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WUNDER DER WELT

Vietnam

DIE SCHÄTZE DER NORDROUTE

NR. 233 FEBRUAR-MÄRZ 2023 CHF 17.–Nordpol REISE INS EWIGE EIS Marokko FASZINATION TBOURIDA PORTFOLIO
DIE SCHWEIZ IM KLEINEN China VOM URSPRUNG DES SKIFAHRENS
Irland ZU BESUCH BEIM GRÜNEN BARON
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ANIMAN PHOTOCONTEST2023

Nehmen Sie an unserem neuen Fotowettbewerb teil

Thema Porträt – Eine Reise um die Welt

Für Amateur- und Profifotografen

Die 15 besten Fotos werden von unserer Jury ausgewählt und in der Juni/Juli-Ausgabe (Nr. 235) sowie auf unseren Instagram- und Facebook-Accounts veröffentlicht. Im Anschluss findet eine öffentliche Abstimmung statt. Einreichungen bis zum 13. April 2023 möglich

Preisverleihung und Vernissage im Laufe des Oktobers 2023

Teilnahmebedingungen www.animan.com/de/fotowettbewerb-2023

WETTBEWERB
FOTOS:TUULUNDBRUNOMORANDI-ERICLAFFORGUE-ROBERTHARDING/HEMIS

NEUE TRENDS 2023 REISEN WIR BEWUSSTER

Liebe Leserinnen und Leser

Nach zwei pandemiegeprägten Jahren ist das Reisen wieder zur Normalität geworden. Fast wie früher, könnte man meinen, gäbe es da nicht einige neue Entwicklungen, die sich im Reisesektor abzeichnen. In diesem Zusammenhang ist es immer wieder interessant, sich mit den Trends für das neue Jahr auseinanderzusetzen, die von Branchenschwergewichten wie Booking.com veröffentlicht werden. Die Buchungsplattform befragte über 24 000 Reisende in 32 Ländern, woraus hervorging, dass 73 % der Befragten ihre Reisepläne optimistischer einschätzen als noch im Jahr 2022. Auch wenn ein Tapetenwechsel oder ein entspanntes Sonnenbad so manchem genug Anreiz bietet, die Koffer zu packen, ist ein tiefgreifenderer Motivationswandel zu beobachten, der sich in den gebuchten Urlaubsaufenthalten widerspiegelt. Hierzu zählen in erster Linie «Begegnungen mit lokalen Gemeinschaften» (80 %), «Rucksack-Abenteuerreisen» (70 %), «Reisen mit einem bestimmten Ziel» (69 %) und «Überleben in der Wildnis» (67 %). Es ist mehr als erfreulich, dass das Reisen in Zukunft stärker mit der Suche nach Sinn und dem Wunsch nach echten Erlebnissen verbunden sein wird. Dies entspricht in jedem Fall der Vorstellung, die wir bei Animan vom Reisen haben und die wir Ihnen mit unseren Reportagen näherbringen möchten.

Warten auf den Abflug und auf neue Abenteuer.

© Adobe stock

FOKUS • • 3
Fokus

VIETNAM

Die Schätze der Nordroute

Von der laotischen Grenze bis zur HalongBucht bietet dieser Landesteil Vietnams Gelegenheit, spektakuläre Landschaften zu entdecken und die Lebensweise lokaler Ethnien kennenzulernen.

Von Marie Paturel und Hemis

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NORDPOL

Reise ins ewige Eis

Unser Reporter überquerte den arktischen Ozean an Bord der Commandant Charcot, dem Flaggschiff der Reederei Ponant, um den sagenumwobenen 90° Breitengrad hoch im Norden zu erreichen.

Von Franck Charton

PORTFOLIO

DIE SCHWEIZ IM KLEINEN

Als leidenschaftlicher Makrofotograf hat der Tessiner Ettore Silini eine Aufnahmetechnik entwickelt, die es ihm ermöglicht, verschiedene Insektenarten aus einer einzigartigen Perspektive abzubilden.

Von Ettore Silini

Reiserouten

CHINA

Vom Ursprung des Skifahrens

Im äussersten Norden der Region Xinjiang überliefern sich die Hirten und Halbnomaden des Altaigebirges seit Jahrhunderten die uralte Kunst der Skiherstellung.

Von Alessandra Meniconzi

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IRLAND

Von Clément Grandjean 35

Zu Besuch beim grünen Baron

Der irische Lord Randal Plunkett beschloss, einige hundert Hektaren des Familienbesitzes der Natur zu überlassen. Innerhalb eines Jahrzehnts haben sich Flora und Fauna ihren Raum im grössten privaten Naturschutzgebiet des Landes zurückerobert.

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MAROKKO

Faszination Tbourida

Die Reiterspiele sind ein überaus lebendiger Brauch im Königreich Marokko, wo mehr als 6000 Reiter den spektakulären Sport praktizieren.

Von Laurent Nilles

Titelbild: Die Reisterrassen von Hoang Su Phi. © Hemis

4 • • REISEROUTEN
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52

www.euorganicproducts.eu

EU Organic
DIE EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT UNTERSTÜTZT KAMPAGNEN, DIE HOCHWERTIGE AGRARPRODUKTE FÖRDERN

SCHÖNE BÜCHER ES LEBE DAS SCHLECHTE WETTER

Christophe Jacrot liebt den Regen, den Wind und den Schnee. Unwetter sind für den französischen Fotografen der Rohstoff, den er für seine ausgesprochen malerischen Werke nutzt. Eaux fortes, sein fünftes Buch, aus dem dieses in Island aufgenommene Foto stammt, ist einmal mehr dem schlechten Wetter gewidmet. Es zeigt Orte in der Stadt und auf dem Land aus einem etwas anderen Blickwinkel, da die Bilder während der verschiedenen Lockdowns entstanden. Ob er sich zu Hause in Frankreich, in Schottland, Indien oder Sibirien befindet, der Fotograf hat Spass daran, seine Spuren zu verwischen. Man verliert sich zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter, Norden und Süden, Melancholie und Hoffnung. «Es ist dieses zeitlose schlechte Wetter, das unserer verregneten Ferien, unseres Kummers, unserer Freuden, unserer Emotionen, unserer Kindheitserinnerungen, das ich festzuhalten suche.» Christophe Jacrots Arbeit über Unwetter begann – passenderweise – nach einer Wetterkapriole, als er für einen Reiseführer Fotos vom sonnigen Paris machen sollte: «Das Wetter war unfassbar schlecht. Das hat mich dazu inspiriert, den traditionellen Bildern der französischen Hauptstadt etwas entgegenzusetzen und diese wenig fotografierten Stimmungen einzufangen. Ich erinnerte mich an Henri Cartier-Bressons fabelhaftes Porträt von Giacometti im strömenden Regen und an Elliott Erwitts Foto eines Mannes, der vor dem Trocadéro über eine Wasserpfütze springt.»

Im März 2023 präsentiert Christophe Jacrot die Werke seines Bildbands Eaux fortes in der Galerie Artypique, 22 rue Jacques Dalphin, 1227 Carouge, www.artypiquegalerie.com

Buchbestellung über: www.hemeria.com oder www.christophejacrot.com

© Ma maison rose. Island, 2022. Christophe Jacrot

6 • • ZOOM
Zoom DAS AUSSERGEWÖHNLICHE BILD

Seit 30 Jahren sind wir Partnerin von Fairtrade Max Havelaar und bieten weltweit das grösste FairtradeAngebot mit über 1300 Produkten.

KW 04/23

Zeit zum Abstimmen WÄHLEN SIE IHR

Sie haben noch bis zum 2. Februar Zeit, Ihr Lieblingsfoto zu küren, das womöglich den Publikumspreis des gefeierten Wildlife-Photographer-of-the-Year-Wettbewerbs gewinnt, der alljährlich vom Londoner Natural History Museum (NHM) ausgerichtet wird. Ob ein Rotfuchspaar, das sich zärtlich aneinanderschmiegt, oder ein Eisbär, der sich in einem Meer aus Blumen sonnt – von 38 575 Einreichungen aus 93 Ländern kamen schliesslich 25 spektakuläre Bilder in die engere Auswahl.

Zeit zum Bewundern

DIE WERKE WERNER BISCHOFS IM MASI

Die fünf besten werden online ausgestellt und schliessen sich damit den Gewinnern des 58. Wettbewerbs an, der Anfang des Jahres angekündigt und von einem Gremium renommierter Juroren entschieden wurde. Der Hauptgewinner wird bis zum Ende der Ausstellung am Sonntag, dem 2. Juli 2023, auf den Abstimmungsbildschirmen für den Wildlife Photographer of the Year im NHM vorgestellt. www.nhm.ac.uk/wpy/peoples-choice

Der Schweizer Fotograf Werner Bischof gilt als einer der grossen Meister der Reportage-Fotografie des 20. Jahrhunderts. Nun werden seine Werke vom MASILugano zum ersten Mal umfassend anhand von hundert digitalen Farbabzügen, die von Originalnegativen aus den Jahren 1939 und 1950 stammen, präsentiert. Die Ausstellung umreisst seine gesamte Schaffenszeit und ist als Reise durch die Bildwelten konzipiert, die der Fotograf besuchte und erprobte. Sie zeigt eine Abfolge von Farbfotografien, die mithilfe einer Rolleiflex-Kamera mit ihren unverkennbaren quadratischen Negativen und einer Leica mit den klassischen 35-mm-Filmstreifen aufgenommen wurden. Das explosive Spiel der Farben kommt besonders deutlich in einer Reihe von Werken zur Geltung, die der Fotograf mit einer Devin-Tri-Colour-Kamera ablichtete, welche höchste Bildqualität und Detailtreue gewährleistet. Diese Fotoserie wird zum ersten Mal öffentlich vorgestellt und besticht durch die altbekannten Bildmotive des Künstlers. Wie kaum ein anderer verstand es Bischof, in seinen Fotografien, die er rund um den Globus aufnahm, Ästhetik und Emotion in perfekten Kompositionen zu vereinen. www.masilugano.ch

Zeit zum Fotografieren

Im SIGMA 16-28mm F2,8 DG DN | Contemporary Vollformat-Objektiv verbinden sich eine herausragende Abbildungsqualität und eine grosse konstante Blende von F2,8 mit einer robusten, dabei aber leichten Bauweise. Dank einer exzellent korrigierten Bildfeldwölbung bildet es bis in die Bildecken scharf ab, was für viele Anwendungen im Weitwinkelbereich entscheidend ist. Fünf FLD-Linsen und vier Asphären sorgen für eine optimale Bildqualität mit einem Minimum an Abbildungsfehlern. Ein InnenzoomMechanismus sorgt zudem dafür, dass die Länge des

Objektivs über den gesamten Brennweitenbereich gleichbleibt und es stets gut ausbalanciert in der Hand liegt. Ein Gewinde an der Vorderseite vereinfacht die Verwendung von Filtern. Das Objektiv ist ungewöhnlich kompakt konstruiert. Bei einem Gewicht von lediglich 450 g misst es gerade mal 100,6 mm, sodass man es im fotografischen Alltag ständig dabeihaben kann. Es spricht besonders Landschafts-, Hochzeitsund Reisefotografen an, die ihre Ausrüstung stundenlang mit sich herumtragen müssen.

www.owy.ch

8 • • IM TREND
Angel Artús Illana, Wildlife Photographer of the Year
© Miquel
EIN WEITWINKELOBJEKTIV FÜR PROFIS
© Werner Bischof
© Sigma
LIEBLINGSFOTO Im Trend

Im Trend

Zeit aufzuwachen

VULKANAUSBRUCH AUF HAWAII

Der auf Hawaii gelegene Mauna Loa erwachte im November letzten Jahres nach 38 Jahren Inaktivität aus seinem Dornröschenschlaf. Zwei Wochen lang spuckte der 4169 Meter hohe Titan bis zu 60 Meter hohe Lavafontänen, die eindrucksvolle Ströme aus geschmolzenem Gestein hervorbrachten. Ausserdem stiess er tonnenweise vulkanisches Gas aus und verteilte «Pele-Haare» in der Luft, wie die dünnflüssigen Lavatröpfchen genannt werden, die sich durch den Wind zu langen Fäden ausdehnen. Der Ausbruch, über den die Medien weltweit berichteten, war zwar besonders spektakulär, ging aber am 10. Dezember zu Ende, ohne grössere Schäden in den Wohngebieten der Insel zu verursachen.

Zeit nachzudenken

Edward Burtynskys Ausstellung Eaux troublées im Musée des beaux-arts in Le Locle ist in acht thematische Bereiche gegliedert, in denen der kanadische Fotograf auf immersive Weise die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Wassers erkundet: von der Landwirtschaft, der am weitesten verbreiteten menschlichen Aktivität auf dem Planeten, über die Art und Weise, wie wir das Land gestalten, um am Wasser zu bauen, bis hin zum Skandal der Wasserverschmutzung und ihren schädlichen Folgen. Von einem Ausstellungskapitel zum anderen veranschaulicht dieser Meister der Dokumentarfotografie die Beziehung des Menschen zu einer der wichtigsten Ressourcen unserer Erde, seine Fähigkeit, diese zu beherrschen und verantwortungsvoll zu nutzen, sowie die daraus resultierenden Konsequenzen. Im letzten Bereich mit dem Titel Source («Quelle») kehrt er zur unberührten Landschaft zurück. So gelingt es ihm, die Kraft dieses lebenswichtigen Elements und die Auswirkungen der Menschheit auf die Natur vor Augen zu führen. https://www.mbal.ch/expo/edward-burtynsky

Zeit umzusteigen

SCHNEEBUS NIMMT DIENST WIEDER AUF

Dieser 2018 vom Schweizer Alpen-Club und dem Verkehrs-Club der Schweiz eingeführte Service ermöglicht es Wintersportlern und -sportlerinnen, ihre gesamten Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Der Schneebus bringt seine Fahrgäste bis zum Ausgangspunkt ihrer Ski- oder Schneeschuhtouren und fährt Ziele an, die zuvor ausschliesslich mit dem Auto erreichbar waren. Im vergangenen Winter beförderte er über 700 Personen und trug damit zur Entlastung der Bergregionen bei, die besonders stark von der Freizeitmobilität und dem damit verbundenen hohen Verkehrsaufkommen betroffen sind. Dieses Jahr verkehrt der Schneebus im Val-de-Travers (NE), im Diemtigtal (BE), im Binntal (VS), im Meiental (UR), am JulierPass (GR) und in Sargans (SG). Reisende müssen ihren Platz am Vortag der Fahrt bis 18 Uhr online reservieren. Abfahrten werden ab zwei Personen gewährleistet. www.schneetourenbus.ch

IM TREND • • 9
WASSER – EINE KOSTBARE RESSOURCE
© Adobe stock
© Hugo Vincent © Edward Burtynsky, Salinas #3, Cádiz, Spain, 2013

Zeit für einen Tapetenwechsel

DIE CHARPOUA-HÜTTE IM NEUEN GEWAND

Alle Bergsteiger kennen – zumindest dem Namen nach – diese legendäre Schutzhütte, die am Fusse der Drus im Tal von Chamonix eingebettet liegt. Die vor 118 Jahren vom Alpinsportverein Chamonix errichtete rustikale Unterkunft ist für 12 Personen ausgelegt. Sie wird dieselbe Kapazität und einige ihrer Hauptmerkmale wie etwa die Lärchenholzverkleidung an der Südwand sowie den Steinsockel beibehalten, die zum historisch-architektonischen Erbe gehören. Ab 2023 soll sie es durchreisenden Seilschaften wieder ermöglichen, die imposante Felswand der Drus, einen der begehrtesten Gipfel des gesamten Tals, in Angriff zu nehmen.

Zeit für Hoffnung

ROLEX ENGAGIERT SICH FÜR DIE GALÁPAGOS-INSELN

Im Rahmen der Initiative Perpetual Planet unterstützt Rolex die gemeinnützige Organisation zur Erhaltung der Ozeane Mission Blue bei ihrem Ziel, ein globales Netzwerk sogenannter Hope Spots zu kreieren – Gebiete, die besonderen Schutz benötigen, da sie wichtige maritime Ökosysteme beherbergen. Die Galápagos-Inseln wurden 2010 als einer der ersten «Flecken der Hoffnung» von Mission Blue aufgrund ihrer reichen Biodiversität ausgewählt, die aufzuzeigen vermag, wie die vom Menschen verursachten Schäden in den Meeren ausgeglichen werden können. Im Jahr 2022, fast 25 Jahre nach der Gründung des GalápagosMeeresschutzgebiets, war es nun an der Zeit, die Auswirkungen der eingeführten Schutzmassnahmen auszuwerten. Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlern begleitete Sylvia Earle auf einer zweiwöchigen Expedition zum Hope Spot. Ihre diversen Forschungsziele führten zu einer umfassenden Bewertung des marinen Ökosystems der Region und identifizierten sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die zukünftigen Schutzbemühungen, die es durchzuführen gilt.

Zeit für Neues

ALFREDO HÄBERLI INTERPRETIERT

LEGENDÄREN ZEITMESSER NEU

Eine präzise und unverwüstliche Uhr herzustellen, war das Ziel der Marke Rado, als sie 1962 die DiaStar auf den Markt brachte. Ihr Gehäuse aus Hartmetall machte sie zur ersten kratzfesten Uhr der Welt. Anlässlich des 60. Geburtstags des legendären Uhrenmodells beauftragte Rado den Schweizer Designer Alfredo Häberli damit, eine neue Version zu designen, die vom legendären Originalmodell inspiriert ist und durch eine moderne Optik besticht. Die Rado DiaStar Original 60-Year Anniversary Edition verfügt über eine breite Lünette aus gebürstetem Ceramos TM, einem Material, das die Eigenschaften von Keramik mit der Ästhetik eines Metalls kombiniert. In Anlehnung an die vergangenen sechs Jahrzehnte ist das Saphirglas in hexagonaler Form facettiert. Neben dem Jubiläumsmodell ergänzen drei weitere Ausführungen mit grauem, blauem und grünem Zifferblatt die Rado-DiaStar-Original-Kollektion. Jede wird von einem vergoldeten Automatikwerk mit 80 Stunden Gangreserve und einer antimagnetischen Spiralfeder aus Nivachron™ angetrieben. www.rado.com

10 • • IM TREND
©
Stadt Chamonix
Rado © © Franck Gazzola/Rolex
Im Trend

Frühbucher bis 15.2.2023 erhalten eine Reduktion auf diese und ausgewählte Reisen.

Facettenreiches Westisland

Traumstrände, Vogelklippen, tiefblaue Fjorde, Mondlandschaften und vieles mehr dürfen Sie auf dieser exklusiven Kontiki-Reise entdecken. Unser Tipp für Islandeinsteiger und Rückkehrer.

•Reisedaten vom 7. bis 16.7.2023 und 18. bis 27.8.2023

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Zur Reise
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VIETNAM

DIE SCHÄTZE DER NORDROUTE

Fotos:Hemis•Text:MariePaturel

In den nördlichen

wird

Von seinen nördlichen

Ausläufern nahe der chinesischen und laotischen Grenze bis zur berühmten Halong-Bucht im Golf von Tonkin ist der Norden Vietnams reich an Geschichte und Kultur. Ihn zu bereisen bietet Gelegenheit, einige der spektakulärsten Landschaften des Landes zu entdecken und die Lebensweise lokaler Ethnien kennenzulernen.

Die Geografie Vietnams ist erstaunlich: Es beschreibt eine S-Form, deren ausladende Enden in der Mitte durch eine schmale Landenge verbunden sind. Manche erkennen in ihr die Form eines Drachen, für die Einheimischen gleicht sie eher einem Tragjoch, einer langen, traditionellen Bambusstange, an deren Enden Reiskörbe aufgehängt werden.

Von Nord nach Süd erstreckt sich das Land über eine Fläche von 1600 Kilometern; das Landschaftsbild wechselt von den Küstenebenen im Zentrum hin zum Bergland im südlichen und nördlichen Teil. Basierend auf den alten französischen Einteilungen aus der Kolonialzeit gliedert sich die Verwaltung geografisch in drei Regionen: Nam Bô

(Süden), Trung Bô (Zentrum) und Bac Bô (Norden). Hier, an der Grenze zu China und Laos, inmitten spektakulärer Reisfeldlandschaften, leben zahlreiche ethnische Minderheiten.

AUF DEM DACH INDOCHINAS

Die Provinz Lao Cai an der chinesisch-vietnamesischen Grenze, über 350 km von der Hauptstadt entfernt, ist berühmt, denn sie beherbergt den mit 3143 m höchsten Berg Indochinas: den Fansipan. Viele Besucher erklimmen seine Hänge zu Fuss oder mit der Seilbahn. Die Tour mit dem Motorrad –dieses eignet sich besser für die chaotische Strassenführung als das Auto – beginnt in Lao Cai, von wo aus man problemlos in Richtung Hanoi hinunterfahren kann, ohne sich allzu weit von

14 • • VIETNAM
Provinzen weiterhin vorwiegend Reis angebaut. Wasserbüffel sind die unverzichtbaren Helfer der Bauern, insbesondere bei der Vorbereitung der Felder vor der Aussaat.

Die Luxus-Ecolodge in Mai Chau sieht einem traditionellen thailändischen Dorf zum Verwechseln ähnlich. Der Reisanbau ist nicht mechanisiert. Auf den Feldern wird ausschliesslich von Hand gearbeitet, wie diese Frau im Mai-Chau-Tal, die der Ethnie der Weissen Thai angehört.

Lao Cai

Nghia Lo

Hanoi

Haiphong

LAOS

Nam Dinh

Vinh

THAILAND

HalongBucht

Golf von Tonkin

KAMBODSCHA

Ho-Chi-Minh-Stadt

Südchinesisches Meer

DIE SCHÄTZE DER NORDROUTE • • 15
CHINA
VIETNAM

Das Leben in den nördlichen Bergen Vietnams ist mühsam. Junge Bauern, die zu den Grünen Hmong zählen, machen sich daran, Holz für den Winter zu beschaffen. Rechts: Eine Frau der gleichen Volksgruppe stellt ein traditionelles, mit Indigo gefärbtes Kleidungsstück her. Einige Indigopflanzen wachsen zu ihren Füssen. Weiter im Süden, in der Provinz Hanoi, ist der Fischfang eine wichtige Einkommensquelle. Die traditionellen Reusen werden von Hand gefertigt.

der Hauptachse der Reise, der Strasse CT05, zu entfernen.

Die mit ihrem Reis-, Mais- und Obstanbau vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Provinz ist reich an Edelhölzern und Mineralien. Lao Cai ist ein repräsentatives Beispiel für ganz Vietnam: Die von einer kommunistischen Regierung geführte, aber weitgehend modernisierte Wirtschaft beruht nach wie vor auf der Landwirtschaft, 40 % der Landesbevölkerung beziehen ihre Lebensgrundlage aus dem Boden. Der Norden ist aufgrund seiner schwierigen topografischen Lage sehr ländlich geblieben und beherbergt eine Vielzahl von ethnischen Minderheiten, die an ihren landwirtschaftlichen Traditionen festhalten. Der 1922 von französischen Siedlern gegründete Luftkurort Sapa liegt umgeben von einer prächtigen Bergkulisse auf 1650 m Höhe. Hier oben verhüllt der Nebel nicht selten die an den Hängen errichteten Dörfer wie bei einem Versteckspiel. Ihre Reisterrassen von anmutiger Schönheit sind bei Touristen besonders beliebt. Sie sind eng mit der Geschichte der ethnischen Gruppen verbunden und zeugen von althergebrachten Anbaumethoden.

Jede Terrasse entspricht einem Feld, das dem Urwald mühsam abgerungen wurde. Dieser musste zunächst gerodet werden, bevor man die einzelnen Terrassen anlegen und ein System zur Wasserspeicherung schaffen konnte. Die fruchtbaren und über Jahrhunderte hinweg von den Hmong, den Thai und den Dao bewirtschafteten Böden in der Region Sapa machen Vietnam zum fünftgrössten Reisproduzenten weltweit.

NATURSCHUTZ

In diesen Gegenden im Norden, wo die Landwirtschaft atemberaubende Landschaften erschuf, hat sich der Tourismus allmählich entwickelt und

lockt nun Reisende aus der ganzen Welt. Angesichts der Auswirkungen dieses Sektors auf die Wirtschaft setzt Vietnam bereits seit den 1980er-Jahren auf den Schutz seiner Naturräume. So wurden landesweit ein Dutzend Nationalparks und etwa 60 Reservate eingerichtet, ein Grossteil davon im Norden. Die hundert Kilometer lange Strecke, die von Nghia Lo nach Mu Cang Chai führt, trägt aufgrund ihrer eindrucksvollen Reisfelder nicht umsonst den Beinamen «Route der Fotografen». Zu ihrem Schutz wurde sie zum nationalen Naturerbe erklärt. Gebeugt über ihre Reispflanzen oder mit schweren Körben beladen betätigen sich die Arbeiter rund um die traditionellen Behausungen aus Holz,

Bambus, Palmwedeln und Reisstroh, die sich aus dem stufenförmigen Patchwork erheben. Die tropischen Regenwälder Vietnams sind zwar von der zunehmenden Landwirtschaft bedroht, besiedeln aber noch immer die Höhenlagen. Sie machen nur noch ein Viertel der Gesamtfläche des Landes aus, verfügen jedoch über eine bemerkenswerte Biodiversität. Der Xuan-Son-Nationalpark am Rande der Hoang-Lien-Son-Gebirgskette, nur 120 Kilometer von Hanoi entfernt, ist ein typisches Beispiel hierfür. Sein üppiger Primärwald, der sich über ein faszinierendes Karstrelief erstreckt, beherbergt etwa 1200 Pflanzenarten, von denen 40 im «Roten Buch» Vietnams

DIE SCHÄTZE DER NORDROUTE • • 17
18 • • VIETNAM

Die vietnamesischen Landschaften variieren zwischen landwirtschaftlich genutzten Tälern, felsigen Erhebungen und tropischen Wäldern und bieten ein atemberaubendes Schauspiel. Lebendige Traditionen: der Wächter des Tam-Coc-Tempels in der trockenen Halong-Bucht. Auch die Frauen der Blumen-Hmong tragen noch immer ihre traditionellen Gewänder. In Hanoi erhebt sich das Kapitol aus dem Dunst eines Sees, während Reisende auf einen Zug warten, dessen Gleise die Altstadt durchqueren. Weiter draussen, in der Halong-Bucht, kann man auf einem schwimmenden Markt frischen Fisch kaufen, der aus dem Golf von Tonkin stammt.

verzeichnet sind, sowie 880 Tierarten, darunter die äusserst seltenen gelben Pangoline und Gleithörnchen. Die Roten Dao und die Muong leben hier in einer ebenso fruchtbaren wie atemberaubenden Natur, inmitten steiler Klippen, unzähliger Höhlen und Wasserfälle. Dank der Arbeit mit der lokalen Bevölkerung wurde der Anbau mithilfe von Brandrodung zugunsten einer Familienwirtschaft und des Agrotourismus aufgegeben.

KURS AUF DEN GOLF VON TONKIN

Die Strassen von Hanoi könnten nicht stärker mit der beschaulichen Atmosphäre und der Abgeschiedenheit der ländlichen Regionen in Kontrast stehen. Die von der chinesischen und französischen Kultur geprägte vietnamesische Hauptstadt erstreckt sich über das westliche Ufer des Roten Flusses, der geradewegs aus den Bergen Yunnans hinabströmt. Hektisches Treiben zwischen den unzähligen Motorrädern und Fussgängern, den Verkäufern mit ihren kegelförmigen Strohhüten (den legendären Nón Lá), den TaiChi-Anhängern, den Alten, die sich

Die Halong-Bucht mit ihren Dschunken, den traditionellen Segelschiffen, ist ein wunderbares Fotomotiv und zählt seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

um ein Schachspiel versammeln, und der ausgelassenen Jugend, die sich in angesagten Bars trifft. Der Hoan-KiemSee unweit der Altstadt ist mit seinem Ngoc-Son-Tempel und dem Thap-RuaTurm bei Reisenden und Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel.

Auch das dreieinhalb Stunden entfernte Ha Long ist ein absolutes Muss. Diese Bucht mit dem smaragdgrünen Wasser, die seit 1994 zum UNESCOWeltkulturerbe gehört, ist von rund 2000 kleineren und grösseren Karstinseln durchzogen, die eine Höhe von bis zu 100 Metern erreichen und deren Flanken von Höhlen zerklüftet sind. Die meisten sind mit einer Krone aus Sträuchern bedeckt, während die grösseren Inseln dichte Regenwälder beherbergen, in denen eine Artenvielfalt fernab jeglicher menschlicher Besiedlung gedeiht. Mit einer Fläche von über 43 000 Hektaren ist die Halong-Bucht der grösste Meereskarst der Welt und mit 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr nicht nur das beliebteste Reiseziel Vietnams, sondern der ganzen Welt. Der Legende nach soll ein riesiger Drache die Landschaft geformt und die vielen kleinen Inseln der Bucht erschaffen haben, als er mit seinem Schwanz auf die Wellen schlug, bevor er in die Fluten eintauchte und verschwand.

Der Gipfel der Insel Ti Top bietet einen besonders schönen Ausblick auf die unverwechselbare Landschaft der Bucht samt ihrer Karstfelsen. Unten: Ein Fischer im Hafen von Cai Rong.

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DER NORDPOL

REISE INS EWIGE EIS

Text und Fotos: Franck Charton

22 • • DER NORDPOL

Der Erkundungshubschrauber auf dem Vorderdeck. Eine Kadettin der Marine übt den Umgang mit den Navigationsgeräten. Mithilfe von Fernglas, Radar und Sonar bestimmen die wachhabenden Offiziere den besten Kurs durch das Treibeis. Rechts: Ab dem 82. Grad nördlicher Breite kommt das Schiff im Eis an: ein sehr bewegender Augenblick!

24 • • DER NORDPOL

An Bord des Polarkreuzfahrtschiffs Commandant Charcot – Flaggschiff der Reederei Ponant – geht es durch das Nordpolarmeer. Seit unserem Aufbruch von Spitzbergen haben wir fast 600 Seemeilen, also über 1000 Kilometer, zurückgelegt. Unser Ziel ist der sagenumwobene 90. Breitengrad hoch im Norden. Auszüge aus dem Expeditionstagebuch.

Packeis am Horizont! Am Rande des opalfarbenen Himmels säumt ein strahlend weisses Band den Ozean. Es beginnt mit Treibeis, kleinen Blöcken, die sich von den Gletschern gelöst haben und mit den Wind- und Meeresströmungen dahintreiben. Dann folgt slushed ice, vereinzelte Eisschollen, die zwischen geschmolzenem Schnee und Meereis treiben. Bald taucht das Packeis auf, zersplittert, aber sehr real: Endlich nimmt der Nordpol Gestalt an! Ein woh-

liger Schauer durchströmt uns, als wir den 82. Breitengrad überqueren und im Eis ankommen.

Es ist der Schauer des ersten Males, denn wir tauchen in eine Welt ein, von der wir oft geträumt haben, die noch weitgehend unbekannt ist und deshalb zu den sagenumwobendsten Orten überhaupt zählt! Zwei Tage zuvor haben wir in Longyearbyen, der nördlichsten Stadt des Planeten und zugleich norwegischer Hauptort der Inselgruppe Spitzbergen, die Anker gelichtet. Sichtbeton inmitten der Industriebrachen. Und doch: Vor

REISE INS EWIGE EIS • • 25
RUSSLAND GRÖNLAND ALASKA NORDPOL Longyearbyen (Spitzbergen)
KANADA Polarkreis
80. Breitengrad Nord

Hypnotisierend ist der Anblick, wenn der Rumpf des Eisbrechers der Klasse PC 2 durch das über zwei Meter dicke Meereis bricht, die Eisschollen aus dem Wasser hebt und mit einem lauten Krachen zur Seite schleudert.

Vor dem Rumpf berechnet das Sonargerät die Eisdicke in Echtzeit.

der kahlen Kulisse der steinübersäten Landschaft des Nordens ist die einstige Bergbaustadt nach wie vor der letzte Hafen der Menschheit vor der grossen Abgeschiedenheit der Arktis. Ich erinnere mich an unsere Abfahrt im goldenen Abendlicht, das im Polarsommer nicht enden will. Begleitet von einigen Delfinen, dem irisierenden Blas von Finnwalen und dem majestätischen Flug der Eissturmvögel.

DER GEIST VON CHARCOT

Am Rand des weissen Kontinents hält die Commandant Charcot, die im offenen Wasser mit 15 Knoten, also fast 30 km/h durchs Meer pflügt, weiter Kurs Richtung Norden. Allmählich nimmt sie

etwas «Dampf» raus, obwohl sie natürlich alles andere als ein Dampfschiff ist. Das 2021 vom Stapel gelaufene Hightech-Juwel ist vielmehr das erste Kreuzfahrtschiff für Polarexpeditionen mit Eisbrecherqualitäten. Es verfügt über einen Hybridantrieb, der einen mit Flüssigerdgas betriebenen Verbrennungsmotor mit einer beeindruckenden Anzahl von Elektrobatterien kombiniert. Eine weitere Besonderheit: Der 150 Meter lange, 30 000 Tonnen schwere Gigant mit 11 Decks bietet aussen elegantes Design und eine erlesene Innenausstattung, die von französischer Lebensart zeugt. An Bord gibt es sogar ein Spitzenrestaurant unter der Leitung von Alain Ducasse. Angetrieben wird das Schiff von zwei

revolutionären Propellergondeln, die Eis brechen können. Sie garantieren Leistungsstärke und Manövrierfähigkeit und senken zugleich Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen um 25 %. Das Schiff ist nach dem berühmten französischen Polarforscher JeanBaptiste Charcot (1867-1936) benannt. Ihm gelang die erste französische Überwinterung in der Antarktis. Doch als sein Schiff, die «Pourquoi-Pas?», später vor Island unterging, wurde er mit in den Tod gerissen. Kapitän Garcia lässt sich ebenso wie Charcot gerne mit Kommandant anreden. Er ist für die Navigation verantwortlich und wird von seinem Ersten Offizier, dem leitenden technischen Offizier und den 70 Besatzungsmitgliedern unterstützt.

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REISE INS EWIGE EIS • • 27

Ein besonderer Moment auf der Brücke, dem Steuerstand: Etienne Garcia, der Kapitän der Commandant Charcot, lässt seiner Freude freien Lauf, als der sagenhafte 90° 0’ nördlicher Breite nach einem geschickten Manöver endlich erreicht ist. Das Schiff stoppt auf einer breiten Eisscholle für einen 24 Stunden langen Aufenthalt am Pol.

Die Passagiere lieben die abendlichen Briefings des Kommandanten im Konferenzraum sowie seine unverhofften Durchsagen über das Mikrofon von der Brücke des 8. Decks, wo sich der Steuerstand befindet. Voller Leidenschaft und mit einer Prise Humor informiert er uns über den Seegang, das Wetter, die Route oder die Tierwelt.

DIE FAHRT DURCH

DAS PACKEIS

Im Laufe der Tage ist die Eisschicht immer mächtiger geworden und offene Fahrrinnen werden seltener. Zwischen hartnäckigem Nebel, kristallklaren Aufheiterungen und bleigrauem Himmel schlängelt sich die Commandant Charcot dank ihres stromlinienförmigen Rumpfs und ihrer polartauglichen Ausrüstung mit verblüffender Leichtigkeit durch das wie Watte anmutende Labyrinth. Die

Hightech-Ausrüstung an Bord ermittelt die Eisdicke und optimiert den Weg durch das Packeis. Trotz ihrer Kompaktheit ist diese Schicht aus Meereis wesentlich brüchiger als Landoder Süsswassereis, das von Gletschern stammt, die es am Pol nicht gibt. Unser Schiff aus 6 Zentimeter dickem Stahl hat die «Eisklasse PC 2» und kann mit seinem Bug bis zu 3 Meter mächtige Eisschichten sowie Eisrücken von über 10 Metern brechen! Ich werde nicht müde, von der Reling aus das hypnotisierende Schauspiel zu verfolgen, wie sich der Schiffsrumpf seinen Weg durch das Packeis bahnt: Die Eisschollen werden rissig, platzen auf und heben sich aus dem Wasser. Riesige Eisblöcke kollidieren krachend in der Gischt, sodass ihre aquamarinfarbenen Schichten zutage treten. Dantesk! Noch vor wenigen Jahren war das arktische Packeis viel mächtiger als heute

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Die Beobachtung von Eisbären (Ursus maritimus) in ihrer natürlichen Umgebung ist eine der grössten Freuden einer Reise ins ewige Eis. Wir werden auf unserer Expedition etwa 15 Exemplare unter sehr guten Bedingungen zu Gesicht bekommen. Rechte Seite: Passagiere stellen das berühmte Foto nach, das die Besatzung von Jean-Baptiste Charcot im Juli 1904 schoss, als der französische Polarforscher in der Antarktis überwinterte.

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und bedeckte eine viel grössere Fläche. Doch die meisten Studien zeigen: Der siebte Kontinent ist – zumindest im Sommer – dem Untergang geweiht. Und zwar selbst dann, wenn weltweit ehrgeizige Massnahmen ergriffen werden, um die Erderwärmung zu minimieren. In manchen Sommern wird das Eis in den Polarmeeren also komplett schmelzen, auch wenn es sich im Winter teilweise neu bilden wird. Wenn Kommandant Garcia uns nachts um zwei Uhr ein Polarlicht, während der Nachspeise eine Robbensichtung oder noch besser, eine Eisbärin mit

ihrem Jungen Steuerbord voraus meldet, stürzen alle auf das oberste Deck. Wen interessiert beim Anblick seines ersten Eisbären die Polarkälte im Morgengrauen (gefühlte –20 °C), der schneidende Nordwind und der von der Seite kommende Graupel, der einem die Augen verklebt? Es ist ein wahrhaft berührender Moment. Nahe des 89. Breitengrads, also 100 Kilometer vom Nordpol entfernt, auf Eisbären zu treffen, ist erstaunlich. Denn die nächste Küste befindet sich 1500 Kilometer entfernt in Grönland und etwa ebenso weit ist es bis Spitzbergen und Russland.

AM NÖRDLICHSTEN PUNKT DER ERDE

Am 26. August erreichen wir um 17.30 Uhr bei –16 Grad und mit 3910 Metern Wasser unter dem Kiel den sagenhaften 90° 0’ nördlicher Breite! Auf der Brücke wohnen alle Offiziere in Galauniform den letzten Manövern bei, die der Kommandant persönlich ausführt. Er konzentriert sich darauf, uns eine millimetergenaue «Landung» zu bescheren. Sein Blick fixiert die Kontrollbildschirme und seine Hände, die die Joysticks bedienen, stecken

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Momentaufnahmen eines Tages am Nordpol: der traditionelle und belebende «arktische Tauchgang», das Postamt auf dem Packeis, die Anprobe der Rettungsanzug-Prototypen, das Wissenschaftsteam vor dem SherpExpeditionsfahrzeug und ein Glaziologe bei der Installation von Instrumenten zur Messung der Schneeverhältnisse und der Umweltverschmutzung. Zum Abschluss stellen sich die Crew (in schwarzen Anzügen) und die Passagiere (in orangefarbenen Parkas) für ein letztes Erinnerungsfoto auf.

sehr effektvoll in Inuit-Fäustlingen. Als schliesslich die symbolische Schwelle überquert ist, lässt Etienne Garcia seiner Freude freien Lauf und schwingt die Faust. Das gesamte Team gratuliert sich wie das Team im Kontrollzentrum der NASA nach einem erfolgreichen Raketenstart. Am Schiffsbug werden bengalische Feuer entzündet, den Passagieren werden Macarons und Champagner gereicht. Das Schiff stoppt an einer breiten Eisscholle, bzw. an einer glatten und ebenen Eisfläche. Am Morgen eines weiteren endlosen Tages, der sich für immer in unser Gedächtnis einbrennen wird, sind wir bereits einige Kilometer abgedriftet. Als wir den Fuss auf das Packeis setzen, fühlt es sich an, als ob wir eine neue, jungfräuliche und verheissungsvolle Welt betreten würden: ein weisses Paradies! Einige machen einen Spaziergang über das Eis und werden dabei von bewaffneten Crewmitgliedern begleitet, falls unverhofft ein Eisbär auftauchen sollte. Oder sie verschicken Karten aus dem Pop-up-Postamt im Schnee. Andere beobachten das mitgereiste wissenschaftliche Team bei der Entnahme von Proben. Oder geniessen ein arktisches Eisbad! Morgen machen wir uns auf die Rückreise nach Spitzbergen und anschliessend erkunden wir den riesigen Fjord von Scoresby Sund an der Ostküste Grönlands. Uns stehen wundervolle arktische Wanderungen bevor. Im Moment geniesse ich es mit kindlicher Freude, dort oben am nördlichsten Punkt der Welt die Erde in nur wenigen Minuten umrunden zu können.

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MIT PONANT ZUM POL

Kreuzfahrt «Der geografische Nordpol», 5 Reisetermine an Bord der Commandant Charcot, von Juli 2023 bis Juli 2024, 16 Tage – 15 Nächte. Ab 29 965 Euro. Informationen unter 0033 491 36 41 65. Die Commandant Charcot: 245 Passagiere, 123 Kabinen & Suiten, 215 Crewmitglieder, beheizter Aussenpool, zwei Restaurants, Spa, Foto-/VideoStudio, Theatersaal (ein Dutzend Künstler und Musiker an Bord). Polarnavigation und -forschung: Radar und Sonar (Eisortung), Infrarotkameras, Scheinwerfer für Nachtfahrten, Wetterstation und ozeanographische Station an Bord, Eiserkundungshubschrauber, 16 Schlauchboote für Ausfahrten, Betreuung durch ein Team aus 20 Naturführern. www.ponant.com

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IHR EXPERTE

Sultanat Oman – Land zwischen Tradition und Moderne

Von Sonntag, 29. Oktober bis Dienstag, 7. November 2023 (10 Tage)

Heiner Walther Orientalist, interkultureller Trainer (arabische Länder), Sachbuchautor

REISEPROGRAMM

TAG 1, 2 & 3

Anreise / Muscat / Wahiba Wüste Flug nach Muscat. Aussenbesichtigung des Royal Opera House, Stadtrundgang in der Altstadt und Besuch des beeindruckenden Zubair Museums. Ausserdem Ausflug in die Wahiba Wüste inkl. Übernachtung.

TAG 4 & 5

Nizwa / Mishfa al-Abreen

Auf dem Weg nach Nizwa besuchen Sie die Ruinen von Al-Mansfah bei Ibra sowie die Festung in Jarbin. Tagesausflug in das Dorf Misfah al-Abreen, wo u.a. das traditionelle Bewässerungssystem Falaj noch genutzt wird.

TAG 6 & 7

Nizwa / Akhdar-Gebirge / Muscat

In Nizwa besuchen Sie den bekannten traditionellen Freitagsmarkt sowie die monumentale Festung. Über Birkat al-Mawz fahren Sie später ins AkhdarGebirge auf ca. 2‘000 m ü. M. Sie erkunden das faszinierende Hochplateau mit seinen tief eingeschnittenen Tälern und zahlreichen Terrassenfeldern und übernachten dort. Rückfahrt nach Muscat mit kurzem Halt in al-Mawz mit seinen typischen Lehmhäusern.

TAG 8, 9 & 10

Mucat und Umgebung / Rückreise Ausflug zur Produktionsstätte des teuersten Parfüms der Welt, «Amouage». Weiterfahrt ins Landes-

innere zur Oase Nakhl, wo Sie die majestätische Festung und die unweit gelegenen, warmen Quellen besichtigen. Zurück in Muscat unternehmen Sie eine zweistündige Dhau-Fahrt und geniessen den Sonnenuntergang. Sie besichtigen die Grosse Sultan-Qabus-Moschee, mit ihrer faszinierenden Architektur, den geschäftigen Fisch- und Gemüsemarkt von Mutrah und das Nationalmuseum mit zahlreichen Exponaten und digitalen Erlebniswelten. Am 10. Tag Rückreise in die Schweiz.

Programmänderungen vorbehalten.

ANIMAN-HÖHEPUNKTE

• Besuch des eindrucksvollen Zubair-Museums

• Eintauchen in die Kultur und Lebensgewohnheiten der lokalen Bevölkerung

• In Nizwa besuchen Sie den bekannten traditionellen Freitagsmarkt

• Übernachtung im Wüstencamp «Desert Nights Camp»

PREIS

Pro Person: CHF 6‘690.–Für Abonnent*innen: CHF 6‘440.–

Zuschlag Einzelzimmer: CHF 650.–

TEILNEHMER*INNEN

16 Personen max. / 10 Personen min.

LEISTUNGEN

• Flüge in Economy-Klasse inkl. Taxen und Gebühren

• Unterkunft in sehr guten Mittelklassehotels, 1 Nacht im Wüstencamp

• 9x Frühstück, 3x Mittagessen und 8x Abendessen

• Alle Transfers, Ausflüge, Eintritte und Besichtigungen gemäss Programm

• Transport in klimatisierten Reisebussen

• Expertenreiseleitung ab/bis Zürich durch Heiner Walther

• Lokale deutschsprechende Reiseleitung

• Grosse Trinkgelder (lokale Reiseleitung und Fahrer)

Mehr Infos: background.ch/oman

OMAN Informationen, Detailprogramm und Buchungen: Background Tours, Neuengasse 30, 3001 Bern Bitte kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne: +41 31 313 00 22 – info@background.ch – www.background.ch
ETTORE SILINI DIE SCHWEIZ IM KLEINEN

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