ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 4/2016 (327)

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P.b.b. GZ10Z038461M Bohmann Druck und Verlag GmbH & Co KG Leberstraße 122, 1110 Wien

4 / 2016 // Juli / August

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40. Jahrgang € 18,00

ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE – DAS MAGAZIN FÜR BAUKULTUR

Schwedenplatz, Wien Urbane Mitte, Berlin Expo 2017 Astana, Österreich-Pavillon Mariendom Linz Amtsgebäude Rossau Wien

Ballett der Straße

Plätzen in der Stadt kommt besondere städtebauliche Bedeutung als Konglomerate materieller und immaterieller Bestandteile zu.

Bildungscampus Nordbahnhof, Wien

Hübsche Hülle Dank Bautechnologie und Kreativität ist die Fassade mehr als die Trennung von Innen- und Außenraum.

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Beste Aussichten für Architekten, Fassadenbauer und Verarbeiter: Die innovativen Vor kurzem hat das Linzer Architekturbüro 1 gegen 15 Konkurrenten einen Wettbewerb für die Sanierung und Erweiterung einer Schule samt Neubau eines Bildungszentrums und einer Sporthalle gewonnen. Zusätzlich sollen ein Jugendzentrum errichtet und die Außenanlagen des Schulcampus neu geordnet werden. Das ist ein schöner Erfolg – umso mehr, als der Auslober die Stadt Schopfheim in Baden-Württemberg war. Möglicherweise hatte das Ausweichen nach Deutschland damit zu tun, dass sich Architekten, die in Wien an einen Schulumund -zubau kommen wollen, üblicherweise einem Verhandlungsverfahren stellen müssen, an dessen Ende sie als Auftragnehmer eines Totalunternehmers fungieren. Auch wenn, wie die Wiener Baudirektion betont, die Auftragsvergabe der Architekturleistungen nach planerischen Qualitätskriterien erfolge, wollen sich das viele Architekten nicht antun. Begründet wird die Vergabe an Totalunternehmer – also Bauunternehmen – seitens der Stadt mit dem hohen Zeitdruck aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums, unter dem bestehende Schulbauten saniert und erweitert werden müssen. Bis 2025 werden in Wien bis zu 11.200 Volksschulkinder und ebenso viele Sekundarschüler zusätzlich einen Schulplatz brauchen. Ein Dorn im Auge ist das Totalunternehmerverfahren vor allem der Wiener Architektenkammer, die sich um die Unabhängigkeit der Planer sorgt. Die konnte sich mit der Stadt Wien nun auf ein verkürztes Wettbewerbsverfahren einigen, das auf standardisierten Ausschreibungsunterlagen mit präzisen Anforderungsdefinitionen basiert und so den Einreichaufwand vor allem für junge Architekturbüros reduziert. So sollen außerdem die Kosten einer Schulerweiterung besser kontrollierbar bleiben. Angewendet werden soll dieses Modell des verkürzten Verfahrens ausdrücklich nur bei Um- und Zubauten, nicht bei Neubauten. Der soeben abgeschlossene Wettbewerb Neue Mittelschule Spielmanngasse in Wien-Brigittenau gilt als Pilotprojekt für das neue Verfahren. Es handelt sich dabei tatsächlich um einen Neubau auf einem unbebauten Grundstück. Doch in Wien findet sich bekanntlich immer eine Lösung: Nachdem sich am Nebengrundstück eine ebenfalls zu erweiternde Volksschule befindet, läuft das Projekt eben unter dem Titel „Um- und Erweiterungsbau“. Das Ergebnis des Wettbewerbs und das realisierte Projekt werden zeigen, ob sich unter vereinfachten Wettbewerbsbedingungen nicht auch ein Neubau umsetzen lässt.

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Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Roland Kanfer Chefredakteur

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Editorial 1

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Luis Barragán / Klammer*Zeleny Architekten / Innauer Matt Architekten 3–5

Cover Urbane Plätze - Ballett der Straße

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Architektur Temporäre Architektur für Olympia

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Thema: Fassade Schutz – Hülle – Architektur

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Projekte: Philharmonie Stettin / ÖBB Konzernzentrale / Wohnhausanlage Beatrixgarten / Cluster House, Zürich / Aspern D12 / Studentenheim GreenHouse / Sternbrauerei Riedenburg 16–29

Forum Fassadenbegrünung

Neugestaltung Schwedenplatz, Wien

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Urbane Mitte, Berlin, D

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architect@work Wien 2016

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Österreich-Pavillon Expo 2017 Astana

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Glas um Anfassen - glasstec 2016

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Neugestaltung Mariendom Linz

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Amtsgebäude Rossau, Wien

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Interior Design Projekt Wirtschaftsagentur Wien

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Ausschreibung: Schindler Award

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Glas - Material mit Durchblick

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Deutsche Botschaft, Wien

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„bad*future“: Wohnen im Minimal-Raum 54

Bildungscampus Nordbahnhof, Wien

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Dynamische Reise: ÖBB-Zentrale Wien 56

Zubau Gymnasium Sperlgasse

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Naturstein

Karl Kupsky-Preis

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The City Above The City

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Der Stephansplatz in neuem Gewand

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Platzgestaltungen: Daniel Gran – Straße, St. Pölten / Meidlinger Hauptstraße, Wien 60–62

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Algorithmisch entwerfen: flying.bricks 32

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Bohmann Druck und Verlag GmbH & Co. KG., ­Leberstraße 122, A-1110 Wien // Geschäftsführer: DDr. Gabriele Ambros, KR Gerhard Milletich // Verlagsleitung: Mag. Robert Lichtner // Chefredaktion: Roland Kanfer, T: +43-1-740 95-559, r.kanfer@bohmann.at // Redaktion: Mag. Claudia Süß, T: +43-1-740 95-557, c.suess@bohmann.at // Anzeigenleitung: Birgit Wilheim, T:+43-1-740 95-553, b.wilheim@bohmann.at // Anzeigen­assistenz: Silvija Stevanovic, T: +43-1-740 95-117, office@wettbewerbe.cc // Vertriebsleitung: Angelika Stola, T: +43-1-74095-462, a.stola@bohmann.at // Abo-Hotline: +43-1-74095-466, abo@bohmann.at. Preise: Einzelpreis/Jahresabonnement, Inland: €  18,00/€   85,00 (inkl. Mwst.), Ausland € 20,60/ € 100,60 (Preise laut den gesetzlichen Vorschriften, inkl. Porto). Das Abonnement ist spätestens 30 Tage vor Bezugsjahresende kündbar. Postanschrift: Leberstraße 122, A-1110 Wien, T: +431-740 95-0 F: +43-1-740 95-183 // www.wettbewerbe.cc // Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: DI Barbara Jahn, Dr. Susanne Karr ­Grafisches Konzept: Valence, office@valencestudio. com // Layout: Repromedia, Gerald Temper // Repro: Repromedia Druckgesellschaft mbH Nfg. KG, 1110 Wien // Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, A-2100 Korneuburg // Druckauflage: 10.000   // Pressevertrieb: Morawa Pressevertrieb Gmbh & Co KG // Bankverbindung: UniCredit

Bank // Urheberrecht: Es wird keine Haftung für etwaige Beschädigungen oder Verluste der zur Verfügung gestellten Unterlagen übernommen. Die Retournierung der Unterlagen erfolgt nur auf ausdrückliche Anforderung. Die drucktechnische Wiedergabe ist von der Qualität der übermittelten Unterlagen abhängig. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift wettbewerbe publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu. Falls eine Vergütung vereinbart wurde, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Statement: Die in den Beiträgen vertretenen Meinungen der Autoren sind nicht unbedingt mit denen des Verlages identisch. Zum Zwecke einer leichteren Lesbarkeit der Texte wird auf eine geschlechterspezifische Schreibweise verzichtet. Berufsbezeichnungen wie Architekt, Designer etc. sind als solche geschlechtsneutral und gelten daher für Frauen und Männer.

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MENSCHEN

© Tomjc.55/Creative Commons CC 4.0 International

DIE ASCHE DES ARCHITEKTEN

Zwischen Telenovela, Konzeptkunst und Grabraub: Skurriles rund um den Architekten Luis Barragán.

© Jill Magid/LABOR/Raebervonstenglin/Untilthen

Skurril-Morbides hat bisweilen auch die Welt der Architektur zu bieten. Zwischen der Familie des mexikanischen Architekten Luis Barragán Morfín, der amerikanischen Konzeptkünstlerin Jill Magid und der Barragán-Stiftung in der Schweiz fliegen die Fetzen. Der Grund: Magid exhumierte die Urne des 1988 verstorbenen Pritzker-Preis­ trägers in Guadalajara und ließ dessen Asche zu einem zweikarätigen Diamanten pressen und in einen Verlobungsring fassen. Laut einem Bericht des „New Yorker“ geschah dies alles mit Zustimmung der Familie Barragáns. So weit, so bizarr. Skurill wird die von Magid als Gesamtkunstwerk inszenierte Geschichte nun mit der „Geiselnahme“ des Schmuckstücks durch Magid. Mit dem Ring soll – laut Zeitung ebenfalls mit Zustimmung der Familie, inklusive Barragáns Neffen Hugo – die Öffnung des Nachlasses des Architekten sowie die Rückgabe an dessen Familie in Mexiko erzwungen werden. Derzeit ist das Archiv Barragán im Vitra-Museum in Weil am Rhein unter Verschluss gehalten. Vitra-Eigentümer Rolf Fehlbaum hatte sowohl das Archiv als auch die Rechte an der Nutzung des Namens Barragán gekauft und seiner nunmehrigen Ehefrau Federica Zanco als Verlobungsgeschenk überreicht. Nun soll Zanco nach dem Willen der Künstlerin das Archiv freigeben – als Gegenleistung für den Verlobungsring. Und wenn das noch nicht skurril genug ist: Nun taucht ein Mann namens Tadeo Pintado Barragán Cervantes Omana auf und behauptet, nicht die in die Aktion involvierten Verwandten seien die rechtmäßigen Erben des Nachlasses, sondern seine verstorbene Großmutter Marcia. Er und andere Verwandte seien nie um Erlaubnis für die Aktion gefragt worden. Und er verlangt die – inzwischen zum Diamanten gepresste – Asche des Architekten zurück. Auf eine Fortsetzung der Telenovela dürfen wir gespannt sein. Auch die wird Teil der Kunstinszenierung sein. •

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Roland Kanfer 3

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MENSCHEN

KLAMMER * ZELENY ARCHITEKTEN

© SKlammer*Zeleny Architekten

entwickeln und natürlich auch scheitern. Der Architekturwettbewerb hat Potenzial und Zukunft, da er den einzigen demokratischen Weg zur Projektvergabe darstellt und darstellen wird.

Stephan Klammer und Julia Zeleny.

Nach langer gemeinsamer Zusammenarbeit im Büro Lainer und Partner, in dem sie sich auch kennenlernten, beschlossen Julia Zeleny und Stephan Klammer, ihr eigenes Büro zu gründen. Die Kooperation funktionierte damals schon gut, sie ergänzten einander sehr gut, denn man bündelte unterschiedliche individuelle Fähigkeiten und spezifische Kompetenzen. So war es nur logisch, gemeinsam los zu starten.

KZA-Wettbewerb Salzburg Kendlerstraße.

WIR MEINEN DASS ... … jedes Bauwerk durch den beständigen Dialog von Form und Funktion sowie die Einbeziehung kontextueller Faktoren seine eigene harmonische Selbstverständlichkeit erhält.

„WIR MACHEN NICHT ARCHITEKTUR, WIR LEBEN ARCHITEKTUR. ARCHITEKTUR IST NICHT UNSER BERUF, SIE IST UNSERE PASSION.“ … sich jeder Wettbewerb in der Bearbeitung zu einer spannenden Herausforderung entwickelt. Hierbei spielt die Größe der Wettbewerbe keine Rolle, ob eine kleine Installation in Dänemark oder ein gemeinsamer städtebaulicher Wettbewerb mit einem befreundeten Architektenpärchen in Indien. Es geht vielmehr um das stetige Bemühen, gemeinsam die optimale Lösung für die Aufgabenstellung zu finden. Wichtig ist, unserem Thema, für das wir uns interessieren und das wir dem Wettbewerb zugrunde legen, stets treu zu bleiben. Wettbewerb heißt ausprobieren, forschen,

… der Wettbewerb ein wesentliches Instrument der Architektur ist. Jeder Architekt kann seine Gedanken und Ideen für den Ort darlegen, seien sie auch noch so unkonventionell oder divergent. Das bringt die Architektur weiter. Weiters ist der Wettbewerb vor allem für uns junge Architekten eine Möglichkeit, zu größeren Aufträgen zu kommen. Wichtig dabei ist, dass auch jungen Architekten die Möglichkeit gegeben wird, daran teilzunehmen. Was bringt den Jungen ein (scheinbar) offener Wettbewerb, der zur Teilnahme als Referenz bereits gebaute Großprojekte fordert? Notwendig ist eine Balance zwischen den laufenden Bauprojekten und dem Wettbewerb. Das ist auch immer eine Frage der Ressourcen … Wenn ein spannender Wettbewerb ausgeschrieben wird, fallen oft die geplanten freien Tage um, da das Projekt so reizvoll ist, und wir unbedingt was ausprobieren wollen … … in Zukunft mehr zweistufige Wettbewerbe ausgeschrieben werden sollten. Dadurch operiert man in der Ausarbeitung reduzierter; man spart Zeit, Geld und Arbeitskraft. Der Wettbewerb stärkt den Zugang der Bevölkerung zu „Neuem“ und „etwas anderem“. Dies wird durch Ausstellungen der Wettbewerbsergebnisse möglich. Diese Schauen müssen in Zukunft stärker positioniert und beworben werden. … im Architekturprozess immer eine gewisse Selbstironie zugelassen werden sollte, um den spielerischen Zugang nie zu verlieren. Wir konnten im Mai den EU-weiten offenen Wettbewerb des Bildungscampus Nordbahnhof für uns entscheiden. Auf dessen Planung liegt natürlich momentan unser Hauptaugenmerk. Doch wir werden versuchen, uns möglichst bald wieder ins Wettbewerbsgeschehen zu stürzen. Wir können gar nicht anders … •

KLAMMER * ZELENY ARCHITEKTEN Wien // Gegründet 2015 www.klammerzeleny.at

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MENSCHEN

© Darko Todorovic, Dornbirn

INNAUER MATT ARCHITEKTEN

Markus Innauer und Sven Matt

Mitten im Bregenzerwald arbeiten Markus Innauer und Sven Matt an Projekten unterschiedlichen Maßstabs. In ihren Projekten sehen sie immer dieselbe Herausforderung: komplexe Zusammenhänge zu klaren Lösungen zu führen, die durch ihre schlichte Selbstverständlichkeit überzeugen.

… wir dementsprechend wählerisch sind in der Auswahl der Wettbewerbe. Wir halten wenig von EU­weit offenen Verfahren und beteiligen uns deshalb auch nicht daran. Darin sehen wir eine enorme Verschwen­ dung an Ressourcen, sowohl für die Teil­ nehmer als auch die öffentliche Hand. Die schiere Masse an Beiträgen lässt diese Ver­ fahren zur reinen Lotterie verkommen.

WIR MEINEN DASS ... … eine gewisse Gelassenheit notwendig ist. Wir versuchen, den Wettbewerb, trotz aller Ernsthaftigkeit auch als Spiel zu verste­ hen. Strategie, Risikofreudigkeit und Glück sind für uns dabei beinahe gleich wichtig wie das architektonische oder städtebau­ liche Konzept. Wie tickt die Jury, was will die Bauherrschaft und wer sind unsere Gegner? Fragen, die wir zu beantworten versuchen, ohne uns zu stark zu verbiegen.

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... das dem Glück manchmal auf die Sprün­ ge hilft, manchmal nicht. Die Chancen, im Casino zu gewinnen, sind oftmals deutlich höher und der Aufwand geringer.

© Adam Mør

… offene Verfahren mit vorgeschalteter Be­ werbung sinnvoller sind, in der anhand einer qualitativen Beurteilung das Teilneh­ merfeld bereits im Vorfeld eingegrenzt wird und auch junge Büros/Berufsanfänger einen Platz finden. Natürlich kann man auch hier mal verlieren, aber mit etwas Glück klappt’s dann beim nächsten Mal. •

INNAUER MATT ARCHITEKTEN Bezau // Gegründet 2012 www.innauer-matt.com

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U R B A N E P L ÄT Z E

Die Aufmerksamkeit im Augenblick Plätze sind Konglomerate materieller und immaterieller Bestandteile. Qualitäten lebendiger Prozesse spielen eine wesentliche Rolle im urbanen Raum – weit mehr als eine geografisch fassbare Masse an Gebäuden, Straßenzügen und Bäumen. Die New Yorker Stadtforscherin Jane Jacobs sprach vom „Ballett der Straße”, einer Art Bühne für das echte Leben. Der französische Philosoph Henri Lefebvre sah den urbanen Raum unter dem Aspekt einer sozialen Entwicklung als geprägt durch ein Zusammenspiel unterschiedlicher Denkweisen, Formen und Handlungen. Welche Bedeutung kommt der besonderen Situation des Platzes in der Stadt zu? Städtebaulich wäre die Bedeutung der „piazza“ ein definierter Raum, mit Gebäuden umgeben, wie etwa die Piazza Navona in Rom oder die Place des Vosges in Paris.

Susanne Karr

Ein klassischer Platz kann ein Marktplatz sein – wie die Grand‘ Place (Grote Markt) in Brüssel. Unbestritten versteht sich der Handel als urbaner Nukleus. Als Versammlungsort betritt der Platz – wie idealtypisch die griechische Agora oder das Forum Romanum – die Sphäre des Politischen, der Kommunikation und der Begegnung, wie in jüngster Vergangenheit der Maidan oder der Tahrir­-Platz. Ebenso wichtig ist der Platz als Repräsentationsort, der auf Geschichte und Symbole verweist, wie die Piazza San Marco in Venedig oder der Palastplatz in Sankt Petersburg. Als Sammelpunkt für Reisende kommt dem Platz eine weitere Dimension zu: als Fixpunkt im Hin und Her der Passagiere und der verstreichenden Zeit.

Plätze ... Ein Platz verdichtet Kultur und Geschichte, fungiert als Interaktions- und Kommunikationsort. Wenn er zum Verweilen einlädt, wie es so vielen alten europäischen Stadtplätzen gelingt, unterbricht er die Dynamik des zielgerichteten Gehens oder Fahrens und setzt eine Pause mitten ins städtische Treiben. Ein Taktwechsel kann stattfinden, wenn ein Platz eine andere Zeitdimension initiiert, weil er die Geschwindigkeit bündelt und wie von Zauberhand aufzulösen scheint. Dann findet sich die Aufmerksamkeit mehr im Augenblick als in einer zielorientierten Bewegung wie etwa in den Seiten- oder Zubringerstraßen.

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© Wikimedia CC 1.0

© realgrün Landschaftsarchitekten

© realgrün Landschaftsarchitekten

U R B A N E P L ÄT Z E

Aus dem Wiener Schwedenplatz muss nach dessen Neugestaltung ein echter Platz werden (Sieger­projekt: realgrün Land­schafts­architekten).

Auch am Wiener Karlsplatz ist die Stadtplanungsphilosophie der Nachkriegszeit zugunsten des Verkehrs noch gut erkennbar.

und häufig bleibt die Suche nach einer Verbesserung der urbanen Situation völlig ergebnislos. Durch die Interventionen zugunsten des Verkehrsausbaus wurden viele Plätze in Verkehrsknotenpunkte verwandelt. Lebendiger Organismus Inzwischen hat sich die Vorstellung von einer reinen technischen Funktionalität der Stadt abgewandt. Der dominante Fortschrittsgedanke gewann in den Planungen und Abriss-Praktiken der 60er Jahre an Boden. Mittlerweile herrscht eher ein Verständnis von Stadt als lebendiger Organismus vor. Dies beweist die mittlerweile enge Zusammenarbeit der Stadtplanung mit Landschaftsarchitekten bei der Gestaltung urbaner Räume. Es geht nicht mehr darum, die Priorität ungehinderten Autoverkehrs zu ermöglichen. Lange Zeit wurde im Sinne einer technophilen Ästhetik auf Bepflanzungen weitgehend verzichtet und bei der

Urbane Plätze wie der Markusplatz in Venedig sind räumlich klar definiert und dienen der Repräsentation.

© iStock

... und Verkehrsknotenpunkte In den modernen Städten sind allerdings häufig die klassischen Merkmale des Platzes zugunsten des Verkehrs und zu Ungunsten der Stadtbewohner ins Hintertreffen geraten. Dies geht nicht, wie man geneigt wäre zu glauben, hauptsächlich auf die

Kriegszerstörungen zurück, sondern oftmals auf die Modernisierungsbestrebungen der 60er und 70er Jahre. Diese lassen sich, wie die Stadtplanungs-Professorin der TU München Sophie Wolfrum argumentiert, auch als Einfluss des kompromisslosen Modernisierers Le Corbusier verstehen. Eine Ausstellung mit dem Titel „Plätze in Deutschland“ mit begleitender Publikation zeigte diese Entwicklung auf beeindruckende Weise. Darin werden Fotographien einzelner markanter Plätze aus den 50er Jahren aktuellen Ansichten gegenübergestellt,

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U R B A N E P L ÄT Z E

© Andryi Palukhin

Im Herzen Kiews wurde eine Brachfläche in einen Stadtgarten verwandelt: Celestial Hundreds Garden.

Sensibilität gefragt Der „Leitfaden zum nachhaltigen urbanen Platz“ der Stadt Wien liefert detaillierte Analysen und Argumentationen zur Gestaltung öffentlicher Räume. Wichtig in diesem Zusammenhang sind außer umweltrelevanten Überlegungen zu Materialien und Bebauung Konzepte zu gemischter Nutzung. Cafés, Geschäfte und Büros in der Erdgeschoßzone tragen zu einem abwechslungsreichen, offenen Ambiente bei. Zudem sollen freie Möglichkeiten zum Sitzen vorhanden sein.

Um Wissen über „funktionierende“ Plätze zu erhalten, ist es von Nutzen, zu beobachten, systematisch Fragen zu stellen und die Vielfalt der Aktivitäten und Akteure auf öffentlichen Plätzen zu eruieren, schreiben die dänischen Stadtplaner Jan Gehl und Birgitte Svarre. Wie viele nutzen den Platz, wer sind diese Leute, wo und wie lange halten sie sich bevorzugt auf, was tun sie? Der Stadtteilplatz im Speziellen soll wieder eine eigene Bedeutung erhalten, unterschiedliche Menschen und Aufgaben miteinander in ein harmonisches Zusammenspiel bringen, ohne den einzelnen Nutzern zu nahe zu treten oder sie zu gängeln. Das erfordert Sensibilität und die absolute Vermeidung von überdeterminierten Arealen. Eher eine Gegend ... Oft sind auch heute noch Verkehrsführungen dominant, so dass ein Platz – wie etwa der Karlsplatz – als solcher kaum erkennbar ist. Er wirkt vielmehr wie eine reine Verkehrsschneise zwischen dem belebten Naschmarkt und der barocken Karlskirche. Wie Horst Prillinger in seinem Blog zum Wettbewerb Schwedenplatz schreibt, handelt es sich hie und da, wie etwa am Karlsplatz und am Schwedenplatz, eben eher um eine „Gegend“ als um einen Platz im Sinne der klassisch umbauten Piazza, auch wenn der offizielle Name auf einen Platz hindeutet. Auch am Schwedenplatz, dessen Neugestaltung gerade Thema eines

städtebaulichen Wettbewerbs war (siehe Seite 66), dominieren momentan noch Straßen- und Schienenverkehr. Um die 150.000 Fahrgäste steigen hier täglich ein, aus und um, ca. 10.000 Menschen benutzen die Straßenbahn. Zudem führt der mehrspurige Franz-Josefs-Kai am Donaukanal entlang, am Schwedenplatz selbst gibt es einen großen Busparkplatz. Lärm- und Abgasbelastung sind erheblich.

© Steven Achiam

Gestaltung häufig auf rigide und praktische Materialien gesetzt. Wesentlichen Einfluss auf Luftqualität, Lärmreduktion und gestiegene Temperaturen haben jedoch begrünte Flächen. Bäume, Sträucher, Wasseranlagen verbessern die Gesamtatmosphäre. Gerade die unumkehrbaren Auswirkungen des weltweiten Klimawandels machen es heute zu einer vorrangigen Aufgabe der Stadt- und Landschaftsarchitektur, Maßnahmen zur Regulierung von Temperatur und Luftqualität zu erarbeiten. So kann der reduzierten Verdunstung in urbanen Gebieten entgegengesteuert werden, die durch weitgehende Oberflächenversiegelung hervorgerufen wird und höhere Temperaturen bedingt. Wesentlichen Einfluss hat auch der Wechsel von Licht und Schatten der Bepflanzungen.

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... als ein Stadtplatz Dieses Manko zu beheben wird eine besondere Herausforderung bei der Neugestaltung. Das Areal umfasst den Bereich zwischen Marc-Aurel-Straße und Postgasse, bezieht sich also auf Morzinplatz, Straßenbahn- und U-Bahn-Station Schwedenplatz und den mit Bäumen bepflanzten Eingangsbereich des Hotels Capricorno. Die bestehenden Bepflanzungen sollen erhalten bleiben. Ein öffentlicher Raum mit den Aspekten Landschaft, Freiraum und Garten bzw. Park, frei zugängliche Sitzmöglichkeiten und Versorgung soll geschaffen werden und die bisher unzusammenhängende Anmutung in ein städtebaulich und landschaftsarchitektonisch gestaltetes Ensemble verwandeln. Der Verkehrsknotenpunkt soll ein attraktiver Stadtplatz mit Verweilcharakter werden, entsprechend der Lage als Entrée zur inneren Altstadt. In den von den Stadtbewohnern selbst geäußerten Anforderungen an den zukünftigen Platz wurden als vorrangig vor allem der Wunsch nach einer großzügigen Flaniermeile und einem attraktiven Aufenthaltsort in U-Bahn-Nähe genannt. Mehr Grün und konsumfreie Flächen wurden bereits als Angelpunkte im vorausgegangenen Leitbild festgelegt. Als Siegerprojekt wurde die Kooperation des Münchner Landschafts­ archi­tektur­büros realgrün mit dem Wiener Büro FCP Fritsch, Chiari & Partner ermittelt. Oase in Kopenhagen Ein thematisch ganz anders gelagertes Projekt, das sich mit aktuellen Herausforderungen beschäftigt, betrifft zwar nicht die Auseinandersetzung mit öffentlichem Verkehr, zeigt aber, wie durch innovative Planung vermeintliche Nachteile in positive Eigenschaften verwandelt werden. Der Bereich Tåsinge Square befindet sich mitten im Zentrum der ersten Klimaadaptierten Zone von Kopenhagen. Die üppige Bepflanzung hat den früher eher wie einen Parkplatz anmutenden Ort in eine grüne Oase verwandelt. Blumen, Regenwald-Pflanzen, Kräutergärten und ein Café haben den früher von

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Überschwemmungen geplagten Platz zu einem beliebten Aufenthaltsort unter freiem Himmel gemacht. Die Pflanzen sind speziell dafür ausgesucht, mit viel Wasserzufuhr zurechtzukommen. Durch den neu installierten Regenwassertank wird das Wasser der Dächer in einem unterirdischen Reservoir gesammelt und sowohl für die Bewässerung der Pflanzen als auch für Spielereien auf dem Platz selbst verwendet. Das Projekt wurde wesentlich von den Bewohnern des Stadtviertels mitentwickelt und in einer Kooperation von Stadtverwaltung, Landschaftsarchitekten, SmartCity-Energieversorgung, Umwelt- und Bauberatung realisiert.

Stadträume in Kiew ... Ein völlig neu entstandener Platz, der mitten im urbanen Zentrum der Stadt Kiew errichtet wurde, ist der „Celestial Hundred Garden“. Der Name bezieht sich auf die „Helden des Maidan“, die während des Aufstands zu Tode kamen. Im Herzen Kiews, in unmittelbarer Nähe des Maidan, wurde eine Brachfläche in einen Stadtgarten verwandelt. Das Projekt erhielt 2016 die Auszeichnung „Special Mention“ des European Urban Public Space Award. Während der politischen Manifestationen im Februar 2014 entfernten Aktivisten die Absperrungen zur damaligen illegalen Müllhalde, auf der auch Obdachlose und Hunde lebten. Teile des Zaunes wurden von den Demonstranten auf den Barrikaden als Schilde eingesetzt. In einem Gerichtsurteil wurde der frühere Verkauf der innerstädtischen Fläche als unrechtmäßig beurteilt. Die Fläche wurde daraufhin der Stadt zurückgegeben, und Freiwillige und die NGO Garden City transportierten Tonnen von Müll ab. Ein Garten mit Wegen, Beeten, Gemüsebeet und Kinderspielplatz wurde in Kooperation mit

Siegerprojekt Urbane Mitte Berlin: Architektonische Dichte bei gleichzeitig luftiger und transparenter Platzgestaltung.

© Ortner & Ortner Baukunst

Urbane Mitte Berlin Ein ganz anders dimensionierter städtebaulicher Wettbewerb betraf in Berlin die Neugestaltung der „Urbanen Mitte – Gleisdreieck,“ die sich bisher vor allem durch Vorrang der Verkehrsführung und nicht erkennbare oder beliebige Stadtplanung auszeichnete. Der Entschluss, dieses Areal zu verdichten und vielseitig als neues Stadtgebiet zu nutzen, zog einen internationalen Wettbewerb nach sich, aus dem Ortner & Ortner Baukunst, Berlin, als Sieger hervorgingen (siehe Seite 70). Ein Konsenskonzept wurde in einem Arbeitsprozess der

Fachwerkstätten und des Bürgerdialogs entwickelt. Dieses beinhaltet, dass in dem angestrebten Dichtemodell Sichtbeziehungen und die Bezüge zum Park realisiert werden müssen und die Ziel-Bruttogeschoßfläche (BGF) von 100.000 m² erreicht wird. Außerdem wird großer Wert auf Licht und Besonnung gelegt. Es werden zusätzlich zu den großzügigen Parkanlagen Hochhäuser geplant, diese sollen jedoch durch große Freiflächen eine luftige Bebauung bilden. Eine Durchmischung der Nutzung von kreativen Unternehmen, Gewerbe und Gastronomie soll die Erdgeschoßzone zu einem urbanen Anlaufplatz machen. Der Wunsch nach einem offenen Charakter zieht sich durch die gesamte Anlage. Angestrebt wurde ein architektonisches Dichtemodell bei gleichzeitig luftiger Anmutung. Ortner & Ortner entwickelten hierfür mit trapezförmigen Gebäudekörpern einen eigenen Typus von Stadtgrundriss. Die skulpturalen Baukörper wurden mit ihrer Höhe von bis zu 65 Metern von der Jury als den Rahmenbedingungen angemessen eingeschätzt. Die Architektur ermöglicht Ein-, Durch- und Ausblicke und verbindet das Areal gleichzeitig mit der unmittelbaren Nähe, aber durch Sichtachsen auch mit weiter entfernt liegenden urbanen Umgebung.

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© iStock

Das begehbare Dach des Osloer Opernhauses ließ einen öffentlichen Raum entstehen (Architektur: Snøhetta).

Künstlern geplant und angelegt. Spenden aus der Bevölkerung ermöglichten die Realisierung des Projekts. Bäume für den Park wurden als Geschenke aus der gesamten Ukraine gestiftet. Im Gemüsegarten pflanzen, gießen und ernten mittlerweile die Kiewer Bürger, oft auch die Kinder. Der Garten gilt unter den Stadtbewohnern als derjenige öffentliche Platz, an dem sich jeder als Teil des sozialen Lebens empfinden kann.

... und in Oslo Beispielhaft entwickelt sich inzwischen der durchs Osloer Opernhaus entstandene öffentliche Raum – und bestätigt die Wahl zum Preisträger des European Public Space Award 2008. Das marmorne, begehbare Dach gewährt nicht nur einen wunderbaren Blick über den Fjord. Die gesamte Außenfläche umgibt wie ein weiß schimmernder Schal das Gebäude. Monumental hatte Snøhetta das Projekt vor allem in horizontaler Ausrichtung gedacht, aufgrund des Konzeptes der Zusammengehörigkeit und eines einfachen Zugangs für alle. Es leistet

tatsächlich einen Dienst als öffentlicher Raum, der Begegnungen unterschiedlichster Akteure ermöglicht. •

Leitfaden zum nachhaltigen urbanen Platz: wien.gv.at/umweltschutz/raum/nup/pdf/leitfaden.pdf Birgit Roth: Plätze in Deutschland: 1950 und heute. Dom Publishers, 2016, ISBN 978-3869224794. European Prize for Urban Public Space www.publicspace.org

Projekt Beatrixgasse:

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ARCHITEKTUR

Arpoador Rock Media Center: Temporäre Architektur für Olympia Rio de Janeiro, Brasilien Eine harmonische Kombination aus Edelstahl, beschichtetem Stahl, Glas und Holz: Das Arpoador Rock Media Center war während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro Sitz der TV-Studios von ORF, SRG und das Media Center Rio. Der zweigeschoßige temporäre Pavillon bot einen uneingeschränkten 270-Grad-Blickwinkel auf den Ipanema-Strand. Aufgesetzt wurde der so genannte Hochsitz auf die bestehenden Fundamente eines kleinen Postbüros aus den 1920er Jahren. Der Unterbau des vorgefertigten, wiederverwendbaren Pavillons besteht aus Stahl im Raster von 2,57 x 2,07 Meter. Auf dieses Stahlgerüst werden die Bodenhauptträger gesetzt, und diese werden durch Bodenplatten aus massivem kreuzlagenverleimten Holz verbunden. Auf diese

Leimbinder–Bodenträger werden die Stahlsäulen befestigt, die wiederum die Hauptträger mit einer Höhe von rund einem Meter und einer Spannweite von fünf Metern stützen. Die Deckenplatten sind 162 mm starke Leimholzplatten, die mit einer Neigung von 3 Prozent verlegt und ebenfalls zu einer statischen Scheibe verbunden sind. Um den Pavillon mehrmals ab- und wieder aufbauen zu können, sind Rückwände, Boden- und Deckenplatten mit Stahlwinkeln und 16 mm-Schrauben sowie speziellen, quer zur Holzfaser stehenden Befestigungsmitteln für Schwerlastanschlüsse verbunden. Die Rückwände werden aus statischen Gründen mit Stahlplatten verstärkt. Für eine Aufstockung wird das Dachgefälle mittels Leimbinderkeilen ausgeglichen und das nächste Stockwerk wird aufgesetzt.

House of Switzerland Der zweite derartige Pavillon, das als Treffpunkt der Schweizer Delegation genutzte House of Switzerland im Süden der Stadt, bestand aus drei Baukörpern mit Dachterrasse und verfügte über eine Gesamtfläche von 990 m2. Das House of Switzerland konnte dank des speziellen Unterbaus ohne jegliche Fundamentierung errichtet und ohne Beeinträchtigung des Untergrunds rasch wieder abgebaut werden. Nach dem Ende der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro wurden die Hochsitze innerhalb weniger Tage abgebaut und setzen ihre Reise um die Welt fort. Bisherige Einsatzorte des vorgefertigten Systems waren die alpine Ski-WM 2013 in Schladming, die Olympischen Winterspiele 2014 in Sochi und die Commonwealth Games 2014 in Glasgow. •

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ARCHITEKTUR

Das zweigeschoßige Arpoador Rock Media am Ipanema Strand beherbergte TV-Studios.

Schnitt Media Center

Idee, Design Bernd Loidl, Kitzbühel

Generalplanung kppk ZT GmbH, Wien

Ausführung

© Bilder und Grafiken: kppk

Loidl GmbH – hochsitz.at, Oberndorf bei Kitzbühel

Grundriss Erdgeschoß Media Center

Das House of Switzerland.

© Presence Switzerland

Beteiligte Unternehmen

Statik und Generalplanung

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Schutz – Hülle – Architektur Dank bautechnologischer Entwicklungen und der Kreativität des Menschen ist die Fassade mehr als eine Trennung von Innen- und Außenraum. Ein Haus ohne Fassade ist kein Haus. Ein solches Ding hätte zwar ein Dach, das auf ein paar Stützen ruht, es würde ihm aber das Wesentliche fehlen: die umgebende und schützende Hülle. Denn das ist die eigentliche Funktion einer Fassade: einen geschützten, von der Außenwelt abgetrennten Bereich, ein Haus, zu schaffen. In seiner indogermanischen Sprachwurzel bedeutet Haus dementsprechend auch „Schutz“ oder „Hülle“. Die Fassade ist primär also die Außenhülle. Die bestand in den nomadischen Gesellschaften aus Materialien wie Leder, Rinden- oder Pflanzengeflecht. Mongolische Nomaden leben heute noch in Jurten, für deren Hülle sie imprägniertes Segeltuch verwenden. Als die Menschen sesshaft wurden, begannen sie, Hütten aus den in den gewässernahen Siedlungsgebieten

Roland Kanfer

vorhandenen Materialien Holz, Lehm und Schilf und später Steinhäuser zu errichten. Da der Mensch immer schon das Bedürfnis nach Schönheit hatte, begann er mit der Behübschung der nunmehr festen Außenmauern seiner Häuser. Die Weiterentwicklung dieser Kunstfertigkeit bescherte uns griechische und römische Tempelfassaden, maurische Paläste wie die Alhambra, gotische Kathedralen, Renaissancefassaden wie bei den Villen Palladios und barocke Kirchenfassaden. Auflösung der Fassade Mit der Entwicklung der Bautechnik im Allgemeinen und der Glasindustrie im Speziellen bekam die moderne Architektur des frühen 20. Jahrhunderts die technischen Möglichkeiten in die Hand, die Fassade von ihrer ursprünglichen Funktion als selbsttragende Hülle des Gebäudes zu lösen. Die klassische Fassade galt als Verblendung und Verschleierung der realen Welt. Ihre notwendige Auflösung in eine mehr oder weniger transparente

Gebäudehülle und damit die Zerstörung der „alten Ordnung“ führte zu einer neuen Architektur- und Formensprache, die mit organischer und dekonstruktivistischer Architektur sowie einem - dank computergenerierter Entwurfsmöglichkeiten - „materialmorphologischen“ Formalismus ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.

Fassade in der ursprünglichen Wortbedeutung: Mongolische Jurte mit Hülle aus Segeltuch.

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Auflösung der Fassade in organische, computergenerierte Fassadenformen: Musée des Confluences von Coop Himmelb(l)au, Lyon, 2014.

Die technologische Entwicklung geht selbstredend weiter. Schon gibt es die Idee eines Hochhauses als „Urbanes Zelt“: Im Unterschied zur heute üblichen Fassade unter Verwendung von Glas, das Innen und Außen voneinander trennt, sollen Hochhäuser eine atmende, transparente Haut aus Polyäthylen mit ultrahoher molarer Masse (Ultra-High-Molecular-Weight Polyethylene = UHMW-PE) erhalten. Außen sorgt eine hautähnliche Membran mit Poren für die „Atmung“ der Fassade, innen verschiedene Gewebe für unterschiedliche Raumtemperaturen und Mikroklimata.

© iStock

© iStock

© Duccio Malagamba

Aus dem Bedürfnis nach Schönheit entwickelte der Mensch Fassaden wie die des gotischen Doms zu Köln.

Mehr als die Außenwand Bis zur Marktfähigkeit dieses Fassadenmaterials wird noch einige Zeit vergehen. Bis dahin stehen genügend unterschiedliche Arten von Fassaden zur Verfügung, die wir auf den folgenden Seiten anhand aktueller Projekte zeigen: Eine massive Betonskelettstruktur mit holzverschalten Fassadenelementen, eine Ziegelfassade mit integrierter Wärmedämmung ebenso wie solche mit aufgeklebtem Wärmedämmverbundsystem, ein Bürogebäude mit einer Vorhangfassade aus Alu-Glas, eine Fassade mit hinterlüftet vorgehängten Natursteinelementen, eine mit Fassadenelementen aus Glasfaserbeton sowie ein Gebäude mit einer von innen beleuchteten Fassadenhaut aus Glaselementen. Alle diese Beispiele gemeinsam zeigen eines anschaulich: Die Fassade ist mehr als die Außenwand eines Gebäudes. •

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Architektur des Lichts: Mieczyslaw-Karlowicz-Philharmonie Auf dem historischen Gelände des ehemaligen, 1884 eröffneten Konzerthauses von Stettin, der im Nordwesten Polens an der Oder liegenden Stadt, eröffnete im Herbst 2014 ein Kulturbau, dessen expressive Erscheinung ihm den Mies van der Rohe-Award 2015 als Europas bester Bau einbrachte. Die neue Philharmonie, geplant von den in Barcelona lebenden Architekten Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga, ist geprägt von den steil geneigten Dächern und der Vertikalität der Wohngebäude, von der Monumentalität der neugotischen Kirchen und klassizistischen Gebäuden, von den die gesamte Skyline dominierenden Türmen und den Kränen im Hafen der Stadt. Die geometrische Form des Gebäudes soll einen Ausgleich zur umgebenden Massivität schaffen und einer rhythmischen Komposition Gestalt geben.

Fassade aus Milchglas und LED-Licht Als radikaler Kontrast zu ihrer Umgebung wirkt vor allem die abstrahierende zweischalige Fassade aus weißem Milchglas auf einer Stahlkonstruktion, die dem Gebäude ein vertikal strukturiertes, transparentes und bei Tag strahlend weißes Erscheinungsbild verleiht. Bei Dunkelheit wird die Glasfassade von innen beleuchtet und lässt das Bauwerk als Lichtelement erstrahlen. Statt der anfangs geplanten Leuchtstofflampen kamen 25.000 speziell für dieses Projekt gefertigte LED-Leuchten zum Einsatz, die an flexiblen Kabeln zwischen den Wänden des Gebäudes und der Glasummantelung befestigt sind und das reflektierte Licht aus dem Hohlraum erstrahlen lassen. Ein Steuerungssystem ermöglicht mehr als 20.000 verschiedene vorprogrammierte, dynamische und statische Beleuchtungs­ szenarien in vielen Farben.

© Simon Menges

Stettin, Polen

Die Beleuchtungssequenzen werden per Sensor-Technologie bei Sonnenuntergang automatisch gestartet und um Mitternacht wieder gestoppt. Mithilfe eines Glass Touch Bedienterminals kann die Steuerung aber auch manuell erfolgen. Ein entsprechender Befehl deaktiviert das Glass Touch und setzt das System dann zurück, sodass

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Projekt

Die Philharmonie Stettin wurde als „Europas bester Bau“ mit dem Mies van der Rohe Award 2015 ausgezeichnet.

Mieczyslaw-Karlowicz-Philharmonie Stettin, Polen

Bauherr Stadt Stettin, Polen

Architektur

Nachts kann die Fassade in vielen Farben und Beleuchtungsszenarien strahlen, bei Tag ist sie milchig weiß.

Estudio Barozzi Veiga, Barcelona, Spanien

Konsulent Fassade

© Barozzi Veiga

Ferrés Arquitectos y Consultores, Barcelona, Spanien

Grundriss

Akustik Arau Acustica, Barcelona, Spanien

Planung und Errichtung

© Simon Menges

© Radek Kurzaj

2007 – 2014

es wieder auf den Sonnenuntergang reagiert. Ein Temperatursensor überwacht die Funktion und die Wärmeentwicklung und schaltet die Installation notfalls ab. Wie eine Skulptur Das Gebäude beherbergt eine Konzerthalle für 1.000 Besucher, einen Saal für Kammermusik für 200 Zuschauer, einen multifunktionalen Raum für Ausstellungen und Konferenzen sowie ein Foyer, das auch für Veranstaltungen genutzt wird. Beide Konzertsäle sind aus Stahlbeton konstruiert.

Der äußeren Strenge steht die ausdrucksvolle Hauptkonzerthalle gegenüber, die mit dreiecksförmigen, in unterschiedlichen Winkeln angeordneten Akustikvertäfelungen versehen und mit Blattgold überzogen ist. Die Intention der Architekten war es, die Konzerthalle wie eine Skulptur inmitten der übrigen schlichten Innenräume erscheinen zu lassen, deren wesentlichstes Element die verglasten Giebeldächer sind. Das Projekt wurde 2014 fertiggestellt, dem 130. Jubiläumsjahr der Eröffnung des alten Konzerthauses. •

Die Akustikvertäfelungen der Konzertsäle sind mit Blattgold überzogen.

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© AluKönigStahl/image industry

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Wiens „Flat Iron“: ÖBB-Zentrale am Hauptbahnhof Wien.

Glatte Haut und schlanke Kurven ÖBB Konzernzentrale Wien Eine bläulich schimmernde, mehrfach geschwungene Fassade mit gerundeten Kanten verkleidet die vom Wiener Architekturbüro Zechner & Zechner geplante Zentrale der ÖBB beim Wiener Hauptbahnhof. Im Norden weicht der Baukörper oberhalb des viergeschoßigen Sockels s-förmig von der Baulinie zurück und öffnet damit den Raum zum Vorplatz. Der 88 Meter hohe Turm im südlichen Teil des Gebäudes erinnert in seiner spitz zulaufenden Form

an das Flat Iron Building in New York. Doch während das aus dem Jahr 1902 stammende Landmark von Manhattan eine terrakottaverkleidete Stahlkonstruktion ist, wurde die ÖBB-Zentrale, wie heute üblich, als ein mit einer Alu-Glashaut verkleideter Stahlbetonskelettbau ausgeführt. Die nur 26 cm starken Beton-Zwischendecken liegen auf drei zentral angeordneten aussteifenden betonierten Gebäudekernen mit integrierten Lifts und Stiegenhäusern auf.

Polygonale Doppelkastenfassade Erdgeschoß, 1. Obergeschoß sowie Teile des Innenhofs sind als einschalige Vorhangfassaden mit hochwärmegedämmten Einsatzelementen ausgeführt, die im Bereich der Eingangslobby und der Shops geschoßhoch verglast sind. Den darüber liegenden Geschoßen sind zweischalige, in Teilbereichen polygonal nach außen und nach innen ausgebildete Kastendoppelfassaden vorgehängt, die zusätzlich von

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Bauherren HÖSBA Projektentwicklungs- und – verwertungsgesellschaft / BAI Bauträger Austria Immobilien / HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft / ÖSTU-STETTIN Hochund Tiefbau

Architektur Zechner & Zechner ZT GmbH

Innenarchitektur Innocad Architektur ZT GmbH

Projektverlauf • Wettbewerb 2009, 1. Preis • Planung 2009-2013 • Fertigstellung 2014

Projektdaten • Bruttogeschoßfläche: 57.800 m2
 • Hauptnutzfläche: 37.600 m2
 • Geschoße: 24 oberirdisch, 3 unterirdisch • Gebäudehöhe: 88 m © AluKönigStahl/image industry

Fassade • Material: Aluminium-Glas • EG und 1. OG: Schüco AWS/ADS 75.SI • 2. – 23. OG: Zweischalige, polygonale Elementfassade (Kastendoppelfassade)

Tragwerksplanung Thomas Lorenz ZT GmbH, Graz

Geschoß zu Geschoß nach außen bzw. nach innen springen. In die Elementfassade wurden Flügel zur Brandrauchentlüftung integriert. Der Fassadenzwischenraum wird natürlich be- und entlüftet und ist geschoßweise horizontal abgeschottet, um unerwünschte Kaminwirkungen zu vermeiden. Ein beweglicher Sonnenschutz ist windgeschützt zwischen innerer und äußerer Glashülle installiert. Die Innenfassade ist mit Drehkippfenstern ausgestattet, wodurch neben der mechanischen Lüftung auch eine natürliche Belüftung der Büroflächen möglich ist.

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Reversible Büros Die zweigeschoßige, zurückspringende Eingangslobby im Norden wird von oben belichtet und übernimmt die Verteilerfunktion der Verkehrsströme zu den drei Gebäudekernen, das rote Portierpult dient als zentrale Anlauf- und Informationsstelle. Neben der Eingangslobby sind im Erd­ geschoß ein Café, eine Polizeiinspektion, eine Bankfiliale sowie ein Stützpunkt der Sozialen mobilen Dienste untergebracht. Im 2. Obergeschoß befindet sich das um einen Innenhof angeordnete Restaurant für die Mitarbeiter, im 3. Obergeschoß das Konferenz- und Schulungszentrum. Im 23. Obergeschoß liegt die Skylobby, im 18.  Stock eine Cafeteria mit Dachterrasse. Die Gebäudetiefe und Konfiguration der innen liegenden Kerne erlaubt die vom Grazer Architektur- und Designbüro Innocad entwickelte „Strategie der rever­-

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siblen Büros“. Der Anteil der abgeschlossenen Zellenbüros liegt bei diesem Open-Space-Konzept unter zehn Prozent. 3.600 Laufmeter farbig bedruckte Vorhänge ersetzen großteils Innenwände, etwa zwischen den Aufenthaltszonen im Gebäudeinneren. Besprechungsräume sind mit teilweise gebogenen Glastrennwänden sowie einer Sichtschutzfolierung abgeschirmt (siehe auch Seite 56). Zechner & Zechner entwarfen ein nachhaltiges „schlankes Gebäude“ mit außen liegendem Sonnenschutz, natürlichen Lüftungsmöglichkeiten, Wärmeabfuhr über Nachtlüftung, Regenwassernutzung, LED-Beleuchtung, Energierückspeisung, Gebäudelastmanagement sowie natürlicher Befeuchtung durch Greenwalls. Damit erreicht das Gebäude niedrigen Primärenergiebedarf und niedrige Life-Cycle-Kosten bei gesundem Raumklima. •

Die neue Bauherrensicherheit alufenster.at

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Gewebe aus Glasfaserbeton: Wohnhausanlage Beatrixgarten Wien, A Als modernes Pendant zu den in der Um­ gebung typischen Wiener Gründerzeit­ häusern im klassischen Baustil versteht sich die Wohnhausanlage „Beatrixgarten“ im 3. Wiener Bezirk. Das in der Schutz- und Wohnzone gelegene Wohnbauprojekt mit 31 Wohnungen ist als gründerzeitliche ge­ schlossene Bebauung angelegt. Diese be­ steht aus zwei Sockelgeschoßen, fünf Hauptgeschoßen und zwei Dachgeschoßen mit vorgelagerten Terrassen. Nordseitig wird das Grundstück von der Ungargasse begrenzt, westseitig grenzt ein Park an. Im Süden und Osten befindet sich ein Innenhof, der an die Hochschule für Musik angrenzt. Im Erdgeschoß befindet sich eine Geschäftszone. Durch die

Hanglage mit einem Geländeanstieg von Nordost nach Südwest wird das Erdge­ schoß um ein teilweise unter Niveau be­ findliches Zwischengeschoß ergänzt. Fassadengewebe Die Fassade wurde von den Architekten Tillner & Willinger als Gewebe aus horizon­ talen und vertikalen Richtungen entworfen. Die horizontalen Richtungen sind die Bal­ kone und Loggien, die vertikalen Richtun­ gen die vertikalen Verglasungen und Fens­ ter. Ein Gebäuderaster aus Glasfaser­betonplatten in der Farbe off-white nimmt beide Richtungen auf. Diese Platten sind nicht sichtbar mit Hinterschnittankern befestigt. Durchlaufende Sonnenschutzelemente aus

Holzlamellen bilden den obersten Ab­ schluss des Gewebes. Park- und hofseitig wird das Fassaden­ erscheinungsbild durch großzügige Öffnun­ gen zum Grün und die vorgelagerten Bal­ kone und Loggien geprägt. Die prominente Westfassade zum Park weist durch die Drei­ teilung harmonische Proportionen auf. Links prägen Loggien, mittig versetzt ange­ ordnete Fassadenelemente und rechts Balkone das Erscheinungsbild. Die Straßen­ fassade wird ebenfalls gedrittelt. Raumhohe verglaste Schiebeelemente, deren Führungselemente hinter der Verkleidung verschwinden, verleihen der Fassade Leben und holen für die Wohnungen ein „Freiraumambiente“ ins Innere. Das Erdgeschoß

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Auch die hofseitige Fassade wird durch vorgelagerte Balkone geprägt.

Bauherr ARE Austrian Real Estate Development GmbH, Wien

Architektur Architekten Tillner & Willinger ZT GmbH, Wien

Innenarchitektur BEHF Architects, Wien

Landschaftsarchitektur DnD Landschaftsplanung, Wien

Projektverlauf • Baubeginn 2013 • Fertigstellung 2015

Projektdaten • Bruttogeschoßfläche: 6.000 m2
 Glasfaserbetonplatten nehmen den Fassadenraster auf.

Beteiligte Unternehmen

Holz-Alufenster, Hebeschiebetüren

Die Wohnhausanlage versteht sich als modernes Pendant zu den Wiener Gründerzeithäusern.

Grundriss Erdgeschoß

wurde mit schwarzen Glasfaserbetonplatten verkleidet. Dieses Foyer bildet als „Vorgarten“ zu den Wohnungen das Gelenk und die Schaltstelle zwischen innen und außen, öffentlich und privat, Straße und Garten. •

Fotos: © Tillner & Willinger ZT GmbH/Rupert Steiner

Schiebeläden

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Struktur und Isolierung zugleich Cluster House, Hunziker Areal Zürich Es könnte in kleinerem Maßstab in der Wiener Werkbundsiedlung stehen. Das 2015 fertiggestellte Cluster House, ein Wohnbau im Hunziker Areal in Zürich, erinnert in seiner strengen, proportional ausgewogenen Fassadenstruktur an die Wohnhäuser eines Ernst Plischke, Walter Loos oder Gerrit Rietveld für die Mustersiedlung der 1930erJahre. Der Entwurf für die im Stil der klassischen Moderne entworfenen Häuser A und M stammt von den Schweizer Duplex Architekten, die auch das städtebauliche Konzept des Areals mit 450 Wohneinheiten in 13 unterschiedlich gestalteten Gebäuden entwickelt haben. Es steht für eine neue Art des Wohnens. Die Häuser bieten sogenannte Cluster-Apartments. Jede dieser Wohnungen umfasst einen großen gemeinsamen Küchen- und Wohnbereich und fünf bis sieben Mini-Wohnungen mit ein bis zwei Zimmern, einer Teeküche und eigenem Bad.

Ziegeldimensionen Neben den sozialen Aspekten besticht der Wohnbau vor allem durch seine innovative Bauweise. Alle Außenwände wurden als monolithisches Mauerwerk mit integriertem Dämmstoff in Form von porösem Vulkangestein (Perlit) ausgeführt. Alle geometrischen Gebäudemaße wie Geschoßhöhe oder Fensterbreite basieren auf einem Vielfachen der Ziegeldimension. Die Ziegel wurden nicht im Mörtelbett gesetzt, sondern im Dünnbettmörtelverfahren geklebt. Dadurch konnte auf zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden. Der Jury des Wienerberger Brick Awards 2016 war dieses Projekt einen Sonderpreis wert. Johan Anrys, Architekt aus Belgien und Mitglied der Jury, meint zu dem Preisträger: „Dieses Projekt versucht, eine Antwort auf einige der bewegenden Fragen unserer Zeit zu finden: wie Menschen

zusammenleben können, wie sie von innen nach außen mit dem öffentlichen Raum umgehen. Diese Gebäude sind dafür gemacht, um Leuten bezahlbaren, wertigen Wohnraum zu bieten.“ Und zur Verwendung des Baustoffs Ziegel als Fassadenund Konstruktionsmaterial: „Bei diesem Projekt ist der Ziegel verborgen.

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Haus M, Schnitt

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Die Außenwände wurden als monolithisches Mauerwerk mit integriertem Dämmstoff ausgeführt.

Projekt Cluster House, Zürich, Schweiz

Auftraggeber Baugenossenschaft mehr als wohnen, Schweiz

Architektur Duplex Architekten, Schweiz

Projektverlauf • Wettbewerb 2009

Cluster-Apartments sind mit gemeinsamem Küchenund Wohnbereich ausgestattet.

• Bauzeit 4/2013 – 2/2015

Preise Bilder: © Wienerberger AG / Johannes Marburg

• DEUBAU-Preis für Junge Architektur 2014 • Sonderpreis Wienerberger Brick Award 2016

Projektdaten

Haus A Geschoßfläche 6.883m2, Nutzfläche Wohnen 3937m2, Nutzfläche Gewerbe 415m2 Haus M Geschoßfläche 6.484m2, Nutzfläche Wohnen 3.097m2, Nutzfläche Gewerbe 826m2 Tragende Konstruktion Hintermauerziegel, mit Perlit verfüllt

Es ist ein wärmedämmender Stein, also dient er als tragende Struktur und Isolierung zugleich. Der Grundriss versucht, in seiner Organisation Freiheit zu finden. Und der Ziegel ermöglicht tatsächlich diese Freiheit bei der Gestaltung.“ • Haus A, Grundriss EG

bauen wir gemeinsam!

kreativität • professionalität perfektion • know – how •

Tragwerksplanung

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Bauwerksdiagnostik

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Prüfingenieur gem. WBO

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Baumanagement

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Gebäudetechnik

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Eine Galeone in der Seestadt Leben mit Holz, Aspern die Seestadt Wiens, Bauplatz D12 Eine spanische Galeone mit ausgefahrenen Bordkanonen oder, etwas friedvoller formuliert, ein hölzernes Schmuckkästchen mit zahlreichen kleinen Auszugsladen – Holz ist das bestimmende Material bei der Wohnhausanlage im Süden der Seestadt Aspern in Wien. An den Fassaden wird das Material Holz als Lärchenschalung für die dämmenden Außenwände verwendet. Die Holzfertigteilwände wurden unter Verwendung von heimischem Holz, Holzwerkstoffen und dem Dämmstoff Steinwolle im Werk vorgefertigt. Das Fassadenbild wird durch auskragende Fertigteil-Loggien und -Balkone strukturiert, die ebenso ein freies Spiel der Elemente ermöglichen wie die Struktur des Stahlbetonskeletts, das dauerhaft flexible Grundrissgestaltungen erlaubt.

Sieben verbundene Bauteile Das Gebäude mit 213 Wohnungen und acht Geschäften gliedert sich in eine Tiefgarage und sieben Bauteile mit vier bis sieben oberirdischen Geschoßen, die durch nord-südlaufende verglaste Laubengänge in drei Reihen miteinander verbunden werden. Die starke Gliederung der Baukörper erzeugt einen südorientierten Freiraum mit abwechslungsreichen Blickbeziehungen. Der Innenhof als halböffentliche Zone ist an die Fußgängerzone angebunden und wird von den Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoß umgeben. Die Ränder der Erdgeschoßzone werden durch einen zweigeschoßigen multifunktionellen Ring gebildet, die gewerbliche Nutzungen, Wohnraumergänzungsflächen, Gemeinschaftsräume und Atelierwohnungen aufnimmt.

Im Canyon Die Fassadengliederung wird punktuell als Bodenmarkierung weitergeführt, verdichtet sich in den Eingangsbereichen und gliedert die Geschäftsvorzone mit Straßenmöbeln. Terrassen ragen in die Hofmitte, um die Höfe zu beleben. Hügel und Pflanzen bieten Sichtschutz für die privaten Terrassen. Die Durchwegung der Hügellandschaft ist dezent gehalten, damit kein Durchgangsraum entsteht. Die aktive Zone der Wohnsiedlung ist der Begegnungsraum und Jugendspielplatz – der Canyon. Ein einheitlicher EPDM-Belag trägt zum Schallschutz bei. Die Holzverkleidung der Rampenwände wächst stellenweise aus der Wand, große vertikale Flächen verbinden sich mit der Wand und bilden Liege- oder Nutzflächen. •

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Wohnbau in Fertigteilbauweise: Fassadenelemente mit Lärchenholz verkleidet, auskragende Balkone aus Beton-Fertigteilen.

In der Hofzone sind Begegnungen und Aktivitäten möglich.

Bauherr EBG Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft, Wien

Architektur Berger+Parkkinen Architekten ZT Gmbh, Wien – Helsinki querkraft architekten zt gmbh, Wien

idealice landschaftsarchitektur, Wien

Projektverlauf Bauträgerwettbewerb 2012 – siehe Architekturjournal wettbewerbe 4/2012 (305) Fertigstellung Juli 2015

Projektdaten • 213
Wohneinheiten • Bruttogeschoßfläche oberirdisch 19.600 m2 • Fassadenfläche Holzbau (netto): ca. 8000m2

Beteiligte Unternehmen

HAWA-Frontego 30/matic Fassadengestaltung auf Knopfdruck

Pläne © querkraft / Berger Parkkinen Architekten

© hertha hurnaus | berger+parkkinen architekten | querkraft architekten.

Freiraumplanung

Das automatisierte Beschlagsystem für frontbündige Faltschiebeläden HAWA-Frontego 30/matic bietet individuellen Sicht- und Sonnenschutz und gleichzeitig mehr Sicherheit. Der energiesparende Antrieb und die Steuerung sind im System integriert. www.hawa.ch/frontego/ Hawa AG, Schiebebeschlagsysteme, Schweiz, www.hawa.ch Lageplan

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© Rupert Steiner für WBV-GPA, OeAD-WV, aap.architekten

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Studentenheim GreenHouse, Seestadt Aspern, Wien Das Studentenheim „Greenhouse“ in der Seestadt Aspern besteht aus drei Baukörpern: Bauteil Sonne, Bauteil Luft und Bauteil Erde. Diese Dreiteilung entspricht den drei Elementen, die zur Energiegewinnung genutzt werden: Sonnenenergie, die Energie aus der Luft und Geothermie. Betont wird diese Struktur durch die rückspringenden, verglasten Treppenhäuser. Das transparente Erdgeschoß im mittleren Bauteil und die transparenten Hauptstiegenhäuser sind als Gemeinschafts- und Sockelzone offen gestaltet und verbinden die drei Häuser.

ein Waschsalon, Musikräume, Besprechungs- und Meditationsraum, Fitness­ räume und Sauna. Die meisten dieser Räume sind zum Straßenraum hin orientiert, um das studentische Leben auch von außen erlebbar zu machen. Im ersten Untergeschoß bietet ein Mehrzweckraum Platz für Veranstaltungen. Ein abgesenkter Hofbereich davor ermöglicht die natürliche Belichtung dieses Raumes. Ein großzügiger Fahrradabstellraum soll zur umweltfreund­ lichen Mobilität der Studenten beitragen. Eine Sammelgarage für mehrere Bauplätze befindet sich im 1. und 2. Untergeschoß.

Raumprogramm Errichtet wurden 216 Einzelzimmer, 30 Doppelzimmerplätze und 67 WG-Zimmerplätze. Die Zimmer haben eine durchschnittliche Größe von ca. 20m2 und verfügen über Bad und eine Küchenzeile sowie TV- und Internetanschluss. In den Wohngeschoßen sind ergänzend Gemeinschaftsräume angeordnet. Im Erdgeschoß befinden sich gemeinschaftlich genutzte Räume wie

Luftdichte Gebäudehülle Das GreenHouse wurde als erstes Studentenwohnheim weltweit vom Passivhausinstitut Darmstadt mit den Zertifikat Passivhaus Plus ausgezeichnet. Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine hocheffiziente, bedarfsgesteuerte Lüftungsanlage mit Wärmerück­ gewinnung installiert. Die Gebäudehülle wurde wärmebrückenfrei und luftdicht ausgeführt. Der Heizwärmebedarf beträgt nur

ca. 9,06 kWh/m2/Jahr Die Fassaden sind als Lochfassaden mit Vollwärmeschutz aus­ geführt. Rückspringende Dämmstärken im Bereich der Fensterbänder unterstützen die ablesbare Geschoßstruktur. Auszeichnung für Nachhaltigkeit Zwei Rotationswärmetauscher gewinnen 85 Prozent der Wärme zurück. Die Dachfläche wird zur Gewinnung von Sonnenenergie mit Photovoltaik genutzt. Die Aufzüge arbeiten mit Bremsrückgewinnungsenergie und kommen ohne Öl und Maschinenraum aus. Die Dachfläche wird zur Gewinnung von Sonnenenergie mit Photovoltaik genutzt, die produzierte Energie wird vor­ rangig im Haus verbraucht. Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB) hat das GreenHouse bereits im Februar 2014 für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet. •

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Private House Schelle, Belgium Architekt: Jo Van Laere, Photo: Christophe Van Couteren

Knick in der Vollwärmeschutz-Fassade


Bauherr WBV-GPA – Wohnbauvereinigung für Privatangestellte gemeinnützige Gesellschaft
 © aap.architekten

Heimträger WBV-GPA ÖJAB – Österreichische Jungarbeiterbewegung OeAD-WV – Österreichischer AustauschdienstWohnraumverwaltungs GmbH Wien

Architektur

Grundriss EG

aap.architekten ZT-GmbH

Nettonutzfläche 14.600 m²

Fassade © Rupert Steiner für WBV-GPA, OeAD-WV, aap.architekten

Wärmedämm-Verbundsystem

U-Werte • Außenwand: 0,104 W/(m2K) • Dach: 0,067 W/(m2K) • Decke gegen unbeheizt: 0,091 W/(m2K)

Projektverlauf • 2010 Architektenfindungsverfahren • 2012 Bauträgerwettbewerb Das als Passivhaus zertifizierte Studentenwohnheim ist von einer luftdichten Wärme­dämmung umhüllt.

• März 2015 Fertigstellung

Private House Schelle, Belgium Architekt: Jo Van Laere, Photo: Christophe Van Couteren

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Schiebetüren als raumhohe Fenster, die wie eine transparente Glasfläche wirken. Die Profile sind kaum zu sehen, das edle Design wirkt grenzenlos. Auch überdimensional große HI-FINITY-Schiebetüren wirken elegant und schwerelos. Innen- und Außenbereiche verschmelzen ineinander. Obwohl die einzelnen Linien kaum sichtbar sind, verbirgt sich die überragende Stabilität des Schiebesystems in der Verbindung von Aluminium mit Glas. www.reynaers.at

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Lassen sie sich inspirieren.

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Aus dem Fels gehauen: Riedenburg Sternbrauerei

Die sandgestrahlte Natursteinfassade nimmt Bezug auf die umgebenden Felsformationen.

Salzburg, A Die Sternbrauerei im Salzburger Stadtteil Riedenburg wurde zwischen 1898 und 1907 vom altösterreichischen Architekten und Baumeister Jakob Ceconi errichtet, der durch die Erfindung und Erzeugung von Bauteilen in Steinguss international bekannt wurde. Seit der Betriebsaufgabe 1956 lag das weitläufige Gelände brach. 1972 wurden die Anlagen bis auf das Kellergewölbe, das Verwaltungsgebäude und den Brauereigasthof abgetragen. 2006 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um die letzte große Freifläche am Rande der Salzburger Altstadt zu gestalten.

18 internationale und nationale Architekten wurden dazu eingeladen. Die Aufgabenstellung bestand darin, ein Wohnprojekt in einem Mix aus unterschiedlichen Wohnungstypen zu konzipieren und das Gebäude der ehemaligen Sternbrauerei behutsam zu revitalisieren und in das Gesamtkonzept zu integrieren. Der Rainbergfelsen mit dem einstigen Steinbruch sollte als prägendes Element des Stadtbildes für die Öffentlichkeit erlebbar erhalten und hochwertiger öffentlicher Raum mit attraktiven Plätzen geschaffen werden. Sieger des Wettbewerbs wurden die New Yorker Architektinnen Gisue und Mojgan Hariri. 2010 beauftragte der neue Eigentümer das Generalplanerbüro arinco aus Traun in Oberösterreich mit der Änderungsplanung und Ausführungsarchitektur für den Bauteil Ost mit dem verbliebenen

historischen Teil der ehemaligen Sternbrauerei sowie den Bauteil West mit 60 Wohnungen und sieben Penthouses. Konzeptuell reproduziert das Projekt die Fels­formationen, Ablagerungen und Zufallsanordnungen eines Steinbruchs mit seinen aus dem Berg geschlagenen, zerkleinerten und wahllos aufgetürmten Felsbrocken. Jeder Block soll so zu einem Container werden, der in seinem Inneren kleinere Blöcke umschließt. Dieser künstlerisch-architektonische Ansatz versetzt die sechs skulptural geformten Baukörper durch wohldosierte Brüche in der Linienführung gekonnt in eine Spannung, die im finalen Zusammenschluss ihre harmonische Auflösung findet.

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FA S S A D E

Bauherr Strauss & Partner Development GmbH, Wien

Architektur Hariri & Hariri – Architecture, New York, USA

Einreichplanung Hariri & Hariri – Architecture Kleboth Lindinger Architekten & arinco planungs + consulting gmbh

Änderungsplanung, Ausführungsarchitektur arinco planungs + consulting gmbh, Traun

Projektverlauf 2006 Architekturwettbewerb 2010 – 2015 Änderungsplanung, Ausführung

Projektdaten • Bauteil West: Wohnnutzfläche ca. 6.000 m2 Auf dem Gelände der ehemaligen Sternbrauerei entstanden Luxuswohnungen.

• Bauteil Ost: WNF ca. 4.160 m2

Fassade Natursteinfassade aus Jura-Kalkstein, hinterlüftet

© Bryan-Reinhart

Beteiligte Unternehmen

© arinco

Aufzüge

Der Rainbergfelsen bleibt als prägendes Element des Stadtbildes erlebbar.

Grundriss Obergeschoß Haus C

Natursteinfassaden bilden eine Brücke zwischen zeitgenössischer Bauästhetik und der spannenden Kulisse des Rainbergs. Für die Fassaden wurden 13.000 m2 Kalksteinplatten aus dem Juragebiet verwendet. Die Oberfläche des Steines wurde sandgestrahlt und anschließend gebürstet. Eingesetzt wurden die Steinplatten nicht nur an den Fassaden sondern auch an Untersichten und Dachflächen. Die Kalksteinplatten sind als teilweise hinterlüftete Fassade auf wärmegedämmte tragende Wände aus Stahlbeton oder Ziegelmauerwerk montiert. •

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Entgeltliche Einschaltung Fotos: Azra Korjenic

FORUM

Grüne Fassaden für die Zukunft Begrünte Fassaden sparen Energie und verbessern das Stadtklima deutlich. Im Rahmen des Forschungs­- und Technologieprogramms „Stadt der Zukunft“ werden unterschiedliche Fassadenbegrünungs-Strategien erprobt, gemessen und simuliert. Großstädte sind mit hoher Kumulation an Gebäuden, Baumaterialien und vielen anderen potenziellen Quellen bereits jetzt für 80 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2050 sollen zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Damit die Lebensqualität in Städten der Zukunft erhalten bleiben kann, braucht es multifunktionale Systemlösungen, mit denen man Energie gewinnen, Heiz- und Kühlenergie sparen, Staub binden, Luft­qualität erhöhen und Lärm mindern kann. Außerdem muss Problemstellungen wie Hitze­ inseln, CO2-Capturing und Über­schwem­ mungen entgegengewirkt werden. Gebäudebegrünungs-Systeme Fassadenbegrünung in der Stadt ist ein neuer Trend, der deren Lebensqualität erhöhen und den Energiebedarf senken kann. Am Institut für Hochbau und Technologie der Technischen Universität Wien untersucht eine Forschungsgruppe unter Azra

Korjenic im Forschungsprojekt GrünPlusSchule@Ballungszentrum an einer Wiener Schule die Einflüsse unterschiedlicher Gebäudebegrünungs-Systeme, kombiniert mit verschiedenen Fotovoltaik-Modulen, auf das hygrothermische Verhalten der Gebäude sowie Energiesparpotenzial, Raumluftqualität, Luftfeuchtigkeit, Beschattung und Lärmminderung. Das Projekt läuft im Rahmen des 2013 vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) gestarteten Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“. Zahlreiche Messsensoren nehmen in kurzen Zeitabständen die wichtigsten Daten der Räume und der Umgebung auf. Außerdem wird der Wärmestrom durch die begrünten und nicht begrünten Konst­ruktionen sowie die hygrothermische Situation im Hinterlüftungsspalt zwischen der bestehenden Konstruktion und dem Begrün­ungssystem gemessen und bewertet. Anhand der Messwerte werden begrünte mit

nicht begrünten Konstruktionen verglichen und die Auswirkung der Begrünung quantitativ beurteilt.

Das Projekt läuft bis Mai 2018, die ersten Messergebnisse fallen positiv aus: Der U-Wert konnte um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt werden. Außerdem konnte die CO2-Konzentration gesenkt werden, der Bereich über 2.000 ppm wird wesentlich weniger oft erreicht.
Die Oberflächentemperatur der Südfassade liegt im Sommer deutlich unter der einer nicht begrünten Fassade (siehe Grafik oben). Auch die Temperatur zwischen Fassade und

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Entgeltliche Einschaltung

FORUM

Die Montage von Pflanz­behältern an der Fassade ist oft problematisch. Eine Alternative könnten moosbewachsene Paneele sein.

An der TU Wien wurde die klimaregulierende und staubfilternde Wirkung von begrünten Fassaden wissenschaftlich nachgewiesen.

Begrünung liegt unter der Außentemperatur (siehe Grafik unten). Damit wird wissenschaftlich nachgewiesen, dass Pflanzen eine regulierende Wirkung auf das Mikroklima haben: Im Sommer werden Innenräume und Höfe durch Fassadenbegrünung deutlich kühler, weil

die Pflanzen die Konstruktion vor zu starker Erwärmung schützen und außerdem durch die Verdunstung von Wasser zur Kühlung beitragen. Im Winter schützen sie das Haus vor dem Auskühlen, außer­dem filtern sie Feinstaub und verbes­sern die Luftqualität und schützen vor Lärm.

Moosbewachsene Gebäudefassadenpaneele Oftmals ist eine Begrünung der Fassade nur schwer realisierbar. Der Bewuchs mit Kletterpflanzen (mit und ohne Rankhilfen) benötigt Wurzelraum unterhalb der Fassadenfläche und kann oft Pflege­­aufwand und Bauschäden verursachen. Die Montage von Pflanzbehältern an der Fassade ist sehr teuer, es entsteht ein hoher Pflegeaufwand und könnte hochbautechnisch sehr problematisch sein (Wärmebrücken). Mit dem laufenden Projekt „Sondierung für die Entwicklung von moosbewachsenen Gebäudefassadenpaneelen“ soll eine dritte Option zur Gebäudebegrünung erarbeitet und erprobt werden, die ganzjährig grüne Fassaden möglich machen, dauerhaft und pflegeextensiv sind und kostengünstig gebaut und erhalten werden können. Das soll durch die Auswahl und Erprobung von geeigneten Moosarten, neuen Feuchtespeicher- und Haftsubstraten an oder in den Tragpaneelen, den Materialien der Tragpaneele und der Entwicklung hochbautechnischer Konstruktionsdetails mittels wissenschaftlichen Wachstumsversuchen auf Probeflächen so wie hochbautechnischer Entwicklungsarbeit erfolgen. Durchgeführt wird diese ebenfalls in einer laufenden Stadt der Zukunft-Studie von der Abteilung Bauphysik und Bauökologie der TU Wien (Leitung Ardeshir Mahdavi). •

„Stadt der Zukunft“, das Forschungs- und Technologieprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) strebt aufbauend auf den Ergebnissen aus den Vorläuferprogrammen „Haus der Zukunft“ und „Energie(systeme) der Zukunft“ die Erforschung und Entwicklung von neuen Technologien, technologischen (Teil-)Systemen und urbanen Dienstleistungen für die Stadt der Zukunft an.

Informationen

www.bmvit.at www.nachhaltigwirtschaften.at/de/sdz www.bph.tuwien.ac.at www.bpi.tuwien.ac.at

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FORUM

Algorithmische Entwürfe der Studierenden ­Benedikt Hanser („Loos“) ...

flying bricks. Digitale Architektur und Raumplanung Ziel einer Lehrveranstaltung an der TU Wien war es, das Verständnis und den Einsatz algorithmischen Denkens in der Architekturpraxis bei angehenden Architekten zu fördern. Die Gestaltung von Fassaden mit Sicht­ mauerwerk ist in der Architektur ein kom­ plexes Thema. Diese ist und war in vielen Staaten der Europäischen Union seit Jahren ein fixer Bestandteil der architektonischen Form (Niederlande, Belgien, Deutschland, Italien usw.). In Österreich dagegen verlor die Technik seit der Epoche des Historis­ mus kontinuierlich an Bedeutung. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Wärme­ dammverbundsysteme (WDVS), die eine billigere Bauweise zuließen und durch ge­ ringere Wandstärken zu einer Erhöhung der Nutzflächen führten (und damit eine Stei­ gerung des zu erzielenden Erlöses ermög­ lichten). Während das Sichtziegelmauer­ werk im öffentlichen Auftrag noch zum Einsatz kommt, wie beispielsweise beim Sophienspital oder beim Museumsquartier

in Wien, ist es im privaten Bereich nahezu verschwunden. Gestalten mithilfe von Algorithmen Das hat die Abteilung Digitale Architektur und Raumplanung an der Technischen Uni­ versität Wien zum Anlass genommen, um zusammen mit dem Ziegelhersteller Wie­ nerberger ein kleines Entwerfen zu diesem Thema anzubieten. Im Zuge der Lehrveran­ staltung wurden historische sowie inno­ vative Ziegelverbundsysteme analysiert, um daraus neue gestalterische Anwendungs­ gebiete zu finden. Zur einfacheren Hand­ habung wurden dabei algorithmische ­Lösungsmethoden angewandt. Diese be­ ziehen sich nicht nur auf die Kombination der konstruktiven Standardformate des Herstellers Wienerberger, sondern auch auf

mögliche gestalterische Komponenten, wie beispielsweise Kunst am Bau, Farbgestal­ tung oder Sonderformate. Eine Ziegelfassade für den Bestand Die Aufgabe bestand darin, vorhandene Bauwerke – mit einem Standort bevorzugt in Wien – dahingehend zu analysieren, ob sie sich als Vorlage zur Umplanung in ein Sichtziegelmauerwerk eignen. Es ging um das Verständnis für das Format des Ziegel­ steins und die sich daraus ergebenden ­Restriktionen beziehungsweise Anforderun­ gen an einen Entwurf. So zeigten sich Unterschiede in der Handhabung zwischen rechtwinkeligen ­Gebäuden und jenen, die einer unregel­ mäßigen Straßenflucht folgen. Die ­Proportionen einer Fassade wurden

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FORUM

Programmierung eine Verringerung der Anzahl an Sondersteinen denkbar. Vom algorithmischen Entwerfen Größte Herausforderung ist es, wie bei jedem digitalen Entwerfen, das algorithmische Denken begreiflich zu machen. Als Architekt tendiert man oft dazu, beim Entwerfen ein (nahezu) fertiges Bild vor Augen zu haben. Im Zuge der Ausarbeitung ver­ ändert sich das Bild, wird adaptiert, das Grundkonzept vielleicht auch verworfen und durch ein neues Bild ersetzt. Dennoch bleibt eine Vorstellung von der (oder einer vermeintlich) endgültigen Form bestehen, ob sie nun von Anfang an gleich bleibt oder Veränderungen unterworfen ist. Das algorithmische Entwerfen löst sich von dieser Vorstellung. Nicht die Lösung selbst steht im Vordergrund sondern das Problem, das es zu lösen gilt. Für die Sichtziegel­fassade bedeutet algorithmisches Denken demnach, alle beeinflussenden Parameter zu definieren und das Problem zu beschreiben. Das Problem reduziert sich nicht mehr auf das Design, sondern auf die das Design beeinflussenden Faktoren, wie Standfestigkeit, Farbpsychologie und Umwelteinflüsse. •

... Astrid Malhotra („Noise“) ...

Informationen

© TU Wien

www.wienerberger.at www.baumassiv.at

... und Bernadette Arendt („Rotation“).

beispielsweise neben Relationen von Fensterachsen und deren Größen, auch als Verhältnis zwischen Leerflächen glatt verputzter Fassadenabschnitte und den Flächen zwischen den Öffnungen aufgefasst. Dieses Verhältnis zwischen großflächigen, ruhigen und kleingliedrigen Bereichen wurde schließlich in die Formensprache des Sichtziegels, im speziellen über die möglichen Verbände übersetzt. Der Standort wiederum erfährt seine Bedeutung für die Gestaltung durch die Ausrichtung des Gebäudes zur Sonne, aufgrund dessen das Erscheinungsbild der Fassade hinsichtlich Licht und Schatten besonders bei dem kleingliedrigen Ziegelformat und der Möglichkeit des Versatzes entsprechender Vor- und Rücksprünge stark zur Geltung kommt. Aber auch

Straßenlärm, Wind und Aus- beziehungsweise Einblicke wurden diskutiert und zum Teil in den Algorithmus aufgenommen. Der Ziegel als Baustoff Die Analyse des Ziegels ging Hand in Hand mit der Analyse vorhandener Bauwerke. Dabei ging es nicht zuletzt um das Erfassen der Qualitäten eines Sichtziegelmauerwerkes. Es ist vor allem das Format, das eine vielfältige Gestaltung ermöglicht. Dazu zählen nicht nur unterschiedliche Verbände, sondern auch eine Flexibilität in der Geometrie. Ein gerader Verlauf kann auf die gleiche Weise bearbeitet werden wie ein geschwungener. Während im Johnson Wax Headquarters von Frank Lloyd Wright mehr als 200 Ziegelformen zum Einsatz kamen, ist durch die Verwendung einer optimierten

Das Buch „flying bricks – algorithmisches entwerfen“ (ISBN 978-3-200-04108-0) kann bei der Abteilung für Digitale Architektur und Raumplanung der TU Wien bestellt werden: www.iemar.tuwien.ac.at

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© Paul Ott/Rekord Fenster

PRODUKTE & SYSTEME

Pavillon mit einer Fassade aus Lärchenholzlamellen und Großformatverglasung.

Schauraum Rekord-Fenster Villach, A Seit 2003 wird das Grazer Architekturbüro Pilzarchitektur wiederholt mit der Gestal­ tung von Standorten des Villacher Fenster­ herstellers Rekord beauftragt. In Wildon wurde 2003 ein Ausstellungspavillon zum bestehenden Produktionsbetrieb zugebaut. 2006 in Vomp und 2008 in Baden bei Wien wurden komplett neue Werke mit Lager, Produktionshalle und Bürogebäude sowie Schauräumen errichtet. Heuer im Frühjahr eröffnete das Unter­ nehmen an seinem Stammwerk einen neu­ en Schauraum. Der Zubau wurde an der Ostseite des bestehenden Bürotrakts posi­ tioniert. Durch ein Abrücken vom Bestand sind die darin befindlichen Büros natürlich belichtet und belüftet. Der Übergang zum Altbau in der Verlängerung des neuen Ein­ gangs sorgt mit gläsernen Seitenwänden ebenfalls für zusätzliches natürliches Licht in der Tiefe des Gebäudes. Funktionelle Gestaltung Die Architektur zeichnet sich durch eine funktionelle, aber moderne und selbst­ bewusste Haltung aus. Der neue

eingeschoßige Pavillon verjüngt sich im Grundriss ab dem Knick des Eingangs konisch nach Norden, einerseits um die Zufahrt für Materiallieferungen zu ermög­ lichen, andererseits um die Glasfassade in Richtung der vorbeiführenden DrautalBundesstraße zu neigen. An diesem Knick führt ein Einschnitt in der Fassade Kunden und Mitarbeiter in das Gebäude. Eine Stahlbeton-Bodenplatte bildet das Fundament des neuen Zubaus. Die Primärkonstruktion besteht aus Kreuzlagen­ holz-Massivplatten mit mineralischer Däm­ mung und hinterlüfteten Holzfassaden. Die tragenden Zwischenwände und die Dach­ platte sind ebenfalls Scheiben aus Kreuzla­ genholz, das gute Wärmedämmeigen­ schaften bietet. An der Ostseite stützen zart dimensionierte Säulen aus Stahl die Konstruktion des flach geneigten Pultdachs. Holz und Glas Die geschlossenen Fassadenteile wurden aus im Werk gefertigten Elementen (ca. 1 x 1m) aus stehenden sägerauen Lärchen­ holzlamellen gebaut. Die Lamellen haben

unterschiedliche Querschnitte und Farben (Vorvergrauung), um die Außenhaut des Gebäudes signifikant zu strukturieren. Zum Vorplatz hin bieten großformatige Vergla­ sungen großzügige Einblicke ins Innere des Gebäudes. Die linearen Deckenleuchten im Inneren nehmen das Fassadenthema in spieleri­ scher Form nochmals auf. Hinterleuchtete Schattennuten an Decken und Möbeln las­ sen diese optisch „schweben“. Die Außen­ beleuchtung soll die Eleganz des dyna­ misch geschnittenen Baukörpers abends entsprechend inszenieren. •

Bauherr Rekord Franchise GmbH, Villach

Architektur Pilzarchitektur, Graz www.pilzarchitektur.at

Projektdaten Nutzfläche: 275 m2 Planung: Frühjahr–Herbst 2015 Ausführung: Herbst 2015–Frühjahr 2016

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PRODUKTE & SYSTEME

Durchblick ohne Spiegelungen

Informationen www.interpane.com

© AGC Glass Europe

Üblicherweise zu Schauzwecken eingesetztes Floatglas reflektiert außen etwa acht Prozent des sichtbaren Lichts. Hinter dem Glas liegende Objekte lassen sich daher nur mit einer – kostenintensiven – professionellen Ausleuchtung gut sichtbar machen. Beim neuen Spezialglas Planibel Clearsight wurde die Lichtreflexion durch eine beidseitig aufgebrachte Spezialbeschichtung auf 0,8 Prozent reduziert. Die Scheibe wird somit nahezu „unsichtbar“, die Durchsicht optimiert und auch die Tageslichttransmission deutlich erhöht, so dass der Bedarf für künstliche Ausleuchtung weiter sinkt. Die im Magnetron-Sputterverfahren aufgebrachte Beschichtung ist zudem besonders robust und kratzfest gegenüber Außeneinwirkungen. Als Verbundglas ist Planibel Clearsight auch in Isolierverglasungen •

Das entspiegelte Floatglas reflektiert nach außen nur 0,8 % des sichtbaren Tageslichts, i.V. zu 8 %.

Sicher ist sicher

© Vetrotech

Für Anti-Panik-Türen – Türen im Fluchtwegbereich öffentlicher Gebäude – gelten in der Europäischen Norm verschärfte Anforderungen. Durchgehend verbaute horizontale Panikbeschläge erlauben flüchtenden Personen das Öffnen der Tür in Fluchtrichtung – unabhängig davon, ob das Türschloss verriegelt wurde oder nicht. Und hier liegt auch die Schwachstelle: Bei Anti-Panik-Türen genügt es nicht, Sicherheitsgläser nach DIN EN 356 einzusetzen, in das man schnell eine kleine Öffnung schlagen kann. Damit ist die Widerstandsklasse nicht erreicht. Daher haben sich Sicherheitsgläser aus Glas und Polycarbonat in Anti-Panik-Türen bewährt. Vetrotech Saint-Gobain bietet dazu mit der Polygard Attack-Serie geprüfte Produkte für die Widerstandsklassen RC2 bis RC4. Auch für die Widerstandsklasse RC5, bei der Rahmen und Glas angegriffen werden, hat Vetrotech Saint-Gobain geprüfte Produkte. Bei der Polygard Attack-Serie liegt die Polycarbonat-Platte zwischen zwei Glasscheiben. Dadurch sind die Produkte nicht nur leichter und dünner als klassische Verbund-Sicherheitsgläser, sondern äußerst widerstandsfähig gegen Schlag- und Schneidwerkzeuge. Alle Polygard-Gläser können auch als Isoliergläser gefertigt und mit anderen Funktionen wie z.B. Brand- und Sonnenschutz kombiniert werden. •

Informationen www.vetrotech.com

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© Stefan Müller

PRODUKTE & SYSTEME

Europaallee Zürich: Schillernde Fassaden Seit 2009 entsteht am Züricher Hauptbahnhof der neue Stadtteil „Europaallee“. In acht Etappen ist auf einer Fläche von 78.000 m2 ein vielfältiger Nutzungs-Mix aus Dienstleistung, Büro, Wohnen, Alterswohnen, Hotel, Gastronomie, Detailhandel, Freizeit und Bildung vorgesehen. Das Baufeld C wurde von der Architektengemeinschaft Max Dudler, Zürich, Annette Gigon/Mike Guyer, Zürich, sowie David Chipperfield, London entworfen und vom Schweizer Totalunternehmer Implenia realisiert. Das städtebauliche Konzept sieht ein Ensemble von vier Gebäudeteilen vor, die wie Mühlenflügel miteinander verschränkt sind und ein gemeinsames Organisationssystem bilden. Die Gebäude sind jeweils durch ein Tor zum Innenhof voneinander getrennt, aber gleichzeitig verbunden durch oben liegende, durchgehende Bauteile. Die Eingangslobbys fügen sich in einem kohärenten System von Erschließungen und Durchgängen zwischen Straße und Hof. Im ersten Obergeschoß befindet sich eine Galerie, die um den Hof die vier Gebäude

miteinander verbindet und einen Erschließungsring für das ganze Ensemble bildet. Oben sind die Gebäude durch Dachterrassen und Einsprünge bei den Hoftoren in differenzierte Baukörper gegliedert. Bedruckte Gewebe Die Gebäude am Baufeld C sind von mehrstöckigen Fensterfronten mit einer Gesamtfläche von 6.500 m2 geprägt. In der Fassade des von Gigon / Guyer Architekten realisierten und an der Europaallee liegenden Bauteils kam in den vorgelagerten Glasfassadenelementen schwarzes, mit warmen Goldtönen bedrucktes Präzisionsgewebe mit offenen Flächen zwischen 31 und 70 Prozent zum Einsatz. Auch im den Gleisanlagen zugewendeten, von David Chipperfield konzipierten Bauteil wurden diese in das Verbundglas einlaminierten Gewebe in Fensterflügeln und Säulen sowie im Innenausbau verarbeitet. Beide Architekten-Teams entschieden sich für unterschiedlichste Gewebetypen aus der Reihe Architecture Vision von Sefar, darunter ein Sondergewebe mit eigens

dafür entwickeltem Farbton. Der Effekt: Lichtspiele ohne Einblick bei gleichzeitig optimaler Sicht nach außen und mit allen Vorteilen reduzierter Sonnen- und Wärmeeinwirkung für ein angenehmes Raumklima und eine positive Energiebilanz. •

Projekt Europaallee 21, Baufeld C, Zürich, Schweiz

Bauherr Schweizerische Bundesbahnen SBB

Architektur Architektengemeinschaft Max Dudler, Zürich, Annette Gigon/Mike Guyer, Zürich, David Chipperfield, London

Totalunternehmer Implenia AG

Fassadengewebe SEFAR® Architecture VISION

Informationen www.sefararchitecture.com

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PRODUKTE & SYSTEME

Modulares OberlichtSystem jetzt auch in Österreich Bisher galt die Realisierung eines Oberlicht-Systems als kompliziert und problematisch, da ein Oberlicht präzise an das jeweilige Gebäude angepasst werden musste. Das von Velux entwickelte Modulare Oberlicht-System ist jetzt auch auf dem österreichischen Markt erhältlich. Verschiedene Anwendungen, vom Lichtband bis zur großflächigen Atrium-Lösung, können realisiert werden. Dank der industriellen Fertigung und damit sehr hohen Prozesssicherheit der Produkte ist eine weitere Anpassung der Bauteile vor Ort nicht

Das schmale Profil mit seinen flachbündigen Außenkanten sorgt für ein minimalistisches und elegantes Design.

notwendig. Die Produkte, von Fixverglasung bis Rauch- und Wärmeabzugsfenster, stehen kostenfrei als CAD/BIM Objekte auf der Unternehmenswebsite zum Download zur Verfügung und ermöglichen Architekten eine rasche und einfache Planung. Die Gelegenheit, das Oberlicht-System hautnah zu erleben, bietet die architect@work von 12. bis 13. Oktober in Wien. •

© VELUX

Informationen www.velux.at

Lichtbänder bestehen aus aneinandergereihten VELUX Oberlicht-Modulen.

Ökologischer Dämmstoff XPS TOP

© Austrotherm

Die Dämmstoff-Produktgruppe Austrotherm XPS TOP wurde vom österreichischen Umweltministerium abermals mit dem Umweltzeichen als ökologischer Dämmstoff ausgezeichnet. Zu der rosa Dämmstoffgruppe, die Luft als Zellinhalt hat, gehören: • Die Dämmplatte XPS TOP 70 mit einer Druckfestigkeit von 70 t/ m², in den Dicken von 5 bis 20 cm für druckbelastete Industrieböden geeignet. • XPS TOP 50 und 30 mit Druckfestigkeit von 50 bzw. 30 t/m². • Die Dämmplatte XPS TOP TB speziell für die Dämmung von Flachdächern und erdberührten Bauteilen von Niedrigenergiehäusern, mit 220 bis zu 400 Millimeter Dicke und einem einheitlichen Lambda-Wert von 0,035 W/(mK). Hergestellt im Thermobondingverfahren, bei dem aus zwei oder mehreren dünneren Platten eine dicke Dämmplatte mit hervorragender Dämmwirkung hergestellt wird. • XPS TOP Deckenrandschalung, die als verlorene Schalung und als optimale Wärmedämmung für Deckenroste zur Vermeidung von Wärmebrücken verwendet wird.

Informationen www.austrotherm.at 37

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PRODUKTE & SYSTEME

Puristisch gehaltene ­Fassaden prägen das in unterschiedliche Bereiche gegliederte Empfangsgebäude.

Das 1910 gegründete Unternehmen J. Schmalz im Schwarzwald, u ­ rsprünglich Hersteller von Rasierklingen, ist heute Weltmarktführer im Bereich Vakuum-­­­Aufspann­ technik. Auf dem Firmengelände entstand in zweijähriger Bauzeit zwischen historischem Altbau und weiteren Bürogebäuden ein neues Empfangsgebäude. Das Architekturbüro haas cook ­zemmrich STUDIO2050 aus Stuttgart ­plante ein offenes Gebäude zwischen dicht gewachsenen Nadelbäumen. Im Inneren werden verschiedene Bauelemente ausgestellt, das Holz der Innentreppen trifft dort auf Beton. Glas bildet den Mantel, doch der Kern ­besteht aus rauen, zum größten Teil ­unverputzten Terrassen, die Spuren der einstigen Verschalung zeigen. Die Architektur wurde weniger in die Umgebung ein­ gebettet als vielmehr umgekehrt die ­umliegende Natur zum Fluchtpunkt ­beinahe jeder möglichen Sichtachse gemacht. Das Gebäude selbst ist in unterschied­ liche Bereiche gegliedert. Vom puristischen Empfangsbereich im Erd­geschoß verläuft eine massive Holztreppe in die oberen Etagen. Auf der obersten Ebene, mit einer etwas nach vorne versetzten Gebäude­ terrasse, befindet sich das Mit­­arbei­ter-

Fotos: © Roland Halbe für Solarlux GmbH

Transparentes Empfangsgebäude

­­ restaurant. Grüne Rundelemente im ­Deckenbereich des Raumes reflektieren abstrahierend die von dieser E ­ tage aus allgegenwärtige Natur. Der Eindruck potenziert sich durch die auf einer Aluminium-Balustrade aufgesetzten Schiebefenster des niedersächsischen Herstellers Solarlux. Von den vier Elementen lassen sich die mittleren beiden jeweils nach rechts und links aufschieben und geben so eine offene Terrasse mit Glasbalustrade frei. Die Edelstahl-Lauftechnik sorgt mit der Glasfalz­ belüftung für das gezielte Abführen von Feuchtigkeit, die selbstreinigenden

Das Schiebefenster cero erlaubt raumaus­spannende Aussichten mit großen ­Elementen.

Laufwagen hingegen für ein äußerst lang­ lebiges und einfach zu bedienendes System. Der mit 34 Millimeter sehr schmal ausgefallene Rahmen des Schiebefensters verstärkt den Eindruck der Transparenz. •

Informationen www.solarlux.de

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PRODUKTE & SYSTEME

Konzepthaus in Holz-Modulbauweise

© Egger

In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Architekten Bruno Moser und dem Holzbauunternehmen Saurer hat der Holzwerkstoffhersteller Egger ein Konzept zur Erstellung eines Modulbaus entwickelt. Das Konzepthaus soll nicht nur eine schnelle, kurzfristige Lösung bieten, sondern auch langfristig genutzt werden. So kann ein solcher Modulbau in weiteren Schritten zu einem modernen Wohngebäude ausgebaut und beispielsweise als Studentenwohnheim, Kindergarten, Büro oder Mikroappartement genutzt werden. Die Montage ist einfach, binnen weniger Stunden kann ein mehrstöckiges Gebäude errichtet werden. Der Grundraster der Bauteile leitet sich von der OSB 4 Top im Format 11,40 x 2,80 m ab. Ein Modul kann eine komplette Wohneinheit mit Wohn- und Essbereich, Fertigbad und Schlafbereich beinhalten. Mehrere Module können mit bis zu drei Stockwerken beliebig kombiniert werden. Jedes Modul wird mit Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen sowie mit einer Infrarotheizung ausgestattet und betriebsbereit geliefert. Innenwände sind demontierbar bzw. verschiebbar.•

Informationen www.egger.com In Stuttgart wurde das ­Konzepthaus bereits als zweigeschoßiger Holz-­ Modulbau realisiert.

Grüner dämmen

© Caparol

Gedämmte Fassaden wirken wie Klimaanlagen ohne Strom und ohne CO2-Ausstoß: Selbst an heißen Sommertagen sorgen sie für wohlig temperierte Räume. Dabei ist Hanf zu einer ökologischen, besonders nachhaltigen Alternative bei den Dämmstoffen geworden. Für die Produktion setzt Capatect ausschließlich österreichischen Hanf ein. Mit seinen hervorragenden Dämmeigenschaften nimmt Hanf eine Sonderstellung unter den Naturdämmstoffen ein und steht mit den konventionellen Dämmmaterialien auf einer Stufe. Die Hanffaserdämmung wirkt darüber hinaus in hohem Maße schalldämmend und trägt auf diese Weise zusätzlich zu einem hohen Wohnkomfort bei. Auch die Ökobilanz des Naturdämmstoffs beeindruckt: Hanf speichert mehr Kohlendioxid, als bei Anbau, Ernte, Verarbeitung und Transport in die Atmosphäre gelangt. Der entlastende Effekt tritt umso stärker ein, je besser es gelingt, die Heizungs- und Klimatechnik des Gebäudes auf die Außenhülle abzustimmen. Dabei gilt: Je besser die Dämmung, desto größer fällt die Energie- und CO2-Einsparung aus. •

Informationen Diese Villa wurde mit Hanf gedämmt.

www.capatect.at www.hanfdämmung.at 39

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© GEZE

PRODUKTE & SYSTEME

Architektur für moderne Justiz 2013 wurde der Grundstein zum Neubau des Justizzentrums Gelsenkirchen gelegt, am 27. April 2015 Dachgleiche gefeiert und fast auf den Tag genau ein Jahr später, im April 2016, wurde der Neubau durch den deutschen Justizminister offiziell eröff­ net. Das Gebäude soll als Tor zur Stadt ebenso wie als Tor zur Justiz für den Auf­ bruch der Stadt Gelsenkirchen zur Neuge­ staltung ihrer Innenstadt stehen und den Stellenwert einer modernen Justiz für die Gesellschaft symbolisieren. Masse und Maßstab, Einheit und Glie­ derung, Eigenständigkeit und Einfügung – die Umsetzung dieser ambivalenten The­ men bestimmte den Entwurf für das Justizzentrum. Die Architekten des Stutt­ garter Büros Harris + Kurrle fügten drei ähnliche, würfelförmige Baukörper zu ei­ nem neuen, homogenen Ganzen. Rücksprünge und Höhenversätze sorgen für eine angemessene Hierarchisierung und Raumbildung im Stadtraum. Insgesamt ent­ stand ein Gebäudekomplex mit insgesamt 19.000 Quadratmetern Nutzfläche. Für die Architekten standen bei der Strukturierung des Gebäudes nicht die versammelten Ins­ titutionen, sondern die Funktionen im

Vordergrund. Das Gebäudekonzept soll Synergien schaffen und Kosten langfristig verringern. Der größte Bauteil beherbergt alle öffentlichen Bereiche. Um ein Atrium sind alle Gerichtssäle, die Bibliothek, das Grundbuchamt und die Cafeteria gruppiert. Die Verwaltungen der Gerichtsbarkeiten befinden sich in den beiden kleineren Baukörpern. Multifunktionale Türsysteme Die Glasflügel der drei doppelflügeligen Drehtüranlagen im repräsentativen Ein­ gangsbereich werden von nur sieben Zenti­ meter hohen Antriebssystemen gesteuert. Eine Smart Swing-Funktion macht es mög­ lich, die Glasflügel auch mühelos manuell zu öffnen. Slimdrive EMD-F-Drehtürsyste­ me in den Sicherheitsschleusen dienen als Zugänge zum Atrium. Über ein Zutritts­ kontrollsystem ist eine der Schleusen dem Gerichtspersonal als Eingang vorbehalten. Zwei weitere werden als Vereinzelungsanla­ gen zur Kontrolle aller anderen Personen­ gruppen genutzt. Die vierte Schleuse dient als Ausgang und verhindert den unkontrol­ lierten Zugang zum Atrium. Hier öffnet die äußere Schleusentür erst dann, wenn die

innere geschlossen ist. Die multifunktiona­ len Türsysteme gewährleisten im Gefahren­ fall Flucht- und Rettungswegtüren im Atri­ um und in der Gebäudehülle. •

Projekt Justizzentrum Gelsenkirchen, D

Auftraggeber Land Nordrhein-Westfalen

Architektur harris + kurrle architekten bda, Stuttgart

Projektverlauf Wettbewerb 2010 Realisierung 09/2013 – 12/2015

Baukosten 33 Mio. Euro

Tür- und Sicherheitslösungen Powerturn-Antriebssystem, Slimdrive EMD-FDrehtürsysteme von GEZE

Informationen www.geze.com

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PRODUKTE & SYSTEME

Holz und Isolierglas verfügen über ideale Dämmeigenschaften und bilden daher die perfekte Symbiose für energieeffizientes Bauen. Bisher war es jedoch unmöglich, diese beiden Stoffe ohne großen technischen Aufwand miteinander zu verbinden. Mit Uniglas Facade gibt es jetzt ein weltweit einziges Fassadensystem mit einer rahmenlosen Klebemontage-Technik für Glas und Holz. Für das revolutionäre Produkt, dessen Entwicklung zehn Jahre dauerte, erhielt das niederösterreichische Unternehmen Petschenig glastec auf der Fachmesse Fensterbau Frontale 2016 in Nürnberg den Innovationspreis. Mit dem begehrten Preis geht auch die Erteilung der Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (AbZ) durch das DIB (Deutsches Institut für Bauchtechnik) einher, die Produkte aus der Bautechnik u.a. auf Sicherheit, Gesundheitsschutz, Brand-, Wärmeund Schallschutz prüft. Uniglas Facade eignet sich für unterschiedlichste architektonische Lösungen. Die Module werden montagefertig vorproduziert, vereinfachen die Montage auf Unterkonstruktionen und verkürzen den Zeitaufwand. Auch ein nachträglicher Austausch von einzelnen Elementen ist problemlos durchführbar. Im Vergleich zu Aluminium-Profilen verringert sich außerdem der Primärenergiebedarf auf die Hälfte. Der Rohstoff Holz ist ein nachwachsendes Material und kommt aus regionaler Erzeugung. •

Informationen www.petschenig.com

© Petschenig glastec GmbH, Otto-Chemie

Sehr verbunden

Leichtes Planen Wicona hat sein 3D-BIM (Building Information Modelling)-Angebot ausgebaut. Auf der BIM-Object-Plattform www.bimobject.com sind alle derzeit verfügbaren Wicona 3D-Objekte zu finden, je nach Objekt im Revit- und/oder im Archicad-Format. Die Bibliothek umfasst in den einzelnen 3D-BIM-Objekten unterschiedliche Produktinformationen und –spezifikationen wie Zeichnungen, Schnitte, Serien, Artikelnummern, Maße und U-Werte. Damit können Architekten ihre BIM-Modelle einfach und schnell planen. Optimal vorbereiten lässt sich die BIM-basierte Planung mit dem Einsatz der Wicona Software WIC3D. Dieses Programm verkürzt die Bearbeitungszeit bei der Erstellung architektonischer Entwürfe in 3D spürbar. Bei Wicona Aluminium-Fassaden ist das heute schon realisierbar. Weitere Konfigurationsmöglichkeiten des Programms, z.B. für Wicona Fenster und Türen, werden kontinuierlich ergänzt. •

© Wicona

Informationen www.wicona.de www.bimobject.com 41

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PRODUKTE & SYSTEME

Rahmenlose Transparenz

Luftdichtheit Je nach Bedarf kann die Schiebetür mit Zweifach- oder Dreifach-Isolierverglasung ausgestattet werden. Bereits mit einem Zweifach-Isolierglas erreicht man einen Uf-Wert bis zu 2,0 W/m2K. Je nach Verglasung und Ausführungsvariante variiert die Bautiefe des Systems von 147 mm bis 282 mm. Zur Gewährleistung der Luftdichtheit des Systems bilden Dichtungen und ein patentiertes, präzise einstellbares Profil an den Stoßflächen der Glaseinheiten einen festen Luftabschluss. Das vollständig ein­ gelassene Bodenprofil gewährleistet die Barrierefreiheit des Schiebetürsystems.

© Reynaers Aluminium

Die von Reynaers Aluminium neu entwickelte Schiebetür HI-FINITY vermittelt den Eindruck einer transparenten raumhohen Glasfläche. Die schmalen Profile sind kaum erkennbar. Damit lassen sich hochwärmedämmende Glasfensterfronten und komplette Gebäudefronten zu einer vollständig transparenten Fläche umsetzen. HI-FINITY Elemente können ein Gewicht von bis zu 1.200 kg Festverglasungen und motorisierte Öffnungsflügel bis zu 750 kg tragen.

Sicherheit Der Verriegelungsmechanismus der Tür ist in der Wand über der Tür verborgen. In Kombination mit Schichtglas entsteht ein einbruchhemmendes System nach Widerstandsklasse RC2. Die Schiebetüre lässt sich mittels Türgriff oder Fernbedienung öffnen und schließen. Das Systemsortiment von Reynaers Aluminium umfasst Fenster- und Türsysteme, Fassaden- und Sonnenschutzsysteme, Solarlösungen, Wintergärten und mehr. •

Dichtungen an den Stoß­ flächen der Glaselemente sorgen für eine luftdichte Fassade.

Informationen www.reynaers.at

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V E R A N S TA LT U N G S T I P P

© ARCHITECT@WORK

Architektur und Glas auf der architect@work Wien

Am 12. und 13. Oktober 2016 findet in Wien zum zweiten Mal die architect@work statt. Im vergangenen Jahr besuchten knapp 2.200 Fachbesucher, darunter wichtige Protagonisten der österreichischen Architekturszene, die 134 Aussteller und folgten dem Rahmenprogramm mit zahlreichen Sonderausstellungen und Vorträgen zum Fokusthema „Architektur und Beton“. Unter den Ausstellern waren so namhafte Hersteller wie Alape, Armstrong, Artemide, Bette, Dorma, Dornbracht, DuPont, Gira, Lindner, Zumtobel und viele andere. Heuer steht die Ausstellung exklusiv für Architekten, Innenarchitekten, Ingenieurbüros und andere Planer unter dem Motto „Architektur und Glas“. Vortragende sind unter anderem: Tim Macfarlane aus London, Founding Partner bei Glass Light and Special Structures, ist ein Meister des konstruktiven Einsatzes von Glas und zeichnet unter anderem für die Nurglas-Konstruktionen der Apple Shops verantwortlich. Jutta Albus, IBK2 Stuttgart, leitet seit 2010 die Planung und Organisation der Sonderausstellung „Glasstechnology Live“ bei der Glasstec in Düsseldorf und wird einen umfassenden Überblick zu aktuellen und zukünftigen Innovationen im Bereich des Glases und der Glaskonstruktionen geben. David Müller ist Global Head of Strategy für Performance Materials bei Merck. Dieses Unternehmen stellt Sonderpigmente für Organische Photovoltaik, OLEDs etc. her. Diese Entwicklungen werden den künftigen Gebrauch wie auch das Verständnis von Glas massiv beeinflussen. • ORT Wiener Stadthalle Roland-Rainer-Platz 1 1150 Wien ÖFFNUNGSZEITEN Mittwoch 12. und Donnerstag 13. Oktober 2016 Jeweils von 13 bis 20 Uhr EINTRITTSPREIS Online: Kostenlose Voranmeldung mit persönlichem Anmeldecode Onsite-Registrierung: € 30,–

Informationen www.architectatwork.com 43

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© Roland Kanfer

PRODUKTE & SYSTEME

Zum Anfassen Glas, im Grunde nichts anderes als ein amorpher Werkstoff, der durch einen Schmelzprozess von Silikaten und manchmal auch Metallen entsteht, hat die Menschheit zu gestalterischen Höhenflügen inspiriert. Insbesondere war es das Fensterglas, das die Architektur im Laufe der Zeit mehr und mehr veränderte. Aber auch die Kunst profitierte von den Eigenschaften und vom Erfindungsgeist in der Verarbeitung des Materials. Die Techniken haben sich bis heute gehalten. Glas als gestalterische Komponente ist besonders für Architekten aus dem Segment Repräsentationsbauten ein wichtiges Modul. Aber nicht nur da, sondern insgesamt als Stilmittel zum Ausdruck zukunftsorientierten Bauens. Mit seinen vielfältigen Oberflächen, Strukturen und Eigenschaften bietet Glas eine ganze Palette von kreativen Möglichkeiten im Innen- und Außenraum und schenkt diesem Transparenz, Leichtigkeit und Helligkeit.

Barbara Jahn

Mehr als eine Scheibe Heute definieren sich große Teile der Bauwelt über das Spiegeln und Glänzen von in den Himmel strebenden Fassaden als Zeichen des Fortschritts, der nicht aufzuhalten ist, was die technische Leistung anbelangt. Nicht umsonst erfreuen sich große Veranstaltungen wie die glasstec in Düsseldorf, eine der umfangreichsten Messen rund um das Thema Glas, größter Beliebtheit. Zwar galt Glas lange als symbolträchtiges Material für Fassaden, doch schließlich entdeckte man mehr und mehr die Schönheit auch für den Innenraum: Als Element in Möbelstücken drang es bis in den Wohnbereich vor. Große Architekten haben damals wie heute die Grenzen in Bezug auf Struktur, Raum und Material stets neu gesetzt. Vom „beton brute“ (Sichtbeton) von Le Corbusier bis zu Mies van der Rohe, der für seinen zukunftsweisenden, großzügigen Einsatz

von Glas in Gebäuden berühmt ist; von Shigeru Ban und seinen Arbeiten mit Recycling-Karton und innovativen Hölzern bis hin zu Norman Foster mit seinen beeindruckenden Hightech-Stahl-Spannwerken. Die Sonderschau Materia auf der Weltleitmesse glasstec präsentiert vom 20. bis 23. September 2016 die fantasievollsten, spannendsten und erstaunlichsten auf dem Markt verfügbaren Werkstoffe. Fliesen, die Regen sammeln, Pfosten aus recyceltem Leder, leuchtende Keramikverkleidungen, Raumteiler und Vorhänge aus Holzfaser. Oder stellen Sie sich einen Fußboden aus Kaffee vor, 3D-gedrucktes Holz oder Fassaden aus 100% Recycling-Kunststoff, Ziegel aus Torf oder sogar eine ganze Fassade aus Melanzani.

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GLAS

© Sefar

Glas als Stilmittel zum Ausdruck zukunftsorientierten Bauens: Laban Dance Centre, London 2003 (Herzog & de Meuron)

© glasstec

© Roland Kanfer

Zwischen Transparenz und Reflexion: Glas mit metallbeschichtetem Gewebe (Firmengebäude Würth, Schweiz. Architekten Gigon/Guyer).

Innovationen beim Baustoff Glas sind auch auf der glasstec 2016 zu sehen.

glasstec – Internationale Fachmesse für Glas 20. – 23.9.2016 Messe Düsseldorf glass technology live Unter dem Motto „Future – Glas – Performance“ werden in Halle 11 wieder spektakuläre Exponate, innovative Produkte und zukunftsorientierte Lösungen der nächsten 3 bis 5 Jahre präsentiert. Im Fokus steht vor allem freiförmiges, ultradünnes, massives und informatives Glas. Die Sonderschau zeigt sämtliche neue Einsatzgebiete weiterentwickelter Glasprodukte. •

Informationen © Roland Kanfer

www.glasstec.de Architekten setzten die Materialgrenzen stets neu, etwa Norman Foster mit The Gerkin, London, 2004.

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© Henning Koepke Fotografie

PRODUKTE & SYSTEME

Neue transluzente Fassade: Glückauf-Turnhalle

Die Dreifachturnhalle in Peißenberg nach der Sanierung.

Peißenberg, D Turnhallen aus den 1970ern weisen oft bauphysikalische Mängel auf. Zu schlecht dämmenden Außenhüllteilen und Wärmebrücken kommen umweltbelastende Baumaterialien. Auch in der Dreifachturnhalle im oberbayrischen Markt Peißenberg sind über die Jahre massive Schäden entstanden, eine neue Dachkonstruktion sowie ein neues Tragwerk waren notwendig. Ihren Entwurf stimmten Haindl + Kollegen auf die bestehende Geometrie ab. Sie haben eine erkennbare Grenze zwischen der neuen und der alten Bausubstanz setzen. Teile der Fassade wurden komplett erneuert und das entkernte Gebäude innenräumlich neu geordnet. Das neue Dach kragt über die Halle und die erweiterte Tribünenanlage des angrenzenden Sportplatzes aus. Im Süden entwickelt sich aus der Dachfläche ein kubischer Sichtbetonkörper, der den Haupteingang markiert und als großzügiger Verteiler für Sporthalle und Außenbereich dient. Vom Parkplatz leitet ein gerader, barrierefreier Fußweg die Nutzer zum neuen Eingang im Süden. Die Materialien Sichtbeton, Faserzementplatten und Glas sind dauerhaft und langlebig. Bei der Innenraumgestaltung entschieden sich Haindl + Kollegen für

Viel Tageslicht auch ohne direkten Sichtbezug nach außen.

einen introvertierten Raum ohne direkten Sichtbezug nach außen. Durch Oberlichtstreifen und die transluzente, vollverglaste Westfassade gelangt dennoch Tageslicht nach innen. Die Funktionsgläser Okalux K mit Kapillareinlagen im Scheibenzwischenraum bieten thermischen Sonnenschutz und eine hohe Lichttransmission. Darüber hinaus sorgen sie für gleichmäßig gestreutes und blendfreies Tageslicht ohne Hell- und Dunkelzonen. Zusätzlich wirkt die Gestaltung des Innenraums durch die weiße Farbgebung als Lichtreflektor. •

Projekt Generalsanierung der Glückauf-Halle (Dreifach-Turnhalle), Peißenberg, D

Bauherr Markt Peißenberg und Landratsamt WeilheimSchongau, Weilheim i. OB, D

Architektur Haindl + Kollegen GmbH, München, D

Fertigstellung September 2014

Glas Okalux K von Okalux GmbH, Marktheidenfeld, D

Informationen www.okalux.com

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GLAS

Abstand halten!

Auf der glasstec: Halle 17 / Stand C59

Informationen www.superspacer.com

© Skandinaviska Glassystem

Jede der insgesamt 5.700 Glaspyramiden beim Einkaufszentrum Kompassen in Göteborg hat eine Grundfläche von 20 mal 20 Zentimetern und wiegt mehr als drei Kilogramm. Wie eine konventionelle Isolierglaseinheit wurden sie mit dem frei formbaren Abstandhalter Super Spacer TriSeal Premium Plus von Edgetech auf Spiegelglas aufgebracht, das von außen unsichtbar an der Sandwichfassade befestigt ist. Die einzigartige Glasarchitektur wurde für den Schwedischen Glaspreis „Glaspriset 2016“ nominiert.•

Erfrischend anders

© Glas Marte

GM WINDOORAIL Frameless ist das erste zugelassene Ganzglasgeländer für französische Fenster mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung (Z-70.5-201) ohne Rahmen an allen Glaskanten. Das Modul ist eine fixe Einheit aus einem Glaselement mit vierseitig freien, polierten Kanten und mindestens vier Glashalterungen in den Ecken. Somit sind praktisch keine Profile zu sehen. Im Fall einer außerordentlichen Belastung werden die Impulskräfte abgefedert und zeitlich verzögt und kontrolliert in die Stockrahmenkonstruktion eingeleitet. Die Zulassung umfasst Glasmodulgrößen bis 2.500 x 1.100 mm. • Auf der glasstec: Halle 11 / Stand F20, A60

Informationen www.glasmarte.at

Neues Glas für Wärmeund Sonnenschutz

© Saint-Gobain Glass

Das neue Dreifach-Wärmeschutzglas SGG Climatop Eclaz 1.1 eignet sich insbesondere für den Einsatz in kalten und gemäßigten Klimazonen. Durch eine neuartige Hochleistungs-Low-E-Beschichtungstechnologie wird bei einem Ug-Wert von 0,5 W/m2K eine Lichttransmission von 78 % erreicht. Das vorspann- und biegbare Sonnenschutzglas SGG Cool-Lite Xtreme 50/22 II erzielt durch die neue Beschichtungstechnologie eine Lichtdurchlässigkeit von 50 % bei einem g-Wert von 0.22. So schützt das Glas den Innenraum vor Sonneneinstrahlung bzw. Aufheizung, reduziert die Kühllasten nachhaltig und sorgt für eine helle Atmosphäre. • Auf der glasstec: Halle 11 / Stand A24

Informationen www.saint-gobain-glass.com 47

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INTERIOR DESIGN

Sinn für Orientierung Als Sieger des geladenen Wettbewerbs zur Neugestaltung der Wirtschaftsagentur hat das Architekturbüro Rataplan gemeinsam mit Chili Gallei den Räumlichkeiten eine neue Struktur verpasst.

© alle Fotos: Anna Stöcher

Just around the corner: Die Räumlichkeiten der Wirtschaftsagentur befinden sich „gleich ums Eck“ in der Wiener Mariahilfer Straße. Mit diesem Thema im Blickfeld und dem Corporate Design Manual der Wirt­ schaftsagentur in der Tasche entwarf das Architekturbüro Rataplan ein Gestaltungs­ konzept für sämtliche Räumlichkeiten. Da Büroarbeit im Spannungsfeld zwi­ schen Kommunikation und Konzentration stattfindet, bestehen unterschiedliche An­ forderungen an verschiedene Bereiche. Der individuelle Arbeitsplatz in der Wirt­schafts­ agen­tur ist zurückhaltend in schlichter Farb­ wahl gestaltet und lässt so noch Spielraum für eine persönliche Prägung. Im Gegensatz dazu bieten die

Kommunikationsbereich „Grüne Insel“

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INTERIOR DESIGN

Projekt Wirtschaftsagentur Wien Mariahilferstraße 20 1070 Wien

Grundeigentümerin Zürich Versicherungs AG

Planung Rataplan - Architektur ZT GmbH, Wien

Signage System – Orientierungssystem Chili Gallei, Wien

Einreichplanug Priebernig, Wind + Partner ZT GmbH

Belegungsplanung teamgnesda, Gnesda Real Estate & Consulting GmbH

Daten • Geladener Wettbewerb: 07/2015 • Fertigstellung: 12/2015 • Bearbeitete Nettofläche innen: 3.000 m²

© alle Fotos: Anna Stöcher

gemeinsamen Bereiche atmosphärisch unterschiedliche Qualitäten für den Büroalltag. So gibt es passende Räume für konzentriertes Arbeiten, Kommunikation oder Rückzug. Der rote Faden Suchende brauchen regelmäßige Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Die Farbe Rot wirkt als Lead-Element und begleitet sie ins Gebäude, führt „ums Eck“ und setzt sich im Empfang über eine transparente Glaswand fort. Hier endet das Orientierungssystem jedoch nicht. Es tritt nur zurück, wo man es gerade nicht braucht. Piktogramme, die auch auf der Website der Wirt­schafts­agen­tur zur Strukturierung und Organisation dienen, wandern aus dem virtuellen Raum auf den Boden. Einzelne Elemente des Orientierungssystems finden sich in allen drei Stockwerken der Wirtschaftsagentur. Die Arbeitsbereiche sind bevorzugt in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten. Die Besprechungszonen sind dagegen bunt und geistig anregend.

Ein transparenter Akustikvorhang an den Fensterflächen optimiert in den großen Besprechungsräumen die Nachhallzeit und Sprachverständlichkeit. Die schwarz-weißen Tische und Stühle unterstützen eine konzentrierte Atmosphäre in stiller Eleganz. Die Arbeitsplätze sind funktional sowie ergonomisch an die jeweilige Person angepasst. Durch Nahfeldschirmung mit Tischpaneelen, die mit weichen Materialien ausgestattet sind, konnte die Raumakustik verbessert werden. Neben den schlichten Standardarbeitsplätzen bieten originelle „Inseln“ eine Möglichkeit für Kommunikation und Kreativität im Team oder in Einzelarbeit. Die offene Rote Zone stellt einen temporären Arbeitsplatz zum gemeinsamen Arbeiten dar. Die Möblierung versinnbildlicht das An-einem-Strang-Ziehen und das Schmieden gemeinsamer Ideen. Grüner Rückzugsort Die geschlossene Grüne Zone bietet eine akustische Oase für konzentriertes Arbeiten. Als Denker-Raum ist sie für Einzel- oder Teamarbeit, für Kurzzeit- oder Projektarbeit für zwei bis drei Personen geeignet. Die räumliche Trennung erfolgt mit schallhartem Glas, akustisch wirksam wurden die Rückwand mit grünem Moos und der Boden mit grünem Teppich ausgestaltet. Für die freie Kommunikation steht die Wolke. Über den Wolken kann man über die Grenzen hinaus denken. Die zum allgemeinen Gangbereich hin offene Insel lädt zum spontanen Dazukommen ein und sorgt für entspannte Gespräche. Als Treffpunkt, Kommunikationszone und Pausenraum

Begegnungsbereich „Wolke“

fungiert die Kaffeehaus-Lounge. Möblierung und Farbgebung lehnen sich stilistisch an ein traditionelles Wiener Kaffeehaus an. Telefon-Hauben im Gangbereich sorgen für ungestörtes Arbeiten und Telefonieren. Die grüne Patchworkwand aus Filz, Metall und Pflanzen dient zur Geräuschdämmung und bietet als Pinnwand und mit beschreibbaren Schultafelflächen Platz für den informellen Informationsaustausch. • Arbeitsplatz „Rote Insel“

Besucher willkommen Das Entree bietet Wohlfühlatmosphäre. Der Gast erhält Aufmerksamkeit, das Empfangspult suggeriert Aufnahmebereitschaft. 49

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INTERIOR DESIGN

Ein Material mit Durchblick Ein Werkstoff als Allroundtalent: Glas kann fast alles, in jede Rolle schlüpfen. Aber es bleibt sich selbst immer treu. Glas ist immer dort, wo es etwas zu sehen gibt: Entweder von drinnen nach draußen oder umgekehrt. Die Ein- und Ausblicke sind die elementare Eigenschaft, die Glas unter anderem auch geheimnisvoll macht. Wie an der Fassade verbindet und trennt Glas gleichzeitig – ein Hauch von Nichts, der aber einen gravierenden Unterschied macht. Die Berührungsängste – und damit sind nicht nur die tatsächlichen Fingertapser an der Scheibe gemeint – sind längst Vergangenheit: Der Wunsch nach mehr räumlicher Offenheit wiegt schwerer als die Bedenken, etwas preiszugeben – an die Transparenz hat man sich im Zeitalter des Open Space gewöhnt.

Barbara Jahn

Wobei wir auch schon beim Thema Office wären. Die Möglichkeiten, hier Glas auf die unterschiedlichsten Arten einzusetzen, scheinen unendlich. Decken, Fußböden, Raumteiler, Türen, Wandverkleidungen, Treppen und Brüstungen lassen sich individuell auf Raumkonzepte abstimmen. Auf Knopfdruck verändert sich das transparente Glas zu einem transluzenten, blickdichten Sichtschutz. Ideal für den Einsatz in Konferenzräumen eignen sich elektrisch schaltbare Verbundgläser mit integriertem Kristallfilm. Ein weiterer großer Vorteil bei Glastrennwänden ist, dass bei sehr tiefen Grundrissen das Tageslicht weit in die Räume eindringen kann. Ein nicht unwichtiger Faktor, bedenkt man die positive Auswirkung des natürlichen Lichts auf den menschlichen Organismus. Nicht transparente Wände könnten diesen Vorteil nicht genießen lassen.

Keine Grenzen gesetzt Für Hersteller von individuellen Design-Verbundgläsern eröffnen neue Laminierverfahren völlig neue Perspektiven, bei denen für den Laminierprozess kein Autoklav, also ein gasdicht verschließbarer Druckbehälter für die thermische Behandlung von Stoffen im Überdruckbereich, mehr notwendig ist. Auch die Lasertechnik bringt sich gerade bei der industriellen Flachglasveredelung in Position. Sie ermöglicht nicht nur die individuelle Oberflächenbearbeitung von Glas, sondern auch das Einbringen von dreidimensionalen Innengravuren. Die Glasoberflächen bleiben dabei völlig unversehrt. Neben den in der Glasveredlung noch recht jungen Technologien bieten auch die klassischen Veredelungsverfahren wie Siebdruck, Sandstrahlen und Ätzung

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INTERIOR DESIGN

© Bene

Aus einem Stück: Mirror Chair von Designer Oki Sato (Nendo)

© Glas Italia

Maximale Transparenz: Glas­ trennwandsystem RF-Flurwand ein- oder zweischalig.

Hybrid Circle Bayblue: Trennwand aus Kristallglas mit Schiebeelementen.

© Saint Gobain

Das neue Designglas Fluid präsentiert sich dreidimensional.

nach wie vor vielfältige Möglichkeiten, um aus einfachem Flachglas anspruchsvolle Designgläser herzustellen.

© Casali

Mit dem neuen vom deutschen De­ signerteam Sascha Urban, Franziska Mamitzsch und Bernd Benninghoff von der Hochschule Mainz entworfenen Produkt Fluid, einem Gussglas, erreicht das Materi­ al eine neue Dimension. Charakteristisch dabei ist die dynamische Struktur, die in Sachen Sichtschutz eine perfekte Alternati­ ve zu satiniertem Glas anbieten kann und ganz spezielle Raum- und Lichtwirkungen evoziert, die zum Experimentieren anregen. Die Wirkung des Glases wechselt im Licht von transparent zu transluzent, erscheint dreidimensional und zeigt Tiefe. Dazu è 51

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© Veblen

INTERIOR DESIGN

Lehnstuhl „Queen Elizabeth“ aus Glas mit Auflagen aus Stoff oder Leder.

Kommunikation ab, ganz abgesehen davon, dass man eingespielte Teams visuell nicht voneinander trennen soll. Apropos funktional: Glas ist sehr belastbar und kommt nicht selten als Einlage in Fußböden zum Einsatz. Und auch dem Trend folgend wieder öfter als Material für Treppen. Gerade weil es so repräsentativ ist, setzt man damit in Räumen extravagante Blickfänge in Szene, die man fast schon als Einrichtungsstück bezeichnen könnte.

© Fiam Italia

kommt, dass Fluid ein echter Allrounder ist. Es eignet sich, ganz gleich, ob horizontal oder vertikal eingesetzt, für sämtliche Standardanwendungen wie etwa Isolierglas, Trennwände, Duschen, Ganzglastüren oder Lichtausschnitte, aber genauso gut für die Fassade.

Leichtigkeit inklusive Und auch die funktionalen Möglichkeiten lassen aus dem Vollen schöpfen. Die Sorge etwa, dass es in einem von Glas eingeschlossenen Raum hallt, ist unberechtigt. Gerade in der Arbeitswelt, wo es darum geht, ungestört sprechen und arbeiten zu können, braucht es schallabsorbierende Scheiben für Sprecherkabinen, Bürotrennwände und Besprechungsräume, die jenen Personen im Raum den Blick nach draußen nicht verwehren wollen. Denn klar ist auch: In der modernen Arbeitswelt spielt sich viel über Blickkontakte und nonverbale

Tisch Virgola von Paolo Rizzatto aus 12 Millimeter gekrümmtem Glas.

Retro-Vetro Im Privatbereich bei Möbeln aus Glas, in Bad und Küche sind die Einsatzmöglichkeiten von Glasprodukten vielfältig. Sie reichen von Duschkabinen, Waschtischen und -becken als Klassiker bis zur Küche und Heizungen aus veredeltem Glas. Gläserne Schranktüren, Küchenspiegel, -arbeitsplatten oder ganze Küchenfronten stehen für ein hochwertigs Ambiente. Dabei kann man sich des Gedankens an frühere Designepochen nicht erwehren. Einerseits bleiben Neuauflagen ausdrucksstarker Entwürfe aus den Fünfziger- und Sechziger Jahren nicht unbemerkt, gleichzeitig setzen renommierte Hersteller auf ebenso renommierte Designer, die sich dem Werkstoff auf witzige und sehr jugendliche Art nähern. Abgesehen von vielerlei geschliffenem, poliertem und gebürstetem Glas tauchen immer öfter Farben auf, die die kristallene Szenerie sanft aufmischen. Seien wir ehrlich: Möbel aus Glas ist etwas für Wagemutige, die nicht an Putzphobien leiden. Jedoch zeugt das kühl-kühne Material auch von einer gewissen Leidenschaft. Wohn- und Wohlgefühle Glas als kalt zu bezeichnen wäre jedoch nicht korrekt, wie etwa das E-Glas beweist. Es handelt sich hier um eine Doppel- oder Dreifachverglasung mit geringem Strahlungsverlust, die elektronisch gesteuerte Strahlungswärme abgibt und so wie ein unsichtbares Heizsystem die Räume wärmt. Das Ergebnis ist ein wohliges Raumgefühl. Damit erspart man sich die Heizkörper und gewinnt noch mehr Ausblick. Um Emotionen zu erzeugen, ist Glas ebenfalls prädestiniert: So groß die Herausforderung für

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INTERIOR DESIGN

XY © Linvisibile

Flächenbündige Schwenktür Infinto aus Alu-Rahmen mit eingesetztem Glas in verschiedenen Farben.

Nicht nur Visitenkarte Nicht zuletzt werden mit Glas gerne Bot­ schaften ausgesendet: Seit einigen Jahr­ zehnten kleiden sich symbolträchtige Büro­ bauten in eine gläserne Hülle als eindeutiges Signal nach draußen. Drinnen aber wird es um vieles feiner. Das Detail tritt in den Vordergrund, die Corporate Identity bekommt auf Scheiben eine eige­ ne Bühne, das höfliche Verweisen auf

Begehbare Garderobe Gliss Walk In mit Glas-Alu-­​Schiebetür.

© Molteni

Designer und Verarbeiter auch sein mag, dieses Material in organische Formen zu bändigen, so brillant ist seine Wirkung, wenn es sich so richtig in die Kurve legt. Gebogenes Glas macht sich nicht nur an Fassaden gut, sondern auch in Innen­ räumen, wo es als eleganter Raumteiler, diskreter Wegweiser oder als außerge­ wöhnliches Gestaltungselement in Erschei­ nung tritt.

reservierte Zonen hinter Glas ersetzt das charmante Weiterbitten ohne abzuweisen, und die Oberflächengestaltung spricht – geätzt, satiniert, eingefärbt, spiegelnd, durchsichtig – Bände. So sehr hightech Glas auch in Zukunft noch werden mag, das Gefühl, das ein paar Millimeter erzeu­ gen können, bleibt unnachahmlich. •

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INTERIOR DESIGN

Wohnen auf kleinstem Raum im Berliner Plattenpalast.

© Christian Rose

Besuchern wird gezeigt, wie minimalistisches Wohnen in kommenden Zeiten realisiert werden kann.

Wettbewerb bad*future: Wohnen im Minimal-Raum 45 Mastergang-Studierende der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur beschäftigten sich beim Wettbewerb bad*future mit der Frage, wie man auf engstem Raum leben kann und trotzdem nicht auf Komfort sowie Ästhetik verzichten muss. Danach wurde auf Grundlage der Wettbewerbsergebnisse ein „Minimalraum“ von wiewiorra hopp schwark architekten aus Berlin in der Berliner Galerie Platten­ palast realisiert. Kluge und bezahlbare Lösungen Grundgedanke des Wettbewerbs war es, in Zeiten knapper werdenden Wohnraums in den Großstädten kluge und bezahlbare Lösungen für ein reduziertes Platz­angebot zu entwickeln. Mit der „Multifunktionalen Wand“ haben die Architekten ein Konzept für reduziertes Wohnen umgesetzt. Die innovative Mini-Galerie auf nur 30 Quadratmetern eröffnete 2009 und war das erste Projekt im Berliner Stadtraum, bei dem aus

alten Plattenbauelementen ein neues Gebäude entstand. Neben der Wiederverwertung der Großflächenplatten erfolgte auch der Innenausbau der Galerie nach Kriterien des nachhaltigen Bauens. Daher wurden dort möglichst recycelte und umweltschonende Baustoffe eingesetzt. Das gilt auch für die neue Inneneinrichtung. Die Schränke bestehen aus Resten, die die Tischlerei nicht mehr verwerten konnte, Fliesenreste sind in Streifen auf den Wänden, eine ehemalige Schiebetür aus glasfaserverstärktem Kunststoff wurde zur Küche umgearbeitet und hinterleuchtet. Wie klein kann das sein Die Fixpunkte von Wohnungen sind die Installationen und somit die Sanitär- und Kücheneinheit. Die Fragestellung bei diesem Wettbewerb war, wieweit sich die Küche mit dem Wohnen noch überlagern kann, ob man einen eigenen Raum für das Bad braucht – und wie klein das sein kann,

was sich dort reduzieren lässt, wie klein das Bad noch funktioniert. Bei der Ausstattung dieser Elemente verwendeten die Architekten Produkte von Grohe. Einhandmischer der Linie Allure und der Thermostat des Euphoria Duschsystems sind wasser- und energiesparend. Die einmal gewählte Temperatur bleibt für die Dauer der Dusche konstant, so dass auch bei Druckschwankungen keine neue Justierung mehr notwendig ist. Auf der Toilette kommt ebenfalls wassersparende Technologie zum Einsatz. Die Küchenarmatur Eurosmart Cosmopolitan spart dank Grohe EcoJoy-Technologie auch bis zu 50 Prozent Wasser. Alle Armaturen haben eine robuste Oberfläche und eine dauerhaft leichtgängige Bedienung. •

Informationen www.grohe.com

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INTERIOR DESIGN

Neues für Waschtisch und Wanne

Informationen www.kludi.at

© Kludi

Mit jeweils einer Dreiloch-Waschtisch- sowie einer Vierloch-Wannenrandarmatur in den Serien Bozz, Zenta und Objekta reagiert der Armaturenhersteller Kludi auf die gestiegene Nachfrage nach diesen hochwertigen Armaturen. Die fließenden Übergänge von Thermostatköper zu Auslauf geben der Armatur ein weicheres Erscheinungsbild. Die neuen Dreiloch-Armaturen eignen sich mit ihrem hohen Auslauf insbesondere für ausladende Waschtischplätze mit großen Waschtischen. •

Glanzvoller Austritt

© Villeroy & Boch

Die öffentlichen Toilettenanlagen des 2014 fertiggestellten Designhotels W Beijing Chang’an wurden mit hochwertigen, teilweise bunten Oberflächen, raffinierten Spiegeleffekten und modernen Markenprodukten von Villeroy & Boch gestaltet: Waschtische aus der Waschtischfamilie Loop&Friends in reduziertem Design und den vier geometrischen Formen Kreis, Quadrat, Rechteck und Oval in verschiedenen Einbauvarianten; das wandhängende DirectFlush-WC ohne Spülrand, Waschtische und Accessoires aus der Profiserie Architectura. Außerdem eingebaute Urinale aus der Serie Subway verbinden modernes Design mit Funktionalität. •

Informationen www.villeroy-boch.at

WC mit USB-Anschluss

© Laufen

Im Jänner 2017 bringt Laufen das von Peter Wirz als geschlossenen Keramikkörper mit eleganter Designkante im unteren Drittel entworfene spülrandlose Dusch-WC Cleanet Riva auf den österreichischen Markt. Die Duschfunktionen sind in den geschlossenen Keramikkorpus integriert. Das gesamte wasserführende System wird in regelmäßigen Abständen thermisch gereinigt. Im Servicefall kann das WC unkompliziert entriegelt werden, wobei die Baugruppen offen am WC zugänglich sind. Eine Serviceklappe an der Unterseite des WCs gewährt dem Servicetechniker Zugang zum USB-Anschluss, zum Hauptschalter und zum Typenschild. •

Informationen www.laufen.co.at 55

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INTERIOR DESIGN

© Paul Ott

Bedruckte Vorhänge statt Trennwänden definieren die Arbeits- und Besprechungszonen.

Dynamische Reise: ÖBB-Zentrale Wien, A. Generalplanung: Zechner & Zechner Architektur, Wien. Innenarchitektur: Innocad Architektur, Graz

Mit 24 Stockwerken ist die ÖBB-Zentrale das derzeit höchste Gebäude am neuen Wiener Hauptbahnhof (Projektbericht siehe Seite 18). Das Grazer Architekturbüro Innocad hat versucht, das Thema der Österreichischen Bundesbahn – die Reise durch Österreich – innenarchitektonisch mit einem 3,6 Kilometer langen Vorhang umzusetzen, der sich mit wechselnden Motiven bedruckt über alle Geschoße zieht und unterschiedliche Zonen für Arbeit, Kommunikation und Entspannung kreiert. Möblierung Für die Möblierung verschiedener Besprechungsräume, der Cafeteria und des Konferenzsaals, aber auch der Empfangsbereiche und der Besucherlounge am Haupteingang zeichnet das Grazer Unternehmen X-TEC verantwortlich. Beim Design der beiden

neun Meter langen Konferenztische nahmen die Architekten das Erscheinungsbild der Bahngleise auf. Die computergesteuert hergestellten Tischflächen aus Eiche massiv sind mit Acrylglaseinlagen verbunden. Das eigens entworfene Loungemöbel im Empfangsbereich besteht aus Holz, Metall und Kunstleder, dessen tapezierte Lederelemente auf einer Metall-Holz-Unterkonstruktion aufbauen. Zum Einsatz kamen Acrylglas, Eiche natur, unterschiedliche Lackoberflächen und Furniere sowie pulverbeschichtete Metalloberflächen. Vor allem aber Corian, ein massiver acrylgebundender Mineralwerkstoff mit nicht poröser und homogener Oberfläche, der aus Acrylharz und natürlichen Mineralien besteht. Der Hauptbestandteil von Corian ist das Mineral Aluminiumhydroxid (AHT), das aus Bauxit (Aluminiumerz) gewonnen wird.

Beleuchtung Beleuchtet werden die verschiedenen Bereiche unter anderem von LED-Downlights der Marke Mira Round sowie der LED-​ Rundleuchte Vela von XAL. Die Leuchtenserie „Rock Collection“, eine Fusion aus Licht und Möbeln, bei der die Furniere aus natürlichem Schiefergestein bestehen, wurde von der belgischen XAL-Tochter Wever & Ducré gemeinsam mit dem Designer Martin Lesjak entwickelt, einem der Gründungsmitglieder von Innocad Architektur und dem Designstudie 13 & 9. •

Informationen innocad.at www.xtec.at www.weverducre.com www.xal.com

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INTERIOR DESIGN

Ein starkes Team

© bene

Die Grenzen zwischen fixem Arbeitsplatz und Gemeinschafts­ zonen im Büro verschwimmen. Diesem Trend folgend hat Bene jetzt drei Produktlinien herausgebracht, die Teamarbeit unterstüt­ zen, indem sie für Struktur, Funktion und Wohnlichkeit sorgen: Fra­ me_S verbindet die Elemente Stauraum und Stellwand. Außerdem schafft Frame_S Räume für abgeschirmte Teambereiche. Das mo­ dulare und flexible Raumsystem Nooxs schafft offene Nischen oder geschlossene Räume im Open Space und wurde ums Modul Nooxs Think Tanks erweitert. Settle nennt sich die Polstermöbelfa­ milie für eine einladende Büroatmosphäre. •

Informationen www.bene.com

Feste Basis

© Andreas Keller/keller-fotografie.de

Unter dem Motto „Zukunft des Automobils“ präsentierte Daimler im Vorjahr 100 Modelle der Marke Mercedes-Benz und deren Sub­ marken smart, AMG und Maybach auf der Internationalen Auto­ mobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main. Die Exponate standen auf Egger Laminatfußboden aus der Kollektion 2015-2017. Das Dekor H2352 Northland Eiche braun bildete einen wohnlichen Gegenpol zur technisch bestimmten Farbwelt in Silber und Schwarz. Man entschied sich für das Classic-Format mit leicht an­ gefasten Kanten (WV2). Der Boden wurde schwimmend auf Verle­ gespanplatten verarbeitet. Mit dem UNIfit! Verriegelungssystem lässt sich der Fußboden rasch verlegen. •

Informationen www.egger.com

Gut kombiniert

© Brunner GmbH

Die minimalistische Produktfamilie hoc von Brunner hat Zuwachs bekommen: ein sechseckiges Sitzmöbel mit Platz für drei Perso­ nen sowie einen dreieckigen Tisch. Beide lassen sich einfach zu vielfältigen Kombinationen zusammensetzen. Das optionale Sitz­ polster ist in großer Farbvielfalt in Stoff oder Leder erhältlich. Auf­ fälligstes Merkmal sind die Beine aus Formholz, die sich mit ele­ gantem Schwung zu Sitzfläche bzw. Tischplatte zusammenfügen. Durch den Verzicht entsteht eine nach allen Seiten offene, unge­ zwungene Kommunikationsatmosphäre – wie in Lounges, Warte­ bereichen, Cafeterias und Kantinen gewünscht. Der Brunner-Ge­ neralvertrieb in Österreich liegt bei Selmer. •

Informationen www.selmer.at www.brunner-group.com 57

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© Kirsch ZT ZOOM VP

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Der Stephansplatz in neuem Gewand Ab 2017 erhält einer der zentralsten Plätze Wiens einen neuen Pflasterbelag. Regionale Granite werden den öffentlichen Raum rund um den Stephansdom prägen. Die Fußgängerzone Wien City ist eines der prominentesten Straßenbauprojekte Wiens. Nach dem Gestaltungskonzept des Architekten Clemens Kirsch wurden seit 2009 zunächst die Kärntner Straße, der Graben und der Stock-im-Eisen-Platz neu gestaltet. Mit dem Stephansplatz werden die Arbeiten ihren krönenden Abschluss finden; seit Mitte 2016 läuft die Erneuerung der unterirdischen Leitungsnetze, von Frühjahr 2017 bis voraussichtlich November 2017 – vorbehaltlich der Ergebnisse der archäo­

Richard Watzke

logischen Ausgrabungen – folgen die ­ traßenbauarbeiten. Deren Ausführung ist S in mehreren Bauabschnitten gleichzeitig geplant. Sollten Grabungsfunde an einer Stelle einen Baustopp erfordern, laufen die Arbeiten an den anderen Flächen ungehindert weiter, erklärt der in der Magistrats­ abteilung für Straßenverwaltung und ­Straßenbau, MA 28, für die Neugestaltung des Stephansplatzes verantwortliche Baugruppenleiter Wolfgang Ablinger. Die Aufteilung in einzelne Bauabschnitte gewährleistet zudem eine möglichst ­reibungslose Anlieferung zu Geschäften und Gastronomie.

Römischer Verband Kirschs Entwurf folgend erhält der Stephansplatz einen Belag aus Graniten in unterschiedlichen Grautönen. Damit schließt die Straßenoberfläche des Stephansplatzes nahtlos an die fertiggestellten Flächen an, der Platz bleibt durch sein Verlegemuster aber als eigenständiger Bereich wahrnehmbar: Während die Granitplatten in der Kärntner Straße in Bahnen angeordnet sind, ist rund um den Stephansdom der vierformatige römische Verband vorgesehen. Die von den „Notationen“ in der Kärntner Straße bekannten anthrazitfarbenen Ein­­legesteine sollen auch

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N AT U R S T E I N

Der Stephansplatz erhält einen Belag aus Graniten in unterschiedlichen Grautönen.

© Kirsch ZT ZOOM VP

Gestockt statt gestrahlt Für die Belagsplatten werden österreichi­ sche oder vergleichbare regionale Granite ausgeschrieben. Damit die Platten mit Kantenlängen bis zu 99 Zentimetern schwerverkehrstauglich sind, betragen die Plattenstärken 14 Zentimeter. Für die dunk­ len Einleger ist wie schon in der Kärntner Straße schwedischer Diabas vorgesehen. Ein wesentlicher Unterschied zu den bereits bestehenden Belägen liegt in der Oberflä­ chenbearbeitung der Steine, erläutert Wolf­ gang Ablinger. Die Platten in der Kärntner Straße und am Graben sind sandgestrahlt, die Steine rund um den Stephansdom werden gestockt. Dies deshalb, weil das bestehende Steinmaterial rund um den Stephansdom jetzt auch schon eine gestockte Oberfläche aufweist. Weiters wirkt eine rauere, bewegtere Oberfläche attraktiver und Verschmutzungen, welche in Anbetracht der sehr hohen Fußgänger­ frequenz sowie aufgrund des Anlieferver­ kehrs entstehen, werden weniger wahr­ genommen. Der gesamte Bereich um den Dom wird für Passanten besser nutzbar sein. Sitz­ gelegenheiten ermöglichen einen konsum­ freien Aufenthalt, Litfaßsäulen und andere Werbemaßnahmen werden entfernt. Dies entschlackt den Platz und macht ihn stärker als öffentlichen Freiraum erlebbar. Für eine gute und sichere Begehbarkeit wird indes die Fugenausbildung sorgen. Wurden die vorangegangenen Abschnitte mit Fugen­ breiten von neun Millimetern gestaltet, sind für den Stephansplatz sechs Millimeter geplant. Somit bildet eine hohe Aufent­ haltsqualität im Großen wie im Kleinen einen ­Schwerpunkt der Neugestaltung. •

© Wolf-Dieter Gericke

© Kirsch ZT ZOOM VP

beim Stephansplatz für Akzente sorgen: Als Verweis auf die ursprüngliche Nutzung der Fläche rund um den Dom als Friedhof formen sie ­lateinische Kreuze im Bodenbe­ lag. Kontrastierende Steine markieren die Kapellengrundrisse.

Richtigstellung: Das in der Ausgabe 326 auf Seite 60 ("Krastaler Marmor für den Ruhestand") beschriebene Einfamilienhaus in Vorarlberg wurde irrtümlich dem falschen Architekten zugeordnet. Richtigerweise stammt die Planung von ­Architekt Mag. Arch. Bruno Spagolla, Bludenz. Wir bedauern das Versehen.

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N AT U R S T E I N

Meidlinger Hauptstraße Wien, A Die Meidlinger Hauptstraße ist die fünftgrößte Einkaufsstraße von Wien und lädt seit dem Beginn ihrer Neugestaltung im Jahr 2014 zum Einkaufen, Spazieren und Verweilen ein. Mit ihrem neuen einheitlichen Erscheinungsbild wertet sie bereits den gesamten 12. Wiener Bezirk auf und es soll noch weiter gehen. Bis 2018 soll an der Einkaufsstraße gebaut und gearbeitet werden. Die Schanigärten, Bäume, Sitzhocker aus Granit und ein wunderschöner Brunnen mit Sitzmöglichkeit an dessen

Umrandung laden zur Rast ein und fördern somit die Kommunikation. Es wurde darauf geachtet, optimal auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung einzugehen, und somit wurde die Meidlinger Hauptstraße weitgehend barrierefrei errichtet. Bei der Wahl der Materialien wünschte sich der Bauherr einen hellen, ruhigen und einheitlichen Gesamteindruck. Man entschied sich für österreichische Materialien, um den ökologischen Fußabdruck gering zu halten und österreichische

Arbeitsplätze zu sichern. Die Wahl fiel auf den traditionellen Neuhauser Granit und den Herschenberger Granit grau/blau bzw. grau/gelbbraun, welche die gewünschten Eigenschaften perfekt abbilden. Als Kontrast dazu wurden kleine Bereiche mit dem dunklen Gebhartser Syenit eingeplant. •

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Fotos: © Fa. Poschacher Natursteinwerke GmbH, 4222 Langenstein

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Die verwendeten Materialien vermitteln einen ruhigen, hellen Gesamteindruck. Die Meidlinger Hauptstraße zeigt sich in neuem einheitlichem Erscheinungsbild.

Die Fußgängerzone in der Meidlinger Hauptstraße wurde weitgehend barrierefrei errichtet.

Projektname Meidlinger Hauptstraße, Wien

Bauherr Stadt Wien

Planung WES GmbH Landschaftsarchitekten, Hamburg

Natursteinlieferant Poschacher Natursteinwerke GmbH, 4222 Langenstein

Gelieferte Materialien • Neuhauser Granit • Herschenberger Granit grau/blau und grau/gelbbraun • Gebhartser Syenit, Gylsboda Black

Ausführungszeitraum • 2014 - 2018

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Projektname Daniel Gran – Straße, St. Pölten

Bauherr Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten

Planung Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten

Natursteinlieferant Poschacher Natursteinwerke GmbH, 4222 Langenstein

Gelieferte Mengen • 175 m2 8-10x8-10x6-8 cm, Nauhauser Granit, Oberfläche gesägt/gestrahlt • 45 m2 Altstadtplaster 17-19x17-19x12-14 cm, Gebhartser Syenit • 35 t Großsteinpflaster 18x18x18 cm, Neuhauser Granit • 386 m2 64x32x14 cm, Neuhauser Granit, Oberfläche gestrahlt

Ausführungszeitraum August – Dezember 2015

Die Oberfläche wurde sandgestrahlt, um die Trittfestigkeit zu gewährleisten.

Mitten durch St. Pölten führt die DanielGran-Straße. Benannt ist die Straße nach dem Maler Daniel Gran (1694 – 1757), der in St. Pölten lebte und dort bestattet wurde. Er war einer der ersten bedeutsamen Maler im deutschsprachigen Raum. Seine Studienreise führte ihn nach Italien, wo er unter anderem bei Sebastiano Ricci studierte. Seinem Wirken verdanken wir einige wunderschöne Kuppelfresken und Deckengemälde in Österreich, unter anderem in der Schlosskapelle Schönbrunn und im Stift Klosterneuburg. Ein Teil der Daniel-Gran-

Straße wurde 2015 erneuert und mit den österreichischen Materialien Neuhauser Granit und Gebhartser Syenit gestaltet. Die Oberfläche wurde sandgestrahlt, um die Trittfestigkeit zu gewährleisten. Die Neugestaltung harmoniert perfekt mit dem wunderschönen, mit Graffitis verzierten Jugendzentrum von St. Pölten. Durch die Verarbeitung von österreichischen Natursteinen wurden der CO2-Ausstoß gering gehalten und sowohl Nachhaltigkeit als auch eine lange Lebensdauer garantiert. Ebenso wurden dadurch österreichische Arbeitsplätze gesichert. •

Fotos: © Fa. Poschacher Natursteinwerke GmbH, 4222 Langenstein

St. Pölten – Daniel-Gran-Straße

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Ihre Partner in Sachen Naturstein

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1 STEINMETZBETRIEBE FRANZ BAMBERGER Traiskirchen bamberger@naturstein.co.at www.marmorwelt.com

2 BREITWIESER

Tulln office@breitwieser-stein.at www.breitwieser-stein.at

3 STEINMETZMEISTERBETRIEB WOLFGANG ECKER

4 KOMM.RAT. JOHANN GERSTHOFER

7 CASA SASSO STEINMETZ

6 MARMOR INDUSTRIE KIEFER

Pucking office@casa-sasso.at www.casa-sasso.at

Oberalm office@marmor-kiefer.at www.marmor-kiefer.at

14 KIENESBERGER STEINMETZMEISTER

8 JOSEF KOGLER NATURSTEINBRUCH UND SCHOTTERWERK

9 LAUSTER STEINBAU EINÖDE BEI VILLACH

Grafenbach stein@gersthofer.at www.gersthofer.at

Schlüßlberg office@kienesberger-stein.at www.kienesberger-stein.at

Traiskirchen office@ecker-stein.at www.ecker-stein.at

St. Urban kogler.naturstein@aon.at www.kogler-natursteinwerk.at

stuttgart@laustersteinbau.de www.laustersteinbau.de

10 POSCHACHER NATURSTEINWERKE

11 STEINMETZUNTERNEHMEN REINISCH

12 SCHREIBER & PARTNER

13 SÖLKER MARMOR

5 STEINMETZMEISTER DIETMAR STELLER

Langenstein office@poschacher.com www.poschacher.com

Sölk office@sölker.at www.soelker.at

Schwarzautal office@stein.at www.stein.at

Wels office@steller-stein.at www.steller-stein.at

Natursteine Poysdorf office@sp-natursteine.at www.sp-natursteine.at

Die Rubrik „Pro Naturstein“ erscheint in Kooperation mit der Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN). Für den Inhalt verantwortlich: VÖN. Sonstige Angaben siehe Impressum Seite 2.

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ARCHITEKTUR /

WETTBEWERBE Der zweistufige Wettbewerb für die Neugestaltung von Schwedenplatz-Morzinplatz, sozusagen des Tors in die Wiener Innenstadt am Donaukanal, wurde im Mai vom Münchner Büro realgrün Land­schafts­architekten mit dem Wiener Partnerbüro FCP Fritsch, Chiari & Partner gewonnen. Zum ersten Mal war es den Bürgern möglich, sich während des laufenden anonymen Wettbewerbs aktiv in die Gestaltung des Schwedenplatzes einzubringen. Das in einem internationalen städtebaulichen Planungswettbewerb von Ortner & Ortner Baukunst gewonnene Projekt „Urbane Mitte“ für ein Kulturareal liegt auf einer der letzten brachen Flächen Berlins, am Gleisdreieck-Park auf Kreuzberger Seite, in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz. Der Innenhof der Rossauer Kaserne in Wien wird mit einem Bürogebäude für das Verteidigungsministerium überbaut. Die Wettbewerbssieger Zechner & Zechner Architekten planen ein auf schlanken Stützen schwebendes Doppel-X, dessen gläserne Fassade ein virtuelles Spiegelbild der Hoffront erzeugt. Am ehemaligen Nordbahnhofgelände im zweiten Wiener Bezirk soll bis zum Schuljahr 2020/21 ein weiterer Bildungscampus für rund 1.850 Kinder entstehen. Das Projekt der Wiener Architekten Klammer*Zeleny wurde von der Jury zur Realisierung empfohlen. Den einstufigen Wettbewerb für den Zubau zum Sperlgymnasium in Wien gewannen pos architekten.

Neugestaltung Schwedenplatz, Wien

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Urbane Mitte Berlin

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Österreich-Beteiligung Expo 2017 Astana

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Neugestaltung Mariendom Linz

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Überbauung Amtsgebäude Rossau, Wien

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Ausschreibung: Schindler Award

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Umbau Deutsche Botschaft, Wien 94 Neubau Bildungscampus Nordbahnhof, Wien Zubau Gymnasium

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Kleine Sperlgasse, Wien

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Karl Kupsky-Preis

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Ausschreibung: The City Above The City

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Im September 2017 findet in Astana, der Hauptstadt der Republik Kasachstan, eine Weltausstellung zum Thema „Future Energy“ statt. Sieger des Wettbewerbs für die Innengestaltung des Österreich-Pavillons ist Johann Moser von bwm Architekten gemeinsam mit Julia Landsiedl und Gerhard Bauer.

Wettbewerb Überbauung Amtsgebäude Rossau, Wien. Siegerprojekt Zechner & Zechner Architekten.

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WETTBEWERBE

REALISIERUNGSWETTBEWERB NEUGESTALTUNG SCHWEDENPLATZ, WIEN Auslober

Art des Wettbewerbs

Preisgericht

Stadt Wien MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung

offener, zweistufiger Realisierungswett­ bewerb im Oberschwellenbereich

Verfahrensorganisator

Teilnahmeberechtigung

Fachpreisrichter: Prof. DI Christa Reicher, DI Guido Hager, DI Kathrin Aste, DI Talik Chalabi, DI Franz Kobermaier, DI Bernhard Engleder, DI Dr. Peter Lux Sachpreisrichter: MMag. Markus Figl

Land in Sicht – Büro für Landschafts­ planung, 1030 Wien; IK DI Thomas Proksch

Gegenstand des Wettbewerbs Erlangung eines Gestaltungskonzeptes für die Neugestaltung des Schwedenplatzes in Wien 1, wobei das Planungsgebiet den gesamten Freiraumbereich zwischen der Postgasse im Osten und dem Morzinplatz im Westen einschließlich der Verkehrs­ flächen des Franz-Josef-Kais und des Vorkais umfasst. Der ca. 42.200 m2 große Planungsraum umfasst auch unmittelbar anschließende Flächen einmündender Straßen, Gassen und Brückenbereiche wie auch den auf Niveau des Schwedenplatzes liegenden Kleinplatz auf Höhe der Ruprechtskirche.

Architekten, Zivilingenieure für Hochbau, Ingenieurkonsulenten für Landschaftspla­ nung und Landschaftspflege, physische und juristische Personen

Beurteilungskriterien •

• •

Lösung der Gesamtheit der Ge­ staltungsaufgabe unter besonderer Berücksichtigung der sozialräumlichen Qualitäten Funktionelle Lösung (Organisation, Wegeführung, Straßenbau) Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb

Aufwandsentschädigung/ Preisgelder 1. Platz: Projekt 13: € 12.000,– 2. Platz: Projekt 29: €  8.000,– 3. Platz: Projekt 54: €  4.000,– Alle Teilnehmer der zweiten Stufe erhalten eine Aufwandsentschädigung von € 8.000,– Anerkennung: Projekt 02 Anerkennung: Projekt 08 Anerkennung: Projekt 25 Nachrücker: Projekt 12

Beteiligung 60 Projekte

Preisgerichtssitzung 24. Mai 2016

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N E U G E S TA LT U N G S C H W E D E N P L AT Z

1. Platz Projekt 13

REALGRÜN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN München

Gegründet 1985 www.realgruenlandschaftsarchitekten.de

© realgrün Landschaftsarchitekten

FCP FRITSCH, CHIARI & PARTNER ZT GMBH Wien Gegründet 1995 www.fcp.at

Mitarbeit DI Lukas Rückauer, Landschaftsarchitekt (FH) Lynn Hennies, M.A., Landschaftsarchitektur Michael Schmölz Sonderfachleute Ing. Gerhard Nestler, FCP

Blick entlang Boulevard und Rasenfläche

Projektbeurteilung Der Projektbeitrag besticht durch eine klare räumliche Zonierung des Bearbeitungsraums und die konsequente Umsetzung des selbst gestellten Zieles, den „Platz aufzuräumen“. Angeboten werden zwei großzügige, ebene, gut bespielbare Rasenflächen, von denen die westliche 0,5 m höher gesetzt wird, einen intimen Gedenkort vor dem Leopold-Figl-Hof topographisch fasst und im Bereich der randlichen Einfassungen Sitzmöglichkeiten anbietet, während das östliche Rasenstück niveaugleich ausgebildet werden soll. Intendiert wird eine freie Bestuhlung der Rasenflächen. Der raumübergreifende Baumfilter, ausgebildet mit markanten GinkgoBäumen, der großzügige Boulevard entlang der Innenstadtkante wie auch die Interpretation des Platzes vor der Ruprechtskirche als eigenständiger Rückzugsraum können überzeugen. Auch

wenn einzelne Gehölzstandorte insbesondere im Nahbereich der Straßenbahngleise schwierig umsetzbar erscheinen bzw. sich im Bereich des ÖV-Umsteigeknotens Lücken ergeben werden, wird die Etablierung des „Baumschleiers“ als jedenfalls möglich erachtet. Kritisch gesehen wird die (zu) prominente räumliche Stellung der Tiefgaragenzugänge im Westen des Bearbeitungsraums, die durch geeignete Projektmodifikationen zu mindern wäre. Das Projekt zeichnet sich nicht nur durch einen hohen Anteil an nutzbaren Grünflächen (bespielbare Wiesenflächen) wie auch optisch CI-gebenden Vegetationsstrukturen (raumbildender Baumschleier) aus, sondern generell durch ein hohes Entwicklungspotenzial, dem vor dem Hintergrund einer prozesshaften Projektumsetzung erhöhter Stellenwert zukommt. •

Lageplan

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WETTBEWERBE

2. Platz Projekt 29

ZPLUS LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Berlin Gegründet 2005 www.zplus.eu

Mitarbeit © Zplus Landschaftsarchitektur

Rilke Kirstein, Daniel Reich Sonderfachleute: Dr. Werner Rosinak

Projektbeurteilung Ein Wesensmerkmal des Wettbewerbsbeitrags ist das konsequente Aufgreifen der Sequenz der raumbegrenzenden Stadtkante bzw. Bebauungsstruktur und deren Übertragung in den Platzraum. Das in hohem Maß bestandsorientierte und -sensible Projekt zeichnet sich durch eine weitestgehend stringente Raumbildung aus, wobei – den Empfehlungen des Preisgerichts folgend – der Anteil an Grünflächen gegenüber dem Wettbewerbsbeitrag der 1. Wettbewerbsstufe tendenziell vergrößert wurde. Festgestellt wird seitens des Preisgerichts allerdings der Umstand, dass ein großer Teil der Grünflächen in einer ersten Verwirklichungsphase nicht zu realisieren ist und zudem die aufgehöhte Grünzone am nordwestlichen Rand des Planungsraums räumlich Richtung Verkehrsband wegkippt und dadurch vom eigentlichen Platzraum aus nicht erlebbar wird und auch nur eine geringe Eignung für eine mögliche Bespielung aufweist. Die dargelegte teils kleinteilige Oberflächen­ textur konterkariert tendenziell die Großzügigkeit der Raumfigur.

Lageplan

Positiv gewürdigt werden die Schattendächer im Platzbereich wie auch die vorgeschlagene Überdachung der Haltestellenbereiche der Straßenbahn sowie generell die Raumlösung im Umfeld der U Bahn-Aufgänge und die hohe Durcharbeitungstiefe des Wettbewerbsbeitrags. Vermisst werden allerdings geeignete Beiträge zur intendierten Identitäts- und Adressbildung für den Schwedenplatz im Zuge der Platzneugestaltung sowie eine zufriedenstellende Platzlösung bereits in einer ersten Realisierungsphase. •

Geländeschnitt

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N E U G E S TA LT U N G S C H W E D E N P L AT Z

3. Platz Projekt 54 © Tzou Lubroth Architekten, Korbwurf Landschaftsarchitektur, Werkraum Wien Ingenieure

TZOU LUBROTH ARCHITEKTEN Wien Gegründet 2008 www.tzoulubroth.com

KORBWURF LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Wien Gegründet 2013 www.korbwurf.at

WERKRAUM INGENIEURE ZT GMBH Wien Gegründet 2006 werkraum.com

Mitarbeit Kristina Zaunschirm, Deniz Önengüt Sonderfachleute Lichtkomptenz GmbH, Paul Ehlert

Projektbeurteilung In einen einheitlichen, örtlich topographisch differenzierten „Stadtboden“ als raumverbindender Raumtypologie werden inselartig höher gesetzte Pflanzbeete eingelagert, wobei Raummuster wie auch -typologien auf den „Wiener Donauraum“ und die Landschaftsgeschichte des Flussraums Bezug nehmen. Eine erst in einer letzten Phase zu realisierende Steg-/Rampenanlage als raumverbindendes signethaftes Element überspannt das Verkehrsband des Franz-Josefs-Kais und wird von einer Plattform im Vorkaibereich zum rechten Ufer des Donaukanals niveaufrei weitergeführt. Dadurch wird auch eine klare Raumgrenze zwischen Platz- und Verkehrsraum ausgebildet, die allerdings in einer ersten Realisierungsphase keine adäquate Entsprechung hat. Die Angemessenheit und Zweckmäßigkeit der expressiven Steglösung werden seitens des Preisgerichts – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der Errichtungskosten – ambivalent gesehen. Das Raummuster der in der zweiten Wettbewerbsstufe, den Empfehlungen des Preisgerichts folgend, räumlich verdichteten Grüninseln erscheint in Teilbereichen unstimmig, die Gestaltungssprache lässt gewünschte Klarheit und Stringenz vermissen und die Zweckmäßigkeit der dargelegten ökologischen Beiträge

(Niederschlagswasserretention über unterbauten Flächen) ist kritisch zu hinterfragen. Während die Bepflanzungstypologien konsequent am übergeordneten Flussraumthema ausgerichtet werden und diesen ein hoher sinnlicher Erlebenswert nicht abzusprechen ist, fehlen nutzbare Grün­­ flächen im Platzbereich. Positiv gilt es hervorzuheben, dass die Situierung der Sitzmöglichkeiten bzw. die Stellung der Grüninseln zueinander bereichsweise kommunikationsfördernde Nischen unterschiedlicher räumlicher Intimität ausbilden. Positiv zu erwähnen ist der Versuch, über großzügige Flugdächer den örtlichen Straßenbahnterminal nicht nur funktional aufzuwerten, sondern bewusst auch gestalterisch zu akzentuieren und ein ansprechendes Nachtbild zu generieren. Dem jedenfalls zu würdigenden Bemühen, einen Gestaltungsvorschlag konsequent an einem durchgängigen Leitmotiv auszurichten, stehen in diesem Sinn funktionale Schwächen wie auch eine teils überambitionierte Gestaltungssprache gegenüber, die den selbst gestellten Ansprüchen nur bedingt gerecht wird. •

Schemaschnitt B–B

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WETTBEWERBE

© HGEsch.

URBANE MITTE – BERLIN Bahnhof Gleisdreieck

Auftraggeber und Auslober COPRO Projektentwicklung GmbH, Berlin

Gegenstand des Wettbewerbs Das Areal um den Bahnhof Gleisdreieck im polyzentrischen Berlin mit seinem hetero­ genen Umfeld soll zu einem lebendigen Quartier als „Urbane Mitte am Gleisdrei­ eck“ mit identitätsstiftender und zeitgemä­ ßer Architektur werden. Auf dem 31.500 m2 großen Wettbewerbsgebiet entstehen zwischen 100.000 und 111.000 m2 Ge­ schoß­fläche, unterteilt in sieben bis zehn Baufelder mit eigenem Charakter. Zusam­ men mit der umzunutzenden ca. 8.000 m2 großen Fläche in den vorhandenen U-BahnViadukten formt sich ein Quartier, das die DNA des Ortes mit seiner Verkehrs- und Industriegeschichte weiterknüpft. Das denkmalgeschützte U-Bahn-Kreuz und die dazugehörigen Gleisanlagen sind integriert und bilden mit Alt und Neu eine Synthese. Geplant ist ein Anteil ca. 2/3 für Büros, Hotels und Dienstleistungen.

Das Angebot wird komplettiert mit ca. 1/3 der Flächen für Wohnungen, Versorgungsund Freizeiteinrichtungen. Die Öffnungen, Übergänge und Schnittstellen zum Park am Gleisdreieck und der übrigen Umgebung sind räumliche Beziehungen, die Kommuni­ kation ermöglichen und Synergien nutzen. An dieser exponierten Stelle überzeugt eine zukunftsfähige städtebauliche Lösung, die nicht nur einem baukulturellen An­ spruch einer qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Architektur gerecht wird, sondern auch wirtschaftlich und flexibel umsetzbar ist. Ziel der Planung ist zunächst die Erstellung eines Masterplans, der als Vorlage für ein Bebauungsplanverfahren dient. Die ersten Baumaßnahmen im

Beurteilungskriterien Die Wettbewerbsteilnehmer sollten auf Basis des festgelegten Konsenskonzepts die baulichen Voraussetzungen für einen passenden vielfältigen und das Quartier bereichernden „Nutzungsmix“ schaf­ fen. Auch architektonische Aspekte wie die städtebauliche Einfügung oder die Anmutung und die Wirkung der zukünf­ tigen Baukörper und Räume waren zu berücksichtigen.

Preisgelder und Aufwandsentschädigungen insgesamt € 257.000,–

Anschluss an das B-Planverfahren sind für 2018 geplant.

Ergebnisse

Art des Wettbewerbs

Den 1. Platz teilten sich die Architektur­ büros COBE Berlin und Ortner & Ortner Baukunst. Am 26. April 2016 entschied der Auslober mit der Juryvorsitzenden, den Entwurf von Ortner & Ortner weiter zu berücksichtigen. Dieser Entwurf bildet nun die Grundlage für die Erstellung eines Masterplans und für das weitere Bebauungsplanverfahren. Anerkennungen: ingenhoven architects, Düsseldorf Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten, Berlin

nicht offener zweiphasiger Planungswett­ bewerb nach RPW 2013 mit 25 geladenen internationalen Teilnehmern

Beteiligung 22 Projekte

Preisgerichtsitzungen 11. September und 20. November 2015 70

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URBANE MITTE – BERLIN

1. Platz Projekt 8007

ORTNER & ORTNER BAUKUNST Berlin, Deutschland Gegründet: 1987 Ortner Architekten in Düsseldorf, 1990 Ortner & Ortner Baukunst in Wien, 1994 in Berlin, 2006 in Köln

© Stephen Weber Finest-Images

www.ortner-ortner.com

Mitarbeit Markus Penell, Florian Matzker mit Manfred Ortner; Fabian Maurer, Simon Memering, Markus Lemcke, Nora Prahm Visualisierung

Projektbeurteilung Den Verfassern ordnen auf einfache Weise mit einem robusten System einer ortsangepassten Schichtung klarer Typologien das heterogene Umfeld durch skulpturale Baukörper. Es entstehen gute Stadträume zwischen den Bahn- und den neuen Hochbauten. Die egalisierte Silhouette von 50–65 Metern wird als angemessene Höhenentwicklung erkannt, die lediglich im Süden zu viel Masse entwickelt. Die Stellung der „Berliner Steine“ als „Doppelensemble“ auf gemeinsamen Sockeln bietet eine klare, gute städte­bau­li­che Ordnung und Adressbildung. Zum Park zeigt das Quartier eine klare Kante und grenzt sich zum Landschaftsraum ab. Die eingeschränkte Durchlässigkeit des Ensembles vom Park wird kritisch gesehen. Die Teilbarkeit der Sockel ermöglicht angemessene Dimensionen der Gebäude

Modell

mit der Möglichkeit, unterschiedliche bauliche Anmutungen zu entwickeln. Mit der trapezförmigen Geometrie in den Obergeschoßen

der Bauköper wird eine differenzierte Struktur von Enge und Weite gestaltet. Ein-, Durchund Ausblicke verbinden das Quartier in der Nah- und Fernwirkung. Die Regelhaftigkeit der Kubaturen bietet Grundlage für unterschiedliche Fassadenstrukturen und -texturen. Die vorgeschlagenen Typologien werden als schlüssige Antwort auf die geforderte Identitätsbildung gesehen, die im weiteren Verfahren Entwicklungsfähigkeit versprechen. Mit der vorgeschlagenen Lösung bietet sich so die notwendige städtebauliche Adaptionsmöglichkeit, die auch eine architektonische Vielfalt erlaubt. Die Beziehung zur Schöneberger Straße wird gewürdigt, ebenso der Abstand zum Debis-Parkhaus. Die Einbindung der S21 in zwei Sockelbauten ist

funktional zu spezifizieren und hinsichtlich des Aufwands zu plausibilisieren. Die aufgezeigten Varianten der Dachnutzung zeigen hierzu gute Ansätze. Eine planungsrechtliche Umsetzbarkeit wird trotz bestehender Abstandsflächenproblemwe positiv gesehen. •

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WETTBEWERBE

ÖSTERREICHBETEILIGUNG EXPO 2017 ASTANA, KASACHSTAN Auslober

Beurteilungskriterien

Österreichische Beteiligung an der Expo 2017 Astana, vertreten durch das Expo-Büro der WKO

1. Stufe Leitidee, künstlerischer Anspruch, Attraktivität und Wiedererkennungswert, Österreichbezug, Nachhaltigkeit, Realisierbarkeit 2. Stufe Weiterentwicklung und Umsetzung der Leitidee, Raumkonzept, Nachhaltigkeit, Realisierbarkeit

Gegenstand des Wettbewerbs Ziel des Wettbewerbs ist es, ein gesamtheitliches Lösungskonzept für den Ö ­ sterreich-Beitrag zur Expo 2017 in Astana (10. Juni bis 10. September 2017) zu e ­ rhalten. Erwartet wird, dass die e ­ ingereichten Projekte zum EXPO-­ Leitthema „Future Energy“ Stellung beziehen und österreichische Beiträge zur Problemlösung visualisieren. Der Vorschlag soll darüber hinaus zumindest auf eines der Subthemen (Emissions, Living Energy Efficiency, Energy for all) eingehen.

Aufwandsentschädigung/ Preisgelder Die Teilnehmer der 2. Wettbewerbsstufe erhalten eine Aufwandsentschädigung in der Höhe von je € 6.000,– und € 1.500,– für das Modell.

Ergebnisse 1. Platz: Projekt 15 2. Platz: Projekt 10 3. Platz: Projekt 12 4. Platz: Projekt 02 5. Platz: Projekt 19

Beteiligung 1. Stufe: 22 Projekte 2. Stufe: 5 Projekte

Preisgerichtssichtung 1. Stufe: 29. April 2016 2. Stufe: 31. Mai 2016

Art des Wettbewerbs

Preisgericht

Eu-weit offener, zweistufiger Gestaltungswettbewerb

Fachpreisrichter: Lilli Hollein (Vorsitzende), Stephan Ferenczy (Stellvertretender Vorsitzender), Herbert Lechner Sachpreisrichter: Gudrun Henn, Patrick Sagmeister

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Findung einer Gestaltungsidee Berufsberechtigung im Sinne der vergaberechtlichen ­Befugnis verfügen. Die erste Wettbewerbsstufe wurde ­anonym abgewickelt und beinhaltete sowohl in inhaltlicher als auch formaler Hinsicht nur „niederschwellige“ ­Zugangshürden. Den für die zweite Wettbewerbsstufe ­ausgewählten Teilnehmern wurde eine Verstärkung ihres Teams ermöglicht. Dieser Verfahrensstufe lag zudem – quasi als Pilot – ein „nonymer“ Dialog im Sinne des ­Bundesvergabegesetzes (BVergG) zugrunde. Ergänzend zu den fortgeschriebenen Wettbewerbsbeiträgen ­präsentierten die ausgewählten Teilnehmer dem Preis­ gericht ihre Vorstellungen zur Ausgestaltung der ­Österreichbeteiligung EXPO 2017 Astana. Dies ­ermöglichte dem Preisgericht ein unmittelbares ­Hinterfragen, zumal – anders als bei regulären ­Planungswettbewerben – die Darstellungsformen der ­Lösungsvorschläge aufgrund der Heterogenität der ­Teilnehmer durchaus divergierten.

Österreich nimmt an der (Fach-) Weltausstellung 2017 in Astana, Kasachstan teil. Eine Fläche von ca. 900 m² (in ­einer gemeinsamen Halle mit der Schweiz, der ­Tschechischen Republik und Lettland) ist für den ­Österreich-Auftritt reserviert. Für die Findung und ­Umsetzung einer Gestaltungsidee stand nur wenig Zeit zur Verfügung. Überdies galt es, einen durchaus ­ambitionierten Kostenrahmen einzuhalten. Eine ­entsprechende Ausschreibung sollte demnach dazu ­beitragen, einen sowohl inhaltlich, budgetär und zeitlich umsetzbaren als auch attraktiven Österreich-Beitrag für das EXPO-Generalthema „Future Energy“ zu entwickeln. Für das Wettbewerbsverfahren wurde für die Koordination und technische Verfahrensbetreuung die Werner Consult ZT GmbH beauftragt. Neben der Erstellung der ­technischen, wirtschaftlichen und organisatorischen ­Anforderungen, die in einer detaillierten Auslobungs­ unterlage zusammengefasst wurden, übernahm Werner Consult die Vorprüfung hinsichtlich Idee, Raumkonzept, Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit samt der Vorbereitung der Projekte für die Jurysitzungen und deren Präsentation. Werner Consult ZT GMBH wurde 1949 gegründet und ist heute eines der größten und bedeutendsten p ­ rivaten Planungs- und Consultingunternehmen im Bauwesen in Österreich. Das Leistungsspektrum erstreckt sich von Gesamtplanung von Hochbau- und Infrastruktur­projekten, der Tragwerksplanung, dem Baumanagement wie Projektmanagement, Projektsteuerung, Örtliche ­Bauaufsicht und Begleitende Kontrolle bis hin zu a ­ llgemeinen Consultingleistungen im Bauwesen.

RA Dr. Christian Fink ist seit 2014 in eigener Kanzlei in Wien tätig. Er verfügt über langjährige Erfahrung und ­ausgewiesene Expertise bei der Vergabe von geistigen Dienstleistungen. Seiner früheren Tätigkeit in der Kammer der Architekten und Ingenieurleistungen geschuldet, hat er sich wie kaum ein anderer Jurist in Österreich mit dem Auslobungsverfahren „Wettbewerb“ literarisch auseinandergesetzt.

Die rechtliche Betreuung des Wettbewerbs nahm RA Dr. Christian Fink wahr. Der EU-weit bekannt gemachte offene Wettbewerb wurde zweistufig ausgestaltet und wies ­einige Besonderheiten auf. Zunächst sollte möglichst allen kreativ tätigen Personen eine Teilnahme ermöglicht ­werden. Dabei war unter anderem zu berücksichtigen, dass viele potenzielle Teilnehmer über keine „klassische“

Ein Projekt von

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1. Platz Projekt 15

BWM ARCHITEKTEN Wien, AT Gegründet: 2004 www.bwm.at

Projektbeurteilung Mit dem angedachten Konzept können ­vergleichsweise einfach Inhalte und Botschaften vermittelt werden. Besonders besticht der ­Ansatz einer Theatersituation, bei der die Besucher sowohl zur aktiven Teilnahme angehalten werden als auch passiv das Treiben an den einzelnen ­Gerätschaften verfolgen können. Durch das aktive Mittun an verschiedenen Geräten ist von einem einprägsamen Erlebnis auszugehen. Der Raum ist vollgegossen mit Inhalt, hat eine enorme Dichte und erzählt viele Geschich­ ten – jeder Besucher wird etwas „für sich“ finden. Österreich kann in einer breiten Vielfalt ­untergebracht werden. Das gesamte Raum­ angebot wird vollumfänglich genutzt. Den ­Vorgaben der Auslobungsunterlagen wird ­bestmöglich entsprochen. Sowohl die Gerüstung als auch die Geräte können vergleichsweise einfach aufgestellt bzw. aufgebaut und nach Ende der Veranstaltung

wiederum genutzt werden. Die Materialwahl lässt keinerlei Einschränkung im Hinblick auf die Ökologie vermuten. Die vorgelegte Kostenschätzung ist ­grundsätzlich plausibel. Es ist davon auszugehen, dass sowohl in budgetärer als auch zeitlicher Hinsicht die Umsetzung gelingt. Kritikpunkte: Die Anzahl der Projektpartner ­(Designer, Erfinder) ist zu definieren und zu minimieren. Der Technologieaspekt („eco ­innovation“) ist stark hineinzuweben. Der ­Gedanke einer „Gsellmann-Maschine der heutigen Zeit“ wird als durchaus verfolgens­ wert angesehen. Ein behindertengerechter Weg sollte umgesetzt werden. Die Kosten der „maintenance“ sind zu plausibilisieren und in die Errichtung reinzurechnen. Eine möglich große „Wartungsfreundlichkeit“ ist anzustreben. Die Integration eines „show case“ ist anzudenken. •

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Ansicht

© BWM Architekten

Modell

Modell

Ein „mit Inhalt vollgegossener Raum".

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2. Platz Projekt 10

HERI & SALLI Wien, AT Gegründet: 2004

© Heri & Salli

www.heriundsalli.com

Projektbeurteilung Der Teilnehmer hat seine ursprüngliche Konzeption der Wippe fallengelassen, jedoch die Grundidee einer Einbeziehung der Besucher weiterverfolgt und ein neues Konzept einer Wippe im Wasser erstellt. Es stellt das Gleichgewichtsbewusstsein in den Vordergrund. Dieses neue Konzept ist detailliert ausgearbeitet worden. Seitens des Preisgerichts bestehen jedoch Zweifel, ob das verfolgte Konzept der beweglichen Wippe von allen Besuchergruppen gleichermaßen als besonderes Erlebnis wahrgenommen wird. Es besteht die Gefahr, dass die „Einprägsamkeit“ nur eingeschränkt gewährleistet wird. Das Raumkonzept entspricht den Vorgaben der Auslobungsunterlagen. Aufgrund eines großen zentralen Elements wird eine klare Struktur geschaffen. Der Teilnehmer hat eindrücklich die Verwendung von innovativen Holzelementen aufgezeigt. Überdies ist in plausibler Weise die Wiederverwendung der Wippe nach dem Ende der Veranstaltung dargestellt worden.

Die Kostenschätzung des Teilnehmers beruht auf Annahmen. Die Verwendung eines vergleichsweise einfachen Systems lässt allerdings vermuten, dass eine Umsetzung innerhalb des Zeit- und Kostenrahmens möglich ist. •

Ansicht

Grundriss

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3. Platz Projekt 12

BPNXT Wien, AT Gegründet: 2007 bpnxt.com

© BPNXT

Grundriss EG

Projektbeurteilung Die Idee der 1. Stufe ist konsequent weiterver­ folgt worden. Das Preisgericht kann die Idee der Ruhe gut nachvollziehen. Überdies scheint ein starker visueller und physischer Eindruck gewähr­ leistet zu sein. Allerdings sind in inhaltlicher Hin­ sicht in der 2. Stufe kaum Zusatzüberlegungen offengelegt worden. Ein plausibler Österreich­ bezug ist nicht gegeben. Vielmehr empfindet das Preisgericht die diesbezüglichen Überlegun­ gen in der letzten Stufe als etwas „aufgesetzt“. Als problematisch wird zudem wahrgenommen, dass sich nur eine vergleichsweise kleine Anzahl an Besuchern in den jeweiligen Stationen aufhal­ ten kann. In diesem Zusammenhang wird auch die Durchwegung kritisch gesehen.

Die Vorgaben der Auslobungsunterlagen werden grundsätzlich eingehalten. Die Materialwahl ist durch den Teilnehmer noch nicht erfolgt, demgemäß kann diesbezüglich auch keine Aus­ sage zur Nachhaltigkeit getroffen werden. Die Umsetzung erfordert ein hohes Maß an Präzision, andernfalls kann das verfolgte Konzept nicht gewährleistet werden. Das Preisgericht bezwei­ felt, dass das erforderliche Maß an Präzision innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens umgesetzt werden kann. •

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WETTBEWERBE

4. Platz Projekt 02

BAUCHPLAN Wien, AT Gegründet: 2001 in München, 2004 in Wien

© Bauchplan

www.bauchplan.at

Projektbeurteilung Die ursprüngliche Idee der 1. Stufe ist konsequent weiterverfolgt worden. Die Ballonwolken und die Farbwahl werden als in hohem Maß ästhetisch wahrgenommen. Allerdings sind die Überlegungen zum Boden für das Preisgericht nicht zufriedenstellend. Die angedachte Lösung des Bodens lässt Irritationen und Unsicherheiten erwarten. Überdies wird bemängelt, dass die Möglichkeiten der Informationsvermittlung eher eingeschränkt sind. Die Vorgaben der Auslobungsunterlagen werden grundsätzlich eingehalten. Die Überlegungen zum Show Case werden in funktioneller Hinsicht jedoch nicht von allen Mitgliedern des Preisgerichts positiv gesehen. Sowohl im Hinblick auf die zum Einsatz gelangenden Textilien als auch betreffend die Ballone werden Einschränkungen bei der Nachhaltigkeit gesehen. Positiv sind hingegen die Überlegungen zur Konstruktion, bei der ein hohes Maß an Wiederverwendung vorgesehen ist. Das Preisgericht bezweifelt, dass eine Umsetzung innerhalb der Kostenvorgaben gesichert ist. •

Grundriss

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5. Platz Projekt 19

ARGE ZUNDER ZWO/HÄFELE/ NULER zunder zwo, Konzeption und Ausstellungsgestaltung Martina Affenzeller, Renate Woditschka, Konrad Zirm Wien, AT Gegründet: 2013 www.zunderzwo.at

ARCHI­TEKTIN THERESA HÄFELE ARCHITEKTIN JULIA NULER Wien, AT Seit 2010 © Zunder Zwo/Häfele/Nuler

www.miss-vdr.at

Projektbeurteilung Es wird ein soziales und im Vergleich zu den übrigen Annäherungen anderes Österreich-Bild gezeichnet. Das Konzept wird als sympathisch wahrgenommen. Allerdings bezweifelt das Preisgericht, dass mit dem verfolgten Konzept bei einer EXPO in Kasachstan die erforderliche Einprägsamkeit gewährleistet ist. Es steht zu befürchten, dass ein derartiges Projekt im Vergleich zu anderen Beiträgen „untergeht“. Das Raumkonzept wird zwar grundsätzlich eingehalten, allerdings werden aus Sicht des Preisgerichts die räumlichen Möglichkeiten nicht zur Gänze ausgeschöpft. Die Situierung des Cafés wird in funktioneller Hinsicht als nicht ideal empfunden. Die Wahl der Materialien und die vorgesehene Konstruktion gewährleisten ein hohes Maß an Nachhaltigkeit. Zweifellos ist auch Nachhaltigkeit im Hinblick auf die Inhalte gegeben. Der Grad der Detaillierung lässt zweifellos darauf schließen, dass eine Umsetzung innerhalb der zeitlichen und budgetären Vorgaben möglich ist. •

Grundriss

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WETTBEWERBE

NEUGESTALTUNG MARIENDOM LINZ Auslober

Beurteilungskriterien

Preisgelder

Bischof Rudigier Stiftung zur Erhaltung des Mariä-Empfängnis-Domes in Linz, Herrenstraße 26, 4020 Linz, vertreten durch Bau­ referat und Dombaumeister der Diözese Linz, Arch. DI Wolfgang Schaffer, Hafnerstraße 18, 4020 Linz und Kunstreferat und Diözesankonservatorat der Diözese Linz, Mag. Henny Liebhart-Ulm, Petrinumstraße 12, 4040 Linz

• Liturgische Entsprechung und Einhaltung der liturgischen Normen • Gesamtkonzeption des Entwurfes im Großraum des Domes • Architektonische und künstlerische Qualität im Detail • Umsetzbarkeit der Materialvorgaben • Kosteneinschätzung/Einhaltung des Budgetrahmens und der denkmalpflegerischen Vorgaben

Aufwandsentschädigung von € 8.000,– für alle Teilnehmer, zusätzlich € 2.000,– für den Gewinner

Gegenstand des Wettbewerbs Erlangung von Entwürfen für die architektonische und künstlerische Neugestaltung des Altarraumes und der Kathedra des Mariendomes sowie für dessen Umfeld (Sitzraum, Chor- und Orchesterbereich mit Chororgel, Bereich für die Tagzeitenliturgie u.a.)

Art des Wettbewerbs Geladener, einstufiger, internationaler Architektur- und Kunstwettbewerb.

Beteiligung sieben Projekte

Jurysitzungen

Jury Fachpreisrichter: Arch. DI Hans Puch­ hammer (Univ.-Prof.em. für Architektur), ­­­ Dr. Rainer Fuchs (Vizedirektor MUMOK Wien), Dr. Albert Gerhards (Univ.-Prof. für Liturgiewissenschaft der Universität Bonn), Dr. Dieter Bogner (Kunsthistoriker/ Museumsplaner, Wien), DI Wolfgang Schaffer (Dombaumeister, Baureferent der Diözese Linz) Sachpreisrichter: Dr. Maximilian Strasser (Dompfarrer und Domkustos), Maria Kornhuber (Vertreterin der Dompfarre ), Bischofsvikar Mag. Maximilian Mittendorfer (Domdechant), Dr. Ewald Volgger (Univ.-Prof. Liturgiewissenschaft KTU Linz, Beauftragter für Bischofsliturgie), Dr. Josef Keplinger (Liturgietheologie Diözese Linz)

11. September und 20. November 2015

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Der heilige Ort © Otto Hainzl

Die Neugestaltung des Altarraumes des größten österreichischen Domes im neugotischen Kirchenbaustil des 19. Jahrhunderts – begonnen 1862, eingeweiht 1924 – ist ein Jahrhundertprojekt. Wolfgang Schaffer

Seit 2006 besteht die Umgestaltungsidee der Dompfarre, damals für 2012 angedacht – zur Feier des 150. Jubiläums der Grundsteinlegung des Altarraums. Mit ewigem Steinmaterial sollten die heiligen Orte von Altar, Ambo und Kathedra (dem Bischofssitz) umgestaltet werden. Dieser Gestaltungsprozess erforderte einen langjährigen Findungsweg, bei dem in erster Linie liturgische Vorgaben beachtet werden mussten. Aber auch die Einbeziehung der aktiv feiernden Gläubigen einer Pfarre mit ihren Interessen und Meinungen und letztlich auch die Raumerfordernisse der großen Liturgien einer Bischofskirche waren in diesem komplexen Bildungsprozess zu berücksichtigen. Nachdem die weitere Vorrückung des Altarraums 2010 in Richtung Domquerschiff zur Diskussion stand, fand man zu der nun vorliegenden umsetzungsfähigen Hauptaltarstellung in der Domvierung. Das Besondere an unserem Linzer Dom ist die räumliche Gleichwertigkeit des Kreuzungspunktes von Längs- und Querschiff. Dies ermöglichte es, den Communio-Raum in diesem Grundrissquadrat der Kreuzung zu positionieren. In umfassenden Bildungsprozessen mit Pfarre und Dom­ kapitel, Exkursionen nach Oberitalien und Deutschland bis Köln sowie zwei halbtätigen Konsulten mit Fachvorträgen zu „ Liturgie wie sie im Dom gefeiert wird“ und „ Raum – Raumerfahrung – Raumgestalt“ wurde die Grundlage für die Wettbewerbsausschreibung gelegt. Ich konnte zusammen mit der Kunstexpertin der Diözese Linz, Frau Mag. Henny Liebhart-Ulm, die Formulierungen zur Ausschreibung des geladenen Wettbewerbes erstellen. Die Auswahl und Einladung der sieben Architektur- und Kunstteams aus dem Inland und dem deutschsprachigen Ausland durch einen gemeinsamen Vorschlag an den Auslober wurde anschließend durch die Bischof Rudigier Stif­­t­ung fixiert. Der 2015 durchgeführte Wettbewerb ist ein Unikat. Mit der Verschmelzung von Architektur und Kunst entstanden interdisziplinäre Teams, die sich in der Konzeption gegenseitig befruchteten und in der Ausführung harmonieren.

Arch.Dipl.Ing. Dombaumeister BRS Bischof Rudigier Stiftung

Wir, die Bischof Rudigier Stiftung, als Auslober und der Dombaumeister, freuen uns sehr, dass dies gelungen ist. Die Einschreibung eines Communio-Raumes wurde behutsam in den Typus einer Wegekirche eingebaut. Wie zu Prozessionen bei Fronleichnam, bei denen man geht, innehält, betet und seinen Weg wieder fortsetzt. Der Weg, auf dem der Mensch durch sein Leben geht, ist ein großes symbolhaftes Szenario in der katholischen Kirche. Genau das hat das einstimmig jurierte Siegerprojekt formuliert, denn es nimmt den heiligen Ort an einem Kreuzungspunkt der öffentlichen Wege durch die Stadt Linz wörtlich. Wolfgang Schaffer Arch. DI Dombaumeister BRS Bischof Rudigier Stiftung

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WETTBEWERBE

1. Platz Projekt 5

ARCH. KUEHN MALVEZZI DESIGN GMBH Berlin, Deutschland Gegründet: 2001 www.kuehnmalvezzi.com mit Künstler

HEIMO ZOBERNIG

Prozessionswege

Wien www.heimozobernig.com

noch mächtiger. Zusätzlich wird diese Position durch abgehängte Bronzeleuchter mit ständiger starker Beleuchtung von Altar und Ambo hervorgehoben. Gleichzeitig wirken die Sedilien als Kunstwerk im großen Raum. Die eingeschobenen und optisch gleichen Stühle bei den Vorstehersitzen sind symboltheologisch gesehen ein guter Eingriff. Das längs gerichtete Altarpodest in der Vierung und die Dienste im ersten Joch zu lassen, ist überzeugend. Die Sitzbänke in den Seitenschiffen ohne Mittelgang als gleichlange Bankblöcke sind überzeugend. Dass die Sitze im Altarraumbereich bis zum Bischof hin alle gleich sind, besticht. Das Alltägliche und das Besondere ziehen sich durch. Der Chorbereich kann durch Mobilpodeste auf der oberen Altarebene erweitert werden. Das Konzept wird in der weiteren Diskussion als zukunftsweisend gesehen, weil Architektur und Kunst mit dem Bestand arbeiten. Das Projekt drückt mit seiner Klarheit, auch im Hinblick auf die Bischofskirche, am besten die Vierungslösung als Kommunioraum aus. •

© Arch. Kühn Malvezzi Design GmbH

Projektbeurteilung Dieses Projekt überzeugt durch eine Lösung, die im Raum einen Mehrwert durch Reduktion schafft. Die längs gerichtete in der Breite vergrößerte Altarinsel mit Kathedra und Priestervorsitz sowie Ambo und Altar nimmt bei der herabgefahrenen Stufe das tägliche Begehungsverhalten der Besucher des Domes auf. Das Prinzip der Variabilität des Absenkens des Altarpodestes und dadurch eine Überhöhung der fix als Skulptur verorteten Sedilien entstehen zu lassen, überzeugt. Die lineare Ausrichtung von Altar und Ambo in der Domhauptachse werden durch die Unterbrechung in Spannung gesetzt. Die unterschiedliche Wertigkeit des Altars wird in dieser Gestaltung zum Thema gemacht. Die Liturgie erfährt durch die herausgefahrene Altarstufe eine symbolische Erhöhung. Ein interessanter Aspekt ergibt sich im abgesenkten Moment, in dem der historische Hauptaltar an Präsenz gewinnt. Die Höhen der Sedilien sind aufs hochgefahrene Podest bezogen und fix verortet. Dadurch wirken sie im ebenen Zustand des Podestes

Schnitt A–A Querschiff – Altarinsel

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Š Arch. Kßhn Malvezzi Design GmbH

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Weitere Teilnehmer, nach erreichter Punktezahl gereiht Projekt 5

ARCH. MARTIN FEIERSINGER Wien, AT Gegründet: 1989 www.martinfeiersinger.at mit den Künstlern

WERNER FEIERSINGER und

GEROLD TAGWERKER

beide Wien, AT

© Arch. Martin Feiersinger

www.geroldtagwerker.com

Projektbeurteilung Dieses Projekt ist sehr durchdacht, weil es eine Veränderung vornimmt, um dem Raum eine neue Ausrichtung zu geben. Die Idee des Raumflusses wird anerkannt, auch dass es mit dem Mobiliar aus einem Guss ist. Da der Altar nicht in der geometrischen Mitte liegt, ergibt sich bei der Inszenierung von Großereignissen eine gute Positionierung aller. Der Ambo kann mit dem Altar mit der vorgeschlagenen massiven Auflageplatte in Stein noch mehr in Bezug treten. Der Vorschlag der gebauten Chorstufen ist technisch einfach. Das fixe Schwellenpodium ist aus Sicht der Benützbarkeit gut, jedoch wäre es wünschenswert, in kleineren Liturgien mit der

Chor und Orchester: kleine Besetzung

Musik näher an den Altarraum rücken zu können. Bei kleinerer Besetzung entsteht ein liturgisch „leerer“ Raum. Aus denkmalpflegerischer und gestalterischer Sicht kann das Chorgestühl im Feierraum verbleiben. Rückbank und vorderste Bank bleiben auf der bisherigen oberen Altarraumebene und sind weit von der neuen Altarsituation entfernt. Der Altar ist als betonter skulpturaler Tisch geformt und erfüllt die klassischen Funktionen. Die Abschlussbänke für Ministranten ergeben eine Barriere und damit ein anderes Communioverständnis. Fixe Bänke im Seitenschiff wären gegenüber den vorgeschlagenen voll beweglichen Stühlen zu bevorzugen•

Chor und Orchester: große Besetzung

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Projekt 6

D:4 BERLIN Berlin/Hamburg/Krems Gegründet: 1987 www.d-4.de mit Künstlerin

MONIKA BRANDMEIER Berlin, D

© Arch. D:4

www.monikabrandmeier.de

Projektbeurteilung Der Projektansatz ist, eine Altarinsel quer in der Vierung auszurichten. Die Wegeführung drückt sich in der Altarinselkonfiguration aus. Diese Konfiguration der freien Form unterscheidet sich von monolithischen kubischen Altären. Der Altar lässt in der Frontalansicht eine ästhetisch neue Form entstehen. Das Projekt geht stark in die Asymmetrie. Das Gegengewicht ist durch den Ambo gesetzt. Es wird mit einer neuen Symbolsprache auf die liturgischen Zentralorte eingegangen. Die innovative Form des Altars lässt ein interessantes Dreieck zwischen Altar, Ambo und Vorstehersitz entstehen. Dennoch wirkt die Gestaltung durch die unterschiedlichen skulpturalen stilistischen Ansätze zu vereinzelt. Die Idee zum Ambo mit der freien Buchauflage ist spannend, ob sie dem täglichen Gebrauch standhält, wird hinterfragt. Die filigranen Altarleuchter sind im Gebrauch nicht überzeugend. Enorme Aufklärungsarbeit gegenüber der Gemeinde ist für die Handhabung in der Feier notwendig. Das Verhalten aller Personen bei der

Grundriss

Messe müsste sich neu definieren. Die Bipolarität zwischen Ambo und Altar und dem Vorsitz ist mit einer asymmetrischen Lösung überzeugend gelöst. Dies ist ein interessanter Ansatz, würde aber keinen liturgischen Mehrwert bringen. Die 36 cm hohe Altarstufe ist ein Sicherheitsproblem. Die Seitenportale sind bearbeitet und bieten an den Wänden seitlich Stauräume an. Die Stauschränke über die gesamte Wand erscheinen für die Architekturbasis zu stark. Die mobilen Hebeelemente über die gesamte Fläche werden anerkannt, weil viel Flexibilität für Ministranten und Dommusik zugelassen wird. Trotzdem erscheint im Ruhezustand hinter der Altarzone eine gewisse Leere. Das historische Chorgestühl wurde an den ursprünglichen Ort versetzt. Dieses Projekt erzeugt einen hohen Erinnerungswert, weil die Hauptorte eindeutig definiert sind. Äußerst positiv wird die künstlerische Detailbearbeitung hervorgehoben. Dennoch gibt es in der Gesamtsicht Bedenken im praktischen liturgischen Ablauf. •

Querschnitt

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Projekt 7

ARCH. MAG. HEINZ TESAR ZT GMBH Wien Gegründet: 2004 www.atelier-tesar.at mit Künstler

© Arch. Mag. Heinz Tesar ZT

ERICH ÜBERACKER Wien

und

ARTUUM, ARCH. HERBERT PETER Wien Gegründet: 2002 www.artuum.at

Projektbeurteilung Das Projekt zeigt eine Raumintervention durch eine formulierte Kathedra-Vorsitz-Stellung. Dem folgend entwickeln sich der Communioraum und ein fixer Chorpodiumsbereich. Die historischen Teile des Chorgestühls wurden am jetzigen Ort belassen und in der ursprünglichen Reihenanzahl zusammengeführt, was die historische Fläche abgrenzt statt freispielt. Die Platzierung der Kanzel ist richtig. Das Konzept arbeitet stark mit dem

Licht-Raum. Der Lichtkranz ist formal nicht dominierend, lässt aber zusammen mit dem Grundriss eine versetzte Form und sehr starke Betonung entstehen. Dem Kreuzgrundriss der Kirche wurde eine neue Architektur eingeschrieben. Durch den starken, bewusst geführten Eingriff ins Querschiff und in die Struktur des Gebäudes formuliert sich ein eigener Raum, der sich jedoch mit den anderen Räumen sperren könnte. •

Projektbeurteilung Die geringe Vorrückung der Zunge in die Vierung im Sinne der Communio wird hinterfragt, erzeugt jedoch einen großen Spielraum vor dem Altar. Das eigentliche Altarpodest erscheint für große Liturgien zu klein. Der leicht transparente Vorhang als starkes Gestaltungselement wird in der bestechenden Grundidee als raumbildendes Element und Betonung des Vierungsraumes anerkannt, jedoch tritt die vergrößerte Motivwahl

aus der Architektur zu stark in Konkurrenz mit dieser. Der monolithische, optisch schwebende Altar mit dem feingliedrigen Luster ist überzeugend. Ebenso die sorgfältig gewählten Materialoberflächen der Bodengestaltung des Altarpodestes und der Detaillierung der Sedilien. Positiv ist die große Podien Variabilität der Chorsituation, bei der auch die Podestabstufung zum historischen Teil hin gerichtet werden kann. •

Projekt 1

ARCH. MILLER MARANTA Basel, CH Gegründet: 1990 www.millermaranta.ch mit Künstlerin

© Arch. Miller Maranta

RENATE BUSER Basel, CH www.designboom.com/art/ renate-buser

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Projekt 2

ARCH. MAX DUDLER Berlin, D Gegründet: 1992 www.maxdudler.com

mit Künstler

© Arch. Max Dudler

HUBERT KIECOL Köln, D www.hubert-kiecol.de

Projektbeurteilung Der im Grundansatz offene, helle Gestaltungsansatz wird anerkannt. Jedoch werden dessen weitere Folgen hinterfragt. Problematisch erscheint die Schwerpunktsetzung der Gestaltung auf die Chorbestuhlung mit der hohen Lehnenausformung da dies zu stark in den Vordergrund tritt. Die Stimmung, dass die bestehenden Architekturelemente (Rundsäulen) durch Reinigung aufgehellt werden soll, ist verständlich, aber ist in der

Praxis in der Abgrenzung gegenüber den restlichen historischen Materialien des Kirchenraumes schwer zu realisieren. Die Detailbearbeitung der Vierungsmitte ist sorgfältig gelöst, jedoch wird dadurch eine fast sphärische Auflösung der Mitte erreicht, die den Communioraum eigentlich zentrieren soll. Die Wege und Distanzen von Kathedra und Priester- und Vorstehersitze zueinander und zum Altar sind weit. •

Projektbeurteilung Der Versuch großen liturgischen Bewegungsraum zu schaffen wird anerkannt. Jedoch erscheint es zu groß wenn das Altarpodest über die ganze Vierung bis an die Säulen gezogen wird. Es wirkt auch in Bezug zu den liturgischen Sedilien zu mächtig. Funktionell haben die Dienste zu Kathedra und Priestersitz eine zu große Distanz und werden die liturgischen Handlungen distanzieren. Der jeweilige Beginn

der Bankaufstellung für die Mitfeiernden des Communioraumes wird zwar durch die mobilen Bänke nach vorne geschoben, die Sichtbeziehung der Bankblöcke untereinander sind durch die große Insel weit voneinander entfernt. Der Luster, als Betonung des Ortes ist positiv, jedoch wirkt er mit den vielen Seilen zu massiv und nach oben zu vielgestaltig und tritt als autonome Skulptur, jedoch nicht in Dialog mit der Altarpodestfläche. •

Projekt 3

ARCH. MATTHIAS MULITZER Wien, AT Gegründet: 1992 facebook.com/matthias.mulitzer mit Künstler

© Arch. Matthias Murlitzer

WILHELM SCHERUEBL Radstadt und Wien, AT www.scheruebl.at

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WETTBEWERBE

ÜBERBAUUNG MITTELHOF-BÜROGEBÄUDE AMTSGEBÄUDE ROSSAU, WIEN Auftraggeber Republik Österreich, vertreten durch den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport, dieser vertreten durch das Militärische Immobilienmanagementzentrum (MIMZ), Roßauer Lände 1, 1090 Wien

Gegenstand des Vergabeverfahrens Das Außengebäude des AG Rossau steht unter Denkmalschutz. Der Mittelhof wurde aber nicht in die entsprechende Verordnung aufgenommen. Das AG Rossau liegt in einer Schutzzone nach §7 der Wiener Bauordnung. Für den Mittelhof ist ein Bürogebäude mit einem Zielwert von 400 Arbeitsplätzen zu projektieren.

Bewertung Punktebewertung. Maximal erreichbare Punkteanzahl je Beurteilungskriterium: 100

Bewertungskriterien und maximale Punktezahl Funktionelle Kriterien (Gewichtung: 30%) • Anordnung der Funktionsbereiche innerhalb des Gebäudes bezogen auf die Regel-Abläufe sowie den täglichen Betrieb: 35 Punkte • Umsetzung der mind. Raumanforderung nach Ptk. 2.2 sowie der Raumbedarfsrichtlinien: 50 Punkte

• Mögliche Flexibilität für spätere Veränderung der Raumaufteilungen: 15 Punkte Baukünstlerische & städtebauliche Kriterien (Gewichtung: 25%) • Gestalterische und räumliche Qualitäten des Entwurfs, architektonische Intention, Erscheinungsbild (Erkennbarkeit der Funktion, Nutzung und Identität): 75 Punkte • Integration in die historische Umgebung 25 Punkte Ökonomische und bautechnische Kriterien (Gewichtung 25%) • Beachtung Brandschutz und Barriere­ freiheit: 10 Punkte • Darstellung der zu erwartenden Bauwerkskosten: 20 Punkte • Gewählte statische Konstruktion: 20 Punkte • Vorgeschlagene Konstruktion und Bauphysik hinsichtlich Betriebskosten und Erhaltungsqualitäten: 50 Punkte Ökologische Kriterien (Gewichtung: 7%) • Maßnahmen zur Energieeinsparung und alternative Energienutzung. Einhaltung der Vorgaben hinsichtlich Niedrigstenergiestandard: 100 Punkte Zuschlagskriterium Honorarangebot (Gewichtung: 13%) • erreichbare Punkteanzahl: 100 Punkte

Termine Baubeginn: Mitte 2017 Bauzeit: 18–24 Monate

Bewertungskommissions­ mitglieder GrpLtr Dr. Dotter (Ltr Grp Präsidium/ BMLVS), HR Mag. Sailer (Ltr Militärisches Immobilienmanagementzentrum/BMLVS), DI Groißböck (Ltr Abteilung Bau- und Gebäudetechnik/Militärisches Immobilienmanagementzentrum/BMLVS), Baumeister ADir, Ing. Wallner (Ref Hochbau/Abteilung Bau- und Gebäudetechnik/Militärisches Immobilienmanagementzentrum/BMLVS), HR DI Weinhardt (RefLtr Bauwerktechnik/Abteilung Bau- und Gebäudetechnik/Militärisches Immobilienmanagementzentrum/BMLVS), Arch. Prof. DI Khayat (Direktor Camillo Sitte Lehranstalt, externer Fachexperte)

Aufwandsentschädigung Jeder Bieter erhält für die ordnungsge­ mäße, den Ausschreibungsunterlagen entsprechende Ausarbeitung und Einreichung eines Angebots € 10.000,– Reihung nach Preisverhandlung 1. P latz: BIEGE ILF Consulting GmbH – Zechner & Zechner ZT GmbH 2. Platz: ATP Wien Planungs GmbH 3. Platz: Werkstatt Grinzing WGA GmbH

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Ü B E R B A U U N G A M T S G E B Ä U D E R O S S A U ,  W I E N

Strategische Entwurfsplanung für das Österreichische Bundesheer in der Bundeshauptstadt Wien

© Vzlt Seeger Gerhard

In der Bundeshauptstadt Wien befinden sich einige der wichtigsten Kommanden und Dienststellen des Österreichischen Bundesheeres. Um diese zukünftig auf weniger Standorte zu konzentrieren, sollen die vorhandenen Bereiche verdichtet und effizienter gestaltet werden. Damit schafft man einerseits kürzere Wege zu den einzelnen Dienststellen, andererseits können städtebaulich wertvolle Liegenschaften anderweitig genutzt werden. Einer der im Blickpunkt stehenden Bereiche ist hierbei der Mittelhof in der Zentrale des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport im Amtsgebäude Roßau mit seinen Ausmaßen von rund 102 m x 71 m. Dieser Innenhof ist nicht nur öffentlich zugänglich, sondern auch durch eine Tiefgarage unterirdisch erschlossen. Trotzdem bietet es sich geradezu an, diese innerstädtische Fläche, die derzeit nur für Zusammenziehungen des Bundesministeriums für Inneres genutzt wird, baulich zu optimieren und die vorhandenen Büroflächen des Amtsgebäudes zu erweitern. Schon bei der Planung ist eine Vielzahl an Parametern zu berücksichtigen. Es gilt hier, die äußere Erscheinung eines modernen und effizienten Bundesheers darzustellen, gleichzeitig aber auch den Spagat zu schaffen, die historischen Grundwerte und deren Bestandsarchitektur an jenem Standort zu vereinen. Als Grundlage für den Planungsentwurf haben sich nachstehende Anforderungen ergeben. Die vormalige „Kronprinz Rudolf Kaserne“ wurde zwischen 1865 und 1869 nach den Plänen von Karl Pihal und Karl Markl als Defensivkaserne mit drei Innenhöfen im Stil des romantischen Historismus erbaut. Heute befindet sich im der Roßauer Lände zugewandten Teil des Gebäudekomplexes das BMLVS. Im Trakt beim Schlickplatz sind Dienststellen des BMI disloziert. Als Zielwert für das neue Gebäude ist eine Bürokapazität von mindestens 400 Arbeitsplätzen gemäß den internen Vorgaben des BMLVS zu projektieren. Die Planung muss auf den durch die darunterliegende öffentliche Tiefgarage vorgegebenen Stützenraster sowie die Abgänge der Tiefgarage abgestimmt werden. Eine direkte Verbindung zwischen Tiefgarage und neuem Bürogebäude ist jedoch zu vermeiden. Der neue Bürokomplex soll mittels einer Brücke mit dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude verbunden werden. Eine Durchfahrtshöhe unterhalb des gesamten Gebäudes von mindestens vier Metern ist aufgrund der Möglichkeit zu Formierungen in Einsatzfällen durch das BMI Grundlage für die Planung.

Ing. Bernhard Krenn, projektverantwortlicher Referent im MIMZ

Auf die ökologische und ökonomische Verantwortung sowie das Potenzial der Energieoptimierung wird im Rahmen der Realisierung des Bauvorhabens besonderer Wert gelegt. Es sind Aufbauten und Materialien zu berücksichtigen, die nachhaltig und in der Erhaltung von möglichst geringem Aufwand an Personal und natürlichen Ressourcen bewirtschaftet werden können. Angestrebt wird eine Energieoptimierung des Gebäudes auf Bauten mit Niedrigstenergiestandard mit einem HWB BGF von ≤ 25 kWh/m2a. Das Raumklima ist ganzjährig, selbst in diesem speziellen Standort im Innenhof, auf maximal 25°C zu halten. Mit dem nun vorliegenden Siegerprojekt des Verhandlungsverfahrens wurden diese Parameter umfassend berücksichtigt. Auch die Abstimmung mit dem Altbestand wurde mit der spiegelnden Fassade sowie dem Wehr­ charakter des Grundrisses (Doppel-X) optimal gelöst. Es gelang einerseits ein Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau, anderseits wird ein modernes neues Architektur­ juwel entstehen.

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WETTBEWERBE

1. Platz Projekt 3

ILF BERATENDE INGENIEURE ZT GESELLSCHAFT MBH Rum, AT Gegründet 1967 www.ilf.com

ZECHNER & ZECHNER Wien Gegründet 1988

© ILF/Zechner & Zechner

www.zechner.com

Bewertung der Verfahrenskommission Funktionelle Kriterien 1.) Anordnung der Funktionsbereich innerhalb des Gebäudes bezogen auf die Regel-Abläufe sowie den täglichen Betrieb: 85%. Zentrale Erschließung im Erdgeschoß; nicht direkt an den Speisesaal angebunden. 2.) Umsetzung der mind. Raumanforderungen: 78%. Die Anforderungen wurden erfüllt; Die Raumhöhe wurde nicht eingehalten; ein Spielraum in der Durchfahrts- und Gebäudehöhe ist noch gegeben; die Baufluchtlinien sind derzeit nicht eingehalten. 3.) M ögliche Flexibilität für spätere Veränderung der Raumaufteilung: 85%. Innere Flexibilität ist gegeben; spätere Flächenerweiterung erscheint durch Redimensionierung bzw. Umlegung der großzügigen HT- Zentralen möglich. Baukünstlerische und städtebauliche Kriterien 1.) G estalterische und räumliche Qualitäten des Entwurfs; architektonische Intention Erscheinungsbild: 95%. Sehr mutiger, eigenständiger, solitärer, kraftvoller Körper der durch die

Übereckstellung der Fassaden trotzdem nicht wuchtig erscheint. 2.) I ntegration in die historische Umgebung: 91%. Durch axiale Anordnung der unter 45° zur Hauptachse geklappten Spiegelfassadenflächen entsteht eine Totalreflexion des historischen Bestandes – somit eine Art „Tarnkappeneffekt“ des Neubaus. Ökonomische und bautechnische Kriterien 1.) B eachtung Brandschutz und Barrierefreiheit: 73%. Das BS- Grundkonzept ist vorhanden; bei der gewählten Konstruktionsart ist ein umfassendes BS- Konzept (Stahlstützen/Holzdecken, Brandüberschlag) erforderlich; die Barrierefreiheit wurde nachgewiesen 2.) D arstellung der zu erwartenden Bauwerks­ kosten: 75%. Plausibel. 3.) S tatische Konstruktion (Aufbau der Tiefgarage, Tragsystem, Wirtschaftlichkeit, …): 88%. Insgesamt leichtgewichtige Konstruktion mit Vierendeelträgern, Stahlstützen und KLH- Decken.

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Ü B E R B A U U N G A M T S G E B Ä U D E R O S S A U ,  W I E N

Lageplan

4.) V orgeschlagene Konstruktion und Bauphysik hinsichtlich Betriebskosten und Erhaltungsqualitäten: 90%. Vollständige Durchplanung mit Kühlung, Lüftung in montagegünstiger Konstruktion. Ökologische Kriterien Bewertung 1.) M aßnahmen zur Energieeinsparung und alternative Energienutzung. Einhaltung der Vorgaben hinsichtlich Niedrigenergiestandard: 86%. Stimmiges Konzept mit Fernwärme und Fernkälte, LED und Photovoltaik.

Grundriss EG

Längsschnitt

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WETTBEWERBE

2. Platz Projekt 2

ATP ARCHITEKTEN INGENIEURE Wien Gegründet 1951

© ATP Architekten Ingenieure

www.atp.ag

Bewertung der Verfahrenskommission (Details zu einzelnen Punkten siehe Bewertung des Siegerprojekts) Funktionelle Kriterien: 1.) 80%, 2.) 80%, 3.) 87%

Baukünstlerische und städtebauliche Kriterien: 1.) 89%, 2.) 83% Ökonomische und bautechnische Kriterien 1.) 69%, 2.) 75%, 3.) 84%, 4.) 85% Ökologische Kriterien: 1.) 89%

Bewertung der Verfahrenskommission Funktionelle Kriterien: 1.) 80%, 2.) 78%, 3.) 90%. Baukünstlerische und städtebauliche Kriterien: 1.) 82%, 2.) 81%

Ökonomische und bautechnische Kriterien: 1.) 82%, 2.) 75%, 3.) 82%, 4.) 87% Ökologische Kriterien: 1.) 78%

3. Platz Projekt 1

WERKSTATT GRINZING Wien Gegründet 1981

© Werkstatt Grinzing

www.werkstattgrinzing.at

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AUSSCHREIBUNG

© iStock – rmnunes

SCHINDLER GLOBAL AWARD 2017

Auslober

Art des Wettbewerbs

The Schindler Group

Einstufiger anonymer Wettbewerb

Teilnahmeberechtigung

Einreichunterlagen

Studenten der Studienrichtungen Architektur, Landschaftsarchitektur, Urban Design und ihrer internationalen Pendants im Abschlussjahr

• Beschreibung des Projekts • zwei Panels im Landschaftsformat, Größe A0. Diagramme, Visualisierungen, isometrische Zeichnungen usw. • ein Booklet mit höchstens 15 A4-Seiten mit Zusatzinformationen wie Vorstudien, Analysen, Berechnungen usw.

Jury Zwölf Mitglieder, darunter Ciro Biedermann, Fernando de Mello Franco, Hubert Klumpner, Paola Viganò und zwei Repräsentanten der Schindler Gruppe

Wettbewerbsleistung Im Rahmen des Wettbewerbs soll ein neues Stadtgebiet mitgestaltet werden, welches sich auf dem heutigen CEAGESP Markt nahe São Paulo befindet. Der Fokus liegt in der Umgestaltung des städtischen Kerns, das Ziel ist urbanes Design für ein funktionierendes Nebeneinander. Die Teilnehmer sollen auf grundlegende Fragen zum Leben in einer modernen Stadt, den dortigen Lebensbedingungen, einer ausgewogenen Umweltbilanz sowie zur Infrastruktur und dem Vorhandensein von öffentlichem Raum eingehen.

Beurteilungskriterien • Auswirkungen auf die unmittelbare Nachbarschaft, Zusammenwirken des neuen Zentrums mit bereits vorhandenen Zentren (Polyzentralität) • Integration vorhandener öffentlicher Bereiche und des Transportnetzwerks • Zugänglichkeit der Infrastruktur auf beiden Flussufern • Umgang mit dem zu erwartenden gesteigerten Bedürfnis nach Mobilität, räumliche und funktionelle Integration der bestehenden CPTM-Station, ökologische Gesichtspunkte • Vermeidung von Hitzeinseln • Kanalsystem • Grünraumkonzepte • Gemischte Nutzung

• Balance zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und jenem nach sozialen Interaktionen • Integration lokaler Betriebe, Schaffung von Arbeitsplätzen • Umgang mit dem historischen Erbe • Umgang mit dem/Integration des vorhandenen Industriegebiets

Preisgeldsumme USD 105.000,–

Termine Registrierung: bis 16. Dezember 2016 unter www.schindleraward.com Einsendeschluss: 30. Dezember 2016 Jurysitzung: 2. und 3. Februar 2017 Preisverleihung: April 2017

Anmeldung und Informationen www.schindleraward.com info@schindleraward.com

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WETTBEWERBE

UMBAU UND SANIERUNG DEUTSCHE BOTSCHAFT WIEN Auslober

Beurteilungskriterien

Preisgericht

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat A2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsmaßnahmen, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin, D

Architektonischer Qualitätsanspruch, Freianlagenplanung, Wirtschaftlichkeit, Funktionsgerechtigkeit der unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkte der bilateralen Kanzlei, RK-Visa-Stelle und Residenz, Erschließung, hohe sicherheitstechnische Anforderungen, Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in Anlehnung an den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“

Fachpreisrichter: Arch. Elke Delugan-Meissl (Wien), Arch. Prof. Gernot Schulz (Köln), Arch. Prof. Andreas Theilig (Ostfildern), Arch. Prof. Tobias Wulf (Stuttgart), Landschaftsarchitektin Prof. Susanne Burger (München) Sachpreisrichter: Alfred Grannas (Auswärtiges Amt), Alois Karl (Mitglied des Dt. Bundestages), Ralf Poss (BM für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktursicherheit), Petra Wesseler (Präsidentin Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)

Gegenstand des Wettbewerbs Für die Auslandsvertretung der Bundesrepublik Deutschland in Wien soll ein Neubau auf dem bundeseigenen, Grundstück in der Innenstadt errichtet werden. Die Neubaumaßnahme umfasst die gemeinsame Kanzlei der bilateralen Botschaft und der OSZE-Vertretung sowie die Residenz des bilateralen Botschafters.

Beteiligung 24 Projekte

Preisgerichtssitzung 6. April 2016

Art des Wettbewerbs

Preisgelder 1. Preis: € 31.000,–, drei 3. Preise: je € 12.000,–

Nichtoffener interdisziplinärer anonymer Wettbewerb

1. Platz Projekt 1245

© Schulz und Schulz Architekten GmbH

SCHULZ UND SCHULZ ARCHITEKTEN Leipzig, D Gegründet 1992 schulz-und-schulz.com mit

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN Halle (Saale), D Gegründet 1990 www.la-daerr.de

Projektbeurteilung Die Idee, mit einer offenen Beletage den Park mit den Räumen der Botschaft zu „verweben“, überzeugt. Die städtebauliche Setzung der Baukörper ist gut proportioniert. Positiv wird die Adressbildung mit einer in den Öffentlichen Raum ausstrahlenden Vorfahrt gewertet. Schon der Zugang zum Gebäude nimmt den Betrachter für das inszenatorische Moment des

Gesamtentwurfs ein. Die Raumfolge aus Foyer, Treppenhalle und Saal mit visuellem Dialog in den Garten und zur Bel Etage ist von hohem architektonischen Gehalt. Die Fassadensprache und Materialwahl sind ausgewogen zurückhaltend und modern. Das inszenatorische Moment ist punktuell in Form der offenen Bel Etage und der kinetischen Außenvorhängen zu entdecken. •

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© Querkraft Architekten

© Birk Heilmeyer und Fenzel

© Kleyer.Koblitz.Letzel.Freivogel

UMBAU UND SANIERUNG DEUTSCHE BOTSCHAFT WIEN

3. Platz

3. Platz

Projekt 1243

Projekt 1252

Projekt 1259

BIRK HEILMEYER UND FRENZEL GESELLSCHAFT VON ARCHITEKTEN MBH

KLEYER.KOBLITZ. LETZEL.FREIVOGEL GESELLSCHAFT VON ARCHITEKTEN MBH

QUERKRAFT ARCHITEKTEN ZT GMBH WIEN

Stuttgart, D

Berlin, D

Wien, A

Gegründet 2005

Gegründet 2006

Gegründet 2005

www.bhundf.com/de

www.kklf.de

www.querkraft.at

mit

KROEBER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

mit

SINAI GESELLSCHAFT VON LANDSCHAFTSARCHITEKTEN MBH

mit

Stuttgart

Berlin

Wien

Gegründet 1992

Gegründet 2006

Gegründet 2004

www.koeber-landschaftsarchitektur.de

sinai.de

zwopk.at

Projektbeurteilung Das Projekt verfolgt mit seinem zentralen Entwurfsansatz die Auflösung von der den Kontext maßgeblich dominierenden Blockrandbebauung und reagiert mit der Setzung zweier proportional ausgewogener Kuben auf die gegenständliche Bauaufgabe. Die gewählte Baumassenteilung erscheint nachvollziehbar und eröffnet im Außenraum die Chance auf Freiräume von unterschiedlicher Qualität. Der Freiraum inszeniert einen bewussten Kontrast von grünem Rahmen und eingelegte, intarsienhaften Garten- und Hof­elementen.  •

ZWOPK LANDSCHAFTS ARCHITEKTUR RODE SCHIER WAGNER OG

© Querkraft Architekten

© Birk Heilmeyer und Fenzel

© Kleyer.Koblitz.Letzel.Freivogel

3. Platz

Projektbeurteilung Der Entwurf überzeugt in seiner stringenten Grundhaltung mit einem von außen elegant wirkenden viergeschoßigen Riegel den bestehenden offenen Block unmittelbar zu schließen und im Süden des Grundstückes eine maximale großzügige Gartenfläche anzubieten. Die Erschließung des Grundstücks erfolgt für Personen und PKW über eine zentrale Außenwache im westlichen Bereich vor dem großen Gebäuderiegel und ist somit Bestandteil der einsehbaren Außen- und Gartenanlagen. Die durch horizontale Fensterbänder geprägte Fassade wirkt kräftig und elegant zugleich. •

Projektbeurteilung Die Entwurfverfasser haben einen langgestreckten terrassierten Baukörper im Norden des Grundstücks konzipiert, durch den der offene Blockrand in differenzierter Art und Weise geschlossen wird. Sie schaffen damit einen modernen und aufgeschlossenen Auftritt für die Botschaft. Durch die Konzentration der Baumasse in einem Riegel unmittelbar an der nördlichen Grundstücksgrenze entsteht davor eine großzügige Außen- und Gartenanlage. Das Entwurfskonzept erfüllt das Raumprogramm vollständig, wobei in einzelnen Bereichen deutlich größere Flächen eingeplant sind. •

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WETTBEWERBE

NEUBAU BILDUNGSCAMPUS NORDBAHNHOF, WIEN Auslober

Beurteilungskriterien

Stadt Wien, vertreten durch MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung, Niederhofstaße 21-23, 1120 Wien

• Städtebauliche Einbindung in die örtlichen Gegebenheiten • Gestalterische und räumliche Qualität sowohl des Innen- als auch des Außenraums • Umsetzung des räumlich-pädagogischen Konzepts im Innen- und Außenraum • Umsetzung der funktionellen, logistischen und verkehrstechnischen Vorgaben • Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb

Bauherren Stadt Wien, vertreten durch MA 10 – Wiener Kindergärten, Thomas-Klestil-Platz 11, 1030 Wien; MA 56 – Wiener Schulen, 1060 Wien, Mollardgasse 87, 1060 Wien; MA 13 – Bildung und außerschulische Jugendbetreuung, Friedrich-Schmidt-Platz 5, 1080 Wien

Gegenstand des Wettbewerbs Erlangung eines Lösungsvorschlages für eine gesamtheitliche, integrative Bildungseinrichtung (Campus+) für Null- bis Vierzehnjährige im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof, Wien 2. Der Bildungscampus Nordbahnhof umfasst neun Bildungsbereiche („Biber“). Davon sind fünf dem Kindergarten und der Volksschule sowie vier der Neuen Mittelschule und Fachmittelschule zugeordnet. Analog sind auch die Kleinkindergruppen in einem „kleinen Biber“ untergebracht.

Art des Wettbewerbs

Beteiligung 1. 8 9 Projekte, davon 40 den Kriterien der Auslobung entsprechend 2. Stufe: 12 Projekte

Preisgerichtssitzung 1. Stufe: 25. Februar 2016 2. Stufe: 17. Mai 2016

Preisgericht Arch. Univ.-Prof. ETHZ DI Dietmar Eberle, DI Karin Schwarz-Viechtbauer (ÖISS), DI Franz Kobermaier (MA 19), DI Ute Schaller (MD BD Gruppe Hochbau), Prof. Arch. DI Maria Auböck, DI Paul Oblak (MD BD Geschäftsstelle Infrastruktur), Mag Daniela Cochlár (MA 10), Ing. Michael Czepl (MA 34), Mag. Robert Oppenauer (MA 56)

EU-weit offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen

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NEUBAU BILDUNGSCAMPUS NORDBAHNHOF

1. Platz Projekt 17

KLAMMER ZELENY ZT Wien Gegründet 2015

© Klammer Zeleny ZT

www.klammerzeleny.at

Grundriss EG

Projektbeurteilung Das Projekt bietet eine städtebaulich klare Setzung als Solitär, welcher durch die geschickte Baukörperkomposition wesentliche Beziehungen und stadträumliche Qualitäten aufbaut. So entstehen durch den Y-förmigen Baukörper ein großer Vorplatz an der Taborstraße und eine stadträumliche Aufweitung der Leystraße. Dem enstsprechend sind die Haupt- und Nebeneingänge klar ablesbar. Nach Betreten der Aula ist im Erdgeschoß die Verteilung in drei Richtungen möglich: links die Musikschule, rechts der Sonderpädagogische Bereich und direkt anschließend Bibliothek, Speisesaal, Kleinkindergruppen und Sportbereich. Über drei Stiegen sind die je drei Biber pro Geschoß erreichbar. Die Orientierung ist klar und wird durch differenzierte Raumgrenzen unterstützt. Die Bildungsräume der Biber sind um einen zentralen Multifunktionsraum

angeordnet, wobei durch das Andocken der Nebenräume an die Bildungsräume Nischen und Teilbereiche des MuFus ausgebildet werden, die ein differenziertes räumliches Gefüge ergeben. Dabei sind Teilbereiche des Mufus nicht durchgängig ausreichend natürlich belichtbar. Nur im obersten Geschoß ist dies durch Oberlichten gelöst. Sind die städtebaulichen und räumlichfunktionellen Qualitäten des Entwurfs klar nachvollziebar, fehlt es dem Preisgericht aber am Verständnis über die Darstellung der Fassaden. Das Überziehen des interessanten Baukörpers mit einer anonymen Haut scheint nicht angemessen. Der Freiraum ist stark gegliedert, deutlich zu klein, was durch zusätzliche Freiflächen am Dach des Sportbereichs und der Kleinkindergruppen ausgeglichen wird. Gesamt gesehen ein sehr gut durchdachtes Projekt. •

Perspektive Vorplatz–Haupteingang

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WETTBEWERBE

2. Platz Projekt 32

EVERYSIZE – ARQUITECTURA LDA Lissabon, P

© Everysize Arquitectura LDA

facebook.com/antonio.catitasoeiro

Projektbeurteilung Städtebaulich ist dieses Projekt durch die Anordnung dreier Kuben auf einem eingeschoßigen Sockel charakterisiert. Ein Kubus mit vier Oberschoßen, am Vorplatz an der Taborstraße situiert, beinhaltet die Räume der NMS. In den beiden weiteren Bauteilen dahinter, mit jeweils drei Geschoßen, sind Kindergarten und Volksschule

untergebracht. Der Baukörper ist recht zentral auf das Grundstück gesetzt und wird von Freiräumen unterschiedlicher Ausprägung umspült. Dieses Prinzip wird durch den Annex der Musikschule im Erdgeschoß, welcher direkt an die Bebauung an der Bruno Marek Allee angeschlossen ist, deutlich gestört. •

Projektbeurteilung Das Potenzial dieses Projekts liegt zunächst in einem innovativen Ansatz im Umgang mit den Thema „Grünraum“ im Kontext einer typologisch eigenständigen Entwicklung des CampusBauwerks. Der Entwurf zeigt eine „grüne Stadt“ als Kontrapunkt zur Auffassung von „Grün in der

Stadt“. Die damit einhergehende dezidierte Urbanität der Architektursprache, die das Projekt in eleganten, in einer differenzierten Materialität umgesetzten Baukörpern darstellt, liefert Ansätze für eine adäquate Campus-Architektur, wie sie in einem dichteren, innerstädtischen Bereich vorstellbar ist. Auf wenig Raum wird eine abwechslungsreiche Bewegungs-, Spiel- und Sportlandschaft auf zwei Ebenen angeboten. Als ungelöst ist die Situierung der Biber 1 und 2 mit dem Kindergarten zu betrachten. Die Trennung der Kinder von den Freiräumen, wirft schwerwiegende Probleme im Betrieb des Campus auf. •

3. Platz Projekt 25

© DI Markus Pernthaler Architekt ZT

DI MARKUS PERNTHALER ARCHITEKT ZT GMBH Graz Gegründet 2005 www.markus-pernthaler.at

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Projektbeurteilung Die Überarbeitung wird begrüßt. Die klar strukturierte Großform der drei Baukörper bildet mit den markanten Vorplätzen an den Eingängen und der Verzahnung der Baukörper zur Leystraße eine deutliche Mitte. Eine deutliche Fassadengliederung wird jedoch vermisst. Die Innenhöfe und Außenansichten des Campusgebäudes sind sinnvoll strukturiert, Balkone und Terrassen funktionell angeordnet. Die Biber und Mufus bieten interessante Angebote vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten, wenn auch funktionell nicht immer adäquat, da auch Erschließungsflächen inkludiert wurden. Die Grünflächen sind großzügig angelegt, die Gehölzkulisse bietet dem Gebäude ein kräftiges Gegenüber. Durch die Verschiebung nach Norden wird eine

Projekt 13

KARL UND BREMHORST ARCHITEKTEN Wien, A Gegründet 2002 www.kub-a.at

Projektbeurteilung Das Preisgericht erkennt eine besondere Qualität in der volumetrisch differenzierten Ausbildung der Baukörper, die sich in den gartenseitigen Trakten mit einer bewussten Kleinteiligkeit und Verzahnung mit dem Freiraum ausdrückt.

Die hier angesiedelten Biber erhalten damit einen tragfähigen und auf die Erlebnisfähigkeit der Kinder abgestimmten Außenbezug. Im Gegensatz dazu erscheint die Akzentsetzung an der Kreuzung Taborstraße-Leystraße in Form eines kubischen, fünfgeschoßigen Baukörpers nicht adäquat. Neben dieser Ecklösung ist die Gesamtsituation an der Taborstraße mit der an dieser wesentlichen Achse angesiedelten Dreifachturnhalle nicht überzeugend. In der Überarbeitung der Grundrisse ist die Umsetzung der Juryempfehlung, die schmalen, zweigeschoßigen Biber in eingeschoßige Einheiten umzuwandeln, nicht geglückt. Es sind nun Multifunktionsflächen als große, räumlich wenig differenzierte Erschließungsräume entstanden, deren Belichtungsqualität in Frage zu stellen ist. Das vorgestellte Konzept entspricht nicht den pädagogischen Vorgaben des Campus-Modells. •

Projektbeurteilung Das Projekt zeigt bereits im Erstentwurf eine differenzierte Entwicklung der Baukörper, die in eine Topographie aus Rampen, Terrassen und Erdkörpern eingebettet werden und nicht zuletzt mit der Integration des großen Volumens der Dreifachturnhalle ins Gesamtensemble überzeugen können. Trotz der engagierten Weiterentwicklung des Projekts sieht das Preisgericht einen sehr hohen Überarbeitungsbedarf, um die noch verbliebenen kritischen Details zu lösen. In diesem Sinne wird vor allem die innere Erschließung angesprochen, die zwar im Erdgeschoß mit der Erweiterung der Zugangsmöglichkeiten und einer klaren Disposition der Treppen gut funktioniert, aber durch die fehlende Verbindung der Bauteile in den Oberge-

schoßen den notwendigen Austausch zwischen den Bildungsbereichen der Volksschule und NMS behindert. In den Fassadenansichten, die auffallend von der Charakteristik des Modells abweichen, ist die horizontale Schichtung der Ebenen nur andeutungsweise in Form von Sonnenschutzelementen erkennbar. •

Anerkennung

Wien Gegründet 2007 www.sne.at

Anerkennung Projekt 37

ARGE ARCHIPEL – JOHANNES KRAUS UND MICHAEL LAWUGGER Wien, A Gegründet 1996 www.archipel.at

© Arch. Sne Veselinovic ZT

Projekt 22

ARCH. SNE VESELINOVIC ZT GMBH

qualitätsvolle Vergrößerung der Freiflächen möglich, die großen Spielflächen sind sinnvoll angelegt, die Standorte der Spielgeräte werden zum Teil hinterfragt. •

© ARGE Archipel Kraus und Lawugger

Anerkennung

© Karl und Bremhorst Architekten

NEUBAU BILDUNGSCAMPUS NORDBAHNHOF

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WETTBEWERBE

ZUBAU GYMNASIUM SPERLGASSE, WIEN Auslober

Beteiligung

BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., 1030 Wien

68 Projekte

Verfahrensorganisator ZT DI Andrea Hinterleitner, ­Ditscheinergasse 4/12, 1030 Wien

Gegenstand des Wettbewerbs Das Sperlgymnasium in der Kleinen Sperlgasse 2c soll auf der benachbarten, derzeit leerstehenden Liegenschaft Kleine Sperlgasse 4 einen Zubau erhalten. Derzeit

Preisgerichtssitzung 23. und 24. Mai 2016

Preisgericht Fachpreisrichter: Arch. MMag. Johann Traupmann, Arch. DI Maria Flöckner, Arch. DI Dr. Patricia Zacek-Stadler, DI Bernd Wiltsche, DI Gottfried Flicker Sachpreisrichter: DI Peter Dietl, HR Ing. Martin Kapoun

werden in den bestehenden Gebäuden 514 Schüler von 60 Lehrkräften unterrichtet. Es gibt 22 organisatorische Klassen, 16 für die Unterstufe, sechs für die Oberstufe.

Preisgeldsumme € 46.000,–

Das Schulgebäude soll zukünftig insgesamt 660 Schüler aufnehmen können. Die Wettbewerbsaufgabe besteht insgesamt aus drei Aufgabenstellungen: der Planung eines Zubaus, der Planung der barrierefreien Erschließung des Zubaus und des

Ergebnisse 1. Platz: Projekt 44 2. Platz: Projekt 11 3. Platz: Projekt 38

Bestandsgebäudes und der Planung eines Brandschutz- und Fluchtwegekonzepts für den Zubau und das Bestandsgebäude.

Art des Wettbewerbs EU-weit offener, einstufiger Realisierungswettbewerb

Beurteilungskriterien Architektur, Funktion, Ökonomie/Ökologie und Städtebau

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GYMNASIUM SPERLGASSE

Projekt 44

POS ­ARCHITEKTEN ZT KG Wien, AT Gegründet: 2000 www.pos-architecture.com

Grundriss EG

Projektbeurteilung Das Projekt überzeugt die Jury durch die beste städtebauliche Einfügung des neuen Bauvolumens in das Ensemble. Der Spielraum, einen Kubaturausgleich entlang der hofseitigen Gebäudeflucht zu ermöglichen, wird hier am cleversten umgesetzt. Einerseits wird sorgfältig auf das Nachbarobjekt (GSt. 96) reagiert, anderseits zugleich die Innenhofqualität besonders gestärkt. Räumlich überzeugt das Projekt durch den großzügigen Eingangsbereich, der mit einer Arena-artigen Stiegenanlage ins Obergeschoß durchfließt. Sehr positiv wird die Doppelseitigkeit der Raumdisposition bewertet: Klassenräume klassisch orthogonal zur Straße hin, freie Lernzonen geschwungen offen zum Hof hin. So finden auch unterschiedliche Unterrichtsformen eine entsprechende raumtypologische Umsetzung. Der Vorteil wird auch in der generellen Ausrichtung der Nutzungsbereiche nach Nord für die Klassen und nach Süden für die Lernzonen gesehen. Gewürdigt wird insbesondere der leicht verschwenkte Ausblick in die Tiefe des Hofes. Eine Optimierung der Funktionen soll entsprechend der Projektbeschreibung, die durch das Preisgericht als wesentlicher Bestandteil des Projekts gesehen wird, erfolgen. Gesamt gesehen erfüllt das Projekt die Kriterien hinsichtlich städtebaulicher Rahmenbedingungen, räumlicher

Qualitäten und Nutzeransprüche am besten und wird deshalb als Wettbewerbsgewinner festgelegt. Auch im Hinblick auf die ökonomischen Qualitäten überzeugt das Projekt. •

Projektbeurteilung Das Projekt nähert sich dem Ort durch ein bewusstes Freispielen des Raumes „Baulücke“, indem es feste und dichte Strukturen wie Liftkern

und Stiegenraum ins Gelenk zum Bestand hineinschiebt. Dadurch können luftige Geschoßebenen geschaffen werden, welche die Straßen- und Hofseite als „Schranke“ aufheben und Durchwegungen im Erdgeschoß bzw. eine durchgängige Raumzone im Obergeschoß ermöglichen. Von der Kleinen Sperlgasse führt ein trichterförmiges offenes Raumvolumen (der Müllraum müsste brandschutztechnisch abgeändert werden) in den Innenhof, welches sich sodann nach oben über Geh- und Sitzstufen aufweitet, um auf der Terrasse zu münden, die dem Freizeitbereich im oberen Niveau vorgelagert ist. Auf Straßenebene entsteht dadurch eine gedeckte Zugangssituation mit großzügiger Foyer- und Bibliothekszone. Im Obergeschoß entwickelt sich der Freizeitraum um einen freigestellten Kantinen- und WC-Kern, bereichert durch gemeinschaftlich benutzbare Wasserstellen. Es entsteht eine Raumatmosphäre, welche außerhalb des Klassenbetriebes viel Bewegungsfreiheit schafft. Insgesamt stellt der Entwurf durch seinen sensiblen Umgang mit dem Ort und dem zu schaffendem Raumgefüge – der auch das Potential einer Verbindung zu den „inneren Höfen“ formuliert – einen wichtigen konzeptionellen Beitrag dar. •

2. Platz Projekt 11

BURTSCHER – DURIG ZT Wien, AT Gegründet: 2013

© Burtscher-Durig ZT

mikado.at

© pos sustainable architecture

1. Platz

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WETTBEWERBE

KARL KUPSKY-PREIS Ausloberin

Beteiligung

Jurysitzung

Technische Universität Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung, Institut für Architektur und Entwerfen, Karlsplatz 13/253-4, A-1040 Wien

36 Studierende mit Bestnote im Grundkurs

25. Mai 2016

(2./3. Studiensemester) wurden aus insgesamt 700 Teilnehmern zur Bewerbung aufgefordert, 20 Eingaben wurden beurteilt.

Ergebnisse 1. Platz: Michael Suszynski

Gegenstand des Wettbewerbs

Jury

Lobenswerte Erwähnung (2.–5.Rang):

Gegenstand ist eine besondere Leistung auf dem Gebiet des Hochbaudetails, erbracht im Rahmen einer Übungsarbeit am Institut für Hochbau für Architekten und Entwerfen der TU Wien.

Rektorin Prof. Dr. Sabine Seidler,

Peintner, Janesch Veit

Michael Fischereder, Marius Cotut, Markus

Arch. DI Christian Hoppe, Arch. DI Thomas Hoppe, Prof. Arch. Dr. Heinz Priebernig,

© Michael Suszynski

Prof. dipl. Arch. ETH Astrid Staufer

Siegerprojekt Michael Suszynski, Modellfotos

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© Michael Suszynski

K A R L K U P S K Y- P R E I S

Siegerpojekt Schnitt

Siegerpojekt Ansicht längs

Das Gewinnerprojekt Das Projekt „minka.turm“ von Michael Suszynski hat den heurigen Karl Kupsky-Preis gewonnen. Die Jury hat das Projekt aus einer engeren ­Auswahl von elf Projekten wegen seiner ­stringenten Klarheit und poetischen Kraft ausgewählt, die bis ins Detail entwickelt wurde. Die eingereichten und in die engere Auswahl genommenen Projekte zeigen in ihrer Vielfalt und architektonischen Qualität ein hohes Niveau der Studierenden, die erst am Anfang ihren A ­ usbildung stehen. Trotz schwieriger Betreuungsumstände, die wegen dem ­geringen Zeitbudget ein großes Problem für den ­Grundkurs und die Architekturausbildung an der TU Wien darstellen, können dank dem großen Engagement vieler Studierenden immer wieder herausragende Resultate erzielt werden. Dem Projekt von Michael Suszynski liegt die japanische Minka als Typus zugrunde. Tragwerks- und Fügungsprinzipien aus dem japanischen Holzbau werden erkannt, seziert und zu einem eigenständigen Tragwerkskonzept uminterpretiert.

Der Fundamentstein der Minka hebt den Holzbau aus der Erde, eine Trias von Stahlbeton-Pilzstützen verankert und spannt die drei v­ iergeteilten Hauptstützen ein, die den ­dreigeschoßigen Holzleichtbau tragen. Aus m ­ iteinander gestapelten und verknoteten Balken entfaltet die ausladende Geschoß­ deckenstruktur ihre gebündelte räumliche und konstruktive Kraft. Auf dem Tatamimaß beruhend entwickelt die wohlproportionierte Steigerung der Raumhöhe ein differenziertes Raumerlebnis, das subtil mit der Wahrnehmung der Struktur spielt. Von einem schimmernden Vorhang umhüllt, hinter dem die dreifache Pilzstruktur in die Höhe strebt, entwickelt sich im Innern eine lichtdurchflutete Raumdramaturgie. Außen steigt ein zauberhaft elegantes Gebilde aus der Landschaft empor. Eine auf allen Ebenen synchron entwickelte Arbeit, die durch intelligente Verschränkung ihrer vielfältigen Aspekte rational überzeugt und emotional verführt. •

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AUSSCHREIBUNG

THE CITY ABOVE THE CITY Städte auf der ganzen Welt müssen eine stetig wachsende Bevölkerung beherbergen. Der internationale Holzdesignwettbewerb „The City Above the City“ lädt Architekten und Studenten zur Lösung der Herausforderungen der Urbanisierung auf nachhaltige und menschliche Art ein. Ungefähr ein Viertel der bereits vorhandenen Gebäude ist stabil genug, um zusätzliche Geschoße aus Holz zu tragen. Holz ist ein vielversprechendes Material, das Lebensräume für Milliarden von Menschen schaffen kann. Einreichunterlagen

Termine Einsendeschluss: 30. September 2016, 17 Uhr MEZ Bekanntgabe der Gewinner: Oktober 2016

Michael Green (MAG), Mike Kane (KMK Architects), Stefan Winter (TU München)

Lageplan, Grundrisse, vertikale Schnitte, Darstellung der Holzstruktur, Rendering oder Modellfoto. Höchstens vier A2-Seiten mit einer maximalen Größe von 5MB. Der Name des Teilnehmers darf darauf nicht enthalten sein.

Wettbewerbsaufgabe

Beurteilungskriterien

Der Wettbewerb ist die Fortsetzung von Metsä Woods Projekt „Plan B“von 2015, das die Verwendungsmöglichkeiten von Holz im Städtebau untersuchte. Gesucht werden ambitionierte Pläne, die Holzbauprozesse mit vorhandenen städtischen Gebäuden zu verbinden. Die Teilnehmer wählen ein zentral gelegenes Gebäude in einer der bevölkerungsreichsten Städte der Welt aus und entwerfen eine innovative Holzdesignlösung, die durch zusätzliche Ebenen aus dem Hauptmaterial KertoFurnierschichtholz mehr Wohnraum schafft. Bevorzugte Städt: London, Berlin, Paris, Kopenhagen, Stockholm, Istanbul, Washington und Shanghai

• Verwendung von KertoLVL als Hauptbaumaterial • Kreative und innovative Verwendung von Holz • Integration des Konzepts in ein bestehendes Gebäude • Demonstration der Vorteile des Baustoffs Holz für die Umwelt • Allgemeine Umweltfreundlichkeit

Auslober Metsä Wood, Metsä, Finnland

Information, Anmeldung und Einreichformular planb.metsawood.com

Preisgelder 1. Preis: € 10.000,–, Zwei 2. Preise € 5.000,– Fünf 3. Preise € 2.000,–

© Metsä Wood

Jury

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ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE – DAS MAGAZIN FÜR BAUKULTUR

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