an.schläge 05/2009
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai
thema
international
BilligBranche
PinkPanty
Supermarkt: Unsichtbare Schufterei für Maximalprofite
Indien: Rosa Unterwäsche gegen rechte Politik
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
IL RTE
VO
ORT ND STA
an.schläge an.spruch
In der Zwischenwelt Die Konsequenzen des katholischen Familienbildes
05
politik.kärnten
Politik für 289.436 Frauenpolitische Themen im Regierungsprogramm des BZÖ
auf.takt
sex.worker
Es ist ein gemeinsamer Kampf
forum
thema
politik
Carrie Hamilton berichtet von der Londoner „Sex Worker Open University“
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pink.chaddi
Empowerment in Pink Warum indische FeministInnen mit rosa Unterwäsche werfen
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super.markt
Geschunden wie ein Pferd ArbeitnehmerInnenrechte vs. Profitmaximierung im Einzelhandel
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scheidungs.urteile
Noch nicht spruchreif Das österreichische Eherecht in der gerichtlichen Praxis
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an.sage
Wie feministisch ist die Linke ... Eine Diskussion über widersprüchliche Verhältnisse
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meet&eat
gesellschaft
Liebe auf Rucola-Erdbeersalat Wie sich Singles beim Kochen und Essen finden
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blut.spenden
Wiener Blut Kein Blut von Homosexuellen: Diskriminierung oder Risikominimierung?
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mujeres.creando
Keine Tasse Milch Maria Galindo im Interview über Kreativität als politisches Instrument
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identities09
Best of Queer Cinema Visuelle Vorbilder für alle Identitäten
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an.klang
Altes, jugendlich Alte Musik, neu interpretiert, und „Jugend“ zum Hören
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an.lesen
Fast zwei Leben Die Biografie einer Begegnung
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ge.sehen
kultur
Was haben die Drogeriekette Müller, der Lidl-Discounter und der Autobauer Daimler gemeinsam? Bei allen drei Unternehmen flog vor kurzem auf, dass sie geheime Krankenakten über ihre Beschäftigten führen – eine grobe Verletzung der Persönlichkeitsrechte und des Datenschutzes. In jüngster Zeit sind vor allem Discounter-Märkte wegen der Missachtung arbeitsrechtlicher Standards in die Schlagzeilen geraten: Verhinderung von Betriebsräten, prekärste Beschäftigungsbedingungen, Einschüchterung, Bespitzelung und Schikanen der großteils weiblichen Mitarbeiter_innen. Keine Einzelfälle, sondern systematische Methode, wie der aktuelle Themenschwerpunkt dieser Ausgabe zeigt (S. 16ff). Die Einforderung von sozialen Rechten und Anerkennung ist auch das wichtigste Anliegen von Sexarbeiter_innen. Vor kurzem fand in London die erste Sex Worker Open University statt, bei der Aktivist_innen aus unterschiedlichen Ländern zusammen trafen und ihre Bündnispolitik fortsetzen. Vina Yun hat Ko-Organisatorin Carrie Hamilton interviewt (S. 10f). Unerwartete Allianzen geht auch das feministische bolivarische Kollektiv Mujeres Creando ein, das sich mit ihren Performances und Aktionen im öffentlichen Raum zwischen Kunst und Politik bewegt (S. 34f). Nicht minder medienwirksame Protestformen entwickelte die Facebook-Gruppe „Consortium of Pub-going, Loose and Forward Women“ aus Indien: Dem Aufruf, anlässlich des Valentinstages „Pink Chaddi“ („rosa Unterwäsche“) an ultrarechte Politiker zu senden, folgten mehrere tausend Frauen (S. 14f). Rosa ist im Kärnter Landtag sicherlich nicht vertreten. Dafür stellt Orange bzw. das BZÖ mit fast der Hälfte aller Wähler_innenstimmen den Landeshauptmann, der seine politische Karriere bekannterweise nicht nur mit frauenfeindlichen Sagern schmückt. Zum Status Quo in Sachen Frauenpolitik in Kärnten berichtet Burgi Pirolt (S. 8f). Eure an.schläge
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Die Kunst zu rauben Les Reines Prochaines laden zum Kunstflug durch die Museen
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
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Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Heidemarie Ambrosch, Eva Maria Bachinger, Renate Billeth, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Andrea Heinz/han, Gabi Horak, Nina Honzik/niho, Regina Himmelbauer, Kathrin Ivancsits/kaiv, Mia Kager/miaK, Nadine Kegele/nad, Birge Krondorfer, Eva Kuntschner, Birgit Pestal, Burgi Pirolt, Maria Poell, Nicole Rennhofer/nr, Elisabeth Schäfer, Hildegard StegerMauerhofer, Fiona Sara Schmidt/fis, Michèle Thoma
Cartoon: EM. plus.minus: Lea Susemichel, Andrea Heinz Fotos: an.schläge-Archiv, annegang feat. paula, Katharina Balagvy, Mirja Batosiewicz, Diana Chacon, detlott (unsere Werbung), Mirjam Freudenberg, Silvia Fritzsche, Linda Gössel, Lucia Götz, Julia Gratzer, Florian Holzeis, identities 2009, Jens Kastner, Stefanie Knippertz, Megan Lewis, Lars Loick, Ulla Montan, Ralf Mohr, Constanze Müller, Bojana Rajevic, Celine Strugger, Nicolas Tegethoff, Matt Thompson, Manuela Waibl, Katharina Wahl, Petra Valentin, Lisa Wegener, Irmi Wutscher
Cover: photocase.de © i make design Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge mai 2009
an.schläge werden gefördert von:
Gabi Horak
In der Zwischenwelt Wir wollen doch alle in den Himmel, oder? Dafür muss sich die Christenheit all over the world zusammenreißen: Der Papa in Rom gibt die Marschrichtung vor, und alle braven Schäfchen brauchen nur zu folgen. Wenn der Papst sagt: Kondome sind böse, dann haben die Gläubigen das zu glauben und haben dafür das Recht, nachdem sie und ihre Familie an AIDS krepiert sind, an die Himmelstür zu klopfen. So lautet der Deal. Sorry, aber nur eine große Portion Sarkasmus macht es mir möglich, auf diesen Unsinn überhaupt noch zu reagieren. Also, was juckt es uns, was der alte Mann in Rom so von sich gibt? Müssen uns die Machtspiele im Vatikan, die realitätsfremden, radikal-christlichen Aussagen noch interessieren? Leider doch. Denn im Gegensatz zu Europa bekommt die katholische Kirche etwa in Afrika und Lateinamerika immer mehr Zuspruch. Aber auch in der „alten Welt“ sitzen die christlichen Wurzeln tief, Konservativismus ist sogar wieder im Vormarsch – in Politik und Gesellschaft. Die – ächz – Krise unterstützt die Rückkehr zu altbewährten Strukturen nachhaltig. Deshalb haben die Aussagen des Papstes Gewicht: für strenggläubige Menschen, für die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit, für die Jugendarbeit in den Pfarrgemeinden, und sie geben der konservativen Entwicklung der Gesellschaften in Europa Rückhalt. Angenommen aus dem Vatikan käme ein Paradigmenwechsel: Verhütung und Abtreibung sind in gewissem Rahmen ok, Weg frei für Priesterinnen und Ende des Zölibats. Das würde die Christenheit in ihren Grundfesten erschüttern. All diese Dinge aber weiterhin kategorisch auszuschließen, bewirkt das Gegenteil: Die uralten, eng gezogenen Grundmauern bleiben einzementiert – allen gesellschaftlichen und spirituellen Fortschritten zum Trotz. Angenommen die Welt wäre so, wie die katholische Führung es predigt: keine Verhütung, Frauen bleiben bei ihrem Ehemann „bis der Tod sie scheidet“, die misshandelte Nachbarin, die es nicht mehr aushält und sich umbringt, müssen wir als Sünderin verächten. Wir wären mit einem Schlag zurück in finsteren Vorzeiten, mit tausenden illegalen und oft tödlichen Abtreibungen, hohen Sterblichkeitsraten bei Frauen und Kindern, vielen ungewollten Kindern, Armut, Entsolidarisierung … Ich glaube nicht daran, dass die Wür-
denträger im Vatikan zu blöd sind, diese Auswirkungen zu erkennen. Es ist ihnen nur nicht wichtig genug. Der Machterhalt ist wichtiger. Die neuesten, ewig-gestrigen Dogmen zum katholischen Frauen- und Familienbild fallen also auch in Europa auf fruchtbaren Boden. Sie machen es schwierig, die Weiterentwicklung zu einer emanzipierten, gleichberechtigten Gesellschaft schneller voranzutreiben. Gerade im Moment – während ich mich auf die Geburt meines ersten Kindes vorbereite und viel mit befreundeten Frauen mit Kindern zusammen bin – erlebe ich es ganz deutlich, dass wir in einer Art Zwischenwelt leben. Auf der einen Seite sind wir immer noch Rabenmütter, wenn wir das Putzerl möglichst bald in einer Krippe abgeben wollen, die Väter stundenlang mit Neugeborenen alleine lassen, geteilte Elternkarenz einfordern. Auf der anderen Seite steigen die Erwartungen an emanzipierte Frauen, sich für ihre Karriere einzusetzen, sich möglichst schnell von den Kindern zu trennen, kreative Wege der Vereinbarkeit zu finden. Es ist, als könnte frau es gar nicht richtig machen, sie muss in einem Spießrutenlauf irgendeinen Weg dazwischen finden. Im Moment ist der allergrößte Teil der Belastung eine individuelle und liegt bei den Frauen bzw. Familien selbst, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht weit genug sind. Deshalb wundert es mich nicht, dass der Roman „Bitterfotze“ der schwedischen Autorin Maria Sveland, in dem sie genau diesen Zwiespalt thematisiert, nach kürzester Zeit ausverkauft war. Und ich war wenig überrascht, wenn auch betroffen, als mir eine Freundin erzählte, dass sie im ersten Jahr ihrer Babykarenz an Depressionen gelitten hat – nicht hormonell bedingt, wohlgemerkt. Zu stark war ihre Zerrissenheit zwischen „schnell zurück in den tollen Fulltime-Job, weil ich es ja auch versprochen hab, und der sonst weg ist“ und dem immer stärker werdenden Gefühl, dass sie die Zeit mit ihrer Tochter noch ein bisschen länger genießen und nicht gleich den ganzen Tag auf sie verzichten will. Sie hat einen Kompromiss erkämpft: Sie kann zurück in den Teilzeit-Job, muss aber vermutlich zwei Sprossen in der Karriereleiter runter. Diesen Kampf gerade erst ausgefochten, versucht sie den Wunsch nach einem zweiten Kind zu verdrängen. Das würde nämlich bedeuten: zurück an den Start. Himmlisch. ❚ mai 2009 an.schläge 05
österreichan.riss
sicherheit
Fingerabdruck im Pass Wer seit dem 30.3. ein Passamt betritt, um sich einen neuen Pass ausstellen zu lassen, wird zum Scanner gebeten. Denn ab sofort werden auf den Chips, die bereits seit 2006 in den Pässen enthalten sind, nicht mehr nur alle Daten und das digitalisierte Foto der InhaberInnen gespeichert, sondern auch die Fingerabdrücke. Damit sollen die Pässe fälschungssicherer sein. Innenministerin Maria Fekter wollte außerdem Urkundenfälschung, etwa im Zusammenhang mit Asylanträgen, und ähnliche Delikte unter dem Titel „Identitätsbetrug“ extra im Strafgesetzbuch verankern lassen. Dieser Vorschlag trug ihr erhebliche Kritik von RichterInnen wie auch von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner ein, die darauf verwies, dass entsprechende Delikte ohnehin längst strafbar seien. trude
medien
MiGay ist da! Ende März war es soweit: Mit Regenbogenfahnen, Sprühkerzen und Sekt wurde der Erscheinungsstart von MiGay, der „ersten Zeitschrift für
lesbische, schwule und transidente Migrant_innen“ in den Räumlichkeiten des EGA-Frauenzentrums in Wien gefeiert. Zur Präsentation wurden druckfrische Exemplare der 28-Seiten umfassenden und mehrsprachig verfassten Nullnummer verteilt – mit Themen und Features wie der Exotisierung migrantischer Stricher in der hiesigen Schwulenszene, der ersten Anti-Homophobie-Kampagne in Polen, einem Interview mit DJ Ipek aus Berlin, „Heimat“-News, einer Filmrezension zu Eloy de la Iglesias „Los novios búlgaros“, Event-Berichten zum Tunten- und Regenbogenball und einem Artikel über die Queer Community aus dem ehemaligen Jugoslawien in Wien. Mit MiGay wollen die Initiator_innen des neuen Medienprojekts – die aus dem Umfeld des (mittlerweile nicht mehr existierenden) migrantisch-queeren Vereins ViennaMix stammen – homo- und transsexuelle Migrant_innen Sichtbarkeit und Stimme verleihen und über Aktivitäten in den queeren migrantischen Communitys informieren, aber ebenso vernetzen und unterhalten. Die kostenlose Zeitschrift soll zukünftig vierteljährlich erscheinen und in Lokalen und bei diversen Vereinen und Events aufliegen – wann die erste reguläre Ausgabe erscheint, steht allerdings noch nicht fest. viyu www.migay.at
rassismus I
704 von ZARA dokumentierte Fälle ZARA, der Wiener Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, hat seinen jährlichen Rassismus-Report vorgelegt. 2008 wurden 704 rassistische Vorfälle in Österreich dokumentiert. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Vorfälle beziehen sich auf den öffentlichen Raum. Weiterhin zeigt der Bericht eine Verschärfung von nachbarschaftlichen Konflikten auf. ZARA stellt ganz allgemein eine Verschlechterung des Klimas gegenüber MigrantInnen und als „anders“ wahrgenommenen Menschen fest und fordert die Anerkennung Österreichs als Einwanderungsland.
„LIPPENSTIFT-INDEX“ & „KRISENINDIKATOR“ MÄNNERUNTERHOSE
Nach der Wirtschaft selbst ist nun auch die Wirtschaftsforschung in die Krise geraten, weil sie mit ihren Prognosen zu oft danebenlag. Mit Vorhersagen hält man sich nun zurück, profunde Analysen der Gegenwart sind dank praktischer Tools wie dem Lippenstift-Index und dem Unterhosen-Indikator jedoch weiterhin möglich. Geht’s mit der Weltwirtschaft abwärts, steigt der Verkauf von Lippenstiften rasant. Neue Unterhosen kaufen Männer hingegen nur bei guter Wirtschaftslage. Ganz einfach. 06 an.schläge mai 2009
geschlechtsneutral
geschlechtsverwirrend
Fräulein abgeschafft
Eve Kosofsky Sedgwick tot
Das Generalsekretariat für geschlechtsneutrale Sprache des europäischen Parlaments hat ein neues Merkblatt herausgegeben. Der Hinweis auf den Familienstand von Frauen soll möglichst vermieden und Anreden wie „Fräulein“,„Mademoiselle“ oder „Señorita“ künftig nicht mehr gebraucht werden, heißt es u.a. darin. Die Personen sollten stattdessen einfach bei ihrem Namen genannt werden, lautet der nicht verbindliche Vorschlag für DolmetscherInnen. +
Eve Kosofsky Sedgwick ist tot. Die erst 58-Jährige erlag am Ostersonntag den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung. Mit „Between Men: English Literature and Male Homosocial Desire“ und „Epistemology of the Closet“ lieferte die US-amerikanische Theoretikerin, die u.a. in Berkeley und New York lehrte, zwei grundlegende Standardwerke der Queer Theory. In „A Dialogue on Love“ widmete sie sich ihrer Erkrankung und deren Folgen für die eigene Sexualität. –
Auch antirassistische Arbeit wird immer wieder angefeindet und behindert. Daher beschränkt man sich nicht alleine auf die Dokumentation von rassistischen Vorfällen – Workshops an Schulen oder die Schulung engagierter Lehrkräfte tragen dazu bei, präventiv gegen Rassismus in Österreich vorzugehen. fis www.zara.or.at/index.php/beratung/rassismus-report
rassismus II
ai-Bericht: Rassismus in Österreich institutionalisiert Der Anfang April erschienene Bericht von amnesty international kritisiert Österreichs Polizei- und Justizbehörden erneut aufs Heftigste: Der Bericht spricht von institutionellem Rassismus in Österreich, der immer wieder zu Misshandlungen und Benachteiligungen von MigrantInnen führt. Dabei wird betont, dass es sich nicht um individuelle Fälle, sondern um ein Strukturproblem handelt. Amnesty fordert daher konkret, dass in der Statistik über Amtshandlungen auch die ethnische Zugehörigkeit der „Beamtshandelten“ miterfasst werden sollte. Innenministerium und Polizei wiesen die Vorwürfe zurück, von beiden Stellen hieß es, es handle sich bei rassistischen Übergriffen durch die Polizei um „Einzelfälle“. trude www.amnesty.at
ÖH-Wahlen
eVoting und FHs Von 26. bis 28. Mai finden heuer die ÖH-Wahlen statt. Durch zwei große Neuerungen unterscheiden sie sich vom bisherigen Prozedere: Erstmals sind auch die Studierenden an den zwanzig Fachhochschulen in Österreich wahlberechtigt. Und: Es wird erstmals in Österreich eVoting durchgeführt. Diese Tatsache hat im Vorfeld für große Proteste gesorgt, KritikerInnen befürchten, dass der Datenschutz bei der Stimmabgabe nicht gewährleistet ist. Trotz der Proteste wurde eVoting von einer ExpertInnen-Kommission als sicher eingestuft und für die Wahl zugelassen. Immerhin ermöglicht es Studierenden, die aufgrund von Behinderung, Krankheit, Kinderbetreuungspflichten o.ä. kein Wahllokal aufsuchen können, auch an der Wahl teilzunehmen. trude www.oeh.ac.at/ueber_die_oeh/oeh_wahlen/wahl_09
BOKU-Rektorin
Arbeitskreis: Keine Diskriminierung Bruners Der Arbeitskreis für Gleichbehandlung an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien hat festgestellt, dass es im Fall der zurückgetretenen Rektorin Ingela Bruner „keinen Anhaltspunkt für eine geschlechtsspezifische Diskriminierung“ gebe. Zum eigentlichen Vorwurf Bruners, nämlich dass sie gemobbt wurde, gibt der Bericht allerdings keine Stellungnahme ab. Ingela Bruner war seit Oktober 2007 im Amt und die einzige Rektorin einer Universität in Österreich. Im Jänner 2009 hatte sie um die Auflösung ihres Vertrags gebeten, offiziell wegen „unüberbrückbarer Differenzen“. Abseits der offiziellen Begründung gab Bruner an, sie sei nach Bekanntwerden ihrer Krebserkrankung gemobbt worden. trude
PrekärCafé Jeden ersten Dienstag im Monat findet im linken Kulturverein W23 in Wien das PrekärCafé statt. Das PrekärCafé ist aus der EuroMayDay-Bewegung entstanden und diskutiert in wechselnden Veranstaltungen die Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen. Für ein gutes Leben für alle gehen sie aber weiterhin auch auf die Straße, erfährt FIONA SARA SCHMIDT von einigen „SANTA PRECARIA“. Gibt es auch dieses Jahr einen EuroMayDay in Wien? Und wie arbeitet ihr insgesamt? Die Paraden am 1. Mai waren immer die sichtbarste Form, aber nie die einzige Aktivität. Jetzt kommt das PrekärCafé als kontinuierlicher Treffpunkt hinzu. EuroMayDay-Paraden finden auch dieses Jahr in verschiedenen Städten statt. Gemeinsam mit einem breiten Bündnis ruft EuroMayDay Wien zur antirassistischen Demo gegen Entrechtung, Prekarisierung und rassistische (Polizei-)Gewalt anlässlich des 10. Todestages von Marcus Omofuma auf. Auch Vorbereitungen für eine Parade haben – in anderer Form und Zusammensetzung als in den letzten Jahren – soeben begonnen. Das Prekär Café war am 28. März in Wien präsent, wo unter dem Motto „Wir zahlen nicht für Eure Krise“ demonstriert wurde. Ist es sinnvoll, in solch einem breiten Bündnis unterschiedlichster Gruppen zu agieren? Leute, die EuroMayDay oder PrekärCafé machen/sind, setzen sich mit Prekarisierung von Arbeit und Leben sowie mit verschiedenen Formen der Organisierung und des Widerstandes auseinander. Mit diesen Themen an einer Demo teilzunehmen, die sich anlässlich der aktuellen Krise des Kapitalismus gegen Ausbeutung und Unterdrückung richtet, liegt auf der Hand. Welche konkreten Forderungen werden von euch für Frauen und MigrantInnen vertreten, die von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen besonders betroffen sind? EuroMayDay Wien hat nie einen Forderungskatalog erarbeitet oder beschlossen. Mit konkreten Forderungen als politische Bewegung letztlich auch Stellvertreter_innenpolitik zu betreiben, läuft dem Selbstverständnis des EuroMayDay Wien entgegen. Auch die Paraden waren immer ein offener Raum, in dem Teilnehmer_innen sich und ihre individuellen oder kollektiven Forderungen einbringen konnten. Es ging immer darum, als Subjekt selbst zu sprechen und sichtbar zu sein und nicht darum, als Organisationskomitee konkrete Forderungen vorzugeben, hinter denen dann andere hermarschieren dürfen. Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise auf bestehende Prekarisierungstendenzen? Das ist eine Krise des Kapitalismus. Die Auswirkungen sind im Einzelnen noch nicht zur Gänze absehbar. Klar hingegen ist, dass sie eine Veränderung des Terrains sozialer Kämpfe bedingt. Die extreme Rechte versucht, die sich durch die Krise verschärfenden sozialen Fragen als „nationale“ zu verkaufen und mittels rassistischer, antisemitischer, etc. Muster zu bearbeiten. Aber auch für die Linke eröffnen sich neue Handlungsspielräume und Interventionsfelder. Es bedarf der wirksamen Organisierung unseres Widerstandes. Daher: Auf die Straße für ein gutes Leben für alle! www.prekaer.at
mai 2009 an.schläge 07
politikkärnten
gjh
Politik für 289.436* Haider ist tot, das BZÖ legte bei der Kärntner Landtagswahl trotzdem noch zu – auf 45,5 Prozent. Was heißt das für die Zukunft der Frauenpolitik in Kärnten? Im Wahlkampf hat dieses Thema jedenfalls kaum eine Rolle gespielt. Im neuen Regierungsprogramm kommen frauenpolitische Themen zumindest vor. Von Burgi Pirolt
* Anzahl der Kärntnerinnen laut Statistik Austria, Stand 1.10.2008
08 an.schläge mai 2009
„Frauen sind zu schade für die Politik, sie sind viel sensibler als Männer, zu sensibel. Ich kenne viele großartige Frauen, die nie in der Politik waren. Was denken Sie, was ich im Wahlkampf alles auszuhalten hatte, das möchte ich keiner Frau zumuten“, erklärte der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler in einem Interview.1 Diese Aussage sorgte nicht nur bei Politikerinnen für einigen Unmut, und der Kärntner Landeshauptmann wurde dafür teilweise heftig kritisiert. Dörfler erging sich in Erklärungen, wie er diese Aussage aufgefasst wissen wollte (nämlich als Kompliment) und fühlte sich falsch verstanden und missinterpretiert. In der ORF-Radiosendung „Streitkultur“2 sollten daraufhin in direkter Konfrontation die Missverständnisse ausgeräumt werden. Relativ bald wurde jedoch aus einer Diskussion über Frauen und Frauenpolitik eine über Familie und Familienpolitik, inklusive weiterer diskussionswürdiger Sätze des Landeshauptmannes („Ich will keine Vermännlichung der Frauen und keine Verweiblichung der Männer“,
„Am Bau sollte keine Frau arbeiten“, „Ich kann keine Frauenboxkämpfe sehen und keine Eiskunstläufer – das ist doch ein weiblicher Bewegungsablauf“).3 Forderung nach Förderung. Immerhin bekennt man sich im Regierungsprogramm von BZÖ und ÖVP zur Frauenförderung. Ziele sind u.a. „Chancengleichheit“,„Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt“ und „Einkommensgerechtigkeit“. Die Landesregierung will die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer“ gewährleistet wissen, will die „Schließung der Einkommensschere“, die „Forcierung von Frauenförderprogrammen in Betrieben“ und die „Förderung von Transparenz bei Karrierewegen und Gehältern“. Wie umfassend diese Förderungen ausfallen sollen, wird freilich nicht erwähnt. Ein weiteres Vorhaben ist die „Förderung von Frauen in Spitzenpositionen“, was angesichts der Tatsache, dass sich in der Landesregierung selbst keine einzige Frau findet, doch etwas unglaubwürdig wirkt. In den „Bündnispositionen“ des BZÖ, der stimmenstärksten Partei, sucht
man frauenpolitische Themen vergeblich. Lediglich in den Bereichen Familie und Soziales bezieht man sich mit Betonung der Familie unter Voraussetzen eines konservativen Familienbildes indirekt auf Frauen. Ob die Landesregierung, in der das BZÖ den Landeshauptmann und einen Großteil der Regierungsmitglieder stellt, ihre frauenpolitischen Vorhaben tatsächlich umsetzt, bleibt also abzuwarten. Frauen- statt Familienpolitik. „Das drängendste Problem ist, dass es eigentlich keine Frauenpolitik gibt in Kärnten“, meint die Grüne Landtagsabgeordnete Barbara Lesjak. „Es gibt Familienpolitik, subsumiert unter das Soziale. In dem Kontext werden Frauen immer nur als Mütter gedacht. Frau zu sein als solche, kommt in der Politik gar nicht vor.“ Dass sich dies möglichst bald ändert, ist auch Ziel des neuen Frauenreferenten: Mit Peter Kaiser von der SPÖ ist in Kärnten künftig ein Mann „Referent für Frauenangelegenheiten“, und dieser wünscht sich mehr Frauen als politische Entscheidungsträgerinnen. Als
kärntenpolitik erste diesbezügliche Maßnahme hat er mit dem Ausbau des Politikerinnenlehrgangs begonnen. Einig sind sich SPÖ-Bundesrätin Ana Blatnik, die Landesleiterin der „Kärntner Frauenbewegung“ Barbara Kogler von der ÖVP, Barbara Lesjak und BZÖ-Landtagsabgeordnete Wilma Warmuth, dass es oberste Priorität ist, die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern zu nivellieren. „Ziel der Frauenpolitik muss eine tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann sein. Das beginnt beim gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit und hört bei der Aufteilung der unbezahlten Arbeit auf“, fordert Kogler. Und Blatnik erinnert: „Den gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen, dafür haben Frauen sich schon vor 100 Jahren eingesetzt. Es kann doch nicht sein, dass eine Frau,
setzt sind, müssen künftig mehr Frauen in diese Verhandlungskomitees.“ Außerdem möchte Warmuth Mädchen ermutigen, nicht typische Frauenberufe mit geringem Gehalt zu wählen. Problemen wie der „mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch zu wenig entgegenkommende Arbeitgeber“ und „nicht bedarfsorientierten Kinderbetreuungsarten und -zeiten“ sowie der „erst schrittweise erfolgten Entwicklung der Mitverantwortung der Männer“ könne auch auf Landesebene begegnet werden. Für die Zukunft ist sie optimistisch. Frauen müssten Eigenverantwortung zeigen und ihre Partner mehr in die Versorgungs-, Betreuungs- und Beziehungsarbeit einbinden – etwas, das junge Männer bereits in zunehmendem Maße praktizieren würden.
menarbeit von Frauen und Männern etwas Selbstverständliches sein sollte. Die Gesellschaft besteht ja auch nicht nur aus Männern!“ Und: „Ganz wichtig ist für mich eine Vernetzung, durch die Frauen Frauen stärken. Es kann nur gemeinsam etwas bewegt werden.“ Wie um dies zu untermauern, brachte sie zum Interviewtermin gleich eine Kollegin aus der Öffentlichkeitsarbeit und die Kärntner Kandidatin zur EUWahl mit. „Die Vernetzung muss und kann über Parteigrenzen und Institutionen hinweg funktionieren, wenn es einen Konsens über die Inhalte und Resultate gibt. Parteipolitisch gibt man dadurch doch nichts auf“, ist Blatnik überzeugt. Auch Warmuth unterstreicht, wie wichtig Frauennetzwerke sind. Es scheint, als wäre in den hinteren Parteirängen möglich, was an den
„Frauen sind zu schade für die Politik, sie sind viel sensibler als Männer, zu sensibel. Ich kenne viele grossartige Frauen, die nie in der Politik waren. Was denken Sie, was ich im Wahlkampf alles auszuhalten hatte, das möchte ich keiner Frau zumuten.“ nur weil sie eine Frau ist, weniger verdient als ein Mann. Eine Abteilungsleiterin in einer Lebensmittelkette verdient um 15 Prozent weniger als ein Abteilungsleiter.“ Solche und andere frauenpolitische Forderungen sind aber in der politischen Debatte durchaus nicht unumstritten. Sie hätte oft das Problem, dass „ich meinem politischen Gegenüber erklären muss, dass es so etwas wie eine Frauenbewegung gegeben hat, dass Feminismus kein Schimpfwort ist, dass es gut ist, dass Frauen in die Politik gehen können“, berichtet Lesjak von ihren Erfahrungen mit so manchem Politiker. Einige seien wirklich davon überzeugt, dass Frauen als reine Hausfrauen und Mütter den Normalfall darstellten. Es ist noch ganz viel Bewusstseinsarbeit zu leisten. Löhne und Quoten. Bezüglich konkreter Maßnahmen zur gerechten Entlohnung verweist Warmuth auf die Sozialpartner: „Die Lohnverhandlungen passieren nicht in der Landesregierung, sondern ausschließlich in der Sozialpartnerschaft (Wirtschaftskammer und ÖGB) auf Bundesebene. Da diese Gremien zu 95 Prozent männlich be-
Kogler setzt eher auf politische Maßnahmen. Es braucht ein gerechteres Lohnsystem, und es braucht mehr Frauen als Entscheidungsträgerinnen, denn „die Aufstiegschancen sind auch beim Lebensmittelgeschäft ums Eck meistens den Männern vorbehalten. Und solange in den Parteivorständen und in den Interessensvertretungen die Männer das Sagen haben, wird sich nichts ändern.“ Für Veränderungen braucht es laut Kogler Quoten:„Leider funktioniert das nur mit Quoten. Und deshalb befürworte ich das norwegische Modell mit einer 40 Prozent Frauen-Quote in den Aufsichtsräten der börsenotierten Unternehmen. Qualifizierte Frauen gibt es in Kärnten genug.“ Auch Lesjak sieht in einer verpflichtenden Frauenquote noch immer eines der wirkungsvollsten politischen Mittel, um Frauen die Tür zur Führungsebene zu öffnen: „Die Landesregierung könnte eindeutig sagen – und die strategischen Vorgaben macht immer noch die Landesregierung! –, Frauenförderung ist verpflichtend! Verpflichtende Quote und verpflichtende Frauenfördermaßnahmenpakete.“ Blatnik befürwortet die Quote ebenfalls, obwohl „doch die Zusam-
Parteispitzen als utopisch oder unmöglich abgetan wird: Überparteiliche Zusammenarbeit abseits von Regierungsabkommen für ein gemeinsames Ziel. Interessante Alternative. Auf die Frage, warum es keine Frauen in der Landesregierung gibt, reagiert Kogler selbstkritisch: „Auch die Kärntner ÖVP ist immer noch eine von Männern dominierte Partei. Im Landesparteivorstand haben wir unter den stimmberechtigten Mitgliedern eine sehr geringe Frauenquote. Da haben es Frauen einfach schwerer, Mehrheiten zu bekommen.“ Warmuth zieht in Betracht, dass es an ihren Parteikolleginnen selbst liegt: „Das BZÖ agiert in sämtlichen politischen Gremien sehr partnerschaftlich und konstruktiv. Möglicherweise hat sich für eine Regierungsfunktion keine Frau zur Verfügung gestellt.“ Und was würde sich Barbara Lesjak von der Landesregierung wünschen? „Die, die jetzt in der Regierung sind, sollen alle zugunsten der Frauen in ihren Parteien zurücktreten. Für mich wäre das eine interessante Alternative – mit allen Diskussionen, mit allen Protesten, die es da geben würde.“ ❚
1 „Österreich“, Ausgabe vom 21. März 2009; abrufbar unter www.oe24.at 2 ORF Radio Kärnten, Sendung vom 6. April 2009 3 nachzuhören unter: http://kaernten.orf.at/magazin/ studio/radio/stories/353146
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sex.workeropen.university
S e x Wo r k e r s S p e a k O u t i n L o n d o n a m 3 1 . 3 . 0 9 , © Fo t o s : M a t t T h o m p s o n , m a t t i n t e r w e b @ y a h o o. c o. u k
Es ist ein gemeinsamer Kampf Von 1.-5. April fand in London die erste „Sex Worker Open University“ (SWOU) statt. Im E-Mail-Interview mit Vina Yun erläuterte Ko-Organisatorin Carrie Hamilton die Ziele der SWOU und das politische Selbstverständnis der Sexarbeiter_innen-Bewegung in Großbritannien. an.schläge: Was ist die „Sex Worker Open University“? Carrie Hamilton: Die „Sex Worker Open University“ hat den Zweck, Sexarbeiter_innen, Akademiker_ innen, Aktivist_innen, Künstler_innen und andere Verbündete zusammenzubringen, um die Bandbreite und Vielfalt, aber auch die Widersprüche in der Sexindustrie zu ergründen. Wir wollen Sexarbeiter_innen eine Stimme geben und herrschende Stereotype ebenso wie den Sensationalismus der Medien kritisch
statt, mit Präsentationen und Filmen über Sexarbeiter_innen-Bewegungen aus der ganzen Welt, von Argentinien über Costa Rica und Neuseeland bis hin zu Kanada, Kambodscha, Dänemark, Deutschland und Großbritannien. Danach wurde die Fotoausstellung „Prostitutes of Europe“ von Mathilde Bouvarde eröffnet, die Sexarbeiter_innen in zwölf europäischen Städten fotografiert hat. Von wem wurde die SWOU organisiert? Und welches Publikum ist gekommen?
darsteller_innen, Pro-Doms und ProSubs, Sexarbeiter_innen, die auf der Straße und in Wohnungen arbeiten. Es waren aber auch Aktivist_innen, Akademiker_innen, Journalist_innen und Studierende da sowie Leute, die allgemein mehr über Sexarbeit, die Sexindustrie und deren (künstlerische) Repräsentation erfahren wollten. In der feministischen Auseinandersetzung zu Sexarbeit lassen sich zwei gegensätzliche Positionen ausmachen: Zum einen die Abolitionistinnen, die Pro-
Das Thema Frauenhandel ist in der Debatte über Sexarbeit zu einem Ablenkungsmanöver geworden: Die Obsession in dieser Frage offenbart eher die Ängste des Westens vor Massenmigration sowie den Drang, Frauen vor der Sexarbeit „retten“ zu wollen, statt die unterschiedlichen Beweggründe, warum Frauen, Männer und Transpersonen in die Sexindustrie gehen, zu verstehen und zu analysieren, welche anderen Möglichkeiten ihnen sonst offen stehen und welche nicht.
1 Diskussionsworkshop „Taking the feminist anti-prostitution argument seriously“ am 4. April, London Action Ressource Center 2 Siehe www.swarm-up.org 3 Siehe www.xtalkproject.net und http://sexworkeropenuniversity. blogspot.com
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hinterfragen. Unser Ziel ist auch, dass Sexarbeiter_innen ihr Wissen, ihre Ideen und Erfahrungen miteinander teilen und gemeinsam Strategien für die Zukunft entwerfen, einschließlich des Kampfes gegen die Kriminalisierung von Sexarbeit. Die Eröffnung der SWOU fand an der Queen Mary Universität von London
Die Konferenz wurde von Luca Raven und mir organisiert. Luca ist Sexarbeiter, ich bin Aktivistin und war früher als Sexarbeiterin tätig. Die meisten, die zur „Sex Worker Open University“ kamen – insgesamt waren es an die 200 Personen –, sind Sexarbeiter_innen aus unterschiedlichen Bereichen der Sexindustrie: Escorts, Tänzer_innen, Porno-
stitution primär als Ausbeutung und patriarchales Gewaltverhältnis sehen. Diese Position betont auch sehr stark die Existenz des Frauenhandels, besonders im Zusammenhang mit migrantischen Sexarbeiter_innen. Zum anderen die Aktivist_innen aus der Sexarbeiter_innenBewegung, die den abolitionistischen Ansatz kritisieren und vor allem die
Rechte von Sexarbeiter_innen bzw. die Legalisierung von Sexarbeit in den Mittelpunkt stellen. Sie argumentieren, dass Sexarbeit (meistens) frei gewählt ist. Im Rahmen der SWOU haben Sie einen Workshop geleitet1, der sich eben diesem Disput widmet. Die Polarisierung zwischen den so genannten Abolitionistinnen und Feministinnen, die die Rechte von Sexarbeiter_innen stärken wollen, bringt weder Feministinnen noch Sexarbeiter_innen weiter. Zudem simplifiziert diese Dichotomie die Debatte. Als Sexarbeiter_innen und Aktivist_innen, die für deren Rechte kämpfen, stellen wir natürlich die Behauptung, dass Sexarbeit Gewalt gegen Frauen sei, in Frage. Denn Sexarbeit ist in erster Linie Arbeit, und diese beinhaltet ein bestimmtes Wissen und Können, auch wenn sie mit Ausbeutung verbunden ist. Das Thema Menschen- bzw. Frauenhandel ist in der Debatte über Sexarbeit zu einem Ablenkungsmanöver geworden: Die Obsession in dieser Frage offenbart eher die Ängste des Westens vor Massenmigration sowie den Drang, Frauen vor der Sexarbeit „retten“ zu wollen, statt die unterschiedlichen Beweggründe, warum Frauen, Männer und Transpersonen in die Sexindustrie gehen, zu verstehen und zu analysieren, welche anderen Möglichkeiten ihnen sonst offen stehen und welche nicht. Wenn man die Debatte derart angeht, bringen einige Feministinnen, die sich gegen Prostitution äußern, durchaus legitime Einwände ein, was das Problem von Klassenausbeutung, Sexismus und Rassismus in der Sexindustrie angeht. Wir Aktivist_innen müssen uns diesen Themen direkt stellen, wenn wir eine starke Bewegung aufbauen wollen. Der Workshop war ein Anfang, und ich hoffe, dass die Diskussion weitergeht. Seit einigen Jahren ist im akademischen feministischen und queeren Diskurs ein gesteigertes Interesse an Pornografie und ein regelrechter Hype um „Post-Porno“ zu beobachten. Gibt es eine gemeinsame Basis zwischen Akademiker_innen, feministisch-queeren Aktivist_innen und Sexarbeiter_innen? Ich denke, es gibt viele Gemeinsamkeiten unter jenen Sexarbeiter_innen, die sich als queer und/oder als „sex
radicals“ definieren. Allerdings ist das für den Großteil der Sexarbeiter_innen nicht der Fall – sie sehen ihren Job primär als Arbeit und nicht als Ausdruck eines sexuellen Begehrens oder einer Identität. Solche Differenzen sollte die Sexarbeiter_innen-Bewegung jedenfalls erkennen und miteinbeziehen. Inwiefern unterscheidet sich denn die Situation der Sexarbeiter_innen in Großbritannien von der in anderen EULändern? Die Frage ist sehr komplex. Die gesetzliche Lage sieht in fast jedem Land anders aus, wie auch die Präsentationen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich und England beim Eröffnungsabend der SWOU deutlich machten. Derzeit wird in Großbritannien versucht, die Nachfrage nach Sexarbeit zu kriminalisieren, d.h. es werden die Kunden (statt der Prostituierten) strafrechtlich belangt. Vorbild dafür ist das schwedische Modell, das 1999 eingeführt wurde. Das ist ein großes Thema. Dieses Modell ist aktuell sehr populär unter ProstitutionsgegnerInnen, und Aktivist_innen der Sexarbeiter_innenBewegung in ganz Europa kämpfen dagegen an. Wie können Aktivist_innen trotz der unterschiedlichen gesetzlichen, politischen und sozialen Rahmenbedingungen gemeinsam Bündnisse schmieden? Wir tun es bereits – mit Veranstaltungen wie der SWOU und unserem geplanten neuen Vernetzungsforum im Internet2, mit Konferenzen, Websites und Blogs. Trotz der Differenzen ist es ein gemeinsamer Kampf. Der Großteil der Sexarbeiter_innen in der EU sind Migrant_innen, oft mit illegalisiertem Aufenthaltsstatus. Versteht sich die Sexarbeiter_innen-Bewegung demnach auch als eine antirassistische, pro Migrations-Bewegung? Absolut – sie muss es sogar sein. Die Anerkennung der Rechte von undokumentierten migrantischen Sexarbeiter_innen ist eines der wichtigsten und kritischsten Ziele der heutigen Sexarbeiter_innen-Bewegung. Daher müssen wir auch mit Aktivist_innen aus den verschiedenen migrantischen Communitys, den Bewegungen für die Rechte von Migrant_innen und anderen Gruppen zusammenarbeiten. In Großbritannien ist das schon der Fall – und der Kampf geht weiter! ❚
Beate Hammond
Ausgeschwiegen Am 28. Mai 1939 starb der Schriftsteller Joseph Roth in Paris. Und da sich dieser Todestag heuer zum siebzigsten Mal jährt, ist in letzter Zeit recht häufig von ihm die Rede. Was erfahren wir nicht alles über sein Werk, sein Leben und natürlich über seine Frauen. Wir erinnern uns: Da gab es seine Ehefrau Friederike, die an Schizophrenie erkrankte. Oder die Schriftstellerin Irmgard Keun, mit der er zusammenlebte. Doch über eine Beziehung hört man eher wenig, obwohl sie vielleicht die wichtigste in Roths kurzem Leben (er wurde nur 44) war. Über diese Frau wird in Artikeln und TV-Dokumentationen vornehm geschwiegen, man könnte auch sagen: sich ausgeschwiegen. Sieben Jahre lang lebte Joseph Roth mit einer schwarzen Frau zusammen: Andrea Manga Bell, die Tochter des afrokubanischen Pianisten José Manuel Jimenez (ein Freund von Liszt und oft in Wien zu Gast) und seiner Frau Emma, einer Hamburgerin. Als sie 1929 Joseph Roth über gemeinsame Freunde am Berliner Stölpchensee kennen lernte, hatte sie eigentlich genug von der Liebe. Ihre Ehe mit dem in Deutschland aufgewachsenen Thronfolger der Duala (Kamerun), Alexander Manga Bell, war unwiderruflich gescheitert. Den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Kinder verdiente sie bei der Ullstein-Zeitschrift „Gebrauchsgraphik“. Doch sie konnte sich Roths Charme nicht entziehen, die beiden wurden ein Paar und lebten bald zusammen, mit Manga Bells beiden Kindern, eine Patchworkfamilie. Im Jahr 1933 flüchten sie vor den Nazis nach Paris, und die ersten Schatten fielen auf die Beziehung. Das Geld wird knapp, Roth ist sehr eifersüchtig, es wird heftig gestritten. 1936 lernt er über Egon Erwin Kisch Irmgard Keun kennen und verlässt Manga Bell. Doch er kann sie nicht vergessen und klopft 1938 an ihre Tür, er möchte zurück. Sie öffnet nicht, ist aber, wie fast alle seine anderen Frauen, bei seiner Beerdigung 1939. Manga Bell war eine fixe Größe in Roths Leben, seine Freunde kannten und schätzten sie. Doch liest man heutzutage etwas über Joseph Roth, bekommt man den Eindruck, sie habe nie existiert. mai 2009 an.schläge 11
pinkchaddi
Empowerment in Pink Kurz vor dem Valentinstag wurden in Mangalore Frauen von selbst ernannten Moralpolizisten verprügelt. Indische FeministInnen werfen mit virtueller und realer rosa Unterwäsche zurück. Von Birgit Pestal Seit einigen Jahren entdeckt Indien den Valentinstag. Während er sich bei der jungen und urbanen Mittelschicht immer größerer Beliebtheit erfreut, stößt der als „westlich“ gebrandmarkte Liebestag bei traditionell-konservativen und religiös fundamentalistischen Gruppen auf Kritik. „Der Valentinstag ist gegen die indische Kultur“, meint Pramod Muthalik, Gründer und Aktivist der rechtsgerichteten Hindu-Gruppe Sri Ram Sene (SRS). Auf der Grundlage konservativer Ansichten und überholter Rollenklischees attackieren diese selbst ernannten Sittenwächter nun alljährlich am 14. Februar unverheiratete Pärchen und insbesondere Kneipen besuchende Frauen ohne männliche Begleitung. Sie rufen 12 an.schläge mai 2009
zur Zerstörung jedweder romantischer Atmosphäre in Restaurants auf, verbrennen Valentinsgrußkarten und Blumenstände, schlagen Fensterscheiben ein und drohen mit Gewalt und Zwangsverheiratungen. Sri Ram Sene sorgte auch in diesem Jahr für brutale Schlagzeilen in dem ansonsten vor Liebesbekundungen und Geschenke-Tipps strotzenden Medienumfeld. Indische Frauenbrigaden in Madhya Pradesh demonstrierten mit den Slogans: „Lang lebe der Valentinstag“ und „Lasst uns lieben!“. Gleichzeitig verprügelten Polizeibeamte in Delhi missverstandene händchenhaltende Geschwisterpaare, eine junge Frau in Jind im Distrikt Haryana wurde von einem Beamten an den Haaren in die Polizeistation geschleift. Burschen in Ranchi
wurden mit Sit-ups fürs Händchenhalten mit Mädchen bestraft. Starke Sprüche in Goa. In Goa, dem indischen Honeymoon-Paradies, wo der Valentinstag landesweit angeblich am ausgiebigsten gefeiert wird, sprechen sich dieses Jahr viele Inderinnen mit Vehemenz gegen die SRS aus. „Lasst doch den Valentinstag und greift besser die wichtigen Probleme auf, wie Armut, Korruption und Analphabetismus“, meinte etwa Frauenbeauftragte Sunita Rodrigues aus Calangute, in der „Goa Times“.1 „Diese feigen Kerle sollten ihre falsche Männlichkeit nicht durch das Verprügeln von Teenagern aufwerten“, so Fiona Cordozo, PR-Sprecherin in Panaji. „Für wen halten sie sich, dass sie sich herausnehmen zu kontrollieren, wie
chaddipink sich Frauen kleiden oder wo sie ausgehen? Dieses Moralpolizeigetue kommt offenbar aus ihrer tief verwurzelten Angst vor den erstarkten und unabhängigen modernen Frauen, die sich nicht
öffentlicht, Solidaritätsbekundungen aus dem Ausland trafen ein.2 „Eine 75-Jährige aus Delhi hat uns Unterhosen geschickt“, erzählt Nisha Susan. „Ein Bollywood-Texter hat ein Ge-
lächerlicher Versuch seinerseits im medialen Rampenlicht zu bleiben“, meint Nisha Susan. Auf Facebook gibt es bereits eine Gruppe von Anwälten, die bereit sind, „Pink Chaddi“ zu verteidigen.
Es begann mit einer Facebook-Gruppe namens „Consortium of Pub-going, Loose and Forward Women“, die nach einem Tag 500 und nach einer Woche 30.000 Mitglieder verzeichnete. Es folgte der Aufruf „Pink Chaddi“, also „rosa Unterwäsche“, per Post an die SRS und Pramod Muthalik zu senden. Ganz schön frech – insbesondere nach südasiatischen Vorstellungen.
von Männern unterjochen lassen.“ In Mangalore wurden Ende Jänner fünf Frauen, die eine Kneipe besucht hatten, von der SRS verprügelt, zwei davon sogar krankenhausreif. Das Ereignis wurde sogar gefilmt. Die Tatsache, dass SRS-Männer durch Prügel die indische Kultur vor „Cocktail trinkenden Flittchen“ beschützen wollen, hatte aber scheinbar noch nicht genug Nachrichtenwert, um es in die ausländische Presse zu schaffen. Maßgeblich zur lokalen und internationalen Öffentlichkeitsarbeit beigetragen hat schließlich die Initiative der indischen Journalistin Nisha Susan, die kurz nach dem Vorfall in Mangalore eine Kampagne als Antwort auf die Drohungen der SRS startete. Es begann mit einer Facebook-Gruppe namens „Consortium of Pub-going, Loose and Forward Women“, die nach einem Tag 500 und nach einer Woche 30.000 Mitglieder verzeichnete. Es folgte der Aufruf „Pink Chaddi“, also „rosa Unterwäsche“, per Post an die SRS und ihren Gründer Pramod Muthalik zu senden. Ganz schön frech – insbesondere nach südasiatischen Vorstellungen. Protest per Post. Die Facebook-Gruppe hatte im März bereits 56.000 Mitglieder – und sie wächst rasant weiter. Die Idee der Kampagne, Unterwäsche mit feministischem Aktionismus zu verbinden, ist dabei keine gänzlich neue. „Pink Chaddi“ erscheint einerseits als geradezu sardonische Form friedvollen Widerstands und gleichzeitig als eine exzellente Taktik, um die Medien-Aufmerksamkeit zu halten. In kürzester Zeit bekannte sich der Protest zur Farbe Pink. Fotos und Kommentare wurden gepostet, Erfahrungsberichte von Attacken wurden innerhalb der Community ver-
dicht zu Ehren unserer Unterwäsche-Aktion verfasst. Eine bekannte Buttermarke in Indien hat unser Emblem auf einem Plakat gefeaturet. Mehr als 2.000 Chaddis sind im SRS-Office eingegangen.“3 Und Muthalik? „Er hat angeboten, uns als Antwort rosa Saris zu senden – es sind dann auch sieben Stück (immerhin!) in unserer Sammelstelle in Bangalore eingetroffen. Wir haben es geschafft, seine Rhetorik 15 Minuten lang von Gewalt zu befreien, darauf können wir stolz sein, denke ich. Muthalik denkt inzwischen wohl immer noch, wir seien ein Haufen verlotterter Party-Mädchen. Dabei bedeutet vielen von uns weder der Valentinstag noch das nächtliche Ausgehen sonderlich viel.“
Take Back the Night. Anlässlich des internationalen Weltfrauentages am 8. März versammelten sich rund 500 Menschen im Banappa-Park in Bangalore für eine Sichtbarkeitskampagne – kurz nachdem es hier weitere Übergriffe gegeben hatte. Die von „Pink Chaddi“ und „Fearless Karnataka“ organisierte Veranstaltung umfasste u.a. Theaterstücke, Tänze und Video-Projektionen. Die Kleidung attackierter Frauen wurde gesammelt und auf einer Wäscheleine ausgestellt: Ärmellose T-Shirts, Jeans, aber auch klassische Salwar Kamiz und Kurtas waren zu sehen. Frauen sprachen öffentlich über Attacken, denen sie ausgesetzt waren. Sexuelle Minderheiten, auch Hrijas sowie Dalits, kamen zu Wort. Die indische Gesellschaft erfährt Rosa gegen Rechts. Am 09.02.2008 beohne Frage einen raschen Wandel. Den zeichnete Innenminister P. ChidambaFrauen im Land habe die Globalisierung ram die SRS als Gefahr für das Land. generell Gutes getan, doch Indien befinDen Valentinstag verbrachte Muthalik de sich auch in einer Phase der Konfusidann mit 140 Mitgliedern der SRS in on oder „Anomie“, so meint zumindest vorbeugendem Gewahrsam, nachdem der Anthropologe Ravinder Kaur in der er ein weiteres Mal die Attacken öffent- Valetinstagsausgabe der „Times of Inlich gerechtfertigt hatte. Gleichzeitig dia“. Wenn Normen verwischen und folgten „Pink Chaddi“-AnhängerInnen Menschen unsicher über ihren Status in dem Aufruf von Nisha Susan, am Abend der Gesellschaft werden, kann es zu exdes Valentinstags in die nächstgelegene tremen Handlungen und Gewalt gegen Bar zu gehen und einen Toast auf indijene kommen, die als Urheber aller Prosche Frauen anzubringen. bleme identifiziert werden. Während „Die Mangalore Pub-Attacke hat ei- viele Frauen die Grenzen neuer Rollenne Narbe in ganz Indien zurückgelasbilder für sich austesten und zunehsen“, hieß es sinngemäß in den indimend zu wissen scheinen, wie ein moschen Medien. Es war die Rede von „Tali- dernes Frauenbild für sie aussehen banisierung“ und einer „Schande“ für kann, leiden konservative Hindu-Männer das Land. Die Umfrage eines großen offenbar unter einer Art Identitätskrise, Fernsehsenders ergab, dass die Mehrdie sie u.a. glauben lässt, eine Frau müsheit zudem nicht daran glaubt, dass die se etwa einen Sari tragen, um der „indigegenwärtige Gesetzeslage imstande schen Kultur“ zu entsprechen. Nisha Suist, mit der SRS adäquat umzugehen. san ihrerseits würde es wohl vorziehen, Muthalik hat mehrfach gedroht, „Pink wenn hier künftig von „indischen KultuChaddi“ zu verklagen.4 „Ein weiterer ❚ ren“ im Plural die Rede wäre.
1 Nicole Suares:„From Women with Love“, Goa Times, 14.2.2009 2 http://thepinkchaddicampaign. blogspot.com 3 Nisha Susan:„Why we said pants to India’s bigots“, www.guardian.co.uk/ commentisfree/2009/feb/15/ india-gender, 15.2.2009 4 ebd.
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internationalan.riss Einführung einer europaweiten Finanztransaktionssteuer, die Abschaffung des Internationalen Währungsfonds, die Ausrichtung von Konjunkturpaketen an den Bedürfnissen von Frauen und nach ökologischen Kriterien und die gezielte Förderung des sozialen Dienstleistungssektors. viyu www.oneworld.at/wide
eu
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Homophobie-Bericht
global
Wer zahlt für die Krise? Anfang April fand in London das Treffen der zwanzig größten Industriestaaten, der G-20-Gipfel, statt. Hauptthema: die Reformierung der Finanzmärkte. Anlässlich des Gipfels kritisierte das Frauennetzwerk WIDE (Women in Development Europe), dass Frauen in den Szenarien zur Krisenbekämpfung kaum vorkämen, und fordert eine breite, demokratisch organisierte Diskussion, bei der Frauenorganisationen in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden: „Die männlichen Eliten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien haben diese Krise verursacht – sie werden kaum diejenigen sein, die die Welt aus dieser Krise wieder herausführen können.“ Zudem brauche es die Einbeziehung der armen Länder des Südens und Ostens, wenn es um eine Neugestaltung des Wirtschafts- und Finanzsystems geht. Da der Klimawandel die Lebensbedingungen der armen ländlichen Bevölkerung weltweit noch zusätzlich verschärft, müsse Klimaschutz zentrales Thema sein. Ausgehend von der Tatsache, dass sechzig Prozent der ärmsten Milliarde Menschen derzeit schon Frauen sind, sei die ILO-Ankündigung, dass 22 Millionen Frauen in Folge der Krise ihre Erwerbsarbeit verlieren werden, ein Alarmzeichen. Die derzeitigen Konjunkturpakete seien geschlechterblind und gäben kaum Impulse für einen ökologischen Umbau der Wirtschaft. Die Wertschöpfung der arbeitsintensiven Bereiche wie Pflege, Bildung, Gesundheit laufe in der Krise weltweit Gefahr, wieder in unbezahlte Frauenarbeit abzugleiten. Anstatt die ärmsten Länder bei der Bewältigung der Krise verstärkt zu unterstützen – und dabei seiner Selbstverpflichtung zur Erhöhung der Entwicklungszusammenarbeit auf 0,5 Prozent des Bruttonationalprodukts bis 2010 schrittweise nachzukommen – spart Österreich bei der EZA, wie die jüngsten OECD-Daten zeigen. Die Forderungen von WIDE umfassen daher u.a. den Ausbau der Entwicklungsfinanzierung, die 14 an.schläge mai 2009
Ende März veröffentlichte die in Wien ansässige Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) ihren neuen Bericht über „Homophobie und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität in den EU-Mitgliedsstaaten“. Der Report behandelt die soziale Situation von Lesben, Schwulen und Transgenders in den 27 Mitgliedsländern, der österreichische Beitrag wurde von Gudrun Hauer und Kurt Krickler (HOSI) verfasst. Zuvor war in einem ersten, im Juni 2008 publizierten Berichtsteil bereits die teilweise sehr unterschiedliche rechtliche Lage innerhalb der EU analysiert worden. Die FRA kommt zum Schluss, dass homo- und transphobe Diskriminierung sämtliche Lebensbereiche von LGBTs erfasst und von Belästigungen an Schulen bis hin zu Benachteiligungen im Berufsleben oder Gesundheitswesen reicht. Obwohl Diskriminierung aus Gründen der sexuellen Orientierung EU-weit im Bereich Beschäftigung verboten ist, werden andere wie Wohnungswesen, Bildung oder Gesundheitsdienste weiterhin ausgespart. Kritisiert wird auch, dass in einigen Mitgliedsstaaten Räumlichkeiten von LGBT-Organisationen mutwillig beschädigt, Veranstaltungen wie Schwulen- und Lesbenparaden verboten bzw. behindert wurden und die Behörden vor Ort die Sicherheit der Teilnehmenden nicht gewährleisten konnten oder wollten – genannt werden hier osteuropäische Staaten wie Bulgarien, Tschechien, Ungarn und Polen, aber auch Italien und Schweden. Darüber hinaus werden im Bericht Hassreden und Verhetzung durch Personen des öffentlichen Lebens angeklagt. Neben Bulgarien, Italien und Malta sind auch in Österreich beim strafbaren Tatbestand der Verhetzung im Gesetzestext LGBT-Personen nicht inkludiert. Zugleich stellt die FRA fest, dass sich in einigen Ländern ermutigende Bemühungen um eine Verbesserung der Lage abzeichnen: So hat eine Reihe von Ländern z.B. anonyme Meldeverfahren geschaffen, die es ermöglichen, über das Internet oder bei unabhängigen Stellen, an denen LGBT-Organisationen mitwirken, Beschwerden einzureichen. viyu http://fra.europa.eu
ost.europa
Sextourismus Seit Verschärfung der Gesetze gegen Sextourismus in Asien, die einige vielbeachtete Verurteilungen nach sich zogen, berichtet die italienische Kinderrechtsorganisation ECPAT von einer Abwanderung der Kinderprostitution nach Osteuropa. Sex mit Kindern werde etwa an tschechischen Autobahnen zu Preisen zwischen fünf und 25 Euro angeboten. Auch Russland und Marokko sind zunehmend betroffen. Die Folge sind neben den seelischen und körperlichen Leiden und ungewollten Schwangerschaften auch steigende HIV- und Hepatitis-Infizierungen bei Minderjährigen.
an.rissinternational Die italienische Regierung hat nun konkrete Maßnahmen vorgelegt, um die Prostitution von Kindern und Jugendlichen einzudämmen, Unterstaatssekretärin Michaela Vittoria Brambilla bereitet eine internationale Offensive gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern vor. Zwar sieht die UN-Konvention über die Rechte des Kindes von 1989 den Schutz vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch vor, dennoch müssen sich auch Reiseveranstalter und Tourismusministerien offen gegen das Tabu wenden, ein EU-weiter Kodex soll zukünftig klare Richtlinien schaffen. fis http://diestandard.at
afghanistan
Frauenfeindliches Familiengesetz beschlossen Nach dem Urteil der Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navi Pillay, stellt das neue afghanische Familiengesetz eine Legalisierung der Vergewaltigung in der Ehe dar. MenschenrechtsbeobachterInnen im In- und Ausland äußerten ihre Sorge, dass die Regelung, die ausschließlich für die schiitische Bevölkerung gilt, einen großen Rückschritt in Sachen Gleichstellung bedeute. Im Rahmen des NATO-Gipfels in Straßburg kam heftige Kritik auch von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama – also jenen Ländern, deren Militärs für den Wiederaufbau Afghanistans verantwortlich sind. Präsident Karsai hat das umstrittene Gesetz dennoch unterzeichnet, nachdem er einige Änderungen vornehmen ließ. KritikerInnen mutmaßen, er hätte das Gesetz im Hinblick auf die im Sommer anstehenden Neuwahlen durchbringen wollen, um die schiitische Minderheit in Afghanistan (zehn bis 15 Prozent) für sich zu gewinnen. Konkret
www.stickersisters.com
besagt das Gesetz, „solange der Mann nicht auf Reisen ist, hat er jede vierte Nacht das Recht auf Geschlechtsverkehr mit seiner Frau. Außer wenn die Frau krank ist oder irgendeine Krankheit hat, die sich bei Geschlechtsverkehr verschlimmert, ist die Frau verpflichtet, den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes eine positive Antwort zu geben.“ Weiters erlaubt das Gesetz dem Ehemann darüber zu bestimmen, ob seine Frau einem Beruf nachgehen oder eine Bildungseinrichtung besuchen darf – de facto eine radikale Verletzung des Rechts auf Selbstbestimmung. Trotzdem, merken BefürworterInnen an, sei das Familiengesetz eine Verbesserung im Vergleich zum bestehenden Gewohnheitsrecht. Tatsächlich wurde das Heiratsalter von Mädchen von neun auf 16 Jahre angehoben. Rama Yade, französische Menschenrechtsstaatssekretärin, forderte die Verantwortlichen in Afghanistan auf, sich weiterhin an international geltendes Recht zu halten und gegen die Diskriminierung von Frauen anzugehen. Der noch amtierende NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte gegenüber der BBC: „Wie kann ich das verteidigen, (…) wenn unsere Männer und Frauen dort bei der Verteidigung der Menschenrechte sterben, und da gibt es ein Gesetz, das die Menschenrechte fundamental verletzt!“ Das Gesetz bleibt im Bereich der Kinderheirat unklar, diese wird nicht explizit verboten. Dies wäre aber nicht nur ein Verstoß gegen internationales Recht, sondern auch gegen die afghanische Verfassung. Die Hoffnungen, die nach Ende des Talibanregimes aufkeimten, scheinen zerstört, obwohl das Land am Hindukusch die UN-Frauenrechtskonvention unterzeichnet und die Kinderrechtskonvention sogar ratifiziert hat. Die Stärkung der Frauen führte und führt zu Widerstand und gilt vor allem unter der Landbevölkerung als Bedrohung der anerkannten hierarchischen, d.h. patriarchalen Ordnung. besu www.swr.de, www.dw-world.com, http://diestandard.at
„Weil wir Frauen mehr sind als ein Markt für Lipgloss, Diät Soda und Vorabend-Serien!“: Deshalb verkauft Ariel Fox auf ihrer Homepage „Sticker Sisters“ Buttons, Aufkleber, T-Shirts und Magneten mit Aufschriften wie „action not glamour“, „punk rock isn’t just for your boyfriend“ oder „girls can do anything“. Genau das hat sie selbst mit der Gründung von Sticker Sisters bewiesen: „Eine Menge Leute glauben, dass man einen detaillierten Plan und Bank-Darlehen braucht, um ein großes Projekt aufzuziehen. Das ist nicht meine Art zu denken. Ich meine, man sollte die Mittel nehmen, die man hat, und loslegen.“ In der Schule ging Ariel durch die ganz normale Hölle: Teenager-Mädchen, die sich zu Cliquen wie zu Heeren zusammenschließen und deren harmloses Getratsche härter treffen kann als ein Schuss. „Ich wünschte, ich hätte jemand Älteres gehabt, der mir gesagt hätte, ich solle nicht hinhören. Und ich wollte Mädchen, die dasselbe durchmachen müssen, helfen, sich besser zu fühlen.“ Ganz ohne Pläne und Darlehen gründete sie deshalb vor zehn Jahren Sticker Sisters. Dort kann frau sich für den Pausenhof – respektive Straßenkampf – rüsten. Und gleichzeitig anderen Mut machen. han mai 2009 an.schläge 15
supermarkt
Geschunden wie ein Pferd Viel Schuften für wenig Geld: ArbeitnehmerInnenrechte sind im Einzelhandel lediglich ein lästiger Störfaktor im Kampf um den größten Gewinn. Ein Bericht von Andrea Heinz.
Bilder: Postkartenserie des Gestaltungswettbewerb ver.di. „fair-kaufen“. Ein Postkartenbuch mit allen Motiven ist beziehbar unter: www.lidl.verdi.de oder lidlaktion@verdi.de Auf dieser Seite: „SCHNAUZE VOLL“ Sophie Tröndle, Friedberg
16 an.schläge mai 2009
Ein bisschen Geld neben dem Studium wollte sich Martina Sabert (alle Namen von der Redaktion geändert) verdienen. Nach einem halben Jahr saß sie beim Arzt: Neurodermitis und Rückenprobleme, für die sie die ersten Infusionen ihres Lebens bekam. Nach weiteren drei Monaten kündigte Martina. Nicht auf dem Bau, sondern bei Ho-
fer (Aldi). „Das war die schlimmste Arbeit, die ich je gemacht habe. Die haben mich geschunden wie ein Pferd.“ Anfangs arbeitete sie noch 20 Stunden in der Woche, schnell wurde daraus eine geringfügige Beschäftigung mit 10 Stunden pro Woche. Gearbeitet hat sie weiterhin wesentlich mehr, „aber nicht auf meinen Wunsch“. Statt der vereinbarten drei Stunden von sieben bis
zehn Uhr morgens, gab es oft bis in den Nachmittag zu tun für sie. „Es ist mir sehr deutlich gemacht worden, dass ich besser nicht Nein sagen sollte.“ StudentInnen, die Geld brauchen, gibt es genug, und die Kündigungen gehen locker von der Hand. „Gegangen“ wird man schnell, und wenn es keinen Grund dafür gibt, dann findet man eben einen. Martinas Kollegin hat an-
marktsuper geblich eine Wertkarte gestohlen und steht bald auf der Straße. Die Rechnung, die dahinter steckt, ist einfach. Unternehmen wollen Gewinn erzielen. Möglichst viel Gewinn. Um möglichst viel Gewinn zu erzielen, muss man möglichst viel Umsatz machen. Um möglichst viel Umsatz zu machen, muss man billig sein. Billiger als der Konkurrent. In dieser Rechnung werden aus Angestellten irgendwann Kostenfaktoren. Und die gilt es niedrig zu halten. Karl Albrecht (Aldi-Süd, 17,5 Milliarden Euro), Theodor Albrecht (AldiNord, 17,0 Milliarden Euro) und Dieter Schwarz (Schwarz Gruppe/Lidl, 10,3 Milliarden Euro) – die Plätze 1, 2 und 4 der reichsten Deutschen1 – bedienen sich hier derselben Methode wie faule StudentInnen: Minimum-MaximumPrinzip. Maximale Arbeitsbelastung, minimale Personalkosten. Tonnenschwere Belastung. Die Leistung, die Angestellte im Einzelhandel zu erbringen haben, steht im krassen Gegensatz zur entsprechenden Entlohnung. Was unter der Bezeichnung „einfache Dienstleistungsarbeit“ läuft, ist oft Schwerstarbeit. Bis zu zwei Tonnen Ware bewegt eine Kassiererin täglich. Bei Lidl muss sie pro Minute hochkonzentriert vierzig Produkte über den Kassenscanner ziehen – während sie die Unfreundlichkeit der KundInnen zuvorkommend lächelnd überhört.1 Aber
darf man nicht behalten. Ich hatte einmal ein Minus in der Kasse und konnte es nur ausgleichen, weil meine Kolleginnen mit ihrem Trinkgeld ausgeholfen haben. Seitdem gebe ich immer Trinkgeld. Die Kassiererinnen sind darauf angewiesen.“ Oft müssen die Unternehmen ihren Angestellten gar nicht erst kündigen – der hohe Leistungsdruck führt dazu, dass es ohnehin niemand lange aushält: Laut der österreichischen Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) wurden 2006 fast die Hälfte aller Beschäftigungsverhältnisse im Handel binnen eines Jahres beendet.2 Hungerlohn für Fachkräfte. Der Rest bleibt „irgendwie hängen“, erzählt Martina. Die meisten ihrer Kolleginnen hatten mindestens Matura. „Die haben so angefangen wie ich.“ Im deutschen Einzelhandel verfügen rund 80 Prozent der beschäftigten ArbeitnehmerInnen über eine abgeschlossene Berufsausbildung, der Anteil an Fachkräften ist damit höher als in der Gesamtwirtschaft. Bezahlt werden dafür Hungerlöhne. Seit die deutschen Arbeitgeber im Jahr 2000 die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge aufgekündigt haben, wird die Höhe des Lohns zu einer Frage des Wettbewerbs. Der Einzelhandel ist die größte Niedriglohnbranche Deutschlands, knapp 1,2 Millionen arbeiten für weniger als 9,61 Euro in Westdeutschland beziehungsweise 6,81 Euro in Ost-
Existenzminimum. Durch ihr niedriges Einkommen sind sie gezwungen, genau das System zu unterstützen, das sie selbst ausbeutet. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, der kauft eben beim Discounter. Mini-Jobs statt Vollzeit-Beschäftigung. Nicht nur die Löhne im Einzelhandel werden niedrig gehalten, auch die Beschäftigungsverhältnisse verändern sich zum Negativen. Während sich die meisten Angestellten eine Vollzeitbeschäftigung wünschen, wandeln die Unternehmen die Arbeitsplätze ganz bewusst in Teilzeit- und geringfügig bezahlte Arbeitsplätze um. So sparen sie Sozialversicherung und Lohnkosten. Im deutschen Einzelhandel waren 2007 „zwei von drei Beschäftigten Teilzeitbeschäftigte, die meisten davon in Minijobs.“1 Auch in Österreich arbeiteten 2006 bereits ein Viertel der Angestellten im Handel Teilzeit, zehn Prozent waren geringfügig beschäftigt.2 Tendenz steigend. Die Leistung ist trotz sinkender Personalkosten und Arbeitszeiten garantiert: „Wir stellen oft Arbeitszeitüberschreitungen und mangelnde Abgeltung geleisteter Arbeit fest“, sagt Manfred Wolf. Mehrarbeit heißt das Zauberwort, und weil die ständig drohende Kündigung wie ein Damoklesschwert im Raum hängt und da draußen ein paar Millionen um jede Arbeit froh wären, beschwert man sich
Bis zu zwei Tonnen Ware bewegt eine Kassiererin täglich. Bei Lidl muss sie pro Minute hochkonzentriert vierzig Produkte über den Kassenscanner ziehen – während sie die Unfreundlichkeit der Kunden zuvorkommend lächelnd überhört. auch anderswo sind die Anforderungen hoch: „Man sagt immer, das kann jeder machen, aber es ist eine enorm anstrengende Arbeit. Auch körperlich. Es kommt selten vor, dass ein Kunde mithilft, wenn man schwere Kisten oder Ähnliches über den Scanner ziehen muss. Stattdessen wird man blöd angemacht“, erzählt Silvia Varani. Sie hat als Studentin bei Billa gearbeitet, und auch wenn sie „schon schlimmere Jobs“ hatte, hat sie nach einem halben Jahr aufgehört. „Man muss extrem schnell sein und immer aufpassen. Hat man nämlich ein Minus in der Kasse, muss man das selbst bezahlen. Ein Plus wiederum
deutschland (Stand 2008).1 In Österreich gäbe es dieses Problem nicht, erklärt Manfred Wolf, Wirtschaftsbereichssekretär der GPA: „Wir haben da ein anderes System. Im Gegensatz zu Deutschland haben wir mit der Tarifbindung keine Probleme, weil unsere Kollektivverträge automatisch für alle Handelsbetriebe gelten.“ Was nicht heißt, dass die finanzielle Lage der Angestellten besser wäre: 2006 arbeiteten hier siebzig Prozent der EinzelhandelsBeschäftigten für weniger als das mittlere Einkommen.2 Nackte Zahlen, die sehr reale Auswirkungen haben: Menschen arbeiten und leben dennoch am
lieber nicht. Auch wenn man für die Überstunden keinen Lohn bekommt. „In vielen Fällen gibt es arbeitsrechtliche Verstöße zu Lasten der Beschäftigten: Überstunden werden nicht bezahlt, Vor- und Nacharbeiten müssen unentgeltlich geleistet werden, Einstufungen sind fehlerhaft“, stellt die GPA fest.3 Betriebsrat unerwünscht. „Ein weiteres Problem“, so Manfred Wolf, „sind die zahlreichen Betriebe, in denen es keinen Betriebsrat und somit auch keine geregelte Mitsprache der ArbeitnehmerInnen gibt. Dort stellen wir oft die
1 Jürgen Glaubitz: Von Konzernen, Kunden und „Kostenfaktoren“. Der deutsche Einzelhandel im Umbruch. Fakten – Probleme – Perspektiven. ver.di: Berlin 2008 2 Für einen fairen Gehaltsabschluss im Handel. Presseinformation der Gewerkschaft der Privatangestellten. GPA:Wien 2006 3 Schwarzbuch Lidl Europa. Billig auf Kosten der Beschäftigten. ver.di: Berlin 2006 4 Sarah Bormann, Christina Dechwirth, Saskia Teepe: Grenzenlos billig? Globalisierung und Discountierung im Einzelhandel. WEED – Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung/ver.di: Berlin 2005 5 http://supermarktaktionstag. blogspot.com
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supermarkt
größten Missstände fest.“ Denn: „Viele Angestellte wissen einfach nicht über ihre Rechte am Arbeitsplatz Bescheid oder haben wenig Zugang zu Möglichkeiten der Rechtsdurchsetzung.“ Genau das ist den Betrieben natürlich sehr recht. Martina Sabert musste bereits bei ihrer Bewerbung die Frage beantworten, ob sie Mitglied bei der Gewerkschaft sei. Was passiert wäre, hätte sie die Frage bejaht, weiß sie nicht. Aber es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Betriebe wie Lidl die Bildung von Betriebsräten und jedes ge-
Frauenbranche Einzelhandel. Sie und ihre Kolleginnen haben es besonders schwer im Einzelhandel: Drei Viertel der dort Beschäftigten in Österreich sind weiblich.2 Auch in Deutschland sind es über 70 Prozent. Fast die Hälfte davon arbeitet für Niedriglöhne.1 „Gerade der Umstand, dass der Einzelhandel eine ‚Frauenbranche‘ ist, führt auch dazu, dass es mit dem Arbeitsrecht nicht allzu ernst genommen wird. Derzeit geschieht dort öffentliche Diskriminierung. Wir müssen feststellen, dass Arbeitsrechte von Frauen offenbar weniger ernst genom-
cher) Filialleiter nach dem Rechten sieht. Auch in Martinas Hofer-Filiale gab es nur zwei bis drei Männer. „Das waren die Stars.“ KonsumentInnenmacht? Die Lage sei insgesamt eher schlechter geworden, sagt die GPA. Zwar „haben sich in jenen Unternehmen, welche mit uns in einem Dialog stehen, die Arbeitsbedingungen gebessert. Es gibt zum Beispiel bessere Arbeitszeitregelungen oder höhere Einstufungen.“ Doch „dass es insgesamt zu keiner Verbesserung gekommen ist,
Im deutschen Einzelhandel verfügen rund 80 Prozent der beschäftigten ArbeitnehmerInnen über eine abgeschlossene Berufsausbildung, der Anteil an Fachkräften ist damit höher als in der Gesamtwirtschaft. Bezahlt werden dafür Hungerlöhne.
Bilder dieser Seite (v.l.n.r.) „KLEINE PREISE, GROSSE FOLGEN“ Linda Gössel, Düsseldorf „KONSUM IM GRIFF – IM KONSUMGRIFF“ Diana Chacon, Köln
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werkschaftliche Engagement offen und mit allen Mitteln zu verhindern suchen. 2004 wollte die Lagerangestellte Karin Tuschek gemeinsam mit zwei Kolleginnen einen Betriebsrat in ihrer Lidl-Filiale im Oberösterreichischen Lindach gründen. Bereits im Vorfeld schüchterte die Geschäftsleitung die KollegInnen so ein, dass nur 15 von hundert Angestellten überhaupt zur Wahl kamen. Und weil der Betriebsleiter und ein anderer Vorgesetzter danebensaßen, wollte plötzlich sowieso niemand mehr einen Betriebsrat. Obwohl die Wahl damit ohnehin gescheitert war, erhielten Karin Tuschek und ihre Mitstreiterinnen kurz darauf die Kündigung.3
men werden als jene in männerdominierten Bereichen. Der Kampf um das Arbeitsrecht im Handel ist somit auch ein wesentlicher Kampf für die Gleichberechtigung und Würde der arbeitenden Frauen“, stellt Manfred Wolf fest. Neben der allgegenwärtigen Gehaltsschere werden Frauen im Einzelhandel auch bei den Anstellungsverhältnissen klar benachteiligt: Für sie ist eine Teilzeitbeschäftigung der Normalfall, die wenigen Vollzeitarbeitsplätze in den oberen Gehaltsgruppen bleiben oftmals den Männern vorbehalten.4 Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, doch den Normalfall kennt jede/r vom täglichen Supermarkteinkauf: Frau sitzt hinter der Kassa, während ein (männli-
finden wir beschämend. Offenbar ist Arbeitszufriedenheit kein wichtiges Kulturgut im Handel“, lautet das nicht gerade hoffnungsfrohe Fazit von Manfred Wolf. In Deutschland ist die Situation ähnlich. „Eher noch ungünstiger“, meint Uwe Wötzel von der vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Was also tun, wenn es doch offenbar brennt? Oberstes Gebot für die GPA sind „Organisation und Information. Die stärksten Waffen im Handel sind die Öffentlichkeit und die öffentliche Meinung.“ Kaufboykotte hält Manfred Wolf für wenig sinnvoll: „Das ist immer eine Gratwanderung zwischen Druck auf das Unternehmen und die Interes-
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senlage der Angestellten. So paradox es klingt, auch bei Schlecker oder Lidl wollen die Menschen ihren Job nicht verlieren.“ Das ist ähnlich zynisch wie die alte Weisheit, mit der sich Billig-Klamotten-Einkäufer vom schlechten Gewissen lossagen: „Wenn man keine Kleidung aus Kinderarbeit mehr kauft, dann haben die Kleinen gar kein Einkommen mehr.“ Doch selbst wer einen Kaufboykott überlegt – wie lässt sich herausfinden, bei welcher Kette man weiterhin mit halbwegs gutem Gewissen einkaufen kann? Schließlich kann es auch in einem Unternehmen, von dem man in der Öffentlichkeit nichts dergleichen hört, Ungerechtigkeit und Ausbeutung geben. „Das hängt auch eng mit der Führungskultur eines Unternehmens zusammen. Manche Betriebe meinen,
gibt es trotzdem, aber eben innerbetrieblich“, so Wolf. KundInnen würden ohnehin recht schnell merken, „wo es eher stimmt, weil es ein entspanntes Klima gibt und man sich beim Einkauf wohl fühlt“, glaubt Wolf. Dass niemand wegen des Wohlfühl-Faktors zu Hofer geht, ist ihm aber auch klar: „Es gibt Menschen, die sich das aufgrund ihrer sozialen Lage nicht mehr aussuchen können. Besonders jetzt. Aber es würde schon reichen, wenn man manchmal ein nettes Wort für die Kollegin an der Kasse hätte. Die VerkäuferInnen wollen nicht als Dienstboten gesehen werden, sondern als Menschen mit innerer Würde.“ Wenn schon nicht vom Arbeitgeber, dann wenigstens von den KundInnen. Weglächeln lassen sich die Zustände aber auch nicht.
tan, die für die befristete Zeit von sechs Monaten als Angestellte des Hilfswerks im SoMa arbeiten. Daneben sieben Trainées. Alles vom AMS vermittelte Langzeitarbeits- bzw. Beschäftigungslose. Ziel ist die Weitervermittlung in den sogenannten ersten, den regulären Arbeitsmarkt. Möglicherweise, wenn auch nicht zwingend, in den Handel. Die Firmen haben naturgemäß kein großes Interesse an einem Sozialprojekt. Dennoch hat der Sozialarbeiter Robert Haberbusch auch positive Erfahrungen gemacht. „Es gibt durchaus Firmen, die an einer Kooperation interessiert sind. Betriebe, denen daran liegt, eine mitarbeiterorientierte Lösung zu finden, die ihnen gleichzeitig gute und motivierte Leute bringt.“ Penny etwa habe klar gestellt, dass man von den NeuanfängerInnen keine
„Wir müssen feststellen, dass Arbeitsrechte von Frauen offenbar weniger ernst genommen werden, als jene in männerdominierten Bereichen. Der Kampf um das Arbeitsrecht im Handel ist somit auch ein wesentlicher Kampf für die Gleichberechtigung und Würde der arbeitenden Frauen.“ sie könnten Missstände dadurch bekämpfen, dass sie diese einfach leugnen, Angestellte einschüchtern und versuchen, Gewerkschaften durch Klagen mundtot zu machen. Andere Unternehmen wollen im Dialog mit uns und den Angestellten ernsthafte Lösungen finden. Das wird dann in der Öffentlichkeit ‚ruhiger‘ wahrgenommen. Harte und offene Diskussionen
Wiener Sozialmarkt. Bessere Verhältnisse will der Sozialmarkt (SoMa) des Wiener Hilfswerks in der Neustiftgasse schaffen. Gerade Menschen mit geringem Einkommen (monatlich maximal 893,Euro pro Person) können hier nicht nur günstig einkaufen, sondern damit auch eine menschenwürdige Behandlung der Angestellten unterstützen. Zwanzig Transitarbeitskräfte sind es momen-
Leistungssteigerung von „Null auf Hundert“ erwarte. „Die können und sollen sich entwickeln“, hieß es von Seiten des Discounters. Im Sozialmarkt selbst sieht Haberbusch eine Art Raum, der die „normale“ Welt zwar abbildet, aber dennoch geschützt bleibt. Ihm ist besonders wichtig, dass die kulturell und religiös sehr verschiedenen SoMa-MitarbeiterInnen ein soziales Miteinander
Bilder dieser Seite (v.l.n.r.) O. T. Lars Loick, Düsseldorf „HANDELSKETTE“ Lucia Götz, Augsburg
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supermarkt und den fairen und korrekten Umgang mit dem Gegenüber lernen. „Es soll ein diskriminierungsfreier Raum sein, auch im Hinblick auf die Kunden.“ Diese Fähigkeiten können die TeilnehmerInnen auch anwenden, wenn sie später ihren Platz in der „normalen Welt“ gefunden haben. „Ohne blauäugig zu sein“, sagt Haberbusch, „ist das Projekt doch immerhin eine Chance, ein Bewerbungsgespräch zu bekommen, etwas auszuprobieren. Auch wenn wir wissen, dass es im Handel nicht unbedingt lustig zugeht.“ Daran wird sich auch nichts ändern, solange lediglich Sozialmärkte mit „geschützten“ Räumen die Profitgier der Arbeitgeber auszubügeln versuchen und den KundInnen die Verantwortung abverlangt wird, an der es den Unternehmen mangelt. Kritischer Konsum und ein Lächeln allein werden weder die Herren Albrecht und Schwarz noch deren Konten beeindrucken.
Bilder dieser Seite (v.o.n.u.) „NOT FOR SALE“ Mirja Batosiewicz „EVERY TOOL IS A WEAPON – IF YOU HOLD IT RIGHT“ Katharina Wahl, Karlsruhe „LIDL-MASCHINERIE“ Silvia Fritzsche, Aachen
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Supermarkt Aktionstag. „Neue Formen des demokratisch vermittelten Produzierens und Konsumierens“ fordern daher die Mitglieder von Supermarkt Aktionstag5, darunter AgrarAttac oder Via Campesina Austria. „Aus diesem System heraus sind keine hinreichenden Veränderungen zu erwarten, es braucht Menschen weltweit, die die dominanten Akteure mit diesen Fragen konfrontieren.“ Am 17. April fand deshalb der Supermarkt Aktionstag statt, an dem es unterschiedlichste Interventionen gab. Zum Beispiel das Super-SupermarktRanking: „Wir zieren uns mit Einkaufstüten und präsentieren unsere verschiedenen Themenfelder als ultrageile Show: ‚Und da kommt schon Billa angetanzt, meine Damen und Herren! Wunderschön ist der Billa heute, und wir schauen uns als erstes seine ganz außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen an, schauen sie sich diese laaaaaangen Arbeitsstunden an! Wieviel Punkte kriegt denn der Billa? Wie wird sich die Jury jetzt entscheiden … die Spannung steigt … die Spannung steigt … einen glatten Einser! Wunderbar, die Jury hat entschieden!‘“ Kann man auch nach dem 17. April noch machen. Muss auch kein Billa sein. Und mit einem Lächeln für die Kassiererin verbinden kann man es ja ❚ trotzdem.
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Unsichtbar sein Anna Sams Buch „Die Leiden einer jungen Kassiererin“ wurde in Frankreich in kürzester Zeit zum Bestseller,
die nun vorliegende deutsche Übersetzung macht ebenfalls bereits Furore. Die Literaturwissenschaftlerin Sam hat mehrere Jahre an der Supermarktkasse gearbeitet, gelitten hat sie dort vor allem unter den KundInnen, berichtet sie Lea Susemichel. an.schläge:Nur ein Kapitel Ihres Buches widmen Sie den unterschiedlichen Vorgesetzten, unter denen Sie gearbeitet haben. Darin schreiben Sie z.B. von Schikanen bei der Dienstplanerstellung und den möglichen Folgen, wenn man zu lange mit dem Betriebsratsvorsitzenden spricht. Man hört auch von weit drastischeren arbeitsrechtlichen Vergehen, davon, dass Betriebsratsgründungen verhindert werden etc. Haben Sie so etwas nicht erlebt? Anna Sam: Wie Sie wissen, ist mein Buch kein Pamphlet gegen die Supermärkte, deshalb will ich nicht über interne Probleme sprechen, die es bei der Arbeit geben kann. Und es gibt außerdem so viele Unterschiede zwischen den einzelnen Filialen … Und ich will nicht über die Läden sprechen, in denen ich gearbeitet habe. Insgesamt liegt der Fokus Ihres Buches weniger auf den Zumutungen durch den Arbeitgeber als vielmehr auf jenen der KundInnen. Waren die für Sie tatsächlich das größere Problem? Ja und nein … Die Kunden benehmen sich einfach tatsächlich wie „Könige“ und machen sich häufig keine Gedanken darüber, dass die Angestellten Anerkennung für ihre Arbeit brauchen. Bei der Arbeit hat man sehr oft das Gefühl, unsichtbar für sie zu sein. Der große Unterschied bei den Vorgesetzten ist, dass du auch hier das Gefühl hast, im Grunde nur eine Nummer für den Chef zu sein, also letztlich austauschbar zu sein und für das Unternehmen keine Bedeutung zu haben. Aber gleichzeitig wiederholt dein Vorgesetzter wieder und wieder: DU bist wichtig, du bist diejenige, die den Kontakt mit den KundInnen hat … Was waren schlimme Erlebnisse mit KundInnen? Sie schreiben u.a. von Müttern, die Sie ihren Kindern als ab-
schreckendes Beispiel vorhalten – in Ihrer Gegenwart … Die Arbeit an der Kasse ist eine sehr harte Arbeit. Du arbeitest die ganze Zeit über mit Menschen, du hilfst ihnen – es ist eine sehr soziale Arbeit. Aber die Leute sehen das nicht. Sie glauben nicht, dass es ein anstrengender Job ist, sondern betrachten es als Scheißarbeit, die diejenigen machen, die sonst nichts können. Die Frau, die zu ihrem Kind gesagt hat: „Wenn du dich in der Schule nicht anstrengst, wirst du genau wie diese Frau hier irgendwann an der Kasse landen“, spricht also nur aus, was die meisten Menschen insgeheim sowieso denken. Sie vergessen, dass die ArbeiterInnen einen verdammt stressigen Job machen und anderen helfen, und dass die KundInnen niemals mit ihnen tauschen wollten – weil er zu hart ist. Sie thematisieren auch die Diskriminierung von Frauen, die nach wie vor weit häufiger hinter der Kasse sitzen als Männer und auch im Supermarkt immer die undankbareren Aufgaben übernehmen müssen … Vielleicht neunzig Prozent der Angestellten hinter der Kasse sind Frauen. Wie man weiß, bevorzugen die KundInnen, wenn etwas schief läuft, weibliche Angestellte. Die kann man leichter niedermachen … Einmal hat mich ein Mann, der sich weigerte, für eine Einkaufstüte zu bezahlen (in unserem Supermarkt gab es keine Gratistüten), angebrüllt und wüst beschimpft, er benutzte schlimme Ausdrücke … Er beleidigte mich, bis ich weinen musste. Für den Kunden war es nur ein Spiel, für mich eine sehr harte Bewährungsprobe, die ich erdulden musste. Im Pausenraum wird der Aufstand geprobt, schreiben Sie. Allerdings immer nur für die paar Minuten der kurzen Pau-
se. Wie haben Sie die Solidarität unter den Arbeitnehmerinnen erlebt? Und wie schätzen Sie das Potenzial ein, dass sich hier Widerstand regt? In den wenigen Pausenminuten spricht man mit den anderen Angestellten und hofft, dem Arbeitsalltag kurz entfliehen zu können. Es ist sehr ermutigend zu sehen, dass die anderen dieselben Probleme haben, und dabei auch mal über das geteilte Leid lachen zu können. Und natürlich erzählen wir uns unsere Geschichten … Sie haben mit einem Internet-Blog begonnen, der so erfolgreich wurde, dass Sie sich dazu entschlossen haben, das Buch zu schreiben. Wurde Ihre Homepage vor allem von anderen SupermarktArbeiterinnen besucht? Und auch zur Vernetzung bzw. Mobilisierung genutzt? Ich denke, dass etwa die Hälfte der Leserinnen Kassiererinnen sind. Ich weiß auch, dass die von mir dort veröffentlichten Geschichten ausgedruckt und an den Wänden der Pausenräume aufgehängt werden. Nur zur Erheiterung, und das ist wunderbar! Ob auch zur Mobilisierung und Vernetzung – ich weiß nicht … Was fordern Sie von den KonsumentInnen? Einerseits, was den Umgang mit den Kassiererinnen betrifft, andererseits auch hinsichtlich ihrer Einflussmöglichkeiten auf die Politik der Unternehmen? Ich habe eine Forderung an die KundInnen: Vergesst nicht, „Hallo“ zu den Angestellten zu sagen. Das kostet euch nichts, ist aber sehr wichtig für die Person, die ihr vor euch habt. Um die Politik der Lebensmittelketten zu beeinflussen, ist es vielleicht hilfreich, wenn die Chefs und Direktoren merken, dass die KonsumentInnen Angestellte bevorzugen, denen es gut in ihrem Job geht. Ich hoffe, dass das auch das interne Management beeinflussen würde. ❚
Buch Anna Sam: Die Leiden einer jungen Kassiererin Riemann 2009, 12.50 Euro (D) Blog http://caissierenofutur.over-blog.com
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scheidungsurteile
Noch nicht spruchreif Das Eherecht sieht eine partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit vor. Die gerichtliche Spruchpraxis bei Scheidungsurteilen in Österreich sieht anders aus. Hildegard Steger-Mauerhofer hat 15 Urteile analysiert.
Hildegard Steger-Mauerhofer, Jahrgang 1946, war von 1980 bis 2002 Mitarbeiterin im Dr. Karl-Renner-Institut in Wien. 2006 schloss sie ihr wieder aufgenommenes Studium der Politikwissenschaft mit der Diplomarbeit zum Thema „Politik und das Private. Die politische Gestaltung der partnerschaftlichen Teilung der Versorgungsarbeit“ ab.(als Buch unter dem Titel „Halbe/Halbe – Utopie Geschlechterdemokratie?“ 2007 im Milena-Verlag veröffentlicht). 2006-2008 Studium der Gender Studies an der Universität Wien. Abschlussarbeit zum Thema „Das Geschlechterbild in Scheidungsurteilen von österreichischen RichterInnen“.
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Das österreichische Eherechtsänderungsgesetz (EheRÄG)1 regelt die partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit. Meine Diplomarbeit geht der Frage nach, ob es in Scheidungsurteilen Berücksichtigung gefunden hat und welches Geschlechterbild im Hinblick auf die Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern im familiären Bereich in den Urteilen zum Ausdruck kommt. Dabei wird die gerichtliche Argumentation von Richter und Richterinnen einer genderspezifischen Analyse unterzogen. Zu Beginn ein Überblick empirischer Daten zu Scheidungen in Österreich: Die Daten der Statistik Austria zeigen, dass die Gesamtscheidungsrate im Jahr 2007 49,5 Prozent betrug oder in absoluten Zahlen 20.516.2 Jede zweite Ehe wird in Österreich geschieden, diese Scheidungen erfolgen zu knapp 90 Prozent3 einvernehmlich. Die restlichen ca. zehn Prozent nicht einvernehmlicher Scheidungen werden auf dem gerichtlichen Weg entschieden. Geschlechterbilder in Gerichtsurteilen. Die ausgewerteten Scheidungsurteile zeigen, dass Frauen durch die nach wie vor traditionelle Rollenverteilung die Hauptlast der Haus- und Familienar-
beit tragen, auch wenn sie ganz oder teilweise berufstätig sind. Diese Situation führt oft zu Ehekonflikten, die Gründe für Scheidungen bieten. Durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die als ein wesentliches Hindernis für die partnerschaftliche Teilung der Haus- und Versorgungsarbeit bezeichnet werden kann, erfahren Frauen ökonomische, soziale und gesellschaftliche Benachteilungen. Die Ökonomin Margareta Kreimer bestätigt, dass es sich dabei „um eine zutiefst hierarchische Zuweisung von Arbeitsbereichen“ handelt und diese geschlechtliche Arbeitsteilung in bezahlte und unbezahlte Arbeit deutliche Auswirkungen auf die geschlechtliche Arbeitsteilung innerhalb des Marktes hat. 4 Von den 15 untersuchten Scheidungsurteilen sind sieben mit negativem und acht mit positivem Ausgang für die Frau entschieden worden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Idee der Gleichstellung der Geschlechter, die in die Reform des Ehe- und Familienrechts eingeflossen ist, zu 100 Prozent umgesetzt wurde. Denn Tatsache ist, dass in der gerichtlichen Argumentation weitgehend eine Bezugnahme auf die dafür maßgeblichen gesetzlichen Regelungen der §§ 91 und 95 ABGB fehlt.
Beispielgebend? 1. Fall: Es wird auf die gesetzliche Bestimmung nach § 95 ABGB, nach der Ehepartner zur Mithilfe im Haushalt verpflichtet sind, nicht Bezug genommen. Es werden zwar die Folgen der Überbelastung der Frau seitens des Gerichtes sehr wohl erwähnt, wie etwa „die Klägerin leide aufgrund einer jahrelangen Überlastungs- und Einengungssituation in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter sowie Gattin eines als dominant und übermächtig erlebten Partners an einer Erschöpfungsdepression.“ Allerdings wird der Tatsache, dass eine Mithilfe im Haushalt seitens des Mannes dieser Überbelastung hätte entgegenwirken können, wenig Beachtung geschenkt. Damit wird eher einem traditionellen Geschlechterbild Folge geleistet. 2. Fall: Hier wird auf den § 91 ABGB ausführlich Bezug genommen und das partnerschaftliche Prinzip einer ehelichen Lebensgemeinschaft gewürdigt. Es fehlt jedoch der Hinweis, dass dem Mann die verpflichtende Mithilfe im Haushalt (§ 95 ABGB) nähergebracht werde hätte können. Dies wäre möglicherweise für zukünftige Gerichtsurteile als richtungsweisend anzusehen. 3. Fall: In der gerichtlichen Argumentation wird zwar auf die Beistands-
urteilescheidung pflicht nach § 90 ABGB hingewiesen, jedoch nicht Bezug darauf genommen, dass nach § 95 ABGB der berufstätige Ehegatte zur Mithilfe verpflichtet ist. Aus dieser Perspektive hätte dem Mann die Hausarbeit in der Wohnung in Wien auch zugemutet werden können bzw. wäre auch eine Mithilfe im Haushalt gerechtfertigt gewesen. 4. Fall: Hier wird aufzeigt, dass unterschiedliche Gründe für das Verschulden des Mannes ausschlaggebend waren. Bemerkenswert ist dennoch, dass das Gericht erklärt, es sei keine Vernachlässigung des Haushalts und der eheli-
§ 95 ABGB, der die verpflichtende Mithilfe im Haushalt betrifft. Der Vorwurf gegenüber dem Mann, ihm sei seine Öffentlichkeitsarbeit wichtiger als Frau und Familie, hätte durchaus einer näheren Prüfung unterzogen werden können. Ein alleiniges Verschulden der Frau in diesem Urteil scheint die patriarchale Sicht der Verhältnisse von öffentlich und privat widerzuspiegeln. Der Öffentlichkeitsarbeit des Mannes wird, vor der Haus- und Familienarbeit, die der Frau zugeordnet wird, der Vorrang gegeben. Diese Tatsache ist in der Gesellschaft nach wie vor fest ver-
Frau nach Aufnahme einer Erwerbstätigkeit (geregelt im § 91 Abs.2) wird nicht thematisiert. Dies kann einer traditionellen Ansicht geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung zugeordnet werden. Neue Standards setzen. Die Ergebnisse der Analyse der behandelten Gerichtsentscheide und deren Begründungen erlauben die klare Feststellung, dass das traditionelle Geschlechterbild in Gerichtsurteilen nach wie vor auffindbar ist und sich die entsprechenden Reformen des Eherechtsänderungsgesetzes
Die Ergebnisse der Analyse der behandelten Gerichtsentscheide und deren Begründungen erlauben die klare Feststellung, dass das traditionelle Geschlechterbild in Gerichtsurteilen nach wie vor auffindbar ist und sich die entsprechenden Reformen des Eherechtsänderungsgesetzes 1999 bislang nur ungenügend in der gerichtlichen Spruchpraxis niedergeschlagen haben. chen Kinder vonseiten der Ehefrau festgestellt worden, und es sei auch keine Eheverfehlung, wenn der Mann sich fallweise das Essen richtet oder selbst seine Hemden bügelt. Nichtsdestotrotz wäre ein Hinweis auf die §§ 91 und 95 ABGB als Orientierung für weitere Scheidungsurteile von Bedeutung gewesen. 5. Fall: Der ausdrückliche Verweis des Gerichtes auf den § 95 ABGB, der die verpflichtend Mithilfe nach Maßgabe des § 91 ABGB festschreibt, ist positiv hervorzuheben. 6. Fall: Hier wird deutlich, welche Rolle die Trennung in privat und öffentlich für das Zusammenleben innerhalb von Beziehungen einnimmt: Etwa in der Funktion des Mannes (Kläger), zunächst als Gemeinderat und dann als Vizebürgermeister, in der er auch Repräsentationsaufgaben wahrzunehmen hatte. Dieser Sachverhalt wird vom Gericht resümierend festgehalten: Dem Mann ist seine Öffentlichkeitsarbeit wichtiger gewesen als Frau und Familie. Für die Frau jedoch haben Familie und Familienleben Priorität. Es stellt sich hier die Frage, ob für die Urteilsbegründung auch die gesetzlichen Bestimmungen des § 91 ABGB – in Bezug auf das partnerschaftliche Prinzip – stärker hätten berücksichtigt werden können sowie auch der
ankert und scheint auch das hier behandelte Gerichtsurteil beeinflusst zu haben. 7. Fall: Das Gericht stellt eindeutig fest, dass der Beklagte die Pflicht zur gemeinsamen Haushaltsführung und zur Kinderbetreuung verletzte und dass dadurch die Ehezerrüttung eingeleitet wurde. Es sei jeder Ehegatte verpflichtet sich seine persönlichen Interessen so einzuteilen, dass auch entsprechend Zeit für den Ehepartner aufgebracht werden kann. Dies hat der Beklagte dadurch verletzt, dass er den überwiegenden Teil seiner Freizeit am Computer verbrachte. Auch wenn der Mann der Ansicht war, dass unter dem Begriff „Zeit miteinander verbringen“ ganz offensichtlich das Verbringen von freier Zeit miteinander gemeint war, während die Klägerin sich offenbar mehr Hilfe im Haushalt von ihrem Ehegatten erwartete, so hätte das Gericht auf die gesetzlichen Bestimmungen nach den §§ 91 und 95 ABGB Bezug nehmen können. Denn: Bei verstärkter Mithilfe im gemeinsamen Haushalt wäre auch mehr gemeinsame Freizeit möglich gewesen. Aus genderspezifischer Sicht kann eine Bevorzugung der männlichen Seite durch das gerichtliche Urteil vermutet werden, denn auch der Wunsch der
1999 bislang nur ungenügend in der gerichtlichen Spruchpraxis niedergeschlagen haben. Angesichts dessen stellt sich die Frage, innerhalb welchen Zeitraumes gesetzliche Regelungen tatsächlich in der gerichtlichen Praxis ihre Umsetzung erfahren. Eine Erklärung dafür bietet eine justizsoziologische Untersuchung.5 Aus ihr geht hervor, dass gängige Werthaltungen die Rechtsprechung durchaus beeinflussen und eine „objektive“, von solchen Werthaltungen abstrahierende Rechtsprechung nicht als gegeben angesehen werden kann.6 Dabei wird als Beispiel von Rechtsmaterien, für welche die Beeinflussung durch Werthaltungen besteht, ausdrücklich auf das Familienrecht verwiesen.7 Es kann also davon ausgegangen werden, dass bei Scheidungsurteilen solche Werthaltungen die gerichtliche Spruchpraxis beeinflussen. Eine Empfehlung wäre, die Umsetzung gesetzlicher Änderungen im Ehe- und Familienrecht durch geeignete Weiterbildungsmaßnahmen zu unterstützen: Richterinnen und Richter sollten die Gelegenheit haben, die in ihren Urteilen zum Ausdruck kommenden Werthaltungen in Richtung geänderter Rechtsnormen zu entwickeln, um die gesetzlich gewünschten neuen Standards zu erfüllen. ❚
1 Das EheRÄG regelt die partnerschaftliche Teilung der Versorgungsarbeit in den §§ 91 und 95 ABGB sowie im § 49 Ehegesetz. Diese Gesetzesinitiative der damaligen Frauenministerin Helga Konrad (1995-1997) wurde in der Öffentlichkeit bekannt und erregte im hohen Maße die Gemüter der patriarchalen Männergesellschaft, vor allem durch die begleitende Kampagne „Ganze Männer machen halbe/halbe“, die eine Bewusstseinsbildung zur Gleichstellung der Geschlechter im familiären Bereich bewirken sollte. Die Gesetzesreform wurde von Helga Konrads Nachfolgerin Barbara Prammer im Juni 1999 einer parlamentarischen Beschlussfassung zugeführt. 2 http://www.statistik.at/web_de/ statistiken/bevoelkerung/ scheidungen 3 http://www.statistik.at/web_de/ statistiken/bevoelkerung/ scheidungen 4 Kreimer, Margareta, 2002:63. (Un-)Vollkommene Konkurrenz auf Arbeitsmärkten? Zur Bedeutung der Arbeitsteilung für Frauen- und Männerkarrieren S. 57 – 72 in: Goldberg, Christine/Rosenberger, Sieglinde K. (Hrsg.): KarriereFrauenKonkurrenz, Studienverlag Innsbruck. 5 Anton Pelinka, Birgitt Haller und Nikolaus Dimmel, im Kapitel 10. Grundpfeiler des richterlichen Selbstverständnisses: Unabhängigkeit und parteipolitische Distanz. 6 http://www.richtervereinigung.at/ richterschaft/kapitel 10a.htm 7 http://www.richtervereinigung.at/ richterschaft/kapitel 10a.htm
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„Wie feministisch ist die Linke … – wie links ist der Feminismus?“ war der Titel einer Konferenz in Wien (20.–22. März). Die Mitorganisatorinnen Heidemarie Ambrosch und Birge Krondorfer diskutieren über widersprüchliche Verhältnisse. Schon seit langem versuche ich, marxistische und feministische Theorien und Praktiken zusammenzubringen, aber erst in Vorbereitung zu dieser Konferenz gab es eine kleine, aber wichtige Synthese in der Zusammenarbeit und damit gleichzeitig die Möglichkeit, die Differenz konkreter zu benennen. Mit der Begründung der Kategorie Geschlecht hat die „autonome“ Frauenbewegung die Notwendigkeit des Denkens eingeleitet, Herrschaft nicht nur im Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit und somit eindimensional von oben nach unten zu verstehen, sondern vielmehr netzförmig, miteinander verwoben in mehreren Widersprüchen, vor allem auch zwischen den Geschlechtern. Leider muss konstatiert werden, dass diese Erkenntnis nur bei wenigen linksparteilich organisierten Männern durchgedrungen ist, unglücklicherweise auch nur bei einer Minderheit der diesbezüglich organisierten Frauen. Ebenso festzustellen ist, dass die mit Marx begründete soziale Strukturkategorie „Klasse“ in nicht wenigen feministischen Analysen und somit die feministische Kapitalismuskritik fehlt. Wenn wir uns als politisch Handelnde – in dem Sinne, dass wir zielgerichtete Veränderung wollen – begreifen, dann braucht es eine Gesellschaftsanalyse unter Heranziehung aller uns bekannten Herrschaft strukturierenden Kategorien und deren Über-setzung ins Politische (dazu gehören auch Antirassismus, ökologische Kriterien und vieles mehr). Die Über-setzung ins Politische ist für mich angesichts der aufgelegten Krisenwidersprüche derzeit das größte Fragezeichen. Warum akzeptieren Menschen, insbesondere Frauen, die Logik, dass für ihre grundlegendsten Bedürfnisse kein Geld vorhanden sein soll, während Billionen an jene verteilt werden, die verantwortlich für die Krise sind und die durch unsere Arbeit und auf unsere Kosten all die Jahre gelebt haben? Mit Hegemonie wird im Sinne Gramscis jene Herrschaft benannt, die die Fähigkeit besitzt, eigene Interessen als gesellschaftliche Allgemeininteressen zu definieren und durchzusetzen. Die Orte der Auseinandersetzungen um Hegemonie bezeichnet er als Zivilgesellschaft. Seine Überlegungen zur Über-setzung weltanschaulicher Auffassungen in den „gesunden Menschenverstand“ münden in einem Konzept eines widerständischen und demokratischen Kampfes um „kulturelle Hegemonie“. Ich folge dieser Erkenntnis als mir derzeit einzig erschließbare Möglichkeit der Veränderung. In unterschiedlichsten zivilgesellschaftlich organisierten Zusammenhängen bemühe ich mich deshalb darum, die Erkenntnis darüber zu fördern, was uns eint und was uns trennt – und gleichsam über-setzen zu lernen, was meine ureigensten Anliegen sind. Wobei ich auch dabei lernen will/muss, dass diese selbst veränderbar sind. ❚
Seit vielen Jahren versuche ich, feministisch zu denken und zu handeln. Als politisch-biografische ’78erin in der Zweiten Frauenbewegung verwurzelt – und zwar im selbstorganisierten Flüge(r)l – war und ist, wenn auch unterschiedlich „ph(r)asiert“, Institutionsskepsis und Organisationssensibilität ein Hauptaugenmerk theoretischer und praktischer Perspektiven. Damals wogten die Streitwellen um Autonomie, Linksparteilichkeit und staatliche Frauenpolitik. Autonome Frauenbewegung bedeutete, keiner Partei beizutreten, gerierte diese sich noch so fortschrittlich und frauenfreundlich. „Partei“ jeglicher Couleur, das hieß – und heißt es zu häufig leider immer noch – strukturelle und damit inhaltliche Männerdominanz, samt der Verleugnung dieses Tatbestandes durch die uneingesehene Gleichsetzung von Mann und Menschsein sowie die damit einhergehende Annahme, dass „Geschlecht“ vorgeblich gleich-gültig sei. Es war evident, dass eine feministische Frauenpolitik ausschließlich mit Frauen Sinn macht, und es war klar, dass die „revolutionäre“ Perspektive nicht den Klassen-, sondern den Geschlechterwiderspruch zum primären Gegenstand hatte. Die Auflösung der Männerherrschaft war idealiter verbunden mit der Einlösung aller Herrschaftslosigkeit, weshalb die Triade von ‚race, class und sex‘ als die Unterdrückungs- und Ausbeutungsmarkierungen schon immer in einem Atemzug genannt wurden. Vereinfacht: Patriarchatskritik steht deshalb im Vordergrund, weil es der Hintergrund von Kapitalismus und Imperialismus ist. Es gab unzählige, Bücherregale füllende Dispute zwischen Links- und „Radikal“feministinnen, die zu Abgrenzungen führten – theoretisch wie praktisch. Der einen Strategie war „bloß“-Frauen zu wenig, der anderen waren die Genossen nicht genießbar, insbesondere deren Anspruch auf politische Stellvertretung eines universellen Humanismus. Gegenwärtig – in neoliberalen und anderen Schieflagen – scheint mir eine Refundierung des widersprüchlichen Verhältnisses feministischer und linker Positionen zur Findung eines dritten oder vierten oder … als not-wendig. Nicht nur weil ein gerütteltes Maß an Redundanz und gegenseitiger Be- und Verhinderung in und durch post/feministische Szenerien stattfindet, nicht nur weil durch die Akademisierung auf der einen und die Entpolitisierung auf der anderen Seite die „Bewegung“ auf der Stelle tritt, nicht nur weil das Wuchern von Partikularitäten machtlos macht, und nicht nur weil Ökonomie, Politik und Kultur bis zur Unkenntlichkeit „vernetzt“ sind … ist es an der Zeit, wieder neue Allianzen zu hecken und zu hegen. Um das Gemeinsame und das Trennende schonungslos wie großzügig zu reflektieren. Ohne dies (im Sinne von „ohne uns“) ist Gegenmacht nicht möglich. ❚
Heidemarie Ambrosch, Mitarbeit bei transform!europe, Frauensprecherin der KPÖ, seid 1977 aktiv in verschiedenen
Birge Krondorfer, politische Philosophin, Lehrende und Schreibende, Organisierung vielfacher Frauenkonferenzen,
feministischen überparteilichen Zusammenhängen .
Gründung und tätig (in) der Frauenhetz in Wien.
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Ein Haushalt macht sich nicht von selbst Davon können weiterhin vor allem Frauen ein Lied singen. Manche allerdings mehr als andere. Denn immer häufiger schaukeln Migrantinnen den häuslichen Arbeitsalltag – jene unsichtbaren Hausarbeiterinnen, die informell und illegalisiert auf den Good-Will ihrer ArbeitgeberInnen angewiesen sind. „Female Labour Moves!“ heißt das Filmfestival, das in Zusammenarbeit mit der Frauensolidarität die „Lebens- und Arbeitsrealität von Frauen zwischen Ausbeutung und Widerstand“ thematisiert. Am 28. und 29. Mai wird die Leinwand des Wiener Schikaneder mit deutschen, englischen und mexikanischen Filmen bespielt, die Migration und Hausarbeit in einen Kontext stellen mit Vertretungsproblemen, Arbeitsrechten und Selbstorganisation. Begleitet wird das Programm von Diskussionsrunden. Und DJane-Lines sorgen für stimmige Hintergrundmusik, falls sich die Gespräche in die Nacht hinein ziehen. nad 28./29.5., Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24, T. 01/58 52 867, www.schikander.at, www.frauensolidaritaet.org/ termine.htm
queer.symposium
Utopien und darüber hinaus „No future“, ist der einflussreiche Queer-Theoretiker Lee Edelmann überzeugt. Ausgerechnet er ist Hauptredner des Symposiums „Queer Futurities, Today“. Wie eine queere Zukunftsutopie aussehen könnte, ist die Kernfrage des zweitägigen Zusammentreffens in Berlin. Ein kleiner Themen-Vorgeschmack: „Sind Utopie, Dystopie, Heterotopie vielversprechende Konzepte, um normativen sowie normalisierenden Formen der sozialen Organisation von Geschlecht, Sexualität und Begehren entgegenzutreten?“ oder „Sind Phantasie und Imagination bedeutsam, wenn es darum geht, rigide binäre Geschlechter- und Begehrensordnungen zu dekonstruieren und queere Zukünfte entstehen zu lassen?“ „‚Queer futurities, Today‘ ist ein internationales Symposium, das queere Zukunftsvorstellungen ins Spiel bringt, befragt, kritisiert und neu entwirft – mit Bezug auf utopisches Denken oder auch jenseits dessen“, sagen die VeranstalterInnen von der Society for Queer Studies in Finnland und dem Institute for Queer Theory Berlin. kaiv www.queer-institut.de
Im Rahmen des FEMtech-Frauenprogramms vergibt das Infrastrukturministerium (BMVIT) erstmals den Staatspreis für Chancengleichheit in Forschung und Entwicklung. Immer mehr Frauen beginnen ein technisches Studium, ihr Berufseinstieg entspricht aber oft nicht der studierten Fachrichtung. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: Hemmschwellen aufgrund alter Vorurteile, fehlende erfolgreiche weibliche Rolemodels in Forschung und Technik sowie mangelnde Information. Die Akzeptanz für Fördermaßnahmen für hochqualifizierte Frauen sei zwar gestiegen, die Karrierechancen von Frauen in Technik und Forschung seien aber noch verbesserungswürdig, so Gertraud Oberzaucher vom BMVIT. Keine Branche kann es sich langfristig leisten, auf hochqualifizierte Frauen zu verzichten. Mit dem FEMtech-Projekt sollen an Technik und Forschung interessierte Studentinnen und entsprechende Unternehmen einander näher gebracht und Kooperationen zwischen Universitäten und den Unternehmen gestärkt werden. Ziel des Projekts ist es, die Karrierechancen von Frauen in Forschung, Entwicklung und Technik zu verbessern. Die Projekte laufen über zwei Jahre und werden mit maximal 400.000 Euro gefördert. Einreichschluss ist der 22.6.2009. niho www.femtech.at
reader
Kunst, Wissenschaft und Prekarität Die Prekarisierung von Arbeit und Leben nimmt zu, und sie betrifft auch Menschen im künstlerischen, zunehmend jedoch ebenso im wissenschaftlichen Bereich. Folgen dieser Entwicklung sind Verarmung, Vereinsamung und Vereinzelungstendenzen, was eine Vernetzung von Initiativen und Handlungsansätzen unbedingt notwendig macht. Mit dem Vorhaben eines interdisziplinären Austauschs rund um Prekarisierungsprozesse haben im November 2008 die IG Bildende Kultur, die IG Kultur Österreich, der Verband feministischer Wissenschafterinnen und FIFTITU% zu einer Auseinandersetzung über Freiheit und Prekarität nach Linz geladen. Das Treffen diente als Forum für Reflexionen über schwierige Existenzformen und für die Entwicklung von Gegenstrategien. Das Ergebnis dieses wissenschaftlichen, künstlerischen, kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und feministischen Austausches ist ein Reader mit Texten zu den Inhalten der Präsentationen, Vorträge und Workshops. Kostenloser Download der Beiträge und des gesamten Readers unter www.frauenkultur.at/linz2008. niho
euromayday
Kampf der Prekarisierung „Für’s erste wollen wir: Negativwachstum bei vollem Lohnausgleich! Und 10 Milliarden Euro in kleinen Scheinen!“, rufen AktivistInnen am 1. Mai bei der MayDay-Parade Unter den Linden in Berlin. Mit den MayDays will ein europaweites Netzwerk den verschiedenen Formen prekären Arbeitens und Lebens Ausdruck geben und gegen Entrechtung und Ausbeutung protestieren. Nicht nur am 1. Mai, zu dem in vielen Städten Europas MayDay-Paraden stattfinden (siehe auch an.ruf S. 7). kaiv www.euromayday.org
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meet&eat
Liebe auf Rucola-Erdbeersalat Online-Partneragenturen, Singlebörsen und Singletreffs boomen. Seit Februar gibt es in Wien eine neue Initiative von zwei Köchinnen: „Meet and Eat“ bietet suchenden Singles die Gelegenheit, beim Kochen und Essen eine neue Liebe zu finden. Doch wie erfolgreich sind solche Singletreffs? Von Eva Maria Bachinger*
* Mitarbeit: Alice Karasek
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Adam trifft Eva, die „Generation plus“ ist ebenfalls willkommen. Schwule kommen zum „Adonis – Gaynial Cooking“, und Lesben vergnügen sich beim „Venus Cooking“. Seit Februar gibt es in Wien eine neue Art des Singletreffs:„Meet and Eat“. In einer großzügigen Küche mit jedem Pipapo im Miele-Küchenstudio im zweiten Bezirk können sich alleinstehende Köche und Köchinnen austoben. Ein bisschen aufpassen müssen sie dabei allerdings schon, denn die Küche hat einen Wert von 80.000 Euro. Ansonsten steht dem munteren Kennenlernen beim Kochen nichts im Wege: Mit den Parolen „Liebe geht durch den Magen“ und „Die neue Liebe einkochen“ werben die Köchinnen Elisabeth Höttinger und Kathrin Mayerhofer für ihre neue Initiative. An einem Abend kochen zehn Singles ein fünfgängiges Menü: Ausprobiert werden anspruchsvolle Rezepte, durchwegs Eigenkreationen. Für eine lockere Atmosphäre möglichst ohne Verlegenheit und Anspannung sorgt vor allem Elisabeth Höttinger. Die quirlige Initiatorin ist der Gegenpol zur deutlich ruhigeren Geschäftspartnerin Kathrin Mayerhofer. „Wir ergänzen uns sehr gut“, meint Mayerhofer.
Flirt in Fuet-Kruste. Gleich zu Beginn bekommen die TeilnehmerInnen Sekt. Und dann geht’s schnell zur Sache: Wie bei klassischen Speed-Datings wechseln die Kochpartner von einem zum anderen, um mit jedem Teilnehmer oder jeder Teilnehmerin einen Gang zubereiten zu können. Im Gegensatz zum Speed-Dating, wo den potenziellen Paaren pro Runde nur wenig Zeit bleibt, rotiert man bei „Meet and Eat“ erst alle zehn Minuten. Anschließend wird das Essen gemeinsam verzehrt. Der ganze Spaß kostet 89 Euro, Zutaten, Wein und Sekt inklusive. Ein typisches Menü dieser Singletreffs liest sich wie die Speisekarte eines Haubenrestaurants: Paprikaschaumsuppe mit Schafskäseknöderl, Blinis auf Rucola-Erdbeersalat, Ricottaespuma & Kürbiskerne, dann folgt gebratener Wels in Fuet-Kruste auf Proseccokraut und Schweinslungenbraten an Kürbis-Physalisgemüse, Erdäpfelchips & Basilikumcreme. Das Dessert klingt ebenfalls vielversprechend: Crêpe im Glas mit gebratener Ananas & Safran-Vanille-Creme. Elisabeth Höttinger räumt ein, dass sich Interessierte solche Kochkünste vorerst nicht zutrauen würden, „aber wir leiten sie ja an, und bis jetzt hat immer noch alles geklappt
und wunderbar geschmeckt“. Es ist noch zu früh zu beurteilen, ob diese Initiative erfolgreich PartnerInnen vermitteln kann, aber es ist durchaus eine nette Art, neue Leute kennenzulernen und einen lukullischen Abend zu verbringen. Ein Teilnehmer, Christian Pooladi, hat nach dem Abend eine Teilnehmerin wieder getroffen und erhofft sich durchaus mehr davon. „Speed-Dating ist fast wie Fließbandarbeit. Daten via Singlebörsen empfinde ich als sehr anonym. Nach fünfzig Emails kommt es vielleicht mal zu einem Treffen. Das Kochtreffen ist hingegen witzig und charmant“, fasst er seine Erfahrungen als suchender Single zusammen. Selbstbewusstes Speed-Dating. Rasant geht es beim Speed-Dating tatsächlich zu: Im Wiener Lokal „Studio 67“ treffen mehrmals in der Woche 24 Singles aufeinander. Fünf Minuten lang sitzen sich die Paare gegenüber und können sich gegenseitig kurz ausfragen. Dann wird schon wieder gewechselt. 18 Euro kostet der Marathon. Die meisten TeilnehmerInnen sehen es auch eher als lustige Abendgestaltung denn als ernsthafte Partnersuche. „Es ist schon ein bisschen anstrengend, immer das Gleiche
eat&meet zu erzählen. Aber ich habe bei zehn von zwölf angekreuzt, dass ich sie wiedersehen möchte. Ich will wenigstens von einer ein Ja“, so der junge Wiener Markus. Die große Liebe sucht er nicht, aber ein Abenteuer. Organisatorin Karin Pallinger schätzt, dass es dabei vor allem um einen ersten Eindruck geht. Ob daraus mehr wird, würde sich ohnehin erst später herausstellen. „Singles haben durch Serien wie ‚Sex and the City‘ mehr Selbstbewusstsein. Vor zehn Jahren waren die Leute zu feige für diese Art des Kennenlernens“, so Pallinger. Auch beim Speed-Dating gibt es eigene Treffen für Heteros, Schwule, Lesben und ältere Singles. Geschönt. Für viele Singles ist aber insbesondere das Internet zu einer wichtigen Möglichkeit bei der Partnersuche geworden. Die Single-Hauptstadt schlechthin ist München, sagt der Verhaltensforscher Karl Grammer von der Universität Wien. In Österreich gibt es
Agenturen schwankt zwischen 0,5 und fünf Prozent. Grammer glaubt auch nicht, dass wirklich so viele ÖsterreicherInnen registriert sind. Denn man bekomme normalerweise mehrere hundert Partnervorschläge und nicht tausende. Der Experte hinterfragt auch die Methodik der Fragebögen: Bei OnlineAgenturen müssen sich Singles durch rund 80 Fragen arbeiten. Dann wird ein Persönlichkeitsprofil erstellt, und man bekommt Vorschläge von potenziellen PartnerInnen, mit denen man die höchste Übereinstimmung bei den Antworten hat. Wenn man nun Fotos anschauen will oder die vorgeschlagenen Singles kontaktieren möchte, ist Zahltag. Ein Vertrag von drei Monaten kostet bis zu 160 Euro. Bei manchen Agenturen wird er einfach automatisch verlängert, wenn sich der Kunde oder die Kundin nach drei Monaten nicht meldet. „Die Leute können sich selbst ganz gut einschätzen. Die Frage ist nur, wie ehrlich sie sind. Bei den Antworten wird
„Vor dreihundert Jahren war die individuelle Partnerwahl völlig undenkbar. Dass man jemanden aus Liebe heiratet, war unvorstellbar. Individuelle Partnerwahl ist ein sehr moderner Begriff“, erklärt die Familiensoziologin Ulrike Zartler von der Universität Wien. Arrangierte Ehen gab es nicht nur im Adel, sondern auch im bäuerlichen Milieu. Die Partnerwahl war für die gesamte Familie enorm wichtig, Ein wichtiges Prinzip bei der Partnerwahl ist die Homogamie, also das Motto „Gleich und gleich gesellt sich gern“. PartnerInnen, die ähnliche Interessen und Lebensweisen haben, haben größere Chancen, länger zusammen zu sein als sehr verschiedene Persönlichkeiten. Mit dem Prinzip der Homogamie arbeiten die Fragebögen der Online-Partneragenturen, aber auch „Meet and Eat“: Denn hier eint von vornherein ein gemeinsames Interesse, nämlich das Kochen und die Liebe zu gutem Essen.
Wie bei klassischen Speed-Datings wechseln die Kochpartner von einem zum anderen, um mit jedem Teilnehmer oder jeder Teilnehmerin einen Gang zubereiten zu können. Im Gegensatz zum Speed-Dating, wo den potenziellen Paaren pro Runde nur wenig Zeit bleibt, rotiert man bei „Meet and Eat“ erst alle zehn Minuten. Anschliessend wird das Essen gemeinsam verzehrt.
laut Statistik Austria 1,2 Millionen Einzelhaushalte. Bei den Zahlenangaben der Statistik ist allerdings zu bedenken, dass nicht jede und jeder, die/der alleine lebt, auch tatsächlich ohne PartnerIn ist. Von den Singles würden sich nach Angaben von Partneragenturen jedoch 80 Prozent nach einer Paarbeziehung sehnen, und 600.000 ÖsterreicherInnen seien auf ihren Plattformen registriert. Die Agentur Parship wirbt nicht nur mit erfolgreich vermittelten Pärchen, sondern auch damit, dass satte 38 Prozent der Mitglieder via Parship wirklich eine neue Liebe finden würden. Grammer zweifelt das massiv an. „Wer diese Zahlen glaubt, ist selber schuld.“ Denn: Die Angaben dienten in erster Linie der Werbung und würden wissenschaftlichen Studien widersprechen. In den USA wurde bei Untersuchungen bei traditionellen Partneragenturen eine Vermittlungsquote von zehn Prozent ermittelt. Die Erfolgsquote von Online-
sicher auch vieles geschönt, da sie für sich bei anderen werben müssen. Und je unattraktiver jemand ist, desto lauter muss er werben“, vermutet Grammer.
Auch der Verein für Konsumentenschutz interessiert sich mittlerweile für Agenturen und Singlebörsen. Im März wurden die Ergebnisse eines aktuellen Tests veröffentlicht. Die Erfolgsquoten Homogamie. Auf wissenschaftliche Studi- konnten nicht getestet werden, betont en und Expertenmeinungen dürften die Walter Hager vom Konsumentenschutz, aber die Agenturen wurden hinsichtlich 40-jährige Dagmar und der 43-jährige Gerald pfeifen. Denn sie haben sich über Datenschutzregeln, BenutzerfreundParship kennengelernt und nach nur drei lichkeit und Kosten überprüft. „Siebzig Prozent der PartnerschafTreffen, langen Telefonaten und vielen Eten entstehen am Arbeitsplatz oder in Mails folgte bereits der Heiratsantrag – ganz romantisch bei einer Bootsfahrt am sozialen Netzwerken. Daran hat das Internet wenig geändert“, resümiert VerMattsee.„Ich war bereits ein Jahr registriert und wollte mich eigentlich wieder haltensforscher Grammer. Und: „Jeder Topf findet seinen Deckel.“ Umdenken abmelden, als mich Gerald kontaktiert müssten aber vor allem gut ausgebildehat“, so Dagmar. Für sie ist das Internet nur eine andere, angenehme Möglichkeit te, erfolgreiche Frauen: Sie sollten ihr Muster, wonach sie meistens einen äljemanden kennenzulernen.„Es ist anstrengend, als Single immer auszugehen teren, noch besser situierten Mann suoder irgendwelche Kurse zu buchen, nur chen, dringend ablegen. Empfehlenswert seien jüngere, wenig erfolgreiche um einen Partner zu finden.“ Männer, die sich praktischerweise dann Dass man die Partnervermittlung an Dritte delegiert, ist keineswegs neu: um den Nachwuchs kümmern. ❚
www.meetandeat.at www.parship.at www.cityspeeddating.at www.websingles.at
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kulturan.riss
Fo t o s : M e g a n L e w i s
zudem Möglichkeiten der medialen Umsetzung von Erinnerungsstrategien erörtert. Den Auftakt macht die Filmemacherin und Kärntner Slowenin Andrina Mracnikar. Gezeigt werden ihre Dokumentationen „Der Kärntner spricht Deutsch“ und „Andri 1924-1944“. Beide Filme widmen sich der Opferseite des Nationalsozialismus und sind von einem persönlichen Zugang zur Geschichte der slowenischen Bevölkerung in Kärnten zur NS-Zeit geprägt. han Ab 25.4., Kunst der Erinnerung. Okto, Folge 1 (Wh.): 2.5., 22 Uhr. Weitere Termine: 9.5., 23.5., 6.6., 20.6., 4.7., 20 Uhr, www.okto.tv/erinnerung, auch im Web als Livestream zu sehen
t h e a te r
Revolutionäre Rosa Sie war eine der ersten promovierten Akademikerinnen und setzte sich als revolutionäre Linke und eine der wenigen politisch aktiven Frauen ihrer Zeit gegen Imperialismus, Militarismus und Kolonialismus ein. Auch ihr Privatleben galt als unkonventionell, pflegte sie ihre Liebesbeziehungen (oft zu jüngeren Männern) doch zeitlebens ohne Trauschein. Die bewegte Lebensgeschichte Rosa Luxemburgs (1871-1919) wird nun – im Jahr ihres 90. Todestages – auf der Bühne des Berliner GRIPSTheaters in den Mittelpunkt gerückt. Gespannt wird der biografische Bogen von ihrer Kindheit, geprägt von schwerer Krankheit, bis zu ihrer Ermordung durch konterrevolutionäre Reichswehreinheiten in Berlin. Man wolle neben ihrer politischen Karriere auch die eher unbekannten Aspekte ihres Lebens zeigen, so Regisseurin Franziska Steiof. nr
fotografie
Megan Lewis und der Mob Im Jahr 2002 wird die Fotojournalistin Megan Lewis von einer Gruppe australischer UreinwohnerInnen, den Martu, eingeladen, bei ihnen zu leben. Die gebürtige Neuseeländerin gibt ihre sichere Anstellung auf und lässt sich auf das Abenteuer fern ihrer geregelten Existenz ein. Die anfangs noch distanzierte Beziehung zwischen der Fotografin und den Aborigines wird zusehends inniger, und Lewis verbringt schließlich mehrere Jahre bei ihnen in der Great Sandy-Wüste. In den während dieser Zeit entstandenen Fotografien erzählt Megan Lewis einfühlsam und respektvoll von ihren Erfahrungen mit den Martu. Beim Mob, wie sich die indigenen AustralierInnen selbst bezeichnen, herrscht nicht nur ein völlig anderes Gefühl für Zeit, Lewis thematisiert mit ihren Bildern auch deren Umgang mit Spiritualität, Gesundheit, Trauer, Sport oder Alkohol. nr Bis 31.5, Megan Lewis. Conversations with the Mob, WestLicht – Schauplatz für Fotografie, 1070 Wien, Westbahnstraße 40, T. 01/522 66 36, www.westlicht.com, info@westlicht.com
fern.sehen
Kunst der Erinnerung Ende April startet auf Okto die sechsteilige Sendereihe „Kunst der Erinnerung“ über die Auseinandersetzung junger KünstlerInnen mit der totalitären Vergangenheit Europas. Kuratorin ist die Politologin, Journalistin und Regisseurin Karin Berger. Die Reihe zeigt österreichische und rumänische Dokumentarfilme als Beitrag zur aktiven europäischen Erinnerungsarbeit. Im Studiogespräch mit den FilmemacherInnen werden 30 an.schläge mai 2009
Bis 27.6., Rosa. Schauspiel mit Musik. GRIPS Theater, 10557 Berlin, Altonaer Straße 22, T. +49/30/397 474 77, info@grips-theater.de, www.grips-theater.de
l i te r a t u r
Autorin neues Mitglied in Nobel-Jury Die schwedische Schriftstellerin Lotta Lotass ist in die Schwedische Akademie aufgenommen worden und bestimmt somit künftig mit über die Vergabe des Literaturnobelpreises. Mit Lotass sind nun sechs der 18 Mitglieder Frauen. Der Anspruch auf einen der Stühle gilt lebenslang und kann nicht abgetreten werden. Lotass ist die Nachfolgerin des Juristen Sten Rudholm, der 2008 90-jährig verstorben ist. Mit dem neuen Mitglied sinkt das Durchschnittsalter der Nobel-JurorInnen erstmals seit Jahrzehnten unter siebzig Jahre – wenn auch nur knapp auf 69,7 –, denn die Autorin ist mit 45 ein Jungspund in der Jury. Lotass lebt in Göteborg und hat seit ihrem Debüt im Jahr 2000 sechs Romane und zwei Theaterstücke publiziert. 2006 feierte sie mit ihrem Roman „Dritte Fluggesellschaft“ über den sowjetischen Raumfahrt-Pionier Juri Gagarin große Erfolge. Ihr neues Amt als Mitglied der Akademie wird Lotass Ende des Jahres antreten. niho
höhepunkt.reihe
Dieser Frühling wird lila „Tribadinnen, Dildokings und lesbische Ladies – und sie fickten sich doch!“ Die Lesbenberatung der Rosa Lila Villa veranstaltet in den kommenden Monaten unter dem Titel „Sex is not the only Word“ eine „lesbische Höhepunktreihe“. Den Anfang macht ein rauschendes Frauenfest
am 9. Mai, bei dem unter dem Motto „Lust in Space“ nicht nur der erste Lila-Tipp-Pinupkalender vorgestellt wird, sondern auch Go GoButches, -Ladies, -Girls und -Queens performen. Es folgt eine SexshopTour, und der wöchentliche „Treff für junge Lesben und solche, die es werden wollen“ diskutiert am 15.6. das lesbische „erste Mal“. Am 17.6. sind Haare das Thema des Lesbischen Salons: „Kopf, Brust, Möse, Beine oder BeinhaarT – der Umgang mit Körperbehaarung als Selbsttechnologie und/oder subversiver Akt?“. nad Ab 9.5., Sex is not the only Word – eine lesbische Höhepunktreihe im Lila Tipp. Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T: 01/586 81 50, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at
a u s . s te l l u n g
Künstlerinnen im Mittelpunkt Ein Jahr lang stellt das Pariser Museum Centre Pompidou die Werke bedeutender Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts aus. Die Sonderschau zeigt Werke von 200 Frauen aus aller Welt. Für die Ausstellung wurden insgesamt 500 Exponate aus der umfangreichen Sammlung des Centre Pompidou ausgewählt. Eine solche Ausstellung habe bisher noch kein einziges Museum der Welt organisiert, zeigt sich Alfred Pacquement, der Leiter der Abteilung für moderne Kunst, stolz. In der Schau vertreten sind unter anderem Werke der Malerinnen Frida Kahlo, Sonia Delauny oder Joan Mitchell, der Bildhauerin Louise Bourgeois, der Designerin Eileen Gray, der Architektin Zaha Hadid sowie der Fotografinnen Gisele Freud und Diane Arbus. niho
© Elfriede Gerstl
Ab 27.5., elles@centrepompidou. Centre Pompidou, 75191 Paris Cedex 04, www.centrepompidou.fr, Di-So 11-21 Uhr
nach.ruf
„Ein auf Füßen gehendes Gedicht“ (1932-2009) Die Dichterin und Feministin Elfriede Gerstl ist tot. Sie starb am 9. April. „Ihre schwerelosen, wunderbar leichten Gedichte haben mir immer wieder gezeigt, dass das Leichte für mich, für viele, zu schwer ist. Und das bei diesem Schicksal!“, sagt Elfriede Jelinek über ihre Freundin. Dieses Schicksal, das sind die Jahre, in denen Gerstl sich als Kind in ihrer Heimatstadt Wien vor den Nazis versteckte. Später studierte sie Medizin und Psychologie, brach ab, heiratete, bekam ein Kind. In den 1950ern folgten ihre ersten Gedicht-Veröffentlichungen. Als einzige Literatin behauptete Gerstl sich unter den Männern der Wiener Gruppe. Auch auf der Straße fiel sie auf, ganz so, als wolle sie sich nie mehr verstecken. Unter den Hüten das rote Haar, die Kleidung alt und nostalgisch. „Ein auf Füßen gehendes Gedicht“ (Gerstl über Gerstl). Ihre Gedichte wirken wie beiläufig, mühelos – und behaupten sich trotzdem. Sie nehmen ihr Gewicht ganz woanders her. han
Renate Billeth
Erklärungen In einer Regenbogenfamilie zu leben, ist eigentlich gar nicht so besonders, wie man denkt. Es bedarf nur hin und wieder einiger weniger Erklärungen für die an den heterosexuellen Standard gewöhnte Lebensumgebung – und dann klappt alles meist ganz locker. Wie zum Beispiel in Spanien, als die Krankenschwester in der Kinderklinik den Mann einer Freundin automatisch zum Vater unseres Kindes machte, schließlich war er der einzige Mann im Krankenzimmer. Auf meine radebrechende Klarstellung („No, no – dos madres“) antwortete sie mit einem herzlichen Lächeln und ein paar bekräftigenden Worten, die in etwa bedeuteten, dass zwei Mütter noch besser als eine Mutter und wir also so etwas wie der familiäre Doppeljackpot für das Kind wären. Und als mich vor ein paar Monaten die Kindergartenpädagogin fragte, ob „meine Frau“ auch zum Elternabend käme, wusste ich, dass die einmalige Erklärung unserer nicht alltäglichen Familienkonstellation beim Eintritt in den Kindergarten auf fruchtbaren Boden gefallen war. Kurz auf den Boden gestarrt hatte dafür der Zugbegleiter auf einer Urlaubsreise nach München, als er unsere Fahrkarten kontrollierte. Janis hielt stolz sein „Timi Taurus-Ticket“ hin – Karen und ich drückten dem jungen Mann unsere beiden Familien-Vorteilscards in die Hand. Zwei Mütter, aber nur ein Kind – das schien dem Schaffner irgendwie doch zu wenig, und er begann etwas verwirrt das Zugsabteil nach einem weiteren Minderjährigen abzusuchen. Seinen recht hilflosen Blicken schmetterte ich ein „Wir drei sind die Familie!“ entgegen und legte ein leicht trotziges „Das kommt gaaanz selten vor, gibt’s aber trotzdem“ nach, woraufhin er sich mit leicht rotem Kopf und einem verschämten Nicken rasch aus dem Abteil verzog. Um überhaupt an diese gemeinsame Familien-Vorteilscard zu gelangen, hatte ich im Jahr zuvor eine CallCenter-Mitarbeiterin der ÖBB mit meinen Erklärungen so lange verwirrt, bis sie uns vermutlich aus Resignation die beiden Karten ausgestellt hat. Als ich neulich am Freitagmorgen mit Janis aus dem Haus ging, passte mich die nette Hausbesorgerin auf der Treppe ab und erkundigte sich, ob meine „nette Mitbewohnerin aus Deutschland“ überhaupt noch bei uns wohnen würde. Sie hatte Karen nämlich schon länger nicht mehr gesehen. „Ja, sie wohnt eh noch bei uns!“, erwiderte ich freundlich und ging mit Janis rasch die Stiegen runter. Man muss schließlich auch nicht immer alles erklären … mai 2009 an.schläge 31
blutspenden
Wiener Blut Homosexuelle Frauen durften lange kein Blut spenden. Homosexuelle Männer dürfen es bis heute nicht. Ist das Diskriminierung oder Risikominimierung, fragt sich Andrea Heinz. „Wien braucht frisches Blut“, ruft das Österreichische Rote Kreuz auf seiner Homepage um Hilfe. Nur 2,1 Prozent der Bevölkerung spenden hier regelmäßig Blut, weniger als in jedem anderen Bundesland. Nun sucht die Hilfsorganisation „junge Menschen, die beherzt Engagement“ zeigen. Denn Blutspenden retten Leben. Anfang 2000 hält der Blutspendebus des Roten Kreuzes vor der Universität Wien. Die Medizinstudentin Barbara (Name von der Redaktion geändert) möchte Blut spenden. 1999 hatte sie das bereits im Waldviertel getan. Und dabei viele Fragen beantwortet: Haben Sie sich in den letzten vier Wochen tätowieren lassen? Waren Sie in den letzten vier Wochen in einem Westnil-Virus Infektionsgebiet? 2000 lautet die erste Frage auf der Liste noch: Haben Sie häufig wechselnde Sexualpartner, ungeschützten Ge32 an.schläge mai 2009
schlechtsverkehr oder Verkehr mit einem gleichgeschlechtlichen Partner? „Damals hatte ich grad meine erste feste Beziehung zu einer Frau und war sehr stolz drauf.“ Barbara kreuzt Punkt eins an. Es wird ihr Blut abgenommen, und sie hört nichts mehr vom Roten Kreuz – bis zu jenem Tag vor der Universität. Dort darf sie nicht mehr spenden. Warum? Schweigepflicht. „Ich hab mich ziemlich aufgeregt und angefangen, mit dem Arzt zu diskutieren. Aber die haben natürlich auch nichts machen können.“ Sie ruft in der Blutspendezentrale an und landet schließlich bei Dr. Eva Menichetti, der medizinischen Leiterin. Die argumentiert, es gäbe eine amerikanische Studie, die Lesben ein höheres Ansteckungsrisiko bei Hepatitis attestiere. „Auf mein Argument, ich hätte eine monogame Beziehung, meinte sie, man könne ja nie wissen.“ Barbara wendet sich an das Rechtskomitee
Lambda. Sie besucht die Sprechstunde, ruft mehrmals an. Zwar wird ihr bestätigt, dass es häufig Fälle wie den ihren gäbe und man sich melden werde. Doch „das haben sie nie. Da dachte ich mir auch, wozu gibt es diese Community, wenn man dann alleine dasteht. Da pfeif ich drauf.“ Mensch zweiter Klasse. 2007 ruft Barbara, mittlerweile Turnusärztin, erneut beim Roten Kreuz an. Sie ist immer noch gesperrt. Es wird ihr geraten, ein Schreiben zu verfassen, in dem sie ihre sexuelle Orientierung leugnet. Barbara schreibt – jedoch keinen „Widerruf“, sondern eine E-Mail an das Gesundheitsministerium. Im Namen von Andrea Kdolsky rät man ihr, sich mit einem Medizinalrat in Verbindung zu setzen. „Der hat gemeint, dass das natürlich nicht in Ordnung sei, diese Diskriminierung wäre ihm gar nicht bekannt.
spendenblut Auf sein Anraten hab ich noch mal bei Frau Dr. Menichetti angerufen. Die war plötzlich wie ausgewechselt und sagte mir, dass in diesen amerikanischen Studien nur Daten von Nymphomaninnen verwendet worden wären, und das wäre nicht mehr aktuell.“ Barbaras Akte wird gestrichen, sie darf wieder Blut spenden. „Ich war sehr froh, als mir versichert wurde, dass das Ganze anonym behandelt wird. Schließlich ist Frau Kdolsky ja im Endeffekt meine Vorgesetzte. Wenn da rauskommt, eine kleine Turnusärztin, homosexuell, macht einen Aufstand, wer weiß, was dann passiert wäre.“ Das Gesundheitsministerium war sehr bemüht, ihr zu helfen, sagt Barba-
lerweile nur noch „MSM“ von der Spende ausgeschlossen: Männer, die Sex mit Männern hatten. Auch wenn sie in monogamen Beziehungen leben, werden sie „aufgrund des belegten erhöhten Infektionsrisikos ausgeschlossen“. Die sexuelle Orientierung sei nur insofern relevant, als sie über die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe Aufschluss gebe. Das Rote Kreuz unterscheide nicht nach „religiöser, politischer und sexueller Orientierung, auch nicht nach nationaler, ethnischer oder sozialer Herkunft“, heißt es weiter. „Der Patient, der das Blut benötigt, steht im Vordergrund.“ Die Frage nach dem Ausschluss lesbischer Frauen wird erst nach weiterem
ausgeschlossen werden. „Beim Ausschluss beziehen wir uns auf die AIDSStatistik, die ein deutlich höheres Risiko für homosexuelle Männer zeigt. Die Sexualpraktik (geschützt/ungeschützt, monogam/nicht monogam; Anm. d. Red.) spielt bei der Beurteilung keine Rolle.“ Zudem empfehle die US-Lebensmittel- und Arzneibehörde FDA (Food and Drug Association) ebenso wie die Europäische Blutallianz EBA den Ausschluss von MSM. Dem habe man sich angeschlossen. Auch Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen sieht „keine Diskriminierung vorliegen. Der Ausschluss ist sachlich
„Für mich ist es nicht verständlich, dass eine ganze Bevölkerungsgruppe ausgeschlossen wird, obwohl der Bedarf nach mehr Blut vorhanden ist. Ich als Ärztin habe noch nie von einer Datenlage gehört, nach der Lesben sich untereinander mit Hepatitis oder HIV angesteckt hätten. Als ich damals in diesem Blutspendewagen stand, da kam ich mir vor wie ein Mensch zweiter Klasse. Mir war zum Heulen.“ ra. „Ganz am Schluss der E-Mail stand damals so ein Spruch. Den schreiben sie wahrscheinlich immer drunter, aber er ist nett: ‚Danke, dass Sie durch Ihre Hilfe versuchen, das System zu verbessern.‘“ Warum sie überhaupt in die Lage kam, das System verbessern zu müssen, weiß sie bis heute nicht. „Es ist paradox. Genau zu dieser Zeit gab es diese Aufrufe zum Blutspenden. Für mich ist das nicht verständlich, dass eine ganze Bevölkerungsgruppe ausgeschlossen wird, obwohl der Bedarf nach mehr Blut vorhanden ist. Ich als Ärztin habe noch nie von einer Datenlage gehört, nach der Lesben sich untereinander mit Hepatitis oder HIV angesteckt hätten. Als ich damals in diesem Blutspendewagen stand, da kam ich mir vor wie ein Mensch zweiter Klasse. Mir war zum Heulen.“
Nachhaken beantwortet. Dieser sei auf Basis einer Studie in den USA erfolgt, die wiederum von der AIDS Hilfe Österreich zur Verfügung gestellt worden sei. Details zur Studie gibt es nicht. Auch zum widersprüchlichen Vorgehen in Barbaras Fall nimmt das Rote Kreuz „keine Stellung. Dieser Vorfall liegt schon Jahre zurück, in der Zwischenzeit hat sich die Praxis gänzlich verändert.“ Die damals ausgeschlossenen Frauen könnten natürlich wieder Blut spenden. Man bitte jedoch um Verständnis, dass man nicht jede Einzelne explizit über die Aufhebung ihrer Sperre habe informieren können.
Diskriminierung oder Risikominimierung? Ist es nun gerechtfertigt, bei heterosexuellen Menschen zwischen geschütztem und ungeschütztem Verkehr zu unterscheiden, jedoch Homosexuelle, seien es nun Männer oder Frauen, gänzlich Gänzlich veränderte Praxis. Das Rote Kreuz von der Spende auszuschließen? Ist das Österreich hält sich auf eine erste AnDiskriminierung – oder Risikominimiefrage hin bedeckt. „Lesbische Frauen sind seit dem Jahr 2003 nicht mehr von rung? Das Rote Kreuz verweist auf das der Blutspende ausgeschlossen, weil die diagnostische Fenster, nämlich die wenigen Wochen bis Monate, in denen inaktuellen medizinischen Erkenntnisse lesbische Frauen nicht mehr als Risikofizierte Personen zwar andere angruppe einstufen“, heißt es von Maria stecken können, selbst jedoch noch Kral, Leiterin des Bereiches Spenderma- einen negativen HIV-Test haben. Aus nagement gegenüber Sonja Dries vom diesem Grund müssen bereits vor der Amnesty LGBT-Update. Es würden mitt- Spende möglichst viele Risikogruppen
gerechtfertigt und wird in vielen Ländern, etwa Deutschland, Frankreich und Großbritannien, praktiziert.“ Von Seiten des Roten Kreuzes heißt es weiter, man stehe in „engem Dialog mit der AIDS Hilfe, die diese Vorgehensweise ebenfalls unterstützt“. Frank Amort, Leiter der Präventionsabteilung der AIDS Hilfe, sieht das anders. Was den Ausschluss homosexueller Frauen betrifft, sagt er deutlich:„Es handelt sich hier um Diskriminierung.“ Grundsätzlich habe man zahlreiche Diskussionen mit dem Roten Kreuz, „auch über Literatur. Es ist klar, dass Literatur und auch epidemiologische Daten einer Interpretation bedürfen. Hier waren aber Rotes Kreuz und AIDS Hilfe eigentlich nie einer Meinung.“ Amort hält auch den Ausschluss homosexueller Männer für nicht rechtfertigbar. „Aus meiner Sicht wäre der Ausschluss nur über die Praktik ‚ungeschützter Geschlechtsverkehr‘ beziehungsweise ‚sexuell übertragbare Krankheiten in den letzten 12 Monaten‘ gerechtfertigt. Sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich einen Ausschluss für gut befinde, so muss ich festhalten, dass ich immer gegen Ausschlussregeln bezüglich der sexuellen Identität argumentiert habe. Blutsicherheit muss auch ohne Diskriminierung möglich sein.“ ❚ mai 2009 an.schläge 33
mujerescreando
M u j e r e s C r e a n d o - M e r c h a n d i s e : E v o M o ra l e s - Fi g u r
Keine Tasse Milch In Europa wird die Arbeit des feministischen Kollektivs Mujeres Creando aus La Paz, Bolivien bislang vor allem im Kunstkontext gewürdigt. „Wir machen keine Kunst, wir machen Politik“, sagen sie selbst über ihre Straßenaktionen und Performances. Lea Susemichel hat mit Maria Galindo über die Allianz zwischen Indigenen, Huren und Lesben und ihre multimedialen Aktionsformen gesprochen. an.schläge: Die Mujeres Creando gibt
www.mujerescreando.org
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es seit 1992. Was war eure Gründungsmotivation? Maria Galindo: Bei unserer Gründung beschäftigten uns vor allem zwei große Fragen. Die eine Frage haben wir an die Linke gerichtet: Worin liegt unsere eigene Verantwortung dafür, dass der Neoliberalismus in Bolivien und in ganz Lateinamerika Einzug gehalten und eine so große Legitimität erlangt hat? Für uns war das ein Resultat der Absenz der Linken in der täglichen Politik. Die haben große Reden geschwungen, während die Basis vom Neoliberalismus das Blaue vom Himmel versprochen bekommen hat. Die andere Frage war natürlich die Frauenfrage, die von der Linken ignoriert wurde. Auch die NGOs haben sich als Arm des Neoliberalismus missbrauchen lassen. Und auch sie haben die Frauenfrage zu einer Frage nach Frauenrechten gemacht, und die Anerkennung dieser Rechte – indem sie etwa für Quoten eintraten – wurde von ihnen dazu benutzt, die Frauen zu schlucken. Jede Quote benutzt Frauen in einem patriarchalen System. Wir möchten nicht 30 Prozent der Hölle des Neoliberalismus, wir wollen das ganze Paradies. Und deshalb haben wir einen sozialen, nicht-institutionel-
len, autonomen, politischen Raum geschaffen. Wir beschäftigen uns mit allen politischen Fragen: Denn jede Frage der Gesellschaft ist eine Frauenfrage, genauso wie die Frauenfrage eine soziale Frage der ganzen Gesellschaft ist und sich nicht auf drei, vier Frauenthemen reduzieren lässt. Die Mujeres Creando sind eine feministisch-autonome soziale Bewegung. Wir sind keine Frauen im Allgemeinen, und wir vertreten schon gar nicht Frauen im Allgemeinen. Wir leben Beziehungen, die unerträglich, unerlaubt und unmöglich sind: die Beziehungen zwischen Huren, Indigenen und Lesben – gemeinsam, schwesterlich und revoltierend. Diese Strategie gefällt mir besonders: dass nicht das Subjekt „Frau“ zentral ist, sondern stattdessen die Beziehung zwischen unterschiedlichsten Identitäten – und dass diese Beziehung eine politische Praxis ist. Aber ist diese Praxis in einer Allianz zwischen so unterschiedlichen Menschen nicht oft verdammt schwierig? Das ist natürlich nicht einfach. Auf Spanisch sagen wir: Es ist keine Tasse Milch. Aber es ist möglich: durch das Konkrete. Die Allianz, die Schwesterlichkeit ist keine ideologische. Wir arbeiten nicht zusammen, weil wir gleich denken, sondern weil wir uns eine gemein-
same ethische Grundlage geschaffen haben. Keine arbeitet für die andere, niemand spricht für die andere, keine vertritt die andere. Und wir bleiben offen für jede andere Identität. Indigene, Huren, Lesben sind keineswegs fixe Kategorien, sondern Metaphern. Wir beschränken uns auch nicht darauf, Lesbenpolitik, Hurenpolitik oder Politik für Indigene zu machen. In bestimmten Situationen ist eine Identität plötzlich privilegiert, da besteht die Versuchung, dass bspw. Indigene sagen, nehmen wir uns, was wir kriegen können und vergessen wir die anderen. Wir haben das immer als Falle betrachtet. Entweder alle oder keine. Für eine eurer Aktionen, die Performance „La Puta“, habt ihr mit der Gründerin der ersten Gewerkschaft für Sexarbeiterinnen zusammen gearbeitet. Du sprichst dich dezidiert dagegen aus, Prostitution als Arbeit anzuerkennen. Warum? Und wie ist so eine Kooperation trotzdem möglich? Prostitution ist nicht einfach eine Arbeit, Prostitution ist eine Situation. Prostituierte sind Objekte, und Objekt zu sein ist keine Arbeit, sondern eine Lage. Für bessere Bedingungen in der Prostitution zu kämpfen bedeutet, nicht gegen Prostitution zu kämpfen. Wir aber kämpfen gegen Prostitution.
creandomujeres Aber wir sehen ganz klar, dass die Definition von Sexarbeit vielen Frauen in der Prostitution gefällt. Und uns ist die Zusammenarbeit immer das Wichtigste. Ich will mit den Frauen kooperieren, unabängig davon, wie sie das nennen. Wenn wir uns durch ideologische Diskussionen trennen lassen, werden wir uns verlieren. Und dann verlieren wir das Wichtigste. Deswegen ist es so entscheidend, nicht bei der Diskussion stehen zu bleiben, sondern in die Praxis zu gehen. In La Paz habt ihr ein Zentrum namens „Virgen de los deseos“ (Jungfrau des Begehrens). Was passiert dort?
Wissen, das sich diese Frauen im Kampf gegen Gewalt erworben haben, und ihre Praxis ist unglaublich eindrücklich. Er zeigt konkrete Strategien von Solidarität, unterschiedliche Widerstandsformen. Und ich habe diese Strategien den verlogenen Maßnahmen von Polizei, Sozialarbeit, NGOs und Gesetzen gegenübergestellt. Sind Gewaltschutzgesetze nicht auch wichtig? Gesetze haben bei uns nur den Konservativen dazu gedient, sich mit ihnen zu brüsten. Sie wurden inhaltlich so verwaschen, dass sie völlig zahnlos sind und keinerlei Nutzen haben.
auch in andere Bereiche des Öffentlichen vor und nutzt unterschiedlichste mediale Mittel wie Text, Radio, Film. Glaubt ihr, dass es diesen weiten Öffentlichkeitsbegriff braucht, dass also wirkungsvoller Widerstand auf all diesen medialen Ebenen ansetzen muss? Der Neoliberalismus hat den öffentlichen Raum verändert. Der öffentliche Raum war immer ein maskuliner Raum, die Frauen waren im privaten Bereich. Der Neoliberalismus hat sie in Lateinamerika dazu gezwungen, auf die Straße zu gehen und dort ihr Geld zu verdienen. Und dadurch haben sie den Bereich des Öffentlichen verändert, sie
„In bestimmten Situationen ist eine Identität plötzlich privilegiert. Wir haben das immer als Falle betrachtet. Entweder alle oder keine.“ Das Haus ist ein Ort der konkreten Politik. Und auch das Haus soll unsere Offenheit zeigen, alle, die mit uns arbeiten wollen, können dort hinkommen. Es gibt auch eine kleine Gemeinschaft, die dort lebt. Wir verkaufen unsere Bücher dort, wir verkaufen Essen und unsere Radiostation befindet sich im Haus. Wir betreiben einen eigenen Sender und machen gemeinsam mit anderen Gruppen 14 Stunden Programm pro Tag. Ich selbst mache jeden Morgen zwei Stunden Radio. Und ich habe vor, ein Straßenstudio zu eröffnen, um direkt mit Leuten auf der Straße zu sprechen. Momentan findet im Zentrum auch ein Forschungsprojekt statt zu Frauen, die Mikro-Kredite aufgenommen haben. Die Wirtschaft Boliviens überlebt nur durch die Frauen, sie besteht zu achtzig Prozent aus dem informellen Sektor, und der ist in der Hand der Frauen. Mikro-Kredite für diese Frauen wurden in ganz Lateinamerika als entwicklungspolitische Maßnahme verkauft, tatsächlich beuten sie die Kraft und die Kreativität von Frauen für das kapitalistische System aus. Du hast gerade einen neuen Dokumentarfilm fertiggestellt, „Amazonas“, in dem es um Gewalt an Frauen geht … Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das uns immer begleitet hat. Ich habe Exil-Bolivianerinnen in Buenos Aires getroffen, unter denen es die Gruppe „Amazonas“ gibt. Der Film zeigt das
Du nennst immer wieder Kreativität als wichtiges Mittel, vor allem weil ihr der Monotonie der immer gleichen linken Agitationsmittel so überdrüssig wart. Wir glauben an Kreativität als sehr wichtiges Instrument der Politik, an Kreativität als Kraft, die die Gesellschaft verändern kann. Wir haben festgestellt, dass es keine echte Kommunikation zwischen linken Intellektuellen und der Gesellschaft gibt. Die einzige Rolle, die für die Gesellschaft vorgesehen war, war die der Zuhörenden. Wir wollten diese maskulinistische Rhetorik der Linken nicht übernehmen, wir wollen eine echte Unterhaltung führen. Wir haben etwas zu sagen, aber wir möchten auch zuhören. Das bringt eine neue Form der Rede mit sich, es bedeutet, neue Wörter und damit auch neue Inhalte finden zu müssen. Für mich bedeutet eine Sozialbewegung zu sein auch, eine eigene Sprache zu entwickeln. Sonst spricht man in der Sprache der Mächtigen. Die Linken glauben, in dieser Sprache sprechen zu müssen, um sich für die Mächtigen verständlich zu machen. Aber damit laufen sie zu ihnen über. Ich habe mit diesem maskulinistischen, rationalen und intellektuellen Denken, das sich über die anderen stellt, gebrochen. Damit will ich nichts zu tun haben. Ihr macht weiterhin sehr viele direkte Aktionen auf der Straße, ihr sprüht Graffitis, macht Performances im öffentlichen Raum. Gleichzeitig dringt ihr aber
haben ihn in ein großes Haus verwandelt. Die Linke hat diese Veränderung bis heute nicht bemerkt. Wir haben sie von Anfang an begleitet und sind mit auf die Straße gegangen, wo wir immer lauter wurden. Dann haben uns die Massenmedien entdeckt und uns „übersetzt“. Und als wir das Ergebnis dieser Übersetzung gesehen haben, wussten wir: Wir brauchen eine Kamera, wir müssen uns selbst aufnehmen, wir müssen das selbst schneiden, wir dürfen das nicht in andere Hände geben, sonst verlieren wir alles. Ihr hattet dann ja sogar im staatlichen Fernsehen eine eigene Sendung. Ja, wöchentlich eine Stunde. Wir haben Aktionen gemacht, sie gefilmt und ausgestrahlt. Wir haben auch berühmte Leute eingeladen, sie aber nicht interviewt, sondern sie stattdessen aufgefordert, uns Fragen zu stellen. Aber die gefilmten Straßenaktionen waren immer der Kern. Die waren auf der Straße schon stark. Aber von uns geschnitten, von uns erzählt, wurden sie im Fernsehen noch hundertmal stärker. Du hast gesagt, dass so etwas heute unter Evo Morales paradoxerweise nicht mehr möglich wäre. Warum? Wir bedeuten ein Risiko für diese Regierung. Sie möchte die einzige Stimme sein, die Widerstand gegen Neoliberalismus leistet. Nur Evo darf sprechen. Dass das letztlich auch den Widerstand zerstört, der Evo groß gemacht hat – das sehen sie nicht. ❚ mai 2009 an.schläge 35
identities09
Fi l m s t i l l s : i d e n t i t i e s 2 0 0 9
Best of Queer Cinema Vom 4.-12. Juni wirft das identities Queer Film Festival wieder mal die filmische Bestärkungsmaschine an und präsentiert visuelle Vorbilder für alle Altersstufen und Identitäten. Von Maria Poell 1994 war es erstmals soweit. Barbara Reumüller, nach einem Sommerjob in der Filmbranche „pickengeblieben“, organisierte ihr erstes Queer Film Festival in Wien, damals noch unter dem Namen „Trans-X – eine filmische Identity Tour“. Die Leidenschaft lässt auch nach zwanzig Jahren Filmvermittlungsarbeit nicht nach: „Es gibt nach wie vor nichts Schöneres, als ins Kino zu gehen.“ Und nichts Schöneres, als die Menschen dorthin zu locken – Kino ist und bleibt ein Gemeinschaftserlebnis, das weder von der Internet-Präsenz queerer Filme noch vom Siegeszug der DVD ganz ab-
chen Bildern und Diskussionen aus dem „Club 2“ oder der „Barbara Karlich Show“ neue, andere Images und Lebensentwürfe entgegenzusetzen. Film und Kultur sind das ideale Rüstzeug, einer differenzierten Welt zu begegnen und mit ihr ebenso differenziert umzugehen. Der Tendenz zu Rechtsradikalität und Neokonservatismus „muss man Diversität entgegenhalten“ – auch dafür ist identities da. Die Lust am Filmeschauen und Entdecken kommt dabei keinesfalls zu kurz: identities präsentiert ein – selbstverständlich sehr subjektives – Best Of des internationalen queeren Filmschaffens.
tem Dokumentarfilm kommen die Pioniere der Lesben- und Schwulenbewegung zu Wort, u.a. Beat-Poet Allen Ginsberg, Blues-Sängerin Gladys Bentley und Aktivistinnen der Daughters of Bilitis, der ersten amerikanischen lesbischen Organisation. Eine ehemalige Soldatin erzählt, wie sie vor General Eisenhower ihre zu 97 Prozent lesbische Bataillon verteidigte, woraufhin dieser seinen Befehl zurückzog, die lesbischen Soldatinnen zu entlassen. Mit einer Vielzahl spannender Interview-Partner_innen und überraschendem Archivmaterial ist „Before Stonewall“ gleichzeitig ein bedeutendes historisches Do-
Vierzig Jahre nach Stonewall wirft identities einen Blick zurück in die Zeit „Before Stonewall“. Auch wenn der Widerstand gegen die Polizeigewalt vor dem Stonewall Inn als der Grundstein der Lesben- und Schwulenbewegung gilt, kämpften Homosexuelle schon in den Jahrzehnten davor für Freiheit und Gleichberechtigung.
identities 2009 – Queer Film Festival Wien 4.-12. Juni, im Filmcasino, Top Kino und Cinemagic Eröffnung im Gartenbaukino Programmheft in Kinos, Bars, Lokalen ab 15.5., Programm online ab 18.5., Vorverkaufsstart am 22.5. www.identities.at
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gelöst werden kann. Vor allem aber gilt es, in queeren wie in feministischen Belangen, die mediale Öffentlichkeit aktiv mitzugestalten, die Vielfalt da draußen sichtbar zu machen. Eine Pluralität weiblicher homosexueller, transsexueller und bisexueller Identitäten findet sich auch hier in Österreich – Barbara Reumüller sieht ihre Aufgabe darin, die visuelle Lücke zu füllen, den immer glei-
Queere Geschichte. Vierzig Jahre nach Stonewall wirft identities einen Blick zurück in die Zeit „Before Stonewall“. Auch wenn der Widerstand gegen die Polizeigewalt vor dem Stonewall Inn als der Grundstein der Lesben- und Schwulenbewegung gilt, kämpften Homosexuelle schon in den Jahrzehnten davor für Freiheit und Gleichberechtigung. In Greta Schillers mehrfach preisgekrön-
kument und großes Kino, bewegend und unterhaltsam. Nicht weniger beschwingt geht es Greta Schiller in zwei Kurzfilmen an: „Tiny and Ruby: Hell Divin' Women“ ist ein Porträt zweier Jazzmusikerinnen, die nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch eine langjährige Beziehung verbindet. Tiny Davis, die in den 40er Jahren als „weiblicher Louis Armstrong“ ge-
feiert wurde, war auch bei den International Sweethearts of Rhythm aktiv – einer legendären Frauen-Big-Band, die im Zweiten Weltkrieg vorübergehend zu großer Berühmtheit und Erfolg kam. In Archivaufnahmen und Interviews mit ehemaligen „Sweethearts“ präsentiert Greta Schiller mitreißende Musik und sympathische, selbstbewusste, starke Frauen, die gemeinsam dem Südstaaten-Rassismus trotzten – die weißen Musikerinnen schminkten sich, um mit ihren schwarzen Kolleginnen auftreten zu können.
träts lesbischer Frauen. Während manche wie mechanisch vorgetragene Aussagen ebenso irritieren wie die immer wieder in Dekolletés flüchtenden Kamerafahrten, punktet eine der Frauen mit einem hochaktuellen Plädoyer: Integration darf nicht Anpassen oder Verstecken bedeuten – wir müssen uns zeigen und auch das Risiko eingehen, nicht akzeptiert zu werden. „Und wir nehmen uns unser Recht!“ ist die zweite Doku entsprechend treffend betitelt.
Dokumentarisches Kino. Wie aktuell viele der alten Forderungen nach wie vor „Ernstgenommener Bildungsauftrag“. Solida- sind, macht neben der Tagespolitik und rechtlichen Lage in Österreich das zeitrisch hatten sich auch die Frauen geäußert, die Salvatore Piscicelli gemein- genössische dokumentarische Kino klar. sam mit Drehbuchautorin Carla Apuzzo Tanaz Eshaghian porträtiert in „Be Like Others“ homosexuelle und transsexuelbei der Recherche für „Immacolata e le Iranerinnen und Iraner. HomosexuaConcetta: l’altra gelosia“ („Immacolata lität steht im Iran unter Todesstrafe, eiund Concetta: die andere Eifersucht“) ne Geschlechtsumwandlung hingegen befragte. Keine von ihnen sprach ist legal. Wie fatal sich dieser Mangel an schlecht über die beiden Frauen, deren Entscheidungsfreiheit für manche ihrer Beziehung im Mai 1978 gewaltsam enProtagonist_innen auswirkt, wird subtil dete. Aus dieser wahren Begebenheit beobachtet und doch überdeutlich. Für entwickelte Piscicelli einen eigenwilliihr bewegendes und hochpolitisches gen Spielfilm mit starken Figuren und expliziten Sexszenen: Spannung kommt Engagement wurde die Filmemacherin u.a. mit dem Teddy-Jury-Preis auf der hier nicht nur inhaltlich auf, sondern auch durch den Kontrast der kühlen und Berlinale 2008 ausgezeichnet. Einem potenziell deprimierenden strengen Inszenierung mit lebendiger Tango- und neapolitanischer Volksmusik. Thema begegnen Luca Ragazzi und Gustav Hofer mit Humor und ErfindungsEin fiktives, und dennoch weit wereichtum. Dem schwulen Paar gelingt niger dramatisches Frauenpaar sind „Anna und Edith“. Der nach einem Buch hinter und vor der Kamera das Unglaubliche: eine Feel-Good-Doku über von Christina Perincioli und Cäcilia den immer noch erfolglosen politischen Rentmeister 1975 gedrehte Film gilt als Kampf um rechtliche Gleichstellung in die erste deutsche Fernsehproduktion, die lesbische Liebe thematisierte. Dabei Italien zu realisieren. Glasklar kristallisieren sich Ideologien, Argumente und steht hier weniger die Beziehung zwidie Entwicklung der politischen Situatischen den beiden Frauen im Mittelon heraus. Gleichzeitig reizt „Suddenly, punkt als ihr gemeinsamer Kampf für Gerechtigkeit, Selbstbestimmtheit und Last Winter“ eine Vielzahl filmischer Möglichkeiten aus, ist großartig geFreiheit in einer männlich dominierten Arbeitswelt und Gesellschaft. Auch hier schnitten und erzählt, spannend, rasolidarisieren sich die Frauen und agie- sant, lebendig, emotional und unglaublich unterhaltsam. ren selbstbewusst, während die MänMit der festen Verankerung im akner zu Witzfiguren verkommen. tuellen politischen Geschehen wie mit Die Selbstermächtigung (lesbiseinem historischen Schwerpunkt biescher) Frauen wird auch in zwei Ferntet identities die Möglichkeit, ganz beseh-Dokus groß geschrieben, die 1973 wusst zu erleben, wie weit wir schon von ZDF und WDR produziert und ausgekommen sind – und wie weit der gestrahlt wurden. Der aufklärerische Gestus der beiden Filme ist für Barbara Weg ist, der noch vor uns liegt. Kein Reumüller Zeichen eines „ernstgenom- Grund zu verzagen – ganz im Gegenteil, menen Bildungsauftrags“: In „Zärtlichum die Demonstrant_innen in „Zärtkeit und Rebellion“ kombiniert Eva lichkeit und Rebellion“ zu zitieren: „GeS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a Müthel philosophische Zitate mit Por❚ meinsam sind wir stark!“
denice
‘Til death do you part? The ending of my last column was a bit strange. Don’t know if you noticed, but “The die is cast“ is not really a sentence. Strange forces somehow invaded my text and changed the words that should have said “the dice have been tossed“. Why I am telling you this is not only because of me being an anal correction freak. Main point is that I want to toss the dice again. The “alternative to classical monogamous relationships“-dice. I don’t get it. Just because you have a good deal with your open relationship doesn’t mean that you HAVE to act on it like a horny rabbit at least once a month. Take me for example: I’m known to be the sluttiest of sluts, have an open relationship, and have actually not slept with anyone else but my lover for over a year. But I still would like to have the possibility to do so without having to face the tribunal in Den Haag. Has anyone thought of the fact that the construction of the “classical relationship“ is mainly based upon ancient rules of control and of “keeping“ your partner “‘til death do you part“? Explanation: You meet someone. You fall in love. You start seeing each other more often. You agree that you are a couple. All of a sudden this means: You should not kiss other people. You should tell each other where you are, what you are doing, when and with whom. You should not make plans with other people without checking with your partner first. And so on. And to generalise a bit: Why the fuck do the fags do this better than the dykes? (Self-proclaimed hetero people in the boring straight-straight world will never be mentioned in this column.) To use shallow stereotypical pop culture as an example: L-Word: Bette fucks the carpenter – end of her relationship. Shane fucks the realtor – end of her relationship AND of her business. Alice THINKS of another woman – and is accused of adultery. When Shane fucks around, she is not allowed a relationship, and when she is in one, she is not allowed to fuck around. Queer as Folk: Justin loves the Brian that fucks around, not the Brian that talks about gardening and cuddling. Emmett loves Drew – and tells him to fuck around to experience his lost gayteenage phase. Lindsey fucks around ONCE, ten year relationship = over. (Yeah yeah yeah … I know that the fags in Queer as Folk also have jealousy-dramas. But I want to prove a point here.) You probably think that your girlfriend is the hottest, coolest, smartest chick in the universe? Well then, you should be the first one to want other people (like me!) to experience her fabulousness! mai 2009 an.schläge 37
Altes, jugendlich Alte Musik, neu interpretiert, und „Jugend“ zum Hören – präsentiert von Regina Himmelbauer.
Nuria Rial: Haydn: Arie per un’amante Emmanuelle Haïm: Lamenti Jon Savage: teenage. The Creation of Youth. 1911-1946 Marlene Röder: Zebraland
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Heuer jährt sich zum 200. Mal der Todestag Joseph Haydns. Zahlreiche Neuerscheinungen würdigen dieses runde Jubiläum und einen der geistreichsten und innovativsten Komponisten des 18. Jahrhunderts. Einer der schönsten Beiträge ist jener der katalanischen Sängerin Nuria Rial, den sie zusammen mit dem L’Orfeo Barockorchester realisiert hat. Das oberösterreichische Ensemble wurde 1996 von der Geigerin Michi Gaigg gegründet, die dieses Orchester auch weiterhin leitet und es zu einem der international besten Ensembles für Alte Musik hat werden lassen. Nuria Rial mit ihrer schlanken, hellen Stimme sowie der fein ausbalancierte Klang des Orchesters fügen sich wunderbar harmonisch zusammen, sei es im warmen Miteinander oder durch schroffe Kontraste und Tonausbrüche. Einige Arien werden von der Altistin Margot Oitzinger interpretiert; diese unterschiedlichen Temperamente machen einen zusätzlichen Reiz der CD Haydn: Arie per un’amante (deutsche harmonia mundi/Sony BMG) aus. Zu den zentralen Persönlichkeiten der Alten-Musik-Szene gehört auch die Cembalistin Emmanuelle Haïm, die 2000 das Ensemble Le concert d'Astrée gründete. Überraschende Klangeindrücke ergeben sich, wenn sie mit SängerInnen arbeitet, die man nicht gleich mit Alter Musik in Verbindung bringen würde. Natalie Dessay oder Roberto Villazon wurden vor allem mit romanti-
schem Opernrepertoire berühmt. Solche Fusionen gehen nicht selten schief – nicht jedoch bei Emmanuelle Haïm. Sie versteht es, die SängerInnen stilistisch sicher zu führen, ohne dass diese ihren typischen Schmelz verlieren. Dies zeigt sich wieder einmal besonders eindrücklich auf dem Album Lamenti (Virgin Classics). Klagegesänge des frühen 17. Jahrhunderts werden berührend vorgetragen, ohne falsches Pathos. Erfreulicherweise findet sich auch ein Lamento der Komponistin Barbara Strozzi (1619-1664) auf der CD: „L'Eraclito amoroso“, „der verliebte Herakles“, wird hier ausdrucksvoll vorgetragen vom Altisten Philippe Jaroussky, sodass sich auch noch Jahrhunderte später problemlos nachvollziehen lässt, warum die Helden der barocken Opern in Sopran- und Altlage sangen … Neugierig macht der Titel der CD teenage. The Creation of Youth. 19111946 (Trikont), die vom gleichnamigen Buch des englischen Popjournalisten Jon Savage angeregt wurde. Hier wird die Entwicklung der Lebensphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts musikalisch beleuchtet. Zwischen dem vor allem in autoritären Staaten vorhandenen Bestreben, Kindheit und Jugend zu kontrollieren, und dem Versuch der Jugendlichen, sich eigene (kulturelle) Räume zu schaffen, bildeten sich, nicht zuletzt durch die sich rasch entwickelnden Massenmedien beför-
dert, neue Strömungen heraus, die das Lebensgefühl zahlreicher Jugendlicher zum Ausdruck brachten. Im musikalischen Bereich gelang dies vor allem dem in den USA entstehenden Swing. Auf der CD sind leider nur wenige Frauen zu hören. Das Booklet nennt neben den „hysterischen“ Fans jedoch durchaus auch einige bemerkenswerte Beispiele für neue Frauenbilder, wenn auch zumeist nur in Zusammenhang mit freier Sexualität. Dennoch: eine beachtliche Sammlung mit einer jugendlichen Judy Garland, die im Song „In-Between“ die Zwischenwelt zwischen Nichtmehr-Kind und Noch-nicht-Erwachsene glaubwürdig besingt. Zum Abschluss noch ein Hörbuchtipp: Vier Jugendliche verbringen einen schönen Sommerabend gemeinsam, auf der Rückfahrt passiert ein Unfall. Sie überfahren ein Mädchen, das sie aus der Schule kennen. Sie steigen aus, fühlen den Puls – tot. Da ohnehin nichts mehr zu ändern ist, beschließen sie, Fahrerflucht zu begehen. Der unterschiedliche Umgang mit Schuld und das entstehende Misstrauen belastet die Beziehung der einst so fest zusammengeschweißten Freunde in weiterer Folge zunehmend. Marlene Röder hat mit Zebraland (Hörbuch Hamburg) eine fesselnde Geschichte geschrieben, die nun auch – leicht gekürzt – als Hörbuch vorliegt. Sandra Schwittau und Hans Löw sprechen die Geschichte und zeichnen die Gefühlsachterbahn der Teenager aufwühlend nach. ❚
Fast zwei Leben Die Biografie einer Begegnung: Elisabeth Schäfer über Alexandra Lavizzaris „Fast eine Liebe“. Was nicht gelebt werden kann, kann vielleicht geschrieben werden. Stillschweigend vorausgesetzt: Es gibt einen vage auszumachenden Unterschied zwischen Leben und Schreiben. Was nicht gelebt werden kann, kann vielleicht geschrieben werden. Auch eine Liebe? Wenn das geht, geht es nur fast. Alexandra Lavizzari beschreibt die Liebes- und Lebensgeschichte zweier berühmter Lebe- und Schreibefrauen des 20. Jahrhunderts unter den Vorzeichen eines solchen fast. „Fast eine Liebe“ ist die Geschichte der Begegnung von Annemarie Schwarzenbach und Carson McCullers. Eine Begegnung – fast ist es nicht mehr als das gewesen. Wenn das nicht schon alles sein könnte. Carson McCullers, fast eine Pianistin, berühmte Schriftstellerin und Herrenhemdträgerin, sieht Annemarie Schwarzenbach, fast eine Tänzerin, leidenschaftliche Schriftstellerin und Reisende, zum ersten Mal im New Yorker Bedford Hotel – wo sonst als im Zimmer Erika Manns. Aus diesem Raum wird Annemarie vielleicht nie heraustreten, um einen anderen Raum mit Carson McCullers zu teilen. Carson bedauert es, nicht Annemaries ganze Aufmerksamkeit genießen zu können. Sie kann es aber aushalten, richtet sie sich doch vorzugsweise in Lieben zu dritt ein, analysiert die Biografin Alexandra Lavizzari. Erika Mann scheint Carson weniger im Weg zu sein als Annemarie selbst. Sie hat sich in der resoluten
Mann-Tochter eine Liebes-Alternative zur militanten Mutter in der Schweiz gesucht, eine Alternative, die ebenso gut eine Parallele genannt werden kann. Auch an Erika Mann zerschellt Annemaries „Liebesverhältnis zur Welt“. Paralysiert von Untröstlichkeit, so tastet sich Lavizzari ins komplexe Terrain der Psychen vor, ist es Annemarie nicht möglich, sich Carsons Liebe zu öffnen und ihrer Erwiderung dieser Liebe Ausdruck geben zu können. Carson schreibt zu einer Zeit, die nachträglich das Ende von Annemaries Leben genannt werden kann: „Es ist wahr, dass ich einst mehr von Dir verlangt habe, als Du geben konntest. Aber all das ist vorüber, Gott sei Dank. Behalte nur in Erinnerung, dass ich Dich liebe.“ Wofür Gott auch immer gedankt werden kann, an dieser Stelle hat es den zartbitteren Geschmack einer Melancholie, die vorgibt, Trauer zu sein. Mitunter wissen die Texte mehr als ihre Autorinnen. Annemarie und Carson war bewusst, dass etwas vorbei war, das sie hätte verbinden können. Beide arbeiteten, ohne dies voneinander zu wissen, an verwandten Texten. Die deutliche Verwandtschaft dieser Texte stellt Alexandra Lavizzari an den Schluss des Buchs. Es handelt sich um „Das Wunder des Baumes“ von Annemarie Schwarzenbach und McCullers Kurzgeschichte „Ein Baum. Ein Felsen. Eine Wolke.“ Wiedermals scheint es, als hätten sich die Schreibenden, wie die Liebenden, fast begegnen können. An dieser Stelle hält
sich die Biografin zurück. Texte und Leben scheinen nur fast verwoben, dort wo sie verwoben sind, bleibt Rätselhaftigkeit. Sich dieser zu nähern ist das große Verdienst des Buches. Der äußerst ansehnliche, schmale Band der edition ebersbach stellt einen ebenso eindrucksvollen Text in der kleinen Fülle der derzeit neu erschienenen Schwarzenbach-Publikationen dar. Es überrascht und macht froh, dass sich hier eine Autorin einer ereignishaften und doch beinahe unscheinbaren Begegnung zweier Frauen widmet, die miteinander hätten können: lieben, leben, schreiben? Etwas davon jedenfalls wäre möglich gewesen – so das Fazit der zweifachen Biografin einer Begegnung. Sie haben aber nicht oder nur fast.Worauf sich dieses fast gründet, davon handelt dann auch der größte Teil des Buches. Dabei spielen sowohl die Mann-Geschwister Klaus und Erika als auch Carsons Ehemann Reeves und Annemaries Mutter, die Unumgängliche, eine Rolle. Es gibt etwas, das einen Stein des Anstoßes nicht nur in den Schwarzenbach-Biografien darstellt: Welche Haltung einnehmen gegenüber psychischen Auffälligkeiten, deren Unsäglichkeit, Opazität und Gefahr? Welchen Platz geben wir diesen Phänomenen und ihren ProtagonistInnen in der Welt? Alexandra Lavizzari berührt diese heikle Stelle mit subtiler Unsicherheit. Anders lässt sich dazu vielleicht auch nichts Veritables sagen – als im angeschlagenen Modus des fast. ❚
Alexandra Lavizzari: Fast eine Liebe. Annemarie Schwarzenbach und Carson McCullers edition ebersbach 2008, 18,- Euro
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lesezeichen Repräsentieren und intervenieren Die Herausgeberinnen von „Im Zeichen des Geschlechts“ versammeln eine Vielzahl von Texten, die sich – interdisziplinär und feministisch – einerseits mit Fragen nach den Mechanismen von Vergeschlechtlichung, andererseits mit Geschlecht als Be-Zeichnetem beschäftigen. Repräsentationen von Geschlecht umfassen immer mehrere miteinander verschränkte Perspektiven: Es geht um die Darstellung von Geschlecht in kulturellen Imaginationen, aber auch um die politische Teilhabe von Frauen. Es geht um das Moment des Vertretens, aber auch um Ausschlüsse, die dadurch produziert werden. Es geht um den Entstehungsprozess von Repräsentationen, aber auch um Inhalt und Struktur von geschlechtlichen Repräsentationen. Und zuletzt verstehen die Herausgeberinnen ihr Buch als „queer/feministische Intervention in Repräsentationspolitiken“. Die unterschiedlichen Perspektiven gliedern sich in dem Sammelband in sechs Felder: Ästhetische Repräsentationen, Repräsentation durch Übersetzung, Repräsentation als aktuelle Praxis, Repräsentation in politischen und juristischen Diskursen, Soziale Repräsentation und Körperrepräsentationen. Repräsentationen von Geschlecht bzw. Geschlechterdifferenz sind von Macht durchdrungen. Sichtbar wird dies beispielsweise in der Rechtsprechung: Elisabeth Holzleithner zeigt in ihrem Text, dass und wie Recht Geschlecht konstruiert. Angela Kolbe fragt im anschließenden Beitrag, ob bzw. wie eine Abschaffung der juristischen Kategorie Geschlecht möglich wäre. Queer/feministische Interventionsmöglichkeiten finden sich auch in den anderen Beiträgen: Sara Paloni („fiber“Redakteurin) schreibt über konkrete queerfeministische Medienarbeit, Milena Noll thematisiert sexualisierte Gewalt und widmet sich der Veränderbarkeit sozialer Ordnungen und
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Repräsentationen. Doris Kolesch veranschaulicht, wie zeitgenössische Tanzperformances und Theaterinszenierungen bestehende Wahrnehmungsschemata des Publikums verändern können. Bettina Enzenhofer
Celine Camus, Annabelle Hornung, Fabienne Imlinger, Angela Kolbe, Milena Noll, Isabelle Stauffer (Hg.): Im Zeichen des Geschlechts. Repräsentationen, Konstruktionen, Interventionen. Ulrike Helmer Verlag 2008, 24,90 Euro (D)
Marica Bodrozic spielt raffiniert und pseudokindlich mit der Sprache, konstruiert, beherrscht, lässt sich entführen. Sie ist streng und intellektuell und kombiniert und jongliert und nimmt uns geistesblitzend mit auf Trips zu freien Karfreitagen, ersten und letzten Falken, gestern und ehegestern, Venusbergen und Sternschießern. Sie fährt ohne Dornenkrone U-Bahn. Sie ist schlicht und kindlich ernst, mit einer Ernte von großen, alten Bildern. Sie hat keine Angst vor der hohen Sprache, vor dem großen Gesang, den ein Kind trällern kann. Die Fremdheit entdeckt die Worte erst, zieht ihnen die Decke vom trägen Körper, entblößt sie, stößt sie ins Leben und in die Liebe. Michèle Thoma
Meine Blume hat Marica Bodrozic: Lichtorgeln. Gedichte
Hochsaison Sie kommt aus einer anderen Sprache, der kroatischen Sprache, der ersten Sprache, in der es „schutzbedürftige, verlorene Wörter“ gibt, „die nur aus einem Buchstaben bestehen“. In die deutsche Sprache geht sie hinein, Schritt für Schritt, Wort für Wort, und macht plötzlich einen überraschenden Satz. Springinsfeld der Linguistik. Wort um Wort nimmt sie sich die deutsche Sprache und gibt sie sich. Sie kann mit ihr machen, was sie will, die Sprache wird neu und leuchtet auf. Sie kann die Funken sprühen lassen, wenn die Wörter aufeinanderprallen, ungebremst und freudig. Die Worte treffen sich zu nie gekannten Liebschaften, machen ganz was Neues, das heißt Poesie. Sie reist in die Sprache hinein, nicht kopflos, stellt Bezüge her, auf denen wir abfahren. Die 1973 in Dalmatien geborene Marica Bodrozic kommt als Zehnjährige zu ihren in Deutschland als Gastarbeiter lebenden Eltern. Später Studien und Aufenthalte in Paris und Zürich, derzeit lebt sie in Berlin. Ihr literarisches Debut hatte sie mit „Tito ist tot“, es folgen Lyrikbände und autobiografische Texte.
Otto Müller Verlag 2008, 19,- Euro
On the Road „Europa ist für uns ein Ding zum Durchfahren“, schreibt Erika Mann in ihrer Reportage einer Rallye, an der sie 1931 als Rennfahrerin teilnahm. Der Rausch der Geschwindigkeit ist nur einer von vielen Aspekten, die Herausgeberin Britta Jürgs in dieser Kombination aus Bildband und Lesebuch über weibliche Autoleidenschaft nennt. Den Tagebucheinträgen und Romanauszügen ist zu entnehmen, dass Autofahren für die porträtierten Künstlerinnen und Schriftstellerinnen oft auch Abenteuer und Unabhängigkeit bedeutet. Oder das Automobil dient einfach nur als mobile Kulisse für Erlebnisse auf Reisen. Britta Jürgs hat eine vielseitige Textauswahl getroffen, thematisch verwandte Kunstwerke ausgewählt und typographisch schick in Szene
lesezeichen gesetzt. Bilder von Tamara de Lempicka bis Jenny Holzer werden charmanten privaten Aufnahmen der Künstlerinnen und ihrer Gefährte gegenübergestellt. So ist etwa Christa Winsloe mit ihrem Auto „Krischan“ zu sehen – das sie ebenso wenig umtauschen würde wie ihre Frau. Das Thema Automobil dient als Anlass für einen Querschnitt von Literatur, Fotografie und Kulturgeschichte der letzten hundert Jahre. Und die Biografien der Künstlerinnen geben Gelegenheit, sich auch mit den weniger bekannten Schnecken und Raserinnen unter ihnen bekannt zu machen. Fiona Sara Schmidt
Brigitta Jürgs (Hg.): Flotte Autos – Schnelle Schlitten. Künstlerinnen & Schriftstellerinnen & ihre Automobile. Aviva 2007, 18,- Euro (D)
Gefährdete Demokratie Rationalismus, Konsensualismus und Individualismus sind demokratiefeindlich – so die durch „Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus“ (1991, mit Ernesto Laclau) international bekannt gewordene Autorin Chantal Mouffe. Doch wieso – sind dies nicht anerkannte „Säulen“ westlicher demokratischer Wertegemeinschaften? Jedoch: Rationalität (wie die Diskursethik) unterschlägt die affektive Dimension, Konsensstreben (wie die neue Mitte als Aufhebung von Rechts und Links) verschleiert die (neoliberalen) hegemonialen Platzierungen, und (multitudische) Monaden ergeben keine politische Identifizierung. Radikale Politik heißt für Mouffe die Konstitution einer linken Gegenhegemonie, heißt die Wiederaufnahme des Kampfes um Gleichheit und Umverteilung (statt des Geredes um Inund Exklusion). Die Diskreditierung von „Altlinks“ macht Raum auf für „Neurechts“, da diese den Konsens der Mitte herausfordert und (auf) populare Partizipation macht, was früher die Linke tat. Aktuelle postpolitische Attitüden entbehren der Voraussetzung jeder Politik: der Entscheidung. Unendliches Räsonieren und Nomadisieren auf einem an sich unentscheidbaren Terrain strukturieren keine (gegen-) hegemonialen Verhältnisse, die immer Elemente von Zwang, Gewalt und Ausschluss ha-
ben (müssen). Jede mit sich selbst versöhnte und von allen Antagonismen befreite Gesellschaft wäre antipluralistisch. Hingegen würde Pluralität nur durch agonistische Konfrontation zu erhalten sein. Der Wettstreit mit dem Gegner – nicht der Krieg zwischen Feinden – ist das demokratische Paradigma, da er das Paradox der zwei Traditionen der modernen Demokratie, Freiheit versus/und Gleichheit, aber auch Selbstorganisation versus/und staatliche Institutionen in Spannung halten kann. Und nicht, wie heute en vogue, das Politische als Exodus aus der Politik betreibt. Dazu bedarf es des leidenschaftlichen Stellungskriegs, der die Mühsal der Organisierung über Unterschiede hinweg nicht scheut. Das Politische muss agonistische Verknüpfungen denken und Macht nicht eliminieren, sondern transformieren wollen. Herausfordernde und aufschlussreiche Lektüren, wenngleich jedoch die Leserin sich Fragen zum politischen Geschlechterverhältnis selbst stellen muss, wenn sie – im Unterschied zu Chantal Mouffe – dies will. Birge Krondorfer
Chantal Mouffe: Exodus und Stellungskrieg. Die Zukunft radikaler Politik. Turia + Kant 2005, 8,- Euro (D)
Chantal Mouffe: Das demokratische Paradox. Turia + Kant 2008 (Verso Books 2000), 18.- Euro (D)
Fies und lustig Babykatzen scheiße finden? Fremde, schreiende Kinder mit der Zeitung verprügeln? Oder knutschende Pärchen von der Parkbank stoßen? Andrea Senzel kennt wohl die bösen Gedanken, die wir uns dann doch nicht auszusprechen trauen. In diesem sehr kleinen, sehr dünnen und sehr netten, fiesen, lesens- bzw. betrachtenswerten Buch sind viele gemeine Dinge mit kurzen Sätzen beschrieben und bebildert, die wir wohl alle hin und wieder gerne tun wollen. Aber ganz zu Beginn steht: Nachahmen sollte man die Dinge nicht. Dann zumindest lesen! Bettina Enzenhofer
Endlose Lektüre „Aus der Freiheit zu sein und auch nicht zu sein, möchte ich einem weiblichen Schreiben, das ist und nicht ist, auf der Spur sein.“ Mit ihrem Erstlingswerk gelingt der in Wien lebenden Philosophin Elisabeth Schäfer ein aufwühlendes, mitreißendes und durchgehend hochästhetisches Werk. Ziel des komplexen Textkorpus ist es, eine Art Korrespondenz zwischen Jacques Derridas Begriff der Schrift und der Konzeption des weiblichen Schreibens bei Hélène Cixous zu beginnen. Schäfers Werk ist in einer besonderen Sprache verfasst, die zu lesen gelernt werden will, und zwar im Training fortwährender Lektüre. Mit „Die offene Seite der Schrift“ scheint die Autorin zugleich einen ganz persönlichen Ort des Schreibens gefunden zu haben, der dennoch genug Raum für das eigene Lesen und Denken lässt. „Ich werde von zwei Parallelen schreiben“, so Schäfer. Diese „Zwillinge“, von/mit/durch/in welche(n) die Autorin schreibt, sind Personen, ihre Texte und/oder Textkörper; sie sind ineinander verwobene, aber doch stets getrennte und begrenzte Schriften von Cixous und Derrida. „Ich werde ihnen nicht von der Seite weichen. Ich werde achten auf ihre Worte, Achtung haben auf das, was er sagt, was sie sagt, was gesagt sein wird in der Schrift.“ Schäfer ist sich der Problematik eines „weiblichen Schreibens“ und der (Un)Möglichkeiten eines solchen bewusst. Die Schwierigkeit der Thematik kommt vollends zur Geltung, wenn sie von den unterschiedlichen Anrufungen (die Frau, das Weibliche etc.) Julia Kristevas, Hélène Cixous’ usw. schreibt:„Kristeva versteht Weiblichkeit als eine Positionierung im Symbolischen. Eine Positionierung, die veränderbar, bearbeitbar ist und damit prinzipiell von allen eingenommen und gewandelt werden kann.“ Kristeva bezeichnet sie als eine Denkerin des „als ob“, im Gegensatz zu Cixous: „Das Einsetzen mit der Schrift, bedeutet jetzt Einsetzen mit einer ‚Frau‘, ‚der Frau‘, ‚Frauen‘, die noch gar nicht da sind, ‚als sie‘, die sie sein könnten.“ Die Frage nach dem (Nicht-)Ort, an dem weibliches Schreiben stattfindet, bliebe bis auf Weiteres eine Aporie – doch Elisabeth Schäfer weiß um den schreibbaren Ausweg, der gleichzeitig hineinführt in ihren Textkorpus, der endlos, aber doch gebunden zu ersteigern ist. Mia Kager
Andrea Senzel (Hg.): Lustige Dinge, die man aber nicht machen darf. Die kleinen bösen Bücher.
Elisabeth Schäfer: Die offene Seite der Schrift: J.D. und H.C. Côte à Côte
Onkel & Onkel 2008, 9,90 Euro (D)
Passagen Verlag, 16,- Euro (A)
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ge.sehen
Die Kunst zu rauben Les Reines Prochaines laden in ihrem aktuellen Programm zu einem Kunstflug durch die Museen dieser Welt ein. Von Irmi Wutscher „Vol d’Art – Der Kunstraub“ heißt das aktuelle Programm der Schweizer Frauencombo Les Reines Prochaines, mit dem diese am 6. und 7. März auch im Wiener Kosmos Theater Station gemacht haben. „Eigentlich heißt Vol d’Art auf Französisch ‚Kunstflug‘“, erklärt Muda Mathis. „Aber vol heißt eben auch Raub.“ Und so brechen die Reines zu einem Flug durch die Museen auf, eignen sich Ikonen der Moderne an, fangen Bilder ein und verwenden deren Topoi für ihre eigenen Anliegen.
www.reinesprochaines.ch
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Die Show. Am Beginn flattern die Reines als Heldinnen des Normalen auf die Bühne, eine Rolle, die sie auch auf dem Pressebild zum aktuellen Programm verkörpern. Mit ihren Umhängen fangen sie Bilder ein. Dieses Spielen mit Videoprojektionen ist ein neues Element der Performances, das Bild wird nicht von der Leinwand, sondern von verschiedenen Dingen aufgefangen: So ist einmal der Körper von Michèle Fuchs Projektionsfläche, während sie einen Song darüber singt, dass sie sich alt fühlt: „Da wird auf ihr weißes Hosenkleid ein Gesicht draufprojiziert. Und ihr Die Entstehung. Das Thema ist beim ArKöper wird das Gesicht, und ihr Gesicht beiten an den Songs entstanden. „Wir wird auch Körper“, beschreibt Mathis. beginnen mit dem, worauf wir Lust haAuch beim Sound gibt es techniben, was jede so im Kopf hat“, sagt Ma- sche Neuerungen: Barbara Naegelin, die this. „Das ist das eigentliche Material, Gitarristin, ist beim aktuellen Programm und da kristallisiert sich meistens doch nicht dabei. Daher mussten die Reines etwas raus. Oft einfach nur deshalb, ihren Sound neu erfinden, und dieser ist weil der Pressetext endlich raus muss. – notgedrungen – reduzierter geworUnd dann schaut man sein Material an den:„Wir haben mehr auf Konserve aufund fragt sich: Was könnte da der rote genommen, sogar kleine Loops haben Faden sein?“ Zwischen Songs und Thewir gemacht“, erklärt Sus Zwick. Und ma, das ist in der Entstehung ein ewiMathis ergänzt:„Die letzten Programme ges Hin und Her: „Wir haben einen Song sind ja fast ohne diese Dinge ausgekomgemacht und uns gedacht: Das ist ja men. Und die Loops, die wir jetzt verwie Bosch oder Breughel … Und dann wenden, sind eben sehr minimal. Zum haben wir geguckt und gesagt: Nein, es Beispiel geht der Sound dann zwei Miist mehr wie Bosch“, erklärt Fränzi Manuten lang durch, und wir spielen eindörin. Und mit dem Thema wird dann fach drüber, mit Harmoniewechseln und weitergearbeitet, die Songfragmente allem.“ Ansonsten zieht sich der Kunstwerden in das Assoziationsfeld „Kunst“ faden durch das Programm – wenn gestellt, und alles entwickelt sich zu ei- auch nicht immer ganz konsistent, wie nem Ganzen. selbst Mathis gesteht:„Es passieren Sa-
chen, indem man Dinge einfach behauptet und etwas anderes macht.“ Sprich: Lieder werden einem Kunstwerk zugeordnet, im Text selbst wird diese Zuordnung dann aber wieder aufgebrochen. Viele Kunstassoziationen liefern auch die Kostüme von Fränzi Madörin. Da gilt Menstruationsblut auf dem Taschentuch – „Jede Periode könnte ja die letzte sein!“ – als Rothko-Rot, das Kandinsky-Gelb findet sich in den Strumpfhosen, und Erwin Wurms Minutenskulpturen gibt’s live auf der Bühne. Auch ein Song über die Kunst im Kreisverkehr gehört zum Programm und enthält den schönen Satz „Niemand geht nicht autofahr’n, um keine Kunst zu sehen.“ Die Kritik. Es ist einer der wenigen Songs, der sich ein wenig kritischer mit Kunst befasst. „Sonst sind wir ja sehr bejahend“, räumt Mathis ein. Vielleicht denken die drei Ensemblemitglieder da laut nach, weil sie ja auch im Alltag bildende Künstlerinnen sind und ihnen das Thema deshalb sehr nahe ist:„Wir stellen die Kunst eigentlich nicht in Frage.“ Zu guter Letzt – es ist ja der Vorabend des 8. März – wird es dann doch noch politisch: Fränzi verliest auf der Bühne die Aufforderung zur Wiener Frauentagsdemo und ist begeistert über den Forderungskatalog. „Saugut!! Die fordern alles!“, sagt sie. „Man soll ja nicht kleinlich sein beim Fordern!“ Und dann gibt’s das berühmte Kampflied der Königinnen als letzte Zugabe. ❚
bis 2.5., Krems Donaufestival Krems 3500 Krems, T. 02732/908 033, www.donaufestival.at
8.5., 20.00, Wien Mel Bunkerei, 1020 Wien, Augarten, Obere Augartenstraße 1a, info@bunkerei.at, www.bunkerei.at, www.aktionsradius.at, Kosten: 15,-/13,- Euro
14.5., 20.00, Wien Mika Vember Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T- 01/988 98/111, kulturhaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at, Kosten: 17,- Euro
15.5., 20.00, Wien Marilies Jagsch & Band Bunkerei, 1020 Wien, Augarten, Obere Augartenstraße 1a, info@bunkerei.at, www.bunkerei.at, www.aktionsradius.at, Kosten: 15,-/13,- Euro
20.5., 21.00, Berlin Erika Stucky – Bubbles and Bangs Kulturbrauerei - Maschinenhaus, 10435 Berlin, Eingänge: Sredzkistr. 1 und Knaackstr. 97, T. 0049/30/44 31 51 51, www.kesselhaus-berlin.de, Kosten: 14,- bis 22,- Euro
film bis 6.5., Zürich 12. Pink Apple Schwullesbisches Filmfestival 8024 Zürich, Postfach 264, info@pinkapple.ch, www.pinkapple.ch
18.5., 19.00, Wien Faces. Kurzfilme, u.a. Maria Lassnig „Selfportrait" Top-Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/208 30 00, www.topkino.at
4.-7.6., Berlin Entzaubert-Queer-DIY-Filmfestival Wagenplatz Schwarzer Kanal, Berlin, entzaubert@riseup.net, http://entzaubert.blogsport.de
4.-12.6., Wien identities. Queer Film Festival www.identities.at
15.5., 19.30, Wien Pippi Langstrumpf in Taka Tuka Land Uni Wien, 1010 Wien, Dr. Karl-Lueger-Ring 1, Hauptgebäude, Hörsaal 7, www.vsstoe-wien.at/lichtblicke, Eintritt frei
t h e a te r . ka b a r e t t 4.-23.5., Di-Sa 20.00, Wien Schöne Körper. Nachwuchs-TheaterWettbewerb: Das Finale Theater Drachengasse, Bar&Co, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, theater@drachengasse.at, www. drachengasse.at
7.5., 19.30, Salzburg Eve Ensler: Vagina Monologe
ARGEkultur Salzburg, Saal, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/848 784, office@argekultur.at, www.argekultur.at
Fo t o : U l l a M o n t a n
musik.tanz
18.5.-27.6., Di-Sa 20.00, Wien Genannt Gospodin. Regie: Katrin Schurich Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at
19.5., 20.30, Wien Ladies Night. Der Weiberstammtisch. Mit Eva D., Susanne Draxler, Christina Förster,Tanja Simma, Gerti Tröbinger u.a. KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 14,-/12,-
30., 31.5., 1.6., 20.00, Wien Black Tie. Von Rimini Protokoll brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, Kosten: 19,- Euro
6.-16.5., 20.30, Wien Covergirl. Wie Lynndie England dazu kam, das böse Amerika zu verkörpern KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/10,- Euro
7.-9., 14.-16.5., 20.00, Wien Abgefahren. Starkes Theater von und für Frauen Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 0699/101 900 41, infomail@toechterderkunst.at, www.experimentaltheater.com
s e m i n a r . w o rk s h o p 14.5.-16.5., Klagenfurt Wissen macht stark und gesund – Kompetenztraining Pädagogische Hochschule Kärnten, 9020 Klagenfurt, Hubertusstraße 1, Anmeldung im Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0316/83 79 98, frauengesundheit@fgz.co.at, www.fgz.co.at, kostenfrei
26./27.5., 9.30-17.30, Seefeld Genderspezifische Gesundheitsförderung Hotel Seespitz, 6100 Seefeld, Innsbrucker Straße 1, Anmeldung bis 5.5.: Friedrich Lackner, avomed - Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol, Anichstraße 6, 6020 Innsbruck, T. 0512/586 063, avomed@avomed.at, Kosten: 60,- Euro
26./27.5., 9-17.00, Wien Gender und Diversity in der Gesundheitsförderung Seminarzentrum/Hotel „Am Spiegeln", 1230 Wien, Johann-Hörbiger-Gasse 30, Kosten: 60,- Euro
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 6.5., 13-20.00, Berlin Konferenz Feminism and Cultural Diversity
Reden über Jelineks „Rechnitz“ Eine Veranstaltungsreihe des Elfriede Jelinek Forschungszentrums gibt Gelegenheit, sich mit dem 1945 an 180 jüdischen ZwangsarbeiterInnen verübten Massaker auf dem Rechnitzer Schloss sowie dessen künstlerischer Verarbeitung durch Elfriede Jelinek auseinanderzusetzen. Vorträge, Gespräche und Lesungen stehen auf dem Programm. 5.5., Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, 1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege, Schreyvogelsaal, 17.5., 20.5., Museum Judenplatz, 1010 Wien, Judenplatz 8, immer 19.00, www.elfriede-jelinek-forschungszentrum.com/ veranstaltungen/veranstaltungsreihe-2009, freier Eintritt Hauptgebäude der mdw, Zi D 0263, 1030 Wien, Anton-von-Webernplatz 1
13.5., 18-20.00, Wien „ … es bricht ihr das Herz …“: Steigende Herzinfarkte und Herz/Kreislaufe – Vorboten bei Frauen, Anzeichen und Prophylaxekrankungen
Heinrich-Böll-Stiftung, 10117 Berlin, Schumannstraße 8, Anmeldung: www.boell.de
1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung: T. 01/587 67 50 oder beratung@frauenberatenfrauen.at, kostenlos
14.-17., 20.-23., 28.-31.5., 20.00, Wien Schneid deinen Ärmel ab und lauf davon! Ein Spektakel mit viel Musik in Romanes und Deutsch. Regie: Tina Leisch
7.5., 15.30-21.00, Berlin Tagung - Frauen und Rechtsextremismus – Eine Herausforderung für zivilgesellschaftliches und politisches Handeln
14./15.5., Innsbruck Forschungskonferenz: „Who cares? Betreuung und Pflege in Österreich – eine geschlechterkritische Perspektive“
Hermann Fischer Hof, Theatersaal, 1020 Wien, Ybbsstraße 15-21, T. 0699/108 149 15, laufdavon@gmx.at, www.laufdavon.at, Kosten: 15,-/12,- Euro
Centrum Judaicum, 10117 Berlin, Oranienburgerstraße 26-28, www.cjudaicum.de, Anmeldung:T. +49/30/24 08 86 25, sebastian.brux@amadeu-antonio-stiftung.de
15.5., 16.5., 20.00, Salzburg Martina Schwarzmann (D): „so schee kons lebn sei!". Bayrisches Original mit viel schwarzem Humor – Schwarzmann-Humor
7.5., 16-17.15, Wien Ursula Hemetek: Gender-Aspekte in der Ethnomusikologie: Die Rolle der Braut bei Hochzeiten in Minderheitenkulturen
ARGEkultur Salzburg, Studio, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/848 784, office@argekultur.at, www.argekultur.at
an.künden
Universität Innsbruck, Claudiana, 6020 Innsbruck, Herzog Friedrich-Str. 3, Anmeldung samt abstract zum Forschungsvorhaben an marion.jarosch@gmail.com
14.5., 17.30-19.00, Wien Marlen Bidwell-Steiner: Inkarniertes Geschlecht: Eine Vorgeschichte aktueller Embodiment-Debatten Hauptgebäude der mdw, Zi D 0263, 1030 Wien, Anton-von-Webernplatz 1
18./19.5., Berlin Queer Futurities, Today: Utopias and Beyond in Queer Theory Finnland-Institut in Deutschland, Berlin, Georgenstr. 24 (1. OG), S-Friedrichsstr., www.queer-institut.de, Anmeldung: T. 0049/30/52002 60-10, info@finstitut.de
25.5., 18.30, Wien Susanne Schultz: Regulierte Selbstbestimmung. Reproduktionsmedizin zwischen Eugenik, Körpervermarktung und reproduktiver Autonomie IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk
14.5., 16-17.15, Wien Susanne Granzer: Die Güte der Frauen
26.5., 18.30, Wien Heide Gsell: Zeuginnen Jehovas im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Hauptgebäude der mdw, Zi D 0263, 1030 Wien, Anton-von-Webernplatz 1
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk
27.5., 19-20.30, Salzburg Selbstverletzendes Verhalten als Bewältigungshandeln junger Frauen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, T. 0662/44 22 55, Kosten: 5,- Euro
27.5., 18.30, Wien Antke Engel (Berlin): Liebe queer? Direkt ins Herz der Heteronormativität? IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk
28.5., 10-18.00, Tübingen QueerSpaces. International Conference. Judith Halberstam u.a. Max-Planck-Haus, Tübingen, Spemanstr. 38, www.uni-tuebingen.de/gendergrenzen, Anm. bis 5.5.: queerspaces@gmail.com
28.5., 18.30-21.00, Wien Christine Allen: Sexualität in der psychiatrischen Praxis VenusMed – Zentrum für Sexualmedizin, 1150 Wien, Gablengasse 7/8, Ärztezentrum Lugner City, T. 01/890 80 70, info@venusmed.at, www.venusmed.at
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an.künden 6.5., 18.30, Wien Silvia Stoller: Der Schlaf des Geliebten – Simone de Beauvoir über die Liebe
bis 15.10., Wien Andrea Witzmann: fanbox. Fotoinstallation
Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/533 88 83
Kunst im öffentlichen Raum am public space karlsplatz, 1040 Wien, Treitlstraße 2, tgl. 0-24.00
14.5., 18.30, Wien Hildegard Atzinger: Gina Kaus – Schriftstellerin und Öffentlichkeit
bis 1.6., Wien The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk
11.5., 18.30, Wien Ursula Lengauer: Projekte – Karrierechance oder Karrierefalle für Frauen in der Wissenschaft? Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
a u s s te l l u n g bis 24.5., Berlin Annie Leibovitz. A Photographer's Life. 1990-2005 C/O Berlin, 10117 Berlin, Postfuhramt, Oranienburger Straße/Tucholskystraße, T. +49/30 280 919 25, info@co-berlin.com, www.co-berlin.com
bis 10.5., Krems Jenny Watson Factory Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3, T. 02732/90 80 10-256, www.factory.kunsthalle.at, factory@kunsthalle.at, tgl. 10-18.00
Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 0, office@kunsthallewien.at
bis 6.5., Wien (De)konstruktionen. Claudia Larcher, Wiebke Elzel und Jana Müller, Marja Pirilä u.a. Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 59/WUK, T. 01/408 54 62, fotogalerie-wien@wuk.at, www.fotogalerie-wien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00
bis 14.7., Wien Andrea Witzmann: fading the facts Kunsthalle Wien photo wall + video wall, MuseumsQuartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1
bis 17.5., Wien Maria Lassnig – das neunte Jahrzehnt
bis 2.6., Linz Michaela Melián. Speicher
MUMOK, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/525 00 1400, www.mumok.at
Lentos Kunstmuseum, 4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/7070-3600, www.lentos.at
bis 28.5., Wien Elisabeth Wedenig: Sternengärtner
bis 5.7., Salzburg Performing the East SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So 12-19.00
bis 14.6., Salzburg Nancy Spero. The Woman as Protagonist MdM Mönchsberg, 5020 Wien, Mönchsberg 32, T. 0662/84 22 20, info@mdmsalzburg.at
bis 16.5., Salzburg Lotte Seyerl. Draußen vor der Tür HYPO Galerie Romanischer Keller, 5020 Salzburg, Waagplatz 4, Mo-Fr 14-18.00
bis 6.6., Graz Le Troisième Lieu – Der Dritte Ort Grazer Kunstverein im Palais Thinnfeld, 8020 Graz, Mariahilferstraße 2, T. 0316/83 41 41
bis 30.5., Graz Concept Film: Arbeiten von Dorit Margreiter und Ursula Mayer Kunstverein Medienturm, 8020 Graz, Josefigasse 1, T. 0316/74 00 84, office@medienturm.at, www.medienturm.at, Di-Sa 10-13.00, Mi-Fr 15-18.00
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Startgalerie im MUSA Museum auf Abruf, 1010 Wien, Felderstraße 6-8, T. 01/40008400, artothek@musa.at, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, So und Feiertage geschlossen
bis 31.5., Wien Megan Lewis. Conversations with the Mob WestLicht. Schauplatz für Fotografie, 1070 Wien, Westbahnstraße 40, T. 01/522 66 36, info@westlicht.com, www.westlicht.com, Di, Mi, Fr 14-19.00, Do 14-21.00, Sa, So 11-19.00, Mo geschlossen
bis 11.10., Wien typisch! Klischees von Juden und Anderen Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 1, T. 01/535 04 31, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, Kosten: 6,50/4,- Euro
2.5.-21.6., Prigglitz Christa Bartesch Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, T. 02662/456 33, seidl@gutgasteil.at, www.gutgasteil.at, Sa, So, Feiertag 10-18.00
12.5.-10.6., Wien PERFORMANCE I: Identität und Inszenierungsstrategien Fotogalerie Wien/WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen
lesung
a k t i v i t ä te n 6., 13., 20.5., 19-21.00, Wien Rock I: Boogie & Jive für Anfängerinnen Cafe STANDARD, 1050 Wien, Margaretenstr. 63, www.resisdanse.at, Kosten: 40,- Euro
16.5., 16.00, Wien Dj-Workshop für Frauen ab 16 aus unterschiedlichen Kulturkreisen Brunnenpassage, 1160 Wien, Brunnengasse 71, Anmeldung: T. 01/890 60 41, alles@brunnenpassage.at
f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben
Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.3021.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at,
an.künden Fo t o : J e n s Ka s t n e r
14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen!
Der Dienstag ist jetzt queer! Warum immer nur ein Mal im Monat einen Club machen? Tun wir uns doch zusammen und stellen wöchentlich was auf die Beine – so oder so ähnlich wird’s wohl zustande gekommen sein, und tadaaa – jetzt gibt’s den „Queer Tuesday“. G.spot, Homoriental, Meat Market, Quote, Subversus und Strom+/– laden bis auf weiteres in Zweierteams jeden Dienstag ins Badeschiff. Dann heißt es: Tanzen! 5.5., 12.5., 19.5., 26.5., Badeschiff, 1010 Wien, Donaukanallände zwischen Schwedenplatz und Urania, www.badeschiff.at, freier Eintritt
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839,
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Sonntag
g.spot for queers to check in & freak out
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
HOSI Sonntagsbrunch
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98214, jeden 3. So 16-20.00
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Nach Vereinbarung
Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
mai 2009 an.schläge 45
an.künden tanz.fest 9.5., Wien Klub Kohelet. Guest-dj irradiation (temp~records/female:pressure)
an.schläge
im Juni
Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at
Fo t o : N i c o l a s Tc h e g l o f f
9.5., 23.00, Wien addiction pres. WoNK Badeschiff, Laderaum, 1010 Wien, Donaukanallände zwischen Schwedenplatz und Urania, http://myspace.com/addictionbreakz, www.wonkmusic.co.uk/, Kosten: 6,- bis 8,- Euro
kultur
Girl Monster Chicks on Speed-Member, „Ridykeulous“-Kuratorin und „hot manlady“ AL Steiner aus New York im Interview.
20.5., 22.00, Wien Homoriental WUK (Foyer), 1090 Wien, Währinger Straße 59, www.wuk.at, http://homoriental.wordpress.com
29.5.,21.00, Wien quote + Normalisierungsparty BRUT Bar deluxe/brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, www.myspace.com/quotistinnen, Eintritt frei
an.schläge
29.5., 22.15, Berlin L-tunes: die große monatliche Lesbenparty Berlins
22.6., 21.00
TV
SchwuZ, Eingang im Café Sundström, 10961 Berlin-Kreuzberg, Mehringdamm 61, www.L-party.de, www.L-tunes.de, www.myspace.com/L_party, Kosten: 6,- bis 7,- Euro
AUF
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
diverses bis 2.7., 17.30-20.45, Wien Sappho. Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen Beratungsstelle Courage, 1060 Wien, Windmühlgasse, T. 01/585 69 66, info@courage-beratung.at, Kosten: 48,Euro pro Abend
Eklektik BerlinIstan Wenn DJ Ipek Ipekçioglu auflegt, kommt ein großartiger Mix aus Middle Eastern, Asian, Balkan, Dance, Elektro, Break Beats & Pop, Berlin Elektro & Minimal raus. Im Rahmen der Wiener Festwochen macht sie einen Abstecher nach Wien (zusammen mit Rapperin Ayben aus Istanbul und Sängerin und Ilegalne Emojice-Hälfte Tamara Dinka aus Belgrad), ein paar Tage später ist sie in Linz zu sehen. 16.5., 18.00, Yppenplatz, 1160 Wien, 31.5., 20.00, Donaupark, 4020 Linz, Untere Donaulände 11, www.djipek.com, www.myspace.com/djipek, freier Eintritt Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
Di, 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2.Di monatlich
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
46 an.schläge mai 2009
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro
So, 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Freies Radio innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im netz von UPC tirol auf 88,80MHz, jeden 1.So
9.5., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang: Hebammen - Frauen im Dienste der Gebärenden Treffpunkt Paulustorgasse 8, 8020 Graz, T. 0650/914 11 83, office@frauenservice.at
16./17.5., 10-17.00, Berlin Coming-Out-Workshop - für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund und für Schwarze deutsche Frauen Lesbenberatung Berlin e.V., 10783 Berlin, Kulmerstr. 20a, T. 0049/30/217 27 53, www.lesbenberatung-berlin.de
16.-30.5., Wien SOHO in Ottakring: „arbeiten oder nicht arbeiten?" Brunnenviertel, 1160 Wien, www.sohoinottakring.at
19.5., 18.30-20.30, Wien Offenes Atelier für Frauen 1180 Wien, Anastasius-Grüngasse 14, T. 0676/963 43 26, www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 22,- Euro
6.6., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang: Über die (Un-)Sichtbarkeit lesbischer Frauen Treffpunkt Doppelwendeltreppe der Burg, 8020 Graz, Hofgasse 15, T. 0650/914 11 83, office@frauenservice.at
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Berta – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 5020 6020 6900 8010 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Dreifaltigkeitsg. 12 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
Redaktionsschluss Termine 6/09: 12.5.2009 Termine 7-8/09: 9.6.2009
und auch in vielen deutschen Städten:
termine@anschlaege.at
anschlaege.at
www.
„THIS IS WHAT A FEMINIST LOOKS LIKE“ EIN FOTO-CONTEST DES GENDERREFERATS DER ÖH KLAGENFURT WOLLTE WISSEN, WIE EIN_E FEMINISTIN AUSSIEHT. HIER DIE ZEHN PRÄMIERTEN ANTWORTEN.
Erster Platz: Einsendung von Lisa Wegener und Ralf Mohr
Dritter Platz: Einsendung von Celine Strugger
Kommentar der Jury: SEX „DOESN'T SELL“ in diesem Bild – „Frau“ verkauft kein
Kommentar der Jury: Im Fall des Falles kämpft „frau“ mit Mut und
Produkt,„pimpt“ es nicht auf;„Frau“ hat Lust und nimmt sie sich.
Witz – wie damals, als alles begann, für heute ein „Vorbild“.
Zweiter Platz: Einsendung von Stefanie Knippertz und Jens Hötger Kommentar der Jury: Emanzipation zeigt sich hier als „männlich“ und „weiblich“ – beides braucht und stützt einander, geht „Hand in Hand“.
Sechster Platz: Einsendung von Judith Gratzer Fünfter Platz: Einsendung von Miriam Freudenberg
Kommentar der Jury: Subtil und äußerst ästhetisch.
Kommentar der Jury: Fempower! Schwaches Geschlecht? Starke Bewegung! Vierter Platz: Einsendung von Manuela Waibl Kommentar der Jury: Postmoderne Identität. Technisch hervorragend umgesetzt.
Neunter Platz: Einsendung von Florian Holzeis Kommentar der Jury: Objekt Widerstand – Widerstandssubjekt Siebter Platz: Einsendung von annegang feat. paula
Zehnter Platz: Einsendung von Bojana Rajevic
Kommentar der Jury: Ein menschlicher Comic haucht
Achter Platz: Einsendung von Katharina Balagvy
Kommentar der Jury:„Frau packt an“. Arbeit ist
einer alten Botschaft neues Leben ein.
Kommentar der Jury:Was ist schon Gender?
Emanzipation, Emanzipation ist Arbeit
an.schläge
Nr. 05/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M