UMBAUEN + RENOVIEREN 05/13

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SEPTEMBER + OKTOBER 2013 ▪ WWW.ARCHITHEMA.CH ▪ CHF 8.50

UMBAUEN+RENOVIEREN

UMBAUEN

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+RENOVIEREN INNENLEBEN Von Bodenbelägen, Treppen, Türen & Co. GEWUSST WIE Komfortlüftungen in Altbauten ZEITZEUGEN Die Villa Patumbah und das Widder Hotel

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

Thema

Arbeiterhäuser

Thema: Arbeiterhäuser Vorher/Nachher: Flarzhaus wird zu zeitgemässem Wohn- und Arbeitsreich Spezial: Innenausbau

Projekte und Visionen in Bern, Zürich und im Aargau

Wunderwerk Dank ausgefallenen Ideen und langem Atem wurde ein denkmalgeschütztes Flarzhaus zu einem zeitgemässen Wohn- und Arbeitsreich

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Damit auch Ihre Energieeffizienz stimmt Wasserschadentrocknung Leckortung Schimmelpilzbeseitigung Bautrocknung/-heizung Zelt-/Hallenklimatisierung Wäschetrocknung

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Editorial 5 ▪ 2013

Wohnen und Arbeiten In der heutigen Zeit, in der das Pendeln auch von weiten Strecken zum Arbeitsplatz selbst-

verständlich geworden ist und in der individuelles Wohnen einen hohen Stellenwert hat, können wir uns kaum noch vorstellen, in Häusern zu leben, die ein Arbeitgeber eigens für seine Belegschaft errichten lässt. Früher standen diese Arbeiterhäuser manchmal auf Firmengeländen, manchmal waren es Arbeitersiedlungen in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz. Eines war jedoch allen Unterkünften gemein: Sie waren einfach gestaltet und boten den Bewohnern nur so viel Raum wie nötig. Heute sind sie wichtige Zeitzeugen, und viele von ihnen sind zu gemütlichen und modernen Wohnhäusern umgebaut worden. Der brasilianische Architekt Eduardo Rosa hat sich mit seiner Frau, der Regisseurin Karin Heberlein, ein solches Arbeiterhaus in Zürich umgebaut (ab Seite 44). Die junge Familie hat sich mitten im quirligen Kreis 5 ein wahres Kleinod geschaffen. Kast Kaeppeli Architekten haben im Berner Lorrainequartier ein Arbeiterwohnhaus von 1875 in die heutige Zeit übergeführt (ab Seite 26). Bei dem dreigeschossigen Haus wurden die Kleinwohnungen im Zuge der Sanierung zu grösseren 2- bis 4 1/2-Zimmerwohnungen zusammengelegt. Und eines der zurzeit wohl grössten Projekte in diesem Bereich in der Deutschschweiz ist der Bata-Park im Aargau. Das Gelände wurde früher sowohl industriell als auch zu Wohnzwecken genutzt. Nun soll es zu neuem Leben erweckt werden – und unter anderem auch Wohnraum mit integrierten Ateliers bieten, also Wohnen und Arbeiten wieder miteinander verbinden. Meine Kollegin Silvia Steidinger hat sich mit drei Beteiligten zu einem Gespräch über das vielfältige Projekt getroffen (ab Seite 38). Vielfalt und offene Räume möchten wir Ihnen ausserdem mit unserer neu aufgeschalteten Website www.umbauen-und-renovieren.ch bieten. Wie auch viele Umbauprojekte wird sich diese stetig weiterentwickeln und wachsen. Bewegte Bilder, Porträtserien, Archivaufbereitungen, Trouvaillen, eine Agenda wie auch ein Überblick über die wichtigsten Anbieter und Firmen im Wohn- und Architekturbereich werden darauf Platz finden. www.umbauen-und-renovieren.ch soll eine lebendige, spannende Sache werden. Schauen Sie doch immer wieder mal rein und lassen Sie sich überraschen! Zum Start der neuen Website wartet ein Online-Gewinnspiel auf Sie, mehr dazu auf Seite 96.

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Inhalt September + Oktober 2013

UMBAUEN

+RENOVIEREN

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

Sieben Fragen an 9

Katja Weber. Die treibende Kraft hinter Zürichs urbaner Gartenoase über Karriere, ihren Werdegang und ihr bekanntestes Projekt «Frau Gerolds Garten».

Spektrum 10 Auf einen Blick. Aktuelle Produkte und Ereignisse

rund ums Wohnen, Bauen und Renovieren. 18 Bookshop. Bücher für anregende Lesestunden, von der

Redaktion zusammengestellt. 20 Porträt. Simon Scheidegger und Daniel Truffer von

A04 gestalten Innenräume und entwerfen Möbel.

Arbeiterhäuser 26 Mit gestärktem Charakter. Kast Kaeppeli Architekten

haben ein Arbeiterwohnhaus aus dem 19. Jahrhundert im Berner Lorrainequartier unter Beibehaltung der charakteristischen Struktur in ein zeitgemässes Mehrfamilienhaus umgebaut.

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38 Nachgefragt. Ein spannendes Gespräch im und über

den Bata-Park in Möhlin, wo früher Schuhe produziert wurden und gewohnt wurde und heute das Thema Wohnen und Arbeiten eine Renaissance erlebt. 44 Familientauglich. Der Umzug von London nach Zürich

brachte dem Architekten Eduardo Rosa Glück: Mitten im Kreis 5 konnte er für sich und seine Familie ein altes Wohnhaus erwerben und umgestalten.

Vorher/Nachher 76 Megamorphose. Ein 300 Jahre altes Flarzhaus in

Uetikon am See erhält durch die Innenarchitektin Manuela Gerschwiler ein ausdrucksstarkes Innenleben.

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Spezial Innenausbau 58 Staugefahr. Ein Regal ist ein Regal ist ein Regal. Oder

eben doch nicht? Stauraum, der überrascht. 60 Auf Schritt und Tritt. Altbewährtes, Innovatives und

Schönes aus der Welt der Bodenbeläge. 72 Umbau Light. Kleine Details mit grossen Effekten.

Aktuelle Produkte aus dem Innenausbaubereich.

Service 22 Startschuss Architekturpreise. Wir suchen den

besten Umbau und das beste Einfamilienhaus. Die Ausschreibung mit allen Informationen. 88 Gewusst wie. Komfortlüftung auch für Altbauten. 90 Swiss made. Die Firma Kronospan im Porträt. 92 Baukultur. Der Prachtbau Villa Patumbah im Fokus. 94 Atmospheric Design. Warum wir uns in Räumen

(un-)wohl fühlen, erklärt Dieter Pfister in einer Studie. 100 Waschen statt wischen. Geberit: Die Geschichte des

Stillen Örtchens. 102 Wohnlabor. Ein- und Ausblicke in der Bürolandschaft. 104 Messe Vorschau. Bauen & Modernisieren in Zürich. 111 Agenda 112 Schlusspunkt. Das Widder Hotel in Zürich.

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Impressum

86 Wettbewerb 96 Online Vorschau 110 Branchenverzeichnis 114 Vorschau

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Titelfoto: Jürg Zimmermann, Umbau Manuela Gerschwiler, S. 76 Fotos im Inhalt: M. Bachmann, Kantonale Denkmalpflege Zürich (1), Martin Guggisberg (1), Hand and Eye Studio (1), Kostas Maros (1), Tisca Tiara (1), Zeitraum (1), Jürg Zimmermann (1)

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SPEKTRUM Seelenverwandt «Soulmates», so heisst die neue Geschenkartikelserie von Villeroy & Boch. Gleich 25 verwandte Seelen finden sich in Form von Vasen, Windlichtern, Dosen und Votives zusammen. Zeitlos und geometrisch kommen diese Seelenfreunde aus Glas, Keramik und Mangoholz in den Farben Kiwi, Petrol Blue und Smoke daher und bringen neues, trendfarbenfrohes Leben in das Dekorationsuniversum. Informationen auf www.villeroy-boch.com

Suffizienz Qualität durch Mässigung? Mit Suffizienz ist die Beschränkung des Verbrauchs an Gütern gemeint. Was das für den bebauten Raum bedeutet, diskutierten ausgewählte Fachleute an einer Tagung am 18. Juni in Zürich. Organisiert vom SIA-Fachrat-Energie und der Stadt Zürich. Das vorliegende Dossier zur Tagung gibt es zum Downloaden unter:

Wintergarten

TEC21 | TRACÉS Dossier 6/2013

www.sia.ch/suffizienz QUALITÄT DURCH MÄSSIGUNG? LA MODÉRATION, GAGE DE QUALITÉ?

Suffizienz im bebauten Raum La sobriété dans l’espace bâti

Das Wintergartensystem «SV8600»von Stobag sorgt dank energiesparenden Doppelverglasungen und integrierten Dach- und Vertikalbeschattungen das ganze Jahr für optimales Klima. Die Konstruktion aus langlebigem Glas und Aluminium verleiht diesem Wintergarten eine zeitlose Eleganz. Informationen auf www.stobag.com

Gut beraten talsee Flagshipstore für Badinspiration Im Flagshipstore (Bilder unten) des Badeinrichters talsee in Hochdorf werden Kundenwünsche für jeden Geschmack und jedes Budget erfüllt. Die hochwertigen Unikate werden direkt im Luzerner Seetal hergestellt. Weitere Ausstellungen warten mit kompetenten Beratern in Adliswil, Dietlikon, Pratteln und Bern darauf, die Bedürfnisse der Kundschaft zu erfüllen. talsee AG, 4B Strasse 1, 6281 Hochdorf, T 041 914 59 59, www.talsee.ch

Gleichgewicht Bewegung war ein immanenter Bestandteil der Schöpfungen von Bernard Schottlander. Der englische Künstler, Ingenieur und Allrounder schuf 1951 die Serie «Mantis», die wie ein Seiltänzer den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen scheint. Diese zeit- und schwerelosen Stücke sind wieder erhältlich. Informationen auf www.dcw-editions.fr

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Neue Klima-Kuppeln Im Botanischen Garten Zürich wurden die Schauhäuser nach einer gründlichen Sanierung am 1. Juni wieder für Besucher geöffnet. Die offizielle Einweihung findet am 6. September statt. Die Tropenhäuser erhielten auch ein neues Innenleben. Statt Savannen-, Tropen- und Subtropenhaus heissen die Klimazonen in den Schauhäusern nun «Tropische Trockengebiete», «Tiefland-Regenwald» und «Bergwald». Die in den 1970er-Jahren erbauten Kuppeln waren so ergraut, dass kaum noch Licht durch das Plexiglas drang, die Hitze staute sich in Schichten, und Wasserschäden in den Betonfundamenten trugen den Rest zum Fungizidbefall bei, um nur einige der dringendsten Probleme zu nennen. Verantwortlich für die Instandsetzung der drei Kuppelhäuser sowie des dazugehörigen Foyers, des Betriebsgebäudes und der Anzuchthäuser waren das Büro Haerle Hubacher sowie das Büro Hubacher Pier unter Federführung des kantonalen Hochbauamts. Botanischer Garten Universität Zürich, Zollikerstr. 107, 8008 Zürich, T 044 634 84 61, www.bg.uzh.ch

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Thema Report

Mit gestärktem Charakter

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Kast Kaeppeli Architekten schlossen mit wenigen baulichen Eingriffen einstige Kleinwohnungen in einem Arbeiterwohnhaus von 1875 zu grosszügigen Familienwohnungen zusammen. Die besondere Struktur der Grundrisse wurde dabei hervorgehoben. Text: Katharina Köppen, Fotos: Rolf Siegenthaler

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1 Das Mehrfamilienhaus im Berner Lorrainequartier erhielt eine neue Fassade aus geschuppten Massivholzbrettern. 2 Die Innent체ren liegen in einer Flucht, wodurch eine Sichtachse l채ngs durch die komplette Wohnung entsteht. Unterschiedliche Bodenbel채ge zeigen verschiedene Raumtypen an.

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Thema Nachgefragt

Verfolger eines gemeinsamen Ziels: Rudolf Vogel, Fredy Böni und Reto Kuoni Obwohl sie teilweise unterschiedliche Interessen wahren, haben sie einen gemeinsamen Nenner: den Bata-Park lebendig zu halten. Rudolf Vogel von Vogel Architekten (l.) sanierte im Auftrag der Jakob Müller AG die ersten Wohnhäuser des Areals – die ehemaligen Ledigenhäuser. Weitere Sanierungen und neue Wohngebäude sind in Planung. Fredy Böni (M.) ist Gemeindeammann von Möhlin und Vertreter der Bata-Kommission. Diese setzt sich unter anderem aus Vertretern der kantonalen Denkmalpflege zusammen, die den Erhalt der historischen Substanz der Gebäude überwacht. Reto Kuoni (r.), Angestellter der Jakob Müller Immobilien, vertritt die Interessen des heutigen Besitzers des Geländes, der Jakob Müller AG und sucht nach Möglichkeiten, den Park rentabel zu gestalten. www.vogelarchitekten.ch, www.moehlin.ch, www.mueller-frick.com

Erweckt aus dem Dornröschenschlaf In der Gemeinde Möhlin liegt ein für die Schweiz einzigartiges Gelände, das früher sowohl industriell wie auch als Wohnzone genutzt wurde. Mithilfe finanzieller Unterstützung des neuen Grundeigentümers soll es zu neuem Leben erweckt werden. Ein Gespräch aus dem und über den Bata-Park. Redaktion + Interview: Silvia Steidinger

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Früher wurden hier Schuhe produziert, und die Bata-Angestellten waren auf dem Areal angesiedelt. Was hat sich seither verändert?

Fredy Böni (FB): Bis 1990 unterhielt Bata auf dem Gelände noch den Schweizer Hauptsitz mit Büroräumlichkeiten. 2000 suchte das Unternehmen schliesslich einen Käufer für das ganze Areal. Dieser fand sich in einer Interessengemeinschaft, welche die Idee einer virtuellen Universität verfolgte. Aus diversen Gründen missglückte dieses Unterfangen, und das Unternehmen ging Konkurs. Die Jakob Müller AG kaufte aus dieser Konkursmasse schliesslich das Areal als zukünftigen Produktionsort und als Kapitalanlage. Heute zeigt sich die Situation wie folgt: Einen Teil der Fläche nutzt die Jakob Müller AG für den eigenen Betrieb. Kleingewerbe sind auf dem Areal eingemietet, und seit kurzem ist Postauto Nordschweiz Mieterin einer neuen Halle. Die ehemaligen Wohnhäuser sind noch immer bewohnt. Rudolf Vogel (RV): Wir haben hier eine Industriebrache im klassischen Sinn, auf der eine einzigartige Mischung von Kleingewerbe,

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Einzel- statt Reihenhäuser

1 1 Siedlungsarchitektur nach Bata: Auf dem Areal wurden nicht nur Produktions- und Bürohallen errichtet, sondern auch Wohn- und Lebensraum für die Angestellten erschaffen.

Der Bata-Park im aargauischen Möhlin besteht seit rund 80 Jahren. 1932 war Thomas Batas Vision, dass seine Mitarbeiter in der Nähe der Fabrik, in die sie täglich zur Arbeit gingen, wohnen konnten. Wie im tschechoslowakischen Zlin, wo sich der Hauptsitz Batas befand, wurde eine Siedlungsarchitektur gewählt, die an das Vorbild englischer Gartenstädte anknüpfte. Neben den Fabrikationshallen wurden zwei Ledigenhäuser (separate Häuser für ledige Frauen und Männer), eine Direktorenvilla, ein Wohlfahrtshaus und mehrere Wohnhäuser gebaut. Dabei wurde auf Einzelhäuser mit Garten statt auf Hochhäuser gesetzt. Obwohl die Anlage für nur eine Generation gebaut wurde, stehen die Gebäude alle noch heute. Die Jakob Müller AG hat den Park 2005 gekauft und darauf ein modernes Fertigungszentrum für den Schmaltextilmaschinenbau errichtet. Das Thema Wohnen und Arbeiten wird neu aufgegriffen.

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Fotos: Urs E. Meyer (2), Bata-Archiv Gemeinde Möhlin (2), Silvia Steidinger (2)

2 Die Gebäude basieren allesamt auf demselben Bausystem: Die mit modularen Schalungen seriell, kostengünstig und schnell herstellbare Tragwerkstruktur aus Sichtbeton wurde mit Backsteinen ausgefacht. Hier im Bild: die Fabrikationshalle und das Bürogebäude.

Grossindustrie und Anwohnern Platz findet. Die Bedürfnisse werden sich aber durch die geplante Sanierung zwangsläufig ändern, hauptsächlich auch im Hinblick auf verdichtetes Wohnen. Aber das Areal steht doch unter kantonalem Denkmalschutz?

FB: Kantonal denkmalgeschützt sind zwei alte Hallen und das ehemalige Wohlfahrtsgebäude. Das Areal steht unter einem sogenannten «Ensembleschutz», der zwar definiert, dass das gesamte Areal als zusammenhängendes Gefüge national schützenswert ist, aber nicht genau festlegt, wie dieser Schutz konkret auszusehen hat. So wird sich erst noch zeigen, wie man mit gewissen Themen wie etwa der Umgebungsgestaltung oder der weiteren Sanierung der Wohnhäuser umzugehen hat. RV: Die Sanierung der ehemaligen Ledigenhäuser war gewissermassen ein Testlauf, bei dem die verschiedenen Interessengemeinschaften zu definieren versuchten, wie zukünftige Änderungen aussehen könnten. Eines der

herausragenden Merkmale des Parks ist, dass man damals mit einer Landreserve bauen konnte, die praktisch nichts kostete. Wenn man das heute betrachtet, grenzt das an Verschwendung, aber diese Grosszügigkeit macht gerade den Reiz und das Besondere dieser Überbauung aus. Zum Glück wurde das auch von den zuständigen Instanzen erkannt. Die Kernzone, also die Zone, in der die denkmalgeschützten Bauten stehen, soll genauso locker bebaut erhalten bleiben. Der angrenzende Bereich soll langfristig aber Rendite erzielen können. Konkret heisst das, dass in einer «Nachverdichtungszone» dichteres Bauen möglich sein wird. Wusste die Jakob Müller AG, was beim Kauf des Objekts alles auf sie zukommen würde?

vorgeschoben wurde und von allen Seiten Einwände und Ansprüche kamen, sondern bei allen Parteien im Vordergrund stand, gemeinsam eine Lösung zu finden. Schliesslich war allen klar, dass der Bata-Park langfristig ausstürbe, würde die Jakob Müller AG nicht investieren. Und auch, dass eine Firma nur überleben kann, wenn sie früher oder später Gewinne erzielt. FB: Lange Zeit herrschte eine grosse Unsicherheit in der wohnenden Bata-Bevölkerung, aber auch bei den Bewohnern der Gemeinde, weil man nicht wusste, wohin die Reise geht. Das Horrorszenario wäre gewesen, wenn das Areal keinen Käufer gefunden hätte und notgedrungen an die Gemeinde gefallen wäre. Die notwendigen finanziellen Mittel wären langfristig gar nicht zur Verfügung gestanden.

Reto Kuoni (RK): Nein. Beim Kauf war eine komplett andere Zonen- und Nutzungsordnung in Kraft, die sich danach noch änderte. Ausserdem hatte man keine Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden. Zum Glück war es aber nicht so, dass plötzlich der Riegel

FB: Das Hauptproblem war, dass die Jakob Müller AG ein Gelände mit einem rechtsgültigen Nutzungs- und Zonenplan kaufte, der künftig aber ein theoretisches Einwohner- ›

Was für Schwierigkeiten traten zutage?

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Spezial Bodenbeläge

Auf Schritt und Tritt Festen Boden unter den Füssen zu haben, ist ein gutes Gefühl. Und dies besonders, wenn er mit einer der hier vorgestellten Oberflächen veredelt wurde. Die Auswahl an Materialien ist gross – wir geben Ihnen einen Überblick über aktuelle Bodenbeläge. Redaktion: Katharina Schäfer und Britta Limper

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1 Richner führt neu eine Natursteinkollektion in ihrer Plattenkollektion. Die Natursteine von «Artesia» sind ein Sortiment, das traditionelle Handwerkskunst und aktuelle Designelemente gleichermassen integriert. Richner, Würzgrabenstrasse 6, 8048 Zürich T 044 438 25 25, www.richner.ch

2 Kinnasand hat die Teppich-Kollektionen «Handknotted», «Handwoven» und «Special» um je ein hochwertiges Design erweitert. Der hier im Bild gezeigte Teppich «Malai» spielt gekonnt mit subtilen Farb- und Materialkontrasten.

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Kinnasand, Danziger Strasse 6 DE-26655 Westerstede, T 0049 4488 5160 www.kinnasand.com

3 Die Kollektion «Tisca Catalan» bringt die Natur ins Haus: Der Flor besteht aus reiner Schurwolle. Der Prägerücken «Tiara RT Non Slip» gewährt eine hohe Schnittfestigkeit, die die Form des Teppichs frei wählen lässt. Tisca Tiara, Sonnenbergstrasse 1, 9055 Bühler T 071 791 01 11, www.tisca-tiara.com

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4 Der mineralische Spachtelbelag «Rustico» ist eine neue Kreation der Texolit AG. Der Bodenbelag verfügt über eine natürliche Optik, die sich ideal für moderne, repräsentative Räume eignet. Der Belag wird fugenlos eingebracht, gespachtelt, geschliffen und versiegelt. Texolit, Furtbachstrasse 5, 8107 Buchs T 044 844 50 44, www.texolit.ch

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Spezial Innenausbau

Umbau light

Redaktion: Katharina Schäfer

Es muss ja nicht immer gleich ein kompletter Umbau sein. Manchmal sorgen schon kleine Eingriffe wie beispielsweise der Einbau einer bodenebenen Dusche oder einer Glasschiebetür für neue Wohngefühle.

Fermacell Dusch-Set Sie wollen selbst eine bodenebene Dusche mit 2% Gefälle einbauen? Kein Problem mit dem «fermacell Gefälle-Set 2.0». Darin enthalten ist komplett alles, von den vorgefertigten Gefälleelementen über einen Edelstahl-Linienablauf und zwei verschiedenen Rinnenabdeckungen bis hin zum Abdichtungsband und Estrichkleber. Jetzt brauchen Sie nur noch 15 cm Einbauhöhe und der schwellenlose Duschspass kann losgehen. Fermacell Schweiz, Südstrasse 4, 3110 Münsingen T 031 724 20 20, fermacell-ch@xella.com

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NACHHER VORHER Nachher Am Betonsockel unterhalb der freigelegten Riegelwand erkennt man das alte Bodenniveau, das 40 cm abgesenkt wurde. Der neue Austritt in den Garten sorgt für mehr Tageslicht. Vorher Mit 1,70 m Höhe wirkten die niedrigen Räume erdrückend. Von dem nachträglich eingebauten WC in der linken Ecke wurde das kleine Fenster bei dem Umbau erhalten. 1 Der denkmalgeschützte Kachelofen im Nachbarzimmer wird von der Rückseite befeuert.

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2 Die rechte Hälfte des 300-jährigen Flarzhauses hat die Architektin Manuela Gerschwiler erworben und für ihre eigenen Wohn- und Arbeitszwecke umgebaut. Nutzgarten inklusive.

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Vorher/Nachher Report

Megamorphose Aus einem 300 Jahre alten Flarzhaus in Uetikon am See hat die Basler Innenarchitektin Manuela Gerschwiler mehr rausgeholt als drin war. Ausdrucksvolle Wohnräume und ein Atelier für ihre Raumschneiderei. Text: Katharina Schäfer, Fotos: Jürg Zimmermann

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Service Schlusspunkt

Zu Hause im Widder Mehr Wohnen und weniger Business. Gemäss Architektin Tilla Theus waren für die Renovation im Widder Hotel nur wenige Eingriffe nötig.

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In der Fünfsternehotellerie ist es eher unüblich, dass Erneuerungen des Interieurs erst nach rund 15 Betriebsjahren vorgenommen werden. Doch das Konzept, nach dem in den 1990er-Jahren durch einen Totalumbau neun mittelalterliche Privathäuser in das Luxushotel Widder überführt wurden, hat sich offensichtlich bewährt. Die Kombination von modernen, designorientierten Elementen und minutiös renovierter historischer Bausubstanz bietet offenbar ein so zeitloses Ambiente, dass lediglich eine Auffrischung notwendig war. Bereits bei der Hoteleröffnung 1995 zeichnete sich ab, dass die Arbeit der Architektin Tilla Theus polarisieren würde. Und selbst jetzt, nach der erfolgten Renovation (wiederum durch Tilla Theus), wird die stattliche Opulenz der Räume und der gebotene Reichtum an visuellen Eindrücken nicht jeden

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4 1 Wandmalereien und mit Intarsien bestückte Möbel kontrastieren mit Designklassikern in zeitgemässer Farbe. 2 Die Zimmer profitieren von neu definierten Erlebniswelten. Eine frei stehende Badewanne erweitert die Nasszelle zum im Wohnraum integrierten Wellnessbereich. 3 Den heutigen Bedürfnissen angepasst: Gemütlichkeit und mehr Wohnen anstelle von Business pur. 4 Auch die Kunstinstallation «Wolke» von Beat Zoderer in Suite 509 bekommt farbliche Unterstützung: Bett und Mobiliar erstrahlen nun in frischem Weiss.

Fotos: Reto Guntli

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Hotelbesucher ansprechen. Unumstritten ist jedoch die Qualität der ausgeführten Arbeit. Das Konzept ist durchdacht und schenkt dem Detail konsequent Beachtung. Dabei unterstützt es den Anspruch, die mehr als 700-jährige Geschichte der Gebäude sichtbar zu halten, ohne dabei an Aktualität einzubüssen. Damals wie heute zeichnen Qualitätsmaterialien wie Massivhölzer und Naturstein sowie ehrliche Handwerkskunst die 49 Gästezimmer aus – jedes von ihnen ist ein Unikat. Dies und das Mobiliar, das zu einem Grossteil aus Klassikern der Möbelgeschichte besteht, versetzen das Hotel auf eine Ebene, auf der Trends und Mode kaum eine Rolle spielen. Trotz alledem waren Anpassungen notwendig, und ein über die Jahre erfolgter Wandel vom Geschäfts- zum Erlebnishotel erforderte einige Eingriffe in die Zimmerstruktur: So

5 Bereits ein Blick auf das Äussere lässt die Komplexität, Historie und Einzigartigkeit des Hotels erkennen.

wurde stellenweise auf Möbel verzichtet, um mehr gefühlten Raum zu generieren. Zusätzlich sorgen nun neue Möbelbezüge und Textilien für zeitgemässe Farbakzente. Ferner wurden Schreibtische durch multifunktionale Universaltische ersetzt, die sowohl Essen als auch Arbeiten zulassen, während frei stehende Badewannen oder Regen-Spa-Duschen die Zimmer zu kleinen Wellnessoasen erweitern. Auch technisch wurde das Hotel an heutige Bedürfnisse angepasst und wartet mit modernen Bang-&-Olufsen-Systemen und HightechRaffinessen wie etwa in den Spiegel integrierte TV-Geräte auf. Weitere Belebung erfährt das Hotel durch den neu hinzugewonnenen und ebenfalls von Tilla Theus gestalteten Garten. Auch dieser vermittelt inmitten von Zürichs Schnelllebigkeit das Gefühl, dass hier die Zeit ss keine Rolle zu spielen scheint.

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Widder Hotel Rennweg 7, 8001 Zürich T 044 224 25 26, www.widderhotel.ch Tilla Theus und Partner AG Bionstrasse 18, 8006 Zürich T 044 368 10 10, www.tillatheus.ch

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