an.schläge 07-08/2008
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli/august
thema
kultur
FemaleFascism
FirstNationsFilm
Verfolgung, Kollaboration und Widerstand von Frauen im Nationalsozialismus
Alanis Obomsawin ist die First Lady des kanadisch-indigenen Dokumentarfilms
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
an.schläge an.spruch
Vom Typ Konfitüre Gesine Schwan: die nächste Bundespräsidentin?
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wiener.verbot
Betteln verboten Lieber Armut bekämpfen, als mit Scheinlösungen diskriminieren kopf.tuch
auf.takt
Keine Putzfrauen mehr
disput
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frauenfriedens.radtour
Follow the Women Frauen fahren Fahrrad für Frieden im Nahen Osten
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an.sage
Madonna: A League of Her Own Die Ikone wird 50. Aber taugt sie auch als feministisches Rolemodel?
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1938.thema
„... der letzte Augenblick“
thema
Warum für 1938 ein Gedenkjahr nicht reicht
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thema.1938
„Der pure Hass in ihren Gesichtern“ ZeitzeugInnenperspektiven zum „Anschluss“ Österreichs: Ein Auszug
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claude.cahun.marcel.moore
gesellschaft
Waffen OO lebenwärts Kreativer Widerstand: mit poetischen Flugblätter gegen das NS-Regime
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suffragette.pankhurst
Votes for Women Pionierin: Mannweiber-Aktionen für’s Frauenwahlrecht
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fotografie.alex.brew
Sichtbar unsicher Wie lässt sich Gewalt gegen Frauen ins Bild setzen? Asking for it
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alanis.obomsawin
Standing up in a canoe Die First Lady des First Nations Film im Porträt
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an.klang
Into the Groove Der Sound des Sommers: poppig, progressiv, politisch
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an.lesen
70 Jahre Vergessen Frauen als Verfolgte, Widerständige und Täterinnen
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ge.sehen
kultur
Eure an.schläge
politik
Geht es um bessere Arbeitsplätze, wird die Kopfbedeckung zum Problem Zwei Ereignisse haben die Arbeit am aktuellen Heft überschattet: Die Niederlage Österreichs gegen Deutschland und der Tod eines Kohlmeisenfindlings. Letzterer lag pünktlich zu Produktionswochenbeginn am Montagmorgen vor der Redaktion auf der Straße. Weshalb der erste Arbeitstag für Recherchen in Internetforen zur Wildvogelaufzucht, Telefonate mit Vogelschutzstationen, die eilige Fahrt durch deutsche Fanhorden zur nächsten Tierhandlung und nervenaufreibende Fütterungsversuche draufging. Beim Füttern – das etwa alle 20-30 Minuten erfolgen soll – muss der kleine Vogel (ca. 6 cm) gehalten, der Schnabel (ca. 1 cm) geöffnet und der Futterbrei mittels stumpfer Spritze tief in den Schlund verabreicht werden, wobei darauf zu achten ist, dass die Nahrung weder zu weit nach links noch unter die Zunge (ca. 5 mm) gelangt. Beim Anpfiff des österreichischen Finalspiels waren wir verschwitzt, verklebt und voll geschissen, aber die Meise hatte irgendwie tatsächlich einige Portionen Aufzuchtsbrei im Magen. Córdoba wurde Wien bekanntlich nicht, aber das Gefühl, gebraucht zu werden, half über das Ergebnis hinweg. Am Dienstag waren wir schon deutlich routinierter. Für die Futterverabreichungen brauchten wir jeweils nur noch eine knappe Viertelstunde, weshalb bis zur nächsten Mahlzeit gute zehn Minuten zum Arbeiten blieben. Mittwochs hatten wir uns selbst an die zur Animation gespielten Vogelstimmen aus dem Computer gewöhnt und auch an Schreibtische, die mit Kletter-, Nist- und Badegelegenheiten dem Lebensraum heimischer Singvögel möglichst naturgetreu nachempfunden waren. Sogar den anfangs auftretenden Würgereflex beim Anblick sich in der Pinzette windender Würmer und anderer Insekten hatten wir weitgehend im Griff. In der Nacht auf Donnerstag ist unser Vogel dann gestorben. Und Österreich ist raus.
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„What a way to make a living“ Prekarisierung, Selbstorganistion und Feminismus: Eine Ausstellung
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
In 80 Pickerln um die Welt:
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Zürich
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Fo t o : L e a S u s e m i c h e l
Irmi Wutscher/trude
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04 an.schläge juli august 2008
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Vom Typ Konfitüre Mit Erstaunen nahm ich die erneute Nominierung von Gesine Schwan für das Amt der Bundespräsidentin durch die SPD zur Kenntnis. Galt doch die Wiederwahl des jetzigen Amtsinhabers Hörst Köhler (CDU) nach dessen Bereitschaft das Amt fortzusetzen als gesichert und eine Gegenkandidatur stand nicht zur Debatte. Doch warum soll sich die Präsidentin der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder nicht einer Wiederwahl stellen? Zwar unterlag sie 2004 mit 589 zu 604 Stimmen ihrem Widersacher bereits im ersten Wahlgang, doch die Stimmenverteilung durch die Mitglieder der Bundesversammlung machte deutlich, dass sie mindestens zehn Stimmen aus dem konservativen Lager für sich verbuchen konnte. Noch nie standen die Chancen so gut, dass dieser prestigeträchtige Job von einer fähigen und dem höchsten Amt der Bundesrepublik Deutschland gewachsenen Frau ausgeführt wird. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Frauen erstmals überhaupt für eine Kandidatur zur/zum BundespräsidentIn aufgestellt wurden, freilich ohne Aussichten auf Erfolg. Mit Annemarie Renger (SPD) trat 1979 zum ersten Mal eine Frau als Kandidatin für das BundespräsidentInnenamt an, wobei ihre Nicht-Wahl so gut wie feststand. In den Jahren danach, 1984 und 1994, folgten Luise Rinser von den Grünen und Hildegard Hamm-Brücher von der FPD, deren Nominierung allerdings frühzeitig zurückgenommen wurde. 1999 waren es mit Dagmar Schimpanski (CDU) und Uta Ranke-Heinemann (von der PDS nominiert) sogar zwei Frauen, die gegen Johannes Rau (SPD) antraten, dessen Partei allerdings eine eindeutige Mehrheit in der Bundesversammlung hatte. Dabei war die Zeit längst überreif für ein weibliches Staatsoberhaupt, wie natürlich überhaupt wichtige repräsentative und politische Positionen längst von Frauen besetzt sein sollten. Dass es mit Angela Merkel mittlerweile eine Bundeskanzlerin gibt, hat an der Notwendigkeit nach mehr mächtigen Frauen in der Politik nichts verändert. Zu viele mächtige Männer stehen noch im Dunstkreis der Frontfrau. Ein bisschen konnte Gesine Schwan von diesem Trend sicherlich profitieren, wobei sich die vitale Politikwissenschaftlerin allerdings vor allem durch Debattenstärke und
Kommunikationstalent auszeichnet und weniger durch ein progressives Frau-Sein. Für die Wahl 2009 werden der Universitätsprofessorin und gebürtigen Berlinerin zurzeit noch keine großen Siegeschancen eingeräumt. Auch der eigenen Einschätzung nach ist ihre Startsituation zur Kandidatur schwierig und zwar nicht nur auf Grund ihrer geringeren Popularität, sondern auch weil ihre Nominierung von einer Partei ausgeht, die schon seit geraumer Zeit sehr um das eigene Image ringt. Der SPD können mit dieser Aktion machtpolitische Motive nicht abgesprochen werden, immerhin treten die Parteien ab Herbst in eine intensive Wahlphase: bayerische Landtagswahl, BundespräsidentInnenwahl und die nächste Bundestagswahl stehen an. Und Sieg oder Niederlage werfen unmittelbar ihre Schatten auf die nächste Wahl. Kein Wunder also, dass schon frühzeitig und vor der parlamentarischen Sommerpause von allen Fraktionen der Wahlkampf eröffnet wird. Das zählt bereits zur politischen Normalität. Dass die Debatte um das höchste Amt, die zudem noch überwiegend von Männern geführt wird, nun medial und parteipolitisch heftig ausgeschlachtet wird, ist kümmerliche Realität. Und Gesine Schwan? Die bekennende Zeitungsartikelausreißerin, Frühstückerin – vom Typ Konfitüre, im Gegensatz zum Aufschnitttyp – umgeht wie selbstverständlich den Spagat zwischen persönlicher Motivation, eigenem Amtsverständnis und Instrumentalisierung durch die eigene Partei. Geschickt und mit Fingerspitzengefühl versteht es die 65-Jährige, sich aus den parteipolitischen Machtkämpfen weitgehend herauszuziehen. Mehr Vertrauen in die Demokratie geben, sie verständlicher und transparenter machen und den Graben zwischen Gesellschaft und praktischer Politik füllen, ist ihre eher abstrakte politische Botschaft. Auch konkrete frauenpolitische Aussagen stehen bei ihr leider nicht auf dem Programm. Das entspräche aber auch nicht ihrem Amtsverständnis, nämlich sich aus praktischer Politik rauszuhalten. Doch sie ist davon überzeugt, dass sie als Bundespräsidentin neue positive Impulse setzen kann. Fehlt noch ein erfolgreiches Werben um die Mehrheit der Stimmen in der Bundesversammlung bis zum 23. Mai 2009. ❚ juli august 2008 an.schläge 05
österreichan.riss reform
Kritik an Mindestsicherung
regenbogenparade08
Es wird wieder bunt Am 12. Juli um 14.00 startet im Wiener Stadtpark die alljährliche Regenbogenparade. Seit ihrer ersten Durchführung im Jahr 1996 hat sich die Regenbogenparade nicht nur zum wichtigsten Event der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Bewegung entwickelt, sondern auch zu einem bedeutenden Symbol für eine Kultur der Solidarität, Toleranz und Gleichberechtigung. Die Parade findet in Erinnerung an das erste Aufbegehren von Lesben und Schwulen gegen polizeiliche Willkür im Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street statt – weshalb in vielen Ländern ähnliche Veranstaltungen auch CSD (Christopher Street Day) genannt werden. Wie bisher wird sich der bunte Demonstrationszug vom Stadtpark aus gegen die Fahrtrichtung – andersrum – über die Ringstraße bewegen, vorbei an Urania, Schwedenplatz, Ringturm, Börse, Universität, Rathausplatz und Parlament, bis zum Heldenplatz, wo bei freiem Zutritt die große Open-Air-Schlussveranstaltung gefeiert wird. Neben prominenten Gästen darf man sich wieder auf ein fulminantes Showprogramm freuen. GaH www.regenbogenparade.at, www.hosiwien.at
Armutskonferenz und Österreichischer Frauenring kritisieren einige Details der neuen Mindestsicherung. Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Frauenrings, ist zwar erfreut, dass die Unterscheidung zwischen Hauptund Mitunterstützende, die Frauen in die finanzielle Abhängigkeit drängte, endlich hinfällig ist. Aber „leider wird die Frauen benachteiligende Anrechnung des Partnereinkommens für die Beurteilung der Mindestsicherung fortgeschrieben und zwar selbst bei Lebensgefährten, denen gegenüber kein Unterhaltsanspruch besteht“. Sie plädiert für die Einführung der Bedarfsorientiertheit. Außerdem sei es unverzichtbar, MigrantInnen, die dauerhaft in Österreich leben, mit österreichischen StaatsbürgerInnen gleichzustellen. Die Hauptanliegen der Armutskonferenz fasst Martin Schenk zusammen: „Es kann keine Mindestsicherung geben, die diesen Namen verdient, ohne dass die tatsächlichen Wohnkosten für Armutsbetroffene abgedeckt werden, ohne die Sicherung österreichweiter Standards bei existentiellen Nöten in besonderen Lebenslagen, ohne eine Reform des Vollzugs der Sozialhilfe in den Ländern und ohne Reform der aktiven Arbeitsmarktpolitik.“ GaH www.frauenring.at, www.armutskonferenz.at
s te i e r m a rk
Lesbische Erinnerungen gesucht! Die lesbischwule Bewegung in der Steiermark hat eine lange und belebte Tradition, aber die systematische Aufarbeitung lesbischwuler Erfahrungen fehlt. Das Büro der Erinnerungen am Landesmuseum Joanneum hat sich dem nun in Kooperation mit Institutionen der Community angenommen. Für das Projekt „l[i]eben“ werden Lesben, Schwule und
„Gendergiftküche“
Wieder Karlheinz Klement! Denn der FPÖGleichstellungsbeauftragte macht sich weiterhin ernste Sorgen um die geschlechtsidentitäre Gesundheit des österreichischen Nachwuchses. Nachdem in den letzten an.schlägen an dieser Stelle seine Befürchtung zitiert wurde, Wien könne sich in einen „Käfig voller Gendernarren“ verwandeln, sprudelt er fortgesetzt spaßige Wortspiele, um dieser Angst medienwirksam Ausdruck zu verleihen. „Gendergrütze statt Schnitzel“ bekämen wir bald in Wien serviert, wenn die „Zwangs-Umerziehungsprogramme“ unserer Kinder nicht gestoppt würden. Anlass diesmal: In einem Wiener Kindergarten wurden Buben die Nägel lackiert. 06 an.schläge juli august 2008
mund verbieten
marsch verbieten
Bipa-Boykott
Budapest-Parade
Bei der österreichischen Drogeriekette Bipa gab es für Männer ein „Vatertagsgeschenk“ gratis zum Einkauf. Farbige Karten waren es, mit denen beim Fußballschauen männliche Wünsche wortlos kommuniziert werden konnten. „RUHE!" stand vorne auf der roten. Auf der Rückseite:„Schatz! Deine Lippen sind so sinnlich und wunderschön. Aber wusstest du, dass sie am allerschönsten sind, wenn du sie geschlossen hast?" Sex ohne Vorspiel und Bierholen durften ebenfalls per Karte gefordert werden. Bipa hat das Set mittlerweile zurückgezogen, der Bipa-Boykott bleibt aufrecht. –
Nachdem der Gay Pride March in Budapest im vergangenen Jahr von Neonazis mit MolotowCocktails angegriffen wurde, wurde er in diesem Jahr gleich ganz verboten. Hatte die Polizei schon damals nichts unternommen, um die TeilnehmerInnen vor den homophoben Attacken zu schützen, wurde auch die diesjährige Absage keineswegs mit einer möglichen Gefährdung der DemonstrantInnen begründet. Die für den 5. Juli geplante Parade würde vielmehr „den Verkehr in der betroffenen Gegend in hohem Maße ungünstig beeinflussen", hieß es. –
an.rissösterreich Transgenderpersonen jeden Alters gesucht, die (auch anonym) bereit sind, ihre Erinnerungen mitzuteilen. Wie wurde die Zeit erlebt, als Homosexualität noch strafbar war? Welche Erfahrungen wurden beim Coming-out gemacht? Wie war die Grazer „Szene“ früher und wo konnte mann/frau „Gleichgesinnte“ treffen? Das Büro der Erinnerungen sucht Menschen, die berichten, welche Beziehungen sie zu diesem Thema haben. Ob das nun Eltern einer lesbischen Tochter oder eines schwulen Sohns sind oder Menschen, die davon erzählen können, wie mit Homosexuellen im Dorf, in der Schulklasse oder am Arbeitsplatz umgegangen wird und worden ist. Außerdem werden Briefe, Tagebücher, Fotos und Dokumente sowie Gegenstände aller Art, welche schwul-lesbisches Leben in der Steiermark dokumentieren, gesucht. Mit dem gesammelten Material ist 2009 eine Publikation geplant. GaH
Radiomultikulti wird abgesetzt. Stattdessen strahlt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ab Jänner 2009 die vom WDR produzierte Sendung Funkhaus Europa aus. Saskya Rudigier kontaktierte Ilona Marenbach, Chefredakteurin von radiomultikulti
Ersatzprogramm statt Original
Der Verein QWien, Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte, hat im Jahr des Gedenkens an 1938 eine neue Stadtführung durch Wien initiiert: „Verdrängtes Unrecht“ titelt die Führung, in der seit Ende Mai Schicksale von Schwulen und Lesben im Mittelpunkt stehen. Die NS-Politik hat sich auf den seit 1857 gültigen §229 im österreichischen Strafgesetz bezogen, wonach „Unzucht mit Personen desselben Geschlechts“ unter Strafe stand. Schwule und Lesben wurden von den Nationalsozialisten nicht selten ins Konzentrationslager deportiert. Die Opfer wurden bis heute nicht entschädigt. Stadtführer Andreas Brunner will anhand ausgewählter Orte und Geschichten die Geschichte der Verfolgung erzählen. QWien organisiert auch andere schwul-lesbische Stadtspaziergänge und Kulturaktionen. GaH
Ist Funkhaus Europa (FHE) ein vergleichbarer Ersatz für radiomultikulti? Funkhaus Europa ist tatsächlich ein Programm, das uns sehr nahe kommt und auch sehr nahe steht, schließlich kooperieren wir bereits seit vielen Jahren mit den KollegInnen in Köln. Praktisch bedeutet dies: FHE übernimmt zur Zeit mehr als siebzig Stunden pro Woche, das ist die komplette Nacht, das sind zwei Stunden „Süpermercado“ (Montags bis Freitags 10-12.00), mehrere Sendungen am Wochenende und einige unserer Fremdsprachen. Das wird es in Zukunft so nicht mehr geben, aber ich gehe davon aus, dass FHE ein ähnliches Format anbieten wird. Deshalb kann man mit einer – allerdings nicht unwesentlichen – Einschränkung tatsächlich sagen, FHE ist ein Ersatz für radiomultikulti. Diese Einschränkung bezieht sich auf die Regionalität. FHE hat keine lokale Anbindung. Das ist aber eine der Stärken von radiomultikulti. Wir sind ein Bestandteil der internationalen Metropole, wir sind verankert in den MigrantInnen-Communities, wir spielen und fördern die regionale Weltmusik, wir entdecken neue Formate der Alltagskultur. Mit dem Ende von radiomultikulti bricht eine innovative Kulturbranche zusammen. Gibt es noch Chancen auf einen Fortbestand von radiomultikulti? Selbst wenn die ARD auf Druck der Politik genötigt wird, eine gerechtere Gebührenverteilung noch 2009 umzusetzen, gehe ich nicht davon aus, dass der rbb seine Entscheidung revidieren wird. Ist die mangelnde Integration von radiomultikulti in den rbb ein Grund für die Absetzung? Hier vermischen sich verschiedene Ebenen, die des finanziellen Engpasses, in dem der rbb tatsächlich steckt, und die der persönlichen Wahrnehmung meiner Kolleginnen und Kollegen, vor allem derjenigen mit Akzent. Die haben tatsächlich in den vergangenen Jahren die Erfahrung machen müssen, dass sie im Haus abgelehnt wurden. Es blieb das unangenehme Gefühl, dass ein Akzent und eine andere Betrachtungsweise mit mangelnder Kompetenz gleichgesetzt wurden. Die Bereitschaft, die Vielfalt Berlins im Sender abzubilden, war nicht besonders groß. Das führte dazu, dass sich die KollegInnen in die Nische radiomultikulti zurückzogen. Hat radiomultikulti zu wenige HörerInnen? 37.000 HörerInnen täglich sind nicht wenig, zumal diese Zahl nicht die tatsächliche HörerInnenschaft abbildet. Die ist um einiges größer, denn es werden nur Menschen erfasst, die der langen, telefonischen Befragung auf Deutsch folgen können. Das sind in der Regel Deutsche und EinwandererInnen mit guten Deutschkenntnissen. Für Kulturprogramme wie auch für radiomultikulti ist eine andere Größe relevanter, die des sog. weitesten Hörerkreises und da kommen wir auf knapp 250.000 Hörerinnen und Hörer. Ein weiteres Indiz, dass die MediaAnalyse für radiomultikulti wenig aussagefähig ist, sind die Zugriffe auf unsere Internetseite. Im Mai 2008 waren das 401.000 Pageimpressions.
Informationen und Anmeldung: guide@qwien.at, www.qwien.at
www.multikulti.de
www.museum-joanneum.at
stichwort
Die 1/4-Jahrhundert-Sammlung STICHWORT, Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung (Wien) bietet seit nun 25 Jahren Informationen und Literatur zur Neuen Frauenbewegung und Lesbenbewegung in Österreich. Das Archiv macht die österreichische und internationale autonome Frauenbewegung in zahlreichen Dokumenten anschaulich nachvollziehbar. Für interessierte Frauen wird auf Flugblättern, Plakaten, in Ton- und Bilddokumenten, Protokollen und Selbstdarstellungen von österreichischen Frauengruppen, in Broschüren und internationalen Zeitschriften eine äußerst vielfältige Geschichte Stück um Stück begreifbar. Forscherinnen finden eine Fülle gut erschlossenen Materials für ihre Arbeiten und Aktivistinnen einen Platz, an dem ihre gesammelten Schätze wertgeschätzt, bewahrt und anderen Frauen zugänglich gemacht werden. Zudem vollzieht die Bibliothek feministische Diskussionen der vergangenen Jahrzehnte mit einem breiten Spektrum an frauenspezifischer Literatur aus Forschung und Belletristik nach und bietet Neuestes zur Frauen- und Geschlechterforschung. Mehr dazu und zum Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Vorträgen und spezialisierten Internet-Workshops auf www.stichwort.or.at. MH
stadtführung.wien
Verfolgte Lesben und Schwule
juli august 2008 an.schläge 07
wienerverbot
Fo t o : B e r n h a r d Ku m m e r
Betteln verboten Seit Anfang Juni ist in Wien das Betteln mit Kindern verboten. Wer sich um das Kindeswohl sorgt, sollte aber lieber Armut bekämpfen. Von Michaela Moser Von einem generellen Bettelverbot, wie die FPÖ es fordert, hält man seitens der sozialdemokratischen Wiener Stadtregierung nichts. Damit könne das Problem der Armut nicht beseitigt werden, heißt es in einer Presseaussendung des SP-Abgeordneten Godwin Schuster. Das Problem müsse differenziert angegangen werden, meint auch der Wiener Bürgermeister. Zusätzlich zum schon länger bestehenden Verbot des aggressiven und organisierten Bettelns ist deshalb seit Anfang Juni in Wien auch das Betteln mit Kindern verboten. In einer Sondersitzung Ende März wurde dafür das Wiener Landes-Sicherheitsgesetz mit einer zusätzlichen Passage bestückt. Diese besagt, dass „wer an einem öffentlichen Ort […] in aufdringlicher oder aggressiver Weise oder als Beteiligter an einer organisierten Gruppe um Geld oder geldwerte Sachen bettelt, oder eine unmündige minderjährige Person zum Betteln, in welcher Form auch immer, veranlasst oder diese bei Bettelei mitführt“ eine Verwaltungsübertretung begeht und „mit Geldstrafe bis zu 700 Euro, im Fall der Uneinbringlichkeit mit einer Ersatzfreiheitsstrafe bis zu einer Woche zu bestrafen“ ist. Ausschlaggebend, so der Tenor von Presseaussendungen und Diskussionsbeiträgen von VertreterInnen der SPÖ, sei dabei die Sorge um das Kindeswohl. In den Erläuterungen zum geänderten Landessicherheitsgesetz wird darauf explizit hingewiesen. Mit der zunehmenden Praxis „im Beisein von unmündigen minderjährigen Personen“ zu betteln bzw. diese zur Bettelei „anzustiften“ sollen, so die Analyse des Gesetz08 an.schläge juli august 2008
gebers, „durch den ‘erhöhten’ Mitleidseffekt bessere Erträge aus der Bettelei“ erzielt werden. Im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes sei es daher „unbedingt erforderlich […] wirksame Maßnahmen gegen Anstifterinnen und Anstifter einer solchen Ausbeutung […] zu setzen.“ Durch die neuen Verwaltungsstrafbestände werde eine starke Reduktion dieser Form der Bettelei erwartet. Alternativen zu dieser Vorgangsweise gäbe es keine. Soziale und kirchliche Organisationen, darunter SOS Mitmensch, social ATTAC und die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien sowie auch die Grünen, haben das neue Bettelverbot scharf kritisiert. Sie werfen den Stadtverantwortlichen vor, dass mit dem Erlass in erster Linie für weniger BettlerInnen auf Wiens Straßen während der EURO gesorgt werden sollte. Betroffen von der neuen Verordnung sind vor allem jene – oft aus Rumänien, der Slowakei oder dem ehemaligen Jugoslawien kommenden – Frauen, die mit ihren Babys und Kleinkindern bei U-Bahnaufgängen, in Einkaufsstraßen, vor Kirchen und an anderen stark frequentierten Plätzen sitzen oder knien und PassantInnen – meist wortlos – um Unterstützung bitten. Wer sich in Wien bewegt, kennt diese Frauen oder besser gesagt deren Anblick – und wohl auch das Gefühl von Unbehagen, das sich dabei einstellt. Ein Unbehagen, das die Wiener Linien schon seit einiger Zeit mit ihren Anti-Bettel-Durchsagen explizit artikulieren und das auch im Zusammenhang mit Bettelverboten eine durchaus wichtige Rolle spielen dürfte.
Sichtbare Armut. Armut bleibt im siebtreichsten Land der Welt meist unsichtbar und versteckt. BettlerInnen im Stadtbild machen Armut sichtbar, sie machen die ökonomische und soziale Verfasstheit Österreichs und Europas deutlich und fordern zur unmittelbaren persönlichen Positionierung heraus: Schau ich weg oder schau ich hin. Gebe ich – oder gebe ich nichts. Dass Betteln keine wünschenswerte Beschäftigung für Kinder und wohl auch für den Großteil der bettelnden erwachsenen Frauen und Männern ist, versteht sich genauso von selbst, wie die Tatsache, dass jeglicher Form der Ausbeutung auch in diesem Zusammenhang wirksam entgegenzutreten ist. Wenn Teile der Bettelei tatsächlich von illegalen Organisationen kontrolliert und die bettelnden Menschen von diesen ausgebeutet werden, wie es oft behauptet aber kaum jemals nachgewiesen werden konnte, müssen Wege gefunden werden, dem nachhaltig entgegenzuwirken. Die Verhaftung jener Frauen, die mit ihren Kindern bettelnd auf der Straße sitzen, ist hier wohl kaum als probates Mittel zu sehen. Betteln als Beruf. Dass bettelnde Frauen weder kriminelle Bandenmitglieder noch deren hilflose Opfer sind, zeigen auf besonders eindrückliche Weise die Ergebnisse einer Untersuchung, die die Wiener Bildungswissenschaftlerin Marion Thuswald im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit bettelnden Frauen in Wien durchgeführt hat.1 Dabei wird der Subjektstatus der betroffenen Frauen ernst und deren vielfältige Kompetenzen in den Blick genommen. Thuswald be-
verbotwiener schreibt die von ihr interviewten Bettlerinnen als „selbstbewusst Leidende“, die sich ihrer schwierigen, oft ausweglosen Situation im Herkunftsland sehr klar bewusst sind, sich aber nicht mit dieser Situation abfinden, sondern vielmehr den seit der EU-Erweiterung auch für sie offenen transnationalen Raum und sein Wohlstandsgefälle zu nutzen suchen, um ihre Überlebenschancen und die ihrer Kinder zu erhöhen. Aufgrund fehlender anderer Kenntnisse und Erfahrungen – ein Großteil der betroffenen Frauen hat auch in den Herkunftsländern weder Chancen auf noch Erfahrungen mit Erwerbsarbeit gemacht – wird das Betteln als Verdienstmöglichkeit gewählt und die dafür notwendigen Fertigkeiten erworben. Dazu gehört ein Minimum an Sprachkenntnissen genauso wie Orientierungsfähigkeit, geeignete Ortswahl und die Fähigkeit, das eigene Anliegen glaubwürdig und eindringlich zu ver-
von Sicherheitskräften und Polizei wurde in Wien auch genutzt, um erneut eine „Aktion scharf“ gegen BettlerInnen zu machen. Alexander Schinnerl von der Polizei im 1. Bezirk erläuterte dazu auf ORF-Online die Strategie der Polizei:„Wir halten die Szene in Bewegung, das heißt durch diese Kontrollen findet ein Verdrängungsprozess statt in andere Bereiche. Durch gezielte Aktionen glauben wir, dass wir das Ganze auf ein Minimum reduzieren können.“3 An „Einfallsreichtum“ hat es der Exekutive bei der Vertreibung von BettlerInnen schon bislang nicht gemangelt. So wird etwa bei Nicht-EU-BürgerInnen das Fremdenrecht herangezogen und Betteln als Erwerbsarbeit interpretiert, die einer Arbeitserlaubnis bedürfe. Oder mit einem Verweis auf die Straßenverkehrsordnung gegen BettlerInnen aufgrund von „Verkehrsbehinderung“ vorgegangen.
ORF-Diskussionssendung Club 2 die betroffenen Frauen von DiskutantInnen als Rabenmütter dargestellt werden, denen es – offensichtlich ganz im Gegensatz zu den verantwortlichen StadtpolitikerInnen – nicht um das Wohl ihrer Kinder ginge. Hinweise auf Kooperationsprojekte mit den Herkunftsländern gehen zwar in die richtige Richtung, bleiben jedoch zumeist vage und verkennen die Dimension der Gesamtproblematik. Oder sie überschätzen – naiv oder bewusst – die Möglichkeiten und Reichweiten solcher Projekte im Hinblick auf die Bekämpfung und Vermeidung von extremer Armut. Dafür braucht es Systemlösungen und eine grundsätzliche Änderung der Prioritäten europäischer Wirtschaftsund Sozialpolitik hin zu mehr Verteilungsgerechtigkeit und einem sozialen Europa für alle. Der diesbezügliche Einsatz österreichischer PolitikerInnen – wenn auch vorhanden – blieb hier bis-
Gegenseitige Unterstützung ist für Frauen, die in einer ihnen zunächst völlig unbekannten Stadt als Bettlerinnen überleben wollen, unerlässlich. Genau dieser Zusammenhalt, das füreinander Einstehen, wird durch den Vorwurf der „Organisiertheit“ diskreditiert und kriminalisiert. mitteln. Das Erhalten von Handlungsfähigkeit trotz Ungewissheit und widriger Umstände und ein Beharren auf der eigenen Integrität und der Legitimität des eigenen Handelns trotz vielfacher Beschimpfungen und Bedrohungen sind zentrale Bestandteile der Überlebenskompetenz der betroffenen Frauen – wie auch die Hoffnung auf ein besseres Leben. Darüber hinaus wird das solidarische Miteinander mit Verwandten, befreundeten BettlerInnen, Landsleuten, VermittlerInnen und VermieterInnen gepflegt. Gegenseitige Unterstützung ist für Frauen, die in einer ihnen zunächst völlig unbekannten Stadt als Bettlerinnen überleben wollen, unerlässlich. Genau dieser Zusammenhalt, das füreinander Einstehen, wird durch den Vorwurf der „Organisiertheit“ diskreditiert und kriminalisiert.2 Verdrängungsprozesse. Mitte Juni stand mit den ersten Viertelfinalspielen nicht nur die „heiße“ Phase der Europameisterschaft bevor, der massive Einsatz
„Sie haben […] in aufdringlicher und aggressiver Weise (indem Sie am Boden gesessen sind, Ihre Hände immer wieder vor die vorbeigehenden Passanten hielten und diese auch ansprachen, welche deshalb immer wieder ausweichen mussten und so der Verkehrsfluss der Passanten erheblich behindert wurde) […] gebettelt“ lautet beispielsweise einer der Standardtexte einer Strafverfügung wegen aggressiver Bettelei. Bloßer Blickkontakt reicht oft aus, um als „organisierte“ BettlerIn identifiziert zu werden. Bei einer von Augustin, social Attac und Katholischer Aktion organisierten Informationsveranstaltung im Mai wurden Kopien von Pässen betroffener Frauen gezeigt, die diese von der Polizei mit dem Vermerk „Bettlerin“ zurückbekamen. Wer den Vermerk angebracht hat, kann freilich nicht bewiesen werden. Verdrängungsprozesse im Hinblick auf die Komplexität der Gesamtproblematik lassen sich auch in der Argumentation der Verordnung des Bettelverbots von/mit Kindern mit der Sorge ums Kindeswohl finden. Wie etwa, wenn in der
lang durchaus bescheiden. Und auch in Österreich selbst fehlt der politische Wille zur Armutsbekämpfung. Sowohl im Hinblick auf politische Lösungen als auch im Bezug auf den persönlichen Umgang mit BettlerInnen ist ein Perspektivenwechsel jedenfalls unerlässlich. Bettlerinnen, gerade auch jene mit Kindern auf dem Schoß, als Frauen wahrzunehmen, die mit ihrer Tätigkeit eine der ganz wenigen für sie und ihre Kinder in Frage kommenden Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lebenssituation wahrnehmen und sich die dafür notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten erwerben, ist ein erster Schritt dazu. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Position im Hinblick auf lokale und globale Verteilungsfragen ein weiterer. Sich gegen gesetzliche „Scheinlösungen“ wie die vorliegende Verordnung und die damit einhergehenden Verhaftungen einzusetzen und der Verbreitung von Mythen und den sich daraus ergebenden Stigmatisierungsprozessen entgegenzutreten, ist die logische Konsequenz. ❚
1 Marion Thuswald:„Betteln als Beruf? Wissensaneignung und Kompetenzerwerb von Bettlerinnen in Wien“ Diplomarbeit, Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien 2008. Die Arbeit soll auch als Buch erscheinen. Ein ausführliches Interview mit der Autorin ist auf www.augustin.or.at zu finden. 2 Weitere BettlerInnen-Mythen werden in einem Papier der Katholischen Aktion entkräftet, das gemeinsam mit zahlreichen Stellungnahmen verschiedener Organisationen, unter www.ka-wien.at/betteln zu finden ist. 3 http://wien.orf.at/stories/180667
juli august 2008 an.schläge 09
kopftuch
Keine Putzfrauen mehr Religiöse Einbeziehung in die Gesellschaft kann sozialökonomische Integration nicht ersetzen. Frauen mit Kopftuch haben unter hoher Arbeitslosigkeit zu leiden. Ein Programm für Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit könnte Diskriminierungen entgegen wirken. Von Kerstin Kellermann Warum wird gerade jetzt öffentlich so viel über Frauen diskutiert, die Kopftuch tragen? „Als damals Frauen mit Kopftuch nur Putzfrauen waren, störte das niemand, aber jetzt, wo wir an der Universität auftauchen, sieht es anders aus“, analysiert eine junge Frau nüchtern die Lage. Die bereits in Österreich geborenen Töchter von zugewanderten „Neuösterreicherinnen“ sollen wohl in sozial und finanziell schlechten Positionen bleiben. „Wenn die Putzfrau plötzlich Lehrerin sein will, gibt es Probleme“, meint auch Diskussionsleiterin Birgit Sauer. „Man gönnt ihnen den sozialen Aufstieg nicht.“ Im Kapellenraum des Wiener Albert-Schweitzer Hauses findet die Konferenz „Kopftuch/Politik“ statt, nachdem das Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien im Rahmen des EU-Projektes „VEIL – Values Equality & Differences in Liberal Democracies“ eine Studie durchführte. Es wurde laut Einladung „insbesondere untersucht, welchen Einfluss die institutionalisierten Verhältnisse des Staates zu Religionsge10 an.schläge juli august 2008
meinschaften sowie Gender- und Staatsbürgerschaftsregime ausüben“. „Warum wird das Kopftuch als der Untergang des Abendlandes inszeniert?“, fragt Sauer. „Trotz der Abschottung Europas haben sich die Bevölkerung und das Verhältnis von Staat und Gesellschaft verändert. Eigentlich geht es nun um eine Institutionalisierung des Islam. Traditionelle Vorstellungen vom Staat können nicht mehr aufrechterhalten werden.“ Ilker Atac berichtet in seinem Vortrag, dass die EU-Kommission die Entwicklungen aufmerksam verfolge. „Es geht um die Gleichbehandlung in Bezug auf die Arbeit. Werden Frauen wegen ihres Kopftuchs bei der Arbeitssuche und -ausübung benachteiligt?“ Im Falle eines Kopftuchverbotes bei der Arbeit käme es zur Diskriminierung und dann könnte das Klagerecht in Anspruch genommen werden. Auch bezüglich Geschlechtergerechtigkeit fände innerhalb der EU-Institutionen ein Umdenken statt: Weg von einem Verständnis von Diskrimierung als Folge des Kopftuchtragens hin zur Themati-
sierung von Diskriminierung, die durch ein Kopftuchverbot entsteht. Durch ein Programm zu Beschäftigung und sozialer Gerechtigkeit könne Diskriminierungen entgegen gewirkt werden. Zwickmühle. Die Politologin Sieglinde Rosenberger sagte vor ein paar Wochen bei einer Podiumsdiskussion im republikanischen Klub vor Journalistinnen: „In Österreich ist die katholische Kirche tief im politischen System verankert, daher hat etwa die ÖVP kein signifikantes Interesse, eine Debatte gegen die Religion im öffentlichen Raum, in diesem Fall die des Islam, zu führen. In der Tiroler Tageszeitung etwa erschien relativ wenig zur aufgeregten Minaretten-Diskussion. Wenn aber islamische Symbole, wie Minarette, stärker als kulturelle und traditionelle Manifestation gesehen werden, dann könnten auch Parteien wie die ÖVP stärker eine anti-islamische Haltung einnehmen.“ Ein „Return of Assimilation“ und restriktive Einwanderungspolitiken wurden schon vor dem 9.11. verfolgt, gleichzeitig erleben wir seit 1989 eine „Rück-
tuchkopf kehr der Werte“, stellt Leila Hadj-Abdou, ebenfalls von der Universität Wien, nun auf der Konferenz fest. Und analysiert anschließend in einem furiosen Vortrag die Zwickmühle, in der sich Musliminnen in Staaten wie Österreich und Deutschland mit exklusiven Einwanderungs- und Integrationspolitiken bei gleichzeitig inklusiven Staat-Kirche Verhältnissen befinden. Wie das Kopftuch von politischen Eliten interpretiert wird, korrespondiert mit vorherrschen Kopftuchpolitiken. Wird das Kopftuch religiös gedeutet, gilt es trotz der vorherrschenden Meinung „kein Einwanderungsland zu sein“ als religiöse Praxis und als berechtigt. Eine Akzeptanz religiöser Praxis führt dabei aber nicht automatisch zu einer Akzeptanz von muslimischen Migrantinnen z. B. am Ar-
von (muslimischen) Migrantinnen, betont Hadj-Abdou. Unsichtbare Menschen. Die Expertinnen konzentrieren sich speziell auf den Arbeitsmarkt, denn Diskriminierungen aufgrund von Religion oder Ethnizität manifestieren sich im Ausschluss von materiellen und sozialen Ressourcen. Sarah Galehr vom AMS Wien berichtet von „schwerer Vermittelbarkeit“ von Mädchen mit Kopftuch, obwohl sie über ein hohes Maß an Selbstorganisationspotential verfügen. „Die Mädchen wollen raus aus dem Migrationshintergrund“ sagt sie, wobei zwei Drittel der am AMS vorgemerkten Jugendlichen Migrationshintergrund besitzen. Ingrid Moritz von der Arbeiterkammer Wien thematisiert, dass türkische Frauen mit
„Als damals Frauen mit Kopftuch nur Putzfrauen waren, störte das niemand, aber jetzt, wo wir an der Universität auftauchen, sieht es anders aus“ beitsmarkt. Wird das Kopftuch hingegen kulturell gedeutet, können auch Staaten, die üblicherweise eine inklusive, kooperative Tradition im Umgang mit Religionen aufweisen, wie Deutschland, gegen das „fremde“ Kopftuch auftreten. Dies bis hin zum Ausschluss dieser als fremd markierten „kulturellen“ Praxis. In Österreich führte die extreme Rechte das „kulturelle Framing“ von Menschen mit muslimischem Glaubensbekenntnis ein, was sofort mit Differenz und Ausschluss gekoppelt war. Leila Hadj-Abdou meint, dass weder der Faktor „Religion“ noch der Faktor „Migration/Integration“ alleine den staatlichen Umgang mit dem Kopftuch erklären kann, sondern es letztendlich darauf ankommt, wie das Kopftuch gedeutet wird. Bei einer Kulturalisierung werden „unsere“ Werte hochgehalten, dadurch kommt es zu neuen Ausgrenzungen. Wer gehört zu „uns“ und wer nicht. Hart ihr Beispiel von deutschen Feministinnen an dieser Stelle, die im Rahmen der Kopftuchdebatte für den Fall der Nichteinhaltung des Gleichheitsgebotes der Geschlechter die Abschiebung von Migrantinnen forderten. Doch wie auch immer Deutungen oder Erklärungen sich begründen:„Religiöse Rechte sind kein Ersatz für sozioökonomische und politische Partizipation“
einem Erwerbsarbeitsanteil von bloß 27 Prozent dreimal so hoch von Arbeitslosigkeit betroffen sind wie österreichische Frauen – mit 64 Prozent. In der mobilen Pflege gäbe es Vorbehalte der KundInnen, in der Küche sei das Kopftuch kein Problem. Die Frauen und Mädchen würden, ähnlich Menschen mit schwarzer Hautfarbe, zumeist in „unsichtbaren Jobs“ arbeiten. „Diese unsichtbaren Menschen werden jetzt sichtbar, obwohl sie nicht viel Zugänge in die gesellschaftliche Welt erhalten“, meint Georgia Sever von Peregrina. „Die Gesetzeslage verschlechtert sich ständig.“ Dabei ist der Arbeitsmarktzugang für muslimische Frauen sehr wichtig, da sie viel stärker als die Männer, die zuerst nach Österreich einwanderten und die Frauen später nachholten, von restriktiven gesetzlichen Rahmenbedingungen betroffen sind. Besonders für geschiedene Frauen ist es hart. „Es muss ein Umdenken stattfinden“, betont eine Teilnehmerin, „in Großbritannien reitet z. B. selbstverständlich eine Polizistin mit Kopftuch vorbei.“ In Österreich betreuen 32.000 Krankenhausangestellte aus sechzig Nationen PatientInnen aus 153 Nationen, aber da „die Nostrifizierung im Gesundheitsbereich nicht leicht ist, arbeiten viele Frauen im Pflegekinderbereich.“ ❚
Beate Hammond
„So schön braun“ Der Sommer kann so schön sein. Das Wetter ist warm, die Vögel singen (sogar in Wien), es gibt Herzkirschen aus dem Burgenland und köstliches Eis in allen erdenklichen Sorten. Alles wäre perfekt, hörte ich nicht immer wieder: „Du hast es gut, du musst nicht in der Sonne liegen, du bist schon so schön braun“ oder gar: „So braun wie du wäre ich auch gerne!“ Mitnichten, denke ich mir dann. Braun sein ist am Strand vielleicht praktisch, aber bei der Wohnungs- oder Jobsuche? Oder bei der Passkontrolle? Möchte frau da auch am liebsten „schön braun“ sein? Wohl kaum. Eine Million Dollar Schadenersatz jährlich, so viel würden weiße US StudentInnen verlangen, wenn sie für den Rest ihres Lebens „schön braun“ sein müssten. Dies stellte der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew Hacker fest, als er Anfang der 1990er Jahre seine weißen StudentInnen mit folgender Parabel konfrontierte: Die StudentInnen sollten sich vorstellen, Besuch von einem Vertreter einer mysteriösen Organisation zu erhalten, der einem mitteilt, man würde ab Mitternacht unwiderruflich schwarz sein. Man bliebe die gleiche Person, mit gleichem Wissenstand und Ideenreichtum, nur eben äußerlich ein schwarzer Mensch. Dafür gäbe es Schadenersatz für die nächsten 50 Lebensjahre, in beliebiger Höhe. Welche Summe wäre adäquat? Die meisten StudentInnen wollten 50 Millionen Dollar, für jedes zu erwartende schwarze Lebensjahr eine. Ganz schön hoch, oder? Jedenfalls wesentlich mehr, um nur den immer noch bestehenden Einkommensunterschied zwischen Schwarz und Weiß auszugleichen. Doch offenbar wird nur so viel Geld von den StudentInnen als ausreichend vor Diskriminierung schützend empfunden. So viel also zum „schönen Braunsein“ und immer wieder gehörten Aussagen, dass es heutzutage wohl noch kaum Diskriminierung gäbe. Doch zurück zum Sommer und seinen Tücken. „Kriegst du auch einen Sonnenbrand?“ werde ich auch immer wieder gefragt. Antwort: „Ja, aber eher beim Skifahren.“ Aber das ist eine andere Geschichte. juli august 2008 an.schläge 11
internationalan.riss d ä n e m a rk
Kopftuchdebatte im Gericht Die dänische rechtsliberal-konservative Regierung unter Anders Fogh Rasmussen kündigte ein Verbot religiös motivierter Bekleidung für RichterInnen an. Konkret gemeint sind damit Kopftücher und Turbane. Vorausgegangen war dieser Ankündigung eine extrem muslimfeindliche landesweite Kampagne der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (DVP). Bilder in Inseraten zeigten eine vollständig verhüllte Richterin in Burka, „Gebt uns Dänemark zurück“ lautete der dazugehörige Text der DVP-Anzeigen. Die Kampagne war eine Reaktion auf neue Richtlinien der zentralen Gerichtsverwaltung in Dänemark, die besagen, dass es Richtern und RichterInnen nach dänischem Recht nicht zu verbieten ist, religiös motivierte Kleidung zu tragen, solange diese das Gesicht frei lässt. Diese neuen Richtlinien wurden in Hinblick auf Jusstudierende erstellt. „Wir halten es für ziemlich wahrscheinlich, dass wir in Kürze Bewerbungen von jungen Frauen mit Kopftuch bekommen“, so Niels Grubbe, Richter am Obersten Gericht, gegenüber dem Standard. Die Frage nach der Kleidung von RichterInnen in Dänemark ist aber bisher noch rein theoretisch zu stellen, da es bis jetzt keine bekennenden Kopftuch oder Turban tragenden Menschen im Justizwesen gibt. pix
t ü rk e i
Lambdaistanbul droht Verbot hamburg
20.9.,„endlich 20“: Große Frauen-Party, Café Seeterassen, 20355 Hamburg, Planten un Blomen, St. Petersburger Straße 22,
Der Istanbuler Verein Lambda setzt sich seit 1993 für Schwule, Lesben und Transsexuelle ein. Als die informelle zivile Bewegung 2006 jedoch den Vereinsstatus beantragte, stieß dies nicht nur auf Gegenwehr von Muammer Güler, dem Gouverner von Istanbul. Die Aufforderung zur gerichtlichen Schließung des Vereins begründete er damit, dass Lambda weder mit „der allgemeinen Moral“ noch „mit türkischen familiären Werten“ vereinbar sei. Nach sechs Gerichtsverhandlungen entschied das Amtsgericht Ende Mai das Verbot von Lambdaistanbul: Nicht nur die Ziele des Vereins seien „unmoralisch“, auch der Name Lambda sei „nicht türkisch“ und deshalb mit dem türkischen Vereinsrecht nicht vereinbar. Gerichtsverfahren die gegen andere LGBT-Vereine in Ankara und Bursa eröffnet worden sind, wurden jedoch alle von der Staatsanwaltschaft abgelehnt. „Obwohl Homosexualität in der Türkei nicht illegal ist, gibt es keinerlei juristischen Schutz für LGBTs, was sie sehr verletzbar gegenüber Diskriminierung und Gewalt macht“, schätzt Sophia Starmack, ehemalige Aktivistin von Lambdaistanbul, die Lage ein. Im Rahmen der türkischen Verfassungsänderung im Hinblick auf den EU-Beitritt fand die Klausel „Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und sexueller Identität“ – trotz Proteste verschiedener NGOs – 2004 keinen Eingang in die Verfassung. Wegen ihrer Politik gegenüber Homo- und Transsexuellen wurde die Türkei von der EU bereits verwarnt. LambdaAktivist Sedef Cakmak sieht deshalb dem Ausgang vor dem Berufungsgericht zuversichtlich entgegen: „Es ist schwer vorstellbar, dass man ein Verfahren vor dem Europäischen Menschengerichtshof riskieren wird.“ sr
Frauencafé endlich, 20355 Hamburg, Dragonerstall 11, www.cafe-endlich.de
http://jungle-world.com/artikel/2008/24/21999.html, www.lambdaistanbul.org, lambda@lambdaistanbul.org
endlich 20 Viele Besucherinnen haben sie schon probiert: die wohl berühmteste Quark-Mandarinen-Torte in ganz Hamburg. Aber das „Café endlich“ ist nicht nur für die Köstlichkeit bekannt. Linda Schlüter und Karin Wilsdorf – die Betreiberinnen des Frauencafés – kümmern sich schon seit zwanzig Jahren um diesen Frauen-Wohlfühlort. Die Intention, ein Forum für Frauenkultur zu schaffen, war ausschlaggebend für die beiden Engagierten aus der Frauenbewegung. Neben kulturellen Angeboten gilt es, den Single-Lesben-Tresen auszuprobieren oder einfach nur zu „kommunizieren, politisieren und sich respektieren.“ „Es war und ist ein Ort außerhalb der Kontrolle des Patriarchats. Hier hat so manche Frau im Gespräch mit einer anderen erfahren, dass sie nicht alleine ist“, beschreibt Schlüter ihre Begeisterung für den Frauenraum. 1995 eröffneten Schlüter und Wilsdorf nebenbei das Frauenhotel Hanseatin, das einzige Frauenhotel in Hamburg, und schon zum 23. Mal organisieren sie heuer den allbekannten Hamburger Frauenball. Wenn Wilsdorf einen Wunsch an den Hamburger Senat frei hätte, wäre ihr Traum „die Quotenregelung 50:50 in allen Bereichen. Da würde sich sehr schnell viel in Hamburg ändern!“ Zum Jubiläum im August werden noch Geschichten über das Café gesucht und am 20.9. gibt es die große Party mit Highlights wie „Flamme Fatale mit Feuertanz“ und freche Songs des „Die Frittösen“-Duos. sr
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an.rissinternational wie auch noch in so vielen anderen Ländern, als eine Krankheit, die zu bekämpfen ist. Doch mit dem Regierungswechsel scheint sich auch eine Änderung in der kubanischen Gesellschaft zu vollziehen. So setzt sich Mariela Castro Espín, die Tochter des amtierenden Präsidenten, Raul Castro, vermehrt für die Rechte der Homosexuellen in Kuba ein. Und wie es scheint, hat sie auch schon erste Erfolge gefeiert. Wie das Nationale Zentrum für Sexualerziehung (Cenesex) in Havanna, geleitet von Mariela Castro, mitteilte, dürfen sich Transsexuelle in Kuba seit Anfang Juni einer Geschlechtsumwandlung unterziehen. shi
ka t a l o n i e n ku b a
Sexuelle Revolution „Nun aber, wo die Vielfalt aufgerufen ist und als Norm akzeptiert wurde, entwickelt sich das soziale kubanische System doch noch zu einer offeneren sozialen und auch wirtschaftlichen Komplexität – zu einer Palette von freieren und befriedigenderen individuellen Optionen“ schreibt Leonardo Padura. Wovon der kubanische Schriftsteller hier spricht, ist zum Glück nicht das Ende des Sozialismus. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie am 17. Mai 2008 haben in Kuba mehrere Veranstaltungen mit Konferenzen, Travestieshows sowie Film- und Theatervorführungen stattgefunden und unter dem Slogan: „Die Diversität ist die Norm“ eine neue Toleranz von Homosexuellen gefordert. Dass Kuba einen Schritt in eine andere Zukunft mache, wurde schon 1993 bewusst, als „Erdbeer und Schokolade“ von Tomás Gutiérrez Alea (im Original: Fresa y chocolate), ein Film, der die Tabuthemen Homosexualität und Emigration aufgriff, weder verboten noch zensiert wurde. Denn nicht lange ist es her, da galt Homosexualität in Kuba,
misstilly.de
EuroGames Wenn Barcelona heuer Ende Juli das Ziel eurer LGBT-FreundInnen (oder euch selbst) ist, dann doch bestimmt wegen der EuroGames. Die finden nämlich zwischen dem 24. und 27. Juli in der katalanischen Hauptstadt statt. Die EuroGames sind ein schwul-lesbisches sportliches Großereignis und es werden diesmal mehr als 5.000 TeilnehmerInnen aus ganz Europa erwartet. Seit den ersten EuroGames 1992 in Den Haag, Niederlande, hat die European Gay & Lesbian Sport Federation (EGLSF) diese Meisterschaften jährlich vergeben. Nur in den Jahren, in denen andere große internationale Events wie die Gay Games oder die Outgames stattfinden, pausieren sie. Ausgetragen werden Wettkämpfe unter anderem in den Sportarten Fußball, Basketball, Volleyball, Tennis, Schwimmen, aber auch in Linedance, Cheerleading, Synchronschwimmen und Aerobic. Dass neben den sportlichen Höchstleistungen der LGBT Community auch andere Ziele erreicht werden sollen, versteht sich von selbst. Mit den EuroGames sollen Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung im Sport bekämpft und die Integration und Emanzipation von LGBTs gefördert werden. jung www.eurogames.info
Und wieder haben wir eine neue Seite entdeckt, die wie ein Hoffnungsschimmer am Cyberspacehimmel leuchtet. Miss Tilly.de: „Weil in ihrem Leben noch Platz ist für mehr als nur Schminktipps, die neueste ‚Diesmal-klappt’s-wirklich-Diät‘ und Klatsch und Tratsch über Stars & Sternchen“. Bärbel Kerber (Initiatorin von Miss Tilly.de) und ihr 12-köpfiges Team starteten von Berlin aus, um an einer Zukunft zu arbeiten, in der sich Frauen für mehr interessieren als das neueste Sommerhoroskop – und in der sie dann auch mehr bekommen. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen und Miss Tilly.de hat sich bestens als Alternative zu den gängigen Frauenzeitschriften etabliert. Es gibt einen wöchenlichen Newsüberblick, die Babes der Woche, Kulturtipps und immer wieder auch kontrovers dikutierte Themen. Und für die Männer haben sie auch noch eine Ecke gefunden. In diesem Sinne: Die Sterne stehen gut! shi
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frauenfriedensradtour
Fo t o s : Ve r o n i ka We i d i n g e r
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Follow the Women 250 Frauen aus 25 Nationen treffen sich Anfang Mai in Beirut, um eine Radtour durch den Libanon, Syrien und Jordanien ins Westjordanland zu starten. Ein alternativer Beitrag für den Frieden im Nahen Osten, der vor allem die Situation der Frauen im Blick hat. Von Veronika Weidinger Eine women-only-Veranstaltung im öffentlichen Raum zu unternehmen, die gerade hier mit Aufmerksamkeit rechnen kann, geht auf eine Idee von Detta Regan zurück. Die Britin ist Sozialarbeiterin, im Rahmen internationaler Jugendaustauschprogramme hat sie Israel wie Palästina besucht und war von der Realität des Konflikts, vor allem von der Situation in Palästina erschüttert. Um auf die Lage der PalästinenserInnen, besonders die der Frauen hinzuweisen, hat sie „Follow the Women“ erstmals 2004 initiiert. Die Radtour soll einen Einblick in den Alltag vor Ort geben und damit Motivation sein, sich zuhause zu engagieren, ein differenziertes Bild vom so genannten Nahen Osten zu vermitteln.
Nächstes Jahr ist die fünfte Friedensradtour geplant. Follow the Women: www.followthewomen.com
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Fokus auf palästinensische Bevölkerung. Geschichte und Geschichten von PalästinenserInnen stehen auf den Stationen der mehr als 300 Kilometer langen Radtour im Vordergrund. Im Libanon und Syrien sind palästinensische Flüchtlingslager solche Stationen. In diesen Ländern lebt knapp eine Million palästinensischer Flüchtlinge1. In Husseinieh, nahe Damaskus, haben wir Gelegenheit, mit einigen Frauen zu sprechen. Familien hier haben durchschnitt-
lich sechs Kinder, an Aufklärung fehlt es, auch im Hinblick auf die Eheschließung unter Verwandten. Auch wenn manche der Frauen einen höheren Schulabschluss haben, Arbeit gibt es weder für sie noch für ihre Männer. Die palästinensischen Flüchtlinge von Ländern wie Syrien, Jordanien oder dem Libanon aufgenommen, bekommen aber weder das Recht zu wählen noch die Staatsbürgerschaft. Eine politische Frage, erklärt eine UN-Mitarbeiterin vor Ort, denn für Syrien existiert Palästina als Staat, Israel wird hingegen nicht anerkannt. Jugend- und Fraueninitiativen kümmern sich vor Ort um die Abwicklung der Tour, bestimmen Routen und Programm. Anders in Syrien, hier sponsert ein großes Mobilfunkunternehmen die Tour und sorgt für enorme Promotion. „Follow the Women“ Initiatorin Detta Regan ist auf großen Plakaten zu sehen. Auffällig in einem Land, in dem die Bebilderung des öffentlichen Raums die politische Situation widerspiegelt und sonst nur einen zeigt: Syriens Präsidenten Basher Al-Assad. Das, wie auch weiträumig abgesperrte Straßen und die Polizei-Eskorte funktioniert nur mit der Unterstützung von ganz oben, und dahin sind wir eines Abends auch unterwegs, müssen Kameras und Aufnahmegeräte abgeben – die First Lady, As-
ma al-Assad, lädt zum Empfang in einen Palast über den Dächern von Damaskus. Für viele aus der Gruppe ist die Audienz mit Shakehands und Gruppenfoto eine gute Sache – andere sind zurückhaltend und kritisch. Es entwickeln sich Diskussionen darüber, inwiefern sich die Friedensaktion damit vom syrischen Regime vereinnahmen lässt, oder ob eine Kooperation auch nötig ist, um die Tour hier überhaupt zu ermöglichen. Radfahren und Emanzipation. Nach über 200 Kilometern macht sich in Jordanien erstmals Erschöpfung breit. Das liegt nicht zuletzt an der Aufmerksamkeit, der wir seit Tagen permanent ausgesetzt sind. In Amman sind es nahezu ausschließlich Männer, die uns am Straßenrand stehend – teilweise freundlich, teilweise verwundert – anstarren. Nicht immer ist klar, ob die Menschen am Straßenrand auch wissen, warum wir an ihnen auf Rädern vorbeiziehen. Radfahrende Frauen sind in Jordanien an sich schon eine Attraktion, erzählt Martha, die Koordinatorin des Teams hier: „Radfahren ist total ungewöhnlich in Jordanien, man sieht nur ganz kleine Jungs auf dem Fahrrad, oder Ägypter, die auf dem Land arbeiten. Frauen sieht man nicht auf dem Fahr-
friedensradtourfrauen
rad, Sport für Frauen wird überhaupt nicht so gefördert“. Umso mehr freut sie sich, dass heuer auch Neuanfängerinnen aus ärmeren, traditionell geprägten Stadtteilen teilnehmen. Lange Diskussionen mit Vätern und Brüdern seien der Teilnahme der Frauen vorangegangen. Die Männer verstünden sich als Beschützer, meint Martha, die viel Überzeugungsarbeit geleistet hat – schließlich bedeutet die Tour für die jungen Frauen auch, das erste Mal ohne Familie im Ausland unterwegs zu sein. War Radfahren Anfang des 20. Jahrhun-
nehmerinnen teils heftig diskutiert wird. Vor allem Europäerinnen plädieren für den Austausch mit israelischen Friedensaktivistinnen. Palästinenserinnen und Teilnehmerinnen aus den Ländern um Israel möchten sich dafür nicht unbedingt engagieren. „Follow the Women“ legt den Fokus auf die Situation der palästinensischen Bevölkerung, ein politischer Standpunkt, der vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen, persönlichen und damit politischen Biographie jeder Einzelnen diskutiert wird.
Die angespannte politische und ökonomische Situation trifft besonders Frauen in ihrem Alltag. Zudem seien Gleichberechtigungs-Maßnahmen unter den derzeitigen Bedingungen schwer umzusetzen. „We only can move within a few kilometres around our location. I think that makes people narrow minded […]. Usually when the economic situation gets worse, you tend to be more conservative, you loose hope in everything.” Unterwegs in der internationalen Frauenfriedensgruppe ist uns möglich, durch das Westjordanland zu fahren,
Geschichte und Geschichten von PalästinenserInnen stehen auf den Stationen der mehr als 300 Kilometer langen Radtour im Vordergrund.
derts in unseren Breiten ein Ausdruck von Emanzipation, bestätigt sich dieser Tage in Jordanien, wie stark auch da dieses individuelle Fortkommen Unabhängigkeit im weiteren Sinn signalisiert. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit im politischen Kontext wird im Rahmen von „Follow the Women“ schon vor dem Grenzübertritt nach Israel, respektive Palästina, deutlich. Teilnehmerinnen aus Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten verabschieden sich, auch die Frauen aus Syrien und Libanon. Die Einreise nach Israel ist ihnen nicht möglich, das gilt auch vice versa. Ein Grund, warum sich israelische Frauen nicht an der Tour beteiligen können. Aber, anders als im Vorjahr, gibt es heuer gar keinen Austausch, kein Treffen mit friedensengagierten Frauen aus Israel. Eine Kooperation mit Israelis? Eine grundsätzliche Frage, die unter den Teil-
Wasserknappheit, Arbeitslosigkeit, Armut. Im Westjordanland angekommen, wird dort Mitte Mai „al nakba“ gedacht. Es bedeutet auf Arabisch „die Katastrophe“ und meint die Vertreibung aus dem historischen Palästina durch die israelische Staatsgründung, die sich heuer zum 60. Mal jährt. Für einige Teilnehmerinnen ist „Al Nakba“ Teil der eigenen Biographie, ihre Eltern wurden damals vertrieben. Flüchtlinge leben aber auch im eigenen Land. In der Westbank sind es rund eine halbe Million vertriebener PalästinenserInnen. Zwei der zahlreichen Flüchtlingscamps besuchen wir in Jenin und Jericho. Wasserknappheit, Arbeitslosigkeit, Armut – die Probleme im Camp sind die Probleme von PalästinenserInnen in der gesamten Westbank, schildert Khoulud Daibes abu Dayyeh. Als eine von zwei Ministerinnen der palästinensischen Einheitsregierung, ist sie für Tourismus und Frauen zuständig.
rasch winkt das israelische Militär uns durch die Kontrollpunkte. Das ist allerdings nicht Alltag. Wir sehen die israelische Sperranlage, die Israel seit 2003 im Westjordanland hochzieht, um israelisch besetzte Gebiete und Siedlungen in der Westbank von palästinensischen Teilen zu trennen. Vor allem die Schilderungen der Palästinenserinnen im „Follow the Women“-Team geben einen Einblick in die Lebensrealität in Palästina. Für sie können Kontrollpunkte des israelischen Militärs Alltagswege zu einem Unterfangen von Stunden machen, bei denen auch Schikanen keine Seltenheit sind. Am 15. Mai steigen in Betlehem tausende schwarze Luftballons auf, um an Al Nakba zu erinnern. An diesem Tag bricht das „Follow the Women“ ein letztes Mal auf, Richtung Westen über den Jordan, es ist die letzte Etappe der Frauenfriedensradtour. ❚
1 Daten des Flüchtlingshilfswerks für palästinensische Flüchtlinge der Vereinten Nationen, UNWRA: www.un.org/unrwa
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1938thema
E v e l y n S t e i n t h a l e r, Fo t o s : G a b i H o ra k
„… der letzte Augenblick“ Evelyn Steinthaler, die Herausgeberin des jüngst erschienenen Sammelbands „Frauen 1938“, im Interview über das Jahr 38 als Zäsur für Frauen und warum ein Gedenkjahr allein nicht reicht. Von Gabi Horak
1 Als „Reibpartien“ wurde die systematische Demütigung der jüdischen Bevölkerung bezeichnet, die gezwungen wurden, Straßen und Fassaden zu putzen, zu reiben – unter öffentlichem Spott und Hohn. Zum Buch „Frauen 1938“ siehe Rezension auf Seite 39
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an.schläge: Was hältst du von Gedenkjahren? Bringt das was? Evelyn Steinthaler: Es bringt was, aber viel zu wenig. Das heurige Jahr ist sowieso sehr schwierig: Die EURO 08 ist schon das ganze Jahr so präsent, dass alles anderen untergeht. Es hat für mich auch kein richtig offizielles Gedenken gegeben – außer den Sondersitzungen im Parlament und der alljährlichen Gedenkveranstaltung in Mauthausen. Mir fehlt etwa, dass der 5. Mai, der Tag der Befreiung von Mauthausen, ein Feiertag ist. Das wäre ein Zeichen, das die Republik setzen müsste. Es sind auch irrsinnig wenige Bücher herausgekommen – für mich ein klarer Fall von Desinteresse. Es ist natürlich leichter, einem Jahr zu gedenken, das super ist: 1945 Kriegsende, 55 Staatsvertrag. Bei 38 kann sich niemand auf die Schulter klopfen. Da ist das offizielle Gedenken umso schwieriger. Was bedeutete das Jahr 1938 für Frauen in Österreich? Es war ein klarer Umbruch. Obwohl es in den vier Jahren Austrofaschismus davor auch schon starke Einschränkungen gegeben hat. Mit der Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten ist dann aber eine komplett neue Zeit eingeläutet worden – im negativsten Sinne. Schon im März 1938 hat es die ersten Deportationen gegeben, das hat sofort begonnen. Und natürlich gab es auch genug Frauen, die Hitler zugejubelt haben.
Was hat sich schon im Austrofaschismus verändert für Frauen? In den 1920er Jahren hat es ein relativ freies Frauenbild gegeben: sie haben sich engagieren dürfen, durften studieren. Frauen waren in der Sozialdemokratie sehr stark verankert. Die ist weggebrochen mit 33/34, dem Ausschalten des Parlaments und dem Verbot der Sozialdemokratie. Diese Frauen haben teilweise illegal weitergearbeitet, aber so engagiert, wie sie schon mal waren, konnten sie nicht mehr sein. Die Austrofaschisten haben sich am konservativen Frauenbild der Nationalsozialisten in Deutschland orientiert. Deshalb sind viele schon sehr früh emigriert, vor allem Frauen, die politisch aktiv waren und Probleme bekommen haben. Entweder sie sind weggegangen oder in die sogenannte innere Emigration. Du schreibst in der Einleitung deines Buches, dass der „vorauseilende Gehorsam den neuen Machthabern gegenüber in Österreich besonders stark ausgeprägt war.“ Warum war das so? Es gibt in unserer Gesellschaft dieses katholische, stark vaterorientierte Bild. Das ist tief verwurzelt, hängt sicherlich auch mit dem Absolutismus in der Monarchie zusammen. Wenn eine starke Männerfigur da ist, dann bewundert man sie eher, als dass man sie hinterfragt. Das hat man heute teilweise in den Medien gesehen beim Fall Amstetten:„Super, mit der eigenen Frau Kinder und mit der Tochter, toller Mann.“ Es ist erschütternd, dass in un-
serer Gesellschaft negative Männerbilder immer noch positiv wahrgenommen werden können. Und diesen gewissen vorauseilenden Gehorsam gibt es sicher immer noch bei uns, Zivilcourage ist nicht so stark ausgeprägt. 1938 wurde das insofern sichtbar, als Österreicherinnen und Österreicher bei der sogenannten „Judenhatz“ besonders schnell waren. Sie waren mit den Arisierungen so schnell – sind in die Wohnungen hinein und haben ohne lange nachzufragen ausgeräumt –, so dass es aus Deutschland ein Gesetz geben musste, damit sie das etwas eindämmen, wie es in Österreich zugeht. „Reibpartien“1 hat es in Deutschland auch nie gegeben. Es hat sehr lange gedauert, bis der Widerstand österreichischer Frauen in seiner ganzen Bandbreite wahrgenommen und gewürdigt wurde. Woran liegt das? Weil Frauen von der Mainstreamforschung gerne als passiv abgestempelt werden. Frauen sind die Schuldlosen, waren nicht beteiligt – weder als Täterinnen noch im Widerstand, nur weil sie in den Hierarchien nicht so sichtbar waren. Ich glaube, die Forschung war so lange mit den wenigen Männern im Widerstand beschäftigt, dass sie den Blick einfach nicht hinbekommen haben bzw. waren Frauen vielleicht einfach nicht spektakulär genug. Und: Frauen haben eh keine Ahnung von Politik, haben also auch keinen Widerstand leisten können. Und wenn
thema1938 dann waren es die bösen Flintenweiber, wie die Kärntner Paritsaninnen auch nach dem Krieg noch abwertend bezeichnet wurden, vor denen man sich fürchten musste. Wie weit ist man heute mit der Aufarbeitung dieser blinden Flecken? Es ist noch immer viel zu machen. Der Philosoph Christian Dürr
es in Österreich eben in Kärnten gegeben hat. Je nachdem, welche Möglichkeiten die Frauen hatten, haben sie auch Widerstand geleistet. Wenn eine Frau in einem Dorf weit und breit keine Widerstandsgruppe gehabt hat und sie etwas tun musste, dann war es schon irrsinnig viel, das „Grüß Gott“ beizubehalten.
So gesehen war 1938 auch eine Zäsur, die etwas ermöglicht hat, wo man dann 45 wieder einen Rückschritt gemacht hat. Es wurde nicht ermöglicht, es wurde eingefordert. Man hat sich konfrontieren müssen. Auch das Wegschauen war ein aktiver Akt. Meine Großmutter meinte: Sie hat gewusst,
Der Widerstand begann im Alltag. Viele Frauen sind etwa absichtlich mit zwei Einkaufstaschen ausser Haus gegangen, damit sie nicht grüssen mussten. hat das auch in seinem im Buch veröffentlichten Text zu den Lagerbordellen in Mauthausen geschrieben. Er arbeitet im Innenministerium und sagt, dass jetzt erst damit begonnen wird, die nach Mauthausen deportierten Frauen zu erforschen. Eine der Zeitzeuginnen, mit denen ich gesprochen habe, Katharina Sasso, hat gemeint, es geht erst jetzt, weil die Tätergeneration nicht mehr da ist. Die wollten und konnten darüber noch nicht reden. Und natürlich hat sich Österreich auch lange das Opferbild auf die Brust geheftet. Welche unterschiedlichen Rollen hatten Frauen im Widerstand? Der Widerstand begann im Alltag. Viele Frauen sind etwa absichtlich mit zwei Einkaufstaschen außer Haus gegangen, damit sie nicht grüßen mussten. Und viele haben vehement mit „Grüß Gott“ weiter gegrüßt. Und dafür konnte man schon ins Gefängnis kommen! Es ist großartig, dass viele Frauen im organisierten Widerstand waren, aber auch diese Kleinigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Die Hand nicht zum Hitler-Gruß zu heben, oder BBC zu hören war schon sehr gefährlich. Dann hat es beispielsweise die Frauen der „Roten Hilfe“ in Wien gegeben, die Lebensmittelmarken gesammelt und sie an die Familien von Inhaftierten weiter gegeben haben – auch eine Art von Widerstand. Dann gab es Frauen, die in der Küche Flugzettel abgezogen und sie verteilt haben. Immer unter Lebensgefahr! Viele Frauen, die in der Rüstungsindustrie gearbeitet haben, sabotierten die Produktion: Sie haben Luft in die Patronen gelassen, sie nicht richtig gefüllt. Und dann hat es Frauen gegeben, die im bewaffneten Widerstand waren – was
Ingrid Bauer analysiert im Buch, dass traditionelle Geschlechterrollen Frauen sogar zugute kamen, weil sie im Widerstand unauffälliger agieren konnten und nicht als „bedrohlich“ eingestuft wurden … Mit den Frauenbildern wurde gespielt und sie wurden für den Widerstand benutzt. Und immer wieder unter Lebensgefahr, was mich so stark beeindruckt. Da hat es auch jüdische Gruppen gegeben, die sich im Exil als deutsche Mädel ausgaben und mit deutschen Soldaten angefreundet haben, um sie zu überreden zu desertieren. Da frage ich mich selber immer wieder, was ich getan hätte. Wäre ich mit zwei Einkaufstaschen auf die Straße gegangen? Hätte es für mehr gereicht, oder für gar nichts? Für Frauen im Exil war es andererseits auch oft leichter, weil sie sich besser anpassen konnten, kein Problem damit hatten, unqualifizierte Jobs anzunehmen. Und die Männer hatten damit zu kämpfen, ihre Existenz als „Ernährer“ zu verlieren. Und nach der Rückkehr aus der Emigration wurden die Rollen wieder umgekehrt? Im Exil haben sich, gerade für sehr junge Frauen, im Vergleich zu den vorher sehr engen Strukturen, unglaubliche Freiheiten ergeben. Nach dem Krieg wurde das konservative Frauenbild aber wieder weiter getragen. Es hat nicht geheißen: Jetzt knüpfen wir bei den 1920er Jahren an und Frauen tragen Hosen und kurze Haare, sondern ein verstärkt konservatives Frauenbild, das ja von den Nazis propagiert wurde, blieb weiterhin aktuell. Wie die Frauen das geschafft haben, sich das wieder zurückzunehmen, ohne komplett verrückt zu werden, ist für mich etwas Unvorstellbares.
wo die Gestapo in Klagenfurt war, was sie dort taten, dass die Juden wegtransportiert wurden und dass das alles nichts Gutes verhieß. Man konnte nicht sagen: Das habe ich nicht gesehen. Was passiert ist, hat von jeder Einzelnen eingefordert, auch Position zu beziehen. Entweder mach’ ich was, oder ich mach’ nichts. Und wenn ich was mache:Was trau’ ich mich? Und wenn ich mich gar nicht trau’: Schaue ich dann weg oder schaue ich hin? Wie ertrage ich das alles? Wie schwer war es heute – 70 Jahre später – Zeitzeuginnen aufzutreiben, die noch reden wollen und auch fit genug dazu sind? Wahnsinnig schwer. Es gibt nur mehr ganz Wenige, die noch reden wollen und noch so gesund sind, dass sie sich an die ganze Geschichte erinnern können. Einige haben mich wissen lassen, sie wünschten mir viel Glück mit dem Projekt, aber sie könnten nicht mehr. Was ich auch verstehe. Ohne die Gespräche mit den Frauen, die auf so unterschiedliche Weise die Nazi-Zeit überlebt haben, wäre das Buch bei allem Engagement aber nicht möglich gewesen. Ich habe Dagmar Ostermann im Sommer 2007 besucht und konnte das Interview fürs Buch führen. Drei Wochen später ist sie gestürzt und kam ins Pflegeheim. Der Sturz hat sie sehr verändert und ihr auch viel von dem unglaublichen Lebensmut genommen, den sie sich über ihre unfassbar schrecklichen Erlebnisse in Auschwitz hinaus bewahrt hat. Es ist erschütternd zu sehen, was Gebrechlichkeit mit einer macht. Die Gesprächssituation im Sommer mit Frau Ostermann war vielleicht wirklich sowas wie der letzte Augenblick. ❚ juli august 2008 an.schläge 17
1938thema
J ü d i s c h e G e s c h ä f t s l e u t e a u s d e m 3 . Wi e n e r G e m e i n d e b e z i r k w e r d e n v o n A n g e h ö r i g e n e i n e s S A -S t u r m s z u m S t r a ß e n r e i b e n g e z w u n g e n . Fo t o : D o k u m e n t a t i o n s a r c h i v d e s ö s t e r r e i c h i s c h e n Wi d e r s t a n d e s
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thema1938
„Der pure Hass in ihren Gesichtern“ Die Historikerin Maria Ecker beschreibt in „Frauen 1938“ die Situation österreichischjüdischer Frauen in Wien. Ein Auszug. Die Chronologie vom „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 bis zum Beginn der Deportationen in die Vernichtungslager ab 1941 ist wiederholt in historischen Abhandlungen dargestellt worden. Aufgrund der bislang vergleichsweise dürftigen Quellenlage, was ZeitzeugInnenberichte betrifft, stützten sich diese Publikationen jedoch hauptsächlich auf die Analyse von NS-Dokumenten. Ganz bewusst ist für diesen Beitrag, der die Ereignisse
werden, vor allem in Form von Fragebögen, aber auch von Memoiren und Interviews. 1.215 Fragebögen (608 Frauen, 607 Männer) bilden die quantitative Grundlage, ergänzt durch die vereinzelte Einbeziehung von bisher unveröffentlichten Memoiren und Interviews. ZeitzeugInnenberichte haben grundsätzlich eine durch nichts zu ersetzende Qualität, da nur durch sie die menschliche Dimension des Verbrechens erahnbar wird. Nicht zuletzt aufgrund seiner Quantität lässt der
vollständiges Bild, das durch die Fragebögen entsteht. Obwohl sich der folgende Beitrag bemüht, die Erfahrungen der ZeitzeugInnen in den historischen Kontext einzuordnen, orientiert sich der Aufbau nicht primär an den chronologischen Ereignissen, sondern vielmehr an den lebensgeschichtlichen Erinnerungen. Die leitende Frage ist demgemäß: Welche Erfahrungen kommen in den Fragebögen bezüglich des Zeitraumes vom „Anschluss“ 1938 bis zum Beginn der Deportationen zur
Eine zweite grossräumige Verhaftungsaktion fand im Zuge des Novemberpogroms 1938 statt, aber grundsätzlich waren Jüdinnen und Juden ab dem „Anschluss“ praktisch vogelfrei und damit überall und jederzeit von der Inhaftierung bedroht. aus der Sicht der ZeitzeugInnen beleuchtet, der umgekehrte Weg gewählt worden. Dieser Perspektivenwechsel wird durch einen erst seit Kurzem verfügbaren und für diesen Aufsatz erstmals ausgewerteten Quellenbestand möglich, die so genannte Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute in New York, wo seit 1996 systematisch die Erinnerungen österreichisch-jüdischer ImmigrantInnen der NS-Zeit gesammelt
Quellenbestand außerdem innovative Rückschlüsse zu. Er hat aber auch seine Grenzen, denn diejenigen, die auf den Fragebogen reagierten, gehören tendenziell der sozialen Mittel- und Oberschicht und einer beschränkten Jahrgangsgruppe an. Wir wissen wenig über das Schicksal der Menschen, die vor 1900 geboren wurden und die aus der sozialen Unterschicht kamen. Es ist also trotz der großen Zahl an gesammelten Erinnerungen ein un-
Sprache? Gefragt wird insbesondere auch nach geschlechtsspezifischen Merkmalen, also: Spielte es eine Rolle, ein jüdischer Mann oder eine jüdische Frau zu sein, und falls ja, inwiefern? […] Der Jubel der Massen 1938. Als am 11. März 1938 Bundeskanzler Kurt Schuschnigg der österreichischen Bevölkerung über Radio verkündete, im Falle des Einmarsches der deutschen juli august 2008 an.schläge 19
1938thema Truppen keinen Widerstand zu leisten, war der Weg für den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland frei. Schon unmittelbar nach der Abdankung Schuschniggs beobachtete der englische Journalist G.E.R. Gedye auf den Straßen Wiens hysterisierte Menschenmengen, die dieses Ereignis frenetisch bejubelten: „Als ich auf dem Weg zu meinem Büro den Graben überquerte, wälzte sich auch hier schon die braune Flut heran. Es war ein unbeschreiblicher Hexensabbat – Sturmtruppleute, von denen viele
1 G.E.R. Gedye: Die Bastionen fielen. Wie der Faschismus Wien und Prag überrannte. Danubia-Verlag Wien, o.J., S. 281. 2 Interview mit Gertrud NachtigallKissiloff. New York, September 2007, geführt von Philipp Haydn und Maria Ecker. 3 Gedye, Die Bastionen fielen, S. 295. 4 AHC Fragebögen, Jolanthe Saks, Anne Kent. 5 AHC Fragebögen, Friedmann Rochelle. 6 Aus den unveröffentlichten Memoiren von Rita Childs, geborene Erika Schächter. Leo Baeck Institute, Austrian Heritage Collection. Ursprünglich stammt diese Quelle aus der Memoirensammlung von Albert Lichtblau (einzusehen im Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Salzburg). 7 AHC Fragebögen, Angela Thaler. 8 Aus den unveröffentlichen Memoiren von Hedwig Kamm („Memoirs“, 1989). Leo Baeck Institute, Austrian Heritage Collection. 9 AHC Fragebögen, Lena Ufert. 10 Aus den unveröffentlichen Memoiren von Edith Lewin („From Vienna to New York 1938-1943“). Leo Baeck Institute, Austrian Heritage Collection. 11 Unveröffentlichte Memoiren Rita Childs. 12 Ebenda. 13 Aus den unveröffentlichten Memoiren von Olly Schwarz. Leo Baeck Institute, Austrian Heritage Collection. 14 Siehe zum Beispiel auch Nechama Tec, die in ihrer Studie „Resilience and Courage:Women, Men, and the Holocaust“ zu einem ähnlichen Schluss kommt.
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bestätigt. Nur sehr vereinzelt berichten Frauen von persönlichen Hafterfahrungen. Allerdings zeigt sich in ihren Schilderungen, dass es offenbar zur üblichen Vorgangsweise der Nationalsozialisten gehörte, Frauen dann „stellvertretend“ in Haft zu nehmen, wenn ihre Männer oder Väter gerade nicht auffindbar waren. Eine dieser Frauen ist Gertrud Nachtigall-Kissiloff, die 1938 fünfzehn Jahre alt war. In einem im September 2007 geführten Interview erinnert sie sich: „Eines Tages ist die Gestapo ge-
festgehalten: „Jetzt aber wurden tagtäglich Juden, Frauen und Männer von der SA aus Geschäften, Büros und Wohnungen geholt und gezwungen, inmitten einer sich drängenden, stichelnden und lachenden Menge von ›goldenen Wiener Herzen‹ mit Aufreibbürsten, auf allen vieren kriechend, stundenlang die Gehsteige zu reiben. (…) Von Zeit zu Zeit johlte die Menge vor Vergnügen auf.“3 Die erhaltenen Fotos dieser „Reibaktionen“ bestätigen Gedyes Beobachtung. Sie zeigen Zuschauer, die
Von meinem Platz aus konnte ich jeden dieser Menschen klar erkennen, normale Menschen, manche waren Nachbarn, die ich hunderte Male auf der Strasse oder im Geschäft getroffen hatte und die jetzt dort standen und mit den Fingern auf mich zeigten und brüllten und sich über mich lustig machten, während ich putzte. kaum der Schulbank entwachsen waren, marschierten mit umgeschnallten Patronengürteln und Karabinern, als einziges Zeichen ihrer Autorität die Hakenkreuzbinde auf dem Ärmel, neben den Überläufern aus den Reihen der Polizei; Männer und Frauen brüllten und schrien hysterisch den Namen ihres Führers, umarmten die Wachleute und zogen sie mit sich in den wirbelnden Menschenstrom.“1 Zugleich setzte – mit einer entfesselten Brutalität – die Verfolgung politischer Gegner und vor allem der jüdischen Bevölkerung ein. Den zumindest auf den ersten Blick radikalsten Ausdruck fanden diese Attacken in einer großen Verhaftungswelle, die noch in der Nacht begann, und sich über Tage und Wochen zog. Eine zweite großräumige Verhaftungsaktion fand im Zuge des Novemberpogroms 1938 statt, aber grundsätzlich waren Jüdinnen und Juden ab dem „Anschluss“ praktisch vogelfrei und damit überall und jederzeit von der Inhaftierung bedroht. Diese Verbrechen gingen oft mit zunächst unkontrollierten, später staatlich geregelten Raubzügen gegen jüdischen Geschäfts- und Privatbesitz einher.
kommen und suchte meinen Vater. Der war nicht da. Haben sie mich genommen, und meine Mutti, und haben uns eingesperrt bei der Polizei. Mich in einem kleinen Zimmer allein, und meine Mutti, und dann ist mein Vater zurückgekommen, und, haben sie ihn eingesperrt, und haben mich und meine Mutti zurück in die Wohnung lassen. Können Sie sich vorstellen, was das mit mir gemacht hat?“2 Neben den eigenen Erfahrungen werden in den Erinnerungen vor allem die Angst und die Ungewissheit um das Schicksal der verhafteten Brüder und Väter thematisiert.
sich offenbar köstlich unterhalten fühlten. Das Bild vom „straßenwaschenden Juden“ hat sich auch ins kollektive Gedächtnis eingerieben und seinen manifesten Ausdruck im AntifaschismusMahnmal am Wiener Albertinaplatz gefunden. Zeitzeuginnen verweisen in ihren Erinnerungen mehrfach auf die (trügerische?) Annahme, dass Männer generell gefährdeter gewesen seien, zu „Reibpartien“ geholt zu werden, weil sie sich ungeschickter anstellten und deshalb eine besonders geeignete Zielscheibe des Spottes waren. Aus diesem Grund kam es auch vor, dass Frauen freiwillig anstelle ihrer Männer zum „Reiben“ gingen, weil sie glaubten, dass sie nicht so grob behandelt wer„Reibpartien“ österreichische Spezialität. Es den würden.4 ist aber vor allem die Verfolgungserfahrung, die in den Fragebögen hervorDie Realität war eine andere, wie sticht. Die physischen und psychischen der Fall einer Frau zeigt, die sich weiDemütigungen gegen die jüdische Be- gerte, ein Monument auf der Straße zu völkerung – ab dem „Anschluss“ prakputzen, und deshalb getötet wurde.5 tisch an der Tagesordnung – fanden ei- Überhaupt widerspricht eine Analyse nen besonders perfiden Ausdruck in der Fragebögen der Einschätzung, dass den berüchtigten „Reibpartien“. Vieler- Frauen weniger gefährdet oder georts und immer wieder zwangen deut- schützter gewesen seien. Etwa gleich sche, aber auch lokale Nationalsozialiviele Männer und Frauen berichten dasten jüdische Frauen und Männer, von, zum „Reiben“ geholt worden zu ständestaatliche Slogans und Propasein, und aus diesen Schilderungen lasganda von den Gehsteigen zu wasen sich keine wesentlichen geschen. Zumeist geschah dies in Anweschlechtsspezifischen Unterschiede herauslesen. Frauen „stellvertretend“ verhaftet. Von den senheit einer Menge Schaulustiger. Auch diese zynische VolksbelustiKein Mensch jüdischer Herkunft, Verhaftungen waren vor allem – aber gung – übrigens eine österreichische gleich welchen Geschlechts, war vor nicht ausschließlich – Männer betrof„Spezialität“ – hat der bereits erwähnte den erniedrigenden und beschämenfen, wie auch ein Blick auf die in den Fragebögen geschilderten Erfahrungen englische Berichterstatter G.E.R. Gedye den „Reibpartien“ sicher. Rita Childs er-
innert sich in ihren unveröffentlichten Memoiren: „Ich wurde zu einem Lastwagen gebracht, der sich unweit unserer Wohnung befand. Als ich ankam, waren dort schon einige Leute, die putzten. Ich wurde auf das Dach des Lastwagens gehoben und wurde aufgefordert, putzen zu helfen, während eine große Menschenmenge, die um uns stand, grölte und sich über uns lustig machte. Von meinem Platz aus konnte ich jeden dieser Menschen klar erkennen, normale Menschen, manche waren Nachbarn, die ich hunderte Male auf der Straße oder im Geschäft getroffen hatte und die jetzt dort standen und mit den Fingern auf mich zeigten und brüllten und sich über mich lustig machten, während ich putzte. Ich schaute in ihre Gesichter, die verzerrt waren mit Hass, und fragte mich, warum sie mich und die anderen hassten. (…) Der pure Hass in ihren Gesichtern machte mir mehr Angst als die Nazis, die uns aufforderten, schneller zu putzen und fertig zu werden.“6 Dieser Bericht veranschaulicht nicht nur auf beklemmende Weise die Bandbreite an Gewalt, der mit dem „Anschluss“ Tür und Tor geöffnet wurde, sondern auch die geringen Handlungsspielräume der betroffenen Jüdinnen und Juden. Trotzdem fanden Einzelne subtile Wege, gegen die Entwürdigung zu protestieren, wie Angela Thaler, geboren 1913: „Einmal wurde ich aufgehalten und aufgefordert, die Latrine auf dem Gang zu reinigen. Ich verwendete dafür einen Lappen, und den gleichen Lappen, um danach deren Geschirr zu spülen. Das waren die kleinen ,Kompensationen’ für die Erniedrigungen.“7
Beispiel in den Memoiren von Hedwig Kamm; sie war damals 31 Jahre alt: „Ich wollte nicht in einem Land bleiben, wo ich in Gefahr war, getötet zu werden. Oder vergewaltigt oder verstümmelt.“8 Direkter und deutlicher kommen Vergewaltigungen in den Fragebögen zur Sprache, vielleicht weil diese durch ihren nüchternen Charakter eine Art anonymisierende Distanz schaffen. Manchmal werden sie aus der Perspektive der Beobachterin erzählt, wie bei der damals 15-jährigen Lena Ufert: „Ich ging zur Tanzschule und die SS kam und trennte die Frauen von den Männern. Die meisten meiner Freundinnen wurden vergewaltigt.“9 Sie schreibt weiter, dass sie mit dem Schrecken davongekommen sei, weil sie einen der Täter persönlich kannte. Dieser habe seinen Chef gebeten, sie mit der Verwarnung gehen zu lassen, dass sie das nächste Mal nicht davonkommen würde. […]
des „Anschlusses“ 17-jährig, schreibt über diese Zeit: „Es ist sehr schwer, die nächsten Tage und Wochen zu beschreiben. Wie lässt sich Angst beschreiben? Beim leisesten Geräusch sprangen wir auf. Wir waren immer voll Sorge, wenn jemand von uns nach draußen ging, bis sie wieder zurück waren.“11
Rückzug in den privaten Raum. Der hier schon angedeutete erzwungene, fast vollkommene Rückzug aus dem öffentlichen Leben in die Wohnungen wurde zusätzlich von oben durch immer neue gesetzliche Verordnungen und Verbote vorangetrieben. Dieses Verschwinden aus dem öffentlichen Leben ist ein im Gegensatz zu den beschriebenen Verfolgungsmaßnahmen „stiller“, nahezu unscheinbarer, aber nichtsdestoweniger gewaltvoller Vorgang. Rita Childs: „Wir gingen nirgendwo mehr hin, nicht ins Theater, Konzert, nicht einmal ins Kino, weil wir Angst hatten und auch niemand wirklich den Kopf dafür hatte. Vermeintlich „kleine“ Demütigungen. Ein Das Einzige, was mir geblieben war, kurzes Zwischenresümee: Der „Anwaren Bücher. (…) Ich las, um mich in eischluss“ Österreichs an das Deutsche Reich war der Auslöser für pogromarti- ne andere Welt zu versetzen, die für mich wie ein Märchen klang, ein norge Ausschreitungen gegen die österreichisch-jüdische Bevölkerung. Die Pa- males Leben.“12 lette der Gewalt reichte von PlünderunWaren es für Rita Childs Bücher, die gen über die berüchtigten „Reibpartiihr zumindest für kurze Zeit die Flucht en“ bis hin zu Vergewaltigungen, aus der zermürbenden Realität erlaubVerhaftungen, Folter und Mord. Histori- ten, so entwickelte Olly Schwarz folgenkerInnen haben nachgewiesen, dass de Strategie:„Ich für meinen Teil wollte sich dabei Österreicherinnen und die trüben Abende etwas beleben und Österreicher als besonders eifrige es gelang mir, eine Art ,Kaffeehaus’ bei Handlanger der nationalsozialistischen uns einzurichten, gut besucht von unseIdeologie hervortaten. Innerhalb kürze- ren Freunden. Die gebotenen Erfrister Zeit sahen sich die Wiener Jüdinschungen waren natürlich gratis, aber nen und Juden nicht nur jeder Menjeder Gast musste die auf ihn entfalleschenwürde, sondern auch jeglicher nen Rationskarten mitbringen. Die ,Stamateriellen Lebensgrundlage beraubt. tuten’ für dieses ,Kaffeehaus’ waren, kei„Vergewaltigt oder verstümmelt“. Jüdische ne Kopfhängerei zu dulden und die TaFrauen waren seit dem „Anschluss“ ver- Berufsverbote drängten die jüdische Bevölkerung immer mehr ins gesellgespolitik möglichst zu vermeiden.“13 stärkt einer weiteren Entwürdigung ausgesetzt: sexualisierter Gewalt. Die in schaftliche Abseits. Aus diesen und weiteren Berichten All diese Erfahrungen finden in den wird tendenziell ein geschlechtsspezifiden ZeitzeugInnenberichten geäußerte Erinnerungen der ZeitzeugInnen regelBandbreite reicht hier von scheinbar sches Verhalten sichtbar, das schon in „harmlosen“ anzüglichen Bemerkungen mäßige Erwähnung. Was aber in den ähnlichen Publikationen beobachtet sexueller Natur bis hin zu Massenverge- Beschreibungen darüber hinaus auf be- wurde. Demgemäß kamen Männer mit waltigungen. Detaillierte Schilderungen klemmende Weise spürbar wird, sind dem erzwungenen Rückzug aus dem dieser Verbrechen gibt es aus mehreren die Folgen der vermeintlich „kleinen“ – öffentlichen Leben im Allgemeinen Gründen nur selten, ist es doch den Be- weil alltäglichen – Demütigungen und schlechter zurecht und verfielen zunehBeschimpfungen. troffenen zumeist nicht oder nur mend in Passivität und Apathie. Frauen, Edith Lewin bringt das so auf den schwer möglich, diese beschämenden gemäß den traditionellen GeschlechterPunkt: „Ich habe immer geglaubt, dass rollen geübter im Leben im „privaten Erfahrungen zu verbalisieren. In den jederzeit irgendwer einen Stein oder schriftlichen Erinnerungen gibt es hin Raum“, waren eher in der Lage, der Sisonst etwas nach mir werfen könnund wieder vage Hinweise, dass es zu tuation aktive Bewältigungsstrategien Vergewaltigungen gekommen sei. Zum te.“10 Und Rita Childs, zum Zeitpunkt entgegenzusetzen.14 […] ❚
Evelyn Steinthaler (Hg): Frauen 1938. Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen. Milena 2008. Siehe auch Seite 39
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claude.cahunmarcel.moore
Waffen 00 lebenwärts
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Ich glaube, die Wellen verschlungen / Am Ende Schiffer und Kahn / Und das hat mit seinem Brüllen / Der Adolf Hitler getan. So mancher deutsche Soldat mag während des Zweiten Weltkriegs auf diese abgewandelten Gedichtzeilen von Heines „Loreley“ gestoßen sein – jedoch nicht am Rhein, sondern an der Küste Jerseys. Die Kanalinsel zwischen Frankreich und Großbritannien (heute Bade- und Steuerparadies für gut betuchte Tourist_innen, reiche Zugezogene und zahlreiche Briefkastenfirmen) war von Juli 1940 bis Mai 1945 von den Nazis besetzt. Was mögen sich die Soldaten gedacht haben, als sie auf einem Flugblatt jene Verse von „Oberst Heine“ lasen? Zogen sie eine Verbindung zu den anderen Flugblättern, die damals auf der Insel kursierten und vom „Soldaten ohne Namen“ unterzeichnet waren? Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
Fo t o m o n t a g e v o n C l a u d e C a h u n u n d M a r c e l M o o r e a u s „ A v e u x n o n a v e n u s “ 1 9 3 0, Co u r t e s y o f t h e J e r s e y H e r i t a g e Co l l e c t i o n s ( A v e u x n o n a v e n u s i s t d e r Ti t e l e i n e s B u c h e s v o n C a h u n u n d
M o o r e , d e s s e n Ka p i t e l j e w e i l s m i t e i n e r Fo t o m o n t a g e e i n g e l e i t e t w e r d e n , d i e o b i g e Fo t o m o n t a g e i s t d e m 3 . Ka p i t e l v o ra n g e s t e l l t u n d h a t d e n Ti t e l „ E . D. M . ( s e x ) “ )
Kreativer Widerstand: Mit poetischen Flugblättern kämpften Marcel Moore (1892-1972) und Claude Cahun (18941954) während des Zweiten Weltkriegs auf der von den Nazis besetzten Insel Jersey für ein anderes Denken. Wie zwei skurrile Damen zu den „Soldaten ohne Namen“ wurden und warum dies queere Politik inspirieren könnte. Von Jo Bucher und Angelika Göres
Die „Schwob Sisters“. St. Brelade, ehemaliges Fischerdorf an der südlichen Küste – eine weiße Häuserzeile entlang der Strandpromenade, an deren Ende die Kirche. Der dazugehörige Friedhof wurde von den Nazis als Soldatenfriedhof benutzt, das Hotel gegenüber als Soldatenheim. Dazwischen steht das Haus, in dem Claude Cahun und Marcel Moore wohnten. Hier planten und schrieben sie ihre an die deutschen Soldaten gerichteten Flugblätter. Von hier aus zogen die beiden los, um die widerständige Poesie heimlich zu verteilen, sie in Zigarettenschachteln zu stecken und in die Autos von Nazi-Offizieren zu legen. Die Flugblattkampagne sollte die deutschen Soldaten davon überzeugen, ihre Waffen niederzulegen und das Nazi-Regime gewaltlos zu stürzen. Hinter die-
marcel.mooreclaude.cahun sen Aktionen vermuteten die Nazis lange Zeit eine ganze Organisation und nicht nur zwei Personen, schon gar nicht Frauen. Dies mag daran gelegen haben, dass Cahun und Moore ab 1937 unter ihren bürgerlichen Namen Lucie Schwob und Suzanne Malherbe auf Jersey wohnten. Mit den Künstler_innennamen Claude Cahun und Marcel Moore wären sie wohl viel eher von der „Geheimen Feldpolizei“ verdächtigt worden. Denn mit diesen Pseudonymen hatten sie zuvor in Paris ihre fotografischen, illustratorischen und schriftstellerischen Werke signiert und im Kontext des Surrealismus antifaschistische Manifeste unterzeichnet. Auch die Nachbarschaft kannte sie als „Schwob Sisters“, die ihre Katze an der Leine spa-
neller Rahmen der Veranstaltung ist die Militärparade – eine obligate Mischung aus defilierenden Soldat_innen, Musikkapellen und ordenbehängten Veteranen. An die historischen Hintergründe der Besatzung und die Lebensbedingungen während jener fünf Jahre wird in mehreren Reden erinnert: Die geographische Lage der zu Großbritannien gehörenden Kanalinseln war der Grund, warum die britische Regierung aus strategischen Überlegungen heraus Jersey nicht verteidigte, sondern entmilitarisierte und den Nazis überließ. Diese glaubten, mit der Einnahme der Kanalinseln den ersten Schritt Richtung England gemacht zu haben. An die hohe symbolische Bedeutung, welche Hitler der Insel beimaß, erinnern heute die
dich um die Deinigen.../ Wozu? So dass Du zum NACHDENKEN keine Zeit hast! Nach Widerstandsaktionen gefragt, weisen Besucher_innen des Liberation Day auf die hohe Kontrolldichte durch die Nazis hin. Unter diesen Umständen seien die Möglichkeiten, sich der Besatzungsmacht zu widersetzen, äußerst beschränkt gewesen. Die Verhaftungsgefahr war extrem hoch, eine Flucht angesichts der Insellage nahezu unmöglich. Schon der Besitz eines Radiogeräts – die einzige Verbindung zur Außenwelt – konnte im schlimmsten Fall die Deportation in ein Konzentrationslager bedeuten. Trotzdem war das Abhören von BBC-Nachrichten wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Widerstandsform. Auch Moore und Cahun hielten
Was Cahuns und Moores Aktivitäten von anderen Flugblattaktionen auf Jersey unterscheidet, ist die Adressierung an die deutschen Soldaten im Gewand des „Soldaten ohne Namen“, womit sie den Eindruck erweckten, ein Angehöriger der Wehrmacht wende sich an die eigenen Leute, um sie zur Kollaboration zu verleiten. zieren führten, nackt sonnenbadeten oder gar als Engel kostümiert über den Friedhof tanzten. Und niemand wusste, dass eine der beiden skurrilen Damen Deutsch studiert hatte. Als die „Soldaten ohne Namen“ nach vier Jahren schließlich doch entlarvt wurden, verurteilten die Nazis Schwob und Malherbe zum Tod. Das monatelange Warten auf die Hinrichtung endete kurz vor Kriegsende auf Ersuchen der Inselregierung mit einer Begnadigung. Die ständige Angst vor einer Deportation blieb jedoch. Bis zum 9. Mai 1945, dem Tag der verspäteten Befreiung Jerseys, mussten sie im Gefängnis ausharren. Erst jetzt konnte offen ausgesprochen werden, was Cahun und Moore zuvor auf einem Flugblatt ihrem „Soldaten ohne Namen“ in den Mund gelegt hatten: „So, wir haben den Krieg verloren? / Gewiss. / Aber du freust dich darüber? / Ganz gewiss. / Das verstehe ich nicht. Warum? / Weil ich nicht wünsche, mein ganzes Leben in Uniform zu verschleudern!“ Erinnerungen am „Liberation Square“. Mit dem „Liberation Day“ wird auf Jersey jährlich das Ende der Besatzung gefeiert. Die szenisch nachgestellte Ankunft der Alliierten bildet den Mittelpunkt des Festakts auf dem „Liberation Square“ in der Hauptstadt St. Helier. Traditio-
Ruinen zahlreicher Bunker- und Befestigungsanlagen. Weniger sichtbar, doch umso vielfältiger sind die Erinnerungen der Menschen, die sich damals trotz des Evakuierungsangebots aus England entschieden, auf der Insel zu bleiben. Im Gespräch über das tägliche Leben unter der Besatzung berichten Zeitzeug_innen von der Allgegenwärtigkeit der Nazi-Soldaten, von immer weitergehenden Restriktionen und von der Angst, willkürlichen Bestrafungen zum Opfer zu fallen. Aber auch von der Höflichkeit deutscher Soldaten ist wiederholt die Rede. Mehrmals wird sogar von Mitleid mit den einfachen Soldaten, die Heimweh hatten und sich vor den vorgesetzten Offizieren fürchteten, gesprochen. Ambivalente Gefühle – vermutlich dadurch entstanden, dass auf Jersey nie wirklich Krieg geführt wurde, sondern eine besondere Besatzungssituation herrschte: Die abgeschlossene und kleinräumige Insellage erforderte notgedrungen ein Zusammenleben. So wurde im Alltag aus einem abstrakten Feind eine konkrete Person, ein Mensch, der sich vielleicht auch nach dem Sinn des Kriegs fragte. Die Unzufriedenheit der Soldaten in Nachdenken zu verwandeln, war das Anliegen der „Soldaten ohne Namen“: Du ertraegst Manoever OHNE ENDE, Entbehrungen, du haermst
nach der Konfiszierung aller Radios 1942 ein Gerät versteckt. Inspiriert durch die „Colonel Britten“-Sendungen der BBC entschlossen sie sich, selbst einen „Nachrichten-Service“ für die deutschen Soldaten auf der Insel zu schaffen: Flugblätter als Alternative zu Nazipropaganda wie der eigens für Jersey produzierten „Inselzeitung“. Dass Flugblätter kursierten, bestätigen die Zeitzeug_innen am Liberation Day. Die Namen Cahun und Moore bzw. Schwob und Malherbe kennen sie jedoch nicht. Und doch sind wohl die meisten von ihnen schon einmal dem Gesicht Claude Cahuns begegnet: Auf einem der bekanntesten Photos vom Tag der Befreiung Jerseys 1945 ist Cahun inmitten einer jubelnden Menschenmenge zu erkennen. Und es sieht so aus, als ob es ihre Hand ist, die zum Victory-Zeichen erhoben ist. GEGEN DIE WAFFEN SS ::: DIE WAFFEN 00. Mehr zum Widerstand gegen die Nazibesatzung ist in den „Jersey War Tunnels“ zu erfahren. Im ehemaligen Bunkerkomplex, den die Nazis durch Zwangsarbeiter bauen ließen, ist heute eine Ausstellung eingerichtet, die „The definitive story of the Occupation“ vermitteln möchte. Statt einer Eintrittskarte erhalten die Besucher_innen die reproduzierte „Identitaetskar-
Jo Bucher studierte Kunstgeschichte, Gender/Queer Studies und Mensch Gesellschaft Umwelt in Basel und Hamburg, schrieb 2006 ihre Abschlussarbeit Marcel Moore_Claude Cahun. Photographische Kollaboration. Versuch einer queerenden Kunstgeschichte und macht derzeit eine Ausbildung zur ökologischen Landwirt_in. Angelika Göres studiert Soziologie, Geschlechterforschung und Sprachwissenschaft in Freiburg/Brsg. und Basel, war zuvor als Atem-, Sprechund Stimmlehrer_in tätig und ist nun versucht, beides zu verbinden.
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claude.cahunmarcel.moore
te“ einer Person, die während der Besatzungszeit Widerstand geleistet hat. Per Zufall ist es vielleicht gerade das Passfoto von Lucie Renee Schwob oder von Suzanne Malherbe, das beim Aufschlagen der Karte zum Vorschein kommt. Wie alle anderen auf Jersey verbliebenen Einwohner_innen mussten sich die beiden Anfang 1941 auf Befehl der Nazis registrieren lassen. Nach England zu gehen kam für sie nicht in Frage, da von dort aus kein direkter Widerstand gegen die Besatzungsmacht möglich gewesen wäre. Jersey erschien ihnen als geeigneter Ort für die Realisierung ihrer Widerstandspläne. In den „War Tunnels“ werden Cahuns und Moores Flugblätter in einer Nische unter dem Thema „heroes and helpers“ kurz erwähnt. Die
Re p r o d u k t i o n e n d e r I d e n t i t ä t s ka r t e n v o n C a h u n / S c h w o b u n d M o o r e /M a l h e r b e , Co u r t e s y o f J e r s e y Wa r Tu n n e l s
weise trifft diese Einschätzung Cahuns en Cahun und Moore ihre eigene sarkaeigene Beschreibung ihres Kampfes: stische Poesie: „Gekämpft für die Deutschen gegen Nazi-Deutschland in einem hundertFINSTRES LACHEN prozentig besetzten Nest. Gekämpft mit meinen Waffen einer surrealistiHITLER führt uns … schen Gelegenheitsschriftstellerin.“ GOEBBELS spricht für uns … GOERING frisst für uns … LEY trinkt für uns … Leset Alle jede Woche unsere Zeitung / bitte HIMMLER ? … verbreiten. Mit dieser Aufforderung enHIMMLER ERMORDET FÜR UNS … det eines der Flugblätter, die zusamAber niemand stirbt für uns! men mit dem größten Teil des künstlerischen Werks von Cahun und Moore Die Strategie, sich an die feindliche im Archiv des „Jersey Heritage Trust“ Gegenseite zu richten, nutzten auf dem aufbewahrt werden. Beim Betrachten Festland auch die Royal Air Force (RAF), der erhaltenen Flugblätter zeigt sich ihre „Zeitung“ äußerst vielgestaltig. Die welche mit den deutschsprachigen „Nachrichten für die Truppen“ Nazi-SolInhalte reichen von Neuigkeiten zum daten zu demoralisieren versuchte, und Kriegsverlauf, hintergründigen Fragen die Parti Ouvrier Internationaliste (POI) und ironischen Kommentaren, die die
Die subversive Vorgehensweise der „Soldaten ohne Namen“ birgt vielleicht gerade für queer-politische Ansätze Potenziale. Denn auch diese möchten stabile, dualistische Einteilungen vermeiden und haben den Anspruch, situationsbezogen strategische Koalitionen zu bilden – wie das Bündnis, das Cahun und Moore mit den deutschen Soldaten einzugehen versuchten. Angabe, dass sie „thousands of leaflets“ auf Deutsch verfasst haben, macht nicht deutlich, mit welcher Absicht dies geschah. Was Cahuns und Moores Aktivitäten von anderen Flugblattaktionen auf Jersey unterscheidet, ist jedoch gerade die Adressierung an die deutschen Soldaten im Gewand des „Soldaten ohne Namen“, womit sie den Eindruck erweckten, ein Angehöriger der Wehrmacht wende sich an die eigenen Leute, um sie zur Kollaboration zu verleiten. Dieses Vorgehen erklärten die Nazis im Prozess gegen Cahun und Moore zum politischen Verbrechen mit besonders gefährlichen, da geistigen Waffen. Grotesker24 an.schläge juli august 2008
Nazi-Moral mit Witz ad absurdum führen, bis zum Aufruf, Sabotage zu leisten: Arbeiter! Kameraden! Genossen! [...] Lasst Eure Maschinen l a n g s a m e r gehen … Verderbt sie verstohlener Weise … HALTET sie AUF … wenn Ihr den Krieg aufhalten wollt! Cahun und Moore übersetzten nicht einfach BBC-Nachrichten, sondern gestalteten sie literarisch um: Weil unsere Herren die Offiziere, hier wie bei Stalingrad, wie bei Tunis, um ihre Luftflucht zu schuetzen auf deine Leiche rechnen. Abgewandelte Gedichte wie Heines Loreley verwendeten sie ebenso wie Anspielungen auf philosophische Quellen: Also sprach der Soldat ohne Namen. Vor allem aber schuf-
mit der Zeitschrift „Arbeiter und Soldat“. Während aber RAF und POI sich direkt an die Gegenseite richteten, taten Cahun und Moore dies maskiert. Die beiden lesbischen Damen schlüpften in das Kostüm eines deutschen heterosexuellen Soldaten: je länger der Krieg […] desto schlimmer die Leiden unserer Frauen und Kinder. Die Strategie der Maskerade verwendeten Cahun und Moore mit den Flugblättern nicht zum ersten Mal. Bereits im zuvor gemeinsam geschaffenen fotografischen Werk tritt die Figur Cahuns den Betrachter_innen mit verschiedensten Gesichtern entgegen und stellt jegliche Form stabiler (Geschlechts-)Identität in Frage.
F l u g b l a t t v o n C l a u d e C a h u n u n d M a r c e l M o o r e , e n t s t a n d e n w ä h r e n d d e s Z w e i t e n We l t k r i e g s, Co u r t e s y
Kunst oder Politik? Je nachdem, ob wir Cahun und Moore in den „Jersey War Tunnels“ oder beim Besuch des „Jersey Museums“ begegnen, werden sie als Widerstandskämpferinnen oder als Künstlerinnen vorgestellt. Ausstellungsleiter Chris Addy betont, dass es in den „War Tunnels“ um Cahuns und Moores Beitrag zum Widerstand und nicht um die Darstellung ihrer kreativen Persönlichkeiten gehe. Dies sei die Aufgabe des „Jersey Museums“. Die dortige Kuratorin Louise Downie trennt weniger zwischen Kunst und Politik, beschreibt jedoch Werbestrategien des Museums, die einer solchen Unterscheidung folgen: Während lokal der Widerstand Cahuns und Moores im Vordergrund steht, werden sie international eher als Künstler_innen präsentiert, als die sie Anfang der 1990er Jahre (wieder-) entdeckt wurden. Dass die Trennung zwischen künstlerischem Werk und Flugblattaktionen dem Schaffen Cahuns und Moores eigentlich nicht entspricht, bestätigt Downie. Die widerständigen Ideen, die bereits in der Kunst der beiden zum Ausdruck kommen, werden ihres Erachtens in den Flugblättern in die Tat umgesetzt: „Their resistence personified their previous art.“ Dass sie Kunst wohl immer schon als Politikum verstanden haben, legen die Kontexte nahe, in denen Cahun und Moore zuvor in Paris aktiv gewesen waren: der literarische Kreis des Symbolismus, die Left Bank-Szene, das avantgardistische Theater, Debatten um Homosexualität und Geschlecht und der in den 1930er Jahren zunehmend politisierte Surrealismus. Damals genutzte gestalterische Elemente finden sich auch in den Flugblättern – als theatralisches Moment etwa der fiktive Dialog zwischen den beiden Soldaten nach verlorenem Krieg. Die Maskerade zeigt sich nicht nur darin, dass der Absender den Lesenden als „Soldat ohne Namen“ entgegentritt. Durch die poetische Schreibweise wird das Flugblatt selbst verkleidet. Leset jede Woche: / „OHNE“ kriegsmarine / „OHNE“ Luftwaffe / „OHNE“ Wehrmacht / Die Woche der „OHNE“ / Koralle der „OHNE“ / u.s.w. / ERKENNTNISZEICHEN : das runde Ding.
Weder Geschlecht noch Vaterland. Aus der Verschränkung von absurder Poesie mit graphischer Gestaltung entsteht ein Raum im uneindeutigen Dazwischen von Visuellem und Textlichem, Politik und Kunst. Die Flugblätter sind nicht unmittelbar als solche erkennbar. Diese Tarnung konnte den Lesenden Schutz bieten und das Verwirrende daran zur Sinn-Suche anstiften. Der Versuch, die deutschen Soldaten zu einem anderen Denken und zur Kollaboration zu bewegen, zeigt, dass Cahun und Moore auch hier nicht einer Entweder-Oder-Logik folgen. Anstatt nur gut oder böse sehen sie Widerstandsmöglichkeiten dazwischen. Die Flugblätter produzieren etwas, das nicht über eine simple Oppositions- oder Identitätspolitik funktioniert. Könnte Cahuns und Moores alternative Politik aktuelle widerständige Praxen inspirieren? Die subversive Vorgehensweise der „Soldaten ohne Namen“ birgt vielleicht gerade für queerpolitische Ansätze Potenziale. Denn auch diese möchten stabile, dualistische Einteilungen vermeiden und haben den Anspruch, situationsbezogen strategische Koalitionen zu bilden – wie das Bündnis, das Cahun und Moore mit den deutschen Soldaten einzugehen versuchten. Sie gingen nicht von
o f t h e J e r s e y H e r i t a g e Co l l e c t i o n s
marcel.mooreclaude.cahun
einer geteilten Identität oder Nationalität aus, sondern von der Hoffnung einer gemeinsamen antifaschistischen Haltung. Auf einem der Flugblätter heißt es: UNSERE REVOLUTION SOLL VON ALLEN, NICHT VON / EINEM, / UNTERNOMMEN WERDEN. Für Cahun und Moore sollte es eine Revolution sein, „die kein Geschlecht und kein Vaterland hat“, wie aus einer Niederschrift Cahuns hervorgeht – eine von zahlreichen Aufzeichnungen aus der Nachkriegszeit, in denen Cahun und Moore die Erlebnisse während des Kriegs zu rekonstruieren scheinen. Das Geschehene nicht zu vergessen, ist auch das Anliegen des Liberation Day. Ist es aber im Sinn von Moore und Cahun, diesen Tag mit Militärparaden und dem Hissen von Nationalflaggen zu feiern? Wohl kaum. Würden die beiden nicht viel eher eine weitergefasste Freiheit feiern und damit herkömmliche (Ge-) Denkgewohnheiten durchqueeren? „We’re intentionally against nationalisms, separatisms, that is against war.“ Aus dieser Überzeugung heraus entwickelten Claude Cahun und Marcel Moore ihren kreativen Widerstand – geistreich, humorvoll und ohne Namen / organisiert die Waffen 00 / ALLE ZUSAMMEN / lebenwärts. ❚ juli august 2008 an.schläge 25
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26 an.schläge juli august 2008
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Linz
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Salzburg
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an.rissarbeit.wissenschaft m ä n n e r . ka r te l l
Mädchen müssen draußen bleiben „Der Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV) ist mehr als nur ein Freizeitverein. Wir sind darüber hinaus – und das unterscheidet uns von anderen Organisationen – eine ‚Wertegemeinschaft’.“ Laut Homepage hat der MKV also Prinzipien. Ist Diskriminierung eines davon? Maria Theresia führte die Unterrichtspflicht 1774 ein, seit geraumer Zeit gilt diese in Österreich auch für Mädchen. Anfang Mai hielt der MKV-Dachverband sein alljährliches Treffen ab. Dabei stellte der Vorarlberger MKV-Landesverband den unerhörten Antrag, den MKV auch für Mädchen und Frauen zu öffnen. Ganze zehn Prozent votierten dafür. „Die Frage bleibt auf der Tagesordnung“, verspricht Bundesobmann Peter Zehetner. Auch Nichtkatholiken (Nichtkatholikinnen sowieso) bleibt der Beitritt bis auf weiteres verwehrt. Der MKV wurde im geschichtsträchtigen Jahr 1933 gegründet. Mittlerweile haben wir 2008, liebe Herren Kartellverband! kaiv www.mkv.at
forschung.dna
uni.diskriminiert
Erstmals weibliche DNA entschlüsselt
Kein Platz für Frauen an österreichischen Unis
In Den Haag entschlüsselten GenetikerInnen der Universität Leiden nach eigenen Angaben erstmals die DNA einer Frau. Seit dem Jahr 2001 wurde das Erbgut von vier Männern entschlüsselt. Die 34-jährige Marjolein Kriek, die selbst eine Gen-Expertin ist, ist die erste Europäerin, deren Gensequenz bekannt wurde. Das Genom soll nun analysiert werden, um einerseits Aufschluss über die genetischen Unterschiede zwischen Menschen zu erhalten. Andererseits soll es Einblick in das X-Chromosom geben. „Weil das X-Chromosom bei der Hälfte der Menschheit, den Männern, seine Arbeit alleine erledigen muss, gab es im Laufe der Entwicklung eine strengere Auswahl. Das X-Chromosom ist daher weniger veränderlich“, so Gert-jan van Ommen vom medizinischen Zentrum der Universität. Für die Sequenzierung analysierten die Forscher insgesamt 22 Milliarden Basenpaare – das entspricht dem achtfachen Umfang des menschlichen Genoms. Die Sequenzierung dauerte rund sechs Monate und kostete nach Angaben der Universität rund 40.000 Euro. Bis auf eventuelle Rückschlüsse sehr persönlicher Art – etwa auf erhöhte Krankheitsrisiken – will Kriek ihre Daten der Wissenschaft zur Verfügung stellen. pix
Bleibt Ingela Bruner die Quotenfrau unter den RektorInnen heimischer Hochschulen? Zwei die es kürzlich versuchten, Clementine Deliss und Ada Pellert (ehemalige Vizerektorin der Donau-Uni Krems) sind gescheitert – an ihrem Geschlecht. „Der Eindruck der Diskriminierung von Frauen drängt sich geradezu auf“, so Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl. Tatsächlich bestätigte jetzt auch die Bundesgleichbehandlungskommission offiziell, dass Clementine Deliss benachteiligt wurde. Die Londoner Kuratorin war aussichtsreichste Kandidatin für den Rektorinnenposten der Akademie der bildenden Künste. Trotz Mehrheit bei der Senatsabstimmung bestellte der Uni-Rat den amtierenden männlichen Rektor wieder. Deliss wird Klage einreichen und hat Anspruch auf Schadensersatz. Wenig befriedigend findet das nicht nur VP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek. Auch die Österreichische HochschülerInnenschaft fordert Veränderungen: „Frauen sind nach wie vor auf allen universitären Ebenen massiv benachteiligt. Das Ungleichgewicht der Geschlechter wird immer stärker, je höher die hierarchische Ebene.“ Trauriges Fazit: An Österreichischen Universitäten werden Frauen diskriminiert – und das amtlich. kaiv
mehr.nettolohn
call.for.papers
Niedrige Einkommen: Senkung der Arbeitslosenbeiträge
New Feminisms:
Der Sozialausschuss des Nationalrats beschloss eine Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für BezieherInnen von niedrigen Einkommen ab 1.Juli: Konkret werden die Beiträge für BezieherInnen von Einkommen über 1.200 Euro bis 1.350 Euro von drei Prozent auf zwei Prozent, für BezieherInnen von Einkommen zwischen 1.100 Euro und 1.200 Euro von drei Prozent auf ein Prozent gesenkt, unter einem Einkommen von 1.100 Euro muss zukünftig keine Arbeitslosenversicherung mehr bezahlt werden. Rund eine Million der Beschäftigten wird von der Senkung profitieren. Die Familiensprecherin der ÖVP, Ridi Steibl, machte dabei darauf aufmerksam, dass diese Senkung besonders vielen Frauen zu Gute kommen wird. be
… mapping out the lines of feminisms-to-come. So der Titel eines von den Herausgeberinnen Henriette Gunkel, Chrysanthi Nigianni, Grace Spinazzi und Fanny Söderbäck geplanten Buches, für das noch Texte gesucht werden. Die Frage, die sich durch das ganze Buch ziehen wird: „How can we, as young women, upcoming scholars,‘new feminists’, but also those more established among us, move beyond and be critical of those feminists preceding us, without repeating the patriarchal move of burying/forgetting not just tradition per se, but specifically a feminist tradition/legacy?” Interessierte können Proposals (300-500 Worte) bis 15.Juli an newfeminisms@gmail.com senden. be Info: newfeminisms@gmail.com, http://genderblog.de/index.php/2008/06/02/call-for-contributions-new-feminisms
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Madonna: A League of Her Own Eine Ikone wird 50. Aber taugt die wandlungsfähige Diva auch als feministisches Role-Model? Christina Nemec und Mrs. Pepstein diskutieren. Anfang der 1980er Jahre war ich pubertär, Punk und verehrte XRAY SPEX, THE AU PAIRS, Siouxsie Sioux und Doris, die Sängerin der Band SCHUND. Vieles lief über Mundpropaganda und Kassetten- und Fanzinetausch. Das Musikfernsehen war höchstens für eine eingekiffte Lachnummer gut. SHY SHY. Doch freuten wir uns über Videos von Billy Idol, Depeche Mode und Cyndi Lauper. GIRLS JUST WANT TO HAVE FUN. Schrill, schräg, nervig, lustig. Heute noch gerne gehört, when the working day is done! „Touched for the very first time“ MADONNA im Fetzenlook hüpft durch die Lagunen Venedigs oder inszeniert sich als MATERIAL GIRL. Bilder, mit denen ich nichts anzufangen weiß. Die Bibel heißt SPEX und die Soundvorgabe MUSIKBOX. Wir lieben LYDIA LUNCH und KIM GORDON. Mit der Veröffentlichung von THE WHITEY ALBUM unter dem Namen CICCONE YOUTH machen SONIC YOUTH klar, dass MADONNA für die SPEX-LeserInnenschaft zum Diskussionsthema wird. GROOVEY! Und schon halte ich es in den Händen: LIKE A PRAYER. Das Cover duftet stark nach Patchouli und MADONNA wird fortan eine Grenze nach der anderen ausloten. Sie spielt gekonnt mit den Sujets Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe und stellt die Frage nach Macht, Kontrolle und Unterwerfung. Masturbation, Homosexualität, SM Praxen, öffentliche Küsse, aber auch das brave, keusche Papamädchen. STRIKE A POSE. MADONNA weiß mit Erwartungshaltungen zu spielen. JUSTIFY MY LOVE und EROTICA sowie das Buch SEX nehmen mich gefangen. Verführung, Verlangen und Begehren dargestellt in zumeist sehr cleanem Ambiente haben nichts mit dem SEX zu tun, den mir LYDIA LUNCH und KATHY ACKER um die Ohren dreschen. MADONNA arbeitet mit Maskeraden an einer Vielzahl von weiblichen Identifikationsmöglichkeiten. Sie kontrolliert ihr Bild bis ins letzte Detail. Und nicht nur das: Sie beginnt ihren Körper exzessiv zu disziplinieren. Dabei ist sie gerade erst Mitte Dreißig. Mithilfe von guten Produzenten gelingen ihr auch Ende der 1990er und Anfang der 2000er großartige Alben: RAY OF LIGHT, MUSIC, CONFESSIONS ON A DANCEFLOOR. FreundInnen wie BRITNEY SPEARS haben gezeigt, wie schnell frau im Popzirkus „alt aussehen“ kann. MADONNA scheint auch darüber zu stehen. Bewundernde Sprüche wie: sieht gut aus für ihr Alter – höre ich nun schon seit zehn Jahren. Klar, die Inszenierung mit Justin Timberlake scheint etwas daneben zu sein, aber dass – wie der Standardredakteur befürchtet – sich die Tochter von MADONNA zu schämen hat, glaube ich nicht. Meine Lieblingsinszenierung: MADONNA gemeinsam mit GOGOL BORDELLO beim LIVE EARTH. Ja ihr religiöses und politisches Engagement sollte hinterfragt werden. Ein anderes Mal. THIS USED TO BE MY PLAYGROUND! ❚
Mit Madonna bin ich mehr oder weniger in die Popkultur hineingewachsen, die ersten Videos, die ich bewusst auf einem Musiksender rezipiert habe, waren „like a virgin“, „material girl“ und „papa don´t preach“. Von Feminismus hatte ich damals mit ungefähr zwölf keinen blassen Schimmer, aber Madonna mochte ich irgendwie: die Leichtigkeit ihrer Popsongs. Und natürlich war Madonna auch optisch sehr cool. Als Role-Model war sie zu dieser Zeit für mich nur bedingt geeignet, Sängerin wollte ich sowieso nie werden und überhaupt war das von meiner Lebenswelt alles viel zu weit weg. Im Laufe der Jahre wurde mein Interesse an Madonna größer. Auch wenn ich nie ein richtiger Fan war, so war ich doch immer wieder auf ein neues Madonna-Album gespannt. Denn sie war (und ist?) popkulturell schneller an Trends dran als andere, in manchen Fällen hat sie diese sogar gesetzt. In der Regel passierte dies im Zusammenhang mit einer (Neu)Inszenierung ihrer Person – als Cowgirl, Hure, Mutter, Dancing Queen, Drag King. … So war sie eine Weile wirklich ganz vorne dabei, wenn es darum ging, Geschlechterrollen aufzubrechen und Alternativen aufzuzeigen. Eine Weile hat das ganz gut funktioniert und war für mich aus feministischer Sicht auch deshalb spannend, weil Frau Ciccone sich ganz selbstverständlich vieles getraut hat – außerdem war und ist sie immer ihre eigene Chefin und sich treu geblieben. Sie ist eine Musikerin, die sich gut verkaufen kann, auch das ist letztendlich nicht so verkehrt. Ich nehme ihr auf jeden Fall ab, dass sie die Fäden selbst in der Hand hat, was die Produktion ihrer Songs angeht, auch wenn nie klar sein wird, wieviel Madonna letztendlich in Madonnasongs steckt. Was mich aber extrem abschreckt, und mich davon abhält, sie als feministisches Role-Model zu bezeichnen, ist ihr in den letzten Jahren aufgekommener Sexy-Gymnastik-Kult. Irgendwie war mir das zu viel Haut, zu gestählte Muskeln und alles wirkte irgendwie so unecht und durchgestylt. Sieht man Madonna als eine Ikone der Popkultur an, mag das stimmig wirken, aber ich möchte in der Popkultur lieber Frauen, die Stereotype richtig aufbrechen, die künstlerisch toll und überraschend sind und die echt sind bzw. wirken. Und für Madonna wünsche ich mir eine Hinentwicklung oder/und Rückbesinnung auf genau das, so dass ich in zwanzig Jahren, mit Mitte Fünfzig, noch zu coolen Madonnasongs rocken kann, die auch meinem feministischen Gewissen gefallen. ❚
Christina Nemec ist Musikerin und DJ in Wien
Mrs. Pepstein ist Radiomacherin bei Radio Blau in Leipzig
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kulturan.riss tanz.sommer
Dans.Kias und ImPulsTanz
a u s s te l l u n g
Der Tanzsommer in Wien hat einiges zu bieten. Eröffnet wird er von DANS-KIAS mit ihrer Live-Performance „cat freeze 2“ im Porgy&Bess. Die Performance ist eine Expedition in virtuelle Landschaften, in Kälten, in denen sich der Körper auflöst. Zum Wiederauftauen wird im Anschluss an die Performance zum After-Show-Clubbing geladen. Das zweite Tanz-Highlight des Sommers ist das ImPulsTanz-Festival, das dieses Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Internationale ChoreografInnen präsentieren zeitgenössischen Tanz. Neue Arbeiten werden ebenso präsentiert wie Reprisen von langjährig beteiligten KünstlerInnen wie Marie Chouinard oder Anne Teresa De Keersmaeker. Die französische Chreografin Mathilde Monnier wird zu Gast sein und das Ergebnis ihrer aktuellen Zusammenarbeit mit der Live-Art-Pionierin La Ribot zeigen. Das „Workshop Festival“ lädt unter Anleitung renommierter DozentInnen zum Selbstbewegen ein: Das Spektrum der Kurse reicht von Yoga und Pilates über Ballett bis hin zum Jazz. syb DANS.KIAS: 5. und 6. 7., Porgy & Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11, www.dans.kias.at ImPulsTanz: 10.7 – 10.8, Museumsquartier Wien, 1070 Wien, Museumstr. 5, www.ImPulsTanz.com
Die Ausstellung des Berliner Projekts „Femmes with fatal breaks“ geht der Frage nach, ob und wie das Thema Feminismus in der zeitgenössischen Kunst und Kultur eine Rolle spielt. Wie das Thema von jungen Künstlerinnen aufgegriffen wird und ob sie sich feministisch positionieren, sind weiterere Fragestellungen, die das zehntägige Projekt „Femmes ‚R’ US“ klären will. Es umfasst nicht nur eine Ausstellung, sondern ein interdisziplinäres Programm mit Vorträgen, Diskussionen, Performances und Filmscreenings. Femmes with fatal breaks wurde 1999 gegründet und war das erste weibliche DJ-Kollektiv Deutschlands, sie featuren Kolleginnen und laden sich internationale DJ-Prominenz ins Haus. syb 7. bis 16.8., täglich von 14 bis 24.00, Radialsystem V, 10243 Berlin, Holzmarktstr. 33, Spreeufer am Ostbahnhof, Eintritt frei, www.femmes-breaks.com
t h e a te r
Fo t o : A l e x D e s B o e s e n
Femmes ‚R‘ US
festivals
Circuit und Ladyfest
Weiberaufstand!
Cirucuit Festival: 6.-11.8., Barcelona, Eintritt: 60,- Euro, www.circuitfestival.net
Frauen haben genug von der Politik ihrer Männer und ziehen verkleidet ins Parlament, um die Macht an sich zu reißen. Diese Utopie stammt nicht aus unseren Tagen, sondern wurde bereits 392 v. Chr. in der Komödie „Ekklesiázusai“ von Aristophanes verarbeitet. Die antike Komödie wird jetzt in Lindabrunn in Niederösterreich mit ihrem deutschen Titel „Weiberaufstand“ neu inszeniert. Im Mittelpunkt des Stücks steht Praxagora. Sie und andere Frauen verkleiden sich als ihre Ehemänner, um in die Männern vorbehaltene Volkversammlung zu gelangen. Mit so erzielter Stimmenmehrheit setzen sie durch, dass die Macht im Staat an die Frauen übergeht. Die überraschten und entmachteten Männer respektieren Praxagoras Vorschläge, selbst nachdem sie sich als Frau zu erkennen gibt. In der Hauptrolle wird Dagmar Schwarz zu sehen sein, den Part des griechischen Chors übernimmt die Band „Übermutter“. Die neue Bandformation rund um Luci „Lucilectric“ Van Org versteht ihr aktuelles Album als ultimative Antwort auf das patriarchale Frauenbild. syb
Ladyfest Berlin, 7.-10.8., www.ladyfest.net; Ladyfest Europe: www.myspace.com/ladyfesteurope
28.-31. 8, 21.00, Arena Lindabrunn, 2551 Linabrunn/ NÖ, Karten 24/ 30/ 36 Euro, www.weiberaufstand.at
Sommerzeit – Festivalzeit. Jenseits der kommerziellen Massenveranstaltungen laden auch alternative Events zum Feiern ein. Vom 7. bis 10. August findet zum 6. Mal das Ladyfest Berlin statt, vom 5. bis 7. September wird das Ladyfest in Amsterdam zelebriert. Die Idee der Ladyfeste ist es, kulturarbeitende Frauen zu stärken, bisher wenig bekannten Künstlerinnen wird eine Plattform geboten, sich zu präsentieren oder ihr Wissen in Form von Workshops weiterzugeben. Welche es weiter in die Ferne zieht, kann auch zum ersten Girlie Circuit Festival nach Barcelona fahren. Dieses Clubbing richtet sich an Frauen aller Altersgruppen und aller sexuellen Orientierungen. Es bietet neben zahlreichen Live-Acts und Parties auch alles, was zu einem Frauenurlaub gehört und soll einen Treffpunkt für Lesben und Transgender darstellen. Eine ganze Woche lang soll Barcelona zur lesbischen Hauptstadt der Welt werden. syb
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an.risskultur G ü l s ü n Ka ra m u s t a f a , Pa n t h e r Fa s h i o n , 2 0 0 7
Michèle Thoma
Mein Sohn ist Gott a u s s te l l u n g
Mode und Kitsch Gülsün Karamustafa, die „grand dame“ der türkischen zeitgenössischen Kunst, präsentiert diesen Sommer zwei aktuelle Projekte in Salzburg. Die in Istanbul lebende Künstlerin kann auf ein breites Repertoire zurückgreifen, das Installationen ebenso wie Film- und Fotoprojekte umfasst. Ihre künstlerische Karriere begann in den 1970er Jahren, in denen ihr Werk maßgeblich von der naiven Kunst beeinflusst war. In fotografischen Projekten widmete sie sich der Geschichte der orientalischen Malerei und in ihren Videoprojekten interviewte sie moldawische Gastarbeiterinnen und ehemalige Gefängnisinsassinnen. Verbindendes Element all ihrer Arbeiten ist die Frage nach – nicht essenzialistisch verstandener – kultureller Identität. Gülsün Karamustafa stellt zwei Arbeiten vor, die sich mit der Kitsch-Thematik und der Modeindustrie beschäftigen: Eine dreiteilige Videoinstallation mit dem Titel „Tailor Made“ und ihr Projekt „The City and the Secret Panther Fashion“, eine große Installation aus Videobeiträgen und Fotografien. syb 17.7.- 14.9., Di-So 12 bis 19.00, Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, Eintritt frei, www.salzburger-kunstverein.at
weibs.bilder
Facettenreich Sich ein Bild von den Frauenbildern unterschiedlicher Kulturen und Jahrhunderte machen – das können BesucherInnen noch bis Ende Oktober im burgenländischen Schloss Halbturn. Weibliche Märchenfiguren, historisch bedeutsame Frauen, Comicheldinnen: Über 150 Bilder, Skulpturen, Objekte, Videos und Installationen aus 26 Ländern hat der Schweizer Ethnologe Frank Beat Keller in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Halbturn zu einer Ausstellung zusammengefügt. Sie geben nicht nur Aufschluss über die Beschaffenheit spezifischer Frauenrollen, sondern auch über deren (Nicht)Entwicklung im Laufe der Zeit. Und es wird einmal mehr deutlich, wie viele Frauen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht über die Freiheit verfügen, „ihre" Rolle(n) selbst zu wählen oder zu verändern. In diesem Sinne sollen die „Weibs-Bilder" nicht nur einen aufschlussreichen Überblick geben, sondern möglichst auch emanzipatorisch wirken. nr Weibs-Bilder, 25.4-26.10., Di-So 10-18.00, 7131 Schloss Halbturn, www.schlosshalbturn.com, www.weibs-bilder.ch
Ich habe es mir genau überlegt, sagt mein Sohn. Was?, gähne ich. Es ist ziemlich spät. Mitternacht mindestens. Morgen ist Montag. - Ich gehe nicht in die Schule. Aha, brumme ich. Warum? Warum nicht? Bist du krank? Nein, sagt mein Sohn. Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Er steht neben mir. Er ist sehr groß. Er ist ein Riese. Er schaut auf mich herab. Nicht herablassend. Wohlwollend. - Welche Entscheidung? - Ich gehe nicht mehr in die Schule. - Das geht nicht, sage ich. O ja, sagt er. Kein Problem. Was soll das?, sage ich. - Ganz einfach. Ich gehe nicht mehr in die Schule. - So einfach ist das nicht. Du kannst nicht einfach sagen, ich gehe nicht mehr in die Schule. - Doch. Das kann ich. Ich bin nicht mehr schulpflichtig. Ich bin bald 16. Ich kann wählen und heiraten. Es ist Mitternacht. Ich bin sehr müde. Mir fällt gar nicht ein, was mein Sohn, der jetzt plötzlich ein Riese ist, alles kann und können darf. Ich versuche, herauszufinden, was er nicht kann und nicht darf. - Ohne meine Erlaubnis geht gar nichts, sage ich. Schau, sagt er, es ist vollkommen sinnlos für mich, dort hin zu gehen. Das bringt mir gar nichts. - So schlecht bist du gar nicht in der Schule. Schlecht schon, aber nicht so schlecht. Und die Schule ist nicht schlecht. Ich habe sie mit dir ausgesucht. Die Schule hat eine schlechte Aura, sagt mein Sohn. Das ist mir nie aufgefallen. - Ich habe es mir reiflich überlegt, sagt mein Sohn. In die Schule zu gehen, ist nicht mein Weg. - Was ist dein Weg? - Ich werde ein Jahr chillen. - Chillen? - Oder hackeln. Richtig hackeln. Dann hab ich Geld und kann mein eigenes Leben führen. - Am Bau? Im Billa? - Egal. Dann mache ich die Abendschule und die Matura. - Einfach so? - Ja. Kein Problem. - Unmöglich. Vollkommen unmöglich. - Du glaubst nicht an deinen Sohn, sagt mein Sohn. juli august 2008 an.schläge 31
suffragettepankhurst
E m m e l i n e Pa n k h u r s t w i r d v e r h a f t e t , Fo t o s : A r c h i v
Votes for Women Emmeline Pankhursts Geburtstag jährt sich dieser Tage zum 150. Mal. Pankhurst gilt als die Leitfigur der Suffragetten, die vor mehr als einhundert Jahren Briefkästen in Brand steckten, Schaufenster einschlugen, Wahlkampfversammlungen störten, leerstehende Landsitze anzündeten oder Golfplätze mit Säure zerstörten, um für ein Ziel zu kämpfen: das Frauenwahlrecht. Von Katharina Krebs
Zitate aus: Ein Leben für die Rechte der Frauen. Emmeline Pankhurst Steidl Verlag, Göttingen 1996
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„Falls sich die Zivilisation in Zukunft überhaupt weiterentwickeln soll, dann kann das nur mit Hilfe von Frauen geschehen, von Frauen, die von ihren politischen Fesseln befreit sind, von Frauen mit dem vollen Recht, auch ihren Willen in der Gesellschaft durchzusetzen.“ Dieser Überzeugung folgend hat sich Emmeline Pankhurst nahezu ihr gesamtes Leben für das Frauenwahlrecht in England eingesetzt. Geboren wurde sie am 4. Juli 1858 in Manchester als Emmeline Goulden. Dort wuchs sie in einer politisch aktiven Mittelstandsfamilie auf. Ihre Eltern Robert Goulden und Sophia Crane engagierten sich für die Abschaffung der Sklaverei und für das Frauenwahlrecht. Mit 14 Jahren besuchte Emmeline erstmals eine Frauenwahlrechtsversamm-
lung.„Ich verließ die Versammlung als bewußte und entschlossene Befürworterin des Wahlrechts für Frauen,“ schrieb sie später in ihren Memoiren. Vorerst jedoch ging sie nach Paris zur Schule. Nach einigen Jahren zurück in Manchester lernte sie Dr. Richard Pankhurst, einen engagierten Anwalt und Politiker, der sich für das Frauenwahlrecht einsetzte, kennen und heiratete 1879 den 24 Jahre älteren Mann. Die beiden sollen eine glückliche Ehe geführt haben. Sie kümmerte sich um die fünf Kinder, unterstützte die politische Karriere ihres Mannes und engagierte sich gleichzeitig in der damals recht aktiven Frauenbewegung. Ablenkungsmanöver. Jahrzehntelang hatte die Frauenbewegung in England Resolutionen verfasst und sich damit immer
wieder an die Politiker gewandt. Ohne Erfolg. Die Regierung trickste die Suffragetten aus, indem sie die Frage des Frauenwahlrechts immer wieder auf den letzten Punkt der Tagesordnung setzte und ihn dann nicht mehr behandelte. Außerdem wurden Liberale Frauenvereine gegründet, um die funktionierende Organisation für das Frauenwahlrecht zu unterlaufen und die Frauen anderweitig zu beschäftigen und zu beschwichtigen. Die Methode hatte Erfolg, 1884 war die Frauenrechtsbewegung in England weitgehend tot. Für einige Jahre gingen die Pankhursts nach London. Zurück in Manchester kümmerte sich Emmeline ehrenamtlich um die Armenrechtspflege. Das Elend der Menschen und das rein fiskalische Umgehen der Sozialpolitiker damit entsetzte Emmeline Pankhurst.
pankhurstsuffragette Da sie bei Frauen viel pragmatischere Vorstellungen zur Armutsbekämpfung als bei Männern sah, wurde für sie das Frauenwahlrecht zunehmend zur Schlüsselfrage. „Ich begann das Wahlrecht für Frauen nicht nur als unser Recht, sondern als eine verzweifelte Notwendigkeit zu betrachten.“ 1898 starb ihr Mann und sie blieb allein mit vier Kindern (ein Kind war früh gestorben) zurück. Jetzt musste sie sich und ihre Kinder mit dem kargen Lohn einer Standesbeamtin durchbringen. Doch Emmeline Pankhurst ließ ihr Ziel – das Frauenwahlrecht – nicht aus den Augen. 1903 gründete sie gemeinsam mit ihren Töchtern Sylvia und Christabel die WSPU (Women’s Social and Political Union), die „Soziale und Politische Frauenunion“. Ihr Motto: Taten statt Worte. Die WSPU verzichtete auf Bündnisse mit den etablierten Parteien und vereinte Frauen aus allen Gesellschaftsschichten. Die Frauen agitierten
Obwohl sie als Mannweiber, sexuell Frustrierte, als Hexen und Hysterikerinnen diffamiert wurden, schlossen sich immer mehr Frauen den Suffragetten an. 1909 hatte die WPSU 50.000 Mitglieder in 105 Ortsgruppen. Die Suffragetten zerschnitten Telegrafen- und Telefonverbindungen, so dass die komplette Kommunikation zwischen London und Glasgow für einige Stunden unterbrochen war. Sie warfen Fensterscheiben einiger Londoner Clubs ein, zerstörten Golfplätze mit Säure, zündeten leerstehende Landsitze an und stürmten das Juwelenzimmer im Londoner Tower, sogar die Residenz von Prinz Christian und der Sitz des Erzbischofs von Canterbury wurden aufgesucht und die Fenster eingeworfen. Die Aktionen wurden zunehmend militanter, die Suffragetten setzten sogar das eigene Lebens aufs Spiel, nie jedoch das Leben anderer, auch nicht das ihrer Gegner.
dauerte die Straßenschlacht, 150 Frauen wurden verhaftet, zwei starben an den Folgen der Verletzungen. Die Regierung ging mit unglaublicher Brutalität gegen die Suffragetten vor. Nachdem die Zwangsernährung aufgrund öffentlicher Proteste 1913 schließlich eingestellt worden war, hatte die Regierung eine neue Methode erdacht und dafür eigens ein Gesetz erlassen, den „Cat and Mouse Act“. Suffragetten wurden für das kleinste Vergehen festgenommen. Im Gefängnis traten sie in Hungerstreik, wurden immer schwächer, bis sie kurz vor ihrem Tod aus dem Gefängnis entlassen wurden, um sich zu Hause zu erholen. Kaum waren sie wieder einigermaßen fit, wurden sie zurück ins Gefängnis geworfen, wobei die „Erholungsphase“ nicht auf die Strafe angerechnet wurde. Diese Vorgehensweise war – aus Sicht der Regierung – sehr effektiv. Nie starb eine Suffragette in einem Ge-
Am 18. November 1910, dem „schwarzen Freitag“, versuchten 450 Suffragetten in das Londoner Parlament zu gelangen, um das Frauenstimmrecht zu fordern. Über 1.000 Polizisten und bewaffnete Banden fielen über die Suffragetten her. Die Gerichte verhängten harte Strafen und die Frauengefängnisse füllten sich. Zeitweise saßen mehr als 1.000 Suffragetten gleichzeitig in Haft. In den Gefängnissen ging der Kampf weiter. Die Suffragetten forderten die Mannweiber-Aktionen. Weltbekannt wurde Rechte als politische Gefangene – eigene Kleidung, Bücher, Zeitungen, Schreibdie Suffragettenbewegung 1905 durch eine Aktion von Annie Kenney, einer Tex- material – wurden jedoch als „normale“ Kriminelle in grobe Anstaltskittel getilarbeiterin, und Christabel Pankhurst. steckt und mussten in schmutzigen, Sie hatten eine Versammlung der liberalen Partei besucht und wiederholt mit feuchten, kalten Einzelzellen hausen. Dagegen protestierten die Suffragetten dem lauten Zwischenruf: „Wann wird ab 1909 mit Hunger-, später auch mit die Regierung den Frauen das StimmDurststreiks. Um keine Märtyrerinnen recht geben?“ gestört. Beide wurden aus dem Saal gezerrt und bei der ansch- zu schaffen, wurden sie äußerst brutal ließenden Protestveranstaltung vor der zwangsernährt. Tür festgenommen. Annie Kenney wurde zu fünf Schilling bzw. drei Tagen Haft Cat and Mouse Act. Am 18. November 1910, verurteilt, Christabel Pankhurst zu zehn dem „schwarzen Freitag“, versuchten Schilling oder sieben Tagen Haft. Sie 450 Suffragetten in das Londoner Parlaweigerten sich, zu zahlen und wurden ment zu gelangen, um das Frauenins Gefängnis gebracht. Die Nachricht, stimmrecht zu fordern. Über 1.000 Polidass Christabel Pankhurst, die Tochter zisten und bewaffnete Banden fielen eines angesehenen Juristen, im Gefäng- über die Suffragetten her. Sie wurden nis saß, verbreitete sich wie ein Lauffeu- niedergeknüppelt, niedergeritten, am er. Die Kurzfassung der Frage „Votes for Boden liegend noch getreten und an Women“ wurde zum Slogan. den Haaren geschleift. Sechs Stunden auf der Straße, hielten Reden und verteilten Broschüren; bekannte Bühnenkünstlerinnen gaben Gratisvorstellungen, Designerinnen fertigten Banner und Transparente.
fängnis, wohl aber sehr viele an den Folgen der Haft. Emmeline Pankhurst durchstand zehn Hungerstreiks in 18 Monaten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat das Ziel Frauenwahlrecht schnell in den Hintergrund. Patriotisch warb Emmeline Pankhurst für den Kriegsdienst, die Frauen strömten in die Hilfsdienste und arbeiteten als Erntehelferinnen, Krankenschwestern oder sprangen da ein, wo Männer eingezogen worden waren. Nach Ende des Krieges 1918 trat Emmeline Pankhurst der konservativen Partei bei, war aber kaum noch politisch aktiv. Ebenfalls 1918 wurde in England das Frauenwahlrecht für Frauen ab dreißig Jahren eingeführt. Sylvia Pankhurst wurde eine radikale Sozialistin und kämpfte für die Unabhängigkeit Äthiopiens. Christabel engagierte sich als Evangelistin in Amerika. Emmeline Pankhurst starb am 14. Juni 1928 in London, wenige Wochen später wurde das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen in England eingeführt. ❚ juli august 2008 an.schläge 33
fotografiealex.brew
A l l e Fo t o s : A l e x B r e w
Sichtbar unsicher Alex Brew stellte im Rahmen des ladyfest London 2008 ihr Projekt „Asking For It” aus. Zu sehen war eine risikoreiche Arbeit über die Erfahrung von Gewalt, über die Politik der Un-/Sicherheit und die Rückeroberung von Handlungsspielräumen. Von Sara Paloni Gewalt gegen Frauen ist etwas Alltägliches. Weltweit wird mindestens eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens (sexuell) misshandelt. Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um Familienmitglieder oder Bekannte. Mit dieser Realität beschäftigt sich Alex Bew in ihrem Projekt „Asking for it”. Das Beson-
Homepage von Alex Brew: www.alexbrew.co.uk.
sich in einem versteckteren oder privaten Bereich – einer Seitenstraße, einem Parkplatz, bei ihr zu Hause oder bei ihm – teilweise oder ganz auszuziehen würden. Die ursprüngliche Intention des Projekts war es, Männer zu objektivieren und den Mann als „das Andere” zu verbildlichen. Allerdings reichte Brew die bloße Neu-Besetzung von Sex-Ima-
men Tonaufnahmen, von denen die Beteiligten allerdings nichts wussten. Vermeintliche Sicherheiten. Wenn ich mir die Bilder ansehe, stelle ich mir die Frage: Sind diese Männer Gewalttäter? Eher wirken sie wie Portraits von Alltagsmenschen, Momentaufnahmen eines Egos, einer Figur, einer Selbst-Dar-
Sich zu unterwerfen, verletzlich zu wirken, wird für Frauen zu einer Identitfikationsmöglichkeit, die auch strategisch genutzt wird, um bestimmte gesellschaftliche Positionen zu erreichen.
Fotoprojekte: www.artselector.com/collective/ directory/photography/AlexBrew Alex Brew über ihre Arbeit: http://www.thefword.org.uk/ features/2008/04/walking_on_eggs Ladyfest London 2008: www.ladyfestlondon.co.uk Zahlen und Fakten zu Gewalt an Frauen: www.amnesty.at/vaw/cont/ kampagne/index.htm
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dere an dieser Arbeit ist, dass die persönliche Erfahrung der Zusammenhänge von Geschlecht, Körper, Sicherheit und Gewalt im Vordergrund steht. Die Gewalterfahrung. Im Rahmen von „Asking for it” spricht Brew Männer auf öffentlichen Plätzen – außerhalb von Büros, Bars und Striplokalen – in ihrer Wohngegend an. Sie konfrontiert sie mit ihrer Kamera und fragt sie, ob sie
ges mit männlichen Darstellern nicht, um Kritik an der alltäglichen Sexualisierung und Objektivierung von Frauen durch mediale Repräsentationen zu üben. Es beantwortete auch nicht ihre Frage nach den Verbindungen zwischen dem Bild der Frau und Gewalt als alltäglicher Erscheinung. Brew wollte männliche Gewalt mit ihrer Kamera konfrontieren. Sie wollte das Bild eines potentiellen Gewalttäters einfangen. Hinzu ka-
stellung. Brew sagt, dass sie eben diese Unsicherheit, wo Gewalt festzumachen ist – als Tat von Einzelnen, in sozialen Beziehungen der Abhängigkeit, in gesellschaftlichen Strukturen – mit diesen Bildern deutlich machen will. Sie zeigen Männer an öffentlichen Plätzen und in privaten Räumen. Die Bilder sollen unser Verständnis davon, was ein Fremder ist, in Frage stellen. Was bedeutet Sicherheit in einer Gesellschaft, in der je-
alex.brewfotografie de dritte Frau von einem Mann angegriffen wird, den sie kennt? Bei jeder dieser Konfrontationen war Brew genauso sicher bzw. unsicher, wie Frauen es in ihren alltäglichen Beziehungen zu Männern sein können. Jede Frau sollte sich den Bedingungen der eigenen Sicherheit bewusst sein. Ist es die Verhaltensweise, das Aussehen, meine soziale Position, meine Beziehung, die mir Sicherheit gibt? Wir leben laut Brew in einer Gesellschaft, in der Frauen nicht unbedingt das Gefühl haben, sich selbst beschützen zu können. „Submission is the real suicide mission”. Was bedeutet Sicherheit in einer Gesellschaft, die Frauen als verletzbar und schutzbedürftig repräsentiert? Weibliche Verletzbarkeit und männliche Un-
angreifbarkeit werden im medialen Mainstream als Wahrheiten hergestellt und in sozialen Beziehungen gelebt. Sich zu unterwerfen, verletzlich zu wirken, so die Künstlerin, wird für Frauen zu einer Identitfikationsmöglichkeit, die auch strategisch genutzt wird, um bestimmte gesellschaftliche Positionen zu erreichen. Das Gewaltverhältnis begründet sich in dem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Frau und Mann, das auf einer kulturell-symbolischen Ebene über die Figur der verletzlichen Frau hergestellt wird, die eines männlichen Beschützers bedarf, um überleben zu können. Die Vorstellung von Verletzbarkeit legitimiert den Eingriff und damit einen möglichen gewaltvollen Übergriff. Diese Spirale der Gewalt wird in die Privatheit gedrängt, wo Beschützer und Gewalttäter zu einer Person werden. Die un-/geschütze Werkstatt. Für Fotografie hat sich Alex Brew vor allem entschieden, um die geschütze Werkstatt des
feministischen Aktivismus zu verlassen und soziale Realitäten mit einem feministischen Blick festzuhalten. Den angesprochenen Männern sagte sie, sie mache ein Projekt über Risiko – mehr erzählte sie ihnen nicht. Brew wollte die Situation, in die sie sich begibt, möglichst unverzerrt dokumentieren und festhalten, was mit ihr als Frau geschieht, welche Gefühle und Ängste entstehen, wenn sie einen fremden Mann darum bittet, sich für ein Foto auszuziehen. Sie inszeniert und kontrol-
Vordergrund. Sie kann nicht für andere Frauen sprechen, meint sie, aber für sich persönlich weiß sie, dass ihre Sicherheit davon abhängt, in der Position zu sein, die Situation kontrollieren zu können. Sie wusste, was passieren würde, die Männer mussten auf sie reagieren. Sie will es so. Die Arbeit steht scharf an der Grenze zu der Be- und Verurteilung von dem Mann als potentiellem Gewalttäter in einer patriachalen Gesell-
Was bedeutet Sicherheit in einer Gesellschaft, in der jede dritte Frau von einem Mann angegriffen wird, den sie kennt?
liert die Geschehnisse und sie bereitet sich gut vor, stellt sich doch die Frage der Un-/Sicherheit und Verletzbarkeit im Moment des Fotografierens selbst. Ich wollte von Alex Brew wissen, ob sie sich ein gewaltätiges Verhalten von den Männern erwartet hatte. Mit mehr Einschüchterungsversuchen habe sie gerechnet, das kam natürlich auch vor, war aber eher selten der Fall. Die meisten Männer zeigten sich sehr verletzlich und unterwürfig, folgten teilweise stoisch den Anweisungen sich auszuziehen und problematisierten dabei stark ihr körperliches Aussehen. Männer und Frauen seien sich in der Situation der Objektivierung ähnlicher in ihren Ängsten und Wünschen als angenommen. Die Tatsache struktureller Gewalt, die sich u. a. in der Repräsentation von geschlechtlicher Identität und in Sexualisierung und Objektivierung begründet, ist damit nicht vom Tisch. Aber bei dem Projekt standen die Erfahrungen der Künstlerin selbst im
schaft. Dieser feministische Ansatz ist sehr problematisch und wird seit langem diskutiert. Doch die Konzeption des Projektes „Asking for it” geht über die Darstellung eines männlichen Objekts, oder potentiellen Gewalttäters durch das Zeigen des männlichen Körpers und seiner Entblößung hinaus. Die Arbeit will einer persönlichen und zugleich sozial-kollektiven Erfahrung von Macht und Unterdrückung nachgehen. Die Künstlerin verweist damit auf die komplexen Verschränkungen zwischen Persönlichem und Politischem. Brew begreift sich in erster Linie als feministische Aktivistin. Etwas Tun, darüber Sprechen, sich organisieren, Aufmerksamkeit erregen und dafür Grenzen überschreiten, für all das soll das Projekt stehen. Sie wurde bereits dazu eingeladen, ihre Arbeit Schüler_innen vorzustellen. „Getting feminist messages across to young women is totally where I want to be”, sagte sie im Interview. ❚
“He follows me into a nearby alley. I pop the question: Take your shirt off for me? I’m kneeling, his crotch too close for focus as he approaches and says no.”
“I follow my fear into situations where passivity, acquiescence and submission feel safer and more appealing than taking control.”
“This is a record of him. Close-up. No zoom.”
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alanisobomsawin
Wa b a n - A k i : Pe o p l e f r o m W h e r e t h e S u n R i s e s, A l a n i s O b o m s a w i n , Fo t o : A n d r é G i l l
Standing up in a canoe Alanis Obomsawin – Filmemacherin, Bürgerrechtsaktivistin, Sängerin. Sie ist die „First Lady des First Nations Film“1, die Grand Dame des kanadischen Dokumentarfilms. Der Versuch eines kleinen Porträts über eine große Frau. Von Burgi Pirolt
1 Zitat von Tom Perlmutter, Comissioner des National Filmboard of Canada 2 In Kanada hat sich der Begriff First Nations eingebürgert und die vielfach negativ besetzte und historisch belastete Bezeichnung „Indianer“ ersetzt. Als Äquivalent wird in den USA „Native Americans“ verwendet. 3 Vom NFB wurde sie dazu angehalten, auch Mittel aus anderen Quellen aufzutreiben. Es gab begrenzte Unterstützung, die alleinige Finanzierung wollte das Filmboard aber nicht übernehmen. Weitere Informationen:
„Männer, Frauen, Kinder – es ist mir egal, wer es ist, ich werde da sein und an ihrer Seite stehen, auch wenn ich die Einzige bin, die das tut“, erklärte sie einmal in einem Interview. Auch wenn sie sich durchaus auch mit feministischen Themen befasst und Frauen immer wieder als Protagonistinnen in ihren Filmen auftreten, als Feministin will Alanis Obomsawin nicht gesehen werden. Feminismus ist ein Label, ein weißes Label, eines das zu kurz greift, um ihre Arbeit zu beschreiben. Die ihrem Engagement zugrundeliegenden Werte wurden ihr in ihrer Kindheit vermittelt, als von Feminismus noch kaum die Rede war.
Lewis, Randolp: Alanis Obomsawin. The Vision of a Native Filmmaker, University of Nebraska Presss, Lincoln 2006 www.nfb.ca/portraits/alanis_ obomsawin/
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Abenaki. Wie bei den meisten First Nations2 der Region waren (und sind) Frauen auch bei den Abenaki hoch angesehen und besaßen viel Macht und Ein-
fluss. Bis heute geben sie die Traditionen, Mythen, Gesänge und Geschichten an die nächste Generation weiter und sichern damit das Weiterbestehen der Abenaki als eigenständige Kultur. Diese Kultur ist Ausgangspunkt und bis heute Bezugspunkt für das Leben von Alanis Obomsawin. Erzählt die 75jährige von ihrer Kindheit, klingt es beinahe wie Mythologie: Als sie wenige Monate alt war, fiel sie ins Koma. Niemand konnte eine Ursache dafür finden. Ihre Mutter gebar zuvor schon vier Kinder, von denen keines das erste Jahr überlebt hatte. Eines Abends kam eine alte Abenaki Frau zur Tür herein, wickelte das kranke Baby in eine Decke und verschwand in die Nacht. Die besorgten Eltern erfuhren, dass die Frau ihr Kind in eine Hütte auf die Abenaki Reservation gebracht hatte. Erst unschlüssig, was sie nun unternehmen sollten, entschieden
sie sich, das Vorgehen der Ältesten zu respektieren. Was in den sechs Monaten, die das kranke Kind bei der alten Frau verbrachte, geschah, weiß niemand. Aber Alanis Obomsawin überlebte. Wieder vereint mit ihren Eltern, verbrachte sie ihre Kindheit in Odanak im Territorium der Abenaki. Hier wuchs sie mit den Geschichten und Traditionen ihres Volkes auf. Und mit der Sprache der Western Abenaki, in der die Worte „Mutter“ und „Großmutter“ mit hoher Wertschätzung verbunden sind und in der es keine Entsprechung für die Worte „sie“ und „er“ gibt. Zu dieser Zeit war eben diese Lebensweise Veränderungen unterworfen und wurde vor neue Herausforderungen gestellt, nicht zuletzt durch die Begehrlichkeiten Weißer, welche die Ressourcen des Gebietes für ihre eigenen Zwecke nutzen wollten. Als Alanis neun war, zogen ihre Eltern nach Trois Rivières, wo
obomsawinalanis sie in ihrer Wohngegend die einzige First-Nation-Familie waren. Hier wurde Alanis mit Vorurteilen, Sexismus und Rassismus konfrontiert. Ihre Kindheitserfahrungen prägen und beeinflussen ihre Arbeit bis heute. Mother of Many Children. Ihre künstlerische Karriere begann Obomsawin als Sängerin und Geschichtenerzählerin. Sie trat bei Festivals und Powwows auf und trug Geschichten und Lieder der Abenaki vor. Bei einem dieser Auftritte wurden Leute vom National Filmboard of Canada (NFB) auf sie aufmerksam, die sie als Beraterin engagierten. Bald jedoch begann sie, selbst Filme zu drehen. Sie wollte die Geschichte(n) der First Nations aus der Sicht einer der ihren erzählen, anstatt Außenstehende bei dem Versuch, dies zu tun, zu unter-
Unterstützung an. Auf diese Weise kam schließlich ein fast einstündiger Film zustande. Der Secretary of State sprach später von der besten Investition in einen Film, die er je getätigt hatte. Oka Krise. Ihre bekanntesten Werke sind allerdings die vier Filme über die Oka Krise. Im Sommer 1990 errichteten Mohawks in Oka, Quebec, Straßensperren, um gegen die Pläne der Stadt zu protestieren, die auf ihrem Land dicht an einem Friedhof einen Golfplatz anlegen wollte. In der 1.800 EinwohnerInnen zählenden Stadt rückten 1.000 Polizisten und 2.600 bewaffnete Soldaten an, um den Aufstand zu beenden. Es herrschte Ausnahmezustand. Als Obomsawin davon hörte, fuhr sie sofort mit einem Team hin. 78 Tage verbrachte sie hinter den Barrikaden denice
Als Obomsawin vom Aufstand in Oka hörte, fuhr sie sofort mit einem Team hin. 78 Tage verbrachte sie hinter den Barrikaden bei den aufständischen Mohawks. stützen. Sie wurde zur ersten First Nations FilmemacherIn am NFB. „Mother of Many Children“ war einer ihrer ersten Filme. In dieser Dokumentation porträtiert Obomsawin die Lebensabschnitte von Frauen verschiedener First Nations. Frauen spielen eine zentrale Rolle im sozialen, religiösen und kulturellen Leben dieser Völker, in der Öffentlichkeit stehen sie jedoch kaum jemals. Sie wollte diese Frauen sichtbar machen, ihr Leben und ihre Leistungen würdigen und auch von ihren Problemen und Sorgen erzählen. Ein spannendes Thema für einen Dokumentarfilm, wie sie dachte. Allerdings schien diese Ansicht kaum jemand zu teilen. Niemand wollte diesen Film finanzieren, weder das NFB3 noch das Department of Indian Affairs noch andere filmfördernde Stellen. „Ich habe Briefe, in denen steht „Vergessen Sie’s!‘“, erinnert sie sich. Was sie nun unternahm bezeichnete sie einmal als „standing up in a canoe“: Sie fuhr nach Ottawa und sprach persönlich bei allen möglichen Stellen vor, bis sie schließlich vom Secretary of State einen kleine Betrag erhielt, gerade genug, um die erste Sequenz zu filmen. Als diese fertig war, S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a kam sie wieder und suchte erneut um
bei den aufständischen Mohawks. Ihre zu Recht besorgten KollegInnen vom NFB baten sie vergeblich, die Arbeiten abzubrechen. Sie blieb, am Ende ganz alleine – ihr Team hatte sie aus Sicherheitsgründen nach Hause geschickt. Aus dem unter schwierigsten Bedingungen gefilmten Material entstand „Kanehsatake: 270 Years of Resistance“, ihr wohl bekanntester Film. Über die Folgen des Aufstandes für die beteiligten Mohawk und ihre Gemeinden drehte sie drei weitere Dokumentationen: „Rocks at Whiskey Trench“, „Spudwrench – Kahnawake Man“ und „My Name is Kahentiiosta“ – das bemerkenswerte Portrait einer kämpferischen Frau, die in der Folge des Aufstandes festgenommen wurde. Alanis Obomsawin war und ist unbequem und vielleicht gerade deshalb hochgeehrt. Die Liste ihrer Auszeichnungen wäre länger als dieser Artikel. Heuer feiert sie das vierzigste Jahr ihres Schaffens am National Filmboard. Mit ihrer Arbeit möchte sie zu einem besseren Verhältnis zwischen First Nations und der Kanadischen Bevölkerung beitragen. „Wenn ich dass zuwege bringe“, meint sie, „dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.“ ❚
Storm alert in DykeTown When I told people that I would start writing this column, most of them shit their pants fearing that I would fill this space with gossip about them. To tell the truth I am really pretty impressed that these people still tell me things at all. I so could spill the beans here, causing quite a drama in the lesbian scene of Vienna. (Yeah, well. Maybe in „our“ little scene, I should really stop seeing it as THE lesbian scene. There ARE actually other dykes outside our little queer meeting point on gumpendorferstrasse. They are simply not as interesting … he he). But I’m not the girl who tells, and to be honest, everybody seems to go absolutely bananas these days anyways, without my „help“. So I write this without any specific people in mind, whatsoever. So no need for any „the names have been changed to protect the innocent“. What I want to share with you gals and dolls is the suspicion I have that my sixth sense is a pretty developed one, you could call me NostraDame if you like. A couple of months ago I started to get the feeling that this summer is gonna be one crazy ride. Like the one two years ago, when about EVERYBODY broke up, had affairs (including me), exchanged partners with each other and just basically went completely nuts with the whole who with whom and how and why and WHAT??!?! And well … slowly it has started again. Affairs, love stories and weird stuff that you usually see on bad TV is really beginning to hit the fan. What’s that all about? Are we really that obsessed with the number 2 as I mentioned a few months ago? Or is it that one person starts rolling the ball and everybody just tag along? Can it really be that people are so easy to influence that they stop being in love, getting desperately horny, flip their sexual preferences because everybody else is doing it? If that is the case I can’t bloody wait for December to get to write a „best of drama 2008“ column. Pure fiction of course, no worries. Just watch out ladies, behave, and mail me some juicy gossip about how naughty everybody else is but you. juli august 2008 an.schläge 37
Into the Groove Der Sound des Sommers: poppig, progressiv, politisch. Von Silke Graf und Vina Yun
Anja Schneider: Beyond the Valley Lykke Li: Youth Novels Madonna: Hard Candy Bernadette La Hengst: Machinette Links: www.anjaschneider.com www.lykkeli.com www.madonnamusic.de www.lahengst.com
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Auf der Suche nach deepen Klängen, auf denen es sich groovig und ein wenig weltfremd-verträumt durch den Sommer reiten lässt? Wie wär’ es dann mit etwas Tech-House, aus dem Hause Mobilee Records vielleicht? Anja Schneider hätte da gerade ein Debütalbum im Angebot, das uns nicht hinters Licht führt, sondern noch ein Stückchen weiter raus, da, wo es „Mole“, „Maki“ und „Safari“ gibt, dort, wo sich progressiver Afterparty-Sound mit solidem Minimal-Techno bei Sonnenaufgang trifft. Der sinnliche Ort trägt den Namen Beyond the Valley (Mobilee) und ist eine Art Konzeptalbum – koproduziert von Paul Brtschitsch, mit dem Schneider auch schon bei der erstaunlichen Single „Loop de Mer“ zusammen gearbeitet hat. Begonnen hat Anja Schneider als Radio-DJ, fing dann an in Clubs aufzulegen und ist nun seit drei Jahren Chefin von Mobilee – und damit neben Ellen Alien und ihrem Label „BPitch Control“ die einzige deutsche weibliche Labelbetreiberin in diesem Genre. Für jene, die melodisch-verspielten Klängen repetitivem Bass den Vorzug geben, könnte Lykke Li die richtige Wahl sein, um Leichtigkeit mit Tiefgang zu kombinieren. Ihr Geburtsjahr (1986!) ist schon einmal sehr stimmig mit dem Titel des Albums: Youth Novels (Atlantic UK). Als schwedisches Hippie-Kind wird Lykke Li manchmal bezeichnet, die Musik für Leute macht, die lieber Tee statt Bier zu ihrer Popmusik nehmen. Die spartanischen Songs sind voller Charme, Lis Stimme – die ein wenig an Stina Nordenstam erinnert – ist stets nah und fragil. „Little Bit“ ist bereits ein kleiner Hit und „Dance, Dance, Dance“
dreht sich von hinten in den Gehörgang wie ein lauernder Tiger. Fast schon minimalistisch kommt „Let It Fall“ daher – ein Basslauf und etwas Perkussion machen das Tränen-Fallen-Lassen zur entspannendsten Sache der Welt, während einer „My Love“, im Vergleich dazu pompös und kitschig, das Warten auf die Liebe hoffentlich austreibt. Ohne sie ging in den letzten 25 Jahren auf dem Dancefloor kaum was:„Like an Icon“ Madonna, von der die US-amerikanische Journalistin Annalee Newitz einst meinte, Madonna sei keine Musikerin, sondern das beste Beispiel kontinuierlicher Selbsterfindung in Form eines „Bündels von Images“ – Grund genug, dass sich Kultur- und Medienwissenschaften, feministische Theorie oder Queer Studies und prominente TheoretikerInnen wie Judith Butler, bell hooks oder Jean Baudrillard immer wieder auf das häufig als „postmoderne feministische Ikone“ bezeichnete Pop-Phänomen beziehen. Hard Candy (Warner) ist das elfte Album der bekanntesten und bestverdienenden Musikerin des Planeten, die wie gewohnt die Geister scheidet: Bejubeln die einen den nächsten großen Wurf der Sängerin aus Detroit, die mit der ersten Single aus dem aktuellen Album,„4 Minutes“, gar den lange unerreichten Elvis Presley in der Kategorie der meisten US-Top 10 Singles schlug, wollen die anderen Ms. Ciccone endlich in Rente gehen sehen. Mit u. a. den Hit-Garanten Timbaland, Pharell Williams und Justin Timerlake an ihrer Seite ging Madonna jedenfalls auf Nummer sicher und wendet sich – nach kräftigen Anleihen aus Eurodance- und progressiven Elektro-Sounds – wieder verstärkt dem US-amerikanischen Popstream mit seiner Vorliebe
für HipHop und R’n’B zu. Zugleich erinnert „Hard Candy“ stellenweise deutlich an Madonnas frühe „Like A Virgin“-Phase mit ihren afroamerikanischen Disco- und Funk-Einflüssen wie die Songs „Dance 2night“ und „Heartbeat“ beweisen. Die nächste Mädchengeneration, die zu Madonna tanzt, dürfte gesichert sein. La Beat goes on – das gilt auch für Bernadette La Hengst, die – wie auch schon auf ihrem Solo-Debütalbum „Der beste Augenblick in deinem Leben“ (2002) und „La Beat“ (2005) – mit Machinette (Richie/Trikont/Hoanzl) die Landkarte des politischen Popsongs neu zeichnet: Hamburg macht wieder Schule, auch wenn die eben zur „Hamburger Schule“ zählende Musikerin (ehemals bei „Die Braut haut ins Auge“ und „Huah!“) mittlerweile in Berlin ihre Zelte aufgeschlagen hat. Dabei geht es weniger um geografische Gegebenheiten als um ein politisches Moment, bei dem Agitprop und melodiöser Pop eine (im Vergleich zum Vorgänger-Album weniger elektronisch orientierte und doch) höchst swingende Verbindung eingehen – ein äußerst charmanter SeniorinnenChor inklusive (siehe die Nummer „Das Echo unserer Eltern“). „Machinette“ bewegt sich zwischen den thematischen Grundpfeilern Freiheit, Liebe und Revolution und propagiert – platitüdenfrei und sympathisch undogmatisch – die mobilisierende Kraft von Kollektivität, die auch außerhalb der Musik wirkt: Zuletzt stellte La Hengst, die 2003 auch beim Ladyfest in Hamburg mitorganisierte, das Puppentheaterprojekt „Die engagierten Finger“ und den Mobilisierungsfilm „Kasperle Gib 8“ anlässlich des G8Gipfels in Heiligendamm auf die Beine – zu sehen auf Youtube. ❚
70 Jahre Vergessen Das „Gedenkjahr 2008“ ging im Fußballtrubel ziemlich unter. Umso wichtiger ist der Beitrag des Milena-Verlags. „Frauen 1938“ macht sichtbar, was seit siebzig Jahren im Verborgenen bleibt: Frauen als Verfolgte, Widerständige und Täterinnen. Von Gabi Horak „Unzählige Male sind wir der Opfer des Dritten Reiches eingedenk, und auf Zehenspitzen schleichen wir uns von ihnen wieder davon.“ So beginnt Elfriede Jelineks Beitrag. Sie macht keinen Hehl daraus, was sie von „Gedenkjahren“ hält: „Das geht ganz leicht: im lauwarmen Strom der Gedenkfeiern mitschwimmen und sich irgendwann an einen warmen Strand retten, wo man wieder ganz bei sich zu Hause sein kann.“ In diesem Band haben sowohl Jelineks gewohnt schonungslose Kritik Platz als auch Interviews mit überlebenden Opfern des Nationalsozialismus, denen gerade das Gedenken und ständig in Erinnerung rufen das Wichtigste ist. „Die Opfer haben als einzige das Recht zu vergessen“, sagt Elfriede Gerstl. Die Schriftstellerin und Überlebende gab für dieses Buch eines ihrer wenigen Interviews zur Vergangenheit. Neben weiteren Zeitzeuginnen und Überlebenden werden die verschiedenen Aspekte zu „Frauen 1938“ von HistorikerInnen und Literatinnen aufgearbeitet: Von Ingrid Bauer, die Widerstand und Alltagsdissens von Frauen beispielhaft darstellt, über Helga Embachers Darstellung österreichischer Frauen im Exil bis zu literarischen Beiträgen von Elfriede Gerstl und Sabine Gruber. Dazwischen ein sehr persönlicher und berührender Text der AUF-Redakteurin
Eva Geber über die Beziehung zu ihrer Mutter. Diese Mischung in Form und Inhalt macht diesen Sammelband so aufregend. Der „vorauseilende Gehorsam den neuen Machthabern gegenüber“ sei in Österreich besonders stark ausgeprägt gewesen, schreibt Herausgeberin Evelyn Steinthaler. Auch unter Frauen gab es Verfolgte und Verfolgerinnen. Deshalb sollte das Buch einen Blick auf unterschiedliche weibliche Schicksale nach dem „Anschluss“ an NaziDeutschland werfen – auf verfolgte Jüdinnen und Romni, auf Kärntner-slowenische Partisaninnen, auf Emigrantinnen, auf Täterinnen. Zahlreiche Opfergruppen müssen unerwähnt bleiben, etwa zwangssterilisierte Frauen oder lesbische Frauen oder jene, die in Lagerbordellen zur Prostitution gezwungen wurden. Das Forschungsfeld ist riesig und die Aufarbeitung hat erst begonnen. Besonders spannend ist der häufige Blick auf traditionelle Geschlechterrollen, die sich für viele Frauen in unterschiedlichen (Über)Lebenssituationen sehr verändert haben. Frauen im Widerstand beispielsweise kamen die traditionellen Geschlechterrollen sogar zugute, weil sie unauffälliger agieren konnten und lange Zeit nicht als „bedrohlich“ galten. Dabei zeugen gerade die Beispiele von Widerstand im Alltag von grenzenloser Kreativität: Die
Eine verließ das Haus prinzipiell nur mit zwei Einkaufssackerln in den Händen, was den Hitlergruß unmöglich machte. Die Andere murmelte statt „Heil Hitler“ „drei Liter“, um den Gruß vorzutäuschen. Solche Erzählungen bringen Ingrid Bauer zur Conclusio, dass „die Vereinnahmungskraft selbst totalitärer Systeme ihre Grenzen hat“, denn es gibt „Spielräume des non-konformen Verhaltens im Alltag“. Und diesen Alltag haben – nicht nur 1938 – Frauen bestimmt. Bei Ehepaaren im Exil kehrte sich die Rollenverteilung oftmals um, weil es meist die Frauen waren, die flexibler waren bei der Annahme unterqualifizierter Jobs. Und plötzlich waren sie die „Ernährerinnen“, womit so mancher Mann schwer zu kämpfen hatte. Umso erstaunlicher ist es, wie schnell die Rollenverteilung nach dem Krieg und nach der Rückkehr wieder umgedreht wurde. (vgl. Interview mit Evelyn Steinthaler S. 16f) Die Herausgeberin berichtet, dass es bereits sehr schwierig ist, Zeitzeuginnen aufzutreiben, die sowohl erzählen wollen als auch noch können. Diese letzten Chancen in den kommenden Jahren müssen genutzt werden. Noch immer gibt es Frauen, die viel erlebt haben und damit nun auch an die Öffentlichkeit gehen wollen, der Milena-Verlag kündigt etwa für Herbst ein Buch der Überlebenden Vilma Neuwirth an. ❚
Evelyn Steinthaler (Hg.): Frauen 1938. Verfolgte – Widerständige – Mitläuferinnen Milena 2008, 21,90 Euro
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lesezeichen Sexparties und Pornobowle Waren in den 1970ern Sexualität und gesellschaftliche Befreiung noch miteinander verbunden, so machten in den darauf folgenden Jahrzehnten vor allem die negativen Seiten wie Sexismus und Gewalt das Hauptaugenmerk der Debatten aus. Die schönen Seiten des Sex blieben beinahe gänzlich ausgespart. Erst queere Impulse haben den Blick auf Sexualität in (undogmatischen) linken Kontexten wieder verändert und zu einem Paradigmenwechsel geführt. Zahlreiche Aufsätze, Interviews und persönliche Erfahrungsberichte der aktuellen Testcard widmen sich nun dieser Frage nach dem Sex jenseits des Patriarchats sowie alternativen Formen der Pornografie und dem Umgang mit Sexualität in der Populärkultur. Thematisiert werden dabei Missstände wie Homo- und Transphobie, Schönheitsdiktate, AIDS, Sexismus, restriktive Gesetzeslagen und gesellschaftliche Diskriminierung. Aber auch Sexualität im Zusammenhang mit Medien, Kapitalismus, Film, Kunst, Musik und Literatur werden analysiert. Anhand von Beiträgen u. a. über Sex-Arbeit, Sexparties, Homo- und Transsexualität und Pornologie zeigt sich beispielsweise die Verschiebung sexueller Tabugrenzen von den 1950er-Jahren bis heute – besonders anschaulich in einem Text über die Sexualmoral der BRAVO. Einige Beiträge gehen auf Homophobie und Sexismus in der Musik ein, andere setzen dem Portraits von queeren Bands wie Kids On TV und Lesbians On Ecstasy entgegen. Es gibt Berichte über die persönlichen Erfahrungen eines Bondage-Workshops, die Sex-Party im Rahmen des Wiener Ladyfestes und den Alltag in einer Transgender-Beziehung. Eine gute Lektüre über den besseren Sex und die Umstände, die ihn oft verunmöglichen.
Kritik queer
252 Flügelmappen in 34 Schachteln ...
Der Vorwurf ist nicht neu: Der Feminismus der letzten beiden Jahrzehnte hat seine Theoriebildung zur sprachlichen und kulturellen Genealogie von Geschlecht zulasten sozioökonomischer Analysen betrieben. Neu ist allerdings die Position, von der aus dieser Vorwurf vorgebracht wird – nämlich eine dezidiert queer-feministische. Und so wird in diesem Band angesichts neoliberaler Bedrohungen auch keine Rückkehr zu solidarischer Identitätspolitik gefordert. Postkoloniale und queere theoretische Interventionen werden vielmehr für eine Kritik des Neoliberalismus nutzbar gemacht. Eine Kritik, die wieder in politische Praxis münden muss, wünschen sich die Herausgeberinnen. Um die Situation migrantischer Hausarbeiterinnen zu verbessern beispielsweise. Denn mit der zunehmenden Reprivatisierung von Pflege- und Betreuungsarbeiten wird eingekaufte Hausarbeit zunehmend als Lösung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie propagiert, wie Kathrin Englert in ihrem Beitrag zeigt. Wie verhält sich jedoch diese emanzipatorische Politik, wenn sich gewisse Zielsetzungen perfiderweise mit denen neoliberaler Politik decken? Gleich zwei Aufsätze beschäftigen sich in diesem Zusammenhang u. a. mit der im Zuge von Hartz IV eingeführten „Bedarfsgemeinschaft“, die nun nicht mehr aus einem heterosexuellen Paar bestehen muss. Eingeführt, um sozialstaatliche Leistungen weiter zu reduzieren, hat sie den Nebeneffekt, dass nun auch Lebensgemeinschaften von Menschen diverser Anzahl und Geschlechter „anerkannt“ werden. Die Autorinnen raten, mit diesen Ambivalenzen umzugehen und sie für feministisches Handeln produktiv zu machen. Und haben mit ihrem Aufruf für eine queer-feministische politische Praxis eine wichtige Lücke geschlossen.
... umfasst der Nachlass der 1997 verstorbenen Südtiroler Autorin Anita Pichler, wie der Herausgeber im Nachwort zu „Flatterlicht“, einer Sammlung ihrer (auch teilweise bis dato unveröffentlichten) Arbeiten, anmerkt. Vor- und Nachwörter bergen oftmals die Gefahr, sich nicht mehr völlig vorurteilsfrei einem Text zu nähern. Nicht so bei Anita Pichlers Literatur. Sie will, ob mit oder ohne Vor- und Nachwörter, von den Lesenden erkundet werden und sie „zwingt“ zum Immer-wieder-Lesen. Denn erst in diesem Immer-wieder lässt sich die lyrisch erzählende Kraft von Formulierungen wie „Die sogenannte soziale Kontrolle ist stärker. Hier gibt es noch ein Sonntagskleid“ („Schwere Schuhe, keine Namen“, Essay über ein Tiroler Dorf) oder „Stumm hing der Hörer in der Gabel, und die Wörter, die ich mir in langen Reihen in mein Hirn stopfen wollte, glitten an meinem kleinen Körper ab und fielen in den Schnee“ („Die Telefonschnecke“) erschließen. Zurück zum Nachwort. Selten wird die (Recherche-)Arbeit von LiteraturwissenschafterInnen Nicht-Fachmenschen auf so interessante Weise vermittelt. Hier ist es das Graben durch Zettel und Sortieren von Papieren, ein penibles Zusammenstellen von Texten, ein Zusammenklauben handschriftlicher Vermerke. Es ist ein Wühlen in Tagebüchern und Briefen, das beinahe Angst macht, weil diesem Akt ein verboten scheinendes Eintauchen in Intimes und Persönliches anhaftet. Doch lohnten sich Wühlen und Ordnen – die Flügelmappen und Schachteln dienen hoffentlich auch weiterhin als Quelle für (Wieder-)Veröffentlichungen der eindringlichen Sprachwerke Anita Pichlers.
Lea Susemichel
Petra Öllinger
Judith Götz
Melanie Groß, Gabriele Winker: Queer-/Feministische Kritiken
Anita Pichler – Flatterlicht. Verstreute und unveröffentlichte Texte.
Testcard Nr. 17: Sex: Beiträge zur Popgeschichte
neoliberaler Verhältnisse
Hg. und mit einem Nachwort versehen von Helmut Luger.
Ventil Verlag 2008, 14,50 Euro
Unrast Verlag 2007, 14,- Euro (D)
Folio 2007, 19,50 Euro
40 an.schläge juli august 2008
lesezeichen Arbeitswelten
kung von Erfahrungen und Selbst/Reflexionen mit ihren Texten. Und abgesehen von der Geschichtlichkeit mancher Wahrnehmungen, Um den ersten Geburtsklingt manches erschreckend aktuell, wie bspw. tag ihres Literaturblogs die Beschreibung der amerikanischen Menta„Duftender Doppellität. „Die unaufhörlich wiederholten gebieteripunkt“ zu feiern, haben schen Aufforderungen, das Leben von der guten sich Petra Öllinger und Georg Schober etwas Be- Seite zu nehmen, fallen mir auf die Nerven.“ Ist sonderes einfallen lassen: auch nicht verwunderlich, stellt doch die Philosophie des Existentialismus’ das „Verdammtsein Sie initiierten einen Litezur Freiheit“ und die damit verbundene Verantraturwettbewerb, bei wortung für das eigene Handeln ins Zentrum dem nicht das Bewerten und Hochjubeln arrieiner „littérature engagée“. vierter LiteratInnen im Vordergrund stand, sonZu dieser Engagiertheit gehört – wie sich dern das Fördern von jungen KünstlerInnen. Insbeinah weltweit herumgesprochen hat:„Das gesamt 323 AutorInnen reichten Kurzgeschichten zum Thema „Arbeitswelt“ ein, von denen ei- andere Geschlecht“ wurde in 121 Sprachen übernige ausgewählt wurden: Für die Arbeit an einer setzt – die Parteinahme für Frauen, wiewohl das Buch selbst widersprüchlich ist: Frauen sind weiteren Kurzgeschichte wurde ihnen dann bloß immanent, unfähig sich selbst zu transzenein/e TutorIn an die Seite gestellt, unter anderem Traude Korosa, Ingeborg Struckmeyer und El dieren, das volle Menschsein genießen bloß die Awadalla. Aus diesen neuen Texten wurden zwei Männer. Doch zunächst wurde die Intellektuelle öffentlich geschmäht, von Kollegen, der Kirche, Gewinnerinnen, Esther Schmidt und Barbara Finke-Heinrich, und ein Gewinner, Tom Mokkah- dem konservativen Bürgertum. off, gekürt. Alle Texte der ersten und zweiten Ge- „Ein armes Geschöpf, neurotisch, verschmäht, winnerInnen sowie einiger TutorInnen sind nun enttäuscht, enterbt, ein Mannweib, unbefriedigt, neidisch, eine mit Minderwertigkeitskomin dieser Anthologie erschienen. Ein buntes plexen behaftete, von Ressentiments zerfleischSammelsurium, ein Lesegenuss, zum Weinen, te Tante”, erinnerte sich Beauvoir an die ReaktioLachen, Nachdenken. Die Geschichten von Esther Schmidt haben mich besonders berührt, nen der Zeitgenossen – sie, die sich selbst nicht als diskriminiert empfand. Die Leserinnen hinaber irgendwie sind alle Texte einzigartig. Den gegen nahmen die Lektüre emphatisch auf. jungen AutorInnen ist zu wünschen, dass das Eine gelungene Querschnittskompilation nur der Anfang für sie war. und hilfreich für Lesende, die sich (wieder) in BeGabi Horak auvoirs Gedankengut vertiefen wollen und keine Zeit haben, aus den Mengen an Schriften Petra Öllinger / Georg Schober (Hg): Rote Lilo trifft Wolfsmann. selbst zu wählen. Literatur der Arbeitswelt. Edition Art Science 2008, 13,80 Euro
Birge Krondorfer
Simone de Beauvoir: „Ich will vom Leben alles“ Ein Lesebuch.
„Ich werde mich
Hg. Susanne Nadolny. edition ebersbach 2007, 22,- Euro
nicht wieder finden“ Es lohnt sich immer wieder. Sie zu lesen. Auch im hundertsten Geburtsjahr Simone de Beauvoirs. Die in diesem Band versammelten Auszüge aus ihren Essays, deren bekannteste „Le deuxième sexe“ (1949) und „Das Alter“ (1970) sind, ihren Memoiren, Tagebuchaufzeichnungen, Reiseberichten (China) und Briefen (u. a an Satre) zeigen eine klare, scharf-sinnige und erstaunlich produktive Denkerin, die trotzdem von der Fülle des Lebens nicht ließ: Philosophin, Autorin und Zeitungsgründerin, Antibourgeoise, Linke und Feministin – und Liebende. Die aufschlussreiche Einleitung (der Hg.in) vermittelt die Durchwir-
Methusaline Auf 200 Seiten will Antje Schrupp mit landläufigen Irrtümern und Klischees in puncto Geburtenraten, Überalterung der Gesellschaft, Geschlechterrollen und vielem mehr aufräumen. Die viel versprechende Analyse enttäuscht jedoch. Schrupps Buch ist die wenig gelungene Antwort auf Frank Schirrmachers „Das Methusalem Komplott“. Die Lösungsvorschläge der Autorin, wie etwa die von ihr viel gepriesenen „weiblich zivilisatorischen
Leistungen, die die Welt schon immer zusammengehalten haben“ wirken stellenweise wie eine Mischung von Sprüchen aus Besinnungsbüchlein und Paul Coelho-Glaubenssätzen – und somit wenig feministisch. Dem gesamten Buch fehlt es trotz einiger guter Ansätze, vor allem zum Thema Alter und dessen neuer Perspektivierung und den damit verbundenen Chancen und Vorteilen, an Substanz. Und Aussagen wie „Inzwischen kann man die Emanzipation in den westlichen Industrienationen getrost als abgeschlossen betrachten“ führen nicht nur die angebliche feministische Perspektive des Buches ad absurdum, sondern regen auch einfach auf. Silke Pixner
Antje Schrupp: Methusalems Mütter. Chancen des Demographischen Wandels Ulrike Helmer Verlag 2007, 16,90 Euro (D)
0 ab 1
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Jahr
In der Zeitschleife Wenn Frederike, genannt Freddy, morgens die Augen aufmacht, muss sie seit einiger Zeit verwundert feststellen, dass schon wieder Sonntag ist, der 19. August und ihr letzter Ferientag. Wieder muss sie ihre Schultasche ausräumen, wo sie ein sechs Wochen altes Schulbrot findet und den Brief, in dem sich Daniel mit ihr zum Schwimmen verabredet. Der Zettel sollte längst verschwunden sein. Doch es hilft weder, dass sie ihn zerreißt und im Klo runter spült, noch dass sie ihn wütend verspeist. Am nächsten Morgen (natürlich Sonntag, der 19. August) ist er wieder da und muss von neuem vernichtet werden. Merkwürdig ist, dass allein sie in dieser Zeitschleife steckt. Weder ihre Eltern, noch ihre pubertierende Schwester Mia, noch ihre Oma im Altersheim noch ihre permanent schlechtgelaunte Nachbarin samt Kater bekommen von diesem seltsamen Geschehen etwas mit. Irgendwie erinnert Freddy die Situation an einen Film mit Murmeltieren. Einfühlsam und humorvoll erzählt, gibt Sabine Ludwig ihrer Protagonistin mit dieser Zeitschleife die Gelegenheit, herauszufinden, was ihr wirklich wichtig ist, und welche Wünsche sich lohnen, gewünscht zu werden. Svenja Häfner
Sabine Ludwig: Der 7. Sonntag im August Dressler Verlag 2008, 13,90 (D)
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ge.sehen
Fo t o s : S a s k y a Ru d i g i e r, L e a S u s e m i c h e l
„What a way to make a living“ Prekarisierung, Selbstorganisation und Feminismus: Eine Ausstellung der Züricher Shedhalle. Von Lea Susemichel
www.shedhalle.ch
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Der Kunstbetrieb greift gegenwärtig gerne linke Diskurse auf. So war in der jüngeren Vergangenheit international ein unübersehbares Interesse für Feminismus bemerkbar. Insignien emanzipatorischer Kämpfe hängen deshalb auch in großen Häusern mittlerweile ganz selbstverständlich an den Wänden. Sind es die Wände einer musealen Institution, die adressierter Teil der von diesen Kämpfen kritisierten Gesellschaft ist, bereitet das hin und wieder Unbehagen. Sind es hingegen graffitibesprühten Backsteinwände einer ehemals besetzten Fabrik, innerhalb derer Feminismus und Prekarisierung zum Thema gemacht werden, fühlt sich das gleich viel besser an. Zumal die idyllisch am Zürichsee gelegene Shedhalle ihre Verbundenheit mit der von ihr ausgestellten Szene nicht allein durch subkulturelle Architektur und rebellische Vergangenheit unter Beweis stellt. Mit ihrer Projektreihe „Work to do! Selbstorganisation in prekären Arbeitsbedingungen“ ist die eigene Struktur und Arbeitspraxis vielmehr weiterhin mitgemeint. Ein Anfang Juni an diesem Ort veranstaltetes Symposium bildete den Abschluss dieser bisher dreiteiligen Reihe zum Thema Selbstorganisation. Nach „Treffen mit Initiativen“, einer „Dialogischen Gesprächsreihe“ und „Skype Meetings“, sollten die Auseinandersetzungen zwischen TheoretikerInnen und AktivistInnen aus den unterschiedlichsten Kontexten nun fortgesetzt werden. Unmittelbar angeknüpft wurde dabei an
die in der Ausstellung präsentierten Themenkomplexe. Die mit einzelnen Computer-Boxen an ein großes Internetcafé erinnernde Halle zeigte aufgezeichnete, via Skype realisierte ZweierGespräche zwischen AkteurInnen aus so verschiedenen Praxis- und Theoriefeldern wie z.B. Kunst- und Politikwissenschaft, Dokumentarfilmarbeit und Menschenrechtsaktivismus in Indien, queere Organisation in Sri Lanka oder alternativer Medien- und Kulturarbeit. Zu sehen war auf den Bildschirmen außerdem ein von Frederikke Hansen zusammen gestelltes Filmprogramm, das wie die Skype-Gespräche um die Aspekte Autonomie und Arbeit kreiste. Und wie diese bemühte es sich dabei um einen dezidiert queerfeministischen und antirassistischen Blick. So porträtierte der zum Auftakt des Symposiums zur Diskussion gestellte Film „Working on it“ 15 Personen diverser ethnischer und geschlechtlicher Identitäten und ihre Kämpfe, diese Identitäten am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld zu behaupten. Auch die Ergebnisse früherer Schwerpunkte der Reihe wurden in die von Katharina Schlieben und Sönke Gau kuratierte Schau integriert: Dokumentiert wurde beispielsweise die Nutzungsgeschichte einer aus gefundenem Baumaterial im öffentlichen Raum errichteten Hütte sowie die Aktion „1 SFR = 1 Stimme“. Die Summe einzelner Ein-Franken-Spenden von SansPapiers und Solidarischen wird bei diesem nicht unumstrittenen Projekt der kroatischen Künstlerin Andreja Kuluncic für die Renovierung des Schweizer
Bundeshauses gespendet. Die sichtbare Einschreibung an diesem symbolischen Ort soll ParlamentarierInnen an ihre politische Verantwortung für die Papierlosen gemahnen. Dass sich die Prekaritätserfahrung einer Migrantin ohne Aufenthaltstitel nur schwer mit der einer Kulturarbeiterin mit EU-Pass vergleichen lässt und sich deshalb auch deren Strategien gegen Prekarisierung unterscheiden müssen, verdeutlichten auch die Beiträge der Symposiums-TeilnehmerInnen. Neben den an.schlägen nahm auch die Frauenhetz und maiz aus Österreich daran teil. Catharine Hoskyns von der Universität Coventry sprach über den Zusammenhang von Geschlecht und Handel und die Potenziale von Fair Trade für eine Antiprekarisierungspolitik. Eine Gruppe Studentinnen aus Genf präsentierte ihren „Open Desktop“: ein kollektives Netzprojekt zu Selbstorganisation in der kulturellen Produktion, das eine partizipative und demokratische Wissenszirkulation zwischen allen Beteiligten ermöglicht. Dementsprechend divergierend waren auch die Positionen. Sie reichten von der Empfehlung, in globale Handelspolitik einzugreifen, bis zum Vorschlag, prekäre Arbeit als politische Arbeit zu affirrmieren. Bei aller Divergenz dieser Standpunkte eint sie jedoch eines:„Working 9 to 5, what a way to make a living“ – was Dolly Parton in einem der in der Ausstellung gezeigten Videos singt, gilt für prekarisierte Arbeit insgesamt längst nicht mehr. Wohl aber eine andere Zeile des Liedes: „It’s enough to drive you crazy if you let it.“ ❚
an.künden musik.tanz 5.7., 19.30, Wien Mika Vember & Börn: „!Now or now – jetzt oder jetzt!“ Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro
10.7., 20.30, Wien Platzkonzert: Laura Rafetseder WUK-Hof, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 56, www.wuk.at
10.7.-10.8., Wien ImPulsTanz: 25. Vienna International Dance Festival
Fo t o : M i ka Ve m b e r
verschiedene Spielorte, Wien, T. 01/205 15 65, www.impulstanz.com
14.7., 18.00, Wien Célia Mara live: Ihr neues Album „Santa Rebeldia“ ist politisch, feministisch, migrantisch und tanzbar Rathausplatz, 1010 Wien, www.viennajazz.org, kostenlos
18.7., 19.30, Wien Agnes Milewski & Friends Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro
29.7., 19.30, Wien Valerie. Ein exklusiver Chansonabend Charme, Witz & Stil mit frankophilem Touch Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 17,- Euro
Weibersommer Im Wiener Augarten ist schon von 12.7. bis 23.8. Weibersommer: An sieben Samstagen gibt’s Konzerte von Frauen(bands), u.a. Iva Nova, Mika Vember & Martina Winkler, Christina Zurbrügg & Maria Düchler – und einen Überraschungsgast am 23.8. 12.7.-23.8., 19.00, Bunkerei/Awawa im Augarten, 1020 Wien, Obere Augartenstraße 1a, T. 01/332 26 94, www.aktionsradius.at
9.8., 21.00, Innsbruck Paper Bird / Irmie Vesselsky pmk, 6020 Innsbruck, Viaduktbogen 19-20, T. 0512/90 80 49, pmk@catbull.com, www.pmk.or.at
film bis 26.10., Krems Kino im Kopf: Träume, Triebe und Täter im Film. Ausstellung und Filmschau Österreichische Filmgalerie, 3500 Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, T. 0 27 32/90 80 00, office@filmgalerie.at, www.filmgalerie.at
3.-11.7., 21.00, Wien Lesbenfilmtage in der FZ-Bar: Als Warm-Up zur Regenbogenparade wird neun Tage lang täglich um 21.00 ein Lesbenfilm gezeigt FZ, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, T. 01/402 87 54, fz-bar@wolfsmutter.com, http://fz-bar.wolfsmutter.com, kostenlos
16.-20.7., Stuttgart Indisches Filmfestival „Bollywood and beyond“ 2008. Mit seinem etwa 60 Filme umfassenden Filmprogramm und vielseitigen Rahmenprogramm hat sich das Filmfestival als Anziehungspunkt einer wachsenden Fangemeinde etabliert diverse Kinos, 70173 Stuttgart, info@filmbuerobw.de, www.bollywood-festival.de
30.8., 20.00, Wien Volxkino: Prinzessinnenbad. Von Bettina Blümner Alois Drasche Park, 1040 Wien, T. 01/219 85 45 80, office@stbalbach.at, www.volxkino.at, kostenlos
t h e a te r . ka b a r e t t 5.7., 22.7., 19.30, Wien Der Weiberstammtisch und das Herr Bert Trio – „Samma in the City?“ mit Eva D., Susanne Draxler u.a. Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro
1.-9.8., Graz La Strada: Internationales Festival für Straßen- und Figurentheater 8010 Graz, T. 0720/733 748, ticket@lastrada.at, www.lastrada.at
27-31.8., 21.00, Lindabrunn Weiberaufstand! Komödie nach Aristophanes’„Die Frauen in der Volksversammlung“. Arena Lindabrunn, T. 0820/91 92 60, www.weiberaufstand.at, Kosten: 36,-/30,-/24,- Euro
s e m i n a r . w o rk s h o p 6.-11.7., Stadtschlaining 25. Internationale Sommerakademie: Globale Armutsbekämpfung – ein Trojanisches Pferd? Auswege aus der Armutsspirale oder westliche Kriegsstrategien Friedenszentrum Burg Schlaining, 7461 Stadtschlaining, Anmeldung: T. 0 33 55/24 98-502, aspr@aspr.ac.at, Kosten: ganze Woche: 50,-/25,- Euro, pro Tag: 15,-/8,- Euro
11.7., 12.7., 10-18.00 Frauen und Geld „Da kannst du ja nichts verlangen dafür!“ Ziel des Workshops ist es, die eigene Beziehung zum Geld zu klären und konkrete Werkzeuge für die tägliche Arbeit mit Geld, Honoraren und Budgets mit nach Hause zu nehmen freiraum, 4020 Linz, Gärtnerstraße 19, www.fgz-linz.at
29.7., 18.30-20.30, München Zerreißprobe! Herausforderungen des demographischen Wandels an eine geschlechtergerechte Gesellschaft – Bayerinnen vor der Wahl FAM, 80469 München, Auenstraße 31, Anmeldung erbeten: T. 0049/89/721 18 81, info@frauenakademie.de, www.frauenakademie.at, kostenlos
a u s s te l l u n g bis 10.12., Wiesbaden „Sag an, wer ist doch diese ...“: Göttinnenfiguren und Marienbilder frauen museum wiesbaden, 65185 Wiesbaden, Wörthstraße 5, T. 0049/611/308 17 63, info@frauenmuseum-wiesbaden.de, Mi/Do 12-18.00, So 12-17.00
bis 26.10., Schloss Halbturn Weibsbilder: Frauenträume und Lebensziele. Skulpturen, Objekte, Bilder, Videos und Installationen verweisen auf 150 verschiedene Frauenleben Schloss Halbturn, 7131 Schloss Halbturn, T. 02172/85 77, kulturverein@schlosshalbturn.com, www.schlosshalbturn.com, www.weibs-bilder.ch, Di-So 10-18.00, Kosten: 8.-/6,-/5,- Euro
bis 2.11., Strobl unSICHTBAR - widerständiges im Salzkammergut. Zeitgeschichtliche Ausstellung zum Widerstand im Salzkammergut und seiner Rezeption sowie zeitgenössische künstlerische Arbeiten Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfgangsee, Strobl 84, www.strobl2008.at, Kosten: 5,-/3,50 Euro, tgl. 9-18.00
10.7., 19-21.00, München „Gender Mainstreaming an Hochschulen“
bis 6.7., Salzburg Bildpolitiken. Thema der Gruppenausstellung sind Bildarchive von KünstlerInnen, die auf einem politischen Hintergrund beruhen bzw. eine politische Motivation haben
FAM, 80469 München, Auenstraße 31, Anmeldung erbeten: T. 0049/89/721 18 81, info@frauenakademie.de, www.frauenakademie.at, kostenlos
SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So, 12-19.00
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
Cartoon: Trouble X
juli august 2008 an.schläge 43
an.künden bis 30.7., Graz Ruth Rämbitsch: „Gegen die Entmachtung des kranken Individuums“. Fotoarbeiten Stadtteilcafé palaver connected, 8020 Graz, Griesgasse 8, T. 0316/71 24 48, palaver@frauenservice.org, www.frauenservice.at, Mo-Fr 9-16.00, Mi 9-19.00
bis 24.8., Innsbruck Geta Bratescu und Ana Lupas. Es werden parallel zwei Einzelpositionen von Künstlerinnen gezeigt, die seit den 1960er Jahren zu den bedeutenden Vertreterinnen der rumänischen Avantgarde zählen Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 45, T. 0512/508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00
bis 31.10., Hittisau INTIM: Geburt - Leben - Tod. Griechische Mythologie für das 21. Jahrhundert. Installationen von Margit Denz Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/ 62 09-50, kontakt@frauenmuseum.com, www.frauenmuseum.com, Do 18-20.00, Fr, Sa 15-17.00, So 14-18.00, Kosten: 3,- Euro
bis 7.9., Wien PUNK. No One is Innocent. Kunst – Stil – Revolte. Die Ausstellung stellt die drei Städte New York, London und Berlin in den Mittelpunkt einer Untersuchung von Mythos und Geschichte des Punk Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89-33, www.kunsthalle.at, Kosten: 8,50/7,- Euro, tgl. 10-19.00, Do 10-22.00
bis 13.7., Wien Runa Islam: Empty the pond to get the fish. Die Künstlerin reflektiert in ihren Filminstallationen die Ästhetik und den Illusionscharakter der kinematografischen Darstellung. MUMOK, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/525 00, info@mumok.at, www.mumok.at, Mo-So 10-18.00, Do 10-21.00, Kosten: 9,-/7,20 Euro
bis 18.7., Wien nicht alles tun. Ziviler und Sozialer Ungehorsam an den Schnittstellen von Kunst, radikaler Politik und Technologie Galerie IG BILDENDE KUNST, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/524 09 09, galerie@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at, Di-Fr 13-18.00
bis 19.7., Wien Beyond Theory: Philosophie kreiert Konzepte, Kunst fördert Sinneswahrnehmungen, während Wissenschaft verschiedene Funktionen produziert. In dieser Ausstellung wird nun versucht, die zwangsläufige Interaktion zwischen diesen separaten Feldern menschlicher Vorstellung zu relativieren und zu kontrastieren Kunsthalle Exnergasse/WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 42, kunsthalle.exnergasse@wuk.at, http://kunsthalle.wuk.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00
bis 19.7., Wien Werkschau XIII: INTAKT - Die Pionierinnen. WERKSCHAU XIII ist sieben Künstlerinnen der INTAKT gewidmet, den Gründerinnen bzw. Pionierinnen der Anfangsjahre aus den Bereichen Fotografie, neue Medien und Film Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währinger Str. 59, T. 01/408 54 62, www.fotogaleriewien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00
bis 31.8., Wien Nora Kronstein-Rosen: Knochen-Metamorphosen. Ausgehend von den Röntgenaufnahmen ihrer eigenen von Osteoporose angegriffenen Knochen überrascht die Künstlerin mit einer entschiedenen und beinahe fröhlichen Farbigkeit und Formensprache Jüdisches Museum Wien, Palais Eskeles, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, www.jmw.at
17.7.-14.9., Salzburg Gülsün Karamustafa: Die „grande dame“ der türkischen zeitgenössischen Kunst zeigt zwei aktuelle Projekte, welche sehr deutlich die KitschThematik aufgreifen und sich mit der Modeindustrie beschäftigen
Michèle Thoma
SIE KÜSSEN UND SIE SCHLAGEN SICH 44 an.schläge juli august 2008
SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So 12-19.00
lesung bis 10.7., Wien Festival europäischer Dichtungen. Lesungen von Miriam van Hee, Sarah Manguso, Christl Greller u.v.a. Alte Schmiede Wien, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
10.7., 20.30, Wien O-Töne 2008: Friederike Mayröcker/ Andrea Winkler arena21 im Museumsquartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, www.mqw.at, kostenlos
31.7., 20.30, Wien O-Töne 2008: Olga Flor Fürstenhof im Museumsquartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, www.mqw.at, kostenlos
a k t i v i t ä te n
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Nördliches Niederösterreich (Nähe Wien), genauere Infos: info@a-camps.net, http://a-camps.net/AST
Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
f i x te r m i n
Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind
18.-27.7., Niederösterreich Anarchistisches Sommercamp 2008. Das Ziel ist, Menschen aus unterschiedlichen Ländern/Gegenden und mit verschiedensten Erfahrungen zusammenzubringen, um anarchistische Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen
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Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,
Es stimmt. Wir rasen auf dem Rasen. Wir stürmen und wir verteidigen. Wir haben Elferschießen, Freistöße, Fouls. Sogar Schwalben. Wir haben gelbe Karten, rote Karten, keine Torinnen vor den Toren. Knorpel, Knöchel, Knie. Bänder aller Sorten, Menisküsse. Wir sind überhaupt nicht im Abseits. Wir haben alles so wie sie. Einen Strafraum, und, wenn wir so weitermachen, auch noch Todesgruppen. Alles so wie sie. Nur viel besser! Eine WM, die keine O-Weh-M ist. Fußballerinas Weltrangliste 25! Aber einiges müssen wir ihnen schon zugestehen. Einiges können sie wirklich gut. Hymnen schmettern, die Hand auf dem Herzen. Sich bekreuzigen, ohne sich zu kreuzigen. Sich treten. Sich krümmen. Schmerzverzerrt. Sich wälzen im Gras. Ins Gras beißen, wenigstens ein bisschen. Schwitzen in biblischen Ausmaßen. Aufeinander fliegen. Sich küssen und sich schlagen. Weinen. Sie sind die Schmerzensmänner. Sie sind die Drama-Queens. Und dann die Spuckeria! So viel könnten wir nie spucken! So zugleich beiläufig und leidenschaftlich. So scharf und so verächtlich. Ausgiebig auch noch. Das müssen wir den Rotzbuben schon lassen. Bei diesen oralen Ejakulaten müssen wir passen.
an.künden info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
Fo t o : D e v o n S p r o u l e . c o m
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Patti Smith Die US-amerikanische Punk- und Rockmusikerin, 2007 in die „Rock 'n' Roll-Hall of Fame“ berufene Poetin und Ikone der Frauenbewegung Patti Smith kommt nach Wien. Im Gepäck: Ihr aktuelles Abum „Twelve“ mit zwölf Neuaufnahmen von Klassikern der Rockgeschichte (u.a. von Smells like teen spirit der Band Nirvana und Gimme Shelter der Rolling Stones). 13.7., 20.00, Arena, 1030 Wien, Baumgasse 80, T. 01/798 85 95, arena@arena.co.at, www.arena.co.at, Kosten: 35,- Euro (VVK) Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben
Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
g.spot for queers to check in & freak out
Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Orlando-Party
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Sonntag
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839,
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
HOSI Sonntagsbrunch
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
juli august 2008 an.schläge 45
an.künden
M i a L e g e n s t e i n , w w w. ka t o c h . o r. a t
Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
an.schläge
im September
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de
tanz.fest 4.7., 21.00, Wien Club Quote
international
Dagongmei Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen politik
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at
12.7., 19.00, Wien Lesbenfest zur Regenbogenparade
Wechsel
FZ, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, T. 01/402 87 54, fz-bar@wolfsmutter.com, http://fz-bar.wolfsmutter.com, Kosten: 8,Euro
Österreich hat eine neue Frauenministerin
12.7., 19.00, Wien Nachfeier zur Regenbogenparade
an.schläge
Frauencafé, 1080 Wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at, www.frauencafe.com
Radio Orange wird 10 Das freie Radio in Wien, Orange 94,0 feiert seinen zehnten Geburtstag. Die Party findet in beiden Etagen des Wiener Fluc statt, zu sehen sind u.a. Mia Legenstein, ADIEUmopedSALUTrock, die Musikarbeiterkapelle und die Special Guests Rewyndzone und Cheffcook. 2.8., 20.00, Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at, http://o94.at, Kosten: 5,- Euro Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
46 an.schläge juli august 2008
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information
Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00
24.07., 21.00
Marea Alta, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 28
diverses AUF bis 24.9., Niederösterreich Viertelfestival Niederösterreich: „spiel:räume“: Installationen, Performances, Theater u.a.
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
verschiedene Orte, Info: T. 02572/34 234-0, office@viertelfestival-noe.at, www.viertelfestival-noe.at
25.7., 19.00, Strobl am Wolfgangsee hinschauen – wegschauen – hinschauen: Frauen im Widerstand. Lesung (Elisabeth Reichart aus „Komm über den See“) und Filmvorführung („Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht“ - nachgezeichnet wird das Leben der Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic) Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfgangsee, Strobl 84, www.strobl2008.at
29.7., 18.30, Hamburg Die Geschichte des CSD und seine politischen Forderungen. Für alle JungLesben, die Lust haben, sich mit den Hintergründen und Inhalten der Pride-Woche und der Christopher-StreetParade auseinander zu setzen JungLesbenZentrum, 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, T. 0049/40/245002, info@lesbenverein-intervention.de, www.lesbenverein-intervention.de
7.-16.8., Berlin Femmes ‚r’ Us - Feminismus in PopMusik-Kunst-Film heute. Eine Ausstellung, um die sich Vorträge, Diskussionen, Filmscreenings, Kunstperformances und musikalische Veranstaltungen gruppieren. Vorgestellt werden starke zeitgenössische Positionen Radialsystem V, 10243 Berlin, Holzmarktstr. 33, Spreeufer am Ostbahnhof, www.femmes-breaks.com, Ausstellung jeweils 1424.00
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
TV
18.7., 21.00, Wien Quote Spezial
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 6020 6900 8010 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
Redaktionsschluss Termine 09/08: 9.08.2008
und auch in vielen deutschen Städten:
termine@anschlaege.at
anschlaege.at
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www.queerfemtagewiensind.org
www.queerfemtagewiensind.org
Schwamm drüber?
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.anschlaege.
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Nr. 07-08/08, 22. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M