issue number 01
T H E J O U R N E Y
IS THE REWARD
Reisen aus dem Blickwinkel des D o w n h i l l- S k at e b o a r d e n
T R A V EL 16-21 KEEP ON
TRAVELLING
24-33 Skating FRANCE
G AD G ETS 22-23
DISCOVER FRESH STUFF
34-35 DOWNHILL ALPHABET
STO R Y TELL e r 06
EDITORIAL
08-11 ONE DAY 12-15 DREAM 36-41 BOARDERLINER 43 IMPRINT
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EDITO R IAL
Trendsportarten kommen und gehen. Aber tun sie das eigentlich wirklich und steckt nicht hinter jeder Sportart mehr als ein Trend und der Sport an sich? Ich bin der Meinung, das dies der Fall ist. Longboarden liegt im Jahr 2014 auch in Europa voll im Trend. Jeder will so ein langes Skateboard. Was die Masse der Menschen von diesem Trend sieht ist lediglich nur ein Ausschnitt von dem, was dieser Sport eigentlich ist und für den Einzelnen, den Enthusiasten darstellen kann. Auch beim Longboarden gibt es die unterschiedlichsten Entfaltungsmöglichkeiten und der Sport wird nur zur Hälfte vom Ausüben an sich ausgemacht. Dies vor allem beim Downhill Longboarden, einer der wahrscheinlich extremsten Varianten des Skateboardens. Downhill Skateboarden besteht aus Rausch und Geschwindigkeiten jenseits der 80 Kilometer pro Stunde aber auch aus Reisen, weltweiten Freundschaften und einer unvergleichbaren Bewusstseinserweiterung. Dazu ausgeübt von einer Ansammlung bunter Individuen, die man nicht jeden Tag trifft. Diese Parallelwelt existierte schon vor dem Trend und wird diesen auch noch lange überdauern - den mit einem Trend hat es lange nichts zu tun, wenn man sein Leben in die Waagschale wirft und den Geist im Rausch der Geschwindigkeit auf eine neue Ebene hebt. Diesen verborgenen Teil des Eisbergs aus der Sicht der Downhill Skater wird im Folgenden versucht etwas näher zu bringen - ein Blick hinter die Kulissen.
A n n - Kr i s t i n M a i e r , E d i t o r
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one day‌
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L
ongbo a r d e n i s t e i n E xt r e m s p o r t.
Wenn meine Longboardfreunde über ihre Leidenschaft sprechen, verstehe ich nichts. Keine Ahnung was Hawkwheels sind oder was Landyachtz-Bretter können. Keinen Plan wie Sponsoring abläuft. Ich weiß nichts über Grip, Windschatten oder den Durchmesser von Rollen. Ich kann nicht beim Thema Achsen mitreden. Wie war noch mal der Name von dem kleinen Ding auf dem Brett, an dem man seinen Schuh verhaken kann? Haben Rollen so was wie ein Profil? Welche Bewegung muss der Körper machen, wenn man auf dem Board vorwärts kommen will? Ich bin kein Longboarder.
H e rb s t, f r ü h e r Ab e n d , i rg e n d w o i m Sc h wa r z wa l d : Auf einer schmalen Serpentinenstraße geht es bergab. Rechts und links erhebt sich der Wald. Blätter und Äste veranstalten im Zusammenspiel mit Sonne und Wind ein Schattenspektakel auf dem Asphalt. Vor uns drei Longboarder ‚Freunde von mir. Sie sind schnell‚ jenseits der 70 km/h. Ich selbst stehe nicht auf dem Brett. Ich sitze im Auto dahinter und bin hin- und hergerissen zwischen Ästhetik und Geschwindigkeit. Zuschauen berauscht mich, gleichzeitig macht es mir Angst. Plötzlich taucht ein Auto hinter uns auf und mir wird klar, dass Skater kein Airback haben, keine Knautschzone, keine Bremsen. Ich male mir aus, was alles passieren kann. Aber Fahrer sieht die SpeedJunkies früh genug. Er schaltet einen Gang runter und hat
sogar ein schiefes Grinsen für sie übrig. Das ist nicht typisch, denn Skateboards sind im Straßenverkehr immer noch nicht erlaubt. Nachdem wir unten ankommen, laden wir die Skater auf und shutteln sie zurück auf den Berg. Drei mal noch fahren wir die kilometerlange Strecke. Am Ende sind wir alle berauscht mit Endorphinen. Die Skater vom Asphaltsurfen und wir, weil wir uns von ihren grinsenden Mündern und geweiteten Pupillen anstecken lassen. Glückshormone liegen in der Luft, sie schwitzen sie aus ‚aus jeder Pore, nicht immer geruchsneutral. Als die Sonne golden wird und die Temperaturen anziehen, haben wir genug. Der Tag geht dopamindrunken zu Ende.
Hochsommer, früh M o rg e n s , i m B ü r o : Ein neues Video aus der Longboardszene poppt in meiner FacebookChronik auf. Ich stehe auf die selbstgeschnittenen Filmchen. Mit ihnen entfliehe ich einige Minuten aus dem ernsten erwerbstätigen Alltag und tauche in eine Skatewelt ein, von der ich keine Ahnung habe. Ich sehe wie meine Longboardfreunde in coolen Lederoveralls steile enge Straßen hinunterrauschen, Rennen absolvieren, in der Perpektive ihrer Headcam Speed gewinnen und in der Totale durch eine idyllische
hügelige Landschaft brettern, während die Sonne hoch am Himmel steht. Ich nehme mir immer die Zeit ihre Videos zu sehen, egal wie viele Aufgaben auf der Arbeits-To-Do-Liste stehen. Ich kann es kaum erwarten, wie sie Straßen für sich erobern, Kurven meistern, an ihren Kunststücken feilen, todesmutig ihrem Sport, ihrer Leidenschaft nachgehen und danach glücklich in die Kamera grinsen. In einem Kurzfilm erzählen William und Felix über sich und das Skaten. Ich sehe wie Boards in der Werkstatt entstehen und wie eine ganze Londboardcrew bergab durch das Bild rauscht. Auf den Aufnahmen erkenne ich einige Gesichter wider. Das macht mich glücklich. Ich erkenne meine Cousine. Das macht mich stolz. Ich höre vertraute Stimmen im Interview und lerne Dinge, die ich zuvor nicht wusste, weil ich nie gefragt habe. Felix fährt gerne im Windschatten von anderen und mag das Geräusch, dass die Rollen ab 70 Stundenkilometern auf dem Asphalt machen besonders. Ich
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sehe wie er die Arme herausbringt und damit seine Fahrt verlangsamt. Der letzte Satz des Spots haut rein: Wenn‚es blöd läuft, kann es sein, dass man sich einfach umbringt.
Fr ü h l i n g im Kaiserstuhl: Ich sitze auf einem Berg, mitten in der hügeligen Landschaft der südlichen Rheinebene. Zu meiner Linken erstrecken sich in der Ferne die Vogesen‚ klare Sicht. Rechts vor mir wird es steil abschüssig, entlang des gesamten Hangs wachsen Weinreben. Sie sind frisch gestuzt und zurechtgebrunden. Ich bewache das Lonboardbasis-lagern, rauche und strecke mich auf meiner Decke mit einem Buch aus. Gelegentlich höre ich das schnelle harte Rattern von Gummi-
rollen auf dem geteerten Weg hinter mir. Literatur und Natur passen ganz gut zusammen. Skaten und Natur hingegen gehören zusammen. Während ich das denke, wird mir klar, dass meine Aufmerksamkeit längst nicht mehr auf prosaischen Worten, sondern auf den Brettern liegt. Unmerklich und ganz automatisch hat sie sich von den eleganten Bewegungen der Skater mitreissen lassen. Ihre bunten helme, diese Tellerförmigen Dinger an den Handschuhen, wie sie in den Kurven liegen, wie sie sich treiben lassern‚ Ich schaue ihnen zu und träume. Ganz im Stillen denke ich darüber nach, ob ich das nächste Mal endlich den Schritt wage und auf ein Brett steige.
L o n gb o a r d e n i s t e i n E x t r e m s p o r t.
Wenn meine Longboardfreunde über ihre Leidenschaft sprechen, verstehe ich nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt mit fast 70 Stundenkilometern einen Berg herunter zu brettern oder mit dem Board zur Arbeit zu fahren. Ich habe weder jemals ihren Muskelkater, noch das Brennen ihrer Schürfwunden gespürt. Keine Ahnung was für Helme gut oder welche Sicherheitskleidung geeignet ist. Ich weiß weder, wie man eine enge Kurve nimmt, noch wie man sich auf einer ebenen Straße bewegen muss. Aber auch, wenn ich nichts von diesem Sport weiß, so liebe ich ihn. So bin ich bereits mitgerissen von den Geschichten, die er hervorbringt und den Menschen, die ihn ausüben. Und mein Entschluss steht fest: Im nächsten Leben werde ich auch Longboarder.
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dream Sonntag.
Sieben Uhr dreißig Minu-
der Anhöhe des Passes stehe, mein Brett vor mich
ten. Das Krähen eines Hahns läutet den Tag ein und
schmeiße und darauf springe. Ich werde unsanft aus
weckt mich. Ich öffne den Reisverschluss von mei-
meinem Tagtraum gerissen. Endstation. Ab hier geht
nem Zelt und die Welt empfängt mich mit strah-
es also nur noch per Anhalter oder zu Fuß weiter. Ich
lendem Sonnenschein und einem Bergpanorama
schaue in Richtung Berggipfel. Der verbleibende Weg
der Schweizer Alpen. Mit einem breiten Grinsen im
ist noch weiter als gedacht. Egal einfach laufen ohne
Gesicht koche ich mir Kaffee. Mit einer frischen Tas-
viel zu denken. Der Weg ist das Ziel und so. Also laufe
se heißen, schwarzen Kaffees genieße ich die wär-
ich los.
menden Sonnenstrahlen und die beeindruckende
Weiter als von einer bis zur nächsten Kurve kann ich,
Aussicht. So für den Tag gestärkt packe ich meine
aufgrund des Waldes, nicht sehen und das ist gut
Ausrüstung zusammen und mache mich auf den
so! Immer von Kurve zu Kurve laufen das ist das Ziel.
Weg, immer bergauf. Denn dafür bin ich hier, um Al-
Eine Kurve muss dann ja mal die letzte sein.
penpässe zu erkunden. Immer rauf und runter, auf
Nach gut anderthalb Stunden erreiche ich die Baum-
immer neuen und unbekannten Straßen. Eine feste
grenze. Ich muss erst einmal durchatmen und einen
Route oder einen Zielpunkt gibt es nicht.
Schluck Wasser trinken. Im Anschluss macht sich
Den Helm unterm Arm und das Brett auf dem Rü-
etwas Ernüchterung in mir breit. Der Weg bis zum
cken laufe ich einfach drauf los. Mein Weg führt
Gipfel ist noch ein ganz schön langer.
mich raus aus der kleinen Ortschaft in der ich mein
Mit einem Kurzen Blick über die idyllische Land-
Lager aufgeschlagen habe, hinein in ein weitläufiges
schaft ins Tal hole ich mir neue Motivation. Ich lau-
Tal. Den ersten Teil meiner Tour kann ich, zum Glück,
fe weiter. Mittlerweile kann ich mehrere Kurven am
sitzend im Bus verbringen und die vorbeiziehende
Stück einsehen, nicht gerade motivierend für den zä-
Landschaft bewundern. Es geht vorbei an alten Bau-
hen Weg nach oben, dafür aber umso besser für den
ernhöfen, auf denen die Bauern schwer am schaffen
Weg nach unten. Ich laufe also wieder von Kurve zu
sind, an Weiden, auf denen Kühe grasen, an Kirchen.
Kurve, von Gerade zu Gerade. Viele Menschen treffe
Die Landschaft zieht schneller und schneller vorbei
ich nicht auf meinem Weg nach oben. Nur eine Grup-
und ich bekomme immer weniger mit.
pe Rennradfahrer. Ein bisschen Smalltalk über das
Vor meinem inneren Auge spielen sich schon Filme
Wetter und die Aussicht. Dann wünsche ich ihnen
von meinen noch kommenden Abfahrten ab. Von
noch weiterhin eine gute Tour und sie radeln davon.
steilen Straßen inmitten dieser wunderschönen
Ich laufe eine gefühlte Ewigkeit lang weiter, vorbei an
Berge, die sich mit unzähligen Haarnadeln und Kni-
grasenden Kühen und Ziegen, an verlassenen und
cken ins Tal schlängeln. Ich stelle mir vor wie ich auf
zerfallenen Almhütten und an kleinen Gebirgsbä-
chen. Letztere eignen sich perfekt um seinen über-
Das nächste was mich erwartet ist eines der schöns-
hitzten Körper zu kühlen.
ten Bergpanoramas, das meine Augen je zu Gesicht
Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch, ich bin
bekommen haben. Die schneebedeckten Gipfel der
mittlerweile schon gute dreieinhalb Stunden un-
Berge, die wunderschönen Felsformationen und
terwegs, dann ein Glückstreffer, das erste Auto auf
nicht zu vergessen die Täler mit ihren Bächen und
der Passstraße heute und es fährt bergauf. Schnell
Straßen.
den Daumen in die höhe gestreckt und dreißig Se-
Straßen dafür bin ich hier! Nicht nur ich sondern
kunden später sitze ich im Auto eines netten, alten
auch die Rennradfahrer. Eben einer von diesen tippt
Mannes. Sein Gesicht ist von der Zeit und dem har-
mir grinsend auf die Schulter. Ob sie denn ein Stück-
ten Leben auf dem Berg gezeichnet. Verschlossen
chen mit mir bergab fahren könnten um mir zu zu-
ist er jedoch in keiner weiße, eher offen und interes-
schauen, wollen sie wissen. Kaum gefragt geht es
siert. Er will wissen, woher ich komme, wie lang ich
auch schon los.
schon unterwegs bin, und vor allem was ich denn mit
Ich ziehe meinen Helm und meine Handschuhe an
meinem Brett vorhabe. Als ich ihm erkläre, dass ich
und springe auf mein Brett. Vor mir diese wunder-
damit bergab fahren möchte fängt er an zu lachen
schöne und einsichtige Straße, hinter mir vier Men-
und nennt mich verrückt. Zehn Minuten und ein paar
schen auf ihren Rädern. Der Einstieg der Straße
spannende Geschichten über das Leben auf dem
ist steil, sehr steil und so komme ich schneller als
Berg später erreichen wir die Anhöhe des Passes.
gedacht auf die erste Linkskurve geschossen. Mit
Ich bedanke mich herzlich bei dem alten Mann und
einem beherzten Heelsideslide bremse ich runter
wünsche ihm noch einen schönen Tag und verab-
und bekomme die Kurve noch fast auf Ideallinie. Als
schiede mich.
nächstes folgt eine rechts-links Kombo. Die Rechts
Siegbertman bring uns den Sommer! muss ich wieder ganz schön hart anbremsen um
Weiter geht es durch schelle Sweeper hinein in wei-
meine Linie halten zu können. Die Links folgt jedoch
tere Haarnadelkurven. Nach gut fünfzehn Minuten
knapp darauf, dass ich sie Standup anbremsen kann.
reiner Fahrtzeit nähere ich mich wieder der Baum-
Die Gruppe Radfahrer hinter mir ist am jubeln.
grenze. Letzten verbleibenden einsichtigen Kurven
Auf der nächsten Geraden halte ich kurz an um meine
müssen also noch einmal genossen werde. Jetzt
Beine zu entspannen und etwas zu trinken. Der Dank
steht erstmal eine Kurze Pause an. Mit einem brei-
für das Wasser geht diesmal an die Radfahrer. Die-
ten Grinsen halte ich an. Ich schaue zurück auf die
se verabschieden sich und setzen ihre geplante Tour
Straße, von der ich gerade gekommen bin und mein
fort. Nach dieser Kurzen Pause kann es weiter gehen.
Grinsen wird noch breiter. Genug Pause weiter geht
Was nun folgt sind unzählige, dicht aufeinanderfol-
es. Vor mir liegt noch ein ebenso schöner Teil der
gende Haarnadeln. Ich fliege förmlich durch die Kur-
Straße, nur eben durch den Wald. Ich Springe wieder
ven. Rein in die Rechts und bevor man schon richtig
auf mein Brett.
durch die Kurve ist folgt auch schon die nächste. Das Brett hier und da mal kurz oder lang rausgedrückt
Sonntag.
und quergestellt um die Geschwindigkeit anzupas-
Beim öffnen der Augen erwartet mich ein grauer
sen. Die Abstände zwischen den Kurven werden nun
Himmel und Schneeregen. Scheiße alles nur ge-
immer länger, was zur Folge hat, dass das Tempo nun
träumt. Es ist noch immer Februar und an skaten in
noch mehr zunimmt. Das tut jedoch nichts zur Sache.
den Alpen ist noch nicht zu denken. Bleibt wohl alles
Mittlerweile fühle ich mich auf der Straße so wohl,
vorerst nur ein Traum.
dass die Breite meines Grinsens direkt proportional zur Lautstärke des pfeifenden Fahrtwindes ist.
Sieben Uhr dreißig Minuten.
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keep on travelling De r
d o w n h i l lto u r i s t
ein reisebericht
Skaten kann man
natürlich immer und
überall! Interessante Spots verstecken sich einfach
jeglichen Ansprüchen der Eltern – Neuseeland kam mir entfernt genug vor.
hinter der nächste Straßenecke und vielleicht taucht
Meine Vorbereitungen beschränkten sich, nach
auch das ein oder andere neue Gesicht am Bowl auf,
einem skatereichem Sommer in Mitteleuropa und ei-
oder es rauscht jemand auf deiner Heimstrecke an
ner wahnsinns Zeit in Freiburg, auf das aller nötigs-
dir vorbei. Doch irgendwann packt doch Jeden das
te. So durchforstete ich GoogleMaps nach fahrbaren
Fernweh und das Gefühl einmal wieder etwas voll-
Downhillgeschichten. Meine Größte Sorge das Wor-
kommen neues und Fremdes sehen zu müssen.
kandTravelVisum gabs dann auch noch im WorlWi-
Ich hatte gerade meine Ausbildung beendet und
deSupermarkt zum Sonderpreis für alle Deutschen.
viel zu lange noch zu Hause gewohnt als es mich
Viele machte sich zur selben Zeit auf den Weg
überwältigte! Schnell war für mich klar wo es hinge-
und doch kann ich behaupten ich hatte nicht das
hen sollte, nämlich möglichst weit weg und frei von
selbe Ziel. Mein übergewichtiges SakteMaterial
20
brachte ich, zu MünchnerWiesenZeit, gekonnt mit
Ollie und Simone begegneten mir beim Japaner
der Behauptung „das wurde mir aber gestern Abend
um Ecke als ich verpätet frühstückte. Den Eltern
so im CallCenter erzählt“, auf das günstigste Lauf-
von Ollie gehörte der Schuppen und so versorgten
band in den Flieger und umging so einer horrenden
sie zwei hungrige Skatemäuler mit Essen und Ge-
Nachzahlung.
tränken! Irgendwie kamen wir schnell ins Gespräch
Viele Stunden später landete ich in Auckland und ich nahm mir ein Zimmer in einem Hostel mitten in
über‘s DownhillSkaten und so zogen wir gleich zu den ersten lokalen Driveways!
der Stadt. Es hatte mich komplett umgehauen und
Die schmalen steilen Auffahrten direkt an der
ich lag mit einer fetten Grippe im Bett! Als es mir
Küste, mit blick auf den Ozean waren einfach ge-
dank künstlicher Hilfe wieder besser ging musste
schaffen für lange tiefe Slides...Die Stadt Raglan
sofort aufs Board! Facebook erwies sich als mein
selbst bot weniger Downhillstrecken. Nach 2 Wo-
erster Freund und Helfer, denn schnell fand ich eine
chen intensivem skaten und surfen mit den beiden
motivierte Crew zum Freeriden. Nach ein paar Mes-
Jungs machten wir uns auf nach Wellington der Ska-
sages war der Kontakt hergestellt und der Downhill-
tehauptstadt Neuseelands. Wir fanden Unterkunft
tourism konnte beginnen!
in einer durchgeknallten BoarderWg direkt auf dem
Die Jungs unter der Führung von Daniel Grant
Mount Albert, mit einem massiven Downhill runter in
holten mich mitten in der Stadt ab und brachten
die Stadt nach NewTown! Bei guten Windverhältnis-
mich zu wirklich „chunky Bush“ Straßen außerhalb
sen (Tailwind) schossen wir mit 40 Knoten, abends
von Auckland. Das erste mal fahren auf der anderen
die ca 1,2 Kilometer lange Strecke hinunter und
Straßenseite, schon ein seltsames Gefühl! Der erste
beendeten unsere ersten Abende mit einem kühlen
Eindruck von der Dowhillszene – wirklich junge Kids
Bier und sommerlichen Temperaturen mitten im Eu-
aber alle samt lustige Menschenkinder!
ropäische Winter.
Daniel empfahl mir Raglan als nächstes Ziel mei-
Das Panorama von dort oben auf dem Balkon war
ner Reise. Dieses beschauliche Hippie-Skate-Surfer-
einmalig. Wir sahen den Fliegern beim starten und
Städtchen sollte für mich, mehr als einmal ein Zuhau-
landen zu. Und hielten ausschau nach Surfern die
se werden und die Freundschaften die dort begannen
fleißig in der Abenddämmerung in der Lyall Bay Wel-
währen heute noch, knapp 3 Jahre danach und tau-
len schlitzten. Wie könnte das Leben schöner sein-
sende Kilometer entfernt vom Paradies.
und was würde noch alles passieren?
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1. Urban Outfitters – Printed Wayfarer Sunglasses 2. Landyachtz – 70 MM KM FSU 3. Vans – Sk8 High 4. Supahats – Brown-leather Cowboy Hat 5. Reel Jeans – SKIN, Pale Blue 6. GoPro – Hero 3+ 7. Landyachtz – Space Slide Gloves
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8. Topo Designs – Klettersack 9. Landyachtz – Two-Tone Crew Sweater 10. Landyachtz Precision Grizzlies 11. Landyachtz – Canyon Arrow 12. Reel Jeans – Boquet Cap 13. TSG – Dawn, Flat Black
D iscover fresh stuff
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skating
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france eine fotostrecke
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boarderliner V o r l 채 u f i g e r u n d u n v o l l s t 채 n d i g e r Fr a g e n k a t a l o g eines nicht ganz neutr alen Beobachters
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oder „Speed statt Speed“?
Warum stellen sich diese meist jungen Menschen –
die Aufnahme ermüdeter, gestürzter oder verletzter
unabhängig von Geschlecht, Gewicht, Körper- und
Teilnehmer, die keinen anderen „Lift“ zurück auf Berg
Schuhgröße, Religions- oder Schichtenzugehörig-
oder Hügel bekommen haben?
keit, Bildungshintergrund und Kontostand – auf ein
Ist das alles einfach nur ein weiteres postmodernes
Brett mit Rollen und rasen (häufig) grinsend steile
hedonistisches Vergnügen, in das man keine große
und schlecht asphaltierte Serpentinen hinunter?
Energie investieren muss, um mit einer relativ zügig
Wollen sie dabei nur möglichst schnell und unver-
erlernbaren „Freizeit-Kultur-Technik“ durch die Kur-
letzt im Ziel unten ankommen, steht dabei der Wett-
ven balancierend, beschwingt bergab zu rauschen?
bewerb mit den anderen im Vordergrund oder ist
Braucht man dazu nur ein wenig Über-Mut und an-
doch auch hier offiziell mal wieder der Weg das Ziel?
trainierte Muskulatur im Rücken und den Beinen?
Genießen diese „Downhill-Skater“ vielleicht einfach
Oder doch ein wenig mehr? Zählt nur die schnelle
nur den Fahrtwind, die Sonne, die Wolken, den Blick
Lust am halbwegs kontrollierten Kontrollverlust, nur
auf das Bergpanorama oder geht es mehr um akro-
die reine Geschwindigkeit oder auch die Ästhetik
batische Körperbeherrschung in der freien Natur?
des Gleitens, die Eleganz des Kurvens, das gekonnte
Hört man unterwegs eigentlich das Vogelgezwit-
(sich)-quer-Stellen? Gibt es eine eigene Kunstform
scher, doch nur das surrende Rollengeräusch auf
des „flüssig-weichen“ Bremsens, ein ausgereiftes
dem Asphalt oder ausgesuchten „Skater-Sound“
Konzept zum „Rollsplit-Risikomanagement“?
über ein Head-Set? Spürt man nur noch das Vibrie-
Wieviel und was hat das heutige noch mit dem „klas-
ren der Sohlen und das Flattern von angemessen
sischen“ Skaten der 80er Jahre des letzten Jahr-
ausgewählter Kleidung im Wind und den trocknen-
hunderts zu tun? Worin und wodurch unterschei-
den Schweiß unter dem Helm, die unregelmäßig
den sich die Verfechter und ausübenden Anhänger
durchschlagenden Unebenheiten der Straße unter
der „Downhill-Variante“ von jenen, die nur mit dem
den Füßen?
Longboard unter dem Arm durch die Stadt schlen-
Was passiert eigentlich, wenn es regnet und stürmt,
dern oder jenen, die diverse kleine Kunststückchen
oder gar hagelt oder scheint? Abbruch, Absage, Son-
mit dem Brett machen oder glänzende Metallgelän-
derprüfungen, Risikozulage? Gibt es auch so etwas
derstangen runterschrubben? Nur durch das un-
wie einen multifunktionalen „Besenwagen“ für das
terschiedliche Material und die besondere Attitüde,
Entfernen störender Steine, Zweige und Blätter oder
durch andere verwendete Begrifflichkeiten, durch
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speziell ausdifferenzierte Codes oder doch gleich durch eine ganz andere Weltanschauung, gar eine andere Lebens-Philosophie? Und wieviel an Marketingstrategien, Marktmilliarden und Lobbyismus der Freizeitindustrie steckt auch hier vermutlich drin und dahinter? Wo genau liegen denn jetzt die signifikanten Unterschiede zu den unzähligen anderen Fun- / Extrem- / Trend-Sportarten wie Bungee-jumping, Fallschirmspringen, Paracliding, Freeclimbing, Snowboarden, Extrem-Wellenreiten, Base-Jumping oder Wingsuit-Fliegen ...? Darin, dass man keinen speziellen Antrieb oder PS-starke Motoren, keine aufwendigen Hilfsmittel, Schlepp- oder andere Konstruktionen benötigt und das Sportgerät im Vergleich eher unterkomplex daherkommt, man nicht stürzt oder fliegt und (meist) noch auf der Erde bleibt, statt sich in anderen Elementen wie Luft oder Wasser zu bewegen? Um nun aber zum Ende zu kommen: Wo endet das „Rasen“ und wo beginnt die „Raserei“? Und um den Kreis zum eingangs beschriebenen Grinsen der bergab Rollenden inhaltlich und formal zu schließen: Wo liegen eigentlich die auffälligen Parallelen nach der Überwindung der Blut-Hirn-Schranke zwischen dem Speed auf Rollen der Downhill-Skater und dem Speed in Röhrchen der Amphetamin-Industrie? Ein vergleichender Blick auf die Liste der möglichen Wirkungen und Nebenwirkungen von zweiterem ergibt das folgende aufschlussreiche Bild:
—
erhöhte Wachheit, weniger Müdigkeit, verringertes Schlafbedürfnis,
—
Schlafstörungen und Nervosität
—
erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit,
unwillentliche Fokussierung bis hin zum Tunnelblick
—
Verminderung bis Unterdrückung von Hunger und Durst
—
erhöhte Herzfrequenz bis hin zur Tachykardie (Herzrasen)
—
Verengung der Blutgefäße, erhöhter Blutdruck
—
Weitung der Bronchien und Abschwellen der Schleimhäute, Mundtrockenheit
—
Steigerung des Selbstbewusstseins bis hin zur Euphorie
—
erhöhte Risikobereitschaft, verringerte Aggressionsschwelle
—
vermindertes Schmerzempfinden
—
Agitation (fahrige Bewegungsabläufe), erhöhter Bewegungsdrang, Unruhe und
Symptome des Restless-Legs-Syndroms
—
Tremor (Zittern), erhöhter Muskeltonus (Verspannungen),
Nystagmus (Augenzittern) und Bruxismus (Zähneknirschen)
—
Symptome der Hyperhidrose (erhöhte Schweißabsonderung)
—
Weitung der Pupillen
—
Logorrhoe (gesteigertes Mitteilungsbedürfnis)
Sind das (fast) alles nicht auch die zu beobachtbaren Symptome des Speeds der Downhill-„Boarderliner“? Kann man also alles einfach gleich auch rezeptfrei und auf Rollen haben. Das beantwortet dann wohl zumindest vielleicht schon mal die Eingangsfrage, warum sich - meist junge Menschen auf ein Brett mit Rollen stellen und schlecht asphaltierte Serpentinen hinunterrasen.
IMP R INT Editorial office Ann-kristin
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