an.schläge 03/2010
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz
lingvo? thema
DeutschDiktat Der Integrationskurs fördert Sprachhierarchien
politik
BolognaBurns Die BildungsministerInnen treffen auf Protest e 3,8 (Ö) e 4,8 (D) sfr 9,-
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an.schläge an.spruch
Schwestern im Geiste? Wer gleiche Rechte für Migrantinnen will, muss Rassismus bekämpfen eingetragene.partnerschaft
auf.takt
Das Stadthaus nur für Ehepaare Lesben und Schwule dürfen sich nun verpartnern. Was haben sie davon?
Kopenhagener Desaster
politik
Gender-Aspekte im Klimaschutz bringen nichts ohne konkrete Strategien
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gesine.schwan
Großes Enttäuschungspotenzial Die Ex-Präsidentschaftskandidatin über Kinder, Karriere und SPD-Krise
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outside.olympia
Rekordverdächtig
thema
Startverbot: Sind Skispringerinnen zu gut für Vancouver?
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olympia.outside
46,XX/46,XY Grob unsportlich: Geschlechtstests bei den Olympischen Spielen
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forum.wissenschaft
Drei rote Pfiffe Der Widerstand der kärntnerslowenischen Partisanin „Jelka“
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berufs.orientierung
Vollzeit glücklich?
gesellschaft
Eure an.schläge
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klima.konferenz
Vom Suchen und Finden „richtiger“ Arbeit in Krisenzeiten
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joana.adesuwa.reiterer
„Es gibt eine Nachfrage“ Die Menschenrechtspreisträgerin über ihren Kampf gegen Frauenhandel
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bild.wechsel
„Bis heute sehr bewegend” Das Künstlerinnenarchiv „Bildwechsel“ ist ein Exportschlager
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tricky.women
Animierende Visionen Der Animationsfilm wagt sich an die Dokumentation
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an.klang
Pop Evolutions Von der Oper zum Dance-Pop
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an.lesen
Autobiografische Odyssee in Bildern Comic-Epos über eine italienische Reise
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ge.sehen
kultur
Am 12. Februar beginnen die 21. Olympischen Winterspiele in Vancouver. Gender-Politiken im Sport gelten zu Recht als besonders konservativ – hartnäckig wird hier an traditionellen Körperund Geschlechterbildern festgehalten, wie das vorläufige Startverbot für Caster Semenya oder der Ausschluss von Skispringerinnen bei den olympischen Wettbewerben aktuell einmal mehr beweisen. Ironischerweise sind es jedoch gerade die Geschlechtstests bei Sportwettkämpfen, die sichtbar machen, dass Geschlechtsidentität keineswegs eine eindeutige Sache ist. Bettina Enzenhofer zeichnet im Rahmen des Olympia-Schwerpunktes dieser Ausgabe die Geschichte der Geschlechtstest im Sport nach. Der langen historischen Tradition des Frauenausschlusses bei den Olympischen Spielen widmet sich Silke Pixner in ihrem Artikel. Und Kerstin Kellermann hat recherchiert, warum die Skispringerinnen in Vancouver nicht fliegen dürfen. Aber zumindest bei uns gibt es einen Platz am Stockerl: And the winner is … Missy Magazine! Den ersten Preis unseres X-mas-Contest hat Missy-Redakteurin Chris Köver gewonnen, die unsere Lametta-Lilith auf einer Release-Party in Hamburg ganz besonders dekorativ drapiert hat.
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„Reiche sind Betrüger“ Queere Kapitalismuskritik:„Louise hires a contract killer” im Kino
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an.uns
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
In 80 Pickerln um die Welt:
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Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78 Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76
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Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@anschlaege.at Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu
Praktikum: Caroline Mieling/cami Mitarbeit bei dieser Nummer:
Fo t o : L e a S u s e m i c h e l
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Eva Bachinger, Kendra Eckhorst, Denice Fredriksson, Judith Götz, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak, Kathrin Ivancsits/kaiv, Leonie Kapfer/leka, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Sylvia Köchl/sylk, Birge Krondorfer, Eva Morocutti, Helga Pankratz, Lisi Schleicher/liS
Cover: Gia D. Parsons Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, Greg Archer, Mirjam Baker, Bildwechsel, Drava-Verlag, flickr/Null Prozent, Niko Formanek, Gender CC, Knut Klaßen, koolfilm.de, Michael Kren, Luc Massin, JP Meurisse, Klaus Pichler, David J. Roberts, Stadtkino Verleih, Eva Trimmel
Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Die an.schläge, das feministische Magazin, werden von „CheckArt. Verein für feministische Medien und Politik“ herausgegeben. Sie verstehen sich als feministische Gegenöffentlichkeit gegen den Malestream und als Teil queer-feministischer Bewegungen. Die an.schläge sind Mitglied der VAZ – Vereinigung alternativer Zeitschriften und des feministischen Medienverbands.
04 an.schläge märz 2010
an.schläge werden gefördert von:
Sylvia Köchl
Allgemein begreiflich, oder? Im Rahmen eines Scheidungsverfahrens übergab eine Ehefrau ihrem Gatten im Oktober 2009 eines Tages die Scheidungspapiere, worauf er zu einem Messer griff und mehrfach auf sie einstach. Anschließend verprügelte er sie noch mit einem Stahlrohr. Sie überlebte nur knapp. Im Strafprozess gegen den Täter, der im Jänner 2010 stattfand, argumentierte der Staatsanwalt in seiner Anklage, die Tat sei aus einer „allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegung“ heraus passiert, weshalb er, der Staatsanwalt, statt auf Mordversuch nur auf versuchten Totschlag plädiere – immerhin ein Unterschied von mehreren Gefängnisjahren.„Gerade Ausländer oder Personen mit Migrationshintergrund“, so die Anklagebegründung,„befinden sich häufig in besonders schwierigen Lebenssituationen, die sich, auch begünstigt durch die Art ihrer Herkunft, in einem Affekt entladen können.“ Das Gericht folgte der Anklage, verurteilte den Mann zu sechs Jahren Haft wegen versuchten Totschlags und schöpfte damit nicht einmal den Strafrahmen von zehn Jahren aus. Die Folge: Eine heftige politische und juristische Debatte, auf die .Justizministerin Claudia Bandion-Ortner mit einem Erlass reagierte. Dieser betont, dass „der Grad der Heftigkeit der Gemütsbewegung“ – also der Affekt – nach denselben Kriterien bemessen werden soll wie bei einem in Österreich geborenen Mann. Allerdings legte Bandion-Ortner danach noch eins drauf und sprach sich dafür aus in Zukunft „religiös motivierte Gewalt“ als Erschwernisgrund bei der Strafbemessung hinzuzufügen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek forderte stattdessen „Gewalt in der Familie gegen Schwächere“ als Erschwernisgrund, denn die Motive für männliche Gewalt in der Familie seien ihr „prinzipiell wurscht.“ Kern der rechtspolitischen Diskussionen war und ist aber die Formel „allgemein begreiflich“. Wäre die „heftige Gemütsbewegung“, die (angeblich) zur Attacke auf die Frau geführt hatte, nämlich nicht „allgemein begreiflich“ gewesen, hätte die Anklage auf versuchten Mord lauten müssen. Juristisch gesehen ist die Formel „allgemein begreiflich“ das entscheidende Tool, das StaatsanwältInnen dabei helfen soll, diese zentrale Entscheidung zwischen einer Mord- und einer Totschlaganklage zu treffen. Damit soll erörtert werden, ob der individuelle Rechtfertigungsdiskurs des Täters/der Täterin
auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Das ist allerdings des Pudels Kern: Wer ist diese Allgemeinheit, die ein Verhalten wie in diesem Fall als begreiflich ansieht? Die Schweizer Historikerin und Staatsrechtlerin Regula Ludi stellt fest, dass „eine der Hauptfunktionen des Strafrechts darin besteht, den gesellschaftlich unerwünschten Exzess der an und für sich als normal geltenden männlichen Aggressivität zu absorbieren“. Wenn männliche Aggressivität also die Norm ist, an der sich das Strafrecht orientiert, dann kann es sich bei jener „Allgemeinheit“, die den Grad dieser Aggressivität „begreiflich“ findet, wohl auch nur um eine männliche handeln. Dass das nicht nur theoretisch so funktioniert, belegt z.B. die Presseaussendung der VäterrechtlerGruppe „Forum Kinderbeistand“ zum Mord an einer Rechtspflegerin am Bezirksgericht Hollabrunn im Dezember 2009 durch einen Mann, der nach seinem Scheidungsurteil die zuständige Richterin erschießen wollte. Das „systematische Unrecht gegen Männer, insbesondere Väter, durch Familienrichterinnen“ rufe, so heißt es in der Aussendung, den „Zorn der Männer“ hervor, und genau hier ende das „rechtsstaatliche Selbsthilfeverbot“ (sprich: das Verbot der Selbstjustiz). Hätte der Täter von Hollabrunn statt der Gerichtsangestellten seine geschiedene Gattin umgebracht, käme ein so inniges Verständnis sicherlich nicht nur von ganz rechts außen, dann würde womöglich ein anderer Staatsanwalt wieder eine „allgemein begreifliche Gemütsbewegung“ feststellen und aus einem Mord einen Totschlag machen. Der Rest der Argumente im obigen Fall („Art der Herkunft“, „fremde Sittenvorstellungen“ oder „religiös motivierte Gewalt“) ist einfach nur rassistisch – oder aber ein schwer missglückter Versuch, auf Lebensverhältnisse zu rekurrieren, unter denen MigrantInnen ja tatsächlich vielfach leiden, nämlich ökonomisch und sozial prekär leben zu müssen. Missglückt deswegen, weil einerseits häusliche Gewalt nicht klassenspezifisch ist und weil andererseits der Verweis auf die „Herkunft“ mit dem Gedanken an besonders „affektgesteuerte Südländer“ spielt. Was bleibt ist die Einsicht, dass zumindest in der Rechtsprechung „normal“ immer noch „männlich“ bedeutet. Um das zu verändern, braucht es massive hegemoniale Verschiebungen im gesamtgesellschaftlichen Diskurs, denen die Rechtsprechung dann auf Dauer folgen würde. ❚ märz 2010 an.schläge 05
österreichan.riss pille.danach
Ministerielle Hilfe für Online-Beratung
denk.mal
Utopia für Graz Das 8. März-Komitee in Graz hat sich für die Veranstaltungen zum diesjährigen Frauentag das Motto „UTOPIA“ auf die Fahnen geschrieben – unter anderem soll die Frage erkundet werden, wie die Welt wohl aussähe, wenn bekannte Anliegen der Frauenbewegung bereits umgesetzt wären. Von 4. bis 5. März findet das internationale Symposium „Frauen Bewegen“ statt, das ganz unter dem Thema „Interkulturalität und Migration“ steht. Das Eröffnungsreferat hält die Wiener Kultur- und Sozialwissenschaftlerin Hanna Hacker, anschließend wird die Österreich-Premiere des Films „Pink Taxi“ gefeiert, der von der ersten Betreiberin eines Taxiunternehmens in Moskau handelt. Am Folgetag gibt es am Vormittag Referate zu Themen wie „Jung, muslimisch, weiblich“ oder „Affirmative Action“ am Beispiel Brasiliens, nachmittags wird in Workshops zu den Themen weiter diskutiert. Eine verbindliche Anmeldung ist notwendig. Das UTOPIA-Fest zum Frauentag findet am Samstag, den 6. März, statt. Am 8. März gibt es dafür am Grazer Hauptplatz die Aktion „Why Wait? Science Fiction & Reality Check“. trude Details und weitere Infos unter: www.grazerfrauenrat.at
Dank der Wiener Frauenberatung finden seit vier Jahren Hilfesuchende in ganz Österreich Beratungsangebote auch im Internet. Unter www.frauenberatenfrauen.at sind Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und Juristinnen erreichbar, auf Wunsch auch anonym. Die Themen sind vielfältig, „egal, ob sich eine Frau scheiden lassen möchte, von Gewalt betroffen ist oder an ihrem Arbeitsplatz gemobbt wird“, meint Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu. Sie begrüßt die Initiative, da sie gerade für Gewaltopfer die Hemmschwelle senkt, sich Hilfe zu holen. Das chronisch unterfinanzierte Angebot wird daher ab heuer durch das Frauenministerium beim Ausbau unterstützt, eine zusätzliche Mitarbeiterin konnte eingestellt werden. Frauen brauchen keine Mailadresse anzugeben, die Datenübermittlung wird verschlüsselt. „Für junge Frauen, die selbstverständlich im Internet unterwegs sind, und Frauen am Land, die keine Beratungsstelle in der Nähe haben, ist das Angebot interessant“, so Heinisch-Hosek. Zusätzlich bietet der Online-Service Informationen in Gebärdensprache. fis www.frauenberatenfrauen.at
homo.ehe
Neuer KostNixLaden in Bau Es wurde wieder in die Hände gespuckt: Anfang Februar ist in Wien in der Pfeilgasse 33 wieder fleißig gewerkt worden. Die Baustelle: ein 330 Quadratmeter großer Freiraum, die neue „Schenke“ mit angeschlossenem KostNixLaden. Damit entsteht in Wien ein zweiter KostNixLaden (neben jenem in der Zentagasse). Die Idee: „einkaufen“ ohne Geld. Konkret bedeutet das, dass Menschen Dinge vorbeibringen können, für die sie keine Verwendung mehr haben und/oder Dinge mitnehmen, die sie benötigen. Wichtig dabei: Die Sachen müssen funktionieren bzw. wirk-
„DAS IST KEIN SCHLANKHEITSWAHN, DAS DIENT DER GESUNDHEIT“
heißt es im Editorial der mit Spannung erwarteten neuen „Brigitte“-Ausgabe, in der erstmals auf professionelle Models verzichtet wurde. Denn neben der Absage an Magermodels findet sich darin auch die obligatorische Brigitte-Diät mit Kalorientabelle und fettreduzierter Kost. Auch die neuen Fotomodels sehen weiterhin so aus, als hätten sie sich eisern an diese Diät gehalten. Allesamt sind sie außerdem ungeheuer attraktiv und großteils deutlich unter dreißig. 06 an.schläge märz 2010
adipositively I
adipositively II
Donut
Cupcake
„Chubby“ heißt mollig, die Selbstbezeichnung „The Chubsters“ steht für stolz getragenes Übergewicht und ist der Name einer queeren Gang, die auf fetten Maschinen Fat Politics macht. „Boss bitch“ ist die Autorin von „Fat and Proud: The Politics of Size“ Charlotte Cooper aka „The Beefer“.Und weil jede richtige Gang auch einen coolen Gruppengruß braucht, gibt es das Donut-Handzeichen (die Finger werden dabei zu einem Donut-Ring geschlossen). „Weil Donuts lecker sind.“ www.chubstergang.com
Bevin Branlandingham mag Cupcakes offenbar lieber als Donuts. Nach diesen muffinähnlichen Kuchen hat sie jedenfalls ihr „Cupcake Cabaret“ benannt, in dem sie performt , wie man eine „Queer Fat Femme“ wird. Die „Fationista“ betreibt außerdem den Blog „The queer fat femme guide to life“ und das Audio-Magazin „FemmeCast“. Ihre Motivation: „I believe in the power of community to bring strength to marginalized identity.“ Yeah, Fat Feminism: The fat is in the fire! http://queerfatfemme.com
lich brauchbar sein. Damit der Laden weder zu einer Müllhalde mutiert noch komplett leer geräumt wird, dürfen pro Person und Tag maximal drei Gegenstände mitgenommen werden. Das breite Angebot in der Zentagasse umfasst unter anderem CDs, Kleider, Bücher und Haushaltsartikel. Die KostNixLäden, die sich selbst als „wissenschaftliche Mikroexperimente, aber auch als direkter Beitrag zu einem selbstbestimmten Leben ohne kapitalistische Zwänge verstehen“, wollen auch menschliche Vereinzelung überbrücken. Dass das klappt, haben die helfenden Hände in der Pfeilgasse schon gemeinschaftlich bewiesen. pix Infos unter: www.kostnixladen.at, www.autoorganisation.org/mediawiki/index.php/Schenke
verhütung
Prozess-Auftakt gegen Tierschützer_innen Am 2. März beginnt der Prozess nach „§278a – Kriminelle Organisation“ gegen zehn Personen aus der Tierschützer_innen-Szene, die im Mai 2008 teilweise verhaftet bzw. angeklagt wurden. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen, unter anderem deshalb, weil sie Demos organisiert oder Aktivist_innen aus dem Ausland bei sich beherbergt haben – „Aktivitäten“ wie sie bei jeder sozialkritischen Bewegung vorkommen. Werden die Tierschützer_innen tatsächlich verurteilt, schafft das einen Präzedenzfall, nach dem weiter gegen andere aktivistische Gruppen vorgegangen werden könnte. Daher regt sich rund um den Prozessbeginn reichlich Widerstand: Die Großdemo am 27. Februar ist der Auftakt für weitere Proteste und Aktionen während der vierwöchigen Prozesszeit, um Solidarität bzw. Unmut gegen Repression zum Ausdruck zu bringen. trude www.antirep2008.tk
aktion
Sexistische Werbung gesetzlich verbieten Dass Werbung – frau denke nur an den letzten Bundesheer-Werbespot – gerne platt und vor allem sexistisch daherkommt, ist nichts Neues. Bisher konnte frau in Österreich allerdings bis auf eine Beschwerde beim Werberat, der ein freiwilliges Selbstregulierungsinstrument der Werbebranche ist, wenig unternehmen. Geht es nach Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, soll das nun anders werden: Sie möchte Sexismus in der Werbung gesetzlich verbieten. Vorstellbar wäre das etwa durch eine Änderung im Gleichbehandlungsgesetz. Heinisch-Hosek will hier aber auch tatsächliche Sanktionen – also in Form von Strafen – festhalten und nicht nur eine zahnlose Lösung erreichen. Dafür, so die Einschätzung der Frauenministerin, gebe es derzeit in der ÖVP allerdings keine Mehrheit. trude http://diestandard.at www.furche.at
10 Jahre dieStandard.at Am Weltfrauentag feiert die feministische Online-Zeitung dieStandard.at ihren zehnten Geburtstag. Die Schwesternseite des österreichischen Nachrichtenportals derStandard.at zählt heute bis zu 160.000 Besucher_innen pro Monat. FIONA SARA SCHMIDT sprach mit dieStandard-Redakteurin BEATE HAUSBICHLER. Wie kam es zur Gründung von dieStandard.at? Ende der 90er gab es sowohl bei dem bestehenden Frauennetzwerk der Print-Ausgabe als auch bei derStandard.at die Idee, eine tagesaktuelle Seite mit feministischen und frauenpolitischen Inhalten zu machen. Am 8. März 2000 wurde dieStandard.at gestartet. Die Seite ist in die Themenbereiche Politik, Meinung, Arbeitswelten, Kultur, Wissenschaft und Alltag (z.B. Verhütung, Medien, Werbung) gegliedert. Von Montag bis Freitag wird sie jeweils von einer Redakteurin mit tagesaktuellen Meldungen gefüllt, dazu kommen unsere eigenen Artikel, Kommentare, Pros & Kontras, Rezensionen usw. Heute sind wir fünf Frauen, die zwischen zehn und dreißig Stunden in der Redaktion arbeiten, bis auf eine sind wir alle freie Dienstnehmerinnen. Welche thematischen Veränderungen gab es seit der Gründung? Das Spannungsfeld „Multikulturalismus und Feminismus“ ist in den letzten Jahren verstärkt Thema geworden – im Sinne von Frauenrechten als Rechte mit „westlichen Moralvorstellungen“. Außerdem haben queere Perspektiven an Relevanz gewonnen. Ein relativ neues Phänomen ist auch, dass Gleichberechtigung in der Öffentlichkeit zunehmend als „Männerdiskriminierung“ durchgeht. Die Kluft zwischen Realität (z.B. schlechtere Löhne für Frauen) und öffentlicher Wahrnehmung („Es gibt schon genug Frauenförderungsmaßnahmen“) ist meines Erachtens größer geworden. Wie beeinflusst das Internet die Relevanz von feministischem Journalismus? Tagesjournalismus mit einem feministischen Anspruch muss besonders berücksichtigen, dass nicht alle LeserInnen zu den jeweiligen Themen den gleichen Wissensstand haben, und soll auch für weniger Informierte zugänglich sein. Als Internetmedium ist es möglich, über Links auf ähnliche Seiten, Initiativen, Projekte u.ä. zu verweisen und auch ohne Redaktion im Rücken in Blogs zu schreiben. Im Fall von dieStandard.at ist es sicher auch so, dass Leute auf feministische Themen stoßen, die sonst damit nicht in Berührung kämen. Welche Auswirkungen hat die „Zitrone“, die ihr regelmäßig für sexistische Statements und Medieninhalte vergebt? Wir bekommen sehr viele Vorschläge für Zitronen von LeserInnen, zur öffentlichen Sensibilisierung tragen die Zitronen also sicher bei. Manche meinen, mit der Kritik von Werbesujets würde nochmals für die jeweilige Firma geworben werden – herabwürdigende Darstellungen deshalb zu ignorieren, ist aber dennoch keine Möglichkeit. Hin und wieder rütteln unsere Zitronen aber auf, und die Politik wird aufmerksam. http://diestandard.at
märz 2010 an.schläge 07
eingetragenepartnerschaft
Fo t o : E v a Tr i m m e l
Das Stadthaus nur für Ehepaare Seit 1. Januar hat Österreich endlich die Eingetragene Partnerschaft. Mit allen Mitteln soll dabei jedoch die heilige Institution der Ehe geschützt werden. Dass diese ohnehin niemand mehr will, fand Andrea Heinz heraus.
1 Lambda Nachrichten, 6/2009, Nr. 132, Jg. 31.
08 an.schläge märz 2010
„Es gibt nur wenige Themen, die so diskutiert wurden wie die einfache Frage, ob man zwei Menschen, die langfristig und dauerhaft füreinander da sein und gegenseitig Verantwortung übernehmen wollen, auch eine rechtliche Absicherung geben soll. Genau dies beantworten wir mit dem heutigen Gesetzesbeschluss mit einem klaren Ja.“ Stolz präsentierte ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer mit diesen Worten das im Dezember des Vorjahres beschlossene Gesetz zur Eingetragenen Partnerschaft (EP). Kaum vorstellbar, staunt Christian Högl, Obmann der Homosexuellen-Initiative (HOSI) Wien, in den „LambdaNachrichten“ – immerhin habe man eine rechte Mehrheit im Parlament.1 Bereits seit knapp 22 Jahren ist die EP ein erklärtes Ziel der HOSI. Vorbild war, wie
nung und Beistand“ verpflichtet. Als „nächste Angehörige“ können sie zum Beispiel im Krankenhaus direkt über den Zustand ihres/r PartnerIn informiert werden. Bei der Pflegefreistellung, steuer-, wohn- und erbrechtlichen Vorteilen sowie Ansprüchen auf Hinterbliebenenpension sind sie der Ehe „Aufenthaltspartnerschaft“. 2003 rang gleichgestellt, ebenso vor Gericht. Österreich sich durch, auch gleichgeSchließlich – in diesen unseren Zeiten schlechtlichen Lebensgemeinschaften gar nicht unwichtig – gibt es nun nedie gleichen Rechte wie heterosexuelben der „Aufenthaltsehe“ auch die len zuzugestehen – allerdings musste „Aufenthaltspartnerschaft“. „Auch hier der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ein wenig nachhelfen. wenn das Fremdenrecht insgesamt als rassistisch, nationalistisch und menMit dem am 1. Januar 2010 in Kraft geschenfeindlich einzustufen ist, haben tretenen Gesetz zur Eingetragenen einige Menschen durch die EP zuminPartnerschaft haben Lesben und Schwule nun zu einem großen Teil die- dest eine Chance, langfristig bei ihren österreichischen PartnerInnen zu leben selben Rechte und Pflichten wie Ehe– sollten sie die Antragstellung bei partner. Sie sind einander zu „gemeinsamem Wohnen“, einer „Vertrauensbe- Rückkehr in ihr Heimatland überleben“, ziehung“ sowie zu „anständiger Begeg- „loben“ Christine Klapeer und Karin so oft, Skandinavien: Als erstes Land der Welt stellte Schweden 1988 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften den heterosexuellen rechtlich gleich, Dänemark zog ein Jahr später mit der EP nach.
partnerschafteingetragene Schönpflug von der Lesbenberatung Lila Tipp diesen Aspekt des Gesetzes. Christian Högl von der HOSI findet an der EP besonders positiv, dass „durch ihre Einführung stärker im Bewusstsein der Allgemeinheit verankert wird, dass auch unverheiratete gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften den verschiedengeschlechtlichen gleichgestellt sind. Das ist zwar schon seit einigen Jahren der Fall, wurde bisher aber nicht wahrgenommen, und Lesben und Schwule haben etwa ihr Recht auf Pflegeurlaub für den erkrankten Partner oder die erkrankte Partnerin nicht in Anspruch genommen.“ Und immerhin, so Peter Traschkowitsch von der Sozialdemokratischen Homosexuellenorganisation SoHo, hat Österreich nun diesbezüglich einen Platz im Mittelfeld Europas eingenommen. Bisher bildete es nämlich, gemeinsam mit Polen und Griechenland, das Schlusslicht.
Bürgermeister Christian Schneider zeigte sich leidlich einsichtig und „lässt“ die Verpartnerungswilligen nun in den Festsaal des Europahauses einziehen. „Das Stadthaus bleibt für Ehepaare“, ließ er seiner Bekanntmachung pflichtschuldig folgen.
halten das Eherecht für antiquiert und patriarchal konzipiert.“ So auch Högl von der HOSI: „Die rechtlichen Grundlagen für die österreichische Ehe sind längst reformbedürftig. Teilweise sind sie im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch in Bestimmungen festgeschrieben, die aus 1812 stammen, teil„Familien“- und „Nach“-Namen. Überhaupt weise im Ehe-Gesetz, das ein nach wie vor bestehendes Relikt aus der Nazi-Zeit scheint das die größte Angst der Politidarstellt. In Deutschland hat man das kerInnen in Sachen EP zu sein: Ja nicht die heilige Institution der Familie antas- übrigens längst modernisiert“, sagt Högl. „Wir bewerten es daher als ten! Das gebiert teils recht absonderliche Einfälle. So bekommen Verpartnerte äußerst positiv, dass die EP vieles an diekeinen „Familien“-, sondern lediglich ei- sem historischen, teilweise recht patrinen „Nach“-Namen. Als Familie gilt wei- archalisch anmutenden Ballast nicht mitschleppt.“ So sind Eingetragene Partterhin nur die Dreieinigkeit Vater-MutnerInnen nicht zur Treue verpflichtet, ter-Kind. Diese Heteronormativität erfordert wiederum ein zweites Kästchen und auch eine Scheidung lässt sich weauf diversen Formularen. „Man darf ge- sentlich leichter und schneller durchführen, als das bei einer Ehe der Fall ist. trost Wetten darauf abschließen, dass Doch auch die EP normiert und die meisten Formulare im ersten Anlauf schließt aus, denn sie etabliert auf falsch ausgefüllt werden. Da wird die
„Viele Menschen – egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell – halten das Eherecht für antiquiert und patriarchal konzipiert.“ Ein erster Schritt. Trotz begründeter Freude ist keine der Initiativen völlig zufrieden mit dem Erreichten. „Positiv ist auf jeden Fall, dass mit der EP nun ein erster Schritt in Richtung Gleichstellung getan wurde. Für uns kann das aber nur ein Anfang sein“, sagt Christina Blaschun im Namen des Kollektivs „femme goes queer“. Gemeinsam mit „The Real Golden Girls“ und den Grünen Andersrum hatten die Frauen am 5. Januar vor dem zuständigen Amt für Bevölkerungswesen am Magistrat Klagenfurt eine „Protesthochzeit“ abgehalten. Denn das Gesetz verwehrt Lesben und Schwulen die Verpartnerung am Standesamt – angeblich aus verwaltungstechnischen Gründen: „Sonst hätte beispielsweise jeder Standesbeamte alle auch international geltenden Regeln ständig parat haben müssen“, sorgt sich die ÖVP um ihre Beamten. Vielen Verpartnerungswilligen ist das ein Dorn im Auge, sie fühlen sich damit als „Sonderfall“ von der Regel ausgeschlossen. In der Kärntner Hauptstadt fiel die Wahl etwa auf ein „schmuckloses Büro im dritten Stock eines tristen Amtsgebäudes“, so „femmes goes queer“. Gegenüber geht’s gleich zur Alkoholberatung.
Unwissenheit vieler Leute wohl massiven unfreiwilligen zivilen Ungehorsam hervorrufen“, vermutet Christian Högl. Während das Gesetz in diesem Punkt fast wie eine Farce anmutet, schränkt es die PartnerInnen an anderer Stelle elementar ein: Im gemeinsamen Haushalt lebende Kinder können vom Partner/ von der Partnerin nicht als Stiefkind angenommen, Adoptionen nicht von beiden PartnerInnen durchgeführt werden. Auch „medizinisch unterstützte Fortpflanzung [ist] nur in einer Lebensgemeinschaft von Personen verschiedenen Geschlechts zulässig.“2 „Wir raten daher Paaren, die ein Kind mit in die neue Beziehung nehmen, von einer Eintragung ihrer PartnerInnenschaft ab, da es hier im Gesetz zu Verschlechterungen kommt“, erklärt Marco Schreuder von den Grünen Andersrum. Ehereform, bitte kommen! Ein weiteres Anliegen der Grünen Andersrum: Das geltende Eherecht soll nicht nur auf lange Sicht auch für lesbische und schwule Paare geöffnet werden – es sei vor allem „dringend reformbedürftig“. „Viele Menschen, egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell,
rechtlicher Ebene eine neue, duale Beziehungsnorm: Hetero- und Homosexualität. Die heterosexuelle Ehe wird durch die „andere“ Partnerschaft weiter als normgebende Instanz bestätigt. Andere Lebensformen werden dagegen gänzlich ausgeblendet. „Das wirklich gravierende Problem beim derzeitigen EP-Gesetz ist die Verleumdung, Ausblendung, Nicht-Anerkennung und Diskriminierung von LGBT-Familien“, sagen Christine und Karin von LilaTipp. Heiraten in Traum-Location. Ungeachtet aller Diskussionen haben sich bereits am erstmöglichen Termin, dem 4. Januar, vier Paare getraut. Eines von ihnen besiegelte damit eine mehr als 50-jährige Beziehung. Für das Jahr 2010 rechnet die Stadt Wien mit bis zu 450 Trauungen. Und zumindest ein paar ÖsterreicherInnen freuen sich ganz ehrlich und uneingeschränkt über die neue EP: „Wedding Planer“ und andere Geschäftstüchtige haben sich so einiges einfallen lassen und werben damit, dass diverse Traum-Locations „auch“ gleichgeschlechtlichen Hochzeitspaaren einen warmherzigen Empfang bereiten. ❚
2 Österreichisches Parlament: Materialien zum EPG. 485 der Beilagen XXIV. GP - Regierungsvorlage – Erläuterungen.
märz 2010 an.schläge 09
frauenarmut
ARMUT Armutsgefährdungsschwelle (= 60 Prozent des Medianeinkommens) 1 Erwachsene/r: 951 Euro im Monat 1 Erwachsene /1 Kind: 1.236 Euro rund 1 Million Menschen in Österreich (12,4 Prozent) sind demnach von Einkommensarmut betroffen.
Wenn der Sozialstaat versagt 2010 ist das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Da gibt die Politik etwas Geld her für wichtige Projekte und verspricht Besserung. Aber was braucht es tatsächlich im Kampf gegen Frauenarmut? Von Gabi Horak
Die Armutskonferenz ist das Österreichische Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Von 23. bis 24. Februar fand die 8. Armutskonferenz unter dem Motto „Geld.Macht.Glücklich“ in St. Virgil, Salzburg, statt. Infos: www.armutskonferenz.at Links: Österreichische Frauenhäuser: www.aoef.ats WAVE: www.wave-network.org Buchtipp: Schenk, Martin/ Moser, Michaela: Es reicht. Für alle. Wege aus der Armut. Wien, Deuticke 2010. (siehe Rezension S. XY)
10 an.schläge märz 2010
Die im Herbst 2009 beschlossene Mindestsicherung in Österreich ist zu wenig. „Sie wird die Armut nicht wirklich bekämpfen. Zumindest in Wien ist sie nicht viel höher als zuletzt die Sozialhilfe, das macht keinen Unterschied“, sagt Andrea Abedi von der Caritas Sozialberatung „Genea“. Und wird das Europäische Jahr gegen Armut etwas bringen? „Es wird wohl viel sichtbar gemacht werden, aber sonst habe ich keine großen Erwartungen.“ Sichtbar werden – das wäre schon mal ein Anfang. Gerade was Frauenarmut betrifft, lässt schon die Datenlage zu wünschen übrig. Armutsbetroffene Frauen verschwinden im „Haushaltseinkommen“, schlagen sich zu einem großen Teil als Alleinerzieherinnen oder Mindestpensionistinnen durch, sind Migrantinnen, die bei der Trennung vom
Ehemann noch dazu die Aufenthaltsbewilligung verlieren. Armut hat viele Gesichter. Niemand ist nur arm. „Das öffentliche Bewusstsein für Armutsrisiken und ihre Folgen zu stärken – Hauptziel des EU-Jahres – ist ein gutes Anliegen“, meint Margit Appel von der Katholischen Sozialakademie und Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe „Frauen und Armut“ innerhalb der Armutskonferenz. Aber: „In welche Sichtweise von Armut ist das eingebettet? In der EU werden Armut und Ausgrenzung als ein Zustand gesehen, der verhindert, das volle Potenzial jedes Einzelnen auszuschöpfen. Durch diese geminderte Fähigkeit nehmen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die wirtschaftliche Entwicklung Schaden. Von sozialer Gerechtigkeit ist das sehr weit entfernt!“
Höchstes Armutsrisiko Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft: 30 Prozent Ein-Eltern-Haushalte: 29 Prozent Alleinlebende Frauen mit Pension: 24 Prozent Alleinlebende Frauen ohne Pension: 20 Prozent Alleinlebende Männer: 16 Prozent Working Poor stellen mit 46 Prozent die größte Gruppe der Armutsgefährdeten im Erwerbsalter dar. Finanzielle Deprivation Ein Fünftel der Bevölkerung kann sich zwei oder mehr dieser Merkmale des Mindestlebensstandards nicht leisten: • Wohnung angemessen warm halten • Regelmäßige Zahlungen (Wohnung, Kredit) rechtzeitig begleichen können • Notwendige Arzt/Zahnarztbesuche in Anspruch nehmen • Unerwartete Ausgaben bis zu 900 Euro (z.B. Reparaturen) finanzieren können • Bei Bedarf neue Kleidung kaufen können • Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder vergleichbare vegetarische Speisen • FreundInnen oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einladen können Manifeste Armut (= Einkommensarmut + finanzielle Deprivation) 492.000 Menschen (6 Prozent) in Österreich 26 Prozent aller manifest Armen haben keine österreichische Staatsbürgerschaft (Quelle: Statistik Austria im Auftrag des BMASK: Armutsgefährdung in Österreich. EU-SILC)
teilung und Lebensqualität standen im Mittelpunkt der Diskussionsforen, bei denen ExpertInnen der Theorie und ExpertInnen der Praxis (sogenannte „Armutsbetroffene“) gemeinsam an Entwürfen für die Zukunft arbeiteten. Im EU-Jahr sind besonders viele Projekte und Aktionen geplant, insbesondere Interventionen im öffentlichen Raum. Denn noch immer ist das Sichtbarmachen ein Hauptanliegen der Armutskonferenz. Michaela Moser plädiert für einen Strategiewechsel, um Armut nachhaltig zu bekämpfen: „Eine erneuerte Politik des Sozialen, die Bedürftigkeit als menschlichen Normalzustand erkennt und die den Blick vom Mangel abwendet.“ „Es ist genug für alle da!“ lautet ein Slogan der österreichischen Armutskonferenz, der deutlich machen will, dass Armutsbekämpfung vor allem eine Verteilungsfrage ist. Drei Eckpfeiler seien notwendig für eine wirksame Armutsbekämpfung: 1. Einkommen umverteilen durch das Recht auf monetäre Mindestsicherung über der Armutsgrenze sowie eine faire Belastung von Vermögen und Vermögenszuwächsen; 2. soziale Infrastruktur sicherstellen und damit für alle den ZuArmutsrisiko Gewalt. Einem Teil dieses Be- gang zu Bildung, Gesundheitsversorziehungsnetzes widmen sich die Öster- gung, öffentlichem Verkehr, reichischen Frauenhäuser in ihrem Pro- Versorgung mit Grundgütern wie Wasjekt zum EU-Jahr gegen Armut. Sie bie- ser und Energie, aber auch zu Beratungs- und Betreuungsleistungen siten Fortbildungen für betriebliche chern; 3. Arbeitsplätze und Arbeitszeit Führungskräfte, BetriebsrätInnen und neu gestalten. Vertrauenspersonen, damit diese von Denn Arbeit sei nicht nur Geldverhäuslicher Gewalt betroffene Mitarbeidienen, meint Moser: „Es hat auch mit terinnen erkennen und besser unterSinn- und Identitätsstiftung zu tun, stützen können. mit Freude an sozialer Interaktion und Das WAVE-Netzwerk (Women dem Einsatz eigener Talente.“ Derzeit Against Violence Europe) arbeitete zugelte jedoch die Devise: „Hauptsache letzt an dem zweijährigen EU-Projekt „GenderWorks“. Ziel war es, den Zusam- Arbeit!“ Auch wenn das heißt: schlecht bezahlt, ohne Perspektive, sinntötend menhang von Gewalt gegen Frauen und gesundheitsschädigend. Nicht zuund Armut herauszuarbeiten. Die umfangreichen Ergebnisse werden in Kürze letzt wird in den Diskussionen um Rein einem detaillierten Bericht veröffent- formen des Sozialstaates allzu oft „vergessen“, dass die Verliererinnen des licht, der u.a. die besonders prekäre Sikränkelnden Systems vor allem Frauen tuation von gewaltbetroffenen Frauen sind – und zwar weil sie neben dser mit Kindern aufzeigt: Oft ist das Ende (Erwerbs-)Arbeit auch den Großteil der einer Gewaltbeziehung der Beginn eines Lebens als Alleinerzieherin, was das Fürsorge in der Familie übernehmen. Und solange diese Fürsorgearbeit höchste Armutsrisiko darstellt. nicht in das Konzept von Arbeit mit einbezogen wird, sind wir wohl von geEckpfeiler der Armutsbekämpfung. Ende Ferechter Verteilung noch Lichtjahre entbruar fand die 8. Armutskonferenz des gleichnamigen Netzwerks statt. Umver- fernt. ❚
Die Arbeitsgruppe „Frauen und Armut“ wird im Oktober eine Broschüre veröffentlichen, die sich auf Deutsch, Englisch, Serbokroatisch und Türkisch direkt an armutsbetroffene Frauen wendet. Sie soll die Frauen ermutigen, sich nicht für ihre Armut zu schämen, sich über ihre Rechte zu informieren und diese auch einzufordern. Sichtbar werden, sich nicht schämen müssen, nicht nur Betroffene sein, sondern AkteurIn mit Rechten und legitimen Bedürfnissen – diese grundlegende Bewusstseinsarbeit steht im Zentrum emanzipatorischer Projekte im Kampf gegen Armut. Michaela Moser, Sozialexpertin der Armutskonferenz, betont, wie wichtig dieser Perspektivenwechsel ist. Frauen, die in materieller Armut leben, dürfen nicht auf diesen Aspekt ihrer Identität, auf ihre Rolle als Bittstellerinnen, reduziert werden: „Vielmehr geht es darum, sie in der – wenn auch eingeschränkten – Vielfalt ihres Lebensvollzugs z u sehen, mit all ihrem Potenzial, ihren Gefühlen, Ängsten, Vorschlägen und Perspektiven. Sie leben in einem Netz an Beziehungen und sind nicht nur ,Armutsbetroffene’.“
Beate Hammond
Marie Nejar wird achtzig Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode (Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, fand die Gesellschaft allerdings nichts dabei, sich an den Darbietungen Minderjähriger zu erfreuen. So lange die Kinder klein, zart und schnuckelig waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen Alter wurde dann auch mal geschummelt, damit das mit dem Kindchenschema stimmte. So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer Strand entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in Deutschland und Österreich. Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem „Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ angekündigt. Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal als neuer „Liebling der Wiener“: Im Franz-Antel-Film „Die süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alexander die Titelmelodie. Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu unangenehmen Erlebnissen. In einem Wiener Strandbad stört sich eine Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ an ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zwanzig steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt den Manager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie ihre Gesangskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie wird Krankenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in diesem Beruf. Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20. März wird Marie Nejar achtzig Jahre alt. Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen … Rowohlt Verlag, 2007
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internationalan.riss
Fo t o : D a v i d J. Ro b e r t s
und ihrer Patriarchatsanalyse bekannt. Bereits 1968 erschien ihr Buch „The Church and the Second Sex“ (deutsch: „Kirche, Frau und Sexus“). Zu ihren einflussreichsten Werken gehören „Beyond God the Father“ („Jenseits von Gottvater Sohn & Co.“), in dem sie zum Kirchenaustritt aufrief, und „Gyn/ecology“, das die systematischen patriarchalen Angriffe gegen Frauen sowie u.a. die Gynäkologie in den USA als faschistoid anprangert. Daly studierte in den USA und der Schweiz, als streitbare „radical lesbian feminist“ lehrte sie dreißig Jahre lang – trotz massiver Widerstände – bis Ende der 1990er Theologie am katholischen Boston College. viyu www.frauenrat.de
west.sahara
Aminatou Haidar kämpft weiter
In Durban, Südafrika, haben 6.000 StraßenhändlerInnen den Kampf gegen die Zerstörung ihres Arbeitsplatzes aufgenommen. Ihre Bemühungen richten sich gegen die Pläne der Gemeinde, auf dem Warwick Markt bis zur Fußballweltmeisterschaft 2010 ein Einkaufszentrum zu errichten. Derzeit bietet der Markt im Stadtzentrum an geschäftigen Tagen bis zu 8.000 StraßenhändlerInnen ein sicheres Einkommen. Mit der Errichtung eines Einkaufszentrums würde die Gemeinde nicht nur die Existenzgrundlage tausender Menschen zerstören, sondern auch einen sozialen Knotenpunkt. Aufgrund der drohenden Schließung des Marktes kam es im letzten Jahr zu Auseinandersetzungen zwischen HändlerInnen und der Polizei, wobei sieben Frauen schwer verletzt wurden. Ihre Erfahrungen mit der Gewalt seitens der Polizei verarbeiteten einige Frauen mit Aktionen anlässlich des Tages „Gegen Gewalt an Frauen“. leka
Die Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar geriet Ende 2009 in die Schlagzeilen, als sie nach einem einmonatigen Hungerstreik am Flughafen von Lanzarote die Erlaubnis erhielt, in ihre Heimat Westsahara zurückzureisen. Die Westsahara ist eine ehemalige spanische Kolonie, die nach mehreren Jahren antikolonialistischem Kampf der Frente Polisario 1975 eigentlich befreit gewesen wäre – hätte nicht Spanien mit Marokko einen Vertrag abgeschlossen, auf dessen Grundlage Marokko bis heute zwei Drittel des Landes besetzt hält und Spanien die Vorrechte auf ein Drittel des westsaharauischen Phosphats besitzt. Seit Jahrzehnten wird auf diplomatischem Weg versucht, diese völkerrechtswidrige Situation zu klären, seit fast zwanzig Jahren hält sich die Frente Polisario an einen Waffenstillstand, um eine friedliche Lösung zu ermöglichen. In der Zwischenzeit leben seit mehr als dreißig Jahren 160.000 Saharauis in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste. Aminatou Haidar, die sich stets am zivilen Ungehorsam beteiligte, mehrfach deswegen im Gefängnis saß und auch gefoltert wurde, war im November 2009 in die USA gereist, wo sie einen Menschenrechtspreis erhielt. Bei der Wiedereinreise in die Westsahara gab sie als Nationalität statt marokkanisch saharauisch an, worauf sie von Marokko ohne Papiere nach Lanzarote abgeschoben wurde, wo sie nun festsaß und den Hungerstreik begann. Ende Dezember durfte sie wieder in die Westsahara einreisen, nachdem zahlreiche Organisationen und PolitikerInnen für sie eingetreten waren. Es sind aber nicht nur Marokko und Spanien, die vom ungeklärten (post-)kolonialen Status der Westsahara profitieren, indem sie die vielen Bodenschätze abbauen. Die EU bezahlt jährlich Millionen an Marokko für die Erlaubnis, die besonders reichen Fischbestände an der westsaharauischen Küste auszubeuten. Aminatou Haidar wurde von Spanien schon mehrfach politisches Asyl angeboten – sie hat immer abgelehnt. sylk
www.frauensolidaritaet.org
http://de.wikipedia.org/wiki/Aminatou_Haidar, http://lesahraoui.vox.com/
fußball.wm
„Save the Early Morning Market“
Online-Petition zur Erhaltung des Marktes: www.ipetitions.com/petition/warwickjunction
gleich.berechtigt nach.ruf
Mary Daly (1928–2010) Die US-amerikanische Theologin und Philosophin Mary Daly ist am 3. Jänner im Alter von 81 Jahren gestorben. Daly wurde durch ihre, durchwegs umstrittene, radikalfeministische Kritik an der christlichen Kirche 12 an.schläge märz 2010
Vorreiter Mexiko Mexiko City ist die erste Stadt und der erste Bundesstaat Lateinamerikas, der die Homo-Ehe eingeführt hat. Fast zeitgleich wurde Ende 2009 von der linken Mehrheit im Parlament von Mexiko-Stadt auch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Ehepaare durchgesetzt. In anderen
an.rissinternational lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien sieht es dahingegend leider weniger rosig aus. Anfang Dezember wurde in Buenos Aires nämlich die erste gleichgeschlechtliche Ehe per Gerichtsbeschluss verhindert. Zwar gab es vereinzelt Städte, u.a. auch Buenos Aires, in denen gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingetragen werden konnten, jedoch blieb Schwulen und Lesben das Recht auf gleichberechtigte Eheschließung bislang überall verwehrt. Anders in der Hauptstadt Mexikos, wo gleichgeschlechtliche Paare nun ab Februar, bereits 45 Tage nach der gesetzlichen Verabschiedung, heiraten dürfen. cami
b u rka . s t r e i t
Drei gegen Dänemark
Indischen Trans*personen wird das Ausfüllen von Wahlformularen demnächst deutlich erleichtert. Die indische Wahlbehörde gab kürzlich bekannt, dass sie ab 2010 auf ihren Wahlscheinen nicht nur die Geschlechtsbezeichnungen „männlich“ und „weiblich“ führen wird, sondern auch eine dritte Variante: „other“. Damit will sie der knapp 50.000 Personen umfassenden Gemeinde der Transsexuellen, Hijras und Eunuchen entgegenkommen. Der Status der Hijras in Indien ist ambivalent. Zwar galten sie früher als Menschen mit „übersinnlichen Kräften“ und wurden auch dementsprechend verehrt, heute leiden sie jedoch zunehmend unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt haben Hijras schlechte Chancen. Vielen bleibt als letzter Ausweg nur die Prostitution. Nach der Anerkennung durch die Wahlbehörde hofft die Hijra-Gemeinde nun auf weitere gesellschaftliche und rechtliche Verbesserungen. leka
In Dänemark ist die seit dem letzten Jahr schwelende Debatte um ein öffentliches Verbot der Burka erneut entbrannt. Die Hintergründe: Letzten Herbst hatte die Regierung ein „Burka-Komitee“ einberufen – den Anstoß dazu gab der Abgeordnete Naser Khader, Integrationssprecher der dänischen Konservativen Volkspartei. Khader – selbst syrischer Herkunft – forderte ein Verbot der Burka, des Ganzkörperschleiers mit dem vergitterten Sichtfenster, in der Öffentlichkeit, da diese den „dänischen Werten“ widerspreche. Nach allgemeinen Umfragen würde auch die Mehrheit der DänInnen ein solches Gesetz befürworten. Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen richtete daraufhin das „Burka-Komitee“ ein, um die aktuelle Lage zu prüfen. Im Jänner wurden die Ergebnisse der 69-seitigen Studie des „BurkaKomitees“ bekannt: Demnach gibt es in ganz Dänemark nur drei (!) Frauen, die regelmäßig die Burka anlegen. Den Niquab, den Gesichtsschleier mit Augenschlitz, tragen laut Untersuchung etwa ein- bis zweihundert Frauen. Auch das häufige Argument, Verschleierungen würden prinzipiell unter Zwang stattfinden, wurde in der Studie relativiert: Mehr als ein Drittel der dänischen Schleierträgerinnen sind zum Islam konvertierte Däninnen, die sich freiwillig verhüllen. Das Tragen der Burka bzw. des Niquab bleibt vorerst weiterhin erlaubt. Jedoch zweifeln die Rechten die Untersuchungsergebnisse an, und die Liberalen stellen sich zwar gegen ein Verbot, fordern aber Einschränkungen für Burka-Trägerinnen – u.a. sollen sie nicht zu Prüfungen zugelassen werden und bei Nutzung öffentlicher Busse dem/der FahrerIn zur Kontrolle der Monatskarte ihr Gesicht zeigen müssen. viyu
www.queer-news.at
www.fr-online.de, www.sueddeutsche.de
www.pagina12.com, http://diestandard.at, www.gaywien.at
indien
Wahlbehörde anerkennt drittes Geschlecht
www.gianas-return.de
Ich war dreizehn Jahre alt, als ich meiner ersten großen Game-Liebe begegnete: „The Great Giana Sisters“. Was die Super Mario Brothers für die Nintendo-Videogame-Konsole waren, waren die Giana Sisters für den Commodore 64 bzw. Amiga. 1987 von Rainbow Arts entwickelt, wurden die kleinen Pixel-Schwestern schnell zu einem populären Jump’n’Run-Hit. Bis Nintendo seine Rechte an den ItaloKlemptnern verletzt sah und die Konkurrenz klagte – mit Erfolg. Trotzdem hat sich bis heute eine ergebene Fangemeinde um das kultige Schwesternpaar gehalten. Und das wohl nicht nur wegen des kecken Spruchs auf dem Giana-Cover: „The Brothers are history“. Ironischerweise brachte gerade Nintendo 2009 das offizielle Sequel für seine DS-Handheld-Konsole heraus (siehe www.giana-sisters.com). „Giana’s Return“ hingegen wurde von Fans entwickelt und ist als freier Download verfügbar (u.a. für Windows, Mac, Linux und sogar Dreamcast). Nach gut vierjähriger Programmierarbeit wurde das FanProjekt pünktlich zu Jahresbeginn veröffentlicht. 56 Levels, versteckte Bonus-Höhlen, tricky Shortcuts und böse Endgegner lassen das Gamerinnen-Herz höher schlagen. Jump, Giana, jump! viyu februar 2010 an.schläge 13
gesineschwan
Fo t o : J e n s Ka s t n e r
Das innere Patriarchat Mit „La Otra Campaña“ initiierte die EZLN1 2006 eine breite außerparlamentarische Allianz zur politischen Mobilisierung „von unten“. Eva Bahl und Zara Pfeiffer sprachen mit Norma Cacho über die Genderverhältnisse in der „Anderen Kampagne“.
Norma Cacho ist Mitglied der mexikanischen Nichtregierungsorganisation CIEPAC (Centro de Investigaciones Económicas y Políticas de Acción Comunitaria) in San Cristóbal, Chiapas. Übersetzung aus dem Spanischen: Eberhard Albrecht
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an.schläge: Wie begann die Andere Kampagne? Norma Cacho: Die Andere Kampagne startete offiziell am 1. Januar 2006. Davor fand eine Reihe von Treffen mit sozialen und Bauernorganisationen, indigenen Gemeinden, Kollektiven, NGOs und Einzelpersonen statt. Mit einer Rundreise durch die Bundesstaaten Mexikos begann die EZLN, Bewusstseinsarbeit für einen gesellschaftlichen Wandel in der Bevölkerung zu leisten und sich darüber auszutauschen. Ziel war, die Erfahrungen, die Kämpfe, die Probleme des „Mexiko von Unten“ kennenzulernen – gleichsam eine Art Röntgenaufnahme davon zu machen. Es war von Anfang an klar, dass die Andere Kampagne ein langfristig angelegter Prozess sein würde. Nach den Repressionen in Atenco2 im Mai 2006 entwickelte die Andere Kampagne Gegenstrategien, um Widerstand zu leisten. Allerdings waren diese nicht sehr konkret, die Tour ebbte daraufhin ziemlich ab. Ein Aufschwung im Oktober 2007 führte schließlich zum Treffen der Indigenen Völker von Amerika in Vicam, Sonora. Im Augenblick befindet sich die Kampagne in einer neuen Phase – man kann es auch als eine Art Umgruppierung beschreiben, im Augen-
blick entwickeln sich einige sehr interessante Prozesse. Als wir das Manifest3 lasen, schien es uns, als ob der Feminismus großen Einfluss in der „Anderen Kampagne“ gehabt hätte. Für uns Frauen war es sehr komplex und voller Brüche. Es wurde versucht zu spalten, die „Problematik der Frauen“ wieder einmal auf später zu verschieben. Als die verschiedenen Arbeitssektoren der Anderen Kampagne benannt wurden, wie z.B. Arbeiter, Bauern usw. versuchte man uns Frauen in einen Bereich zusammen mit LGBTQs (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer) und den Minderheiten zu stecken. Obwohl sich die Andere Kampagne als anti-patriarchal definiert, ist sie in der Praxis sehr patriarchal und ziemlich sexistisch. Wir, die feministischen Kollektive hatten hier große Schwierigkeiten. Doch wir wollten auch nicht einen bereits eroberten Raum wieder aufgeben. Im Programm zum ersten Forum der Anderen Kampagne kam z.B. Gender kaum vor. Von den dreißig Diskussionspunkten, die auf der Tagesordnung standen, hieß der letzte: die Rechte von Frauen respektieren. Es verschleißt schon sehr, Teil einer Sozialen Bewe-
gung zu sein und immer wieder sagen zu müssen: „Liebe Mitstreiter, wir müssen aber auch die Forderungen der Frauen berücksichtigen. Die Fragen von Gender und Patriarchat müssen diskutiert werden, meint ihr nicht?“ Wir Frauen stehen in einer doppelten Auseinandersetzung: Sowohl mit dem patriarchalen System an sich als auch innerhalb der Sozialen Bewegung selbst, wo wir versuchen, die spezifischen Bedingungen für uns mexikanischen Frauen zu definieren und zu konkretisieren. Welche Methoden habt ihr gegen den Sexismus innerhalb der Anderen Kampagne entwickelt? Der Kapitalismus ist patriarchal, aber nicht nur der, sondern viele politische Systeme und Bewegungen. Es reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus müsse zerstört werden, und zu glauben, damit würden alle aufhören, patriarchal zu sein. Und dass dies dann automatisch für die politische Praxis und für deine persönlichen Beziehungen gelten würde. Wir brauchen einen Raum innerhalb der Anderen Kampagne, um dort diskutieren und konkrete Vorschläge zu den Themen machen zu können. Da geht es noch nicht einmal um Sexismus. Männer müssen sich die Frage
schwangesine stellen: Wann schaffen wir es, euch einzuschließen? Denn in der Praxis wird dieses „auf gleicher Ebene agieren“ sehr in Frage gestellt. Aber wir wissen auch, dass es sich um einen Prozess handelt. Das geht nicht von heute auf morgen. Wir sind weiter im Kampf und werden sehen, wie weit wir kommen können. Beim Lesen der zehn Punkte des Manifestes ist uns auch aufgefallen, dass Transsexuelle und Intersexuelle ausdrücklich aufgeführt werden. Zur Anderen Kampagne wurde sehr intensiv und breit aufgerufen. Das richtete sich an jeden und jede, der/die interessiert war und Lust dazu hatte, diese andere Sache zu schaffen. Damit wurden auch Gruppen erreicht, die in der Sozialen Bewegung traditionell am Rande stehen und sich unterordnen müssen. Es
große Herausforderung. Es müssen Formen gefunden werden, diese Diversität zu diskutieren. Bei den Versammlungen kommen ja nur die Leute, die die Möglichkeit dazu haben. Da kann es schon mühsam sein, sich einzubringen. Welche Rolle nehmen denn Feministinnen innerhalb der Anderen Kampagne ein? Es gibt viele Frauenkollektive und gruppen, die mitmachen. Aber sie sind sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, sich öffentlich dem Feminismus anzuschließen. Wirklich schwierig ist, immer wieder zu erklären, dass der Feminismus ein interessanter Vorschlag ist. Es geht nicht darum, dass die Andere Kampagne feministisch wird, sondern-darum anzuerkennen, dass eine patriarchale Alternative keine echte Al-
Am besten beginne ich mit den grotesken Bezeichnungen, mit denen wir belegt werden: Lesben, Verbitterte und Männerfeindinnen. Dass wir unsere Rolle nicht akzeptieren, oder dass wir schlechte Frauen sind. Wir haben gelernt, damit umzugehen. Für die große Mehrheit, vor allem in den konservativen Städten, ist eine Feministin eine Frau, die nicht einverstanden ist. Nur einige wenige teilen die Überzeugung, dass die Frauen das Recht haben, eine Schwangerschaft abzubrechen, und anerkennen, dass Feministinnen dreißig Jahre dafür gekämpft haben. Oder dass es jetzt Gesetze gegen Gewalt an Frauen gibt und der vierzig Jahre andauernde Kampf der Feministinnen zu Fortschritten bei der politischen Beteili-
Es reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus müsse zerstört werden, und zu glauben, damit würden alle aufhören, patriarchal zu sein. schloss sich also ein breites Spektrum von Organisationen an: Das ging von Gruppen mit langer Geschichte bis hin zu kleinen Kollektiven, die sich erst gerade bildeten und dabei waren, sich politisch zu positionieren. So kamen auch Initiativen dazu, die die Anerkennung der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten fordern, Inter- und Transsexuelle, und legten ihre Forderungen auf den Tisch, dass sie gleich zu achten seien wie jede andere Person in der Kampagne auch. Es ging also darum, dass sich alle anschließen konnten, aber auch das war schwer, denn wir haben weiterhin viele Vorurteile. Auch hier wird der Kampf weitergehen. Das Manifest ändert die Einstellung nicht. Wie schon gesagt, befindet sich die Andere Kampagne im Augenblick in einer neuen Etappe. Lange Zeit gab es keine Aktionen, die Koordination war schwierig. Das Ganze hatte nicht den Zusammenhalt und die Wirkung, die man sich anfangs erhofft hatte.Aktuell versucht man mittels der Foren, die es jetzt wieder gibt, sich zu artikulieren und die Kampagne erneut zum Brodeln zu bringen. Es ist wirklich sehr komplex, wenn man in einer so breiten Initiative alles zusammenführen will. Diese große Vielfalt bedeutet auf der einen Seite einen großen Reichtum, ist aber auch eine
ternative sein. Darum streiten wir auf allen Ebenen. Wir sind zwar wenige, aber wir sind da. Wir haben auch am Marsch der zapatistischen Frauen teilgenommen, und auch das war schwierig. Die Genoss_innen sind in einem interessanten Empowerment-Prozess. und das ist nicht immer so, wie wir es gern sehen würden. Am Eingang einer Gemeinde hing zum Beispiel ein Transparent, auf dem stand zu lesen: In diesen Tagen können Männer nur dann an den Treffen teilnehmen, wenn sie dabei die Kinder versorgen und das Essen machen. Das Transparent endete allerdings mit dem Satz: Nach Ende des Treffens wird alles wieder so sein wie früher. Das war doch bestimmt Ironie? Die EZLN hat öffentlich bekannt, dass eine Frage, in der sie sich stärker engagieren muss, die Situation der Frauen ist. Wir erkennen das an. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass die autonomen zapatistischen Gemeinden ihre Probleme selbst lösen müssen. Wir mischen uns auch aus einem anderen Grund nicht ein:Wir wissen, dass dort Gewalt für die Frauen immer noch eine Realität ist. Dort steht noch viel Arbeit im Inneren an, Selbstkritik ist notwendig. Wie wird der Feminismus in der mexikanischen Gesellschaft im Allgemeinen wahrgenommen?
gung der Frauen geführt hat. Dieser andere Teil der Gesellschaft, der unsere Errungenschaften achtet, ist sehr klein, aber er existiert. Komplizierter ist, dass Ablehnung auch von Linken kommt. Die die Genossen wollen ihren Machtstatus nicht verlieren. Wenn also eine Frau hergeht und das, was sie sagen, in Frage stellt, heißt es: „Moment mal!“ Ich bin unter Linken einigen Machos begegnet, die waren schlimmer als die bei den Rechten. Wir müssen das konkret ansprechen. Es sind interessante Dinge erreicht worden, aber bei den zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich bei Linken Dinge gesehen … uff! Wenn zum Beispiel ein Militär eine Frau vergewaltigt, dann sind alle empört. Aber wenn das „intern“ passiert, wird das wenig thematisiert. Die Linke ist eben auch Teil der Gesellschaft … … die aus Machos und Patriarchen besteht, davon müssen wir ausgehen. Jeder beginnt bei sich, bei seiner Alltagsrealität und bei der Arbeit an sich selbst: Wie du deinen inneren Patriarchen dekonstruierst, denn du bist erzogen und unterrichtet worden. Wir sind zur Unterordnung erzogen worden, und dies zu dekonstruieren, ist auch sehr mühsam. ❚
1 Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) in Chiapas, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos, trat am 1. Januar 1994 mit einem bewaffneten Aufstand erstmals öffentlich in Erscheinung und setzt sich seitdem mit politischen Mitteln für die Rechte der indigenen Bevölkerung Mexikos, aber auch generell gegen neoliberale Politik und für autonome Selbstverwaltung ein. 2 Bekannt wurde Atenco durch den Widerstand seiner EinwohnerInnen gegen einen geplanten Neubau des internationalen Flughafens von Mexiko-Stadt 2001/2003, der eine Enteignung der meisten ihrer Ländereien bedeutet hätte. Die EinwohnerInnen, organisiert in der „Frente de Pueblos en Defensa de la Tierra“, wehrten sich mit Protesten und der Besetzung öffentlicher Ämter. Anfang Mai 2006 geriet Atenco erneut in die Schlagzeilen, als die Polizei gegen Blumenhändler aus dem Ort vorging. Die sich entwickelnden Zusammenstöße arteten in Straßenschlachten aus. Von San Salvador Atenco aus eilten Bäuerinnen und Bauern zu Hilfe und blockierten die nahe gelegene Schnellstraße. Bei dem folgenden Einsatz von mehr als 2.000 Polizisten gab es zwei Tote, mehrere Schwerverletzte und fast 300 Verhaftete. Infolgedessen werden schwerwiegende Anklagen über sexuellen Missbrauch, Vergewaltigungen, Misshandlungen und Folter erhoben, die eine Verletzung der fundamentalen Menschenrechte darstellen. 3 Deutsche Gruppe B.A.S.T.A., Übersetzung von Dana: http://projekte.free.de/bankrott/ basta/c20060702.html, Quelle: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/ la-otra-campana/370
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outsideolympia
Rekordverdächtig Skispringerinnen wurde das Recht verweigert, an den Olympischen Winterspielen in Vancouver teilzunehmen. Das liegt eventuell auch daran, dass sie weiter springen könnten als die Männer. Von Kerstin Kellermann Es wäre wohl ein Riesenskandal: Wenn nämlich eine Richterin des Obersten Gerichtshofes in Kanada entscheiden würde, das Skispringen für Männer ebenfalls zu verbieten, um der Diskriminierung der Skispringerinnen Einhalt zu gebieten. Die österreichischen Skispringer, ihre Trainer und der ÖSV würden zweifellos einen Schock erleiden. 120 Springerinnen aus 25 Nationen dürfen auch bei dieser Olympiade in Vancouver wieder nicht teilnehmen. Zuvor hatten weltweit 11.000 UnterstützerInnen eine Petition unterzeichnet. Die 16 an.schläge februar 2010
im Mai 2008 eingereichte Klage der Springerinnen wurde Ende Dezember jedoch in letzter Instanz vom Obersten Gerichtshof in Kanada abgelehnt. Offizielle Begründung: Für die Zulassung eines olympischen Wettbewerbes müssen mindestens zwei Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Im Februar 2009 gab es in Liberec die bislang einzige Weltmeisterschaft im Damenskispringen. Nun versuchen die Springerinnen in Berufung zu gehen. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) führt mit der Entscheidung, die Ski-
springerinnen nicht teilnehmen zu lassen, seine selbst immer betonten Bemühungen, den Frauensport zu fördern, ad absurdum. „In diesem Fall geht es nicht nur um die Skispringerinnen. Das wahre Thema ist Gender-Diskriminierung und von nationaler Bedeutung. Es geht darum, ob das Olympische Organisationskomitee für Vancouver von einer ausländischen Organisation gezwungen werden kann, eine diskriminierende Entscheidung in Kanada umzusetzen“, erklärte der mit der Berufung befasste Rechtsanwalt Ross Clark in Vancouver.
olympiaoutside „Eigentlich tolerieren wir keinerlei Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in Kanada.“ „Du fliegst nicht mehr.“ Möglicherweise liegt der Grund für die andauernde Diskriminierung aber ohnehin woanders. Die US-amerikanische Skispringerin Lindsay Van stellte bei den Vorflügen einen neuen Rekord auf. Und darf nun nicht antreten. Seit der WM in Liberec ist sie die erste Weltmeisterin in der Geschichte des Damenskispringens. Eine Vorspringerin, Daniela Iraschko, erreichte in Österreich am Kulm 2003 eine Weite von zweihundert Metern, obwohl die Bedingungen in der Spur für Vorspringerinnen schlechter sind. Nur vier Männer gelangten damals in die Nähe
terhalt selber erarbeiten, denn sie erhalten keinerlei Gelder vom Olympischen Komitee oder von Sponsoren. Und so fehlen ihnen auch die finanziellen Mittel für professionelles Training. „Alle Gelder, die sie hereinbringen, werden verteilt, sie selbst bekommen nichts. Wenn Jessica einen Privatsponsor ergattern würde, verliert sie ihren Amateurstatus und darf erst recht nicht antreten“, schildert Rush die Schwierigkeiten. Die Japanerinnen konnten sogar einige Male nicht nach Europa kommen, weil es kein Geld für Flugtickets gab. Marketing & Medien. „Ich sagte meiner Schwester, das ist Marketing, das Olympiakomitee ist eine riesige Firma und für die einzelnen Länder ist es ebenfalls
nicht genug Frauen auf internationalem Level gäbe. „Es ist ein Fall von Diskriminierung wie aus dem Bilderbuch“, sagte Anita De Frantz, Vorsitzende der Kommission für „Frauen und Sport“ des Olympischen Komitees. „Einer Gruppe von Athletinnen wird gesagt, sie wären nicht gut genug. Dabei war das noch nie ein Kriterium.“ FIS-Präsident Gian Franco Kasper ließ 2005 im Radio verlauten, dass Skifliegen für Frauen zu gefährlich wäre, da „es für Frauen aus medizinischer Sicht nicht zu vertreten ist“. Die Rede war von möglichen Quetschungen des Geburtsbeckens und einer Verdrehung der Eierstöcke. Ein neueres Argument besagt, dass das Feld zu weit auseinander liege, tatsächlich liegen die Ergebnisse der
„Springen ist ein sehr traditioneller, europäischer, alter Männer-Sport.“ ihrer Vorgabe. „Die verantwortlichen Entscheidungsträger sagten aber nicht, ‚Wow super‘, sondern, ‚Du fliegst nicht mehr …‘“, erzählt William Rush bei einem Kaffee in einem Einkaufszentrum in Wien Heiligenstadt. Er ist der Onkel der aufstrebenden Skifliegerin Jessica Jerome, die die US-Nationals in Lake Placid im Staate New York gewann und schon vor acht Jahren Vorspringern für die Olympiade in Salt Lake City war: „Ich glaube, es gibt eine große Chance, dass Frauen besser springen als Männer! Frauen sind aerodynamischer und haben leichtere Knochen. Männer müssen abmagern, sie müssen lang und leicht sein, um weit zu fliegen. Kein Wunder, dass die Männer dagegen sind, dass Frauen springen.“ „Skispringen ist eine der extremsten Sportarten“, sagte Jessica Jerome selbst in einem Interview. „Es besitzt dieses wagemutige, gefährliche Element, aber auch schöne, elegante Seiten. Springen ist ein sehr traditioneller, europäischer, alter Männer-Sport. Manche Männer befürchten, dass Frauen ihm das Extreme nehmen könnten.“ Die Tochter von William Rushs Schwester, die in Park City in Utah aufwuchs, leidet sehr darunter, dass sie nicht antreten darf und währenddessen immer älter wird. Die jungen Frauen müssen sich die Ausrüstung, die Flüge und den Un-
ökonomisch wichtig. Es ist auch eine Frage der Übertragung durch das Fernsehen, dem größten Sponsor des Skispringens“, sagt Rush.„Meine Nichte hätte schon bei drei Olympiaden springen können, aber sie wird niemals in einer springen – wegen Geld. Einmal war eine Amerikanerin als einzige ohne ihren Werbeträger, nämlich ihre Ski, auf dem Podest“, lacht er. Vor kurzem verlor eine Fluggesellschaft Jessica Jeromes gesamte Ausrüstung – ein Tiefschlag für Jerome und ihre Familie, der für eine Springerin das Ende ihrer Karriere bedeuten kann. Bei einer Diskussion zum Thema „Sportjournalismus“ an der Universität Wien hält es Johann Skocek vom „Standard“ nicht einmal der Mühe wert, zu begründen, warum er nichts über die Skispringerinnen bringt. Er zieht es vor, darüber zu diskutieren, dass „man in der Sportberichterstattung überall bei Raiffeisen anstößt“. Sein Kollege Wolfgang Wiederstein von „Die Presse“ verweist darauf, dass sie die Vorgabe haben, in Richtung Mainstream zu berichten: „Denn niemand kauft ‚Die Presse’ wegen der Sportberichterstattung.“ Doch die konsequente Verhaberung zwischen Politik, Sportlern und Journalisten sehen beide durchaus als Problem. Biologistische Argumente. Das IOC entschied 2006, dass es beim Skispringen
Springerinnen jedoch relativ eng beieinander. „Anfangs gab es nur dreißig bis vierzig Rodlerinnen weltweit, Langlauf galt auch lange als obskur und im Snowboard gibt es inzwischen starke Frauen – für Österreich z.B. Marion Kreiner oder Dorosia Krings. Sie nehmen an Olympia teil. Es gibt fantastische Motorrad- und Autofahrerinnen, wenn sie aber eine Gefahr für den Erfolg der Männer sind, boxen sie sie raus“, meint Rush, der selbst Trainer einer Damen-SoftballMannschaft war – inzwischen auch keine olympische Disziplin mehr. Wenn es Männern durch eine Gerichtsentscheidung nun ebenfalls verboten werden würde, am Skifliegen bei der Olympiade teilzunehmen, käme vieles in Bewegung. „Es wäre viel billiger, Frauen hineinzulassen. Aber die werden die Frauen dann nur von geringerer Distanz aus springen lassen … so werden sie es machen“, schätzt William Rush, der an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte schrieb und die Antwort erhielt, dass er kein Betroffener sei. In „Sport am Sonntag“ gab es einmal eine Reportage über eine 12-Jährige muslimische Springerin in Innsbruck. Gefragt, warum sie kein Kopftuch trage, antwortete sie: „Ich habe ja eh meine Mütze!“. Vielleicht wird sie eines schönen Tages erfolgreich den Gerichtshof anrufen. ❚ märz 2010 an.schläge 17
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Ziiiieeeeh! Der lange Kampf der Skispringerinnen für die Zulassung zu den Olympischen Spielen 2010 ist erfolglos geblieben. Doch die Chancen, dass 2014 auch Frauen fliegen werden, stehen gut. Silke Pixner über den langen Kampf um sportliche Anerkennung und Gleichbehandlung bei den Olympischen Spielen.
Offizielle Homepage der Olympischen Spiele: www.olympic.org/en Statistiken: www.olympia-statistik.de
18 an.schläge märz 2010
Ägyptische Wandmalereien aus der Zeit um 2600 v. Chr. zeigen Ballspielerinnen und Akrobatinnen; auf römischen Fußbodenmosaiken aus der Zeit zwischen 500 und 1 v. Chr. sind junge Frauen beim Weitsprung zu sehen, eine französische Chronik aus dem 15. Jahrhundert berichtet von einer Tennis spielenden Pariserin, gegen die nur die besten Spieler eine Chance hatten. Belege für die sportliche Aktivität von Frauen und deren Lust an der körperlichen Betätigung gibt es also nicht nur zahlreiche, sondern auch schon aus frühester Zeit. Gleichzeitig wurden sportliche Frauen (von Männern) immer schon als Zeichen eines drohenden Sittenverfalls gesehen. So wurden etwa die Spartanerin-
nen von den antiken Griechen wegen ihrer sportlichen Betätigung, ihrer unziemlichen Sportbekleidung und der Teilnahme an Wettbewerben – auch gemeinsam mit Männern – scharf verurteilt. Bei den antiken Olympischen Spielen, die ab ca. 776 v. Chr. bis etwa 393 n. Chr. in Griechenland stattfanden, wurden Frauen von der Teilnahme an den Wettkämpfen kategorisch ausgeschlossen. Verheirateten Frauen wurde nicht einmal das Zusehen gestattet. Obwohl es Frauen verboten war, sich an den Spielen des Zeus zu beteiligen, wurde ihnen außerhalb Olympias jedoch eine etwas bedeutendere Rolle im Sport zugebilligt. So gab es etwa für griechische Mädchen eigene Laufwettbewerbe, und auf der Insel Chios trugen
Mädchen laut Überlieferungen Ringkämpfe aus. Die Teilnahme von Frauen an den leichtathletischen Disziplinen scheint zur Zeit der Römer weiter zugenommen zu haben. Die meisten städtischen Sportfeste boten auch Frauenwettkämpfe an, und selbst die heiligen Spiele von Korinth, Delphi und Nemea wurden zunehmend von Frauen erobert. Nur Olympia blieb konservativ und hielt bis zuletzt am Ausschluss von Athletinnen und verheirateten Zuschauerinnen fest. Harte Kämpfe. Doch nicht nur die antiken Griechen schlossen Frauen von den Olympischen Spielen aus. Auch bei der Wiederbelebung des sportlichen Großereignisses im Jahr 1896 durften keine
olympiaoutside Athletinnen teilnehmen. Der Begründer der neuzeitlichen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, sah die Aufgabe der Frauen darin, die Sieger zu bekränzen und sie von den Rängen aus zu bejubeln. De Coubertin war mit dieser Einstellung ein Kind seiner Zeit. „Ungezügeltes Rennen, Klettern oder Hüpfen können bei allzu großer Erschütterung die weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsunfähig machen“, warnten etwa medizinische Handbücher. Auch der spätere Präsident des olympischen Komitees, Karl Ritter von Halt, verteidigte das männliche Monopol auf den sportlichen Wettkampf: „Der Kampf verzerrt das Mädchenantlitz, er gibt der anmutigen weiblichen Bewegung einen harten, männlichen Ton. Er lässt die Grazie verschwinden, mit einem Wort: Er wirkt
mals 1921 in Monte Carlo statt. Bei den Bewerben konnten sich die Teilnehmerinnen in den verschiedensten Disziplinen – wie etwa im Speerwerfen oder Hürdenlauf – miteinander messen. Olympia für Frauen. Doch auch die klassischen Spiele konnten die Athletinnen immer mehr für sich gewinnen. Die Anzahl der an den Spielen teilnehmenden Sportlerinnen ist im Laufe der Jahre stetig, wenn auch langsam gestiegen. Betrug der Frauenanteil bei den Olympischen Sommerspielen im Jahr 1956 noch rund 16 Prozent (610 Frauen), wurde im Jahr 2000 ein Frauenanteil von etwa 38 Prozent (4.096 Frauen) erreicht. In Peking wurde 2008 mit rund 4.400 Athletinnen ein neuer Rekord erreicht. Im Sommer 2012 könnte bei den Olym-
„Ungezügeltes Rennen, Klettern oder Hüpfen können bei allzu grosser Erschütterung die weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsunfähig machen“, warnten etwa medizinische Handbücher. beim Weibe unschön. Der Kampf gebührt dem Manne, der Natur des Weibes ist er wesensfremd.“ Gegen den Willen von de Coubertin und einigen seiner Zeitgenossen traten jedoch bereits im Jahr 1900, bei den zweiten Olympischen Spielen der Neuzeit, 22 Athletinnen an, überwiegend in den Disziplinen Tennis und Golf. Der Frauenanteil belief sich damals auf zwei Prozent. Die erste Frau, die bei den Spielen teilnahm, gehörte auch zum ersten OlympiasiegerInnen-Team der Geschichte: Hélène de Pourtalès zählte am 22. Mai 1900 bei den Segelwettbewerben in der Bootsklasse 1-2 Tonnen zur Besatzung. Bereits sieben Wochen später gab es auch eine erste Olympiasiegerin als Einzelathletin. Die Britin Charlotte Cooper konnte die Damenkonkurrenz im Tennis für sich entscheiden. Die erstmalige Teilnahme von Frauen an den Olympischen Spielen war ein Meilenstein in der Geschichte des Frauensports. Da Frauen jedoch nicht bei allen Disziplinen teilnehmen durften, veranstaltete die Frauen-Sport-Föderation die Frauenweltspiele. Diese Konkurrenzveranstaltung zu den Spielen fand erst-
pischen Spielen in London erstmals die „fifty-fifty“-Marke erreicht werden. Auch bei den Winterspielen zeigt sich ein ähnliches Bild. 1956 betrug der Frauenanteil etwa 17 (132 Frauen), 1998 bereits rund 36 Prozent. Bei den 21. Olympischen Winterspielen in Vancouver werden rund 2.600 AthletInnen antreten, davon etwa 1.000 Frauen. Auch die einzelnen olympischen Disziplinen wurden und werden nach und nach von den Sportlerinnen erobert. Erst seit 1928 sind Frauen zu verschiedenen Leichtathletikdisziplinen zugelassen, Langstreckenläufe für Athletinnen sind erst 1960 in Rom zum festen Bestandteil der Spiele geworden. Im Jahr 1964 wurde Volleyball als erste Frauen-Teamsportart bei den Olympischen Spielen erlaubt. Erst zwanzig Jahre später feierte der olympische Frauenmarathon Premiere. Um Medaillen kicken und Floretts und Degen schwingen dürfen Athletinnen seit 1996. Bei den Olympischen Sommerspielen in London werden sie auch in der letzten bisher den Männern vorbehaltenen Disziplin – das Skispringen bei den Winterspielen ausgenommen – dabei sein: dem Boxen. ❚
Sylvia Köchl
Springende Soldaten Das Bundesheer ist der größte Förderer von Leistungssport in Österreich. Bei Olympischen Spielen stellt es meist etwa die Hälfte der SportlerInnen. Besonders gefördert werden Sportarten, „die von militärischem Interesse sind“ (vor allem militärischer Fünfkampf, Schießen, aber auch Langlauf und Biathlon). Alle Mitglieder des Bundesheeres, d.h. seit 1998 auch Frauen, die freiwillig zum Heer gehen, können sich für Förderprogramme als SpitzensportlerInnen bewerben und finden dann ideale Rahmenbedingungen vor. Sie sind finanziell und sozial voll abgesichert und werden professionell betreut. Das Anliegen eines Heeres, den Körper des Soldaten/des Kriegers fit zu machen und zu halten, ist natürlich nichts Neues. Die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten „Deutschen Turnvereine“ etwa hatten von Anfang an Kampf- und Wehrbereitschaft im Sinn. Und nicht nur die berüchtigten rechtsextremen „Wehrsportübungen“, die bis heute abgehalten werden, knüpfen nahtlos an ein faschistisches Körper- und Männlichkeitsideal an, auch das Bundesheer formuliert auf seiner Homepage ganz offen: „Nach dem Abzug der Besatzungstruppen waren die Belange des Sports fast gänzlich den einzelnen Kommandanten überlassen, die meist nach alten Vorschriften der Deutschen Wehrmacht die Körperausbildung in das Ausbildungsprogramm aufnahmen.“ Eine besondere Rolle für den Einstieg und die Jugendförderung spielt der Österreichische Heeressportverband, der unzählige Zweigvereine in allen Bundesländern unterhält. In seinen Statuten von 2005 heißt es u.a.: „Der Zweck des Verbandes liegt in der Hebung der körperlichen Leistungskraft der Soldaten (…) sowie der Vertiefung der Zusammengehörigkeit und der Kameradschaft aus der Ausübung und Förderung des Körpersports; der Anleitung zur gesunden Freizeitgestaltung, der Erziehung zur Ritterlichkeit, Selbstbeherrschung und Willensformung.“ Von den bekannten Skispringern Österreichs stammt der Großteil aus dem Bundesheer (z.B. Anton Innauer und Andreas Goldberger oder aktuell Martin Koch, Andreas Kofler und Wolfgang Loitzl). Ihnen ermöglicht das Heer, auf höchstem Niveau eine Sportart zu betreiben, die in vielleicht sechs oder sieben Ländern der Welt eine größere Bedeutung hat. Wenn auch Skispringen nicht gerade von größtem militärischen Interesse ist, so erklärt doch das Engagement des Bundesheeres teilweise die männliche Genealogie dieser Sportart. Bliebe nur noch die Frage, was tendenziell magersüchtige und entsprechend schlecht ernährte Skispringer zur „Hebung der körperlichen Leistungskraft der Soldaten“ beitragen … Alle Zitate von: www.bundesheer.at und www.heeressport.at
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outsideolympia
46,XX/46,XY Was eine Frau zur Frau macht, ist auch in sportlichen Wettbewerben nicht leicht zu beantworten. Versucht wird es trotzdem. Von Bettina Enzenhofer
1 Caster Semenya gewann bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin die Goldmedaille im 800-Meter-Lauf. Zweifel an ihrer Weiblichkeit aufgrund des guten Ergebnisses und ihrer maskulinen äußeren Erscheinung führten zur Anordnung eines „gender verification test“. 2 Santhi Soundarajan gewann bei den Asienspielen 2006 in Doha die Silbermedaille für den 800-MeterLauf. Nach einem Geschlechtstest musste sie die Medaille wieder abgeben, weil sie „männliche“ Chromosomen hat. Soundarajan versuchte daraufhin, sich das Leben zu nehmen. 3 María José Martínez-Patiño durfte bei den Olympischen Spielen 1988 nicht starten, als bekannt wurde, dass sie XY-Chromosomen hat. Sie wurde außerdem vom spanischen Team ausgeschlossen, bereits errungene Titel wurden ihr entzogen. MartínezPatiño wehrte sich gegen den IOCBeschluss, zweieinhalb Jahre später wurde sie von der IAAF wieder eingesetzt.
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Caster Semenya 20091. Santhi Soundarajan 20062. María José Martínez-Patiño 19883: Sie alle fielen beim Geschlechtstest durch. Semenya, Soundarajan, Martínez-Patiño und etliche andere konnten nicht beweisen, dass sie Frauen sind. Mediziner_innen sprachen ihnen ihre weibliche Identität ab und schlossen sie von sportlichen Wettbewerben aus. Bis heute ist die Praxis der Geschlechtstests aktuell. Die verbreitete Meinung lautet: Das biologische Geschlecht ist klar erkennbar. Bei sportlichen Wettbewerben müssen Frauen und Männer getrennt werden, weil sie unterschiedliche Leistungen erbringen und Männer den Frauen gegenüber einen Vorteil haben. Es muss deshalb darauf geachtet werden, dass sich in die Gruppe der Frauen keine Männer schummeln. Die weniger verbreitete Meinung besagt: Das biologische Geschlecht ist nicht klar erkennbar. Frauen und Männer können gleiche Leistungen bringen. Und über „weiblich“ und „männlich“ hinaus gibt es noch viele andere Variationen von Geschlecht.
Komplexität von Geschlecht. Biolog_innen und Mediziner_innen wissen heute, dass die Sache mit „Frau = XX = weibliche (innere und äußere) Genitalien = Östrogene“ (bzw. „Mann = XY = männliche Genitalien = Androgene“) so einfach nicht ist. Stattdessen gilt: Komplexität allerorten. Geschlecht ist heute keine simple biologische Tatsache mehr, die schnell bestimmt werden kann. Die Biologie ist inzwischen auf derart viele für die Geschlechtsentwicklung relevante Faktoren gestoßen, dass sie mit dieser Komplexität selbst kaum mehr zurechtkommt. Die Biolog_in Heinz-Jürgen Voß präzisiert: „Die Biologie weiß nicht, was Geschlecht ist und wie es ausgebildet wird.“4 Geschlecht in ein binäres Mann/Frau-Schema einordnen zu wollen, widerspricht mittlerweile den eigenen biologischen Erkenntnissen: Für die Entstehung von Geschlecht spielen viele Einflüsse zusammen, der derzeitige Wissensstand kennt genetische, anatomische, hormonelle, psychische und soziale Faktoren. Falls nicht alle Faktoren in die gleiche Richtung weisen, kann niemand klare und sichere objektive Kriterien für eine geschlechtli-
che Zuordnung geben. In einem solchen Fall kann höchstens nach langen Untersuchungen – die nicht selten unter pathologisierenden Vorzeichen stattfinden – danach geforscht werden, welches Geschlecht überwiegt. Manche Menschen werden mit einem Körper geboren, der eine Zuordnung zu weiblich oder männlich unmöglich macht.5 Ihnen wird eine „Störung der Geschlechtsentwicklung“ (DSD, engl. disorder of sex development) diagnostiziert.6 Diese kann sich auf verschiedenste Arten bemerkbar machen: Menschen mit XY-Chromosomen können bspw. äußerlich weiblich sein, als Mädchen aufwachsen und erst bei Ausbleiben der Menstruation mit ihrem „untypischen“ Karyotyp7 konfrontiert werden. DSD, so die Lehrmedizin, kann sich aber auch durch XX-Chromosomen mit männlichen Genitalien äußern. Die jeweilige Geschlechtszuweisung hängt immer von der genauen Diagnose ab. Die Geschlechtschromosomen können zudem in „untypischer“ Zahl vorliegen: 45,X (Turner-Syndrom), 47,XXY (Klinefelter-Syndrom), 45,X/46,XY oder 46,XX/46,XY.
olympiaoutside Deutlich wird: Die Geschlechtschromosomen und die Genitalien sagen nicht viel über das individuelle Geschlecht aus. Genau das war aber zu Beginn der Geschlechtstests bei sportlichen Wettbewerben noch unbekannt. Doch obwohl man/frau heute davon weiß, werden derartige Tests immer noch durchgeführt. Geschichte der Geschlechtstests. Die Angst, dass sich Männer ins Team der Frauen schummeln und durch einen biologischen Vorteil unerkannt gewinnen könnten, geht auf die Zeit des Kalten Krieges zurück. Einen bewiesenen Vorfall, der solche Ängste und Behauptungen rechtfertigen würde, gab es zwar nicht. Trotzdem wurden 1966 erstmals offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt: Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Budapest mussten sich Frauen nackt einem Gremium aus Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien wurden inspiziert. Das Vorhandensein von Brüsten und Vagina bedeutete: Es ist eine Frau. Nach vielfachen Beschwerden über diese entwürdigende Methode ordnete das Internationale
sind, andererseits hätte der Test Männer mit bspw. XXY-Karyotyp oder dem Klinefelter-Syndrom in der Frauengruppe starten lassen. Mitte der 1970er machten Mediziner_innen zwar darauf aufmerksam, dass der Test technisch unzuverlässig ist, Konsequenzen hatte das aber vorerst nicht. Erst 1992 bei den Olympischen Winterspielen in Albertville wurde ein neuer Geschlechtstest eingesetzt: Mittels einer DNA-Analyse sollte Y-chromosomales Material (speziell das SRY-Gen) entdeckt werden. Dies bedeutete einen Wechsel der Perspektive: Ging es bis 1992 darum, weibliche körperliche Faktoren nachzuweisen, so war der Fokus von 1992 an, männliche körperliche Faktoren ausschließen zu können. Doch auch die DNA-Analyse ist für eine Geschlechtsbestimmung letztlich ungenügend. Im Zweifel dagegen. In der IAAF wird seit 1992 eine allgemeine Geschlechtsüberprüfung nicht mehr verwendet. Ein genereller Gesundheits-Check wird bei allen Teilnehmer_innen empfohlen, aber nicht vorgeschrieben. Man/frau geht
bei nicht ganz klar – ein „Verdacht“ reicht, um Teilnehmerinnen öffentlich bloßzustellen (siehe etwa den Fall Caster Semenya). Für die Medizinethikerin Claudia Wiesemann ist die IAAF-Richtlinie „wolkig, enthält lauter schwammige Wörter“.9 Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org spricht von neuen Ungerechtigkeiten (Tests hinter verschlossenen Türen, keine Kontrolle), auch die Denunziation durch andere Teilnehmerinnen werde so gefördert. Transgender-Teilnahme. Immerhin zeigt sich an den heutigen Methoden der Geschlechtsfeststellung ein Umdenken: Mittlerweile braucht es ein breites Gremium aus Gynäkolog_innen, Endokrinolog_innen, Psycholog_innen, Inneren Mediziner_innen und Gender/Transgender-Expert_innen für eine Geschlechtsüberprüfung. Eine weitere Neuigkeit ist die Erlaubnis für transsexuelle Menschen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen – wenn auch nur unter bestimmten diskriminierenden Auflagen: So muss etwa eine Gonadektomie10 zwei Jahre vor der Teil-
1966 wurden erstmals offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt: Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft mussten sich Frauen nackt einem Gremium aus Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien wurden inspiziert.
4 Heinz-Jürgen Voß:„Caster Semenya: wie aus einem Menschen ein „Fall“ wird“, http://schwule-seite.de/poitics_geschlecht_sport_mensch.html 5 In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zur Häufigkeit von DSD, die höchste Zahl findet sich bei Blackless et al. mit 1,728% der Lebendgeburten; andere Autor_innen sprechen von einer DSD-betroffenen Person pro 3.000 (Melton) oder 4.500 (Hughes et al.) Geburten. 6 Im April 2006 wurde das „Consensus statement on management of intersex disorders“ veröffentlicht, das eine neue Definition und Klassifikation für intersexuelle Menschen vorsieht. Seitdem spricht man/frau von „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ (bzw. engl. DSD, Diseases of Sexual Development). 7 Aus dem Karyotyp wird u.a. ersichtlich, wie viele Chromosomen ein Mensch in einer Körperzelle besitzt (meistens 46) und welcher Art die Geschlechtschromosomen sind: 46,XX bedeutet, dass 46 Chromosomen vor-
Olympische Komitee (IOC) eine neue Technik an, den Barr-Test. Für diesen wurde ein Abstrich von der Wangeninnenseite genommen, gesucht wurde nach dem inaktiven X-Chromatin.8 Wurde es von den Mediziner_innen gefunden, gaben sie das O.K. für die Teilnahme in der weiblichen Gruppe. Der Barr-Test wurde erstmals bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble und bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt durchgeführt. Auch andere Verbände (z.B. die International Association of Athletics Federations, IAAF) übernahmen den Test. Die Krux daran: Er besagt einerseits, dass Frauen mit XYKaryotyp – auch wenn sie eine Androgeninsensitivität haben (bei dieser DSD-Form können die als leistungssteigernd erachteten Androgene nicht oder nur vermindert wirken) –, Männer
davon aus, dass ein sich unter die Teilnehmerinnen schummelnder Mann bei der Urinprobe entlarvt werden würde. Die IAAF behält sich allerdings vor, in „Zweifelsfällen“ doch geschlechtsprüfende Tests durchzuführen. Beim IOC wurden zum letzten Mal alle 3.387 Teilnehmerinnen der Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta überprüft. Acht Teilnehmerinnen wurden zwar positiv getestet, durften aber trotzdem antreten (sieben der acht hatten eine partielle oder komplette Androgeninsensivität). Seit 1999 verzichtet das IOC auf Geschlechtstests, d.h. die Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney und die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City fanden erstmals ohne Geschlechtsüberprüfung statt. Wie bei der IAAF wird nun „nur“ mehr in „Zweifelsfällen“ getestet. Was als „zweifelhaft“ zu bewerten ist, ist da-
nahme stattgefunden haben. Das IOC hat im Oktober 2003 eine diesbezügliche Richtlinie herausgegeben, der sich auch die IAAF anschloss. Kurz nach Redaktionsschluss fand Mitte Januar in Miami das IOC-Symposium „ 2nd World Conference on Hormonal and Genetic Basis of Sexual Differentiation Disorders“ statt. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse sind empörend: Es sollenGesundheitszentren eingerichtet werden, in denen DSD diagnostiziert und Athlet_innen behandelt werden sollen. Denn, so der Chefmediziner Arne Ljungqvist, Menschen mit DSD brauchen in den meisten Fällen eine Behandlung (Operationen, Hormontherapie) – eine glatte Lüge. Außerdem wirdAthletinnen ein Gesundheitscheck vor den Olympischen Spielen nahegelegt: DSD könne so im Vorhinein identifiziert werden. ❚
handen sind, die Geschlechtschromosomen sind XX. 45,X bedeutet 45 Chromosomen, ein X-Chromosom, ein zweites Geschlechtschromosom fehlt. 47,XXY = 47 Chromosomen, ein Geschlechtschromosom ist zu viel vorhanden. 46,XX/46,XY ist ein Chromosomenmosaik, bei dem manche Zellen XX, manche XY als Geschlechtschromosomen aufweisen. 8 Bei Vorliegen von zwei X-Chromosomen ist eines weitgehend inaktiv und als sogenannter Barr-Körper nachweisbar. Bei Vorliegen von einem X- und einem Y-Chromosom gibt es kein inaktives X-Chromosom und demzufolge keinen Barr-Körper. 9 Claudia Wiesemann, Presseinformation:„„Sportethik tut Not!“ Medizinethikerin der Universitätsmedizin Göttingen nimmt Stellung“, www.med.uni- goettingen.de/presseinformationen/presseinformationen_11336.asp?year=2009 10 Gonadektomie = Entfernung der Gonaden (Keimdrüsen), also Hoden bzw. Eierstöcke.
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forumwissenschaft
Fo t o : D ra v a Ve r l a g
Drei rote Pfiffe Der vergessene Widerstand: Eine Neuerscheinung erinnert an das Leben der kärntnerslowenischen Partisanin Helena Kuhar alias „Jelka“. Von Judith Götz Über sechzig Jahre Befreiung v meint in Kärnten/Koroska vor allem„Niederlage“ und hinsichtlich der Erinnerungstradition in erster Linie eine Kultivierung faschistoider und antislowenischer Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht sich in der Fortsetzung eines Gedenkens, das an die vermeintlichen „Opfer“ der PartisanInnen erinnert, nicht jedoch an ihren antifaschistischen Beitrag zur Befreiung. Auch die von kärntnerslowenischen PartisanInnen niedergeschriebenen (Lebens-)Geschichten werden bis heute weitgehend marginalisiert.
Helena Kuchar: Jelka. Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin. Drava 2009, 19,80 Euro
22 an.schläge märz 2010
Bücher gegen das Vergessen. Der Drava Verlag hat in den letzten Jahren unter dem Titel „Bücher gegen das Vergessen“ mehrere autobiografische Werke herausgegeben, geschrieben von ehemaligen PartisanInnen und/oder anderen (Kärntner) SlowenInnen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise gegen das nationalsozialistische Vernichtungsregime zur Wehr setzten. Zu diesen Werken zählt auch die Neuauflage
der Lebensgeschichte von Helena Kuhar, einer Kärntner Slowenin, die als Partisanin unter dem Namen „Jelka“ gekämpft hat. Die Entstehungsgeschichte des Buchs ist dabei beinahe so spannend wie die Erzählung selbst. Das Werk war nämlich bereits 1984 auf Basis von Interviews, die Thomas Busch und Brigitte Windhab mit Jelka geführt hatten, in einer Eigenveröffentlichung der Kooperative „Longo Mai“ erschienen. Begleitet von einer Klage des als rechtsextrem bekannten Sohn des NS-Gauleiters Friedrich Rainer, Schmähungen und Drov hungen in Kärnten/Koroska und großer (positiver) Resonanz im restlichen Österreich, verkaufte sich das Buch im Eigenverlag bereits 6.000 Mal. Und die Musikgruppe „Schmetterlinge“ widmete Jelka auf der LP „Herbstreise“ (1979) den Song „Drei rote Pfiffe“. In slowenischer Übersetzung wurde Jelkas Lebensgeschichte ebenfalls bereits 1984 im Drava Verlag veröffentlicht, nicht jedoch in deutscher Sprache. Während sich in den 1980ern noch kein Verlag finden ließ, der bereit war, ihre Erinnerungen zu publizieren, sieht das
heute anders aus. Wenngleich sich an der Diskriminierung von Angehörigen der slowenischen Minderheit und dem Umgang mit der größten und effektivsten österreichischen Widerstandsgrupv pe in Kärnten/Koroska wenig geändert hat, scheint es heute zumindest ein zunehmendes Problembewusstsein für das Ableben von ZeitzeugInnen zu geben, und das Interesse an der widerständigen Geschichte der Kärntner SlowenInnen wächst. Einzige Biografie einer Frau. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, dass die Lebensgeschichte von Jelka bislang die einzige Biografie einer Frau ist, die in der Drava-Reihe veröffentlicht wurde. Einerseits neigen viele Frauen dazu, ihre eigenen Geschichten als „weniger wichtig“ zu bewerten. Andererseits bedingt die oftmals sehr enge Definition des Begriffs „Widerstand“, der sich lediglich auf den bewaffneten Kampf bezieht, dass insbesondere jene Widerstandsformen, die sich vor allem Frauen zu eigen gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert bleiben. Widerständige
wissenschaftforum Handlungen können jedoch vom Gebrauch der slowenischen Sprache in der Öffentlichkeit während der NS-Zeit über Hilfsdienste bis hin zum aktiven Kampf reichen. Dass Frauen zwar zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert, aber auf allen Ebenen vertreten und an allen Widerstandsformen beteiligt waren, scheint heute bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass es auch bei den PartisanInnen häufig sehr wohl geschlechtsspezifische Arbeitsteilun-
eben von Frauen ausgeübten widerständigen Handlungen nicht anerkannte. „Nicht für alle, die den PartisanInnenkampf unterstützten, war der Weg zur Amtsbescheinigung problemlos. Zunächst musste bewiesen werden, dass die Unterstützung der FreiheitskämpferInnen tatsächlich erfolgt war. Eine Verhaftung wegen bloßen Verdachts darauf reichte dafür nicht aus. Die Gestapo hingegen hatte nicht gezögert, Verdächtige auch ohne Be-
unmittelbaren Umfeld. Als sich Jelka als vierfache Mutter den PartisanInnen anschloss, war ihr Mann schon lange zum Kriegsdienst eingezogen worden und ihr Bruder bereits zu den Partisanen gegangen. Ihre Schwägerin war „abgeholt“ und in ein Lager gebracht worden, so dass sich Jelka auch noch zweier weiterer Kinder annehmen musste. Bevor sie 1942 in die Wälder ging, hatte sie die PartisanInnen bereits lange Zeit durch Besorgungen, Hilfs- und
Die oftmals sehr enge Definition des Begriffs „Widerstand“, der sich lediglich auf den bewaffneten Kampf bezieht, führt dazu, dass jene Widerstandsformen, die sich vor allem Frauen zu eigen gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert bleiben. gen gab. Weshalb auch die Historikerin Brigitte Entner in ihrem Einführungsvortrag bei der Jelka-Buchpräsentation im Oktober 2009 im Slowenischen Wissenschaftsinstitut in Wien die Frage stellte:„Gibt es spezifisch weibliche Formen des Widerstands?“ Während nämlich die meisten Männer „in den Wald“ gingen, sollten Frauen meist so lange wie möglich auf den Höfen bleiben, um die Bewegung aus der Legalität heraus zu unterstützen, was nicht zuletzt zu einer klassischen Doppelbelastung und enormem Druck führte. Auch Jelka erzählt in ihren Erinnerungen, dass sie lange Zeit versucht hatte, bei ihrer Familie zu bleiben, die Bedrohung durch die Nazis aufgrund ihres Engagements jedoch immer stärker wurde, so dass auch sie schließlich untertauchen musste. Bei den PartisanInnen angekommen, übernahm sie unterschiedliche Aufgaben, die vom bewaffneten Kampf über politische Arbeit bis hin zu typischen Frauenarbeiten (kochen, Kranke/Verwundete pflegen) reichten. Doch die Karrierechancen für Frauen bei den PartisanInnen scheinen gering gewesen zu sein, was auch der Umstand verdeutlicht, dass in den Führungsstrukturen des kärnterslowenischen Widerstands kaum Frauen anzutreffen waren.
weise zu verhaften. Geübte Praxis war es, die Verdächtigen in ‚Schutzhaft’ zu nehmen und in ein KZ zu deportieren. Ein ehemaliger KZ-Häftling, der ‚nur’ aufgrund des Verdachtes der PartisanInnenunterstützung deportiert worden war, war folglich vor dem OFG anspruchslos – als ob die erlebten Traumata und materiellen Schäden durch die erlebte Haft in diesem Fall geringere gewesen wären. Weiters musste die Freiwilligkeit der Hilfeleistung nachgewiesen werden.“1
Von der Magd zur Partisanin. „Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin“ erzählt die Geschichte von Helena Kuhar, beginnend mit ihrer Geburt 1906. Sie schildert ihre Arbeit als Magd, ihre Zeit bei den PartisanInnen sowie den andauernden Kampf um Anerkennung und Rechte in den Nachrkriegsjahren. Auf fesselnde Art und Weise und in einfach gehaltener Sprache wird in den Aufzeichnungen ein umfassendes Bild des kärntnerslowenischen Lebens vor, nach und vor allem während des Nationalsozialismus gezeichnet. Aus Jelkas Erzählungen geht nicht nur die Armut der Zwischenkriegsjahre der kärntnerslowenischen Bevölkerung hervor, sondern vor allem auch der kultivierte Antislowenismus und Deutschnationalismus, der den Aufstieg des Nationalsozialismus stark beförderte. PartisanIn, amtsbescheinigt. Entner kritisiert an anderer Stelle auch die ausblei- Kuhars Erinnerungen streifen die Aribenden Entschädigungszahlungen für sierungen jüdischer Geschäfte, die Deehemalige Partisaninnen bzw. das Op- portation jüdischer und kärtnersloweferfürsorgegesetz (OFG), das gerade nischer Familien und die LeidensgeFrauen ausgrenzte, weil es die oftmals schichten vieler Menschen aus ihrem
Kurierdienste und dergleichen unterstützt. Jelka wurde mehrfach von der Gestapo verhört und beschuldigt, das „Banditenwesen“ zu unterstützen. Sie schildert die Brutalität der Nazis auf eindringliche Weise, aber auch den Mut und das Geschick, das sie aufbrachte, um ihnen zu entkommen. Doch auch Jelkas Geschichte endet nicht mit der Befreiung. Es folgt der Leidensweg, der den Kärntner SlowenInnen, und insbesondere den ehemaligen PartisanInnen, nach 1945 noch bevorstand. „Wir ahnten, dass die Zukunft dem bisherigen Schicksal der Kärntner Slowenen gleichen würde“, schreibt Lipej Kolenik über die Nachkriegszeit, die für ihn in mancher Hinsicht noch schlimmer gewesen war als die Kriegsjahre selbst. Als ehemaliger Partisane den Diffamierungen als „eigentlicher Täter und Verräter“ ausgesetzt, wurde er von einer wiederinstallierten slowenInnenfeindlichen Kärntner Obrigkeit bis Ende 1949 13 Mal eingesperrt. Auch Jelka blieb nach dem Krieg aktiv in kärntnerslowenischen Organisationen und wurde etwa 1947 zur Vorsitzenden der „Antifaschistischen Frauenfront“ gewählt. Denn die Hoffnung gab sie nie auf:„Die Hoffnung ist wie ein Feuer, an dem man sich aufwärmt, wenn es rundherum kalt ist. Solange wir gegen den Hitler gekämpft hatten, dachten wir: Morgen wird Gerechtigkeit sein in Kärnten! Daraus ist nichts geworden. Jetzt darf man die Glut nicht ausgehen lassen. Aus der Glut kann einmal ein neues Feuer werden. Aber wenn sie ausgeht, bleibt nur kalte Asche.“ ❚
1 Heidi Wilscher, Brigitte Entner: „Sämtlich Slovenen!“ Kärntner SlowenInnen zwischen Entrechtung und Diskriminierung. In:Verena Pawlowsky u. Harald Wendelin (Hg.), Ausgeschlossen und entrechtet. Wien 2006 (= Raub und Rückgabe – Österreich von 1938 bis heute, Bd. 4), S.74
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8. März: Feier- oder Kampftag? Was in Vietnam und Kuba geht, muss auch in Europa her, meint Kersten Artus. Im Gegensatz zu den Autonomen Feministinnen, die auf staatliche Feierlichkeiten pfeifen. Mindestlöhne, Arbeitzeitverkürzung, Gleichstellung – es gibt viele Forderungen, die zur vollständigen Emanzipation gestellt werden, und die noch lange nicht durchgesetzt sind. Der Feiertag ist überfällig, weil Frauen vor allem seit Beginn der Industrialisierung schon viel erreicht haben. Unzählige Feministinnen, Gewerkschafterinnen, Antifaschistinnen, Politikerinnen haben für Frauenrechte gekämpft – manche sind dafür sogar gestorben. Ihnen gilt unser Respekt. Im Mittelalter wurden Frauen verbrannt, erschlagen, weil sie für Frauen Gutes getan haben, weil sie selbstbewusst waren, weil sie sich nicht unterdrücken ließen. Sie sollen durch den Feiertag gewürdigt werden. Frauen und Mädchen erfahren auch heute noch ständig Gewalt. Es gibt aber Helferinnen, die sich um diese Frauen kümmern: in Frauenhäusern, in Gewaltberatungsstellen, in Obdachlosentreffs. Sie verdienen es, gefeiert zu werden. Es gibt Betriebsrätinnen, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Sie begleiten Kolleginnen zum Arbeitsgericht, wenn diese nach der Elternzeit gekündigt werden. Ihnen gilt Dank für ihren Einsatz. Frauen, die aus ihrem Heimatland flüchten müssen, werden in Deutschlandunfreundlich aufgenommen. Die Asylgesetze sind menschenfeindlich geändert worden. Viele Frauen haben Angst vor Abschiebung. Den Status der Duldung und nicht selten auch der Illegalität und Papierlosigkeit zu ertragen, erschüttert diese Frauen und traumatisiert sie. Sie erfahren dennoch Hilfe und Solidarität: Andere Frauen verbringen nach ihrer Erwerbsarbeit unzählige Stunden damit, sich um diese Frauen zu kümmern. Ärztinnen leisten kostenlose medizinische Hilfe. Sie verdienen einen Tag im Jahr, an dem man ihnen dankt. Viele Mädchen sind perspektivlos. Eine ganze Generation wächst in Hartz IV-Haushalten auf. Für diese Mädchen stellt sich nicht die Frage, wie sie Karriere machen. Für sie stellt sich die Frage nach einem guten Schulabschluss, Schutz vor zu frühen Schwangerschaften, Schutz vor Niedriglöhnen, Drogen, Prostitution. Wer sich um diese Mädchengeneration kümmert, ihr Orientierung gibt, verdient endlich Anerkennung. In vielen Ländern ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag, in Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Burkina Faso, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Kuba, Mazedonien, Moldawien, in der Mongolei, in Russland, Serbien, Tadschikistan, in der Ukraine, in Usbekistan, Vietnam und Weißrussland. In China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei. Es wird also höchste Zeit, dass auch die „westlichen“ Länder ihre Frauen mit einem Feiertag würdigen. ❚
1908 wurde in Deutschland das Verbot politischer Betätigung von Frauen aufgehoben. Viele Genossen der damaligen SPD meinten, dass nun mit der legalen Möglichkeit die wichtigste Forderung der Frauenbewegung erreicht und keine eigene Frauenarbeit mehr notwendig sei. Die Frauen kämpften jedoch weiterhin für Frauenrechte, 1910 brachte Clara Zetkin den Antrag für einen internationalen Frauentag auf der Amsterdamer Konferenz der Sozialistischen Internationale ein. In der Geschichte war der 8. März immer ein öffentliches Auftreten von Frauen gegen patriarchale Verhältnisse, für Frauenrechte, gegen Kapitalismus, für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg. In den 1970er Jahren entwickelte sich ein starkes, feministisches Bewusstsein, das sich in der eigenständigen Organisierung als Frauen für die Entwicklung einer Subjektivität von Frauen, für ein solidarisches Verhältnis unter Frauen und in einem revolutionären Frauenbefreiungskampf ausdrückt. Wir müssen uns unabhängig von Männern, Staat und Kapital organisieren, wir wollen nicht gleich-berechtigt ausbeuten und Kriege führen, sondern Sexismus beenden und das Patriarchat zerschlagen. Der bürgerliche Staat ist nicht unabhängig von der Gesellschaft. Er regelt und garantiert das Gelingen des Kapital-Patriarchats. Er schützt das Privateigentum und regelt die „Ware Arbeitskraft“, die geschlechtsspezifischen Lohnverhältnisse und Arbeitsteilungen, die unbezahlte Versorgungsarbeit. Er stützt die „Normalität“ des Sexismus durch geringere Bewertung von Gewalt an Frauen z.B. gegenüber Eigentumsdelikten und indem er die Ehe als „Grundwert“ des Staates verteidigt. Er erschafft mittels „Ausländergesetzen“ sogenannnte „Fremde“, für die soziale und politische Rechte der Verfassung nicht gelten. Seine Funktion ist die Integration von Widerstand oder die Niederschlagung von Aufständen. Doch wir lassen uns weder von „Feierlichkeiten“ vereinnahmen noch von einem §278 mundtot und handlungsunfähig machen. Für uns ist der 8. März ein FrauenKampfTag – gegen Sexismus und Patriarchat, gegen Rassismus, gegen Kapitalismus und imperialistische Kriege, für Frauenbefreiung international. Unsere Kämpfe finden alltäglich und organisiert statt, im Alltag, in Beziehungen, bei der Arbeit, in der Ausbildung, in Institutionen, im Denken, beim Träumen, im Fühlen und Erkennen, beim Sich-Organisieren, auf der Straße und gegen den Staat. Demonstrationen sind eine Form, unsere Kämpfe zu verbinden und öffentlich zu machen, unsere Stärke gemeinsam zu le❚ ben, in Verbundenheit mit den kämpfenden Frauen in der Welt.
Kersten Artus („Die Linke“ Hamburg) treibt die Kampagne „Der Internationale Frauentag muss ein Feiertag werden“
Autonome Feministinnen im Vorbereitungsplenum zum 8. März
seit 2009 voran: http://8-maerz.de
Frauendemo 8.3.10, Treffpunkt 17h Mariahilferstraße/Ecke Museumsplatz
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b i e te Rundgang und szenische Lesung in der Josefstadt. Anlässlich des Internationalen Frauentages findet im Bezirk Josefstadt ein Rundgang auf den Spuren von Alma Johanna Koeniag, Hilde Zaloczer, Eugenie Schwarzwald und Therese Schlesinger statt. Nach dem ersten Rundgang erfolgt eine szenische
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Lesung zu Eugenie Schwarzwald. 1. Rundgang 18.03.10, 17 Uhr, Pfeilg. 47-49. Lesung 19 Uhr. 2. Rundgang 19.03.10, 16 Uhr. T.o1/400008115 post@bv08.wien.gv.at Wen Do Schwerpunkt Wochenenden gehen weiter. Am 20./21.03.10 und 10./11.04.10 im FZ, Autonomes feministisches FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090, Währingerstr. 59/Stg. 6,www.wendo-wien.at.tf Vortragsreihe zu Pionierinnen und Zukunftsfrauen im Kosmostheater 29.03.–13.12.10, mit Petra Unger, www.kosmostheater.at/cgi-bin/ kosmos/event/events.pl
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Beate Hammond
Ein Kinderstar wird achtzig Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode (Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, fand die Gesellschaft allerdings nichts dabei, sich an den Darbietungen Minderjähriger zu erfreuen. So lange die Kinder klein, zart und schnuckelig waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen Alter wurde dann auch mal geschummelt, damit das mit dem Kindchenschema stimmte. So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer Strand entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in Deutschland und Österreich. Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem „Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ angekündigt. Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal als neuer „Liebling der Wiener“: Im Franz-Antel-Film „Die süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alexander die Titelmelodie. Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu unangenehmen Erlebnissen. In einem Wiener Strandbad stört sich eine Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ an ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zwanzig steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt den Manager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie ihre Gesangskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie wird Krankenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in diesem Beruf. Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20. März wird Marie Nejar achtzig Jahre alt. Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen … Rowohlt Verlag, 2007
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an.rissarbeit.wissenschaft
Fo t o : f l i c k r /n e i n g e i s t
Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6
buch.projekt
Migration in seinen geschlechtsspezifischen Zusammenhängen aus interdisziplinärer Perspektive. Eröffnet wird das Semester am 9.3.2010 von Helma Lutz mit ihrer Vorlesung „Sprechen aus dem Off? Migration und Geschlechterverhältnisse aus internationaler Perspektive“. Weiteren Themenfeldern wie etwa Mobilität und Gender oder Migrationskonstruktionen in der Literatur widmen sich Birgit Enzenberger mit ihrem Vortrag „Frauen auf der Flucht“ oder María Do Mar Castro Varela, die am 22.6. über „Postkoloniale Konfusionen: Zur Frage von Sexualität und Post-Kolonialismus“ spricht. Die Unsichtbarkeit von Frauen behandelt Sylvia Hahn in ihrer Vorlesung „Wo sind die Frauen? Oder: Wie die Frauen in der Migrationsgeschichte verlorengingen“. pix Dienstags, 18.30–20, 5020 Salzburg, Rudolfskai 42, HS 380 Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, www.unisalzburg.at/gendup
Aufklärer_innen gesucht Aufklärungsbücher für Jugendliche gehen meist von einem heterosexuellen Normalzustand aus, Homosexualität wird gesondert behandelt, und sowohl Queerness als auch Jugendliche mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sind kein Thema. Das möchte ein Buchprojekt ändern und sucht dafür Autor_innen. Die Herausgeberinnen Nadine Glade und Anna Hollendung studierten Gender Studies an der Uni Oldenburg, ihr Konzept beschreiben sie so: „Wir wünschen uns Ihre Perspektive in unserer Aufsatzsammlung für Jugendliche mit und ohne Behinderung, queer, trans*-, inter-, homo-, hetero-, bi- oder asexuell. Sie können hier darstellen, was Sie selbst früher gern gesagt bekommen hätten.“ Geplante Themen sind bisher zum Beispiel Medien, Sexualpraktiken, Liebe, Schönheitsideale und Verhütung. Ideen und Beiträge können bis zum 20. März eingesandt werden, nähere Informationen finden sich unter http://genderblog.de/index.php/2010/01/11/cfp-jugendaufklarungsbuch-fur-alle fis
gründung
l o h n . g l e i c h s te l l u n g
(Kein) Geld für Kindergärtnerinnen Acht Jahre dauerte der Rechtsstreit, jetzt wurde die Lohnbeschwerde von hundert schweizerischen Kindergärtnerinnen abgewiesen. 2001 stufte der Kanton Baselland Kindergärtnerinnen zwar in eine höhere Lohnklasse ein, reduzierte gleichzeitig aber ihr Pensum. Dieses von den Kindergärtnerinnen beklagte „Zwangs-Teilzeitpensum“ hatte einen insgesamt niedrigeren Verdienst zur Folge. Die Gewerkschaft „vpod“ kritisiert nun das veraltete Kindergartenbild, auf dessen Basis das Gericht geurteilt hat: Kindergärtnerinnen sind heute identisch ausgebildet wie Primarlehrkräfte, ihnen steht somit auch die gleiche Lohnklasse zu. Bessere Nachrichten gibt es für KindergärtnerInnen in Österreich: Mit Anfang 2010 stieg der Mindestlohntarif für KindergärtnerInnen, die in privaten Kindergärten arbeiten. Auf einen Kollektivvertrag warten sie allerdings immer noch. be www.frauensicht.ch, www.ots.at, www.kindergartenaufstand.at
FachGesellschaft GeschlechterStudien „Diese Satzung wurde von der Mitgliederversammlung am 29. Januar 2010 in Berlin verabschiedet und tritt mit der Eintragung in das Vereinsregister in Kraft“, heißt es in den Statuten der „FachGesellschaft GeschlechterStudien“. Gegründet wurde der Verein von 204 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden der Technischen Universität Berlin sowie den Zentren für Geschlechterforschung der TU und HU Berlin, der Universitäten Siegen und Luxemburg. Vorstandsmitglied Sabine Hark: „Das Ziel der Fachgesellschaft ist es, die Etablierung und Weiterentwicklung der Geschlechterstudien im deutschsprachigen Raum sowie insbesondere den inter- und transdisziplinären Austausch zu fördern.“ kaiv http://fg-gender.de
ring.vorlesung
Migration und Geschlechterverhältnisse Can the Subaltern speak? Dieser Frage widmen sich die Vorträge der Ringvorlesung „Kann die Migrantin sprechen? Migration und Geschlechterverhältnisse“ an der Salzburger Universität. Die Beiträge der 12. Ringvorlesung aus dem Bereich Gender Studies untersuchen das Phänomen
event
Oh Economy, Up Yours! Schnell Entschlossene auf nach Berlin! Anfang März wird dort Ökonomie aus queerfeministischer Perspektive kritisiert: In Workshops und Vorträgen, bei Filmen und Partys soll klar werden, dass linke Ökonomiekritik und queere und feministische Anliegen miteinander verwoben sind. Denn Ökonomie und Heteronormativität haben eines gemeinsam: Sie sind Regulierungssysteme, die uns den Status quo als normal oder sinnvoll erscheinen lassen. Für gesellschaftliche Veränderungen müssen diese Normierungen aber aufgebrochen – oder zumindest diskutiert werden. Inhaltliche Schwerpunkte des Events sind „Reproduktionsverhältnisse im 21. Jahrhundert“ und „Gewaltökonomien“, die Themen decken dabei von Care-Work bis zum Einkommenssteuerrecht und personalisierter Gewalt einiges ab. Von einem fixen Ökonomiebegriff wollen die Veranstalter_innen dabei nicht ausgehen, denn die Frage ist vielmehr: Welchen Ökonomiebegriff braucht eine queerfeministische ökonomiekritische Theoriepraxis? be 4.–6.3., Who cares? Queerfeminismus & Ökonomiekritik, Berlin, verschiedene Veranstaltungsorte, www.feministische-oekonomiekritik.org
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anwältinnenkollektiv
Sie hören von meiner Anwältin … Die Juristerei kämpft immer noch mit eigenen Geschlechtsbarrieren. Doch Anwältinnen antworten mit cleveren Formen der Vergesellschaftung. Drei aktuelle Fälle von Selbstständigkeit. Von Katharina Ludwig Als Margarete Berent am 7. März vor 85 Jahren als erste Anwältin in Preußen zugelassen wurde, bezog sie ihre „Anwaltspraxis“ in Berlin-Schöneberg. Sie verdiente sich ein Anwaltseinkommen, reiste wiederholt ins Ausland, engagierte sich in der Frauenbewegung und in der jüdischen Gemeinde, hielt Vorträge und sprach im Radio. Nach langem Warten auf die praktische Berufsberechtigung, machte sie sich, mit 37 Jahren, selbstständig. Berent war als Anwältin aktiv, bis sie im Sommer 1933 als „Nicht-Arierin“ aus der Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen wurde. Mittlerweile sind mehr als fünfzig Prozent der AbsolventInnen der juristischen Staatsexamen Frauen. Der Frauenanteil der über 150.000 in Deutschland tätigen AnwältInnen liegt bei dreißig Prozent, noch 1970 kamen nicht einmal fünf Anwältinnen auf 95 männliche Kollegen. Die Wege der Freiberuflerinnen sind heute divers, führen in internationale Großkanzleien, feministi30 an.schläge märz 2010
Frauen wieder auf, wechseln in eine kleinere Kanzlei oder in den öffentlichen Dienst, weil die Arbeit dort besser Dünne Höhenluft. In herkömmlichen Kanz- mit der Familienarbeit kombinierbar ist. leien sind laut der aktuellen Statistik Mayer selbst hat sich nach dem des Deutschen Anwalt Vereins (DAV) 38 Studium mit Freunden selbstständig Prozent der MitarbeiterInnen weiblich. gemacht und wurde dann durch Fusion Knapp über 18 Prozent sind gleichbeTeil einer Großkanzlei mit 150 Fachkräfrechtigte Partnerinnen. In vielen Fällen ten. Ihre Wochenarbeitszeit liegt bei etarbeiten Anwältinnen nicht nur für ihre wa sechzig Stunden. Die Arbeit in MandantInnen, sondern auch für ande- Großkanzleien, sagt sie, setzt natürlich re Anwälte, für ihre Chefs. relativ viel Flexibilität und Bereitschaft „Der Frauenanteil ist eine Sache der voraus: Man muss ab und zu kurzfristig Generationen,“ sagt Barbara Mayer, reisen oder eben auch mal Abends da Freiburger Partnerin der international sein. „Letzten Endes sind die Kinder das tätigen Sozietät Graf von Westphalen Entscheidende für die Stellung von und spezialisiert auf Gesellschaftsrecht, Frauen in Anwaltskanzleien“, so Mayer. Fusionen und Übernahmen, auf EngFür Anwältinnen wie sie, die keine Kinlisch kurz M&A. „Bei Neueinstellungen der haben, oder deren Kinder schon erliegt der Frauenanteil inzwischen bei al- wachsen sind, gäbe es keine Nachteile. len größeren Kanzleien zwischen „Die Frage ist, ob es möglich ist, sich in dreißig und vierzig Prozent, aber im Lau- einer Phase mit kleinen Kindern so zu fe der Jahre wird es immer dünner.“ engagieren wie es andere tun und Dafür gebe es zwei Gründe: Einerseits dann auch beruflich voranzukommen.“ gab es unter den heute Fünfzig- bis Die trennende Marke liegt bei etwa 32, Sechzigjährigen noch weniger Jura-Stu- 33 Jahren. „Jedenfalls in Deutschland“, dentinnen, andererseits hören manche fügt Mayer hinzu. Denn im Vergleich
sche Juristinnenkollektive oder in frauenbewegte Bürogemeinschaften.
kollektivanwältinnen mit Kanzleien und Unternehmen aus anderen Ländern, mit denen sie im internationalen Wirtschaftsrecht immer wieder zu tun hat, wird deutlich, dass der Frauenanteil auch viel größer sein kann. In der Arbeitsgemeinschaft „Anwältinnen des DAV“ engagiert sich Mayer gemeinsam mit 249 Kolleginnen dafür, nach wie vor existierende berufliche Behinderungen für die Arbeitsrealität von Frauen abzubauen. Etwa wenn für Notarsprüfungen eine Anzahl von bearbeiteten Fällen in einem Zeitraum gefordert wird, der mit der Teilzeitarbeit nicht mehr vereinbar ist. Das klingt nach Kleinigkeiten, führt aber faktisch dazu, dass Anwältinnen – von denen eben viele in einer bestimmten Phase Teilzeit arbeiten – faktisch von bestimmten Tätigkeitsbereichen ausgeschlossen sind. In einem Beratungsberuf sei das Standing aber zu einem erheblichen Teil auch eine Frage des Alters, räumt Mayer ein. Ein junger Berater habe weniger Autorität als ein älterer; und das gelte für Frauen genauso wie für Männer. „Ich
büro war klar politisch begründet – nicht weil ich nicht mit Männern zusammenarbeiten könnte, sondern um eine klarere, gesellschaftlich sichtbare Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“ Die Anwältinnen im Kollektiv in Berlin-Kreuzberg verstanden ihre Arbeit politisch, was wegen zusätzlichem Engagement und neben dem ökonomischen Druck zu einem enormen Arbeitspensum führte, erzählt Wessel. Trotz unterstützendem Ansatz stand die Gruppe letztlich vor einem ähnlichen Phänomen wie Frauen in mancher Großkanzlei: Zumindest in dieser bestimmten Personenkonstellation konnten sie nicht auf veränderte Lebensformen und Prioritäten Einzelner reagieren. Vor drei Jahren löste sich das zu seiner Zeit größte Anwältinnenkollektiv Europas auf. Mit einer ehemaligen Mitstreiterin ist Wessel heute in einer Sozietät zusammengeschlossen, also zur gemeinschaftlichen Berufsausübung mit gemeinsamer Kasse, mit zwei weiteren Anwälten und einer Anwältin teilt sie sich das Büro.
Solidarische Kooperativen. Für Lisa Griesehop, Fachanwältin für Arbeits- und Sozialrecht in Berlin-Mitte, war der Schritt in ein kooperatives Anwältinnenbüro nach ihren selbstorganisierten Erfahrungen während des Jura- und Soziologie-Studiums nur konsequent. Seit 1996 teilt sie sich mit zwei Kolleginnen ein Büro in der ehemaligen Fabriksanlage WeiberWirtschaft, wo mehr als sechzig Frauen in Genossenschaften ihren Initiativen und Unternehmungen nachgehen. Griesehop, ebenfalls aktiv in der AG Anwältinnen, sieht eine eindeutige Tendenz, nicht in Großkanzleien zu gehen. Die Chancen, Richterin zu werden, seien eher gering. Die Aussicht auf Stellungen bei der Staatsanwaltschaft seien besser, aber als Anklägerin des Staates zu wirken sei für viele auch nicht wünschenswert. Der Weg in die Selbstständigkeit hingegen sei ganz realistisch und dennoch für viele nicht vorstellbar. „Hier gibt es eine große Diskrepanz zwischen den Vorstellungen und der Realität des Berufswunsches. Viele scheuen die Verantwortung, eine Kanzlei zu führen.“
„Die Entscheidung für das Kollektivbüro war klar politisch begründet – nicht weil ich nicht mit Männern zusammenarbeiten könnte, sondern um eine klarere, gesellschaftlich sichtbare Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“ bin 45 und merke, dass ich jetzt eher ernst genommen werde als mit dreißig. Wenn man jemanden berät, sagt man letztlich, was er oder sie tun soll – -dazu bedarf es einer gewissen Erfahrung und ,grauer Schläfen'.“ Überlastete Kollektive. Barbara Wessel, Jahrgang 1965, hatte es schon bis zum ersten Staatsexamen geschafft, als sie ihr Jura-Studium zwischenzeitlich abbrach. Sie hielt ihr Fach für eine konservative und werterhaltende Wissenschaft, in der man keine neuen Impulse setzen kann und nur eine bestehende Rechtsordnung verteidigt. Schließlich machte sie aber doch ihren Abschluss und trat im Jahr 2000 als Fachanwältin für „Ausländer-, Asyl- und Familienrecht“ in ein Frauenkollektiv von sieben Anwältinnen ein, das sich auf die Vertretung von Frauen spezialisiert hatte. „Die Entscheidung für das Kollektiv-
Wessel meint,, dass viele Frauen auch die finanzielle Unsicherheit fürchten, die die Selbstständigkeit mit sich bringt. In einer Bürogemeinschaft hängen, wenn es nicht gut läuft, alle im Risiko mit drin. Wessel ist Mitglied im Republikanischen Anwaltsverein, der sich als Teil einer Bürgerrechtsbewegung versteht und auf fortschrittliche Rechtsentwicklung hinwirken will. Arbeitsklima und Verhaltenstypen, das macht Wessel im Gespräch aber klar, sind sehr von der juristischen Spezialisierung bestimmt. „AnwältInnen werden je nach Arbeitsbereich stark in Rollen gezwungen: Selbstdarstellungsund Behauptungsdruck variieren sehr.“ Ob sie etwa lautstark auftreten, weil dies auch von den MandantInnen so gewünscht und zuweilen mit Kompetenz verwechselt wird, sei ebenso von Fachgebiet zu Fachgebiet sehr unterschiedlich.
Anwältin Griesehop und ihre zwei Kolleginnen treten nach außen hin gemeinsam auf, rechnen intern aber individuell ab. Das ermöglicht jeder – egal ob mit jungen oder älteren Kindern oder eben ohne –, den Arbeitsaufwand den übrigen Lebenserfordernissen und -bedürfnissen anzupassen. „Aufgrund der Organisation als Bürogemeinschaft besteht ein hohes Maß an Flexibilität. Jede arbeitet, so viel wie sie will.“ Es gilt das Solidarprinzip, Griesehop selbst ist vierzig Stunden pro Woche vor Ort. „In US-Kanzleien ist es gang und gäbe, zwölf Stunden zu arbeiten und bis 22 Uhr im Büro zu sitzen,“ sagt sie, „selbst wenn nichts mehr zu tun ist.“ Acht Stunden am Tag würden reichen, danach sei man sowieso nicht mehr leistungsfähig. „Hier wie dort gibt es aber Frauen, die sich zusammentun wie z. B. im Deutschen Anwaltsverein und sagen, dass es so nicht weitergeht.“ ❚ märz 2010 an.schläge 31
medienraum
„Ein sehr, sehr seltsames Terrain“ Die kanadische Medienkünstlerin Michelle Teran sieht in den Bildern aus YouTube & Co. und der realen lokalen Nachbarschaft kein Entweder-Oder. Doch der Sprung von der digitalen Karte auf die Straße kann manchmal auf den Magen schlagen. Ein Interview von Katharina Ludwig.
Links zum Projekt „Buscando al Sr. Goodbar“ von Michelle Teran: http://techformance.blogspot.com www.ubermatic.lftk.org
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Der junge Billardspieler aus Murcia in Spanien hatte nicht mit Kameras gerechnet und auch nicht damit, dass auf ein YouTube-Video hin bald eine Gruppe Interessierter in seinem Schlafzimmer sitzen würde. Verantwortlich für diese Verwirrung ist Michelle Teran, diesjährige Preisträgerin des transmediale-Festivals für digitale Kunst. Mit ihrem Stadtprojekt „Buscando al Sr. Goodbar“ hat die von Berlin aus tätige Kanadierin ein Interface für hybrid menschlich-mediale Räume geschaffen: Dazu nutzte sie die Funktion „Geotagging“, mit der YouTube-Broadcaster seit 2007 ihre Videos geografisch lokalisieren und auf GoogleEarth verzeichnen lassen können. Sie kreierte damit eine Stadtwahrnehmungstour entlang heimproduzierter Bilder: Während sich ein Bus durch die Straßen bewegt, sind auf Bildschirmen lokale YouTube-Clips von Klavierspielern, Betrunkenen, jungen Akrobaten im Park und der jeweils aktuelle Standort auf Google Earth zu sehen.
an.schläge: Hatten die Leute aus den YouTube-Videos, die ihr mit der Bustour in Murcia besucht habt, eigentlich Angst, ihre Anonymität zu verlieren? Michelle Teran: Nein, überhaupt nicht. Der Filter hat ja schon vorher angesetzt: Die, die Angst hatten, haben wahrscheinlich erst gar nicht auf meine YouTube-Nachricht reagiert. Das waren fünf von zehn. Die andere Hälfte, die mir geantwortet hat, hatte sich bereits auf das Abenteuer eingelassen. Ich habe die Leute bei diesem Projekt ja dezidiert um Erlaubnis gefragt und sie eingeladen, sich aktiv bei der Produktion eines Kunstwerkes zu beteiligen. Sie sind also Mitwirkende, die wissen, was sie tun. Du hast dich in den letzten Jahren viel mit Bildern von privaten Überwachungskameras beschäftigt und sie etwa in Oslo als interventionistisches Freiluftkino übertragen. Dabei ging es stark um Verfremdung. Zielst du jetzt mit „Buscando al Sr. Goodbar“ eher darauf ab, die mediatisierte Umgebung wieder vertraut zu machen?
Mir geht es um Dekontextualisierung und Entwöhnungsprozesse. Menschen entwickeln bestimmte Einstellungen und Beziehungen zu dem, was sie tun. Man kann diese aber ein wenig untergraben – gar nicht im Sinne von Attacke, sondern mehr als kleine Verschiebungen. Diese Destabilisierung erlaubt andere Interpretationen und Gefühle in der Beziehung zwischen Medien und physischem Raum. Das ist ja ein sehr, sehr seltsames Terrain, so hybrid, fragmentiert und verflochten. Diese Erfahrung, simultan zwischen physischen und mediatisierten Situationen zu operieren, dieses Schwanken möchte ich beleuchten. Wie gehst du dabei vor, etwa beim Projekt „Buscando al Sr. Goodbar“? Zuerst habe ich zwei, drei Monate für mich alleine recherchiert. Habe auf Google Maps herumgesucht, YouTubeKanäle gesichtet und begonnen Playlisten zu erstellen. In Murcia habe ich dann mit Irene Verdú, einer Schauspielerin aus der Stadt, zusammengearbeitet und mich mit ihr über die Videos
raummedien und die Menschen darin ausgetauscht. Erst dann begannen wir durch die Stadt zu gehen. Was das für ein Unterschied ist, in einem Büro Videos zu sichten oder plötzlich in der Straße zu versuchen, sich zu orientieren! Das war eine unglaublich verwirrende Realitätsverschiebung. Du hast dich an eine gewisse Stadtansicht auf der digitalisierten Karte gewöhnt und plötzlich stehst du da und fragst dich: Wie komme ich jetzt dorthin? Ziemlich ekelerregend, beim ersten Mal fühlte ich mich zerknittert, und mir wurde übel. Warum denn? Auf einer Karte ist alles geordnet und in sich geschlossen. Auf der Straße sind die Distanzen aber anders, du
separate Online- und Offline-Gruppen zu denken, rationalisiert und stabilisiert bereits das Erlebnis. Was in Wirklichkeit passiert, ist hybrid. Wir sind sehr fragmentierte Individuen mit all diesen verschiedenen komplexen körperlichen und mentalen Erfahrungen, sozialen Interaktionen, kulturellen Transformationen und ästhetischen Erscheinungen. Zum Beispiel? Wenn jemand sagt, er/sie macht ein Video für dich, denkt man an eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Eigentlich ist es das aber nicht. Es ist Broadcast/Rundfunk, also leckt es überall. Du bekommst unbeabsichtigtes Publikum. Mit meinen urbanen Interventionen zu privaten Überwachungsbil-
solchen Karten beteiligen? Ich rede nicht von Entlohnung, aber sie müssen doch etwas zurückbekommen. Firmen können große Datenmengen nach Belieben einfach löschen, das Interface ändern oder bestimmte Angebote streichen. Das Beispiel Facebook zeigt, dass hier aber auch Petitionen entstehen können, Information weitergegeben und auch von Mainstream-Medien aufgenommen wird und schließlich Einfluss auf Entscheidungen möglich ist. Gab es einen Punkt, wo sich dein Interesse für Distanz/Nähe verschoben hat, als du begonnen hast mit Live-Video, Telepräsenz und Performance zu experimentieren? In der Tschechischen Republik, An-
Der Diskurs in den 1990ern, das Internet sei ein ortloser Ort, war eine Fehlkonzeption.
weißt nicht, wo du lang sollst und musst dich erst eingewöhnen oder wieder eingewöhnen. Man muss sich die Beziehung zwischen der Karte und dem Geschehen vor Ort ansehen und das irgendwie zusammenbringen. Hat sich dadurch auch dein Blick auf die Karte verändert? Ja, absolut. Üblicherweise navigiert man ja mithilfe von Gebäuden und Zeichen, verschiedenen visuellen Hinweisen und nicht nach Straßennamen. Nicht „Biegen Sie auf Straße xy rechts ein und folgen Sie dem Streckenverlauf“. Schließlich kam noch der Busfahrer unserer Tour zu uns dazu. Der war natürlich Profi. So kamen verschiedene Einstiegsebenen zur Stadt zusammen. Oft werden Online-Netzwerke ja solchen in der greifbaren Wirklichkeit gegenübergestellt – als wären sie abgetrennt und würden die anderen Netzwerke verdrängen. Für mich ist das Interessante an der Arbeit mit diesen Technologien, dass es keine Entweder-Oder-Situation gibt. Das hat auch mit meinen eigenen Kollaborationen zu tun. Man arbeitet online zusammen, aber trifft sich auch im echten Leben. Die Beziehung bewegt sich immer wieder, betritt dieses unterschiedliche Terrain und verlässt es wieder. Das ist kein theoretisches Konzept, sondern die gegenwärtige Realität. An
dern zeige ich diese Lecks und bringe das unbeabsichtigte Publikum ein. Du arbeitest auch mit großen Plattformen wie Google und YouTube. Welche Rolle spielt es für dich, wer diese Plattformen besitzt? Was ich mache, bezieht sich immer auf eine alltägliche Produktion von Bildern. Egal, ob sie beabsichtigt ist oder nicht. Ich arbeite also mit gefundenen Bildern und deshalb dort, wo diese entstehen – das sind nun mal kommerzielle Plattformen. Ich sehe darin aber keine große Veränderung. Es wurde immer auch schon in kommerziellen Kontexten gearbeitet, zum Beispiel bei der Schnappschuss-Fotografie mit Kodak. Was sich ändert, betrifft die Produktion von Daten und deren Vernetzung. … womit viele kritische Punkte verbunden sind. Siehst du hier einen Bewusstseinswandel? Es gibt viel Diskussion über digitale Arbeit und Datenschutz, die sehr wichtig und komplex ist. Mich interessiert aber vor allem, über Agency zu sprechen, über Handlungskompetenz und Übertragbarkeit von Daten. Wer interpretiert die Bilder, und wer gibt ihnen Bedeutung? Welche Verantwortung haben Firmen gegenüber den Menschen, die diese Umgebungen online mitgestalten und die sich mit ihren selbstproduzierten Medien zum Beispiel aktiv an
fang der 1990er, hatte ich erstmals die Gelegenheit, mit geografischem Bezug zu arbeiten, und begann über das Verhältnis von Information und Ort nachzudenken. Information wie Architektur, im Verhältnis zu Geschichte und Politik. Gleichzeitig zeigte mir die Zusammenarbeit mit tschechischen und russischen KünstlerInnen das Performative des Raums und die vielen Schichten, die ihn ausmachen. Das hat mich geprägt, genauso wie später das Arbeiten in Netzwerken mit KünstlerInnen aus Ostund Westeuropa, Kanada und den USA. Als ich 1999 mit Online-Performances begann, waren über die Videokonferenz-Software CuSeeMe Menschen an diesen unterschiedlichen Orten miteinander verbunden, aber jedeR hatte eine Kamera, die auf einen Punkt in der eigenen Wohnung gerichtet war. MusikerInnen spielten ihre Instrumente, manche machten bewegungsorientierte Performances – aber es brauchte immer einen Anfangsort, das eigene Wohnzimmer oder wo auch immer die Performance stattfand. Das Ereignis war also schon immer in der äußerlichen Realität begründet. Der Diskurs in den 1990ern, das Internet sei ein ortloser Ort, war eine Fehlkonzeption.Wir sind nicht plötzlich in eine 3D-Welt eingetaucht, sondern haben unsere Umgebung geschaffen und ❚ dann online gestellt. märz 2010 an.schläge 33
kulturan.riss Zapatistische Frauen luden zum Jahreswechsel 2006/07 zu einem transnationalen „Ersten Treffen der zapatistischen Frauen mit den Frauen der Welt“ in das selbstverwaltete Aufstandsgebiet ein, in den Lakandonischen Regenwald nach La Garrucha. Auch der Verein Zwischenzeit aus Münster nahm an der Versammlung teil und präsentiert im März die Buch- und DVD-Edition „Das Recht glücklich zu sein – El derecho de ser feliz“, die die Redebeiträge jenes Treffens dokumentiert: Darin wird sowohl von den individuellen Biografien der indigenen Frauen vor dem Aufstand vom 1.1.1994 als auch von ihren Aufgaben, Schwierigkeiten und Erfolgen im Prozess der Partizipation von Frauen innerhalb der EZLN berichtet. Ihnen geht es um den Aufbau einer zivilen Selbstverwaltung wie auch um den alltäglichen Kampf um Anerkennung als Frauen, Indigene und Arme. Teile der Gewinne aus dem Verkauf gehen an zapatistische Frauenprojekte. vers M o d e r s o h n - B e c k e r, S e l b s t b i l d n i s a m 6 . H o c h z e i t s t a g , 2 5 . M a i 1 9 0 6
Die Buch-DVD-Edition kostet 16 Euro und kann bestellt werden unter: buch@zwischenzeit-muenster.de. Weitere Infos: www.zwischenzeit-muenster.de
dj.line
Frequenz fürs Herz
a u s s te l l u n g
Dinky, Electric Indigo, Jennifer Cardini oder Cio d’Or – hört sich schon mal gut an und nach den richtigen Ingredienzen für einen feinen, tanzbaren Abend. Die female:pressure-DJanes Misonica und Thielephon laden gemeisam mit dem Club Planetarium ab jetzt monatlich in eben genannte Location zur female DJ-Line Hertzbeat und präsentieren internationale Labels, weltweit bekannte Acts der Techno- und Minimal-Szene und vergessen auch nicht auf Newcomer-Geheimtipps. Vor allem weibliche, denn die wollen die Veranstalterinnen auf der Bühne sehen – männliche Konkurrenzveranstaltungen gibt es ja genug. mij Hertzbeat Opening, 12.3.2010, mit Dinky, Electric Indigo, VJ: c++, ab 22.00, danach monatlich, www.myspace.com/hertzbeat
Ohne frauliche Empfindsamkeit Fassungslos zeigten sich BetrachterInnen Ende des 19. Jahrhunderts angesichts der Bilder der Künstlerin Paula Modersohn-Becker: „Roh“ und „brutal“ wären sie – und vor allem ohne das „Mütterliche, Frauliche, Empfindsame“, das sie doch eigentlich hätten haben müssen. Modersohn-Becker gab wenig auf diese bürgerlichen Erwartungen, privat ebenso wie auf der Leinwand. Beeinflusst von Vorbildern wie Cézanne oder Van Gogh verzichtete sie auf Naturtreue und reduzierte auf das Wesentliche. Auf dem „Porträt am 6. Hochzeitstag“ malt sie sich selbst: halbnackt, schwanger und frisch getrennt von ihrem Mann. Eine junge, alleinstehende Frau mit Kinderwunsch – im Jahr 1906 ein ebenso großer Skandal wie Modersohn-Beckers Bilder. Während ihres kurzen Lebens (sie starb mit 31 Jahren) verkaufte sie nur drei Bilder. Heute gehört sie zum Kanon der westeuropäischen Kunstgeschichte. han Paula Modersohn-Becker: Pionierin der Moderne, 14.3.-4.6., Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3, T.: 02732/90 80 10, www.kunsthalle.at
d o ku m e n t a t i o n
Das Recht auf Glück 1994 erhob sich die zapatistische Befreiungsarmee EZLN im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gegen kapitalistische Ausbeutung sowie rassistisch motivierte Diskriminierung und patriarchale Unterdrückung. 34 an.schläge märz 2010
s te i r i s c h e . ku l t u r f ö r d e r u n g
Feigenblatt In diesem Jahr möchte die steirische Kulturservicegesellschaft KSG den weiblichen Anteil am Kulturschaffen des Landes sichtbar machen. Das für Juni geplante Symposium „frauen.kultur.steiermark“ soll zeigen, was Frauen im Kulturbetrieb alles leisten können, erklärt Geschäftsführerin Angelika Vauti-Scheucher. Daneben wird den Frauen ein „besonderer Platz“ in der KSG-Galerie „Kon-Temporär“ eingeräumt. Dabei sollte das Land Steiermark doch gar nicht selbst kulturell tätig sein, gibt Anita Hofer, Obfrau der IG Kultur Steiermark, der Interessensgemeinschaft autonomer Kulturinitiativen im Bundesland, zu bedenken. Und weist darauf hin, dass die KSG als Eigentum des Landes aus dem Kulturressort finanziert wird und mit ihren 1,5 Millionen Euro Budget fast ebenso viel erhält, wie die gesamte autonome Kulturszene zusammen. „Anstatt selbst Programm zu machen und einen teuren Verwaltungsapparat zu unterhalten, sollte das Geld zu den Kulturschaffenden fließen“, sagt Hofer. „Ein Frauenschwerpunkt ist nur als Förderungsschwerpunkt nachhaltig. Ohne direkte Förderung an Künstlerinnen oder feministische Projekte erfüllt die vermeintliche Sichtbarmachung lediglich eine Feigenblattfunktion.“ han KSG: http://kulturservice.steiermark.at; IG Kultur Steiermark: http://igkultur.mur.at
staats.preis
„Nicht einmal Koproduktionen“ Die Position der „Komponistin in Österreich“, sagt Olga Neuwirth, habe es in Österreich schlicht „nicht gegeben“. Auch jetzt hat sie noch darum zu kämpfen: „Ich muss in Österreich, wahrscheinlich weil ich eine Frau bin, jedes Mal wieder beweisen, dass ich komponieren kann. “ Am 4. April wird die 41-jährige Grazerin als zehnte Frau mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Für Neuwirth eine „Ehre“ – wenn auch eine „erstaunliche“: Ihr Verlag befindet sich in Berlin, in näherer Zukunft sind „nicht einmal Koproduktionen“ mit Österreich geplant. „Wäre ich von Österreich abhängig gewesen, wäre ich keine Komponistin.“ Ministerin Schmied jedenfalls hat dem Vorschlag des Kunstsenats, Neuwirth auszuzeichnen, „mit besonderer Freude“ zugestimmt: Sie verfüge „über differenzierte Kenntnisse in der Bildenden Kunst, dem Film, der Neurowissenschaften und der Philosophie“. han
regie.preis
Unter Frauen-Regie
Michèle Thoma
Zum ersten Mal zeichnete der US-amerikanische RegisseurInnenverband (Directors Guild of America) in diesem Jahr eine Frau aus: Die amerikanische Filmemacherin Kathryn Bigelow bekam den Preis der DGA für ihr Kriegs-Drama „Tödliches Kommando“ („The Hurt Locker“). Der Film handelt von einem Bombenentschärfer in den frühen Tagen der Irak-Besetzung und von der Droge, die der Krieg sein kann. Die 58Jährige setzte sich damit unter anderem gegen James Cameron („Avatar“) durch. Zuvor war das Kriegsdrama bereits von Hollywoods ProduzentInnen zum Film des Jahres gewählt worden, kurz darauf wurde es für neun Oscars nominiert – unter anderem für die beste Regie. Bis auf sechs Ausnahmen ging der Regie-Oscar seit 1948 immer an den Gewinner des DGA-Awards. Daumendrücken kann aber trotzdem nicht schaden. han
Raus hier!
http://diestandard.at
a u s s te l l u n g
Role-Taking, Role-Making Die erste österreichische Einzelausstellung der in Sarajevo geborenen Installations- und Videokünstlerin Danica Dakiç gibt es noch bis Mai in Wien zu sehen. Von eigenen und fremden Migrationserfahrungen berichtet Dakiçs Werk, etwa von der Diskriminierung der Sinti und Roma im Kosovo wie auch in Deutschland, und beschäftigt sich mit der Macht von Sprache, Identität und kulturellem Gedächtnis. Zur Erforschung von Stereotypen nutzt Danica Dakiç Strategien des Theaters und der Performativität: Eine Methode ist dabei die Nachahmung konventioneller Darstellungen, die dokumentarischem Material gegenübergestellt werden und die Objekte selbst zu Wort kommen lassen. Die Künstlerin spielt mit Klischees, Erwartungshaltungen und Vorstellungen von Identität, die im Zuge von Exil und Globalisierung brüchig werden. fis Danica Dakiç: Role-Taking, Role-Making, 22.1.-16.5., Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 15
„Wird aber auch höchste Zeit“, sagt Älteste Tochter. „Na endlich!“, sagt Jüngere Tochter. Jüngster Sohn schaut vor sich hin. „Armer Jüngster Sohn“, sagt Älteste Tochter zu Jüngstem Sohn, über Jüngsten Sohn. „Jetzt sitzt du mit den beiden Verrückten da.“ Die beiden Verrückten sind der Vater und die Mutter. Oder die beiden Alten. Die verrückten Alten und die alten Verrückten. Mit denen sitzt Jüngster Sohn jetzt bald allein da. Wenn Ältester Sohn auszieht, was ziemlich bald sein wird. Ältester Sohn ist einfach zu alt, um noch weiter mit zwei Alten und einem Jüngsten und lauter Verrückten zu leben. „Ich muss hier raus“, sagt er und rüttelt an den Stäben. Den Letzten beißen die zahnlosen Hunde. Jüngster Sohn schaut beklommen drein. „Ich weiß nicht, warum er so schnell auszieht, so plötzlich“, sagt die Mutter, und weiß es natürlich. „Er hätte noch ein, zwei Jahre hier chillen können. Alles all inclusive.“ „All inclusive euch“, sagt Älteste Tochter, die wie die meisten ältesten Töchter eine Nestflüchterin war. „Wir sind doch echt locker“, sagt die Mutter. „Wir sind doch ein bisschen wie eine WG.“ – „WG … wer will schon mit seinen Eltern in einer WG leben!“, sagt Älteste Tochter. Jüngste Tochter verzieht das Gesicht ironisch. Gott sei Dank hat sie den Absprung aus der Möchtegern-WG der Mutter geschafft: Mit all ihren Farben, Stoffen, Düften ist sie ausgezogen und hat die Mutter in einem Männerheim voll schwarzer Socken, sumpffarbener Bundesheerunterhosen und düsterer Duschgels zurückgelassen. „Er könnte in einer WG leben, in der zwei Verrückte, zwei Alte, zwei verrückte Alte alles machen“, sagt die Mutter. „Und er kann machen, was er will.“ „Vielleicht will er nicht machen, was er will, während er alles gemacht bekommt“, sagt Älteste Tochter. „Schon gut, dass er geht“, sagt Jüngste Tochter. „Aber Jüngster Sohn kann einem echt Leid tun.“ „Ich bin schneller weg, als ihr schauen könnt“, sagt Jüngster Sohn. märz 2010 an.schläge 35
theaterexperiment
A H o m e l e s s Q u e e n , I n s t a l l a t i o n 2 , Fo t o : L u c a Pa g l i a
Learning by Doing Regina Fichtner ist freie Perfomerin in London. Das bedeutet ein Leben mit Callcenter-Job, Warehouse-Festivals und Arbeitsbekanntschaften. Ein Porträt von Irmi Wutscher.
Regina Fichtner, geboren und aufgewachsen in Deutschland/Mainz. Studierte Theaterwissenschaft in Mainz und absolvierte eine MA in Performance in Hamburg. Sie lebt als freischaffende Performancekünstlerin, Schauspielerin und Theaterpädagogin in London. Die nächste Möglichkeit, das Ophelia Collective live zu sehen: Sonntag, 21. März,„Scratch at the Jack“, Brockley Jack Theatre London Weitere Infos : www.brockleyjack.co.uk
36 an.schläge märz 2010
Ein windiger November-Sonntag in London. Im Proberaum im obersten Stockwerk eines aufgelassenen Warehouses hängen drei leere, goldene Bilderrahmen von der Decke. Rhiannon Brace, Sonja Brühlmann und Regina Fichtner bemühen sich, den Raum mit einer Gasheizkanone auf halbwegs akzeptable Arbeitstemperatur zu bekommen. Sieben Pfund kostet er pro Stunde, er ist für zehn Stunden gemietet. Wertvolle Zeit, denn immerhin soll an mehreren Projekten weitergearbeitet werden. Daher beginnen die drei zügig mit dem Aufwärmen, Körper- und Kontaktimprovisation. Danach arbeiten sie an einer Performance, die sich mit der Figur von Katharina der Großen beschäftigt. Die Frauen schauen unverwandt durch die Bilderrahmen durch, sie nehmen künstliche, steife, majestätische
nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über meine Kunst nachdenken, ich möchte einfach tun.“ Und das Tun, das funktioniert, denn Machen statt Denken. Seit Januar 2009 in London finden sich – über Festivals, lebt Regina Fichtner als freie Performerin in London. Nach einem Studium der bei Vorsprechen und bei sogenannten Theaterwissenschaft und einem Master Scratch-Nights – junge KünstlerInnen zusammen, die auf eigene Faust Perforin Performing Arts in Hamburg ist sie hierher gekommen, um in der Londoner mances entwickeln und ihr Work-in-Progress auf Mini-Festivals zeigen. So wie Kunstszene Fuß zu fassen. Angezogen hat sie vor allem die hier vorherrschen- Regina mit den anderen Frauen vom Ophelia Collective. de Learning-by-Doing-Mentalität: „In England ist es so, dass man am besten was zeigen soll. Bevor man überhaupt Im Kollektiv. Das Kollektiv hat sich 2009 erwartet, dass man Geld kriegt. In gegründet, ursprünglich mit vier MitDeutschland, hab ich das Gefühl, ist es gliedern, als Zusammenschluss von „feein bisschen umgekehrt: Man reicht ein male movement artists“, also KünstleKonzept ein, das theoretisch und toll rinnen, die sich mit Bewegung beschäfsein muss, und erst wenn das irgendwo tigen. Mittlerweile hat sich das Konzept angenommen wird, beginnt man zu ar- allerdings erweitert, denn jede verfolgt beiten.“ Und das entspricht nicht so eine eigene Richtung: „Joanna macht ganz ihrer Arbeitsweise. „Ich möchte Film, ich Performance eher in Richtung
Positionen ein. Eine der drei ist meine gute Freundin Regina.
experimenttheater Schauspiel, Rhiannon und Shriya Zakaria machen Bewegung und Tanz. Das ist sehr spannend, weil man sich gegenseitig inspiriert.“ Auch thematisch gehen die vier KünstlerInnen jeweils ihre eigenen Wege: „Ich versuche immer ein bisschen aktuell zu sein, in irgendeiner Art und Weise gesellschaftliche Realitäten aufzugreifen“, meint Regina. „Rhiannon arbeitet gerade sehr stark mit historischen Bildern aus der Kunst.“ Aus dieser Arbeit ist auch der Name der Gruppe entstanden: Denn Rhiannons Projekt, das sich mit Bildern von Ophelia aus Shakespeares „Hamlet“ beschäftigt,
hören das, die anderen jenes, wo man sich bewerben kann, wo man was zeigen kann, da schiebt man sich die Informationen zu.“ Auch organisatorisch kann man die Aufgaben aufteilen, sei es Räume und Auftritte organisieren, die Website aktualisieren oder die jeweils anderen bei Proben filmen und fotografieren und Feedback geben. Und natürlich sich gemeinsam für Finanzierungen bewerben. „Der Alltag ist hier schon anstrengend genug“, meint Regina. „Man hat das Projekt, geht abends proben, tagsüber arbeitet man. Da ist es einfach schön, ein wenig Rückhalt zu haben.“
das jetzt läuft, das kann ich jetzt noch gar nicht so richtig sagen.“ Bis dahin werden eben Abstriche gemacht. Londoner Leben. Regina wohnt in einem Schuhkarton von Zimmer in einem klassischen englischen Einfamilienhaus im Londoner East End. Deswegen bezahlt sie auch nur wenig Miete. In „normal“ großen Räumen wohnen meist zwei Leute, Pärchen. „Das machen hier alle so.“ Bis auf eine Küche gibt es keine Gemeinschaftsräume und auch sonst keine Gemeinsamkeiten im Leben der BewohnerInnen. „Jede macht hier so ihr Ding und sieht zu, dass sie sich so
„Ich möchte nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über meine Kunst nachdenken, ich möchte einfach tun.“ wurde zur Namensgeberin für das Kollektiv: „Für das Projekt haben wir die Website gemacht“, erinnert sich Regina, „und da mussten wir dem Ganzen einen Namen geben. Das fanden eigentlich alle ganz nett.“ Etwas ernster meint sie dann: „Ophelia ist schon eine sehr inspirierende Figur. Sei es in der bildenden Kunst, im Theater, in der Theatergeschichte. Sie ist auch eine Figur, die Shakespeare nicht klar gestrickt hat. Das finde ich auch interessant, nämlich ein Kollektiv so zu benennen, dass es auch nicht klar definiert ist. Wir haben unsere eigenen Ideen, aber eigentlich kein Ideal, das wir hier verfolgen. Also was Inspirierendes, aber trotzdem unverbindlich.“ Female artists. Dass das Kollektiv nur aus Frauen besteht, ist vor allem wegen der starken Konkurrenz wichtig. Und: „Weil Männer es ein bisschen leichter haben in der Kunst. Es ist leider auch so, dass es zwar viele Frauen gibt, aber die Männer, gerade im Bereich Schauspiel, halt schneller einen Job kriegen. Und Performerinnen eben nicht.“ Gerade deswegen findet Regina es wichtig, dass Frauen sich zusammentun, sich gegenseitig stärken und gemeinsam etwas aufbauen. „Sich nicht immer alleine durchschlagen müssen, zwischen der ganzen Konkurrenz. Denn das finde ich ein bisschen anstrengend.“ Dem Kollektiv geht es nicht nur um die Zusammenarbeit in künstlerischer Hinsicht. „Die einen
Theaterpädagogik und Callcenter. Denn auch das reine Überleben, Geld aufzutreiben für grundlegende Dinge wie Essen und Miete, ist aufwändig. „Wenn man in London ankommt, darf man die Erwartungen bezüglich Jobs nicht zu hoch schrauben“, meint Regina. Denn neu in der Kunst und auch in der Stadt zu sein, ist nicht einfach. Regina hat als ausgebildete Theaterpädagogin über das Goethe-Institut einen Job in einem Deutschkurs für Kindergartenkinder bekommen. Nebenbei arbeitet sie auch noch im Callcenter, aus dem einfachen Grund, dass man dort keine fixen Dienstzeiten hat, sondern Woche für Woche zu- oder absagen kann. Der prekäre Status kommt in diesem Falle der KünstlerInnen-Karriere entgegen. „Ich kenn genug KünstlerInnen, die als KellnerInnen arbeiten, die einen festen Vertrag haben und feste Stunden. Aber wenn dann irgendwas kommt, eine Produktion, eine Aufführung, eine Audition, was weiß ich, kann man da nicht so leicht absagen. Beim Callcenter geht das immer.“ Aus demselben Grund nimmt sie auch nicht mehr Kindergartenkurse an, auch wenn sie prinzipiell lieber mit Kindern arbeiten würde. Trotzdem hofft Regina, dass es mit dem Callcenter-Job irgendwann vorbei ist, dass sie von ihren Projekten früher oder später leben kann. „Ich denke, es wird trotzdem unregelmäßiges Geld sein. Da muss ich einfach schauen, wie
durchschlägt“, so Regina. „Alle sind permanent busy und mit Überleben beschäftigt. Für Privatkontakte, die sich außerhalb deiner Arbeit, deiner Projekte abspielen, bleibt eigentlich kaum Zeit. Es ist zum Beispiel auch schwer, sich jetzt mal kurz auf einen Kaffee zu treffen, weil London ja auch sehr riesig ist. Das geht in Hamburg oder Mainz, wo ich herkomme, viel, viel leichter.“ Ob sich das harte Leben ausgezahlt hat, wird Regina wohl erst in einigen Jahren wissen. „Es läuft gerade ganz schlecht hier in London, weil die Olympischen Spiele sehr viel Geld bekommen und die Kunst eher gekürzt wird.“ Derzeit ist Regina als eine von vielen Hamlets in der experimentellen Theaterproduktion „Tower Hamlet“ zu sehen. Denn sie performt nicht nur in ihren eigenen Produktionen, sondern experimentiert auch gerne für andere KünstlerInnen, um selbst inspiriert und „im Training“ zu bleiben. „Genügend interessante Leute für Projekte trifft man in London ja.“ Bald möchte sie ein, zwei eigene Szenen fertig haben, mit denen sie auf Festivals auftreten kann. Der nächste große Traum: Im kommenden Sommer in irgendeiner Form beim Edinburgh Festival dabei zu sein. „Nicht mit einem eigenen Stück, aber als Performerin oder mit meinem Projekt. Das sieht im Lebenslauf erstmal gut aus, und dann ❚ muss man weitersehen.“
Ophelia Collective: http://theopheliacollective. blogspot.com Tower Hamlet Projekt: www.towerhamlets.gov.uk/lgsl/ 451-500/461_parks/mile_end _park/mile_end_art_pavilion.asp
märz 2010 an.schläge 37
bildkunst
B i r g i t J ü r g e n s s e n , O h n e Ti t e l ( Fra u ) , 1 9 7 2 , S / W- Fo t o g ra f i e , ü b e r z e i c h n e t , 2 1 x 3 3 ,7 c m , N a c h l a s s B i r g i t J ü r g e n s s e n , p h 1 0 3 7, V B K , Wi e n
Mit Beerenzweigen peitschen Noch bis zum 10. März 2010 sind in der Vertikalen Galerie der Verbund-Zentrale im ersten Wiener Gemeindebezirk rund vierzig Werke der bildenden Künstlerin Birgit Jürgenssen zu sehen. Ein Ausstellungsrundgang von Lise Steger.
Ausstellung BIRGIT JÜRGENSSEN. Pulsschlag einer Sinnlichkeit. Bis 10. März 2010 Vertikale Galerie in der VerbundZentrale, Am Hof 6a, 1010 Wien, www.sammlung.verbund.at Öffentlich zugänglich nur im Rahmen der Kunstgespräche während der Laufzeit der Ausstellung jeden Mittwoch um 18 Uhr; Eintritt frei, Anmeldung erforderlich: sammlung.verbund@artphalanx.at oder Tel.: +43 1 5249803-11 Buch Gabriele Schor, Abigail SolomonGodeau (Hginnen): Birgit Jürgenssen Hatje Cantz Verlag 2009, 39,80 Euro
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Was kann ich der so mächtig einsetzenden Rezeption des Gesamtwerks der 2003 verstorbenen heimischen Künstlerin Birgit Jürgenssen hinzufügen? Vielleicht das: Die Sammlung Verbund wurde 2004 gegründet und „hat sich von Anfang an zum Werk von Birgit Jürgenssen als eine der bedeutendsten Positionen österreichischer Kunst nach 1945 bekannt“. Das schreibt Gabriele Schor, die Sammlungsleiterin und eine der Herausgeberinnen der die Ausstellung begleitenden Publikation, in ihrer Vorbemerkung. Das verbindende Anliegen der Autorinnen des Katalogs (Gabriele Schor, Abigail Solomon-Godeau, Elisabeth Bronfen, Sigrid Schade, Geraldine Spiekermann) sei es,„die historischen Koordinaten der feministischen Kunst seit 1968 dahingehend zu korrigieren, dass eine von Peter Weibel ausgesprochene Einschätzung möglichst erkennbar wird“: Birgit Jürgenssen sei das Missing Link, das endlich entdeckt werde. Haltung bewahren. Als eine ihrer ehemaligen Student_innen verbindet mich
bzw. verbinde ich mit Birgit Jürgenssen nicht nur Kunst, diese epigenetische Aktivität, mit der die Menschen anfangen, „eine neue, zweite Linie der Evolution, die der Revolution (Gegen-Windung), zu produzieren“, wie Elisabeth Samsonow 1998 zur Arbeit von Birgit Jürgenssen in ihrem Text „Maske extra“ schrieb. Ich denke auch an persönliche Begegnungen. Jetzt, 2010, kann ich versuchen, einen veränderten Blick auf die Bilder von Birgit Jürgenssen zu werfen. „Jeder hat seine Ansicht“ ist der Titel eines Fotos von Birgit Jürgenssen, das in der Vertikalen Galerie vertreten ist. Birgit Jürgenssen kehrt im Jahr 1975 singulär feministisch der politischen Welle ihren Rücken zu, sie wendet sich ab, zeigt mit ihrer Einstellung Rückgrat, bewahrt Haltung. Sie trägt den Titelsatz zudem auf einem lediglich mit sprachlichen Zeichen bedeckten Körperteil, der hochgradig erotisch besetzt ist. Sie wendet sich ab, distanziert sich von denen, die Ansichten mit-teilen wollen und übersetzt lieber Wortsprache in Bilder.
Match mit sich selbst. Da Ausstellungsbesucher_innen sich ernsthaft darüber mokieren, wieso die Künstlerfrau sich eigentlich nicht Modell-mäßig von einem Kameramann hat ablichten lassen, möchte man sich doch schon fragen dürfen: Ja, haben Sie denn gar keinen blassen Dunst? Aber wir wollen uns nicht zu sehr über hierzulande versäumte Erwachsenenbildung im Fach Sehen-Lernen aufregen, auch ewig gestrige Entdecker-Gelüste und schier endlose Orientierungslosigkeit von Kunstgeschichtler_innen im männlichen Mastermind-Denken sollen uns nicht weiter stören. Es ist natürlich gut, Birgit Jürgenssens Bilder sehen zu können. Ihren künstlerischen Weg nach ganz oben verfolgend, an der Grafik vorbei, die Jürgenssens Match zeigt, das sie mit sich selbst austrägt, gelangt man fast bis zum Schachspielraum im obersten Stockwerk der Verbundzentrale und resümiert vor der Glastür, dass das Schweigen Marcel Duchamps noch immer überbewertet wird. Während des Aufstiegs kann man sich an Zettel-
kästen bedienen – man fingert ein bisschen mühselig herum, um ein Begleitblatt aus dem Behältnis zu fischen. Auf diesen Blättern sind die auf der jeweiligen Ebene ausgestellten Arbeiten reproduziert abgebildet und mit kurzen erläuternden Texten versehen. Wie ein Versehen liest sich auch manches: Neben einem Foto aus dem Jahr 1979/80 etwa, auf dem Birgit Jürgenssen, ausstaffiert mit Feuerlöscher, analogem Telefon, Leuchtbrille und Fersenschützern, einen semionautischen Schatten voraus an die Wand hinter sich wirft, steht, dass man „einen Großteil ihrer fotografischen Serien wohl auch als Performance ohne Publikum umschreiben“ könne. Man kann vielleicht durchaus – und möglicherweise mit Absicht – weibliche Kunstgeschichten umschreiben, aber: Eine Performance ist eine Performance ist eine Performance. Und wenn ein_e Künstler_in zu schüchtern ist, um vor Publikum zu
kann man diejenigen Produkte ihrer jahrzehntelangen Kamera-Arbeit erachten, die auf der Fokussierung des Themenkomplexes Opfer/Täterin beruhen – wie etwa ihre berühmt-berüchtigte Küchenschürze, die aus einem tragbaren Herd mit geöffnetem Bratrohr plus daraus hervorragendem Brotlaib besteht. „Phallus klebt allus“ heißt ein Liebesgedicht-Werbetext von Ernst Jandl, an den man denken kann, wenn man der Bildinterpretation der jungen Ausstellungsgesprächsführerin zuhört, die uns den Brotwecken als Phallussymbol vorführt – uns für jung und dumm verkaufend. Bicasso Birgit Jürgenssen. Jürgenssen hält mit diesen Fotos, die aus einer Verbrecherkartei zu stammen scheinen, der Gesellschaft, in der sie lebte, doch einfach einen Spiegel vor. Was wurde verlangt von der Frau: Dass sie sich der ihr zugedachten Rolle als Hausfrau und
Jürgenssen hat sich durch ihre Werke im Übergang Moderne/Postmoderne entfaltet. Die Kraft ihrer Bilder liegt in dem Vermögen, Menschen in Bewegung zu versetzen, uns emotional zu berühren. agieren (so eine Aussage von Birgit Jürgenssen), dann möchte man sich hier an dieser Stelle ganz einfach wünschen dürfen, dass das, was Künstler_innen protokollieren, so gelesen wird, wie es aufgezeichnet wurde. Wozu soll es gut sein, die reflektierte und mutig dem öffentlichen Urteil preisgegebene Selbsterkenntnis einer zutiefst sinnlichen Künstlerin, Frau und Dame nachträglich zu verwässern? Brotwecken und Bratrohre. Jürgenssen hat sich durch ihre Werke im Übergang Moderne/Postmoderne entfaltet. Die Kraft ihrer Bilder liegt in dem Vermögen, Menschen in Bewegung zu versetzen, uns emotional zu berühren. Vor ihrer Handlinienzeichnung zum Beispiel verwandeln wir uns fast automatisch in Chiromantinnen. Birgit Jürgenssen, eine Frau mit Kamera, geleitet von ihrer Liebe zur Fotografie, hat uns sehr viele, spielerisch leicht anmutende Traumbilder hinterS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a lassen. Für besonders scharf gewürzt
Mutter fügt. Die Künstlerin hat sich dagegen urpoetisch, als Objekt und Subjekt zugleich, dem kriminalistischen Blick einer Foto-Grafikerin, die sie war, ausgesetzt. Das Unschuldstheater des kollektiven Opfer-Spielens wird hier fotografisch/performativ gebrochen durch den feministischen Shot. Niki de St. Phalle hat Schießbilder gemacht, Birgit Jürgenssen hat Papier mit Beerenzweigen gepeitscht. Ja, Bicasso Birgit Jürgenssen – wie sie sich mal als Kind selbst nannte – ist eine edle Künstlerin. Ob man sich auf die diesjährige Retrospektive im Wiener Kunstforum freuen kann, weiß ich nicht. „Ich weiß nicht“ war auch der Titel einer Einzelausstellung Jürgenssens in der Galerie Hubert Winter 2001. Auf einem Foto im Katalog steht die Frau Künstlerin in rotem Mantel neben ihrem gelben Renault R4 auf dem Bürgersteig vor dem Galerieschaufenster. Und ich habe den Eindruck, dass der R4 den Kindern der Generation, zu der Birgit gehört, wohl etwas bedeutet. ❚
denice
It's cold here in Lesboland I wish that this title meant something deep and political. But sorry, no, it doesn’t. It is simply based on the weather. Because I am, slowly and completely, going bananas. When I moved south from the freezing tundras of Sweden, I made a deal with Ms God that I would never be that cold again, and winter would never feel that long again. And I just got completely fucked in the arse this year. And not in a good way. My brain is as useable as the cheap peas that have been in our WG freezer for almost two years now. I can't come up with anything witty to write about at all. The only thing spinning around in my head is the sentence, "I blame the cold, I would have never done this if it hadn’t been for this fucking cold." Because what happens to me when it is cold and dark for too long is that I get depressed and stupid. And when I get depressed, I drink. A lot. And this of course makes me even more stupid. Here are some of the less charming things I have been doing habitually for the last couple of months when going out: Talking to this girl while placing my hand on her cleavage, and keeping it there throughout the whole conversation …! Like everybloodytime I met her. Afterwards I turned to my other friend and explained: "She's got such a nice rack!" I mean … hello?! Rack? Really? What's wrong with me? It's like my brain got replaced by a penis. Turning into the lesbian Godmother. Where every damn dyke is part of my "famiglia", and in my paranoid little head there are a lot of threats out there … "Don"t fuck with my friends, you dick! They are my family, and if you piss on my family, you are history! You get that, assssshoooole? (Here I spit a little while having problems trying not to say asscchhole since I'm a bit "tipsy".) I know what you are up to! I'm Denice! I know everything!" Especially the part about "I'm Denice" gives me the shivers. As if I were Zorro. And if that weren’t enough, there is also me, sitting on the bar, doing a Marilyn Monroe- impersonation (where I think I'm sexy as hell. Am not, of course), jumping up on stage at fluc, ripping my blouse off to Hole, thinking I really am Courtney Love, singing along with (and much, much louder than) the music, trying to force people to make out with me when they clearly don't want to, hitchhiking (alone) in the middle of the night, in the middle of the road, from University campus to the 6th district (very far … very necessary), and so on … Do you remember the video to that horrible song from Prodigy, "Smack My Bitch Up"? That chick is me. But when you read this, it will hopefully be spring already, and I will have turned back into my lovely, well-behaved self again. I promise. märz 2010 an.schläge 39
Von Power-Pop zu „found sound“ Auf der Route von Calgary über Manchester nach Berlin mit Sonja Eismann. Der Welt liebste Power-PopZwillinge, Tegan & Sara, geben ihren vielen glühenden Fans endlich wieder neue Nahrung: Sainthood (Warner) ist das bereits sechste Studioalbum der queeren Kanadierinnen mit dem bombensicheren Händchen für Ohrwurm-Melodien. Tegan und Sara Quin, vor knapp dreißig Jahren in Calgary geboren und mit bereits zehn Jahren Bühnenerfahrung auf den schmalen Buckeln, treiben hier, wieder mit Unterstützung von Chris Walla von Deathcab for Cutie als Produzenten, das weiter, was sie so perfekt beherrschen: Herzschmerz-Texte zu kraftvollen, ebenso rockigen wie poppigen Balladen, die sogar all jene bis auf die Knochen erweichen, die sonst bei der Erwähnung von „Ballade“ mit Übelkeitsanfällen kämpfen. Fast noch ein wenig glatter und synthiepoppiger als die beiden überaus erfolgreichen Vorgängeralben „The Con“ und „So Jealous“, erscheint „Sainthood“ beim ersten Hören beinahe trivial, bis einen die Magie des abwechselnden, sehnsuchtsvollen Gesangs der Schwestern dann doch wieder kriegt. Auch aus Kanada, und zwar aus Vancouver, kommt die Singer/Songwriterin Olivia Fetherstonhaugh, die sich für die Veröffentlichung ihres Debütalbums Dark Eyes (Mint) dankenswerter Weise für den etwas weniger komplizierten Namen Fanshaw entschieden hat. Ganze fünf Jahre hat sich die Musikerin, die sich in der Presseinfo auf Anais Nin als Inspirationsquelle beruft, für die neun Songs mit vagem Retro40 an.schläge märz 2010
Country-Flair und schmelzendem Gesang Zeit gelassen – und an einigen Stücken angeblich sogar bis zu einem Jahr gefeilt. Es wird sich zeigen, ob sich die Geduldsarbeit der Perfektionistin tatsächlich gelohnt hat, wenn die zart verhaltenen Songs über traurige Lieben es schaffen, aus der Flut der Veröffentlichungen weiblicher Singer/Songwriter dauerhaft herauszustechen. Mit dem Hervorstechen haben Scream Club noch nie ein Problem gehabt – dafür sind die Bühnenoutfits und die Performances des queeren Duos aus Olympia, Washington, das jetzt in Berlin residiert, einfach viel zu aufregend. Für ihre gemeinsame Remix-Platte (auf Rock Machine Records) mit Electrosexual, die eine Vorbotin des im Sommer erscheinenden neuen Albums ist, haben sich die beiden Electro-Rapperinnen für einen clubbigeren Sound entschieden, der weitgehend mit der Dominanz der spaßigen bis derben Raps, für die man Cindy Wonderful und Sarah Adorable früher kannte, bricht. Break You Nice ist mit seinen stampfenden Beats und schrillen Synths-Effekten fast Gay-Großraumdisko tauglich, und Screaming And Crying, die BSeite, für die auch Shunda K. von Yo Majesty als Gast-Rapperin verpflichtet werden konnte, bewegt sich in Richtung einer Deep-Trance-Hymne mit Spoken-Word-Einlagen. Optisch extravagant gibt sich auch eine junge Künstlerin aus Manchester, die bekleidungstechnisch wie auch musikalisch den Blick zurück in die 1980er Jahre wirft. Julie Campbell aka Lonelady
sieht sich auf ihrem in einer verfallenden Fabrikhalle aufgenommenen Debüt Nerve Up (Warp) von geografischen wie mentalen NachbarInnen wie Joy Division, The Fall oder ESG beeinflusst. Die individualistische Platte, fast komplett im Alleingang eingespielt, ist mit ihrem kalt-metallischen Sound und dem scharfen, markanten Gesang zu scheppernder Gitarre, Drums und SynthSounds aber nicht die x-te Emulation der Vergangenheit, sondern beweist sich im Gegenteil als ausreichend denkund merkwürdig, um für sich selbst zu bestehen. Zu guter Letzt noch der Hinweis auf eine neue Serie des stets so verdienstvoll um weibliche Artists bemühten Berliner Labels Monika Records: Nachdem dessen Betreiberin Gudrun Gut vor einigen Jahren bereits die Reihe „4 Women No Cry“ mit je vier internationalen Produzentinnen pro Platte aus der Taufe gehoben hat, agiert sie jetzt lokal und stellt in City Splits je zwei Musikerinnen aus einer Stadt vor. Den Anfang machen zwei Wahl-Berlinerinnen: Theresa Stroetges aka Golden Diskó Ship mit ihrer melodiösen Rumpel-Raschel-Elektronik und Jasmina Maschina (eigentlich Jasmine Guffond aus Australien), die elektronische Improvisationselemente ebenso wie melancholisches Songwriting in ihre oft mit „found sound“-Quellen versetzten Tracks einfließen lässt. Auch beim nächsten Trip der City Splits bleibt es spannend – der führt nach L.A. und zeigt ganz sicher, dass die Klischees der männerdominierten Rock-City ausgedient haben. ❚
Wirtschaftswunder-Working-Class Ulla Hahn hat mit „Aufbruch“ die Fortsetzung ihres Erfolgsromans „Das verborgene Wort“ geschrieben. Arbeitertochter Hildegard kämpft weiter gegen kleine Verhältnisse. Von Lea Susemichel Mit dem Konkurs des Versandhauses Quelle im letzten Jahr ging nicht nur ein Stück Wirtschafts-, sondern auch eine wichtige Episode deutscher Kulturgeschichte zu Ende. Ulla Hahn erzählt diese Geschichte, wenn sie in ihrem neuen Roman das Eintreffen des Quelle-Katalogs in der rheinischen Nachkriegsdörflichkeit schildert. Denn die im weiblichen Familienkreis getätigte Bestellung von „Nummer fünfzehn, Größe einhundertvier, Hüftgürtel mit dreifach verstärkter Magenplatte, zweiundvierzig Zentimeter hoher Rückenschnürung, elastische Einsätze aus Elastinova-Gummi um Taille, Schenkelpartie und Schritt“ war ein von Kaffee und Kuchen begleitetes Großereignis. Bei dem das Betrachten von Damenhosen und Hauskitteln immer wieder auch zur Verhandlung von Geschlechterrollen einlud. „Aufbruch“ ist die Fortsetzung von Hahns 2001 erschienenem Erfolgsroman „Das verborgene Wort“. Erneut geht es um die in den 1950/60ern in der Altstraße 2 in Dondorf verbrachte Kindheit und Adoleszenz von Hildegard „Hilla“ Palm. Um rheinländischen Katholizismus und kleinste Verhältnisse, in denen unter röhrenden Hirschen Marmelade auf Graubrot gegessen und aus Tassen ohne Unterteller – man will schließlich nicht vorgeben, etwas Besseres zu sein – getrunken wird.
Hilla ist „dat Kenk vun nem Prolete“. Und von klein auf liegt für sie die Verheißung von Klassenmobilität in der Welt der Bücher („Bööscher“). Die Flucht zu Hugo von Hofmannsthal schützt sie vor proletarischem Kleingeist, dem heimischen Kölsch setzt sie Latein entgegen, das sie mit ihrem Bruder als verschwisternden Geheimcode gegen die Eltern kultiviert. Die promovierte Germanistin Ulla Hahn vertraut auf die emanzipatorische Wirkung einer humanistischen Bildung, und so ist es letztlich der im Schuppen verschlungene literarische Kanon, dem Hilla in diesem stark autobiografisch geprägten Buch ihre persönliche Befreiung abringt. Eine Befreiung, die sie am Ende an die Universität nach Köln führt. Die große Erzählung von der strebsamen Autodidaktin ist freilich auch in fordistischen Zeiten nicht weniger fragwürdig als in neoliberalen. Aber der Roman enthält darüber hinaus auch eine präzise Milieustudie, die sich nicht nur durch eine fast kulturwissenschaftliche Analysegenauigkeit auszeichnet, sondern die durch ihre narrative Opulenz dabei auch großes Lesevergnügen bereitet. In kölschem Dialekt offenbart sich darin, dass sich Klassenzugehörigkeit am Sortiment im Einkaufswagen ebenso ablesen lässt wie am Zustand der Zähne (weshalb Hilla ihr erstes selbst verdientes
Geld für eine Überkronung all ihrer Vorderzähne opfert). Hahn zeichnet das Sitten- und Selbstbild der Wirtschaftswunder-Working-Class und gibt einen gleichermaßen belustigenden wie beklemmenden Einblick in die Adenauer-Ära. Eine Zeit, in der man sich vor dem Fernseher schick machte, „wenn Robert Lembke in seiner Sendung ‚Was bin ich?‘ auftrat“ (so die Autorin in einem Interview), und in der Lehrer zum Direktor zitiert wurden, wenn sie im Unterricht zu einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus anhielten. Es sind aber nicht nur die Kämpfe eines Arbeiterkindes, die Hilla führen muss, als sie sich etwa bei ihrem ersten Job in der Fabrik mit den dortigen nichtdeutschen Arbeiterinnen solidarisiert. Es sind immer auch die Kämpfe einer Arbeitertochter. Denn es ist nicht allein Klassismus, es ist auch der allgegenwärtige Sexismus, der ihre Ausbruchsversuche aus der Dondorfer Miefigkeit erschwert. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Vergewaltigung, die Hillas sämtlichen Leidenschaften ein vorläufiges Ende setzt – auch jener für Literatur. So bringt auch der Aus- und Aufbruch ins Kölner Studentinnenleben, mit dem der Entwicklungsroman endet, nicht den ersehnten Befreiungsschlag. Allerdings schreibt Ulla Hahn dem Vernehmen nach bereits am letzten Teil der ❚ Trilogie.
Ulla Hahn: Aufbruch DVA 2009, 24,95 Euro (D)
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lesezeichen Funny Murmels „Vor zehn Jahren wurde Murmel Comics an einem Wiener Küchentisch gegründet“, heißt es im Vorwort zur Jubiläumsauswahl „Me, Making Funny Faces“. Seit 1999 erscheinen Anthologien zu Themen wie Einkaufen, Sich verlieben, Pläne machen und vielem mehr. Das lose Murmel-Kollektiv ist dem Credo verpflichtet: Wer eine Geschichte erzählen will, soll sie auf-zeichnen, und zeichnen kann grundsätzlich jede/r. Meine persönlichen Highlights aus den Werken der vielen tollen Zeichnerinnen im Murmel-Kollektiv: „In den Alpen“ von Ulrike Müller kompiliert einen Satz von Kathy Acker mit feinen Bildern einer jungen Frau, die auf den Eingangsstufen einer Almhütte sitzt und sich einen gepflegten Bierrausch zulegt. „Eine schwere Entscheidung“ von VerenaW beschreibt den hohen logistischen und intellektuellen Aufwand beim Kauf einer neuen Daunenjacke (dicke vs. schicke Jacke). Jule K. schildert mit „New Love“ in ganz bezaubernden Bildern die Geschichte zweier Heavy-Metal-Girls auf einer Parkbank, die sich im gemeinsamen Ätzen über Frühlingsgefühlsterror und Liebe als Unterdrückungsmechanismus näher kommen. Sonja Eismann war mal in „D.C. ohne Cash“ und arbeitete sich in der Youth-Hostel-Hierarchie hinauf. Lisa Berger erzählt in „Unsere Musik in Temesoara“, wie sie mit ihrer Band „etwas irritiert“ am dortigen Ladyfest 2005 auftrat. Und zuletzt noch Gwendolin Althöfer mit „Noch so jung! Schon so alt!“: Wie Viola „in sich“ ging und ihre Gebärmutter fand. Wer Murmel Comics noch nicht kennt, kann mit „Me, Making Funny Faces“ eine richtige kleine Schatzkiste öffnen. Sylvia Köchl
Murmel Comics: Me, Making Funny Faces Luftschacht 2009, 15 Euro (A) www.murmel-comics.org
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Lieben und Lügen Anita ist ein „Chaosgirl“. Sie ist Mutter zweier kleiner Buben und steht ihnen in punkto Wildheit in nichts nach. Sie klettert auf Bäume, liebt die Geschwindigkeit und verabscheut Autoritäten. Anita tritt in das Leben von Irene, „besser, sie rannte beinahe in mich hinein, ich konnte ihr gerade noch ausweichen, bevor wir zusammenprallten.“ Irene verliebt sich unsterblich in Anita, verfällt ihrer Leidenschaftlichkeit – und verfängt sich in ihrem Lügennetz. Denn als Lebenskünstlerin nimmt Anita es mit der Wahrheit über ihr Leben nicht gerade genau. Mit der Liebe und der Lüge widmet sich Karin Rick in ihrem neusten Roman zwei alten Themen. Und fragt sich daneben, wie Kinder die neue Liebe ihres Elternteils wahrnehmen. Andrea Heinz
Karin Rick: Chaosgirl
sich‘s allerorts um’s Sterben und den Tod, um unmögliche Beziehungen, um sogenannte Normalitäten und Abweichungen: „‚Hast du die gesehen‘, zupft sie mich am Ärmel. Die hat ja Oberschenkel, da sind meine Oberarme dicker. [...]‘ Ich lache mit.“ Es geht ums füttern, sich füttern lassen, zu viel, zu wenig essen, um mästen und kotzen und Radiergummi futtern. Was den Körpern in Travniceks Erzählband zugeführt oder vorenthalten wird und warum, ist von zahlreicher Motivation. Eine Hauptkomponente, die aber fast allen Erzählungen zueigen ist, ist die Routine. Um dieser zu entkommen, entwickeln die Held_innen nicht ungerne absurde bis grausame Gedanken. Doch alles Personal gilt als mündig und muss den Knoten selber lösen. Schließt die Autorin eine Geschichte ausnahmsweise mit einem Happy End, kann ihr darin scheinbar nicht vertraut werden. Elf Erzählungen über all das, was in Körpern und Köpfen vorgeht, den eigenen und anderen. „Ich kaufe mir Bücher und verstecke sie unter meinem Bett. Roald Dahl. Edgar Allan Poe. Haruki Murakami. Keine Geschichten für ein Ungeborenes.“ Nadine Kegele
Konkursbuch Verlag 2009, 9,90 (D)
Cornelia Travnicek: Fütter mich Skarabaeus 2008, 14,90 Euro (Ö)
Kein Vertrauen Mit Cornelia Travniceks Erzählband „Fütter mich“, deren Protagonistinnen zumeist junge Heldinnen wie die Autorin selbst sind, liegen uns Geschichten vor, denen anzusehen ist, dass da was schlummert. Dabei tut die unprätentiöse Sprache nur zu gerne so, als wäre hier eigentlich eh nichts, also ganz ehrlich nichts los. Die Fährten zu dem, was da im Busch sein könnte, lässt die Autorin in das Erzählte hinein tröpfeln, kaum merkbar, lange erwartet und ohne via billigem Wink mit dem Zaunpfahl die Sache zur Auflösung zu bringen. Die Geschichten wirken zumal, als hätte man die Brille verlegt und sehe bloß unscharf. Sicher aber dreht
Armut ist vermeidbar Weniger Jobs, weniger Lohn, weniger Zukunft, weniger Sicherheit sind keine Naturereignisse, die über uns hereinbrechen. „Es reicht! Für alle!“, sind die SozialexpertInnen Michaela Moser und Martin Schenk, beide seit Jahren in der Armutskonferenz engagiert, überzeugt. Den Beweis treten sie in ihrem seit Anfang Februar erhältlichen neuesten Buch an und zeigen Wege aus der Armut. Sie bringen internationale Beispiele und Modelle, wie Umverteilung funktionieren kann. Was Armut bedeutet, und wie schnell
lesezeichen Menschen zu „Betroffenen“ werden, zeigen individuelle Geschichten von Menschen, denen die AutorInnen in der Sozialberatung begegnet sind: „Die Biografien der Betroffenen sind bunter, als der schnelle Blick glauben macht. Die Dauerpraktikantin mit Uni-Abschluss und der Schulabbrecher, die Alleinerzieherin mit drei kleinen Kindern, die früher als Dolmetscherin in der Welt herumkam, und der Langzeitarbeitslose, der einmal eine Firma geleitet hat. Der junge Mann mit Depressionen, der sich in sozialen Initiativen engagiert, und die perfekt Deutsch sprechende Migrantin in der Leiharbeitsfirma. Der Freund, der sich als Ich-AG durchschlägt, und die – nach einem Bandscheibenvorfall des Vaters – überschuldete Familie. Ihre Geschichten sind unterschiedlich, ihre Lebensverhältnisse allesamt prekär.“ Eine Pflichtlektüre im Europäischen Jahr der Armutsbekämpfung.
den Kampf an, denn sie sehen die „wasserlose Flut“ kommen. Mit ihrem neuen Roman knüpft Atwood an ihre anti-utopischen Romane „Der Report der Magd“ von 1985 und „Oryx und Crake“ von 2003 an. „Das Jahr der Flut“ wurde großartig von Monika Schmalz übersetzt, leider ist die Geschichte teilweise sehr verwirrend und langatmig. Trotzdem macht Atwoods Warnung vor Umweltzerstörung und Biokapitalismus nachdenklich.
immer noch nicht eingelöst ist – und die Lebensgeschichte Harriet Tubmans zeigt uns, dass „die Vergangenheit niemals tot ist“, wie William Faulkner schrieb,„sie ist nicht einmal vergangen.“ Julia Olajnek
Anna-Maria Benz: Freiheit oder Tod. Harriet Tubman (um 1820-1913). Afroamerikanische Freiheitskämpferin. Verlag Edition AV, 18 Euro (D)
Claire Benedikt
Popodrücken und
Margaret Atwood: Das Jahr der Flut Berlin Verlag 2009, 22,70 Euro (A)
Froschküsse „General“ Tubman
Sie ist eine der bedeutendsten KämpferInnen der afroamerikanischen GeGabi Horak schichte: Harriet Tubman (1820-1913), von ihren AnMartin Schenk, Michaela Moser: Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut. hängerInnen und FreundDeuticke 2010, 20,50 Euro (A) Innen – mehr als dreihundert befreite SklavInnen – Ziemlich düster nur „Moses“, von ihrem weißen Mitkämpfer John Brown auch „General Tubman“ genannt. Im Jahr 2025 tötet eine Tubman wächst als Sklavin auf einer Plantage in Seuche, „die wasserlose Maryland auf, als 14-Jährige wird sie durch einen Flut“, fast alle Menschen. Schlag auf den Kopf mit einem Bleigewicht geNur wenige überleben, sundheitlich beeinträchtigt. 1850 flieht sie, weil wie zum Beispiel die beisie verkauft werden soll, und wird erfolgreicher den Frauen Toby und Ren. „Conductor“ (Schaffnerin) der „Underground Beide kennen sich von Railroad“, jener „Untergrundbahn“, die Versklavfrüher, als sie noch bei den te befreit und in den sicheren Norden oder so„Gottesgärtnern“ waren, einer sektenartigen gar nach Kanada bringt. Tubman hat immer eiVereinigung, die auf dem Dach eines Hochhaune Pistole bei sich, und dies nicht nur, um sich ses versucht, sich den Zwängen des herrschengegen Sklavenjäger zur Wehr setzen zu können, den ökonomisierten und technisierten Systems weil auf sie eine „Fangprämie“ ausgesetzt ist. zu entziehen. Die „Gärtner“ sind strenge Vegeta- Verliert einer ihrer Schützlinge den Mut, zwingt rierInnen, die ihr Gemüse selbst anbauen und sie ihn/sie mit Waffengewalt, weiterzugehen. eine Rückkehr zur Natur predigen. In RückblenUnter ihrer Leitung findet auch eine der spektaden erfährt die Leserin durch die Erinnerungen kulärsten militärischen Aktionen gegen die Südder Hauptfiguren Toby und Ren von der Zeit vor staaten statt – was die Militärgeschichtsschreider Pandemie. bung des 20. Jahrhunderts gern unterschlägt: Die fast 70-jährige Kanadierin Margaret At- Tubman war die einzige Frau, die im amerikaniwood beschreibt in ihrem dystopischen Roman schen Bürgerkrieg mitgekämpft hat. Ihre „Das Jahr der Flut“ eine düstere, ökologisch ruischwarzen Brüder „durften“ zwar trotz großer nierte, von totalitären Biotech-Konzernen regier- Widerstände kämpfen, doch wurden sie te Welt. Der Sicherheitsapparat „CorpSEcorps“ schlechter bezahlt als die weißen Soldaten. überwacht die Ordnung im Staat. Wenige ReiRassismus ist keine ausschließliche Angelegenche wohnen in Luxuswohnanlagen, während heit der sklavenhaltenden Südstaaten, denn die Masse der Gesellschaft, die „Plebsler“, in auch Tubman wird um ihren Arbeitslohn geSinkhole, einem heruntergekommenen Ghetto prellt – erst dreißig Jahre später wird er ihr ausleben. Genmanipulationen, Konsumrausch, Orgezahlt. ganhandel, Verbrechen und Bandenkriege „Freiheit oder Tod“ von Anna-Maria Benz ist gehören zum Alltagsleben. Jede/r kämpft gegen die erste deutschsprachige Biografie einer Frau, jede/n. Nur die „Gärtner“ sagen dem System deren Forderung nach Freiheit für alle Menschen
Was macht eine verwöhnte Prinzessin, wenn der Vater sich mit der Köchin auf eine Seniorenresidenz auf Mallorca absetzt, er ihr nur das halbe Königreich vermacht und sie sich für die andere Hälfte von einem Helden retten und heiraten lassen muss? Toben und Schreien helfen da wenig. Für Annabel muss ein Held her. Trotz ihrer eher kümmerlichen Märchenkenntnisse wird die Zofe Moldau als Ratgeberin herangezogen. Nun schleppt Anna – das „bel“ hat sie mittlerweile abgelegt, denn was nützt ein ganzer Name in einem halben Königreich – Matratzen. Denn bekanntlich werden echte Prinzessinnen gerettet, wenn sie auf weichen Matratzen liegen und trotzdem Popodrücken haben. Sie schminkt sich ihr Gesicht mit schwarzer Schuhcreme, zieht sich ihr rotes Nachthemd an und setzt sich die schneeweiße Kochmütze ihrer Stiefmutter auf (Anna verdreht damit „Schneewittchen“: „So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz.“). Dann baut Anna winzige, mittelgroße und riesige Zwerge, um die sie sich kümmert. Als letzten Versuch fischt die Prinzessin mit spitzen Fingern einen Frosch aus dem Schlossteich, der sich ziemlich ungern und – mit Rücksicht auf seine Verlobte – nur auf die Backen küssen lässt. Doch weit und breit ist kein Held in Sicht. Anna nimmt die Angelegenheit nun doch selbst in die Hand, und die LeserInnen dürfen gespannt sein, auf welchen Helden die im Laufe der Geschichte merklich bescheidener werdende Prinzessin stößt. Neben dem witzigen und unkonventionellen Inhalt sind es auch die fantasievollen und mit kleinen Details gespickten Bilder, die mir die Aussage entlocken: Es darf auch mal wieder eine Prinzessinnengeschichte sein. Svenja Häfner
Susanne Opel-Götz: Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet. Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 2009; 12,90 Euro (D)
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ge.sehen
Fo t o s : Ro m i n a M o r o z o v i c h
Trans-Formiert! „DesTravArte“, das erste Festival für Trans-Kunst und Forum für Trans-Aktivist_innen in Buenos Aires, war phänomenal, meint Daphne Ebner. Vom 14. bis zum 16. Dezember 2009 fand das „DesTravArte – 1º Encuentro de Arte Trans de Buenos Aires 2009“ statt, das erste Festival für Trans-Kunst und Forum für Trans-Aktivist_innen aus allen Bereichen der Trans-Bewegungen aus Argentinien, Brasilien und Uruguay. Über 1.000 Besucher_innen bescherten der Organisationsgruppe eine phänomenale Premiere. Das dynamische Festivalprogramm spiegelte gekonnt die zwei wichtigsten Anliegen des Trans-Kollektivs wider: Einerseits ging es darum, auf die schwierige Lebenssituation von Trans-Personen in Südamerika aufmerksam zu machen, andererseits, sich einem breiten Publikum in seiner ganzen glamourösen Vielseitigkeit und Kreativität zu zeigen.
http://festivaldestravarte.blogspot.com
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Zwischen Gewalt und Glamour.. Das Festivalprogramm umfasste Konzerte, Lesungen, eine Kunstausstellung und Theaterinszenierungen – darunter ein Aufklärungstheater von und für transsexuelle Sexarbeiterinnen, das mit einem unschlagbar satirisch-bissigen Tonfall die wichtigsten Fragen zu AIDSPrävention, Silikoneinlagen und Risiken bei der Selbstmedikation mit Hormonen klärte. Zu sehen waren auch Kurzfilme, die meisten davon Dokumentationen über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Trans-Frauen in Argentinien. So erzählt beispielsweise der 2009
entstandene Doku-Film „Tamara“ (Regie: Hernán Bonfiglio) vom Leben der gleichnamigen Sexarbeiterin auf dem Straßenstrich in Constitución bis zu ihrer Ermordung durch einen bis heute nicht gefassten bzw. nicht gesuchten Täter. Die Straflosigkeit bei Gewaltverbrechen an Trans-Personen ist hoch und eine der vielen Folgen des nicht vorhandenen öffentlichen Interesses. Die Trans-Gemeinde nutzte das Festival aber auch, um mit Stolz zu zeigen, dass sie nicht nur Opfer von Schutzlosigkeit und Repression ist. Hochstimmung herrschte zum Beispiel, als die Designerin Valeria Licciardi ihre aktuelle Modekollektion mit Trans-Frauen präsentierte und sie so bewusst in ihrer Schönheit und erotischen Anziehungskraft inszenierte. Licciardi formulierte damit geschickt eine Antwort auf die gesellschaftliche Doppelmoral gegenüber Trans-Frauen, die sich gerne über die Körper von Trans-Personen als „unnatürlich“ oder „monströs“ lustig macht, während die nachts gut besuchten Straßenstriche belegen, dass TransFrauen durchaus im sexuellen Begehren der Gesellschaft vorkommen. Identidad de Género. Den Kern des Festivalprogramms bildeten jedoch die öffentlichen Gesprächsrunden. Eröffnet wurden diese durch eine Veranstaltung zum Thema „Ley de Identidad de Género“, einem aktuellen Gesetzesentwurf zur Gender-Identität, über den nächstes
Jahr in Argentinien und Uruguay abgestimmt werden soll. Das neue Gesetz soll es Trans-Personen künftig erlauben, ihren Namen und die registrierten Daten zu ihrer Person in einem unkomplizierten, außergerichtlichen Verfahren ihrem Gender, das heißt ihrem real gelebten Geschlecht, anzupassen und innerhalb von neunzig Tagen einen neuen, aktualisierten Pass zu erhalten. Auf dem Festival entwickelt und vorgestellt wurde das Projekt der sozialistischen Abgeordneten Silvia Augsburger und Marcela Romero, Vorsitzende von ATTTA (Asociación de Travestis, Transexuales y Transgénero Argentinas). Romero ist die erste Trans-Frau Argentiniens, die nach jahrelangem Kampf im August 2009 erfolgreich ihre Identität als Frau durch einen neuen Personalausweis bestätigt bekam. „Keinen Ausweis zu haben bedeutet für uns die Verweigerung des Grundrechts auf unsere Identität “, so Marcela Romero. „Neben dem psychischen Druck versperrt es uns außerdem den Zugang zum öffentlichen Gesundheits- und Erziehungswesen, zum Arbeitsmarkt, zum Anspruch auf Rente und Sozialversicherung und macht jede Art von Vertragsabschlüssen unmöglich. Sogar um zu wählen, müssen wir uns in die Schlange der Männer stellen. Für die Trans-Personen hat die Demokratie noch nicht begonnen. Wir leben wie während der Diktatur, unter der systematischen Verlet❚ zung unserer Menschenrechte.“
an.künden
© DV 8 - Fi l m
musik.tanz.fest 6.3., 22.00, Wien Stayin’ alive – Betty! Being a Woman. Being Betty! Don’t come as you are! Come as Betty! brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
7.3., 19.00, Wien Florence and the Machine Arena, 1030 Wien, Baumgasse 80, T. 01/798 85 95, arena@arena.co.at, www.arena.co.at, Kosten: 19,- Euro
9.3., 20.00, Wien Baby Dee WUK, Foyer, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T.01/408 54 62, info@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 16,-
11.3., 21.00, Wien Madita: Pacemaker WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0, info@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 19,-/18,-/17,- Euro
12.3., 22.00, Wien Hertzbeat Opening Club Planetarium, 1020 Wien, OswaldThomas-Platz 1, www.planetarium.com, www.hertzbeat.at
13.3., 22.00, Wien Anna Jermolaewa: Single Party (Orangentanzperformance) brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
18.3., 20.00, Hittisau Konzert: pforte im Frauenmuseum. Komponieren Frauen anders? Louise Adolpha Le Beau und Robert Schumann Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/620 930, kontakt@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at
19.3., Wien ÖFA-kollektivet (Stockholm): imarsch (Party-Performance) brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at, im Anschluss an die imagetanz-Veranstaltung
20.3., 21.00, Wien 4. Afrika Frühlingsball Parkhotel Schönbrunn, 1130 Wien, Hietzinger Hauptstraße 10-20, T. 0699/ 111 022 62, afrikaball@radioafrika.net, Kosten: 25,-/20,- Euro
film derzeit Bock for President in ausgewählten Kinos
derzeit Die Frauenkarawane in ausgewählten Kinos
derzeit Louise Hires a Contract Killer in ausgewählten Kinos
derzeit Verdammnis in ausgewählten Kinos
bis 4.3., Wien FrauenFilmTage 2010 Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3, T. 01/522 48 16, office@stadtkinowien.at, kontakt@frauenfilmtage.at, www.frauenfilmtage.at
Erste Liebe Der Spanien-Schwerpunkt von identities09 hat eindrucksvoll bewiesen, mit welcher Bandbreite und Selbstverständlichkeit das spanische Kino queere Themen behandelt. Noch ein gutes Argument: Die junge „Eloïse“ und ihr Coming of Age. Queer Film Nights: Eloïse, Spanien 2009, OmdU, 25.-28.3., 21.00, Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3, T. 0699/120 96 100, reservierung@identities.at, www.identities.at ab 5.3., Deutschland/Österreich MALI und die Kunst des Teilens, 108 Minuten, dt. Fassung z.T. mit Dialogen in Bambara und Französisch mit dt. Untertiteln Votivkino, 1090 Wien, Rechbauerkino, 8010 Graz, Movimento, 4020 Linz, Casablanca, 01097 Dresden, Cineplex, 97337 Dettelbach, Union, 12587 Berlin, VH Ulm, 89073 Ulm
ab 19.3. Die Fremde. Mit Sibel Kekili u.a. in ausgewählten Kinos
25.-28.3., 21.00, Wien Queer Film Nights: Eloïse. Topkino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 0699/120 96 100, reservierung@identities.at
8.4., Wien Mia Hansen-Løve: Le Père de mes enfants Österreichisches Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstraße 1, T. 01/533 70 54, office@filmmuseum.at, www.filmmuseum.at
bühne 1.3., 10.00, Wien Laika, Inti & Culturcentrum Hasselt: Nu (Tanz) brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
4.-8.3., Wien Tricky Women 2010
bis 26.3., Wien “Die X Gebote”: 10 AutorInnen – 10 Auftragswerke – 10 Uraufführungen
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/208 30 00, office@topkino.at, www.topkino.at
Schauspielhaus Wien, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01 11,
office@schauspielhaus.at, www.schauspielhaus.at
4.3., 20.30, Wien Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens im Künstlerinnenzimmer KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
5., 6.3., 20.00, Wien Alix Eynaudi & Agata Maszkiewicz: long long short long short (Performance) brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
5., 6.3., 20.30, Wien Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens: Dirty Sexecology. 25 Ways to Make Love to Earth KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
5.3., 22.00, Wien Club Burlesque Brutal: La tristesse. Von Katrina Daschner, mit Denice Fredriksson, Kathrin Füßl, Sabine Marte, Sandra Ortmann brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
8.-13.3., Wien Das Theater mit dem Gender – 10 Jahre KosmosTheater. Jubiläumswoche
20.3., Wien Schätze. Eine Erlebnisnacht für die ganze Familie, ab 8 Jahren
KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
WUK Museum, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 52, kinderkultur@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 30,- pro Person
9.-14.3., Wien DR. PICCOLO. Comedy und Tanztheater ohne viel Sprache, ab 5 jahren
25., 27.3., 20.30, Wien UNO: UNA - Fragmentiert (Paola Bianchi/Company Homunculus)
WUK Museum, 1090 Wien, Währinger Straße 59, www.wuk.at
KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
12.3., 20.00, Wien Zoë Knights: Drama Queen brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
15., 16.3., 20.00, Wien Martina Ruhsam: ] SCORE [ brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
16.3., Wien Magdalena Chowaniec/mariamagdalena: Emphaty Project Vol.1 (Performance) brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at, im Anschluss an die imagetanz-Veranstaltung ] SCORE [
8., 9.3., 20.00, Wien An Kaler: Save a Horse ride a Cowboy (Performance)
19.3., 12.4., 19.30, Wien Auf den Punkt. Solostück von und mit Martha Laschkolnig. Die Geschichte der Clownin “Martha Labil”.
brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
3raum – Anatomietheater, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, T. 0650/323 33 77, info@3raum.or.at, http://3raum.or.at
9., 10.4., 18.00, Wien Helen Cole: We see Fireworks (Installation) brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 16.3., 15-18.00, Wien Jobwerkstatt Sprungbrett, 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at, www.sprungbrett.or.at
19., 20.3., 23., 24.4., 28., 29.5., Salzburg Lehrgang De-Eskalation Jeweils Freitag 14.00 bis Samstag 17.00, Anmeldung und Information unter: Friedensbüro, 5020 Salzburg, Franz-Josef-Straße 3, T. 0662/87 39 31, ronacher@friedensbuero, www.friedensbuero.at
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an.künden v o r t r a g . d i s ku s s i o n bis 22.6.2010, Di, 18-20.00, Wien Obskure Differenzen: Psychoanalyse und Gender Studies? 9. Ringvorlesung im Rahmen des Masterstudiums Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums Gender Studies Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2, www.univie.ac.at/gender
9.3., 20.00, Wien „Kultureller Rassismus“ – Neues Paradigma oder alter Hut? 1010 Wien, Wipplingerstraße 23, http://aua.blogsport.de
11.3., 17.00, Wien Gespräche zur Kunst im öffentlichen Raum: Für wen, warum und wie weiter?
bis April, Wien photo wall & video wall: Isa Rosenberger KUNSTHALLE wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at
bis 13.3., Wien Wir wohnen Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien, Herrengasse 13, T. 01/90 42 111, www.kunstraum.net, Di.-Fr. 11.00, Sa. 11-15.00
bis 16.5., Wien Danica Dakic: Role-Taking, RoleMaking Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 15, T. 01/504 98 80, foundation@generali.at, http://foundation.generali.at
Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien, Herrengasse 13, T. 01/90 42 111, www.kunstraum.net
bis 24.3., Wien Corinne L. Rusch: Solo I
29.3., 19.00, Wien Nachdrücklich vorbildlich: Auf den Spuren von Pionierinnen und Zukunftsfrauen. Auguste Fickert: Vorkämpferin und Frauenrechtlerin der Ersten österreichischen Frauenbewegung
bis 26.10., Graz l[i]eben. uferlos und andersrum
KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at
31.3., 20.00, München Jan Kündemund: Good old queer cinema - Zur Standortbestimmung einer historischen Befreiung des Kinos Glockenbachwerkstatt, 80331 München, Blumenstr. 7, www.glockenbachwerkstatt.de, www.gender.soziologie.uni-münchen.de
a u s s te l l u n g bis 11.4., Salzburg Sonia Leimer Kabinett, Salzburger Kunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner straße 3, T. 0662/842 294 0, www.salzburger-kunstverein.at
bis 4.4., Innsbruck Kristine Roepstorff: Illuminating Shadows Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Marien-Theresien-Straße 45, T. 0512/508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at. Di.-So. 11-18.00, Do. 11-20.00
Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T.01/408 54 62, fotogalerie-wien@wuk.at, www.wuk.at
Volkskundemuseum, 8010 Graz, Paulustorgasse 11-13a, T. 0316/801 798 81, volkskunde@museum-joanneum.at, www.museum-joanneum.at, 9-16.00
4.3.-22.4., Wien HANDS ON – Photographs by four British Artists: ALIKI BRAINE, LAURA MEDLER, ANNA MOSSMAN, LINDSAY SEERS Galerie RAUM MIT LICHT, 1070 Wien, Kaiserstraße 32, galerie@raum-mitlicht.at, www.raum-mit-licht.at, Mi., Do., Fr. 14-18.00, Sa. 11-14.00
14.3.-4.7., Krems Paula Modersohn-Becker: Pionierin der Moderne Kunsthalle Krems, 3500 Krems an der Donau, Frank-Zeller-Platz 3, T. 02732/90 80 10, www.kunsthalle.at
30.3.-28.4., Wien Wunderwelt. Julie Monaco (A), Chloe Potter (USA/A), Simona Reisch (A), Magda Tóthová (SK/A) Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/40 854 62, www.fotogalerie-wien.at
lesung
bis 4.4., Hittisau Stilles Holz. die Architektin Wenche Selmer
3.3., 20.00, Wien Herta Müller liest aus „Atemschaukel“
Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, T. 05513/620 930, kontakt@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at
Burgtheater, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 2, literarisches.quartier@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at
46 an.schläge märz 2010
8.3., 19.00, Wien Ruth Schweikert: „Soll und Haben des zivilen und literarischen Lebens im Jahr 2003“ und Nico Bleutge. Im Rahmen von “Doppelte Buchführung. Leben und Schreiben.”
office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Montag
www.frauenberatenfrauen.at – Onlineberatung
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium
Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
10.3., 19.00, Wien Anna Mitgutsch: „Wenn du wiederkommst“
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at
17.3., 19.00, Wien Barbara Frischmuth liest aus ihren neuen Fabeln „Die Kuh, der Bock, die Geiss und ihr Liebhaber“ Literarisches Quartier, Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at
f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch-Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, 19.30-21.30
Lesbengruppe
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Offene Frauengruppe
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda
Chatberatung – frauenspezifisch und anonym
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2,
jeden Mittwoch von 17 bis 19.00, Terminvereinbarung unter
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00,
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
an.künden Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00
Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme Fo t o : D o r i t M a r g r e i t e r
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag ARGE Dicke Weiber – Feministische Initiative dicker Frauen FZ-Bar im Autonomen FrauenLesbenMädchenZentrum,Währinger Straße 59/ Eingang Prechtlgasse, 1090 Wien Kontakt: argedickeweiber@gmx.at, jeden 2. Fr im Monat, 17.30
Gar nicht traurig Katrina Daschner alias Frau Professor La Rose lädt wieder zur Brutalen Burlesque. Pomp und Glamour inklusive. Auch dabei sind Denice Fredriksson (Dandies & Darlings), Kathrin Füßl, Sabine Marte und Sandra Ortmann (Sissy Boyz und Ärzte ohne Ängste). Anschließend gibt’s die große imagetanz-Eröffnungsfeier. Club Burlesque Brutal: La Tristesse, 5.3., 22.00, brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74 Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Samstag
Nach Vereinbarung
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
g.spot for queers to check in & freak out
Sonntag
Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet
Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Badehaus Sargfabrik, 1140 Wiien, Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 12,90 + 4,- Euro Kosmetik, jeden 3. So, 16-20.00, Einlass: 16-bis 17.00, Anmeldung möglich unter badehaus@sargfabrik.at oder T. 01/988 98 111. Gerne können Sie auch spontan kommen. Infos: 0664/55 42 656
1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/ frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
HOSI Sonntagsbrunch
Frauenbadeträume
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
märz 2010 an.schläge 47
an.künden
B i l d : © F I F T I T U % / f e m o f fe n s i v e
Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98 131, badehaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at
23.3., 15-18.00, Wien Girls, Girls, Girls. Der Badenachmittag für Mädchen Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131, badehaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at
28.3., 16-20.00, Wien Frauenbadeträume. Entspannen pflegen - genießen Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131, badehaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at
an.schläge
im April
film
Im Bazar der Geschlechter Sexualpolitiken im Iran: Interview mit Doku-Regisseurin Sudabeh Mortezai
7.4., 19-24.00, Wien Venus im Bade. Wohlfühlabend für Frauen und ihre Freundinnen
an.schläge
Badehaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98-131, badehaus@sargfabrik.at, www.sargfabrik.at
TV
29.03., 21.00
Selbstverteidigung 20., 21.3., 10-19.00, Wien Wen Do Grundkurs. Gegen Sexismus handeln
Shout out Loud! „Sei deine eigene Demo! Stell dein Radio ans Fenster und drehe es auf!“, fordert die Feministische Offensive ihre HörerInnen zum 100. Frauentag auf. Zwölf Frauen-Redaktionen aus Österreich und der Schweiz senden jeweils eine Stunde ihr Programm und werden auf allen Freien Radios ausgestrahlt. Feministische Offensive, 8.3., 07.00-19.00, http://femoffense.servus.at Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on Air. Orange 94.00 MHz
Di 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro
So 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz, jeden 1. So
a k t i v i t ä te n Do, 17.30-20.45, Wien SAPPHO – Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Das zufriedene les-bi-sche Ich bin Ich
Orange 94.00 MHz
Beratungsstelle COURAGE, 1060 Wien, Windmühlgasse 15/1/7, 14tägig jeweils Donnerstag (4 Therapieeinheiten), Kosten: Euro 48,- pro Abend, Anmeldung: www.courage-beratung.at, T. 01 / 585 69 66, info@courage-beratung.at
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio
2., 9.3., 15-18.00, Wien Deine Designlampe
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
48 an.schläge märz 2010
Sprungbrett, 1150 Wien, Pilgerimgasse 2224/1/1, T. 01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at, www.sprungbrett.or.at
19.3., 19-24.00, Wien Orientalischer Badeabend für Frauen
AUF
10., 11.4., 10-19.00, Wien Wen Do Schwerpunkt: Eingreifen gegen Rassismus FZ, Autonomes feministisches FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock, T. 01/408 50 57, Anmeldung durch Überweisung der Kurskosten bis 31.3., Erfahrungen eines Wen Do-Grundkurses wären gut, sind aber keine Voraussetzung
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frauentag 8.3., 15-23.00, Berlin Den Frauentag im Hamam feiern Frauenzentrum Schokofabrik e.V., 10997 Berlin, Treffpunkt: Türkisches Bad, Hamam, Mariannenstraße 6, T. +49/30/615 14 46, frauenzentrum@schokofabrik.de, www.schokofabrik.de, www.hamamberlin.de
8.3., 19.00, Berlin Internationaler Frauentag. Szenische Lesung der 36 Ladies: Mittel … klein … GROSS Frauenzentrum Schokofabrik e.V., 10997 Berlin, Treffpunkt: Café Marianne, Mariannenstraße 6, frauenzentrum@schokofabrik.de, www.schokofabrik.de
8.3., 7-19.00, Österreich/Schweiz 100 Jahre Internationaler Frauentag im Freien Radio http://femoffensive.servus.at
OKTO
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FZ, Autonomes feministisches FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock, T. 01/408 50 57, Anmeldung durch Überweisung der Kurskosten bis 10.3.
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Nr. 03/10, 24. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,8 (D) sfr 9,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M