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36. Jahrgang Mai/ Juni 2012 € 17,–

wettbewerbe A R C H I T E K T U R J O U R N A L

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Büro als Lebensraum, gegliedert in unterschiedliche Zonen und Bereiche. Räumlich flexibel und mit offenen Strukturen – anregend, vielfältig und facettenreich. Gemeinsam mit Kunden und Partnern gestaltet Bene Bürolandschaften, die den Mitarbeitern ein ideales Arbeitsumfeld bieten. So wird Büro zum Managementinstrument und zum Erfolgsfaktor von Unternehmen. Diese Überzeugung teilt auch das Team von gerner°gerner plus. www.bene.com

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BEI EIGENSTÄNDIGEN ARCHITEKTEN.

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Sonne, Licht und Energie Neue Planungsansätze in der Architektur Erweiterung Universität für Angewandte Kunst, Wien Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol


Wir warten mit Sicherheit jedes Modell, jeden Baujahrs in ganz Österreich. Maßgeschneiderte Lösungen für Ihren individuellen Bedarf sind unsere Kernkompetenz.

Peter Prohaska, Vize-Abteilungsleiter der Haustechnik im Donauspital SMZ Ost, Wien (Bildmitte) mit Werkmeister Erwin Broz (li.) und Otis Geschäftsstellenleiter Thomas Nitsche (re.)

Berichte

E STAL L. AUS STEL LUN

Mai 2011

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21. Jänner bis 7. Ort

vai – vorarlberg er architektur institut Marktstraße 33 6850 Dornbirn

Stall, Stadel und Scheune sind tradition pen, die durch sreiche Bautyden Strukturwandel der Landwirtschaft jedoch zunehm end an Funktion verlieren – sie stehen leer, werden umgenu tzt, Neue Wirtschaftsgebä abgerissen oder verfallen. ude entstehen jedoch durch moderne Bewirtsc haftungstechnik en, wachsende größen und verände Betriebsrte Organisationsfo Siedlungs- und rmen. Orts-, Landschaftsbilde r geraten in Auflösu da dieser Bautypu ng, s seit Jahrhunderten Dorfstruktur geprägt unverrückbar die hat. Die Ausstell ung erkundet die Architektur und Soziologie des Stalls in Graubün Südtirol und Vorarlbe den, rg. Das Projekt möchte nicht nur ein Porträt des Kulturverlusts zeichne n, sondern Orientierung geben und zum Handeln anregen Veranstaltungen . Begleitende an acht verschie denen Orten in arlberg bieten Voroffene Diskussi onsforen für Eigentü Planer und Gemein mer, den an.

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr Weitere Informati www.v-a-i.at

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BAU EN IM KON TEXT. AUS STEL LUN

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Termin

Eine hochkarätige Ausstellung des Architekturbüros Dietrich І Untertri faller konnte Zumtob Ort el für zwei seiner Standorte gewinnen. Lichtzentrum Prag Helmut Dietrich und Much Untertrifaller, Jankovcova 2 die in ihrer Generation zu den erfolgre 170 00 Praha 7 ichsten Architek ten Vorarlbergs zählen, präsentieren in ihrer Ausstellung „Bauen Öffnungszeiten im Kontext“ einen Streifzug durch Montag bis Donnerst ihre Werke. Nach ag 9 bis dem Zumtobel Lichtfor 17 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr um in Wien wander t die Ausstellung nun in das Zumtob el Lichtzentrum nach Weitere Informati onen Prag. Die Baukunst von T: +420 (266) 782 200 Dietrich І Untertri faller entwickelt sich praha@zumtobel.co stets aus dem Kontext m heraus. Dabei setzen die Architekten städtebauliche Zeichen, die sich Festspielhaus Bregenz, gleich2006 von Dietrich zeitig respektvoll I Untertrifaller. in die Landsch aft und Umgebungsstru ktur eingliedern. In der Wanderausstellu ng zeigen sie ihre wichtigsten Werke: So werden unter anderem Modelle aus Bildung, Kultur, Wohnen/Hotel, Gewerbe und Einfamil ienhäuser vorgeste llt. Die verschie denen Projekte werden zum Teil über Modelle und diverse Fotostre cken anschaulich präsentiert. Einleiten de Texttafeln, detaillierte Schnittz eichnungen und eine Bildschirmpräse ntation runden das Gesamtkonzept ab. 16. März bis 29.

April 2011

2006 von Dietrich

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Stadthalle Wien,

Fotos: Bruno Klomfar

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Otis im Dienst seiner Kunden Aufzüge können lebensrettend sein. »Wir benötigen höchste Verfügbarkeit, die durch Otis Vollwartung erreicht wird.«

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wettbewerbe

LNK Wagner

Das Architekturjournal wettbewerbe berichtet aber auch über realisierte Projekte, Trends und Innovationen auf dem Gebiet des Bauens und der Baustoffe sowie über Themen in Zusammenhang mit Architektur, Bauen, Nachotline haltigkeit, Energieeffizienz, Facility Management. Bestell-H 477

© Gabriella Gerber/Luk

Wien

Wettbewerbe sind eine Herausforderung zu außergewöhnlichen Leistungen. Seit 1977 dokumentiert das Architekturjournal wettbewerbe den Beitrag der österreichischen Architekten zur Baukultur und zur Qualität, die den Wettbewerb zur Grundlage hat.

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DIE PLATTFORM FÜR DEN KREATIVEN WETTBEWERB


Positionen

SUE Architekten

Als einziges Mittel zur Akquisition neuer Aufträge funktioniert der Wettbewerb für uns – leider – nicht. Dazu ist das Wettbewerbswesen in Österreich noch immer zu wenig verbreitet, viele Teilnehmer an zu wenigen Verfahren bedeuten natürlich auch, dass die Konkurrenz sehr hoch ist, und auch ein gutes Projekt gegen viele andere gute Projekte verliert. Allerdings hat sich die Wettbewerbskultur in Teilbereichen spürbar verbessert, es gibt gute Ansätze und auch vorbildliche öffentliche Auftraggeber wie die Bundesimmobiliengesellschaft, die den Mehrwert durch Baukultur und die Umsetzung

der besten Lösung erkannt haben. Entscheidend für ein gutes Ergebnis sind vor allem eine gute Ausschreibung mit einer umfangreichen Vorarbeit und eine gute Aufbereitung des Programms. Die Tendenz der zunehmenden Verrechtlichung der Auslobungen sehen wir da sehr kritisch. Nur absichern und nichts falsch machen ist zu wenig. Ohne inhaltliche Ziele und den Mut der Auftraggeber, Farbe zu bekennen, kann es kein gutes Ergebnis geben. Vertrauen in uns Planer macht Dinge möglich. Es entsteht etwas Gemeinsames. Ein Teilaspekt dieser ängstlichen Überreglementierung ist hingegen das zunehmende Abfragen von Qualifikationen, die in keinem Verhältnis zu den gestellten Aufgaben stehen. Das Ergebnis bei solchen Prozessen ist dann meist weder innovativ noch sonst irgendwie spannend. International haben wir leider kaum Erfahrungen, da die Wettbewerbsmärkte trotz EU relativ abgeschottet sind und vielerorts vor allem auf lokale Kompetenz gesetzt wird. Wir sind bei unseren Wettbewerbsgewinnen bis jetzt immer auf Auftraggeber gestoßen, mit denen es viel Freude gemacht hat, gemeinsam das Besondere zu finden und zusammen umzusetzen. Allein deswegen freuen wir uns immer wieder auf das nächste Verfahren.

Total Solution GmbH A 8430 Leibnitz | Am Wasser 4 T 03452 71434 | F 03452 71390 E office@total-solution.at www.total-solution.at

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Foto: Hertha Hurnaus

Gut organisierte Wettbewerbe mit realistisch formulierten Eignungskriterien sind für unser Büro extrem wichtig. Ohne solche Wettbewerbe würde es SUE Architekten in der heutigen Größe nicht geben. Wir finden die beste Idee v.l.n.r. Michael Anhammer, Christian Ambos, Harald Höller und nicht das längst gediente Büro mit den größten Umsatzzahlen sollte gewinnen. Und ganz nebenbei ist so ein anonymer Wettbewerb das geeignete Mittel für Vielfalt und gegen Freunderlwirtschaft. Eine gute, unabhängige Jury mit ihrer begründeten Wahl erleichtert es uns ungemein, die zentralen Entwurfsideen auch gegen andere Interessen durchzusetzen, die im Laufe der Umsetzung unweigerlich ein Projekt zu verwässern drohen.


Positionen

Hemma Fasch, fasch&fuchs.Architekten

Auszug aus einem Vortrag - ZV April 2008 Unser Büro arbeitet derzeit ausschließlich an Wettbewerben und der Realisierung von gewonnenen Wettbewerbsbeiträgen und das zu 100 % für öffentliche Auftraggeber. Aus dieser Tatsache resultiert eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik Wettbewerbe und der Vergabe geistiger und schöpferischer Leistungen. Wir sehen den Wettbewerb immer noch als das Instrument, das – richtig eingesetzt – Qualität und Vergabekultur gewährleistet: Wettbewerbe entsprechen dem Prinzip der nachvollziehbaren Qualitätsvergabe, und nicht das vordergründig billigste Angebot, sondern das beste wird im Sinne von Baukultur und wirtschaftlichen Aspekten juriert. Unter optimalen Rahmenbedingungen wäre der Wettbewerb das richtige Instrument, den idealen Start für einen verantwortungsvollen Planungsprozess zu gewährleisten. Aus den angeführten Gründen ist der Wettbewerb als Vergabeform nicht in Frage zu stellen. Das von Auftraggebern oft ins Treffen geführte Argument von enormen Verfahrenskosten kann leicht entkräftet werden, wie die Untersuchung der Diözese Stuttgart-Rottenburg über Kosten und Nutzen von Wettbewerbsverfahren belegt. Für die Jahre 1996 bis 2003 wurden 48 Wettbewerbsverfahren und deren gebaute Resultate im Vergleich zu direkt vergebenen Planungen analysiert. Der aus dieser Erhebung gezogene Schluss der Diözese: Ein Euro in Wettbewerbe investiert spielt sieben Euro ein. Aus wirtschaftlichen Überlegungen verdoppelte die Diözese die Anzahl der Wettbewerbsverfahren.

Foto: fasch&fuch.architekten

Wettbewerbe verlangen jedoch einen hohen Einsatz der Architekten, der mit enormen Kosten verbunden ist. Ist dieser Einsatz für Architekten noch zu vertreten, oder stellt der Wettbewerb die blinde Selbstausbeutung einer Berufsgruppe dar? Der Aufwand ist enorm. Aus der Verantwortung für eine gute Vergabe- und Baukultur

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Hemma Fasch und Jakob Fuchs mit ihrem Team

ist er zweifellos sinnvoll und notwendig. Sinnlos ist der Aufwand allerdings für schlecht ausgelobte Wettbewerbe, deren Rahmenbedingungen die Selbstausbeutung und das „wirtschaftliche Desaster“ implizieren: • Ausschreibungen, die inhaltlich schwach vorbereitet sind oder überhaupt ohne inhaltliche Überlegungen entstehen. Das deutet auf die intellektuelle und soziale Kompetenz des Auftraggebers und dessen Wertschätzung für Architektenleistung hin. • Ausschreibungen, die nur der Erkundung von prinzipiellen Möglichkeiten oder der Umsetzung einer vagen Absicht zu dienen scheinen. • Der Auslobung beiliegende vertragsrechtliche Bedingungen, die bewusst einseitig gestaltet sind. • Preisgelder, die nicht einmal dem Mindestmaß an üblichen Vereinbarungen entsprechen, sondern unverschämt weit darunter liegen. Was unverständlich ist, da das Mindestmaß laut Wettbewerbsordnung ohnehin nur einen marginalen Anteil darstellt im Verhältnis zum lukrierenden Mehrwert, der sich aus der Wahlmöglichkeit aus vielen vergleichbaren Projekten ergibt. • Auslober, die das Siegerprojekt nicht umsetzen wollen. Ein gutes Wettbewerbsergebnis und eine erfolgreiche Umsetzung basieren auf einer soliden Vorbereitung und einer exzellenten Auslobung. Diese Arbeit sollte nicht, wie in letzter Zeit immer öfter, von Juristen und Anwälten übernommen werden. Der Inhalt der Auslobung ist maßgeblich und nicht ein juristisch ausgeklügeltes Korsett, das Architektur als Dienstleistung verkennt und dem Auslober damit die Chance auf visionäre Projekte nimmt. Es gibt sehr wohl öffentliche Auftraggeber, die inhaltlich hochkarätige Ausschreibungen verfassen wollen und können und die die Leistung der Architekten anerkennen – weil sie intellektuell dazu imstande sind. Möglicherweise sind sie von der Berufsvertretung auch entsprechend beraten worden.


Positionen

Foto Lisa Rastl

franz architekten

Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb Warum Wettbewerbe schlecht sind Unzählige Architekturbüros leisten bei jedem Wettbewerb tausende unbezahlte Arbeitsstunden zur kreativen Lösungsfindung von komplexen Aufgabenstellungen. Eine direkte Kommunikation und ein gemeinsames Entwickeln eines Konzeptes mit dem Auftraggeber oder Nutzer ist nicht möglich. Es gibt nur einen Gewinner und viele Verlierer, Wettbewerbe bergen ein großes Frustpotenzial.

Robert Diem, Erwin Stättner

Warum wir trotzdem faire, offene Wettbewerbe fordern Offene Wettbewerbe sind für junge Architekten die einzige Chance auf größere, interessante Bauaufgaben. Etablierte Büros werden auch nach vielen Jahren im Berufsleben gefordert, weiterhin ambitionierte Architektur zu entwickeln und sich mit Kollegen zu messen. Wettbewerbe sind die einzige Phase in einem Projekt, in der unbeeinflusst von äußeren Störfaktoren an einem Konzept gearbeitet werden kann. Auftraggeber erhalten innerhalb kurzer Zeit unterschiedlichste Lösungen. Der erstplatzierte Beitrag hat sich gegen zahlreiche Konkurrenten in einer Jury durchgesetzt und eine gute Ausgangsposition für eine Realisierung ohne große Abstriche.

Warum man einiges am Wettbewerbswesen verbessern kann Zugangsbeschränkungen sind so gering wie möglich zu halten. Nur, weil ein Büro bereits zehn Krankenhäuser gebaut hat, muss es für eine konkrete Aufgabe nicht die beste Lösung haben. Junge Büros haben wiederholt bewiesen, dass sie auch größere Bauaufgaben bewältigen können und einen geringeren Erfahrungsschatz durch größeres Engagement kompensieren können. Die Aufgabenstellung muss klar formuliert sein, die Grundlagen müssen zur einfachen Verwendung entsprechend aufbereitet werden. Der Auftraggeber muss in der Projektvorbereitung den Budgetrahmen definieren. Kostenschätzungen durch die Teilnehmer sind im Wettbewerb nicht zielführend. Honorare dürfen keine Grundlage für die Juryentscheidung sein. Die Preisgelder sind im Vergleich zum Wert eines Wettbewerbs für den Auftraggeber viel zu niedrig und daher deutlich zu erhöhen. Die Ergebnisse von Wettbewerben müssen in unterschiedlichen Formen veröffentlicht werden, nicht nur in Fachmedien, sondern auch für Laien zugänglich. Dadurch kann die Leistung von Architekten besser vermittelt und ein Beitrag zur Baukultur geleistet werden. Warum man Glück braucht, um einen Wettbewerb zu gewinnen Wettbewerbe sind vergleichbar mit Spitzensport. Man muss lange trainieren, innerhalb kurzer Zeit eine Höchstleistung bringen, und am Ende entscheiden die Punkterichter. Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb.

Christoph Pichler, Pichler Traupmann Architekten

Wettbewerbe sind Segen, weil oft die einzige Möglichkeit, an größere Aufträge zu kommen und daher – transparente Verfahren vorausgesetzt – prinzipiell demokratisch. Und nicht zuletzt zählt die Arbeit an Wettbewerbsprojekten zum schöneren Teil unseres Büroalltags und – da fängt es wieder an – zugehöriger Nächte! Christoph Pichler, Johann Traupmann

Wettbewerbe sind Fluch, weil die bei weitem aufwändigste und teuerste Akquisitionsmethode, die irgendein Berufsstand ausüben muss, und so indirekt verhindern,

Und: Von welchen Wettbewerben sprechen wir überhaupt? Da gibt’s es ja eine Unzahl an Verfahren, jedes wieder mit „Fürs“ und „Widers“…

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Foto: Oskar Schmidt

dass wir und unsere Mitarbeiter nur annähernd das verdienen können, was Jobs mit vergleichbarer Verantwortung in anderen Branchen als selbstverständlich bieten.


35 Jahre Architekturjournal wettbewerbe – der Event Positionen

Fotos: C. Jobst

35 Jahre Architekturjournal wettbewerbe – gemeinsam mit unseren Partnern

Trotz starker Konkurrenz – einerseits durch frühsommerliche Hitze, andererseits durch zahlreiche andere Veranstaltungen – feierten rund 100 Gäste aus der Architektur- und Bauszene gemeinsam mit dem Bohmann Verlag am 10. Mai im Architekturzentrum Wien das 35 Jahr-Jubiläum des Architekturjournals wettbewerbe.

Dr. Gabriele Ambros

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Roland Kanfer

Nach der Begrüßung durch Verlagsgeschäftsführerin Dr. Gabriele Ambros begann Chefredakteur Roland Kanfer den offiziellen Teil des Abends mit einem Rückblick auf die 35-jährige Geschichte. 1977 als „Wettbewerbe-Fachjournal“ gegründet, war das Magazin von Beginn an das, worauf die Architekturschaffenden gewartet hatten. War die Covergestaltung in den ersten Jahren noch experimentell und die Hefte dünn, änderte sich das gegen Ende der Achtzigerjahre. Die 50. Ausgabe hatte bereits 200 Seiten. 2009 übernahm der Bohmann Verlag das Architekturjournal wettbewerbe und läutete damit eine Rundumerneuerung ein: Der Inhalt wurde ausgeweitet, neben der Dokumentation von Architekturwettbewerben bereichern Produktvorstellungen, Gastbeiträge

und redaktionelle Artikel das Magazin. Auch optisch wurde das Architekturjournal wettbewerbe einem Relaunch unterzogen und bietet nun als Nachschlagwerk und Arbeitsunterlage mehr Lesekomfort. Der Leiter der für Architektur und Stadtgestaltung in Wien zuständigen Magistratsabteilung 19, DI Franz Kobermaier, würdigte das Architekturjournal wettbewerbe, das bereits lange vor dem Internetzeitalter für Dokumentation und Meinungsaustausch im Wettbewerbswesen gesorgt hatte. Neben einer Darstellung der Rolle, die die Stadt Wien bei der Durchführung von Wettbewerben und die MA 19 als Anlaufstelle für Planer, Interessenvertretungen und Institutionen spielt, bestätigte Kobermaier die wichtige Rolle der Dokumentationen im Architekturjournal wettbewerbe bei der Entwicklung der Architektur und als Bestandteil zur Lösungsfindung.

DI Franz Kobermaier

DI Volker Dienst von der inprogress Architektur consulting schilderte die Kehrseite des Wettbewerbswesens: Österreichs Architekten investieren jährlich 86 Millionen Euro in Wettbewerbe, aber nur eine von zehn Teilnah-


35 Jahre Architekturjournal wettbewerbe –Positionen der Event

men führt zu einem Erfolg, sprich Bauauftrag. Im Schnitt kostet die Teilnahme eines Büros an einem Wettbewerb 33.000 Euro, das Erlösentgelt dafür beträgt aber nur 12.500 Euro. Trotz dieses Verlustgeschäfts seien Wettbewerbe ein Teil der Baukultur, so der Appell an öffentliche, aber

auch private Bauherren. Das Architekturjournal wettbewerbe, so Dienst abschließend, leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Mit angeregten Diskussionen bei entspannter Atmosphäre klang der Abend aus. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern – Architekturschaffenden, Auslobern, Bauherren und Industrie – weitere runde Jahrestage des Architekturjournals wettbewerbe feiern zu können!

DI Volker Dienst

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Impressum

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser! Seit 35 Jahren stellen wir Ihnen in diesem Magazin Projekte vor, die an Architekturwettbewerben teilnehmen, diese gewinnen oder auch nicht, die realisiert werden oder auch nicht. Hinter diesen Projekten stehen Menschen und deren Kreativität. Diese kommen gerade in einem Architekturmagazin, dessen Fokus auf der ausführlichen Dokumentation von Wettbewerbsbeiträgen liegt, bisweilen zu kurz. Schon wieder eine neue Rubrik! Ab jetzt wollen wir ein bisschen Ausgleich dafür schaffen: Das Architekturjournal wettbewerbe hat eine neue Rubrik. Sie heißt „Positionen“ (danke an Margarete Schwarz für die Namenskreation), findet sich ganz am Beginn jeder Ausgabe und stellt die Menschen hinter den Projekten und deren – wie der Name schon sagt – Positionen, Meinungen und Ansichten in den Vordergrund. Wofür stehen die Architektinnen und Architekten, die viel Energie, Zeit und Geld in den Entstehungsprozess eines Entwurfs stecken? Wie schauen sie aus und wie sehen sie sich selbst, die „Kreativen“ und die „Macher“, die Künstler und die Projektmanager? Was denken sie über die Architektur und den Architekturbetrieb im Allgemeinen sowie über das Wettbewerbswesen im Besonderen?

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Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Bohmann Druck und Verlag GmbH & Co. KG., Leberstraße 122, A-1110 Wien • Chefredaktion: Roland Kanfer, T: +43-1-740 95-559 roland.kanfer@bohmann.at • Redaktionsleitung: DI Margarete Schwarz, T: +43-1-740 95-557 margarete.schwarz@bohmann.at • Administration, Anzeigen: Michaela Kern, T: +43-1-740 95-556 michaela.kern@bohmann.at • Mediaberatung: Mag. Thomas Parger, T: +43-676-91 97 010 t.parger@magazin-city.at • Vertriebsleitung: Angelika Stola, T: +43-1-740 95-462 a.stola@bohmann.at • Postanschrift: Leberstraße 122, A-1110 Wien, T: +43-1-740 95-0 F: +43-1-740 95-183, office@wettbewerbe.cc, www.wettbewerbe.cc • Grafik und Repro: Dietmar Mantler, A-1220 Wien, T: +43-1-890 36 40, grafik@mantler-repro.at • Druck: Donau Forum Druck GesmbH, A-1230 Wien • Druckauflage: 5.000 Stück • Bankverbindung: UniCredit Bank Austria, BLZ 12000, Kto.-Nr. 653 092 700, ATU: 10940909 • Urheberrecht: Es wird keine Haftung für etwaige Beschädigungen oder Verluste der zur Verfügung gestellten Unterlagen übernommen. Die Retournierung der Unterlagen erfolgt nur auf ausdrückliche Anforderung. Die drucktechnische Wiedergabe ist von der Qualität der übermittelten Unterlagen abhängig. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/ die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift wettbewerbe publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu. Falls eine Vergütung vereinbart wurde, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Die in den Beiträgen vertretenen Meinungen der Autoren sind nicht unbedingt mit denen des Verlages identisch. • Zum Zwecke einer leichteren Lesbarkeit der Texte wird auf eine geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet. •

Während in unserer Jubiläumsausgabe „35 Jahre wettbewerbe“ – diese liegt gemeinsam mit dem Index Nr. 6 dieser Ausgabe bei – die arrivierten Büros, oftmalige Wettbewerbsteilnehmer und die Wegbegleiter des Architekturjournals wettbewerbe vertreten sind, werden wir in den regulären Ausgaben in loser Folge kurze und manchmal auch etwas längere Porträts von jüngeren Architekturschaffenden, Architekturbüros und Designern bringen, werden bekannte und weniger (oder noch nicht so) bekannte Persönlichkeiten aus der österreichischen und der internationalen Architektur- und Designerszene mit ihren Aussagen und Reaktionen zitieren. Kurz: Das Architekturjournal wettbewerbe mit mehr Human Touch! Den Finger auf aktuelle und wichtige Themen wollen wir auch in Zukunft legen, so wie wir es in den letzten beiden Jahren schon getan haben. War es in der vorigen Ausgabe das kontroversielle Thema Corporate Architecture, geht es diesmal um Planen und Bauen mit Sonne, Licht und Energie – auch ein Thema, das nicht unumstritten ist. Die Fixierung auf bauphysikalische Kennwerte, die ein Gebäude im schlechtesten Fall auf die geplante Schuhschachtel mit viel Glas an der Südfassade und Sehschlitzen an den übrigen Fassaden reduziert, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ebenso wenig wie die Gleichung Mehr Sonnenkollektoren am Dach = Bessere Energiebilanz immer stimmen muss, wie Ilse Huber in ihrem Leitartikel darlegt. Wie man mit Licht und Sonne in der Planung besser umgehen könnte, können Studierende aller europäischen Design- und Architekturstudienrichtungen sowie junge Architekten beweisen, wenn sie ihre Projekte noch bis Ende Juni beim Bauhaus Solar Award 2012 einreichen, der Mitte November in Erfurt verliehen wird. Näheres dazu im Heft. Dass der Ausgang des Gestaltungswettbewerbs für den Zu- und Umbau der Universität für Angewandte Kunst in Wien einigen Staub aufgewirbelt hat, haben wir schon in der vorigen Ausgabe kurz berichtet. Anhand unserer ausführlichen Dokumentation ab Seite 58 können Sie sich selbst ein Bild machen, ob die Reihung durch die Jury gerechtfertigt ist oder nicht. Einen Schritt weiter ist die Stadt Wien bei ihrem Megaprojekt Aspern. Der Vorentwurfs-Wettbewerb für einen Bildungscampus mit Kindergarten, Volksschule sowie einer Schule für Kinder mit besonderen motorischen Bedürfnissen ist abgeschlossen. Wie es mit der Entwicklung dieses neuen Stadtteils weitergeht – das Architekturjournal wettbewerbe bleibt dran! Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Roland Kanfer . Chefredakteur


Inhalt

Positionen

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Nachbericht

35 Jahre Architekturjournal wettbewerbe

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Impressum, Editorial 6 Leitartikel

Die Sonne bleibt auf der Strecke

Forum Neues Bauen

Energieeffizientes Bauen. Forschungs-Initiative „Nachhaltigkeit massiv“ / Gebäude im Einklang mit der Sonne / Das Haus im „grünen Pelz“

Berichte

21 Blue Award 2012 / Daylight Spaces 2012 / Bauhaus.SOLAR Award 2012. Ausschreibung / The Next Generation Container Port Challenge, Singapore. Announcement / Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2012. Ausschreibung / Hawa Student Award 2012 / Umsicht – Regards – Sguardi 2011 / Nordbahnhof – Bank Austria Campus Wien. Ergänzung / HÄUSER-Award 2012 / ZV Bauherrenpreis 2011 / MIPIM AR Future Project Awards 2012 / Brick Award 2012 / „Der Backstein will ein Bogen sein“. Archivio Jodice in Neapel / MADE4YOU. Ausstellung / Handwerk+Form 2012. Ausschreibung

Wettbewerbe

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22 Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1 Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark Pilgram Preis 2012

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Realisierung

Bürogebäude am Praterstern, Wien 2

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Innovationen

117 Energiespeicher Beton in der Forschung / Leistungsfördernder Bildungsraum: FH Campus in Wien 10 / Hochwertige Produkte für herausragende Architektur / Neues Knauf Drehtür-System / Neu bei Bene: Leuchten von Nimbus, Sitzmöbel von Magis / Holztürme für Windkraftanlagen / Bereit für die Energiewende: 5. CEP® geht erfolgreich zu Ende / RMC – Rieder Monolithic Cast / Sicherheit mit zugelassenen Photovoltaik-Paneelen / Wasser verschwindet

: facebook.com/Architekturjournal.wettbewerbe

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Leitartikel

Die Sonne bleibt auf der Strecke

Bauen mit Sonne, Licht und Energie – in fünf Jahrtausenden Zivilisation hat die Menschheit auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel weitergebracht. Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur. Vor zwei Jahren beschloss die Europäische Union mit der Strategie 20-20-20 die Förderung umweltfreundlicher Technologien. Dabei sollen EU-weit die Erneuerbaren Energien auf 20 % des Gesamtenergieverbrauches angehoben werden. Österreich hat sich dabei verpflichtet, diesen Anteil gar auf 34 % zu heben. Gleichzeitig sollen um 20 % effizienter mit den Energien umgegangen und 20 % weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Eine Herkulesaufgabe, die erst langsam in den einzelnen Sektoren ankommt. So auch bei den Gebäuden. Energieeffiziente Häuser sollen von nun an das Baugeschehen dominieren. Bei den Neubauten gilt der Anspruch zumindest auf Niveau eines Niedrigenergiehauses zu planen, schnell wurde ein Programm dazu erfunden: Haus der Zukunft, dem dann das Haus der Zukunft Plus folgt. Schuhschachtelbauweise Die Idee dahinter beruht darauf, dass der Wohnbau, die Gewerbeanlage keine Energie frisst, sondern bestenfalls welche erzeugt. Weniger Heizverluste dank dichterer Außenhülle, Vermeidung von Wärmebrücken, bis zuletzt das ganze Objekt in dicke Isolierschichten eingepackt wird. Doch was sich nach den ersten Umsetzungen dieser Paradigmen zeigt, ist, dass die Unzufriedenheit mit dem Geschaffenen steigt. Heinz Hackl vom Dachfensterhersteller Velux, der sich bei dem europäischen Projekt Sunlighthouse intensiv mit Licht, Raum und Wärme auseinandersetzt, kritisiert die Schuhschachtelbauweise: „Durch den Energiesparsinn entstanden Häuser, die im Norden keine, im Osten und Westen kleine, dafür im Süden über die ganze Häuserfront versehene Fensterfronten aufweisen. Zum Schluss kommt noch ein Deckel drauf – das Dach.“ Welches bestenfalls eine Menge Sonnenkollektoren aufzuweisen hatte.

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Versuchung der Kennwerte Der Schweizer Solarpreis ist einer der ersten in der Solararchitektur. Seit 1991 wird er vergeben und anhand der prämierten Objekte lässt sich die Genese der Jurybewertungen nachvollziehen. Zeichnete man am Anfang jenes Projekt aus, das die größte Fläche an Sonnenkollektoren aufwies, so rechnete ein Juror nach, dass das Objekt einfach mit besseren Fenstern und nur halb so vielen Paneelen energetisch sogar besser ausgestiegen wäre. Die Versuchung, mit vielen Zahlen und Kennwerten zu überzeugen, ist auch heute noch groß, aber sie ist nicht unwidersprochen. So musste sich ein mit dem Solarpreis ausgezeichnetes Zweifamilienhaus die Kritik gefallen lassen, dass es zwar für sich funktio-

niert, aber gleichzeitig die Zersiedelung fördere. Ähnlich verunglimpft wurde auch die Monte Rosa-Hütte, die vor zwei Jahren den Schweizer Solarpreis erhielt, aber nun in einem weit weniger strahlendem Licht erscheint. Der monolithische Bau steht auf 2.883 Meter Seehöhe, dessen Aluhülle mit hohem Aufwand an Ort und Stelle gebracht wurde. Die Frage nach der Verwendung ressourcenschonender Materialien in der Architektur wird immer lauter. � ETH-Studio Monte Rosa/Tonatiuh Ambrosetti

Ilse Huber

Monte Rosa-Hütte, Schweiz. Entwurf: Studio Monte Rosa / A. Deplazes

Vorbild Alpine Schutzhütte Was in der Schweiz für Diskussionen sorgte, hat sich in Ostösterreich viel pragmatischer abgespielt. Seit Anfang Mai 2012 können Schneebergwanderer das Naturfreundehaus Knofeleben, einst bekannt unter Friedrich-Haller-Haus, auf 1.250 Meter Seehöhe neu entdecken. Voriges Jahr wurde das 90jährige Holzhaus völlig eingeäschert – just zum Saisonbeginn und kurz nach der Hochzeitsfeier des Architektenpaares Regina Lettner und Günter Lagler, die das Atelier baukult leiten. Die passionierten Wanderer hatte der Pächter über das Unglück unterrichtet. Mehr aus Betroffenheit als wegen geschäftlicher Absichten boten die beiden ihre Planungskompetenz an und schufen innerhalb eines Jahres einen völlig neuen Typus von Hüttenarchitektur: eine Konstruktion, die Sonne, Licht und Energie miteinander kombiniert. Weil das Haus weder über einen Strom- noch über einen Wasser- oder Kanalanschluss verfügt und das ganze auch noch im Quellschutzgebiet liegt, entstand ein Korpus, dessen Südseite 70° geneigt ist, damit im Winter der Schnee abrutscht und die Photovoltaikpaneele Strom erzeugen können. Am Dach darüber erwärmen Solarthermieelemente das Wasser. Auf der östlichen und westlichen Fassade hingegen sitzt ein maximal 30° geneigtes Dach, damit die Niederschläge zisternenartig aufgefangen werden können, um für das notwendige Trinkwasser zu sorgen. „Wir haben uns verschiedene Schutzhütten erwandert, darunter auch das Schiestlhaus am Hochschwab, um uns Anregungen zu holen. Denn innerhalb eines Jahres den Spagat zwi-


© baukult

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Naturfreundehaus Knofeleben, einst Friedrich-Haller-Haus. Entwurf: baukult

Foto: Donau-Universität Krems

schen technischer Optimierung und gastlicher Gemütlichkeit zu schaffen, war eine Herausforderung“, sagt Regina Lettner. Die Materialauswahl richtete sich nach umweltzertifizierten Produkten, die nach dem Willen der Naturfreunde ökologische Kriterien erfüllen mussten. Die Fertigteile konnten auf der Forststraße (nicht per Helikopter) herantransportiert werden und stammen aus der Region. Das Erdgeschoß besteht aus anthrazitgrauem Grobputz (Wärmespeicherung) und weißem Feinputz (Sonnenreflexion gegen Überhitzung).

Neuer Planungsansatz „Das sollte schon in der Architekturausbildung eingehend thematisiert werden. Die photobiologischen Prozesse, die sich durch das Schlafhormon Melatonin ableiten lassen, müssen einen neuen Planungsansatz hervorrufen“, sagt Gregor Radinger. Es sei wichtig den Tageslichtbogen miterleben zu können. Folglich sollten sich Gebäudetrakte, Raumhöhen und Oberflächengestaltungen nach den Effekten des Sonnenlichtes richten. Die Fensterfirma Velux hat sich der Vision verschrieben, bessere Lebensbedingungen unter dem Dach mit Hilfe von Tageslicht und frischer Luft zu entwickeln und europaweit Sunlight-Häuser zu errichten, die zeigen, dass es nicht nur „um Heizwärme und Heizbedarf geht, sondern, dass gute Tageslichtarchitektur der Energieeffizienz widersprechen darf“, wie es Heinz Hackl von Velux Austria formuliert. In Pressbaum steht das österreichische Sunlighthouse, das die Architekten Matthias Hein und Juri Troy nach dem Wettbewerbssieg planten. Sie integrierten neben den Energiefragen auch Blickbeziehungen und ökologische Materialien in ihr Raumkonzept. Inzwischen hat Velux aus diesen Erfahrungen ein Softwareprogramm namens Daylight Visualizer entwickelt, das die Gebäudeplanung mit Tageslicht simuliert. (Eine Anleitung findet sich auf youtube unter dem Suchbegriff Velux Daylight Visualizer)

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Foto: Donau-Universität Krems

Gregor Radinger

Licht als Lebensspender Die Architektin Regina Lettner von der Architekturgemeinschaft baukult hat es schon anklingen lassen. Nicht allein die technischen Kennwerte zählen, sondern der Komfort, kurz: der lebensräumliche Umgang mit Licht und Wärme. Und das weniger im bauphysikalischen Sinn als vielmehr als biologische Einflussgröße. „Der Mensch ist ein lichtorientiertes Wesen, das sich nicht nur optisch, sondern auch haptisch und hormonell nach Helligkeit richtet“, sagt einer, der sich am Zentrum für Bauen und Umwelt der Donauuniversität Krems für die vielseitige Nutzung der Sonne einsetzt. Gregor Radinger ist Leiter des Lehrgangs Tageslicht Architektur. Der Fokus seiner Tätigkeit liegt darin, das natürliche Licht möglichst optimal in den Raum vordringen zu

lassen. Die Wirkung von diffusem bzw. direktem Licht auf die Bewohner oder arbeitenden Menschen ist eine höchst subjektive und schwer zu erfassende. Deshalb hat er über das Online-Portal einer österreichischen Tageszeitung Leser befragt, wie sie zu Lichteinträgen stehen. Das Ergebnis war selbst für den Experten höchst überraschend: „Das Bedürfnis der Teilnehmenden nach direktem Tageslicht ist signifikant hoch.“ Seine Konsequenz daraus lautet, dass man die Verschattungen durch Bäume, durch andere Häuser oder Hindernisse in die Lichtplanung einbeziehen muss. Weil die meisten Menschen 90 Prozent ihrer Lebenszeit in Gebäuden verbringen, muss bei der Raumgestaltung mehr Rücksicht auf das Tageslicht genommen werden.

Im Lichtlabor wird die optimale Beleuchtungssituation für ein Gebäude getestet.


© Archiv Elk Fertighaus AG

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Kritik an Passivhäusern: „Im Norden keine Fenster, im Süden Fensterfronten“.

Licht wertet auf Doch nicht nur beim Neubau sind Lichtfarben, Lichteinfallswinkel und Lichtintensitäten planbar, auch im Bestand können die Lebensbedingungen aufgewertet werden, die nicht nur thermischen Sanierungsansprüchen genügen. Gregor Radinger nennt dazu ein Beispiel aus Paris. Ursprünglich wollte man den 16-stöckigen Stahlbetonhochbau Bois Le Prêtre aus den 1960er Jahren abreißen, doch die Architekten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal legten die kleinen Appartements zu größeren Einheiten zusammen und umrahmten jedes Stockwerk mit einem vorgefertigten Balkon. Damit ersetzen große Glasflächen die ehemaligen kleinen Fensterluken. Das Licht dringt weit ins Rauminnere vor.

Foto: Donau-Universität Krems

Die Zukunft heißt Flexibilität Allerorten werden Solare Architekturpreise vergeben: nationale, internationale. Die Kreativität der Baubranche ist gefordert und bringt jedes Jahr neue Aspekte zum Vorschein. Letztes Jahr setzte sich beim Erfurter Bauhaus Solar Award eine junge spanische Architektin mit einem Regionalkonzept durch. Maria del Mar Gonzales erstellte für die andalusische Region Almería einen Energiemanagementplan. Mit Hilfe erneuerbarer Energien wurde das 38 km2 große Gebiet völlig neu strukturiert

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und organisiert. Das war der Jury 7.000 Euro Preisgeld wert. Heuer können Designer, Landschaftsplaner und -architekten, Architekten und Städtebauer aus ganz Euroopa bis zum 30. Juni ihre Ideen zum Solar Award einreichen, im Herbst findet die Preisverleihung statt (Ausschreibung siehe Seite 25). Auch wenn das Bauen mit der Sonne eigentlich eine uralte Planungsgrundlage darstellt, beschäftigt das Thema in seiner Vielschichtigkeit dennoch erst in jüngster Zeit die Köpfe der Architekten. Endlich! möchte man fast rufen.

Here comes the Sun? Ein Kommentar von Ilse Huber Bei der Erfindung der Keilschrift in Mesopotamien war sie schon lange da. Doch was vor 5.000 Jahren als Beginn der Zivilisationsgeschichte betrachtet wird, hat sich hinsichtlich der Sonnennutzung kaum weiterentwickelt. Erst in den letzten Jahrzehnten beginnt man die Einflüsse der Sonne vielseitiger zu erkennen. Das mag für manche provokant anmuten, aber wenn man vergleicht, dass es der Mensch innerhalb von nur 72 Jahren geschafft hat, von ersten Gleit-Flugversuchen eines Otto Lilienthals hochentwickelte Raketen ins Weltall zu schießen, dann ist die umfassende Sonnennutzung irgendwie auf der Strecke geblieben. Denn noch immer ist das Einfangen, Speichern und Übertragen von Sonnenenergie, sagen wir: forschungsbedürftig. Und auch wie die Sonnenstrahlen auf und in ein Raumobjekt treffen, wie sie den Menschen berühren, irritieren, aber auch animieren, ist erst seit knapp einem Jahrzehnt Gegenstand medizinischer bzw. biologischer Untersuchungen. Denn da entdeckten Wissenschaftler, dass es auf der Netzhaut des menschlichen Auges neben den sehrelevanten Stäbchen und Zäpfchen noch einen weiteren Lichtrezeptor gibt. Nämlich jenen, der den Organismus auf Tag- und Nachtrhythmus trimmt. Das Photohormon Melatonin steuert wie eine innere Uhr Schlafens- und Wachzeiten. Diese biologischen Erkenntnisse treffen sich just in der Periode, in der auch die meteorologischen Erfordernisse beim Bauen – Stichwort Klimawandel – akut werden. Denn die zur Neige gehenden Erdölquellen rücken eine natürliche Ressource in den Brennpunkt der Erwartungen: das Sonnenlicht. Wie nun solarer Energiebedarf und physischer Lichthunger zu einem räumlichen Ganzen geformt werden können, ist die entscheidende Frage beim Bauen.

Das Modell des Sunlight House im Lichtlabor.


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Martin Leitl, Bauhütte Leitl-Werke Florian Stift, AIT Austrian Institute of Technology

Gebäude im Einklang mit der Sonne Das Haus im „Grünen Pelz“ Bürogebäude der MA 48, Einsiedlergasse 2, Wien 5 Martin Treberspurg, BOKU Wien

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Foto: beigestellt

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Foto: beigestellt

DI Martin Leitl

DI (FH) Florian Stift

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3 Fragen an DI Martin Leitl

3 Fragen an DI (FH) Florian Stift

BAU!MASSIV!: Ist energieeffizientes Bauen mehr als ein Modetrend? Leitl: Ja definitiv – Energiebedarf und Klimaschutz sind die zentralen Kriterien für innovatives Bauen. Die Gebäude, die wir heute errichten, werden von den künftigen Generationen gerade im Hinblick auf diese beiden Kriterien bewertet werden. Die EU-Gebäuderichtlinie gibt uns bereits jetzt konkrete Vorgaben: Der Energiebedarf von Gebäuden soll bis dahin fast bei null liegen und weitgehend aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.

BAU!MASSIV!: Im Zuge der Forschungs-Initiative „Nachhaltigkeit massiv“ haben Sie untersucht, wie Deckenund Bodenaufbau eines Büros den Bedarf für Heizung und Kühlung beeinflussen. Wie sind Sie vorgegangen? Stift: In einem ersten Schritt definierten wir repräsentative Parameter für Österreich. Bei der Bauweise differenzierten wir zwischen einer Massivbauvariante mit massiver Decke und massivem Boden und einer Leichtbauvariante mit abgehängter Decke und aufgeständertem Boden. Weitere Parameter waren Fensteranteil, Wärme- und Kältebereitstellungssysteme etc. Diese Prototypen wurden dann thermisch-dynamisch simuliert und evaluiert. In Summe wurden 108 Gebäudevarianten durchgerechnet.

BAU!MASSIV!: Wie lassen sich die Vorgaben der EU-Gebäuderichtlinie umsetzen? Leitl: Die Wohnbauförderung hat sich bereits als Lenkungsinstrument für nachhaltiges und klimaschonendes Bauen bewährt. In den letzten zehn Jahren konnte der CO2-Ausstoß im Wohnbau in Österreich um rund 12 Prozent gesenkt werden. Massive Baustoffe haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Denn sie überzeugen in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und verbinden höchsten Komfort mit Energieeffizienz. Zusätzlich braucht es neue Gebäudekonzepte, wie etwa das Sonnenhaus, bei dem zumindest die Hälfte der Energie für Heizung und Warmwasser aus Sonnenkollektoren kommt. Dieses würde aber derzeit trotz höherer Energieeffizienz aus der Wohnbauförderung einiger Bundesländer fallen. Im Interesse der Schonung unserer Energieressourcen und des Umweltschutzes müssen die Förderkriterien in Hinkunft die Gesamtenergieeffizienz berücksichtigen und nicht wie bisher allein auf den Heizwärmebedarf abstellen. Oberösterreich ist hier bereits mit einer richtungsweisenden Regelung Vorreiter. BAU!MASSIV!: Wie kann auf natürliche Weise die Sommertauglichkeit von Gebäuden verbessert werden? Leitl: Die nachweislich effektivste Maßnahme ist der Einsatz massiver Baustoffe. Sie geben eine Antwort auf das Problem der sommerlichen Überhitzung, die nicht zuletzt durch den Klimawandel eine wesentliche Herausforderung für die Baubranche darstellt. Wände und Decken aus Ziegel oder Beton sowie Estriche wirken wie eine natürliche Klimaanlage. Sie erwärmen sich tagsüber nur langsam, reduzieren dadurch die Raumtemperatur und geben während der kühleren Nacht überschüssige Temperatur wieder ab – und das ohne zusätzlichen Energieaufwand. Zur Person: DI Martin Leitl ist Geschäftsführer der Bauhütte Leitl-Werke GmbH. Beim Fachverband der Stein- und keramischen Industrie agiert er als Techniksprecher und als Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats.

BAU!MASSIV!: Was sind die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Simulation von Bauteil- und Energiesystem-Varianten? Stift: Das Projekt zeigte eindeutig, dass der maximale Heiz- und Kühlbedarf in allen berechneten Massivbaufällen niedriger ist als im Leichtbau. Massiv bauen erfordert in diesen Beispielen im Vergleich zum Leichtbau um 4 Prozent weniger Heizleistung und um 8 Prozent weniger Kühlleistung. Auch die Spitzenkühllasten fallen bei massiven Bauteilen niedriger aus – das ist ihrer thermischen Trägheit zu danken. BAU!MASSIV!: Was ist Ihre Conclusio aus dieser Studie? Stift: Die Leichtbauweise bedeutet im Bürobau tendenziell einen höheren Energiebedarf. Bei der thermischen Behaglichkeit für die Mitarbeiter liegen die massiven Baustoffe vorne. Aussagekräftiger als die Lufttemperatur ist hier die operative, also die gefühlte Temperatur. Sie ist bei massiven Bauteilen immer niedriger, da sich die Raumumschließungsflächen bei der massiven Bauweise weniger rasch aufwärmen. Ziel ist es daher, Speichermassen in Büros optimal einzusetzen. Bereits eine massive Decke bringt deutliche Vorteile bei Energieaufwand und Komfort. Zur Person: DI(FH) Florian Stift ist Junior Engineer im Energy Department des AIT Austrian Institute of Technology, Beteiligung an der Forschungs-Initiative „Nachhaltigkeit massiv“ des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie (Projekt 08 – Massive Baustoffe und Energiesysteme).


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Gebäude im Einklang mit der Sonne

Massivbauweise schützt ganz natürlich vor der Sonne Denn extreme Hitze in Büro- oder Wohnräumen wird als körperliche Belastung empfunden. Klimaanlagen sind aus nachhaltiger Sicht keine Lösung: Durch die Zugluft werden sie auf Dauer als unangenehm empfunden, auch aus ökologischer und energetischer Sicht sollte einer natürlichen Klimatisierung der Vorzug gegeben werden. Massive Bauteile können hier eindeutig punkten. Untersuchungen der Forschungs-Initiative „Nachhaltigkeit massiv“ liefern dazu eindrückliche Ergebnisse. Messungen in unterschiedlichen bewohnten Objekten ergaben im Sommer bei der Massivbauweise deutlich niedrigere Raumtemperaturen als beim Leichtbau.

Neuer Nachweis der Sommertauglichkeit Im Zuge dieses Projekts konnte auch gezeigt werden, dass die tatsächlichen Raumtemperaturen in der bisherigen Norm zur Vermeidung der sommerlichen Überwärmung im Hochbau häufig unterschätzt wurden. Es ist daher erfreulich, dass die ÖNORM B 8110-3 nun weiterentwickelt wurde. Die Neufassung vom März 2012 bringt verstärkt Anreize für kreative Lösungen zur Sommertauglichkeit, indem der sommerliche Komfort eines Gebäudes in Güteklassen klassifiziert wird. Faktum ist, dass Sommertauglichkeit weiterhin ohne Energieaufwand erreicht werden muss. Dies ist durch ausreichend speicherwirksame Massen möglich, zusätzlich auch durch die Positionierung und den Anteil der Fensterflächen sowie durch Beschattung. Massive Baustoffe: besonders gut geeignet für energieeffiziente Gebäude Gefragt sind daher innovative Gebäudekonzepte, die ausreichenden Schutz vor sommerlicher Überhitzung bieten, einen effizienten Energiehaushalt sicherstellen und dafür Umweltenergien produktiv nutzen – so wie etwa das Sonnenhaus. Dieses besondere Niedrigenergiehaus speichert Solarenergie in massiven Wänden und Decken sowie in Wassertanks für Heizung und Warmwasserbereitung. Das Beispiel verdeutlicht: Die Massivbauweise ist die Bauform der Zukunft und eine beständige und sichere Wertanlage für Generationen. Mineralische Baustoffe vereinen wahren Wohnwert, Energieeffizienz und reine Natürlichkeit. Sie berücksichtigen damit die Nachhaltigkeit in allen Facetten – bis hin zum intelligenten Schutz vor sommerlicher Überhitzung. Foto: BAU!MASSIV!

www.nachhaltigkeit-massiv.at

Die Sonne und ihre Energie gewinnen bei der Planung und Errichtung von Immobilien zunehmend an Wichtigkeit. Bereits jetzt verlagert sich der Energiebedarf vieler Gebäude von der Raumheizung zur Kühlung. Der Klimawandel wird die sommerlichen Temperaturen in Österreich voraussichtlich weiter ansteigen lassen: Bis zum Jahr 2050 werden vier Mal so viele Hitzetage mit über 30° C erwartet wie heute. Bei einer Befragung beurteilten 200 Bauexperten aus Österreich die sommerliche Überhitzung als die wichtigste zukünftige Herausforderung für die Immobilienbranche. Ein verstärktes Augenmerk auf die Sommertauglichkeit von Gebäuden ist daher dringend notwendig.

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www.baumassiv.at

Foto: Norbert Prommer

Weitere Informationen


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Umwelt und Planung

Das Haus im „Grünen Pelz“ Bürogebäude der MA 48, Einsiedlergasse 2, Wien 5

Begrünte Bauwerke rücken in den letzten Jahren vermehrt in das Licht der Öffentlichkeit. Begrünte Dächer, Fassaden und Innenräume sorgen für mehr Lebensqualität in unseren Städten und geben der Natur einen Teil der versiegelten Flächen zurück. Gründächer sind mittlerweile nicht nur normativ in ihrer Ausführungsqualität gesichert (ÖNORM L1131) und öffentlich gefördert, sondern bieten auch noch zahlreiche zusätzliche Funktionen, wie beispielsweise Wasserretention, Staub- und Schadstoffbindung, Schallschutz sowie für das Bauwerk dämmende und schützende Eigenschaften. Allein der repräsentative, ästhetische Charakter ist zumeist aufgrund der Lage „am“ Bauwerk nicht für die Öffentlichkeit erkennbar. Im Gegensatz dazu erscheint der Bruder Fassadenbegrünung vermehrt überaus attraktiv und prominent.

Quelle: IBLB/Dachgrün

Univ. Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg, BOKU Wien Initiator der Serie „Umwelt und Planung“

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Abbildungen 1 und 2: Das Amtsgebäude der MA 48 westseitig vor und südwestseitig direkt nach erfolgter Begrünung im Herbst 2010.

Begrünte Fassaden werden 2012 längst nicht mehr nur durch die „üblichen Verdächtigen“ wie Efeu und Veitchii (Wilder Wein), sondern vielmehr durch ornamentale, an die Gebäudehaut geschmiegte Kunstobjekte a la Patrick Blanc repräsentiert. Derzeit entwickeln Systemhersteller weltweit langfristig haltbare, zuverlässige Lösungen so genannter fassadengebundener Begrünungen. Einige dieser Hersteller haben mittlerweile ausreichend Wissen und Erfahrung gesammelt und können systemische Funktionalität und Sicherheit garantieren. Auch österreichische Institute sind maßgeblich an der Entwicklung und Optimierung von fassadengebundenen Begrünungssystemen beteiligt. Neben der Harmonisierung von Pflanze, System und Standort spielen die Quantifizierung und somit die Planbarkeit grüner Bautechniken in Hinblick auf bestimmte Wirkungen, wie thermischer Komfort und Wärmedämmung eine zentrale Rolle. Auch die Ausführungsqualität muss gleichermaßen sichergestellt werden – aus diesem Grund wurde 2011 in einer Zusammenarbeit von der Stadt Wien, dem Verband für Bauwerksbegrünung Österreich und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) ein umfassender Leitfaden mit Systematik zur Fassadenbegrünung erstellt. Erklärtes Ziel dieses umfassenden Dokuments war es, bautechnische und vegetationstechnische Grundlagen für fassaden- und bodengebundene Fassadenbegrünung zu schaffen. Erfahrungswerte bestehender europäischer Forschungstätigkeit zur Fassadenbegrünung, sowie zu den bisher bekannten bauphysikalischen Eigenschaften wurden bestmöglich eingebunden. Der Leitfaden differenziert zwischen technisch essenziellen Bestandteilen (beispielsweise Fassadentypen, Lasteinwirkung und Lastverteilung, Baustoffe, Brandschutz, Instandhaltung und technische Wartung, Standort und Expositionen, Gebäude- und Begrünungshöhen, Substrate und Substratersatzstoffe), sowie den grün essenziellen Bestandteilen von Fassadenbegrünungen (z.B. Pflanzengesellschaften, Anforderungen an Substrate und Trägermaterialien, Bewässerung und Pflegemaßnahmen). Das Herzstück des Leitfadens wird durch die entwickelte Systematik zur Fassadenbegrünung mit zwölf Kategorien von fassadengebundener bis bodengebundener Begrünung gebildet. Die speziellen Eigenschaften der einzelnen Kategorien werden durch Symbole (beispielsweise zu Bewässerungsintensität und Pflegeaufwand)


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übersichtlich zusammengefasst und mit Beispielskizzen und Systemfotos veranschaulicht. Auch auf den optischen und gestalterischen Aspekt des Grüns an der Wand wird großer Wert gelegt. Daher sollen grafisch aufbereitete Gestaltungsbeispiele an prominenten Wiener Gebäuden Anreiz zur Begrünung schaffen. Inhaltlich abgerundet wird der Leitfaden durch eine Rundschau zu bestehenden besonderen fassaden- und bodengebundenen Fassadenbegrünungen in Wien: den BestPractice Beispielen. Ein Behördencheck mit Checkliste und Fördermöglichkeiten soll dem Anwender abschließend erste Hilfe für Fassadenbegrünungsvorhaben im Wiener Raum bieten. Der Erscheinungstermin soll Mitte 2012 sein. Best-Practice Beispiel Bürogebäude der MA 48, Wien Ein besonders gelungenes Praxisbeispiel für grüne Kooperation liefert die Fassade des Bürogebäudes der Magistratsabteilung 48 am Wiener Margaretengürtel Höhe Einsiedlergasse im 5. Bezirk. Das Pilotprojekt einzigartiger Dimension trat im Jänner 2010 in die Planungsphase und wurde im September 2010 fertig gestellt. Ziel der Planung war es, den 1960er Ziegelbau ohne konventioneller Wärmedämmung im Zuge eines Sanierungsverfahrens innovativer und effizienter zu gestalten, sowie dem Unternehmen MA 48 und dem Bezirk ein neues und „grünes“ Antlitz zu verleihen. Immerhin hat diese Fassadenbegrünung den Grünflächenanteil des Bezirks um 0,85 % erhöht.

Landschaftsbau, beginnend mit 2008 konzipiert und wird seither laufend optimiert, beispielsweise in Bezug auf Pflanzensortiment an verschiedenen Versuchsstandorten mit unterschiedlicher Exposition. Für die Fassade der MA 48 kam eine trockenheitsresistente Pflanzenmischung aus Stauden, Gräsern und Kräutern zum Einsatz. Diese mehrjährigen Pflanzen erreichen Höhen zwischen 15 cm und 60 cm, einige blühen farbenfroh wie beispielsweise die Immergrüne Schleifenblume, Katzenminze, Federnelke, Gemeine Schafgarbe und Echter Thymian. Das Substrat wurde von der Dachgrün GmbH speziell für diesen Standort entwickelt, denn spezielle Anforderungskriterien wie Wasserspeicherfähigkeit und Gewicht spielen an der Fassade eine große Rolle. Bewässert wird mit über 3.500 Laufmetern UV-stabilen Tropfschläuchen, einem System vom Bewässerungshersteller TORO. Insgesamt zwölf einzeln steuerbare Zuleitungen versorgen die Pflanzen mit Wasser. Ein Gießvorgang dauert dabei rund zehn Minuten – in den Sommermonaten mit hohen Temperaturen sind 4 - 6 Gießvorgänge pro Woche keine Seltenheit. Der Wasserbedarf der 850 m2 Pflanzenfassade beträgt bis zu 1.800 Liter am Tag (Vergleich dazu: entspricht einer Verdunstungsleistung von ca. 45 Klimakühlgeräten). „Grüne, messbare Vorteile“ Eine genaue wissenschaftliche Begleitung und Dokumentation der gesamten Anlage seitens der BOKU Wien (Institute für Meteorologie und Ingenieurbiologie, Fachbereich Vegetationstechnik) wird laufend durchgeführt. Das Wissenschaftsteam der BOKU überwacht mit Messsensoren die mikroklimatischen Auswirkungen durch die Grünfassade, wie Lufttemperatur und Luftfeuchte in den Bereichen vor, an und hinter der Fassade, Substratfeuchte, Strahlungsbilanz, Wasserhaushalt, die bauphysikalische Wirkung (Wärmedurchfluss) und Quelle: IBLB

2.850 Laufmeter, 850 m2 Fassadenfläche, 17.000 Pflanzen Das System GRÜNWAND ist eine Entwicklung der österreichischen Firmen TECHMETALL GmbH und Dachgrün GmbH (Pflanzwannen, Substrate, Pflanzensortimente). Das Grünwandsystem wurde unter wissenschaftlicher Begleitung der BOKU, Institut für Ingenieurbiologie und

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Abbildungen 3 bis 6: Verschiedene Perspektiven der grünen Fassade im Juli 2011

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Quelle: IBLB

den Biomasseaufbau der Pflanzen. Wesentlich sind Referenzmessungen am unbegrünten Fassadenbauteil desselben Bauwerks, wodurch ein direkter Vergleich der Messergebnisse ermöglicht wird. Erste wissenschaftlich belegte Aussagen lassen sich nach einem Jahr Forschung zum „grünen Pelz“ bereits treffen:

Abbildung 7: Messsetup an der Fassade der MA 48

Optisch wandelbares Auftreten im Jahresverlauf Die grüne Fassade, von manchen auch als das „Antlitz“ des Hauses bezeichnet, spiegelt das jahreszeitlich wandelbare Kleid der Natur wider und stellt über den gesamten Jahresverlauf eine optische Bereicherung des Erscheinungsbildes dar. Die an der Fassade der MA 48 ausgewählte Pflanzengesellschaft zielt auf einen pflegeextensiven, sich selbst erhaltenden Bestand ab. Der „grüne Pelz“ wird die Metalloptik des Trägersystems mit zunehmendem Alter auch in den Wintermonaten in den Hintergrund treten lassen – immergrüne Arten, sowie Gräser mit auffallendem Habitus auch in den kühleren Jahreszeiten verstärken den natürlichen Effekt der Begrünung. Das gewünschte Erscheinungsbild der Fassade lässt sich mit einer Blumenwiese in höherer Lage vergleichen. Durch den kombinierten Einsatz von Topfpflanzen und Saatgut und der Verwendung von in ihrer selbstständigen Ausbreitung spezialisierten Pflanzenarten wurde einer Lückenbildung durch Ausfall gezielt Sorge getragen. Im Verlauf der vegetationstechnischen Dynamik des Systems können manche der ursprünglich eingebrachten Arten durch an diesem Standort konkurrenzstärkere Spezies ersetzt werden. Diese so genannte Sukzession ist gewünscht und soll das System gezielt in eine nachhaltige und naturnahe Richtung entwickeln.

Quelle: IBLB

• Der winterliche Wärmeverlust des Gebäudes in Watt/m2 reduziert sich durch den gesamten Systemaufbau um bis zu 50 %. • Die sommerliche Verdunstungsleistung des „grünen Pelzes“ entspricht einer Kühlleistung von in etwa 45 Klimakühlgeräten mit jeweils 3.000 Watt Kühlleistung und 8 Stunden Betriebsdauer. • Die sommerliche Verdunstungsleistung des „grünen Pelzes“ entspricht ebenfalls jener von vier 100-jährigen Buchen, welche den gesamten dreidimensionalen Raum des Gebäudes in Anspruch nehmen würden. • Die gemessene Oberflächentemperatur des „grünen Pelzes“ unterscheidet sich an sonnigen Sommertagen von der Oberflächentemperatur der unbegrünten Putzfassade und des dunkleren Sockelbereiches um bis zu 15° C (zugunsten der Begrünung) (siehe Abb. 8 und 9).

Weitere Ergebnisse bringen die laufenden Auswertungen der Messdaten. Durch die Entwicklung einer bedarfsgerechten Steuerung durch Adaptivia GmbH auf Basis der Messdaten konnte eine zusätzliche Synergie und Verbesserung des Systems erreicht werden. So ist eine bedarfsgerechte Bewässerung an den beiden äußerst unterschiedlichen Fassadenexpositionen Süd und West gewährleistet.

Quelle: Dachgrün

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12. Oktober 2010

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Abbildungen 8 und 9: Oberflächentemperaturen an der Südfassade eines nebenstehenden Gebäudes mit Putzfassade (Durchschnittswerte um 45° C) und der MA 48 Grünfassade (Durchschnittswerte um 30° C) im August 2011.

28. Juni 2011


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23. August 2011

4. Oktober 2011

31. Dezember 2011

28. Februar 2012

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Abbildungen 10 bis 15: Die Jahreszeiten und das damit unterschiedliche Auftreten der Fassade

Das Projekt GrünStadtKlima strebt einen Innovationsund Umsatzschub im Bereich der Bauwerksbegrünung und des versickerungsfähigen Wegebaus an. Um dieses Ziel zu erreichen, werden landschaftsbauliche, raumplanerische, meteorologische und wirtschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Im Zentrum stehen die Verbesserung bestehender Bauweisen für Dach- und Fassadenbegrünungen sowie versickerungsfähiger Wegebeläge und die Entwicklung neuer Bauweisen (z.B. dünnschichtiger pannonischer Dachrasen, bodenungebundene Fassadenbegrünung, Verwendung neuer Zuschlagstoffe). Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Vermarktung der Bauweisen ist die Berechenbarkeit ihrer Eigenschaften. Es werden daher (neben Materialkenngrößen wie Korngrößenverteilung) mikroklimatische, wasserwirtschaftliche und Wärmedämmeigenschaften, Vegetationsentwicklung, CO2-Speicherpotenzial und Rei-

nigungsleistung anhand von fünf Versuchsanlagen umfassend untersucht. Mit einer virtuellen Musterstadt werden Eigenschaften und Auswirkungen der Bauweisen auf den Wasserhaushalt und das Mikroklima anschließend berechnet und mit Hilfe von Klimamodellen auch deren mittel- und langfristige Bedeutung modelliert. Aus den Erkenntnissen der Simulationen werden Ziele für den urbanen Klima- und Wasserhaushalt abgeleitet und für die Behörden raumplanerische Instrumente entwickelt, welche diese Ziele erreichbar machen. Außerdem wird eine Studie die Auswirkung von Begrünungen auf den Wert und die Veräußerbarkeit von Immobilien belegen. Auf Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse soll ein Planungsratgeber für Bauträger entstehen und entsprechende neue Förderrichtlinien für den Wohnbau erarbeitet werden. 2) PROGreen City – Untersuchung des Potenzials von Gründächern und Grünfassaden zur Anpassung städtischer Räume an den Klimawandel und an zukünftige Herausforderungen Projektleitung: Pitha Ulrike Mitarbeit: Scharf Bernhard, Enzi Vera Beteiligte Universitäten: Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau BOKU Wien, Bergische Universität Wuppertal, Deutschland, Department für Sicherheitstechnik und Umweltgestaltung, Johannes GutenbergUniversität Mainz, Environmental Monitoring Group (EMG) Gefördert durch: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH, Wien Firmenpartner/innen: Hydrip GmbH, Optigrün international AG, Techmetall GmbH Laufzeit: 15.09.2011 bis 30.04.2014 Homepage: www.progreencity.com

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Referenzierte Forschungsprojekte 1) GrünStadtKlima – Optimierung des urbanen Klimas und Wasserhaushalts Projektwerber/Projektleitung: Verband für Bauwerksbegrünung VfB, Pitha Ulrike (IBLB) Mitarbeit: Scharf Bernhard, Enzi Vera Beteiligte BOKU-Organisationseinheiten: Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, Institut für Meteorologie, Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung, Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz Gefördert durch: FFG – Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, Bereich 2: Kooperation Wissenschaft / Wirtschaft (TIG), Wien Laufzeit: 01.07.2010 bis 28.03.2013 Homepage: www.gruenstadtklima.at


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Im Zuge des PROGreen City Projektes werden innovative Dach- und Fassadenbegrünungen für drei unterschiedliche europäische Klimazonen entwickelt. Die Begrünungen helfen dem städtischen Raum sich an den Klimawandel anzupassen und Schadstoffe aus der Luft zu reduzieren. Außerdem heben Pflanzen im städtischen Raum die Lebensqualität und den ästhetischen Wert. Mit Hilfe von einer Simulation soll die Wirksamkeit der PROGreen City Technologien hinsichtlich mikroklimatischer Effekte und Feinstaubbindung aufgezeigt werden. Die Simulation wird für reale Städte wie Wien, Frankfurt/Main und Madrid vorgenommen, die drei unterschiedliche Klimazonen repräsentieren. Dadurch wird eine fokussierte Planung zur Lösung standortspezifischer Probleme möglich. Grundvoraussetzung ist eine umfassende Datenerhebung der relevanten Faktoren an den drei Standorten. Diese Daten werden über eine Internetplattform zusammengeführt und sollen Meinungsbildner von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von Dach- und Fassadenbegrünungen überzeugen. Mit Hilfe von Simulationen im öffentlichen Raum wird die Wirksamkeit der neu entwickelten PROGreen CityTechnologien hinsichtlich ihrer mikroklimatischen Effekte (Kühlwirkung, Dämmwirkung, Kleinklimaverbesserung) und ihrer Fähigkeit zur Feinstaubbindung für jedermann online nachvollziehbar untersucht. Die realen Messstationen in Form von bewohnten, begrünten Mikrohäusern sind in drei Städten Europas situiert, die unterschiedliche Klimazonen repräsentieren: Wien (Österreich), Tübingen (Deutschland) und Madrid (Spanien). Die gelieferten Messergebnisse der Häuser sind auf www.progreencity.com direkt einsehbar, die Bewohner/innen der Messeinheiten sind auf der Homepage in Form von Blogs „live“ zugeschalten. Durch die Ergebnisse der Messungen sowie die Auswertung der Erlebnisberichte der Bewohner/innen wird eine umfangreiche Datengrundlage geschaffen. Auf dieser Basis wird eine fokussierte Planungsstrategie zur effektiven Bearbeitung von urbanen Umweltproblemen unter standortspezifischen Gegebenheiten ermöglicht. Die zusammengeführten Daten sollen Politiker/innen, Architekten/innen und Planer/innen, Stadtverwaltungen und die Öffentlichkeit von der grünen Gestaltungsnotwendigkeit der Städte der Zukunft überzeugen. PROGreen City stellt das Werkzeug dafür bereit.

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3) Fassadenbegrünung MA 48 – Untersuchung der vegetationstechnischen und mikroklimatischen Eigenschaften eines fassadengebundenen Systems Projektleitung: Pitha Ulrike Mitarbeit: Scharf Bernhard Beteiligte BOKU-Organisationseinheiten: Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, Institut f. Meterologie Gefördert durch: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH, Wien und MA 48 Abfallwirtschaft, Wien Laufzeit: 01.01.2011 bis 31.12.2011, Verlängerung des Projekts in Bearbeitung. Eine genaue wissenschaftliche Begleitung und Dokumentation der gesamten Anlage seitens der BOKU (Institute für Meterologie und Ingenieurbiologie, Fachbe-

reich Vegetationstechnik) werden laufend durchgeführt. Die BOKU überwacht mit Sensoren und Datenlogger mikroklimatische Auswirkungen wie Lufttemperatur und Luftfeuchte in den Bereichen vor, an und hinter der Fassade, Substratfeuchte, Strahlungshaushalt, Wasserhaushalt und -bilanz, die bauphysikalische Wirkung (Wärmedurchfluss) und den Biomasseaufbau der Pflanzen. Referenzmessungen am unbegrünten Fassadenbauteil ermöglichen einen direkten Vergleich. 4) Fassadenbegrünungsleitfaden mit Systemkatalog für die Stadt Wien – abgeschlossen Projektleitung: Pitha Ulrike Mitarbeit: Enzi Vera Beteiligte BOKU-Organisationseinheit: Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau Gefördert durch: Österreichischen Verband für Bauwerksbegrünung, Wien im Auftrag der MA 22 Umweltschutz, Wien Laufzeit: 01.03.2011 bis 31.12.2011 Spärlich vorhandene Orientierungshilfen und Regelwerke für Bauherren und Planer in Österreich sind nicht am neuesten Stand der Technik und können derzeit somit kaum als Entscheidungsgrundlage genutzt werden. Fassaden zu begrünen entspricht derzeit voll dem Trend, daher erscheint die Vielfalt an Systemen am Markt nicht überraschend. Wie jedoch feststellen, welche Art von System für welchen Standort geeignet ist, auf welche Materialien zurückgegriffen werden kann und worauf im Speziellen zu achten ist? Die Stadt Wien hat sich daher entschlossen, eine fundierte Grundlage zur Fassadenbegrünung bereitzustellen und hat mit der Erstellung den Verband für Bauwerksbegrünung und die Universität f. Bodenkultur (IBLB) beauftragt. Vorgehensweise: Zu Beginn erfolgte seitens VfB und BOKU eine Erfassung der vorhandenen Systeme am Markt sowie die Kontaktaufnahme mit den verschiedenen Systemherstellern. Weiterführend wurden bereits bestehende Richtlinien, Empfehlungen und Entscheidungsgrundlagen, Fachartikel und Expertenmeinungen aufgearbeitet. Daraus resultierend wurde wiederum der Rahmen für die Entscheidungshilfe gebildet und nachfolgend die Ableitung eines Grundgerüsts für Leitfaden und Systemgruppierung vorgenommen. Nach der textlichen und grafischen Aufarbeitung kam das Projekt Fassadenbegrünungsleitfaden in die letzte Rückkoppelungsphase, in welche die Stadt Wien sowie die Arbeitsgruppe Fassade des VfB eng eingebunden war. Inhalte: Erklärtes Ziel war es, den Leitfaden mit bautechnischen und vegetationstechnischen Grundlagen zu fassaden- und bodengebundener Fassadenbegrünung auszustatten. Erfahrungswerte bestehender europäischer Forschungstätigkeit zur Fassadenbegrünung sowie die bisher bekannten bauphysikalischen Eigenschaften wurden ebenfalls bestmöglich aktuell eingebunden. Der Leitfaden differenziert daher in die technisch essenziellen Bestandteile (beispielsweise Fassadentypen, Lasteinwirkung und -verteilung, Baustoffe, Brandschutz, Instandhaltung und technische Wartung, Standort und Expositionen, Gebäude- und Begrünungshöhen, Substrate und Substratersatzstoffe) sowie die grün essenziellen Bestandteile von Fassaden-


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begrünungen (beispielsweise Pflanzengesellschaften, Anforderungen an Substrate und Trägermaterialien, Bewässerung und Pflegemaßnahmen). Das Herzstück des Leitfadens wird durch die entwickelte Systematik zur Fassadenbegrünung mit den zwölf Kategorien von fassadengebundener bis bodengebundener Begrünung gebildet. Die speziellen Eigenschaften der einzelnen Kategorien werden durch Symbole (beispielsweise zu Bewässerungsintensität und Pflegeaufwand) übersichtlich zusammengefasst und mit Beispielskizzen und Systemfotos veranschaulicht. Auch auf den optischen und gestalterischen Aspekt des Grüns an der Wand wird seitens der Landschafts- und Bauarchitektur großen Wert gelegt, daher sollen grafisch aufbereitete Gestaltungsbeispiele an prominenten Wiener Gebäuden Anreiz zur Begrünung schaffen. Inhaltlich abgerundet wird der Leitfaden durch eine Rundschau zu bestehenden besonderen fassaden- und bodengebundenen Fassadenbegrünungen in Wien: den Best-Practice Beispielen. Ein Behördencheck mit Checkliste und Fördermöglichkeiten soll dem Anwender abschließend erste Hilfe für Fassadenbegrünungsvorhaben im Wiener Raum bieten. Veröffentlichung: Der Leitfaden soll durch die Stadt Wien mittels einer ersten Broschüre sowie einer Internetplattform etwa ab Mitte 2012 für Architekten/innen, Planer/innen, Privatanwender/innen, öffentliche Stellen, Systemhersteller/innen und Interessierte zugänglich gemacht werden. 5) Fassadenbegrünung Kammelweg 8, 1210 Wien – Vegetationstechnische Begleitung, laufende Untersuchung der Entwicklung Projektleitung: Pitha Ulrike Mitarbeit: Enzi Vera Beteiligte BOKU-Organisationseinheit: Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau Gefördert durch: EBG Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft reg. Gen.m.b.H., Wien Laufzeit: 01.09.2010 bis 31.08.2013 Edelstahlkonstruktion (vorgestelltes Gerüst mit Edelstahlseilen als Rankhilfen) mit den darin integrierten Pflanztrögen.

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Die am Kammelweg errichtete Wohnhausanlage trat im Jahr 2007 in die Planungsphase (Planung: DI Paul Huck). Der Bauträger des Projekts ist die EBG, eine Wiener Wohnbaugenossenschaft. Die fertige Anlage sollte den Zeitgeist „Nachhaltigkeit“ und „energieeffizientes Bauen“ aufgreifen und so auch einige nicht dem Durchschnitt entsprechende Techniken des modernen Wohnbaus in das Konstrukt einfließen lassen. Ziel des Bauträgers war es, ein Pilotprojekt zum Thema energiehocheffizientes Bauen zu entwickeln. Es sollte ein ökologisch nachhaltiges Musterprojekt im Rahmen des geförderten Wohnbaus durch den Einsatz von innovativen Fassadendämmstoffen, selbstreinigenden Fassaden, baulichen Maßnahmen sowie entsprechender Bauwerksbegrünung umgesetzt werden. Das Projekt am Kammelweg trat 2008 in die Bauphase und wurde im Mai 2010 fertig gestellt sowie übergeben. Die Entscheidungen zur genauen Ausprägung der beiden Fassadenteile fielen im späten Bauverlauf. In Kooperationsarbeit mit der Universität für Bodenkultur und dem Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (Arbeitsgruppe Vegetationstechnik) gelang es, einen effektiven und angepassten Lösungsansatz für die Fassadenbegrünung auszuarbeiten. Das Institut f. Ingenieurbiologie und Landschaftsbau führt bis 2013 ein Monitoring zur Entwicklung der Vegetation (Zuwachs der Kletterpflanzen, Optimierung Bewässerungssystem) sowie Befragungen der Bewohner/innen durch. Ziel ist es, das begrünte Haus und den Umgang der Bewohner/innen mit den Grünanlagen als Gesamtes genau zu dokumentieren und auf dessen allgemeine Tauglichkeit für weitere Mehrfamilienanlagenprojekte Rückschlüsse zu ziehen. Zusätzlich sollen Erkenntnisse der zum Einsatz gebrachten Kletterpflanzenarten hinsichtlich deren Tauglichkeit für den Standort und des Fassadenbegrünungssystems im Einsatzbereich Wien gewonnen werden. Autoren: DIin Vera Enzi, DI Bernhard Scharf Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, BOKU Wien

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Aalto University Competition. Announcement

Further Information http://campus2015.aalto.fi/en/

Competition Organiser, Character and Aim Aalto University Properties Ltd is arranging a competition for designing Aalto University’s Otaniemi central campus and its main buildings. Phase 1 competition task consists of designing a lively central campus area for Aalto University and the entire science and research community in Otaniemi. The amount of floor area to be located in the competiton area is between 48,000 52,000 m2 (gross floor area). Additionally, a complementary building of 8,000 m2 is to be located within the site of VTT Technical Research Centre of Finland. The users of the campus consist of students, teachers, staff and customers visiting the commercial premises and using the services offered there, metro and public transport passengers, passers-by and onlookers. What is sought is a new functional model. Competition Format The competition is arranged as an open international two-phase architectural design competition under the competition rules of the Finnish Association of Architects SAFA. Phase 1 of the competition focuses on producing a functional, overall plan of the central campus of the university. The competition jury will select approximately six entries for further development in Phase 2. The final number of entries to be selected will depend on the results of Phase 1. Phase 2 competition task is to produce a more detailed design. Design guidelines and further development recommendations will be provided after Phase 1.

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Participation and Registration Design teams eligible for the competition shall have a team leader with the legal right to practise the profession of architect in his or her native country or country of graduation or employment. Design teams are recommended to have expertise in new learning environments, service and innovation environments, urban planning and building design, landscaping, traffic planning and ecologically sustainable solutions. Participants must register through the competition website. The design teams may be supplemented at the beginning of Phase 2. Competition Jury Representatives of Aalto University on the jury are: Helena Hyvönen, Dean, Professor (chair person); Tuula Teeri, President of Aalto University; Turkka Keinonen, Professor; Aija Staffans, Architect, Johan Celsing, Ar-

chitect, Professor, Stockholm; Elina Tenho, Arch. student (student member) Representatives of Aalto University Properties Ltd: Kari Kontturi, Managing Director Representatives of the Alvar Aalto Foundation: Vilhelm Helander, Architect, Emeritus Professor Representatives of Senate Properties: Tuomo Hahl, Architect Representatives of the City of Espoo: Jukka Mäkelä, Espoo City Director; Olavi Louko, Technical Services Director; Ossi Keränen, Architect, Director of City Planning and Urban Design Representatives nominated by the Finnish Association of Architects (SAFA): Aaro Artto, Architect; Trevor Harris, Architect, Professor Professional members constitute the majority of the jury. External specialists: Pekka Saarela, Development Manager; Seppo Junnila, Professor, Sustainable Development; Seppo Karppinen, M.Sc. (Eng.), Traffic; Arto Palo, M.Sc. (Eng.) and Tapio Holopainen, Engineer, Costs Competition Language The language of the competition is English. Prizes The total prize sum in the competition is 300,000 EUR. The prize sum will be distributed as follows: Each candidate qualifying for Phase 2 will receive 20,000 EUR as soon as an approved Phase 2 entry has been received. The rest of the prize sum, 180,000 EUR, will be distributed as follows: 1st prize, 60,000 EUR 2nd prize, 45,000 EUR 3rd prize, 30,000 EUR and at least three purchases of , 15,000 EUR each. Competition Schedule Phase 1 begins on 5 April 2012 and ends on 10 August 2012. The jury will select competitors for Phase 2 by November 2012 at the latest. This is also when Phase 2 of the competition begins for those competitors who have been selected. The competition period for Phase 2 will be about three months. The jury will make its decision on the winner of the competition within three months from the end of Phase 2. The organiser of the competition reserves the right to present the competition entries of Phase 1 and Phase 2 on the website or in an exhibition arranged separately.


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Blue Award 2012 Daylight Spaces 2012 Bauhaus.SOLAR Award 2012. Ausschreibung The Next Generation Container Port Challenge, Singapore. Announcement Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2012. Ausschreibung Hawa Student Award 2012 Umsicht – Regards – Sguardi 2011 Nordbahnhof – Bank Austria Campus Wien. Ergänzung HÄUSER-Award 2012 ZV Bauherrenpreis 2011 MIPIM AR Future Project Awards 2012 Brick Award 2012 „Der Backstein will ein Bogen sein“. Archivio Jodice in Neapel MADE4YOU. Ausstellung Handwerk+Form 2012. Ausschreibung

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Berichte

Blue Award 2012

Beteiligung

Der Blue Award, ein internationaler Architektur-Preis für Studierende, wurde heuer zum zweiten Mal von der Abvon 101 Fakultäten teilung für Raumgestaltung und nachhaltiges Entwerfen der TU Wien ausgeschrieben. Er honoriert nachhalJury tige Lösungen in der Architektur sowie in der Stadt- und Robert Korab (Vorsitz; Mitglied des Raumplanung. Einreichen konnten die Teilnehmer in wissenschaftlichen Experten-Beirats den drei Kategorien „Stadtentwicklung, Transformation des österreichischen Klima- und und Landschaftsentwicklung“, „Ökologische Gebäude“ Energiefonds, Universitätsprofessor und „Bebauung in bestehende Strukturen“. Ein Schwerfür Ökologie, Stadtplanung, Archipunkt des Blue Awards 2012 – mit einem Preisgeld von tektur und Bauwesen), Sir Michael 20.000 Euro – lag auf architektonischen Lösungen für Hopkins (Ehrenpräsident; Architekt), heiße und trockene Klimaregionen. Projekte, die sich in Albert Dubler (Architekt, Mitglied Krisengebieten und wirtschaftlich benachteiligten Regider Internationalen Union der onen realisieren lassen, wurden ebenfalls beachtet. Architekten UIA), Dominique Je zwei der elf nominierten Projekte kamen aus ÖsGauzin-Müller (Architekturjournalis- terreich, China und Ungarn. Weitere Nominierungen tin, Spezialistin für Nachhaltigkeit), gingen an Einreichungen aus Schweden, Italien, GrieRudolf Scheuvens (TU Wien, örtchenland, Großbritannien und Indien. Unter diesen elf liche Raumplanung), Dominique Projekten wurden die ersten Preise der drei Kategorien, Alba (Architektin, Stadtplanerin, Anerkennungspreise und Spezialpreise vergeben. 234 Projekte aus 38 Nationen und

Direktorin des Pavillon d’Arsenal Paris), Nikos Fintikakis (Architekt, Direktor UIA Programm ARES) Jurierung Februar 2012

Kategorie 2 „Ökologische Gebäude“ Sieger: Gregor Fasching Technische Universität Wien Projekt: A school for Anajô – Escola Anajô Aus der Jurybegründung: Die Verwendung von alten, traditionellen Materialien in einer modernen Art und Weise überzeugte die Jury. Das Projekt ist ein meisterhaftes Beispiel für ökologisches Bauen in einem sozial schwierigen Umfeld. Es wurde eine Schule entworfen, die man gerne besuchen würde. Die einfache, aber sehr effektive Typologie verwendet ein großes Dach, unter dem Innen- und Außenräume für eine effiziente Querlüftung angeordnet werden. Die logische Struktur des Bambus-Systems harmoniert mit den dicken Stampflehm-Mauern, die zur Kühlung dienen. Ein sehr sensibles Vorgehen zeigt die Anordnung der hängenden Bambus-Stäbe, die den Lichtschutz und eine Bambus-Dachkonstruktion modern interpretieren. Die Idee der Vorfertigung und Reproduktion wurde ebenfalls berücksichtigt.

Kategorie 1 „Stadtentwicklung, Transformation und Landschaftsentwicklung“ Sieger: Nikhil Chaudhary Centre for Environmental Planning and Technology (CEPT University), Ahmedabad, Indien Projekt: ”Reverse Thrust”: Restructuring the Urban Fringes along Ring-Roads – Case of Nagpur City

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Aus der Jurybegründung: Der umfassende systemische und prozessorientierte Ansatz überzeugte bei diesem Entwurf die Jury. Er wurde besonders sorgfältig ausgearbeitet und visualisiert. Das dichte visionäre Projekt beinhaltet viele sozial nachhaltige Entwicklungsziele, die weit über ein einfaches Skizzieren von Ideen hinausreichen. Die vorgestellte Methode kann vielmehr als Katalysator interpretiert werden, der in einer sehr komplexen städtebaulichen Situation agiert. Die Jury schätzte besonders den aufgeschlossenen Charakter der vorgeschlagenen Methodik.

Kategorie 3 „Bebauung in bestehende Strukturen“ Sieger: Veronika Holczer Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest Projekt: Shed Transformation in Markóc Aus der Jurybegründung: Das Projekt erfüllt die wirtschaftlichen und vor allem


impal awolfmitbiss

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sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit. Es liefert ein Beispiel für die nachhaltige und kostengünstige Wiederverwendung eines alten Dorfschuppens. Die meisten Materialien, wie Ziegel, Holz und Sand, sind im Ort vorhanden. Um das Gebäude einer energieeffizienten und ökologisch nachhaltigen Verwendung zuzuführen, werden lokale klimatische und soziale Bedingungen berücksichtigt. Das Projekt zeigt vor, wie Architekt und Bewohner gemeinsam den Konstruktionsprozess gestalten können. Der Entwurf ist auch ein einprägsames Beispiel für Nicht-Computer-basiertes Design: klein, ländlich und angemessen.

Wir Feiern! wir 50 Jahre Fassadendämmung

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w w w. s t e i n b a c h e r . at

» STEINBACHER. ENERGIESPAREN IST ZUKUNFT. «

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Die weiteren Auszeichnungen waren: • Kategorie 1 Erwähnenswerte Projekte: Laura Marcheggiano, Universität La Sapienza, Rom: Gaay Nagar [Cow District]: Re-housing settlement project for an inclusive design; Jinglang Xia, Dan Wang, Heyan Zhang, Jinlong Zhao, Harbin Institute of Technology Shenzhen Graduate School, China: Children’s Growth Path; Anna Roussou, Bhairavi Dhoot, Athanasia Vasdeki, University of Edinburgh: Embedding Food Urbanism • Kategorie 2: Besonders erwähnenswertes Projekt: Zsuzsanna Meszaros, Moholy-Nagy Design Universität, Budapest: Community Farm in Uszka • Kategorie 3: Erwähnenswerte Projekte: Vasilis Ingvar Raptis, Anna Vokali, Maria Pappa, Nationale Technische Universität Athen: Re-define the City; Daniel Widman, KTH Royal Institute of Technology, Stockholm: Transformation Sonderpreise: Chi Lu, Bin Xie, Zi’ang Wang, Shuo Liu, Xi‘an University of Architecture and Technology, China: LIVING WITH EARTH – Demonstration Design Study of Ecological Architecture Suited for Poor Villages on China’s Loess Plateau; Georg Pichler, Technische Universität Graz: DUMPLAB


Berichte

Daylight Spaces 2012

Beteiligung

Der internationale Wettbewerb für tageslichtsensitive, architektonische Gestaltungen – Daylight Spaces 2012 davon 32 ausgeführte und – wurde zum dritten Mal vom Department für Bauen 10 theoretische Arbeiten und Umwelt / Donau-Universität Krems in Kooperation mit AIR artists-in-residence Niederösterreich, ORTE ArJury chitekturnetzwerk Niederösterreich und Velux Austria Erich Bernard, BWM Architekten; ausgelobt. Henri Borduin, Gewinner DS 2010; Wettbewerbsthema waren die Planung oder EntdeUlrike Brandi, Lichtplanerin; ckung, Beobachtung, Analyse und Bewertung von taHeinz Hackl, Velux Österreich; geslichtplanerischen Gebäudequalitäten. Beispiele mit Renate Hammer, Donau-Universität höchsten Anforderungen an die Lichtqualität konnten Krems; Heidrun Rabl, ORTE ebenso eingereicht werden wie tageslichtsensitive Alltagsarchitektur. Der Mehrwert von tageslichtsensitiven Jurierung Planungsstrategien auf die Nutzbarkeit von Räumen Februar 2012 sollte verdeutlicht werden. Es konnten u.a. folgende Aspekte Berücksichtigung finden: Planen nach und mit Bildquelle dem Sonnenstand, Lichtmodellierung, Lichtführung, Donau-Universität Krems Raumdurchlichtung, Bezug und Verknüpfung von Innen- und Außenraum, Farbe und Material, Sonnenlicht als Quelle für moderne Energiekonzepte. Die Jury entschied sich, zwei Preise zu vergeben und eine Besondere Erwähnung auszusprechen. 42 Projekte aus 12 Ländern,

Sieger Projekt 19: Haus in Kitakami Architektur: Yukiko Nadamoto, Sapporo, Hokaido, Japan

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Das Projekt der jungen japanischen Architektin Yukiko Nadamoto ist ein Einfamilienhaus in einem Vorort der Stadt Kitakami im Norden Japans. Der Wunsch nach fließenden Raumübergängen bei gleichzeitiger Schaffung von Rückzugsbereichen für die Mitglieder einer vierköpfigen Familie war maßgebend für die Entwicklung des Projektes. Ein wohlüberlegtes Maß an opaken und transparenten Fassadenbauteilen und gezielt platzierte Öffnungen ermöglichen vielfältige Lichtstimmungen im Inneren. Durch die besondere Gestaltung der Außenhülle wird zudem ein intimer Freibereich geschaffen. Die geschwungenen, in puristischem Weiß gehaltenen Innenwände wirken raumbildend, modellieren das einfallende Tageslicht in besonderer Weise und steigern so den Eindruck von Leichtigkeit und Offenheit. Sieger Projekt 40: Doppelhaus in Osaka Architektur: Yoshiaki Oyabu Architects, Osaka, Japan Zentrale Themenstellung des Projektes ist die Auseinandersetzung mit Bestandsbauten und der Umgang mit Oberlicht. 15 Jahre alte Fertigteilhäuser im dicht verbauten Stadtperipheriegebiet von Osaka, die durch

sehr schmale Flure voneinander getrennt sind und üblicherweise zum Abbruch freigegeben werden, konnten durch Maßnahmen der räumlichen Umstrukturierung und Schaffung von attraktiven Zwischenzonen erhalten und neu belebt werden. Je zwei Einfamilienhäuser werden mittels Überdachung des Trennflurs zu einer Wohneinheit zusammengeführt. Die Überdachung, das Gap Union, wirkt als Raummultiplikator und als Kommunikationsebene zwischen den zwei Haushälften, belichtet diese von oben und verbindet sie mit dem Außenraum. Das Projekt verdeutlicht die Relevanz von tageslichtplanerischen Eingriffen im Falle von Gebäudesanierungen auf eindrucksvolle Weise. Besondere Erwähnung Projekt 13: Der geschriebene Garten in Berlin Landschaftsarchitektur: relais Landschaftsarchitekten, Berlin, Deutschland Das Projekt basiert auf der Transformation des architektonischen Topos des Kreuzganges in eine Freiraumstruktur. Gold glänzende Schriftzeichen umschließen einen Raum, der als Wandelgang oder Verweilort genutzt werden kann. Tageslicht ist aktiver Bestandteil des Gestaltungskonzeptes. Es initiiert Bewegung und Veränderlichkeit.


Ausschreibung

Anlass Zum 5. Internationalen Kongress Bauhaus.SOLAR 2012 in Erfurt wird der Bauhaus.SOLAR AWARD zum dritten Mal verliehen. Dieser Nachwuchspreis wird vom SolarInput e.V. und vom Solarvalley Mitteldeutschland e.V. europaweit ausgeschrieben. Er würdigt herausragende Architektur- und Designprojekte, die einen innovativen Umgang mit erneuerbaren Energien unter Einbeziehung der Photovoltaik zeigen. Der Wettbewerb wird als zweistufiges Verfahren abgehalten.

Beurteilungskriterien • Funktionalität • Gestaltung • Konstruktion • Materialwahl • Nachhaltigkeit • Energieeffizienz • Einordnung in städtebauliches Umfeld + Landschaft • zukunftsweisende Visionen • interdisziplinäre Zusammenarbeit

Teilnahmebedingungen Zur Teilnahme sind Studierende aller europäischen Design- und Architekturstudienrichtungen sowie junge Gestalter/innen und Architekten/innen bis zu zwei Jahren nach Studienabschluss eingeladen. Die eingereichten Arbeiten (Entwürfe und realisierte Projekte) dürfen nicht älter als zwei Jahre sein und müssen während des Studiums oder maximal zwei Jahre danach entstanden sein. Es können auch Beiträge eingereicht werden, die in Gruppenarbeit erstellt worden sind. Pro Teilnehmer/in sind maximal drei Beiträge gestattet.

Termine Einreichung 1. Wettbewerbsstufe 30.06.2012 Jury 1. Stufe 20.08.2012 Information Teilnehmer 2. Stufe 03.09.2012 Einreichung 2. Wettbewerbsstufe 12.10.2012 Jury 2. Stufe 12.11.2012 Preisverleihung/Ausstellung 13.11.2012

Jury Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige internationale Jury in einem nicht öffentlichen Auswahlverfahren. Kategorien • Architektur • Städtebau, Stadt- und Regionalplanung • Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung • Produkt- und Industriedesign/ Innenarchitektur

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Preise Der Nachwuchswettbewerb ist mit insgesamt € 15.000,Preisgeld ausgestattet.

Kontakt Bauhaus.SOLAR AWARD Anna Scharfenberg Konrad-Zuse-Straße 14 99099 Erfurt Deutschland T: +49 (0) 361 427 68 53 F: +49 (0) 361 427 68 54 a.scharfenberg@bauhaus-solar-award.de www.bauhaus-solar-award.de


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Singapore Maritime Institute

Corporate Logo Artwork

The Next Generation Container Port Challenge, Singapore. Announcement

More Information portchallenge@maritimeinstitute.sg

Grayscale application

www.maritimeinstitute.sg/ CMYK

portchallenge

Reverse-white application

Photo: David Ng Soon Thong (2010)

Single colour application

Pantone

Description The Singapore Maritime Institute (SMI) and the Maritime and Port Authority of Singapore (MPA) are launching the Next Generation Container Port (NGCP) Challenge. This competition will challenge international participants to think beyond the existing conventions and to submit radically new proposals for a future container port.

Timeline 31 Jul 2012: Close of registration for NGCP Challenge 31 Dec 2012: Submission of proposals April 2013: Announcement of prize winners Exhibition by winners and shortlisted teams at Singapore Maritime Week 2013, which is from 7 - 12 April

Objective The NGCP Challenge aims to raise awareness and foster innovation within the maritime industry. The Challenge also seeks to encourage greater partnerships between industry and academia to invent new concepts and ideas for the maritime sector.

Judging The competition will be judged by an international panel comprising representatives from the Singapore government and the maritime industry and academic institutions.

Eligibility The Challenge will be open to all interested individuals, professionals, companies, tertiary institutions and research institutes of any nationality. Eligibility will not be limited to those in the maritime sector to encourage cross-sharing and adoption of ideas from other domains. Interested parties can register their interest on the challenge website at www.maritimeinstitute.sg/portchallenge to receive updates.

Prizes The winner of the competition will receive a US$1 million cash prize. Commendation prizes may also be awarded to deserving teams. Up to S$5 million in R&D grants will be considered for award to selected teams.

GefĂśrderter Wohnbau Wien, KundratstraĂ&#x;e

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Mag. Michael Gehbauer Wohnbauvereinigung GPA Bauträger


Ausschreibung

Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2012. Ausschreibung

Weitere Informationen & Online-Einreichung www.staatspreis.klimaaktiv.at

Anlass Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Lebensministerium) lobt im Frühjahr 2012 zum dritten Mal den Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit aus. Das große Echo und die rege Beteiligung beim Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit in den Jahren 2006 und 2010 zeigten einmal mehr die Vorreiterrolle Österreichs im Bereich des innovativen und nachhaltigen Bauens. Das wird auch durch die hohe Dichte an Vorzeigebauten im internationalen Vergleich bestätigt. In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur die Bautechnik weiterentwickelt, es ist auch der Wille größer geworden, eine energieeffiziente Baukultur einer breiteren Öffentlichkeit vertraut und nutzbar zu machen. Diese Entwicklung wird mit dem österreichischen Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit gefördert und unterstützt, indem über das geforderte Mindestmaß hinausgehende Leistungen für eine zeitgemäße und zukunftsfähige Architektur besonders honoriert und Bauschaffende zu Weiterentwicklungen und Innovationen in den kommenden Jahren ermutigt werden.

Einreichung Einreichfähig sind Objekte, die zwischen 2006 und 2012 (vor Ende der Ausschreibungsfrist) errichtet oder saniert wurden. Zulässig sind alle Gebäudetypen und alle Nutzungsarten in den jeweiligen Kategorien. Bewertet werden architektonische Qualität und Qualität im Sinne der Nachhaltigkeit. Kategorien Neubau Sanierung Export: realisierte Projekte im Ausland Einreichstelle Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik – ÖGUT GmbH Frau DI Margit Schön Hollandstraße 10/46 1020 Wien staatspreis@oegut.at T: +43(0)1 315 63 93-27 F: +43(0)1 315 63 93-22 Zeitplan Einreichungen bis 13.7.2012 Jury im September und Oktober 2012 Verleihung durch Umweltminister Niki Berlakovich Anfang 2013

„ALU-FENSTER RECHNEN SICH AUF DAUER.“ TU Wien rechnet – MA 39 Wien testet: Längste Lebensdauer Dauerhaft hohe Dämmwerte Geringste Lebenszykluskosten Mehr über nachhaltigen Wohnbau auf www.alufenster.at. Ihr Metallbaubetrieb macht's macht möglich. Im Zeichen der Werthaltigkeit.

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Auslober Der Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit wird vom Lebensministerium im Rahmen der Klimaschutzinitiative klima:aktiv ausgeschrieben. Als Staatspreisbeauftragter des Lebensministeriums wurde Professor Roland Gnaiger bestellt. Die Abwicklung obliegt der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), unterstützt durch die Kunstuniversität Linz.


Berichte

Hawa Student Award 2012

Beteiligung

Wohnen in urbanen Nischen Der Hawa Student Award 2012 befasste sich mit der Fragestellung, wie die gebaute Umwelt laufend an Jury unsere sich ändernde Lebenswirklichkeit angepasst Andrea Deplazes Architekt, Chur, werden kann. Die Nutzung urbaner Nischen ist eine der Ernst Giselbrecht Architekt, Graz, Möglichkeiten, den immer knapper werdenden Platz im Michael Schumacher Architekt, städtischen Kontext möglichst optimal zu nutzen. GeFrankfurt am Main und Wien, Heinz fragt waren daher Wohnkonzepte, die den heute sehr Haab Geschäftsführer, Hawa AG, unterschiedlichen Lebensmodellen Rechnung tragen. Anke Deutschenbaur Leiterin Slide Anhand eines konkreten Objekts in der Stadt Zürich Studio, Hawa AG waren Pläne für eine mindestens zweigeschoßige Aufstockung auszuarbeiten, bei denen auch SchiebelösunJurierung gen eine wichtige Rolle spielen. Bei der Beurteilung der November 2011 eingereichten Arbeiten wurde besonderer Wert auf die architektonische Grundidee zum Thema Verdichtung und auf innovative Raumkonzepte mit hoher Nutzungsvielfalt gelegt. Die Jury wählte einen Gewinner; sieben weitere Entwürfe wurden mit Auszeichnungen bedacht. 78 Projekte

net. Als verbesserungswürdig hat die Jury einzig die Geschoßigkeit des Aufbaus und die daraus resultierenden überhohen Räume eingestuft. Ein zusätzliches Geschoß bei gleichbleibender Gebäudehöhe hätte das Ziel nach Verdichtung noch optimaler erfüllt. Abgesehen davon überzeugen Gestaltung und Materialisierung der Fassade mit der klaren, einfachen Struktur und dem Bezug zum bestehenden Altbau.

Auszeichnung Projekt „251286“ Entwurf: David Eickhorst und Sven Petersen Leibniz Universität Hannover

Gewinner Projekt „Freiraum“ Entwurf: Maximilian Illing Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

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Jurybeurteilung: Der Vorschlag setzt die Wettbewerbsziele intelligent und innovativ um. Der klare Verzicht auf konventionelle Wohnungsstrukturen macht einem flexiblen Konzept Platz, das sich den wechselnden Bedürfnissen im Tagesablauf einfach und rasch anpassen lässt. Die Lösung basiert auf Compactus-ähnlichen Schrankelementen. Durch das Verschieben dieser Module können die Nutzungsflächen der einzelnen Zonen für das Arbeiten, Kochen oder Schlafen jeweils verdoppelt werden. Auf diese Weise wird auf kleinem Raum ein Maximum an flexibler Nutzungsfläche geschaffen und dadurch das Bedürfnis nach Verdichtung im urbanen Raum optimal erfüllt. Diesen Aspekt hat die Jury als besonders gelungen beurteilt. Interessant ist auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Möblierung. Diese ist Bestandteil der verschiebbaren Module, was entscheidend zur Funktionalität des Wohnkonzepts beiträgt. Die raumbildende Schicht mit den nicht mobilen Funktionszonen wie Eingangsbereich, Bad und Toilette ist klar strukturiert, auf ein Minimum reduziert und sinnvoll angeord-

Jurybeurteilung: Die Idee einer vertikal ausgerichteten Box mit flexiblen Innenräumen, die aneinandergereiht und frei angeordnet werden können, ist ein sehr kreativer Ansatz. Durch die Anordnung der Kuben entstehen schöne und wertvolle Freiräume in einem urbanen Umfeld. Das Konzept verschiebbarer Ebenen lässt spannende räumliche Beziehungen entstehen, doch eine eindeutige Vergrößerungsmöglichkeit der Nutzflächen ist nicht klar zu erkennen. Hinsichtlich Verdichtung liegt das Projekt mit den acht dreigeschoßigen Einheiten im Mittelbereich. Der Bezug der Wohnboxen zum alten Gebäude wirkt etwas unentschieden, ist aber insgesamt ansprechend.

Auszeichnung Projekt „7412“ Entwurf: Julia Naumann und Max Wasserkampf Bauhaus-Universität Weimar Jurybeurteilung: Entgegen dem Trend hin zu verglasten Fronten entscheiden sich die Autoren für eine Lochfassade. Dabei


Berichte

nehmen sie die bestehende Fensterform des Sockelbaus auf und verändern deren Größen und Proportionen. Mit der scheinbar zufälligen Anordnung entstehen individuell befensterte Wohneinheiten. Im Widerspruch zur freien Fassade steht das strenge Raster der Betonunterzüge im Inneren. Die Organisation der angestrebten Flexibilität und Veränderbarkeit der Wohneinheiten nur durch den Einsatz von Faltschiebewänden gilt es noch weiter zu entwickeln.

Auszeichnung Projekt „Enfilade“ Entwurf: Sebastian Felix Ernst, Malte Kloes, Sven Rickhoff und Martin Tessarz ETH Zürich Jurybeurteilung: Der Vorschlag überrascht mit einem komplett anderen Lösungsansatz. Durch die Aneinanderreihung wohlproportionierter Räume entsteht eine vielseitig nutzbare Grundstruktur. Die Idee, den Dachstuhl zu erhalten, ist mutig und lobenswert, bringt aber eine statische Abhängigkeit mit sich, die sich negativ auf die Tragstruktur der Wohngeschoße auswirkt. Der scheunenartige Ausdruck ist etwas gewöhnungsbedürftig. Zudem ist das Verdichtungspotenzial nicht optimal. Ein zusätzliches Geschoß hätte eventuell dazu beigetragen, den Neubau optisch leichter zu machen.

ProSol TF+

Die Dünnschichttechnologie der neuen Generation. AluKönigStAhl bietet mit dem neuen Fenster- und Fassadenmodul Schüco ProSol TF + effiziente und umweltfreundliche Energiegewinnung in Kombination mit architektonisch anspruchsvoller Fassadengestaltung. Die tiefdunkle brillante Optik der PV-Dünnschichtmodule beruht auf einer hochleistungsfähigen multilayer Zellstruktur. Der Transparenzgrad reicht von opak bis semitransparent. Die Module lassen sich vielfältig in Warm- und Kaltfassaden sowie für den Sonnenschutz einsetzen. Nähere Informationen zu Produkten und Planungssoftware erhalten Sie bei unserem Bautechnischen Dienst, Herr Ing. Messner: s.messner@alukoenigstahl.com, tel 01/98 130-266 oder auf www.alukoenigstahl.com

Auszeichnung Projekt „Mise en Place“ Entwurf: Valentin Lang und Simon Schoch ETH Zürich Jurybeurteilung: Die filigrane, klare Formensprache zollt dem Sockelbau und den angrenzenden Bauten Respekt. Das Backstein-

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Berichte

gebäude wird durch eine schlichte Erweiterung mit drei identischen Geschoßen ergänzt. Ob die ausgeprägte Glasfassade in diese Umgebung passt und hinsichtlich Besonnung ideal ist, wird hingegen in Frage gestellt. Die einfachen Grundrisse überzeugen, auch wenn sie mit den teils feststehenden Flügelwänden die gewünschte Veränderbarkeit nicht optimal umzusetzen vermögen. Mit einer konsequenteren Anwendung von verschiebbaren Elementen ließen sich die Grundrisse perfektionieren.

Jurybeurteilung: Dem Projekt liegt ein einfaches Konzept zugrunde. Der zentrale Küchenblock, der als raumbildendes Element gesetzt ist und als Bahnhof für die Schiebewände dient, ist überlegt gewählt. Die dadurch möglichen Szenarien zwischen offenem Raum und abgeschlossenen Zimmern sind ein gelungener Beitrag zum Thema innovatives Raumkonzept. Der monolithische Block, der bei geöffneten Schiebetüren entsteht, unterstreicht die Einfachheit des Entwurfs. Die Erweiterung ist einfühlsam an die bestehende Häuserzeile angefügt. Ebenso überzeugt die Material- und Farbwahl.

Auszeichnung Projekt „Move_ein balkon zur stadt“ Entwurf: Claudia Falconí, Malte Kittelmann und Naghmeh Hajibeik Leibniz Universität Hannover

Auszeichnung Projekt „Store It!“ Entwurf: Benjamin Minder und Michael Fehlmann ETH Zürich

Jurybeurteilung: Die Verfasser haben ein Wohnmodul entworfen, das unabhängig vom Ort in urbanen Nischen platziert werden kann. Es ist mit einer verschiebbaren Bühne ausgestattet, die in verschiedenen Positionen als Schlafstelle, Arbeitsort oder Balkon dient. Aus technischer Sicht birgt dieser Vorschlag das größte Innovationspotenzial aller Arbeiten. Die Details zeigen, dass sich die Autoren intensiv mit der Mechanik auseinandergesetzt haben. Obwohl die Funktionstüchtigkeit der anpassbaren Treppe noch nachgewiesen werden muss, wird die verschiebbare Ebene als echte flexible Raumerweiterung gewertet. Die äußere Form der Erweiterung, insbesondere die Auskragung der Aufstockung, wurde von der Jury hingegen bemängelt.

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Auszeichnung Projekt „Offenes Spiel“ Entwurf: Marc Frochaux und Florian Rocha ETH Zürich und EPF Lausanne

Jurybeurteilung: Das Bestreben, durch mobile Auszugselemente mehr Freiraum für verschiedene Aktivitäten zu schaffen, ist bedingt gelungen. So dürfte zum Beispiel eine ausziehbare Küche technisch schwer lösbar sein. Ebenfalls schränkt die Platzierung der Sanitärzelle die Möglichkeit unterschiedlich große Räume zu schaffen stark ein. Die Wohnungsgrundrisse haben eine saubere Struktur und die interne Erschließung ist geschickt und mit wenig Raumverlust konzipiert. Die Absicht, eine maximale Verdichtung zu erreichen, entspricht den Wettbewerbsvorgaben. Betreffend Einordnung ins Stadtbild lässt der vorgeschlagene Aufbau indessen einige Fragen offen. Das Projekt ist aber gelungen und hat Entwicklungspotenzial.


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Umsicht – Regards – Sguardi 2011

48 Projekte Jury Daniel Kündig (Vorsitz), Manfred Hegger, Valentin Bearth, Regula Bochsler, Pia Durisch, Pius Flury, Christophe Girot, Thomas Held, Fritz Kobi, Susanne Kytzia, Maria Lezzi, Daniel Meyer, Rudolf Rechsteiner, Jean-Louis Scartezzini, Nelly Wenger Jurierung Oktober bis November 2010

Zum zweiten Mal hat der SIA seine Auszeichnung „Umsicht-Regards-Sguardi“ für die zukunftsfähige Gestaltung des Lebensraums vergeben. Sechs Projekte erhielten eine Auszeichnung, zwei weitere eine Anerkennung. Ausgezeichnet wurden innovative Arbeiten aus dem Architektur- und Ingenieurbereich, die eine exemplarische Auseinandersetzung mit der Mit- und Umwelt darstellen und als Vorreiter in besonderer Weise zu zukunftsfähigen Entwicklungen des Bauwerks und des Lebensraumes Schweiz beitragen. Die Arbeiten stammen aus allen Regionen der Schweiz und wurden von von SIA-Fachleuten, Behörden sowie institutionellen wie privaten Auftraggebern eingereicht. Das Spektrum der Arbeiten war ausgesprochen breit: Es umfasste architektonische und ingenieurtechnische Eingriffe ebenso wie Planungs- und Entwicklungsinstrumente sowie Modelle der Bewirtschaftung von Bauwerken.

Auszeichnung Erweiterungsbau IUCN, Gland Architektur: agps.architecture, Zürich Foto: Reinhard Zimmermann Juryfazit: Der Erweiterungsbau des IUCN-Hauptsitzes beeindruckt durch die gelungene, teilweise experimentelle Verbindung von verfügbarem Wissen und Stand der Technik auf unterschiedlichen Ebenen. Das Ergebnis ist ein Prototyp für eine Null-Emissions-Architektur, die in exemplarischer Weise auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Kriterien des nachhaltigen Bauens berücksichtigt.

Auszeichnung Wohn- und Geschäftshaus Selnaustraße Zürich Architektur: PARK Architekten, Zürich Foto: Dominique Marc Wehrli Juryfazit: Das Wohn- und Geschäftshaus Selnaustraße Zürich beeindruckt durch die Präzision der städtebaulichen Analyse und deren ganzheitliche Übersetzung in ein Trägermodell und einen Planungsprozess, die auch im Detail zu überraschenden und überzeugenden baulichen Lösungen führten.

Auszeichnung Uni Bern: Hörsaalgebäude Weichenbauhalle im Areal von Roll Architektur: giuliani.hönger, Zürich Foto: Walter Mair Juryfazit: Das neue Hörsaalgebäude Weichenbauhalle überzeugt in seiner architektonisch, städtebaulich, denkmalpflegerisch, energetisch und ressourcenschonend vorbildhaften Umsetzung. Dem disziplinübergreifenden Team ist es gelungen, auf hohem Niveau ein Referenzprojekt für einen nachhaltigen Strukturwandel umzusetzen. Die Arbeit zeigt beispielhaft, dass Anforderungen an nachhaltiges Bauen und eine hervorragende bauliche und gestalterische Qualität kostenbewusst erfüllt werden können.

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Beteiligung


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Auszeichnung Anbau und Sanierung Hochhaus Weberstraße, Winterthur Architektur: Burkhalter Sumi Architekten, Zürich; Bednar Albisetti Architekten, Winterthur Foto: Heinrich Helfenstein

tung und Realisierung des Bahnprojekts, dessen vorbildlicher gemeindeübergreifender Planungsprozess schon 2006/07 eine SIA-„Umsicht“-Auszeichnung erhalten hatte, löst die hohen Erwartungen ein, die bereits in der Planungs- und Umsetzungsphase mit der Arbeit verbunden wurden.

Juryfazit: Diese Verdichtung inmitten eines städtischen Quartiers wirkt exemplarisch und überzeugend. Das Hochhaus Weberstraße wird als Haus „Weitsicht“ seinem Namen in jeglicher Hinsicht gerecht. Die hier umgesetzte städtebauliche Haltung und der architektonische Anspruch lassen sich auf eine Vielzahl vergleichbarer Objekte in der Schweiz übertragen.

Anerkennung Gesamterneuerung der Nationalstraße im Urner Talboden Architektur Lärmschutz: ewp, Altdorf; A. Zwyssig, Sisikon; Drost + Dittli Architekten, Zürich Foto: Joe Müller

Auszeichnung Gesamtprojekt für das Benediktinerkloster Disentis und die Landwirtschaft Architektur: Gion A. Caminada, Vrin Foto: Lucia Degonda

Juryfazit: Mit der Gesamterneuerung der Nationalstraße A 2 im Urner Talboden konnten die ökologischen Defizite der ursprünglichen Autobahn behoben werden. Daneben zeigt das Projekt exemplarisch auf, wie in engen Alpentälern die zahlreichen Anspruchskonflikte bei international bedeutenden Infrastrukturen mit ihrem hohen Transitverkehrsaufkommen gelöst werden können.

Juryfazit: Das umsichtige Besinnen und das Beharren des Klosters auf dem eigenen Profil sowie die Achtung der Besonderheiten des Örtlichen und Regionalen in der Umsetzung beeindrucken als mutiger, zukunftsoffener Prozess. Da der lebenswichtige Tourismus untrennbar mit Tradition und Kultur der Bewirtschaftung des Landschaftsraums verknüpft ist, bietet die Arbeit Denkanstöße, die über den Ort und die Region hinausstrahlen.

Anerkennung Umnutzung Eisenbahnviadukt im Industriequartier, Zürich Architektur: EM2N Architekten, Zürich Foto: Roger Frei

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Auszeichnung Die Glattalbahn Architektur: Architekturbüro Kai Flender, Ühlingen/D Foto: VBG Juryfazit: Die Glattalbahn setzt über die Schweiz hinaus Maßstäbe für die nachhaltige und zukunftsfähige Siedlungs- und Verkehrsentwicklung in einer Stadtregion. Die Gestal-

Juryfazit: Heutige Ansprüche an das städtische Wohnen und Arbeiten verlangen das Einbinden und attraktive Gestalten von Verkehrsinfrastrukturen. Das Projekt der Umnutzung des Viadukts beeindruckt durch seine gestalterische Qualität und gibt Impulse für den laufenden gesellschaftlichen Umbruch im Quartier. Die umgesetzte multifunktionale Adaption des Viadukts als ein Stadtteile verbindendes Element ist ein zukunftsorientierter, wertvoller Beitrag zur Stadtentwicklung.


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Nordbahnhof – Bank Austria Campus Wien. Ergänzung

Betreffend Publikation „Nordbahnhof – Bank Austria Campus, Wien 2“ in wettbewerbe 302: Ergänzung zu den Verfasserangaben beim 3. Preis / Projekt „Zitrone“ Entwurf: ARGE Atelier Hayde Architekten, 1150 Wien Architektur Maurer, 1030 Wien Architekturgestaltung: Dieter Hayde, Ernst Maurer, Radovan Tajder, Peter Herzog Mitarbeit: Atelier Hayde: Andreas Stotz; Architektur Maurer: Klaus Stattmann, Andreas Wohofsky

Deltabeam verbessert die CO2-Bilanz Ihres Gebäudes Eine unabhängige Studie hat gezeigt: Bei Verwendung von Deltabeam wird der CO2 Ausstoß eines Gebäudes* über die gesamte Nutzungsdauer um 5% reduziert! *) untersucht an einem typischen englischen Schulgebäude

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Sonderfachleute: Technische Gebäudeanlagen: ZFG Projektplanungs- und Beratungsges.m.b.H., 2500 Baden; Tragwerksplanung, Bauphysik: DSP DorrSchober&Partner ZT GmbH, 1060 Wien; Freiraumgestaltung: Gerhard Rennhofer Landschaftsarchitektur, 1120 Wien; Verkehr: Verkehrsplanung Käfer GmbH, 1060 Wien; Visualisierung: Office le Nomade, 1070 Wien; Modellbau: Atelier Kerbler, 1140 Wien


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HÄUSER-Award 2012

Beteiligung 102 Projekte Jury Karin Renner, Renner Hainke Wirth Architekten, Michael Frielinghaus, BDA, Thomas Kaczmarek, InformationsZentrum Beton, Thomas Penningh, VPB,

Gemeinsam mit dem InformationsZentrum Beton und dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB) zeichnete die Zeitschrift HÄUSER kreative Konzepte und Ideen aus, die nicht nur erstaunlich günstig, sondern gleichzeitig individuell, ästhetisch und anspruchsvoll sind und mit hoher Funktionalität überzeugen. So wurden die drei Gewinnerhäuser allesamt mit einem Budget von maximal 1.500 Euro pro Quadratmeter errichtet. Des Weiteren wurden ein Sonderpreis und ein Leserpreis vergeben.

Wolfgang Nagel, HÄUSER Jurierung Juni 2011

leiten. Sie verzichteten auf aufwändige Konstruktionen wie Balkone, Fußleisten und Handläufe an Treppen, nicht jedoch auf helle weite Räume. Der Holzrahmenbau öffnet sich im Parterre mit einer großen Fensterfront zum Garten. Neben dem Kostenbewusstsein besticht die puristische Form des zur Straßenseite abgeschirmten schwarzen Baukörpers, der durch seine Schlichtheit und den Verzicht auf jegliche Dekoration ins Auge fällt. 1. Platz Doppelhaus in Madrid Architektur: Iñaqui Carnicero Fotos: © HÄUSER / Gunnar Knechtel

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25 Kilometer vor Madrid wurde ein perfekt in die Landschaft gefügtes Beton-Monument mit 375 Quadratmetern Wohnfläche realisiert. Die Wandelbarkeit des Hauses, das sowohl als Einzel- als auch als Dopppelhaus verwendbar ist, sowie das nachhaltige Sparpotenzial durch den bestmöglichen Einsatz des Werkstoffs Beton überzeugten die Jury. Iñaqui Carnicero verzichtete auf zusätzliche Dämmung, dennoch halten die Speichermassen der verstärkten Betonwände die Temperatur auch nachts konstant, und das Innere bleibt ohne Einsatz der installierten Fußbodenheizung selbst an kalten Januartagen warm. Der Wucht der nüchternen Baumassen entgegenwirkend hat der Architekt nicht an Raum gespart. Großzügigkeit ist das Hauptmerkmal der Architektur, deren Wohnbereich sich beispielsweise bis auf fünf Meter lichte Höhe streckt. „Durch zahlreiche Einfälle, wie den Verzicht auf zusätzliche Wand- und Bodenbeläge und umfangreich eingesetzte Einbauschränke, die teure Möbel überflüssig machen, gelang dem Architekten ein Low-Budget-Betonbau mit klarer Kante und villenartiger Anmutung“, so die Jury. 2. Platz Einfamilienhaus in Düsseldorf Architektur: Leona und Andreas Geitner Fotos: © HÄUSER / Michael Reisch Beim Entwurf ihres Familiendomizils ließen sich die Architekten von der Frage „Was brauchen wir wirklich?“

3. Platz Ferienhaus in Vorarlberg Architektur: Benedikt Bosch Fotos: © HÄUSER / Anne Gabriel-Jürgens Einfach, gut und günstig: Das Ferienhaus, das sich mit sägerauem Fichtenmantel zum Alpenpanorama Vorarlbergs öffnet, errichtete Benedikt Bosch mit bewusster Konzentration auf elementare Qualitäten. Ein einziger Kaminofen wärmt das Pultdach-Holzhaus, wodurch teure Installationen sowie Kosten für Heizkörper in jedem Raum vermieden werden konnten. Im Untergeschoß blieb das Beton-Fundament offen sichtbar. Im Sommer schützt der Bauherr die Terrasse mit einem einfachen weißen Baumwollvorhang vor der Sonne. Sonderpreis Einfamilienhaus in Würzburg Architektur: Wolfgang Fischer Fotos: © HÄUSER / Dieter Leistner


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Auf einem Restgrundstück in Würzburg steht eines der preiswertesten Häuser des Wettbewerbs. Der offene Wohnraum und der Essbereich mit vorgelagerter Dachterrasse beanspruchen das gesamte Obergeschoß. Schlafraum, Bad und Atelier des Architekten liegen im Erdgeschoß des kaum fünf Meter breiten, aber 16 Meter langen Hauses. Der Bau zeichnet die leichte Hanglage nach und besteht aus einer in der Planung einfachen, preiswerten Holzrahmenkonstruktion. Die hochwärmegedämmte Gebäudehülle sorgt für ausgezeichnete Energiewerte. Ökonomische, aber dauerhaft natürliche Materialien und der Verzicht auf Ausbau-Luxus bestimmen das Innere – mit einfach getünchten Wänden und schlichten Einbauten.

Leserpreis Einfamilienhaus in Caputh Architektur: Thomas Beyer Fotos: © HÄUSER / Thomas Beyer

Die Publikation Das Buch zum Wettbewerb Kostengünstige Einfamilienhäuser unter 1.500 €/qm – Die Besten der Besten versammelt und dokumentiert die 20 gelungensten LowBudget-Häuser des HÄUSER-Awards 2012 – alle Projekte mit brillanten Fotos, Grundrisszeichnungen und prägnanten Texten. Es ist bei DVA, München erschienen.

Lauster Naturstein Krastaler Straße 28 9541 Einöde/Villach Telefon +43 (0)4248/2782 Telefax +43 (0)4248/2017 office@lausternaturstein.at www.laustersteinbau.com

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Die HÄUSER-Leser wählten unter den Top-20 der Wettbewerbseinreichungen ihren Favoriten: ein Haus, das sich in die Tradition Le Corbusiers stellt und eine zeitgemäße Variation klassisch-moderner Prinzipien ist. Das Besondere: Drei Ebenen sind übereinander gestapelt, springen dabei wechselweise vor oder treten zurück. Das verschafft dem Haus nicht nur eine spannungsreichere Anmutung als ein schlichter Quader, sondern auch drei große Terrassen. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades ist das Haus überraschen preiswert. Mit großer Perfektion wurden wärmegedämmte Wandelemente aus Beton und Holz in kürzester Zeit vor Ort montiert.


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ZV Bauherrenpreis 2011

Beteiligung

Der Bauherrenpreis wird seit 1967 jährlich von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs ausgelobt 37 Projekte nominiert und vergeben. Für die Preisvergabe gelten folgende Aspekte: entscheidender Beitrag der Bauherrschaft bei Jury der Schaffung der Rahmenbedingungen, bei der grundEva Rubin, Klagenfurt, Jurij Sadar, legenden Weichenstellung, bei der realen VerwirkliLjubljana, Otto Kapfinger, Wien chung eines Bauprojektes; Vertrauen und Resonanz der Bauherrschaft zu unkonventionellen, innovativen Jurierung Planungen; konzeptioneller Beitrag der Architektur im Besichtigung der nominierten Hinblick auf Gegenwart und Zukunft; lokale und überreProjekte vor Ort und abschließende gionale Bedeutung der Bauaufgabe. Die Jury zeichnete Jurysitzung September 2011 fünf Preisträger aus.

Raumstruktur, sowie die unterschiedlich bepflanzten Höfe schaffen eine entspannte, humanzentrierte, fast hotelähnliche Atmosphäre.

Projektbeschreibungen Hauptjury

Bauherrenpreis Freiraum Ahorn, Mayrhofen, T Bauherr: Mayrhofner Bergbahnen Architektur: M9 Architekten:Lanzinger, Innsbruck Foto: David Schreyer

123 Einreichungen, davon

Otto Kapfinger

Bauherrenpreis Klinikum Klagenfurt, K Bauherr: KABEG Architektur: FCP Fritsch, Chiari & Partner, DFA Dietmar Feichtinger Architectes, Priebernig P. Architekten und Ingenieure, Müller & Klinger/Architects Collective AC Foto: Hertha Hurnaus

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Projektbeschreibung: Mit 4.000 Bediensteten, 1.400 Betten, jährlich 300.000 ambulant und 80.000 stationär Behandelten ist es das drittgrößte Krankenhaus Österreichs, und es zeigt eine Alternative zum Standardtyp von Großkliniken. Im EU-weiten Bewerbungsverfahren entschied man sich gegen das Übliche – massiver Sockel plus Hochhaus – für eine Form, die sich am Ort und primär am Komfort der Patienten/innen orientiert. Die Neudefinition einer dezentralen niedrigen „Gartenstadt“, die zu dem ins alte Bett verlegten Glanfluss ins Grün ausstrahlt, die allen Zimmern, Stationen, Fluren und Behandlungsräumen Ausblicke, zum Teil auch Zugang ins Grün bietet, erforderte von Bauherrschaft und Management Mut und Überzeugungskraft, um alte Betriebsmuster umzustellen. Gegenüber Kompaktlösungen sind manche Wege länger, doch der Gewinn an Orientierungs- und Aufenthaltsqualität für Patienten/innen wie Besucher/innen überwiegt bei weitem. Der Betriebs- und Raumaufwand wird auch durch automatisierte Transportwege reduziert. Ein klares Farb-Leitsystem, durchgängige Transparenz und natürliche Lichtfülle in der netzartigen, im Detail einfachen, in der Grundhaltung „leichten“

Projektbeschreibung: Winter- und Sommertourismus sind in Tirol wirtschaftlich erstrangig, baukulturell oft letztklassig. Mayrhofen ist ein Big-Player: jährlich 1,3 Millionen Nächtigungen! Mit dem „Freiraum“ der Ahornbahn, Österreichs größter Gondelbahn, formuliert nun der Bauherr ein außergewöhnliches Credo: „Qualität als oberster Maßstab; Paradigmenwechsel im Tourismus – für ganzjährige Angebote, für den Umgang mit Ressourcen.“ Die Kooperation mit dem Architekten setzte die Erfahrungen beim Stationsbau fort, war essenziell für die Entwicklung des gesamten Betriebskonzeptes. Auf 2.000 m Seehöhe birgt ein schlichter Sockel Geräte und Servicezonen; seine Dachplatte aus Spannbeton bildet im steilen Umfeld ein großes Plateau, offen für vielfältigste Nutzungen. Darüber aufgeständert führt eine verglaste „Brücke“ von der Station zur Felskante, lässt ein exquisites Panorama-Café über dem Abgrund schweben, bietet Räume für Seminare, umweltbezogene Ausstellungen: urbanes, schnörkelloses Flair im Hochgebirge, barrierefrei erschlossen, funktional für alle Jahreszeiten und Altersstufen. Von der Konstruktion bis ins Detail innovativ, ökologisch vorbildlich: Statt 500 LKW-Ladungen anzuliefern, wurde aller Beton am Ort erzeugt. Architektur zeigt sich als ortsspezifische, technisch geformte, räumlich interpretierte Natur. Bauherrenpreis Artenne, Nenzing, V Bauherr: Verein Artenne, Feldkirch Architektur: Hansjörg Thum, Feldkirch Foto: Helmut Schlatter Projektbeschreibung: Ein Beispiel von allgemeinster Relevanz, wie aus Privatinitiative, mit minimalen Mitteln, mit Einbindung institutioneller und professioneller Kompetenz alltäglicher, unspektakulärer Raum für neue Nutzungen belebt


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Bauherrenpreis Bankhaus Spängler, Linz, OÖ Bauherr: Bankhaus Carl Spängler & Co Architektur: Heidl Architekten, Linz Foto: Josef Pausch Projektbeschreibung: Eine traditionsreiche Salzburger Privatbank erwirbt ein leerstehendes, desolates, denkmalgeschütztes Haus in Linz. Es ist dort am Hauptplatz das kleinste, 6,6 m breit und 52 m tief, es steht auf mittelalterlichen Grundmauern, hat hauptsächlich spätgotische Substanz,

Bauherrenpreis Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule Ritzlhof, Haid, OÖ Bauherr: Land Oberösterreich Architektur: Architekten Dickinger-Ramoni, Innsbruck Foto: Markus Bstieler Projektbeschreibung: Ritzlhof nennt sich diese Landes-Fachschule für „grüne Berufe“ inmitten eines 10 ha großen Landesgutes. Jährlich werden hier 600 Schüler/innen in Garten- und Landschaftsbau u.a. ausgebildet; das Areal wird auch für große regionale Veranstaltungen genutzt, zuletzt für die Landesgartenschau mit tausenden Besuchern/ innen. Zur Erweiterung des Bestandes mit Aula, Mehrzwecksaal, Unterrichtsräumen, Bibliothek wurde ein Architekturwettbewerb durchgeführt, die Ausführung in Holzbau verlangt. Das Resultat beeindruckt aus zwei Gründen: durch die Materialvorgabe und das einstimmige Votum, ein Projekt zu realisieren, das typologisch und räumlich gängige Schulbaukriterien hinter sich lässt und auch im ländlichen Bauen Maßstäbe setzt. Der Neubau zeigt eine präzise Umformung und Nutzung des Geländes; er steigert – formal unabhängig – die Altbauten zum Dreiklang, zugleich ist die Strukturalität modernen Holzbaus sachlich/spielerisch so genützt, dass neben ungezwungener Behaglichkeit eine Fülle von Tageslichteffekten und Landschaftsaspekten, von vielseitig nutzbaren Innen-Außen-Beziehungen, von räumlich/atmosphärischen Nah- und Fernwirkungen die Anlage durchwebt. Keine auftrumpfende Geste, sondern leichte, pavillonhafte Baukunst im Dialog mit dem Licht, dem Hang, den Bäumen.

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werden kann und damit öffentlicher, baukultureller Mehrwert entsteht. Das 1841 errichtete Bauernhaus ist eines der wenigen der Art, die es im Walgau noch gibt. Schon in den 1990er Jahren öffneten Hildegard und Helmut Schlatter sporadisch den Wirtschaftstrakt für Workshops und Ausstellungen. Ab 2005 dachte man an eine ganzjährige Verwendung des Stadels als Bühne für Kunst und Kultur der ländlichen Region, die im radikalen Umbruch steht. Ein Verein wurde gegründet; zur technisch-räumlichen Nachrüstung des Stadels wurde professionelle Planung nötig. Die Schlatters wandten sich an das VAI um Rat; vier Teams wurden zum Architekturwettbewerb geladen, vom „EU LEADER Förderprogramm“ kam Finanzhilfe. Mit gemeinsamer Weiterentwicklung des Siegerprojektes entstand eine vorbildliche Revitalisierung: Die Atmosphäre der Scheune blieb erhalten; die Interventionen antworten dem Bestand ebenso werkzeughaft, reduziert, roh: Das Neue ist nirgends kostbarer als das Alte, doch von gleicher Intelligenz, und das Ganze nicht auf Fotos, nur am Ort selbst richtig spürbar.

Fassadenschichten und Aufstockungen aus dem Barock, enthält jede Menge weitere Schichten historischer Überformungen im Detail, statische Unwägbarkeiten, technisch-restauratorische Überraschungspotenziale. Die Bank wählt für die Planung der Revitalisierung einen lokalen, jungen Architekten: Es ist sein erster größerer Auftrag. In Etappen, mit enormem Aufwand, mit oft erst spontan, im Teamwork möglichen Entscheidungen entsteht aus der Fast-Ruine ein Modellfall des „Neuen Bauens in altem Kontext“, der auch allen internationalen Maßstäben standhält. Die technische Komplexität des Ausbaus für zeitgemäßen Betrieb ist nicht mehr spürbar, ist durchgängig in noble, räumliche Grandezza transformiert. Neues und Altes steht in faszinierender Symbiose; nichts drängt sich vor, alles hat Qualität; erlesenes altes und neues Material wirkt im Dienst des gesamtheitlichen Baucharakters; überraschend bei der Enge die innere Helligkeit aller Etagen durch Belichtungen über die Dachhülle, die hofseitigen Terrassen und Freiräume.


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MIPIM AR Future Project Awards 2012

Beteiligung

Die MIPIM AR Future Project Awards zeichnen einzigartiges Entwurfsdesign aus, wobei die Projekte noch vor der Jury Realisierung stehen oder erst auf dem Paul Finch, The Architectural Review Reißbrett existieren. Die Preise wurden (Vorsitz); Roger Zogolovitch, Anfang März anlässlich der MIPIM in AZ Urban Studios; Peter Stewart, Cannes verliehen. Die Jury entschied Peter Stewart Consultancy; sich für die Vergabe von zehn Preisen Sutherland Lyall, Autor und Kritiker in zehn Kategorien; weitere 14 Projekte erhielten die Auszeichnung „Highly Jurierung Commended“. 143 Projekte weltweit

Dezember 2011

Gewinner Residential + Overall Winner Girrasol Building, Sao Paolo, Brasilien Planung: Isay Weinfeld for Idea!Zarvos © Isay Weinfeld

Gewinner Big Urban Projects N+ Masterplan, Ningbo, China Planung: PLP Architecture for Thee Fashion Hub © PLP Architecture

Ein außergewöhnliches Wohnhaus in Steillage, mit ungleichmäßigen Ebenen, die kaskadenförmig herabstürzen, ist der Overall Winner 2012. Das Girrasol Gebäude befindet sich am Rand des Vila Madalena, eines Vorortes von São Paulo. Das Gebäude liegt zwischen zwei Straßen und ist so konzipiert, dass es sich harmonisch ins teils steil abfallende Gelände einfügt. Die ungleichmäßigen Ebenen des Gebäudes passen sich den Unebenheiten des Geländes optimal an. Sie führen zu unterschiedlichen Grundrisskonfigurationen und einer Vielzahl an Wohnmöglichkeiten – mit ungehindertem Blick auf die Westseite der Stadt.

Gewinner Mixed Use Cendere Valley Urban Design Project, Istanbul, Türkei Planung: Emre Arolat Architects for Kayader © Emre Arolat Architects

Gewinner Offices Siemens Middle East Headquarters, Masdar City, Abu Dhabi Planung: Sheppard Robson for Siemens © Sheppard Robson

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Berichte

Gewinner Masterplanning GDKP, Gedikpaşa, Istanbul, Türkei Planung: Gokhan Avcioglu & GAD for Fatih Municipality © Gokhan Avcioglu & GAD

Gewinner Retrofit Prize Planung: Rope Factory Lofts, Istanbul, Türkei Planung: Suyabatmaz Demirel Architects for Mursit Unat © Suyabatmaz Demirel Architects

Gewinner Retail and Leisure Al Ain Stadium, Abu Dhabi Planung: MZ architects for Al Dar Properties © MZ architects

Gewinner Sustainability Plus Energy Prefab House, Pila, Polen Planung: Lech Wojtasik for ESC Sp z.o.o. © Lech Wojtasik

Gewinner Tall Buildings Tao Tower, Istanbul, Türkei Planung: Suyabatmaz Demirel Architects for Tao © Suyabatmaz Demirel Architects

Spezialpreis der Jury Amagerforbrænding Waste to Energy Plant, Kopenhagen, Dänemark Planung: BIG - Bjarke Ingels Group for Amagerforbraending © BIG - Bjarke Ingels Group

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Brick Award 2012

Beteiligung

© Bieke Claessens

Mit dem Brick Award, den Wienerberger seit 2004 im 2-Jahres-Rhythmus vergibt, prämiert das Unternehmen 28 Ländern und fünf Kontinenten besonders gelungene Beispiele moderner Ziegelarchitektur internationalen Formats, die insbesondere zeigen, Jury wie unterschiedlich und vielseitig Ziegel für Wände, FasPlamen Bratkov (Bulgarien), saden, Dächer und Böden zum Einsatz kommen kann. Rudolf Finsterwalder (Deutschland), Der Preis ist mit 27.000 Euro dotiert. Heuer vergab die Hrvoje Hrabak (Kroatien), Jury fünf Auszeichnungen. 50 nominierte Projekte aus

John Foldbjerg Lassen (Dänemark), Zhang Lei (China) Jurierung

© Peter Rich

Juni 2011

Gesamtsieger + Gewinner der Kategorie „Speziallösung mit Ziegel“ Projekt: Mapungubwe Interpretation Centre Standort: Mapungubwe National Park, Südafrika Architekten: Peter Rich mit Michael Ramage und John Ochsendorf, Johannesburg Ziegelverwendung: Handgefertigter, ungebrannter Ziegel

Gewinner der Kategorie „Einfamilienhaus“ Projekt: Kaninchenbau Standort: Gaasbeek, Belgien Architekt: Lens°Ass: Bart Lens, Hasselt Ziegelverwendung: Pflasterziegel

© ZONE Media GmbH

Beim Projekt Kaninchenbau handelt es sich um die Erweiterung eines halb verfallenen Bauernhauses aus Ziegel in ein Wohnhaus mit angeschlossener Tierarztpraxis. Darüber hinaus wurde ein trichterförmiger Anbau als Zwischenraum der beiden Gebäude realisiert. Die zentrale Herausforderung war die Frage, wie ein altes Gehöft an die heutigen Wohnbedürfnisse anpasst werden kann, ohne den landwirtschaftlichen Charakter zu zerstören. Der Ziegel wird hier nicht bloß als Baumaterial genutzt, sondern als Konzept, um Existierendes zu stärken. Er ist das bindende Element zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

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Das Ziel war die Schaffung einer Ausstellungsfläche im gleichnamigen Nationalpark – seit 2003 UNESCO WeltKulturerbe – auf der die Fundstücke in ihrer ursprünglichen Lage ausgestellt werden können. Das Besucherzentrum interpretiert historische Gewölbetechniken neu und verwendet dazu höchst ausgereifte, wissenschaftlich fundierte Bauweisen. Als Basis analysierte der Architekt in Zusammenarbeit mit der University of Cambridge, UK, und dem Massachusetts Institute of Technology, USA, die mediterrane Kuppel. Über seine Architekturtätigkeit hinaus engagiert sich Peter Rich für die Region und forscht über die Siedlungen der Völker der Ndebele, Bantwane und Tswana. Deshalb legte das Büro Peter Rich großen Wert darauf, die lokale Bevölkerung in die Realisierung einzubinden. Für den Bau des neuen Komplexes, der größtenteils aus gewölbten Pavillons verschiedener Größe besteht, verwendeten die Architekten handgefertigte Ziegel – hergestellt von lokalen Arbeitskräften aus Lehmboden, Zement und Wasser.

Gewinner der Kategorie „Wohnbau“ Projekt: Seniorenresidenz Standort: Alcácer do Sal, Portugal Architekten: Francisco und Manuel Aires Mateus, Lissabon Ziegelverwendung: Mauerziegel Die Architekten entwarfen einen Wohnraum, der gleichzeitig funktional und gemütlich ist sowie die Bedürfnisse der Gemeinschaft erfüllt. Wichtig war ihnen, den Bewohnern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Zusammenleben in der Gemeinschaft pflegebedürftiger Senioren und dem respektvollen Schutz der Privatsphäre zu garantieren. So sieht der Entwurf zum Beispiel Innenräume vor, über dessen Verwendungszweck selbst entschieden werden kann.


Berichte

© Andrew Lee

Das zweischalige, wärmegedämmte Mauerwerk wurde außen verputzt und mit einer glänzenden weißen Farbe gestrichen, was dem Gebäude Ausdruckskraft und Spannung verleiht.

Refugium aus Ziegel um. Die räumliche Grundform des Ateliers bestimmt sich durch den ursprünglichen Ziegelbrennofen. Aus der Überzeugung heraus, dass Architektur Ordnung, Tradition und Evolution benötigt, basiert das Atelier auf der nahezu perfekten Einhaltung der Regeln der kartesischen Geometrie. Das geschaffene Atelier ist eine Hommage an Tradition, Kontinuität, den Ort und die Ziegelherstellung. Alle Details zu den prämierten und nominierten Projekten finden sich im Buch „brick’12“. Erstmals inkludiert ist der neue Magazinteil Brick+, der aktuelle Entwicklungen der modernen Ziegelarchitektur beinhaltet. Darin ist nachzulesen, wo Toparchitekt David Chipperfield Urlaub macht, warum Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek von Kunstkeramiker Kurt Ohnsorg schwärmt und wie Nachwuchs-Architekten aus ganz Europa Leidenschaft für das Bauen mit Ziegel entwickelt haben.

Gewinner der Kategorie „Nicht-Wohnbau“ Projekt: Umspannwerk für die Olympiade 2012 Standort: London, England Architekten: NORD Architecture: Alan Pert, Glasgow Ziegelverwendung: Sichtziegel

Callwey Verlag München 240 Seiten zahlreiche Abbildungen und Pläne Hardcover Deutsch / Englisch € 49,95

© Tomas Manina

Das Umspannwerk für die Olympischen Spiele 2012 wurde auf dem Olympiagelände im Londoner East End realisiert. Bei diesem Gebäude erkennt man die reine geometrische Lösung, interpretiert allerdings durch eine prächtige kohlschwarze Ziegeltextur. Vor allem spürt man den Kontrast in der Fassadengestaltung zwischen dem massiven Sockel und dem aufgelockerten oberen Teil. Die monolithische Schlichtheit hebt sich bewusst von den spektakulären Formspielen der Sportstätten ab.

brick’12. Ausgezeichnete Ziegelarchitektur international

Pavol Paňák transformierte einen ehemaligen Ziegelbrennofen in Cachtice am Fuße der Karpaten in mehr als zehnjähriger und großteils eigenhändiger Sanierungsarbeit zu seinem persönlichen Architektur-

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Gewinner der Kategorie „Umbau“ Projekt: Wochenendhaus und Studio / Atelier Standort: Čachtice, Slowakei Architekt: Pavol Paňák, Bratislava Ziegelverwendung: Sichtziegel


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„Der Backstein will ein Bogen sein“. Archivio Jodice in Neapel

Fotos: Norbert Prommer

Der Verband Österreichischer Ziegelwerke unterstützte im Wintersemester 2010/11 eine Gastprofessur an der TU Wien, am Institut für Architektur und Entwerfen bei Univ.-Prof. Arch. András Pálffy. Als Gastprofessor konnte mit Prof. ETH Adrian Meyer ein ausgezeichneter Lehrer, didaktischer Könner und Vermittler von Architekturwissen an die Studierenden, gewonnen werden. Weitere, an dieser Gastprofessur teilnehmende Universitäten waren die Universität der Künste in Berlin, das University College Dublin, die University of Strathclyde Glasgow, die Faculty of Architecture Naples „Frederico II“ und die Bauhaus-Universität Weimar. Insgesamt nahmen unter der Ägide von neun Professoren und zahlreichen Assistenten 250 Studierende am Projekt „Archivio Jodice. Napoli“ teil.

Die Semesteraufgabe für die Studierenden war der Entwurf eines Gebäudes für die Archivio Jodice in der Altstadt von Neapel, um mit einem Museum, Archiv und Atelier den Arbeiten von Mimmo Jodice einen angemessenen Raum zu geben. Mimmo Jodice (*1934 in Neapel) porträtierte und dokumentierte als Fotograf Arbeiten zahlreicher Vertreter unterschiedlicher Kunstrichtungen wie Pop Art, Arte Povera oder Fluxus, mit denen er in den 1960er-Jahren zusammenarbeitete. Später konzentrierte er sich zunehmend auf Landschaftsfotografie und unbelebte Szenerien. Auf diesem Gebiet entwickelte sich Jodice zu einem der bedeutendsten Fotografen Italiens. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Jodice hauptsächlich mit der Darstellung italienischer und mediterraner Städte und Landschaften, die er ausschließlich in Schwarz-Weiß fotografiert. Laut Aufgabenstellung sollte das neue Archiv wieder in Neapel errichtet werden und der Ziegel als traditioneller

Baustoff der Altstadt Neapels prominent zum Einsatz kommen. Die Architekturfakultäten bearbeiteten diese Vorgabe an mehreren möglichen Standorten in der Altstadt Neapels. Die 65 besten Projekte im Maßstab 1:33 waren im heurigen Frühjahr im Rahmen einer Ausstellung im Künstlerhaus Wien zu sehen. Die Modelle der Studenten sollten sowohl Kenntnisse über Konstruktion und Tragwerk als auch über die physische Erfahrbarkeit der Eigenschaften von Ziegel, Form und Raum sowie der Lichtführung vermitteln. Im Buch „An Archive of Contemporary Art in the Historic Centre of Naples“ stellt Mimmo Jodice seine Heimatstadt Neapel in ihren unterschiedlichsten Kontexten und Facetten dar. Der Bericht widmet sich verschiedenen zeitlichen Epochen und sozialen Schichten der Stadt. Ein wesentlicher Bestandteil der Publikation sind die ausgestellten Projekte der Studierenden. In ihren Entwürfen reflektieren die angehenden Architekten gleichsam Jodices Kunst sowie deren Ergebnisse für den urbanen Raum.

Archivio Jodice. An Archive of Contemporary Art in the Historic Centre of Naples

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Verlag Niggli Sulgen 384 Seiten zahlreiche Abbildungen Klappenbroschur Englisch € 39,10


Berichte

Made4You. Ausstellung

Ort MAK-Ausstellungshalle Stubenring 5 1010 Wien Öffnungszeiten Dienstag 10 bis 22 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr Weitere Informationen www.mak.at

MADE4YOU. Design für den Wandel ist, angelegt als umfassende Auseinandersetzung mit Designinnovationen von Weltklasse-Unternehmen wie Amazon, Apple, Audi, Bene, Mercedes Benz, Nike, Philips, Siemens oder Zumtobel, sowie mit zukunftsweisenden Studien der jungen Design-Generation, mehr als ein Design-Erleben der Superlative. Die Ausstellung, in enger Zusammenarbeit mit Hartmut Esslinger entwickelt, zeigt die Bedeutung von Design als zentrale Komponente gesellschaftlicher und technologischer Umbrüche im 21. Jahrhundert auf und schafft Bewusstsein für seine Rolle als treibende Kraft für den positiven Wandel. Sie verdeutlicht die Bedeutung von Design als angewandte Kunst und wirtschaftlicher Motor und verweist auf seine sozialen, ökologischen und kulturellen Implikationen für ein breites Publikum. Rund 30 Projektbeispiele aus global agierenden Designagenturen und Unternehmen zeigen intelligente und zukunftsweisende Entwicklungen für die Bereiche Freizeit, Arbeit, Gesundheit, Mobilität, Haushalt, Entertainment und digitale Konvergenz auf. Hintergründe

aus dem Arbeitsprozess und Stimmen von den am Projekt beteiligten Personen geben Auskunft zur Frage, was heute erfolgreiches Design ausmacht. Der zentrale Teil der Ausstellung ist der jungen Generation und neuen Design-Methoden gewidmet. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache. © Dominik Premauer / Train Interior Children

6. Juni bis 7. Oktober 2012

Dominik Premauer, Andrea Hanzl, Deniz Örs, David Pfluegl, Train Interior, 2010

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Termin


Ausschreibung

Handwerk+Form 2012. Ausschreibung

Weitere Informationen www.werkraum.at

Vor zwei Jahrzehnten wurde der Wettbewerb Handwerk+Form erstmals von einer Handwerkergruppe aus Andelsbuch im Bregenzerwald ins Leben gerufen, seit 2000 schreibt der Werkraum Bregenzerwald den Wettbewerb im Dreijahresrhythmus aus. Handwerk+Form ist heute eine exzellente und kontinuierlich wiederkehrende Plattform mit eigenem Charakter. Über die Wettbewerbe entstehen langjährige und neue Arbeitsbeziehungen mit internationaler Reichweite – diese Beziehungen sind anzuregen und zu erneuern. Teilnahmebedingungen Eingeladen und teilnahmeberechtigt sind alle Handwerks- oder Gewerbebetriebe im Bregenzerwald – Betriebsinhaber und/oder MitarbeiterInnen – und alle inund ausländischen Entwerfer/innen. Produktgestalter/ innen, Designer/innen und Architekten/innen, die zu einer Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Handwerks- oder Gewerbebetrieben aus dem Bregenzerwald finden. Angestrebt ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Handwerkern und Entwerfern genauso wie die gemeinsame Teilnahme von Betrieben, z.B. über die Einreichung eines betriebs- und branchenübergreifenden Werkstücks. Die alleinige Teilnahme von Handwerksbetrieben ist möglich, die alleinige Teilnahme auf Entwerferseite ist nicht möglich.

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Aufgabenstellung Die eingereichten Objekte sind Produkte des täglichen Gebrauchs, einfach in Herstellung, Handhabung und Wartung. Die Produkte sind in ihrer Funktion klar erkennbar und regen zur Benützung an. Die verwendeten Materialien sind frei wählbar. Der Einsatz bestimmter Materialien soll gerechtfertigt sein. Kunstwerke sind nicht Gegenstand des Wettbewerbs. Was zählt ist weniger der materielle Einsatz als die Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung, wie etwa die Bearbeitung eines alltäglichen Problems mit dem Ergebnis einer einfachen und intelligenten Lösung. Einfachheit bedeutet weder Banalität noch modischer Purismus. Abmessungen der Originale sollen den Kriterien der Alltagstauglichkeit entsprechen. Wenn Einreichungen die zum Teil begrenzten Ausstellungsflächen in ihrer Dimension überschreiten, wird mit dem Einreicher Rücksprache gehalten. Objekte für den Außenraum sind dem Ausstellungsort im Freien angemessen auszuführen. Es sind auch Teilprodukte, also eigenständige Bestandteile eines Produktes, zugelassen. Experimentelle Arbeiten mit erkennbarem Entwicklungspotenzial sind ebenso zugelassen wie intelligente und kleinserientaugliche Objekte (keine „Souvenirware“)

zum direkten Verkauf im Werkraum Haus. Der diesjährige Wettbewerb regt zudem die Einreichung von technischen Lösungen aus dem Bauhandwerk (z.B. Fensterbauer) an – in einem übergeordneten Kontext von Raum und Handwerk. Beurteilungskriterien Alle eingereichten Arbeiten werden nach folgenden Kriterien bewertet: • Materialgerechtigkeit • Zweckmäßigkeit • Form • Alltagstauglichkeit • Innovation Einreichung Die Einreichung erfolgt anonym und in zwei Stufen. Jury Helmut Dietrich, Architekt, Bregenz-St.Gallen-Wien Irmgard Frank, Architektin und Ordinaria für Raumkunst und Entwerfen, Wien-Graz Sandra Hofmeister, Freie Journalistin Kunst/Architektur/ Design, München Harry Metzler, Grafiker und Gründungsmitglied Handwerk+Form, Schwarzenberg Alexander von Vegesack, Vitra Design Museum (Chairman of the Board), Leiter edukatives Programm CIRECA auf der Domaine de Boisbuchet, bei Lessac in Frankreich Preis Der Handwerk+Form Preis ist mit EUR 15.000 dotiert. Termine Einreichung der Entwürfe + Konzepte: 29. Juni 2012, 14 - 17 Uhr, Werkraum Geschäftsstelle Andelsbuch Information über Ergebnis der Vorjury: ab 6. Juli 2012, Werkraum Geschäftsstelle Andelsbuch Abgabe der fertigen Arbeiten: 8. September 2012, 10 - 17 Uhr, Rathaussaal Andelsbuch Jurierung: 12./13. September 2012, Rathaussaal Andelsbuch Bekanntgabe der Ergebnisse/Festabend: 12. Oktober 2012, 20 Uhr, Werkraum Haus Andelsbuch Ausstellung: 13./14. und 19./20./21. Oktober 2012, Ausstellungsrundgang in Andelsbuch


Wettbewerb

Wettbewerbe

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22 ZT Arquitectos – Thomas Zinterl

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1 Wolfgang Tschapeller / sglw

Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol ARTEC

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol Sebastian Neuschmid

GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark Riepl Kaufmann Bammer / rajek barosch

Pilgram Preis 2012 Beneder Fischer

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Wettbewerb

Bildungscampus aspern

Auslober / Auftraggeber Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG) Planen und Bauen, 1031 Wien

Wettbewerbsbüro ARGE Wettbewerbsorganisation Dr. Nikolaus Hellmayr + Partner, 1140 Wien

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten (reduzierte Vorentwurfsunterlagen) für das Teilgebiet 1 des Bildungscampus aspern Seestadt, 1220 Wien, Bildungseinrichtungen der Stadt Wien, und zwar einen Kindergarten, eine Volksschule sowie eine Schule für Kinder mit besonderen motorischen Bedürfnissen im Gesamtumfang von ca. 8.200 m2 Nettonutzfläche.

Art des Wettbewerbes Anonymes, EU-weites, offenes, einstufiges Verfahren im Oberschwellenbereich mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen gemäß Bundesvergabegesetz (BVergG).

Beurteilungskriterien Städtebauliche Kriterien; Baukünstlerische Kriterien; Funktionale Kriterien; Ökonomische, ökologische Kriterien.

Beteiligung 74 Projekte

Preisgerichtssitzung 11. und 12. April 2012

Preisgericht Arch. Mag.arch. Walter Stelzhammer (Vorsitzender), Arch. Mag.arch. Marta Schreieck (stv. Vorsitzende), DI Cilli Wiltschko (Schriftführerin; BIG), Arch. DI Marlies Breuss, DI Franz Kobermaier (MA 19), DI Claudia Prinz-Brandenburg (MD-BD, Gruppe Hochbau), Irene Vastag-Siklosy (Stadt Wien / Bildung, Jugend, Familie und Sport), Mag. Robert Oppenauer (MA 56), DI Günther Sokol (BIG)

Vorprüfung Dr. Nikolaus Hellmayr, DI Margot Grim, BSC Stefan Themessl, Martin Gutmann, Bernhard Frank

Preisgelder 1. Rang = Gewinner: € 25.000,– 2. Rang : € 20.000,– 3. Rang: € 15.000,–

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Anerkennung (= Nachrücker Preisränge): € 10.000,– Zwei Anerkennungen: je € 10.000,–

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Nachrücker: ohne Vergütung


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Die Seestadt Wiens, Wien 22 wie die Anordnung auf dem Areal, die Beziehung zum Park bzw. zu den weiteren Teilgebieten als auch die Ausformulierung der Baukörper, die Struktur der Grundrisse oder auch die Qualität der Außenräume auf dem Teilgebiet 1 sind in diesem Zusammenhang wesentlich. Die Belichtung der Räume, die Entfaltungsmöglichkeiten der Kinder – in diesem Sinne auch die Größe und Konfiguration der Freiflächen – sollen in weiterer Folge in die Beurteilung einfließen, da sich die Kinder den ganzen Tag über in dem Areal aufhalten werden. Ein weiterer Aspekt der Gesamtbeurteilung der Projekte ist die Außenwirkung des Campus im Gesamtkontext der Seestadt, die Akzeptanz durch die Bewohner und die Möglichkeiten der externen Nutzung der Turnsäle durch Vereine etc. Neben den städtebaulichen, baukünstlerischen und funktionellen Kriterien werden auch wirtschaftliche und ökologische Kriterien in die Beurteilung einbezogen. Nach dieser grundsätzlichen Diskussion beginnt der erste Wertungsdurchgang, in dem die Projekte anhand der in der Auslobung festgelegten Kriterien beurteilt und Projekte mit zumindest einer Stimme weitergeführt werden. Der Rundgang endet mit folgendem Ergebnis: In den zweiten Wertungsrundgang werden mit zumindest einer Pro-Stimme weitergeführt: Projekt 08, 20, 25, 29, 32, 35, 38, 40, 41, 46, 48, 54, 57, 58, 62, 64, 67, 68 und 69. Aufgrund von Mängeln in Bezug auf städtebauliche, baukünstlerische, funktionelle sowie wirtschaftliche und ökologische Anforderungen werden einstimmig ausgeschieden: Projekt 01 - 07, 09 - 19, 21 - 24, 26 - 28, 30, 31, 33, 34, 36, 37, 39, 42 - 45, 47, 49 - 53, 55, 56, 59 - 61, 63, 65, 66, 70 - 74. © Wien 3420 Aspern Development AG

12. April 2012: Zu Beginn der Sitzung diskutiert das Preisgericht die weitere Vorgangsweise. Der Vertreter der Wien 3420 Aspern Development AG erläutert den Gesamtrahmen des Campus. Die Schule wird einer der wichtigsten Kristallisationspunkte des ersten Entwicklungsabschnitts der Seestadt sein. In diesem Sinne ist auch die Außenwirkung des Gebäudes – sei es in Bezug auf das Teilgebiet 2, sei es darüber hinausgehend in Bezug auf die angrenzenden Baufelder – in der Bewertung zu berücksichtigen. Das Preisgericht spricht sich auch dafür aus, im Rahmen der Beurteilungskriterien die Raumqualitäten, die funktionellen Zusammenhänge sowie die

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Beurteilung: 11. April 2012: Zu Sitzungsbeginn steht der Bericht der Vorprüfung. In Bezug auf die fehlenden Unterlagen, insbesondere einem fehlenden sowie einem nachgereichten Verfasserbrief, wird entschieden, die betroffenen Projekte der Beurteilung durch das Preisgericht zu unterziehen. Der Vorsitzende weist auf die Beurteilungskriterien hin, die in ihrer Reihenfolge keiner Gewichtung unterliegen. Im 1. Informationsrundgang stellen die Vorprüfer jedes einzelne Projekt kurz vor und erläutern anhand des Vorprüfberichts einzelne Aspekte wie Haupterschließung, Funktionszuordnung, Energieeffizienz, Belichtungssituation etc. Anschließend diskutiert das Preisgericht die weitere Vorgangsweise in Bezug auf den ersten Wertungsdurchgang. Die Beurteilungskriterien werden nochmals in Erinnerung gerufen. Der Ausscheidungsmodus wird so festgelegt, dass im ersten Wertungsdurchgang nur einstimmig ausgeschieden wird. Es folgt – im Sinne der Klärung funktioneller Beurteilungsaspekte – eine Erläuterung des Konzeptes des Campus bzw. der Intention des Wiener Campusmodells gemäß Auslobungstext Teil C.3. Wesentlich ist dabei die Vernetzung, das heißt die Interaktion und Kommunikation zwischen den einzelnen Bildungseinrichtungen. Der Nutzer wünscht sich in diesem Sinne Kompaktheit, die auch hinsichtlich der Energieeffizienz anzustreben wäre, wobei Kompaktheit als Zusammengehörigkeit unter Berücksichtigung der einzelnen Bildungseinrichtungen definiert wird. Die Kommunikation zwischen den Kindern aller Bildungseinrichtungen soll durch deren Anordnung auf dem Campus bewusst gefördert werden. Kompaktheit kann auch in Form flexibler Nutzungsvarianten gegeben sein, wenn es beispielsweise zwischen der Volksschule und der Schule für Kinder mit besonderen motorischen Bedürfnissen (SKmbmB) temporär zu Nutzungsüberlagerungen kommen kann. Das Preisgericht entscheidet nach eingehender Diskussion bei der Bewertung der Projekte im Rahmen des ersten Wertungsdurchgangs primär auf Qualitäten zu achten, die dem Campus-Modell entsprechen oder Beiträge in diesem Sinne leisten. Eine gesamtheitliche Betrachtungsweise sollte hier Platz greifen und es sollten die Beiträge auch dahingehend untersucht werden, ob sie für die Entwicklung des Campus in seiner Gesamtheit Lösungen anbieten. Städtebauliche Komponenten


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Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Organisationsformen der einzelnen Projekte nochmals im Detail zu bewerten. Im folgenden zweiten Bewertungsdurchgang werden die verbliebenen 19 Projekte ausführlich diskutiert und anhand der in der Auslobung festgelegten Beurteilungskriterien bewertet. Nach einem freien Rundgang erfolgt die Abstimmung über das Ausscheiden bzw. Weiterführen der in der Wertung befindlichen Projekte. Die Abstimmungsergebnisse lauten: 08 / 3:6 ausgeschieden, 20 / 0:9 ausgeschieden, 25 / 1:8 ausgeschieden, 29 / 1:8 ausgeschieden, 32 / 0:9 ausgeschieden, 35 / 5:4 verbleibt in der Wertung, 38 / 0:9 ausgeschieden, 40 / 2:7 ausgeschieden, 41 / 7:2 verbleibt in der Wertung, 46 / 6:3 verbleibt in der Wertung, 48 / 0:9 ausgeschieden, 54 / 0:9 ausgeschieden, 57 / 5:4 verbleibt in der Wertung, 62 / 9:0 verbleibt in der Wertung, 64 / 0:9 ausgeschieden, 67 / 0:9 ausgeschieden, 68 / 3:6 ausgeschieden, 69 / 4:5 ausgeschieden. Das Preisgericht diskutiert in der Folge die verbliebenen fünf Projekte anhand der in der Auslobung festgelegten Kriterien. Hinsichtlich der städtebaulichen Konfiguration wird die Lösung an der Nordseite des Grundstücks in Bezug auf den Stadtteilpark bzw. den Kontext zu den weiteren Teilgebieten besprochen. In diesem Zusammenhang wird die Situierung des Hartplatzes im Norden, die der gemeinschaftlichen Nutzung besser entsprechen würde, aber städtebauliche Probleme aufwirft, kontroversiell diskutiert. Die mögliche Wechselwirkung des Schulkomplexes mit den anschließenden Wohngebieten, den Freiflächen und insbesondere mit den weiteren Schulen auf dem Teilgebiet 2 ist in die Beurteilung der Projekte einzubeziehen. In der Diskussion werden die Projekte 35, 46 und 62 in die engere Wahl um die Preisränge genommen. Nach Abschluss dieser Diskussionsrunde stellt der Juryvorsitzende die Anträge zur Vergabe der Preisränge mit folgendem Ergebnis: 1. Preis: Projekt 62, 8:1 2. Preis: Projekt 35, 5:4 Der Gegenantrag, das Projekt 46 mit dem 2. Preis auszuzeichnen, wird mit 4:5 abgelehnt. 3. Preis: Projekt 46, 9:0 Stimmen Der Antrag, die Projekte 68 und 69 zurückzuholen, wird einstimmig angenommen. Damit sind in Bezug auf die Anerkennungen und Nachrücker wieder vier Projekte in der Wertung. Über die Anerkennungspreise wird wie folgt abgestimmt: 1. Anerkennung (Nachrücker in die Preisränge): Projekt 69, 6:3 2. Anerkennung: Projekt 41, 7:2 3. Anerkennung: Projekt 68, 7:2 Nachrücker: Projekt 57, 9:0

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Verfasserliste: Projekt 1: HEMPEL ARCHITEKTEN ZT GMBH, 1220 Wien • Projekt 2: Ritter + Ritter Architekten, 1040 Wien • Projekt 3: Kaufmann-Wanas ZT GmbH, 1050 Wien • Projekt 4: Staab Architekten, D-10997 Berlin • Projekt 5: 4a Architekten, D-70376 Stuttgart • Projekt 6: FROETSCHER LICHTENWAGNER, 1040 Wien • Projekt 7: klictechnics hochbau, 4020 Linz • Projekt 8: AllesWirdGut Architektur ZT GmbH, 1080 Wien • Projekt 9: ARGE Feld 72 ZT GmbH + Delta ZT GmbH, 1070 Wien • Projekt 10: Team A Graz, 8010 Graz • Projekt 11: AG-Architektur – Alexander

Gurmann, 8010 Graz • Projekt 12: grundstein – Arch. DI Michael Wildmann, 1070 Wien • Projekt 13: DI Susanne Quester, 1100 Wien • Projekt 14: Arch. DI Werner Silbermayr + Arch. DI Guido Welzl, 1010 Wien • Projekt 15: caramel Architekten ZT GmbH, 1070 Wien • Projekt 16: Rüdiger Lainer + Partner, 1010 Wien • Projekt 17: BUSarchitektur – Mag. Arch. Laura P. Spinadel, 1180 Wien • Projekt 18: Architektur Consult ZT GmbH, 8010 Graz • Projekt 19: Shibukawa Eder Architects, 1050 Wien • Projekt 20: h_m architects, 8010 Graz • Projekt 21: Scharmer – Wurnig – Architekten ZT GmbH, 6020 Innsbruck • Projekt 22: Hübner ZT GmbH, 1030 Wien • Projekt 23: GUP Architekten, 1050 Wien • Projekt 24: HANS HOLLEIN & PARTNER ZT-GmbH, 1040 Wien • Projekt 25: SDO ZT GmbH, 8010 Graz • Projekt 26: Volker Giencke & Company ZT GmbH, 8010 Graz • Projekt 27: BSS Architekten, D-90478 Nürnberg • Projekt 28: Ortner & Ortner Baukunst, 1030 Wien • Projekt 29: SUE Architekten, 1070 Wien • Projekt 30: Oliver Eichhorn, 1060 Wien • Projekt 31: Arch. DI Gerhard Höllmüller, 1070 Wien • Projekt 32: tp3 Architekten, 4020 Linz • Projekt 33: Fellerer Vendl Architekten, 1050 Wien • Projekt 34: DI Thomas Radenheimer, D-67304 Eisenberg • Projekt 35: franz ZT GmbH, 1060 Wien • Projekt 36: Treusch Architecture, 1070 Wien • Projekt 37: Arch. Mag. Michael Wallraff, 1070 Wien • Projekt 38: Architects Collective ZT GmbH, 1030 Wien • Projekt 39: Prof. Kaufmann und Partner ZT GmbH, 4020 Linz • Projekt 40: Zechner & Zechner ZT GmbH, 1060 Wien • Projekt 41: ARGE SOLID Architecture + K2 Architektur.at, 1090 Wien • Projekt 42: Szyszkowitz – Kowalski & Partner ZT GmbH, 8010 Graz • Projekt 43: ARGE Ernst Steiner + Werner Krismer, 1060 Wien • Projekt 44: DI Martin Wakonig ZT GmbH, 1010 Wien • Projekt 45: Arch. Christopher Unger, D-60385 Frankfurt/Main • Projekt 46: Johannes Daniel Michel Generalplaner GmbH + Co KG, D-71636 Ludwigsburg • Projekt 47: Riegler Riewe Architekten ZT GmbH, 8020 Graz • Projekt 48: Riccione Architekten, 6020 Innsbruck • Projekt 49: Eck.Architektur, 6020 Innsbruck • Projekt 50: Ried + Zrenner, 6020 Innsbruck • Projekt 51: kein Verfasserbrief • Projekt 52: ACE-Group, 1180 Wien • Projekt 53: Arch. DI Kurt Rumplmayr, 6020 Innsbruck • Projekt 54: gerner gerner +, 1060 Wien • Projekt 55: Arch. Werner Neuwirth, 1120 Wien • Projekt 56: Wunderkammer Architects ZT GmbH – DI Wesam Nassar, 1060 Wien • Projekt 57: NMPB Architekten ZT GmbH, 1060 Wien • Projekt 58: Karl & Bremhorst Architekten, 1060 Wien • Projekt 59: Reitter Architekten, 6020 Innsbruck • Projekt 60: Schluder Architektur, 1010 Wien • Projekt 61: CPPArchitektur, 1060 Wien • Projekt 62: ZT Arquitectos Lda – Arch. DI Thomas Zinterl, P-1300-085 Lissabon • Projekt 63: Wiesflecker Architekten ZT GmbH, 6020 Innsbruck • Projekt 64: Projektgemeinschaft Martin Kohlbauer ZT GmbH – Vasko + Partner, 1020 Wien • Projekt 65: ARGE HKE-B Architekten, 1160 Wien • Projekt 66: PEB+ HARM RECCIUS Architekten, D-10119 Berlin • Projekt 67: Arch. DI Johannes Scheurecker, 1060 Wien • Projekt 68: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH, 1030 Wien • Projekt 69: Fasch & Fuchs ZT GmbH, 1060 Wien • Projekt 70: Kirsch ZT GmbH, 1010 Wien • Projekt 71: PPAG Architects ZT GmbH, 1060 Wien • Projekt 72: urbanfish architects – Prof. Arch. DI Dr. Manfred Berthold, 1040 Wien • Projekt 73: pointner pointner Architekten, 1010 Wien • Projekt 74: Gruppe Planwerk, D-10719 Berlin


Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Wettbewerb

ZT Arquitectos – Architekt Thomas Zinterl P-1300-085 Lissabon

1. Preis Projekt Nr. 62 Mitarbeit: Ana Martins, Marta Pimentel, Sven Klöcker, Thomas Zinterl

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Jurybewertung: Das Bauwerk bildet zum Stadtteilpark hin eine Kante, formuliert aber nach Süden in der Abstufung der kammartigen Trakte einen allmählichen Übergang in den südlich weiterführenden Grünraum. In den Obergeschoßen sind die Unterrichtsräume mit jeweils südseitig angelagerten, großen Terrassen ausgestattet. Das UG beherbergt im Westtrakt die Turnsäle, nach Osten hin den Bereich des Kindergartens, der unmittelbar dem angrenzenden Garten zugeordnet ist. Der typologische Ansatz mit einer klaren Kante zum Stadtteilpark und einer kammartigen Struktur mit einer

Terrassierung nach Süden hin entspricht den städtebaulichen Prämissen, die an diesem Ort zu berücksichtigen sind. Das Projekt entspricht in besonderer Weise dem Wiener Campusmodell, das auf eine enge Verflechtung der einzelnen Bildungseinrichtungen ausgerichtet ist. Das Preisgericht bewertet die kompakte Anordnung aller Funktionsbereiche positiv, da den Verfassern damit nicht nur eine übersichtliche und durchlässige Struktur der Grundrisse gelingt, sondern auch insgesamt wenig Kubatur generiert wird. Der Bereich des Haupteingangs ist so konfiguriert, dass eine Blickbeziehung zum dahinter liegenden Hof möglich ist. Der Kindergarten überzeugt funktionell sowie mit der direkten Zuordnung der südlich angrenzenden Freibereiche. In den Obergeschoßen werden die gut nach außen orientierten, kurzen Gangabschnitte hervorgehoben.


Wettbewerb

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt C

Nordansicht

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Lageplan

Empfehlungen für die Weiterentwicklung: 1. Zur Aufwertung der Erdgeschoßzone sollte der Baukörper geringfügig nach Süden verschoben und eine gedeckte Vorzone mit Aufenthaltsqualität für wartende Begleitpersonen und Kinder geschaffen werden. 2. Die Raumhöhe des Erdgeschoßes sollte auf ca. 4 m vergrößert werden. 3. Die Erdböschungen im Süden sollten teilweise unterbleiben, um die Räume auf der Gartenebene aufzuwerten. 4. Für die Gartenanlage und die Terrassen ist unter Beiziehung eines Landschaftsplanungsbüros eine detaillierte Freiraumgestaltung zu erstellen, die mit den künftigen Nutzern/innen (Schul- und Kindergartenleitungen) im Detail abzustimmen ist. 5. Die Abstimmung sämtlicher funktioneller Details hat mit den Magistratsabteilungen 10 und 56 zu erfolgen. 6. Die SKmbmB soll in den Westtrakt verlagert werden. Von den Terrassen der SKmbmB sind barrierefreie Zugänge (über Rampen) in den Garten einzuplanen. 7. Der Kinderwagenabstellraum soll direkt am Haupteingang positioniert, die Kindergartenleitung näher an die sonstigen Bereiche des Kindergartens gerückt werden. 8. Im Außenbereich ist die Feuerwehrzufahrt im Norden zu gewährleisten. Gedeckte Fahrradabstellplätze sind im geforderten Ausmaß nachzuweisen. 9. Auf Grund der Bestimmungen des Wiener Antidiskriminierungsgesetzes und der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ist zu achten, dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen Zugang zu allen Einrichtungen sowohl im Gebäude als auch zu den Außenanlagen haben. 10. Besonderes Augenmerk ist auch auf den Sonnenschutz der südseitigen Aufenthaltsräume zu legen.


Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Wettbewerb

1. Obergeschoß

Erdgeschoß

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Wettbewerb

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

franz ZT 1060 Wien

2. Preis Projekt Nr. 35 Längsschnitt

Mitarbeit: Wolfgang Fischer

Erdgeschoß

Obergeschoß

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Jurybewertung: Eine große, das Grundstück in weiten Bereichen umschließende Hofanlage wird zugunsten des Vorplatzes mit Sportfläche nach Süden gerückt. Der Schulhof ist mit dem Vorplatz durch eine breite Passage verbunden, die vom Turnsaaltrakt überspannt wird und in der die Haupteingänge KG/VS/Sport im Osten und SKmbmB im Westen situiert sind.

In der inneren Organisation werden Klassen und Gruppenräume in linearer Reihung außen angeordnet. Die in den Hofraum ausschwingende Innenfassade schafft Raum für Marktplätze, multifunktionale Einrichtungen und offen angelegte Freizeiträume. Der interessante typologische Ansatz mit einer überzeugenden räumlichen Differenzierung wird im Sinne der Übereinstimmung mit Prinzipien des Campusmodells positiv gewürdigt. Das Preisgericht beurteilt auch die innenräumliche Qualität grundsätzlich positiv. Auch der Bezug zum Hof zeigt Qualitäten, wenngleich der Hoftypus, der das Grundstück in weiten Bereichen umbaut, kontroversiell diskutiert wird. Es verbleiben in den Außenbereichen im Grunde Restflächen, die keiner sinnvollen Nutzung zugeführt werden können. Eine direkte Zugänglichkeit von den Klassen in den umliegenden Freiraum wäre wünschenswert. Die städtebauliche Konzeption wird insoferne kritisch bewertet, als mit dem Abrücken des Gebäudes nach Süden eine Vergrößerung des Stadtteilparks einher geht, die unangemessen erscheint. Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Ökologie wird das Projekt positiv beurteilt.


Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Wettbewerb

Johannes Daniel Michel Generalplaner D-71636 Ludwigsburg

3. Preis Projekt Nr. 46 Mitarbeit:

Schnitt Nord Süd

Yvonne Schindler, Brigitte Leschtar

Ebene 0 Haupteingang

Jurybewertung: Zwei Atrienhäuser, die im Norden die SKmbmB, im Süden den Kindergarten beherbergen, werden mit dem Trakt der Volksschule im Westen so miteinander verbunden, dass ein nach Osten offener Pausenhof entsteht, der nach NO hin mit der allgemeinen Passage des Campus verbunden ist. An dieser Passage liegt im Norden der Haupteingang primär für die Schulen, der Kindergarten wird auch über den Pausenhof gesondert erschlossen. Der Entwurf zeigt grundsätzlich richtige städtebauliche Ansätze sowie eine gute funktionelle Lösung für den Kindergarten. Die Vorplatzlösung wird positiv hervorgehoben. Auch die Zugänglichkeit der Freibereiche vom Kindergarten wird gut bewertet. Allerdings weist das Projekt diverse funktionelle Mängel auf, insbesondere die interne Erschließungslösung mit zum Teil weiten Wegen, die Position der SKmbmB über der Verwaltung oder die Überschneidung von Freizeitflächen mit der Erschließung. Positiv beurteilt werden die Wirtschaftlichkeit und die ökologischen Parameter des Projekts.

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Ebene -1 Gartenbereich


Wettbewerb

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

fasch&fuchs.architekten 1060 Wien

1. Anerkennung Projekt Nr. 69 Mitabeit: Heike Weichselbaumer, Stefanie Schwertassek, Robert Breinesberger Statik: Werkraum Wien, Peter Resch

Schnitt

Jurybewertung: Die Anlage wird als flach von Süd nach Nord ansteigender, mit Rampen und begrünten Terrassen durchIngenieurbüro Rothbacher, setzter Baukörper konzipiert, der zum Stadtteilpark eine Reiner Rothbacher dreigeschoßige Kante ausbildet. Im EG werden am Haupteingang allgemeine Funktionen angelagert und Haustechnik: die Erschließung des im Süden liegenden Kindergartens Thermo Projekt, Erich Szczur um die Arena der zentral positionierten Doppelturnhalle geführt. Die breiten Gänge zwischen den Klassen Brandschutz: Die innovativen Brandschutzplaner, haben auch Freizeitfunktion, wobei auch im Bereich der Schulen Cluster gebildet werden können. Alexander Kunz Die herausragende architektonische Qualität des Entwurfs wird erkannt und insbesondere in städtebaulicher Modellbau: Hinsicht die Ausformulierung der nordseitigen Kante Patrick Klammer zum Stadtteilpark sowie die durchlässige Entwicklung der dahinter liegenden Raumschichten positiv hervorBauphysik:

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Ebene 1

Ebene 0

Südansicht

gehoben. Das Projekt zeigt eine großzügige Erschließungslösung und hohe Effektivität in der Entwicklung hochwertiger Raumfolgen mit kompakten Grundrissen. Das Preisgericht diskutiert das Konzept der zentralen, offen angelegten Turnhallen kontroversiell. Insbesondere im Hinblick auf gendergerechtes Bauen werden dazu Einwände vorgebracht. Die Struktur des Kindergartens, die großen Raumtiefen und eingeschränkt nutzbare Durchgangsbereiche werden kritisch angesprochen. Im Schulbereich ist der Vorschlag der im Gangbereich angeordneten Freizeiträume funktionell in Frage zu stellen. Die SKmbmB verfügt über keinen ausreichenden, barrierefreien Zugang zum Garten, wenn auch dieses Defizit durch große Dachterrassen ausgeglichen wird. In wirtschaftlicher Hinsicht wird das Projekt negativ bewertet.


Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Wettbewerb

ARGE SOLID architecture / K2architektur.at 1050 / 1090 Wien

2. Anerkennung Projekt Nr. 41 Projektleitung: SOLID: Arch. Christoph Hinterreitner, Arch. Christine Horner K2: Arch. Erich Kugler Mitarbeit: SOLID: Arch. Tibor Tarcsay

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Schnitte

Ebene 1

Jurybewertung: Das Projekt zeigt eine Hofanlage mit differenzierter räumlicher Verschränkung einzelner Trakte und Höfe, die eine gute Belichtung und Anbindung an den umliegenden Freiraum gewährleisten. Die gute Durcharbeitung mit großzügiger Eingangslösung des Solitärbaus wird positiv hervorgehoben. In der innenräumlichen Konfiguration überzeugt die Großzügigkeit der Aula, dahingegen wird die Enge der Gangerschließung kritisch beurteilt. Die durchgängige Zweigeschoßigkeit erzeugt einen hohen Flächenverbrauch und zeigt in städtebaulicher Hinsicht eine unklare Definition der Kante zum angrenzenden Stadtteilpark. Im Inneren der Anlage sind gut proportionierte Innenhöfe und Terrassen vorgesehen. Negativ beurteilt wird die Position der Sonderschule sowie die des Hartplatzes in Bezug auf eine gemeinschaftliche Nutzung. Wirtschaftlich und ökologisch wird das Projekt positiv beurteilt.

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wettbewerbe 303

K2: Fritz Brandlhofer, Susanne Schmall


Wettbewerb

Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Pichler & Traupmann Architekten 1030 Wien

3. Anerkennung Projekt Nr. 68 Projektteam: Mario Gasser, Jürgen Schneeberger, Wolfgang Windt Modell: Harry Schmidt, Wien

Schnitt A-A

Jurybewertung: Das Projekt schlägt eine wabenartige Struktur vor, die im Norden nur eingeschoßig die Schnittstelle zum Stadtteilpark ausbildet und sich nach Süden hin bis zur maximal zulässigen Gebäudehöhe von 16 m entwickelt. An der Ostseite des Gebäudes wird eine allgemeine Erschließungsachse angeordnet, von der aus die einzelnen Zonen und Geschoße erreichbar sind. Die Raumstruktur mit sechseckigen Grundrissen für alle Unterrichts- und Gruppenräume wendet sich bewusst von Standard-Raumzuschnitten ab. Der Entwurf wird in seinem Bemühen gewürdigt, mit großer Ambition ein neues strukturelles Modell zu entwerfen. Der innovative Ansatz wird ebenso positiv hervorgehoben wie einzelne Lösungsvorschläge im Detail, etwa die funktionelle Erschließungshalle oder die effektive Belichtung der Kernzonen über Zenitlichtöffnungen. Der Baukörper entspricht in seiner Höhenentwicklung nach Süden hin nicht der Intention, den nordseitigen

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wettbewerbe 303

1. Obergeschoß

Erdgeschoß

Stadtteilpark räumlich entsprechend zu fassen. Der Baukörper sollte nach Norden hin drei Geschoße aufweisen. Damit würden auch die Belichtungsprobleme, die im Bereich des Kindergartens festzustellen sind, vermieden werden. Das Konzept entspricht an sich dem Wiener Campusmodell, die Inklusion kann in dieser Form umgesetzt werden. Jedoch werden die angesprochenen Qualitäten mit diversen strukturellen Zwängen erkauft, die einzelne, unlösbare Detailprobleme nach sich ziehen. So sind die wabenartigen Raumzuschnitte sehr determinierend, die räumliche Anordnung lässt die notwendige Flexibilität der Nutzungen vermissen, wenn beispielsweise Gruppenräume im Kindergarten nicht miteinander kombiniert werden können. Insgesamt wird ein großvolumiger Baukörper vorgeschlagen, der die wirtschaftlichen Zielvorstellungen nicht erreichen kann und auch in ökologischer Hinsicht einzelne Mängel aufweist


Bildungscampus aspern Die Seestadt Wiens, Wien 22

Wettbewerb

NMPB Architekten 1060 Wien

Nachrücker Projekt Nr. 57 Mitarbeit: Arch. Peter Knoll, Lana Rozic, Wilhelm Schnabl, Frane Trebotic, Josef Steckermeier, Andreas Schmid Freiraumplanung: Anna Detzlhofer Modellbau: Gerhard Stocker Bildmaterial: NMPB Architekten Nehrer _ Pohl _ Bradic www.nmpb-architekten.at © NMPB Architekten

Erdgeschoß

Jurybewertung: Überlegungen, die eine mögliche Bebauung des Teilgebietes 2 vorweg mitberücksichtigen, führen zu einer kompakten Bauform, die mit dem Eingangsbereich zu einem gemeinsamen Campus-Vorplatz im NO des Planungsgebietes ausgerichtet ist. Drei Obergeschoße, die

den Vorplatz weiträumig überdecken, liegen auf dem Sockel des Doppelturnsaales auf. Der kompakte Entwurf wird dem Campusmodell durch eine dichte Stapelung der Funktionen gerecht, die bei entsprechend geringem Flächenverbrauch großzügige Freiflächen bereitstellen. Allerdings wird die Eingangslösung mit ihrer massiven Überdeckung sowie in ihrer Geste hin zu Teilgebiet 2 kontroversiell diskutiert. Die Freiflächen an sich sowie die Übergänge aus dem Bauwerk in den Garten sind nicht entsprechend ausgearbeitet. Insgesamt entspricht die Typologie eher einem universitären Bildungsbau und formuliert in städtebaulicher Hinsicht auch keine Offenheit in der Weiterentwicklung des Campus in seiner Gesamtheit. Die interne Erschließung mit einer mehrgeschoßigen Halle wird vor allem hinsichtlich möglicher akustischer Beeinträchtigungen in Frage gestellt, auch die Trakttiefen, die sich aus der kompakten Anordnung ergeben, bedingen diverse funktionelle Probleme und in Teilbereichen eine ungenügende natürliche Belichtung. Positiv bewertet werden die Wirtschaftlichkeit sowie die ökologischen Kennwerte des Projekts.

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wettbewerbe 303

Kindergarten Marktplätze Multifunktionaler Bereich Verwaltung Volksschule Sch. f. Kinder m.b.m. Bedürfnissen Sonstige und Nebenräume Erschließung


Wettbewerb

Erweiterung Universität für

Auslober Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), 1031 Wien

Wettbewerbsorganisation Hans Lechner ZT, 1070 Wien

Gegenstand des Wettbewerbes Generalplanerleistungen für die Erweiterung und Teilsanierung Universität für angewandte Kunst Wien Oskar-Kokoschka-Platz 2. Die Liegenschaft weist eine Ausdehnung von rund 6.500 m2 auf, auf der sich zwei Gebäude befinden: das Gebäude Stubenring 3 (1875-77) von Heinrich von Ferstel und das Gebäude Oskar-Kokoschka-Platz 2 (1962-65) von Karl Schwanzer und Eugen Wörle.

Art des Wettbewerbes EU-weiter, nicht offener, zweistufiger, anonymer Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren im Oberschwellenbereich gemäß BVergG. 1. Stufe: Präqualifikation; 2. Stufe: Wettbewerb mit den zuvor ausgewählten Teilnehmern.

Beurteilungskriterien Städtebauliche Lösung; Baukünstlerische Lösung; Funktionelle Lösung; Ökonomische, ökologische Kriterien.

Beteiligung 1. Stufe: 116 Bewerbungen; 2. Stufe: 15 Projekte

Termine Auswahlkommission Bewerbungsstufe: 25. Oktober 2011 Preisgerichtssitzung Wettbewerbsstufe: 1. Februar 2012

Auswahlkommission Arch. Prof. Dr. Carl Pruscha, Sanford Kwinter, Arch. Odile Decq, Arch. Benedetta Tagliabue

Preisgericht Arch. Prof. Dr. Carl Pruscha (Vorsitzender), Arch. Univ.-Prof. DI Klaus Kada (stv. Vorsitzender), DI Günther Sokol (Schriftführer; BIG), Sanford Kwinter (New York), Arch. Odile Decq (Paris), Arch. Benedetta Tagliabue (Barcelona), Arch. Peter Cook (London), DI Gerlinde Stich (MA 21A), DI Franz Kobermaier (MA 19), Arch. DI Karl Dürhammer (BIG)

Vorprüfung Hans Lechner ZT, Bundesdenkmalamt, MA 37 Baupolizei

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Aufwandsentschädigung Jeder Teilnehmer der 2. Stufe erhält netto € 12.500,–.

wettbewerbe 303

Modellfotos M. Hofstätter / HLZT


Wettbewerb

Foto: M. Hofstätter / HLZT

angewandte Kunst, Wien 1

Haupteingang

Nebenzugang Verbindungstrakt

Grundlage: Lage- und Höhenplan Vermessungsbüro MEIXNER; Grafische Überarbeitung: Hans Lechner ZT GmbH

Bestand, Ansicht Stubenring

Fersteltrakt Einfahrt Innenhof Schwanzertrakt

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P

Liegenschaftsfläche rd. 6.500 m²

Lageplan

wettbewerbe 303

Hofatelier


Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Projektes in der Wertung. Das Ergebnis: Ausgewählt zur weiteren Beurteilung seitens des Preisgerichts werden die neun Projekte 1, 2, 3, 4, 5, 8, 10, 12 und 14. Die ausgeschiedenen Projekte 6, 7, 9, 11, 13 und 15 werden vom Preisgericht beschrieben. Im zweiten Auswahlrundgang ist eine einfache Stimmenmehrheit für einen Projektverbleib in der Wertung erforderlich. Das Ergebnis: Ausgewählt zur weiteren Beurteilung werden die vier Projekte 2, 3, 8 und 10. Die ausgeschiedenen Projekte 1, 4, 5, 12 und 14 werden beschrieben. In einer abschließenden vergleichenden Diskussion werden die vier verbleibenden Projekte anhand der erkennbaren Qualitätsaspekte detailliert gegenübergestellt und beurteilt. Aus dem Ergebnis dieser Diskussion wird der Antrag, das Projekt 10 in den ersten Rang zu heben, mit 8:2 angenommen. Im Anschluss wird aufgrund der diskutierten und ermittelten Qualitätsmerkmale der Antrag, das Projekt 2 in den zweiten Rang zu heben, mit 6:4 angenommen. Der Antrag, das Projekt 8 in den dritten Rang zu heben, wird mit 9:1 angenommen. Das Projekt 3 wird folglich gemäß vorangegangenem Beschluss dem (ersten) Anerkennungsrang zugeordnet. Die ermittelte Reihenfolge lautet daher: Rang 1 = Gewinner: Projekt 10 Rang 2: Projekt 2 Rang 3: Projekt 8 Anerkennung: Projekt 3 Das Preisgericht berät in weiterer Folge die Reihung der übrigen zwei Anerkennungsränge sowie den Nachrückerrang und beschließt einstimmig diese Ränge nicht weiter zu vergeben. Die ausgewählten Projekte werden beschrieben. Ein Download des Juryprotokolls mit den ungekürzten Projektbewertungen ist unter www.wettbewerbe.cc möglich. Foto: M. Hofstätter / HLZT

Zusammenfassung Beurteilung: Nach dem allgemeinen Bericht der Vorprüfung informiert sich das Preisgericht in einem Orientierungsrundgang, unterstützt durch Erläuterungen der Vorprüfung, und verschafft sich somit einen Überblick über die eingereichten Projekte. Um einen vertiefenden Überblick zu bekommen, informieren sich die Preisrichter dann in einem individuellen Orientierungsrundgang, wiederum unterstützt durch Erläuterungen der Vorprüfung. Vor dem ersten Auswahlrundgang werden die Beurteilungskriterien und die thematischen Schwerpunkte rekapituliert und bestätigt: • Beurteilungskriterien Städtebauliche Lösung: Positionierung von Gebäuden auf dem Grundstück und ihre Beziehung zur Umgebung; Baukünstlerische Lösung: Konzeptioneller Ansatz der Entwurfsidee, Architektonische Qualität im Außenund Innenraum; Funktionelle Lösung: Äußere Erschließung, Innere Erschließung, Zuordnung der Funktionsbereiche, Funktionalität der Gesamtlösung, Räumliches Potenzial für moderne pädagogische Entwicklungen; Ökonomische, ökologische Kriterien: Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz der Gesamtlösung, Wirtschaftlicher Umgang mit Bestandsobjekten, Einhaltbarkeit des Kostenrahmens. • Thematische Schwerpunkte Baukünstlerische Einfügung in das bestehende Gebäudeensemble, Lage Haupteingang, Äußere Erschließung, Anlieferung, Organisation Funktionen, Innere Erschließung und Schnittstellen zwischen einzelnen Bauteilen, Umgang mit den Freiräumen, Architektonische Gestaltungsqualität des neuen Zubaus, Bebauungsspielräume, Denkmalschutz, Kompatibilität mit den Vorgaben der Stadtplanung und des Denkmalschutzes. In Vorbereitung des ersten Auswahldurchganges erfolgt eine vertiefende Sichtung und Analyse aller Wettbewerbsprojekte. Im ersten Auswahlrundgang mit positiver Auswahl genügt eine Stimme für den Verbleib eines

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Bestand, Ansicht Fritz-Wotruba-Promenade


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

Wolfgang Tschapeller / sglw architekten Wien

Rang 1 = Gewinner Projekt Nr. 10 Mitarbeit: Jesper Bork, Simon Oberhammer, Mark Baltzer, Franz Kropatschek, Gonzalo Vaillo Martinez, Daniel Erl Subplaner: Werkraum Wien, Tragwerk Planungsgruppe Grünbichler, TGA Jochen Käferhaus, Energie + Klimadesign Bandrat, Brandschutz und Fluchtwege Klaus Pokorny, Lichtplanung ISOCHROM RENDERINGS

wertigen Raum für Begegnung und universitäre Interaktion. Der Lösungsvorschlag stellt ein großes Versprechen für die zukünftige Bildungsarbeit in den Bereichen Kunst und Architektur dar. Die Realisierungsmöglichkeit wird bei diesem Projekt als eine sehr hohe eingestuft. Empfehlungen des Preisgerichts: Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober mit dem Verfasser des Projektes 10 / Wolfgang Tschapeller, Wien in Verhandlungen mit dem Ziel einer Beauftragung der verfahrensgegenständlichen Leistungen zu treten. Gegenstand dieser Verhandlungen sollen auch die zum Projekt festgehaltenen Anmerkungen und Empfehlungen des Preisgerichts sein, die im Wesentlichen in folgenden Punkten zusammenzufassen sind: In der weiteren Umsetzungs-Planung des Siegerprojektes sind jedenfalls Adaptierungen des Lösungsvorschlages erforderlich, um eine baurechtliche Konsensfähigkeit erreichen zu können. Speziell wird auf die maximal zulässige Gebäudehöhe in der Bauklasse V (maximal 26 m) hingewiesen, die jedenfalls einzuhalten ist. Eine höhenmäßige Reduktion des neuen hofseitigen Zubaus ist unbedingt erforderlich. Die vorgeschlagene Aufstockung des Schwanzer-Traktes muss so konzipiert werden, dass es als Dachgeschoß konsensfähig wird. Das Projekt muss jedenfalls hinsichtlich Tragkonstruktion und Brandschutz an einen konsensfähigen Planungsstand herangeführt werden. Die Belichtungssituation des 1. Untergeschoßes ist zu verbessern. Es ist zu prüfen inwieweit Zusatzflächen an der Hoftraktfassade generierbar sind. Die hier angeführten baurechtlichen Empfehlungen gelten auch für alle übrigen Projekte, die für eine etwaige Realisierung als sogenannter Nachrücker an Stelle des ausgewählten Siegerprojektes herangezogen werden.

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wettbewerbe 303

Jurybewertung: Der Projektvorschlag sieht einen scheibenförmigen Zubau an der Hoffassade des Schwanzer-Traktes vor. Das Hofatelier und der Schwanzer-Verbindungstrakt werden entfernt. Die Öffnung zum öffentlichen Straßenraum am Oskar-Kokoschka-Platz ermöglicht eine ungehinderte Sicht auf den neuen Zubaukörper. In seinen Grundzügen stellt der neue Zubau eine ergänzende Gebäudescheibe dar, die durch eine aufwändig in Szene gesetzte interne Erschließung (Erschließungstreppen-Boulevard quer durch den Zubau führend) sowie Erker in Kugel- und Kegelform expressiv ausgestaltet ist. Die Stiegenhäuser des Schwanzer-Traktes werden zur Gänze entfernt und durch neue im Zubautrakt ersetzt. Der Schwanzer-Trakt wird nach dem Entfall des oberirdischen Schwanzer-Verbindungstraktes nun im 1. Untergeschoß an den Ferstel-Trakt angebunden. Der Haupteingang wird an den Stubenring verlegt. Von diesem Eingang wird man in das Untergeschoß geleitet, das die interne Verteilerebene darstellt. Im 1. Untergeschoß werden weitläufige Bewegungs- und Kommunikationsflächen, Hörsäle, die Mensa, Werkstätten und zum Teil Studioflächen angeboten. Tageslichtbezug im 1. Untergeschoß wird mittels Oberlichten bewerkstelligt. Die Bibliothek wird im 1. Obergeschoß des SchwanzerTraktes vorgeschlagen. Die weiteren Obergeschoße des Schwanzer-Traktes sind Studioflächen vorbehalten. Der Schwanzer-Trakt erhält ein Dachgeschoß in Form eines Staffelgeschoßes. Mit der vorgeschlagenen Intervention gelingt die räumliche und visuelle Verbindung des Universitätsgeländes mit dem umgebenden Stadtraum und sie generiert hochwertige Frei- und Kommunikationsräume. Die neue Fassade und der offene Hof werden als lebendige und dynamische Flächen für Universität und Stadt fungieren. Die Neudefinition des Hofes schafft sowohl auf Erdgeschoßniveau als auch im 1. Untergeschoß einen hoch-


Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Schnitt A-A

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6. Obergeschoß

7. Obergeschoß


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

Schrägansicht Erschließungselemente Schnitt D-D

Erdgeschoß

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Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Coop Himmelb(l)au Wolf D. Prix & Partner Architekt Helmut Holleis Wien Rang 2 Projekt Nr. 2 Mitarbeit: Jan Brosch, Sebastian Buchta, Laura Ghitta, Friedrich Hähle, Tom Hindelang, Helmut Holleis, Paul Hoszowski , Daniela Kröhnert, Steven Ma, Heimo Math, Daniel Moral, Martin Mostböck, Andrea Müllner, Markus Pillhofer, Arndt Prager, Cynthia Sanchesz Morales, Anja Sorger

Lageplan

wettbewerbe 303

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Jurybewertung: Der Projektvorschlag sieht eine Erweiterung durch einen neuen kegelförmigen Zubau an der Stelle des derzeitigen Hofateliers neben dem Schwanzer-Trakt vor. Das Dachgeschoß dieses Zubaus ist als weit auskragendes Geschoß, das sich parallel zum Schwanzer-Trakt bis über den Oskar-Kokoschka-Platz streckt, ausgebildet. Der Schwanzer-Trakt erhält ein zusätzliches Dachgeschoß in Form eines Staffelgeschoßes. Es wird eine Restrukturierung des Schwanzer-Traktes durch Entfernung der bestehenden Stiegenhäuser und den Neubau zweier neuer Vertikalerschließungskerne an der Innenhoffassade vorgeschlagen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen respektieren die Solitärwirkung des Schwanzer-Traktes. Das Konzept sieht die Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes am Oskar-Kokoschka-Platz vor, was aus denkmalschützerischer Hinsicht als problematisch angesehen werden muss, aus stadträumlicher Sicht aber – da die Öffnung des derzeit eher introvertierten Innenhofes zum öffentlichen Stadtund Straßenraum eine entsprechende Attraktivierung und Aufwertung des Zuganges zum Universitätsareals bedeutet – als Mehrwert empfunden wird.

Die Öffnung des Universitätsgeländes sowohl zum Stubenring, zum Oskar-Kokoschka-Platz als auch zur Fritz-Wotruba-Promenade wird als sehr zu begrüßender urbaner Ansatz gesehen. Es ergeben sich dadurch auch mehrere naheliegende Zugangsmöglichkeiten zu den Objekten. Die Positionierung von der Mensa mit den daran anschließenden unterschiedlich großen Veranstaltungseinheiten sowie mit der Küche und dem Lager im Erdgeschoß des Schwanzer-Traktes gleich beim OskarKokoschka-Platz (Anlieferungszone), sowie die Öffnung zur Wienflusspromenade werden sehr positiv gesehen. Hörsäle und Werkstätten sind im Untergeschoß organisiert. Oberlichten gewährleisten eine entsprechende Belichtung dieser Zonen. In den bestehenden Teilen des Schwanzer-Traktes (Obergeschoße) und in den neuen Dachgeschoßen werden ausschließlich Studio-Nutzungen angeboten. Die Büronutzungen werden verteilt im neuen kegelförmigen Neubaukörper und im Ferstel-Trakt vorgesehen. Neben den kleinen Studioeinheiten befindet sich die Bibliothek im Dachgeschoß des Ferstel-Traktes. Das kragende Dachgeschoß ist baurechtlich nicht konsensfähig. Der Projektvorschlag präsentiert sich kühn und klar mit seinen drei elementaren Einheiten: dem offenen Hof, dem Kegel und dem losgelösten rechteckigen Rahmen im Dachgeschoß. Das Projekt begegnet der Stadt und dem unmittelbaren Wettbewerbsstandort mit einer Direktheit und Absichtlichkeit. Die hochgelegenen Studios im Dachgeschoß versprechen einen bemerkenswerten Beitrag zur Wiener Höhenlandschaft wiewohl die baurechtlichen Spielräume einen derartigen Vorschlag nicht zulassen. Die Realisierungsmöglichkeit des Vorschlages in der angebotenen Form muss als sehr gering eingestuft werden.


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Querschnitt

Wettbewerb

Längsschnitt

Nutzungskonzept

7. Obergeschoß

Erdgeschoß

wettbewerbe 303

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Lichtkonzept


Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Susanne Zottl Architektin, Eric Owen Moss Architects Wien

Rang 3 Projekt Nr. 8 Mitarbeit: Susanne Zottl, Eric Owen Moss, Christine Schindler, Daniel Kerbler, Mario Buda, Eric McNevin, Jose Herrasti, Joanna-Maria Helinurm Subplaner: Buro Happold Consulting Engineers Greg Otto Ron Elad

Der Angewandte-MAK Garten

wettbewerbe 303

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Jurybewertung: Der Projektvorschlag sieht eine im Grundriss keilförmige, sich über die gesamte Länge und Höhe der Innenhoffassade des Schwanzer-Traktes erstreckende „Aufdoppelung“ des Schwanzer-Traktes vor. Ergänzt wird der neue Zubau durch drei würfelförmige, dreigeschoßige Baukörper, die in unterschiedlicher Höhe zwischen dem Ferstel-Trakt und dem Schwanzer-Trakt auf groß dimensionierten Fachwerkträgern aufgehängt sind. Diese drei hängenden Baukörper werden durch ein gefaltetes Glasdach verbunden, das vom FerstelTrakt bis zum Schwanzer-Trakt gespannt ist und so einen großflächig überdachten Innenhof ergibt. Der Schwanzer-Verbindungstrakt wird erhalten. Nur das Hofatelier wird entfernt. Der Schwanzer-Trakt wird durch ein neues Dachgeschoß erweitert, das über die Bauflucht am Oskar-Kokoschka-Platz hinausragt. Der Zugang zum Universitätsgelände erfolgt vom Oskar-Kokoschka-Platz. In diesem Bereich wird vorgeschlagen, den Vorplatz Oskar-Kokoschka-Platz bis auf die Höhe Fußbodenoberkante 1. Untergeschoß

abzugraben und dort über Rampen die Anlieferung für die im 1. Untergeschoß gelegenen Werkstätten zu organisieren. Die PKW-Abstellplätze für Besucher sollen ebenfalls dort untergebracht werden. Eine Brücke über diesen Bereich bewerkstelligt den barrierefreien Zugang zum Haupteingang im Erdgeschoß. Im Erdgeschoß des Schwanzer-Traktes sind Veranstaltungsräume und die Mensa untergebracht. Im Regelgeschoß des SchwanzerTraktes und des neuen Zubaus sind vorwiegend die Studios situiert. In den „hängenden Würfeln“ werden Hörsäle vorgeschlagen. Die Bibliothek wird auf drei unterschiedlichen Ebenen (OG 2, 3 und 4) des SchwanzerTraktes organisiert. Im Ferstel-Trakt sind vorwiegend Büronutzungen untergebracht. Im Untergeschoß des Innenhofes sind in einer Kammstruktur Werkstätten untergebracht, die mittels Abgrabungen natürlich belichtet werden. Die entstehenden Böschungen werden als Sitzstufen ausgebildet. Die vorgeschlagenen Interventionen (Anschlüsse Fachwerkträger, Faltglasdach) werden aus denkmalpflegerischer Sicht sehr kritisch gesehen. Die architektonische Gestaltungsabsicht wird gewürdigt. Es wird vermutet, dass das Projekt in der vorgeschlagenen Konzeption nur schwer in den definierten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen realisiert werden könnte. Das stellt in mehrfacher Weise eine Herausforderung für die zwei bestehenden Gebäude dar, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass drei Körper hängend zwischen den Gebäuden aufgereiht sind. Die Bedingungen auf dem Hofniveau erinnern beinahe an eine „theatralische“ Abfolge von Episoden. Dies sollte jedoch keineswegs die Tatsache verschleiern, dass die bereitgestellten Räume im Hinblick auf den akademischen Gebrauch einen sehr effizienten und überraschend „normalen“ Eindruck vermitteln und jedenfalls eine besondere atmosphärische Situation ergeben. Das Projekt würde ein wirklich „künstlerisches“ Statement schaffen, das aus dem Inneren der Angewandten heraus in die Stadt hinein wirken würde. Die Qualität des Modells als eigenständiges Objekt war Gegenstand zahlreicher Kommentare. Die Realisierungsmöglichkeit des Vorschlages in der angebotenen Form muss jedoch als sehr gering eingestuft werden.


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Der Angewandte-MAK Garten

Schnitt Nord/Süd

Schwanzertrakt

Die Fliegenden Brücken

Die gesattelten Blöcke

Wettbewerb

Der Baldachin

Schnitt Ost/West

Erdgeschoß

1. Obergeschoß

wettbewerbe 303

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Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Morphosis Architects New York

Anerkennung Projekt Nr. 3 Mitarbeit: Thom Mayne, Scott Lee, Hunter Knight, Nicolas Fayad, Graham Gordon Subplaner: Bettina Zerza Architects Thornton Tomasetti

Schnitt A-A

wettbewerbe 303

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Erdgeschoß

Schnitt B-B

Jurybewertung: Ein neuer 7-geschoßiger keilförmig zugeschnittener Zubaukörper entwickelt sich innerhalb der neuen Gebäudeflucht von 14 m entlang der gesamten Innenhoffassade des Schwanzer-Traktes. Der vorgeschlagene Lösungsansatz sieht grundsätzlich die Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes vor und bietet damit eine attraktive Öffnung des Universitätsgeländes zum öffentlichen Stadtraum am Oskar-Kokoschka-Platz an. Es wird jedoch auch nachgewiesen, dass das Lösungskonzept unter Erhalt des Schwanzer-Verbindungstraktes funktioniert. Der Projektvorschlag sieht den Hauptzugang zum Universitätsgelände vom Oskar-KokoschkaPlatz vor. An den Haupteingang schließt unmittelbar eine Eingangshalle mit Veranstaltungszonen und der Mensa an. (…) Dieses Projekt zeichnet sich durch eine solche Eleganz aus, dass der allgemeine starke Eindruck der Jury, wonach der Vorschlag sowohl die Innenfläche des Schwanzer-Traktes vollständig erdrückt als auch eine undurchdringbare schräge Fläche hin zum Hof bildet, teilweise aufgehoben wird. Nichtsdestoweniger weist das Projekt an der Oberfläche eine Reihe von reizvollen Einschnitten auf, welche großartige Lichteinfallmomente ermöglichen würden. Die außerordentlich umfassende Darstellung des Projekts weist auf die Arbeit eines klar talentierten und erfahrenen Teams hin. Trotzdem würde das gebaute Objekt aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um ein Konglomerat handelt, nicht dazu beitragen, diesen Teil von Wien auf eine bessere Weise zu erfahren. Das Projekt bleibt problematisch.


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

Hans Hollein & Partner Wien

Projekt Nr. 1 Mitarbeit: Hans Hollein, Christoph Monschein, Ulf Kotz, Michael Krepp, Martin Rapp, Mansour Mosawi, Gerrie Venter Subplaner: AXIS Ingenieurleistungen, Andreas Hierreich StalzerLutz, Landschaftsarchitekten

Erdgeschoß

Jurybewertung: Der Projektvorschlag sieht einen neuen Zubau am südlichen Ende des Schwanzer-Traktes an der Stelle des derzeitigen Hofateliers vor. Mit der Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes am Oskar-KokoschkaPlatz wird die Haupteingangssituation zum Areal vom Oskar-Kokoschka-Platz neu definiert. Anstelle des derzeit introvertierten Innenhofes entsteht eine sich zum

öffentlichen Stadtraum öffnende Platzsituation, die die Zugänglichkeit zu den drei Bauteilen ermöglicht. Diese Platzsituation verspricht zusätzliche stadträumliche Qualität sowohl für den angrenzenden Stadtraum als auch für die Freifläche des Universitätsgeländes in gleichem Maße. Der Zugang zum Universitätsgelände durch das Stubenringportal bleibt in seiner Art und Funktion erhalten. (...)

maxRIEDER Wien Projekt Nr. 4 Mitarbeit: Christian Eppensteiner, Felix Strasser, Christa Huber, Verena Linhart, Roland Barthofer, Roxy Rieder, Max. M. Rieder

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Jurybewertung: Es wird ein selbstständiger, längsrechteckiger, neuer, 7-geschoßiger Baukörper parallel zum Schwanzer-Trakt vorgeschlagen. Der Baukörper steht selbstständig vom Schwanzer-Trakt entsprechend abgesetzt und die TraktTiefe der Geschoße nimmt nach oben hin ab. Schwanzer-Trakt und neuer Zubautrakt sind im Bereich der Stiegenhäuser sowie an mehreren unterschiedlichen

Stellen mit Brücken miteinander verbunden. Der neue Baukörper ist gleichlang wie der Schwanzer-Trakt und bedingt die Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes am Oskar-Kokoschka-Platz. Eben dort kragen zum Teil die Geschoße über die dortige Baufluchtlinie hinaus und signalisieren so die vorgeschlagene Intervention im öffentlichen Raum. (...)

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Zaha Hadid Lab London

Projekt Nr. 5 Zaha Hadid Lab: Zaha Hadid Architects, Pichler & Traupmann Architekten, moh architects / Arch. Jens Mehlan, Arch. Christian Kronaus Mitarbeit: unsquare architects – Robert Neumayr, Gabriel Cesar, Yuxi Fu, Mario Gasser, Jörg Hugo, Maren Klasing, Jakub Klaska, Martin Krcha, Christoph Opperer, Philipp Ostermaier, Michael Powers, Saman

Erdgeschoß

Saffarian, Johannes Schafelner,

Jurybewertung: Es wird eine neue 8-geschoßige, zum Schwanzer-Trakt parallel stehende Gebäudescheibe vorgeschlagen. Subplaner: Zwischen Schwanzer-Trakt und Neubauscheibe ist ARUP, London FCP – Fritsch, Chiari & Partner, Wien ein durchgehender Luftraum vorgesehen, der für die z.T. entstehenden großen Trakt-Tiefen einen gewissen Rabl ZT, Graz Tageslichtbezug bewerkstelligt. Das Konzept kommt ohne Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes Karine Yassine

aus. Es wird vorgeschlagen den Hauptzugang an den Stubenring (Stubenringportal) zu legen. (...) Die originäre Fassadentextur des neuen Zubaus setzt sich auf Oberlichten und Oberflächen von Außenanlagen bis zum Stubenringtor fort. Die ausdrucksstarke Gestaltung des Zubaukörpers in der Fassade wird in der gegebenen historischen Umgebung als zu dominante Antwort empfunden.

Staab Architekten Berlin Projekt Nr. 6 Mitarbeit: Petra Wäldle, Diana Saric, Ivan Kaleov, Fabian Reinsch Subplaner: Kunz – Die Innovativen Brandschutzplaner, Ma. Enzersdorf

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Erdgeschoß

Jurybewertung: Der Lösungsvorschlag sieht eine ergänzende 8-geschoßige Gebäudescheibe beinahe über die gesamte Länge des Schwanzer-Traktes an der Innenhoffassade vor. Der Innenhof wird über dem Erdgeschoß überdacht und auf dem Schwanzer-Trakt wird ein Dachgeschoß vorgeschlagen. Es wird vorgeschlagen, den Schwanzer-

Verbindungstrakt und das Hofatelier zu entfernen, den Haupteingang am Oskar-Kokoschka-Platz jedoch zu belassen und neu zu interpretieren. (…) Der ruhige und konzentrierte Projektvorschlag generiert das erwartete Ausmaß an zusätzlicher Nutzfläche. Die vorgeschlagene Architektursprache wird gewürdigt, jedoch für die gegenständliche Situation kritisch hinterfragt. (…)


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

ARTEC Architekten Bettina Götz und Richard Manahl Wien Projekt Nr. 7 Mitarbeit: Josef Schröck, Jun Wook Song, Carl Auböck, Gül Cakar, Anne Laure Gerlier, Sandra Crisafulli Subplaner: Roland Stadlbauer, Architekurmodell

Erdgeschoß

Jurybewertung: Es wird ein sich über die gesamte Länge der Innenhoffassade des Schwanzer-Traktes erstreckender neuer Zubaukörper, der durch einen sich über alle Geschoße erstreckenden Luftraum vom Schwanzer-Trakt abgesetzt ist, vorgeschlagen. (…) Es wird vorgeschlagen den Schwanzer-Verbindungstrakt und das Hofatelier zu entfernen. Der Haupteingang zum Universitätsge-

lände erfolgt vom Oskar-Kokoschka-Platz und wird über eine Rampe in das Untergeschoß des neuen Zubaus geführt. (…) Die vorgeschlagene Maßnahme überzeugt aus baukünstlerischer und funktionaler Hinsicht nicht in dem Maße, um den Abbruch des SchwanzerVerbindungstraktes entsprechend zu rechtfertigen. Die Zugangssituation von außen über das Untergeschoß wird nachteilig gesehen.

Behnisch Architekten Stuttgart

Projekt Nr. 9 Mitarbeit: Benedikt Bosch, Marina Bozukova, Thomas Lepelletier Subplaner: Transsolar Energietechnik, Stuttgart

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Jurybewertung: Ein neuer Zubaukörper wird einige Meter abgesetzt von Schwanzer-Trakt im Innenhof des Universitätsgeländes positioniert. Der Zwischenraum zum Schwanzer-Trakt dient als ein über alle Geschoße verlaufender Luftraum, der allen an diesen Spalt angrenzenden Flächen Belichtung verschafft. (…) Der Projektvorschlag überschreitet

die vorgegebene neue Bauflucht im Hof. Die vollflächige Berührung des Schwanzer-Traktes im Erdgeschoß wird aus denkmalpflegerischer Sicht nachteilig gesehen. Die Baukörperausbildung und die damit verbundene Architektursprache wird für den gegenständlichen Ort als unmaßstäblich angesehen.

wettbewerbe 303

Erdgeschoß


Wettbewerb

Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Asymptote Architecture New York

Projekt Nr. 11 Mitarbeit: Hani Rashid, Lise Anne Couture, Bika Rebek, Michael Young, Tara J. Hagan, Maja Ozvaldic, John Guida Subplaner: Knippers Helbig Zeytinoglu ZT

Erdgeschoß

Jurybewertung: Der Projektvorschlag sieht einen längsrechteckigen Zubau entlang der Innenhoffassade des Schwanzer-Traktes von der südlichen Grundgrenze bis zum Schwanzer-Verbindungstrakt vor, der entsprechend erhalten wird. Der neue Zubaukörper ist vom Schwanzer-Trakt abgerückt und mit diesem in jedem Geschoß durch mindestens

zwei Brücken verbunden. (…) Der Projektvorschlag sieht eine gänzlich neue Fassadentextur in Wabenform, die sich auch auf den Schwanzer-Trakt überträgt, vor. Das vollflächige Anbauen an das Erdgeschoß des Ferstel-Traktes im Innenhof wird aus denkmalpflegerischer Sicht hinterfragt. (…)

ARGE RUR / Gollwitzer München / New York Projekt Nr. 12 Mitarbeit: Jesse Reiser, Nanako Umemoto, Wolfgang Gollwitzer, Juan De Marco, Eleftheria Yanthouli, Hilary Simon Massimiliano Orzi, Michael Overby, Joy Xiao Zheng Wang, Rebecca Quintal, Christopher Hedges, Ryosuke Imaeda, Shosuke Kawamura Subplaner:

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ARUP Structural, New York: Daniel Brodkin, Abraham Reyes

Erdgeschoß

ARUP MEP / Environmental,

wettbewerbe 303

New York: Mahadev Raman, Stephen Lasser

Jurybewertung: Es wird ein sich schräg aus dem Schwanzer-Trakt entwickelnder, aufgeständerter Baukörper vorgeschlagen, der auf den Oskar-Kokoschka-Platz hinausragt. Der Schwanzer-Verbindungstrakt wird entfernt. Das Auflager dieses schwebenden Riegels bildet ein formal unterschiedlich gestalteter Baukörper, der als neues Entree zum Universitätsgelände die Bibliothek beherbergt. Auf dem

Schwanzer-Trakt wird ein gestaffeltes Dachgeschoß vorgeschlagen. (…) Der Projektvorschlag hält nur bedingt die Vorgaben der Bebauungsbestimmungen ein. (…) Die architektonische Formensprache des gestaffelten Dachgeschoßes überzeugt nicht. Es wird hinterfragt, ob diese starke architektonische Geste in Relation zum funktionalen Gewinn steht.


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

Architekt Krischanitz Wien

Projekt Nr. 13 Mitarbeit: Jana Raudnitzky, Lana Sanders, Fabian Schütz Subplaner: Gmeiner Haferl ZFG-Projekt IMS Brandschutz

Erdgeschoß

Jurybewertung: Es wird ein neuer 8-geschoßiger Verbindungstrakt zwischen Schwanzer-Trakt und Ferstel-Trakt vorgeschlagen, der eine mehr als doppelt so große Trakttiefe aufweist wie der bestehende Schwanzer-Verbindungstrakt. Dieser neu entstehende Baukörper wird spiegelgleich auch am südlichen Ende des Schwanzer-Traktes vorgesehen.

Der Haupteingang wird am Oskar-Kokoschka-Platz belassen, von dem man ein großzügiges Foyer sowie Veranstaltungs- und Seminarbereiche direkt erreicht. (…) Die vorgeschlagenen Interventionen verändern das äußere Erscheinungsbild der denkmalgeschützten Bauteile massiv. Der direkte Anbau im Bereich OskarKokoschka-Platz über alle Geschoße ist nicht vorstellbar.

the next ENTERprise – architects Wien Projekt Nr. 14 Mitarbeit: Marie-Therese Harnoncourt, Ernst J. Fuchs, Paul Vabitsch, Petra De Colle, Raphael Stein, Lukas Lederer, Max Hebel Subplaner: Ingenieurteam Bergmeister: Josef Taferner Bauklimatik: Ernst Kainmüller

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Jurybewertung: Die vorgeschlagene Intervention sieht im Wesentlichen zwei neue Baukörper vor. Ein zum Schwanzer-Trakt parallel stehender 8-geschoßiger Baukörper und ein zwischen Ferstel-Trakt und MAK frei stehender Turm, der im 3. Obergeschoß über eine Brücke mit dem anderen Neubaukörper verbunden wird. Der Schwanzer-

Verbindungstrakt wird erhalten und dient nach wie vor als Haupteingang zum Universitätsgelände. (…) Das Projekt weist eine selbstbewusste aussagekräftige Architektursprache auf, wobei darin eine Inkonsistenz zwischen den drei Baukörpern (Sockel, Riegel, Turm) wahrnehmbar ist, die dem grundsätzlich ansprechenden Projekt schadet.

wettbewerbe 303

Erdgeschoß


Erweiterung Universität für angewandte Kunst, Wien 1

Wettbewerb

Mecanoo Architecten Delft

Projekt Nr. 15 Mitarbeit: Francine Houben, Laura Alvarez, Nuno Fontarra, Ayla Ryan, Kerem Masaraci

Erdgeschoß

Jurybewertung: Der neue Baukörper entwickelt sich entlang der gesamten Länge des Schwanzer-Traktes im Innenhof. Der Projektvorschlag sieht die Entfernung des Schwanzer-Verbindungstraktes und des Hofateliers vor. Der Hauptzugang zum Universitätsgelände wird in den Ferstel-Trakt am den Stubenring verlegt. (…) Die vorgeschlagenen Interventionen verändern das äußere Erscheinungsbild

des vorhandenen Gebäudeensembles massiv. (…) Die neue Hauptzugangssituation sowie die anschließende interne Erschließung vermissen eine gewisse Großzügigkeit. (…) Die Baukörperausformung geht eher in einem geringen Ausmaß auf die örtlichen Gegebenheiten ein. Sie erweist dem Bestand weder eine Referenz noch setzt sie einen gekonnten Kontrapunkt.

© Richard Tanzer

Dienstleister der Republik

© Richard Tanzer

DI Hans-Peter Weiss

wettbewerbe 303

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DI Wolfgang Gleissner

Mit einem Immobilienvermögen von rund neun Milliarden Euro ist die BIG einer der bedeutendsten Immobilieneigentümer Österreichs. Kerngeschäft ist die Bewirtschaftung inklusive Verwaltung der Immobilien vom Neubau bis zum Abriss. Die BIG ist vorrangig Dienstleister für die Republik Österreich, deren nachgeordnete Dienststellen und ausgegliederte Unternehmen. Hauptkunden, also Mieter, sind das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, die Österreichischen Universitäten, die Bundesministerien für Justiz, Finanz und Inneres. Das Portfolio besteht aus rund 320 Schulstandorten, 21 Universitäten und Amtsgebäuden wie Finanzämtern, Gerichten, Justizanstalten oder Polizeidienststellen. Auftrag der BIG ist marktwirtschaftlich zu agieren, Kosten und Abläufe zu optimieren und vor allem bei Nutzern das Bewusstsein zu wecken, dass Raum Geld kostet. Zeitgemäße Architektur und effiziente Bewirtschaftung der Flächen sind Teil unserer Unternehmens-

kultur. Das Kerngeschäft besteht im konsequenten Aufbau und Angebot perfekter Dienstleistungen während des ganzen Lebenszyklus einer Immobilie, also vom Bau über den Betrieb bis zum Abriss. Auf Bereiche festgelegt bedeutet das: Schulen, Universitäten und Amtsgebäude. Insgesamt ist die BIG mit rund sieben Millionen Quadratmetern Gebäudefläche und rund 23 Millionen Quadratmetern Grundstücksfläche einer der größten Liegenschaftseigentümer in Österreich. Das Portfolio repräsentiert einen Verkehrswert von über neun Milliarden Euro. Dabei wird in drei Segmente unterteilt. Mit 2,9 Mio. m² nehmen die im BIG-Eigentum stehenden Schulen 41 % des Portfolios ein. Die Büro- und Spezialimmobilien liegen mit 2,5 Mio. m² und 36 % knapp dahinter. Mit 23 % und 1,6 Mio. m² stellen die Universitäten das dritte Segment dar. Seit ihrer Gründung hat die BIG über mehrere hundert Neubauvorhaben und Generalsanierungen mit einem Gesamtvolumen von weit über drei Mrd. Euro fertig gestellt. Laufend sind rund 60 Projekte in Bau.


Wettbewerb

Vorwort

Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

Dipl.Arch. Erika Schmeissner-Schmid Leiterin des Amtes für Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration der Stadt Innsbruck

Der Innsbrucker Stadtteil „Olympisches Dorf“ liegt an der östlichen Stadtgrenze am Inn und ist hauptsächlich durch die Großwohnsiedlungen des ersten und zweiten Olympischen Dorfes (1964 und 1976) geprägt. Mit der 1,5 km langen attraktiven Uferpromenade, einer stark durchgrünten Siedlungsstruktur und einer guten Infrastrukturausstattung weist der Stadtteil eine sehr hohe Lebensqualität auf. Im Zusammenhang mit der vor einigen Jahren erfolgten Neuerrichtung des Stadtteilzentrums gemäß dem Siegerprojekt eines europanWettbewerbes wurden betreute Seniorenwohnungen und ein Seniorentreff realisiert. Ein eigenes Seniorenwohn- und Pflegeheim fehlt jedoch noch, obwohl der bevölkerungsreiche Stadtteil mittlerweile den höchsten Anteil an „über 60-Jährigen“ aufweist. Auf Grund der allgemeinen Siedlungsflächenknappheit in Innsbruck und speziell auch im Olympischen Dorf gab es jedoch keine entsprechende Baulandreserve. Deshalb fand in den letzten Jahren eine intensive Standortsuche mit Überprüfung aller denkbaren Verdichtungs- und Umstrukturierungsmöglichkeiten statt. Schlussendlich kristallisierte sich der gewählte Standort mit Nutzung der Fläche eines früheren Lebensmittelmarktes und Positionierung des Zimmertraktes im Bereich der Innpromenade als einzig sinnvoller Standort heraus, wobei ein Grundtausch mit öffentlichem Wassergut erforderlich ist. Die Bebauung einer hochwertigen öffentlichen Grünfläche ist aus stadtplanerischer Sicht ein ausgesprochener Ausnahmefall, den nur das erhebliche öffentliche Interesse an einem Seniorenheim im Stadtteil rechtfertigt. So waren neben der Verfügbarkeit der Fläche insbesondere die gut erreichbare zentrale Lage, die hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität und die Aufwertung der Uferpromenade durch ein öffentlich zugängliches Heimcafé ausschlaggebend. Klar war jedoch auch, dass dieser Standort eine außerordentliche Konzeption und bauliche Umsetzung erfordert, um die Ausnahmesituation „des Bauens in einem öffentlichen Park“ möglichst behutsam und schlüssig zu bewältigen. Somit ergaben sich für den Wettbewerb komplexe und teilweise einschränkende Randbedingungen: • Baukörper mit möglichst geringem „Fußabdruck“ • Beschränkung der Bebauung im Erdgeschoßbereich

mit großzügiger Aufständerung zu Gunsten der Durchgängigkeit der Promenade mit attraktiver Situierung des Cafés auch für die Promenadennutzer • Berücksichtigung der Interessen der Anrainer bei Baukörpersituierung und Höhenentwicklung • keine Verkehrserschließung im Promenadenbereich • Neugestaltung eines größeren Abschnitts der Parklandschaft unter Berücksichtigung der wasserbautechnischen Anforderungen und Wiederherstellung der bestehenden Retentionsfläche. Vor diesem schwierigen Hintergrund freut es umso mehr, dass das nach einem intensiven Diskussionsprozess einhellig zur Ausführung empfohlene Projekt der ARTEC Architekten Bettina Götz und Richard Manahl die vielfältigen Herausforderungen in so überzeugender Weise bewältigt. Die mehrteilige, mäanderartige, durchlässige Baustruktur mit differenzierter Höhenentwicklung nutzt in besonderer Weise das Gestaltungspotenzial der einzigartigen Lage am Inn für die Schaffung von Wohn- und Aufenthaltsqualität für Bewohner, Beschäftigte und Besucher, ohne maßgebliche Beeinträchtigung der Anrainer. Die öffentliche Parklandschaft fließt unter den aufgeständerten Bauteilen durch und erfährt durch die entstehenden gedeckten Aufenthaltsbereiche und das Café mit Gastgarten eine besondere Akzentuierung samt Öffnung zum Inn. Somit löst der Entwurf den Widerspruch zwischen öffentlichem Park und baulicher Nutzung und setzt einen neuen Impuls zur Aufwertung des Stadtteiles am Inn. Die Stadt Innsbruck sieht sich in ihrem Weg bestätigt, hohen Ansprüchen an städtebauliche und architektonische Qualität insbesondere auch durch die Förderung von Wettbewerben zu entsprechen und freut sich auf die Umsetzung eines weiteren Vorzeigeprojektes mit dem Partner Innsbrucker Stadtbau. 75

wettbewerbe 303

Foto: Stadt Innsbruck

Hohe Lebensqualität im Olympischen Dorf


Wettbewerb

Wohnheim Olympisches Dorf, I

Auslober Innsbrucker Stadtbau GmbH, 6020 Innsbruck

Wettbewerbsbüro ao-architekten ZT-GmbH, 6020 Innsbruck

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für den Neubau eines Seniorenwohn- und Pflegeheimes samt Umgestaltung der Parkanlage/Uferpromenade in Innsbruck.

Art des Wettbewerbes Einstufiger, anonymer Realisierungswettbewerb in der Wohnbauförderung mit 21 geladenen Teilnehmern.

Beurteilungskriterien Städtebauliche und architektonische Kriterien; Funktionale Kriterien; Ökonomische Kriterien.

Beteiligung 21 Projekte

Preisgerichtssitzung 19. September 2011

Preisgericht Prof. Dr. Klaus Lugger (Vorsitzender; Innsbrucker Stadtbau GmbH), Arch. DI Hemma Fasch (stv. Vorsitzende), Arch. BSA/SIA Marcel Ferrier (Schriftführer), Dipl.Arch. Erika Schmeissner-Schmid (stv. Schriftführerin; Stadt Innsbruck), Vizebgm Franz Xaver Gruber (Stadt Innsbruck), DI Helmut Crepaz (Tiroler Wohnbauförderung), Ing. Engelbert Spiss (Innsbrucker Stadtbau GmbH)

Vorprüfung Bmst. Ing. Elmar Draxl (Innsbrucker Stadtbau GmbH), Karl Gstrein (Grünanlagen Stadt Innsbruck), Ing. Gerhard Dendl (Stadt Innsbruck), ao-architekten ZT-GmbH

Preisgelder / Aufwandsentschädigung • Preisgelder

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Ausgewählt für Überarbeitung je € 12.700,– 3. Rang je € 4.866,– • Aufwandsentschädigung

wettbewerbe 303

Jeder der beiden Teilnehmer erhält für die Überarbeitung netto € 4.000,–.

Modellfotos ao-architekten


Wettbewerb

Innsbruck, Tirol Verfasserliste: Projekt 001: Architekt DI Horst Parson, Innsbruck, Mitarbeit: BM DI Christoph Reich, DI Clemens Waltl, Grünraumplanung ILF Rum • Projekt 002: Architekt DI Michael Lukasser, Innsbruck, Mitarbeit: Helmut Nederegger, Visualisierung • Projekt 003: Florian Lutz . Daniela Amann Architekten ZT OG, Innsbruck, Mitarbeit: Konsulenten für Landschaftsplanung: in.ge.naPlanungsgemeinschaft, Bozen • Projekt 004: peter reiter architekten ztgmbh, Innsbruck, Mitarbeit: DI Dietmar Gems, Lydia Glatz • Projekt 005: Architekten Moser Kleon, Innsbruck, Mitarbeit: DI Werner Gutwenger, Modellbau: Molingmakers – Andreas Moling, Thomas Gründler • Projekt 006: Architekturwerkstatt dinA4 ZT-GmbH C. Messner M.Prackwieser O. Zobl, Innsbruck, Mitarbeit: DI Lukas Ullrich, Martin Köck, Monsberger Gartenarchitektur GmbH Gertaud Monsberger, DI (FH) Hermann Simnacher • Projekt 007: Dorner Matt Architekten, Bregenz, Mitarbeit: DI Alexandra Zumtobel, DI Hannes Zumtobel, DI Andreas Gimpl, cand.arch. Philipp Rauth, Schreiner Kastler Visualisierung, Wien, KoseLicka Landschaftsarchitektur, Wien, Mader – Flatz Statik, Bregenz • Projekt 008: Architekten Scharfetter_Rier, Innsbruck, Mitarbeit: DI Jürgen Zankovitsch, Philipp Zimmermann, Landschaftsplanung: Lindle_Bukor, Wien • Projekt 009: l-m-d architekten Arch. DI Christopher Lottersberger, Arch. DI Richard Messner, Wien, Mitarbeit: Constanze Einhell, Nikolaus Gutscher, Armir Steyrer, Landschaftsplanung: Yesdesign, DI Dominik Schmidt, Statisches Konzept: Gmeiner Haferl Tragwerksplanung, Haustechnisches Konzept: Dr. Käferhaus • Projekt 010: ppag architects ZT GmbH, Wien, Mitarbeit: Therese Leick, Stephan Schmidt, EGKK Landschaftsarchitektur, DI Clemens Kolar, DI (FH) Katrin Joham • Projekt 011: Marte.Marte Architekten ZT GmbH, Weiler, Mitarbeit: Johannes Grissmann, Agnieszka Walecka, Eva Meisinger, Fachplaner: Landschaftsarchitekten Wes&Partner, Hamburg, Berlin • Projekt 012: Schlögl & Süß Architekten Mag.arch. Hanno Schlögl und DI Daniel Süß, Innsbruck, Mitarbeit: Ing. Markus Danzl, DI Jürgen Lechtaler, DI Helmut Synek • Projekt 013: peterlorenzateliers ZT GmbH, Innsbruck, Mitarbeit: Arch. DI Stephan Hoinkes dreiplus Architekten ZT GmbH, DI Karin Leitner, DI Barbara Gonzalez • Projekt 014: Gsottbauer architektur.werkstatt, Innsbruck, Mitarbeit: DI Alessio Perfetti, DI Wolfgang Sutter • Projekt 015: Architekt Raimund Rainer ZT-GmbH, Innsbruck, Mitarbeit: DI Angelina Köb, DI Robert Susin, Philipp Schüssling • Projekt 016: LAAC Architekten ZT.OG DI Kathrin Aste, DI Frank Ludin, Innsbruck, Mitarbeit: DI Thomas Feuerstein, DI Peter Griebel, DI Daniel Luckeneder • Projekt 017: driendl*architects zt Ges.m.b.H., Wien, Mitarbeit: Arch. Georg Driendl, Franz Driendl, DI Daniel Erdeljan, Gregor Lehrl • Projekt 018: ARTEC Architekten Bettina Götz und Richard Manahl, Wien, Mitarbeit: DI Josef Schröck, DI Jun-Wook Song, DI Gerda Poling, Modell: Gül Cakar, Carl Auböck, Mag. Marianne Lercher, Statik: DI Peter Bauer / Werkraum Wien Ingenieure ZT-GmbH, Landschaftsplanung: Auböck + Kárász, Wien • Projekt 019: Architekt Vogl-Fernheim ZT-GmbH, Innsbruck, Mitarbeit: Aschaber Christoph, Falkner Christoph, Mitteregger Roland, Hosp Oliver, Vogt Steffen • Projekt 020: MHM Ziviltechniker GmbH, Wien • Projekt 021: stoll. wagner ziviltechnikergesellschaft mbh architekten, Innsbruck, Mitarbeit: DI Cornelia Groder, DI Gerhard Bachmair, DI David Jenewein Nach der Überarbeitung wurde seitens der Jury das Projekt von ARTEC Architekten zur Ausführung empfohlen.

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wettbewerbe 303

Beurteilung: Es wird berichtet, dass alle 21 geladenen Büros ihre Projekte und Modelle termingerecht abgegeben haben. Alle Jurymitglieder erhalten einen Vorprüfungsbericht, dessen Aufbau kurz erklärt wird. Es folgt ein Informationsdurchgang mit Erläuterungen der Vorprüfung. Es werden die Raumhöhen, der Brandschutz und die Flächen pro Bett laut Wohnbauförderung erläutert. Als realistische Geschoßhöhen erscheinen 3,30 m. Weiters werden die Anmerkungen im Vorprüfbericht zu den Kosten erklärt. Seitens der Jury werden die Themen Anlieferung, die Forderung des kleinstmöglichen Fußabdruckes und die Beeinträchtigung der Nachbarn durch Gebäudeabstände diskutiert. Danach werden die in der Ausschreibung festgelegten Beurteilungskriterien vorgelesen. Der 1. Diskussions- und Wertungsdurchgang beginnt. Alle Projekte werden unter Berücksichtigung der Beurteilungskriterien nun eingehend diskutiert. Es wird einstimmig festgelegt, dass die Projekte, die zumindest eine Pro-Stimme auf sich vereinen können, in der Wertung bleiben. Folgende Projekte bleiben in der Wertung: 005, 006, 007, 010, 011, 014, 018, 019, 021. Folgende Projekte werden einstimmig ausgeschieden: 001, 002, 003, 004, 008, 009, 012, 013, 015, 016, 017, 020. Im 2. Diskussions- und Wertungsdurchgang werden seitens der Jury die Vor- und Nachteile der noch in der Wertung verbliebenen Projekte erarbeitet, gegenübergestellt und diskutiert. Folgende Projekte bleiben in der Wertung: 007, 011, 014, 018, 021 (jeweils 7:0). Folgende Projekte werden einstimmig (7:0) ausgeschieden: 005, 006, 010, 019. Bevor der 3. Wertungsdurchgang beginnt, findet ein individueller Durchgang der Jury statt, in dem überprüft wird, ob eventuell einzelne Projekte wieder in die Wertung zurückgeholt werden sollten. Die Jury kommt zum Ergebnis, kein Projekt zurückzuholen. Im 3. Diskussions- und Wertungsdurchgang werden zwecks besserer Vergleichbarkeit die Modelle der noch in der Wertung verbliebenen Projekte nebeneinander aufgestellt. Die Jury berät über die weitere Vorgangsweise, diskutiert und vergleicht die Projekte sowie die ähnlichen Gebäudetypen. Zum direkten Projektvergleich werden die Pläne entsprechend umgehängt. Bei allen Projekten wird das Thema Anlieferung/Erschließung eingehend diskutiert. Es wird festgestellt, dass bei allen verbliebenen Projekten verschiedene Probleme bei der Erschließung gegeben sind. Grundsätzlich erscheint bei allen Projekten eine oberirdische Anlieferung möglich. Seitens der Jury wird entschieden die Projekte 018 und 021 noch einmal überarbeiten zu lassen. In der Folge wird der Antrag eingebracht, die Projekte 007, 011, und 014 in Abänderung der Ausschreibung auf den 3. Rang zu setzen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Die Preisgelder für den 3. Rang und für die beiden Anerkennungen werden auf diese drei Projekte zu gleichen Teilen aufgeteilt, da die Projekte Qualitäten und Schwächen in unterschiedlichen Bereichen aufweisen, die eine differenzierte Reihung nicht rechtfertigen. Im Anschluss werden die Projektbeschreibungen und die Überarbeitungshinweise formuliert.


Wettbewerb

Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

ARTEC Architekten Bettina Götz + Richard Manahl 1050 Wien

Überarbeitung / Zur Ausführung empfohlen Projekt Nr. 018 Mitarbeit: Josef Schröck, Jun-Wook Song, Gerda Poling Modell: Gül Cakar, Carl Auböck,

Zugangstrakt und die Anlieferung, wo zu viele zu lange Räume anzutreffen sind. Schade auch, dass sich die Gemeinschaftsräume vom Park abwenden. Gesamthaft besticht der Entwurf im städtebaulichen – landschaftlichen Ansatz und bekräftigt die einzigartige Lage. Innenräumlich werden die Erwartungen bezüglich der gestellten Aufgabe noch nicht eingelöst. Es werden in der Jury auch Bedenken betreffend der Ökonomie und den energetischen Vorgaben geäußert, welche noch zu widerlegen bzw. nachzuweisen wären.

Marianne Lercher Statik: Peter Bauer / Werkraum Wien Landschaftsplanung: Auböck + Kárász, Wien

Jurybewertung: Die Verfasser reagieren auf den besonderen Bauplatz, der im Grüngürtel des Innufers liegt, mit einem verschränkt mäandrierenden, weitgehend aufgeständerten Baukörper. Die filigrane, durchlässige Figur schafft einen Binnenraum, der in hohem Maße den Park und das Gebaute gegenseitig durchdringen lässt. Auf der Fußgängerebene wirken sich die Durchlässigkeit des Außenraums und der wiederhergestellte Zusammenhang des Parks landschaftlich sehr positiv aus. Hingegen ist die Entwicklung des abgetreppten Baukörpers zur Straße hin noch unausgereift und zu nahe bzw. zu hoch beim benachbarten Hochhaus. Die Zimmer profitieren gleichermaßen vom Park und den Baumkronen, teilweise auch vom Flussraum. Insbesondere die gemeinsame, hochliegende Terrasse löst den landschaftlichen Anspruch für den Aufenthalt der Bewohner ein. Allerdings stößt die linear aufgereihte Disposition in den einzelnen Trakten an ihre Grenzen. So wurde beispielsweise der Setzung der Aufenthaltsbereiche und der Ausgestaltung der Gelenkstellen zu wenig Beachtung geschenkt. Betrieblich entstehen zu lange Wege. Innenräumlich ist der Entwurf dem außenräumlichen Ansatz nicht ebenbürtig. Dies betrifft auch die Anordnung der Räume im

wettbewerbe 303

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Schnitt

Überarbeitungshinweise: Die Wohnbauförderungsfläche NGF je Bett muss kleiner als 60 m2 sein. Der Hüllflächenfaktor ist nachzuweisen, hinsichtlich der sommerlichen Überwärmung ist der Nachweis nach ÖNORM B8110 Teil 3 zu führen. Die Gangbreite in den Zimmergeschoßen muss mindestens 2,25 m betragen. Die Geschoßhöhe in den Obergeschoßen muss mit 3,30 m geplant und gerechnet werden. Die Gebäudesituierung mit ihrer Höhenentwicklung in Bezug zum Nachbargebäude HNr. 26 (Sternhochhaus) muss verbessert werden. Die Fassaden sind zu konkretisieren. Die Funktionalität in den Bettengeschoßen ist in Hinsicht auf die langen Wege zu verbessern (Situierung Pflegestützpunkt, Aufenthaltsräume, Stiegenhäuser, Lifte). Auf die Einhaltung der ökologischen und ökonomischen Vorgaben lt. Pkt. 14.8 der Ausschreibung wird hingewiesen. Die Eingangssituation ist betreffend Zuschnitt und Situierung des Mehrzweckraums an der dem Fußweg abgewendeten Seite zu überdenken. Mögliche Synergien zwischen Mehrzweckraum, Küche und Café sollten verstärkt beachtet werden. Die Außenanlagenplanung, einschließlich des differenzierten Wegenetzes ist zu konkretisieren. Im Übrigen ist die Kritik in der Projektbeschreibung zu beachten.


Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

2. Obergeschoß

3. Obergeschoß

Wettbewerb

4. Obergeschoß

Erdgeschoß

1. Obergeschoß

wettbewerbe 303

79


Wettbewerb

Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

stoll.wagner architekten 6020 Innsbruck

Überarbeitung Projekt Nr. 021 Mitarbeit: Cornelia Groder, Gerhard Bachmair, David Jenewein

überarbeitet werden. Die Darstellung der Fassade suggeriert eine einheitliche Hülle ohne horizontale „Band“-Struktur. Beschreibung und Schnitt widersprechen diesem Eindruck. Es wird eine klare detailliertere Fassadendarstellung auch bezüglich Materialität und Sonnenschutz gefordert, die diesem vermittelten Eindruck entspricht. Die vorgeschlagene unterirdische LKW-Anlieferung ist äußerst aufwändig und aufgrund der Rampenneigung und der Bebauung des Gartens des Sternhochhauses nicht realisierbar. Jurybewertung: Das Projekt besticht durch seinen selbstverständlichen, solitären, vom Grünraum abgehobenen Baukörper. Diese Absicht wird zusätzlich verstärkt durch den Zugang von der An-Der-Lan-Straße über eine weit gezogene Rampe, die nur halbgeschoßig über dem Gelände zu liegen kommt. Dieser Zugangsbaukörper ist Teil der Uferlandschaft und entspricht einem vom Auslober erwarteten hochwertigen adressbildenden Zugang zum Wohnheim. Auf dieser Zugangs- und Foyer-Ebene ist ein souveräner Überblick über Promenaden und Uferbereich gegeben. Die sanfte Absenkung des Geländes definiert in positiver Weise den Bereich vor dem Wohnheim, ohne den Fluss der Promenade zu stören. Die Situierung des Cafés und Multifunktionalen Raums im Parkgelände entspricht den Forderungen nach Kontakt der Bewohner mit Spaziergängern und Besuchern. Die Organisation der Regelgeschoße sollte hinsichtlich Einsicht der Zimmereingänge vom Schwesternstützpunkt und klarer Strukturierung von allgemeinen Bereichen

wettbewerbe 303

80

Schnitt

Überarbeitungshinweise: Die Wohnbauförderungsfläche NGF je Bett muss kleiner als 60 m2 sein. Der Hüllflächenfaktor ist nachzuweisen, hinsichtlich der sommerlichen Überwärmung ist der Nachweis nach ÖNORM B8115 Teil 3 zu führen. Die Geschoßhöhe in den Obergeschoßen muss mit 3,30 m geplant und gerechnet werden. Die Gebäudesituierung mit ihrer Höhenentwicklung in Bezug zum Nachbargebäude HNr. 26 (Sternhochhaus) ist zwar im Rahmen der Vorgaben, sollte aber verbessert werden (Abrücken in Richtung Süden). Es ist eine weniger aufwändige Anlieferung im Erdgeschoß bzw. evtl. abgesenkten Wirtschaftshof oder unterirdischen „Kollektorgang“ mit Liftanbindung zu überlegen. Die Fassaden sind zu konkretisieren. Auf die Einhaltung der ökologischen und ökonomischen Vorgaben lt. Pkt. 14.8 der Ausschreibung wird hingewiesen. Die Außenanlagenplanung einschließlich des differenzierten Wegenetzes ist zu konkretisieren. Im Übrigen ist die Kritik in der Projektbeschreibung zu beachten.


Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

Ebene +1 Ebene +3 Wohnbereich/Terrasse getauscht

Ebene +2 Ebene +4 Wohnbereich/Terrasse getauscht

Wettbewerb

Ebene +5

Ebene -1

Ebene 0

wettbewerbe 303

81


Wettbewerb

Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

Dorner\Matt Architekten 6900 Bregenz

3. Rang Projekt Nr. 007 Mitarbeit: Alexandra Zumtobel, Hannes Zumtobel, Andreas Gimpl, Philipp Rauth, Visualisierung: Schreiner Kastler, Wien Landschaftsarchitektur: KoseLicka, Wien Statik: Mader – Flatz, Bregenz

Jurybewertung: Die Situierung des solitären Baukörpers am Grundstück wirkt selbstverständlich, souverän. Der Zugang zum Haupteingang, vorbei an Wirtschaftshof und Verwaltung lässt allerdings eine notwendige Adressbildung missen. Die Verbindung Eingang/Foyer und Café, in

Folge Mehrzweckraum im Obergeschoß sind nicht schlüssig, wirken bewusst aber nicht nachvollziehbar geschlossen. Die Spannung der außenräumlichen Bezüge durch die Drehung der Obergeschoße (Tryptichon) ist im naturräumlichen Kontext nachvollziehbar und wird positiv beurteilt.

Schnitt Ost-West

1. bzw. 2. Obergeschoß

3. bzw. 4. Obergeschoß

wettbewerbe 303

82

Grundrissmodul Pflegezimmer 25m2

Erdgeschoß


Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Marte.Marte Architekten 6833 Weiler

3. Rang Projekt Nr. 011 Mitarbeit: Johannes Grissmann, Agnieszka Walecka, Eva Meisinger Fachplaner: Landschaftsarchitekten Wes&Partner, Hamburg, Berlin

Jurybewertung: Gleich einer Landmark tritt der kräftige Kubus im Inngürtel auf. Er bekräftigt dies durch seine Nähe zum Fluss, welche den Baumgürtel geschlossen vor dem Olympischen Dorf – wie ein Filter – durchlaufen lässt. Der Fußabdruck ist knapp und lässt den Aufenthaltsraum im Park durchfließen. Der öffentliche Bereich mit dem Café wird in gleicher großräumiger Absicht in das mittlere der Obergeschoße gesetzt, um den Blick auf

die Innschleife freizugeben. Die Aufteilung des Cafés ist betrieblich schlecht, sie unterbindet den gewünschten Kontakt zwischen Besucher und Bewohner. Die vorgeschlagene unterirdische Anlieferung und betriebliche Erschließung ist zu aufwändig und in dieser Form für LKW nicht angemessen. Dem großzügigen Ansatz des Entwurfs stehen betriebliche Anforderungen entgegen.

Schnitt

wettbewerbe 303

83

Ebene 0

Ebene +1

Ebene -1


Wohnheim Olympisches Dorf, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Gsottbauer architektur.werkstatt 6020 Innsbruck

3. Rang Projekt Nr. 014 Mitarbeit: Alessio Perfetti, Wolfgang Sutter

Jurybewertung: Typologisch ist das Projekt den solitären Bauköpern zuzuordnen. Der klaren Ausformung des Baukörpers entspricht jedoch nicht die Ausformulierung des Eingangsgebäudes zur An-Der-Lan-Straße. Die Wegführung zum Eingang und weiter zum Café und Mehrzweckraum ist beengt und ohne klare Orientierungsmöglichkeit. Der dargestellte Grünraum unter dem weit ausladenden

Baukörper wird nur mit sehr hohem Aufwand in dieser Form realisierbar sein. Die Regelgeschoße sind mit sehr hohen räumlichen Niveaus und differenzierten Allgemeinbereichen mit unterschiedlichen Außen- und Innenbezügen geplant. Die Form bedingt allerdings unterschiedliche Qualitäten in der Außenraumbeziehung der Zimmer.

Schnitt

wettbewerbe 303

84

1. Wohngeschoß

Erdgeschoß


Wettbewerb

Vorwort

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Die Immobiliengesellschaft der Stadt Innsbruck steht auf Architektur wettbewerbe

Geschäftsführer Ing. Dr. Franz Danler, LL.M, MBA Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG

Das Unternehmensleitbild der IIG postuliert das Ziel, eine zeitgemäße und kostenoptimierte Architektur zu schaffen. Seit Jahren sind alle größeren Bauprojekte aus Architektenwettbewerben hervorgegangen. Dies steht im Einklang mit der Stadt Innsbruck, die besonderen Wert auf architektonische Qualität legt. Architektenwettbewerbe sind grundsätzlich eine sehr gute Möglichkeit, im Spannungsverhältnis Architektur, Stadtplanung, Nutzerzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit die beste Lösung zu finden. Auf der IIG-Homepage www.iig.at sind zahlreiche Projekte einzusehen, denen allen ein Architektenwettbewerb vorausgegangen ist. Der hier speziell vorgestellte Wettbewerb ist ein gutes Beispiel, wie in intensiver Auseinandersetzung in der Wettbewerbsjury unter Einbezug aller Jurymitglieder und Beisitzer ein sehr gutes und sogar einstimmiges Ergebnis erzielt werden kann. Ein ganz wesentlicher Bereich zur Umsetzung zeitgemäßer Architektur ist naturgemäß der Neubaubereich. So ist für Herbst dieses Jahres der Baubeginn der neuen Wohnanlage Sillblock mit ca. 120 Wohnungen und der Spatenstich für den 3. Bauabschnitt der Wohnanlage Premstraße vorgesehen.

In Kürze ist Baubeginn für: • die städtische Herberge; • die Erweiterung eines Turnleistungszentrums; • eine Wohnanlage für betreutes Wohnen mit Sozialzentrum in Wilten; • den Neubau eines sonderpädagogischen Zentrums; • den Neubau der Feuerwache Wilten. Die IIG betreut neben ihren eigenen Gebäuden weiters noch im Eigentum der Stadt Innsbruck stehende Gebäude bzw. Liegenschaften (wie z.B. Friedhöfe, Schrebergärten, öffentliche WC-Anlagen, öffentliche Brunnen usw.). Darüber hinaus wird auch die ISpA (Innsbrucker Sportanlagen Errichtungs- und Verwertungs GmbH), welche Eigentümerin des Tivoli Fußballstadions und der Reitanlage in Igls ist und zu 100 % im Eigentum der Stadt Innsbruck steht, von der IIG betreut. Die IIG hat auch besonderes Interesse, im Umwelt- bzw. Energiebereich hervorragende Leistungen zu erbringen. So wurde die IIG im Jahr 2011 für die Generalsanierung des Wohnheimes Hötting mit dem Tiroler Sanierungspreis in der Kategorie „Mehrfamilienhaus“ ausgezeichnet. Im April dieses Jahres wurde der IIG in Frankfurt für den Bau des Bundesrealgymnasiums in der Au der Green Building Award, der europäische Energieeffizienzpreis 2012, verliehen. Beim Neubau des Sonderpädagogischen Zentrums wird nicht nur auf die Passivhausbauweise Wert gelegt. Vielmehr wird im Zuge einer erstmals in Österreich für Schulen durchgeführten Zertifizierung besonders auf eine nachhaltige Bauweise geachtet. So wurde von der ÖGNI bereits im Planungsstadium das Vorzertifikat in Gold für dieses Bauvorhaben verliehen. Auch hier kommt der Architektur eine ganz entscheidende Rolle zu. 85

Im Herbst startet die IIG mit den Wohnanlagen Sillblock (linke Abbildung) und Premstraße

wettbewerbe 303

Foto: beigestellt

Die IIG (Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG) ist die 100 %-Immobilientochter der Stadt Innsbruck. Sie wurde 2003 gegründet und hat ein Liegenschaftsvermögen von ca. € 800 Mio. sowie ca. 140 Mitarbeiter. Der Immobilienbestand der IIG ist sehr vielseitig und umfasst ca. 6.000 Wohnungen, ca. 200 Geschäfts- und Büroeinheiten, ca. 50 Kindergärten und Schulen, Seniorenwohnheime, Feuerwehrgebäude, Sportstätten und Vereinsheime.


Wettbewerb

Feuerwache Wilten, I

Auslober IIG – Innsbrucker Immobilien GmbH & Co OG, 6020 Innsbruck

Wettbewerbsbüro / Vorprüfung ao-architekten ZT-GmbH, 6020 Innsbruck

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für den Neubau der Feuerwache Wilten in Innsbruck.

Art des Wettbewerbes Anonymer einstufiger Realisierungswettbewerb mit zehn geladenen Teilnehmern.

Beurteilungskriterien Städtebauliche und architektonische Kriterien; Funktionale Kriterien; Ökonomische Kriterien

Beteiligung 10 Projekte

Preisgerichtssitzung 12. April 2012

Preisgericht Arch. Mag.arch. Martin Scharfetter (Vorsitzender), Ing. Dr. Franz Danler (stv. Vorsitzender; Innsbrucker Immobilien GesmbH & Co KG), Arch. DI Albert Weber (Schriftführer), Bgm. Mag. Christine Oppitz-Plörer / Vizebgm. Christoph Kaufmann, DI Irene Zelger (Stadtplanung), BD Mag. Erwin Reichel (Berufsfeuerwehr Innsbruck), Bmst. Markus Schöpf (Innsbrucker Immobilien GesmbH & Co KG)

Aufwandsentschädigung Jeder Teilnehmer erhält eine Aufwandsentschädigung von netto € 2.500,–.

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Modellfotos

wettbewerbe 303

ao-architekten


Wettbewerb

Innsbruck, Tirol

Lageplan Wettbewerbsgebiet

rungsberichte vorgelesen. Es folgt eine eingehende Diskussion. Die Vor- und Nachteile aller Projekte sowie der Ablauf im Einsatzfall werden erarbeitet und verglichen. Der Antrag, die Projekte 002 und 007 auszuscheiden, wird einstimmig angenommen. Anschließend werden die Projekte 001 und 008 vertieft diskutiert und gegenübergestellt. Nach langer intensiver Beratung wird der Antrag gestellt, das Projekt 001 auf den 1. Platz = Gewinner zu setzen und dem Auslober unter noch zu formulierenden Empfehlungen zur Ausführung vorzuschlagen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Der Antrag, das Projekt 008 auf den 2. Platz = Nachrücker zu setzen, wird ebenfalls einstimmig angenommen. Es werden nun die Projektbeschreibungen und die Empfehlungen der Jury für das Siegerprojekt formuliert. Die Jury schlägt vor, dass alle weiteren Planungsschritte auf Basis des prämierten Projektes 001 vorzunehmen sind, wobei von den Projektanten die Auflagen, in Form eines schriftlichen Berichtes, noch erfüllt werden müssen.

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wettbewerbe 303

Beurteilung: Es liegen 10 Projekte zur Beurteilung vor. Der Aufbau des Vorprüfberichts wird kurz erklärt; danach werden in einem Informationsdurchgang alle Projekte seitens der Vorprüfung erläutert. Es wird einstimmig beschlossen, dass im 1. Diskussionsund Wertungsdurchgang ein Weiterkommen mit einer Prostimme möglich ist. Folgende Projekte bleiben in der Wertung: 001, 002, 005, 006, 007, 008 und 009. Folgende Projekte scheiden im 1. Wertungsdurchgang einstimmig aus: 003, 004 und 010. Im 2. Diskussions- und Wertungsdurchgang werden alle noch in der Wertung verbleibenden Projekte diskutiert und nach den Kriterien der Ausschreibung beurteilt. In der Wertung bleiben somit folgende Projekte: 001 (7:0), 002 (5:2), 007 (4:3) und 008 (7:0). Folgende Projekte scheiden aus: 005 (3:4), 006 (0:7) und 009 (3:4). Der 3. Diskussions- und Wertungsdurchgang beginnt. Zur besseren Vergleichbarkeit werden die vier noch in der Wertung verbleibenden Projekte nebeneinander aufgehängt. Zu allen Projekten werden die Erläute-


Wettbewerb

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Architekt Sebastian Neuschmid 6020 Innsbruck

1. Platz = Gewinner Projekt Nr. 001 Mitarbeit: Clemens Waldhart, Ulrich Peintner

Jurybewertung: Die Situierung des länglichen Baukörpers am Westrand des Grundstückes überzeugt und lässt die Option für eine spätere Erweiterung (KAT-Lager) in Richtung Osten offen. Das Gebäude stellt in seiner einfachen Form, in der leichten, unprätentiösen Ausformulierung ohne jeglichen Gestus, eine adäquate Ergänzung der städtebaulichen und räumlichen Situation dar. Die Funktionsabläufe sind stringent und optimal organisiert. Der ostseitige zweigeschoßige Gebäudeteil wird mittig erschlossen. Da der große Schulungsraum im Obergeschoß in voller Baukörpertiefe seitlich an die Fahrzeughalle anschließt, ist von hier aus über großzügige Verglasungen ein perfekter Ein- und Überblick über die Halle möglich. Aufgrund der Überhöhe dieses Raumes erfolgt eine zusätzliche Belichtung über rundum laufende Oberlich-

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Lageplan

ten. Die angedachten Lüftungselemente und Ausblicke ins Freie sind in den Plänen nicht ersichtlich. Das zentrale Thema der Fahrzeughalle, welche sich in diesem Projekt über die gesamte Baukörpertiefe von Süd bis Nord erstreckt, wird klar artikuliert und durch die transluzente Hülle, welche die gesamten Fassadenflächen des Gebäudes umschließt, präzise und angemessen materialisiert. Die kompakte Organisation in Grundriss und Schnitt führt zu einer geringen Kubatur und lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Es ist jedoch der Nachweis zu erbringen, dass die vorgeschlagene Fassadenlösung aus Polycarbonatplatten insbesondere den bauphysikalischen, energietechnischen und gebrauchstauglichen Anforderungen entspricht (Sommertauglichkeit ohne Kühlung, Betriebskostenvergleich mit einer herkömmlichen Fassade).


Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Südansicht

Schnitt 2-2

Schnitt 1-1

Obergeschoß

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Architekt Thomas Schnizer 6020 Innsbruck

2. Platz = Nachrücker Projekt Nr. 008 Mitarbeit: Sabine Saurwein Konstruktive Beratung: ZSZ Ingenieure Beratung Haustechnik: A3 jp-haustechnik

Jurybewertung: Das Projekt ist so am Grundstück platziert, dass die mögliche Erweiterung durch das KAT-Lager Richtung Westen erfolgen würde, allerdings verliert das Projekt ohne diesen Bauteil an Stärke und überzeugender städtebaulicher Positionierung. Das Raumprogramm wird in einem leicht abgeschrägten Kubus, welcher sich Richtung Süden zwischen Stahlbetonschoten großflächig öffnet, organisiert. Der strukturelle Ansatz der Querschoten überzeugt, kann aber durch die funktionellen Anforderungen (Schulungsraum) nicht konsequent über den gesamten Baukörper durchgehalten werden. Durch die Gebäudetiefe – Fahrzeughalle mit dahinterliegenden Nebenräumen – ergibt sich im Obergeschoß eine interne Erschließungszone mit Ausblicken in die Fahrzeughalle. Von dort ermöglicht ein Oberlicht einen Ausblick Richtung Norden. Eine stärkere Thematisierung dieser Öffnung und damit einerseits die Aufwertung der internen Zonen und andererseits das Schaffen zusätzlicher Flächen am Dach für die bauliche Integration der Anlagen zur Energiegewinnung wäre wünschenswert gewesen. Die Funktionsabläufe im OG zeigen kleine organisatorische Verbesserungsmöglichkeiten. Die an sich massive und kräftige Anmutung des Baukörpers wird durch die Holzfassade nicht unterstrichen.

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Obergeschoß

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Erdgeschoß


Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Scharmer Wurnig Öller Architekten 6020 Innsbruck

Projekt Nr. 002

Jurybewertung: Die grundsätzlich sehr kompakte Konzeption besteht aus zwei getrennten, leicht von einander abgedrehten und punktuell verbundenen Gebäuden, wobei die Feuerwache mit den Nebenräumen im Westen und das KAT-Lager östlich davon situiert werden. Ohne dieses KAT-Lager fehlt dem Projekt aber ein wesentlicher Baustein. Wesentliches Charakteristikum der Feuerwache ist ein im 1. OG markant in Erscheinung tretender kubischer Baukörper (Schulungsraum). Dieser architektonische Akzent scheint jedoch in Anbetracht der Nutzung überzogen zu sein. Problematisch gesehen wird auch das vorgeschlagene Fassadenmaterial. Die PKW-Erschließung ist prinzipiell auf die künftige Brücke konzipiert. Über die derzeitige Brücke erscheint die Erschließung zu verwinkelt.

Mitarbeit: Michael Kirchmair Konsulent – Statiker: Reinhard Donabauer

Erdgeschoß

Architekt Karlheinz Röck 6020 Innsbruck Projekt Nr. 003 Mitarbeit: Belinda Döring, H.P. Schallhart

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wettbewerbe 303

Erdgeschoß

Jurybewertung: Die auf den ersten Blick logisch erscheinende Erschließung des Gebäudes mit dem Parkplatz im Osten und der Feuerwehrausfahrt an der Westfassade führt in der geplanten Umsetzung leider nicht zum gewünschten Erfolg. Die Vorplatzsituation erscheint im Zusammenhang mit der Autobahnzu- und -abfahrt nicht gelöst, auch sind Mängel in den internen Abläufen festzustellen. Aus Sicht der Wildbach- und Lawinenverbauung wird die starke Einschränkung des Retentionsraumes durch die Aufschüttung negativ gesehen.


Wettbewerb

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

driendl architects 1060 Wien

Projekt Nr. 004

Jurybewertung: Aus der Lage des Parkplatzes, welche aus Sicht der Wildbach- und Lawinenverbauung sehr positiv gesehen wird, ergibt sich eine Kreuzungssituation im Vorplatzbereich, die von der Jury problematisch beurteilt wird. Die Situierung der Garderoben bzw. Umkleideräume in der Ebene über der Feuerwehrhalle bringt zum einen unlösbare Nachteile aus funktioneller Sicht mit sich, zum anderen ergibt sich daraus ein großes Volumen, das vor allem in der vorgeschlagenen Ausformulierung nicht überzeugen kann.

Mitarbeit: Franz Driendl, Simon Pranter, Takeshi Shinohara

Ebene 0

Ebene 1

Architektin Silvia Fracaro 1060 Wien

Projekt Nr. 005

Jurybewertung: Positiv gesehen werden die gut funktionierenden inneren Abläufe und die großzügige Erschließung. Der dadurch bedingte Flächenverbrauch bringt leider eine unwirtschaftliche Gesamtlösung mit sich. Die architektonische Gestaltung des Gebäudes, u.a. die fassadengliedernden Bauteile wie der Balkon, scheinen der Bauaufgabe nicht adäquat.

Mitarbeit: Clemens Hörl, Vene Maier Konsulenten: Landschaftsarchitektur: Idealice – Alice Größinger Statik: Fröhlich & Locher Haustechnik: Stiefmüller Hohenauer & Partner

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Erdgeschoß

Obergeschoß


Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Architekt Berndt Hanak 6020 Innsbruck

Projekt Nr. 006

Jurybewertung: Die angebotene Formenvielfalt des äußeren Erscheinungsbildes ist aus Sicht der Jury der Bauaufgabe wenig adäquat. Auch erscheint die unterschiedliche Materialisierung und Farbgebung der einzelnen Bauteile der dargebotenen Größenordnung nicht gerecht zu werden. Positiv gesehen werden die im Allgemeinen gut funktionierenden inneren Abläufe und der großzügige Schulungsraum im 2. Obergeschoß. Gleichzeitig führt dieses Angebot jedoch aus wirtschaftlicher Sicht zu einer nicht gewünschten Größe.

Mitarbeit: Michael Weiss, Christian Hacksteiner

Erdgeschoß

Zwischengeschoß

stoll.wagner architekten 6020 Innsbruck

Jurybewertung: Gemeinsam mit dem künftigen KAT-Lager (Westen) bildet die neue Feuerwache einen langgestreckten, gut strukturierten Baukörper. Die Abstellboxen für die Einsatzfahrzeuge befinden sich zwischen dem westlich situierten Eingangsbereich incl. Umkleiden und den vorwiegend technischen Nebenräumen im Osten. Da die hochwassersicheren Parkplätze (nur 9) im Südosten des Bauplatzes gelegen sind, kommt es im Falle eines Einsatzes zu kreuzenden, sich gegenseitig behindernden Verkehrsströmen, die aus einsatztechnischer funktionaler Sicht sehr problematisch sind. Außerdem sind die im Untergeschoß geplanten Nebenräume, insbesondere der Jugendraum samt Erschließung im Retentionsbereich grundsätzlich ausgeschlossen.

Mitarbeit: Cornelia Groder, Anna Maria Lenz, Bruno Staggl, Gerhard Bachmair

Erdgeschoß

Obergeschoß

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Projekt Nr. 007


Wettbewerb

Feuerwache Wilten, Innsbruck, Tirol

M9 Architekten –Antonius Lanzinger 6020 Innsbruck

Projekt Nr. 009

Jurybewertung: Der architektonische Anspruch und der außergewöhnliche Lösungsansatz mit der angebotenen Möglichkeit der Durchfahrbarkeit der Feuerwehrhalle, aus dem sich in weiterer Folge die strukturell gestalterische Form des Gebäudes entwickelt, wird respektiert und gewürdigt. Gleichzeitig erscheint der Jury gerade die Grundidee der Durchfahrbarkeit für eine Feuerwache der geplanten Größenordnung mit der notwendigen Aufständerung im Retentionsbereich nicht adäquat. Die vorgeschlagene Lösung würde aus wirtschaftlicher Sicht erhebliche Nachteile mit sich bringen. Die offene Gestaltung der Funktionsbereiche (Schulungsraum – Eingangssituation) ergeben Nachteile in der täglichen Nutzung.

Mitarbeit: Bernhard Rupp

Erdgeschoß

Architekt Martin Kunzenmann 6020 Innsbruck

Projekt Nr. 10

Jurybewertung: Obwohl das Projekt überdurchschnittliche Flächen und Kubaturen anbietet, sind Räume teilweise zu klein, dafür aber Räume angeboten, welche nicht im Raumprogramm gefordert waren. Zudem sind die funktionalen Abläufe teilweise nicht zufriedenstellend gelöst. Das Gebäude erscheint in der äußeren Erscheinung beliebig und nicht der Aufgabenstellung gerecht.

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Erdgeschoß


Ausschreibung

Regeneration of the PPA Coastal Zone, Greece. Announcement

www.piraeusculturalcoast.org.gr

A SILO, port of Piraeus

Project Owner – Contracting Authority – Competition Organizer The project owner is the Piraeus Port Authority (P.P.A. SA). The Competition Organizer is the Piraeus Port Authority (P.P.A. SA) and the Ministry of Culture and Tourism (MCT). The Contracting Authority is the Piraeus Port Authority (P.P.A. SA). Competition Type Open Architectural Competition Outline Design. This project is very significant and constitutes a historical and cultural intervention to Piraeus Port. Competition Task The architectural design of the Cultural Coast of the port of Piraeus is part of the strategy for the design of a new landmark for the city and the port of Piraeus, with main reference to the culture, quality tourism and sustainability as well. The competition task is: • The design of a unique, for Greece, Museum of Underwater Antiquities. • The design of an urban open public space with identity, in the center of the port, a core of education, art and recreation. A space connected with the urban fabric and its citizens. The Competition task is the selection of the contractor who will carry out the final study of the project “Redesign of the existing cereals’ stock house building

facilities (silo) and its surrounding open space into a museum for underwater antiquities AND Regeneration of part of the Piraeus Port Authority (PPA) Coastal Zone – transformation into an open public space for out door activities”. Terms Eligible for participation are individuals or consortia formed of individuals or legal entities who throw recognition by the professional body in their country of residence and are entitled to use the occupational title of “Architect”. The submission verifies the applicant’s approval of the tender’s terms. The first prize-winner has to prove his eligibility to carry out the study in accordance with the current legislation. Otherwise he has to cooperate with the team that meets the eligibility requirements. This cooperation is subject to the competition organizer‘s approval. Jury The jury comprises 7 regular members and their corresponding deputy members. Awards 1st prize: € 33,040.00 2nd prize: € 28,320.00 3rd prize: € 23,600.00 4th prize: € 18,880.00 5th prize: € 14,160.00 Submission deadline, registration and documents provision In order to facilitate the possible participants, all competition data is available on the official site of the competition. All submissions must be delivered to P.P.A. Head office, by 20 September 2012 at 12.00 p.m. After this time no entry is going to be acceptable. Calendar The deadline for the applicants to receive the Brief and the Competition Documents is the 6th August 2012. The deadline for the submission is on 20th September 2012 at 12 p.m.

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© George Arahovitis

Further Information


Wettbewerb

GreenCityGraz, Graz/Webling, S

Auslober Projektgemeinschaft GreenCityGraz der BGS Projektentwicklungs- und Baubetreuungs-GmbH, 8054 Graz und der SBG Grundstücksverwaltungs GmbH, 8054 Graz

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von Vorentwürfen für ein städtebauliches Bebauungskonzept sowie die Erstellung von Vorentwürfen für die Gestaltung der Park- und sonstigen Freiflächen. Das Wettbewerbsareal liegt im Grazer Westen, zwischen der Straßgangerstraße und dem Hangfuß von Plabutsch/Buchkogel.

Art des Wettbewerbes Anonymer Architektur- und landschaftsplanerischer Wettbewerb mit acht geladenen Architekturbüros, die jeweils mit einem Landschaftsplaner ihrer Wahl ein Projektteam bilden.

Beurteilungskriterien Städtebau; Funktion und Ökonomie.

Beteiligung 8 Projekte

Preisgerichtssitzung 13. Jänner 2012

Preisgericht Univ.-Prof. Arch. DI Andreas Lichtblau (Vorsitzender), Univ.-Prof. DI Gabriele G. Kiefer (stv. Vorsitzende), Arch. DI Heribert Smeritschnig, Dipl.Arch. Heinz Schöttli (Stadtplanungsamt) / DI Elisabeth Mahr (Stadtplanungsamt), DI Kai Uwe Hoffer (Stadtbaudirektion), DI Michael Redik (FA 13B), OBR DI Johann Tatzl (A15), DI Günther Burgstaller (BGS), Mag. Markus Gerold (SBG)

Vorprüfung Wiehn Architektur ZT GmbH, 8010 Graz

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Aufwandsentschädigung Jedes Projektteam Architekt/Landschaftsplaner erhält netto € 8.000,–.


Wettbewerb

Steiermark Teilnehmer: 1. Wertungsdurchgang

Arch. Günter Reissner, Graz; Freiland Umweltconsulting, Wien

Verfasserliste: Projekt 1: Arch. DI Günter Reissner, 8010 Graz, freiland Umweltconsulting, 1090 Wien / 8010 Graz • Projekt 2: Riepl Kaufmann Bammer Architektur, 1020 Wien, rajek barosch landschaftsarchitektur, 1020 Wien • Projekt 3: Arch. DI Hubert Rieß, 8020 Graz, Carla Lo Landschaftsarchitektur, 1050 Wien • Projekt 4: BKK-3 Architektur ZT GmbH, 1140 Wien • Projekt 5: balloon_Wohofsky ZT-KG, 8020 Graz, DI Thomas Proksch / Land in Sicht, 1030 Wien • Projekt 6: ARGE Arch. DI Karl Rudischer, Arch. DI Manfred Partl, 8680 Mürzzuschlag, Pollina Hauck Landscape and Urbanism, D-12043 Berlin • Projekt 7: KFR ZT GesmbH, 8010 Graz, 3:0 Landschaftsarchitektur, 1020 Wien • Projekt 8: puerstl langmaier architekten, 8010 Graz, lebensraum Brandweiner-Schrott KG, 8280 Fürstenfeld

ARGE balloon_Wohofsky / GAFT Arch. Gottfried Prasenc, Graz; Thomas Proksch, Wien

Rudischer & Panzenböck Architekten, Neunkirchen; Polina Hauck Landscape + Urbanism, Berlin

KFR, Graz; 3:0 Landschaftsarchitektur, Wien

pürstl langmaier architekten, Graz; Lebensraum Brandweiner Schrott, Fürstenfeld

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Zusammenfassung Beurteilung: Nach dem nochmaligen Aufzeigen der städtebaulichen Rahmenbedingungen und Vorgaben erfolgt in einem Rundgang eine kurze Projektvorstellung durch die Vorprüfer hinsichtlich der wesentlichen Kriterien. Anschließend erfolgt eine Diskussion hinsichtlich der Wichtigkeit und Bedeutung der Nachverdichtung. Der Vorsitzende stellt fest, dass die Überlegungen des Preisgerichtes von den Teilnehmern zum Großteil nicht richtig interpretiert wurden. Alle acht Projekte werden an Hand der Ausschreibungskriterien besprochen und beraten. Vor- und Nachteile werden in der Diskussion aufgezeigt und bewertet. Besonderer Wert wird dabei auch auf die städtebauliche Konzeption und mögliche Nachverdichtung gelegt. In der ersten Bewertungsrunde werden Projekte mit Stimmenmehrheit ausgeschieden: Projekt 1 (5:4), 4 (4:4), 5 (6:3), 6 (9:0), 7 (9:0), 8 (9:0). Es verbleiben daher die Projekte 2, 3 und 4 in der Wertung. Im zweiten Wertungsdurchgang scheidet das Projekt 4 mit 8:1 aus. Der Antrag, das Projekt 3 auf den 1. Platz zu reihen, wird mit 4:5 abgelehnt. Der Antrag, das Projekt 2 auf den 1. Platz zu reihen, wird mit 9:0 angenommen.


Wettbewerb

GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark

Riepl Kaufmann Bammer Architektur / rajek barosch 1020 / 1020 Wien

1. Platz Projekt Nr. 2 Mitarbeit: Mathias Holzer, Ana Sammeck,Wolfgang Lässer Visualisierung und Modellbau: Josef Andraschko, 4020 Linz Mikroklimatologische Beratung: Weatherpark, 1070 Wien

Schnitt

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Bewertung: Positiv: Angemessene städtebauliche Struktur für den Ort. Klare Identität: locker gesetzte Baukörper in großzügigem Landschaftspark. Intelligent situierte platzsparende Anordnung der Tiefgarage. Subtile, aber funktionierende Gliederung der Freiflächen (Zentrumsplatz, abgesenkte, halböffentliche Gebäudebereiche, Sitzbereiche, etc.). Gestaltgebendes Konzept zur Regenwasserbewirtschaftung. Grundrisse jeweils mehrseitige Ausblicke und Belichtung. Geringe Trakttiefe. Verkaufbarkeit der Wohnungen. Großzügige Belichtung der Erschließung mit Atrium. Großzügige, immer verdrehte Freiräume zu den Wohnungen. Kritisch: Höhenstaffelung der Gebäude zu undifferenziert. Oberflächen-Volumen-Verhältnis, wenn Erschließung offen. Leben passiert eher auf den Terrassen als auf den Freiflächen im Erdgeschoß. Keine urbane Typologie, Typus Gebäude im Landschaftspark. Mit zehn Geschoßen bereits über der Hochhausgrenze (politischer und stadtplanerischer Wille zur Umsetzung erforderlich). Zweigeschoßige Tiefgarage muss im ersten Bauabschnitt zur Gänze miterrichtet werden (Finanzierung?).

Empfehlungen: Überprüfung der Höhenstaffelung im Sinne einer eindeutigen Höhendifferenzierung der einzelnen Baukörper zueinander zugunsten einer Freihaltung der Nachverdichtungsfelder (Betonung einer Mitte, Präzisierung und Ausformulierung des zentralen öffentlichen Raumes). Neustrukturierung der Tiefgarage (muss abschnittsweise funktionieren und erweiterbar sein). Ein einheitliches, kraftvolles Landschaftskonzept, das ein eindeutiges Branding vermittelt, ist über alle Phasen bis zum Bau sicherzustellen. Diese Planung erfolgt über das Landschaftsarchitekturbüro des Siegerteams. Die Qualitäten der Bepflanzung sind so zu wählen, dass die bildlichen Qualitäten aus dem Entwurf umgesetzt werden. Nebenfunktionen wie Fahrradabstellräume, Müll etc. sind ausschließlich in den Gebäuden zu situieren. Überprüfung der Lage des Badeteiches (mehr ins Zentrum und damit Beitrag zum Image des Quartiers).


GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark

Wettbewerb

Lageplan

Regelgeschoß

Erdgeschoß

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GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark

Wettbewerb

Architekt Hubert Rieß / Carlo Lo 8020 Graz / 1050 Wien

Projekt Nr. 3 Mitarbeit: Frank M. Schulz, Ferdinand Keil, Sonja Wiegele, Thomas Gometschak

Schnitt

Grundriss

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Bewertung: Positiv: Dezidierter urbaner Raum wird hergestellt, allerdings abhängig von der Realisierung der einzelnen Bauetappen. 4,2 m hohe Zone im Erdgeschoß zum Corso (à la Fußgängerzone in einer Innenstadt) hin, öffentlich gewerblich genutzte Bereiche (Gewerbe, Büro, Café, Atelier); kann neues Leben generiert werden, gehen die Künstler dort hin?, wie bespielt man die Gewerbeflächen? Dichte der Gebäude zueinander, Neustrukturierung der Tiefgarage (in der Lage unverändert, muss aber abschnittsweise funktionieren und erweiterbar sein) und stellt einen eindeutigen Gegenpol zum Projekt 2

dar. Die Belichtung der Grundrisse wird aufgrund der Abstände der einzelnen Gebäude kontroversiell diskutiert. Loggien immer zwei Räumen zugeordnet. Kritisch: Innere Erschließung der Gebäude scheint zu eng und unterdimensioniert. Auslastung der EG-Zonen in der vorgegebenen Qualität wird vom Auslober bezweifelt. Die Qualität der städtischen Raumbildung ist etappenweise schwierig umzusetzen. Reihenhäuser einseitig orientiert, Einsehbarkeit vom Geschoßbau bzw. Einsehbarkeit der Wohnungen untereinander wird kontroversiell diskutiert. Zahlreiche einseitig bzw. O und NO orientierte Wohneinheiten.


GreenCityGraz, Graz/Webling, Steiermark

Wettbewerb

BKK-3 Architektur 1140 Wien

Projekt Nr. 4 Mitarbeit: Franz Sumnitsch, Ondrej Chybik, Michal Kristof, Matej Strba, Frank Schilder

Schnitt

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Bewertung: Positiv: Dreier-Gruppierung mit Platz in angemessenem Maßstab. Bauschnitte einfach möglich. Klare, einfache und gut funktionierende Grundrisse. Kritisch: Einzelgruppen sind gut gelöst, aber die Freiräume zwischen den Gruppen sind unbearbeitete Re-

sträume ohne die Qualitäten der Innenräume. Die Modulation der Landschaft wirkt zufällig. Die Wegeführung überzeugt nicht. Die geforderte Dichteüberschreitung und das Potenzial zur späteren Nachverdichtung – wie vom Preisgericht gefordert – wurde nicht adäquat beantwortet.

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Grundriss


Wettbewerb

Pilgram Preis 2012

Auslober Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, 1040 Wien, in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN), 4020 Linz

Verfahrensorganisation Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, 1040 Wien

Gegenstand des Wettbewerbes Der Preis wird für herausragende Bauten, Platz- und Freiraumgestaltungen ausgeschrieben, bei denen eine beispielhafte innovative, gestalterische und technisch-konstruktive Anwendung von Naturstein im Mittelpunkt steht. Zum Pilgram Preis 2012 konnten Arbeiten eingereicht werden, die nach dem 1. Jänner 2007 fertig gestellt worden sind.

Art des Wettbewerbes Nicht anonymer Wettbewerb für österreichische Architektinnen und Architekten, Ingenieurkonsulentinnen und Ingenieurkonsulenten für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, sowie Ingenieurkonsulentinnen und Ingenieurkonsulenten für Innenarchitektur.

Beurteilungskriterien Gestaltungsqualität; technisch beispielhafte Konstruktion; Berücksichtigung aller Aspekte der räumlichen Gegebenheiten; adäquate Verwendung von Naturstein; umweltbewusste und nachhaltige Bauweise; funktionale Brauchbarkeit.

Beteiligung 20 Projekte

Preisgerichtssitzung 15. März 2012

Preisgericht Arch. DI Kathrin Aste, Innsbruck (Vorsitzende; bAIK), Arch. DI Peter Kompolschek, Villach (bAIK), Arch. DI Heinrich Eidenböck, Wien (bAIK),

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KR Dr. Anton Helbich-Poschacher, St. Georgen (VÖN), KR TR Franz Bamberger, Traiskirchen (VÖN)

Preisgelder

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1. Preis: € 3.700,– 2. Preis: € 3.300,– 3. Preis: € 3.000,–


Wettbewerb

ARchitEktUR +NAtURStEiN

Auslobung s! -Prei r u t k e t i h c Ar

Pilgram Preis 2012 Architektur & Naturstein

wendung von Naturstein aus österreichischer Fertigung, ausgeführt von Naturstein-Fachbetrieben.

Auslober: Beurteilung: Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN), Linz Nach dem offiziellen Sitzungsbeginn erfolgt eine Ausin Zusammenarbeitsprache mit derüber Bundeskammer die Intention der des Architekten Pilgram Preises, über die und Ingenieurkonsulenten (bAIK), Erwartungen derWien einzelnen Jurymitglieder sowie über das entsprechende Procedere. In der Folge wird ein

Preisgeld: erster Informationsrundgang gemacht, bei dem sich Der Pilgram-Preis 2012 ist mit 2 10mit000,– dotiert. eingehend auseijedes Jurymitglied den Projekten nandersetzt.

Jury Nach dem ersten Wertungsdurchgang wird mit Einstimmigkeit Arch. DI Kathrin Aste, Innsbruckbeschlossen, die Projekte 1, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 20 nicht mehr weiter zu führen. Es wird (Bundeskammer der Architekten und19, Ingenieurkonsulenten) das Projekt 14 ausgeschieden, da es im Jahr 2010 schon Arch. DI Peter Kompolschek, Villach eingereicht und ausgezeichnet wurde. (Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten) Es folgt ein Gespräch über Innovationsmöglichkeiten Arch. DI Heinrich Eidenböck, Wien von Naturstein. Nach dem zweiten Wertungsdurchgang (Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten) wird mit Einstimmigkeit beschlossen, die Projekte 2, 3, 4, KR Dr. Anton Helbich-Poschacher, St.mehr Georgen 6, 13 und 17 nicht weiter zu führen. Es verbleiben (Vorsitzender Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke) die Projekte 5,16 und 18. KR TR Franz Bamberger, Traiskirchen Anschließend werden die verbleibenden Projekte 5,16 (Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke) und 18 eingehend reflektiert und deren Preiswürdigkeit diskutiert. Die Projekte weisen neben einer feinsinnigen Abgabetermin: architektonischen Qualität vor allem auch eine außer-

24.02.2012

gewöhnlich soziale Relevanz auf. Sie unterstreichen die Tatsache, dass Architektur die Möglichkeiten der Gesellschaft positiv erweitern kann. Nach eingehender Diskussion beschließt die Jury, die Projekte zu werten, die vorgesehene Preissumme aufzuteilen und wie folgt zu vergeben: 1. Preis Projekt 5 (Kirche in Lingenau) 2. Preis Projekt 18 (Marktplatz Naarn) 3. Preis Projekt 16 (Wiltener Platzl) Einreichliste Projekt 1: Arch. Paul M. Pilz / Europazentrale E & S, Graz • Projekt 2: HGB Architekten, DI Baumgartner, DI Gomez Avendano / Neugestaltung Kirchplatz Eibiswald • Projekt 3: Two in a box / Villa aus Stein, Linz • Projekt 4: Veit Aschenbrenner Architekten / Gestaltung Pfarrkirche Mistelbach • Projekt 5: Beneder Fischer Architekten / Pfarrkirche Lingenau • Projekt 6: Architekt Karl Langer / Altstadtpromenade u. Hochwasserschutz Ybbs/Donau • Projekt 7: hke Hochholdinger, Knauer, Engl Architekten / Umbau Villa u. Wellnesstrakt, Mödling • Projekt 8: Architekt Ernst Maurer / Neugestaltung Hauptplatz Tulln • Projekt 9: Schneider & Lengauer Architekten / Sanierung Pfarrkirche St.Ulrich, Obertilliach • Projekt 10: Arge Bogenfeld Architektur, DI Kornmüller, DI Zehetner / Haus am Traunsee, Gmunden • Projekt 11: Arge Bogenfeld Architektur, DI Kornmüller, DI Zehetner / Urnenstelen Barbarafriedhof, Linz Projekt 12: Solid architecture / Fassade Verbundzentrale, Wien • Projekt 13: Rajek Barosch Landschaftsarchitekten / Linz AG, Felsplateau, Halde • Projekt 14: AlleswirdGut Architekten / Fußgängerzone Innsbruck • Projekt 15: Arkade Architekten / Wohnhaus R, Kirchdorf/Krems • Projekt 16: Gsottbauer Architekturwerkstatt / Neugestaltung Wiltener Platzl, Innsbruck • Projekt 17: Architekturbüro 1 /Neu-/Umbau Stadthaus Ferihumerstraße, Linz • Projekt 18: x architekten Architektin Bettina Brunner / Ortsplatzgestaltung Naarn • Projekt 19: Ingenieurbüro Kumpfmüller / Hagenberg • Projekt 20: DI Stephanie Hauser, Obertrum / Hotel Schloss Fuschl

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Der Pilgram Preis stellt Naturstein als einen Baustoff in Der Preis 2012 wird für herausragende Bauten, den Vordergrund, der durch die individuelle Behandlung von Details und Oberflächen wie kaum ein anderer Platz- und Freiraumgestaltungen ausgeschrieben, auch bei kleineren Bauwerken zur Gestaltung des öfbei denen eine beispielhafte innovative, gestaltefentlichen Raums beiträgt und vorbildlich hinsichtlich der Rücksichtnahme auf Umwelt, Nachhaltigkeit und rische und technisch-konstruktive Anwendung von Energieeffizienz ist. Es werden anspruchsvolle Baukonausgezeichnet, die beispielhaft für einestellt hohe arNaturstein imzepte Mittelpunkt steht. Der Preis chitektonische Qualität, eine energetische Optimierung Naturstein alsund einen Baustoff inKonstruktion den Vordergrund, eine wirtschaftliche stehen. Gewürdigt werden herausragende Planungsleistungen, die der zur Gestaltung desanspruchsvolle, öffentlichen Raumsundbeiträgt ästhetisch innovative ökologische Lösungen aufweisen. Prämiert wird die vorbildliche und vorbildlich hinsichtlich der Rücksichtnahme auf Gestaltung und technisch zeitgemäße Konstruktion von Bauwerken imund In- und Ausland unter maßgeblicher Umwelt, Nachhaltigkeit Energieeffizienz ist. Ver-


Wettbewerb

Pilgram Preis 2012

Beneder Fischer Architekten 1010 Wien

Fotos: Robert Fessler

1. Preis Projekt Nr.5 Pfarrkirche Lingenau, V Naturstein: Kalkstein und Muschelkalk (beide Bregenzer Wald), Sandstein (grau und bruchrauh, Schwarzachtobel; gelb und grüngrau, Bärlocher Bruch), Quelltuff, Sandstein, Nagelfluh, Quarzit, Bürser Marmor (alle Steine aus regionalen Vorkommen), Verona Rosso Natursteinunternehmen: Wehinger Naturstein- und Kunststeinwerk, Röthis Bauherr: Röm.-Kath.Pfarre Lingenau Bauzeit: Februar bis November 2010

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Jurybegründung: Das Projekt zeigt sich als komplexes Gebilde, welches ökumenisch reflektiert und selbst dies noch überwindet. Der Entwurf agiert analytisch, prinzipiell, fokussiert und schafft gerade dadurch eine Form der Partizipation, welche die soziologische Bedeutung noch erweitert.

Die Organisation der liturgischen Elemente eröffnet subtil und schematisch testamentarische Bilder. Die virtuose Gestaltung hinsichtlich Farbe, Materialität und Struktur, das Spiel mit Leichtigkeit und Schwere machen den Raum lebendig und zu einem sakralen Ort mit der Qualität sich gerne dort aufzuhalten.


Wettbewerb

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Pilgram Preis 2012


Wettbewerb

Pilgram Preis 2012

x Architekten Bettina Brunner 4020 Linz

Fotos: Kurt Hoerbst

2. Preis Projekt Nr. 18 Ortsplatzgestaltung Naarn, OÖ Naturstein: Granit Natursteinunternehmen: Poschacher Natursteinwerk, 4222 St. Georgen a.d. Gusen Bauherr: Gemeinde Naarn im Machlande Bauzeit: Mai 2005 bis September 2009

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Jurybegründung: Die Platzgestaltung implementiert etwas vollkommen Neues und reagiert dadurch auf einen unmittelbaren sozialen Bedarf. Die divergenten Problemzonen von der Durchzugsstraße bis zum Kircheneingang werden ernst genommen und intelligent gelöst. Der neue Platz schafft ein junges Zentrum und ermöglicht so der Gemeinde eine erweiterte Perspektive.


Pilgram Preis 2012

Wettbewerb

Gsottbauer architektur.werkstatt 6020 Innsbruck

Foto: Walter Zimmeter

3. Preis Projekt Nr. 16 Wiltener Platzl, Innsbruck, T Mitarbeit: Verena Mutschlechner Naturstein: Hartberger Granit Natursteinunternehmen: Poschacher Natursteinwerk, St. Georgen a.d. Gusen Bauherr:

Foto: Günter Richard Wett

Stadt Innsbruck

Foto: Waler Zimmeter

Herbst 2009 bis 2010

Jurybegründung: Das Projekt ist ein Schulterschluss mit der Maria Theresien-Straße und erreicht so die Hauptstraße Innsbrucks als Ensemble von Norden nach Süden lesbar zu machen. Die Gestaltung ist feinsinnig und reduziert. Mit wenigen Elementen wird eine sperrige Kreuzungssituation zum belebten Stadtteilplatz transformiert. Die Integrität des Platzes ist offensichtlich.

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Bauzeit:


Wettbewerb 2. und 3. Preis beim Pilgram Preis 2012

Pilgram Preis 2012

Poschacher Natursteinwerke GmbH & Co KG Herschenberger, Aalfanger, Neuhauser Granit, Gebhartser Syenit aus eigenen Steinbrüchen A‐4222 St. Georgen/Gusen bei Linz Tel.: 0043/ 7237/ 3333, Fax: 0043/ 7237/3333‐444 office@poschacher.com – www.poschacher.com

Ausschreibung

Urban Quality Award 2012. Ausschreibung

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Preis für Stadtraum- und Quartiersentwicklung Der Trend der Urbanisierung setzt sich fort. Schon heute leben die meisten Menschen in Städten. Eine der wichtigsten Herausforderungen, die sich hierbei stellt, ist die der nachhaltigen Stadtentwicklung. In der Gestaltung öffentlicher Räume zeigt sich die urbane Qualität. Was macht diese Qualität, was eine nachhaltige und qualitative Stadtentwicklung aus? Ist es nicht nach der Verbesserung von Energie- und Ökobilanzen und der Steigerung der Wirtschaftlichkeit von Gebäuden und Ensembles jetzt an der Zeit, stärker den sozialen Aspekt ins Auge zu fassen? Ob eine soziale Integrität in der Stadt funktioniert, lässt sich durch die Konstruktion und Gestaltung von Stadträumen und Quartieren beeinflussen – lassen sie soziale Interaktion zu, sind sie bewusst darauf angelegt, den Rahmen für ein gemeinsames Erleben zu bilden? Der Urban Quality Award richtet sich an Projekte aus Deutschland und jeweils eines der Kernländer der Eurohypo. 2012 ist es Frankreich. In diesem Jahr legt die Eurohypo mit dem „Urban Quality Award“ einen besonderen Fokus auf Stadträume und Quartiere, die öffentlichen Nutzen schaffen und von Bürgern als bereichernd wahrgenommen werden. Der Urban Quality Award wird also für Stadtplanung und Architektur vergeben, die das Erleben öffentlicher Räume positiv beeinflussen. Der Wettbewerb schließt alle Gebäude, Flächen, Freiräume, Plätze, Ensembles und Infrastrukturen ein, die in der Wahrnehmung oder der Nutzung nicht rein privat oder kommerziell sind, sondern von den Menschen angenommen und gern genutzt werden. Bewertet wird dabei das gelungene Zusammenspiel bebauter und freier Flächen.

www.urbanqualityaward.com

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Teilnahmebedingungen Der Wettbewerb richtet sich an Landschaftsarchitekten und Architekten, private oder öffentliche Bauherren, Investoren, Planer, sowie an andere gesellschaftliche Gruppierungen. Die Projekte müssen in den letzten drei Jahren umgesetzt worden sein oder nahe ihrer Umsetzung stehen, das heißt, sich nicht mehr in der Konzeptphase befinden und ihre Realisierbarkeit erfolgreich bewiesen haben. Der Urban Quality Award 2012 ist offen für Einsendungen von Projekten mit Standort in Deutschland und Frankreich. Es können mehrere Projekte vom Einreicher eingesendet werden. Wettbewerbssprache ist Deutsch und English.

Beurteilungskriterien Die eingereichten Projekte werden nach ihrem Beitrag zum qualitätsvollen Leben in der Stadt beurteilt. Dabei werden folgende Kriterien berücksichtigt: • Städtebaulicher Kontext • Zugänglichkeit und Integration in das Stadtgefüge • Förderung des sozialen Lebens • Öffentlichkeit • Nutzungsmöglichkeit • Gestaltung • Innovation • Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte, langfristige Wirkung, Nachhaltigkeit Jury Eine Vorprüfung der eingereichten Projekte erfolgt durch Wissenschaftler der Technischen Universität München. Eine internationale Jury wählt den Preisträger aus. Die Jury besteht aus unabhängigen sachverständigen Fachleuten aus Frankreich und aus Deutschland. Preisgeld Der Award ist mit einem Preisgeld von 50.000 Euro dotiert. Der Auslober behält sich vor, das Preisgeld zu teilen. Die Intention des Auslobers ist es, dass das Preisgeld dem Projekt zugute kommt. Die Jury kann bis zu fünf eingereichte Projekte und Arbeiten für eine Endausscheidung nominieren. Alle Nominierten erhalten eine Auszeichnung. Termine Einsendeschluss der Bewerbungen 15. Juli 2012 Bekanntgabe der Shortlist 15. Oktober 2012 Preisverleihung 7. November 2012 Einreichadresse Technische Universität München Fachgebiet für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume Poststelle Alte Akademie 8 85354 Freising Deutschland Kontakt für Rückfragen Eurohypo AG Imke Schiller Tel.: +49-(0)69-25 48-21 429 imke.schiller@eurohypo.com


Realisierung

Realisierung

B체rogeb채ude am Praterstern, Wien 2 Tillner & Willinger / Vasko+Partner

Beteiligte Unternehmen B체rogeb채ude am Praterstern, Wien 2

Total Solution GmbH Am Wasser 4 8430 Leibnitz T 0043 3452 71 434 F 0043 3452 71 390

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Realisierung

Vorwort

Bürogebäude am Praterstern, Wien 2

Luftig und leicht

Gisela Gary

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Das neue Headquarter der ÖBB-Infrastruktur AG am Wiener Praterstern ist ein anspruchsvolles Projekt in puncto Architektur wie auch Konstruktion – mit einem spektakulären Folienkissendach, das den Innenhof überdacht. Auf dem ehemaligen k.u.k. Nordbahnhof in Wien entstanden jüngst der neue Bahnhof Praterstern wie auch ein markantes Gebäude am Rand des Pratersterns: das Headquarter der ÖBB Infrastruktur. Rund 800 Mitarbeiter der ÖBB-Infrastruktur AG bezogen nach einer Bauzeit von knapp zwei Jahren ihr neues Bürogebäude am Praterstern 3. Die Architekten Tillner & Willinger entwarfen dafür zwei parallele Längsbaukörper entlang der Gleisanlagen und entlang der Nordbahnstraße, ein Objekt auf einer Grundfläche von rund 5.000 Quadratmetern. Die Baukörper wurden durch Erschließungs- und Besprechungsraumtrakte zu einem Baukörperensemble verbunden. Die neue Zentrale der ÖBB-Infrastruktur besteht aus einem Untergeschoß und acht Obergeschoßen. Der Eingang ist zum Bahnhof hin orientiert und über eine Freitreppe erreichbar. Das Erdgeschoß kann teilweise auch von der Öffentlichkeit genutzt werden und wird durch eine Fußgängerpassage geteilt. Im Erdgeschoß befinden sich ein Konferenzzentrum, das Betriebsrestaurant, ein Fitnesscenter wie auch ein Geschäftslokal der ÖBB. Der Innenhof stellt das beeindruckende Herzstück des neuen Headquarters dar und wurde mit einem transparenten, 1.000 Quadratmeter großen Membrandach geschützt. Das Folienkissendach „schwebt“ über dem letzten Geschoß – mit einer Spannweite von 26 Metern liegt das Dach auf 13 Stahlbindern. Das Atrium dient Gästen und Mitarbeitern als Kommunikationsbereich – die darin befindliche Portierloge ist durchgehend besetzt. Das Folienkissendach wurde wie auch das restliche Gebäude von den Architekten Tillner & Willinger auf

Basis eines gewonnenen Architekturwettbewerbes entworfen, geplant und umgesetzt. Die Tragwerksplanung für das Folienkissendach wurde in Zusammenarbeit mit Vasko+Partner als Generalkonsulent bzw. der Firma Vektor Foiltec entwickelt. Das geringe Gewicht des Daches erlaubte eine sehr zarte Tragkonstruktion. Die semipermeable Fassadengestaltung bietet zwischen den Baukörpern Einblicke in den Innenhof und auf das spektakuläre Dach. Zwei Kompressoren halten den nötigen Luftdruck in den Kissen. Durch die chemische Oberflächenbeschaffenheit reinigt sich die Folie quasi von selbst. Ab dem zweiten Geschoß beginnen die Büros, die höchste Flexibilität garantieren: Es gibt die Option für Einzel- und Gruppenbüros. Gesamtheitlicher Ansatz Letztlich sorgt die Kombination der zweischalige Fassadenkonstruktion mit dem überdachten Innenhof für niedrige Energiekosten. Das Bürogebäude ist als Niedrigenergiehaus konzipiert, dafür kamen acht verschiedene Fassadentypen zur Ausführung. Die Dämmstärke beträgt bei den Betonflächen 16 Zentimeter. Zur Beschattung gibt es im Außenbereich Raffstores, im Innenbereich Markisen. Die hinterlüftete Fassade im Außenbereich wurde aus vorbewitterten, schiefergrauen Stulppaneelen – im Innenhof aus Cetris – ausgeführt. Die Haustechnik verbirgt sich im Gangbereich mittels abgehängter Alukasettendecken sowie in den Doppelböden. Zwei Lüftungsanlagen am Dach garantieren den 1,5fachen Luftwechsel im Bürobereich. Die komplette Verglasung der Büroeinheiten sorgt für Transparenz und Offenheit. Die semitransparente Fassade ermöglicht Blickbeziehungen zwischen innen und außen. „Die wesentlichsten Herausforderungen waren die städtebauliche Lücke am Praterstern zu schließen und den Platz somit zu fassen und gleichzeitig eine prominente


© ÖBB/Projekt-Agentur Peter Stangl

Realisierung

Das Folienkissendach „schwebt“ über dem letzten Geschoß – mit einer Spannweite von 26 Metern liegt das Dach auf 13 Stahlbindern, hilft Energiekosten sparen und bildet das Atrium als Kommunikationszentrum.

management), die örtliche Bauaufsicht und Teile der Projektsteuerung, die Statik, die Haustechnik wie auch die Bauphysik. Thomas Wetzstein, Projektleiter von Vasko+Partner, bezeichnet das Bürogebäude Praterstern als Musterbeispiel für das Know-how und den gesamtheitlichen Ansatz von Vasko+Partner: „Ein planerisch anspruchsvolles Projekt, dessen Herausforderung darin bestand, die wesentlichen Versorgungsleitungen des Bezirkes am Grundstück einzubinden, wurde mit innovativen Methoden, unter anderem mit Hilfe von Bauteilaktivierung, unter Einhaltung sowohl des Termin- als auch des Kostenziels zur vollsten Zufriedenheit des Bauherrn abgewickelt.“

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Lage am Praterstern zu definieren und auszufüllen. Das Ziel war ein rationelles, funktionales und wirtschaftliches Gebäude zu entwickeln aber doch mit fließenden Räumen und hohen räumlichen und architektonischen Qualitäten als identifikationsstiftendes Bürogebäude. Wesentlich war auch die Entwicklung der Architektur des Gebäudes vom Städtebau weg bis hin zu wohl überlegten möglichst zarten konstruktiven Details“, erklärt Architekt Willinger das Konzept. Ergänzend zu den durch Tillner & Willinger erbrachten Generalplaner- und Architekturleistungen, zeichnete Vasko+Partner für die Generalkonsulentenleistungen gesamtheitlich verantwortlich: für die ergänzenden Planungsleistungen (u. a. Ausschreibung, Kosten-


Realisierung

Bürogebäude am Praterstern,

Bauherr ÖBB-Infrastruktur AG c/o ÖBB-Immobilienmanagement GmbH

Generalplanung Architekten Tillner & Willinger, 1050 Wien / Vasko+Partner, 1190 Wien Projektarchitekt: Alfred Willinger Team: Ph. Pongratz, Ingo Koller, A. Uxa, T. Baran, G. Gelev, J. Travnicek, Georg Dallinger

Generalkonsulent Vasko+Partner, 1190 Wien

Generalunternehmer Porr AG, 1100 Wien

Fotos ÖBB/Julius Silver; ÖBB/Luftbildservice Redl

Projektverlauf Wettbewerb Oktober 2004 1. Preis mit Helmut Richter, siehe wettbewerbe 243/244, Jänner/Februar 2005 Fertigstellung 2011

Projektdaten BGF 30.516 m2 Nettonutzfläche ca. 23.000 m2

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Realisierung

Wien 2

Luftbild ÖBB Bürogebäude

gen Teil öffentliche Bereiche wie Geschäfte platziert und andererseits des Durchganges halböffentliche wie Restaurant und Konferenzzentrum mit direkter Anbindung an das darüberliegende Bürogebäude. Der Haupteingang des Gebäudes am Praterstern führt über eine Freitreppe zu einem durchgehenden Innenhof im 1. Obergeschoß. Die erhöhte Lobby bietet nicht nur einen großartigen Ausblick zum öffentlichen Platz, sondern ermöglicht eine direkte Verbindung beider Erschließungstürme über dem öffentlichen Durchgang. Sowohl die Doppelfassade als auch die Atriumüberdachung gewährleisten als Pufferräume niedrigen Energieverbrauch sowie Schallschutz des ruhigen Innenhofes gegenüber dem Verkehrsknoten außerhalb.

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Das Bürogebäude liegt am pulsierenden Praterstern, Platz und Kreisverkehr, in unmittelbarer Nähe zum Wiener Prater, der attraktivsten Freifläche der Stadt. Das achtgeschoßige Gebäude gliedert sich in zwei Nutzkörper, einer entlang der Bahntrasse, der andere entlang der Nordbahnstraße. Diese verbinden zwei transparente Blöcke mit Erschließung, Besprechungsräumen und Allgemeinräumen als informelle Kommunikationszone zu einem Baukörperensemble. Eine bestehende öffentliche Passage, die die Bahnstation mit dem angrenzenden Bezirk verbindet, durchtrennt das Erdgeschoß und stellte eine interessante Herausforderung an den Entwurf. Darauf reagierend wurden im Erdgeschoß einerseits im Praterstern-seiti-


Realisierung

Bürogebäude am Praterstern, Wien 2

Tillner & Willinger / Vasko+Partner 1050 Wien / 1190 Wien

Blick vom Praterstern

Schnitt A-A

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Schnitt B-B

Regelgeschoß


B체rogeb채ude am Praterstern, Wien 2

Realisierung

Blick von der Terrasse Richtung Prater

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Blick vom Praterstern bei Nacht


Realisierung Ausschreibung

Bürogebäude am Praterstern, Wien 2 Workplace of the Future. Fentress Global Challenge 2012. Announcement

Further Information www.fentressarchitects.com

About mentions. Jury members will be The Fentress Global Challenge is announced in the summer. << FENTRESS an annual international competiGLOBAL CHALLENGE tion created to engage students Evaluation Criteria 2012 : WORKPLACE OF THE FUTURE worldwide in the exploration of Participants are encouraged to future design possibilities in pubuse clear, concise language to lic architecture. For the Second convey ideas, key points and deannual competition, students are sign solutions. Photographs, diainvited to envision the Workplace grams, renderings, collages and of the Future. Workplace research other visualizations are encourconfirms that space manageaged to help explain your conment is a powerful tool. Office cept per the rules previously deenvironments designed to deliver scribed. To assist with the judging optimal employee experience process, the evaluation criteria are will, in turn, offer the greatest divided into four categories: operational value. These returns are far beyond financial; they • Creativity Design solution is inpromote performance, productivity and innovation. novative and inspiring in concept and design Design Our economy relies on productivity, so it is important solution is presented with unique and compelling to evaluate the most cost-effective, space-effective and graphics operationally-effective workplace. • Sustainability Sustainable solutions and economic savings arise from Invitation design initiatives What are the future workplace trends? How will the Design solution honors the spirit of sustainability Workplace of the Future look and function? What are • Value & Functionality the fundamental purposes of the workplace? The 2012 Design solution adds value (i.e. efficiency, productivity, Fentress Global Challenge invites you to answer these innovation & culture) questions through design. • Employee Experience All students presently enrolled in a recognized colDesign solution encourages employee well being and lege level Architectural or Interior Design program are productivity invited to participate. Graduates that are not employed Design solution honors local and global community may also enter the competition. Individuals and teams are both eligible. Awards Winning designs will be exhibited at Architecture and Guidelines Design Museum in Los Angeles, California. Exhibition Submissions must include an explanation of concept dates are to be determined. More information about the and a design process that visually depicts the thinking museum is available at www.aplusd.org. behind the design process supported by research find• 1st Place US$10,000 prize and a certificate (US$10,000 ings. Conceptual design must address the following: prize includes US$3,000 cash, 4-week paid internship at • Research on current workplace trends Fentress Architects in Denver, coach round-trip airfare • Assumptions on future workplace trends and lodging for the duration of the paid internship) • Brand strategy (type of business, future business • 2nd Place US$1000 cash prize and a certificate goal(s), company message & culture) • 3rd Place US$500 cash prize and a certificate • Site analysis (size, location & reason for the selected • Honorable Mention Certificate location) • Demographic analysis (number of employees & genSchedule erations) Registration Deadline August 6, 2012 • Work style (industry requirements & trends) Design Submission Deadline September 3, 2012 Short-listed Notification September 26, 2012 Jury Winners Announced October 24, 2012 Internship at Fentress Architects Summer 2013 The Competition will be judged in two stages by two panels of distinguished experts. The first round jury will Registration select the finalists for the final jury to review. The final Please register online; registration is free. jury will select the three final winners and honorable IDEA COMPETITION FOR STUDENTS

www.fentressarchitects.com

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Innovationen

Innovationen

Energiespeicher Beton in der Forschung Leistungsfördernder Bildungsraum: FH Campus in Wien 10 Hochwertige Produkte für herausragende Architektur Neues Knauf Drehtür-System Neu bei Bene: Leuchten von Nimbus, Sitzmöbel von Magis Holztürme für Windkraftanlagen Bereit für die Energiewende: 5. CEP® geht erfolgreich zu Ende RMC – Rieder Monolithic Cast Sicherheit mit zugelassenen Photovoltaik-Paneelen Wasser verschwindet

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Innovationen

Weitere Informationen

Gebäude der Zukunft heizen und kühlen sich wie von selbst, wenn die Bauteile einfach thermisch aktiviert werden. Beton eignet sich dabei hervorragend als Energiespeicher, über den die Raumtemperatur ideal gesteuert werden kann. Mit der Inbetriebnahme des ersten bauteilaktivierten Simulationsraums in Österreich an der BAUAkademie Salzburg werden in den nächsten zwei Jahren wissenschaftlich gesicherte Daten über die ökologisch nachhaltige und umweltschonende Form des Heizens und Kühlens gesammelt. Damit kann eine einfache Technologie weiterentwickelt und in die breite Anwendung gebracht werden. Hocheffiziente Gebäude können alleine mit thermischer Bauteilaktivierung beheizt und gekühlt werden. Damit die Theorie rasch zur Realität werden kann, will die Österreichische Zementindustrie die bisherigen Erkenntnisse zur Bauteilaktivierung des Energiespeichers Beton gemeinsam mit Projektpartnern und Fördergebern an der Basis ansetzen. Das Prinzip der Speichermasse kennt grundsätzlich jeder. Der Betonbauteil funktioniert beim Erwärmen wie ein Kachelofen, der nach und nach seine wohlige Wärme abgibt. Beim Kühlen ist es umgekehrt und der Betonbauteil wird zum Kühlelement. Der gezielte, geplante sowie gesteuerte Einsatz von ohnehin bestehenden Ressourcen im Gewerbe-, Büro- und Wohnbereich ist bedauerlicher Weise noch eine Seltenheit in der Baubranche.

Fotos: BAUAkademie Salzburg

www.zement.at

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2011/2012 wurde auf dem Gelände der Bauakademie Salzburg im Rahmen eines Forschungsprojektes ein bauteilaktivierter Simulationsraum installiert. Dieser soll weitere Forschungserkenntnisse für die Praxis bringen und als Demonstrationsprojekt für künftige Nutzer und Auszubildende dienen. Am 26.3.2012 gaben Landeshauptmann Stv. Dr. Wilfried Haslauer, Bmst. DI Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), und Bmst. DI Peter Kreuzberger, Gruppensprecher der ARGE „Nachhaltige BAUTEILAktivierung“, den Startschuss für das EU-Forschungsprojekt im neuen Simulationsraum für Bauteilaktivierung mit Beton. „Die regionale Zusam-

Grafik: fredmansky

Energiespeicher Beton in der Forschung

menarbeit bei Zukunftsprojekten wie diesem stärkt die heimische Wirtschaft und hilft uns beim Energiesparen sowie beim Erreichen der Klimaziele. Der Innovationsund Kooperationsgeist dieses Projekts kommt durch die Partnerschaft von Land Salzburg, der Europäischen Union und der ARGE ‚Nachhaltige BAUTEILAktivierung‘ zum Ausdruck“, bedankt sich Wilfried Haslauer. „Auch in Bezug auf die Energiesparziele erweist sich das Projekt als vorbildlich. Deren Erreichung wird durch den Einsatz von ‚grünen‘ Energiequellen wie Sonnenkraft und Erdwärme vorangetrieben.“ Der Simulationsraum ist ein Betonkubus mit einem 4,6 mal 3,6 m großen Innenraum bei einer Raumhöhe von 2,5 m mit zwei Fenstern und einer Tür. Sämtliche raumbildende Flächen bestehen aus Beton: Boden, Decke sowie Wände sind bauteilaktiviert, wobei man jede einzelne Fläche individuell steuern kann, um unterschiedliche Varianten und Extremsituationen zu simulieren. Die Wände bestehen aus 18 cm dicken Betonscheiben, die mittig mit Baustahlgittermatten armiert wurden. Decke (20 cm) und Bodenplatte (35 cm) sowie die beiden Längswände sind mit Rohrleitungen thermisch aktivierbar. Die Rohrleitungen wurden im Abstand von 15 cm verlegt und mit Kabelbindern an die Baustahlgittermatten befestigt und in die Betonbauteile eingegossen. Vorder- und Rückwand des Kubus werden im Innenputzbereich mit Kupferrohrmatten aktiviert. Durch diese Bauweise soll herausgefunden werden, wie im Sanierungsfall der Massespeicher funktionieren kann. Die grundlegende Wärmedämmung wurde nach dem neuesten Stand der Technik ausgeführt und besteht aus 20 cm EPS Außenisolierung für die Wände, 30 cm XPS


Innovationen

betont Felix Friembichler. Besonders der sommerlichen Überwärmung wurde bislang viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. „Laut OIB-Richtlinie muss im privaten Wohnbau so geplant werden, dass keine Kühlung notwendig ist. Die Verkaufszahlen von Geräten im Bereich der elektrischen Zusatzkühlung sprechen allerdings eine völlig andere Sprache“, bringt es Peter Kreuzberger auf den Punkt. Es ist das Ziel, Häuser zu entwickeln, die in der Ausstattung intelligent sind, lediglich eine minimale technische Ausstattung brauchen und in der Nutzung einfach begreifbar sind. Der Mensch soll bei Entwicklungen im Mittelpunkt stehen, nicht die Technik, sonst sind Forschungsergebnisse nutzlos.

Die über zwei Jahre laufenden Forschungen werden von der Technischen Universität Wien wissenschaftlich begleitet und sollen gesicherte Daten über die Effizienz und Funktionsweise der Bauteilaktivierung für künftige Nutzerinnen und Nutzer sowie Aus- und Fortzubildende (z. B. Lehrlinge, Poliere, Baumeister und Bauschaffende) liefern sowie für Demonstrationszwecke eingesetzt werden. Bei der Bauteilaktivierung müssen mehrere Gewerke – vom Bauhandwerker über den Installateur bis zum Elektriker – Hand in Hand zusammenarbeiten. Das erfordert eine genaue Abstimmung und einheitliche Standards. Nach erfolgreichem Abschluss des Forschungsprojekts ist geplant, praxistaugliche Standards für die Bauwirtschaft zu entwickeln und das System dann österreichweit in die Bauausbildung zu integrieren. Die Gesamtkosten für das zukunftsweisende Projekt werden zur Hälfte vom Land Salzburg und der Europäischen Union im Rahmen des Wirtschaftsförderungsprogramms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ (RWF) getragen. Die zweite Hälfte finanziert die zu diesem Zweck gegründete ARGE „Salzburger Netzwerk für nachhaltige BAUTEILAktivierung“, eine Gruppe von kleinen bis großen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Massivbau. Übergeordnetes Projektziel der ARGE ist die Dokumentation der Energieeffizienz und der thermischen Wohnbehaglichkeit von Bauten mit Bauteilaktivierung.

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für die Decke und 20 cm XPS druckfest für den Bodenbereich. 150 Temperaturfühler, zusammengefasst in Paketen zu je 10 Sensoren, messen sowohl die Temperatur in den Betonbauteilen als auch in der Wärmedämmung und zeichnen die Daten im Simulationsraum rund um die Uhr auf. Gemessen werden außerdem Luft- und Oberflächentemperaturen, Luftfeuchte, der notwendige Heiz- und Kühlbedarf zur Temperaturhaltung auf gleichem Niveau sowie die zeitlichen Abläufe der Temperaturveränderungen. Die Daten werden in Salzburg abgespeichert und täglich in Datenpaketen von der TU Wien abgerufen. Eine große Rolle spielen unter anderem auch das subjektive Wohlfühlverhalten oder die direkte Auswirkung verschiedener Beschattungssysteme auf das Raumklima. Die Überprüfung theoretischer, noch zu entwickelnder Rechenmodelle und die neu gewonnenen Erfahrungen aus dem Praxisbetrieb werden wegweisend für den umfassenden Einsatz der Bauteilaktivierung in der Architektur sein. „Die Raumwärme ist neben dem Verkehr noch immer der große Hebel, wenn es um die Erreichung der Klimaschutzziele in Österreich geht“,


Innovationen

Leistungsfördernder Bildungsraum: FH Campus in Wien 10

Fotos: FH Campus Wien

Bauherr FH Campus Wien – Planungs-, Finanzierungs- und Errichtungs GmbH Projektsteuerung Bau-control ZT AG Architektur Delugan Meissl Associated Architects Generalunternehmer Arbeitsgemeinschaft STRABAG AG, PORR AG, Siemens Gebäudemanagement & Services G.m.b.H Projektverlauf Wettbewerb 2005, 1. Preis Baubeginn Februar 2008 Fertigstellung/Übernahme August 2009 Projektdaten Grundstücksfläche 13.600 m² Bebaute Fläche 8.800 m² BGF 37.000 m² 6 Etagen mit rund 30 Hörsälen und 90 Funktionsräumen (z. B. Labor- und EDV-Räume), Cafeteria, Mensa, Bibliothek/Mediathek, Festsaal (700 m²),150 Räume für F&E, Administration

Das Thema Nachhaltigkeit mit allen seinen Ausprägungen hat bei der Errichtung von Bildungsstätten besondere Relevanz. Schulen oder Universitäten müssen vielen Generationen von Benutzern einen hohen Komfort bieten, sowohl Errichtung als auch laufender Betrieb sollen kosteneffizient sein und schließlich ist auch im Hinblick auf die EU-Gebäuderichtlinie ein möglichst nachhaltiger Energieeinsatz notwendig. Durchdachte Gebäudekonzepte sind also gefragt, um dieses umfassende Anforderungsprofil abdecken zu können. Die Massivbauweise kann hier ganz klar punkten: Die reine Natürlichkeit der Baustoffe, die maximale Zweckmäßigkeit und der hohe Komfortwert qualifizieren sie klar zur Bauform der Zukunft. Außergewöhnliche Architektur und höchste Funktionalität Für die Nachhaltigkeitsplattform BAU!MASSIV! des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie stellt dies die neue FH Campus Wien eindrucksvoll unter Beweis. Die größte Fachhochschule Wiens residiert seit Herbst 2009 beim Verteilerkreis in Wien Favoriten in ei-

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nem Gebäude, das die Form von zwei geschwungenen C annimmt. Übergeordnete Nutzungen wie Aula, Bibliothek und Festsaal reihen sich in schlüssiger Abfolge entlang des Zentralbereichs. Wege- und Funktionsflächen verschmelzen und sind offen für eine sich ändernde Gebäudenutzung. Weitere Highlights sind ein verspiegeltes Soziallabor, biomedizinische Labors der höchsten Sicherheitsstufe oder ein physiotherapeutisches Bewegungslabor, in dem mit Hilfe von Laserstrahlen Bewegungen numerisch exakt analysiert werden können. Nachhaltige und energieeffiziente Bildungsstätte Die neue FH überzeugt aber nicht nur funktional und architektonisch, sondern auch aus nachhaltiger Sicht: Bei der Errichtung wurden hochwertige, ökologische Materialen bevorzugt eingesetzt und das Gebäude wurde energetisch optimiert. Besonders innovativ ist die umwelteffiziente Kühlung über thermisch aktivierte Betonbauteile. Diese Energiespeicher ermöglichen, die Kälte in der Nacht von außen aufzunehmen und die Räume am Tag über die Decke zu kühlen. Die Lüftung ist so konzipiert, dass mit minimalem Energieaufwand konstant ein optimales Raumklima herrscht. Im FreeCooling-Betrieb wird die Kühlenergie rein über die Außenluft gewonnen. Nur bei Bedarf wird die Kühlung mechanisch unterstützt. Während der Nacht wird der gesamte Lüftungsbetrieb abgesenkt, was eine weitere Energieersparnis bedeutet. Die neue FH Campus Wien ist damit ein gutes Beispiel, wie sich durch eine massive Bauweise zukunftsfähige Gebäudekonzepte realisieren lassen – mineralische Baustoffe unterstützen in bemerkenswerter Weise Energieeffizienz und Nutzungsflexibilität eines Gebäudes.

www.baumassiv.at


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Hochwertige Produkte für herausragende Architektur

www.total-solution.at

Monolith: Eine hervorragende Ergänzung zu den wandmontierten Richtungsschildern sind die freistehenden Stelen.

Moderne, architektonisch anspruchsvolle Bürogebäude wie das neue Headquarter der ÖBB Infrastruktur AG am Wiener Praterstern (siehe Seite 110) setzen das Leit- und Orientierungssystem d line von Total Solution ein. d line ist ein modulares System, das sich durch hohe architektonische Kompetenz, minimalistisches Design, Konsequenz und exzellente technische Umsetzung auszeichnet und wie ein roter Faden durch das gesamte Gebäude führt. d line xsign xsign, eine Erweiterung des Leit- und Orientierungssystems von d line, ist pur, minimalistisch, effizient und zugleich ausgestattet mit einer beinahe unerschöpflichen Vielfalt an Materialien, Farben und Technologien. Änderungen und Ergänzungen sind innerhalb kürzester Zeit umsetzbar. Die mit höchster Präzision aus Edelstahl gefertigten Buchstaben und Zahlen für permanente Schilder werden in unendlich vielen Schriftarten und Größen angeboten. Höchstmögliche Sichtbarkeit seiner Piktogramme erreicht d line durch die zusätzliche Verwendung von Folien. Die Folien werden glasperlgestrahlt und erhalten dadurch einen leicht fluoreszierenden Charakter. Eine gestalterische Alternative und hervorragende Ergänzung zu den wandmontierten Richtungsschildern

sind die freistehenden Stelen. Sie sind ebenfalls modular kombinierbar und verbinden so die Vorteile des Systems. Wand- und Deckenbeschilderung d line konzentriert sich darauf, individuelle Lösungen für zeitgemäße Architektur zu entwickeln. Folgerichtig wird das Leitsystem durch Schilder komplettiert, die einen Einsatz in offen geplanten Büros und Räumen ermöglichen. Die Schilder gibt es in folgenden Ausführungen: • Edelstahl gebürstet oder glasperlgestrahlt • Aluminium standard hellgrau, dunkelgrau oder silber und auf Wunsch in RAL nach Wahl pulverbeschichtet • Acryl satiniert weiß oder grün sowie farbbeschichtet • Acryl transparent weiß oder grün für auswechselbare Folienbeschilderungen • Holz Kirsche, Ahorn oder Eiche Die Produkte des Sortiments von Total Solution werden von namhaften Architekten und Designern entworfen und zeichnen sich durch beste Qualität und Langlebigkeit aus.

Signs 09: d line ist ein modulares System, das durch das gesamte Gebäude führt.

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Weitere Informationen


Innovationen

Neues Knauf Drehtür-System

Die Unsichtbare Knauf Ego ist ein mit der Wand völlig kantengleich abschließendes Drehtür-System, das auf sichtbare Zargen, Türrahmen und Rahmenzierverkleidungen verzichtet und somit eine Ebene zwischen Tür und Wand bildet. Dies ermöglicht, die Türe als eigenes Gestaltungselement zu nutzen oder sie einfach in die Wandgestaltung zu integrieren, sodass sie nahezu unsichtbar wird. Der im System versteckte Kern ist die Technik, welche die perfekte Öffnungs- und Schließbewegung ermöglicht. Thomas Grudl, Knauf Innovationsmanager, über das Knauf Drehtür-System: „Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, sondern wir haben Anleihen an schon in der Antike bekannten Geheimtüren genommen, die wir verfeinert und für den Trockenbau salonfähig gemacht haben. Besonders wichtig erscheinen mir die einfache Handhabung und die äußerst präzise Ausführung. Dies entspricht dem, was sich viele Architekten und Bauherrn wünschen, wenn sie die Möglichkeit haben, ihr individuelles Design einzubringen.“

Weitere Informationen www.knauf.at

Fotos: beigestellt

Das Türband Kubica Eine spezielle Tür erfordert auch ein besonderes Türband. Das standardmäßig inkludierte, auf drei Achsen regulierbare Türband Kubica erlaubt ohne weiteres eine 180°-Öffnung der Türe bei der Ausführung in Zugrichtung. Zudem ist Kubica im Ego-Rahmen leicht einzubauen. Die dreidimensionale Einstellmöglichkeit für die Montage und millimetergenaue Anpassung des Ego-Türflügels erfolgt direkt am Kubica-Band und damit an nur einem Punkt.

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Im perfekten Rahmen Eine Türe wie Knauf Ego benötigt auch einen eigenen Rahmen. Der foliengeschützte Rahmen aus Aluminium erleichtert den Einbau der Gipsständerwände oder des Mauerwerks ohne große Verschmutzungen durch die Gipsverspachtelung bzw. Putz. Die im Ego-Rahmen und Ego-Türflügel vorgefertigten Ausnehmungen für die Kubica Türbänder ermöglichen eine präzise und einfache Montage des Ego-Türflügels. Eine weiche Türdichtung unterstreicht das elegante Design bei gleichzeitig hoher Funktionalität. Die Ego-Drehtüre kann je nach Nutzung sowohl rechts als auch links angeschlagen und geöffnet und in Druck- oder Zugrichtung betätigt werden. Als Sonderlösungen sind auch trapezförmige EgoDrehtüren bis zu einem maximalen Neigungswinkel des oberen Ego-Rahmen-Querträgers von 60° oder Türen in kompletter Wandhöhe realisierbar. Kreativität ist gefragt Der Ego-Türflügel ist 50 mm stark und für links und rechts angeschlagene Türen sowie in den beiden Öffnungsvarianten in Zug- und Druckrichtung erhältlich. Er wird in unbehandelter Ausführung passend zum Ego-Rahmen mitgeliefert und lässt der persönlichen kreativen Gestaltung freien Raum. Geräuschloses Schloss Für die Ego-Drehtür steht ein innovativer Magnetschlosskasten zur Verfügung. Passend zur eleganten Form von Ego schließt das Magnetschloss leise und harmoniert perfekt mit dem Design. Der Magnet-


Innovationen

handelt es sich dann um ein montiertes Knauf System (mit allen erforderlichen Nachweisen).

Bausatz versus Knauf Systeme „Die von Knauf seit Jahrzehnten erfolgreich entwickelten Systemlösungen erfüllen sämtliche bautechnischen Anforderungen. Die dafür erforderlichen Systemkomponenten sind im gut sortierten Baustofffachhandel allgemein verfügbar“, so Ing. Robert Stubits, Leiter der Knauf Anwendungstechnik. Zahlreiche Prüfungen nach europäischen Normen bestätigen die Leistungsfähigkeit der Trockenbauweise hinsichtlich Brandschutz, Schallschutz sowie Robustheit und Gebrauchstauglichkeit. In umfangreichen Dokumentationen können Planer, Bauphysiker und die gewerblichen Fachunternehmen Lösungen für ihre individuellen Anforderungen finden und entsprechend auswählen. Im eingebauten Zustand

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schlosskasten kann mit jeder passenden Drückergarnitur individuell bauseits bestückt werden. Zudem sind auch diverse sperrbare Magnetschlosskasten-Varianten erhältlich.

Kein Bauprodukt Denn im Guidance Paper C (Behandlung von Bausätzen und Systemen nach den Bauproduktenrichtlinie (BPR) von der Europäischen Kommission heißt es: „Ein montiertes System kann nicht als Bauprodukt im Sinne der Bauproduktenrichtlinie (BPR) gelten, weil es das Ergebnis der Kombination von Bauteilen ist, die in das Bauwerk eingebaut sind, und weil es das „montierte System“ deshalb nur in Bauwerken, aber nicht auf dem Markt gibt.“ Für sogenannte Bausätze besteht die Verpflichtung zur CE-Kennzeichnung, die Grundlage hierfür ist eine europäisch technische Zulassung (ETZ). Die CE-Kennzeichnung von Bausätzen ist kein Leistungsnachweis im eigentlichen Sinne, sondern ist nur erforderlich für den Vorgang des in Verkehr-Bringens. Diese ist kein Gütesiegel bzw. Qualitätsnachweis, sondern quasi „ein Reisepass“ des Bausatzes für den freien Warenverkehr im EU-Raum. Gemäß dem Guidance Paper C deckt die an einem Bausatz angebrachte CE-Kennzeichnung den Einbau nicht ab und gibt hierfür in keiner Weise eine Garantie. „Der „Bausatz muss so in Verkehr gebracht werden, dass ein Käufer ihn in einem geschäftlichen Vorgang von einem Verkäufer kaufen kann,“ heißt es darin. Von der EOTA (European Organisation for Technical Approvals) wurde eine Leitlinie „Bausätze für innere Trennwände zur Verwendung als nicht tragende Wände“ erarbeitet. Der Geltungsbereich der Leitlinie ist das Ergebnis einer Trennung von EOTA- und CEN (Europäisches Komitee für Normung)-Aktivitäten auf dem Gebiet von inneren Trennwänden. Man ist übereingekommen, dass sich die EOTA mit Bausätzen entsprechend der Leitlinie befasst. CEN hingegen setzt sich mit Trennwänden, die baustellenseitig aus allgemein verfügbaren Komponenten hergestellt werden, auseinander.


Innovationen

Neu bei Bene: Leuchten von Nimbus, Sitzmöbel von Magis

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Der Trend zu offenen Bürolandschaften mit vielfältigen Zonen und Bereichen erfordert differenzierte Beleuchtungskonzepte und Produkte, die Akzente setzen. Mit den namhaften Marken Nimbus und Magis erweitert Bene sein umfassendes Sortiment und unterstreicht damit seine Kompetenz für ganzheitliche und zukunftsorientierte Einrichtungslösungen. Fotos: beigestellt

www.bene.com

Stehleuchte von Nimbus

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Nimbus – Vorsprung bei LED Die LED-Technologie gilt als energieeffizient und zukunftsweisend. Bei niedrigem Energieverbrauch erzielen LEDs eine hohe Lichtleistung und ein angenehm warmes Licht. Nimbus, 1987 in Stuttgart gegründet und Teil der Nimbus Group, hat sich als Markt- und Innovationsführer bei LED-Innenraumbeleuchtung etabliert. Als einziger Hersteller bietet das Unternehmen eine umfassende LED-Leuchtenserie an, die nahezu alle Beleuchtungsaufgaben erfüllt – auch am Arbeitsplatz: mit Pendelleuchten, Tisch- und Stehleuchten. Innovative Technologien, puristisches Design, hochwertige Materialien und makellose Verarbeitung zeichnen die Produkte von Nimbus aus. Die LED-Leuchten und -Beleuchtungslösungen entstehen in der unmittelbaren und intensiven Auseinandersetzung mit Architektur. So kann das Unternehmen auf Erfahrungen aus über 7.000 realisierten LED-Projekten – darunter zahlreiche Bürogebäude und Firmensitze, etwa die Unilever Europazentrale in Hamburg und die neue ADAC Zentrale in München – verweisen. Bene hat bereits einige Projekte mit Nimbus umgesetzt: Im Bene Flagshipstore in Wien, in neuen Schauräumen und bei Kundenprojekten sorgen Nimbus Leuchten für gutes Licht. Ab sofort bietet Bene seinen Kunden Zugang zu allen Nimbus Produkten und Leistungen.

Magis – starke Stühle Der Name Magis steht für kreatives Design, Experimentierfreude und neue technologische Raffinessen bei der Verarbeitung unterschiedlichster Materialien, vor allem aber Kunststoff. Bene nimmt fünf Produktfamilien, Stühle und Hocker, in sein Sortiment auf: Darunter befinden sich der Klassiker „Bombo“, ein Kunststoff-Schalensitz, entworfen von Stefano Giovannoni. Oder „Chair_One“ mit der markant-reduzierten Gitterstruktur von DesignStar Konstantin Grcic. Die Sitzmöbel von Magis erweitern die Auswahl und Vielfalt an Produkten vor allem für die neuen Zonen im Büro wie Cafeteria – und damit die Gestaltungsmöglichkeiten jener Bereiche, die die Identität eines Unternehmens und die Firmenkultur zum Ausdruck bringen. Bombo von Stefano Giovannoni Bene – umfassendes Produkt-Portfolio für den Lebensraum Büro Mit Marken führender Hersteller erweitert und komplettiert Bene das eigene Produkt-Portfolio für alle Zonen und Bereichen heutiger Büros. „So können wir die Stärken sowohl des Herstellers als auch jene eines Händlers bündeln“, erklärt Bene Vorstand Wolfgang Neubert, „und das zum maximalen Nutzen unserer Kunden.“ Erforderlich ist dies, um die vielfältigen Anforderungen der modernen Arbeitswelt zu erfüllen. „Und um eine ganzheitliche Büroraumgestaltung zu schaffen, die die Kommunikation und Motivation der Menschen bei der Arbeit fördert“, so Neubert, „mit einer inspirierenden Atmosphäre, die das Wohlbefinden positiv beeinflusst.“

Deckenleuchte von Nimbus

Nimbus-OfficeAirLED

Chair_One von Konstantin Grcic


Innovationen

Holztürme für Windkraftanlagen

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Mur und Stora Enso Timber, Bad St. Leonhard. Nicht zuletzt aufgrund seiner Pionierstellung, der langjährigen Erfahrung bei hochkomplexen Projekten und der technologischen Möglichkeiten wurden sämtliche Brettsperrholzelemente unter Federführung der KLH Massivholz GmbH im externen Abbundzentrum Biber in Bobingen, Deutschland zugeschnitten, konfektioniert und vorgefertigt. Mit diesem Projekt wird einmal mehr die Leistungsfähigkeit des Brettsperrholzes unter Beweis gestellt, gepaart mit einem CNC-Zuschnitt, der in seiner Präzision eher dem Maschinenbau als dem Holzbau nahe kommt. Der Timber Tower erfüllt alle Anforderungen hinsichtlich Versicherbarkeit, Zertifizierung, Wartung und auch Brandschutz. Der Aufbau des TimberTowers erfolgt schnell und reibungslos. Die Verbindungsmittel sind in die Einzelteile des Turms integriert. Das Fundament wird abhängig von der Beschaffenheit des Untergrunds als Flach- oder Tiefgründung ausgeführt. Die Maße und der Durchmesser des Fundaments sind identisch zu denen des Stahlrohrturms. Der TimberTower braucht jedoch kein Fundament-Einbauteil. Er ist optisch kaum von herkömmlichen Türmen zu unterscheiden, ist schlank und verjüngt sich nach oben (Fuß: 7.0 x 7.0 m / Spitze: 2.40 x 2.40 m). Er unterscheidet sich aber in der Lebensdauer: Das Unternehmen garantiert mit seinem Verfahren zur dauerhaften Konservierung eine Lebensdauer des Turmes von mindestens 40 Jahren.

Fotos: TimberTower GmbH

www.timbertower.de

In Zeiten stark steigender Stahlpreise sind Alternativen zu Stahlkonstruktionen gefragt – nicht nur im klassischen Hochbau. Mit dem Einsetzen des Windkraftbooms wird auch für die Errichter von Windkraftanlagen der Baustoff Holz zunehmend interessant. Lange Zeit war Holz der natürliche Werkstoff beim Bau dieser Türme. Stahl ersetzte es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, weil es keine schlüssigen Konzepte für die wachsende Nachfrage nach immer größeren Anlagen gab. Das deutsche Unternehmen TimberTower baut nun als weltweit erstes Unternehmen Holztürme für große Windkraftanlagen der Multimegawatt-Klasse inklusive der Fundamente. Heuer wurde mit dem Bau des ersten, 100 Meter hohen TimberTowers in Hannover begonnen. Ein Holzturm spart bei dieser Turmhöhe ca. 300 Tonnen Stahlblech. Es wird wesentlich weniger Energie bei der Verarbeitung von Holz verbraucht, darüber hinaus werden durch das Holz 400 Tonnen CO2 gebunden statt, wie bei der Stahlproduktion, freigesetzt. Als Baumaterial für den TimberTower wird Brettsperrholz (KLH, CLT) verwendet, kreuzweise übereinander gestapelte Fichtenlamellen, die unter einem hohen Pressdruck zu großformatigen Massivholzelementen verleimt werden. Das Verbundsystem aus Brettsperrholzplatten und Oberflächenkomponenten wird am Anlagenstandort zu einem geschlossenen Hohlkörper mit mehreckigem Querschnitt verbaut. Die verbauten Brettsperrholzelemente stammen je zur Hälfte von der KLH Massivholz GmbH, Katsch a.d.

Auch für die Errichter von Windkraftanlagen wird der Baustoff Holz zunehmend interessant. Der Aufbau des TimberTowers erfolgt schnell und reibungslos.

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Innovationen

Bereit für die Energiewende: 5. CEP ® geht erfolgreich zu Ende

Weitere Informationen REECO GmbH Franziska Klug Unter den Linden 15 72762 Reutlingen Deutschland T: +49-7121-3016 135 F: +49-7121-3016 100 presse@reeco.eu

© REECO GmbH

www.cep-expo.de

Innovativ, zukunftsweisend und bereit für die Energiewende – so präsentierte sich die CEP® CLEAN ENERGY & PASSIVEHOUSE vom 29. bis 31. März 2012 zum fünften Mal in der Landesmesse Stuttgart. Dank ihrer professionellen Kombination von Erneuerbaren Energien und energieeffizientem Bauen und Sanieren konnte die CEP® wieder einmal eine einzigartige Mischung aus Innovationen, aktuellen Trends und praktikablen Lösungen präsentieren und behauptete ihren Status als größte Passivhaus-Messe Deutschlands. „Es ist sehr erfreulich, dass wir mit der CEP® eine echte Landesenergiemesse in Stuttgart haben, die sich fest etabliert hat und eine wahrhaftige Drehscheibe für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien darstellt“, erklärte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller anlässlich der CEP® 2012. Auf der CEP® präsentierten über 250 Aussteller ihre innovativen Produkte, Technologien und Dienstleistungen. Das Themenspektrum reichte von Energiedienstleistungen bis hin zu Solartechnologien, von energieeffizientem Bauen und Sanieren bis hin zu Smart Technologies und von Wärmepumpen bis Kraft-WärmeKopplung. „Es ist selbst für mich auch nach 14 Jahren erstaunlich, was Aussteller und Sponsoren zu bieten haben. Besonders freut mich das Wachstum im Solarbereich, viele neue Aussteller sind hinzugekommen. Wir sind mit dieser Fachmesse auf dem richtigen Weg – die CEP® wird auch im nächsten Jahr weiter wachsen“, so Günter F. Armbruster, Vertriebsleiter des Messeveranstalters REECO GmbH. Thomas Kiciak von BASF SE bestätigte: „Auf der CEP® haben wir die Möglichkeit, mit verschiedensten Zielgrup-

pen in Kontakt zu treten – von Architekten und Planern über Handwerker bis hin zum Endkonsumenten.“ „Die CEP® entwickelt sich weiter zur Leitmesse Süddeutschlands in Sachen innovative Energieeffizienz für Praktiker und Fachwelt“, betonte Hans Lang von der EnBW Vertrieb GmbH. „Für die KfW war die CEP® wieder ein voller Erfolg. Wir konnten interessierte Besucher und Aussteller ausführlich über unsere Fördermöglichkeiten informieren“, freute sich Marcus Kaufmann von der KfW Bankengruppe. „Das große Interesse an unserem Stand und die durchwegs positive Resonanz hat uns in unserem Engagement und auf unserem Weg, grüner und kommunaler zu werden, bestätigt“, erklärte Lars Jenner von der Süwag Energie AG. Die vierzehn begleitenden Fachtagungen der CEP® waren wieder ein großer Besucher-Magnet: Über 1.000 Tagungsteilnehmer informierten sich über das Schwerpunkthema der Messe „Energie Plus Gebäude“, über energieeffizientes Sanieren, Energiemanagement, Contracting, Solartechnologien und weitere Fachthemen. Auch das hochaktuelle Thema Contracting zog sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch die Veranstaltung: Angefangen von der Eröffnung, in deren Rahmen unter anderen Umweltminister Untersteller beim Energie-Talk über Contracting sprach, über die neue Sonderschau in der dazu gewonnenen Messehalle C2 bis zum 1. Deutschen Contracting Tag im Rahmen des CEP®-Kongresses wurde das Thema für ContractingNehmer und -Geber informativ aufbereitet. „Die CEP® setzt ihren Wachstumskurs fort. Wir freuen uns sehr über die volle Halle! Die Kongresse haben sich als wichtige Fachveranstaltung etabliert, bei der sich jährlich über 1.000 Experten treffen. Mit unseren vielfältigen Messethemen machen wir die Energiewende greifbar“, so das Fazit von Sandra Bayer Teixeira, Projektleiterin der CEP®. Die nächste CEP® findet vom 7. bis 9. Februar 2013 in der Landesmesse Stuttgart statt. Weitere Informationen gibt es unter www.cep-expo.com Zur REECO Gruppe: Der Veranstalter „REECO GmbH“ ist Teil der REECO Gruppe mit Hauptsitz in Deutschland und Niederlassungen in Salzburg/Österreich, Brüssel/ Belgien, Warschau/Polen, Budapest/Ungarn und Arad/ Rumänien. Seit 1997 treffen sich jährlich rund 50.000 Fachleute aus 70 Ländern auf Fachmessen und Kongressen, die von REECO veranstaltet werden. Alle Messetermine sind zu finden unter www.reeco.eu

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CEP® CLEAN ENERGY & PASSIVEHOUSE 2012


Innovationen

RMC – Rieder Monolithic Cast

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© Rieder

www.rieder.cc

Zeitgenössische Entwürfe stellen abwickelnde Planer oft vor das Problem, die richtigen Materialien für die Ausführung zu finden. Die fortschrittliche Produktionstechnik und die einzigartigen ökologischen Vorteile des Faserbetons von Rieder überzeugen.

Individuelle Einzelstücke mit flexiblen Formen „Rieder Monolithic Cast“ ist eine spezielle Produktionstechnik, die dreidimensionale Fassadenelemente ermöglicht. Mit Hilfe dieser Produktionstechnik können auf Anfrage individuelle Maße und Formen hergestellt werden. Die modulare Schalungskonstruktion wird an das individuelle Design des Architekten angepasst. Selbstverdichtender Beton (SCC), mit Faserbewehrung verstärkt, wird in die Schalung eingebracht. Jedes Element wird als eine Einheit produziert. Die Komponenten sind in einem Stück gegossen, sodass keine Schichten sichtbar sind. Dadurch entsteht das monolithische Erscheinungsbild. Durch den selbstentlüftenden Beton ist die Oberfläche nicht porös und ermöglicht Fassaden mit gleichmäßiger Farbverteilung. Die 3-dimensionalen Elemente weisen eine glatte „Rieder Monolithic Cast“: Dreidimensionale Fassadenelemente, in oder sandgestrahlte Oberfläeinem Stück gegossen.

chenausführung auf. Die Farbe der Betongrundmasse ist variabel. Kombination von fibreC & RMC bringt Vorteile Alle „Monolithic Cast“ Elemente können mit extrudierten fibreC Platten kombiniert werden. fibreC Platten und RMC Elemente können in gleicher Farbe und Oberflächenbeschaffenheit hergestellt werden. Dies bietet dem Architekten eine wirtschaftliche Lösung für die gesamte Gebäudehülle. Herkömmliche fibreC Paneele können für einfache Flächen verwendet werden, speziell geformte RMC Elemente verkleiden anspruchsvolle Formen. Es können bereits während der Produktion Befestigungsanker für unterschiedliche verdeckte Befestigungssysteme integriert oder mithilfe von Schrauben nachträglich befestigt werden. Die Vision von einer leichten und zugleich stabilen Fassadenplatte aus Beton, die Wetter und Umwelteinflüssen standhält und dabei nachhaltig und ästhetisch ist, prägte die Entwicklung von fibreC. Der Werkstoff fibreC ist bereits seit 2004 am Markt und garantiert absolute Sicherheit durch seine hervorragenden thermischen Werte, die eine Temperaturstabilität von bis zu 350° Celsius bieten. Die Rieder Gruppe ist Spezialist rund um den Werkstoff Beton und bietet innovative Lösungen aus Faserbeton für Gebäudehüllen. Das Programm umfasst Produkte für den Bahn- und Straßenbau, Lärmschutzbauten, Fertigteile, Elemente für Stadt- und Gartengestaltung, Stützwände für den Landschaftsbau sowie verschiedene intelligente Fassadenlösungen aus Beton.

Sicherheit mit zugelassenen Photovoltaik-Paneelen

© ertex

www.ertex-solar.at

Bereits seit 2004 produziert ertex solar am Standort Amstetten Photovoltaik Paneele in VSG Qualität (Verbundsicherheitsglas). Aufgrund ausführlicher Testreihen und produktionsbegleitender Qualitätskontrollen konnten in der Vergangenheit zahlreiche Projekte durch die sogenannte Zustimmung im Einzelfall realisiert werden. Diese Zustimmungen waren jeweils mit Kosten für die Prüfkörper und die Prüfung selbst verbunden. Als wesentlich schwerwiegender erwiesen sich sehr oft die damit verbunden zeitlichen Verzögerungen im Projektablauf und die Ungewissheit des Prüfergebnisses. Seit Beginn 2012 kann durch die Aufnahme der „Ertex Solar VSG“ Reihe in die Bauregelliste des DIBt von absoluter Planungssicherheit für Architekten, Planer und Bauherrn gesprochen werden. Die unterschiedlichen ertex solar Modultypen

mit kristallinen Zellen sind somit aktuell die einzigen Photovoltaikpaneele, die in der Bauregelliste des DIBt aufscheinen. Von wesentlicher Bedeutung ist diese Zulassung bei sogenannten Überkopfverglasungen, also Verglasungen die mehr als 10° zur Vertikalen geneigt sind. Darunter fallen etwa Atriumverglasungen, Vordächer, Carports, aber auch in die Fassade integrierte Sonnenschutzlamellen. Der zweite große Anwendungsfall findet sich bei absturzsichernden Maßnahmen mit Glas, wie etwa Fassaden oder Geländer. Diese können nun relativ unkompliziert mit den allgemein anerkannten Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen (TRLV) bzw. den Technischen Regeln für die Bemessung und die Ausführung von punktförmig gelagerten Verglasungen (TRPV) und nach den Technischen Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen (TRAV) dimensioniert werden.

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Innovationen

www.poresta.de

Menschen in höherem Lebensalter stellen völlig andere Anforderungen an ihre Badezimmerausstattung als die jüngeren Generationen – wenngleich Ausstattungen, die für ältere Menschen komfortabel sind, meist auch jüngeren den Alltag erleichtern, wie das Beispiel der bodenebenen Dusche zeigt. Sie erleichtert Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit das Leben ebenso sehr wie kleinen Kindern. Mit dem Thema Barrierefreiheit, aber auch mit Komfort im Bad beschäftigt sich poresta systems intensiv. Die poresta systems GmbH, wie sich die deutsche illbruck Sanitärtechnik GmbH ab dem 1. Juli 2012 nennt, ist spezialisiert auf innovative Wanneninstallationstechnik und intelligente bodenebene Duschplatzsysteme. Das Un-

next_room

ternehmen hat ein eigenes Objektmanagement in Österreich einge­richtet, um im großvolumigen Wohnbau sowie in der Hotellerie bestmöglich verankert zu sein. Angesprochen werden Architekten und Planer ebenso wie die an gutem Design interessierten Endverbraucher. So ist es mit dem Poresta Slot Duschsystem gelungen, eine völlig neue und innovative Art der Entwässerung zu kreieren, bei der das Wasser über eine kaum wahrnehmbare Schattenfuge verschwindet. Der Duschraum kann vollends in den Wohnraum integriert werden. Das System ermöglicht es flexibel die Größe zu variieren. Foto: Gisela Erlacher

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Foto: poresta

Wasser verschwindet

Bauwerke Zeitgenössische Architektur mit Anspruch. Akteure. Kalender. Bibliothek. Zeitschriften. Awards. Themen. Bestens vernetzt.

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Mit dem Poresta Slot Duschsystem verschwindet das Wasser über eine Schattenfuge. → nextroom.at


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