an.schläge 06/2008
coverjuni
an.schläge
23.05.2008
12:48 Uhr
Seite 2
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
thema I
QueeringSquat feministische Raumaneignung thema II
QueeringSoccer Geschlechterkonstruktionen im Fussball
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
Kathi Henz / Mario Rott
GENDER-BRILLE
LEBEN!
Die Brillenmanufaktur gratuliert den an.schlägen zum 25. Geburtstag! (Dass die Welt mehr Scharfsicht und Durchblick hat, ist uns ja schließlich auch ein Anliegen.)
Juden in Wien nach 1945 fotografiert von
MARGIT DOBRONYI eine Installation von
RUTH BECKERMANN Nikolaus Hauser Neubaugasse 18 1070 WIEN T/F +43 01 523 82 00
19.3.–22.6.2008 Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, Wien 1 So – Fr 10 – 18 Uhr www.jmw.at
Ein Unternehmen der
an.schläge an.spruch
Scharfe EURO Die Werbung hilft bei Sex-Entzugserscheinungen während der EM
05
raum.greifen
auf.takt
Zwei, drei, viele Häuser
Ob Pizza, Semmel oder Klodeckel – was nicht nach Fußball aussieht, lässt sich dieser Tage schwer verkaufen. Mit dem Fußball-Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe wollen wir aber möglichst nicht nur das Heft, sondern auch geschlechtssensible Sportkritik an den Mann bringen. Denn es sind nach wie vor Männer, die im Stadion und auf Bolzplätzen gemacht werden. Geschlechterkonstruktionen auf dem Spielfeld waren auch das Thema der Tagung „Mann schafft. Frau spielt“, die anlässlich der Europameisterschaft in Wien stattfand. Katharina Miko, Klara Weiss und Susanne Kimm waren dort und berichten über kickende Maskulinitäten, Fankulturen und Fußballerinnen. (S. 32ff) Tanja Walther haben wir außerdem getroffen. Die ehemalige Bundesligistin engagiert sich beim lesbischen Sportverein „Seitenwechsel“ und der „European Gay & Lesbian Sport Federation“. Im Interview spricht sie über ihren Aktivismus gegen Sexismus und Homophobie, David Beckham und über Frauen, die immer wieder die Abseitsregel erklären müssen. (S. 28f) Um die EURO geht es auch in gleich zwei Kommentaren. Nicht nur Silke Pixner hat über Frauenfeindlichkeit und Fußball geschrieben (S. 5), auch zwei Mädchen des diesjährigen an.schläge-Töchtertagsworkshop haben sich für dieses Thema entschieden und kommen zum Schluss: „Es gibt genug großartige Fußballspielerinnen, die genau so viel Ansehen bekommen wollen und sollen wie ihre männlichen Kollegen.“ (S. 21) Weil wir selbstverständlich auch an unsere fußballverweigernden LeserInnen denken, hat die Juni-Ausgabe ausnahmsweise noch zwei weitere thematische Schwerpunkte: Gender Budgeting und queer-feministische Raumaneignung. Bettina Enzenhofer und Gabi Horak widmen sich ausführlich der Frage, wie, wo und warum Geld geschlechtergerecht ausgegeben werden soll. (S. 16ff) Und anlässlich der internationalen „Squatting Days“ mit mehreren Hausbesetzungen in Österreich geht es im Politikteil um verschiedene Strategien, Freiräume zu erkämpfen. (S. 8ff) Olé! Eure an.schläge
raum.greifen
Die Forderung nach autonomen, selbstverwalteten Räumen bleibt
Feministisch.Punkt.
thema
politik
Queer-feministische Raumaneignung in Wien
08 10
raum.greifen
Solidarischer Hauskauf Das nichtkapitalistische Mietshäusersyndikat organisiert ihn
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gender.budgeting
Frauen! Macht Budgets! Ohne politischen Willen gibt es keine Chance auf Umsetzung
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an.sage
Töchtertag Die Ergebnisse des an.schläge-Workshops
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arbeit
sexarbeit.peru
Keine Kaugummi-Kussmäulchen Ángela Villón wehrt sich gegen Opferrollenbequemlichkeiten
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thema.fußball
Hinten auf dem Acker Tanja Walther über Sexismus, Homophobie und Outing im Fußball
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thema.fußball
Mann schafft. Frau spielt.
thema II
Männlicher Habitus als inszenierte Grenzziehung
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thema.fußball
Gender on the Pitch Frisbee ist ja auch kein Spiel für Hunde – Frauen und Fußball
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tech.girls
Rosa ist out Wie man fräst, lötet oder Motoren repariert ist keine Wiegenbeigabe
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an.klang
Arrangements mit Stil Musikalische Märchenversionen ohne Prinzen
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an.lesen
gesellschaft
Demokratie ist ... nicht Feministische Gesellschaftskritik ist auch Demokratiekritik
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ge.sehen
Wie sag ich’s meinem Leser-Täter? Die Berichterstattung zu Amstetten kommt ohne Feminismus aus
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Amsterdam
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
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Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at
Termine, Tipps: Bettina Enzenhofer, termine@anschlaege.at
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Eva Stein-
Fo t o : I r m i Wu t s c h e r
heimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Renate Billeth, Karin Eckert, Katrin Ernst, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Dorina Heller, Johanna Heit, Shirin Heydaripour/shi, Regina Himmelbauer, Gabi Horak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Susanne Kimm, Heike Korb, Birge Krondorfer, Leela, Jennifer Mayr, Katharina Miko, Burgi Pirolt, Olivia Punz, Nicole Rennhofer/nr, Petra Stessl/ps, Michèle Thoma, Lucy Thorn, Klara Weiss, Miriam Wohlfahrt, Lena Zamzow
plus.minus: Lea Susemichel Cartoon: Trouble X, myspace.com/troublextroublex Fotos: an.schläge-Archiv, Bini Adamczak, Allora & Calzadilla, Renate Bertlmann, Greta Bratescu, Karin Eckert, First Fatal Kiss, Gabi Horak, Jazz Fest Wien/Archiv, Jugend Eine Welt, Burgi Pirolt, Nikola Radic, Helena Silva, SJÖ/Bärbel Miklautz, Anette von Wangenheim, Rolf Wegst, Claudia Wiens, Irmi Wutscher
Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge juni 2008
an.schläge werden gefördert von:
Silke Pixner
Scharfe EURO So viel Euro. So viel Werbung. So viel Sexismus. Auch die Werbebranche will ein Stück vom Eurokuchen mitnaschen und dass dieses Stück meist mit einer ordentlichen Portion Sexismus statt Schlagobers serviert wird, scheint anscheinend niemanden mehr zu stören. „Fußball – so scharf wie noch nie“ bewirbt etwa der Telekommunikationsbetreiber Hutchison 3G seine neuestes Angebot: Wer mit „3 mobil“ telefoniert, kann ab sofort in allen Tarifen auch unbegrenzt mobil fernsehen und zwar in gestochen scharfer Bildqualität. Und wie kann man eine gestochen scharfe Bildqualität besser und origineller vermarkten als mit fünf scharfen und natürlich halbnackten Frauen, die über den grünen Rasen hüpfen und dabei den Fußball nicht mit den wohlgeformten Beinen, sondern mit einem sexy Hüftschwung ins Tor befördern? Konzipiert wurde das einfallsreiche Motto der Kampagne von der Q Werbeagentur. Die innovative Umsetzung verdanken die SeherInnen der Plakate und der Fernsehwerbung dem Regisseur und Fotografen Florian Seidel. Die Verantwortlichen zeigen sich vom großen Ideenreichtum der eindeutig-zweideutigen Kampagne begeistert: „Das beste MobileTV-Angebot, beworben mit einer gehörigen Portion Erotik und dem 3typischen Augenzwinkern.“ Dass auch die BetrachterInnen der Werbung kurz die Augen schließen, liegt allerdings vermutlich eher an einem fortgeschrittenen Stadium des „Fremdschämens“ als an der wenig originellen Erotik, die hier präsentiert wird. Auch das Internet bleibt nicht von der orangen Invasion verschont. Besucht man/frau die Seite www.schaerfer.at, wackeln als Begrüßung wieder die fünf Damen lasziv mit den Hüften und spielen mit ihren Haaren. Und für jeden Geschmack ist etwas dabei: blonde, braune und rötliche, glatte und lockige Mähnen werden hier um die Finger gewickelt. Nach einem Klick auf den Button „MobileTV“ folgt eine besondere rhetorische Perle: „Schärfere Bälle haben sie noch nie gesehen“. Seichtere Sprüche gehört auch noch nicht. BesucherInnen der Seite, die interaktiver veranlagt sind, können auch eine „DancingLady“ erstellen. Dazu muss nur ein Foto upgeloadet
werden und schon kann man sich selber beim Hüftenschwingen zusehen und an ArbeitskollegInnen kann die „Dancing Lady“ auch noch verschickt werden! Woher wissen die bei 3 bloß immer, was ich will? „dieStandard.at“ weiß, was sie nicht will, und dazu gehören unter anderem auch Werbungen wie diese. Nach dem Eingang von einigen Beschwerden über die kickenden Damen in der Redaktion, erhielt „3“ für diese Werbung die „Zitrone“ (eine Negativ-Auszeichung für sexistische Sager und Werbungen). „Wenn manche glauben, dass nur mit sexistischer Werbung Öffentlichkeit hergestellt werden kann und dies auch gleich noch mit der EURO 2008 verquickt wird, müssen wir uns fragen, was da noch alles an einfallsloser Werbung, speziell im Rahmen der Fußball-EM, auf uns zukommen könnte“, so der Artikel. Bis zur ernüchternden Antwort ist es nicht weit. Beim Warten auf die S-Bahn sprangen mir kürzlich einige Plakate ins Auge, die derzeit in fast ganz Wien präsent sind. Diesmal müssen jedoch Männer ihre besten Stücke in die Kamera halten: „An die Latte“, „Freistoß“, „Handspiel“, sind nur drei der fünf Werbeslogans, mit denen der Unterwäschehersteller Huber derzeit für seine Männerkollektion wirbt. Marketingleiterin Natalie Tauschek meinte dazu gegenüber dem Standard: „Mit unserer neuen Kampagne möchten wir die Marke Huber sichtbar machen. Die zweideutigen Slogans stellen die Verbindung zwischen Fußball und Erotik her“. Hatten wir das nicht heute schon einmal? Zweideutige Slogans sind, so glauben die MarketingleiterInnen und Werbeleute dieser Welt, anscheinend der einzige Schlüssel zu erfolgreicher Werbung. Im Fall von Huber soll das öffentliche Interesse durch die „witzige und erotische Zweideutigkeit der Slogans“ verstärkt geweckt werden. Doch auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen liegen Huber dabei am Herzen. Die Slogans sollen, laut Aussage der Firma, den befürchteten Beziehungskrisen und dem Sexmangel während der Fußballspieltage trotzen. Wie rührend! In diesem Sinne halten wir kurz inne und danken Huber für die Errettung unseres Sexuallebens während der EURO 2008. ❚ juni 2008 an.schläge 05
SJÖ/Bärbel Miklautz
österreichan.riss
linz
Frauenzentrum in neuen Räumen Bereits im Oktober 2007 war das Autonome Frauenzentrum Linz in neue Räume in der Starhembergstraße 10 übersiedelt. Ende April waren die Büros, das Frauencafe, die Bibliothek etc. fertig eingerichtet und konnten feierlich eröffnet werden. Die zwei juristischen und zwei psychosozialen Beraterinnen haben nun eigene Büros, was ihre Arbeit wesentlich erleichtert. Rund 1.600 Frauen suchen jährlich Rat und Hilfe im Frauenzentrum. Der erste Standort des Frauenzentrums Linz war 1980 in einem Einzimmer-Lokal am Hauptplatz, ohne Heizung. Das neue Kommunikationszentrum bietet nun viel Platz für Veranstaltungen, Konzerte und Seminare. GaH www.frauenzentrum.at
preis.verleihung ka m p a g n e
SozialMarie 2008
„Ich muss gar nichts!“ Die Sozialistische Jugend Österreichs (SJÖ) wird mit ihrer feministischen Kampagne „Ich muss gar nichts!“ in den kommenden Monaten durch Österreich touren. Dabei sollen Rollenbilder von Frauen kritisiert und junge Frauen ermutigt werden, eigene Wege zu gehen. Stefanie Vasold, Frauensprecherin der SJÖ, betont die Notwendigkeit, strukturelle Ungerechtigkeiten durch die Politik zu beseitigen. Mit der Kampagne wolle die SJÖ allerdings zeigen, dass es ebenso notwendig ist, dass Frauen selbst die Rollenbilder hinterfragen.Vasold:„Auch wenn uns noch so vehement eingeredet wird, wie wir zu sein haben:Wir müssen gar nichts! Wir wollen sein, wie es uns gefällt. Und wir wollen eine Welt, die uns das ermöglicht!“ GaH www.sjoe.at
Am 1. Mai wurde bereits zum vierten Mal die „SozialMarie“ an 15 innovative und kreative Sozialprojekte vergeben. Den ersten Platz, dotiert mit 15.000 Euro, machte das Projekt „living books“ in Wien. Bei dem Projekt stellen sich Menschen als „lebende Bücher“ zu unterschiedlichen Themen zur Verfügung und treten mit den BesucherInnen in Dialog – durchaus auch zu kritischen Themen, die sich sonst in Vorurteilen verlieren. Der zweite Preis (10.000 Euro) ging an „SBS – Small Business Starter“ der OÖ Justizanstalt Suben, wo straffällig gewordene Asylwerber auf die Rückkehr und berufliche Eingliederung in ihrer Heimat vorbereitet werden. Das ungarische Sozialprojekt „Roma help Roma“ erreichte den dritten Preis (5.000 Euro). Weitere zwölf Projekte wurden mit 1.000 Euro dotierten Anerkennungspreisen prämiert, unter anderem der Verein Frauen-Rechtsschutz in Wien, „MAGDALA“ aus Ungarn, die Opfern
„Ein Käfig voller Gendernarren“
sei Österreich geworden. FPÖ-Abgeordneter Karlheinz Klement will sich „als einzig männlicher Gleichbehandlungsbeauftragter […] fairerweise auch für Männer“ einsetzen. Denn der männliche Nachwuchs sei längst Opfer einer feminisierten Schul- und Bildungspolitik der ‚positiven‘ Diskriminierung geworden. „Wir dürfen weder unsere Familienwelt noch unseren Nachwuchs den aggressiven EU-Forderungen nach einer Frauenquotenanhebung um jeden Preis opfern“, fordert Klement. 06 an.schläge juni 2008
verprügeln
vergewaltigen
Kampfgesang
Kampfgenital
„Wir mischen auf im Frauenhaus, jippi, jippi, jeah, wir peitschen die Emanzen aus, jippi, jippi, jeah, wir treiben die Lesben vor uns her, jippi, jippi, jeah …“ Von den „Hinichen“ stammt dieser Liedtext. Die als „genial“ angekündigte Gruppe sollte im Wiener Planet Music auftreten, nach Protesten wurde der Gig abgesagt.„Und das, obwohl Die Hinichen dort schon seit 10 Jahren regelmäßig auftreten und stets für ein volles Haus sorgten“, beklagt die Band auf ihrer Homepage. –
Nach Tipps für die Bekehrung von Homosexuellen gibt der Grazer ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl nun auch erhellende Einblicke in seine Sicht des Geschlechterverhältnisses. Der Penis „als Kampforgan“ bringe unweigerlich eine Unterlegenheit der Frauen und ihrer „aufnehmenden Sexualorgane“ mit sich. Nagl folgt mit seinen Ausführungen dem Psychoanalytiker Walter Hoffmann, für dessen Buch er ein Vorwort verfasst hat. So sexuelles Interesse vorhanden ist, sei eine Vergewaltigung auf einer einsamen Insel lediglich eine Frage der Zeit, heißt es darin. –
an.rissösterreich von Menschenhandel und Zwangsprostitution helfen, sowie „Women from Africa“ aus Ungarn. Die SozialMarie wurde initiiert von der Unruhe Privatstiftung. Ausschreibung und Preisverleihung sollen den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs über soziale Innovation beleben. In den letzten vier Jahren zählte die „SozialMarie“ rund 900 Einreichungen. GaH http://sozialmarie.org
junge.musliminnen
Qualifikationsoffensive „Klischees über den Islam und die muslimische Frau sind keine Seltenheit“, sagt Amani Abuzahra, Vorsitzende der Jungen Musliminnen Österreich (JMÖ). Mit diesen Stereotypen soll am 20. Juni aufgeräumt werden. Dann findet im Technischen Museum in Wien das Abschlussfest des Projektes „Fatima 2008 – eine Qualifikationsoffensive junger Musliminnen“ statt. Ende Juni wird die Arbeit präsentiert und die JMÖ lädt bei Musik und Buffet zum Dialog. Die Offensive wurde von der JMÖ in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien sowie dem Familienministerium realisiert. „Fatima 2008 – eine Qualifikationsoffensive junger Musliminnen“ ist ein Projekt zur Förderung von jungen muslimischen Frauen und Mädchen. Es bildet die jungen Frauen mit besonderen Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen aus. Gleichzeitig verhilft es den Teilnehmerinnen zu einem stärkeren Selbstbewusstsein. Die Teilnehmerinnen sind Multiplikatorinnen und Aktivistinnen aus dem gesamten Bundesgebiet mit Schwerpunkt Wien. Sie sollen ihre Qualifikationen und Motivation an andere weitergeben. Durch die Ausbildung werden die jungen Frauen dazu befähigt, am gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu partizipieren. GaH www.projektfatima.at, www.jmoe.at
i n te r n e t . r a d i o
Sendereihe gegen sexuellen Missbrauch Je mehr Menschen über sexuellen Missbrauch reden, desto leichter fällt es auch Betroffenen, den Bann des Schweigens zu brechen. Das ist die Grundidee des Radioprojektes „Talk about it. Radio gegen sexuellen Missbrauch“. Gemeinsam mit betroffenen Frauen wurden zwölf halbstündige Sendungen produziert, die verschiedene Schwerpunkte behandeln: von Sinn und Zweck von Selbsthilfe über die rechtliche Situation bis hin zu Täterstrategien und Prävention in Kindergarten und Schule. Teresa Lugstein, Initiatorin der Selbsthilfegruppe „Überlebt“, erklärt:„Leider greifen die Medien das Thema Missbrauch oft nur anhand extremer Einzelfälle auf. Sexuelle Gewalt ist jedoch kein Einzelschicksal. Jedes vierte Mädchen und jeder siebente Junge sind laut internationaler Studie davon betroffen.“ Die Sendereihe wurde bereits von über 25 Freien Radios im deutschsprachigen Raum ausgestrahlt und steht online kostenlos zur weiteren Übernahme zur Verfügung! „Talk about ist“ ist ein Kooperationsprojekt der Radiofabrik-Freier Rundfunk Salzburg, der Salzburger Selbsthilfegruppe „Überlebt“, Wildwasser München e.V. und Radio Corax in Halle/Saale. Das Projekt wurde im Rahmen des EU-Programms DAPHNE II gegen Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Frauen gefördert. GaH www.talkaboutit.eu
Shirin Heydaripour kontaktierte die antisexistische Unterstützer_innengruppe DEFMA.
Definitionsmacht Wofür steht DEFMA? DEFMA bedeutet: DIY, EMANZIPATORISCH, FEMINISTISCH, MILITANT, AUTONOM, ist aber auch ein Akronym von „Definitionsmacht“. Unter Definitionsmacht wird im Allgemeinen eine feministische Strategie zur Stärkung von Frauen* verstanden. Sexualisierte Gewalt** wird aufgrund der persönlichen Geschichte, Gegenwart und Erfahrung von Betroffenen unterschiedlich erlebt, eingeordnet und eingeschätzt, d.h. die individuelle Wahrnehmung eines sexualisierten Übergriffs ist ausschlaggebend für unseren Umgang damit. Wer kann sich an die Unterstützer_innengruppe DEFMA wenden und was kann mensch sich als Betroffene_r von DEFMA erwarten? Wir richten uns v. a. an die „linksradikale“ Szene, da wir uns als Teil dieser verstehen und die Problematik innerhalb dieser gut kennen, was natürlich nicht heißt, dass sich nicht auch szeneexterne Menschen an uns wenden können. Die Angaben von Betroffenen werden bei uns selbstverständlich vertraulich behandelt. Sie können sich anonym oder persönlich an uns wenden. Da ein Freiraum für Selbstdefinition des Vorgefallenen oft nicht da ist und die bestehende Rechtslage nicht alle in der Definitionsmacht beinhalteten Übergriffe als solche anerkennt, war es uns ein Anliegen, in diesem Bereich zu arbeiten. Die Betroffene kann hier selbst definieren, ab wann eine Grenzverletzung vorliegt. Außerdem bieten wir Unterstützung beim Formulieren und Vermitteln von Forderungen an den Täter*** an. Wir begreifen es als unsere Aufgabe, die Wünsche und Forderung der Betroffenen umzusetzen. So können sie Unterstützung bekommen, ohne sich Belästigungen durch Aussagen bzw. Aktionen aussetzen zu müssen. Was unterscheidet DEFMA von anderen Organisationen dieser Art? Wir sind keine Beratungsstelle, sondern eine Gruppe, die für und mit Betroffenen parteilich agieren will. Was uns von anderen unterscheidet, ist, dass wir uns nicht wegen eines bestimmten Falles gegründet haben. Wir wollten neue Wege finden, um v. a. sexualisierte Gewalt innerhalb der Szene zu thematisieren und anzuprangern. Es besteht innerhalb der Szene kein Konsens was den Umgang mit solchen Fällen betrifft. Antisexismus ist immer einer der zentralen Ansprüche innerhalb unserer Szene, oft bleibt es aber bei leeren Worten. *Wir verwenden den Begriff „Betroffene“ in seiner weiblichen Form, weil Betroffene meist weiblich sind. Es gibt aber Betroffene aller Genders, die bei uns genauso Unterstützung bekommen können. ** Wir verwenden den Begriff „sexualisierte Gewalt“ statt „sexueller Gewalt“, weil es hier primär um die Aufrechterhaltung und Herstellung von Machtverhältnissen geht. *** Wir verwenden den Begriff „Täter“ in seiner männlichen Form, weil sexualisierte Gewalt hauptsächlich von Männern ausgeht. Eine gendergerechte Formulierung könnte die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse verschleiern. Falls der Begriff „Täter“ für die eigene Situation nicht zutreffend sein sollte, kann mensch sich dennoch an uns wenden.
Betroffene können sich unter defma@pulk.net an DEFMA wenden. juni 2008 an.schläge 07
raumgreifen
Zwei, drei, viele Häuser Mitte April fanden die internationalen Squatting Days statt, bei denen es auch in Österreich zu Hausbesetzungen kam. Was bleibt neben der Forderung nach selbstverwalteten Räumen, einem Haufen Anzeigen und der Erfahrung eines Workshops über queer-feministische Raumnahme? Von Leela Im Rahmen der Aktionstage für Besetzungen und autonome Räume wurden österreichweit Häuser besetzt und andere, deutliche Zeichen gesetzt. In einigen Städten fanden Demos statt. In Wien stand dabei vor allem die prekäre Situation der Wagenburg im Vordergrund, am ersten Abend wurde deshalb für eine Nacht ein Wagenplatz besetzt, um dort eine Party zu feiern. Die am nächsten Tag anberaumte „Bim-Party“, ein von Musik und Sekt begleiteter Partyzug durch die öffentlichen Verkehrsmittel, endete in Wien mit der Aneignung des Hauses in der 08 an.schläge juni 2008
Spitalgasse 11. Auch die Demo in Innsbruck fand ihren Abschluss in der Besetzung der Talstation der alten Hungerburgbahn. In Linz wurde ein Haus besetzt und in Anlehnung an eine französische Feministin aus der Pariser Commune „Louise“ getauft – die Aneignung fand allerdings in erster Linie für eine Party statt. Nachdem in Graz im vergangenen Jahr bereits zweimal versucht wurde, der Forderung nach einem Sozialen Zentrum durch die Besetzung leerstehender Häuser Nachdruck zu verleihen, kam es im Rahmen der Squatting Days nun zur Aneignung der Räumlichkeiten in der Annenstraße 3.
Fast eine Woche konnten diese von den BesetzerInnen gehalten werden. Die Besetzungen in Wien und Innsbruck wurden bereits am gleichen Wochenende von der Polizei geräumt. Ausgangspunkt war bei allen Aktionen die Forderung nach selbstverwalteten, autonomen Räumlichkeiten, „um die Notwendigkeit von atopischen Räumen in den Blickwinkel des witzlosen Alltags zu katapultieren“1. Diese Forderung bleibt auch nach den Aktionstagen aufrecht und die Menschen, die sie stellen, auch weiterhin umtriebig. Zuletzt wurde am 9. Mai die ungenützten Grundstücke der Brachmüh-
greifenraum jeweiligen Selbstverständnisses aus. So grenzen sich die meisten dieser Initiativen nicht nur vom kommerzialisierten, hierarchischen Alltag ab, sondern versuchen auch, Freiräume von gesellschaftlichen Diskriminierungsphänomenen wie Sexismus, Rassismus, AnWhat’s left? What’s new? Trotz mangelnder tisemitismus, Homophobie oder anderen diskriminierenden Raum- und Geldressourcen kommt es Verhaltensweisen zu schaffen, wie es zumindest in Wien in der „Szene“ keibeispielsweise im Selbstverständnis nesfalls zu einem Stillstand. Neben der I:DA betont wird. Langzeitprojekten wie dem EKH (Ernst Dass die dazugehörige Praxis jeKirchweger Haus), dem V.E.K.K.S. (Verein doch nicht immer so einfach umsetzzur Erweiterung des kulturellen und bar ist und die genannten Ansprüche künstlerischen Spektrums) oder dem Tüwi lassen sich in Wien auch eine Viel- selten tatsächlich umfassend verwirkzahl neuerer Projekte in selbstverwalte- licht werden können, ist ein verbindendes Problem vieler dieser Projekte. Ein ten Räumlichkeiten wie der I:DA (Idee: Direkte Aktion), dem Kindercafé Lolligo Beispiel dafür sind sexualisierte Übergriffe, die eben nicht nur außerhalb oder der KuKuMa (Vernetzung von dieser Freiräume stattfinden, sondern Gruppen und Projekten aus den Bereichen Kunst (Ku) Kultur (Ku) und Medien alle paar Jahre auch szeneintern in den le in Wien Floridsdorf besetzt, aufgrund mangelnder Unterstützung und großem Polizeiaufgebot wurde die Besetzung jedoch selbst wieder aufgelöst, so dass es zu keinen weiteren Anzeigen kam.
wendigerweise mit einer subversiven Unterwanderung hegemonialer Geschlechterverhältnisse einhergehen muss. So lautete der Anspruch dieser Sammlung von Menschen aus unterschiedlichen Kontexten, dass an „diesem Aktionswochenende die permanente praktische und theoretische Auseinandersetzung, über Normierung von Raum sowie den damit verbundenen allzu oft männlichen und heteronormativen Verhaltensweisen, im Vordergrund stehen [soll]. Im Sinne queerfeministischer Intervention und anti-heteronormativer Aktion wollen wir uns Raum jenseits von Sexismus und Mackertum aneignen und etablieren.“2 Die Ergebnisse des Workshops wurden in den besetzten Räumen publik gemacht, feministische Transparente aufgehängt, auf Redeverhalten
Ausgangspunkt stellt bei allen Aktionen die Forderung nach selbstverwalteten, autonomen Räumlichkeiten dar, „um die Notwendigkeit von atopischen Räumen in den Blickwinkel des witzlosen Alltags zu katapultieren.“ (M) mit dem Vereinslokal Kaleidoskop) finden. Auch die Bike Kitchen fand vor kurzem eine Werkstatt für ihr hierarchiefreies offenes Kollektiv. Neben der „Pankahyttn“, einem Haus in der Johnstraße, das die Stadt Wien nachlangem Kampf vor wenigen Monaten den Wiener PunkerInnen zur Verfügung stellte, konnte sich vor fast zwei Jahren auch in Wien ein Wagenplatz etablieren. Er war jedoch von Anfang an bedroht und über sein Fortbestehen und künftigen Aufenthaltsort herrscht weiterhin Unklarheit. Ähnlich verhält es sich auch mit den meisten anderen Projekten. Das Überleben dieser selbstverwalteten Initiativen ist deshalb keinesfalls selbstverständlich oder langfristig gesichert, sondern vielmehr ständigen Schikanen von Stadt, Polizei, AnrainerInnen und VermieterInnen ausgesetzt. Politische Freiräume. Viele dieser Projekte verstehen sich in ihrem Agieren und Auftreten nach innen wie nach außen explizit als „politisch“ und „emanzipatorisch“. Selbstbestimmung, Herrschaftsfreiheit und Kollektivität machen dabei meist zentrale Aspekte des
selbstverwalteten Räumlichkeiten selbst. Dass Sexismus nicht erst bei Übergriffen, sondern in viel subtileren Erscheinungsformen zutage tritt, ist dabei ebenso offensichtlich wie die Tatsache, dass es im Kampf gegen diesen alltäglichen Sexismus in linken Zusammenhängen nach wie vor große Leerstellen gibt. Aber auch hinsichtlich Heteronormativität hält sich die Umsetzung vielfach diskutierter Strategien nach wie vor in Grenzen. Weshalb sich die Frage stellt, was genau einen Raum feministisch macht und welche Vorarbeit geleistet werden muss, um Räumlichkeiten als feministisch bezeichnen zu können. Queer-feministische Raumnahme? Wie queer-feministische Raumnahme aussehen könnte, haben sich an die fünfzig TeilnehmerInnen im Vorfeld der Besetzung in der Spitalgasse überlegt. Denn auch im Aufruf zu den Squatting Days wurden feministische Überlegungen oder Ansprüche kaum berücksichtigt. Dabei haben bisherige Erfahrungen gezeigt, dass die subversive Aneignung von Raum nicht not-
geachtet und auch eigene Frauenschlafräume eingefordert. Diese Zielsetzungen schienen für die anderen BesetzerInnen jedoch keinesfalls so selbstverständlich zu sein wie für die TeilnehmerInnen des Workshops. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass an dem Workshop eher Menschen teilnahmen, die ohnehin schon Bewusstsein und Sensibilität für queerfeministische Alltagspraxen aufbringen, dies den anderen AktivistInnen aber nicht näher bringen konnten. Auch in der Außenwirkung, vor allem in den bürgerlichen Medien, fand der Workshop oder der queer-feministische Anspruch zugunsten der Fortsetzung des altbekannten Bildes des „männlichen, gewaltbereiten, (deutschen) Autonomen“ kaum bis keine Erwähnung. Dieses Beispiel queer-feministischer Raumaneignung demonstriert daher, wie wichtig die Forderung nach feministischer Praxis ist und wie viel weiterhin fehlt, damit sie zu einer Alltagspraxis werden kann. Denn es ist nicht damit getan, sich feministische Transparente an die Fassaden zu heften. ❚
1 http://at.indymedia.org/node/9845 2 http://131.130.141.146/ Weitereführende Links: http://squat.net/ http://freiraum.at.tt http://lolligo.net/ http://wagenplatz.at/ http://ideedirekteaktion.at/
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raumgreifen
Feministisch. Punkt. Queer-feministische Raumaneignung in Wien – ein Anfang? Von Lucy Thorn
Lucy Thorn ist Künstlerin und Mitorganisatorin der Queer-feministischen Tage Wien. Die Queer-feministischen Tage Wien finden vom 11. bis 14. September 2008 statt: www.queerfemtagesind.org 1 Von der Homepage des Workshops „Queer-feministische Raumaneignung“, von dem aus die Besetzung ihren Ausgang nahm: www.freiraum.at.tt/index.html?/moinwiki/ QueerfeministischeRaumaneignung 2 http://at.indymedia.org/node/10005 3 http://de.wikipedia.org/wiki/ Clownarmee
10 an.schläge juni 2008
Gleich nachdem mich am 12. April um 21.00 Uhr die Nachricht von der Hausbesetzung unter queer-feministischem Motto in der Spitalgasse 11 erreicht hat, schaue ich im Internet nach dem Stand der Dinge, bald danach bin ich dort. „Queer, queer, we are here“, „Kein Freiraum dem Heterosexismus“, „Feministisch. Punkt.“ ist im Schein der nächtlichen Straßenbeleuchtung auf den Transparenten am Haus zu lesen. Und auch: „Besetzt“, „Reclaim your city“, „Atopia“ mit eingekreistem „A“ und Blitz-„N“ im „O“, „Haus leer – Haus der Freiräume schaffen!“. Deutliche Signale, ausgehängt zur Verdeutlichung des-
sen, was hier vorgeht, zur eigenen Einstimmung auf die Situation, zur Information der Hinzukommenden und Passierenden und zum letztlichen Übersehen- und Missverstandenwerden in der Berichterstattung. Die Botschaften der HausbesetzerInnen abseits der Aussage, die Mieten in Wien seien zu teuer, kamen zwar teilweise in den Massenmedien an, aber nur, um schließlich in der Rezeption vieler KonsumentInnen unterzugehen, wie die nachfolgenden LeserInnen-Postings auf diversen Medienhomepages bewiesen. Es wurde hier nicht für ein reines Wohnprojekt besetzt, es erschien aber von außen betrachtet so.
... davor ... „Hmmm – suchst du einen Proberaum?“ – spricht mich jemand vor dem Haus an, da ich meine Gitarre dabeihabe, „geh´ doch mal aufs Plenum und bring´ das ein. Hier sind viele kulturelle Aktivitäten möglich.“. Der nächste, der mich anspricht, sieht die Situation pessimistischer: „Ein schönes Haus, das seit Jahren leersteht. Hier ließe sich viel machen. Schade, dass es in dieser zentralen Lage nicht auf Dauer zu halten sein wird.“ Ein paar Schritte in Richtung Uni-Campus. Die Lage wirkt friedlich, großteils entspannt und einigermaßen kommunikativ. Bei einigen wirkt das Bewusstsein, Recht auf leerstehenden urbanen Raum zu haben, beim Rest der solidarischen Anwe-
Fo t o : A n n e t t e v o n Wa n g e n h e i m
greifenraum senden scheint auf jeden Fall die online wieso queer-feministische Raumaneigverbreitete Mitteilung, dass eine Haus- nung? Zumindestens bei der praktischen Ausführung ( also der Besetzung besetzung an sich weder einen Gesetund dem Geschehen danach ) war wezesbruch noch eine Verwaltungsübertretung darstellt, angekommen zu sein. nig davon zu merken.“2 Wie das wohl im Haus sein wird? GeDer Kampf gegen Strukturen ist hen wir mal hinein – es ist schließlich eben zäh. Noch ein Stockwerk, über die unser Recht! Leiter, hinauf auf die wegen ihres Aus-
Dabei ist es für uns zentral, dass der Kampf um herrschaftskritische Räume für eine anti-autoritäre Praxis mit dem Kampf gegen heteronormative Strukturen und der Arbeit an uns selbst zusammenfällt. Das bedeutet für uns die stetige Dekonstruktion und Hinterfragung der Norm der Heterosexualität und des Systems der Zweigeschlechtlichkeit. Wir wollen zudem auch nicht nur einen weiteren Ort für Partys und Konzerte schaffen, sondern einen Ort, an dem wir an unseren Identitäten, den Formen unseres Beisammenseins und dem Aufbrechen festschreibender und fremdbestimmter Strukturen arbeiten können – einen Ort, wo das, wofür wir kämpfen, vielleicht im Kleinen ein wenig sichtbar gemacht werden kann. Die permanente Auseinandersetzung mit Herrschaftsmechanismen, insbesondere (Hetero-)Sexismen, Rassismen, Verwertungslogik etc., soll deswegen bei unserer gemeinsamen Praxis bei den Aktionstagen und darüber hinaus im Vordergrund stehen. Wir alle sind zutiefst von Hierarchien geprägt, unsere Beziehungen zu anderen Menschen sind durchzogen von Unterdrückungsmechanismen, und nur weil wir dies erkennen, heisst das noch lange nicht, dass wir uns von ihnen freimachen können. Unsere Sexismen, Rassismen, Homophobie, Antisemitismen usw. sind ein Teil von uns, wir können sie nicht einfach an der Türe ablegen. Eine sich als emanzipatorisch verstehende Praxis muss darum vor allem in Auseinandersetzung mit uns selbst ansetzen. Erst wenn wir uns dieser Strukturen bewusst sind, können wir versuchen daran zu arbeiten und uns davon zu befreien.1
... mittendrin ... Drinnen ist die Stimmung geschäftig bis freudig erregt – „Ein schönes Haus!“ – „UNSER Haus!“. Viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, die sich hier eingefunden haben, das Stiegenhaus ist voll bis zum Dach, in den Räumlichkeiten abseits davon verliert mensch den Überblick über die Menschen. Von queerem Feminismus ist allerdings nicht sehr viel spürbar. Wohl gab es nachträglich die Wahrnehmung, mensch habe sich als Frau schon durch das Motto „queer-feministisch“ stärker ermächtigt gefühlt, gegen den Rückfall in heterosexistische Normen und Machismen aufzutreten, dieses allein rechtfertige aber nicht die Bezeichnung „queer-feministische Hausbesetzung“. Auch auf „Indymedia“ merkt jemand dazu an: „hab nicht ganz verstanden,
blicks angepriesene Dachterrasse. Plaudern mit Menschen, die mensch bisher nicht kennt, die ebenso wie man selbst zur Hausbesetzung dazugekommen sind, neugierig, sich mit der noch ungewohnten Situation vertrautmachend. Zeit zum Aufbruch, noch ein Blick über das ruhige nächtliche Wien, zum Abschied dann die Frage und Hoffnung: „Vielleicht sehen wir uns morgen hier ja wieder?“ Doch dazu kam es nicht, denn tags darauf wurde das Haus in der Spitalgasse 11 mit einem Polizei-Großeinsatz, der nicht ohne Straßensperre, Hubschraubereinsatz und die Anforderung von mehreren Feuerwehrzügen auskam, gewaltsam geräumt. Sogar die Clown Army3, die die HausbesetzerInnen unterstützte, war dagegen machtlos. ❚
Beate Hammond
Skandal auf der Wieden Vor achtzig Jahren hatte Wien einen veritablen Skandal. Schuld daran war eine schwarze Frau: der bestbezahlte weibliche Revuestar Josephine Baker. Schon mit knapp zwanzig Jahren war die US-Amerikanerin, die später Französin wurde, ein Star, der so ganz anders war als die meisten Berühmtheiten dieser Zeit: beruflich selbstständig, unabhängig, mit Kurzhaarschnitt und einem offenherzigen Körperbewusstsein. „Der Leib der Josephine Baker,“ schrieb der Wiener Kritiker Hans Liebstöckl, „ist ein lebendiges Bekenntnis zur Rundung und dafür wollen wir alle, die nicht mehr wissen, was Bub oder Mädel ist, dankbar sein.“ Eine Aussage, die auch heute, wo spindeldürre Teenager in TV-Modelwettbewerben als „zu dick“ ausrangiert werden, eine gewisse Berechtigung hat. Mit ihrem Körper bediente Baker allerdings auch das Image der „wilden Exotin“ besonders durch Auftritte, bei denen sie nur einen Kranz aus Bananen um die Hüfte geschlungen hatte und Grimassen schneidend, Augen rollend auf der Bühne tanzte. Als sei eine afrikanische Skulptur zum Leben erweckt worden, sagten ihre Fans. Moralisch verderblich und Pornographie, meinten ihre GegnerInnen. Rechte Politiker versuchten 1928 daher auch Bakers Gastspiel in Wien zu verhindern. Die lokalen Behörden verweigerten dem Ronacher Theater, das für Bakers Auftritt vorgesehen war, die Erlaubnis zur Wiedereröffnung. Baker musste auf das Johann-Strauss-Theater ausweichen. Bei ihrer Ankunft wurde sie mit einem Polizeitrupp vom Bahnhof zum Grand Hotel geleitet. Vor dem Theater wurden Flugblätter verteilt. In der Paulanerkirche wurden Sühnegottesdienste abgehalten. „Als ich die Bühne betrat, empfing mich eine schockierte Stille,“ schreibt Baker in ihrer Autobiographie. Warum? Baker trug ein hochgeschlossenes Abendkleid und entsprach so überhaupt nicht dem Klischee, das Wien von ihr hatte. Der Skandal fiel aus, und das Gastspiel wurde ein großer Erfolg. Nicht umsonst sollte später Hemingway Josephine Baker als „das sensationellste Weib, das Menschenaugen je gesehen haben oder je sehen werden“ bezeichnen. juni 2008 an.schläge 11
internationalan.riss Fo t o : C l a u d i a Wi e n s
italien
Pogrome gegen Roma In Neapel wurden Roma-Camps in Brand gesetzt. Fünf Barackensiedlungen des neapolitanischen Viertels Ponticelli wurden mit MolotowCocktails beworfen, hunderte mit Steinen und Schlagwaffen ausgerüstete Bürger zogen zu den Camps. Anlass war die Verhaftung einer 16jährige rumänische Romni, die der versuchten Säuglingsentführung beschuldigt wurde. Für die Beschuldigung fehlen bislang alle Beweise. Roma werden regelmäßig diverser Vergehen bezichtigt und für unaufgeklärte Delikte in der Gegend Neapels verantwortlich gemacht. Auch in Mailand kam es mehrfach zu Ausschreitungen gegen Lager von Sinti und Roma. In neun Regionen wurden in Roma-Lagerstätten Razzien durchgeführt, in Rom wurden dabei fünfzig Menschen ohne Dokumente verhaftet. Der Regierung Berlusconis, die zahlreiche Elendssiedlungen jahrelang hingenommen hat, kommt der rassistische Volkszorn nicht ungelegen. „Gegen Kriminalität wird nun hart vorgegangen – vor allem gegen Ausländerkriminalität“, heißt es aus der Regierung Berlusconi. Während die Sprecherin der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR, Laura Boldrini, die Angriffe aufs Schärfste verurteilte, zeigte die linksdemokratische Bürgermeisterin Neapels, Rosa Russo Iervolino, „teilweise Verständnis“ für die Pogrome. ps www.followthewomen.com
ka l i f o r n i e n n a h e r . o s te n
Frauenfußball El Hawary, der Gründerin des Frauenteams, ist es zu verdanken, dass Frauenfußball in Ägypten zunehmend populärer und mit internationaler Aufmerksamkeit bedacht wird. Elf „Mannschaften“ in der 1. und sechs in der 2. Liga existieren inzwischen – und immer mehr Mädchen und Frauen in der arabischen Welt spielen Fußball. An vielen ägyptischen Schulen gehört Fußball für Mädchen sogar zum Sportunterricht. „Fußball spielen ist hier eine Form der Emanzipation, die Mädchen und jungen Frauen erobern sich nicht nur ihren Platz auf dem Spielfeld, sondern auch in der Gesellschaft“, schreibt die Fotografin Claudia Wiens. Ihre Fotoreportage über Frauenfußball im Nahen Osten ist derzeit in Dortmund zu sehen. „Viele Mädchen, die im täglichen Leben ein Kopftuch tragen, legen dieses auf dem Spielfeld ab. Es ist wie ein Eintauchen in eine andere Welt, ein Raum der persönlichen Freiheit“, so Wiens. Die Situation für die jungen Fußballerinnen des palästinensischen Nationalteams ist auf Grund des Konflikts zwischen Israel und Palästina schwieriger. Zwei Spielerinnen des Nationalteams leben in Gaza und müssen dort alleine trainieren, nur bei Auslandspielen sind sie mit dem Rest des Teams aus dem Westjordanland vor Ort. Zur Hälfte Christinnen und zur Hälfte Musliminnen mit einem muslimischen Trainer „ist das Team an sich eigentlich ein wunderbares Beispiel dafür, dass Religion keine Rolle spielt“, bemerkt Wiens. sr bis 26.06.2008, Ausstellung: Frauen- und Mädchenfußball im Nahen Osten – Claudia Wiens, Auslandsgesellschaft NRW, 44147 Dortmund, Steinstraße 48, Eintritt frei, Infos: Tel: +49-(0)231-5898417, www.claudiawiens.com, info@claudiawiens.com
12 an.schläge juni 2008
Homo-Ehe gleichgestellt 2000 stimmte die Mehrheit der kalifornischen WählerInnen gegen die Homo-Ehe, nun hat das Oberste Gericht entschieden, dass die Ehe als „grundlegendes Bürgerrecht“ keiner sexuellen Diskriminierung ausgesetzt werden darf und hob das Verbot für gleichgeschlechtliche Eheschließungen auf. Gouverneur Arnold Schwarzenegger hatte zuvor einen entsprechenden Antrag der DemokratInnen im kalifornischen Parlament per Veto gestoppt. Ein großer Erfolg nicht nur für die KlägerInnen, eine Koalition aus BürgerInnenrechtsgruppen und der Stadt San Francisco, sondern für die homosexuelle Bewegung insgesamt. Neben Massachusetts ist Kalifornien nun der zweite und damit größte US-Bundesstaat, der die Homo-Ehe jener zwischen Frau und Mann gleichstellt. Die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen sowie die Abtreibungsdebatte sind immer noch die gesellschaftspolitisch umstrittensten Themen in den USA: Das kalifornische Gerichtsurteil wird, so schätzen ExpertInnen, für gleichlautende und noch zu verhandelnde Klagen in anderen Bundesstaaten, u.a. in Connecticut, Signalwirkung haben. Überraschend ist deshalb auch, dass das mehrheitlich republikanisch besetzte Gericht mit vier gegen drei Stimmen gegen das bislang gültige Verbot der Homo-Ehe votierte und „die Einschränkung der Ehe auf eine Verbindung zwischen Mann und Frau“ für verfassungswidrig befand. Chefrichter Ron George bezog sich in seiner Urteilsbegründung auf den Passus der Gleichheit in der US-Verfassung. „Das Recht zu heiraten ist das Recht eines Individuums, mit einer Person seiner Wahl eine legal anerkannte Familie zu gründen“, so George. sr
an.rissinternational mexiko
Schreiben statt schweigen Politische Korruption, Kinderpornographie, Frauenmorde, wer nicht muss, sieht nicht hin. Die mexikanische Journalistin Lydia Cacho Ribeiro sieht hin und schreibt darüber. 2003 hat sie einen Kinderpornoring im Nobelbadeort Cancun aufgedeckt und das Buch „Los Demonios del Eden“ geschrieben. Die Folge: sie wurde bedroht, vergewaltigt und entführt. Trotz eindeutiger Beweise, die belegten, dass die Entführung vom Gouverneur von Puebla veranlasst worden war, stand die Journalistin alleine da. Nach vielen Monaten wurde schließlich die Anklage gegen den Gouverneur vom Obersten Gerichtshof fallengelassen und auch die UNO, unter anderem verantwortlich für den „Schutz der Menschenrechte“, legte der Journalistin nahe, das Land zu verlassen. Aber Lydia Cacho Ribeiro ging nicht. Sie schrieb weiter, diesmal über die Frauenmorde in der nordmexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez, wo seit 1993 hunderte verstümmelte und entstellte Frauenleichen gefunden werden und unzählige Frauen als vermisst gelten. Neben diesem Engagement errichtet sie auch noch ein Frauenhaus: „Als feministische Aktivistin gegen Gewalt aufzutreten ist meine Art, Bürgerin zu sein, als Journalistin zu arbeiten, ist mein Beruf.“ Am 9. April 2008 verlieh die UNESCO Lydia Cacho Ribeiro den „Guillermo Cano World Press Freedom Prize“ für ihren Mut und reiht sie damit in die Riege von May Chidiac, Christina Anyanwu und nicht zuletzt Anna Politkowskaja, welche für ihre Arbeit schliesslich mit ihrem Leben bezahlen musste. Kurz vor der Preisverleihung erschien Lydia Cachos zweites Buch: Der Erzählung des Falles Cacho. In Memoria de una Infamia – Erinnerung an eine Infamie. shi
www.mona-net.at
„Wo sind die ganzen Mädchen?“ fragte sich einst Jutta Zagler, Initiatorin von Mona-net. Die Antwort lag nahe: Online natürlich. Also beschloss die Sozialpädagogin, die Ärmel hochzukrempeln und gemeinsam mit dem Bundesministerium für Frauen, dem Frauenbüro Burgenland, dem AMS und der Frauenservicestelle „Die Tür“ eine OnlinePlattform nur für Mädchen zu errichten. Mittlerweile gibt es Mona-net schon seit fünf Jahren und sie feiert große Erfolge. So große, dass das burgenländische Konzept seit April dieses Jahres auf ganz Österreich ausgeweitet wurde. Neben einer ausführlichen Berufs- und Bildungsberatung stehen eine Psychologin und eine Sozialpädagogin zur Verfügung sowie etliche Foren, in denen sich die Userinnen anonym Rat in allen Lebenslagen holen und untereinander austauschen können. Das Projekt ist zukunftsgerichtet und auch die Mädchen sollen sich in eine neue Zukunft bewegen. Abseits der Rollenklischees lernen sie auch, sich an traditionelle „Männerberufe“ heranzuwagen, Netzwerke aufzubauen und sich, wenn nötig, den Computervirus selbst vom Hals zu schaffen. shi juni 2008 an.schläge 13
raumgreifen
Fo t o : Ro l f We g s t
Fo t o : C h r i s t i a n Wi l d
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Solidarischer Hauskauf Die Generation 2.0 kauft lieber ein Haus, statt sich jahrelange Fights mit der Staatsmacht oder Immobilienbesitzer_innen zu liefern. Das Marburger selbstverwaltete Studierenden-Wohnheim „Bettenhaus“ ist so eines. Von Lena Zamzow und Miriam Wohlfahrt
Unterstützung: Bei uns kannst du dein Gespartes solidarisch und transparent anlegen: für den Hauskauf und Sanierungen brauchen wir noch jede Menge Direktkredite. Kleine Beträge ab 200 Euro wirken Wunder. Also löse dein Sparbuch auf und mach mit uns einen Direktkreditvertrag, in dem, wie bei einer Bank, Laufzeit und Zinsen genau geregelt sind.
14 an.schläge juni 2008
„WIR BLEIBEN ALLE!!! Selbstorganisierte Räume erkämpfen und verteidigen.“ So lautet der Slogan der neuesten Kampagne von selbstorganisierten, linken Wohn-, Haus- und Kulturprojekten in Berlin. Sie reihen sich damit ein in die neue Welle von Kampagnen und Erhaltungskämpfen von selbstorganisierten, zum Teil noch besetzten oder in unsicheren Besitzverhältnissen befindlichen linken Projekten in Westeuropa. Der anhaltende (Straßen-)Kampf um das Ungsdomhuset in Kopenhagen, die erfolgreiche „here to stay“-Kampagne von linken Studi-WG-Häusern in Göttingen, die „Köpi-bleibt“-Kampagne in Berlin oder das endlose Ringen um das EKH in Wien sind nur einige Belege dafür, dass in den 1970er und 80er Jahren errungene, autonome Freiräume gegenwärtig verstärkt bedroht sind: Sei es durch Verkauf, Umnutzung oder Verwertung von Immobilienbesitzer_innen, sei es durch konservative-neoliberale Politiken von Stadt/Land/Uni/Studentenwerksverwaltungen. Gemeinsam ist allen Projekten, dass ihre nichtkommerzielle, kollektive, selbstbestimmte und experimentelle Ausrichtung von Leben, Wohnen, Kulturschaf-
fen und Arbeiten in diesen Zeiten wohl besonders unbeliebt ist.
exemplarisch für genannte Freiräume mit prekärem Status. 1985 wurde es von hochschulpolitisch engagierten Linken als alternatives, kollektives Wohnprojekt Ein solidarischer Verbund. Doch an den gefür Studierende in einem ehemaligen nannten Kampagnen ist ablesbar, dass Klinikgebäude gegründet. Die Idee und auch vonseiten der Freiraumverteididie Grundlage des gemeinsamen Wohger_innen ein Umdenken beim Erhaltungskampf stattgefunden hat. Sicher- nens sollte entfremdetem Wohnen solilich ist das auch den derzeitigen Kräfte- darische Kollektivität entgegensetzen und auf paritätischen, diskriminieverhältnissen einer an sich schwachen rungsfreien Miteinander von Frauen linken Bewegung geschuldet, die dem Kampf auf der Straße nicht gewachsen und Männern, Nichtpassdeutschen und Passdeutschen beruhen. Ein wichtiger ist. Viele setzen dabei auf die WirksamPfeiler des Wohnprojektes sollte die keit von öffentlichem Druck durch Kampagnen und Vernetzung. Das Internet ist Selbstbestimmung durch Selbstorganisation und Selbstverwaltung werden. dabei ein hilfreiches Werkzeug. Ein weiteres neues Modell für die langfristige Si- Zu diesem Zweck wurde ein gemeinnütziger Verein für die Trägerschaft gecherung ist in der BRD der Hauskauf im Verbund mit einem nichtkapitalistischen gründet, dessen Mitglieder die Hausbewohner_innen sind und waren. Die MitUnternehmer_innenverbund namens glieder- oder Hausversammlung trifft „Mietshäusersyndikat“ geworden. alle wichtigen hausübergreifenden EntEin solidarischer, nichtkapitalistischeidungen. Ansonsten agieren die 11 scher Unternehmer_innenverbund? Wohngemeinschaften autonom, wie Was soll das denn bitte sein? Wir aus bei der Gestaltung der Räume oder des dem Marburger Wohnprojekt „BettenWG-Alltags. haus“ haben uns das auch gefragt, als es darum ging, Lösungen für eine langfristige Perspektive für unser Haus zu minimal consens. Die Organisierung des entwerfen. gemeinsamen Zusammenlebens ist Das Bettenhaus in Marburg, zwidurchaus auch konfliktbehaftet – schon schen Frankfurt/Main und Kassel, steht immer. So gibt es seit der Gründung
greifenraum Auseinandersetzungen darum, wer sich wie viel in dieses Projekt einbringen soll und was mit denen passiert, die nichts für das Haus tun. Eine ständig wieder aufkommende Auseinandersetzung gilt auch dem Selbstverständnis, in dem die so genannten „Spielregeln“ als „minimal consens“ für das gemeinsame Zusammenleben formuliert werden . Ne-
ob wir die Situation einfach aussitzen und dann wenn nötig besetzen sollen. Beide Optionen wollen wir jedoch erstmal zurückstellen, denn wir sind an einer sicheren, langfristigen Perspektive interessiert. Dass Besetzen meist nicht dazu gehört, hat uns die Geschichte der letzten Jahrzehnte zu häufig schmerzhaft gezeigt.“ Motiviert durch das Bei-
können strategische Auseinandersetzungen um die Verhandlungspunkte für den Hauskauf sein, die Strategieentwicklung, wie eine positive Öffentlichkeit geschaffen werden kann, Buchhaltung oder das Bauen am Haus selbst: Wände einreißen, neue Fenster einsetzen, Isolierung, das Dach neu decken usw. Klassisches Empowerment, das Er-
Dieses Modell ermöglicht also auch finanzschwachen Projekten den Hauskauf und installiert ein solidarisches Netzwerk von Hausprojekten, die sich gegenseitig unterstützen. ben Eigenverantwortlichkeit gibt es die klare Positionierung gegen rassistische, sexistische, faschistische und homophobe Äußerungen und Handlungen wie auch gegen körperliche Gewalt. Das Ziel ist es, einen offenen, aber auch angstfreien Raum zu schaffen. „International“ schreibt sich das Bettenhaus auf die Fahnen, weil der Anspruch formuliert wurde, eine Art Quote für Menschen ohne deutschen Pass einzuführen. Oft ist die Differenz zwischen Anspruch und Umsetzung jedoch sehr groß. Beim quantitativen Geschlechterverhältnis hingegen ließ sich dies wesentlich besser umsetzen. Derzeit sind viele der Aktiven des Wohnprojekts Frauen, die die neuen Entwicklungen rund um die Perspektivensicherung des Hauses gestalten. Ein in linken Strukturen eher ungewöhnliches Phänomen – und ein sichtbarer Erfolg unserer gelebten feministischen Praxis. Langfristige Perspektiven. In Marburg wurde 2007 von der Uni Marburg und StadtpolitikerInnen ein renommiertes, internationales und selbstverwaltetes Studierendenwohnheim, das von den Allierten im Rahmen der Redemokratisierung Deutschlands gegründet wurde, abgewickelt. Im Rahmen der Schließungsverhandlungen und der Bekanntmachung von neuen Campusplänen teilte uns die Marburger Universitäts-Leitung mit, dass auch das Bettenhaus im Rahmen einer neoliberalen Reformierung der Uni als Kostenfaktor auf der Abschussliste steht. Und nun – was tun? Kyra Röder, eine Mitbewohnerin aus dem Projekt, fasst die Entscheidungsfindung zusammen: „Wir haben uns die Frage gestellt,
spiel eines Marburger Wohnprojekts, das sich im Verbund mit dem Freiburger Mietshäuser Syndikat ein Haus gekauft hat, haben wir uns ebenfalls dem Syndikat angeschlossen. Das Mietshäusersyndikat nutzt kapitalistische Rechtsformen wie die GmbH und Kreditvergaben, vor allem private Darlehen, um solidarische, antikapitalistische Werte zu schaffen. Das funktioniert so: Gemeinsam mit dem Syndikat gründet unser Hausverein eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Das Syndikat nutzt sein Stimmrecht als Mitgesellschafter, um einen Verkauf der Immobilie zu verhindern. Es fungiert so als Garant, dass das Haus im Besitz der wechselnden Bewohner_innenschaft verbleibt. Finanziert wird der Kauf, wie auch zu erwartende Sanierungskosten, über die Einnahme von Direktkrediten von Privatpersonen, staatlichen Sanierungsförderungskrediten und normalen Bankkrediten. Die Kredittilgung ist durch die weiterlaufenden Mietzahlungen garantiert, daher auch der Name Mietshäusersyndikat. Mit fortschreitender Kredittilgung fließt ein zunehmend größerer Teil der Mieten in den Solidarfond des Syndikats, wodurch weitere Wohnprojekte unterstützt werden können. Dieses Modell ermöglicht also auch finanzschwachen Projekten den Hauskauf und installiert ein solidarisches Netzwerk von Hausprojekten, die sich gegenseitig unterstützen, finanziell, aber auch mit Wissenstransfer. Mit kapitalistischen Instrumenten werden also nicht kommerzielle, solidarische Zwecke erreicht. Größere Handlungsfähigkeit. Die Arbeit, ein Haus zu übernehmen, bietet zudem die Möglichkeit, jede Menge zu lernen. Das
lernen größerer Handlungsfähigkeit, wird in Projekten wie unserem zur Realität, die Selbstbestimmung wächst durch die Organisierung und durch das konkrete Lernen von neuen Fähigkeiten, die nicht auf Lohnarbeit bezogen sind. So ist auch garantiert, dass mensch aus der klassischen, paternalistischen Mietstruktur aussteigt. Der Erfolg spricht für sich. Inzwischen gibt es bundesweit mehr als dreißig gekaufte Projekte und noch mal so viele Projektinitiativen im Syndikat. Das Syndikat selbst ist der Verbund aller Projekte. Die Koordinierung und Verwaltung liegt derzeit noch in Freiburg, die Berater_innen für neue Projekte kommen jedoch schon dezentral aus den bundesweiten Hausprojekten. Syndikatswichtige Entscheidungen werden basisdemokratisch, gemeinsam auf den Bundes-Mitgliederversammlungen diskutiert und gefällt. Dieses HauskaufModell ist ein weiterer Versuch, selbstorganisierte (Wohn-)Räume langfristig zu erhalten. Hauseigentum wird unter den Bewohner_innen sozialisiert. Ähnlich verhalten sich auch Genossenschaftsmodelle. Neben oftmals erfolgreichen Kampagnen wie der Berliner Köpi-bleibt Kampagne, die im Frühjahr eine Mietvertragsverlängerung erwirkt hat, kann das Syndikats-Modell eine neue und sichere Alternative im Kampf um die Erhaltung, aber auch bei der Schaffung von alternativen Wohn-, Kultur- und Arbeitsprojekten sein. Für das Ausprobieren und Leben unserer Ideen von einer emanzipierten, solidarischen und selbstbestimmten Gesellschaft von Gleichen oder einfach nur für ein besseres Leben im Falschen brauchen wir Räume – kaufen wir sie! ❚
Links: www.bettenhaus.blogsport.de – Homepage des Marburger Bettenhaus www.syndikat.org – Homepage des Mietshäusersyndikats www.wba.blogsport.de - Homepage der Berliner Kampagne „wir bleiben alle“ www.freeparade.org/ Homepage der Freeparade in Wien am 5.7.2008 http://april2008.squat.net – Homepage der europäischen Vernetzung von Freirauminitiativen
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genderbudgeting
Frauen! Macht Budgets! Gender Budgeting: Wie öffentliche Budgets Geschlechterverhältnisse reproduzieren, und warum eine Analyse dieses Zusammenhangs wichtig, aber noch viel zu wenig ist. Von Bettina Enzenhofer
1 Ausführliche Erklärung progressiv/ regressiv siehe Interview mit Gabriele Michalitsch im Anschluss 2 Erläuterungen zum Bundesvoranschlag = Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben des Bundes, und ist Teil der Anlagen des Bundesfinanzgesetzes.
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„Gender Budgeting ist ein sehr abstraktes, wenig politisierbares Instrument. Auch viele Feministinnen können sich darunter kaum etwas vorstellen, weil es doch ziemlich viele ökonomische Vorkenntnisse braucht. Deshalb fehlt die Basis, die Druck von unten macht. Das öffnet natürlich auch die Türen für Vereinnahmung,“ sagt Gabriele Michalitsch von der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihrer Einschätzung nach gibt es viel zu wenige FeministInnen, die sich für Wirtschaft interessieren – dabei ist die (mögliche) Umverteilung von Geldern doch ein zentraler Punkt feministischer Forderungen. Was also bedeutet Gender Budgeting (GB)? Der Europarat definiert GB so: „Gender Budgeting is an application of
gender mainstreaming in the budgetary process: It means a gender-based assessment of budgets, incorporating a gender perspective at all levels of the budgetary process and restructuring revenues and expenditures in order to promote gender equality.“ Das bedeutet, dass der Budgetprozess sämtlicher Politikfelder, sämtlicher politischer Ebenen (national, regional, lokal) überprüft werden soll. Und – nach einer Analyse in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit – sollen öffentliche Budgets auch im Sinne von Gleichstellung restrukturiert werden. Genau daran scheitert es aber in der Praxis. Eine tatsächliche Restrukturierung von öffentlichen Budgets nach gleichstellungsorientierten Prinzipien hat es bislang – auch bei umgesetzter Budgetanalyse – noch nie gegeben.
Budgets. Öffentliche Budgets setzen sich aus Einnahmen und Ausgaben zusammen und sind somit ein Regulationsinstrument. Budgets werden immer wieder neu ausgehandelt. Sie spiegeln somit aktuelle politische Prioritäten und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse – das heißt auch Geschlechterverhältnisse. Budgets sind keinesfalls geschlechtsneutral, sondern wirken unterschiedlich auf Männer und Frauen, somit reproduzieren sie Geschlecht. Konkret kann das Folgendes bedeuten: Im niederösterreichischen Tulln wurde auf Initiative der grünen Gemeinderätin Liane Marecsek das Gemeindebudget von 2001 hinsichtlich der Auswirkungen auf Geschlecht untersucht. Dies geschah bei den Budget-
budgetinggender posten Verkehr/Straßenbau, soziale Wohlfahrt, Subventionen und Natur/Landschaftsschutz. Die Frage: Wem fließen diese Ausgaben eigentlich zu? In der Analyse zeigte sich, dass fast das gesamte Tullner Budget für den Straßenbau verwendet wurde. Öffentlichen Verkehr gibt es kaum, aber gerade Frauen haben erhöhten Mobilitätsbedarf, mehr vernetzte Wege als Männer, sie verfügen außerdem weniger oft über einen eigenen Führerschein. Das bedeutet, dass hinsichtlich der Verteilung öffentlicher Gelder Männer klar im Vorteil sind. Wohlfahrtsausgaben gingen überwiegend an Pflegeheime, kaum an Altenbetreuung durch mobile Dienste – somit sind auch hier Frauen benachtei-
Voraussetzungen. Für ein Gelingen von GB ist einiges notwendig: politischer Wille, die Bereitstellung geschlechtsspezifischer Daten, finanzielle und personelle Ressourcen, Transparenz des Budgetprozesses, Kooperation zwischen den Ministerien, Information, Erfahrungsaustausch, klare Richtlinien etc. Der politische Wille spielt eine zentrale Rolle: Ohne ihn gibt es keine Chance auf Umsetzung von GB. Und auch die Bereitstellung von geschlechtsspezifischen Daten klingt einfacher, als sie es in der Praxis ist: Daten müssen erst generiert werden, qualitative Daten sind teurer und somit seltener vorhanden als quantitative. Es geht hier beispielsweise um
von der „forcierten Anwendung“ von GM (was wenig bedeutet, solange es keine klaren inhaltlichen Forderungen gibt). Gender Budgeting wurde hier nur zur Analyse geschlechtsspezifischer Auswirkungen budgetärer Maßnahmen verstanden – von Restrukturierung war keine Rede. In den Unterlagen zum Bundesvoranschlag 2005 wurde die Einführung von GB zwar genannt, allerdings mit vielen Einschränkungen. Im Budgetbericht 2005 gab es wieder keine Bezugnahme auf die Umgestaltung öffentlicher Budgets. Vom Bundeskanzleramt gibt es im Arbeitsbehelf2 2005 einen Hinweis auf die Erfassung von Förderungen nach Geschlecht, im Arbeitsbehelf 2006, An-
Budgets werden immer wieder neu ausgehandelt. Sie spiegeln somit aktuelle politische Prioritäten und gesellschaftliche Kräfteverhältnisse – das heisst auch Geschlechterverhältnisse. ligt, da sie großteils unbezahlte Pflege leisten bzw. auch öfter pflegebedürftig sind. Bei den Subventionen gingen drei Viertel an Sportvereine (hauptsächlich von Männern besucht) und ein Viertel an Kultur (eher Frauen). Dieses konkrete Beispiel zeigt, was Gender Budgeting in einer ersten Umsetzung heißen kann. In Tulln hat nach dieser Analyse die Auseinandersetzung auf Gemeindeebene zugenommen, Partizipationsmöglichkeiten (im Kontext der Budgeterstellung) jedoch nicht. Das führt zum nächsten wichtigen Punkt, der bei der Budgeterstellung zu beachten ist: Wer macht Budgets? In Österreich (wie auch weltweit) sind Frauen in der Politik unterrepräsentiert. Mehr noch als andere Politikfelder ist Budgetpolitik männlich dominiert. Im österreichischen Nationalrat liegt der Anteil der Frauen bei ca. 32 Prozent, in der Kommunalpolitik finden sich von 2.357 Gemeinden genau 78 in der Hand einer Bürgermeisterin. Die Folge davon: Entscheidungen werden meist von Männern getroffen, aus männlicher Perspektive, zu Gunsten von Männern.
Untersuchungen zur Zeitverwendung oder unbezahlter Arbeit. Und selbst wenn seitens der Politik ein Bekenntnis zu GB ausgesprochen wird: Erst über die tatsächliche Bereitstellung von Ressourcen lässt sich sehen, ob dieser Wille über bloße Lippenbekenntnisse hinausgeht. Vereinnahmung. Gender Budgeting ist mittlerweile (ähnlich wie Gender Mainstreaming) zu einem Stichwort für PolitikerInnen geworden, die sich mit Bekenntnissen zu künftigen wichtigen Vorhaben schmücken wollen. 2002 wurde unter dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser eine als GB gepriesene „Studie“ veröffentlicht. Sie hatte einen Umfang von vier Seiten (inklusive Deckblatt plus Tabellenanhang neun Seiten), die Ergebnisse waren wenig überraschend: Lohnsteuern wirken progressiv, Sozialversicherungsbeiträge regressiv1. Um dies festzustellen, hätte es keine neue Studie gebraucht. Die Studie wurde 2006 unter ähnlichem Titel und geringfügig verändertem Datenmaterial noch einmal veröffentlicht. 2004 gab es einen Ministerratsvortrag zur Umsetzung von Gender Mainstreaming (GM), die Rede war
gaben über die Anteile von beschäftigten Männern/Frauen im öffentlichen Dienst und Teilzeitquoten. Das Innenministerium nennt im Arbeitsbehelf 2005 und 2006 neun Interventionsstellen gegen Gewalt, das Bildungsministerium erläutert im Arbeitsbehelf 2005 Projekte zu GM, 2006 den Hinweis auf die Unterrepräsentanz von Frauen in Forschungsprogrammen. All das wird als Gender Budgeting verkauft – und ist doch maximal ein kleiner Aspekt davon. Haushaltsrechtsreform. Im Zuge der Haushaltsrechtsreform soll GB Eingang in den Budgetprozess finden, einzelne Budgetposten sollen ab 2013 auf ihre Wirkung hin analysiert werden (Details dazu im Artikel auf S. 20) Wie das aber genau passieren soll, bleibt unklar: Es sind keine inhaltlichen Vorgaben festgelegt, keine zusätzlichen Ressourcen bereitgestellt, es gibt keine institutionelle Verankerung. Wirtschaftsforscherin Gabriele Michalitsch äußert sich skeptisch: „Es ist auf der einen Seite ein Erfolg, dass das überhaupt aufgenommen wurde. Wie weit das dann umgesetzt wird, ist aber völlig offen für mich.“ ❚
Buchtipp: BEIGEWUM: Frauen macht Budgets. Staatsfinanzen aus Geschlechterperspektive. Wien: Mandelbaum 2002.
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genderbudgeting
Nicht nur fifty-fifty Wirtschaftsexpertin Gabriele Michalitsch über fehlenden politischen Willen zu Gender Budgeting, Pilotprojekte und Probleme im österreichischen Steuersystem . Ein Interview von Gabi Horak und Bettina Enzenhofer. an.schläge: Wie sieht es in Österreich mit dem politischen Willen zu Gender Budgeting (GB) aus? Gabriele Michalitsch: Damit schaut es nicht irrsinnig gut aus. Ich kenne keine diesbezügliche Äußerung der Bundesministerin für Frauen. Es wird immer wieder mal der Begriff strapaziert, aber ich wüsste nicht, dass es jetzt besondere Bemühungen gibt. Es gab noch unter der vergangenen Regierung Bekenntnisse zu GB seitens des Finanzministeriums, allerdings reduziert auf ein sehr oberflächliches Verständnis ohne Veränderungsintention. Wie müsste GB aussehen, das darüber hinaus geht? Es geht nicht darum, dass Einnahmen und Ausgaben 50 zu 50 aufgeteilt werden, sondern dass die Gleichstellungsorientierung in der gesamten Budgetgestaltung eine Rolle bekommt, dass das Budget als – durchaus auch frauenpolitisches – Instrument eingesetzt wird. Es geht vor allem darum, geschlechtsspezifische Effekte zu untersuchen, insbesondere die Auswirkungen auf unbezahlte Arbeit, weniger um die 18 an.schläge juni 2008
Aufteilung von Ressourcen. Es ist ein Ziel, dass der gesamte Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik auch in seiner Geschlechtsspezifik durchleuchtet wird, dass es auch von Seiten feministischer Ökonomik größeres Gewicht gibt. Der erste Schritt muss also sein, bestehende Budgets umfangreich zu analysieren? Die Analyse eines Gesamtbudgets ist natürlich sehr viel Aufwand. Aber man kann auch relativ kostengünstig eine strukturelle Analyse machen, ohne genau einzelne Ausgabenposten zuzuordnen. Oder man kann mehrere detaillierte Analyseprojekte aneinander reihen. Ist das im Rahmen der Haushaltsrechtsreform geplant? So ist das nicht geplant. Es ist nur geplant, dass die Wirkung der Budgets verstärkt in den Vordergrund rücken soll und dass in diesem Zusammenhang GB verstärkt berücksichtigt werden soll. Was das im Konkreten heißen soll, ist offen. Im Rahmen der Haushaltsrechtsreform soll GB Eingang in den Budgetprozess finden. Es ist aber noch nicht ganz klar, wie das im Endeffekt ausse-
hen wird. Selbst wenn es im Haushaltsrecht verankert ist, wird es darauf ankommen, wie es umgesetzt wird. Was tut sich in der EU bezüglich GB? Der Bericht der ExpertInnengruppe*, einberufen vom Europarat, ist zusammengefallen mit ähnlichen Aktivitäten des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission, wo auch Berichte gelegt und Opinions formuliert wurden. Es gibt eine ganz unverbindliche Empfehlung zu GB des Europäischen Parlaments, die jedoch keinerlei Verpflichtungscharakter hat. Ist GB in europäischen Ländern verankert? Unterschiedlich. Es gibt in Großbritannien schon seit 1989 die „Womens Budget Group“, die relativ einflussreich ist. Da bestehen viele informelle Kontakte zum Schatzkanzler, sodass immer wieder auch Stellungnahmen aufgegriffen werden. Hier gibt es also eine gewisse Kontinuität: es ist ein gewisser Grad an Aufmerksamkeit da. Dann gibt es die skandinavischen Staaten, die im Rahmen des nordischen Ministerrates einen Beschluss gefasst haben, dass GB
budgetinggender realisiert werden soll. Es gibt Pilotprojekte und bis 2010 soll GB institutionalisiert sein. Sonst ist es sehr unterschiedlich. Es gibt viele lokale Initiativen: etwa in einem Bezirk in Berlin – aber gleichzeitig gibt es in Deutschland auf Bundesebene kaum Aktivitäten. In Frankreich gibt es eine Ergänzung des Budgets durch das sogenannte Gelbbuch – so etwas wie ein Rechenschaftsbericht. In Italien und Spanien gibt es einige regionale Projekte, aber weniges auf nationaler Ebene. Und wie sieht es mit lokalen Initiativen in Österreich aus?
der sind gerade die Bereiche, die ökonomisch relevant sind, stark männerlastig – sowohl auf Bundesebene, als auch in den Ländern und Gemeinden. Daher ist da relativ wenig zu erwarten. GB ist ein sehr abstraktes, wenig politisierbares Instrument. Auch viele Feministinnen können sich unter GB kaum etwas vorstellen, weil es doch ziemlich viele ökonomische Vorkenntnisse braucht. Deshalb fehlt die Basis, die Druck von unten macht. Das öffnet natürlich auch die Türen für Vereinnahmung. Aber es gibt Ansätze feministischer Ökonomie.
werden im Verhältnis also geringer belastet. Und das bedeutet natürlich auch, dass damit Geschlechterimplikationen verbunden sind, weil Frauen ein deutlich geringeres Einkommen haben. Wir haben abgesehen davon im Bereich der Einkommensbesteuerung zwar grundsätzlich eine progressive Struktur – wie das nach der Steuerreform aussehen wird ist noch nicht so klar. Aber diese progressive Wirkung – dass tendenziell die höheren Einkommen stärker belastet werden als die geringeren und dadurch Umverteilungspotenzial geschaffen wird – wird durch verschiedene Rege-
„Gender Budgeting ist sehr schwierig, weil es einiges an Wissen voraussetzt. Deshalb glaube ich, dass es kaum ein Auslöser für die Formierung einer Frauenbewegung sein kann. Es ist im Wesentlichen eine Expertinnendiskussion.“ In Oberösterreich gab es ein relativ großes Projekt, das 2006 abgeschlossen wurde. Da wurden drei wesentliche Ausgabenbereiche des OÖ Landesbudgets analysiert: Gesundheit, Sport und Bildung. Das ist eine sehr gut gelungene Studie des Wifo, die aber, so weit ich weiß, bisher auch keine Veränderungen in den Budgets bewirkt hat. Aber immerhin gibt es nun einen wichtigen Referenzpunkt. In Wien wird angeblich GB von der Verwaltung gemacht bzw. wird seit geraumer Zeit im Pilotbezirk Meidling GB versucht. Nur gibt es sehr wenige Informationen, deshalb kann ich nicht genau sagen, was da überhaupt läuft. Woran scheitert es, dass GB nicht vollständig umgesetzt wird? An den bestehenden Machtverhältnissen. Es ist offensichtlich, dass gleichstellungspolitische Ambitionen gegenüber anderen sich nicht durchsetzen. Wer gestaltet die Budgets in Österreich? Es gibt klare rechtliche Vorgaben, wer in welcher Weise an diesem Budgetprozess beteiligt ist. Die Frage ist, wer in so einem Budgetausschuss sitzt, wer in der Regierung? Wer hat wie viel Einfluss? Da sehen wir auch an der personellen Besetzung, dass wir gerade im Bereich der Wirtschaftspolitik kaum Frauen in den Entscheidungsstrukturen haben. Lei-
Das ist ein Feld, das sich in den letzten 15 Jahren entwickelt hat und im Wachsen begriffen ist. GB ist sehr schwierig, weil es einiges an Wissen voraussetzt. Deshalb glaube ich, dass es kaum ein Auslöser für die Formierung einer Frauenbewegung sein kann. Es ist im Wesentlichen eine Expertinnendiskussion. Wie beurteilen Sie das Steuersystem in Österreich? Was die Einkommensseite des Budgets betrifft, haben wir in Österreich sicher keine optimale Situation. Steuern stellen die wichtigsten öffentlichen Einnahmen dar – wir haben über sie aber kaum Umverteilungseffekte. Weil wir ein besonderes Gewicht haben auf der Umsatzsteuer mit tendenziell regressiver Wirkung. D. h. dass die BezieherInnen geringer Einkommen in Relation zu BezieherInnen höherer Einkommen benachteiligt werden. Alle zahlen unabhängig von ihrem Einkommen zwanzig Prozent Umsatzsteuer. Wenn sie ein entsprechendes Einkommen von 10.000 Euro haben, werden sie mehr sparen können und folglich einen geringeren Prozentsatz ihres Einkommens für Steuern aufwenden. Wenn sie 1.000 Euro im Monat haben und nichts sparen können, wird alles in den Konsum gehen und tatsächlich 20 Prozent ihres Einkommens an Umsatzsteuer weggehen. Die höheren Einkommen
lungen unterlaufen. Auch der Bereich der Vermögenssteuer ist problematisch in Österreich. Wir haben fast keine Steuern auf Vermögen, nach Abschaffen der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Vermögen wird in Österreich sehr gering besteuert und das ist angesichts der Vermögensverhältnisse der Geschlechter äußerst problematisch. Einkommen aus Arbeit sind vielfach höher besteuert als Einkommen aus Besitz – das sind Strukturprobleme am Steuersystem. Und noch eine Komponente: Die Sozialversicherungsbeiträge machen einen hohen Prozentsatz der gesamten öffentlichen Einkommen aus, die auch tendenziell regressiv wirken infolge der Höchstbeitragsgrundlage. Und das könnte man auch anders gestalten. Und wie sieht es mit dem im Zuge der geplanten Steuerreform diskutierten Familiensplitting aus? Das halte ich für sehr problematisch. In Deutschland gibt es das System des Ehegattensplittings mit enormen Nachteilen für weibliche Erwerbstätigkeit. In Österreich wurde in den 1970er Jahren vom Haushaltsbesteuerungssystem auf ein Individualbesteuerungssystem umgestellt und das halte ich für ein wichtiges Kernstück, das man unbedingt absichern muss. Ich würde das im Rahmen der Steuerreform keinesfalls aufgeben. Das hielte ich für katastrophal. ❚
* Gabriele Michalitsch war 20022005 Vorsitzende einer ExpertInnengruppe, einberufen vom Europarat, die einen Bericht zu Gender Budgeting zusammengestellt hat.
juni 2008 an.schläge 19
genderbudgeting
Testbetrieb statt Taten Gender Budgeting kommt nächstes Jahr in die Verfassung und bis 2013 wird auch das Haushaltsrecht reformiert – etwas spät und zu theoretisch, meinen KritikerInnen. Von Gabi Horak
„Die geplante Haushaltsrechtsreform ist ein längst fälliger erster Schritt zur Modernisierung des öffentlichen Finanzmanagements. Österreich ist ohnehin Nachzügler“, sagt der Grüne Budgetsprecher Bruno Rossmann. Er hatte als Experte bei den Vorgesprächen zur Novellierung des Haushaltsrechts teilgenommen und so auch dazu beigetragen, dass Gender Budgeting (GB) als neue Staatszielbestimmung in die Verfassung aufgenommen wird und neue Grundsätze der Haushaltsführung und mittelfristigen Budgetplanung eingeführt werden. GB soll Eingang in den Budgetprozess finden und einzelne Budgetposten auf ihre Wirkung hin analysiert werden. Die Grundsätze der Haushaltsführung werden neu bestimmt: Es geht um Wirkungs-
orientierung, Transparenz des Budgets, Effizienz und eine getreue Darstellung der finanziellen Lagen. Theoretische Umsetzung. Im Ministerratsbeschluss vom 5. März 2008 wurde GB verankert. Damit bekennt sich die Bundesregierung zu einer geschlechtergerechten Budgetplanung und Budget20 an.schläge juni 2008
gestaltung. Am 1. Jänner 2009 tritt eine Verfassungsnovelle in Kraft, nach der GB als Staatsziel definiert sein wird: „Bund, Länder und Gemeinden haben bei der Haushaltsführung die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern anzustreben.“ (Art. 13 Abs. 3 B-VG) Laut Finanzministerium ist jedes Ressort im Rahmen der Budgeterstellung aufgefordert, zumindest ein GBPilotprojekt für 2009 bekannt zugeben. Ab 2011 sollen Pilotressorts einbezogen werden und ab 2012 soll dann der flächendeckende Testbetrieb beginnen. Die Konkretisierung der Verfassungsbestimmung ist durch ein Bundesgesetz zu treffen. Der mit 1. Jänner 2013 in Kraft tretende Artikel 51 Abs. 8 B-VG schreibt vor:„Bei der Haushaltsführung des Bundes sind die Grundsätze der Wirkungsorientierung insbesondere auch unter Berücksichtigung des Ziels der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern, der Transparenz, der Effizienz und der möglichst getreuen Darstellung der finanziellen Lage des Bundes zu beachten.“ Praktische Umsetzung? Die konkrete Umsetzung ist unklar, es fehlt an klaren Vorgaben und zusätzlichen Ressourcen, meinen KritikerInnen. Eine Analyse des Budgets, die am Anfang eines Gender Budgeting Prozesses stehen sollte, sei nicht geplant, so Wirtschaftsexpertin Gabriele Michalitsch:„Es ist nur geplant, dass die Wirkung der Budgets in den Vordergrund rücken soll und dass in diesem Zusammenhang Gender Budgeting verstärkt berücksichtigt werden soll.“ Auch der Grüne Budget-
sprecher Rossmann sieht die Reform kritisch: „Die geplante späte Umsetzung des Gender Budgeting – nämlich 2013 – birgt die Gefahr, dass dieses totes Recht wird. Es fehlen klare Spezifizierungen und erkennbare Schritte zur raschen Umsetzung.“ Schon das Staatsziel in der Verfassung sei eigentlich eine Verpflichtung zur Umsetzung von GB – theoretisch, meint Elisabeth Klatzer. Sie ist GenderMainstreaming-Beauftragte im Bundeskanzleramt und war auch als Expertin bei der Entstehung der Reform geladen. Außerdem ist sie Mitglied der Watch Group Gender, einer zivilgesellschaftlichen Gruppe, die Lobbying für GenderMainstreaming und Gender Budgeting betreibt. Für die praktische Umsetzung der GB-Bestrebungen in der Haushaltsrechtsreform sieht sie eher schwarz: Es bräuchte mehr Ressourcen, treibende Kräfte. „Da braucht es noch sehr viel Druck vom Parlament und von NGOs, damit das gelingt.“ Und diesen Nachdruck spüre sie momentan nicht. Die vom Finanzministerium geforderten Pilotprojekte ab 2009 seien auch zu wenig, denn „langsam müsste man über Pilotprojekte hinausgehen“, so Klatzer. Zumal es in mehreren Bundesländern schon einige davon gegeben hat. Der neue Artikel in der Verfassung, der schon ab 2009 gilt, sieht eine Verpflichtung zu GB für Bund, Länder und Gemeinden vor. Damit das tatsächlich so weit praktisch umgesetzt wird, dass es im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes von Gender Budgeting auch Sinn macht, „bräuchte es fast eine Revolution“. ❚
Töchtertag Am Töchtertag besuchten sechs schreibwütige Mädchen zwischen 13 und 15 Jahren die an.schläge-Redaktion. Hier ihre beachtlichen journalistischen Erstlingswerke.
„Bad Picture. Not nice“ Die Werbekampagne von „Dolce & Gabbana“ löste Skandale in Italien und Spanien aus. Die italienische Frauenministerin, Barbara Pollastrini, in einem Schreiben an die Designer: „Das ist eine Aufhetzung zur kollektiven Vergewaltigung von Frauen und muss gestoppt werden! Das Plakat wurde schließlich zurückgezogen, doch nur in Spanien, D&G meinte nämlich: „Wir ziehen das Bild zurück, aber nur weil man in Spanien eben etwas zurückgeblieben ist! Was hat ein KÜNSTLERISCHES Foto mit Gewalt gegen Frauen zu tun?“ Befragt man ÖsterreicherInnen auf der Straße zu ihrer Meinung zu dem Foto, bekommt frau die unterschiedlichsten Antworten. „Sehr aggressiv! Die Frau ist das Opfer. Für mich ist das eine nachgespielte Vergewaltigungsszene!“, so eine Passantin. Andere Menschen sehen das Werbesujet weniger kritisch „„Dolce & Gabbana is halt so“ oder „So genau nehm ich das nicht“, meinten zwei Frauen in Anbetracht des Plakats. Ein Passant meinte hingegen, dass das Bild sehr sexistisch sei. Eine engländische Touristin zeigte sich entzetzt über das Bild „Bad Picture. Not nice“ Lieber zweimal hinschauen und Sexismus erkennen, als vorbeigehen und so tun, als hätte frau nichts gesehen! Olivia Punz & Dorina Heller
„Ich war unglücklich über mein Aussehen.“ Überall in den Medien wird versucht, uns klar zu machen, wie frau aussehen muss, um schön zu sein: schlank. Dieses Schlagwort ist am wichtigsten. Magersucht ist eine Essstörung, die besonders bei Mädchen und jungen Frauen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren vorkommt. Männer trifft es nur zu fünf Prozent. Sie entsteht oft aus Angst zu dick zu sein und den Schönheitsidealen nicht zu entsprechen. Die Betroffenen haben bezüglich ihrer Figur eine falsche Wahrnehmung. Vor allem die Models entsprechender Designer sind für die meisten Mädchen ein „Vorbild“. Sie möchten auch so eine „schöne Figur“ haben. Dieses Gefühl, immer zu dick zu sein, wird auch Körperschemastörung genannt. „Ich war unglücklich über mein Aussehen, fühlte mich zu dick. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich nicht zu dick, sondern zu dünn war. Immer wenn ich etwas aß, hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl. Ein Psychotherapie hat mir schließlich ge-
holfen“, erzählt eine früher von Magersucht betroffene Frau. Die Betroffenen essen wenig, verzichten auf „fett machende“ Produkte und oft wird die Gewichtsabnahme von Medikamenten oder durch selbstausgelöstes Erbrechen unterstützt. Magersucht ist eine schlimme Krankheit, die sogar zum Tod führen kann, denn das immerwährende Untergewicht verursacht z. B. niedrigen Blutdruck, verlangsamten Herzschlag, Ohnmachtsanfälle oder Kältegefühl. Um aus dieser Krankheit wieder herauszukommen, benötigt frau meistens eine/n Ärztin/Arzt und seelische Unterstützung. Und auch wenn Magersüchtige auf dem Weg der Besserung sind, müssen sie ständig ihr Essverhalten kontrollieren und weiterhin in ärztlicher Behandlung bleiben. Wenn frau das nicht macht, ist die Gefahr eines Rückfalls sehr hoch. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, von Magersucht betroffene Freundinnen oder Bekannte auf ihre Problematik anzusprechen und Hilfe anzubieten. Eines ist aber besonders wichtig: Starkes Untergewicht zu haben ist nicht schön, es ist eine Krankheit! Johanna Heit & Jennifer Mayr
Europa im Fussballfieber Die Euro 2008 steht vor der Tür, 16 Teams aus 16 verschiedenen Ländern treten gegen einander an, um den begehrten EM Titel zu gewinnen. Millionenschwere Sponsoren und Werbeträger wie Coca Cola, oder McDonalds finanzieren das Spektakel. Um die EM-Begeisterung noch zu steigern, gibt es diverse EM Produkte wie das beliebte EM-Sticker-Album von Panini oder die beiden (männliche) Maskottchen namens Trix & Flix. Doch die Fußball EM der Frauen wird überhaupt nicht so spektakulär gefeiert. Im Gegensatz zur Fußball Europameisterschaft der Männer ist diese bei weitem nicht so hoch angesehen. Die letzte EM der Frauen fand 2005 in England statt. Frauenfußball wurde von den männlichen Teams in den Schatten gestellt, obwohl Frauen diese Sportart genauso gut ausüben können wie Männer. Vielen Kindern wird schon in die Wiege gelegt, dass Fußball und Autos für Jungs sind, und Mädchen mit Puppen spielen und in der Puppenküche kochen üben. Natürlich ändern sich die Dinge auch. So gibt es beispielsweise immer mehr Männer, die in Karenz gehe. Durch die zunehmende Akzeptanz der Frauen in der Arbeitswelt, werden sich diese Veränderungen hoffentlich noch weiter auf den Sport ausweiten. Denn es gibt genug großartige Fußballspielerinnen, die genau so viel Ansehen bekommen wollen und sollen wie ihre männlichen Kollegen. Heike Korb & Katrin Ernst juni 2008 an.schläge 21
sexarbeitperu
Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
Fo t o : Ka r i n E c k e r t
Keine Kaugummi-Kussmäulchen Die moralische Scheiße aus ihrem Hirn zu verbannen, ist Ángela Villón von der peruanischen Prostituiertenorganisation Miluska gelungen. Karin Eckert über Selbstverständnisse und Schikanen in der Sexarbeit.
1 Miluska – Leben und Würde. Miluska war eine Sexarbeiterin, die von einem Kunden ermordet wurde. 2 Cajamarca = Region im nördlichen Andenhochland Perus, wo Bergbau betrieben wird und damit auch die Prostitution stark angewachsen ist. Ronderos = Eine Art BürgerInnenwehr am Land, die seitens des Fujimori-Regimes während des BürgerInnenkriegs der 1980er und 90er Jahre zur „Selbstverteidigung“ gegen die Guerrilla eingesetzt wurde. Sie hat das Recht auf Waffenbesitz hat und trotz Konfliktende bis heute de facto wenig an Macht verloren hat.
22 an.schläge juni 2008
Verfallene Hütten in einer staubigen Gasse in San Juan de Lurigancho, einem Armenbezirk Limas. Zögernd klopfe ich an die Tür jenes Hauses, das laut Angaben von Ángela Villón die Sexarbeiterinnenorganisation „Miluska – Vida y Dignidad“1 beherbergt. Ángelas Sohn führt mich vorbei an zerbrochenen Fensterscheiben, kahlen Ziegelmauern und gestampftem Lehmboden ins gemütliche und beachtlich bestückte Büro der NGO, wo mich eine sprühende, selbstbewusste und energiegeladene Mittvierzigerin erwartet. Gegen Ausrottung der Prostitution. Miluska wurde 2002 als Antwort auf eine Welle der Gewalt gegen Sexarbeiterinnen im Limeñer Bezirk La Victoria gegründet. Ein Kandidat der Gemeinderatswahl hatte die „Ausrottung der Prostitution“ zum zentralen Wahlkampfthema erklärt. Unter „Tod den Motten“-Rufen besprühten lokale Sicherheitskräfte die
Sexarbeiterinnen mit in Spraydosen gefülltem Spülmittel. Die bedrohten Frauen begannen sich zu Verteidigungszwecken zu bewaffnen. „Es war eine Situation des Wahnsinns“, erzählt Ángela, „aber wir konnten die Spirale der Gewalt unterbrechen“. Auf Basis dieses ersten Erfolges arbeiteten die Frauen weiter. Der Weg war aber mehr als schweißtreibend: Kein Notariat wollte die Formalisierung als eingetragene Organisation durchführen, das Geld reichte manchmal nicht einmal für ein Busticket und Kenntnisse über die eigenen Rechte waren nur rudimentär vorhanden. Der schwierigste Schritt aber war der aus der Unsichtbarkeit ins Rampenlicht: „Wir wussten, um etwas zu erreichen, müssen wir sichtbar werden. Ein Jahr lang habe ich meine Familie und Kinder darauf vorbereitet, mit LehrerInnen und dem sozialen Umfeld meiner Familie geredet“, schildert die Vorsitzende den Prozess. Die Organisation wuchs und zählt mittlerweile landesweit 800
Mitfrauen und hat in einigen Provinzen Niederlassungen. Zentrales Thema ist der Kampf um ihre Rechte als Frauen und Staatsbürgerinnen. Theoretisch ist Sexarbeit in Peru kein Delikt, lediglich Zuhälterei und Frauenhandel stehen unter Strafe. In der Praxis werden die Rechte der Sexarbeiterinnen aber tagtäglich mit Füßen getreten. Sie sind Schikanen und Gewalt seitens der Polizei, der Zuhälter und der Kunden ausgesetzt. „Wir wollen keine neuen Gesetze speziell für Sexarbeiterinnen, sondern innerhalb der bestehenden respektiert werden. Es kann nicht sein, dass in Cajamarca Ronderos2 in ein Etablissement eindringen, alles zerstören, die Kolleginnen mit Benzin übergießen und sie zwingen auf dem Hauptplatz splitternackt erniedrigende Slogans zu rufen und die Polizei schaut dabei zu!“ Aus der Erfahrung heraus, dass Gesetze für sie keine Gültigkeit haben und Anzeigen nicht verfolgt werden, resignieren viele Sexarbeiterinnen, auch aufgrund
perusexarbeit der internalisierten Diskriminierung als Abschaum der Gesellschaft. Um dem entgegen zu wirken, treffen sich monatlich rund siebzig Frauen, um von den Fortschritten und Problemen in den einzelnen Arbeitsgruppen zu berichten und etwaige neue Arbeitsfelder, Fortbildungen und Workshops im Kollektiv zu beschließen. Neben dem allgemeinen Kampf um die Respektierung ihrer Rechte sind HIV/AIDS-Prävention und die Anerkennung der Prostitution als Arbeit mittlerweile die beiden Schwerpunkte, um die sich diverse Aktivitäten drehen. Die Arbeit in den Kommissionen statten die Frauen mit den nötigen Kenntnissen und Werkzeugen aus. So hat es sich als wichtig erwiesen, den Umgang mit Me-
der Seite auftauchten und die peruanische Ministerin mit ihrem ExpertInnenteam wie eine Außerirdische angesehen wurde, hat sie uns panisch angerufen. Bei Kaffee und Kuchen haben wir dann ihren Vortrag gemeinsam erarbeitet und gleich die Gelegenheit genutzt, um ihr ein Abkommen abzuringen, das uns mit Gratiskondomen versorgt“, erzählt Ángela lachend. Wenn Frauen kommen, um Präservative abzuholen, ist der wichtige erste Kontakt mit Miluska geschaffen, mit dem weitere Unterstützung und Informationsweitergabe ermöglicht werden. Offiziellen Zahlen zufolge liegt die Verbreitung von HIV/AIDS unter den peruanischen Sexarbeiterinnen bei einem Prozent, in Wirklichkeit seien aber wesentlich mehr
kaufen“, erklärt Villón den Widerstand der NGO. Gegen Opferrollenbequemlichkeiten. Im Gegensatz zu anderen Organisationen sind in Miluska ausschließlich Sexarbeiterinnen aktiv. „Hier gibt es niemanden, der für oder mit jemandem arbeitet. Sondern: wir SIND.“ Dass andere sie und ihre Kolleginnen als Opfer sehen, die gerettet werden müssen, macht Ángela Villón sichtbar wütend: „Wenn die anfangen mit ihrem Diskurs, dass ich den Männern servil bin, und meinen Körper verkaufe, habe ich das Gefühl, die wollen mir die Klitoris amputieren! ICH bin diejenige, die die Tür schließt und mit dem Klienten alleine ist, ICH bin Therapeutin, Mutter und Kummerkasten. ICH
Wenn die anfangen mit ihrem Diskurs, dass ich den Männern servil bin und meinen Körper verkaufe, habe ich das Gefühl, die wollen mir die Klitoris amputieren!
Frauen infiziert, vor allem in jenen Regionen, wo die Gewalt am meisten verbreitet ist. „Wenn deine Rechte mit Füssen getreten werden, ist dein Selbstwertgefühl am Boden. Den Frauen ist es dann völlig egal, ob Kondome verwendet werden.“ Das Selbstwertgefühl aufzubauen, ist daher eine wichtige Aufgabe der Zusammenkünfte und Workshops von Miluska. Auch die Anerkennung der Prostitution als Arbeit würde zu einer positiveren Selbstwahrnehmung beitragen. „Wir wollen dieselben Rechte wie alle anderen ArbeiterInnen. Zugang zu geförderten Krediten, Wohnungsprogrammen, das Recht auf eine Alterspension etc.“, nennt Villón einige der Vorteile einer Anerkennung. Ein gemeinsam mit Perus größter Gewerkschaft CGTP erarbeiteter, entsprechenGegen Kontrollmachtmissbrauch. Unterstüt- der Gesetzesvorschlag ist derzeit in Begutachtung. Die Crux bei der Sache ist, zung im Gesundheitsbereich seitens staatlicher und privater Institutionen zu dass die sie unterstützenden Kongresserhalten, ist mittlerweile vergleichswei- abgeordneten als Bedingung die verpflichtende Gesundheitsuntersuchung se leichter, hat die peruanische Regieeinführen wollen, die Miluska aber als rung doch einen nationalen Plan zur Kontrollinstrument und wegen des zu Bekämpfung und Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten (Sexually erwartenden Missbrauchs ablehnt. Transmitted Diseases, STD) beschlossen. „Kontrolle war immer eine Methode, unsere Rechte zu verletzen. Es würden Jedoch: „Anfangs wollte die Gesundsich erst wieder mafiaähnliche Struktuheitsministerin nichts mit uns zu tun ren bilden und Frauen müssten durch haben. Als aber bei einer UNO-VerSchmiergeldzahlungen und sexuelle sammlung sämtliche MinisterInnen Dienste einen Gesundheitsausweis ermit ihrem Schwulen und ihrer Hure an dien zu professionalisieren. „Wie können wir Aufmerksamkeit erringen, ohne von den MedienvertreterInnen ständig als ungehobelte, Kaugummi kauende Kussmäulchen wahrgenommen zu werden, sondern als intelligente, kämpferische Frauen?“ Wie können Gesetzesvorschläge erarbeitet werden? Mit welchen Institutionen und PolitikerInnen können in welcher Form Allianzen gebildet werden? Auch Computerkurse, Selbstverteidigung, Rechtsberatung und psychologische Betreuung stehen auf der Agenda von Miluska. Nach und nach haben sich die Frauen zu Expertinnen entwickelt, die sich mit Intelligenz und Raffinesse empowern, Gelder lukrieren, Unterstützung einfordern, die Eigen- wie die Fremdwahrnehmung verändern.
bin diejenige, die Macht über die Männer ausübt und ICH bin diejenige, die entscheidet, wie weit ich gehe.“ Dieses Selbstbewusstsein hätte Villón nicht erreicht, hätte sie sich weiter viktimisieren lassen. „Viele Jahre habe ich mich total mies gefühlt, wegen meiner Arbeit als Prostituierte und weil man mir von klein auf so viel moralische Scheiße ins Hirn gefüllt hat. In dem Moment, wo ich beschlossen habe, nicht mehr Opfer zu sein, sondern stolz auf das, was ich bin – Ich, Ángela Villón, Prostituierte – hat sich mein Leben total verändert und ich wurde auch nicht mehr Opfer von Gewalt seitens der Polizei oder von Kunden.“ Für ihre Kolleginnen, die sich bisweilen in der Rolle des Opfers recht wohl fühlen, wünscht sich Ángela, dass sie erkennen, wie wertvoll sie für diese Gesellschaft sind. Denn dank ihrer Entscheidung, als Sexarbeiterin tätig zu sein, würden sie den Teufelskreis der Armut unterbrechen und könnten ihren Kindern Möglichkeiten bieten, die sie selbst nicht hatten. Dank ihrer Überwindung der Opferrolle können ihre Kinder in einer Atmosphäre aufwachsen, in der christliche Scheinmoral, Schuldgefühle und machistisches Kontrollbedürfnis keinen Platz haben. Denn „wir ziehen unsere Unterhose aus, weil wir das wollen und wann wir wollen!“ ❚
Ángela Villón
Link: http://miluskavidaydignidad. iespana.es
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24 an.schl채ge juni 2008
D e r C o m i c v o n B i n i A d am c z a k w u r d e i n d e r A u s s t e l l u n g H AV E T H E C A K E A N D E AT I T, TO O. I n s t i t u t i o n s k r i t i k a l s i n s t i t u i e r e n d e P r a x i s “ i n d e r K U N ST H A L L E E X N E R GA S S E g e z e i g t .
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an.zeigen suche Frauenportraits – Ausstellung Herbst 2010 Die verlorene Geschichte der Frauen aufzuschreiben war das Ziel der Feministinnen der 2. Frauenbewegung der 1970er. Jede von uns ist ein Teil dieser neuen Frauengeschichte, doch nur wenige wurden bisher sichtbar gemacht. Das „Ich bin nicht so wichtig“, möchte ich durch Sammlung von Fotos und einer kurzen Selbstbeschreibung aufheben und zu einer Ausstellung zusammenfügen. Die Ausstellung soll im Herbst 2010 stattfinden. Ich sammle Fotos & Kurzbiographien von Frauen, die sich in der Zeit von 1945 bis heute, frauenpolitisch betätigten. Bitte schicken Sie mir/schickt mir Namen, Fotos und Kurzbiographien von Frauen die ihr in diesem Archiv finden wollt. Damit bist auch du gemeint, liebe Frau. Es zählt hier nicht nur das jahrelange Engagement, auch erst seit kurzem tätige junge Frauen sind Teil dieser Frauengeschichte. „Dein Foto, deine Kurzbio fehlen mir noch!“ Du wählst aus in welcher Phase deines Lebens du dich zeigst, bildlich und textlich. Das Foto soll dich möglichst allein zeigen und nicht zu klein sein. Die Kurzbio etwa eine bearbeitete A4 Seite. Nach Abbau der Ausstellung erhält die gesammelten Materialien das „Stichwort – Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung.“ Fotos und Texte an: Elfie Resch, 1030 Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12, Mobil: 0676-9704961, elfie.resch@chello.at
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Fo t o : J u g e n d E i n e We l t
Homo- und Transsexualität am Arbeitsplatz
Mädchen kicken besser „Fußball ist ein wichtiger Faktor für Empowerment, bringt nicht nur Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraft und Mut auf dem Rasen, sondern auch innerhalb der Gesellschaft – weltweit!“ sagt Christiane Rein. Für den entwicklungspolitischen Verein „Jugend Eine Welt“ konzipierte sie den Workshop „Fußballgöttinnen – Frauen und Fußball“. „Bei den Themen Fußball und EURO 08 geht es schon lange nicht mehr nur um die Herren der Schöpfung“, so Rein weiter: „Zumindest arbeiten wir daran, das Thema aus diesem Sumpf zu ziehen.“ „Fußballgöttinnen“ greift sowohl geschichtliche, die erste Frauschaft gab es 1894, als auch globale Aspekte auf. „Frauschaften“ in den Anden z. B. entwickelten über das Fußballspiel einen derartigen Teamgeist, dass sie eine Gewerkschaft gründeten und damit Elektrizität in ihr abgelegenes Andendorf brachten. Warum kennen alle Victoria Beckham und kaum eine/r Birgit Prinz? Prinz ist Weltmeisterin! Die Workshops, für Jugendliche ab 12 Jahren sind bei „Jugend Eine Welt“ buchbar. kaiv www.jugendeinewelt.at, www.kickfair.at
frauen.qualifizieren
20 Jahre Gesellschaft für Frauen und Qualifikation Oberösterreicherinnen haben einen Vorteil: Sie können von Leistungen des VFQ (Gesellschaft für Frauen und Qualifikation mbH) profitieren. Zwanzig Jahre schon besteht der VFQ und begeht dieses Jubiläum am 11.6. mit dem Tagungsthema „Ressourcen.Kraft.Werk. Betriebliche Frauenförderung – Soziales Anliegen oder wirtschaftliche Notwendigkeit?“ und einer anschließenden Feier. Der VFQ bietet Frauen mehrere Qualifikationsbereiche: Angebote für Gründerinnen, eine Implacementstiftung für MigrantInnen, Ausbildung/Weiterbildung in Handwerk und Technik (Holz- und Glaswerkstatt), Wiedereinstieg, Qualifizierung im Büro, Einzelcoaching und Gruppentrainings bei beruflicher Neu- oder Umorientierung etc. Neu: Ein Programm zur Empowerment für Künstlerinnen. Frauen, die im Kunst-, Kultur- und Kreativbereich tätig sind, können in verschiedenen Workshops persönliche Kompetenzen und berufsrelevante Fähigkeiten stärken und außerdem neue berufliche Perspektiven kennenlernen. be VFQ-Tagung, 11.6., 13.30, Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, Anmeldung: www.vfq.at www.let.uu.nl/aoife, www.genderstudies.nl
Nach wie vor sind Homosexualität und Outing im Berufsleben TabuThemen. Gerade deswegen wurde es zum Thema des Standard Karriereforums gemacht. „All zu schnell wird die sexuelle Orientierung rein aufs Schlafzimmer reduziert und hat daher im Berufsleben nichts verloren. Das ist aber zu wenig, denn das Privatleben spielt sehr wohl am Arbeitsplatz eine Rolle“, begründet Norbert Pauser, im Vorstand von Austrian Gay Professionals (Agpro), die Dringlichkeit eines toleranteren Umfelds. Zustimmung erhielt Pauser unter anderem von Ingrid Pridt, Climate & Diversity Leader bei IBM. Sie betonte zwar, dass niemand sich outen müsse, aber „es muss ein Umfeld im Unternehmen geschaffen werden, in dem jeder zu sich stehen kann“. Ist ein Outing aber nicht möglich, so werden sich homosexuelle ArbeitskollegInnen bei der Frage nach dem Privatleben zurückziehen. „Und das hat auf alle Fälle auch Auswirkungen auf das Betriebsklima und damit auch ökonomische Konsequenzen“, so Pridt.Die Situation von TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt soll im Rahmen einer Online-Umfrage erforscht werden. Durchgeführt wird sie als Teil des Projektes „Collective Start“ von den Vereinen „diskursiv“ und „maiz“, für das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Ziel der Studie ist die Sichtbarmachung und Verbesserung der Situation von TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse werden ab Oktober 2008 auf www.diskursiv.at öffentlich zur Verfügung stehen. pix www.queer-business-women.at, www.agpro.at
migrantInnenbeirat.graz
Erstmals Frau an der Spitze Svijetlana Podlesnik heißt die Frau von der „Allgemeinen Kroatischen Europaliste“, die ab sofort dem Grazer MigrantInnenbeirat vorsteht. Ihre Schwerpunkte sind „Arbeitsmarkt,Wohnen, politische Partizipation und Bildung“. Fünf Jahre bleibt sie im Amt. Fünf Frauen und vier Männer sitzen insgesamt im neunköpfigen Rat. Hauptsächlich geht es darum, für ein besseres Zusammenleben zwischen „Einheimischen“ und „Zugewanderten“ zu sorgen. Die Interessensvertretung kümmert sich um „Problemstellungen, wie politische und soziale Benachteiligungen,Wohnsituation und Bildungsfragen der MigrantInnen“ wie es auf der Homepage heißt. In Graz leben um die 30.000 Menschen ausländischer Herkunft. Sie alle haben nun eine starke weibliche Vertretung im Rathaus. Gratulation. kaiv www.graz.at/cms/beitrag/10023588/411382
frauen.museums.kongress
1. Internationaler Kongress der Frauenmuseen Rund vierzig Frauenmuseen gibt es weltweit, nun sollen sich erstmals ihre MitarbeiterInnen treffen und austauschen. Geplant sind Vorträge (z.B. berichtet die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi über die Diskriminierung der Frauen im Iran), Workshops, Erfahrungsaustausch und vieles mehr. Und natürlich soll der Kongress auch eine Anregung zur Gründung weiterer Frauenmuseen sein. be 11.-13.6., 1. Internationaler Frauenmuseumskongress, 39012 Meran, Veranstaltungsorte: Kurhaus, Frauenmuseum, Schloss Tirol, http://dev.service-store.com/convegno/de
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themafußball
Fo t o : C l a u d i a Wi e n s, s i e h e S e i t e 1 2
Hinten auf dem Acker Gegen Männer zu spielen, macht keinen Spaß, sagt die ehemalige Bundesligaspielerin Tanja Walther. Ein Interview über Sexismus, Homophobie und Outing im Fußball. Von Lea Susemichel und Saskya Rudigier an.schläge: 1990 sagte Paul Steiner,
The European Gay & Lesbian Sport Federation: www.eglsf.info Seitenwechsel: www.seitenwechsel-berlin.de/
28 an.schläge juni 2008
der frühere Libero des 1. FC Köln, er bezweifle, dass Schwule Fußball spielen können. 1998 erhängte sich Justin Fashanu, weil er nach seinem Outing in keinem Club mehr unterkam. Was ist heute, zehn Jahre nach diesem Selbstmord, anders? Tanja Walther: Schwierige Frage. Einerseits gibt es inzwischen jemanden wie David Beckham, der kein Problem damit hat, sich für ein Schwulenmagazin fotografieren zu lassen und der zugibt, gelegentlich die Unterwäsche seiner Frau zu tragen. Andererseits aber gibt es eben weiterhin auch Aussagen wie jetzt gerade wieder von Luciano Moggi, der sagt:„Ich würde keinen homosexuellen Spieler unter Vertrag nehmen. Hätte ich einen entdeckt, wäre er sofort gegangen.“ Aber geoutete Fußballer gibt es in der Bundesliga weiterhin nicht?
Nein. Und interessanterweise auch keine geouteten Fußballspielerinnen. Obwohl ja das weit verbreitete Klischee existiert, dass fußballspielende Frauen ohnehin immer lesbische Mannweiber sind. Mir passiert das immer wieder, dass Leute zu mir sagen: „Was, du bist Fußballspielerin? Du siehst gar nicht so aus!“ Da würde ich jedes Mal gerne zurückfragen, wie die denn bitte auszusehen haben. In deiner Arbeit „Homophobie im Fußball“ schreibst du: „Der Fußball der Frauen geht weniger restriktiv mit Homosexualität um. Auch in den Medien würde eine bekennende Lesbe für weniger Aufruhr sorgen. Ist das nicht letztlich Sexismus? Weil Frauenfußball weiterhin niemanden interessiert, interessiert man sich eben auch nicht so dafür, ob die Spielerinnen nun lesbisch sind? Ja, auf jeden Fall ist das auch Sexismus! Genauso wie tausend andere Din-
ge. Dass die Mädchen irgendwo hinten auf dem Acker spielen müssen, während die Jungs den Platz haben. Oder warten müssen, bis die Jungs fertig sind, um selbst dran zu kommen. Und dass Frauen nach wie vor aufgefordert werden, doch noch mal die Abseitsregel zu erklären. Aber in den Teams selbst gehen die Frauen anders mit Homosexualität um. Die Heteras sind zum Beispiel immer gerne mit uns feiern gegangen und hatten damit überhaupt kein Problem. Das wäre bei Männern undenkbar. Frauenfußball hat nach dem letzten WM-Titel in Deutschland merklich an Ansehen gewonnen. Wird sich das noch steigern, irgendwann vielleicht sogar gleichrangig behandelt werden? Dass man irgendwann in ein ausverkauftes Stadion kommt und sich fragen muss, ob da jetzt wohl gerade Frauen oder Männer spielen – soweit wird
fußballthema fen die Spieler nach einem Tor ja nicht mal mehr ihre Hemden ausziehen und sich gegenseitig abknutschen … Das wird aber offiziell damit begründet, dass dieses ewige Herumknutschen einfach zu viel Zeit gekostet hat … Glaubst du das? Da wird wohl von allem ein Körnchen Wahrheit drin stecken. Aber ich denke natürlich auch, dass Fußball eine Männerbastion, ein Männerbund ist, in dem völlig irrwitzige Vorstellungen von Homosexualität kursieren: Dass sie ansteckend sei, dass die Schwulen beim gemeinsamen Duschen über die anderen herfallen würden etc. „Da könnten wir ja nur noch mit dem Hintern zur Wand duschen“ – solche Sprüche sind weiterhin durchaus üblich. In diesem Jahr wird es in Barcelona ja wieder die EuroGames, die lesbisch„Dass man irgendwann in ein ausverkauftes Stadion schwule Europameisterschaft, geben. Wirst Du dort sein? kommt und sich fragen muss, ob da jetzt wohl gerade Ja, wir machen einen Workshop Frauen oder Männer spielen – soweit wird es wohl zum Thema Homophobie, aber ich wernicht kommen.“ de auch selbst mitspielen, worauf ich mich sehr freue. Bei den EuroGames gibt es ja auch immer wieder den VorTrainerInnen für das Thema Homosefach mehr Muskelmasse und dieser xualität im Sport, Homophobie und Se- wurf, dass wir uns als Schwule und Lesphysische Unterschied macht sich beben selbst ausgrenzen. Aber ich finde es merkbar. Bei gleicher Fitness und Statur xismus zu sensibilisieren. Aber es ist nach wie vor verdammt schwer, Sportle- ab und zu absolut gerechtfertigt, sich habe ich gegen einen Mann keine diesen Raum zu nehmen. rInnen zu finden, die öffentlich gegen Chance. Und wenn ich mir ältere oder Innerhalb der Linken gab es zur WM unterlegene Männer aussuche, werden Homophobie Stellung beziehen. Dabei die ziemlich schnell aggressiv, wenn sie würde das sicherlich viel bewirken. Aber ja erbitterte Diskussionen über den neuFußballer haben sogar davor Angst, weil en Patriotismus in Deutschland. Die eimerken, dass sie verlieren. Und so nen verdammten jede Form von Natiomacht es dann auch keinen Spaß mehr. sie dadurch ja womöglich in den Vernalismus, die anderen pochten darauf, dacht kommen könnten, selbst schwul Wird es irgendwann auch Paninidass man es durch die Teilnahme von zu sein. Sticker von Fußballerinnen geben? Wäre ein Outing inzwischen zumut- MigrantInnen an der allgemeinen Ja, wieso nicht?! Bei der nächsten Deutschland-Euphorie mit einem ganz WM in Deutschland könnte ich mir das bar? neuen Phänomen zu tun habe. Was Der DFB hat inzwischen eine Erdurchaus vorstellen. Die schlimmste Schmähung im Sta- klärung gegen Diskriminierung im Fuß- denkst Du? Ich muss gestehen, ich war zur WM ball unterzeichnet und Theo Zwanziger dion ist es nach wie vor, den Gegner als schwul zu bezeichnen. Als sich beim letz- hat zugesichert, SpielerInnen bei ihrem überhaupt nicht in Deutschland. Aber nach allem, was ich gehört habe, war ten Österreich-Deutschland-Spiel in Wien Coming-out zu unterstützen. Dennoch das „Sommermärchen“ wirklich sehr das Blatt wendete, haben alle: „Schwuler wäre der soziale Druck für einen Mann weiterhin enorm hoch. Frauen haben in angenehm und unaggressiv patriotisch. DFB“ gebrüllt. Könnte man da nicht schon mal ansetzen, diskriminierende Pa- der Regel nicht ganz so viel zu verlieren, Für mich ist eine Fahne schon o.k., solange sie niemanden ausgrenzt und auch keine lukrativen Sponsoring-Verrolen z. B. einfach verbieten? diskriminiert. träge. Obwohl ich mir offen lesbische Antisemitische Äußerungen beiWer gewinnt die EM? und schwule SpielerInnen natürlich spielsweise sind verboten, da muss Ich würde es Österreich natürlich sehr wünschen würde – letztlich muss man sich schon fragen, weshalb zwigönnen, aber dazu wird es wohl nicht schen den Diskriminierungsformen un- das jede/r für sich selbst entscheiden. kommen. Ich würde mich freuen, wenn SporttheoretikerInnen analysieren terschieden wird … Aber Verbote alleine Fußball als den homoerotischen Männer- es ein Außenseiter wird – die Schweiz sind grundsätzlich zu wenig. Da muss ist auch eine nette Mannschaft. Letztbund schlechthin, gleichzeitig wird aber schon eine gewisse Bewusstseinsbilendlich wird es dann aber doch jede Homoerotik vehement wie sonst dung mit einhergehen. Und die muss Deutschland werden … ❚ nirgendwo geleugnet. Mittlerweile dürfrüh ansetzen, die TrainerInnen der Jues wohl nicht kommen. Ich glaube nicht, dass ich noch erleben werde, dass es irgendwann wirklich gar keinen Unterschied mehr gibt. Aber steigerungsfähig ist es sicher noch, vor allem, wenn die Frauen-WM dann nächstes Mal in Deutschland ist. Und es wirkt sich jetzt schon merklich auf die Wahrnehmung vieler Leute aus. Es ist für Eltern inzwischen normaler geworden, ihre Töchter Fußball spielen zu lassen. Die haben nicht mehr ganz so große Angst, dass die dann sofort lesbisch vom Training zurückkommen … Und gemischte Mannschaften? Ist es vorstellbar, dass die Nationalmannschaft irgendwann aus Männern und Frauen besteht? Nein. Es macht keinen Spaß, gegen Männer zu spielen. Männer haben ein-
gendmannschaften müssen schon entsprechend eingreifen, wenn sich die Kids auf dem Spielfeld als „schwul“ oder als „Behindi“ bezeichnen. Und genau da versuchen wir mit unserer Arbeit auch anzusetzen. Du engagierst dich beim Verein „Seitenwechsel – Frauen/Lesben Sportverein Berlin e.V.“ und bei „The European Gay & Lesbian Sport Federation“ (EGLSF) … Ja, der Verein Seitenwechsel ist mit 700 Mitfrauen mittlerweile der europaweit größte Frauen/Lesben-Sportverein für Frauen und Mädchen, unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, körperlichen Voraussetzungen, Alter oder sexueller Orientierung. Über Seitenwechsel bin ich dann auch zur EGLSF gekommen. Wir bieten Workshops für Vereine an und versuchen, die SpielerInnen und
Tanja Walther
juni 2008 an.schläge 29
kulturan.riss
Fo t o : A l l o ra & C a l z a d i l l a
Regie führte Marion Dimali, die drei Stürmerinnen geben Petra Kreuzer, Lilly Kugler und Daniela Kong. syb Ab 10.6, 20.00, 3raum Anatomietheater, Beatrixgasse 11, 1030 Wien. www.3raum.or.at, Karten ab 12 Euro,
t h e a te r
Jubiläum Wilde Mischung
s p r e c h e n d e . ku n s t
Ein Klavier erzählt
Sie waren einander empfohlen worden: Birgitta Altermann und Lilly Walden trafen sich erstmals im Jahre 1983. Zu Beginn waren die beiden nicht sonderlich voneinander begeistert, doch schon bald schlugen sie gemeinsame Wege ein. Walden faszinierte Altermanns musikalische Begabung am Klavier und diese war von Waldens Mut, auch außergewöhnliche Dinge auszuprobieren, angetan. 1989 erhielten die beiden den Deutschen Kleinkunstpreis. Drei Jahre später wurde ihnen die „Barocke Sau vom Bodensee“ verliehen. Einige Zeit gingen sie getrennte Wege, doch nun treten sie wieder gemeinsam auf. Alle Texte, Stücke und Kompositionen haben das spezielle Anliegen, die Wirklichkeit ein Stück erträglicher zu machen. Sich nicht vom Schicksal würgen lassen, sondern das Schicksal würgen. Die Worte der wilden Mischung. Zum 25jähigen Jubiläum des Duos gibt es nun die Jubiläumsshow:Wilde Mischung Berlin! ps 11-21.6., 20.30, Kosmos Theater, 1070 Wien Siebensterngasse 42, T. 01 / 523 12 26-12, Karten: 13/16 Euro,
13. 6-14. 9, Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München, Tel. +49 89 211 27-115, www.hausderkunst.de
f u ß b a l l . ka b a r e t t
Der zwölfte Mann ist eine Frau EM-Flüchtlinge finden auch im 3raum-Anatomietheater Asyl. Abseits von patriotischen Hochgefühlen und sportlichem Fachgesimpel nimmt sich das Kabarett „Der 12 Mann ist eine Frau“ der kuriosen Auswüchse der Fußballwelt an. Singend und Swingend brechen drei Stürmerinnen das männerdominierte Fußballfeld, in elf Spielzügen werden tiefe Einblicke in die Natur des Balles gewährt. Bekannte Songs werden EMtauglich interpretiert und auch das „aktuelle Sportstudio“ ist zu sehen. Die Spielzeit wird mit zwei mal 45 Minuten plus Nachspielzeit exakt eingehalten. Der einzige männliche Spieler trippelt, foult und kämpft sich zum Tor, muss aber schließlich schmerzhaft erkennen, dass der Boss im Fußballhimmel eine Frau ist. 30 an.schläge juni 2008
festival
Fo t o : Fi r s t Fa t a l K i s s
www.wilde-mischung.de,
„Stop, Repair, Prepare“: Die PerformancekünstlerInnen Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla lassen das Instrument zur Skulptur werden. Seit 1995 arbeiten sie in einem Team, machen Aktionen und gestalten künstlerische Arbeiten. Fotografien, Filme und Skulpturen, gepaart mit Geräuschen, Lauten und Musik, werden häufig mit Live-Auftritten präsentiert. Oft nutzen sie das Medium Kunst auch, um politisch Position zu beziehen. Allora und Calzadilla betrachten ihre Kunst als eine Reihe von Experimenten, die sich mit Themen wie Grenzen, Nationalitäten, Konsum, Globalisierung, Gesellschaft und Politik befasst. Ihr aktuelles Projekt erforscht den Einfluss türkischer Musik auf die klassische Musik des Westens. Eine große Rolle spielen dabei die ältesten Marschkapellen der Weltgeschichte, die Janitscharenkapellen. Der vierte Satz von Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie ist ebenfalls zentrales Thema: Die Taktschläge gleichen dem Marsch von Soldaten. Besonderes Augenmerk legen die KünstlerInnen auf den Gebrauch und vor allem den Missbrauch von Musik. Gewählter Aufführungsraum ist der Ort, an dem Hitler seine Reden zu Kunst- und Kulturpolitik gehalten hat. ps
Ladyzzz’ Mile Im Juni wird in Österreich vieles vom kommerzialisierten Wahnsinn der EURO 2008 verdrängt werden – nicht nur medial, sondern ganz konkret auch im öffentlichen Raum. Wer sich ihren/seinen Raum nicht nehmen lassen will, kann ihn sich im Rahmen der von den Teilorganisationen der Grünen Wien initiierten Ladyzzz’ Mile zurückholen. Das zweitägige Festival – „antirassistisch, antisexistisch, antihomophob, gegen Altersdiskriminierung, feministisch und queer“ – präsentiert sich an einem der zentralen Plätze der Stadt, zwischen Praterstadion und Fanmeile am Ring. Im und um das Fluc wird es Musik, Workshops und öffentliche Interventionen geben. Das Musikprogramm bewegt sich zwischen Independent Rock und Freestyle-Rap, dabei sind u.a. First Fatal Kiss, Bonanza Jellybean, Norah Noizzze und Spoenk, moderieren wird die Klit Clique. nr 23./24.6., Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, Tel. 069910169026, www.fluc.at
an.risskultur Fo t o : G e t a B ra t e s c u , To w a r d s W h i t e , 1 9 7 5
Renate Billeth
Fo t o : d a r k l i n g n o v e m b a
Lieblingsfragen
a u s s te l l u n g
Parallelpositionen Mit zwei zur gleichen Zeit stattfindenden Einzelausstellungen von Geta Bratescu und Ana Lupas steht die Galerie im Taxispalais ab Ende Juni ganz im Zeichen der rumänischen Avantgarde. Beide Künstlerinnen lassen sich zu deren bedeutendsten Vertreterinnen zählen. Geta Bratescu lebt und arbeitet in Bukarest. Sie nahm 1960 für Rumänien an der Biennale in Venedig teil und ließ künstlerische Formen bald hinter sich, die sie als „traditionell weiblich“ bezeichnet und wandte sich Anfang der 1970er Jahre neuen Ausdrucksmöglichkeiten zu. Ihre Objekte, Installationen, Fotoserien und Filme thematisieren das Verhältnis von Körper und Raum. Zu einer Zeit, in der männliche Künstler die rumänische Kulturszene dominierten, arbeitete auch die ausgebildete Textildesignerin Ana Lupas an Installationen, die sie mit einem dörflichen Umfeld korrespondieren ließ. 1970 gestaltete sie in Margau, Transsylvanien, eine „Humid Installation“, bestehend aus zahlreichen nassen, weißen Leintüchern. Waren ihre Arbeiten bis in die 1970er durch die optimistische Einbindung ökologischer Aspekte gekennzeichnet, wandelte sich ihre Einstellung dazu später immer mehr ins Gegenteil. Ana Lupas begreift Kunst auch als „gesellschaftliche Therapie“. Ihre aktuelle Werkschau umfasst neben einer im Innenraum errichteten „Humid Installation“ auch Objekte und Fotografien. nr 28.6.-24.8., Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, www.galerieimtaxispalais.at
Es gibt Fragen, die man Lesben niemals stellen sollte. Zum Beispiel „Wer ist bei euch in der Beziehung der Mann?“ Dennoch habe ich auf Fragen wie diese nicht nur einmal nachsichtig lächelnd antworten müssen. Jetzt, als lesbische Mutter, bin ich auf einen neuen Klassiker im Fragenrepertoire meines gesellschaftlichen Umfelds gestoßen: „Wie nennt er euch denn eigentlich?“ Das wollte wirklich fast jedeR wissen, der oder die sich für unser atypisches Familienverhältnis interessiert hat. O.k., warum nicht, aber mir fallen zahlreiche andere Fragen ein, die in diesem Zusammenhang ebenso interessant wären: „Kannst du eigentlich auch in Karenz gehen?“, „Dürft ihr wenigstens jetzt heiraten, wo das Kind da ist?“, „Habt ihr ihn eh taufen lassen?“ Drei kurze klare „Nein“ wären die Antwort und ich könnte das Thema wechseln. Stattdessen erkläre ich immer und immer wieder, dass es unser Kind nicht überfordert, wenn es zu uns beiden „Mama“ sagt. Darin habe ich mittlerweile Routine. Dennoch kann ich den immer wieder vermuteten sprachlichen Mütter-Kind-Konflikt einfach nicht nachvollziehen. Ich selbst hatte zum Beispiel zwei Omas, und auch wenn sie, etwa zu Weihnachten, gleichzeitig bei uns zu Besuch waren, kam es nie zu gröberen Komplikationen in der Kommunikation. Ich kenne sogar jemanden, der hat vier (!) Tanten – klappt ebenfalls wunderbar. Zur Not kann man ja auch noch den Vornamen dranhängen, wenn sich mal wieder die falsche Tante angesprochen fühlt. Bei uns daheim funktioniert das jedenfalls wunderbar, vielleicht weil wir ja auch täglich trainieren. Allerdings hat sich Janis mittlerweile als ein wahrer Übertreibungskünstler entpuppt, der den Superlativ im Umgang mit seinen Eltern zielgerichtet einsetzt. Will ich die stärkste Mama von der Welt sein, brauche ich ihn nur von der Straßenbahn bis zur Haustüre tragen. Sobald ich dazwischen aufgebe, wandert dieser Titel mit erhobenen Händen zu Karen weiter. Tja, er weiß eben immer, welche Mama er gerade meint. Gestern Abend saßen Karen und ich erledigt am Sofa und wollten ein wenig ausspannen, als Janis sich in der Küche mit einer Packung Pudding abquälte. Mama, kannst du mir das bitte aufmachen? Welche Mama meinst du eigentlich?, rief ich gähnend zurück. Das ist jetzt meine neue Lieblingsfrage, zumindest wenn ich müde bin … juni 2008 an.schläge 31
themafußball
Fo t o s : C l a u d i a Wi e n s, s i e h e S e i t e 1 2
Mann schafft. Frau spielt. Die Inszenierung von Männlichkeit im Fußball. Von Katharina Miko Irgendetwas irritiert, wenn wir vor dem Fernsehapparat sitzen und 90 Minuten ein Spiel verfolgen. Es sind nicht die Regeln, die auch fußballresistente Menschen einigermaßen nachvollziehen können. Es ist auch nicht die jubelnde Masse im Hintergrund. Es ist durchaus verständlich, dass es euphorische Gefühle auslöst, wenn Menschen von einer Sache begeistert sind. Vielmehr ist es die Inszenierung von Männlichkeit auf dem Fußballfeld, die einige Fragen aufwirft: Wieso küssen sich Männer nach einem Torschuss? Warum wird das als Kameradschaft gedeutet, die keinerlei sexuelle Konnotation hat? Wieso wird geweint, dies aber – im Gegensatz zur üblichen Tradition – als Zeichen von Männlichkeit interpretiert? Wieso werfen sich Männer übereinander, berühren einander auch an erogenen Zonen? Warum bleibt die Verbindung zwischen Homosexualität und Fußball aber ein Tabu? Oder zusammengefasst: Warum werden soziale Praktiken, die andernorts als mindestens homoerotisch – wenn nicht homosexuell – interpretiert werden, einzig 32 an.schläge juni 2008
und allein auf dem Fußballrasen als Zeichen „echter“ – nämlich heterosexueller – Männlichkeit interpretiert? Diese Irritation macht es interessant, sich über das Phänomen der Konstruktion von Männlichkeit auf dem Spielfeld Gedanken zu machen. Der Anfang vom Ende. Die Tagung „Mann schafft. Frau spielt – Geschlechterkonstruktionen im Fußball“ die im April 2008 rechtzeitig vor der Europameisterschaft gemeinsam vom FH Campus Wien und dem Referat Genderforschung der Universität Wien veranstaltet wurde, hat sich in fünf Panels mit Fragen von Fußball und Geschlecht auseinandergesetzt. Marlen BidwellSteiner, Tosca Wendt und Katharina Miko haben internationale Gäste zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung geladen. Das Panel zur Konstruktion von Männlichkeit war durch eine prinzipielle Einigkeit in der wissenschaftlichen Analyse geprägt. In kaum einem anderen Feld werden so viele Praktiken als „männlich“ inszeniert und dies in einem generativen Sinne: Jede Praxis soll noch einmal beweisen, dass dieser Ort
auch wirklich nur für Männer geeignet ist. Michael Meuser, renommierter deutscher Männlichkeitsforscher, startet seine Analyse nicht beim Profifußball: „Die herausragende Bedeutung, die dem Fußball als einem ernsten Spiel des Wettbewerbs für die Ausbildung des männlichen Habitus zukommt, erschließt sich, wenn man den Blick zunächst weg von den Profiligen und Fernsehinszenierungen wendet und ihn auf den alltäglichen Fußball richtet, den vornehmlich die Jungen in Schule und Freizeit spielen. Der Fußball ist für die Jungen eine bereitwillig ergriffene Gelegenheit, aktiv Grenzziehungen gegenüber den Mädchen vorzunehmen, wohingegen diese sich zumeist vergeblich darum bemühen, zu den (Fußball-)Spielen der Jungen zugelassen zu werden. Die Jungen (re-)produzieren den Fußball als männliches Territorium und verteidigen dieses gegen die Partizipationsbestrebungen der Mädchen. Zugleich bestätigen die Mädchen mit ihren Wünschen mitzuspielen den Jungen, dass sie ‚im Besitz’ eines wertvollen Guts sind.“ Meuser leistet hier eine Analyse, die das Pro-
fußballthema keine andere authentische Äußerung finden dürfe. Diese Analyse findet ihren Ausdruck in dem vielleicht manchmal zu schnellen – wenngleich auch in manchen Fällen wahren – Sager: „In Wirklichkeit ist der ja schwul“. Der Begriff „homosoziales Begehren“ jedoch suggeriert, so Heidel, dass das männliche Zusammensein – ähnlich dem bekannteren Skript Stammtisch – als solches begehrt wird, ebenso wie die Teilnahme an der männlichen Dominanz, die damit einhergeht. Eine Gegenthese – und auch ErDer nackte Oberkörper. Diese zwei hängen klärungsversuch für die Sexualisierung zwar eng miteinander zusammen, aber – dazu ist, dass Männer wie David Beckes gibt verschiedene Erklärungsansätze. ham einen Wandel erzeugt haben. Dass die mittlerweile inflationär herbeigeruGenauer gesagt, zumindest zwei, die fene „Metrosexualität“ doch einen tiefesich nicht ganz einig sind. Ist das Berühren und die Emotionalität homo- ren Wandel in der Welt des Fußballs bedeutet. Dass durch die zur Schau gesexuell oder nur homosozial zu lesen? Geht es hier also wirklich um Erotik und stellte Nacktheit seines Oberkörpers vielleicht sogar Sexualität? Oder geht es und andere Sexualisierungen seines Körpers, traditionelle Männerbilder darum, die ausschließliche Vergemeinschaftung zwischen Männern zu erhal- doch verändert werden. Es ist durchaus anzudenken, ob die Sexualisierung des ten? blem bei der Wurzel packt. Die Inszenierung von Männlichkeit fängt nicht beim 20h15 Spiel an, sondern im Sportunterricht an den Schulen. Der dort institutionalisierte Ausschluss von Frauen macht die weitere Entwicklung erst möglich. Trotzdem erklärt dies noch nicht ausreichend die ganz spezifische Ausprägung von Männlichkeitsinszenierung im Fußball. Diese zeigt sich auf zwei Ebenen: in der Ausschließlichkeit von Männern am Platz und in der Körperlichkeit zwischen ihnen.
bindet die ‚Eingeschlossenen‘, die Männer, mögen sie ansonsten auch zahlreiche (soziale) Unterschiede aufweisen. Nicht trotz, sondern gerade wegen der kompetitiven Struktur, wird die homosoziale Männergemeinschaft von Männern als der Ort erfahren, an dem eine ‚echte‘, ‚authentische‘ Männlichkeit gelebt werden kann. Der Wettbewerb entzweit die Männer nicht, er vergemeinschaftet sie.“ „Nicht am selben Tisch“. Wie können wir resümieren? Otto Baric, der legendäre Trainer, Otto „Maximale“, wie er im Superlativ genannt wird, hat in einem Interview in der Wiener Stadtzeitung „biber“ jüngst zum wiederholten Male seine eindeutige Position vermittelt: „Ich habe nichts gegen Schwule, aber ich will zum Beispiel nicht, dass, wenn ich mit meiner Familie am Mittagstisch sitze, so einer dabei ist“. Einfacher und prägnanter könnte man die Notwendigkeit der kritischen Fußballforschung nicht dokumentieren.
Wieso küssen sich Männer nach einem Torschuss? Warum wird das als Kameradschaft gedeutet, die keinerlei sexuelle Konnotation hat? Wieso wird geweint, dies aber – im Gegensatz zur üblichen Tradition – als Zeichen von Männlichkeit interpretiert? Die Antwort ist nicht so einfach – und auch nicht so eindimensional. Michael Meuser ist überzeugt, dass der Ausschluss nicht nur gegen Frauen gerichtet ist. Es geht auch darum, sich von jeder nicht-heterosexuellen Männlichkeit abzugrenzen. Homophobe Sprechchöre bilden Hierarchien zwischen Männern. Die Gemeinschaft und die Zärtlichkeit funktioniert zwischen heterosexuellen Männern. Das (vermeintliche) Wissen, dass es keine homosexuelle Gemeinschaft ist, macht dies erst möglich. Die Abgrenzung im Sprechchor gegen schwule Männer reproduziert die Hierarchie zwischen dem homosexuellen und dem „wirklichen“ Mann. Ulf Heidel, ein weiterer Referent der Tagung und Männlichkeitsforscher, vertritt die These, dass der Begriff Homoerotik fälschlich zu der Annahme führe, der Motivation zur Gemeinschaft zwischen den Männern liege ein subtiles oder unbewusstes sexuelles Begehren zugrunde, welches
männlichen Körpers tatsächlich das klassische Männerbild im Fußball verändert hat. Nichtsdestotrotz ist es offensichtlich, dass Beckham in den Boulevardblättern immer als liebender Ehemann und Vater inszeniert wird. Es scheint als ob die Sexualisierung – auch für ein schwules Publikum – immer wieder entkräftet werden muss. „Er ist ja eh familär“, ist der unausgesprochene Subtext dieser Inszenierungen, die Beckham an der Seite der strahlenden Victoria und ihrer Kinder zeigen. So bleibt noch eine letzte Frage zu beantworten. Wie ist es zu erklären, dass Männer sich durch Wettbewerb nicht entzweien, sondern zu einer Gemeinschaft wachsen? Dazu Michael Meuser: „Der Wettbewerb hat eine reziproke Struktur, es gibt ihn nur zwischen Gleichen; insofern schließt er eine wechselseitige Anerkennung ein. Der Wettbewerb impliziert Distinktion und Konjunktion. Die Distinktion gegenüber den Ausgeschlossenen, den Frauen, ver-
Dass Familie und heterosexuelle Reproduktion als Antipode und als hehres Beispiel gegen alternative Männlichkeit an Land gezogen wird, ist nicht neu. Es ist nur immer wieder erschreckend, wie sehr diese Dichotomie in allen gesellschaftlichen Bereichen und somit auch im Fußball erhalten bleibt. Der Fußball ist nicht ausschließlich männlich. Frauenfußball und Fankulturen haben mit diesem Vorurteil aufgeräumt. Ein Großteil der Beiträge der Tagung war sowieso den Frauenorten im Fußball gewidmet (Programm und Papers auf Nachfrage erhältlich beim Referat Genderforschung www.univie.ac.at/gender). Dort wo der Fussball rein männlich bleibt, ist es aber eine ganz spezifische Männlichkeit: sie ist heterosexuell und familiär-reproduktiv. Es wäre schön, wenn wir an diesem Knackpunkt eine Veränderung erleben. Eine, die komplexer ist als der Oberkörper eines David Beckham. ❚ juni 2008 an.schläge 33
themafußball
Fo t o : C l a u d i a Wi e n s, s i e h e S e i t e 1 2
Gender on the Pitch Kurz vor der EM waren Geschlechterkonstruktionen und -verhältnisse im Fußball Gegenstand einer Tagung in Wien. Ein Bericht von Klara Weiss und Susanne Kimm. Fußball und Geschlecht zu untersuchen, bedeutet auch, Fußball und Politik zu untersuchen. Georg Spitaler (Uni Wien) beleuchtete beim ersten Panel der Tagung verschiedene Aspekte der Überschneidungen von (Anti-)Politik, Fußball und Männlichkeit. Fußball und Politik, die beide historisch als öffentliche/ männliche Räume definiert sind, weisen mehrere Schnittstellen bzw. Verbindungen auf. So können Fußballstars als politische/männliche Ikonen und auch Kandidaten fungieren; Politiker treten in „Fußballkontexten“ öffentlich in Erscheinung oder können sich durch sportliche Inszenierung als maskulin konstruieren. An den sozialen Orten des Fußballs – traditionell Frauen aussch34 an.schläge juni 2008
ließend – können männliche Vergemeinschaftungsprozesse stattfinden. Limor Afori und Tamar Katriel, beide von der Universität Haifa, präsentierten ihre Forschungsergebnisse zu Mädchenfußball. (Alleine der Zusatz „Mädchen-“ oder „Frauen-“ zeigt, dass diese immer noch das Andere im als männlich gedachten Fußball darstellen.) Ihre Untersuchung eines israelischen Mädchenfußballteams brachte ambivalente Ergebnisse, was Vorstellungen von Weiblichkeit/Männlichkeit betrifft. So reichten die Aussagen der befragten Spielerinnen von „Auf dem Spielfeld verhalten wir uns maskulin“ bis „Zu sagen, dass Fußball männlich sei, ist das Gleiche, wie zu sagen, Frisbee ist ein Spiel für Hunde.“
Fankultur im Fußball. Wie Fußballfans aus soziologischer Perspektive aussehen und wie sich der Gender-Aspekt in den einzelnen Fankulturen darstellt, diskutierte ein mit Sabine Etl, Katharine Jones und Heidi Thaler besetztes Podium. Etl eröffnete Einblicke in die Fanszene der zwei großen Wiener Fußballvereine, SK Rapid und Austria Wien, während sich Jones den englischen Fans widmete und der Frage nach dem „wahren“ Fantum und seiner GenderOrdnung nachging. Thaler stellte das weite Spektrum der unterschiedlichen Fangruppierungen mit deren mehr oder weniger politischen Positionierungen dar. Eine Studie der Wiener Fußballfans von Rapid und Austria ergab un-
fußballthema ter anderem, dass der Frauenanteil der unter 16-Jährigen bei 40 Prozent liegt. Diese zunächst überraschend hoch wirkende Zahl wird jedoch bereits bei der nächsten Alterskategorie relativiert: Bei den 17- bis 20-Jährigen verringert sich der Frauenanteil auf 27 Prozent. Und bei den straff organisierten Ultras – eine Fanbewegung, die ihre Wurzeln in Italien hat und sich vor allem durch aufwändige Choreographien und Gesänge auszeichnet – sind Frauen erst recht in der eindeutigen Minderheit. Der Weg ins Stadion ist nach wie vor stark vom Vater-SohnSchema, also männlich geprägt. Unter den englischen Fans stellen Frauen ca. 15 bis 20 Prozent der StadionbesucherInnen. Aber nicht nur quantitativ sind hier Männer überrepräsentiert, sondern auch inhaltlich; was die Essenz des „wahren“ Fans angeht, herrschen männliche Konnotationen vor. Mit einem wirklichen Fan wurde von den Befragten ein Mann, der lokal mit dem Verein seit Jahren verbunden ist und sehr gute Fußball-kenntnisse besitzt, assoziiert. Weibliche Fans waren bemüht, sich von jenen Frauen am Platz zu distanzieren, die offensichtlich weibliche Attribute wie sexy Kleidung und Stöckelschuhe tragen und sich ein Match nur wegen der Körper der Spieler ansehen. Da identifiziert sich frau lieber mit den „echten“ männlichen Fans, die von Fußball eine Ahnung haben. Dass es auch genügend männliche Fans gibt, die die Regeln nicht so genau kennen und nicht jeden Torschützenkönig des Vereins der letzten zehn Jahre aufzählen können, fällt dabei nicht ins Gewicht. Bei Frauen jedoch wird dieses Wissen zum unerlässlichen Prüfstein für die Aufnahme in das „wahre“ Fantum gemacht. Mittlerweile gibt es aber auch weibliche Fanklubs. Frauen der „TivoliTussen“, „Uschifront“ oder „Titten auswärts“ spielen genau mit diesen vorhandenen Klischees gegenüber Frauen am Fußballplatz, greifen sie auf, persiflieren sie und verwenden sie für sich. Fußball und Gewalt. Unter dem Titel „Fußball und Gewalt“ wurde ein Themenspektrum von Fangewalt bis Prostitution abgehandelt.
Die Vorsitzende von SOPHIE – Bildungsraum für Prostituierte, Eva van Rahden, berichtete über die Kampagnen zu Zwangsprostitution bei der WM 2006 in Deutschland. Die Verbindung von Fußball und Prostitution besteht für van Rahden vor allem auf einer emotionalen Ebene. Beide stellen zudem etwas Besonderes, eine Aufheiterung im Alltag dar, beide sind mit Kosten verbunden und daher ein bezahltes Vergnügen, in beiden Fällen sind die AnbieterInnen käuflich. Und: Gewalt ist ein immer wiederkehrendes Thema, ebenso wie die phasenweise mediale Aufregung. Während der WM 2006 wurde ein weiterer Zusammenhang zwischen Fußball und Prostitution konstruiert: Zahlreiche Organisationen wollten die WM als eine Zeit erhöhter Medienaufmerksamkeit nutzen, um das Thema Zwangsprostitution auf die politische Agenda zu bringen. Van Rahden legte jedoch Wert auf die Unterscheidung von erzwungener und freiwilliger Prostitution. Denn durch die Kampagnen, die vor und während der WM durchgeführt wurden, kam es zu einer Vermischung unterschiedlicher Begriffe: migrantische Prostitution, Zwangsprosti-
Evaluationsstudien, die nach der WM (und zum Teil im Hinblick auf Empfehlungen für die EURO 2008) durchgeführt wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass es zu keinem Anstieg von Zwangsprostitution, Frauen-/Menschenhandel oder legaler/freiwilliger Prostitution gekommen war. Jedoch: Durch die Vermischung der Begriffe wurden jahrelange Bemühungen der Hurenbewegung zur Entstigmatisierung zunichte gemacht. Prostitution wurde wieder mit Zwang, Menschenhandel und Gewalt konnotiert. Gefragt, ob sie aufgrund dieser Erkenntnisse Handlungsbedarf für die EURO sehe, betonte van Rahden, dass es für SOPHIE vor allem wichtig sei, über veränderte Rechtslagen im Umfeld von Stadien informiert zu werden, beispielsweise in Bezug auf „Anbahnung“ auf der Straße. Nur so könnten dann auch Sexarbeiterinnen entsprechend beraten werden. Friedliche Frauen auf der Tribüne? Die meisten Diskussionen entzündeten sich am Vortrag des Polizisten Friedrich Kovar. Eingeladen, um über das Verhältnis von Polizei und weiblichen Fans zu referieren, legte er dar, dass es zu dem Thema
„Zu sagen, dass Fussball männlich sei, ist das Gleiche, wie zu sagen, Frisbee ist ein Spiel für Hunde.“ tution und Frauenhandel wurden teilweise sehr austauschbar verwendet – vor allem von Medien, die diese Thematiken oft unter einem Sex-and-crimeBlickwinkel abhandelten. Die mittlerweile mehrfach revidierte Zahl von 40.000 zusätzlichen Prostituierten während der WM wurde von manchen umgedeutet zu 40.000 „geschleusten Frauen“ oder gar „Zwangsprostituierten“. Damit wurden Diskurse bedient, die strengere Grenzkontrollen oder mehr Razzien in Bordellen befürworten. Darüber hinaus geriet Deutschland wegen seiner vergleichsweise liberalen Prostitutionspolitik unter internationalen Druck. Seit 2002 gilt nämlich ein neues Prostitutionsgesetz, das die Sittenwidrigkeit abschaffte und damit Vertragsverhältnisse über sexuelle Dienstleistungen ermöglicht.
insofern nichts zu sagen gebe, als weibliche Fans von der Polizei nicht als eigene Gruppe, als „Gegenüber“, wahrgenommen würden. Denn es sei selten, dass sie sich alleine oder auch in reinen Frauen- oder Mädchengruppen Spiele ansehen. Andererseits, deutete Kovar an, sei es schon eine Strategie der Polizei, Frauen und Mädchen im Sinne der Gewaltprävention anzusprechen, da sie potenziell beruhigend-vermittelnd auf ihre männlichen Bekannten einwirken können. In der anschließenden Diskussion wurde das Frauenbild der Polizei kritisiert, das weibliche Fans nur als Begleiterinnen und in einer stereotypen Vermittlerinnenrolle begreife, nicht als eigenständig und aus eigenen Interessen und Motivationen handelnde Individuen. ❚
Die Tagung „Mann schafft. Frau spielt“ fand am 15. und 16. April in der Aula des Alten AKH statt. Organisiert wurde sie vom Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit der FH Campus Wien und dem Referat für Genderforschung der Uni Wien.
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techgirls
Fo t o s : B u r g i P i r o l t
Rosa ist out Die TechGirls Francisca Grundner, Sonja Oraze und Martina Poganitsch haben ein Projekt initiiert und wollen andere Mädchen mit ihrer Technikbegeisterung anstecken. Burgi Pirolt hat sie getroffen.
Links: HTBL Ferlach www.htl-ferlach.at/index_de.html BOMM und Lilith www.frauen.ktn.gv.at 1 Anm: Es gab 3 Kategorien: Lehrlinge, Unterstufe und Oberstufe. Die TechGirls erhielten den 3. Platz in der Kategorie Oberstufe, die „Friseurinnen“ und die „Pädagoginnen“ traten bei den Lehrlingen an.
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„Du Verräterin!“, ruft Francisca, lacht und zeigt auf Sonjas Uhr. Das Ziffernblatt ist leuchtend rosa. „Dafür kann ich nix, die hab ich geschenkt bekommen. Und das ist auch das Einzige, was an mir rosa ist“, antwortet Sonja. Kurz zuvor hatte die Verleihung des Frauenförderpreises Lilith im Rahmen der Berufsorientierungsmesse für Mädchen (BOMM) stattgefunden. Das erklärte Ziel der InitiatorInnen von BOMM und Lilith ist es, das „Berufswahlspektrum von Mädchen zu erweitern“ und sie für „Berufe abseits der althergebrachten Rollenklischees zu interessieren“. Das Corporate Design der Veranstaltung trägt allerdings kaum dazu bei, stereotype Vorstellungen zu verändern: Rosa mit hellrosa Schmetterlin-
gen. Die Pressefotos sind auch nicht gelungener: Models, die in bauchfreien Shirts vor diesem rosaroten Hintergrund hüpfen oder eine Bohrmaschine im Anschlag halten, erinnern eher an eine verunglückte möchtegern-sexy Werbung für einen Baumarkt. Bei den meisten Jugendlichen kommt das Allelieben-kleinen-Mädchen-mögen-gerne-Rosa-Konzept auch nicht gut an. „Oh mein Gott, ich hab’ meine rosa Haarschleife vergessen! Dabei hätte sie heute so gut gepasst!“, lästerte ein gepierctes Mädchen im Gruftie-Outfit zur Erheiterung ihrer Mitschülerinnen. Anlass dürfte wohl der Auftritt einer der Initiatorinnen gewesen sein, die im rosa Shirt auf der Bühne stand und besonders hip und cool wirken wollte. Im Vergleich dazu wirkten die TechGirls
mit ihren fünfzehn Jahren sehr erwachsen. Mehr Mitschülerinnen. Das ist eines der Ziele, das die TechGirls mit ihrem Projekt erreichen wollen. Ihre Initiative entstand im Rahmen eines Tags der offenen Tür in ihrer Schule, der HTBL Ferlach. 9 Mädchen in 10 Klassen im Bereich Fertigungstechnik sind eindeutig zu wenig, finden sie. „Wir hatten am Tag der offenen Tür einen eigenen Informationsstand. Später haben dann auch viele Schulbesuche gemacht. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wollten wir das auch weiter machen“, erzählt Martina. Mädchen lassen sich oft noch einreden, sie könnten keinen technischen Beruf ausüben, weil sie dafür nicht begabt wären. „Aber Burschen
girlstech wissen ja auch nicht von Geburt an, wie man fräst, lötet oder einen kaputten Motor repariert“, mein Sonja lakonisch. In technischen Berufen sind die Aufstiegschancen um einiges besser als in sogenannten traditionellen Frauenberufen. Überdies sind technische Berufe bei weitem einträglicher. Eine Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen kann auf lange Sicht dazu beitra-
schafften sie es, auch Frauen in hohen Positionen in Wirtschaft und Wissenschaft für ein Interview zu gewinnen, was erfahrungsgemäß mitunter ein recht schwieriges Unterfangen sein kann. So sprachen sie beispielsweise mit Tina Reisenbichler, Vorstandvorsitzende bei T- Systems Austria oder auch Christine Nowak, Institutsvorständin des Instituts für Mathematik an der Al-
„Lasst euch nie von jemandem (auch nicht von euch selber) einreden, dass ihr irgendetwas nicht schaffen könnt, weil ihr Mädchen seid. Frauen in technischen Berufen sollen nichts besonderes, sondern eine Selbstverständlichkeit sein!“ gen, die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen auszugleichen. „Wir wollen bei Mädchen Interesse für Technik und Naturwissenschaften wecken und Vorbehalte gegenüber technischen Berufen abbauen helfen“, erklären sie auch in ihrem Folder. „Wir wollen aufzeigen, dass Frauen in der Technik sehr erfolgreich sind und gut verdienen können. Unser Ziel ist es, dass bis zu unserer Matura deutlich mehr Mädchen die technischen Fachrichtungen unserer Schule besuchen.“ Nach dem Tag der offenen Tür arbeiteten sie an ihrem Konzept weiter. Sie suchten und fanden Partner, die sie in ihrem Vorhaben unterstützten: Mitarbeiterinnen der Firma Mahle Filtersysteme standen für Interviews zur Verfügung und die Firma bot den Mädchen Praktikumsplätze für einen der kommenden Sommer an. Tatkräftig unterstützt wurden die TechGirls natürlich auch von ihrer Schule und ihren LehrerInnen. Vorbilder. Der Mangel an Vorbildern mag mit ein Grund dafür sein, dass sich Mädchen oft einfach nicht trauen, eine technische Ausbildung in Angriff zu nehmen. Die TechGirls suchen sich ganz gezielt erfolgreiche Technikerinnen als Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Deren Lebensläufe sollen ein Beispiel sein und mögliche Wege aufzeigen. Sie führten Interviews mit Frauen, die eine technische Ausbildung machen bzw. im technisch-wissenschaftlichen Bereich oder in technischen Berufen tätig sind. Durch ihre Zielstrebigkeit S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a und ihr offensichtliches Engagement
pen-Adria Universität Klagenfurt. Die Interviewpartnerinnen wurden unter Anderem gefragt, welchen Rat sie Mädchen geben würden, die vor der Berufswahl stehen. Am meisten beeindruckt hat sie der einer Studentin, Elisabeth Eidenberger: „Lasst euch nie von jemandem (auch nicht von euch selber) einreden, dass ihr irgendetwas nicht schaffen könnt, weil ihr Mädchen seid. Frauen in technischen Berufen sollen nichts Besonderes, sondern eine Selbstverständlichkeit sein!“ Im Komitee zur Lilith-Preisverleihung hat man anscheinend noch immer andere Prioritäten. Die TechGirls belegten den 3. Platz1, ex aequo. „Und wer hat gewonnen? – Die Friseurinnen!“, zeigt sich Francisca enttäuscht. „Die sind zweite geworden, gewonnen haben die Pädagoginnen“, korrigiert Martina. „Ja, aber trotzdem.“, meint Francisca immer noch sauer, „das sind ja wieder die ‚typischen Frauenberufe’. Wir waren ihnen wohl einfach zu technisch!“ Tatsächlich fanden sich unter den mit Preisen bedachten Projekten kaum welche, die sich mit Berufsbildern außerhalb dieser Rollenklischees befassten, die mit dieser Veranstaltung angeblich aufgebrochen werden sollen. Da sich die TechGirls den 3. Platz mit einer weiteren Gruppe teilten, bekamen sie auch nur die Hälfte des Preisgeldes, also 250,- Euro statt 500,- Euro. Aber die Mädchen hatten ihre Enttäuschung bald überwunden. Und was sie mit dem Geld anfangen werden, wissen sie auch schon: Sie gehen einen Tag lang Cart fahren! ❚
denice
Ode to Mama Beth Ditto (singer, the Gossip) has a tattoo on her mighty biceps that says „mama“. An achor and across it reads „mama“. I so wanna have that too. But of course now after her getting all famous, I can’t. I’m no copycunt. I think that in this case SHE herself is the mama though. Whereas in my case my actual Mama would be THE Mama in question on MY mighty left biceps. Ten years ago, June the 2nd 1998, my Mama decided enough is enough and let weird salts that came from cancer eat up all the water in her body. Her drowning in salts was actually totally o.k. for me. I mean, of course I was devastated and thought it unfair and I needed my Mama and and and ... but she didn’t wanna play anymore, and if you gotta go, you gotta go. She was pretty cool though, being this huge strong woman from a stormy island outside Turku, Finland. No viking lady, but a big finish seabear. She could fix anything, lift anything and throughout my teenage years I was convinced that she was a dyke. Then I learned that my aunt, three of my female cousins and my male cousin were all gay, (and funilly enough all from the same side of the family from the same island... hmmm...?) and since I strongly believe in statistics and odds I let the „my Mama is a butchdyke“theory go. When I came out to her, being the screaming dragqueen I am, I felt a little silly talking about being lesbian while looking like a fag in front of this trucker lookalike. But Mama simply said: „well, sometimes one likes boys, and sometimes one likes girls“. And that was it. (Well, fins are not known for enjoying feasting on word orgies//; I’m only half finish.) Cool thing is that I at the time thought this an extremly „silly and way too shallow“ answer, and nowadays when I cherish simple things so much more than word-poop, I use it to kick intolerant butt all the time. So cheers Mama, and thanks for your basic wisdom that still lingers there in my whiskey soaked brain after all these years. juni 2008 an.schläge 37
Arrangements mit Stil Vier heimatliche Produktionen und ein Ausflug nach Lateinamerika. Von Regina Himmelbauer
Tini Trampler und die dreckige Combo: Der Vogel (Extraplatte) Julia Sitz: Travellers, Dreamers and Someone Like Me (ATS Records) Kohelet 3: kasky (Extraplatte) marialena & friends: Bolling! (Extraplatte) Omara & Bethânia (Extraplatte)
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Lateinamerikanisch angehaucht oder vielleicht doch Kaffeehausmusik der 1920er Jahre? Je nachdem, ob das Akkordeon oder die Gitarre rhythmisch leichtfüßig den Klang bestimmen oder das Cello in süßen Linien schwelgt. Der Text jedenfalls benötigt keine Übersetzung, sondern erzählt von Lachen, beschreibt in einem melancholischen Hochzeitswalzer, der klanglich an die Ufer der Seine träumen lässt, das Erkennen der Liebe, freut sich über das Fliegen des Vogels, über verfehlte Momente und richtige Worte. Vogel heißt die CD der Sängerin Tini Trampler, die auch die Texte zu diesen schattenreichen Liedern geschrieben hat. Mit ihrer Band Die dreckige Combo schafft sie es, Gefühlsduseleien sicher zu umschiffen – ein immer wieder mal ausflippendes Cello, ein ironischer gesanglicher Unterton, ein ausgiebig gerolltes R, eine Deklamation, würdig einer Tragödin à la Hildegard Knef, bilden die ideale Klangkulisse zum Verkriechen in wohlig-tieftragische Gefühlszustände. Auf dem Cover blickt ein zartes Gesicht ergeben gegen den Himmel, die Hände erhoben – fast madonnenhaft. Die riesigen Kopfhörer und die Sonnenbrille, kokett in den Ausschnitt gesteckt, zeigen aber schon, dass hier keineswegs Frömmelei betrieben wird. Travellers, Dreamers and Someone Like Me der jungen Jazzsängerin Julia Sitz fehlen die ironisch-brechenden Momente einer Tini Trampler. Zu glatt?
Dem Mainstream zu sehr angepasst? Egal. Farbenreiche Arrangements, hervorragende InstrumentalistInnen und eine mit feinem Timing begabte, flexibel-helle Stimme ergeben ein stimmiges Album, von dem man sich gerne über alle feinen rhythmischen Wechsel mitnehmen lässt. Einer anderen Generation gehört Ewa Hanushevsky an; auf ihrer Website zählt sie immerhin vier Kinder und ein Enkelkind auf. Die vielseitig Begabte (als Musikerin singt sie vor allem Lieder der Rom, aus Osteuropa und aus der jiddischen Tradition, schreibt Kurzgeschichten, malt, leitet Workshops speziell auch für Frauen) hat auf der CD kasky traditionelle Musik aus Osteuropa mit eigenen Texten, die sie als „Geschenkgeschichten“ bezeichnet, zusammen gestellt. „Kasky“ bedeutet auf Ukrainisch „Märchen“; in Hanushevskys Versionen müssen aber nicht unbedingt Prinzen vorkommen. Ihr Ensemble Kohelet 3 – das Ensemble beruft sich programmatisch auf die Bibelstelle „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ – gestaltet die überlieferten Melodien lebendig, mit großer Spiellust. Leider gibt es im Booklet keine Übersetzung der Texte, sondern nur Inhaltsangaben: Es wäre doch fein, genauer zu wissen, wie die ältere Frau abgeklärt ihre Erfahrungen zum ewigen Thema Liebe reflektiert, warum die Mutter kein Brot hat, das sie ihren Kindern geben könnte, oder ob es der
Tochter gelingt, ihre Mutter von der Heirat mit dem Mann ihrer Liebe zu überzeugen. Ein geheimnisvoller Rest bleibt also … Marialena Fernandes unterrichtet an der Musikuniversität Wien Kammermusik. Obwohl klassische Konzertpianistin, wollte sie sich nicht von den Zwängen eines einzigen Stils bestimmen lassen. So wurde ihr als Jugendliche geraten, bloß nicht Jazz zu spielen, weil dies den Anschlag ruiniere. Auf ihrer neuesten CD interpretiert sie mit Jazzmusikern Stücke des französischen Pianisten und Komponisten Claude Bolling. Eine kluge Auswahl, ist doch auch seine Musik eine Synthese aus verschiedensten musikalischen Welten, wie z. B. aus der barocken Musiksprache eines Johann Sebastian Bachs, worauf auch Titel wie „Invention“ verweisen. Eine „Rag-Polka“ führt in die Unterhaltungsmusik des frühen 20. Jahrhunderts, und auch bei „Hispanic Dance“ muss man nicht lange nach musikalischen Vorbildern suchen. Eine leichtfüßig vorgetragene Musik. Wer lieber zum Original lateinamerikanischer Musik greifen möchte, kann zwei großen Sängerinnen zuhören: Die fast 80jährige kubanische Sängerin Omara Portuondo, die Sängerin des legendären Buena Vista Social Club war, singt mit der um eine Generation jüngeren, brasilianischen Musikerin Maria Bethânia in zumeist wohltuend sparsamen Arrangements. Zwei überraschend alterslose Stimmen. ❚
Demokratie ist … nicht Was bedeutet die politische Organisationsform Demokratie für Frauen? Zahlreiche kritische Reflexionen und feministische Gegenentwürfe zu „defizitären demokratischen Strukturen“ liefert ein Tagungsband. Von Gabi Horak Demokratie ist das Nonplusultra, die beste Staatsform und deshalb jedenfalls anzustreben. Das mag bis zu einem gewissen Grad stimmen, die Aufgabe feministischer Gesellschaftskritik ist es jedoch, hier genauer hinzuschauen. Was genau passiert in unserer Demokratie? Was heißt „Demokratie“ eigentlich und was wird daraus gemacht? Und was wären gerechtere Alternativen? Diesen feministischen Demokratieentwürfen widmete sich im Herbst 2006 eine Tagung der Frauenhetz in Wien. „Nachrichten aus Demokratien“ lautete der launische Titel, auf dem Plan standen kritische Analysen und poetische Utopien. Die Diskussionen waren lebhaft und eine Conclusio lautet daher: „Feministische Kritik an Demokratien ist erschöpfend!“ Glücklicherweise haben die Frauen der Frauenhetz noch die Energie aufgebracht, diesen Tagungsband zur organisieren! 23 sehr dichte Beiträge sind in dem Band versammelt, von grundsätzlichen Überlegungen, was denn Demokratie ist, bis zu konkreten Kritiken und Utopien u. a. am Beispiel einer Frauenpartei oder einer Kritik der Integration. Die wörtliche Übersetzung von Demokratie lautet „Volksherrschaft“. Unsere repräsentative Demokratie heißt nichts anderes, als dass eine Minderheit das Sagen hat, wenn auch von der Mehrheit gewählt. „Demokratie wird zurzeit letztlich über Sprechblasen aufrechterhalten“, referierte Gerburg
Treusch-Dieter bei der Tagung. Über den Weg der Medienöffentlichkeit realisiere sich unsere Demokratie: „… tagtäglich ein endloses Geschwätz, als ob wir alle mitreden würden … Und unter diesem perfekten Schutz von simulierter Demokratie vollziehen sich zunehmend diktierte Prozesse.“ Frauen sind in dieser Demokratie ins Private, in der Reproduktion verschwunden, „auf Linie gebracht“. „Die Frau wird um einen Kopf kürzer gemacht innerhalb dieser Formel: Frauen sind für den Frieden da – Männer für den Krieg. Das ist die Formel der Demokratie, der formalen Demokratie…“ Ein anderer Beitrag, exemplarisch für viele Blitzlichter: Luise Gubitzer fasst in einem Satz die zentralen Fragen einer feministischen Politischen Ökonomie zusammen: „Was, wie, von wem, wann, wo an Gütern produziert und an Dienstleistungen erbracht wird, entscheidet darüber, ob und wie alle Frauen, Männer und Kinder existenzsichernd versorgt sind und ein gutes Leben führen können.“ Alle daraus abgeleiteten Fragen seien politisch, demokratisch zu entscheiden. Aber seit Jahren werde das überwiegend und hinter verschlossenen Türen zwischen „Marktherren“ und PolitikerInnen (die sich als ManagerInnen verstehen) entschieden – „ohne öffentliche Meinungs- und Willensbildung“. Das Resultat: Die Versorgung von immer mehr Menschen, vor allem Frauen und Kindern, ist gefährdet und Einkommen und Vermögen ungleich verteilt.
Luzenir Caixeta und Elisabeth Cepek-Neuhauser rücken das Bild von Migrantinnen in Österreich zurecht und üben Kritik an Begriff und Praxis von „Integration“. Angesichts eines restriktiven Ausländerbeschäftigungsgesetzes, das verschiedene Klassen von MigrantInnen konstruiert, sei die „Rede von Integration ein Irrtum“. Aufgrund der „Fürsorgekrise“ im westlichen Europa migrieren immer mehr Frauen, um den Bedarf im Dienstleistungssektor abzudecken. Gleichzeitig ist eine große Gruppe von MigrantInnen aus der legalen Beschäftigung ausgeschlossen und dient als „stille Reserve“ – ungleich an Rechten. Manche MigrantInnen reagieren auf die „rassistische Dominanz“ mit Verleugnung ihrer Herkunft, Abstreifen der Opferrolle und Anpassung an herrschende Kultur-, Schönheits- und Sprachstandards. Diese Form der „Integration“ ist eine sehr „ambivalente Überlebensstrategie“. Im letzten Beitrag wirft Birge Krondorfer noch einmal einen kritischen Blick auf Demokratie als Politikform und fragt: „Doch hat Politik heute überhaupt noch Gestaltungsansprüche oder ist sie beschränkt auf De/Regulierungsmechanismen und Abwicklungen von Miseren?“ Denn Probleme der Armut, Arbeitslosigkeit, Flüchtlingsbetreuung würden zunehmend an außerpolitische Instanzen delegiert. „Damit einher geht ein Utopieverlust – auch der Frauenbewegungen und ihrer akademischen Reflexionen.“ Gut, dass die Beiträge in diesem Buch vor Kritikfähigkeit und Fähigkeit zur Utopie nur so strotzen! ❚
Birge Krondorfer/Miriam Wischer/Andrea Strutzmann (Hg.): Frauen und Politik. Nachrichten aus Demokratien. Promedia Verlag 2008, 19,90 Euro (D)
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lesezeichen Angehäufte Sehfragmente Das Leiden anderer zu betrachten, davon hielt Susan Sontag lange Zeit nichts. Es diene nicht den Leidenden, sondern bediene lediglich Sensationsgier und Klassendünkel der Betrachtenden. Später hat sie diese Ansicht dann zumindest teilweise revidiert. Empörung und emotionale Rührung galten ihr fortan doch als mögliche Auslöser, gegen das betrachtete Unrecht aktiv zu werden. In ihren jetzt erschienen, nachgelassenen Aufsätzen, Reden und Essays findet sich auch eine Fortsetzung dieser Debatte um die Fotografie. Wenn Fotos weniger dem Bezeugen und Bewahren dienen als vielmehr der Verbreitung von Botschaften, sagt Sontag angesichts der Folterbilder von Abu Ghraib, konstituieren sich SenderInnen und EmpfängerInnen dieser Botschaften gegenseitig als Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die der 2004 verstorbenen Intellektuellen meist die US-Gesellschaft ist. So findet sich im Buch neben den Texten zur Fotografie auch die berühmt gewordene Kritik an der Außenpolitik der US-Regierung nach den Anschlägen vom 11. September. Darüber hinaus versammelt es literarische Essays, beispielsweise über Pasternak, Zwetajewa, Rilke oder über Anna Bantis Roman „Artemisia“, einem Buch, das laut Sontag die „Vorstellung weiblichen Durchsetzungsvermögens“ beschreibt. Der Band enthält außerdem verschiedene Reden über die Freiheit der Literatur, die Sontag anlässlich von Preisverleihungen gehalten hat. Wenn auch ihre politischen Statements oft über sozialdemokratische Forderungen nicht hinausgehen oder merkwürdig ambivalent bleiben (bei aller Kritik an der Irak-Politik der USA befürwortet sie den US-Einmarsch in Afghanistan), in allen Textsorten ist ihre Begeisterung für das Schreiben nicht weniger mitreißend als die Plädoyers für moralische Redlichkeit.
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Ob auf die politische Situation oder beim Blick auf den Text, zum genauen Hinsehen regt Sontag immer an. Denn „mit dem Sehen und dem Anhäufen von Sehfragmenten“, schreibt sie, „wird man nie fertig.“ Lea Susemichel
Susan Sontag: Zur gleichen Zeit. Aufsätze und Reden. Carl Hanser Verlag 2008, 21,50 Euro (D)
Show me your
fügten, Statements schreibt. Dies sei „intellektuell suspekt und politisch nicht korrekt.“ Aber: „Besser, du widmest dich der Darstellung schöner Mädchen, wenn du von der Malerei leben willst.“ 1956 wurde Christy Astuy im kalifornischen Reich der „pazifischen Winde“ geboren. Sie studierte Kunst in Wien, lebt und arbeitet hier. Zahlreiche Austellungen im In- und Ausland, vor kurzem in der Galerie Elisabeth Michitsch, in der sie u. a. das Desperate Housewives-Duell servierte, das beklemmende Soul Sister-Duo und Barbie Kahlo. Michèle Thoma
masterpiece! christy astuy: show me your masterpiece. Bilder und Texte von Christy
Hippie-Heiland in blauer Traumkulisse. Krokodilstränen aus Barbie-Kulleraugen. Woman in Love als Latexlady mit Clownnase und verkn(a)utschtem Kussmund. Träumende Jungfrau vor Traumkulisse. Blutjunge Exotin. Schwul-schöne Männer. Baby Doll mit Herzerl-Diadem vor Kolonialkulisse. Verkleidete Künstlerin in hoheitsvollen Selbstportraits. Musen, Virgos, Picasso-Damen, gönnerhaft ausgestattete hübsche Herren bevölkern ihre Bilder. Blumen, Vögel, Schleifchen. „Ich versuche, die Dinge zu beschönigen“, schreibt sie. Ihre Bilder sind Kitschkulissen. Ihre Bilder sind üppig. Ihre Bilder sind sarkastisch, bombastisch, verspielt, komisch. Ihre Bilder sind schön. Ihre Bilder sind böse. Mit bitterbösem Witz turnt sie über dem Abgrund herum oder thront oder chillt dort selbst. In schönen weiblichen Verkörperungen. Christy Astuy erhebt den Anspruch, eine Art weibliche Ikonografie zu erfinden, in der sie mit Zitaten und Zutaten der Meisterwerke jongliert, gern mit Beutestücken aus dem Werk des „Macho-Malers Picasso“, auch weniger Meisterinnenwerke, z.B. von Frida Kahlo, mit der sie der „Mut zur Verletzbarkeit“ verbindet. Sie malt „hübsche Mädchen“, das „wahre Thema der Kunst“, wie sie in den, den Abbildungen beige-
Astuy. Edition Galerie Jünger 2007, 25,- Euro. Bezug über Galerie Jünger, 2500 Baden
Das getötete Subjekt? Eine im Doppelsinn erschöpfende Studie zur Subjektdebatte der letzten dreißig Jahre liegt vor. Der Verlag verspricht „eine klare Darstellung komplexer Diskursstränge“ und eine gute „Einführung in eine der Schlüsselfragen der Literatur- und Kulturwissenschaften bzw. Genderstudies“. Das ist – zugunsten der Lektüre – etwas übertrieben, denn ganz im Sinne der Sache lässt sich die Frage nach dem Subjekt eben nicht einfach darstellen. Das ehrgeizige Projekt, nämlich die Doppelbedeutung von „Subjekt“ als sprachliche Figuration einerseits sowie andererseits als das Tun der Sprache – die selbst Bedeutungen setzt und verschiebt –, wird seriös und anspruchsvoll umgesetzt. ‚Subjekt’ kann ja vieles meinen: Substanz, Zugrundeliegendes, Spiegel, Unterworfenes. Das Subjekt der Moderne ist eine ‚affektiv besetzte’ Substitutionsfigur – aber wofür? Für unterschiedliche Vermittlungsformen von Individu-
lesezeichen um und Welt, von Identität und Anderem, von Geist und Körper, Statue und Subversion. Sämtliche relevanten post/modernen AutorInnen des Kampfes für und wider das Subjekt werden in dem Buch durchgearbeitet und in Bezug gebracht, wobei im Unterschied zu sonstigen Reflexionen mit ähnlichem Anspruch, der Bedeutung der feministischen Diskussionen im Kontext der Subjektbefragungen tatsächlich besonderer Stellenwert zukommt. Denn Fakt ist, dass zwar dekonstruktive feministische Denkarbeit sich auf die Texte von berühmt gewordenen Kollegen beziehen, dies aber umgekehrt kaum geschieht. Die meisterliche Leistung der Durchquerung der Ideengeschichte des Subjektdiskurses nimmt ihren Weg über die Kapitel „Zur Lektüre des Subjekts im (post-)modernen Text“, über „Dekonstruktionen des modernen Subjekts in Text“, und „Feministische Relektüren des Subjekts“ hin zur „Konstruktion des postfeministischen – postkolonialistischen – posthumanistischen Subjekts“ bis zu „Technologien des Selbst – Technologien des Textes“ und kommt on the long run auf so interessante Erkenntnisse, dass Judith Butler herself die Geschlechterdifferenz nicht verabschiedet hat. Der Marathonlauf endet mit einer Anrufung eines feministischen Ethos „im Sinne der Aufmerksamkeit für die Machtwirkungen, die über die Geschlechterhierarchie erzeugt und begründet werden“. Diese umfassende Publikation macht, da sie vornehmlich textimmanente Arbeit leistet, wohl ungewollt deutlich, dass Übersetzungsarbeit in nichtakademische Kontexte zur Subjektfrage ebenso noch ausstehen wie die Reflexion der Subjektdebatte als Spiegel gesellschaftlich-ökonomischer Miss/Verhältnisse.
st, die vor 200 Jahren lebte und ihre letzten Lebensjahre gelähmt und ihrer Sprache beraubt in einer Irrenanstalt verbrachte. „Vielleicht sind diese Briefe, die ich an dich schreibe, wie eine Nabelschnur, die mich mit dir verbindet“, schreibt Anna an ihre Ahnin. Anna findet durch den Prozess des Schreibens auch immer mehr zu ihrer eigenen Identität: „Ich finde meinen Weg zu meiner eigenen Wahrheit durch dich – es gelingt mir, unter das trockene Laub meines gewöhnlichen Lebens zu tauchen, bis an den Ort der ‚Nicht-Lüge‘ (…) Dies ist der Ort, wo deine Geschichte in mir mitschwingt. Ich höre sie in meinem Herzklopfen, fühle sie in meinem Blutkreislauf.“ So gewählt die Worte und Gedanken auch sind, so aufgesetzt und konstruiert wirken sowohl viele der Parallelen in Annas und Marias Leben als auch teilweise die Handlung selbst. So entgeht etwa Anna an genau jener Stelle nur knapp einem Vergewaltigungsversuch, an der auch eine Prostituierte fast vergewaltigt und schließlich ermordet wurde. Dennoch: Schusters Buch macht durchaus Lust, selbst „Nabelschnüre“ mit den eigenen VorfahrInnen zu knüpfen. Silke Pixner
Anne Schuster: Begegnung mit einer Vergessenen. Bettina Weiss Verlag 2008, 19,90 Euro
Mutige Umbrüche ins Ungewisse
Ermutigend, dass es dem Aviva-Verlag wieder gelungen ist, das literariBirge Krondorfer sche Juwel einer Autorin vor dem Vergessen zu Sylvia Pritsch: Rhetorik des Subjekts. Zur textuellen Konstruktion des bewahren. Mit Alice Subjekts in feministischen und anderen postmodernen Diskursen. Rühle-Gerstels „Der Umbruch oder Hanna und Transcript 2008, 39,80 Euro die Freiheit“ haben die Verlagsfrauen ein zeitgeschichtlich wichtiges Werk aus der Versenkung gehoben und nebenbei dazu beigetragen, dass sich LeserInnen nach der Lektüre weiter auf die Nabelschnüre Spurensuche nach der sozial und politische engagierten Autorin (1894-1943) begeben können. „Draußen vor dem FenMit einer schlichten, harmlosen Aufzählung ster wartet die Nacht beschreibt Alice Rühle-Gerstel selbst ihren Rodarauf, dass ich sterbe“. Mit diesem Satz beginnt man: „‚Mein Buch ist ein Roman, ein bisschen der Debütroman „Begeg- autobiographisch, das Leben in der Prager Eminung mit einer Vergesse- gration, vermischt mit einer Liebesgeschichte und der Abwendung der Heldin von der komnen“ der südafrikanimunist. Partei“’, zitiert Marta Marková im Nachschen Autorin Anne Schuster. Erzählt wird die wort des im Aviva-Verlag neu herausgegebenen Geschichte von Anna, einer 56-jährigen Frau, die Buches die Autorin. Aber das scheinbar Harmloim Rahmen eines Kurses in autobiographischem se täuscht. Und auch wer meint, EmigrantInSchreiben Briefe an ihre Vorfahrin Maria verfas- nen„geschichten“ aus den 1930er Jahren seien
ein alter Hut und Liebesgeschichten prinzipiell kitschig, wird eines Besseren belehrt. 1934 flieht die Hauptakteurin Hanna Last (Aschbach) vor den Nazis in ihre Geburtsstadt Prag und führt ein Leben voll privater und politischer Umbrüche. Hannas Gefühl des Fremdseins ist und bleibt ihr ständiger Begleiter – bis zu jenem letzten Umbruch, bei dem Hanna aufgrund einer politischen Intrige die Tschechoslowakei wieder verlassen muss und sich auf einen Weg über die österreichische Grenze ins Ungewisse macht. Petra Öllinger
Alice Rühle-Gerstel – Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit. Aviva-Verlag 2007, 24,50 Euro (D)
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en
Jahr
Lina´s Welt scheint in Ordnung. Sie wohnt mit ihren Eltern in einer wunderschönen umgebauten Scheune auf dem Land. Ihre Mutter geht nur zweimal die Woche arbeiten und wenn sie nicht da ist, gibt es immer noch Tante Agnes, die sich liebevoll um sie kümmert. Ihre Freundin wohnt direkt nebenan und in der Schule läuft es super. Auch dass ihr Vater kaum zu Hause ist – immer bei der Arbeit, wie er sagt –, stört sie erst mal nicht. Wären da nicht die seltsamen Stimmen, die seit ihrem zehnten Geburtstag immer wieder auftauchen und sich als die Gedanken anderer Menschen entpuppen. Vielleicht ist sie doch nicht ganz normal mit ihrem einen Katzenauge. Hat sie womöglich auch ein Katzenohr? Diese Fähigkeit bringt jedenfalls ein ziemliches Chaos in Linas Leben, denn so erfährt sie, dass ihr viel beschäftigter Vater heimlich eine Freundin hat, die auch noch ein Kind von ihm erwartet. Lina muss sich mit der Trennung ihrer Eltern abfinden, doch im Nachhinein ist dies für alle eine Erlösung. Lina hat längst geahnt, dass ihre Eltern sich nicht mehr verstehen, daher auch die nächtlichen Angstzustände. Mühelos führt Sabine Neuffer ihre LeserInnen in die Lebenswelt von Lina und spätestens auf der letzten Seite kommt der Wunsch auf, auch dann und wann ein bisschen Gedanken „hören“ zu können. Svenja Häfner
Sabine Neuffer: Lina mit dem Katzenauge. Cecilie Dressler Verlag 2008, 12,90 Euro (D)
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ge.sehen
I l l u s t ra t i o n e n v o n H e l e n a S i l v a
Fo t o : P i t c h Wi s e
Wie sag ich’s meinem Leser-Täter? Die Zeitungsberichterstattung über den „Axtmörder“ und den „Inzestfall Josef F.“ versuchte großteils ohne die Erkenntnisse der Frauenbewegungen auszukommen. Von Kerstin Kellermann Am stärksten fiel es mir auf, als ich sah, wie der Chef der „Standard“-Wochenendbeilage „Album“ einen Drahtseilakt zur Erklärung der Phänomene Isolationshaft und sexuelle Folter, verharmlosend „Inzestfall Josef F.“ genannt, hinlegte. Ausführlich und atemberaubend beschrieb Christoph Winder Fälle von „Doppelleben“ im Film und legte anhand einiger Beispiele aus dem Kino dar, warum das von den Medien titulierte „Doppelleben des Josef F.“ keines sei. Darauf folgte die ORF-Sendung „Report“, in der die Redaktion des, durch seine Interviews mit Natascha Kampusch berühmt gewordenen, Herrn Feuerstein einen Sendungsbeitrag zum Thema „Sexueller Missbrauch“ gestaltete. Obwohl die interviewten erwachsenen Frauen aus einer Selbsthilfegruppe kamen, wurden sie durch den um erhöhte Aufmerksamkeit heischenden, sensationalistischen Ton zu ewigen Opfern, die angeblich irreparabel für immer geschädigt seien, ihr Leben lang „keine normale Beziehung“ mehr eingehen könnten und nur noch für ihre Therapiestunden lebten. Als ob sie lebendige Tote wären, die ohne Freude am Leben noch auf Erden wandelten. Aus Respekt und Mitleid für die Überlebenden von sexueller Gewalt in der Kindheit entstand so eine Furcht vor diesen seltsamen Gestalten, die ein 42 an.schläge juni 2008
wohliges Gruseln vor den Fernsehgeräten verursachten. „Gott sei Dank sind wir nicht betroffen“, dachte sich wohl die vor dem Fernseher versammelte Familie – außer acht lassend, dass jedes dritte Mädchen und jeder zehnte Junge von dieser Form der Gewalt betroffen sind. Der Täter von Amstetten und der so titulierte „Axtmörder“ profitierten in den meisten Medien von der Deutungshoheit einiger Journalisten, an denen die Erkenntnisse und die Erfahrung der Frauenbewegungen in den letzten knapp vierzig Jahren spurlos vorüber gegangen sind. Beinahe erheiternd war, was diese respektablen Herren alles an Ideen und Einfällen über die „Einzeltäter“ heranzogen, welche Analysen sie aus dem Ärmel schüttelten, um beim Thema Frauenmord und sexuelle Gewalt mitreden zu können, ohne den Feminismus zu erwähnen. Höchst erstaunlich waren auch die verschiedenen Erklärungsversuche, mit denen die Täter als außerhalb der österreichischen Gesellschaft stehend dargestellt wurden. Morde, Mordversuche, Todesandrohungen, Vergewaltigungen haben immer mit der Gesellschaft zu tun, in der sie geschehen. Im Täter/Opfer-Verhältnis werden gesellschaftliche Hierarchien sichtbar. Und von der im Kapitalismus vorherrschenden Erotisierung von Dominanz und
der patriarchalen Notwendigkeit eine fröhliche „Freiwilligkeit“ beim männlichen Zugang zu weiblicher Sexualität herzustellen, wird ja auch der Herr Bundeskanzler schon gehört haben. Und: So schön es ist, dass der rasende Reporter Emil Bobi gemeinsam mit Marianne Enigl dann im Profil in „Im Namen des Vaters“ in fast jedem Absatz das Geschlecht der männlichen Täter betont und diese Erkenntnis endlich (?!) in Richtung Mainstream wandert, so traurig ist es für Feministinnen nach fast vierzig Jahren Frauenbewegung, diese Tatsache als großartige Neuigkeit präsentiert zu bekommen. Und es ist auch zu wenig, den erhöhten gesellschaftlichen Druck, Arbeitslosigkeit oder die „zunehmende Isolation“ als Ursachen oder Motive von männlicher Gewalt darzustellen, denn schließlich gelten die genannten Faktoren für Frauen genauso. Warum zumeist Männer ihre Probleme z. B. bei Trennung mit Aggression und Gewalt zu lösen versuchen, wird auf diese Weise nicht geklärt. Bei zwanzig polizeilichen Einsätzen pro Tag gegen gewalttätige Männer und einem Frauen- oder Kindermord alle drei Tage in Österreich, müsste eine Analyse über Floskeln vom männlichen „Vermeiden der Übernahme von Verantwortung“ oder dass „Frauen eher zu Worten als zu Waffen greifen“ hinausgehen. ❚
an.künden
Fo t o : J a z z Fe s t Wi e n /A r c h i v
film bis 12.5., Zürich, Frauenfeld Pink Apple: Schwullesbisches Filmfestival Arthouse Movie, 8001 Zürich, Nägelihof 4 (1.-7.5.), Cinema Luna, 8501 Frauenfeld, Bahnhofstraße 57 (8.-12.5.), www.pinkapple.ch
bis 26.10., Krems Kino im Kopf: Träume, Triebe und Täter im Film. Ausstellung und Filmschau Österreichische Filmgalerie, 3500 Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30,T. 0 27 32/90 80 00, office@filmgalerie.at, www.filmgalerie.at
10.6., 11.00, Wien Babykino: „Persepolis“ von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud (Frankreich 2007) in franzoesischer OF mit deutschen Untertiteln Votivkino, 1090 Wien, Währinger Straße 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at
t h e a te r . ka b a r e t t bis 28.6., Wien Stilleführung. Fotoausstellung von Bettina Frenzel KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Geöffnet an Spieltagen, Eintritt frei
bis 28.6., 20.00, Wien Truckstop (von Lot Vekemans) Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at, Kosten: 16,- Euro, diverse Ermäßigungen
11.-14.6., 18.-21.6., 20.30, Wien Rhapsodie in Blond. Von und mit Birgitta Altermann und Lilly Walden KosmosTheater, 1070 Wien; Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro
12.-14.6., 19.-21.6., 20.00, Wien Fußballkabarett mit Musik in 12 Spielzügen. Diese schräg/schrille Fußball-Show bietet allen EM Flüchtlingen ein wohlverdientes Asyl. 3raum - Anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650/323 33 77, info@3raum.or.at, www.3raum.or.at, Kosten: 18,-/12,- Euro
13.-16.6., 20.00, Wien Wiener Festwochen in brut: Barbara Weber nach William Shakespeare: Die Lears. Ein Schauspielprojekt in deutscher Sprache brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, Karten bei den Wiener Festwochen: T. 01/589 22 11, www.festwochen.at, www.brut-wien.at, Kosten: 19,- (div. Ermäßigungen)
Agnes Milewski Die österreichische Singer/Songwriterin Agnes Milewski hat im Dezember ihr erstes Album „pretty boys and ugly girls“ veröffentlicht und wurde mit dem Austrian Newcomer Award 2008 ausgezeichnet. Im Haus der Musik ist sie mit ihrer Band nun live zu sehen: Die ZuhörerInnen erwartet ein Konzert mit feinen Kompositionen und einer starken Stimme 12.6., 20.00, Haus der Musik, 1010 Wien, Seilerstätte 30, T. 01/516 48, info@hdm.at, www.hdm.at, Kosten: 10,- Euro 17.6., 20.30, Wien Ladies Night. Weiberstammtisch mit Eva D., Susanne Draxler, Christina Förster, Silvia Hagler, Nicole D. Käser, Tanja
Simma, Ingeborg Schwab, Gerti Tröbinger, Christa Urbanek u.v.a. KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 13,-/11,- Euro
s e m i n a r . w o rk s h o p 7.6., Stiefern am Kamp „trauDi“: Outdoor-Selbsterfahrung für Frauen, Stiefern am Kamp, Infos: www.juttaninic.at/outdoor/traudi1.htm, Anmeldung: T. 0699/81504123 oder jutta.ninic@gmx.net
18.6., 9-12.30, Wien Frauen schreiben. Kreativer Schreibworkshop Frauen beraten Frauen, 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung: T. 01/587 67 50, macke@frauenberatenfrauen.at, Kosten: 15,- Euro
20.-21.6., Zülpich 1. Zülpicher Wirtschaftsmesse für Frauen. Mit Podiumsdiskussion, Party, Workshops etc. Frauenbildungshaus Zülpich, 53909 Zülpich, Prälat-Franken-Straße 22, Anmeldung: T. 0049/22 52/65 77, info@frauenbildungshaus-zuelpich.de, www.frauenbildungshaus-zuelpich.de, Kosten: 5,- bis 15,- Euro (je nach Programm)
6.-11.7., Stadtschlaining 25. Internationale Sommerakademie: Globale Armutsbekämpfung - ein Trojanisches Pferd? Auswege aus der Armutsspirale oder westliche Kriegsstrategien Friedenszentrum Burg Schlaining, 7461 Stadtschlaining, Anmeldung: T. 0 33 55/ 24 98-502, aspr@aspr.ac.at, Kosten: ganze Woche: 50,-/25,- Euro, pro Tag: 15,-/8,- Euro
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 2.6., 18.30, Wien Angelika Brechelmacher und Barbara Smetschka (Wien): „Netzwerke für Wissenschafterinnen“. Im Rahmen der Vortragsreihe: Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst: Utopie und Wirklichkeit IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
Cartoon: Trouble X
5.6., 18.00, Leibnitz Meine, deine, unsere Gesundheit. Was PolitikerInnen für unsere Gesundheit
tun. FachreferentInnen diskutieren mit politischen Verantwortungs- und VerwaltungsträgerInnen Rathaus Leibnitz, 8430 Leibnitz, Hauptplatz 24, www.verein-freiraum.at
5.6., 18.30, Wien Angela Venth: Gender-Diskurse und Erwachsenenbildung. Ein diskursanalytischer Blick auf Geschlechtermuster in Bildungskontexten IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
6.6., 19.00, Wien Erinnern und gedenken führt zum Heute. Die Fortsetzung der begonnenen Auseinandersetzung um verschiedene Fragen der Frauen der jüngeren Generationen in der Lagergemeinschaft Ravensbrück und Freundinnen Frauenzentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/402 87 54, fz-bar@wolfsmutter.com, http://fz-bar.wolfsmutter.com
9.6., 18.00, Wien Alexandra Kofler: Wenn die Liebe zur Geschichte wird ... Identität in autobiografischen Erzählungen. Wie wir als Person erschaffen wenn wir unser Leben erzählen. IFK, 1010 Wien, Reichsratsstraße 17, T. 01/504 11 26, ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at
10.6., 18-20.00, Wien Alles was Recht ist. Vortrag mit Diskussionsmöglichkeit Frauen beraten Frauen, 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung: T. 01/587 67 50, zehetner@frauenberatenfrauen.at
16.6., 18.30, Wien Christine Kanzler, Karin Nusko: Frauen im Widerstand gegen den Austrofaschismus IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
17.6., 18.30, Wien Gudula Walterskirchen: Adelige Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, www.univie.ac.at/iwk
a u s s te l l u n g bis 22.6., Karlsruhe Der starke Konsument. Von Stephanie Senge. Symposium, Kosumprozession, Ausstellung und Ikebana-Workshop
juni 2008 an.schläge 43
an.künden Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, 76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19, www.zkm.de, Mi-Fr 10-18.00, Sa-So 11-18.00
bis 1.6., Linz EVA & ADELE. Rot - Neue Malerei und Zeichnung Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/ 7070-3600, www.lentos.at, Kosten: 6,50/4,50 Euro, tgl. 10-18.00, Do 10-21.00
bis 29.6., Wien Inside Out / There’s Beauty Within. Acht Frauen mit steinigen Biographien zeigen ihre Schönheit. Ein Fotoprojekt von und mit Frauen. Café Prückel, 1010 Wien, Stubenring 24
bis 2.11., Strobl unSICHTBAR - widerständiges im Salzkammergut. Zeitgeschichtliche Ausstellung zum Widerstand im Salzkammergut und seiner Rezeption sowie zeitgenössische künstlerische Arbeiten Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfgangsee, Strobl 84, www.strobl2008.at, Kosten: 5,/3,50 Euro, tgl. 9-18.00
bis 6.7., Salzburg Bildpolitiken. Thema der Gruppenausstellung sind Bildarchive von KünstlerInnen, die auf einem politischen Hintergrund beruhen bzw. eine politische Motivation haben SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So, 12-19.00
bis 30.7., Graz Ruth Rämbitsch: „Gegen die Entmachtung des kranken Individuums“. Fotoarbeiten Stadtteilcafé palaver connected, 8020 Graz, Griesgasse 8, T. 0316/71 24 48, palaver@frauenservice.org, www.frauenservice.at, Mo-Fr 9-16.00, Mi 9-19.00
bis 8.6., Innsbruck Voice & Void. Die Gruppenausstellung widmet sich der Darstellung der menschlichen Stimme - und der Abwesenheit der Stimme - in der bildenden Kunst.
Mit Werken von VALIE EXPORT, Rachel Berwick, Anna Gaskell u.a. Galerie des Landes Tirol, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508-3171, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Kosten: 3,-/1,50 Euro, So Eintritt frei
bis 4.6., Wien Liebe I – Suche. Der diesjährige Schwerpunkt der Fotogalerie Wien umkreist einen der existenziellsten Aspekte unseres Lebens: die Liebe Fotogalerie Wien (WUK), 1090 Wien, Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen
bis 7.6., Wien MATRIX. Geschlechter | Verhältnisse | Revisionen. Die Ausstellung zeigt künstlerische Arbeiten aus der Sammlung der Stadt Wien, die das breite Themenfeld Gender in vielfältiger Weise reflektieren Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstraße 6-8, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So, Mo, Feiertage geschlossen, Eintritt frei
bis 7.9., Wien PUNK. No One is Innocent. Kunst -– Stil – Revolte. Die Ausstellung stellt die drei Städte New York, London und Berlin in den Mittelpunkt einer Untersuchung von Mythos und Geschichte des Punk Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89-33, www.kunsthalle.at, Kosten: 8,50/7,- Euro, tgl. 10-19.00, Do 10-22.00
bis 13.7., Wien Runa Islam: Empty the pond to get the fish. Die Künstlerin reflektiert in ihren Filminstallationen die Ästhetik und den Illusionscharakter der kinematografischen Darstellung. Zu sehen sind: „Be The First To See What You See As You See It“, „First Day of Spring“ und „Empty the pond to get the fish“ MUMOK, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/525 00, info@mumok.at, www.mumok.at, Mo-So 10-18.00, Do 1021.00, Kosten: 9,-/7,20 Euro
bis 22.6., Wien Frances Stark: A Torment of Follies. Gezeigt werden 22 großformatige Papierarbeiten der Künstlerin Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12, T. 01/587 53 07, office@secession.at, www.secession.at
bis 22.6., Wien Jo Bear. Die Künstlerin gilt als eine der WegbereiterInnen des Minimalismus
bis 22.6., Wien Leben! Juden in Wien nach 1945. Fotografiert von Margit Dobronyi, eine Installation von Ruth Beckermann Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, T. 01/5350431, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, 6,50/4,- Euro
bis 27.6., Wien Hautsympathisch. Das Ausstellungsprojekt zeigt Arbeiten aus verschiedenen Gattungen: Video, Fotografie, Skulptur, Objekt, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, sowie Installationen Windspiel Galerie, 1040 Wien, Weyringergasse 20, T. 01/505 71 99, www.windspiel.at, Do-Fr 17-20.00, Sa 11-15.00 und nach Vereinbarung
bis 28.6., Krems Karina Nimmerfall: „Vertical Villa“. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit steht die mediale Konstruktion von Räumen sowie deren Wahrnehmung Galerie Stadtpark Krems, 3500 Krems, Wichnerstraße, T. 02732/84705, aeisatak@eunet.at, www.galeriestadtpark.at, Mi-Sa 11-19.00
17.6.-19.7., Wien Werkschau XIII: INTAKT - Die Pionierinnen. WERKSCHAU XIII ist sieben Künstlerinnen der INTAKT gewidmet und zwar den Gründerinnen bzw. Pionierinnen der Anfangsjahre aus den Bereichen Fotografie, neue Medien und Film Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00
DIE VAGINA IST EIN
44 an.schläge juni 2008
bis 10.7., Wien Festival europäischer Dichtungen. Lesungen von Miriam van Hee, Sarah Manguso, Christl Greller u.v.a. Alte Schmiede Wien, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12, T. 01/587 53 07, office@secession.at, www.secession.at
Michèle Thoma
ALTER HUT!
lesung
s e l b s t v e r te i d i g u n g 14.-15.6., 9-17.00, Neunkirchen Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Frauen. Für Frauen, die schon einmal einen Selbstbehauptungs-, Selbstverteidigungskurs besucht haben Sporthaus Neunkirchen, 2620 Neunkirchen, Fabriksgasse 34, Anmeldung bis 4.6.: T. 02635/611 25, freiraumfrauen@utanet.at, www.frauenberatung-freiraum.at, Kosten: 20,- bis 40,- Euro (Selbsteinschätzung)
1
f i x te r m i n
Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
Im Landesvaterland hängen Muschis, Achtung! Kunst!, an Bäumen ab. (Statt immer nur blöde Äpfel, welcher Adam würde da noch anbeißen). Dann gehen die Muschis auf Tour und missionieren unbelehrbare Phalli. Die Vaginen sind aber nicht nur alte Hüte, sondern auch noch Plaudertaschen. Sie quasseln, plappern, schimpfen, plaudern aus dem Nähkästchen. Seit einer Dekade monologisieren sie schon so vor sich hin. Göttin sei Dank gibt es auch Vagina-Dialoge. Vaginen als – Achtung, Kunst! – Flickenteppiche und Ess-Service. VaginaGeschichten und Vagina-Gedichte, Vagina-Dramen von und für Damen, in Betroffenengrüppchen vorgelesen, Vagina in Acryl, in Öl, mit und ohne Dressing. Nicht zu verwechseln mit künstlichen Scheiden. Schon gar nicht mit modischen Design-Scheiden, den Tussi-Pussys (Trend-Schamlippen, gestrafft, gerafft). Vagina! Vulva! Venushügel! Alles mit Vogelvau, schön wie Vögeln! Deswegen gibt es jetzt auch den V-Day, den Vagina-Victory-Day, an dem wir Vagina-Aktivistinnen unser Vagina-Bewusstsein erweitern und vertiefen. Wobei wir – da spaltet sich die Höhlenforschung, in der Praktikantinnen der herkömmlichen und ja auch bisweilen sehr bekömmlichen Penetration oft als dumpfe Fundamentalistinnen penetrant zu Recht gewiesen werden – natürlich unsere edle Griechin nicht vergessen dürfen. Vivat V! Vagina Vulvova-Uterus
an.künden
R a e d a S a ’a d e h ( Pa l e s t i n e ) : B a s k e t , Fo t o : N i k o l a R a d i c
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien J o a n J o n a s : T h e S h a p e , T h e S c e n t , T h e Fe e l o f T h i n g s, 2 0 0 5
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30 Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch
Soziale Verhältnisse + Körper = Kunst Beim Festival In Transit 2008 werden von Performance-KünstlerInnen multimediale Beiträge zum Thema „Singularities – Einmaligkeiten“ präsentiert. Im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzungen stehen die Auswirkungen sozialer Verhältnisse auf den menschlichen Körper. Zu sehen sind u. a. Arbeiten von Joan Jonas (Pionierin der Performance- und Videokunst aus New York), Lilibeth Cuenca (Medienkünstlerin) und dem Tanzensemble Impure Company (Oslo). 11.-21.6., Haus der Kulturen der Welt, 10557 Berlin, John-Foster-Dulles-Allee 10, T. 0049/30/397 87 175, www.hkw.de FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesbenabend
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas
Salon de Femme
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Samstag
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Barbetrieb mit Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen!
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
g.spot for queers to check in & freak out
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Frauenbadefreuden
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule
Fo t o : D e v o n S p r o u l e . c o m
Frauencafè
aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
juni 2008 an.schläge 45
an.künden
Re n a t e B e r t l m a n n / Fo t o g a l e r i e Wi e n
14.6., Wien Klub Kohelet Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at
21.6., 20.00, Hamburg Sommernachtsfrauen-Party, In- und Outdoor, 2 Tanzebenen, Wasserlichtspiele, Disco und Percussion Performance Frauencafé endlich, 20355 Hamburg, Dragonerstall 11, T. 0049/40 34 13 45, www.cafe-endlich.de
28.6., 22.00, Wien FMqueer. Mit den DJs Czesch/Hölzl/Pieper brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, www.fmqueer.at, Kosten: 5,- Euro
an.schläge
im Juli/August
thema
Betteln verboten Bald nicht nur in der U-Bahn, sondern auch auf der Straße? kultur
Claude Cahun Wie ihr kreativer Widerstand queere Politik beeinflußen könnte.
diverses INTAKT – die Pionierinnen Zwei Zugänge zeichnen die WERKSCHAU XIII zu INTAKT (Internationale Arbeitsgemeinschaft bildender Künstlerinnen) aus: Dokumentation und Kunst. Gewürdigt wird den künstlerischen und gesellschaftspolitischen Leistungen der INTAKT-Gründerinnen und -Pionierinnen: Renate Bertlmann, Moucle Blackout, Linda Christanell, Lotte Hendrich-Hassmann, Karin Mack, Margot Pilz und Jana Wisniewski. 17.6.-19.7., Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währiger Straße 59/WUK, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
46 an.schläge juni 2008
office@tanzist.at, www.tanzist.at, www.spielboden.at
13.6., 19.00, Wien F13 im Frauencafé. Das Kürzel F13 steht für einen Aktions- und Feiertag für Menschen, denen mangels Konsumkraft der öffentliche Raum entzogen wird oder die gesellschaftliche Diskriminierung erfahren Frauencafé Wien, 1080 Wien, Lange Gasse 11, www.frauencafe.com
Treffpunkt: Ortweinplatz, 8020 Graz, T. 0650/80 93 333, office@frauenservice.at, www.frauenservice.at, kostenlos
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de
tanz.fest 10.6., 19.30, Hamburg fmz on tour: altona overdrive. Mit Elliot und NoBabes, Hoo Doo Girl, Xyramat, Maya Princess und Special Guest Melissa Logan (Chicks on Speed) altonale Kulturzelt, 22763 Hamburg Ottensen, Große Bergstraße (Goetheplatz), T. 0049/40 39 27 31, info@frauenmusikzentrum.de, www.frauenmusikzentrum.de, Kosten: 5,- Euro
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
Färbergasse 15, T. 0 55 72/219 33,
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
AUF
Spielboden Dornbirn, 6850 Dornbirn,
Orange 94.00 MHz
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
6.-14.6., Dornbirn tanz ist Festival. Performances, Installationen, Filme
21.6., 17-18.30, Graz FrauenStadtSpaziergang: „Frauenmode: Schutz - Schmuck - Zweck“
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio
29.05., 21.00
www.viertelfestival-noe.at
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
TV
office@viertelfestival-noe.at,
T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at,
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
an.schläge
verschiedene Orte, Info: T. 02572/34 234-0,
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
bis 24.9., Niederösterreich Viertelfestival Niederösterreich: „spiel:räume“: Installationen, Performances, Theater u.a.
23.-24.6., Wien Ladyzzz’ Mile. Mit einem Musikprogramm zwischen Independent Rock und Freestyle-Rap, mit Workshops, mit viel öffentlicher Präsenz an einem der zentralen Plätze Wiens, mit öffentlichen Interventionen, mit deinen Ideen ... rund um das Fluc, 1020 Wien, Praterstraße 5
25.6., 19.00, Wien Que[e]r im Frauencafé Frauencafé Wien, 1080 Wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at, www.frauencafe.com
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 6020 6900 8010 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
Redaktionsschluss Termine 07-08/08:
und auch in vielen deutschen Städten:
10.06.2008 termine@anschlaege.at
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23.05.2008
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Nr. 06/08, 22. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M