2009_11_anschlaege

an.schläge 11/2009

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN november

thema

QueersOnWheels Auf den Strassen, in den Köpfen, in den Herzen: Bewegungsfreiheit statt Behinderung kultur

QueersOnScreen verliebt, verzopft, verwegen: Ein österreichischer Dokumentarfilm schreibt Lesbengeschichte e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,-

an.schläge an.spruch

Ego und Elite Schwarz-Gelb macht elitäre Egomanie zum Staatsprinzip

05

antirassistische.bildungsarbeit

Im Garten der Utopien Das autonome Migrantinnen-Zentrum maiz feiert den 15. Geburtstag

08

namens.wahl

Offenkundig angebracht

auf.takt

politik

In Schweden dürfen jetzt auch Männer Madeleine heißen

10

kunst.kolonialismus

Koloniale Piraterie Genuas Museen sind voller Kulturgüter aus der Zeit des Kolonialismus

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selbst.bestimmt

Eure Redaktion

„Behinderung ist queere Kultur“

thema

Sichtbarkeit und Selbstorganisation: die Queers on Wheels

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bestimmt.selbst

Shifting the Paradigm Zum Verhältnis von Behinderung, Heteronormativität & Queerness

22

an.sage

Nach der EM … ist vor der EM Deutschland ist Europameisterin. Und fast niemand hat’s gesehen.

25

sarajevo.queer.festival

gesellschaft

„… giving you our ideas!“ Das Sarajevo Queer Festval geht nach Übergriffen in eine zweite Runde

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vor.läuferinnen

Feministischer Wiederaufbau Ein schwieriges Verhältnis: Nachkriegsfeministinnen und ihre Vorbilder

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verliebt.verzopft.verwegen

Auf der Suche nach dem „Sub“ Ein Dokumentarfilm schließt eine Lücke lesbischer Geschichtsschreibung

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istanbul.biennale

Resistanbul Schöne politische Kunst am Bosporus

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an.klang

Beruhigende Irritationen Maschinenmusik, verzwirbelte Soundschichten und Skibrillen-Songs

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an.lesen

Doing Gypsy Wie funktioniert Antiziganismus?

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ge.sehen

kultur

Seit dem 26. Oktober, dem Nationalfeiertag, ist in Österreich die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein Jahr in Kraft.

Mit der Ratifizierung dieses Dokuments hat sich der Staat dazu verpflichtet, die Inhalte der UNKonvention umzusetzen und die österreichischen Bundes- und Landesgesetze in Einklang zu bringen. Dies betrifft zahlreiche Bereiche wie etwa den barrierefreien Zugang zum Recht, den Bildungssektor oder die Wahl- und Entscheidungsfreiheit für Wohn- und Arbeitsformen. An der schleppenden Umsetzung der Konvention wird hier wie anderswo – das internationale, völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen wurde von achtzig Staaten unterschrieben – jedoch zunehmend Kritik laut.

Die UN-Konvention definiert Behinderung ganz im Sinne des Leitspruchs „Behindert ist, wer behindert wird“ – nämlich an der wirksamen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Etablierung dieser Perspektive sowie die Tatsache, dass es überhaupt eine Konvention gibt, ist vor allem den emanzipatorischen „Behinderten“bewegungen zu verdanken, die seit Jahrzehnten für das Recht auf politische Selbstvertretung und Selbstbestimmung, für Gleichstellung und Antidiskriminierung kämpfen.

Der Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe wurde in Zusammenarbeit mit den „Queers on Wheels“ konzipiert und macht die politische Selbstorganisierung von Menschen mit Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten und deren Forderungen sichtbar.

Unser Dank gilt auch dem Selbstvertretungsprojekt Wibs sowie dem Verein Ninlil für ihr zur Verfügung gestelltes Expertinnenwissen!

Theater über Theater Theatrale Selbstreflektion über Medialität und Mythen

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an.uns

Betrifft: Thema „literatur.betrieb“ in an.schläge 9/09

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78 Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76

Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at

Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@anschlaege.at Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu

Mitarbeit bei dieser Nummer: Daphne Büllesbach, Sonja Eismann, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Nina Honzik/niho, Ute Hölzl, Leonie Kapfer/leka, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann/kek, Caroline Mieling/cami, Heidi Niederkofler, Aglaia Parth,

Liebe an.schläge-Redaktion.

Ich bin selbst publizistisch tätig und beschäftige mich seit langem literaturwissenschaftlich, eine Zeit lang auch als Verlegerin, vor allem aber als Leserin mit dem Schreiben von Frauen. Nach dem Artikel bleibt ein Gefühl von Frust.

Ich lese wieder einmal, dass es weniger Bücher von Frauen gibt als von Männern, und Autorinnen werden – wieder einmal – gefragt, warum das so ist. Ich weiß ja, dass es wichtig ist, darauf hinzuweisen und Gründe dafür zu benennen. Aber was bringt einer Autorin diese Frage?

Bringt sie sie als schreibende – und lesende – Frau weiter auf ihrem Weg, bringt sie uns weiter, motiviert sie uns?

Macht sie uns neugierig darauf, was Frauen schreiben?

Nein, Schriftstellerinnen sind

– so sehr sie sich bemühen, so wunderbare, kluge und bedeutende Dinge sie auch zustande bringen – „weniger“.

Es gibt noch eine andere Wahrheit. Ich habe in den letzten zwanzig Jahren mehr Bücher von Frauen als von Männern gelesen, darüber hinaus mindestens so viele von Autorinnen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika wie von europäischen oder nordamerikanischen. Ich habe dadurch weder literarisch noch intellektuell etwas versäumt, im Gegenteil. Wir können hier und jetzt, wenn wir möchten, eine Fülle an Romanen, Erzählungen, Essays, Gedichten, Texten lesen, die Frauen in aller Welt trotz allem, was ihnen dabei entgegenstand und entgegensteht, über die Zeiten geschrieben und publiziert haben.

Männer publizieren mehr. Stimmt. Na und?

Martina Kopf

Katharina Pewny, Burgi Pirolt/burgi, Queers on Wheels, Heike Raab, Monika Rauchberger, Fiona Sara Schmidt/fis, Niki Staritz, Michèle Thoma, Veronika Weidinger/verwe,

Güres, Birgit Jürgenssen, Leonie Kapfer, Kerstin Kellermann, Katharina Lampert & Cordula Thym/ identities, maiz, Caroline Mieling, Brenda Prager,

In 80 Pickerln um die Welt:

an.schläge i n

Istanbul

Fo t o : L e a S u s e m i c h e l

Anita Welzmüller/nita

Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, Lola Arias, Karen Cytter, Nilbar

Darinka Pop-Mitic, Queer Festival Sarajevo, Queers on Wheels, Lea Susemichel

Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.

Kürzungen vorbehalten.

ISSN 1993-3002

an.schläge werden gefördert von:

04 an.schläge november 2009

Lea Susemichel

Ego und Elite „Unterm Strich zähl ich!“ heißt es im Werbespot, der regelmäßig direkt vor der Tagesschau auf ARD gesendet wird. In Zukunft dürfte die eiskalte Egozentrik dieses Postbank-Slogans noch stärker als bisher dem Inhalt der deutschen Abendnachrichten vorgreifen. Denn mit der Mehrheit für Schwarz-Gelb haben die Deutschen elitäre Egomanie zum Staatsprinzip gemacht.

Und mit dem Egomaniac Guido Westerwelle einen würdigen Repräsentanten für dieses Prinzip gewählt. Warum nach Finanzkrise und zum Gemeinplatz gewordener Kritik am „Kasinokapitalismus“ ausgerechnet die FDP als marktgläubigste aller Parteien so deutlich zulegen konnte, ist eine Frage, die nicht nur jene verzweifeln lässt, die neoliberale Hegemonie gemeinsam mit Lehman Brothers nachhaltig ins Wanken geraten sahen. Es gilt außerdem nicht als ausgemacht, dass sich unter den FDP-WählerInnen nur die viel beschworenen „Leistungsträger“ finden, deren Wahlmotiv einfach die liberale Klientelpolitik ist, die sie erwarten dürfen. Gewählt wurde die FDP vermutlich auch von einigen, die sich von wirtschaftsliberaler Politik nicht das Geringste versprechen dürfen. Ob in der Bildungs-, der Gesundheits-, der Steuer- oder der Sozialpolitik: Die von einem starken Bürgerrechtsflügel inzwischen weitgehend befreiten Liberalen stehen für Elitenbildung.

Auch die CDU hat bis auf ihr Nein zu einer Lockerung des Kündigungsschutzes bislang nichts getan, was die ihr in jüngster Zeit so gerne attestierte „Sozialdemokratisierung“ bestätigen würde. Gegen solche Unterstellungen hatte sich Merkel zudem bereits mit ihrer Ansage im Wahlkampf, mit der FDP ließe sich einfach die vernünftigere Wirtschaftspolitik machen, glaubwürdig zur Wehr gesetzt. Und zum Beweis kommt statt der geforderten Mindestlöhne nun erwartungsgemäß bloß das Verbot so genannter sittenwidriger Löhne – und damit quasi die Legalisierung von Hungerlöhnen. Über eine Laufzeitverlängerung „sicherer“ Atomkraftwerke war man sich ebenfalls gleich einig.

Die Analyse „alle doof da draußen“, so der Titel eines Wahlkommentars in der Wochenzeitung „Jungle World“, hat also tatsächlich etwas Bestechendes. Denn sie liefert bislang auch die plausibelste Erklärung, warum beispielsweise ausgerechnet Wirtschaftminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zum neuen Lieblingspolitiker in der Bundesrepublik werden konnte. Obwohl dieser deutsche Karl-Heinz Grasser

alles repräsentiert, was viele im Land längst nicht mehr besitzen: genügend Geld und die ungetrübte Zuversicht, dass der Kapitalismus letztlich für alle gut ist.

Während die FDP ihre Stimmenzuwächse vor allem männlichen Wählern verdankt, wählten diesmal deutlich mehr Frauen die CDU. Ein Ergebnis, das die Bundeskanzlerin für sich verbuchen kann, das aber dennoch den Schluss nahelegt, dass auch die Frauen da draußen mehrheitlich wohl einfach doof sind. Schließlich bedeutet Frauenpolitik für beide künftigen Regierungsparteien bekanntermaßen einzig Familienförderung, über deren Inhalte bei den Koalitionsverhandlungen lediglich in der thematisch äußerst bunten Arbeitsgruppe „Familie, Integration, Kultur, Neue Medien“ verhandelt wurde, die gänzlich ohne das Wort „Frauen“ im Titel auskam. Eine Erhöhung von Steuerfreibetrag und Kindergeld gilt als beschlossen, und die CSU pocht weiterhin auf die Einführung eines Betreuungsgeldes (von KritikerInnen auch „Herdprämie“ genannt), das Müttern die Wahl zur häuslichen Kinderbetreuung lassen soll, wenn 2013 der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz wirksam wird.

Dass eine Bundeskanzlerin nicht zwangsläufig engagierte Frauenpolitik macht, hat Merkel ohnehin bereits in der vergangenen Legislaturperiode eindrucksvoll unter Beweis stellen dürfen. Der Beleg, dass ein Schwuler mit Bürgerrechtsrhetorik die Agenden von Homosexuellen womöglich ebenfalls nicht zu seinen dringlichsten Anliegen machen wird, steht hingegen noch aus. Einen Vorgeschmack darauf gibt es allerdings schon: Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz wird von der FDP seit langem als wachstumshemmende Zumutung für Unternehmen kritisiert. Besonders empört zeigte man sich darüber, dass u.a. auch der Diskriminierungsgrund „sexuelle Orientierung“ aufgenommen wurde, obwohl dies von der EU gar nicht gefordert sei.

Die SPD schlägt sich derweil mit dem mühevollen Erkenntnisprozess herum, dass sie ganz offensichtlich längst nicht mehr als glaubhafte Alternative zur neoliberalen Politik von Schwarz-Gelb wahrgenommen wird. Und mit Parteimitgliedern wie Thilo Sarazzin, der über TürkInnen, „die ständig kleine Kopftuchmädchen produzieren“, hetzt. Damit sie in der Opposition mit Linke und Grünen zu einem sozialdemokratischen Profil zurückfindet, muss sehr viel passieren.

Ob das geschieht, wird aber bei der nächsten Wahl zählen. ❚ Unterm Strich. november 2009 an.schläge 05

österreichan.riss bei einer erneuten Verurteilung als straferschwerend herangezogen werden. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof ermittelt nun, ob hier eine der Menschenrechtskonvention widersprechende Benachteiligung Homosexueller vorliegt. Die Republik Österreich hat bis Ende Jänner Zeit für eine Stellungnahme. trude

W A V E . k o nf e r e n z

Lebensgefahr bei Trennung Ende September fand an der TU Wien die elfte Jahreskonferenz des europäischen WAVE-Netzwerks (Women Against Violence Europe) statt.

Häusliche Gewalt ist die am weitesten verbreitete Todesursache bei Frauen, in Österreich ist schätzungsweise jede fünfte Frau einmal im Leben von Gewalt durch einen nahen männlichen Angehörigen betroffen.

In Europa fehlen den Frauenhäusern insgesamt rund 80.000 Plätze. Insbesonders Migrantinnen seien bei familiärer Gewalt in starken Abhängigkeitsverhältnissen gefangen, wie Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, berichtete. Die Hälfte der Frauen, die in den Frauenhäusern Hilfe suchen, seien migrantischer Herkunft. Der Grund: Sie bekommen nirgendwo sonst Unterstützung.

Rosa Logar wies auch darauf hin, dass den Frauenhäusern das Geld gestrichen würde, wenn sie Frauen ohne momentanen Aufenthalt aufnehmen. Frauen, die ihre Aufenthaltsbewilligung verlieren, müssten weggeschickt werden, obwohl nach der CEDAW-Convention der Staat alle Menschen auf seinem Territorium schützen muss – und nicht nur die Bürgerinnen. kek WAVE – Women against Violence Europe, www.wave-network.org; http://diestandard.at

Rechtskomitee Lambda, www.rklambda.at

frauen.bibliothek

Dreißig Jahre AEP in Innsbruck Seit 1979 gibt es in Innsbruck die Frauenbibliothek AEP. Sie ist Teil des „Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft“ und eine der ältesten Fraueneinrichtungen Österreichs. Gegründet wurde der Verein 1974, Anlass war die Mobilmachung gegen Paragraf §144, der den Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellte. Seit 1974 wird auch die Zeitschrift „AEP-Informationen“ herausgegeben. Seit dreißig Jahren dokumentiert die Bibliothek Frauenbewegung. trude Öffentliche Frauenbibliothek AEP, Müllerstraße 26, 6020 Innsbruck, www.aep.at

video.projekt

Happy Birthday, Antirassismus!

menschen.recht

EU-Verfahren wegen Schwulen-Diskriminierung Wegen des „halbherzig“ aufgehobenen Paragrafen §209 des Strafgesetzbuches hat der Europäische Gerichtshof ein Verfahren gegen die Republik Österreich eingeleitet. Der Paragraf, der für einvernehmlichen schwulen Geschlechtsverkehr ein Mindestalter von 18 Jahren vorschreibt (gegenüber 14 Jahren für Heterosexuelle und Lesben), wurde 2002 aufgehoben. Dennoch kann eine frühere Verurteilung nach §209

Gleich zwei Antirassismusstellen feiern heuer ihr Jubiläum: ZARA – der Verein für Zivilcourage und Antirassismusarbeit – wird zehn Jahre alt.

Der Verein gibt den jährlichen Rassismusreport für Österreich heraus und bietet Trainings an, in denen zivilcouragiertes Verhalten bei rassistischen Übergriffen o.Ä. geübt werden kann. Der Grazer Verein ZEBRA feiert bereits sein 22-jähriges Bestehen. Das interkulturelle Beratungs- und Therapiezentrum begeht seinen Geburtstag am 27. November mit einer Gala samt Kunstaktion. trude ZARA, www.zara.or.at; Fest 22 Jahre ZEBRA am 27.11.2009, 17h, Heimatsaal, Paulustorgasse 13a, Graz, www.zebra.or.at

„VORÜBERGEHENDER VERLUST DES URTEILSVERMÖGENS IN EINER INTIMEN, KREATIVEN

zeitschrift

lehrbuch

ARBEITSSITUATION“

Magermodels

Meerjungfrauen

Die Chefin der britischen „Vogue“ hat die jüngste Neuauflage der Debatte um Magermodels losgetreten. In einem offenen Brief an mehrere StardesignerInnen hatte sie beklagt, dass deren Kollektionen im Laufe der Jahre immer kleiner geworden seien und sie deshalb gezwungen wären, extrem untergewichtige Models zu buchen. „Brigitte“ reagiert nun mit der Ankündigung, ab 2010 nicht mehr mit Profi-Models, sondern nur noch mit „normalen“ Frauen arbeiten zu wollen. Jetzt brauchen die nur noch was zum Anziehen. +

Pons hat neue Lernhilfebücher in separaten Ausgaben für Jungs und Mädchen herausgebracht. „Weil Mädchen anders lernen“, gibt es Mathe nun ganz in Rosa und mit Meerjungfrau, während in der blauen Version weiter Fußball und mit Spinnen gespielt wird. Im Bubenbuch reimt sich „piep“ auf „Sieb“, im Mädchenbuch auf „lieb“. Folgerichtig wird darin auch Anna, die lieber Tore schießen will statt mit Puppen zu spielen, sofort zurück zum Malen mit der Freundin beordert und so ganz „schnell wieder zum Mädchen“. –

wird Roman Polanski von einem Psychiater 1977 in einem Gutachten zum Fall Samantha Geimer bescheinigt, aus dem seit seiner Verhaftung sehr gerne zitiert wird. Von Vergewaltigung einer 13-Jährigen ist hingegen nur selten die Rede (stattdessen von „Sex mit einer Minderjährigen“), dafür viel von Polanskis Ehrfurcht gebietendem Lebenswerk und den – zweifellos traumatischen – Erfahrungen, die er selbst machen musste.

06 an.schläge november 2009

frei.räume

In Wien wird ge(t)räumt Gleich mehrere kulturell bedeutsame Orte wurden in Wien in den vergangenen Wochen besetzt. Und alle Aktivist_innen ereilte das gleiche Schicksal: Die Häuser wurden wieder geräumt, die zuständigen Stadträt_innen waren zu keinen Gesprächen bereit. Am Augartenspitz hatte sich eine Bürger_innen-Initiative gegen den Bau eines geplanten Konzertsaals für die Wiener Sängerknaben gewehrt und das alte Gesindehaus besetzt. In der Triesterstraße wurde ein leerstehendes Haus, im September das Casino Baumgarten temporär in Besitz genommen.

Die unterschiedlichen Aktivist_innen hatten immer das gleiche Ziel: eine selbstverwaltetes kulturelles und soziales Zentrum zu schaffen. Alle besetzten Häuser wurden jedoch in Nacht- und Nebel-Aktionen von der Polizei geräumt. Von Freiräumen kann also weiterhin nur geträumt werden. trude Hausprojekt Triesterstraße, http://hausprojekt.noblogs.org; Augartenspitz, http://augartenspitz.wordpress.com; Casino Baumgarten, http://de.indymedia.org/2009/09/260208.shtml

diversity.leadership

Internationaler Diversity Award für Beatrice Achaleke Beatrice Achaleke wurde Ende September im Rahmen des World Diversity Leadership-Kongresses in Washington mit dem „Global Diversity Innovation Award“ ausgezeichnet. Achaleke ist Vorsitzende des Black European Women Councils und Mitbegründerin der „Schwarze Frauen Community“ und der Wiener Organisation AFRA und wurde für ihre Verdienste um die Gleichstellung schwarzer Frauen in der europäischen Gesellschaft gewürdigt. Im Vorjahr hatte Vaclaf Havel den Preis erhalten. Achaleke verstand die Auszeichnung als Auftrag, „Diversität als gesellschaftliches Potenzial und nicht als Problem zu fördern“.

Sie wolle sich daher noch stärker für Inklusion und Diversität in Europa und Österreich einsetzen. trude

„Grundsätzlich gegen alle Abschiebungen“ Ein sonst relativ demonstrationsfreies Territorium wird am 23.10. zum Protestort von Abschiebungsgegner_innen: Am Flughafen Wien Schwechat findet der Aktionstag gegen Abschiebung statt. Im Vorfeld gab es ein Film-, Vortrags- und Diskussionsprogramm.

LEONIE KAPFER sprach mit Mitorganisatorin JULIANA MAUERBACH. Der Aktionstag findet am Flughafen statt. Warum habt ihr diesen Ort dafür ausgewählt?

Der Flughafen ist einfach der Ort, an dem Abschiebungen immer wieder stattfinden. Wir finden es wichtig, gerade auch die Leute am Flughafen mit dem Thema zu konfrontieren. Immerhin werden nach wie vor die meisten Abschiebungen bei gewöhnlichen Passagierflügen durchgeführt. Hier haben alle an Bord die Möglichkeit, diese Abschiebung zu verhindern, indem sie Druck auf das Flugpersonal ausüben. Zum Beispiel können sich Passagier_innen weigern, den Sitzplatz einzunehmen oder sich anzuschnallen. Dadurch erhöhen sie den Druck auf den_die Pilot_in ernorm. Die_der ist nicht verpflichtet, Abschiebungen durchzuführen!

Zur Schieflage im Nationalrat

Die SPÖ-ÖVP-Koalition will unter Innenministerin Maria Fekter die Asylgesetze weiter verschärfen, um „das Asylverfahren weiter zu beschleunigen“, wie es heißt.

Was die Gesetzgebung angeht, herrschen hierzulande katastrophale Zustände. „Schnellere Verfahren“ heißt zum Beispiel, dass Menschen sämtliche Asylgründe bei der ersten Gelegenheit vorlegen müssen.

Für Frauen* heißt das beispielsweise, schon beim ersten Hearing irgendwelchen Beamt_innen von Vergewaltigungserfahrungen oder auch ihrem Lesbischsein erzählen zu müssen.

Im Moment beziehen wir uns allerdings nicht direkt auf Gesetzeslagen. Die Veranstaltungsreihe und der Aktionstag sollen sich ganz grundsätzlich gegen alle Abschiebungen richten.

Bei 27,9 Prozent Frauenanteil muss es sich um eine Ausnahme handeln, wenn im Hohen Haus mal mehrheitlich Frauen sitzen: Am 7. Oktober haben die Frauensprecherinnen der Parlamentsparteien zur Enquete „Frauen in der Politik – mehr Frauen in die Politik“ geladen. Die Kollegen sind offensichtlich weniger engagiert. Bei einer Quote wären viele von ihnen nicht mehr da. Beim Pro & Contra in Sachen „Quote“ sind – wenig überraschend – größere Differenzen auszumachen. BZÖ und FPÖ dagegen, Grüne, auch praktisch, dafür. SPÖ und ÖVP-Frauen sprechen sich für eine verpflichtende Regelung aus. Der als „Startschuss für einen breiten Diskussionsprozess“ initiierten Enquete folgte eine Woche später Konkretes: SPÖ-Frauenministerin Heinisch-Hosek fordert beim neuen ORF-Gesetz eine 45-prozentige Frauenquote.

Nun liegt es an den ÖVP-PolitikerInnen, das fix zu machen. verwe

Ihr beschreibt Abschiebungen als Teil eines rassistischen Systems …

Abschiebungen sind nicht zu trennen von einem System der Migrationskontrolle unter rassistischen Herrschaftsverhältnissen. Diese beeinflussen, wer von Polizei oder Securitys kontrolliert wird, oder wer an welcher Stelle in der Uni sitzt, wer wohin reisen darf, oder auch wie Ausbildungsplätze, Jobs oder Wohnungen vergeben werden. Das ist wiederum nicht zu trennen von Dingen wie Sexismen, die Gesellschaften ja auch ganz grundlegend strukturieren.

Wir haben auch immer wieder darüber diskutiert, wie wir mit unseren eigenen Rollen in dieser rassistischen Gesellschaft umgehen sollen. Wir sind ein mehrheits-österreichisch dominierter Zusammenhang und versuchen uns auch bewusst zu machen, wie das unsere Arbeit beeinflusst.

www.parlament.gv.at

http://stopdeportation.blogsport.de/category/aktionstag

www.glocalist.com/news, AFRA; www.blackwomencenter.org

e n q u e te

november 2009 an.schläge 07

a§ ntirassistische

P l a ka t s u j e t „ A m A n f a n g w a r E l d o r a d o – 1 5 J a h r e m a i z “

bildungsarbeit

Im Garten der Utopien Ende Oktober feiert das autonome Migrantinnen-Zentrum maiz in Linz sein 15-jähriges Bestehen. Vina Yun sprach mit den maiz-Gründerinnen Tania Araujo, Luzenir Caixeta und Rubia Salgado über antirassistische Bildungsarbeit und die Anrufung des „Eldorado“. an.schläge: In kritischen Öffentlich-

www.maiz.at 15 Jahre maiz: AM ANFANG WAR ELDORADO: Fest am 30.10. 2009.

Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 8, ab 20.30

08 an.schläge november 2009

keiten wird viel darüber diskutiert, wie sich Rassismus äußert, warum es ihn gibt und auf welche Weise er wirkt. Vergleichsweise wenig Auseinandersetzung gibt es zur Frage, wie sich Antirassismus definiert. Was bedeutet Antirassismus aus der Perspektive von maiz?

Luzenir Caixeta: Wir verstehen unsere Arbeit im Beratungs-, Bildungsund Kulturbereich als antirassistische Arbeit. Dabei lehnen wir uns an den Begriff des „politischen Antirassismus“ an, der sich in den letzten Jahren als Abgrenzung zum moralischen Antirassismus im Kontext der Arbeit im Migrations- und Asylbereich konstituiert hat.

Der politische Antirassismus tritt gezielt den gegenwärtigen Praktiken und Ideologien struktureller Ungleichheit entgegen, er fordert gleiche Rechte für alle sowie die Gleichstellung von MigrantInnen auf allen Ebenen. Der moralische Antirassismus dagegen be-

dient sich individualisierender und psychologisierender Ansätze, um die mehr oder weniger bewusste Rassismusbereitschaft von Individuen zu erklären oder zu rechtfertigen und lässt dabei die Gesellschaftsstruktur weitgehend unangetastet. Die Praktiken des politischen Antirassismus zielen auf eine Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens und eine tatsächliche Partizipation von MigrantInnen in allen Bereichen ab. maiz agiert auf unterschiedlichen Ebenen: Ihr bietet z.B. Sozial- und Rechtsberatung an, betreibt Streetwork, organisiert Bildungsangebote und publiziert Theorie und Forschung. Wie schon gerade erwähnt, wird bei maiz Bildungsarbeit explizit als politische Arbeit verstanden.

Könntet ihr das am Beispiel eurer Deutschkurse näher erläutern?

Rubia Salgado: Bei maiz haben wir uns von Beginn an dafür entschieden, die Arbeit im Bereich DaZ (Deutsch als Zweitsprache) als politische Bildungsar-

beit zu betrachten, als eine pädagogische Praxis, die eine Auseinandersetzung mit der gegebenen Realität als veränderbare Wirklichkeit ermöglicht.

Beim Erlernen der dominanten Sprache beschäftigen sich die Teilnehmerinnen in unseren DaZ-Kursen mit Themen aus dem Alltag und setzen sich dabei kritisch mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen in der österreichischen Gesellschaft auseinander.

Wenn wir von politischer Bildungsarbeit sprechen, meinen wir also einerseits die Förderung gesellschaftskritischen Denkens und Handelns sowie die bewusste Auseinandersetzung mit Rassismus und Sexismus. Andererseits ist die Grundlage dieser Arbeit aber auch die Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den eigenen, verinnerlichten Rassismen und Privilegien.

Ende Oktober feiert maiz sein 15jähriges Jubiläum unter dem Motto „Am Anfang war Eldorado“. Welches Paradies wird denn hier angerufen?

bildungsarbeitantirassistische Tania Araujo: maiz spricht nicht nur über Eldorado, das Paradies, sondern auch über Utopien und Messianismus.

Auf den ersten Blick scheinen die Diskurse und die Praxis von maiz, die Sozialbewegungen und Messianismus wenig miteinander zu tun zu haben – hier subversive Ideen und sozialrevolutionäre Lebenshaltung, dort Tradition und Religiosität. Wenn man so will, ist maiz politischer Messianismus – eine säkularisierte Variante mit neuen Herausforderungen und Konzeptualisierungen von Geschichte und Temporalität, Praxis und Utopie, Widerstand und Hoffnung, Gegenwart und Zukunft.

Von Beginn an war maiz auch besonders im Kulturbereich aktiv – ist eure Strategie, radikale antirassistische und feministische Forderungen als „Kulturprojekt“ in den Mainstream zu schleusen und hörbar zu machen, aufgegangen?

stehen. In diesem Zusammenhang muss die Frage nach dem Gelingen, „radikale antirassistische und feministische Forderungen als Kulturprojekt in den Mainstream zu schleusen“, allerdings mit einem expliziten Nein beantwortet werden. Denn bis heute kam ich nicht in den Genuss, ein Projekt für MigrantInnen in Österreich kennenzulernen, das von solchen Institutionen durchgeführt wird und radikale antirassistische oder feministische Positionen vertreten würde. Bei dieser Art von Projekten ist heute zwar meistens von Partizipation die Rede, die strukturelle Ebene der Diskriminierungen bleibt jedoch unberührt.

In unserer Kulturarbeit beabsichtigen wir anhand einer gesellschaftskritischen Auseinandersetzung gegenhegemoniale Bilder und Narrative herzustellen und zu verbreiten, um letztendlich

können den Protesten gegen das System der Migrationskontrolle, gegen die Selektion von EinwanderInnen und gegen die Brutalität des Abschiebesystems in Österreich viel mehr Resonanz geben. „Für das Recht auf Migration“ ist das wichtigste Motto unserer Arbeit in maiz. Wir beharren auf dem Recht zu wandern, auf dem Recht zu bleiben, auf dem Recht auf Bewegungsfreiheit. Unsere Solidarität gilt den Verfolgten, den Illegalisierten, den Ausgebeuteten, den AbenteurerInnen! Wir erklären uns solidarisch mit allen, die für ein Bleiberecht kämpfen, die sich wehren, trotz steigender Repression, gegen die Zumutungen der rassistischen Sondergesetze für Flüchtlinge und MigrantInnen, die Abschiebungen verhindern, die sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit nehmen.

„Sich nicht einschüchtern lassen. Es muss weiter protestiert werden! Ich denke, die antirassistischen Vernetzungen auf nationaler und vor allem internationaler Ebene haben in dieser Situation eine sehr wichtige strategische Bedeutung.“ Rubia Salgado: maiz war die erste Selbstorganisation von Migrantinnen, die in Oberösterreich Interventionen und Forderungen im Feld der Kulturpolitik formulierte. Eine Errungenschaft ist z.B., dass bei Ausschreibungen oder der Vergabe von Preisen und Stipendien in Oberösterreich der Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft nicht mehr als Kriterium angewendet wird.

Auch von der Besetzung des Landesund des Stadtkulturbeirates sind Migrantinnen ohne österreichische Staatsbürgerschaft nicht mehr ausgeschlossen. Ähnliche Prozesse finden inzwischen auch in anderen Bundesländern statt. Seitdem maiz in der Kulturarbeit einen Raum für Mitgestaltung forderte und einnahm, tun dies andere Vereine von MigrantInnen auch bzw. benennen ihre bisherige Arbeit im Kulturbereich als solche. Das heißt, maiz fungierte außerdem als ermutigende Vorreiterin.

Ebenfalls zu beobachten ist eine Zunahme an Projekten für MigrantInnen während der letzten Jahre, von profilierten Institutionen aus dem Bildungs- und Sozialbereich, die sich als Kulturarbeit bzw. kulturelle Bildung ver-

eine tiefe Veränderung im kollektiven Denken und in den Strukturen zu provozieren. Die Frage, die wir uns derzeit stellen, lautet: Was passiert, wenn wir hegemonial werden? Wenn wir über das Herstellen von gegenhegemonialen Bildern und Narrativen reden, denken wir nicht an das Schließen von Lücken und oder an Reparaturen eines ungerechten Systems. Wir versuchen vielmehr, diese sichtbar zu machen. Und versuchen trotz allem, Utopien Raum zu geben und die Hoffnung in unserem Garten zu pflegen.

Innenministerin Fekter hat vor kurzem eine weitere Verschärfung des Asylrechts verkündet, die bereits mit Beginn 2010 wirken soll. Weder Proteste von migrantischen und Menschenrechtsorganisationen noch Kritik seitens des UNHCR scheinen die regierende Migrations- und Asylpolitik von ihrem Kurs abbringen zu können. Wie also reagieren?

Luzenir Caixeta: Sich nicht einschüchtern lassen. Es muss weiter protestiert werden! Ich denke, die antirassistischen Vernetzungen auf nationaler und vor allem internationaler Ebene haben in dieser Situation eine sehr wichtige strategische Bedeutung. Sie

Mit unseren Aktionen, aber auch durch unsere tagtägliche Beratungsund Bildungsarbeit reihen wir uns ein in die alltäglichen Kämpfe um Würde und um Rechte. Mit unseren Interventionen werden wir weiter Sand ins Getriebe streuen. So wollen wir den Blick auf die Unmenschlichkeit der Zuwanderungsverhinderung lenken, auf die rassistischen Schikanen und Angriffe von Behörden, Polizei und Nazis. Wir wollen sichtbar machen, wie rassistische Diskriminierung gesetzlich geregelt wird durch die regierende Migrations- und Asylpolitik und wie diese als Basis für das rechtsextreme Wachstum in diesem Land dienen. Dabei sollten wir die historische Perspektive im Sinne der Post-Colonial Studies nicht vergessen, denn, wie die Mütter der „Plaza de Mayo“ in Argentinien im Juni 2008 in einem Brief an die Europäische Union schrieben: „Was wäre passiert, wenn unsere Länder in den Jahren des Krieges und Hungers in der ‚Ersten Welt‘, ihre Türen verschlossen hätten?"

Wer hierbleiben will, soll bleiben dürfen! Wer kommen will, soll kommen dürfen! Für das Recht auf Migration für alle! ❚ november 2009 an.schläge 09

Fo t o : L e o n i e Ka p f e r u n d C a r o l i n e M i e l i c h

namenswahl

Offenkundig angebracht Jan-Olov Ågren darf seit September den Namen Madeleine im Pass führen. Und erringt damit für Schweden ein Recht, um das in Österreich noch gekämpft wird: die freie Wahl des Vornamens, unabhängig vom Geschlecht.

Von Andrea Heinz

1 „Nu får han äntligen heta Madeleine“, Dagens Nyheter, 29.09.2009, www.dn.se/nyheter/sverige/nufar-han-antligen-heta-madeleine1.963551 (Übersetzung ins Deutsche von der Autorin) 2 www.rfsl.se 3 NÄG BGB1. NR. 195/1988, §3 Abs. 1, Zi. 7 4 www.transx.at 5 Originaldokumente sind auf http://transx.transgender.at/1510_ 00_FreieWahlVorn.htm verlinkt 6 Eva Fels: Staatliche Geschlechtskontrolle. unique. Zeitung der ÖH Uni Wien, Nr. 4, 2001, S. 10

10 an.schläge november 2009

In Pop-Songs ist alles immer ganz einfach. „Girls will be boys and boys will be girls“ und heißen dann eben beispielsweise Lola. Tatsächlich aber läuft es nicht einmal im immer noch als Vorzeigeland geltenden Schweden so problemlos. Jan-Olov Ågren lebt dort. Er ist 46, hat einen Master in Software-Entwicklung, lebt mit seiner Lebensgefährtin Lena zusammen und arbeitet beim schwedischen Roten Kreuz in der AntiDiskriminierungsstelle. Soweit alles in bester Ordnung. Hätte Jan-Olov nicht vor mehr als zwanzig Jahren beschlossen, dass er manchmal lieber als Frau das Haus verlässt. Hätte er nicht beschlossen, dass er dann lieber Madeleine genannt werden will. Und hätte er nicht vom schwedischen Staat verlangt, ihm diesen Namen vor dem Gesetz zuzugestehen.

Das tat er im Frühling letzten Jahres. „Der Name Madeleine ist im Laufe der Jahre zu einem Teil von mir geworden. Ich wollte offiziell so heißen. Und nicht mehr nur inoffiziell.“ Zwei Verwaltungsgerichte gaben ihm Recht – nur das Finanzamt (in Schweden gleichzeitig die Verwaltungsbehörde) sagte „Nej“.

Begründung: Es sei „unangebracht“, dass ein Mann einen Frauennamen trägt.1 Das schwedische Recht macht

ging in Berufung und bekam Recht. Geschlecht würde im Gesetzestext nicht erwähnt, und Sven sei ein gängiger Name in Schweden, der niemandem wehtue, so das Urteil. Mitte September war Carolina Sven Orre die erste juristische Frau, der das Verwaltungsgericht Stockholm das Recht gab, einen MännernaAngebrachte und unangebrachte Namen. „Die men zu tragen.

Gerichte aber“, so erzählt Carolina Orre Auch Jan-Olov ging in Berufung. vom Schwedischen Verbund für die „Dass es angesichts der gängigen UrRechte von Homosexuellen, Bisexuellen teilspraxis ein langer Kampf werden und TransGender-Personen (RFSL)2, „ha- würde, war von Anfang an klar. Aber ben entschieden, dass ein Name, der auch das Ziel war klar: die Rechtspraxis dem biologischen Geschlecht widerso zu verändern, dass die Menschen spricht, nicht angebracht ist. Und damit endlich frei ihren Vornamen wählen vielen TransGender-Personen das Leben können.“ Das Stockholmer Regierungsschwer gemacht.“ Die Schwedische gericht, höchste Instanz für verwalLGBT-Bewegung kämpft schon lange tungsrechtliche Fragen, stimmte ihm gegen diese Rechtspraxis. „Wieso sollte am 29. September schließlich zu. Der der Staat entscheiden können, welcher Name sei weder verletzend noch bereiName für mich ‚angebracht‘ ist?“, fragt te er Ågren Unbehagen. „Das Urteil beCarolina. „Außerdem ist es enorm wich- deutet, dass ein erwachsener Mann tig, dass TransGender-Personen einen oder eine erwachsene Frau nun proNamen tragen dürfen, mit dem sie sich blemlos einen zweiten Vornamen anwohlfühlen.“ Gemeinsam mit rund nehmen kann, der landläufig dem ansiebzig anderen Personen aus LGBT-Or- deren Geschlecht zugeordnet wird“, ziganisationen hat Carolina beim schwe- tiert die Stockholmer Tageszeitung „Dadischen Finanzamt um eine Namensän- gens Nyheter“ Lars Tegenfeldt, derung angesucht. Nicht mehr Carolina, Rechtsexperte der schwedischen Fisondern Carolina Sven sollte in ihrem nanzbehörde. „Wir werden wohl eine Pass stehen. „Offenkundig unangeMenge Anfragen bekommen in nächbracht“, befand die Behörde. Carolina ster Zeit.“ Jan-Olov Madeleine Ågren den BürgerInnen zwei Einschränkungen, was die Wahl ihres Namens betrifft: Er darf weder sie selbst noch ihr Umfeld verletzen, und er darf nicht „offenkundig unangebracht“ sein. Kein Wort von biologischem oder sozialem Geschlecht findet sich im Gesetzestext.

findet es einfach nur „absolut wundervoll“, dass er hier etwas verändern konnte.

In einer Petition forderte die Organisation TransX bereits 2005 die ersatzlose Streichung des Passus im Namensänderungsrecht, der zur GeKeine Geisteskrankheit. Erst im Januar hat- schlechtskonformität des Vornamens te die schwedische LGBT-Bewegung ei- zwingt. Ein entsprechender von den Grünen und der SPÖ im Jänner 2006 nen anderen großen Erfolg verbuchen eingebrachter Gesetzesantrag wurde können:„Transvestismus“ wurde von der Liste der Geisteskrankheiten gestri- von der ÖVP durch Maria Fekter mit der chen. Ebenso sind die Geschlechtsiden- haarsträubenden Begründung abgetität beziehungsweise das geschlechts- lehnt, dass dies „Kriminellen“ ermöglichen würde, unerkannt „in eine andere spezifische Erscheinungsbild seither Geschlechtsidentität zu schlüpfen“.5 vom Anti-Diskriminierungsgesetz geschützt. Vorher galt es lediglich für die TransGender-Personen tragen oft sexuelle Orientierung. „Die schwedische schon jahr- oder jahrzehntelang einen LGBT-Bewegung hat lange für diese Än- ihrem Wunschgeschlecht entsprechenderungen gekämpft“, sagt Carolina. den Vornamen. Ihr Äußeres hat sich Weiterhin dringend einer Änderung be- mittels Hormontherapie meist dem darf das schwedische Gesetz zu GeIdentitätsgeschlecht angepasst, sie unschlechtsumwandlungen: Wird eine terschreiben Verträge mit dem Namen, über 18-jährige, unfruchtbare und under ihnen per Gesetz (noch) nicht zuverheiratete Person mit schwedischer steht. „Die erzwungene Offenlegung Staatsbürgerschaft als transsexuell dia- ihrer ursprünglich geschlechtskonforgnostiziert, hat er_sie das Recht auf eimen Namen bei Polizei, Ämtern und ne Geschlechtsumwandlung. „Das Gepotenziellen Arbeitgebern konfrontiert setz stammt aus dem Jahr 1972 und war sie immer wieder mit diskriminierendamals sehr fortschrittlich“, erzählt Ca- den Situationen“, so TransX. „Der Vornarolina. „Aber jetzt muss es dringend erme ist von zentraler Bedeutung für die neuert werden. Wir wollen es leichter Identitätsbildung. Es ist nicht nachvollmachen, eine Geschlechtsumwandlung ziehbar, warum Menschen in der Vorzu bekommen, auch wenn man keine 18 namenswahl eingeschränkt und in Jahre alt, nicht verheiratet und womög- Operationen getrieben werden, wenn lich auch nicht unfruchtbar ist. Und wir sie eine zu ihrem Geburtsgeschlecht wollen, dass auch Menschen, die noch nicht konforme Geschlechtlichkeit lekeine Staatsbürger_innen sind, in ben wollen.“ Schweden Hilfe bekommen.“ Die Unterscheidung nach einem

„Wieso sollte der Staat entscheiden können, welcher Name für mich ‚angebracht‘ ist?“ Vielfältige Geschlechtlichkeiten. Auch in Österreich kämpfen TransGender-Gruppen für eine Reform des Namensänderungsrechts. Nach wie vor ist hier eine Änderung des ersten Vornamens verboten, wenn dieser nicht „dem Geschlecht des Antragsstellers entspricht“.3 Dazu wiederum muss der personenstandrechtlich relevante Geschlechtseintrag geändert werden. Der österreichische Verwaltungsgerichtshof hat Anfang des Jahres zwar den Zwang zu genitalverändernden Operationen endlich für rechtswidrig erklärt (vgl. an.schläge 6/09). Trotzdem wurden ohne Operation bisher weiterhin keine Personenstandsänderungen bewilligt.4

eindeutig festzumachenden Geschlecht wird vom Staat zu einer Maxime erhoben. Menschen, die dem nicht entsprechen können oder wollen, müssen sich zwangsweise dieser Norm anpassen – oder außen vor bleiben und massive Benachteiligungen in Kauf nehmen. „Wir haben kein Recht auf die Anerkennung unserer vielfältigen Geschlechtlichkeiten. Noch nicht“, stellt Eva Fels von TransX fest.6 Und fordert gemeinsam mit anderen österreichischen TransGender-Initiativen: „Das juristische Geschlecht muss dem sozialen folgen.“ Auf dass wir eines Tages mit Cherry-Cola eine „mixed-up world“ feiern können. ❚

Beate Hammond

Pippi Langstrumpf, ganz schwarz So wie Pippi Langstrumpf möchten viele Kinder sein. Sie ist stark, genauer gesagt das stärkste Mädchen der Welt. Sie ist reich, dank ihres Vaters, der ihr einen Koffer voller Goldstücke überlassen hat. Und sie ist frei, denn es gibt keinen Erziehungsberechtigten, der ihr Vorschriften machen könnte.

Frei, stark und reich – dieses Pippi-Bild transportiert Schriftstellerin Astrid Lindgren in ihrem Kinderbuchklassiker. Pippi Langstrumpf ist, wie die Wissenschaftlerin Maureen Maisha Eggers schreibt, als emanzipatives Modell für Kinder, insbesondere für Mädchen, ikonisiert worden.1 Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings wenig Vorbildhaftes. Pippi ist unwissend und stolz darauf. Einen Schultag bricht sie vorzeitig ab – zuviel „Plutimikation“. Zwei mal zwei bleibt in ihrer Welt fünf. Sie hat ja auf Reisen einiges gelernt.

Zum Beispiel, dass in Kenia die Menschen den ganzen Tag lügen: „Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist. Wenn es also passieren sollte, dass ich mal lüge, so müsst ihr versuchen, mir zu verzeihen und daran zu denken, dass es nur daran liegt, dass ich zu lange in Kenia war (…).“ Ihre Zukunft sieht sie rosig. Der Papa wird’s schon richten, denn er ist König über alle wilden schwarzen Menschen (im Buch wird immer noch das N-wort benutzt). Pippi wird es gut gehen. „Ich werde einen eigenen Diener haben, der mir jeden Morgen den ganzen Körper mit Schuhcreme putzt. Damit ich genauso schwarz werde wie die anderen. Ich stell mich jeden Abend zum Putzen raus, zusammen mit den Schuhen.“ Immerhin unterscheidet sich Pippi in dieser Hinsicht vom kleinen Gespenst in der Kindergeschichte von Otfried Preußler, das eines Tages erschreckt feststellt, dass es völlig schwarz geworden ist. Am Ende ist es aber wieder blütenweiß. Anders als drei Buben im Struwwelpeter, die in ein Tintenfass getaucht werden, weil sie einen schwarzen Jungen verspotten. Die Botschaft an die lesenden Kinder ist eindeutig.

1 Essay unter www.kinderwelten.net november 2009 an.schläge 11

internationalan.riss

deutschland

Gegen den 1.000-Kreuze-Marsch München Am 24.10. versammeln sich in München zum wiederholten Mal AbtreibungsgegnerInnen, um gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Der Protest der selbst ernannten „LebenschützerInnen“ wird in diesem Jahr von der Debatte um die Verschärfung des sogenannten Schwangerschaftkonfliktgesetzes im Mai dieses Jahres begleitet. Der deutsche Bundestag verabschiedete im Frühjahr ein Gesetz, welches striktere Regeln für Abtreibungen nach der zwölften Woche vorsieht.

Demnach müssen Frauen nach einem verpflichtenden psychologischen Beratungsgespräch mindestens drei Tage warten, bis sie den Bescheid erhalten, der besagt, ob eine medizinische Indikation vonseiten der ÄrztInnen genehmigt wird. Den ÄrztInnen droht bei Verfahrensfehlern eine Geldstrafe von bis zu 5.000,- Euro. „Solange Abtreibungen immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema sind, haben es AbtreibungsgegnerInnen leicht, den Zugang zu Abtreibungen zu erschweren“, heißt es auf der Internetseite des „Antisexistischen Aktionsbündnisses Münchens“, das zur Kundgebung gegen den 1.000-Kreuze-Marsch aufruft. „Fakt ist, dass ein Verbot nicht die Zahl der Abbrüche senkt, sondern zu unsicheren, illegalisierten Abtreibungsversuchen und Abtreibungen im gleichen Ausmaß führt“, führt eine Sprecherin des Bündnisses im Aufruf zur Gegendemonstration an.

Ende September fand bereits ein 1.000-Kreuze-Marsch in Berlin statt, dabei mussten sich die „LebenschützerInnen“ auf einige Dildos einstellen, die während ihrer Gesangskundgebung von GegendemonstrantInnen durch die Luft geschwenkt wurden. leka asabm.blogsport.de, maedchenblog.blogsport.de

bosnien.herzegowina

14 Jahre später Tausende junge Mädchen und Frauen wurden in den Kriegsjahren von 1992 bis 1995 in Bosnien und Herzegowina festgehalten, missbraucht und vergewaltigt. Einem aktuellen Bericht von amnesty international zufolge leben heute, 14 Jahre später, die meisten Täter immer noch unbehelligt von jeder strafrechtlichen Verfolgung. Für die Opfer gibt es keine staatliche Hilfeleistung – weder medizinische Versorgung noch psychologische Betreuung oder juristischen Beistand. Da Vergewalti12 an.schläge november 2009

gung zudem nach wie vor ein Tabuthema darstellt, werden viele der Opfer diskriminiert, leben in Ausgrenzung und Armut.

Ende September verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat eine neue Resolution gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten. Neben der Einsetzung eines/einer Sonderbeauftragten müssen nunmehr Maßnahmen getroffen werden, die den Zugang zu Gesundheitsbetreuung für Opfer erleichtern, ihnen rechtliche Unterstützung zusichern und ihrer Stigmatisierung entgegenwirken. Der Resolutionstext betont auch, „dass die Beendigung der Straflosigkeit unerlässlich ist, damit eine Gesellschaft, die sich in einem Konflikt befindet oder dabei ist, einen Konflikt zu überwinden, vergangene Übergriffe gegen (...) betroffene Zivilpersonen aufarbeiten und künftig derartige Übergriffe verhindern kann“. Bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen nun auch in Bosnien und Herzegowina in die Tat umgesetzt werden und so den vergewaltigten Frauen bald die Hilfe und Gerechtigkeit zuteil wird, auf die sie bereits seit über einem Jahrzehnt warten. cami www.amnesty.de, www.un.org/womenwatch, www.un-ngls.org

niederlande

Kein Arbeitslosengeld für Burka-Trägerinnen In den Niederlanden könnten Burka tragende Frauen bald ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld verlieren. Dies forderte kürzlich der sozialdemokratische Amsterdamer Bürgermeister Job Cohen. Frauen, die im Arbeitsleben nicht auf die Burka verzichten wollen und deshalb keinen Job finden, haben laut Cohen keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. „Wir finden, dass jeder alles Zumutbare tun muss, um für den Arbeitsmarkt geeignet zu sein“, heißt es derweil aus Kreisen der sozialdemokratischen Partei der Arbeit (PdvA). Auch die christlich-demokratische Regierungspartei (CDA) spricht von einer „guten Idee“. Den rechtsliberalen Parteien geht dieser Gesetzesvorschlag hingegen nicht weit genug, sie fordern ein generelles Verbot der Burka im öffentlichen Raum.

In Kreisen der muslimischen Gemeinden wird diese Forderung mit Skepsis betrachtet. Sie werfen den Politiker_innen angesichts der Tatsache, dass nur knapp fünfzig Frauen die Burka tragen, Populismus vor.

Die Diskussion um das Kleidungsstück wird in den Niederlanden schon seit geraumer Zeit rege geführt. 2007 beschloss das Parlament in Den Haag auf Antrag der PdvA und der Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD), verschleierten Frauen die Sozialhilfe zu kürzen, wenn diese aufgrund ihrer Verschleierung keinen Arbeitsplatz fänden. leka diestandard.at, blogs.taz.de

klimaschutz

Gender & Climate Im Dezember wird die Weltklimakonferenz in Kopenhagen abgehalten.

Im Vorfeld brachte die Global Gender & Climate Alliance (GGCA), ein Bündnis aus 38 unabhängigen, zwischenstaatlichen und UN-Organisationen, das für die Berücksichtigung von Genderperspektiven im Kampf gegen den Klimawandel eintritt, eine Reihe frauenrelevanter Punkte für den Entwurf des geplanten neuen Klimaschutzabkommens ein.

Die Opferstatistiken bei Klimakatastrophen belegen: Durchschnittlich sterben viermal mehr Frauen als Männer bei Überflutungen, Dürren und anderen Klimaanomalien. „Das hat weniger mit ihrer körperlichen Verfassung als mit ihrer gesellschaftlichen Benachteiligung zu tun“, be-

an.rissinternational tont Hannie Meester vom UN-Entwicklungsprogramm in einer Pressemitteilung.

Dabei könnten Frauen im Kampf gegen den Klimawandel viel Know-how einbringen, erklärte Kate Owren von der Women's Environment and Development Organisation (WEDO) bei einem Treffen der GGCA in Bangkok im September: Verfügen sie doch über essenzielle Erfahrungen und Fähigkeiten, die sie in ihren alltäglichen Rollen als Nahrungsproduzentinnen, Familienvorstände, Organisations- und Improvisationstalente erworben haben. nita

www.queer.de, www.spiegel.de

www.ipseuropa.org, www.wedo.org

Bleiberecht für alle!

deutschland.usa

„Sexuelle Identität“ im Gesetz In Deutschland debattieren Abgeordnete über die Erweiterung des im Grundgesetz formulierten Diskriminierungsschutzes um das Merkmal „sexuelle Identität“. Der Berliner Senat beschloss auf Vorlage des regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), zusammen mit Bremen und Hamburg, eine Bundesratsinitiative, um das Diskriminierungsverbot von homo-, bi- und transsexuellen Menschen in der deutschen Verfassung zu verankern. CDU und FDP lehnten dies ab. Der Begriff „sexuelle Identität“ sei nicht eindeutig definiert, kritisierte etwa Sebastian Kluckert (FDP).

Engagierter zeigte sich das Repräsentantenhaus in den USA: Dort wurde kürzlich die Ausweitung der Gesetze gegen Hassverbrechen („hate crimes“) beschlossen. Bislang war bei hassmotivierten Vergehen nur in Zusammenhang mit „Rasse“, Hautfarbe, Religion und nationaler Herkunft des Opfers ein höheres Strafmaß vorgesehen. Nun soll neben dem Merkmal „sexuelle Ausrichtung“ auch „Behinderung“ in den Gesetzestext aufgenommen werden. Um bundesweit in Kraft zu treten, benötigt die neue Regelung noch die Zustimmung des US-Senats, ihr werden jedoch gute Chancen eingeräumt. Ebenso optimistisch stimmt die Bekundung des US-Präsidenten, das Homosexualitätsverbot beim

www.digmeout.org

Militär streichen zu wollen. Bei einer Veranstaltung der „Human Rights Campaign“ Mitte Oktober versicherte Obama gegenüber LGBT-AktivistInnen dessen baldige Aufhebung. Wann dies geschehen soll, bleibt allerdings weiterhin unklar. nita

deutschland

Im Zuge einer parlamentarischen Anfrage gab die deutsche Bundesregierung Ende September aktuelle Zahlen zum Bleiberecht bekannt. Demnach leben derzeit über 60.000 Menschen mit einer Aufenthaltserlaubnis nach der „IMK (Innenministerkonferenz)-“ bzw. „Altfallregelung“ in Deutschland. Das bedeutet, dass sie sich seit mehr als sechs Jahren nur geduldet in Deutschland aufhalten und bei z.B. einem Jobverlust von Abschiebung bedroht sind. Geduldete dürfen sich in Deutschland nicht frei bewegen und sind u.a. von angemessener medizinischer Versorgung ausgeschlossen.

Nach den Bundestagswahlen forderte „Pro Asyl“ daher einen Kurswechsel in der Asyl- und Migrationspolitik und startete eine E-MailKampagne. Gemeinsam mit dem Interkulturellen Rat appelliert die Flüchtlingshilfsorganisation an die VertreterInnen von CDU und FDP, im künftigen Koalitionsvertrag das Bleiberecht neu zu regeln: Langjährig Geduldete und Menschen, die nur befristet bleibeberechtigt sind, müssten ein gesichertes Aufenthaltsrecht und eine Lebensperspektive erhalten, so die Forderung.

Der Interkulturelle Rat und „Pro Asyl“ kritisieren zudem die Einsätze der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX, für die es seitens der EU nach wie vor keinerlei verbindliche menschenrechtlichen Richtlinien gibt, und fordern ihren Stopp. Schon seit Jahren werden solche Kriterien erfolglos eingefordert. viyu www.proasyl.de

„Discourses on popular music, gender and ethnicity“ tragen María José Belbel aus Spanien und Rosa Reitsamer aus Österreich für ihr (auch auf DVD erhältliches) Online-Projekt „dig me out“ zusammen.

Der Name fordert zum Ausgraben und Entdecken auf, die Schatzgräberinnen sammeln Links zu Musik, Videos und weiterführenden Homepages von Kulturschaffenden und feministischen Aktionen.

Popkultur soll nicht nur konsumiert, sondern selbst mitgestaltet werden und zum feministischen, queeren, antirassistischen Netzwerken genutzt werden. Die Initiatorinnen stellen damit sowohl zwischen Theorie und Praxis als auch zwischen den Künsten vielfältige Verbindungen her. Entstanden ist die Plattform in Kooperation mit dem Kunstzentrum Artekulu im spanischen San Sebastián, die Datenbank ist daher in Spanisch, Baskisch und Englisch verfügbar. Weit über hundert Feminist_innen und Projekte sind schon eingetragen, darunter zahlreiche Magazine sowie Akteurinnen aus dem an.schlägeUmfeld. fis november 2009 an.schläge 13

Fo t o : Ke r s t i n Ke l l e r m a n n

kunstkolonialismus

Koloniale Piraterie Während in Italien die Nachfahrinnen der Sklavinnen als Arbeitsmigrantinnen häufig in der Sexarbeit landen, zeigen die Museen Kulturgüter aus der Zeit des Kolonialismus. Eine Reportage aus Genua von Kerstin Kellermann.

Weit ist die Aussicht auf die Fähren, Schlepperboote und die mehrstöckigen Passagierschiffe im Hafen von Genua. Das orangene Frühstückstablett ist so schmal, dass es locker zwischen den Metallstäben der Ablage durchrutscht.

Und schon gibt es eine große Kaffeepfütze am Boden. Eine junge Schwarze Angestellte eilt herbei, um den Schaden wiedergutzumachen. Sie kennt das schon. Die verdutzten, verschlafenen Gäste, die vor dem Frühstücksbuffet alles auf den Boden schmeißen. „Gibt es in Österreich Fabriken?“, fragt sie, denn sie würde gerne in einer Fabrik arbeiten, da verdiene man nicht schlecht und die Strukturen seien klar. Leider wäre Prostitution jedoch die einzige Jobmöglich14 an.schläge november 2009

keit für Nigerianerinnen in Italien. Es sind sehr junge Frauen, die in der Nacht in einer Reihe unter den Bögen der Via di Sottoripa stehen. „Sie haben keine Wahl.“ Die selbstbewusste Frau kam alleine nach Italien, vor über sechs Jahren.

Seit einem Jahr ist sie verheiratet und besitzt Dokumente. „We suffer! Es gibt aber eine Organisation, die hilft. Sie reden mit den jungen Frauen auf der Straße, verteilen Kondome und holen die da raus. Ohne diese Organisation wären die Straßen von Genua voll von den Leichen dieser Mädchen.“ Die Hilfsorganisation „Associazione Onlus – On The Road“ unterstützt von San Benedetto del Tronto aus die Sexarbeiterinnen von Genua. Auch die Caritas

engagiert sich: „Die Caritas hilft den Frauen zu heiraten. Sie vermittelt auch Jobs“, erzählt sie. „Willst du mit den Mädchen reden? Heute abend?! Oder besser nicht, denn wenn du in Wien lebst, kannst du sie sowieso nicht unterstützen!“ Die besten SklavInnen. Die Gründe dafür, dass die italienischen Behörden eine nigerianische Migrantin in der Prostitution, aber eben nicht in der Fabrik arbeiten lassen, gehen über Rassismus hinaus: Die unmittelbare Ausbeutung der Körper folgt der Logik kolonialer Unterwerfung. Gerade in der Hafenstadt Genua ist die Geschichte der Kolonialzeit noch präsent, als Sklaven als Ruderer auf den Galeeren eingesetzt wurden. In

kolonialismuskunst Genua gab es sogar einen eigenen Friedhof für SklavInnen. Und während auf der Straße die Nachfahrinnen dieser SklavInnen Handtaschen und Sonnenbrillen oder eben ihre Körper verkaufen, strotzen die Sammlungen vieler Museen vor geraubten Stücken aus der Kolonialzeit. Uniformen, Waffen und aus anderen Kontinenten mit Waffengewalt entwendete Gegenstände werden voller Stolz gezeigt.

Im neu errichteten, vierstöckigen maritimen Museum, dem „Galata Museo Del Mare“, sind in der unteren Halle die Ergebnisse eines Kunstvermittlungsprojektes für Migrantinnen aus Afrika zu sehen. Etwas verloren wirkend stehen die lebensgroßen Figuren aus Pappe, die afrikanische Menschen darstellen und traditionelle Kostüme tragen, in der Gegend herum.

Beim Betrachten der eigentlichen Ausstellung über die Galeeren finden

den Schiffen, das Silber wurde den europäischen Monarchen geliehen. Ein Teil des Silbers wurde in tolle Paläste und in Kunstsammlungen gesteckt.“ Genua „vermietete“ übrigens auch Rudersklaven an Monarchen.

Volle Paläste. Auch im „Museum der Kulturen der Welt“, einer Burg auf einem Hügel, werden die blutigen Kämpfe um den Besitz und die Kulturgüter von Menschen aus anderen Kontinenten schamlos idealisiert. Ein Haufen Kanonenkugeln liegt in der Sonne – oder sind das diese Kugeln, die gefangene Ruderer auf den Galeeren an den Füßen tragen mußten? Drinnen im Stiegenhaus Sträuße von spitzen Hellebarden, gefährlich aussehende Waffen, an den Wänden. Ohne erklärendes schriftliches Material wird hier unfreiwillig offen gezeigt, wie der Seefahrer Kapitän Enrico Alberto d’Albertis und der Missionar

mittlerin, die im „Museum der Kulturen der Welt“ Führungen für MigrantInnen anbietet, erzählt, dass eine Gruppe afrikanischer Museumsbesucherinnen vor dieser Ansammlung von Waffen und „gefundenen“ Gegenständen zu streiten begann. „Sie konnten das nicht verstehen“, meint die Kunstvermittlerin.

Aber wahrscheinlich verstanden die Frauen nur zu genau, dass es sich bei diesem „Kulturmuseum“ eigentlich um ein Waffenmuseum handelt, in dem unverhohlen gezeigt wird, wie Menschen aus anderen Kontinenten ermordet wurden, um ihrer Kulturgüter habhaft zu werden.

Erforschen und offenlegen. Teresa Sardanelli ist Chefin der Kulturabteilung der Stadt Genua und als solche oberster Boss für 16 Museen und 42 Paläste. Sie erzählt, dass in den Depots der Paläste, die nach dem Tod der EigentümerInnen

„Grosse Pakete von Silber wurden jährlich aus Südamerika heran geschifft.

Die Genuesen holten das Silber von den Schiffen, das Silber wurde den europäischen Monarchen geliehen. Ein Teil des Silbers wurde in tolle Paläste und in Kunstsammlungen gesteckt.“ sich dann erstaunliche Aussagen über die „Qualität“ der damaligen Sklaven und eine verklärende Version von Kolonialismus. Seit dem Mittelalter gab es SklavInnen in Genua, die Ruderer auf den Galeeren setzten sich zu je einem Drittel aus Sklaven, aus Verurteilten und aus freiwilligen Ruderern, zumeist Arbeitslosen oder Verschuldeten zusammen. Die meisten Sklaven waren Muslime, doch anscheinend war nicht jeder für die Arbeit an den elf Meter langen, 60 Kilo schweren Rudern „geeignet“, wie hier auf einer Schautafel zu lesen ist: „Türkische Männer wurden für schlechte Ruderer gehalten, die besten Sklaven kamen aus Nordafrika.“ In euphorischem Tonfall berichtet die Ausstellung im nächsten Stock über die monetären Erfolge der Stadt Genua: „Riesige Armeen und Flotten brauchten Geld. Genua lieh den Monarchen Geld.“ Und woher hatte die Stadt Genua die finanziellen Mittel? „Große Pakete von Silber wurden jährlich aus Südamerika heran geschifft.

Die Genuesen holten das Silber von

Monsignor Federico Lunardi an ihre „Sammlungen“ von wunderschönen alten Kunst- und Gebrauchsgegenständen kamen. Eine Amphore in Kopfform stammt aus dem 15. bis 16. Jahrhundert vor Christi und von den „Chimu-Inca“.

Ein Becher, der ein „mythical being“ darstellt aus „125-225 A.D.“, bemaltes Terrakotta, „funerary set“. Anschaffung: Schmidt, Pizarro 1934. Hier scheint der berüchtigte Pizarro gemeint zu sein, der das Staatssystem der Inkas so zerschlug wie Cortez Mexiko zerschlagen hatte.

Aber wiederum: kein einziger Hinweis.

Während in Genua Tausende illegalisierter Pflegerinnen aus Ecuador und Peru zu Billigstlöhnen arbeiten, zeigt die Stadt ungeniert die „erworbenen“ Kunstgegenstände der Vorfahren dieser Arbeiterinnen aus Südamerika.

Die vor kurzem eingeführte Kulturvermittlung für migrantische Communitys kann nur zynische Dekoration bleiben, so lange die Geschichte des Kolonialismus im Museum nicht kritisch thematisiert wird. Eine Kulturver-

der Stadt überschrieben werden, immer wieder Kunstwerke und Kulturgüter auftauchen, von denen niemand weiß, wie sie in den Besitz der PalastbewohnerInnen gelangten. Die Stadt Genua als alte Seefahrerstadt mit einer Geschichte voller Freibeuter, die von den Königen beauftragt wurden, ist mit den Unmengen an Besitz überfordert, so Sardanelli. „Man sollte nicht urteilen, sondern kontextualisieren“, meint die Münchner Kuratorin Andrea Engl zum Thema Kolonialismus, die für eine Konferenz zum Thema „Migration in Europa und lokale Tradition“ nach Genua kam. Dann ermahnt sie die anwesenden MuseumsvertreterInnen, ihre kolonialen Quellen zu erforschen und offenzulegen, denn: „Es wird noch ungefähr zehn Jahre gut gehen, dass die Museen nicht thematisieren, woher sie ihre Schätze haben. Dann werden migrantische AbsolventInnen von den Universitäten kommen und in bestem Deutsch oder hier eben auf Italienisch diese Informationen über ihre Vorfahren einfordern.“ ❚ november 2009 an.schläge 15

Fo t o : Q u e e r s o n W h e e l s

m채nnerbewegung

16 an.schl채ge oktober 2009

B i l d s t r e c k e d e s T h e m a s : A n i t a We l z m 체 l l e r

selbstbestimmt

„Behinderung ist queere Kultur“ Anlässlich der diesjährigen Regenbogenparade in Wien schlossen sich die Queers on Wheels zusammen. Vina Yun befragte die Gruppe* zu ihrem politischen Selbstverständnis als „Krüppel_innen“ und ihren Strategien. an.schläge: Die Queers on Wheels bezeichnen sich als eine Gruppe „behindert queerer“ und „queer behinderter“ Personen. Was ist darunter zu verstehen?

Queers on Wheels: Die Queers on Wheels verstehen sich nicht als behindertenpolitische Organisation, sondern als politische Gruppe, die sich in unterschiedlicher Form mit dem Thema Benachteiligung oder Privilegierung befasst. Behinderung ist eines unserer Themen.

oder unpassend deklariert werden. In herrschender diskursiver Rhetorik ausgedrückt:„Ein Transmann ist behindert, weil ja gar kein richtiger Mann – und ein behinderter Mann ist schon gar kein richtiger Mann, weil ein behinderter Mann …“ Unter „queer“ werden ja teils recht unterschiedliche Positionen verhandelt, die sich als außerhalb einer Norm stehend begreifen. „Behinderung ist queere Kultur!“ lautet eine der Parolen, die ihr ausgerufen habt. Bezieht sich „queer“

das ist eine Ausgangsposition. Aber dieser Bezug ist für uns einzelne im Kollektiv jeweils sehr unterschiedlich.

Wir stellen nicht, wie das in vielen politischen Gruppen der Fall ist, eine Selbstdeklaration zur Verfügung – inklusive Beweis, wer wir unter welchen Gesichtspunkten sind und wo man uns folglich einordnen kann. Wir machen Aktionen in unterschiedlichen Kontexten und melden uns zu nicht vorgesehenen Themen. So gesehen sind wir als Gruppe keine genuinen Behinderten-

Wir verstehen „queer“ als breiten Begriff, der nicht nur sexuelle Orientierungen meint, sondern vor allem Normierungen von Körpern und Begehren – gerade auch in queeren und behinderten Selbstorganisationen – hinterfragt.

„Behindert queer“ und „queer behindert“ ist ein Wortspiel. Es verbindet zunächst „behindert“ und „queer“.

Dann geht es immer auch um ein Behindert-werden durch ganz unterschiedliche gesellschaftliche Barrieren.

Auch nicht-behinderte queere Personen werden gesellschaftlich, politisch und sozial behindert, z.B. Trans-Personen, die sich nicht einer eindeutigen Zuschreibung von Geschlecht (Frau/Mann) unterordnen. Um noch etwas weiter zu gehen: Es könnte hier auch von transbehindert gesprochen werden – vor allem wenn Körper, Identitäten und Praktiken als richtig oder falsch, als passend

demnach auch auf ein Jenseits herrschender Körperbilder und -funktionalitäten?

Wir verstehen „queer“ als breiten Begriff, der nicht nur sexuelle Orientierungen meint, sondern der vor allem Normierungen von Körpern und Begehren – gerade auch in queeren und behinderten Selbstorganisationen – hinterfragt. Unsere Gruppe hat sich die Bezeichnung „queer“ genommen, weil sie unserer Ansicht nach auch am besten repräsentiert, dass wir Identitätsbeschränkungen aufmachen wollen. Klar haben wir einen starken Bezug zur Lebensweise und Kultur von Behinderung,

aktivist_innen, sondern eher eine Einmischgruppe in Felder wie Benachteiligung, Ausschluss usw. Einzelne von uns sind aber auch Behindertenaktivist_ innen.

Die Queers on Wheels wollen Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen behinderten, queeren, Transgender- und antirassistischen Empowerment-Bewegungen aufzeigen. Wir wollen unterschiedliche Formen von Ausgrenzung kritisieren.

Grundlage für’s Einmischen ist, einen hedonistischen, lustbetonten Zugang zu schaffen, gerade auch in Be-

* „Wir, die Queers on Wheels, wollten bewusst auf eine Zuordnung der Statements verzichten, um eben keine Zuordnungsgrößen zu liefern, die es erlauben, die einzelnen Protagonist_innen als behindert, trans, oder sonst***ige* zu klassifizieren.“

november 2009 an.schläge 17

selbstbestimmt zug auf ein Themenfeld, wo Lust, Sex, Erotik, Hedonismus, Luxus nicht vorgesehen sind.

Wenn es um Behinderung geht, fangen die sogenannten Nicht-Behinderten immer fast zu weinen an. Aber Zusammenleben, das ist eine andere Sache. Behinderung als normenkritischer, widerständiger Kulturbegriff müsste sich auch hierzulande entwickeln können.

Die Queers on Wheels waren heuer erstmals bei der Regenbogenparade dabei. Wie war’s für euch?

Es war sehr, sehr lustig, anstrengend und aufregend. Großteils haben wir auch sehr positive Rückmeldungen erhalten. Die Regenbogenparade haben wir uns als ersten öffentlichen Auftritt

rade der Begriff „Krüppel“ zeigt deutlich, dass politische Bezeichnungen oft konträre Bedeutungen haben – von verletzend und abwertend bis stolz und emanzipiert. Und genau in dieser Spannbreite bewegen sich behinderte Personen tagtäglich aufs Neue. Mittlerweile wird der Begriff „Krüppel“ in politischen Zusammenhängen gar nicht mehr verwendet, was sehr schade ist.

Denn nichts drückt die Wut über den (Alltags-)Rassismus gegen behinderte Personen besser aus. Und nichts unterstreicht den Stolz behinderter Personen mehr. „Queer“ hat als Begriff eine ähnliche Geschichte wie „Krüppel“, beides waren ehemals ausschließlich negativ besetzte, abwertende Schimpfwörter,

umverteilen können? Oder wieso sich Nicht-Behinderte ausschließend oder ignorant verhalten? Wie kann der Mainstream Wohltätigkeit von Solidarität unterscheiden lernen? Was lehrt uns „Licht ins Dunkel“ über Behinderungen, was weiß jede_r selber zum Thema Behinderung, und wie unterscheiden sich diese beiden Wissensstränge? Warum leben nicht alle in einer barrierefreien Wohnung, wo doch potenziell alle behindert werden können? Wer muss das von wem fordern? Wieso sieht man so wenige behinderte Leute auf der Straße in Österreich? Wer muss sich emanzipieren? Und wovon?

Anders gefragt: Ich habe den Eindruck, dass das Thema „Behinderung“ in den deutschsprachigen emanzipatori-

Mittlerweile wird der Begriff „Krüppel“ in politischen Zusammenhängen gar nicht mehr verwendet, was sehr schade ist. Denn nichts drückt die Wut über den (Alltags-)Rassismus gegen behinderte Personen besser aus. Und nichts unterstreicht den Stolz behinderter Personen mehr.

1 Christian Mürner/Udo Sierck: Krüppelzeitung. Brisanz der Behindertenbewegung. Neu-Ulm: AG SPAK Bücher 2009.

Queers on Wheels:„Dieser Text schafft durchaus Barrieren und Ausschlüsse, er ist nicht in leichter Sprache verfasst. Wir wollen ganz klar sagen, dass wir uns dessen bewusst sind. Wir unterstützen dennoch die Forderung nach leichter Sprache, weil ja Wissensproduktion und Zugang zu bzw. Ausschluss von Wissensproduktion etc. ebenfalls mit Macht zu tun haben.“

18 an.schläge november 2009

ausgesucht, weil sie u.a. ein Sex-bezogenes Event ist. Bei Sexualität geht es auch auf unterschiedliche Weisen immer wieder um Vermischungen, das Verschwimmen von Grenzen.

Auf der Parade waren die Queers on Wheels sichtbar als eine queere Gruppe auf Rädern – in Rollis, in Rollschuhen, im Pflegebett usw. – unterwegs. Ein Rollstuhl wird gewöhnlich mit Angst („Hoffentlich passiert mir das nie!“) und ausgrenzendem Mitleid („Ach, du Arme_r!“) betrachtet. Wir wollten hingegen auf der Regenbogenparade eine andere Sichtweise eröffnen: mit dem gemeinsamen Aufrollen den Rollstuhl als Symbol lustvoll und erotisch besetzbar machen.

Vor kurzem ist ein Buch erschienen, das, ausgehend von der Gründung der ersten „Krüppelzeitung“ in Deutschland, dreißig Jahre Krüppelbewegung nachzeichnet und Bilanz zieht.1 Wer ist eigentlich gemeint, wenn von der „Krüppelbewegung“ die Rede ist?

Die Krüppelbewegung hatte ihren Anfang 1977 in Bremen. Sie forderte nicht die Integration behinderter Menschen, sondern wollte die nicht-behinderte Öffentlichkeit mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontieren. Ge-

die von den jeweiligen Communitys zum Zwecke positiver Selbstsetzung in Besitz genommen wurden. Vom Wortsinn her hat „Krüppel“ die Bedeutung „krumm“. Das hat doch sehr starke Ähnlichkeiten mit der Bedeutung von „queer“, das für „schräg, anders, quer zur Norm“ steht. Wir möchten diese und andere Parallelen hervorheben, um Verbindungslinien zwischen den unterschiedlichen Bewegungen zu ziehen und diese zu nutzen, im Sinne einer Bündelung von Kräften.

Gibt es eine Identität als „Behinderte_r“?

Eine spannende Frage. Als Queers on Wheels bewegen wir uns bewusst im Spannungsfeld zwischen der Frage nach der/den jeweils eigenen Identität/en, nach den Identitäten innerhalb einer bestimmten und durchaus auch separatistischen (Peer-)Gruppe und der Infragestellung und Öffnung derselben.

Wo stehen heute die Emanzipationsbestrebungen von Menschen mit Behinderung aus eurer Perspektive?

Gegenfrage: Wo steht der Mainstream, wenn es darum geht, wie man Behinderte kennenlernt? Oder darum, wie Nicht-Behinderte ihre Privilegien

schen Debatten der 1970er und -80er stärker präsent war als heute. Täuscht dieser Eindruck oder sind „Krüppelfrauen“, wie sie sich selbst nannten, in den aktuellen feministischen und queeren Auseinandersetzungen tatsächlich weniger repräsentiert?

Uns stellt sich in diesem Zusammenhang erneut die Frage danach, wer welche Positionen besetzt. Wer entscheidet denn über Zugang oder Ausschluss? Wer darf warum wo sprechen?

Gibt es hier Transparenz? Und wer entscheidet wie über die Themenwahl und die Formen von Auseinandersetzung?

Ein Ausgangspunkt unserer Diskussionen ist, dass behinderte Lesben/Queers/Feministinnen in den Räumen der entsprechenden Szenen im Grunde genommen nicht willkommen sind. Einerseits manifestiert sich dies in Form einer erstaunlich unverrückbar scheinenden Ignoranz, die barrierefreien Zugang von Räumen nicht ernsthaft zur Debatte stellt, geschweige denn als Grundvoraussetzung von Einladung und Zugang klar umsetzt. D.h. bereits auf dieser „ersten“ Ebene wird die Präsenz behinderter Personen in sogenannten queeren Zusammenhängen verhindert, entsprechende Auseinan-

dersetzungen müssen und können so erst gar nicht stattfinden.

In einer solchen Auseinandersetzung – die aber eben nicht stattfindet – müsste es auf einer nächsten Ebene um Homo-Normativität gehen, die beispielsweise bestimmte Körper(bilder) von vornherein als begehrenswerte Körper(bilder) ausschließt. Homo-Normativität bedeutet das Übernehmen heteronormativer, patriarchaler und rassistischer Kategorien: Begehrenswerte Subjekte haben in etlichen lesbischen, bisexuellen und schwulen Kontexten nach wie vor auf bestimmte Weisen auszusehen, zu erscheinen und sich zu äußern, sollen beispielsweise eindeutig als „Mann“ oder „Frau“ wahrnehmbar sein und im Grunde stereotypen Schönheitsidealen entsprechen.

Wie schätzt ihr die derzeitige politische und rechtliche Situation für Menschen mit Behinderung in Österreich ein? Welche Forderungen stehen im Mittelpunkt?

Die Frage ist ja: Was hat die Gesellschaft davon, sich auf die Lebensweise „Behinderung“ positiv zu beziehen? Was würde eintreten, wenn Diskriminierung, Klassifizierung und Enteignung als soziale Praktiken aufgegeben würden? Die nichtbehinderte Gesellschaft hat höllische Angst davor, dass individuell Behinderung eintreten könnte, und das ist potenziell für jede Person möglich. Es ist einfach dumm, wegzuschauen und so zu tun, als wäre diese Realität nicht da. Wenn aber Behinderung sozial anerkannt und gleichgestellt wäre, als ein Leben mit guten Möglichkeiten, Chancen und Perspektiven in der Gesellschaft, dann wäre es kein Schreckgespenst mehr, von dem mensch nichts wissen will. Ein solches Umdenken lässt sich aber wahrscheinlich eher provozieren als fordern.

Fordern lässt sich: barrierefrei bauen.

Heimstrukturen auflösen. Persönliche Assistenz für alle, die sie brauchen. Ausreichend öffentliches Geld in diesen Bereich fließen lassen. Aber nicht auf die Art und Weise, wie es jetzt läuft: Schlecht bezahlte Migrant_innen, Langzeitarbeitslose u.a. versorgen behinderte Personen auf einem Qualitätsniveau, das – für alle – sehr zu wünschen übrig lässt.

Außerdem fordern wir: Diverse Phobien und Rassismen in den diversen Communitys stoppen! Dementsprechende Einladungspolitiken machen! Selbstver❚ ständlichkeit darin entwickeln!

Fo t o : Q u e e r s o n W h e e l s

bewegungmänner

november 2009 an.schläge 19

selbstbestimmt

Glossar Barrierefreiheit bedeutet Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Gebäuden und Informationen für alle Menschen (siehe auch „Leichte/Schwere Sprache“).

Selbstbestimmt Leben-Bewegung. Die emanzipatorische Behindertenbewegung hatte ihren Ausgang in den USA Ende der 1960er Jahre. Heute existieren weltweit Selbstbestimmt Leben-Initiativen. Selbstbestimmtes Leben heißt, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben, welche auf der Wahl von akzeptablen Möglichkeiten basiert.

People First-Bewegung Eine der Forderungen der Selbstvertretungs-Bewegung ist eine veränderte Benennungspolitik in Bezug auf Behinderung – nach dem Prinzip: „Ich bin in erster Linie Mensch und erst viel später behindert.“ Anstatt „Behinderter“ wird daher die Bezeichnung „Mensch mit Behinderung“ bevorzugt. Die People First-Bewegung lehnt auch den häufig gebrauchten Begriff „geistige Behinderung“ als diskriminierend ab, die Aktivist_innen bezeichnen sich selbst als „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.

1 UN-Konvention in Leichter Lesen auf www.bizeps.or.at/links.php?nr=135 Quellen BIZEPS, www.bizeps.or.at Digitale Volltextbibliothek bidok (behinderung inklusion dokumentation), http://bidok.uibk.ac.at Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. , www.isl-ev.de Netzwerk leichte Sprache, www.leichtesprache.org Heike Raab auf http://www.uibk.ac.at Queers on Wheels www.sprachfluegel.de Integration Österreich/Beate Firlinger:„Buch der Begriffe. Sprache, Behinderung, Integration“, http://info.tuwien.ac.at/uniability/ documents/Buch_der_Begriffe.pdf Deutsches Institut für Menschenrechte, www.institut-fuer-menschenrechte.de Beauftragte der deutschen Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, www.alle-inklusive. behindertenbeauftragte.de

20 an.schläge november 2009

ten ein soziales Modell, das die Erfahrungen des „Behindertwerdens" anhand der historischen, sozialen und politischen Bedingungen einer Gesellschaft analysiert. Die Forschung zu Behinderung wird so von einer Forschung über Objekte zu einer Forschung von Subjekten. „Krüppel/in“. Die Selbstbezeichnung „Krüppel/in“ (und „NichtKrüppel/in“) steht in ihrer radikalen Umkehrung und positiven Aufladung für einen politisierten Behinderungsbegriff und in bewusster Opposition zur medizinisch-defektorientierten, abwertenden Verwendung des Wortes. „Krüppel/in" wird nicht länger mit Minderwertigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit und Abhängigkeit assoziiert, sondern verweist auf den Status der „Krüppel/in“ als Unterdrückte – und eröffnet den Aktivist_innen der Bewegung damit die Möglichkeit, sich kollektiv zu konstituieren und sich in einer positiven Identität einzurichten.

Crip Theory stellt die kritische Aneignung der paradigmatischen Grundlagen der Queer Studies und der Disability Studies dar, die beide ihre Herkunft in politisierten BewegungsPeer Counseling ist eines der wichtigsten Instrumente der und Wissenschaftsdiskursen haben. Ähnlich wie die DisabiliSelbstbestimmt Leben-Bewegung. Behinderte Ratsuchende ty Studies fokussieren die Queer Studies auf kulturelle, politiwerden von behinderten Berater_innen beraten und untersche, juristische, künstlerische, ethische und soziale Unterstützt. Durch Erfahrungen mit der eigenen Behinderung sind scheidungsweisen von Körpern. In beiden Wissenschaftsdisdiese Expert_innen in eigener Sache. Ein methodisches ziplinen werden auch die medizinische Definitionsgewalt Merkmal ist, dass sich die ratsuchenden Personen ihre Lösun- über Körper bzw. Körperzustände und die damit verbundegen selbst erarbeiten. nen kulturellen Normen und Normalisierungsprozesse in Frage gestellt.

Persönliche Assistenz ermöglicht behinderten Menschen eine „UN-Jahr der Behinderten“ (1981). Ein Meilenstein in der Gegleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft und versetzt sie in die Lage, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Dieser schichte der Krüppelbewegung war 1981, das Internationale UN-Jahr der behinderten Menschen. Am 18. Juni 1981 schlug zweite wichtige Eckpfeiler der Selbstbestimmt Leben-Bewegung setzt auf die Kompetenzen der behinderten Menschen Franz Christoph, Mitbegründer der ersten „Krüppelgruppe“ in der BRD, dem damaligen deutschen Bundespräsidenten Karl und eröffnet ihnen die Möglichkeit, ihren Hilfebedarf selbst zu organisieren (u.a. in den Bereichen Körperpflege, Mobilität Carstens während dessen Eröffnungsrede einer Veranstaltung seine Krücken vor die Beine. „Der Hieb zielte auf die verund Kommunikation). Die Assistenznehmer_in entscheidet, logenen Gönner, die von Integration und Miteinander redewer wann wo und wie die Hilfe(-n) leistet. ten, die offene und versteckte Diskriminierung behinderter Leichte/Schwere Sprache. Bei Leichter Sprache geht es darum, vor Personen aber nicht wahrhaben wollten.“ (Udo Sierk) allem schriftliche Informationen so aufzubereiten und zu Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung übersetzen, dass sie für alle Menschen leicht verständlich sind. Gefordert wird dies insbesonders für Gesetze, Verträge wurde im Dezember 2006 von der UNO-Vollversammlung und andere schwere Texte. Für Leichte Sprache gibt es euroverabschiedet und stellt einen wesentlichen Schritt in der paweit klare Regeln (z.B. kurze Sätze, einfache Wörter und Er- Behindertenpolitik dar: Schlüsselbegriffe der Konvention sind klärung von Fremdwörtern; zusätzlich sollen Bilder und Sym- Würde, Inklusion, Teilhabe, Selbstbestimmung, Empowerbole das Verstehen der Texte erleichtern). Selbstvertretungsment, Chancengleichheit und Barrierefreiheit. Für Österreich Bewegungen fordern das Recht auf Leichte Sprache ein. trat die Konvention im Oktober 2008 in Kraft (gleichzeitig mit der Novelle des Bundesbehindertengesetzes), für Deutschland im März 2009. Die Schweiz hat die UN-KonvenDisability Studies beschreiben „Behinderung" nicht als Defizit, tion1 bis heute nicht unterschrieben. das überwunden oder geheilt werden soll, sondern erarbei❚

bestimmtselbst

Nichts über uns ohne uns Seit acht Jahren gibt es in Innsbruck die Beratungsstelle Wibs für Menschen mit Lernschwierigkeiten: „Wir informieren, beraten und bestimmen selbst.“ Eine Selbstdarstellung von Aglaia Parth und Monika Rauchberger*.

Bei Wibs arbeiten drei Frauen und ein Mann mit Lernschwierigkeiten1 sowie drei Unterstützerinnen. Für diese Arbeit werden wir alle bezahlt. Das ist ganz wichtig, damit unsere Arbeit ernst genommen wird. Außerdem haben wir dadurch gelernt, was der Unterschied zwischen Beschäftigungstherapie und richtiger Arbeit ist. Bis heute kämpfen wir dafür, dass alle Menschen mit Lernschwierigkeiten richtiges Geld für richtige Arbeit bekommen.

Machtverhältnisse umkehren. Bei uns sind die Frauen und der Mann mit Lernschwierigkeiten die ExpertInnen. ExpertInnen sind wir, weil wir unsere und die Lebensgeschichten von anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten sammeln. Und wir lernen daraus, dass es

geben. Sie dürfen uns an wichtige Aufgaben und Termine erinnern und uns Vorschläge machen. Wir können die Vorschläge dann annehmen oder ablehnen.

Seit 2002 bemüht sich Wibs, dass es in Österreich immer mehr Selbstvertretungsgruppen gibt. Politische Arbeit ist uns wichtig. Und das geht nur, wenn so viele SelbstvertreterInnen wie möglich zusammenarbeiten. Deshalb organisieren wir seit drei Jahren einmal jährlich im Jahr ein sogenanntes Selbstvertretungswochenende. Dazu laden wir alle SelbstvertreterInnen aus ganz Österreich ein.

Wir möchten eine starke Bewegung werden, die sich für die Rechte von uns Menschen mit Lernschwierigkeiten einsetzt. So wie das „People First“-Gruppen auf der ganzen Welt

keine Extra-Heime. Wir wollen normale Arbeit und keine Extra-Arbeit.

Richtiges Geld für richtige Arbeit. Wir wollen uns selbst ernähren können. Wir wollen nicht von der Gesellschaft abhängig sein. Wir wollen zeigen, was wir können, und dafür genug Geld verdienen.

Heuern und Feuern. „Mensch zuerst“Gruppen wollen sich ihre UnterstützerInnen gut aussuchen. Wir wollen sie auch selbst bezahlen. Dann können wir sie nämlich feuern, wenn sie uns nicht selbst bestimmen lassen.

Persönliches Budget. Eine Forderung ist, dass die Menschen mit Lernschwierigkeiten das Geld für die Werkstätten und Wohnheime selbst bekommen sollen.

Sie würden dann die Heime und Werk-

Wir wollen normale Wohnungen haben und keine Extra-Heime. Wir wollen normale Arbeit und keine Extra-Arbeit. ganz viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wie wir leben können. Und wir lernen immer wieder über unsere Rechte dazu. Das geben wir dann in unseren Beratungen weiter.

Wir geben eine Zeitung heraus und halten Kurse. Uns ist es wichtig, dass immer mehr Menschen mit Lernschwierigkeiten selbstbewusst werden und über Selbstvertretung Bescheid wissen. Wir wollen Mut machen, damit sie selbst bestimmen, wie sie leben wollen.

Seit einem Jahr ist Monika Rauchberger die Leiterin von Wibs. Es ist nicht so einfach, als Frau mit Lernschwierigkeiten respektiert zu werden.

Unsere Unterstützerinnen müssen wir anleiten und ihnen Arbeitsaufträge

tun. „People First“ heißt „Mensch zuerst“. So nennen sich Selbstvertretungsgruppen von Männern und Frauen mit Lernschwierigkeiten auf der ganzen Welt.

Weltweit fordern wir zum Beispiel:

stätten selbst bezahlen. Diese Forderung finden einige Menschen nicht gut.

Die wollen das Geld weiterhin selbst bekommen.

Leichte Sprache. Leichte Sprache ist wichtig, damit wir die wichtigen InformatioNichts über uns ohne uns. Damit wollen wir nen bekommen und mitbestimmen sagen, dass wir wichtige Entscheidunkönnen. Wir wollen zum Beispiel, dass gen selbst treffen können. Manchmal es die Gesetze auch in leichter Sprache brauchen wir dabei Unterstützung oder gibt. Damit wir sie besser verstehen. Es gibt Regeln zu leichter Sprache. Wir wolBeratung. Manchmal können wir auch len, dass diese Regeln auch eingehalten nur mitbestimmen. Aber fragen muss werden. man uns.

Leider sind nicht alle Menschen für diese Forderungen. Viele denken, dass Reißt die Mauern nieder. Damit ist geWohnheime und Werkstätten gut sind. meint, dass wir überall dabei sein wollen, wo andere Menschen auch sind. Wir Manche denken, dass sie besser wissen, wollen normale Wohnungen haben und was gut für uns ist. ❚

* Mit Unterstützung von Ulrike Gritsch und Lisa Wimmler 1 Früher hat man gesagt, dass wir „geistig behindert“ sind. Das finden wir abwertend und diskriminierend.

Deshalb nennen wir uns lieber „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.

Wibs: www.selbstbestimmt-leben.net/ wibs/

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Shifting the Paradigm Queer Theory meets Disability Studies: Heike Raab über das Verhältnis von Behinderung, Heteronormativität & Queerness sowie ambivalente Strategien der Sichtbarkeit.

Heike Raab hat am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien (2009) zu Aspekten einer queeren Staatstheorie promoviert. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck (Institut für Erziehungswissenschaften/Disability Studies) mit dem Schwerpunkt queere und feministische Disability Studies.

Weitere Arbeitsschwerpunkte: Feministische Theoriebildung, Staatstheorie, Körpertheorien, Cultural Politics, Stadtsoziologie, Theorien des Visuellen, Bewegungsforschung, soziale Arbeit, sexuelle Bildungsarbeit.

Fussnoten 1 Vgl. Johanna Schaffer: Ambivalenzen der Sichtbarkeit, Bielefeld 2008.

2 Vgl. Robert McRuer/Abby L. Wilkerson:„Desiring Disability: Queer Theory Meets Disability Studies“, in: GLQ – A Journal of Lesbian and Gay Studies, 1-2 (2003).

3 http://gandt.blogs.brynmawr.edu/ files/2009/01/aimeemullins.gif vom 6.6.2009.

4 Vgl. Rosemarie Garland Thomson: „The Politics of Staring: Visual Rhetorics of Disability in Popular Photography“, in: Sharon Snyder/Brenda Jo Brueggemann/Rosemarie Garland Thomson (Hg.): Disability Studies.

Enabling The Humanities, New York 2002, S. 56-76.

5 Ebd. 6 Vgl. Johanna Schaffer: Ambivalenzen der Sichtbarkeit, S. 77.

22 an.schläge november 2009

In diesem Artikel möchte ich die neuartige mediale und öffentliche Sichtbarkeit von bislang minorisierten Existenzweisen in spätkapitalistischen Gegenwartsgesellschaften diskutieren.

Dabei sollen die Ambivalenzen dieser neuartigen Sichtbarkeit1 analysiert werden. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung steht die Bedeutung von Behinderung als kulturellem Phänomen. Dabei wird eine aus dem US-amerikanischen Kontext stammende Forschungsperspektive aufgegriffen, die unter dem Motto „Queer Theory meets Disability Studies“ zwei Verbindungslinien zwischen Behinderung, Heteronormativität und Geschlecht analysiert.

Behinderung, Heteronormativität und Geschlecht werden so als gegenseitige Hervorbringungs- und Durchdringungsverhältnisse konzipiert, die zudem in ebenso komplexe wie paradoxe Macht- und Herrschaftsbezüge eingelassen sind.

Daran anknüpfend stelle ich die Diskussion um die mediale Öffentlichkeit von minorisierten Existenzweisen in den Kontext von Queerness. Innerhalb der Queer Theory steht Queerness für die politische Praxis verschiebender Körpernormen bzw. von Körperpolitiken.

Jenes Konzept der verqueerenden Körperpolitiken geht davon aus, dass Körper als maßgeblicher Bestandteil bzw. als Grundlage sozialer Ordnung fungieren. In diesem Sinne verkörpern Körper im wahrsten Sinne des Wortes soziale und kulturelle Normen.

Nicht zuletzt aus diesem Grund streben Körperpolitiken wie Queerness über die Techniken der Entnormalisierung des Körpers eine Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung an. Gerade Sichtbarkeit und Öffentlichkeit gelten hierbei als ein Mittel zur und ein Versprechen auf Selbstermächtigung bzw.

immer ausgestellt und angestarrt wurden, möchte ich eine andere Lesart anbieten. Gleichwohl weist Garland Thomson zu Recht daraufhin, dass Repräsentationen stets an Darstellungskonventionen6, d.h. an Normen gebunden sind. Um also Sichtbarkeit und Öffentlichkeit zu erlangen, müssen die Normen der allgemeinen Repräsentierbarkeit erfüllt werden, die allerdings historisch bedingten Wandlungsprozessen unterliegen.

In Bezug auf verkörperte Einschreibungen in Massenmedien, so verdeutlicht dieses Foto, kommt es zu einem paradoxen Ineinandergreifen von BeDas schöne Geschlecht. Das Bild zeigt die hinderung, Heteronormativität und Gean beiden Beinen amputierte Aimee schlecht, die die Bedingung der MögMullins, es stammt aus den späten lichkeit für massenmediale Öffentlich90er Jahren.3 Aimee Mullins ist ein US- keit und Sichtbarkeit bislang minorisieramerikanischer Sportstar (Sprinterin) ter Existenzweisen darlegt. Denn die und ein Fotomodell, welches als Manperfekte Adaption heteronormativer nequin sämtliche bekannten Modema- Schönheitsnormen scheint hier der gazine in den USA zierte.

Preis für die Anerkennung von GeWie auf dem Bild zu sehen, ist Aischlecht – trotz Behinderung – zu sein. mee Mullins eine weiße, blonde Frau.

Gleichzeitig trägt die Art und Weise, wie Im konkreten Fall liegt sie, auf den ArBehinderung hier sichtbar gemacht men abgestützt, auf einem Bett (verwird, dazu bei, Behinderung in paradomutlich) mit ebenfalls weißem Bezug. xer Weise unsichtbar machen.

Sie trägt dazu eine Mischung aus NegIm Grunde genommen kommt es ligée und Hochzeitskleid, wobei die Ar- zu einer Mutation, um nicht zu sagen me unbekleidet sind, die Beine ebenzu einem Enteignungsprozess von falls. Das Model scheint sich auf dem selbstermächtigenden Körperpolitiken Bett zu räkeln und streckt kokett die in den massenmedialen DarstellungsBeine. Beine, an denen Prothesen zu se- weisen von Behinderung. Anstelle eines hen sind. Im scharfen Kontrast zum strategischen Konfiszierens von Geerotischen Outfit handelt es sich jeschlechtlichkeit, welche die heteronordoch um Sportprothesen, die üblicher- mative Geschlechterordnung verweise behinderte Sportläufer_ innen schiebt, werden hier traditionelle minoverwenden. risierende Geschlechtspositionen affirWährend Rosemarie Garland miert. Weiblichkeit wird als passive Thomson in ihrem Aufsatz „The Politics Feminität und Frau-Sein als (Begehrens-) of Staring: Visual Rhetorics of Disability Objekt inszeniert, die Frau ist nicht aktiin Popular Photography“4 solche Fotos ves Subjekt ihres eigenen Begehrens. als „licence to stare“5 interpretiert, die in Schlussendlich verweist die parajener historischen Tradition stehen, in doxe Repräsentation von Behinderung der Menschen mit Behinderung schon auf eine weitere Veränderung von Kör-

als eine Form von Selbstbestimmung, um Gesellschaft zu verändern. Körperpolitiken als öffentliche Inszenierungen des Selbst sind somit eine – wie sich noch herausstellen wird – widersprüchliche Form des Eingreifens in soziokulturelle Normen.

Anhand zweier Bildanalysen über Darstellungen körperbehinderter Frauen, die ich als eine Variante von Körperpolitik verstehe, möchte ich oben genannte Themen mit Bezug auf die komplexe Verwobenheit von Behinderung, Heteronormativität und Geschlecht aufgreifen.

bestimmtselbst rung und Homosexualität. Es ist gerade das Zusammenspiel von Behinderung und Homosexualität in der medialen Inszenierung der Erotik zwischen zwei Frauen, die es ermöglicht, differente Geschlechter- und Körperformen in die hegemoniale Geschlechterordnung einzuschreiben. Diese Form des Konfiszierens von Geschlecht stellt zudem die heteronormative zweigeschlechtliche Ordnung infrage, gerade weil Behinderung Teil der medialen Ins-

Gerade Sichtbarkeit und Öffentlichkeit gelten als ein Mittel zur und ein Versprechen auf Selbstermächtigung bzw. als eine Form von Selbstbestimmung, um Gesellschaft zu verändern.

Fussnoten 7 http://www.mouthmag.com/ johnnypoem.htm vom 6.6.2009.

8 http://www.mouthmag.com/ home.htm vom 6.6.2009.

das Bild finden: „Here’s the cover of the notorious ‚Trouble with Sex‘-Issue of Mouth. It’s a photograph of one person in a wheelchair being enwrapped – lovingly/joyfully […] by another. It’s hard to tell what sex they are. Probably women.“8 Auch wenn hier ganz offensichtlich ist, dass die Triade Behinderung, Heteronormativität und Geschlecht völlig anders – im wahrsten Sinne des Wortes – in Szene gesetzt wird, möchte ich nicht auf eine krude Gegenüberstellung von Mainstream und Subkultur hinaus. Vielmehr ist das Verhältnis von Mainstream und Subkultur als ein gegenseitiger VerweisungszusammenWeiblichkeit als Maskerade . Selbsterhang zu verstehen. D.h. zwischen hegemächtigungspolitiken sind also bei monialen Normen und der Opposition den medialen Versuchen, Körper zu dazu besteht ein Abhängigkeitsverhältentnormalisieren, mit allerlei Fallen nis.9 Gleichwohl wird mit diesem Foto und Stolpersteinen konfrontiert, insbe- deutlich, dass es sich hierbei um verschiedene Produktionsstätten von sondere dann, wenn sie auf hegemoniale Repräsentationsordnungen tref- Sichtbarkeit und Öffentlichkeit handelt, innerhalb derer Körperpolitiken fen. Genau aus diesem Grund gelanunterschiedliche Wirkungen entfalten. gen häufig nur bestimmte DarstelEs wird außerdem deutlich, dass nicht lungsweisen von Behinderung in die alle minorisierten Existenzweisen den Medien und damit in die Öffentlichkeit. Im scheinbaren Gegensatz dazu gleichen Zugang zur allgemeinen Öfsteht das zweite Foto.7 Es stammt aus fentlichkeit und Sichtbarkeit haben.

Im konkreten Fall z.B. werden voreiner Zeitschrift der US-amerikanischen Behindertenbewegung. Die Zei- herrschende Darstellungsweisen von tung trägt den Namen „Mouth – Voice Behinderung, Heteronormativität und Geschlecht produktiv unterlaufen. Geof the Disability Nation“. Ich habe das schlechtlichkeit wird hier nicht durch Foto der Sonderausgabe zum Thema die Adaption eines heteronormativen „Sex“ dieser Zeitschrift aus dem Jahr Settings hergestellt, sondern durch ei2000 entnommen. ne bislang tabuisierte Form der SichtAuf der Homepage von „Mouth“ barkeit und Öffentlichkeit von Behindelässt sich folgende Beschreibung für perpolitiken im Zeitalter der neoliberalen Gouvernementalität. Es sind gerade die Sprinterprothesen, die von neuartigen verkörperten Formen und Normen freiwilliger Selbstunterwerfung zeugen. Die Arbeit an sich selbst, am eigenen Körper durch Sport, wird zur Voraussetzung, um Geschlechternormen entsprechen zu können – und um Behinderung überwinden zu können. Auf diese Weise werden selbstermächtigende Körperpolitiken zu einer Frage individualisierter Selbsttechniken im Sinne Foucaults, die von Fragen sozialer Ungleichheit und Differenz entkoppelt wird.

zenierung ist und nicht als Randerscheinung in den Hintergrund tritt.

Zugleich wird mit dieser Form der verqueerenden Körperpolitik eine doppelte Intervention in soziokulturelle Normen vorgenommen, denn es werden gleichermaßen subkulturelle wie hegemoniale Repräsentationsordnungen angefochten.

Bleibt somit weiterhin eine allgemeine gesellschaftliche Unsichtbarkeit von Lesben und Schwulen mit Behinderung zu konstatieren, so wird dieses Thema mittlerweile in den bereits erwähnten Queer Disability Studies diskutiert. Insofern stellt Queerness auch einen Versuch dar, differente homoerotische Kulturen und Körper in die vorherrschenden queeren und KrüppelSubkulturen einzuschreiben. 10 Queerness zielt folglich nicht nur auf die hegemoniale gesellschaftliche Ordnung und ist – wie dieses Beispiel zeigt – auch nicht nur als produktiver Teil gouvernementaler Körpertechnologien zu betrachten. Vielmehr ist die entnormalisierende Wirkung von Queerness in hohem Maße kontextabhängig.

Nichtsdestotrotz, so möchte ich zum Schluss anmerken, sind subkulturelle Körperpolitiken nicht nur selbstermächtigend und entnormalisierend.

Wie alle Versuche entnormalisierender Körper-Einschreibungen durch Sichtbarkeit und Öffentlichkeit bergen auch sie die Gefahr einer neuerlichen Festschreibung von Repräsentationen – und sei es bloß als subkulturelle SzeneNorm. ❚

9 Vgl. Johanna Schaffer: Ambivalenzen der Sichtbarkeit, S. 121.

10 Vgl. Heike Raab:„Queering (dis)abled body politics“, in: diskus – Frankfurter Student_innen Zeitschrift, 1 (2007), S. 19-21, hier S.19.

Literatur Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt/Main 1991.

Degele, Nina: Gender/Queer Studies.

Eine Einführung, München 2008.

Garland Thomson, Rosemarie:„The Politics of Staring: Visual Rhetorics of Disability in Popular Photography”, in: Sharon Snyder/Brenda Jo Brueggemann/Rosemarie Garland Thomson (Hg.): Disability Studies. Enabling The Humanities, New York 2002, S. 56-76.

McRuer, Robert/Wilkerson, Abby L.: „Desiring Disability: Queer Theory Meets Disability Studies“, in: GLQ – A Journal of Lesbian and Gay Studies, 1-2 (2003), S.1-23.

Raab, Heike:„Intersektionalität in den Disability Studies“, in: Anne Waldschmidt/Werner -Schneider (Hg.), Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung.

Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld, Bielfeld 2007, S. 127-151.

Raab, Heike:„Queering (dis)abled body politics“, in: diskus - Frankfurter Student_innen Zeitschrift, 1 (2007), S. 19-21.

Schaffer, Johanna: Ambivalenzen der Sichtbarkeit, Bielefeld 2008.

Gekürzter und leicht überarbeiteter Vorabdruck aus: Jutta Jacob, Swantje Köbsell, Eske Wollrad (Hg.): Gendering Disability – Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht, transcript, Bielefeld, erscheint im März 2010

november 2009 an.schläge 23

24 an.schl채ge november 2009

Nach der EM … ist vor der EM Deutschland ist Europameister – im Frauenfußball. Während Niki Staritz im Stadion beim Finale der Women’s EURO 09 in Helsinki mitfieberte, erlebte Ute Hölzl die jüngste Frauenfußball-EM aus Pantoffelsicht vor dem heimischen Fernseher.

Im Endeffekt verlief alles nach Plan – die Ignoranz war erdrückend, die Fankurven oft leer, den Verbänden war alles egal. Es bestand keinerlei Medieninteresse abgesehen vom deutsch-nationalistischen, nicht einmal der Kommerz hatte die Veranstaltung für sich entdeckt. Kein Bier gab es auf den Tribünen, auch kein Brot zur Wurst, und aus fehlender Förderung resultierende Klassenunterschiede zwischen den Teams waren ebenso festzustellen wie stupide chauvinistische Sprüche zu hören. Und das deutsche Nationalteam verlor schon wieder kein einziges Spiel.

Wovon die Rede ist? Von der am 10. September 2009 um etwa 20:45 Ortszeit zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterinnenschaft, der Women's EURO 2009 in Finnland. Wäre das deutsche Team nicht das deutsche Team und damit nicht so verdammt gut, wie es nun einmal ist, hätte es ein enorm spannendes Turnier werden können. Doch die zwar nicht immer souverän zur Schau gestellte, aber stetige Überlegenheit der deutschen Kickerinnen machte bald klar, dass die Spannung sich allein darum drehen würde, wen Deutschland im Finale abfertigen dürfe. Dies „traurige“ Los zog England. Fara Williams & Co schafften überraschend den Finaleinzug, nicht zuletzt aufgrund des kongenialen Stürmerinnen-Duos Eniola Aluko und Kelly Smith. Der Weg des deutschen Teams ins Finale war, nun ja, nennen wir es zielstrebig, was wohl an der schaurig-schlaueffektiven Strategie Silvia Neids lag: abwarten, die anderen laufen lassen, mit wenig Kraftaufwand binnen zehn starker Minuten Tore schießen und danach den Gegnerinnen beim Keuchen zusehen.

England gegen Deutschland lautete also das Finale der diesjährigen EM, das ich live in Helsinki sah. Aber was gibt es zu sagen über ein Spiel, in dem Deutschland England mit 6:2 vom Platz fegte und bei dem ich inmitten einer deutschen Nationalfahnen-Reisegruppe für Männer saß. Bedauerlicherweise waren solche Truppen hauptverantwortlich dafür, dass das Olympia-Stadion mit 16.000 Zuschauer_innen immerhin halbwegs gefüllt war. Und das Spiel hätte, obwohl die Engländerinnen anfangs groß aufspielten, auch noch viel schlimmer enden können. Denn irgendwann ging England die Puste aus, und dahin war er, der Traum, dass einmal nicht Deutschland gewinnt. Aber die nächste EM kommt bestimmt, nämlich 2013 in den Niederlanden. Und wer weiß, vielleicht gibt es bis dahin auch Massen an Fan_innen, die mit ähnlichen Ansprüchen im Stadion sitzen wie wir in Helsinki: um tollen Fußball zu sehen, spannende Spiele live mitzuerleben, Bier zu trinken und für Hope Powell, Casey Stoney, Olesya Kurochkina und gegen Deutschland zu sein. ❚

Viel habe ich diesmal nicht mitgekriegt von der Fußball-EM der Frauen in Finnland. Ich hätte gerne – aber bei Anstoßzeiten, die großteils auf den späten Nachmittag gelegt waren, war das nicht möglich. Sich den Liveticker zu geben, macht nicht viel Sinn, der ist ungefähr so spannend wie eine Exceltabelle: „13: Foulspiel von Franco (Frankreich). 14: Gardarsdóttir (Island) hat einen Freistoß.“ Die Spielzeiten waren wohl so gelegt, um nicht dem Männerfußball in die Quere zu kommen, nicht mal das Finale habe ich gesehen, denn seit wann finden Finali an Donnerstagen statt?

Dass die EM medial überhaupt präsent war, ist einerseits Eurosport zu verdanken, das fast alle der Spiele live übertragen hat. Andererseits der Tatsache, dass ARD und ZDF die Spiele des deutschen Nationalteams inszeniert haben. Schließlich war die Erwartungshaltung hoch, die Truppe von Silvia Neid war mit dem Ziel ins Turnier gestartet, zum fünften Mal hintereinander in einem Finale bei EM oder WM mindestens ein Tor mehr als das gegnerische Team zu schießen.

Erfolg bringt eben Quote, Erfolg bringt auch Begeisterung und Förderung. Fußballspielende Mädchen sind in Deutschland schon längst nichts Außergewöhnliches mehr. Schaut man sich die Kader der Bundesligateams an, sieht man am Altersschnitt, dass das Potenzial noch längst nicht ausgereizt ist. Das große Projekt Deutschlands, die Ausrichtung der WM im eigenen Land, steht 2011 an und wird den Boom wohl noch verstärken.

Aber bis dahin ist noch einiges zu tun: Nicht immer stimmen die Ergebnisse, die in den Zeitungen abgedruckt werden, nicht immer ist die Berichterstattung faktisch korrekt. Aber zumindest ist der Exotinnen-Faktor verschwunden. Es gibt immer öfter Porträts und Interviews mit Spielerinnen, die nicht mehr nur um die Frage „Und wie sind Sie zum Fußball gekommen?“ kreisen. Das bleibt den Diskussionen auf Stammtischniveau in den Foren vorbehalten, in die sich aber immer mehr kompetente Stimmen mischen, die nicht das Aussehen kommentieren oder die Spielstärke der Teams infrage stellen.

Jetzt muss nur beim nächsten Turnier endlich ein anderes Team als Deutschland den Pokal überreicht bekommen, damit auch in anderen Ländern dieselbe Spirale aus Erfolg und Begeisterung in ❚ Gang kommt.

Ute Hölzl liebt passiven Fußball-Konsum, sehr selten spielt sie auch selbst.

Niki Staritz ist feministisch involviert im Frauencafé, sammelt, entlehnt und archiviert lohnarbeitsmäßig Bücher und Plakate und ist aktiv wie passiv ballesternd unterwegs.

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Buchprojekt sucht Erzähler_innen und deren Strategien Geplant ist ein Buch, das unterschiedliche Strategien des wehrhaften Umgangs mit sexualisierten Übergriffen beinhaltet. Gefragt sind Erfahrungsberichte im Zusammenhang mit sexualisierten Übergriffen/sexualisierter Gewalt sowie Strategien und Reaktionen der Abwehr und Verarbeitung.

Denn Strategien gegen Übergriffe aller Art sowie Frauen und Transfrauen als wehrhafte und handelnde Akteur_innen stehen viel zu selten im Mittelpunkt von Erzählungen und können somit auch nicht kollektiv nutzbar gemacht werden. Deshalb: Schick uns deine wehrhafte(n) Erzählung(en) bis Ende Dezember. Die Geschichten werden anonymisiert veröffentlicht, Texte auch in anderen Sprachen sind willkommen!

Mail an: fem.book@reflex.at oder via Brief an fem.book, Weissgasse 4, 1170 Wien.

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26 an.schläge november 2009

Queerfeministischer Taschenkalender für 2010 erschienen liebe queers, automat_innen, cyborgs, zuckerschnecken, unterstrichfetischist_innen, tunten, fairies, genderbender_innen und einfach alle. Der_die erste queerfeministische Taschenkalender für das Jahr 2010 ist fertig! Da der Taschenkalender nicht über Anzeigen oder Sponsoring finanziert wird, werden Abnehmer_innen für mindestens 500 Stück gesucht, um die Unkosten zu decken. Wenn ihr also eine Gruppe von mehreren Personen seid oder eine Einzelperson mit Bauchladen oder ein Büchertisch, Infoladen, Zine-Café, Merch-Tisch, Mädchentreff, Queerer Stammtisch, Roller-Derby-Team, AntifaGruppe, Unireferat, Mensch mit vielen Freund_innen …, schreibt uns schnell: riot-skirts@gmx.de. Ein Kalender kostet 7,- Euro inklusive Versandkosten. Mehr Informationen unter: http://www.riot-skirts.de Kostenlose Kleinanzeigen an: redaktion@anschlaege.at oder: an.schläge, Untere Weißgerberstr. 41, A-1030 Wien

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Käthe Leichter-Preis x 6 Der Käthe Leichter-Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt wurde heuer erstmals sechs Mal verliehen: Der Staatspreis geht an die Sozialwissenschaftlerin Gudrun Biffl, die fünf weiteren Preise an Christiane Spiel, Luise Gubitzer, Birge Krondorfer, Brigitte Ratzer und Monika Ankele. Gratulation! be

förderungen

Preise und Stipendien ende

Aus für Schweizer feministisches Sprachrohr „FRAZ“ Die Schweizer alternative Medienszene ist vor kurzem um ein zentrales feministisches Magazin ärmer geworden. Mit ihrer letzten Ausgabe „Ex & Hopp“ im Herbst 2009 verabschiedet sich die „FRAZ Frauenzeitung“ nach 33 Jahren harter, aber auch erfolgreicher feministischer Arbeit von ihren Leserinnen. „Unsere Anstrengungen, finanzielle Mittel und vor allem auch neue Mitarbeiterinnen zu bekommen, sind gescheitert“, begründet Redaktionsleiterin Sarah Stutte das Aus der „FRAZ“.1976 als Medium der in den 1970er Jahren aktiven Frauenbefreiungsbewegung FBB in Zürich gegründet, hat sich die Frauenzeitung in den folgenden Jahrzehnten zu einer unabhängigen Zeitschrift für Frauen in der Schweiz entwickelt. Sie wurde von einer Frauenredaktion unter prekären Bedingungen herausgegeben und erschien vierteljährlich. Für alle, die sich noch ein Exemplar der „FRAZ“ sichern wollen, sind für kurze Zeit noch Einzelheftbestellungen möglich. Auch die Homepage wird auf jeden Fall noch bis 2010 erreichbar sein. niho www.frauenzeitung.ch

Nach den unerträglichen Abtreibungsdebatten der letzten Wochen jetzt mal eine gute Nachricht: Das pro:woman Ambulatorium vergibt den „pro:woman Award 2010“. Eingereicht werden können wissenschaftliche Publikationen von 2007 bis 2009, die sich im Bereich Familienplanung, Verhütung, Schwangerschaftsabbruch und sexuelle Rollenbilder bewegen. Das Preisgeld von 2.000,- Euro wird dreimal ausgeteilt, für die Bereiche Medizin, Psychologie/Pädagogik und Sozial/Kulturwissenschaften.

Wer sich mehr für feministische Ökonomie interessiert, hat noch bis 30. November die Chance auf eines von zwei Stipendien, die unter dem Titel „Auf der Suche nach einer anderen und geschlechtergerechten Ökonomie“ von der „Stiftung Fraueninitiative“ ausgeschrieben sind.

1.000,- Euro monatlich warten auf diejenigen, die sich mit Diskursen um Macht, Ressourcen und Geschlechtergerechtigkeit beschäftigen wollen. be www.prowoman.at, www.stiftung-fraueninitiative.de

equal.payday

(Un-)Gleiche Bezahlung

Zum ersten Mal ging der Nobelpreis für Ökonomie an eine Frau: Die amerikanische Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom forscht über Ressourcenverteilung. Eine solche sorgte wohl auch dafür, dass Herta Müller „nur“ neue Literaturnobelpreisträgerin wurde, als zwölfte Frau nach Jelinek und Lessing. Den Deutschen Buchpreis, für den Müller mit „Atemschaukel“ ebenfalls nominiert war, gewann stattdessen die Autorin Kathrin Schmidt für ihren autobiografisch gefärbten Roman „Du stirbst nicht“. Offensichtlich ziemlich verdutzt über die Auszeichnung gab Schmidt in ihrer Dankesrede bekannt, sich im Moment mehr für Herta Müller zu freuen. Die wiederum zeigte sich ziemlich unbeeindruckt: „Ich bin doch jetzt nicht den ganzen Tag Nobelpreisträgerin, beim Spiegeleier braten oder Kartoffeln kaufen.“ Nur Verlegerin Ulrike Helmer scheint mit ihrer Auszeichnung als „Bücherfrau des Jahres“, die ihr vom Branchennetzwerk „BücherFrauen“ auf der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, vollauf zufrieden: Sie sei stolz über die Anerkennung ihrer Arbeit. fis

Seit dreißig Jahren ist gesetzlich verankert, dass Frauen und Männern für gleiche oder gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn gezahlt werden muss. Dennoch verdienen Arbeitnehmerinnen in Österreich um mehr als ein Viertel (26,2 Prozent) weniger als ihre männlichen Kollegen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 17,4 Prozent. Europaweit belegt Österreich den vorletzten 26. Platz. Wie kann sein, was laut geltendem Recht gar nicht sein dürfte? Berufswahl, Ausbildungs- und Karenzzeiten werden als Gründe angeführt. Bei gleicher Ausbildung, gleicher Erfahrung und für die gleiche Arbeit verdienen Frauen jedoch immer noch um 15 Prozent weniger – einzig weil sie Frauen sind.

Ohne Kontrollen und Sanktionen wird sich auch in den nächsten dreißig Jahren nichts ändern. Anlässlich des „Equal-Pay-Day“ forderten Frauenministerium, Sozialministerium, Frauenbeauftragte und ÖGB wiederholt, dass Unternehmen ab 25 MitarbeiterInnen verpflichtet werden sollen, anonymisierte Gehaltsanalysen betriebsintern zu veröffentlichen und den zuständigen Behörden zu übermitteln. Denn nur wenn Frauen wissen, was ihre Kollegen verdienen bzw. wie hoch das branchenübliche Gehalt ist, können sie sich gegebenenfalls auch wehren. Im öffentlichen Dienst gibt es bereits transparente Gehaltsschemas. Hier beträgt der Gehaltsunterschied nur noch zwei Prozent. burgi

www.buecherfrauen.de

www.equalpayday.at

ausgezeichnet I

Noble Preise

november 2009 an.schläge 27

sarajevoqueer.festival P l a k a t s u j e t d e r S e r i e d e s S a r a j e v o Q u e e r Fe s t i v a l s . „ R a z g o v o r “ h e i ß t „ G e s p rä c h / D i a l o g “

„… giving you our ideas!“ Im Herbst fand zum zweiten Mal das Sarajevo Queer Festival statt – unter anderem in Form einer Plakataktion im öffentlichen Raum. Die anhaltende Gewalt gegen LGBTQs zwingt zum Wechsel der Kampfstrategien.

Von Daphne Büllesbach

www.queer.ba

28 an.schläge november 2009

Internationales Filmfestival in Sarajevo, im August. Abseits der zahlreichen Produktionen, die sich – wenig überraschend – mit der Aufarbeitung des Bosnien-Krieges in den 1990ern beschäftigen, zeigte der Dokumentarfilm „Sarajevo Queer Festival 2008“ von Masa Hilcisin und Cazim Dervisevic eine andere, oft ausgeblendete Seite der Gastgeberstadt: Gewalt und Intoleranz gegenüber Queers in der jungen Haupstadt von Bosnien-Herzegowina.

2008 hätte Queer Sarajevo zum ersten Mal stattfinden sollen – es endete allerdings noch in der Eröffnungsnacht nach gewalttätigen Angriffen auf die OrganisatorInnen und einige TeilnehmerInnen. Ursprünglich waren

Masa Hilcisin und Cazim Dervisevic damit beauftragt worden, für die FestivalorganisatorInnen ein Video-Archiv zu erstellen und das geplante viertägige Programm filmisch zu begleiten. Stattdessen entstand ein Dokumentarfilm, der Zeugnis darüber abliefert, wie viel Mut es braucht, um in Sarajevo überhaupt eine queere Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Nach dem damaligen Eröffnungsabend des Queer-Festivals an der Kunstakademie von Sarajevo befragt, berichtet Dervisevic über den unzureichenden Schutz durch die Polizei. Er habe die Nase voll von der Scheinheiligkeit der Gesetzeshüter von Sarajevo: „Verurteilt wurde am Ende nur einer, und der hatte einen Polizisten ange-

griffen. Die anderen laufen immer noch frei herum.“ Nationalismus und Homophobie. Minderheitenschutz ist in Bosnien-Herzegowina ein heikles Thema: Dass eine Gruppe von AktivistInnen diesen für Schwule, Lesben und Queers fordert, geht vielen zu weit. Queer-AktivistInnen kämpfen gegen ein Klima der Ignoranz an: Homophobe Tendenzen nehmen laut Festivalorganisatorin Svetlana Durkovic gemeinsam mit dem erstarkenden Nationalismus stetig zu. Nach dem Angriff wurde Durkovic zu Fernsehdebatten eingeladen, bei denen sie sich mit Aussagen wie „Diese Menschen sind krank und gehören ins Spital“ von PolitikerInnen und Geistlichen konfrontiert sah.

queer.festivalsarajevo Durkovic sieht sich als Verfechterin der Menschenrechte, der Einsatz dafür geht für sie Hand in Hand mit dem Kampf für einen dauerhaften Frieden. Dieses Engagement dürfe nicht als Nebensache abgetan werden.

Immer wieder betont sie die extrem schwierigen politischen Umstände: „Die Tatsache, dass unser Staat nicht bereit ist, über Minderheitenfragen nachzudenken, sagt viel darüber aus, wie man in Bosnien und Herzegowina die Frage der Menschenrechte generell betrachtet.“ Sie ist enttäuscht darüber, dass viele die Durchsetzung der Menschenrechte nicht als gesamtgesellschaftliches Projekt verstehen, in dem es keine normative Bewertung „wichtiger“ und „weniger wichtiger“ Rechte gibt.

OrganisatorInnen letztes Jahr als Provokation ausgelegt wurde.

Die Kampfstrategien, so Durkovic, hätten sich als Konsequenz der erfahrenen Gewalt geändert – jetzt gehe es zuallererst darum, Ideen zu verbreiten: „We are not going to give you our bodies; we are giving you our ideas!“ Die Neuauflage des Sarajevo Queer Festivals war nicht von vornherein in dem kleinen Rahmen geplant, in dem sie schließlich stattfand. Allerdings wurde von der Stadt kein öffentlicher Raum zur Verfügung gestellt, und mehrere Anfragen blieben erfolglos.

Schließlich nutzte man eine aufklärerische Plakatkampagne als einzige Möglichkeit, der restriktiven öffentlichen Politik und den neuerlichen gewalttätigen Angriffen zu entgehen. Die Organi-

hang wurde beispielsweise auch Danis Tanovic, Regisseur des mit einem Oscar ausgezeichneten Films „No Man’s Land“ und Mitgründer von „Unsere Partei“ gebeten, Anzeigen zum Festival zu schalten. Die Mitglieder dieser noch jungen, sich für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzenden Partei waren 2008 jedenfalls die einzigen, die sich öffentlich hinter die Festivalleitung stellten.

Allianzen schmieden. All diese Bemühungen zeugen von einem gemäßigten Pragmatismus, von der Sehnsucht, die durch den eigenen Geschlechterentwurf gestörten Beziehungen zur Mehrheitsgesellschaft zu normalisieren.

Durch aufklärerische Aktionen soll eher um soziales Verständnis für die Bedürf-

„Unser Land ist nicht aufgrund von Identitätenvielfalt fragmentiert, sondern aufgrund von Interessenskonflikten, Korruption, Manipulation, Ungerechtigkeit und der Abwesenheit von fairen Regeln.“

Identitätenvielfalt. „Identität“ ist in Bosnien-Herzegowina ein politisch aufgeladenes Thema, das vor allem entlang ethnischer und nationaler Trennlinien konstruiert wird. Solche Grenzen wollen die AktivistInnen von Queer Sarajevo aufbrechen. Svetlana Durkovic fürchtet jedoch den massiven Widerstand: „Hier, mit diesem politischen Apparat, ist das eine andere Geschichte als anderswo. Unser Land ist nicht aufgrund von Identitätenvielfalt fragmentiert, sondern aufgrund von Interessenskonflikten, Korruption, Manipulation, Ungerechtigkeit und der Abwesenheit von fairen Regeln.“ Dabei hatten sich Durkovic und ihre KoorganisatorInnen eigentlich erhofft, mit ihrem Festivalangebot ihrem Land die Chance zu geben, sich „demokratisch zu zeigen“. Das Gegenteil ist eingetreten: Anstatt eines kollektiven Schritts zu mehr Toleranz ist wieder neue Gewalt entstanden.

Wechsel der Kampfstrategien. Nichtsdestotrotz rief Svetlana Durkovic im September gemeinsam mit anderen AktivistInnen zur zweiten Edition des Festivals auf. Diesmal allerdings nicht mehr während des Ramadan, was den

satorinnen bezahlten aus eigenen Mitteln 20.000 Euro für Werbeflächen, um im öffentlichen Raum einhundert Plakate zu platzieren.

Die mangelnde Resonanz aus der bosnischen Zivilgesellschaft auf das Festival kann sich Durkovic nur durch das Trauma erklären, das vom Angriff des letzten Jahres geblieben ist. Dabei sind die Forderungen der OrganisatorInnen alles andere als radikal. Das Motto der diesjährigen Festivalausgabe lautete: „A festival as any other“.

Mit Queer Sarajevo will man in der Mitte der Gesellschaft ankommen – LGBTQ-Rechte sollen dabei nur eine von vielen Fragestellungen sein, die zu Auseinandersetzung anregen. Durkovic erhofft sich vor allem, dass kulturelle Einrichtungen und NGOs das Thema in ihre eigene Arbeit aufnehmen – etwa in Form von Theaterproduktionen, die die Präsenz von LGBTQs thematisieren und so Aufmerksamkeit erregen. Diese Strategie fahren die OrganisatorInnen nach dem Grundsatz, die AkteurInnen zu diversifizieren. Durch die Vielzahl von ProtagonistInnen soll insbesondere die Sichtbarkeit von LGBTQs im öffentlichen Raum gefördert werden. In diesem Zusammen-

nisse der Community geworben werden, als den herrschenden Status Quo infrage zu stellen. Denn letztlich will Durkovic mit allen Mitteln eines vermeiden: durch ihre Aktionen neue Gewalt hervorzurufen. Wenn sie auf die Plakataktion im Herbst zurückblickt, ist sie bereits froh darüber, dass die hundert Poster an strategischen Orten im Land aufgehängt werden konnten und es zu keinen neuen Angriffen gegen LGBTQs gekommen ist.

Nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre zieht sich Svetlana Durkovic erst einmal zurück, um ihre Ressourcen zu erneuern: „Gewalt auf tagtäglicher Basis zu erfahren, stumpft ab.

Dann wird es sehr schwierig, etwas Konstruktives und Positives zu schaffen.“ Ob es im kommenden Jahr ein Queer Festival in Sarajevo geben wird, lässt die Organisatorin offen. Sie wünscht sich zuerst eine bessere Strukturierung von Queer Sarajevo und setzt als weitere Strategie darauf, Allianzen mit anderen Gruppen zu stärken. Das Festival solle eines Tages idealerweise ein Werk von vielen werden: ein Selbstläufer in der Hand eines breiten Bündnisses von kulturellen Einrichtungen in Bosnien-Herzegowina. ❚ november 2009 an.schläge 29

kulturan.riss

B i l d : N i l b a r G ü r e s, U n k n o w n S p o r t s / I n d o o r Ex e r c i s e s, 2 0 0 9 , Vi d e o s t i l l

nachruf

Die engagierte Stimme Lateinamerikas Die argentinische Sängerin Mercedes Sosa ist tot. Am 4. Oktober erlag sie in einem Krankenhaus in Buenos Aires einem schweren Leberleiden. „La negra Sosa“ stand für das Genre der „Nueva Canciòn“: Die Musik steht in folkloristischer Tradition, die Texte sind politisch und kämpferisch. Sosa, die auch die „Stimme Lateinamerikas“ genannt wurde, war Mitglied der kommunistischen Partei, später engagierte sie sich aus dem Madrider Exil heraus gegen die Machthaber der Miltärdiktatur. „Man muss die Menschen in die Lage versetzen, etwas aus sich zu machen“, sagte sie – und sammelte etwa auch Spenden für Selbsthilfeprojekte in Buenos Aires. Argentinien trug am 4. Oktober Staatstrauer. han www.derstandard.at, www.spiegel.de

a u s s te l l u n g hörspiel

„Sie kuschen nicht, sie spucken“ … heißt es im Begleittext zur ersten österreichischen Einzelausstellung der in Wien lebenden türkischen Künstlerin Nilbar Güres. In der Videoarbeit „Unknown Sports. Indoor Übungen I / II / III” unterlaufen Frauen, die auf Paternalismus ebenso wie auf die Wahrnehmung islamischer Kultur referieren, „die in eine Turnhalle verlagerten repressiven geschlechtsspezifischen Riten mit sportlichen Posen“. So wird zum Beispiel die als Vorbereitung zur Hochzeit tradierte Entfernung der Schamhaare ganz unschicklich während eines Fußballspiels vorgenommen, um die Dominanz des Rituals zu vereiteln. Und damit der „Status Quo tradierter weiblicher Verhaltensnormen“ pervertiert, ohne sich in einer weiblichen Opferrolle auszuruhen. Güres’ Frauenfiguren sind Rebellinnen der Selbstbestimmung und noch bis 29.11. in Salzburg zu sehen. nad 24.9.-29.11., Nilbar Güres: Unknown Sports – Indoor Exercises, Salzburger Kunstverein, Kabinett, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, T. 0662/84 22 94-0, www.salzburger-kunstverein.at, www.nilbargures.com, Eintritt frei

film

Schall und Rauch „Leben gefährdet ihre Gesundheit“, sagt Juli Zeh ins Mikrofon. „Leben führt zu einem langsamen und qualvollen Tod“, antwortet ein Mitglied der Band Slut. „Leben kann tödlich sein“, resümiert sein Kollege. Die deutsche Schriftstellerin Juli Zeh hat in einem außergewöhnlichen, gemeinsam mit der Ingolstädter Band Slut realisierten Projekt ihren Roman „Corpus Delicti“ zu einem Hörspiel gemacht.

Zeh spricht darin die Figur der jungen Wissenschaftlerin Mia Holl.

Holl lebt in einer zukünftigen Welt, in der nichts wichtiger ist als Gesundheit und Wohlbefinden der Bürger_innen. Der Staat ist ein diktatorischer, das Klima geistesfeindlich. Deswegen muss Mia Holl sich nun auch vor Gericht verantworten: wegen Nichteinhaltung des Gesundheitsgesetzes. Ein DNA-Test hat ihren Bruder der Vergewaltigung überführt, im Gefängnis begeht er Selbstmord. Mia glaubt an seine Unschuld und hat ihre Gründe dafür. Doch vor dem Staat wird sie damit zur Verbrecherin. Ein kluges Hörspiel ohne Sperenzchen, aber atemberaubend bis zum Schluss. Und noch lange danach. han 12.11., 20.00, Juli Zeh und Slut:„Corpus Delicti – Schallnovelle“, PPC – Project Pop Culture, 8020 Graz, Neubaugasse 6,

Allein im Regen Sie ist die Grande Dame des französischen Films: Die Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Agnès Jaoui. In ihrem neuesten Film „Erzähl mir was vom Regen“ spielt Jaoui einmal mehr unter eigener Regie und nach eigenem Drehbuch. Sie gibt darin die erfolgreiche Feministin Agathe Villanova, die sich in der Politik versuchen will. Die Quotenregel verschlägt sie ausgerechnet in das südfranzösische Dorf ihrer Kindheit. Nicht gerade ihre liebste Gegend. Es regnet pausenlos, und dann wollen auch noch der glücklose TV-Journalist Michel und sein Freund Karim eine Doku über die „erfolgreiche Frau“ Villanova drehen.

Nichts läuft wie geplant, und die kleinen und großen Lebenslügen der Beteiligten brechen auf, als hätte der strömende Regen sie aufgeweicht. „Der Film zeigt, dass wir uns mit uns selbst auseinandersetzen müssen.

Das kann trotz aller Freiheit in eine emotionale Einsamkeit führen“, sagt Jaoui. Und macht trotzdem eine warme und humorvolle Geschichte daraus. han www.erzaehl-mir-was-vom-regen.de, ab 30.10. in den österreichischen Kinos

30 an.schläge november 2009

www.juli-zeh.de

ehrenprofessur

Aus dem Verborgenen Drei Konzentrationslager hat Ceija Stojka überlebt. Da war sie noch ein Kind. Geboren wurde sie 1933 in einer reisenden Roma-Familie in der Steiermark. Nach dem Krieg ließ sich Stojka in Wien nieder, schrieb 1988 ihr erstes Buch: „Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer RomZigeunerin“.

Als eine der ersten erzählte sie vom Leid, das Sinti und Roma in den nationalsozialistischen Lagern erdulden mussten. Weitere Bücher und ein Gedichtband folgten, auch in Gemälden verarbeitet Stojka ihre Vergangenheit. Am 16. Oktober verlieh ihr Ministerin Claudia Schmied den Professorinnentitel. han Ceija Stojkas Homepage: http://members.chello.at/romanes

Fo t o : G a b i H o ra k

fotografie

Geschlechterrollen auf Fotopapier Zeitgenössische Fotografie gibt es derzeit in Klagenfurt. Neben Anja Manfredi, Borjana Ventzislavova und Theres Cassini sind im Museum Moderner Kunst auch Fotoarbeiten der Ö1-Stipendiatin Katharina Gruzei zu sehen. „In meinen Arbeiten geht es immer um Menschen“, sagt Gruzei über ihre Bilder. Und setzt sich auch mit Geschlechterrollen auseinander. In ihrer Foto-Serie „Woman in Space“ fragt sie etwa in Anlehnung an Virginia Woolfs „A Room of One’s Own“, „welche Voraussetzungen notwendig sind, damit eine Frau kulturell produktiv sein kann“. han Bis 31. Januar, Museum Moderner Kunst Kärnten, 9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse,

Ka r e n Cy t t e r : D E R S P I E G E L © A r s e n a l I n s t i t u t f ü r Fi l m u n d Vi d e o k u n s t B e r l i n

http://oe1.orf.at/highlights/122395.html

Michèle Thoma

Die Prinzessin geht

performance

13 Lektionen zur Kunst Performance Art hat wieder Hochkonjunktur. „13 Lessons in Performance Art“ widmet sich dieser Kunstform, in der seit jeher auch Genderfragen verhandelt und neu formuliert wurden. Performance Art vereint Elemente von Theater, Tanz, Aktionismus, Malerei und Popkultur und ermöglicht die Zusammenführung von subjektiven Erfahrungen und gesellschaftspolitischen Themen. Die 13 im Wiener Top-Kino erteilten Lektionen legen den Fokus auf feministische Arbeiten ab Mitte der 1960er Jahre, als das Video für die Kunst entdeckt wurde. Mit dem neuen Medium konnten die PerformerInnen gleichzeitig vor und hinter der Kamera stehen und so mit Subjekt- und Objektpositionen experimentieren. Die Spannweite der für die Filmreihe ausgewählten Arbeiten reicht von Meilensteinen der feministischen Performancegeschichte bis hin zu modernen experimentellen Sound-Performances. Gezeigt werden unter anderem Werke von Mona Hatoum und VALIE EXPORT. Wer sich schon mal die Grundlagen aneignen will: De-/Konstruktion weiblicher Identitäten auf der Leinwand gibt es auch schon vom 4. bis 8. November beim [eye]identities in Innsbruck. nad 19.11., 19.00, 20.-22.11., 26.11.-28.11., 19.00, 21.00, 13 Lessons in Performance Art, Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1; 4.-8.11.; [eye]identities, Leokino, 6020 Innsbruck, Anichstraße 36, www.leokino.at

„Ihr vermisst mich“, sagt sie. „Ihr vermisst mich bestimmt.“ „Irgendwie schon“, sage ich. „Ohne mich läuft doch gar nichts“, sagt sie. „Was macht Ra?“ – „Er spielt Computer“, sage ich. „Was soll er auch sonst tun!“, sagt sie. „Was macht der Hase?“, fragt sie. „Er sitzt und schaut“, sage ich. „Fütterst du ihn?“, fragt sie. „Ja“, sage ich. „Spielst du mit ihm?“ fragt sie. „Nein“, sage ich.

Sie hat es getan. Sie ist weg. Ausgezogen. Einfach richtig ausgezogen.

Das Bett nahm sie nicht mit, den Schreibtisch nicht, den Kasten nicht.

Bloß nicht. Die Polster, auf denen es sich die Brüder gemütlich machten zu endlosen Fernsehabenden mit Chips und Cola, nahm sie nicht mit. „Bei mir soll alles neu sein“, sagte sie. Das ganze Leben soll neu sein.

Die Schachteln voll mit Ringen, Ketten, Armreifen, Broschen nahm sie aber mit. Die Gürtel mit den bombastischen Schnallen, die kuscheligen Patschen, die styligen Stilettos sind verschwunden. Die ParfumflakonGalerie ist verschwunden. Die Taschen und Täschchen in allen Farben, Größen, in allen möglichen und vollkommen unmöglichen Materialien, nahm sie mit: das Taschenimperium, mit dem sie ihr Zimmerchen geteilt hatte. Die silbern schillernden Slips sind aus dem Badezimmer verschwunden, die glitzernden BHs, die Puderdöschen, die Crème-Tiegel, die Nackellackfläschchen-Kollektion in allen vorstellbaren und unvorstellbaren Farben ist verschwunden.

Meine Tochter ist inklusive Glitzer, Glamour, Glanz und Gloria einfach ausgezogen. Meine Tochter, die jeden Samstag bis Mitternacht den Domina-Diven-Auftritt, den ultimativen Hüftschwenk zwischen Spiegel und Spiegel probte, ist ausgezogen. Meine Tochter, die meinen Bücherbergen mit dem gleichen Unverständnis begegnete wie ich ihrem Bataillon der Lippenstifte, ist weg. Meine Tochter, die mein Tippen nervte wie mich ihr Stiletto-Stakkato, ist weg. Ihr Zimmer leer.

Nur einen Augenblick. Der nächste Kandidat ist schon eingezogen: mit Computer, Wecker, Fitnessgeräten. Das Reich der rosa Prinzessin hat sich in ein Quartier der Nüchternheit und Sachlichkeit verwandelt. Ich lebe im Männerheim. november 2009 an.schläge 31

vorläuferinnen

Feministischer Wiederaufbau Wie definierten sich parteipolitische Frauenorganisationen in Österreich in der Nachkriegszeit? Auf welchen Traditionen baute ihr Selbstbild? In ihrem neuen Buch „Mehrheit verpflichtet“ trägt Heidi Niederkofler die widersprüchlichen Antworten zusammen.

Heidi Niederkofler ist Historikerin, externe Lektorin und Coach. Aktuell arbeitet sie zur Geschichte des Internationalen Frauentags.

32 an.schläge november 2009

„In der Nachkriegszeit gab es keine Frauenbewegung!“ – mit dieser und ähnlichen Aussagen war ich im Zuge der anfänglichen Beschäftigung mit dem Phänomen „Frauenbewegungen nach 1945“ öfters konfrontiert. Mein Interesse an dieser Thematik hatte die Aussage der Historikerin Ute Gerhard geweckt: Sie hatte für Deutschland festgestellt, dass es in den nach 1945 entstandenen Frauenorganisationen eine personelle und organisatorische Kontinuität zu den Frauenvereinen der Zwischenkriegszeit gab. Der durch das nationalsozialistische Regime hervorgerufene Bruch jedoch, der sich in Vereinsauflösungen, Verhaftungen, Vertreibungen, Exil bis hin zu Ermordun-

gen manifestierte, hatte deutliche Spuren hinterlassen – ein Anknüpfen an die vorhergehende Praxis war, wenn überhaupt, nur unter Schwierigkeiten möglich.

Macht der Zuordnung. Diese Erzählung wird auch von der geläufigen chronologischen Einteilung der Frauenbewegungen in eine Alte oder Erste, eine Neue oder Zweite und – wie in den letzten Jahren – in eine Dritte Frauenbewegung (oder third wave feminism) gestützt. Neben der Frage, wer diese Ein- und Ausschlüsse produzierenden Einteilungen definiert und mit welchem Interesse, ist in diesem Zusammenhang auch relevant, wer oder was überhaupt den Status einer Frauen-

bewegung erlangt: Wodurch definiert sich eine Frauenbewegung, welche Ein- und Ausschlussdiskurse begleiten sie, wie werden Periodisierungen etabliert und welche politischen Interessen und Identitätspolitiken sind damit verbunden?

Vor diesem Hintergrund ist die Forschung zu Frauenbewegungen der Nachkriegszeit nicht nur mit der Frage nach deren Erscheinungsformen, Aktivist_innen und Politiken, sondern auch mit jenen nach den Gründen von Einund Ausschlüssen konfrontiert.

Projekt „Wiederaufbau“. Frauenbewegungen waren in der Nachkriegszeit zumindest auf zweierlei Weise präsent: Zum einen in Form von Frauenvereinen, die

läuferinnenvor sich in der Tradition der sogenannten Alten Frauenbewegung verorteten. Sie waren zumeist Wiedergründungen von im Austrofaschismus oder Nationalsozialismus aufgelösten oder verbotenen Vereinen und verstanden sich als überparteilich. Zudem betonten sie die Zusammenarbeit von Frauen unabhängig von Religion und Herkunft und knüpften in ihrer Geschichtsschreibung an frauenbewegte Organisationskulturen, Figuren und Ereignisse an.

Zum anderen übernahm die Frauenbewegung nach 1945 aber auch eine bestimmte identifikatorische Funktion: Der Begriff „Frauenbewegung“ und das dazugehörige Bedeutungsfeld fand in der Nachkriegszeit zunächst eine breite Verwendung und war auch in den Diskursen der parteipolitischen Frauenorganisationen (in unterschiedlichem Ausmaß) vertreten. Waren die Bezugnahmen anfänglich noch tendenziell positiv – was wohl zum Teil auf die kriegsbedingten Verschiebungen des

in den Blick der nachfolgenden Forschung geraten, diese konzentrierte sich vielmehr auf politische Parteien und deren Organisationen.

Letztere stehen auch im Mittelpunkt des Buches „Mehrheit verpflichtet“ – genauer die Frauenorganisationen der KPÖ, SPÖ, ÖVP und des Verbandes der Unabhängigen, der Vorläuferpartei der FPÖ. Besonders den Frauenorganisationen der beiden Massenparteien der Nachkriegszeit, der SPÖ und der ÖVP, gelang es in einer – mit der Zwischenkriegszeit nicht zu vergleichenden – Art und Weise, das Feld der Frauenpolitik neu zu besetzen.

Sie bezogen sich auf die historische Frauenbewegung und mit ihr verbundene Personen und Ereignisse, einige Organisationen betrachteten sich sogar zeitweise als Erbinnen der Frauenbewegungen um die Jahrhundertwende. Bald schon distanzierten sich aber alle vier erwähnten parteipolitischen Organisationen von bestimmten in-

wurden als Vorläuferinnen und Identifikationsfiguren für die eigene Organisation und deren Aktivistinnen dargestellt. Auffallend ist, dass nicht ausschließlich Frauen aus dem Umfeld der jeweiligen (Vorläufer-)Organisation vorgestellt wurden – jede Parteifrauenorganisation wählte für sich zumindest eine Repräsentantin, die der bürgerlichliberalen Frauenbewegung der Jahrhundertwende zugerechnet werden kann, als Leitfigur.

Durch diese Aneignungsstrategie beanspruchten die parteipolitischen Akteurinnen eine „frauenbewegte“ Vergangenheit, ohne jedoch eine inhaltliche Verbindung zu den damaligen Organisationen herzustellen. Offensichtlich war der individualistische Geschichtsbezug auf Pionierinnen attraktiver als die Referenz auf kollektive Zusammenhänge der historischen Frauenbewegungen.

Diese Bezugnahme hatte zumindest zwei Funktionen: Nach außen hin

Das Identifikation stiftende Zeichen „Frauenbewegung“ büsste spätestens mit Beginn der 1950er Jahre immer mehr an Attraktivität ein.

Geschlechterverhältnisses zurückzuführen ist –, war spätestens um 1950 jedoch ein Umschwung bemerkbar: Im Kontext der durch den Krieg, den Holocaust und die Gewaltherrschaft bedingten gesellschaftlichen Instabilitätserfahrungen galt eine geschlechtsspezifische Politik nunmehr als unangebracht – schließlich sollten alle ihre Kräfte dem Projekt der Wiederherstellung und dem Wiederaufbau des Staates Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg widmen.

Identifikationsmerkmal „Frauenbewegung“.

Als Historikerin habe ich verschiedene überparteiliche Frauenorganisationen untersucht, die in der Nachkriegszeit wieder oder neu gegründet wurden. In den meisten Fällen verloren diese Vereine jedoch rasch an Bedeutung und waren mit einem Mitglieder- und Öffentlichkeitsverlust konfrontiert: Einige lösten sich auf, andere näherten sich politischen Parteien an. Die in den Jahren nach 1945 bestehenden überparteilichen Frauenorganisationen sind kaum

haltlichen Ansätzen, die mit der Frauenbewegung assoziiert wurden – die Aktivistinnen wandten sich im Namen von Frauen gegen eine Politik, die in erster Linie auf Frauen bezogen war.

Argumentiert wurde etwa, dass das gemeinsame nationale Projekt des „Wiederaufbaus“ nicht von „individualistischen“ Anliegen oder der „Frauenrechtlerei“ infrage gestellt werden sollte.

Das Identifikation stiftende Zeichen „Frauenbewegung“ büßte spätestens mit Beginn der 1950er Jahre immer mehr an Attraktivität ein.

Aneignung von Geschichte. Die Bezugnahme auf die „alte“ Frauenbewegung war also zunehmend von Abgrenzungsbestrebungen geprägt, der Nachfolgeanspruch wurde immer weniger propagiert. Dem gegenüber stand die beliebte Referenz auf „Pionierinnen“ und Vorbilder, die für alle Frauenorganisationen eine bedeutende Rolle spielten: Ausgewählte weibliche Persönlichkeiten wie z. B. Marianne Hainisch, Adelheid Popp, Bertha von Suttner oder Clara Zetkin

ging es darum, die weibliche Bevölkerungsmehrheit anzusprechen und zu mobilisieren. Die Anrufung einer weiblichen Identität geschah über alle Grenzen hinweg, als einigende Perspektive wurden das national konzipierte „Gemeinwohl“ und das „Volk“ angegeben.

Innerorganisatorisch sollte die Referenz auf das Konzept „Frauenbewegung“ durchaus die Machtposition der Frauenorganisationen als solche stärken – durch den Bezug auf eine Vergangenheit, in der sich Frauen auf der Grundlage des (als natürlich gegebenen) Geschlechts politisch organisiert und Frauen als „Frauen“ viel erreicht hatten.

Gerade diese Perspektive verlor angesichts der Priorität des „Wiederaufbaus“ und der damit verbundenen Traditionalisierung an Attraktivität. Erst Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, als Geschlecht als mobilisierende Kategorie wieder an Bedeutung gewann, erhielten positive Bezugnahmen auf historische Frauenbewegungen wieder eine Identifikation stiftende Relevanz. ❚

Heidi Niederkofler: Mehrheit verpflichtet. Frauenorganisationen der politischen Parteien in Österreich in der Nachkriegszeit. Löcker Verlag, Wien 2009.

Buchpräsentation am 5.11. 2009 um 18.00 Uhr, Vorwärts-Haus, Lesesaal (1. Stock), Rechte Wienzeile 97, 1050 Wien .Edith Saurer, Johanna Gehmacher und Heidi Niederkofler stellen das Buch vor.

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verliebtvezopft.verwegen

© Ka t h a r i n a L a m p e r t , C o r d u l a T h y m / i d e n t i t i e s

Auf der Suche nach dem „Sub“ Der österreichische Dokumentarfilm „Verliebt, verzopft, verwegen“ folgt den Spuren lesbischen Lebens im Wien der Nachkriegszeit. Vina Yun sprach mit den beiden Regisseurinnen Katharina Lampert und Cordula Thym. an.schläge: Warum waren gerade

„Verliebt, verzopft, verwegen“ startet ab 20.11. im Filmcasino, ab 14.12. im Top-Kino in Wien.

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die 1950er und -60er Jahre für ein lesbisches Dokufilm-Projekt interessant?

Katharina Lampert, Cordula Thym: Als wir uns mit lesbischer Geschichtsschreibung in Österreich auseinandersetzten, bemerkten wir, dass – im Unterschied zu den Perioden davor und danach – dieser Zeitrahmen wissenschaftlich nicht aufgearbeitet ist. Eine Zeitspanne von mehr als zwanzig Jahren blieb gänzlich undokumentiert. Es gibt keine Informationen darüber, welche Gemeinschaften und Orte es gab, und wie öffentlich, das heißt auch wie zugänglich, sie für Interessierte waren.

Ebenso unbekannt ist, wie sich Frauen zu dieser Zeit organisierten und nach außen hin präsentierten, und was es damals bedeutete, sich als lesbische Frau zu identifizieren. Das war die Ausgangsituation. Also machten wir uns

auf die Suche nach Frauen, die uns etwas über diese Zeit erzählen können.

Welche Szene-Orte von damals existieren denn heute noch?

Bis vor kurzem gab es noch das „Nightshift“ in der Corneliusgasse, das war eines der ersten „Sub“-Lokale in Wien und hieß früher „Gerlis Lurloch“, benannt nach Gerli, der Frau, die es viele Jahre lang geführt hat. Leider ist sie, wie auch viele andere, bereits verstorben, und wir konnten sie nicht mehr interviewen. Von den Lokalen, in denen sich unsere Protagonistinnen bewegten, gibt es keine mehr. Das waren auch keine rein lesbischen Lokale, sondern eben sogenannte Sub-Lokale, wo sich Schwule, Lesben und das Rotlichtmilieu vermischten. Aber eigentlich beschreiben alle unsere Protagonistinnen diese Lokale als eher abschreckend. Eine wirkliche „Szene“ in dem Sinn, wie wir sie heute kennen, gab es damals für die

Frauen nicht. Das meiste hat sich im Privaten abgespielt.

Ursprünglich wollten wir Aufnahmen von Stadtspaziergängen mit den Frauen machen, die mit uns an diese Orte gehen und sie uns zeigen, so hätte sich der Film entsponnen. Aber da es diese Orte nicht mehr gibt bzw. gar nie gegeben hat, ist es nicht dazu gekommen. Im Film sieht man deshalb auch immer wieder ein Stadtmodell – weil es in Wien keine sichtbare Geschichte lesbischer Kultur gibt, bauten wir Teile der Stadt nach und fingen an, selbst Geschichte zu schreiben bzw. sie ins Stadtbild einzuschreiben. Indem wir die Vergangenheit sichtbar machen, verändern wir sie auch.

Der Film bewegt sich ja auf zwei parallelen Ebenen: Zum einen geht es um die Frage, wie lesbisches Leben in Wien in der Nachkriegszeit ausgesehen hat, und um die damalige Kultur des les-

verzopft.verwegenverliebt bischen „Sub“. Zum anderen thematisiert ihr aber auch euer eigenes Verhältnis zu einer lesbischen Generation, die weitgehend unsichtbar geblieben ist.

Es war uns immer ein Anliegen, den Frauen auch ihre Verantwortung uns und unserer Generation gegenüber zu vermitteln. Das Fehlen von Geschichte macht es einer gesellschaftlichen Gruppe schwer, eine eigene Identität zu entwickeln, was wiederum eine weitere Geschichtsschreibung behindert. Und wir glauben, dass es nach wie vor sehr wichtig ist, positive Lebensentwürfe von

die hierzulande lange Tradition des repressiven Umgangs mit Schwulen und Lesben?

Der § 129 war nicht, wie oft behauptet, ein Nazi-Paragraph, sondern wurde in Österreich bereits 1852 erlassen. Er wurde deshalb auch nach dem Krieg bis 1971 nicht abgeschafft. Von den Nazis verurteilte Schwule wurden ja erst jetzt, im Oktober 2009, rehabilitiert. Österreich war sehr konservativ und katholisch nach dem Krieg, es ging vor allem um den Wiederaufbau des Landes mit der Familie als Keimzelle, da

Eine Freundin sagte mal was Schönes, nämlich dass die Suche nach dieser Generation fast wie ein Coming-outProzess ist, und das dauert einfach. „Verliebt, verzopft, verwegen“ wurde beim diesjährigen identities Queer Film Festival im Juni in Wien uraufgeführt.

Waren es eher Frauen aus der Generation eurer Filmprotagonistinnen, die im Kino waren, oder andere? Welches Feedback habt ihr da vom Publikum bekommen?

Der Abend war wirklich sehr schön und bewegend. Das Publikum ist total mitgegangen mit dem Film, man weiß

Wir haben heute die Möglichkeit, eigene lesbische oder queere Strukturen zu schaffen, in denen wir alt werden können – im tatsächlichen Sinn von „Community“.

lesbischen Frauen sichtbar zu machen, davon gibt es einfach immer noch zu wenig. Unseren eigenen „queeren“ Zugang versuchten wir über die Bilder der jungen Frauen in den Film zu bringen, die – trotz Judith Butler und der Debatte über die Dekonstruktion von binären Geschlechterverhältnissen – eben solche Vorbilder brauchen. Also, zumindest wir brauchen sie.

Die Frauen, die ihr im Film porträtiert, sind heute ungefähr zwischen Ende Fünfzig und Ende Sechzig – ähnlich alt wie eure Eltern. Haben die Gespräche mit den Protagonistinnen den Blick auf eure Elterngeneration verändert?

Was uns erstaunte, war, dass wir uns unseren Protagonistinnen von unserem eigenen Selbstverständnis her näher fühlten als erwartet. Diese Frauen sind ja die Generation unserer Eltern, und es war einfach toll, andere Lebensentwürfe als die der klassischen HeteroFamilie kennenzulernen. Vielleicht auch, weil sie uns Dinge erzählten, über die unsere eigenen Eltern nicht sprechen, wie z.B. über ihre Liebesbeziehungen oder ihre Ängste. Da erkennt man sich auch selbst drin wieder.

Wir haben sicher auch jetzt ein besseres Gefühl dafür entwickelt, wie es war, in den 1950ern aufzuwachsen. Das verändert natürlich auch den Blick auf das Leben unserer eigenen Eltern.

Das Totalverbot der Homosexualität wurde in Österreich erst 1971 abgeschafft, später als in vielen anderen europäischen Staaten. Wie erklärt ihr euch

waren Lesben und Schwule natürlich eine totale Bedrohung. Nach der Abschaffung des Paragraphen wurden aber wieder neue, repressive Gesetze eingeführt, z.B. das Vereinsverbot und das Werbeverbot. Lesben hatten zwar aufgrund der Gesetzesformulierung weniger Probleme als Schwule, aber durch die ständigen Razzien in den Lokalen und das Aufnehmen ihrer Daten durch die Behörden herrschte schon eine gewisse Grundangst.

Ihr und viele Unterstützer_innen haben viele Jahre unbezahlte Arbeit in dieses Filmprojekt investiert. Wie habt ihr es geschafft dranzubleiben?

Es gab tatsächlich einige Durststrecken, aber dann ist immer wieder etwas passiert, das uns vorangetrieben hat. Nach dem ersten Interview-Dreh haben wir auch die Verantwortung gegenüber den Protagonistinnen und ihrer Courage verspürt, den Film fertig zu machen. Gerade weil wir so viele Absagen bekommen haben. Und wir haben auch immer sehr viel Resonanz auf das Thema bekommen, das Interesse daran war sehr groß, da haben wir auch wirklich einen Bedarf bemerkt.

Da wir kaum an Förderungen gebunden waren – wir bekamen auch fast keine –, hatten wir auch viel Zeit. Wir versuchten über alle möglichen Wege, Frauen zu finden: über Inserate in diversen Medien, Flyer in Lokalen und bei der Regenbogenparade, E-Mail-Verteiler und durch viel, viel herumfragen und Leute nerven.

ja vorher nicht, ob ein Film dann auch wirklich funktioniert für eine breitere Öffentlichkeit. Es gab dann auch viel Applaus und positives Feedback, und das hat uns auch für unsere Protagonistinnen gefreut, denn sie machen ja den Film wirklich aus. Wir sind jedenfalls schon gespannt, wer ins Kino kommen wird, um sich den Film anzuschauen.

In der Doku spricht eine Generation lesbischer Frauen, die bis heute auch innerhalb queerer Szenen wenig repräsentiert ist. Warum wird eurer Meinung nach das Älterwerden bzw. Alter in der lesbisch-queeren Community so selten thematisiert?

Wenn man jung ist, setzt man sich generell nicht so viel mit dem Alter auseinander, das ist nicht nur ein Phänomen in der queeren Szene. Aber gerade hier wäre eine Auseinandersetzung wichtig. Wir haben heute die Möglichkeit, eigene lesbische oder queere Strukturen zu schaffen, in denen wir alt werden können – im tatsächlichen Sinn von „Community“. In Deutschland gibt es da schon viel mehr an Struktur, es existieren Wohnprojekte und Netzwerke für ältere Lesben, das gibt es hier alles nicht. Wir haben im Zuge unserer Recherche nämlich auch viel Einsamkeit beobachtet, die man im fertigen Film nicht so sieht, weil diese Frauen auch nicht vor die Kamera wollten. Wir denken jedenfalls gerade darüber nach, wie man auch hier Netzwerke schaffen könnte. ❚ november 2009 an.schläge 35

B i l d : D a r i n k a Po p - M i t i c , P i r a t e J e n n y

istanbulbiennale

Resistanbul Die 11. Istanbul Biennale zeigt ausschließlich politische Kunst. Und ist dennoch schön anzusehen.

Von Lea Susemichel „Turn left“ steht immer wieder auf dem Boden. Daneben liegen rote Papierknäuel. Es sind Flugblätter der kroatischen Künstlerin Sanja Ivekovic, die darin einen Aktionsplan für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Lohngleichheit fordert. Der Boden, auf den das diesjährige Kuratorinnenkollektiv die 11. Istanbul Biennale zurückgeholt hat, ist jener der politischen und sozialen Realitäten. Vier Frauen aus Zagreb, die sich „What, How & for Whom“ (WHW) nennen, haben die Kunstschau am Bosporus zu einem mit 141 Arbeiten sehr polyphonen, nichtsdestotrotz unmissverständlichen politischen Statement gemacht. Und wer noch die Fußbodenmarkierung als kuratorischen Hinweis aufs nächste Kunstwerk missversteht, für den werden Ivet Curlin, Ana Devic, Natasa Ilic und Sabina Sabolovic noch deutlicher. Bei der Eröffnung schließen sie ihre Rede mit dem Aufruf „Sozialismus oder Barbarei!“.

Istanbul Biennale: www.iksv.org/bienal11 1 Arbeiten von Nilbar Güres sind derzeit auch im Salzburger Kunstverein zu sehen, siehe Seite 30.

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Seeräuber Jenny und Sozialkritik. Bereits das von Bertold Brecht entliehene Biennale-Motto „What keeps mankind alive?“ macht klar, dass Kunst dem Kollektiv immer auch Mittel aufklärerischer Agitation sein muss. „Denn wovon lebt der Mensch“, lässt Brecht in der Dreigroschenoper fragen. Mackie Messers Antwort: „Indem er stündlich den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frisst“. Drastische Doku-

mente von Peinigung und Würgegriff enthält die auf drei Häuser verteilte Ausstellung zuhauf. Ganz buchstäblich ins Bild gesetzt etwa von Yüksel Arslan, der die Kontrollmacht von Kapitalismus und Kolonialismus durch eine gierig gekrümmte Hand mit Münzmanschettenknopf am Ärmel (über)zeichnet.

Darinka Pop-Mitic bezieht sich mit ihrem Wandgemälde der Seeräuber Jenny direkt auf Brecht. Mit ihrem Muralismus-Zitat liefert sie aber zugleich eine Reflexion, die für die gesamte Schau zentral ist – die Reflexion über das Verhältnis von Kunst und Propaganda. Denn die großflächigen Wandmalereien, mit denen der mexikanische Muralismo einst Sozialkritik in den öffentlichen Raum gebracht hat, machen deutlich, dass die revolutionäre Absicht nicht von der Notwendigkeit entbindet, auch eine angemessene künstlerische Form dafür zu finden.

Dass das nicht immer gelingt, wird angesichts der allgemeinen Zunahme dokumentarischer, oft textbasierter Strategien in der zeitgenössischen Kunst natürlich nicht erst in Istanbul sichtbar. Aber eben auch dort. Emanzipatorische Aufklärung wird, wie etwa bei den kartografischen Arbeiten von „Bureau d’études“ oder „Société Réaliste“, häufig mithilfe detail- und informationsreicher Schaubilder geleistet, die den BetrachterInnen viel Zeit und einen eisernen Willen zum Wissen abnötigen.

Bilder und Geschichten. Insgesamt jedoch ist WHW die ausgerufene Politisierung der Kunst nicht nur inhaltlich, sondern auch formal durchaus gelungen. Und dass die Investition in ästhetisch eingängige Vermittlungsformen selbst vom Diskurskunst-geschulten Publikum belohnt wird, beweist etwa ein Film der 1970 geborenen Künstlerin Canan Senol. Ihr Animationsvideo „Exemplary“ kombiniert fotografisches Material mit Trickfilmelementen und verhandelt die widersprüchlichen Anforderungen, mit denen sich Frauen in den türkischen Metropolen gegenwärtig konfrontiert sehen. Andrang und Andacht vor der in ihrer Narrationsstruktur an „Tausend und eine Nacht“ angelehnten Erzählung legen den Schluss nahe, dass engagierte Vermittlung durch gut gemachte Bilder und Geschichten weiterhin einfach besser funktioniert.

Was auch einige Fotoarbeiten zeigen. Hans Peter Feldmanns ausgestelltes Buchprojekt „50 years of a woman“ z.B., das mit einer aus unzähligen Einzelbildern bestehenden Chronologie eines weiblichen Nachkriegsleben nicht nur scheußliche Moden ins kollektive Gedächtnis zurückruft, sondern den BetrachterInnen unweigerlich auch die Frage aufdrängt, was Frauen in den letzten fünfzig Jahren wohl sonst noch so alles eingeengt hat. Oder Rena Effendis Serie über die Lebensbedingungen von Menschen, die unmittelbar an der zweitlängsten Öl-Pipeline der Welt

sentieren, bricht diese Biennale. Auch andere klassische Repräsentationsverhältnisse werden umgekehrt: Lediglich 28 Prozent der vertretenen KünstlerInnen stammen aus westlichen Ländern, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen insgesamt ist nahezu ausgewogen. Letzteres führt auch zu einem ausSongcontest und East Side Story. Aber auch geprägt feministischen Profil der AusHumor erweist sich als dankbares stellung, die etwa zwei Räume den künstlerisches Mittel, um für die eigegroßformatigen Arbeiten der queernen Überzeugungen zu werben. So stellt etwa die argentinische KünstlerIn- feministischen Künstlerin Nilbar Güres1 widmet. Und in der Margaret Harrisnen-Gruppe „Etcétera“ ein kunterbunsons Installation „Homeworkers“ von tes Pappfiguren-Kabinett auf, in dem 1977/78 über die Situation von Heimarsich das gesamte kanonisierte linke Fibeiterinnen ebenso aktuell ist wie Isil guren- und Ideenarsenal findet und in Egrikavuks Video „Gül“ von 2007, das dieser Ironie ebenso selbstkritisch wie nicht allein Zwangsverheiratungen von selbstvergewissernd ist. Das Kollektiv Minderjährigen thematisiert, sondern „Chto delat“ („Was tun“, benannt nach dem Werk Lenins) zeigt zwei Singspiele, durch das darin sichtbar gemachte Ringen um eine adäquate Form der Bein denen mit viel dramaturgischem handlung auch auf die voyeuristische Witz über das weitere Schicksal des postsozialistischen Russlands quasi per und instrumentalisierende Vereinnahmung dieses Themas verweist.

Songcontest entschieden wird. wohnen. Effendi widmet der Inszenierung und Komposition jedes einzelnen Bildes ebensoviel Aufmerksamkeit wie den verheerenden geopolitischen Auswirkungen des Pipeline-Baus, die sie mit ihm anprangert.

Lediglich 28 Prozent der vertretenen KünstlerInnen stammen aus westlichen Ländern, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen insgesamt ist nahezu ausgewogen.

Mitunter offenbart sich aber auch die Überzeugungskraft des rein Dokumentarischen. Igor Grubic erinnert mit „East Side Story“ an die Gay Pride-Paraden in Belgrad 2001 und Zagreb 2002.

Die mitgeschnittenen und unkommentierten Szenen mit skandierender homophober Meute und der unglaublichen Courage der DemonstrantInnen, die sich den Angriffen aussetzen, hätten der tänzerischen Interpretation nicht bedurft, mit der Grubic sie auf einer zweiten Leinwand kontrastiert.

Kartoffelpreise und Heimarbeit. Auch bei KP Brehmer dient formale Reduktion der Klarheit der Aussage. Die da lautet, dass es die Umstände eben manchmal erforderlich machen, statt satter Sujets die Entwicklung von Kartoffelpreisen oder eine in Farbfelder gefasste Studie über die Befindlichkeit von ArbeiterInnen auf die Leinwand zu bringen.

Brehmers Diagramme sind nicht die einzigen älteren Arbeiten, die gezeigt werden. Und nicht nur mit der ReS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a gel, möglichst viele neue Werke zu prä-

Keine Politik und keine Kunst. Parallel zur Biennale fand in Istanbul Anfang Oktober auch die Jahrestagung von IWF und Weltbank statt. „Resistanbul“, das linke Bündnis, das zum Protest dagegen aufgerufen hatte, wandte sich in einem offenen Brief an die Kuratorinnen. Darin lud es diese ein, das Museum zu verlassen, mit auf die Straße zu gehen und „zurück ins Leben“ zu kehren, in ein „Leben des Widerstands“.

Kunst ist keine Politik, lautet die Überzeugung, die dieser Forderung zugrunde liegt. Und politische Positionierung noch lange keine Kunst, wie viele KunstkritikerInnen meinten, die die künstlerische Güte dieser Biennale durch ihre plakative Parteilichkeit kompromittiert sahen.

Beide Einschätzungen sind falsch.

Weder endet die gesellschaftspolitische Relevanz von Kunst an der Museumstür. Noch muss der klare Aufruf „Turn left“ notgedrungen zulasten künstlerischer Formvollendung gehen.

Wie die Biennale in Istanbul paradigmatisch gezeigt hat. ❚

denice

My Own Private Waterloo WHAT??!! Whattafuckdidyajustsay??!! Running out of my room with mascara in one hand, cigarette in the other, eyeliner totally smudged, since the shock of the news made me forget to keep my eyes closed until it had dried properly. (Damn liquid eyeliner. But it looks so much better …). My dramatic outburst was in reply to a question I heard my new roommate ask while she entered our TV-room: “Have you people seen the new waitress at … (secret bar I used to work at. Can’t say name to protect the innocent.)? Is she really as hot and cool as everybody says?” Followed by the reactions of the pile of people being lazy on our couch, “Yeah … I heard about her too … Haven’t seen her yet, but heard she is HOT! She is Swedish, right?

I wonder what Denice will think about thaa …” That’s when I cut them short with my little crazy Bette Davis/Baby Jane-impression that opened this column.

The thing is, Readers … I am one of these insecure people that get their kicks from being the “THE” person. THE slut, THE funny drunk, THE (drag) queen, THE Lesbian Jesus, THE Swedish chick. And even though, to my knowledge at least, I have never been labelled “the HOT Swedish chick”, it is still one of my labels in there, and it is mine, goddammit! Of course, everybody just laughed at my reaction and thought I was being silly. One of them (I think it even might have been my lover, thank you very much) tried to comfort me by saying, “Aww, come on, you can still be the OLD Swedish chick if there’s a new one.”

There are of course other queer Swedish chicks in this town, but in my bubble I am the One. The big S. It also takes a lot of work to keep up the old stereotype: I’m blond (Very obvious fake bleached blond. My hair is almost coming off.), tall (I always wear high heels, it’s killing my back.) and I have a lot of sex with a lot of people (I used to at least, now I got too lazy and comfortable to go hunting).

Before I know it I’m just gonna be a Viennese almost-lesbo, drinking spritzers, doing yoga, going to a spa for the weekend, like everybody-bloody-else. Without any sign of THE. Tomorrow I’m going to spy on the new barkeeper. Heard she’ll be working. And I bet you all, I’m probably going to end up at the bar. Drooling into my spritzer. Laughing at her funny and clever jokes told with a cute Scandinavian accent, and wishing I could either be more like her or take her home for a mattress mambo. november 2009 an.schläge 37

Beruhigende Irritationen Sonja Eismann und Ute Hölzl auf der Suche nach dem Beat.

Wie gut, dass es auch in Zeiten von Krise und Depression noch Unerschrockene gibt, die sich nicht von nackten Kalkulationen beeindrucken lassen: Christina Nemec, bekannt als Musikerin, DJ und nicht zuletzt als Performerin der turbulent-glamourösen QueerBurleske „Orlanding the Dominant“, hat mit ihrem Partner Konstantin Drobil, Begründer und Leiter des Musikvertriebs Trost, in Wien just ein neues Label aus der Taufe gehoben. Unter dem Namen „comfortzone“ sollen in Zukunft feministische und queere Inhalte in elektronischen Produktionen endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen gebührt. Den Anfang macht die Labelchefin gleich selbst mit ihrem Langspieldebüt Derive unter ihrem Alias chra, auf dem zu trabenden Klopf-Beats das denkwürdige Statement „To be male is not to be sexed, to be white is not to be raced“ rezitiert wird. Eine ordentliche Ladung zu kauen für all jene, die immer noch argumentieren, in Maschinenmusik seien Kategorien wie Race und Gender doch sowieso aufgehoben. Die Katalognummern 2 und 3 des neuen Labels sind Teil einer 12“-Reihe, auf der pro Platte zwei internationale, eher unbekannte Acts mit jeweils zwei Tracks vorgestellt werden. In diesem Fall sind das, mit einer Bandbreite von swingender VocalElektronik über schwelgerischen Gitarrenpop und kühlem Synthwave bis zu Spielzeugsounds: Bonnie Li aus Paris/Berlin und Frau Herz aus Wien 38 an.schläge november 2009

(cz002) sowie Alloy Alloy aus Kopenhagen und Stereonucleose aus Berlin/ Bucharest (cz003).

Ebenfalls aus Wien kommen News von einer etablierten Größe der elektronischen Musik: Electric Indigo, Godmother des Frauennetzwerks female:pressure, hat zwischen all ihren anderen Aktivitäten nach fünf langen Jahren zum Glück endlich wieder einmal Zeit gefunden, eine EP für ihr eigenes Label indigo:inc zu produzieren. Siberia (vertrieben über Hardwax bzw. digital über www.zero-inch.com) ist mit seinen drei eisigen Techno-Tracks eine Hommage an die kalte Schönheit des sibirischen Baikalsees. Dank der düsteren SynthieBreitseiten, die es wohlig kalt den Rücken runterrieseln lassen, und der knochentrockenen Beats springt einer die Sehnsucht nach Eisflächen, Permafrost und einer gelungenen Clubnacht mit Techno wie diesem förmlich ins Gesicht.

Ein Teil der prosperierenden Berliner Techno-Szene ist die Chilenin Alejandra Iglesias, besser bekannt als Dinky, die sich wie so viele andere Kreativ-Migrantinnen aus der ganzen Welt vorübergehend dort niedergelassen hat. Ihr mittlerweile viertes Album mit dem Titel Anemik (Wagon Repair) klingt so, wie man es von der vielseitigen Künstlerin erwartet: gar nicht nach straightem Club-Techno, sondern nach wabernden, verzwirbelten Soundschichten, in denen Latin-Beats und Disco-Allüren gut mit quäkendem Ambient zusammengehen. Dass das Ergebnis

nicht prätentiös und verschwurbelt, sondern in seiner Vielseitigkeit extrem eingängig klingt, ist wohl der goldenen Hand – und Kehle, denn hier singt Dinky auch ausgiebig – der Musikerin zu verdanken.

Echte Berlinerinnen sind Gina V. D'Orio und Annika Line Trost, besser bekannt als Cobra Killers. Die beiden mit Rotwein spritzenden PlateauschuhTrägerinnen haben sich für ihr Album Uppers and Downers (Monika/Hoanzl) prominente Unterstützung geholt, etwa von Thurston Moore oder J Mascis, aber auch von den Prinzen (jawohl, den „Alles nur geklaut“-Prinzen), die beim Song „Schneeball“ den Refrain singen dürfen: „Schneeball in die Fresse, bis in die totale Depression“. Ein typischer Cobra-Killer-Slogan, von denen es nicht wenige auf dem Album gibt. Ob’s einen Song über die „Skibrille“ braucht, sei dahingestellt, doch das Album überzeugt allemal. Und die Produktion im Studio der Einstürzenden Neubauten macht sich ebenso positiv bemerkbar: Die immer schon sehr düsteren und krachigen Beats der Killers sind jetzt noch noisiger geworden.

Die wahre Queen of Noise ist allerdings Bettina Köster, ehemals Malaria, die auf Asinella Records, dem Label von Clara Luzia, ein Album mit eben dem Titel Queen of Noise (Asinella/Hoanzl) veröffentlicht hat. Dichte Songs, getragen von Bettina Kösters präsenter Stimme, ein Cover von Velvet Undergrounds „Femme Fatale“ – der Herbst hat einen Soundtrack. ❚

Doing Gypsy Wie funktioniert Antiziganismus? Eine neue Anthologie sucht nach Antworten. Von Vina Yun „Viele der Vorurteile und Stereotype über Roma sind fester Bestandteil der europäischen Kultur geworden. (…) Anders als der Antisemitismus wurde der Antiziganismus jedoch nie grundsätzlich in Frage gestellt, geschweige denn in irgendeiner Form bekämpft. (…) Der Holocaust an den europäischen Roma stellt nach wie vor nur eine Fußnote in der Geschichtsschreibung dar.“ Mit klaren Worten bringt Rudko Kawczynski, Präsident des European Roma and Travellers Forum, im Vorwort des vorliegenden Sammelbandes die Bedingungen, unter denen sich die Forschung zu Antiziganismus im deutschsprachigen Raum zögerlich entfaltet, auf den Punkt. Selbst in linken Debatten sei man von einer analytischen Annäherung an den Antiziganismus noch weit entfernt, kritisieren auch die HerausgeberInnen der Anthologie, die in den Politik- und Kulturwissenschaften und in der politischen Bildungsarbeit tätig sind.

Wie können Gewalt gegen und Diskriminierung von Roma aus der Forschungsperspektive von Nicht-Roma thematisiert werden? „Wir versuchen konsequent, über die Mehrheitsgesellschaft statt über Roma zu schreiben. Damit tragen wir der Einsicht Rechnung, dass dort auch die Ursachen für Antiziganismus zu suchen sind“, erläutern Markus End, Kathrin Herold und Yvonne Robel in einem Interview mit der Zeitschrift „Malmoe“.

Die Bandbreite antiziganistischer Praxen reiche von offener Verfolgung inklusive tödlicher Gewalt bis hin zu einem sprachlich verfassten, bildlich verfestigten und strukturell verankerten Fortschreiben kulturell vermittelter stereotyper Denkmuster und Bilder.

Als „allgegenwärtiges Ressentiment“, wie es der Untertitel des Buches formuliert, ist Antiziganismus in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zugleich zu finden – sei es in der Politik, Wissenschaft, Kunst oder in den Medien. Die Zuschreibungen an Roma als „wild, frei, musikalisch“ bilden dabei nur die Kehrseite von „dreckig, stehlend, vaterlandslos“.

Anhand von elf Beiträgen versucht die Anthologie theoretische Deutungsansätze mit länderspezifischen Fallanalysen zusammenzubringen, etwa am Beispiel Rumäniens. Dort leben die meisten Roma in Europa, dessen nationales Selbstbild jedoch grundlegend auf der Abgrenzung vom „Zigeuner“ als dem „Anderen“ gebaut ist. Exemplarisch wird antiziganistische Hetze auch am Beispiel Italiens beschrieben, dort erlebte die Roma-Bevölkerung während der letzten Jahren wiederholt Wellen rechtsextremer Ausschreitungen, aber auch Gesetzgebungen, die unmittelbar gegen sie gerichtet sind. Die Bleiberechtskämpfe von Roma-Flüchtlingen in Deutschland thematisiert ein Beitrag von Romane Aglonipe („Roma voran!“), eine Selbstorganisation von Roma in

Hannover, die europaweit Netzwerkarbeit leistet.

Die thematische Spannbreite der Artikel reicht weiters von der medialen Repräsentation von Roma (etwa die Konstruktion des „Zigeuners“ in der Kinder- und Jugendliteratur) über den Erinnerungsdiskurs in Deutschland (z.B. zur gedenkpolitischen Stereotypisierung der Roma) bis hin zur Kritik an wissenschaftlichen Traditionen und theoretischen Forschungsansätzen (darunter „Zigeuner“-Bilder in der deutschsprachigen Ethnologie oder der „Zigeuner“Begriff bei Adorno).

Die Parallelen zwischen „Doing Gender“ und „Doing Gypsy“ untersucht der gleichnamige Aufsatz, der im Bild der „Zigeunerin“ die Potenzierung misogyner und antiziganistischer Zuschreibungen sieht: „Die ‚Zigeunerin’ ist noch mehr ‚Zigeuner’ und noch mehr Frau.“ Wie auch die HerausgeberInnen selbst feststellen, ist die Forschung über die Ursachen des Antiziganismus marginal, und auch die Anthologie liefert hierzu keine Antworten. Hingegen leistet der Band eine gelungene Zusammenfassung vergangener und aktueller politischer Entwicklungen im europäischen Raum. Nicht zuletzt verlangen die lesenswerten Beiträge nach einer differenzierteren Auseinandersetzung mit einer allgegenwärtigen Ausgrenzungspraxis und weisen umso deutlicher auf die Lücken in der wissenschaft❚ lichen Debatte hin.

Markus End, Kathrin Herold, Yvonne Robel (Hg.Innen): Antiziganistische Zustände.

Zur Kritik eines allgegenwärtigen Ressentiments Unrast 2009, 18,- Euro (D)

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lesezeichen Im Sprachwald Als ihr letzter Gedichtband „lebenszeichen“ erschien, war Elfriede Gerstl bereits tot. Über die guten „Oldie-Morgen“ schrieb sie im gleichnamigen Gedicht, an denen – noch – niemand gestorben ist für diese Woche. Über Alter und Krankheit schrieb sie. Von ihren Gedichten, die wie „Kinder im Sprachwald“ spielen und kaum einmal so ernst genommen werden wie die Erwachsenen, die „breitspurigen Romane“. Ihre „Denkkrümel“ hat Elfriede Gerstl aufgeschrieben und ihre Träume.

Davon, „Luft in der Luft“ zu sein etwa. „die sonst so schweren füße waren ganz leicht – in bewegung aufgelöst. glücksgefühl. habe ich den engelstatus erreicht?“ Vielleicht.

Andrea Heinz

Elfriede Gerstl: lebenszeichen. gedichte träume denkkrümel.

Literaturverlag Droschl 2009, 16,- Euro (A)

Skurrile Blumigkeit Svealena Kutschkes Debütroman ist eine Art Mischung aus Haruki Murakami und dem queeren Roadmovie „Priscilla – Königin der Wüste“. Die Geschichte der 26-jährigen Lisa, die nach Australien auszog, um dem Kummer über eine verlorene Liebe zu entfliehen, bietet eine schillernd-transidente Personage und surrealistischen Suspense. Männer tragen Make-up und Oma-Nachthemden, eine Transfrau hilft bei den Nachforschungen rund um mysteriöse Fotos, die Lisa in Sydney auf der Straße findet und die sie an Orten zeigen, an denen sie nie gewesen ist. Dazwischen stellt das bereits als neue queere Bibel gehypte Buch skurrile Sinnfragen aus dem Bändchen „Findet mich das Glück“ des Künstlerduos Fischli & Weiss.

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Alles in allem ist das ein bisschen viel, zumal auch Kutschkes Stil bisweilen etwas überbordet. Aber die dekonstruktive Absicht ist natürlich allemal löblich und die Geschichte trotz ihrer allzu bemühten Blumigkeit durchaus mitreißend geschrieben.

Lea Susemichel

Svealena Kutschke: Etwas Kleines gut versiegeln.

Wallstein Verlag 2009, 19,90 Euro (D)

Nach der Königsdisziplin

lich aktiv heilsbringende Protagonistin aus Band 2, nun an die starke Schulter ihres zärtlich Hermi Genannten stützen, in Ruhe verschnaufen und erst mal nichts selber machen müssen.

Die auf fünf Bände konzipierte und bei bisher vier Bänden angelangte literarische Reihe hat ein bisschen was von feministischer Dystopie, nur viel lustiger. Und in Lichtblicken mit auch innerliterarischem emanzipatorischem Potenzial für die weibliche Figur. Herminator taugt zum Feiern. Nämlich dass ein König das Haus verlassen hat und nach der Lektüre Platz schafft für Träume von der – medial und patriotisch – noch nie so genannten Königinnendisziplin.

Nadine Kegele

„Es hat mich nicht gestört, dass man mich zur Maschine gemacht hat“ und „außergewöhnliche Menschen spalten immer die Nation“, sagt Hermann Maier wenig bescheiden in seinem Abschiedsinterview, das zu seinem dieser Tage vermeldeten Rückzug erschienen ist. Seine literarische Entsprechung, die Sabine Scholl und Lydika Mischkulnig für den dritten Band ihrer gebetsbüchleingroßen „Böhmischen Bibel. Unheilige Schrift für Puppen“ ins Leben gerufen haben, verhält sich da nicht anders. Auch hier ist er ein Mann der Tat, der – obwohl gemeinhin Schneegänger –, keine Frage, selbst in der Wüste eine gute Figur macht. Und eben das ist das feministische Kalkül, das das Tinternational Textunternehmen – als das die zwei österreichischen Autorinnen seit einer Japanreise im Jahr 2007 firmieren – zur Anwendung bringen: reinste Satire mit Groteske gespickt, was sprachlich mitunter ins Banale kippt. Ob dies der Autorinnen maximale literarische Sprachleistung zu sein vermag, ist bloß dann nicht blöd gefragt, wenn die Antwort lautet: Ein Verschnitt aus Arztroman und Rosamunde Pilcher muss zwangsläufig so aussehen.

Einer ist immer der Held in diesen Literaturen, und zwar der Mann, und ein paar andere sind immer die anhänglichen kleinen Närrchen, ja eh, die Frauen. So kann sich Libuse, die eigent-

Sabine Scholl, Lydia Mischkulnig: Böhmische Bibel. Unheilige Schrift für Puppen. Band 3: Herminator Wieser 2009, 12,95 Euro (A)

Lachende Revolutionärinnen „Scheuen Revolutionärinnen das Lachen?“, fragt sich Barbara Stauß in ihrer Dissertation „Schauriges Lachen. Komische Schreibweisen bei Christa Reinig, Irmtraud Morgen und Elfriede Jelinek.“ Und dürfen denn Revolutionärinnen überhaupt lachen?

Am Ende sogar mit bissiger Selbstironie und über die eigene Sache? Stauß zeigt Reinig als Satrikerin, Jelinek als „Meisterin des ausweglosen Lachens“ und die tragikomischen Katastrophen einer Irmtraud Morgner. Und sie zeigt das weibliche Lachen als „lustvollen und subversiven Umgang“ mit den gesellschaftlichen Zu- und Umständen.

Andrea Heinz

Barbara Stauß: Schauriges Lachen. Komische Schreibweisen bei Christa Reinig, Irmtraud Morgen und Elfriede Jelinek.

Ulrike Helmer Verlag 2009, 32,90 Euro (D)

lesezeichen Eine Stimme geben Der Untertitel ist Programm: „Eine Re-Inspektion aktueller Literaturgeschichtsschreibung aus feministisch-genderorientierter Sicht“ ist es, welche die deutsche Literaturwissenschaftlerin SylvesterHabenicht vorlegt. Als Untersuchungsgegenstand hat die Universitätslehrbeauftragte und Gymnasiallehrerin das Textkorpus jener literaturgeschichtlichen Werke herangezogen, die an Schulen im Deutschunterricht eingesetzt werden, um den SchülerInnen eine literarische Sozialisation anzueignen. Diese ist vorderhin eine dominant männlich unterwanderte, während schreibende Frauen in der literaturgeschichtlichen Bestandsaufnahme bloß von marginaler Präsenz sind, so das vernichtende, aber wenig überraschende Ergebnis der Re-Inspektion. Die quantitative Unterrepräsentanz von Autorinnen ist laut Sylvester-Habenichts Untersuchung vor allem der an die Frau herangetragenen Trinität von Natur/Mutter/Geliebte anzulasten, die aus dem (Bild vom) Mann den Autor macht, den Aktiven, schaffend in der Kultur Umtriebigen, den Autonom, das „Genie“ – aus (dem Bild) der Frau hingegen das direkte Gegenteil.

Ein Buch, um einmal mehr aufzuzeigen, dass es sehr wohl kümmert, wer in der Literatur spricht, aber auch noch nach Jahrhunderten nicht ausreichend hingehört wird.

die sie meinen, erst produzieren. Es wird zwischen epistemischer, institutioneller und personaler Dimension unterschieden, die alle in Machtverhältnissen verfügt sind, und die Frage – simpel gesagt – nach Henne und Ei ist nicht beantwortbar.

Offensichtlich jedoch ist, dass Unterschiedenheiten immer zu Klassifizierungen führ(t)en, selbst wenn das gar nicht intendiert ist, wie z.B. die feministischen Anfänge, die alle Frauen meinten, jedoch nur bestimmte Kontexte vereinten. Oder wenn rassistische Diskriminierungserfahrungen an einem bestimmten Männlichkeitsmodell abgehandelt werden. Das Interessante an der Lektüre ist, neben der Aufarbeitung von wirkmächtigen Diskursen von Kant bis Butler, die Aufforderung und der Versuch, eindimensionale Kausalitäten und Schuldzuschreibungen zu vermeiden. „Ähnlichkeiten, Unterschiede, Koppelungen und Intersektionen“ der beiden Macht- und Ohnmachtkonstellationen werden in den Blick genommen und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten erkannt.

Birge Krondorfer

Ina Kerner: Differenzen und Macht. Zur Anatomie von Rassismus und Sexismus.

Campus 2009, 34,90,- Euro (D)

Dauerproblem

Frauen im Wissenschaftsbetrieb – das ist noch imNadine Kegele mer nicht „normal“. „In der höchsten Kategorie …, Erdmute Sylvester-Habenicht: Kanon und Geschlecht. Eine Re-Inspektion der ordentlichen Profesaktueller Literaturgeschichtsschreibung aus feministisch-genderorientiersur, beträgt der Frauenanter Sicht teil 6,2 Prozent – womit Ulrike Helmer Verlag 2009, 29,90 Euro (D) Österreich innerhalb der EU an letzter Stelle steht. Allerdings übersteigt in ganz Europa … dieser Anteil nirgendwo die 21 Integrative Analysen Prozent Marke.“ Die vorgelegte Studie, basierend auf narraPublikationen zu Getiven Interviews mit WissenschaftlerInnen zu schlecht und Ethnizität, ihren Karriereverläufen, kommt nicht unbedingt Kultur und Konstruktion zu neuen Erkenntnissen. Aber zu differenzierten etc. sprießen wie Pilze aus Aussagen über die Selbstverhältnisse der Protadem Nährboden zunehgonistInnen zu Berufsverläufen, Wünschen und mend differenzierter Theo- Wirklichkeiten, Lebensmodellen, formellen und rien, die eigentlich nur eiinformellen Strukturen, Geschlechterklischees nes zum Ausdruck bringen und Wissensproduktionen. Ambivalent ist es alwollen: Dass es nicht angeht, Ungleichheiten lemal: WissenschaftlerInnen identifizieren sich zwischen Menschen zu legitimieren. Die Verhochgradig mit ihrem Beruf – Selbstständigkeit, hältnisbestimmung von Sexismus und RassisSelbstverwirklichung, Spaß – doch werden, was mus ist eine davon, die, wie die Autorin zeigt, offenbar besonders zur männlichen Seite unendlich verwoben und nur in ihrer gegenseigehört, Emotionen verbannt und Konkurrenz tigen Bedingtheit zu verstehen sind und die und Unterordnung als einfach dazugehörig ak(nicht nur) in Alltagsdiskursen die „Wahrheit“, zeptiert. Dennoch gilt Wissenschaft als Leiden-

schaft und nur zehn bis zwanzig Prozent der Zeit wird für das Privatleben vergeben, denn das Format des Betriebs ist auf klassische Männerbiografien ausgerichtet.

Eine Konsequenz ist, dass Frauen sich dafür bewusst entscheiden und kaum einfach so hineinrutschen. Trotzdem sprechen sie von ihren Karrieren oft mit Understatement während Männer sagen, dass sie letztlich „die besseren Karten haben“. Dennoch sehen die Autorinnen diese Institution in einer Übergangsphase und optimistisch in die Zukunft.

Birge Krondorfer

Brigitte Lichtenberger-Fenz, Doris Ingrisch: Beruf, Karriere und Wissenschaft. Narrative über geschlechtsspezifische Un-/Gleichheiten und Un-/Gleichzeitigkeiten.

StudienVerlag 2009, 25,- Euro

Super, Mann!

Eine Woche lang begleiteten meine Tochter und ich die Zwillingsschwestern Alice und Zoe bei ihren spannenden und rasanten Erlebnissen. Befanden wir uns an einem Tag noch mit den Schwestern in einer deutschen Stadt zwischen Schulalltag, Flughafeneinweihungsfest und Krippenspiel, reisten wir tags darauf bereits mit ihrer Familie durch das Hügelland der Mongolei, erkundeten uralte Höhlen, nahmen mit Alice, die tolle Ereignisse generell mit „Super, Mann!“ kommentierte, an Pferderennen und Bogenschießwettbewerben teil und erlebten die tiefe Freundschaft zwischen Zoe und dem Jungen Bayaraa. Wir machten uns mit den Gepflogenheiten der mongolischen NomadInnen bekannt und staunten über die aufrichtige Bewunderung, die diese Alice entgegenbrachten.

Und das alles nur, weil Zoe keine Lust mehr hatte, sachlich auf Äußerungen zu reagieren, die ihre Schwester betreffen, die das Down-Syndrom hat. So wurde aus Alice ein Adoptivkind aus der Mongolei und natürlich wollte diese danach sofort „ihr Heimatland“ besuchen und kennenlernen.

In einer Mischung aus Abenteuerroman, Liebesschnulze und Länderkunde schildert die Autorin den ungewöhnlichen Alltag eines Mädchens, das ein Chromosom zuviel hat, und daher so ist, wie sie ist.

Svenja Häfner

Ulrike Kuckero: Alice im Mongolenland Thienemann Verlag Stuttgart/Wien 2009, Euro 12,90 (D)

november 2009 an.schläge 41

ge.sehen

Fo t o s : „ M i Vi d a D e s p u e s “ , L o l a A r i a s

Theater über Theater In der vergangenen Saison reflektierte das deutschsprachige Theater Medialität und Mythen. Von Katharina Pewny Seit der Jahrtausendwende erzählen viele Theateraufführungen vom unfreiwilligen Zerfall der bürgerlichen Mittelschichten. So auch Armin Petras „Rose – oder Liebe ist nicht genug“. Das Stück, das im Frühjahr am Hamburger Thalia Theater seine Uraufführung hatte, schildert die selbst gewählte Rückkehr einer jungen Frau in ihr ehemaliges Leben in der weißen „Unterschicht“, nachdem sie durch eine Heirat sozial aufgestiegen war.

Andere Inszenierungen aus der Saison 2008/09 beeindrucken wiederum, weil sie, anstatt Geschichten zu erzählen, die theatralen Mechanismen selbst und deren Wahrnehmung thematisieren. Dabei legt diese Selbstreflexion oftmals die ihnen inhärenten Geschlechter- und Machtverhältnisse frei.

Frauen sind dabei auch immer wieder Täterinnen: So sind etwa in Elfriede Jelineks Theatertext „Rechnitz (Der Würgeengel)“ über die nationalsozialistischen Massaker von Rechnitz (Münchner Kammerspiele/Thalia Theater) Frauen wie Männer gleichermaßen schuldig.

Während Jelinek, die dafür den Mühlheimer Dramatikerpreis erhielt, auf den Botenbericht (eine Technik aus dem Tragödientheater) zurückgreift, setzt Lola Arias in „Mi Vida Despues“ (Kampnagel Hamburg) Fotografien, Nachrichtensendungen und Rockmusik als ästhetische Mittel ein. Die SchauspielerInnen erzählen vom Leben ihrer Eltern unter der argentinischen Militärjunta: Opfer und TäterInnen der Diktatur sind dabei nicht leicht zu unterscheiden, denn auf allen Seiten sind die Nachkommen mit Trauer und Verlust konfrontiert. Zorn und Unverständnis tauchen allerdings 42 an.schläge november 2009

öfter auf der Seite der Täter-Nachkommen auf. Zwar ist die Aufführung nicht explizit feministisch, doch ist viel Augenmerk den Beziehungen zwischen Töchtern und ihren Müttern gewidmet, etwa wenn eine Tochter die Kleidung ihrer Mutter anzieht.

Van Damme meets Schwarzer. Während René Pollesch für die „Lange Nacht der Autoren“ am Thalia Theater in „JFK“ heterosexuelle Liebesszenen in filmischer Manier wiederholt und dabei karikiert, performt bei den Wiener Festwochen das Studio Oyunculari aus Istanbul den „Schrei der Eurydike“, in dem das Aufbegehren der Antigone mit weiblicher Emanzipation verknüpft wird. Mit der griechischen Tragödie wird zugleich ein Gründungsmythos des europäischen Theaters angesprochen.

Einen zeitgenössischen kulturellen Mythos greift Jochen Roller in „Etre aware and beyond“ (Kampnagel) auf: Er tanzt eine Hommage an den Boxer Jean-Claude Van Damme, einen ehemaligen Balletttänzer, der nach Hollywood ging und ein Action-Star der B-Liga wurde. Indem Roller das Körperfleisch des Tänzers und des Boxers gleichsetzt, kommentiert er körperliche Zurichtungen in beiden Bewegungsformen. Geschlecht ist in „Etre aware and beyond“ als schwules Begehren wie ein Subtext präsent.

Neben Filmen sind auch Printmedien in Theateraufführungen präsent, beispielsweise in Friederike Hellers „Dann heul doch! Eine szenische Installation zum Postfeminismus“ (Thalia Theater), in der Alice Schwarzer auf den ZeitRedakteur André Müller trifft. Diese Dramaturgie beruht auf einem tatsächlichen Zusammentreffen der beiden,

und interessant ist auch, dass der „prototypischen Emanze“ und dem Journalisten zwei junge Frauen zur Seite gestellt werden, die sich erst neutral verhalten, um allmählich auf Schwarzers Seite zu rutschen.

Die Mechanismen medialer Berichterstattung verfolgt auch Rabih Mroué in seiner berühmten Videoperformance „Looking for a Missing Employee“ bei den Wiener Festwochen, in der er Zeitungsberichte zu einer Geschichte über einen verschwundenen libanesischen Regierungsbeamten zusammensetzt. Ähnlich agiert auch Dennis Kellys „Taking Care of Baby“ (Thalia Theater): Der Text besteht aus Medienberichten und Zitaten von Donna MacAuliffe (und ihren Verwandten), die wegen Mordes an ihren Kindern angeklagt war.

Tanz wider die Körpernormen. Familie ist auch der Erzählrahmen von „The Sound and the Fury“ der US-amerikanischen Gruppe „Elevator Repair Service“ (Wiener Festwochen), die in ihrem Stück die Wahrnehmung eines Jungen, der von den Verwandten als „behindert“ behandelt wird, mit der Wahrnehmung des Publikums koppelt. Körpernormen spielen auch Jan Lauwers & Needcompany an, in deren „The Deer House“ (Kampnagel) eine Performerin „Behinderung“ tanzt.

Boten im Tragödientheater, Antigone, Medea, Hollywood-Diven, schwule Tänzerfiguren, Rocksängerinnen – verstärkt verwendet das Theater kulturelle Mythen und Genres, um sich selbst, und damit auch seine Geschlechterentwürfe, zu dekonstruieren. Damit sind feministische und heteronormativitätskritische Aspekte endlich auch im Mainstream des Theaters angekommen. ❚

an.künden musik.tanz.fest B i r g i t J ü r g e n s s e n , N e s t , 1 9 7 9 . S / W- Fo t o g r a f i e © N a c h l a s s B i r g i t J ü r g e n s s e n / V B K , Wi e n S a m m l u n g Ve r b u n d , Wi e n

bis 5.11., Graz, Wien SALAM.ORIENT – Musik, Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen.

U.a. mit Özlem Bulut, Kiran Ahluwalia, Kiran Ahluwalia http://salam-orient.at

7.11., 20.00, Hamburg 24. Hamburger Frauenball Congress Center Hamburg, 20355 Hamburg, Am Dammtor/Marseiller Straße, www.frauenball.de

7.11., 20.00, Salzburg Das Radiofabrikfest 2009 ARGEkultur, 5020 Salzburg, Josef-PreisAllee 16, www.radiofabrik.at, www.argekultur.at

9.11., 20.00, Wien 2. GEbrutSTAG brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at

10.11., Wien Queer Tuesday mit Filmpremiere „The Fridge under the Kitchen Wagon“ und Quote-Kollektiv Badeschiff, Laderaum, 1010 Wien, Donaukanallände zwischen Schwedenplatz und Urania, www.badeschiff.at/laderaum

12.11., 19.30, Wien Hommage an Lucia Popp Wiener Musikverein, Brahms Saal, 1010 Wien, Bösendorferstraße 12, Kartenreservierung beim Slowakischen Institut Wien unter T. 01/535 40 57, si.wien@gmx.at

14.11., Wien Villa Geburtstagsfest Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at

20.11., 22.00, Wien Golden Harbour. DJanes Frau Herz und Katharina Pling brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at

film

Missing Link Sie wird als der missing link des österreichischen Feminismus zwischen Maria Lassnig und VALIE EXPORT bezeichnet: die 2003 verstorbene Avantgarde-Künstlerin Birgit Jürgenssen. Die Sammlung Verbund zeigt fünfzig Werke aus dem äußerst vielseitigen Oeuvre Jürgenssens. Daneben wird die erste Monografie über sie präsentiert.

24.11., 19.30, Buchpräsentation, Dauer der Ausstellug: 25.11.-10.3.2010, jeweils Mittwoch um 18.00, Verbund Zentrale, Vertikale Galerie, 1010 Wien, Am Hof 6a, Anmeldung erforderlich unter T. 01/524 98 03 11 oder sammlung.verbund@artphalanx.at 11.-16.11., Wien Rumänische Filmtage Volksbildungshaus Wiener Urania, 1010 Wien, Uraniastraße 1, www.urania-wien.at

11.-13.11., 20.00, Wien PME-Art/Caroline Dubois/Claudia Fancello/Jacob Wren, Hospitality 3 – Individualism was a mistake, Performance

26.-28.11., 20.30, Wien One-Woman-Opera. Ein Musiktheater in 4 Szenen, eine Reise durch Frauenwelten

12.-18.11., Luzern Pink Panorama. LesBiSchwules Festival Luzern

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/12,-/10,.

12.11., 20.00, Graz Juli Zeh und Slut: Corpus Delicti – Schallnovelle

1.-4.12., 19.30, Wien Beautyfri

Panorama am Löwenplatz, Luzern, www.pinkpanorama.ch, info@pinkpanorama.ch

12.-19.11., Wien Jüdisches Filmfestival Wien Votiv Kino, 1090 Wien, Währinger Straße 12, Metro Kino, 1010 Wien, Johannesgasse 4, www.jfw.at

bühne

derzeit, Deutschland Fräulein Stinnes fährt um die Welt

bis 17.11., Österreich da.Heim.AT.los. Ein Theaterprojekt des Wiener Theatervereins Cocon

in ausgewählten deutschen Kinos, www.fraeulein-stinnes.de

verschiedene Spielorte, www.coconkultur.com

derzeit, Schweiz Pepperminta. Ein Film von Pipilotti Rist

3.-7.11., 20.00, Wien Die Geschwister Pfister – in der Klinik.

Mit Ursli & Toni Pfister, Frl. Schneider und dem Jo Roloff Kurorchester

in ausgewählten Schweizer Kinos, www.pepperminta.ch

derzeit, Österreich Little Alien. Ein Film von Nina Kusturica in ausgewählten österreichischen Kinos, www.littlealien.at

4.-8.11., Wien [eye]identities LEOKINO, 6020 Innsbruck, Annichstraße 36, T. 0512/56047, www.kinovisieon.at, www.leokino.at

5.11., 19.00, Wien Das queer/feministische Filmvorführprojekt Ciné FRAME_in präsentiert: „Muxe’s authentic intrepid seekers of danger“. Ein Film über das dritte Geschlecht in Oaxaca Mexiko Neues Institutsgebäude (NIG), Hs. 3, 1010 Wien, Universitätsstraße 7

19.11., 19.00, 20.-22.11., 26.11.-28.11., 19.00, 21.00, Wien 13 Lessons in Performance Art Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/ 58 55 888, www.topkino.at

Theater Akzent, 1040 Wien, Theresianumgasse 18, T. 01/501 65/3306, www.akzent.at, Kosten: Euro 36,-/ 31,-/ 26,-/ 21,-

4.-14.11., 20.30, Wien Miki Malör: 100 Objects to represent theatre KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org/100Objects

5.-7.11., 20.00, Wien Barbara Kraus/Nadia Lauro: Auf Teufel, komm raus! Oder Aloisia Schinkenmaiers Fahrt in die Hölle, Performance

PPC – Project Pop Culture, 8020 Graz, Neubaugasse 6, www.juli-zeh.de

12.11., 21.00, Salzburg Auf die Plätze, fertig, arbeitslos. Text und Regie: Renate Eichinger ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-Preis-Allee 16, T. 0662/84 87 84 11, www.argekultur.at

12., 13.11., 20.00, Wien Wilde Mischung. Happiness is a war…m gun 2/Rear impact WUK, Im_flieger, 1090 Wien, Währingerstraße 59, www.wuk.at

17.-21.11., 20.00, Wien tanzwut. Mit cieLaroque/Helene Weinzierl, Fanni Futterknecht, Rotraud Kern, Julia Mach, Claudia Wagner u.a.

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/12,-/10,.

22., 24., 25.11., 20.00, Wien Longin/Exile at Home, Theater Xchange Jaffa/Tel Aviv - Neubau/ Vienna, Interkulturelles Austauschprojekt „Dorf ohne Grenzen“ Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 01/ 524 07 38, office@experimentaltheater.at, www.experimentaltheater.at

3raum-anatomietheater, Raum 2, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, www.3raum.or.at

s e m i n a r . w o rk s h o p 10.11, 9-17.00, Wien Täterstrategien: Kann das Wissen darüber sexuelle Gewalt verhindern?. Referentinnen: Christa Jordan-Rudolf und Stefanie Vasold Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: Pro Person Euro 60,–, vor Ort zu bezahlen. Anmeldung per Mail, Brief oder Anruf bis 3.11.

13.,14.,15.11., 10-16.00, 16.11., 9-13.00, 8.,9.1.2010, 10-16.00, Wien Macht und Begehren. Bilder als Agenten im politischen Feld. Lehrveranstaltung Gender/Queer WiSe 2009.

Lehrende: Dr.in Antke Engel Akademie der bildenden Künste, 1010 Wien, Schillerplatz 3, IWK, Raum M20, Mezzanin

24.11., 9-17.00, Wien Im Strudel der Missbrauchsdynamik: die Pädagogin im Spannungsfeld zwischen dem gefühlsverwirrten Kind und dem/der manipulativen Täter/in

6.11.-6.12., Wien Internationales a-cappella-Festival VOICE MANIA

26.11., 21.00, Salzburg cieLaroque/Helene Weinzierl: “habibi problem”. Tanz und Performance mischt sich mit der Kunstform Comic

Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: Pro Person Euro 60,–, vor Ort zu bezahlen. Anmeldung per Mail, Brief oder Anruf bis 17.11.

Unter anderem Semper Depot, Schauspielhaus Wien und Ost Klub. Nähere Infos unter www.voicemania.at

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84 11, www.argekultur.at

15.12., 9-17.00, Wien Sexuelle Übergriffe unter Kindern. Wie kann ein sexueller Übergriff unter

brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at

Kindern von kindlicher Sexualität abgegrenzt werden?

Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: Pro Person Euro 60,–, vor Ort zu bezahlen. Anmeldung per Mail, Brief oder Anruf bis 7.12.

v o r t r a g . d i s ku s s i o n bis 22.6.2010, Di, 18-20.00, Wien Obskure Differenzen: Psychoanalyse und Gender Studies? 9. Ringvorlesung im Rahmen des Masterstudiums Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums Gender Studies Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2, www.univie.ac.at/gender

3.11., 18.00, Wien Buchpräsentation: Edith StumpfFischer: „Man ist immer allein …“ Johanna Monschein (1907-1997), Diplomatin und Forscherin. Mit Bundesministerin Gabriele HeinischHosek Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

4.11., 18.30, Wien Feministische Theorie und Gender Studies: Alexandra Rieder: A gendered Subject: „La tarantata“ Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

5.11., 19.30, Innsbruck Formale Emanzipation und inhaltlicher Rückschritt: Frauenbefreiungskonstruktionen in der Serie „Sex and the City“ SALON ADELHEID, Arch Fem, 6020 Innsbruck, Zollerstraße 7

9.11., 18.30, Wien Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst. Li Gerhalter: „In meinem Freundeskreis gibt es eine nette Tante, die miterlebt hat, wie …“ Netzwerke in den Beständen der „Sammlung Frauennachlässe“

november 2009 an.schläge 43

an.künden Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

12.11., 19.30, Wien Homophober Moslem, aufgeklärter Westen? Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt

23.11., 18.30, Wien Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst. Karin Nusko: Netzwerke gegen das NSRegime. Frauen im Widerstand 1938-1945 Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

Altes AKH/Campus, 1090 Wien, Spitalgasse 2, Aula der Uni Wien

24.11., 18.30, Wien FRAUEN ARBEIT FILM

13.11., 19.00, Wien Buchpräsentation: Über Geschlechterdemokratie hinaus – Beyond Gender Democracy. Hg. von Alice Pechriggl, Brigitte Hipfl, Utta Isop, Kirstin Mertlitsch. Klagenfurt, Drava 2009

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Saal „Oscar“, 1014 Wien, Concordiaplatz 2

Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

14.,28.10., 11.11., 9.12., 13.1.2010, 18.00, Wien Gender in der Populärkultur. Vortragsreihe der Koordinationsstelle für Genderfragen und des Arbeitskrei für Gleichbehandlungsfragen Universität für angewandte Kunst, 1010 Wien, Oskar Kokoschka-Platz 2, Lichthof B

17.11., 18.30, Wien Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sylvia Soswinski: Frauen im Widerstand: Die Überlieferung in der Familie am Beispiel von Herta Soswinski (1917-2003) Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

19.11., 19.30, Wien Wir werden auch die Heteros befreien! Zur aktuellen Situation von Schwulen, Lesben und TransGenders in der Türkei Altes AKH/Campus, 1090 Wien, Spitalgasse 2, Aula der Uni Wien

20.11., 19.30, Wien Podiumsdiskussion: Verachtete Nachbarn. Stehen sich Homosexuelle und Migrantinnen feindlich gegenüber?

Brunnenpassage am Brunnenmarkt, 1160 Wien

21.11., 10.00, Wien Symposium: Olympe de Gouges.

Humanistische Schriftstellerin und feministische Aufklärerin Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK), 1090 Wien, Berggasse 17, T. 317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

44 an.schläge november 2009

1.12., 17-20.00, Wien Frauenkarriere. Männerbarriere?

Universität für Bodenkultur, 1190 Wien, Peter Jordan Straße 82, Schwackhöfer Haus, EG, Seminarraum SR06, www.boku.ac.at/gleichbehandlung.html

2.12., 18.30, Wien Feministische Theorie und Gender Studies: Meri Disoski: „Verkleideter Phallus“? Androgynie in der feministischen Rezeption am Beispiel der Mignon IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

a u s s te l l u n g 4., 6.11., 19.00, Wien Tagebuchtag 2009. Archivierte Erinnerungen, persönliche Notizen und Textfragmente als buntes Kaleidoskop künstlerische Zugänge zum Tagebuch 4.11. :Cafe Club International C.I., 1160 Wien, Schellhammergasse 16/1

bis 8.11., Bonn 2. Internationale Konferenz der Frauenmuseen und erste gemeinsam Ausstellung „Idole-RolemodelsHeldinnen” Frauenmuseum, 53111 Bonn, Im Krausfeld 10, www.frauenmuseum.de

bis 10.11., Wien Margot Stöckl: Kopfarbeit gallery STEINER - art & wine, 1010 Wien, Kurrentgasse 4

bis 14.11., Linz Irene Andessner: Citylights (Schöne Linzerin) Lentos Kunstmuseum, 4020 Linz, ErnstKoref-Promenade 1, www.lentos.at

bis 15.11., Dresden Randzonen der Bilder. Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna, Christine Meisner, Dierk Schmidt Kunsthaus Dresden. Städtische Galerie für Gegenwartskunst, 01097 Dresden, Rähnitzgasse 8, T. +49 (0)351-804 14 56, www.kunsthausdresden.de

bis 20.11., Wien And then Nothing Turned Itself Inside Out Kunsthalle Exnergasse, WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 42, kunsthalle.exnergasse@wuk.at

5.-20.11., Di-Sa, 12-17.00, Wien „Kein Kernkraftwerk in Zwentendorf!“ – 30 jahre danach Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 01/524 07 38, office@experimentaltheater.at, www.experimentaltheater.at 0 Wien, Payergasse 14, 6.11.: Xi CAFE & BAR, 1020 Wien, Pazmanitengasse 15, www.galeriestudio38.at

20.11., 20.00, Wien Vernissage der Ausstellung von Barbara Klampfl “Wiener Barock Sottie” FZ-Bar im Autonomen FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6, Eingang Prechtlgasse, fz-bar@wolfsmutter.com, http://fz-bar.wolfsmutter.com

bis 22.11., Venedig Elke Krystufek, Dorit Margreiter, Franziska & Lois Weinberger. Österreich Pavillon der 53. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia Venedig, www.biennale09.at, www.labiennale.org

bis 29.11., Salzburg Nilbar Güres: Unknown Sports – Indoor Exercises Salzburger Kunstverein (Künstlerhaus), 5020 Salzburg, Hellbrunnerstraße 3, T. 0662/84 22 94, www.salzburger-kunstverein.at

bis 29.11., Wien Elisabeth Lorenz: Reflexionen Austria Trend Hotel, Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien, Savoyenstraße 2

bis 12.12., Wien Gudrun Lenk-Wane: „wohin.kommen.weiter.gehen.“ KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T.: 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, geöffnet an Spieltagen, ab 90 Minuten vor Vorstellunsgbeginn

bis 10.1.2010, Wien Teofila Reich-Ranicki: Bilder aus dem Warschauer Ghetto. Eine Ausstellung des jüdischen Museums Frankfurt im Jüdischen Museum Wien Jüdisches Museum Wien, Museum Judenplatz, 1030 Wien, Judenplatz 8, T.: 01/535 04 31 310, www.jmw.at

bis 14.2.2010, Wien Wohnen zwischen den Kriegen.

Wiener Möbel 1914 – 1941. Komplette

Wohnungseinrichtungen von unter anderem Margarete Schütte-Lihotzky Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7, T. 01/524 33 57, info@hofmobiliendepot.at, www.hofmobiliendepot.at

25.11.-10.3.2010, Wien Birgit Juergenssen Vertikale Galerie, 1010 Wien, Verbund Zentrale, Am Hof 6a, jeweils Mittwoch um 18.00, Anmeldung unter T. 01/524 98 03 11

f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen.

Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00

Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00

Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Montag

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter

Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

Q-motion Stammtisch Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html

Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können.

Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Mittwoch Chatberatung – frauenspezifisch und anonym jeden Mittwoch von 17 bis 19.00, Terminvereinbarung unter www.frauenberatenfrauen.at – Onlineberatung

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro

Frauencafé

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19

Frauencafé

Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00

Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30 Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00

an.künden Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Deutsch-Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778, jeden Mi von 14-18.00

Vereinscafé Anchorage.

Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen.

Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, 19.30-21.30

Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00,

Resis.danse. FrauenTanzClub.

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen.

Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.

15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich

Donnerstag

„… weil ich es mir wert bin!“ … lautet das Motto des 24. Frauenballs in Hamburg. Wert sein sollte der Besuch allen Frauen, die es lieben, „mit Frauen zu feiern, zu tanzen und Spaß zu haben“. Für Nicht-Hamburgerinnen: Gleich ums Eck befindet sich das Frauenhotel Hanseatin.

7.11., 20.00, Congress Center Hamburg, Saal 3 und 4, 20355 Hamburg, Am Dammtor / Marseiller Straße, www.frauenball.de, www.frauenhotel.de FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30

Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen!

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige

HelpChat „Halt der Gewalt“

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00

Treffen der „Jungen Herzen“

Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00

Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00

Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00

Offener Abend

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00

Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr.

13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00

Vereinscafé Anchorage.

Das Café der erfüllbaren Wünsche.

Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr.

Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Resis.danse. FrauenTanzClub.

Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122

Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at

Samstag

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen

Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/ frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

Mostviertel Andersrum.

Lesbisch/schwules Treffen mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa

Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng.

4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr.

2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.

Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00

maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00

E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

Patchwork-Familien-Service

Frauenbadeträume

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro

Badehaus Sargfabrik, 1140 Wiien, Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 12,90 + 4,- Euro Kosmetik, jeden 3. So, 16-20.00, Einlass: 16-bis 17.00, Anmeldung möglich unter badehaus@sargfabrik.at oder T. 01/988 98 111. Gerne können Sie auch spontan kommen. Infos: 0664/55 42 656

Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de

Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

november 2009 an.schläge 45

an.künden Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr

Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro

an.schläge

So 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck

vampire

Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz, jeden 1. So

im Dezember/Jänner

Bella, Buffy & Sookie Wie gruselig sind die Frauenbilder in Vampirgeschichten?

a k t i v i t ä te n bis 21.1.2010, 14-tägig, Do, 19-20.30, Wien Frauen-Forum. Gesprächsgruppe

an.schläge

Frauen beraten Frauen, 1060 Wien, Lehárgasse 9/2/17, www.frauenberatenfrauen.at, Anmeldung: T. 01/587 67 50, zach@frauenberatenfrauen.at

TV

5.-7.11., Salzburg Civilmedia 09: Social and Technological Innovation in Open-Access Media

7.12., 21.00

www.civilmedia.eu

FRAUENbilder, ARBEITSbilder, FILMbilder Mit fünf künstlerischen Interventionen wird die von Sabine Perthold und Brigitte Mayr initiierte Reihe „TRUGBILDER“ eröffnet, die insgesamt zehn Veranstaltungen an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Bundesländern umfassen wird. Inspiriert von der englischen „Seeds“-Bewegung – Blumensamen im Stadtraum streuen, um damit jene Plätze (wieder) sichtbar zu machen, die „verdörrt“ oder „verwildert“ sind – wird so die aktuelle Situation von filmschaffenden Frauen beleuchtet. Erste Samenkörner streuen bei der Eröffnung etwa die Filmemacherinnen Mara Mattuschka und Nina Kusturica.

24.11., 18.30, Bundesministerium für Kunst und Kultur, Saal „Oscar“, 1014 Wien, Concordiaplatz 2 Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen

r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo

Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on Air. Orange 94.00 MHz

Di 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich

Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz

Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau

bis Dezember, Do, 17.30-20.45, Wien SAPPHO – Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Das zufriedene les-bi-sche Ich bin Ich Beratungsstelle COURAGE, 1060 Wien, Windmühlgasse 15/1/7, 14tägig jeweils Donnerstag (4 Therapieeinheiten), Kosten: Euro 48,- pro Abend, Anmeldung: www.courage-beratung.at, T. 01 / 585 69 66, info@courage-beratung.at

6.11., 19.00, Wien Treffen der Linken Emanzencrew der Grünen Andersrum Wien Frauencafé Wien, 1080 Wien, Langegasse 11, frauencafe@gmx.at

9.11., Wien Spurensuche: Geschichte der Lesbenund Schwulenbewegung Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at

16.11., Wien Coming-Out: theatralisch!

Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at

18.11., 18.30, Hamburg Dialog der Generationen: Was kann ich von den Alten lernen? Was kann ich von den Jungen lernen?

Lesbenverein Intervention, 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, info@lesbenverein-intervention.de, www.lesbenverein-intervention.de

28., 29.11., 10-19.00, Wien Wen Do Grundkurs – Gegen Sexismus handeln FZ, Autonomes feministisches FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2.

Orange 94.00 MHz

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio

Redaktionsschluss

Progressive Muskelentspannung.

Mit Petra Öllinger

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do

Termine 12/09-01/10:

Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio

3.11.2009

46 an.schläge november 2009

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr

OKTO

an.schläge gibt’s z. B. in folgenden Buchhandlungen Fachbuchhandlung ÖGB Kuppitsch Morawa Winter Frick International tiempo Facultas Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege phil Südwind Tabak Trafik Brosenbauch Riedl Löwenherz Südwind Infoladen Infomaden Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh.

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Neue Veranstaltungsreihe: Headline-Talk Wir möchten Euch/Sie auf eine neue Veranstaltungsreihe der Frauenhetz aufmerksam machen: Den Headline-Talk. Jeden ersten Donnerstag im Monat wollen wir in der Frauenhetz tagespolitische Geschehnisse in gemütlicher Runde diskutieren.

Das Thema des Headline-Talks werden wir jeweils eine Woche vorher bekannt gegeben. Mitgebracht werden soll jede Art von Zeitungslektüre. Darüber hinaus sind aber auch Eure/Ihre Ideen und Vorschläge sehr willkommen.

Alle Frauen, die an einer Auseinandersetzung mit aktuellen, tagespolitischen Themen interessiert sind, sind herzlich in die Frauenhetz eingeladen!

Der nächste Headline-Talk findet am 05. November 2009 in der Frauenhetz statt. Beginn: 18.30 Uhr Es besteht die Möglichkeit zur Kinderbetreuung.

F ra u e n h e t z – Feministische Bildung, Kultur und Po l i t i k Untere Weißgerberstr. 41 1030 Wien Tel/Fax +43-1-715 98 88 www.frauenhetz.at Die Frauenhetz wird u.a. unterstützt von:

fü r Fr a u e n Ö f f n u n g s z e i ten mo, di 8.30 bis 15.00 do 15.00 bis 19.00 Die Räumlichke i ten der Frauenhetz sind ro l l st u h l ta u g l i c h .

Roll over Discrimination

an.schläge abonnieren. www.anschlaege.at, abo@anschlaege.at

an.schläge

Nr. 11/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M