1 / 2013 (307) Jan/Feb 2013

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architekturjournal

wettbewerbe

BEI WEGWEISENDEN ARCHITEKTEN.

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BENEWIRKT

architekturjournal

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Nordbahnhof

37. Jahrgang J ä n n e r / F e b r ua r 2 013 € 17,50

P.b.b. GZ10Z038461M - Verlagspostamt 1110 Wien

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA, Innsbruck Zentrum Noitzmühle, Wels Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz Amtsgebäude mit Ortskerngestaltung, Natternbach

2013

Büro als Lebensraum, gegliedert in unterschiedliche Zonen und Bereiche. Räumlich flexibel und mit offenen Strukturen – anregend, vielfältig und facettenreich. Gemeinsam mit Kunden und Partnern gestaltet Bene Bürolandschaften, die den Mitarbeitern ein ideales Arbeitsumfeld bieten. So wird Büro zum Managementinstrument und zum Erfolgsfaktor von Unternehmen. Das veranschaulicht auch die Vielzahl an Projekten und Referenzen von Hermann Kaufmann und seinem Team. www.bene.com

wettbewerbe

das magazin für baukultur

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www.wettbewerbe.cc

Auf dem Irrweg –

sind Smart Buildings eine grüne Lüge? Smarte Fassaden auf der Bau München Smarte Möbel auf der imm cologne


Erste zertifizierte Alu-Aufsatzkonstruktion als Vertikalfassade und als Lichtdach

PaSSIV HaUS INSTITUT Dr. Wolfgang Feist

Schüco Fassade AOC für Vertikalfassaden und Lichtdächer.

Die neuen Schüco Aufsatzkonstruktionen AOC in 50 mm oder 60 mm Systembreite auf Holz (TI) oder auf Stahl (ST) vereinen energieeffizientes Bauen mit rationellster Fertigung und Montage. Die Passivhaus zertifizierten Konstruktionen zeichnen sich durch neue Abdichtungskomponenten ohne Dichtmitteleinsatz sowie optimale Lastabtragung für Glaslasten bis über 1.000 kg aus und eignen sich besonders für Lichtdachkonstruktionen und großflächige Vertikalfassaden. Nähere Informationen zu Produkten und Planungssoftware erhalten Sie bei unserem Bautechnischen Dienst, Herr Ing. Messner: s.messner@alukoenigstahl.com, tel 01/98 130-266 oder auf www.alukoenigstahl.com


Hält jedem Anspruch stand.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser! Sie sind, davon gehen wir aus, natürlich „smart“. Sie sind also klug, pfiffig, patent und elegant, wie es sich für wettbewerbe-Leser von selbst versteht. Und wir alle miteinander leben in einer immer smarter werdenden Umwelt: In unserer Tasche führen wir ein Smart Phone mit uns, das uns rund um die Uhr via Smart Apps mit unserem Smart Environment vernetzt und unser Leben einfacher, schneller und – ja! - smarter macht. Wir steuern – bislang noch selbst - unsere Autos mit Smart Technology. Wenn wir nach Hause kommen, erwartet uns unser Smart Home bereits mit an den Sonnenstand angepasster Beleuchtung und Beschattung, voreingestellter Raumtemperatur und passender Musik. Gearbeitet haben wir tagsüber selbstverständlich in einem Smart Building. Was das genau ist, kann Ihnen unsere Autorin Barbara Jahn in ihrem Leitartikel sogar buchstabieren. Ziel dieses Konzepts ist es, kurz gefasst, eine „intelligente Interaktion zwischen Gebäude, Organisation, Mensch und Umwelt“ zu erreichen. Und zwar nicht nur in der Planung und Errichtung, sondern auch und vor allem im Betrieb – dem Lebenszyklus bis zum Abriss – eines Gebäudes. Denn dass 80 Prozent der Kosten eines Gebäudes nach der Fertigstellung entstehen, ist ein Umstand, den vielleicht nicht alle am Entstehungsprozess eines solchen kennen. Und von diesen Betriebskosten wiederum entfallen 40 Prozent auf die Kosten für Energie, was die enorme Bedeutung einer schon von Beginn in den Planungsprozess integrierten technischen Gebäudeausrüstung unterstreicht. Wie das möglichst effizient umgesetzt werden kann, wird bei einem gerade in Bau befindlichen Energy Efficiency Center in der fränkischen Stadt Würzburg ausprobiert. Mehr dazu auf Seite 20.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Roland Kanfer . Chefredakteur

Hier geht’s zu den Projektdaten!

Nicht nur unsere Produkte können überall und bei jeder Herausforderung mithalten, sondern auch unsere Berater. Je innovativer, kreativer oder undenkbarer Ihr Anspruch, desto lieber!

... und der perfekt verlegte Boden bringt die Designerware erst richtig zur Geltung. MUREXIN. Das hält.

Kastner & Öhler in Graz, Foto: Nikolaus Koliusis

Das Nordbahnhof-Areal ist eines der wichtigsten innerstädtischen Entwicklungsgebiete der Stadt Wien. Das ursprüngliche Leitbild Nordbahnhof aus dem Jahr 1994 musste aktualisiert werden, weshalb die Stadt Wien gemeinsam mit der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH im Jahr 2011 einen EU-weiten, anonymen, zweistufigen, städtebaulichen Ideenwettbewerb für das noch nicht bebaute Gebiet ausgelobt hat, dessen Ergebnis wir in dieser Ausgabe – neben anderen interessanten Projekten wie einem Bürogebäude in Innsbruck, zwei Wohnbebauungen, einem Amtsgebäude und einem Pflegewohnheim – präsentieren. Als Beispiel für eine gelungene Platzgestaltung zeigen wir Ihnen den Liesinger Platz.

Wir lieben Herausforderungen!

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Ganz nebenbei soll das Etikett Smart Building aber der Vermarktung einer Immobilie dienlich sein. Je smarter, desto höher die Einstufung. Wobei sich aus der zur Erlangung einer der begehrten Medaillen in Silber, Gold, Grün oder Blau notwendigen Zertifizierung selbst ein heftig umstrittener Markt entwickelt hat, der zunehmend unübersichtlich wird. Oder können Sie auf Anhieb den Unterschied zwischen LEED, BREEAM, HQE oder CASBEE, Green Building oder Blue Building erklären?


Inhalt & Impressum

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Editorial Impressum Themen Positionen Menschen

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Forum Neues Bauen

13 Mit Hilfe von Gebäude-Zertifikaten fit für den Lebenszyklus / Nachhaltige Gebäude der Zukunft und ihre Marktwirksamkeit / Energy Efficiency Center Würzburg / Green, Blue, Smart: Wenn Gebäude sprechen lernen / IG Lebenszyklus Hochbau: Aufruf zur Teilnahme / REAL CORP 2013

Berichte

17 Bücher / Marketing + Architektur. Ausstellung / Bauphysik-Forum der Holzforschung Austria 2013 / Die Besten 2012 in Landschaft, Architektur und Design / Outstanding Artist Award 2012 / Architekturpreis des Landes Steiermark 2013. Ausschreibung / Internationaler Hochhaus Preis 2012 / Form follows Nature. Ausstellung / TU Wien beim Solar Decathlon 2013 / Daidalos Architekturpreis 2012 / Netzwerk Wohnen. Ausstellung / Haus CRO, Istrien, Kroatien / Nachhaltig denken und leben / Der Weg zur klimaneutralen Stadt / Komfort für alle Sinne am Kaisergarten, Wien 3

Wettbewerbe

Nordbahnhof, Wien 2 Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark

52 74 81 94 100 106

Realisierung

Liesinger Platz, Wien 23

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Innovationen

119 Zurück zu den Wurzeln / Bay Chair: Ankern in der Bucht / Leuchtenserie IN-EI ISSEY MIYAKE / Neue Gyptone Deckenelemente von Rigips / Die Fassade wird immer smarter. Rückblick Bau München 2013 / Farbe in der Stadt: StoDesign International / Architecture Expo Conferences 2013 / AID – Architekt & Ingenieur im Dialog. Veranstaltung

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Bohmann Druck und Verlag GmbH & Co. KG., Leberstraße 122, A-1110 Wien • Chefredaktion: Roland Kanfer, T: +43-1-740 95-559, roland.kanfer@bohmann.at • Redaktionsleitung: DI Margarete Schwarz, T: +43-1-740 95-557, margarete.schwarz@bohmann.at • Anzeigenleitung: Peter Mayer, T:+43-1-740 95-553, M: +43 664 502 96 58, p.mayer@bohmann.at • Administration, Anzeigen: Michaela Kern, T: +43-1-740 95-556, michaela.kern@bohmann.at • Postanschrift: Leberstraße 122, A-1110 Wien, T: +43-1-740 95-0 F: +43-1-740 95-183, office@wettbewerbe.cc, www.wettbewerbe.cc • Grafik und Repro: Dietmar Mantler, A-1220 Wien, T: +43-1-890 36 40, grafik@mantler-repro.at • Druck: Donau Forum Druck GesmbH, A-1230 Wien • Druckauflage: 5.000 Stück • Bankverbindung: UniCredit Bank Austria, BLZ 12000, Kto.-Nr. 653 092 700, ATU: 10940909 • Urheberrecht: Es wird keine Haftung für etwaige Beschädigungen oder Verluste der zur Verfügung gestellten Unterlagen übernommen. Die Retournierung der Unterlagen erfolgt nur auf ausdrückliche Anforderung. Die drucktechnische Wiedergabe ist von der Qualität der übermittelten Unterlagen abhängig. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift wettbewerbe publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu. Falls eine Vergütung vereinbart wurde, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Die in den Beiträgen vertretenen Meinungen der Autoren sind nicht unbedingt mit denen des Verlages identisch. • Zum Zwecke einer leichteren Lesbarkeit der Texte wird auf eine geschlechterspezifische Schreibweise verzichtet. • Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Medieninhaber: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. Sitz: 1110 Wien, Leberstraße 122 Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art,

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insbesondere Fachzeitschriften. Buch-, Zeitschriften-, Kunst- und Musikalienhandel. Handel mit Waren aller Art. Organisation von Veranstaltungen. Geschäftsführer: Dr. Gabriele Ambros, Gerhard Milletich Beteiligungsverhältnisse: Dietrich Medien Holding Gesellschaft m.b.H. 90,91 %, Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. 9,09 %. Geschäftsführender Gesellschafter: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. Die Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. ist im Sinne des § 25 Mediengesetz beteiligt an: D & R Verlagsgesellschaft m.b.H. Nfg. KG mit Sitz in Wien Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Fach- und Servicezeitschriften. Verlag Holzhausen GmbH mit Sitz in Wien Unternehmensgegenstand: Sachbuch- und Fachbuchverlag in den Bereichen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit, sowie Kunst, Architektur und Kultur. Norbert Jakob Schmid Verlagsgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Wien Unternehmensgegenstand: Buch- und Zeitschriftenverlag. V & R Verlagsgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Wien Unternehmensgegenstand: Redaktion. Repro-Media Druckgesellschaft m.b.H. Nfg.KG mit Sitz in Wien Unternehmensgegenstand: Atelier für Werbegrafik, Erzeugung und Handel mit Vorstufenprodukten. Schau Media Wien Ges.m.b.H. Sitz: 1110 Wien, Leberstraße 122 Unternehmensgegenstand: Beteiligung an Medien Geschäftsführender Gesellschafter: Gerhard Milletich Beteiligungsverhältnisse: 50 % Gabriele Ambros, 50 % Gerhard Milletich

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Thema

Auf dem Irrweg

Den Begriff „smart“ kann man auf unterschiedliche Weise übersetzen. Bei den Smart Buildings treffen fast alle Varianten davon zu, doch einer, der zum Schluss passt, bringt den Glorienschein gehörig ins Wanken. „Gerissen“, wenn man so sagen darf.

Smart sein ist das Gebot der Stunde. In der Gesellschaft haben wir in diesem Punkt einen neuen Level erreicht. Nur, dass der Maßstab nicht vom Großen ins Kleine, sondern umgekehrt, vom Kleinen ins Große geht. Alles, was heute ein Verkaufsschlager werden soll, was die Grundzüge des gerade noch Leistbaren, aber fast schon Luxuriösen trägt, bekommt den Beinamen „Smart“. Seinerzeit schon legendär als Zigarettensorte oder Automarke, heute als Mobiltelefon und – warum auch nicht – gleich als ganzes Haus. Wenn Technik menschelt So wie sich die ganze Sache darstellt, ist es heute geradezu eine Pflicht, Produkten und Projekten diesen Stempel aufzudrücken. Aber was heißt denn eigentlich „smart“ wirklich? Aus dem Englischen übersetzt heißt es fesch, elegant, patent, pfiffig, klug, geschickt. Alles positiv besetzt und eben das, was auch wir darunter verstehen. Und zwar unmissverständlich, dafür sorgt die gesamte Werbemaschinerie. So ergeben sich weiter Ausdrucksweisen, die immer mehr in unser Leben eindringen, etwa Smart Environment. Darunter versteht man eine physische Welt, die in einem hohen Maß unsichtbar und lückenlos mit Sensoren, Displays und diversen Computer gesteuerten Elementen verwoben ist – ein technisches Netzwerk, das alltägliche Objekte und Produkte nahtlos in unser Leben eingreifen lässt. Natürlich vor dem Hintergrund, das Leben, einfacher, komfortabler und schließlich schöner zu machen. Möge der Strom nie ausfallen.

Intelligente Gebäude Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass sich Smart Buildings durch ihren besonders umweltfreundlichen Charakter auszeichnen. Oder es zumindest tun sollten. Die gesamte Baubranche strebt nach mehr Energieeffizienz, ja sogar Energieautarkie, immer das Damokles-Schwert der Notwendigkeit vor Augen, Nachhaltigkeitsbestrebungen eine ernst zu nehmende Kontinuität zu geben. Unter diesem neuen Aspekt einer wesentlich umfassenderen, gesamtheitlichen Betrachtungsweise verlagern sich die allgemeinen Architekturschwerpunkte in eine Richtung, wo intelligente Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik für die Reduktion des Energieeinsatzes allein nicht mehr ausreichen, sondern in der eine automatisierte Anpassung auf innere und äußere Einflüsse einerseits und die gleichzeitige

Intelligente Interaktion Fast ambivalent verhalten sich dagegen die so genannten Smart Buildings, denen man dementsprechend

auch von zwei verschiedenen Seiten begegnen kann. Smart Buildings sind zum einen der größere Maßstab von iPhones, Tablets samt ihrer Verwandten. So, wie sie ausgelegt sind, revolutionieren sie gewissermaßen das Verständnis von Gebäuden – sei es ein Wohn-, ein Bürooder ein Industriegebäude – und zeichnen dabei ein völlig neues Bild von moderner Architektur. Das gelingt insbesondere durch flexible, vernetzte und hocheffiziente Infrastrukturen, die starre und unbewegliche Wirtschaftsgüter ablösen und eine neue, alle Bevölkerungsgruppen ansprechende Qualität der intelligenten Interaktion zwischen Gebäude, Organisation, Mensch und Umwelt erreichen. Dazu gehört die einfache und intuitive Nutzung und Steuerung, die bisherige Barrieren in der Bedienung abzubauen wissen, sowie das erleichterte und optimale Zusammenspiel von Mensch und Technik.

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Das Klinikum Klagenfurt wurde als erstes Krankenhaus in Österreich mit dem „Green-Buliding-Zertifikat“ der Europäischen Kommission ausgezeichnet.

Foto: Hertha Hurnaus

Barbara Jahn


© Holzbauer und Partner

Thema

Eines der wenigen Smart Buildings Österreichs entsteht derzeit in Wien Simmering, wo Wien Energie Stromnetz ihre neue Zentrale errichtet.

Steigerung des Nutzerkomforts andererseits eine konsequentere Vernetzung der Technik mit Umwelt, Nutzern, Gebäude und Organisation erforderlich ist. Im Fokus steht der Anspruch, aus einem Gebäude eine intelligente Hülle zu machen. Um das zu realisieren, reichen herkömmliche, wenn auch ambitionierte Energiekonzepte nicht mehr aus. Neues Denken in Systemen Die Perspektiven verschieben sich also. In wenigen Jahren wird es keine „unintelligenten“ Häuser mehr geben, zumindest keine neu gebauten. Und das hat mehrere Gründe. Zum Beispiel den, den Ludger Hovestadt, Professor für Computer-Aided Architectural Design am Institut für Technologie in der Architektur an der ETH Zürich, hervorhebt: „Architektur ist nicht mehr als ein getrennter Bereich der technischen Realität zu sehen, sondern als ein Bestandteil einer informationstechnologischen Gesellschaft. Der Computer als universales Werkzeug propagiert disziplinübergreifend ein Denken in Informationsstrukturen und -systemen. Dieses „neue Denken“ von Architektur führt zu einem Paradigmenwechsel auf der methodischen Ebene von Entwurf und Planung, von Konstruktion und Ökonomie. Nach einem Jahrzehnt des Experimentierens ist es nun möglich, Informationstechnologie für die Architektur als Grundlage einer neuen, energiesparenden Baupraxis zu begreifen.“

Foto: EUREF AG

Buchstabiere „SMART“ Um das Thema Smart Building ein bisschen mehr von der philosophischen Ebene auf den wirklichkeitsbezogenen Punkt zu bringen, hat Dominik Blunschy vom Departement für Informatik an der ETH Zürich eine

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Der EUREF-Campus in Berlin wird im Februar als eines der ersten Gebäude die LEED-Gold-Zertifizierung erhalten.

Definition desgleichen zu formulieren versucht, die sich anhand von fünf Begriffen, abgeleitet vom „Smart 2020“-Bericht, für den Begriff „smart“ ergibt: S steht für „Standardize“, das Standardisieren. Es soll für smarte Gebäude festgelegt werden, wie Informationen über Energiekonsum und Emissionen in Produkten und Systemen der ICT – Information and Communication Technologies (Informations- und Kommunikationstechnologien) – eingesetzt werden können. M steht für „Monitor“, das Überprüfen. Die Daten sollen in Echtzeit abrufbar und somit überwachbar sein, um die Energieeffizienz steigern zu können. A steht für „Accountability“, die Verantwortung. Mittels Netzwerk-Diensten sollen beispielsweise der gesamte Energiekonsum sowie Emissionen berechnet werden können und der Konsument in Verantwortung gezogen werden. R steht für „Rethink“, Überdenken. Durch diese Informationen soll der Konsument sensibilisiert werden und bewusster mit Energie umgehen. T beschreibt schließlich die „Transformation“, also eine Wandlung. Dies soll letztlich zu einem Wandel unseres Umgangs mit Energie im Alltag führen. „Zusammenfassend sollen diese als Hauptaktionen eines intelligenten Einsatzes von ICT in Gebäuden dienen. Werden diese Punkte umgesetzt, kann von intelligenten Gebäuden gesprochen werden“, so Blunschy. Grüne Lüge? Die neue Betrachtungsweise zieht aber auch noch ganz andere Kreise. Weniger die ökologischen Ambitionen im Sinn, umso mehr den Profit, setzen Projektentwickler weltweit alles daran, Gebäude – welcher Art auch immer – als wertbeständiges Objekt auszuschlachten. Je mehr „öko“, umso teurer ist die Devise. Damit einhergehend beginnt auch der internationale Run auf die begehrten Zertifikate, mit denen – ursprünglich als international willkommen geheißene Initiative im Kampf gegen den Klimawandel – heute mehr Geschäft gemacht wird denn je. Architekten werden angehalten, ihre Hausaufgaben gründlich zu machen, ein Studium der Ökologie wäre demnach angebracht. Der Trend zu den so genannten Green Buildings, die nach einer ökonomisch-ökologischen Umweltverträglichkeit trachten, hat erst begonnen, um sich zu greifen, aber dieser hat – wie könnte es denn anders sein – hauptsächlich wirtschaftlich attraktive Seiten. Zumindest erweckt es den Eindruck. Man macht diese Gebäude zur Marke, die sich schlussendlich gut verkaufen lässt. Fälschlicherweise wird der Begriff Nachhaltigkeit oft mit der Langlebigkeit eines Gebäudes gleichgesetzt, ein Umstand, der so gesehen mächtig am Ziel vorbei schießt. Statt sich für die Erhaltung von Systemen und die Begrenzung des Ressourcenverbrauchs zu interessieren, bleiben die Hauptkriterien des nachhaltigen Bauens großteils auf der Strecke. Die klingenden Worte werden derzeit also in erster Linie nur marketingtechnisch eingesetzt. Und macht die ganze Sache mit den Green Buildings nur zu einer halben Wahrheit. Zeugnisverteilung Es gibt eine ganze Reihe von Zertifikaten, wobei allerdings nicht alle gleich gewichtet werden. Zu den


Foto: © Çiftçi Towers

Thema

Eine Reihe von Wintergärten soll die Çiftçi Towers in Istanbul zum Green Building machen.

Richtige Idee, falsches Motiv Durch eine solche Zertifizierung wird das Image der Immobilie deutlich aufgebessert, denn das Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit ist in der Dokumentation klar ablesbar. Eigentümer und Investoren können damit die Qualität des Gebäudes einfacher erfassen und bewerten und in weiterer Folge auch kommunizieren. Und der Wiederverkaufswert steigt und steigt. Die einfach anwendbaren Benotungssysteme bieten gute Einordnungs- und Vergleichsmöglichkeiten für Käufer und erhöhen damit die Chancen für Verkauf oder Vermietung eines Gebäudes. Gleichzeitig geht der zukünftige Besitzer weniger Risiko ein. Was aber bedeutet das unter dem Strich für die Architekten? Sie sitzen, wie so oft, zwischen den Mühlsteinen, müssen Sonderaufgaben machen, auf einem Gebiet bestehen, das in dieser Intensität gar nicht das ihre ist und sich dem Druck beugen, dass es, ohne sattelfest auf der Öko-Schiene zu fahren, keine Aufträge mehr geben wird. So reifen Spezialisten heran, die Ideen umsetzen, während andere das große Geld machen, die mit dem Zertifizierungsschmäh die Preise der Immobilien hinauf katapultieren. Im Sinne des Erfinders ist das sicher nicht, und schon gar nicht im Sinne der Architekten, die – letztlich betrachtet – unter dem Deckmantel des Umweltschutzes zu Handlangern macht- und geldhungriger Immobilienhaie degradiert werden. ■

Grafik: Messe Frankfurt

anerkanntesten gehören das amerikanische LEED – Leadership in Energy and Environmental Design –, das britische BREEAM – Building Research Establishment’s Environmental Assessment Method –, das französische HQE – Haute Qualité Environnementale – und das japanische CASBEE – Comprehensive Assessment System for Building Environmental Efficiency. Was sie miteinander verbindet, ist die Mitgliedschaft im World Green Building Council, Toronto. Beim European Green Building handelt es sich hingegen um einen europäischen Überbegriff, der gleichzeitig für die Zertifizierung der Europäischen Kommission verwendet wird und sich auf die Reduzierung des Primärenergiebedarfs gegenüber einem nationalen Regelwerk bezieht. Das bedeutet, um diese Auszeichnung zu erlangen, müssen die national höchst zulässigen Verbrauchsziele um mindestens ein Viertel unterschritten werden. Als Grundlage dafür werden in Österreich die OIB-Richtlinie 6 beziehungsweise die Bauordnungen der einzelnen Länder herangezogen. Ziel des europäischen Green-Building-Programmes ist es, bei der Errichtung von öffentlichen und privaten Gebäuden die Eigentümer und zukünftigen Nutzer dazu zu motivieren, die Energieeffizienz zu steigern und die Möglichkeiten erneuerbarer Energien zu nutzen. Natürlich ist alles freiwillig, aber das Interesse, die Voraussetzungen zu schaffen, um das Zertifikat zu erlangen, scheint stetig zu wachsen. Finanzielles Kalkül? Sehr wahrscheinlich.

Mit Hilfe von Smart Metering kann alles im Haus – von der Waschmaschine bis zur CO2-Konzentration der Raumluft – zentral kontrolliert und gesteuert werden.

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Positionen

Steckbrief Gegründet 2002, Büro in Wien, www.t-hoch-n.com

Foto: Martina Hartl

t-hoch-n Gerhard Binder | Peter Wiesinger | Andreas Pichler

Best of Wettbewerbe Hochhaus für Colombo, 1. Preis (mit Renderboys) – geladener Wettbewerb (Sri Lanka) Kostengünstiges Wohnen – Projektgebiet Podhagskygasse II, 1. Preis für Landschaftsarchitektur (mit Karin Zeitlhuber, Architektur: Elsa Prochazka) Dachausbau OBK in 1190 Wien, 1. Platz (mit Peter Achhorner) Um- und Ausbau des

t-hoch-n: Gerhard Binder, Peter Wiesinger, Andreas Pichler

t (Zeit) mit der Hochzahl n (natürliche Zahlen) stammt von der Formel für das Wissen der Zeit (Carl Friedrich von Weizsäcker) und steht für den richtigen Einsatz eines sich durch jede Aufgabe mit ihren speziellen Anforderungen für den jeweiligen Ort und die speziellen Auftraggeber weiterentwickelten Wissens und Empfindens,

Sechs und wurde nach England eingeladen. Alleine diese Tatsache hat extrem motiviert. Grundsätzlich überlegt man genau, an welchen Wettbewerben teilgenommen wird und bei welchen Bauaufgaben und Auftraggebern die kreativen Ideen und Innovationen eingebracht werden können – das setzt eine persönliche Einladung sowie eine Vergütung der Teilnahme voraus. Die Meinung Der Architekturwettbewerb leistet einen Beitrag zum Entstehen von Qualitätsarchitektur. Die Art und die Durchführung eines Architekturwettbewerbs müssen jedoch zum Typ, zum Schwierigkeitsgrad und zur Größe der Wettbewerbsaufgabe passen.

Servitenklosters in 1090 Wien – Bewerbungsverfahren, 1. Platz (mit Peter Achhorner) Dachausbau in 1010 Wien – Bewerbungsverfahren, 1. Platz TWW-Theater Westliches Weinviertel, 1. Platz (mit Franz Fellinger Jr.) Hotel Zillertal, 1. Platz (mit Peter Achhorner) Bürogebäude Wagramerstraße, 1. Platz Vardar Bridge, 4. Platz, Skopje (MK) River Dougles Bridge, Nähe Manchester (GB), Weltweiter Wettbewerb, Teilnahme an der Final-

Das Motto: Wir wollen eine Architektur der Sinnlichkeit schaffen. beeinflusst von den Erfahrungen und den Interaktionen aller am Entstehungsprozess Beteiligten. Ausgehend von einer handwerklichen Ausbildung in Kombination mit theoretischem und emotionalem Wissen arbeitet das Büro an einer über das bloße Funktionieren hinausgehenden Wirkung von Räumen. Für die Benutzer, den Ort und die Gesellschaft will man eine Architektur der Sinnlichkeit schaffen. t-hoch-n realisieren (denkmalgeschützte) Sanierungen, Umbauten, Dachausbauten, Geschäfte, Lokale, Wohnungen und Wohnhausanlagen, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Bürobauten, Installationen im öffentlichen Raum, Freiräume und städtebauliche Konzepte.

runde der letzten sechs Teams Sundsvall arts triangle, Sundsvall (S) Bürger und Kulturzentrum, Altötting (D) Gemeindezentrum Ulten, Südtirol (I) Schlossmuseum, Linz OÖ Landesbibliothek Linz Verwaltungsgebäude, Triesenberg (FL)

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Der Wettbewerb Generell ist der aktuelle Wettbewerb immer der Wichtigste. Zuletzt war dies ein geladener Wettbewerb in Sri Lanka, ein Hochhaus für Colombo, in Zusammenarbeit mit Renderboys. Für das TWW-Theater im westlichen Weinviertel gab es vor allem mit den idealistischen Theaterleuten eine intensive Auseinandersetzung. Trotz der strengen Budgetvorgaben konnte ein Projekt entstehen, das zahlreiche Preise erhalten hat, zuletzt den Niederösterreichischen Kulturpreis 2012. Ohne Leidenschaft für das Projekt wäre das nicht möglich gewesen. Beim Wettbewerb River Dougles Bridge mit mehr als 100 Teilnehmern aus der ganzen Welt war t-hoch-n, neben vier britischen Büros und einem Team aus New York, in der Finalrunde der letzten

Rendering: renderboys

Science Center Wels, Ankauf

Unserer Meinung nach sind beschränkte Wettbewerbe mit vorgelagerten Bewerbungsverfahren eine sinnvolle Lösung: Faire Bezahlung für die geladenen Teilnehmer, Bewertung durch eine kompetente Jury. Es müsste aber auch Fixplätze für junge Teilnehmer aus einer Bewerbungsliste für Büros ohne Referenzen geben. Der Wettbewerb ist ein unumgängliches Mittel zur Auslotung von Möglichkeiten und erlaubt Grenzgänge. Bei bestimmten Aufgaben ist jedoch eine Direktvergabe sinnvoller. Österreich und die Architektur Das international wahrgenommene hohe Niveau österreichischer Architekturschaffender sollte intensiver genutzt werden. Das kann nur geschehen, wenn in der breiten Öffentlichkeit die Vorteile einer qualifizierten Planung stärker wahrgenommen werden. Es sollte besser kommuniziert werden, dass durch gute, vorausschauende Planung Lebensqualität erhöht und Geld gespart werden kann. Die Zukunft Wir möchten weiterhin gemeinsam mit engagierten Auftraggebern unterschiedliche Aufgaben lösen und spannende Projekte umsetzen. Ein Satz zu wettbewerbe Das Architekturjournal wettbewerbe ist ein wichtiges Medium, das einen guten Überblick über aktuelle Bauaufgaben und ihre Lösungsansätze verschafft. Motorcity (geladener Wettbewerb für ein Hochhaus in Sri Lanka, 1. Platz)


Positionen

LAAC Architekten

Das erste Fenster für flache Dächer.

Der Gewinn eines Wettbewerbs ist ein kleiner, wichtiger Erfolg, der innerhalb einer langen Berufskarriere in der Kontinuität nicht zu erwarten ist. Ein positiv abgeschlossener Wettbewerb verhilft zu einer zumindest kurzfristigen Präsenz, die dazu beitragen kann, sich als Büro zu positionieren. Zum Karrieresprungbrett wird ein gewonnener Wettbewerb nur mit dem entsprechenden Glück, der gesicherten Beauftragung und einem motiviertem Bauherren. Es scheint, als hätte sich der Anspruch auf baukulturelle Qualitätssicherung auf eine Mindestsicherung reduziert. Das vielfach gelobte Prinzip des Wettbewerbs, der Entdeckung und Überraschung scheint nicht mehr als Chance verstanden zu werden, sondern eher als lästige Aufforderung zur Auseinandersetzung mit dem „Unbewährten“. Innovationen werden nicht als Potenzial bewertet, sondern in erster Linie als Risiko. Gerade im Wohnbau verhindern rechtliche Rahmenbedingungen und die detaillierten Vorstellungen des Auslobers – angefangen bei der Lage der Küchenabluft bis zur Einfriedung der Freibereiche – jegliche Weiterentwicklung. Vielleicht ist man aber auch der Ansicht, dem Status quo sei nichts mehr hinzuzufügen. Aber dann stellt sich die berechtigte Frage: Wofür wetteifern wir eigentlich noch?

■ Fenster plus Lichtkuppel ■ Durchsturzsicher

� 2-Scheiben Verglasung � Kuppel

■ Ausgezeichnete Schallund Wärmedämmung

■ Fernbedienung, Regensensor und Sonnenschutz ■ 4 Varianten: Fix, Öffenbar, Brandrauchentlüftung Jetzt neu: Dachausstieg 7

U = 0,72 W/(m2K) vgl. EN 1873

Innovationspreis für energieeffiziente Produktneuheiten

Durchsturzsicher vgl. ÖNORM B3417:2010

Mehr unter: www.velux.at/flachdachfenster

bis

37 db für CXP

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Kathrin Aste, Frank Ludin

Innerhalb der Möglichkeiten des Vergabewesens ist der Architektenwettbewerb sicherlich ein gutes Instrument, um projektorientiert einen Bestbieter zu ermitteln. Bewerbungsverfahren oder reine Verhandlungsverfahren, welche vorwiegend auf der Grundlage von Honoraren, Umsätzen und endlosen Referenzlisten entschieden werden, beschränken den Markt auf etablierte Unternehmen mit entsprechenden Strukturen. Gerade für junge Architekturbüros ist der Wettbewerb oft die einzige Chance, den Einstieg in den Markt zu finden und sich in der Branche einen Namen zu machen. Wirtschaftlich gesehen ist es die kostenintensivste Art zu akquirieren. Die Höhe der Aufwandsentschädigungen steht in gravierendem Unverhältnis zum Aufwand. Durch die vorherrschende Rezession und die damit verbundene schwache Auftragslage können diese nicht verrechenbaren Stunden durch den Umsatz nicht kompensiert werden. Die Folge ist klar: Gerade die Büros, für die der Wettbewerb wichtig wäre, können sich diesen nicht mehr leisten. Der Wettbewerb ist ein Cash-Burner, da wird die Nulllohnrunde zur Wunschvorstellung.


Positionen

caramel architekten

Foto: Katharina Gossow

…der Wettbewerb ist das Salz in der Suppe für alle Architekturschaffenden …der gute Wettbewerb ist das wichtigste Element zur Sicherung des baukulturellen Auftrages unserer Gesellschaft …der gute Wettbewerb ist ein Synonym für unsere kulturellen Errungenschaften …der gute offene Wettbewerb ist sehr häuMartin Haller, Ulrich Aspetsberger, Günter Katherl fig die einzige Chance für junge bzw. neue Büros – auch alle unsere größeren Projekte stammen aus gewonnenen Wettbewerben …leider führt nicht jeder Wettbewerbsgewinn zu einem Auftrag …der Wettbewerb ist jenes Verfahren, in dem Leistungen zum Beispiel von Konsulenten gefordert werden, welche danach nicht beauftragt werden …der gute Wettbewerb hat einen guten Auftraggeber, der weiß was er will, kann und darf …der gute Wettbewerb hat unbedingt eine ebenso gute Auslobung, die sich auf das beschränkt, worum es geht, keine Fragen offen lässt mit Ausnahme der des Entwurfes …der gute Wettbewerb besteht nicht aus nur „Muss-“ und „Darf nicht-“-Kriterien …der gute Wettbewerb hat eine gute Jury – ein guter

Architekt ist nicht automatisch ein guter Juror – ein gänzlich (u.a. vom Auslober) unabhängiger Architekt ist ein besserer Juror …der beste Wettbewerbsteilnehmer ist der mit dem aktuellsten polizeilichen Führungszeugnis ...das tägliche Anstehen bei der Behörde ist dringend zu empfehlen und unabdingbarer Bestandteil unserer Wettbewerbskultur …das gute Wettbewerbsergebnis ist sicher auch abhängig von den Unmengen an sonstigen juristischen Formalitäten, die in der Zwischenzeit zur Norm geworden sind und bald mehr Zeit beanspruchen als die Aufgabe selbst …ein gutes Wettbewerbsergebnis bedarf eines motivierten Teilnehmers – nicht all die vorangegangenen Punkte tragen dazu bei …ein guter Wettbewerb hat beste Voraussetzungen und ist schon im Vorfeld bestens recherchiert …ein guter Wettbewerb wird ausgelobt bei jedem Projekt öffentlichen Interesses …ein guter Wettbewerb wird ausgelobt ab einem Cent öffentlicher Beteiligung …ein guter Wettbewerb wird bestens publiziert …Architektur ohne Wettbewerb ist wie Trinken aus einem leeren Glas

Foto: Christian Wind

Atelier Heiss Architekten

Christian Heiss

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Der Märchenwettbewerb Vor vielen Jahren lebte ein wunderschöner Prinz mit einer herrlichen Giraffenzucht. Über Generationen wurden spezielle Langohrgiraffen mit elegantem Hals gezüchtet. Einhundert prachtvolle Tiere konnte er sein Eigen nennen und wollte nun eine Behausung für diese Tiere schaffen. Hundert Häuser für hundert Giraffen. Der Prinz ging zu den besten Architekten des Landes, bezahlte jedem zehn große Goldstücke für die Teilnahme an einem Wettbewerb. Tolle Entwürfe wurden entwickelt. Da waren schornsteinähnliche Halsunterstützer mit einem Ausguck, Räume für Giraffenliebe, Räume für Freunde der Giraffen und vieles mehr. Voll Begeisterung betrachtete er die einzelnen Projekte, hörte auf Berater und kürte nach ausführlichem Studium der Pläne den Gewinner. Er verhandelte nicht mit dem siegreichen Architekten, wusste er doch, dass dieser ein Idealist war, und dass ein Verhandeln in dieser wichtigsten Leistung Sparen am falschen Flecke war. Als die Pläne baureif waren, ging der Prinz zu sieben Baumeistern und erklärte: „Ich will 100 Häuser für meine geliebten Giraffen bauen. Jeder von euch soll zum Teste, ob er genau, professionell und termintreu arbeiten

kann, zwei dieser Häuser kostenfrei errichten. Der Sieger bekommt dann den Auftrag.“ Die Baumeister fühlten sich geehrt, eventuell Häuser für Giraffen bauen zu dürfen, und gingen alsbald ans Werk. Innerhalb eines halben Jahres hatten alle die beiden Häuser, in Summe also 14 Stück, errichtet, und der Prinz kürte einen Sieger. Dann ging er zu sieben Juristen, ließ sich spezielle Musterverträge erstellen, dann zu sieben Tischlern, die je zwei Häuser mit Mustereinrichtungen erschaffen durften, und so fort. Bis auf die Architektenleistung hatte er kostenfrei ein Team der Besten ausgewählt und war stolz auf das ausgeklügelte Verfahren. Leider waren die riesigen Ohren der Giraffen zu schwer für die langen Hälse, und so wurden die Giraffen plötzlich krank am Kreuz und verstarben alle binnen weniger Wochen. Deshalb wurden die 100 Häuser nie gebaut, und es gibt heute auch keine Langohrgiraffen. Die Baumeister, Juristen, Tischler und andere nahmen dies zur Kenntnis und bewarben sich schon beim nächsten Prinzen, um kostenlos Musterhäuser, Musterverträge etc. für seinen prachtvollen Palast herstellen zu dürfen. Leider ist nach den Giraffen auch der Prinz – zwar in hohem Alter – aber dennoch verstorben.


Positionen

SOLID architecture

© Günter Kresser

Christine Horner

Christoph Hinterreitner

Offene Wettbewerbe eine Vergeudung von Ressourcen? Vergleichbar mit dem Cup-Bewerb im Fußball treten bei offenen Wettbewerben „No Names“ gegen große Mannschaften an und für alle gelten, ein faires Verfahren vorausgesetzt, die gleichen Regeln: ein Ball und 22 Spieler. Gerade für junge Büros ist das extrem wichtig. Ressourcen werden – unabhängig von der Verfahrensart – vielmehr dann vergeudet, wenn Auslobungen nicht professionell vorbereitet, wesentliche Abstimmungen mit Interessengruppen nicht erfolgt sind und ein fehlender Konsens durch ein Wettbewerbsergebnis ersetzt werden soll. Das führt dann dazu, dass erste Preise nicht umgesetzt werden – als würde bei der WM der Pokal fehlen. Wettbewerbe lieber geladen oder offen? Wir nehmen gerne sowohl an geladenen als auch an offenen Wettbewerben teil. Wir glauben, dass offene Wettbewerbe ein Mehr an Qualität bringen, auch in Hinsicht auf die allgemeine Baukultur. In einem großen, unbekannten Teilnehmerfeld anzutreten ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen, unter anderem auch als Gradmesser für die eigene Herangehensweise. Gemeinsam oder einsam? Wenn es sinnvoll ist, gehen wir bei Wettbewerben Kooperationen ein, mit Büros, die uns ergänzen und die Bereiche abdecken, die wir selbst nicht anbieten. Bei Verfahren an denen wir teilnehmen wollen, für die die eigenen Referenzen jedoch nicht ausreichen, gehen wir ebenfalls Arbeitsgemeinschaften ein. Sind Architekturwettbewerbe professionelles Glücksspiel? Es ist immer spannend zu sehen, welche Lösungen für eine Aufgabenstellung gefunden werden und welche sich dann bei der Jury durchsetzen. Unserer Beobachtung nach gibt es verallgemeinert drei Gruppen von Juryentscheiden: Entscheide, die einer typologischen Auswahl folgen. Preisträger sind hier der „beste“ Riegel, der „beste“ Kamm, der „beste“ Punkt, Entscheide, bei denen in der Diskussion der Jury ein Aspekt zum zentralen Beurteilungskriterium wird, wie zum Beispiel der Bezug zum Außenraum oder das Verhältnis zum Bestand, und Entscheide, die für uns nicht nachvollziehbar sind. So gesehen können manche Wettbewerbe reine Lotterien sein. Welche Veränderungen gibt es momentan im Wettbewerb? Zurzeit gibt es unserer Wahrnehmung nach weniger offene Wettbewerbe als zum Beispiel vor vier Jahren, resultierend aus der derzeitigen Wirtschaftslage. Verbessert hat sich in den letzten Jahren unserer Meinung nach die Qualität der Juryprotokolle. Hier werden Entscheidungen jetzt wesentlich besser begründet.

Meine Entscheidung: Bewusst bauen mit StoFassadendämmsystemen. Eine Sto-Fassade ist mehr als das Gesicht eines Hauses. Sie beeindruckt auf den ersten Blick durch Ästhetik und weckt Lust auf mehr. Wer aber ihre inneren Werte kennt, weiß, was perfekte Fassaden ausmacht: TopQualität, innovative Technologien, perfekte Abstimmung von Systemen und Zubehör, erstklassige Beratung und umfassender Service. An meine Fassade kommt nur Sto – das Beste. www.sto.at/fassade

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© Günter Kresser

Wir sehen uns als Wettbewerbsbüro und haben den Großteil unserer Projekte über Architekturwettbewerbe akquiriert.


Menschen

Form follows function follows emotion

Auf die Frage, ob Architektur und Design voneinander zu trennen sind, gibt es als Antwort ein klares „Nein“. Für Hadi Teherani gehören die beiden zusammen wie der Deckel zum Kochtopf. Im Interview hat er interessante Einblicke in sein Denken gewährt.

wettbewerbe: Was Gestaltung betrifft, egal welchen Maßstabs, gelten Sie als Allroundgenie. Was sind die wesentlichsten Parameter, mit denen Sie arbeiten? Teherani: Das ist, wenn wir mit der Architektur anfangen, immer der Ort. Wenn ich ein Grundstück sehe, sage ich immer: Der Entwurf ist schon da, man muss ihn nur noch erkennen. Das heißt, alles, was Einfluss auf den Ort hat, ist wichtig für mich. Genau da hole ich die Ideen heraus – aus den Rahmenbedingungen und aus der Umgebung. Beim Design ist es ähnlich. Auch hier bekommt man Rahmenbedingungen gestellt, und ich versuche, die beste Lösung dafür zu finden. Wichtig dabei ist, dass man eine Lösung findet, die mit einem Mehrwert ausgestattet ist. Wenn ich zum Beispiel einen Stuhl entwerfe, muss dieser ergonomisch und funktional top sein, aber auch die gestalterischen Aspekte müssen 1a sein. Wir machen absolut keine Kompromisse, denn es ist wichtig, dass alles auf den Punkt gebracht wird. Erst dann sind wir mit der Lösung zufrieden.

© Interstuhl

Foto: Vorwerk Teppich

Barbara Jahn

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die Lösung schon habe, bevor der andere seinen Satz zu Ende gesprochen hat. wettbewerbe: Kommen Sie dann gemeinsam zum Produkt? Teherani: Die erste Idee kommt natürlich von mir, an der dann gemeinsam gefeilt wird. Jede Firma hat ihre eigenen technischen Prozesse. Da tauchen Fragen auf bezüglich Machbarkeit, oder wie weit man gehen kann, ohne die Idee zu verlieren. Das klappt in der Regel sehr gut, weil die Unternehmen bereit dazu sind und neue Wege mitgehen. Dann ist der Erfolg umso größer. So erging es mir bei der Entwicklung eines Stuhles – einen solchen Auftraggeber werde ich wohl nie wieder finden – bei der alles neu gedacht wurde. Wir haben die gesamte Mechanik, selbst die Rollen neu entworfen, insgesamt sieben Patente entwickelt. Das hat natürlich mit enormen Kosten zu tun, aber auch mit einer enormen Willenskraft. Es dauert oft, bis man den Bauherrn und die Techniker überzeugt hat, dass sie das mittragen. Bis man schließlich stolz wiederkommt und sagt: „Wir haben die Aussicht auf eine Lösung.“ Dann fängt es an, Spaß zu machen. Zuerst heißt es immer „Das ist es, was es gibt, was anderes können wir nicht.“ Als Designer aber muss man sagen: „Das kann es nicht sein. Es muss einen Weg geben.“ Dann ist es besonders schön, wenn es eine Lösung gibt. Ich persönlich freue mich noch mehr, wenn wir innovative Dinge hineinbringen und Patente anmelden und nicht nur am Design und an der Form hängen geblieben sind. Für mich gilt ohnehin Form Follows Function.

wettbewerbe: Wie wichtig ist es, dass die Chemie zwischen Ihnen und dem Auftraggeber stimmt? Teherani: Die Chemie zwischen Bauherrn und Architekten ist immer eine Basis, auf der man aufbauen kann. Ich persönlich habe noch nie erlebt, dass man mit einem Bauherrn überhaupt wettbewerbe: Sind Sie auch bereit nicht klar kommt. Manchmal treten natürlich Probleme zu provozieren? Wie weit gehen Sie, wenn auf. Oft ist es so, dass Bauherrnvertreter, sprich zweite Sie merken, ein Hersteller will nicht oder dritte Reihe, schwierig sind, mit den mehr so richtig mit? Bauherren selbst funktioniert es eigentlich Teherani: Entweder gerät das Proimmer gut. Aber auch das gehört zu jekt ins Stocken, weil es nicht weiunseren Aufgaben, diese Probleme zu tergeht – im Moment arbeiten wir lösen. Ich selbst gehe niemals so arrogant Bürostuhl Silver von Interstuhl. an einem quadratischen Glas, das so aber nicht hergeheran und sage „Ich bin dein Künstler, und du hast das stellt werden kann, weil es immer eine leichte Rundung jetzt so anzunehmen“. Es ist vielmehr ein Zuhören, ein braucht – so einen Fall denken wir dann immer neu. Es Verstehen und ein den Argumenten Entgegentreten. gibt dann nicht den Kompromiss, dass wir die Rundung hinnehmen, sondern wir gehen das Projekt anders an. wettbewerbe: Und wenn man das jetzt vergleicht mit Oder wie bei Vorwerk, wo man an uns herantrat mit der Zusammenarbeit mit einem Produzenten? Welche dem Satz „In Deutschland haben wir Probleme mit Wege suchen Sie da? der Teppichfliese.“ Tatsächlich ist es so, dass außerhalb Teherani: Die Wege sind ähnlich. Das erste Gespräch ist Deutschlands die Teppichfliese zu 80 Prozent eingesetzt dabei für mich ganz wichtig, bei dem eine Aufgabenwird, in Deutschland selbst nur zu 20 Prozent. Mir war stellung formuliert wird. Da fängt mein Gehirn sofort an zu arbeiten. Es gibt manchmal sogar Situationen, wo ich sofort klar, warum das so sein muss. Die Teppichfliese


Menschen

zieren sollte in einer Stadt, so, dass mich überhaupt jemand wahrnimmt. Wie schafft man das? Ich habe mir ein kleines Büro gemietet, und darunter befand sich eine kleine Ladenfläche, die ich dazu nahm. Dort habe ich Mode gemacht. So bin ich zwischen Herrenmode unten und Architektur oben hin und her gelaufen. Ich habe Knöpfe und Stoffe ausgesucht, sie einfärben lassen. Über die Mode bin ich schließlich an die Stadt herangekommen, und über die Mode habe ich meinen ersten Architekturauftrag bekommen. Da das so gut geklappt hat, ist es für mich vollkommen klar gewesen, dass ich Design in allen Bereichen machen werde. Aber

liche Elemente sein, die das Bild abrunden, aber die Emotion muss jedes Produkt für sich selbst tragen.

Konferenztisch s 8000 von Thonet.

wettbewerbe: Was bedeuten Architektur und Design für Sie persönlich? Teherani: Für mich ist Design Architektur im Kleinen. Ich habe kein Problem mit „Designer“ angesprochen zu werden. Für viele Architekten wäre dies ein Schimpfwort. Für mich gilt die englische Bedeutung von Design, denn wir sind Entwerfer, Kreative auf der Suche nach Lösungen. Was im Design passiert, ist für mich auch Architektur.

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© Thonet

© Walter Knoll

nicht nur Design für Möbel, Wände und Teppiche. Ich hat ein Format wie eine Waschbetonplatte und hat wehabe zum Beispiel für Montblanc Manschettenknöpfe der Charme noch Intelligenz, außer dass man sie in Stüdesignt, ich habe ein eBike entworfen. Mich interescken abnehmen und austauschen kann. Gleichzeitig sieren die unterschiedlichsten Dinge. Wo das war mir bewusst, was die Lösung Auge hinfällt und der Kopf sein wird: Man muss ganz anfängt zu denken – das ist andere Formate wählen. für mich ganz natürlich. Über diese Formatveränderung hat sich plötzlich eine wettbewerbe: Wie viel neue Welt aufgetan. Ein Raum geben Sie der EmoBaukastensystem, das die tion in der Architektur? Kreativität eines jeden, der Teherani: Emotion sind die Teppichfliese einsetzt, ganz klar 50 Prozent. Emofordert, um die Dinge mit tion spielt die Anfangsrolle zu beeinflussen. Aber das – wie schaffe ich es über sind so einfache Dinge, wo man Knoll. n Walter vo y ra tdie Form, über das Bild, über sich denkt, dass es nicht sein kann, stuhl Armlehn die Idee etwas zu transportieren? Und hierin liegt ein Ding vierzig Jahre lang herzustellen und das Emotionale. Jedes Gebäude ist emotionsbehaftet, nie auf die einfachste Lösung zu kommen. Man könnte denken, man brauche diese einfachen Ansätze gar nicht denn Menschen setzen sich mit Gebäuden auseinander, finden Namen für die Gebäude – es ist nichts Anonyanbringen, weil sie ohnehin auf der Hand liegen. Es ist mes mehr, wo man daran vorbei geht, sondern etwas, aber nicht so. worüber man diskutieren kann. Insofern ist Emotion wettbewerbe: Sie sind ein erklärter Freund der Gesamt- sehr wichtig. Funktion und Emotion muss man herstellen. Ich würde nicht irgendetwas Verrücktes planen, heitlichkeit. Das geht in Richtung Gesamtkunstwerk à la wo man nicht drin leben oder arbeiten kann. Das ist Josef Hoffmann oder Arne Jacobsen. Ist das Ihre grundmir persönlich fremd, das können andere besser. Ich sätzliche Arbeitsweise? Teherani: Ja, und es ist das, was ich an unserem Beruf so entwerfe lieber etwas über seine Rahmenbedingungen, ich sehe mir genau das Programm, die Kultur, den Ort liebe. Als wir studiert haben, haben wir viel von diesen Künstlern, aber auch von jenen der Bauhaus-Ära, gehört an und entwerfe eine maßgeschneiderte Antwort auf diese Fragen. und sie bewundert. Ich glaube, dass es für jeden Architekten etwas Tolles ist, einmal einen Stuhl zu entwerfen. Es konsequent zu tun schaffen leider die wenigsten. Wie wettbewerbe: Würden Sie sagen, dass Ihr Interieurdesign und Ihre Möbel Ihre Architektur noch zusätzlich schafft man es tatsächlich, den Beruf auszuweiten, um emotionalisieren? auch in den anderen Bereichen Antworten geben zu Teherani: Vielleicht durch den Bekanntheitsgrad, den können? Bei mir, da ich ein „bunte“ Person bin, war das ich erreicht habe. Aber ein Teppich oder ein Stuhl kann so, als ich nach drei Jahren Berufserfahrung in meinem jetzt nicht so viel bewirken, dass das Gebäude eine ganz eigenen Büro zu arbeiten begonnen habe, wusste ich andere Atmosphäre erhält. Es können vielleicht zusätzauch nicht genau, wie ich nach außen hin kommuni-


Positionen

Fotos: colourspace.com für KIÖR/Steiermark

transparadiso

Barbara Holub

Vom demokratischen Modell zum Luxusabenteuer Der Begriff „Wettbewerb“ hat in den letzten Jahren zunehmend auch im Architekturbereich einen wirtschaftsliberalen Beigeschmack erfahren. Wenn Wettbewerbe noch in den 1980er Jahren vielfach eine Möglichkeit waren, als Architekt Position zu beziehen und auch die Aufgabenstellung anders zu interpretieren, so wurde das Instrument des Wettbewerbs als Ausdruck demokratischer Beteiligungsmöglichkeit zunehmend durch das Diktat des Marktes ausgehöhlt. Kritisch-innovative Beiträge sind meist nicht mehr gefragt. Vielmehr trägt der „Wettbewerb“ dazu bei, den klügeren Taktierern Vorschub zu leisten. Zusätzlich hat sich auf Grund einer immer größeren Anzahl von Mitbewerbern und der (glücklicherweise) steigenden Qualität ein immer dichterer Konkurrenzkampf entwickelt. Wettbewerbe werden so – vor allem für kleinere Büros – zu selbstausbeuterischen Luxusabenteuern mit einer volkswirtschaftlich keinesfalls argumentierbaren Verschwendung von Ressourcen. • Offene einstufige Wettbewerbe (Architektur und Städtebau) sind vermutlich die härteste Methode an Aufträge zu kommen. Mittlerweile kann man mit 70 bis 100 Büros für einen seriösen, offenen Wettbewerb rechnen.

Paul Rajakovics

• Offene zweistufige Wettbewerbe sind nach unserer Erfahrung häufig eine „Farce“, da für ein seriöses Projekt einer ersten Stufe meist schon 85 Prozent der Arbeitsleistung notwendig sind. Sinnvoll sind diese Verfahren

nur, wenn zum Beispiel Architektur und Städtebau in der ersten Stufe klar getrennt sind. • Beschränkte Wettbewerbe sollte es nach Intention der EU eigentlich nicht mehr geben. Hier versuchen sich zum Beispiel Kammermitglieder einzelner Bundesländer entgegen „aller guten Sitten“ vor Konkurrenz zu schützen. • Bewerbungsverfahren: Eine Kombination aus klassischer Bewerbung mit Referenzen und einem Losverfahren könnte kleineren Ateliers mit Referenzprojekten, die auch nicht direkt der Bauaufgabe entsprechen, eine faire Chance geben ( siehe zum Beispiel die Open Calls des Vlaamse Bouwmeester/ Belgien). • Geladene Wettbewerbe unterstehen im privaten Bereich oft kaum seriösen Reglements – die Arbeit wird oft gar nicht mehr bezahlt. Bei „kammerorientierten“ Wettbewerben sind Einflussnahmen, auch von Kollegen, besonders häufig zu bemerken. Bei kleineren Projekten, bezahlter Arbeit und seriöser Jury sind geladene Wettbewerbe aber vermutlich für alle Beteiligten die beste Lösung. Insgesamt drängen das Ringen um Aufträge und die oft schwer kalkulierbaren Kosten von Wettbewerben immer mehr Architekten in prekäre Lebensbedingungen. Auch hier ist also ein Umdenken in Bezug auf den Beruf, das Arbeitsfeld und die Arbeitsbedingungen von Architekten dringend vonnöten.

Foto: Maria Pircher

Kronaus Kinzelbach Architekten

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Christian Kronaus

Die Entwürfe für die Hofoper in Wien, das Rijksmuseum in Amsterdam, den Reichstag in Berlin: Ihnen allen ist gemein, dass sie in vergleichenden wettbewerbsartigen Verfahren ermittelt und in der Folge umgesetzt wurden. (Siehe dazu: Cees de Jong / Erik Mattie, Architekturwettbewerbe 1792 - Heute, Benedikt Taschen, Köln, 1994). Das Ermitteln eines Entwurfs, der für die Realisierung empfohlen wird, über den Vergleich von mehreren Entwürfen unterschiedlicher Architekten beziehungsweise Architekturbüros hat sich historisch als sehr erfolgreich etabliert und steht, was die Architekturqualität betrifft, ohne Alternative dar. Die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen, die die Ermittlung des besten Architekturprojektes ermöglichen, ist ständig zu erkämpfen, sie geraten aber nicht zuletzt aufgrund ökonomischer oder politisch motivierter Aspekte unter Druck. Ein Grund dafür liegt darin, dass Architektur als Fachdisziplin einer in dieser Disziplin

nicht geschulten Mehrheit schwer vermittelbar ist. Vertreter dieser Mehrheit üben allerdings als Finanzier, Nutzer und dergleichen Einfluss aus und müssen Entscheidungen über das Projekt treffen. Damit eine erfolgreiche gemeinsame Entscheidung erfolgen kann, ist es umso wichtiger, dass eine Mehrheit der Jurymitglieder mit fachkundigen Personen besetzt wird. Die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten verfügt über die geeigneten Instrumente, Wettbewerbe und Verfahren nach Qualität und Korrektheit in der Vorbereitung und im Ablauf zu überprüfen, wie sie auch in der Lage ist, Wettbewerbsjurien mit geeigneten Mitgliedern zu beschicken. In diesem Sinne, da nicht verpflichtend, ist es jedem Auslober zu empfehlen, dieses Potenzial in Anspruch zunehmen. Es profitiert davon der Auslober selbst, die sich bewerbenden Architekten(teams) und nicht zuletzt die österreichische Baukultur.


Energy Facility Sustainability

Forum Neues Bauen

Forum Neues Bauen

Mit Hilfe von Gebäude-Zertifikaten fit für den Lebenszyklus Martin Treberspurg, BOKU Wien

Nachhaltige Gebäude der Zukunft und ihre Marktwirksamkeit Peter Maydl, TU Graz, Helmut Floegl, Donau-Universität Krems

Energy Efficiency Center Würzburg Green, Blue, Smart: Wenn Gebäude sprechen lernen IG Lebenszyklus Hochbau: Aufruf zur Teilnahme REAL CORP 2013

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Forum Neues Bauen

Energy Facility Sustainability

Umwelt und Planung

Mit Hilfe von Gebäude-Zertifikaten fit für den Lebenszyklus. Best-Practice-Beispiele und Empfehlungen für einen effektiven Einsatz der Zertifizierung.

Univ.-Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg, BOKU Wien Initiator der Serie „Umwelt und Planung“

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Am 1. Juli 2013 erlangt in Österreich die EU Bauprodukte Verordnung Nr. 305/2011 ihre nationale Gültigkeit (siehe z.B. OIB aktuell 04/12). Ein Bauwerk mit all seinen Baustoffen und Anlagen soll nach Abriss wiederverwendet oder recycelt werden. Es sollen möglichst umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe verwendet werden. In ca. 30 Jahren werden diese Anforderungen zur täglichen Baupraxis gehören, wie ja auch die Einführung des Energieausweises von den ersten EU-Richtlinien bis zum nationalen Gesetz (1.12.2012) etwa so lange gedauert hat. Heute sind Gebäude-Gütesiegel noch ein freiwilliges Instrument für den Immobilienmarkt. Die Zertifizierung nach der DGNB-Methode (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) wird bei uns von der ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) erfolgreich angewendet. Die ÖGNB (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) zertifiziert mit der TQB-Methode (Total Quality Building) vor allem Wohngebäude und öffentliche Gebäude. Es wäre wünschenswert die Vorteile beider Zertifizierungssysteme zu vereinigen, wobei dies mit der DGNB abgestimmt gehört. Dadurch wäre in Mitteleuropa ein einheitliches Zertifizierungssystem vorhanden, das dem amerikanischen LEED System und dem britischen BREEAM System überlegen ist. Vorliegender Artikel geht der Frage nach, wie die Zertifizierung als Lenkungsinstrument für die Gebäudeoptimierung eingesetzt werden kann. Was bedeutet Nachhaltiges Bauen? Die Zertifizierungssysteme für Nachhaltiges Bauen orientieren sich an internationalen Normen. Die ÖNORM EN 15643-1 (2010) „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden – Teil 1: Allgemeine Rahmenbedingungen“ ist das grundlegende Rahmendokument für eine Serie von Normen des CEN/ TC 3501. Die Norm legt fest, dass die umweltbezogene, soziale und ökonomische Qualität von Gebäuden über deren gesamten Lebenszyklus bewertet wird: „Die Auswirkungen und Aspekte eines Gebäudes, die mit seiner umweltbezogenen, sozialen und ökonomischen Qualität in Zusammenhang stehen, werden durch Maßnahmen beeinflusst, die über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes getroffen werden. Diese 1 Europäisches Komitee für Normung zuständig für den Bereich „Nachhaltigkeit von Gebäuden“.

Maßnahmen beginnen mit der Erwägung des Bedarfs für ein Gebäude und dauern über die Außerbetriebnahme und den Rückbau des Gebäudes hinaus an (d. h. die Altlasten, die nach dem Abriss/der Entsorgung des Gebäudes zurückbleiben).“ Somit ist die Lebenszyklusbetrachtung ein Kernelement des Nachhaltigen Bauens und wird insbesondere bei der DGNB-Methode konsequent befolgt. Wozu dient die Zertifizierung von Gebäuden? „You can not manage, what you do not measure.“ Qualitätsmerkmale von Gebäuden, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, werden durch Nachhaltigkeitszertifikate sichtbar gemacht. Dadurch wird ein Bewusstsein für Nachhaltiges Bauen für die Bau- und Immobilienwirtschaft geschaffen. Ein Zertifikat dient primär als Marketingtool für die Immobilienwirtschaft, liefert jedoch auch indirekt Marktimpulse für Hersteller von Baustoffen und Haustechnik sowie Anreize für Planer, Ausführende und Investoren. Wenn die Zertifizierung von Neubauten oder Sanierungen in einer späten Projektphase oder erst nach Fertigstellung ansetzt, erhält der Eigentümer oder Nutzer eine ausführliche Gebäudedokumentation und es kann sich ein positiver Marketingeffekt ergeben, sofern die Kriterien des Nachhaltigen Bauens in Planung und Ausführung bereits entsprechend berücksichtigt wurden. Allerdings kann diese späte oder nachträgliche Zertifizierung keine oder nur wenig Optimierung bewirken. Im besten Fall weiß der Bauherr nachher, dass er alles richtig gemacht hat. Oder die Zertifizierung liefert eine Schwachstellenanalyse und damit einen Impuls für Verbesserungsmaßnahmen oder einen Impuls für zukünftige optimierte Projekte. Ein weiterer Nutzen, auf den hier näher eingegangen werden soll, ist die projektbegleitende Zertifizierung als Steuerungsinstrument. Im günstigsten Fall setzt die Zertifizierung möglichst frühzeitig im Verlauf der Projektvorbereitung an. In dieser Phase besteht der größte Spielraum für Lebenszyklusoptimierung bei gleichzeitig geringstem finanziellem Aufwand für diese Steuerungsmaßnahmen. Je später die Zertifizierung einsetzt, desto weniger Möglichkeiten gibt es für die Optimierung, bei gleichzeitig steigenden Folgekosten (siehe nachfolgende Abbildung).


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Grafik: BOKU

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Illwerke Zentrum Montafon Vandans, Vorarlberg

Quelle: Architektur: Architekt Hermann Kaufmann ZT GmbH. Rendering: Thomas Knapp

Zertifizierung von Neubauten – Beispiele Ein Best-Practice-Beispiel für eine Zertifizierung in einer sehr frühen Projektphase ist das Bürogebäude „Illwerke Zentrum Montafon“, für das von der ÖGNI im Mai 2010 ein DGNB-Vorzertifikat in Gold verliehen wurde. Die Zertifizierung erfolgte im Rahmen der Grundlagenermittlung und war die Ausgangsbasis für den Architekturwettbewerb, der von Hermann Kaufmann ZT GmbH gewonnen wurde. Das Vorzertifikat enthält Absichtserklärungen des Bauherrn für jedes Bewertungskriterium. Für alle Kriterien, ausgenommen Kriterium 32 „Kunst am Bau“ wurde eine sehr gute bis ausgezeichnete Qualität angestrebt. Das Gebäude wurde vom Architekturbüro Kaufmann als Passivhaus in Holzbauweise geplant und soll 2013 fertig gestellt werden.

Daten: www.ogni.at

DGNB-Vorzertifikat in Gold für das Illwerke Zentrum Montafon.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz der Zertifizierungsinstrumente in einer frühen Planungsphase ist die Wohnhausanlage Kaisermühlenstraße in Wien, geplant von Treberspurg und Partner Architekten ZT GmbH. Anhand der Vorentwurfsplanung wurde auf Initiative der BOKU ein „Pre-Assessment“ nach dem DGNB-System durchgeführt. Für alle Nachhaltigkeitskriterien wurden der aktuelle Planungsstand und mögliche Optimierungspotenziale dargestellt. Daraus wurden Empfehlungen für die weitere Planung, Ausschreibung und Ausführung abgeleitet. Die ökologische Qualität wurde mit „Gold“ bewertet, die ökonomische Qualität erreicht annähernd Gold-Niveau und die sozio-funktionale und technische Qualität wurde etwas konservativer bewertet. Es wurde ein gezieltes Maßnahmenpaket erarbeitet, um das gesamte Bewertungsergebnis „Silber“ auf eine endgültige Bewertung „Gold“ zu verbessern. Dies beinhaltet beispielsweise die Berücksichtigung von Umnutzungs-, Rückbau- und Wassereinsparungskonzepten sowie von zusätzlichen bauphysikalischen Nachweisen für Komfortkriterien. Die Realisierung in Gold-Qualität wäre möglich gewesen, wurde jedoch nicht ausgeführt, da für den sozialen Wohnbau einerseits die Wirtschaftlichkeit und damit sozial verträgliche Miet- und Betriebskosten im Vordergrund stehen und andererseits in Wien eine große Nachfrage am Wohnungsmarkt besteht.

Rendering Illwerke Zentrum Montafon.

Standortbewertung: 81,6 %

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Eine Nachhaltigkeitszertifizierung kann weit mehr bieten als die nachträgliche Verleihung eines Gütesiegels. Im günstigsten Fall kann die Zertifizierung als Qualitätssicherungs-Werkzeug über alle Projektphasen von Neubau- und Modernisierungsvorhaben dienen: • Als Orientierungshilfe in frühen Projektphasen - Entwicklung einer umfangreichen Projektvorbereitung - Erarbeitung einer konkreten Zielvereinbarung für die relevanten Kriterien des Nachhaltigen Bauens - Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in Architekturwettbewerben • Unterstützung und Steuerung für alle Planungsphasen - Integrale Planung ab Vorentwurfsphase - Kontrolle der Erreichung der gesteckten Ziele - Nachhaltigkeitsaspekte in Ausschreibung und Vergabe • Qualitätssicherung für Ausführung, Inbetriebnahme und Bewirtschaftung

Objektbewertung: 82,90 % Ökologische Qualität: 90,7 % Ökonomische Qualität: 77,0 % Soziokulturelle Funktionale Qualität: 80,2 % Technische Qualität: 78,6 % Prozessqualität: 94,1 %

Quelle: ÖGNI

Gebäudezertifizierung im Verlauf der Projektphasen. Zusammenhang von Entscheidungsfreiheit und kumulierten Kosten im zeitlichen Ablauf von Bauprojekten.

DGNB-Vorzertifikat in Gold Jahr der Fertigstellung: 2013 Jahr der Zertifizierung: 2010 Bruttogeschoßfläche: 11.000 m²


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Grafik: BOKU

Foto: Wizzard

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Rendering: Schreiner & Kastler

DGNB „Pre-Assessment“ Wohnhausanlage Kaisermühlenstraße Wien. Erfüllungsgrad Gold-Silber-Bronze der fünf Bewertungssektoren und Anteile am Gesamtergebnis (Silber).

Wohnhausanlage Kaisermühlenstraße Wien. Architektur: Treberspurg und Partner Architekten ZT GmbH.

Ein Beispiel für eine Zertifizierung in einer sehr späten Projektphase ist die nachträgliche Bewertung des Milleniumstowers in Wien, die hohe Qualitätswerte für Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle funktionale Aspekte ergab. Diese Qualitäten wurden begünstigt durch den sehr kompakten Baukörper mit innovativer kostengünstiger und funktional optimierter Deckenkonstruktion. Weiters wurde das Gebäude nach dem Eigentümerwechsel modernisiert, und es wurden dabei insbesondere die Lüftungs- und Kühlungsanlagen optimiert. Die Qualität des ursprünglichen Planungs- und Ausführungsprozesses lag jedoch auf einem eher niedrigen Niveau. Für den Eigentümer und Bewirtschafter waren nicht nur die Farbe der Medaille von Interesse sondern auch der Erfüllungsgrad einzelner Kriterien und mögliche nachträgliche Optimierungspotenziale. Milleniumstower – Büroturm Brigittenau, 1200 Wien DGNB-Zertifikat in Silber Jahr der Fertigstellung: 1999 Jahr der Zertifizierung: 2011 Bruttogeschoßfläche: 51.000 m²

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Objektbewertung: 76,1 % Ökologische Qualität: 72,7 % Ökonomische Qualität: 100,0 % Soziokulturelle Funktionale Qualität: 71,3 % Technische Qualität: 74,7 % Prozessqualität: 43,7 % Standortbewertung: 83,6 % Daten: www.ogni.at

DGNB-Zertifikat in Silber für den Milleniumstower.

Zertifizierung von Bestandsgebäuden Für eine Nachhaltige Entwicklung hat der Gebäudebestand einen wesentlichen Einfluss, da hier große Optimierungspotenziale liegen. Üblicherweise werden Nachhaltigkeitszertifikate für neu errichtete Leuchtturmprojekte erstellt. Um nun von einzelnen Demonstrationsgebäuden in die Breite der Bestandsgebäude zu gehen, müssen die Zertifizierungswerkzeuge an diese Aufgabe angepasst werden. Von der ÖGNI wurde im Mai 2011 die „BlueCARD“ veröffentlicht, die eine vereinfachte Bewertung von Bestandsgebäuden auf Basis der DGNB-Methode ermöglicht. Die Nachfrage nach diesem Bewertungsinstrument ist stark steigend und in Zukunft soll die BlueCARD auch in Deutschland von der DGNB eingesetzt werden. Auf der EXPO REAL 2012 in München wurden acht BlueCARDs an den Assetmanager KGAL verliehen und damit das gesamte Bestandsportfolio – die Büroimmobilien in den KGAL Publikumsfonds mit rund 170.000 m² Mietfläche – ausgezeichnet. Die BlueCARD dient als Instrument zur Zustands-Bewertung und als wertvolle Grundlage zur Optimierung des Gebäudebestandes hinsichtlich Nachhaltigkeit und Lebenszyklusoptimierung. Das übersichtliche und leicht verständliche Bewertungssystem deckt alle relevanten Felder des nachhaltigen Bewirtschaftens ab. Sechs Themenfelder fließen in die Bewertung ein: Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort. Jedes Themenfeld ist in mehrere Kriterien aufgegliedert. Zur Bewertung eines Gebäudes werden beispielsweise der Energiebedarf, die akustische Qualität oder der Flächenverbrauch herangezogen. Für jedes Kriterium werden messbare Zielwerte definiert und über jeweils vier Zielkategorien bewertet. Die notwendigen Eingangsdokumente zur Deklaration


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mit der BlueCARD sind im Rahmen der ordentlichen Hausverwaltung verfügbar. Neben einer Flächenaufstellung, einem Satz Bestandspläne sowie einem Energieausweis werden die meisten Informationen im Rahmen einer vor Ort Begehung erfasst. Ergänzend kommt eine Messung der Innenluftraumqualität hinzu. Die BlueCARD ist ein transparentes und nachvollziehbares Bewertungssystem, das aus der Praxis heraus entwickelt wurde und kostengünstige jedoch aussagekräftige Bewertungen von Bestandsgebäuden ermöglicht. Die Grundlage der Bewertung bildet eine im breiten Konsens entwickelte und anerkannte Liste von Themenfeldern sowie den darin enthaltenen Kriterien für nachhaltiges Betreiben und Bewirtschaften. Diese Kriterien werden – je nach Bauwerkstyp, der bewertet werden soll – unterschiedlich gewichtet. So erhält jede Systemvariante, also jeder Bauwerkstyp, eine eigene Gewichtungsmatrix. Bewertungsmatrix der ÖGNI BlueCARD Ökologische Qualität Ökobilanz: Treibhauspotenzial, Primärenergiebedarf, Anteil erneuerbarer Primärenergie, ODP, POCP, AP, EP Ökonomische Qualität Lebenszyklusrendite (Weiterentwicklung der LCC-Methodik) Drittverwendungs- und Umnutzungsfähigkeit Soziokulturelle und Funktionale Qualität Thermischer Komfort im Winter und Sommer Innenraumluftqualität Akustischer Komfort Visueller Komfort Einflussnahmemöglichkeiten des Nutzers Gebäudebezogene Außenraumqualität Sicherheit und Störfallrisiken Barrierefreiheit Flächeneffizienz Fahrradkomfort Technische Qualität

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Die Erfahrungen aus den ersten Projekten zeigten, dass die Eigentümer und Bewirtschafter nicht nur die Gesamtqualität der Gebäude interessierte, sondern großes Augenmerk auf die Ausprägungen einzelner Kriterien legten. In vielen Fällen war die Facility-ManagementAbteilung sehr interessiert an dem gegenseitigen Informationsaustausch. Bei vielen Projekten wurde durch die Erarbeitung dieses Nachhaltigkeitsausweises ein Impuls für die Ergänzung und Aktualisierung der Gebäudedokumentation bewirkt. Beispielsweise wurde oftmals der Energieausweis neu berechnet, ergänzt oder richtig gestellt. Die BlueCARD diente erfolgreich als Instrument zur Schwachstellenanalyse und zur Erkennung von Optimierungspotenzialen. Dadurch können gezielt Modernisierungsmaßnahmen geplant werden, die laufenden Betriebskosten reduziert werden und die Nachhaltigkeit sowie Lebenszyklusperformance optimiert werden, was auch zu einer Wertsteigerung der Immobilien führt. Resümee Für die Bewertung und Visualisierung der Lebenszyklusperformance von Gebäuden sind NachhaltigkeitsZertifikate ein sehr gut geeignetes Werkzeug, wobei insbesondere das ÖGNI/DGNB-System einen Schwerpunkt auf Lebenszyklusbewertungen setzt. Für die Optimierung der Lebenszyklusperformance von Neubauten ist ein möglichst frühzeitiger Einsatz der Zertifizierung unerlässlich. Im günstigsten Fall bereits bei der Bedarfsplanung und Zielvereinbarung. Für die Optimierung des Gebäudebestandes ist ein vereinfachtes Zertifizierungstool, wie beispielsweise die BlueCARD, zielführend, um möglichst viele Gebäude zu erreichen und damit einen möglichst großen positiven Effekt zu bewirken. Zertifikate sind somit ein wichtiges Werkzeug, um lebenszyklusoptimierte Gebäude zu verwirklichen. Allerdings muss dazu die Zertifizierungsmethode an die Projekt- bzw. Lebenszyklusphasen der Gebäude angepasst, zur richtigen Zeit eingesetzt und planungsbegleitend konsequent berücksichtigt werden. ■ Autoren: Univ.-Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg, DI Roman Smutny, BOKU Wien

Brandschutz Schallschutz Thermische und feuchteschutztechnische Qualität der Gebäudehülle Reinigungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit der Baukonstruktion Prozessqualität: Bewirtschaftungsqualität Qualität der Bewirtschaftung Optimierung der Bewirtschaftung Standortqualität

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Risiken am Mikrostandort Image und Zustand von Standort und Quartier Verkehrsanbindung Nähe zu nutzungsspezifischen Einrichtungen Anliegende Medien / Erschließung

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Verhältnisse am Mikrostandort


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Nachhaltige Gebäude der Zukunft und ihre Marktwirksamkeit

Weitere Informationen www.baumassiv.at www.nachhaltigkeit-massiv.at

Green Buildings gestern, Blue und Smart Buildings heute – die Begrifflichkeiten entwickeln sich ebenso weiter wie die Konzepte und Rahmenbedingungen für die Zukunft des Wohnens und Arbeitens, hier in Österreich ebenso wie auf europäischer Ebene. So sind aufgrund der EUGebäuderichtlinie ab 2021 alle Neubauten als Niedrigstenergiehäuser zu errichten – eine hohe Energieeffizienz wird damit Realität. Die Europäische Union will dieses zentrale Thema des Klimaschutzes gerade in urbanen Regionen vorantreiben. Denn Städte verbrauchen heute 75 % der weltweit eingesetzten Energie und setzen 80 % der Treibhausgase frei. Unter dem Motto „Smart City“ fördert die EU daher zahlreiche Initiativen und Forschungsprojekte, die intelligente Mobilität und geringen Ressourceneinsatz fördern. Positive Effekte für die Volkswirtschaft Die Realisierung von Smart Buildings erfordert ein breites Instrumentarium. Normative Regelungen sind ebenso notwendig wie Förderungen und lenkende Marktimpulse, wie etwa durch Gebäudebewertungssysteme. Wesentlich ist zudem, sich auf die Vorteile eines ganzheitlich orientierten Ansatzes zu fokussieren. Denn nachhaltiges Bauen ermöglicht positive Effekte für Wirtschaft sowie Beschäftigung und stärkt die Positionierung Österreichs im Bereich jener Technologien, die eine sparsame Nutzung natürlicher Ressourcen ermöglichen.

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Neue Materialkombinationen andenken Smart Buildings erfordern auch innovative Konzepte bei Bausystemen und Materialien, die intelligent miteinander verbunden werden. Wesentlich ist dabei, dass die Lebensdauer von Baustoffen aufeinander und auf die voraussichtliche Nutzungsdauer des Gebäudes abgestimmt wird. So ist es möglich, den Energieeinsatz zu optimieren, Ressourcen zu schonen und Lebenszykluskosten zu reduzieren. Intelligente Materialkombinationen können auch zum Wohnkomfort und zum ästhetischen Erscheinungsbild eines Gebäudes beitragen. Die Forschungsinitiative „Nachhaltigkeit massiv“ hat sich intensiv mit dem Thema Lebensdauer beschäftigt. Ein konkretes Projekt ermittelte etwa die Referenz-Nutzungsdauer für Baustoffe und Bauteile in typischen Einbausituationen. Nachhaltigkeit umfassend verstehen Nachhaltig leben – das ist für BAU!MASSIV!, der Nachhaltigkeitsplattform im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie, eine wesentliche Herausforderung, der wir uns auf mehreren Ebenen stellen müssen. Denn neben der ökologischen Nachhaltigkeit sind die

ökonomischen und sozialen Dimensionen ebenso relevant. Notwendig ist ein optimales Zusammenspiel all dieser Faktoren: von Komfort und Energieeffizienz, von Sicherheit und Werterhalt, von Kosten und Langlebigkeit. Ein umfassendes Verständnis der Nachhaltigkeit hat daher all diese Kriterien zu berücksichtigen. Aus ganzheitlicher Sicht fit für die Zukunft Massive Baustoffe erfüllen diese umfangreichen Ansprüche und geben damit tragfähige Antworten auf die Herausforderungen von heute und morgen. Bauexperten sehen die sommerliche Überhitzung als zentrales Anliegen an zukunftsfähige Gebäudekonzepte. Denn Szenarien zum Klimawandel nehmen an, dass die Temperaturen in Österreich steigen werden. Bis zum Jahr 2050 soll sich die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad sogar vervierfachen. Laut ÖNORM müssen Wohngebäude Sommertauglichkeit jedoch ohne zusätzlichen Energieeinsatz erreichen. Massive Baustoffe garantieren hier mit ihrer hohen Speichermasse Sommer wie Winter ein angenehmes Raumklima. Spannend sind hierzu Entwicklungen wie Betonkernaktivierungssysteme: Bei attraktiven Investitionskosten gehen hier geringere Heizsowie Kühlkosten und Behaglichkeit Hand in Hand. Ebenso sorgen Ziegel mit thermischen Effekten für eine kompakte und luftdichte Gebäudehülle, die durch geringe Temperaturverluste hilft, Energie zu sparen. Nachhaltigkeit marktwirksam machen So haben massiv errichtete Gebäude über den gesamten Lebenszyklus betrachtet klare Vorteile. Ein purer Blick auf die Errichtungskosten blendet bei einer Gebäudebewertung diese langfristige Perspektive allerdings aus. Daher ist es notwendig, dass die Nachhaltigkeitskriterien hier verstärkt Eingang finden. Am System Total Quality Building (TQB) ist zu sehen, dass eine solche Quantifizierung vollzogen wurde. Es dokumentiert die Qualität eines Gebäudes von der Planung über den Bau bis zur Nutzung. Die Bewertung erfolgt anhand von fünf gleich gewichteten Themen-Clustern: Standort und Ausstattung, Wirtschaftlichkeit und technische Objektqualität, Energie und Versorgung, Gesundheit und Komfort sowie Ressourceneffizienz. So macht dieses Zertifizierungssystem Investitionen in die Nachhaltigkeit eines Gebäudes marktwirksam.


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Univ.-Prof. DI Dr. Peter Maydl

DI Dr. Helmut Floegl

3 Fragen an Peter Maydl

3 Fragen an Helmut Floegl

Fördern Gebäudezertifizierungssysteme eine nachhaltige Entwicklung? Gebäudezertifizierungssysteme, insbesondere solche der zweiten Generation, legen das Gebäudeverhalten über den gesamten Lebenszyklus offen, also in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Hinsicht. Sie ermöglichen damit, Nachhaltigkeit quasi zu messen. Wesentlich ist dabei, dass eine Zertifizierung planungsbegleitend und daher mit zunehmender Genauigkeit erfolgt. Damit lassen sich Planungsziele schon vor Planungsbeginn quantifizieren. Für den Nutzer ergeben sich daraus wertvolle Informationen über das künftige Gebäudeverhalten. Allerdings erleichtert die Komplexität vieler Systeme für Laien nicht gerade den Überblick.

Was ist unter Lebenszykluskosten zu verstehen? Zu den Lebenszykluskosten zählen alle Kosten, die anfallen, um ein Gebäude sinnvoll betreiben und nutzen zu können – von der ersten Idee bis zum Abriss. Die Baukosten sind dabei ebenso wesentlich wie die Folgekosten, die in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen sind.

Wie lassen sich Daten zur Lebensdauer von Baustoffen ermitteln? Wir haben zu diesem Thema im Zuge der Forschungsinitiative „Nachhaltigkeit massiv“ ein Alterungsmodell entwickelt, das auf der ISO 15686 basiert. Dieses zeigt auf, wie realistische Annahmen für Lebenszyklusbewertungen im Rahmen von Zertifizierungssystemen möglich sind. Schließlich hat die angenommene Lebensdauer von Bauprodukten einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Zertifizierungsergebnis.

Zur Person: Univ.-Prof. DI Dr. Peter Maydl ist Vorstand des Instituts für Materialprüfung und Baustofftechnologie an der TU Graz und Vorsitzender-Stellvertreter des Nachhaltigkeitsbeirats im Fachverband der Steinund keramischen Industrie.

Einmal anders gefragt: Wie kann die lange Nutzung eines Gebäudes leistbar bleiben? Hier ist es wichtig, typische Treiber bei den Folgekosten zu vermeiden: Neben den Energiekosten kann dies auch eine komplexe Haustechnik sein. Oft unterschätzte Fallen sind im gewerblichen Bereich auch die Reinigung und die Instandsetzung. Die Bauweise ist ebenso wesentlich. Vor neuen Projekten ist daher eine Lebenszyklus-Kostenprognose sinnvoll. Bei einem Bürogebäude mit 5.500 m2 Bruttogeschoßfläche haben wir solch eine Beispiel-Berechnung angestellt: Über den gesamten Lebenszyklus waren die Kosten für die Massivbauweise um 10 % günstiger – durch die Einsparungen bei Heizung und Klimatisierung.

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Zur Person: DI Dr. Helmut Floegl ist Leiter des Zentrums für Facility Management und Sicherheit – Department für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems sowie Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie.

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Was sagen Umweltdeklarationen für Bauprodukte aus? Umweltdeklarationen nach ÖNORM EN 15804, der EPD – Environmental Product Declaration, geben anhand von Szenarien einen umfassenden Überblick über die Umweltwirkungen von Bauprodukten, von der Erzeugung über die Nutzung bis zur Entsorgung bzw. Rückführung in den Stoffkreislauf. Damit kann auch etwas die Rezyklierbarkeit oder die regionale Verfügbarkeit abgebildet werden – traditionelle Stärken der Massivbaustoffe. Wichtig ist aber, dass aufgrund einer EPD allein keine vergleichende Bewertung erfolgen kann, da eine solche auch die technisch-funktionalen Eigenschaften mit einschließen muss.

Was kann getan werden, um die Folgekosten zu senken? Nach der Errichtung ist der Einfluss, diese Kosten zu senken, sehr beschränkt. Daher ist es entscheidend, vorausschauend zu planen und bereits bei der Errichtung zu berechnen, welche Kosten pro Jahr oder auch in größeren Intervallen im Zuge einer gewöhnlichen Nutzung anfallen werden. Im Rahmen eines Projektes für „Nachhaltigkeit massiv“ haben wir dazu eine Standardisierung der Folgekosten in klar zuordenbare Gruppen entwickelt.


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Energy Efficiency Center Würzburg: Gebäude von morgen schon heute testen

Weitere Informationen www.siemens.com

das bestehende Raum- und Gebäudeautomatisierungssystem Desigo unter realen Situationen zu testen und neue Regelalgorithmen zu entwickeln. Die Besonderheiten des Projekts sind die gewerkübergreifende Verknüpfung von Raumtemperaturregelung, Beleuchtungssteuerung, Blend- und Sonnenschutz sowie deren Zusammenspiel mit neuartigen Materialien und innovativen gebäudetechnischen Komponenten. Eine weitere Herausforderung ist die Regelung und Steuerung der als Backup notwendigen konventionellen HLK-Anlagen als Grundinfrastruktur bei gleichzeitiger Einbindung der Forschungsprojekte und deren Priorisierung im Betrieb.

Viele der heutigen Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme (HLK-Systeme) entsprechen dem Entwicklungsstand der späten 1980er Jahre. Mit dem Bau des neuen Energy Efficiency Centers (EEC) will das ZAE Bayern eine Technologiereferenz für zukunftsorientiertes Bauen und innovative Gebäudetechnik schaffen, die gleichzeitig als Innovationsbeschleuniger wirken soll. Durch den forschungsbegleitenden Planungs-, Realisierungs- und Erprobungsprozess sollen die Ergebnisse der anwendungsbezogenen Energieforschung mit Unterstützung von Industriepartnern möglichst zeitnah in marktgängige Bauteile, Produkte und Systeme umgesetzt werden. Im Fokus stehen insbesondere die Wechselwirkungen des in Leichtbauweise errichteten Baukörpers und der neuartigen membranbasierenden Dachkonstruktionen mit den teilweise prototypischen HLK-Anlagen und der dafür notwendigen Regelungs- und Betreiberstrategien. Das Ziel bei diesem Projekt ist der Nachweis, dass ein Gebäude aus energieoptimierten textilen Hüllen und hochwärmegedämmten, ultra-schlanken Vakuumisolierpaneelen in der Wechselbeziehung mit innovativen HLK-Systemen unter Praxisbedingungen funktioniert und zu einer hohen Gebäudeenergieeffizienz führt.

Siemens Building Technologies hat bereits Erfahrung mit der Regelung von thermoaktiven Bauteilsystemen (Phase Change Materials – PCM). Jetzt geht es darum, diese Erkenntnisse auf PCM-Bauteile zu übertragen und die Regelalgorithmen an die Besonderheiten der Phasenwechselmaterialien anzupassen. Durch die intelligente Be- und Entladung von PCM kann der Bedarf an konventionell erzeugter Kälte und damit auch der Spitzenstrombedarf eines Gebäudes reduziert werden. Ein weiteres Planungsziel beim Energy Efficiency Center ist die Minimierung konventionell erzeugter Heiz- und Kühlleistung durch intelligente Regelungs- und Steuerungskonzepte. Geplant wurden die Mess-, Steuerungsund Regelungs-Funktionen sowie das Gebäudeautomatisierungssystem gezielt für ein leichtes Niedrigenergiegebäude, denn der Anspruch an die Regelungsgüte und die Regelungsstrategie ist dort ungleich höher als bei einem konventionellen Gebäude. Dazu ist es notwendig, die Energiesparfunktionen übergreifend über die einzelnen Fachgewerke intelligent miteinander zu verknüpfen und Informationen aus den Gebäudesimulationen während der Planungsphase in die Regelungsstrategien mit einzubeziehen. Siemens setzt im EEC das Gebäudeautomatisierungssystem Desigo in Verbindung mit dem gewerkübergreifenden Raumautomatisierungssystem Desigo Total Room Automation (TRA) ein. Damit können auch Drittsysteme, beispielsweise intelligent arbeitende Sonnenschutzeinrichtungen, nach Energieeffizienzkriterien übersteuert werden.

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www.zae-bayern.de

Erkenntnisse aus der angewandten Energieforschung brauchen manchmal zwei Jahrzehnte, bis sie am Markt etabliert und akzeptiert sind. Um den Nachweis über die Praxistauglichkeit innovativer Baumaterialien, Systeme und Technologien zu beschleunigen, baut das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) in Würzburg ein Energy Efficiency Center. Die Siemens-Division Building Technologies ist Partner dieses Projektes und entwickelt in enger Zusammenarbeit mit dem ZAE Bayern und der Ebert-Ingenieure GmbH neue Regelungsstrategien für die Gebäude von morgen.

Das EEC Würzburg soll Technologiereferenz für zukunftsorientiertes Bauen und innovative Gebäudetechnik werden.

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Lernen aus Betriebserfahrungen Für die Siemens-Division Building Technologies ergibt sich durch die Zusammenarbeit mit dem ZAE Bayern, dem Münchner Architekturbüro Lang Hugger Rampp und der Ebert-Ingenieure GmbH die einmalige Chance,


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Zählen und messen für die Wissenschaft Da es sich beim EEC sowohl um ein Forschungsgebäude als auch um ein mit öffentlichen Mitteln gefördertes Forschungsprojekt handelt, werden an die Erfassung, Dokumentation und Weiterverarbeitung der Messwerte besonders hohe Anforderungen gestellt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde bereits in der Planung ein gewerkübergreifendes Zähler- und Auswertungskonzept entwickelt. Von Vorteil war, dass durch die integrierte Planung die Protokolle für das Gebäudeautomatisierungssystem (BACnet), das Zählersystem für Wasser und Wärme (M-Bus) und für die Zählung und Messung elektrischer Energie (Mod-Bus) schon im Vorfeld festgelegt werden konnten.

© Lang Hugger Rampp GmbH

Geplanter Eröffnungstermin des EEC ist der 21. Juli 2013. Das Gebäude wird in die im Jahr 2018 stattfindende Landesgartenschau integriert werden. Ziele des Energy Efficiency Centers sind die Erzielung einer maximalen Marktwirkung, die Beschleunigung von Innovationsprozessen sowie die Generierung von Synergieeffekten, wie Hans Peter Ebert vom ZAE bei der Präsentation des Gebäudes in Würzburg erläuterte. Am Ende herauskommen soll ein kostengünstiger, architektonisch ansprechender, erweiterbarer, modularer Gebäudetypus mit hoher Energieeffizienz. Das Gebäude soll als Referenzobjekt mit Vorbildcharakter und internationaler Ausstrahlung wirken.

Das EEC in Bau.

Zu den prototypischen Anlagen im EEC zählen unter anderem: • Klima-Heiz- und Kühldecken aus Graphitplatten mit thermisch angekoppeltem PCM, • sorptive Klimaanlagensysteme in offener und geschlossener Bauart, • nächtliche Strahlungskühlung über Dachflächen durch einen offenen Regenwasserkreislauf mit Einspeicherung des abgekühlten Wassers in einer Löschwasserzisterne, • über Membransysteme belichtete und erwärmte Räume und deren Wechselwirkung mit den gebäudeund raumlufttechnischen Anlagen. Smart Buildings 80 Prozent der Kosten eines Gebäudes entstehen nach der Fertigstellung, und davon entfallen wiederum 40 Prozent auf die Kosten für Energie, erläutert Stephan Bauer, CEO von Siemens Control Products & Systems. Daher sei der Fokus auf technische Gebäudeausrüstung besonders wirtschaftlich. Das Verhältnis von Investitionskosten zur erzielten Einsparung in kg CO2/€ liegt bei Heizung und Lüftung beim Faktor 2,7, bei der Beleuchtung bei 1,5 und bei Pumpen und Antrieben bei 1,6. Bei der Isolierung liege dieser Faktor hingegen lediglich bei 0,4, so Bauer. Aufgabe des Gebäudemanagements sei es, aus unterschiedlichen Gebäudeinfrastrukturen eine einzige Schnittstelle zum sogenannten Smart Grid zu schaffen. Das Smart Grid erzeugt eine intelligente Balance zwischen Energieerzeugung und Energieverbrauch. Smart Buildings müssen daher aktive Elemente im Smart Grid sein.

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Eingespannt werden die mehrschaligen, transluzenten Textilien zwischen eine Stahlkonstruktion.

Innovative Technologien für energieoptimierte Gebäude Um dieses Ziel zu erreichen, werden zahlreiche innovative Technologien eingesetzt: • Ultradünne, energieeffiziente Fassaden (Vakuumpaneele) • Textile Architektur – diese ist bisher noch wenig energieeffizient. Sie liefert einen innovativen Beitrag zur Energieeffizienz des EEC. Die mehrschalige, transluzente Konstruktion umschließt eine kontrollierbare Zwischenklimazone, welche Wärmeverluste reduziert und die Tageslichtnutzung steigert. Eingespannt werden die Textilien zwischen eine Stahlkonstruktion mit Zugstangen, die Zugkräfte von 5 Tonnen aufnehmen. • Low-e Textilien – oberflächenbeschichtete Textilien, die die Wärmestrahlung reflektieren • Phase Change Materials (PCM) wie Wachs und Salznitrat, die zur Wärme- und Kältespeicherung vom festen in den flüssigen Aggregatzustand und zurück wechseln • Passive Infrarotkühlung • Offene Absorptionskältetechnik • Innovative Gebäudeautomation


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Green, blue, smart: Wenn Gebäude sprechen lernen

Weitere Informationen www.moo-con.com

Von links nach rechts: Karl Friedl (M.O.O.CON), Jakob Dunkl (querkraft architekten), Philipp Kaufmann (ÖGNI)

Smarte Gebäude werden in der Theorie als das optimale Zusammenspiel zwischen Gebäude, Technik, Mensch und Umwelt definiert. Dabei sollen der Ressourcenverbrauch drastisch reduziert und der Nutzerkomfort erhöht werden. Prof. Dr. Ludger Hovestadt von der ETH Zürich bezeichnet. Smart Buildings in seiner Key Note am diesjährigen Bauherrenkongress gar als „Grundlage einer neuen Baukultur“. Echte Smart Buildings noch selten Smart Buildings sind in der Realität noch eine Rarität. Zwar gibt es intelligente Haushalte, in denen die diversen Funktionen von der Eingangstür bis zur Kühlung vernetzt und zentral über Geräte wie Smart Phones oder Tablets gesteuert werden können. Im Büro- und gewerblichen Bereich ist dies jedoch noch kaum umgesetzt worden, obwohl Immobilien mit über 50% des globalen Verbrauchs zu den weltweit größten Energieverbrauchern gehören, wie Jakob Dunkl von querkraft Architekten vorrechnet. Nachdem in den letzten Jahren ökologische, wirtschaftliche und soziale Mindestkriterien für die Planung, Errichtung und Sanierung von Gebäuden durchgesetzt wurden, gilt es nun, sich verstärkt mit dem Betrieb von Immobilien auseinandersetzen. Erst dort stellt sich heraus, ob eine Immobilie tatsächlich energieeffizient funktioniert oder nicht; der wichtigste Faktor dabei ist der Nutzer. „Ein Gebäude, das der Technik wegen intelligent ist und nicht dem Nutzer dient, ist kein Smart Building“, bringt es Karl Friedl, Geschäftsführer des Bauherrenbetreuers M.O.O.CON und Vizepräsident der ÖGNI (Öst. Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft), auf den Punkt.

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Verantwortung statt Verbote Was einfach klingt, ist in der Praxis schwieriger als vermutet: „Es ist allgemein bekannt, dass das Umweltbewusstsein des Nutzers in einer Bürofläche eine andere als in seinen eigenen vier Wänden ist. Prinzipiell glauben wir nicht, dass das Verhalten der Menschen bewusst kontraproduktiv ist. Was aber fehlt, ist das Feedback, welches Verhalten gerade gut oder schlecht ist“, erklärt Bernhard Herzog, Leiter Forschung bei M.O.O.CON. Diese Feedbackschleife muss intuitiv sein und ein po-

sitives Gefühl vermitteln, am besten auch noch Spaß machen. Eine entsprechend entwickelte Schnittstelle im Raum zum Nutzer soll diese Möglichkeit bieten, so Herzog. Technik allein ist nicht smart Nicht die Technik allein macht ein Objekt zu einem Smart Building, vielmehr ist es die Kombination mehrerer Qualitäten, die der Architekt und DGNB-Mitgründer Werner Sobek als Triple Zero Ansatz zusammenfasst: zero energy (null Energie), zero emission (null Emissionen) und zero waste (null Abfall). Zero Energy Building: Das Gebäude benötigt im Schnitt keine Energie. Die Gutschrift aus regenerativ erzeugter Energie, die am Gebäude oder auf dem unmittelbaren Grundstück erzeugt wird, ist mindestens so groß wie der Gesamtprimärenergiebedarf des Gebäudes für Heizen, Kühlen, Warmwasser, Hilfsstrom und Strom für alle typischen internen Anwendungen. Zero Emission Building: Das Gebäude produziert keine CO2-Emissionen. Bezugsgröße ist der Gesamtprimärenergiebedarf, der in CO2-Emission umgerechnet wird. Auf dem Grundstück oder im Gebäude dürfen keine Verbrennungen stattfinden. Zero Waste Building: Das Gebäude hinterlässt bei Umbau oder Abbau keinen Abfall. Alle Bauteile können am Ende des Lebenszyklus vollständig, ohne jedwede zu verbrennende oder zu deponierende Anteile, recycelt werden. Das Grundstück kann ohne Altlasten renaturiert werden. Fazit: Intellekt statt Ressourcen Egal, ob ein Smart Building als Wohnhaus oder gewerblich genutzt wird, fest steht, dass schon in der Planung der gesamte Lebenszyklus des Objekts antizipiert werden muss. „Der Bauherrenkongress 2013 hat gezeigt, dass wir die Werkzeuge für Smart Buildings bereits haben, jetzt liegt es an uns, diese auch richtig einzusetzen, sowohl bei Neubauten, aber – und das ist noch herausfordernder – auch im Bestand“, fasst ÖGNI-Präsident Philipp Kaufmann zusammen. Auch Prof. Hovestadt sieht die Herausforderung „nicht in den technischen Mitteln, die haben wir alle. Wir müssen vielmehr Intellekt statt Ressourcen einsetzen.“


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IG Lebenszyklus Hochbau: Aufruf zur Teilnahme

www.ig-lebenszyklus.at

Startschuss für ersten Leitfaden zu lebenszyklusorientiertem Management von Bauprojekten

Im Herbst 2013 soll mit einem prozessorientierten Leitfaden erstmals ein konkretes Management-Instrument vorliegen, das aufzeigt, wie lebenszyklusorientiertes Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden im privaten und öffentlichen Sektor funktionieren kann. Herausgeber ist die IG Lebenszyklus Hochbau, die 2011 aus dem Bedarf heraus gegründet wurde, standardisierte Lösungsansätze anzubieten, die es öffentlichen und privaten Auftraggebern bzw. Bauherren ermöglichen, sich für verschiedene Abwicklungsmodelle mit für sie unterschiedlichen Managementleistungen, Verantwortlichkeiten und Risiken zu entscheiden. In dem Verein finden sich alle am Lebenszyklus einer Immobilie beteiligten Gruppen zusammen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die unter anderem den Vorgaben des nationalen Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung (NAP) entsprechen. Neue Projektgruppen bilden Grundlage für Leitfaden 2012 haben die Mitglieder der IG Lebenszyklus Hochbau gemeinsam die Grundlagen für diesen Prozess geschaffen. Innerhalb der vier Arbeitsgruppen Planung, Errichtung, Finanzierung und Betrieb wurden die Bedürfnisse und Ansprüche von Bauherren, Nutzern, Planern, Errichtern, Investoren, finanzierenden Banken, Betreibern und Facility Managern definiert sowie sechs Abwicklungsmodelle entwickelt, die eine ganzheitliche, lebenszyklusorientierte Verfahrensweise bei unterschiedlicher Verantwortungs- und Risikoteilung ermöglichen. Mit dieser 2012 geschaffenen Basis ist es nun möglich, belastbare Ergebnisunterlagen für die Branche und insbesondere die Bauherren zu erarbeiten. Dafür wurden nun acht Projektgruppen gebildet, die an konkreten Aufgabenstellungen aus den Bereichen Planung, Errichtung, Finanzierung und Betrieb arbeiten. So sind die zwei Projektgruppen des Bereichs Planung mit den Themen „Integrale Planung“ und „Digitale Modelldefinition“ beschäftigt. Die Projektgruppe „Lebenszyklusorientierte Verträge und Vergabe“ wird 2013 die Themen der Vertragssystematik und -inhalte bei langjährigen Partnerschaften in den Mittelpunkt stellen, insbesondere auch im Hinblick auf das neue Modell des Alliance Contract.

Die Projektgruppe „Faires Änderungswesen für Planungs-, Ausführungs- und Betriebsphase“ beschäftigt sich u.a. mit der Fairness im Änderungswesen, Projektoptimierung durch Änderung, Grenzen von aufzunehmenden Änderungen sowie Konfliktmanagement, das im Zusammenhang mit Änderungen erforderlich wird. Kostenkennzahlen (LZK) und Finanzierungsformen für notwendige Flexibilisierung und Risikoabdeckung sowie betriebswirtschaftliche Auswirkungen (G&V, Bilanz) auf das Kerngeschäft sind weitere Themen der Projektgruppen, in deren Rahmen Wege aufgezeigt werden sollen, wie mit diesen scheinbar widersprüchlichen Anforderungen wirtschaftlich sinnvoll und marktkonform umgegangen werden kann. Ziel ist hierbei die Erstellung von Handlungsanweisungen, die Bauherren die (Un)möglichkeiten im Zusammenhang mit verschiedenen Finanzierungsformen aufzeigt. Der Betrieb findet Berücksichtigung in den Projektgruppen „Lebenszyklusorientierte Facility-ManagementOrganisation“ und „Stichtagbezogene Gebäudebewertung“. Über die IG Lebenszyklus Hochbau Die IG Lebenszyklus Hochbau wurde im Frühjahr 2011 von ATP Architekten und Ingenieure, DELTA, Heid Schiefer Rechtsanwälte, Heinrich & Mortinger sowie M.O.O.CON gegründet. Sie führt die Verantwortungsbereiche Bestellqualität, Architektur und Fachplanung, Finanzierung, Bau- und Haustechnik sowie Facility Management von der Projektinitiierung bis zum Betrieb zusammen und minimiert dadurch die Reibungsverluste bei Projekten im Hochbau. Der Lösungsansatz verschafft allen Beteiligten Qualitäts- sowie Kostensicherheit und agiert partnerschaftlich, nutzungsorientiert, ökologisch und lebenszyklusoptimiert. Die IG Lebenszyklus Hochbau richtet sich an alle am Bauprozess beteiligten Unternehmen. Zahlreiche Mitglieder der IG Lebenszyklus Hochbau haben sich bereits zur Mitarbeit in den Projektgruppen angemeldet. Darunter befinden sich Unternehmen wie Kapsch BusinessCom, Mayr-Melnhof Holz Holding, pgg blueberg control, Conject Software & Services for Infrastructure Lifecycle Management (ILM), Artaker CAD Systems und HYPO NOE Leasing.

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Weitere Informationen


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Real Corp 2013: 18. internationale Konferenz zu Stadtplanung und Regionalentwicklung

Weitere Informationen www.corp.at

Thema „Planung, Raum und Zeit“

Das Verhältnis zwischen Raum und Zeit wurde in den unterschiedlichsten Planungstheorien thematisiert und fasziniert die Menschheit seit Anbeginn. Wenn wir unsere Städte planen, wenn wir Projekte definieren, die die Rahmenbedingungen für die Gesellschaft verbessern, wenn wir Entscheidungsprozesse angehen, die den Raum um uns herum betreffen, wenn wir Techniken anwenden, um die Entwicklung zu fördern – das Verhältnis zwischen Raum und Zeit ist etwas, womit wir beständig in Berührung sind. Im Mai 2013 wird die REAL CORP das Verhältnis zwischen Zeit und Raum ergründen: Wie gehen Theorie und Praxis der Planung mit dieser komplexen Synergie um? Wichtige ausgewählte Themen und Fragestellungen wie „Umwelt, Raum und Zeit“, „Langsame oder schnelle Wirtschaft?“, „Zeit und Gesellschaft“, „Bewegung in der Zeit“ und „Wie die Zeit vergeht ... die unendliche Geschichte der (Unter-)Entwicklung“ werden aufbereitet und diskutiert. Zeit und Raum arbeiten auf unterschiedlichen Skalen, Dimensionen und Themenbereichen und konfrontieren uns mit Fragen wie: Wie sollen wir planen und dabei Zeit – Vergangenheit und zukünftige Entwicklungen – mit einbeziehen? Wie können wir Monitoring in Planungs- und Entscheidungsprozesse integrieren, etwa bei Naturkatastrophen? Wie werden wir mit Zeit umgehen, die nicht planbar ist, beispielsweise bei langen Entscheidungsprozessen oder (spontanen) Echtzeit-Entscheidungen?

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Austausch zwischen Fachleuten, Entscheidungsträgern und Planung Teilnehmer sind internationale Experten und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der öffentlichen Verwaltung, die sich über ihre abgeschlossenen, laufenden oder künftigen Projekte austauschen. Während der letzten Jahre wurde die REAL CORP von verschiedensten Organisationen und Einrichtungen unterstützt, was entscheidend dazu beigetragen hat, dass ein erfolgreicher Austausch von Wissen und Erfahrungen zu wichtigen, raumplanungsrelevanten Themen zwischen Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft zustande kommt. Die REAL CORP 2013 ist eine Kooperation von: • CEIT ALANOVA – Central European Institute of Technology, Institut für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt und Informationsgesellschaft, www.ceit.at

• Verein CORP – Kompetenzzentrum für Stadtplanung und Regionalentwicklung, www.corp.at • Architektenkammer Rom und Umgebung - Ordine degli Archietti di Roma e Provincia, www.architettiroma.it • Casa dell‘Architettura – Haus der Architektur, www.casadellarchitettura.it • ISOCARP – International Society of City and Regional Planners, www.isocarp.org • WKO – Wirtschaftskammer Österreich/Außenwirtschaft Österreich, www.wko.at • Provinz Rom, www.provincia.roma.it • Region Lazio, www.regione.lazio.it Über CORP REAL-CORP-Konferenzen finden seit 1996 jährlich statt. Etwa 500 Fachleute aus aller Welt, vornehmlich aus den Bereichen Stadtplanung, Verkehrsplanung, Informations- und Kommunikationstechnologie, Architektur, Sozial- und Umweltwissenschaften, Immobilienwirtschaft, GIS, Geodäsie und Fernerkundung, Multimedia-Techniken etc. diskutieren Projekte und Lösungsansätze zu aktuellen Themen der Stadtplanung, Regionalentwicklung und Informationsgesellschaft auf dieser internationalen und stark interdisziplinär ausgerichteten Konferenz. Rund 180 Vorträge und Workshops werden an den vier Konferenztagen angeboten. Internationales Netzwerken auf der CORP Das Konferenzprogramm besteht aus Fachvorträgen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Exkursionen und Abendveranstaltungen. Durch das große internationale Fachpublikum sollen ein angeregter Diskurs entstehen und neue Ideen für die besonderen Herausforderungen und Auswirkungen der Strategien, Konzepte und Technologien zur Planung in Raum und Zeit, ihrer Entwicklung und ihre innovativen Problemlösungsansätze erörtert werden. Konferenzsprachen sind Englisch, Italienisch und Deutsch.

Termin 20. bis 23. Mai 2013 Ort Haus der Architektur Piazza Manfredo Fanti, 47 00185 Rom, Italien


Berichte

Berichte

B端cher Marketing + Architektur. Ausstellung Bauphysik-Forum der Holzforschung Austria 2013 Die Besten 2012 in Landschaft, Architektur und Design Outstanding Artist Award 2012 Architekturpreis des Landes Steiermark 2013. Ausschreibung Internationaler Hochhaus Preis 2012 Form follows Nature. Ausstellung TU Wien beim Solar Decathlon 2013 Daidalos Architekturpreis 2012 Netzwerk Wohnen. Ausstellung Haus CRO, Istrien, Kroatien Nachhaltig denken und leben Der Weg zur klimaneutralen Stadt Komfort f端r alle Sinne am Kaisergarten, Wien 3

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Bücher

Grüne Häuser, tropische Gärten.

Skulpturen aus Beton:

Green Buildings, Tropical Gardens

der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer

Institut für

Moritz Holfelder

Auslandsbeziehungen e.V. (Hg.) DOM publishers Berlin Ernst Wasmuth Verlag Tübingen Berlin

Audiobuch

144 Seiten

€ 14,–

225 farbigen Abbildungen Klappenbroschur Deutsch / Englisch € 24,80

Grüne Häuser, tropische Gärten Die vorliegende Publikation, die anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in den ifa-Galerien Stuttgart und Berlin erschienen ist, richtet den Blick nach Südostasien, auf die sogenannten Pantherstaaten Malaysia und Indonesien. Dort entstanden in den letzten Jahren hochentwickelte Projekte, die jenseits von InvestorenArchitektur die Fragen nachhaltiger Architektur und Grünflächenplanung auf innovative Weise gelöst haben. Jeder der drei vorgestellten Architekten, Landschaftsplaner und Aktivisten hat seine individuelle Antwort auf die Erfordernisse nach zukunftsfähigem Bauen zwischen tropischem Regenwald und Metropolregion gefunden. Der malaysische Architekt Ken Yeang gilt mit seinen Büros in Kuala Lumpur und London als Pionier der ÖkoArchitektur. Heute gilt er als Erfinder des bioklimatischen Wolkenkratzers, mit dessen Gestaltung er Standards für nachhaltiges Bauen entwickelte. Im Gegensatz dazu arbeitet der malaysische Landschaftsplaner Ng Seksan in der Fläche. Seksan plant Gärten, Parks und öffentliche Räume, die fast unmerklich den Übergang von Garten zu naturbelassenen Bereichen inszenieren. Die Gründer der Green School auf Bali, Indonesien, arbeiten stattdessen nicht nur ausschließlich mit Naturmaterialien, sondern entwickelten ein ganzheitliches Konzept. Sie gründeten eine Schule, deren Lehrangebot auf den Einklang von Denken und Handeln mit der Natur ausgerichtet ist.

Oscar Niemeyer Als Knabe soll er die Angewohnheit gehabt haben, wild gestikulierend mit einem Stock durch die Luft zu schlagen. Seiner verwunderten Mutter erklärte der damals Fünfjährige, er zeichne am Himmel – der erste Schritt zu einer künstlerischen Karriere. Am 5. Dezember 2012 starb Oscar Niemeyer, wenige Tage vor seinem 105. Geburtstag. Mit frei schwingenden Hauskörpern und einer plastischen, fast skulpturalen Bausprache machte sich Niemeyer schon früh einen Namen. Über 500 Projekte, gigantische Wohnblöcke – und natürlich die Hauptstadt Brasilia, die in nur fünf Jahren aus dem Nichts erstand. Moritz Holfelder würdigt mit einem Hörbuch diesen Meister der Architektur des 20. Jahrhunderts. Er ließ Niemeyer seine Philosophie und Architektur kommentieren und besuchte die Originalschauplätze. Auf diese Weise erfahren die Hörer Geschichten rund um die Bauwerke. Zeitzeugen kommen zu Wort, und heutige Nutzer geben Auskunft über die Rezeption der Bauwerke.

Wohnhaus KAI Wien, Kaiserstraße

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Gerda Maria Gerner gerner°gerner plus architektur


Bücher

Architectural Guide Japan

City as Loft. Adaptive Reuse as a Resource for Sustainable Urban Development

Botond Bognar Martina Baum, Kees Christiaanse (Hg.) DOM publishers Berlin gta Verlag Zürich 552 Seiten über 750 Abbildungen

386 Seiten

Softcover

332 Farbabbildungen, 128 sw-Abbildungen,

Englisch

zahlreiche Pläne und Diagramme Hardcover

€ 38,–

Englisch € 58,–

Architectural Guide Japan

City as Loft Die Rote Fabrik in Zürich, die Zeche Zollverein in Essen, der Huashan Creative Park in Taipeh oder der High Line Park in New York – was haben diese Orte gemeinsam? Bei allen handelt es sich um ehemalige Industrieanlagen, die heute neue Funktionen erfüllen. Die Stadt als „Loft“ deutet im Titel bereits auf das Umfunktionierte, die Neuinterpretation eines architektonischen Zusammenhangs hin. In diesem Buch stellen die Autoren dreißig umgenutzte Industrieanlagen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika vor. Neben fotografischen Porträts der Anlagen haben sie Informationen über die jeweilige Entstehungsgeschichte, das Nutzungsspektrum, die Dimensionierung, Finanzierung und Organisation der Projekte zusammengetragen, die der niederländische Buchgestalter Joost Grootens in „infographics“ umgesetzt und somit vergleichbar gemacht hat. Ergänzt werden die Arealporträts durch eine Reihe von Aufsätzen und Interviews von Fachleuten aus Theorie und Praxis.

„ALU-FENSTER RECHNEN SICH AUF DAUER.“ TU Wien rechnet – MA 39 Wien testet: Längste Lebensdauer Dauerhaft hohe Dämmwerte Geringste Lebenszykluskosten Mehr über nachhaltigen Wohnbau auf www.alufenster.at. Ihr Metallbaubetrieb macht's möglich. Im Zeichen der Werthaltigkeit.

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Mit dem Architectural Guide Japan liegt der derzeit umfangreichste Titel zur japanischen Baukunst von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart vor – als handlichen Reisebegleiter oder als Nachschlagewerk für die eigene Bibliothek. Der Autor Botond Bognar beschreibt über 700 repräsentative Beispiele aus ganz Japan in kompakten, kenntnisreichen Kurztexten. In einem einleitenden Essay skizziert der ausgewiesene Kenner der japanischen Architektur deren Entwicklung seit der frühen Meiji-Zeit (1868) und bettet sie in ihren historischen und politischen Kontext ein. Das Buch vermittelt auch für Interessierte ohne fachlichen Hintergrund einen Überblick über diese Besonderheit der japanischen Baukunst. Für ein gebäudegenaues Auffinden der Bauwerke sorgen QR-Codes sowie zusätzlich im Anhang 31 Karten, ergänzt durch Wegbeschreibungen und genaue Angaben der Verkehrsverbindungen. Die Gliederung nach Regionen, deren Besonderheiten jeweils nach einer kurzen Einführung vorgestellt werden, und eine Gruppierung der Projekte nach ihrer geographischen Lage orientieren sich ganz praktisch an den Ansprüchen von Reisenden.


Berichte

Marketing + Architektur. Ausstellung

Termin 15. Februar bis 4. April 2013 Ort Architekturfoyer, HIL, Hönggerberg ETH Zürich, Schweiz Öffnungszeiten Montag bis Freitag 8 bis 22 Uhr Weitere Informationen www.ausstellungen.gta.arch. ethz.ch

2012 wurde – bereits zum dritten Mal – die Auszeichnung für hochwertige Corporate Architecture vergeben. Architektur bietet sich als Strategie an, um eine Marke eindrucksvoll und dauerhaft zu repräsentieren. Corporate Architecture macht die Firmenidentität für Kunden erfahrbar, besitzt aber auch das Potenzial, ein anregendes Arbeitsumfeld zu schaffen und damit die Firmenidentität der Mitarbeiter zu stärken. Die Jury gewichtete die Leistungen von Bauherrschaft, Marketing- und Brandingspezialisten gleichwertig und zeichnete einen Hauptpreis sowie die Sieger in sieben Kategorien aus. Zudem wurde der Spezialpreis „Beste Team-Leistung“ verliehen.

Hauptsieger / Sieger Kategorie: Sport- und Wellnessanlagen, Bergbahnen Panoramagalerie Pilatus Kulm, Alpnach Architektur: Graber und Steiger Architekten, Luzern Bauherr: Pilatus Bahnen Foto: Dominique M. Wehrli, Regensdorf Der 2011 eröffnete Neubau ordnet sich respektvoll in die Landschaft ein. Die Galerie führt die alpine Kulisse als ästhetisch gestaltete Topografie weiter und bietet ein einprägendes Erlebnis: Zwischen Erde und Himmel schwebend durchläuft der Besucher diesen charaktervollen Ort, der geprägt ist von sorgfältigen Übergängen zwischen künstlicher und natürlicher Landschaft.

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Sieger Kategorie: Büro- und Geschäftshäuser Daniel Swarovski Corporation, Männedorf Architektur: ingenhoven architects international, Männedorf Bauherr: Swarovski Immobilien, Männedorf Foto: Andreas Keller

Sieger Kategorie: Industrie- und Gewerberäumlichkeiten Schweizer Radio und Fernsehen SRF, Bern Architektur: Rolf Mühlethaler Architekt, Bern Bauherr: SRG SSR, Bern Foto: Alexander Gempeler, Bern

Sieger Kategorie: Warenhäuser, Läden, Kundencenters, Flagship-Stores Open Lounge, Raiffeisenbank Kreuzplatz, Zürich Architektur: DGJ + NAU Architecture, Zürich Bauherr: Raiffeisen Schweiz, Zürich Foto: Jan Bitter, Berlin

Sieger Kategorie: Hotels, Restaurants, Bars, Residenzen United Bales of Straw, Lungern Architektur: Florian Stroh Architekt, Bottmingen Bauherr: Beat und Erna Ming, Lungern Foto: Florian Stroh


Berichte

Knauf macht die Location zum Event?

Sieger Kategorie: Öffentliche Bauten, Spitäler, Bahnhöfe, Schulhäuser, Parkanlagen, Kulturbauten etc. Tramdepot, Bern Architektur: Penzel Valier, Zürich Bauherrschaft: Bernmobil, Bern Foto: Dominique Uldry Sieger in der Kategorie Messebau, Prototypen, Showrooms, temporäre Bauten, Pavillons usw. wurde Bauwerk Parkett, St. Margrethen, Architektur: Studio Hannes Wettstein, Zürich. Den Spezialpreis Beste Team-Leistung ging an das Projekt „Wir bauen eine neue Stadt, Rapperswil-Jona“, an dem diverse Architekturbüros beteiligt sind.

Unser System macht‘s möglich!

Bauphysik-Forum der Holzforschung Austria 2013

Termin 18. bis 19. April 2013

Stadthalle Graz

Was Sie in diesem Bild nicht sehen: • Unsere Aquapanel® Cement Board Systeme. Knauf Systeme für die Außenanwendung kommen überall dort zum Einsatz, wo zu Recht von „Intelligenten Fassaden“ die Rede ist. • Unsere Objektberater, die schon vor zehn Jahren wussten, wie die herausragende Architektur einer Kulturhauptstadt effizient zu realisieren ist – mit Systemen von Knauf.

Ort Mondsee Weitere Informationen www.holzforschung.at/seminare.html

Fragen Sie uns doch einfach, wie Knauf zum Innovationsführer mit Systemkompetenz wurde: www.knauf.at | service@knauf.at oder Knauf Kundenservice: 050 567 567

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Trocken, schalldicht und wohltemperiert: So wünscht sich jeder Bauherr – aber auch jeder Ausführende – sein Haus. Wärme- und Feuchteschutz sowie Schallschutz bilden deshalb die Schwerpunkte des Bauphysik-Forums 2013 der Holzforschung Austria (HFA), das erstmals in Kooperation mit dem Internationalen Holz[Bau]Physik Kongress stattfindet. Im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung werden in gewohnter Weise bauphysikalisch abgesicherte und praxistaugliche Lösungen präsentiert. Durch die Zusammenarbeit zwischen HFA und AKÖH ist es gelungen, neueste Erkenntnisse aus Forschung und Praxis aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammenzutragen.


Berichte

Die Besten 2012 in Landschaft, Architektur und Design

Beteiligung Landschaft: 17 Projekte Architektur: 22 Projekte Design: 19 Projekte Jury • Landschaft: Marie-Noelle Adolph,

Seit 1991 kürt Hochparterre jährlich die besten Bauten und Objekte in Landschaft, Architektur und Design und trägt so zum Diskurs in diesen Bereichen bei. Der Wettbewerb lebt vom Blick über eng gesteckte Zäune und hat sich im Schweizer Kulturkalender als fixe Größe etabliert – mit seiner Publikation in der Zeitschrift Hochparterre, der Preisverleihung und Präsentation im Museum für Gestaltung Zürich sowie nun auch als Beitrag auf dem Schweizer Kultursender. Die Siegerprojekte wurden alle zwischen Herbst 2011 und 2012 realisiert. Dabei gilt: Architektur- und Landschaftsarchitekturprojekte stehen in der Schweiz; Design wird von einer in der Schweiz tätigen Gestalterin entworfen oder von einem Schweizer Fabrikanten hergestellt oder lanciert.

Manoa Landschaftsarchitekten, Meilen, Pascal Heyraud, architecte paysagiste, Neuenburg, Lukas Schweingruber, Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich, Sabine Wolf, Landschaftsarchitektin, Chefredakteurin „Anthos“, Zürich, Erich Zwahlen, Appert & Zwahlen Landschaftsarchitekten, Cham • Architektur: Anna Jessen, Ar-

Landschaftsarchitektur Gold Plaine de Plainpalais, Genf Bauherr: Stadt Genf Landschaftsarchitektur: Atelier Descombes Rampini, Genf; Carlos Lopez, Architekt und Urbanist, Genf

chitektin, Basel, Christian Penzel, Architekt, Zürich, Ira Piattini, Architektin, Lugano, Cornelia Tapparelli, Architektin, Lausanne, Heinz Wirz, Verleger Quart, Luzern • Design: Sabine Portenier, Portenier & Roth, Thun, Isabelle Stüssi, Edition Populaire, Zürich, Thilo Brunner, Thilo Alex Brunner, Zürich, Beat Karrer, Studio Beat Karrer, Zürich, Raphael Rossel, de-lay, Basel Jurierung Oktober 2012

Jurykommentar: Eine freie Fläche von 70.000 Quadratmetern, so groß wie zehn Fußballfelder mitten in einer der am dichtesten bebauten Städte der Schweiz: die Plaine de Plainpalais, Genf. Längst war die Gestalt der Bedeutung des Platzes nicht mehr angemessen. Jetzt ist alles anders. Ein Belag aus rotem Sand bindet die große Fläche zusammen und macht den Platz in seiner ganzen Größe erlebbar. Vier Wege mit Hartbelag ermöglichen die

schnelle Durchquerung, eine Drainage führt das Wasser ab, und Verteilkammern versorgen die Veranstaltungen mit Wasser, Strom und Kanalisation. Die große rote Fläche prägt das Bild, doch an den Rändern gibt es zusätzliche Attraktionen: zwei Spielbereiche für Kinder unterschiedlichen Alters, zwei Getränkekioske. Noch fehlt die vierte Bauetappe, die Instandsetzung und Ergänzung der Baumreihe um den Platz; sie wird dem Werk die Krone aufsetzen.

Fotos Landschaft: Jules Spinatsch, Zürich Architektur: Kuster & Frey, Luzern Design: Florian Kalotay, Zürich

Landschaftsarchitektur Silber Stadionbrache Hardturm, Zürich Eigentümer: Stadt Zürich, Liegenschaftenverwaltung Betreiber: Verein Stadionbrache

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Jurykommentar: Vor zwei Jahren keimte in den Köpfen einiger Quartierbewohner die Idee, die Hardturmstadion-Brache zu nutzen, um das soziale und kulturelle Leben im boomenden Quartier zusammenzukitten. Brennpunkt der Stadionbrache ist der verwilderte einstige Trainingsrasen. Aber auch das inzwischen asphaltierte frühere Spielfeld steht zur Verfügung – außer wenn dort ein

Zirkus Station macht. Pioniere auf der Brache waren die Skater-Skulptur „The Beast“ und der Lehmbackofen von Brotoloco. Ein weiterer Meilenstein war die Eröffnung des Stadiongartens. Am Boulderwürfel kann man seine Kletterkünste perfektionieren, es gibt einen Kinderbauspielplatz, ein Fußballfeld, Blumenspiralen und das Projekt Gastfreundschaft. Die Regeln für die Nutzer der Brache umfassen gerade mal sieben Punkte.


Berichte

Landschaftsarchitektur Bronze Fußgängerverbindung, Chur Bauherr: Kanton Graubünden, Hochbauamt Architektur: Esch Sintzel Architekten, Zürich Jurykommentar: Der neue Weg zwischen den beiden Gebäuden der Bündner Kantonsschule ist eine eng ineinander verschlungene Komposition. Der Schräglift bildet das Rückgrat, und die zahlreichen Treppenläufe winden sich am, im und auf dem Berg empor. Eine Wand- und Dachkonstruktion hüllt die Treppe ein und macht aus ihr ein Gebäude mit zahlreichen Ausblicken. Mit seiner Dachkonstruktion aus rostendem Corten-Stahl – der einst auch die Fassaden der Kanti Halde einkleidete – fügt sich der Neubau perfekt ins Landschaftsbild. Die großen Öffnungen machen diesen Aufgang zur Skulptur. Im Innern ist die doppelwandige Stahlkonstruktion weiß gestrichen, die aus dem Aufgang einen lichten Raum macht.

Architektur Gold Berufsfachschule Technik und Kunst, Freiburg Bau: Kanton Freiburg Architekten: Graber Pulver Architekten, Zürich / Bern Jurykommentar: Wie ein gezogenes Metallprofil liegt die Berufsschule im ehemaligen Industriegebiet am Rand von Freiburg. Ein Werkstück, 170 Meter lang, oben gezackt und an beiden Enden wie abgeschnitten. Ungeschminkt verhält sich das Gebäude zum Außenraum, hebt sich rampenartig vom Erdboden ab, gibt Einblick in die Tiefgarage im Sockel. Industriell ist auch das Stapeln der verschiedenen Bereiche im Inneren: Zwischen der Sporthalle am einen und dem Auditorium am anderen Ende spannt sich ein riesiges Foyer und entschädigt für den fehlenden Pausenplatz. Ein Geschoß höher saust ein schmaler, mit Blech ausgekleideter Gang durch die Mitte, erschließt die Klassenzimmer und treibt die Länge des Hauses auf die Spitze. Darüber arbeiten die angehenden Polymechaniker in Werkstätten, mit schönem Blick hinaus und in die rohe Stahlkonstruktion der Sheddächer. Die Schule als Fabrik.

Architektur Silber Hammam und Wohnungen im Patumbahpark, Zürich Bauherr: Lis Mijnssen, Zürich; Frutiger, Thun Architektur: Miller & Maranta, Basel

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Jurykommentar: Erst bei genauerem Hinsehen versteht man: Ein Park steht hier im Vordergrund, ein Juwel aus dem 19. Jahrhundert, darin die Villa Patumbah als Hauptfigur. Die dichte Bebauung des Parkrandes ermöglichte es, die seit Langem getrennten Hälften der Grünanlage zu vereinen, ihre ursprünglichen Wege wieder begehbar zu machen, die alte Baumsubstanz zu pflegen und zu ergänzen. Die untere, hellere Hauszeile erzählt mit maurischem Ornament und hohem Kamin von der Idee der Projektinitiantin: Neben luxuriösen Familienwohnungen baute sie da einen Hammam mit Basar. Das obere Gebäude spricht stärker von der Leidenschaft der Architekten: Verwinkelte Raumflüsse machen aus den anspruchsvollen Rahmenbedingungen – tiefes Grundstück, laute obere Straße, grünes Denkmal, historische Villa – maßgeschneiderte Raumerlebnisse.


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Architektur Bronze Schulpavillon Allenmoos II, Zürich Bauherr: Stadt Zürich Architektur: Boltshauser Architekten, Zürich

Jurykommentar: Wenig blieb vom Schulpavillon von 1958 erhalten: Die Schnittfigur mit dem Oberlicht, die Kellermauern und wenige oberirdische Elemente. Das Gebäude findet sich nach der Erneuerung in völlig neuer Erscheinung, seine Kopfmauern bilden die Schnittfigur ab: niedrig, hoch, niedrig. Handgemachte Ziegelplatten schützen die Außendämmung des Volumens, das nach hinten um eine Schicht mit Hortküche und Sanitärräumen wuchs. Eine Loggia legte sich seitlich als weitere Schicht an den Baukörper: Mächtige Pfeiler aus Stampflehm tragen das leichte Dach, der Raum dazwischen verbindet den neu gestalteten Grünraum mit den Hort- und Schulräumen. Ein Haus, das die Schüler anfassen möchten, in das sie ihre Namen ritzen. Ein Haus, das sich öffnet und das gleichzeitig birgt. Anstelle der gebrechlichen Baracke steht nun ein charaktervolles Haus, ebenso unverrückbar.

Design Gold Kollektion „home Made“ Design: Kollektiv Postfossil, Zürich Jurykommentar: „Das Beste wäre eigentlich, gar nichts mehr zu produzieren. Wir sind aber der Meinung, dass man mit intelligenten Produkten, die Fragen aufwerfen, mehr erreicht als mit ‹nichts›.“ Die fünf Mitglieder des Kollektivs Postfossil rutschen mit ihrer Haltung in die paradoxe Rolle des Designers als Konsumkritiker. Gut, belassen sie es nicht bei der Theorie: Ihre formal sicheren, oft überraschenden Entwürfe machen uns zu aktiv Handelnden. Sei es, indem wir auf Trinkwasser in Petflaschen oder Staubsauger verzichten, sei es, indem wir dem ökologischen Fortbewegungsmittel Fahrrad einen Rahmen geben. Statt einer einheitlichen Formsprache und Produktkategorie pflegen sie die Vielfalt: Die einen Projekte verwenden ausgewählte Materialien, andere stellen Verhaltensroutinen in Frage, dritte wiederum bestechen durch ihren symbolischen Wert. Mit der aktuellen Kollektion „Home Made“ haben die fünf Industrial Designer eine neue Rolle übernommen: die des Produzenten. Sämtliche lokal hergestellten Entwürfe müssen den Ansprüchen an nachhaltige Produktion gerecht werden.

Design Silber Taschenkollektion 2011 / 2012 für „Qwstion“ Design: Aekae, Zürich (Fabrice Aeberhard und Christian Kaegi) Label: „Qwstion“

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Jurykommentar: Das Taschenlabel „Qwstion“ wurde 2008 gründet. Alle Taschen können unterschiedlich getragen werden: am Arm, über die Schulter, auf dem Rücken. Letzteres ist den beiden Fahrradfahrern besonders wichtig. Die Details sind ausgereift, die Form bleibt unauffällig klassisch, die Funktionen sind nachvollziehbar, die Materialien nach Aspekten der Nachhaltigkeit ausgewählt; „Qwstion“ stellt sich in die Tradition des Designs Schweizer Herkunft. Die Designer entziehen sich dem Rhythmus saisonaler Kollektionen und entwickeln ihre Produkte fortlaufend weiter. Diese Arbeit, die in Details wie Schnallen, Haken, Verschlüssen oder Tragriemen steckt, lässt sich an jeder neuen Tasche ablesen – eine konstante und selbst initiierte Entwicklungsarbeit.


Berichte

Jurykommentar: Zwei Teile sind es, die „U-Turn“ von anderen abheben. Ein metallenes Kugelgelenk verbindet den Schaft der Leuchte mit dem runden, handtellergroßen Kopf der Leuchte. In seiner Mitte befindet sich beidseits eine magnetische Vertiefung, die auf das Gelenk gesetzt wird. Es ist einfach, den Strahler so auszurichten, wie man möchte: Eine Handbewegung genügt, und das Licht strahlt genau so, wie man es braucht. Löst man den Leuchtenkopf aus der Verbindung, kann man ihn umgekehrt auf das Gelenk zurücksetzen – und schon strahlt das Licht wahlweise direkt oder indirekt. Zudem lässt sich mit einem kurzen Dreh – ähnlich dem Zoom einer Fotokamera – der Abstrahlwinkel verstellen. Die Handbewegungen müssen erprobt werden, Vorbilder sind nicht ohne Weiteres auszumachen. Doch die plausible Formgebung steuert den Gebrauch unfehlbar und verführt dazu, den Leuchtenkopf immer wieder neu zu justieren.

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Design Bronze LED-Leuchte „U-Turn“ Entwurf: Michel Charlot, Basel Produzent: Belux, Muttenz


Bücher

Outstanding Artist Award 2012

Beteiligung 44 Projekte, davon 24 Projekte in der engeren Wahl Jury

Der vom BMUKK ausgelobte Preis zeichnet wegweisende Projekte, denen eine intensive Auseinandersetzung mit aktuellen architektonischen Fragestellungen in Architekturpraxis und -theorie gemeinsam ist, aus. Einen Hauptpreis sowie drei Anerkennungspreise zum „outstanding artist award 2012“ wählte die Jury in der Kategorie „Experimentelle Tendenzen in der Architektur“. Der Hauptpreis ist mit 8.000,– Euro und einem dreimonatigen Auslandsstipendium dotiert; die Anerkennungspreise erhielten je 2.000,– Euro.

Kathrin Aste (LAAC Architekten, Innsbruck), Gabriele Kaiser (architekturforum oberösterreich, Linz), Matevz Celik (Museum für Architektur und Design, Ljubljana) Jurierung Oktober 2012 Fotos © thomasraggam.com

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Preisträgerin Teresa Stillebacher Das Kuckucksnest. Ein Nachtclub in Wien

Anerkennung Georg Pichler DUMP LAB

Jurystatement: Das Projekt von Teresa Stillebacher untersucht die Idylle als räumliches Phänomen und deren ambivalente Darstellung zwischen Traumbild einer paradiesischen Landschaft und groteskem Szenario. So wie der Ruin in der Idylle erscheint, findet sich das Idyllische im Desaster wieder. Das Schöne existiert nicht ohne das Hässliche. Durch ihren Entwurf demonstriert Stillebacher eine architektonische Haltung, in der Pluralität und Heterogenität eine große Rolle spielen. (...) (Kathrin Aste)

Jurystatement: Dump Lab is a research project dealing with questions of poverty in the so called third world that are not new in architecture. Its value lies in designing a scenario of small steps and addressing these questions in a way that would force a process of self-initiated changes in the lives of people living on a pier in Manila and enable them to catch the potentials right there where they are barely possible to find. (...) (Matevž Čelik)

Anerkennung Daniel Köhler, Rasa Navasaityte Choreograments Jurystatement: Choreograments ist eine Forschungsarbeit im Kontext der Environmental Design-Strategien. Basierend auf der Choreografie von kollektiven Ereignissen werden architektonische Qualitäten und Möglichkeiten ermittelt. Dieser Entwurfsansatz versteht das Konstruieren als Fügung architektonischer Elemente, die sich ihrer nachbarschaftlichen Beziehungen und Abhängigkeiten bewusst sind. (...) (Kathrin Aste)

Anerkennung Toni Schade Die Geschichtenfabrik Jurystatement: Das Projekt widmet sich am Beispiel einer ökonomiegetriebenen und von großflächigen Gentrifizierungsprozessen geprägten Stadt wie München der Notwendigkeit von „ruinösen Orten“. Gewürdigt wird die konsequente Annäherung an das Thema „Raumrohling“ anhand des ehemaligen Residenzpostgebäudes, das sich im gesellschaftlichen Epizentrum der Stadt als oppositioneller Ort der kapitalistischen Verwertungslogik zu widersetzen sucht. (...) (Gabriele Kaiser)


Ausschreibung

Ausschreibung

Architekturpreis des Landes Steiermark 2013. Ausschreibung

www.hda-graz.at

Zum 17. Mal wird heuer der Architekturpreis des Landes Steiermark ausgeschrieben, welcher erstmals mit einem Preisgeld von € 10.000,– dotiert ist. Zweck der Preisstiftung ist die Förderung zeitgenössischer qualitätsvoller Architektur in der Steiermark. Einreichberechtigt sind Architekten, Architektinnen und Architektengemeinschaften sowie konzessionierte Baugewerbetreibende. Weiters können Auftraggeber und Auftraggeberinnen, Gemeinden und einschlägige Berufsvereinigungen Preisvorschläge bekannt geben. Die Teilnahme ist kostenlos, die Auszeichnung wird für Objekte verliehen, die sich in der Steiermark befinden und ab dem Jahr 2010 fertig gestellt wurden. Kuratorin Die Zuerkennung des Preises erfolgt über den Beschluss eines Kurators / einer Kuratorin und wird im November 2013 bekannt gegeben. Als Kuratorin für den Architekturpreis des Landes Steiermark 2013 wurde Nathalie de Vries / Rotterdam, NL bestellt. Sie ist Mitbegründerin und Partnerin im international renommierten Architekturbüro MVRDV. Neben ihrer Tätigkeit als Architektin war und ist sie Mitglied zahlreicher internationaler Juries, Fach- und Gestaltungsbeiräte, unter anderem in Salzburg, sowie Lehrende an Universitäten in Holland, Deutschland und in den USA. Einreichunterlagen Ausgefülltes Datenblatt im Dateiformat doc bzw. rtf Planmaterial im Dateiformat pdf (Für das Verständnis wichtige Darstellungen wie Lageplan, Grundrisse, Schnitte mit Maßstabsangaben) Fotos im Dateiformat jpg Alle Einreichunterlagen sind sowohl in digitaler Form auf CD als auch analog im Format A3 zu übermitteln. Sofern die/der Bewerber/Bewerberin ausdrücklich zustimmt, werden die eingereichten Unterlagen als Grundlage für eine Auswahl zur Veröffentlichung im Jahrbuch und/oder im digitalen steirischen Architekturführer herangezogen.

Deltabeam verbessert die CO2-Bilanz Ihres Gebäudes Eine unabhängige Studie hat gezeigt: Bei Verwendung von Deltabeam wird der CO2 Ausstoß eines Gebäudes* über die gesamte Nutzungsdauer um 5% reduziert! *) untersucht an einem typischen englischen Schulgebäude

Einreichfrist Die Einreichfrist geht bis 29. März 2013 (Datum des Poststempels). Einreichadresse Haus der Architektur Palais Thinnfeld Mariahilferstraße 2 8020 Graz Kontakt Mag. Vilja Cortolezis Haus der Architektur T: ++43 (0)316/323500-12 cortolezis@hda-graz.at

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Weitere Informationen


Berichte

Internationaler Hochhaus Preis 2012

Beteiligung

Zum fünften Mal verliehen die Stadt Frankfurt am Main, das Deutsche Architekturmuseum (DAM) und die DekaBank den mit 50.000 Euro dotierten Internationalen Hochhaus Preis. Der international wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den Jury vergangenen zwei Jahren fertig gestellt wurden. Beurteilungskriterien sind: zukunftsweisende Gestaltung, FunktioAlbert Speer (Vorsitz; AS&P – Albert nalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit, Speer und Partner, Berlin), Johann Wirtschaftlichkeit. Die Finalisten 2012 zeigten einerseits eine NutzungsverEisele (Architekt, ES – Eisele Staniek schiebung vom Bürohochhaus zum Wohnhochhaus, andererseits einen +, Darmstadt), Sigurdur Gunnarson Länderschwerpunkt auf den asiatisch-pazifischen Raum. Aus den fünf Fina(Bauingenieur, Universität Bergen), listen wählte die Jury den Preisträger 2012 aus. Erstmals vergeben wurde Richard Hassell (Architekt, WOHA, außerdem eine besondere Anerkennung. 26 Nominierungen aus 17 Ländern

Singapur), Felix Semmelroth (Kulturdezernent Stadt Frankfurt am Main), Catherine Slessor (Chefredakteurin Architectural Review, London), Peter Cachola Schmal (Direktor Deut-

Best Highrises 2012/213

sches Architekturmuseum Frankfurt

Edition Detail, München

am Main), Thomas Schmengler (Geschäftsführer Deka Immobilien GmbH, Frankfurt am Main), Carol

128 Seiten Deutsch/Englisch € 30,–

Willis (Direktorin Skyscraper Museum, New York) / als Stellvertreterin Annette Bögle (Bauingenieurin, TU Berlin) Jurierung März 2012

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Erstmalig erreichte ein australisches Gebäude das Finale. Das Gebäude setzt nach Meinung der Experten auf seinem Kontinent neue Maßstäbe hinsichtlich sozialer, kultureller, stadtplanerischer und nachhaltiger Kriterien.

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Preisträger Bürohochhaus ‘1 Bligh Street‘ , Sydney Architekten: ingenhoven architects, Düsseldorf und Architectus, Sydney Höhe: 139 Meter Fertigstellung: 2011 Fotos: © H. G. Esch

Aus der Jurybegründung: Mit seiner moderaten Größe ist das Gebäude in Bezug auf die großartige Gesamtqualität herausragend. Es meidet das Ikonische zugunsten einer starken Akzentuierung der Nutzerbedürfnisse und des Ausblicks für alle Büros.


Berichte

Die expressiv geformte, metallene Fassade des 265 Meter hohen Wohnhochhauses „Eight Spruce Street“ fügt sich auf harmonische Weise in das Stadtbild ein, das von den Art-Deco-Wolkenkratzern der 1930er Jahre geprägt ist. Aus der Jurybegründung: Mit diesem extrem auffälligen Hochhaus bekommt Manhattan nicht nur ein eindrückliches Wahrzeichen, sondern auch ein städtebauliches Schmuckstück und ein Beispiel für erstklassige architektonische Konzeption und Bauausführung.

Finalist Wohnhochhaus Absolute Towers , Mississauga (nahe Toronto) Architektur: MAD Architects, Peking Foto: © Tom Arban Die „Absolute Towers“ in Mississauga, Kanada bestehen aus zwei Wohnhochhäusern (179 Meter/ 161 Meter) und bieten ihren Bewohnern in jeder Etage umlaufende Balkone. Die Jury beeindruckte die spezifisch organische Form, die auf ellipsenförmigen Geschoßgrundrissen beruht.

Aus der Jurybegründung: Großes Lob gebührt der ruhigen und dennoch auffälligen Doppelskulptur für die Art und Weise, wie sie der Stadt ein neues Zentrum verleiht und sich in die urbane Kulisse einfügt.

Finalist Wohnhochhaus Pinnacle@Duxton, Singapur Architektur: ARC Studio, Singapur Foto: © ARC Studio Architecture + Urbanism in collaboration with RSP Architects/Planners & Engineers Pte Ltd, Photograph: David Phan Photographers „The Pinnacle@Duxton“ war für die Jury ein außerordentliches Beispiel für öffentlichen Wohnungsbau in Singapur. Das Ensemble besteht aus sieben 164 Meter hohen Türmen, die durch Sky Bridges miteinander verbunden sind. Aus der Jurybegründung: Mit The Pinnacle steht nun auch der normalen Bevölkerung – nicht nur den Wohlhabenden – Wohnraum mit großzügigen Freiflächen in der Stadt zur Verfügung. Den örtlichen kulturellen Gewohnheiten entsprechend lassen sich die angebotenen Wohnungen flexibel zusammenfügen oder aufteilen, um auf die sich ändernden Bedürfnisse von Familien zu reagieren. Finalist Wohnhochhaus The Troika, Kuala Lumpur Architektur: Foster + Partners, London Foto: © Aaron Pocock „The Troika“ in Kuala Lumpur besteht aus drei unterschiedlich hohen (204 Meter/177 Meter/160 Meter) und miteinander verbundenen Wohntürmen. Das Tragwerk des luxuriösen und höchsten Wohnkomplexes Malaysias überzeugte die Jury besonders durch sein innovatives System aus Schubwänden, sogenannten Shear Walls. Aus der Jurybegründung: Das Projekt wird auf beeindruckende Weise der Komplexität des Gelän-

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Finalist Wohnhochhaus Eight Spruce Street, New York Architekten: Gehry Partners, Los Angeles Foto: © Gehry Partners, Los Angeles


Berichte

des gerecht. Durch die Verschmelzung von baulichen und architektonischen Gesichtspunkten gelangte man zu einer kohärenten Lösung, die die bautechnischen Möglichkeiten voll ausschöpft und deren Gestaltungselemente eine starke Identität begünstigen. Besondere Anerkennung Revitalisierung Deutsche Bank, Frankfurt am Main Architektur: gmp – von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg (technische Architekten) und Mario Bellini Architects, Mailand (Designarchitekten) Foto: © Deutsche Bank Erstmals vergab die Jury eine besondere Anerkennung für die Revitalisierung eines bereits bestehenden Hochhauses an die Deutsche BankTürme, Frankfurt am Main. Aus der Jurybegründung: Dies ist die Art von Lösung, an der wir in Zukunft sicherlich noch häufiger teilhaben werden. Hier zeigt sich, wie existierende Strukturen und vorgegebene Formen im Einklang mit wegweisender Technologie modernisiert werden können.

18. Jänner bis 30. März 2013 Ort aut. architektur und tirol Lois Welzenbacher Platz 1 6020 Innsbruck Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 21 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr Weitere Informationen

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Frei Otto, Schäume

© IL, Uni Stuttgart

www.aut.cc

Die Natur zu verstehen und von ihr zu lernen ist ein alter Menschheitstraum. Die Mischung aus Regelmäßigkeit und unendlicher Vielfalt fasziniert, ihre scheinbare Vollkommenheit ist oft Vorbild, Ziel und Herausforderung. Beispiele dafür, wie eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Natur Inspirationsquelle für Formen, Techniken und Strukturen sein kann, sind in der 2011 erstmals bei Aedes Berlin und nun in adaptierten Form im aut gezeigten Ausstellung „Form Follows Nature“ zu sehen. Im Mittelpunkt der Schau stehen Modelle von Frei Otto, der wie kaum ein anderer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die energetisch und konstruktiv optimierten Formen der Natur erforscht hat. Studien von Maria und Rudolf Finsterwalder, den Initiatoren und Gestaltern der Ausstellung, sowie Bilder und eine Installation des Künstlers Carsten Nicolai ergänzen die archivartig aufbereitete Ausstellung, die zum intensiven Studieren und Forschen einlädt.

© Finsterwalder Architekten

Termin

© IL, Uni Stuttgart

form follows nature. Ausstellung

Frei Otto, Olympiastadion München, 1972

Rudolf Finsterwalder, Dragonfly


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TU Wien beim Solar Decathlon 2013

© Fotos: Solar Decathlon Team Austria Renderings: Bokeh Design für Solar Decathlon Team Austria

konzept von L.I.S.I. quer durch alle Klimazonen. In die Gebäudehülle sind Aktiv-Solar-Elemente integriert; zudem wurde ein komplexes System zum Heizen und zur Kühlung des Hauses entwickelt. Ein interaktives Benutzerhandbuch zeigt anhand audiovisueller Szenarien, wie sich die Energieströme des Hauses unter variablen Bedingungen optimal nutzen lassen. L.I.S.I. wird in Zusammenarbeit mit dem Austrian Institute of Technolog (AIT), der Fachhochschule St. Pölten und der Fachhochschule Kuchl verwirklicht. Projektpartner sind IG Passivhaus, bm:vit, Österreichische Botschaft in Washington, D.C. und die Forschungsförderungsgesellschaft.

L.I.S.I. Ausgangspunkt für die Entwicklung dieses Hofhauses ist der weltweit steigende Bedarf an kompaktem, leistbarem und energieeffizientem Wohnraum im städtischen Randbereich. Die Besonderheit von L.I.S.I. besteht darin, dass sich die textile Außenfassade flexibel den Bedürfnissen der Bewohner anpasst und alle Anforderungen an ein HightechPlusenergie-Haus erfüllt. Mit geringen Adaptionen funktioniert das Energie-

Solar Decathlon Der Wettbewerb zielt darauf ab, Studierende in den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen weiterzubilden; das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu diesem Thema zu wecken, die Potenziale von Nullenergiehäusern aufzuzeigen sowie neue Technologien in der Solarenergieerzeugung zu verbreiten. Das Besondere am Solar Decathlon ist sein Praxisbezug, denn die Prototypen werden gebaut, zehn Tage lang öffentlich auf ihre Alltagstauglichkeit getestet und in zehn Kategorien bewertet. Jenes Team, das Faktoren wie gestalterische Qualität, Wohnqualität und Leistbarkeit am überzeugendsten mit optimaler Energieeffizienz zu verbinden weiß, gewinnt. Dabei dürfen die Häuser ihren Energiebedarf nur über selbst produzierten Solarstrom decken, das Warmwasser wird von der Sonne erwärmt.

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Solar Decathlon ist ein internationaler universitärer Wettbewerb für nachhaltiges Bauen, ausgeschrieben vom US-Ministerium für Energie. Seit 2002 sucht er biennal nach energieautarken Gebäuden für das Wohnen in der Zukunft. Für den Durchgang 2013 wurden von 130 Bewerbern zwanzig Universitäten und Hochschulen ausgewählt, ihre Visionen vorzustellen. Die TU Wien qualifizierte sich als eines von zwei europäischen Teams. Das Team Austria (projektverantwortlich: Karin Stieldorf, TU Wien) entwickelte ein Hightech-Plusenergie-Haus: das Hofhaus L.I.S.I. (Living Inspired by Sustainable Innovation), das im Oktober 2013 in Kalifornien ausgestellt werden wird. Drei Semester lang entwarfen und entwickelten die Studierenden des Teams eine Vielzahl von Konzepten zu unterschiedlichen Themen wie Grundriss, Innenraum und Fassade. Die besten Ideen wurden dann nach Absprache mit Experten – Statikern, Bauphysikern oder Fachfirmen – in den Entwurf aufgenommen.


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Daidalos Architekturpreis 2012

Beteiligung 95 Projekte, davon 50 in der Kategorie Wohnen und 45 in der Kategorie Arbeitswelten Jury Marie-Therese Harnoncourt (Vorsitz; the nextENTERprise-

Der neue oberösterreichische Architekturpreis Daidalos wurde von den OÖ Nachrichten gemeinsam mit der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten ins Leben gerufen. Partner des Preises waren neben dem afo architekturforum oberösterreich das Land Oberösterreich, Hypo, erdgas oö und die Oberösterreichische Versicherung. Der Preis wurde 2012 in den Kategorien Wohnen und Arbeitswelten vergeben. Gesucht waren dafür herausragende Bauten, die 2009 bis 2012 entstanden sind. Weiters wurde ein Sonderpreis für bäuerliches Wohnen vergeben. Prämiert wurden Projekte, die Konzepte für neue Anforderungen unserer Gesellschaft im Wandel bereitstellen. Im Arbeitsleben erfordert dies Bauten, die Erfindung, Teamarbeit und Innovation fördern. Beim Wohnen sind neue Typen gefragt, etwa Kleinstwohnungen, Billigstwohnungen und Mehrgenerationenwohnen.

architects, Wien), Hanno VoglFernheim (Vogel-Fernheim architekten, Innsbruck), Lorenz Potocnik (Linz, Wien, OÖN Architekturkritiker, Vorprüfung) Jurierung

Preisträger Kategorie Landwirtschaftliches Bauen Hackguthalle, Paschallern Architektur: bogenfeld Architektur, Linz Fotos: Simon Bauer

Oktober 2012

Jurybegründung: Der Preisträger ist ein kleinerer landwirtschaftlicher Zubau zu einem uralten Bauernhaus im Innviertel. Dieser Nutzbau zeichnet sich einerseits durch seinen radikal pragmatischen Zugang in Bautechnik und Gestalt, andererseits durch die feine Rücksichtnahme auf das historische, bäu-

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erliche Ensemble aus. Die Strategie des Auslagerns von neuen und notwendigen – in diesem Fall auch brandgefährdeten – Räumen stellt eine Lösung dar, um die zahlreichen, schönen Vierkanter schonend zu modernisieren. Im konkreten Beispiel entsteht durch den Zubau auch ein vorbildhafter Dialog zwischen Alt und Neu.

Preisträger Kategorie Wohnen Notschlafstelle/ Wohnheim B29, Steyr Architektur: Architekt Fritz Matzinger, Leonding Fotos: B29 Jurybegründung: Das Gebäude und seine Gestaltung beeindruckt durch die Reduktion auf das Wesentlichste, d.h. äußerste Funktionalität bei gleichzeitig hoher Wohnqualität. Das zentrale Atrium scheint die perfekte Lösung für das Bedürfnis der Gemeinschaft von den hier lebenden und Unter-

stützung benötigenden Menschen. Dieses Atrium schafft aber auch Überblick für die hier arbeitenden, betreuenden Personen. Die Position, Höhe und Dachterrasse des Bauwerks reizen das schattige und schwierige Grundstück aus. Ein Maximum an Licht und Ausblick wird „rausgeholt“. Das Projekt ist Ergebnis eines geladenen Wettbewerbs mit sieben Teilnehmern.


Berichte

Jurybegründung: Der Preisträger ist ein Gesamtkunstwerk. An diesem Ort – inmitten des etwas abgelegenen Hausruckviertels – kommen Büros, Werkhallen, ein 4-Stern Restaurant, ein Kindergarten, Hotelzimmer und nicht zuletzt ein eigener Ruheraum unter einem Dach zusammen. Der Firmensitz ist groß und vor allem großzügig angelegt. Die Firmenzentrale besticht durch Perfektion und Authentizität in Konzept und Architektur. Hier haben mutige Unternehmer und Architekten herausragend zusammengearbeitet.

Preisträger Kategorie Arbeitswelten Peneder Basis, Atzbach Architektur: LP architektur, Altenmarkt Fotos: Angelo Kaunat

Netzwerk Wohnen. Ausstellung

Die Ausstellung „Netzwerk Wohnen – Architektur für Generationen“ möchte zu einer weiteren Diskussion des Themas Wohnen im Alter beitragen. Die Alterung der westlichen Gesellschaft stellt die Industrienationen vor Ort große Herausforderungen in sozialer und architektoniDeutsches Architekturmuseum scher Hinsicht. Für die Generation 60Plus ist die SelbstSchaumainkai 43 ständigkeit in den eigenen vier Wänden vorrangig. Die 60596 Frankfurt am Main 35 präsentierten Wohnungsbauten aus Europa und Deutschland darüber hinaus kommen diesem Anliegen nach – unabhängig davon ob alleinlebend im Einfamilienhaus, Öffnungszeiten Dienstag, Donnerstag bis Samstag zusammen mit anderen in einem gemeinschaftlichen 11 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 20 Uhr, Wohnprojekt oder in einer Wohnung im mehrgeschoßigen Wohnbau mit Nachbarschaftshilfe. Ergänzt werden Sonntag 11 bis 19 Uhr die zeitgenössischen Wohnprojekte mit historischen Häusern. Weitere Informationen

© Foto: Rogers Stirk Harbour + Partners; Fotograf unbekannt

Termin

16. Februar bis 19. Mai 2013

Richard + Su Rogers: Rogers Haus

© Dirk Altenkirch, Karlsruhe

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© Atelier Bow-Wow

www.dam-online.de

Atelier Bow-Wow: Haus Asama

Kränzle+Fischer-Wasels Architekten mit Klotz+Knecht: Mehrgenerationenhaus in Darmstadt


Berichte

Haus CRO, Istrien, Kroatien

Architektur und Konzept t-hoch-n / Binder Wiesinger Pichler, 1040 Wien Projektleitung Peter Wiesinger Mitarbeit Armin Draxl Fotos t-hoch-n Projektverlauf Planungsbeginn Frühjahr 2010 Baubeginn Frühjahr 2011 Baufertigstellung Herbst 2012 Projektdaten Wohnnutzfläche 142 m2 + 27 m2 Terrasse Konstruktion Stahlbeton, Sky-Frame-Verglasung

Ostansicht von der Straße

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Die Auftraggeber suchten ein Grundstück mit Nachmittagssonne direkt an der Küste Istriens. Sie fanden ein ca. 30 Jahre altes Haus am Meer, in einem Garten mit altem Baumbestand und Süd-West-Ausrichtung. Das Bestandsgebäude wurde abgebrochen, und das neue Haus entspricht in seinen Ausmaßen dem Vorgängerbau. Auf der nördlichen Zugangsseite gibt es, durch bewusst gesetzte Öffnungen, Ein- und Durchblicke. Diese ermöglichen, dass auch Passanten das Meer durch das Gebäude hindurch erblicken können.

Beim Eintritt in den zentralen Wohn-Ess-Kochbereich eröffnet sich dem Besucher der einzigartige Blick auf das Meer. Durch die rahmenlosen, in die doppelschaligen Wände verschiebbaren Verglasungselemente wird die Trennung zwischen Außen- und Innenbereich aufgehoben. Das parallel zur Hauptfassade verlaufende Oberlichtband bringt zusätzliche Raumhöhe und Helligkeit direkt in die Gebäudemitte. Mit seinem Vordach bietet es im Sommer ausreichend Abschattung. Schlafzimmer, Kochbereich sowie Arbeits- und Fernsehraum profitieren ebenfalls davon. An der Westseite befindet sich das Gästezimmer mit anschließendem Bad. Solarpaneele am Dach dienen der Warmwassererzeugung und der Fußbodenheizung. Die dazugehörigen Speicher sind im kleinen Keller untergebracht. Stützwand und Einfriedung des Grundstückes sind aus ortsüblichem Stein errichtet.


Realisierung

Grundriss

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Berichte

Entgeltliche Einschaltung

Nachhaltig denken und leben

Nicht nur an heute denken, sondern auch für zukünftige Generationen planen, das ist Nachhaltigkeit. Wichtig dabei ist, intelligent Ressourcen, Energieeffizienz aber auch wirtschaftliche Ausgewogenheit zu berücksichtigen. Nachhaltigkeit fließt in viele Bereiche des Lebens ein, wie zum Beispiel in Umweltschutz, Stadtplanung, alternative Mobilität, Energie, Wohnen, Wirtschaft oder Bevölkerungsentwicklung. Lebensqualität sichern unter Berücksichtigung hoher ökologischer Standards ist dabei die Herausforderung.

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Nachhaltigkeitspilotbezirk Donaustadt Die Donaustadt zeigt, wie Nachhaltigkeit im Alltag funktioniert: Ein neuer Gemeinschaftsgarten, ein Bauernmarkt, Umweltmaßnahmen in Gasthäusern, Kochkurse, Mehrwegbecher beim Stadlauer Kirtag, Beratung für die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner betreffend ökologische Schädlingsbekämpfung – das sind nur einige der zahlreichen Maßnahmen, die der Bezirk Donaustadt in seinem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm umsetzt. Das Pilotprojekt wird durch eine lebendige Kooperation zwischen der Bezirksvorstehung Donaustadt und der Nachhaltigkeitskoordination der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) sowie weiterer Kooperationspartnerinnen und -partner entwickelt und geprägt. Dabei werden die schon seit vielen Jahren bestehenden Maßnahmen gebündelt und durch weitere Aktionen ergänzt, um sie noch sichtbarer zu machen. So gibt es in der Donaustadt heute bereits 50 Ökobusinessplan-Betriebe – mit Highlights wie der „Nachhaltigkeitsschule“ HTL Donaustadt. Darüber hinaus konnten über 50 verschiedene Projekte und Initiativen aus unterschiedlichen Programmschienen wie „Ökokauf Wien“, „Nachhaltiger Urbaner Platz“, „Naturnahe Grünoase“ oder „Netzwerk Natur“, aber auch auf Basis lokaler Programme und Einzelinitiativen identifiziert werden. Nun werden all diese Initiativen zusammengefasst, für die Bevölkerung übersichtlich dargestellt und natürlich sollen neue Prozesse in Gang gesetzt werden – Organisationen und Einzelpersonen erhalten Zugänge zu Programmen und auch Förderungen.

Wirtschaft und Umweltschutz – starke Partner Der ÖkoBusinessPlan Wien ist das langjährig etablierte Umwelt-Service-Paket der Stadt Wien für Wiener Unternehmen. Ausgehend von den bereits teilnehmenden Betrieben wird im 22. Bezirk nun die Zusammenarbeit der bestehenden und neuen Partnerunternehmen in Hinblick auf eine zukunftsfähige Unternehmensentwicklung forciert. Ein bezirksweites ÖkoBusiness Netzwerk entsteht. So zieht sich z.B. die Zusammenarbeit der Kaufleute Stadlau durch alle Bereiche des Umweltschutzes – von der Abfallvermeidung bis hin zur ökologischen Ausrichtung des Bauernmarktes. Das Projekt vereint Unternehmen, die auf den ersten Blick in Konkurrenz stehen, zu einer gemeinsamen Bewegung für mehr Ökologie – mit dem Nebeneffekt der verstärkten Positionierung im Umfeld der Einkaufsstraßen Wiens und der damit verbundenen Imagesteigerung. Umweltfreundliche Mobilität weiter ausbauen Der ständigen Verbesserung der Rad- und Fußweginfrastruktur kommt in dem weitläufigen Bezirk größte Bedeutung zu. Aber auch der Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel, wie z.B. der Linie 25 in das Japanerviertel, der Linie 26 bis zum Haidjöchl, der Verlängerung der U2 Aspern in die Seestadt, sowie ein vollständig überarbeitetes Busnetz sind wichtige Bestandteile einer wirkungsvollen Verkehrspolitik für alle. © Radagentur Peter Provaznik

Heute zu überlegen, welche Strategien und Maßnahmen wichtig sind, damit die Wienerinnen und Wiener auch in Zukunft ein gutes Leben in dieser Stadt haben, braucht interdisziplinäres und vernetztes Denken und Handeln, aber auch ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Mut zur Umsetzung und Investitionen sind die weiteren Schritte. Es gibt eine Fülle an Beispielen, die zeigen, was in den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtverwaltung konkret umgesetzt wird.

In Wien fahren immer mehr Menschen mit dem Rad

Zehn Prozent Radanteil in der Stadt erreichen – bis 2015 Im Koalitionsabkommen von SPÖ und Grünen aus dem Jahr 2010 ist das Ziel formuliert, den Radverkehr in Wien erheblich zu steigern. Bis zum Jahr 2015 sollen in der Stadt zehn Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Um diesem Ziel ein gutes Stück näher zu kommen, hat die Stadt Wien 2013 das 1. Radjahr in der Geschichte der Stadt gestartet: Im Mittelpunkt der


Berichte

Die Öffis erleben einen Boom – das Jahresticket gibt es bereits um 365 Euro.

Wiener Linien: Öffis hängen das Auto um 825 Euro ab Günstige Ticketpreise und gute Erreichbarkeit machen die Wiener Linien für viele Wienerinnen und Wiener immer attraktiver. Mit einem Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel lassen sich alleine für den Arbeitsweg im Jahr etwa 825 Euro sparen. Ein Arbeiter, der in Simmering wohnt und in Heiligenstadt arbeitet und seinen täglichen Arbeitsweg mit dem Auto zurücklegt, muss mit jährlichen Spritkosten von ca. 1.190 Euro rechnen. Im Vergleich dazu kostet die Jahreskarte der Wiener Linien 365 Euro pro Jahr und inkludiert, für umgerechnet einen Euro pro Tag, unbegrenzte Fahrten in Wien. Zusätzlich fallen für Autofahrer Kosten wie Anschaffungsoder Leasingkosten, Parkpickerl, Vignette, Versicherung und allfällige Reparaturen weg. Mit nur einem Euro pro Tag unterwegs Durch das immer besser ausgebaute Netz der Wiener Linien und die steigenden Spritpreise spart sich ein Wiener Haushalt in Sachen Mobilität über 1.100 Euro im Jahr, wie auch eine Untersuchung des Verkehrsclub Österreichs (VCÖ) zeigt. Im Durchschnitt gibt der österreichische Haushalt 5.200 Euro im Jahr für Mobilität aus. Bei den Wiener Haushalten sind es nur 4.100 Euro. Der Hauptgrund für die Ersparnis sind die billigen Nutzungskosten der Öffis.

Mehr als 2.300 SMART-Wohnungen heuer Das neue SMART-Wohnbauprogramm stellt gerade vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen – stärker ausdifferenzierter individueller Wohnbedürfnisse sowie einem gleichzeitigen Stagnieren der Haushaltseinkommen, von dem weite Teile der Bevölkerung betroffen sind – eine wichtige zeitgemäße Ergänzung im sozialen Wohnbau dar. SMART-Wohnungen bieten speziell Personengruppen, die über ein geringeres Einkommen verfügen, hochqualitativen Wohnraum und sind zudem in Projekte des geförderten Wiener Wohnbaus, der insgesamt hohe soziale und ökologische Standards bietet, eingebettet. Das neue SMART-Wohnbauprogramm – bei der Vergabe der Wohnungen werden Besitzerinnen und Besitzer von Vormerkscheinen für Gemeindewohnungen bevorzugt – steht daher ganz im Zeichen sozialer Gerechtigkeit. Mit den 2012 und 2013 jurierten Projekten stehen mehr als 2.300 neue SMARTWohnungen vor ihrer Realisierung. SMART Wohnen im Sonnwendviertel Im Rahmen des 2. Bauträgerwettbewerbs für das Sonnwendviertel wurden zwei Bauplätze ausgelobt. Insgesamt entstehen dort 498 geförderte Wohneinheiten, davon 316 im Smart-Standard. Bei diesem Wettbewerb wurden drei SMART-Wohnungstypen vorgegeben: Typ A (1 Zimmer, max. 40 m2), Typ B (2 Zimmer, max. 55 m2) und Typ C (3 Zimmer, max. 70 m2). Die Stadt Wien unterstützt die Errichtung beider Projekte bei Gesamtkosten von 46,5 Mio. Euro mit Fördermitteln im Gesamtausmaß von 21 Mio. Euro. Siegerprojekt auf dem Bauplatz B.04 wurde der Bauträger Heimbau gemeinsam mit Geiswinkler & Geiswinkler Architekten. Vom Februar 2014 bis November 2015 entstehen 116 geförderte SMART-Wohnungen und 35 geförderte Mietwohnungen, alle mit Balkonen. Geplant sind acht Lokale, 320 Fahrradabstellplätze und 150 Kfz-

Carsharing-Stellplätze in Wien Carsharing bietet Menschen die Möglichkeit, unabhängig und kostengünstig mobil zu sein, ohne ein eigenes Auto zu besitzen. Es berücksichtigt somit auch soziale Aspekte wie Chancengleichheit und Zugang zur

Automobilität. Jedes Carsharing-Auto ersetzt im Durchschnitt vier bis acht Privat-PKW. Carsharing unterstützt einen Lebensstil, bei dem der öffentliche Verkehr, das Fahrrad, das Gehen und eben Carsharing die Hauptrolle spielen. Klassisches Carsharing, das sich durch fixe Stellplätze und längerfristige Vorausbuchungs-Möglichkeit auszeichnet, reduziert durch die geteilte Nutzung erwiesenermaßen den Parkplatzdruck, lässt sich ideal mit dem Umweltverbund (insb. Öffis, Radverkehr) kombinieren und trägt zur Verringerung von Schadstoffemissionen bei. Das bereits bestehende Carsharing-Angebot wurde durch ein so genanntes „free floating“-System erweitert: Seit 2011 stellt die car2go GmbH in Wien Fahrzeuge bereit. Als erste wesentliche Maßnahme zur Forcierung des klassischen Carsharing ermöglicht die Stadt Wien die Nutzung von reservierten Carsharingplätzen im öffentlichen Raum. Ein eigenes Carsharing-Logo weist darauf hin, dass die Nutzung dieses Parkplatzes einem Carsharing-Fahrzeug vorbehalten ist. So wird es Carsharing-Organisationen möglich sein, ein dichteres Netz an Standorten zu schaffen. Ein größeres CarsharingAngebot in der Nähe des Wohnorts, des Arbeitsplatzes oder bei Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs ist somit die Folge.

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© Wiener Linien

Aktivitäten stehen Serviceaktionen unter anderem rund ums Fahrrad, Schulungen für Neu-Radlerinnen und -Radler. In nahezu allen Großstädten der Welt steigt der Anteil des Radverkehrs stark an. Wien setzt voll auf Service und Motivation. Die Menschen in der Stadt werden erleben können, wie einfach, sicher und freudvoll es ist, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Im Radjahr 2013 findet in Wien die weltgrößte internationale Fahrrad-Konferenz Velo-city im Wiener Rathaus statt. Daran können auch die Wienerinnen und Wiener teilhaben. Am Rathausplatz wird es während der Velocity Konferenz zahlreiche Aktionen, Tipps und Serviceeinrichtungen geben, um noch mehr Menschen Lust aufs Radfahren zu machen. Darüber hinaus werden viele Veranstaltungen, Kurse und Informationen in allen Bezirken Wien geboten werden. Das Gesamtvolumen des Radjahrs 2013 beträgt 4,45 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein die Anschlussstelle der A23 zur Landstraßer Hauptstraße hat 80 Millionen Euro gekostet.


Berichte

© Schreinerkastler

Entgeltliche Einschaltung

Im Sonnwendviertel entstehen geförderte Wohnungen und SMART-Wohnungen.

aspern Seestadt – Qualität durch Vielfalt Wiens größtes Stadtentwicklungsgebiet aspern Die Seestadt Wiens wird das neue Zuhause Tausender Wienerinnen und Wiener sein. Die Bauarbeiten für die Projekte der Wiener Wohnbauinitiative und aus dem ersten Bauträgerwettbewerb starten im Frühjahr 2013. Zählt man die Vorhaben selbstorganisierter Baugruppen dazu, wird es in den kommenden Jahren ein modernes und günstiges Angebot von mehr als 2.600 Wohnungen für rund 6.000 Menschen geben. Dabei gibt es in der Seestadt von Beginn an ein klares Bekenntnis zu energieeffizienten Bauweisen. Insbesondere der geförderte Wohnbau stellt sich den hohen Qualitätsanforderungen der Seestadt – der Stadt der kurzen Wege, Nachhaltigkeit und Ökologie. Ein Bildungscampus lässt im Schul- und Kinderbetreuungsbereich ab 2015/16 keine Wünsche offen. Die Erdgeschoßzonen in der Seestadt bieten Platz für Geschäfte, Lokale, Ateliers, kleine Handwerksbetriebe, Arztpraxen und Gemeinschaftseinrichtungen. Es entsteht eine attraktive Geschäftsstraße. Sammelgaragen stellen den erforderlichen Parkraum zur Verfügung. © Laura Vahl

Abstellplätze. Die geplante, drei Gebäude umfassende, Wohnhausanlage befindet sich im Quartier Belvedere und wird durch die Sonnwendgasse, Rieplstraße, Gombrichgasse, Alfred-Adler-Straße sowie die Karl-PopperStraße begrenzt. Siegerprojekt auf dem Bauplatz C.04 wurden die Bauträger Heimstätte und Heimat Österreich gemeinsam mit den Architekturbüros BKK 3 und Rüdiger Lainer + Partner. Vom September 2013 bis September 2015 entstehen hier 200 geförderte SMART-Wohnungen sowie 47 geförderte Mietwohnungen, alle Wohnungen verfügen über Balkone oder Loggien. Weiters wird es 84 geförderte Wohn- und Pflegeheimplätze in 3 Wohngruppen (in Kooperation mit „CaSa – Leben im Alter“) geben, 16 geförderte Heimplätze in 2 Wohngemeinschaften (für Jugendliche und Alleinerzieherinnen, in Kooperation mit der Caritas), 21 Lokale/Büros, 1 Kindergarten und 1 Café sowie Mieterbeete, einen Gemeinschaftsdachgarten, 342 Fahrradabstellplätze und 241 Kfz-Stellplätze. Die geplante, zwei Gebäude umfassende, Wohnhausanlage wird durch die Sonnwendgasse, Antonie-Alt-Gasse und den zukünftigen „Helmut-Zilk-Park“ begrenzt.

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Mehr als ein Drittel der Seestadt Aspern steht für den Seepark zur Verfügung.


Berichte

© Wien Tourismus/Karl Thomas

Umweltfreundlicher Verkehr hat Vorrang Die Menschen werden in der Seestadt, einem Stadtviertel so groß wie 340 Fußballplätze, umweltfreundlich mobil und somit am Puls der Zeit sein können. Ab Herbst 2013 fährt die U2 bis ins grüne Herz der Seestadt. Für den 4,2 km langen Streckenabschnitt zwischen der derzeitigen Endstation Aspernstraße und der Seestadt mit den Stationen Hausfeldstraße, Aspern Nord und Seestadt werden Fahrgäste gerade einmal fünf Minuten benötigen. 30 Minuten bis in die Wiener City – die Donau-Auen in Sichtweite. Die U-Bahn ist der Motor für das Stadtentwicklungsgebiet. Auf Basis dieses

Wien ist Vorreiterin punkto Klimaschutz.

hochwertigen Öffi-Angebots entwickeln sich Lebensund Wirtschaftsräume. So können die Menschen nicht nur vor Ort voll auf umweltverträgliche Verkehrsmittel setzen. Innerhalb der Seestadt genießen Fußgeher und Radler Vorrang. Davon zeugen erste Impulse wie die FahrradWiederverwertungsinitiative Recycle oder Velobase – eine zukunftsweisende Kombination von Fahrradabstellsystem, solarem E-Bike Ladeservice, Informationssystem und Druckluftbefüllung. Die besonders auf Fußgänger und Radfahrer ausgerichteten Verkehrsplanungen sorgen für ein attraktives Fuß- und Radwegenetz. Die vielfältigen öffentlichen Verkehrsanbindungen und Car Sharing-Modelle sollen den PKW-Anteil senken – mit entsprechend positiver Wirkung für die Luft- und Lärmsituation. Die U2, Straßen- und Eisenbahnverbindungen werden auch für zahlreiche Menschen aus anderen Teilen der Donaustadt und aus Niederösterreich eine attraktive Alternative zum PKW bieten.

Aktive Klimaschutzpolitik Wiens zeigt Wirkung 3,7 Millionen CO2-Äquivalente wurden dank des ambitionierten Klimaschutzprogramms der Stadt Wien von 1990 bis 2011 jährlich vermieden. Wiens Klimaschutzmaßnahmen wirken, es gibt einen konkreten Plan mit konkreten Zielvorgaben und ganz konkreten Maßnahmen. Dank dieser konnte Wien eine Verringerung der klimaschädigenden Gase von rund 21 % pro Kopf erreichen. Das Klimaschutzprogramm war bisher nicht nur hinsichtlich der Vermeidung von Treibhausgasen erfolgreich, sondern löste auch beträchtliche positive volkswirtschaftliche Effekte aus. So konnten mit den gesetzten Investitionen allein im Jahr 2011 mehr als 58.600 Arbeitsplätze gesichert werden. Wien liegt mit diesen Erfolgen auch österreichweit an der Spitze: Während der Pro-Kopf-Ausstoß im Jahr 2010 in Österreich 10,1 Tonnen beträgt, liegt Wien mit 5,8 Tonnen pro Person nur knapp hinter Vorarlberg (5,3 Tonnen). Nur zum Vergleich: In Niederösterreich liegt dieser bei 12,7 Tonnen, in Oberösterreich bei 16,4 Tonnen pro Kopf im Jahr 2010. Klimaschutz schafft Arbeitsplätze und Investitionen Bereits im November 1999 hat der Wiener Gemeinderat das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KliP Wien) mit einer Laufzeit bis Ende 2010 beschlossen, und schon 2009 hat der Gemeinderat seine Fortschreibung bis 2020 („KliP II“) verabschiedet. Dem Wiener Gemeinderat wird regelmäßig ein Bericht über die Umsetzung vorgelegt, die Evaluierung führt die österreichische Energieagentur durch. Der Bericht behandelt nicht nur den Umsetzungsstand der neuen Maßnahmenpro-

Nachhaltigkeit in Planung, Forschung und Wirtschaft Im Zentrum aller Planungen steht – neben den Bedürfnissen der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Anrainer – der Umweltschutz. Dies garantie-

ren eigene Umweltverträglichkeitsprüfungen für den Straßen- und den Städtebau – sowohl für den bereits im Bau befindlichen Süden als auch für die künftige Entwicklung des Nordteils der Seestadt. Das neue Quartier liegt dabei an einem Schnittpunkt von Ost- und Westeuropa. Ein bestens gelegener Firmenstandort in einer boomenden Stadt, in der im Jahr 2030 wieder an die zwei Millionen Menschen leben werden. Schon jetzt setzt das Technologiezentrum aspern IQ einen wichtigen Impuls für forschungsorientierte Unternehmen und Einrichtungen aus dem Bereich der nachhaltigen Technologieentwicklung. In dem als Plus-Energie-Haus ausgeführten Gebäude stehen rund 250 neue Arbeitsplätze zur Verfügung. Ein weiteres Beispiel für das Umweltbewusstsein in der Seestadt ist PROGREENcity, ein Pilotprojekt zur Dach- und Fassadenbegrünung. Der bewusste Umgang mit Materialien und Energie beginnt in der Seestadt jedoch schon auf der Baustelle: So viel wie möglich wird vor Ort wieder verwendet – der Seeaushub dient beispielsweise der Geländemodellierung. Die Seestadt ist als Labor für zukünftiges Stadtleben außerdem ein wichtiger Teil der Initiative „Smart City Wien“. Mit Österreichs größter Geothermieanlage, die in direkter Nachbarschaft entsteht, schlägt Wien ein neues Kapitel des regionalen Klimaschutzes auf. Mit 40 Megawatt thermischer Leistung wird sie Anfang 2015 etwa 40.000 Wiener Haushalte, darunter Teile der Seestadt, mit umweltfreundlicher Fernwärme aus heißem Thermalwasser versorgen.

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Viele Fahrradabstellplätze tragen Pedalrittern Rechnung. Durch eine abwechslungsreiche Bebauung der Bauplätze und die aufwändige Frei- und Grünraumgestaltung – mehr als ein Drittel des Gebiets steht dafür zur Verfügung – erhält das neue Viertel eine wohnliche grüne Note. Alltagstaugliche Erschließungsflächen, Gemeinschaftseinrichtungen sowie Spielplätze für die Kleinen und Erholungszonen und Treffpunkte für die Erwachsenen runden das Angebot ab.


Berichte

gramme des derzeit laufenden KliP II, sondern auch jene Maßnahmenprogramme des ursprünglichen Klimaschutzprogramms, die im KliP II fortgesetzt werden. Von 1990 bis Ende 2011 konnten demnach bereits 3,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden. Werden die von der Stadt Wien beeinflussbaren Reduktionen an Treibhausgasen auf die Anzahl der Einwohner bezogen, dann zeigt sich, dass von 1990 bis 2009 eine Reduktion von 4,1 Tonnen auf 3,2 Tonnen pro Einwohner erzielt werden konnte. Das entspricht einer Verringerung von rund 21 %. Aber das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien war bisher nicht nur hinsichtlich der Reduktion von Treibhausgasen erfolgreich, sondern löste auch beträchtliche positive volkswirtschaftliche Effekte aus. Im Zeitraum 1999 bis 2011 lösten die umgesetzten Maßnahmen ein Investitionsvolumen von mehr als 20 Mrd. Euro aus. Der Wertschöpfungseffekt betrug rund 18,7 Mrd. Euro. Damit konnten im Jahr 2011 mehr als 58.600 Arbeitsplätze gesichert werden.

© Wiener Linien

Entgeltliche Einschaltung

Modal Split – Vorrang für die Öffis Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und der Attraktivierung des Wiener Radnetzes setzte sich der Modal Split im Jahr 2011 wie folgt zusammen: Der Anteil des Fußverkehrs betrug 28 %, der des Radverkehrs 6 %, jener des Pkw-Verkehrs 29 % und jener des Öffentlichen Verkehrs 36% . Ein Beweis für die zunehmende Attraktivität der Öffis ist auch die Anzahl der verkauften Tickets: Bereits 470.000 Wienerinnen und Wiener haben sich eine Jahreskarte zugelegt, Tendenz steigend. Das sind rund 100.000 mehr als noch vor einem Jahr.

Geräuschlos und gut für´s Klima – die E-Busse der Wiener Linien.

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Die Schwerpunkte im Wiener Klimaschutzprogramm Im Jahr 2011 lag der Marktanteil der Fernwärme Wien am Wärmemarkt von Wien bei rund 36 %. Im Geschäftsjahr 2010/11 wurden rund 5.600 GWh Fernwärme nachgefragt. Davon entfielen etwa 1.800 GWh (31 %) auf Wohnungen und ca. 3.900 GWh (69 %) auf Großkunden. Insgesamt konnten dadurch seit 1990 rund 1,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent vermieden werden. Durch die von der Stadt Wien jährlich zur Verfügung gestellten Finanzmittel im Ausmaß von rund 200 Millionen Euro für Wohnhaussanierungen kann eine Energieeinsparung von jährlich 1.012 GWh erzielt werden. Das entspricht einer Vermeidung von 335.000 Tonnen CO2 pro Jahr. In Wien wird mittlerweile nur mehr die Errichtung von Wohnungen mit passivhausgleichem Primärenergieverbrauch und passivhausgleichen CO2-Emissionsanforderungen gefördert. Allein mit dieser Vorgabe konnten bisher rund 53.000 Tonnen CO2-Äquivalent an Treibhausgasen vermieden werden.

Um den bisherigen Erfolgskurs der Klimapolitik in Wien und des engagierten Klimaschutzprogramms fortsetzen zu können, zeigt die Österreichische Energieagentur folgende Schwerpunkte auf: • Fortführung der Arbeiten am Versorgungssicherheitsplan • Weitere Forcierung von Projekten zur Nutzung von erneuerbarer Energie • Ausbau der Netze der Fernwärme Wien • Forcierung von Fernkälteprojekten • Erarbeitung von Möglichkeiten zur schrittweisen Einführung einer verpflichtenden thermischen Sanierung der obersten Geschoßdecke des Wiener Altgebäudebestandes • Durchführung von energierelevanten Projekten in der Wiener Hauptkläranlage • Ausbau der Radabstellanlagen auf öffentlichem und privatem Grund (Förderprogramm, RadabstellanlagenOffensive) • Steigerung des Modal Splits im Öffentlichen Verkehr durch Ausbau der U-Bahn sowie Beschleunigung und Komfortsteigerung des Straßenbahn- und Busverkehrs • Forcierung von alternativen, energieeffizienten Antrieben und Treibstoffen (Erdgas, Elektromobilität) im magistratsinternen Fuhrpark

Energiesparendes Wohnen Durch die Förderungspolitik sowie ordnungsrechtliche Maßnahmen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung der Wohnungen in Wien konnte der Energieverbrauch pro m2 auf 176 kWh/m2a gesenkt werden (im Vergleich 213 kWh/m2a im Rest von Österreich). Daraus resultiert ein Energieverbrauch pro Wohnung und Jahr 12.496 kWh (20.448 im Rest von Österreich). Hochgerechnet auf den Wohnungsbestand Wiens ergibt sich daraus eine Einsparung von rund 842.500 MWh. Oder umgerechnet auf CO2-Äquivalent ergibt das eine Einsparung von jährlich ca. 126.000 t. Öffentlicher Verkehr überholt motorisierten Individualverkehr Investitionen in den öffentlichen Verkehr sowie weitere Maßnahmenbündel im Bereich des Verkehrs bewirkten, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in Wien bereits 1999 geringer als in vergleichbaren Städten lag. Den höchsten MIV-Anteil der mit Wien vergleichbaren Städte weist Hamburg mit 43 % auf. Zur Abschätzung der in diesem Bereich in Wien vermiedenen Emissionen wird Hamburg herangezogen: Würde auch in Wien der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen 43 % – wie in Hamburg – betragen, würde das zusätzliche jährliche Treibhausgasemissionen in der Größe von ca. 552.000 t CO2-Äquivalent bewirken. ■


Berichte

Der Weg zur klimaneutralen Stadt

DI Thomas Madreiter

Von Tag zu Tag entwickelt sich Wien mehr zur Smart City. Was versteht man darunter? Smart City bezeichnet eine Stadt, die mit schlauen und intelligenten Ideen den Weg Richtung klimaneutraler Stadt beschreitet. Unser Ziel ist, den CO2-Ausstoß so gering wie nur möglich zu halten. Welche Grundpfeiler sind maßgeblich für eine Smart City? Energie, Mobilität, Siedlungswesen und moderne Kommunikationsmethoden sind die wichtigsten technischen Säulen in einer funktionierenden Smart City. Mindestens ebenso wichtig ist allerdings auch die soziale Verträglichkeit dieser neuen Lösungen. Es geht im Kern darum, wie wir in Zukunft leben und arbeiten. Netto-Null-Energie-Gebäude scheinen jetzt noch ferne Zukunftsvisionen zu sein. Das sind sie aber nicht. Diese Gebäude sind bereits in Planung und werden nicht mehr Energie verbrauchen als sie generieren. Auch die Mobilität ist im Begriff sich zu verändern. Der Anteil des Individualverkehrs wird weiter sinken, für Radfahrer und Fußgänger wird es gut vernetzte Wege und generell mehr Freiraum geben. Als kompakte Stadt ist Wien bereits jetzt gut aufgestellt. Doch wir müssen uns auch die Frage stellen, welche städtischen Formen neue Siedlungen haben müssen. Das alleinstehende Haus ist nämlich nicht mehr in Einklang mit dem CO2-Ausstoß zu bringen. Hat das Einfamilienhaus in den Stadtentwicklungsgebieten somit ausgedient? Wir setzen auf kompaktere Siedlungsformen. Das bedeutet kürzere Wege und hat auch bautechnisch einen großen Vorteil. Weniger Außenflächen bedeuten auch weniger Energieverbrauch. Zudem kommen ausschließlich intelligente Energiesysteme unter Verwendung erneuerbarer Energien, wie etwa Photovoltaikanlagen, zum Einsatz. Diese Gesamtsysteme können dann auch erneuerbare Energie speichern. So kann man je nach Bedarf auch in anderen Stadtquartieren für einen Energieausgleich sorgen. Wie wird sich das Alltagsleben in einer Smart City verändern? Wir werden in Zukunft mehr Möglichkeiten haben unseren Alltag positiv zu organisieren. Gut sieht man das heute schon am Beispiel Carsharing. Die Frage ist dann nicht mehr primär, ob ich ein Autofahrer bin oder nicht, sondern welche technischen und logistischen Mittel gerade zu meinem Mobilitätsbedürfnis passen. Die Bewohner einer Smart City, die „smart citizen“, können frei wählen, alles ist verfügbar. Das eigene Auto gehört nicht in das Konzept einer Smart City.

Was wird sich in den eigenen vier Wänden verändern? Wir kennen das alle: In der Wohnung brennt das Licht, ohne dass es gebraucht wird, die Geräte sind auf Standby geschalten und verbrauchen unnütz Strom. Die Vision einer nachhaltigen Lebensführung in der Smart City ist, dass technische Systeme erkennen können, was gerade von den Bewohnern benötigt wird. So schaltet sich das Licht automatisch ein oder aus, ebenso die Geräte, Heizung oder Klimaanlagen. Alles ist über das Smartphone steuerbar und der eigene Energieverbrauch wird transparenter. Welche Verbesserungen bringen die künftigen Energie- und Verkehrsmaßnahmen für die Bewohner in den Zielgebieten der Stadtentwicklung? An erster Stelle stehen Kostenersparnis und erhöhter Komfort. Die Preise für fossile Energie werden wohl auch weiter massiv steigen. In Smart City Gebieten wird der Energieverbrauch durch intelligente Systeme massiv reduziert. Weniger Autos bedeuten auch weniger Lärm und Schadstoffemissionen. Und vor allem – das ist quer durch die Stadt heute unser aller Kernproblem – werden Autos dank Carsharing Modellen künftig nicht mehr die Straßen verstellen. Wir müssen Fahrzeuge nämlich nicht besitzen, um sie zu nutzen. Ein Carsharing Auto steht aufgrund der kurzen Pro-Tag-Nutzungsdauer von Privatwägen für sieben übliche Fahrzeuge. Darin liegt ein enormes Einsparungspotenzial. Durch die Fülle dieser Maßnahmen wird die Lebensqualität nachhaltig verbessert. Geplant ist die Realisierung der Smart City Ziele in Wien bis 2050. Was sieht der aktuelle Aktionsplan bis 2015 vor? Im Bereich Neubau wird die Seestadt Aspern bereits als Smart City Musterstadt aufgebaut. Aber auch die Verbesserungsmöglichkeiten in der bereits dicht besiedelten Stadt sind ein großes Thema. Hier geht es um die optimierte Nutzung von bestehenden Gebäuden – beispielsweise in einem Projektgebiet in Liesing. Zudem arbeiten wir eng mit der Smart City Agentur TINA VIENNA zusammen. Diese unterstützt die Stadt Wien bei allen Aktivitäten im Bereich „Smart City Wien“. Dazu gehören auch Maßnahmen zur intensiven Einbindung der Bürger ins Thema. Jeder soll sich umfassend informieren, austauschen und seinen Beitrag zur neuen Smart City Wien leisten können. Zur Person: DI Thomas Madreiter ist Wiener Planungsdirektor. Sein thematischer Schwerpunkt ist die Koordinierung der Erstellung des Wiener Stadtentwicklungsplans. Weiters koordiniert er die Initiative Smart City Wien für eine energieeffiziente und klimaschonende Entwicklung der Stadt.

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Foto: beigestellt

Als lebenswerteste Stadt der Welt wird Wien auch weiter federführend sein. Das konkrete Ziel: Wien schrittweise in die Ära der modernen Smart City zu führen. Ein Gespräch mit Thomas Madreiter, dem neuen Wiener Planungsdirektor.


Berichte

Auftraggeber Baugenossenschaft Wien-Süd Architekten Architekten Frank + Partner, 1070 Wien Fertigstellung und Übergabe Juni 2010 Projektdaten Grundstücksfläche 5.035 m2 92 frei finanzierte Eigentumswohnungen mit 66 bis 130 m² Heizwärmebedarf 32,0 kWh/m2 a BGF (Energieausweis)

Fotos: Kainerstorfer

Komfort für alle Sinne am Kaisergarten, Wien 3

Am ehemaligen Kaisergarten in Wien/Landstraße errichtete die Baugenossenschaft Wien-Süd ein zukunftsweisendes Konzept für individuelles, generationengerechtes Wohnen. Für BAU!MASSIV!, der Nachhaltigkeitsplattform im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie, finden hier ein gelungener Materialmix, Freiraum für viel Privatsphäre und ein besonderes Augenmerk auf gemeinsam genutzte Flächen stimmig zusammen. Der Mensch steht hier im Mittelpunkt. Generationengerechte Stadtvillen Wesentliches Gestaltungselement ist die Gliederung in drei stadtvillenähnliche Baukörper, die locker miteinander verbunden sind. Die Grundrisse der 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen sind ideal an individuelle Bedürfnisse angepasst, jede Einheit verfügt über einen großzügig bemessenen eigenen Freibereich als Terrasse,

Hochwertige Material-Kombination Eine Kombination von Beton, Glas und Stein strukturiert die Baumasse und setzt gestalterische Akzente. Der Ausstattungsstandard entspricht hohen Qualitätsansprüchen. Besondere Sorgfalt galt der Gestaltung und Materialwahl bei den halböffentlichen Bereichen wie Eingangszone, Kinderwagen- und Fahrradabstellraum sowie Panoramalift. Stiegen und Gänge sind natürlich belichtet. Loggia oder Garten. Der wertvolle Baumbestand wurde in die Grundrissplanung geschickt einbezogen. Park und Kinderspielplatz bieten Jung wie Alt einen wertvollen Erholungsraum, der an die 300-jährige Geschichte der Kaisergärten anknüpft.

Wohlfühlen im Grünen Die gesamte Anlage entspricht dem Niedrigenergiestandard, die Heizung und die Warmwasseraufbereitung erfolgen mittels Fernwärme. In allen Räumen der Wohnungen wurde eine energiesparende Niedrigtemperatur-Flächenheizung ausgeführt. Die Anlage bietet damit im Innen- wie im Außenbereich das ganze Jahr über einen hohen Wohlfühlfaktor.

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Hoher Wärme- und Schallschutz Für Wände und Decken wurde als primärer Baustoff Beton eingesetzt, der aus statischer Sicht ebenso überzeugte wie durch den sehr guten Schallschutz und den hohen Massespeicher. Für die Innenwände kamen Halbfertigteile zum Einsatz, die nach dem Versetzen ausbetoniert wurden. Das bedeutete zum einen ein geringeres Transportgewicht, zum anderen eine schnellere Umsetzbarkeit, die sich positiv auf die Bauzeit auswirkte.

Grundriss Lage, Architekten Frank + Partner

www.baumassiv.at


Wettbewerb

Wettbewerbe

Nordbahnhof, Wien 2 STUDIOVLAY

Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ Schwarzenbacher Architektur

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol LAAC Architekten

Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ Erwin Hofbauer

Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark Dietger Wissounig

Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark Gaft&Onion

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Wettbewerb

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Nordbahnhof

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In Kooperation mit der ÖBB Immobilienmanagement GmbH

Foto: Lukas Beck

Foto: ÖBB/Stephan Huger

Vorwort

Geschäftsführer DI Herbert Logar, MRICS ÖBB-Immobilienmanagement GmbH

Vizebürgermeisterin Mag. Maria Vassilakou Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung

Das Nordbahnhof-Areal ist eines der wichtigsten innerstädtischen Entwicklungsgebiete der Stadt Wien. Das Leitbild Nordbahnhof stammt aus dem Jahr 1994. In den letzten Jahren haben sich wesentliche städtebauliche Rahmenbedingungen geändert. Deshalb lobte die Stadt Wien (Magistratsabteilung 21A) gemeinsam mit der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH im Jahr 2011 einen EU-weiten, anonymen, zweistufigen, städtebaulichen Ideenwettbewerb für das noch nicht bebaute 30 Hektar große Gebiet aus. Das Ergebnis wurde im November 2012 präsentiert. Aus den 114 Einreichungen in der ersten Stufe wurde in der zweiten Stufe als Siegerprojekt das Wiener Architekturbüro StudioVlay von einer Jury ausgewählt. „Dieses städtebauliche Projekt ist mutig und einmalig in Österreich, wahrscheinlich auch international“, so Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. „Wir wollen die Geschichte des Ortes aufgreifen und der Stadt durch eine kompakte, urbane Bebauung einen ungewöhnlich großen Freiraum zurückzugeben. Bis 2030 werden hier rund 8.000 Menschen ein neues Zuhause finden, Arbeitsplätze, Geschäfte und ein Schulcampus entstehen. Es ist mir bewusst, dass dieses Modell bei der Umsetzung hohe Ansprüche an die Stadt Wien, die ÖBB und die künftigen Bauträger stellt. Wir haben es mit einem komplexen Städtebau zu tun, aber für einen neuen, lebendigen Stadtteil braucht es eben auch ein hohes Engagement in der Realisierung“. Herbert Logar, Geschäftsführer ÖBB-Immobilienmanagement GmbH: „Wir freuen uns, dass wir jene Liegenschaften, die wir für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigen, dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Wien hochwertig verwerten können. Das ist eine echte Win-Win-Situation, die Stadt Wien kann damit neuen, hochwertigen innerstädtischen Lebensraum schaffen. Gemeinsam mit der Immobilienprojektentwicklung am Wiener Hauptbahnhof demonstrieren die beiden Großprojekte, wie durch professionelle Zusammenarbeit hochwertige Flächen geschaffen werden können.“

Das Siegerprojekt des Wiener Architekturbüros StudioVlay schafft es in einzigartiger Weise, die geforderten Flächen für Wohnen, Handel und Arbeitsplätze mit einer hohen Freiraumqualität in Einklang zu bringen. Die derzeitige Weite des Nordbahnhofareals wird als zukünftiger Mehrwert für die umliegenden Viertel des 2. und 20. Bezirks gesichert. Anstatt das Areal flächig zu bebauen, sollen große städtische Grünräume miteinander verbunden werden: Augarten, Donauinsel, die zukünftige grüne Mitte am Nordwestbahnhof und der zentrale Parkraum des Nordbahnhofs können so ein Archipel grüner Inseln bilden, die innerstädtische Lebensqualität garantieren. Um die neue, freie Mitte zu ermöglichen, konzentriert sich die gesamte Bebauung um diesen Freiraum und schafft eine Verbindung von Erholungsgebiet und umliegender Stadtstruktur. Bestehende Elemente wie beispielsweise der Bahndamm werden in die neue Gestaltung eingebettet. Die Randbebauung ermöglicht eine Reduktion der Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur: Fast alle Baufelder liegen an bereits bestehenden Straßen. Neue Straßen für den motorisierten Verkehr sind kaum notwendig. Zufahrten werden im Zuge der Bebauung miterrichtet. Die Bebauung selbst gliedert sich in 8 Teilbereiche mit unterschiedlichen Gebäudetypen, -höhen und Nutzungen. Um Schattenbildung im umliegenden Stadtgebiet weitgehend zu vermeiden, liegen die insgesamt sieben Hochpunkte ausnahmslos an der Innenseite zum Park und sind von den bestehenden Straßen abgerückt. Die erhöhte Dichte innerhalb der Baufelder und ihre exzellente Lage – alle Bauflächen liegen am Park – führen zu einer Belebung der Erdgeschoßzone. Die Freiräume auf den Dachflächen bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern zusätzliche Aufenthaltsqualitäten. Der geplante Schulcampus versorgt das Gebiet mit notwendiger sozialer Infrastruktur. Damit steht das Projekt für eine zukunftsweisende Strategie einer Stadtentwicklung, die Ressourcen schont und gleichzeitig einen Mehrwert generiert.


Wettbewerb

Einleitung

Grüne Fläche: Fläche, die seit 1996 neu bebaut wurde Gelbe Fläche: Areal des städtebaulichen Ideenwettbewerbes aus 2011

und Kindergarten eröffnet. Danach wurden die beiden Bauträgerauswahlverfahren „Junges und kostengünstiges Wohnen“ und „Interkulturelles Wohnen“ juriert. Auf einer nahe dem Praterstern gelegenen großen Fläche wird die UniCredit Bank Austria ihre neue Wiener Konzernzentrale errichten. In Ergänzung zu den bestehenden Bürogebäuden an der Lassallestraße soll eine Büro- und Hotelnutzung inklusive ergänzender Infrastruktur realisiert werden. Neue Rahmenbedingungen In den letzten Jahren haben sich wesentliche städtebauliche Rahmenbedingungen geändert. Durch die erfolgte Neukonzeption des Bahnhofes Wien Nord zu einem reinen Durchgangsbahnhof konnte die Breite der Schnellbahntrasse beträchtlich reduziert werden, sodass zwischen neuer Trasse und Nordbahnstraße eine streifenförmige Fläche im Ausmaß von rund 10 Hektar für neue Nutzungen zur Verfügung steht. Die reduzierte Breite der Gleistrasse ermöglichte die Errichtung von drei Unterführungen, die das Nordbahnhofareal optimal mit dem benachbarten Volkert- und Alliiertenviertel vernetzen. Der Entfall des Verbindungsgleises zur Donauuferbahn ermöglicht eine Neuinterpretation der Baufeldkonfiguration. Aufgrund dieser neuen Rahmenbedingungen muss das Leitbild aus dem Jahr 1994 aktualisiert werden. Als Basis für die Aktualisierung des Leitbilds lobte die Stadt Wien (Magistratsabteilung 21A) gemeinsam mit der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH im Jahr 2011 einen EU-weiten, anonymen, zweistufigen, städtebaulichen Ideenwettbewerb aus. Ziel des Wettbewerbs war es, unter Berücksichtigung der Aspekte Ökologie, Verkehr, soziale Infrastruktur und Gender Mainstreaming, Ideen für eine optimale Bebauungs- und Freiraumstruktur als Grundlage für die Aktualisierung des Leitbilds zu finden. Eine Jury wählte in der ersten Stufe aus 114 eingereichten Projekten acht Projekte für eine detailliertere Bearbeitung aus. Das Siegerprojekt von StudioVlay ist städtebaulich höchst zeitgemäß, weil es minimalen Ressourcenverbrauch, intensive Nutzungsdurchmischung, maximalen Erhalt des vorhandenen Freiraums und atmosphärische Vielfalt verbindet. Es formuliert praktische Regeln für eine schrittweise, kontrollierte und trotzdem sehr flexible Verwirklichung dieses zukünftigen Stadtteils auf eine Weise, die den Begriff „Lebensraum Stadt“ wortwörtlich nimmt. So können in Etappen bis etwa zum Jahr 2030 auf dem gesamten 85 Hektar großen Areal rund 10.000 Wohnungen (für ca. 20.000 Einwohner/innen), etwa 20.000 Arbeitsplätze und ergänzende Infrastruktur geschaffen werden.

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© REDL

Das heutige Stadtentwicklungsgebiet Wien Nordbahnhof wurde seinerzeit am Beginn der Eisenbahnära in Österreich um 1852 als Bahnanlage mit Kohlenrutschen und Magazinen errichtet. Später im 20. Jahrhundert diente der Frachtenbahnhof als Zugbilde- und Verschubbahnhof. Bereits 1979 wurde von den ÖBB als Grundeigentümer ein 200 Meter breiter Streifen entlang der Lassallestraße zur Bebauung freigegeben. Er ist mittlerweile vollständig mit überwiegend Bürogebäuden bebaut. Aufgrund der 1991 im Gemeinderat beschlossenen „Leitlinien für die Stadtentwicklung Wiens“ entstand in den 1990er-Jahren durch die Zusammenarbeit von Architekten, Stadtplanern, Verkehrsexperten, Soziologinnen und Ökologen ein städtebauliches Leitbild für eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes. Die hierin festgeschriebenen Grundsätze schafften die Voraussetzungen für eine beispielhafte Stadtteilentwicklung. Im Mai 1996 wurde dann auf Basis des Leitbildes der Flächenwidmungsplan beschlossen. Für die schrittweise Weiterentwicklung des Gebietes wurden jeweils anlassbezogen Bebauungspläne erarbeitet. Mithilfe von Wettbewerben wurden in den folgenden Jahren schrittweise Einzelprojekte auf diesem Gesamtareal realisiert: Zunächst erfolgte die Bebauung der Remise Vorgartenstraße, dann kam das Gebiet rund um die denkmalgeschützte „Alte Busgarage“ dazu. Als weitere Projekte wurden die „Bike-City“, „Wohnen am Park“ und das „Pflegewohnhaus Leopoldstadt“ gebaut. 2008 wurde der rund 3 Hektar große zentrale Rudolf-BednarPark fertiggestellt. Im Herbst 2010 wurde der an den Park angrenzende Bildungscampus mit Ganztagsvolksschule


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Auslober Stadt Wien MA 21A – Stadtteilplanung und Flächennutzung Innen-West, 1082 Wien, in Kooperation mit ÖBB – Infrastruktur AG vertreten durch ÖBB – Immobilienmanagement GmbH, 1100 Wien

Verfahrensorganisation Emrich Consulting ZT-GmbH, 1140 Wien

Gegenstand des Wettbewerbes Findung von städtebaulichen Ideen für die folgende Aktualisierung des städtebaulichen Leitbildes (1994) für das Areal des ehemaligen Nordbahnhofs im 2. Wiener Gemeindebezirk. Das Leitbild für den gesamten Nordbahnhof ist grundsätzlicher Orientierungsrahmen für die künftige Entwicklung des Gebietes und Grundlage für die Flächenwidmungs- und Bebauungsplanänderung.

Art des Wettbewerbes Zweistufiger, offener, EU-weiter anonymer städtebaulicher Ideenwettbewerb nach den Bestimmungen des BVergG im Unterschwellenbereich. 1. Stufe: Darstellung grundsätzlicher städtebaulicher Ideen für das Gebiet, Auswahl von max. acht Teilnehmern für die 2. Stufe. 2. Stufe: Konkretisierung und Vertiefung der Ideen bzw. Lösungsansätze der 1. Stufe.

Beurteilungskriterien Städtebau; Funktion; Erschließung; Freiflächen / Ökologie; Soziale Aspekte / Gender Mainstreaming; Entwicklungsfähigkeit; Wirtschaftlichkeit.

Beteiligung 1. Stufe: 114 Projekte 2. Stufe: 8 Projekte

Preisgerichtssitzung 1. Stufe: 21. bis 23. Februar 2012 2. Stufe: 22. bis 23. Oktober 2012

Preisgericht 2. Stufe Univ.-Prof. Dipl.-Arch. Christoph Luchsinger (Vorsitzender), Arch. Mag. arch. Martin Kohlbauer (stv. Vorsitzender), DI Alexandra Madreiter (stv. Schriftführerin, MA 21A), Arch. DI Hemma Fasch, Arch. MMag. Sonja Gasparin, Arch. DI Gerhard Sailer, DI Georgine Zabrana (GSK), DI Thomas Keller (MD BD Gr. Planung), Gerhard Kubik (BV 2), Karlheinz Hora (GR), Mag. Christoph Chorherr (GR), Mag. (FH) Alexander Gluttig (ÖBB), DI Martin Scheiflinger (ÖBB)

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Vorprüfung Emrich Consulting ZT-GmbH, 1040 Wien (Verfahrensrecht, Städtebau), Rosinak & Partner, ZT GmbH, 1050 Wien (Verkehr), Land in Sicht,

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Büro für Landschaftsplanung, 1030 Wien (Ökologie), Tilia - Büro für Landschaftsplanung (Gender Mainstreaming) und Gebietsbetreuung 2/20

Aufwandsentschädigung / Preisgelder Aufwandsentschädigung (brutto) für jeden Teilnehmer der 2. Stufe: € 19.200,– Preisgelder (brutto): 1. Preis € 30.000,–; 2. Preis € 21.600,–; 3. Preis € 14.400,–


Wettbewerb

23. Oktober 2012: Die von den Fachpreisrichtern verfassten Projektbeschriebe werden verlesen, und es werden in der Diskussion vor den Projetkplänen bzw. Modellen Korrekturen und Ergänzungen aufgeführt. Alle Projekte werden nochmals eingehend diskutiert und die Projektbeschriebe entsprechend redigiert.

Es folgt der 1. Wertungsdurchgang, bei dem mit einfacher Mehrheit entschieden wird: Die Projekte 26 (0:13), 43 (0:13), 59 (2:11), 69 (4:9) und 89 (6:7) scheiden aus. Die Projekte 2 (11:2), 55 (9:4) und 87 (12:1) sind zur weiteren Beurteilung ausgewählt. Im Zuge eines Kontrolldurchganges wird das Ergebnis des 1. Wertungsdurchganges bestätigt. Seitens der MA 21A wird erläutert, dass das Siegerprojekt als Grundlage für die Erarbeitung bzw. Aktualisierung eines städtebaulichen Leitbilds dienen wird. Änderungen hinsichtlich der Nutzungen müssen möglich sein. Es können sich im Zuge des weiteren Verfahrens Änderungserfordernisse ergeben, die jetzt noch nicht vorweggenommen werden können. An den Wettbewerb war keine Beauftragung gekoppelt. Es ist daher noch nicht klar, wer das Leitbild bearbeiten wird, wobei eine Zusammenarbeit mit den Verfassern des Siegerprojektes grundsätzlich vorstellbar wäre. Das Leitbild sollte eine gewisse Detailschärfe haben, um eine Grundlage für die notwendigen UVPs zu bilden (Städtebau, Straßenbau). Weiters wird auf Basis des Leitbilds ein Flächenwidmungsplan erstellt. Bebauungspläne bzw. weitere städtebauliche Wettbewerbe werden in Teilbereichen folgen. Im Anschluss wird die Fristigkeit der Realisierung des Leitbildes diskutiert. Die Umsetzung ist innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre angedacht. Es existiert allerdings derzeit ein starker Zuzug nach Wien, wodurch es auch zu einer rascheren Realisierung kommen könnte. Die drei ausgewählten Projekte werden ausführlich diskutiert. Alle Mitglieder des Preisgerichts nehmen zu den Projekten Stellung. Nachfolgend wird über die Reihenfolge der Projekte abgestimmt: 1. Preis: Projekt 87 (9:4) 2. Preis: Projekt 2 (7:6) Der 3. Preis geht somit an das Projekt 55.

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Beurteilung 2. Stufe / Zusammenfassung: 22. Oktober 2012: Alle acht in der 1. Stufe ausgewählten Projekte sind fristgerecht eingelangt. Es liegen somit Wettbewerbsunterlagen der Projekte 2, 26, 43, 55, 59, 69, 87 und 89 zur Beurteilung vor. Die Vorprüfung erfolgte durch Emrich Consulting ZT GmbH, unterstützt durch Büro Land in Sicht, MA 22, MA 10, Büro Tilia, Büro Rosinak und Partner und Gebietsbetreuung GB*2/20. Die wesentlichen Formalkriterien wurden eingehalten. Zur Darstellung der Vorprüfung wurde eine Matrix mit allen überprüften Kriterien erstellt: Formale Bedingungen; Inhaltliche Bedingungen; Flächenbilanz; Höhenentwicklung; Grünraum; Verkehr; Bildungscampus; Gender Mainstreaming, Bezug zum Umfeld, Anmerkungen der MA 10. Dies wurde für das Preisgericht in einem Vorprüfungsbericht zusammengefasst. Im Anschluss werden die Projekte aus der Sicht aller Vorprüfungsbereiche vorgestellt. Am Nachmittag werden die Projekte in Kleingruppen unter der Leitung je eines Fachpreisrichters bearbeitet und im Anschluss im großen Kreis diskutiert. Aufgrund dieser Diskussion verfassen die Fachpreisrichter die Projektbeschriebe für alle Projekte, welche als Grundlage für die weitere Jurierung am Folgetag dienen.


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

STUDIOVLAY – Architekt Bernd Vlay Wien

1. Preis Projekt Nr. 87 Mitarbeit: Lina Streeruwitz, Julia Wieger, Ruth Tortosa Esquembre, Julián Ruere, Nikolaus Rach, Daniel Niens, Peter Pernell, Bernhard Eberstaller Freiraumplanung: Agence Ter: Henri Bava, Hartmut Friedel, Björn Dittrich, Johanna Schmotzle Verkehrsplanung: Andreas Käfer, Katharina Horvath

Perspektive

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Projektbeurteilung: Das Projekt versteht das Areal des Nordbahnhofs als Chance für die Anbindung der umliegenden Viertel des 2. und des 20. Bezirks an den vom Bahngelände hinterlassenen, großzügigen und geschichtsträchtigen Freiraum. Folgerichtig konzentriert sich die Bebauung an den Rändern dieses Freiraums und bildet gleichsam die Vorderkanten der dahinterliegenden Quartiere. Das Nordbahnhofgelände wird damit den beiden Bezirken zurückgegeben und prägt diese im Wiener Kontext als einmaligen Standort mit sehr hohem Identitätsgrad. Der zentrale Parkraum wird bei weitgehender Beibehaltung der Bestandstopographie und wertbildender Gehölzstrukturen zurückhaltend durchwegt und über örtliche Attraktoren (Spiel- und Aufenthaltsbereiche, Kinderhaus, Biergarten, u.a.) als stadtteilbezogener Grünraum in Wert gesetzt. Westlich werden an die Bahntrasse schwerpunktmäßig Sportnutzungen auf Terrassen angelagert, womit der Raumvorrat zum Bahndamm hin sinnvoll ausgenutzt wird. Zwischen dem öffentlichen Raum und den siedlungsbezogenen Freiflächen ist der Übergang tendenziell fließend. Die weitgehend geschlossene Bebauungskante an den Quartierrändern wird im Bereich wesentlicher (vorgegebener) Anknüpfungspunkte zur Umgebung und im Bereich des Ökoparks an dessen nordöstlichen Seite hin geöffnet. Das Hauptwegenetz nimmt für Fußgänger und Radfahrer alle wesentlichen Raumbezüge auf. Die weitgehende Erhaltung der örtlichen Topographie und des ruderalen Charakters der Parklandschaft bringt

aus landschaftsökologischer Sicht eine größtmögliche Aufwertung des zentralen Parkraums und der bahntrassenbegleitenden Böschungen mit sich, was sehr zu begrüßen ist. Bezeichnenderweise bildet der Bahndamm nicht einen Fremdkörper, sondern fügt sich selbstverständlich in die Parklandschaft des ehemaligen Bahngeländes ein. Siedlungs- oder blockbezogene Freiräume werden zum zentralen, öffentlichen Park hin angeordnet, womit beide Seiten profitieren („Coup 2, Synergie der Freiräume“). Anstelle eines zentralen Quartiersplatzes tritt der öffentliche Grünraum mit eingelagerten platzartigen Zonen als besondere Attraktoren in Erscheinung. Darüberhinaus sollen alle Dach- und Terrassenflächen als halböffentliche Freiräume bespielt werden. Zur Bewirtschaftung des zentralen Freiraums wird ein differenziertes Management vorgeschlagen. Aus der konsequenten Anordnung der Bebauung an den Rändern des zentralen Freiraums resultiert eine massive Reduktion der neu notwendigen Erschließungsanlagen: Sämtliche Bebauungen werden von den bestehenden Straßen her bedient. Lediglich die (bereits bestehenden oder geplanten) Unterquerungen der Bahntrasse kommen dazu. Diese Maßnahme („Coup 1, 85 % weniger Verkehrsinfrastruktur“) ist bestechend. Die umlaufende Bebauung wird in acht Baufelder aufgeteilt, die auf die dahinterliegende Quartiersituation spezifisch Bezug nehmen. Jedes Baufeld ist einzeln dargestellt hinsichtlich seiner Nutzungen und Nutzungssynergien, seiner möglichen baulich-volumetrischen Ent-


Nordbahnhof, Wien 2

Wettbewerb

Städtebauliche Idee, Dichten und Höhen, Funktions- und Nutzungsverteilung

vermeiden lassen. Die Lage des Schulcampus an der Bruno-Marek-Allee erscheint sinnvoll, wobei die architektonisch-städtebauliche Reaktion der Längsseite des Campus zur Bruno-Marek-Allee in Form einer „Rue Verticale“ zu begrüßen ist. Die Typologie des Campusgebäudes selbst ist fragwürdig, weil durch die Hofstruktur sehr lange Verbindungswege im Innern entstehen, ebenso die Anordnung der Turnhallen mit den Dachspielflächen, da diese windexponiert sind. Nicht zuletzt fällt der Campus durch seine besondere Typologie aus dem Habitus der anderen Baufelder heraus; er könnte wie diese wesentlich kompakter organisiert sein. Allerdings ist beizufügen, dass der Campus – und das Baufeld mit dem Einkaufszentrum – wesentlich vertiefter bearbeitet wurden als bei allen anderen Projekten und deshalb auch eine detailliertere Kritik ermöglichen. Diese Vertiefungsstufe zeigt aber auch die Agilität der Projektverfassenden auf, das städtebauliche Konzept bis in die Details der architektonischen Durcharbeitung konsequent weiterzudenken und dessen Tragfähigkeit zu belegen. Die aufgrund des Projekts in der 1. Wettbewerbsstufe eingeforderten Präzisierungen wurden vollumfänglich erbracht. Insgesamt handelt es sich um ein Projekt von ausgesprochen hohem Innovationsgehalt, intelligentem Umgang mit Ressourcen aller Art und einem sensiblen Verständnis für die ortsspezifischen Qualitäten und Bedürfnisse. Es bietet Potenzial für eine flexible und sinngetreue Weiterentwicklung unter Beibehaltung der zugrundeliegenden städtebaulichen Idee.

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wicklung und insbesondere auch seiner Atmosphäre, worauf die „Labels“ der einzelnen Baufelder hinweisen (z.B. „Zwei Adressen“, „Wohngasse mit Fluchtpunkt im Park“, „Allee und Wohnplateau“, usw.). Das Prinzip basiert auf der Konzentration von Nutzungen in den oberen Geschoßen, um in den Sockelzonen möglichst hohe Ereignisdichten zu erzeugen und diese räumlich auszuwerten und zu managen (z.B. Vitrinen zum Park, großzügige Entree-Situationen, halböffentliche Bonuskubatur im Erdgeschoß bei Hochhäusern). Damit entstehen für jedes Baufeld ein eigenständiges Profil und Unverwechselbarkeit, ganz abgesehen davon, dass sehr unterschiedliche Nutzergruppen angesprochen werden können. All dies ist im Interesse eines vielgestaltigen städtischen Lebens sehr erwünscht. Die Programmierung und städtebauliche Ausdeutung der einzelnen Baufelder soll dabei nicht als vorgegebene Lösung, sondern als strukturelles Regelwerk verstanden werden, als Mechanismus für die konkrete Ausarbeitung der einzelnen Programme. Damit ist eine große Elastizität in den städtebaulichen Entwurf eingebaut, dessen zentrale Botschaft – der stadtteilprägende Freiraum – dadurch nicht angetastet wird. Wichtig ist dabei die Sicherstellung der zum Park hin orientierten Kante der Bebauung, auch wenn diese transitorisch ausgebildet sein sollte. Die insgesamt sieben Hochpunkte werden konsequent an die Innenränder der umlaufenden Bebauung, zum Park hin, angeordnet, womit sich unerwünschte Beschattungen der umgebenden Quartiere weitgehend


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2 Zwei Stunden Schatten der Hochhäuser am 21. März, 7 Gebäude > 35 M

Rad- Fußwegenetz

Öffentlicher Verkehr MIV: Garagen und Stellplätze

Freiraumkonzept

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Schnitt A-A

Empfehlungen für das Siegerprojekt: Das Preisgericht spricht für die weiteren Umsetzungsschritte folgende Empfehlungen aus: • Die Wahl der Planungsinstrumente und der Planungsprozess selbst sollen der Besonderheit des Projektes Rechnung tragen. Es wird die Durchführung eines moderierten Planungsprozesses unter Einbeziehung eines interdisziplinären Expertenteams, das die Entwicklung der städtebaulichen Eckpunkte des Projektes weiter begleitet, empfohlen. • Für die Begleitung und qualitative Sicherstellung des Wettbewerbsresultats im Laufe des moderierten Prozesses stehen der Preisgerichtsvorsitzende und/oder eine Delegation des Preisgerichts zur Verfügung. • Im Zuge der weiteren Bearbeitung des Leitbilds sind folgende Themen zu überprüfen: Die Lage und Ausformung der Hochpunkte unter Berücksichtigung der Bestimmungen des Hochhauskonzeptes (unter anderem 2h-Schatten); Beschattung der umgebenden Bebauung; Windthematik in Bezug auf negative Auswirkungen durch Fallwinde; Lärmentwicklung von der Gleistrasse aus; ausreichende Belichtung in Abhängigkeit der Nutzungen. • Das im Übergangsbereich Endpunkt Bruno-MarekAllee/zentrale Grünfläche liegende Hochhaus soll in der Erdgeschoßzone wie angedacht zumindest teilweise öffentlichkeitsbezogen nutzbar sein (Anziehungspunkt) und im oberen Bereich über einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Aussichtspunkt verfügen.


Shopping Mall, Schnitt B-B

Shopping Mall, 1. Obergeschoß

Shopping Mall, Erdgeschoß

Campus, Schnitt D-D

Campus, 2. Obergeschoß

Campus, Erdgeschoß

Wettbewerb

• Die Anordnung und Verteilung der Nutzungen sind hinsichtlich der beabsichtigten Verknüpfung mit dem Umfeld zu konzipieren. • Die Verteilung der Baumassen über die Gesamtheit der Baufelder muss möglichst lange flexibel bleiben, um unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. • Es sind Aussagen zu einer praktikablen Bauplatzabgrenzung zu treffen. • Die innere Bebauungskante zum Park hin muss im Sinne des Wettbewerbsprojektes (vergleiche dazu die Projektbeurteilung) sichergestellt werden. • Die wohnungsnahen Freiflächen sind weiter zu optimieren. • Sicherstellung einer guten Besonnung der Freiflächen am Bauplatz im Frühjahr und Herbst zur Hauptnutzungszeit. • Ausgehend von den dargelegten Zielen und Intentionen für die zentrale Grünfläche ist das Konzept unter besonderer Berücksichtigung der Alltagstauglichkeit konsequent weiterzuentwickeln. • Es ist eine adäquate rechtliche und wirtschaftliche Umsetzung sicher zu stellen. • Die direkte Anbindung des Grünraums an den zentralen Park im Bereich Nordwestbahnhof ist zu optimieren (Kreuzungsbereich Am Tabor/Dresdnerstraße/Taborstraße). • Eine klare barrierefreie und gut beleuchtete Durchwegung des zentralen Grünraums in der Hauptwegerelation ist vorzusehen. • Neue Ideen für innovative Konstellationen von Bauträgerschaften bzw. Entwicklungsgesellschaften sind anzudenken und im Interesse des Projektes in Kooperation mit allen beteiligten Akteuren umzusetzen. • Die vier Bauplätze östlich der Bruno-Marek-Allee sind konzeptionell in die weitere Bearbeitung einzubeziehen. • Das erforderliche Ausmaß der Campusfläche von rd. 24.000 m² ist ohne eine Qualitätsminderung des bahnbegleitenden Freiraums in der weiteren Bearbeitung sicherzustellen. • Die notwendigen Freiflächen der ein bis zwei zusätzlich erforderlichen, in die Bebauung zu integrierenden Kindergärten erfordern Bauplatzzuschnitte, die auch eine gute Besonnung sicherstellen. Dies ist nachzuweisen. Die Situierung der Kindergarten-Standorte soll im Sinn der Stadt der kurzen Wege erfolgen. • Die verkehrlichen Rahmenbedingungen sind weiter zu detaillieren. Die Wechselwirkungen mit dem öffentlichen Raum sind dabei mitzudenken. • Die Führung der Straßenbahn in der vorgeschlagenen Form ist auf ihre grundsätzliche Machbarkeit zu überprüfen. • Die dargestellte niveaufreie und kreuzungsfreie Verbindung über die Freiflächen parallel zur Bahn im Zuge des bahnbegleitenden Fuß- und Radwegs soll jedenfalls realisiert werden.

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Nordbahnhof, Wien 2


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Thomas Schüler Architekten Düsseldorf

2. Preis Projekt Nr. 2 Mitarbeit: Clemens Walter, Marc Seeger, Angela Soler Faktorgrün Landschaftsarchitekten, Freiburg Martin Schedlbauer

Stadträume und Vernetzung

Platzfolgen und grüne Wege

Verkehr und Bauabschnitte

Längsschnitt Bruno-Marek-Platz

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Längsschnitt Wohnen an der Nordbahnstraße

Projektbeurteilung: Dieses Projekt zeichnet sich durch eine konsequente Weiterverfolgung der stadträumlichen Vorgaben des Leitbilds Nordbahnhof aus. Proportion und Konfiguration der Baufelder orientieren sich an den bereits bestehenden Entwicklungen am Nordbahnhof. Von der gründerzeitlichen Baustruktur im „Volkert- und Alliiertenviertel“ bzw. aus „Zwischenbrücken“ werden wich-

tige Wegeverbindungen (Straßen im Bereich der drei Unterführungen, bzw. Leystraße und Pasettistraße) ins Areal weitergeführt. Bestehende, zu enge Blockkonfigurationen werden optimiert weitergeführt. Der Vorschlag der Verbreiterung der Bruno-Marek-Allee („Stadtplatz“) wurde aufgegriffen und gemeinsam mit dem „Quartiersplatz“ rund um den Wasserturm (räum-


Nordbahnhof, Wien 2

Wettbewerb

übergeordnete öffentliche Grünfläche wohngebietsbezogene öffentliche Grünfläche halböffentliche, den Wohnungen zugeordnete Grün – Freiflächen halböffentliche Kinderspielplätze, wohnungsnahe Treffpunkte öffentliche Spiel- und Sportplätze, Aktionszonen Jugend Geschäfte, soziale Infrastruktur räumliche Beziehung

als auch durch ein 56 m hohes Gebäude betont. Die „Gelenkfunktion“ im neuen Stadtteil wird durch den Bildungscampus übernommen. Er erfüllt lagerichtig eine stadtteilübergreifende Funktion und vermittelt gut zwischen den neu angebotenen räumlichen Sequenzen. Die hier ausgewiesene Sportfläche ist auch hinsichtlich einer möglichen Lärmentwicklung richtig situiert. Die Höhenentwicklung des Entwurfs orientiert sich grundsätzlich an der Umgebung (überwiegend Bauklasse IV entlang der Nordbahnstraße, Innstraße und in den Innenbereichen) bzw. betont bewusst spezielle städtebauliche Situationen (25 m bzw. 35 m an der Bruno-Marek-Allee bzw. 56 m im Bereich des EKZ an der nördlichen Unterführung „Taborstraße“). Die vorgeschlagenen Dichten folgen den gewählten Nutzungen und bewegen sich zwischen 2,4 und 4,6. Die gewählte Bebauungsstruktur lässt problemlos eine etappenweise Entwicklung zu und schafft unterschiedliche Identitäten im Quartier. Sie bietet eine robuste Grundstruktur und scheint in Hinblick auf noch nicht vorhersehbare Entwicklungen gut adaptierbar. Trotz der relativ detaillierten Durcharbeitung lässt das Projekt Fragen hinsichtlich des Umgangs mit der bestehenden Topografie (v.a. bahnbegleitend), der verkehrlichen Erschließung inkl. Stellplatzkonzept oder der Nutzung und Aufenthaltsqualität von Freiflächen offen.

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liche Erweiterung der Leystraße) zu einem räumlich interessanten Kontinuum fortgeführt. Diese Sequenz stellt durch ihre Lage zwischen dem Bank-AustriaCampus und der ökologisch wertvollen Fläche das bestimmende Freiraumgerüst des neuen Quartiers dar. Ergänzt wird dieses Angebot durch Grünflächen in den Stichstraßen zur Bahntrasse bzw. eine Sportfläche im Bereich des Bildungscampus, die ihre Fortsetzung Richtung Nordbahnstraße findet. Die bahnparallele Führung eines Fuß- und Radweges vervollständigt dieses Grundgerüst. Die vorgeschlagenen Nutzungen verteilen sich wie folgt: Entlang der mit rund 60 m Breite vorgeschlagenen Bruno-Marek-Allee orientiert sich eine überwiegend gemischte Nutzung mit Geschäften im Erdgeschoß, Büros in den folgenden sechs Geschoßen und Wohnen in den obersten (bis zu vier) Geschoßen. Richtung Bahn und auch in den Blöcken westlich der Bahn dominiert Wohnnutzung. An der Nordbahnstraße wird im Erdgeschoß die Anordnung von Geschäftsflächen vorgeschlagen. Geschäftsflächen finden sich auch in der Erdgeschoßzone im Bereich des Quartiersplatzes um den Wasserturm. Sonst überwiegt in diesem Bereich das Wohnen. Das Einkaufszentrum findet sich – entsprechend der Auslobung – auf Block 42 und wird sowohl durch einen an der Taborstraße angelagerten Platz


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Nordbahnhof, Wien 2

Atelier Loidl, Leonard Grosch, Wessendorf Architektur, Architekt Grischa Leifheit Berlin 3. Preis Projekt Nr. 55 Mitarbeit: Anna Jan, Anne Mertins, Stefan Grieger, Maria Koch

Wiese / Ruderalflächen Spielrasen Jugendspiel Kleinkinderspiel (öffentlich und in den Höfen) Spielstraßen für Kinder / Jugendliche Plätze Orientierungszeichen Blickbeziehung bewusste Umlenkung der Blickbeziehung Wegebeziehung starke Frequenz Wegebeziehung geringere Frequenz

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Grün- und Freiflächenkonzept + Nutzung Erdgeschoß + Gender Mainstreaming

Projektbeurteilung: Zentraler Entwurfsansatz ist der Versuch, an das vorgefundene stadträumliche Kontinuum strukturell anzubinden und gleichzeitig eine eigene Identität auszubilden. Im Wesentlichen handelt es sich um Blockrandbebauungen, durchmischt mit Zeilen und ergänzt um einzelne Solitäre. Die unterschiedlichen Zuschnitte der Baublöcke und Gebäudefiguren führen zu einer abwechslungsreichen Vielfalt. Weiteres Merkmal ist der gelungene Ansatz, bestehende Bebauungen innerhalb des Areals wie selbstverständlich in diese neue Quartiersidentität miteinzubeziehen. Maßstäblichkeit, die Raum-, Platz- und Wegesequenzen mit unterschiedlichen Atmosphären sind positive Merkmale einer abwechslungsreichen Stadtraumgestaltung mit leichter Orientierbarkeit und Wiedererkennbarkeit innerhalb der einzelnen Quartiersteile und im Verhältnis zum Ganzen. Was schon in der 1. Stufe sehr gut gelungen war, nämlich urbane Situationen und gute Nachbarschaften zu bilden, führt neben einem nachvollziehbaren Umsetzungspotenzial auch zu einem Stadtteil der kurzen Wege. Die hinterfragte Verteilung der Hochhäuser ist in der vertiefenden Bearbeitung positiv beantwortet im Sinne gut gesetzter und proportionierter Hochpunkte. Die klar gefasste Ruderalfläche orientiert und verknüpft sich mit dem kulturellen Zentrum an der Innstraße, worin ein hohes kommunikatives Potenzial liegt und sich die beiden Bereiche wechselseitig stärken. Die Campuslage lässt im Vergleich zu einer Situierung an der gegenüberliegenden Seite der Taborstraße eine verhältnismäßig geringe Barrierewirkung erwarten. Dieses Potenzial wird geschickt genutzt, das stadträumliche Kontinuum sinnfällig fortzuschreiben und durch sanfte Pointierungen wohltemperiert auch in den Blickachsen auf das Vorgefundene zu reagieren. Auch der Auftritt der Campusgebäude an der Bruno-Marek-Allee


Lageplan

Schnitte

Dichten und Höhen + Funktions- und Nutzungsverteilung

Wettbewerb

trägt wesentlich besser als in der 1. Stufe zur urbanen Stärkung der Allee bei, in dem die Freiflächen nunmehr bahnseitig angeordnet sind. Teilweise sind die Innenhöfe einzelner Baublöcke eng und stark beschattet. Aus diesem Titel wäre eine gewisse Höhendifferenzierung im Verhältnis zur Ausdehnung wünschenswert gewesen, obwohl diese Konzentration auf Knappheit im unmittelbar umgebenden Außenraum zu einer kompensatorischen Entschädigung durch gut nutzbare Straßen und Platzräume führt. Insgesamt lebt der neue Stadtteil von einer Abfolge von Enge und Weite und einem urbanen Erlebniswert mit Funktionsvielfalt. Die Straßenräume bilden somit das Grundmuster für das Stadtgefüge, das Erleben aus Fußgängerperspektive lässt eine gute Orientierung und Übersichtlichkeit erwarten. Schlagworte, welche den Entwurf charakterisieren, sind: Kontinuität, Durchlässigkeit, Baufelder unterschiedlicher Größe und Lage, Elastizität in der Realisierung, divergente Richtungen, gestoppte Blickbeziehungen, Erlebnisreichtum, Schaffung wiedererkennbarer Orte, menschlicher Maßstab. Die Vielfalt soll durch unterschiedliche Bautypen wie: niedrige, bunte Stadthäuser – Blockrandbebauungen – präzise gesetzte Hochpunkte aber auch durch eine kleinteilige Umsetzungsstrategie innerhalb der Körper mittels variantenreicher, collagenartig aneinandergereihter Architekturen erreicht werden. Ob sich dadurch die Absicht der Verfasser, nämlich dass „Großstädtisches auf Ländliches treffen soll“ einerseits erfüllt und andererseits dies günstig wäre, bleibt fraglich bzw. eine Hypothese. Wichtiges Anliegen der Verfasser ist jedoch, ein Instrumentarium zur Integration anzubieten und dass der öffentliche Freiraum zu einem guten Lebensraum wird. Beides könnte sich durch diesen Entwurf erfüllen. Die Frage nach der beabsichtigten Identität wird kontrovers diskutiert und bleibt unbeantwortet. Bei aller wohlwollenden Aufnahme der dargelegten Entwurfsabsichten auch nach Schaffung von Vielfalt stellt sich dennoch die Frage, ob die Anordnung der in Zeilen zusammengefassten Stadthäuser nicht doch plakativ willkürlich ist. Die Integration der Grünzugfläche entlang des Bahndamms erscheint noch nicht ausreichend ausformuliert bzw. gelöst. In der vorliegenden Form bietet sie nicht den erwarteten Erholungs- und Freizeitwert für das Quartier. Durch die Situierung von Stellplätzen an der Westseite der Bahn wird die Situation negativ belastet. Eine barrierefreie Wegeführung entlang der Bahntrasse ist nicht gegeben. Im Gebiet selbst fehlt das Angebot an Flächen für 10-14/16-Jährige für lärmintensives Spiel (Ballsport/Skaterplatz). Das Potenzial zur Ausbildung einer übergeordneten Grünverbindung (Augarten zum Donauraum) in Form von Grünkorridoren wird nicht genutzt. Dies ginge jedoch auf Kosten der qualitätsvollen Abfolge von urbanen Platzsituationen, was ja das Spezielle und Besondere der Projektkonzeption ausmacht.

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Nordbahnhof, Wien 2


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Kellner Schleich Wunderling Architekten Hannover

Projekt Nr. 26 Mitarbeit: Arch. Jörn Schinkel, Arch. Jonas Thomann R + B Landschaftsarchitektur, Dresden Freier LA Jens Rossa

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Projektbeurteilung: Das Projekt ist durch einen zentralen Grünraum geprägt, der von der Baustruktur klar umfasst wird. Dieses Bekenntnis zu einer großzügigen Freimachung führt auch zu einer sehr dichten Baustruktur im übrigen Plangebiet: Der urbane Platz ist markant von der Bebauung eingefasst und erhält dadurch eine klare Raumbildung. Beidseits der Bahn führt dies zu vielfach aufgebrochenen, fragmentierten Blockstrukturen, die großteils ungünstige Beschattungssituationen hervorrufen. Die dadurch entstehenden semi-öffentlichen Räume sind von starker Durchwegung in alle Richtungen geprägt und ermöglichen dadurch nur schwer eine weitere Nutzung in den Blockinnenbereichen.

Das dreiecksförmige Hochhaus in der Sichtachse der Taborstraße bildet ein Nadelöhr, das die Überwindung der Bahntrasse über einen schmalen, nicht barrierefreien Steg andenkt. Die Ausmaße des Hochhauses erscheinen überdimensioniert. Die wichtige Verbindung vom Plangebiet zum Areal des Nordwest-Bahnhofs über die Unterführung Am Tabor erscheint durch die parallele Führung der Zufahrtsrampen zu Tiefgaragen kaum attraktiv. Anschließend an den zentralen Grünraum wurde ein Universitätscampus geplant. Der Campus weist lange Gebäudefronten direkt zur Bahn auf. Die Gestaltung der breiten Freifläche zwischen den Bauteilen ist stark auf die Stiegenanlage über die Bahn ausgerichtet, deren Realisierung jedoch zu hinterfragen ist. Im zu beplanenden Areal ist ein Bildungscampus mit Kindergarten, Volks- und Mittelschule erforderlich. Die Entscheidung, mit dem „Campo Verde“ einen zentralen Grünraum zu schaffen, bedingt einen Verzicht auf wohnungsnahen Grünraum im übrigen Plangebiet, wiewohl die umliegenden Stadtteile von dieser hochrangigen Freifläche profitieren. Die Gestaltung bzw. Zonierung des „Campo Verde“, die Integration der Stadtwildnis und die Zugänglichkeit zum Wasserturm sind leider nicht detaillierter dargestellt und bleiben somit unbeantwortet. Die Bebauung der Stadtwildnis widerspricht der Auslobung. Der Wettbewerbsbeitrag sieht zusätzlich zu den bestehenden Unterführungen der Bahntrasse weitere Durchfahrtsmöglicheiten vor, die nicht realisierbar bzw. finanzierbar erscheinen. Weiters wurde keine Schleifenlösung der Straßenbahn im Nahbereich des Wasserturms berücksichtigt. Insgesamt erscheint die vorgeschlagene Funktionsaufteilung und Durchmischung besonders für junge Familien und ältere Menschen weniger geeignet.


Nordbahnhof, Wien 2

Wettbewerb

Städtebauliche Leitidee mit Bebauungstypologie, Geschoßanzahl, Grün - und Freiflächenstruktur, Erschließung und Beschattung/ Besonnung 14.04 15 Uhr

Grundfläche der Baufelder

Geschoßanzahl / Bruttogeschoßfläche je Baufeld

öffentliche und private Stellplätze

Nutzung Erdgeschoß

Nutzung 1. Obergeschoß

Nutzung 2. Obergeschoß

Bebauungsstruktur

Grün- / Freiflächen

Wegenetz

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Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Jutta Rump Architekten Roetgen

Projekt Nr. 43 Mitarbeit: Eckart Rump, Maren Rump

Ansicht Nordost - Südwest

Ansicht Nord - Süd

Grün- und Freiflächenkonzept

wettbewerbe 307

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Gender Mainstream

Projektbeurteilung: Das Projekt zeigt eine Blockrandbebauung in Variationen (überwiegend fünfgeschoßig), wodurch verschiedene Stadträume ausgeprägt werden. Städtebaulich wichtige Eckbereiche werden betont. Die Nutzung Büro- und Dienstleistungen konzentriert sich hauptsächlich an der Nordbahnstraße/Dresdnerstraße/Bahn, wobei der Wohnanteil Richtung Norden hin zunimmt. Im Knotenpunkt Leystraße/Bruno-Marek-Allee soll ein zentraler Platz mit dem historischen Wasserturm entstehen. Die Durchwegung der Blockrandbebauung zugunsten verkürzter Wegdistanzen wird begrüßt, da es zu keiner Störung der privaten Innenhofbereiche kommt. Es entsteht eine deutliche Trennung zwischen öffentlichen und privaten Räumen, welche durch ein dichtes Rad- und Fußwegenetz verbunden werden. Die vorgeschlagene Blockrandbebauung ermöglicht eine etappenweise Realisierung, wobei die verschiedenartig großen Baufelder eine gute Verwertbarkeit implizieren. Die Bebauungsstruktur bringt in den spitz zulaufenden Eckbereichen einige Probleme mit sich. Am Gelenkbereich Taborstraße/Dresdner Straße/Nordbahnstraße befindet sich ein markantes Wohnhochhaus als Verbindungsachse Richtung zentralem Platz und Ökopark (und in weiterer Folge Richtung Donau). Die Unterführungen werden durch Platzaufweitungen, die eine Verbindung Richtung Schulcampus schaffen sollen, betont. Die Gebäude des Schulcampus bilden einen


Lageplan

Funktions- und Nutzungsverteilung

Dichte und Geschoßzahl

Wettbewerb

nach vier Seiten hin offenen Hof, der zu den Freiflächen hin situiert ist. Durch die zentrale Lage des Schulcampus entstehen in den Hauptachsen Durchwegungen, die wie schon in der 1. Phase des Wettbewerbs als problematisch gesehen werden, wobei die Durchwegung von der Bahn her kommend Richtung Hauptplatz eine wichtige Verbindung darstellt. In der Diskussion stellt sich die Frage, ob eine Verschiebung des Schulcampus Richtung Süden nicht sinnvoller wäre, um so eine wichtige Verbindungsachse an den Rand des Schulcampus und nicht mittendurch zu legen. In der Bruno-Marek-Allee werden Straßenbahn, MIV sowie Fuß- und Radwege geführt, weitere Aussagen dazu finden sich keine. Die in der 1. Phase erwähnte „Ausdünnung“ der Bruno-Marek-Allee wird nicht weiter vertieft bearbeitet. Die Verkehrserschließung ist vom Grundsystem der Haupterschließung gut, die inneren Erschließungen sollten reduziert bzw. optimiert werden (Vermeidung langer Sackgassen). Durch die Büronutzung östlich der Bahn wird der Verkehr ins Gebiet hineingezogen. Aussagen zur Nutzung der Freiflächen der zur Bahn parallel angeordneten Bebauungszeilen und deren Erreichbarkeit (Restflächen) werden vermisst. Grundsätzlich handelt es sich beim Projekt um eine sehr schematische Darstellung der Ausdifferenzierung der räumlichen Lösungen, eine Weiterentwicklung gegenüber der 1. Wettbewerbsstufe kann nicht erkannt werden.

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Nordbahnhof, Wien 2


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Christoph Karl, Andreas Bremhorst Architekten Wien

Projekt Nr. 59 Mitarbeit: Carolina Silva, Judith Lehner, Therese Schillinger, Renata Simic

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wettbewerbe 307

Städtebau

Projektbeurteilung: Die konsequente Zeilenstruktur wird in diesem Projekt auch in der Weiterbearbeitung der 2. Stufe beibehalten. Der Vorteil von Zeilenstrukturen mit Offenheit und Durchlässigkeit kennzeichnen das Projekt. Erdgeschoßige Bauteile verbinden teilweise Zeilenpaare entlang der Bruno-Marek-Allee und der Nordbahnstraße. Somit wer-

den Bereiche fürs Einkaufen, aber auch für das Einkaufszentrum geschaffen. Die Dächer dieser erdgeschoßigen Bebauungen werden als Terrassen und Grünräume genutzt. Insgesamt stellt der hohe Anteil an Dachgärten und Grünflächen ein Spezifikum des Projektes dar. Generell erzeugen aber die Ränder zu wenig Urbanität in den Straßenräumen.


Nordbahnhof, Wien 2

Wettbewerb

Stadtteilpark mit grünen Plateaus - „Rückgrat“

Bebauung Höhenentwicklung

Blick auf Wasserturm am Platz

Am besten funktioniert die vorgeschlagene Zeilenbebauung im Bereich zwischen Bruno-Marek-Allee und Nordbahnstraße, die schlüssige Verzahnung des Grünraumes mit den Baukörpern stellt einen positiven Beitrag dar. Weiters positiv ist die Situierung der Sportund Spielflächen entlang des Gleisbandes. Im übrigen Gebiet wirkt die angebotene Zeilentypologie eher beliebig, die Freiräume zwischen den Zeilen der höheren Bebauung entlang der Vorgartenstraße sind in ihrer Proportion und ihrer Aufenthaltsqualität eher problematisch. Schwächen weist die Zeilentypologie auch bei der Ausbildung von Platzsituationen auf, weil hier die räumliche Fassung fehlt. Dies wird auch am Endpunkt der Bruno-Marek-Allee deutlich. Den unterschiedlichen Orientierungen wird durch differenzierte Trakttiefen und Erschließungstypologien Rechnung getragen. Dies wird jedoch nicht vertiefend erläutert und dargestellt. Die Ausformulierung des Freiraumkonzeptes bleibt in weiten Bereichen schematisch und zu wenig bestimmt. Die Erweiterungsfläche des Schulcampus besetzt leider einen zentralen Platzraum und stellt so keine schlüssige Möglichkeit zur Erweiterung dar. Die Darstellungen der Verkehrsplanung weisen einen mäßigen und teilweise widersprüchlichen Detaillierungsgrad auf.

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Grün-Freiraume


Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

Caramel architekten Wien und Linz

Projekt Nr. 69 Mitarbeit: Julia Stoffregen, Kolja Janiszewski, Anna Obwegeser, Arian Lehner, Christian Schwarzwimmer Landschaftsagentur: YEWO LANDSCAPES Dominik Scheuch

Projektbeurteilung: Die städtebauliche Leitidee wurde in der 2. Bearbeitungsstufe konsequent weiterverfolgt und präzisiert. Der Bahndamm, der das Gebiet im südlichen Bereich teilt und in dessen Mitte störend drängt, wird umgedeutet, als grüne Mitte neu inszeniert und in seiner Bedeutung positiv stimuliert. Dieser Ansatz wird durch die

wettbewerbe 307

70

Öffnung der Quartiere zu dieser grünen Ader verstärkt. Die Quartiershöfe erstrecken sich mit dieser Maßnahme über den Bahndamm, das grüne Zentrum hinweg. Wiewohl der Bahndamm nur an wenigen Stellen querbar ist, als physische Grenze also vorhanden bleibt, öffnet diese Maßnahme den Horizont, die Perspektive und wird über das mittige Grün hinweg verdoppelt. Der Vorschlag versucht einen Ansatz zu „Wohnen am Park“ zu finden, die Umdeutung zu „Wohnen an der Bahn“ kann das Projekt nicht restlos verhindern. Die Höhenentwicklung der Quartiere ist an den Rändern verstärkt, nimmt zu den grünen Zonen ab. Dies ist an den harten Kanten zur Nordbahnstraße und Bruno-Marek-Allee schlüssig, allerdings lässt die Höhenentwicklung an den querstehenden Quartiersflanken und deren Nähe zum angrenzenden Baukörper eine entsprechende Wohn- und Aufenthaltsqualität vermissen. Die Schlüssigkeit der Leitidee am Bahndamm ist in der Konzeption der nordöstlichen Quartiere nicht gegeben. Hier wird der Bebauungsvorschlag offensichtlich als Fortsetzung der daran anschließenden südöstlichen Quartiere verstanden, kann aber auch als gewisse Beliebigkeit gewertet werden. Der zentrale Platz um den Wasserturm wird als Arena ausgebildet, die Durchlässigkeit zu den anschließenden süd- und nordöstlichen Gebieten ist durch das sperrig platzierte Kulturzentrum und die Ausbildung einer Backstage-Kante hinter dem Wasserturm verhindert. Die Campuslösung ist in seiner Konfiguration in Weiterführung der Quartiere nicht schlüssig. Der Vorschlag kann nur als Platzhalter, und nicht als Volumsverteiler gesehen werden. Ein Hochpunkt wird am zentralen Platz situiert, der Nahebezug zum Wasserturm wirft Fragen zur Maßstäblichkeit auf. Die vorgeschlagene Verkehrslösung lässt einen hohen Individualverkehr im Gebiet erwarten, die Zufahrt zu den Tiefgaragen über Stichstraßen müsste reduziert werden, um auch verkehrsberuhigtere Zonen zu schaffen. Die Umfassung des Zentrums mit der Straßenbahnschleife wird kritisch gesehen, da sie den zentralen Platz zu einer isolierten Insel degradieren könnte.


Nordbahnhof, Wien 2

Wettbewerb

25 geschosse GH 75m hochhaus

mischnutzung wohnen >90%

11 geschosse GH 33m hochpunkte

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GH 15m / 16m

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1-2 geschosse GH 4m - 8m baufelder b-min 12,00

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Grünraum und Gender Mainstreaming

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Wiewohl die grüne Leitidee eine tragende ist, ist die Nutzbarkeit der Kante G2 zum Bahndamm noch nicht nach9 gewiesen, und lässt Fragen zur Bewältigung des Höhenunterschieds offen. Die Zonierung und Vernetzung der

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Quartiere lässt einen hohen Nutzungswert für unterschiedliche Ansprüche erwarten. Durch die Leitidee, die Schaffung eines grünen Walls am Bahndamm, werden jedoch auch Unterführungen zusätzlich verlängert.

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Hauptstrasse / Erschliessungsspange Parkweg mit Notzufahrten und Anlieferungen

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Hauptverkehrsstrasse

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Strassenbahn

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Wettbewerb

Nordbahnhof, Wien 2

arenas basabe palacios arquitectos, einszueins Architektur bayer und zilker Madrid / Wien Projekt Nr. 89 Fachberater: FGM – AMOR, Graz Karl-Heinz Posch Thomas Pilz Christoph Schwarz Stadtland Sibylla Zech, Wien Herbert Bork Thomas Loacker Sustainable Urban Management, Wien Clemens Rainer

Konzept

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Projektbeurteilung: Das Projekt gliedert sich über die Zäsur der Bahn hinweg in zwei Stadtteile, die entlang der Taborstraße gesplittet wurden. Randbebauungen (im Modell zu niedrig dargestellt) entlang der umlaufenden Straßen rahmen diese beiden Teile. In den quartiersumfassenden Rändern werden Nutzungsmischungen angelagert, die Erdgeschoßzonen als nutzungsneutrale Zonen vorgeschlagen. Richtung Quartiersmitte nimmt der Grad der publikumsbezogenen Nutzungen und Geschäftsnutzungen ab. Das gesamte Areal ist autofrei konzipiert, lediglich Carto-go-Mobile und Bedienfahrzeuge dürfen kurzzeitig einfahren. Die Deponierung der PKWs erfolgt in den den Rändern zugeordneten Tiefgaragen, auch die Einfahrten erfolgen von den umschließenden Verkehrsträgern. Mobilitätsmanagement ist somit auch Teil des Konzeptes. Zwei öffentliche Freiräume, die nicht unmittelbar quartiersbezogen genützt werden, sind dargestellt, zum einen der Ökopark, zum anderen Bänder entlang der Bahn. Letztere sind teilweise begrünt bzw. für Urban Gardening oder Sportflächen vorgesehen, zum Teil befestigt als begleitende Wege und Aufenthaltsflächen. Die Verfasser liefern nicht ein Gestaltungskonzept, sondern eine städtebauliche Syntax für ein Stadtmodell, das die überschaubare Nachbarschaft in den Vordergrund stellt, mit jeweils einem zentralen Kleinquartiersplatz. Diese Plätze liegen konsequent an den Kristallisationspunkten der Alltagslinien, d.h. dort, wo Eingänge und besondere Erdgeschoßfunktionen summiert sind. Das angebotene Wohnmodell verlangt von den zukünf-

tigen Bewohnern deren Sich-Einlassen auf die Regeln nachbarschaftlichen Wohnens und steht und fällt mit dem Quartiersmanagement – zentral im Wasserturm vorgesehen – welches nebem dem moderierten Besiedlungsmanagement auch jenes des Lebens- und Wohnprozesses einschließt. Laut Projektbeschreibung zielt das Projekt auf ein „Gleichgewicht von Baukörpern und urbanem Zwischenraum“ und die „Entwicklung eines zukunftsfähigen Stadtquartiers“ ab. Die Besetzung des gesamten Areales mit Bebauung und den ihr zugeordneten Freiräumen ist also Konzept. Das Brevier an umfassenden Handlungsanleitungen und die konsequente Haltung werden gewürdigt. Diese Haltung produziert jedoch eine Art „autistisches Stadtmodell“, das heißt zwei Quartiere, die sich gegenüber den umgebenden, bestehenden Stadtteilen abgrenzen und ein starkes Eigenleben entwickeln. So positiv diese innere Dynamik gesehen wird, so wenig leistet das neue Stadtquartier für den Rest der Stadt. Es bietet neben der Ökofläche nur einen äußert schmalen Bahnrand als wirklich schwellenlos erreichbaren öffentlichen Freiraum an. Ziel einer städtebaulichen Entwicklung an diesem Ort muss aber sein, großzügig öffentlichen Freiraum zu schaffen und die neuen Quartiere bestmöglich mit den umgebenden zu verweben, um so zukünftig integrierender Bestandteil der Gesamtstadt werden zu können. Zu würdigen ist jedenfalls das räumliche wie räumlichsoziale Aspekte umfassend berücksichtigende ModulKonzept für ein Stadtmodell, das anonymer Urbanität ein Wohn- und Lebensmodell gegenüberstellt und welches gelebte Nachbarschaft in den Mittelpunkt stellt.


Wettbewerb

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Nordbahnhof, Wien 2


Wettbewerb

Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung

Auslober Marktgemeinde Natternbach, 4723 Natterbach

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von Vorentwürfen für den geplanten Neubau des Gemeindeamtsgebäudes samt Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung von Natternbach. Das bestehende Amtsgebäude bleibt erhalten und soll zur Gänze in Wohnungen umgebaut werden (nicht Gegenstand des Wettbewerbs). Das gesamte Gebäude ist entsprechend den Grundsätzen und Richtlinien des barrierefreien Bauens zu planen (rollstuhl- und behindertengerecht).

Art des Wettbewerbes Anonymer Architekturwettbewerb mit 14 geladenen Teilnehmern im Unterschwellenbereich, anschließend Verhandlungsverfahren.

Beurteilungskriterien Funktionelle Lösung; Konstruktiv-wirtschaftliche Lösung; Architektonische Lösung; Ortsplanerische Lösung.

Beteiligung 12 Projekte

Preisgerichtssitzung 4. Oktober 2012

Preisgericht Arch. DI Christoph Gärtner (Vorsitzender), Bgm. Josef Ruschak (stv. Vorsitzender; Gemeinde Natternbach), Arch. DI Bettina Brunner (Schriftführerin), DI Hashim Ademi (stv. Schriftführer; Amt der oö Landesregierung), GR Günter Hauser Panhölzl (Marktgemeinde Natternbach), GV Ernst Chloupek (Marktgemeinde Natternbach)

Vorprüfung Arch. DI Dr. Hannes Englmair, 4073 Wilhering

Preisgelder 1. Preis: € 5.000,–

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2. Preis: € 4.000,– 3. Preis: € 3.000,–

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Zwei Ankäufe: je € 1.500,–


Wettbewerb

Natternbach, OÖ

Die Vor- und Nachteile der verbliebenen Projekte 1, 7, 9, 10, 11 und 12 werden gegenübergestellt – mit der Absicht, die weiteren Preisträger zu finden bzw. den Nachrücker zu bestimmen. Die Erläuterungstexte aller verbleibenden Projekte werden vorgelesen und diskutiert, um alle Intentionen der Planer zu erkennen. Nach ausführlicher Diskussion wird der Antrag gestellt, die Projekte 10, 11 und 12 in die Ränge Ankauf und Nachrücker zu nominieren. Einstimmig wird das Projekt 10 zum Nachrücker bestimmt; ebenso einstimmig werden die Projekte 11 und 12 als Ankäufe festgelegt. In den Preisrängen verbleiben die Projekte 1, 7 und 9. Der Antrag, Projekt 9 mit dem 3. Preis, Projekt 1 mit dem 2. Preis und Projekt 7 mit dem 1. Preis auszuzeichnen, wird einstimmig angenommen. Im Anschluss daran werden die Projekte von den Fachjuroren beschrieben. Verfasserliste: Projekt 1: Arch. DI Dr. Hans Scheutz, 4040 Linz • Projekt 2: Arkade Architekten, 4170 Haslach • Projekt 3: amm Architekturbüro Mautner Markhof, 4490 St. Florian • Projekt 4: F2 Architekten, 4690 Schwanenstadt • Projekt 5: ArchRaum Arch. DI Marion Planck, 4600 Wels • Projekt 6: Arch. DI Andreas Motz, 4614 Marchtrenk • Projekt 7: Schwarzenbacher Architektur, 5020 Salzburg • Projekt 8: Planungsbüro Bmstr. Franz Peham, 4085 Waldkirchen • Projekt 9: Arch. Mag. Markus Roithner, 4722 Peuerbach • Projekt 10: Kirsch ZT, 4050 Traun • Projekt 11: Arch. DI Otto Gahleitner, 6900 Bregenz • Projekt 12: Team M Architekten, 4020 Linz

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Beurteilung: Zu Sitzungsbeginn weist der Vorsitzende darauf hin, dass bereits ein aus der laufenden Beurteilung genommenes Projekt auf Antrag mit einer qualifizierten Stimmenmehrheit zurückgeholt werden kann. In der Folge legt der Vorprüfer seinen Bericht vor, und die Projekte werden vorgestellt. Währenddessen registrieren die Preisrichter bereits positive und negative Beurteilungsaspekte, um diese dann berücksichtigen zu können. Es erfolgt eine eingehende Diskussion der Projekte über die unterschiedlichen Zugänge und deren Typologien, danach findet eine Diskussion über die notwendige und durchführbare Realteilung statt. Im Anschluss werden die Projekte von den Fachjuroren analysiert und basierend auf den Prämissen der Beurteilungskriterien und der im Vorstellungsdurchgang gewonnenen Erkenntnisse beurteilt. Für den ersten Bewertungsdurchgang kommt man überein, dass ein Projekt, wenn es eine positive Stimme bekommt, in der weiteren Wertung verbleibt. Der erste Bewertungsdurchgang bringt folgendes Resultat: Projekt 1 (6:0), 2 (0:6), 3 (0:6), 4 (0:6), 5 (1:5), 6 (0:6), 7 (6:0), 8 (3:3), 9 (5:1), 10 (2:4), 11 (5:1) und 12 (5:1). Damit sind die Projekte 2, 3, 4 und 6 ausgeschieden; acht Projekte bleiben in der Wertung. Nunmehr werden die verbliebenen Projekte im Detail bezüglich ihrer architektonischen und ortsbildnerischen Innovationen sowie ihrer Funktionalität analysiert. Dabei sollen in dieser Phase die Nutzer der Gebäude ihre Meinung äußern. Es findet ein zweiter Wertungsrundgang statt: Die Projekte 5 und 8 werden mit 0:6 ausgeschieden.


Wettbewerb

Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ

Schwarzenbacher Architektur Salzburg

1. Preis Projekt Nr. 7 Mitarbeit: Christian Struber, Christine Außerlechner

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Lageplan

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Projektbeurteilung: Der Entwurf sieht eine sehr subtil eingefügte Gebäudestruktur vor. Im nördlichen Bereich sind die Räume der Gemeinde mit Bürgerservice und Bibliothek im EG, im OG die restlichen Amtsräume über einen hellen Erschließungsbereich angeordnet. Am höchsten Punkt zum Platz orientiert liegt der Sitzungssaal mit größter Raumhöhe sehr intelligent durch die Dachform bedingt. Im südlichen Bereich ist das Café mit überdachter Terrasse und den entsprechenden Nebenräumen positioniert. Insgesamt bietet der Entwurf in Sachen Gestaltung, städtebauliche Einfügung, Materialität und Wirtschaftlichkeit einen äußerst positiven Beitrag an. Empfehlungen des Preisgerichts: Für die weiteren Ausarbeitungen des Siegerprojektes gibt das Preisgericht folgende Empfehlungen ab: Der Baukörper ist in seiner Lage geringfügig nach Westen zu verschieben. Die Belichtungsflächen des Sitzungssaales im OG sollten vergrößert werden. Der Gastgarten soll nach Süden erweitert werden, wobei die dort angesiedelten Parkflächen verschoben werden können.


Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ

Wettbewerb

Schnitt

Obergeschoß

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ

Architekt Hans Scheutz Linz

2. Preis Projekt Nr. 1 Mitarbeit: Werner Scheutz

Axonometrie

Obergeschoß

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Erdgeschoß

Projektbeurteilung: Der Verfasser schlägt zwei nebeneinander verschobene West-Ost ausgerichtete Baukörper vor. Im nördlichen Bereich ist das Gemeindeamt bzw. im südlichen die Bäckerei situiert. Durch die Verschiebung der Baukörper ergibt sich eine Erweiterung in Form eines Schanigartens für die Bäckerei. Die Entfernung des Gastgartens vom Straßenrand ist aus Sicht der Jury nicht optimal. Städtebaulich gesehen fügen sich die beiden Baukörper in die bestehende Bebauung gut ein, jedoch wäre eine größere Entfernung der Gebäudekante zur Straße hin als Verbesserung anzumerken. Die Anordnung der Räume ist sowohl im Gemeindeamt als auch für die Bäckerei zufriedenstellend. Kritisch gesehen werden die Abstände zu den benachbarten Gebäuden im Norden bzw. Süden. Im Besonderen ist das Ein- und Ausfahren mit Lieferwägen in die Garage schwer möglich. Die stützenlose Auskragung der Baukörper kann zu erhöhten Errichtungskosten führen.


Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ

Wettbewerb

Architekt Markus Roithner Peuerbach

3. Preis Projekt Nr. 9

Lageplan

Obergeschoß

Erdgeschoß

Projektbeurteilung: Das Projekt sieht zwei kleinteilig gehaltene Satteldachbaukörper vor, die mit einem transparenten Erschließungsgelenk verbunden sind. Überzeugend ist die räumliche Struktur mit Rücksichtnahme auf ähnliche Trauf- und Firsthöhen der umliegenden Häuser. Die

städtebauliche Grundkonzeption wird besonders gelobt und hervorgehoben. Im Detail betrachtet ergeben sich aus funktionaler Sicht Nachteile im Betrieb der Gemeinde mit Bürgerservice, Bücherei und Bürgermeisterzimmer.

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Wettbewerb

Amtsgebäude mit Marktplatzgestaltung / Ortskerngestaltung Natternbach, OÖ

Architekt Otto Gahleitner Bregenz Ankauf Projekt Nr. 11

Längsschnitt

Projektbeurteilung: Das Projekt sieht zwei Baukörper vor, die mittels gläserner Erschließungszone verbunden werden. Die Bäckerei ist im Norden als schmaler Flachdachkörper konzipiert, das Gemeindehaus erhält ein Satteldach, das sich mit seinem First auf den erweiterten Marktplatz hin ausrichtet. Aus funktionaler Sicht sind alle Anforderungen erfüllt, die Architektur der Baukörper ist jedoch fragwürdig und lässt einen sensiblen Umgang im Detail vermissen.

Erdgeschoß

Team M Architekten Linz Ankauf Projekt Nr. 12 Mitarbeit: Gerald Pohlhammer, Stefan Krottenauer

80

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Erdgeschoß

Projektbeurteilung: Das Projekt bietet eine homogene Baukörperskulptur an, die aus funktionaler Sicht alle Anforderungen erfüllt. Die Dachform ist eine Art Pultdach, das sich mit seiner niedrigeren Traufenkante zum Platz hin orientiert. Der Gastgarten und die Bäckerei sitzen von der Dorfmitte jedoch zu weit abgerückt. Insgesamt wirkt der großvolumige Baukörper fremd im gewachsenen Gefüge des Ortes.


Wettbewerb

Vorwort

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Neues Landmark für Innsbruck Amraser StraSSe bekommt neue architektonische Identität

© Martin Vandory

Einstimmig entschied sich die Expertenjury bei Drei Fragen an Markus Schafferer dem von der PEMA Gruppe und der Stadt InnsHerr Schafferer, vor gerade einmal drei Monaten haben Sie bruck ausgeschriebenen internationalen ArchiHeadline eingeweiht und nun folgt das nächste Großprotektenwettbewerb für das Projekt des Innsbrucker jekt in dessen unmittelbarer Nähe. Was treibt Sie an? Architekturbüros LAAC. Rund 45 Millionen Euro Als Immobilienentwickler bin ich ständig auf der Suche wird PEMA Eigentümer Markus Schafferer in die nach interessanten Möglichkeiten, um spannende Projekte architektonische Neugestaltung der Amraser Straße umzusetzen. Die Neugestaltung des Areals rund um den 2 - 4 investieren. Innsbrucker Hauptbahnhof ist derzeit meine größte – aber Gemeinsam mit Bürgermeisterin Christine Oppitzauch schönste – Herausforderung. Die Realisierung des Plörer, Planungsstadtrat Gerhard Fritz und dem Siegerprojektes des Innsbrucker Architekturbüros LAAC, das Architektenduo Kathrin Aste und Frank Ludin stellte sich gegen neun Mitbewerber durchgesetzt hat, wird ein Markus Schafferer PEMA Eigentümer Markus Schafferer das Siegerweiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte der „Mehrwert für alle durch Neugeprojekt im Jänner vor. „Die Möglichkeit zu haben, PEMA Gruppe. Wie bei Headline wollen wir auch in der Amstaltung des Areals rund um den das Stadtbild im Umfeld von Headline weiter zu raser Straße ein prägendes Gebäude mit Mehrwert für alle Innsbrucker Bahnhof“ entwickeln und somit auch prägen zu dürfen, ist Beteiligten errichten. eine spannende Herausforderung. Wie schon bei Headline ist es unser Ziel, ein Gebäude mit Mehrwert zu errichten. Darunter verstehen wir ei- Das geplante Gebäude mit dem 42 Meter hohen Turm setzt moderne nen Mehrwert für die Mieter, für den Stadtteil und die künftigen Nutzer. architektonische Akzente. Wie sehen Sie die Akzeptanz des Projektes Zudem muss die Immobilienlösung den Bedürfnissen der Stadt entbei den Innsbruckern? sprechen. Wir sind überzeugt, dies wird mit dem ausgewählten Projekt Wir haben bereits mit Headline bewiesen, dass wir Großprojekte in gelingen“, erklärt Markus Schafferer. zentraler Lage mit moderner Architektur umsetzen können, die vollends akzeptiert werden. Headline gefällt laut IMAD Studie 84 Prozent Multifunktionales Geschäfts- und Wohngebäude der Innsbrucker Bevölkerung und mehr als drei Viertel sehen in dem Das Siegerprojekt besteht aus einem transparenten Sockel, einem Gebäude eine Bereicherung für die Stadt. Ich bin überzeugt, dass auch darauf aufbauenden Turm und einem dazwischen liegendem Forum. unser neues Projekt einen breiten Zuspruch in der Bevölkerung haben Im unteren transparenten Bereich wird eine moderne Einkaufsmeile wird. Gerade deshalb haben wir den Dialog mit der Stadt Innsbruck geentstehen. Zwischen dem sockelartigen Baukörper und dem Turm wird sucht und die Verantwortlichen am Entscheidungsprozess wesentlich eine öffentlich zugängliche Freiluftebene errichtet, die den Bürgern als beteiligt. Die nun vorgestellte architektonische Lösung fügt sich optimal Treffpunkt dienen und zum Verweilen einladen soll. Auf der Ostseite in die urbane Landschaft ein und nimmt die Gegebenheiten des Strades Sockelbaus wird der Turm des Gebäudes rund 42 Meter in den ßenzugs optimal auf. Mit der 2.000 m2 großen Stadtterrasse in etwa elf Innsbrucker Himmel ragen. Seine facettierte Oberfläche lässt die zehn Metern Höhe schaffen wir eine hochwertige öffentliche Freiluftebene, Geschoße optisch ineinander verschwimmen. „Für uns waren zwei die den Bürgern als Treffpunkt dienen soll. Aspekte bei der Gestaltung des Entwurfs von besonderer Bedeutung: Einerseits wollten wir mit der Planung des Turms auf der Ostseite des Was sind die nächsten Schritte? Gebäudes – in Richtung Stadtteil Pradl – die räumliche Offenheit im Natürlich wollen wir so schnell wie möglich mit der Umsetzung des ProBereich Sillpark weiterhin gewährleisten. Andererseits war uns das jektes beginnen, allerdings sind dafür noch diverse Vorarbeiten nötig. Einrichten dieses öffentlichen und einladenden Freiraums ein besonDer Spatenstich soll im vierten Quartal dieses Jahres erfolgen. Spätesderes Anliegen, um hier der Bevölkerung einen konkreten Nutzen zu tens zu Beginn des Jahres 2015 werden wir den Bau fertig stellen und bieten“, erklärt das siegreiche Architektenduo Kathrin Aste und Frank seiner Bestimmung übergeben. Ludin. Auch Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer ist vom Mehrwert des Gebäudes für die Stadt überzeugt: „Das Projekt bietet hochwertige Fact-Box: Flächen für Geschäfte und den Wohnbau sowie einen anspruchsvollen Investitionsvolumen: 45 Millionen Euro Treffpunkt für die Bürger und Besucher unserer Stadt. Es verbindet Pradl Höhe Turm: 10 Stockwerke, 42 m mit der Innenstadt und erweitert diese in Richtung Osten. Dies ist ein Nettogeschoßfläche pro Stockwerk im Turm: ca. 1.000 m2 weiterer wichtiger Schritt zur Aufwertung des Bahnhofsareals und somit Fläche Freiluftebene: ca. 2.000 m2 zur Entwicklung der Stadt Innsbruck“, so Oppitz-Plörer. Ausbau Unterirdisch: Tiefgarage mit ca. 200 Stellplätzen

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Wettbewerb

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße,

Auslober Amraser-Straße 2-4 Entwicklungs- und Beteiligungs GmbH, 6020 Innsbruck

Wettbewerbsbetreuung Arch. DI Bruno Schwamberger, 6020 Innsbruck

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten auf dem Areal Amraserstraße 2 - 4 mit einer standortadäquat gemischt genutzten Bebauung. Diese ist in einer qualitätsvollen und funktionellen Architektur an diesem Standort umzusetzen, wobei die definierten Randbedingungen und Zielsetzungen der Stadtplanung (Wohnqualität, Immissionsschutz, Planungsrecht, gesamtstädtische Verträglichkeit) beizubehalten und umzusetzen sind.

Art des Wettbewerbes Anonymer, einstufiger Architektenwettbewerb mit zehn geladenen Teilnehmern.

Beurteilungskriterien Städtebauliches und architektonisches Konzept; Funktionelles Konzept; Konstruktiv-wirtschaftliches Konzept.

Beteiligung 10 Projekte

Preisgerichtssitzung 14. Jänner 2013

Preisgericht Prof. Mag.arch. Karl Baumschlager (Vorsitzender), Arch. DI Gerhard Mitterberger (stv. Vorsitzender), BM Ing. Otmar Oswald (Schriftführer), Mag. Markus Schafferer (PEMA), Prof. Marina Stankovic, Dr. Johannes Gerstenbauer, Bgm. Mag. Christine Oppitz-Plörer (Stadt Innsbruck), Amtsf. StR Mag. Gerhard Fritz (Stadt Innsbruck), Dipl. Arch. Erika Schmeissner-Schmid (Stadtplanung)

Vorprüfung 82

Arch. DI Bruno Schwamberger, Ingenieurbüro Fiby, Büro für Verkehrs- und Raumplanung

Aufwandsentschädigung

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Jeder Teilnehmer erhält netto € 10.000,–.


Wettbewerb

Foto: beigestellt

Innsbruck, Tirol Qualitäten eingehend diskutiert. In einer weiteren Diskussionsrunde werden die Projekte 2, 7, 8 und 10 einstimmig ausgeschieden. In der zweiten Beurteilungsrunde werden folgende Projekte ausgeschieden: 3 (0:9), 5 (3:6), 6 (0:9) und 9 (2:7). Es verbleiben die Projekte 1 und 4 in der Wertung. Nach eingehender Beratung wurde das Projekt 1 einstimmig (9:0) zum Siegerprojekt ernannt.

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Beurteilung: Der Vorprüfer erklärt anhand des Vorprüfungsprotokolls die Erkenntnisse aus der Vorprüfung – beginnend mit Projekt 1 bis 10. Die erste Beurteilungsrunde beginnt: In einer ersten Diskussionsrunde werden alle Projekte hinsichtlich ihrer städtebaulichen, funktionalen und architektonischen

Verfasserliste: Projekt 1: LAAC architekten, 6020 Innsbruck • Projekt 2: Arch. Erich Gutmorgeth, 6020 Innsbruck • Projekt 3: ATP, 6020 Innsbruck • Projekt 4: Ir. Wiel Arets Architect, NL-1071 NS Amsterdam • Projekt 5: Marte.Marte Architekten, 6833 Weiler • Projekt 6: schneider + schumacher, D-60329 Frankfurt am Main • Projekt 7: Teamwerk Architekten, 6020 Innsbruck • Projekt 8: Obermoser arch-omo, 6020 Innsbruck • Projekt 9: Schlögl &Süß Architekten und Arch. Michael Lukasser, 6020 Innsbruck • Projekt 10: Chaix & Morel et Associes, F-75020 Paris


Wettbewerb

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

LAAC Architekten Innsbruck

Sieger Projekt Nr. 1 Mitarbeit: Peter Griebel, Marc Ihle, Daniel Luckeneder

Funktionsdiagramm

Projektbeurteilung: Das Projekt wird in zwei Baumassen geteilt – einerseits ein Sockelgebäude mit öffentlichem Anspruch und andererseits ein Office- bzw. Wohnturm. Der Turm wird bewusst an die östliche Grundgrenze gestellt. Somit ergibt sich dem Büroturm vorgelagert ein großzügiger angehobener öffentlicher Platzbereich im Anschluss an den Vorplatz Sillpark / Rhomberg-Passage. Die Fassadengestaltung des Turmes löst die einzelne Geschoßstruktur auf. Die genaue Anzahl der Geschoße lässt sich nicht erkennen. Empfehlungen des Preisgerichts: Es werden dem Siegerprojekt nachstehende Empfehlungen zur Überarbeitung übermittelt: • Optimierung der Flächen Shopbereich auch in Hinblick auf die Höhenentwicklung (Aufnahme des Straßengefälles in die Höhenentwicklung). • Die gesamte Retail-Fläche ist hinsichtlich Funktionalität, Erschließung und Aufteilung zu überarbeiten. • Überarbeitung des Kopfstückes in Bezug auf seine Höhenentwicklung (zweigeschoßig) sowie seine Ausdehnung in Richtung Nord/West. • Die Zugangssituation (beim Stiegenantritt) – diese offene Fläche sollte geschlossen werden, sodass es nur den Zugang zum Retail-Bereich gibt. • Der Kopfbau sollte sich in seiner Höhe weiter entwickeln, um voluminöser sichtbar zu sein. • Die Tiefgarageneinfahrt ist insofern zu überarbeiten, als dass die Zufahrt über die bestehende IschiaGarage anzudenken ist. Somit entfällt die nicht gelöste Einfahrtssituation beim Projekt.

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Lageplan


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Ansicht Amraserstraße

2. Obergeschoß

1. Obergeschoß

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Kulturplateau

Perspektive Kulturplateau

Perspektive König Laurin Straße

Perspektive Hotelturm

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Perspektive Bahnunterführung

Perspektive Frachtenbahnhof


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

9-10. Obergeschoß

5-8. Obergeschoß

3-4. Obergeschoß

Schnitt

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Wettbewerb

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Ir. Wiel Arets Architect Amsterdam

Letzte Beurteilungsrunde Projekt Nr. 4 Mitarbeit: Uta Böcker, Jenne Homburg, Jochem Homminga, Julius Klatte, Raymond von Sabben, Sjoerd Wilbers, Roel von der Zeeuw

Schnitt

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Projektbeurteilung: Man sieht dem Projekt an, dass der Verfasser versucht hat, eine maximale Ausnutzung im Entwurf anzubieten. Die zwei Türme, welche durch eine unterschiedliche Nutzung besetzt sind, werden auf ein angehobenes Stadtniveau aufgesetzt. Die beiden aufgesetzten Volumina sind unmotiviert und ohne Bezug auf die Umgebung aufgesetzt. Eine aufwändige mehrschalige Fassade schützt gegen Lärm und gewährleistet lt. Darstellung des Planers ein angenehmes Raumklima, jedoch wird diese Fassadengestaltung um das gesamte Gebäude gespannt, ohne auf die unterschiedlichen Lärmverhältnisse und die Spezifizität der Ausrichtung einzugehen. Das Projekt wirkt anonym und gegenüber der Stadt hermetisch. Das Projekt ist technisch und funktionell sehr ausgereift.


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Perspektive von der Weinhartstraße

Wettbewerb

Perspektive vom ÖBB Areal

2-4. Obergeschoß, studentisches Wohnen

1. Obergeschoß, Gewerbefläche

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Erdgeschoß, Gewerbefläche


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

ATP Innsbruck

Zweite Beurteilungsrunde Projekt Nr. 3 Mitarbeit: Marc Marc, Manuel Stoflüth, Anna Rainer, Caroline Winkler, Paul Ohnmacht, Bibiana Esteva Zariquicy, Emanuel Moosbrugger, Klaus Hessenberger, Peter Oberhuber, Alois Salzburger Akustik: Karl Bernd Quiering Modellbau: Stück Moling Schnitt

1-2. Obergeschoß, studentisches Wohnen

Variationen – Büroeinteilung

6. Obergeschoß, Wohnen

3-4. Obergeschoß, Bürogrundriss

5. Obergeschoß, Wohnen mit Varianten

Projektbeurteilung: Das Projekt stellt sich städtebaulich sehr zurückhaltend dar mit der niedrigsten Bauhöhe und der Vermeidung von Hochpunkten. Das Projekt lässt keine Reaktion auf die Bebauung der städtebaulichen Studie erkennen. Der Zuschnitt der horizontalen Schichten erscheint zufällig und städtebaulich schwer erklärbar. Es gibt weiters funktionale Mängel im Shopbereich bei den zu geringen Höhen der zweigeschoßigen Bereiche und Erschließungsmängel der Penthouse-Wohnungen (ohne Lift) sowie ein weniger attraktives Restaurant.

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Erdgeschoß


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Marte.Marte Architekten Weiler

Zweite Beurteilungsrunde Projekt Nr. 5 Mitarbeit: Ulrich Renger, Katharina Schiechl

Ebene 2

Ebene 6-8

Ebene 1

Ebene 5

Ebene 0

Ebene 3-4

Projektbeurteilung: Bei eher geringerer Höhe bringt dieses Projekt ein überdurchschnittlich hohes Maß an Ausnutzung. Als positiv bewertet wird der durchgehende Luftraum (Loggien) über die gesamten Wohngeschoße. Es ist an der Darstellung jedoch nicht ersichtlich, ob diese Loggien oder Balkone zur Bahn hin verglast sind, damit der Lärmschutz gewährleistet ist. Besonders gelobt wird die Ausarbeitung der Darstellung im Schnitt – einerseits

der Gebäudetiefe – andererseits auch der Belichtung. Auf die Darstellung der Fassade einerseits in der Perspektive – andererseits auch in der Ansicht wurde verzichtet. Es suggeriert eine Strukturierung, welche in den Grundrissen nicht ablesbar ist. Die Darstellung bzw. der Abschluss des Gebäudes in Richtung Nord/West (zum PEMA-Gebäude) wird als nicht ausgereift angesehen. Aufgrund der Massivität wurde das Projekt nicht in die engere Wahl gezogen.

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Wettbewerb

Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

schneider + schumacher Frankfurt am Main

Zweite Beurteilungsrunde Projekt Nr. 6 Mitarbeit: Gordan Dubokovic, Brian Hey, Ruth Köchl, Eckehart Loidolt, Lorenzo Menato, Sebastian Pernegger, Till Schneider, Alessandro Stosari, Martin Stradner, Joachim Wendt Statisches Konzept: Bollinger Grohmann Schneider Energiekonezpt: Tichelmann & Bavillay Ingenieure

Schnitt

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2. Obergeschoß

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3-6. Obergeschoß

Projektbeurteilung: Die Aufteilung der Baumasse in zwei Baukörper wird vorerst aufgrund der Durchlässigkeit als vorteilhaft bewertet. Die beiden Türme wachsen aus dem Podest heraus, der sich über der Bahnlinie nach oben entwickelt, deren Situierung wirkt jedoch eher zufällig. Städtebaulich bildet das Projekt eine Konkurrenz zum bestehenden PEMA-Turm. Der Blick von Westen Richtung Osten über die Amraserstraße wird durch den an der Amraserstraße liegenden

Erdgeschoß

Baukörper versperrt und wird als negativ angesehen. Der sehr kleine grüne Innenhof ist für die angebotene sehr hohe Dichte zu klein. Durch den sehr kleinen angelegten Innenhof entstehen sehr große Tiefen – speziell in den einzelnen Bürogeschoßen. Die innere Erschließung der beiden Türme ist von der Flächenausnutzung suboptimal. Als positiv ist der öffentliche Bereich im letzten Obergeschoß hervorzuheben.


Geschäfts- und Wohngebäude PEMA – Amraser Straße, Innsbruck, Tirol

Wettbewerb

Schlögl & Süß Architekten und Architekt Michael Lukasser Innsbruck Zweite Beurteilungsrunde Projekt Nr. 9

Schnitt

1. Obergeschoß

4. Obergeschoß

2. Obergeschoß

Erdgeschoß

Projektbeurteilung: Positiv beurteilt werden die eindeutige typologische Entscheidung und die gekonnte geometrischen Konfiguration. Auch der Versuch über zwei Baukörper das Grundstück im städtebaulichen Sinne zu organisieren wird positiv gesehen, wenngleich durch die vorgeschlagene Stellung der Baukörper nicht der gewünschte Bezug zum PEMA-Haus hergestellt wird bzw. der Straßenraum hin zum Sillpark bzw. zur Rhomberg-Passage in abschließender Weise behandelt wird. Die dargestellte Ausformung der Gebäudehaut ist verständlich, jedoch lässt sie Spannung vermissen. Auch ist die gleichförmige Behandlung des Sockelgeschoßes einerseits zur Bahn – andererseits zur Amraserstraße zu unspezifisch gewählt. Die grundsätzliche Organisation der Geschoße, der Umgang mit Erschließungs- bzw. Belichtungsflächen werden positiv anerkannt, obwohl die Lage des Kerns an der Amraserstraße nicht der Stellung des Baukörpers bzw. der Orientierung der Räume entspricht.

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3. Obergeschoß


Wettbewerb

Zentrum Noitzmühle,

Bauherr Welser Heimstätte, Gemeinnützige Welser Heimstättengenossenschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung, 4600 Wels

Abwickler LAWOG Gemeinnützige Landeswohnungsgenossenschaft für OÖ, eingetr. Genossenschaft mbH, 4021 Linz,

Gegenstand des Wettbewerbes Die Welser Heimstätte beabsichtigt die Errichtung eines neuen Zentrums „Zentrum Noitzmühle“ bestehend aus: Alten- u. Pflegeheim, Wohnen mit Service, Betreubares Wohnen, Kommunikationszentrum, Nahversorgung. Die Bebauung wird als Gesamtprojekt betrachtet und errichtet.

Art des Wettbewerbes Anonymer Architekturwettbewerb mit 12 geladenen Teilnehmern, nachfolgend Verhandlungsverfahren.

Beurteilungskriterien Funktionalität; Wirtschaftlichkeit in der Herstellung und in den Folgekosten; Städtebauliche und architektonische Lösung; Nachhaltigkeit, Ökologie und Energiekonzept.

Beteiligung 12 Projekte; Überarbeitung: 4 Projekte

Preisgerichtssitzung 24. Oktober 2012; Überarbeitung: 4. Dezember 2012

Preisgericht Arch. DI Andreas Treusch (Vorsitzender), Arch. DI Christian Gärtner (stv. Vorsitzender), Arch. DI Hans Christian Hirl (Schriftführer), Baudir. DI Karl Pany, DI Hashim Ademi, Prok. Ing. Gernot Altenstrasser, SenR. Mag. Franz Urban, Lukas Wenzl, Mag. Monika Geck, Ing. Regina Lint

Vorprüfung DI Horst Lischka, Projektmanagement Technik LAWOG

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Preisgelder / Aufwandsentschädigung Erster Preis: € 22.000,– Zweiter Preis: € 15.000,–

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Dritter Preis: € 10.000,– Darüber hinaus erhalten die Verfasser der nächst gereihten drei Projekte jeweils einen Unkostenbeitrag von € 5.000,–. Überarbeitung: zusätzliches Preisgeld von € 2.500,–


Wettbewerb

Wels, OÖ

4. Dezember 2012 / Überarbeitung: Der Vorprüfer berichtet, dass die vier überarbeiteten Projekte zeitgerecht und vollständig eingelangt sind. Nach seinem Bericht begutachten alle Preisrichter die Projekte im Detail. Im Anschluss erfolgt eine Präsentation der Projekte durch die Fachpreisrichter. Die erste Wertungsrunde folgt. Ein Projekt verbleibt mit einfacher Mehrheit in der Wertung. Das Ergebnis: Projekt 1 (10:0), 4 (10:0), 5 (0:10) und 10 (10:0). Nach einer kurzen Diskussionsrunde werden nachfolgende Anträge abgestimmt: Das Projekt 10 wird mit dem 1. Preis ausgezeichnet (10:0). Es sollen weiters zwei 3. Preise vergeben werden; das Preisgeld wird neu aufgeteilt (10:0). Verfasserliste: Projekt 1: Architekten Luger & Maul ZT GmbH, 4600 Wels • Projekt 2: Architekt DI Johannes Jaksch, 4100 Ottensheim • Projekt 3: Poppe-Prehal Architekten ZT GmbH, 4400 Steyr • Projekt 4: Architekt DI Wolfgang Frohring, 4600 Wels • Projekt 5: Kleboth Lindinger Dollnig ZT GmbH, 4040 Linz • Projekt 6: Arch. DI Christoph Karl ZT GmbH, 4600 Wels / 1060 Wien • Projekt 7: Benesch/ Stögmüller ZT GesmbH, 4600 Wels • Projekt 8: svoboda van wanroij architekten ZT GmbH, 4600 Wels • Projekt 9: PAUAT Architekten ZT GmbH, 4600 Wels • Projekt 10: Hofbauer Architekt ZT GmbH, 4600 Wels • Projekt 11: Harmach Ziviltechniker GmbH, 4600 Wels • Projekt 12: Architekten Bachner Roth, 4600 Wels 95

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Beurteilung: 24. Oktober 2012: Der Vorprüfer übergibt den schriftlichen Vorprüfungsbericht. In einer Vorstellungsrunde erklärt er bei jedem Projekt die vorgefundenen Merkmale und die ermittelten Daten. Danach werden von einer Preisrichterin nochmals die Anforderungen an das Altenheim, Wohnen mit Service und das betreute Wohnen zusammenfassend dargestellt. In einer ersten Runde werden die Projekte diskutiert, in Typologien separiert und gemäß den Beurteilungskriterien die Vor- und Nachteile der Entwürfe besprochen. Nach eingehender Diskussion erfolgt die erste Wertungsrunde im Positivverfahren, d.h. Projekte mit einer Prostimme verbleiben in der Wertung. Es können auch Projekte mit einfacher Mehrheit zurückgeholt werden. Das Ergebnis: Projekt 1 (10:0), 2 (0:10), 3 (2:8), 4 (9:1), 5 (4:6), 6 (5:0), 7 (0:10), 8 (0:10), 9 (6:4), 10 (8:2), 11 (0:10) und 12 (4:6). Die Projekte 2, 7, 8 und 11 scheiden daher aus; die Projekte 1, 3, 4, 5, 6, 9, 10 und 12 verbleiben in der Wertung. In der zweiten Wertungsrunde verbleibt ein Projekt mit einfacher Mehrheit in der Wertung. Der Vorsitzende bestimmt, dass bei Stimmengleichheit der Vorsitzende entgegen der Auslobung ein Dirimierungsrecht ausüben wird. Das Ergebnis: Projekt 1 (7:3), 3 (2:8), 4 (5:5), 5 (2:8), 6 (3:7), 9 (3:7), 10 (7:3) und 12 (1:9). Die Anträge, Projekt 5 in die Wertung zurückzuholen bzw. einen Sieger mittels Kampfabstimmung zu ermitteln, werden abgelehnt. Der Antrag, die Projekte 1, 4, 5 und 10 überarbeiten zu lassen, wird mit 9:1 angenommen. Die Empfehlungen des Preisgerichts für die Überarbeitung der vier Projekte werden formuliert.


Wettbewerb

Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ

Architekt Erwin Hofbauer Wels

1. Preis Projekt Nr. 10

Querschnitt

Längsschnitt

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Lageplan

Projektbeurteilung Überarbeitung: Das Projekt überzeugt durch einen sehr klaren städtebaulichen Ansatz, welcher durch die winkelförmige Ausbildung des Baukörpers eine gut gefestigte öffentliche Parkzone und eine ruhige Freifläche für den Demenzgarten im Osten erzeugt. Die Positionierung des Baukörpers überzeugt städtebaulich als auch wirtschaftlich, da die östliche Zone hinter der bestehenden Volkshochschule zur weiteren Entwicklung verbleibt und der Baukörper selbst eine neue Identität für das gesamte Quartier bildet. Die Ausbildung der Erdgeschoßzone überzeugt grundsätzlich in den Möglichkeiten der Durchwegung und Ausbildung der verschiedenen Funktionen mit den damit verbundenen Eingängen. Weiters bildet das Projekt gut angebundene Café- und Geschäftszonen um ein neues lokales Zentrum. Die Ausbildung des APH als Zentrum des neuen Volumens überzeugt in der Funktion und in der weiteren Betriebsführung. Die Raumgruppen für betreutes Wohnen und Wohnen mit Service bilden dabei den Abschluss des hybriden Baukörpers. Die Nutzung der Erdgeschoßflächen durch weitere Wohnbereiche mit Lufträumen wird dabei besonders gewürdigt. Die Aufteilung der Funktionsbereiche erscheint grundsätzlich plausibel und logisch gelöst. Die Gestaltung der Fassade wird hervorgehoben und als sehr qualitätsvoll empfunden.


Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ

Appartment 56,6 m2

Wettbewerb

Appartment 51,3 m2

1. Obergeschoß

Appartment 25,5 m2

3. Obergeschoß

2. Obergeschoß

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ

Architekten Luger & Maul Wels

3. Preis Projekt Nr. 1 Mitarbeit: Adrian Mnich, Barbara Wilfingseder, Christoph Grabner, Corinna König

Schnittansicht Nord

Erdgeschoß

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Projektbeurteilung Überarbeitung: Der städtebauliche Ansatz, das Bauvorhaben in vier einzelne Baukörper zu zergliedern und mit dem Bestand der Apotheke und der Volkshochschule ein Ensemble zu bilden, kann schlussendlich nicht restlos überzeugen. Zwar ist die Spiegelung des Grundrisses des APH in den Obergeschoßen besser als in Stufe 1 des Wettbewerbes mit zentraler Lage des Demenzgartens, die verbleibende Parkfläche wird jedoch nicht befriedigend angebunden und wirkt eher als Restfläche. Die Bewohnereinheiten des APH gruppieren die Zimmer an drei Seiten um einen Zentralraum, wobei doch einige Zimmereingänge erschlossen werden und damit eher abgeschlossen sind. Die Wohnungen mit Service und das betreubare Wohnen sind in eigenen solitären Baukörpern untergebracht, was für den Nutzer nicht optimal ist. Im Allgemeinen ist die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes eher ungünstig zu beurteilen.


Zentrum Noitzmühle, Wels, OÖ

Wettbewerb

Architekt Wolfgang Frohring Wels

3. Preis Projekt Nr. 4 Mitarbeit: Arch. Barbara Ablinger, Stephan Kloimstein, Clemens Treul

Schnitte

Erdgeschoß und 1-3. Obergeschoß

Insbesondere ist der geringe Verkehrsflächenanteil und die Funktionalität besonders im Altenheimbereich lobend zu erwähnen. Diese hohe Wirtschaftlichkeit führt jedoch zu Verlusten in den Innenraumqualitäten (Ganglösungen). Die Belichtungs- und Besonnungsflächen der südseitig gelegenen Altenheimappartements sind aufgrund der Nähe der südseitigen Nachbarverbauung kritisch zu sehen. Bei der Überarbeitung wurde die Fassadengestaltung wesentlich verbessert und stellt einen adäquaten architektonischen Ausdruck für die Aufgabe dar.

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Projektbeurteilung Überarbeitung: Das Projekt sieht städtebaulich zwei getrennte Baukörper vor. Im vorderen der Föhrenstraße zugeordneten Baukörper befinden sich die betreuten Wohnungen, Verkaufs- und Mietflächen, im hinteren Baukörper das Altenheim und die Wohnungen mit Service. Die vorgesehene städtebauliche Situierung bietet schöne Durchwegungen des Bauplatzes, jedoch sind die Platzlösungen nicht klar ausgebildet und städtebaulich nicht ansprechend. Funktionell und wirtschaftlich wird die vorgeschlagene Lösung sehr positiv bewertet.


Wettbewerb

Pflegewohnheim Andritz –

Auslober Gem. Wohn- u. Siedlungsgenossenschaft ennstal reg. Gen.m.b.H. Liezen, 8490 Liezen

Wettbewerbsbetreuung und Vorprüfung DI Daniel Kampus, 8010 Graz

Gegenstand des Wettbewerbes Erlangung von Vorentwurfskonzepten für die Neuerrichtung eines Pflegeheimes mit einer Gesamtnutzfläche von 4.271 m2. Die Größe des Wettbewerbsgebietes beträgt 13.809 m2.

Art des Wettbewerbes Geladener, einstufiger, anonymer Realisierungswettbewerb mit zehn geladenen Teilnehmern.

Beurteilungskriterien Städtebau / Baukunst; Funktion / Ökonomie; Außenraumgestaltung

Beteiligung 10 Projekte

Preisgerichtssitzung 13. November 2012

Preisgericht Arch. Prof. DI Rüdiger Lainer (Vorsitzender), Arch. DI Gerhard Mitterberger (stv. Vorsitzender), DI Heinz Reiter (Schriftführer; Stadtbaudirektion), DI Gerhard Bräuer (stv. Schriftführer; Abt. 15), DI Dr. Birgit Skerbetz (FA 13b), Prok. Ing. Edmund Klamminger (Auslober), DI Elisabeth Mahr (Stadtplanungsamt), Mag. Dr. Dipl.-HTL-Ing. MPH Gerd Hartinger (GGZ), PDL Waltraud Haas-Wippel

Aufwandsentschädigung / Preisgelder Aufwandsentschädigung für jeden geladenen Teilnehmer: netto € 4.500,–

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Zusätzliche Preisgelder: 1. Preis € 2.250,–; 2. Preis € 1.950,–; 3. Preis € 1.600,–


Wettbewerb

Stattegg, Graz, Steiermark

Einhaltung ein Kriterium ist, welches in einer weiteren Überarbeitung der Projekte erreicht werden muss. Die Mitglieder des Preisgerichtes beurteilen die Machbarkeit einer Flächenreduktion der einzelnen Projekte, sollte dies erforderlich sein. In der ersten Bewertungsrunde werden Projekte, die mindestens 1 Pro-Stimme erhalten, in die nächste Runde mitgenommen. Einstimmig scheiden die Projekte 1, 2, 4, 5 und 6 aus. Die Projekte 3 (einstimmig), 7, 8 und 9 werden weitergeführt. Aufgrund der mangelhaften und unzureichenden Ausarbeitung von Projekt 10 kommt das Preisgericht einstimmig zum Entschluss, die Aufwandsentschädigung für den Ersteller des Projektes 10 von 4.500 € auf 3.000 € zu reduzieren. Die verbleibenden 1.500 € werden dem Preisgeld für die ersten drei Projekte zu je 500 € angerechnet. Das Projekt 10 wird einstimmig ausgeschieden. In der zweiten Bewertungsrunde werden insbesondere die unterschiedlichen Gebäudetypologien der verbliebenen vier Projekte, die sich daraus ergebenden Funktionsabläufe und die jeweilige Gebäudeorganisation ausführlich diskutiert. In einem vergleichenden Verfahrensschritt werden die verbleibenden Projekte gegenübergestellt. Danach werden folgende Anträge einstimmig angenommen: 1. Platz: Projekt 3 2. Platz: Projekt 9 3. Platz: Projekt 7 Verfasserliste: Projekt 1: DI Jörg Jandl, 8020 Graz • Projekt 2: Architekt DI Erich Ganster, 8042 Graz • Projekt 3: Architekt DI Dietger Wissounig, 8010 Graz • Projekt 4: Architekturbüro Tschom, 8010 Graz • Projekt 5: Architekten HassaKassarnig, 8010 Graz • Projekt 6: Architekturbüro Kampits & Gamerith, 8010 Graz • Projekt 7: Huss Hawlik Architekten, 1170 Wien • Projekt 8: Architekt DI Martin Schlemmer, 8010 Graz • Projekt 9: Architekt DI Christian Andexer, 8010 Graz • Projekt 10: Architekt DI Karl-Urban Rudorfer, 8042 Graz

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Beurteilung: Zu Sitzungsbeginn werden an Hand der Ausschreibungsunterlagen nochmals die städtebaulichen Rahmenbedingungen und Vorgaben aufgezeigt. Die Bewertungskriterien werden vom Preisgericht einstimmig als gleichwertig festgelegt. Die tabellarische Gegenüberstellung sämtlicher Projekte wird erläutert. Der Vorprüfer erklärt die Vorgangsweise seiner Prüfung und verweist auf seinen Vorprüfbericht. Neun Teilnehmer haben den geforderten Leistungsumfang erbracht. Ein Teilnehmer hat keine Prüfpläne und keine ausgefüllte IEAA – Tabelle abgegeben; das Projekt war daher nicht überprüfbar. Es folgt ein Informationsrundgang. Im Rahmen der Projektvorstellung der einzelnen Projekte durch den Vorprüfer hinsichtlich der ausgelobten Kriterien werden die Projekte diskutiert und deren grundsätzliche Entwurfsprinzipien erörtert. Der Bewertungsvorgang beginnt: Alle zehn Projekte werden an Hand der Ausschreibungskriterien besprochen und beraten. Vor- und Nachteile werden in der Diskussion mit allen Preisrichtern aufgezeigt und bewertet. Besonderer Wert wird dabei auf die Orientierung der Gebäude und im Gebäude, die Ausrichtung und Proportion der Zimmer und die Übersicht für das Pflegepersonal sowie auf die Qualität der Aufenthaltsbereiche der einzelnen Gruppen, die innenräumliche Qualität und den Außenraumbezug gelegt. Da alle Bewohner tagsüber ihre Zimmer verlassen sollen, sind die Qualitäten der Aufenthaltsräume von großer Bedeutung. Eine zentrale Lage dieser Räume in der Wohngemeinschaft und die gute Erreichbarkeit von Seiten des Pflegepersonals werden hervorgehoben. In diesem Zusammenhang wird auch die erforderliche gute natürliche Belichtung aller Bewegungszonen geprüft. Dies gilt im Besonderen für Gänge (möglichst kurze Weglängen und eine Einhaltung der lichten Mindestbreite). In der Ausschreibung ist angeführt, dass die Einhaltung der Obergrenze von 50 m² +/- 3 % pro Bett zwingend einzuhalten ist. Dazu wird festgestellt, dass die zwingende


Wettbewerb

Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark

Architekt Dietger Wissounig Graz

1. Platz Projekt Nr. 3 Mitarbeit: Vojka Močnik, Stephan Brugger, Thomas Wadl (Controlling), Patrick Klammer (Modellbau)

Schnitt 1-1

Schnitt 2-2

• Kritisch: Lage der Zweibettzimmern im Verbindungsbaukörper ungünstig – Zugang zu den Zimmern zwischen Reinraum, Unreinraum und Wäscheraum, bei zwei Atrien kein Wandelgang möglich, durch die Einhaltung der geforderten Obergrenze der NF ergeben sich Problemzonen im Grundriss, Positionierung der Vorhaltefläche ungünstig.

wettbewerbe 307

102

Lageplan

2. Bewertungsrunde: • Positiv: sehr repräsentativer Eingangsbereich, Gleichwertigkeit der Hausgemeinschaften und Zimmer, sehr gute Zuordnung der Freibereiche, sehr gute Raumaufteilung, Wandelgang bei zwei Atrien möglich, funktional sehr gut organisiert, Pflegestützpunkte liegen sehr günstig, Zimmer funktionieren sehr gut, gute Orientierung für Bewohner und Pflegepersonal, Aufzug gut situiert.

Jurybegründung: Das Projekt 3 besticht durch seine günstige Grundstruktur, die eine gute Orientierung innerhalb des Gebäudes gewährleistet. Die attraktive Gestaltung des Eingangsbereiches mit dem direkt angrenzenden Mehrzweckraum („Dorfplatz“) wird von den Mitgliedern des Preisgerichts besonders positiv bewertet. Die Zimmer sind gut durchdacht und funktionieren sehr gut. Jeder Aufenthaltsbereich liegt an einem Innenhof und weist einen oder mehrere Blickbeziehungen nach außen auf. Die einzelnen Gruppen sind übersichtlich organisiert, die Zuordnung der Freibereiche ist sehr gut durchdacht. Das sehr ökonomische angelegte Projekt weist gewisse Defizite auf (siehe Empfehlungen für das Siegerprojekt), die in einer Überarbeitung korrigiert werden können. Eine solche Optimierung des Entwurfes wirkt sich jedoch nicht negativ auf das sehr wirtschaftliche Grundkonzept aus.


Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark

Wettbewerb

Juryempfehlungen zum Städtebau: Verlagerung der Vorhaltefläche in Richtung Nordwesten, um eine bessere Erreichbarkeit zu gewährleisten. Das Pflegewohnheim soll dabei so wenig wie möglich Richtung Fluss verschoben werden, um die Gartenfläche nicht negativ zu beeinträchtigen.

Obergeschoß

Juryempfehlungen zum Gebäude: Die Positionierung des Verabschiedungsraumes ist zu überprüfen. Das Preisgericht empfiehlt den Raum an die öffentliche Zone anzuschließen, wobei gleichzeitig eine von der öffentlichen Zone unabhängige möglich sein muss. Die Positionierung des Pflegebades im EG ist zu überdenken. Das Bad ist direkt über den „Dorfplatz“ erschlossen, somit ist der Zugang zum Pflegebad sehr öffentlich. Das Preisgericht empfiehlt die in den Innenecken liegenden Eckzimmer im Bezug auf deren Erschließung, sowie im Bezug auf Ausblick und Freiraumorientierung zu korrigieren. Das Preisgericht empfiehlt die Fluchttreppe des nordwestlichen Baukörpers in den Pflanzgarten zu führen, um eine Gleichwertigkeit zwischen den Hausgemeinschaften zu gewährleisten.

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Erdgeschoß


Wettbewerb

Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark

Architekt Christian Andexer Graz

2. Platz Projekt Nr. 9 Mitarbeit: Stefan Brandtner, Arch. Johann Timmerer-Maier

Schnitt 01

Modellbau: Rudy Manzl Modellfoto: Büro Andexer

Schnitt 02

Obergeschoß

Erdgeschoß

wettbewerbe 307

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2. Bewertungsrunde: • Positiv: einfache, klare Struktur, gut organisierte Zimmer, funktionell sehr gut gegliedert, Pflegestützpunkte liegen sehr gut, jedes Zimmer in optimaler Lage, sehr gute innere Erschließung – Wandelgang überall möglich. • Kritisch: Im Vergleich zu Projekt 3 wird deutlich mehr Fläche benötigt, Eingangssituation weniger attraktiv – wirkt eng, Mehrzweckraum liegt separat, Wirtschaftlichkeit ist kritisch, sowohl in Bezug auf die BGF, wie auch auf die Fassadenfläche – die Attraktivität der großzügigen Erschließungsflächen wird dadurch relativiert, Terrassen im OG in den Innenhöfen zu klein, Situierung der Vorhaltefläche – durch das neue Gebäude würde es zur teilweisen Verschattung des Pflegewohnheimes kommen.


Pflegewohnheim Andritz – Stattegg, Graz, Steiermark

Wettbewerb

Huss Hawlik Architekten Wien

3. Platz Projekt Nr. 7

Schnitt A-A

Mitarbeit: Bernhard Steiner Schnitt B-B

Obergeschoß

Erdgeschoß

Gestaltungskonzept

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wettbewerbe 307

2. Bewertungsrunde: • Positiv: sehr attraktive Wohngemeinschaften – zweiseitig belichtet, große Gemeinschaftsflächen in den Hausgemeinschaften, Zimmer gut gelöst. • Kritisch: Durch klassischen Kammtyp ergeben sich sehr lange Gänge, angeschlossener Mehrzweckraum – kein Kommunikationsraum, Wirtschaftlichkeit, Erschließung der Hausgemeinschaften und einzelner Zimmer, Anordnung der Pflegestützpunkte funktionell nicht ideal, unattraktive Eingangssituation, Orientierung für Bewohner in den Hausgemeinschaften, Grundrisslösungen der Hausgemeinschaften nicht einfach korrigierbar, durch die Großzügigkeit des Baukörpers sind alle Bereiche gut belichtet – bei Komprimierung der Fläche z. T. problematisch.


Gutachterverfahren

Wohnbebauung Leuzenhofgasse,

Auslober Siedlungsgenossenschaft Rottenmann Gemeinn. Bau- und Siedlungsgenossenschaft, Steirisches Hilfswerk für Eigenheimbau reg. Gen.m.b.H., 8786 Rottenmann

Gegenstand des Verfahrens Erlangung von Bebauungsvorschlägen für die Errichtung einer Wohnbebauung in Graz, Leuzenhofgasse mit bis zu 150 WE.

Art des Verfahrens Einstufiges, steiermarkweites, offenes, anonymes Gutachterverfahren.

Beurteilungskriterien Städtebau; Funktion und Ökonomie

Beteiligung 29 Projekte

Preisgerichtssitzung 15. November 2012

Preisgericht Arch. DI Peter Reitmayr (Vorsitzender), Arch. DI Randolf Riessner (stv. Vorsitzender), Dir. BMst. DI (FH) MSc. Uwe Nerwein (Schriftführer; Auslober), OBR DI Gerhard Bräuer (stv. Schriftführer; A15), Arch. DI Elisabeth Mahr (Stadtplanung), DI Christian Probst (Stadtbaudirektion), Arch. DI Dr. Patricia Zacek-Stadler (Fachbeirat), DI Dr. Birgit Skerbetz (FA 13b), DI Marion Schubert (FA 17A)

Vorprüfung Arch. DI Dr. Roland Heyszl, 8010 Graz

Preisgelder 106

Alle Angaben brutto 1. Preis: € 5.450,– 2. Preis: € 4.360,–

wettbewerbe 307

3. Preis: € 3.270,– 2 Ankäufe: je € 1.640,–


Gutachterverfahren

Graz, Steiermark

Nachrücker: Projekt 8, 9:0 Ankauf: Projekt 3, 9:0 Ankauf: Projekt 26: 8:1 3. Preis: Projekt 15, 6:3 2. Preis: Projekt 16, 7:2 1. Preis / Siegerprojekt: Projekt 21, 9:0 Verfasserliste: Projekt 1: Arch. DI Michael Regner • Projekt 2: KEEP-architektur Arch. DI Heinz Kerstein • Projekt 3: Architektur Strobl Arch. DI Martin Strobl • Projekt 4: Arch. DI Richard Mayer • Projekt 5: Architekturbüro Hansjörg Tschom Univ.Prof. DI Dr. Hansjörg Tschom • Projekt 6: SzyszkowitzKowalski + Partner ZT GmbH • Projekt 7: Hofrichter-Ritter Architekten ZT GmbH • Projekt 8: A+ ZT-GmbH • Projekt 9: Arch. DI Christoph Schmölzer • Projekt 10: Arch. DI Martin Schlemmer • Projekt 11: Arch. DI Alexander Gurmann • Projekt 12: mfgarchitekten ZT-KG Arch. DI Friedrich Moßhammer, Arch. DI Michael Grobbauer • Projekt 13: Arch. DI Robert Kamper • Projekt 14: Arch. DI Herbert Missoni • Projekt 15: Ederer + Haghirian Architekten • Projekt 16: Arch. Wolfgang Steinegger • Projekt 17: DI Marlies Binder, DI Elisabeth Lechner, DI Manfred Partl • Projekt 18: bergwerk Architekten ZT GmbH Arch. DI Oswald Hundegger • Projekt 19: Arch. DI Tinchon ZT GmbH • Projekt 20: Pilzarchitektur Arch. DI Paul Michael Pilz • Projekt 21: Gaft&Onion ZT-KG Prasenc/Friessnegg/ Schöberl • Projekt 22: Architekturbüro Formart-ST DI Sandra Taendler • Projekt 23: Arch. DI Andrea Redi, DI Ivan Redi • Projekt 24: Arch. DI Erwin Holzinger • Projekt 25: Arch. DI Jörn Herberhold • Projekt 26: Fandler Architektur • Projekt 27: Arch. DI Gerald Hirsch • Projekt 28: Pürstl Langmaier Architekten DI Bernd Pürstl, DI Herwig Langmaier • Projekt 29: Arch. DI Ewald Wastian

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wettbewerbe 307

Beurteilung: Alle Teilnehmer haben termingerecht anonymisierte Projekte abgegeben. Seitens der Vorprüfung und der Stadtplanung/Stadtbaudirektion werden die Aufgabenstellung und die Beurteilungskriterien erörtert. Anschließend beginnt der Vorprüfer anhand des Vorprüfungsberichtes mit der Vorstellung der Projekte. In der Informationsrunde werden die wesentlichen Punkte der Vorprüfung zusammengefasst; eine Beurteilung der Projekte erfolgt jedoch noch nicht. Für die erste Beurteilungsrunde wird folgende Vorgangsweise einstimmig beschlossen: Erhält ein Projekt Stimmenmehrheit, so wird es in die zweite Runde mitgenommen. Ein ausgeschiedenes Projekt kann mit Stimmenmehrheit wieder zurückgeholt werden. Folgende Projekte scheiden aus: 2 (0:9), 3 (4:5), 4 (0:9), 5 (4:5), 6 (0:9), 7 (1:8), 9 (4:5), 10 (0:9), 11 (3:6), 12 (4:5), 13 (2:7), 14 (0:9), 18 (0:9), 19 (3:6), 20 (1:8), 22 (0:9), 23 (0:9), 24 (0:9), 25 (1:8), 27 (3:6), 28 (0:9) und 29 (3:6). Folgende Projekte kommen in die zweite Bewertungsrunde: 1 (7:2), 8 (7:2), 15 (8:1), 16 (6:3), 17 (7:2), 21 (9:0) und 26 (6:3). Die Preisrichter begutachten die verbleibenden Projekte. Der Rückholantrag für Projekt 3 wird mit 9:0 einstimmig angenommen. Somit sind acht Projekte in der zweiten Beurteilungsrunde. Seitens der Vorprüfung wird nochmals detailliert auf die wesentlichen Punkte der einzelnen Projekte eingegangen und aufgeworfene Fragen seitens der Preisrichter gemeinsam diskutiert. Nach eingehender Beratung wird über folgende Anträge abgestimmt: Projekt 1 scheidet aus – 9:0, Projekt 17 scheidet aus – 9:0.


Gutachterverfahren

Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark

Gaft&Onion Graz

© LUPI SPUMA | Fine Photography OG

1. Preis Projekt Nr. 21 Mitarbeit: Arch. Gottfried Prasenc, Thomas Friessnegg

Jurybeurteilung: Die Bebauung besteht aus zwei städtebaulich überzeugend verorteten Atriumhäusern, wobei die Atrien nicht nur von oben sondern durch das verglaste Stiegenhaus auch seitlich belichtet und visuell mit dem Außenraum verbunden sind. Die räumliche Konzeption der gesamten Wegeführung von der Parkierung bis in die Wohnungen, die Organisation der Wohnungsgrundrisse, sowie die

Schnitt A-A

wettbewerbe 307

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Ansichten

baukünstlerische Gestaltung der Baukörper und insbesondere der Fassaden sind von überzeugender Qualität. Juryempfehlung: Die Laubengangerschließung in den Atrien könnte durch teilweise Verbreiterung der Gangflächen, möglicherweise über die Geschoße versetzt, noch verbessert werden.


Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark

Gutachterverfahren

Grundrisse

wettbewerbe 307

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Gutachterverfahren

Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark

Architekt Wolfgang Steinegger Graz

2. Preis Projekt Nr. 16 Mitarbeit: Matej Banozic

Jurybeurteilung: Im Projekt wird eine Bebauung aus zwei Zeilen mit unterschiedlicher Höhe konzipiert. Die Erschließung erfolgt generell mit Zweispännern. Die Klarheit des Konzeptes, die gestalteten Außenräume und die Ausformulierung der Wohnungen sind überzeugend. Das

Lageplan

wettbewerbe 307

110

Grundrisse

Erschließungssystem mit acht Stiegen und acht Liften ist aufwändig, ermöglicht aber eine Rhythmisierung und visuelle Durchlässigkeit der Zeilen. Die Fassadengestaltung ist konsequent aber auch mit einer gewissen Härte ausformuliert.


Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark

Gutachterverfahren

Ederer + Haghirian Architekten Graz

3. Preis Projekt Nr. 15 Mitarbeit: Karl Pansy, Agnes Kassl, Daniela Katschthaler Modellbau: Patrick Klammer

Südansicht

Schnitt 1-1

Jurybeurteilung: Die Bebauung besteht aus zwei S-förmigen Punkthäusern mit Laubengangerschließung. Besonders positiv hervorzuheben sind die gestalterische Qualität der Baukörper, die sehr urban formulierten Fassaden und die gesamte, räumlich interessante und gut belichtete Erschließungssituation. In der Besonnung sind einige Wohnungen benachteiligt.

wettbewerbe 307

111

Erdgeschoß

Obergeschoß


Gutachterverfahren Ausschreibung

Wohnbebauung Leuzenhofgasse, Graz, Steiermark East Centric Architecture Triennale. Open Call for Projects

Further Information http://www.east-centricarch.eu/ triennale/open-call/

East Centric Architecture Triennale 2013, with the Trans(ap)parencies theme, is an event dedicated to East and Central European architecture and critique, which will be organized in Romania, between 10-27 of October 2013. The central components of the Triennale are Trans(ap)parencies Exhibition (critical demarche), the Essay Contest (critical discourse) and East Centric Arhitext Awards (practical architectural demarche and discourse). The Triennale is the place to meet, debate and reflect for the practitioners, critics, students and public at large. Eligibility The participants must be architects, designers, urban planners, landscape architects or architecture, design, urban planning or landscape architecture offices from any of the countries of Central and Eastern Europe (Albania, Austria, Belarus, Bosnia and Herzegovina, Bulgaria, Croatia, Czech Republic, Cyprus, Estonia, Germany, Greece, Hungary, Kosovo, Latvia, Lithuania, Macedonia, Moldavia, Poland, Romania, Russia, Serbia, Slovakia, Slovenia, Turkey, Ukraine). All submitted projects will have been already built. The construction should have been finalized in the period 2008-2013. The projects shall have been built in any of the countries of Central and Eastern Europe.

wettbewerbe 307

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Project materials Any project sent must include photographs, technical papers (plans, sections, facades, sketches), a technical specifications sheet (containing at least the following information: a list of the team members who participated in the project, the year(s) of construction, the location of the project) and a brief presentation text (not more than 2,500 characters). All photographs shall be in .JPG / .TIFF format, at a resolution of 300 dpi, and the dimension of the small side of the image must be of minimum 2,600 pixels (the equivalent of 22 cm). All technical papers shall be transmitted in .PDF or .EPS, vectorial format. All photographs shall state the owners of the copyright; all copyright shall be managed and obtained by the practitioner or the office submitting the project. The transmission of the material implies your agreement to the publication of the project on the Internet platform www.east-centricarch.eu, in the catalogue and at the exhibition. All written materials must be submitted in the Romanian language or in the English language.

Project Submission If you are a practitioner in the relevant field or an office from the Central and Eastern Europe interested in participating in this call for projects, please submit your materials that are relevant for the project in the Romanian or English language by email, at address: ecatriennale@gmail. com by 11 April 2013, 11:59 pm, GMT+2 at the latest. A person/an office can participate with as many projects as possible, as long as such projects meet the submission requirements, and the person/the office transmits all complete projects in separate folders, named adequately, so as to avoid any confusions when downloading the material. All materials shall be submitted in digital format. Please use www.yousendit.com, www.wetransfer.com or any other transfer website (or FTP) to send us the materials. Please include the link to the transfer archive or the FTP address with a user name and password in your e-mail answering this open call. The materials related to the project (in the Romanian language or in the English language) shall be sent via electronic mail exclusively, at the address ecatriennale@gmail.com by 11 April 2013, 11:59 pm, GMT+2 at the latest. All materials shall be submitted in digital format. Criteria The curator, Bogdan Ghiu, and the curatorial team will analyze the projects and will select those to be featured at the thematic exhibition and in the catalogue based on the following criteria: • The manner in which the project complies with the guidelines stated at the item ‚Why a thematic exhibition’. • The consistence and coherence of the approach and of the project discourse. Curatorial Team Bogdan Ghiu, Arpad Zachi, Mihai Pienescu, Livia Ivanovici, Malina Conţu, Ionuţ Butu Deadlines Submission of the projects: 11 April 2013 Announcement regarding the projects selected further: 10 May 2013 The exhibition proper and the launch of the catalogue: 10-27 October 2013


Liesinger Platz, Wien 23

Realisierung

Realisierung

Liesinger Platz, Wien 23 HUSS HAWLIK

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Realisierung

Liesinger Platz, Wien 23

Bauherr Stadt Wien vertreten durch MA19, 1120 Wien und MA28, 1170 Wien

Architektur HUSS HAWLIK Architekten, 1170 Wien Team: Philipp Fleischmann, Nadine Meinzenbach

Landschaftsarchitektur hutterreimann + cejka, D-10965 Berlin

StraSSenverkehrs-Detailprojekt Novaplan, Harald Strumberger, 1150 Wien

Fotos HUSS HAWLIK Architekten

Projektverlauf Geladenes Verhandlungsverfahren November 2007, Erstgereiht, sh. wettbewerbe 267/268, Februar/März 2008 Baubeginn Phase I Sommer 2010, Phase II Sommer 2012

Projektdaten Fläche 20.600 m²

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Öffentliches Gut, Straßenraum (teilw. Bundesstraße), Öffentliches Gut (Grünflächen, derzeitige Stellplatzflächen), derzeitige Privatgrundstücke (teils kurzfristig, teils langfristig ins öffentliche Gut fallend).


Realisierung

Neuordnung der Verkehrswege Die Reorganisation und Differenzierung der Verkehrsströme – motorisierter Verkehr, Radverkehr, Fußgänger und ruhender Verkehr – standen im Mittelpunkt. Das Konzept der Verkehrsführung wurde zu Gunsten der Fußgänger und Radfahrer modifiziert. Eine Optimierung der Fußgänger- und Radwege wurde vorgenommen, und sie wurden an bestehende Wege angeschlossen. Der Platz wurde von parkenden Autos befreit. Drei quer verlaufende Fußgängerwege ermöglichen nun ein barrierefreies Überqueren.

Neugestaltung in drei Phasen In drei Phasen – vom Verhandlungsverfahren über die Bürgerbefragung bis zur Bauphase wurde aus dem Vorplatz eines Industriebetriebs ein lebenswerter Stadtraum im Zentrum von Liesing. In der Konzeptionsphase wurden die Wünsche und Bedürfnisse der Anrainer berücksichtigt – eine Vorgehensweise, die 2008 eine Neuheit in der Gestaltung öffentlicher Räume war. Der Planungsprozess zur Oberflächengestaltung des Liesinger Platzes stellt somit ein frühes Beispiel einer gelungenen Bürgerbeteiligung dar. Wichtige Anregungen flossen in das Projekt ein, und so konnte ein neues Stadtquartier entstehen, das von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen genutzt wird.

Liesinger Anger Der „Liesinger Anger“ entstand im frei gewordenen Bereich der Platzmitte. Er stellt einen urbanen Platzbereich dar, der den Bahnhof und das nah gelegene Einkaufszentrum verbindet. Die optische Gliederung der Funktionen Verkehr, Aufenthalt und urbane Aktivität soll dazu beitragen, die Zersplitterung des Liesinger Platzes aufzuheben,. Der Anger selbst ordnet sich in lineare Funktionsbänder: Grünband mit Bestandsbäumen, Promenade, Spielzone und Grünfläche mit Liegen. Eine überdachte und frei bespielbare Fläche wurde im Bereich des Bezirksamtes geschaffen. Von der bestehenden Infrastruktur wurde das Beleuchtungskonzept des Bahnhofs übernommen.

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Ausgangssituation Der Liesinger Platz war und ist ein Ort mit vielfältigen Nutzungen: das Bezirkszentrum, Wohnungen, Geschäfte, Dienstleistungsanbieter, der Liesinger Bahnhof, eine Park&Ride-Anlage, Grün- und Freiflächen. Da der Platz selbst jedoch stark vom Verkehr dominiert wurde, war ein Platzcharakter mit urbanem Leben kaum möglich. Die Fußgänger wurden an die Platzränder gedrängt und fanden keinen Aufenthaltsraum vor. Die größte Herausforderung war daher, die verschiedenen Nutzungen zu entflechten und einen belebten Platz zu schaffen.


Liesinger Platz, Wien 23

Realisierung

HUSS HAWLIK Architekten Wien

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Liesinger Platz, Wien 23

Realisierung

Ansicht- Ăœberdachung Marktplatz

Schnitt

Schnitt Liesingbach

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Beteiligtes Unternehmen: wettbewerbe 307

Liesingbach


Realisierung Ausschreibung

Liesinger Platz, Wien 23 Wiener Stadterneuerungspreis 2013. Ausschreibung

Weitere Informationen

Die Landesinnung Bau Wien lädt alle unten näher bezeichneten Berechtigten zur Teilnahme an der Vergabe http://portal.wko.at/wk/startseite.wk des Wiener Stadterneuerungspreises 2013 ein. T: 01/514 50-6154

Kriterien Der Wiener Stadterneuerungspreis wird für in Wien ausgeführte Bauvorhaben vergeben, welche die Erhaltung und Verbesserung bestehender Bausubstanzen zum Gegenstand haben. Zum Wettbewerb zugelassen sind nur Projekte, die in den Jahren 2010 bis 2012 fertig gestellt wurden und nicht schon an einem Wettbewerb für die Vergabe des Wiener Stadterneuerungspreises teilgenommen haben. Für die Vergabe des Wiener Stadterneuerungspreises sind folgende Kriterien maßgeblich: • Baumeisterliche Leistungen (Fassadengestaltung, Grundrissverbesserung, Dachgeschoßausbau, Zubau, Aufstockung etc.) • Gesamtkonzept des Projektes (Verbesserung der Wohn- bzw. Arbeitsplatzqualität) • Hof- und Gartengestaltung Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt sind sowohl Bauausführende als auch Planer und Bauherren (Bauträger). Der Teilnehmer bestätigt durch die Abgabe der Projektunterlagen, dass das eingereichte Bauvorhaben unter Beachtung aller Bauvorschriften sowie aller gewerbebehördlichen oder sonstigen Rechtsnormen ausgeführt wurde.

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Abgabe Die Projektunterlagen sind bis Freitag den 29. März 2013 entweder per Post (Datum des Poststempels) zu übersenden oder im Büro der Landesinnung Bau Wien, 1010 Wien, Wolfengasse 4, 5. Stock, abzugeben. Eingereichte Projekte sind im Format A3-quer in gebundener Form wie folgt zu dokumentieren: a.) Es sind der Bauausführende, der Planer und der Bauherr mit Kontaktdaten zu nennen. Weiters sind alle am Bau beteiligten Professionisten, der exakte Baubeginn, das Bauende und die Herstellungskosten anzuführen. b.) Die durchgeführten baulichen Maßnahmen und die einzelnen Bauphasen sind anhand von Bildmaterial (Fotos) sowie auf Datenträger chronologisch geordnet (vor – während – nach der Revitalisierung), Plänen und einer Baubeschreibung zu dokumentieren. (Fotorechte bitte angeben)

c.) Das Gesamtkonzept des Projektes ist in einer übersichtlichen Kurzfassung schriftlich zusammengefasst auszuführen. Die Landesinnung Bau Wien ist berechtigt, nicht entsprechende Unterlagen vor einer Beurteilung durch die Jury auszuscheiden. Ebenfalls ist die Landesinnung Bau Wien berechtigt Projektunterlagen und Fotos im Rahmen einer öffentlichen Projektpräsentation bzw. Ausstellung zu veröffentlichen. Preise Der Stadterneuerungspreis ist mit € 11.000,– dotiert. Die zuerkannten Geldpreise werden auf den Bauausführenden, den Planer und den Bauherren wie folgt aufgeteilt: Bauausführendes Unternehmen: € 6.000,– Planer: € 3.000,– Bauherrn: € 2.000,– Die Jury ist berechtigt, den Preis auf mehrere Objekte aufzuteilen. Die von den Preisträgern eingereichten Projektunterlagen gehen in das Eigentum der Landesinnung Bau Wien über. Eine Abgeltung für die Veröffentlichung bzw. die Produktion der Unterlagen erfolgt nicht. Die Landesinnung Bau Wien ist berechtigt, die eingereichten Unterlagen bzw. das Bildmaterial zu Werbezwecken für die Landesinnung Bau Wien bzw. Sponsoren des Stadterneuerungspreises zu verwenden. Uneingeschränkte Nutzungsrechte gelten somit mit der Landesinnung Bau Wien als vereinbart. Jurysitzung/Preisverleihung/Projektpräsentation In der Jury sind folgende Institutionen vertreten: • Bundesdenkmalamt • Bundesinnung Bau • Ingenieurkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland • Landesinnung Bau Wien • Technische Universität Wien • Wirtschaftskammer Wien • Wohnfonds Wien Die Jurysitzung findet im Frühjahr 2013 statt. Die Entscheidung der Jury wird im Rahmen der Preisverleihung veröffentlicht. Die Preisverleihung erfolgt am Dienstag, den 18. Juni 2013 im Kursalon Wien, Johannesgasse 33, 1010 Wien.


Innovationen

Innovationen

Zurück zu den Wurzeln Bay Chair: Ankern in der Bucht Leuchtenserie IN-EI ISSEY MIYAKE Neue Gyptone Deckenelemente von Rigips Die Fassade wird immer smarter. Rückblick Bau München 2013 Farbe in der Stadt: StoDesign International Architecture Expo Conferences 2013 AID – Architekt & Ingenieur im Dialog. Veranstaltung

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Zurück zu den Wurzeln

Barbara Jahn

In Köln formiert man sich neu. Nicht nur, dass die Messe an sich neuen Rückenwind bekommen hat, so bricht die ganze Möbelbranche zu neuen Ufern auf – ohne die alten ganz zu verlassen. Ein Lokalaugenschein. Auf der Internationalen Möbelmesse in Köln konnte man zwar keine großen neuen Trends beobachten, aber eines war gleich beim ersten Hinsehen klar: Man hat seine Aufgaben gemacht. Die Einsicht, dass man das Rad nicht ständig neu erfinden kann, ist dem Bestreben, das, was man hat, zu verbessern, gewichen. Dass das ständige Sich-Übertrumpfen-Müssen einmal ein Ende haben muss, war schon lange absehbar.

© Team 7

Hidden Kitchen von Warendorf.

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Flaye von Team 7.

© Warendorf

Innovationen

Designklassiker – wieder aufgelegt Der Gürtel wird also enger geschnallt und das im positivsten Sinne: Ressourcen werden geschont, nachwachsende Rohstoffe haben nun endlich wirklich Vorrang und zudem wird auch noch so entworfen, dass es kaum noch schlanker geht. Sowohl im Polstermöbelbereich als auch bei den Stauraum- und Wohnmöbeln geht der Trend in Richtung Modelmaße. Eine gesunde Entwicklung, denn die zukünftig gefährdetste Ressource wird am Ende des Tages der Raum sein. Umso besser, sich schon zeitgerecht daran zu gewöhnen. Sofas geben sich sehr bodennah, Regale sind mit ihren filigranen Brettchen von der Seite kaum noch sichtbar, und bei sämtlichen Produkten macht sich eine intelligente Modularität breit, um genügend Flexibilität für Individualisten zu schaffen. Ein Vorteil ist dabei, dass bestehende Modelle erfolgreich „recycled“ werden können, um gleichzeitig neue Impulse für private Wohnlandschaften zu schaffen. Das Prädikat „von der Stange“ erreicht damit einen noch nie da gewesenen positiven Status. Auf der anderen Seite wird das Einzelstück geschätzt, und dieses darf auch etwas kosten. Zum einen werden so viele in Vergessenheit geratene Design-Klassiker reeditiert wie noch nie zuvor. Sie sind die perfekten Geschichtenerzähler. Aber auch Materialien dürfen ihren eigenen Werdegang schildern und müssen ihre „Makel“ nicht mehr verstecken. Voraussetzung ist, dass sie natürlich sind. Endlich darf das Stück Holz ein astiges, wuchsbedingtes Ausscheren offenbaren, und auch die Kuhhaut darf die Anzahl ihrer Mückenstiche preisgeben. Zwar nicht bei allen Herstellern, aber bei vielen, die erkannt haben, dass Qualität nicht mit Makellosigkeit verwechselt werden darf. Grundtenor ist also: Je markanter, desto lieber.


© Leicht Küchen

imm cologne + living Innovationen kitchen 2013

www.bdbarcelona.com www.e15.com www.franke.de www.floetotto.de www.gorenje.de www.kvadrat.dk www.leicht.com www.ligne-roset.de

Topos von Leicht Küchen.

Schlank und reduziert Die herausragenden Einzelstücke muss man allerdings wirklich suchen. Im Gegensatz zu den Systemmöbeln, die auf den Sicherheitsfaktor setzen, den die Möbelindustrie einleitet, um sich mit so genannten „Experimenten“ in dieser unsicheren Zeit nicht die Finger zu verbrennen, sind sie eine verschwindende Minderheit, zumindest in Köln. Man versucht nach wie vor mit dem Natur- und Ökofaktor zu punkten, dafür aber wesentlich ernsthafter als in der Vergangenheit und nicht mehr so plakativ. So kommen des einen oder anderen Orts wun-

www.moroso.it www.richard-lampert.de www.schiffini.it www.softline.dk www.team7.at www.walterknoll.de www.warendorf.eu

© Flötotto

www.wittmann.at

Add von Flötotto.

© Ligne Roset

derbare Möbelstücke aus Holz zum Vorschein, die per se schon biologisch einwandfrei aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt wurden, jedoch wird dieser auch noch bis auf das Maximum ausgereizt, indem man ihn auf ein Minimum reduziert. Apropos Reduktion: Einige Unternehmen befreien sich vom eigenen übervollen Sortiment und stellen sich mit einer frisch sortierten und überarbeite-

ten Produktpalette neu auf. Ein positiver Gedanke an eine reinigende Überschaubarkeit mit dem fokussierten Blick auf das einzelne Produkt, dem

wieder mehr Aufmerksamkeit zukommt, anstatt in der Masse unterzugehen. Das schafft schließlich zukünftig mehr Platz für Neues, das die Herzen der Designliebhaber wieder gewinnen wird. Auf den Punkt gekocht Zum Kochen gebracht – im wahrsten Sinne des Wortes – hat die Besucher die biennale Living Kitchen, die bereits zum zweiten Mal stattfand. Nach dem erfolgreichen Debut 2011 gilt sie in der Branche als eines der wichtigsten Zugpferde für die Kölner Messe. Da Wohnen und Essen immer näher zusammenrücken, ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch im Bereich der Küche das Thema Nachhaltigkeit aus jeder Schublade herausschaut. Stark im Trend sind neuartige, natürliche Werkstoffe für Arbeitsplatten und Küchenmöbel, aber auch Altbewährtes wie Glas, Keramik oder Holz finden wieder größeren Zuspruch und lösen Kunststoffe mehr und mehr ab. Gleichzeitig wird im Rahmen dieses Themas auch der Energieverbrauch so weit wie möglich reduziert. Neben dem Faktum, dass immer mehr Geräte grundsätzlich Energie sparender sind, macht man sich die Intelligenz der Geräte zunutze und kocht somit auf den Punkt genau, ohne Ressourcen zu verschwenden. Eine wichtige Rolle dabei spielt natürlich die globale iPhonisierung, die gerade in der Küche zu einem wichtigen und allgegenwärtigen Kommunikationsmittel geworden ist. So werden damit nicht nur Rezepte gesucht und Mengenangaben ermittelt sowie auch Einkaufslisten erstellt, sondern man kocht in Zukunft ganz einfach vom Auto aus, wo man per Telefon den Herd anwirft und bei der Ankunft schon essen kann. Ob sich die Industrie dabei auch über die Möglichkeit Gedanken gemacht hat, dass man im Stau

stehen könnte, weiß man nicht so genau. Man kann aber sicher sein, dass auch daran bereits gearbeitet wird. ■ Cuts von Ligne Roset.

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www.montana.dk


Innovationen

Bay Chair: Ankern in der Bucht

Weitere Informationen www.bene.com

Der Bay Chair von Bene passt sich unterschiedlichen Benützern automatisch an und ist somit flexibel einsetzbar.

© Bene AG

Die dynamische Entwicklung in der Büro- und Arbeitswelt bringt spannende Trends: Mitarbeiter sind dank neuer Kommunikationstechnologien mobil und arbeiten längst nicht mehr nur am Schreibtisch. Flexiblere Arbeitsformen machen Bereiche für Kurzmeetings und informelle Teamarbeit notwendig. Kooperation wird groß geschrieben, während Managementhierarchien flacher werden – all diese Faktoren reduzieren den Bedarf an hochtechnisierten Bürodrehstühlen. In vielen Bereichen hat der Stuhl als persönliches Eigentum oder Statussymbol ausgedient. Bene reagiert auf diese Tendenzen und stellt den vom Londoner Designstudio PearsonLloyd entworfenen Bay Chair vor. Designer Tom Lloyd: „Auf Basis unseres Research haben wir die Entscheidung getroffen, uns nicht auf die herkömmlichen Stuhltypen „Executive“, „Task“ und „Side Chair“ zu beschränken. Stattdessen entwickelten wir Produkttypologien, die stärker auf die Bedürfnisse der Menschen, die sie benutzen, eingehen.“

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denen die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. Bewusst haben sich die Designer gegen die übliche „maschinenartige“ Ästhetik von Drehstühlen entschieden und eine einfache Form gewählt. Der Bay Chair bietet intuitive Höhenverstellung und automatische Anpassung des Gegendrucks der Rückenlehne – und lädt so zur abwechselnden Nutzung ein. Insgesamt ist er nicht nur bequem, anpassungsfähig und vielseitig, sondern setzt auch ein selbstbewusstes visuelles Statement. „Es existiert ein hybrider Raum, der sowohl einen ästhetischeren, weicheren Zugang zum Back Office finden lässt, als auch mehr Funktionen in die Mittelzone verlagert. Der Bay Chair antwortet genau auf diese neue Charakteristik“, so Tom Lloyd. Der Bay Chair ist auf einem 4-Stern Fußkreuz mit Rollen oder Gleitern erhältlich. Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten mit Materialien und Farben aus dem Bene Spectrum stehen zur Wahl. Die Mechanikabdeckung des Bay Chairs gibt es in zwei Farben: off-white oder dark grey.

Ein Stuhl-Hybrid für Teamwork und gemeinsame Nutzung Der Bay Chair ist eine Mischung aus einem Drehstuhl und einer informelleren Sitzgelegenheit für Meetings und Teamwork. Er kommt flexiblen Arbeitsstrategien entgegen, indem er sich automatisch an den Nutzer anpasst und einfachste Bedienbarkeit bietet. Er ist vielseitig, bietet Bewegungsfreiheit und ermöglicht entspanntes Sitzen – sei es für Touch Down Working mit Laptop, zum Lesen oder Telefonieren abseits des eigenen Schreibtisches. Der Bay Chair ist für spontane Meetings genauso wie für kurze Besprechungen am richtigen Platz. Soft Styling mit Human Touch Obwohl den Bay Chair ein weiches, wohnliches Design auszeichnet, ist er besonders für den Arbeitsplatz, für Workshops, Weiterbildung oder Rekreation vorgesehen. Er reflektiert die Haltung der Solution Worker von heute, bei

Wohnliches Design für das Büro: Bay Chair. Design: PearsonLloyd


Innovationen

Leuchtenserie IN-EI ISSEY MIYAKE

Weitere Informationen

Fotos: Artemide

www.artemide.at

Artemide präsentiert neue Leuchten der Kollektion IN-EI ISSEY MIYAKE, die von Issey Miyake und seinem Reality Lab. entwickelt wurden. Konzeption und Technologie der neuartigen Leuchten gehen dabei auf das im Jahre 2010 vom Miyake Design Studio (Reality Lab.) entwickelte Projekt „132 5. ISSEY MIYAKE“ zurück. Dieses Projekt bezeichnet ein auf 3D-Geometrie basierendes Mathematikprogramm zur Herstellung von Kleidung. Das Ergebnis ist ein Kleidungsstück aus einem Stück Stoff, das sowohl flach gefaltet werden kann als auch dreidimensionale Formen annehmen kann. Miyakes einzigartige Falttechnik kreiert skulpturale Formen mit gleichzeitig ausreichender Stabilität. Die Struktur des recycelten Gewebes erhält eine

zusätzliche Oberflächenbehandlung und garantiert eine perfekte Formstabilität, ohne dass ein zusätzlicher Rahmen benötigt wird. Die ursprüngliche Form kann bei Bedarf jederzeit wieder hergestellt werden. Die Leuchtenschirme können nach Gebrauch flach zusammengefaltet und energiesparend transportiert und platzsparend aufbewahrt werden. Der Kern des Projekts ist ein vollkommen aus recycelten Materialien hergestelltes Gewebe, das das Licht auf sehr interessante Weise streut. Es handelt sich um eine Faser, die durch die Verarbeitung von PET-Flaschen gewonnen wird. Die Flaschen werden dafür mittels einer innovativen Technik verarbeitet, die den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen im Vergleich zur Produktion neuer Materialien um bis zu 40 % reduziert. Artemide belebt diese nachhaltigen Artefakte anschließend mit neuester LED-Technologie. Die Leuchtenkollektion IN-EI ISSEY MIYAKE umfasst Tisch- und Stehleuchten sowie Pendel- und Deckenleuchten.

neue GYPTONE Deckenelemente von RIGIPS

Foto: © Rigips

www.rigips.at

Neben dem Lärmpegel und der Hörbarkeit ist auch die Luftqualität entscheidend für die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden von Menschen. Mit der neuen Generation der GYPTONE Akustikplatten bietet RIGIPS auch dazu eine wesentliche Verbesserung. Ab 2013 sind die GYPTONE Produkte mit Kante A und E15 mit dem Luftreinigungseffekt Activ’Air ausgestattet. Sie sind in der Lage, Ausgasungen aus Farben, Möbeln oder Bodenbelägen zu binden – so wird die Raumluft spürbar entlastet und enthält bis zu 70 Prozent weniger Schadstoffe.

Das GYPTONE Kassettendeckenprogramm steht in vielen attraktiven Designs zur Verfügung.

Praktisch in der Montage Die 10 mm dicken Platten haben ein besonders geringes Gewicht. So wird der Transport leichter und das Handling praktischer. In Kombination

mit der einfachen Verarbeitung wirkt sich das geringere Gewicht vor allem beim Einbau über Kopf entlastend aus. Ein Schienensystem gestaltet den Ersteinbau sowie die Wartung schnell, wirtschaftlich und unkompliziert. Gleichzeitig können damit optische Akzente gesetzt werden. Stilvolle Qualität An der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten ändert sich nichts: Das GYPTONE Kassettendeckenprogramm steht in vielen attraktiven Designs zur Verfügung, sowohl mit runden Lochungen, quadratischen oder sechseckigen Stanzungen oder auch als Base-Ausführung mit glatter, ungelochter Oberfläche. Die Kassetten sind werkseitig mit einer hochwertigen Acrylbeschichtung versehen und benötigen keine weiteren Farbbeschichtungen. Der hohe Lichtreflexionsgrad beträgt bei gelochten beziehungsweise gestanzten GYPTONE Activ’Air-Platten etwa 70 Prozent und bei der ungelochten Ausführung circa 82 Prozent. Durch die unterschiedlichen KantenVarianten und die große Auswahl an Designs kann die Kassettendecke optimal auf die Ansprüche des Planers abgestimmt werden.

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Innovationen

Die Fassade wird immer smarter Rückblick Bau München 2013

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SCHÜCO – Fenstersystem AWS energetisch optimiert Mit dem komplettierten und energetisch optimierten Fenstersystem AWS zeigte Schüco – in Österreich durch Alukönigstahl vertreten – Lösungen für eine zeitsparende und simplifizierte Verarbeitung und Montage. Die Schüco AWS Systempalette wurde durch passivhaustaugliche Blockund Verbundfensterserien erweitert. Dem Anspruch, dass Energieeffizienz auch zukünftig eine entscheidende Rolle in der nachhaltigen Architektur spielen wird, trägt das Unternehmen mit der Neueinführung des hochwärmegedämmten Blocksystems Schüco AWS 90 BS.SI+ sowie durch die Optimierung der Wärmedämmung in der Kernbautiefe AWS 75.SI+, die jetzt einen Schüco AvanTec SimplySmart: Die neue Klipstechnik verbesserten Uf-Wert von 1,2 W/m2K bietet, ermöglicht die Beschlagsmontage von außen – Rechnung. Schüco AWS 90.SI+ Green setzt ohne geöffnete Ecken. im Dichtungs- und Isolierbereich sowie bei den Verbundstegen auf nachwachsende Rohstoffe. Das passivhauszertifizierte Fenster- und Türensystem Schüco AWS/ADS 112.IC sowie die neue Beschlagsgeneration „AvanTec SimplySmart“ – dem weltweit ersten verdeckt liegenden Beschlag mit 180° Öffnungswinkel – runden die Innovationen ab. Zusätzlich überzeugt die neue modulare Beschlagslösung durch eine intuitive, werkzeuglose Verarbeitung sowie eine flexibilisierte Montagereihenfolge, verbunden mit dem Einsatz von funktionsintegrierten, fehlertoleranten Komponenten. Neues hochwärmegedämmtes Blocksystem Schüco AWS 90 BS.SI+.

HUECK – Fenster- und Türsystem mit höchster Energieeffizienz Ein neues Fenster- und Türsystem namens Lambda duo präsentierte der Hersteller Eduard Hueck – in Österreich durch Hueck + Richter Aluminium vertreten. Dieses System zeichnet sich u. a. aus durch: höchste Energieeffizienz bis zur Passivhaustauglichkeit, architektonische Eleganz durch geringe Bautiefe und schmale Profilansichtsflächen sowie leichte Verarbeitung durch einen fertigungsoptimierten Systembaukasten. Weiters präsentiert wurde Trigon D, eine Erweiterung der Fassadenserie Trigon: die geklinkte Variante für Überkopfverglasungen. Diese Ausklinkungen im Riegelbereich mit drei Entwässerungsebenen bringen weitere Verbesserungen der Wasserführung. Foto: Eduard Hueck GmbH & Co.KG

© Schüco International KG

Vom 14. bis 19. Jänner 2013 fand in München die BAU 2013 statt, die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Den mehr als 235.000 Besuchern wurden Innovationen mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit präsentiert. Nicht nur Aluminium-Profilsystem-Anbieter, die in Österreich die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER führen, stellten auf dieser Messe ihre Innovationen vor. Auch sonst gab es viel Neues im Bereich von Fenstern, Türen und Fassaden.

Ausklinkungen im Riegelbereich für eine gezielte, sichere Drainage der Fassade.


Fassade,Innovationen Fenster, Tür

www.hueckrichter.at www.wicona.at www.dorma.com www.kawneer.de, www.alcoa.com www.geze.com www.schott.com

Fotos: Wicona

www.internorm.com

Dreh-Kippbeschläge für unterschiedliche Flügelformate und Gewichte.

© Dorma

Ein- und zweiflügelige Fenstertüren mit barrierefreien Schwellen.

Dorma – From Today to Tomorrow Weiß mit roten Akzenten, multimedial und mit klarem, geradlinigem Design: So präsentierte sich Dorma, Hersteller von Türschließtechnik, mobilen Raumtrennsystemen und Glasbeschlagtechnik mit einem zweistöckigen Messestand unter dem Motto „From Today to Tomorrow“ erstmals auf der Bau. Zu den vorgestellten Zugangskonzepten der Zukunft gehören unter anderem eine Karusselltür mit einem extrem flachen, getriebelosen und geräuscharmen Direktantrieb, der Architekten und Planern neue Gestaltungsmöglichkeiten bei Design und Montage bietet. Durch das flache Antriebssystem gelingen auch elegante Deckenkonstruktionen, so dass aufwändige Fußbodenarbeiten für den Unterflurantrieb der Vergangenheit angehören. Zudem präsentiert Dorma eine neue Generation von Türschließern mit hohem Begehkomfort, deren verändertes Funktionsprinzip eine ultraflache Form der Türschließergestaltung und dadurch eine neuartige Montageposition ermöglicht. Eine weitere Dorma Neuheit: Ein elektronischer modularer Schließzylinder lässt sich zukünftig über mobile Kommunikationsendgeräte wie zum Beispiel Smartphones oder Tablet-Computer bequem konfigurieren und bedienen.

Reynaers, Anbieter von innovativen und nachhaltigen Aluminiumlösungen für Architekten und Verarbeiter, präsentierte aktuelle Innovationen in den Bereichen Wohnkomfort und Energieeffizienz für den städtischen Wohnraum. Hi-Finity Schiebetüren eignen sich ganz besonders für das urbane Leben: Das ultra-schlanke Design, welches den großen, transparenten Türen und Fensterflächen ein leichtes, schlankes und elegantes Erscheinungsbild verleiht, lässt das städtische Feeling nahtlos in den Innenraum übergehen. So bieten Fenster und Türen einen fließenden Übergang ohne sichtbare Grenzen zu bilden. Die sichtbaren Seitenlinien der schlanken Profile sind kaum wahrnehmbar und verleihen dem Schiebesystem dennoch enorme Stabilität und Haltbarkeit. Durch die innovative Verbindung der Aluminiumprofile mit den Glasflächen können die einzelnen Elemente ein Gewicht von mehr als 500 kg tragen. Auch Sicherheitsanliegen, die ein wichtiger Teil des urbanen Lebens geworden sind, werden von Reynaers stark aufgegriffen. Reynaers präsentierte die Siegenia 4200 LM-Beschläge, die dazupassenden Fensterflügel werden in die Euronut eingehakt und lassen sich somit leicht montieren. Alcoa – Architektur aus Glas und Aluminium Kawneer, Teil des Alcoa-Konzerns, des Weltmarktführers für Aluminiumprodukte in Architektur, präsentierte ästhetische Architektur aus Glas und Aluminium mit integrierbarer Brandschutzsicherheit. Das auf der bewährten AA 720 Fenster- und Türenserie basierende neue Brandschutzsystem AA 720 FR von Kawneer kombiniert Gestaltungsfreiheit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Aufgrund der praktischen Modulbauweise kann diese Brandschutztür sowohl als Innen- und Außentür, für die großflächige Gebäudeverglasung oder als Tür in die AA 100 Fassade eingesetzt werden. Ausgehend von der Kawneer Standardtür AA 720 lassen sich unterschiedliche Brandschutzlösungen der Klasse EI 30 (T30) realisieren.

Dorma hat auf der Bau München die beiden Bereiche Wohnen und Arbeiten in einem eigenen Themenkomplex zusammengefasst.

Fenster und Türen von Reynaers bilden einen fließenden Übergang ohne sichtbare Grenzen

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www.alukoenigstahl.com

Reynaers: Nachhaltige Aluminium-Lösungen

Foto: Alcoa

Weitere Informationen

WICONA – Fenstersystem für barrierefreie Ausführungen Die Marke Wicona – in Österreich durch Hydro Buildings System vertreten – stellte den Messebesuchern Ergänzungen zum Fenstersystem WICLINE evo vor. Diese ermöglichen die Ausführung von Fenstertüren mit barrierefreien Schwellen für ein- und zweiflügelige Stulpvarianten ein- und auswärts öffnend. Neue Höchstleistungen bietet der erste Fensterbeschlag, der maximale Flügelgewichte und schlanke Optik miteinander vereint. Mit gerade einmal 110 mm Ansichtsbreite der Bandrollen bei maximalen 300 kg Flügelgewicht ist dieser einzigartig am Markt. Ein weiteres Highlight: der vollständig verdeckt liegende Dreh-Kippbeschlag für maximale Flügelformate von 1.700 mm x 2.500 mm und Gewichte bis 160 kg.


© Schott AG

Schott: Fassadenmodule als transparente Wärmedämmung Der Technologiekonzern Schott präsentierte mit SCHOTT GlassX crystal eine Fassadenlösung, die vier Systemkomponenten – transparente Wärmedämmung, Überhitzungsschutz, Energieumwandlung und thermischer Energiespeicher – in einer funktionellen Einheit integriert. Das Produkt enthält ein Phasen-WechselMaterial (PCM), das überschüssige Wärme aufnimmt und in den kälteren Nachtstunden wieder abgibt. Damit kombiniert das weltweit einzigartige Fassadenmodul die Vorteile von Glasfassaden und massiven Wänden, d.h. es ermöglicht ein Maximum an Licht entsprechend einer Glasfront und speichert dennoch mehr thermische Energie als eine Betonwand. Damit kann eine Architektur mit hohem Glasanteil realisiert werden, die die obligatorischen Kriterien an energieeffiziente Gebäude erfüllt.

Marché Bürogebäude Zürich mit GlassX crystal-Fassade.

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Das neue einbruchhemmende automatische Karusselltürsystem von Geze.

Geze – ganzheitliche Lösungen aus einer Hand Geze, Hersteller von Produkten und Systemen für Türen und Fenster, präsentierte eine sich automatisch drehende kreisförmige Plattform in der Mitte des Messestandes. Darauf unter anderem zu sehen: das kompakte modulare Schiebetürsystem Levolan 60, eine neue elegante Lösung, manuelle Schiebetüren im Innenbereich mühelos zu bewegen und optisch leicht zu gestalten. Barrierefreiheit und Begehkomfort „nicht sichtbar“ bietet der neue integrierte Drehtürantrieb ECturn Inside. Mit seinen kleinen Abmessungen kann er in das Türblatt von Innentüren integriert werden. Das neue automatische Karusselltürsystem TSA 325 NT RC 2 bietet EN-geprüfte Einbruchhemmung ohne Beeinträchtigung der Optik. Mit der innovativen Software GEZEconnects und schneller Bluetooth-Funkübertragung können automatische Schiebe-, Dreh- und Karusselltürsysteme von GEZE einfach und effizient parametriert und gewartet werden. Mit dem Glastrennwandsystem Pendulo System können großzügige Pendeltüren sowie Oberlichtlösungen und Festfelder realisiert werden. Mit dem Gebäudesystem für die Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik präsentierte Geze ein System, das zur Ansteuerung, Wartung und Parametrierung eingesetzt werden kann. Eine universelle Schnittstelle ermöglicht die Kommunikation des Gebäudesystems mit allen gängigen Bus-Systemen der Gebäudesystemtechnik. ■

Foto: Internorm

Internorm – individuelle Architekturlösungen „No Limits“ lautete das Messemotto von Internorm. Mit STUDIO XL präsentiert Europas führende Fenstermarke ein neues Fertigungskonzept für individuelle Architekturlösungen, das die Fertigung und Kombination von Hebeschiebetüren, Glasecken und Fixverglasungen in XL-Dimensionierung ermöglicht. So kann beispielsweise eine Hebeschiebetür mit mehreren Fixverglasungen und mehreren Glasecken ausgebildet werden. Internorm-Fenster mit der 3fach-Standardverglasung SOLAR+ werden bei Süd-, Ost- und West-Ausrichtung zu Netto-Energiegewinnflächen und weisen bessere Energiekennzahlen aus als gleich große, wärmegedämmte Wandflächen im Passivhaus-Standard.

© Stefan Marquardt

Innovationen

Das neue Fertigungskonzept STUDIO XL eröffnet Internorm neue Möglichkeiten in der Umsetzung.


Innovationen

Farbe in der Stadt: StoDesign International

www.sto.at

Die „Identität einer der Stadt“ spielt im Konkurrenzkampf um mehr Einwohner und Kaufkraft eine große Rolle. Mit Identität ist meistens die „Einmaligkeit“ der Stadt gemeint. Städte unterscheiden sich anhand zahlreicher Merkmale – ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer politischen Führung, ihrer stadträumlichen Erscheinung. Ein großer Stellenwert kommt dabei Merkmalen zu, die als besonders charakteristisch oder typisch gelten, wie zum Beispiel die Farbigkeit einer Stadt oder eines wichtigen Stadtteils. Dadurch wird eine Differenzierung gegenüber anderen Städten möglich. Je prägnanter diese Stadt-Identität ist, desto eindeutiger ist sie gegenüber anderen Städten unterscheidbar und wieder erkennbar. In der Konsequenz haben eigenschaftslose Zutaten wie Reklame, Beleuchtung, Standardmöblierung und Ähnliches im Sinne der Identitätsbildung eine eher untergeordnete Bedeutung. Durch jahrelange Erfahrung sammelte das StoDesign Team in der Farbgestaltung viel Know-how und Expertenwissen im Bereich der Stadtbildgestaltung. Zum Einsatz kam dieses Wissen bei der Straßengestaltung Rosengasse in Lienz, bei der Wiederherstellung der Altstadt in Tuzla und zuletzt in Villach bei der Gestaltung der ältesten Gasse, der Lederergasse. Das Ziel dabei: vielfältige, lebendige und durchaus bunte Innenstädte zu schaffen, die den Herausforderungen und Ansprüchen der Denkmalpflege, der Geschichte und der Tradition gerecht werden, aber auch zeitgemäße Strömungen einer modernen Stadt berücksichtigen. Trendfarben Grün, Kühl-Blau, metallisch: Die Designerkollektion 12/13 Alle zwei Jahre erarbeitet der internationale Kreis des StoDesign Teams die neuesten Trendfarben. Das letzte Treffen fand 2010 in Kopenhagen statt – das Ergebnis ist die neue Designerkollektion 12/13. Ausgehend von unterschiedlichen Materialien entwickeln die Designerinnen und Designer Visionen, die in ihren Ländern wichtige Trends bei der Gestaltung widerspiegeln. Technische Anforderungen mit ästhetischem Anspruch zu verknüpfen ist auch bei Farben eine Herausforderung. Pink verliert etwas an Dominanz, obwohl es in der ursprünglichen Trendmatrix sehr stark abschnitt. Andere Farben, wie etwa der ausgeprägte Grünbereich oder kühle Blautöne, werden als Akzente stärkeren Einsatz finden, sowohl im Innenraum als auch bei der Fassade. In Richtung metallisch-glänzend geht ein weiterer starker Trend. Die spürbare Tendenz zu metallischen Oberflächen in der modernen Architektur findet darin ihren Niederschlag.

Pink verliert, Grün und Blau werden als Akzente stärkeren Einsatz finden, sowohl im Innenraum als auch bei der Fassade.

Die Designerkollektion ist das Ergebnis gemeinschaftlicher Arbeit. Bei aller Konzentration und Integration der Inhalte ist es wichtig, dass jede Kollegin und jeder Kollege seinen individuellen Input wiederfindet. Auf der Rückseite des Fächers und auf der Website der Designerkollektion präsentieren die Länderstudios ihre jeweiligen Schwerpunkte und verorten sie im Spektrum ihres Wirkungskreises. Bewährte Materialien neu definiert Architekten sind immer auf der Suche nach neuen Oberflächen, die ihren visionären Ideen entsprechen. Denn die Anforderungen an die Fassadengestaltung steigen. Neben technischen Herausforderungen wie Witterung, Hagel, Bauphysik und Selbstreinigung sollen die Oberflächen immer kreativer und neuartiger sein. In enger Kooperation mit dem Produktmanagement nehmen die StoDesigner diese Herausforderung an. Nach Vorgabe der Architekten definieren sie Oberflächen mit bewährten Materialien neu. „Oft sind es traditionelle, bekannte Strukturen wie beispielsweise ein Kratzputz, der durch eine neue Verarbeitungstechnik ein ganz neues Outfit bekommt“, erklärt Claudia Pritz, Leiterin des StoDesign Studios. Durch immer neue Kombinationsmöglichkeiten bekommen Materialien neue Wertigkeiten. Für das StoDesign Team sind die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Architekten und das experimentelle Entwickeln von großer Bedeutung. „Im Vordergrund stehen natürlich die Machbarkeit und die Fassadentauglichkeit der neu entworfenen Technik, die gemeinsam mit den zuständigen Produktmanagern geprüft und freigegeben werden“, so Claudia Pritz. Sto Oberflächenviewer Die neue Internetanwendung www.stoviewer.com erleichtert die Vorauswahl bei Materialien von Putz bis Glas. Die Seite präsentiert über 200 Oberflächen für Innenwände und Fassaden. Mit wenigen Klicks kann der Benutzer Parameter wie Farbe und Glanz einstellen und die vorgeschlagenen Materialien direkt miteinander vergleichen. Die so ausgewählten Favoriten werden dann als Muster bestellt. Damit stellt das Werkzeug eine hervorragende Alternative zu aufwändigen Materialbibliotheken dar. In Kürze werden akustisch wirksame Flächen das Portfolio ergänzen.

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Innovationen

Architecture Expo Conferences 2013

Calendar • INGLASS Architecture Conference March 5, JW Marriott Bucharest Grand Hotel • GIS Architecture Expo Conference May 27-28, JW Marriott Bucharest Grand Hotel • RIFF Architecture Expo Conference November 11-12, JW Marriott Bucharest Grand Hotel

sors, equipment providers and end-users. General topics: glass architecture and engineering, energy efficiency and sustainability Special Guest: Prof. Wolf D. Prix, co-founder, Design Principal and CEO of Coop Himmelb(l)au, Austria www.ieglass.ro

Mission The main objective of the international events organized by ABplus Events and the Order of Architects of Romania in 2013 is to promote quality and excellence in architecture and construction. Our events are open for architects, engineers and companies with innovative solutions for architecture and construction.

GIS The third edition of GIS International Architecture Expo Conference is about interior architecture and design in offices, hotels and commercial buildings projects. General topics: interior architecture and design, product design, lighting design and engineering Special Guest: Giorgio Borruso, co-founder, Design Principal and CEO of Giorgio Borruso Design, USA www.iegis.ro

Guest Architects In 2013 we will have guest architects from Europe, America and Asia, laureates of the latest editions of international architecture competitions and personalities that have marked the recent history of architecture. INGLASS The third edition of INGLASS International Architecture Conference is about glass and glass construction, architecture and engineering, facade systems and solar energy. INGLASS 2013 addresses the entire glass industry, from architects to engineers, glass producers, proces-

RIFF The fourth edition of RIFF International Architecture Expo Conference is about the future of architecture, performant materials and solutions for architectural projects. General topics: architecture and habitat, roofs, insulations, façades www.ieriff.ro

AID – Architekt & Ingenieur im Dialog. Veranstaltung

Termin 22. März 2013 Ort

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Messe Stuttgart Weitere Informationen http://www.messe-stuttgart.de/

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eltefa/aid

Auch 2013 findet im Rahmen der eltefa, der größten Landesmesse für Elektrotechnik und Elektronik in Stuttgart, ein Tag für Architekten und Ingenieure statt: „AID – Architekt und Ingenieur im Dialog“. Im Fokus stehen dabei Energie- und Lichtthemen. Die Veranstaltung zielt auf einen intensiven Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Architekten, Ingenieuren, Fachplanern und Vertretern der Industrie ab. Neu in diesem Jahr: Neun international gefragte Referenten beschäftigen sich in drei Themenblöcken mit intelligenter Energievernetzung, gutem Licht und Ener-

gieerzeugung am Gebäude. Alle Themen werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Jeweils ein Architekt, ein Planer und ein Vertreter der Industrie legen in einem Impulsvortrag spezielle Aspekte ihrer Fachrichtung dar. Weitere Themen sind: Energie im Quartierszentrum Killesberg, EnergiePLUS – Smart Building bis Smart Grid, Intelligente Haussteuerung, Humanzentriertes Lichtdesign, gute Lichtplanung und innovative Lichtlösungen mit LED, die 2000-Watt-Gesellschaft sowie Nachhaltigkeit und Energie und Technik im Haus der Zukunft.


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