an.schläge 06/2009
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
thema
DefinitionsMacht Transgender: Kampf um selbstbestimmte Geschlechteridentitäten kultur
HandGemacht Feminist Crafting: selbstgestrickte Konsumkritik e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,-
an.schläge an.spruch
auf.takt
Kontexte In der Sprache und auf der Straße: Sichtbarkeit für alle Identitäten
05
kindergarten.aufstand
Krawall im Kindergarten
politik
Kollektiver Aufstand gegen miese Arbeitsbedingungen
08
heimat.fremde.heimat
Auf gleicher Augenhöhe Die einzige migrantische Sendung des ORF feiert 20-jähriges Jubiläum
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trans.gender
„Es ist eine Revolution“ Eva Fels über die Aufhebung des Operationszwangs und was zu tun bleibt
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gender.trans
Was heißt hier „transgender“ …?
thema
Authentische Notizen aus dem Leben einer Frau mit Vorgeschichte
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transgender.studies
Wissen schafft Geschlecht Transgender Studies als akademisches Feld
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an.sage
„A feminist sense of humor“ Ein Nachruf auf Golden Girl Bea Arthur
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krise&geschlecht
gesellschaft
Ohnmachtsdiskurs Erlaubt die Kritik am Neoliberalismus auch eine an Geschlechterpolitik?
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holocaust&punk
Mazel-Tov-Cocktails Jüdische Wurzeln und Vergangenheitsbewältigung im Punk
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feminist.crafting
„Häkeln ist Class War“ Feminist_innen dürfen wieder stricken
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girl.monster
„Visuelle Sprachen subvertieren“ A. L. Steiner betreibt Pop-aganda für feministische Kunst
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an.klang
Music Therapy Ungeschliffene Edelsteine zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte
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an.lesen
Neue Solidargemeinschaften Butlers neues Buch plädiert für andere Familienmodelle
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ge.sehen
kultur
In diesem Sommer jähren sich die New Yorker Stonewall Riots zum vierzigsten Mal. Sie sind Symbol für den Beginn des „Gay Rights Movement“ in den USA, das die politische Selbstbezeichnung „gay“ erst formulierte. Heute ist generell von „LGBTI“ die Rede, doch zu oft verschwindet das „TI“ in der additiven Bewegungslogik und damit auch die Positionen und Forderungen von Trans* und Inter*Personen von der politischen Agenda. Schon 1970 gründete die afroamerikanische transgender Aktivistin Marsha P. Johnson, die selbst an den Stonewall Riots beteiligt war, als Kritik an lesbisch-schwulen Organisationen die „Street Transvestite Action Revolutionaries“ (STAR). Kritik muss sich jedoch insbesondere auch die feministische Bewegung gefallen lassen. „Transgender“ blieb nicht nur von feministischer Theoriebildung lange Zeit unberücksichtigt, transgender Personen wurden darüber hinaus aus feministischen Räumen und Organisationen dezidiert ausgeschlossen – und bleiben es teilweise bis heute. Auch in der 25-jährigen Geschichte der an.schläge wurde Trans*/Inter*Themen und Autor_innen nicht immer mit gleichbleibender Offenheit begegnet. Obwohl transidente Autor_innen seit längerem explizit willkommen sind und es zunehmend das Bemühen gab, Transgender als Querschnittsthema einzubinden, blieben Trans*/Inter* auch in den an.schlägen häufig im „etc.“ der Kategorien gesellschaftlicher Ungleichheit unsichtbar. Der erweiterte Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe soll ein erster Schritt sein, um das zu ändern. Er nimmt das jüngste Erkenntnis des österreichischen Verwaltungsgerichtshofes zur (formellen) Aufhebung des Operationszwangs für transgeschlechtliche Menschen zum Ausgangspunkt, um die herrschenden rechtlichen Regulierungen zu untersuchen und Ausschlüsse von Transgender und Intersex – auch in den alternativen Öffentlichkeiten der feministischen und lesbischen/schwulen/queeren Bewegungen –, aber ebenso politische Handlungsansätze zu reflektieren. Im Vordergrund steht dabei die Perspektive selbstorganisierter Zusammenhänge und ihre Forderung nach vielfältigen und vor allem selbstbestimmten Geschlechteridentitäten. Der wir uns selbstverständlich anschließen. Eure an.schläge
Antirassismus für AnfängerInnen Tschuschenpower: Eine neue Miniserie für das „Minderheitenfernsehen“
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an.uns
Betrifft: Thema Supermarkt in an.schläge 5/09
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78 Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76
Liebe Redaktion! Zu eurem Artikel über die Verkäuferinnen im Einzelhandel kann ich sagen, dass ich schon seit vielen Jahren die Gewohnheit habe, den Frauen auf meine Art meinen Respekt zu zeigen: Schachtel aufheben, wenn ihnen beim Einräumen etwas runter fällt, den Männern, die sie an der Kasse bedrängeln („Wos is do vuan los?“) über den Mund fahren, verständnisvoll rea-
gieren, wenn sie zuviel verrechnet haben, ihnen nach dem Bezahlen ebenfalls einen schönen Tag wünschen … Ein paar Kleinigkeiten, mehr ist in der kurzen Zeit, in der mensch sich im Supermarkt aufhält, eh nicht möglich. Wenn möglichst viele das auch beherzigen würden, wäre die Welt der Verkäuferinnen ein wenig angenehmer. Maria Kohen
Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at
Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@anschlaege.at
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Krems
Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu
Mitarbeit bei dieser Nummer: Persson Perry Baumgartinger, Claire ´ Silke Graf, Iris Benedikt, Denice Fredriksson, Vlatka Frketic,
Hajicsek, Beate Hammond, Nina Honzik/niho, Kathrin Ivancsits/kaiv, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Elisabeth Klaus, A. Koch-Rein, nic., Nicole Rennhofer/nr,
Magdalena Blaszczuk, picasaweb/hedda, The Israel Museum, Kindergartenaufstand, Zach Klein, Heidi Harsieber, Vera Neubauer, nic., ORF, Walter Schels, Florian Schulte, Schwules Museum, Mahalie Stackpole,
Fo t o : I r m i Wu t s c h e r
Julia Roßhart, Fiona Sara Schmidt/fis, Michèle Thoma
Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, www.bildergegengewalt.net,
Theater am Spittelberg, Irmi Wutscher
Cover: nic. Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge juni 2009
an.schläge werden gefördert von:
Bettina Enzenhofer
Kontexte Arbeitskollege W. ist entsetzt, als ich von Titten spreche. „Darfst du das denn?“, fragt er. Als Feministin? Ich sage, dass ich als Feministin alles darf, und er lacht über diese Aussage, und: Er versteht sie nicht. Freund G. beginnt mit mir die Diskussion über das Binnen-I: „Was sagst du eigentlich zu diesem Zwang, dass man jetzt fast überall schon beide Geschlechter benennen muss?“ Ich frage mich, wo er den „Zwang“ sieht, ich sehe den nämlich nicht. G. will keine geschlechtergerechte Sprache, weil er sie nicht schön findet. Ich rede mir den Mund fusslig, während er mir erklärt, wie Sprache funktioniert. Nur bleibt er irgendwo anno dazumal stehen, versteht zwar, dass Sprache dynamisch und veränderbar ist, will aber lieber, dass sie sich nur so verändert, wie ihm das aus ästhetischen Gründen genehm ist. Uff. Von diversen Medien, von denen ich weiß, dass sie wenig darauf geben, kann ich mich ja fernhalten (by the way: Lieber Falter, wie lang muss ich denn noch warten, bis du eine geschlechtergerechte Sprache in deine Blattlinie aufnimmst?). Im eigenen Freund_innenkreis sind derartige Unüberlegtheiten hingegen unangenehm. Das Gespräch mit G. geht weiter: Interessanterweise würde er sich darauf einlassen, sprachlich ausschließlich die weibliche Form zu verwenden, die findet er ästhetisch zumutbar. Am liebsten wäre es ihm allerdings, überhaupt eine neue Wortform zu (er)finden, mit der beide Geschlechter benannt werden. Ich frage ihn, wie dann all jene Menschen sichtbar gemacht werden können, die sich weder als männlich noch weiblich zuordnen lassen (wollen). An Trans- und Inter-Personen hat G. nämlich noch nicht gedacht. Ich sage, es gibt den „_“. Und erkläre, wofür der steht. Und G., Informatiker, beginnt mir auseinanderzusetzen, dass der „_“ ein Zeichen ist. Und wie denn nun ein Zeichen irgendwelche Geschlechter kennzeichnen soll. Und ich frage mich (und ihn), was denn Sprache anderes ist als Zeichen, die mit Bedeutung gefüllt werden. Dann rede ich mit M. M. ist Feministin, politisch, interessiert. Vom „_“ hat sie allerdings noch nie gehört. Ich bin
kurz verwundert, erläutere ihr die Bedeutung und denke mir dann, dass man sich wohl in ganz bestimmten Kontexten aufhalten muss, um bestimmte Diskussionen mitzubekommen. In den an.schlägen entscheiden die Autor_innen, welche sprachliche Form der Sichtbarmachung sie verwenden, in der ÖH-Zeitung „Unique“ sehe ich sowohl den „_“ als auch das Binnen-I mit einer Selbstverständlichkeit. Aber was passiert außerhalb dieses Dunstkreises? Meine Schwester I. hat sich lange über meine Forderung lustig gemacht. Mittlerweile hat sie ihre eigene Form entwickelt: Sie spricht beispielsweise von „Studenten und innen“. Finde ich gut, und vor allem: Es hat eine zeitlang gebraucht, aber jetzt könnte sie sich selbst auch nicht mehr als „Student“ bezeichnen. Sprache schafft Realität. Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln. Sprache macht sichtbar. Und wer nicht sichtbar ist, existiert nicht. Solange Geschlechtergerechtigkeit nicht auf der Agenda der politisch Mächtigen steht, müssen wir sie dort herstellen, wo wir Zugriff haben. Wir müssen uns in der Sprache sichtbar machen – aber auch auf der Straße. Zum Beispiel anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von Stonewall. 27. Juni 1969, New York, Stonewall Inn: Polizei, Razzia, Widerstand, Straßenkämpfe. Seither gibt es zum Jahrestag weltweit Paraden, die Raum nehmen, Sichtbarkeit und Selbstermächtigung schaffen. In der Hoffnung, durch symbolische Geschlechtergerechtigkeit irgendwann auch politische Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Und ein kurzer Blick auf aktuelle Meldungen zeigt, wie notwendig das nach wie vor ist: Gefängnisstrafen bei gelebter Homosexualität, Heirats- und Kinderadoptionsverbote, Unwissen. Kürzlich sagt meine Freundin C, dass in vielen Kontexten Händchenhalten mit ihrer Partnerin nicht möglich ist. Weil das jemand sehen könnte. Und dann der Job weg wä❚ re. Im falschen Kontext. juni 2009 an.schläge 05
fz.wien
E i n e s d e r w e n i g e n Vo r b i l d e r : B e t h D i t t o
österreichan.riss
Feministische Aktionsgruppe dicker Frauen Unter dem Motto „Wir sind dick und das ist gut so!“ hat sich im Wiener Frauenzentrum im WUK eine feministische Aktionsgruppe dicker Frauen gegründet. Sie will gegen die Diskriminierung dicker Frauen auftreten – der Schlankheitsterror inklusive Kleidergrößennorm und absurden Schönheitsidealen würde das Leben und die Zufriedenheit übergewichtiger Frauen massiv beeinträchtigen. Daher will die Aktionsgruppe für mehr Vielfalt bei den Körperbildern und für positive Selbstbilder kämpfen. Neben dem persönlichen Erfahrungsaustausch soll die politische Auseinandersetzung mit dem Thema, etwa mit der „fat positive“-Bewegung aus den USA, nicht zu kurz kommen. Das erste Treffen fand am 14. Mai statt, weitere sind in Planung. Infos unter: http://fz-bar.wolfsmutter.com oder roterrubin@gmx.at trude Autonomes FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59 – Eingang Prechtlgasse (Türglocke)
1.mai
„In Linz gibt es viel Polizei“* In Linz hat die Polizei am 1. Mai fünfzig Personen der KPÖ-Mai-Demo eingekesselt, angeblich, weil sie gegen das Vermummungsverbot verstoßen haben. Die Situation eskalierte, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen mehr als zwanzig Personen verletzt und fünf festgenommen wurden, darunter der Vizerektor der Kunstuni Linz, Rainer Zendron. Ein Team vom Landesstudio OÖ hat das Geschehen mitge-
filmt, auf dem Video ist unter anderem zu sehen, wie Polizisten mit Schlagstöcken auf DemonstrantInnen einprügeln, wie fünf Polizisten auf einem Demo-Teilnehmer sitzen und ihn fixieren (Bilder, die an Cheibani Wague erinnern) oder wie mit Kabelbindern gefesselte DemonstrantInnen weggetragen werden. Die Diskussion um das Verhalten der Polizei dauert an, mittlerweile hat sich ein „Bündnis gegen Polizeigewalt“ in Linz formiert, das die lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes vom 1. Mai fordert. Weitere Forderungen sind die sofortige Einstellung der Verfahren und die Rückkehr zu demokratischen Spielregeln und Demonstrationsfreiheit. Mitglieder im Bündnis sind u.a. Linzer Kulturvereine und verschiedenste linke und politische Gruppierungen. trude *Aus Gustavs „Linzerserenade" http://gegenpolizeigewalt.servus.at; die Videos des Landesstudio OÖ finden sich unter: http://ooe.orf.at/stories/359123
eu.wahl
Stell dir vor, es ist Wahl ... Am 7. Juni findet die EU-Wahl statt, bei der in direkter Abstimmung die 17 österreichischen Abgeordneten für das Europaparlament (das aus insgesamt 736 Sitzen besteht) gewählt werden können. In Österreich treten zu dieser Wahl neben den fünf Parlamentsparteien (SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ, Grüne) auch die Liste Hans-Peter Martin, die KPÖ sowie die Jungen Liberalen (JuLis) an. Mit Ulrike Lunacek schicken die Grünen als einzige eine Frau als Spitzenkandidatin in die Europawahl. Das Interesse an der Wahl und auch die Wahlbeteiligung hält sich meist in Grenzen (2004 lag diese bei 41,8 Prozent). Die neu gegründete Plattform www.frauen-zur-wahl.info hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, speziell über Frauenbelange bei der EU-Wahl zu informieren. Auch die Online Wahlhilfe www.wahlkabine.at hat einen eigenen EU-WahlTest online gestellt, bei dem die eigenen Anliegen mit jenen der antretenden Parteien verglichen werden können. trude www.frauen-zur-wahl.info, www.wahlkabine.at
„!!??GENDER*/_INNEN??!!“
Im ÖH-Wahlkampf mobilisiert der Ring Freiheitlicher Studenten „gegen die Verunglimpfung unserer Sprache“ durch „Link*/_Innen“ und gegen deren feministische Forderungen. Frauen sollten endlich einsehen, dass sie sich, „genau wie ihre männlichen Konkurrenten auch, die Karriereleiter mit ihrer Kompetenz und nicht mit ihrer weiblichen Geschlechtsrolle hinaufkämpfen müssen“. Die Mutterpartei FPÖ versendet anlässlich der Arbeiterkammerwahl derweil personalisierte Briefe an die Österreicherinnen, in denen sie verspricht, sich ganz besonders für die Frauen stark zu machen. 06 an.schläge juni 2009
sexstreik
sexstreit
Kenianische Lysistrata
Italienische Xanthippe
In Kenia erprobt ein breites Bündnis von Frauenorganisationen, was mit Lysistrata schon Aristophanes als erfolgsversprechende pazifistische Strategie empfahl. Um Kompetenzgerangel und Koalitionskrise zu beenden und neue Unruhen zu verhindern, riefen Kenianerinnen zu einer einwöchigen Verweigerung des Beischlafs auf. Selbst Ida Odinga, die Frau von Premierminister Raila Odinga, schloss sich dem Streik im Schlafzimmer an. Sexarbeiterinnen enthielten eine Entschädigung für ihren Verdienstausfall. +
Veronica Lario will die Scheidung. Sie möchte nicht länger mit jemandem verheiratet sein, der zunächst drei Showgirls als Kandidatinnen für das EU-Parlament vorgeschlagen hat und „sich mit Minderjährigen trifft“, sagt die Ehefrau des 72-jährigen Silvio Berlusconi in Anspielung auf dessen mutmaßliche Affäre mit einer 18-Jährigen. Der italienische Premier vermutet, dass seine Frau, die nach eigenen Angaben noch nie Forza Italia gewählt hat, von linken Medien manipuliert wurde. +
innsbruck
Tiroler FrauenLesbenzentrum droht die Schließung Nachdem dem autonomen Tiroler FrauenLesbenzentrum überraschend Subventionen in der Höhe von 7.000,- Euro gestrichen wurden, steht es nun vor dem Aus. Im März erhielten die Frauen unangekündigt die Nachricht von der Kürzung, die die Hälfte des Gesamtbudgets ausmacht. Die zuständige ÖVP-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf hatte die Subventionen gekürzt, da sie das FrauenLesbenzentrum für nicht notwendig hält: „Die Lage in Tirol ist nicht so prekär, dass es dafür eine eigene Einrichtung braucht.“ Das autonome FrauenLesbenzentrum existiert bereits seit 25 Jahren, es ist die einzige Einrichtung dieser Art in ganz Westösterreich, wo es mit der Infrastruktur für Frauen (Gewaltschutzzentren etc.) ohnehin eher schlecht aussieht. Zum Programm zählen vor allem kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Feste, aber auch Selbstverteidigungskurse oder niederschwellige Beratungsangebote. Auf diese Weise leistet das Zentrum feministische Arbeit in Tirol und trägt so zur Sichtbarmachung von Frauen und zur Sensibilisierung gegenüber Homophobie bei. Die Betreiberinnen des Zentrums, allen voran Obfrau Angelika Schafferer und Obfraustellvertreterin Maria Wassermann, fordern daher die Erhaltung des Zentrums durch die öffentliche Hand. Von der Tiroler SPÖ und den Grünen hieß es, dass sie sich für das FrauenLesbenzentrum einsetzen wollen. trude
Trans*Quote Mehrere Jahre lang hostete das feministische DJ-Kollektiv Quote jeden Monat den gleichnamigen Club im „fluc“ am Wiener Praterstern. Vor kurzem wechselte die 12-köpfige Gruppe ins „brut“, wo demnächst auch die „Trans*Quote“-Party steigen wird. Mit den QUOTIST_INNEN sprach FIONA SARA SCHMIDT.
„Bei dieser Aktion handelt es sich nach Auffassung unserer Partei um Menschenverachtung, da männliche Schüler dabei ganz bewusst ausgegrenzt werden“, schreibt die Neue Männerpartei in einer empörten Aussendung zum Wiener Töchtertag. Der Töchtertag gibt Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren Einblicke in die Praxis männerdominierter Berufsfelder, um ihnen so neue Perspektiven für die Ausbildungswahl zu eröffnen. Auch die an.schläge nehmen seit Jahren regelmäßig an der Aktion teil, und so erhielt auch heuer wieder eine Gruppe Mädchen einen ersten Eindruck vom Redaktionsalltag. Nach einer Einführung zum Thema feministische Medienarbeit recherchierten acht Schülerinnen zu selbst gewählten Themen und verfassten selbstständig kurze Artikel. Mirjam und Magda kommen in ihrem Text über den SchülerInnen-Streik zum Schluss: „Schüler erhoffen sich grundsätzlich mehr Mitspracherecht, Respekt und eine Verbesserung des Bildungswesens.“ Yasmin und Anna machten sich Gedanken über die Bedeutung von Vorbildern: „Jugendliche suchen sich in der Pubertät oft Idole, die die Funktion von Kontra-Modellen gegenüber dem Elternhaus ausüben.“ Die Ergebnisse einer kleinen Straßenumfrage von Anita, Delphine, Bianca zum Thema „Emos“ waren höchst widersprüchlich. Während einige der befragten Jugendlichen „Emos vom Charakter her ganz o.k.“ finden, sind andere der Überzeugung, dass „Emos depressiv sind und einen schlechten Charakter haben“. Doha widmete ihr journalistisches Debüt dem Kajalstift: „In europäischen Ländern gibt es kaum so schöne feste Kajale wie im Ausland“, lautet ihr hartes Urteil. Aber „Ägypten und Indien stellen sehr gut haltbare Kajale her.“ les
Seit März findet der Club Quote nicht mehr im „fluc“, sondern im „brut“ am Karlsplatz statt. Was waren die Beweggründe für den Umzug? Wir wollten nach langer Zeit mal wieder was Neues ausprobieren. In erster Linie ging es uns darum, neue Strategien, Räume zu „verqueeren“, auszuhecken und unser „altes“ Publikum zurück- und ein neues dazuzugewinnen. Denn vielen ist das „fluc“ – wie uns selbst auch – aufgrund wiederholter (hetero-)sexistischer Übergriffe zu anstrengend geworden. Unser „Ausflug“ ins „brut“ ist allerdings nicht nur erholsam – queere feministische Räume müssen stets erkämpft werden, egal wo. Mit welchen Mitteln stellt die Quote feministisch-queere Räume her? Für wen sind diese Räume gedacht? Das läuft einerseits über die Musik, die wir auflegen. Wenn eine_r genau hinhört, ist leicht zu erkennen, dass bei uns der Anteil queerfeministischer Künstler_innen und Bands weit höher ist als auf anderen Partys. Darüber hinaus arbeiten wir mit Visuals und Transparenten, die vermitteln sollen, wofür wir stehen. Auf der Ebene von persönlichen Kontakten versuchen wir, das Konzept der Self-Security anzuwenden: Es gibt kein spezielles Security-Personal, das auf uns „aufpasst“, sondern es sind die im Raum anwesenden Leute selbst, die aufeinander aufpassen. Soll heißen, wenn eine_r einen Übergriff mitkriegt, wird nicht weggeschaut, sondern zumindest nachgefragt, ob alles okay ist, und bei Bedarf eingeschritten. Die Stimmung im Raum geht alle an und wird von allen miteinander bestimmt – oder zumindest sollte sie das. Prinzipiell sind die Quote-Veranstaltungen offen für alle. In der Atmosphäre, die wir herzustellen versuchen, soll klar rüberkommen, dass Übergriffe, seien sie nun sexistischer, homooder transphober oder rassistischer Art, geahndet werden. Demnächst veranstaltet ihr einen „Trans*Quote“-Abend – ist das als Reaktion auf die Transphobie in der Queer-Szene zu verstehen? Die Idee, eine „Trans*Quote“ zu veranstalten, ist eine Reaktion auf die Transphobie, die es inner- und außerhalb der Szene, aber auch innerhalb unseres Kollektivs gibt. Es geht auch um die Wahrnehmung von außen: Wir werden meist als Frauenkollektiv wahrgenommen, obwohl wir uns nicht (mehr) als solches verstehen. Uns ist wichtig, hier auf der Repräsentationsebene etwas zu tun. Denn es gibt innerhalb der Quote selbst die unterschiedlichsten Einstellungen zu Themen wie Geschlecht, Sexualität und Feminismus oder darüber, was queer für uns bedeutet. Das wollen wir auch nach außen tragen und zeigen, dass wir keine homogene Gruppe sind und in der Quote Raum und Respekt für verschiedene Lebensentwürfe da sein muss. Bis dato sind noch keine konkreten Aktionen geplant. Es wird hier noch viele Gespräche geben und diskutiert werden müssen, um am Ende nicht mit dem Vorwurf dazustehen, das Thema in paternalistischer Manier und von der falschen Seite her angegangen zu sein.
www.toechtertag.at
www.myspace.com/quotistinnen
www.diestandard.at, www.frauenlesbenzentrum.at
t ö c h te r . t a g
Kontra-Modelle und Kajalstift
juni 2009 an.schläge 07
kindergartenaufstand
Fo t o : K i n d e r g a r t e n a u fs t a n d
gjh
Krawall im Kindergarten Warum bei der Qualität von Kinderbetreuung „gratis“ auch „umsonst“ bedeuten kann, erfuhr Fiona Sara Schmidt vom Wiener Kollektiv „Kindergartenaufstand“.
Kontakt: kindergartenaufstand@gmx.at
08 an.schläge juni 2009
Vier Frauen sitzen im Schanigarten und diskutieren aufgebracht über die Zukunft des Kindergartens:„Der Rückhalt einer Gewerkschaft fehlt, wir haben alle über die Medien erfahren, dass der Gratiskindergarten kommt“, schimpft Kristina Botka vom Kollektiv „Kindergartenaufstand“. Die – an sich begrüßenswerte – Idee der Gratiskinderbetreuung, die ab Herbst in Wien eingeführt wird, lenkt von den Verhältnissen in der Praxis ab, die sowohl für die Angestellten als auch für die Kinder alles andere als eitel Sonnenschein sind. Drei- bis Sechsjährige finden sich in Gruppen mit 23 bis 25 Kindern wieder. Wenn sie Glück haben, werden sie von einer ausgebildeten Pädagogin und einer Hilfskraft betreut. Den Hilfskräften bleiben trotz 40-Stunden-Woche oft nicht einmal 1.000,- Euro im Monat. Aus Ärger über ihre frustrierende Arbeitssituation hat sich das Kollektiv aus Wiener Kindergartenpädagoginnen gegründet. Je nach Träger der Betreuungseinrichtung sind drei verschiedene Gewerkschaften zuständig. Der „Kindergartenaufstand“ will, ab-
seits dieser traditionellen Stellvertreterpolitik, von der Basis aus mobilisieren und durch Protest für ihre Belange sensibilisieren. Ihnen geht es zwar auch um angemessene Bezahlung, ihre Motivation ist aber eine andere: Die Herstellung eines gesellschaftlichen Bewusstseins für ihre Arbeitsbedingungen und die Betreuungssituation „ihrer“ Kinder. Dass die Vernetzung an der Basis einen Nerv trifft, zeigt sich an dem Interesse, das dem Kollektiv entgegenschlägt. Innerhalb von zwei Wochen wurden sechzig Leute mobilisiert, während unseres Gesprächs kommen zwei Kindergruppenleiter an unseren Tisch und bekunden ihre Solidarität. Anforderungen. Der Druck steigt, die Anforderungen auch. Kristina Botka, die in einem privaten zweisprachigen Kindergarten arbeitet, hält indes die häufig geforderte Akademisierung ihrer Ausbildung für wenig sinnvoll: „Egal, wie gut du ausgebildet bist, du kannst das Gelernte nicht einsetzen. Das ist bei 23 Kindern unmöglich.“ Viel wichtiger sei mehr Personal für kleinere Gruppen.
Während immer mehr Kinder sogenannte „Verhaltensaufälligkeiten“ zeigen, für die ohnehin nicht ausreichend Einzelförderung, Logopädie und Ergotherapie angeboten werden können, fragen gleichzeitig immer mehr Eltern besondere Frühförderung in Form von Musik-, Lese- und Fremdsprachenunterricht an. Das Kind soll als kleiner „Schwamm“ so viel wie möglich aufsaugen. Letztlich stimmen die teuren Förderungskurse der Eliten wenig mit dem überein, was Kinder aus entwicklungspsychologischer Sicht und neuesten Erkenntnissen der erziehungswissenschaftlichen Forschung wirklich brauchen. Wegen der schlechten Bezahlung, dem unverhältnismäßigen ErzieherinKind-Schlüssel und der geringen Wertschätzung des Berufs der/des KindergartenpädagogIn kapitulieren immer mehr Auszubildende schon vor Antreten des ersten Arbeitsverhältnisses. Der hohe Anteil an weiblichen Fachkräften bestätigt das übliche Klischee, der Job sei reine Frauensache. In Deutschland hat die Bedeutung der vorschulischen Betreuung wegen ihrer Relevanz für den weiteren Bildungsverlauf der Kin-
aufstandkindergarten der zugenommen. Das wird an der wachsenden Zahl von Projekten zur Kompensation von Bildungsbenachteiligung sichtbar. Ein gestiegenes Problembewusstsein ist zu beobachten, eine flächendeckende Umsetzung jedoch (noch) nicht absehbar. Österreich und Deutschland sind die einzigen europäischen Länder, in denen an Fachschulen und nicht an Hochschulen zur Erzieherin ausgebildet wird. Schweden hat hierbei wieder einmal eine Vorreiterrolle, allein die Berufsbezeichnung der Vorschullehrerin zeugt von höherer Wertschätzung. Autoritär. Nur 133 Männer in Österreich sind Kindergartenpädagogen. Je nach Bundesland gehen unabhängig vom Geschlecht nur dreißig bis sechzig Prozent der Auszubildenden in den Beruf. Die Frauen vom „Kindergartenaufstand“ berichten, dass besonders begabte und engagierte PraktikantInnen sich anders entscheiden, wenn sie den Alltag im Beruf erleben. Stattdessen werden QuereinsteigerInnen angeworben, die für viel zu wenig Geld und nach nur dreimonatigen Lehrgängen „auf die Kinder losgelassen“ werden. Ein angehender Kindergartenpädagoge bestätigt den gewonnenen Eindruck: Er hat zwar keine Probleme mit der Reputation seines
die Kinder größere Gruppen und autoritäre Erziehungsmaßnahmen, also folgen und stillsitzen.“ Sie hat sich parallel zur Früherzieherin und Hortnerin ausbilden lassen und stellt fest, dass aktuell ein System von Autoritätshörigkeit gefördert wird. Barbara Tinhofer, die als Springerin in mehreren Gruppen tätig ist, sieht im gegenwärtigen Diskurs über die wirtschaftliche Krise nur zwei Möglichkeiten: „Entweder die Chance auf ein gesellschaftliches Umdenken oder eine Fortführung und Verschärfung neoliberaler Tendenzen.“ Die Folge könnte eine Schere im Bildungswesen sein, die schon im Babyalter geöffnet wird. Integrativ. Diversität von Sprache, Kultur und Herkunft als Selbstverständlichkeit zu erfahren ist nicht möglich, wenn schon die Kleinsten sich nur in homogenisierten Leistungsgruppen bewegen dürfen. Dabei spielt auch die Hierarchie der Sprachen eine Rolle: Englisch von Anfang an, Türkisch lieber nicht. Dass es primär wichtig ist, dass das Kind überhaupt spricht, wird dabei oft vergessen. Sprache ist eng verknüpft mit Bewegung, und die Frauen vom „Kindergartenaufstand“ wissen aus Erfahrung, dass ein Ausflug in den Wald für den Spracherwerb viel hilfreicher ist als der
Vanessa Auer* ergänzt, dass viele Kinder mit „Sprachproblemen“ in Sonderkindergärten landen – wo die PädagogInnen eigentlich für den Umgang mit Behinderungen ausgebildet sind. Solidarisch. Wenn Kindergartenpädagogin Vanessa ihnen ihren Lohn von 1.080,- Euro netto nennt, sind die Eltern der betreuten Kinder oft schockiert. Sie wird für 33 Stunden bezahlt, von denen nur drei für Planung und Vorbereitung vorgesehen sind. Im persönlichen Gespräch wird den Müttern und Vätern eher klar, was die Pädagoginnen auch psychologisch täglich zu leisten haben. Hinzu kommt Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, außerdem die geringe gesellschaftliche Anerkennung. Der Kindergarten wird als „extended family“ betrachtet und steht zwischen Staat und Familie. Kristina Botka betont diese Relevanz aus feministischer Perspektive: „Der Staat ist traditionell männlich besetzt, die Familie weiblich. Selbst wenn die Betreuung öffentlich ist, wird sie von Frauen gemacht und fällt damit zurück in den Bereich der Familie.“ Und Barbara Tinhofer ergänzt:„Frauen erfahren täglich Repressalien, besonders Alleinerziehende. Den Druck von oben gibst du weiter – am Ende an das Kind.“ Somit sind Arbeiterinnen im Kindergar-
Der „Kindergartenaufstand“ will, abseits traditioneller Stellvertreterpolitik, von der Basis aus mobilisieren und durch Protest für ihre Belange sensibilisieren. Ihnen geht es zwar auch um angemessene Bezahlung, ihre Motivation ist aber eine andere: die Herstellung eines gesellschaftlichen Bewusstseins für ihre Arbeitsbedingungen und die Betreuungssituation „ihrer“ Kinder. Berufs, allerdings wird er wahrscheinlich nicht in einer Einrichtung arbeiten wollen: „Ich mag zwar die Arbeit mit Kindern, aber der Beruf ist sehr stressig. Man hat permanent Verantwortung zu tragen und bekommt wenig Geld. Nach der ersten Klasse gehen schon viele von der Schule ab, mittlerweile bin ich der einzige Bursche.“ Kristina Botka erkennt im bestehenden System auch eine antiemanzipatorische Haltung. Je weniger Geld und Stellen, desto weniger Betreuung, Förderung und Freiräume gibt es für individuelle Bedürfnisse: „Das bedeutet für
Drill zu Schreibübungen. Aber Herumtollen ist wirtschaftlich nicht verwertbar, und für Ausflüge sind zusätzliche BetreuerInnen vonnöten. 93 Prozent der Fünfjährigen in Österreich besuchen einen Kindergarten. Wäre die Chance auf individuelle Sprachförderung gegeben, könnte der Kindergarten Sprachdefizite gut ausgleichen. Dieses Problem darf nicht allein MigrantInnen zugeschrieben werden, wie auch Barbara Tinhofer feststellt: „In allen Schichten ist oftmals weder zu Hause noch im Kindergarten Zeit für längere Gespräche.“ Ihre Kollegin
ten oft mehrfach von Diskriminierung betroffen: als Frau, als Angehörige eines typisch weiblichen Berufsstandes, als (alleinerziehende) Mutter, als Migrantin und als Geringverdienerin. Die Vereinte Dienstleistungsgesellschaft (ver.di) hat Anfang Mai Erzieherinnen in ganz Deutschland zum Streik aufgerufen. In Österreich gibt es bisher (noch) kein breites Bündnis. Für den „Kindergartenaufstand“ möchte das Kollektiv neben KollegInnen auch „Eltern mit an Bord holen“, so Barbara Tinhofer. Denn: „Es geht ja auch um ihre ❚ Kinder.“
* Name von der Redaktion geändert
juni 2009 an.schläge 09
heimatfremde.heimat
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Auf gleicher Augenhöhe Ende des Vorjahres gab es Proteste wegen befürchteter Einsparungen bei „Heimat fremde Heimat“. Nun feierte die einzige ORF-Sendung von und für MigrantInnen ihr 20-jähriges Bestehen. Kerstin Kellermann sprach aus diesem Anlass mit Redakteurin Meryem Citak von der „Redaktion Minderheiten“ des ORF. an.schläge: Das gängige Bild „des Gastarbeiters“ erweckt den Eindruck, als ob es auf dem Bau, in den Fabriken oder auf der Straße ausschließlich Männer gab. Gab es denn auch die Gastarbeiterin? Meryem Citak: Ich kenne in der Textilindustrie in Vorarlberg, aber auch in der Garnfabrik in Bad Vöslau viele Frauen, die als Gastarbeiterinnen kamen und ihre Männer nachgeholt haben. Ich traf im Zuge meiner Recherchen sehr oft auf Frauen, die als erste gekommen
der 1980er Jahre ist die Zuwanderung etwas problematischer gelaufen, denn ab da sind Menschen gekommen, die hier keine Arbeit hatten, die anderen haben ja schon im Vorfeld Arbeitsverträge gehabt. Sind die Frauen durch die Migration unabhängiger geworden? Viele Frauen aus der Türkei sind abhängig von ihren Männern, da geht es um eine gewisse soziale Schicht, und der Lauf der Zeit ändert wenig daran. Bei Polinnen z. B. ist es das gleiche. Aber
psychische Probleme von Frauen untereinander reden, aber niemand kümmerte sich um die Männer. Wir sollten uns also nicht wundern, wenn sie jetzt alle schizophren werden (lacht). Wie sieht die Entwicklung bei den Töchtern der „Gastarbeiterinnen“ aus? Wenn ich die junge Generation vergleiche, so sind die Entwicklung der Buben und die der Mädchen zwei Paar Schuhe. Wenn ich heute jungen Frauen aus der Türkei auf der Universität begegne, hat sich entweder die Lehrerin
„Niemand kommt auf die Idee, dass, wenn ein Ober- oder Niederösterreicher aus Eifersucht seine Frau umbringt, alle Oberösterreicher Mörder sind. (...) Aber wenn über eine Zwangsverheiratete berichtet wird, sollen plötzlich alle zwangsverheiratet sein.“ sind und dann die Familie nachholten, aber statistisch kann ich es nicht beweisen. Für mich hat sich die Generation der ersten „Gastarbeiterwelle“ gut „integriert“ – was immer wir unter Integration verstehen. Sehr viele der Gastarbeiter haben österreichische Ehefrauen aus der gleichen Schicht. Deren Kinder haben alle einen Beruf, sie sind mit ihren Hausvermietern und ihren Chefs in Kontakt und laden die sogar zu sich in die Dörfer in die Türkei ein. Ab Mitte 10 an.schläge juni 2009
die Frauen sind diejenigen, die zu arbeiten begonnen haben, selbst solche, die vorher zu Hause waren. Das Leben zwingt einen. Auch die Männer zwingt das Leben, dass sie ihre Frauen arbeiten gehen lassen (lacht). Die Frauen machen in meinen Augen sehr große Entwicklungen durch. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass es im Vergleich zur Männerarbeit immer mehr Frauenarbeit gibt? Man wollte immer Deutschkurse für Frauen organisieren oder über
engagiert, hundertmal mit den Eltern gesprochen, dass das Mädchen keine Friseurin werden, sondern weiter in die Schule gehen soll, oder die Nachbarin, die Tante oder Oma setzte sich ein – wo es Kontakt mit der österreichischen Welt gab, funktionierte die Mädchenbildung unabhängig von der Schicht. Die Mädchen arrangieren sich irgendwie. Warum das so leidvoll sein muss, ist eine andere Geschichte, aber die Mädchen werden es schon packen.
rangement, das die Mädchen instinktiv oder zum Teil bewusst verwenden. Die Abwertung durch Feministinnen, die jahrelang die Selbstbestimmung verlangen und dann, wenn eine Frau selbstbestimmt ihr Kopftuch trägt, dagegen sind, das ist auch eine Geschichte, die noch diskutiert gehört. Wenn frau etwas davon hat, bin ich dafür. Hatten bei „Heimat fremde Heimat“ feministische Themen und Zugänge Platz? Ich habe z.B. über multikulturellen Feminismus berichtet, aber sogar für meine Minderheitenredaktion war das ein Minderheitenthema. Ich würde gerne eine Dokumentation machen und mehrere Diskussionsveranstaltungen. Sehr viel migrantenfreundlich gestimmte Menschen sind stark engagierte Frauenrechtlerinnen. Wenn ich das Wort „Frau“ durch „Migrantin“ ersetze, würde auch in der Sache sehr viel weitergehen (lacht). Warum liebt die Öffentlichkeit bestimmte Themen wie den „Ehrenmord“ so sehr? Dieses Thema spricht alle so sehr an, weil es in der Öffentlichkeit kein anderes gibt. Als Journalistin ist es meine Aufgabe, über solche Missstände der Gesellschaft, in der ich lebe, zu berichten, und ich war eine der ersten, die das machte. Doch wenn ich darüber berichte, fehlt das Pendant. Niemand kommt auf die Idee, wenn ein Ober- oder Niederösterreicher aus Eifersucht seine Frau umbringt, dass alle Oberösterreicher Mörder sind. Ich wollte seinerzeit zum Fall Josef Fritzl thematisieren, wie empfindlich die Österreicher waren, als plötzlich Österreicher so pauschal kritisiert wurden. Aber wenn über eine Zwangsverheiratete berichtet wird, sollen plötzlich alle zwangsverheiratet sein. Die Jugendlichen regt das auf. Selbstverständlich zieht sich auf allen Ebenen, die MigrantInnen betreffen, der Paternalismus sehr stark durch. Ich kann „meine Sachen“ kritisieren, aber auf einer anderen Ebene habe ich kein Recht dazu, denn wer bin ich denn schon? Gott sei Dank gibt es dieses Milieu, in dem Menschen als Menschen gesehen werden, auf gleicher Augenhöhe wahrgenommen und an ihrer Kompetenz gemessen werden, und die Herkunft in den Hintergrund tritt – und ❚ dieses Umfeld wächst.
Fo t o : Z a c h K l e i n
Und die Jungen? Die Jungen beschweren sich bei mir über die schlechte Behandlung der Mutter durch den Vater, und wenn ich sage, wie hast du deine Freundin jetzt behandelt, sind sie böse auf mich. Die brauchen einfach Hilfe. Man kann einen pubertierenden Jungen zwischen diesen zwei krassen Männlichkeitsbildern nicht alleine lassen – die Freundin will, dass er kocht, und zu Hause kocht die Mutter … Unlängst machte ich einen Beitrag über Männerberatungsstellen. Man sagt immer, türkische Männer öffnen sich vor allem gegenüber Frauen nicht, aber sie erzählten mir, wie sie unter diesem großen Druck leiden: Die Tochter will das, der Sohn etwas anderes, die Frau hat ihre Wünsche, und er hat keine Arbeit, ist seiner Vorstellung nach quasi ein Versager … Plötzlich bricht nicht nur seine Welt ein, sondern mehrere Welten gehen auf einmal unter, und der Mensch ist allein. Es gibt keine Selbsthilfegruppen. Durch spätere Migrationen sind Lebensweisen entstanden, in denen Traditionen und traditionelle Lebensweisen eins zu eins weiter geführt werden. Für etwas anderes ist kaum Platz. Die Sozialisation der Jugendlichen findet nicht in einem gemischten Umfeld statt, sondern in Familie, Schule, Park oder Jugendzentrum finden sich immer die gleichen Gruppen. Bei der leidigen Kopftuchfrage habe ich den Eindruck, dass die Mädchen mit dem Kopftuch auch Eigenständigkeit ausdrücken wollen. Die österreichische Gesellschaft versteht nicht, dass die Mädchen ganz alleine ihren Weg gehen, gegen die Eltern, aber auch als Zeichen an die Gesellschaft … Genau, als Zeichen, ich will studieren, und ich bin da! Egal, ob ihr mich wollt oder nicht. Es gibt tatsächlich sehr viele Frauen, die das Kopftuch aus religiösen Gründen tragen. Aber die Jüngeren, die hier aufgewachsen sind, tragen keine „islamische Kleidung“. So, wie sie das machen, finde ich das schon sexy, wenn sie sich islamisch kleiden würden, dann könnte man keine Silhouette erkennen. Wenn man diese feschen und schicken Mädchen sieht, ist das das Zeichen: „Ich bin einfach da“. Wenn ein 14jähriges braves Mädchen mit Kopftuch sagt, ich gehe in die öffentliche Bücherei lernen, hat niemand etwas dagegen. Es ist ein zum Teil sehr gescheites Ar-
Beate Hammond
Not quite right Ich gebe es zu. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, ein Model sein zu wollen. Oh, wie berauschend ist die Vorstellung, ich könnte allein durch mein äußerst charmantes Lächeln an einem Tag so viel verdienen wie Ottilie Normalverbraucherin in einem Monat! Nur ein bisschen in die Kamera schauen und warten, bis es Klick macht. Ist egal, dass ich für eine Modelkarriere zu klein, zu alt, zu fett und zu hässlich bin. Ist egal, dass es für schwarze Models wenig Verdienstmöglichkeiten gibt. In meinem Tagtraum ist, wie beim Glücksspiel und in der Liebe, alles möglich. So ist es auch kein Wunder, dass ich beim Fernsehen gegen meinen Willen oft bei Modelcastingshows hängenbleibe. Aber was sieht man denn da? Die „Mädchen“, meiner Meinung nach die falsche Bezeichnung für weibliche Personen, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, gehen zum Casting. Dort werden sie wie das sprichwörtliche Stück Fleisch taxiert und dann herumkommandiert. Zeig mehr Zähne beim Lächeln, zeig weniger Zähne. Sei natürlich, schau arrogant. Doch irgendetwas ist immerzu not quite right. Sind etwa die Schultern schief? Oder ist man gar zu lieb, zu schön oder zu sexy für den Job? Aber keine Angst, die Profis wissen, was ein angehendes Model tun soll, um erfolgreich zu sein. Ein besonders hilfreicher Ratschlag lautete in etwa „entspanne dich und lebe dein Leben“. Das tue ich 24 Stunden am Tag, meinte die schlagfertige Kandidatin, leider außer Hörweite der Jury. Selbst ein Fototermin (man sagt dazu „Shooting“, wie ich gelernt habe) scheint mir wenig vergnüglich. Im Bikini an der Seite eines Krokodils, das hungrig aussieht und dies durch Schwanzschlagen untermauert, halbnackt im Regen (bitte nicht vor Kälte zittern, das findet der Fotograf unprofessionell) oder ganz nackt in einem Bett aus Rosenblättern. Und immer lächeln, gute Miene zum bösen Spiel machen. Model sein, ein Albtraum, kein Wunschtraum, jedenfalls für mich. Das beste Argument, die Schule abzuschließen und was „Anständiges“ zu lernen. juni 2009 an.schläge 11
internationalan.riss
Fo t o : p i c a s a w e b / h e d d a
indien
fassungsgerichtshof forderte damals, dass die Umsetzung dieser Bestimmung „auf einer hinreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage erfolgen“ muss. Auch wenn das Kopftuch selbst nicht Bestandteil des Gesetzestextes ist, zielt das Gesetz unmissverständlich darauf ab. „Dieses Gesetz richtet sich eindeutig gegen das Kopftuch. Sie zwingen Kopftuch tragende Frauen, sich entweder für ihren Beruf oder für ihren Glauben zu entscheiden“, kritisiert Haleh Chahrokh, Leiterin der Abteilung Europa und Zentralasien von der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Der vor kurzem veröffentlichte Bericht „Diskriminierung im Namen der Neutralität“ von HRW, der das Verbot aus menschenrechtspolitischen Gesichtspunkten durchleuchtet, kommt aufgrund von umfangreichen Untersuchungen zum Ergebnis, dass das Verbot für Lehrkräfte und BeamtInnen, religiöse Kleidung und Symbole zu tragen, muslimische Frauen, die ein Kopftuch verwenden, diskriminiert. Auch das Argument, ein Kopftuchverbot schütze Frauen vor Diskriminierung, widerlegt HRW, denn „selbst Frauen, die als Lehrerinnen arbeiten und zum Tragen des Kopftuchs gedrängt werden, lassen sich nicht vor Unterdrückung schützen, indem man sie vom Lehrberuf ausschließt“. HRW ruft die betreffenden Landesregierungen auf, die bestehenden Bestimmungen zu überprüfen und die allgemeinen Standards von Religionsfreiheit und freier Meinungsäußerung zu achten. besu www.hrw.org/de, www.migration-info.de
Freihandelsabkommen untergräbt EU-Förderungen Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien zielt auf verstärkte wirtschaftliche Beziehungen in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, öffentliches Beschaffungswesen und geistige Eigentumsrechte. Um die möglichen negativen Folgen der Kooperation zwischen Europa und Indien zu erörtern, trafen sich indische und europäische NGOs Ende April in Berlin. Teilnehmende Organisationen waren u.a. WIDE (Women in Development Europe), die indische Organisation FTA sowie Wissenschafterinnen der WEED-Studie („Die Fesseln des EUIndien-Freihandelsabkommens“). Die TeilnehmerInnen kamen zum Schluss, dass schwerwiegende Folgen des Freihandelsabkommens direkt und indirekt auf Menschen unterer sozialer Schichten zu befürchten seien: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern liefen Gefahr, ihre Existenzgrundlagen zu verlieren, und der Zugang zu medizinischer Versorgung, Medikamenten und Saatgut würde erschwert, so die AktivistInnen in ihrer Aussendung am Ende der Tagung. WIDE fordert darin das EU-Parlament auf, ein Moratorium einzurichten und darauf zu pochen, dass die Ziele der EU-Entwicklungspolitik im Freihandelsabkommen Berücksichtigung finden. „Mit der Forderung nach Öffnung des Handelssektors, einem Kernanliegen der EU-Außenhandelsstrategien, wird die eigene Entwicklungsförderung untergraben“, kritisiert WIDE. Von diesen Förderungen in Form von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen profitierten bisher mehrheitlich Frauen. Sie schufen sich mit Entwicklungsgeldern eine einfache wirtschaftliche Existenz und Lebensgrundlage, die nun durch Liberalisierungsmaßnahmen und die Zunahme von GroßhändlerInnen zunehmend unter Druck zu geraten scheint. besu www.oneworld.at/wide, www.weed-online.org
deutschland
Kopftuchverbot verletzt Menschenrechte In der Hälfte der deutschen Bundesländer ist das Tragen religiöser Kleidung und Symbole an staatlichen Schulen seit 2003 verboten. Der Ver12 an.schläge juni 2009
spanien
Geplante Liberalisierung bei Abtreibungen Zum wiederholten Mal ist das Recht auf Abtreibung ein Thema, das die Massen in Spanien auf die Straßen treibt. Die Regierung will die verwirrende und unpräzise Gesetzeslage nun endlich beseitigen und eine Liberalisierung der Bestimmungen erreichen. Am westlichen Rand Europas gilt eines der strengsten Abtreibungsgesetze (seit 1985) der EU: Lediglich wenn das Leben der Mutter in Gefahr oder der Fötus missgebildet ist oder aber die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung zustande kam, ist eine Abtreibung legal. Laut Studien begründen sich bis zu 96 Prozent der durchgeführten Abtreibungen mit dem Schutz der Gesundheit der Mutter. Die Zahl der Abtreibungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, in der Gruppe der 20- bis 29-jährigen Frauen hat sie sich verdoppelt. Tausende Menschen haben im April in Madrid und mehreren spanischen Städten gegen die geplante Änderung des Abtreibungsgesetzes demonstriert. Der Protestmarsch wurde von verschiedenen, hauptsächlich religiösen Initiativen wie z.B. „Provida Madrid“ und „Ärzte für das Leben“ initiiert, unterstützt wurde er von der katholischen Kirche Spaniens. Nach unabhängigen Schätzungen marschierten ca. 100.000 Menschen unter dem Motto „Es gibt kein Recht zu töten, nur ein Recht auf Leben!“. Ministerpräsident Zapatero will die Fristenlösung einführen, sie stellt eine Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche straffrei, darüber hinaus soll es minderjährigen Frauen ab 16 Jahren möglich sein, den Schwangerschaftsabbruch ohne Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten vornehmen zu lassen. Die konservative Opposition lehnt eine Liberalisierung der Regelungen zwar ab, rief ihre AnhängerInnen jedoch nicht offiziell zu einer Teilnahme an der Kundgebung auf – schließlich ist die Mehrheit der Bevölkerung für die Umsetzung des Gesetzesentwurfs. besu www.taz.de, http://diepresse.com
an.rissinternational
w w w. b i l d e r g e g e n g e w a l t . n e t
eu
„Null Toleranz“-Kampagne Seit vielen Jahren stehen grenzübergreifende politische Strategien gegen (systematische) Gewalt an Frauen und Mädchen immer wieder auf der Agenda des EU-Parlaments. Mitte April hat sich die stärkste demokratische Instanz der EU nun der bereits laufenden Kampagne „Sag NEIN zu Gewalt gegen Frauen“ des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM) angeschlossen. Mehr als die Hälfte der
http://genderfork.com
Abgeordneten unterzeichneten die Erklärung (die erforderliche Anzahl, um die Erklärung dem EU-Parlament offiziell zur Annahme vorzulegen). Damit verbunden ist der Aufruf an die EU-Kommission, innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Europäisches Jahr der „Nulltoleranz von Gewalt an Frauen“ auszurufen. Bisherige Forderungen vergleichbaren Inhalts sind bis dato von Seiten der Kommission zwar begrüßt, jedoch nie in die Tat umgesetzt worden. Die Initiative ging von der schwedischen Abgeordneten Eva-Britt Svensson aus. „Das beutet, dass das Europäische Parlament den weltweiten Einsatz für eine Beendigung der Gewalt an Frauen und Mädchen unterstützt und die Europäische Kommission und den Rat dazu aufruft, dasselbe zu tun“, kommentierte Svensson das positive Ergebnis der Abstimmung. Gleichzeitig nimmt das EU-Parlament mit dieser Erklärung die Mitgliedsstaaten in die Pflicht, den vielen Worten Taten folgen zu lassen. Seit Beginn der UNIFEM-Kampagne vor rund einem Jahr hat diese über fünf Millionen UnterstützerInnen aufbringen können, darunter insgesamt 215 nationale und internationale NGOs sowie andere UN-Organisationen. Die Filmschauspielerin Nicole Kidman, UNIFEM Sonderbotschafterin und Sprecherin der Kampagne, sagte zur Unterstützung durch das EU-Parlament: „Gewalt gegen Frauen gibt es weltweit. Sie muss in jedem Land bekämpft werden. (…) Diese 408 Unterschriften (der EU-Parlamentsabgeordneten, Anm.) helfen bei der Umsetzung dieser wichtigen Erklärung. Sie werden eine breite Unterstützung der Regierungen und der Öffentlichkeit für notwenige Investitionen in Maßnahmen für Betroffene bewirken.“ Weltweit haben MinisterInnen und Regierungschefs von 68 Staaten und ca. 600 Abgeordnete nationaler Parlamente die UNIFEM-Kampagne mit ihrer Unterschrift unterstützt. Sie ist Teil eines Gesamtprojekts des Generalsekretariats der Vereinten Nationen (UNO) mit dem Titel „UNite to End Violence against Women“. besu www.europarl.europa.eu, www.unifem.org/campaigns/vaw
„Beauty in ambiguity“ lautet das Prinzip des Foto-Blogs, der im September 2007 von Sarah Dopp gegründet wurde und kollektiv kuratiert und betreut wird. Tag für Tag wächst der Blog, der mit den genderqueeren Porträts jene vielfältigen Geschlechteridentitäten in den Fokus stellt, die sich weder als „Mann“ noch als „Frau“ definieren, sondern das „Dazwischen“ und „Jenseits“ davon zelebrieren. Welche Motivation dahinter stand, einen solchen Blog einzurichten? „Because looking at these photos makes me happy“, lautet die simple wie persönliche Antwort Dopps, die in San Franciso die „Queer Open Mic“-Eventserie hostet und mit „Dopp Juice“ auch noch einen eigenen Blog führt. Seinen Content bezieht genderfork.com im Wesentlichen aus dem riesigen Flickr-Bildarchiv – mit Einverständnis der jeweiligen User_in wird dessen_deren Porträtfoto gepostet. Konfrontiert mit der Kritik, dass die Modelle allesamt jung und dünn seien und einen Mittelklasse-Background besitzen, erklärt Sarah Dopp in den FAQs,„that’s because (as far as I can tell) most of the people who post photos of themselves on Flickr are young, white, thin, and middle class“, und lädt dazu ein, Bilder einzuschicken, die „different ages, races, sizes, and classes“ repräsentieren. Weil „Schönheit“ nicht nur Gender-Sache ist. viyu juni 2009 an.schläge 13
transgender
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
„Es ist eine Revolution“ Transgender Personen müssen sich in Österreich zukünftig wohl keinen genitalverändernden Operationen mehr unterziehen, um ihr Geschlecht offiziell zu ändern. Eva Fels, Obfrau des Vereins TransX, freut sich über das neue Urteil, fordert aber, dass für die staatliche Geschlechtsfestlegung generell nur die selbst gewählte Geschlechtsidentität relevant sein soll. Ein Interview zum Status Quo der Transgender-Bewegung von Lea Susemichel. an.schläge: Der österreichische
www.transx.at http://eva.transgender.at
14 an.schläge juni 2009
Verwaltungsgerichtshof hat den Zwang zu genitalverändernden Operationen für eine Geschlechtsänderung von Transsexuellen aufgehoben. Das Rechtskomitee LAMBDA spricht von einer historischen Entscheidung. Wie bewertet ihr das Urteil? Eva Fels: Großartig! Wir haben jahrelang darum gekämpft, die rechtlichen und medizinischen Aspekte zu entkoppeln. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit darf auch bei einer Personenstandsänderung nicht verletzt werden. Soweit ich das verstanden habe, betrifft das aber nur male to femaleTransgender? Nein. Das Urteil spricht von „schwerwiegenden operativen Eingriffen“ – und ist damit sicher auch für die Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter zu interpretieren. Der eugenische Zwang, die Sicherstellung, dass sich „unwürdige Bürger“ nicht vermehren, so wie er etwa im deutschen Transsexuellengesetz explizit verankert ist, muss hoffentlich in Österreich jetzt nicht mehr diskutiert werden. Aber Zwangstherapie und Hormonbehandlung sind weiterhin verpflichtend?
Tja, vermutlich schon. Aber wie lange? Das weiß zurzeit niemand. Es gibt momentan keine Regelung. Es werden vermutlich wieder „Maßnahmen zur Angleichung des äußeren Erscheinungsbildes“ verlangt. Und um zu präzisieren, wie etwa das „äußere Erscheinungbild einer Frau“ auszusehen hat, wird das Innenministerium wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Standesämtern per Erlass ein unhaltbares Vorgehen vorschreiben. So war es bisher immer, und so wird es sein, wenn das Parlament die Sache nicht bald in die Hand nimmt. Wir drängen auf eine klare politische Lösung. Wie könnte diese Lösung aussehen? Nun, in den Rechtsordnungen gibt es vier Gruppen von Kriterien, nach denen das staatliche Geschlecht bei Transgendern korrigiert wird. Erstens: die Opferbereitschaft. Das heißt, dass Transgender-Personen durch somatische Eingriffe dokumentieren müssen, wie ernst es ihnen wirklich ist. Dazu zählt etwa die Vorschrift, dass sich TransMänner die Brüste amputieren lassen müssen, selbst wenn diese nur unmerklich ausgeprägt sind. Dazu zählen der Sterilitätszwang und das generelle Vorschreiben
von Hormontherapien. Historisch beruht das auf der ebenso falschen wie weit verbreiteten Vorstellung, dass alle Transsexuellen genitalanpassende Operationen ersehnen. Aber auch das kann nicht rechtfertigen, dass der Staat nicht operierte Transsexuelle durch Dokumente, die ihr nicht mehr erkennbares Ursprungsgeschlecht ausweisen, systematisch als transsexuell outet. Das zweite Kriterium ist die psychische Irreparabilität. So gut wie alle europäischen Regelungen verlangen, dass Transsexuelle durch Gutachten belegen, dass sie unter der dauerhaften Zwangsvorstellung leiden, dem anderen Geschlecht anzugehören. Selbst die ungarische Lösung, die sonst keine weiteren Kriterien kennt, fordert das. Die Formulierungen sind meist diffamierend pathologisierend. Drittens: das gelebte Geschlecht. Ich denke, dass das soziale Geschlecht vom Staat anerkannt werden muss. Es ist das entscheidende Kriterium in der britischen Lösung von 2004. Das Problem ist, dass zwar jedes Kind sagen kann, wer ein Mann und wer eine Frau ist, es aber kein wissenschaftlich zweifelsfreies Instrumentarium gibt, um das
gendertrans zu erkennen. Das wäre eigentlich eine Aufgabe für die Gender Theory, aber da mag sich wohl niemand die Finger schmutzig machen. Und zuletzt kann viertens auch das selbst bezeugte Geschlecht herangezogen werden. Das gibt es erstmals in der britischen Lösung, wo man einen Eid ablegen muss, nie mehr in das Ursprungsgeschlecht zurück zu wechseln. In zentraleuropäischen Staaten betrachtet man solche autonome Erklärungen mit Skepsis. Schließlich wird durch einen Meineid die Rückkehr ins Ursprungsgeschlecht nicht definitiv ausgeschlossen, aber das wird sie auch nicht durch zehn geschlechtsanpassende Operationen. Wir meinen, dass für die staatliche Geschlechtseinschreibung lediglich die Identität und das soziale Geschlecht relevant sein sollten. Zum Glück hat nun auch der Verwaltungsgerichtshof be-
Geschlechtsidentität ab, die sich ja erst im Transformationsprozess festigen kann, sondern von sozialen, beruflichen und familiären Rahmenbedingungen. Jede von uns hat ihr Wunschgeschlecht schon einmal verleugnet und versteckt – ja meist jahrelang eingekerkert –, wie könnten wir das anderen vorwerfen? Was sind eure wichtigsten Forderungen? Unsere erste und wichtigste Forderung ist seit Jahren unverändert. Das Recht auf freien Ausdruck der eigenen Geschlechtlichkeit ohne Diskriminierung und Diffamierung! Jede_r hat das Recht auf freie Wahl des eigenen Geschlechts und auf den uneingeschränkten Ausdruck aller geschlechtlichen Empfindungen. Geschlechtskonformität darf kein Kriterium für die Achtung oder Missachtung von Menschen sein. Das Verhalten und die Wahl der Kleidung sind persönliche Entschei-
gender.at, und alle kommen zu den zwei bis drei Mal im Jahr stattfindenden transgender.at-Wochenenden. TransX hat 2005 den ersten europäischen „Transgender Council“ organisiert, danach wurde die erste europäische Transgender-Organisation „TransGender Europe“ gegründet. Gibt es auch auf europäischer Ebene Erfolge? TGEU hat sich inzwischen zu einer Lobbyist_innenorganisation entwickelt. Es gab vielversprechende Kontakte mit dem Europarat und mit EU-Parlamentarier_innen, aber noch keine sichtbaren Erfolge. Dafür sind leider unsere Visionen einer europaweiten Vernetzung und der internationalen Solidarität verlorengegangen. Ihr bietet auch konkrete Unterstützung beim Coming-out und „going public“ an und schreibt auf eurer Homepage, „dass die Ängste vor dem Erkanntwerden auf der Straße, vor Provokationen
„Der eugenische Zwang, die Sicherstellung, dass sich ‚unwürdige Bürger‘ nicht vermehren, so wie er etwa im deutschen Transsexuellengesetz explizit verankert ist, muss hoffentlich in Österreich jetzt nicht mehr diskutiert werden.“ stätigt, dass die Geschlechtsidentität entscheidend ist und diese nicht durch Blutopfer unter Beweis gestellt werden muss. Im Juni dürfte der Verfassungsgerichtshof ein ähnliches Urteil fällen. Du bist Obfrau des Vereins TransX, der nach eigenem Bekennen offen für all jene ist, die Geschlechtergrenzen überschreiten. Ist es nicht schwierig, Politik für eine so heterogene Gruppe zu machen, in der sich ja vermutlich unpolitische, bewegungsferne Leute genauso finden wie Queer-Aktivist_innen? Nein, es ist viel einfacher, weil uns nicht Ideologien oder Weltbilder verbinden, sondern der Kampf, uns trotz aller sexistischen Anfeindungen individuell entwickeln zu können. Das ist sehr einfach. Im Wesentlichen unterstützen erfahrene TransGenders andere, die gerade am Schlüpfen sind. Wer heranreift, gibt diese Hilfe dann meist gerne an die nächste Generation weiter. TransX betont ausdrücklich, nicht zwischen verschiedenen transidenten Menschen unterscheiden zu wollen. Wie ist da eure Position? Ja. Wie weit jemand geht, hängt meist nicht von einer vorgegebenen
dungen, die nicht mehr zu Diffamierungen im Beruf und im Alltag führen dürfen. Wir fordern klare Gesetze, auf deren Basis sich auch Transgender-Personen gegen sexistische Belästigungen und Diskriminierungen wehren können. Wie ist es generell um die Transgender-Bewegung in Österreich bestellt? Auch im Vergleich zu Deutschland bzw. anderen europäischen Ländern und den USA? Es klingt vielleicht komisch, aber es geht uns viel besser, weil wir viel schwächer sind. In den USA gibt’s eigene Gruppen für heterosexuelle Transfrauen, in der BRD heftige Fehden zwischen den Gruppen einzelner Bundesländer, und fast überall gibt’s getrennte Gruppen für Transsexuelle und Transvestiten, und dann noch für post-operierte Transsexuelle und fetischistische Transvestiten. Wir haben einfach nicht die kritische Größe erreicht, um in solchen Wahnsinn zu verfallen. Wir sind zwar mehr geworden – es gibt in fast allen Bundesländern Gruppen und in Wien schon einige Stammtische –, aber alle kommunizieren über trans-
und vor dem eigenen Lächerlichsein schlimmer sind als die tatsächlichen Probleme“. Ist das tatsächlich so? Würdest Du sagen, dass die Akzeptanz von Transgender gestiegen ist und Alltagsdiskriminierungen bzw. -diffamierungen abgenommen haben? Eindeutig. Wir haben immer mehr erfolgreiche Geschlechtswechsel bei weiterhin bestehenden Arbeitsverhältnissen. Vor zehn Jahren war das kaum denkbar. Wir sind noch nicht dort, wo wir hin wollen, aber ganz nüchtern: Es ist eine Revolution. Es geht jetzt um die Abschaffung aller Geschlechtszwänge. Und wie sieht es mit dem Ausschluss von transgender Personen aus feministischen Räumen gegenwärtig aus? Hat sich durch die Debatten etwas verändert? Leider haben die Streitereien feministischen Bewegungen unnötig viel Kraft gekostet. Für die meisten Transgender waren sie aber irrelevant. Es ist nun einfach so, dass jemand, der Frau wird, nicht unbedingt Feministin wird. Und warum Feministinnen Feministinnen ausschließen, das können andere sicher profunder erklären. ❚ juni 2009 an.schläge 15
16 an.schl채ge juni 2009
gendertrans
Was heißt hier „transgender“ …? Zufällig ausgewählte, aber authentische Notizen aus dem Leben einer Frau (was immer das heißt) mit Vorgeschichte (was immer das heißt). Von Iris Hajicsek Transgender heißt, den Großteil deines Lebens abseits von transgender zu leben (sofern mensch nicht gerade in der Coming-out-Phase ist, ist die sexuelle Identität eben einfach nicht abendfüllend). Transgender heißt, immer wieder Leute zu treffen, die dieses Thema ins Zentrum deines Lebens stellen wollen. Transgender heißt, dass deine „angenehm dunkle“ Stimme bewundert wird (sofern du M2F* bist). Transgender heißt, dass du gefragt wirst, ob mensch deine Stimme nicht ändern könnte bzw. warum du das nicht tust (wenn M2F). Transgender heißt, dass deine Antwort auf die Frage „Wie heißt du?“ immer wieder weitere Fragen nach sich zieht: „Und wie heißt du wirklich?“ – „Und wie nennen dich deine Eltern?“ – „Und was steht in deinen Papieren?“ – … Transgender heißt, manchmal mit einem Blick auf deine Brust und der Frage „Ist der echt?“ gegrüßt zu werden (falls M2F). Transgender heißt, von fragwürdigen Personen ganz selbstverständlich infrage gestellt zu werden. Transgender heißt, in Lokalen an der Bar auf Unbekannte zu treffen, die sich nonchalant mindestens einen Barhocker weiter weg setzen, sobald sie dich erstmals erblickt haben. Transgender heißt, vor dem Coming-Out nicht im Einklang mit seinen Gefühlen zu sein. Transgender heißt, nach dem Coming-out nicht im Einklang mit den Gefühlen anderer bezüglich der Beachtung gesellschaftlicher Normen zu sein. Transgender heißt, in einem Grätzel-Bistro vom Sitznachbarn, der schon irgendwo von dir gehört hat, unaufgefordert das Statement zu hören: „Wenn mei' Sohn so was machert’ wie du, den bringert’ I um!“ – jedoch nicht ohne den
tröstlichen Nachsatz; „Aber nimm’s nicht persönlich!“ Transgender heißt, im Stammlokal von manchen nicht gegrüßt bzw. ignoriert zu werden, weil sie sich nicht vorstellen können, wie mensch „so jemanden“ behandelt (wie behandelt mensch Menschen?). Transgender heißt, von Menschen wie das Wesen im Zoo behandelt zu werden, wenn sie deine Geschichte von vornherein gekannt haben. Transgender heißt, von Menschen wie ein_e überführte_r Betrüger_in behandelt zu werden, wenn sie deine Geschichte erst im Nachhinein erfahren haben – „Jetzt hast du es endlich zugegeben!“, „Du brauchst mir nichts mehr zu verheimlichen!“ –, auch wenn du zu deiner Geschichte stehst, sie jedoch nicht allen augenblicklich auf die Nase bindest (wer tut das auch, und wie sollte das auch aussehen? – „Guten Tag – ich bin M2F-Transgender und hätte jetzt gern ein Bier!“).
und dass sie dich auf Nachfrage mit dem Vorwurf konfrontieren, du hättest sie belogen oder etwas verheimlicht. Transgender heißt, an Frauen zu geraten, von denen du dann eine Art gynäkologische Untersuchung statt des erwarteten (zärtlichen? leidenschaftlichen? wilden? witzigen?) Sex zum OneNight-Stand bekommst, weil sie auch mal neugierig waren, „so eine“ Muschi kennenzulernen (M2F). Transgender heißt, an Männer zu geraten, die von dir begeistert sind, weil sie glauben, „endlich mal einem Kerl wie dir, der wie eine Frau aussieht, in den Arsch ficken“ zu können und die trotz deiner vehementen Versicherung, dass ihre Begeisterung bei dir keineswegs auf Gegenliebe stößt, nicht schnallen wollen, dass sie sich mit dem Gespräch am Rande eines Mordanschlags befänden, könnte man andere Menschen tatsächlich buchstäblich „zu Tode langweilen“ (M2F).
Transgender heisst, glorifiziert oder verachtet zu werden. Transgender heißt, als Held_in für das Coming-Out und alles davor und danach bewundert zu werden, obwohl mensch auf emotionaler Ebene subjektiv nichts anders getan hat, als aus dem dritten Stockwerk eines brennenden Hauses in das bereitgehaltene Sprungtuch der Feuerwehr zu springen – ist das soooo heroisch, wenn mensch keine konstruktive Alternative und die Angst, sonst unterzugehen, hat? Transgender heißt, dass Mailbekanntschaften, die auf ein Date mit dir bestanden haben, dieses abrupt und ohne Begründung absagen, bevor du noch persönlich in Erscheinung getreten bist, sobald sie von dritter Seite etwas mehr über dich erfahren haben,
Transgender heißt, auch unter anderen Lesben mit queerer Selbstdefinition sexuell so gut wie komplett tabu zu sein, was sich etwa dadurch äußert, dass dir gegenüber im Gespräch auch ohne äußeren oder emotionalen Anlass ganz nebenbei Sätze fallen wie: „Übrigens könnte ich mir nie vorstellen, mit jemandem wie dir etwas zu haben“, oder dass ihre Körpersprache Entsprechendes schreit (M2F). Transgender heißt, glorifiziert oder verachtet zu werden. Transgender heißt nicht: ganz entspannt wahrgenommen oder selbstverständlich voraussetzungslos behandelt zu werden. Was die Frage aufwirft: Warum denn eigentlich nicht? ❚
* M2F: Male to Female Iris Hajicsek ist Schriftstellerin, Musikerin, Künstlerin und aktiv in diversen (queer-)feministischen Projekten, von Ladyfest bis Frauencafé und auch in der queeren Band Norah Noizzze & Band. www.myspace.com/norahnoizzze
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transgender
TransPersonen & Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt ist eingebunden in die heteronormativen Gesellschaftsstrukturen und somit ein Ort von Diskriminierung und Ungleichbehandlung – auch für TransPersonen, was bisher in Österreich kein öffentliches Thema war. Von Persson Perry Baumgartinger und Vlatka Frketic´, Verein ][diskursiv
Der Verein ][diskursiv verqueert gesellschaftliche Zusammenhänge, wobei die Verbindung von Sprache, Macht und Diskurs wichtige Eckpfeiler darstellen. www.diskursiv.at Die Studie „TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt“ steht auf www.diskursiv.at unter dem Menüpunkt „Texte“ zum Download zur Verfügung. Sie wurde im Rahmen des Projekts „Collective Start“ vom BMWA finanziert und vom Verein maiz koordiniert.
18 an.schläge juni 2009
Der Verein ][diskursiv wurde von den an.schlägen eingeladen, im Rahmen des Schwerpunktthemas einen Beitrag zur Situation von TransPersonen am Arbeitsmarkt zu schreiben. Die Frauenhetz, in deren Bürogemeinschaft sich auch die an.schläge-Redaktion befindet, hat eine lange Geschichte des TransAusschlusses. Wir haben uns nach einigen Überlegungen entschlossen, diesen Artikel zu verfassen, da wir diese Schwerpunktsetzung als eine weitere Öffnung feministischer Frauenorganisationen und -medien gegenüber TransPersonen und TransThemen verstehen und dies begrüßen. Die Studie „TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt“ des Vereins diskursiv ist die erste ihrer Art in Österreich. Basis der Studie ist die Kritische
Diskursanalyse, die Diskurse als von Macht- und Ideologiebeziehungen bestimmt ansieht und den Handlungscharakter, die Situiertheit und Kontextabhängigkeit von Diskursen betont. Weiters ist die Arbeit an der Studie vom Engagement in der feministischen, queeren, Transgender- und Antidiskriminierungsarbeit der Autor_innen und des Vereins bestimmt. Für die Studie wurden acht Interviews mit trans- und arbeitsmarktrelevanten Institutionen wie etwa dem Klagsverband, dem AMS,TransX, eine Online-Umfrage sowie eine Gruppendiskussion für TransPersonen durchgeführt. Transphobe Realitäten. „Geschlecht“ ist Grundlage vieler Gesellschaftssysteme, ihrer Ordnungen und Machtausübungspraktiken. So wird u.a. stillschweigend vorausgesetzt, weiße heterosexuelle Männer/Frauen seien die Norm,
während alle anderen von der Norm abweichen: trans-, intergeschlechtlich und queer lebende Menschen seien pervers und krank, Schwarze Männer seien besonders potent, oder Menschen mit Behinderungen hätten gar keine Sexualität. Über Ursache und Behandlung von TransSein und TransPersonen wird erstaunlicherweise immer wieder ernsthaft spekuliert. Deshalb soll hier ein weiteres Mal festgehalten werden: TransPersonen sind nicht mehr oder weniger krank als Nicht-TransPersonen. Es ist vielmehr die noch immer rigide gehandhabte Zweigeschlechternorm, welche die „Abnorm“ – in dem Fall TransPersonen – als heilungsbedürftig, als an das herrschende Zweigeschlechtersystem anzupassend, sieht. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden TransPersonen in geschlossene
gendertrans psychiatrische Anstalten zwangseingewiesen, wenn sie sich etwa bei Betriebsärzt_innen outeten. Diese Zeiten sind zwar vorbei, die Studie „TransPersonen am österreichischen Arbeitsmarkt“ zeigt aber auf, dass transphobe Diskriminierungen am Arbeitsmarkt alltägliche Realität sind. Oft finden diese Diskriminierungen an scheinbar neutralen Orten wie der Toilette oder bei Arbeitsbesprechungen und Vorstellungsgesprächen, aber auch bei der Umsetzung scheinbar neutraler Gesetze wie Namensänderungs- oder Personenstandsgesetz statt. Die Wiederverankerung des Transsexuellenerlasses 2007, kurz nachdem 2006 der vorherige Transsexuellenerlass von 1996 aufgrund der Klage einer Transfrau aufgehoben wurde, ist ein weiteres Beispiel strukturell verankerter Transphobie.
diese Voraussetzungen gegeben sind, kann die Personenstandsänderung in das „Gegengeschlecht“ stattfinden, da „die betreffende Person als Angehörige des Geschlechts anzusehen ist, das ihrem äußeren Erscheinungsbild entspricht“ (ebd.). Was unter „geschlechtskorrigierenden Maßnahmen“, „äußerem Erscheinungsbild des anderen Geschlechts“ und „Zugehörigkeitsempfinden“ oder der „Zwanghaftigkeit“ verstanden wird, und wie diese Bestimmungen exekutiert werden, steht nirgends geschrieben.
Strukturbedingtes Outing. Eine der wichtigsten Forderungen, die im Laufe der Arbeit an der Studie immer wieder geäußert wurde, ist die Hinterfragung der heteronormativen Zwangsordnung, die sich auch in dem neuen Gerichtsurteil niederschlägt. Diese Ordnung ist Strukturelle Diskriminierung. Allein um ei- strukturell festgeschrieben, in Erlässen, nen selbstbestimmt gewählten Vorna- in Gesetzen, in Empfehlungen. Daher sind TransPersonen oft Outings ausgemen, der nicht dem bei der Geburt setzt, für die wir in der Studie den Bestaatlich zugewiesenen Geschlecht entspricht, in den Dokumenten eintra- griff „strukturbedingtes Outing“ einführen. gen zu können, werden u.a. ZwangsUnter „strukturbedingtem Outing“ sterilisation bzw. -kastration verlangt. Dasselbe gilt für die Änderung des Per- wird ein Outing verstanden, das durch sonenstandes. Dies hat sich bis jetzt – eine Diskrepanz der gelebten Realität und der strukturellen Vorgaben stattfintrotz des Urteils des Verwaltungsgedet – etwa wenn sich eine TransPerson richtshofs vom Februar 2009 – nicht geändert, da der Verwaltungsgerichts- auf der Arbeitssuche mit Dokumenten hof den Operationszwang nur für jene bewerben muss, bei denen bei der Ge-
des Arbeitsplatzes bis hin zum Wechsel des Arbeitsortes gehören zu den Lebensrealitäten von TransPersonen. TransPersonen, die wegen einer Geschlechtsangleichung oder aufgrund geschlechtsübergreifender Lebensformen zu einer einvernehmlichen Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses gezwungen werden, haben auch nach Angaben der Gleichbehandlungsanwaltschaft mit einer Reihe weiterer Probleme zu kämpfen, wie Beendigung von Beziehungen, finanziellen Problemen etc. Soziale Kontrolle durch Sprache. Transphobe Diskriminierungen am Arbeitsplatz finden vorwiegend (non-)verbal statt: in Form von Beschimpfungen, Beleidigungen, Zurechtweisungen oder durch simples Ignorieren. Auf jeden Fall wird durch solche Diskriminierungsweisen soziale Kontrolle ausgeübt: Die Person wird auf den für sie bestimmten Platz in der Gesellschaft verwiesen. Ein beliebter und wirkungsvoller Ort dieser Herrschaftskontrolle der Geschlechterpolizei sind Toiletten. Ein Ergebnis dieser transphoben Gewalt ist, dass mehr als ein Drittel der befragten Personen die Toiletten am Arbeitsplatz meiden bzw. dazu aufgefordert werden, die „richtige“ Toilette zu verwenden. Die Studie von ][diskursiv bestätigt den immer noch notwendigen großen Handlungsbedarf, bis TransPersonen in
Es hat sich gezeigt, dass der Beruf oder Arbeitsplatz fast die Hälfte der befragten Personen davon abhält, in ihrem gewählten Geschlecht zu leben. Kündigungen, häufig auf Druck der Arbeitgebenden unter dem Deckmantel der sogenannten einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses, der Wechsel des Arbeitsplatzes bis hin zum Wechsel des Arbeitsortes gehören zu den Lebensrealitäten von TransPersonen. „Fälle“ aufhebt, „in denen eine Person unter der zwanghaften Vorstellung gelebt hat, dem anderen Geschlecht zuzugehören, und sich geschlechtskorrigierenden Maßnahmen unterzogen hat, die zu einer deutlichen Annäherung an das äußere Erscheinungsbild des anderen Geschlechts geführt haben, und bei der mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen ist, dass sich am Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht nichts mehr ändern wird“ (VwGH Zl. 2008/17/0054-8, S.11). Erst wenn alle
burt zugewiesener Namen und Geschlecht eingetragen sind. Kein Wunder also, dass laut unserer Studie 88 Prozent der Befragten glauben, dass es als TransPerson schwierig ist, eine Arbeit zu finden. Es hat sich gezeigt, dass der Beruf oder Arbeitsplatz fast die Hälfte der befragten Personen davon abhält, in ihrem gewählten Geschlecht zu leben. Kündigungen, häufig auf Druck der Arbeitgebenden unter dem Deckmantel der sogenannten einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses, der Wechsel
all ihren Verschiedenheiten ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft werden, auf dem Arbeitsmarkt genauso wie in den Medien, in der Medizin genauso wie im alltäglichen Leben. Die Situation von TransPersonen kann langfristig nur dadurch nachhaltig verändert werden, indem ein Gesellschaftswertesystem kritisch hinterfragt wird, das auf zwei Geschlechtern Frau/Mann aufbaut, auf der Dichotomie von „Wir“ und „die Anderen“ und den historisch gewachsenen Diskrimi❚ nierungsmechanismen. juni 2009 an.schläge 19
transgender
Wissen schafft Geschlecht Transgender Studies als akademisches Feld. Von A. Koch-Rein
A. Koch-Rein, M.A. arbeitet zu Transgender, Queer und American Studies als PhD-Student am Graduate Institute of the Liberal Arts der Emory University in Atlanta.
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Seit den späten 1980er, frühen 1990er Jahren zirkuliert der Begriff „Transgender“ nicht nur in aktivistischen, sondern auch in akademischen (und überlappenden) Kontexten.Waren bis dahin Transsexualität, Crossdressing, nicht-normative geschlechtliche (Dis-)Identifikationen und andere mit der zweigeschlechtlichen Ordnung in Konflikt stehende Phänomene bestenfalls das Objekt mehr oder weniger pathologisierender Forschung, so wurden sie nun zu Subjekten – zu forschenden und, mit emanzipatorischem Impetus, beforschten. Zunächst an der produktiven Schnittstelle von Geschlechterforschung und Queer Studies aufgetaucht, sind Transgender Studies nach wie vor eng mit diesen verbunden. Wie viele enge Beziehungen sind allerdings auch diese mitunter kritisch und gespannt: Feministische Perspektiven, die auf eine naturhafte oder zumindest essenziell verschiedene Zweigeschlechtlichkeit setzen, stehen transgender Ansätzen traditionell ablehnend und feindlich gegenüber. Reste von Argumenten transphober feministischer Klassiker, wie etwa von Janice Raymond, sind nach
wie vor in aktuellen Debatten hörbar. Jene feministischen Ansätze, die sich weniger sicher sind, was unter „Frau“ zu verstehen sei – oder inwiefern diese Zuordnung die Basis und nicht das Problem der Intervention darstellt –, sind hingegen wichtige Quellen und Anschlussstellen. Die Scheidelinie verläuft hier grob zwischen solchen Feminismen, die „Frauen“ und „Männer“ unterscheiden (und weiters, obwohl dies nicht denknotwendig wäre, „Frau“ und „Mann“ möglichst eng und trans-unfreundlich auslegen), und solchen, die die soziale Wirkmächtigkeit dieser gemachten Unterscheidung bekämpfen, aber schon die Unterscheidung selbst für problematisch halten; sie verläuft zwischen Geschlechterforschung, die Geschlecht mit „Frau“ und „Mann“ für ausreichend beschrieben hält, und solcher, die sich der Überkreuzungen, Durchquerungen, Spektren und Ausschlüsse bewusst ist, die ein solches System automatisch hervorbringt. Queere Subversionsromantik. Queere Kritik an Heteronormativität und Zweige-
schlechtlichkeit ist ein besonders enger Verbündeter – idealerweise. Probleme tauchen hier dann auf, wenn sich queere Antinormativität Transgender als die Verkörperung der eigenen Theorie vorstellt, um dann die Hoffnung auf „ultimative Subversion“ regelmäßig enttäuscht zu finden. Wo und wenn Heteronormativität mit besonderer Härte am Beispiel von Transfrauen und -männern wegen ihres angeblich reaktionären Wunsches nach geschlechtlicher Identifikation kritisiert wird, kommt es zu Konflikten. Queerfeministische Forschung, die etwa von schwangeren Transmännern als ihren „Gedankenexperimenten“ spricht, die „nunmehr wahr geworden“ seien, offenbart ein gewisses Spannungspotenzial zwischen der Rolle von Transgender als Beispielball und der echten Beteiligung von transgender Perspektiven an der Diskussion um Geschlecht, Sexualität und Körper. Transgender Studies im US-Kontext. Als interdisziplinäres Feld sind Transgender Studies, wie seine Wurzeln auch, mit einer großen Bandbreite von traditionel-
gendertrans len Disziplinen verwoben. Es stellt soziologische wie kultur- und literaturwissenschaftliche Fragen, führt ethnografische Interviews rund um den Globus und gleich um die Ecke, präsentiert rechts- und politikwissenschaftliche Perspektiven, reicht von Musikwissenschaft zu Religions- und Gesundheitswissenschaft. Diese verschiedenen disziplinären und interdisziplinären Zugänge eint dabei nur die theoretische und politische Ausgangsposition, transgender Identifikationen, Praktiken und Perspektiven ernst zu nehmen und nicht-transgender Privilegien zu problematisieren. Aber wie steht es um die Verbreitung von Transgender Studies – lässt sich überhaupt von einem Feld sprechen?
mit einem der großen akademischen US-amerikanischen Verlage über eine Fachzeitschrift „Transgender Studies Quarterly“. Entwicklungsperspektiven. Transgender Studies sind zwar ein (durchaus blühendes) Feld, aber noch keine Disziplin. Bevor wir also in Institutionalisierungskritik (oder -jubel oder die gemäßigte reformistische Stimmung alteingesessener Universitätsarbeiter_ innen) verfallen, sei klargestellt, dass der Grad der Institutionalisierung im Vergleich zu anderen Feldern gering ist. Die Beitragenden zum Feld arbeiten, lernen und lehren in unterschiedlichen institutionellen Kontexten, keineswegs nur innerhalb von Women’s, Feminist
wältigender Gegenbeweis zu sein. An der fruchtbaren Schnittstelle von Akademie und außeruniversitärem Aktivismus steht der von der AG polymorph herausgegebene Band „(K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive“ (2002), der sich in beiden Räumen bleibender Beliebtheit erfreut. Der Blick auf diesen Leuchtturm und die vereinzelten Publikationen seither kann aber nicht über die alles andere als rosige Lage im akademischen Betrieb hinwegtäuschen: Der sogenannte Bologna-Prozess mit der Einführung von modularisierten Bachelor- und Master-Studiengängen hat in vielen Disziplinen zu einer inhaltlichen Retraditionalisierung und damit indirekt zum Überlebenskampf vieler bestehen-
Queere Kritik an Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit ist ein besonders enger Verbündeter – idealerweise. Probleme tauchen hier dann auf, wenn sich queere Antinormativität Transgender als die Verkörperung der eigenen Theorie vorstellt, um dann die Hoffnung auf „ultimative Subversion“ regelmässig enttäuscht zu finden. Für den angloamerikanischen Raum, also den sprachlichen Ausgangspunkt des Begriffs Transgender, ist die Frage, ob es sich bei Transgender Studies um ein Feld handelt, relativ leicht und faktenreich zu beantworten. Vor drei Jahren erschien „The Transgender Studies Reader”, in dem Susan Stryker und Stephen Whittle auf mehr als 700 Seiten Schlüsseltexte, zuvor schwer zugängliche historische Klassiker und aktuelle Beiträge zu einer grundlegenden akademischen Textsammlung vereint haben. Ich wüsste nicht, dass mir in einem anderen Feld je ein nützlicherer Grundlagenreader in die Hände gefallen wäre. An den US-Unis werden Seminare gehalten1, Beiträge veröffentlicht, traditionelle Kontexte wie die National Women’s Studies Association öffnen sich, ob zögerlich oder enthusiastisch, der Thematik. Konferenzen, wie etwa an der Cornell University, beschäftigen sich mit der Ergänzung von Transgender im Studienprogramm, in dem nun von „Lesbian, Gay, Bisexual & Transgender Studies Program“ die Rede ist. Zudem kursieren Gerüchte über einen weiteren Meilenstein: Paisley Currah und Susan Stryker sind in Verhandlung
oder Gender Studies-Programmen. Viele der Forschenden sind am Anfang ihrer akademischen Laufbahn, wenn es sich denn um eine solche handelt. Es ist daher schwer vorherzusagen, wie sich etablierte Programme und universitäre Institutionen langfristig verhalten werden, und welche Entwicklung mit der jüngeren akademischen Generation heraufzieht. Und das ist – wie bei anderen herrschaftskritischen Feldern auch – nicht zuletzt eine politische Frage. Unter anderem wird sich konkret zeigen müssen, ob und wie es gelingen kann, mehr Transfrauen den Weg an Universitäten zu ebnen. Allgemein geht es um nicht weniger als die Herausforderung, Geschlecht und Sexualität endlich so zu thematisieren und zu denken, dass wir alle darin vorkommen. Räume für akademischen Nachwuchs. Im deutschsprachigen Raum ist das Feld weniger eindeutig bestellt. Transgender Studies finden langsamer Verbreitung, was allerdings nicht an mangelndem Interesse oder politischen Aktivismus liegt. Die signifikante (Er-)Öffnung subkultureller und aktivistischer Räume für transgender Themen und Subjekte in den letzten Jahren scheint mir ein über-
der Geschlechterstudienprogramme geführt, jedenfalls aber die Rede von deren weiterer Ausbreitung – vorübergehend? – zum Verstummen gebracht. Damit sind auch die institutionellen Anschlussstellen für Transgender Studies nicht zahlreicher geworden. Wenn das Klima für Geschlechterstudien (ganz zu schweigen von QueerAnsätzen) eher rau ist und die Professor _innenschaft sich nach wie vor zahlenmäßig als privilegierter Herrenclub versteht, sind dies nicht gerade ideale Bedingungen. Debatten darüber, was es aus transgender Perspektive bedeutet, wenn dort, wo sie überhaupt existieren, Professuren in den Geschlechterstudien häufig über Frauenfördermittel finanziert werden, sind unter den Bedingungen derartig reaktionärer universitärer Strukturen nicht ganz einfach zu führen. Nichtsdestotrotz wächst im deutschsprachigen Raum die Zahl derer, die sich mit transgender Themen beschäftigen und in verschiedenen Disziplinen und Diskussionen ihre Stimme erheben – insbesondere auf der Ebene des sogenannten wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Folgen werden wir hoffentlich alle bestaunen dürfen! ❚
1 Einige von ihnen haben ihre Seminarpläne auf www.trans-academics.org gestellt.
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transgender
Definitionsmacht gewinnen Auch in Deutschland steht eine Änderung des sogenannten Transsexuellen-Gesetzes an. Julia Ehrt, Jannik Franzen und Ins A Kromminga sprechen von einem enttäuschenden Gesetzesentwurf und fordern eine nichtpathologisierende Perspektive, die das Selbstbestimmungsrecht von Trans* und Inter* Menschen zum Ziel hat. Ein Interview von Vina Yun. an.schläge: In Österreich sprach sich
Julia Ehrt lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist seit vielen Jahren bei TransInterQueer (TrIQ) e.V. aktiv. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind internationale Vernetzung und politische Arbeit. Jannik Franzen arbeitet bei TrIQ in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildung und Beratung sowie an einem Dissertationsprojekt zum Thema Transgeschlechtlichkeit und Psychotherapie. Ins A Kromminga, Künstler_in und Aktivist_in, lebt und arbeitet in Berlin. Er_sie ist bei TransInterQueer (TrIQ) e.V. und IVIM (Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen) aktiv.
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der Verwaltungsgerichtshof vor kurzem dafür aus, dass der genitalverändernde operative Eingriff keine notwendige Voraussetzung für die Änderung des rechtlichen Geschlechts transsexueller Personen mehr sein soll. Wie sieht die gesetzliche Situation in Deutschland aus? Julia Ehrt: Das Gerichtsurteil in Österreich ist sehr erfreulich. Wir hoffen, dass sich das Urteil auch positiv auf die Diskussion in Deutschland auswirkt. Wir haben hier die Situation, dass das Bundesverfassungsgericht bis zum 1. August 2009 eine Änderung des „Transsexuellen-Gesetzes“ angemahnt hat. Ob das nun endlich die große, seit Jahren angestrebte Reform wird oder wieder nur ein Reförmchen, muss sich erst noch zeigen. Die Begründung zum Gestzesentwurf vermittelt den Eindruck, dass sich endlich zumindest etwas bewegt – hingegen ist der Geset-
zestext selbst, wie ihn der Entwurf vorsieht, eine ziemliche Enttäuschung. Nach bisheriger Gesetzeslage haben wir in Deutschland ein zweigeteiltes Verfahren, das vor Gericht geführt werden muss. Für die Vornamensänderung werden vom Gericht zwei Gutachter_innen bestimmt, die je ein ausführliches Gutachten schreiben, auf deren Grundlage das Gericht über den Änderungsantrag entscheidet. Das Gericht gibt dem Antrag nur dann statt, wenn die Gutachten der antragstellenden Person attestieren, einem inneren Zwang, dem anderen Geschlecht anzugehören, zu unterliegen, der sich wahrscheinlich nicht mehr ändert. Laut Gesetzesvorschlag muss dieser Zwang nun unumkehrbar sein. Es ist nicht einzusehen, warum der Staat überhaupt ein Gutachten verlangt bei einer Vornamensänderung. Immerhin ist der Vorname Teil der Privatsphäre und steht damit unter besonderem Schutz.
Bei der Personenstandsänderung heißt es in der Begründung des Gesetzesentwurfs, dass künftig geschlechtsangleichende Operationen nicht mehr notwendig sein sollen, der geplante Gesetzestext an sich wiederum spricht von einer „Anpassung an das andere Geschlecht in körperlicher Hinsicht“. Das kann eigentlich alles heißen und könnte dazu führen, dass Hamburger Gerichte andere Maßstäbe anlegen könnten als Stuttgarter. Äußerst problematisch ist, dass im Gesetzesentwurf an der dauerhaften Unfruchtbarkeit festgehalten wird. Damit sollen Transgender die einzige Personengruppe bleiben, die sich, um ein Menschenrecht wahrzunehmen – das auf Privatsphäre1 –, sterilisieren lassen müssen. Transgender und Intersexualität wurden und werden in den innerfeministischen Debatten immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Wie gestalten sich diesbezüglich die aktuellen Einladungs-
gendertrans politiken feministischer Räume in Deutschland? J. E.: Da hat sich viel getan in den letzten Jahren. Vor fünf Jahren war für mich in einem alt eingesessenen Frauen-Lesbenlokal nicht mal eine Ausnahmegenehmigung drin, damit ich einmal im Monat bei einer Gruppe lesbischer Lehrerinnen teilnehmen konnte. Ich denke, die Zeiten sind inzwischen in Berlin vorbei, und viele feministisch/lesbische Räume sind jetzt diesbezüglich offener. Trotzdem kann man nicht behaupten, dass trans- und intergeschlechtliche Menschen im feministischen Mainstream angekommen sind. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
meinsamen (politischen) Interessen und Ziele ergeben sich daraus? Ins A Kromminga: Unterschiede bzw. Differenzen gibt es nicht nur zwischen den Inter* und Trans*Bewegungen, sondern auch innerhalb der jeweiligen Community. In Bezug auf Inter* besteht die größte Differenz innerhalb der Bewegung darin, ob eine deutliche Abgrenzung gegenüber medizinischen (pathologisierenden) und biologistischen Definitionen von Intergeschlechtlichkeit vorgenommen wird oder eben nicht. Um von der medizinisch-biologischen Definition von Intergeschlechtlichkeit wegzukommen, füllen wir von der IVIM/OII2 sowie bei
Zu den politischen Gemeinsamkeiten von Inter* und Trans* hat TrIQ eine offizielle Position erarbeitet, dort heißt es: „Wir sehen Übereinstimmungen in zentralen Punkten: In unserer Gesellschaft werden prinzipiell nur Männer und Frauen wahrgenommen (und klar voneinander unterschieden), alle anderen Geschlechtlichkeiten werden ausgeblendet. Inter* und Trans* sind Geschlechtlichkeiten, die aus der normativen Zweigeschlechterordnung herausfallen und deshalb strukturell und direkt diskriminiert und marginalisiert werden. In beiden Fällen werden Menschen aufgrund ihrer angeblich unpassenden Körper pathologisiert.“3
„Äusserst problematisch ist, dass im Gesetzesentwurf an der dauerhaften Unfruchtbarkeit festgehalten wird. Damit sollen Transgender die einzige Personengruppe bleiben, die sich, um ein Menschenrecht wahrzunehmen – das auf Privatsphäre –, sterilisieren lassen müssen.“ Jannik Franzen: In Berlin gibt es seit einigen Jahren diverse queer-feministische Veranstaltungen und Räume für „FrauenLesbenTrans“. Es gibt viele Projekte, die von queer und/oder trans* identifizierten Menschen (mit-)getragen werden, die selbst einen feministischen Hintergrund haben. Auch werden bei manchen Angeboten TransgenderPersonen explizit angesprochen, etwa bei Coming-out-Gruppen für junge Lesben und Transgender. Manchmal öffnen sich Projekte, die sich als Frauenräume verstehen, bei einzelnen Veranstaltungen auch für Transgender. Da ist zwar einiges in Bewegung, aber Spannungen bleiben nicht aus. Trans*Menschen, die diese Veranstaltungen besuchen, sind oft nicht sicher, ob sie sich willkommen fühlen können. Und Trans* oder Inter*Menschen, die nicht selbst in lesbisch-feministischen Kontexten sozialisiert sind, fühlen sich von „FrauenLesbenTrans“-Einladungen oft nicht angesprochen. Intergeschlechtliche Menschen werden leider sehr selten explizit eingeladen und mitgedacht. Oder sie werden unter dem Label „queer“ vereinnahmt, ob sie wollen oder nicht. Bei „TransInterQueer“ sind sowohl Intersexuelle als auch Transgender in einem gemeinsamen Projekt organisiert. Worin liegen die Überschneidungen, worin die Differenzen? Und welche ge-
TransInterQueer (TrIQ) e.V. den Begriff Inter* anders: Intergeschlechtlich sind alle Menschen, die den Erfahrungshintergrund haben, körperlich aus dem klassischen male/female-Schema herauszufallen und eventuell deswegen pathologisiert und medikalisiert worden sind – also als geschlechtlich „abweichend“ oder als „Störung der Geschlechtsentwicklung“ diagnostiziert und womöglich mit chirurgischen und hormonellen „Korrektureingriffen“ konfrontiert worden sind. Dagegen fordern wir keine bevormundende Medizin-Diagnose als Zertifikat für eine Legitimation, sich als Inter* zu bezeichnen. Wir wollen der Medizin ihre Definitionsmacht entziehen, über die Geschlechtlichkeit(en) von Menschen zu entscheiden. Es sollte als ein Menschenrecht verstanden werden, selbst und ohne Zwang herauszufinden, wer mensch ist. An dieser Stelle wird deutlich, dass es sich um eine gesellschaftliche und kulturelle Frage handelt. Dies geht über das identitätsstiftende Labeln von Inter* hinaus, was strategisch und politisch ja immer wieder sinnvoll ist, aber oft als essenziell biologistisch verstanden wird – in der Konsequenz gibt man an diesem Punkt die Definitionsmacht zurück an die autoritären Instanzen der Naturwissenschaft und Medizin.
J. E.: Die Schwierigkeit der Zusammenarbeit besteht jedoch darin, dass in beiden Communitys die Sensibilität für und auch das Wissen über die jeweils andere Seite fehlt. Das merken wir auch bei TrIQ, und ich denke, genau hier müssen wir ansetzen, um aufzuklären und Sensibilität zu schaffen – in der Szene und natürlich darüber hinaus. Wo seht ihr derzeit die Transgenderund Intersex-Bewegung im deutschen Kontext? Welche Forderungen stehen im Mittelpunkt? I. A. K.: In Bezug auf die IntersexBewegung kann ich hier auf die Forderungen von IVIM verweisen, u.a. das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und die freie Entwicklung und Entfaltung der eigenen geschlechtlichen Identität ohne Bevormundung und Zwang.4 Ich denke, die werden auch von vielen Transgender-Menschen unterstützt. J. E.: Ja, das denke ich auch, allerdings stehen hier Forderungen im Vordergrund wie z.B. die freie Vornamenswahl und -änderung oder die rechtliche Anerkennung der eigenen Geschlechtsidentität ohne Voraussetzungen wie Diagnose(n), Operationen oder Hormonbehandlungen. Dahinter steckt die Forderung nach körperlicher Unversehrtheit und die nach der freien Wahl der medizinischen Behandlung, die jedem Menschen in Europa zustehen.
1 Siehe Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention, „Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens“ 2 IVIM/OII: Internationale Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen, Organisation Intersex International – Germany 3 Die vollständige Erklärung findet sich auf unserer Website www.ivim.org 4 Details zu den Forderungen unter www.intersexualite.de/index.php/ forderungen-3
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Wichtig ist vielleicht noch anzumerken, dass sich die Trans-Bewegung in Deutschland inzwischen ziemlich einig darüber ist, was die politischen Forderungen sein sollten. Das war früher anders. Die Entwicklung in den letzten Jahren ist immens. Leider ist die Bewegung immer noch zerfutzelt, aber immerhin sind wir uns unter den Gruppen schon mal einig. Vielleicht ließe sich darauf aufbauen und ein deutschlandweites Netzwerk etablieren. In Berlin gibt es so ein Transgender-Netzwerk schon: das TGNB. Trotz allem ist ein bundesweites Netzwerk wohl auch in den kommenden Jahren Zukunftsmusik.
etwa mit Homophobie unter Trans* und Inter*Leuten, Trans- bzw. Interphobie unter Homos, mit Rassismus in mehrheitsdeutsch dominierten queeren Szenen … J. E.: Besonders bedenklich ist die völlige gesellschaftliche Ignoranz des Themas. Laut einer von der deutschen Antidiskriminierungsstelle veröffentlichten Studie sind nur fünfzehn Prozent der Bundesbürger_innen der Meinung, dass Transsexuelle (leider gab es in der Studie nur die Kategorie „transsexuelle Geschlechtsumwandlung“, was natürlich viel zu kurz greift) Diskriminierung erfahren. Tatsache ist aber, dass ungefähr vier von fünf transgender
versehrtheit des Kindes höher zu werten ist als die Anpassung an die Norm. Trans*Menschen sind, sobald ihr Trans*Sein den Wunsch nach medizinischen Körperveränderungen einschließt, auf medizinische Unterstützung angewiesen, auch wenn sie ihre Identität unabhängig von Diagnosen definieren. Die Forderung nach Abschaffung von Diagnosen wie „Transsexualität“ oder „Geschlechtsidentitätsstörung des Kindes- und Jugendalters“, auf deren Grundlage Hormone, Operationen u.a. von Krankenkassen finanziert werden, ist deshalb unter Trans*Menschen umstritten – auch un-
„Eine nicht-pathologisierende Perspektive hat das Selbstbestimmungsrecht von Trans* und Inter* Menschen im Blick und betrachtet deren Identitäten und Körper nicht als ‚krank‘ bzw. ‚abweichend‘. Ein vielfältigeres Bild dessen, wie Körper aussehen können, mit denen mensch sich wohl fühlen und sich zeigen kann, würde übrigens auch anderen als Trans* und Inter*Menschen das Leben erleichtern.“
5 www.ilga-europe.org/europe/ publications/non_periodical/ transgender_eurostudy_legal_ survey_and_focus_on_the_ transgender_experience_of_health_ care_april_2008
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Sind Transphobie und Homophobie Geschwister? I. A. K.: Nein, es sind Drillinge bzw. ein dreiköpfiges Monster: Interphobie gehört ebenfalls dazu. Geht es doch bei allen dreien um die Angst vor dem und die Ablehnung des geschlechtlich Andersartigen – sei es nun bezogen auf die gleichgeschlechtliche Sexualität oder die geschlechtliche (identitäre und oder körperliche) Fluidität, die die gängigen Prinzipien Männlichkeit und Weiblichkeit (und eben Heterosexualität) in ihrer vermeintlichen Eindeutigkeit, Festigkeit und Unterscheidbarkeit ad absurdum führen. J. F.: Gewalt gegen Lesben, Schwule, trans- oder intergeschlechtliche Menschen fragt ja nicht nach deren Identitäten und Selbstdefinitionen. Sie richtet sich, wie Ins schon sagte, gegen diejenigen, deren Ausdruck von Geschlecht und/oder Sexualität als „anders“, als nicht der Hetero-Norm entsprechend wahrgenommen wird. Und solche Ausgrenzung und Gewalt kann auch Menschen treffen, deren Selbstdefinition oder körperliche Konstitution gar nichts mit Homo, Trans oder Inter zu tun hat. Wichtig finde ich allerdings auch die Auseinandersetzung innerhalb von homo- und bisexuellen, queeren, trans-, inter- und anderen Szenen mit den eigenen Ausgrenzungsmechanismen –
Menschen im öffentlichen Leben Anfeindungen erfahren. Das geht von verbaler Anmache bis hin zu sexuellen Übergriffen. Das zeigen Studien in England, und auch die europaweite TransEuro Study5 kommt zu diesem Ergebnis. Ganz zu schweigen von der strukturellen Diskriminierung, die inter- und transgeschlechtliche Menschen erfahren. Generell scheinen Trans/Inter-Themen in der Öffentlichkeit meist unter dem Aspekt von Gesundheit und Medizin auf. Wie lässt sich hier eine nicht-pathologisierende, medizinkritische Position formulieren, die trotzdem auf die gesundheitlichen Bedürfnisse von Transund Interpersonen Rücksicht nimmt? J.F.: Eine nicht-pathologisierende Perspektive hat das Selbstbestimmungsrecht von Trans* und Inter* Menschen im Blick und betrachtet deren Identitäten und Körper nicht als „krank“ bzw. „abweichend“. Ein vielfältigeres Bild dessen, wie Körper aussehen können, mit denen mensch sich wohl fühlen und sich zeigen kann, würde übrigens auch anderen als Trans* und Inter*Menschen das Leben erleichtern. Für intergeschlechtliche Menschen bedeutet dies insbesondere, dass sie als Kinder und Jugendliche vor normierenden medizinischen Eingriffen geschützt werden müssen. Ihre Eltern müssen aufgeklärt werden, dass das Recht auf körperliche Un-
ter denen, die seit langem mehr Selbstbestimmung über die eigene Identität und den eigenen Körper fordern. Vielleicht wäre ein nicht-pathologisierender Blick denkbar, der nicht mehr den Beweis dafür verlangt, dass eine Trans*Person, die ihren Körper verändern möchte, an sich selbst leidet. Vielmehr würde das Leiden an den rigiden Geschlechternormen der Gesellschaft berücksichtigt, in der es manchen Menschen unmöglich ist, mit Namen oder körperlichen Merkmalen zu leben, die nicht der eigenen Identität entsprechen. Da wir aber voraussichtlich noch einige Zeit mit pathologisierenden Bildern von und medizinischer Definitionsmacht über Transgeschlechtlichkeit leben müssen, arbeiten wir darauf hin, zumindest ein breiteres Spektrum von Trans-Identitäten sichtbar und lebbar zu machen: Längst nicht alle wollen das gesamte Angebot an körperverändernden Maßnahmen, sprich die weitestgehende „Angleichung an das Wunschgeschlecht“ – manche, weil ihnen die Risiken und Nebenwirkungen zu groß sind, manche, weil sie ihren Platz eher im „Dazwischen“ finden. Dafür mehr Akzeptanz und Unterstützung von medizinisch-psychologischer wie auch juristischer Seite zu bekommen, wäre ein Schritt in Richtung Entpathologisierung. ❚
„A feminist sense of humor“ Golden Girl Bea Arthur war nicht nur als unvergessliche Dorothy Zbornak eine Wegbereiterin feministischer Fernsehfiguren. Ein Nachruf von Elisabeth Klaus. Am 25. April 2009 ist die Schauspielerin Bea Arthur in ihrem Haus in Los Angeles im Alter von 86 Jahren verstorben. Dem deutschsprachigen Publikum, darunter insbesondere auch vielen Feministinnen, war die als Bernice Frankel am 13. Mai 1922 geborene Arthur vor allem durch ihre Rolle als Dorothy Zbornak, einer geschiedenen Lehrerin, bei den Golden Girls bekannt. 1,77 groß, mit rauchiger, dunkler Stimme und so beißendem wie trockenem Humor – all das machte die Filmfigur zum unvergessenen Teil der Alten-WG in Miami, in der Dorothy mit zwei Freundinnen, Blanche Devereaux und Rose Nylund, und ihrer schrulligen Mutter Sophia Petrillo lebt. The Golden Girls brachten es in den USA, wo die Serie 1985-1992 produziert wurde, auf sieben Staffeln und 180 Folgen. Im deutschsprachigen Raum wurden die Golden Girls erstmals 1990-94 ausgestrahlt. Die Konstellation der Serie war ungewöhnlich – ungewöhnlich in Bezug auf das Genre: Das deutschsprachige Publikum war mit Sitcoms noch nicht vertraut. Ungewöhnlich in Bezug auf die Filmfiguren: Dass Frauen im Fernsehen immer jung und hübsch sein mussten, wurde ebenso durchbrochen wie ihre scheinbar unweigerliche Orientierung an Männern. Ungewöhnlich in Bezug auf die Themen: Die Sendung sprach soziale Fragen wie Homosexualität, Diskriminierung, Sterbehilfe, AIDS oder Altersarmut an. Ungewöhnlich auch in Bezug auf die stabile Fangemeinde: Eine meiner Kolleginnen traf sich zum Sehen regelmäßig mit Freundinnen, und manchmal trugen sie dabei Nachthemden und aßen Käsekuchen, genau wie die vier WG-Frauen. Im deutschsprachigen Raum kam den Golden Girls eine Vorreiterrolle für all jene Serien zu, die ungewohnte und unkonventionelle Frauenbilder und Geschlechterkonstellationen zeigen und ein feministisches Vergnügen ansprechen, auch wenn sich über kaum etwas besser streiten lässt als darüber, ob Desperate Housewives, Sex and the City, The Gilmore Girls, Queer as Folk oder The L-Word ein emanzipatorisches Potenzial aufweisen oder im Gegenteil konservative Ideologien in neuem Gewand verfestigen. In den USA begann dieser Flirt der amerikanischen Populärkultur mit dem Feminismus schon früher, und auch dabei kam Bea Arthur eine Schlüsselrolle zu. Als Maude Findlay hatte Arthur 1971 in der Serie All in the Family einen Gastauftritt. Dabei bot diese dem ultrakonservativen Archie Bunker (dem Vorbild von „Ekel Alfred“) so großartig Paro-
li, dass sie bereits im Jahr darauf zur Haupt- und Titelfigur einer eigenen Sitcom wurde. Maude wurde zur Begleiterin der Neuen Frauenbewegung. „If ever there were proof that feminists had a sense of humor, it was in Maude’s way of playing even the most serious of subjects for laughs”, vermerkt eine der damaligen Aktivistinnen. Maude und Dorothy ähnelten sich sehr, und wie die Golden Girls mehr als eine Dekade später, sprach auch die frühere Serie zahlreiche politische, soziale und auch vermeintlich private Themen an – vom Vietnamkrieg über Gewalt in der Ehe bis hin zur Menopause. Für Maude wie für die Golden Girls erhielt Bea Arthur Emmy-Awards. Amerikanische Frauenbewegungsgeschichte schrieb die Serie mit der Doppelfolge „Maude’s Dilemma“, deren Autorin Susan Harris später die Golden Girls schuf. Darin stellt Maude fest, dass sie schwanger ist und entschließt sich nach langem Ringen zu einer Abtreibung. Proteste und Ausstrahlungsboykotte begleiteten die Folge, die aber zugleich von unglaublichen 65 Millionen ZuschauerInnen gesehen wurde. Abtreibung war ein brisantes, kontrovers diskutiertes Thema, denn nur zwei Monate später, im Jänner 1973, legalisierte der Oberste Gerichtshof der USA im Prozess Roe gegen Wade den Schwangerschaftsabbruch. Neben Größe, Stimme und Humor scheint die Selbstbestimmung das offensichtlichste Merkmal und ein starker Motor in Bea Arthurs Leben gewesen zu sein. Maude wie die Golden Girls verließ die Schauspielerin 1992 auf eigenen Wunsch, um sich auf den Kampf für den Tierschutz und für die Rechte von Homosexuellen zu konzentrieren. 2002 kehrte sie mit Bea Arthur on Broadway: Just Between Friends als Schauspielerin dahin zurück, wo ihre Karriere begonnnen hatte – 1954 mit einer Rolle in der Off-Broadway-Produktion der Dreigroschenoper. Bea Arthur starb nur ein knappes Jahr nach ihrer Filmmutter, der im wirklichen Leben ein Jahr jüngeren Estelle Getty. Die Trauer der Fans um Dorothy und Sophia, um Beatrice und Estelle, um den Verlust eines befreienden Lachens zeigt sich im Internet, wo etwa „Karin aus Tirol“ schreibt:„Danke für viele schöne und unterhaltsame Fernsehstunden … möge euch der Käsekuchen im Himmel niemals ausgehen.“ ❚ Elisabeth Klaus ist Professorin an der Universität Salzburg und dort Leiterin des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft. Ihr Forschungsschwerpunkt ist u.a. Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung.
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findet sich auf der STICHWORTWebsite unter „Aktuelles“. Hinweise und Tipps nehmen wir dankend entgegen! www.stichwort.or.at
Neue Archivräume gesucht Der Verein Frauenforschung und weiblicher Lebenszusammenhang sucht neue Räumlichkeiten (ca. 200 m2) für den Archiv- und Bibliotheksbetrieb. b i e te Bevorzugt wird die Umgebung der Selbstverwaltbare Homepages Universität Wien, sowie die angrenfür selbstständige Frauen: zenden Bezirke. Näheres zu unsewww.frauen.webbegleitung.at ren Wünschen und Vorstellungen
*Zweiter Literaturpreis „Der Duft des Doppelpunktes“ 2009-2011* Auch die Ausschreibung des zweiten Literaturpreises „Der Duft des Doppelpunktes“ bleibt der Literatur der Arbeitswelt verbunden. Das Besondere: Der Literaturpreis verläuft dieses Mal wieder in zwei Stufen. Die PreisträgerInnen der ersten Stufe werden im zweiten Teil der Ausschreibung (Anfang 2010) von einem Tutor/einer Tutorin bei der Ausarbeitung eines weiteren Textes unterstützt. Es bildet sich ein Netzwerk, in dem sich der Begriff der Solidarität manifestiert: durch gegenseitige Unterstützung und voneinander Lernen. So sind die TutorInnen die PreisträgerInnen des ersten Literaturpreises „Der Duft des Doppelpunktes“ 2006-2008. Das Thema: Die verschleiernden und manipulativen Aspekte der deutschen Sprache hinsichtlich der Arbeitswelt. Ein paar Beispiele zur Anregung: Sind ArbeitnehmerInnen immer nur NehmerInnen und ArbeitgeberInnen immer GeberInnen? Wenn Arbeitskräfte freigesetzt werden, was machen sie dann mit ihrer Freiheit? Was bedeutet Kurzarbeit: Weniger Arbeit und dafür mehr Freizeit? Wenn eine Branche akademisiert wird, haben dann alle dort Tätigen einen DoktorInnenhut? Mitmachen können bis Ende November alle Menschen, die Freude am Schreiben haben und noch kein eigenständiges abgeschlossenes Werk in einem Verlag publiziert haben. Als Gewinne winken Geld- und Buchpreise und die Veröffentlichung der prämierten Texte in einer Anthologie, die für Mai 2011 geplant ist. Ergänzt wird der Literaturpreis übrigens dieses Mal durch den „Literatur-Twitter“: Fassen Sie sich kurz – 140 Zeichen Prosa oder Lyrik über die Arbeitswelt. *Weitere Informationen und Kontakt: Der Duft des Doppelpunktes – Kultur- und Wissenschaftsinitiative, c/o Petra Öllinger und Georg Schober 1060 Wien, Garbergasse 18, E-Mail: info@literaturblog-duftender-doppelpunkt.at, http://literaturblog-duftender-doppelpunkt.at/litpreis
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an.rissarbeit.wissenschaft Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6
bildungs.arbeit
Beratung, Bildung und Begleitung
uni.politik
Wieder keine Frau an der Spitze
Das Lernzentrum von LEFÖ bietet Migrantinnen seit 1989 verschiedene Bildungsangebote und -maßnahmen und unterstützt sie damit in ihren individuellen Lebenssituationen. In unterschiedlichsten vom Verein veranstalteten Bildungsseminaren bietet sich die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit migrationspolitisch relevanten Themen. Erwachsenenbildnerinnen, Mitarbeiterinnen von Migrantinnen-Organisationen und Bildungseinrichtungen, DaZ/F-Trainerinnen, Studentinnen und an politischer Bildungsarbeit Interessierte aufgepasst: Auch in diesem Jahr veranstaltet LEFÖ, gemeinsam mit den Vereinen Peregrina und Orient-Express, ein zweitägiges Seminar. Es trägt den Titel „Bildungsarbeit und Migrantinnen – ganzheitliche Ansätze, kritische Auseinandersetzungen“ und widmet sich dem Thema Migration und Sprache im Kontext hegemonialer Diskurse. kaiv 4.7. bis 6.7., Bildungshaus Schloss Puchberg, Wels, www.lefoe.at
Österreichische Unipolitik quo vadis? Zum wiederholten Mal gab es für die RektorInnenwahl der Medizinischen Universität Innsbruck einen Dreiervorschlag mit einer Frau und zwei Männern, und zum wiederholten Mal wurde die Frau nicht gewählt. Diesmal war es Margarethe Hochleitner, Vizerektorin und hochqualifizierte Kardiologin, die im Bereich Gendermedizin forscht und sich für Chancengleichheit einsetzt, die das Nachsehen gegenüber dem Gastroentologen Herbert Lochs hatte. Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, findet es empörend, dass „einer Frau aus der Universitätsleitung ein Mann vorgezogen wurde, der keinerlei Erfahrung in diesem Bereich aufweist“, und fügt hinzu: „Vielleicht ist es manchen ein Dorn im Auge, dass Hochleitner karrierebewusst ist und sich stets als Feministin bezeichnet hat. Bei einem Mann wäre es ein wichtiges Kriterium, Karriere machen zu wollen und Interessen zu vertreten, einer Frau wird es als Nachteil ausgelegt.“ Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, sieht ein Problem in der mangelnden Transparenz bei den Auswahlverfahren, wodurch „nachvollziehbare Qualifikationsvergleiche oft nicht mehr möglich“ sind. „Die Gleichstellung von Frauen in allen Gremien der Unis ist offensichtlich nur mit Quotenregelung möglich“, sagt die SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm. Nach einer Beschwerde des Arbeitskreises für Gleichbehandlung (er wurde zum abschließenden Hearing nicht eingeladen) entschied das Wissenschaftsministerium nun, ein aufsichtsbehördliches Verfahren einzuleiten. Wir bleiben dran. be
auszeichnung
gender.gerecht
Preisregen Bei der diesjährigen Berufsorientierungsmesse für Mädchen (kurz: BOMM) am 23.April konnten wieder einige Preise abgeräumt werden. Ziel der Veranstaltung ist die Beratung von Mädchen und jungen Frauen bei der Berufswahl, die ihnen eine eigenständige Existenzsicherung ermöglicht, sowie Information für Schülerinnen, LehrerInnen, Eltern, Schulen, Unternehmen und Institutionen und deren Sensibilisierung. Dieses Jahr wurden zum sechsten Mal besonders gelungene Projekte von Schülerinnen zum Thema Berufsorientierung mit dem Frauenförderungspreis „Lilith“ ausgezeichnet. Der Preis ging unter anderem an die Projekte der Mädchengruppen „Crazy Bananas“ und das „A-Team“. Bei der vom Frauenreferat Kärnten veranstalteten Messe wurde erstmalig auch das Gütesiegel für Schulen mit ausgezeichneter gendergerechter Berufsorientierung verliehen. Freuen dürfen sich darüber die Hauptschule St. Jakob im Rosental, die Hauptschule 3 St.Veit/Glan, die Sporthauptschule 4 Wolfsberg, die Hauptschule und Musikhauptschule Gmünd, die Hauptschule Greifenburg und die Polytechnische Schule Spittal. pix www.frauen.ktn.gv.at
studieren
SozialMarie an Roma in Ungarn
Frauen und Technik
Zum fünften Mal wurde 2009 die SozialMarie im Radio Kulturhaus verliehen. Die Privatstiftung „Unruhe“ fördert durch diesen Preis innovative Sozialprojekte, deren Ziel es ist, soziale Ideen und deren Umsetzung in der Öffentlichkeit bekannt zu machen sowie die Projekte untereinander zu vernetzen. Gewinner der SozialMarie 2009 ist „Chance for Children Foundation“ (CFCF) aus Csörög/Ungarn. Das Engagement des Projektes gilt den Roma-Kindern des Ortes, die trotz der Antidiskriminierungsgesetze in Ungarn ausgegrenzt und in „Sonderschulen“ gesteckt wurden. Die Mütter der Kinder haben sich mit der NGO CFCF zusammengeschlossen und gegen die Diskriminierung geklagt. Insgesamt wurden 15 Preise im Gesamtwert von 42.000,- Euro vergeben. niho
Diese Kombination, die nicht selten weiterhin für sexistische Lacher sorgt, ist an Österreichs Universitäten seit neunzig Jahren erlaubt. Mit einer hauchdünnen Mehrheit von 19 zu 18 Stimmen wurden im Jahr 1919 die technischen Studienrichtungen für Frauen geöffnet. Damals noch mit dem Vorbehalt, dass keinem Mann damit ein Studienplatz weggenommen werden dürfe. Während im ersten Jahr die Studentinnenschaft an der TU Wien bei mageren 0,4 Prozent lag, sind es heute positive 25 Prozent, auch Graz schafft die zwanzig Prozent-Marke. Tendenz langsam aber sicher steigend. Ein Jubiläum, das es zu feiern gilt. Vielleicht mit einem Maschinenbaustudium? nad juni 2009 an.schläge 27
Fo t o : M a h a l i e S t a c k p o l e
krise&geschlecht
Ohnmachtsdiskurs Kritik am Neoliberalismus ist inzwischen erlaubt, konkrete Alternativentwürfe bleiben jedoch tabu. Was das für feministische Politik bedeutet, diskutierte eine ver.di-Tagung in Berlin. Julia Roßhart berichtet. der vor allem eines zeige: Das „old boys network“ ist weitgehend intakt, und die vorwiegend männlich Elite, die große personelle Verantwortung für die Finanzkrise trägt, wird nicht zur Verantwortung gezogen. Stattdessen wird vor einer Hetze gegen Banker gewarnt und Solidarität mit der scheiternden Elite beschworen. Kappert verwies auf die Berliner Rede von Bundespräsident Horst Köhler und riet zu Misstrauen, wenn ausgerechnet jetzt Solidarität „zwischen Oben und Unten“ beschworen wird. Diese Form der Solidarität gelte es heute und jetzt zurückzuweisen. Gleichzeitig zeichne sich die gegenwärtige Debatte durch ein Konkretisierungstabu aus: Während Neoliberalismus und Kapitalismus einerseits in die Kritik geraten, bleiben konkrete UrsaOld boys network. Ines Kappert, Ressortlei- chenanalysen ebenso wie konkrete Lösungsvorschläge aus. Als Teil der Ursaterin „Meinung und Debatte“ bei der che benannte Kappert jene hegemonia„taz“, machte den Einstieg mit einer le Form von Männlichkeit, die sich über Analyse der gegenwärtigen Krisendie Unterordnung von Frauen, Schwudebatte. Entstanden sei ein Ohnlen und Schwarzen Männern definiert machtsdiskurs in Bezug auf die Krise, „Genderperspektiven in der Wirtschafts- und Finanzkrise“ – so lautete der vielversprechende Titel des 5. Gender-Fachdialogs der deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im März diesen Jahres in Berlin. Damit wurde genau das zum Thema gemacht, was sowohl in der Medienberichterstattung als auch in politischen und Bewegungskontexten rund um die Wirtschaftsund Finanzkrise weitgehend fehlt. Und tatsächlich: Während der Tagung gelang es, sowohl einige Verbindungen zwischen Geschlecht und Wirtschaftskrise sichtbar zu machen als auch angeregte und fruchtbare Diskussionen über geschlechterpolitische Konsequenzen in Gang zu bringen.
Dokumentation des 5. Fachdialogs Gender: http://gender.verdi.de/ publikationen/dokumentationen/ doku_fachdialog
28 an.schläge juni 2009
und auf Aggressivität und Egoismus setzt; eine Männlichkeit, die bindungslos und Fürsorge-abstinent konzipiert ist. Eben diese Form hegemonialer Männlichkeit decke sich mit dem männlichen Selbstbild der wirtschaftlichen Elite, und zwar mehr noch als mit dem Männlichkeitsbild der durchschnittlichen bundesdeutschen männlichen Bevölkerung. Der Grund dafür: Das horrende Gehalt der männlichen Eliten begünstigt zusammen mit deren überdurchschnittlichen Arbeitszeiten ein patriarchales Geschlechtermodell. Eine konkrete Folgerung müsse darauf abzielen, Eliten durch Quoten heterogener zu gestalten – nicht nur, aber eben auch, in Bezug auf Geschlecht. Heterogene Eliten: Reicht das? Aus dem Fachpublikum wurde zunächst auf positive Erfahrungen aus Norwegen verwiesen: Quotenregelungen hätten dort zu einem Rückgang der Korruption geführt, da alte Seilschaften aufgelöst werden konnten. Allerdings waren auch
geschlecht&krise vielfach kritische Stimmen aus dem Publikum zu vernehmen. Der Austausch der Eliten bedinge noch keine Veränderung der Machtmechanismen des Wirtschaftssystems. Stattdessen müsse Kritik an der eigentlichen Funktionsweise des neoliberalen Kapitalismus ansetzen, um eine nicht-hierarchische Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem wurde eine Revision des Elite-Begriffs eingefordert: Wollen wir überhaupt eine Elite? Und wenn ja: Wodurch soll sie sich auszeichnen? Kappert stimmte den Einwürfen zu, plädierte aber dafür, das augenblickliche Zeitfenster zu nutzen, um die konkrete und banale Forderung nach Quoten zu stellen und durchzusetzen. Die Stimmung sei momentan außergewöhnlich positiv, was die geschlechtliche Quotierung von Aufsichtsräten anbelangt. Später war von einem „frame of opportunity“ die Rede, was die Durchsetzung feministischer Politiken betrifft: Ökono-
plätze in den großen Industriezweigen wie der Autobranche oder dem Baugewerbe betroffen zu sein; sie sind massenmedial präsent (wie etwa Opel) und maßgebliches Ziel der bundesdeutschen Konjunkturpolitik (Beispiel Abwrackprämie). Allerdings lohnt ein zweiter Blick: So wurde erstens darauf hingewiesen, dass Frauen tendenziell eher in kleineren Unternehmen tätig sind, deren krisenbedingte Schwierigkeiten auf weniger Medienresonanz stoßen. Zweitens sei auf längere Sicht insbesondere auch der Dienstleistungsbereich von einer Wirtschaftskrise betroffen, da die Eliten, die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wegbrechen; im Dienstleistungsbereich aber sind vor allem Frauen beschäftigt. Drittens schließlich müsse von einem „male bias“ ausgegangen werden – sowohl was politische Interventionen als auch die Medienberichterstattung anbelangt: Angesichts der allgemeinen
und in den „weichen“ Bereich der Sozialpolitik abgeschoben, obwohl sie Grundlage und Bestandteil der Ökonomie sind. Hier sei es notwendig, nach neuen ökonomischen Konzepten zu suchen, die diese Dichotomie überwinden. Der Konjunkturpolitik der Bundesregierung warf Ca¤lar vor, diesem „male bias“ aufzusitzen, indem sie sich weitgehend auf die Ankurbelung der industriellen Produktion beschränkt. Zum Ende des Workshops wurden Kriterien für eine bessere und geschlechtergerechte Ökonomie entwickelt: Neben einem verantwortungsvollen und geschlechtergerechten Umgang mit Ressourcen sei eine neue Zeitstruktur notwendig, die politischen und reproduktiven Tätigkeiten (Gesundheit, Bildung, Care-Tätigkeiten etc.) Raum gibt. Zeit sei außerdem von Nöten, um neue interdisziplinäre ökonomische Konzepte zu entwickeln, welche die genannten Dichotomien zwischen „Wirt-
Ökonomie wird momentan wieder stärker als politisch und zivilgesellschaftlich gestaltbar verhandelt, wodurch auch geschlechterpolitische Anliegen an Einfluss gewinnen könnten. Andererseits aber wurde zu Bedenken gegeben, dass die Wirtschaftskrise ganz im Gegenteil dazu führen könnte, dass geschlechterpolitische Forderungen politisch noch stärker an den Rand gedrängt werden – zugunsten vorgeblich dringlicherer Probleme.
mie wird momentan wieder stärker als politisch und zivilgesellschaftlich gestaltbar verhandelt, wodurch auch geschlechterpolitische Anliegen an Einfluss gewinnen könnten. Andererseits aber wurde zu Bedenken gegeben, dass die Wirtschaftskrise ganz im Gegenteil dazu führen könnte, dass geschlechterpolitische Forderungen politisch noch stärker an den Rand gedrängt werden – zugunsten vorgeblich dringlicherer Probleme. Am Ende jedenfalls stand die gemeinsame Aufforderung, jetzt(!) politisch aktiv zu werden, um den „frame of opportunity“ geschlechterpolitisch zu nutzen und die Verdrängung feministischer Anliegen zu verhindern. Ein zweiter Blick lohnt. Auch die unmittelbaren Folgen der Wirtschaftskrise auf die Geschlechterverhältnisse kamen im Laufe der Diskussionen zur Sprache: Auf den ersten Blick scheinen in Deutschland vor allem Männerarbeits-
Höherbewertung männlich dominierter Berufsfelder komme ihnen auch im Falle einer Krise die größte Aufmerksamkeit zu. Hier wurde etwa darauf verwiesen, dass auch im weiblich dominierten Einzelhandel Kurzarbeit beantragt und genehmigt worden ist, ohne dass dies von einem breiten Medienecho begleitet wurde. Zahlen zu den gegenwärtigen Effekten der Finanzkrise auf Männer und Frauen existieren bislang nicht. Keine einzige Frau. Im Workshop „Genderkonstruktionen des Wirtschafts- und Finanzsystems“ charakterisierte Gülay Ca¤lar, Politikwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität, den „male bias“ der Wirtschaftswissenschaften. Als Bestandteil der Makroökonomie und als Interventionsfeld der Wirtschaftspolitik gilt hier ausschließlich, was marktvermittelt und produktiv ist. Reproduktive Tätigkeiten werden ausgeklammert
schaftsbereich“ und „Sozialbereich“ überwinden. Übers Knie gebrochene Lösungen seien tendenziell konservativ und verhinderten die Chance grundlegender Veränderung. Ein gutes Beispiel für diese These hat die Bundesregierung bereits geliefert: Im Lenkungsrat, dem die Verteilung von Krediten und Bürgschaften in Höhe von insgesamt hundert Milliarden Euro an angeschlagene Unternehmen obliegt, befindet sich keine einzige Frau, aller nationalen und internationalen Gender-Mainstreaming-Vorgaben zum Trotz. Ein hoffnungsvolles Zeichen ist das nicht. Es kann indessen als Erinnerung daran dienen, dass staatliche Interventionen in der Wirtschaft noch keine geschlechtergerechte Ökonomie machen. Und als Aufruf, der bereits zu Beginn des Fachdialogs zur Sprache kam, nämlich misstrauisch, unbequem und politisch aktiv zu sein: „Da dürften ruhig auch mal wieder Tomaten fliegen.“ ❚ juni 2009 an.schläge 29
kulturan.riss
Fo t o : H e i d i H a r s i e b e r © J a k o b L e n a K n e b l
tiert, sollen Handlungsmöglichkeiten und Strategien der Selbstermächtigung aufgezeigt, soll gebloggt, musiziert, gefilmt, gelacht, getanzt und genossen werden: „Fühlt euch frei zu kommentieren, zu informieren und zu vernetzen.“ Events, experimentelles Theater, Workshops, Ausstellungen, Diskussionen, Tanz-Performances, Streitgespräche sowie literarischer und cineastischer Austausch sollen die Freude an der Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterpolitiken vermitteln und steigern. Denn „Gender fordert heraus, eröffnet neue Betrachtungsweisen und macht Spaß.“ nad 6.-11.7., Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, 10117 Berlin, Schumannstraße 8, T. +49/30/285 34 122, gwi@boell.de, www.gwi-boell.de, http://gender-happening.de
fernsehen
Lego goes Homo Barbie & Ken-Sex hat jedes Kind schon mal nachgestellt. Die Macher der US-Animationsserie „Rick & Steve“ stellen mit ihren Lego-ähnlichen Püppchen lieber schwullesbisches Sexleben im imaginären HomoGhetto Lahunga-Beach nach. Dort stillen lesbische Mamis ihre Babys ausschließlich in der Öffentlichkeit – und müssen davor bei der ButchLebenspartnerin den Kinderwunsch durchsetzen. Bei Barbie und Ken wäre das natürlich nicht so gelaufen. Aber so anders als in der Lindenstraße oder der Wisteria Lane ist es in Lahunga Beach auch nicht. Haben wir uns fast gedacht. han
fotografie
Künstler_innen machen Kommunikation In der Saison OPEN UP 2008/2009 will das Tanzquartier Wien das Haus völlig umkrempeln und die Programmarbeit neu strukturieren. Gemeinsam mit ausgewählten KünstlerInnen werden das Tanz- und Performanceschaffen neu überdacht und Formate jenseits konventioneller Repräsentationspraktiken ausgelotet. Die Neugestaltung findet auch im Bereich PR und Marketing des Tanzquartier Wien statt. Unterschiedliche bildende Künstler_innen und Gruppen gestalten für die Dauer des Projekts den Kommunikationsprozess des Hauses als Teil ihrer künstlerischen Praxis und begleiten die Öffentlichkeitsarbeit inhaltlich, reflektieren, transformieren und experimentieren mit ihr. In den Monaten Mai und Juni 2009 übernimmt die Künstler_in und Performer_in Jakob Lena Knebl die Öffentlichkeitsarbeit/en im Tanzquartier. Sie stellt dabei die Frage nach den eigenen Leerstellen in der Außenkommunikation und beschäftigt sich mit dem Klischee der Ballerina. In Knebls künstlerischer Arbeit geht es um (Körper-)Identitäten und deren Konstruktion. Im März und April hatte Valie Export die Öffentlichkeitsarbeit/en für das Tanzquartier übernommen. niho
happening
Die 2. Staffel von „Rick & Steve“ läuft donnerstags um 21.15 Uhr auf TIMM. .
tanz
Neues Geschlecht durch Copy & Paste Der Star in Sachen Queerness beim heurigen Salzburger Tanzfestival heißt Jin Xing und kommt aus China. Sie ist Tänzerin, Choreografin und Kompaniechefin des Jin Xing Dance Theatre in Shanghai und seit 1995 die erste offiziell anerkannte male-to-female Transgender-Person in China. Gemeinsam mit der Wiener Tanz- und Performancegruppe Liquid Loft gestaltet Jin Xing die „lovely liquid lounge“, ein Set, in dem mit einer Rauminstallation und Performances wie „Das China Projekt“ Geschlechtergrenzen und -rollen spielerisch verhandelt werden. „In der Performance werden die TänzerInnen nach dem Copy & Paste-Verfahren in immer neuen Kontexten und Konstellationen präsentiert. Die Rollen, die wir täglich annehmen und verändern, das Life Design, das wir laufend selbst entwerfen, werden ausgestellt.“ Gesellschaftliche Reglements und designtes Leben finden nicht zuletzt im neu entworfenen Körper von Jin Xing ihre Repräsentation. Uraufführung. Dabei sein. nad sommerszene 09, 25.6.-18.7., lovely liquid lounge am 25.6., 19 Uhr, republic, 5020 Salzburg, Anton-Neumayr-Platz 2, T. 0662/84 34 48 oder öticket-center im republic T. 0662/84 37 11, www.republic.at, www.sommerszene.net
l i te r a t u r . p r e i s
Love me Gender, love me true
Technische Literatur
Das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie gendert Berlin. Von 6. bis 11. Juli wird unter dem klingenden Titel „Love me Gender – Gender is Happening“ die deutsche Hauptstadt bespielt. Mit einem Auge auf Praxisnähe soll Gender in all seinen Facetten disku-
Bereits zum siebten Mal schreiben das Frauenreferat der HTU (Österreichische HochschülerInnenschaft an der Technischen Universität Wien) und die Kunstvereinigung Akunst den mit 2.200,- Euro dotierten „Lise Meitner Literaturpreis“ aus. Der Name der österreichischen Physikerin
30 an.schläge juni 2009
Lise Meitner (7.11.1878-27.10.1968) steht für eine Frau, die ihren Weg im nach wie vor männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb erfolgreich gegangen ist. Der Literaturpreis wurde 1994 anlässlich des zehnjährigen Bestehens des HTU-Frauenreferates ins Leben gerufen und wird seitdem alle zwei Jahre ausgeschrieben. Bewertet werden Texte von Frauen, die sich mit dem Thema Technik und Geschlecht auseinandersetzen. Einsendeschluss ist der 9. September 2009. niho Nähere Informationen unter: http://lisemeitnerpreis.at
Michèle Thoma Fo t o : H i l d e B i l l i g h e i m e r 1 9 3 4 , S i l b e r g e l a t i n e a b z u g © T h e I s r a e l M u s e u m , J e r u s a l e m
a u s s te l l u n g
Eine Frau und ihre Kamera Im Berliner Martin-Gropius-Bau wird die erste Retrospektive der Fotografin Liselotte Grschebina (1908-1994) gezeigt. Zu sehen sind in diesem Rahmen hundert Fotografien, die von der Künstlerin zwischen 1929 und den 1960er Jahren vor allem in Deutschland und Palästina aufgenommen wurden. Die Arbeiten der gebürtigen Karlsruherin, die seit ihrer Emigration 1934 in Palästina lebte, wurden spät entdeckt: Erst nach ihrem Tod fand Grschebinas Sohn die rund 1.800 Fotos umfassende Sammlung und schenkte diese im Jahr 2000 der Fotoabteilung des Israel Museum in Jerusalem, wo sie wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Bis dahin war – abgesehen von wenigen veröffentlichten Fotografien – kaum etwas über das bemerkenswerte Leben und Werk der engagierten Künstlerin bekannt. Liselotte Grschebina lehrte nach ihrem Studium an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe dort selbst Werbefotografie. In Tel Aviv eröffnete sie zusammen mit Ellen Rosenberg das Fotoatelier „Ishon“ und war als offizielle Fotografin der Women’s International Zionist Organisation tätig. Inspiriert von der Neuen Sachlichkeit betonte die Künstlerin in ihren Werken klare Formen und arbeitete die Schönheit vermeintlich einfacher Dinge heraus. Ihr fotografisches Hauptthema war das moderne Alltagsleben – von Menschen beim Sport über Stilllebenkompositionen bis hin zur Architektur des „International Style“ in Tel Aviv. Sie konzentrierte sich stets auf das Wesentliche in den Motiven und unterstrich damit den dokumentarischen Charakter ihrer Fotografien. nr Eine Frau mit Kamera: Liselotte Grschebina, Deutschland 1908 – Israel 1994. 5.4.-28.6., Martin-Gropius-Bau, 10963 Berlin, Niederkirchnerstraße 7, post@gropiusbau.de, www.gropiusbau.de
Sich frei entfalten Die Wohnung ist schrecklich. Die Familie ist schrecklich. Was, du warst noch nicht einkaufen? Was gibt es zu essen? Das? Das kann doch kein Mensch essen. Das ist kein Leben. Das ist kein Leben da. Das ist zum Davonlaufen. Das wäre eine Option. Was? Das Davonlaufen. Ausziehen. Sowieso. Was heißt sowieso? Naja, sowieso. Sowieso ziehe ich aus. Aha. Soso. Und wann? Schneller, als du denkst. Schneller, als dir lieb ist. Gefällt es dir nicht mehr zu Hause? … Alt genug bist du ja. Dein eigenes Geld verdienst du. Wo stehst du denn in der Liste? Ich komme bald dran. Was? Ich denke, du bist auf Platz 20.379? Ich bin vorgerückt. Du willst wirklich in eine Gemeindewohnung? Das ist dein Ernst? Ja. Irgendwie schrecklich. Unpoetisch. Ich will nicht poetisch leben. Dann wird dein Zimmer also frei. Freu dich nicht zu früh! Ich freu mich überhaupt nicht. Das kann ich mir denken. Ohne mich läuft doch hier gar nichts. Du lässt mich also hier mit den Männern hocken? Die tun mir jetzt schon leid. Dein Bruder freut sich bestimmt. Der kriegt das Zimmer? Ja, was denkst du denn? Ein bisschen könntest du es ja noch lassen. Du meinst, so ganz in Rosa? Mit den 1.000 Parfumfläschchen, den Schminksachen, den Decken, den Pölsterchen? Es ist das einzige gemütliche Zimmer in der Wohnung. Und jetzt zieht der ein mit seinem Fahrrad neben dem Bett und seinem Computer und all dem! Aber es ist sowieso ein Mauseloch! Du wirst noch an dieses Mauseloch denken. Das hättest du wohl gern. Was glaubst du eigentlich? Ich will, dass du dich frei entfalten kannst. Dass du dein eigenes Leben lebst. Ja, und ich kann auch mein Leben freier leben. Die ganze Nacht tippen! Stundenlang im Badezimmer! Wann ziehst du aus? Zuerst muss ich mir Wohnungen anschauen. Vielleicht sind sie grindig. Oder in unmöglichen Gegenden. Wenn ich sie alle ablehne … Dann kommst du wieder auf Platz 30.000. juni 2009 an.schläge 31
holocaust&punk
G e n y a R a v a n a k a G e n y u s h a Ze l k o w i t z
Mazel-Tov-Cocktails Als die Töchter und Söhne der Holocaust-Überlebenden auf die Popmusik stießen, entstand Punk. Mit den Mitteln der Komödie, Überzeichnung und Rebellion versuchten Punkprinzessinnen wie Genya Ravan oder Helen Wheels ihre Familiengeschichte zu verarbeiten. Von Kerstin Kellermann
Steven Lee Beeber: Die HeebieJeebies im CBGB’s. Die jüdischen Wurzeln des Punk. Übersetzung: Doris Akrap Ventil Verlag 2008, 17,90 Euro (D)
32 an.schläge juni 2009
Die „Bibliothek von unten“ ist im Treppenaufgang unter einer steinernen Brücke in der Wiener Wipplingerstraße gelegen. Dieser Ort könnte sich auch im Venedig des letzten Jahrhunderts befinden, und den Eingang findet eigentlich nur, wer weiß, wo er ist. „Punk ist eine politische Haltung, kein Lebensstil“, sagt Doris Akrap, die aus Berlin anreiste, um dort das von ihr übersetzte Buch „Die Heebie-Jeebies im CBGB’s“ vorzustellen (und bei der Präsentation bereits ein mehrstündiges Interview auf Serbisch mit dem Architekten Bogdan Bogdanovic inklusive einiger Schnäpse hinter sich hat).
In der New Yorker Bar CBGB hatten alle großen Punk-Bands ihre ersten Auftritte. Die „Heebie-Jeebies“ zu haben, bedeutet ein Gefühl der Unruhe oder Nervosität zu spüren. Das Buch selbst schrieb Steven Lee Beeber, der an die 150 Interviews mit MusikerInnen und BandgründerInnen führte und erstmalig deren jüdischen Hintergrund und seinen Einfluss auf die Punk-Bewegung in den USA analysierte. „Der Autor musste mir immer wieder jiddische Worte im Englischen erklären, die doch eigentlich aus dem Deutschen stammen“, erzählt Akrap über die aufwändige Übersetzungsarbeit, die für die Jungle World-Journalistin mit einem Musi-
ker-Interview und einem Zufallsergebnis bei einer Internet-Recherche begann. In Wien spricht sie zwei Stunden lang äußerst konzentriert und begeistert über die zweite Generation der Holocaust-Überlebenden, die ihre Eltern nicht vor der Verfolgung durch die Nazis und dem erlittenen Unheil schützen konnten, sich aber mit den mörderischen Taten auf provokante Weise auseinandersetzten, wie z.B. die Ramones mit dem Song „I am a Nazi Schatzi“. Lied-Schreiber Tommy von den Ramones (eigentlich Tamas Erdelyi) war in Ungarn der Verfolgung durch die Nazis entkommen, seine Familie wurde großteils umgebracht.
punk&holocaust Provokante Rache. „Punk ist nicht nur lautes Schlagzeug, sondern begann damit, dass sich der Pop dem Holocaust gewidmet hat“, sagt Doris Akrap. „Die Punks waren die ersten, die sich mit Popkultur und Holocaust beschäftigten. Ihre Eltern kamen aus der Generation, die den Holocaust erlebt hatte. Sie wollten deren Erfahrungen aufarbeiten, aber nicht so deutsch, preußisch, ernst – sondern auf lustig. Sie wollten die Traumata nivellieren, herunterspielen, salopp mit Unterhaltungswert unter die Leute bringen.“ Gleichzeitig ging es, ähnlich wie in Jugoslawien in der Auseinandersetzung mit Müttern
men ist.“ Wird das sozial-kulturelle Umfeld vernichtet, bleibt nur rassistische Ethnisierung. Die Punks wehrten sich gegen Identitätspolitik, und Beeber schreibt von der „Endlösung der Endlösung“: „Die Nazi-Symbolik im Punk ist (…) respektlos gegenüber den Nazis. Sie ist die Verkörperung jüdischer Rache, die in der Tradition der Komödie steht.“ Mütter der Riot Grrrls. Punk bedeutete für Frauen, sich quasi legitim aufführen zu dürfen, es beinhaltete jede Menge Trotz, Kraft und Widerstand und verlieh ihnen die Macht, über Auftritte in der
vom Reformjudentum und vom Feminismus geprägt. Ihre Mutter war ein Fan der jüdischen Abgeordneten und Feministin Bella Abzug, Mitglied des New Yorker Repräsentantenhauses. Wheels, die „Hölle auf Rädern“, schmiss „Mazel-Tov-Cocktails auf die Glashäuser der Punks“, schreibt Beeber. Ein späteres jüdisch orientiertes Riot-GrrrlZine nannte sich übrigens Mazel-TovCocktail. Beide, Zelkowitz und Wheels, übten einen großen Einfluss auf zukünftige Performerinnen wie Annie Sprinkle (Ellen Steinberg), die mit Lydia Lunch arbeitete, Meredith Monk oder die Bildkünstlerin Cindy Sherman aus.
„Die Punks waren die ersten, die sich mit Popkultur und Holocaust beschäftigten. Ihre Eltern kamen aus der Generation, die den Holocaust erlebt hatte. Sie wollten deren Erfahrungen aufarbeiten, aber nicht so deutsch, preussisch, ernst – sondern auf lustig. Sie wollten die Traumata nivellieren, herunterspielen, salopp mit Unterhaltungswert unter die Leute bringen.“ und Vätern, die PartisanInnen waren, um eine gewisse Distanzierung von den HeldInnen-Eltern, um eine eigene Identität zu gewinnen. „Jeder hat ein Problem mit seinen Eltern“, meint Akrap. „Aber die Eltern sind in diesem Fall die Generation der HolocaustÜberlebenden, und das kann man nicht aussparen. Die Band Dictators z.B. wollte in einer Mischung von komischem Getöse und jüdischem Humor mit den Diktatoren brechen.“ Von draußen hört man laut die Stimmen derer, die gerade die Stiege hinuntergehen. Neue Punks treffen ein und suchen sich einen Sitzplatz. „Das Buch wurde von den jüdischen Gemeinden, die zum Teil konservativ sind, ambivalent aufgenommen und äußerst kritisch rezensiert“, erzählt Akrap. In der Einleitung zum Buch bezieht sich Peter Waldmann, Literaturwissenschafter und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinden in RheinlandPfalz, auf Hannah Arendts Definitionen von „Jüdischsein“: „Für sie ist Jüdischsein der Endpunkt einer unheilvollen Entwicklung im Judentum, die aus ihm ein natürliches statt ein kulturelles, religiöses Phänomen macht. (…) Jüdischsein wäre also dejudaisiertes Judentum, eine natürliche Fatalität, die nur noch rassisch zu bestim-
Öffentlichkeit ihre Positionen zu bestimmen und zu verteidigen. Goldie Zelkowitz war die erste Frau in der Geschichte des Rock, die mit einer elektrischen Gitarre auf die Bühne ging. Sie erkämpfte sich die Macht vor und hinter der Bühne. Ihre Band Goldie and the Gingerbreads war die erste reine Frauenband, bei der Frauen tatsächlich das Sagen hatten (die Runaways und die Monkees wurden von Männern kreiert) und die von einem großen Label übernommen wurden. Goldie Zelkowitz, die sich Genya Ravan nannte, war „der härteste Typ unter harten Typen“, schreibt Beeber, „man kann sie als die Mutter der Riot Grrrls betrachten“. Im Mittelpunkt ihrer Musik standen Themen und Bedürfnisse von Frauen. Sie lebte ihre Rebellion aus, war aber „viel zu sehr ein Anführer“, so Beebers Einschätzung, und „selbst für den Rock fast viel zu viel“, um beim männlichen Publikum anzukommen, das Wildheit, Rebellentum und Ausgelassenheit bei einer Frau nur bis zu einem gewissen Ausmaß tolerierte. Genyusha Zelkowitz wurde in Lodz geboren, ihre Großeltern, Tanten, Onkel und zwei Brüder wurden in Konzentrationslagern ermordet. Helen Wheels (eigentlich Helen Robbins, Kurzversion von Robinovitch) wurde in ihrer Jugend
Ambivalente Paare. Patti Smith, die Rebellin aus der Arbeiterklasse New Jerseys, arbeitete als freie Journalistin, als sie Danny Kaye kennenlernte. Mit dem jüdischen Jungen, der wie ein Mädchen aussah, trug Smith ihre Texte auf der Bühne vor, während Kaye dazu Krach machte. 1971 gründeten die beiden eine Band, die die Wut der Arbeiterklasse mit dem zumeist linken Politikverständnis jüdischer EinwanderInnen in die USA verband. „Patti hielt sich weder für eine Frau noch für einen Mann. Um mit ihr zu spielen, durfte auch ich mich weder für einen Mann noch für eine Frau halten“, beschreibt Kaye die 32-jährige Zusammenarbeit des Paares. Lou Reed ging bei Velvet Underground mit der von ihm angebeteten „Schicksengöttin“ Nico keinen androgynen Gender-Weg. Der jüdische Reed hasste die aus einer deutschen NaziFamilie stammende Sängerin seiner Band, fühlte sich andererseits gleichzeitig stark von ihr angezogen. Ebenfalls Affäre und musikalisches Band verknüpften Chris Stein mit dem autonomen Adoptivkind Debbie Harrie. Die Nachfolgepartie von Debbies Frauenband The Stiletto benannte Chris äußerst sarkastisch „Blondie“ – nach ❚ Hitlers Hund! juni 2009 an.schläge 33
feministcrafting
Fo t o : Ve ra N e u b a u e r
„Häkeln ist Class War“ Wie das Handarbeiten aus den vier Wänden ausbricht und zu einem subversiven Akt wird: widerständige Häkelkränzchen, vorgestellt von Andrea Heinz.
www.prickyourfinger.com www.castoff.info www.veraneubauer.com Eine Best Of Vera Neubauer-DVD wurde von Tricky Women herausgebracht und ist unter www.trickywomen.at erhältlich. www.umschlagplatz.at Der World Wide Knit in Public Day findet am 13. Juni statt. In Krems wird er von der Ersten Österreichischen Handstrickergilde am Dreifaltigkeitsplatz veranstaltet. In Wien trifft sich der Umschlagplatz im Museumsquartier, Carla und Verena veranstalten einen WWKiP-Day im Stadtpark. Mehr Infos gibt es unter www.wwkipday.com.
34 an.schläge juni 2009
Wie qualifiziere ich eine Person schnell und effektiv als im Pensionsalter und weiblichen Geschlechts? Ich setze sie auf einen Schaukelstuhl, gebe ihr Strickzeug in die Hände – fertig ist die „Oma“. Alle anderen legen die Strickund Häkelnadeln schließlich nach Ende der Pflichtschuljahre erleichtert aus den Händen und widmen sich wichtigeren Dingen. Stricken, so scheint es, ist Teil des alten, unfreien Frauenbildes. Und wann kann man unliebsame Rollenbilder schon mal so einfach zurück in den (Handarbeits-)Korb werfen? „Die Leute scheinen mehr Vorurteile über die Rolle von Handarbeiten zu haben als über die Rolle von Frauen“, sagt Rachael Matthews. Gemeinsam mit Louise Harries betreibt sie den mo-
dernen Kurzwarenladen Prick Your Finger in London. Bereits als kleines Kind begann sie mit dem Handarbeiten: „Es war der einfachste Weg für meine Mutter, mich ruhig und zufrieden zu halten.“ Später gründet Matthews den Cast Off Knitting Club, einen „performance knitting circle“, der Stricken als modernen und kreativen Zeitvertreib etablieren möchte. Sie beginnt, sich Gedanken über die Materialien zu machen: „Mir wurde klar, dass so viele der Materialien für uns keinen Charakter haben, weil wir nicht wissen, woher sie kommen oder wonach sie riechen. Ich wollte einen Shop, in dem wir die Geschichte hinter jedem Garn erzählen können.“ Zusammen mit Louise Harries gründet sie Prick Your Finger. Harries kommt aus der Mode-Branche und war
als Strickwaren-Designerin bei Firmen wie Gucci und Gap tätig. „Louise und ich kommen beide vom Land. Wir haben gesehen, wie Großbritannien seine Manufaktur-Basis verloren hat, seine WollMühlen und Strick-Fabriken. Wir sehen Bauern, die Schwierigkeiten haben, ihre Wolle zu verkaufen. Diese Themen vermischen wir mit Mode-Design und unserer Galerie. Wir zeigen beispielsweise die Arbeit von Textil-KünstlerInnen in unseren Schaufenstern.“ Playlists wie Patchworks. Neben dem Shop haben Prick Your Finger ein neues Projekt gestartet: Analogue Amnesty. Auf der Bühne spinnen Rachael Matthews und Louise Harries alte Mix-Tapes zusammen mit Wolle zu einem Garn und machen daraus Schals – so geschehen
craftingfeminist auch auf dem diesjährigen Donaufestival in Krems. „Die Welt, die ich bewohne, wenn ich spinne, kann eine sehr private sein. Als ich aufgewachsen bin, bewohnten auch Mix-Tapes diese Welt. Mix-Tapes waren wie Textilien für mich: Ich machte Playlists wie Patchworks, das Mixen von Songs und SoundSchnipseln war wie das Mixen von Farben und das Zugeben von Juwelen. Als ich begann zu spinnen, beschäftigte ich mich auch mit Fasern und ihrer Wirkung auf die Umwelt. Das geliebte Mix-Tape wurde plötzlich zu einer Umweltverschmutzung, und ich wollte wieder etwas Sinnvolles daraus machen.“
ten, während sie am Spinnrad saßen, strickten oder häkelten. Für lange Zeit war Stricken eine der wenigen akzeptierten kreativen Betätigungen für Frauen. In ‚The Last Circus’ wird eine Verbindung hergestellt zwischen dem Weben der Charaktere und dem Weben der Erzählung“, erklärt Vera Neubauer. Sie verweist auf die Historikerin Marina Warner und deren Theorie über die Parallelen zwischen dem Handarbeiten eines Objektes und dem Erzählen einer Geschichte: „Die Struktur der Märchen-Erzählungen wiederholt die Strukturen einer der typischsten Arbeiten von Frauen – das Herstellen von Textilien von der Wolle des Flachs bis zum fertigen Klei-
gefertigt hat und die an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse angepasst sind“, sagt Vera Brlica vom Wiener Umschlagplatz. Gemeinsam mit Katharina Nopp hat sie vor gut zwei Jahren strickend den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. „Im Grunde wollten wir nur bei einem Krügerl stricken und tratschen“, erzählt sie. Heute gibt es regelmäßige Strick-Treffen, der E-Mail-Verteiler umfasst mehr als 85 Personen. Doch eines fällt ihnen immer wieder auf: wie stark das Stricken an das weibliche Geschlecht und dessen Identität gebunden ist. „Männer reagieren wesentlich offener auf uns als Frauen. Der Zugang zum Stricken ist für sie wohl aus der
„Handarbeiten ist eine Möglichkeit des Widerstandes gegen von Unternehmen angeheizten Kapitalismus.“ Denn wer seine Sachen selbst macht, statt sie von gewinnorientierten Unternehmen zu kaufen, lehnt sich effektiv gegen deren oft unethische Produktionsmethoden auf.“ dungsstück.“ Vera Neubauer führt die Arbeit dieser Frauen in gewisser Weise fort, sie webt Frauenleben in Geschichten und benutzt dazu genau jene Techniken, die Frauen lange Zeit als einzige kreative Arbeit erlaubt waren. „Heute bestimmen HandarbeiterInnen (viele mit feministischem Hintergrund) die einst häusliche Tätigkeit der Handarbeit als befreiende und lustvolle Tätigkeit neu, sie machen daraus eine Form von feministischem Widerstand“, schreibt die Userin pinupchick auf der Handarbeitsbörse www.etsy.com. Sie studiert an der University of Western Ontario und plant eine akademische Studie über „Handarbeiten als eine Möglichkeit des Widerstandes gegen von Unternehmen angeheizten Geschichten spinnen. Ausgewiesen feminis- Kapitalismus, mit besonderem Fokus tisch strickt die britische Filmemacherin auf ‚feminist crafters‘“. Denn wer seine Vera Neubauer. In ihren Filmen verwen- Sachen selbst macht, statt sie von gewinnorientierten Unternehmen zu det sie gerne handgestrickte und -gehäkelte Puppen, wie in „The Last Cir- kaufen, lehnt sich effektiv gegen deren oft unethische Produktionsmethoden cus“ (2004). Erzählt wird darin die Lebensgeschichte von Godiva, angelsäch- auf. sische Edelfrau, Kunstreiterin und PatroKnit in Public. Einmal abgesehen davon, nin der Künste. Träume und Erinnerundass es ein völlig anderes Gefühl ist, ein gen werden mit Elementen von Zirkus und Märchen verwebt. „Das ist Godivas selbstgemachtes Kleid zu tragen, statt Geschichte, und ihre unterbewussten an einem schlecht sitzenden H&M-FetWünsche und Erinnerungen bestimzen herumzuzupfen. „Es ist ein wahres men die Narration. Es waren oft Frauen, Glücksempfinden, wenn man Kleidie an Winterabenden Märchen erzähl- dungsstücke trägt, die man selbst anMaterialien sind der Angelpunkt in Matthews’ und Harries’ Arbeit: weg von der Synthetik, hin zum Handgemachten, zu Textilien mit Geschichte. Daneben gibt es aber auch noch eine andere Dimension:„Ich liebe es zu sehen, dass Frauen das Handarbeiten wieder für sich beanspruchen, denn je mehr Fertigkeiten wir lernen, desto geschickter werden wir. Und ohne Geschicklichkeit haben wir keine schönen Dinge“, sagt Matthews. „Ich würde mich selbst als Feministin bezeichnen, aber ich habe kaum die Möglichkeit, darüber zu diskutieren. Handarbeiten scheint in diesem Zusammenhang ein besonders heißes Thema zu sein. Aber wie Yoko Ono sagt: ‚Don’t know, I’m just doing it‘.“
Tradition heraus unbelasteter. Viele Frauen verbinden damit immer noch die Oma zu Hause oder das ‚Heimchen am Herd‘. Genau deshalb wollen wir das Stricken oder generell das Handarbeiten entstauben. Wir wollen aus der privaten Tätigkeit eine öffentliche machen, stolz darauf sein und nebenbei noch eine alte Kulturtechnik erlernen und weitergeben. Oder wie ein Freund von uns so passend gesagt hat: ‚Häkeln ist Class War‘“. Auch wenn sich Vera Brlica und Katharina Nopp nicht unbedingt als „feminist crafters“ bezeichnen würden, sind sie sich ihrer Wurzeln bewusst. „Diese Leidenschaft, die uns immer mehr in Anspruch nimmt und unser Leben prägt“, sagt Vera, „wurde in unserer Gesellschaft von Frauen entwickelt und tradiert. Und umgekehrt hat diese Tätigkeit das kollektive Bild der Frauen geprägt. Umso wichtiger erscheint es uns, bunt gemischt in der Öffentlichkeit Präsenz und damit auch unsere Wertschätzung für diese Frauen zu zeigen.“ Das werden sie auch am World Wide Knit in Public Day am 13. Juni tun. Seit 2005 findet der einmal im Jahr an mittlerweile fast 200 Orten weltweit statt. Menschen, die gerne stricken, kommen hier zusammen. Motto: Better living through stitching together. ❚ juni 2009 an.schläge 35
girlmonster
A n n L i v Yo u n g b e i d e r G i r l M o n s t e r N i g h t a u f d e m D o n a u fe s t i v a l . Fo t o : F l o r i a n S c h u l t e
„Visuelle Sprachen subvertieren“ Für die „Girl Monster Night“ beim Donaufestival kuratierte die New Yorker Künstlerin A.L. Steiner ein queer-feministisches Videoprogramm und hielt eine Lecture zum Thema feministische Kunst. Im Interview mit Silke Graf und Vina Yun sprach sie über die Entstehung der „Girl Monster“-Events und den Sinn von „Pop-aganda“. an.schläge: Sie sind kollaborierendes Mitglied von Chicks on Speed (COS) – wie hat die Zusammenarbeit mit der Gruppe begonnen? A. L. Steiner: Das COS-Kollektiv setzt sich aus verschiedenen Mitgliedern zusammen, die hier und da an unterschiedlichen Projekten tätig sind. Ich arbeite seit 2003 mit ihnen zusammen,
Es gab eine Serie von Live-PerformanceAbenden mit dem Titel „Art Rules!“, Kollaborationen zwischen mir und Melissa Logan, Alex Murray-Leslie, Anat Ben-David, Kathi Glas und Douglas Gordon. Diese wurden zwischen 2006 und 2008 in Paris, Madrid, Wien und Kyoto präsentiert. Meine Lecture fußt auf diesen Performances.
Monster“-Live-Events hervor, die regelmäßig im Kampnagel Theater in Hamburg stattfinden. Ein Traum von Alex und Melissa, das Girl-Monster-Orchester, hat im April seine Premiere beim Donaufestival gefeiert – und Alex, Melissa und mich von COS, The Raincoats, MEN, Anat Ben-David, Yo! Majesty, Koko Von Napoo, Prick Your Finger, Ann
„Was wir zu wissen meinen, im Besonderen hinsichtlich der Begriffe ‚Genie‘ und ‚Kultur‘, ist pure patriarchale Fantasie.“
Übersetzung aus dem Englischen: Silke Graf und Vina Yun
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als wir uns bei der Art Basel Miami kennenlernten und ich mich als Groupie in die Mitte geschlafen habe. Wir begannen mit Foto- und Video-Kollaborationen und erweiterten das Ganze um Installationen und Live-Performances, die wir ständig weiterentwickeln. Wir informieren und bereichern uns gegenseitig.
„Girl Monster“ ist der Titel der 2006 veröffentlichten, dreiteiligen CDKompilation von Chicks on Speed, die von Alex und Melissa organisiert wurde. Die Kompilation präsentiert Frauen aus Punk und Post-Punk, aktuelle Trickster und Electro-Rock-Prankster. Dieses Projekt brachte schließlich die „Girl
Liv Young und Isabelle Lewis sowie robbinchilds zusammen auf die Bühne gebracht, dirigiert von Gustav und Else. Ihr Vortrag, der sich feministischer Kunst und der Neuerzählung der Kunsthistorie aus feministischer Sicht widmet, ist ein Mix aus Aufklärung und Enter-
tainment, und nähert sich in seiner Form klassischen Propaganda-Reden an. Was hat es mit dieser Darstellungsweise auf sich? Was ich mache, ist, einem Pop-Publikum kleine Schnipsel aus der Kunstgeschichte zuzuwerfen. In diesem Setting ist das Publikum sehr offen für Information, weil es zugleich „unterhalten“ wird. Mein Vortrag ist ja recht kurz, etwa zehn Minuten decken ein Millennium an Kunstgeschichte von Frauen ab, die ausgelöscht, ausgegrenzt oder marginalisiert wurde, aber dank feministischer Autorinnen, Historikerinnen, Künstlerinnen, Kuratorinnen u.a. neu geschrieben und neu installiert wird. Das COS-Kollektiv ermutigte mich, die Idee dieses Vortrags im Pop-Setting zu entwickeln und weiter zu verfolgen, nachdem wir in „Art Rules!“ damit experimentiert hatten. Was wir zu wissen meinen, im Besonderen hinsichtlich der Begriffe „Genie“ und „Kultur“, ist pure patriarchale Fantasie. Der Begriff „Propaganda“ wurde übrigens von der päpstlichen Vorherrschaft im 15. Jahrhundert geprägt, die ihre Doktrinen, Glaubensinterpretationen und Prinzipien als „Wahrheit“ verbreitete. In Anlehnung an Anat Ben-David (ebenfalls kollaborierendes Mitglied von Chicks on Speed, Anm.) bevorzuge ich den Begriff „Pop-aganda“. Die feministische Kunst des 20. Jahrhunderts ist die jüngste monumentale Revolution in der Kunstwelt, und endlich erhält sie auch mehr Aufmerksamkeit. In Ihrer Lecture fallen Namen wie Ana Mendieta, Yayoi Kusama, Betty Tomkins, Gina Pane, Carolee Schneemann – Künstlerinnen, die lange Zeit vom männlichen Kunstkanon ignoriert worden sind. Ist die Betonung des Ausschlusses aufgrund des Geschlechts aber nicht zugleich eine Nivellierung der unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen und Hintergründe? Die Theoretikerin Luce Irigaray sagt, dass in unserer patriarchalen Kultur die Wahrnehmung dem „passiven“ Pol zugeordnet und damit traditionell weiblich besetzt ist, während das kreative Schaffen ein männliches Privileg darstellt. Das Verständnis von „Genie“ wird von jenen bestimmt, die als biologisch männlich wahrgenommen werden und S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a zufälligerweise auch diejenigen sind,
die Geschichte schreiben und sie besitzen oder besessen haben. Monique Wittig argumentiert, dass vom „heterosexuellen Geist“ (siehe den Essay „The Straight Mind“, Anm.) Gesellschaft nur dort wahrgenommen wird, wo Heterosexualität auch alle menschlichen Beziehungen regelt – die Produktion von Begriffskonzepten und alles unbewusste Weiterverarbeiten beruht auf diesem absurden, normativen, heterosexuellen Gerüst. Diese zwei Aspekte charakterisieren die Schwerpunkte meines Interesses, und ich hoffe, diese auch in meiner Performance zu transportieren. Die in meinem Dia-Vortrag präsentierten Künstlerinnen bringen die oben genannten Punkte zum Explodieren, und sie liefern den Schlüssel zu unserem Unbewussten und zu unserer Psyche. Für mich liegt die Essenz feministischer Kunstkritik in der (Re-)Strukturierung von Begrifflichkeiten wie Künstler, Autor, Erzieher, Experte und Genie. 2006 waren Sie Ko-Kuratorin des Ausstellungsprojekts „Ridykeulous“ in New York, das lesbische Künstlerinnen präsentierte. Was bedeutet „Ridykeulous“, und welche Idee steckt dahinter? Das „Ridykeulous“-Projekt ist eine Kollaboration zwischen mir und Nicole Eisenman als Kuratorinnen und anderen Künstlerinnen. Es manifestiert sich in verschiedenen Formen – einem Zine, Ausstellungen, Diskussionen, Dinners, Lectures und Aktionen. „Ridykeulous“ ist der Versuch, sowohl theoretische als auch visuelle Sprachen zu subvertieren, die üblicherweise feministische oder lesbische Kunst definieren. Um aus einigen Überlegungen von uns und anderen zu zitieren: „Ridykeulous behauptet, einen kulturellen Moment zu destillieren, das Blut und die Eingeweide einer Untergrund-Bewegung anzuzapfen. Ridykeulous versucht sich an der Erosion vorhandener Einschränkungen von Kultur. Ridykeulous wird dir alles und nichts erzählen und dich in einen Abgrund der Wut stoßen.“ Der Begriff Ridykeulous spielt mit dem Lächerlichen („ridiculous“) oder – in unserem Universum – auch mit „ridickulous“; spielt mit dem Absurden, der Heuchelei, der Ernsthaftigkeit und der Geschichte – also mit den Umständen unseres alltäglichen Lebens. ❚
denice
The Worst Dykefilms EVER I love lesbian (pop)culture. When I switched from identifying as a lesbian to being queer, I felt a sting in my heart, a feeling of losing something, of not being a part of this exclusive club anymore. This club where, to be perfectly honest, the taste at times is somewhat questionable. I missed the early years of sucking up anything remotely connected to “being lesbian” and the feeling of looking for dyke-hints everywhere. This could of course have as much to do with ageing as it has to do with identity, but still ... My first lesbian years I ploughed through the whole jungle of female homosexuality pictured in films and books and tried to convince myself that it was all good. After literally hundreds of hours wasted on bad storylines, acting and writing, I am still quite happy that I spent all that money and time on trying to find some character that I could identify with. And since I am a huge fan of lists … The Worst Dykefilms EVER: 1. Claire of the Moon 2. Bar Girls 3. Nachbarinnen 4. Lianna 5. D.E.B.S. Kissing scenes that I rewound and watched again and again and that, as I realized later, were NOT that hot (and not very “lesbian”): 1. Selma Blair and Sarah Michelle Gellar in Cruel Intentions 2. Kristin Scott Thomas and Emanuelle Seigner in Bitter Moon 3. Maria de Medeiros and Uma Thurman in Henry and June 4. Neve Cambell and Denise Richards in Wild Things (wtf???) 5. Naomi Watts and Laura Harring in Mullholland Drive Books I read where I want my time and money back: 1. Price of Passion (The mere thought of it turns my stomach.) 2. Affinity by Sarah Waters 3. Everything written by Lisa Alther (and I, stupid, read them all.) 4. The Mammoth Book of Lesbian Erotica (nearly made me frigid) 5. My Summer of Love (Film good. Book sucks BIG time!) Five lesbian icons that people have got to STOP saying are hot. They are not. 1. Jodie fucking Foster (the nose, the voice, the absence of lips) 2. Ellen DeGeneres (Funny, clever. But NOT a hottie.) 3. Carmen from The L-Word (Don’t even get me started ... ) 4. Cynthia Nixon (Just because she came out does not mean that ... ) 5. Demi Moore in G.I. Jane (no. no. NO!) Feel free to sue me for political incorrectness if you want to, but I never got the thing about “vagina music” (quote from Six Feet Under) either: Indigo Girls, Melissa Etheridge and the rest ... Still, I will continue to do a little jump and make a little “yeay” sound every time some celebrity dares to come out, some lame American TV-series decides to spice things up by having a lesbian tender storyline or the next big hit detective novel has a heroine that turns out to be a muff-muncher! juni 2009 an.schläge 37
Music Therapy Neue und alte Selbstheilungskräfte aktivieren mit Silke Graf.
www.peachesrocks.com www.batforlashes.com www.myspace.com/micayomusic www.myspace.com/speechdebellemusic
38 an.schläge juni 2009
Peaches ist zurück! Auf die Alben The Teaches Of Peaches (2002), Fatherfucker (2003) und Impeach My Bush (2006) folgt mit I Feel Cream (XL Recordings/Edel) ein vergleichsweise harmloser Albumtitel. Und nicht nur der ist weniger explizit als seine Vorgänger, auch Songs wie „Relax“, „Talk To Me“ und „Mommy Complex“ verzichten auf „dix“, „tits“ und „cum“. Frau Merrill Nisker thematisiert dafür den Sex-Appeal des Älterwerdens – hat sie doch selbst schon die 40er Grenze überschritten – und rappt auf ihrem Album Zeilen wie „lick my crow’s feet!“. Doch keine Angst – die nach einer Figur aus einem NinaSimone-Song benannte „Queen of Electrocrap“ rockt nach wie vor ganz gewaltig, nur diesmal mit Unterstützung von Produzententeams wie Simian Mobile Disco, Digitalism, Soulwax und special guest Shunda K von Yo! Majesty („Billionaire“) eben vielseitiger und auch schon mal richtig gefühlig („Lose You“). Und neu ist auch: Peaches singt! Große Gefühle am Dancefloor sind dabei vorprogrammiert, das Herz geht über, wird aber von Tracks wie „More“ und „Take You On“ wieder in alter Peaches’ straight-and-sexy-beat-Manier zurückgeholt in die harte Realität feucht-cremiger Träume. Möge sie uns noch lange mit ihrer genderbending Energie beglücken! Um einiges verträumter und sanfter schwebt das neue Album von Natasha Khan alias Bat For Lashes da-
her. Two Suns (Parlophone/EMI) bleibt dem Debüt Fur And Gold (2007) atmosphärisch treu: Piano, Streicher, VintageOrgel und Mandoline sorgen für beklemmende, intensive Momente. Für die Beat-Programmierung hat Khan diesmal die Brooklyner Experimentalisten Yeasayer engagiert, die für Khans von Gospel-Chören und Hall umfassten Gesang einen feinen Klangteppich gebastelt haben, der auch schon mal 1980erSynth-Orgien feiert („Daniel“). Mystic Pop also, der ein bisschen nach Kate Bush, Roisin Murphy und David LynchFilmen klingt, diesmal inspiriert von der kalifornischen Wüste. „Peace of Mind“ klingt wie ein Meskalin getränkter Hippietraum, dem das letzte Stück „The Big Sleep“ mit einem Scott Walker-Duett noch eins draufsetzt. Doch nun zu zwei Neuvorstellungen. Ebenfalls aus Großbritannien kommen Micachu and The Shapes, deren androgynes Frontwesen, Mica Levi – 21 Jahre jung –, an der Guildhall School of Music and Drama Komposition studierte. Der Papa ist Lektor am Londoner Royal Holloway College, Spezialbereich „Music in the Third Reich“, die Mama Cello-Lehrerin. Natürlich lernte Mica von klein auf Klavier und Violine – was man dem Erstlingsalbum Jewellery (Accidental/Rough Trade) auf die Schnelle allerdings gar nicht anhören würde: Alles klingt roh, wild und improvisiert, entfaltet jedoch bei genauerem Hinhören spannende Melodien, Strukturen und Formen. Hier ist ein
Freigeist am Werk, der Rhythmen aus Genres wie Grime und HipHop elegant in ein rumpelndes Popkleid gießt. „This sound is everywhere but it can’t be found“, singt Micachu in „Golden Phone“. Es überrascht nicht, dass Matthew Herbert hier als Mentor und Produzent dem kleinen Juwel den nötigen Schliff verpasst hat. In Londons HipHop-Szene dürfte Micachu einer anderen jungen Künstlerin begegnet sein: Auf dem Anfang Juni erschienen Debütalbum Speech Therapy (Big Dada/Ninja Tune/Hoanzl) singt sie mit Speech Debelle den Song „Better Days“. Nach fünf Jahren Arbeit erscheint das Album beim Qualitätsgaranten Big Dada. Doch nicht nur viel Zeit, auch viel Herzblut fließt und pocht in den 13 Tracks der in einer englisch-jamaikanischen Mittelklassefamilie aufgewachsenen Spoken-WordArtistin. Tatsächlich kommt der Albumtitel nicht von ungefähr: Verwundbar, offen und mutig präsentiert sie sich in schlicht-schönen Tracks wie „Searching“ oder „Go then, Bye“. Instrumentiert mit Streichern und Bässen, Piano und echtem Schlagwerk bündelt Speech Debelle alle nötigen Kräfte zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte und klingt dabei frisch und organisch. Für den Sound zeichnen Roots-Manuva-Produzent Wayne Lotek und Big Dada-Gründer Will Ashon verantwortlich. Wenn das mal nicht der Anfang einer großen Karriere ist. „Music is healing.“ Word! ❚
Neue Solidargemeinschaften Judith Butlers neues Buch umfasst den Entwurf alternativer Familienmodelle ebenso wie die Kritik an der Regulierung von Inter- und Transsexualität. Von Claire Benedikt Vor zwanzig Jahren schlug Judith Butlers „Gender Trouble“ ein wie eine Bombe. Die Popularität der US-amerikanischen Theoretikerin hat seither nicht abgenommen – genauso wenig wie die Komplexität ihrer Texte. In der nun auf Deutsch erschienenen Übersetzung ihrer Essaysammlung „Undoing Gender“ aus dem Jahr 2004 will Butler Missverständnisse aus dem Weg räumen, die die von ihr vollzogene Verunsicherung der Unterscheidung von Sex (biologisches Geschlecht) und Gender (soziales Geschlecht) im feministischen Diskurs ausgelöst haben und ruft den LeserInnen Grundlagen ihrer Theorie aufs Neue ins Gedächtnis. Und das ist auch notwendig, denn noch immer müssen Gender- und Queer-Studies um Anerkennung kämpfen. Butler definiert Gender als „eine Art von Tun (…), eine unablässig vollzogene Tätigkeit, die zum Teil ohne eigenes Wissen und ohne eigenes Wollen abläuft“. Gender ist ihr zufolge bekanntlich nicht biologisch determiniert, sondern wird durch unser Sprechen und Handeln erzeugt. In ihrem Aufsatz „Gender-Regulierungen“ fragt Butler, „ob es überhaupt ein Gender gibt, das vor seiner Regulierung existiert“. Und wie immer geht es Butler darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, um bestehende Muster, Regeln und Ordnungen zu durchbrechen und Identitäten performativ neu zu gestalten. Viele konkrete Regulierungen sind jedoch weiterhin rein biologistisch fun-
diert. „Rechtliche, militärische, psychiatrische“ Regulierungen, wie Butler schreibt, legen fest, wie und was Männer oder Frauen sein sollen. Butler zeigt aber auch eine sehr persönliche Seite von sich und lässt in ihre Aufsätze immer wieder Anekdoten und Autobiografisches einfließen. Insgesamt lässt sich eine Verlagerung von Butlers politisch-philosophischem Ziel einer Aufweichung von Geschlechternormen hin zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit Gewaltverhältnissen beobachten. In zwölf Texten widmet sich Butler teils sehr unterschiedlichen Themen. Zum Beispiel geht sie der Frage nach, ob es sich bei Verwandtschaft um eine „kontingente soziale Praxis“ handelt und ob das Inzestverbot eigentlich nur dazu dient, die herrschende Geschlechterordnung zu verfestigen. Geschlecht ist ein Regulativ, und auch die Kategorien Familie und Verwandtschaft dienen laut Butler dazu, die Gesellschaft zu regulieren. Konventionelle Familien- und Verwandtschaftsstrukturen müssen daher radikal infrage gestellt und neue Formen der Gemeinschaft gefunden werden, die Butler „Solidargemeinschaften“ nennen möchte. Insbesondere in ihren jüngeren Texten beschäftigt Butler sich vermehrt mit Transgender- und Intersexualitätsbewegungen. Sie kritisiert den Umgang in unserer Gesellschaft mit transsexuellen und intersexuellen Menschen und stellt in diesem Zusammenhang die
Frage nach „bloßem“ und „lebenswertem“ Leben. Denn noch immer werden in unserer Gesellschaft Intersexualität und Transsexualität pathologisiert. Menschen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wollen, müssen sich, bevor sie das können, einem langwierigen und demütigenden Prozedere medizinischer und therapeutischer Behandlungen aussetzen. Butler spricht sich weiters gegen die gängige Praxis aus, „Säuglinge und Kleinkinder mit geschlechtlich nicht eindeutiger oder hermaphroditischer Anatomie im Namen einer Normalisierung dieser Körper zwangsweise chirurgischen Eingriffen zu unterziehen“. Die Behandlung intersexueller Menschen zeigt sehr deutlich, wie Gender-Kategorien dazu benutzt werden, um Menschen zu normalisieren. Butler verweist außerdem ein weiteres Mal deutlich darauf, dass es sich bei Queer- und Gender Studies keineswegs um entpolitisierten Postfeminismus handelt. Und plädiert für Allianzen: „Dass der Feminismus der Gewalt gegen Frauen, ob nun sexueller oder nichtsexueller Gewalt, immer entgegengetreten ist, sollte die Grundlage für ein Bündnis mit diesen anderen Bewegungen abgeben, da phobische Gewalt gegen Körper ein Element ist, das den Aktivismus gegen Homosexuellenfeindlichkeit und den Kampf gegen Rassismus, das feministische Engagement, Trans- und Intersex-Aktivismus eint.“ ❚
Judith Butler: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen Suhrkamp 2009, 24,80 (D)
juni 2009 an.schläge 39
lesezeichen Ganze Arbeit
punktuell wie offen, während das „doing gender“ – gerade im so relevanten Medium Arbeit „Die Frauen- und Ge– weiterhin einer umfassenden analytischen schlechterforschung ist Bezugsetzung zu Klasse, Ethnizität oder Alter im Forschungsfeld ‚Arbeit‘ harrt. seit mehr als drei JahrVina Yun zehnten präsent und in manchen seiner Facetten Brigitte Aulenbacher, Angelika Wetterer (Hrsg.): Arbeit. Perspektiven und sogar weit präsenter, als Diagnosen der Geschlechterforschung es die Teile der Arbeitsfor- Westfälisches Dampfboot 2009, 29,90 Eur (D) schung sind, die sich vor allem auf die Erwerbsarbeit konzentrieren“, konstatieren die Herausgeberinnen im Vorwort des vorliegendes Sammelbandes. Und weil sich feministische Theorie seit jeBitte feministisch her auf einen Arbeitsbegriff bezieht, der „ganzheitlich“ ist – d.h. mit Blick auf die gesellnachjustieren schaftliche Gesamtarbeit, die neben der Erwerbsarbeit auch reproduktive Arbeit, EigenDie 26-jährige Eventmanaund Subsistenzarbeit, Ehrenamt und zivilgegerin Karo hat eine Desellschaftliches Engagement miteinschließt, pression, und das ist insosamt der Reflexion ihrer Bewertung und der fern schön, als wirklich Relevanz (zur Aufrechterhaltung) für die Gemal darüber geredet wersellschaft –, widmen sich die Beiträge im Buch den sollte, dass selbst junauch den unterschiedlichsten Aspekten. Von ge, hübsche Leute, die scheinbar gut im Leben der Begriffsgeschichte der Arbeit über bisheri- stehen, nicht davor gefeit sind. Die Fernsehmoge (westliche) Forschungstraditionen zu Arbeit deratorin Sarah Kuttner hat nun einen Roman und Geschlecht sowie aktuelle Debatten über darüber geschrieben, ihren ersten. Der ist ganz z.B. Haushaltsarbeit oder Männlichkeit und Er- in Ordnung, denn sie versteht sich auf’s Humowerbsarbeit bis hin zu den gegenwärtigen Pre- ristische und auf eine sympathische Romanhelkarisierungsdiskursen und den theoretischen din, die den klassischen, sich bequem in der feministischen Auseinandersetzungen angeÜberzahl befindlichen männlichen Helden Konsichts der heute vervielfältigten Globalisiekurrenz macht. Bloß: Rechnet die Leserin Karo rungsprozesse. Dabei gilt die Aufmerksamkeit einerseits mit dem einlullenden „Freche insbesondere der Forschungsperspektive von Mädchen-Schund“ ab, was gut ist, serviert die „doing gender while doing work“ – also der Aushilfskellnerin Karo andererseits zum Bier Konstruktion und Stabilisierung von Geihren Hintern dazu, „damit sie draufklapsen könschlecht(eridentitäten) durch und in der Arnen“, was nicht gut ist. Masturbiert Karo einerbeit(steilung). seits wie es sexuell potente Frauen eben tun, Die überblickshafte Bestandsaufnahme was gut ist, tappt sie andererseits in die „Marioder soziologischen Forschung zum Thema lässt Barth-Falle“ und spielt stereotype Mann-Frauallerdings einige in der jüngeren VergangenSpielchen nach, was nicht gut ist. Überhaupt heit viel diskutierte Bereiche wie Sexarbeit völ- macht Karo ihr Glück etwas zu sehr von Mänlig aus und bezieht sich mehrheitlich auf Arnern und deren Blicken abhängig, was schade beitsformen und -begriffe des globalen Norist. Trotzdem hat die Heldin was drauf und verdens. Intersektionelle Ansätze werden zwar an- dient es nicht, dass nur rumgehackt wird auf ihr. gesprochen, bleiben allerdings ebenso Und: Kuttner ist eine schlaue Aufklärerin, denn
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das Thema Depression schlummert ja schon ein bisschen peinlich vor sich hin, weil verrückt sein, das will keine/r freiwillig. Insofern ist der Roman eine schlüssige Denkfigur, und er ist schon alleine seiner witzigen Note wegen lesenswert, denn dass jeder Witz einen Bart trage, stammt aus der patriarchalen Gerüchteküche. Insgesamt gute Haltungsnoten für diesen kurzweiligen Roman. Bloß beim Feministischen könnte etwas nachjustiert werden. Nadine Kegele
Sarah Kuttner: Mängelexemplar S. Fischer 2009, 14,95 Euro (D)
Selbstbestimmte Körper Gibt es sie noch, die mit Speculum Höhlenforscherei betreibenden Frauengruppen? Die auf „Körperweltreise“ gehen und den weiblichen Körper (rück)erobern, wie in den seligen Siebzigern? Die großen Körper-Bücher des Feminismus, in denen der weibliche Körper sich selbst (neu)entdeckte – gibt es sie noch in den Regalen der immer seltener werdenden Frauenbuchhandlungen? Das etwas derb-programmatisch betitelte Buch „Frau, wer bist du“ der Ärztin und Homöopathin Ulrike Haas bringt uns wieder zu dem zurück, was wir nicht mehr zu brauchen glaubten: dem Bewusstsein, dass der weibliche Körper ein fremdbestimmtes und umkämpftes Territorium ist und dem immer noch nicht eingelösten Anspruch auf Selbstbestimmung. Aus ihrer persönlichen Erfahrung als Patientin und Ärztin im medizinischen Betrieb leitet Haas uns an, uns den weiblichen Körper wieder anzueignen: uns nicht mehr als passiv Duldende in der Medizinmaschinerie den Diagnosen, Therapien, Opera-
lesezeichen tionen zu unterwerfen, stattdessen Verordnungen und Verdikte zu hinterfragen. Pubertät, Schwangerschaft, Genitalbeschneidung, Wechseljahre, Osteoporose, Hormonersatz, Krebs sind dabei Thema. Ulrike Haas ist eine engagierte Fachfrau, die die Frauen von der dominierenden Männermedizin heilen will. Sie tut das mit Vehemenz und Leidenschaft, aber auch etwas hudriwudri: Manches ist nur angerissen, hingeschmissen, frau hätte es gern ausführlicher, präziser, vielleicht auch – huch! Männermedizin – wissenschaftlicher. Und obwohl sie sich der beinahe systemimmanenten, zwanghaften Verwandlung der Frau in eine „Patientin“ widersetzt – Lust, Sinnlichkeit oder auch nur Wohlbefinden sind kein Thema. Sie sind allerdings Sinn und Sehnsucht dieses Buches. Ein Buch zum Mutter-, Töchter-, Frauentag!
Ihre Freundinnen versuchen ihren hedonistischen Lebensstil zu analysieren – es hätte schließlich jede von ihnen treffen können. Moralisieren verbietet sich allerdings, und so wird lieber in einer romantischen Techno-Tristesse geschwelgt.
untersucht werden, welche personalen Kategorien soziale Ungleichheit produzieren.
Fiona Sara Schmidt
Westfälisches Dampfboot 2008, 27,90 Euro (D)
Bettina Enzenhofer
Cornelia Klinger/Gudrun-Axeli Knapp: ÜberKreuzungen. Fremdheit, Ungleichheit, Differenz
Barbi Markovic: ´ Ausgehen Suhrkamp 2009, 12,00 Euro (D)
Weh-Mut
„Alle meine Kriege“, schrieb sie, und „alle meine Weihnachten“, in denen sie eine mutige WeihDass nicht nur durch nachtskriegerin ist, eine Geschlecht Ungleichstille oder tobende Heldin heiten produziert werden, des Alltags, die mit manMichèle Thoma die Kritik schwarzer Femichen Müttern die nistinnen notwendig und Ulrike Haas: Frau wer bist du. Anleitung zur Selbstbestimmung über den fruchtbar war und uns der schmachvolle Rolle der Weihnachtsversagerin v teilt. Lyrik schreibt Marusa Krese in einer harten, Frauenkörper Intersektionalitätsansatz weitergebracht hat, darin lakonischen und verdammt sanften Sprache. Freya Verlag 2009, 19,90 Euro (A) Lyrik, die nicht tränenreich ist, aber reich an Träsind sich die Autorinnen des Sammelbandes einig. Neben Geschlecht werden Ein- und Aus- nen. Eine Mater Dolorosa, einfach so, ohne zu posen, weil sie den Schmerz nicht leugnet und schlüsse auch durch Klasse und „race“ hergenicht verleugnet, sondern ihn unverschämt stellt – und wahrscheinlich braucht es noch Bernhard in zeigt: herb-bitter und voller Lebensgier. „Heute weit mehr Kategorien, um komplexe Herrschaftsverhältnisse analysieren zu können. Der nicht“, schreibt sie. „Ich weiß nicht: Was ist geBelgrad Frage, welche Kategorien das sind und wie die- schehen? Ich muss doch nicht schon gehen?“ Es se ineinandergreifen, widmen sich die Beiträge ist so viel geschehen. Tai-Chi in Unterkrain, Salat, Thomas Bernhard geht der auf Gräbern wächst, ungetaufte Kinder, das der einzelnen Autorinnen. spazieren. Bojana und ihre Im ersten Themenkomplex – die Bedeufahrende Volk, zu dem sie sich zählt. Eine HeiFreundinnen sind sharp, tung von soziokultureller Differenz, Ungleichmatlosigkeit zeichnet sie und zeichnet sie aus, sexy und fancy: Sie gehen heit und Herrschaft in der Konstitution von die für diese Generation von Ex-JugoslawInnen aus. Sogenanntes ClubSubjektivität – fordert beispielsweise Cornelia typisch ist. bing im verhasst-gelieb1949 in Ljubljana geboren, studiert und arKlinger die Einbeziehung von Strukturkategoriten Belgrad ist für Bernhard-Fans naturgemäß en wie Arbeit, Körper und Fremdheit. Aufbaubeitet Krese als Psychotherapeutin in London, Uteine zwiespältige Angelegenheit. Spaß ist recht, zieht drei Kinder groß. Derzeit lebt sie als end auf empirischen Forschungen argumenSelbstbetrug, aber eine „Alleskritik“ in Verbintiert Vera King, wie in Biografien Ausgrenzungs- freie Schriftstellerin in Berlin. Schiffe, Gräber, glitdung mit Drogen ermöglicht zumindest zeitzernde Muscheln, Blumen, Meer, Sonne, Mond, erfahrungen mit Vorgängen der Subjektivieweise Vergnügen. Sand und Süden, Schmerzen des „Zigeunerbluts“ rung und der Selbstpositionierung im sozialen Barbi Markovic´ wählt für ihre Erzählung die Gefüge interferieren. gibt es in „Danes ne“ ziemlich reichlich – vielkonsequenteste Form der Verehrung und wenDer zweite Themenkomplex bietet eine in- leicht zu reichlich für uns meer- und klippenlose det die Satzformen und Idiome Bernhards auf tersektionelle Sicht auf Herrschaft und UnMenschen. Vielleicht wird das „Gestade voller ihre Story über die Tristesse der nächtlichen Geheimnis“ zu oft heraufbeschworen. Vielleicht gleichheit in Gesellschaftsanalyse und Politik Großstadt an. „Ausgehen“ hat es mit der Über- und untersucht Produktivität und Grenzen die- erscheinen die Bilder oft abgegriffen wie alte setzung aus dem Serbischen von Mascha Dabic´ ser Sichtweise. In ihrem politikwissenschaftliHeiligenbilder, samt Strahlen und weinenden v glücklicherweise zurück zu Suhrkamp gechen Beitrag untersuchen Birgit Sauer und Ste- Jungfrauen. Dennoch ist Marusa Kreses Sound, schafft. Was sich erst merkwürdig bis verihre Zärtlichkeit, die schmerzt wie das Gehen fanie Wöhl Diversitätspolitiken. Diese weisen krampft liest, mutet über die Seiten zunehüber einen Strand an ihrem Heimatmeer, eine eine gouvernementale Rationalität auf: Konmend genial an. Verführung, die uns weit weg führt, mitten ins zepte der Diversität können als spezifische Herbeigeführt durch eine allgemeine „Sät- Mittel zur Regierung von BevölkerungsgrupSchwarze der brennenden Tage. tigung“ endet die unvermeidliche Katastrophe Michèle Thoma pen analysiert werden. An anderer Stelle pläfür Bojana nicht beim Hosenkauf, sondern in ei- diert Christine Weinbach für eine inklusionsv ner Publikumsbeschimpfung beim Plastikman- theoretische Perspektive: Statt a priori von der Marusa Krese: Heute nicht/Danes ne. Gedichte/Pesmi. Konzert. Die einst so coole Clubberin verbringt Deutsch und Slowenisch. raceclassgender-Trias auszugehen, sollte imdie Tage fortan zugedröhnt vor dem Fernseher. mer im Rahmen spezifischer sozialer Kontexte Drava Verlag 2009, 18,80 Euro (A)
raceclassgenderetc.
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ge.sehen
Fo t o : O R F
Antirassismus für AnfängerInnen Die ambitionierte ORF-Miniserie „tschuschen:power“ kann nicht nachholen, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen bei MigrantInnen versäumt hat. Sie ist aber ein Anfang, meint Fiona Sara Schmidt. Ein Graben tut sich auf, wenn über junge MigrantInnen gesprochen wird. Dominiert wird die Debatte von Rassismus und Anti-Islamismus und der Rede von zunehmender Kriminalität und so genannten Kulturdelikten. Andere träumen vor dem Hintergrund der Postcolonial Studies von einem hybriden, erfolgreichen, globalisierten Zukunftswesen, von transkulturellen „Bastarden“, die als einzige in der Lage sind, vielfältigere Identitätsentwürfe zu leben. Was die „Betroffenen“ erleben, wird dabei viel zu selten berücksichtigt – auch nicht in den Medien des Mainstreams. Immerhin im Vorabendprogramm der ARD sind sie mit „Türkisch für Anfänger“ inzwischen erfolgreich angelangt. Generationenfrage. Die fünfteilige ORF-Serie „tschuschen:power“ richtet sich an ein deutlich jüngeres Publikum und ist mit schnellen Schnitten, wackeligen Schwenks, Orientpop-Soundtrack und illusionsbrechenden Adressierungen der ZuschauerInnen um einiges näher dran an der Lebensrealität der – nicht nur migrantischen – Jugendlichen als die gutbürgerliche deutsch-türkische ARD-Patchworkfamilie aus Berlin. Die etwa 15-jährigen ProtagonistInnen mit multikulturellem Background, die Regisseur Jakob M. Erwa ausgewählt hat und die aus einer sechsköpfigen Burschen- und einer fünfköpfigen Mädchenclique bestehen, rennen in der Serie entweder hektisch durch Wien 42 an.schläge juni 2009
oder drängen sich aufgeregt um ein Handy. Für die Jungen gilt es, einen Breakdance-Wettbewerb zu gewinnen, die Mädchen stehen ihnen mit Sprechchören und „Tanzband“-Kapuzensweaters zur Seite. Fast kann der Auftritt nicht stattfinden, weil Erzähler Jamal nicht nur mit dem Tanztraining, sondern auch mit der drohenden Abschiebung zu kämpfen hat. Allerlei Verwicklungen später kann der Wettbewerb in letzter Minute doch noch starten, und die Kids haben einiges über Liebe und Freundschaft gelernt. So weit, so typisch – leider auch, dass die Mädchenclique erst in der dritten Folge (von fünf!) vorgestellt wird. Zumindest aber sind sie ziemlich sympathisch. Da wird auf die Selbstbestimmung des eigenen Lebens gepocht und „mal für kleine Tschuschen“ gegangen. MigrantInnen werden hier als ProtagonistInnen ihres eigenen Lebens gezeigt und nicht auf die Couch der Reality-Dokus oder in Erziehungscamps verfrachtet.
von nur sieben Prozent und später unter vier Prozent mag an der Sendezeit am Nachmittag und dem verlockenden Ausgehwetter in der Ausstrahlungswoche gelegen haben. Andererseits stellt sich schon die Frage, warum eine Serie, die über zwei Jahre produziert und auf der Diagonale positiv aufgenommen wurde, auf fünf Folgen beschränkt wurde, obwohl es sich dabei um ein innovatives Konzept für Jugendliche handelt. Immerhin haben in Wien vierzig Prozent der SchülerInnen Migrationshintergrund und der ORF bislang bekanntlich wenig dazu zu bieten.
Antirassismus goes TV. Dass es trotz aller Mängel mehr Sendungen wie „tschuschen:power“ braucht, zeigt ironischerweise gerade auch die mediale Rezeption der Serie. Maria Dorner schreibt im österreichischen Gratis-Boulevardblatt „Heute“: „Der Plan, Klischees (Diebstahl, Schlägereien) breitzutreten, um sie danach ad absurdum zu führen, geht nicht auf – weil’s im echten Leben eben anders läuft. ‚Beschützerinstinkte‘ tür„Frauenprobleme“. Dennoch scheint man kischer Brüder gipfeln eher im Schwesnicht einmal in einer flotten Jugendserie, in der es auch um junge, emanzipier- ternmord als in verbal ausgefeilten Gefühlsäußerungen wie ‚Ich hasse diese te Musliminnen geht, am Thema Zwangsheirat vorbeizukommen. Es wird patriarchalische Scheiße‘.“ Selbst wenn „tschuschen:power“ dem Format entsprechend aber nur annur ein klein wenig dazu beiträgt, gerissen und ist auch schnell wieder rassistischen Vorurteilen wie diesen eivom Tisch, denn der Importbräutigam ne (Fernseh-)Realität jenseits von rein aus Teheran verliebt sich per Videochat in eine andere, nämlich in die – ebenfalls folkloristisch agierenden „AusländerInnen“ entgegenzusetzen, ist die Serie ein aus dem Iran stammende – Freundin erster Schritt in die richtige Richtung. ❚ der Braut. Der desaströse Marktanteil
an.künden musik.tanz 8.6., 21.00, Wien CD-Präsentation „I got rhythm – wosbrauchimea". Streichquartett StringFizz, Tini Kainrath u.a. Porgy&Bess, 1010 Wien, Riemergasse 11
17., 19.6., 20.00, Wien artificial horizon/Milli Bitterli: my hobby is my destiny, Performance. Anschließend: Doris Uhlich: Spitze. Performance/Tanz brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
25.6.-18.7., Salzburg sommerszene 09. Indische Klassik und westliche Avantgarde republic - state of the arts, 5020 Salzburg, Anton-Neumayr-Platz 2, T. 0662/843 448 15, www.szene-salzburg.net, www.republic.at Fo t o : T h e a t e r a m S p i t t e l b e r g
film 4.-7.6., Berlin Entzaubert-Queer-DIY-Filmfestival Wagenplatz Schwarzer Kanal, Berlin, entzaubert@riseup.net, http://entzaubert.blogsport.de
4.-12.6., Wien identities. Queer Film Festival www.identities.at
17.6., 19.00, Wien Francaise. Von Souad El Bouhati, Frankreich/Marokko 2008 Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4a, T. 01/512 18 03 15, metrokino@filmarchiv.at
24.6., 19.00, Wien Gangster Girls. Let's talk about SCRIPTS! Regisseurin Tina Leisch im Gespräch Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3,T.01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
t h e a te r . ka b a r e t t 29., 31.5., 1., 2.6., Wien Oper unterwegs: Undine geht Info und Kontakt: T. 0664/840 77 85, info@oper-unterwegs.at, www.oper-unterwegs.at
31.5., 5., 12., 16., 19. 6., 19.30, Wien Fluchtarien. Monolog für drei Stimmen und eine Tastatur. Text, Konzept: Julya Rabinowich, Raum und szenische Gestaltung, Konzept: Veronika Barnas Volkstheater, Empfangsraum, 1070 Wien, Neustiftgasse 1, www.volkstheater.at
1.6., 20.00, Wien Black Tie. Von Rimini Protokoll brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, Kosten: 19,- Euro
bis 27.6., Di-Sa 20.00, Wien Genannt Gospodin. Regie: Katrin Schurich Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at
4.6., 20.00, Salzburg Eva Ensler: Vagina Monologe ARGEkultur, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/848784, office@argekultur.at, www.argekultur.at
5., 6.6., 20.00, Wien Wilde Mischung: Weibsbilder/ Prototype WUK, Im_flieger, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at
Rum und Cola Mit ihrer Revue „Rum & Coca Cola – A Tribute to the Andrew Sisters“ eröffnen die Vienna Swing Sisters die neue Saison der „Theater am Spittelberg Sommerbühne“. Und wenn man begeisterten Kritiken glauben darf, dann muss man beim Zuhören nur die Augen schließen, um sich „irgendwo in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts“ zu wähnen. Na dann. 2.-6.6., jeweils 19.30, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, office@theateramspittelberg.at 5.6., 20.00, 6.-8.6., 22.00, Wien Maral Ceranoglu/oyun deposu: Cirkin Insan Yavrusu - Hässliches Menschlein. In türkischer Sprache mit deutschen Untertiteln
17.-20.6., 20.30, Wien Reineke Fuchs. Eine Produktion mit Schülerinnen des Abschlussjahrganges der Schauspielschule Krauss
brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
6., 7.6., 20.00, Wien Sahika Tekand/Studio Oyunculari (Istanbul): Der Schrei der Eurydike. Antigone-Neudeutung in türkischer Sprache mit deutschen Untertiteln
21.-23.6., 19.30, Wien „Wenn ich mir was wünschen dürfte …“ Lieder und Geschichten rund um Marlene Dietrich. Mit Christine Augustin
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
Schauspielhaus Salzburg, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/8085 43, www.schauspielhaus-salzburg.at
15.-27.6., 20.00, Wien Mensch, Horst. Schon wieder eine Leiche unter der Sonne. Konzept, Text und Regie: Barbara Hörtnagl Bar&Co, Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, theater@drachengasse.at, jeweils Di-Sa
16.6., 20.30, Wien Ladies Night. Von und mit dem Weiberstammtisch Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
17.6., 19.00, Wien Schwarzes Tier Traurigkeit. Von Anja Hilling Schauspielhaus Wien, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01, office@schauspielhaus.at, www.schauspielhaus.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 18.6., 10-18.00, 19.6., 9-17.00, Wien Interkulturelle Beziehungen in der Beratungspraxis Frauenberatung, 1010 Wien. Seitenstettengasse 5/7, Information und Anmeldung bis 14 Tage vor Seminarbeginn unter www.frauenberatung.at oder an b.zehentner@frauenberatenfrauen.at
11.7., 10-18.00, 12.7., 10-16.00, Brunn am Gebirge Zauberpflanzen und Märchengemüse. Kreativer Heilpflanzen-Schreib-Workshop mit Petra Öllinger Brunn am Gebirge, Anmeldung und nähere Infos beim Berufsverband Österreichischer Schreibpädagoginnen, Karin Ballauf, karin.ballauf@chello.at, www.schreibpaedagogik.com/index.htm
17.-19.7., Linz Schnittpunkt Networking Exkursion11: Linz 09 Erinnerungspolitiken und Repräsentationen einer Kulturhauptstadt Infos unter www.schnitt.org/form.php, Anmeldung bis 5. Juni unter info@schnitt.org, Euro 180,- für SchnittMitglieder, Euro 230,- für Nicht-Mitglieder inkl. Mitgliedschaft 2009
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 29.5., ab 13.00, Wien Ich will so bleiben wie ich bin – Du darfst! Zum Verhältnis von Normalisierung und queerer Kritik TFM Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien, 1010 Wien, Hofburg, Batthyanystiege, Schreyvogelsaal
3.6., 19.00, Wien Wirtschaftszweig Migration. Impulsreferate und Diskussion. Mit Bettina Haidinger, FORBA Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, Wien, Katrin McGauran, Mitarbeiterin von Statewach, Amsterdam u.a. Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
9.6., 19.00, Wien Utopie als Werkzeug in der Kunst. Andrea Wald, fiber. werkstoff für feminismus und popkultur, Wien Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
9.6., 19.30, Wien Queeres Stadtgespräch: Lesben, Schwule und Transgenderpersonen im Alter. Out im Alter? Wie wollen alte Lesben und Schwule leben? Universität Wien, NIG, 1010 Wien, Universitätsstraße 7, Hörsaal 3
10.6., 19.00, Wien Bevölkerungspolitik im Nationalsozialismus. Vortrag und Diskussion. Mit Susanne Kresja, Journalistin, Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
15.6., 20.00, Wien Bilder der Krise – Krise der Bilder. kinoki mikrokino #163 Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
18.6., 19.30, Innsbruck Barbara Mayr: Gratwanderung zwischen Bewunderung und Gefahr bei den weiblichen Figuren Dacia Marainis Arch Fem, Innsbruck, Zollerstraße 7
19.6., 19.00, Wien Sammeln – eine Kunst Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
23.6., 18-20.00, Wien Alles was recht ist. Vortrag mit Diskussionsmöglichkeit zum Thema Scheidung und Auflösung einer Lebensgemeinschaft Frauenberatung, 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Anmeldung unter 01/587 67 50 oder zehentner@frauenberatung.at
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an.künden 2.7., 18.30, Wien Queeres Stadtgespräch: Lesben, Schwule und Transgenderpersonen im Alter. Altern in der Regenbogenvilla: Modelle LesBiSchwuler Wohnprojekte in Europa Wiener Rathaus, Grauer Salon, 1010 Wien, Zugang Stiege 8, 1. Stock
a u s s te l l u n g bis 19.7., Zürich Übersetzungsparadoxien und Missverständnisse Shedhalle, CH-8038 Zürich, Seestrasse 395, T. 0041/44/481 59 50, www.shedhalle.ch
bis 28.6., Berlin Eine Frau mit Kamera: Liselotte Grschebina. Deutschland 1908 – Israel 1994 Martin-Gropius-Bau, 10963 Berlin, Niederkirchnerstraße 7, post@gropiusbau.de, www.gropiusbau.de
bis 21.6., Prigglitz Christa Bartesch Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, T. 02662/456 33, seidl@gutgasteil.at, www.gutgasteil.at, Sa, So, Feiertag 10-18.00
bis 2.6., Linz Michaela Melián. Speicher Lentos Kunstmuseum, 4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/7070-3600, www.lentos.at
bis 5.7., Salzburg Performing the East SalzburgerKunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburger-kunstverein.at, Di-So 12-19.00
bis 14.6., Salzburg Nancy Spero. The Woman as Protagonist MdM Mönchsberg, 5020 Wien, Mönchsberg 32, T. 0662/84 22 20, info@mdmsalzburg.at
bis 6.6., Graz Le Troisième Lieu – Der Dritte Ort Grazer Kunstverein im Palais Thinnfeld, 8020 Graz, Mariahilferstraße 2, T. 0316/83 41 41
bis Mitte Oktober, Wien Andrea Witzmann: fanbox. Fotoinstallation
bis 12.6., Wien Desperate Artwives: I'm sorry angel flat1, 1040 Wien, Schikanedergasse 2, artwives@gmx.at, jeden Donnerstag 19-21.00
bis 14.7., Wien Andrea Witzmann: fading the facts Kunsthalle Wien photo wall + video wall, MuseumsQuartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1
bis 11.10., Wien Typisch! Klischees von Juden und Anderen Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 1, T. 01/535 04 31, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, Kosten: 6,50/4,- Euro
4.-30.6., Wien Corpi Incrociati. Verschmolzene Körpersymmetrien in Schwarz-Weiß. Fine Art Photography von Cristina Besa Schwarz-Weiß-Photomanufaktur-Galerie ZEBRA, 1070 Wien, Burggasse 46, www.zebralabor.at
18.6., 18.30, Wien Insides. Sissa Micheli und Frederike Schweizer. Ein Audio- und Videoprojekt im öffentlichen Raum im Rahmen von Lebendige Lerchenfelder Straße. Vernissage Raum 69, 1070 Wien, Lerchenfelder Straße 69, Installation von 19.-30. Juni entlang der Lerchenfelder Straße
lesung 5.6., 20.00, Wien „Frauenliebe. Berühmte weibliche Liebespaare der Geschichte“ von Hilde Schmölzer
8.7., 21.00, Wien Erzählmuster IV/09 – Literarische Brechungen von Lebensgeschichten. Gundi Feyrer liest aus „Die Wolldecke“ Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
s e l b s t v e r te i d i g u n g 6., 7.7., 9-14.00, Wien Selbstverteidigung. Grundkurs 10-13 Jahre, Teil 1 und 2 Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at, www.sprungbrett.or.at
f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben
Kosmostheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag
17.6., 17.00, Wien Literatur studieren und erleben. Im Rahmen der Ringvorlesung „Konstellationen des Schreibens“ liest Sybille Lewitscharoff aus „Apostoloff“ und gibt Auskunft über ihr Schreiben
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
bis 10.6., Wien PERFORMANCE I: Identität und Inszenierungsstrategien
25.6., 19.00, Wien Dicht-Fest gemeinsam mit der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung. Moderation: Christine Huber. Mit Sabine Scho, Bettina Balàka, Karin Spielhofer, Waltraud Haas, Waltraud Seidlhofer, Christine Haidegger
Fotogalerie Wien/WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen
Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-
Kunst im öffentlichen Raum am public space karlsplatz, 1040 Wien, Treitlstraße 2, tgl. 0-24.00
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter
21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.3021.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Pa u l a B o l y o s
44 an.schläge juni 2009
an.künden Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck E l i s a b e t h L e i t h ä u s e r ( r e c h t s ) i n d e r Re d a k t i o n d e s „ Te l e g r a f “ . B e r l i n , S c h w u l e s M u s e u m
Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag
Das Schwule Museum wird lesbisch Seit 1985 zeigt das Berliner Schwule Museum homosexuelles Leben in allen Facetten. Lange Zeit hieß das hauptsächlich schwules Leben. Nun sollen auch Geschichte und (Sub-)Kultur der lesbischen und queeren Bewegung Teil des Museums werden. Als Teil der Dauerausstellung präsentiert „Frauenbiografien“ das Leben von vier lesbischen Frauen. Ab 20.5., Schwules Museum, 10961 Berlin, Mehringdamm 61, www.SchwulesMuseum.de Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
g.spot for queers to check in & freak out
Sonntag
1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
HOSI Sonntagsbrunch
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Patchwork-Familien-Service.
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauenberatung
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen
Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
juni 2009 an.schläge 45
an.künden 26.6., 22.00, Wien Quote brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,
an.schläge
im Juli/August
www.brut-wien.at
diverses bis 2.7., 17.30-20.45, Wien Sappho. Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen
kultur
Fart with her pussy Kevin Blechdom und Slaughterin’ Slobbersville sprechen über feministische Körperpraxen
Beratungsstelle Courage, 1060 Wien, Windmühlgasse, T. 01/585 69 66, info@courage-beratung.at, Kosten: 48,Euro pro Abend
2.6., 11-17.00, Wien Tool time is cool time Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien,
an.schläge
Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at,
TV
Fo t o : Wa l t e r S c h e l s
www.sprungbrett.or.at
6.6., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang: Über die (Un-)Sichtbarkeit lesbischer Frauen
22.6., 21.00
Treffpunkt Doppelwendeltreppe der Burg, 8020 Graz, Hofgasse 15, T. 0650/914 11 83,
Bilder vom Sterben Dem Tode sehr nahe sind die Porträtierten auf den Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Juni in der Galerie WestLicht zu sehen sind. Beate Lakotta und Walter Schels haben unheilbar Kranke gebeten, sie in ihren letzten Tagen und Wochen begleiten zu dürfen. Die Journalistin Lakotta berichtet in ihren Texten von den Erfahrungen, Ängsten und Hoffnungen der Sterbenden. 9.-31.6, Galerie WestLicht. Schauplatz für Fotografie, 1070 Wien, Westbahnstraße 40, www.westlicht.com Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
Di, 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2.Di monatlich
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
tanz.fest 29.5., 21.30, Wien QUOTE Spezial: „Komm so normal wie du kannst“, Party zur Konferenz „Ich will so bleiben wie ich bin – Du darfst!“
2.,9.,16., 23. und 30.6., Wien Queer Tuesday
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Badeschiff, 1010 Wien, an der Donaukanallände zwischen Schwedenplatz und Urania, www.badeschiff.at
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule
46 an.schläge juni 2009
Währingerstraße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at
9., 16., 23., 30.6., 15-18.00, Wien Job-Werkstatt Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
3.6., 20.00, Wien Ladyfest Wien: GRRZZZ (Paris), Feromil und Avant la Mort (France), DJ Vova Total Blam Blam EKH, 1100 Wien, Wielandgasse 2-4, www.med-user.net/ekh
6.6., 14-22.00, Wien Südwind Straßenfest Uni Campus Altes AKH, 1090 Wien, 1. Hof
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen
sprungbrett@sprungbrett.or.at, www.sprungbrett.or.at
18.6., 22.30, Wien female:pressure präsentiert: Die Vorspielservice. Mit Electric Indigo, irradation, christina n., Amina, Rosa Danner u.a.
www.brut-wien.at
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
WUK Museumssäle, 1090 Wien,
So, 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, www.brut-wien.at
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
brut im Künstlerhaus/Bar brut
Orange 94.00 MHz
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio
AUF
7.6., 15-18.00, Wien Shake Baby Shake. Der Wiener Baby Club
Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro
Freies Radio innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im netz von UPC tirol auf 88,80MHz, jeden 1.So
OKTO
office@frauenservice.at
deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,
30.6., 19.00, Wien Umelec – Kunstszene Wien/ Österreich. Zeitschriftenpräsentation. Mit Alena Boika, Chefredakteurin Umelec Prag u.a. Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
6.-11.7., Berlin Love me Gender – Gender is happening Gunda-Wemer-Institut in der HeinrichBöll-Stiftung, 10117 Berlin, Schuhmannstraße 8, T. 030/285 34 122, gwi@boell.de, www.gwi-boell.de, http://gender-happening.de
ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Riedl Facultas am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Berta – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1080 1090 1090 1090 4040 4600 5020 6020 6900 8010 8020 9020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Dreifaltigkeitsg. 12 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90
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Nr. 06/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M