Sylvia Ebner – "Waffen nieder!

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Bachelor-Thesis Fachbereich Grafik-Design

Waffen nieder! Friedensnobelpreisträgerinnen als Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit.

GEstaltungskonzept Für Die sonderAusstellung »Wenn der Frieden seine Kreise zieht ... 15 Friedensnobelpreisträgerinnen« Vorgelegt von Sylvia Maria Ebner Matrikel-Nr. 700035 Studienzentrum Mannheim Betreuer 1  Ebeling, R.: Hab Erbarmen, in: Sommer, T. (Hg.): Das Buch vom Frieden, S. 6

Prof. Dipl. Des. Tilo Staudenrausch


1  Ebeling, R.: Hab Erbarmen, in: Sommer, T. (Hg.): Das Buch vom Frieden, S. 6


Bachelor-Thesis Fachbereich Grafik-Design

Arbeitstitel

Modifizierter Titel

DIPLOMA – Hochschule University of Applied Sciences

Friedensnobelpreisträger – Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit. Waffen nieder! Friedensnobelpreisträgerinnen als Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit. Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B. A.)

Vorgelegt von

Sylvia Maria Ebner Johannisstr. 10 88444 Ummendorf E-Mail sm-ebner@t-online.de Matrikel-Nr. 700035 Studienzentrum Mannheim

Bearbeitungszeit 24 Wochen Abgabe am

25. Juli 2014 (Verlängerung wegen Krankheit auf den 01. August 2014)

Betreuer

Prof. Dipl. Des. Tilo Staudenrausch



Wenn der Frieden seine Kreise zieht ... 15 Friedensnobelpreisträgerinnen


Abstract

Diese Bachelorarbeit trägt den Titel »Die Waffen nieder! – Friedensnobelpreisträgerinnen als Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit.« So selbstverständlich es auch klingen mag: ohne Frieden kein wirtschaftliches Wachstum und damit kein gesellschaftlicher Wohlstand. Und ohne Wohlstand fehlen die sicheren Rahmenbedingungen zur Entfaltung von Individuum und Gemeinschaft.

Leider führen gegensätzliche Interessen oder unterschiedliche Überzeu-

gungen oft zur Missachtung der universellen Menschenrechte und eskalieren oft in Gewaltakte. Beispielsweise bedrohen aktuell internationale Konflikte (Ukraine), Bürgerkriege (Syrien und Irak) und der Umgang mit Oppositionellen (China) ein friedliches, menschenwürdiges Miteinander. Generell verzichtet Friedensarbeit auf Gewaltanwendung und steht damit im krassen Gegensatz zur gewaltvollen Durchsetzung von Interessen (die oft öffentlich kritisierten Blauhelmeinsätze lassen ahnen, dass Friedensarbeit einen idealistischen Ansatz verfolgt, der in der Realität abweicht).

Frieden erreichen und erhalten bedeutet oft harte, von Rückschlägen

geprägte Arbeit. Mit Blick auf die aktuellen Brandherde, braucht es mehr Menschen, die den Mut haben, sich auf gesellschaftspolitischer Ebene für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit stark zu machen. Hierfür sind Vorbilder wichtig, deren Wirken beispielhaft vom Suchen und Finden nach alternativen Lösungswegen für ein würdevolles Zusammenleben aller erzählt. Das Bemühen um Kompromissbereitschaft und die Einhaltung universeller Menschenrechte kennzeichnen die gegenwärtige Arbeit von Friedensstifterinnen und Friedenstiftern.

Mögliche Vorbilder müssen in der Öffentlichkeit als solche angeboten und

präsentiert werden, damit sie überhaupt wahrgenommen werden. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit soll ein Grobkonzept für eine Sonderausstellung skizziert werden, die neben einer einführenden Zusammenschau der Themen Frieden und Gewalt, Der Friedensnobelpreis und die bislang fünfzehn Friedensnobelpreisträgerinnen in den inhaltlichen Mittelpunkt stellt. Ziel der praktischen Umsetzung liegt im Aufzeigen eines gestalterischen Bezugs zwischen formaler Ausstellungsarchitektur und der Präsentation der Friedensnobelpreisträgerinnen.




Abbildungsverzeichnis

8l9

Abbildung 1: »Bertha von Suttner«

31

Abbildung 2: »Olympische Ringe«

36

Abbildung 3: »Kreisgitter des Grundrisses«

37

Abbildung 4: »Extrusion«

40

Abbildung 5: »Grundriss der Ausstellung«

41

Abbildung 6: »Schaubild Figurenverband und Flächennetz«

42

Abbildung 7: »Fotografien: Blütensequenz«

43

Abbildung 8: »Farbtafeln«

43

Abbildung 9: »Schautafeln der 15 Ikons«

44

Abbildung 10: »Porträt-Medaillons«

45

Abbildung 11: »Das Raster der Schautafel ist ein reguläres Quadratnetz

47

Abbildung 12: »Schautafel Bertha von Suttner«

48

Abbildung 13: »Schautafel Jane Addams«

49

Abbildung 14: »Schautafel Betty Williams«

50

Abbildung 15: »Schautafel Mairead Corrigan«

51

Abbildung 16: »Schautafel Emily Greene Balch«

52

Abbildung 17: »Schautafel Mutter Teresa«

53

Abbildung 18: »Schautafel Alva Myrdas«

54

Abbildung 19: »Schautafel Aung San Suu Kyi«

55

Abbildung 20: »Schautafel Rigoberta Menchú«

56

Abbildung 21: »Schautafel Jody Williams«

57

Abbildung 22: »Schautafel Shirin Ebadi«

58

Abbildung 23: »Schautafel Wangari Maathai

59

Abbildung 24: »Schautafel Ellen Johnson Sirleaf

60

Abbildung 25: »Schautafel Leymah Gbowee«

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Abbildung 26: »Schautafel Tawakkol Karman«

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Abbildung 27: »Schautafel Foto Karton-Modell«

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Inhaltsverzeichnis

Abstract I Inhaltsverzeichnis II Abbildungsverzeichnis III

1 Einleitung 1.1

Bedeutung und Relevanz internationaler Friedensarbeit

12 13

1.2 Zielsetzung der Arbeit

14

1.3 Gliederung und Vorgehensweise der Arbeit

15

2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.1 Werte, Interessen und Motive 2.2 Gewalt, Konflikt und Kompromiss 2.3 Relativer Frieden, negativer Frieden, positiver Frieden 2.3.1

Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenrechte

3 Friedensnobelpreis

16 17 – 18 20 – 22 23 24 – 25

26

3.1 Auswahlkriterien für die Ausstellungsinhalte

28 – 29

3.2 Steckbrief von Bertha von Suttner (beispielhaft)

30 – 31


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4 Konzept  –  Gewerke 4.1 Strategie

32 33

4.1.1

Zielgruppe

34 – 35

4.1.2

Kreative Leitidee und zentrales Leitmotiv

36 – 37

4.2 Umsetzungsmethoden

38

4.2.1

Ausstellungsarchitektur

39 – 41

4.2.2

Ausstellungsinhalte

42 – 63

5 Schlussbetrachtung

64

Anhangsverzeichnis V Literaturverzeichnis VI Internetquellen VII Eidesstattliche Erklärung CD mit elektronischer Ausfertigung im PDF-Format

VIII IX


1 EINLEITUNG

Wer Frieden will, muss Umdenken, denn Frieden verlangt nach alternativen Handlungsstrategien zur Lösung von Konflikten. Frieden ist das Ergebnis von Eigeninitiative und kämpferischem Einsatz. Die Versöhnungsgeschichte des alttestamentlichen Jakobs-Zyklus veranschaulicht eindeutig dieses Statement. Der Kern dieser Erzählung: Jakob hat als junger Mann aus Machtinteresse seinen älteren Bruder um den Erstlingssegen betrogen. Jahre später stehen Jakob schwierige Verhandlungen mit seinem Bruder Esau bevor. Jakob ist wegen seinem Betrug im Konflikt mit sich selbst und Esau. In der Nacht vor den Verhandlungen trifft Jakob auf einen Mann: »Da rang ein Mann mit ihm [Jakob], bis die Morgenröte heraufkam. […] Da sagte er: Lass mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen! Er [Jakob] aber sagte: Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich vorher gesegnet« (Gen 32,23–33).

In der Geschichte segnet der Mann Jakob und verschwindet.

Nun weiß sich Jakob als rechtmäßigen Erben. Er hat sich den Segen errungen und nicht erschlichen, wie einst als junger Mann (vgl. Gen 27,1–40). Aufgrund der Versöhnung mit sich selbst gelingen Jakob die Verhandlungen. Diesen nächtlichen Kampf benennt der Theologe Rainer Ebeling als zentralen Punkt der Geschichte: »Der nächtliche Kampf und die Begegnung mit Gott heilten Jakob, gaben ihm Frieden mit sich selbst. Und er wurde befähigt zur Versöhnung, zum Frieden mit seinem Bruder.« 1

Mit diesem Ringen Jakobs um die Versöhnung mit sich selbst und

seinem Bruder Esau sind die Bemühungen der internationalen Friedensarbeit um zukunftsfähige Kompromisse und Lösungen zwischen den Konfliktparteien vergleichbar. Frieden ist eben keine Folge glücklicher Zufälle, sondern das Ergebnis eines gelungenen Konfliktmanagements. Hier kämpfen hochmotivierte Menschen um Vertrauen und Kompromissbereitschaft unter den Kontrahenten.

1  Ebeling, R.: Hab Erbarmen, in: Sommer, T. (Hg.): Das Buch vom Frieden, S. 6


1 EINLEITUNG

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1.1 Bedeutung und Relevanz internationaler Friedensarbeit

Frieden geht uns alle an! Dieses Statement meint nicht die Suche nach innerem Frieden und persönlicher Freiheit. Das Statement zielt über den Tellerrand sowohl des privaten Konfliktmanagements als auch über den Bereich gesellschaftlicher Friedenshandlungen (bspw. Programme zur Wiedergutmachung im Strafvollzug) hinaus. Es fokussiert den Frieden in der Welt. Dieser Frieden ist eben keine Folge glücklicher Zufälle, sondern das Ergebnis kräftezehrender Arbeit, die oft unerkannt und ohne öffentliche Anerkennung bleibt.

Die Weltgemeinschaft begeht 2014 mit dem Rückblick auf den Aus-

bruch des Ersten (100 Jahre) und Zweiten Weltkriegs (75 Jahre) ein Doppeljubiläum. Über Sonderausstellungen, cineastische Themenwochen, Literaturveranstaltungen oder Performances bemühen sich Kulturtreibende um ein vielseitiges Informationsangebot zum Thema Krieg im Jubiläumsjahr 2014. Ein Ausstellungsbesuch im Stuttgarter Haus der Geschichte »Fastnacht der Hölle. Der erste Weltkrieg und die Sinne« zeigte, dass nur am Rand von den Menschen und Initiativen die Rede ist, die versucht haben, diese Konflikte zu verhindern. Dennoch ist das thematische Polarisationspaar Krieg und Frieden allgegenwärtig. Jeden Tag berichten Nachrichten aus aller Welt über Krisengebiete, internationale Konflikte und Menschenrechtsverletzungen.

Der fiktive Ausstellungsentwurf »Wenn der Frieden seine Kreise zieht …

– 15 Friedensnobelpreisträgerinnen« weist auf fünfzehn Friedensaktivistinnen hin, die sich intensiv für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt haben oder sich immernoch engagieren. Im Jahr 2014 könnte die Ausstellung eine wichtige Komplementärveranstaltung zu den vielen »kriegerischen« Angeboten sein. Friedensarbeit kann im Sinne eines Positivbeispiels zeigen, dass und wie menschliches Miteinander trotz markanter kultureller Unterschiede und Interessen gelingen kann.


1 EINLEITUNG 1.2 Zielsetzung der Arbeit

Grafik-Designer haben die Chance, über die Art und Weise der visuellen Kommunikation auf sozialpolitischer Ebene meinungsbildend zu wirken. Ähnlich wie Journalisten können Grafik-Designer gesellschaftlich relevante Themen gezielt in das öffentliche Bewusstsein rücken.

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird ein Leitmotiv für ein

Gestaltungskonzept herausgearbeitet, das sowohl den Frieden als geistigen universellen Wert vermittelt, als auch ein angemessenes Ambiente für die Präsentation der Friedensnobelpreisträgerinnen bietet kann. Die Herausforderung an das Gestaltungskonzept besteht darin, einem immateriellen und sehr speziellen Thema eine sympathische und frische Außenwirkung zu geben. Die gestalterische Konzeption sollte sowohl Aktualität vermitteln, als auch den allgemeinen heutigen Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten in Deutschland entgegenkommen.

Die theoretische Ausarbeitung dient ausschließlich der Herausarbeitung

eines Leitmotivs und eines groben Leitkonzepts. Daher wird auf eine umfassende Darstellung von vertiefenden Diskursen, Fachbegriffen und Zusammenhängen, insbesondere aus der Friedensforschung, verzichtet. Gleiches gilt für politische Debatten, wie etwa um die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Friedenstruppen (Kann Militär für Frieden sorgen?). Schon aus Platzgründen verzichtet die Arbeit auf eine Darstellung der alternativen Friedensnobelpreise. Folgende Anforderungen sind an das Leitmotiv gestellt: :  es stellt einen formalen Bezug zwischen Ausstellungsarchitektur und inhaltlicher Präsentation her, :  es bezieht sich auf alle gestalterischen Elemente (Logo, Flyer, Infoterminals) und Methoden (typografische, illustrative oder fotografische Lösungen) von der Ausstellungsarchitektur auf das gesamte Erscheinungsbild. Da der gestalterische Auftrag dieser Bachelor-Thesis rein fiktiv ist, ist er nicht an eine festgelegte Raumgröße oder an ein Budget gebunden.


1 EINLEITUNG

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1.3 Gliederung und Vorgehensweise der Arbeit

Nach einer ausführlichen Recherche zur Friedensthematik wird das Sammelsurium an Informationen und losen Ideen über Kärtchen an einer Tafel sortiert. Diesem ersten Herantasten folgt die Formulierung des Leitmotivs und das gestalterische Rahmenkonzept. Diese bilden die Basis der praktische Ausführung. Die Bachelor-Thesis umfasst insgesamt fünf Kapitel. Das erste Kapitel (Einleitung) führt an das Thema dieser Arbeit heran, benennt die Problemstellung und stellt die Zielsetzung dar.

Im zweiten Kapitel (Frieden – Begriffliche Aspekte) folgt eine knappe

Auseinandersetzung mit dem Friedensbegriff. Die inhaltlichen Aspekte sind der Friedensforschung entnommen und konzentrieren sich auf die relevanten Zusammenhänge für die Erreichung der Ziele dieser Bachelorarbeit.

Das dritte Kapitel (Friedensnobelpreis) setzt sich mit dem Friedens-

nobelpreis auseinander: Wer hat ihn ins Leben gerufen? Wo wird er verliehen? Warum gibt es die Preisvergabe? Wie lauten die Auswahlkriterien zur Nominierung? Welche Auswirkungen und Relevanz hat er auf politischer Ebene? – Die Erörterung ist für diese Bachelor-Thesis von Bedeutung, da sich von den gewonnenen Einsichten die Kriterien zur Eingrenzung des inhaltlichen Ausstellungskerns ableiten.

Das vierte Kapitel (Konzept – Gewerke) entfaltet das formale (Aus-

stellungsarchitektur) und inhaltliche (Präsentation der Preisträgerinnen) Gestaltungskonzept, welches auf den theoretischen Resultaten der ersten Kapitel beruht. Auf der Basis des skizzierten Konzepts entstehen Gewerke.

Das fünfte Kapitel bildet den inhaltlichen Abschluss der vorliegenden

Bachelorarbeit. Es beinhaltet ein persönliches Fazit. – Quellenangaben und Anhänge folgen.


2 Frieden – Begriffliche Aspekte

Um nachvollziehen zu können, was die Friedensnobelpreisträgerinnen für die Gesellschaft leisten, ist ein knapper Einblick in die Auseinandersetzung der Friedensforschung mit dem Begriff »Frieden« hilfreich.

»Die Sehnsucht nach Frieden sitzt dem Menschen tief im Herzen« 2

schreibt der emeritierte Grazer Ethikprofessor Valentin Zsifkovits in seiner 1973 veröffentlichten Habilitationsschrift, die dieser Bachelorarbeit als Grundlage für die inneren Zusammenhänge der Begriffe Werte, Interessen, Motive, Krieg, Konflikt und Frieden dient.

Zsifkovits frägt wiederholt danach, wie sich der Friede als Wert für die

gesamte pluralistische Weltgemeinschaft rechtfertigen lässt. Hierbei versteht er die Weltgemeinschaft als den »Faktor der gegenseitigen Bewußtheit.« 3 Von Pluralität spricht er im doppelten Sinn: als eine Vielzahl von Gebilden unterschiedlicher Art, Größe und als Vielfalt von recht unterschiedlichen Wertund Interessenvorstellungen. 4 Er führt weiter aus: »Das Bedürfnis nach Friede ist das allererste Grundbedürfnis des Menschen, weil er ohne Frieden in den zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Beziehungen keine Persönlichkeitsentfaltung und keine Kulturentfaltung zu erreichen vermag. Angesichts des Egoismus als einer Grundveranlagung des Menschen wird aber sofort sichtbar, daß der Friede nur als gemeinsames Ziel der Gesamtgesellschaft, innerstaatlich und international, zu erreichen ist.« 5

Zsifkovits weist auf das Paradox hin, dass jeder durch den Krieg

den Frieden möchte: »Sucht ja doch jeder auch durch Krieg nur den Frieden, niemand durch Frieden den Krieg. Auch wer im Frieden lebt und dessen Beseitigung wünscht, ist nicht ein Gegner des Friedens, sondern möchte nur einen anderen, seinem Wunsch entsprechenden Frieden.« 6

Hier stellt sich die Frage, worin die Friedensforschung den gemeinsamen

Nenner des Friedens als Wert sieht, da sich nicht nur die Wert- und Interessenvorstellungen der Menschen unterscheiden, sondern auch die Vorstellung, wann Frieden ist oder anders gefragt, für was kämpfen die Friedensaktivistinnen?

2  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 41 3  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 23 4  Vgl. Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 24 5  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 22 6  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 43


2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.2 Werte, Interessen und Motive

Werte Valentin Zsifkovits begründet Werte aus der Seinswirklichkeit des Menschen. Er verknüpft die Seinswirklichkeit mit den ureigenen Bedürfnissen eines Menschen. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse bezeichnet Zsifkovits als maßgebenden Faktor menschlichen Handelns und Strebens. Für ihn hängt ein lebenswertes Leben von erfüllten Bedürfnissen ab. Zsifkovits führt aus, dass individuelle Bedürfnisse durch die Umsetzung eines allgemeinen (objektiven) Nutzens verwirklicht werden können (bspw. nützt der Einsatz für Frauenrechte nicht ausschließlich der Friedensaktivistin sondern mehreren Frauen).

Gerade wegen der Verknüpfung von Bedürfnissen mit dem Wertedenken,

besitzen Werte eine stark subjektive Färbung. Diese kann hauptsächlich dadurch objektiviert werden, indem der Einzelne erkennt, dass die Erfüllung seiner Bedürfnisse und sein daraus resultierendes Handeln in wechselseitiger Abhängigkeit mit dem Allgemeinwohl steht. Friede gewinnt als allgemeiner Wert nur dann an Bedeutung, wenn der Einzelne die Möglichkeit der Erfüllung seiner Bedürfnisse (bspw. Kleidung, reichlich Nahrung oder Selbstverwirklichung) auf den Frieden in seiner Gemeinschaft bezieht. Erkennen viele diese Zusammenhänge, wird Frieden zu einem objektiven Wert. 7 Interessen Zsifkovits verbindet mit Interesse ein »Bündel von Bedürfnissen, Wünschen, Haltungen und Erwartungen«. 8 Ähnlich wie Bedürfnisse sind Interessen tendenziell subjektiv, zeigen aber im Gegensatz zu Bedürfnissen einen Reflexionsgrad auf. Er unterscheidet: Augenblicks- und Dauerinteresse, Eigenund Gemeinschaftsinteresse, materielles und ideelles sowie wahres und falsches Interesse. Zsifkovits differenziert das Spannungsverhältnis zwischen Gemein- und Eigenwohl mit folgender Überlegung: »Wenn es um das Interesse in seiner Dynamik geht, dann ist es die Liebe, welche als Eigenliebe vor der Nächstenliebe rangiert. Geht es beim Interesse mehr um die gleichen Bedürfnisse und Ansprüche aller, dann handelt es sich um das Gemeinwohlinteresse, welches vor dem Einzelwohlinteresse den Vorzug verdient.« 9Dieser Leitsatz hallt in den Biografien der Friedensnobelpreisträgerinnen wieder. Ein Beispiel ist die afrikanische Umweltaktivistin Wangari Maathai (Auszeichnung 2004), die durch ihr 1977 etablierte Aufforstungsprojekt in Afrika langfristig die Grundwasserversorgung der Bauern sichert. 10

7  Vgl. Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 21 8  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 26 9  Vgl. Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 32 10  Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wangari_Maathai, 10.06.2014

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Exkurs Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V. veröffentlichte im April 2013 einen Artikel rund um das Thema Werte und Interessen in der deutschen Außenpolitik. In diesem Text stellt Eberhard Sandschneider (Politikwissenschaftler und seit August 2003 »Otto Wolff-Direktor« des Forschungsinstituts der DGAP) seine Thesen vor, die der ZEIT-Redakteur Jörg Lau kommentiert. In der Diskussion, ob Deutschland einer eher interessengeleitete Außenpolitik oder tendenziell einer werteorientierte Außenpolitik folgen soll, plädiert Sandschneider dafür : »Glaubwürdige Außenpolitik gründe sich auf der um­sichtigen Abwägung von Werten und Interessen. Am Ende gelte es, im konkreten Fall Prioritäten zu setzen – und auch Widersprüche und Doppelstandards auszuhalten. « 11  In dieser recht jungen Werte /Interessen-Debatte geht es darüber hinaus um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ländern, die die Menschenrechte missachten. Am Beispiel dieser Diskussion wird ein vordergründig abstraktes Thema schnell konkret und verdeutlicht somit wiederum die Aktualität der Sonderausstellung.

11  Vgl. Internetquelle 1: https://dgap.org/de/node/23569, 23.06.2014


2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.2 Werte, Interessen und Motive

Motive Menschen handeln im Allgemeinen nicht ausschließlich um sich ihre Bedürfnisse zu erfüllen sondern auch auf der Basis persönlicher Motive. Zsifkovits geht davon aus, dass sich Motive, die zu einem Verhalten oder einem Urteil führen, auf Werte und Interessen beziehen. – Die Motive der Preisträgerinnen sind für die Ausstellungskonzeption insofern interessant, als sie die Vorbildfunktion der Friedensnobelpreisträgerinnen unterstreichen. Die persönlichen Motive deuten sowohl auf das Menschen- und Weltbild der Preisträgerinnen als auch auf ihre eigenen wie allgemeinen Werte, Bedürfnisse und Interessen hin.

Wie weiter oben erwähnt, sind Motive ausschlaggebende Impulse

zur Realisierung von Werten und Interessen. Nach Zsifkovits drückt sich in Motiven die subjektive Stellungnahme eines Menschen aus: »Hier wird des Menschen Freiheit angesprochen, […] daß der Mensch sein Urteil über die sein Verhalten bestimmenden Interessen und Werte zum Gegenstand seines reflexiven Urteils machen kann.« 12

Für die inhaltliche Ausstellungskonzeption ist die Weitergabe des

inneren Zusammenhangs von Wert – Interesse – Motiv von großer Bedeutung: »Geht es doch in jeder Friedenserziehung und in jeder Friedensaktivität wesentlich darum, die anziehende Kraft humaner Werte darzustellen.« 13

Gerade durch den Aspekt der humanen Werte umfasst Friede fast alle

großen Problemthemen unserer Zeit: »ethische, religiöse, politisch und soziale Konflikte und den Teufelskreis von Armut und Unterdrückung ebenso wie Natur-, Ressourcen- und Klimaschutz«. 14

Das Aufzeigen des vielseitigen politischen Engagements der fünfzehn

Friedensnobelpreisträgerinnen ermöglicht dem Besucher der Ausstellung einen umfassenden Blick auf gesellschaftliche Problemthemen und zeigt ihm gleichzeitig humane Lösungsansätze auf, die aus persönlich gelebten Werten, Interessen und Motive hervorgehen.

12  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 35 13  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 36 14  Melach, A.: ...Wie aber führt man Frieden?, S. 7

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2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.2 Gewalt, Konflikt und Kompromiss

Gewalt Wie gesehen, wird der (internationale) Frieden wesentlich von Interessen, Werten und Motiven einzelner Akteure beeinflusst. Die Friedensforschung sieht im Friede das Prinzip der absoluten Gewaltlosigkeit bei gleichzeitiger sozialer Gerechtigkeit verwirklicht.

Zsifkovits lehnt sich bei der Beschreibung von Gewalt an die Macht-

Definition von Max Weber »sie [Gewalt] ist jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen gegen Widerstreben durchzusetzen, und zwar bei Verzicht auf jede aktive Mitwirkung des Gegners und unter Anwendung von Zwang.« 15 Zsifkovits führt weiter aus, dass Gewalt mindestens zwei verschiedene Erscheinungsformen aufweist: organisiert und nicht-organisiert.

Der organisierten Gewalt lässt sich die militärisch-strukturierte Gewalt

zuordnen (auf staatlicher Ebene bspw. der Krieg, die Intervention, Repressalien und Blockaden, auf wirtschaftlicher Ebene ein ruinöses Konkurrenzgebaren). 16 Zur nicht-organisierten Gewalt kann man alles zählen, was scheinbar spontan und ohne Plan erscheint. Unterscheidungspaare von Gewalt : strukturell / personell : indirekt / direkt : von oben / von unten kommend : reaktionär / revolutionär : rechtmäßig / unrechtmäßig Anders als die Gewaltakte übt der Druck keinen physischen Zwang aus, sondern versucht über ein breites Spektrum von Beeinträchtigungen ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen.

Mit Blick auf die nukleare Vernichtungskatastrophe, die während des

Kalten Krieges durch fast jeden bewaffneten Konflikt hätte ausgelöst werden können (1982 Friedensnobelpreis für Alva Myrdal), stuft die Friedensforschung die Kriegsandrohung als die radikalste Form der Ausübung von Druck ein.

15  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 61 16  Vgl. Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 62


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Konflikt Zsifkovits betrachtet den Konflikt als ein Phänomen, in dem das Streben, eigene Interessen durchzusetzen oder das Verteidigen von Interessen zum Ausdruck kommt. Er differenziert nach: Überzeugungskonflikten und Interessenskonflikten. Bei letzteren sind Kompromisslösungen üblich. Zsifkovits betont die Relevanz des Konfliktes, da diese mit der Bedeutung der Werte oder Interessen für die Menschen korrespondiert.

Er klassifiziert den Konflikt als humane Interessensdurchsetzung und

folgert daraus, dass sich bei einem Konflikt die Friedensanstrengung lohnt, um eine gewaltsame Austragung zu verhindern. Das gegenwärtige internationale Konfliktmanagement strebt ebenfalls kooperative Lösungswege an (bspw. die intensiven Bemühungen um eine Eingrenzung und Lösung des Konflikts in der Ostukraine). Die Frage, inwiefern der Konflikt selbst zu den Friedens-Parametern gezählt werden kann, meint Zsifkovits: »Für die weitere Analyse des Friedensbegriffes halten wir noch einmal fest, daß es die Art der Konfliktaustragung ist, welche den Krieg vom Frieden unterscheidet«. 17

Ausgehend vom Krieg erläutert Zsifkovits in seiner Arbeit das dichte

Netz zwischen den Konfliktebenen Mensch, Staat und Staatengemeinschaft. Die Friedensforschung definiert Frieden als Zustand von absoluter Gewaltlosigkeit bei gleichzeitiger sozialer Gerechtigkeit. Die wichtigsten FriedensParameter lauten demnach: Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenrechte.

17  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 60


2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.2 Gewalt, Konflikt und Kompromiss

Kompromiss Das weite Feld des Konfliktmanagements wertet den Kompromiss als nächstliegende Alternative zur Gewaltanwendung. Da der Kompromiss an sich eine soziale Friedenslösung ermöglicht, wird er in der Friedensforschung als Parameter des positiv definierten Friedens gedeutet. Über Konzepte der Kooperation, Integration und Harmonisation können sich Konflikte gewaltlos regeln lassen (bspw. schlug Steinmeier im Nahost-Konflikt um die ermordeten israelischen Jugendlichen den Weg der Kooperation vor). Ergänzend schätzt die Friedensforschung den echten Kompromiss: »Der Kompromiß sichert im allgemeinen ein höheres Maß an Berücksichtigung der Interessen beider Seiten, gewährleistet die Beteiligung beider Seiten an der Ausarbeitung der Lösung und hat deshalb meist auch eher Aussicht, als dauerhafte Lösung akzeptiert zu werden.« 18

Den Begriff der »dauerhaften Lösung« sollte man jedoch nicht absolut

setzen, denn unsere Lebenswelt befindet sich im Fluss. Somit müssen Kompromisslösungen immer wieder neu geregelt werden. Die besondere ethische Qualität des Kompromisses sieht die Friedensforschung darin, dass der eigene Standpunkt zugunsten der Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft im Wohlstand relativiert wird. Gleichzeitig liegen im Nachgeben die Grenzen des Kompromisses: Aus einer Machtposition heraus kann eine Konfliktpartei die erarbeitete Kompromisslösung auch missbrauchen. Damit nicht die Gewaltmethode sondern der wahre Kompromiss zum Tragen kommt, fordert der Autor den gezielten Abbau von Feindbildern. Diese Anforderung kann eine Ausstellung erfüllen.

18  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 85


2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.3 Relativer Frieden, negativer Frieden, positiver Frieden

Mit Blick auf die Begrifflichkeit des Friedens differenziert Zsifkovits drei Friedenskategorien: relativer Frieden, negativer Frieden und positiver Frieden. Um den zugrunde liegenden Friedensbegriff näher zu bestimmen, bemüht Zsifkovits das Konzept des Gleichgewichts für den relativen Frieden. Stellt man sich den Frieden als ein Zustand des Gleichgewichts vor, wirkt Frieden instabil. Die Friedensforschung sieht den Grund darin, dass das Durchsetzen von Interessen und Rechtsansprüchen grundsätzlich mit Machtausübung und der Aktivierung von Kräften zusammenhängt. Zsifkovits führt den Begriff des Friedensgleichgewichts mit dem des Gewalt- und Machtgleichgewichts zusammen. Das Konzept »Balance of Power« – die Ausbalancierung von Interessensgegensätzen – behält auch nach den Zeiten des Kalten Krieges Gültigkeit. In der Zeit des Kalten Krieges ging die Forschung davon aus, dass allein das Wettrüsten zum Wertverlust des positiven Friedens führt. Den negativen Frieden setzt Zsifkovits mit dem Zustand der »Friedhofsruhe« gleich. Durch die Wahl dieses Begriffs möchte er die Abwesenheit von Gewalt bei gleichzeitiger Ausübung von Druck veranschaulichen. Diesen Zustand findet man vor allem unter Diktaturen und ähnlichen Systemen. In aller Regel bedeutet er die Beeinträchtigung der Meinungs- und Bewegungsfreiheit. – Leider kommt es in der Praxis oft vor, dass Friedensverträge die bestehenden Freiheitsbeschränkungen perpetuieren. Da die Friedensforschung den Frieden als Zustand von absoluter Gewaltlosigkeit definiert, erkennt sie den negativen Frieden nur mit Blick auf die Existenz von nuklearen Massenvernichtungsmittel als »Friedensoption« an.

19  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 79

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2 Frieden – Begriffliche Aspekte 2.3.1 Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenrechte

Gerechtigkeit Die Friedensforschung spricht im Zusammenhang von Frieden von »sozialer Gerechtigkeit«. Im Anschluss an Thomas von Aquin versteht Zsifkovits unter sozialer Gerechtigkeit das »jedem das ihm Gebührende«. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist die Herstellung und Wahrung von Chancengleichheit. Ausdrücklich schließt soziale Gerechtigkeit die Nivellierung materiellen Besitzes, »alle besitzen das Gleiche in gleicher Menge« aus. Der sozialen Gerechtigkeit geht es um die Verwirklichung der Menschheitsrechte, die sich auf die Chancengleichheit von materiellen Lebensbedingungen und die Freiheit jedes Einzelnen beziehen. Auf zwischenstaatlicher Ebene setzen sich Friedensaktivisten für dieses Grundprinzip ein (bspw. Jane Addams mit der Gründung des Hull House in Chicago um 1989, Auszeichnung 1931). Das Mindestmaß an Ansprüchen einer staatlichen Gemeinschaft : das Recht auf Existenz in der internationalen Staatengemeinschaft, : das Recht auf Freiheit in der Gestaltung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ordnung unter Berücksichtigung der Rechte von Minoritäten, Individuen, anderen Staaten und Völkergemeinschaften, : das Recht auf Selbstverteidigung (mit Einschränkungen durch das Völkerrecht usw.), : das Recht an der globalen Verteilung der materiellen Wohlfahrt, : das Recht eines jeden Staates auf Schutz seiner Angehörigen und ihres Eigentums im Ausland (hier zeigt sich am Beispiel der Unterstützung Russlands für die ukrainischen Separatisten, dass dieses Recht schnell zum Vorwand für ein indirektes oder direktes militärisches Eingreifen werden kann). 20 Das Völkerrecht stellt einen Zusammenhang zwischen den aufgezählten Prinzipien zwischenstaatlichen Rechts und den Menschenrechten her. Setzen sich die Friedensaktivisten für die Durchsetzung von Frauenrechten oder gegen Kinderarbeit ein, können sie sich auf diesen Rechtsschutz berufen. Die Menschenrechte gelten jederzeit und überall. Sie bewahren die grundlegenden Interessen des Individuums im Staat und der Weltgemeinschaft. – Auf den Punkt gebracht heißt das, dass der Frieden untrennbar mit der Wahrung der Menschenrechte verbunden ist.

20  Vgl. Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 88


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Freiheit Neben der sozialen Gerechtigkeit benennt Zsifkovits die Freiheit als einen zentralen Parameter des positiv definierten Friedens. Die Friedensforschung meint insbesondere die Freiheit von etwas und zu etwas: »Freiheit besagt negativ die Beziehung der Unabhängigkeit und Ungebundenheit, positiv Selbstbesitz und Selbstrealisierung.« 21

Daher meint die positive Freiheit nicht die Unabhängigkeit von einer

sittlichen Ordnung, sondern die Fähigkeit, die eigenen Entscheidungen unabhängig von denen anderer zu treffen (bspw. nimmt die iranische Friedensnobelpreisträgerin von 2003, Shirin Ebadi das im Iran vorgeschriebene Kopftuch in Europa ab).

Innerhalb des negativ definierten Frieden kann keine Freiheit sein,

resümiert Zsifkovits; Denn die bloße Abwesenheit von Krieg negiert nicht die Anwesenheit von Gewalt und Militärdienst. – »Schon dieser Hinweis zeigt, daß der Freiheitsbegriff geeignet ist, den Blick für den Frieden im Sinne von mehr als bloßem Nicht-Krieg offenzuhalten.« 22 Menschenrechte In den Menschenrechten finden soziale Gerechtigkeit und Freiheit ihre konkrete Umsetzung. Formuliert sind die Menschenrechte in der UN-Deklaration von 1948 oder in der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten von 1950. Da jedes soziale Gebilde innerhalb der Weltgemeinschaft der Gerechtigkeit und der Freiheit eine je eigene Färbung gibt, konkurriert die Relevanz einzelner Menschenrechte untereinander. Diese Situation erschwert die Durchsetzung universeller Menschenrechte. Hier schließt sich der Kreis, denn die unveräußerlichen Rechte eines jeden Menschen liegen in seiner Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens. »Wie immer Frieden definiert wird – immer hängt der Wert dieses Friedens von der Realisierungschance und vom Realisierungsgrad dieser Werte ab.« 23

In Betracht der verschiedenen Definitionen und Facetten des Friedens

lässt sich zusammenfassend sagen, dass sich die Friedensaktivistinnen für ein gesellschaftliches Umdenken einsetzen. Sie fordern mehr gegenseitiges Vertrauen und Versöhnungsbereitschaft. Sie kämpfen für Selbstbestimmung und die Etablierung universeller Menschenrechte.

21  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 109 22  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 114 23  Zsifkovits, V.: Der Friede als Wert, Habilitation, S. 118


3 Friedensnobelpreis

Der Nobelpreis ist der berühmteste internationale Preis für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden. Letzterer wird vom fünfköpfigen Nobelpreiskomitee für denjenigen vergeben, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat. 24

Nach dem letzten Willen des Erfinders Alfred Nobel (1833 – 1896), wird

der Preis seit über hundert Jahren vergeben. Das von Alfred Nobel im November 1895 unterzeichnete Testament führte nach seinem Tod 1896 zu einer langen Kontroverse zwischen seiner Familie, die sich der Einrichtung des Preises verweigerte, und dem schwedischen Staat. Erst 1901 konnten die ersten Preise verliehen werden. 25

Alfred Nobel hatte verfügt, dass ca. 94 % seines verbleibenden Ver-

mögens für die Preisvergabe in den fünf genannten Kategorien verwendet werden sollten. 26 Aufgrund kontroverser Debatten zwischen dem Nachlassverwalter und den hinterbliebenen Familienmitgliedern, wurde die Nobelstiftung erst vier Jahre nach dem Tod des Stifters gegründet. 1901 wurden die ersten Preise verliehen. Im Jahr 1901 erhielt Henri Dunant für die Gründung des Roten Kreuzes und die Initiierung der Genfer Konvention den erstmals verliehenen Friedensnobelpreis. Gemeinsam mit Dunant wurde der französische Pazifist Frédéric Passy, der Gründer der ersten Friedensliga in Paris 1867 mit dem Preis ausgezeichnet. 27

Insgesamt vergab das Nobelpreiskomitee zwischen 1901 und 2013

den Nobelpreis sowie den 1968 hinzugekommenen Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften 561 Mal an 876 Menschen und Organisationen. 28

Die Verleihung findet jährlich am Todestag den 10. Dezember Alfred

Nobels statt. Dabei verfügte Nobel testamentarisch, dass der Friedensnobelpreis in Oslo überreicht wird, alle anderen Preise in Stockholm. Über die Gründe der verschiedenen Vergabeorte gibt es keine historisch gesicherten Informationen.

Die Wissenschaft kann bis heute keine Angaben über die Motivation

Alfred Nobels zu den fünf Preiskategorien machen. »Eine Begründung fehlt im erwähnten dritten Testament. War die für damalige Verhältnisse

24  Vgl. Internetquelle 2: https://www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/nobelpreis4.html, 07.07.2014 25  Vgl. Internetquelle 3: http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/, 25.06.2014 26  Vgl. Internetquelle 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis, 25.06.2014 27  Vgl. Internetquelle 5: http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Dunant, 25.06.2014 28  Vgl. Internetquelle 3: http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/, 25.06.2014 29  Vgl. Internetquelle 6: http://www.zeit.de/2002/42/200142_a-nobel.xml, 05.07.2014 30  Vgl. Internetquelle 2: http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/, 25.06.2014


26 l 27

sensationelle Einrichtung ein Versuch, den Namen ihres Stifters, des Dynamiterfinders Nobel, vor der unheilvollen Verbindung mit den inflationären Sprengstoffanschlägen am Ende des 19. Jahrhunderts zu bewahren?« 29 Es kann als gesichert gelten, dass die Freundschaft mit Bertha von Suttner seine eigenen Ansichten zum Frieden beeinflusst hat. 30

Der für diese Arbeit relevante Abschnitt aus dem Testament Nobels

lautet: »[…] Mit meinem verbleibenden realisierbaren Vermögen soll auf folgende Weise verfahren werden: das Kapital, das von den Nachlassverwaltern in sichere Wertpapiere realisiert wurde, soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jährlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden sollen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile aufgeteilt […] Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverteilung die Zuteilung nicht an irgendeiner Nationalität festgemacht wird, so dass der Würdigste den Preis erhält, ob er Skandinavier sei oder nicht« – Alfred Nobel: Testament vom 27. November 1895. 31

Obwohl das Testament bestimmt, dass die jeweils neuesten Leistungen

eines Bereiches prämiert werden sollen, wird der Preis oft erst Jahrzehnte nach der erbrachten Leistung vergeben. Dieses Vorgehen soll sicherstellen, dass die gewürdigte Leistung den Maßstäben des Stifters gerecht wird. Findet sich niemand, die Anforderungen erfüllt, kann der Preis auch ausgesetzt werden. Das stellt die einzige Möglichkeit dar, den Preis für ein Jahr ruhen zu lassen. »Am häufigsten war dies beim Friedensnobelpreis der Fall, der insgesamt 12mal zurückgestellt und 19mal gar nicht vergeben wurde.« 32

Obwohl die Nobelpreise politisch neutral sind, lösen sie immer wieder

durch die Auswahl der Preisträger Konflikte mit anderen Regierungen aus. Das zeigt jedoch auch die hohe internationale Bedeutung des Preises. Ein aktuelles Beispiel ist die Prämierung des Chinesen und Menschenrechtler Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis 2010. Die chinesische Regierung »reagierte empört, verurteilte das Nobelpreiskomitee scharf und unterband jegliche nationale Berichterstattung über die Preisverleihung.« 33 Das Komitee zeigte sich unbeeindruckt und mahnte die Freilassung des Menschenrechtlers an. Die Einführung des »Konfuzius-Friedenspreises« 2010 gilt als Antwort der Volksrepublik China auf die Preisvergabe in Oslo.

31  Vgl. Internetquelle 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis, 25.06.2014 32  Vgl. Internetquelle 4: http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis, 25.06.2014 33  Vgl. Internetquelle 7: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/friedensnobelpreis-festnahmen-menschenrechte, 05.07.2014


3 Friedensnobelpreis 3.1

Auswahlkriterien für die Ausstellungsinhalte

Im Laufe der Auseinandersetzung mit den Inhalten zu dieser Bachelorarbeit konkretisierte sich das anfangs großzügig formulierte Thema »Friedensnobelpreisträger, Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit« zum Arbeitstitel »Die Waffen nieder! – Friedensnobelpreisträgerinnen als Vorbilder für Völkerverständigung und politische Friedensarbeit.« Warum fiel die Auswahl auf die bisher ausgezeichneten Frauen?

Dass ich mich für die Frauen unter den Prämierten entschieden habe,

hängt nicht allein mit dem gemeinsamen Geschlecht zusammen. Vielmehr haben mich unter den Nobelpreisträgern die Preisträgerinnen am meisten beeindruckt und überzeugt. Die ausgezeichneten Organisationen fielen gleich zu Anfang durch das Auswahlraster, da sie sich nicht zur Vorbildfunktion eignen. Institutionen, Verbände und Systeme strahlen nun einmal keine Persönlichkeit aus und können daher keine Identifikationsfläche bieten. Im Gegensatz zu den ausgezeichneten Männdern unterscheiden sich die Frauen in vielerlei Hinsicht und stehen daher für eine Vielzahl von Lebensbezügen in ihrer jeweiligen Herkunftskultur. Zum Beispiel arbeitete die erste Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner als Gouvernante und Schriftstellerin, Jane Addams war Soziologin und Betty Williams jobbte vor ihrer politischen Friedensarbeit als Kellnerin und Sekretärin.

Da sich die weiblichen Laureates von der ersten Preisträgerin 1905 bis

zu den letzten Preisträgerinnen 2011 über fast die ganzen 114 Jahre Friedensnobelpreis verteilen, eröffnet der Einblick in ihre Biographie gleichzeitig einen Eindruck ihres gesellschaftlichen Umfelds. Ein weiterer Grund, den Fokus der Ausstellung auf die Preisträgerinnen zu legen, ist mit der 100. Wiederkehr des Todestages von Bertha von Suttner am 21. Juni 2014 gegeben. Bertha von Suttner ist nicht nur die erst Preisträgerin sondern gilt auch als Ideengeberin für diese Kategorie der Nobelpreise.

Aktualität erhält die Fokussierung auf die Friedensnobelpreisträgerin-

nen hauptsächlich aus zwei Gründen: In der deutschen Öffentlichkeit wird in regelmäßigen Abständen die Frage nach weiblichen Führungskräften laut. Im ersten Halbjahr 2014 flammte die Diskussion um eine Frauenquote für die Führungsetagen der deutschen Wirtschaft wieder auf: »Die Bundesregierung

34  Vgl. Internetquelle 8: http://www.zeit.de/karriere/2014-06/ kommentar-frauenquote-gesetzesentwurf-spd, 25.06.2014


28 l 29

hat sich viel vorgenommen. Ab 2016 soll der Frauenanteil in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen mindestens 30 Prozent betragen und im öffentlichen Dienst sollen 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt werden« 34 schreibt Tina Groll in der ZEIT am 23.06.14.

In seinem Kommentar in der Frankfurter Rundschau zu vorerst letzten

Auszeichnung von Frauen mit dem Friedensnobelpreis 2011 zitiert Marc Engelhart Cate Buchanan (zur Zeit des Interviews ist sie Mitarbeiterin des Genfer Zentrums für Humanitären Dialog, ZHD): »Frauen, da ist Buchanan sich sicher, sind die besseren Friedensstifter. ›Frauen hören eher zu anstatt zu reden, und viele von ihnen erwarten auch nicht, durch Friedensgespräche Macht oder eine politisch einflussreiche Position zu bekommen‹. Was klingt wie eine Reihe von Klischees, ist das Ergebnis von dutzenden Konfliktvermittlungen, die das Zentrum erfolgreich begleitet hat. […] Ungeachtet ihrer Qualitäten sind Frauen an der Lösung von Konflikten bis heute kaum beteiligt. […] ›Viele Männer werden nicht wegen ihrer Qualifikation, sondern vor allem wegen ihrer früheren Posten, etwa als Außenminister oder Regierungschef, ausgewählt‹, meint Buchanan. Die Benachteiligung von Frauen in den meisten Nationalstaaten setzt sich so auf der supranationalen Ebene fort.« 35

Durch eine Ausstellung über Frauen, die auf politischer Ebene ange-

messen und effektiv agieren, werden Identifikationsmuster weitergegeben und regen zur Nachahmung an.

35  Vgl. Internetquelle 9: http://www.fr-online.de/politik/friedensnobelpreis-frauenfuer-den-frieden,1472596,11286378.html, 19.06.2014


3 Friedensnobelpreis 3.2

Steckbrief von Bertha von Suttner (beispielhaft)

Bertha von Suttner Friedensnobelpreis 1905 1843 – 1914 / Österreich, Prag (heute Tschechien) / Schriftstellerin 100. Todestag am 21. Juni 2014 Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, stammte aus einer böhmischen Adelsfamilie. Aufgrund der Spielsucht ihrer Mutter verarmte die Familie nach dem Tod ihres Vaters. Daher musste die 30jährige Bertha ihren Lebensunterhalt als Gouvernante bei den Suttners verdienen. Bertha verliebte sich in den um sieben Jahre jüngeren Sohn Arthur des Hauses. Daraufhin wurde sie von den Suttners entlassen und als Sekretärin an Alfred Nobel nach Paris vermittelt. In den acht Tagen in Paris entwickelte sich ihre lebenslange Freundschaft zu Nobel. Zurück in Wien, heiratete Bertha heimlich Arthur von Suttner. Von seiner Familie geächtet, floh das Paar für neun Jahre in den Kaukasus. Dort lebten sie vom kärglichen Erlös ihrer schriftstellerischen Tätigkeit.

Angeregt durch Gespräche mit Nobel, der glaubte, durch die Produktion

verheerender Sprengstoffe Kriege unmöglich zu machen, beschäftigte sich Bertha mit der Frage von Krieg und Frieden. 1889 veröffentlichte Bertha von Suttner ihren Antikriegsroman »Die Waffen nieder«. In der Folge wurde Bertha von Suttner zur wichtigsten Aktivistin der damaligen Friedensbewegung. Gleichzeitig sah sie sich vielen Anfeindungen ausgesetzt, denn ihre Tätigkeit wurde als unweiblich kritisiert. In deutschnationalen Kreise nannte man sie abschätzig »Die Friedensbertha«.

Die Suttner war allerdings von ihrer Friedensmission so erfüllt, dass

sie sich nicht von ihrem gefundenen Weg abbringen ließ. Sie nahm an internationalen Kongressen teil und beteiligte sich 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz. Zusätzlich warb Bertha auf Vortragsreisen durch Europa und die USA für Abrüstung und die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte. Sie hoffte, kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können. Bertha von Suttner erlebte ihre größte Niederlage nicht mehr, da sie einige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs starb. – 1905 erhielt sie aufgrund ihres Romas »Die Waffen nieder« als erste Frau den Friedensnobelpreis. 36

36  Vgl. Internetquelle 10: http://www.fembio.org, 11.03.2014 37  Vgl. Internetquelle 11: http://www.smalltraditions.vom/ItemImages/000010/10011a_lg.jpeg, 29.06.2014


30 l 31

Abbildung 1: Bertha von Suttner 37


4 Konzept und Gewerke

Die Sonderausstellung »Wenn der Frieden seine Kreise zieht …« zeigt, wie im Alltag von Frauen politische Friedensarbeit Gestalt annehmen kann. Der Friedensnobelpreis würdigt die Entwicklung der jeweiligen Preisträgerin als vorbildhaft. Um den Zusammenhang zwischen einem alternativen Handeln in Konfliktsituationen und dem diesem Handeln zugrundeliegenden Wertedenken aufzeigen zu können, setzt sich die Sonderausstellung auch mit den Fragen auseinander, was unter Frieden im Gegensatz zur Gewalt verstanden wird. Die Ausstellung bettet die Präsentation Friedensnobelpreisträgerinnen in eine knappe Darstellung der Historie des Nobelpreises ein. Innerhalb dieser skizzenhaften Zusammenstellung wird eine thematische Umschau inszeniert, die mit biografischen Schlaglichtern die Perspektive auf soziale, politische sowie persönliche Aspekte der politischen Friedensarbeit lenken will.


4 Konzepte und Gewerke 4.1 Strategie

Das Ausstellungskonzept bezieht sich nicht allein auf die politische Bildung der Besucher sondern spricht auch persönliche Fragen an. Denn sieht man die Friedensfrage als Teil der umfassenderen Frage nach Identität und Lifestyle, muss sie von einem Gutteil der Menschen in der westlichen Welt selbst beantwortet werden: Was sind meine Werte? Was meine Bedürfnisse und Interessen und wie kann ich mir diese erfüllen? Um sich im Leben zu orientieren, brauchen Menschen identitätsstiftende Vorbilder. In Deutschland ist unter anderem das Kultusministerium für die Weitergabe gesamtgesellschaftlicher Werte verantwortlich. Eine bevorzugte Form zur Erfüllung dieser Aufgabe sind Ausstellungen. Beispielsweise unterliegen Museumshäuser den Vorgaben eines ausdrücklichen Bildungsauftrages. Museen »verfügen zur Erfüllung ihres Bildungsauftrags über eine besondere Fähigkeit – über Wahrnehmung von Dingen Wissen zu vermitteln.« 38

Gisela Staupe, die derzeit stellvertretende Direktorin des für seine her-

vorragenden Ausstellungen zu kulturellen und gesellschaftlichen Grundsatzthemen bekannten Deutschen Hygienemuseums in Dresden, sieht in Museen unter anderem Orte gesellschaftlicher Selbstreflexion, Orte der Aneignung von Wissen und kulturellen Bildung sowie Laboratorien, in denen Menschen unvergessliche und subjektive Entdeckungen machen können. 39

Die Gedanken von Gisela Staupe liegen meiner Entscheidung für eine

Ausstellungskonzeption zur gesellschaftlichen Vermittlung von Vorbildern zugrunde. Die Erkenntnisse zur Ausstellungsdramaturgie sind der Literatur entnommen oder stammen aus dem eigenen Erfahrungsschatz jahrelanger Ausstellungsbesuche.

Die Wissensvermittlung erfolgt über drei Ebenen. Atmosphäre und

Raumwahrnehmung der Ausstellungsarchitektur bilden die erste Ebene. Die zweite Ebene vermittelt Erkenntnisse über die Schautafeln der Friedensnobelpreisträgerinnen. Denkt man über den Umfang der vorliegenden Bachelor-Thesis hinaus, könnte ein digitales Info-Terminal in das politische Lebensumfeld der Laureates einführen.

38  Staupe, G., Museen – Orte des Sehens und des Lernens, der Muße und der Bildung. In: Staupe, G. (Hg.): Das Museum als Lern- und Erfahrungsraum, S. 7 39  Vgl. Staupe, G., Museen – Orte des Sehens und des Lernens, der Muße und der Bildung. In: Staupe, G. (Hg.): Das Museum als Lern- und Erfahrungsraum, S. 7-12

32 l 33



4 Konzepte und Gewerke 4.1.1 Zielgruppe

Getreu dem EKS-Statement (Engpasskonzentrierte Strategie): »Konzentration bannt Verzettelung« 40 richtet die Ausstellung ihren Fokus auf einer SpecialInterest-Besuchergruppe. Es ist »erfolgreicher, sich auf eine klar definierte Zielgruppe mit gleichen Engpässen zu konzentrieren, selbst wenn man über ein Produkt verfügt, das im Grunde jedem Menschen einen hohen Nutzen bieten kann.« 41 Der Nutzen der Ausstellung liegt im tieferen Verständnis des Zusammenhangs von Interesse, Wert und Motivation im Rahmen politischer Friedensarbeit. Das ermöglicht ganz allgemein ein selbstbestimmtes Handeln innerhalb des gesellschaftlichen Rahmens.

Nun gehört das Format der Ausstellung zur Hochkultur und schreckt

allein schon deshalb viele Menschen vor einem Besuch ab. Birgit Mandel (Prof. für Kulturmanagement in Hildesheim) weiß, »unabhängig vom Alter sind interdisziplinäre, Eventorientierte Veranstaltungsformen, bei denen Geselligkeit und Kommunikation wichtiger Bestandteil sind, am beliebtesten«. 42

Mandel betont, dass das Bedürfnis nach sozialem Zusammensein

unabhängig vom Bildungsgrad als Motiv und Wunsch bei einem Kulturbesuch im Vordergrund stehen. Dennoch fiel die Entscheidung auf eine Szenografie und Wissensvermittlung, »die sich dem Besucher in dem Maße erschließt, wie er ihn [Ort] in Muße erkundet«. 43 Kommuniziert wird in dieser Ausstellungskonzeption hauptsächlich mit dem »Gegenstand«. In Abgrenzung zu den Lindauer »Friedensräumen«, welche im Spiel und in der Begegnung für Frieden sensibilisieren, 44 erfolgt die Vermittlung kognitiv und fallweiser Zuhilfenahme des auditiven und visuellen Kanals. Für ästhetisch empfängliche Besucher kann die Architektur mit ihren Durchblicken und unterschiedlichen Raumwirkungen den Mangel an Erlebnis-Aktionen kompensieren. Aus diesen Gründen fokussiert die Ausstellungskonzeption von vorn herein eine sehr kleine Zielgruppe: Menschen, die politisch interessiert, möglicherweisge sogar politisch organisiert sind, oder dieses vorhaben sowie Menschen, die auf der Suche nach Identifikationsfiguren sind. Ebenfalls richtet sich die Ausstellung an Schulklassen, engagierte Jugendliche bis hin zu Frauenorganisationen oder Multiplikatoren in sozial-politischen Einrichtungen für einen Bildungsausflug. Das Ausstellungskonzept weiß, aufgrund des Inhalts, um ihr geringes Marktpotential und möchte über die einzigartige Architektur ihre Attraktivität erhöhen und dadurch gezielt um Ästheten werben. 40  Friederich, K. / Malik, F. / Seiwert, L. (Hg.): Das große 1x1 der Erfolgsstrategie. EKS® – Die Strategie für die neue Wirtschaft, S. 121 41  Vgl. Friederich, K. / Malik, F. / Seiwert, L. (Hg.): Das große 1x1 der Erfolgsstrategie. EKS® – Die Strategie für die neue Wirtschaft, S. 121 42  Mandel, B.: PR für Kunst und Kultur, S. 32 43  Fehr, M., Museum und Ausstellung. In: Kliger, G. (Hg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen V, S. 84 44  Vgl. Internetquelle 12: http://www.friedens-raeume.de/, 11.03.2014

34 l 35


4 Konzepte und Gewerke 4.1.2 Kreative Leitidee und zentrales Leitmotiv

Abbildung 2: Olympische Ringe46

Kreative Leitidee Aufgrund ihrer atmosphärischen und konzentrierten Art der Wissensvermittlung ist die Ausstellung »Wenn der Frieden seine Kreise zieht … – 15 Friedensnobelpreisträgerinnen« ein natürlicher Ort, um bei sozial-politisch Interessierten Begeisterung für die vorgestellten Persönlichkeiten und ihre Leistung auf internationaler Ebene zu wecken. Zentrales Leitmotiv In Anlehnung an die fünf olympischen Ringe stellt die Kreisform das zentrale Motiv dar. Fünf Kreisraster bilden die Fläche für den Ausstellungsraum.

Ein Artikel des Svenska Dagbladet vom 4. Januar 1897 zum Testament

von Alfred Nobel formuliert: »Die jährlich wiederkehrenden Wettkämpfe um Alfred Nobels Preis werden eine Art jährlich wiederkehrende, dem kulturell hohen Stand unseres Jahrhunderts vollkommen würdige olympische Spiele werden, die in sich das Äußerste menschlicher Produktion im Geiste sammeln werden, und wo der goldene Kranz jedes glücklichen Siegers weit hinaus in die zivilisierte Welt strahlen wird.« 45

Der positiv definierte Frieden ist geschlossen im Sinne von eindeutig.

Der real erreichbare Frieden, für den die Friedensaktivisten kämpfen ist durch Kompromisslösungen »gebrochen«. Kreissegmente strukturieren Raum. Eröffnen Durchblicke und geben eine dynamische Atmosphäre. Der Kreis bestimmt über die Architektur hinaus die Gestaltung. Daher speigelt er sich auch in der grafischen Umsetzung wider. Heir meist perspektivisch als Elipse. – Selbst der Ausstellungstitel verwendet die Kreismetapher: »Wenn der Frieden seine Kreise zieht … «. Der Titel lässt erahnen, dass der Kreis irgendwo einbricht, durchbricht und Spuren hinterlässt. Auch hier ist der Kreis in Bewegung und reflektiert das dynamische des Friedensbegriffs und der Architektur.

45  Vgl. Internetquelle 3: http://www.nobelprize.org 46  Vgl. Internetquelle 13: http://de.wikipedia.org


36 l 37

Originalmaße

ø 0,6  m

Abbildung 3: Kreisgitter des Grundrisses

ø 10 m


4 Konzepte und Gewerke 4.2 Umsetzungsmethode

Die hauptsächliche Umsetzung erfolgt über ein Arbeitsraster sowohl als Netz für die Fläche als auch als Gitter für den Raum. »Das Raster ist ein ordnungsbestimmendes Element, ein regelrechte Innengliederung einer Bezugsfläche«. 47 Die Gestaltung beruht auf der Basis zwei verschiedener Raster: dem semiregulären Kreisnetz (Architektur und Schmuckelemente) und einem Quadratnetz (Schautafeln der Ausstellung). Semireguläre Netze »bestehen aus mindestens zwei verschiedenen Formen, die alle regemäßige Vielecke sind. Es gibt insgesamt acht halbreguläre Netze«. 48 Dahingegen lassen sich regelmäßige Raster mit einem »Hilfsliniensystem« 49 vergleichen.

Bestimmende Teiler sind die Zahlen drei und fünf. Fünfzehn Frauen,

die aus fünf Kontinenten stammen, fünf Ausstellungsmodule, fünfzehn Ausstellungswände, die je in ein Quadratnetz aus 3 x 5 Quadraten unterteilt sind und fünf Kapitel der Bachelor-Thesis selbst.

47  Studienheft Nr. 258, Grundlagen Grafik 2 D, S. 22 48  Studienheft Nr. 258, Grundlagen Grafik 2 D, S. 24 49  Vgl. Studienheft Nr. 258, Grundlagen Grafik 2 D, S. 23


4 Konzepte und Gewerke 4.2.1 Ausstellungsarchitektur

Die Architektur der Sonderausstellung unterliegt dem Ziel, auf atmosphärische Art und Weise »Frieden« für den Besucher erllebbar zu machen. Die Ausstellungsarchitektur baut sich auf fünf modularen, runden Raumfeldern auf.

»Der Raum gilt in der Definition zunächst als Abgrenzung zur Fläche.

Die Elemente, Punkt, Linie, Fläche, Stab, Gitter und Körper erzeugen diesen Raum. Der Raum selbst ist also nicht losgelöst von den Elementen, vielmehr ist der Einsatz der Elemente die Erzeugung von Raum. Raum kann einerseits als klar definierter, geometrisch konstruierter und auf Koordinaten bezogener Raum wahrgenommen werden, andererseits auch als Raumfeld durch die in ihm gebauten Elemente.« 50

Die fünf raumgebenden Kreismodule stehen auf einem farbigen

Boden. Dieser grenzt die Ausstellung vom umgebenden Raum, beispielsweise einer Mehrzweckhalle, einer leerstehenden Industriehalle oder eines großen Münchner Festzeltes ab. So entsteht für eine direkte Wechselwirkung zwischen dem Lebensraum und dem Ausstellungsraum. Dadurch wird die Ausstellung für den Besucher zum umfassenden Erfahrungs- und Erlebnisraum.

Die fünf Kreismodule, die den Boden der Ausstellung bilden, durch-

dringen sich gegenseitig. Jedes Kreismodul wird durch ein Kreisgitter unterteilt: das Kreiszentrum ist eine runde Sitzbank, dan fogen im Wechsel drei Wege (1,5 m Breite) und drei Stellflächen (0,4 m Breite). Durch Transformation und Extrusion der Wege oder Stellflächen entsteht Volumensegmente. »Das Drehen der Volumensegmente ermöglicht einen Wechsel der Positionen. Die zentrifugal variierten Stellungen der Radien lassen verschieden gerichtete, von hermetisch geschlossenen bis zu weiten, konkav schwingenden Räume zu.« 51 Die Volumensegmente erzeugen ein dynamisches Raumgefüge. Sie machen sozusagen den »dynamischen Friedensbegriff« der Friedensforschung erlebbar. Aufgrund der Anordnung der Volumensegmente wird der Besucher von einem moduleren Raum in den nächsten geleitet. Die Segmente sind in ihrer Höhe unterschiedlich oder abfallend. Dadurch entstehen für den Besucher spannende Durchblicke und je nach Standpunkt neue räumliche Einblicke.

50  Studienheft Nr. 259, Grundlagen Grafik 3 D, S. 92 51  Knauer, R.: Transformation, Basis 02/04, S. 137

38 l 39


4 Konzepte und Gewerke 4.2.1 Ausstellungsarchitektur

Zentrum des ersten Moduls ist ein Zylinder: die Film-Tonne (12 m Duchmesser

und 4 m Höhe). Um die Film-Tonne biegt sich die erste Wand. Sie ist im Volumen weniger als die Tonne und leitet den Besucher zuerst in die Film-Tonne und dann aus der Tonne in den zweiten Raum. Der dritte und äußere Ring nimmt im Volumen weiter ab und grenzt als Mauer die Film-Tonne deutlich von der Umgebung ab. Durch die vier Meter hohen Außenwände entsteht eine konzentrierte Atmosphäre im Inneren des Moduls, die Ruhe vermittelt und dem Besucher beim Ankommen in der Ausstellung hilft. Das zweite Modul kennzeichnet eine dynamische Verspieltheit der einzelnen Volumensegmente. Die Segmente verlieren von außen nach innen an Höhe. Ist die äußere Wand etwa vier Meter hoch, bietet der zentrale Zylinder (0,46 m) eine bequeme Sitzmöglichkeit. Die Kreissegmente zwischen Zentrum und Außenabgrenzung bieten Vitrinen (0,4 m Tiefe 0,9 m Höhe) eine Auslagenfläche für Exponate. Die unterschiedlichen Segmenthöhen und Bullaugen öffnen die Architektur und geben unterschiedliche Perspektiven frei.

Die Stellwände gliedern die Innenräume der Kreismodule drei bis fünf und

stellen die Nobelpreisträgerinnen vor. Ein gedrehtes Kreissegment bildet ein Dach, das den imaginären Raum-Zylinder von oben durchdringt. Ebenso durchdringt ein Kreissegment die Film-Tonne im ersten Modul. Beide gedrehten Kreissegmente übernehmend die Funktion eines Segels und grenzen den imaginären Raum teilweise nach oben ab. Gestalterisch liegen den Segeln eine skulpturale Flächenstruktur zugrunde. Sie symbolisiert stilisierte Blüten. Die je fünf Blütenblätter basieren auf Kreissegmenten. Die Blüten schälen sich prozesshaft aus der Fläche heraus und lösen sich auf. Das skulpturale Segel transportiert Bewegung und Dynamik.

Extrusion bezeichnet in der Geometrie eine Dimensionserhöhung eines Elementes durch Parallelverschieben im Raum. 49 Abbildung 4: Extrusion 52

52  Vgl. Internetquelle 14: http://de.wikipedia.org


40 l 41

Wände Schautafeln und Vitrienen »Segel«

Ausgang der Ausstellung

Shop und Katalogauslagen

Eingang der Ausstellung

Abbildung 5: Grundriss der Ausstellung (Draufsicht)

Zugang von Haupteingang, Garderobe und Kasse


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

Schrift Die JAF Bernina Sans wurde 2012 veröffentlicht und stammt aus der Familie der JAF Bernini Sans von Tim Ahrens und Shoko Mugikura. Die JAF Bernina Sans gilt in Fachkreisen als informelle Form der fein Ausgewogenen JAF Bernino Sans. Beide kennzeichnen offene Formen und verleihen dem Text ein individuelles Erscheinungsbild. Die JAF Bernina Sans bietet alternativer Formen, wie runde Punke und das zweistöckige »g«.

Gerade die runden Punkte und die Offenheit des Schriftbildes ergänzen das Architektur-

konzept und das Leitmotiv (Kreisform). Daher wird die minimalistische Minuskel »l«, die der guten Lesbarkeit weniger entgegenkommt, in Kauf genommen.

Die Schrift wurde für Copytexte und als Display-Schrift entworfen. Die Vielseitigkeit, die

umfassenden diakritischen Zeichen und die eigenwillige und dennoch unaufdringliche Anmutung machen die Schrift zusätzlich für die Ausstellung interessant.

Die Anordnung der Typografie spiegelt den dynamischen Moment der Architektur

wider. So stehen die Zeilen der Headlines im Flattersatz. Die Hierarchisierung erfolgt über die Verwendung desMajuskelsatzes und über unterschiedlichen Schriftschnitte.

Bernino Sans

Bernina Sans

Bernino Sans

Bernina Sans

Grafische Blume und Blumengitter Aus der Basisform Kreis entsteht durch Drehung und Spiegelung wird zuerst ein Figurenverband und dann ein Flchennetz. Die entstandene einzelne Figur erinnert an eine naiv gezeichnete Blüte erinnert. Das Blumenmotiv findet seine Begründung in dem bekannten Antikriegssong »Sag mir, wo die Blumen blühen« (siehe Anhang) aus dem Zweiten Weltkrieg. Marlene Dietrich sang die Strophen in deutscher und französischer Sprache.

Abbildung 6: Schaubild Figurenverband und Flächennetz


42 l 43

Farbkonzept Die Farbwelt der Ausstellung greift das Blumenmotiv auf und entnimmt die Grundtöne Blütenblättern. Das Farbkonzept basiert auf einem Helligkeitskontrast: Die gesättigten Farben rosa, gelbgrün, grün, blaugrün und blauviolett werden von deren ungestättigten Farbtönen ergänzt. In der Funktion eines Leitsystems, grenzen die Farben die einzelnen Räume der Ausstellung voneinander ab.

Abbildung 7: Fotografien: Blütensequenz

C 0 % M 60 % Y 40 % K 0 %

C 10 % M 5 % Y 90 % K 0 %

Je Ton + 20 % K

Abbildung 8: Farbtafeln

C 50 % M 0 % Y 100 % K 0 %

C 75 % M 5 % Y 15 % K 0 %

C 75 % M 60 % Y 5 % K 0 %


Bertha von Suttner

Jane Addams

Emily Greene Balch

Betty Williams

Mairead Corrigan

Mutter Teresa

Alva Myrdal

Aung San Suu Kyi

Rigoberta MenchĂş

Jody Williams

Shirin Ebadi

Wangari Maathai

Ellen Johnson Sirleaf

Leymah Gbowee

Tawakkol Karman

Abbildung 9: Schautafel der 15 Ikons


44 l 45

4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

Bildkonzept Die Friedensnobelpreisträgerinnen werden über zwei Bildwelten vermittelt: kleine Ikons und eingefärbte Duplex-Fotografien. Die Ikons provozieren Assoziationen mit bekannten Gegenständen aus dem Alltag der Friedensnobelpreisträgerinnen (bspw. gründete Wangari Maathai 1977 das Aufforstungsprojekt »Green Belt Movement«. Die bildliche Metapher ist folgenrichtig ein Gürtel. In der Darstellung ist der Gürtel zu einem Kreis geformt und bewahrt dadurch die Kongruenz zum Kreis als Leitmotiv). In jedem Ikon steckt als Ausgangsform mindestens ein Zylinder. Die Darstellung der Ikons ist linear und in naiver Anmutung. Die bildlichen Metaphern abstrahieren bekannte Gegenstände (bspw. Gürtel, Brille und Teller) und schaffen so einen Bezug zur eigenen Lebenswelt: Bekanntes kann sich der Besucher leichter merken.

Formal schaffen die fünfzehn Ikons eine selbstständige und zusammenhängende Bild-

serie: Die Ikons lassen sich sowohl auf den Präsentationswänden der Ausstellung als auch auf Flyer, Website, Fahnen oder Plakate anwenden. Die Kreisform kann sich schlüssig durch das gesamte Erscheinungsbild ziehen und garantiert so einen hohen Wiedererkennungswert und eine prägnante Einzigartigkeit gegenüber Wettbewerbern.

Parallel zu den Ikons werden die Preisträgerinnen über Duplex-Bilder dargestellt.

Diese Darstellungsform schafft gleichzeitig Nähe, Distanz und Einheitlichkeit gegenüber den Betrachter. Nähe zum Betrachter entsteht durch das fotografische Portät. Distanz wird über die stark abstrahierende Duplex-Methode erreicht. Fotorealistische Darstellungen wirken auf den Betrachter lebendiger und lebensnaher. Über die Methode wird auch eine Einheitlichkeit erreicht, die die unterschiedlichen Bildqualitäten kompensiert.

Drittes Kreismodul, grün

Abbildung 10: Porträt-Medaillons

Viertes Kreismodul, gelbgrün

Fünftes Kreismodul, rosa


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

Die Schautafeln Die Präsentationswände gliedern die Innenräume der Module drei bis fünf. Sie geben in knapper Ausführung neben den biografischen Lebensdaten auch die Lebensaufgabe der Frauen weiter. Auf diese Weise transportieren die Schautafeln Vorbilder in Denk- und Handelsalternativen.

Formal basieren die Schautafeln auf einem quadratischen Gestaltungsraster.

Die inhaltliche Information wird auf einer Fläche von 3x5 Quadraten dargestellt. Ein Quadrat hat die Seitenmaße von 0,6 x 0,6 m. Unabhängig vom Stand im Ausstellungsraum haben die Schautafeln die gleiche Größe: Denn unter den Friedensnobelpreisträgerinnen soll keine Hierachie über den Raum entstehen. In der Kommunikation sind alle gleichgestellt.

Das Farbkonzept der Schautafeln funktioniert als Leitkonzept durch die Räume, die

Farbikeit der Typografie entspricht der zugewiesenen Raumfarbe und der Gliederung der textlichen Information. Der Fond ist ein gebrochenes, warmes Weiß. Die Gundtönung vermittelt Leichtigkeit, Offenheit und Helligkeit. Eigenschaften, die mit dem Frieden assoziiert werden. Die groß gesetzten Namen und das Jahr der Verleihung des Friedensnobelpreis geben dem Besucher zusätzlich Orientierung. Ihm steht es frei, ob er sich chronologisch über die Preisträgerinnen informieren möchte oder nicht. – Jede Schautafel ist auch für sich abgeschlossen und kann für sich alleine stehen. Das gilt auch für die Jahre 1976 und 2011. 1976 bekamen zwei Frauen für ihre gemeinsame Friedensarbeit in Nordirland den Preis. Die Ikons auf den Schautaflen sind daher die gleichen, die Information bezieht sich aber jeweils speziell auf die Person.

2011 teilten sich drei Frauen für ihren Einsatz um Frauen- und Menschenrechte

in unterschiedlichen Ländern den Preis. Daher zeigt das Ikon immer eine typische Kopfbedeckung, aber jeweils abgestimmt auf die Frau und deren Land.


3,0 m Höhe

46 l 47

3,0 m Breite

Modul

0,6  m Breite

Abbildung 11: Das Raster der Schautafeln ist ein reguläres Quadratnetz

0,6  m Höhe

Die roten Linien begrenzen den Satzspiegel des Rasters.


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 1905 Pazifistin und Schriftstllerin

BERtha vON SuttNER

1843 – 1914 / Österreich, Prag (heute Tschechien) 100. Todestag am 21. Juni 2014 Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, stammte aus einer böhmischen Adelsfamilie. Aufgrund der Spielsucht ihrer Mutter verarmte die Familie nach dem Tod ihres Vaters. Daher musste die 30jährige Bertha ihren Lebensunterhalt als Gouvernante bei den Suttners verdienen. Bertha verliebte sich in den um sieben Jahre jüngeren Sohn Arthur des Hauses. Daraufhin wurde sie von den Suttners entlassen und als Sekretärin an Alfred Nobel nach Paris vermittelt. In den acht Tagen in Paris entwickelte sich ihre lebenslange Freundschaft zu Nobel. Zurück in Wien, heiratete Bertha heimlich Arthur von Suttner. Von seiner Familie geächtet, floh das Paar für neun Jahre in den Kaukasus. Dort lebten sie vom kärglichen Erlös ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Angeregt durch Gespräche mit Nobel, der glaubte, durch die Produktion verheerender Sprengstoffe Kriege unmöglich zu machen, beschäftigte sich Bertha mit der Frage von Krieg und Frieden. 1889 veröffentlichte Bertha von Suttner ihren Antikriegsroman »Die Waffen nieder«. In der Folge wurde Bertha von Suttner zur wichtigsten Aktivistin der damaligen Friedensbewegung. Gleichzeitig sah sie sich vielen Anfeindungen ausgesetzt, denn ihre Tätigkeit wurde als unweiblich kritisiert. In deutschnationalen Kreise nannte man sie abschätzig »Die Friedensbertha«. Die Suttner war allerdings von ihrer Friedensmission so erfüllt, dass sie sich nicht von ihrem gefundenen Weg abbringen ließ. Sie nahm an internationalen Kongressen teil und beteiligte sich 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz. Zusätzlich warb Bertha auf Vortragsreisen durch Europa und die USA für Abrüstung und die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte. Sie hoffte, kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können. Bertha von Suttner erlebte ihre größte Niederlage nicht mehr, da sie einige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs starb. – 1905 erhielt sie aufgrund ihres Romas »Die Waffen nieder« als erste Frau den Friedensnobelpreis.

Abbildung 12: Schautafel: Bertha von Suttner


48 l 49

FRIEDENSNOBELPREIS 1931 Sozialreformerin, USA

JaNE aDDamS

1860 – 1935 / Chicago, USA Geboren wird Jane Addams in eine kinder-

Eine zweite Europareise, die sie mit ihrer

Neben der Leitung des Hull Houses, die sie

reiche Familie. Ihr Vater John H. Addams

Freundin Ellen Starr unternimmt, bringt

bis zum Ende ihres Lebens innehat, setzt

verdient den Lebensunterhalt in einer

den eigentlichen Anstoß und verändert

sich Jane konsequent für die internationa-

Familie als Senator. Aufgrund ihrer allge-

damit ihr Leben von Grund auf. In London

le Friedensbewegung ein und beschäftigt

mein schwachen Konstitution muss sie ihr

besuchen die beiden das erste Haus der

sich eingehend mit der Frage der Frauen-

begonnenes Medizinstudium abbrechen.

Settlement-Bewegung,

rechte und des Frauenwahlrechts.

Nach einer Europareise verschlechtert sich

House. Hier sieht Addams ihre Ideen

ihr Gesundheitszustand. Dennoch sucht

eins zu eins verwirklicht. Wieder zu Hau-

Ihre Stunde als Friedensaktivistin schlägt

Jane Addams nach Wegen, ihre gesell-

se gründet sie mit Ellen Starr in einem

mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

schaftlichen Ideale umzusetzen.

Elendsviertel 1889 das Hull House. Neben

Wegen ihrer flammenden Appelle gegen

dem

hier

den Eintritt der USA in den Krieg wird

Emigranten, Arbeitslosen und Frauen Hilfe

sie öffentlich angefeindet. Das tut ihrem

zur Selbsthilfe. Der besondere Kern der

Einsatz für den Frieden jedoch keinen Ab-

Einrichtung liegt in der Idee der »friendly

bruch. So nimmt sie 1915 den Vorsitz der

visitors«. Menschen aus dem Bildungs-

neu gegründeten Women’s Peace Party

milieu kommen in das Haus und lernen

und übernimmt die Leitung der Frauen-

durch den Kontakt die Probleme anderer

konferenz in Den Haag. – wird 1931 für

kennen. Im Gegenzug hierzu bieten diese

ihr umfassendes sozial- und friedenspoli-

den Bedürftigen Sprach- oder Musikunter-

tisches Engagement (u. a. Mitbegründerin

richt an. Jane Addams möchte mit diesem

der Nationall Foundation of Settlement an

Konzept beweisen, dass Armut keine Frage

Neighborhood Centers, der American Civil

persönlicher Schwächen ist, sondern das

Liberties Union, Präsidentin der Women›s

Ergebnis gesellschaftlicher Verhältnisse,

International League for Peace and Free-

die man ändern kann.

dom). Sie stirbt 1935 an den Folgen einer

das

Großstadtproletariat

Toynbee

finden

Krebsoperation.

Abbildung 13: Schautafel: Jane Addams


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 1976 Einsatz für Frieden im Nordirland-Konflikt

BEtty WILLIamS

Den Auslöser für ihr politisches Engage-

Wenige Tage nach der Beerdigung der drei

Betty Williams wuchs in einfachen Belfas-

ment bildete ein Ereigniss am 10. August

Kinder formulierte Betty mit Mairead Cor-

ter Verhältnissen auf. Ihr protestantischer

1976: zwei IRA-Aktivisten wurden von

rigan und Ciaran McKeown die Declaration

Vater arbeitete in einer Metzgerei, ihre ka-

britischen Soldaten angegriffen: der Fah-

of Peace People:

tholischen Mutter kümmerte sich um den

rer wurde am Steuer erschossen und sein

• Wir wollen leben, lieben und eine gerechte

Haushalt. Nach dem Abitur absolvierte sie

Begleiter schwer verletzt. Das herrenlose

Kurse an einer Handelsschule. Vor ihrem

Auto erfasste eine Frau ihr Baby und ihre

politischen Engagement arbeitete Wil-

zwei

liams werktags als Sekretärin und jobbte

starben und die Mutter überlebte schwer

am Wochenende als Kellnerin. 1961 heira-

verletzt.

*1943 / Belfast, Nordirland

kleinen Kinder. Alle drei Kinder

und friedliche Gesellschaft aufbauen. • Wir wollen für unsere Kinder, ebenso wie für uns selbst, ein Leben voller Frieden. • Wir erkennen an, dass der Aufbau eines solchen Lebens uns Mut abverlangt.

tete sie den protestantischen Schiffsin-

• Wir erkennen an, dass es viele Probleme in

genieur Ralph Williams. Sie ist Mutter von

Betty Williams war Augenzeugin. Tief ge-

Sohn Paul und Tochter Deborah.

schockt fasste sie den Entschluss, etwas gegen die alltägliche Gewalt des nordirischen

Bürgerkriegs

zu

unternehmen.

Sie begann ihre Nachbarn aufzurütteln.

unserer Gesellschaft gibt, die Quellen von Konflikten und Gewalt sind. • Wir erkennen an, dass jede Kugel, die abgefeuert wird, und jede explodierende Bombe diese Arbeit schwieriger macht.

Nachdem die Medien zeitnah über ihr

• Wir lehnen die Bombe und alle Gewalt ab.

Engagement berichteten, wuchs innerhalb

• Wir arbeiten mit unseren Nachbarn am

kürzester Zeit die Unterstützung aus der

Aufbau dieser friedlichen Gesellschaft.

Bevölkerung. In ganz Großbritanien und Nordirland gab es Friedensdemonstrati-

1977 wurden beide Frauen für die Gründung

onen mit etwa einer halben Million Men-

der nordirischen Organisation »Community of

schen. In Mairead Corrigan, die Tante der

Peace People«, rückwirkend mit dem Friedens-

drei getöteten Kinder, und der Journalist

nobelpreis für 1976 ausgezeichnet (1976 war

Ciaran McKeown, fand Williams tatkräf-

der Preis zunächst nicht vergeben worden).

tige Mitstreiter.

Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 hielt sie an der Universität von Miami eine Vorlesung, in der sie ausführlich darlegte, dass ein nachhaltiger Kampf gegen den Terrorismus nur mit friedlichen Mitteln erfolgreich geführt werden kann.

Abbildung 14: Schautafel: Betty Williams


50 l 51

FRIEDENSNOBELPREIS 1976 Einsatz für Frieden im Nordirland-Konflikt

MaIREaD CORRIgaN

*1944 / Belfast, Nordirland Mairead Corrigan wuchs in einfachen katholischen Verhältnissen in Belfast auf. Ihr Vater arbeitete als Fensterputzer, ihre Mutter kümmerte sich um sie und ihre sechs Geschwister. Mairead arbeitete ab den 70ern als Chefsekretärin in einem Brauereiunternehmen. Mairead engagierte sich schon intensiv gesellschaftlich vor der Gründung der »Community of Peace People« (siehe Betty Williams). Sie ist seit ihrer Jugend aktives Mitglied der katholischen Laienorganisation Legio Mariae, die hauptsächlich Jugend- und Randgruppenarbeit leistet. Auch für Corrigan wurde der 10. August zum Schicksalstag. Sie war zum Zeitpunkt der Ereignisse auf dem Rückweg aus ihrem Urlaub und hörte von einem Unfall in den Radionachrichten. Noch am selben Tag begleitete Corrigan ihren Schwager zur Identifizierung seiner drei toten Kinder. – Beide lehnten es vor den Medien ab, Schuldige zu benennen. – Mit Betty Williams richtete sie mit dem beschriebenen überwältigenden Erfolg ihren spontanen Aufruf zu Frieden und Versöhnung an die Menschen in Nordirland. Mairead Corrigan nahm einige Tage nach dem Beginn des Dritten Golfkrieges an einer Pax-Christi-Protestaktion vor dem Weißen Haus in Washington teil. Da sie die Absperrung überschritt, wurde sie von der Polizei festgenommen. Bei ihrer Verhaftung sagte Mairead Corrigan: »In Nordirland sind wir ermutigt worden, unsere Probleme im Dialog zu lösen und ich würde das hier auch gerne erleben.«

Abbildung 15: Schautafel: Mairead Corrigan


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 1946 Soziales Engagement

EmILy GREENE BaLch

1867 – 1961 / Massachusetts, USA Emily Greene Balch wurde als zweites von acht Kindern einer Rechtsanwaltsfamilie geboren. Nach ihrem Studienabschluss schrieb sie sich an der Pariser Sorbonne für Volkswirtschaft ein. Während eines Studienaufenthaltes 1895 / 96 in Berlin kam sie erstmals mit den Ideen der Sozialistischen Internationale in Berührung. 1896 kehrte sie in die Vereinigten Staaten zurück. Sie arbeitete als Referentin für Wirtschaftswissenschaften am Wellesley College. 1913 wurde sie Professorin für Politische Ökonomie, Politik- und Sozialwissenschaften. In diesen Fächer spezialisierte sie sich als Forscherin auf die Probleme der starken Immigration in den USA. Um die Lebensweise slawischer Menschen kennenzulernen, lebte sie bis 1910 immer wieder in Elendsquertieren slawischer Einwanderer in mehreren amerikanischen Großstädten. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit entstand 1910 ihr Hauptwerk »Our Slavic Citizens«, das sich mit der Situation der Immigranten aus Süd- und Osteuropa in den USA auseinandersetzt. Zusätzlich engagiert sich Greene Balch stark in der Settlement-Bewegung, die die Bildung von sozialen Einrichtungen förderte. 1892 gründete sie in Boston das »DenisonHauses«, welches sich um sozial Bedürftige kümmerte. Von 1897 bis 1898 betreute Emily Greene Balch als Bostoner Magistratin Einrichtungen für Kinder und Frauen. Von 1913 bis 1914 wirkte sie in einer Staatskommission für Einwanderung und von 1914 bis 1917 im Komitee für Stadtplanung von Boston. Ab 1915 war Emily Balch mit wachsendem Einsatz in der Friedensbewegung tätig. Aufgrund ihres konsequenten Eintretens gegen einen Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg verlor sie ihren Lehrstuhl an der Universität. 1915 nahm Greene Balch an der internationalen Frauen-Friedenskonferenz in Den Haag teil. Bis zum Angriff auf Pearl Harbor 1941 setzte sie sich gegen den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ein. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Greene Balch von 1918 bis 1922 als Sekretärin und Schatzmeisterin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Genf. Emily Greene Balch wurde 1946 für ihren Mut, ihre Klarsicht und ihren Einsatz für die Menschen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Abbildung 16: Schautafel: Emily Greene Balch


52 l 53

FRIEDENSNOBELPREIS 1979 Dienst an den Armen und Kranken

MuttER tERESa

1910 – 1997 / Kalkutta , Indien Heilige, gibt’s die? Sie wurde von vielen für eine solche gehalten: Mutter Teresa von Kalkutta, die Missionarin der Nächstenliebe. Als sie 1997 starb, sprach alle Welt von ihrer fast übermenschlichen Leistung im Dienst an den Ärmsten in den Slums von Kalkutta, in Leprastationen und Heimen für Tbc- und Aidskranke sowie für verlassene Kinder und Sterbende. Mutter Teresa wurde in Skopje (Mazedonien, damals türkisch) als Kind katholischer albanischer Eltern geboren. Sie setzte ihren Wunsch durch, sich dem irischen Loreto-Orden anzuschließen, der in Indien missionierte. Dieser sendete sie mit achtzehn Jahren nach Kalkutta an die St. Mary’s Highschool. Dort unterrichtete Mutter Teresa jahrelang und übernahm schließlich die Leitung. 1936 legte sie die ewigen Gelübde ab und lies sich nach der Heiligen Thérèse von Lisieux Teresa taufen. Ein erschütterndes Berufungserlebnis bewog sie, dieses relativ komfortable Leben aufzugeben, um nur noch den Armen zu dienen: Auf einer Fahrt durch Kalkutta spürte Mutter Teresa am 10. September 1946 beim Anblick eines Kruzifixes die Berufung, den Armen zu helfen. In der Folge kam der Papst ihrer Bitte um Exklaustrierung, d. h. sie durfte als Nonne außerhalb des Ordens arbeiten, entgegen. Seit diesem Erlebnis lebte Mutter Teresa im Slumviertel Kalkuttas unter den gleichen Bedingungen wie die Bewohner. Unterstützung erfuhr sie von ehemaligen Schülerinnen und anderen Frauen, die sich nicht von schrecklichen Verstümmelungen und stinkenden Wunden abschrecken ließen. Auf den allgemeinen Vorwurf, nicht zu versuchen, die alltäglichen Lebensbedingungen in Indien zu verbessern, soll Mutter Teresa geantwortet haben: »Wir sind keine Krankenschwestern, wir sind keine Sozialarbeiter, wir sind Nonnen.« Obwohl fromme Christin, brachte sie allen ohne Ansehen von Religion und Herkunft, die gleiche Hochachtung entgegen. Inzwischen gibt es zahlreiche Niederlassungen ihres Ordens in fast allen Ländern. Aufgrund ihres Dienstes und ihrer Hilfe an Armen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden erhielt sie 1979 den Friedensnobelpreis. Mutter Teresa wird in der katholischen Kirche als Selige verehrt

Abbildung 17: Schautafel: Mutter Teresa


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 1982 Einsatz für atomare Abrüstung

ALvA MyRDAL

Alva Myrdal wollte sich drei Ziele verwirklichen: erstens in einer wunderbare Zwei1902 – 1986 / Upsala, Schweden Alva Reimer wurde 1902 in Uppsala geboren und wuchs in einer kinderreichen Familie auf. Ihre Mutter arbeitete als Schneiderin, ihr Vater war Bauunternehmer. Im Anschluss an ihr Abitur studierte sie mit ihrem späteren Ehemann Gunnar Myrdal in Stockholm, London und Leipzig. Mit ihm teilte sie ein lebenslanges Interesse für Wirtschafts-

und

Sozialwissenschaften

und erhielt 1970 gemeinsam mit ihrem Mann den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Der Friedensnobelpreis wurde ihr 1982 gemeinsam mit A. Garcia Robles verliehen.

samkeit mit einem geliebten Mann leben, zweitens Kinder und Familie um sich haben und drittens mit anderen zusammen etwas bewirken und verändern dürfen. Nach der Hochzeit er füllte sich Alva Myrdals zweiter Wunsch nach Kindern erst nach mehreren Fehlgebur ten. Ab 1927 war sie Mutter von Sohn Jan und der Töchter Sissela und Kaj. Als ihr Mann Gunnar 1947 in Genf einen Posten in der UNO erhielt, entschied sich Myrdal alles abzubrechen, was sie bisher an Berufs- und Parteiarbeit in der schwedischen Sozialdemokratie aufgebaut hatte. Noch zweimal verzichtete sie der Familie wegen auf ihren eigenen beruflichen Weg. Mit 47 Jahren nahm Alva Myrdal die Berufung an, Leiterin der sozialwissenschaftlichen Abteilung bei der UN in New York zu werden. Ihre Familie blieb in Genf.

Abbildung 18: Schautafel: Alva Myrdal

Nach ihrer Rückkehr aus Indien 1961, wo sie fünf Jahre als Botschafterin ihres Landes gewirkt hatte, wurde Myrdal mit den Debatten um die atomare Abrüstung konfrontiert. Seit diesem Zeitpunkt ließ sie das Thema Frieden in Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr los. 1976 erschien ihre Analyse des atomaren Wettrüstens »The Game of Disarmament« (Falschspiel mit der Abrüstung). In ihr übte sie scharfe Kritik an den Supermächten. Zusammen mit ihrem Mann setzte sich Alva Myrdal in Schweden für die Gründung eines internationalen Friedensforschungsinstituts ein. Von 1962 bis 1973 war sie als Chefdelegierte für die Genfer Abrüstungsverhandlungen berufen. In Schweden arbeitete sie zwölf Jahre als Ministerin für Abrüstungsfragen. – Alva Myrdal starb 1986 aufgrund eines Gehirntumors.


54 l 55

FRIEDENSNOBELPREIS 1991 Einsatz für Menschenrechte und Demokratie

AuNg SAN Suu kyI

*1945 / Myanmar, Burma Aung San Suu Kyis Vater kämpfte erfolg-

Aung San Suu Kyi wurde unter Hausarrest

reich als General für Burmas Unabhängig-

gestellt. Durch einen zehntägigen Hunger-

keit von der englischen Kolonialherrschaft.

streik erzwang sie eine »gute Behandlung«

Kurz vor seiner Wahl als erster freier

ihrer inhaftierten Mitstreiter. Im Laufe

Präsident Burmas, wurde er 1947 Opfer

ihres politischen Wirkens wurde Aung San

eines Attentats. Aung San Suu Kyis Mut-

Suu Kyi mehrmals von der Militärjunta un-

ter prägte ihren Kindern ein, das Erbe des

ter Hausarrest mit Zwangsarbeit gestellt.

Vaters zu achten. Aung San Suu Kyi ging in

2010 dam sie im Zuge des nun vom Regime

Indien zur Schule, da ihre Mutter dort als

eingeschlagenen Reformkurses frei.

erste weibliche

Am 22.10.13 sagte Aung San Su Kyi

Botschafterin Burmas wirkt. Nach der

bei der Überreichung des bereits 1990

Schule studiert sie in Delhi Politikwis-

verliehenen Sacharow-Preises in Stras-

senschaft, dann in Oxford Philosophie,

bourg: »Die Freiheit der Gedanken be-

Politik-

Wirtschaftswissenschaft.

ginnt mit dem Recht, Fragen zu stellen;

San Suu Kyi ist Witwe und Mutter von

und

und dieses Recht hatten die Menschen

zwei Söhnen.

in Birma so lange nicht mehr gehabt, so

Aung San Suu Kyis Leben ändert sich

dass einige unserer jungen Leute nicht

völlig, als sie 1988 nach Burma zurückkehrt

einmal mehr wissen, wie Fragen gestellt

um ihre kranke Mutter zu pflegen. Sie ge-

werden.«

riet mitten in Burmas Kampf für Unabhängigkeit. Als Bürgerrechtlerin reiste sie für die Nationale Liga für Demokratie, NLD, durchs Land. Trotz Versammlungsverbot und Androhung von Waffengewalt predigte Aung San Suu Kyi unerschrocken »zivilen Ungehorsam. Den grandiosen Wahlsieg der NLD im Frühjahr 1990 ignorierte die politische Führung und verhaftete, folterte und tötete viele Oppositionelle.

Abbildung 19: Schautafel: Aung San Suu Kyi


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 1992 Guatemaltekische Menschenrechts-Aktivistin

RIgOBERta mENchú

*1959 / Guatemala Rigoberta Menchú wuchs als sechstes von zehn Kindern in einer bitterarmen Indiofamilie auf. Ihre Eltern konnten von den Erträgen ihrer kargen Felder im Hochland Guatemalas das Überleben der Familie nicht absichern. Daher arbeiteten sie als Wanderarbeiter unter schlimmsten Formen der Ausbeutung auf den Fincas der Küstenregion. Rigoberta erlebte brutale Übergriffe von Privatmilizen der Großgrundbesitzer auf die Indiodörfer, bei denen es hauptsächlich um Grundbesitz ging. Die guatemaltekische Militärjunta (1954 – 1986) tolerierte das gewaltsame Vorgehen und verfolgt seit Ende der 70er selbst eine Politik der »verbrannten Erde«. In der Zeit verschwanden über 400 Dörfer von der Landkarte und zehntausende Indios flohen in die Nachbarländer. Der indianische Widerstand formierte sich nur langsam, zunächst in kirchlichen und gewerkschaftlichen Zusammenhängen, später auch als bewaffnete Guerilla. Zwischen 1979 und 1980 wurden Rigobertas Eltern und ihr Bruder von den Militärs ermordet. Rigoberta Menchú floh daraufhin ins Exil, wo sie die »Vereinigte Vertretung der guatemaltekischen Opposition« mitbegründete. Seit dieser Zeit versucht Rigoberta die Weltöffentlichkeit auf die ungeheuerlichen Vorgänge in ihrem Land aufmerksam zu machen. Seit den 1980er Jahren kehrt sie immer wieder nach Guatemala zurück um den bis heute nicht abgeschlossenen Aussöhnungsprozess zwischen Regierung und Guerilla voranzutreiben. 1992 wurde sie für dieses Engagement mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Seit der Würdigung erhielt sie 17 Ehrendoktorwürden und engagiert sich in der UNO und bei der UNESCO.

Abbildung 20: Schautafel Rigoberta Menchú


56 l 57

FRIEDENSNOBELPREIS 1997 Einsatz für ein Verbot von Landminen

jODy wILLIamS

*1950 / Vereinigte Staaten Jody Williams studierte Englisch und Spanisch, machte 1984 ihren Masterabschluss im Fach Internationale Beziehungen in Washington und lehrte anschließend Englisch in Mexiko, London und Washington. Jody Williams begann 1984 ihre humanitäre Arbeit. Bis 1986 war sie als Koordinatorin des »Nicaragua-Honduras Lehrprogramms« tätig. Danach wirkte sie bis 1992 als Vizedirektorin der »Medizinischen Hilfe für El Salvador«. Im Anschluss daran setzte sie sich erneut in einer Position der Koordinatorin für die Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen (International Campaign to Ban Landmines, ICBL) ein. Schon vor dem Antritt ihrer Tätigkeit entwickelte sie um 1991 im Rahmen der Vietnam Veterans of America Foundation ein Konzept für diese Organisation. Als Jody Williams im September 1997 im Vertrag von Ottawa ein generelles Landminen-Verbot erreichen konnte, gelang ihr ihr bisher größter Erfolg, obwohl einige Länder (bspw. die USA) den Vertrag nicht unterzeichneten. Williams konnte die Politiker und maßgebliche Organisationen davon überzeugen, dass ein Verbot von Landminen wirtschaftliche Vorteile bietet. So können die Kosten für die medizinische Versorgung von Opfern langfristig reduziert werden. Am 3. Dezember 1997 wurden der Vertrag durch122 Nationen bestätigt. – 1997 würdigte Oslo das Engagement der Organisation sowie ihre Sprecherin Jody Williams mit dem Friedensnobelpreis. Aktuell führt Williams ihre Arbeit in der Organisation fort.

Abbildung 21: Schautafel: Jody Williams


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 2003 Einsatz für Frauenrechte und Menschenrechte

ShIRIN EBaDI

*1947 / Theran, Iran Shirin Ebadi ist in einer liberal eingestellten bürgerlichen Familie aufgewachsen. 1969 schloss Ebadi ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Teheran ab und wurde mit 23 Jahren die erste Richterin in der Geschichte des Iran. 1975 übernahm sie den Senatsvorsitz im Teheraner Stadtgericht. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde sie aus dem Amt getrieben und zur Sekretärin des Gerichtshofs degradiert, den sie vorher leitete. Shirin Ebadi setzt sich als demokratische Frau moslemischen Glaubens auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für eine gleichberechtigte Rolle der Frauen im öffentlichen Leben, für die Rechte von Kindern und für eine Justizreform mit unabhängigen Richtern und Anwälten ein. 2000 wurde Ebadi aufgrund ihrer Tätigkeit als Verteidigerin von Liberalen und Dissidenten vor Gericht angeklagt und verbrachte 26 Tage in Einzelhaft. Die Verurteilung zu einer hohen Bewährungsstrafe und zeitlich begrenztem Berufsverbot lenkte die Aufmerksamkeit internationaler Menschenrechtsgruppen auf die Situation im Iran. 2003 wurde Shirin Ebadi für ihre Bemühungen um Demokratie und Menschenrechte der Friedensnobelpreis verliehen. Oslo würdigte ihren mutigen Einsatz für die Rechte von Frauen und Kindern. Ebadi nahm den Preis ohne Kopftuch entgegen, da es im westlichen Kulturkreis jeder Frau selbst überlassen sei, wie sie sich kleidet. Im Iran dagegen trägt sie die gesetzlich vorgeschriebene Kleidung für Frauen, da sie sich als Juristin an die geltenden Gesetze halten möchte. Im Oktober 2005 hielt Ebadi an der Eberhard Karls Universität Tübingen eine Rede, in der sie betonte, dass die Welt nur dann zur Ruhe kommen und der Frieden nur dann dauerhaft sein wird, wenn die Menschenrechte umfassend und universell sind und von allen Kulturen eingehalten werden. Wie bei anderen Anlässen sprach sie sich auch hier gegen Militäraktionen gegen den Iran aus, da man den Menschen die Menschenrechte nicht durch Bomben bringen kann. Seit Ende 2009 lebt Shirin Ebadi im Exil in Großbritannien, da ein Leben in ihrer Heimat zu gefährlich für sie geworden ist. Im Exil setzt sie ihren Einsatz für die Menschenrechte unbeirrt fort.

Abbildung 22: Schautafel Shirin Ebadi


58 l 59

FRIEDENSNOBELPREIS 2004 Einsatz für Umweltschutz und Menschenrechte

WaNgaRI maathaI

1940 – 2011 / Kenia Wangari Maathai stammte aus einer

90er Jahren immer wieder in Opposition

Familie südlich von Nairobi, deren Va-

zum damaligen Staatschef Daniel arap

ter polygam lebte. Wangari erhielt eine

Moi, unter dessen Regierung Wangari

solide Schulbildung an einer bekannten

Maathai mehrmals inhaftiert und miss-

Klosterschule in Kenia. Anschließend stu-

handelt wurde.

dierte sie Biologie in den USA und später

2002 wurde Maathai über die »National

in Pittsburgh, Gießen und München. 1971

Rainbow Coalition, NARC ins kenianische

erhielt sie als erste kenianische Frau den

Parlament gewählt. Die NARC löste die

Doktortitel und wurde erste Professorin

Regierung von Daniel arap Moi ab. Der

für Veterinäre Anatomie an der Universi-

gewählte Staatspräsident Mwai Kibaki

tät von Nairobi.

ernannte Maathai zur stellvertretenden

1977 gründete Wangari Maathai das

Ministerin für Umweltschutz. Mit der

Aufforstungsprojekt »Green Belt Move-

Gründung der »Mazingira Green Party of

ment« (dt. Grüngürtel-Bewegung). Die

Kenya« schaffte Wangari als erste grüne

Bewegung ist mittlerweile in 13 Ländern

Politikerin Afrikas den Sprung in eine af-

aktiv und pflanzte bis 1993 zum Schutz

rikanische Regierung.

vor Erosion 30 Millionen Bäume. Diese

2004 erhielt Wangari als erste Afrikane-

Pionierrolle brachte ihr den Beinamen

rin den Friedensnobelpreis mit der Begrün-

»Mama Miti« (Mutter der Bäume) ein.

dung des Nobelkomitees für ihren mutigen

Wangari Maathai gebar drei Kinder: Wa-

Widerstand gegen das frühere kenianische

weru, Wanjira und Muta. 1980 ließ sich ihr

Regime und als Gründerin des Green Belt

Ehemann scheiden, da sie ihm zu gebildet,

Movement. Der Frieden auf Erden hängt

zu stark, zu erfolgreich und zu schwer zu

von der Fähigkeit zur Bewahrung einer le-

kontrollieren war.

bendigen Umwelt ab, begründete der Chef

Maathai wurde zur zentralen Identifi-

des Nobelkomitees Ole Danbolt Mjøs die

kationsfigur der Frauenbewegung in Kenia

Vergabe. – 2011 starb Wangari Maathai an

und war im National Council of Women in

den Folgen einer Krebserkrankung.

Kenya aktiv. Ihr Engagement für Umweltschutz und Frauenrechte brachte sie in den

Abbildung 23: Schautafel: Wangari Maathai


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 2011 Einsatz für Frauen und Menschenrechte

ELLEN JOHNSON SIRLEAF

*1938 / Liberia, Afrika Ellen Johnson Sirleaf ist verwitwet, hat

In den Jahren 1986 bis 1992 wirkte sie als

vier Söhne und sechs Enkelkinder und

Vizepräsidentin der Equator Bank in Wa-

gehört der liberianischen Oberschicht an.

shington, D. C., danach war sie bis 1997

Ihr Vater war Mitglied der Gola und ihre

Leiterin des Entwicklungsprogramms der

Großmutter mütterlicherseits entstamm-

Vereinten Nationen für Afrika. Daneben

te dem Volk der Kru. Ellen Johnson Sirleaf

arbeitete sie für die Weltbank sowie eine

studierte ab 1961 in den USA Rechnungs-

Reihe weiterer Institutionen und publizier-

wesen und Wirtschaftswissenschaften an

te einige Bücher über afrikanische Wirt-

der Boulder; 1971schloss sie ihr als Master

schaftspolitik. Ab 1999 wurde Sirleaf von

of Public Administration an der Harvard

der Organisation für Afrikanische Einheit

University ab. Anschließend arbeitete sie

mit der Untersuchung des Völkermords in

im Finanzministerum unter William Tol-

Ruanda beauftragt.

ber. Nach dessen Ermordung 1980 ging

Dann endlich: 2006 erreichte Sirleaf ihr

sie ins Exil nach Kenia und war dort drei

Ziel: sie gewann Ende 2005 mit 57,9 % der

Jahre als Vizepräsidentin der Citibank für

Stimmen die Stichwahl gegen Weah, ei-

Afrika tätig.

nem Ex-Fußballspieler. Trotz Beschwerde,

Sirleaf bewarb sich 1985 bewarb um

Weah beklagte Unregelmäßigkeiten bei

einen Sitz im Senat und wurde abgelehnt.

der Auszählung, wurde ihr Sieg durch die

Das führte zu ihrer Inhaftierung und Ver-

Wahlkommission bestätigt. 2006 wurde

urteilung zu zehn Jahren Gefängnis. Aller-

Ellen als Nachfolgerin von Gyude Bryant in

dings wurde sie nach kurzer Zeit wieder

ihr Amt eingeführt. »Bei der Wahl im No-

freigelassen und ging ins Exil.

vember 2011 wurde Sirleaf mit 90,2% der Stimmen wiedergewählt. 2011 erhielt sie gemeinsam mit ihrer Leymah Gbowee und der Jemenitin Tawakkul Karman den Friedensnobelpreis.

Abbildung 24: Schautafel Ellen Johnson Sirleaf


60 l 61

FRIEDENSNOBELPREIS 2011 Einsatz für Frauen und Menschenrechte

LEymah GBOwEE

*1972 / Liberia, Afrika Leymah Roberta Gbowee wuchs im Lan-

2007 wurde Leymah zum Executive Direc-

desinneren von Liberia auf. Mit 17, als der

tor des Women Peace and Security Net-

Erste liberianische Bürgerkrieg tobte, zog

work Africa (WIPSEN-Afrika) ernannt. 2011

sie in die Hauptstadt. Nach ihrem Studium

erhielt sie gemeinsam mit ihrer Landsfrau

arbeitete sie zuerst als Streetworkerin

Ellen Johnson Sirleaf und der Jemenitin

und half traumatisierten Kindern und

Tawakkul Karman für ihren gewaltfreien

Jugendlichen. Ab 1975 war sie für ein Jahr

Kampf für die Frauenrechte und Men-

als Sachbearbeiterin des Gesundheitsmi-

schenrechte.

nisteriums in einer Einrichtung für Bürgerkriegsflüchtlinge tätig. 2001 berief man Leymah Gbowee zur Programm-Koordinatorin bei »Women in Peacebuilding« (WANEP). Ein Jahr später organisierte Leymah die Gründung der Bewegung Women of Liberia Mass Action for Peace. Die Aktionen waren als gewaltfreie Protestform der Mütter und Frauen organisiert und fanden große Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Aktionen richteten sich gegen die willkürlichen, brutalen Übergriffe der Kombattanten und prangerten auch die Taylor-Regierung an. Aufsehen erregte ihr Aufruf an die liberianischen Frauen zum »Sex-Streik«: Männer sollten durch »permanenten Sex-Entzug zu einer pazifistischen Politik gezwungen werden.«

Abbildung 25. Schautafel: Leymah Gbowee


4 Konzepte und Gewerke 4.2.2 Ausstellungsinhalte

FRIEDENSNOBELPREIS 2011 Einsatz für Frauen und Menschenrechte

TawakkOL kamaN

*1979 / Jemen Tawakkol Karman ist die Tochter des

Der »Arabischen Frühling«, der Anfang

früheren Jeminitischen Justizministers

2011 zum Sturz des tunesischen Machtha-

Abd as-Salam Karman. Er hatte sein Amt

bers Zine el-Abidine Ben Ali führte, wirkte

niedergelegt, nachem Präsident Salih 1994

sich auch auf den Jemen aus. Tawakkol

die Aufstände im Süden des Landes brutal

Karman organisierte in dieser Zeit Studen-

niederschlagen lies. Sowohl Tawakkols

tendemonstrationen. Sie wurde verhaftet,

Vater als auch ihr Onkel sind prominente

aber bald darauf auch wieder freigelas-

Persönlichkeiten der Oppositionspartei al-

sen. Nachdem Karman am 3. Februar 2011

Islah. Karman studierte an der Universität

zu einen »Tag des Zorns« aufrief, wurde

von

sie Mitte März 2014 erneut unter Arrest

Sanaa

Verwaltungswissenschaften

(andere Quellen nennen Politikwissen-

gestellt.

schaften). Tawakkol Karman ist mit einem

Gemeinsam mit Ellen Johnson Sirleaf

Mathematiklehrer verheiratet und Mutter

und Leymah Gbowee erhielt Tawakkol

von drei Kindern.

Karman 2011 den Friedensnobelpreis für

An der Universität von Sanaa lernte sie Englisch und las die Autobiografien Nelson Mandelas (Der lange Weg zur Freiheit) und Mahatma Gandhis. Beide betrachtet sie als ihre großen Vorbilder. Als Journalistin ging sie gegen Kinderehen vor. Karman gründete 2005 mit anderen Frauen und unter Hilfe ausländischer Regierungen und Hilfsorganisationen die Vereinigung Journalistinnen ohne Ketten (engl. Women Journalists Without Chains, WJWC), die sich für Menschenrechte einsetzt. Tawakkol Karman ist Leiterin des WJWC.

Abbildung26: Schautafel Tawakkol Karman

ihren gewaltfreier Kampf für die Frauenrechte und Menschenrechte.


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5 Schlussbetrachtung

Diese Bachelor-Thesis weist vor allem auf zwei grundlegende Eigenschaften von Gestaltung: Sie wirkt in die Gesellschaft hinein und wirkt sich auf eine Gesellschaft und ihre Individuen aus. Die Visualisierung von Informationen und Botschaften weckt bei Menschen Assoziationen und ruft Emotionen wie Sympathie oder Antipathie hervor.

Die Gestaltung der Architektur einer Sonderausstellung vermittelt dem

Besucher ein Gefühl von Bewegungsfreiheit innerhalb »offener Grenzen«. Der Besucher kann sich relativ frei durch die Ausstellung bewegen und dabei politisch agierende Persönlichkeiten »begegnen«. Da die Information selektiert ist, wird eine gezielte Kommunikation der Ausstellungsziele (Handlungs- und Haltungs-Vorbilder für die Gesellschaft) erreicht. Eine prägnante ausdrucks-starke und sympathische Gestaltung unterstützt den Lerneffekt und wirkt insofern maßgebend an der Meinungsbildung mit. Das vorgestellte Gestaltungskonzept verknüpft eine wissen-schaftlich-gestalterische Arbeitsweise mit einer aktuellen gesellschaftlichen Aufgabe.

Des Weiteren weist das Projekt der Bachelor-Thesis auf eine kreative

und gestalterische Lösungssuche hin, die sich von der zweidimensionalen Fläche in den dreidimensionalen Raum erstreckt. Diese umfassende gestalterische Herausforderung entspricht den aktuellen Anforderungen an den Beruf des Grafik-Designers. Die gefundene Lösung (Leitmotiv Kreis) und die Methode der Transformation ist umfassend und in diesem Sinne ökonomisch. So lässt sich das grundlegende Gestaltkonzept für die Sonderausstellung vom zwei- und dreidimensionalen Raum gut in den digitalen oder bewegten Raum adaptieren. Das skizzierte Gestaltungskonzept arbeitet mit Bekannten Formen und Methoden. Es weist insofern über Bekanntes hinaus, als dass eine Sonderausstellung zu philosophisch-soziokulturellen Themen wie Frieden und Friedensarbeit innerhalb eines ästhetischen Raums für ausstellungsinteressierte Zeitgenossen als ungewöhnlich gelten darf.


Modellentwurf der Sonderausstellung Abbildung 27: Karton-Modell




Anhangsverzeichnis

Anhang 1: Kurz-Vita Addams

Anhang 2: Kurz-Vita Balch

Jane Addams Friedensnobelpreis 1931 1860 – 1935 / USA, Chicago / Sozialreformerin Geboren wird Jane Addams in eine kinderreiche Familie. Ihr Vater John H. Addams verdient den Lebensunterhalt in einer Familie als Senator. Aufgrund ihrer allgemein schwachen Konstitution muss sie ihr begonnenes Medizinstudium abbrechen. Nach einer Europareise verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand. Dennoch sucht Jane Addams nach Wegen, ihre gesellschaftlichen Ideale umzusetzen. Eine zweite Europareise, die sie mit ihrer Freundin Ellen Starr unternimmt, bringt den eigentlichen Anstoß und verändert damit ihr Leben von Grund auf. In London besuchen die beiden das erste Haus der Settlement-Bewegung, das Toynbee House. Hier sieht Addams ihre Ideen eins zu eins verwirklicht. Wieder zu Hause gründet sie mit Ellen Starr in einem Elendsviertel 1889 das Hull House. Neben dem Großstadtproletariat finden hier Emigranten, Arbeitslosen und Frauen Hilfe zur Selbsthilfe. Der besondere Kern der Einrichtung liegt in der Idee der »friendly visitors«. Menschen aus dem Bildungsmilieu kommen in das Haus und lernen durch den Kontakt die Probleme anderer kennen. Im Gegenzug hierzu bieten diese den Bedürftigen Sprach- oder Musikunterricht an. Jane Addams möchte mit diesem Konzept beweisen, dass Armut keine Frage persönlicher Schwächen ist, sondern das Ergebnis gesellschaftlicher Verhältnisse, die man ändern kann. Neben der Leitung des Hull Houses, die sie bis zum Ende ihres Lebens innehat, setzt sich Jane konsequent für die internationale Friedensbewegung ein und beschäftigt sich eingehend mit der Frage der Frauenrechte und des Frauenwahlrechts. Ihre Stunde als Friedensaktivistin schlägt mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Wegen ihrer flammenden Appelle gegen den Eintritt der USA in den Krieg wird sie öffentlich angefeindet. Das tut ihrem Einsatz für den Frieden jedoch keinen Abbruch. So nimmt sie 1915 den Vorsitz der neu gegründeten Women’s Peace Party und übernimmt die Leitung der Frauenkonferenz in Den Haag. – wird 1931 für ihr umfassendes sozial- und friedenspolitisches Engagement (u. a. Mitbegründerin der Nationall Foundation of Settlement an Neighborhood Centers, der American Civil Liberties Union, Präsidentin der Women›s International League for Peace and Freedom). Sie stirbt 1935 an den Folgen einer Krebsoperation.

Emily Greene Balch Friedensnobelpreis 1946 1867 – 1961 / USA, Massachusetts / Nationalökonomin Emily Greene Balch wurde als zweites von acht Kindern einer Rechtsanwaltsfamilie geboren. Nach ihrem Studienabschluss schrieb sie sich an der Pariser Sorbonne für Volkswirtschaft ein. Während eines Studienaufenthaltes 1895 / 96 in Berlin kam sie erstmals mit den Ideen der Sozialistischen Internationale in Berührung. 1896 kehrte sie in die Vereinigten Staaten zurück. Sie arbeitete als Referentin für Wirtschaftswissenschaften am Wellesley College. 1913 wurde sie Professorin für Politische Ökonomie, Politik- und Sozialwissenschaften. In diesen Fächer spezialisierte sie sich als Forscherin auf die Probleme der starken Immigration in den USA. Um die Lebensweise slawischer Menschen kennenzulernen, lebte sie bis 1910 immer wieder in Elendsquertieren slawischer Einwanderer in mehreren amerikanischen Großstädten. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit entstand 1910 ihr Hauptwerk »Our Slavic Citizens«, das sich mit der Situation der Immigranten aus Süd- und Osteuropa in den USA auseinandersetzt. Zusätzlich engagiert sich Greene Balch stark in der Settlement-Bewegung, die die Bildung von sozialen Einrichtungen förderte. 1892 gründete sie in Boston das »Denison-Hauses«, welches sich um sozial Bedürftige kümmerte. Von 1897 bis 1898 betreute Emily Greene Balch als Bostoner Magistratin Einrichtungen für Kinder und Frauen. Von 1913 bis 1914 wirkte sie in einer Staatskommission für Einwanderung und von 1914 bis 1917 im Komitee für Stadtplanung von Boston. Ab 1915 war Emily Balch mit wachsendem Einsatz in der Friedensbewegung tätig. Aufgrund ihres konsequenten Eintretens gegen einen Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg verlor sie ihren Lehrstuhl an der Universität. 1915 nahm Greene Balch an der internationalen Frauen-Friedenskonferenz in Den Haag teil. Bis zum Angriff auf Pearl Harbor 1941 setzte sie sich gegen den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ein. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Greene Balch von 1918 bis 1922 als Sekretärin und Schatzmeisterin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Genf. Emily Greene Balch wurde 1946 für ihren Mut, ihre Klarsicht und ihren Einsatz für die Menschen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

(Zusammenfassung nach: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ jane-addams/, 11.03.2014)

(Zusammenfassung nach: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ emily-greene-balch/, 11.03.2014)


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Anhang 3: Kurz-Vita Williams Betty Williams Friedensnobelpreis 1976 *1943 / Nordirland / Sekretärin Betty Williams wuchs in einfachen Belfaster Verhältnissen auf. Ihr protestantischer Vater arbeitete in einer Metzgerei, ihre katholischen Mutter kümmerte sich um den Haushalt. Nach dem Abitur absolvierte sie Kurse an einer Handelsschule. Vor ihrem politischen Engagement arbeitete Williams werktags als Sekretärin und jobbte am Wochenende als Kellnerin. 1961 heiratete sie den protestantischen Schiffsingenieur Ralph Williams. Sie ist Mutter von Sohn Paul und Tochter Deborah. Den Auslöser für ihr politisches Engagement bildete ein Ereigniss am 10. August 1976: zwei IRA-Aktivisten wurden von britischen Soldaten angegriffen: der Fahrer wurde am Steuer erschossen und sein Begleiter schwer verletzt. Das herrenlose Auto erfasste eine Frau ihr Baby und ihre zwei kleinen Kinder. Alle drei Kinder starben und die Mutter überlebte schwer verletzt. Betty Williams war Augenzeugin. Tief geschockt fasste sie den Entschluss, etwas gegen die alltägliche Gewalt des nordirischen Bürgerkriegs zu unternehmen. Sie begann ihre Nachbarn aufzurütteln. Nachdem die Medien zeitnah über ihr Engagement berichteten, wuchs innerhalb kürzester Zeit die Unterstützung aus der Bevölkerung. In ganz Großbritanien und Nordirland gab es Friedensdemonstrationen mit etwa einer halben Million Menschen. In Mairead Corrigan, die Tante der drei getöteten Kinder, und der Journalist Ciaran McKeown, fand Williams tatkräftige Mitstreiter. Wenige Tage nach der Beerdigung der drei Kinder formulierte Betty mit Mairead Corrigan und Ciaran McKeown die Declaration of Peace People: : Wir wollen leben, lieben und eine gerechte und friedliche Gesellschaft aufbauen. : Wir wollen für unsere Kinder, ebenso wie für uns selbst, zu Hause, am Arbeitsplats in Frieden leben. : Wir erkennen an, dass der Aufbau eines solchen Lebens uns harte Arbeit und Mut abverlangt. : Wir erkennen an, dass viele gesellschaftlichen Probleme, die Quellen von Konflikten und Gewalt sind. : Wir erkennen an, dass jede Kugel und jede explodierende Bombe diese Arbeit schwieriger macht. : Wir lehnen Bombe und die Kugel und alle Techniken der Gewalt ab. 1977 wurden beide Frauen für die Gründung der nordirischen Organisation »Community of Peace People«, rückwirkend mit dem Friedensnobelpreis für 1976 ausgezeichnet (1976 war der Preis zunächst nicht vergeben worden). Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 hielt sie an der Universität von Miami eine Vorlesung, in der sie ausführlich darlegte, dass ein nachhaltiger Kampf gegen den Terrorismus nur mit friedlichen Mitteln erfolgreich geführt werden kann. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Betty_Williams, 11.03.2014

Anhang 4: Kurz-Vita Corrigan Mairead Corrigan Friedensnobelpreis 1976 *1944 / Nordirland / Chefsekretärin Mairead wuchs in einfachen katholischen Verhältnissen in Belfast auf. Ihr Vater arbeitete als Fensterputzer, ihre Mutter kümmerte sich um sie und ihre sechs Geschwister. Mairead arbeitete ab den 70ern als Chefsekretärin in einem Brauereiunternehmen. Mairead engagierte sich schon intensiv gesellschaftlich vor der Gründung der »Community of Peace People« (siehe Betty Williams). Sie ist seit ihrer Jugend aktives Mitglied der katholischen Laienorganisation Legio Mariae, die hauptsächlich Jugend- und Randgruppenarbeit leistet. Auch für Mairead Corrigan wurde der 10. August zum Schicksalstag. Sie war zum Zeitpunkt der Ereignisse auf dem Rückweg aus ihrem Urlaub und hörte von einem Unfall in den Radionachrichten. Noch am selben Tag begleitete Corrigan ihren Schwager zur Identifizierung seiner drei toten Kinder. – Beide lehnten es vor den Medien ab, Schuldige zu benennen. – Mit Betty Williams richtete sie mit dem beschriebenen überwältigenden Erfolg ihren spontanen Aufruf zu Frieden und Versöhnung an die Menschen in Nordirland. Mairead Corrigan nahm einige Tage nach dem Beginn des Dritten Golfkrieges an einer Pax-Christi-Protestaktion vor dem Weißen Haus in Washington teil. Da sie die Absperrung überschritt, wurde sie von der Polizei festgenommen. Bei ihrer Verhaftung sagte Mairead Corrigan: »In Nordirland sind wir ermutigt worden, unsere Probleme im Dialog zu lösen und ich würde das hier auch gerne erleben.« Zusammefassung und zitiert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Mairead_Corrigan, 11.03.2014


Anhang

Anhang 5: Kurz-Vita Mutter Teresa

Anhang 6: Kurz-Vita Myrdal

Mutter Teresa Friedensnobelpreis 1979 1910 – 1997 / Indien, Kalkutta / Katholische Nonne albanischer Herkunft Heilige, gibt’s die? Sie wurde von vielen für eine solche gehalten: Mutter Teresa von Kalkutta, die Missionarin der Nächstenliebe. Als sie 1997 starb, sprach alle Welt von ihrer fast übermenschlichen Leistung im Dienst an den Ärmsten in den Slums von Kalkutta, in Leprastationen und Heimen für Tbc- und Aidskranke sowie für verlassene Kinder und Sterbende. Mutter Teresa wurde in Skopje (Mazedonien, damals türkisch) als Kind katholischer albanischer Eltern geboren. Sie setzte ihren Wunsch durch, sich dem irischen Loreto-Orden anzuschließen, der in Indien missionierte. Dieser sendete sie mit achtzehn Jahren nach Kalkutta an die St. Mary’s Highschool. Dort unterrichtete Mutter Teresa jahrelang und übernahm schließlich die Leitung. 1936 legte sie die ewigen Gelübde ab und lies sich nach der Heiligen Thérèse von Lisieux Teresa taufen. Ein erschütterndes Berufungserlebnis bewog sie, dieses relativ komfortable Leben aufzugeben, um nur noch den Armen zu dienen: Auf einer Fahrt durch Kalkutta spürte Mutter Teresa am 10. September 1946 beim Anblick eines Kruzifixes die Berufung, den Armen zu helfen. In der Folge kam der Papst ihrer Bitte um Exklaustrierung, d. h. sie durfte als Nonne außerhalb des Ordens arbeiten, entgegen. Seit diesem Erlebnis lebte Mutter Teresa im Slumviertel Kalkuttas unter den gleichen Bedingungen wie die Bewohner. Unterstützung erfuhr sie von ehemaligen Schülerinnen und anderen Frauen, die sich nicht von schrecklichen Verstümmelungen und stinkenden Wunden abschrecken ließen. Auf den allgemeinen Vorwurf, nicht zu versuchen, die alltäglichen Lebensbedingungen in Indien zu verbessern, soll Mutter Teresa geantwortet haben: »Wir sind keine Krankenschwestern, wir sind keine Sozialarbeiter, wir sind Nonnen.« Obwohl fromme Christin, brachte sie allen ohne Ansehen von Religion und Herkunft, die gleiche Hochachtung entgegen. Inzwischen gibt es zahlreiche Niederlassungen ihres Ordens in fast allen Ländern. Aufgrund ihres Dienstes und ihrer Hilfe an Armen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden erhielt sie 1979 den Friedensnobelpreis. Mutter Teresa wird in der katholischen Kirche als Selige verehrt

Alva Myrdal Friedensnobelpreis 1982 1902 – 1986 / Schweden / Soziologin und Politikerin Alva Reimer wurde 1902 in Uppsala geboren und wuchs in einer kinderreichen Familie auf. Ihre Mutter arbeitete als Schneiderin, ihr Vater war Bauunternehmer. Im Anschluss an ihr Abitur studierte sie mit ihrem späteren Ehemann Gunnar Myrdal in Stockholm, London und Leipzig. Mit ihm teilte sie ein lebenslanges Interesse für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und erhielt 1970 gemeinsam mit ihrem Mann den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Der Friedensnobelpreis wurde ihr 1982 gemeinsam mit A. Garcia Robles verliehen. Alva Myrdal wollte sich drei Ziele verwirklichen: erstens in einer wunderbare Zweisamkeit mit einem geliebten Mann leben, zweitens Kinder und Familie um sich haben und drittens mit anderen zusammen etwas bewirken und verändern dürfen. Nach der Hochzeit erfüllte sich Alva Myrdals zweiter Wunsch nach Kindern erst nach mehreren Fehlgeburten. Ab 1927 war sie Mutter von Sohn Jan und der Töchter Sissela und Kaj. Als ihr Mann Gunnar 1947 in Genf einen Posten in der UNO erhielt, entschied sich Myrdal alles abzubrechen, was sie bisher an Berufs- und Parteiarbeit in der schwedischen Sozialdemokratie aufgebaut hatte. Noch zweimal verzichtete sie der Familie wegen auf ihren eigenen beruflichen Weg. Mit 47 Jahren nahm Alva Myrdal die Berufung an, Leiterin der sozialwissenschaftlichen Abteilung bei der UN in New York zu werden. Ihre Familie blieb in Genf. Nach ihrer Rückkehr aus Indien 1961, wo sie fünf Jahre als Botschafterin ihres Landes gewirkt hatte, wurde Myrdal mit den Debatten um die atomare Abrüstung konfrontiert. Seit diesem Zeitpunkt ließ sie das Thema Frieden in Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr los. 1976 erschien ihre Analyse des atomaren Wettrüstens »The Game of Disarmament« (Falschspiel mit der Abrüstung). In ihr übte sie scharfe Kritik an den Supermächten. Zusammen mit ihrem Mann setzte sich Alva Myrdal in Schweden für die Gründung eines internationalen Friedensforschungsinstituts ein. Von 1962 bis 1973 war sie als Chefdelegierte für die Genfer Abrüstungsverhandlungen berufen. In Schweden arbeitete sie zwölf Jahre als Ministerin für Abrüstungsfragen. – Alva Myrdal starb 1986 aufgrund eines Gehirntumors.

Zusammenfassung und zitiert nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Teresa, 11.03.2014

Zusammenfassung nach: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/alva-myrdal/, 11.03.2014


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Anhang 7: Kurz-Vita San Suu Kyi Aung San Suu Kyi Friedensnobelpreis 1991 *1945 / Myanmar, Burma / Oppositionsführerin Aung San Suu Kyis Vater kämpfte erfolgreich als General für Burmas Unabhängigkeit von der englischen Kolonialherrschaft. Kurz vor seiner Wahl als erster freier Präsident Burmas, wurde er 1947 Opfer eines Attentats. Aung San Suu Kyis Mutter prägte ihren Kindern ein, das Erbe des Vaters zu achten. Aung San Suu Kyi ging in Indien zur Schule, da ihre Mutter dort als erste weibliche Botschafterin Burmas wirkt. Nach der Schule studiert sie in Delhi Politikwissenschaft, dann in Oxford Philosophie, Politik- und Wirtschaftswissenschaft. San Suu Kyi ist Witwe und Mutter von zwei Söhnen. Aung San Suu Kyis Leben ändert sich völlig, als sie 1988 nach Burma zurückkehrt um ihre kranke Mutter zu pflegen. Sie geriet mitten in Burmas Kampf für Unabhängigkeit. Als Bürgerrechtlerin reiste sie für die Nationale Liga für Demokratie, NLD, durchs Land. Trotz Versammlungsverbot und Androhung von Waffengewalt predigte Aung San Suu Kyi unerschrocken »zivilen Ungehorsam. Den grandiosen Wahlsieg der NLD im Frühjahr 1990 ignorierte die politische Führung und verhaftete, folterte und tötete viele Oppositionelle. Aung San Suu Kyi wurde unter Hausarrest gestellt. Durch einen zehntägigen Hungerstreik erzwang sie eine »gute Behandlung« ihrer inhaftierten Mitstreiter. Im Laufe ihres politischen Wirkens wurde Aung San Suu Kyi mehrmals von der Militärjunta unter Hausarrest mit Zwangsarbeit gestellt. 2010 dam sie im Zuge des nun vom Regime eingeschlagenen Reformkurses frei. Am 22.10.13 sagte Aung San Su Kyi bei der Überreichung des bereits 1990 verliehenen Sacharow-Preises in Strasbourg: »Die Freiheit der Gedanken beginnt mit dem Recht, Fragen zu stellen; und dieses Recht hatten die Menschen in Birma so lange nicht mehr gehabt, so dass einige unserer jungen Leute nicht einmal mehr wissen, wie Fragen gestellt werden.« (wikipedia, Art. Aung San Suu Kyi, 11.03.14) Zusammenfassung nach: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/aung-san-suu-kyi/, 11.03.2014

Anhang 8: Kurz-Vita Menchú Rigoberta Menchú Friedensnobelpreis 1992 *1959 / Guatemala / Guatemaltekische Menschenrechtsaktivistin Rigoberta Menchú wuchs als sechstes von zehn Kindern in einer bitterarmen Indiofamilie auf. Ihre Eltern konnten von den Erträgen ihrer kargen Felder im Hochland Guatemalas das Überleben der Familie nicht absichern. Daher arbeiteten sie als Wanderarbeiter unter schlimmsten Formen der Ausbeutung auf den Fincas der Küstenregion. Rigoberta erlebte brutale Übergriffe von Privatmilizen der Großgrundbesitzer auf die Indiodörfer, bei denen es hauptsächlich um Grundbesitz ging. Die guatemaltekische Militärjunta (1954  –  1986) tolerierte das gewaltsame Vorgehen und verfolgt seit Ende der 70er selbst eine Politik der »verbrannten Erde«. In der Zeit verschwanden über 400 Dörfer von der Landkarte und zehntausende Indios flohen in die Nachbarländer. Der indianische Widerstand formierte sich nur langsam, zunächst in kirchlichen und gewerkschaftlichen Zusammenhängen, später auch als bewaffnete Guerilla. Zwischen 1979 und 1980 wurden Rigobertas Eltern und ihr Bruder von den Militärs ermordet. Rigoberta Menchú floh daraufhin ins mexikanische Exil, wo sie die »Vereinigte Vertretung der guatemaltekischen Opposition« mitbegründete. Seit dieser Zeit versucht Rigoberta die Weltöffentlichkeit auf die ungeheuerlichen Vorgänge in ihrem Land aufmerksam zu machen. Seit den 1980er Jahren kehrt sie immer wieder nach Guatemala zurück um den bis heute nicht abgeschlossenen Aussöhnungsprozess zwischen Regierung und Guerilla voranzutreiben. 1992 wurde sie für dieses Engagement mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Seit der Würdigung erhielt sie 17 Ehrendoktorwürden und engagiert sich in der UNO und bei der UNESCO. Zusammenfassung nach: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ rigoberta-menchu/,11.03.2014


Anhang

Anhang 9: Kurz-Vita J. Williams Jody Williams Friedensnobelpreis 1997 *1950 / Vereinigte Staaten / Lehrerin für Englisch und Spanisch Jody Williams studierte Englisch und Spanisch, machte 1984 ihren Masterabschluss im Fach Internationale Beziehungen in Washington und lehrte anschließend Englisch in Mexiko, London und Washington. Jody Williams begann 1984 ihre humanitäre Arbeit. Bis 1986 war sie als Koordinatorin des »Nicaragua-Honduras Lehrprogramms« tätig. Danach wirkte sie bis 1992 als Vizedirektorin der »Medizinischen Hilfe für El Salvador«. Im Anschluss daran setzte sie sich erneut in einer Position der Koordinatorin für die Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen (International Campaign to Ban Landmines, ICBL) ein. Schon vor dem Antritt ihrer Tätigkeit entwickelte sie um 1991 im Rahmen der Vietnam Veterans of America Foundation ein Konzept für diese Organisation. Als Jody Williams im September 1997 im Vertrag von Ottawa ein generelles Landminen-Verbot erreichen konnte, gelang ihr ihr bisher größter Erfolg, obwohl einige Länder (bspw. die USA) den Vertrag nicht unterzeichneten. Williams konnte die Politiker und maßgebliche Organisationen davon überzeugen, dass ein Verbot von Landminen wirtschaftliche Vorteile bietet. So können die Kosten für die medizinische Versorgung von Opfern langfristig reduziert werden. Am 3. Dezember 1997 wurden der Vertrag durch122 Nationen bestätigt. – 1997 würdigte Oslo das Engagement der Organisation sowie ihre Sprecherin Jody Williams mit dem Friedensnobelpreis. Aktuell führt Williams ihre Arbeit in der Organisation fort. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Jody_Williams, 11.03.2014

Anhang 10: Kurz-Vita Ebadi Shirin Ebadi Friedensnobelpreis 2003 *1947 / Iran, Theran / Juristin Shirin Ebadi ist in einer liberal eingestellten bürgerlichen Familie aufgewachsen. 1969 schloss Ebadi ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Teheran ab und wurde mit 23 Jahren die erste Richterin in der Geschichte des Iran. 1975 übernahm sie den Senatsvorsitz im Teheraner Stadtgericht. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde sie aus dem Amt getrieben und zur Sekretärin des Gerichtshofs degradiert, den sie vorher leitete.

Shirin Ebadi setzt sich als demokratische Frau mosle-

mischen Glaubens auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für eine gleichberechtigte Rolle der Frauen im öffentlichen Leben, für die Rechte von Kindern und für eine Justizreform mit unabhängigen Richtern und Anwälten ein. 2000 wurde Ebadi aufgrund ihrer Tätigkeit als Verteidigerin von Liberalen und Dissidenten vor Gericht angeklagt und verbrachte 26 Tage in Einzelhaft. Die Verurteilung zu einer hohen Bewährungsstrafe und zeitlich begrenztem Berufsverbot lenkte die Aufmerksamkeit internationaler Menschenrechtsgruppen auf die Situation im Iran. 2003 wurde Shirin Ebadi für ihre Bemühungen um Demokratie und Menschenrechte der Friedensnobelpreis verliehen. Oslo würdigte ihren mutigen Einsatz für die Rechte von Frauen und Kindern. Shirin Ebadi nahm den Preis ohne Kopftuch entgegen, da es im westlichen Kulturkreis jeder Frau selbst überlassen sei, wie sie sich kleidet. Im Iran dagegen trägt sie die gesetzlich vorgeschriebene Kleidung für Frauen, da sie sich als Juristin an die geltenden Gesetze halten möchte. Im Oktober 2005 hielt Ebadi an der Eberhard Karls Universität Tübingen eine Rede, in der sie betonte, dass die Welt nur dann zur Ruhe kommen und der Frieden nur dann dauerhaft sein wird, wenn die Menschenrechte umfassend und universell sind und von allen Kulturen eingehalten werden. Wie bei anderen Anlässen sprach sie sich auch hier gegen Militäraktionen gegen den Iran aus, da man den Menschen die Menschenrechte nicht durch Bomben bringen kann. Seit Ende 2009 lebt Shirin Ebadi im Exil in Großbritannien da ein Leben in ihrer Heimat zu gefährlich für sie geworden ist. Im Exil setzt sie ihren Einsatz für die Menschenrechte unbeirrt fort. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Shirin_Ebadi, 11.03.2014


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Anhang 11: Kurz-Vita Maathai Wangari Maathai Friedensnobelpreis 2004 1940 – 2011 / Kenia / Professorin und stellvertretende Ministerin für Umweltschutz Wangari Maathai stammte aus einer Familie südlich von Nairobi, deren Vater polygam lebte. Wangari erhielt eine solide Schulbildung an einer bekannten Klosterschule in Kenia. Anschließend studierte sie Biologie in den USA und später in Pittsburgh, Gießen und München. 1971 erhielt sie als erste kenianische Frau den Doktortitel und wurde erste Professorin für Veterinäre Anatomie an der Universität von Nairobi. 1977 gründete Wangari Maathai das Aufforstungsprojekt »Green Belt Movement« (dt. Grüngürtel-Bewegung). Die Bewegung ist mittlerweile in 13 Ländern aktiv und pflanzte bis 1993 zum Schutz vor Erosion 30 Millionen Bäume. Diese Pionierrolle brachte ihr den Beinamen »Mama Miti« (Mutter der Bäume) ein. Wangari Maathai gebar drei Kinder: Waweru, Wanjira und Muta. 1980 ließ sich ihr Ehemann scheiden, da sie ihm zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich und zu schwer zu kontrollieren war. Maathai wurde zur zentralen Identifikationsfigur der Frauenbewegung in Kenia und war im National Council of Women in Kenya aktiv. Ihr Engagement für Umweltschutz und Frauenrechte brachte sie in den 90er Jahren immer wieder in Opposition zum damaligen Staatschef Daniel arap Moi, unter dessen Regierung Wangari Maathai mehrmals inhaftiert und misshandelt wurde. 2002 wurde Maathai über die »National Rainbow Coalition, NARC ins kenianische Parlament gewählt. Die NARC löste die Regierung von Daniel arap Moi ab. Der neugewählte Staatspräsident Mwai Kibaki ernannte Maathai zur stellvertretenden Ministerin für Umweltschutz. Mit der Gründung der »Mazingira Green Party of Kenya« schaffte Wangari als erste grüne Politikerin Afrikas den Sprung in eine Regierung. 2004 erhielt Wangari als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis mit der Begründung des Nobelkomitees für ihren mutigen Widerstand gegen das frühere kenianische Regime und als Gründerin des Green Belt Movement. Der Frieden auf Erden hängt von der Fähigkeit zur Bewahrung einer lebendigen Umwelt ab, begründete der Chef des Nobelkomitees Ole Danbolt Mjøs die Vergabe. – 2011 starb Wangari Maathai an den Folgen einer Krebserkrankung. Zusammenfassung nach: ttp://de.wikipedia.org/wiki/Wangari_Maathai/, 11.03.2014

Anhang 12: Kurz-Vita Gbowee Leymah Gbowee Friedensnobelpreis 2011 *1972 / Liberia / Politikerin und Bürgerrechtlerin Liberia Leymah Roberta Gbowee wuchs im Landesinneren von Liberia auf. Mit 17, als der Erste liberianische Bürgerkrieg tobte, zog sie in die Hauptstadt. Nach ihrem Studium arbeitete sie zuerst als Streetworkerin und half traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Ab 1975 war sie für ein Jahr als Sachbearbeiterin des Gesundheitsministeriums in einer Einrichtung für Bürgerkriegsflüchtlinge tätig. 2001 berief man Leymah Gbowee zur ProgrammKoordinatorin bei »Women in Peacebuilding« (WANEP). Ein Jahr später organisierte Leymah die Gründung der Bewegung Women of Liberia Mass Action for Peace. Die Aktionen waren als gewaltfreie Protestform der Mütter und Frauen organisiert und fanden große Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Aktionen richteten sich gegen die willkürlichen, brutalen Übergriffe der Kombattanten und prangerten auch die Taylor-Regierung an. Aufsehen erregte ihr Aufruf an die liberianischen Frauen zum »Sex-Streik«: Männer sollten durch »permanenten Sex-Entzug zu einer pazifistischen Politik gezwungen werden.« 2007 wurde Leymah zum Executive Director des Women Peace and Security Network Africa (WIPSEN-Afrika) ernannt. 2011 erhielt sie gemeinsam mit ihrer Landsfrau Ellen Johnson Sirleaf und der Jemenitin Tawakkul Karman für ihren gewaltfreien Kampf für die Frauenrechte und Menschenrechte. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Leymah_Gbowee /, 11.03.2014


Anhang

Anhang 13: Kurz-Vita Sirleaf Ellen Johnson Sirleaf Friedensnobelpreis 2011 *1938 / Liberia / Präsidentin von Liberia Ellen Johnson Sirleaf ist verwitwet, hat vier Söhne und sechs Enkelkinder und gehört der liberianischen Oberschicht an. Ihr Vater war Mitglied der Gola und ihre Großmutter mütterlicherseits entstammte dem Volk der Kru. Ellen Johnson Sirleaf studierte ab 1961 in den USA Rechnungswesen und Wirtschaftswissenschaften an der Boulder; 1971schloss sie ihr als Master of Public Administration an der Harvard University ab. Anschließend arbeitete sie im Finanzministerum unter William Tolber. Nach dessen Ermordung 1980 ging sie ins Exil nach Kenia und war dort drei Jahre als Vizepräsidentin der Citibank für Afrika tätig. Sirleaf bewarb sich 1985 bewarb um einen Sitz im Senat und wurde abgelehnt. Das führte zu ihrer Inhaftierung und Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis. Allerdings wurde sie nach kurzer Zeit wieder freigelassen und ging ins Exil. In den Jahren 1986 bis 1992 wirkte sie als Vizepräsidentin der Equator Bank in Washington, D. C., danach war sie bis 1997 Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen für Afrika. Daneben arbeitete sie für die Weltbank sowie eine Reihe weiterer Institutionen und publizierte einige Bücher über afrikanische Wirtschaftspolitik. Ab 1999 wurde Sirleaf von der Organisation für Afrikanische Einheit mit der Untersuchung des Völkermords in Ruanda beauftragt. Dann endlich: 2006 erreichte Sirleaf ihr Ziel: sie gewann Ende 2005 mit 57,9 % der Stimmen die Stichwahl gegen Weah, einem Ex-Fußballspieler. Trotz Beschwerde, Weah beklagte Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung, wurde ihr Sieg durch die Wahlkommission bestätigt. 2006 wurde Ellen als Nachfolgerin von Gyude Bryant in ihr Amt eingeführt. »Bei der Wahl im November 2011 wurde Sirleaf mit 90,2% der Stimmen wiedergewählt. 2011 erhielt sie gemeinsam mit ihrer Leymah Gbowee und der Jemenitin Tawakkul Karman den Friedensnobelpreis. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Ellen_Johnson_Sirleaf/, 11.03.2014

Anhang 14: Kurz-Vita Karman Tawakkol Karman Friedensnobelpreis 2011 *1979 / Jemen / Journalistin und Politikerin Tawakkol Karman ist die Tochter des früheren Jeminitischen Justizministers Abd as-Salam Karman. Er hatte sein Amt niedergelegt, nachem Präsident Salih 1994 die Aufstände im Süden des Landes brutal niederschlagen lies. Sowohl Tawakkols Vater als auch ihr Onkel sind prominente Persönlichkeiten der Oppositionspartei al-Islah. Karman studierte an der Universität von Sanaa Verwaltungswissenschaften (andere Quellen nennen Politikwissenschaften). Tawakkol Karman ist mit einem Mathematiklehrer verheiratet und Mutter von drei Kindern. An der Universität von Sanaa lernte sie Englisch und las die Autobiografien Nelson Mandelas (Der lange Weg zur Freiheit) und Mahatma Gandhis. Beide betrachtet sie als ihre großen Vorbilder. Als Journalistin ging sie gegen Kinderehen vor. Karman gründete 2005 mit anderen Frauen und unter Hilfe ausländischer Regierungen und Hilfsorganisationen die Vereinigung Journalistinnen ohne Ketten (engl. Women Journalists Without Chains, WJWC), die sich hauptsächlich für Menschenrechte einsetzt. Tawakkol Karman ist Leiterin des WJWC. Der »Arabischen Frühling«, der Anfang 2011 zum Sturz des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali führte, wirkte sich auch auf den Jemen aus. Tawakkol Karman organisierte in dieser Zeit Studentendemonstrationen. Sie wurde verhaftet, aber bald darauf auch wieder freigelassen. Nachdem Karman am 3. Februar 2011 zu einen »Tag des Zorns« aufrief, wurde sie Mitte März 2014 erneut unter Arrest gestellt. Gemeinsam mit Ellen Johnson Sirleaf und Leymah Gbowee erhielt Tawakkol Karman 2011 den Friedensnobelpreis für ihren gewaltfreier Kampf für die Frauenrechte und Menschenrechte. Zusammenfassung nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Tawakkol_Karman /, 11.03.2014


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Anhang 15: Portr채t Berta von Suttner

Bildquelle: http://www.peacepalacelibrary.nl/wpcontent/uploads/2014/06/Bertha-met-het-hoedjeHaagse-Conferentie-18991.jpg, 29.06.2014

Anhang 16: Portr채t Jane Addams

Bildquelle: http://talknerdy2me.org/wp-content/uploads/2014/06/Jane-Addams-2696444x.jpg, 29.06.2014

Anhang 17: Portr채t Emily Greene Balch

Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/b/b4/Emily_Greene_Balch.jpg, 29.06.2014


Anhang

Anhang 15: Portr채t Betty Williams

Bildquelle: http://www.dalailama.basilicatanet.it/dalailama/ files/photos/100027/Betty/20Williams/20/281/29.JPG, 26.06.2014

Anhang 16: Portr채t Mairead Corrigan

Bildquelle: http://blogs.swarthmore.edu/northernirelandsemester/ wp-content/uploads/2013/10/mairead_maguire.png, 29.06.2014

Anhang 17: Portr채t Mutter Teresa

Bildquelle: http://www.hdwallpapersdesktop.com/People/MotherTeresa/index.htm, 26.06.2014


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Anhang 18: Porträt Alva Myrdal

http://sverigesradio.se/sida/images/114/2854641_1061_638. jpg?preset=article-auto-height, 29.06.2014

Anhang 22: Porträt Aung San Suu Kyi

http://www.theguardian.com/world/2009/aug/11/ aung-san-suu-kyi-guilty, 30.06.2014

Anhang 20: Porträt Rigoberta Manchú

http://www.unionyucatan.mx/sites/default/files/ imagecache/v2_660x370/337147_411295575613568_144163 7051_o.jpg, 29.06.2014


Anhang

Anhang 21: Portr채t Jody Williams

http://rt.com/files/episode/21/cf/f0/00/jody-williamspeace-prize.jpg, 30.06.2014

Anhang 22: Portr채t Shirin Ebadi

http://www.writespirit.net/wp-content/uploads/oldimages/shirin-ebadi-pic.jpg, 30.06.2014

Anhang 23 Portr채t Wangari Maathai

http://www.mzp.cz/c12574f7005cf469/$pid/mzpjkftmx33q/$file/ SYM_mu0801.jpg, 29.06.2014


78 l 79

Anhang 24: Portr채t Ellen Johnson Sirleaf

http://www.globalpost.com/sites/default/files/imagecache/gp3_slideshow_large/liberia_news-ellen_johnson_sirleaf-2012-1-13.jpg, 26.06.2014

Anhang 25: Portr채t Leymah Gbowee

http://www.africatopsuccess.com/wp-content/uploads/2013/10/leymah.jpg, 29.06.2014

Anhang 26: Portr채t Tawakkol Karman

http://yemenfox.net/userimages/mag/1/210/400/noble.jpg, 30.06.2014


Anhang

Anhang 26: Antikriegslied Antikriegssong / Friedensnobelpreis 2011 Das ursprünglich amerikanische Lied »Sag mir wo die Blumen sind« entstand im Oktober 1955. Der Komponist Pete Seeger befand sich in einem Flugzeug unterwegs nach Ohio als er auf ein ukrainisches Volkslied stieß, das ihn zu diesem Song inspirierte. Marlene Dietrich hatte im Zweiten Weltkrieg für die US-Soldaten gesungen und war entsprechend in Deutschland bis in die 60er und 70er Jahre hinein für viele eine wenig willkommene Person. Dennoch sang die Dietrich die foglende Version auf einem Auftritt in Düsseldorf bei der UNICEF-Gala im Jahr 1962. Provokativ wechselt sie darin von der deutschen Sprache ins Französische, der Sprache des früheren deutschen Erzfeindes. Vgl.: http://www.kriegsberichterstattung.com/id/2368/21-Todestag-Marlene-Dietrich-Sag-mir-wo-die-Blumen-sind-Antikriegssong/, 06.07.2014

Sag mir, wo die Blumen sind wo sind sie geblieben? sag mir, wo die Blumen sind, was ist gescheh’n? sag mir, wo die Blumen sind Mädchen pflückten die geschwind wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?

Sag mir, wo die Männer sind wo sind sie geblieben? sag mir wo die Männer sind, was ist gescheh’n? sag mir wo die Männer sind zogen fort, der Krieg beginnt! wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?

Sag mir, wo die Gräber sind wo sind sie geblieben? sag mir wo die Gräber sind, was ist gescheh’n? sag mir wo die Gräber sind Blumen blüh›n im Sommerwind! wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?

Sag mir, wo die Mädchen sind wo sind sie geblieben? sag mir wo die Mädchen sind, was ist gescheh’n? Sag mir, wo die Mädchen sind Männer nahmen sie geschwind wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?

Sag, wo die Soldaten sind wo sind sie geblieben? sag, wo die Soldaten sind, was ist gescheh’n? Sag, wo die Soldaten sind Über Gräber weht der Wind wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?

Sag mir, wo die Blumen sind wo sind sie geblieben? sag mir, wo die Blumen sind, was ist gescheh’n? sag mir, wo die Blumen sind Mädchen pflückten die geschwind wann wird man je versteh’n? wann wird man je versteh’n?


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Anhang 27: Olympische Ringe


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Anhang 28: Skizzen Grundriss Ausstellung


82 l 83 Anhang 27: Skizzen Gestaltung Schautaflen


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Anhang 28: Skizzen Raster Schautaflen


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Anhang 29: Skizzen Ikons der Friedensnobelpreistr채gerinnen


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Anhang 29: Skizzen Ikons der Friedensnobelpreistr채gerinnen


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Anhang 29: Skizzen Ikons der Friedensnobelpreistr채gerinnen


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Anhang 29: Skizzen Ikons der Friedensnobelpreistr채gerinnen


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Literaturverzeichnis Friederich, Kerstin / Malik, Fredmund / Seiwert, Lothar (Hg.): Das große 1x1 der Erfolgsstrategie. EKS® – Die Strategie für die neue Wirtschaft, Gabal Verlag, Offenbach, 19. unveränderte Aufl. 2013

Kilger, Gerhard (Hg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen V. Raum und Wahrnehmung. Bewegte Räume. Kulturpartner der dasa in Dortmund, Klartext Verlag, Essen 2011

Knauer, Roland: Transformation. Grundlagen und Methodik des Gestaltens, Birkhäuser, Basel 2007

Mandel, Birgit: PR für Kunst und Kultur. Handbuch für Theorie und Praxis, transcript Verlag, Bielefeld, 3. Aufl. 2010

Melach, Anna: ...Wie aber führt man Frieden? Menschen, die die Welt verändern, Tyrolia-Verlag, Insbruck-Wien 2010

Oldfield, Sybil / Mues, Ingeborg (Hg.): Frauen gegen den Krieg. Die Frau in der Gesellschaft. Übersetzung aus dem Englischen von Fehlhaber, Heidi, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995

Sommer, Tom (Hg.): Das Buch vom Frieden, Brockhaus im SCM-Verlag, Witten 2012

Staupe, Gisela (Hg.): Das Museum als Lern- und Erfahrungsraum. Grundlagen und Praxisbeistpiele, Schriften des Deutschen Hygiene-Museums Dresden. Band 10. Böhlau Verlag, Wien/Köln und Weimar 2012

Zsifkovits, Valentin: Der Friede als Wert. Zur Wertproblematik der Friedensforschung. Habilitationsschrift, kath.-theol. Fakultät der Universität Wien, Günter Olzog Verlag, München, 22. Aufl. 1973

Internetquellen Internetquelle 1 Vgl. DGAP: Werte und Interessen in der deutschen Außenpolitik. Streitgespräch zwischen Eberhard Sandschneider und Jörg Lau in der DGAP. Artikel zur Veranstaltungsreihe zum Thema vom 11.04.2014 Der Friede kommt nicht durch Gewalt unter https://dgap.org/de/node/23569, 23.06.2014


Internetquellen

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Internetquelle 2 Vgl. https://www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/nobelpreis4.html, 07.07.2014 Internetquelle 3 Vgl. http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/, 25.06.2014 Internetquelle 5 Vgl. Artikel in wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Dunant, 25.06.2014 Internetquelle 6 Vgl. DIE ZEIT: Ein Artikel von KW 42 2002: Wollte Alfred Nobel mit der Stiftung seines Preises die Aura des Dynamitkönigs loswerden?, Otto Krätz unter http://www.zeit.de/2002/42/200142_ a-nobel.xml, 05.07.2014 Internetquelle 7 Vgl. DIE ZEIT: Ein Artikel von KW 42 2002: Wollte Alfred Nobel mit der Stiftung seines Preises die Aura des Dynamitkönigs loswerden?, Otto Krätz unter http://www.zeit.de/2002/42/200142_ a-nobel.xml, 05.07.2014 Internetquelle 8 Vgl. DIE ZEIT: Ein Beitrag vom 9.10.2010: Friedensnobelpreis. 2010 Menschenrechtler in China nach Auszeichnung Lius festgenommen. Unter http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/friedensnobelpreis-festnahmen-menschenrechte, 05.07.2014 Internetquelle 9 Vgl. http://www.zeit.de/karriere/2014-06/kommentar-frauenquote-gesetzesentwurf-spd, 25.06.2014 Internetquelle 10 Vgl. http://www.fr-online.de/politik/friedensnobelpreis-frauen-fuer-den-frieden,1472596,11286378.html, 19.06.2014 Internetquelle 10 Vgl. http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/bertha-von-suttner/, 11.03.2014 Internetquelle 11 Vgl. http://www.smalltraditions.vom/ItemImages/000010/10011a_lg.jpeg, 29.06.2014 Internetquelle 12 Vgl. Internetquelle 12: http://www.friedens-raeume.de/, 11.03.2014 Internetquelle 13 http://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Ringe#mediaviewer/Datei:Olympic_flag.svg, 16.06.2014


VII Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angeertigt habe; die aus fremden Quellen (einschließlich elektronischer Quellen und dem Internet) direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind ausnahmslos als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsstelle vorgelet und auch noch nicht physisch oder elektronisch veröffentlicht.«

Ort, Datum Unterschrift


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1  Ebeling, R.: Hab Erbarmen, in: Sommer, T. (Hg.): Das Buch vom Frieden, S. 6


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