E!MAG – Julia Reß

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MAG Ausgabe 1 - Mai 2014

Preis 3,00 Euro

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Titelstory

Schottland mit anderen Augen sehen (In)famous London

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EXTRA

Exklusiv-Interview Barrierefreiheit im Internet


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Der Schmetterling ist Ihr stiller Begleiter durch das Heft. Warum eigentlich ein Schmetterling? Nun, während die untere Seite seiner Flügel eher unscheinbar ist, ist die obere schön und farbenfroh. So haben auch viele andere Dinge im Leben ihre zwei Seiten. Was zuerst unscheinbar und langweilig erscheint, kann sich aus einem anderen Blickwinkel als durchaus interessant herausstellen. Auch die Geschichten in diesem Heft haben zwei Seiten. Eine ernste und nachdenkliche, aber auch eine lustige und spannende. Man muss sich nur die Zeit dazu nehmen, es zu entdecken.

Impressum E! Magazin Borngasse 12 36199 Rotenburg a.d. Fulda

Redaktion Julia Reß Nadia Mayr

Layout Julia Reß


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Editorial

Julia Reß

Dieses Magazin widmet sich ganz dem Thema: Die Welt mit anderen Augen sehen. Oft sind wir so eingefahren in unserer Wahrnehmung, dass wir den Blick für die wesentlichen Dinge und das, was um uns herum passiert, verlieren. Dabei ist es wichtig und erweitert den eigenen Horizont, wenn man sich ab und zu man in die Lage von anderen versetzt und oder Dinge aus einer anderen Perspektive sieht. Die Geschichten in diesem Magazin haben genau das zum Ziel: Einen etwas anderer Blick auf die Welt, in der wir leben. Im Hauptteil nehmen ich und zwei blinde junge Frauen Sie mit auf eine Reise nach Schottland. Es war eine spannende Reise, die mich dem Land näher gebracht und mir viel über das Leben und Verantwortung beigebracht hat. In meinem Reisebericht gehe ich auch etwas darauf ein, wie es sich für mich anfühlte, mit blinden Menschen unterwegs zu sein. Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit Barrierefreiheit im Internet. Das Internet ist im vergangenen Jahrzehnt zunehmend zu einem wichtigen Bestandteil unseres Lebens geworden. Tendenz: Steigend. Darum wird es in Zukunft von immer größerer Bedeutung sein, die Informationen im Internet für die verschiedensten Zielgruppen leicht zugänglich zu machen. Zum Beispiel für Sehbehinderte oder motorisch eingeschränkte Menschen. Ich hatte die Gelegenheit, ein Interview mit Detlev Fischer zu führen, der beim BIK-Projekt mitarbeitet und einiges über die Arbeit des Projektes und die Bedeutung von Barrierefreiheit zu erzählen hatte. Ein letzter Artikel führt Sie in die britische Hauptstadt London. Nadia Mayr bietet einen spannenden Blick hinter die Fassade der Großstadt, von Jack the Ripper bis hin zu Guy Fawkes. Und nun aber viel Spaß mit der ersten Ausgabe von E!-Mag!


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Inhaltsverzeichnis

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Neue Bekanntschaften

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Schottland mit anderen Augen sehen


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Interview Barrierefreiheit

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(In)famous London

Bilderserie Street-Art im Baltikum


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Neue Bekanntschaften

Neue Bekanntschaften

Artikel: Julia Reß Fotos: Julia Reß

Manchmal trifft man im Leben ungewöhnliche Menschen. Oft dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Diese kleine Geschichte handelt von so einem Fall. Janine und Jessi traf ich zum ersten Mal im Mai 2010 auf einem Konzert meiner Lieblingsband the Flatliners. Sie waren zusammen mit einem Freund da und auch wenn René (der besagte Freund) die beiden an den Händen hielt, war mir nicht auf den ersten Blick klar, warum. Es wirkte auf mich ein wenig seltsam und überfürsorglich und ich brauchte ein paar Momente, bis der Groschen fiel und ich merkte, dass Janine und Jessi blind waren. Ein Punk-Konzert ist nicht unbedingt ein Ort, wo man Blinde vermu-

tet, wenn wir mal ehrlich sind, aber nachdem ich sie als solche erkannt hatte, war ich ziemlich beeindruckt. Dass zwei blinde Mädchen sich auf Punk-Konzerte rumtreiben fand ich cool. Warum sollten sie das eigentlich auch nicht? Wer sagt denn, dass Blinde nur daheim hocken müssen? Das sind nichts weiter als Vorurteile, die wir Sehende haben, weil wir uns nur schwer vorstellen können, dass man auch ohne etwas zu sehen Spaß haben und das Leben genießen kann. Natürlich ist man nicht so unabhängig und bei einigen Dingen auf Hilfe angewiesen, aber darum muss man ja nicht auf alles verzichten. Mit Hilfe von ihren Eltern und Freunden wie René hatten sich Janine und Jessi ein Stück Freiheit erobert und konnten ihrer Leidenschaft für Musik nachgehen. Die beiden erlebten sogar mehr, als so manch andere Leute, die ich kannte. Während andere Konzertbesucher (ich inklusive) Fotos machten und

viele visuelle Reize auf uns einfielen (Scheinwerfer, etc.), konnten sich Janine und Jessi ganz auf die Musik konzentrieren. So sollte es ja auch eigentlich sein. Heute verfolgen so viele Leute Konzerte über das Display ihres Smartphones, statt die Musik zu genießen, wegen der sie ja eigentlich gekommen waren. Gegen das eine oder andere Erinnerungsfoto ist ja nichts einzuwenden, aber man kann es auch übertreiben. Da ich mich gut mit Janine und Jessi verstand, aber nicht immer bis nach München auf ein Konzert kommen konnte, blieben wir per E-Mail und Skype in Kontakt. Wir haben einen sehr ähnlichen Musikgeschmack, und so gab es immer was zu erzählen, sei ein neues Lieblingsalbum, ein tolles Konzert oder ähnliches. Auch wenn wir in vielen Punkten verschieden sind und an unterschiedlichen Orten wohnen, wurden wir Freunde. Ein schönes Beispiel dafür, wie Musik Menschen verbinden kann.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

Schottland sehen mit anderen Augen

Ein Reisebericht von Julia ReĂ&#x; Fotos: Julia ReĂ&#x;


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Es gibt Erfahrungen im Leben, die hinterlassen Spuren. Eine solche Erfahrung war f端r mich eine Schottlandreise, die ich zusammen mit zwei Blinden Freundinnen unternommen habe. In meinem Reisebericht nehme ich Sie mit auf diese Reise. Eine Reise, die mich einiges an Mut und Verantwortung kostete, f端r die ich aber am Ende mit vielen neuen Eindr端cken entlohnt wurde.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

05.08.2013

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ür mich fing dieser Tag schon sehr früh an. Da es für Janine und Jessi nicht so einfach ist, nach Rotenburg zu kommen oder auch zum Frankfurter Flughafen, fuhr ich eben zu ihnen ins Allgäu. Über 400 km mit dem Auto. Was man nicht alles macht... Ich bin bis dato noch nie eine so lange Strecke gefahren, aber es lief erstaunlich gut. Im Prinzip musste ich nur der A7 folgen. Bei Janine und Jessi kam ich so gegen 11.00 Uhr an. Es war also noch genug Zeit, etwas zu Mittag zu essen (Frühstück hatte ich an diesem Tag ausfallen lassen) und Hund Diego und Pferd Resi kennen zu lernen. Janine und Jessi sind nicht nur sehr Musik-verrückt, sondern auch große Tierfreunde. Um halb eins wurde es dann Zeit, nach Memmingen zum Flughafen zu fahren. Nachdem wir unser Gepäck abgegeben hatten, verabschiedeten wir uns von Janine und Jessis Eltern und

waren auf uns alleine gestellt. Durch die Passkontrolle und ins Flugzeug zu kommen war kein Problem. Ein Steward von Ryan Air fragte sogar, ob wir Hilfe bräuchten. Wir baten nur darum, Plätze nebeneinander zu bekommen. Sonst war alles in Ordnung. Etwa zwei Stunden später landeten wir in Edinburgh. Das Wetter war überraschend gut, wenn auch einiges kühler als im fernen Deutschland. Normalerweise ist August der HauptRegenmonat in Schottland. Wieder ging es durch eine Passkontrolle und zur Gepäckannahme. In der Menschenmenge war es nicht so einfach, mit zwei Blinden. Zum einen musste ich mich orientieren und schauen, wo wir hinmussten (was ja an sich schon schwer genug ist) und zum anderen musste ich auch noch auf Janine und Jessi achten. Spätestens jetzt begann ich zu ahnen, dass diese Woche kein


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Spaziergang im Park werden würde. Mit dem Bus ging es dann in die Innenstadt. Unsere Jugendherberge war ziemlich weit oben an der Royal Mile, also mussten wir noch ein Stück laufen. Ich kannte mich noch ein wenig in Edinburgh aus (immerhin war ich hier schon mal gewesen), und so fand ich schnell einen Weg, der auf die Royal Mile führte. Währen nur nicht die Treppen gewesen... So schlimm hatte ich die nun wirklich nicht in Erinnerung gehabt. Für mich mit meinem Trackingrucksack war das kein Problem. Janine und Jessi hatten es mit ihren Trolleys da schon schwerer. Wir hatten aber Glück, dass sich zwei nette Schotten fanden, die uns die Trolleys nach oben trugen. Überhaupt schien es in Schottland von netten und hilfsbereiten Menschen nur so zu wimmeln. Nachdem wir die Treppen geschafft hatten, war der Rest ein Kinderspiel.

Dachte ich zumindest. Natürlich hatte ich unterschätzt, wie voll die Royal Mile ist. Touristen überall. Und dann auch noch Stadtfest! Wir mussten uns also mitsamt Gepäck den Weg durch die Menschen kämpfen. Als wir endlich in einer Seitenstraße bei der Herberge ankamen, waren wir mehr als froh. Unser Zimmer war im obersten Stock (noch mehr Treppen! Juhuu!), aber es war okay für zwei Nächte. Das Bad war auch nicht zu weit weg. Janine und Jessi versuchten sich gleich den Weg dahin einzuprägen (wie viele Türen und Stufen sind auf dem Weg, etc.). Als wir uns eingerichtet hatten, gingen wir noch zum Abendessen in die Stadt. Ohne Gepäck war es wesentlich einfacher sich auf der Royal Mile zu bewegen. Wir liefen auch nicht nebeneinander sondern hintereinander, was zusätzlich einiges erleichterte.

So konnte ich mich auf die Hindernisse vor uns konzentrieren und musste nicht auch noch nach links und rechts schauen. Den Rest des Abends verbrachten wir dann auf unserem Zimmer. Genug Anstrengung für einen Tag.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

05.08.2013

An diesem Tag wollten wir eigentliche eine Stadtführung machen, doch wie so oft kommt alles anders als man denkt. Zunächst ging es aber erst mal in den Frühstücksraum unserer Herberge. Das Frühstück war leider nichts Besonderes. Es war sogar ziemlich ernüchternd. Die kostenlose heiße Schokolade stellte sich als Nutella mit heißem Wasser heraus (igitt!) und außer Marmelade gab es nichts für die Brötchen. Dumm nur, dass ich keine Marmelade mag. Der Kaffee war auch alles andere als gut. Naja, wir machten ja auch keinen Luxusurlaub, von daher musste man wohl Abstriche machen. Nur musste das ausgerechnet beim Kaffee sein? Wenigstens wurde ich von englischen Würstchen und Bohnen verschont. Nach dem Frühstück wollten wir dann die Stadtführung machen. Der Treffpunkt war ganz in der Nähe. Als wir (gerade noch rechtzeitig) ankamen, sah ich... nichts. Keinen Stadtführer, keine Gruppe... nichts dergleichen. Na wunderbar! Entweder war tatsächlich niemand da oder die Gruppe war so klein und unauffällig, dass ich sie nicht bemerkte. Wie auch immer, für uns gab es an diesem Tag keine Stadtführung, also mussten wir Edinburgh auf eigene Faust erkunden. Wir liefen also etwas durch die Stadt, aßen zu Mittag Pizza und gingen in einem kleinen Supermarkt etwas zu trinken und Obst besorgen. Und natürlich Schokokekse. Nirgendwo gibt es so gute Schokokekse wie in Großbritannien, und wenn doch, dann habe ich sie noch

nicht gefunden. Die machen sogar Würstchen und Bohnen wett. Wir gingen die ganze Royal Mile hinunter bis zum Holyrood Palace. Dort überlegten wir, ob wir uns den Palast mal von innen ansehen sollten, aber ohne einen Führer, der ein bisschen was erzählt, wäre es nichts für Janine uns Jessi gewesen, und so ließen wir das bleiben. Gegen Nachmittag machten wir uns dann auf die Suche nach der Bar, wo das Konzert stattfinden sollte, auf das wir am Abend gehen wollten. Wir fanden die Straße, merkten aber schnell, dass wir am falschen Ende der Straße waren. So durften wir also die ganze lange Straße nach oben laufen. Wir waren zum Glück sehr früh dran. Die Bar zu finden war ein Kinderspiel, nachdem wir erst mal am richtigen Ende der Straße angekommen waren, und so wurde zumindest der Abend dieses Tages ein voller Erfolg. Es spielten drei verschiedene junge Musiker. Der erste war Mark McGabe aus Aberdeen, der bei jeder passenden Gelegenheit seinen Namen erwähnte. Zumindest bei mir hatte er damit sei Ziel wohl erreicht. Ich werde den Namen so schnell nicht vergessen, nachdem ich ihn gefühlte 100 x hören durfte. Davon mal ganz abgesehen spielte er echt guten Folk-Punk und nahm sich sogar nach der Show etwas Zeit, um mit uns zu reden. Der zweite Musiker des Abends war Dave (der eigentliche Grund, warum wir an eben jenem Abend in dieser Bar waren). Seinen Nachnamen konnte ich mir nicht merken (er hat ihn auch nicht


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mal halb so oft erwähnt, wie Mark), aber er war gut. Ich konnte schon verstehen, warum Janine und Jessi seine Musik so toll fanden. Auch Dave (der aus Glasgow kommt), nahm sich etwas Zeit für uns. Ein wirklich netter Kerl, das musste man ihm lassen. Der letzte Sänger des Abends war ein Engländer namens Barry. Den konnte ich immerhin ohne Probleme verstehen (ein Auslandsjahr in England sei Dank) und auch wenn er nicht ganz so gut war wie seine beiden schottischen Kollegen, musste man ihm anrechnen, dass er einen ganz eigenen Stil hatte. Er schrammelte auf seiner Gitarre herum, dass es ein Wunder war, dass keine Saite riss, und sang dazu noch sehr laut und eigenwillig, dass es fast schon echte Kunst war. So irgendwie

jedenfalls. So ging dieser zweite Tag doch sehr versöhnlich zu Ende. Janine und Jessi hatten mit ihrem Idol Dave reden können, ich hatte ein paar gute Folk-Punk-Sänger zu hören bekommen . Wenn Mark noch eines seiner Alben zum Verkauf dabei gehabt hätte, wäre es vielleicht noch besser gewesen, aber hey, man kann eben nicht immer alles haben.

Mark McCabe

»Findest du, dass Dave gut ausschaut?«, wollte Janine wissen, als wir in unserem Zimmer in der Jugendherberge waren. »Naja, er ist nicht sehr groß, hat einen leichten Bauchansatz und schiefe Zähne...« begann ich mit meiner Beschreibung. Janine und Jessi mussten lachen. »Er ist wohl nicht unbedingt sehr gutaussehend.« meinte ich. »Ihr geht schon sehr nach dem Aussehen, oder?« wollte Jessi wissen. Mit »ihr« meinte sie uns Sehende. »Schon irgendwie, aber die Ausstrahlung spielt auch eine Rolle, also wie der Mensch rüberkommt. Das kann sehr viel kompensieren.« erklärte ich. Das verstanden sie sofort. Die Ausstrahlung eines Menschen kommt auch bei Blinden an. »Und wie findest du Dave von der Ausstrahlung her?« wollte Janine dann wissen. »Gut. Er ist sehr sympathisch.« antwortete ich. »Ja, das finden wir auch.«


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

07.08.2013

Am nächsten Tag näherte sich unsere erstes Etappe der Reise ihrem Ende. Nächster Halt: Die Highlands. Ich hatte nur einmal einen Tagesausflug in die Highlands gemacht und freute mich schon sehr, diesmal gleich ein paar Tage dort verbringen zu können. Dazu mussten wir aber erst mal den Bus finden. Es gibt ein britisches Busunternehmen namens MegaBus, mit dem man günstig und bequem von einer Stadt in die nächste kommt. Man muss nur vorher einen Platz buchen und sich dann an die Zeiten halten. Nur ist es so, dass der Busbahnhof in Edinburgh ziemlich versteckt und der Weg so gut wie nicht ausgeschildert ist. Wieder einmal zeigte es sich, wie schwer es war, sich in einer (fast) fremden Stadt zu orientieren, und da-

bei auf Gepäck und zwei Blinde zu achten. Wir mussten mehrmals ganz in der Nähe des Busbahnhofs gewesen sein, aber ich fand beim besten Willen nicht die Straße, in die wir mussten. Zu allem Überfluss ging auch noch der Griff von Jessis Trolley kaputt, als wir drei mehr oder weniger planlos durch die Stadt hetzten. Mit etwas Hilfe von ein paar Einheimischen erreichten wir dann doch noch unser Ziel. Zwei Minuten bevor der Bus abfahren sollte! Wir ließen uns völlig fertig auf die Sitze fallen und waren froh, diesen Irrgarten namens Edinburgh (so schön diese Stadt auch ist) hinter uns lassen zu können. Am Nachmittag kamen wir in Inverness an. Wir wollten ziemlich bald eine Stadtführung machen, also gingen wir als erstes zum Touristencenter. Das war nicht allzu weit vom Busbahnhof weg und relativ gut zu finden. Wir wollten wissen, ob die Führung stattfinden würde und ob wir irgendwo unser Gepäck aufbewahren konnten. Im Touristencenter selbst war das nicht möglich, aber bei den öffentlichen Toiletten ein paar Meter weiter war ein Raum, wo man sein Gepäck gegen eine kleine Gebühr aufbewahren lassen konnte. Die Putzfrau dort wollte eigentlich schon Feierabend machen, erklärte sich aber bereit, das Gepäck aufzubewahren. Dann ging es zurück


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zum Touristencenter, wo die Stadtführung losgehen sollte. Wir warteten eine Weile vergeblich, aber niemand kam. Sofort mussten wir an unsere Erlebnisse in Edinburgh am Tag davor denken. Sollte jetzt etwa wieder eine Führung ins Wasser fallen? Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Im Touristencenter wussten sie auch nicht weiter, aber als wir etwas enttäuscht nach draußen gingen, trafen wir auf die Putzfrau von vorher und den Stadtführer Cameron. Er erklärte, die Führung am Nachmittag müsse leider ausfallen, aber wir könnten gerne am Abend kommen. Da würde er auf jeden Fall eine Führung machen. Wenn wir das vorher gewusst hätten, wären wir gleich zu unserer Unterkunft gegangen, und hätten nicht erst

unser Gepäck verstaut, aber da konnte man nun nichts mehr machen. Wir nahmen uns ein Taxi zu unserer Pension, die ein wenig außerhalb des Stadtzentrums war, und ruhten uns noch kurz aus, bis wir diesmal zu Fuß in die Stadt gingen. Da Inverness keine große Stadt ist, sind die meisten Wege zu Fuß machbar. Wir hatten sogar noch Zeit, um etwas zu essen, dann warteten wir vor den Touristencenter auf Cameron. Unser Stadtführer tauchte pünktlich auf und so konnte es losgehen. Zusammen mit einer Amerikanerin folgten wir ihm durch die Stadt und erfuhren so einiges über die Geschichte der Highlands und Inverness und hatten auch noch Spaß dabei. Wer denkt, Engländer haben Humor, hat sicher noch nie einen Schotten ge-

troffen. Und vermutlich sind Schotten auch die einzigen, die eine Massenschlägerei wegen einem Laib Käse anfangen. Die Geschichte der Highlands ist schon kurios. Wieder zurück in der Pension erlebten wir noch eine Überraschung: Wir hatten eine Zimmergenossin bekommen! Zwar war uns klar gewesen, dass in dem Viererzimmer noch eine weitere Person dazukommen könnte, aber erwartet hatten wir es eigentlich nicht. Der Neuzugang entpuppte sich als eine Textildesign-Studentin aus der Schweiz, mit der wir uns gleich gut verstanden. Mit so einer Zimmergenossin konnten wir gut leben.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

08.08.2013

F

ür diesen Tag hatten wir eine Tagestour zur Isle of Skye geplant. Wir mussten also beizeiten los und in die Stadt laufen. Treffpunkt war wieder das Touristencenter. Wir waren früh dran und mussten noch etwas warten, bis der weiße Bus vorfuhr. Wir waren eine bunte Gruppe von Chinesen, Spaniern, Brasilianern, Indern, Taiwanesen und noch weiteren Nationalitäten. Unser Tourguide Allison stellte sich als noch viel lustiger heraus, als Cameron vom Tag zuvor. Der Tag versprach gut zu werden. Während der Fahrt ging Allison mit uns die schottische Geschichte durch. Ich war noch nie so bewandert in Geschichte - da fehlt mir einfach das Interesse - aber so wie Allison es erzählte, war sogar ich gespannt am Zuhören. Wir machten auch einige Zwischenstops. Als erstes hielten wir am Loch Ness. Wir konnten bis ans Seeufer und sogar mit den Händen ins Wasser. Das kam Janine und Jessi natürlich sehr entgegen. Der zweite Stop war bei einer Herde Highland-Kühe. Die durften wir sogar füttern. Mein absolutes Highlight des Tages, da ich diese Tiere einfach nur liebe. Dann hielten wir noch an Eilean Donan Castle am Loch Duich. Janine, Jessi und ich bekamen eine private Führung und die Mädels durften sogar Schwerter, Schilde und Töpfe in die Hände nehmen, damit sie sich einen Eindruck davon machen konnten.

Normal wäre die Burg wahrscheinlich viel zu langweilig für sie gewesen, aber dank ein paar netter Schotten wurde es ein weiteres Highlight an diesem Tag. Wir waren nun nicht mehr weit von der Isle of Skye entfernt und es wurde Zeit für eine Mittagspause. Auf Skye ging es in eine Gaststätte zum Mittagessen und wir unterhielten uns etwas mit einem jungen Paar aus Indien und einem aus Brasilien, die mit uns am Tisch saßen. Dann fuhren wir noch weiter über die Insel, an freilaufenden Schafherden vorbei, zum Meer. Das Wetter war leider nicht mehr ganz so schön, wie es den Vormittag über gewesen war. Janine und Jessi gingen ein paar Schritte ins Meer rein. Der junge Mann aus Brasilien und Allison gingen mit ihnen. Mir war das Wasser zu kalt, also drückte ich mich erfolgreich davor, ihnen ins Meer zu folgen. Schließlich ging es wieder zurück Richtung Inverness. Noch war der Tag nicht vorbei. Janine und Jessi hatten eine weitere Aktion geplant. In einer Bar sollte Kenny, der Sänger von Schiehallion, spielen. Schiehallion sind eine schottische Folk-Band und Kenny hat eine wahnsinnige Stimme, das muss man ihm lassen. Leider trat er an dem Abend ohne seine Band auf, aber es konnte sich trotzdem hören lassen. Mit uns am Tisch saßen an dem Abend noch zwei weitere Deutsche (Vater und Sohn, wie ich annahm), und ein paar Schotten, die sich als gute Freude von Kenny herausstellten. Einer von ihnen, John, war ebenfalls Musiker gewesen


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und außerdem Dichter. Er spielte sogar einen Song mit Kenny, was wirklich gut klang, und ermöglichte es uns, mal etwas mit Kenny zu reden. Außerdem bekamen Janine und Jessi von ihm je eine Schiehallion-CD geschenkt und ich bekam einen kleinen Gedichtband. Das passiert wohl auch nur in Schottland: Man kommt mit leeren Händen in eine Bar, um Musik zu hören, und verlässt sie mit zwei CDs und einem Buch. Ich konnte unser Glück an diesem Tag kaum fassen.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

09.08.2013

An

unserem dritten Tag in den Highlands wollten wir eine Bootsfahrt über Loch Ness machen. Leichter gesagt als getan. Wir hatten uns überlegt, erst nach Drumnadrochit zu fahren, da von dort einige Boote von Anker lassen, und der Ort ziemlich direkt am Loch Ness liegt. Nur mussten wir dort erst einmal hinkommen. Ich hatte zwar Busfahrpläne aus dem Touristencenter, aber in denen stand leider nicht, dass man seinen Arm ausstrecken muss, damit ein Bus anhält. Das erfuhren wir erst durch einen Einheimischen. So ging viel Zeit verloren, und am Ende entschieden wir uns, von Inverness aus mit einem Boot den Caledonian Canal entlang auf Loch Ness rauszufahren. Das war zwar etwas teurer, aber dafür mussten wir nicht erst nach Drumnadrochit, wo nur alle Stunde ein Bus hinfährt (wenn man denn einen zum Anhalten bekommt). Wir gingen also erst mal in Ruhe Pizza

essen und hatten Glück, dass genau zu der Zeit, in der wir drinnen über unseren Pizzas saßen, ein heftiger Regenguss kam. Der erste heftige Regen, den wir bis dahin hatten. Leider wurde das Wetter nicht viel besser. Es blieb kühl und trüb. Nicht gerade die idealen Bedingungen, um draußen auf einem Boot zu sitzen. Die Fahrt über den Kanal, auf den See raus bis hin zu Urquart Castle fand ich sehr schön und entspannend. Klar, bei Sonnenschein wäre die Landschaft noch eine Ecke beeindruckender gewesen und eine wenig wärmer hätte es auch sein können, aber davon abgesehen war es toll. Für Janine und Jessi war es eher langweilig. Die Fahrt war sehr ruhig und sie bekamen wenig von dem mit, was es so zu sehen gab, obwohl ich ihnen öfters erzählte, wo wir gerade waren. Während der Rückfahrt setzen wir uns dann rein und


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Schottland

tranken eine heiße Schokolade, hörten etwas Musik und redeten. Den Rest des Tages verbrachten wir in unserer Pension. Es gab kein Konzert oder sonst etwas, und wir mussten am nächsten Tag wieder früh raus und unseren Bus nach Glasgow erwischen.

Hauptstadt:

Edinburgh

Fläche:

78.772 km²

Einwohnerzahl: ca. 5.313.600 Amtssprachen: Englisch, Gälisch, Scots Staatsform:

konstitutionell-parlamentarische Monarchie

Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II.

Schottland umfasst das nördliche Drittel der Insel Großbritannien und teilt sich in drei geografische Regionen auf: die Highlands, die Central Lowlands und die Southern Uplands. Die im Süden Schottlands gelegenen Southern Uplands sind aufgrund der Nähe weit stärker von England geprägt als die anderen Regionen. So ergeben sich kulturelle Unterschiede zwischen den Gebieten.

unser Boot

--> Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Schottland

Nessi (naja, beinahe...)

das schottische Parlament in Edinburgh


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

10.08.2013

Diesmal waren wir schlau und fuhren mit dem Taxi zum Busbahnhof. In Inverness kann man sich zwar nicht so leicht verlaufen, aber sicher ist sicher. Außerdem war der Weg mit Gepäck dann doch etwas lang und Jessis kaputter Trolley hätte uns nur unnötig aufgehalten. Wir waren am Ende wirklich früh dran und mussten noch ein wenig warten, bis der Bus ankam. Immer noch besser, als sich abzuhetzen, und den Bus fast zu verpassen. Wir waren eine ganze Weile unterwegs, bis wir in Glasgow, der größten Stadt Schottlands, ankamen. Ich hatte ein wenig Respekt vor dieser letzten Etappe unserer Reise, da ich noch nie zuvor dort gewesen war, und nicht wusste, ob ich mich in dieser großen Stadt zurechtfinden würde. Schon allein die Taxis zu finden, von denen es am Busbahnhof natürlich welche geben musste, war nicht so einfach. Als

wir sie endlich gefunden hatten, ging es zu unserer Pension. Die war riesig und unser Zimmer war mal wieder ziemlich weit oben, aber dafür war es groß und das Bad war direkt nebenan. Wir hielten uns nicht lange auf, sondern machten uns schnell wieder auf den Weg. Die schottische Punkband The Zips hatten Janine und Jessi zuliebe für diesen Abend extra einen Auftritt organisiert, und den konnten wir natürlich nicht verpassen. Zu meiner Freunde war die Bar nicht zu weit weg und ich fand den Weg sogar, ohne dass wir uns verliefen. Wie gut, dass mein iPod Touch mit Offline-Karten ausgerüstet war, und ich es auch mehr oder weniger verstand, diese zu lesen. Mal wieder waren wir früh dran (wir hatten nach Edinburgh eindeutig dazugelernt) und mussten noch etwas warten, bis der Sänger der Zips erschien. Jon kannte Janine und Jessi


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noch von Konzerten aus Deutschland, daher auch die Aktion mit dem Konzert, und sie durften sich Songs für den Abend wünschen. Auch die anderen Bandmitglieder nahmen sich Zeit für uns. Ich erzählten dem Drummer Jimi von unseren Erlebnissen in Schottland und auch wenn ich den Glasgow-Akzent nicht wirklich perfekt verstand, zeigte sich auch hier wieder, dass die Schotten ein wirklich nettes Volk sind. Die Show war echt gut und als Jon uns dann noch zur Pension brachte (in der, wie er uns erzählte, schon viele Musiker abgestiegen waren) und zum Abschied jeder von uns ein Zips-TShirt schenkte, war ich endgültig ein Fan dieser Band. Der erste Abend in Glasgow war schon mal ein voller Erfolg gewesen. Konzert, T-Shirt, nicht verlaufen, … was will man mehr? So konnte es gerne weiter gehen, fand ich.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

11.08.2013

S

o langsam näherte sich unsere Reise ihrem Ende. Noch ein Tag in Glasgow, dann würden wir wieder nach Hause fliegen. Bei dem Gedanken wurden wir alle drei etwas wehmütig. Doch noch war es ja nicht soweit und wir hatten noch einiges vor an dem Tag. Nach einem Frühstück (dem ersten vernünftigen Frühstück in Schottland) ging es zu Fuß in die Stadt. Wir waren auf der Suche nach einem Bus, der uns zum Riverside Museum brachte, denn dort irgendwo sollten Powerboote abfahren. Das war kein Problem und im Nu waren wir beim Museum angekommen. Ich war richtig stolz auf meine Orientierung, doch das hielt nicht lange. Wo waren die Powerboote? Eine Fahrt über den Fluss hatten wir uns so lustig vorgestellt, und nun war keine Spur von den blöden Booten zu sehen. Das

konnte doch echt nicht sein! Nachdem wir eine Weile herumgeirrt waren, rief Janine bei den Veranstaltern dieser Powerboot-Fahrten an. Zum Glück hatte sie die Nummer im Handy gespeichert. Die Wegbeschreibung war wenig hilfreich, aber am Ende fanden wir heraus, dass sie direkt hinter dem Museum beim Tall Ship abgingen. Genauer gesagt musste man auf das Schiff und auf der anderen Seite des Schiffes die Treppe zu der kleinen Anlegestelle hinunter. Da soll mal einer drauf kommen! Und warum konnten diese Veranstalter am Telefon nicht gleich sagen, dass wir zum Tall Ship mussten? Die Powerboot-Fahrt war echt lustig. Es war kühl, aber die Geschwindigkeit und die Wellen machten es zu einem echten Erlebnis. Janine und Jessi hät-


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ten am liebsten noch eine Runde gedreht, aber wir wollten ja auch noch was essen und später in einer Bar bei einer Jam Session zuhören. So machten wir uns also wieder auf in die City. Wir gingen Mittagessen und suchten uns dann noch einen Supermarkt, um unseren Vorrat an Obst und Getränken aufzustocken. Das Seltsame war, dass man in diesem Supermarkt seine Sachen selbst wiegen und scannen musste. Anschließend musste man das Geld in den Kassen-Automat werfen und bekam sein Wechselgeld. Nicht gerade vorteilhaft für Janine und Jessi, so ein Supermarkt. Auch für mich war es ziemlich bizarr. So einen Selbstbedienungsladen hatte ich auch noch nicht gekannt. Danach war immer noch genug Zeit bis zur Jam Session. Wir liefen ein wenig durch die Stadt und machten uns

schließlich auf zur Bar. Auch die fand ich wieder ohne Schwierigkeiten. Wir tranken etwas und ich leistet mir noch ein paar Taccos zum Abendessen, die aber nicht gerade gut waren. Das sollte man wohl doch den Mexikanern überlassen. Die Folk-Musik haute uns auch nicht gerade vom Hocker. Wir hörten eine Weile zu, dann gingen, wir wieder zu unserer Pension. Wir hatten schließlich noch einen anstrengen letzten Tag vor uns.

»Oh, da ist was in einer Platte auf dem Boden eingraviert. Ein Gedicht oder so.« sagte ich, »Echt? Wie cool! Wo denn?« Janine und Jessi hockte sich hin und ich half ihnen, die besagte Platte zu finden. Neugierig begannen sie mit den Fingern über die Buchstaben zu fahren und laut zu lesen. Sie kennen also nicht nur die Blindenschrift.


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Titelstory: Schottland mit anderen Augen sehen

12.08.2013

N

un war er also gekommen, der letzte Tag unserer Reise. Wir standen schon früh auf, da wir noch nach Edinburgh zum Flughafen mussten. Leider war es zu früh für Frühstück in der Pension, also musste das Obst vom Tag zuvor herhalten. Dann ging es mit dem Taxi zum Busbahnhof und von dort mit dem Bus nach Edinburgh. Der Bus brachte uns direkt zum Flughafen, was sehr praktisch war, und so mussten wir uns keinen Stress machen. Dachte ich. Ich hatte wohl das Einchecken und das ganze Drumherum vergessen. Statt den Boardingpass an einem Schalter vorzuzeigen, mussten wir ihn selbst einscannen, erst dann ging ein Türchen auf und man konnte weiter. Ich ging vor, wie ich es gewohnt war, und musste dann auf der anderen Seite des Türchens feststellen, dass ich von dort nicht Janine und Jessis Boardingpässe ein-

scannen konnte. In dem Moment reiste bei mir zum ersten Mal während der ganzen Zeit der Geduldsfaden. Ich war müde, ich war gestresst und ich hatte absolut keine Nerven für so etwas. Ich konnte selbst nicht sagen, was mich in dem Moment so sauer machte: Die Schotten, die alles mit Technik so verdammt umständlich machen mussten (erst der Supermarkt in Glasgow und nun das!) oder meine eigene Dummheit, weil ich nicht schlau genug gewesen war, um Janine und Jessi vorgehen zu lassen. Wenigstens kam uns ein Flughafenmitarbeiter schnell zu Hilfe und so überwanden wir auch dieses Hindernis. Es ist wirklich nicht immer leicht, den Überblick zu behalten, wenn man mit zwei blinden Mädels plus Gepäck unterwegs ist. Eigentlich war es fast schon ein kleines Wunder, wie gut alles bis dahin gelaufen war, von ein paar Kleinigkeiten mal abgesehen.


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Dann landeten wir wieder in Memmingen. Janine und Jessis Mutter erwartete uns und wir fuhren zu ihnen nach Hause, wo mein Auto noch stand. Da Pferd Resi etwas kränkelte, wurde es ein etwas chaotischer Abschied, aber am Ende saß ich in meinem kleinen Suzuki und für die A7 Richtung Norden. Meine Eltern hatten mich zum Spaghetti-Essen eingeladen. Home Sweet Home! So schön das Reisen auch ist, es ist auch immer wieder schön, nach Hause zu kommen. •

Royal Mile, Edinburgh


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Interview Barrierefreiheit

Barrierefreiheit im Internet von Julia Reß Telefon-Interview vom 7.4. 2014

Wenn man jung und gesund ist, macht man sich über vieles wenig Gedanken. Zum Beispiel über Barrierefreiheit. Trotzdem ist es ein Thema, das nicht wenige Leute betrifft, und mit dem man sich mal auseinandersetzen sollte. Mit Detlev Fischer vom BIK-Projekt (BIK = barrierefrei informieren und kommunizieren) sprach ich unter anderem über die Arbeit des BIK-Projekts und die Bedeutung von Barrierefreiheit im Internet heute und in der Zukunft. Detlev Fischer, Foto: www.bikonline.info/ Fangen wir mal von ganz vorne an: Wie kam es denn zu der Gründung des BIK-Projektes? Gute Frage. Ich selbst war ja gar nicht von Anfang an dabei. Ich glaube, der Auslöser war, dass es eine neue Verordnung gab, die BITV, also die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung. Die trat 2002 in Kraft und basiert auf dem internationalen Standard WCAG (= Web Content Accessibility Guidelines, Anm. d. Red.) von 1999. Der versucht Anforderungen für Internetseiten festzulegen, damit Menschen mit Behinderungen die nutzen können. Z.B. für Menschen, die motorisch eingeschränkt sind, die also nicht die Maus nutzen können, gibt es Anforderungen, dass man alles auch mit der Tastatur machen kann. Und es gibt Anforderungen für Sehbehinderte, z.B. dass man Texte gut vergrößern kann, dass die Kontraste gut sind und all solche Sachen. Die BITV entspricht im Wesentlichen, was im WCAG festgelegt wurde, und wurde eingeführt für Bundesbehörden. Das heißt alle Websites von Bundesbehörden, Bundesagentu-

ren, Bundeseinrichtungen oder auch Das bringt mich gleich zu meiner Bundesstiftungen müssen der BITV nächsten Frage: Was ist mit Unterentsprechen. Darauf wurde dann das nehmen, für die die BITV nicht gilt? BIK-Projekt gegründet, um diese An- Also z.B. Wirtschaftsunternehmen. forderungen überhaupt prüfbar zu Nehmen die den Test auch in Anmachen, um also feststellen zu kön- spruch? nen, wenn ich mir zum Beispiel die Anfragen kommen sicherlich überwieWebsite vom Ministerium für Arbeit gend von öffentlichen Stellen, also und Soziales anschaue, ob die den einmal die ganzen Bundesbehörden, Anforderungen der BITV entspricht. die sich testen lassen, um dann auch Um das überhaupt prüfen zu können, sagen zu können: Ja, wir sind barrieremuss man natürlich irgendwie die An- frei. Die können dann auch ein Siegel forderungen in einzelne Fragen oder auf ihrer Website anbringen, z.B. 90+, einzelne Prüfpunkte unterteilen um dass heißt dann, sie haben bei dem dann z.B. zu prüfen: Kann man alles Test gut bestanden. Es gibt zwar noch mit der Tastatur erreichen? Kann man die Tex- »Anfragen kommen überwiegend von te vergrößern? Sind die öffentlichen Stellen.« Kontraste ausreichend? usw. Die einzelnen Anforderungen kleinere Mängel, aber sie haben 90 der BITV wurden also in einen Test von 100 möglichen Punkten oder auch übersetzt, um messen zu können, ob mehr erreicht. Websites überhaupt den Anforderun- Es gibt aber auch Organisationen wie gen entsprechen. Vom BIK-Projekt Krankenkassen, die sind zwar keine wurde der BITV-Test, der das Prüfen Bundesbehörden, unterliegen aber auf Barrierefreiheit möglich macht, den selben Anforderungen. Und darentwickelt, und wird immer noch wei- über hinaus noch andere Organisatiterentwickelt. onen, viele Kommunen oder Landesbehörden, die ähnliche Verordnungen


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haben auf Landesebene. Die sind z.T. ähnlich wie die BITV, zum Teil sind die Anforderungen geringer. Manche Museen oder Stadtwerke lassen sich auch prüfen. Das sind aber immer noch mehrheitlich öffentliche Institutionen. Als weitere Gruppe gibt es noch Verbände oder Selbsthilfegruppen und Organisationen wie Greenpeace und politische Parteien, die ein Interesse daran haben, barrierefrei zu sein. Wirtschaftsunternehmen eher weniger, aber das gibt es auch, gerade im Bereich medizinische Unternehmen und Pharmakonzerne. Man kann aber schon sagen, dass bei privaten Wirtschaftsunternehmen das Interesse geringer ist, als bei öffentlichen Einrichtungen. Weil eben auch keine Verpflichtung da ist.

rumgesprochen. Und es ist natürlich auch mit Kosten verbunden, bestehende Internetseiten zu überarbeiten und einen Relaunch zu machen. Und da schrecken schon viele davor zurück. Es gibt aber schon welche, wie Manufaktum, die haben ihren Onlineauftritt und verkaufen da ihre Sachen. Die haben ihre ganze Seite barrierefrei gemach. Es gibt immer wieder solche Fälle, wo dann das Interesse da ist, und wo eine Agentur bei einem Relaunch beauftragt wird, auch die Barrierefreiheit zu berücksichtigen.

Und beschäftigen Sie sich nur mit bereits bestehenden Websites, oder werden Sie auch von Webdesignern oder Grafik Designern, die gerade an einer Website arbeiten, um Rat gefragt? Verstehe. Die machen es dann natür- Ja, das passiert sogar recht häufig. lich nur, wenn es irgendwie in ihrem Es ist oft so, dass eine Behörde eine neue Website will. Die macht dann Interesse ist. Ja, man kann aber auch argumen- eine Ausschreibung und tieren, dass es sehr wohl in ihrem In- wählt eine Agentur aus. teresse ist. Z.B. ein Onlineshop wie Die Agentur fängt dann Amazon oder auch andere Shops, an zu arbeiten und hat die haben auch viele Kunden, die äl- ihre Vorstellungen, wie ter sind und nicht mehr so gut sehen es aussehen soll, mit können, und die die Schrift gerne grö- irgendwelchen dynamißer stellen wollen, die gute Kontraste schen Elementen und brauchen. Das ist eine ziemlich große Pop-up Menüs und was Gruppe und je älter die Gesellschaft weiß ich, was die sich alles ausdenwird, desto größer wird diese Gruppe. ken. Und dann wissen sie nicht genau – gerade wenn sie nicht »Es gibt schon ein Motiv für Wirt- oft mit Barrierefreiheit schaftsunternehmen, gut zugänglich zu tun haben – ob sie das so machen können, zu sein.« ob das barrierefrei ist. Es gibt also schon ein Motiv für Wirt- Und dann fragt die Agentur uns, also schaftsunternehmen gut zugänglich eine der Prüfstellen, die den BITV-Test zu sein, um eben diese ältere Zielgrup- durchführen. Von denen bekommt pe besser ansprechen zu können. Das sie dann einen sogenannten entwickhat sich aber noch nicht so richtig he- lungsbegleitenden Test. Das macht

dann ein Prüfer. Der schaut sich ausgewählte Seiten an und sagt der Agentur in Form eines Prüfreports, was alles zu verbessern ist. Z.B.: Hier ist der Kontrast nicht genug, dieses Element ist nicht mit der Tastatur bedienbar, wenn man hier den Text vergrößert kommt es zu Überlappungen usw. Man geht also den Test durch und findet bei einzelnen Punkten Defizite und schreibt dann ein Kommentar dazu, welche Seite es ist, was nicht funktioniert, und dann können die Entwickler sich das angucken und die Defizite beheben. Manchmal bleiben Defizite auch, weil manche unbedingt ein bestimmtes Farbschema haben wollen und nehmen dann in Kauf, das die Kontraste nicht ausreichen und es im abschließenden Test Punktabzug gibt. So was gibt es auch, aber immerhin wissen die Entwickler, wo die Defizite liegen und können es überarbeiten.

Wenn die Website dann online geht wird ein abschließender Test gemacht. Den führen zwei Prüfer durch, die ihre Ergebnisse untereinander abgleichen und in der Abstimmungsphase einen Konsens finden müssen, wie die noch bestehenden Defizite zu bewerten sind. Am Ende gibt es dann eine Punktzahl und wenn die über 90% ist, darf der Anbieter ein Prüfsiegel auf der Website anbringen.


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Interview Barrierefreiheit

spiel Überschriften kann man einfach nur visuell größer machen, aber für einen blinden Nutzer wird überhaupt nicht klar, dass das eine Überschrift ist. Wenn man HTML aber richtig nutzt und die Überschrift mit H1 als Hauptüberschrift auszeichnet und die untere Überschrift als H2 usw., dann kann ein blinder Nutzer in seinem Screenjäger, das ist das Gerät, was ihm den Inhalt der Website als Sprache ausgibt, die Kurztaste H drücken und bekommt dann eine Liste aller Überschriften und kann dann »Das ist überhaupt erst mal das Prob- akustisch die Seite überlem, dass man verstehen muss, dass es fliegen und weiß, was auch für blinde Nutzer Anforderungen alles drin ist. Und kann dann direkt zu diesen gibt.« Überschriften hin sprinerst mal das Problem, dass man nicht gen. Er muss sich also nicht die ganze nur verstehen muss, wie eine Sache Seite vorlesen lassen. Das geht aber aussieht für den normal Sehenden, nur, wenn der Webentwickler weiß, sondern dass es auch für blinde Nut- es kommt nicht nur darauf an, dass zer Anforderungen gibt, die man der Überschriften dick aussehen, sondern Seite vielleicht überhaupt nicht an- auch darauf, dass sie im HTML richtig sieht, aber die wichtige Merkmale ausgezeichnet sind. Wenn ein Webensind, damit eine Website überhaupt twickler das weiß, gibt es schon eine erst für Blinde nutzbar wird. Zum Bei- Menge Informationen darüber, zuDas ist natürlich nicht schlecht. Ich kenne das ja aus meinem Studium, dass man da nicht unbedingt auf solche Aufgaben vorbereitet wird. Da ist es schon gut, wenn man eine Anlaufstelle hat. Man kann aber auch viel dazu im Internet finden. Wenn man zum Beispiel mal Barrierefreiheit googelt findet man alle möglichen Leute, die einem sagen können, worum es geht. Jeder Webentwickler, der will, der weiß dass das ein Thema ist... Das ist überhaupt

mindest zu den Grundlagen. Und die, die barrierefreie Websites machen, sind auch oft Agenturen, die das nicht zum ersten Mal machen. Oft sind Ausschreibungen der Grund, dass sich Agenturen zum ersten Mal damit beschäftigen. Wenn eine Behörde eine neuen Website will, weiß ich als Agentur aus den Ausschreibungsunterlagen, die Website soll nach BITV Priorität 1 barrierefrei sein. Dann frag ich mich: BITV, was ist das denn? Und dann finde ich diese Anforderungen und muss dann eben gucken: Was bedeutet das überhaupt? Wie mach ich das? Dann taucht für Agenturen die Frage häufig erst auf. Manche Agenturen sind da schon spezialisiert und machen häufiger barrierefreie Websites. Die wissen dann schon, worum es geht. Dann ist das einfacher. Ist das dann überhaupt schon im Bewusstsein der Webdesigner und Grafik Designer angekommen, dass Barrierefreiheit ein Thema ist? Ich denke, es wird ein Bisschen besser, also es spricht sich etwas mehr rum, aber beim Großteil der Webentwickler ist das kein Thema. Bei vielen kleinen, die einfach nur für den Klemptnerladen von nebenan oder lokale kleinere Betriebe relativ günstige Angebote machen, sicher nicht. Die kleinen Betriebe oder Rechtsanwaltskanzleien, die ja auch eine Website wollen, gehen dann eher zu kleineren Agenturen oder einzelne Entwicklern. Die schauen dann bei denen auf der Website, was die schon gemacht haben, und gehen normalerweise danach, wie das ausschaut und ob es ihnen gefällt. Barrierefreiheit ist da nicht so ein Thema. Bei größeren Agenturen,


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die sich eher auf größere Aufträge und auch mal auf öffentliche Aufträge bewerben, wo es dann schon mal um 5-stellige Summen geht, ist es schon so, dass die schon eher was von Barrierefreiheit gehört haben. Es sind also eher größere Agenturen aber auch kleinere, spezialisierte Agenturen, die das anbieten und wissen, dass das ein wichtiges Qualitätskriterium ist. Es ist schwer zu sagen, wie viel Prozent der Agenturen das anbietet, aber ich denke schon, dass der Großteil das noch nicht verinnerlicht hat. Glauben Sie, dass sich das irgendwann ändern wird, also dass Barrierefreiheit in Zukunft ein größeres Thema wird? Das kann ich mir schon gut vorstellen. Es ist ja so, dass es da einige Entwicklungen gibt, z.B. gibt es ja die UN-Behindertenrechtskonvention, die wurde vor ca. zwei Jahren von Deutschland unterzeichnet, die fordert auch, dass Informationsangebote zugänglich sind, ohne das zu beschränken auf öffentliche Stellen. Das könnte ebensogut ein privater Verkehrsanbieter oder eine Bank sein, die allgemeine, für jeden wichtige Informationen bereit stellt. Da gibt es noch keine Verordnung, die das fordert, aber es gibt stärkeren Druck durch die Behindertenrechtskonvention und es wird auch auf europäischer Ebene mehr Richtlinien geben. Es gibt eine EU-Richtlinie für Websites öffentlicher Stellen, wo nicht nur die Bundesbehörden gefragt sind, sondern auch Landes- und kommunale Behörden, wo es eher um die Funktionen geht. Wenn ich z.B. meinen Reisepass verlängern will oder einen Führerschein beantragen oder mich ummelden will,

diese ganzen Dienste, die ja wichtig sind und die barrierefrei sein müssten, das sind ja keine Bundesdienste, sondern werden von Kommunen oder Ländern angeboten, die sollten auch barrierefrei sein. So entsteht eine ganz neue Klasse von öffentlichen Angeboten, die bis jetzt so ein bisschen drunter durchschlüpfen konnten. Es entstehen also neue Anforderungen seitens der EU, die jetzt irgendwann kommen und in ein paar Jahren umgesetzt werden sollen. Es gibt auch noch eine andere EU-Verordnung, da geht es um öffentliche Ausschreibungen. Da muss jetzt in den öffentliche Ausschreibungen die Barrierefreiheit sichergestellt werden. Wenn also eine Behörde oder eine öffentliche Stelle eine Ausschreibung macht für eine Website, dann muss das in den Anforderungen stehen. Das bedeutet eben auch, dass in immer mehr Ausschreibungen steht, sie soll barrierefrei sein, und das bedeutet wiederum, dass Agenturen, die sich bewerben wollen, da schlau machen müssen. Wie schnell und wie stark das greift ist natürlich schwer abzuschätzen. Erstens dauert ein bisschen, bis das deutsches Gesetz wird, und dann ist noch unklar, ob jemand prüft, ob es so umgesetzt wird, wie die europäische Verordnung es vorgibt. Aber der Druck insgesamt wird größer und so wird sich das langsam aber sicher auch bei den Internetagenturen herumsprechen. Und dann gibt es ja auch noch den demographischen Wandel und immer mehr ältere Menschen, die das Internet nutzen. Das ist bestimmt auch ein Argument. Genau. Wenn sich die Argumentation

herumspricht, dass immer mehr ältere Leute Internetangebote nutzen und dann eben bestimmte Schriftgrößen und so weiter brauchen, gibt das auch aus wirtschaftlicher Sicht einen Grund. Es kommt aber immer darauf an, ob das jemand verstanden hat,

»Es kommt darauf an, wie man die Kosten und Nutzen bewertet.« und wie man die Kosten und Nutzen bewertet. Unternehmen, die Sportgeräte herstellen oder irgendetwas für junge, dynamische Menschen, werden wahrscheinlich weniger einsehen, dass das ein Thema ist, als welche, die Rollstühle oder Gehhilfen verkaufen. Ja, das ist logisch. Dann noch abschließend: Auf welche Punkte muss ich speziell als Grafik Designerin bei der Gestaltung einer Website achten, damit sie barrierefrei ist? Schriftgröße und Kontraste hatten Sie ja schon angesprochen. Wie schaut es mit der Schriftart aus? Die ist natürlich auch nicht unwichtig. Für Informationstexte gilt insgesamt schon, dass sich serifenlose Schriften am Bildschirm wesentlich leichter lesen lassen, als Serifenschriften. Und es gibt auch bestimmte Schriften, die z.B. eine geringe Oberlänge haben, die für die Bildschirmanwendung optimiert wurden, wie Verdana und Georgia. Diese Schriften kann man auch bei einer kleineren Größe noch recht gut lesen. Was auch noch interessant ist, ist dass der Trend zu responsive Webdesign, also Websites, die sich auf allen möglichen Geräten gut darstellen lassen, wie Tablets und Smartphones, einen


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Interview Barrierefreiheit

Quelltext der Seite www.kreis-badkreuznach.de. Die Überschriften sind klar gekennzeichnet und nach h1, h2, etc. unterteilt. Somit sind sie auch für Blinde als Überschriften wahrnehmbar.

auf iPad und iPhone oder Android gut nutzbar ist. Dann wird eben dieses responsive Webdesign genutzt und dass hat als Nebeneffekt eine ganz gute Schriftvergrößerung. Dann ist es natürlich auch immer gut, wenn man bei Informationsgrafiken die Informationen, die man im Bild hat, noch mal als Text »Der Trend zu responsiven Websites darstellt. Ein Blinder bringt einen indirekten Nutzen mit kann ja mit Diagrammen usw. nichts anfangen sich.« und oft kann man InforPC die Seite mit der Zoomfunktion mationsdiagramme auch im Text gut vergrößert, gibt es die selben Ände- beschreiben. Das kann dann entwerungen auf dem Bildschirm, als würde der in Richtung Alternativtext gehen, man es auf dem Smartphone anse- wenn es recht kurz ist, oder als zuhen. Dann ändern sich also plötzlich sätzlichen Text unter dem Diagramm. das Layout. Das ist natürlich auch et- Vielleicht aber auch als Text, denn was, das Agenturen verstehen, denn man vor sehenden Nutzern versteckt immer mehr Kunden fragen danach aber ausklappbar macht oder auch und wollen, dass ihre Website auch nur für Blinde Nutzer anbietet, was alindirekten Nutzen mit sich bringt für Menschen, die eine Schriftvergrößerung brauchen, weil es häufig so ist, das diese Websites anders umbrechen, so dass es auf dem iPhone auch gut aussieht. Die brechen dann nicht dreispaltig sondern einspaltig um. Wenn man dann auf dem Desktop-

lerdings nicht so empfehlenswert ist, weil Menschen, die schlecht sehen ja auch einen Nutzen davon hätten. Also Grundsätzlich geht es darum, bei Grafiken oder Bildern mit Informationsgehalt, einen Alternativtext anzubieten, der den Gegenstand, der dargestellt wird, beschreibt. Man hat ja auch Grafiken, in die man einen Link einsetzt, z.B. ein Teaserbild für einen Artikel, dann sollte im Alternativtext stehen, wo der Link hinführt. Man sollte eben überlegen, ob die Informationen, die im Bild stecken, auch für nicht-visuelle Nutzer verständlich sind. Ansonsten ist es bei Bildern immer gut, wenn die Kontraste vernünftig sind. Dass Schriften, gerade wenn man sie in einem Bild verwendet und sie sehr klein sind, wie bei Legendenschriften, echte Schriften sind, und keine Pixelgrafik, da man Bilder schlechter als Schriften


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vergrößern kann, weil sie ja immer unschärfer werden. Was vielleicht auch noch für Grafiker interessant ist: Im Web gibt es ein neues Format, dass sich immer stärker durchsetzt und inzwischen ganz gut unterstützt wird, das heißt SVG – scalabel vector graphic. Wie der Name schon sagt, sind das skalierbare Bilder, die sich ähnlich wie das EPS-Format verlustlos vergrößern lassen. Die kann ich im Web einsetzen, auch innerhalb von Fließtexten, und bleiben kantenscharf, wenn ich sie vergrößere. SVG ist eigentlich ein interessantes GrafikFormat, weil es einerseits wenig Platz

wegnimmt im Vergleich zu JPEGS z.B. und sich super vergrößern lässt und weil auch der Text, der darin auftaucht, echter Text ist, und von blinden Nutzern wahrgenommen werden kann. Von älteren Browsern wird es noch nicht gut unterstützt, aber in Zukunft wird es sicher immer mehr verbreitet sein. Man findet auch einiges im Internet dazu, wie man SVG-Grafiken am besten barrierefrei einsetzt. Weitere Informationen: http://www.bikonline.info/ http://www.bitvtest.de/

Wie lesen eigentlich Blinde am Computer? Bei Janine und Jessi läuft dies so ab: Sie haben ihre Laptops mit einem Gerät namens Braillezeile verbunden (siehe Foto). Diese gibt Texte, egal ob auf einer Website oder in einer Word-Datei in Blindenschrift wieder. Die Blindenschrift richtet sich nach einem Raster aus 2x3 Punkten. Je nachdem, welche dieser 6 Felder belegt sind, ergibt sich ein bestimmter Buchstabe oder eine Zahl. Aus der Braillezeile kommen kleine Erhebungen aus Löchern heraus, was Ja-

Tabelle 90+:

nine und Jessi dann fühlen können. So ist

Website-Inhaber

Agentur

Ergebnis

Landkreis Bad Kreuznach

pinkiwi GmbH & Co. KG

100

Gedenkstätten in Hamburg

hauptsache.net GmbH

99,5

Postbeamtenkrankenkasse

mindscreen GmbH

99,25

AEZ Asdonkshof

rausch.multimedia

98,75

Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Materna GmbH

98,25

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

DUPLICON

97,5

Deutsche Rentenversicherung

k.A.

97,5

VDI Technologiezentrum

mindscreen

97,5

Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Pixelpark AG

97,25

DaSein

Babiel GmbH

97

es für sie möglich, etwas zu lesen, aber immer nur Zeile für Zeile.

Eine Auswahl aus der Liste 90+. Qualle: bitvtest.de

Foto dankend von Janine und Jessi erhalten.


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Stre et-A rt im Ba ltiku m

Bilderserie: Street-Art im Baltikum


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Bilderserie: Street-Art im Baltikum


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Es gibt immer etwas zu entdecken...


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Bilderserie: Street-Art im Baltikum

e f f o t i m n a m n n e e L w s . . h . c r u d n e g u A nen t h e g n be


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Bilderserie: Street-Art im Baltikum

W

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sic

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Mutig

neue


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Wege gehen

Eine Her

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Bilderserie: Street-Art im Baltikum

Sei nic

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Kun Spas st soll s ma chen !


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(In)famous London

(In)famous London

von Nadia Mayr Fotos: Julia Reß, Nadia Mayr

Der große Rauch. So wurde London Mitte des 20. Jahrhundert genannt. Damals war ein Großteil der Hauptstadt Großbritanniens mit Smog bedeckt und Auslöser für Hautkrankheit und dem „schlechten Wetter“. Zu dieser Zeit war London die, nach Einwohnern bemessen, größte Stadt der Welt. 100 Jahre zuvor hatte die Metropole bereits die Welt zu Gast, bei der ersten Weltausstellung 1851. Kurz darauf, 1863 wurde die erste U-Bahn der Welt eingeweiht und im Jahre 1908 fanden die ersten von drei Olympischen Sommerspielen statt. Viele der Ikonen von London, wie die Telefonkabinen, die Taxis, Gebäude, Designs haben ihren Ursprung in dieser aufregenden Zeit. Den Spitznamen “The big Smoke” gebraucht man heute eher selten, die Luftqualität verbessert sich stetig (knapp 40% der Stadt sind begrünt oder Wasser) und die knapp 10 Mio. Einwohner der Weltstadt dürfen sich über weniger Regen als Rom und Bordeaux erfreuen. Heute ist London eines der weltweit führenden Finanzzentren und eine der bedeutendsten Kultur- und Designstädte. Zudem, gemessen an den Ankünften, die meistbesuchteste Stadt der Welt. Das höchste Gebäude Europas ragt wie eine “Scherbe” über die berühmte Tower Bridge, über 100 Theater unterhalten die Menschen und über 300 Sprachen werden in der Stadt gesprochen, in der 36 % der Einwohner im Ausland geboren sind. London ist

ein Touristen-Magnet und unzählige Reiseführer schreiben über dieses Phänomen. Die nachfolgenden Artikel beschäftigen sich mit interessanten Hintergrundinformationen, bekannte Persönlichkeiten und so manchem Skurrilem aus der britischen Hauptstadt.

Londons Städte London an sich besitzt kein richtiges Zentrum, wie zum Beispiel Wien, wo der Stephansdom und der 1. Bezirk ein unverkennbares Stadtzentrum bilden. Im Grunde besteht London aus zwei Städten: der City of Westminster und der City of London. Die City of London rund um Bank und Liverpool Street kann man als “Altstadt” beschreiben, obwohl die modernen Hochhäuser nicht darauf hindeuten. Hier findet man Kirchen, Stadtmauern und weitere geschichtliche Überreste der Römer, aus dem Mittelalter und späteren Epochen. Eine Besonderheit der City of London ist, dass sie eine zeremonielle Grafschaft ist, die vom “Lord Major of London” (nicht mit dem Major of London zu verwechseln) verwaltet wird. Zudem sind in der City spezielle Gesetze gültig und eine eigene Polizeieinheit kümmert sich um Recht und Ordnung. Im Westen der kleinen City of London befindet sich die City of Westminster mit den meisten Touristenattraktionen der Stadt: Piccadilly Circus, Oxford Circus, Trafalgar Square, Hyde


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Park, Buckingham Palace, Big Ben, Parlament... Dieser Teil von London ist wesentlich jünger als die City of London. Erst im 16. Jahrhundert begann die Urbanisierung dieser Gegend. Mit dem Bau eines Palastes sicherte man sich den Sitz der Regierung und der Aufstieg der City of Westminster begann. In der St. Martin-in-the-fields Kirche befindet sich der geografische Mittelpunkt von London. Die Kirche ragt östlichen Rand des bekannten Trafalgar Square empor und enthält eine Plaquette auf der das Zentrum Londons aufgezeichnet ist. In der Mitte des Trafalgar Squares steht die, von vier Löwenstatuen umringte, 56 Meter hohe Nelson-Säule zur Erinnerung an Admiral Horatio Nelsons, der in der Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805 umgekom-

men ist. Auch die National Gallery und National Portrait Gallery befinden sich hier, die, wie auch viele andere große Museen, großteils kostenlos sind.


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Chinatown / Soho Chinatown findet man im bekannten Stadtteil Soho (City of Westminster). Leicht erkennbar an den chinesischen Straßennamen, Anschlagetafeln, Zeitungen und den unzähligen chinesischen Restaurants, inklusive Schaufenstern mit allerlei totem Getier. Vor dem 2. Weltkrieg war Chinatown noch bekannt für seine Opium Höhlen und Slums. Nach dem Weltkrieg änderte sich die Atmosphäre. Viele Restaurants und China-Läden öffneten nördlich vom Leicester Square (wo heute die Kino-Weltpremieren stattfinden) ihre Pforten.


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Bereits Charles Dickens war fasziniert von diesem Viertel und ließ seine Hauptfigur in Londons Chinatown wohnen. Das Viertel rund um Chinatown zog immer schon die Kreativen und Musiker an. Einer der bekanntesten Jazz Clubs von London, Ronnie Scotts, feierte seine Geburtsstunde in der bekannten Gerrard Street. Auch die New Yardbirds probten in den Kellern von Chinatown. Aus ihnen ging schließlich eine neue Formation hervor, als 1968 vier Jungs, Page, Bonham, Plant und Jones, den Song „Train kept A-Rolling“ aufnahmen, war dies die Geburtstunde eine der größten Bands der Welt: Led Zeppelin.

Unweit von Chinatown befindet sich die älteste original italienische Bar, “Bar Italia”. Auch das verhältnismäßige winzige Rotlichtviertel hält sich in der Nachbarschaft auf und gleich daneben die vielen Gaybars, mit dem bekanntesten Club “G-A-Y” und seiner beachtlichen Liste an Stars, die dort bereits die Bühne rockten. Versteckt hinter klobigen Eisentüren, neben kleinen chinesischen Restaurants und Sexshops findet man die angesagtesten Clubs der Stadt. Nicht so wie die Clubs in Leicester Square oder Piccadilly Circus, die von den Londonern als “Touri-Clubs” abgestempelt werden, sind diese Clubs sehr exklusiv und sehr teuer. Kein Schild an den unscheinbaren Türen verrät was sich dahinter ver-

birgt. Erst Nachts, wenn große, stämmige, zornige Muskelprotze ihren Platz vor der Tür einnehmen, Paparazzis auf Skandale lauern und duzender an spärlich bekleideten Mädchen mit allen Tricks probieren die mürrischen Türsteher zu bequatschen, fällt einem auf, dass hier etwas besonderes stattfindet.


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Times New Roman Seit 1788 bringt die „Times“ den Briten täglich die neuesten Meldungen aus aller Welt. Die “Times” gehört zu einer der bekanntesten Zeitungen weltweit und war der Namensgeber für viele folgende Zeitungen, z. B. der New York Times, 100 Jahre später. Um 1841 stieg die “Times” zu einer der einflussreichsten Blätter auf, vor allem in der Politik und in der City. Dies war aber auch dem Einsatz der Dampfmaschine zu verdanken, die eine sehr hohe Druckzahl ermöglichte und heute im Science Museum in Knightsbridge ausgestellt ist. Die “Times” war zudem die erste Zeitung die Korrespondenten in Kriegsregionen schickte. Viel bekannter als die Zeitung selbst, ist die Schrift die aus ihr hervorging. Die „Times New Roman“ ist bis heute die erfolgreichste Schriftart. Um 1930 beschwerte sich Stanley Morison über den schlechten Druck und die überholte Typografie der “Times”. Als dies der damalige Geschäftsführer

William Lints-Smith erfuhr, traf er sich mit Morison, der ihm eine komplette Umgestaltung der Zeitung vorschlug und prompt wurde Morison typografischer Berater der “Times”. Die „Times New Roman“ entstand aus der Zusammenarbeit mit Victor Lardent, einem Künstler der Marketingabteilung, und orientierte sich an der Schriftart „Platin“. Am 3. Oktober 1932 wurde die erste “Times” gedruckt mit der „Times New Roman“ ausgeliefert. Die “Times” nutze diese Schriftart für 40 Jahre, aber mit dem Wandel der Drucktechniken und Formate änderten sich laufend die Schriftarten, welche aber stets auf der “Times New Roman” basierten. Ein Jahr nach der Entwicklung der Schrift für die “Times”, wurde die Schriftart kommerziell erhältlich und so zur meistgenutzten der Welt. Der “Times” gelang es allerdings nicht so populär zu werden wie ihre Schrift. Seit 1981 gehört die Zeitung der “News Corporation” von Rupert Murdoch, der sie von der Thomson Gruppe we-

gen Ertragsschwächen günstig erwarb. Die Zeitung tendierte Murdochs politische Ansichten zu reflektieren und folgedessen verließen mehrere prominente Redakteure und Korrespondenten die Zeitung. Seit 1992 gibt es ein Museum ganz im Sinne Morisons: das “Type Museum” mit einer beachtlichen typografischen Sammlung. Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht die Geschichte der Typografie in Großbritannien zu erforschen und verbreiten. Die Sammlung von Druckern, Sätzen und Skizzen ist weltweit bekannt und ein Studienzentrum lädt zum durchsehen der alten Skripten ein. Weitere Informationen zum Museum findet man unter: www.typemuseum.org


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Sir Scott und die “K2” Sir Giles Gilbert Scott hinterließ wohl eines der bekanntesten Motive Londons: die roten Telefonkabinen waren Sir Scotts Werk und prägen auch 100 Jahre nach seinem Tod das Stadtbild. In den 1920er Jahren wurden er und drei weitere Designer eingeladen eine neue Telefonkabine für das „General Post Office“ zu entwickeln. Daraufhin produzierte man seit 1922 die „K2“. Die rote Farbe wurde ausgewählt, damit die Kabinen leicht und von Weitem sichtbar sind. Diese roten Telefonkabinen, die ein Mausoleum zum Vorbild hatten, stehen in allen Londoner Stadtvierteln. 1929 mit der Entwicklung der „K3“ stand ihrem Siegeszug in ganz Großbritannien und ihren zahlreichen Kolonien nichts mehr im Wege. Heute nutzen nur mehr Wenige die Telefonkabinen. Einige wurden in WifiStationen umgewandelt. Die meisten Kabinen in London sind nur mehr beliebte Photo- und Kunstmotive. Scotts Hinterlassenschaft wird aber so schnell nicht aus London verschwin-

den, die roten Kabinen gehören zu der Stadt, genauso wie die Doppeldeckerbusse und die berühmten Hackney Carriages - Londons einzigartige BlackCabs (Taxis). Weitere bekannte Bauten von Scott sind: das Teit-Modern (Moderne Kunst Museum gegenüber der St. Pauls Kathedrale und der Milleniumsbridge, bekannt aus den Harry Potter Filmen), die Battersea Power Station (in dem heute unzählige Events stattfinden und demnächst ein neues Wohnviertel entsteht), das House of Common im berühmten Parlament und viele weitere Objekte.


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Wer ist Jack the R.....? Dort wo heute das Zentrale Strafgericht (auch „Old Bailey“ genannt) liegt, befand sich bis 1904 ein Gefängnis. Das Newgate Prison in der City of London war eines der berühmtberüchtigtsten seiner Zeit. Der Job der Gefängniswärter war zudem einer der profitabelsten in London, denn sie nahmen von den Insassen Zahlungen an im Gegenzug für mildere Foltermethoden. Bekannt wurde das Gefängnis aber vor allem durch seine Insassen, wie zum Beispiel Casanova, Daniel Defoe, John Walter Sr. (Gründer der Times). Ein weiterer Häftling war Thomas Neill Cream, ein schottisch-kanadischer Se-

rienkiller der Ende des 19. Jahrhunderts sein Unwesen in London trieb. Ohne ersichtlichen Grund ermordete er mehrere Prostituierte und seine letzten Worte vor seiner Hinrichtung1892 waren „I am Jack the…“. Bis heute ist der unbekannte, legendäre Serienmörder Jack the Ripper allgegenwärtig. Die kleinen finsteren Gassen in Whitechapel, wo er einst mordete, oder die nebeligen Straßen und Parks laden zum Gruseln ein. In unzähligen Bars und Pubs, Straßen und Touren kann dem Vermächtnis des Killers begegnet werden. So liest man in der Menükarte eines unscheinbaren Pubs an der Old Kent Road, dass Jack the Ripper hier gewesen sein soll. Ob Thomas Neill Cream Jack the Ripper war, wurde nie bestätigt, er be-

fand sich zur Zeit der Ripper-Morde aber angeblich in Haft. Unter den vielen hundert Verdächtigen befand sich übrigens auch ein Deutscher. Die Medien trugen zudem maßgeblich zur Erschaffung einer Legende bei.

Die Jack the Ripper-Morde passierten vor allem im „East End“, der Osten von London war damals eine der gefährlichsten und ärmsten Gegenden überhaupt. Heute ist dieser Stadtteil aber einer der beliebtesten Orte für Künstler und Kreative.


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Primrose Hill Im Norden vom Regents Park, dem früheren Jagdgebiet Henri VIII. liegt der Hügel „Primrose Hill“. Seit 1842 ist dieser Teil, durch ein Gesetz des Parlaments, als öffentlicher Raum geschützt und ein Teil der Royal Parks von London, die fast 2000 ha umfassen. Das hartnäckige Gerücht der Hügel sei während dem U-Bahn-Bau entstanden, stimmt nicht. Die Erhebung gibt es länger als die City of London. Primrose Hill und die umliegende Gegend gehören zu den elegantesten Wohnvierteln der Stadt und die Anwohnerliste ist beachtlich. Wer einen Blick auf einen Star erhaschen möchte, muss nur hier spazieren gehen. Besonders die junge Generation liebt es im Sommer von früh bis spät im Park zu liegen und mit Alkohol die Sonne zu genießen. Gleich im Norden von Primrose Hill gelangt man ins In-Viertel Camden. Wiederum ein Zentrum für Kreative, wie z.B. der verstorbenen Amy Winehouse.

In Camden ist alles erlaubt, vorallem in der Mode. Ob Punk oder Hippie, Piercings und Tattoos, grüne, rote, blaue, pinke Haare. Wie die Fassaden der Camden High Street so sind die Menschen die dort arbeiten und leben: bunt, fröhlich, offen und einfach “typisch London”.

Swan Upping In den alten Stallungen am Ende der High Street befindet sich einer der schönsten Märkte der Stadt. Hier gibt es alles was es im Harrods nicht gibt. Die Schwäne der Queen waren ursprünglich 6 Schwanenpärchen aus Kanada, die ein Geschenk der Stadt Ottawa an Queen Elizabeth II. 1967 waren. Seither stieg ihre Anzahl beachtlich. Beim jährlichen „Swan Upping“ werden die Schwäne der Themse eingefangen, markiert und wieder freigelassen. Der Tradition entsprechend gehören alle unmarkierten weißen Schwäne der Queen. Dies wiederum basiert darauf, dass im 12. Jahrhundert Schwäne eine Leibspeise der Monarchen waren. Alle markierten Schwäne gehören seit dem 15. Jahrhundert der Vintners Company und der Dyers Company, zwei Wirtschaftsverbände der City of London, mit einem Unterschied: die Schwäne werden heute nicht mehr gegessen. In der dritten Woche im Juli treffen sich jeweils „Schwanenzähler“ der Queen, der Vintners und der Dyers, um den Schwänen Ringe anzubringen oder eben keine.

Guy Fawkes Jährlich am 5. November erstrahlt Londons Nacht im „Feuer“. Die Bonfire Night oder Guy Fawkes Night basiert auf ein Ereignis von 1605: Guy Fawkes, ein Mitglied des „Gunpowder Plot“ („Pulververschwörung“) wurde verhaftet während er das Schießpulver, das die Verschwörer unter dem Oberhaus ansammelten, bewachte. Guy Fawkes war ein englischer Katholik, der zu jener Gruppe gehörte, die


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den protestantischen König James I. umbringen wollten, um einen Katholiken an die Spitze des Königreichs zu setzen. Als der Anschlag durch die Festnahme Guy Fawkes verhindert wurde, erlaubte die Regierung von König James, dass die Bevölkerung mit Feuerwerken das Überleben des Königs feiern durfte. Seither wird dieser Tag bzw. die Nacht mit großen Feuern und vor allem Feuerwerken gefeiert.


Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen (einschließlich elektronischer Quellen und dem Internet) direkt oder indirekt übernommenen Gedanken, Zitate und Abbildungen sind ausnahmslos also solche kenntlich gemacht.

Rotenburg , 22.05.2014

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