Das Idaele Heim 11/2017

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NR. 11

November 2017

November 2017

www.das-ideale-heim.ch CHF 9.50

MEXICO CITY INNENARCHITEKTUR: Drei Beispiele

Angesagte World Design Capital 2018

GEDECKTER TISCH

Liebevolle Objekte aus Glas und Porzellan

zial

pe 18 Seiten S

LICHkTig,

Rund, ec nd verspielt u technisch

MEXICO CITY: World Design Capital 2018 GEDECKTER TISCH: Glas und Porzellan SPEZIAL: Licht

INTERIEUR WIE GEKONNTE INNENARCHITEKTUR ATMOSPHÄRE ZAUBERT. DREI BEISPIELE.

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Foto: Bruno Helbling, Stuhl von Arne Jacobsen by Republik of Fritz Hansen über www.holmsweetholm.ch

Sofa mit Kissen PR ADO und Anrichte EVERY WHERE. Design – Christian Werner. Stehleuchte LUMIÈRE NOIRE. Design – Philippe Nigro. www.ligne-roset.com

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E D I T O R I A L

r. o. m

Origins | Opal

Foto: Bruno Helbling, Stuhl von Arne Jacobsen by Republik of Fritz Hansen über www.holmsweetholm.ch

Von Aussen- und Innenwelten Die Vereinigung der Schweizer Innenarchitekten/Architektinnen (VSI.ASAI) nennt sich selbst das grösste Architekturbüro der Schweiz. Als Medienpartner der VSI möchten wir uns in dieser Ausgabe hauptsächlich dem Thema Innenarchitektur widmen. Im Interview auf Seite 70 erklärt uns der neue Präsident der Vereinigung, Remo Derungs, welche Bandbreite das Thema Innenarchitektur in sich birgt. Auch unsere Reports zeigen verschiedene Facetten der Thematik auf. Da wäre das Trümmlen-Haus im zürcherischen Rüti, ein später Bauhaus-Zeuge aus den 50er-Jahren, der durch die Innenarchitektin Anja Schulthess sensibel saniert und subtil eingerichtet wurde (ab Seite 62). Dann schauen wir über die Grenze, nach Wien, wo Artec Architekten für eine Zürcher Galeristin einen ehemaligen Büroraum in einen Wohnraum umgewandelt haben (ab Seite 46). Was passiert, wenn mal mit der grossen Kelle angerichtet werden darf, zeigen uns Doris Ambühl und Martin Piffer von Roomdresser, die am Zeltweg in Zürich auch einen eigenen Inneneinrichtungsladen haben (ab Seite 56). Apropos Einrichter. An dieser Stelle möchten wir eine Lanze brechen für unsere Schweizer Inneneinrichtungs-Geschäfte. Es kann nicht sein, dass die Möbelhäuser an der Schweizer Grenze immer grösser werden und die Klein- und Mittelbetriebe in unseren Städten und Dörfern eines nach dem anderen schliessen müssen. Der reine Preisunterschied kann es nicht mehr sein, denn die heimischen Betriebe haben längst ihre Preislisten an die Gegebenheiten angepasst, und viele führen international gültige Euro-Preise. Kommt hinzu, dass nur die wenigsten Konsumenten den Fahrtweg im Gesamtpreis einkalkulieren und so die Endrechnung verwässern. Ausserdem spricht für das Einrichtungshaus um die Ecke, dass die Berater meist die Gegend kennen und auf spezifische Probleme besser eingehen können als der Verkäufer «änet» der Grenze. Probieren Sie es doch aus! Ein Potpourri an angesagten Schweizer Einrichtungshäusern präsentieren wir Ihnen unter der Rubrik «Die Profis» ab Seite 130. Gute Lektüre wünscht herzlichst

ANITA SIMEON LUTZ Chefredakteurin anita.simeon@archithema.ch Das Ideale Heim im November 2017 — Editorial

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www.schramm.ag

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I N H A LT Wohnen

Auslese

UNGEWÖHNLICH

BLICKFANG

Seite 46

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Wohnen

GLÄNZEND

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Entree 18 Auslese –— Neuigkeiten aus Architektur, Design und Kunst. 26 Agenda –— Veranstaltungen und Messen im November. 28 Design –— Neue Räume 17. 30 Design –— Design Leadership Prize: Der demografische Wandel erfordert neue Produkte und Projekte. Interieur: Der doppelgeschossige Wohnraum im Haus Trümmlen in Rüti überzeugt in Proportion und Gestaltung. (Titelbild: Simone Vogel)

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32 Architektur –— Fritz-Höger-Preis. 34 Swiss made –— Röthlisberger feiert den Generationenwechsel und das 40-Jahre-Jubiläum der Möbelkollektion.

40 Bücher –— Klüger werden durch lesen: von Brutalismus, Brühen und Permakultur. 42 Atelier –— Die bunte Welt der Luzerner Textildesignerin Aline Brun.

Fokus Innenarchitektur 46 Wien –— Wohnen im einstigen Bürogebäude. Ein Innenausbauprojekt von Artec Architekten. 56 Horgen –— Für die Wohnungs­ gestaltung eines Paares hat Roomdresser aus dem Vollen geschöpft.

36 Jubiläum –— Poggenpohl feiert seinen 125. Geburtstag.

62 Rüti –— Das Trümmlen-Haus von Anja Schulthess betört mit gross­ zügigen Räumen.

38 Reisen –— Bergoase ja, Wintergefühle nein: das Hotel Casa León auf Gran Canaria.

70 Fokus Interview –— Remo Derungs, neuer Präsident der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten.

Fotos: Guilherme da Rosa, Thomas Popinger

17 Mein Ideales Heim –— Der persönliche Tempel von Garda Alexander.

Das Ideale Heim im November 2017 — Inhalt

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Fotos: Guilherme da Rosa, Thomas Popinger

MODELL: SHIVA - DESIGN: JEAN-PIERRE AUDEBERT - KONFIGURIEREN SIE AUF WWW.JORI.COM/DE/SHIVA

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I N H A LT Spezial Licht

STRAHLEND

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Bad

WOHLIG

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Hi-Fi

IM EINKLANG

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Spezial Licht

90 Mexiko –— Mexico City wird World Design Capital 2018. Ein Augenschein.

72 Persönlich –— GamFratesi stellt «Yuh» für Louis Poulsen vor.

104 Küche –— Bezauberndes und Appetitanregendes aus dem unendlichen Universum des Tischdeckens.

74 Lichtblicke –— Von rund bis verspielt: moderne Leuchten im Überblick.

112 Bad –— Warum sollten Heizkörper nicht schön sein? Muntermacher sind es sowieso. 116 Hi-Fi –— Wer Andi sagt, muss auch B & O sagen. Das Neuste aus der Unterhaltungselektronik. 122 Das Ideal 1967 –— Wie aus einem Bürobau von Haefeli Moser Steiger ein wunderbares Wohngebäude wurde, der seine Geschichte nicht verleugnet.

86 Erhellend –— Lichtarchitekt Walter Moggio und Designer Stephan Hürlemann im Gespräch.

Standards 3 Editorial 13 Impressum 14 Köpfe 107 Wettbewerb 128 Prämien 146 Vorschau Dezember/Januar

Serviceguide 130 Profis 134 Service: Neues auf einen Blick 136 Die Experten 142 Designhotels 144 Adressen

Küche

AUFGEDECKT

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Fotos: Bang & Olufsen, Louis Poulsen

Rundgang

Das Ideale Heim im November 2017 — Inhalt

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Fotos: Bang & Olufsen, Louis Poulsen

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A U S L E S E

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Neue Kollektion Der Mailänder Architekt Dante ­Bonuccelli hat für Zoom by Mobimex einen Tisch geschaffen, der die Logik der Konstruktion mit Ästhetik und Authentizität verbindet. Die Architektur von «X2» erzielt mit minimalem Materialeinsatz maximale Belastbarkeit und überzeugt durch sorgfältiges Design und hochwertige Umsetzung. www.mobimex.ch

Kunsthandwerk Mit dem Start-up «Protsaah» will Saloni Shrestha Menschen in Konfliktzonen eine Perspektive bieten. Sie designt in Zürich Schmuck, Pashmina-Schals und Accessoires und lässt diese in Krisenregionen ­herstellen, wo Kunsthandwerk Tradition hat. Erhältlich sind ihre Produkte in ausgewählten Shops und ab sofort auch online. www.protsaah.com

3 Transparent

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Sky-Frame erweitert das Sortiment mit «Pivot». Ein leichter Druck auf den Griff genügt, und der Glasflügel schwingt spielend leicht um den Drehpunkt. Für maximalen Komfort wird es an Haussysteme angebunden, sodass die Türen mit Schlüssel, Badge oder Fingerprint geöffnet werden können. www.sky-frame.com

Aktuell: Vintage-Design ist im Trend. Hier ein Blick in den Showroom von «demosmobilia».

GENF

Initiativ: Corine Stübi von kissthe­ design in Lausanne organisiert den Salon du Design in Genf.

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Obwohl es in der Westschweiz zahlreiche Vintage-Läden und -Händler gibt, fehlt es an ­einer Veranstaltung, die sich dem Design des 20. Jahrhunderts verschrieben hat. Der Salon du Design, welcher vom 18. bis 19. November 2017 im Pavillon Sicli in Genf stattfindet, soll dies nun ändern. Organisiert wird der Anlass von Corine Stübi, die seit 2010 die Galerie kiss­ thedesign in Lausanne führt. «Designhändler zu sein ist kein Hobby. Es bedarf e­ ines pro­ funden historischen Wissens und ständigen Sich-Weiterbildens», meint die Organisatorin. Darum wurden am Salon du Design nur professionelle Händler eingeladen, deren Wissen bereits jahrelang auf dem Prüfstand internationaler Kundschaft stand. AS Le Salon du Design findet vom 18. bis 19. ­November im Pavillon Sicli in Genf statt. www.lesalondudesign.ch

Fotos: Chloe Vuignier (1)

Le Salon du Design Pavillon Sicli

Das Ideale Heim im November 2017 — Auslese

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Fotos: Chloe Vuignier (1)

ALLES NEU

Blickfang Zürich 10. bis 12. November Detailansicht: Auserwählte Labels können an der diesjährigen Blickfang einen Showroom gestalten und gemeinsam ausstellen.

Wer die Blickfang Zürich kennt, darf sich freuen, denn in diesem Jahr überrascht die Designmesse mit einem komplett neuen Auftritt. Nicht nur die Location hat sich vom Kongresshaus ins Stage One in Oerlikon verlagert, auch das Ausstellungskonzept nimmt ganz neue Formen an: «Nach 20 Jahren im Kongresshaus haben wir ein weisses Blatt geschenkt bekommen», sagt BlickfangGeschäftsführerin Jennifer Reaves. «Wenn wir am 10. November das Stage One öffnen, erwartet die Besucher keine weitere Messe-Edition, sie erwartet eine neue Blickfang!» Weiterhin werden Designliebhaber neue Labels und Designer entdecken können, allerdings werden Standgrenzen aufgehoben und verschmelzen gar – so finden Besucher den langjährigen Blickfang-Möbelaussteller aaro kombiniert mit Kreationen des Schmuckateliers und Blickfang-Neulings Baiushki. CI Die Blickfang findet vom 10. bis 12. November 2017 im Stage One in Oerlikon statt. www.blickfang.com

individualität ist für uns norm

Unsere Produkte sind genauso individuell wie Sie – unsere Kunden. Schweizer Qualitätshandwerk hat bei uns seit 50 Jahren Tradition. Sie finden bei uns individuelle Schränke, Garderoben, Sideboards und weitere Produkte nach Mass für Ihren Wohnraum. Alpnach | Bern | Cham | Ebmatingen | Sirnach | Spreitenbach | Chavannes-Lausanne | Grand-Lancy Info-Nummer 0800 800 870 | info@alpnachnorm.ch | www.alpnachnorm.ch

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A U S L E S E Analog: Als Kontrapunkt zur zunehmend digitalisierten Welt erfreuen sich der gute alte Bleistift, Kugelschreiber und Notizbücher wieder grosser Beliebtheit.

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Relaxed: Der Kurator von Atelier Pfister und umtriebige Designer Alfredo Häberl.

KOLLEKTION 2017

Atelier Pfister Herbstneuheiten

Seit der Lancierung 2010 hat sich Atelier Pfister zu einer Gesamtkollektion entwickelt, die ein breites Spektrum an Einrichtungsbedürfnissen abdeckt. Dazu gehören Produkte, die die Einrichtung komplettieren, Akzente setzen und den Alltag verschönern. Als Kurator hat sich Alfredo Häberli deshalb bei den neuen Basics gefragt: «Was brauche ich auf dem Bett, im Bad, in der Küche, auf dem Tisch oder auf dem Sekretär?» Entstanden ist neben einer neuen Bett- und Frottierwäschekollektion auch die Papeteriekollektion «Winkel». Zudem wurden Andreas Bechtiger, Frédéric Dedelley und Adrien ­ ­Rovero beauftragt, neue Produkte für den Schlaf-, Wohn- und Outdoorbereich zu entwickeln. CE Die Produktneuheiten sind ab sofort in allen Pfister-Filialen sowie online erhältlich auf www.pfister.ch

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A(bs)traction Nicht nur der charmante Behälter «Curiosity» von Designer Sam Baron, zu Jahresende liefert das französische Label Petite Friture eine Vielzahl interessanter Geschenkideen. Farbenfrohe Kissen, Leuchten, Garderobenknäufe oder TablewareSets wecken die Lust auf ... www.petitefriture.com

Natürlich Die neue «Rollerwool»–Kollektion des Langenthaler Unternehmens Ruckstuhl ist da. Die verwendete Wollmischung ist äusserst robust und daher – wie der Name verrät – auch für den Einsatz unter Rollstühlen geeignet. Neben der Auslegeware in 25 Farben sind auch frei kombinierbare Fliesenformen erhältlich. www.ruckstuhl.com

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Unikate Das Herz von Lambert schlägt für Individualität und zeitloses Design. Jedes Produkt ist ein Unikat genauso wie der Mensch, der sein Zuhause nach seinem persönlichen Stilempfinden einrichtet. Für die kältere Jahreszeit komponierte das Design-Team eine aufregende Farbwelt in vibrierendem Petrol und frischem Grün. www.shop-lambert-home.com Das Ideale Heim im November 2017 — Auslese

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Modernes Wiener Flair: Die Sitzbank führt vom Flur bis zur Küche und nimmt ein Motiv aus Wiener Kaffeehäusern auf. Leuchte von Gino Sarfatti.

Clever: Artec Architekten entwarfen eine Schicht aus Eichenholz, die den L-förmigen, lang gezogenen Grundriss unterteilt und zugleich Stauraum und Regal ist. Maske von Ugo Rondinone.

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Wiener Spagat In einem ehemaligen Bürogebäude von 1905 ersannen ARTEC ARCHITEKTEN aus Wien einen ungewöhnlichen Innenausbau. Text: Susanna Koeberle, Fotos: Guilherme da Rosa

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Das kompakte Gebäude steht kraftvoll mitten im Grßn an einem Waldrand.

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Im Erdgeschoss breitet sich über mehr als die Hälfte des Grundrisses die Terrasse aus.

Leuchtender Monolith Kompromisslos und trutzig hebt sich das Trümmlen-Haus mit seinem rohen, kubischen Sichtbeton von der idyllischen Umgebung ab. Das Gebäude widerspiegelt konsequent den Geist des Neuen Bauens und besticht auch heute noch mit seiner eindrücklichen Raumqualität. Text: Gerald Brandstätter, Fotos: Simone Vogel

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L I C H T Helle Köpfe: Das Designerduo GamFratesi bei der Entwicklung von «Yuh» in seinem Studio in Kopenhagen.

Grosszügigkeit des Lichts Die Architekten Stine Gam und Enrico Fratesi haben für LOUIS POULSEN eine individuelle Leuchte names «Yuh» entwickelt. Ein Blick hinter die Kulissen. Interview: Cornelia Etter

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Das Ideale Heim im November 2017 — Spezial Licht

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Flexibel: Der Lampenkopf lässt sich heben und senken,360 Grad um die eigene Achse drehen und ist höhenverstellbar.

Funktional: Die Form ist minimal; die Funktion maximal. Einzig das Kabel verleiht «Yuh» etwas Spielerisches.

Konzeptuell: Der Louis-­ Poulsen-Stand an der diesjährigen Euroluce. GamFratesi haben sowohl die Leuchtenfamilie als auch den Stand entworfen.

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esign to shape light» lautet die Beleuchtungs­ philosophie von Louis Poulsen, dem weltbe­ kannten dänischen Leuchtenhersteller. Zu seinem Erfolgsrezept gehört unter anderem die Zusammenarbeit mit gefragten Architek­ ten und Designern. Für Rasmus Markholt, Idea & Design Director bei Louis Poulsen, führte daher kein Weg daran vorbei, mit GamFratesi zusammenzuarbeiten. «Sie pas­ sen mit ihrer ausgeprägten modernen Ästhe­ tik und den gemeinsamen Werten der däni­ schen Designtradition ideal in unsere Reihe kreativer Partnerschaften», erklärt er. Die Leuchte trägt einen ungewöhnlichen, exotisch klingenden Namen. Wie kamen Sie darauf? ENRICO FRATESI: «Yuh» ist phone­ tisch und bedeutet You. Sie ist etwas Persön­ liches, Individuelles. Sehr kompakt in ihren Dimensionen und sehr flexibel. Die Benutzer können den Lichtkegel exakt dahin lenken, wo sie ihn brauchen. Wir nennen dies «die Grosszügigkeit des Lichts». Auch technisch ist die Leuchte interessant: Sie ist nämlich ein­ fach und funktional zugleich. Der Leuchten­ kopf lässt sich nach oben und unten kippen, ist höhenverstellbar und lässt sich 360 Grad um die eigene Achse drehen. Das funktio­ niert auch bei wenig Platz. Die organische Form mit dem sanft gerundeten Schirm ist aus der Funktion entstanden: Sie ist minimal, die Funktion maximal.

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Was hat Sie zur Leuchte inspiriert? EF: Für Stine Gam und mich gibt es zwei grosse Meister: Arne Jacobsen, der die geo­ metrische Tischleuchte «AJ» entwarf, und Poul Henningsen, der insbesondere für sei­ nen Einsatz von indirektem Licht bekannt ist. Das Licht der «Yuh» ist sanft, nie direkt. Sie unterstützt einen individuellen, sorgfälti­ gen Umgang mit Licht. Der Leuchtenkopf ist zwar oben offen, aber bewusst dringt das Licht nur durch einen kleinen Schlitz nach aussen. Zuerst haben wir die Tisch- und die Bodenleuchte entworfen, dann die Wandver­ sion. Wir haben auch den Messestand für ­Louis Poulsen an der Euroluce inszenieren dürfen. So konnten wir die Leuchten in einen architektonischen Kontext setzen. Die Trep­ pe hat etwas Poetisches und erinnert mit den Ausschnitten an Origami. Jedoch stehen die Produkte klar im Zentrum, deshalb sollte der Stand auch ganz weiss sein. Welche Materialien haben Sie verwendet? EF: Die Leuchte ist aus gepresstem und gegossenem Aluminium sowie Stahl gefertigt und mit einer LED mit Plastik-Diffusor aus­ gestattet.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Louis Poulsen entstanden? EF: Die Verantwortlichen von Louis ­Poulsen sind auf uns zugekommen, was uns sehr gefreut hat. Dies ist unsere erste Zusam­ menarbeit. Das Briefing war sehr weit gefasst. Wir hatten zwar bereits zuvor einige Leuch­ ten entworfen, aber man muss die DNA des Unternehmens kennen, für das man arbeitet, und die grobe Ausrichtung des Produkts. Für die technische Entwicklung konnten wir glücklicherweise mit dem grossen IngenieurTeam von Louis Poulsen zusammenarbeiten. Denn das Schwierigste bei unserem Entwurf war, dass man die technischen Teile nicht sieht. Wird «Yuh» noch in anderen Farben erhältlich sein? EF: Ich denke, die Menschen müssen zu­ erst die Funktion von «Yuh» verstehen. Das Konzept aus Form und Bewegung an sich ist schon vielsagend. Deshalb ist sie vorerst nur in Schwarz und Weiss erhältlich. www.louispoulsen.com www.gamfratesi.com

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Stimmungsmacher Licht erzeugt Atmosphäre, inszeniert und setzt Akzente. Neue Technologien wie die LED ermöglichen eine ungeahnte Formenund Funktionsvielfalt. Redaktion: Cornelia Etter

Licht im Raum: «White Moons 7» heisst die neue Pendelleuchte aus der gleichnamigen Kollektion. Das sind sieben hochwertige Fürstenberg-Porzellankugeln (Ø 160 mm), die in sieben unterschiedlichen Längen angeordnet sind. Durch die asymmetrischen Öffnungen dringt angenehmes direktes und indirektes Licht. www.licht-im-raum.de

Noserlight: Die neue Noser «Sense» bringt Licht ins Dunkle, ohne dass ein Hand- oder Zeituhrschalter betätigt werden muss. Die exklusive Zwei-in-einsFilament-LED-Birne schaltet sich dank innovativer Mikrosensortechnik in der Nacht selbstständig ein und am Tag wieder aus. www.noserlight.ch

Philips: «Philips Hue White Ambiance» ist ideal für Wohnräume. Lampen und Leuchten dieser Familie ermöglichen weisses Licht von kerzenlichtartigen 2200 Kelvin bis zu belebenden 6500 Kelvin. Die Steuerung erfolgt wahlweise per App, mobile Dimmschalter, Sensoren oder durch Anwendungen anderer Anbieter. www.lighting.philips.ch

Harrison: Anmutige Einfachheit widerspiegelt die minimalistische Pendelleuchte von Tala. Kombiniert mit der mundgeblasenen, organisch geformten Glühbirne «Voronoi II» mit geschwungenem LED-Leuchtfaden, macht sie sich besonders gut. www.harrisonspirit.com

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Lumina: «Dot» ist das neuste Produkt von Foster + Partners für den italienischen Leuchtenhersteller Lumina. Die minimalistische Pendelleuchte erweckt den Anschein einer schwebenden Lichtscheibe. In der kleineren Scheibe ist die LED untergebracht, deren Licht vom mattweissen Reflektor zurückgeworfen wird. www.lumina.it

Occhio: Sphärisch, mythisch, ästhetisch: Mit «Mito» definiert Occhio die Zukunft des Lichts neu. Als gelungene Symbiose aus sinnlichem Design, raffinierter Lichttechnik und magischen Features ist «Mito» Schmuckstück und innovatives Leuchten­system zugleich. www.occhio.de

Artek: In den 1930er-Jahren wurde die «Golden Bell» für das legendäre finnische Restaurant «Savoy» entworfen und avancierte zu einem der populärsten Leuchtendesigns von Aino und Alvar Aalto. Nun wurde das Glanzstück mit der skuplturalen Präsenz neu aufgelegt. www.artek.fi

Marset: Die Stehleuchte «Copérnica» des spanischen Designerduos Ramírez i Carrillo setzt mit ihren fast zwei Metern Höhe ein starkes Signal und erfüllt den Raum durch ihren schwenkbaren Leuchtenkopf mit direktem oder indirektem Licht. www.marset.com

RUND Runde Leuchten sind anmutig, anziehend und scheinen einen Raum in Gemütlichkeit und Wärme zu tauchen – wie die Sonne.

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Vita Copenhagen: Die flauschige Pendelleuchte «Eos» wird aus echten Gänsefedern gefertigt, die sorgfältig von Hand angebracht werden. Die elegante, beinahe schwebende Leuchte ist in Weiss, Hellgrau und Hellbraun erhältlich und verströmt weiches, gedämpftes Licht. www.vitacopenhagen.com

Glas Trösch: Ob als dekorativer Blickfang oder behagliche Lichtquelle – Leuchtglas setzt effektvolle Akzente. Das dimm­ bare «Screenlight» von Glas Trösch ist ein lediglich 20 Millime­ ter dünnes Leuchtglas, das sich individuell gestalten und bedrucken lässt. Es verleiht Bildern eine besondere Brillanz und setzt Wohn- oder Hotelräume eindrucksvoll in Szene. www.glastroesch.ch

Foscarini: «Filo» entstand aus dem Wunsch von Andrea Anastasio, die einzelnen Bestandteile einer Leuchte – Leuchtmittel, Dekoration und Kabel – gezielt in Szene zu setzen, ihre technischen und ästhetischen Eigenschaf­ ten aufzuzeigen sowie ihre Erscheinung zu vereinfachen. Abgebildet ist die bunte Variante «Talisman». www.foscarini.com Brokis: «Macaron» ist der neuste Streich von Art Direktorin Lucie Koldova für Brokis. Die an überdimensi­ onales Konfekt erinnernde Kollektion in süssen wie herkömmlichen Farben wurde erstmals am Salone del Mobile 2017 vorgestellt. Brokis legt grossen Wert auf die Tradition des böhmischen Glasbläserhandwerks. www.brokis.cz

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Das Ideale Heim im November 2017 — Lichtblicke

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Venetia Studium: Die Fortuny-Leuchte «Cesendello» besticht mit einem eleganten, spiralförmigen Körper, der an einen Turban erinnert. Dies ist eine gelungene Anspielung auf die orientalische Atmosphäre, die Venedig seit dem 15. Jahrhundert prägt. Die Leuchte ist in mehreren Versionen sowie ein- und mehrflammig erhältlich. www.venetiastudium.com

Mexia Design: Mit neuen Designs ist Mexia Design bereit für die dunkle Jahreszeit. Neben stimmungsvollen Kugelleuchten bietet das innovative Schweizer Unternehmen auch Pendel- und Wandleuchten aus dem einzigartigen Onyx-Marmor an. Ab Dezember sind diese in der Bauarena Volketswil zu finden. www.mexiadesign.ch

VERSPIELT Verspielt ist offensichtlich ein weiter Begriff. Auch poetisch oder (retro-)futuristisch wären zutreffend. Eines ist jedoch sicher: Moderne Lampen und Leuchten sind ausgesprochen vielfältig.

Fontana Arte: «Pinecone» von Paola Navone ist eine Leuchtenfamilie, die sich durch einen Diffusor aus mundgeblasenem Glas auszeichnet. Bei der Herstellung wird die Glasblase direkt in den Metallkorb geblasen, was der Leuchte ihre charakteristische Form verleiht. «Pinecone» ist in durchscheinend glänzender oder milchweiss geätzter Ausführung erhältlich. www.fontanaarte.com

Gallery All: MAD Architects haben dieser futuristischen Pendelleuchte aus den 1950er-Jahren neues Leben eingehaucht. Die tropfenförmige, geriffelte Oberfläche des Lampenschirms aus Polyurethan und Bronze erinnert an einen Alien-Kokon, der sich in der Metamorphose befindet. Ganz «Mad Martian» eben. www.gallery-all.com

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Trendstadt

ARCHIVO DISEÑO Y ARQUITECTURA

MEXICO CITY Das von Fernando Romero und seiner Frau gegründete Archiv in einem Fünziger­ jahre-Haus zeigt auch Ausstellungen.

Im Spannungsfeld zwischen traditionellem Handwerk und zeitgenössischer Gestaltung sorgt die mexikanische Designszene international für Aufsehen, nicht nur als World Design Capital 2018. Produktion und Text: Kristina Raderschad, Fotos: Christian Schaulin

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Das Ideale Heim im November 2017 — Mexico

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EMILIO CABRERO Souvenirs: Im Shop des Archivo Diseño y Arquitectura findet sich Industrie- und Produktdesign aus Mexiko.

Emilio Cabrero ist der Direktor der alljährlichen Design Week Mexico und auch des Organisationskomitees der World Design Capital 2018.

ELSA GARCÍA

Elsa García ist Teil von Studio MOB, das Möbelkollektionen mit mexikanischen Manufakturen produziert.

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ass Design weit mehr und ganz andere Facetten umfasst als Mode, Produkt oder Grafik, haben die vergangenen «Welthauptstädte des Designs» (World Design Capitals) Helsinki 2012, Kapstadt 2014 und Taipeh 2016 bewiesen. Indem sie Themen wie Bildung, Verkehr, Verwaltung und öffentlichen Raum in den Fokus ihrer Betrachtungen zu guter Gestaltung gestellt und so aktuelle Probleme des urbanen Lebens im 21. Jahrhundert nicht nur aufgezeigt, sondern die Lebensbedingungen in der jeweiligen Stadt teilweise nachhaltig verbessert haben. Nun ist die an gesellschaftlichen Konflikten und Umweltproblemen nicht arme 22 Millionen-Metropole Mexico City zur World Design Capital 2018 ernannt worden – und stellt sämtliche Ausstellungen, Konferenzen, Workshops und Bildungsprogramme für kommendes Jahr unter das Oberthema So­

cially Responsible Design (sozial verantwortliches Design). «Dieses Thema reflektiert unsere Bemühungen, die Rolle von Design und Kreativität als Mittel zu sozialem und kulturellem Wandel zu fördern», erklärt Emilio Cabrero, Direktor der Design Week Mexico und des Organisationskomitees der World Design Capital 2018. «Wir laden Designer aus aller Welt ein, Ideen zu formulieren, wie diese rasant wachsende Megametropole lebenswerter und internationaler gestaltet werden kann.» Vielfältige Locations Emilio Cabrero, von Haus aus Architekt, hat sich als hervorragend vernetzter Vermittler zwischen Gestaltern, Herstellern und Vertriebsplattformen für mexikanisches Produktdesign einen Namen gemacht. Die von ihm initiierte Design Week Mexico feiert 2018 ihr zehnjähriges Bestehen. So hat er die besten

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