1090 Wien, Spitalgasse 2, kostenlos
19.5., 19.00, Graz Ungewollt schwanger – Spirale und Pille danach, Schwangerschaftsabbruch Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, Kosten: 8,- Euro
20.5., 18.30, Wien Brigitte Ungar-Klein: „Das Schicksal jüdischer „U-Boote“ und ihrer HelferInnen“. Im Rahmen der Vortragsreihe: Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
27.5., 19.30, Wien Unbeliebt: Verzicht auf Macht. Diskussion zur Kultur der Bürgerbeteiligung in Wien
C a rto o n : M e l a
Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstraße 1, T. 01/533 70 54
9.5., 20.00, St. Pölten Mercedes Echerer: „Der Gaulschreck im Rosennetz“.
Kofferpuppe mit Gefühl Die Wiener Puppenspielerin Karin Bayerle lässt in ihrem neuen Stück „Minaskoffer" die Voodoopuppe Mina die Welt entdecken. Mina lernt Menschen und ihre Gefühle kennen – allerdings hinterlässt jedes dieser Erlebnisse eine Nadel in ihrem Körper, Mina wird zu einer Umkehrung ihrer Bestimmung. Wie kann ihr aber so jemand näher kommen, ohne all die Nadeln durch ihr Herz zu bohren? 30. und 31.5., 22.00, Figurentheater Lilarum, 1030 Wien, Göllnergasse 8, T. 01/710 26 66, www.dreizurdritten.at, www.lilarum.at
mai 2008 an.schläge 43
an.künden Aktionsradius Wien, 1200 Wien, Gaußplatz 11, T. 01/332 26 94, www.aktionsradius.at, Eintritt frei
2.6., 18.30, Wien Angelika Brechelmacher und Barbara Smetschka (Wien): „Netzwerke für Wissenschafterinnen“. Im Rahmen der Vortragsreihe: Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst: Utopie und Wirklichkeit IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
5.6., 18.30, Wien Angela Venth: „Gender-Diskurse und Erwachsenenbildung. Ein diskursanalytischer Blick auf Geschlechtermuster in Bildungskontexten“ IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
a u s s te l l u n g bis 1.6., Linz EVA & ADELE. Rot - Neue Malerei und Zeichnung Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/70703600, www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro, Tgl. 10-18.00, Do 10-21.00
bis 6.7., Salzburg Bildpolitiken. Thema der Gruppenausstellung sind Bildarchive von KünstlerInnen, die auf einem politischen Hintergrund beruhen bzw. eine politische Motivation haben SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So, 12-19.00
bis 23.5., Salzburg „i bin i“: Ulli Gollesch. Siebdrucke und Videoarbeiten Büro für Frauenfragen und Chancengleichheit, 5020 Salzburg, Michael-Pacher- Straße 28
bis 8.6., Innsbruck Voice & Void. Die Gruppenausstellung widmet sich der Darstellung der menschlichen Stimme - und der Abwesenheit der Stimme - in der bildenden Kunst.
Galerie des Landes Tirol, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508-3171, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Kosten: 3,-/1,50 Euro, So Eintritt frei
bis 7.6., Wien MATRIX. Geschlechter | Verhältnisse | Revisionen. Die Ausstellung zeigt künstlerische Arbeiten aus der Sammlung der Stadt Wien, die das breite Themenfeld Gender in vielfältiger Weise reflektieren Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstraße 6-8, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So, Mo, Feiertage geschlossen, Eintritt frei
bis 8.5., Wien Marion Avanzini: „... die Herzen im Staub ...“ Die Auseinandersetzung mit der Kunst durchzieht wie die Beschäftigung mit der Medizin das Leben derKardiologin und Künstlerin Marion Avanzini wie ein roter Faden. Grüne Galerie 7, 1070 Wien, Hermanngasse 25, Di, Do, Fr: 10-13.00, Mi 14-17.00 und nach tel. Vereinbarung, http://neubau.gruene.at
bis 18.5., Wien Paloma Varga Weisz. Bumped Body Kunsthalle, 1040 Wien, Treitlstraße 2, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at, Eintritt frei, tgl. 16-24.00, So/Mo 13-19.00
bis 19.5., Wien The white City of Tel Aviv - Tel Aviv’s Modern Movement. Die israelische Stadt verfügt über ein eizgartiges Ensemble von Häusern im Stil des „Neuen Bauens“ Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522 31 15, office@azm.at, www.azw.at, Mo-So 10-19.00, Eintritt frei
bis 22.6., Wien Leben! Juden in Wien nach 1945. Fotografiert von Margit Dobronyi, eine Installation von Ruth Beckermann
Aktionsradius Wien, 1200 Wien, Gaußplatz 11, T. 01/332 26 94, www.aktionsradius.at, Mo-Do 10-17.00, Eintritt frei
bis 30.5., Wien Mit eigenen Augen. KünstlerInnen aus der ehemaligen Meisterklasse Maria Lassnig Universität für angewandte Kunst Wien, Ausstellungszentrum Heiligenkreuzer Hof, 1010 Wien, Schönlaterngasse 5 bzw. Grashofgasse 3, Stiege 8, www.dieangewandte.at, Mo-Fr 14-18.00
bis 18.5.2008, Wien Die Korngolds. Klischee, Kritik und Komposition Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/ 4,- Euro, So - Do 10-16.00, Fr 10-14.00
bis 28.6., Wien Stilleführung. Fotoausstellung von Bettina Frenzel KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Geöffnet an Spieltagen, Eintritt frei
bis 30.5., Gmunden Sylvia Oppelt „Erwachen“ Gesundheitsazentrum Casa „Lacus Felix“, 4810 Gmunden, Annastraße 7, Mo-Fr 912.00, und 15-18.30
6.5.-4.6., Wien Liebe I – Suche. Der diesjährige Schwerpunkt der Fotogalerie Wien umkreist einen der existenziellsten Aspekte unseres Lebens: die Liebe Fotogalerie Wien (WUK), 1090 Wien, Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen
lesung
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, T. 01/5350431, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, 6,50/4,- Euro
29.5., 21.00, Salzburg Charlotte Roche im Roten Salon: Lesung aus dem neuen Roman „Feuchtgebiete“
bis 30.5., Wien Imai Keiko: Tuschemalereien aus Japan
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84, office@argekultur.at, www.argekultur.at
Michèle Thoma
BRAUT-SHOW Die holde Carla aus den elysäischen Gefilden. Huldvoll neben ihrem A.D.S.Krocha, haucht, lächelt, knickst, fächelt. 44 an.schläge mai 2008
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s e l b s t v e r te i d i g u n g 29.5., 30.5., 10-15.00, Salzburg Mit den Alltags-Waffen einer Frau: Selbstverteidigung für Golden Girls Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 55, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 35,- Euro
6.6., 16-21.00, und 7.6., 10-15.00 Selbstbewusstsein – Selbstbehauptung –Selbstverteidigung: Grundkurs für Frauen SBZ Geidorf, 8010 Graz, Leechgasse 30, Anmeldung bis 28.5.: bildung@frauenservice.org, Kosten: 98.-/65,- Euro
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f i x te r m i n
Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Pudelinnennackert, dann abracadabra im Dallas-Witwenlook, und schon ist Buckinghampalazzo hin und weg, und alle UntertanInnen all inclusive. Dann ruckizucki taufrisch allerliebst zur Dalai-Demo! So eine will Herr Putin auch, noch besser, eine die sich verrenkt, aber auch lenkt, sie ist ja so gelenkig blutjung, und in der Politik auch. Statt der gemächlich trabenden Ludmilla! Nuit blanche in St. Petersburg, olé, die Presse ist schon pressiert, aber Wladimir tut jetzt auf Old School. Wo ja Kumpan Jungspund Silvio auch auf Gedanken kommen könnte, welcher Mann käme da nicht? So viele Belladonnas in Italia, vor allem auf dem Fernsehschirm, der ja seiner ist, und wo Riesenblondinen greise Gnome anhimmeln – Wladimir, was kann denn ich dafür, dass unsere Weiber besser sind als die von dieser lahmarschigen, lendenlahmen Linken? Dafür haben die mehr davon, poverinos. Schau dir bloß den Bambi in Spanien an, Wladimir, und seinen Mädchenverein. Wenn die Chinos über die Mauer steigen, säugt die Verteidigungsministerin! Und das in Torrero-Territorium! Die Werte wandeln sich und verwandeln sich wie die stilvoll stöckelnden Gefährtinnen an den Seiten der Potentaten, die zu Taten schreiten. Und Angie zieht unerschrocken in die Schlacht und zückt ihr Dekolleté.
an.künden
Fo t o : H ö r m a n n s e d e r /J a n t s c h i t s c h
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas
Verlass die Stadt Unsere verehrte Gustav aka Eva Jantschitsch hat ihr zweites Album („Verlass die Stadt“) vollendet und geht nun damit auf Tour. Nach eigener Aussage sind die neuen Songs sowohl politisch als auch emotional finsterer als das Debut, aber Gustavs Humor verleiht dem Ernst ihrer Musik dann doch noch eine schöne Leichtigkeit. Tourdaten: 10.5. Linz, 17.5. Amsterdam, 21.5. Salzburg, 22.5. München, 23.5. Leipzig, 24.5. Hamburg, 26.5. Berlin, 27.5. Düsseldorf, 28.5. Schondorf, 29.5. Düdingen, 30.5. Innsbruck, 31.5. Kleinreifling. Mehr: www.myspace.com/gustavofficial
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Salon de Femme
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Offene Frauengruppe
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offener Abend
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag
Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
1. Linzer Lesbenstammtisch
Lesbenabend
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Samstag
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Nach Vereinbarung
aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
mai 2008 an.schläge 45
an.künden Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de
tanz.fest bis 17.5., Wien Balkan Fever Festival 2008. Mit: Romengo, Irina Karamarkovic & L.A. Big Band u.v.m. verschiedene Spielorte, Wien, Programm: www.balkanfever.at
9.5., 21.00, Wien „TOM’S DISCO“ BY DJANES IIF, IRIZZZ & WHITE GIRL Frauencafé, 1080 wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at, www.frauencafe.com, all genders welcome!
Achtundsechzig Zum vierzigsten Jahrestag des kulturpolitischen Experiments 1968 gibt es in der Fleischerei sechs Tage und acht Nächte lang Performance, Wohnen und Arbeiten – non-stop. Theorie und Diskussionen kommen auch nicht zu kurz: Es geht um Spurensuche – nach Ursprung, Folgen und kulturellem Erbe des Mythos einer „generation in revolt". Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, office@experimentaltheater.com, www.experimentaltheater.com, pay as you wish Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
46 an.schläge mai 2008
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
an.schläge
im Juni
thema
Fußball und Feminismus EM-Special: Geschlechterkonstruktionen im Stadion thema II
Gender Budgeting Geschlechtergerecht Geld ausgeben
10.5., 21.00, Salzburg HOSI Frühlingsfest. Wo nicht nur die Anderen in den Mai tanzen. ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84, office@argekultur.at, www.argekultur.at
an.schläge
10.5., 21.00, Wien Klub Kohelet
TV
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei
29.05., 21.00
24.5., 21.00, Wien Livekonzert: Shira Frauencafé, 1080 Wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at, www.frauencafe.com
AUF
31.5., 21.00, Wien Livekonzert: Irmie Vesselsky Frauencafé, 1080 wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at, www.frauencafe.com
2.5., 21.00, Wien quote: Der Club gegen Schieflagen. quote vs. malmoe: Kampf der Chöre
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Eintritt frei
diverses 9.-12.5., Dresden LesbenFrühlingsTreffen: „Umarmt von Europa - Lesben überall“. Seminare, Workshops, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Filme, Konzerte, Theater, Kabarett, Disco Hörsaalzentrum TU Dresden, 01069 Dresden, Bergstraße 64, Anmeldung: T. +49/351/32 81 098, 2008@lesbenfruehling.de, www.lesbenfruehling.de/dresden2008
9.5.-24.9., Niederösterreich Viertelfestival Niederösterreich: „spiel:räume“: Installationen, Performances, Theater u.a. verschiedene Orte, Info: T. 02572/34 234-0, office@viertelfestival-noe.at, www.viertelfestival-noe.at
17.5., 17-18.30, Graz Gesund und munter: Gesundheit und Sexualität. FrauenStadtSpaziergang Treffpunkt: Paulustorgasse Nr. 8, 8020 Graz, T. 0316/71 60 22-0, office@frauenservice.at, kostenlos FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/408 50 57, Kosten: je nach Einkommen, Anmeldung erforderlich, nur für Frauen!
ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Kunsthalle Shop Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei KBuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 6020 6900 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
Redaktionsschluss Termine 6/08: 13.05.2008
und auch in vielen deutschen Städten:
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covermai
23.04.2008
16:15 Uhr
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Nr. 05/08, 22. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M