an.schläge 09/2009
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september
thema
Wortkunst Literaturbetrieb: Autorinnen arbeiten prekär kultur
Körperkunst Body modification: Roberta Lima arbeitet mit sich selbst
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,-
P
typisch!
Illustration: Bijan Dawallu, aro a, Berlin
Klischees von Juden und Anderen
1.4.– 11.10.2009 Palais Eskeles Dorotheergasse 11, Wien 1 Sonntag – Freitag 10 –18 Uhr www.jmw.at Ein Unternehmen der
an.schläge an.spruch
Kategorisierungswut „Frauenliteratur“, gleich links von der „Lebenshilfe“
auf.takt
05
gleich.behandlung
Eure an.schläge
Zweidrittelmehrheit Bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft tummeln sich die Männer
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natalja.estemirowa
„Organisierte Straffreiheit“
politik
Die Gewalt an AktivistInnen in Tschetschenien hat System
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kosovo.abschiebung
„Sicheres Herkunftsland“ Die Situation im Kosovo ist für Minderheiten alles andere als sicher
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literatur.betrieb
„What I need is a wife“
thema
Warum sind Autoren immer noch erfolgreicher als Autorinnen?
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betrieb.literatur
Die Sache mit dem … Ein Survivaltraining in der österreichischen Literaturszene
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testosteron.banker
Östrogen spritzen? Es sind nicht die Hormone, die Neoliberalismus ungesund machen
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hebammen.zentrum
gesellschaft
35,- Euro brutto Was ist die persönliche Betreuung von Schwangeren wert?
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engel.macherin
Aloisia O. und der Paragraf 144 Von der Armut in die Delinquenz
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roberta.lima
Körper im Raum Die Bodyperformerin hat ihre erste Einzelausstellung
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rampen.fiber
Auf die Rampen! Zum zweiten Mal findet in Wien das feministische Musikfestival statt
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an.klang
Politics & Patois Vokal-Coverversion und originäre Messages
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an.lesen
verqueert & verschränkt Queer-Theorie verlinkt mit Kritik an gesellschaftlichen Hierarchien
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ge.sehen
kultur
„Schreiben Männer besser als Frauen?“, wurde Marcel Reich-Ranicki unlängst gefragt. Er antwortete mit dem „Who is Who“ der abendländischen Literaturgeschichte und dem Hinweis, dass sich darin ausschließlich Männer fänden (S. 6). Diese Antwort musste der FAZ genügen – uns reicht sie freilich nicht. Im Thema dieser Ausgabe gehen wir deshalb der Frage nach, wieso Autoren nach wie vor erfolgreicher sind als Autorinnen (S. 16ff). Dass nicht nur die Definitionsmacht eines Reich-Ranicki etwas damit zu tun hat, zeigt der Kommentar von Andrea Heinz. Auch die allerorten immer noch übliche Kategorisierung in so genannte Frauenliteratur oder etwa der Verkaufsrang bei Amazon tragen dazu bei, bestimmte Bücher zu disqualifizieren (S. 5). Zwei Nachwuchsautorinnen schildern außerdem ihre Erfahrungen im Literaturbusiness: Mieze Medusa (S. 22) berichtet vom prekarisierten Arbeitsalltag, Barbi Markovic (S. 20) erzählt im Interview, wie sie es als „Fräuleinwunder“ zum Suhrkamp-Verlag geschafft hat und warum sie vom Schreiben trotzdem nicht leben kann. Aber auch andere Kunst- und Kulturarbeiterinnen haben ähnliche Probleme. Um der männlichen Dominanz in der Musikbranche etwas entgegenzusetzen und Musikerinnen zu fördern und zu vernetzen, findet Ende September in Wien bereits zum zweiten Mal das rampenfiberFestival statt (S. 36). In ihrem Herkunftsland Brasilien konnte Roberta Lima ihre Werke bislang noch nicht präsentieren, dafür gibt es nun in Österreich die erste Einzelausstellung der Body-ModificationKünstlerin. Claire Benedikt und Fiona Sara Schmidt trafen sie zum Gespräch (S. 34f). Im Politikteil des aktuellen Hefts geht es u.a. um den Kosovo. Seit Anfang Juli gilt er als „sicheres Herkunftsland“, in das wieder abgeschoben werden darf. Was die Angehörigen von Minderheiten dort erwartet, berichtet Mirjam Karoly (S. 14f). Auch in Tschetschenien ist die politische Situation von Gewalt gekennzeichnet – zumindest für Menschenrechtsaktivistinnen. RegimeGegnerInnen und ihre Angehörigen werden eingeschüchtert, entführt oder ermordet. Eine Einschätzung zum Fall Natalja Estemirowa gibt Ute Weinmann (S. 10f).
Diskurstanz ImPulsTanz bringt Gesellschaftstheorie auf die Bühne
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Wangen im Allgäu
Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76
Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at
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Mitarbeit bei dieser Nummer: Claire Benedikt/cben, Denice Fredriksson, Friederike Habermann, Beate Hammond, Regina Himmelbauer, Gabi Horak, Kathrin Ivancsits/kaiv, Maggie Jansenberger, Mirjam Karoly, Nadine Kegele/nad,
Fo t o : J e n s Ka s t n e r
Sylvia Köchl/sylk, Mieze Medusa, Petra Öllinger, Helga Pankratz, Burgi Pirolt, Nicole Rennhofer/nr, Fiona Sara Schmidt/fis, Eva Steinheimer, Anil Üver/anüv, Ute Weinmann, Anita Welzmüller/nita
Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, Armin Bardel, Bettina Frenzel, Katharina Gossow, Karin Haas, Chris Haring, Hertha Humaus, Jens Kastner, Wolfgang Kirchner, Sylvia Köchl, Elke Krystufek, E. Lotsey, Tom Magliery/flickr, Hayao Miyazaki, Scott Newman, Georg Oberhumer, Eva Steinheimer, Christiane Stephan, Kal Ström/flickr, Christophe Quirion, Lea Susemichel, Anita Welzmüller, Paula Winkler
Cover: Anita Welzmüller Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge september 2009
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Andrea Heinz
Kategorisierungswut Freundin J. will ein Buch kaufen. „Schwarzbuch Frauen, Weißbuch Männer“ heißt das Buch und besitzt durchaus das, was man intellektuellen Content nennt. Freundin J. ging also in eine Buchhandlung. Die Buchhandlung ist nach einer Frau benannt, genauer nach einer griechischen Muse. Die MitarbeiterInnen sind aber, zumindest was das Einordnen der Bücher betrifft, offenbar nicht von der Muse geküsst. Freundin J. nämlich findet sich plötzlich vor dem Regal „Frauenliteratur“ wieder. Gleich links von der „Lebenshilfe“. Es ist ihr ein wenig peinlich, sie ist umgeben von bonbonfarbenen Taschenbüchern mit gekrakelten Comic-High-Heels darauf – aber sie steht richtig dort. Was, mag sich die geneigte Leserin nun fragen, darf man sich bitteschön unter „Frauenliteratur“ vorstellen? Und was hat dort ein Buch zu suchen, das als „Bestes Wissenschaftsbuch des Jahres 2008“ ausgezeichnet wurde? Freundin J. entdeckt daneben jedenfalls „Das Handbuch für die gute Ehefrau“ und erfährt, „Warum Schwule mehr Stil haben“. Die „Vagina Monologe“ sind auch „Frauenliteratur“. Alice Schwarzer dagegen: keine Frauenliteratur. Sie gehört zur „Philosophie“, wenn auch nur als „philosophische Strömung“. Schwarzer beschäftigt sich nämlich offenbar seit neuestem mit „Gender“. Weiter zur nächsten Buchhandlung. Dort ordnet man „Frauen“ kurzerhand in der Kategorie „Lebenshilfe und Psychologie“ ein. Immerhin, „Esoterik“ gehört nicht dazu, das steht gegenüber. Und Alice Schwarzer gehört hier sehr wohl zu den „Frauen“. Daneben wird geraten, „wild und unersättlich zu lieben“ und davor gewarnt, „zu sehr zu lieben“. Warum die Männerliteratur entweder gar kein Label oder nur ein winzig kleines bekommt, ist leicht zu erklären: Der ganze restliche Laden ist „Männerliteratur“. Oder, wie Freundin S. berichtete: In der Bibliothek ihrer Universität gibt es eine Tür, auf der „Frauen“ steht. Dahinter: vermutlich „Frauenliteratur“. Auf den Rest der Türen könnte man „Männer“ schreiben. Steht aber nicht drauf. Man schreibt ja schließlich auch nicht „Bücher“ hin. Die Kategorien, in die wir Dinge einteilen, geben die Kategorien vor, in denen wir denken. Bücher wiederum bilden die Welt, in der wir leben, ab. Jedes davon einen kleinen Teil. Und die Summe der geschriebenen Worte ist auf eine gewis-
se Weise tatsächlich ein Abbild unserer Welt. „Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit“, das hat schon Wittgenstein gewusst. Und Bücher bestehen aus Sätzen, bestehen aus Wirklichkeit. Sie zu kategorisieren heißt folglich, die Wirklichkeit zu kategorisieren. Und sie zu hierarchisieren. Kleine Regale mit kleinen „Frauenliteratur“-Schildchen darauf heißen dann etwa folgendes: „Frauen“ sind eine Unterkategorie. Ähnlich wie „Kinder“, „fremdsprachige Bücher“ oder „Reisen“. (Die Oberkategorie lautet vermutlich „Mensch“ – oder einfach „Mann“.) Es braucht nicht besonders viel Platz für die Unterkategorie „Frauen“. (War es nicht so, dass Bücher zwar von mehr Männern geschrieben, aber von mehr Frauen gekauft werden?) Frauen lesen Bücher, die für Frauen sind. Und deshalb ist ein Frauenbuch wie das andere – sei es nun das bereits erwähnte wissenschaftliche Buch des Jahres oder „Warum Frauen ohne Männer leben können, aber nicht ohne Handtasche“. Das Schildchen „Feministische Literatur“ gibt es nicht. Sprich: Feministische Literatur gibt es nicht. Soll es nicht geben. Nicht als Kategorie im Buchladen, nicht in der Wahrnehmung, nicht im Denken. Nicht „wirklich“. So läuft das. (Wer es nachlesen möchte, steht alles im Regal („Männer“)-„Philosophie“-„Sprachphilosophie“/„Erkenntnistheorie“.) Ähnliches Wirklichkeits-Tuning betrieb auch der US-amerikanische Online-Buchshop Amazon. Mehr als 50.000 Bücher, davon auffällig viele Titel, die unter der Bezeichung „homosexuell“ liefen, waren plötzlich unauffindbar. Laut Amazon ein „peinlicher Fehler“. Dann wieder „Jugendschutz“. (Bret Easton Ellis’„American Psycho“ kann man demnach bedenkenlos der Nichte zur Firmung schenken.) Andere nannten das Vorgehen schlicht „heteronorme Zensur“. Nach massiven Protesten schwul-lesbischer AutorInnen wurde der „Fehler“ behoben. Was bleibt, ist ein schlechter Nachgeschmack: Die Zeiten, in denen Bücher auf schwarzen Listen standen, verboten, eingestampft oder gar verbrannt wurden, mögen vorbei sein. Doch mit ein paar Handgriffen beziehungsweise Mausklicks können Bücher „unsichtbar“ gemacht werden. Sie können wertlos gemacht werden, und das nicht im materiellen Sinne. Mit diesen Büchern werden Menschen, werden Lebensweisen, werden Denkarten unsichtbar und wertlos gemacht. Zensur braucht keine schwarzen Listen. Sie braucht nur die Definitionsmacht. ❚ september 2009 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : D i e G r ü n e n / Ka t h a r i n a G o s s o w
Helene Jarmer nutzte ihre Antrittsrede gleich für das Plädoyer, behinderten Menschen ein gleichberechtigtes Leben in Österreich zu ermöglichen. Die Gebärdensprache ist in Österreich erst seit 2003 als offizielle Sprache anerkannt. Noch immer sind behinderte Personen in Österreich sozial und hinsichtlich ihres Bildungsweges benachteiligt und so auch wesentlich armutsgefährdeter als nicht-behinderte. Helene Jarmer selbst wurde als Zweijährige durch einen Unfall gehörlos. Sie wuchs zu einer Zeit auf, als Gehörlose noch als „taubstumm“ bezeichnet, als „zurückgeblieben“ diffamiert und deshalb in Sonderschulen abgeschoben wurden. Jarmer besuchte eine Integrationsklasse in einer HTL in Wien, wo sie nicht nur die einzige Gehörlose, sondern überdies auch das einzige Mädchen war. Anschließend studierte sie bildnerische Erziehung sowie Sonder- und Heilpädagogik und arbeitete als Lehrerin. Seit 2001 ist sie Präsidentin des österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB). Bei den Grünen wird sie vor allem als Behindertensprecherin fungieren, sie will sich aber auch für Themen wie Migration und Frauenpolitik einsetzen. Am 26. September lädt der ÖGLB und seine Präsidentin Hörende, aber auch Gehörlose ins Jugendstiltheater am Steinhof. Die Veranstaltung „Behind the sign – grenzenlos gebärden“ soll nicht nur einen Einblick in den Alltag Gehörloser geben, sondern auch die Schönheit und Vielfalt der Gehörlosenkultur, u.a. in Form eines Auftritts von Valerie Sajdik, der „schönsten Stimme Österreichs“, erfahrbar machen. trude, nita www.gruene.at/personen/helene_jarmer, www.oeglb.at/behindthesign
parlament innsbruck
Erste gehörlose Abgeordnete
Gesprächsbereitschaft
Mit Helene Jarmer von den Grünen, die Ulrike Lunacek nachgefolgt ist, gibt es nun erstmals in der Geschichte des österreichischen Parlaments eine gehörlose Abgeordnete. Seitdem werden sämtliche Reden und Debattenbeiträge von DolmetscherInnen in Gebärdensprache übersetzt, ebenso wird der ORF künftig alle Parlamentssendungen auch in Gebärdensprache übersetzt übertragen.
Nach lautem Protest und monatelangen Kämpfen der Betreiberinnen ist das Weiterbestehen des Autonomen FrauenLesbenzentrums in Innsbruck gesichert – zumindest für das Jahr 2010. Tätig geworden war schließlich der Landesrat für Soziales. Für das Budget 2010 haben die Frauen nun mit der Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf Gespräche auf-
„HOMER, SOPHOKLES, EURIPIDES, HORAZ, OVID, VERGIL, DANTE, PETRARCA, …
… Molière, Corneille, Racine, Shakespeare, Cervantes, Calderón, Voltaire, Goethe, Schiller, Balzac, Stendhal, Flaubert, Puschkin, Dostojewskij, Tolstoi, Proust, Brecht. Sie alle waren Männer. Genügt die Antwort?“ „Schreiben Männer besser als Frauen?“, war die Frage der FAZ an Marcel Reich-Ranicki gewesen. Und nein, Herr Reich-Ranicki, die Antwort genügt nicht! 06 an.schläge september 2009
austauschen
ausziehen
„Blickfang“
„Blowjob“
Die russische Fluglinie Aeroflot arbeitet an einer Image-Korrektur. Doch gegen die Angst vor klapprigem Sowjet-Schrott, die potenzielle Fluggäste weiterhin vergrault, setzt man nicht alleine auf eine Modernisierung der Flotte. Ausgetauscht werden sollen auch die Flugbegleiterinnen: Einen neuen Job gibt es dort nur noch für attraktive Frauen, die höchstens Kleidergröße 38 haben dürfen. Die Crew werde bald „auffallend hübsch und durchwegs ein Blickfang“ sein, verspricht Aeroflot. –
Auch die slowakische Fluglinie Skyeurope muss seit Bekanntgabe ihrer Insolvenz etwas fürs Image tun und wirbt u.a. mit dem Angebot, zwei Flüge zum Preis von einem buchen zu können. Die Werbung für die Aktion zeigt zwei Melonen, die sich eine Frau vor den nackten Oberkörper hält. Zuletzt hatte sich bereits Ryanair mit Sagern vom „Bed and Blowjob“-Service an Bord und einem Kalender, der Flugbegleiterinnen in Dessous und Pin-Up-Pose zeigte, Ärger von feministischen Organisationen eingehandelt. –
genommen. In einer Pressemeldung freut sich das Frauenzentrum über das gute Gesprächsklima mit Zoller-Frischauf. Allerdings wünscht sich die Landesrätin vom FrauenLesbenentrum die Öffnung über die feministisch-lesbische Basis hinaus. Daher plant das autonome FrauenLesbenzentrum in Zukunft vermehrt mit Frauen- und Mädchen-Organisationen im Raum Innsbruck zusammenzuarbeiten. Dem Zentrum waren im Frühjahr überraschend und ohne Kommentar die Subventionen des Landes Tirol zur Gänze gestrichen worden. Bei Verhandlungen war den Frauen signalisiert worden, dass die Bezeichnung „autonom“, aber auch „Lesben“ für die Landesregierung „schwierig“ sei (vgl. an.schläge 7-8/09). trude www.frauenlesbenzentrum.at, www.ravensbrueck.at
frauen.preis
Neue Jury Seit 2007 wird alljährlich am 8. März der von der Grünen Bezirksrätin Veronika Reininger gestiftete „Veronika“-Frauenpreis in RudolfsheimFünfhaus vergeben. Ausgezeichnet werden Frauen für ihr Engagement im Bezirk. Dieses Jahr ging er an die Marktstandlerin Elfriede Rauscher und die PensionistInnen-Seelsorgerin Gertrude Mattes. Bisher stellten zwei Frauen der Bezirksvertretung die Jury, nunmehr entscheidet ein überparteiliches Expertinnen-Team über die Vergabe des Preises. Die Jurorinnen werden u.a. von frauenspezifischen Einrichtungen im 15. Bezirk entsendet, darunter vom „Stichwort“, dem Archiv der Frauen und Lesbenbewegung, dem Verein Sprungbrett, der Bildungsberatung für Mädchen und junge Frauen anbietet, sowie dem Verein Sophie, einem Bildungsraum für Sexarbeiterinnen. Nominierungsvorschläge für den „Veronika“-Frauenpreis 2010 können bis zum 23. Oktober 2009 erfolgen, an die BV 15, Gasgasse 810, 1150 Wien oder an post@bv15.wien.gv.at. Die Preisverleihung findet am 9. März 2010 statt. trude http://rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at/frauen
jubiläum
Stonewall in Wien Bundesjustizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) möchte bis Ende des Jahres eine Lösung für die eingetragene PartnerInnenschaft homosexueller Paare. Ob dann eine Eintragung beim Standesamt möglich sein wird, steht auch vierzig Jahre nach Stonewall noch nicht fest. Das Jubiläum der Aufstände, die Ende Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street ihren Ausgang nahmen, haben die Grünen Andersrum Wien, der Kulturverein QWIEN und die TV-Sendung „queer Lounge“ (Okto) zum Anlass genommen, den Dokumentarfilm „Stonewall in Wien“ zu produzieren: Was geschah vor vier Jahrzehnten in Wien? Dieser und anderen Fragen geht man in zahlreichen Interviews mit ZeitzeugInnen, wie der früheren HOSI-Aktivistin Waltraud R. und Dennis Beck alias „Mister Aids-Hilfe“, nach. Der Film, der bereits im Kino gezeigt und auf Okto ausgestrahlt wurde, ist in Einzelepisoden weiterhin auf YouTube zu sehen. Die dazu erschienene 32-seitige Zeitschrift mit gleichnamigem Titel kann gratis auf der Homepage der Grünen Andersrum Wien bestellt werden. nita www.gruene-andersrum.at/wien/artikel/lesen/45854, andersrum.wien@gruene.at
Feminist P*rn Club Im Wiener Frauencafé trifft sich seit April einmal im Monat der Feminist P*rn Club, bei dem Porno nicht verschämt konsumiert, sondern für und mit Frauen und Transpersonen gezeigt und diskutiert wird. FIONA SARA SCHMIDT sprach mit KORNELIA ZAUNER, STEPHANIE LETTNER UND FLORA SCHANDA. Warum gibt es den Feminist P*rn Club, und nach welchen Kriterien werden die gezeigten Filme ausgewählt? Durch das Internet wurde der Zugang zu Pornos für viele Menschen erleichtert: Dabei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um Mainstream-Pornografie, die für ein männliches, heterosexuelles Publikum produziert wird und wurde. Diese Art von Pornografie repräsentiert Frauen hauptsächlich als passive Objekte zur Befriedigung der männlichen Lust und des männlichen Blickes, und nicht als selbstbestimmte Subjekte, die ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse und Wünsche ausleben. Diese Fremdbestimmung (Opferdiskurs), d.h. die Ausblendung der selbstbestimmten Darstellungen von Frauen_ Trans*, ist auch ein Teil der Diskurse der PorNO-Bewegung. Das Wissen und der Zugriff auf feministische Pornografie bzw. Erotika sind hingegen kaum vorhanden. Das Ziel des Feminist P*rn Clubs ist es daher, ein Bewusstsein für feministische Pornografie zu schaffen, sprich zu zeigen, dass Darstellungen unabhängiger Trans*, queerer und weiblicher Sexualität im Pornografie-/Erotikgenre möglich sind. Sichtbare Lust und Freude am Sex sind wesentliche Kriterien nicht nur für uns, sondern auch allgemein für die Bezeichnung von Pornos als feministisch. Häufig geht es auch um die positive Darstellung verschiedener Körperlichkeiten (Gender, Alter, „Ethnizität“, …), verschiedener sexueller Vorlieben, um Kreativität und um faire Arbeits- und Produktionsbedingungen. Wir versuchen auch immer Dokumentarfilme mit ins Programm zu nehmen, in denen Darsteller_innen, Regisseur_innen und Produzent_innen selbst zu Wort kommen, um einen Einblick in die Produktionshintergründe zu geben. Ist es nicht erst einmal seltsam, in der Gruppe Pornos anzuschauen? Das gemeinsame Ansehen von Pornografie ist für viele ungewohnt, da Pornos im Allgemeinen im Privaten konsumiert werden, wo das Zulassen und Ausleben der erotisierenden Wirkung mehr im Vordergrund steht. Insofern ist das Seherlebnis eher von einem analytischen und kritischen Blick geprägt als von einem rein lustvollen. Spaß macht es auf alle Fälle! Worum geht es in den Diskussionen, widersprechen sich die Reaktionen? Die Diskussionsmöglichkeiten bieten einen Raum, sich über die persönlichen und subjektiven Eindrücke, welche sehr unterschiedlich ausfallen, zu unterhalten. Da die Ansprüche, Vorlieben und Wünsche so verschieden sind wie die Teilnehmer_innen selbst, kommen Widersprüche vor und sind auch erwünscht. Einige Diskussionspunkte sind etwa, was ansprechend war, was nicht und warum; was an den Filmen feministisch sein könnte oder ist, und wie sie sich dadurch vom Mainstream unterscheiden. Tipps für den Hausgebrauch? Anschauen, was Spaß macht!!! Für erste Anregungen empfehlen wir z.B. die Website der Feminist Porn Awards: www.goodforher.com/feminist_porn_awards.html. september 2009 an.schläge 07
gleichstellung
Zweidrittelmehrheit Dreißig Jahre gibt es das österreichische Gleichbehandlungsgesetz, seit einem Jahr gilt es auch bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen. Seither beschweren sich überwiegend Männer bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft – weil sie in der Disco oder im Stadion mehr bezahlen müssen. Von Andrea Heinz
1 Susanne Feigl, Angelika Kartusch, Karin Lukas, Birgit Weyss: Ihr gutes Recht. Gleichbehandlung und Gleichstellung von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft. Hg. vom Bundeskanzleramt. Wien 2007 2 Ingrid Nikolay-Leitner: Zwei Ziele – ein Weg. Gleichbehandlung für diskriminierungsgefährdete Gruppen und Minderheiten und Gleichstellung zwischen Frauen und Männern. In: Institut für Gewerkschafts- und AK-Geschichte (Hg.):„Man ist ja schon zufrieden, wenn man arbeiten kann“. Käthe Leichter und ihre politische Aktualität. Wien 2003, 119 – 135. 3 § 2 GlBG 4 30 Jahre Gleichbehandlungsgesetz für die Privatwirtschaft. Hg. vom Büro der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek. Wien 2008 Gleichbehandlungsanwaltschaft Taubstummengasse 11 1040 Wien Telefon: +43 1 532 02 44 www.gleichbehandlungsanwaltschaft.at E-Mail: gaw@bka.gv.at
08 an.schläge september 2009
Zum dreißigsten Mal jährt sich heuer das Inkrafttreten des österreichischen Gleichbehandlungsgesetzes. Es hat sich viel getan in diesen drei Jahrzehnten. Am 1. Juli 1979 hieß das Gesetz noch „Gesetz über die Gleichbehandlung von Frau und Mann bei der Festsetzung des Entgelts“. In der Europäischen Union
1985 wird das Gesetz umbenannt: Nun heißt es „Gesetz über die Gleichbehandlung von Mann und Frau im Arbeitsleben“ und umfasst fortan auch freiwillige Sozialleistungen und das Recht auf betriebliche Aus- und Weiterbildung sowie das Gebot geschlechtsneutraler Stellenausschreibungen. 1990 folgt die Ausweitung des Geset-
mehr als Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Gleichstellung statt Gleichbehandlung. Während bereits seit dem Inkrafttreten der österreichischen Bundesverfassung 1920 der Gleichheitsgrundsatz (Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts) gilt, findet 2004 eine zentrale
„Gleichstellung ist mehr als Gleichbehandlung. Gleichstellung bedeutet die auf gleichen Rechten und gleichen Ressourcen basierende Partizipation beider Geschlechter in allen Bereichen der Gesellschaft.“
gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren die „Lohngleichheitsrichtlinie“, die gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit garantiert. Nun werden auch in Österreich „die separaten Lohntafeln für Frauen und Männer aus den Kollektivverträgen eliminiert.“ 1
zes auf sämtliche Bereiche des Arbeitslebens, darunter z.B. die Gewährung freiwilliger Sozialleistungen. Mit der dritten Novelle passt sich das Gesetz 1992 schließlich an die EG-Richtlinien zur Gleichbehandlung an, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz gilt nun-
Umdefinierung statt: Im neuen Gleichbehandlungsgesetz wird aus Gleichheit Gleichstellung. Von der EU bereits in einer Richtlinie von 2002 vorgegeben, ändert sich damit wesentlich mehr als nur die Wortendung: „Gleichstellung ist mehr als Gleichbehandlung. Gleichstel-
stellunggleich lung bedeutet die auf gleichen Rechten und gleichen Ressourcen basierende Partizipation beider Geschlechter in allen Bereichen der Gesellschaft.“2 Das Ziel der Gleichstellung ist nun „ausdrücklich im Gesetz festgeschrieben und gilt als Auslegungsgrundsatz für alle Bestimmungen des Gleichbehandlungsgesetzes. Dies bedeutet, dass die Gleichstellung der Geschlechter in allen relevanten rechtlichen und politischen Bereichen zu berücksichtigen ist. Ziel ist die fünfzigprozentige Verteilung der Ressourcen auf Frauen
nach dem Gleichbehandlungsgesetz verboten“, erklärt Gleichbehandlungsanwältin Ulrike Salinger. „Ideengeberin“ war auch hier wieder die Europäische Union. Bereits 2004 stellte sie diese Richtlinie mit der Vorgabe an alle Mitgliedstaaten auf, sie bis 2007 umzusetzen. Diskriminierte Männer? Seither steigt die Anzahl der ratsuchenden Männer bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft an. „In Fällen von Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts bei Dienst-
kommen die Männer zu Gleichbehandlungsanwältinnen wie Ulrike Salinger? „Die häufigsten Anliegen betreffen die unterschiedlichen Tarife für Senioren und Seniorinnen bei Verkehrsbetrieben, Tickets für Fußballspiele, die Frauen im Gegensatz zu Männern oft ermäßigt erhalten, oder unterschiedliche Eintrittspreise bei Diskotheken.“ Frauen dagegen suchen Rat und Hilfe,„weil sie bei Versicherungsverträgen höhere Tarife zahlen müssen als Männer oder weil sie beim Friseur/der Friseurin für die gleiche Leistung mehr zahlen müssen als Männer.
„Die häufigsten Anliegen betreffen die unterschiedlichen Tarife für Senioren und Seniorinnen bei Verkehrsbetrieben, Tickets für Fussballspiele, die Frauen im Gegensatz zu Männern oft ermässigt erhalten, oder unterschiedliche Eintrittspreise bei Diskotheken.“
und Männer und die ausgewogene Repräsentation beider Geschlechter.“ Und das wiederum bedeutet „konkrete gesetzliche und institutionelle Zielvorgaben beziehungsweise strukturelle Veränderungen auch in der Arbeitswelt“.3 Daneben führt das neue Gesetz den erweiterten Diskriminierungsschutz aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, des Alters und der sexuellen Orientierung ein – auch das ist die Umsetzung einer von der EU vorgegebenen Richtlinie. Was die ethnische Zugehörigkeit betrifft, so gilt der Diskriminierungsschutz nun auch außerhalb der Arbeitswelt, etwa bei der Bildung oder bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen.
leistungen ist die Relation der Ratsuchenden derzeit ungefähr zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen“, berichtet Salinger. „Deutlich mehr Frauen als Männer suchen dagegen Beratung bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft, weil sie bei der Bewerbung um einen Job oder im Arbeitsverhältnis benachteiligt oder belästigt werden. Bei Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder der Weltanschauung, des Alters oder der sexuellen Orientierung wenden sich in etwa gleich viele Frauen wie Männer zur Beratung und Unterstützung an die Gleichbehandlungsanwaltschaft.“ Im Gleichbehandlungsbericht von 2007, also noch vor Inkrafttreten der neuen Richtlinie, hatten die Frauen klar die Überhand – zumindest was die DisFrisur und Fahrschullehrer. Am 1. August kriminierung aufgrund des Geschlechts 2008 wurde das Gesetz zum bisher anbelangt. Von 79 Verfahren gingen 68 letzten Mal novelliert – es gilt nun der auf die Diskriminierung von Frauen Grundsatz der „Gleichbehandlung von zurück. Darunter sexuelle Belästigung, Männern und Frauen beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gütern und Entgeltdiskriminierung oder (nicht Dienstleistungen“. Das heißt zum Beimöglicher) beruflicher Aufstieg. Was die spiel, dass eine Frau beim Frisör nicht Diskriminierung aufgrund ethnischer mehr bezahlen muss, nur weil sie eine Zugehörigkeit, Alter, sexueller OrientieFrau ist. Genauso verbietet das Gesetz rung oder Religion betraf, stellten die auch eine Ungleichbehandlung aufMänner auch 2007 schon die grund des Geschlechts bei Versicherun- Mehrheit.4 gen, Freizeiteinrichtungen oder TransSeit der Novellierung haben die portmitteln. „Auch sexuelle Belästigun- Männer nun auch eine klare Zweidrittelgen durch einen Handwerker, einen mehrheit bei geschlechtsbedingter DisFahrschullehrer, einen Arzt oder andere kriminierung. Wohlgemerkt außerhalb Dienstleistungsanbieter sind seither der Arbeitswelt. Mit welchen Anliegen
Ein anderes Beispiel aus unserer Beratungstätigkeit betrifft eine Frau, die von einem Handwerker während der Durchführung einer Reparatur in der Wohnung sexuell belästigt wurde.“ Positive Maßnahmen. Salinger stellt auch klar, dass nicht jede Ungleichbehandlung von Frauen und Männern bei Dienstleistungen eine Diskriminierung ist, die gegen das Gesetz verstößt. „So ist es zum Beispiel nach wie vor erlaubt, einen eigenen Saunatag für Frauen anzubieten, da dies dem Schutz vor Belästigungen dienen kann. Auch positive Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung, mit denen Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts verhindert oder ausgeglichen werden, sind nach wie vor möglich und erlaubt.“ Denn ein Blick über das Kaffeehäferl in die Zeitung reicht an den meisten Tagen schon aus, um zu erkennen: Das erklärte Ziel ist auch heute noch nicht erreicht. Nichts zu sehen von geschwisterlichem HalbeHalbe-Machen bei etwaigen Ressourcen, von einer „ausgewogenen Repräsentation“ ganz zu schweigen. „Menschen bei einer Diskriminierung Unterstützung durch gesetzliche Sanktionen zu bieten und das Bewusstsein für Gleichbehandlung zu stärken“, so formuliert Ulrike Salinger die wesentlichen Funktionen des Gleichbehandlungsgesetzes. Das Ziel:„Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft.“ ❚ september 2009 an.schläge 09
nataljaestemirowa
„Organisierte Straffreiheit“ Am 13. August wurde Sarema Sadulajewa, Leiterin einer Kinderhilfsorganisation, tot in einem Kofferraum gefunden, gemeinsam mit ihrem erschossenen Ehemann. Einen Monat zuvor hatte man in Grozny die Leiche der Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa entdeckt. Auch wenn nicht alle Entführungen in Tschetschenien mit einem Mord enden – gewalttätige Sanktionen gegen RegimegegnerInnen und ihre Angehörigen sind unter Präsident Kadyrow an der Tagesordnung. Von Ute Weinmann Mit zwei Kugeln in der Herzgegend und einer Kugel im Kopf wurde die Leiche von Natalja Estemirowa am 15. Juli entdeckt. Am frühen Morgen zerrten unbekannte Männer die langjährige führende Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial mit Gewalt in ein Auto, kurz nachdem sie ihre Wohnung in der tschetschenischen
Schlüsselrolle. Kadyrow äußerte nach dem Mord die Vermutung, seine Gegner im Untergrund, die ihn diskreditieren wollen, stünden hinter der Tat. Die 50jährige Natalja Estemirowa hatte eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung von Entführungen, Brandstiftungen und öffentlichen Hinrichtungen inne, Verbrechen, die in Tschetschenien alltäglich sind. Praktisch alle Menschenrechts-
Strafaktionen. Es sind, anders als während des Tschetschenien-Kriegs, nicht mehr die Untergrundkämpfer, die Menschen verschleppen. Die Entführungen gehen, soweit sich das nach Augenzeugenberichten über Uniformen und Abzeichen nachvollziehen lässt, auf das Konto tschetschenischer Sicherheitskräfte. Nach einer kurzen Phase der relativen Entspannung im Jahr 2007 mit 35 Ent-
Es sind, anders als während des Tschetschenien-Kriegs, nicht mehr die Untergrundkämpfer, die Menschen verschleppen. Die Entführungen gehen, soweit sich das nach Augenzeugenberichten über Uniformen und Abzeichen nachvollziehen lässt, auf das Konto tschetschenischer Sicherheitskräfte.
Der Artikel wurde unter dem Titel „Führen und entführen lassen“ bereits in der deutschen Wochenzeitschrift Jungle World veröffentlicht: http://jungle-world.com
10 an.schläge september 2009
Hauptstadt Grozny verlassen hatte. Augenzeugen hatten die Szene beobachtet, aber nichts unternommen. Der Wagen gelangte unkontrolliert über die Republikgrenze in das benachbarte Inguschetien, wo derzeit unter der Befehlsmacht des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow eine „Antiterroroperation“ gegen tatsächliche und vermeintliche bewaffnete Aufständische im Gange ist.
organisationen, die sich mit der Region beschäftigen, stützten sich auf ihre Informationen, einschließlich der tschetschenischen Strafverfolger. Das ist kein Wunder, denn die von Gewalttaten Betroffenen wagen aus Angst vor möglichen Konsequenzen nur selten, über die Verbrechen zu reden. Wer sich überhaupt Hilfe erhoffte, wandte sich an Natalja Estemirowa und keinesfalls an die Miliz oder die Staatsanwaltschaft.
führungen gab es wieder einen Anstieg. 2008 waren es 42, und allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden fast 80 Menschen verschleppt. Nicht alle Entführungen enden mit einem Mord. Strafaktionen gegen Menschen, deren Söhne, Brüder oder entferntere Verwandte sich den Untergrundgruppen angeschlossen haben, nehmen jedoch zu. Die Ermittlungen, wenn sie überhaupt geführt werden,
bleiben ergebnislos. Alexander Tscherkasow, Kaukasus-Experte von Memorial, bezeichnet die Lage in Tschetschenien als „organisierte Straffreiheit“. Wenige Tage vor dem Mord an Natalja Estemirowa teilte der tschetschenische Menschenrechtsbeauftragte ihr mit, die politische Führung sei empört über die öffentliche Vorgehensweise von Memorial in Grozny. Es dürfe ermittelt werden, die vorliegenden Erkenntnisse und Beweise seien jedoch allein dem Präsidenten mitzuteilen. Diese Aussage konnte als Drohung interpretiert werden. Der Anlass dürfte die öffentliche Hinrichtung von Rizwan Albekow am 7. Juli im tschetschenischen Dorf Achkintschu-Borzoj gewesen sein, an deren Aufdeckung Natalja Estemirowa einen entscheidenden Anteil hatte. Ihr Kollege Alexander Tscherkasow schließt nicht aus, dass diese Enthüllung den tschetschenischen Sicherheitsapparat zu einer Racheaktion gegen die mutige und konsequente Menschenrechtlerin veranlasste. Traditionspflege. Der Leiter des Menschenrechtszentrums von Memorial, Oleg Orlow, ging noch weiter. Er bezichtigte Ramsan Kadyrow bei einer Pressekonferenz öffentlich der Schuld an dem Mord. Das wollte Kadyrow nicht auf sich sitzen lassen, er rief prompt Orlow an, um das Gespräch „von Mann zu Mann“ zu suchen. Kadyrow sagte, er sei unschuldig, außerdem unterstünden die Sicherheitskräfte nicht seiner Kontrolle, lediglich als Präsident trage er die Verantwortung für die Vorkommnisse in der Republik. Später versprach er öffentlich, die Ermittlungen nicht nur auf dem offiziellen Weg zu führen, sondern auch „im Einklang mit den Traditionen der Tschetschenen“. Genau gegen diese angebliche Traditionspflege setzte sich Natalja Estemirowa in aller Öffentlichkeit zur Wehr. Sie scheute nicht einmal die direkte Konfrontation mit Kadyrow. Darin dürfte ihr größtes Vergehen gelegen haben. Kadyrows Herrschaft stützt sich nicht nur auf systematische Gewaltanwendung, sondern auch auf die Erniedrigung aller Untergebenen und die Inszenierung seiner Führung nach den Regeln des stalinistischen Personenkults. Menschen werden vor laufenden Kameras gezwungen, sich von ihren Verwandten zu distanzieren. Gegen
Frauen, die sich weigern, ein Kopftuch zu tragen, läuft eine regelrechte Hetzkampagne. Mitstreiter für seine Sache findet der Präsident auch außerhalb Tschetscheniens. So demonstriert derzeit einmal pro Woche das kanadische Model Chrystal Callahan für Grozny TV die Vorzüge schicker Kopftücher, wie sie die „traditionsbewusste“ tschetschenische Frau trägt, und erläutert dem der russischen und tschetschenischen Sprache nicht mächtigen Auslandspublikum Kadyrows Verdienste für die Republik. Volle Unterstützung von Russland. Von der russischen Regierung erhält der Präsident volle Unterstützung, trotz der Tatsache, dass Kadyrow keineswegs alles unter Kontrolle hält. So hat die systematische Gewaltanwendung viele junge Menschen in die Berge zu den bewaffneten Gruppen getrieben. Es wäre falsch, alle Kämpfer im Untergrund als Jihadisten zu bezeichnen. Allerdings ist es dem islamistischen Warlord und „Emir“ Doku Umarow gelungen, die meisten Gruppen unter seiner Führung zu vereinen und sich damit auch ideologischen Einfluss auf deren Kämpfer zu sichern. Kadyrow gelingt es, der russischen Regierung ein Zugeständnis nach dem anderen abzuringen. Zuletzt setzte er im April 2009 die Abschaffung des seit 1999 geltenden Antiterrorregimes durch, das ihn wegen der Beschränkungen der Zollhoheit und der Präsenz föderaler Truppen schon längst störte. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Anwesenheit der Zentralmacht der allgegenwärtigen Tyrannei des tschetschenischen Sicherheitsapparats Grenzen setzen könnte, zieht sich die russische Regierung zurück. Solange die tschetschenische Führung nicht die Unabhängigkeit von Russland propagiert, scheint die russische Regierung alle Gewaltexzesse mitzutragen. Kadyrows scheinbar erfolgreiche Politik verschafft ihm auch deshalb Unterstützung, weil die Situation in den umliegenden Kaukasus-Republiken zu eskalieren droht. Das hat zur Folge, dass ihm nun auch freie Hand im Antiterrorkampf in Inguschetien gewährt wird. An alternativen Konzepten zur Stabilisierung der Region fehlt es offensichtlich, denn das würde erfordern, über die gesamte gescheiterte Kaukasus-Politik nachzudenken. ❚
Beate Hammond
Black or white? Als Michael Jackson am 25. Juni für immer seine Augen schloss, sah es zuerst so aus, als würde die Welt den King of Pop in erster Linie als begnadeten Komponisten, Sänger, Tänzer und Musikproduzenten in Erinnerung behalten. Weit gefehlt. Inzwischen überschlägt sich die Berichterstattung immer wieder mit neuen absurden Gerüchten. Eines meiner Lieblingsthemen ist die Diskussion über Jacksons Vaterschaft. Ist er nun der biologische Vater seiner Kinder oder nicht? Die Kinder sehen ihm ja gar nicht ähnlich, sagen die Leute. Ein seltsamer Kommentar, denn wie kann die Öffentlichkeit beurteilen, ob Kinder einer Person ähneln, die ihr Äußeres in den letzten zwanzig Jahren wesentlich verändert hat und die in den Medien immer nur stark geschminkt, mit Perücke, Sonnenbrille oder Hut zu sehen war? Was natürlich gemeint ist, aber nicht gesagt wird, ist, dass die Kinder Michael Jacksons zu „weiß“ sind, um seine Kinder zu sein. Und was würde das bedeuten? Wenn der schwarze Michael Jackson Kinder produziert, die von Weißen nicht mehr zu unterscheiden sind, was wäre dann? Aber ExpertInnen wiegeln ab. Nein, beruhigten WissenschaftlerInnen in Interviews mit Boulevardzeitungen, es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass gleich zwei Kinder eines schwarzen Vaters den Hautton der weißen Mutter erben. „Wenn Jackson der Vater wäre,“ wurde ein Arzt zitiert, „dann müssten sich einzelne Merkmale wie Hautfarbe und Nasenform bei den Kindern wiederfinden.“ Also hat er nun oder hat er nicht? Ich schätze mich glücklich, über die Zeugung der Jackson-Kinder keinerlei Informationen zu haben. Warum es allerdings so wichtig ist, frage ich mich schon. Interessant ist auch, dass der Welt die Herkunft des dritten Kindes ( jenes mit den langen schwarzen Haaren) relativ egal zu sein scheint. Zumindest ist bisher niemand aufgetaucht, der die Elternschaft dieses Kindes für sich beansprucht. Einst sang Michael Jackson „It don’t matter if you’re black or white“. Ganz so egal ist es dann wohl doch nicht? september 2009 an.schläge 11
internationalan.riss italien
Mifegyne®-Zulassung Mifegyne®, eines der wenigen Mittel zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch, wurde nun auch in Italien zugelassen. Bereits vor 21 Jahren kam Mifegyne in Frankreich erstmals auf den Markt. In Österreich ist das Medikament seit 1999 zugelassen, eingeführt wurde es vom Ambulatorium für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch Gynmed. Damit findet Mifegyne nun beinahe in der ganzen EU Anwendung – Ausnahmen sind Malta und Irland, wo der Schwangerschaftsabbruch weiterhin verboten ist und die Frauen gezwungen sind, im Falle einer ungewollten Schwangerschaft ins Ausland zu reisen. 2005 wurde dieses Medikament von der WHO auf die „Essential Drug List“, die Liste der wichtigsten Medikamente, gesetzt. besu www.gynmed.at
deutschland
LesMigraS feiert 10. Geburtstag
t ü rk e i
Pinar Selek erneut von Haft bedroht Der türkischen Soziologin, Feministin und Schriftstellerin Pinar Selek droht eine lebenslange Haftstrafe. Ihr Fall wird nun seit elf Jahren immer wieder neu verhandelt. Anlass für den Prozess-Marathon war eine Explosion, die 1998 auf einem belebten Markt in Istanbul sieben Menschen tötete und 127 weitere verletzte. Expertengutachten gingen davon aus, dass die Explosion durch austretendes Gas aus einer Propangasflasche verursacht worden war. Dennoch wurde Selek als „Bombenlegerin“ festgenommen und verbrachte mehr als zwei Jahre in Haft. Ihre soziologischen Forschungen zur PKK und zum antimilitaristischen Widerstand in der Türkei handelten ihr den Verdacht ein, Sympathisantin der PKK zu sein. Weil „die Ursache der Explosion nicht mit Gewissheit festgestellt werden konnte“, wurde sie 2006 schließlich zum ersten Mal freigesprochen. 2007 wurde der Freispruch aufgehoben und erneut Anklage erhoben, es folgte ein weiterer Freispruch. Nun fordert der Oberste Gerichtshof wieder lebenslänglich, im September wird darüber entschieden, ob die neue Klage zugelassen wird. Pinar Selek hat ihr Leben lang eine klare Haltung gegen Krieg und alle Arten von Gewalt eingenommen. Sie ist Mitbegründerin der Frauenorganisation Amargi, hat zu Gewalt an Transsexuellen publiziert und Texte von Subcomandante Marcos ins Türkische übersetzt. In ihrem letzten Buch „Sürüne Sürüne Erkek Olmak“ (Kriechend zum Mann werden) kritisiert die derzeit in Köln wohnhafte Friedensaktivistin das türkische Militärsystem als Zwangsinitiation, die der Konstruktion männlicher Identität dient. Das Buch wird Anfang 2010 im Orlanda Verlag auf Deutsch erscheinen. anüv Mehr Informationen und eine Solidaritätserklärung finden sich unter www.pinarselek.com.
12 an.schläge september 2009
Der Antidiskriminierungsbereich der Lesbenberatung Berlin e.V. feiert sein zehnjähriges Bestehen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, „gegen alle Formen von Gewalt und Diskriminierung einzutreten und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der alle Aspekte des Lebens und der Persönlichkeit von Lesben und MigratInnen akzeptiert und geschätzt werden“. LesMigraS ist Anlaufstelle für Lesben, Bi und transidente Menschen (LBT) mit Migrationshintergrund und für Schwarze LBT. Das Jubiläum wird mit einer Fachtagung zum Thema „Mehrfachzugehörigkeit als ImpulsgeberInnen“ begangen. Unter anderem sind die Menschenrechtsaktivistin Judy Gummich, die Kultur- und Sozialanthropologin Urmila Goel und Vertreterinnen des Landes Berlin geladen. besu www.lesmigras.de
israel
Demos gegen Homophobie Zwei Tote und über ein Dutzend Verletzte forderte der Amoklauf eines Unbekannten in einem Treffpunkt für queere Jugendliche in Tel Aviv Anfang August. Eine 16-Jährige und ein 26-Jähriger erlagen noch am Tatort ihren Verletzungen. Stunden und Tage später zeigte sich die Community kämpferisch, unterstützt von einer aufgerüttelten Zivilgesellschaft. Es kam in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen Städten zu Massenkundgebungen und Protesten gegen die homophobe Gewalttat. In Tel Aviv unterstützten namhafte PolitikerInnen die Aktionen. „Angesichts der Anstachelung zum Hass gegen die homosexuelle Gemeinschaft ist es nicht überraschend, dass so ein Verbrechen begangen werden kann", kommentierte der Präsident der Tel Aviv Gay and Lesbian Association, Mai Pelem, das Verbrechen. Auch die Knessetabgeordnete Shelly Yachimovich kommt zu einem ähnlichen Schluss: „Die Pistole hat nicht von selbst geschossen, der Schütze nicht von selbst gehandelt, hinter ihm stand Aufstachelung und Hass.“ Tel Aviv gilt als weltoffene und liberale Stadt, die von Lesben, Schwulen, Bi- und Transgender-Personen dafür besonders geschätzt
an.rissinternational wird. Dementsprechend lebendig ist die Szene im Vergleich zur Hauptstadt Jerusalem. Ultra-orthodoxe Juden/Jüdinnen veranstalten jedoch traditionellerweise Protestdemonstrationen zur CSD-Parade. „Wenn jemand denkt, dass wir Angst hätten, liegt er falsch. Wenn jemand denkt, wir setzen uns jetzt hin und nehmen es einfach hin, liegt er falsch!“, versucht der schwule Abgeordnete Nitzan Horowitz die proaktive Stimmung zu vertreten. besu www.lesben.org, www.queer.de
deutschland
Sexarbeit – all inclusive Mit dem Slogan „Sex mit allen Frauen, so lange du willst, so oft du willst und wie du willst“ werben derzeit so genannte Flatrate-Bordelle in Deutschland. Bereits mit siebzig Euro ist der Kunde „König“ und kann jederzeit verlangen, was ihm beliebt – seltene Praktiken ebenso wie Sex ohne Kondom –, ohne dass dabei die Frauen das Recht haben abzulehnen. In Heidelberg und Fellbach kam es zur Schließung solcher Bordelle – allerdings aus hygienischen Gründen. Die damit verbundenen Razzien der Polizei fanden unabhängig von der Diskussion um die Flatrate-Bordelle statt, vielmehr aufgrund des Verdachts, dass Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen und migrantische Sexarbeiterinnen ohne Genehmigung beschäftigt werden. Der Verein Dona Carmen, der sich für die sozialen und politischen Rechte von Frauen in der Sexarbeit einsetzt, appellierte in Anzeigen in der „Süddeutschen Zeitung“ und der „Frankfurter Rundschau“ sowie zusammen mit anderen Sexarbeiterinnenverbänden in einem offenen Brief an die deutsche Bundesregierung gegen die Schließung von Bordellen. SexarbeiterInnen sollten stets das Recht haben, Kunden abzulehnen, und Preise selbst bestimmen können – Rechte, die ihnen laut Prostituiertengesetz auch zustehen. Doch an den dafür notwendigen Arbeitsrechten und -schutzvorschriften sowie beruflichen Standards in
www.liminalis.de
der Sexarbeit fehlt es bislang. Der erste Schritt zur Verwirklichung wäre die Schaffung von Instanzen wie Berufsverbänden, die bei der Entwicklung und Einhaltung solcher Standards einen wichtigen Beitrag leisten könnten, so die Organisationen. Die Verknüpfung von Sexarbeit mit Ausbeutung und sexualisierter Gewalt spricht den AktivistInnen ihre Kompetenz jedoch automatisch ab. Anstatt das Prostituiertengesetz also in diesem Sinne auszubauen, würden unter dem „diffusen Begriff der Würde der Sexarbeiterinnen“ Entscheidungen getroffen, die die Prostituierten mehr bedrohten als beschützen. Die Prosituiertenverbände fordern daher die Einbeziehung von SexarbeiterInnen in die Debatte sowie das Recht für Zeitungen, die Annahme und Schaltung von Flatrate-Anzeigen zu verweigern. nita www.donacarmen.de, www.zeit.de
usa
Hispanierin wird Höchstrichterin Die Bundesrichterin Sonia Sotomayor wurde vom US-Senat als neue Höchstrichterin bestätigt. Die 54-Jährige ist die erste Hispanierin in dieser Funktion. Ihre Wahl ist ein symbolischer Erfolg für US-Präsident Barack Obama, der trotz Kritik an „seiner“ Kandidatin festgehalten hatte. Die Tochter von EinwandererInnen aus Puerto Rico hätte als Staatsanwältin und Richterin mehr Erfahrung als jedes andere Mitglied im Supreme Court zu Beginn ihrer Tätigkeit, meinte Obama. Vom rechten Lager war Sotomayor im Vorfeld als linke Gerichtsaktivistin und Rassistin denunziert worden. Das Kräfteverhältnis im Obersten Gericht wird durch die Wahl Sotomayors nicht verändert. Anfang September wird sie ihren ersten Fall entscheiden. Dabei geht es um die Frage, ob und wie stark es Unternehmen oder Gewerkschaften untersagt werden darf, politische Kampagnen zu finanzieren. besu www.cnn.com
Es bewegt sich was! Nämlich auf „Liminalis“, der „Zeitschrift für geschlechtliche Emanzipation und Widerstand“. Zum dritten Mal in Folge erscheint die jährliche Zeitschrift des Wissenschaftlichen Beirates des Transgender Netzwerkes Berlin (TGNB) elektronisch und mit viel Engagement, mit dem Ziel, Transgender- und Intersex-Bewegungen zu unterstützen und wissenschaftlich zu begleiten. Erstmals werden die Beiträge des aktuellen Themas „Intersex und Transgender in Bewegung“ nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch auf Spanisch zu lesen sein. Neben Aufsätzen gibt es – auch das ist neu und zukünftige Rubrik – einen Essay zum Potenzial der Verknüpfung von PostAnarchismus und Transgender-Aktivismus, Interviews mit Aktivist_ innen aus Afrika, Südamerika und Europa (Übersetzungen folgen), die Vorstellung des Projekts „Trans Murder Monitoring“, das Morde an Transpersonen weltweit erfasst und analysiert sowie die Präsentation des englischen „Transmutations“-Fotografen Darrell Berry. Und im Archiv gibt’s die Ausgaben eins und zwei. Unbedingt zu empfehlen. nad september 2009 an.schläge 13
kosovoabschiebung
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Fo t o s : C h r i s t o p h e Q u i r i o n
„Sicheres Herkunftsland“ Seit Juli dürfen AsylwerberInnen und Personen ohne gültige Aufenthaltsbewilligung wieder in den Kosovo abgeschoben werden. Was Angehörige von Minderheiten dort erwartet, berichtet Mirjam Karoly.
Mirjam Karoly ist Politologin und Mitglied des Österreichischen Volksgruppenbeirats für Roma und Sinti. 1 Insgesamt sind zwischen 2000 und 2009 nur knapp über 7.500 Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen im Rahmen der freiwilligen Rückkehr in den Kosovo zurückgegangen. 2 Siehe „UNHCR’s Position on the Continued International Protection Needs of Individuals from Kosovo (June 2006)”: Die UNHCR rät darin davon ab, Kosovo-Serben, Roma und Albaner in einer Minderheitensituation in den Kosovo abzuschieben, mit dem Verweis auf die fragile Sicherheitssituation und ernsthaften Einschränkungen hinsichtlich der Garantierung ihrer fundamentalen Menschenrechte. www.unhcr.org/ refworld/pdfid/449664ea2.pdf
14 an.schläge september 2009
Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen stellen eine seit langem marginalisierte und diskriminierte Minderheit im Kosovo dar. Das Fehlen von Personaldokumenten, mangelnde schulische oder ökonomische Integration, illegale bzw. nicht regulierte Wohnverhältnisse, geringe öffentliche Partizipation und mangelnder Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Rechten, aber auch die schleppende Umsetzung ihrer Rückkehr- und Restitutionsrechte sind in vielen Fällen charakteristisch für ihre Lebensumstände. Von den ehemals rund 150.000 Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen leben heute an die 35.000 bis 40.000 im Kosovo. Ein großer Teil fristet ein Flüchtlingsdasein in der Region, etwa in Serbien, Montenegro, Mazedonien; weitere Zehntausende sind in Westeuropa, oft nur mit einem temporären und daher nicht gesicherten Aufenthaltstitel. An die 790 Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen befinden sich in den Flüchtlingscamps innerhalb des Kosovo.
Zwischen den Fronten. Roma/Romnia, oftmals in oder in der Nähe von serbischen Enklaven beheimatet, sprechen Serbisch und Romanes. Die albanischsprachigen Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen hingegen leben häufig in albanischer Nachbarschaft. Während des Kosovo-Konflikts 1998/99 gerieten alle drei Minderheiten zwischen die Fronten albanischer oder serbischer Interessen; vielerorts wurden sie vertrieben, ihre Häuser verbrannt oder gleich ganze Siedlungen abgefackelt. Die rund 8.000 EinwohnerInnen der Roma Mahala „Fabricka“ in Süd-Mitrovica etwa wurden in nur einer Nacht im Juni 1999 von ihren albanischen NachbarInnen vertrieben und die gesamte Siedlung zerstört. Nach wie vor zeugen auch die verbrannten Häuser der Roma Mahala „Moravska“ in Prischtina von der brutalen Jagd auf die ehemaligen 8.000 bis 10.000 EinwohnerInnen, nur eine Handvoll Roma/Romnia ist bis dato dorthin zurückgekehrt.1 Erst während der letzten Jahre wurden sie zunehmend in die freiwilligen Rückkehr- und
Wiederaufbauprojekte einbezogen, seit der Unabhängigkeitserklärung Kosovos im Februar 2008 kommt es zunehmend zur Repatriierung von Angehörigen dieser Minderheiten. Auch Österreich ist an einer „Rückführung“ interessiert: Aktuell verhandelt die österreichische Innenministerin Maria Fekter mit ihrem kosovarischen Kollegen über ein bilaterales Rück-Übernahme-Abkommen, wonach sich der Kosovo verpflichtet, abgeschobene AsylwerberInnen zurückzunehmen. Bisher hatte die UNMIK, die UNÜbergangsverwaltung des Kosovo, Abschiebungen von Roma/Romnia und anderen Minderheitenangehörigen in den Kosovo nur nach eingehender Einzelprüfung und unter Berücksichtigung des UNHCR–Positionspapiers von 20062 zugelassen. Im November 2008 übergab die UNMIK die Zuständigkeit für Rückführungsfragen an die kosovarische Regierung. Diese ist nun unter Druck zu beweisen, dass der Kosovo Bedingungen geschaffen hat und auch die notwendigen Kapazitäten besitzt, um repatriierte Personen in die
abschiebungkosovo Gesellschaft sozial und ökonomisch zu integrieren.3 Prekäre Existenz. Laut einem Bericht des UNHCR von 2006 sind etwa 11.000 Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen weder zivil registriert noch im Besitz von Personaldokumenten. Somit haben sie auch keinen Zugang zu Grundrechten bzw. grundlegenden Einrichtungen und Leistungen wie etwa Gesundheitsversorgung oder Sozialleistungen. Dies hat insbesondere negative Auswirkung auf die Reproduktionsrechte und die Gesundheit von Frauen. Vor allem bei jenen, die unter ärmlichen Verhältnissen in Siedlungen mit schlechter Infrastruktur leben, ist die Anzahl der Hausgeburten – und damit auch das Risiko einer unzureichenden medizinischen Versorgung sowie
ten-Quoten den Zugang zur Hochschule zu fördern, bisher jedoch kann dies nur von einer kleinen Elite genutzt werden. Von großer Armut betroffene Familien können sich nicht mal Schulbücher leisten, ein Grund dafür, dass viele der Schule fern bleiben. In der Regel, je nach Wohnsitz und Zugehörigkeitsempfinden, besuchen die Kinder entweder serbische oder kosovo-albanische Schulen und wachsen somit nur mit einer der zwei offiziellen Sprachen – Serbisch oder Albanisch – auf. Romanes wird nur in einigen wenigen, von Serben geführten Schulen angeboten, in den kosovoalbanischen Schulen gibt es weder Romani als Unterrichtsfach, noch enthält der Lehrplan Module zu Geschichte und Kultur von Roma/Romnia, Aschkali/Frauen und ÄgypterInnen, wie es laut Gesetzgebung vorgesehen ist.
und Cesmin Lug sowie im Lager in Leposaviç. Bis vor kurzem war die Gemeinde im Süden Mitrovicas nicht bereit, mehr Gemeindegrund in der ehemaligen Mahala für den Wiederaufbau von Häusern bereitzustellen. Das Rückkehrprojekt „Roma Mahala“, das auf Drängen der internationalen Gemeinschaft seit 2005 verwirklicht wird, hat bisher nur eine Rückkehr von ca. 500 Personen ermöglicht. Fehlender politischer Wille. Die internationale Gemeinschaft wie auch die kosovarische Regierung sind sich der Problematik und Wechselbeziehung der vielen, von einander abhängigen Faktoren, die die aktuelle Situation bedingen, zwar bewusst: Seit 2006 hat die OSZE die Regierung bei der Ausarbeitung einer Integrationsstrategie unterstützt,
Aktuell verhandelt die österreichische Innenministerin Maria Fekter mit ihrem kosovarischen Kollegen über ein bilaterales Rück-Übernahme-Abkommen, wonach sich der Kosovo verpflichtet, abgeschobene AsylwerberInnen zurückzunehmen. das Nicht-Registrieren von Neugeborenen – hoch. Um zukünftiger Staatenlosigkeit vorzubeugen, vor allem aber auch um den Zugang zu fundamentalen Rechten und Sozialleistungen zu ermöglichen, unterstützt der UNHCR seit 2006 ein Projekt, das die zivile Registrierung dieser Minderheiten ermöglicht. Charakteristisch für viele Roma/ Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen ist auch deren mangelnde schulische oder ökonomische Integration. Der Kosovo ist generell von 43 Prozent Arbeitslosigkeit betroffen – Frauen, Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen zählen zu den am meisten benachteiligten Gruppen. In vielen Fällen wird das Überleben durch informelle Arbeit wie etwa Altmetallsammeln, Müllrecycling oder Kleinhandel, einschließlich Kinderarbeit, gesichert. Die geringfügige Sozialhilfe kann das Existenzminimum nicht sichern. Noch immer ist ein beträchtlicher Anteil von Roma/Romnia, Aschkali/Frauen und ÄgypterInnen ohne Pflichtschulabschluss, die Schulaustrittsrate, insbesondere bei den Mädchen, überdurchschnittlich hoch. Die Universität in Prischtina versucht mit Minderhei-
Kein Platz für RückkehrerInnen. Folgenschwere Konsequenzen für die Gesundheit und den Zugang zu Dienstleistungen bringt auch die schlechte Wohnsituation mit sich. Über den ganzen Kosovo verstreut leben zahlreiche Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen in nicht regulierten, oftmals illegalen Siedlungen mit schlechter bis fehlender Infrastruktur wie z.B. Wasser- und Stromversorgung. Der Umstand, dass viele von ihnen bereits vor dem Kosovo-Konflikt in illegalen Siedlungen wohnten, wirkt sich auch auf deren Rückkehrprozess negativ aus. Obwohl internationale Standards das Recht auf Rückkehr an den Herkunftsort garantieren, sind die Gemeinden oft nicht geneigt, Land für die Rückkehr jener bereitzustellen, die keine Besitztitel für Land oder Haus nachweisen können. Dies war auch einer der Gründe, warum bisher keine nachhaltige Lösung für die vertriebenen Roma/ Romnia aus der Roma Mahala in SüdMitrovica gefunden werden konnte. Schon seit zehn Jahren befinden sich an die 700 vertriebene Roma/Romnia im Norden Mitrovicas in den von Blei verseuchten Flüchtlingscamps in Osterode
an der auch VertreterInnen der Minderheiten aktiv mitgearbeitet haben.4 Tatsache ist aber, dass die Regierung bis dato weder für 2009 noch für 2010 eine Finanzierung für die Implementierung bereitgestellt hat noch die jeweiligen Ministerien einen Aktionsplan für die konkrete Umsetzung der Strategie erarbeitet haben. Auch die bisher lokal implementierten Aktivitäten, die die Partizipation z.B. im schulischen Bereich fördern sollen, sind meist ad hoc und haben reinen Pilotcharakter. Mit der einseitig erklärten Unabhängigkeit des Kosovo hat die Regierung auch eine Reihe neuer, vorbildhafter Gesetze erlassen, wie etwa jenes, das den Schutz und die Förderung der Minderheiten im Kosovo regelt und ihnen ökonomische und soziale Rechte und politische Teilhabe zuerkennt. Doch wieder mangelt es an konkreter Umsetzung und politischem Willen, die praktische Implementierung einzufordern. Fast eine Dekade nach dem Konflikt im Kosovo gibt es nur wenig sichtbaren Fortschritt, um Roma/Romnia, Aschkali/-Frauen und ÄgypterInnen effektiv in die kosovarische Gesellschaft einzubinden. ❚
3 Seit Oktober 2007 gibt es auch eine Strategie zur Integration repatriierter Personen, tatsächlich aber ist keine der Empfehlungen weder auf zentraler noch auf Gemeindeebene implementiert worden noch wurde ein Budget bereitgestellt, um entsprechende Maßnahmen umsetzen zu können. 4 Am 24. Dezember 2008 wurde die Strategie von der kosovarischen Regierung angenommen. Sie enthält konkrete Empfehlungen für die Bereiche Bildung, Arbeit, Antidiskriminierung, Gesundheit, Wohnen, Rückkehr, Zivilregistrierung, Gender, Kultur und Medien, politische Partizipation und Sicherheit.
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literaturbetrieb
16 an.schl채ge september 2009
betriebliteratur
„What I need is a wife“ Die Frage, warum es weniger erfolgreiche Autorinnen als Autoren gibt, ist schwer zu beantworten. Andrea Heinz und Burgi Pirolt suchen nach Erklärungen. Die Leser_innen literarischer Werke sind – laut Studien der Stiftung Lesen und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – zu zwei Drittel weiblich. Deren Autor_innen sind aber überwiegend Männer. Nur circa ein Drittel der verlegten Prosawerke wird von Frauen geschrieben, in manchen Verlagen auch – teilweise bedeutend – weniger. Da es nun einmal mehr Werke von Schriftstellern als von Schriftstellerinnen gibt, lassen sich auch entsprechend weniger Bücher von Autorinnen auf diversen Bestsellerlisten finden. Ebenso finden sich unter den Teilnehmer_innen und Preisträger_innen von Literaturwettbewerben deutlich mehr Männer. Beim diesjährigen Bachmann-Preis etwa waren fünf von 13 TeilnehmerInnen Frauen, unter den fünf PreisträgerInnen fand sich letztlich nur eine Frau. Wer war Willemer? „Es lassen sich Fragen nach der Stellung der Frau im Literaturbetrieb nicht so einfach beantworten – mich überkommt dabei ein Unbehagen, das sich nicht auf strukturelle Benachteiligung von Autorinnen im wahrscheinlich chauvinistischen Literaturbetrieb und die darauffolgenden Reflexe zurückführen, mitnichten darauf reduzieren lässt “, sagt Angelika Reitzer. „Ich verweigere auch die Aufzählung bekannter Fakten. Gibt es mehr Verleger als -innen? Ja, wahrscheinlich. Mehr Bestellerautoren? Mehr Preisträger usw. usf.? Wird wohl so sein.“ Dieses Jahr hat Angelika Reitzer den Marianne-von-WillemerLiteraturpreis bekommen, welcher der Benachteiligung von Frauen bei der
Vergabe von Literaturpreisen in Österreich entgegensteuern soll. Und wer war Marianne von Willemer? „Goethe-Korrespondenzpartnerin, wusste ich ungefähr. Vorbild für eine Figur im west-östlichen Diwan? Da endete mein Wissen, bevor es eigentlich begonnen hatte“, erzählt Reitzer. „Nach der szenischen Lesung (bei der Preisverleihung, Anm.) sollte ich wissen, dass Frau von Willemer, die von ihrer Mutter – Schauspielerin wie sie selber – an einen Frankfurter Kaufmann verschachert wurde, Geliebte und Freundin Goethes war und ein Leben lang nicht verwinden konnte, dass er sie nach zwei Sommern fallen ließ. Und dass einige (nicht wenige!) Gedichte im west-östlichen Diwan von ihr stammen – Goethe hat Willemer nicht zitiert, er hat ihre Texte (Gedichte in Liebesbriefen an ihn – fruchtbarer Dialog) einfach genommen, gestohlen, verwendet“, so Reitzer. „Ein paar aussagekräftige Zeilen der Dichterin von Willemer bekamen wir leider nicht zu Gehör an diesem Abend, der doch darauf hinweisen sollte, dass es Frauen im Literaturbetrieb immer noch um einiges schwerer haben als ihre männlichen Kollegen.“ Frauen sind in der Literatur zahlenmäßig unterlegen, so viel steht fest. Viel schlimmer aber scheint es, dass die Frauen, die schreiben, nicht sichtbar sind. Und was man nicht sehen kann, kann man schwerlich lesen. Oder, wie Angelika Reitzer sagt: „Solange sich eine Institution, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzt, so unfassbar schwer tut mit der weiblichen Stimme, mit Autorinnenschaft – was sollen wir da über den männlichen Li-
teraturbetrieb reden und uns selber darin hinten anstellen, bemitleiden, beklagen!?“ „Arsch hochkriegen“. Yasmin Hafedh ist Poetry Slammerin, gerade schreibt die 19-jährige an ihrem zweiten Roman. Sie hat manchmal durchaus das Gefühl, anders behandelt zu werden, aber „dass ich ’ne Frau bin, ist eher ein Bonus. Es ist schon öfters passiert, dass ich zu Slams wegen der Frauenquote eingeladen wurde, und so was finde ich natürlich blöd, weil ich mir denke, dass jeder den Arsch hochkriegen kann und Texte schreiben und performen kann. Wenn’s dann weniger Frauen gibt, finde ich, ist das allein ihre Schuld. Aber abgesehen davon werde ich nicht anders behandelt bzw. lasse ich mich gar nicht erst anders behandeln.“ „Ich glaube, es ist eine Generationenfrage. Frauen waren in der Literatur lange Zeit eine Randgruppe“, sagt Marietta Böning, Autorin der Grazer AutorInnenvereinigung. „Wir leben gerade in einer Umbruchszeit: Es gibt noch die ältere Generation von Autorinnen, die es sicher alles andere als leicht hatte. Was die neuere Zeit anbelangt, bin ich optimistisch: Es sind heute sehr viel mehr Frauen literarisch tätig, und die neue Männer-Generation verhält sich ihnen gegenüber ganz anders“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Nichtsdestotrotz ist der Literaturbetrieb für Frauen nach wie vor fremdes Terrain, die Regeln, nach denen sie spielen müssen, sind nicht ihre eigenen:„Man könnte am Beispiel Heidi Pataki durchaus überlegen, ob sie vielleicht nicht so berühmt geworden ist, wie sie es hätte werden september 2009 an.schläge 17
literaturbetrieb können, einfach weil sie Feministin war. Wenn man sich gegen diese Männerdomäne stellt, bedeutet das in Kauf zu nehmen, im Literaturbetrieb nicht durchzusteigen.“ Es geht um Kontakte, Sympathien und Networking. Wer mitspielen oder am Ende auch noch gewinnen will, muss sich an die Regeln halten. Und die sind nun mal von Männern gemacht.
monialen Ein- und Ausschlussmechanismen und Machtachsen befragt. Sehr viel passiert im informellen Raum, Networkinggemauschel eben, und natürlich ist das ein Gerangel, bei dem die Jungs meistens schneller vorankommen. Auch in der Wahrnehmung durch Theaterkritiken.“
Gattungs-, nicht geschlechtsspezifisch. Dem lange Zeit männlich dominierten Literaturbetrieb setzten Frauenverlage das Fräuleinwunder. „Ob es nun schwierig ist Konzept der Autorinnenförderung entoder nicht“, kann die Autorin Verena Roßbacher, die eben ihren ersten Roman gegen. Bis vor zwei Jahren wurden auch im 1980 gegründeten Milena Verlag „Verlangen nach Drachen“ im renomausschließlich Bücher von Autorinnen mierten Kiepenheuer & Witsch-Verlag verlegt. 2009 wurden von den 13 Neuerveröffentlicht hat, nicht mit Sicherheit scheinungen des Verlages gerade mal sagen. „Aber man hat vornehmlich mit zwei von einer Autorin bzw. Co-Autorin Männern zu tun. Seien es nun Veranstalter, Verlagsleute oder Kritiker.“ Letz- geschrieben. Was war falsch am ursprünglichen Konzept? Lassen sich tere haben ohnehin ihre ganz eigenen Bücher von Autorinnen schwerer verWege, Frauen im Literaturzirkus eine adäquate Rolle zu verpassen. Oder bes- kaufen? „Das kann man so nicht sagen. Aber der Verlag hat sich finanziell einser auf den Leib zu schreiben. Worüber fach nicht mehr getragen“, erklärt Verwundert Mann sich eigentlich bei eilagsleiterin Vanessa Wieser. „Wir möchnem „Fräuleinwunder“? Roßbacher ist jedenfalls „nicht ganz klar, was meine Fri- ten auch keine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen machen. Es sur oder die Wahl meiner Kleidung mit geht uns um Inhalte. Uns kommt es almeinem Buch zu schaffen hat. Ich finde
den Jungs immer gleichgestellt.“ Für keinen Verlag, der etwas auf sich hält, spielt nach eigenen Angaben das Geschlecht eine Rolle. „Das Entscheidungskriterium ist die Qualität des Textes. Hat der/die Schreibende etwas mitzuteilen? Hat er/sie Potenzial? Spürt man – auch wenn das Erstlingswerk noch nicht das literarische Meisterwerk ist –, da ist etwas dahinter, da kommt noch mehr?“, drückt es Simon Rüttimann vom Schweizer Ammann-Verlag aus. Die Gehaltsschere, die sich ansonsten in so gut wie jedem Beruf nachweisen lässt, ist bei Schriftstellerinnen schwer festzustellen, denn im Regelfall gibt es ein einheitliches Vertragsmodell. Die Autor_innen sind prozentuell am Buchverkauf beteiligt, und je mehr Stück ihres Buches über den Ladentisch wandern, desto besser verdient der_die Autor_in. „Die Verträge sind bei uns normalerweise identisch“, bestätigt Herbert Ohrlinger, Programmleiter des Paul Zsolnay Verlages, aber „gattungsspezifische Abweichungen gibt es. So wird der Vorschuss eines Krimis von Henning Mankell oder eines Buches von Daniel Glattauer höher sein als derjenige für einen
Männern bietet eine Partnerschaft im Regelfall eine Form von „Infrastruktur“, die sie von alltäglichen Belastungen weitgehend befreit und es ihnen ermöglicht, Familie und Beruf zu vereinbaren ohne in ihrer beruflichen oder künstlerischen Tätigkeit Zugeständnisse machen zu müssen. Frauen fehlt diese Infrastruktur. Oder wie die Schauspielerin und Autorin Joan Collins es ausdrückte: „What I need is a wife!“ es sowohl unpassend als auch befremdlich – und bin nicht der Meinung, das sei für eine Rezension von Relevanz.“ Auch die Dramatikerin Ursula Knoll begibt sich immer wieder in einen „Raum von ‚Autoren‘, ‚Regisseuren‘ und ‚Schauspielern“‘, in dem alternative Konzepte keinen Platz finden: „Grundlagen feministischer Kritik, wie der Performanz- und Konstruktionscharakter von Sprache, haben ihren Weg in eine Institution, die Sprache als ihr Zentrum versteht, kaum gefunden.“ Auch wenn es neben „Geschlecht“ noch andere Parameter wie „Jugend“ oder „Zeitgeist“ gibt: „Es ist ein männlich dominierter Betrieb und allem internen Avantgardeempfinden zum Trotz ein sehr restriktiver Raum, meinem Eindruck und meinen Erfahrungen nach, der sich selbst wenig nach den eigenen hege18 an.schläge september 2009
lein darauf an, ob ein Manuskript gut ist und es sich finanziell auszahlt, das Buch herauszubringen. Wir wollen den Verlag auf eine solide wirtschaftliche Basis stellen.“ Also verabschiedet sich der Milena-Verlag ganz von der Autorinnenförderung? „Es wird natürlich weiterhin Autorinnen geben, und wir wollen auch mehr Autorinnen haben und hegen diese auch, also in diesem Sinn – nein! Aber wir verfolgen sie nicht mehr in dieser Ausschließlichkeit wie früher.“ Und die Zeit, in der eine solche explizite Förderung von Autorinnen als berechtigt galt, scheint tatsächlich vorbei. „Ich bin – bis jetzt – in keiner Weise anders behandelt worden als männliche Kollegen, weder bei Lesungen noch bei Wettbewerben“, meint etwa Rhea Krcmárová von den Wiener Wortstaetten, „auch in finanzieller Weise war ich
Lyrikband.“ Die Verträge mögen gleich sein – aber Schriftsteller_innen leben in den seltensten Fällen nur von Buchverkäufen. Und bei Honoraren für Lesungen und Ähnliches hört es sich auf mit der durchschaubaren Gleichheit. Vor allem, weil „die Themen Gagen, Verhandlungen und Finanzielles gerade bei Autorinnen immer noch ziemlich tabu sind. Ich denke, viele Ungerechtigkeiten entstehen zum Teil auch dadurch, dass die Frauen auf diesen Gebieten Informationsdefizite haben“, vermutet Rhea Krcmárová. Wenn für die Verlage nur die Qualität der Texte ausschlaggebend ist, warum gibt es dann weniger Veröffentlichungen von Schriftstellerinnen als von Schriftstellern? Bekommen die Verlage vielleicht weniger Manuskripte von Autorinnen? „Ich bekomme wesentlich
betriebliteratur schaden. Ich brauche keinem Mann zu schmeicheln; er kann mir nichts geben.“
nicht, weil die Rollen offensichtlich und offenbar zugeteilt, die Positionen also vergeben sind. Die Arbeitsbedingungen Prekäre Verhältnisse. Die Drehbuchautorin sind hart, das Literaturgeschäft ist Jasmina Eleta hat sich beruflich erst ab- schwierig, wenn man es als Geschäft gesichert, bevor sie sich dem Schreiben betrachtet (aber das ist ja die Aufgabe von Verlegern und Verlegerinnen). Die zuwandte: „Ich habe ein TextildesignAutorinnen und Autoren haben zu Studium abgeschlossen und arbeite schreiben (wenn sie etwas zu sagen haauch heute noch freiberuflich als Desiben), ohne sich um das Geschäft zu gnerin. Ich habe bewusst zuerst einen kümmern“, sagt Literaturpreisträgerin Beruf erlernt, der es mir ermöglicht, Reitzer. „Es gibt gute Literatur, es gibt mich finanziell unabhängiger den Fornotwendige Literatur und innerhalb almen von Arbeit zu widmen, bei denen Ein eigenes Zimmer. Weshalb schreiben ler möglicher Zuschreibungen eine UnFrauen weniger (oder schicken ihre Ma- ich nicht beeinflusst oder unter Druck zahl von Zwischenräumen. Attackieren, nuskripte zumindest nicht an Verlage)? gesetzt werden möchte“, sagt Eleta. Eine der vielen Antworten auf diese Fra- „Das hat sich zwar als etwas schwieriger angehen, ausgreifen, hinweisen, aussaerwiesen, als ich es mir mit 18 vorstellte, gen, verschweigen, totreden, niedermage wurde schon vor achtzig Jahren gechen. Schreiben. Einen Dreck darauf gegeben. „Eine Frau muss Geld und ein ei- trotzdem bin ich mit meinen Entscheiben, wie das jetzt aussieht. Fuckfinger dungen recht glücklich. Es ist generell genes Zimmer haben, um schreiben zu und/oder Poesie. Poetische Statements können”, stellt Virginia Woolf 1929 in „A schwierig, mit den prekären Arbeitsverroom of one’s own“ fest. Von der Schrift- hältnissen im kreativen Bereich zurecht- hinterlassen wie ökologische Fußabdrücke. Ihr Ding durchziehen. Wie auch zukommen. Ich denke, das gilt sowohl stellerei können nur wenige leben, die immer es aussieht. Mit oder ohne Lipfür Männer als auch für Frauen.“ allerwenigsten gut. Um überhaupt penstift. Modestrecke. Ungeschminkt. Nur betrifft es häufiger Frauen als schreiben zu können, muss man die Zeit dazu haben, die Muße, Ideen zu wälzen, Männer: Nicht nur die generell ungleich Schreien. Wer sich korrumpieren lässt, auf die Geschlechter verteilten Ressour- ist selbst schuld. Wahrscheinlich?“ und man muss die Möglichkeit haben, „Ihr Ding durchziehen“, auch wenn cen (seien es nun finanzielle Mittel oder ungestört an einem Text zu arbeiten – ein eigenes (Arbeits-)Zimmer. Also ist es strukturelle Privilegierungen) erschwe- die Rahmenbedingungen miserabel sind, einen anderen Ratschlag konnte nötig, folgert Woolf, erst einmal Geld zu ren Frauen die Arbeit im Literaturbetrieb. Auch das private Lebensumfeld ist auch Virginia Woolf nicht geben:„Wie haben, um sich die Zeit für die Schriftdie meisten Engländerinnen ohne stellerei nehmen zu können. Denn: „Die für sie oft wesentlich belastender: Eine Schulbildung lese ich gern – ich vergeistige Freiheit hängt von materiellen Studie zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich kommt schlinge Bücher gern haufenweise. In Dingen ab. Die Dichtkunst hängt von letzter Zeit ist meine Kost ein wenig zu dem Schluss, dass Männer zu mehr der geistigen Freiheit ab. Und Frauen als sechzig Prozent in einer traditionel- eintönig geworden; Geschichtswerke sind immer arm gewesen, nicht erst len Ehe beziehungsweise einer Lebens- handeln zu sehr von Kriegen; Biografien seit zweihundert Jahren, sondern von zu sehr von großen Männern; die Lyrik gemeinschaft leben. Bei Frauen sind es Anbeginn der Zeit.“ hat, denke ich, eine Neigung zur Sterinur knapp 45 Prozent. Womit Männer Woolfs fiktive Ich-Erzählerin schilüber eine „verstärkte private Unterstüt- lität gezeigt, und Romane – aber ich hadert, wie sich ihr Leben gewandelt hat, zung, sei dies in emotionaler oder auch be meine Unzulänglichkeiten als Kritiseit sie von einer Tante in deren Testakerin moderner Romane schon zur finanzieller Hinsicht“, verfügen. Danement mit fünfhundert Pfund im Jahr ben werden deutlich mehr weibliche als Genüge bloßgelegt und werde nichts auf Lebenszeit bedacht wurde. War sie männliche Künstler durch „Betreuungs- weiter darüber sagen. Deshalb möchte zuvor gezwungen gewesen, sich mit ich Sie bitten, Bücher aller Art zu schreidem kargen Verdienst aus den wenigen pflichten“ daran gehindert, zum Beiben und vor keinem Sujet, ganz gleich spiel Auslandserfahrung zu sammeln.1 Frauen offenstehenden beruflichen Tätigkeiten durchzuschlagen, so gelangMännern bietet eine Partnerschaft wie unbedeutend oder gigantisch, zurückzuschrecken. Sei es auf geraden te sie durch die finanzielle Unabhängig- im Regelfall eine Form von „Infrastrukoder krummen Wegen, ich hoffe, dass keit auch zu einer neuen, ungewohnten tur“, die sie von alltäglichen BelastunSie sich in den Besitz von genug Geld geistigen Freiheit: „… es ist bemerkensgen weitgehend befreit und es ihnen wert, wenn ich mich an die Verbitteermöglicht, Familie und Beruf zu verein- bringen werden, um zu reisen und müßigzugehen, um die Zukunft oder rung jener Tage erinnere, welchen Stim- baren, ohne in ihrer beruflichen oder mungswechsel ein festes Einkommen künstlerischen Tätigkeit Zugeständnisse die Vergangenheit der Welt zu betrachten, um über Büchern zu träumen und bewirkt. Keine Macht der Welt kann mir machen zu müssen. Frauen fehlt diese meine fünfhundert Pfund wegnehmen. Infrastruktur. Oder wie die Schauspiele- an Straßenecken zu verweilen und die Angelschnur des Denkens tief in den Nahrung, Haus und Kleidung sind für rin und Autorin Joan Collins es ausimmer mein. Deswegen hören nicht nur drückte: „What I need is a wife!“ Strom eintauchen zu lassen. Wenn Sie Mühsal und Fron auf, sondern auch mir einen Gefallen tun wollen – und es Hass und Bitterkeit. Ich brauche keinen „Fuckfinger und/oder Poesie“. „Mich intergibt Tausende wie mich –, schreiben Sie Mann zu hassen; er kann mir nicht essiert die Deckung nicht, die Defensive Bücher (…).“ ❚ mehr Manuskripte von Männern, aber ich kann nicht sagen in welchem Ausmaß“, erzählt Rainer Götz vom Literaturverlag Droschl, schränkt aber ein: „Das ist ein persönlicher Eindruck und nicht valide. Wir haben keine statistischen Auflistungen darüber.“ Diesen Eindruck bestätigen auch die meisten anderen VerlagsvertreterInnen. Aber genaue Statistiken darüber existieren nirgendwo.
1 Susanne Schelepa, Petra Wetzel, Gerhard Wohlfahrt, unter Mitarbeit von Anna Mostetschnig: Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich. Endbericht. L&R Sozialforschung:Wien 2008.
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literaturbetrieb
So klugscheißen wie Bernhard Der Schriftstellerin Barbi Markovic´ ist mit ihrem Roman „Ausgehen“ ein vielbeachtetes Debüt gelungen. Leben kann sie vom Schreiben allerdings nicht. Ein Interview von Fiona Sara Schmidt. an.schläge: Der Roman „Ausgehen“ ist eine Interpretation von Thomas Bernhards „Gehen“. Aufbau und Struktur sind an die Litanei der älteren Herren angelehnt, Ort der Handlung ist allerdings Belgrad bei Nacht. Wie ergab sich die Auseinandersetzung mit Bernhards Erzählung? Barbi Markovic: ´ Bernhard habe ich mit 16 oder 17 zum ersten Mal gelesen und sehr gemocht. Später habe ich in Wien ein Seminar besucht, in dem „Gehen“ bearbeitet wurde, aber ich konnte damals noch nicht so gut Deutsch. Ich habe das Buch dann aber trotzdem nach Hause mitgenommen und irgendwann einfach begonnen, etwas damit zu machen. Es war ein Zusammenspiel von Zufall und Zuneigung Bernhard gegenüber, aber keine bewusste Entscheidung. Ich war zu dem Zeitpunkt ein richtiger Fan und habe einfach als Übung versucht, „Gehen“ ins Serbische zu übersetzen. Das hat nicht so gut geklappt, aber ich habe mir gedacht: Viel20 an.schläge september 2009
leicht kann ich damit spielen. Ich habe gemerkt, dass ich Dinge verändern, aber Bernhards Sprache trotzdem beibehalten kann. Erst dann habe ich mir vorgenommen, ein Buch daraus zu machen. Zuerst habe ich wirklich ohne Ziel experimentiert, und ich wollte es auch nicht veröffentlichen, weil es unmöglich schien und sich das Projekt zudem an der Grenze der Legalität bewegt hat. Ich habe es nur meinen Kolleg_ innen aus dem Rende-Verlag in Belgrad gezeigt, wo ich als Lektorin arbeitete. Die wollten es dann unbedingt veröffentlichen. Wie hat dann der BoomerangEffekt mit der Übersetzung, die im Frühjahr erschienen ist, zurück in den renommierten Bernhard-Verlag Suhrkamp funktioniert? Suhrkamp hat das Buch am Anfang fast verboten. Sie haben gesagt, es sei ein Grenzfall und ich solle solche Sachen lieber nicht machen, keine Übersetzungen – schließlich wussten sie damals noch nicht, was ich eigent-
lich gemacht habe. Ich habe das Buch trotzdem in Wien übersetzen lassen, weil ich die Übersetzerin Mascha Dabic kennengelernt hatte. Sie war bereit, das Risiko einzugehen, ohne dass wir wussten, ob es jemals veröffentlicht werden kann. Dann lernte ich eines Tages zufällig Fritz Ostermayer von FM4 kennen, der den Kontakt zu Suhrkamp herstellte. Warum halten die coolen, abgeklärten Großstädterinnen im Roman „Ausgehen“ ihren hedonistischen Lebensstil nicht mehr aus? Das war diese typische BelgradSituation um 2000. Belgrad hat zwar mehr Einwohner_innen als Wien, ist aber, was die Kulturszene betrifft, kleiner. Zu der Zeit konnte wegen der fürchterlichen Außenpolitik des Landes niemand reisen, niemand kam neu hinzu. Die Kultur- und Partyszene hat sich nur im Kreis gedreht, jeden Tag dieselben Leute. Das war schon krank: Eine kleine Insel in einer ziemlich depressiven Stadt. Quasi Spaß, aber es war ei-
betriebliteratur gentlich nicht so. Wir waren relativ eingesperrt. Wie beurteilst du die Rolle von Frauen innerhalb der Clubszene? Es sind wahrscheinlich weniger, ich habe noch nie darüber nachgedacht. Aber du schreibst doch über Frauen? Ja, aber ich habe es nicht programmatisch gemeint. Der Kontrast hat mir Spaß gemacht: Dass es plötzlich drei Mädchen sind, die auch so klugscheißen wie Bernhard, da gab es Reibung. Typische männliche Eigenschaften, die plötzlich ein Mädchen für sich beansprucht, das hat mir gefallen. Wenn eine Frau die Rolle des Kritikers,
Eine alte Melodie in einem neuen Lied klingen lassen. Das mit den Dateinamen war eher spontan, ein paar Musikpausen. Keine Best-of-Listen, sondern alles mögliche durcheinander. Das Buch ist ja schon 2005 geschrieben worden. Wie ist es, immer noch ständig damit konfrontiert zu werden? Es ist ziemlich komisch. Vor allem, weil ich seitdem nicht wirklich etwas geschrieben habe und das Land und die Sprache gewechselt habe. Es fiel mir relativ schwer, mich wieder in die Person, die das geschrieben hat, einzufühlen. Aber trotzdem gefällt mir das Projekt noch immer, deswegen kann ich noch
lich schwierig. Mit Lesungen kann man schon etwas verdienen. Aber so ein glückliches, reiches Leben wird das wahrscheinlich nicht – außer man ist ein Handke. Es gibt bei allen Künsten immer ein paar pro Generation, die davon leben können. Möchtest du nach dem Studium wieder als Lektorin arbeiten? Hätte ich gerne, aber ich habe jetzt in jedem Land den Faden verloren. Hier kann ich nicht gut genug Deutsch für eine solche Arbeit. In Serbien habe ich nach vier Jahren Abwesenheit keine Kontakte mehr. Ich weiß auch noch nicht, wo ich leben werde, und bin total
Der Kontrast hat mir Spass gemacht: Dass es plötzlich drei Mädchen sind, die auch so klugscheissen wie Bernhard, da gab es Reibung. Typische männliche Eigenschaften, die plötzlich ein Mädchen für sich beansprucht, das hat mir gefallen. Wenn eine Frau die Rolle des Kritikers, des Beobachters einnimmt, mit einer männlichen Stimme. des Beobachters einnimmt, mit einer männlichen Stimme. Aber vielleicht ist das Clubbing weniger männerdominiert als die Universitäten … Clubbing ist ein Phänomen der Großstädte, neuerdings wird auch vom „Easyjetset“ gesprochen. Trifft das auf die Metropolen des Balkans genauso zu wie auf Berlin oder New York? Ich finde schon, dass es nicht sonderlich anders ist, aber es hängt viel von den anderen Möglichkeiten in der Stadt ab. Es funktioniert aber nach den gleichen Prinzipien, Coolness und so weiter. Das ist global. Ist Literatur mittlerweile auch so globalisiert? Nicht unbedingt. Ich habe mich gefreut, dass im Klappentext steht: „Die deutschsprachige Popliteratur kommt aus Belgrad.“ Ich fand es gut, dass ich nicht in diese Balkan-Ecke gedrängt werde. Das hätte mich gestört, denn es kann schon passieren, dass man auf die Ausländerschiene gerät, wenn man in einer anderen Sprache schreibt. Das Buch ist gespickt mit Dateinamen der Lieder aus digitalen Musiksammlungen. Verdeutlicht das den postmodernen Umgang mit Musik? Ein bisschen, obwohl ja der eigentliche Bezug zur Musik darin besteht, dass ich einen Remix machen wollte.
darüber reden, ich finde auch die theoretische Auseinandersetzung damit nach wie vor spannend. Bei Schriftstellerinnen fixiert sich die Kritik oft auf das Autobiografische, im Sinne von „Frauen schreiben zur Selbstreflexion“. Werden gerade junge Frauen häufig mit ihrer Biografie konfrontiert? Gilt das nicht für alle Autor_innen? „Wie sehr sind Sie der, der im Buch vorkommt?“ und so weiter. Wahrscheinlich gibt es bei mir wegen Bernhards Sprache und der dramatischen Struktur eine Distanz. Ich habe zwar schon auf meine Erfahrungen zurückgegriffen, aber es ist klar, dass es nicht autobiografisch ist. Ich habe wirklich gar nicht bemerkt, dass man als Autorin anders wahrgenommen würde. Das hängt sicher auch von der Persönlichkeit ab. Du kannst dieser ganz selbstsichere, offene Typ von Autor_in sein, oder eher schüchtern wie ich. Das hat nichts damit zu tun, ob man eine Frau ist. Oder doch? Ich weiß es nicht. Aber ich habe wirklich von Anfang an keinen Unterschied bemerkt. Ist es heute noch möglich, vom Schreiben zu leben? Vielleicht können das diese anderen, weniger Schüchternen (lacht). Ich kann das nicht, nein. Nur Bücher zu veröffentlichen und zu verkaufen, ist wirk-
ratlos. Aber ich habe noch ein Jahr Zeit zu überlegen. Hier habe ich die klassischen Immigrant_innen-Probleme, etwa mit der Arbeitserlaubnis. Ohne Beruf – also nur mit Germanistikstudium – kann man es vergessen. Aber mal sehen, vielleicht passiert ein Wunder. Worum geht es in deiner Diplomarbeit? Zitate in der digitalen Literatur. Eigentlich ist es wie mit meinem Buch, nur dass die Manipulation vom Computerprogramm durchgeführt wird, Kafkas Erzählung wird etwa durch ein Programm zu einem anderen Text. Das Verhalten einer Gesellschaft gegenüber Traditionen und fremden Texten sagt viel über eine Kultur aus. Kommen die Dinge eher zu dir, als dass du konkrete Pläne fasst? Ich hoffe, ich werde eines Tages wieder etwas machen, womit ich zufrieden bin. Bis jetzt habe ich nur im Stress Geschichten geschrieben, Auftragsarbeiten. Nach der Diplomarbeit werde ich mir ein paar Monate Zeit nehmen – ob etwas daraus wird, weiß ich noch nicht. Ich versuche, zu spielen und zu entdecken. Ich gehöre nicht zu den Schriftsteller_innen, die die Fertigkeit besitzen zu sagen: Ich werde jetzt ein Buch schreiben und das wird so und so aussehen. ❚
Barbi Markovic´ (Jahrgang 1980) studierte in Belgrad und Wien Germanistik und arbeitete als Lektorin in Belgrad. Mit ihrem jüngst bei Suhrkamp auf Deutsch erschienenen Romandebüt „Ausgehen“, einer „Interpretation“ von Thomas Bernhards „Gehen“, hat sie für viel Aufsehen in den Feuilletons gesorgt.
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literaturbetrieb
Die Sache mit dem … Ein Survival Training in der österreichischen Literaturszene. Von Mieze Medusa
Mieze Medusas neuer, zweiter Roman „Doppelter Textexpresso“ (gemeinsam mit Markus Köhle) ist mit Audio-CD soeben im Milena-Verlag erschienen.
1 www.jumpforward.de weiß außerdem:„Berufsbild veraltet. Daten nur noch zu Informationszwecken online.“ Alternative Berufsbilder: Werbetexter/in, Redakteur/in, etc. 2 Falter 32/09, S. 40-41. 3 20. Jänner 2009, zitiert nach dem Online-Archiv. 4 Väterchen Sozialstaat natürlich. 5 Name der Verfasserin bekannt 6 Abgedeckt werden die Druckkosten. Das Risiko wird also für den Verlag minimiert, nicht für die AutorInnen. 7 Muss ich’s sagen? Nein, muss ich nicht. Halbehalbe, my ass. 8 Rita Mae Brown in:„Starting from scratch – A different kind of writers' manual“, Bantam 1989. S. 25. 9 Er ist John Yount. Das Zitat entstammt der Kurzbio, die „The World according to Garp“ vorangestellt ist. Black Swan 1993 (Reprint).
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eine Jury. Die wechselt. Kritische Stimmen werden gefördert, Seilschaften gibt’s aber doch. Trotzdem erwarten wir diffus, dass uns „irgendwer“4 mit einem Lebensunterhalt belohnt.
kommen wollen, schlagen sich doppelt prekär mit Jobs rum (Callcenter, DaF, Taxi, Bar) und schreiben irgendwo dazwischen. Ohne Renommee wenig Geld. Wer angestellt ist, träumt von der Bildungskarenz oder von der Arbeitslose. … Markt. Die österreichische LiteraturVerschicken an Verlage und Literaturszene versucht dem Markt zu trotzen. zeitschriften, Ansuchen um Stipendien Literatur muss nicht unterhalten, Spra- und dann das Beste hoffen. Durchhalche sich nicht anbiedern oder leicht teparolen: Es wird leichter mit der Zeit. verständlich sein. Gleichzeitig findet Du gehst auch noch mit vierzig als Literatur oft quasi unter Ausschluss der NachwuchsautorIn durch. Öffentlichkeit statt. EinE AutorIn wird publiziert, aber fast nur vom Freundes- … Familienleben. Richtig prekär wird’s, kreis gelesen. Jetzt kenne er den Unter- wenn sich die Lebensumstände ändern. schied zwischen Publizieren und Veröf- Mit Kind sind Stipendien am anderen fentlichen, meinte neulich ein befreun- Ende des Sprachraums kaum möglich, vorausgesetzt du bekämst sie. Regeldeter Schweizer Autor5 nach einer Erfahrung bei einem österreichischen mäßiges Schreiben? Ha. Dafür brauchst Kleinstverlag. In der Schweiz sei es du jetzt mehr Geld. Die Autorinnen, die schwerer einen Verlag zu finden, dafür ich kenne, haben den Nachwuchs mit könnten AutorInnen einige Zeit von ei- einer ordentlichen Schaffenskrise benem Buch leben. Ich nehme an, auch zahlt. Oder eineN PartnerIn mit starken Nerven und viel Verständnis.7 … Staat. Die österreichische Form der Au- hier von einem Mischeinkommen aus Preisgeldern, Tantiemen und HonoratorInnenförderung sei einzigartig, so Wie hat schon Rita Mae Brown geGlavinic. Die AutorInnenförderung, eine ren. Klingt trotzdem verlockend. Gleich- sagt? „A writer's life is not designed to zeitig ist der österreichische Weg der Leistung der Sozialdemokratie, ergänzt reassure your mother.“8 Na ja, aber das „durchfinanzierten Buchherstellung Gruber. Sind unsere AutorInnen also hat uns doch noch nie von was abgeStaatsdichterInnen? Wie in der ehemali- und dann nichts mehr“6 mir DIY-gehalten, oder? Und wie schon John Irving gen DDR, in der AutorInnen hohes Anse- prägtem Gör irgendwie lieb. Ich scheigesagt hat, dem es auch jemand gesagt hen genossen, das sich in finanziellen ne mich nicht zum Entdecktwerden zu hat: He „was the first to point out that Zuwendungen und erhöhter Aufmerkanything I did except writing was going eignen, mag nicht warten, bis wer etsamkeit seitens der Staatssicherheit nie- was für mich tut. to be vaguely unsatisfying.“9 Ist doch derschlug? Natürlich nicht. Unser Staat egal, dass die, die hier so klug reden, hat wenig Angst vor seinen AutorInnen. … Verdienst. Bisher erwähnte AutorInUS-amerikanische BestsellerautorInFörderungen werden zudem nicht von nen haben es „geschafft“: Bestenlisten, nen sind. Wir fühlen uns einfach mal BeamtInnen vergeben, sondern durch mitgemeint! Stipendien und Preise. Die, die nach❚
„Sie sind vorwiegend freiberuflich tätig und arbeiten entweder selbstständig oder in verschiedenen Bereichen der Medienbranche“, weiß eine karriereorientierte Internetseite über DichterInnen.1 Das mit der Sicherheit können wir also vergessen. Verdienen wir wenigstens gut, irgendwann? Wir sind uns nicht sicher (verzeiht den Majestätsplural, aber ich kenne so viele wie mich). Österreich redet ungern über Geld, dafür jammern wir. Olga Flor gibt sich ernüchtert: Trotz Nominierung für den Deutschen Buchpreis „ist nicht daran zu denken, davon zu leben“.2 Sabine Gruber und Thomas Glavinic beklagen die ökonomischen Verhältnisse des SchriftstellerInnendaseins.3 „Für die meisten ist die Situation prekär und ohne staatliche Förderungen nicht bewältigbar“, so Gruber.
Von Körberln und Kirschen Dass Gesetze gegen diskriminierende Werbung nötig sind, hat zuletzt die „I will mohr“-Kampagne für eine neue Eissorte gezeigt. Im Kampf gegen sexistische Werbesujets fordert die neu gegründete Grazer Watchgroup aber auch kommunalpolitische Verantwortung. Von Maggie Jansenberger In Graz gibt es eine lange Tradition, wenn es darum geht, gegen sexistische Werbung vorzugehen. Bereits in den 1980er Jahren setzte die erste Grazer Frauenbeauftragte, Grete Schurz, durch, dass die Pin-Up-Kalender in Grazer Magistratsbüros entfernt werden mussten. Frauenbeauftragte Daniela Jauk protestierte 2002 mit einem Gegensujet erfolgreich gegen die „Körberl“-Werbung der Bäckerinnung (die u. a. große Brüste mit der Frage „Wo ist das Körberl?“ zeigte). 2007 wurde die erste „sexismusFreie zone“ Österreichs vom Verein DOKU GRAZ installiert. Ziel war es, stereotype Geschlechterdarstellungen zu problematisieren und sexismusfreie Alternativen im öffentlichen Raum anzubieten. Hierfür wurden etwa die Schaufenster von Grazer Geschäften umgestaltet. Jetzt, 2009, wurde die Watchgroup gegen Sexistische Werbung gegründet. Die Initiative kam von Frauenstadträtin Elke Edlinger (SPÖ) und der Unabhängigen Frauenbeauftragten der Stadt Graz in Kooperation mit DOKU GRAZ, dem Frauenreferat der Stadt Graz und dem Grazer Frauenrat. Die Gründung ist eng mit den kommunalen Gegebenheiten in Graz verbunden: Eine Werbekampagne der Agrarmarkt Austria (AMA) für mehr Frischobst verwendete Sujets, die als sexistisch einzustufen waren. Ein Wendebild zeigte auf der Vorderseite den Oberkörper einer Frau im roten Bikinioberteil. Text:„Knackig aussehen! Umdrehen und du weißt womit … “. Auf der Rückseite waren zwei Kirschen zu sehen. Text: „Obst und Gemüse 5x am Tag! Umdrehen und du weißt wofür …“. Diese Kampagne wurde in Graz von der Firma Ankünder affichiert, die eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Graz AG (Stadtwerke für kommunale Dienste), also ein stadteigener Betrieb, ist. Das AMA-Sujet war nicht das erste sexistische Sujet, womit der Ankünder und damit die Stadt Graz als Firmeneigentümerin für ein geschlechterstereotypes Stadtbild mitverantwortlich gemacht werden können – dringliche Anfragen im Grazer Gemeinderat (zuletzt 2005) zeigen dies. „Stadt der Menschenrechte“ darf Graz sich seit 2001 nennen – als erste und bisher einzige Stadt in Europa. Es müsste daher auch der politische Wille vorhanden sein, diskriminierende Darstellungen von Frauen im öffentlichen Raum zu verhindern. Aber immer wieder gab und gibt es sexistische Werbung auf Werbeflächen, die Eigentum der Stadt sind. Sexistische Werbung und kommunalpolitische Verantwortung – mit der Gründung der Watchgroup ist diese Diskussion wieder neu entfacht. Zwar ist letztlich eine bundesgesetzliche bzw. europarechtliche Regelung zum Verbot sexistischer Werbung unabdingbar, bis es hier allerdings zu Beschlüssen kommt, muss immer wieder auf diskriminierende Werbung aufmerksam gemacht und die kommunalpolitische Verantwortung eingefordert werden. Deutsche Städte wie
Pforzheim und Ulm oder das schweizerische Basel zeigen, wie es gehen kann. So hat sich Pforzheim bereits erfolgreich für die Entfernung sexistischer Werbung engagiert. Wird in Ulm ein Plakat vom Frauenbüro als frauenfeindlich/menschenverachtend beurteilt, kann dieses das Abhängen innerhalb von 48 Stunden erwirken. Und in Basel werden Plakate bei der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) von einer in Genderkompetenz geschulten Person begutachtet. Diese nimmt im Zweifelsfall Kontakt mit der Gleichstellungsbehörde auf. Auch bei nationalen Regelungen ist man andernorts schon weiter als in Österreich: Norwegen etwa verbietet sexistische Werbung per Marketingkontrollgesetz. Dabei bewegt sich auch Österreich ja nicht im „rechtlichen Niemandsland“, denn es gibt internationale (CEDAW), europarechtliche (Vertrag von Amsterdam, Roadmap für die Gleichstellung von Frauen und Männern) und verfassungsrechtliche (Bundes-Verfassungsgesetz) Vorgaben, die für Maßnahmen gegen sexistische Werbung relevant sind. Doch zurück zur kommunalen Ebene. Hier will die Watchgroup erreichen, dass die städtischen EigentumsvertreterInnen die Firma Ankünder beauftragen ihre allgemeinen Geschäftsbedingungen dahingehend zu ändern, dass Aufträge für Werbung mit sexistischen Inhalten nicht angenommen werden bzw. das Recht besteht von solchen, bereits angenommenen Aufträgen zurückzutreten, wenn Form und Inhalt des Plakates bei Auftragsannahme unbekannt waren. Dies muss auch für die Vermietung von Werbeflächen an Dritte bzw. für Flächen, die im Besitz der Stadt Graz sind und auf welchen Werbeflächen und Werbeträgern vorhanden sind, gelten. Auch bei (Eigen-)Werbung für Tochtergesellschaften müssen bestimmte Kriterien berücksichtigt werden. Basis für diese Entscheidungen muss ein Kriterienkatalog sein, der in Zusammenarbeit mit ExpertInnen entwickelt wird. Die dementsprechenden Verhandlungen laufen bereits seit mehreren Monaten. Um die Kriterien besser ins Bewusstsein zu rücken, organisierte die Watchgroup im Juni auch einen Wahrnehmungsrundgang mit Stadt- und LandespolitikerInnen und Presse durch die Grazer Innenstadt. Kontinuierlich beobachtet die Watchgroup die Grazer Werbelandschaft, zeigt Negativbeispiele auf, benennt aber auch Positivbeispiele. Dafür werden Werbeflächen im öffentlichen Raum (Plakatwände, Schaufenster, Citylights, Infoscreens), regionale Printmedien (Tageszeitungen, Illustrierte, Inserate) und Hinweise von BürgerInnen bewertet. Wer sich beteiligen will, kann der Watchgroup sexistische Werbung melden, per Mail: info@watchgroup-sexismus.at oder über die Website www.watchgroup-sexismus.at. ❚ Maggie Jansenberger ist unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz.
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testosteronbanker
Fo t o : L e a S u s e m i c h e l
Östrogen spritzen? Auch nach dem Neoliberalismus ist die Normalität des Bösen ungebrochen. Von Friederike Habermann
Friederike Habermann lebt im Wald bei Berlin und ist Volkswirtin, Historikerin und Dr. phil. in Politischer Wissenschaft. Sie veröffentlichte zuletzt „Der homo oeconomicus und das Andere. Hegemonie, Identität und Emanzipation“ (Nomos) sowie „Halbinseln gegen den Strom. Anders leben und wirtschaften im Alltag“ (Ulrike-Helmer-Verlag).
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Während in Japan oder den USA die Zeltstädte der Obdachlosen wachsen und die Zahl der Hungernden weltweit dieses Jahr zum ersten Mal über einer Milliarde liegen wird, heißt es an den Finanzmärkten: „Bonuses are back.“ Die Zeitschrift „Stern“ spricht von einer Rückkehr von Gier und Zockermentalität.1 Die Investmentbank Goldman Sachs, dessen Chef Lloyd Blankfein noch vor wenigen Monaten die Gehaltsexzesse der Branche als „selbstsüchtig" und „gierig" bezeichnet hatte, zahlte im zweiten Quartal von 2009 fast eine Viertelmillion US-Dollar an jedeN einzelneN BeschäftigteN aus – im Durchschnitt natürlich, und vorher wurden 16 Prozent der Angestellten entlassen.2 Doch jetzt geht die Party weiter.
„Penis-Wettkampf“. Dürfen die das? Warum hat die nicht jemand abgelöst? Die Medien rissen sich noch vor kurzem um Statements wie jenes der „Emma“-Chefin Alice Schwarzer, welche „die Männer“ als Urheber der Finanz- und Wirtschaftskrise ausmachte und eine 40-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten forderte, damit dem Spielen mit Milliarden und Billionen ein weibliches Ende gesetzt würde.3 „Die Krise ist männlich", diagnostizierte auch die isländische Bankerin Halla Tomasdottir, von der es hieß, sie stehe der vielleicht einzigen Finanz- und Investmentgesellschaft ihres Landes vor, die noch in der Krise Gewinn machte. Tomasdottir bezeichnete die Krise als Folge eines immerwährenden „PenisWettkampfes“ nach dem Motto „Wer hat den Größten?“.4 Auch in Österreich
verkündete im krisengeschüttelten Herbst beispielsweise Marco Schreuder, Gemeinderat und Landtagsabgeordneter der Grünen Wien: „Wahrscheinlich braucht es in der Finanzwelt nicht nur neue Spielregeln. Es braucht vor allem Frauen! Dann kann man/frau auch wieder spielen, denn Spiel an sich ist nichts Schlechtes.“5 Auch dann nicht, wenn bei diesem Spiel Tag für Tag hunderttausend Menschen sterben? Nein, diese verrecken nicht erst bei einer 25-Prozent Rendite, wie sie sich Josef Ackermann von der Deutschen Bank erträumte. Es ist nicht das überschüssige Testosteron im Blut junger Banker, das diese Welt an den Rand des ökologischen Kollapses führt. Östrogen spritzen reicht nicht. Die unangenehme Wahrheit lautet: Es sind Menschen mit ganz durchschnittli-
bankertestosteron scher Politik gefeiert wird, in welcher nicht wie im Neoliberalismus jedes staatliche Eingreifen verteufelt wurde. Dennoch liegt der Wirtschaftstheorie Die Hegemonie des Normalen. Wenn auch der SPD-Bundesvorsitzende Franz Mün- das Denken zugrunde, bei der Ökonomie handele es sich um einen Bereich, der tefering auf die „Halbstarken“ unter sich durch die Marktmechanismen den Bankern schimpft und verkündet, selbst reguliere – und der sei von der „dieser Kapitalismus“ gehöre in die Mülltonne der Geschichte, so zeigt sich Sphäre normativer Politik zu trennen. Zugleich scheint dieser natürlichen hierin immerhin eine interessante DisRegulation etwas ursprünglich Gutes kursverschiebung: Sprachen Mitte der anzugehören: „‚Größer‘ liegt nahe bei neunziger Jahre selbst Rebellen wie Subcomandante Marcos vorsichtig von besser, ‚gleich‘ nahe bei gerecht; ‚Güter‘ Neoliberalismus, wenn sie Kapitalismus klingt gut, ‚Ungleichgewicht‘ beunruhigend“, schrieb die bis heute bedeumeinten, so schimpfen heute SPD-Politendste Ökonomin Joan Robinson AntikerInnen und andere Menschen, die sich von Berufs wegen um Anschluss an fang der sechziger Jahre über die Termini der Wirtschaftswissenschaft. Und den gesamtgesellschaftlichen Alltags„unternormaler Profit“, so Robinson verstand bemühen, auf Kapitalismus, weiter, höre sich ziemlich schlimm an.6 wenn sie doch nur dem Neoliberalismus ein Ende bereiten wollen. Die neo- Tatsächlich ermöglicht diese scheinbachem Hormonspiegel. Normalos und Normalas.
noch im Prozess, hegemonial zu werden – und die Subjekte haben sich auch in Interaktion mit diesen Beschreibungen geformt. Seitdem erschien es stets, als ob die Gesetze der Wirtschaft als unparteiische Kraft arbeiteten, und Klassen-, „Rassen“- und Geschlechterungleichheit galten als normales und unvermeidliches Ergebnis bei der Verfolgung der maximalen Wohlfahrt. Erst durch Kämpfe um Emanzipation wurden jene Aspekte von Ungerechtigkeit sichtbar, welche der Normalität entrissen werden konnten. „Ehrbare Kaufmänner.“ Mike Davis zeigt in seinem Buch „Die Geburt der Dritten Welt“, im Originaltitel „Late Victorian Holocausts“, wie die liberale Theorie die zur alltäglichen Normalität gewordene Hungerkatastrophe erst schafft. Wem
Sprachen Mitte der neunziger Jahre selbst Rebellen wie Subcomandante Marcos vorsichtig von Neoliberalismus, wenn sie Kapitalismus meinten, so schimpfen heute SPD-PolitikerInnen und andere Menschen, die sich von Berufs wegen um Anschluss an den gesamtgesellschaftlichen Alltagsverstand bemühen, auf Kapitalismus, wenn sie doch nur dem Neoliberalismus ein Ende bereiten wollen. Die neoliberale Phase könnte damit tatsächlich vorbei sein. Doch die Hegemonie des Normalen ist ungebrochen – und hierin liegt die Katastrophe. liberale Phase könnte damit tatsächlich vorbei sein. Doch die Hegemonie des Normalen ist ungebrochen – und hierin liegt die Katastrophe. Hegemonie hängt wesentlich von der Normalisierung der Idee ab, es gäbe keine Alternativen. Der italienische Marxist Antonio Gramsci verstand Hegemonie als „aktiven Konsens der Regierten“ im Alltagsdenken verwurzelt. Denn was als Wahrheit begriffen wird, hat Auswirkungen auf die Praktiken. In ihrem alltäglichen Handeln reproduzieren Menschen, was als „normal“ anerkannt wird – ein Gedanke, der FeministInnen seit dem Terminus „doing gender“ sehr vertraut ist. Der französische Philosoph Michel Foucault analysierte als politische Leistung des Liberalismus, dass dieser jeden Gedanken an gesellschaftliche Ursachen seiner Folgen zurückweise. Dabei kannte Foucault nur den Liberalismus bis Ende der siebziger Jahre, einer Zeit also, die heute gerne als die gute alte Wohlfahrtsgesellschaft mit keynesiani-
re Normalität und Natürlichkeit von Ökonomie drastische Ungleichheit und offenen Egoismus, während das Bild einer Gesellschaft mit für alle gleichen, durch den Staat garantierten Rechten bewahrt wird. Die „unsichtbare Hand“, die von selbst alles zum Besten regelt, wie sie das erste Mal in Adams Smiths „Wohlstand der Nationen“ von 1776 erwähnt wird, war für dessen Zeitgenossen alles andere als natürlich und einleuchtend. Das gleiche gilt für Smiths „Theorie der ethischen Gefühle“, jenem Buch, in dem er Verhaltensanweisungen gibt. Allerdings gelten seine Ausführungen über die Tugenden ebenso wie seine ökonomischen Überlegungen ausschließlich für Männer – und zwar bürgerliche und weiße. Smith ist der erste Ökonom, bei dem von einer grundlegenden Verschiedenheit der Geschlechter ausgegangen wird. Das Menschenbild, das er als normal beschreibt, mit all seinen Abgrenzungen gegenüber Nicht-Männern, Nicht-Weißen und Nicht-Bürgern, war
die Anlehnung an die nationalsozialistische Vernichtungspolitik zu hoch gegriffen erscheint, sollte das Buch lesen. Rainer Trampert schrieb am 6. August diesen Jahres in der „Jungle World“ über den allerseits hörbaren Ruf, aus Managern sollten wieder „ehrbare Kaufmänner“ werden, und verwies dabei ebenfalls auf die Nähe des marktwirtschaftlichen Denkens zum Faschismus: „Auch das Marktprinzip legalisiert die Ausmerzung des mit Schwäche Gebrandmarkten. Es selektiert Sieger und Verlierer.“ Und: Dies erscheine so normal wie ein Naturgesetz. Diese Welt des Normalen bedeutet die Banalität des Bösen. Das „ganz Andere“ vom Testosteron-Banker ist nicht der ehrbare Kaufmann, denn eine ganz andere Identität kann nicht innerhalb der kapitalistischen, rassistischen und sexistischen Normalität entstehen. Es geht um nicht weniger, als die Welt des Normalen mitsamt unseren Identitäten darin zu verändern, und zwar, klar: widewidewie sie uns gefällt! ❚
1 www.stern.de/wirtschaft/ unternehmen/maerkte/:Boni-BankerDie-Gier/706408.html 2 www.sueddeutsche.de/ finanzen/169/480647/text 3 www.netpilot24.de/news/20090407/alice-schwarzermaenner-sind-schuld-an-finanzkrise 4 www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,619758,00.html 5 www.marcoschreuder.at/2008/10/ist-die-finanzkrise-typisch-mnnlich.html 6 Robinson, Joan (1962): Doktrinen der Wirtschaftswissenschaft. Eine Auseinandersetzung mit ihren Grundgedanken und Ideologien, München 1965, S. 22.
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an.zeigen suche Neue Archivräume gesucht Der Verein Frauenforschung und weiblicher Lebenszusammenhang sucht neue Räumlichkeiten (ca. 200 m2) für den Archiv- und Bibliotheksbetrieb. Bevorzugt wird die Umgebung der Universität Wien sowie die angrenzenden Bezirke. Näheres zu unseren Wünschen und Vorstellungen findet sich auf der STICHWORTWebsite unter „Aktuelles“. Hinweise und Tipps nehmen wir dankend entgegen! www.stichwort.or.at
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b i e te Selbstverwaltbare Homepages für selbstständige Frauen: www.frauen.webbegleitung.at Herbstliche Spaziergänge auf den Spuren Wiener Frauengeschichte. In verschiedenen Bezirken und Museen! Altbekanntes und Neues wird in vielfältiger Weise an interessanten Orten vermittelt. Die Themen der Rundgänge: Frauenspuren und Heldengeschichten. Ein spannender Einstieg in Frauen- und Geschlechtergeschichte allgemein und Frauengeschichte(n) des ersten Bezirks im Besonderen. Treffpunkt: vor dem Parlament am Brunnen. Termin: 5.9.09. Beginn: 14.00. Dauer: 2,5 Stunden Die schönste Frau, die unermüdliche Friedenskämpferin, eine Architektin und mehr. Bewegende Frauengeschichten. Treffpunkt: Karlsplatz, am Eingang der Karlskirche. Termin: 14.9.09. Beginn: 14.00. Dauer: 2,5 Stunden Frauenspuren in RudolfsheimFünfhaus. Frauenbücher, Prostituti-
26 an.schläge september 2009
on und Volkssängerinnen – ein abwechslungsreicher Rundgang durch den 15.Bezirk. Treffpunkt: 15, Diefenbachgasse 38. Termin: 19.9.09. Beginn: 14.00. Dauer: 2,5 Stunden. Die Repräsentation des Weiblichen. Frauenbilder in der Sammlung Leopold. Treffpunkt: Foyer der Sammlung Leopold. Termin: 24.9.09. Beginn: 18.00. Dauer: 2 Stunden. Eintritt: 7,50 pro Person ab 10 Teilnehmer/innen Kunst hat (k)ein Geschlecht – oder doch? Frauenbilder im Kunsthistorischen Museum. Treffpunkt: Foyer des Museums. Termin: 01.10.09. Beginn: 18.00. Dauer: 2 Stunden. Eintritt: 7,- pro Person ab 10 Teilnehmer/innen Die Teilnehmer/innenzahl beschränkt sich pro Rundgang auf 25 Personen. Anmeldung zu den Rundgängen ist unbedingt erforderlich: unger.petra@aon.at, T. 0664/ 421 64 44. Der Unkostenbeitrag beläuft sich auf 10,- pro Person. Bitte beachten Sie, dass bei den Museumsbesuchen noch Eintritte hinzukommen. Auch Männer sind herzlich eingeladen, ihren Blick auf Geschichte, Kunst und Stadt auf diese Weise zu erweitern!
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zutragen. „Wir stellen uns gegen jede Form des Rassismus und der Diskriminierung und fordern einen respektvollen Umgang mit den AkteurInnen“, so Renate Blum von LEFÖ. nita LEFÖ Beratung, Bildung und Begleitung von Migrantinnen, 1050 Wien, Kettenbrückengasse 15/2/4, www.lefoe.at
ring.vorlesung
Geschlecht und Wissenskulturen
rosa.luxemburg
An der Humboldt-Universität Berlin werden im Wintersemester jeden Mittwoch queere und postkoloniale Ansätze vorgestellt. Das Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“ präsentiert in einer öffentlichen Reihe von zehn Vorträgen WissenschaftlerInnen aus Europa und den USA zu den Themenfeldern Intersektionalität, Postkolonialismus, Feminismus und Dekonstruktion. Interdisziplinär wird hinterfragt, wie Wissen über „Geschlecht“ sowohl in akademischen Diskursen als auch außerhalb der Universitäten mit den Begriffen Ethnizität, Rasse, Klasse, Sexualität und Behinderung in Verbindung steht und diskutiert wird. fis www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/veranstalt1.php
Um Haare wird gebeten Die im Berliner Medizinhistorischen Museum gefundene kopflose Leiche, die für Rosa Luxemburgs sterbliche Überreste gehalten wurde, hat weltweit für Aufregung gesorgt. Eine Exhumierung des Grabes der 1919 ermordeten Revolutionärin ist ausgeschlossen, weil Nationalsozialisten das Grab 1935 plünderten. Die „Bild am Sonntag“ fand Luxemburgs Großnichte aus Jerusalem, die 79-jährige Irene Borde. Nun soll mithilfe einer Haarprobe von ihr geklärt werden, ob es sich wirklich um die sterblichen Überreste der Revolutionärin handelt. Besonders stichhaltig wird das Ergebnis aber leider nicht sein: Nur mit sechzig- bis siebzigprozentiger Sicherheit sei die Verwandtschaft festzustellen, so ein Mitarbeiter der Rechtsmedizin. Gregor Gysi, Fraktionschef der Linkspartei, wünscht sich bei Verifizierung der Identität eine Beisetzung Luxemburgs in der Gedenkstätte der Sozialisten in Ostberlin. fis http://diestandard.at
sex.arbeit
Pflichten ja, Rechte nein Sexarbeit – ein Begriff, der auf die US-amerikanische Prostituiertenbewegung und ihre Forderung nach rechtlicher und sozialer Gleichstellung zurückgeht. Die aktuellste Berichterstattung der „Tiroler Woche“ lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass SexarbeiterInnen auch in Österreich weiterhin unter gesellschaftlichen Diffamierungen leiden. Dort wurden mit Formulierungen wie „rivalisierende Gangs unter Migranten“ und „dubiose Geschäfte“ diskriminierende Klischees bedient, die eine „moralistische Abwertung der Sexarbeit“ zum Ausdruck brachten, wie der Verein LEFÖ in einer Reaktion auf die Artikelserie kritisiert. Aber es sind nicht nur solche Stigmatisierungen, sondern vor allem auch die österreichische Gesetzgebung, unter der SexarbeiterInnen hierzulande leiden, betont der Verein in seiner Stellungnahme. Diese verbietet Prostitution zwar nicht, begreift sie aber als „sittenwidrig“ und dient weniger der Stärkung und dem Schutz der AkteurInnen als der verwaltungsrechtlichen Kontrolle. Kurz: Pflichten ja, Rechte nein. LEFÖ hat es sich zur Aufgabe gemacht, zur Legalisierung von Sexarbeit als Erwerbstätigkeit und zur Beseitigung der ausbeuterischen Strukturen bei-
studie
Lesbische Frauen im Berufsleben „Ich erfinde einen heterosexuellen Partner, um meine Ruhe zu haben – trifft zu, trifft eher zu, trifft eher nicht zu, unzutreffend.“ Auch homosexuelle Frauen müssen sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch wie geht’s ihnen dabei? Ist Diskriminierung an der Tagesordnung, oder spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle im Erwerbsleben? „Über schwule Männer liegen im Vergleich zu lesbischen Frauen bereits einige Studien zum Thema ‚Berufsleben’ vor. Über die Situation von Lesben gibt es keine vergleichbaren Arbeiten“, so „Queer Business Women“, eine Interessengemeinschaft lesbischer Führungskräfte, Unternehmerinnen, Expertinnen und Selbstständiger. Eine vom Verein in Auftrag gegebene Studie soll nun für Klarheit und Daten sorgen. kaiv Die Teilnahme an der Online-Befragung ist bis 6.9. über diesen Link möglich: ww3.unipark.de/uc/qbw_frauenstudie2009. www.queer-business-women.at
ausschreibung
Possanner-Staatspreis „Gabriele Possanner, obwohl nur ein Weib, wurde es bedeutend schwerer gemacht, in Wien den Doktorgrad zu erreichen, als es bei ihren männlichen Kollegen üblich ist. Baronin Possanner musste sich in Zürich den Doktorhut erwerben und ehe er in Wien anerkannt wurde, musste sie hier noch einmal alle Rigorosen der Wiener Universität wiederholen …“, schrieb die Arbeiterinnen-Zeitung im April 1897 über die erste Promotion einer Frau in Österreich. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung vergibt den nach der Vorkämpferin für berufliche Chancengleichheit von Frauen in der Wissenschaft benannten Staatspreis heuer bereits zum siebten Mal. Eine internationale Jury nominiert die Kandidatinnen für den mit 10.000,- Euro dotierten Preis. Für die beiden Förderpreise in Höhe von 3.000,- Euro kann frau sich noch bis 2. Oktober bewerben. kaiv www.bmwf.gv.at/wissenschaft/ausschreibungen
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hebammenzentrum
35,- Euro brutto Das Hebammenzentrum in Wien feiert sein zwanzigjähriges Bestehen. Zeit für eine Zwischenbilanz: Was sind der Gesellschaft Aufklärung und Betreuung schwangerer Frauen wert? Von Gabi Horak
Hebammenzentrum – Verein freier Hebammen Lazarettgasse 6/2/1, 1090 Wien Tel: +43-1-408 80 22 Fax: +43-1-403 98 77-18 freie-hebammen@hebammenzentrum.at www.hebammenzentrum.at Öffnungszeiten: Mo, Mi: 9- 13.00 und 14- 17.00 Uhr Di, Do: 9-14.00 Uhr Jubiläumsfeier: 20 Jahre Hebammenzentrum 25.9., 9-20.00 Uhr in der Lazarettgasse Eintritt frei Vorträge, Filme, Kunst, Kinderprogramm, Kulinarisches. Programm auf: www.hebammenzentrum.at
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Es betrifft fast jede Frau mit Kinderwunsch. Wird sie schwanger, tauchen schlagartig viele Fragen auf, was sich im Körper verändert, in der PartnerInnenschaft, beim Einkommen, dem sozialen Umfeld. Eine der wichtigsten Fragen: Wo soll ich entbinden, und wird es mir dabei möglichst gut gehen? Immer noch wissen wenige Frauen, dass eine Betreuung und Begleitung durch eine Hebamme, während der Geburt und auch danach, gesetzlich vorgesehen ist. Das Hebammengesetz im Wortlaut (HebG § 3 (1-2)): „Jede Schwangere hat zur Geburt und zur Versorgung des Kindes eine Hebamme beizuziehen. Ist die Beiziehung einer Hebamme bei der Geburt selbst nicht möglich, so hat die Wöchnerin jedenfalls zu ihrer weiteren Pflege und der Pflege des Säuglings unverzüglich eine Hebamme beizuziehen.“ Tatsächlich jedoch sind viele Frauen nach der Geburt, sobald sie das Krankenhaus verlassen haben und sofern sie keine Hausgeburt hatten, fast auf sich allein gestellt. „Sie werden nach drei, vier Tagen heimgeschickt
und wissen gar nicht, dass sie eigentlich von einer Hebamme zu Hause weiterbetreut werden könnten“, sagt Ulrike Ploil, erfahrene Hausgeburtshebamme und Mitgründerin des Hebammenzentrums in Wien. Hier habe die Politik versagt, weil sie sich gar nicht erst bemüht, die Pflicht und Möglichkeit der Betreuung durch eine Hebamme publik zu machen und adäquat zu finanzieren. Hebammenzentrum. Den Hebammen selbst ist es verboten Werbung zu machen. Das war vor zwanzig Jahren auch eine der Motivationen der damals sieben frei praktizierenden Hebammen in Wien, das Hebammenzentrum zu gründen: Über den Verein konnten sie Öffentlichkeitsarbeit betreiben und jene Frauen unterstützen, die gerade als neue freie Hebammen beginnen wollten. Im ersten Jahr nach der Gründung arbeiteten alle Hebammen ehrenamtlich und boten kostenlos Beratung an. Dann wurde das Zentrum zur „Familienberatungsstelle“: Das Angebot wurde erweitert, und dafür gab es finanzielle Unterstützung vom Bund und der
Stadt Wien. „Sie haben für uns das Familienberatungsgesetz geändert, denn Hebammen waren bis dahin noch nicht als Familienberaterinnen anerkannt“, erzählt Ulrike Ploil. Die Subvention der Stadt wurde seit langem nicht mehr erhöht. Von der Gemeinde bekommt das Hebammenzentrum kaum mehr Subvention als die Miete der Räumlichkeiten ausmacht. Ploil:„Würden sie uns die Räumlichkeiten um einen symbolischen Euro geben, würden wir uns alle die Administration sparen.“ Im Bund war Frauenministerin Johanna Dohnal eine treue Unterstützerin. Aber „kaum war Dohnal weg, ist auch das weggebrochen“, so Ploil. Heute gibt es gar keine Grundfinanzierung mehr, es können nur einzelne Projekte eingereicht werden. Über die Runden kommt das Zentrum derzeit mit Hilfe von Sponsoren und Spenden (Weleda und Medela), es musste jedoch ein Privatkredit aufgenommen werden. Am 25. September feiert das Hebammenzentrum sein 20-jähriges Bestehen – und zwar mit neuen Räumlichkeiten: Auf zusätzlichen 120 Quadratme-
zentrumhebammen schränkt ist. „Dabei gibt es von der WHO sogar Richtlinien, dass diese kontinuierliche Überwachung bei normalem Geburtsverlauf Humbug ist.“ Ulrike Ploil hat zur Zeit der Gründung des Hebammenzentrums Ende der 1980er Jahre in Wien einen Boom an Hausgeburten erlebt: Fünf Prozent aller Geburten waren es damals. Heute Kontinuierliche Überwachung. Das Hebammenzentrum bietet Einzelberatung, In- sind es österreichweit rund zwei Profoabende, Kurse für Schwangere und El- zent. Dafür hat die Zahl der Frauen zutern sowie Gruppentreffen. All diese An- genommen, die sich ihre eigene Hebamme ins Krankenhaus mitnehmen gebote seien wichtig für werdende Mütter und Väter, weil sie hier Kontakte „und so die Sicherheit bekommen, dass sie möglichst ‚normal‘ gebären knüpfen können auch für die Zeit nach können“. der Geburt, betont Ulrike Ploil: „Man weiß inzwischen längst, dass ein gutes soziales Umfeld die Wochenbettdepres- Hohe Kaiserschnittrate. Warum wird ein sion verhindern helfen kann bzw. die Viertel aller Gebärenden aufgeschnitFrauen dadurch auch kräftiger und siten? Wohl kaum, weil eine Geburt so cherer in die Geburt gehen. Das weiß unnatürlich und gefährlich ist, dass sich man, aber es ist nicht wirklich das Inte- das Risiko einer großen Operation jedes resse der Gesellschaft: dass Frauen Mal lohnt. Hebamme Ulrike Ploil glaubt, tern gibt es künftig einen eigenen Vortragsraum, einen Gruppenraum und ein zentrales Büro in der Lazarettgasse. Derzeit können drei Frauen Teilzeit beschäftigt werden, viele andere – wie auch der Vereinsvorstand – arbeiten weiterhin ehrenamtlich.
Von einer Gesellschaft, in der Frauen ihre Kinder ohne künstliche Eingriffe zur Welt bringen können, wenn sie das wollen, sind wir weit entfernt. Zu wenige Hebammen. Im Hebammenzentrum sind derzeit 35 Hebammen organisiert, insgesamt gibt es in Wien rund 200. Die Entscheidung der im Zentrum organisierten Hebammen, „frei“ zu sein und keine Kassenverträge abzuschließen, ist eine sehr bewusste, erklärt Ulrike Ploil:„Man kann um 35 Euro brutto kaum adäquat arbeiten.“ So viel ist der Krankenkasse ein Hausbesuch wert. Dabei ist der Beruf der Hebamme so beliebt wie nie, und die Fachhochschulen müssen den Großteil der BewerberInnen nach dem Eignungstest wieder heimschicken. Seit 1994 dürfen sich übrigens auch Männer bewerben, aber bis heute gibt es noch keine männliche Hebamme in Österreich.
Im Hebammenzentrum sind derzeit 35 Hebammen organisiert, insgesamt gibt es in Wien rund 200. Die Entscheidung der im Zentrum organisierten Hebammen, „frei“ zu sein und keine Kassenverträge abzuschliessen, ist eine sehr bewusste, erklärt Ulrike Ploil: „Man kann um 35 Euro brutto kaum adäquat arbeiten.“ So viel ist der Krankenkasse ein Hausbesuch wert.
stark werden durch das Kinderkriegen.“ Zwar habe sich in den letzten Jahrzehnten viel getan in der Geburtshilfe, teilweise haben sich die Probleme aber auch nur verschoben: „Frauen sind vor 35 Jahren sehr schlecht behandelt worden bei der Geburt, sie sind unmündig gehalten worden, es wurde mit ihnen herumexperimentiert. Was den Frauen damals aber zugestanden worden ist: dass sie es aus eigener Kraft schaffen können. Heute wird unglaublich viel eingegriffen.“ Wehenmittel, Wehenhemmer, Dammschnitt, Blasensprengung, Kaiserschnitt … Einer großen deutschen Studie zufolge wurde nur bei zwei Prozent der untersuchten Geburten nicht eingegriffen. Die Kaiserschnittrate liegt in Österreich derzeit bei ca. 27 Prozent. Bei den meisten Spitalsgeburten ist eine kontinuierliche Überwachung der Geburt üblich, die Frau wird möglichst oft und möglichst lange an den Wehenschreiber (CTG) angehängt, wodurch die für eine natürliche Geburt notwendige Beweglichkeit stark einge-
dass sich die ÄrztInnen dadurch auch auf der sichersten Seite in Punkto Versicherung und Schadenersatz wähnen: „Wenn man einen Kaiserschnitt macht, hat man alles gemacht, was menschenmöglich war.“ Ein Kaiserschnitt dauert weniger lang für den Arzt/die Ärztin, kommt aber volkswirtschaftlich teurer: Es sind mehr Leute im Operationssaal beschäftigt als im Kreißsaal, die Frauen sind zwölf statt acht Wochen danach im Mutterschutz, laborieren länger an gesundheitlichen Folgen. „Und eine Studie in den USA hat gezeigt, dass Frauen mit Kaiserschnitt eine höhere Sterblichkeit haben, auch später noch durch Unfälle oder ähnliches. Und sie bekommen danach weniger Kinder“, so Ploil. In Doku-Soaps sind minderjährige Gebärende zu sehen, die – oh Wunder – unter dem Druck und Einfluss der Anwesenheit des Kamerateams fast ausschließlich einen Kaiserschnitt „brauchen“. Die Kaiserschnittraten in den Spitälern sind generell hoch und die Geburt als Operation schon fast normal.
Laut WHO-Schlüssel sollte eine Hebamme im Krankenhaus nicht mehr als achtzig Geburten im Jahr betreuen. Ploil: „Dieser Schlüssel wird in Österreich sehr häufig überschritten.“ Um dem hohen Bedarf an zusätzlichen Hebammen zu entsprechen, sind die Länder gefragt, die für die Finanzierung der Ausbildungsplätze zuständig sind. Von einer idealen 1:1 Betreuung ( jede Frau wird von einer Hebamme durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett begleitet) wie sie etwa in Neuseeland realisiert wurde, wagen die Frauen in Österreich noch nicht einmal zu träumen. Viel Geld wäre frei, wenn der Mutter-Kind-Pass abgeschafft werden würde, meint Ulrike Ploil. „Das ist eine sichere Einnahmequelle für Ärzte und sonst gar nichts. Es macht weder Frauen noch Kinder gesünder.“ Frau würde inzwischen ohnehin zum Arzt/zur Ärztin gehen – so oft sie es für notwendig hält. Und im Normalfall sollte sie ja eine Hebamme an ihrer Seite haben. ❚ september 2009 an.schläge 29
kulturan.riss
Fo t o : B e t t i n a Fr e n z e l
zuvor ihr letztes Stück uraufgeführt worden war. Sie fand neue Bilder und Ausdrucksmöglichkeiten für universelle Themen, erweiterte den klassischen Tanz um Sprache, Musik und Medienvielfalt. Unzählige Preise, Veröffentlichungen und Verweise zeugen von ihrem enormen Einfluss auf die gesamte Kunstwelt. Mit der Essener Folkwang-Hochschule war Bausch seit ihrem 14. Lebensjahr verbunden, erst als Studentin, nach einem Aufenthalt in New York als Solistin und später als künstlerische Leiterin. Seit 1973 leitete sie die Tanzsparte des Wuppertaler Balletts, das seither „Tanztheater Pina Bausch“ heißt. Ihre Arbeitsweise verlangte von den Tänzer_innen Assoziationsvermögen und Mut zur Weiterentwicklung. Ihre Stücke entstanden in Improvisation und Auseinandersetzung mit den Themen und Persönlichkeiten. Pina Bausch zog Fragen stets Antworten vor. fis www.pina-bausch.de
l i te r a t u r . w e t t b e w e r b
Haiku-Krimis
performance
Während 2008 noch Krimis mit bis zu zehn Seiten geschrieben wurden, wird nun abgespeckt: „Mädchen! Schreibt! Krimis!“, der zweite KrimiWettbewerb der Mädchen-Online-Community LizzyNet, sucht die Würze in der Kürze. Schreibende Frauen zwischen 12 und 22 Jahren sind aufgefordert, (bisher unveröffentlichte, eigene) Mini-Krimis einzuschicken, denn auf maximal 15 Zeilen à 60 Anschlägen (Postkarte) oder 3 Zeilen mit maximal 17 Silben (Haiku) eine vollständige und vor allen Dingen vollendete Geschichte zu erzählen, will gelernt sein. „Mörderische Schwestern“, die Krimi-Fachfrauen-Jury des Arena Verlags, wählen die besten Postkarten-Krimis und Krimi-Haikus aus. Die Preistexte werden auf Postkarten gedruckt und Neuerscheinungen des Verlags beigelegt. Die Gewinnerinnen erhalten zudem ein großes Krimi-Buchpaket. Einsendeschluss ist der 9. September. nad Beiträge an krimi@lizzynet.de, Infos unter www.LizzyNet.de/dyn/171736.php,
VictoryAhh!
www.moerderische-schwestern.eu .
Nicht Hillary Clinton war die erste US-amerikanische Präsidentschaftskandidatin, sondern Victoria Woodhull mit ihrer Equal Rights Party. Diese forderte 1872, fünfzig Jahre vor Einführung des Frauenwahlrechts, die Abschaffung der Todesstrafe und die Gleichberechtigung von Afroamerikaner_innen. Woodhull kam aus einer Ganovenfamilie und war zunächst Schauspielerin, nach ihrer Scheidung gründete sie mit ihrer Schwester eine Brokerfirma und gab eine wöchentliche feministische Zeitung heraus, in der die freie Liebe propagiert wurde. Wunderbarer Stoff also für einen Theaterabend, der ihre „femmes-rikanische Geschichte“ erzählt. Unter der Regie von Tanja Witzmann sind Suse Lichtenberger und Sissi Noé in einer Collage aus Vergangenheit und Gegenwart zu sehen. Illustriert wird „Mrs. Satans“ unglaubliche Biografie mit Videoinstallationen und historischem Textmaterial. fis 23.9.-1.10., 20.30 Uhr, Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at
tanz
Pina Bausch 1940-2009 Sie war der zeitgenössische Tanz. Philippine Bausch, die Pionierin des Tanztheaters, starb am 30. Juni in Wuppertal, wo nur wenige Wochen 30 an.schläge september 2009
radio.reihe
Listen to the Female Wird im September der Sommer verabschiedet, können die Wohnungen zurückerobert werden. Zum Beispiel mit Radiohören. „Vom Rand in die Mitte – Frauen Macht im demokratischen Alltag“ heißt das Special, das das Radioprojekt SPACEfemFM Frauenradio auf Radio FRO im Großraum Linz sendet. Die zehn Frauen des Radiokollektivs machen sich auf die Suche nach Machtstrukturen. „Her mit der Marie!“ eröffnet die Sendereihe am 18. September. Am 25. September folgt ein Hörspiel von Mieze Medusa mit dem Titel „Brot von gestern oder: Worauf Irene Ingrid Isebil Weichselbaumer so rumkaut und zu welchem Gedankenbrei sie dabei kommt“. Und am 2. Oktober gibt’s eine Sendung zu „Frauenpotenzialen“. Fünf weitere Termine im Oktober und November bringen „Grimmige Geschichten“, eine Stunde zur „Macht der Sprache“ und „Gedichte zur Macht der Machtlosen“. Alle Beiträge gibt’s auch via Livestream und zum Download. nad SPACEfemFM Frauenradio, Radio FRO 105.0 MHz, Freitag 19-20.00, Wiederholung Samstag 11-12.00, Livestream: www.fro.at, Download: http://cba.fro.at
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
tage.bücher
Welterbe Die Tagebuchaufzeichnungen von Anne Frank wurden Ende Juli von der UNESCO in die Liste des Welterbes der Dokumente von „universellem Interesse“ aufgenommen. Wie fast 200 weitere Textdokumente wird das Tagebuch nun als „Spiegel der Welt und ihrer Erinnerung“ und „Wächter gegen das kollektive Vergessen“ von der UNESCO bewahrt. Anne Frank und ihre Familie waren nach der nationalsozialistischen Machtergreifung aus Deutschland in die Niederlande geflohen. Sie lebten von 1942 bis 1944 versteckt im Hinterhaus des Firmengebäudes von Vater Otto Frank. Im August 1944 wurden sie verraten. Anne und ihre Schwester starben 1945 im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Die 1909 in Wien geborene Miep Gies, die Anne Frank und den anderen untergetauchten Personen während der Zeit im Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht unter Einsatz ihres Lebens half und das Tagebuch nach deren Verhaftung in Sicherheit brachte, erhielt ebenfalls im Juli das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Durch ihren Einsatz war es Annes Vater, dem einzigen Überlebenden der Familie, möglich, die Aufzeichnungen seiner Tochter zu veröffentlichen. nr
film.premiere
Pippi Langstrumpf meets Sgt. Pepper Peppermintas Großmutter sagte: „Mach immer das, was du dich nicht traust. Und schau, was passiert.“ Bei Pepperminta passiert so einiges. In ihrer rosafarbenen Uniform (Sgt. Peppers Lonely Hearts Club lässt grüßen) ist sie wohl die erste Kunstfigur, die der Nachfolge Pippi Langstrumpfs würdig ist. Farben sind ihre besten Freunde, Erdbeeren ihre Haustiere, und daneben gibt es noch den pummelig-schüchternen Werwen sowie Edna, die mit Tulpen spricht. Gemeinsam kämpfen sie für eine schönere, bessere, buntere Welt. Und sei es mit Gewalt. Der verklemmten Restaurantbesucherin jedenfalls, die einfach nur Salat bestellen möchte, wird entgegengedonnert: „Ja. Aber was wollen sie WIRKLICH?“ Ab 10. September läuft Pippilotta Rists erster Spielfilm in den Schweizer Kinos. Und bald hoffentlich auch bei uns. han www.pepperminta.ch
a u s s te l l u n g . k o nf e r e n z
Frauen im Museum Einiges zu sehen und zu entdecken gibt es ab September in Bonn: Im Rahmen des Projektes „Frauenmuseen weltweit“ findet nicht nur die 2. Internationale Konferenz der Frauenmuseen statt, sondern auch deren erste gemeinsame Ausstellung. Unter dem Motto „Idole – Rolemodels – Heldinnen“ stellen die Museen die bedeutenden Frauen ihres Landes und auch gleich sich selbst vor. Parallel dazu gibt es Einzelschauen zum „Modell Museum“, über Elvira Bach oder Gudrun Koch. Auf der Konferenz sprechen MuseologInnen, Museumsleiterinnen, Kuratorinnen und Kulturwissenschaftlerinnen über Frauen und Feminismus im globalen Museumsbetrieb. han 9.9.-8.11., Konferenz 9.-12.9., Frauenmuseum, 53111 Bonn, Im Krausfeld 10, T. +49/228 69 13 44, frauenmuseum@bonn-online.com, www.frauenmuseum.de
Eva Steinheimer
Klappe, die zweite „Das glaub’ ich jetzt aber nicht!“ ist bei uns momentan ein stehender Satz – für alle möglichen Gelegenheiten passend und zutreffend. Dieser Satz war Lennis Reaktion auf die Mitteilung, dass in meinem Bauch ein winzigkleines Baby drin ist, das bis Jänner so viel wachsen wird, dass es dann auch schon rauskommen kann. Natürlich eine hammermäßige Mitteilung für ein geübtes Einzelkind. Eine sofortige Inspektion meines Bauches konnte ihn auch nicht überzeugen – der sah aus wie immer. Einzig die Tatsache, dass keiner von uns grinsend zugab, nur einen Scherz gemacht zu haben, ließ ihn die Neuigkeit erstmal hinnehmen. Ich fand seine ansonsten nüchterne Reaktion eigentlich ganz gut. Die Leute, die mich jetzt beobachten wie einen Alien und andauernd mehr oder weniger diskret auf meinen Bauch schielen und dann ein sensationslüsternes/vertrauliches/mitleidiges „Na, wie geht’s uns denn“ von sich geben, sind mir eh zu anstrengend. Aber mir kann man es sowieso nicht recht machen, denn die, die bei meiner ersten Schwangerschaft überschäumende Begeisterung zeigten und jetzt nur mit einem Achselzucken reagieren, sind mir auch irgendwie suspekt. Wie auch immer. Lenni hält meinen Bauch, vor allem wenn er ihn nackt erblickt, unter stiller Beobachtung. Manchmal stupst er dann vorsichtig mit dem Finger dran oder tätschelt ihn sanft. Als ich dann unlängst sagte: „He, jetzt hat es mich geboxt!“, musste Lenni laut kichern. Nur zu gern würde ich wissen, was er da für ein Bild vor Augen hatte. Wohl ein Mini-Baby mit Boxhandschuhen. Jetzt freue ich mich schon darauf, was Lenni sagen wird, wenn man von außen sehen oder fühlen kann, wie das Baby strampelt. Die Schwangerschaft und das Leben mit Geschwisterchen werden ihm jedenfalls wohl noch so einige „Das glaub’ ich jetzt aber nicht“ entlocken. september 2009 an.schläge 31
engelmacherin
Fo t o : Sy l v i a Kö c h l
Aloisia O. und der Paragraf 144 Von der Armut in die Delinquenz: Der „Nebenverdienst“ als Abtreiberin machte die Welserin Aloisia O. für die Nazis zur „Berufsverbrecherin“. Eine biografische Spurensuche von Sylvia Köchl.
Radiosendung: http://sendungsarchiv.o94.at/get. php?id=094pr3512 Sylvia Köchl und Christa Putz stellen hier die Lebensgeschichten von Aloisia O. und Marianne S. ausführlich vor. Weiters gibt es Interviews mit Welser Politikern zur Frage der Anerkennung als NS-Opfer. Länge: 1 Stunde. Produktion: Orange 94.0
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Alles, was über Aloisia O. derzeit berichtet werden kann, stammt aus Strafakten. Ein Umstand, der wohl unausweichlich einen sehr schrägen Blick auf einen Menschen produziert. Dennoch sind die persönlichen Angaben, die in den Akten immer wieder auftauchen, Ansatzpunkte, um ihre Lebensgeschichte nicht nur als Geschichte einer mehrfach vorbestraften Frau rekonstruierbar zu machen. Aloisia O., 1900 in Oberösterreich geboren, wurde von ihrer damals mittellosen und unverheirateten Mutter in Pflege gegeben. Im Alter von zwölf Jahren trat sie ihren ersten Dienstposten an. Knapp sechs Jahre später heiratete sie, zog mit ihrem Mann Josef nach Wels, bekam drei Kinder und arbeitete als Hilfsarbeiterin bei der OÖ Porzellan Industrie. Josef begann schon bald zu trinken, fremdzugehen und stellte schließlich die finanzielle Unterstützung seiner Familie ein. Aloisia O. sah
sich sogar gezwungen, ihre Kinder zeitweilig in ein Asyl zu geben. Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen ließen sich die Eheleute 1922 scheiden. Josef zeigte seine Frau wegen Körperverletzung an, woraufhin sie zu vier Monaten strengen Arrests verurteilt wurde, die sie größtenteils absaß. Doch dies war nicht ihre erste Strafe: Es lagen bereits Verurteilungen zu Geldstrafen vor, u.a. wegen Ehrenbeleidigung und Beteiligung an Raufereien. Nach ihrer Entlassung hielt sie sich mit ihren Kindern in einer Wohnung in Wels zwei Jahre mit Arbeitslosengeld über Wasser und führte eine neue Beziehung. § 144. Aloisia O. hatte vermutlich schon früh damit begonnen, Abtreibungen durchzuführen. 1924 wurde sie aber erstmals wegen des Verdachts auf illegale Abtreibungen in zwei Fällen gemäß § 144 StGB verhaftet und in Folge zu vier Monaten strengem Kerker verurteilt.
Ende 1929 wurde Aloisia O. erneut beschuldigt, an mehreren Frauen in Seewalchen am Attersee illegale Abtreibungen durchgeführt zu haben. In diesem Fall wurde bis zur Gerichtsverhandlung im Juni 1930 gegen 16 Verdächtige ermittelt. 1930 aus der Untersuchungshaft entlassen, besuchte Aloisia O. einen Maschinen-Strickkurs, um sich Chancen auf eine bessere Arbeit zu eröffnen.Wenig später wurde sie in drei Fällen zu sechs Monaten schweren Kerkers verurteilt. Ihr viertes Kind kam 1932 zur Welt. 1933 und 1935 folgten weitere Verurteilungen und Kerkerstrafen nach § 144. Im November 1938 heiratete Aloisia O. den Welser Lokomotivführer Friedrich O. und bekam den Sohn Friedrich Alois. Im selben und darauffolgenden Jahr wurde Aloisia O. noch zweimal wegen illegaler Abtreibung zu sechs bzw. 18 Monaten Kerker verurteilt. Direkt nach ihrer letzten Gefängnisstrafe wurde sie
macherinengel im Zuge der „vorbeugenden Verbrechensbekämpfung“ der Nazis als „Berufsverbrecherin“ ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie den „Grünen Winkel“ tragen musste. Hier traf sie Marianne S., eine Bekannte aus Wels, die ebenfalls wegen Vorstrafen als Abtreiberin im KZ war. Marianne S. verhalf ihr zu Häftlingsfunktionen als Stuben- bzw. Blockälteste. Solche Funktionen konnten lebensrettend sein, da sie vor den teils mörderischen Arbeitskommandos bewahrten – sie führten aber auch dazu, dass diese Häftlinge pauschal bis heute ein sehr schlechtes Image bei den anderen überlebenden Häftlingen haben. 1945 nach Wels zurückgekehrt, erfuhr sie von der Verhaftung ihres Ehemanns im Oktober 1944 durch die Gestapo und seiner Einlieferung ins KZ Mauthausen. Dort wurde Friedrich O. gemeinsam mit einer Gruppe von Widerstandskämpfern am 28. April 1945 vergast. Nach der Toderklärung ihres Mannes 1946 lebte sie gemeinsam mit ihren Kindern Friedrich junior und Edeltraut von einer Witwenpension der ÖBB in Höhe von 400 Schilling.
Gesetz nicht als Opfer galt. Das Opferfürsorgegesetz schließt bis heute Vorbestrafte aus. Da das Verbot der Abtreibung bekanntlich erst 1975 gelockert wurde, geht die Geschichte der Delinquenz auch in der Nachkriegszeit weiter. 1954 wurde Aloisia O. vom Kreisgericht Wels ein weiteres Mal wegen illegaler Abtreibung zu fünf Monaten schweren Kerkers verurteilt. Sie soll an einer jungen Hilfsarbeiterin, die bereits ein uneheliches Kind hatte und von ihrem Freund unter Druck gesetzt worden war, eine Abtreibung durchgeführt haben. Infolgedessen strich man ihr die Hinterbliebenenrente, sie musste darum kämpfen, dass ihr Sohn Friedrich die Rente weiterhin erhielt. 1971 zog sie in ein Altersheim in Linz, wo sie 1979 starb.
Frauen zu helfen. Sie war auch imstande, durch eine innere Untersuchung das Stadium der Schwangerschaft festzustellen, und entschied danach, ob sie einen Katheter einführte, um einen Abortus auszulösen, oder ob sie nur eine Ausspülung machte, um die Einnistung eines eventuell befruchteten Eis zu verhindern. Manche der Frauen hatten bereits Selbstversuche mit Häkelnadeln, Kräutersuden und Bädern hinter sich oder hatten versucht, durch besonders anstrengende Arbeit, wie etwa Heben und Tragen von schweren Dingen, einen Abortus herbeizuführen. Wenn das alles nichts nutzte, gab es immer eine Bekannte oder Verwandte, die wusste, wo eine „Engelmacherin“ zu finden war. Auch unter Männern kursierte dieses Wissen.
Häkelnadeln, Kräutersude, Bäder. Die Strafakten von Aloisia O. wegen „Abtreibung der Leibesfrucht“ nach § 144 StGB werfen ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse, in denen arme Frauen in den 1920er und -30er Jahren lebten, und auf die Not, die immer wieder durch ungewollte Schwangerschaften ausgelöst
Sozial verträglich. Die armen Frauen dieser Zeit hatten keinen Zugang zu geeigneten Verhütungsmitteln – die als „Gummiwaren“ sehr wohl bereits existierten – und mussten auf jedes kleinste Anzeichen einer unerwünschten Schwangerschaft mit größter Umsicht reagieren.
Die Strafakten von Aloisia O. wegen „Abtreibung der Leibesfrucht“ nach § 144 StGB werfen ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse, in denen arme Frauen in den 1920er und -30er Jahren lebten, und auf die Not, die immer wieder durch ungewollte Schwangerschaften ausgelöst wurde. 215,60 Schilling „Entschädigung“. Am 1. August 1947 kam es zur Festnahme von Aloisia O. und Marianne S. durch die Kriminalpolizei Wels. Sie wurden beschuldigt, während ihrer KZ-Haft unter Ausnutzung ihrer Häftlingsfunktionen Mitgefangene misshandelt und getötet zu haben. Das Volksgericht Linz gelangte jedoch zu dem Eindruck, dass die Beschuldigungen haltlos waren und stellte das Verfahren 1948 ein. Aloisia O. hatte bis dahin sieben Monate in Untersuchungshaft verbracht. 1952, nach erfolgreicher Antragstellung, erhielt Aloisia O. Hinterbliebenenrente für sich und ihren Sohn Friedrich sowie eine Entschädigung für die KZHaft ihres ermordeten Mannes in Höhe von 215,60 Schilling. Einen Antrag auf Opferrente für ihre eigene jahrelange KZ-Haft stellte sie nie – wohl wissend, dass sie vor dem
wurde. Die Klientinnen von Aloisia O. waren ausschließlich Hilfsarbeiterinnen, Mägde, Bäuerinnen, Arbeitslose oder Gattinnen von Arbeitern. Viele von ihnen hatten bereits Kinder, die vom eigenen oder gemeinsamen Einkommen gerade so ernährt werden konnten. Die wirtschaftliche Not, die durch ein weiteres Kind ausgelöst worden wäre, trieb sie zum Entschluss, abtreiben zu lassen. Junge unverheiratete Mägde kamen zu Aloisia O., weil sie Angst hatten, ihre Arbeit zu verlieren. Manche mehrfache Mutter suchte sie auf, weil sie Angst hatte, die nächste Geburt nicht zu überleben. Die Frauen kamen in unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft. Die einen waren sicher, bereits im zweiten oder dritten Monat schwanger zu sein, bei den anderen war die Regel gerade erst ausgeblieben. Aloisia O. wandte verschiedene Mittel an, um den
Aloisia O. nahm Geld für ihre Dienste. Sie scheint ihre Tarife aber immer sozial verträglich gestaltet zu haben, während Hebammen für die Frauen oftmals zu teuer waren. Ein einziges Mal – in ihrem ersten Verfahren wegen § 144 im Jahr 1924 – erklärte sie selbst, warum sie Abtreibungen durchführte. Im Erhebungsbericht der Polizei heißt es: „Wenn sie herauskomme, werde sie sich doch wieder damit befassen, weil armen Leuten nach ihrer Ansicht damit geholfen wird.“ Vor Gericht präzisierte sie diese Aussage:„Ich habe dem erhebenden Sicherheitswachmann gegenüber nicht behauptet, dass ich nach meiner Enthaftung wieder mich mit Abtreibungen befassen wolle, ich meinte nur, dass ich eine Arbeit, die ich seit wenigen Tagen bei Blum bekommen habe, verlieren würde und dann wieder nicht ❚ wüsste, wovon ich leben sollte.“
Buchtipp: Karin Lehner: Verpönte Eingriffe, Wien 1989, Picus Verlag
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robertalima
P l e a s e H e l p Yo u r s e l f, 2 0 0 8 , C - P r i n t . Fo t o : Ka r i n H a a s
Körper als Raum Roberta Lima lässt sich in ihren Performances Kleidung an die Haut nähen oder mit Fleischerhaken an den Knien
aufhängen. Ab September ist der Body-Performerin in Österreich erstmals eine Einzelausstellung gewidmet. Ein Interview von Fiona Sara Schmidt und Claire Benedikt. an.schläge: Sie kommen gerade von
Roberta Lima,„From transgression to transcription“: Die Stadtgalerie Schwaz zeigt von 12. September bis 26. Oktober die erste umfassende Einzelausstellung der Künstlerin Roberta Lima (geb. 1974 in Manaus, Brasilien; lebt in Österreich und Irland). www.stadtgalerieschwaz.at www.robertalima.com
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einem Stipendienaufenthalt in Peking, pendeln zwischen Wien und Dublin, ursprünglich stammen Sie aus Brasilien. Wie haben all diese unterschiedlichen Länder Ihre Arbeiten geprägt? Roberta Lima: Ich arbeitete gerade an unterschiedlichen Performances und begann mit dem Publikum als integrativem Element meiner Arbeit zu experimentieren, als ich Ähnlichkeiten zwischen der chinesischen Performancekunst und meinen Erfahrungen als Künstlerin und Individuum entdeckte. Zum Beispiel sind sowohl China als auch Brasilien Länder, in denen Körperkontrolle eine große Rolle spielt. Zwar auf unterschiedliche Weise, aber ich habe gemerkt, dass chinesische Performancekünstler_innen und ich Möglichkeiten suchen, Körperkunst zu rekontex-
tualisieren, zu thematisieren, Diskussionen anzustoßen und nach Möglichkeiten der Befreiung zu suchen. Haben Sie einen Einblick in das Schaffen chinesischer Künstler_innen bekommen? Wie waren Ihre Erfahrungen mit der chinesischen Zensur? Die meisten chinesischen Künstler_innen leugnen jegliche politische Intention. Aber von der Begegnung mit Sheng Qi war ich sehr positiv überrascht: Er beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten von Öffentlichkeit und erzählte mir von den Schwierigkeiten, politische Kunst in China offen zu zeigen. Ich traf ihn ein zweites Mal bei der Eröffnung seiner Ausstellung in der Galerie F2 in Peking, wo er eine Reihe seiner Bilder ausstellte. Zwei davon thematisierten Gewaltakte gegen chinesische Frauen. Einen Monat später trafen wir uns wieder und er er-
zählte mir, dass die Hälfte der ausgestellten Arbeiten von der Polizei entfernt und er zu Hause verhört worden war. Ich durfte eine 45-jährige Frau interviewen, die früher für die chinesische Regierung arbeitete und heute einen systemkritischen Blog betreibt. Als ich sie nach der Anzahl der weiblichen chinesischen Aktivistinnen fragte, meinte sie, es gäbe so gut wie keine. Was ist der Unterschied zwischen der klassischen Performance und einer Live-Videoinstallation mit einer Kamera als Filter? Ich habe niemals klassische Bühnenperformances gemacht. Aber ich habe den Unterschied zwischen Liveund Studioperformance erforscht. Dieser Themenkomplex ist einer der Schwerpunkte meiner Doktorarbeit und der Hauptgrund, warum ich die Tore meines Studios geöffnet habe. Ich be-
limaroberta gann mit dem, was ich „Live-Videoinstallationen“ nenne, zu experimentieren. Die Performances geschahen teilweise oder komplett vor Publikum, ich habe sie immer mit Videoprojektionen kombiniert. In diesen Installationen verwendete ich Video, wie Sie sagen, als „Filter“, oder mehr noch als „Schutz“ und „architektonische Lösung“ – als Überleitung zwischen „ganz und nicht ganz vor Publikum erscheinen“. Wer war das Subjekt, wer Objekt? Genau das war meine Frage! Würde irgendwer in meine Arbeit eingreifen? Würde irgendjemand versuchen, näher zu kommen, vor der Kamera herumlaufen? Ich fand heraus, dass Menschen konditioniert sind, sich auf gewisse Art
lichkeit gefunden, schnell Debatten loszutreten und mit Leuten zu kommunizieren. Diese Künstlerinnen waren sicherlich eine wichtige Referenz für mich, besonders in meinen frühen Arbeiten, weil der Körper ja mein wichtigstes Thema war. Aber über die Jahre begann ich die unterschiedlichen Ebenen meiner Arbeit zu erkennen: Als ausgebildete Architektin interessiere ich mich für den Raum als Subjekt. Als brasilianische Frau wurde ich in einer bigotten, konservativen und männlich dominierten Gesellschaft geboren, in der der Körper als frei dargestellt wird, in Wirklichkeit aber starker Kontrolle ausgesetzt ist. Aus diesen Gründen sehe ich die Notwendigkeit, Biopolitik zu thematisieren.
Und funktioniert die Trennung von Individuum und dem „Material“ Körper? Ich sehe meinen Körper nicht als „Material“, sondern als Raum, als Oberfläche: für Interventionen, Aneignungen, Kreationen, Diskurs. Es soll keine Trennung zwischen mir als Individuum und meiner Kunst gemacht werden. Wer wir sind als Künstler_innen, Individuen, Menschen beeinflusst, was wir tun und auch den Raum, den wir bewohnen. In Ihren Performances spielt Schmerz eine große Rolle – muss der Körper der Kunst untertan gemacht werden? Ich habe in Interviews gesagt, dass niemand Tänzer_innen oder Athlet_
Ich sehe meinen Körper als Raum, als Oberfläche: für Interventionen, Aneignungen, Kreationen, Diskurs. Es soll keine Trennung zwischen mir als Individuum und meiner Kunst gemacht werden. und Weise beim Besuch einer Performance zu verhalten. Sie betreten gewöhnlich den Raum, stellen sich in Richtung der Bühne auf (oder in Richtung dessen, was sie für die Bühne halten) und bleiben auf Distanz. Am Ende wissen sie nie, wann und ob sie klatschen sollen. Meine Videoinstallationen spielten damit: Es gab eine Bühne, aber ich war nicht dort, und als die Leute das feststellten, drehten sie sich zur Leinwand. Am Ende wurden die Videos geloopt. Somit gab es kein Ende und deshalb keinen Applaus. In „das weisse haus“ begann ich mit Überwachungskameras zu experimentieren. Bei der Biennale führte ich dieses Experiment weiter, und in Kairo performte ich am Tag vor der Eröffnung. Das Publikum setzte sich aus der internationalen Jury, unserem Team und der Presse zusammen. Sie konnten sich frei bewegen und vor der Kamera herumlaufen. Alles und jede_r in diesem Raum war am Schaffensprozess dieser Arbeit mitbeteiligt. Sehen Sie sich in einer Traditionslinie mit feministischen Künstlerinnen wie Elke Krystufek, VALIE EXPORT und Marina Abramovic, die ihren Körper als Medium benutzen? Nein, ich bin eine Person, die viel zu sagen hat und sich einen kritischen Dialog wünscht. Ich habe in der Kunst und besonders mit Performances eine Mög-
Sie veröffentlichen auch theoretische Texte. Ist die Arbeit am eigenen, weiblichen Körper nur die konsequente Umsetzung feministischer Kritik? Es ist immer schwer zu sagen, was Ursache und was Konsequenz ist. Ich denke, dass Theorie und Praxis in meiner Arbeit miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig unterstützen. Ich halte meine Arbeiten definitiv für feministisch. Ich muss aber sagen, dass ich erst im Laufe meiner künstlerischen Entwicklung mit Gendertheorie in Berührung kam und mir dadurch meiner Position als Feministin bewusst wurde. Mein Kontakt mit feministischer Theorie und Gendertheorie ergab sich, als ich mein Kunststudium in Europa begann. In einem Interview mit ARTE habe ich mal gesagt: „Als ich noch in Brasilien lebte, fühlte ich mich als Freak. Als ich nach Europa kam, erkannte ich, dass ich eigentlich eine Feministin war.“ Eines meiner Ziele ist, wieder in Brasilien arbeiten zu können. Gerade komme ich von einem Besuch in Brasilien und las dort Zeitungsartikel über die Krise des brasilianischen Feminismus. Da zur Zeit die Mode- und Schönheitsindustrie die Hauptzielscheiben der brasilianischen Feminist_innen sind, überlegte ich mir schon, dass die Chance dort etwas zu machen, günstig ist.
innen fragt, ob sie während ihres Tuns Schmerzen hätten. In diesem Kontext sind Menschen nicht mehr Individuen, sondern Maschinen: Solange sie liefern, was man von ihnen erwartet, ist alles in Ordnung. Da muss schon jemand vor Publikum bluten, damit die Zuseher_ innen die Verbindung von Körper und Schmerz wahrnehmen. Ich nehme meine Arbeit sehr ernst, weil ich damit meine Meinung ausdrücke. Ich weigere mich, mich als Opfer zu sehen. Ich habe immer getan, was ich wollte: Mein Körper gehört mir und niemandem sonst. Ich habe meinen Körper nie als vom Kunstwerk oder etwas anderem unterdrückt gesehen. Ich wehre mich mit meiner Arbeit gegen institutionelle Diktate. Ich werde Diktate nie akzeptieren: weder soziale noch künstlerische. Was wird bei Ihrer Einzelausstellung in Tirol zu sehen sein? Die Ausstellung in Tirol trägt den Titel „From transgression to transcription“, das war auch der Titel eines Artikels, den ich für das Internet-Magazin „Corpus“ verfasst habe. Ich möchte den Weg von einer Videoperformance zu einer Live-Video-Installationen sichtbar machen. Ich hoffe auch, dass ich dort meine Arbeiten aus China zeigen kann, aber dazu müsste ich den Titel ändern: „From transgression to transcription on the way to transcendence" (lacht). ❚
Eine Langfassung des Interviews gibt es auf www.anschlaege.at
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rampenfiber
S c r e a m C l u b , Fo t o : E . L o t s e y
O c é a n L e Ro y, Fo t o : C h r i s t i a n e S t e p h a n a n d Pa u l a Wi n k l e r
Auf die Rampen! Das feministische Musikfestival rampenfiber (24.-27. September) mixt Queer Country mit Indie-Elektropop, verbindet D.I.Y.-Attitüde mit Theorie-Lectures und buchstabiert mit Carrie Brownstein und Beth Ditto das Punk-Rock-ABC neu. Eine Programmvorschau von Vina Yun. Im Herbst 2006 fand das erste rampenfiber-Festival, veranstaltet von der Zeitschrift „fiber. werkstoff für feminismus und popkultur“, in Wien statt – doch trotz des großen Erfolgs hat es ganze drei Jahr gedauert, bis das feministische Musikgroßereignis nunmehr in die zweite Runde gehen kann. „Bei der Organisation von rampenfiber 2006 wurde eigentlich nie wirklich über eine Fortsetzung nachgedacht“, erklären Judith Kabas und Angela Tiefenthaler aus der fiber-Redaktion die lange Pause. „Wir wurden aber immer wieder auf ein mögliches nächstes Festival angesprochen.“ 2007 und 2008 sollte ein Parallelfestival zum Ladyfest und den QueerFeministischen Tagen vermieden werden, aber es waren auch die knappen Ressourcen und personellen Fluktuationen, wie sie in ehrenamtlichen Projekten kräfteraubender Alltag sind, die die Neuauflage des Events erheblich verzögerten.
Infos und detailliertes FestivalProgramm unter www.fibrig.net.
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This beat is … rampenfiber. Die Erfahrungen aus dem ersten Festival, aber auch aus dem Ladyfest und den Queer-
Feministischen Tagen dürften dazu beigetragen haben, dass sich das diesjährige rampenfiber-Programm noch stärker queeren Diskursen widmet und queere Acts featuret. Schließlich endet die Kritik an den Geschlechterverhältnissen im Pop nicht bei einem bloßen Gegenentwurf zu populären männlich dominierten Musikfestivals, bei dem die übliche „Frauenquote“ quasi verkehrt wird, sondern untersucht auch die Bedingungen, unter denen die Gender-Performances vor, auf und hinter der Bühne stattfinden. Und sie interessiert sich für alternative und transgressive Geschlechterinszenierungen. Nicht zufällig wird daher der Eröffnungsabend im fluc u.a. mit einem Konzert des trans* Country-Musikers Rae Spoon begangen, den es vor einigen Jahren aus der kanadischen Prärie in die ostdeutsche Kleinstadtprovinz verschlagen hat. Ebenfalls beim Festival-Opening dabei sind die Wiener Slam-Poetin Mieze Medusa und DJ irradiation, die ihr gemeinsames Projekt IRR2M deluxe vorstellen werden. Auf dem voll gepackten viertägigen Festivalprogramm stehen außerdem
noch u.a. die berüchtigte Laptop-BanjoArtistin Kevin Blechdom, die ElektroGlam-Rap-Crew Scream Club aus Olympia, das schwedische Elektro-Pop-Duo Lissi Dancefloor Disaster, local heroes Dandies & Darlings und der_die französisch-deutsche Performer_in Océan Le Roy, umrahmt von DJ-Sets von Electric Indigo, Ina D, djane mithras, Quote, strom+- und vielen mehr. Bevor der Dancefloor gestürmt und der Moshpit von Schweiß durchtränkt wird, bieten zahlreiche Workshops ganz im Sinne des Do-It-Yourself – von Tontechnik und Video-Doku-Produktion über Breakdance und Poetry Slam bis hin zu DJing und Visuals – Gelegenheit für Erfahrungs- und Wissensaustausch. Judith Kabas und Angela Tiefenthaler: „Uns war wichtig, dass das aktive Tun während des Festivals mehr Platz bekommt und auch unterschiedliche Bereiche abdeckt.“ Stages & Spaces. Nach dem WorkshopBesuch bleibt emsigen Festival-Geher_innen allemal noch Zeit für die verschiedenen Lectures, Diskussionspanels und Filmscreenings. Der Kurz-
filmwettbewerb von 2006 wurde in ein Kurzfilmprogramm umgewandelt, das vom Hamburger Bildwechsel Archiv kuratiert wird. „Queering the stage“ und „claim the feminist space“ sind die Themen der Podiumsdiskussionen und Vorträge, die zugleich eine Reflexion darüber sind, dass feministische Musikfestivals nicht einfach „nur“ Event, sondern auch immer praktische Raumnahme sind. Neben dem fluc am Praterstern, das wieder die Festival-Homebase stellt, wurden für 2009 mit dem Schikaneder-Kino, dem Frauencafé, den Räumen der VBKÖ (Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs) in der Wiener Innenstadt und dem Medienzentrum der Stadt Wien neue Locations programmiert. Die vergangene und aktuelle Auseinandersetzung innerhalb der rampenfiber-Organisation mit der Frage, welche Räume von welchen Machtverhältnissen durchzogen sind und wie diese Orte besetzt werden können, ist auch in der aktuellen fiber-Ausgabe (15/2009) dokumentiert.
für Geldaufstellereien investiert. So haben wir schon früh über ein gewisses Budget verfügen können, was uns auf jeden Fall lockerer an die Arbeit gehen ließ.“ Derzeit sieht es – zur Überraschung der Organisator_innen – finanziell sogar recht gut aus. Von einer (adäquat) bezahlten Arbeit kann trotzdem keine Rede sein: „Für uns springt nur dann eine Bezahlung raus, wenn am Schluss was übrig bleibt.“ Feminist Superstars. Wie der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere als feministisches Role-Model im Musik-Biz gelegt werden kann, ist bei der Österreich-Premiere der Doku „Girls rock!“ (USA/Kanada 2009) von Shane King und Arne Johnson zu sehen. In einem Rock’n’Roll-Camp in den USA lernen rund hundert Mädchen zwischen acht und 18 Jahren das Punk-Rock-ABC neu zu buchstabieren und sich selbst auf der Bühne zu verwirklichen: Es wird geschrieen, geschwitzt und den Instrumenten jede Menge Lärm entlockt. Unterstützt werden die Mädchen dabei
„Queering the stage“ und „claim the feminist space“ sind die Themen der Podiumsdiskussionen und Vorträge, die zugleich eine Reflexion darüber sind, dass feministische Musikfestivals nicht einfach „nur“ Event, sondern auch immer praktische Raumnahme sind. „2006 war die Raumnahme im fluc ein recht großes Problem“, fassen Judith Kabas und Angela Tiefenthaler die Erfahrungen im Szenelokal am Praterstern rückblickend zusammen. „Immer wieder kam es zu Scheißübergriffen. Daher haben wir dieses Mal von vornherein gesagt, wir machen es nur dann wieder im fluc, wenn wir uns dort als feministische Veranstaltung auch anerkannt fühlen. Soll heißen, wir wollen dort auch eingreifen, etwa mit den Securitys in einem gemeinsamen Workshop vorab, deren Vorgehensweise klären, den Raum gestalten (Tapete usw.) und ihn in seiner Gesamtheit nutzen, also sowohl das Lokal oben als auch die ‚Wanne’ darunter.“ Nicht nur der erweiterte Handlungsspielraum, auch die ökonomische Situation des Festivals stimmt positiv: S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a „Wir haben dieses Mal viel mehr Zeit
von Carrie Brownstein, Gitarristin der Indie-Rock-Band Sleater-Kinney, und Sängerin Beth Ditto von Gossip. Im knapp einstündige Dokufilm „Working on It“ (Schweiz/Deutschland 2008) von Karin Michalski und Sabina Baumann erzählen die 15 Protagonist_ innen aus der Berliner Queer-Szene aus ihrem Wahrnehmungsalltag – wie werde ich entlang der Parameter von Geschlecht begriffen, wie kann ich diesen Zuschreibungen begegnen und auf welche Inszenierungen greife ich zurück? Den Soundtrack zu diesem experimentellen Filmprojekt, die der geschlechtlichen Selbstdarstellung eher auf einer fiktiven denn dokumentarisch-authentischen Ebene begegnet, liefern ebenfalls Role-Models der feministischen Musikszene, u.a. Lesbians on Ecstasy, Rhythm King and her Friends und Scream Club. ❚
denice
The Accused I don’t know about you people, but to me being a dyke is not only about preferring the muff to the hot dog. If being a lesbian meant being just like all those boring straight people, with the only difference in who you love and fuck, I don’t want to play with you anyways. The reason I’m addressing this here and now is that this past week I was accused by the lesbian court of not fulfilling the criteria of holy lesbianism twice. The accusers where non-political mainstream women who happen to love other women but have not much else that differentiates them from the average person on the street or on TV. And then there was me, who, I must say, pretty much lives, preaches and breathes homobitransqueer in everyday life. And I was totally lost, since I was “stupid” enough to tell them I had a boyfriend. My past record of earning my toasters for the community or as a happy singer of dyke-tunes on stage had no value in the prosecution. Embarrassingly enough I tried to defend myself with “but I'm 80% totally homo”, which was only faced with, “so you are bisexual then” … (We all know what they thought bisexual women really are …: They play around with the titties until the right guy comes along and sweeps them off to the magic land of hetero-boredom.) I tried to explain that I don’t “bi” anything since I don’t believe in a twosex/gender-system, which of course led to eyebrows shooting up to their hairlines and a “pathetic wannabe-lesbian”-look in my direction. It makes me wonder what makes one a REAL one? And who the fuck decides this? Could somebody finally show me the holy book of rules so that I know what and how and why? If “they”, in lack of courage or available chicks, in their teens dated guys – did that make them straight back then? Or would I be what Bette Porter would call a “has-bian”? I seriously started considering putting together a scrapbook of pictures of ex-girlfriends, lists of dyke films I’ve seen, books I’ve read, magazines I’ve spent too much money on, bands I’ve listened to because they had lesbian lyrics even though the music sucked, and all the other hard evidence confirming my lesbian identity. I have said this here before: I’d much rather have a queer world than a “homos to the left, heteros to the right” one, but I’ll be damned if some narrow-minded, beigeboring Jodie Foster-fan is going to come and take the big lesbian part of my identity away that actually has had the biggest impact on my life and my choices. I will continue loving my boyfriend, kissing all them pretty ladies, gents and in-betweens. I will wear my “Lesbian Jesus”-T-shirt with pride while I toss around quotes from Rita Mae and Ellen. And I will continue writing the lesben.nest with my pen as my weapon of choice in this dyke civil war. september 2009 an.schläge 37
Politics & Patois Vokal-Coverversionen und originäre Messages, „Hochdeutsch“ und Wiener Slang – gehört von Regina Himmelbauer. Die Schauspielerin und Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern (1836-1916) hatte ihren größten und nachhaltigsten Erfolg mit dem Roman „Die Geier-Wally“ (1875). Bearbeitungen für die Theaterund Opernbühne nahm sie selbst vor. Später folgten Verfilmungen sowie Dramatisierungen fürs Musical. Die Geschwister Pfister lesen abwechselnd die Geschichte dieser Außenseiterin – in „gepflegtem Hochdeutsch“, wie sie in einem Making-of-Video, das es im Internet zu bewundern gibt, betonen. Die Dialoge in Die Geierwally (Patmos) werden jedoch in den verschiedensten Dialekten und Akzenten gesprochen – immerhin müssen die drei SchauspielerInnen alle Rollen ausfüllen. Und die drei sind merkbar in ihrem Element: Bedächtig wird die dramatische Geschichte entwickelt, wobei die Sprache des 19. Jahrhunderts farbenprächtig die Gefühlsstürme umschreibt. Sparsam werden passende Geräuschkulissen dazugemischt, wobei auch die Musiker von Mnozil Brass zu der atmosphärischen Dichte beitragen. Einmal nicht allzu lange tüfteln. Sondern sich einfach hinsetzen, ein paar Tage nur, ein paar Songs aufnehmen – und das war’s. Börn & Mika Vember wagen auf Fame & Success (Extraplatte) dieses Experiment. Beschränkt ist das Instrumentarium – zwei Stimmen, Gitarre. Und dann immer wieder mal kleine akustische Nettigkeiten wie eine Maultrommel oder ein überraschender elektronischer Effekt in einer ansonsten „analogen“ Umgebung. Die 38 an.schläge september 2009
Sängerin und Multi-Instrumentalistin Mika Vember betätigt sich hier einmal nicht als Songwriterin, sondern begleitet, instrumentiert, aber kommentiert auch, wenn Börn in seinen Songs mal zu sehr lamentiert – „Your misery stinks!“ Der Titel, von Mika Vember vorgeschlagen, ist also durchaus nicht wörtlich zu verstehen – es ist eben der alltägliche Ruhm und Erfolg, wie wir ihn so gewohnt sind … Ein weiteres weiblich-männliches Duo bilden Petra Hartl und Michael Radanovics, die sich Mimi Zimt und Michel Zauber nennen. Zimt & Zauber bedienen sich des Wienerischen Idioms, In mir daham (Extraplatte) werden auch die dementsprechend wichtigen Fragen behandelt:Wie wird der Wein im Herbst sein? Wie schaut die heilige Welt am Sonntag während der Zehnermesse aus? Wie findet man im zugigen Mostviertel Sonne? Aber keine Angst, hier gibt es keine gemütlich-patriotische Musikantenstadl-Musik, ganz im Gegenteil. Häufig wird es ziemlich ungemütlich: Aus der Landidylle erwacht, reibt man sich die Augen im Anblick der langen Wartezeiten beim Landarzt samt Hausapotheke, fragt man sich, was der Bürgermeister denn seinem Sohn alles vererben kann … Dass die beiden eigentlich Mitglieder in klassischen Symphonieorchestern sind, merkt man nur der sauberen Klangqualität an. Beide treffen den „Ton“ in verschiedenster Hinsicht: sparsame Arrangements (Gitarre, ab und zu von Streichern unterstützt), Gesang, der häufig zweistimmig ist, aber wie aus einem Munde klingt.
Schon mehrmals habe ich an dieser Stelle meine Begeisterung für Velvet Voices (Antje Kohler, Julia Sitz, Miriam Fuchsberger, Monika Trotz) niedergeschrieben. Auf ihrer neuesten CD Vocal Pearls (Extraplatte) singen sie zumeist Medleys von Welthits: Niemand geringerem als ABBA, The Andrew Sisters, Manhattan Transfer, The Supremes oder den Comedian Harmonists nähern sich die vier Sängerinnen dabei. Keine einfache Aufgabe, so vielfältige Musikstile und Sounds rein vokal wiederzugeben. Aber die gelungenen Arrangements machen dies zu einer kurzweiligen Reise durch zahlreiche Hits. Nahtlos geht’s von einem Song in den nächsten über – ein vergnügliches Ratespiel kann beginnen, ob man schon beim ersten Einleitungstakt erkennt, welcher Ohrwurm jetzt gleich folgen wird. Dass diese Lieder stimmlich wie gewohnt aus einem Guss erscheinen, flexibel zwischen einem begleitenden „Duaaaaaaah“ und einer führenden Melodiestimme wechseln können, die Harmonien volltönigstimmend klingend, ist bei diesem Ensemble natürlich selbstverständlich. Soul, der eine politische Botschaft verkündet – dieser Verbindung geht die CD Message Soul. Politics & Soul in Black America 1998-2008 (Trikont) nach. Das ausführliche Booklet skizziert die Entwicklung des letzten Jahrzehnts und nennt selbstbewusste Sängerinnen wie z.B. Me’shell Ndegeocello, Erykah Badu, india.Arie, Jill Scott und Rachelle Ferrell, die sich dem Klischee von sich räkelnden Videosexbomben verweigern. Starke, kämpferische Lieder, die mitreißen. ❚
verqueert & verschränkt Im jüngst erschienenen Reader „Verqueerte Verhältnisse“ wird Queer-Theorie wieder mit Kritik an gesellschaftlichen Hierarchien verlinkt. Von Lea Susemichel Den Ausgangspunkt des Buches bildet das bereits bekannte Dilemma: Wie kann der Begriff Queer seine definitorische Unabschließbarkeit bewahren und zur Analyse unterschiedlichster Ungleichheitsverhältnissen herangezogen werden, ohne dass er dabei beliebig wird? Wie kann er als dezidiert intersektionale Forschungsperspektive weiterentwickelt werden, ohne dabei seine besondere Aufmerksamkeit für Geschlecht und Sexualität einzubüßen? Und wie lässt sich ihm die Notwendigkeit einer queeren politischen Praxis einschreiben? Die Antwort darauf geben die Herausgeber_innen des aus einer Vorlesungsreihe an der Universität Hamburg entstandenen Sammelbands mit ihrer Textauswahl, die ausschließlich „Intersektionen“ und „Interventionen“ versammelt. Die Beiträge des ersten Teils kreisen um die Interdependenz von Geschlecht und ethnifizierenden Diskursen. Jin Haritaworns Beitrag widmet sich dabei der medialen Inszenierung „sauberer“ schwuler Intimität (das beliebte Bild vom Kuss vor der Regenbogenfahne), die westlichen Narrativen von der eigenen Nation als Stätte toleranter und diversifizierter Buntheit dient – und damit immer auch der Abgrenzung von einer als repressiv und (homo)sexualitätsfeindlich imaginierten muslimischen Welt. Dass diese Imaginationen auch von linken Medien herbeigeschrieben werden, zeigt der Aufsatz mit einer Analyse der Bericht-
erstattung von „Jungle World“ und „taz“, die 2008 einem Angriff auf Teilnehmer_innen eines Drag-Festivals folgte. Auch dort wird der Diskurs von „migrantischer Homophobie“ produziert, von der sich deutsche Offenheit und Differenzkultur bedroht sähen. Felix Krämer und Nina Mackert vollziehen eine körpergeschichtliche Relektüre des Falls „Plessy vs. Ferguson“. Homer Plessy, der sich 1892 in New Orleans in ein für Weiße reserviertes Zugabteil setzte, um die geltende „one-drop-rule“ herauszufordern, dient ihnen als Figur für eine Parallelsetzung von queerem Passing und „passing as white“. Die Zitierbarkeit von Zugehörigkeit betrachten die Autor_innen hier wie dort als produktive Möglichkeit zur Neuverhandlung von Grenzziehungen. Wie sich Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität mit neoliberalen Identifizierungen verschränken, ist Thema des nächsten Kapitels, in dem etwa Antke Engel für eine Politisierung der paradoxen Anforderungen plädiert, mit denen Menschen in neoliberalen Zeiten konfrontiert sind. Gibson-Graham folgend sieht sie etwa im neoliberalen Aufruf zu Autonomie und Eigenverantwortlichkeit, der mit der Forderung nach Loyalität und Fürsorgeleistungen im persönlichen Umfeld Hand in Hand geht, die Chance auf die Entwicklung von auch ökonomischer Diversität. Nicht die Paradoxien selbst, sondern die aufgrund dieser Unvereinbarkeiten entstehende Scham möchte
stattdessen Renate Lorenz politisieren. Der Vorgang des Sich-Schämens könne dann produktiv werden, wenn er dazu anleitet, nicht sich selbst, sondern die Verhältnisse ändern zu wollen. Eine Möglichkeit für queere Praxis zeigt schließlich die Projektbeschreibung von „Monkeydick-Productions“, einem „Krisenexperiment“, das auch bei der Subversivmesse in Linz vertreten war und sich Irritation und die „Produktion vom Ambivalenz“ zum Ziel gesetzt hat. Überzeugendere Beispiele für nicht-identitäre Arbeit liefert der Band mit einem Beitrag von Do. Gerbig, der sich mit den antirassistischen Strategien von Kanak Attak und den künstlerischen Interventionen der AG 1-0-1 (one ’o one) intersex beschäftigt. Sowie auch mit dem Aufsatz von Jo Bucher und Angelika Göres, der den antifaschistischen Widerstand von Claude Cahun und Marcel Moore als queerende Politik neu interpretiert (vgl. an.schläge 7-8/08). „Heterogenität ist für sich genommen keine überzeugende Perspektive, wenn sie nicht mit Prozessen der Enthierarchisierung verbunden wird“, schreibt Antke Engel in Anlehnung an die Postcolonial-Theoretikerin Encarnación Gutiérrez Rodríguez. Mit seiner Schwerpunktsetzung hat der Band dies beherzigt und liefert so einen weiteren wichtigen Beitrag zu der sehr erfreulichen Tendenz der jüngsten Zeit, QueerTheorie wieder stärker mit ökonomieund herrschaftskritischen Ansätzen zu verbinden. ❚
AG Queer Studies Hamburg: Verqueerte Verhältnisse. Intersektionale, ökonomiekritische und strategische Interventionen. Männerschwarm Verlag 2009, 16,- Euro (D)
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lesezeichen Bechern wider die Fadesse
Reading Queer
Was können „queerende Lektüren“ von Texten zeigen, das sonst verborgen Berlin, Neukölln. Eine Frau, und unsichtbar bleibt? Schriftstellerin von Beruf, Das ist die zentrale Frabechert, was das Zeug gestellung des vorliegenhält, was heißt: trinkt sich den Bandes, der zugleich durch die Nächte, dass eine umfassende Dokusich die Balken biegen, mentation der ersten Konferenz zu Queer Theoliest sich durch die Tage mit Woolfs Wellen und ry an der Uni Wien vom November 2006 darSchnitzlers Traumnovelle und arbeitet, so entstellt. Schon seit ihren Anfängen ist Queer Theosteht der Eindruck, immer so ein bisschen mau ry stark mit den Literaturwissenschaften veran ihrem Schriftstellerinnendasein. Die Heldin bunden, deren Deutungsmacht durch „Queer“ aus „Einsam lehnen am Bekannten“ – das herausgefordert wird, um bislang ausgeschlosbraucht nicht erst mit dem literaturwissensene Lesarten ins Zentrum zu rücken – das Spekschaftlichen Ich gekonnt professionell negiert trum reicht hierbei von einer postkolonialen zu werden – ist klar die Autorin selbst, mal mehr, mal weniger authentisch. Felicia Zeller, die und queeren Perspektive auf Männlichkeiten im zeitgenössischen Großbritannien am Beispiel bisher als Dramatikerin („Bier für Frauen“, KasHanif Kureishis bis hin zu Geschlechterkonstrukpar Häuser Meer“), Performerin und Ärztin der tionen im Nibelungenlied. Der Textbegriff be(Spaß-)Landessexklinik Baden-Württemberg auffiel, legt erstmals kurze Prosa vor. Ihre Prota- zieht sich allerdings nicht nur auf Literatur, songonistin ist cool, lustig und relativ trinkfest. Ihre dern auch auf andere soziale und kulturelle Phänomene, die als „Zeichen“ deutbar sind. In dieProsa mal witzig, mal gewollt, doch immer irsem Sinne versammelt „Queer Reading in den gendwie eigen, die Autorin hat eine Handschrift. Diese liegt nicht selten nahe an der Gro- Philologien“ neben literaturwissenschaftlichen Analysen und theoretisch-methodologischen teske, und damit liegt sie meist richtig, bloß mitunter dann doch knapp daneben. Doch groß- Aufsätzen (von u.a. Antke Engel, Sabine Hark, Andreas Kraß) auch Abbildungen künstlerischer teils sind es poetische Texte („Die Spinnen haArbeiten (z.B. von Ines Doujak, Katrina Daschner, ben sich wieder schnell durch die Wohnung genäht. Gestern noch gesaugt und heute schon Mara Mattuschka), an deren Beispiel auch auf wieder alles voll gestrickt. Leise klöppelt es in al- die „Verwobenheit queerer Kunst und queerer Wissenschaft“ verwiesen wird. len Ecken.“) oder gelassene, wenn die Autorin Beim „Queer Reading“ geht es allerdings von ihrem vor dem Arbeitszimmer campierenden Vermieter am Produzieren von Weltliteratur nicht bloß um das Aufdecken eines queeren Subtextes unter einer „heterozentristischen Texgehindert wird („Ich könnte mir höchstens ein Bier greifen und mich ebenfalls dazuhocken und toberfläche“, wie die Herausgeberinnen und Konferenz-Organisatorinnen Anna Babka und ab und zu von außen auf meinen Tisch starSusanne Hochreiter erläutern, sondern darum, ren.“). Aber dass die Autorin kein erschöpfter Lektüreweisen zu entwickeln, die sich „quer zu „Schriftsteller“ ist, sondern eine erschöpfte Schriftstellerin, das muss ihr erst eine_r beibrin- Kategorisierungen, Normierungen und Ordnungen“ stellen. Diskursanalyse, Psychoanalyse, gen. Mach ich doch glatt. Nadine Kegele Poststrukturalismus und Dekonstruktion sind die Werkzeuge, mit denen die „heteronormative Felicia Zeller: Einsam lehnen am Bekannten Zeichenökonomie“ untersucht und binäre SeLilienfeld 2008, 18,90 (D) xualitäts- und Geschlechterkonzepte entlarvt
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werden: eine „Kritik an einem Denken, das systematisch eine heteronormative Ordnung herstellt und naturalisiert“. Thematisiert wird auch die institutionelle Verortung der Queer Studies und Queer Theory und die Frage, ob Queer auch an der Akademie einer „Normalisierung“ und damit Disziplinierung unterworfen ist. Die vielfältigen Positionen nicht nur in dieser Frage versprechen weitere spannende Diskussionen. Vina Yun
Anna Babka, Susanne Hochreiter (Hg.): Queer Reading in den Philologien. Modelle und Anwendungen. Vienna University Press bei V&R unipress 2009, 26,90 Eur (D)
Keine Märtyrerin In Schweden ist der Himmel blauer. Sagen zumindest jene Länderstatistiken, die rechtlich organisierte Gleichberechtigung und Emanzipation widerspiegeln. Doch selbst Schwedinnen lachen sich nicht trunken vor Glück in den Schlaf, verrät Maria Sveland nun. „Bitterfotze“, der erste Roman der Journalistin und Mutter Mitte dreißig, verhandelt die Situation der (schwedischen) Frau und ihre noch immer nicht in Reichweite gerückte absolute Gleichberechtigung. Das sollte Schweden zu denken geben, und anderen Ländern sowieso. Denn Kinder gelten hier wie dort immer noch als originäres Frauending, sagt und kritisiert Protagonistin Sara, die, ausgeblutet von den ihr auferlegten Mutterpflichten, für eine Woche Urlaub ans Meer fliegt und Mann und Kind erst einmal den Rücken kehrt. Obwohl Feministin, fühlt sich Sara in der Mutterfalle gefangen und reflektiert am Hotelpool ihren bisherigen Karriereverlauf – mit dem traurigen Ergebnis, dass sie es als Mann höher hinaus geschafft hätte. Im Gepäck Erica Jongs „Angst vorm Fliegen“ und im Kopf die Thesen ihrer Lieblingsfeministinnen, sinniert Sara über ihr Leben
lesezeichen als Feministin, das bei alledem, was falsch läuft, zwangsläufig bitterfotzig macht. Aber Bitterfotzigkeit ist gut, denn es ist, so die Autorin, nicht das leidende Hinnehmen von Märtyrerinnen. „Bitterfotze“ ist ein Buch, das den Mythos Liebe entlarvt und das ökonomische Machtverhältnis genauso thematisiert wie die gesellschaftlich ungleich interpretierten Begriffe von Mutterund Vaterschaft. Und, so kann das Ende wohl zusammengefasst werden, auch wenn Feminismus Spaß macht, ein mühsames Geschäft ist er auch, aber eines, wofür zu kämpfen sich lohnt.
Sexualität, aber auch Trennung sind nur einige der Themen. Das Schönste dabei: Schulte richtet sich vorrangig an lesbische Paare und schreibt gleich zu Beginn, dass für sie die Paarbeziehung nur eine von vielen gleichberechtigten Liebesformen ist. Bettina Enzenhofer
Petra Öllinger
Katharina Tiwald (Hg.): Berührungen. Hertha Kräftner zum 80. Geburtstag. edition lex liszt 2008, 18,- Euro (A)
Christa Schulte: In jeder Beziehung. Anregungen für Liebespaare. Krug & Schadenberg 2007, 20,- Euro (D)
Last Minute
Nadine Kegele
„Wenn ich mich …“ Maria Sveland: Bitterfotze
… getötet haben werde, können die anderen voraussichtlich eine Menge Mutmaßungen, Verdachte, Motive und InterpretatioWunderlichkeiten nen angeben.“ Damit beVon der feengleich-hexenginnt Hertha Kräftner im haften, unbeschreiblichMärz 1951 einen Prosatext. ungeheuerlichen Klara erTatsächlich bot und bietet ihr kurzes Leben von zählt Verena Roßbachers nur 23 Jahren – sie starb im November 1951 an Erstlingswerk „Verlangen einer Überdosis Veronal – Anlass zu Spekulationach Drachen“. Von Klara nen über die Gründe ihres Selbstmordes. Als und ihren Männern eigent- „Außenseiterin par excellence“ bezeichnete sie lich. Klara und ihre Männer, der österreichische Germanist Wendelin die ihr allesamt verfallen, die dem Wahnsinn ver- Schmidt-Dengler. Draußen zu bleiben, diese Gefallen, wenn Klara sie verlässt und zum nächsten fahr liefen auch ihre Texte. Es bedurfte vieler weiterzieht. Dieses Buch erzählt vom VerlassenBemühungen, um Hertha Kräftners Werk zu erwerden, vom Ende der Liebe. Aber nein! Tatsäch- schließen und zu publizieren. Einen weiteren inlich handelt dieses Buch von der Liebe. Von der teressanten Beitrag hierzu leistet der von KathaLiebe zum Leben nämlich: Sein stolze 400 Seiten rina Tiwald herausgegebene Band „Berührunumfassender Einband birst fast, so prall gefüllt gen. Hertha Kräftner zum 80. Geburtstag“. Reizist er mit Farben, Gerüchen, mit skurrilen Gestal- voll ist die Idee, darin Menschen mit ten, obskuren Einfällen und ganz wunderlichen unterschiedlichstem Wissenshintergrund in Ereignissen, oder wie es einer von Klaras MänForm von Essays, Prosa und Lyrik über die Autonern formuliert:„Mir ward so blümerant“. rin und ihr Schaffen zu Wort kommen zu lassen. Andrea Heinz Es tut den Werken Hertha Kräftners gut, sie aus der Germanistik- und LiteraturwissenschaftsVerena Roßbacher: Verlangen nach Drachen. ecke herauszuholen, ihnen ein wenig das herKiepenheuer & Witsch 2009, 20,60 (A) meneutische Interpretationskorsett aufzuschnüren. So stellt Renate Quehenberger Parallelen her zwischen Hertha Kräftners Liebesverständnis und physikalischen Aspekten wie Lust auf Lust Lichtteilchen oder überschneidenden Wellenpaketen einer Fourier-Analyse („Liebe als UnmögJuhu, es gibt sie wirklich, lichkeitszustand“). Einen Blick auf das Leben der die Beziehungs-/Liebesrat- Autorin „im Lichte der Existenzanalyse und Logeber, die nicht die drei gotherapie“ wirft Ndubueze Fabian Mmagu. Ein Schritte zum besten Sex weiteres der vielen Beispiele ist Jutta Treibers lyschildern, sondern auf die rischer Beitrag „Weißer Oleander über Stahlbeman_frau sich einlassen ton“, angelehnt an Hertha Kräftners „Dorfkann. Die feministische abend“. Therapeutin Christa Schul„Berührungen“ bietet Einblicke in Hertha te stellt verschiedenste Spiele, Rituale und Kräftners Schaffen, die genug eigenen gedankliÜbungen vor: Kennenlernen, Kommunikation, chen Spielraum lassen, um so, wie es Hellmuth Kiepenheuer & Witsch 2009, 8,95 Euro (D)
Stefan Milletich in seinem Beitrag formuliert, „an ihr Werk ohne allfällige Präjudiz heranzugehen“ und um davon berührt zu werden.
Von den Turbulenzen, in denen sich Fluggesellschaften und Flughäfen gegenwärtig befinden, konnte Leslie Larson noch nichts wissen, als sie ihren Debütroman schrieb. Unter dem aus der Sprache der Luftfahrt entlehnten Titel „Slipstream“ ist er 2006 im Original erschienen, hat den lesbischen Astrarea Award gewonnen und war für einen Lambda Award nominiert. Es reichte allerdings bestimmt die (Un-) Sicherheits-Hysterie aus, die Amerika nach den Anschlägen vom 11. September erfasst hatte, um einen Flughafen zum geeigneten Ort für einen spannenden Roman zu machen, an dem sich die Lebenswege sämtlicher ProtagonistInnen kreuzen. Es ist der Flughafen von Los Angeles. Und sämtliche dort beschäftigte „Helden“– positive wie negative – schweben keinesfalls über den Wolken. Beide gehören zum Bodenpersonal. Die Heldinnen sind: eine lesbische Architektin mit Liebeskummer und eine Kosmetik-Vertreterin mit philippinischen Wurzeln. Larson navigiert die Romanhandlung mit sicherer Hand in großen, unaufgeregten Kurven auf ein Gefahrenmoment hin, das der/die LeserIn ganz bestimmt nicht von Anfang an kommen sieht – und das in letzter Minute entschärft werden kann. Buchstäblich „last minute“ erfolgt an der Bar in der Abflughalle auch das Coming-out der lesbischen Tochter beim abflugbereiten Vater, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Zu alldem führt uns die Autorin hin, indem sie uns an den Leben von Menschen teilnehmen lässt, die allesamt sehr einfühlsam beschrieben sind – unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe oder sozialer Schicht. Das Böse tritt uns schließlich nicht in Gestalt eines arabischen Terroristen entgegen. Es steckt in der rosigen Haut des braven, ehrgeizigen großen Buben, der beleidigt ist und gnadenlos Amok läuft. Helga Pankratz
Leslie Larson: Turbulenzen. Thriller. Krug & Schadenberg 2009, 19,90,- (D)
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Lovely Liquid Lounge – Jin Xing Theatre: China Project, © Chris Haring
Lovely Liquid Lounge – Jakob Lena Knebl: M o d e F r a n ç a i s e , © Wo l f g a n g K i r c h n e r
ge.sehen
A n n L i v Yo u n g : T h e B a g w e l l I n m e , Fo t o : S c o t t N e w m a n
Diskurstanz Die Performances „Lovely Liquid Lounge“ und „The Bagwell in me“ brachten beim ImPulsTanz-Festival queere und postkoloniale Theorie auf die Bühne. Von Lea Susemichel und Andrea Heinz Worte wie „discourse“, „heterosexual matrix“ und „deconstruction“ werden auf die Leinwand projiziert, vor der Jakob Lena Knebl nackt posiert. Obwohl die „Lovely Liquid Lounge“ das chillige Versprechen ihres Titels mit Sofa-Landschaft und Barbetrieb während der Vorstellung durchaus einlöst, verfolgt sie auch unverkennbar didaktische Ziele. Das Publikum soll bei dieser Koproduktion von Chris Haring und dem Jin Xing Dance Theatre etwas über Geschlechtergrenzen lernen. Deshalb wird bei dieser Collage verschiedener Performances nicht nur getanzt, sondern auch viel gesprochen. Mit Hans Scheirl etwa über seinen Film „Summer of 1995“, der Scheirls Initiation zum Drag King zeigt. Oder auch gereimt, wie in Stephanie Cummings „Ah. Poetry“, das Virginia Woolfs „Orlando“ mit pinkfarbener Ukulele und gewaltigem Getöse interpretiert. Ein wenig geplaudert wird schließlich von Jin Xing, die ihr „China Projekt“ als moderierender Conférencier begleitet. Das Thema geschlechtlicher Transgressionen ist dabei jedoch vor allem aufgrund der Biografie der berühmten Translady präsent, die bereits eine Karriere als Tänzer und beim Militär hinter sich hatte, bevor sie zur Frau und in China zum Star wurde. Im Stück selbst sind es vor allem die Normierungen von Weiblichkeit, die mittels farbenprächtiger Körperknäuel oder reduzierter Syn42 an.schläge september 2009
lem Überfluss auch noch mit ihrem eigen Hab und Gut: der schwarzen Sklavin Oney. Ann Liv Young verknüpft darin die Geschichte von Sklaverei und Rassismus mit einer destruktiven MannFrau-Beziehung: Macht und Ohnmacht, Abhängigkeit und Unterdrückung. Und mengt noch ihre eigene Vergangenheit dazu: Der Name Bagwell ist der Mädchenname ihrer Mutter. Die Bagwells kamen aus dem rassistischen amerikanischen Süden und hielten selbst SklavInnen. Es gibt Gesangseinlagen, in denen Young stimmgewaltig Hits von Michael Liebe und Sklaverei. Ann Liv Young hält Jackson bis Elton John zum Besten gibt. wenig von gemütlichem Tanztheater. Ansonsten aber geht es nicht besonZum Aufwärmen ein bisschen das Puders lustig zu. Martha entführt Oney blikum bloßstellen und dann, wir haben und spielt mit ihr und Abu-Ghraib-Zitaja nicht ewig Zeit, gleich mit Karacho ten. Schließlich verbünden sich die zur ersten Gesangseinlage. Der Bass Frauen gegen den Präsidenten, überfalwummert, Young räkelt sich leicht belen ihn und zündeln und schnipseln an kleidet auf Zuschauerschößen, und ihr seinem (Dildo-)Penis herum. Oney Kollege auf der Bühne tanzt in der Bakommt mitsamt Kind Nikita in den dewanne, bis das rote Badewasser auf Knast, wo sie am Ende sterben. Und wer die Zuschauer_innen in der ersten Reihe Crime sagt, muss bekanntlich auch Sex schwappt. Willkommen bei „The Bagsagen – also gibt es den öffentlich und well in me“. Wer minderjährig ist, Angst explizit. „Was ich erzähle, ist eine Lievor verbaler oder körperlicher Zudringbesgeschichte. Und zu einer Liebesgelichkeit und ein Problem mit Nacktheit schichte gehört Sex“, argumentiert hat, sollte besser draußen bleiben. Young. Und so sehr sich das Publikum Die neueste Show des New Yorker auch eine Vorstellung wünschen mag, Performance-Stars Young erzählt vom an deren Ende man „how wonderful“ ersten Präsidenten der Vereinigten hauchen kann – das könne sie ihm beim Staaten, George Washington. Der bebesten Willen nicht bieten. „Das Leben trügt seine Frau Martha. Und das zu al- ist nun mal nicht wundervoll!“ ❚ chronchoreografien aufgeführt werden. Dass es dabei insbesondere das Gängelband der Modeindustrie ist, an dem die Frauen wieder einmal klebebandverschnürt hängen, ist dramaturgisch zwar nicht sonderlich inspiriert, aber tänzerisch durchwegs eindrucksvoll umgesetzt. Auch bei Jakob Lena Knebl ist es die eigene Geschichte, die dem Basisvokabular der Queer-Theorie Fleisch verleiht. Ein nackter Mensch steht vor der gescreenten Bild- und Text-Chronik seiner Sexualitäts- und Identitätssuche. Schlicht und schön.
an.künden 5.9., 19.30, Wien Loukia Agapiou und Band. Musikalische Träumereien – direkt aus Athen Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro
16.9., 19.30, Wien Erika Pluhar: „Es war einmal …“ Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 25,- Euro
19.9., 19.30, Wien Radha Anjali und Natya Mandir Tänzerinnen:„Back to the roots in India” Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro
6.9., 11.00, Wien Kindertheater Paraplüü: „Winnie der Bär”. Lustige Entdeckungsreise mit vielen Überraschungen ab 3 Jahren Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, 7,- Euro
9.-11., 16.-18., 23.-25.9., 19.00, Wien Der Lechner Edi schaut ins Paradies. Regie: Susita Fink Gamuekl, 1030 Wien, Erberger Steg am Donaukanal, T. 0680/126 53 86, office@gamuekl.org, Kosten: 15,-/12,- Euro
11.-30.9., 19.30, Wien Alles über meine Mutter Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1, www.volkstheater.at
13.9., 11.00, Wien Aufstrich und Astrid Valenta:„Agathes Wunderkoffer“. Märchenhaftes Musiktheater zum Mitmachen ab 3 Jahren Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, 8,- Euro
27.9., 20.00, Wien Juli Zeh und Slut: „Corpus Delicti. Eine Schallnovelle.“
19.9., 13.00, Wien 20 Jahre Theater Akzent. Ein Fest für Alle
WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59a, T. 01/401 21 70, info@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 20,-/18,- Euro
Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, T. 01/501 65 3306, www.akzent.at
30.9., 20.30, Wien Tanzquartier Wien Eröffnungsabend
ab 20.9., Salzburg Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Von Ingrid Lausund
Tanzquartier Wien/Halle G, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/581 35 91, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at
2.,3.10., 20.30, Wien Trisha Brown Dance Company (USA). A Selection of Rauschenberg Collaborations Tanzquartier Wien/Halle E, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/581 35 91, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at
6.-17.10.,Di-Sa 20.00, Wien Christina Zurbrügg: To the End of Love. Songs im Film mit Akkordeon Bar & Co, Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at
10.10., Wien Good Night and Good Luck – Wiener Tanznacht Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/581 35 91, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at
film 14.8., Wien Schikaneder: Hotel Sahara Margaretenstraße 24, 1040 Wien, www.schikaneder.at
11.9., 19.30, Wien Volxkino: Prinzessinnenbad Max Winter Platz, 1020 Wien, www.volxkino.at, Eintritt frei
t h e a te r . ka b a r e t t 3.-5.9., 19.30, 8., 29.9., 15.00, Reichenau „Virginia und Orlando“ – Theaterstück nach dem Briefwechsel Virginia Woolf – Vita Sackville-West Thalhof, 2651 Reichenau an der Rax, Thalhofstraße 23, T. 0664/3788725, prammer@content-event.at
3.9., 19.30, Wien Dornrosen – „Furchtbar Fruchtbar“. Frechsinnliches Musikkabarett Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at, www.theateramspittelberg.at, 15,- Euro
Schauspielhaus Salzburg, im Petersbrunnhof, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Strasse 22, T. 0662/8085 0, office@schauspielhaus-salzburg.at, www.schauspielhaus-salzburg.at
23.9.-10.10., 20.30, Wien VictoryAhh! Eine femmes-rikanische Geschichte. Performance mit Musik KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Mi.-Sa., Kosten: 16,-/12,-/10,- Euro
1.-28.10., 19.30, Wien Mein Wien – ein Episodendrama. Im Rahmen des Festivals „Roter Oktober“ der Wiener Wortstätten Palais Kabelwerk, 1120 Wien, Oswaldgasse 35a, www.roter-oktober.at
2.,3.10., 21.30, Graz Antonia Baehr: Lachen. Performance. Österreichische Erstaufführung im Rahmen des Steirischen Herbstes Dom im Berg, 8010 Graz, Schloßbergplatz, T. 0316/8008 0, www.domimberg.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 1.,8.9., 17-20.00, Wien Stress-Balance: Belastungsausgleich in Beruf und Privat. Volkshochschule Landstraße, 1030 Wien, Hainburgerstraße 29, T. 01/715 08 00, vhs-3@gmx.at, www.vhs.at/vhs03.html
17.,18.9, Wien Sexuelle Gewalt in der Familie Frauenberatung, 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, b.zehetner@frauenberatung.at, www.frauenberatung.at
18.9, 9.10., Euskirchen Existenzgründung für Frauen hauptberuflich und nebenberuflich: Ja, mach nur einen Plan. Geld und Rosen, D-53879 Euskirchen, Münstereifeler Straße 9-13, T. +49/2251 625 432, www.geld-und-rosen.de
23.-25.9., Schwäbisch Hall Standpunkte gegen Gewalt 2009: Frauenberatung im Wandel – Strukturen, Konzepte, Entwicklungen info@bv-bff.de, www.frauen-gegen-gewalt.de
Fo t o : M o n - a - l o i s i a , p r i v a t
musik.tanz
Frauen-Lebens-Spuren Alte Frauen, die in Heimen leben, sind nicht unbedingt ein sehr beliebtes Sujet der abendländischen Kunstgeschichte. Bei dieser Malaktion im Rahmen des „Viertel Festivals“ in Niederösterreich stehen sie jedoch im Mittelpunkt: Nicht nur mit Bleistift und Kameralinse, sondern auch im Gespräch versucht Betty Gall den Porträtierten und ihrem Leben näherzukommen. Präsentiert werden die Ergebnisse auf Möbeln aus der Jugendzeit der Dargestellten. 6.-27.9., Schloss Wolkersdorf, Galerieräume 1. Stock, 2120 Wolkersdorf, Schlossplatz 1, Samstag, Sonn- und Feiertage 14-18.00 23.-24.9., Wien Arbeit mit großen Gruppen. Design-Werkstatt Ausgewählte Seminarräume im Umkreis von Wien, Referentinnen: Joana Krizanits, Ulrike Gamm, T. 01/440 51 21, office@konfliktkultur.com, www.konfliktkultur.com, Kosten: 700,- Euro
25.-26.9., Herzogenrath Existenzgründung für Frauen hauptberuflich und nebenberuflich: Der kleine Start Geld und Rosen, D-53879 Euskirchen, Münstereifeler Straße 9-13, T. +49/2251 625 432, www.geld-und-rosen.de
25.9., Wien Open House. Vorträge gestalten für Bewerbungen, Evaluationen, Habilitationen, … Mit Dr.in Ursula Lengauer, Karriereberaterin Dr. Ursula Lengauer, 1010 Wien, Kohlmarkt 9, Lift 3. Stock, T. 0699/192 575 65, www.besthelp.at/lengauer
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 4.-6.9., Wien Vergessenes Wissen: FrauenLeben Neues Institutsgebäude der Universität Wien, Information und Anmeldung: T. 0650/877 787 5, office@thor-zentrum.at, www.vergesseneswissen.at
23.9., ab 13.30, Wien Geographentagssitzung des AK Geographie und Geschlecht: „Geschlechterverhältnisse und Raumstrukturen: Aktuelle Beiträge der geographischen Genderforschung“ Universität Wien, www.geographentagwien.at, www.ak-geographiegeschlecht.org
25.9., 10-14.00, Berlin Für Akzeptanz und Gleichbehandlung. Fachtag anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der LesMigraS (Lesbische Migrantinnen und Schwarze Lesben) Rathaus Schöneberg, D-10825 Berlin, JohnF.-Kennedy-Platz, www.lesmigras.de
25.9. 19.00, Wien Antje Schrupp, Autorin von „Das Aufsehen erregende Leben der Victoria Woodhull“. Anschließend Publikumsdiskussion KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
a u s s te l l u n g bis 4.10, Potsdam Gertrude Sandmann – eine Künstlerin und Zeitzeugin. Ausstellung mit Bildern der lesbischen Malerin und Mitbegründerin der Gruppe L`74
(= Lesbos 1974), Gertrude Sandmann (1893 - 1981) Altes Rathaus – Potsdam Forum, D-14467 Potsdam, Am Alten Markt 9, T. +49/331/289 6336, altes-rathaus@ rathaus.potsdam.de, Di-So 10-18.00
bis 22.11., Venedig Elke Krystufek, Dorit Margreiter, Franziska & Lois Weinberger. Österreich Pavillon der 53. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia Venedig, www.biennale09.at, www.labiennale.org
bis 1.11., Prigglitz Marina Horwath und Lotte Seyerl Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, T. 02/662 456 33, seidl@gutgasteil, www.gutgasteil.at
bis 27.9., Harmannsdorf Bertha von Suttner Revisited. Schloss Harmannsdorf, 3713 Harmannsdorf 1, T. 02984 8231, www.publicart.at/virtuell/berta, Fr 15-19.00, Sa 11-19.00, So, Feiertag 11-16.00
bis 26.10., Hittisau Frauennachlässe l Fragmente aus vielen Leben Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/62 09-30, kontakt@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at, Do 15-20.00, Fr 15-17.00, Sa, So 10-12.00, 14-17.00, Kosten: 3,- Euro
september 2009 an.schläge 43
an.künden bis Mitte Oktober, Wien Andrea Witzmann: fanbox. Fotoinstallation
5,
a k t i v i t ä te n
bis 11.10., Wien typisch! Klischees von Juden und Anderen
5.9., 14.00, Wien Wiener Frauengeschichte im Herbst: Frauenspuren und Heldengeschichten. Ein spannender Einstieg in Frauen und Geschlechtergeschichte allgemein und Frauengeschichte(n) des ersten Bezirks im Besonderen
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 1, T. 01/535 04 31, info@jmw.at, www.jmw.at, So-Fr 10-18.00, Kosten: 6,50/4,- Euro
Treffpunkt vor dem Parlament am Brunnen, Anmeldung unter T. 0664/421 64 44 oder unger.petra@aon.at, Kosten: 10,- Euro
bis 18.10, Wien Das Porträt. Fotografie als Bühne. Von Robert Mapplethorpe bis Nan Goldin
6.-12.9., Ostsee Frauen segeln. Urlaubstörn mit Patricia
Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at, tgl. 10-19.00, Do 10-22.00, Kosten: 7,-/5,50 Euro
Simone Fliegner, D-33602 Bielefeld, Am Sparrenberg 52, T. +49/521/290 754, www.frauensegeln.de, Kosten: 390,- Euro
Kunst im öffentlichen Raum am public space karlsplatz, 1040 Wien, Treitlstraße 2, tgl. 0-24.00
9.9.-8.11., Bonn 2. Internationale Konferenz der Frauenmuseen und erste gemeinsame Ausstellung „Idole-RolemodelsHeldinnen” Frauenmuseum, D-53111 Bonn, Im Krausfeld 10, www.frauenmuseum.de
16.9.-10.1.2010, Wien Teofila Reich-Ranicki: Bilder aus dem Warschauer Ghetto. Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt im Jüdischen Museum Wien Jüdisches Museum Wien, Museum Judenplatz, 1030 Wien, Judenplatz 8, T. 01/535 04 31 310, www.jmw.at
18.9.-1.11., Graz Susanne Schuda Neue Galerie Graz, Studio, 8010 Graz, Sackstraße 16, T. 0316/829155, neuegalerie@museum-joanneum.at, www.museum-joanneum.at
24.9.-12.12., Wien Gudrun Lenk-Wane: „wohin. kommen.weiter.gehen.“ KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, geöffnet an Spieltagen, ab 90 Minuten vor Vorstellunsgbeginn
lesung 3.9., 19.00, Wien Schlafes Krise? Lesung von Erika Kronabitter und Susanne Ayoub, anschließend Podiumsgespräch mit den Autorinnen, Gabriele Klug, Gerhard Kloesch, Heini Staudinger Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at
44 an.schläge september 2009
14.9., 14.00, Wien Wiener Frauengeschichte im Herbst: Die schönste Frau, die unermüdliche Friedenskämpferin, eine Architektin und mehr bewegende Frauengeschichten Treffpunkt: Karlsplatz, Eingang der Karlskirche, Anmeldung unter T. 0664/421 64 44 oder unger.petra@aon.at, Kosten: 10,- Euro
19.9., 14.00, Wien Wiener Frauengeschichte im Herbst: Frauenspuren in Rudolfsheim-Fünfhaus. Frauenbücher, Prostitution und Volkssängerinnen. Treffpunkt: 1150 Wien, Diefenbachgasse 38, Anmeldung unter T. 0664/421 64 44 oder unger.petra@aon.at, Kosten: 10,- Euro
20.-26.9., Ostsee Frauen segeln. SKS-Ausbildungstörn Simone Fliegner, D-33602 Bielefeld, Am Sparrenberg 52, T. +49/521/290 754, www.frauensegeln.de, Kosten: 380,- Euro
24.9., 18.00, Wien Die Repräsentation des Weiblichen: Frauenbilder in der Sammlung Leopold Foyer der Sammlung Leopold, Anmeldung unter T. 0664/421 64 44 oder unger.petra@aon.at, Kosten: 10,- Euro/ 7,50 pro Person ab 10 Teilnehmerinnen
26.-27.9., Salzburg freiTräume. Do-it-yourself-Camps und Workcamps für Mädchen und junge Frauen T. 0650/54 58 918, freitraeume.diycamp@gmail.com, http://freitraeume.wordpress.com
1.10., 18.00, Wien Kunst hat (k)ein Geschlecht – oder doch? Frauenbilder im Kunsthistorischen Museum
Foyer des Kunsthistorischen Museum, Anmeldung unter T. 0664/421 64 44 oder unger.petra@aon.at, Kosten: 10,- Euro, 7,Euro pro Person ab zehn Teilnehmerinnen
f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Q-motion Stammtisch
Deutsch-Konversation
Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778, jeden Mi von 14-18.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
Chatberatung – frauenspezifisch und anonym
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Montag
jeden Mittwoch von 17 bis 19.00, Terminvereinbarung unter www.frauenberatenfrauen.at – Onlineberatung
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, 19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00,
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
an.künden
© Hayao Miyazaki
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Märchenwelten Chihiros Reise ins Zauberland und Prinzessin Mononoke sind vielleicht noch ein Begriff. Aber wer kennt auch die vielen anderen fantastischen Welten des Animationsfilmers Hayao Miyazaki, der fast immer selbstbewusste Mädchen in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt? Etwa Ponyo, seine Neuinterpretation der „kleinen Meerjungfrau“? Es gibt viel zu entdecken bei der ersten Miyazaki-Retrospektive in Österreich. 17.-24.9., Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstraße 78, T. 01/587 90 62, filmcasino@filmcasino.at, www.filmcasino.at
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Freitag
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen
Samstag
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/ frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben
Sonntag
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
HOSI Sonntagsbrunch
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Patchwork-Familien-Service Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on Air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz
Di 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
september 2009 an.schläge 45
an.künden 11.-13.9., Wien WearFair 2009. Die Messe für faire und ökologische Mode Arbeiterkammer Zentrale Linz, 4020 Linz, Volksgartenstraße 40, Fr. 9-22.00, Sa. 919.00, So. 9-17.00, www.wearfair.at, Eintritt frei
12.9., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang: „Schnürleibchen und Unterrock im Kontor“ – Zur Geschichte der Frauenarbeit Ferdinandeum, 8020 Graz, Färbergasse 11, T. 0316/712 448, office@frauenservice.at
an.schläge
im Oktober
wissenschaft
Gender & Dolmetschen Was zeichnet feministische Übersetzungsarbeit aus?
17.9., 17.30, Wien Wir sind dick und das ist gut so: Feministische Aktionsgruppe dicker Frauen FZ-Bar im Autonomen FrauenLesbenZentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, Eingang Prechtlgasse, Infos und Anmeldung: roterrubin@gmx.at
an.schläge
18.9., 19-20.00, Oberösterreich „Her mit der Marie! Standpunkte zur Wirtschaftskrise und mögliche Strategien für die Zukunft“. Von Michaela Schoissengeier und Sabine Schauer
TV
12.10., 21.00
Fo t o : A r m i n B a r d e l
Radio FRO 105,0 Mhz, Linz oder per livestream www.fro.at/, zum downloaden: http://cba.fro.at/, Wiederholung am 19.9. von 11-12.00
AUF
„Friedensbertha“ live Nicht nur auf dem 1.000-Schilling-Schein und danach auf der Zwei-Euro-Münze ist sie weit herumgekommen: Nach einer gescheiterten Karriere als Opernsängerin arbeitet Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, als Sekretärin von Alfred Nobel, später zieht sie in den Kaukasus und erhält für ihre friedenspolitischen Aktivitäten den Nobelpreis. Anita Zieher verkörpert die „Friedensbertha“ in der Dramatisierung eines fiktiven Radio-Interview. PEACE PLEASE! Ein Bertha von Suttner Journal. 21.,22.,24.-26.9., 20.00, Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro
So 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz, jeden 1. So
tanz.fest 12.9., 20.00, Wien Resisdanse Herbst-Opening HOSI, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro
bis Oktober, Sa, 15-17.00, Weinviertel Back To Nature: Hufschlag. Spaziergänge für Frauen. Mit Pferd und Hund im Weinviertel. Pferd Odinn, Hund Kyra und Elisabeth C. Berger führen durch Wiesen, Felder, Hügel, Wälder und Kellergassen. Nur nach Voranmeldung und Absprache: T. 0699/125 88 218, e.c.berger@gmx.at, http://members. chello.at/wellenschlag, Kosten: 25,- Euro
5.-6.9., Wien Volksstimmefest
diverses
Lebensraum Bregenz, info@femail.at, www.femail.at
bis 6.9., Budapest 14th Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (LGBT) Film and Cultural Festival Budapest,
10.9., 9-11.00, Lustenau FEMAIL-Sprechtage in der Region. Information und Beratung
T. 0036-1-5014127, www.budapestpride.hu
46 an.schläge september 2009
HOSI, 1020 Wien, Novaragasse 40, tanzclub@resisdanse.at, www.resisdance.at, keine Vorkenntnisse notwendig, Einzelfrauen willkommen, Kosten: 66,- Euro
20.,27.9,4.,11.,18.10.,1.,8.11.,19-21.00, Wien Resisdanse. Aufbau III HOSI Cafe Standard, 1050 Wien, Margaretenstraße 63, tanzclub@resisdanse.at, www.resisdance.at
25.9., 19-20.00, Oberösterreich „Brot von gestern oder: Worauf Irene Ingrid Isebil Weichselbaumer so rumkaut und zu welchem Gedankenbrei sie dabei kommt.“ Ein Hörspiel von Mieze Medusa Radio FRO 105,0 Mhz, Linz oder per livestream www.fro.at/, zum downloaden: http://cba.fro.at/, Wiederholung am 26.9. von 11-12.00
2.10., 19-20.00, Oberösterreich Frauenpotentiale – eine Reise ins Unerforschte. Von Elfriede RuprechtPorod und Hildegard Griebl-Shehata Radio FRO 105,0 Mhz, Linz oder per livestream www.fro.at/, zum downloaden: http://cba.fro.at/, Wiederholung am 2.10. von 11-12.00
10.10., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang: Frauen in Kunst und Kultur Kino, 8020 Graz, Geidorferplatz, T. 0316/712 448, office@frauenservice.at
Prater Jesuitenwiese, 1020 Wien, www.volksstimmefest.at
7.9., 16-18.00, Bregenz FEMAIL-Sprechtage in der Region. Information und Beratung
Rathaus Lustenau, info@femail.at, www.femail.at
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
18.,25.9.,2.,9.,16.,23.10., 19-21.00, Wien Resisdanse. Anfängerinnenkurs
Redaktionsschluss
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen Fachbuchhandlung ÖGB 1 0 1 0 Rathausstr. 21 Kuppitsch 1 0 1 0 Schottengasse 4 1 0 1 0 Wollzeile 11 Morawa 1 0 1 0 Landesgerichtsstr. 20 Winter 1 0 1 0 Schulerstr. 1-3 Frick International 1 0 1 0 Johannesgasse 16 tiempo 1 0 1 0 Universitätsstr. 7 Facultas 1 0 2 0 Taborstr. 28 Lhotzkys Literaturbuffet 1 0 5 0 Reinprechtsdorferstr. 38 Buchh. Polycollege 1 0 7 0 Mariahilferstr. 8 Südwind 1 0 7 0 Kaiserstraße 96 Tabak Trafik Brosenbauch 1080 Alser Str. 39 Riedl 1090 Berggasse 8 Löwenherz 1090 Schwarzspanierstr. 15 Südwind 4040 Rudolfstr. 17 Infoladen Treibsand 4600 Dragonerstr. 22 Kulturver. Waschaecht 5020 Dreifaltigkeitsg. 12 Rupertusbuchhandlung 6020 Museumstr. 4 Wagnersche Buchh. 6900 Brockmanng. 15 Amazone-Zentrum Berta – Bücher & Produkte 8020 Siebenundvierzigerg. 27 9020 Paulitschgasse 5/7 Hacek-Bücherei 9020 Universitätsstr. 90 KBuch und auch in vielen deutschen Städten
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Nr. 09/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M