Projektleitungsteam «Die Schweizer Architekturpreise»
-^ V. l. n. r.: Anita Simeon Lutz, dipl. Arch. ETH, Britta Limper, M. A., Roland Merz, Dipl. Arch. ETH.
Foto: Mirjam Kluka
Architektur begleitet uns Menschen ein Leben lang. Wir wohnen in Häusern, wir sind umgeben von gebautem Raum – wir verbringen beinahe unser ganzes Leben in und um Architektur. Doch leider wird dem Thema von der breiten Bevölkerung noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Seit bald einem Jahrhundert leisten wir als Archithema Verlag mit unseren Publikationen Das Ideale Heim und Umbauen + Renovieren einen wichtigen Beitrag in der Auseinandersetzung mit Architektur. Insbesondere in Fragen des Wohnbaus haben wir uns mit unseren Architekturpreisen in der Öffentlichkeit wie in Architekt:innenkreisen einen Namen erarbeitet.
Die Geschichte der Architekturpreise hat 2004 mit «Der beste Umbau» und 2005 mit «Das beste Einfamilienhaus» ihren Anfang genommen. Die Preise sind über die letzten 20 Jahre gewachsen und haben an Bedeutung und Diskussionssubstanz gewonnen. Darum haben wir uns zum Jubiläum entschieden, die Architekturpreise auf eine neue Ebene zu heben. Mit einem neuen Erscheinungsbild, einer neuen Website und neu ausgeschriebenen Kategorien wollen wir ihnen noch mehr Sichtbarkeit und Relevanz verleihen. Unter dem Dach der Schweizer Architekturpreise haben wir 2024 die bereits arrivierte Kategorie «Der beste Umbau» lanciert sowie neu «Der beste Neubau», die «Das beste Einfamilienhaus» ersetzt.
Die Grundlage des neuen Logos ist das Schweizer Kreuz. Denn darauf wollen wir uns einigen, dass die Qualität hiesigen Architekturschaffens weltweit einmalig ist und eine besondere Auszeichnung verdient. Durch die Verschiebung der zwei horizontalen Arme entsteht auf einmal etwas ganz Neues. Etwas, das dem Grundriss eines Hauses gleichen könnte oder einer Skulptur, die senkrecht stehend oder schräg auf der einen oder anderen Kante liegend auf einmal zum Objekt wird. Eine Trophäe, die in Zukunft das Zeichen der Schweizer Architekturpreise sein wird. Es lebe die Architektur!
Der Umbau und die Erweiterung zweier Wohnhäuser in Lausanne zeigen, dass man gemeinsam weiterkommt. Biolley Pollini Architectes und M–AP Architectes haben für sich und ihre Familien zusammen mit den Nachbarn einen Ort geschaffen, der den GründerzeitHäusern mit Leichtigkeit und Schalk eine neue, aussergewöhnliche Wohnqualität verleiht.
IM DIALOG WEITERBAUEN
� Durch die Erweiterung entsteht eine Enfilade von drei grosszügigen Raumeinheiten gegen Süden.
-^ Die Wohnraumerweiterung wurde zwischen die Häuser geschoben. Die eine Hälfte gehört zum einen Haus, die andere zum anderen.
-^ Aus dem ehemaligen Weinlager von Coop wurde durch den Umbau ein Wohnhaus mit 64 Wohnungen.
ENTSPRECHUNGEN
Text: Susanna Koeberle, Fotos: Paola Corsini, Philip Heckhausen
Foto: Paola Corsini
Die Jury zeichnet Esch Sintzel Architekten für die Umnutzung eines ehemaligen Weinlagers in Wohnraum in Basel mit einer besonderen Nennung aus. Ein geglücktes Experiment mit einem Hauch Poesie.
--> Der Bau fügt sich strassen- und stirnseitig ins Stadtbild des Lysbüchel-Quartiers ein.
Strassen- und stirnseitig fügt sich der Bau ins Stadtbild des LysbüchelQuartiers, trotz seines auffälligen rot-grünen Kolorits. Das Areal bildet den Abschluss der beliebten Wohngegend. Dahinter beginnt die Stadt in ein industriell geprägtes Gebiet auszufransen, das allerdings nicht mehr aktiv als solches funktioniert. Man müsste daher eher von Industriebrachen sprechen. Diese bieten Potenzial zur Transformation. So auch das ehemalige Coop-Weinlager. Erst wenn man seitlich in die Baulücke – einen begrünten «Schleichweg» – biegt, erkennt man die Dimensionen des lang gezogenen Baus, der wie ein überdimensioniertes Bücherregal zwischen der Elsässerstrasse und dem Beckenweg liegt. Spätestens dann stechen die industriellen Referenzen ins Auge: filigrane Metallkonstruktionen oder das Resedagrün, das man von Maschinen kennt. Man steht vor einer Wohnmaschine ganz in der Art, wie sie Le Corbusier propagierte. Dieser Wohnhaustyp der Moderne wird zwar subtil zitiert, etwa durch
Foto:
Paola
Corsini
Buchner Bründler Architekten haben eine ehemalige Remise aus dem 19. Jahrhundert in einem idyllischen Gartenhof am Spalentor in Basel zum Wohnhaus ausgebaut – und beweisen dabei den virtuosen Umgang mit Raum, Licht und Material.
SKULPTURAL
Text und Produktion: Kristina Raderschad, Fotos: Christian Schaulin
� Die Ansicht des Hauses vom Garten aus zeigt die ursprüngliche Zweiteilung der historischen Remise.
-^ Geschwungene Mauervorsprünge beidseits des zentralen, offenen Cheminées markieren die Schnittstelle zwischen den beiden ursprünglichen Teilen des Bestandsbaus.
-^ Der neue Balkonvorbau erweitert die Wohnräume in den Garten.
Fotos: Barbara Sorg
-> Die Wellplatten fassen die beiden Vollgeschosse zusammen, während das Dachgeschoss mit Blech materialisiert wurde.
AMREIN GIGER ARCHITEKTEN
Objekt: Sanierung Mehrfamilienhaus
Ort: Reinach BL
Baujahr: 1958
Umbaujahr: 2023
Das Mehrfamilienhaus aus den Fünfzigerjahren mit vier Mietwohnungen, bestehend aus zwei Geschoss- und zwei Maisonettewohnungen, wurde umfassend saniert. Die räumlich engen Grundrisse wurden durch einen grosszügigen Eingangsraum mit Garderobe und Bad sowie eine offene Küche im Wohnraum aufgeweitet. Wesentlich zur neuen Offenheit tragen die zu raumhohen Verglasungen erweiterten Fenster bei. Der Wohnraum der Maisonettewohnung verbindet sich über einen Luftraum in die Galerie des Dachraumes. Um mehr Raum zu schaffen, wurde die notwendige Dämmung auf das bestehende Sparrendach gesetzt. Die nun sichtbaren Sparren verstärken die Aufweitung in der Höhe.
-> Vorher
-^ Über Tritte im Cheminée erreicht man ein Podest über der Veranda.
Fotos: Roland Tännler
-> Neue, breite Stufen führen zur Veranda und laden zum Verweilen ein.
KÄFERSTEIN & MEISTER ARCHITEKTEN
Objekt: Cabane am Greifensee
Ort: Maur, Greifensee, ZH
Baujahr: 1920
Umbaujahr: 2024
Die kleine Cabane wurde um 1920 erstellt und seither mehrfach umgebaut. Das grosszügige Grundstück liegt direkt am Greifensee und ist heute in der Kantonalen Landwirtschaftszone angesiedelt. Der einfache, stark introvertierte Holzbau war in die Jahre gekommen und benötigte einige substanzielle Eingriffe in die Bausubstanz. Mit dem jüngsten Umbau und einer typologischen Neuformulierung sollte das kleine Haus auf die wesentlichen Elemente zurückgeführt und seine einfache Struktur wieder klar erkennbar gemacht werden. Das gemauerte Kaminzimmer wurde entfernt und die bestehenden Verandabögen ermöglichten, den gedeckten Sitzplatz auf der gesamten Südostseite in die Wiese und die Bäume zu öffnen. Der Wohnbereich hingegen wurde dementsprechend um 5 m² verkleinert. Die massiven Geländer der seeseitigen Treppe wurden entfernt, die Stufen um die Breite der Veranda zum Sitzen verlängert.
-> Vorher
Das Haus D in der Überbauung der Baugenossenschaft
Hobelwerk in Oberwinterthur erhält den ersten Preis der Schweizer Architekturpreise in der Kategorie Der beste Neubau.
EIN EXPERIMENT, DAS SCHULE MACHEN
SOLLTE
Text: Anita Simeon Lutz, Fotos: Peter Tillessen
-^ Das Projekt ist kein konventionelles Mehrfamilienhaus, sondern ein Ort, der viele Arten des Zusammenlebens möglich macht.
Die Architekten Brandenberger Kloter haben ein Atelierhaus mit grosser handwerklicher Sorgfalt in das Stadtquartier Gellert gefügt –und architektonisch so überzeugend, als stünde das Haus wie selbstverständlich seit langer Zeit genau an diesem Ort.
-^ Die Fassade besticht mit ihrer Präzision und Zurückhaltung.
BAUMEISTERLICH UND TI EFENENTSPANNT
Text: Susanna Koeberle, Fotos: Willem Pab
-^ Rohe und einfache Materialien prägen die Stimmung.
-^ Fallarmmarkisen und die farbigen Spindeltreppen verleihen der Fassade einen spielerischen Ausdruck.
Fotos: Paola Corsini
-> Das Gartengeschoss ist über zwei seitlich angeordnete, grosszügige Treppenanlagen mit den darüber liegenden Terrassen verbunden.
BUCHNER BRÜNDLER ARCHITEKTEN
Objekt: Wohnsiedlung Rötiboden
Ort: Wädenswil ZH
Baujahr: 2023
Bauherrschaft: BB Bauten AG, Basel
Der Rötiboden liegt oberhalb des historischen Zentrums von Wädenswil und wurde primär landwirtschaftlich genutzt. In den letzten Jahren erfolgte eine bauliche Verdichtung, die das Gebiet zu einem Wohnquartier anwachsen liess. Die neue Wohnsiedlung der Basler Architekten Buchner Bründler schafft einen lebendigen und qualitativ hochwertigen Ort.
Zwei zueinander leicht abgedrehte Reihenhausvolumen entlang des Höhenverlaufs lassen einen grosszügigen Zwischenraum entstehen, der das gemeinschaftlich genutzte Zentrum der Anlage bildet. Mit einem Gemeinschaftsraum, einem Brunnen und zwei markanten Wendeltreppen, die sämtliche Niveaus miteinander verbinden, trägt dieser mittig gelegene Treffpunkt zu einem lebendigen Austausch zwischen den Bewohnenden bei. Auch die nordseitigen Laubenräume, angrenzend an eine Obstbaumwiese, werden gemeinschaftlich genutzt.