2008_10_anschlaege

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an.schläge 10/2008

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN oktober

thema

congratulations Die an.schläge feiern 25. Geburtstag

kultur

celebrations Eine Ausstellung feiert Lesbisches Leben

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-


SCHRÄG KLEIN

FEIN

1010 WIEN

513 14 44

www.drachengasse.at

OPEN UP

SEPTEMBER / OKTOBER 2008

INSEL NR. 2

Quick Change 13. – 25. Oktober

CHRISTIAN EISENBERGER OPEN UP KOMMUNIKATION

www.tqw.at

FOTO: © CHRISTIAN EISENBERGER / COURTESY OF PROJEKTRAUM VIKTOR BUCHER & GALERIE KONZETT

FLEISCHMARKT 22


an.schläge an.spruch

Feministische Anschläge Feministische Medien sind eine Mobilisierungsressource

05

interview.großegger

Trend der Subjektivierung Junge Leute sind nicht neokonservativ, sondern sehnsüchtig

auf.takt

08

bewc.brüssel

Eure an.schläge

Schwarze Europäerinnen

politik

Schwarze Frauen fordern Mitbestimmung in der EU

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selbstmord.attentäterinnen

Sprengstoff unter dem Herzen Frauen töten nur aus emotionalen Motiven? Falsch!

14

celebration.an.schläge

an.schlagsverdächtig Die 25-jährige Dissidentin und ihre bewegte Herstory

16

celebration.an.schläge

Congratulations, an.schläge

thema

Warum unsere LeserInnen uns lieben

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celebration.feminist.press

Format: feministisch Ein Mediengespräch über Bildpolitik, Bauchweh und blöde Postings

20

web.02

gesellschaft

Umkämpfte Community Gendertrouble im Netz: Feministische Aktion und sexistische Reaktion

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gender.swapping

Online-Amazonen Männer proben den Male-Superwomen-Switch im Cyberspace

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theatrale.katastrophe

Tragedy sells! Auf der Bühne werden derzeit gerne Leidensgeschichten erzählt

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l-projekt

„Lieber lesbisch lebensfroh, … ... als verklemmt und hetero!“ Eine Ausstellung zeigt lesbisches Leben in Berlin

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an.klang

Keine Grautöne MusikliebhaberInnen etwas anderer Töne hören eindeutig bunt

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an.lesen

Like a ...? Sind Jungfrauen giftig und gefährlich? Oder doch göttlich?

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ge.sehen

kultur

So ähnlich werden sich wohl Eltern fühlen, die eine Geburtstagsparty für ihre Kinder ausrichten müssen. Wenn der große Tag endlich da ist, sind sie von Wochen der Organisation und Vorbereitung völlig erledigt. Der 25. Geburtstag der an.schläge beschäftigt uns nun seit gut einem Jahr. Gefeiert wird er quasi durchgängig seit dem 1.1.2008. Was nicht nur daran liegt, dass niemand mehr so genau sagen kann, in welchem Monat denn die erste Ausgabe der an.schläge 1983 erschien. Eine möglichst ausgedehnte Jubiläumsphase schien uns auch aus werbestrategischen Gründen sinnvoll. Seit Anfang des Jahres machen wir also Öffentlichkeitsarbeit und erzählen interessierten Medien, weshalb feministischer Journalismus im vergangenen Vierteljahrhundert so ungeheuer wichtig war. Und bemühen uns nach Kräften, die uninteressierten davon zu überzeugen, dass er es weiterhin ist. Wir kümmern uns um die Herausgabe eines „Jubiläumsbuches“ über feministische Medienarbeit, das dieser Tage im Ulrike Helmer Verlag erscheinen wird. Wir planen ein Symposium zum Thema feministische Medien mitsamt rauschender Jubiläumsparty, das Ende November in Wien stattfinden soll (siehe S. 47 ). Und endlich haben wir nun auch die Jubiläumsausgabe gemacht. Sie ist so geworden, wie eine Jubiläumsausgabe sein soll, finden wir. Ein bisschen sentimental, ein bisschen selbstverliebt. Ihr ausnahmsweise quietschbuntes Herzstück mit an.schläge-Herstory, herzzerreißenden Glückwünschen und einem Gespräch zwischen feministischen Medienmacherinnen findet sich auf den Seiten 16-25. In der Heftmitte gibt es außerdem ein an.schläge-Fanposter zum Herausnehmen, und Geburtstagliches ist zusätzlich noch über die ganze Ausgabe verstreut – erkennbar immer am Tortensymbol. Wie den erwähnten Eltern von Geburtstagskindern bleibt uns nun nur noch zu hoffen, dass sich auch wirklich alle gut amüsieren werden. Und nachher keine Klagen wegen zu viel Zuckerzeug kommen.

Feminist Soldiers Die feministische Hollywood-Lovestory „Itty Bitty Titty Committee”

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an.uns

an.schläge i n

Essen Fo t o : J e n s Ka s t n e r

In 80 Pickerln um die Welt:

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Koordinierende Redakteurinnen: Saskya Rudigier,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76 Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78

Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at

Termine, Tipps: Mia Kager, termine@anschlaege.at

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Tanja Carstensen, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Gudrun Harrer, Gabi Horak/GaH, Shirin Heydaripour/shi, Mia Kager/miaK, Nadine Kegele/nad, Elisabeth Klaus, Birge Krondorfer, Katharina Pewny, Nicole Rennhofer/nr, Sonja Eismann, Michèle Thoma/mi, Lena Zamzow/lz

Cartoon: Melanie Letschnig Fotos: an.schläge-Archiv, Arno Declair, JR, Kontraste 08, Navigator Film, Nikofilm, Christine Olderdissen, Salzgeber, Magdalena Steflova/ www.youthphotos.eu, Veldeman, Rafai Wamka

Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002

04 an.schläge oktober 2008

an.schläge werden gefördert von:


Elisabeth Klaus

Feministische Anschläge Die an.schläge sind einmalig. 25 Jahre lang ein feministisches Magazin zu produzieren – in den letzten 14 Jahren Monat für Monat – das ist im gesamten deutschsprachigen Raum einzigartig. In den 1980er Jahren zeichnete sich in der feministischen Zeitschriftenlandschaft ein Professionalisierungstrend ab. Die an.schläge sind ein herausragendes Beispiel dafür: keine Bleiwüste, aber doch weit entfernt vom Häppchenjournalismus; kein unansehnliches Layout, aber auch keine reißerische Aufmachung; keine Nabelschau der Redakteurinnen, aber zugleich nichts weniger als distanziert-kontextlose Faktenhuberei; keine Glorifizierung von Frauen, und doch keine postfeministische Beliebigkeit; schließlich auch kein feministisches Zentralorgan, aber doch alles andere als Gesellschaftsferne. Zweifellos sind die an.schläge etwas ganz Besonderes, aber sie sind in ihrer Einmaligkeit auch ganz gewöhnlich. Denn die feministische Medienlandschaft heute besteht aus lauter Orchideen: in Inhalt und Form einzigartige Produkte. So sind die an.schläge zugleich Teil einer erstaunlich lebendigen und überraschend vielfältigen feministischen Gegenöffentlichkeit. Diese erscheint derzeit nicht als machtvolle Gegenbewegung, die politische oder juristische Entscheidungen deutlich beeinflussen könnte, wie es etwa für die Frauenstimmrechtsbewegung galt, oder die mediale Agenda und die öffentliche Meinung folgenreich zu verändern vermöchte, wie es der neuen Frauenbewegung gelang. Wer ihr deshalb lediglich den Status einer unbedeutenden kulturellen Spielwiese zugesteht, verkennt jedoch die Bedeutung feministischer Projekte für die Veränderung von Geschlechterbildern, für die Bereitstellung verquerer Identitätsangebote und die Beeinflussung etablierter Medienöffentlichkeit. Feministische Medien stellen alternative Männer-, Frauen- und Familienbilder bereit, die in den etablierten Medien trotz mancher ungewohnten Seriendarstellung immer noch erstaunlich gleichförmig ausfallen: Die AkteurInnen sind weiterhin ganz überwiegend heterosexuell, weiß und der Mittel- oder Oberschicht angehörend.

Feministische Gegenöffentlichkeit hält auch die Kritik an der bestehenden Gesellschaft aufrecht. Schritte in Richtung Gleichberechtigung haben vor allem die gut situierten, besser ausgebildeten Frauen getan, weniger Privilegierte, aber auch Alte und Frauen mit Migrationshintergrund sind davon kaum berührt, von Frauen in den Ländern des Südens ganz zu schweigen. Die neoliberale Betonung des Scheins hat darüber hinaus neue Belastungen mitgebracht, Zwänge zugleich erfolgreich, locker, sexy, schön und schlank zu sein. Feministische Medien, die solche Themen aufgreifen, öffnen Türen im engen Meinungskorridor des publizistischen Maleund Mainstreams. Selbst wenn diese Zugänge derzeit eher unscheinbar sind, so zeigt ihre Zahl doch zugleich, wie viele Menschen auf der Suche nach Alternativen sind. Feministische Medien sind eine Mobilisierungsressource nach innen wie nach außen. Nach außen, weil sie immer auch soziale Bewegung konstituieren. Nach innen, weil sie anderen kulturellen Ausdrucksformen Raum geben und ermöglichen, mit neuen Arbeits- und Lebensweisen zu experimentieren. Historisch haben nicht wenige der in der Frauenbewegungspresse Engagierten ihren Weg in die Männerdomänen des Journalismus gefunden. Im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Institutionalisierung stellt die feministische Gegenöffentlichkeit individuelle Möglichkeiten bereit, jenseits des neoliberalen Menschenbildes anders zu leben. Sie bleibt zugleich ein wichtiger Motor für die Veränderung unzumutbarer gesellschaftlicher Verhältnisse, wie es schon für ihre Vorgängerinnen, die Frauenbewegungspresse und die Publikationen der autonomen Frauenbewegungen, galt. Am Rande zu sein, das bedeutet zugleich Teil des Ganzen zu sein und außerhalb des Zentrums zu stehen, so hat es die amerikanische schwarze Feministin bell hooks formuliert. Das ermöglicht den befreienden Blick von außen nach innen wie von innen nach außen. Das ermöglicht lebendige Subversion. Auch das bedeuten Anschläge: dem unentwegten, eintönigen Rattern der Maschinerie einen Riegel vorzuschieben. ❚

Überarbeitete und gekürzte Fassung des Nachworts aus: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gabi Horak (Hg.):„Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestream“, Helmer Verlag 2008. Das Buch erscheint dieser Tage. Elisabeth Klaus ist Leiterin des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, Forschungsschwerpunkt u.a. Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung.

oktober 2008 an.schläge 05


österreichan.riss acht Jahren rund siebzig Wohnprojekte für obdachlose Flüchtlinge, unterstützt Asylsuchende bei rechtlichen Fragen im Rahmen des Asylverfahrens und bietet psychologische Betreuung an. pix Unter www.gopetition.com/online/21644.html kann eine Petition unterschrieben werden, www.rettet-verein-ute-bock.at.tf

tagung

Jubiläen gegen Gewalt

pionierinnen

Erste Reiterinnen an Hofreitschule Nachdem es in der Spanischen Hofreitschule in Wien 430 Jahre lang ausschließlich Reiter gab, haben Anfang September die ersten zwei Frauen als Elevinnen ihre Ausbildung aufgenommen. Frauenministerin Heidrun Silhavy gratulierte den Jungreiterinnen in einer Aussendung: „Ich freue mich, dass die jahrhundertlange männliche Dominanz gebrochen wurde.“ GaH

spendenaufruf

www.aoef.at

medien

10. Journalistinnenkongress

Rettet den Verein Ute Bock! Wegen nicht bezahlter Stromrechnungen und Mieten steht der Ute Bock Verein vor dem finanziellen Aus. Insgesamt soll die Organisation mit ca. 200.000 Euro Schulden im Minus sein, da die privaten Spendengelder nicht mehr ausreichen, um die Projekte des Vereins zu finanzieren. Nach einem ersten Hilfeschrei Anfang September konnten bereits 70.000 Euro gesammelt werden. Ute Bock betreibt mit ihrem Verein seit

„Wenn eine bestimmte Anzahl (...) eine neue Verhaltensweise dazugelernt haben, springt diese Erkenntnis angeblich spontan auf die ganze Gruppe über ...”

Unter dem Motto „30*20*10 Jahre gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder“ werden dieses Jahr gleich drei Jubiläen gefeiert: 30 Jahre Frauenhäuser in Österreich, 20 Jahre Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und 10 Jahre Frauenhelpline. Im Rahmen einer Fachtagung am 8./9. Oktober soll mit in- und ausländischen ExpertInnen aus diesem Anlass das Gestern, das Heute und vor allem das Morgen dieser Organisationen diskutiert werden. Zahlreiche Workshops und Vorträge, beispielsweise zur Situation von Migrantinnen, der Arbeit mit Tätern oder dem Vorgehen gegen Gewalt an Frauen in Italien, sollen die verschiedenen Facetten der Arbeit gegen Gewalt an Frauen und Kindern zeigen. pix

Der bereits zehnte Österreichische Journalistinnenkongress am 9./10. Oktober zieht einerseits eine Bilanz der letzten Jahre, wirft aber auch einen Blick in die Zukunft. Die Themen der Diskussionen und Workshops reichen von Networking bis Ethik, von Kommunikationstechnologien bis Finanzen und werden von etablierten Medienfrauen und Expertinnen moderiert. Es werden auch wieder Preise für hervorragende journalistische Leistungen vergeben. GaH www.medienfrauen.net, die Teilnahme an der Tagung kostet 48,- Euro, Anmeldung online.

Lernfähig + Mascheks

„Beim Gusenbauer“ lässt Gusi in der 100. Sendung von „Was gibt es Neues“ die an.schläge lesen.

an.schläge-Gründerinnen waren, beweist folgende Geschichte. In der zwölften Ausgabe des Magazins blieb eine Seite, die der Präsentation „der aufregendsten, dynamischsten, erotischsten Männer Österreichs“ gewidmet war, vollkommen leer bis auf den Verweis, dass sich die verantwortlichen Mitarbeiterinnen „redlich bemüht“ hätten, allerdings zur Kenntnis nehmen mussten, dass „der Zeitraum von zwei Monaten für eine gründliche Recherche einfach zu kurz war.“ Im folgenden Heft war unter dieser 06 an.schläge oktober 2008

an.schläge-Gründerinnen waren, beweist folgende Geschichte. In der zwölften Ausgabe des Magazins blieb eine Seite, die der Präsentation „der aufregendsten, dynamischsten, erotischsten Männer Österreichs“ gewidmet war, vollkommen leer bis auf den Verweis, dass sich die verantwortlichen Mitarbeiterinnen „redlich bemüht“ hätten, allerdings zur Kenntnis nehmen mussten, dass „der Zeitraum von zwei Monaten für eine gründliche Recherche einfach zu kurz war.“ Im folgenden Heft war unter dieser

an.schläge-Gründerinnen waren, beweist folgende Geschichte. In der zwölften Ausgabe des Magazins blieb eine Seite, die der Präsentation „der aufregendsten, dynamischsten, erotischsten Männer Österreichs“ gewidmet war, vollkommen leer bis auf den Verweis, dass sich die verantwortlichen Mitarbeiterinnen „redlich bemüht“ hätten, allerdings zur Kenntnis nehmen mussten, dass „der Zeitraum von zwei Monaten für eine gründliche Recherche einfach zu kurz war.“ Im folgenden Heft war unter dieser


an.rissösterreich d o ku m e n t a t i o n

7. Armutskonferenz Sozialamt und Arbeitsmarktservice, Gesundheitssystem und Schule, Nachbarschaft und Geschäfte, Kultureinrichtungen und Medien … die „Orte der Scham“ sind so vielfältig wie unausweichlich, das belegen die Erzählungen jener, die sie kennen. Respekt ist hingegen Mangelware, auch davon wissen die TeilnehmerInnen eines Workshops für Menschen mit Armutserfahrungen in eindrücklichen Bildern zu berichten. Beiträge zu diesen und anderen Workshops, Initiativen gegen Stigmatisierung und Analysen, wie sie auf der 7. Österreichischen Armutskonferenz diskutiert wurden, sind nun in schriftlicher Form als Dokumentation erhältlich. Auf einer beigelegten DVD ist zusätzlich der in Salzburg erstellte Film „Blick_Kontakte“ sowie eine Video-Dokumentation und Foto-Dokumentation verfügbar. Die Dokumentation ist um 12,- Euro (+ 3,- Euro Versandkosten) direkt beim Büro der Armutskonferenz zu bestellen: office@armutkonferenz.at GaH www.armutskonferenz.at

d i s ku s s i o n

Mehr Chancen für Frauen Es war vor allem eine Bestandsaufnahme der Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, die dem Publikum auf der gut besuchten Veranstaltung des Renner Instituts „Arbeit-Bildung-Wirtschaft: Mehr Chancen für Frauen“ präsentiert wurde. Dass die Situation alles andere als rosig ist, bedarf eigentlich keiner Erwähnung mehr. Erwähnenswert ist allerdings, dass sich die Probleme in den letzten dreißig Jahren kaum verändert haben. Eklatante Einkommensunterschiede existieren bereits bei sehr jungen Mädchen und Burschen, bei einer ganzjährigen Vollzeitarbeit verdienen Frauen um 21 Prozent weniger als Männer, und auch Mütter sind gegenüber Frauen ohne Kinder finanziell stark benachteiligt. Im Bereich der Teilzeitarbeit gibt es immer noch zu wenig qualifizierte Angebote. Ganz zu schweigen vom Frauenanteil in Führungspositionen. Bei einer Befragung der 200 größten Unternehmen in Österreich fanden sich unter den 629 GeschäftsführerInnen gerade mal 29 Frauen, Tendenz stagnierend. An wirkungsvollen Verbesserungsvorschlägen mangelte es bei den Diskussionen nicht, an konkreter Umsetzung allerdings sehr. Welch ein Kraftakt! svh

gewaltschutz

Gewaltschutzpaket verabschiedet Nach monatelangen Verhandlungen wurde das Gewaltschutzpaket nun in allerletzter Minute doch noch verabschiedet. Expertinnen loben die darin beschlossenen Verbesserungen für Opfer von familiärer und sexueller Gewalt, wie etwa eine räumliche und zeitliche Ausdehnung der einstweiligen Verfügung gegen Gewalttäter. Von DatenschützerInnen gibt es hingegen massive Kritik an der geplanten Einführung einer Sexualstraftäterdatei. Die ebenfalls geplante Verschärfung der Anzeigenpflicht bei Verdacht auf Kindesmisshandlung wurde aus dem Entwurf gestrichen. Justizministerin Maria Berger (SPÖ) ist optimistisch, dass das Paket nach der Wahl im Nationalrat auch umgesetzt wird. les

D i e e h e m a l i g e „ an.schläge- O b e r m a c h e r i n “ B e a t e S o l t é s z i m Jubiläumscheck von Saskya Rudigier.

Die an.schläge waren meine Geliebte Was hat dich dazu bewogen, den an.schlägen die Treue zu halten? Am Anfang war ich dabei, weil die Frau, mit der ich damals zamm war, auch dabei war. Dann bin ich geblieben, obwohl ich mit der Frau nicht mehr zamm war – die an.schläge waren damals quasi eine Beziehungshinterlassenschaft für mich und ich sehr verzweifelt. Nicht nur wegen der Frau. Die an.schläge sollten monatlich erscheinen, wir hatten einen Riesenberg Schulden, und plötzlich war die Obermacherin nicht mehr da, ging in ein AMS-Projekt, die damals noch wie die Schwammerln aus dem Boden schossen. Natürlich waren die an.schläge mittlerweile MEIN Projekt, und es gelang auch, die Schulden abzubauen. Jetzt war ich die Obermacherin … oder etwas freundlicher ausgedrückt: Die an.schläge wurde meine Geliebte. Was war dein schönster Moment bei den an.schlägen? Vieles war sehr schön, das lässt sich nicht auf einige wenige Augenblicke festnageln. Manchmal, wenn wir bei der Produktion der Zeitschrift im letzten Augenblick eine tolle Idee hatten und die auch noch unbedingt reinbringen wollten und auch reingebracht haben. Schön waren Momente der Solidarität über Frauen-/Projektgrenzen hinweg, wie z. B. jene Aktionen für Ingrid Strobl. Schön war der Moment, als wir den Claus Gatterer-Preis bekommen haben ... Auf welche „Story“ bist du persönlich besonders stolz? Recht reingekniet hab ich mich in eine Story zu Ingrid Strobl, die wegen Besitzes eines Weckers (also dringender Verdacht auf Terrorismus) inhaftiert wurde. Und persönlich sehr getroffen hat mich das Rohrbombenattentat auf Roma im südlichen Burgenland. Mit dem Schreiben hatte ich aber immer so meine Probleme, ging mit einer Geschichte schwanger wie ein Kalb herum, bis der Redaktionsschluss vorbei war und ich mich dann wirklich hinsetzen musste. Einmal hab ich – die Daten der Ausgabe waren schon bei der Druckerei, also ich war entschieden SEHR spät dran – für einen Kommentar einen offiziellen Regierungstext genommen und hab Zeilen so geschwärzt, dass ein Hakenkreuz entstanden ist. Was schätzt du: Wie viele Zigaretten hast du im Laufe deiner aktiven an.schläge-Zeit geraucht? 23.817 Was gefällt, was missfällt dir an der jetzigen Entwicklung der an.schläge? Ich bin begeistert und freue mich, dass sich dieses Projekt (auch ohne mein Zutun) so gut entwickelt (was natürlich mein Verdienst ist). Beim Cover habt ihr jetzt eine Linie gefunden, die sowohl sehr gut zu den an.schlägen passt und damit Kontinuität vermittelt, aber sich auch deutlich emanzipiert von 25 Jahren feministischer Zeitschriftengeschichte. Die an.schläge wirken sehr kraftvoll auf mich, sehr frisch. Ihr habt oft sehr gute Ideen, und manchmal denke ich: Ihr habt vor gar nix Angst! Das find ich gut. Was mir wirklich ÜBERHAUPT nicht gefällt, ist die fette Kapitälchenschrift am Cover. oktober 2008 an.schläge 07


interviewgroßegger

Fo t o : M a g d a l e n a S t e f l o v a / w w w.y o u t h p h o t o s . e u

Trend der Subjektivierung Um Jugendliche zu verstehen, braucht es einen Perspektivenwechsel der Erwachsenen – nicht zuletzt in der Jugendpolitik. Die Schlagzeilen von der „neokonservativen Jugend“ haben jedenfalls wenig mit der Realität zu tun, meint Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung. Ein Interview von Gabi Horak.

Institut für Jugendkulturforschung: www.jugendkultur.at

08 an.schläge oktober 2008

an.schläge: Glauben Sie, dass 16Jährige aufs Wählen vorbereitet sind? Beate Gr0ßegger: Ich glaube, sie sind ziemlich gut darauf vorbereitet, v.a. über die Schule bekommen sie relativ viel Information. Wenn man die heutigen 16-Jährigen vergleicht mit 16Jährigen von vor zwanzig Jahren, ist das Wissen über politische Zusammenhänge heute viel größer. Grundsätzlich betrachten sie das Senken des Wahlalters als schönes Signal. Sie sind aber nicht so naiv zu glauben, dass der Status der Marginalität, der ihnen zukommt, damit ausgeräumt wäre. Sie

wissen, dass sie in der Gesellschaft eigentlich keine Lobby haben. Gibt es jugendliche Wünsche an Politik, die Sie immer wieder hören? Für Jugendliche ist all das wichtig, was nahe am Alltag ist. Das Problem, das die Jugendlichen auch deutlich artikulieren, ist, dass die Politik, die scheinbar für sie gemacht wird, in ihrem persönlichen Alltag relativ wenig Relevanz hat. Es gelingt zu wenig, den seit den 1980er Jahren ansteigenden Trend der Subjektivierung in die politische Arbeit mit einzubeziehen. Es macht wenig Sinn, mit Jugendlichen über das System zu diskutieren. Das ist ein generelles

Problem, das wir Erwachsene haben, dass wir immer in einem systemischen Denken unterwegs sind. Wenn man mit Jugendlichen diskutiert, dann kommen so interessante Aussagen wie: Die Themen, die Erwachsene aufgreifen, sind ja nicht die falschen – die Perspektive ist die falsche. Wie sieht es mit dem Wunsch nach Freizeitmöglichkeiten aus? Das ist ein zentrales Thema, besonders auch für Mädchen. Sie wollen Jugendtreffs, Jugendzentren, die aber nicht pädagogisch geführt werden, wo man quasi unter sich sein kann – aber nicht unbedingt in geschlechtshomo-


großeggerinterview genen Räumen. Wir haben vor rund zwei Jahren eine Studie durchgeführt, die gezeigt hat, dass Mädchen zwar die Möglichkeit haben wollen, sich zurückzuziehen, aber nicht klar getrennt durch eine Wand; also fließende Grenzen. Ihr Vorschlag: Man hat einen großen Raum, der durch eine Wand getrennt ist, die aber nur in den halben Raum hineinragt. Und da gibt es dann den Mädchenbereich und den Burschenbereich, die ganz unterschiedlich ge-

die in der politischen Debatte gebracht werden. Jugendliche, die sich mit 14 Jahren entscheiden müssen, wie es weitergeht, fühlen sich sehr oft überfordert. Da werden oft Bildungsentscheidungen getroffen, die nicht unbedingt den Potenzialen entsprechen, sondern darauf abgestimmt sind, was die Freundinnen und Freunde machen. Sie hätten also gerne mehr Zeit: eine gemeinsame Schule bis zum 16. Lebensjahr, und dann erst die Weichenstellung.

fen sie es auch. Ich glaube, es ist den heute erwachsenen Frauen und Müttern nicht wirklich gelungen, die Mädchen auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Selbstbewusstsein fördern ist ein wichtiger Punkt – aber eben nicht alles. Mädchen kommen aus der Ausbildung und steigen in ein System ein, das sie in all der Härte noch nie erlebt haben, und erfahren am eigenen Leib, was es in der Gesellschaft heißt, Frau zu sein. Darauf sind sie nicht vorbereitet. Und die Jungs

„Ich glaube, es ist den heute erwachsenen Frauen und Müttern nicht wirklich gelungen, die Mädchen auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Selbstbewusstsein fördern ist ein wichtiger Punkt – aber eben nicht alles.“ staltet sind. Und immer wenn man Lust hat, schaut man bei den anderen vorbei. Daran sieht man, auf welch interessante Lösungen Jugendliche kommen. Das ist wohl auch ein Kernproblem der Jugendpolitik: dass sie die sehr einfachen Lösungen, die die Jugendlichen liefern, oft nicht sehen und hören. Was halten die Jugendlichen selbst von Koedukation bzw. getrenntem Unterricht? Wenn Mädchen das Gefühl haben, sie haben in bestimmten Bereichen weniger skills – ich spreche jetzt eher vom Freizeitbereich – dann hätten sie gerne die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu trainieren. Und dann möchten sie aber in Wettstreit mit den Jungs treten. Da sind sie ziemlich selbstbewusst. Beispiel Mädchenfußball: Wenn die Mädchen schon ein bissl spielen können, dann machen sie auch durchaus bei den Jungs mit. Selbstbewusste Mädchen sagen, man muss bereit sein, sich Respekt zu holen. Wenn man sich zu sehr in den geschlechtshomogenen Bereich zurückzieht, schneidet man sich selbst von dieser Möglichkeit ab. Respekt wird also auch als Hol-Schuld verstanden. Aber sie sagen auch: Wir wären verrückt, wenn wir gleich in Wettstreit treten mit jenen, die es super können, einfach weil sie immer die Möglichkeiten gehabt haben. Man muss also Rahmenbedingungen schaffen, damit sie skills aufbauen können. Was halten die Jugendlichen vom Konzept der Gesamtschule? Sie finden das Konzept häufig gut, bringen dafür aber nicht Argumente,

Gibt es Tendenzen, dass Mädchen weniger oft in traditionelle Frauenberufe gehen? Genau das passiert nicht. Mädchen streben ganz oft typische Mädchenlehrberufe an. Warum? Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt so viele Lehrberufe, und kein Mensch weiß, was man da lernt. So entscheidet man sich für das, wo man zumindest weiß, was es ist und was man davon hat. Auch bei den Studierenden ist es ähnlich. Die Arbeitslosigkeit bei jungen Akademikerinnen steigt übrigens deutlich an. Man sagt den jungen Frauen: Ihr müsstet halt was anderes studieren. Wenn man dann mit Arbeitsmarktexperten spricht, dann sagen die: Es wäre schon wünschenswert, wenn Frauen weniger Geistes- und Sozialwissenschaften studieren, aber im technischen Bereich ist es auch nicht so einfach. Als Begründung wird ganz offen angeführt: Wenn eine Frau im hochqualifizierten Technologiebereich tätig sein möchte, heißt das, dass sie sich gegen ein Kind entscheidet. Weil zwei Jahre Karenzzeit sind da unmöglich, alles entwickelt sich zu schnell. Da gibt es kein steuerungspolitisches Konzept, etwa karenzbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen. Wie ist bei Jugendlichen das Bewusstsein über Geschlechterungerechtigkeiten entwickelt? Da landen wir wieder beim Trend der Subjektivierung: Es geht immer um mich und mein Umfeld. Das Problem sehr selbstbewusster und engagierter Mädchen ist, dass sie glauben, wenn sie sich engagieren und mutig sind, schaf-

sind unsensibel. Wir erleben, dass sie sich oft fast schon in einer MärtyrerPosition sehen und so tun, als würden die Mädchen ihnen ständig vorgezogen werden. Wenn man zu so einem Thema in der Jugendforschung arbeitet, muss man auf jeden Fall bei Gruppendiskussionen Mädchen und Jungs trennen. Sonst kommt man zu keinem Ergebnis. Diese Mädchengeneration für frauenpolitische Themen zu gewinnen, ist kaum möglich. Da müsste man ganz anders ansetzen – in den konkreten sozialen Lebenswelten. Zuletzt wurden mehrere Studien präsentiert, wonach junge Menschen vermehrt Werte wie Familie, FreundInnen und Sicherheit als wichtig erachten. Ein Trend hin zum Neokonservativen? Das resultiert aus fahrlässig interpretierten Werteforschungsdaten! Wenn man Jugendliche fragt, was ihnen in ihrem Leben ganz wichtig ist, dann geben sie an: gute Freunde, Sicherheit am Arbeitsplatz, später ein harmonisches Familienleben … Und dann steht schon in einer Zeitung: die neokonservative Jugend von heute. Jetzt weiß man aber aus der Werteforschung, dass junge Leute gerade die Werte im Werteranking ganz oben hin setzen, die ihnen in ihrer aktuellen Welt abgehen. D.h. sie artikulieren Sehnsüchte. Man weiß auch aus der Soziologie: Wenn junge Leute ins System wenig Vertrauen haben, konzentrieren sie sich stark auf die nahen sozialen Beziehungen. Das ist eine wichtige Selbstmanagement-Strategie und zutiefst menschlich. ❚

Beate Großegger ist Kommunikationswissenschaftlerin und seit 1996 in der Jugend(kultur)forschung tätig. Seit 2001 leitet sie die Forschungsabteilung des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien.

oktober 2008 an.schläge 09


bewcbrüssel

Fo t o s : Ve l d e m a n

Launching des BEWC am 9.9.08 in Brüssel, ganz rechts Beatrice Achaleke

Schwarze Europäerinnen Vernetzung auf nationaler Ebene ist nicht genug. Anfang September tagte in Brüssel erstmals der Rat europäischer schwarzer Frauen, um auch auf EU-Ebene Einfluss zu nehmen. Von Lea Susemichel

Links: www.bewnet.eu www.blackwomencenter.org Achaleke, Beatrice (Hg.):„Voices of Black European Women. Reflections, Challenges and Strategies from the Vienna Congress“, ISBN: 978-3-200-01298-1 Über die Entstehung des BEWC wird es demnächst auch einen Film geben: „The Birth of the Black European Women's Council“. Nähere informationen unter: www.blackwomencenter.org, www.bewnet.eu, office@blackwomencenter.org

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Schwarze Europäerinnen. Diese Bezeichnung ist Beatrice Achaleke sehr wichtig. Denn schwarze Menschen, die in Europa geboren sind oder aufwachsen, sind EuropäerInnen. Aber selbst wenn sie eine europäische Staatsbürgerschaft besitzen, werden Schwarze als Angehörige sogenannter „sichtbarer Minderheiten“ immer noch als MigrantInnen betrachtet. Auch die Kategorisierung „Zweite Generation“ besitzt etwas Diskriminierendes, sagt Achaleke. Denn durch sie wird ein Unterschied markiert, der deutlich macht, dass die so Klassifizierten nicht als gleichberechtigte BürgerInnen wahrgenommen werden. „Rat europäischer schwarzer Frauen“ (Black European Women's Council, BEWC) nennt sich deshalb die von Achaleke mitgegründete Organisation, die am 9. September in Brüssel ihr offizielles Launching hatte.„Im Hauptquartier der Europäischen Kommission“ will der BEWC im von der EU ausgerufenen Jahr des interkulturellen Dialogs seine „Bereitschaft zum Dialog signalisieren.Wir nehmen dieses Jahr als Anlass, um zu sagen: ‚Wir sind da, wir wollen teilnehmen.‘“ Strukturen. Die Soziologin bemüht sich seit über sechs Jahren um die politische

Partizipation schwarzer Frauen. Um die Anliegen dieser Frauen an die Öffentlichkeit zu bringen, war es nötig, eine Struktur zu schaffen. Nach dem Tod des Mauretaniers Seibane Wague, der 2003 bei einer Polizeiaktion in Wien ums Leben kam, gründete sich zu diesem Zweck die österreichische Selbstorganisation „Schwarze Frauen Community“. „Aber im Zuge der Arbeit dort ist mir einfach klar geworden, dass wir diese Diskussion nicht nur auf österreichischer Ebene führen können. Die Diskussion muss auch auf europäischer Ebene stattfinden, weil nicht zuletzt die Migrationspolitiken in den Mitgliedsstaaten maßgeblich von der EU beeinflusst werden“, erklärt Achaleke die neuen Zielsetzungen. Schon im vergangenen „Jahr der Chancengleichheit“ stellte der vom Verein AFRA – International Center for Black Women's Perspectives initiierte1 erste Kongress schwarzer europäischer Frauen die Frage: Wie sieht es mit Chancengleichheit aus unserer Perspektive aus? Knapp hundert Frauen aus nahezu zwanzig EU-Ländern, der Schweiz und den USA nahmen teil und verabschiedeten die „Wiener Deklaration“(vgl. an.schläge 11/07). Neben der generellen Forderung nach einer Implementierung des Empowerments schwarzer Frauen

als politisches Kernthema werden darin z.B. auch verpflichtende Antirassismustrainings in öffentlichen Einrichtungen sowie der Abbau von Diskriminierung am Arbeitsmarkt eingefordert. Ein weiterer Punkt ist die Unterstützung beim Überwinden der psychosozialen Folgen von Rassismus. Denn die psychischen Schäden durch alltäglich erlebte Diskriminierungen sind immens. Und dabei geht es nicht nur um die offen rassistisch- sexistischen Attacken. „Man muss ständig erklären, warum man hier ist, muss immer das eigene Dasein rechtfertigen“, sagt Achaleke. Strategien. Der Kongress im letzten Jahr fand großes internationales Medienecho, aber die Veranstaltung „sollte nicht einfach ergebnislos als eine weitere Konferenz vorübergehen“. Zu ihrem Abschluss gründete sich deswegen der schwarze Frauenrat. „Die Gründung des Council war wichtig, um uns auf EUEbene weiter zu vernetzen, unsere Themen als Netzwerk lancieren und die öffentliche Meinung beeinflussen zu können. Wir wollten eine Kontinuität schaffen.“ Aus diesem Grund wurden die Ergebnisse des Kongresses auch veröffentlicht. Mit „Voices of Black European Women. Reflections, Challenges and Strategies from the Vienna Congress“


brüsselbewc existiert nun erstmals auch ein Dokument über die Situation schwarzer Frauen in Europa. Denn inzwischen gibt es über nahezu jede Minderheit EU-Berichte. „Nur über uns gab es bislang nichts“, kritisiert Achaleke. Im März 2008 fand dann wieder in Wien eine Strategiesitzung des BEWC statt, auf der – schon mit Blick auf das Launching – die Strukturen des Rates entwickelt wurden. Denn Ziel ist es, 2010 einen fixen Sitz in Brüssel zu haben. „Der Rat strebt an, ein Ansprechpartner für die EU zu sein, in allen Belangen, die schwarze Frauen betreffen“, so Achaleke. „Er soll einen konsultativen Status erlangen und eine Institution werden, an die sich alle EU- und UNOEinrichtungen wenden können. Zu Working Groups, Konferenzen u.ä. sollen außerdem Expertinnen geschickt werden, die unsere Anliegen vertreten.“ Die eigenen Kompetenzen sollen so ge-

sich auch um eine Kandidatur auf der Bundesliste der Grünen beworben hatte, bei der Abstimmung aber gegen Alev Korun unterlag. Stellung beziehen. Neben der allgemeinen Forderung nach Partizipation und dem zentralen Bereich des Arbeitsmarktes gibt es eine Fülle weiterer politischer Themen, die für schwarze Frauen in spezifischer Weise von Belang sind und denen sich der BEWC annehmen will. So sollen Policy Papers zu Gesundheits-, Bildungs- oder Entwicklungspolitik ebenso verfasst werden wie etwa auch Stellung zu FGM oder Frauenhandel bezogen werden soll. Natürlich könne „man nur die großen Themen aufgreifen und bspw. ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen und den Anspruch auf medizinische Versorgung fordern oder qualitative Sprachkurse für alle Frauen, die

„Man muss ständig erklären, warum man hier ist, muss immer das eigene Dasein rechtfertigen“ nutzt und deshalb zuvor erst einmal geklärt werden, welche Expertisen es im Netzwerk gibt. In der Folge soll eine Datenbank entwickelt werden, mit deren Hilfe Expertinnen gefunden und der EU zur Verfügung gestellt werden können. Damit wird umgesetzt, was ganz oben auf der politischen Agenda des BEWC steht: endlich dafür zu sorgen, dass schwarze Frauen in Europa entsprechend ihrer Qualifikationen arbeiten dürfen. Denn nicht alleine die rigide an den Aufenthaltsstatus gekoppelte Arbeitserlaubnis verhindert dies häufig. Außerhalb der EU erworbene Qualifikationen werden oftmals einfach nicht anerkannt, weshalb eine Änderung der rechtlichen Lage ein erster wichtiger Schritt ist, um Frauen durch adäquate Arbeitsplätze finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Und um schließlich auch zu gewährleisten, dass schwarze Frauen irgendwann in allen gesellschaftlichen Entscheidungspositionen vertreten sind. „Weder der Nationalrat noch der Gemeinderat sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, wenn wir davon ausgehen, dass 35 Prozent der Wiener Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben“, bilanziert Achaleke, die

sie brauchen“. Um daneben weiterhin auch auf die individuellen Bedürfnisse und Probleme von Frauen aus den einzelnen Mitgliedsländern eingehen zu können, sind die Organisationen auf nationaler Ebene unerlässlich. Denn schwarze Frauen brauchen auch bei alltäglichen Belangen Unterstützung und Vernetzung, z.B. wenn ihre Kinder in der Schule mit Rassismus konfrontiert sind. Das Netzwerk soll deswegen in allen EU-Staaten mit Bedarf repräsentiert werden, ein nächster Schritt wird ein Capacity-Building sein, das all jene, die in ihren Ländern ein Komitee bilden wollen, begleitet und unterstützt. „Die Kraft, die Motivation und der Enthusiasmus der Frauen ist ungeheuer groß“, erzählt Achaleke. Frauen, die über kaum ein Einkommen verfügen, haben die Kosten für Reise und Unterkunft irgendwie selbst aufgebracht, um vom Kongress bis zum Launching an allen Veranstaltungen teilnehmen zu können. „Alles, was bislang geschehen ist, verdankt sich diesem Engagement. Das zeigt, wie dringlich es ist und dass die Sache vorangetrieben werden muss.“ ❚

Beate Hammond

Der Bettschatz Im 19. Jahrhundert bereist Fürst Pückler-Muskau Ägypten und geht shoppen. Auf dem Sklavenmarkt. Sein Blick fällt auf ein schwarzes Mädchen. Aus Abessinien, sagt der Händler. „Die handgreifliche Überprüfung ihrer weiblichen Reize“, so schreibt es der Fürst in seinem Reiseband, „gehörte zu den Selbstverständlichkeiten, als handle es sich darum, sich von der Reife einer Frucht zu überzeugen: Ausgezeichnet! Das ist frisch, das ist gewachsen wie eine Orange.“ Er greift zu, obwohl es sich nicht um ein Sonderangebot handelt, im Gegenteil („eine ziemlich ansehnliche Summe“). Das Mädchen erzählt ihm, dass sie Machbuba heiße, was in ihrer Sprache „Die Goldene“ bedeutet. Sie ist zu dem Zeitpunkt nicht viel älter als 10 Jahre. Der Fürst ist 52. Anfangs wehrt sich der auserwählte Bettschatz gegen das, was der Fürst seine „zu schmeichelnde Behandlung“ nennt. Aber nachdem er sie einen Tag lang eingesperrt hat, drückt sie, „sich niederwerfend, ihre Stirn auf meine Füße“, schreibt Pückler. Von da an verlässt sie ihn „fast nie bei Tag und Nacht, gleich einem treuen Hunde.“ Seiner von ihm getrennt lebenden Frau schreibt der Fürst, dass er „Maitressen dieser Art braucht, welche die blindeste Folgsamkeit mit dem Attachement der Hunde verbinden“. Als das Paar im Januar 1840 nach Wien reist, wird es überall empfangen und bestaunt. „Minister und Große luden sie mir zu Tafel, die vornehmsten Damen besuchten sie im Hotel.“ Die beiden besuchen eine Aufführung der Oper „Die Entführung aus dem Serail“. Die Handlung (Verschleppung in einen Harem) muss Machbuba bekannt vorgekommen sein. Nach einem halben Jahr erkrankt Machbuba schwer. Es ist Tuberkulose und unheilbar. Sie reisen in die Heimat des Fürsten. Machbuba verbringt ihre letzten Wochen auf Muskau, dem Gut des Fürsten, bei Berlin. Ende Oktober stirbt sie und wird auf Muskau unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Der Fürst ist übrigens nicht dabei. Angeblich erfährt er zu spät von der Beerdigung. oktober 2008 an.schläge 11


internationalan.riss deutschland

Feminism is alive and kickin’! Die Herausgeberinnen des neuen, coolen, feministischen Popkulturmagazins stehen dazu: „Das Leben ist eben kein Ponyhof“, und deshalb wird in „Missy“ positive Diskriminierung großgeschrieben. Inhalte und Themen orientieren sich an fraulich-feministischen Taten, Ideen und Interessen, als Vorbild dient die US-amerikanische Zeitschrift „Bust“. Neben Pop, Kultur und Politik steht „Missy“ aber auch für Mode ohne Normzwang, für Sextalk ohne das übliche Liebäugeln mit Heteronormen und für Kosmetik ohne Antifaltencremes. Viermal im Jahr wollen die „Missys” Sonja Eismann, Chris Köver und Steffi Lohaus mit dem 100 Seiten starken Frauenmagazin die Lücke eines intellektuellen Popkultur- und Stylecontent aus (post-)feministischer Perspektive schließen. „Darauf haben wir jahrelang gewartet, jetzt machen wir’s einfach selbst!“, so ihre Motivation. Die erste Ausgabe erscheint am 20.10. sr www.missy-magazine.de, redaktion@missy-mag.de, 3,80 Euro

schweiz

Zu früh gekommen eu

Keine Waschbärenmuttis mehr Sei es die Mutter, deren größtes Glück es ist, ihrer Familie das Essen zu servieren oder Mrs. Waschbär, die sich als gute Hausfrau mittels Lufterfrischer beim hart arbeitenden Ehemann beliebt macht: Stereotype Bilder weiblicher und männlicher Rollenzuweisungen sollen im Sinne der Gleichberechtigung bald nicht mehr in der Fernsehwerbung zu sehen sein. Mit großer Mehrheit wurde Anfang September im EU-Parlament für die Verbannung der Darstellung von Geschlechterklischees aus der Fernsehwerbung und anderen Medien gestimmt. Ein verbindlicher Verhaltenskodex soll aufgestellt werden, um Diskriminierungen zu vermeiden. Ob diesem Beschluss entsprechende Gesetze folgen, entscheidet nun die Kommission. Weiters sollen Behörden geschaffen werden, die Beschwerden über diskriminierende Werbung entgegennehmen. Eva-Britt Svensson, stellvertretende Vorsitzende der Vereinigten Europäischen Linken, argumentierte in ihrem Bericht für den Frauenausschuss: „Geschlechtsspezifische Klischees in der Werbung stecken Frauen, Männer, Mädchen und Jungen in eine Zwangsjacke, beschränken Individuen auf vorgegebene künstliche Geschlechterrollen, die oftmals herabwürdigend, beschämend und erniedrigend für beide Geschlechter sind.“ Die permanente Präsenz von Werbung im privaten und öffentlichen Bereich festige traditionelle Rollenbilder und übe besonders auf das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen Einfluss aus. Weiters sei, so Svensson, eine grundsätzliche Sensibilisierung der KonsumentInnen für die Bedeutung und Wirkung von Werbung in sämtlichen Medien sehr wichtig. nr Bericht des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter nachzulesen unter: www.europarl.europa.eu//sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A6-2008-0199+0+DOC+XML+V0//DE

12 an.schläge oktober 2008

1958, inmitten der hausbackenen 1950er Jahre, publizierte die Schweizer Juristin Iris von Roten (1917-1990) ihre feministische Schrift „Frauen im Laufgitter“, auf die eine Welle polemischer Kritik folgte. „Man kann als Frau nicht hingehen und ein Buch […] schreiben, in dem man […] gegen die Männerwelt vom Leder zieht“, zeterten etwa die „Basler Nachrichten“ ganz vor den (patriarchalen) Kopf gestoßen. Von Roten hatte u. a. wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen sowie die Externalisierung von Haus- und Familienarbeiten gefordert und damit den traditionellen Wertekatalog angekratzt. Erstmals umfassend beschäftigt sich jetzt fünfzig Jahre später das „zentrum gender studies“ der Universität Basel in einer öffentlichen Tagung mit Iris von Rotens Analysen. In Referaten und Diskussionen wird der Frage nachgegangen, „wie dieses streitbare Buch auch heute noch zum Schreiben, Denken und Handeln anregt“ und warum es „buchstäblich zu früh“ gekommen ist. nad 17.-18.10., Offene Worte – Zur Aktualität von Iris von Rotens „Frauen im Laufgitter“, Imprimerie, 4056 Basel, St. Johanns-Vorstadt 19/21, Karten bei der Tageskassa, www.genderstudies.unibas.ch/aktuelles

mexiko

Klage gegen Abtreibungs-Gesetz gescheitert In Mexiko hat der Oberste Gerichtshof die Klage der konservativen Regierung gegen die liberale Abtreibungsregelung der Hauptstadt Mexiko-Stadt abgewiesen. Nach dreitägiger Beratung entschied das Gericht, dass die Bestimmung, nach der Frauen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei eine Abtreibung vornehmen dürfen, nicht gegen die Verfassung verstoße. Im vergangenen Jahr hatte die linksgerichtete Regierung von Mexiko-Stadt die Abtreibung legalisiert. Heftiger Widerstand gegen die Reform kam von der Kirche und der mexikanischen Bundesregierung. Um das Gesetz aufzuheben, hätten acht von elf Richtern dagegen stimmen müssen. Doch acht von elf Richtern sprachen


Fo t o : J R

an.rissinternational

sich dafür aus. Die Regelung betrifft nur Mexiko-Stadt. Damit ist die Hauptstadt außer Kuba der einzige Ort in Mittel- und Südamerika, wo Abtreibungen legal sind. Der Reform waren im April letzten Jahres monatelange, heftige Diskussionen vorausgegangen. Vor allem der Vorschlag einer der Richter des Obersten Gerichts, Sergio Salvador Aguirre Anguiano, Abtreibungen mit drei bis sechs Monaten Gefängnis zu bestrafen, sorgte für Kontroversen. BefürworterInnen unterstrichen, dass ein Abtreibungsverbot Frauen in die Illegalität treibe. pix

berlin

Fundamentalistische Lebenszeichen

brasilien

Von Pro Life gab es am 20. September wieder einmal ein kräftiges Lebenszeichen. In Berlin wurde ein „Schweige- und Trauermarsch“ für ungeborene Kinder organisiert und unter dem Motto „1.000 Kreuze für das Leben“ in dunkler Kleidung und mit weißen Kreuzen durchgeführt. Die dieses Jahr in der BRD gegründete AUF-Partei (Arbeit, Umwelt und Familie) unterstützt die Forderung von Pro Life nach einer harten Bestrafung von Schwangerschaftsabbrüchen nach dem Vorbild einiger USamerikanischer Bundesstaaten. Dort kommt es im Rahmen von AntiAbtreibungs-Kampagnen auch zu Klinikbesetzungen und gewalttätigen Übergriffen auf ÄrztInnen, die „vorgeburtliche Kindstötungen“ vornehmen. Die Diffamierung und Verfolgung von Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch auch nur in Erwägung ziehen, gehört auch zum Grundsatzprogramm von Pro Life und ähnlichen Organisationen. Glücklichweise gibt es auch Widerstand gegen die Hetze der fundamentalistischen ChristInnen: Eine Reihe von linken Gruppen rief zur Gegenkundgebung unter dem Motto „Smash §218//Gegen christlichen Fundamentalismus“ auf. Mit einem „Schweigemarsch“ mit „bunter Kleidung und emanzipatorischen Sprüchen“ wurde gestört, das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen und die Abschaffung des §218 gefordert. lz

„Women are Heroes“

http://no218nofundis.wordpress.com/

www.womenareheroes.be

Femalehiphop.net

An den Fassaden der Häuser, in stillgelegten Swimmingpools, an Autobussen und auf zerstörten Brücken – beinahe überall im brasilianischen Morro da Providencia prangen Bilder, auf denen die Gesichter von Frauen aus dem Viertel zu sehen sind. Frauen, deren Leben geprägt ist von Bandenkriegen und DrogenhändlerInnen, die an einem Ort leben, an dem Entführungen, Vergewaltigungen und Morde zum Alltag gehören. Für das Projekt „Women are Heroes“ reiste der französische Künstler und Fotograf JR bereits durch den Sudan, Kenia, Sierra Leone und Liberia, immer auf der Suche nach dem Ausdruck jener Frauen, die es im Leben nicht sonderlich gut getroffen haben. So auch in Morro da Providencia, einem der ärmsten und gefährlichsten Viertel in Brasilien. Um ihre Geschichten weiterzutragen und gleichzeitig auch anderen Frauen und Mädchen mit ähnlichen Schicksalen Mut und Lebenswillen zu präsentieren, zeigt er die beredten Gesichter von Frauen, die in dieser neuen Serie von den unterschiedlichsten Orten auf das Slumviertel herabblicken. Das Projekt „Women are Heroes“ ist eine Zusammenarbeit mit „Ärzte ohne Grenzen“ und ein Teil von JRs „28 Millimeterprojekt“. Nächste Etappen des Projekts werden Indien, Laos und Kambodscha sein. shi

Obwohl es zahlreiche weibliche MCs, DJs und B-Girls usw. gibt, die auflegen, rappen, sprühen, produzieren, schreiben und breaken, ist die HipHop-Szene weiterhin männlich dominiert. Female HipHop will den Frauen, die HipHop lieben und leben, ein Forum geben, sie vernetzen und unterstützen. Eines der Hauptziele des Projektes ist die Schaffung der größten internationalen Datenbank für und von Künstlerinnen aus der Szene. Das Design der Website, das in Rosa und Grau gehalten ist, wirkt spartanisch, garantiert aber zumindest Klarheit und Übersichtlichkeit. Zu übersichtlich sind hingegen momentan noch die verschiedenen Datenbanken: Bis jetzt finden sich in den einzelnen Kategorien, die von „motion“ über „visual“ bis zu „theory“ reichen, noch recht wenige Profile von Künstlerinnen. Eine Ausnahme ist der Bereich „music“ mit 76 registrierten Frauen. Damit der HipHop und seine Kultur weiblicher wird, ist es also höchste Zeit, die Datenbanken mit neuen spannenden Einträgen zu stürmen, sich die verdiente Aufmerksamkeit zu holen und das Motto der Website wahr werden zu lassen: „Spread the Word & Let’s push things forward“. pix oktober 2008 an.schläge 13


Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r

selbstmordattentäterinnen

Sprengstoff unter dem Herzen Selbstmordattentate werden immer häufiger auch von Frauen verübt. Von irregeleiteten Opfern, die vor allem aus emotionalen Motiven handeln, berichten viele Medien. Falsch, sagt Gudrun Harrer. Im ganzen Jahr 2007 waren es acht – doch heuer steht die Zahl der Selbstmordattentäterinnen im Irak bereits bei über dreißig. Damit sind die Irakerinnen dabei, die Statistik auf den Kopf zu stellen, die die Häufigkeit von Selbstmordattentaten von Frauen in den Jahren von 1985 bis 2006 (insgesamt 220 Fälle) nach Ländern folgendermaßen reihte: 1. Sri Lanka, 2. Israel/Palästina, 3. Tschetschenien.

Gudrun Harrer ist leitende Redakteurin der Tageszeitung „Der Standard“, wo eine kürzere Erstversion dieses Artikels erschienen ist.

14 an.schläge oktober 2008

Säkularer Selbstmord. So nebenbei enthält diese alte Statistik auch die Information, dass das Phänomen keineswegs ein islamisches ist. Und es ist auch kein religiöses, auch dann nicht unbedingt, wenn es sich in einem islamischen Umfeld ereignet – dem boulevardesken „Allahs Bräute“-Klischee, das der Religion noch den Sex zugesellt, zum Trotz. Die

PKK, der niemand eine islamistische Agenda nachsagen wird, hat eine besonders hohe Attentäterinnenquote (76 Prozent), genauso wie früher die Syrische Sozialistische Partei während des Bürgerkriegs im Libanon in den 1980er Jahren (45 Prozent). 85 Prozent aller weiblichen Selbstmordattentate seit 1981 wurden im Namen säkularer Gruppen verübt, schreibt Lindsey O’Rourke, Doktorandin an der Universität Chicago, in der „Herald Tribune“. Wobei sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Beurteilung, in welche Kategorie – religiös oder nicht religiös begründet – ein Selbstmordattentat gehört, manchmal nicht ganz leicht fallen dürfte: Auch bei islamischen Gruppen ist der Islam ja oft nur Teil der Agenda, wie bei den tschetschenischen SeparatistInnen oder den palästinensischen Islamist-

Innen. Die Hamas ist islamistisch, aber sie ist vor allem auch eine nationalistische Bewegung. Längst ist das Thema auch wissenschaftlich bearbeitet, und ohne das empirisch beweisen zu können, liegt die Vermutung nahe, dass am häufigsten über Täterinnen im israelisch-palästinensischen Konflikt geschrieben wurde, wie auch in der Diplomarbeit an der Universität Wien: Claudia Brunner, Männerwaffe Frauenkörper? (Braumüller 2005). Brunner, die nun ihre Dissertation zum Thema Selbstmordattentat fertig schreibt und darin auch die Frauenthematik weiterführt, betreibt kritische Diskursforschung über die medialen Perzeptionen, die zu problematischen, irreführenden und ideologisierten Allgemeinplätzen über „die ganz anderen Anderen“, Frauen als Selbstmordattentäterinnen, führen.


attentäterinnenselbstmord „Weibliche“ Motive? O’Rourke beschäftigt sich auch mit der Motivforschung – wobei die Frage nach „weiblichen“ Motiven allein ja schon zu implizieren scheint, dass Frauen andere Gründe haben als Männer und dass sie solche Attentate quasi verüben, obwohl sie Frauen sind. Bei Frauen – so sieht es, flapsig ausgedrückt, die westliche Öffentlichkeit – muss sozusagen mehr als die Schraube locker sein, die einen Mann dazu bringt, sich in die Luft zu sprengen und möglichst viele seiner Feinde mitzunehmen. Wobei die „Schraube“, so die Annahme, ganz allgemein in der „anderen“ Kultur begründet liegt. Die Auffassung, dass Frauen so etwas eigentlich nicht tun, und schon gar nicht in einer konservativen Gesellschaft, ist jedoch den Kulturen gemein. Das machen sich extremistische Gruppen zu Nutze. Sie bekommen so mehr

gen zu folgendem Ergebnis: Die Motive von Täterinnen unterscheiden sich in den allermeisten Fällen nicht von jenen von Tätern. Das heißt, sie sind gar nicht emotionaler und nicht weniger politisch. Frauen morden, genauso wie Männer, aus Rache und Verzweiflung – aber 95 Prozent ihrer Attentate stehen im Kontext einer Militärkampagne gegen fremde „Besatzung“. In den Medien sieht das natürlich anders aus. Da begegnen einem oft Stücke wie aus einem Lehrbuch für klischeehaften – das heißt schlechten – Journalismus. Ein Artikel der deutschen Presseagentur vom 26. August trägt den Titel „Die schwarzen Todesengel der Al-Kaida wollen vor allem Rache üben“. Racheengel, Todesengel, aber immerhin Engel. „Im Herzen trug Rania Ibrahim den brennenden Wunsch nach Vergeltung. Unter ihrem schwarzen Gewand

destruktiv und geschmacklos als „Zeitbomben“ bezeichnet – anstatt das Potenzial der Frauen für die Gesellschaft zu nutzen. Grausam pragmatische Gründe. Im Irak dürfte die jüngste Zunahme von Attentaten, die von Frauen verübt werden, grausam pragmatische Gründe haben: Bei heute beinahe hermetischen Sicherheitsmaßnahmen in vielen Bereichen kommen Frauen einfach besser durch und werden deshalb verstärkt von extremistischen Gruppen angeworben. Der Sprengstoffgürtel lässt sich unter einer schwarzen Abaya, dem traditionellen weiten Kleidungsstück, besonders gut verstecken – was auch dazu geführt hat, dass als Frauen verkleidete Männer Attentate ausführen. Ein irakischer Sicherheitsmann, der eine Abaya-Trägerin abtastet, ist kulturell unmöglich.

Die Motive von Täterinnen unterscheiden sich in den allermeisten Fällen nicht von jenen von Tätern. Das heisst, sie sind gar nicht emotionaler und nicht weniger politisch. Öffentlichkeit. Das gilt sowohl für westliche als auch für nicht westliche Gesellschaften beziehungsweise Medien, schreibt O’Rourke. Tatsächlich kommen auch im Irak die von Frauen verübten Attentate eher in die Schlagzeilen. Brunner verweist auf den „kommunikativen Mehrwert“ der Attentate von Frauen. Ein in der „Los Angeles Times“ erschienener Irak-Artikel („Grooming a Female Suicide Bomber“ – etwa: „Wie eine Selbstmordattentäterin gemacht wird“) ist ein schönes Beispiel, wie Medien generell darüber berichten: Frauen „werden ausgenützt“ und „überredet“, solche Taten zu begehen. Es ist nie ganz ihre eigene Entscheidung. O’Rourke macht auf den Fall von zwei Selbstmordattentäterinnen aufmerksam, die in irakischen Medien als „geistig zurückgeblieben“ bezeichnet wurde, was sich als erfunden erwies. Auch die Geschichten über „gefallene“ Frauen, die sich durch die Tat reinwaschen – oder gezwungen werden, sie zu begehen, weil sie ihr Leben ohnehin verwirkt haben – boomen. Racheengel, Todesengel. Die Forschung von O’Rourke (und anderen) kommt hinge-

trug sie zwölf Kilogramm TNT.“ Nur wenn Frauen morden, beginnen Artikel mit dem „Herzen“. Der „Todesengel mit Kopftuch“ will seine Brüder rächen, denn: „Religiöser Fanatismus allein reicht bei den irakischen Musliminnen offenbar nicht aus als Motivation für einen Selbstmordanschlag.“ Zu ergänzen „wie bei den Männern“, auf die, eh klar, „Paradies-Jungfrauen“ warten. Dass es auch noch einen anderen Kontext braucht außer „religiösen Fanatismus“, wird verschwiegen. Zur Ehrenrettung des Artikels sei gesagt, dass, nachdem die ganze Klischee-Palette abgearbeitet ist, eine irakische Politikerin zitiert wird, die die irakische Regierung dafür kritisiert, dass sie sich nicht um die Probleme von Frauen kümmert. Sich den Zustand der irakischen Kriegsgesellschaft anzuschauen, das geht schon eher in die richtige Richtung – und Frauen und Männer sind davon gleichermaßen betroffen und motiviert. Die israelische Irak-Expertin Noga Efrati weist übrigens in einem anderen Zusammenhang auf die Terminologie der irakischen Politik hin, die die irakischen Kriegswitwen und -waisen

Jetzt werden die ersten weiblichen Bürgerwehren aufgestellt, die „Töchter des Irak“, nach dem Modell der (von den USA bezahlten) Nachbarschaftsmilizen „Söhne des Irak“. Ein Milizionär verdient im Durchschnitt 300 Euro pro Monat – es wäre interessant zu erfahren, was Frauen dafür bekommen. In einem CNNBeitrag wurden Frauen in Yussufiya südlich von Bagdad interviewt, wo eine der ersten dieser Gruppen aufgestellt wird. Sie gaben fast alle an, sich nur aus wirtschaftlicher Not dazu gemeldet zu haben. In den schiitischen Pilgerstädten, die besonders attentatsgefährdet sind, gibt es bereits länger Polizistinnen. Es mag auch sein, dass Al-Kaida im Irak deshalb vermehrt auf Einheimische zurückgreift, weil sie im Moment ihre Schwerpunkte nach Pakistan und Afghanistan verlegt hat und international eher für dort rekrutiert. Die deshalb im Irak aufgetretenen „Lücken“ füllen, wie in anderen Bereichen der irakischen Kriegsgesellschaft auch, Frauen. Die Theorie, dass die Selbstmordattentäterinnen die allerletzte Reserve von Al-Kaida sind, die kurz vor dem Untergang steht, passt in die Klischees. ❚ oktober 2008 an.schläge 15


celebrationan.schläge

an.schlagsverdächtig Die 25-jährige Dissidentin und ihre bewegte Herstory. Von Saskya Rudigier

Überarbeitete und gekürzte Fassung eines Beitrags aus: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gabi Horak (Hg.):„Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestream“, Helmer Verlag 2008. Das Buch erscheint dieser Tage.

16 an.schläge oktober 2008

Die unzähligen Frauen, die seit 1983 am Projekt an.schläge beteiligt waren, sind nie am – zeitweise erheblichen – Widerstand von außen gescheitert. Mit der Summe vieler kleiner und großer Tücken im Alltag feministischer Zeitungsproduktion hatten sie aber alle zu kämpfen: Geldsorgen, fehlende Langzeitperspektiven, schleichende Ermüdung bei bis zu sechzig Stunden Arbeit wöchentlich, die Überforderung und persönliche Ausgebranntheit, wenn viele Aufgabenbereiche wie Subventionsansuchen, Abo-Verwaltung, Buchhaltung und Inserate-Keilen zu den ursprünglichen hinzukommen, der Umgang mit feministischer Separation und gruppendynamischen Prozessen, den immer wiederkehrenden Zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Tuns angesichts langsamer bis stagnierender gesellschaftlicher Veränderung und dem geringen Interesse am Feminismus – und zeitweise auch an den an.schlägen. Die dadurch erzwungenen häufigen Wechsel der Teams haben jedoch auch einen stetigen Wechsel der Generationen, Herangehens- und Sichtweisen mit sich gebracht. All die Frauen, die sich für eine bestimmte Zeit fanden, um die mittlerweile über 200 Ausgaben der an.schläge herauszubringen, haben ihre Spuren in der Geschichte, den Inhalten und in der Reflexion über ästhetische Erscheinungsformen der feministischen Zeitschrift hinterlassen. Experimentell. Die Gründung des Magazins fiel in die Zeit der Frauenprojektbewegung Anfang/Mitte der 1980er. Sie folgte auf die Aufbruchsphase der

österreichischen Frauenbewegung 1974/75 mit den ersten autonomen Frauengruppen. Der „Wunsch, theoretisch zu arbeiten“ war neben der Erfahrung, nur schwer Zugang zu anderen feministischen Projekten zu finden, ein wichtiger Beweggrund, die an.schläge als Forum für die Auseinandersetzung in der Frauenbewegung und darüber hinaus zu gründen. Im Herbst 1983 erschien unter dem aus Andrea Krakora, Ingrid Lengheim, Brigitte Morscher, Monique Niklos und Susanne Orosz bestehenden Redaktionskollektiv die erste Ausgabe des feministischen Magazins – und von da an vier (manchmal auch sechs) Mal jährlich. Den an.schläge-Gründerinnen ging es nicht nur darum, eine feministische Zeitung herauszubringen. Vor allem soll auch ein Kommunikations- und Informationsnetzwerk für Frauen jenseits patriarchaler Strukturen aufgebaut werden. Ergebnisse aus Arbeitskreisen – u. a. zu Themen wie Rollenbilder/Rollenklischees, Berufstätige Mütter, Genund Reproduktionstechnologien, Pornografie, Basislohn, Widerstand – wurden im Wiener Frauencafé und im Frauenkommunikationszentrum zur Diskussion gestellt und sollten zum Erfahrungsaustausch und zur Auseinandersetzung mit dem Feminismus anregen sowie Gelegenheiten für selbstbewusste Meinungsäußerung schaffen. Dadurch wurde z. B. die Ausstellung „Rollenbilder – Rollenklischees” 1983 in Wien realisiert und die intensive Diskussion in der „Frauen – Film“-Gruppe über die Manifestation patriarchalischer Kultur im

Medium führte 1988 zur Idee, ein FrauenFilmFestival zu organisieren. Gegenentwürfe zu einer von Männern dominierten, definierten und beherrschten Filmpraxis sollten durch das Symposium und Filmfestival „Rote Küsse – Vom Vamp zur Vampirin“ aufgezeigt und feministisch reflektiert werden. Die Verwirklichung dieses – in dieser Form bis dato in Österreich noch nie dagewesenen – Vorhabens mit Filmen von Yvonne Rainer, Alice Guy, Dorothy Arzner, Maya Deren, Chantal Akerman u.v.a.m. fand im März 1990 statt1. An jedem Kiosk. Um dem Bedürfnis nachzukommen, die Diskussionsprozesse in den Arbeitskreisen aktueller und ausführlicher zu veröffentlichen, und auch aufgrund des wachsenden Interesses der Leserinnen, wurden die an.schläge ab Jänner 1988 monatlich herausgeben. Der Traum, dass das feministische Monatsmagazin irgendwann an jedem Kiosk erhältlich ist und zumindest eine minimale Finanzierung der bisherigen Gratisarbeit zustande kommt, soll verwirklicht werden:„Wir tun was und wagen einen Schritt, von dem wir nicht wissen, ob er unser baldiges Ende bedeutet oder uns neue Wege eröffnet.“2. Mit vergrößerter Redaktion, neuem Zeitungskonzept, erweiterten Themenbereichen, mehr Platz – die Seitenanzahl wurde von 28 auf 44 Seiten erhöht – und generalüberholtem Layout verwandelten sich die an.schläge in AN.SCHLÄGE. „Was alt geblieben ist: unsere Wut auf die Welt, die wir so, wie sie ist, nicht wollen, und unsere Überzeugung, dass Menschen und die Verhältnisse, die sie machen, veränderbar sind.“


an.schlägecelebration Der Schritt in Richtung Professionalisierung des Magazins hatte allerdings auch einschneidende Konsequenzen auf inhaltlicher und arbeitsorganisatorischer Ebene. Neben finanziellen Investitionen, wie dem Ankauf einer Satzanlage, musste auch die Verantwortung aufgeteilt werden, um den enormen Arbeitsaufwand überhaupt bewältigen zu können. Viele Jahre fand die Arbeit nur auf ehrenamtlicher Ebene statt, 1987/88 konnte erstmals eine Frau angestellt werden, aber der zermürbende Existenzkampf rund um die Herausgabe der an.schläge überschritt 1991 trotzdem die persönlichen und finanziellen Grenzen der Belastbarkeit vieler Frauen: Das Magazin wurde „vorläufig“ eingestellt. Einige Frauen erarbeiteten ein Konzept für ein zur Gänze auf bezahlter Arbeit basierendes feministisches Monatsmagazin, doch die notwendigen Gelder waren trotz jahrelanger Bemühungen nicht aufzutreiben. Next Generation. Im November 1993 initiierte Beate Soltész die Rettung und Wiederbelebung der an.schläge: „CheckArt. Verein für feministische Medien und Politik“ wurde gegründet. Die ersten an.schläge erschienen im März 1994 – und seither bis heute ununterbrochen zehnmal jährlich, mit je einer Doppelnummer im Sommer und Winter. Gudrun Hauer, Angelika Schwarz, Magda Scheiblbrandner, Beate Soltész und die Fotografin Margarete Neundlinger stellen das Redaktionskollektiv beim Startschuss des umfassenden Nachrichtenmagazins in neuer Optik.3 „Wir können nichts erreichen, wenn wir bescheiden sind […].Wir sollten nicht nur das Bestehende verteidigen, sondern gerade in Zeiten, wo die Zeichen auf Sturm stehen, das scheinbar Unmögliche fordern“, schreibt Gudrun Hauer (an.schläge-Mitarbeiterin seit 1988 und von 1994 bis 1998 die einzige „Chef“redakteurin, die die an.schläge je hatten) kämpferisch in der Erstausgabe der neuen an.schläge:„Wir sollten: Diskutieren, sprechen, streiten, schreiben: über Politik, Strategien, über radikale Veränderungen und Visionen. Fangen wir damit endlich an. Noch heute! Jetzt gleich!“

In Kooperation mit der Buchhandlung Frauenzimmer erschien ab Winter 1995 auch die vierteljährliche Rezensionszeitschrift WeiberDiwan,4 daneben wurden auch drei Dossiers als Beilage publiziert, die brisante Themen wie Aids, Wiedergutmachung, Basiseinkommen in ausführlicher Form behandelten. Seit 1994 befindet sich die Redaktion in der feministischen Bürogemeinschaft der „Frauenhetz“ im 3. Wiener Bezirk, einem Frauenraum. Seit 1997 erhält das immer noch einzige feministische Monatsmagazin im deutschsprachigen Raum eine Subvention vom Frauenbüro der Stadt Wien. Durch die zunehmende finanzielle Absicherung mehrerer Redakteurinnen steigerte sich das Niveau der Zeitschrift derart, dass die an.schläge 1997 mit dem „Prof. Claus Gatterer-Preis“ für sozial engagierten Journalismus („unter schwierigsten ökonomischen Bedingungen seriös gemachtes, streitbares Magazin“), und die Redakteurin Angela Heissenberger 1998 mit dem Menschenrechtspreis des PresseclubsConcordia für zwei Artikel zum Thema „Volksgruppen“ ausgezeichnet wurden. Im gleichen Jahr erhielt Martina Kopf für ihre an.schläge-Titelgeschichte über afrikanische Schriftstellerinnen vom September 1997 den Preis des Österreichischen Zeitschriftenverbandes. Vom Selbstverständnis der Zeitschrift fühlte sich jedoch auch so manches Regierungsmitglied vor den Kopf gestoßen. So versuchte 1996 beispielsweise der damalige ÖVP-Klubobmann Andreas Khol die Publizistikförderung für die an.schläge zu verhindern, indem er sie dem „linksextremen oder linksalternativen Spektrum der politischen Landschaft Österreichs“ zuordnete, die „mit Publikationen kooperiert, die zu Gewalt gegen die Republik“ aufrufen und die ganz allgemein „ein feministisches, politisches linksorientiertes Magazin mit einem Hauptschwerpunkt ‚lesbische Frauen‘ ist.“ Widerstand. Nach sechs Jahren an.schläge neu erfolgte die nächste große Zäsur. Kaum war der umfangreiche Relaunch im März 2000 bewältigt, sah sich das Redaktions-

kollektiv durch die ÖVP-FPÖ-Koalition mit einem politischen Rechtsruck konfrontiert. „Mit der Abschaffung des Frauenministeriums und damit Hand in Hand mit der weitreichenden Verstümmelung von Frauenpolitik, die zur Familienpolitik umgestaltet wurde, stehen wir vor größten finanziellen Schwierigkeiten“, heißt es in einer Selbstdarstellung des Vereins von 2002. Zahlreiche Alternativmedien traf – neben der immer schwerer zu erhaltenden Publizistikförderung – eine medienpolitische Maßnahme der ÖVP-FPÖ-Koalitionsregierung besonders: die Abschaffung des begünstigten Posttarifs und die Erhöhung der Mindestauslieferung. Im April 2000 wurde deshalb der Verband feministischer Medien auf Initiative von „AUF–eine Frauenzeitschrift“ und an.schläge gegründet. Vertreterinnen unterschiedlicher feministischer Medien (mit dabei auch: „Der Apfel“, „Female Sequences“, „Frauensolidarität“, „LILA Schriften“, „LesbenFrauenNachrichten“ und „nylon“) solidarisierten sich, um auf die existenzielle Bedrohung feministischer medialer Gegenöffentlichkeiten aufmerksam zu machen. Die feministischen Medien intervenierten mit einem Aufkleber unter dem Motto „Post it! Frauen (k)leben anders“ gegen die als Einsparung getarnte Maßnahme und forderten UnterstützerInnen auf, einen von den feministischen Medien verfassten Protestbrief an die Regierung zu schicken. Die Koalitionspartner blieben jedoch hart, die Bedingungen, ein feministisches Magazin zu produzieren, gleichfalls. Aber trotz aller Prekarisierungsprozesse: Feministische Medien sind weiterhin ein „Experimentierfeld für eine alternative, selbstorganisierte, egalitäre Kommunikationskultur und journalistische Praxis“, wie Brigitte Geiger schreibt.5 Selbstverwirklichung üben im und mit dem Kollektiv, die Auseinandersetzung mit Themen, die uns wichtig sind, gegen Marginalisierungen und Hierarchien intervenieren: Privilegien, die das Engagement dafür immer mehr als rechtfertigen. 25 Jahre an.schläge: You can Feminism! ❚

Fussnoten 1 Die Filmwoche „Rote Küsse“ fand im Filmcasino Filmcasino. statt. Im OrganisationskoIm Organisamitee waren: waren: tionskomitee MonikaMonika Bernold, Brigitte Mayr, Sabine Bernold, BrigittePerthold, Mayr, Sabine Bettina Pungerscheg Perthold, Bettina und Pungerscheg Gabriele Szekatsch. und 1990 erschien Gabriele Szekatsch. dazu 1990 das von erschien Sabine Perthold dazu das herausgegebene von Sabine Perthold Buchher„Rote Küsse: Ein sinnliches ausgegebene Buch „Rote Frauen-FilmKüsse: Ein Schaubuch“, sinnliches Frauen-Film-Schaubuch“, im konkursbuchverlag. im 2 AN.SCHLÄGE konkursbuchverlag. 1988/1, S. 2 23 Das AN.SCHLÄGE grafische1988/1, KonzeptS. wurde 2 von 3Beate Das grafische Schachinger Konzept (visual wurde affairs) von entworfen Beate Schachinger und die(visual eigensaffairs) geschnitentworfen, tene an.schläge-Schrift und die eigens geschnittene stammt von an.schläge-Schrift Martha Stutteregger, stammt die z.von B. auch Martha dasStutteregger, Logo der documenta die z. B. auch 12 das Logo gestaltete. der documenta 12 gestaltete. 4 Der WeiberDiwan wurde bis Ende 2007 von der Buchhandlung Frauenzimmer in Kooperation mit dem Verein CheckArt als kostenlose, feministische Rezensionszeitschrift herausgegeben. Nach der Schließung des Frauenzimmers im Sommer 2007 hat sich das Redaktionskollektiv neu konstituiert. Der WeiberDiwan erscheint nun als Beilage der an.schläge. 5 an.schläge 10/01, S. 26

oktober 2008 an.schläge 17


F ü nf u n d z w a n z i g J a h r e f e m i n i s t i s c h e B e r i c h te r s t a t t u n g , quer durch alle Bereiche des Lebens, der Liebe, der Arbeit. F ü nf u n d z w a n z i g J a h r e , i n d e n e n d i e a n . s c h l ä g e e i n e n U n te r s c h i e d g e m a c h t h a b e n i n d e r ö s te r r e i c h i s c h e n , i n d e r deutschsprachigen Medienlandschaft. Ich gratuliere sehr h e r z l i c h u n d f r e u e m i c h a u f d i e n ä c h s te n f ü nf u n d z w a n z i g J a h r e . Andrea B. Braidt, Filmwissenschaftlerin

A l l e s G u te z u 2 5 J a h r e n a n . s c h l ä g e n ! M e h r d a v o n , d i e n ä c h s te n 2 5 J a h r e !

D i e a n . s c h l ä g e g i b t e s s c h o n 2 5 J a h r e ? W i rk l i c h b e e i n d r u c k e n d – u n d k ö n n t m i c h i n d e n H i n te r n b e i ß e n ! M i n d e s te n s 1 5 J a h r e g e h e n m i r j e t z r ü c k b l i c k e n d v e r l o r e n , i n d e n e n i c h e s v e r a b s ä u m te , m i r m o r a l i s c h e R ü c k e n s t ä rku n g , g r u n d l e g e n d e A n r e g u n g e n u n d s o n s t n u r m ü h e v o l l z u g ä n g l i c h e I nf o r m a t i o n e n z u b e s c h a f f e n . D e n n , s o w i d e r s p r ü c h l i c h d angesichts der krassen gesellschaftlichen Missstände klingen mag, ic g e h e r e g e l m ä ß i g e r m u n te r t u n d g e s t ä rk t a u s d e r L e k t ü r e d e r a n . s c h l ä h e r v o r : i c h b i n n i c h t a l l e i n , d a s te h t e s s c h w a r z a u f w e i ß . I n v o l l e m Eigennutz wünsch ich Euch zumindest noch mal so viele Jahre des F o r t b e s te h e n s , d i e K r a f t u n d d i e M i t te l , e u r e A r b e i t w e i te r f ü h r e n z u k ö n n e n ! S u s a n n e K i r c h m a y r a ka E l e c t r i c I n d i g o , D J u

Sarah Wiener, Köchin

Wi r v o m S V D A M E N K R A F T w e r f e n u n s f ü r e u c h g e r n e z u e i n e m Geburtstagsständchenin Pose und singen laut feministische Gratulationschöre! Wi r l e s e n u n d t a n z e n z u m R h y t h m u s d e r a n . s c h l ä g e ! Wi r l i e b e n u n d s te h e n a u f a n . s c h l ä g e ! Wi r s c h l a g e n a n ! ! !

Gerade selbst aus der postpubertären Phase geschl l e t z te s J a h r 2 0 , w ü n s c h e n w i r u n s e r e n ä l te r e n S c h w a n . s c h l ä g e n n o c h v i e l j u g e n d l i c h e F ri s c h e , W u t u n d euch ein Ständchen. Les Reines Prochaines, Musike

H e r z l i c h s t d i e La d y z z z z S V D A M E N K R A F T

G r u n d r e g e l fü r e m a n z i p a t o r i s c h g e s i n n te n J o u r n a l i s m u s : Schau erst mal in den an.schlägen nach! B e a t W e b e r , R e d a k te u r M a l m o e It´s all over town by now ...

HAPPY BIRTHDAY LIEBE AN.SCHLÄGE! D a s T e a m v o n R a d i o O R A N G E 9 4 . 0 g r at u l i e r t h e r z l i c h s t ! W i r w ü n s c h e n u n s n o c h v i e l e an.klänge, an.kündigungen, an.risse und aus.blicke. Schön, dass es Euch gibt! Dennoch vermissen wir noch eine eigene an.schläge-Radiosendung. Hören wir uns? Herzliche Gratulation zu 25 Jahren unermüdlicher feministischer Medienarbeit! D a n k e , d a s s i h r e u c h d i e s e u n s c h ä t z b a r w i c h t i g e A r b e i t M o n at f ü r M o n a t a n t u t . Als Okto-Geschäftsführer bin ich außerdem stolz, dass wir mit an.schläge tv die einzige feministische TV-Sendung des Landes ausstrahlen können. M e i n W u n s c h fü r d i e Z u ku nf t : e i n a n . s c h l ä g e - A b o , b i t te ! Christian Jungwirth, Okto W e i l w i r j a n i c h t l ü g e n w o l l e n : N e i n , i c h l e s e d i e a n . s c h l ä g e n i c h t Au s g a b e f ü r Au s g a b e . Das heißt: Ich bekomme die Zeitschrift nur in unregelmäßigen Abständen in die Finger. D a n n w i r d s i e a b e r v o n v o r n e b i s h i n te n z u m i n d e s t a n g e l e s e n . M i t V e r g n ü g e n . M i t W o h l w o l l e n . U n d d e m g u te n G e fü h l d e s E rk e n n t n i s g e w i n n s . M a l e h r l i c h : V o n w i e v i e l e n M e d i e n l ä s s t s i c h d a s s c h o n g u te n G e w i s s e n s b e h a u p te n ? E b e n . G e f ü h l s m ä ß i g ö f te r k o n s u m i e r e i c h d i e O n l i n e - E x te n s i o n d e r a n . s c h l ä g e a u f O k t o T V . B e i d e18s an.schläge – Z e i t oktober s c h r2008 i f t w i e W e b - T V – m ö c h te i c h a u c h k ü nf t i g n i c h t m i s s e n . A l s o : N i c h t u n te rk r i e g e n l a s s e n ! Thomas Weber, Herausgeber des Popmagazins THE GAP

e i n e z e i l e fü r d e n a n s c h l a g b e s te w ü n s c h e u n d v i e l f r a u

I n d e n a n s o n s te n s o s ä u b e r l i c h g e u n te r s c h i e d l i c h s te n l i n k e n S z e n e n die konsequent deren Überlappung gilt für die Überschneidung dieser Au s f o r m u n g e n d e r T h e o r i e p r o d u k t i s o g e n a n n te n K u l t u r - u n d P o l i t l i n k e – und das gefällt mir auch so gut Grenzen dazu da sind, mit ihnen zu a u s z u d e h n e n . Au s d e r P e r s p e k t i v e gerade jene Durchquerungen voran allein als Kampf gegen Gender-Ide t r a n s v e r s a l e P r a x i s v e r s te h e n : e i n aktivistische Praxis, die sich - bit a l l t ä g l i c h e n I d e n t i f i z i e r u n g e n , K a te


M e i n e b e s te n W ü n s c h e f ü r d i e Z u ku nf t ! D a s g e s e l l s c h a f t l i c h e I d y l l i m D a c h s t ü b c h e n , i m O b e r s t ü b c h e n v i e l e r , d i e a n d e r a l t h e r g e b r a c h te n R o l l e n v e r te i l u n g z w i s c h e n M a n n u n d F r a u f e s t h a l te n , m u ß i m m e r w i e d e r , wie jedes Idyll, gestört werden. Daß die „an.schläge" dort als Schlange im P a r a d i e s t ä t i g w e r d e n , g e f ä l l t m i r s e h r . W e i te r s o ! E l f r i e d e J e l i n e k , S c h r i f t s te l l e r i n

d ich zt

as ch ge

I c h e r i n n e r e m i c h n o c h , m i t w e l c h e r B e g e i s te r u n g w i r d i e n e u g e g r ü n d e te n a n . s c h l ä g e i m F r a u e n b u c h l a d e n F r a n k f u r t , w o i c h z e h n J a h r e l a n g g e a r b e i te t h a b e , i n E m p f a n g g e n o m m e n h a b e n , u m s i e n e b e n d i e o l l e E m m a z u s te l l e n ( g e f ü h l s m ä ß i g a m l i e b s te n : d a v o r ! ) . W i r h a b e n s i e m i t L e i d e n s c h a f t v e rka u f t . U l r i k e H e l m e r , V e r l a g s l e i te r i n

und Musikerin

üpft, wir wurden w e s te r n v o n d e n Humor und bringen

erinnen

K u r s z u h a l te n , w e n n d i e W e l l e n d e s Z e i t g e i s te s h o c h g e h e n , i s t w e d e r f ü r S e g l e r I n n e n n o c h f ü r J o u r n a l i s t I n n e n e i nf a c h . W e n n e s s t a rk e n G e g e n w i n d g i b t , b r a u c h t e s M u t u n d f e s te M e i n u n g . I n Z e i te n , w o d i e „ T u s s i “ i n M e d i e n u n d Politik ein Comeback feiert, die feministische Orientierung n i c h t z u v e r l a s s e n , b r a u c h t St a n d h a f t i g k e i t u n d K o n s e q u e n z . W e r K u r s h ä l t , w i rk t s c h n e l l „ o u t o f t i m e “ . D i e a n . s c h l ä g e h a b e n 2 5 J a h r e K u r s g e h a l te n . I c h w ü n s c h e E u c h fü r d a s k o m m e n d e V i e r te l j a h r h u n d e r t w e i te r B e h a r r l i c h k e i t u n d v i e l E r f o l g . Trautl Brandstaller, Journalistin

St a y m e t a l ! W ü n s c h e e u c h a l l e s G u te , P i p i l o t t i R i s t , K ü n s t l e ri n

und der soll wohl gesonnen sein: uen kraft Gudrun Gut, Musikerin

t r e n n te n G e f i l d e n d e r g i b t e s n u r w e n i g e D i s ku r s m a s c h i n e n , b e h a u p te n u n d b e t r e i b e n . Ä h n l i c h e s S z e n e n m i t d e n u n te r s c h i e d l i c h e n i o n u n d fü r d i e a l te n G r e n z e n z w i s c h e n e n . D i e P u b l i ka t i o n s p o l i t i k d e r a n . s c h l ä g e an ihnen – legt nahe, dass solche u spielen, sie zu verschieben und queer-feministischer Politik werden da getrieben, die Queer-Werden nicht ntitarismen, sondern überhaupt als n e d i s ku r s i v e u n d b i s w e i l e n a u c h t te a u c h w e i te r h i n - n i c h t d u r c h d i e e g o r i s i e r u n g e n u n d St r a t i f i z i e r u n g e n b e i r r e n l ä s s t . Gerald Raunig, Philosoph

Annie Sprinkle, Performancekünstlerin

zugeeignet den an.schlägen. in liebe und brüll

S c h w e s te r n B r ü l l , K ü n s t l e r i n n e n

d i e a n . s c h l ä g e f e i e r n 2 5 j a h r e , d i e ö s te r r e i c h i s c h e n d i a l e k t a u t o r I n n e n . feiern 20 jahre - und laungsaum weamma oid ... und wir werden immer besser, reifer und wertvoller, und feiern und jubeln und gleichzeitig wissen wir, daß es garnicht viel zu feiern gibt. solange gibts die anschläge schon und noch immer werden sie gebraucht, o d e r v i e l l e i c h t s o l l te i c h s c h r e i b e n : s i e w e r d e n m e h r g e b r a u c h t d e n n j e , w e n n i c h m i r a n s c h a u e , d a ß d i e e i n k o m m e n s s c h e r e e h e r w e i te r d e n n enger wird, daß mir junge frauen aufeinmal sagen, das binnen-I sei u n ä s t h e t i s c h , w e n n z w a r e i n e m e n g e m i n i s te r i n n e n h e r u m l a u f e n , a b e r j e d e n u r a l s s t a t t h a l te r i n d e s p a t r i a r c h a t s , w e n n f ü r f r a u e n u n d f r a u e n p r o j e k te i m m e r w e n i g e r g e l d z u r v e r f ü g u n g s te h t u s w . in diesem sinne wünsche ich den an.schlägen noch viele schlagkräftige jahre. E l A w a d a l l a , Au t o r i n ich kenne euch zwar noch keine 25 jahre, trotzdem haben wir schon viel g e m e i n s a m u n te r n o m m e n ! b e s o n d e r s s t o l z b i n i c h d a r a u f , d i e i m m e r h i n a u c h s c h o n 3 j a h r e a n . s c h l ä g e t v v o m e r s te n s c h l a g a n a u s a l l e r l e i p e r s p e k t i v e n m i te r l e b t z u h a b e n , s e i e s a l s n e r v e n s ä g e s e i te n s d e r o k t o - p r o g r a m m p l a n u n g , a l s s u p e r m o d e l b ri t n e y s p e a r s o d e r a l s p a r t y - d j . h o f f e n t l i c h k ö n n e n w i r i n e t w a 2 j a h r e n a u c h s o e i n j u b i l ä u m f ü r d i e e r s te u n d n a c h wie vor einzige feministische fernsehsendung im deutschsprachigen raum g e m e i n s a m b e g e h e n ! i n z w i s c h e n f r e u e i c h m i c h a u f d i e p a r t y ! oktober 2008 an.schläge 19 A m i n a H a n d k e , P r o g r a m m k o o r d i n at o r i n , O k t o


celebrationfeminist.press

Format: feministisch Feministische Medienmacherinnen diskutieren über Bildpolitiken, Bauchweh und blöde Postings. Und die Frage: Warum heute überhaupt noch eine feministische Zeitschrift gründen? Iris Borovcnik, Brigitte DeutschländerBauer, Ina Freudenschuß, Gabi Horak, Saskya Rudigier, Lea Susemichel, Angela Tiefenthaler und Vina Yun im Gespräch. Lea Susemichel (an.schläge): Weshalb habt ihr euch für das spezifische Medium entschieden, bei dem ihr arbeitet? Ina Freudenschuß (diestandard.at): Ich arbeite seit 2001 bei diestandard.at, also fast seit Beginn. Ich habe eine Ausbildung im Bereich Neue Medien und habe mich bei diestandard für ein Praktikum beworben und dann dort als Redakteurin zu arbeiten begonnen. Mein ursprüngliches Interesse war, dass es was Neues war, und ich fand es von der Ausrichtung her sehr spannend. Ich

Vorgängerzeitschrift von fiber, die von 2000 bis 2001 existiert hat. Derzeit bin ich Redakteurin der Frauensolidarität, als Karenzvertretung, das ist auch mein erster fix bezahlter Job als Journalistin. Bei nylon waren wir ca. sieben Frauen, die sich aus dem gemeinsamen Interesse an Pop und Popdiskurs heraus zusammengeschlossen haben. Es hat einen akademischen Hintergrund gegeben, Cultural Studies etwa sind verstärkt wahrgenommen worden. Es gab das Bedürfnis, den sonstigen Medien in diesem Bereich eine

immer noch Spaß macht und immer noch wichtig ist. Das Besondere bei den an.schlägen ist, dass man hier Journalismus lernen kann wie sonst nirgendwo. Ich konnte von Anfang an schreiben, musste nie für jemanden Kaffee machen. Einer meiner ersten Vorschläge damals in der Redaktionssitzung war ein Artikel über Väterkarenz. Ich kann mich noch an die entsetzten Gesichter erinnern, dass ich etwas über Männer machen will. Das war aufregend, aber ich hab es gemacht. Das war auch ein Schlüssel-

„Das war auch ein Schlüsselerlebnis: Ich kann die Zeitung wirklich machen, ich muss mich nicht einem Konzept fügen, sondern verändere die Zeitung mit.“ dachte, da ist viel in Bewegung. Am Anfang wurde auch regelmäßig die Tapete verändert, der Hintergrund der Seite. Das fand ich sehr spannend. Das sollte die unterschiedlichen Frauenräume repräsentieren. Das wurde aber dann leider aufgegeben. Derzeit arbeiten fünf Frauen fix bei diestandard.at, alle Teilzeit, einige arbeiten auch in anderen Channels von derstandard.at. Seit Juli bin ich Ressortleiterin. Wir haben aber relativ flache Hierarchien, d.h. es wird viel im Team entschieden. Vina Yun (nylon, Frauensolidarität): Ich war Mitherausgeberin von nylon, der 20 an.schläge oktober 2008

feministische Sichtweise entgegenzustellen. Nylon und MALMOE, bei der ich jetzt auch bin, sind etwa zur gleichen Zeit entstanden, 1999/2000, wo auffällig viele Medien entstanden sind. Manche erklären das mit der Wenderegierung Schwarz-Blau. Für nylon und MALMOE war es jedenfalls ein Zeitpunkt, an dem viele Fragen in der Luft gelegen sind. Gabi Horak (an.schläge): Ich bin 1997 zum Studieren nach Wien gekommen und habe sofort ein Praktikum bei den an.schlägen gemacht und bin seither dabei. Und ich bin es weiterhin, weil es

erlebnis: Ich kann die Zeitung wirklich machen, ich muss mich nicht einem Konzept fügen, sondern verändere die Zeitung mit. Ich habe mehrere Male einen Relaunch erlebt und mitgemacht, die an.schläge haben sich also ständig verändert – sind aber gleichzeitig immer die an.schläge geblieben. Saskya Rudigier (an.schläge): Ich habe Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach meinem Abschluss 2004 habe ich viele Praktika gemacht, um zu schauen, was mich noch alles interessieren könnte. Bei den an.schlägen hat mich begeistert, dass


feminist.presscelebration neue Diskussionen auslösen. Auch wenn es dann natürlich auch wieder Debatten darüber gibt, wie wir feministisch grundsätzlich arbeiten wollen, finde ich diese vielen verschiedenen Perspektiven gut. L. S.: Erfahrungsgemäß ist es aber schon schwierig, eine gute Mischung zwischen „Neuen“ und „Alten“ herzustellen, die neue Inputs, aber auch eine gewisse Kontinuität sichert. Damit man mit bestimmten Diskussionen nicht immer von vorne anfangen muss, sondern eine gewisse Basis vorhanden ist. V. Y.: Wir hatten bei nylon keine of„In vielen Diskussionen wurde klar, dass mittlerweile fene Redaktion. Viele von uns wollten eine grosse Lücke klafft zwischen der Zweiten Frauenbe- oder konnten nach Abschluss des Studiwegung und den FeministInnen heute. Und sich die Frage ums nylon nicht mehr weiterführen, das Medium sollte aber trotzdem weistellt: Wie gehen wir damit um?“ ter existieren. Verein und Startkapital wurden deshalb komplett übergeben. Natürlich hatten wir ein bisschen chen. Die Gruppe von Frauen, die unter- schon wichtig, das gedruckte Ergebnis Bauchweh, was die Neuen draus maschiedlichen Generationen angehörten, in Händen halten zu können. G. H.: Das würde mich auch interes- chen werden … Aber es war eine bewuswar sehr motiviert, und wir haben uns ste Entscheidung: Wir geben das weiter sieren: Was waren für euch die Beweggefragt: Warum machen wir nicht selund mischen uns nicht ein. ber was? Zurück in Wien hat sich ein Teil gründe, in diesen Zeiten eine neue ZeiG. H.: Aber es gab auch einen neutung zu gründen, obwohl es ein ganz der Gruppe sehr schnell getroffen, die en Namen, damit wurde der Wechsel ja anderer Aufwand ist, als etwa einen wieder andere Frauen mitgenommen schon sichtbar gemacht. Weblog zu machen? haben. So waren wir bei LILA anfangs A. T.: Ist von dem Bauchweh noch B. D.-B.: Ich würde mich da Lea ein relativ großes Redaktionskollektiv, anschließen – etwas Greifbares und vor etwas vorhanden, Vina? Erkennst du in derzeit sind wir fünf Frauen. fiber noch etwas von eurem Projekt allem Raumergreifendes aus Papier zu Iris Borovcnik (LILA): Ich bin auch bei wieder? haben, finde ich schon sehr wichtig. LILA dabei. Es lag etwas in der Luft, die Lust, etwas Neues zu schaffen. Uns war es auch von Anfang an wichtig, das Ge- „etwas Greifbares und vor allem Raumergreifendes aus nerationenübergreifende zum Thema Papier zu haben, finde ich schon sehr wichtig.“ zu machen. Weil in vielen Diskussionen klar wurde, dass mittlerweile eine V. Y.: Ich hatte da nie Bedenken. Der I. F.: Und ich denke, es ist auch viel große Lücke klafft zwischen der Zweiten thematische Fokus und der Zugang zu schwieriger, ein neues Online-Medium Frauenbewegung und den FeministInden Themen sind zwar ähnlich geblienen heute. Und sich die Frage stellt: Wie einzuführen und bekannt zu machen. ben. Trotzdem ist fiber ein eigenständiWir hatten einfach das Glück, ein Teil gehen wir damit um? des Mediums und der bereits vorhande- ges Medium und nicht einfach eine Angela Tiefenthaler (fiber): Ich bin seit Fortsetzung von nylon. Es hat sich ja bei über zwei Jahren bei fiber, dem Nachfol- nen Struktur von DER STANDARD und derStandard.at zu sein und davon profi- fiber auch vieles weiterentwickelt, etwa geprojekt von nylon. Dazu gekommen in der Bildpolitik. tieren zu können. bin ich über die Mitorganisation von S. R.: Wie sieht die Bildpolitik bei G. H.: Bei den an.schlägen hat sich „Rampenfiber“, einem feministischen euch aus? in der letzten Zeit alle zwei Jahre das Musikfestival. Ich sehe bei fiber großes A. T.: Wir arbeiten viel mit Bildern Team mehr oder weniger ausgetauscht. Potenzial, Theoretisches mit Praktiund vermitteln unsere Intentionen Wie geht ihr mit Fluktuation um? schem zu verbinden. Die von Vina beauch über Bilder. Gerade bei der VerA. T.: Momentan sind wir zu fünft, schriebenen Eckpfeiler, die für nylon gemischung von Popkultur und Feminisaber die letzte Ausgabe haben wir nur golten haben, gelten für fiber auch mus ist es wichtig, dass Bilder mit Artizu viert gemacht. Also haben wir eine noch. keln interagieren. Wir haben eine eigePraktikumsausschreibung angeleiert, L. S.: Ich bin vor fünf, sechs Jahren obwohl wir mit Praktika-Strukturen per ne Bildredaktion, die sich nur um die noch während des Studiums als freie Fotos kümmert. Redakteurin zu den an.schlägen gekom- se nichts anfangen können. Da komL. S.: Ich glaube, die Bildpolitik femimen dann meist zehn, zwanzig Frauen men, seit zwei Jahren mache ich genistischer Medien hat sich grundsätzund ein paar bleiben auch, die Projekte meinsam mit Saskya die Koordination. lich verändert. initiieren, andere Zugänge haben und Bei uns gibt es zwar weiterhin ein man gleich was tun kann, Verantwortung übernehmen, was verändern kann. Dieses Gefühl hat angehalten. Man ist nicht nur Dienstleisterin, sondern kann ein Produkt machen und sehr viel mitgestalten. Brigitte Deutschländer-Bauer (LILA): 2006 gab es einen von der ÖH organisierten Frauenkongress, an dem ich teilgenommen habe, dort gab es einen Workshop zu Printjournalismus. Wir haben über unterschiedliche feministische Zeitungen und Themen gespro-

Redaktionskollektiv, aber nur zwei Redakteurinnenstellen können derzeit bezahlt werden. Ich würde die Möglichkeit der Mitbestimmung nicht ganz so positiv sehen wie Saskya und Gabi. Völlig hierarchiefrei ist es natürlich auch bei uns nicht, und eigene Anliegen und Veränderungen müssen schon auch durchgefochten werden. Aber meine Eingangsfrage zielte auch ganz grundsätzlich auf das gewählte Format ab. Warum Print? Warum ein Online-Medium? Für mich ist es z. B.

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celebrationfeminist.press jeden voyeuristischen Genuss unmöglich zu machen – zu einer neuen Lust an Bildern. Bilder werden subvertierend wiederholt, es wird mit ihnen experimentiert etc. Und ein Experimentieren ist es bei uns letztlich auch. Wir wollen aber möglichst sichtbar machen, dass es ein Experiment ist, die Auseinandersetzung soll transparent sein. G. H.: Habt ihr bei LILA ein Bild„Man ist nicht nur Dienstleisterin, sondern konzept? kann ein Produkt machen.“ I. B.: Wir haben immer eine Künstlerin pro Ausgabe, deren Bilder wir drucken. Diese Bildstrecke hat aber es kein Problem, wenn PolitikerInnen finiert. Dass die Form ebenfalls ein überhaupt nichts mit dem Text zu tun. vorkommen, zeigen wir eben deren wichtiges Thema ist und mit dem InKöpfe etc. Aber zum Beispiel bei sexisti- Eine reine Bebilderung von Text wollten halt immer zusammen gedacht werschen Sujets für die „Zitrone“ diskutie- wir vermeiden: Bei Interviews gibt es Foden muss, wurde weniger reflektiert. ren wir schon, wie groß dieses Bild nun tos, aber sonst nicht.Warum das bei InNylon war kein teuer reproduziertes terviews nicht gilt, haben wir aber nie erscheinen soll. Oder die Frage nach Medium – dazu hatten wir gar nicht die Mittel –, wir wurden aber dennoch dem Aussehen von abgebildeten Frau- diskutiert. B. D.-B.: Wir hatten in der ersten en. Die Reaktionen im Forum sind völlig als „glamourös“ wahrgenommen, was Ausgabe ein Interview mit einer Schüeinfach mit dem Layout und der poppi- anders, wenn eine schöne Frau zu selerin, die so ein tolles feministisches hen ist, viel wohlwollender als bei eigen Aufmachung zu tun hatte. Erstaunlich, dass das so stark ins Gewicht ner, die weniger gängigen Idealen ent- Shirt anhatte. Wir fanden die Bilder damals alle so gut, dass wir sie gespricht. Das ist schon häufig eine gefallen ist. Weg von der Vorstellung vor allem, dass es um eine bildliche Repräsentation von Frauen gehen muss, um sie sichtbar zu machen. Ich denke, das Prinzip der Repräsentation wird auch hier zunehmend problematisiert. V. Y.: Früher wurden feministische Medien vor allem über ihren Inhalt de-

Mitunter kann es schon passend sein, Klischeehaftes zu verwenden, auch wenn es festschreibt und zementiert. Aber es drückt aus, dass es tatsächlich noch so ist. Manchmal braucht es furchtbare Bilder. I. F.: Bei uns werden jeden Tag unzählige Bilder publiziert. Bei vielen ist

„Früher wurden feministische Medien vor allem über ihren Inhalt definiert. Dass die Form ebenfalls ein wichtiges Thema ist und mit dem Inhalt immer zusammen gedacht werden muss, wurde weniger reflektiert.“

dieStandard.at www.diestandard.at fiber. werkstoff für feminismus und popkultur www.fibrig.net ´ Frauensolidarität www.frauensolidaritaet.org LILA – Blattform für generationenübergreifende feministische Diskurse und Praktiken http://87.230.21.38/lila/index.html an.schläge. Das feministische Magazin www.anschlaege.at

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G. H.: Was gibt es bei der Frauensolidarität für eine Bildpolitik? V. Y.: Eher eine traditionelle, würde ich sagen. Aber die Frage der medialen Repräsentation von „Frauen aus dem Süden“ ist insgesamt sehr schwierig. Die Bilder im Mainstream, die gewöhnlich ärmlich gekleidete, unmoderne Frauen in der passiven Opferrolle zeigen, müssen problematisiert werden, weil damit ein bestimmtes Frauenbild unter einem westlichen Blick reproduziert wird. Feministische Medien wie die Frauensolidarität können hier verändernd eingreifen. Aber es braucht Zeit und Energie, das zu ändern, das ist ein Prozess. L. S.: Wir bemühen uns sehr, aber es ist wirklich ungeheuer viel Aufwand, sich angemessen Gedanken über den Einsatz von Bildern zu machen. Die Bilder müssen letztlich wie Texte diskutiert werden. Und es gibt da ja auch nicht das eine Konzept oder die eine Strategie.

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Gewissensentscheidung, ob wir uns von dummen Postingbeiträgen in unserer Bildauswahl beeinflussen lassen sollen oder nicht. V. Y.: an.schläge gibt es ja jetzt auch auf Okto als Fernsehsendung, da ist die Frage nach der Bildpolitik ja noch viel zentraler.

druckt haben, und seither ist das so geblieben. G. H.: Bei den ersten an.schlägeAusgaben vor 25 Jahren war das auch so, da gab es immer nur eine künstlerische Bildstrecke. Vom ästhetischen geht das neue Layout jetzt wieder ein bisschen in die Richtung.

„Das wollten wir auf jeden Fall vermeiden: eine reine Bebilderung von Text.“ L. S.: Wir haben uns gleich zu Beginn mit dem Format und der geänderten Form auseinandergesetzt, indem wir eine Reihe zu feministischer Filmtheorie und -praxis gestartet haben. Wir haben darin feministische Filmtheoretikerinnen zu inhaltlichen, aber eben auch zu formalen Strategien befragt. Ich denke, auch bei filmischen Medien gab es bei FeministInnen die Entwicklung von der totalen Verweigerung – am besten nur Schwarzbild, um

I. F.: Mit Bildern lässt sich Aufmerksamkeit erzeugen, eine Bildgeschichte bringt meist auch mehr Klicks. Und wir wollen natürlich, dass die Leute die Artikel anklicken und lesen. Wir müssen uns deshalb immer wieder damit auseinandersetzen, ob wir ein plakatives Bild nehmen, damit es mehr Aufrufe erzeugt. Und man sieht einfach sofort das Ergebnis: je plakativer die Aufmachung, desto größer das Interesse.


feminist.presscelebration L. S.: Mich würde noch interessieren, was es bei diestandard.at für Diskussionsprozesse zu den vielen sexistischen Postings bei euch im Forum gibt. I. F.: Ein schwieriges Thema. Im Herbst soll es einige „forumfreie Tage“ geben, um die LeserInnen ein Stück weit zu ‚erziehen‘. Dann werden wir

G. H.: Als wir mit den an.schlägen ins Netz gegangen sind, haben wir auch ein Forum eingerichtet. Zum Austausch für unsere LeserInnen, dachten wir … Innerhalb von drei Wochen haben wir es abgedreht, weil nur solche Leute dort waren. Mich würde aber noch interessieren, wie eure Erfahrun-

ähnliches – gibt es keine an.schlägeLinie, denn die an.schläge Frauen sind viele und vielfältig. Dass grundsätzlich die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit für alle möglich sein soll, genauso wie die Entscheidung für oder gegen Familie – diese Linie hat sich nie geändert.

„Das hat natürlich damit zu tun, dass wir über gewisse Themen viel mehr berichten als andere Medien, z.B. über die Väterrechtsbewegung oder über Abtreibung. damit locken wir sie an, und die ärgern sich über diese Artikel dann masslos und posten entsprechend. Die schlimmsten Sexisten sind deshalb auf diestandard.at und nicht bei derStandard.at.“ sehen, wie sich die Diskussionskultur entwickelt. Das Forum lässt sich auch nicht einfach ganz schließen, das entspräche nicht der Unternehmensphilosophie. Der Eifer, den manche beim Posten an den Tag legen, ist aber ungeheuer. Die melden sich an, die Kommentare werden gelöscht, dann melden sie sich mitten in der Nacht unter neuem Namen an und hinterlassen wieder fünfzig Postings. Man fühlt sich manchmal richtig in die Defensive gedrängt. Die Autorinnen werden ja auch persönlich beschimpft, das wird zwar nicht freigeschaltet, aber man liest es ja trotzdem. L. S.: Ich finde es schon bezeichnend, dass es trotz des viel beschworenen Demokratisierungspotenzials solcher Foren vor allem Männer sind, die schreiben … I. F.: Viele Frauen posten nicht. Manche liefern sich schon Kämpfe und posten gegen solche Männer.

gen mit Angriffen sind – im Netz, aber auch persönlich. A. T.: Mir persönlich ist das nie passiert. Im Netz gab es zwei Kommentare

I. F.: Ist es nicht auch so, dass man sich denkt: Soll ich da jetzt noch darüber berichten, wenn es eh schon in allen anderen Medien vorkommt?

„Wir arbeiten viel mit Bildern und vermitteln unsere Intentionen auch über Bilder. Gerade bei der Vermischung von Popkultur und Feminismus ist es wichtig, dass Bilder mit Artikeln interagieren.“ in einem Jahr, sonst nichts. Wir verkaufen nur 800 Hefte, schließlich kauft niemand ein Heft, um sich dann später drüber aufzuregen, glaube ich. I. F.: Bei einer Sache würde mich eure Meinung noch interessieren: Man konnte in den letzten Jahren beobachten, dass die Berufstätigkeit von Frauen auch in bürgerlichen Medien ein großes Thema geworden ist. Und für mich stellt sich die Frage, wie feministische

G. H.: Die Aufgabe der an.schläge ist es, sich ganz genau anzuschauen, in welche Richtung die Politik geht. Das feministisch kritisch zu hinterfragen: Wohin führen die diskutierten Maßnahmen? Geht das dorthin, wo wir hinwollen? So genau findet sich das in keinem Mainstream-Medium. L. S.: Ich sehe die Aufgabe der an.schläge auch nicht vornehmlich

„Es geht ja auch nicht ausschliesslich um klassisch frauenpolitische Themen, sondern um einen feministischen Blick – der aber auch migrantische oder queere Perspektiven einschliesst – auf sämtliche Themen.“ Aber in der Mehrzahl sind es wirklich extremistische Männer. Das hat natürlich damit zu tun, dass wir über gewisse Themen viel mehr berichten als andere Medien, z.B. über die Väterrechtsbewegung oder über Abtreibung. Damit locken wir sie an, und die ärgern sich über diese Artikel dann maßlos und posten entsprechend. Die schlimmsten Sexisten sind deshalb auf diestandard.at und nicht bei derStandard.at.

Medien damit umgehen sollen, dass die Berufstätigkeit von Frauen so positiv aufgegangen ist in der Gesellschaft, quer über alle politischen Parteien. Da finde ich die Position, die ein feministisches Medium in dieser Frage noch einnehmen kann, schwierig. Wie gehen die an.schläge damit um? Sagt ihr dann auch mal: Ja, wir sind eh gleicher Meinung wie die ÖVP? G. H.: In den Details bei diesen Fragen – wie viele Jahre Karenzgeld oder

darin, Regierungspolitik zu analysieren. Und es geht ja auch nicht ausschließlich um klassisch frauenpolitische Themen, sondern um einen feministischen Blick – der aber auch migrantische oder queere Perspektiven einschließt – auf sämtliche Themen. Und vor allem greifen die an.schläge ja immer auch „subkulturelle“ Themen auf, die nach wie vor überhaupt nicht im Mainstream vorkommen. ❚

Links an.schläge. Das feministische Magazin: www.anschlaege.at fiber. werkstoff für feminismus und popkultur: www.fibrig.net Frauensolidarität: www.frauensolidaritaet.org LILA – Blattform für generationenübergreifende feministische Diskurse und Praktiken: http://87.230.21.38/lila/index.html dieStandard.at: www.diestandard.at

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Weiteres Programm im Rahmen von AfroLit: Weiteres Programm Rahmen vonafrikanischer AfroLit: Literaturwoche für und im über AutorInnen Literaturwoche für und über AutorInnen Herkunft, die in Österreich leben und auf afrikanischer Deutsch schreiben. Herkunft, die in Österreich leben und auf schreiben. Dienstag, 07.Oktober 2008, 19h, Lesung Deutsch mit Diskussion: Dienstag, 2008, 19h, Lesung Diskussion: Requiem für07.Oktober Pescho – Eine Trauerarbeit dermit anderen Art, Requiem für Pescho – Eine Trauerarbeit der anderen Art, von Espérance-François Bulayumi von Espérance-François Bulayumi Mittwoch, 08. Oktober 2008, 19h, Lesung mit Diskussion: Mittwoch, 08.realistische Oktober 2008, 19h, Lesung mit Diskussion: „Un ART istka poetry“ / AfroLit – Eine „Afro„Un ART realistische poetry“ / AfroLit – Eine „Afro- mit Lutte“? Füristka einen Diskurs eines unbewaffneten Kampfes Lutte“? Für einen Diskurs eines unbewaffneten Kampfes mit Diva Grace Diva Grace 09. Oktober 2008, 19h, Donnerstag, Donnerstag, 09. Oktober 2008, 19h,Eier! – Von der Worte sind schön, aber Hühner legen Worte sind schön, HühnerMit legen Eier!Addai – Von der Andersartigkeit des aber Berichtens. Patrick Andersartigkeit des Berichtens. Mit Patrick Addai Dienstag, 7. Oktober bis Donnerstag, 9. Oktober 2008 Dienstag, 7. Oktober bis Donnerstag, Bücherausstellung im Rahmen von AfroLit9. Oktober 2008 Bücherausstellung im Rahmen AfroLit Freitag, 10. Oktober 2008, 19h,von Podiumsdiskussion: Freitag, 10. Oktober 2008, 19h, Podiumsdiskussion: Afro-Journalismus in Österreich – chancenloses literarisches Afro-Journalismus in Österreich Schaffen im geschützten Bereich?– chancenloses literarisches Schaffen im geschützten Bereich? Mit Di-Tutu Bukasa, Die Bunte Zeitung Mit Di-Tutu Bukasa, Die Bunte Zeitung Sonntag, 12. Oktober 2008, 15h-17h, Familiennachmittag Sonntag, 12. Oktober 2008, 15h-17h, Familiennachmittag Erlebnis Afrika: Singen, Tanzen und Erzählen – wir tauchen Erlebnis Afrika: Singen, Tanzen und Erzählen – wir tauchen in die afrikanische Märchenwelt ein! Mit Babátólá Alóba in die afrikanische Märchenwelt ein! Mit Babátólá Alóba Für Kinder ab 6 Jahren Für Kinder ab 6 Jahren Nähere Informationen unter www.aai-wien.at Nähere Informationen unter Anmeldung bei bildung@aai-wien.at, oderwww.aai-wien.at tel. 3105145-210

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an.rissarbeit.wissenschaft

Fo t o : N a v i g a t o r Fi l m

film

Das Arrangement Im Rahmen der Plattform gegen Gewalt in der Familie zeigt das Cinemagic Kino gemeinsam mit EfEU- Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle, am Freitag den 3.Oktober den Film „Das Arrangement“ von Nathalie Borgers. Die Regisseurin porträtiert darin vier junge Menschen aus Wien, die alle aus türkischen Familien stammen. Auch arrangierte Hochzeiten sind ein Thema, mit dem sich die Protagonistinnen auseinandersetzen müssen. Die Medizinstudentin Serpil beharrt darauf, ihre eigene Wahl treffen zu können, nachdem sie als junges Mädchen gegen ihren Willen verheiratet wurde und ihr die Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann damals über ein Frauenhaus gelang. Gülümser hingegen kennt ihren zukünftigen Ehemann erst ein paar Tage, doch sie willigt in die arrangierte Hochzeit ein, nicht zuletzt um sich der Kontrolle ihrer Eltern zu entziehen. Im Anschluss an den Film beantwortet Ayse Basari, Mitarbeiterin der Beratungsstelle Orient Express, Fragen zum Thema Zwangsverheiratung. pix 3. 10., 17-19.00, Cinemagic-Kino, 1010 Wien, Friedrichstraße 4, UKB: 5 Euro, Veranstalterin: EfEU – Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle, 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 41, T. 01/9662824

Absage in Québec-Stadt) die 24. Weltkonferenz von ILGA in Wien organisiert. Erstmals in der Geschichte von ILGA wird die Schirmherrschaft bei einer der Tagungen mit Heinz Fischer von einem amtierenden Staatsoberhaupt übernommen. ILGA wurde 1978 gegründet – feiert heuer also das dreißigjährige Jubiläum –, ist der einzige weltweite Verband von Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Transgender- und Intersex-Organisationen und hat rund sechzig Mitgliedsorganisationen in über neunzig Staaten weltweit. Die Tagungen dienen dem Austausch von AktivistInnen der LGBT-Bewegung, es werden Plenarsitzungen, Podiumsdiskussionen, Workshops, informelle Arbeits- und Gesprächskreise stattfinden. Thematisch wird es vor allem um die Bereiche Arbeitswelt, Gesundheit, Religion und Bildungswesen gehen. Außerdem sollen Strategien für Lobbying gegenüber internationalen Organisationen erarbeitet werden, denn die Bekämpfung der strafrechtlichen Verfolgung (in ca. achtzig Ländern der Welt besteht ein Totalverbot homosexueller Handlungen, in neun Ländern sind sie mit der Todesstrafe bedroht) muss weiter vorangetrieben werden. Gesucht werden außerdem noch MitarbeiterInnen, SponsorInnen und SpenderInnen. be Jahrestagung ILGA-Europe: 30.10.-2.11., Hotel Ibis, 1060 Wien, Mariahilfer Gürtel 22-24, 24. ILGA-Weltkonferenz: 3.-6.11. www.hosiwien.at/ilga2008, www.ilga.org, www.ilga-europe.org

kongress

Solidarische Ökonomie Ende Februar 2009 wird an der Universität für Bodenkultur in Wien der Kongress „Solidarische Ökonomie“ stattfinden, für den noch MitgestalterInnen gesucht werden: Ideen für Workshops, Performances, Filme, Offene Diskussionsrunden etc. können noch bis 17.10. eingebracht werden. Der Kongress soll u.a. dazu dienen, den Gedanken der Solidarischen Ökonomie bekannter zu machen und Austausch und Vernetzung zu ermöglichen. Solidarische Ökonomie meint Solidarität als gegenseitige Unterstützung sowie eine Ökonomie, die sich an menschlichen Bedürfnissen orientiert. be www.solidarische-oekonomie.at

klage feuer.wehr

Deliss fordert Schadensersatz Clémentine Deliss, die an der Akademie der bildenden Künste Wien bei der Rektorswahl ihres Geschlechts wegen diskriminiert wurde (die an.schläge berichteten), klagt nun auf Schadensersatz: Nach einem Bericht des „Standard“ fordert sie über ihren Rechtsanwalt Karl Newole 127.907,23 Euro, falls Rektor Stephan Schmidt-Wulffen nicht abberufen und die Stelle mit Deliss besetzt wird. Die Finanzprokuratur prüft, wir bleiben dran. be http://derstandard.at/?url=/?id=1219581725469

tagung

ILGA in Wien – gleich zwei Mal Die internationale Homosexuellen- und Transgender-Vereinigung ILGA tagt im Herbst in Wien: Schon vor zwei Jahren bekam die Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien den Zuschlag, die heurige Jahrestagung von ILGA-Europe auszurichten, nun wird auch noch (nach einer kurzfristigen

„Sie gehören zur Elite“ Wir schreiben das Jahr 2008. Lucia Steinbauer ist Österreichs erste gewählte Feuerwehrkommandantin. Steinbauers erste Reaktion auf die Wahl zeigt, wie wenig selbstverständlich Frauen in Österreichs Feuerwehren sind: „Ich fiel aus allen Wolken.“ Sie hätte nicht gedacht, dass die vielen älteren Kollegen sie akzeptieren würden. Indes in Niederösterreich: Einige Mädchen wollten Mitglieder der Feuerwehrjugend von Brunn am Gebirge werden. In einem Schreiben an eines der Mädchen hieß es, „dass derzeit die Aufnahme von Mädchen für die Feuerwehrjugend oder die Aufnahme von weiblichen Mitgliedern im Aktivstand unserer Wehr abgelehnt“ werde. Josef Buchta, der Landesfeuerwehrkommandant von NÖ, ließ verlauten: „Es gibt genug Mitglieder. Warum sollen die Kollegen in Brunn sich etwas antun, das nicht nötig ist?“ Nach Gesprächen wird nun eifrig zurückgerudert: Er, Buchta, wünsche sich mehr Frauen in der FFW, denn „sie gehören zur Elite“. Es hätte sich nicht um Diskriminierung gehandelt, es habe lediglich keine freien Dienstposten gegeben. In der Feuerwehrjugend? burgi oktober 2008 an.schläge 27


web2.0

Umkämpfte Community Gendertrouble im Internet: Neben queer-feministischer Vernetzung und Intervention kommt es auch im Web 2.0 immer wieder zu antifeministischen, homophoben und sexistischen Angriffen. Von Tanja Carstensen

Tanja Carstensen, Soziologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik, forscht und lehrt im Bereich Internetfoschung, Technik- und Arbeitssoziologie sowie Geschlechterforschung.

28 an.schläge oktober 2008

Seit einiger Zeit ist das Internet nicht mehr das alte: Es ist nun „Web 2.0“. E-Mails, Homepages, Foren und Chats wirken antiquiert verglichen mit den heutzutage zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Weblogs, Wikis, des Podcasting und Communities wie „YouTube“, „MySpace“ und dem „studiVZ“. Das ‚neue‘ Internet ermöglicht kooperative Arbeit an Dokumenten und verspricht eine stärkere Partizipation der Netznutzer_innen sowie neue Beteiligungsformen. In manchen Veröffentlichungen überschlagen sich die Hoffnungen auf Demokratisierung, Entmachtung der Diskurshoheit der Massenmedien, auf neue Öffentlichkeiten, Gemeinschaftsbildung und Vernetzung, die daraus entstehen sollen. Feministische Diskussionen hatten in den 1990er Jahren früh die Ambivalenz des Internets aus Geschlechterperspektiven sichtbar gemacht: Neben wertvollen Möglichkeiten der Vernetzung untereinander und der

Einflussnahme auf hegemoniale Diskurse ist pornografischen und sexistischen Angeboten sowie diskriminierenden Erfahrungen im Internet kaum aus dem Weg zu gehen. Feministische Communities im Netz. Mit den Möglichkeiten des Web 2.0 scheinen sich die Verhältnisse nun noch zu verschärfen. Aus queer-feministischen Zusammenhängen sind so spannende Angebote wie das „mädchenblog“, das „Genderblog“ und das „Gender@Wiki“ entstanden, die das Web 2.0 um feministische Interventionen bereichern. Das „mädchenblog“ versteht sich beispielsweise als offenes feministisches Gemeinschaftsprojekt und will Themen wie Beziehungen, Körper, Sexualität, aber auch Politik und Popkultur anders verhandeln als dies in den gängigen Mädchen- und Jugendzeitschriften geschieht. Im Genderblog wird zum neuen Gleichstellungsgesetz, zu Elternschaft, zur Frage, wozu wir noch Geschlechter brauchen und zu vielem anderen disku-

tiert, es werden Bücher vorgestellt und aktuelle Themen kommentiert. Beide Blogs sind Orte engagierter Diskussionen zu Feminismus, sie decken Sexismus auf und prangern Antifeminismus an. Außerdem finden sich hier viele Links zu anderen feministischen Blogs und Seiten im Internet. Auch mit dem Gender@Wiki ist eine spannende Alternative zur Online-Enzyklopädie Wikipedia entstanden, in der Informationen, Entwicklungen und Wissen aus der Frauen- und Geschlechterforschung gesammelt werden. Die Wiki- und Weblog-Technologien unterstützen die gegenseitige Verlinkung und die inhaltliche Bezugnahme und laden zur Mitarbeit, Kommentierung und Diskussion ein. So offenbart sich im Netz eine aktive, sehr gut untereinander vernetzte Szene an feministisch interessierten und engagierten Menschen. Homophobe Zensur. Gleichzeitig kommt es aber immer wieder zu antifeministischen, homophoben und sexistischen


2.0web Angriffen aus der Mitte der Web 2.0Community: So löschte zum Beispiel „MySpace“ im März 2007 das Profil der kanadischen Band „Kids on TV“. Mit dem standardisierten Hinweis auf einen „Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen“ gingen unwiederbringlich sämtliche Daten und damit auch 14.000 Kontakte der schwul-lesbischen Band verloren. Als Verstöße gelten üblicherweise „Nacktbilder oder anstößige und gewalttätige Bilder, das Überdecken der Bannerwerbung mit HTMLCodes, die Belästigung anderer User, das Zuspamen von Foren oder Gästebüchern, das Aufblähen von Scores oder die User sind noch zu jung“. Dass diese Regeln sonst nur halbherzig von MySpace umgesetzt werden, zeigt die zahlreiche Porno-Werbung auf ihren Seiten. Gegen welche der Nutzungsbedingungen „Kids on TV“ genau verstoßen haben soll oder was sonst als Grund für die Löschung diente, war von

ständnis von Geschlecht als „hegemoniale heterosexuell verfasste Zweigeschlechtlichkeit“ kritikwürdig: „Ich dachte immer, das hätte was mit Genetik zu tun.“ Auch die im Beitrag enthaltene Aussage, Frauen und Mädchen seien innerhalb der Musik- und Kunstszene unterrepräsentiert, wurde angezweifelt und als Argument für die Löschung herangezogen. Fünf Minuten später schlug einer der an der Diskussion beteiligten Personen dann auch noch die Löschung des Eintrags zu „Riot grrrl“ vor: „Ich will mal ganz ketzerisch die Frage nach der Relevanz stellen und frage mich auch, was das nun genau sein soll. Entstanden in einem eher unbedeutenden Kaff, reagiert wie auch immer auf eine empfundene männliche Dominanz in der Musikszene (ist dem so? Wenn ich Radio höre, habe ich den Eindruck, öfter Frauen denn Männer singen zu hören), und dann ein paar nicht wirklich bekannte Musik-

profil abzuschaffen. Während es im Internet in anderen Communities durchaus die Möglichkeit gibt, ohne eine eindeutige Angabe eines Geschlechts Mitglied zu werden (z. B. auf der Musikplattform „last.fm“ oder in der Foto-Community „flickr.com“), besteht studiVZ auf einer Entscheidung zwischen entweder männlich oder weiblich und weist die potenziellen Mitglieder bei einer Nicht-Wahl bestimmt darauf hin: „Bei uns können sich nur weibliche oder männliche Wesen anmelden!“ Zudem sind die meisten Funktionsbezeichnungen in männlicher Form gehalten (z. B. Moderator, Student). In internen Diskussionen in der Community setzten sich Studierende für eine geschlechtergerechte Sprache ein; ihre Argumente wurden aber mit biologistischen und technikdeterministischen Begründen abgewiegelt: Zum einen wurde Zweigeschlechtlichkeit als biologisches Fakt behauptet,

„MySpace“ löschte im März 2007 das Profil der kanadischen Band „Kids on TV“. Mit dem standardisierten Hinweis auf einen „Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen“ gingen unwiederbringlich sämtliche Daten und damit auch 14.000 Kontakte der schwul-lesbischen Band verloren. MySpace hingegen nicht zu erfahren. Nach vehementen Protesten zog sich MySpace dann auf die Erklärung eines „Versehens“ zurück und stellte die Seite wieder ins Netz. Es lässt sich wohl nicht abschließend klären, warum das Profil von „Kids on TV“ gelöscht wurde. Hinweise auf homophobe Motive liefern allerdings interne Diskussionen in Diskussionsforen zum Thema Zensur, wo sich zeigt, dass die Löschung von „Kids on TV“ keineswegs ein Einzelfall war, sondern dass es noch weitere Fälle von Löschungen unkommerzieller Seiten mit schwulen, lesbischen und queeren Inhalten gegeben hat. Queer-feministische Inhalte zu löschen, stand auch in der „freien Enzyklopädie Wikipedia“ zur Debatte. Im August 2007 wurden dort die Einträge zu „Ladyfest“ und „Riot grrrl“ zur Löschung vorgeschlagen. Neben Kritik an Relevanz und Qualität der Einträge – der Ladyfest-Artikel wurde als „freie Assoziation zum Thema“ charakterisiert, er sei nicht objektiv – schien den LöschBefürworter(Inne?)n aber auch das Ver-

kapellen als Beispiele. Als Literatur werden vor allem Artikel in Zeitschriften mit doch sehr, sehr begrenzter Leserschaft angegeben, die Weblinks sind irgendwelche Foren. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier krampfhaft etwas groß geschrieben werden soll, von dem kaum jemand je Notiz genommen hat.“ Glücklicherweise fanden sich in der Wikipedia-Community genügend engagierte Menschen, die schnell, fundiert und energisch die Relevanz und Berechtigung dieser beiden Artikel belegen konnten und sie somit vor der Löschung bewahrt haben. Ärgerlich bleibt dennoch, dass feministische Themen offensichtlich immer wieder verteidigt werden müssen. Binäre Programmierung. Weniger erfolgreich verliefen bisher die Versuche innerhalb der größten deutschen Studierenden-Community „studiVZ“, den Zwang zur eindeutigen zweigeschlechtlichen Positionierung bei der Anmeldung und im BenutzerInnen-

zum anderen zogen sich Administratoren auf die unsinnige Position zurück, es wäre „höchst kompliziert“, andere als binäre Kategorien im BenutzerInnenprofil und geschlechtergerechte Sprachformen zu programmieren. Vieles an diesen Auseinandersetzungen erinnert an die alten Zeiten des „ersten“ Internets. Queere und feministische Inhalte können keinesfalls unbeschadet im Internet bestehen, sondern sind immer wieder Rechtfertigungsdruck ausgesetzt. Erkenntnisse wie die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit sind mit biologistischen Totschlagargumenten konfrontiert. Aber es zeigt sich auch, dass sich Widerstand lohnt. Proteste gegen Löschungen haben Erfolg und machen deutlich, dass es eine kämpferische queer-feministische Community im Web 2.0 gibt, die das Internet nicht konservativen und antifeministischen Kräften überlässt. Es bleibt also spannend im Web 2.0, Geschlecht bleibt umkämpft und das Internet ein wichtiger Ort für diese Kämpfe. ❚

Wiederabdruck mit freundlicher Genehmingung von ak - zeitung für linke debatte und praxis. Dieser Artikel erschien zuerst unter dem Titel „Gendertrouble im Web 2.0“ auf der Homepage des Feministischen Instituts Hamburg, www.feministisches-institut.de. Hier finden sich auch die Quellenangaben und zahlreiche weiterführende Links.

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kulturan.riss unter ihnen Grete Wiesenthal und Gertrud Kraus. Die zumeist neuen Produktionen reflektieren die Fülle des künstlerischen Tanzes vor dem Zweiten Weltkrieg. Die RegisseurInnen und ChoreografInnen werfen aus zeitgenössischer Perspektive einen Blick auf die Werke ihrer VorfahrInnen und versuchen eine Brücke zwischen historischen und neuen Produktionen zu schlagen. Ein Höhepunkt des Festivals ist der Benefiz-Abend für die 86-jährige Wera Goldmann am 22. Oktober. Die Künstlerin musste aus Wien fliehen und wird an diesem Abend noch einmal in ihrer Heimatstadt auftreten. Goldmann wird bei dieser Gelegenheit auch ein Ehrenzeichen der Stadt Wien bekommen. Nicht versäumen sollte man außerdem die Produktion „Hanna Berger: Retouchings“, die erstmals in Wien gezeigt wird. Das Festival steht unter der künstlerischen Leitung der Tanzhistorikerin und Journalistin Andrea Amort. syb 5.-31.10, ODEON, 1020 Wien, Taborstraße 10, Karten: 25,-/11,- Euro, Tel: 01/ 2165127, odeon@oden-theater.at, www.odeon-theater.at

film

Romy wird 70

konzert

War’s der Gärtner? Amanda Palmer, weiblicher Part des Punk-Cabaret-Duos Dresden Dolls, hat im September ihr Solo-Album mit dem Namen „Who killed Amanda Palmer?“ veröffentlicht. Und geht damit auf Tour, die sie auch nach Österreich führen wird: Am 18. Oktober ist sie im „Komma“ in Wörgl zu sehen, am 20. Oktober in der Wiener „Szene“. Es ist nun keineswegs so, dass Amanda auf ihrer Soloplatte etwas radikal anderes macht als mit den Dresden Dolls. Ganz im Gegenteil: Der Look, der Musikstil, der Gesang, der Habitus der morbiden Chanteuse – alles ist gleich geblieben. Dafür scheint Amanda in ihre SoloSongs mehr Kraft und Intensität hineingelegt zu haben als in jene des eher farblosen dritten Dresden-Dolls-Albums „No, Virginia“. Die Emotionen wirken wieder echter, der Gesang, das Gehämmere auf dem Piano ist eindringlicher. Bleibt also nur noch abzuwarten, wie sie die Stücke auf der Bühne rüberbringt. trude Amanda Palmer live: 18.10., Komma, 6300 Wörgl, Pichlerstr. 21 A und 20.10., Szene, 1110 Wien, Hauffgasse 26, www.myspace.com/whokilledamandapalmer

tanz

Berührungen: Tanz vor 1938 – Tanz von heute Anlässlich des österreichischen Gedenkjahres präsentiert das ODEON sechs Programme, die großen Namen der Tanzmoderne gewidmet sind, 30 an.schläge oktober 2008

Sie ist schön. Sie ist tot. Sie ist schön tot. So schön tragisch tot. So schön tragisch gestorben. Gerade noch pünktlich. Gerade noch pünktlich, bevor. Vor dem Untergang, dem banalen. In Sanssouci ist sie ja schon total mitgenommen. Der Alkohol. Die Tabletten. Die Liebe. Der Schicksalsschlag. All we need. Der Große Geliebte besucht die Tote. Sie strahlt. Sie strahlt uns an. Sie ist so strahlend schön. Sie hat eine Reinheit. Sie verkörpert eine Reinheit. Aber nicht mehr für die deutschen Saubermann- Muttis und den deutschen Vati, vor denen sie flüchtet. Und raus aus dem pickigen mannerschnittenrosa österreichischen Kitsch! Irgendwann ist sie auch eine deutsche Mutti. Sie ist so rein. So tot. So schön. So eine schöne Märtyrerin. Und das in coolen französischen Filmen, wie passt das? Gestorben für uns. Damit wir immer weiter Geburtstag feiern können. Romy wird siebzig! Noch eine Dosis, bitte. Noch mehr Leiden, Liebe, Schmerz. Noch mehr banale Filme, die von ihr erleuchtet werden. Noch mehr Swimming Pools, und Sissis, die chinesisch zwitschern. Wir können nicht genug kriegen von ihr. Alice tourt unermüdlich in Sachen Romy. Noch eine Dosis Romy, bitte! Bis zum 75er! mi Werkschau zum 70. Geburtstag Romy Schneiders: bis 15.10. und zwischen 30.10.-7.11., Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4 Karin Moser (Hg.): ROMY SCHNEIDER: Filme. Rolle. Leben. FILM-ARCHIV AUSTRIA 2008, 24,90 Euro

t h e a te r

Splendour Vier Frauen warten gemeinsam auf einen Fototermin mit dem Diktator eines sich im Bürgerkrieg befindenden Landes. Die Damen vertreiben sich die Zeit mit Plaudereien über Prada-Handtaschen – bis sie merken, der Mann, auf den sie warten, wird nicht mehr kommen. Die aus Australien stammende Regisseurin Tanya Denny inszeniert das beim Edinburgh Festival mit gleich zwei Preisen ausgezeichnete Stück der britischen Autorin Abi Morgan in deutscher Sprache und hat den Blick dabei immer auf die Situation der Frauen gerichtet. miaK 15.10., 20.30, Splendour von Abi Morgan, Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26 oder office@kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro


A k e m i Ta k e y a , Fo t o Ko n t ra s t e 0 8

Renate Billeth

festival

Stimmenbewegt Seltsame Musik für „tolerant hörende Menschen“ hat das FestivalTeam von Kontraste 08 gesucht, gefunden und in ein kongeniales Programmpaket geschnürt. Unter dem thematischen Akt „Schöne Stimmen“ finden sich u.a. auch jene „eigenwilligen“ von Maja Osojnik, Katharina Klement, Angélica Castelló und Billy Roisz. Die Erwartungen daran, wie die vier – unter dem Projektnamen „subshrub“ versammelten – Musikerinnen recycelten Gesang mit Fernsehgeräuschen, mittelalterlichen Turntables und Klavier verbinden werden, sind hoch. „Brüchige Lieder“ und große Gefühle hingegen vereint die erst 18jährige Grazerin Anja Plaschg aka Soap&Skin in ihren melancholischen Songs. Ausnahmekünstlerin, Poprebellin oder „Österreichs next Wunderkind“: Viele mediale Rosen wurden der Künstlerin schon gestreut, ihre erste Plattenveröffentlichung „untiteld“ präsentiert Soap&Skin am 4.10. in der Minoritenkirche. Die umtriebige New Yorker Komponistin und Klangkünstlerin Marina Rosenfeld lässt in ihrer Interpretation von György Ligetis Orchesterstrück „Lotano“ SchülerInnen des BORG Krems „Sound lesen“. Über den Köpfen des Laien-Teenager-Chors sorgen Lautsprecher dafür, dass der Klang sich im Raum ausbreitet. „Tenage Lotano“ erforscht, wie viele andere von Rosenfelds Werken, neue Strategien und Strukturen kollektiver Aufführungen. Der Themenbereich „Bewegter Klang“ bietet neben der österreichischen Erstaufführung von Karlheinz Stockhausens „Cosmic Pulses“ noch eine andere interessante Aufführung. Das Performancestück „Red Point“, von der in Wien lebenden Künstlerin Akemi Takeya, erzählt von konflikthaften Begegnungen unterschiedlicher Kulturkreise. „Red Point“ verbindet „Musik, Tanz, Poesie und Bilder“ choreografisch miteinander und entstand durch die Kooperation mit mehreren KünstlerInnen: dem Kollektiv „Strukt“, der Wiener Band Metalycée und der japanischen Musikerin Keika Higuchi. sr bis 11.10., Kontraste 08 – Seltsame Musik, Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems/Stein, Minoritenplatz 5, Kosten pro Tag: 19,-/16,- Euro, www.klangraum.at

Auswärtsspiel Seit 25 Jahren gibt es nun die an.schläge – und beinahe ein Menschenleben trennt mich von meiner Zeit als koordinierende Redakteurin beim einzigen feministischen Monatsmagazin Österreichs. Nein, ich war kein Gründungsmitglied, sondern fand erst vor knapp fünf Jahren den Weg in die Hetzgasse 3. Gebunden, aber kinderlos – und sicherlich keine Kandidatin für das Heimspiel. Doch der Grund für eine mögliche neue Kolumnistinnenkarriere ließ nicht lange auf sich warten – und während der Bauch meiner Freundin langsam größer wurde, überlegte ich, wie ich den absehbaren postnatalen Verdienstausfall wettmachen und das doch eher magere Feministinnengehalt durch einen zweiten Job auffetten könnte. Ich startete also mit einer lockeren Sechzigstundenwoche in das Neuland Familie und erlebte als euphorische Neo-Mutti, passable an.schlägeRedakteurin und verdammt miserable Unterrichtspraktikantin eine der intensivsten Zeiten meines Lebens. Meine Arbeitswoche konnte ich seither zum Glück erheblich reduzieren, und auch meine Partnerin steht wieder voll im Berufsalltag. Das neue Menschenleben ist ein unverzichtbarer Teil unseres Lebens geworden und hat sich zu einem kernigen Freund österreichischer Blasmusik (darüber ein anderes Mal) entwickelt. Und ich schreibe eine Kolumne, für die ich eigentlich bis heute nicht wirklich qualifiziert bin, denn ich war in der Mutti-Liga vorwiegend Auswärtsspielerin. Für mein verdientes Heimspiel müssten in diesem Land ohnehin erst einmal die Regeln geändert werden. Derzeit haben wir ja (zumindest theoretisch) gerade die Chance, dass sich da rechtlich doch noch was tut, auch wenn mir das nicht besonders realistisch erscheint. Denn die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien zählte angesichts der Forderung nach billigeren Führerscheinen (Wählen ab 16!) und höheren Pensionen (Wählen bis 100 und mehr!) nicht gerade zu den Top 5 unter den Wahlzuckerln. Eigentlich schade, denn ich würde dankbar beim zweiten Kind ein Jahr Karenz einlegen (besonders jetzt, wo es bei uns im Augarten immer gemütlicher wird) – und endlich mein Heimspiel ohne Bauchweh schreiben. Bis es soweit ist, bin ich dankbar, dass es mit den an.schlägen eine feministische Plattform gibt, die aus einem Auswärtsspiel doch irgendwann einmal ein Heimspiel werden lassen könnte. oktober 2008 an.schläge 31


genderswapping

Online-Amazonen Männer probieren im Netz die Frauenrolle aus. Wo führt das hin? Von Irmi Wutscher

1 World of Warcraft ist mit etwa zehn Millionen Accounts das derzeit größte Online-Rollenspiel der Welt. 2 http://science.orf.at/science/ news/146743

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Hans ist ein passionierter Computerspieler. Er hat bereits in den 1990ern bei dem damals noch ganz neuen Online-Rollenspiel „Ultima Online“ mitgemacht. Dort hat er auch erste Erfahrungen beim Spiel einer Frauenrolle gesammelt. „Ich habe damals einfach ausprobiert, was ich noch machen kann, und bin so auf die Frauenfigur gestoßen“, erzählt er. „Mit der Zeit bin ich dann draufgekommen, dass es mir mehr Spaß macht, eine Frau zu spielen. Und außerdem: Es ist ein Rollenspiel, warum soll man da eine Rolle spielen, die man im normalen Leben auch hat?“ Laut einer Studie, die an der WU Wien durchgeführt wurde, tauscht jeder vierte Mann beim Online-Spiel World of Warcraft (WOW)1 sein Gender und spielt als Frau, während nur sieben Prozent der Frauen sich eine männliche

Rolle aussuchen. Die Männer geben an, dass vor allem ökonomische Vorteile im Spiel sie dazu bewegen, eine Frau zu spielen.2 Mord und Geschenke. Hans hat in seiner Rolle als Online-Amazone in der imaginären Welt „Britannia“ vor allem mit anderen Männern interessante Erfahrungen gemacht. So ist sein erster „virtueller Mord“ in einer Frauenrolle von ihm verübt worden. „Da gab es eine Situation, in der mich ein Mann extrem blöd angemacht hat. Das war etwas, von dem ich mir vorher eigentlich gar nicht vorstellen konnte, wie das ist. Und mir war das dann dermaßen unangenehm, dass ich dem meine virtuellen Pfeile hinterhergeschossen habe.“ Insgesamt waren die Erfahrungen mit anderen Männern im Cyberspace aber sowohl positiv als auch negativ.

Denn Männer wollen sich im Spiel den Frauen gegenüber häufig galant zeigen. Sie schenken ihnen Dinge oder sind äußerst hilfsbereit. „Männer geben gerne an, indem sie dir Sachen schenken“, erklärt Hans. „Sie demonstrieren damit auch Status. Diese Geschenk-Ökonomie ist schon ein Ding, das im Online-Spiel viel vorkommt.“ Aber auch den Umgang mit Frauen hat Hans dort anders erlebt. So hatte er bei Ultima Online im Spiel eine beste Freundin, mit der er diverse Abenteuer durchgestanden hat. Als er sich mit ihr dann in der „echten“ Welt traf, als Mann und Frau, hat die Kommunikation nicht mehr so funktioniert, wie das als beste Freundinnen im Spiel immer der Fall gewesen war. Nicht notwendig subversiv. Trotz all dieser Erfahrungen, meint Hans, brachte der


swappinggender Geschlechtertausch für ihn nicht die große Erkenntnis. Er betont vor allem, dass er sich die Frauenrolle ja nicht nach irgendwelchen Vorgaben ausgedacht hat, eigentlich hat er sich im Spiel genauso verhalten wie zuvor als Mann. Was sich verändert hat, ist die Art und Weise, wie seine Umwelt ihn wahrgenommen hat. „Es geht ja nicht darum, dass ich einen Frauenkörper habe, online, sondern wie die Umwelt reagiert, die dieses Bild von mir sieht“, meint er. „Es ist ja nicht so, dass ich eingestiegen bin und unbedingt eine

Aber dass darüber hinaus über Geschlechtskonstruktionen nachgedacht wird, bezweifelt sie: „Ich würde diesen Rollentausch nicht per se als subversiven Akt sehen. Es initiiert zwar, dass mit Geschlechterrollen gespielt wird und ermöglicht, über Rollenstereotype zu reflektieren und diese auch gezielt einzusetzen. Subversiv würde für mich aber bedeuten, dass dieses Experimentieren mit Geschlechterrollen auch im Alltagsleben Auswirkungen zeigt und sich darin äußert, dass gesellschaftliche Strukturen unterlaufen werden.“ Das

Online-PartnerInnen-Börse genutzt werde und diese daher eine gewisse Art von „Realismus“ im Spiel einfordern. „Die Leute wollen, dass du dein Geschlecht spielst, es ist auch technisch ein bisschen schwieriger geworden, das Geschlecht zu wechseln, weil man durch die Stimmeingabe ja hören kann, ob du ein Mann oder ein Frau bist.“ Für Doris Allhutter ist der Backlash im Netz weniger eine Folge der geschlechtstreuen Rollen, die von den SpielerInnen verlangt werden, sondern

„Ich würde diesen Rollentausch nicht per se als subversiven Akt sehen. Es initiiert zwar, dass mit Geschlechterrollen gespielt wird und ermöglicht, über Rollenstereotype zu reflektieren und diese auch gezielt einzusetzen. Subversiv würde für mich aber bedeuten, dass dieses Experimentieren mit Geschlechterrollen auch im Alltagsleben Auswirkungen zeigt und sich darin äussert, dass gesellschaftliche Strukturen unterlaufen werden.“ Frau spielen wollte, mir ein Rollenbild festgelegt und danach gehandelt habe. Sondern die Rolle ist dadurch passiert, wie das Umfeld auf dich reagiert. Egal, ob in einer positiven oder negativen Art und Weise.“ Somit hat er durchaus erleben können, wie es ist, als Frau zu agieren, und wie man auf eine Frau reagiert, vor allem auf der Ebene der Kommunikation. Aber das heißt für ihn noch lange nicht, dass er sich deshalb wirklich in eine Frau hineinversetzen kann. Vielmehr sieht er den Frauenavatar als Teilaspekt seiner selbst. Das bedeutet für ihn aber nicht, dass er auch im Alltag alles nachempfinden kann, was er in der projizierten Welt erfahren hat. Auch Doris Allhutter, Gender- und Technikforscherin an der Akademie der Wissenschaften, schätzt das Potenzial, das dieser virtuelle Gendertausch besitzt, eher gering ein. Sie ist der Meinung, dass solche Spiele sehr gut zeigen, dass Gender auch bei Interaktionen im Cyberspace eine wichtige Rolle spielt und dass es eben nicht egal ist, ob das Gegenüber als Mann oder als Frau wahrgenommen wird. Diese Erfahrungen haben unter den SpielerInnen vielleicht Überlegungen darüber ausgelöst, welche Auswirkungen die Wahl einer Männer- oder Frauenfigur auf den Spielerfolg hat.

würde für Doris Allhutter aber ein sehr hohes Reflexionsniveau der SpielerInnen voraussetzen. Denn: Stereotype gezielt einzusetzen bedeutet noch nicht, dass Konstruktionen der eigenen Geschlechtsidentität hinterfragt werden. „Wenn es soweit gehen würde, könnte das sicher eine Veränderung im Alltagsleben bedeuten“, so Allhutter. „Ich würde aber infrage stellen, dass es so weit geht.“

eher eine des grafischen Hyperrealismus, durch den die Darstellungen in den Spielen geprägt sind. „Einen Backlash würde ich dahingehend feststellen, dass mit dem verbesserten grafischen Realismus in Rollenspielen sehr viel stärker auf detaillierte Körperdarstellungen abgezielt wird“, meint sie. „Die Figuren stellen sehr stark Hypermännlichkeiten und Hyperweiblichkeiten dar, dieser grafische Realismus hat den Anspruch, Weiblichkeit und Männlichkeit als sehr unterschiedlich darzuRealismus im Cyberspace. Hans, der ja stellen und den Gap zwischen den Geschon in den Neunzigern im Cyberschlechtern zu betonen.“ space unterwegs war, kann einen VerMüssen wir uns jetzt also von der gleich zu heutigen Spiele-Communities feministischen Utopie verabschieden, ziehen. Und er ortet einen gewissen dass Gender im Cyberspace freier und Backlash, vor allem was das freie Spiel mit den Rollen betrifft. „In den Neunzi- verhandelbarer ist? Zum Teil sicher schon. Zwar machen die technischen gern herrschte da schon so eine AufVoraussetzungen es möglich und vor albruchsstimmung. Man hat Dinge ausprobiert, Sachen gemacht, die man vor- lem einfacher, einmal mit seinem Gender zu spielen, es zu wechseln und in her so nicht tun konnte“, meint er. „In unterschiedlichen Situationen gezielt meinem Fall waren das schon Erfaheinzusetzen. Aber mittlerweile ist auch rungen, die ich normalerweise nie gemacht hätte. Ich glaube aber, dass jetzt, im vielbeschworenen Cyberspace der wo der Cyberspace zu einer Massenkul- gesellschaftliche Alltag eingekehrt. Von den SpielerInnen wird ein gewisser Reatur geworden ist, die üblichen Rollenlismus ihre Geschlechterrollen betrefbilder wieder zurückkommen.“ fend eingefordert, und auch die Art, wie In den neueren Massenspielen Rollen angelegt sind, dient eher dazu, wie WOW sei es sogar eher verpönt, als Mann eine Frau zu spielen. Das re- den Unterschied zwischen Geschlechtern zu betonen, und nicht, Grenzen zu sultiere auch daraus, dass WOW von verwischen. ❚ vielen SpielerInnen auch als eine Art oktober 2008 an.schläge 33


theatralekatastrophe

M a ß f ü r M a ß , T h a l i a T h e a t e r, Fo t o : A r n o D e c l a i r

Tragedy sells! Auf der Bühne werden derzeit gerne Leidensgeschichten erzählt. Männern und Frauen ergeht es dabei in gleicher Weise schlecht. Katharina Pewny über das Katastrophische in Theater, Tanz- und Performancekunst. Neben zeitgenössischen Theater- und Tanzproduktionen, die sich eindeutigen Narrationen und erkennbaren Handlungsmustern verweigern, waren im vergangenen Jahr viele interessante Aufführungen zu sehen, die sich dem Katastrophischen widmen. Das sind Neubearbeitungen klassischer Stoffe wie von Lot Vekemans raffiniertem Stück „Schwester von – Zus van“, einer Genter Produktion, die in das Thalia Theater geladen wurde (Regie: Allan Zipson). Hierin erzählt Ismene, die vergessene Schwester der antiken Heldin Antigone, von ihrem Leben als nahezu einzige Überlebende der Nachkommen 34 an.schläge oktober 2008

des legendären Ödipus. Nur mit ihrem Sprechen transformiert sie die leere Bühne in eine belebte Welt, bis hin zum Tod durch die Bisse wilder Hunde, der ebenfalls ausschließlich sprachlich statthat. Vergleichbar verfährt die New Yorker Gruppe Nature Theater of Oklahoma (Regie: Kelly Cooper und Pavol Liska) in ihrer Produktion „Romeo and Juliet“, die am 14. 8. 2008 das internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg eröffnete und später bei den Salzburger Festspielen prämiert wurde. Hier wird von Telefonaten mit Menschen, die gebeten wurden, die Geschichte von Romeo und Julia

nachzuerzählen, berichtet. Dabei treten deren eigene Erlebnisse mit Sexualität oder mit rassistisch motivierten Bandenkriegen zutage. Am Ende erhält der Abend eine unerwartete Wende, als Romeo und Julias große Liebesszene in die Gegenwart des Theaters transportiert und als Liebe des Publikums, die sich die SchauspielerInnen wünschen, inszeniert wird. Auf die Dynamik zwischen Bühne und Publikum zielt auch der norwegische Choreograf Hooman Sharifi ab, der seine Lecture Performance mit dem Titel „What would I do without you“ als Dialog mit dem Publikum gestaltet (Kampnagel Hamburg).


katastrophetheatrale Guerillakampf und Gebärstreik. „Verbrennungen“ des Autors Wajdi Mouawad, gesehen bei den Autorentheatertagen des Thalia Theaters, ist eine Schnittstelle von Erzählung und Schauspiel. Ein Geschwisterpaar erhält aus Briefen der verstorbenen Mutter den Auftrag, den Vater und den Bruder zu suchen. Wajdi Mouawad rollt die Lebensgeschichte einer Guerrillakämpferin auf, die in einzelnen Szenen auf der Bühne gespielt wird. Sie führt durch den Bürgerkrieg im Libanon zurück in die Jugend der Mutter. Dass sich Vater und Bruder im Endeffekt als gleiche Person erweisen,

me zum Knicken, sondern beraubt den Tänzer auch seines Häuschens, verändert die Luft und den Geruch des Theaters, deprimiert und schläfert ein (das Publikum). Stuart zeigt, wie die Sinne des Publikums äußerst effektvoll angesprochen werden können. Eindrucksvolle visuelle Effekte inszeniert auch Kris Verdonk in „End“, vor allem in der ersten Stückhälfte, in der in regelmäßigen Abständen Tänzer vom Himmel fallen und sich auf Schnüren oder durch Fäden gezogen mit präzisen Bewegungen quer über die Bühne bewegen.

dem Berliner Bezirk Neukölln nächtens begegnen, ist die Sekunde zwischen dem Aufprall und dem Tod. So ergeben sich unterschiedliche Zeitlichkeiten, die – vor allem im Unterschied zu den einfachen Handlungen und abbildhaften Bühnenumsetzungen der anderen beiden Inszenierungen – sehr zu fesseln vermögen. „Jammer und Schauder“? Zusätzlich zu den genannten Produktionen, die sich mit Gewalt, Tod, Politik und zerbrechenden ökologischen Ressourcen auseinandersetzen, sind selbstverständlich auch

Kehrt das Theater zu seiner ursprünglichen Bestimmung, der emotionalen „Reinigung des Publikums von und durch Jammer und Schauder“, wie es der Philosoph Aristoteles für das antike Tragödientheater formuliert hat, zurück? Stuart und Verdonk waren zum Kampnagel-Sommerfestival geladen, das unter dem Motto „Klimawandel“ stand. Doch auch Produktionen, die unter keinem expliziten Thema stehen, bedienen sich 2007/2008 gerne des Tragischen. Zum Beispiel Dea Lohers Stück „Das letzte Feuer“, das 2008 mit dem renommierten Mühlheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde (Regie: Andreas Kriegenburg, Thalia Theater). Wie eine Gemeinschaft von NachbarInnen in eine Katastrophe rund um einen Kriegsflüchtling verwickelt ist, wird hier ebenfalls als Geschichte inszeniert. Auch die junge DramatikerInnen-Generation, die bei der langen Nacht der Autoren im Thalia Theater präsentiert wurde, schreibt über persönlich und politisch „schwere“ Schicksale. Anne Habermehls Stück „Letztes Territorium“ (in der Regie von Corinna Sommerhäuser) lässt einen Sterbende Schwäne & andere Schicksale. Setzt afrikanischen Flüchtling auf eine deutsche Familie treffen, Juliane Kanns Dimitris Dimitriadis gezielt einen ÜberTheatertext „Birds“ bringt (Identitäts-) fluss an Menschen, Schreien, Musik und Worten ein, so arbeitet die Choreografin Konflikte von Jugendlichen auf die Bühne, und Paul Brodowskys Text „ReMeg Stuart mit extremer Reduktion: In gen in Neukölln“ (in der Inszenierung „Blessed“, zu sehen beim Kampnagelvon Hasko Weber) erhielt den PubliSommerfestival, befinden sich auskumspreis bei der langen Nacht der Auschließlich ein großer Schwan, eine Paltoren des Thalia Theaters. Das letztgeme und ein Häuschen aus Pappe sowie nannte Stück hat eine raffinierte Draein Tänzer auf der Bühne. Die Katastrophe findet hier als schleichender Prozess maturgie, deren zentraler Moment ein in Form von Regen statt. Der Dauerregen Autounfall zu Beginn ist. Der gesamte während fast der gesamten Aufführung Ablauf des Abends, bei dem sich teils bringt nicht nur den Schwan und die Pal- real, teils surreal wirkende Gestalten in

macht „Verbrennungen“ – übrigens eine Burgtheater-Produktion in der Regie von Stefan Bachmann – zur Tragödie par excellence. Bei den Wiener Festwochen war „Ich sterbe als Land. Eine Aufführung für 999 Menschen und ein Mikrofon“ von Dimitris Dimitriadis zu sehen. Eine lange Menschenschlange mit 150 Menschen, darunter zwölf SchauspielerInnen, schiebt sich quer durch die große Halle im Museumsquartier. Die Gesichter der Wartenden werden gefilmt und blicken den Zuschauern als lebendes, bewegliches Bühnenbild entgegen. Die beeindruckenden visuellen Effekte werden leider durch Dimitriadis’ Text über eine innerlich zerrüttete Nation beschallt, der den Niedergang des Landes in die Metapher des Gebärstreiks (oder die Unfähigkeit zu gebären, das bleibt offen) von Frauen kleidet.

„Klassiker“ zu sehen, beispielsweise eine schöne Shakespeare-Inszenierung von „Maß für Maß“ durch Stefan Bachmann (ebenfalls Thalia Theater) oder ein klassisches Stück der Tanzmoderne, der „Steve Reich Evening“ der belgischen Kompanie „Rosas“ von Anna Teresa de Kersmaeker (auf Kampnagel). Dennoch drängt sich durch die deutliche thematische Häufung des Tragischen die Frage auf: Kehrt das Theater zu seiner ursprünglichen Bestimmung, der emotionalen „Reinigung des Publikums von und durch Jammer und Schauder“, wie es der Philosoph Aristoteles für das antike Tragödientheater formuliert hat, zurück? Waren prominente Theater-, Tanzund Performanceproduktionen noch vor einigen Jahren deutlich abstrakter, so stehen nun oftmals Leidensgeschichten im öffentlichen Fokus. Krieg, Migration und zunehmend auch Umweltkatastrophen sind die vorherrschenden Themen. Im Unterschied zu den sogenannten „GeschlechterThemen“, die durch feministische Bewegungen an den Theatern seit den 1980er Jahren deutlich an Präsenz gewannen, sind nun männliche und weibliche Figuren als ProtagonistInnen zu finden, und zwar in agierenden und in erleidenden Positionen. Ob dies aus feministischer Sicht als Fort- oder Rückschritt gewertet werden sollte, ist eine schwer zu entscheidende Frage, um die zu streiten sicher lohnenswert ist. ❚ oktober 2008 an.schläge 35


Objekt von Christine Olderdissen, CSD Berlin 2007

l-projekt

„Lieber lesbisch lebensfroh, … … als verklemmt und hetero!“* Das Schwule Museum in Berlin-Kreuzberg widmet sich mit der Ausstellung L-Projekt lesbischem Leben in der Hauptstadt. Von Sonja Eismann An diesem Samstagnachmittag ist viel los im Erdgeschoss des Schwulen Museums in Berlin-Kreuzberg. Obwohl draußen die Sonne scheint und einer der letzten warmen Tage des Sommers gemächlich verstreicht, spazieren immer wieder neue Frauen in die halb versteckt im Hinterhof gelegenen Räumlichkeiten – alleine, als Pärchen oder in größeren Gruppen. Dort, in zwei nicht besonders weitläufigen Ausstellungsräumen, hängen auf liebevoll improvisierten Trennwänden aus gestapelten Umzugskartons Fotos, alte Flugblätter oder Zeitungsausschnitte; auf einem Podest bitten bunt beleuchtete Kunststoff-Mösen darum, angefasst zu werden. *Zitat einer jungen Lesbe aus einem in der Ausstellung gezeigten Interview der Sendung „Wa(h)re Liebe“ Die Ausstellung „L-Projekt. Lesben in Berlin von den 1970ern bis heute“ ist noch bis 07. Dezember 2008 im Schwulen Museum in Berlin zu sehen, www.l-projekt.org

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Die „L-Mentalität“. „Hat sich wirklich etwas geändert?“ fragt ein Flugblatt der Homosexuellen Aktion Westberlin am 6. Februar 1972 in Bezug auf die Situation von Lesben, um die wütende Antwort gleich selbst zu geben: „Unsere Lage ist so beschissen wie eh und je!“ Ein

altes Demo-Plakat plädiert für radikale Lösungen gegen Männergewalt:„Entwaffnet Vergewaltiger, schnippschnapp, Schwanz ab!“, und eine kleine historische Galerie mit Sex-Toys von den 60ern bis heute veranschaulicht, was man mit (künstlichen) Schwänzen ohne Mann dran so alles machen kann. „Unter dem Titel L-Projekt wird in einer dreimonatigen Sonderausstellung erstmals Politik und Kultur lesbischer Frauen und der Lesbenbewegung der vergangenen vierzig Jahre in Berlin dargestellt“, heißt es auf dem schwarzweiß fotokopierten Zettel, der den Fokus und die Konzeption der hier gezeigten Ausstellung „L-Projekt. Lesben in Berlin von den 1970ern bis heute“ kurz erklärt. Anliegen der dokumentarischen Schau, mit deren Präsentation das Schwule Museum seine Öffnung für lesbische Themen weiter konsolidieren möchte, soll gerade nicht eine lineare, allumfassende und strikt chronologische Aufarbeitung lesbischen Lebens in der deutschen (Wieder-)Hauptstadt sein, sondern im Gegenteil „soll das

Thema (…) unter dem Aspekt der Disparität angegangen“ werden. Der saloppe Titel, der die Lesben so verschwörerisch wie nivellierend auf ihr Initial verkürzt, macht nicht von ungefähr Anleihen bei einem der größten kommerziellen Erfolge von Lesbenkultur. Auf der umfangreichen, die Ausstellung begleitenden Website l-projekt.org heißt es dazu: „Seit einigen Jahren nun, alles begann mit der US-amerikanischen Fernsehserie The L-Word, mehren sich die ‚L-‘ Bezeichnungen im lesbischen Mainstream. (...) Die neue ‚L-Mentalität‘ nimmt die Ausstellung zum Anlass, um einen kritischen Blick auf die Vergangenheit und die aktuellen Geschehnisse lesbischer Politik und Kultur zu werfen. Der Titel L-Projekt ist nicht etwa Zeichen affirmativer Sorglosigkeit, sondern soll als Standortbestimmung in einem Hier-und-Jetzt verstanden werden, von der aus der Blick auf die Geschichte allererst möglich ist.“ Die von Birgit Bosold, Michael Fürst, Roman_a Klarfeld und Franciska Schubert kuratierte Ausstellung funktioniert da-


her eher wie ein öffentlich gemachtes Archiv, aus dem sich die BesucherInnen das herauspicken können, was sie am meisten interessiert. Das Material ist lose anhand von Themenkomplexen organisiert, die unterteilt sind in „Politik, Spiritualität und Beratung“, „Öffentlichkeit, Privatheit, (Verständigungs-)Orte“, „Lesben in der DDR“, „Männlichkeiten, Weiblichkeiten und mehr“, „Sexualität, Gewalt und Spiel“ und „Wissen, Macht und Ambivalenz“. Was zuerst noch wie ein recht willkürliches Sammelsurium aus quasi-historischen Dokumenten und Fotografien sowie einigen künstlerischen Positionen wirkt, entpuppt sich nach und nach als überraschend erschöpfende Sammlung, die sich bemüht, verschiedenste Aspekte lesbischen – und feministischen, denn diese Verbindung wird stets hergestellt – Lebens darzustellen.

werden die rasanten Umwälzungen in der Perzeption lesbischer Frauen sowie deren beginnende Kommodifizierung, die bislang eher Schwulen vorbehalten war, ganz plastisch. Issues wie Transgender und „Rassismus unter Lesben“ (Flugblatt von 1991) werden ebenso thematisiert wie „Regenbogenfamilien“, „Lesben in der Kirche“ und, logischerweise damit verbunden und einer der interessantesten Aspekte der Ausstellung, Lesben in der DDR. Beinahe skurril in ihrem schwerfälligen Beamtendeutsch muten da die Stasi-Akten über die „Homosexuelle Selbsthilfe Berlin/Lesben in der Kirche“ an, die 1984 mehrfach daran gehindert wurde, einen Blumenkranz in der Gedenkstätte des KZ Ravensbrück niederzulegen. An anderer Stelle findet sich der Hinweis darauf, dass der DDR-Schulfunk am 13. Mai 1968 die Sendung „Für

Was zuerst noch wie ein recht willkürliches Sammelsurium aus quasi-historischen Dokumenten und Fotografien sowie einigen künstlerischen Positionen wirkt, entpuppt sich nach und nach als überraschend erschöpfende Sammlung, die sich bemüht, verschiedenste Aspekte lesbischen und feministischen Lebens darzustellen. Propaganda und popkulturelle Affinität. Spannungen innerhalb der „Frauenszene“ – so weigerte sich der Frauenbuchvertrieb in den 1970ern, das Buch „Klitorisbilder“ zu vertreiben, was von den Macherinnen als „Selbstzensur“ kritisiert wurde – werden ebenso thematisiert wie Hetzkampagnen von BoulevardMedien wie der „Bild-Zeitung“, die anlässlich eines vermeintlich lesbisch motivierten Mordes in Itzehoe 1973 die Serie „Die Verbrechen der lesbischen Frauen“ startete. Eine der sensationslüsternen Schlagzeilen des Blattes lautete:„Wenn Frauen Frauen lieben, kommt es oft zu einem Verbrechen“ – damit auch dem Dümmsten klar wird, was hier das eigentliche Verbrechen ist, über das es zu richten gilt. Neben diesem Archivmaterial findet sich jedoch, zum Durchblättern auf einem Tischchen, eine Ausgabe der kommerziellen Schweizer Frauenzeitschrift „Annabelle“ aus dem Jahr 2006, die anlässlich einer Ausstellung im Museum für Gestaltung S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a in Zürich dem „Gay Chic“ huldigte. So

die Freiheit der Liebe“ ausstrahlte – zum 120. Geburtstag des schwulen, von den Nazis verfolgten Sexualforschers Magnus Hirschfeld. In einer Medienecke wird mit Veröffentlichungen von den 1970ern bis heute – von den handgemachten Anfängen wie „Lesbenpresse“ über „Blau“, „Clio“, „Austern“ bis hin zu den slicken aktuellen Magazinen wie „L Mag“ oder „Siegessäule“ – eindrucksvoll die bewegte Geschichte feministisch-lesbischen Publishings belegt, und auch Frauenmusikfeste – wie z.B. die „1. Frauen-RockFete Berlin“ 1974 (!) – demonstrieren die funktionierende Selbstorganisation sowie die popkulturelle Affinität der Vorkämpferinnen. Als Fazit bleibt, dass sich, neben all den fortwährenden „beschissenen“ Diskriminierungen, also tatsächlich einiges verändert hat. Es ist das Verdienst dieser kompakten Ausstellung, dass sie zeigt, wie diese positiven Veränderungen nicht einfach vom Himmel gefallen sind, sondern hart und konsequent erkämpft wurden. ❚

denice

25 years of an.schläge 25 years ago, in 1983, I was seven years old. I had just started school and my first perm had finally left my hair (yes, I got a perm at the age of six. My mom allowed me to go to the hairdressers by myself. I wanted to look like the pretty ladies in Dallas, but I ended up looking like Lionel Richie. Not so good for a chubby little blond girl). This year my nickname was „the horse“ because of my fat legs and the pony tail. At least the pony tail was better than the Lionel-Richie-haircut; but anyway I liked horses. Next years’ (1984) nickname, „the mountain“, was much worse. I guess it's cool to get nicknames starting with a „the“. My 25th birthday. 2001. The year of the Gothenburg riots and 9/11; the year where I went bananas and turned into a crazy activist. On my birthday party, where ninety percent of the guests happened to be ex-lovers/ex-affairs/ex-whatevers and where I realized that I really do need to make friends in other ways than sleeping with them, one of my ex-boyfriends gave a gift to me, which was totally wrapped in really disgusting old porn mags. I gave him a smile and a smack right into the face in return. That was fun. That was a good party. This year, I met the woman who took me to Vienna. Great woman. Good decision. Although I am bitching about this place and its truly mental politics (read also „politicians“) a lot, I am happy here. Very happy. Here is the place where I met the an.schläge tv chicks for the first time on a totally crazy day on set; they were filming an „eighth of March-show“, which could be described best as a chaotic improvisation with best intentions, but with my dog as the star of the show. Let me tell you something: this is a pretty cool way to get to know people. I have been on stage for this magazine quite a few times until now: singing, djing, and just generally talking lots of crap (which is called „moderation“ in this country). And I hope I am going to continue for (at least) another 25 years. Where else can I live out my fantasies like being a star in my own backyard? So happy birthday baby! We'll „rock on“ as Joan Jett wrote on my autographed picture and if we ever going to lose our „geist“, I'll kick your ass and you'll kick mine. oktober 2008 an.schläge 37


Keine Grautöne Schillernde Schilderungen, soulige Depression und volkstümliche Farbenpracht. Empfehlungen von Regina Himmelbauer.

Elsa Sophia von Kamphoevener: Das Lachen der Scheherazade. Das Hörwerk. Zweitausendeins. Christine Brezovsky: Two Faces The Upper Austrian Jazz Orchestra & Tini Kainrath:Wein, Weib und Gesang Renate Hornstein:„The Very Heart of Things“

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Ein schillerndes Märchen, so stellte Elsa Sophia von Kamphoevener (1878-1963) ihr Leben da. Mehrsprachig in der Türkei aufgewachsen, wird ihr das Erzählen von Geschichten mit orientalischen Elementen späten Ruhm einbringen. 1951, im Alter von 73 Jahren, wird sie für den Rundfunk entdeckt, es entstehen zahlreiche Aufnahmen mit Märchen, Legenden und Erzählungen. Der Verlag Zweitausendeins hat Aufnahmen aus den verschiedenen Rundfunkarchiven gesammelt und auf zwei MP3-CDs mit einer Laufzeit von fast 28 Stunden zusammengestellt. Auch noch mehr als ein halbes Jahrhundert später vermag Elsa Sophia von Kamphoeveners Stimme zu fesseln. Man lauscht den bunten Schilderungen exotischer Szenerien, die die Erzählerin durch die im wahrsten Sinn legendären Verweise auf ihre Jugend im Orient mit der Aura einer „Eingeweihten” versieht. Hervorzuheben ist aber auch das ausführliche, reich bebilderte Booklet mit einem Lebenslauf der Künstlerin, Anmerkungen zu ihrer Erzählkunst sowie Angaben zu jedem einzelnen Track. Von der Vergangenheit in die allerjüngste Gegenwart. 26 Jahre jung ist die Wiener Sängerin und Songwriterin Christine Brezovsky. Mit Two Faces (Scoop Records) ist bereits ihr

zweites Album erschienen. Zwischen verschiedenen Stilen driftend, kreist sie zumeist um Rock mit souligem Einschlag. Für einige Nummern schrieb sie Text und Musik selbst, wie z. B. für das die CD eröffnende „No Matter“, für mich eine der stärksten Nummern der CD. Die zumeist ziemlich depressiven Texte passen nicht recht zu den Bildern des wild geschminkten, mädchenhaften Gesichts der Sängerin, aber wer weiß, wenn Innen und Außen der Sängerin zusammenkommen – das wird erst rocken … Mehr davon! Dass man für Wildheit nicht unbedingt zu Rockmusik greifen muss, zeigt die CD Wein, Weib und Gesang (ATS Records) von The Upper Austrian Jazz Orchestra & Tini Kainrath. Das Aufbrechen heimischer Volksmusik in die unterschiedlichsten Richtungen hat hierzulande schon Tradition. Von experimentell-avantgardistisch bis zu populär-poppig reicht die Bandbreite, die es zuweilen sogar in breitenwirksame Charts gebracht hat. Auf dieser CD wird oberösterreichisches mit Wiener Musikgut gekreuzt, umgesetzt von einer JazzBig-Band und einer Wiener Sängerin, die mit ihrer mächtigen Stimme von Volksmusik, Soul, Blues, Jazz bis hin zu Pop und Rock alles drauf hat und dennoch unverwechselbar ist. Tini Kainrath,

die u. a. mit den stimmstarken Rounder Girls auch geballte Frauenpower gibt, ist der Teil „Weib und Gesang“ des Projekts und starker Widerpart des rein männlichen Ensembles. Ein überaus köstliches Projekt, in raffinierten Arrangements, die innerhalb eines Stückes kleine musikalische Welt- und Zeitreisen zurücklegen. Genauso jung wie Christine Brezofsky und ebenfalls durch klassische Musikausbildung geprägt ist Renate Hornstein. Und noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide kommen aus Wien und beide haben ihre zweite CD veröffentlicht. Das Ergebnis könnte aber nicht unterschiedlicher sein. The Very Heart of Things (Extraplatte) wirkt persönlicher, intimer. Mit der Pianistin Angelika Haas musiziert Renate Hornstein schon länger; dieses eingespielte Musizieren ist hörbar im facettenreichen Eingehen auf den Gesang und Text (alle Songs von Renate Hornstein selbst). Die feinen Arrangements (bass, drums, guitars, bass clarinet) unterstützen die farbenreichen Schattierungen der Texte. Auch wenn die Bilder des Booklets nur in Grautönen gehalten sind (darunter auch Bilder eines rätselhaft wirkenden Ornaments, gewonnen durch das Foto einer aufgeschnittenen Artischocke) – musikalisch ist „ The Very Heart of Things“ äußerst farbenprächtig. ❚


Like a …? Sind Jungfrauen giftig und gefährlich? Oder doch göttlich? Anke Bernau hat eine Kulturgeschichte weiblicher Unberührtheit geschrieben. Eine Rezension von Lea Susemichel. Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin verlor massiv an Glaubwürdigkeit, nachdem bekannt wurde, dass ihre erst 17-jährige, unverheiratete Tochter schwanger ist. Dass dies nicht alleine mit Palins erzreaktionärer Propaganda für Enthaltsamkeit vor der Ehe zu erklären ist, lässt sich einem neuen Buch entnehmen. Denn solcherart die Kontrolle über die eigene Familie und den eigenen Hausstand zu verlieren, wurde staatstragenden Personen schon seit jeher sehr verübelt. Wer „nicht weiß, wie er sein eigenes Haus regiert (…), kann unmöglich wissen, wie man eine Nation regiert“, zitiert Anke Bernau in „Mythos Jungfrau – Die Kulturgeschichte weiblicher Unschuld“ eine bereits im Mittelalter verbreitete Überzeugung. Und bei der Regentschaft im eigenen Haus ist damals wie heute natürlich ganz besonders auf die Keuschheit der weiblichen Familienmitglieder zu achten, belegt die Autorin in ihrer Studie. Auch diese Verknüpfung von Staat und körperlicher Unbeflecktheit hat Tradition. Die organische Einheit des menschlichen Körpers mit seinem harmonischen Zusammenspiel von Organen und Gliedern bot stets eine dankbare Metapher für eine funktionierende Nation. Ein weiblicher Körper wurde dabei zumeist imaginiert, dessen Reinheit es mit männlicher Heldenhaftigkeit vor fremdem ‚Eindringen‘ zu schützen galt. Anders wurde die Sache freilich interpretiert, wenn es um Feindesland ging. Der ‚jungfräuliche Leib‘ der zu kolonisierenden Länder wartete beispielsweise

förmlich darauf‚ ‚in Besitz genommen‘ und ‚fruchtbar‘ gemacht zu werden. Neben dem hier unverkennbar zutage tretenden Gewaltaspekt von Entjungferung – Bernau zeigt, dass er dem englischen Wort „defloration“ etymologisch weiterhin anhaftet – sind vor allem diese beiden widersprüchlichen Perspektiven interessant: Jungfräulichkeit als schützenswerter Zustand, den es zu erhalten gilt, versus Jungfräulichkeit, die zugunsten einer fruchtbaren Weiblichkeit überwunden werden muss. Diese Sichtweisen existierten zumeist parallel, doch gab es über die Jahrhunderte einen wechselvollen Kampf um die Deutungshoheit. Hielt man weibliche Jungfräulichkeit vor der Ehe – insbesondere in aristokratischen Kreisen – gemeinhin für wünschenswert, um die Legitimität der Nachkommen zu sichern, gingen die Beurteilungen über lebenslange Jungfernschaft hingegen weit auseinander. „Giftig“ zu sein, wurde Jungfrauen etwa unterstellt, denn ihre zurückgehaltenen „verdorbenen Körpersäfte“, wie schlecht abfließendes Menstruationsblut und „weiblicher Samen“, an den man Hippokrates folgend bis zum 18. Jahrhundert glaubte, würden einen toxischen Stau verursachen. Leider verlor mit dem Glauben an diese beidseitige Samenspende auch der weibliche Orgasmus plötzlich an Bedeutung. Zuvor hatten Mediziner gegen solch spezifisch jungfräuliche Leiden noch „energischen und häufigen Sex“ oder viel Bewegung verordnet und auch zu Masturbation, sogar mit einer Hilfsperson, wurde geraten.

Während spätere Modelle die „Vermännlichung“ von Jungfrauen als Vervollkommnung lobten, diente zu anderen Zeiten gerade der Begriff „Mannweib“ zu ihrer Diffamierung. Bernau erklärt diese Widersprüche unter anderem mit dem emanzipatorischen Potenzial, das frei gewählter Ehelosigkeit innewohnt. (Selbst die christliche Werbung für Jungfräulichkeit griff zeitweise darauf zurück, Schreckensbilder von der „Sklaverei der Ehe und Mutterschaft“ zu entwerfen.) Und gegen ein selbst gewähltes Zölibat, das für Frauen oftmals die einzige Möglichkeit war, Unabhängigkeit zu erlangen und ihr Leben bspw. der eigenen Bildung zu widmen, musste selbstverständlich drastisch vorgegangen werden. Dieser zentralen Ambivalenz der von Bernau detail- und kenntnisreich dargelegten Vieldeutigkeit weiblicher Unschuld hätte noch ausführlicher nachgegangen werden können. Und auch die Bewertung lesbischer Jungfräulichkeit (die im kirchlichen Kontext zumeist nicht einmal eigens Erwähnung fand) hätte durchaus eine gesonderte Betrachtung verdient. Was die Leistung der Autorin aber nicht im Geringsten schmälert. Denn ein großes Verdienst des Buches ist es, in Zeiten, in denen beständig vom muslimischen Virginitätszwang und seinen frauenfeindlichen Implikationen die Rede ist, dem tiefverwurzelten Jungfräulichkeitswahn christlicher Prägung nachzuspüren. Und dass auch er noch keineswegs aus der Welt ist, beweist zum Beispiel der Boom chirurgischer Hymenrekonstruktionen in den USA – und Sarah Palin. ❚

Anke Bernau: Mythos Jungfrau. Die Kulturgeschichte weiblicher Unschuld Parthas Verlag 2008, 19,80 Euro (D)

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lesezeichen Feministische Marschrouten Die 1960er Jahre waren in vielerlei Hinsicht richtungsweisend. Eine Richtung, die soziale Bewegungen einschlagen sollten, war der lange Marsch durch die Institutionen. Auch die zweite Frauenbewegung begab sich auf diesen Weg. Heiß umkämpft war dabei von Anfang an die Frage, ob der Marsch tatsächlich durch die Institutionen hindurch zu mehr sozialer Gleichheit führen könne, oder ob er nicht von vornherein dazu verdammt sei, bloß in die Institutionen zu führen, wobei dort zwar die Repräsentation von Frauen erhöht, die radikalen Forderungen aber auf der Strecke bleiben würden. Stefanie Ehmsen widmet sich dieser Grundsatzfrage feministischer Bewegungen anhand einer empirischen Untersuchung. Sie vergleicht Erfolge und Scheitern der Frauenbewegungen in den USA und der Bundesrepublik Deutschland in zwei Bereichen: dem öffentlichen Dienst – hier wählt sie als Beispiel die Männerdomäne Feuerwehr – und der Universität. Während die Gleichstellungspolitik in staatlichen Institutionen aus feministischer Sicht zumindest das Dilemma birgt, dass die Orientierung am männlichen Modell nicht aufgegeben wird, scheint die Institutionalisierung in den Universitäten zunächst weniger ambivalent: Die Etablierung von Frauenforschung und Women´s Studies bewertet Ehmsen als Erfolgsgeschichte. Die unterschiedlichen Verläufe und auch Folgen dieser Durchsetzung diskutiert sie nicht nur vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen, auf die die Bewegungen zu reagieren hatten. Sie bettet sie auch in die zentralen Debatten innerhalb des Feminismus der letzten vierzig Jahre: Setzen wir auf Gleichheit oder auf Differenz, fordern wir die Quote, weil sie, wie Ehmsen zeigt, durchaus helfen kann, einen „Riss im Panzer traditioneller Rollenmuster zu erzeugen“, oder wollen wir die ganze Gleichberechtigung? Dass sie ihre konkreten Beispiele aus Berlin und New York City immer in diesem funda-

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mentalen Kontext verortet, macht die Studie auch zu einer hervorragenden Einführungslektüre in die Geschichte der neuen Frauenbewegungen. Lea Susemichel

Stefanie Ehmsen: Der Marsch der Frauenbewegung durch die Institutionen. Verlag Westfälisches Dampfboot 2008, 29,90 Euro (D)

Fakten und Forderungen Wir brauchen einen neuen Geschlechtervertrag. Wir brauchen Männer, die in Karenz gehen, Frauen, die nicht Mutter sein müssen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, die Quote und vieles mehr. Diese Forderungen sind altbekannt und trotzdem weiterhin angebracht – Hamann/Linsinger zeigen in ihrem Buch, warum. Dies gelingt den Autorinnen ohne strikte Ideologie, alleine durch die Darstellung von etlichen Beispielen und Fakten, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch – im Sinne der Sichtbarmachung von Best-Practice-Modellen – aus anderen europäischen Ländern. Im Buch findet sich nahezu jedes Thema, das in diesem feministischen Diskurs wichtig ist: Erwerbsarbeit, Reproduktionsarbeit, Beziehungen, Migrantinnen, die gläserne Decke, Politik, Fortpflanzung, Pflegearbeit, aktuelle politische Vorschläge und Debatten. LeserInnen, denen die Thematik nicht unbekannt ist, werden in diesem Buch zwar kaum neue Information finden, lesenswert ist es aber trotzdem, und für bisher Uninformierte sowieso: Denn eine derartige seriöse und gleichzeitig bissige, aber auch schnell lesbare Aufarbeitung von Statistiken kann auch informierten LeserInnen zum zukünftigen oftmaligen Nachschlagen dienen. Bettina Enzenhofer

Hamann, Sibylle; Linsinger, Eva: Weißbuch Frauen Schwarzbuch Männer. Warum wir einen neuen Geschlechtervertrag brauchen. Deuticke 2008, 19,90 Euro (D)

Palastgeschichten Es ist die Geschichte eines Istanbuler Hauses und seiner nicht ganz herkömmlichen, dafür umso liebenswürdigeren Bewohner, die die türkische Schriftstellerin Elif Shafak in ihrem neu übersetzten Roman „Der Bonbonpalast" erzählt. Vom Glanz des Bonbonpalastes, einem Apartmenthaus, das ein russischer General für seine Gemahlin in den Sechzigerjahren auf einem früheren Friedhof erbauen ließ, ist nicht mehr viel übrig. Es ist abgewohnt, versinkt in Müll, wird von Insekten in Besitz genommen. Doch seine Bewohner füllen ihn mit ihrem Gelächter und Gezanke, mit kleinen Geheimnissen wie mit Gemeinheiten. Wie schon in ihrem früheren Buch „Der Bastard von Istanbul" erzählt Shafak viel mehr als eine unterhaltsame, etwas abgedrehte Geschichte über das Zusammenleben in einem Haus: Sie verwebt Generationen-übergreifend Schicksale, sie gibt dem Mystischen seinen Platz im Alltag zurück, und en passant erfährt man viel über multikulturelle Lebenswelten in der türkischen Metropole. Ihr Thema ist auch das Ineinandergreifen von Vergangenheit und Gegenwart, die Konsequenz von Geschichtenweitergabe und Geschichtsverlust. Moment mal, wurde der Bonbonpalast nicht auf einem Friedhof erbaut? Am Anfang einer Geschichte steht die Erinnerung. Jutta Sommerbauer

Elif Shafak: Der Bonbonpalast. Eichborn 2008, 19,95 Euro (D)

Kleine Erzählungen „Sie wird ein kompositorisches Problem haben, wie will sie das strukturieren?“, fragt eine der GeschichtenlieferantInnen. Wie auch andere Freunde und Freundinnen soll sie der an Multiple Sklerose erkrankten Daniela Listmann eine Erzählung zum Thema „Verschwinden“ schenken, damit diese ein Buch dar-


lesezeichen aus machen kann. Silvia Bovenschens Komposition aus einzelnen Texten, die von gelöschten Daten auf einem Laptop ebenso wie vom Verlust des Lebens handeln, bleibt tatsächlich äußerst brüchig. Und so ist es gerade die Unverbundenheit der Geschichten, die den roten Faden bildet und damit die Fragmentierung selbst zum Gegenstand macht. Neben dieser postmodernen Verabschiedung „großer Erzählungen“ wird dabei gleichzeitig unweigerlich auch der postmoderne Tod von Autorschaft exemplifiziert. Die Autorin selbst verschwindet angesichts dieser vielen fiktiven Urheberschaften, und auch die Figur Daniela Listmann spendet selbst nur wenige Seiten und taucht sonst nur in den Beurteilungen ihres Freundeskreises auf. Trotz ihrer inhaltlichen und stilistischen Manieriertheit, die beim Lesen mitunter ermüdet, lohnt die Lektüre also. Für LiteraturwissenschaftlerInnen auf jeden Fall.

Postkolonialismus. Logik und Perspektiven.

ten, harten Arbeit, des Hungers oder der unterlassenen medizinischen Versorgung sowie die schwere Verarbeitung des Erlebten: Manche Autor_innen haben die ganze Familie verloren. Józef Hojinic beendet seinen Beitrag mit dem Satz:„Ich weiß, dass junge Leute ungern Erzählungen über jene dunklen Zeiten hören, aber es ist notwendig, davon zu sprechen, damit sie nicht aus unserer Erinnerung verschwinden.“ Erinnern sollten wir uns auch jener, die nicht als Zwangsarbeiter_innen anerkannt wurden, z.B. als „asozial“ verfolgter Frauen in KZ-Bordellen, sie kommen auch in diesem Buch nicht vor. Das jahrzehntelange Schweigen und Verdrängen führte dazu, dass selbst viele der „Anerkannten“ die finanzielle Wiedergutmachung nicht mehr empfangen konnten – sie starben vorher.

Bestellbar unter: www.olympeheft.ch

Lena Zamzow

scher Gewalt, migrantische Care-Arbeit und das Fehlen von Trauer in der Moderne kritisiert. Letzteres endet mit zwei leeren Seiten zur Artikulation der eigenen Trauer! Eine ebenso lehrreiche Idee wie jene, zwei nicht übersetzte Artikel aufzunehmen, um an die Millionen zu denken, „die seit 500 Jahren mit dieser Herausforderung leben müssen“. Der Redaktion ist es wieder einmal gelungen, spannungsreiche Bögen von Theoretikerinnen sowie von praktisch Involvierten aufzuschließen. Unabschließbares Fazit: Es mangelt uns an kollektiver Selbstkritik. Und die Möglichkeit von Solidarität im global kapitalistischen System ist mehr als fraglich. Birge Krondorfer

Olympe – Feministische Arbeitshefte zur Politik, Heft 27:

Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Hg.):

Lea Susemichel

Zur Erinnerung Silvia Bovenschen: Verschwunden. S. Fischer Verlag 2008, 17,90 Euro (D)

„Rassenprivilegierung ist … … die Erfahrung, dass die eigene Person neutral, normal und normativ ist.“ Die neue Ausgabe der Schweizer Zeitschrift „Olympe“ thematisiert „Postkolonialismus“. Wie sehr jede in den weißen Machtstrukturen hängt, belegt ein Zitat zur „automatischen“ Verknüpfung von Haut und Staatsbürgerschaft: „Ich habe das Gespräch (…) miterlebt: Woher kommen Sie? Aus der Schweiz. Nein, ich meine ursprünglich?! Aus Basel. Das glaube ich nicht! Was glauben Sie denn, woher ich komme? Aus der Südsee!“ Wie die Identität der auf der Butterseite der Welt Lebenden mit der Identifizierung der Anderen als jene verbunden ist, weisen die Autorinnen aus nicht/europäischen Ländern aus. Kritische Weißseinsforschung, postkoloniale Theoriebildung, Subalternität/Repräsentationspolitiken, Migrantinnen/Modernisierung, westlicher Blick auf die Genitalverstümmelung, Neokolonisierung durch Tourismus bilden die erste Hälfte. Der zweite Teil widmet sich der postkolonialen Schweiz, eine auch für Österreich lohnende Lektüre, da die Phänomene sich deutlich ähneln. Bei einer Stunde spazieren gehen durch Basel „begegnet (…) mir die postkoloniale Stadt auf Schritt und Tritt“. Weiters werden binarisierende Entwicklungshilfen, Migrationspolitik, Kulturalisierung geschlechtsspezifi-

Geraubte Leben. Zwangsarbeiter berichten. Böhlau Verlag 2008, 22,90 Euro (D)

35 Erinnerungstexte von ehemaligen Zwangsarbeiter_innen des Nationalsozialismus wurden nun von jener Stiftung veröffentlicht, die 2000 gegründet wurde, um Zahlungen an die Betroffenen zu leisten. Nachdem im Juni 2007 der Auftrag der Stiftung „erledigt“ war und 4,37 Milliarden an 1,665 Millionen ehemalige Zwangsarbeiter_innen ausgezahlt worden waren, entschloss man sich zu dieser Publikation. Einen Antrag zu stellen bedeutet für Opfer von NS-Unrecht erneut eine schmerzliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Zusätzlich noch Beweise für die schrecklichen Erfahrungen sammeln zu müssen, ist für viele eine nicht nur emotional kaum zu bewältigende Aufgabe. Wenn z. B. die Papiere verlorengegangen sind oder sie im Kindesalter in den Lagern arbeiten mussten, gibt es häufig einfach keine Belege. Das Buch will zeigen, dass „jenseits von Antragsdaten, (...) Erfolgsstatistiken und der politischen Diskussion einzelne Menschen stehen, deren Leben irreversibel und unabhängig von jeder ‚Entschädigung‘ durch ihr Schicksal als Verfolgte des NS-Systems geprägt ist“. Das erlittene Unrecht setzt sich häufig durch die Nicht-Anerkennung und Nicht-Aufarbeitung des Faschismus fort. „Es zählt nicht die Höhe des Betrags, sondern das Bewusstsein, dass wir nicht allein und vergessen sind …“, schreibt Irena Woszczƒska in ihrem Beitrag. Die 16 Frauen und 19 Männer erzählen von den Deportationen, dem alltäglichen Terror, der Unmenschlichkeit. Der Befreiung folgten zudem oft ähnliche Probleme. Erhebliche gesundheitliche Folgen aufgrund der ungeschütz-

Am liebsten immer ab 4

en

Jahr

Mit grün gestreifter Strumpfhose, rosa gepunkteter Unterhose unter rotem Kleid und steif abstehenden langen dunkelbraunen Zöpfen steht Line auf einem umgedrehten Würfelbecher. Lautstark versucht sie, Fred von seiner Bärenzeitung loszueisen. Er soll endlich mit ihr Mensch-ärgere-dich-nicht spielen. Doch der mit weißer Wollhose, blauem Wollpullover und gelben Wollsocken bekleidete Teddybär liest am liebsten Zeitung und denkt nach – und das am liebsten immer. Und Line will mit ihm spielen. Und das am liebsten immer. Zwei Leidenschaften, die sich schwer unter einen Hut bringen lassen. Bald stehen sie, bunte Blitze sprühend, Nase an Nase und äußern ihren Unmut. „Dummer alter Zottelbär!“, schreit Line. „Ich glaube, du magst mich kein bisschen!“ – „Doch, natürlich!“, brummt Fred. – „Da spür ich aber gar nichts von!“ schimpft Line. – „Aber ich spür das“, sagt Fred. „Da drin!“ und greift sich mit seiner Bärentatze an sein Wollherz. Grund genug, dass sich beide um eine befriedigende Lösung bemühen. Von dieser farbenfrohen und lebendigen Bildergeschichte können sich Kleine und Große im Umgang miteinander ein paar wertvolle pädagogische Tipps abholen. Svenja Häfner

Dagmar Geisler: Ich kann dich ziemlich gut leiden. Thienemann Verlag 2008, 11,90 Euro (D)

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ge.sehen

Fo t o s : S a l z g e b e r

Feminist Soldiers Eine lesbische Hollywood-Lovestory im feministisch-radikalen Umfeld. Der ausschließlich von Frauen produzierte Film „Itty Bitty Titty Committee“ versammelt viele Hot Topics. Von Saskya Rudigier

www.ittybittytittycommittee.de Deutscher DVD Release ab Ende September

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Jeder Generation ihre neue Revolution: Die Clits in Action – kurz C(i)A – übermalen couragiert sexistische Werbung, appellieren an das Gewissen von KonsumentInnen, indem sie – auf noch unverkauften – T-Shirts die ausbeuterischen Produktionsbedingungen von Kinderarbeit anprangern oder Frauenrechtlerinnen wie Angela Davis ein längst fälliges Denkmal setzen. Und selbstverständlich produzieren sie auch ein eigenes Zine namens „Radikal oder notwendig. Mösen, macht mobil!“ Als die „unschuldige“ Lesbe Anna (Melonie Diaz) von der attraktiven Sadie (Nicole Vicius) bei der eingefleischten Feministinnentruppe eingeführt wird, sind die erstmal nicht so begeistert. Keinen Tau von Patriarchatskritik ... und Empfangsdame in einer Schönheitsklinik aufgrund gescheiterter Universitätsaufnahmeprüfung. Anna aber ist so von Sadie angetan, dass sie unbedingt weiter in ihrer Nähe sein möchte. Und Anna bemüht sich sehr, dazuzugehören. Für die Guerilla-Aktion „Frauen gibt’s in allen Größen!“ durchforstet sie ihren pastellfarbenen Schrankinhalt nach einem geeigneten Outfit und entscheidet sich dann für schwarze Sturmhaube, schwarzen Pulli, schwarze Hose und Turnschuhe. Mit erwachtem politischen Eifer fährt sie mit der Sturmhaube auf dem Kopf durch die halbe Stadt, um schließlich von der coolen Shulie (Carly Pope) verspottet zu werden: „Was soll die Maske. Trag doch gleich ein Schild: Verhaftet mich!“ Nach dieser Feuertaufe ver-

schlingt Anna alles, was die Buchhandlung an feministischer Lektüre und Musik anzubieten hat. À la hässliches Entlein usw.-Story entpuppt sich aus der unscheinbaren, vom Leben bislang Enttäuschten eine selbstbewusste Kämpferin für Gleichberechtigung, die, wie soll es anders sein, ihre Umgebung damit bald ziemlich vor den Kopf stößt. Etwa wenn sie ihrer heiratenden Schwester vorwirft, sich demnächst in die sexistischen Fesseln einer von Männern erfundenen Unterdrückungsinstitution zu begeben. Die romantischen Verstrickungen innerhalb der Gruppe bedeuten allerdings fast das Aus der C(i)A ... und Anna muss beweisen, wie stark ihr politisches Bewusstsein wirklich ist. Jungen Mädchen zu zeigen: Es ist in Ordnung, politisch und feministisch zu sein, war ein Hauptanliegen von Jamie Babbit, der Regisseurin des neuen Kultfilms . „Außerdem interessieren mich Leute, die zwar sehr politisch agieren, aber in ihrem Privatleben jeden Tag Kompromisse eingehen. Im Leben geht es um Kompromisse und auf welche Kompromisse man sich schließlich einlässt, das finde ich sehr spannend.“ Leicht und witzig werden deshalb die radikalen Parolen verpackt, feministische Coolness wird durch die charmanten und für-jeden-Geschmack-etwas-dabei-Schauspielerinnen versprüht und mit LeTigre, Peaches und SleaterKinney auch großen Wert auf einen ansprechenden Soundtrack gelegt. Es ist auch mehr als ein Hauch von The LWord zu verspüren. Nicht nur durch die

Besetzung von Daniela Sea als Ex-IrakSoldatin und Bombenspezialistin Calvin. Immerhin führte Jamie Babbit auch zwei Episoden lang für „The LWord“ Regie. Aber die Message kommt rüber, und wer behauptet eigentlich, dass Hollywoodkino nicht auch feministisch sein kann und feministische Filme nicht witzig? Gemeinsam mit ihrer Partnerin, der Produzentin Andrea Sperling, hat sich Jamie Babbit mit der Idee für den Film an die gemeinnützige Filmproduktionsfirma Power Up gewandt. Die Organisation setzt sich für Filme lesbischer Frauen ein und finanziert sich hauptsächlich aus Spendengeldern reicher Lesben, um unabhängig von öffentlichen Kulturinstitutionen zu sein. „Das ganze Konzept des Films ist ja so, die gesamte Crew des Films entsprach der Grundhaltung des Films, alles ganz feministisch und nur Frauen,“ erklärte Babbit im Interview mit „L-Mag“. Kamerafrau für „Itty Bitty Titty Committee“ war übrigens die Grazerin Christine A. Maier, die u. a. auch schon für die Bildpolitik von „Grbavica“ und „Nordrand“ verantwortlich war. Das ist ermutigend. Und höchst erfreulich ist auch, dass sich der Film nicht davor scheut, „Widersprüche und interne Streitigkeiten innerhalb der feministischen Bewegung“ aufzuzeigen, so Babbit. Und letztendlich geht es vielleicht auch nicht so sehr darum, wie effizient eine feministische Haltung sein muss, damit sie die Welt verändert. Manchmal reicht ein Hoffnungsschimmer am Bildschirm aus, um neue Energien zu bündeln. ❚


an.künden musik.tanz 2.10., 20.00, Bleiburg Emily Smith & Band Altes Brauhaus Breznik, 9150 Bleiburg (Kärnten), Hauptplatz, T.4235 2026 - 0 oder brauhaus@breznik.at

ARGEkultur Salzburg , 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16 , T. 0662/848784 oder office@argekultur.at

10.10., 22.00, Wien Lucy McEvil & Band 3raum – Anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650 323 33 77 oder www.3raum.or.at

3.10., 20.00, Wien Sibylle Kefer solo und Duo Wunderland feat. Alice

14.10., 19.00, Wien Swiss Performance 1 – von Victorine Müller

Bunkerei, 1020 Wien, Augarten – Eingang Obere Augartenstraße, Infos: info@bunkerei.at, Kosten: 15,-/13,- Euro

Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521890

3.10.,19.45, Krems MAJAAP – Maja Solveig, Jaap Blonk Klangraum Krems – Minoritenkirche , 3500 Krems, Minoritenplatz 5, T.02732 9080 33 oder tickets@klangraum.at, Kosten: 19,-/16,- Euro

3.10., 22.00, Krems AGRA – DAHRMA Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems, Minoritenplatz 5, T. 02732 90 80 33 oder tickets@klangraum.at, Kosten: 19,-/16,- Euro

4.10., 19.00, Krems Soap & Skin – Anja Plaschg Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems, Minoritenplatz 5, 02732 90 80 33 oder tickets@klangraum.at, Kosten: 19,-/16,- Euro

5.-7.10, 20.00, Wien Hanna Berger: RETOUCHINGS

16.-17.10., 20.00, Wien short cuts reloaded Theater des Augenblicks, 1180 Wien, Edelhofgasse 10, Info: 0664 35 19 921 oder www.konnexwien.at

Klangraum Krems Minoritenkirche, 3500 Krems, Minoritenplatz 5, 02732 90 80 33 oder ticket@klangraum.at, Kosten: 19,-/16,- Euro

11.10., 20.30, Salzburg ARGE tanz – Tanzfestival

Cinemagic – Kino, 1010 Wien, Friedrichsstraße 4, T. 01/ 586 4303, Kosten: 5,-Euro

4.10., 15.30, Wien Mädchen in Uniform/ Jeunes filles en uniformes – mit Romy Schneider

6.10., 18.00, Wien Boccaccio ´70

20.10., 20.00, Wien Amanda Palmer & Zoe Keating Szene, 1110 Wien, Hauffgasse 26, T. 01/ 79 885 95

22.10., 20.00, Wien Wiener Frauen Schrammeln – Karin Steiner, Chrisoula Kombotis, Sabine Huber und Waltraud Rabl Wiener Konzert-Café Schmid Hansl, 1180 Wien, Schulgasse 31, T. 01/406 36 58 oder www.schmidhansl.at, Kosten: 15,- Euro

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/848784 oder office@argekultur.at

10.10., 19.00, Krems Akemi Takeya & Guests: Matalysée/ Keiko Higuchi

3.10., 19.00, Wien Das Arrangement – von Nathalie Borgers

Theater Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10, T. 01/ 121 65127 oder odeon@odeon.theater.at, Kosten: 25,-/11,- Euro

9.10., 20.00, Berlin Ane Brun

Theater Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10, T. 01/ 121 65127 oder odeon@odeon-theater.at, Kosten: 25,-/11,- Euro

Österreichische Filmgalerie, 3500 Krems, Dr.Karl-Dorrek-Straße 30, T. 0273 290 80 00, office@filmgalerie.at, www.filmgalerie.at

Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, T. 01/ 512 18 03 oder www.fimarchiv.at, Kosten: 7,-/5,- Euro

Theater Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10, T. 01/12165127 oder odeon@odeon-theater.at, Kosten: 25,-/11,- Euro

9.-11.10., 20.00, Wien WALLFRAU

bis 26.10., Krems Kino im Kopf: Träume, Triebe und Täter im Film. Ausstellung und Filmschau,

18.-20.10., 20.00, Wien Zugeflüstert

23.10., 20.30, Salzburg Heidrun Neumayer:„The hidden language” und Sanja Frühwald: „Tainted”

Kulturbrauerei NBI, 10435 Berlin-Penzlauer Berg, Schönhauser Allee 36, T. 030 443 544 22

film

24.10., 21.00, Wien XIU XIU Brut konzerthaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/15878774, Kosten: 5,- Euro

25.10., 20.00, Wien ART – triovial – mit Julia Lachertorfer und Laura Wösch Wiener Konzert-Café Schmid Hansl, 1180 Wien, Schulgasse 31, T. 01/406 36 58 oder www.schmidhansl.at, Kosten: 15,- Euro

29.10., 20.00, Wien The Swinging Ladies – mit Antje Kohler, Verena Göltl u.a. Wiener Konzert-Café Schmid Hansl, 1180 Wien, Schulgasse 31, T. 01/406 36 58 oder www.schmidhansl.at, Kosten: 15,- Euro

Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, T. 01/512 18 03 oder ww.filmarchiv.at, Kosten 7,-/5,- Euro

10.10., 15.30, Wien Robinson soll nicht sterben Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, T. 01/512 18 03 oder www.fimarchiv.at, Kosten: 7,-/5,- Euro

Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1, T.01/52111-400, ticket@volkstheater.at

2.10., 19.30, Graz Antigone – Regie: Anna Badora Schauspielhaus Graz, 8010 Graz, Hofgasse 11, T. 0316 8000 oder tickets@buehnen-graz.com

15.-26.10., Graz Dessen Sprache du nicht verstehst – 11 Tage und Nächte Dieseda und Diesedort – Die Festung – Teil 3

Schauspielhaus Wien, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01 22 oder office@schauspielhaus.at

Medienkunstlabor Kunsthaus, 8020 Graz, Lendkai 1, Infos unter: T. 0699 11 6856 16 oder buero@fritzpunkt.at

3.10., 20.00, Basel Hair Story – Regie: Barbara Weber

15.10., 20.30, Wien Splendour – von Abi Morgan,

Theater Neumarkt, 8001 Zürich, Neumarkt 5, T. 44 252 24 39 oder tickets@theaterneumarkt.ch

Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26 oder office@kosmostheater.at, Kosten: 16,-/13,- Euro

3.10., 20.00, St. Pölten Dornrosen „Männerschutzfaktor 3“ Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Julius-Raab-Promenade 37, T. 027 42 35 22 91 oder office@bhi.at

5.-7.10., 20.00, Wien Fragile – Variation über ein choreografisches Thema von Hanna Berger Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10, T. 01/216 51 27 oder odeon@odeon-theater.at

11.10., 15.30, Wien Die Sendung der Lysistrata Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, T. 017512 18 03 oder www.filmarchiv.at, Kosten: 7,-/5,- Euro

Schauspielhaus Graz, 8010 Graz, Hofgasse 11, T. 0316 8000 oder tickets@buehnen-graz.com

12.10., 20.00, Berlin Das Fremde in mir – Premiere, Film von Emely Atef

6.-20.10., 20.00, Wien IMPROKRIMI! ERWISCHT!

t h e a te r . ka b a r e t t

Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/ 513 14 44 oder theater@drachengasse.at

10.-11.10., 19.30, Wien Wilde Mischung mit Doris Hintersteiner und Franzsika Adensamer

bis 04.10., 20.30, Wien Mädchenzimmer mit Soldaten – Theaterstück von Anna Pein

WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/ 401 21 0 oder tickets@wuk.at, Kosten: 10,-/7,. Euro

Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 16.- Euro

11.10., 15.00, Dornbirn Lenchens Geheimnis

bis 5.10., 16.30, Wien „Nins Archiv“ – queeres Kindertheater

Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44 oder theater@drachengasse.at

2.10., 20.00, Wien Schwarzes Tier Traurigkeit – von Anja Hilling

6.10., 20.00, Graz Der reizende Reigen nach dem Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler – Regie: Cornelia Crombholz

Kino International, 10178 Berlin, Karl-MarxAllee, T. 069 405804-0 oder info@filmpress.de

13-25.10., 20.00, Wien Eine Frau auf Reisen. Teil 2. – mit Marie-Thérése Escribano

Spielboden, 6850 Dornbirn, Färbergasse 15, T. 05572 21 933 oder spielboden@spielboden.at

17.-18.10., 20.00, Berlin Vida Apasionada – Das Leben der Frida Kahlo – von Veronika Kranich Kleines Theater am Südwestkorso, 12161 Berlin-Friedenau, Südwestkorso 64, T. 030 82 202 oder www.kleines-theater.de

17.10., 20.30, Wien Jenny Simanowitz: A Communication Cabaret Interkulturtheater, 1060 Wien, Fillgradergasse 16, T. 01/ 587 03 30 oder info@interkulttheater.at, Kosten: 17,-/12,- Euro

18.10.10., 20.00, Wien Hamlet ist tot. keine Schwerkraft Schauspielhaus Wien, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01 22 oder office@schauspielhaus.at

21.10., 20.30, Wien Ladies Night, Weiberstammtisch Kosmos Theater, 1070, Wien, Siebensterngasse 42, office@kosmostheater.at

25.10., 19.30, Wien Prinz, Held und Füchsin – von Kristine Tornquist Jugendstiltheater Steinhof, 1140 Wien, Baumgartner Höhe 1, Kartenreservierung: 0699 12378870 oder sirene@sirene.at

s e m i n a r . w o rk s h o p

Dschungl Wien, 1070 Wien, Museumsplatz, Infos: tickets@dschunglwien.at

11.10., 20.00, Wien Zeitlos schön – Regie: Yvonne Zahn,

10.-11.10., Wien Anleitung zum Selbstcoaching

bis 31.10., 20.00, Wien Ein spanisches Stück – von Yasmina Reza

3raum-anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650 323 33 77 oder www.3raum.or.at, Kosten: 14,-/7.50,- Euro

Frauenhetz , 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 41, T.01/71598 88 oder office@frauenhetz.at

Cartoon: Mela

oktober 2008 an.schläge 43


an.künden 17.-19.10., Gießen „Plötzlich und erwartet“ – Frauen entwickeln eine eigene Sterbekultur

22.-23.10., Wien 10 JAHRE LEFÖ, Arbeit – Migration – Rechte, Strategie gegen Frauenhandel

Anmeldung: Verein Fraueninitiative e.V., 35634 Assler, Tannenweg 7, T. 0644 3 819834497 oder mittelhessen@fraueninitiative.de

LEFÖ-IBF, Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels, 1040 Wien, Floragasse 7a/7, T. 01/79 69 298 oder ibf@lefoe.at

17.10., 16.00, Wien Sozialwissenschaftliche Wurzeln und Aspekte der Frauengesundheitsforschung

a u s s te l l u n g bis 26.10., Schloss Halbturn Weibsbilder

Schwules Museum, 10961 Berlin, Mehringdamm 61, T. 3069 59 50 50

bis 10.12., Wiesbaden „Sag an, wer ist doch diese ...“ – Göttinnenfiguren und Marienbilder Frauen Museum Wiesbaden, 65185 Wiesbaden, Wörthstraße 5, T. 0049/611/308 17 63, info@frauenmuseum-wiesbaden.de, Mi/Do 12-18.00, So 12-17.00

Institut für Soziologie – Seminarraum 3, 1090 Wien, Rooseveltplatz 2a, Infos: T. 01/ 715 98 88 oder office@frauenhetz.at

Schloss Halbturn, 7131 Schloss Halbturn, T. 02172/85 77, www.schlosshalbturn.com, www.weibs-bilder.ch, Di-So 10-18.00, Kosten: 8.-/6,-/5,- Euro

16.10, Wien In Geschichte eingeschrieben – Die Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien

18.10., 11-13.00, Wien Vertiefende Workshops

bis 31.10., Hittisau INTIM: Geburt – Leben – Tod.

Frauenhetz, 1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 41, Infos: T.1/ 715 98 88 oder office@frauenhetz.at

Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/ 62 09-50, www.frauenmuseum.com, Do 18-20.00, Fr, Sa 15-17.00, So 14-18.00, Kosten: 3,- Euro

Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 1, www.univie.ac.at/geschichte/sfn

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 2.10., Salzburg „Vagina Monologe“ ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16, T. 0662 848784 11 oder www.argekultur.at

2.10., 15-18.00, Wien Auskunft: Frauenhäuser/ Gewaltschutz Café Melange, 1070 Wien, Urban-LoritzPlatz, T. 01/585 23 24 21 oder www.cafemelange.net

7.10., 10.00, Wien Eine Journalistin gegen einen starken Staat – Zum zweiten Todestag von Anna Politowskaja

bis 31.10, 16.00, Wien Die Trophäe für das Siegerland – Sylvie Fleury Kunsthalle Wien – public space, 1040 Wien, Treitlstraße 2, T. 01/52 18 9 0, office@kunsthallewien.at

bis 31.10, 19.00 Wien „Dialekt Jubel“ – Ö.D.A. feiert Jubiläum – Ausstellung El Awadalla, Helga Pankratz Literaturhaus Wien,1070 Wien, Seidengasse 13, T. 0699 1 913 14 11, office@gamuekl.org, Eintritt: freie Spende!

bis 2.11., Strobl unSICHTBAR – Widerständiges im Salzkammergut.

Frauensolidarität Seminarraum im EG, 1090 Wien, Berggasse 7, T. 01/ 3174020 oder office@frauensolidaritaet.org

Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfgangsee, Strobl 84, www.strobl2008.at, Kosten: 5,-/ 3,50 Euro, tgl. 9-18.00

8.10., 18-19.30, Wien Informationsabend zum Thema Essstörungen

bis 02.11., Bleiburg Emanzipation und Konfrontation, Ines Doujak, Maria Lassnig, Meina Schellander, Katarina Schmidl

FEM Gesundheitszentrum im Dep. Semmelweis-Frauenklinik, KAR, 1180 Wien, Bastiengasse 36-38, T. 01/ 476 15 5771 oder fem@aon.at

Werner Berg Museum, 9150 Bleiburg, 10.-Oktober-Platz 4,T. 1 524 96 46, werner@kunstnet.at, Eintritt: 8,- Euro

13.10., 14.00, Linz 10 Jahre Gewaltschutzzentrum OÖ – Gewalt gegen Frauen in Beziehungen

bis 5.11., 17.00, Wien Parzelle 6 – Dagmar Hugk, Anette Voigt

Gemeinderatssaal des Alten Rathauses, 4020 Linz, Hauptplatz 1, Anmeldung erforderlich unter ooe@gewaltschutzzentrum.at oder T. 0732 60 77 60

WUK Kunstzelle im Hof, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0, info@wuk.at

22.-23.10., Wien Arbeit-Migration-Rechte, Strategien gegen Frauenhandel LEFÖ Beratung, 1050 Wien, Kettenbrückengasse 15/11/4, T. 01/581 18 81 oder info@lefoe.at

bis 9.11., Berlin The Collection of Barbara Bloom Matin Gropius-Bau, 10963 Berlin, Stresemannstraße 110, T. 302 54 86 70

bis 7.12., Berlin L-Projekt. Lesben in Berlin von den 1970ern bis heute

Michèle Thoma

DIE MUMMY, DIE HAT

MUMM

44 an.schläge oktober 2008

17.-18.10., 19.00, Basel Offene Worte – Zur Aktualität von Iris von Rotens „Frauen im Laufgitter“ Imprimerie, Basel, St. Johannes Vorstadt 19/21, regula.kolar@unibas.ch

17.10., 19.30, Wien Lokalaugenschein – Performative Installation von Anita Kaya und Katharina Weinhuber WUK – im_flieger – Schauraum, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder info@wuk.at, Eintritt frei!

27.10., 19.00, Wien Frauen, Rollen, Räume – von Karoline Riha Galerie Renner-Institut, 1120 Wien, Khleslplatz 12, Infos: T. 01/804 65 01 36 oder eichinger@renner-institut.at

lesung 6.10., 19.00, Wien Donaudrama Alte Schmiede – Literarisches Quartier Wien, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 0/1512 83 29 oder info@alte-schmiede.at

7.10., 16-19.00, Berlin Porträt einer rebellischen Frauengeneration – Multimediale Lesung Schokofabrik, 10997 Berlin, Nauntystraße 72, T.0615 29 99 oder frauenzentrum@schokofabrik.de

8.10., 19.00, Wien Stelle, Siedlung, Lager – Hg. Beatrix Sunkovsky Secession, 1010 Wien, Friedrichstrasse 12, T. 01/587 53 07 oder www.secession.at

16.10., 19.00, Wien In Geschichte eingeschrieben – Maren Rahmann liest bei der Ausstellungseröffnung aus Selbstzeugnissen der Sammlung Frauennachlässe. Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 1, www.univie.ac.at/geschichte/sfnLesung

18.10., 17-18.30, Graz „Frauen, die lesen, sind gefährlich: Frauen und Bildung“ – Frauenstadtspaziergänge Treffpunkt: Schloßbergplatz, 8020 Graz, Infos: T. 0650 80 93 333 oder office@frauenervice.at

s e l b s t v e r te i d i g u n g 1.10., 17-19.00, Wien Selbstverteidigung Sprungbrett für Mädchen,1150 Wien Pilgerimgasse 22–24/1, T.01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at

13.10., 18.00, Wien WEN-DO – Feministische Selbstverteidigungsform notruf.beratung für vergewaltigte Frauen & Mädchen, 1170 Wien, Rötzergasse 13/8, Anmeldung unter: 01/523 22 22 oder notruf@frauenberatung.at

1

f i x te r m i n

Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00

Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Treff des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, www.rklambda.at, jeden 1. Mo

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter

Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00

Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at

Frauencafé

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro

Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19

Frauencafè

Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00

Die Jägerin. Die Fischerin. Die Gebärerin. Die mit dem stramm stehenden Haarturm, die sich laut traut. Die Mummy, die Mumm hat. Das Baby behindert, aber, seht her!, geboren. Reden halten, während das Fruchtwasser tropft. Running mate mit Baby auf dem Arm! Diese Weiber sind aus echtem Schrot und Korn, und die Flinte werfen sie nicht ins Korn. Den Sohn für den Irak, die Tochter für die Ehe. Der Kerl im Bett ein ganzer. Keine Mahlzeit!-Wünscherin auf den Korridoren der Macht, die fällt mit der Tür ins Haus, vielleicht ist das sogar weiß. Bei uns grüßen Fünf Freunde von allen Wänden. Das Pin-up vom Jungbauernkalender, sonnengereift vor Ähren. Der Blauäugige vor schlichten Gedichten. Der Herr Professor, der betont, dass die Tierschützer aus gutbürgerlichem Haus sind. Der kleine Streber. Die lächelnde Hülle, die nichts verhüllt. Eine Lichtgestalt: Aber für die gibt es im ORF kaum Augenblicke, und deswegen ist sie Lichtjahre entfernt.


an.künden

Fo t o : R a f a l Wa m ka

Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50

Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich

Bernadettes Tour Mit „... das Leben ist mehr als Arbeit und Lohn, mit unserer Veränderungsinspiration, mit einer Es-geht-auch-anders-Evolution, mit unserer Entschleunigungsvibration" zettelt Bernadette La Hengst eine „Liebesrebellion" in der deutschsprachigen Indiemusik an. Das dritte Soloalbum der Künstlerin Machinette mit „13 elektrisierenden Popsongs zwischen Elektrodub, spielfreudigem Krautbeat und swingenden Loversoul" will nichts weniger, als die (Lebens-)Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. 30.10., Spielboden, 6850 Dornbirn, Färberg. 15, Rhombergs Fabrik ; 31.10., Bierstindl, 6020 Innsbruck, Klosterg. 6.; 1.11., Schlachthof, 4600 Wels, Dragonerstraße 22; 2.11., Chelsea, 1080 Wien, Lerchenfelder Gürtel 29; www.lahengst.com Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30

Donnerstag

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige

HelpChat „Halt der Gewalt“

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00

Treffen der „Jungen Herzen“

Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00

Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00

Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00

Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung

FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen

Freitag

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

1. Linzer Lesbenstammtisch

Resis.danse. FrauenTanzClub.

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19

Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122

Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch

Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00

Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839,

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at

Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00

Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa

Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat

Fo t o : D e v o n S p r o u l e . c o m

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00

Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos

FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz

Frauenbadefreuden

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de

Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung

Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

oktober 2008 an.schläge 45


an.künden

Fo t o : N i k o f i l m

13.10.,20.30., Salzburg Marina Koraiman: „Instant Space“ ARGEkultur Salzburg , 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16 , Tel. 0662/848784, office@argekultur.at

an.schläge

16-17.10., 20.30., Salzburg cieLaroque/Helene Weinzierl: „habibi problem“

international

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16 , T. 0662/848784 oder office@argekultur.at

Noor

17.10, 22.00., Linz Gaylic club night Stonewall, 4020 Linz, Rainerstraße 22, T. 7326 00438 oder www.stonewall.at

17.10., 22.00., Innsbruck QUEERATTACK VAZ HAFEN, 6020 Innsbruck, Innrain 149, Kosten: 6,-/2,- Euro

im November

Eine türkische Soap zerstört ägyptische Ehen gesellschaft

Dünne Jungs in Mädchenhosen Wie queer sind Emos?

18.10., 22.00, Linz Lick it: „Herbstzeitlose“ Stonewall, 4020 Linz, Rainerstraße 22, T. 7326 00438

Das Fremde in mir Ein gemeinsames Baby gilt als Krönung einer glücklichen Liebesbeziehung. Wenn sich nach der Geburt des ersehnten Kindes bei der Mutter jedoch weder Gefühle der Zuneigung noch der Bindung einstellen wollen, dann heißt die Diagnose: Postnatale Depression, ausgelöst durch die fehlenden Hormone Dopamin, Serotonin und Oxytocin. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Emely Atef bricht mit diesem Drama das Tabu rund um „Rabenmütter" und „herzlose Monstren", die ihre Neugeborenen im nächsten Abfalleimer entsorgen. 12.10., 20.00, Das Fremde in mir, Ein Film von Emely Atef Kino International, 10178 Berlin, Karl-Marx-Allee, T. 069 405804-0 oder info@filmpress.de Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!

Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz

Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz

18.-19.10., 14.00, Wien Kingdom of darkness: Geister, Tote, Widergänge

24.10., 21.00., Wien Partly Plugged: Laminadyz Live! Frauen Café , 1080 Wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54 oder frauencafe@tele2.at

28.10., 20.00, Wien Tutarchela – (Georgien) Frauenchor mit A-Capella MusikSargfabrik, 1140 Wien, Goldschlaggasse 169, T. 01/988 98 111 oder buero@sargfabrik.at

31.10., 20., Wien Halloween Tanzabend !!!! – Verkleidung erwünscht Hosi, 1020 Wien, Novaragasse 48, Kosten: 2,- Euro

31.10., 22.00, Wien Homooriental WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder info@wuk.at, Kosten: 7,-Euro

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr

1.9.-21.10., Linz „Frauen.Reisen.Anders.” – Literaturwettbewerb ( 16000 Zeichen)

Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Starhenbergerstraße 10/2, T. 0732/60 22 00, postfach.kultur@frauenzentrum.at

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr

13.-25.10., Wien Quick Change – Performances, Theorie, Installationen im Spannungsfeld von Modedesign und Choreografie, mit Anne Juren, Brigitte Felderer und Martina Hochmuth

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at

r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo

Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz

46 an.schläge oktober 2008

Livestream: www.radiorainbowcity.de

tanz.fest

diverses

Insel NR. 2, Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/5813591

06.09., 18:30, Graz Jugendgruppe aquirium – „feel free“ Rosalila Pantherinnen Lokal, 8020 Graz, Annenstraße 26, T.: 0664 5476 042, info@queerium.at

7.10., 19.00, Wels Q –motion – Der Treff Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock, Infos: www.hosilinz.at/qmotion

OKTO

WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV

Arena, 1030 Wien, Baumgasse 80, T. 01798 3339 oder www.arena.co.at

Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio

Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule

AUF

21.10., 20.00, Wien LADYTRON

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger

13.11., 21.00

brut, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/1587 8774, Kosten: 5,- Euro

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71

TV

Hosi, 1020 Wien, Novaragasse 48, Kosten: 3,- Euro

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do

an.schläge

18.10., 20., Wien 80’er Party

an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch

1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 5020 6020 6900 8010 8020 9020 9020

Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Dreifaltigkeitsg. 12 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90

Redaktionsschluss Termine 11/08: 14.10.2008

und auch in vielen deutschen Städten:

Termine 12/08: 10.11.2008 termine@anschlaege.at

anschlaege.at

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