Umbauen + Renovieren 6/2013

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NOVEMBER + DEZEMBER 2013 ▪ WWW.ARCHITHEMA.CH ▪ CHF 8.50

UMBAUEN+RENOVIEREN

UMBAUEN

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+RENOVIEREN

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

VORHER/NACHHER Ein Estrich wird zur Dachwohnung GEWUSST WIE Ökologisch einwandfreie Baustoffe BLICK NACH SÜDEN Ein ruraler Gebäudekomplex im Tessin FEUER & FLAMME Die neusten Cheminées und Öfen

Spezial

Heizen & Energie Solar, Pellets, Lüftung, Wärmepumpe und Dämmsysteme

Thema: Umbauen mit Holz Vorher/Nachher: Vom Estrich zur Dachwohnung Spezial: Heizen & Energie

Bauen mit Holz Ein Appenzellerhaus und ein ehemaliger Stall zelebrieren den natürlichen Baustoff

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Für jede Lebensart, für jeden Lebensstil. Die innovativen Einbaugeräte von Siemens. siemens-home.ch

Die Küche, früher oft reiner Arbeitsplatz, wird heute als Wohnraum immer wichtiger. Kein Wunder, dass man da auch an die Einrichtung besondere Ansprüche stellt. Ob Sie in erster Linie auf Effizienz oder Kindersicherheit achten, auf Design oder Komfort Wert legen, im Zweier- oder Familienhaushalt leben. Siemens bietet Ihnen nicht nur ein umfangreiches Angebot an Einbaugeräten, sondern erleichtert Ihnen durch zahlreiche Innovationen das

Backen, Kühlen, Kochen und Spülen – durch technische Perfektion, moderne Linienführung, vorbildliche Ressourceneffizienz und einzigartiges Design. Es macht Spass, Geräte von Siemens mit ihrer durchdachten Ergonomie zu bedienen. Das finden übrigens auch viele Design-Jurys.

Siemens. Die Zukunft zieht ein.

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stilhaus entdecken.

(Um-)bauen mit Holz Seit Jahrhunderten ist Holz als Baustoff für Häuser beliebt, sei es aus Kostengründen oder

Foto: Basile Bornand

weil es jederzeit verfügbar gewesen ist. In den verschiedenen Regionen der Welt hat sich der Holzbau unterschiedlich entwickelt, etwa als Blockbau, Ständerbau oder Fachwerkbau. Auch innerhalb der Schweiz erfuhr die Holzarchitektur regional unterschiedliche Ausprägungen. Eines von vielen typischen Beispielen ist das Appenzellerhaus, das wiederum in mehrere Gebäudetypologien unterteilt ist. Das Heidenhaus, auch Tätschdachhaus genannt, zählt zu den ältesten Appenzellerhäusern («hääde-aalt» = sehr alt im Appenzeller Dialekt). Die ersten bekannten Heidenhäuser stammen nach Angaben der Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden aus dem 16. Jahrhundert. Nicht ganz so alt, etwa 250-jährig, ist das Heidenhaus von Ruth Keller und Barbara Schläpfer, das sie mit der Frehner Holzbau AG zu ihrem Traumhaus mit altem Charme und etwas italienischem Flair umgebaut haben (ab Seite 24). «Als Werkstoff ist Holz schlichtweg unschlagbar. So kann es bei geringstem Eigengewicht grösste Lasten übernehmen, es lässt sich leicht formen und ist in zahlreichen Variationen verfügbar», schwärmen Andreas und Jürg Frehner von der Frehner Holzbau AG in dem Interview, das sie meiner Redaktionskollegin Silvia Steidinger zum Thema Bauen und Umbauen mit Holz gegeben haben (ab Seite 36). Einen völlig anderen Umgang mit Holzarchitektur als Frehner Holzbau beim Appenzellerhaus musste Benjamin Krampulz finden. Der Architekt hat einen ehemaligen Stall im Obergoms zu einem Ferienhaus umgebaut und dafür in den einfachen Strickbau eine neue Holzstruktur eingebracht, die mit dem Bestand in einen Dialog tritt (ab Seite 38). Vom Appenzell und dem Wallis entführen wir Sie ausserdem ins Tessin. Die Architekten Pedrozzi und Diaz Saravia haben in einem ruralen Gebäudekomplex in einem Aussenquartier von Lugano eine neue Raumsprache entwickelt, ohne jedoch das Alte zu ignorieren; ein Ort, an dem Räume neu erfunden werden (ab Seite 102). Bei jedem Umbau sollte heutzutage das Thema Energie nicht ausser Acht gelassen werden. Im ausführlichen Spezialteil ab Seite 49 erfahren Sie daher das Wichtigste zu den Themen Energiehaushalt und Heizen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und gute Inspiration.

Britta Limper, Chefredaktorin

das einkaufserlebnis für bauen, wohnen und geniessen. Entdecken Sie über 130 Fachgeschäfte und Aussteller für Bauen, Wohnen und Genuss unter einem Dach. Erleben Sie Architektur, Garten, Design und innovative Gastronomie in einem ganzheitlichen Konzept. Bequem erreichbar am Autobahnkreuz A1/A2 in Rothrist zwischen Basel, Bern, Luzern und Zürich. stilhaus AG, Rössliweg 48, 4852 Rothrist www.stilhaus.ch

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Inhalt November + Dezember 2013

UMBAUEN

+RENOVIEREN

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

Sieben Fragen an 9

Peter Althaus. Der Architekt, der 2012 «Den besten Umbau» gewonnen hat, sitzt dieses Jahr in der Jury des Architekturpreises.

Spektrum 10 Auf einen Blick. Aktuelle Produkte und Ereignisse

rund ums Wohnen, Bauen und Renovieren. 18 Bookshop. Bücher für anregende Lesestunden, von der

Redaktion zusammengestellt. 20 Porträt. Camponovo Baumgartner Architekten haben

2012 ihr Büro gegründet. Mit «Casa C» in Goms zeigen sie den Umbau einer 100-jährigen Doppelstallscheune, der begeistert.

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Umbauen mit Holz 24 Richtung Süden. Dank seiner Besitzerinnen und der

Frehner Holzbau AG gewinnt ein Appenzellerhaus samt Stall neuen Raum und alten Charme zurück. 36 Nachgefragt. Die Brüder Andreas, Architekt, und

Jürg, Innenarchitekt, Frehner von der Frehner Holzbau AG über die Faszination, mit Holz zu arbeiten. 38 Gestrickt und verwoben. Der Architekt Benjamin

Krampulz hat einen ehemaligen Stall im Obergoms zu einem Ferienhaus umgebaut, indem er in den einfachen Strickbau eine neue Holzstruktur eingepasst hat.

Vorher/Nachher 78 Die Krönung. Eine neue Dachwohnung krönt ein

Mehrfamilienhaus von 1935 in Kilchberg. Fuchs Architekten ist es gelungen, aus einem dunklen Estrich eine helle Wohnung mit Durch- und Ausblicken zu zaubern.

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Spezial Wärme und Energie 50 Klima Architektur. Von Dämmung über Fenster bis zu

Heizkörpern und deren Steuerung – für eine gute Energiebilanz muss alles stimmen. 56 Dialog zur Nachhaltigkeit. Der Präsident des Schwei-

zerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), Stefan Cadosch, im Interview. 58 Energie nutzen. Egal ob erneuerbare Energien oder

fossile Brennstoffe, wichtig ist ein sparsamer Umgang mit Energie. Die neusten Heizungsanlagen. 68 Eine Marke für Nachhaltigkeit. Ein Interview mit

Antonio Milelli, Minergie Schweiz. 70 Effiziente Flammen. Die neusten Cheminée- und

Ofenmodelle überbieten sich gegenseitig in puncto Verbrennungstechnik, Wirkungsgrad und Wärmespeicherung. Und auch das Design bleibt wichtig.

Service 90 Gewusst wie. Über ökologisch und baubiologisch ein-

wandfreie Baustoffe. 92 Swiss made. Glas Trösch im Porträt. 94 Bonheur am Bullingerplatz. Café mit französischem

Flair mitten in Zürich. 96 Abluft oder Umluft? Die Qual der Wahl. 100 Ein Gefühl wie Ferien. Stobag präsentiert das System

«SV8600» für den persönlichen Wintergarten. 101 Energiewende realisieren. Die BauHolzEnergie-Messe. 102 Aufhebung. Die Architekten Pedrozzi und Diaz Saravia

erfinden eine neue Raumsprache. 111 Agenda. 112 Schlusspunkt. Das Parkhotel Bellevue & Spa in Adel-

boden – ein Umbau von Buchner Bründler Architekten. 7

Impressum

88 Wettbewerb 110 Branchenverzeichnis 114 Vorschau

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Titelfoto: Jürg Zimmermann, Umbau Frehner Holzbau, S. 24 Fotos im Inhalt: Camponovo Baumgartner Architekten (1), Eva Solo (1), Roland Halbe (1), Hannes Henz (1), MCZ (1), Sally Montana (1)

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SPEKTRUM Aus der Mitte gerückt Eine Hängeleuchte wie jede andere? Auf keinen Fall! Der junge Berliner Designer Liran Levi hat bei der Leuchte «Floo», die er für Ligne Roset entworfen hat, die Aufhängung für das rote Kabel an der Seite des runden Schirms angebracht – nicht zentriert. Durch die Verschiebung des Schwergewichts bleibt der Schirm trotzdem waagrecht.«Floo» erhält so eine geheimnisvolle Silhouette. Informationen auf www.ligne-roset.ch

Formschön dinieren Der Tisch «FirstFour» zeichnet sich durch klare, fliessende Linien aus. Die Kante der Tischplatte ist lediglich 15 mm stark, wodurch der Esstisch, unterstützt durch die sich verschlankenden Profile der Tischbeine, eine leichte Anmutung erhält. Der Tisch des Designers Rafael Peña wird von Schreinern in Süddeutschland produziert. Informationen auf http: //four-sides.com

Highlight

Hansgrohe Axor «WaterDream» von Nendo und Front Nach Phoenix Design, Jean-Marie Massaud, Patricia Urquiola und den Bouroullec-Brüdern zeigen nun auch das schwedische Design-Trio Front und das japanische Designstudio Nendo ihren persönlichen Axor «WaterDream». «Innerhalb unseres ganzheitlichen Verständnisses von der Nutzung des Raumes über den Umgang mit Wasser bis hin zu den vielfältigen individuellen Bedürfnissen der Menschen wollten wir diesmal einen klaren Fokus auf die Dusche setzen», so Philippe Grohe, Leiter der Marke Axor. Front (hier im Bild) lassen uns Wasserwege in ihrer ursprünglichen Form ganz neu erleben. Sie greifen mit skandinavischer Einfachheit die technische Perspektive des Duschens auf und präsentieren ihren Axor «WaterDream» als eine Hommage an das Handwerk und die Ästhetik der Technik. Hansgrohe, T 056 416 26 26, www.hansgrohe.ch

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Einer für alle Individuelle Teile, die aufeinander angewiesen sind, die sich Halt geben und sich gegenseitig stärken. So lässt sich Mark Bendows Sideboard «friends» beschreiben. Jedes einzelne Stück steht auf nur einem Bein, die Teile stabilisieren sich gegenseitig und erhalten sich dabei doch ihren individuellen Charakter. Informationen auf www.markbendow.com

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Geräte für Gaumen und Augen Der Trend, dass sich Küchen zum Wohnraum hin öffnen, ist nicht neu. Und auch Küchen, die sich in geschlossenen Räumen befinden, werden immer wohnlicher gestaltet. Diese Entwicklung schlägt sich nicht nur in Design und Materialien der Küchenmöbel nieder, auch die Küchengeräte fügen sich zunehmend harmonischer in die Küchen ein, wie Miele mit der neuen Einbaugeräte-Designserie «PureLine» beweist. In der hier gezeigten Ausführung Havannabraun fügen sich Küchengeräte farblich perfekt in Küchen ein, die in Naturtönen gehalten sind und/oder sich zu einem von warmen und naturnahen Materialien geprägten Wohnumfeld hin öffnen. Die Geräte sind mit einem akzentuierenden Edelstahlgriff versehen. Produktübergreifend hat man bei den «PureLine»-Geräten die Wahl zwischen Obsidianschwarz, Havannabraun, Brillantweiss und Edelstahl CleanSteel, dessen Edelstahloberfläche mit Anti-Fingerprint besonders einfach zu reinigen ist. Miele, Limmatstrasse 4, 8957 Spreitenbach, T 056 417 20 00, www.miele.ch

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SPEKTRUM Sichtschutz mit Stil Funktional und elegant sind die Betonlamellen von Creabeton. Obwohl sie der Abschirmung von Lärm und unerwünschten Blicken dienen, kommen sie als attraktives Deko-Element daher. Durch versetzte Anordnung entsteht eine Leichtigkeit, die keine Mauer erreicht. Die Betonlamellen gibt es in drei verschiedenen Höhen. Informationen auf www.creabeton-materiaux.ch

Mini für Heimwerker Die «PKS 16 Multi» von Bosch ist ein vielseitiges Universalgerät für präzise Schnitte. Die Minihandkreissäge trennt mühelos unterschiedliche Werkstoffe wie Holz, Kunststoff, Acrylglas, Plättli oder Metall. Aufgrund seiner geringen Grösse und seines geringen Gewichts lässt sich das Gerät einfach bedienen und führen. Dies auch dank des Bügelgriffs, durch den die Säge immer gut und bequem in der Hand liegt. Informationen auf www.bosch-pt.com

Unterwegs *

Ralf Reinhardt

* Architekten und Designer fotografieren und kommentieren gestalterische Besonderheiten, die ihnen unterwegs aufgefallen sind.

Architekt in Zürich unterwegs im Zwischenraum

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Auf meiner Reise durch Italien konnte ich zahllose Prachtbauwerke bestaunen. Drückende Hitze machte mich jedoch auf einen Teil grosser Gebäude aufmerksam, der eher ein «Schatten»-Dasein fristet: die Arkadengänge in Florenz. In der Renaissance «wiederentdeckt» und zweckentfremdet, da nicht mehr konstruktiver Bestandteil römischer Aquädukte,

spenden die Abfolgen von Säulen und Pfeilern ein angenehm gefiltertes Licht und gliedern mit ihren geschwungenen Bögen den Raum zwischen privatem Gebäude und öffentlichem Platz. Als ich vom Palazzo Vecchio, vorbei an David (Bild l.) in Richtung Arno blickte, bemerkte ich die Uffizien (Bild r.). Dort eröffnete sich mir eine ganz andere Welt, geprägt von einer dämmergrauen Ruhe, in der sich Künstler und Musiker niederlassen. Ist man auf der Piazza della Repubblica hilflos der Sonne ausgeliefert, bieten die Arkaden der umliegenden Paläste Zuflucht, und es lässt sich wunderbar im Halbschatten an den Cafés und Läden entlangschlendern. Rein visuell könnte man einen Arkadengang als einen Wechsel von Licht und Schatten beschreiben. Architektonisch gesehen bieten diese Räume eine besondere Qualität – einen urbanen Zwischenraum.

Natürlich Die Vasen- und Schalenserie «Nova» kommt in natürlichen Grautönen daher. Die Vasen wirken reduziert, beinahe skulptural. Die Keramik ist innen glasiert. Einen emotionalen Akzent setzt Asa mit der Vase in «Grenadine-Rot». Vor allem in der Gruppe dekoriert, entfalten diese Neuheiten ihre volle Ausdrucksstärke. Informationen auf www.asa-selection.com

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Miele – führend bei Geniessern

Die neue Miele Kollektion begeistert durch das klare Design, eine einfache Bedienerführung und die innovative Technologie. Ein Blickfang ist das aktuelle Panoramadesign. Eine Grosszügigkeit, welche der Backraum mit 17 % grösseren Backblechen weiterführt. Höchsten Genuss verspricht die neue Betriebsart „Klimagaren“. Durch eine optimale Feuchtigkeitszugabe erhält Brot eine glänzende Kruste, Fleisch bleibt innen zart und saftig, aussen schön gebräunt. Und damit mehr Zeit zum Geniessen bleibt, schützt CleanSteel die Oberflächen vor Fingerabdrücken und PerfectClean macht den Garraum einzigartig pflegeleicht.

www.miele.ch

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Spektrum Porträt

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Überraschende Momente Camponovo Baumgartner Architekten wurde von Luca Camponovo

und Marianne Julia Baumgartner gegründet. Nur drei Jahre nach Abschluss des Studiums präsentieren sie einen Umbau, der begeistert.

Luca Camponovo

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Marianne Julia Baumgartner

Es braucht nicht viel Raum, um Eindruck zu machen. Lediglich zwei Arbeitsplätze haben Marianne Julia Baumgartner und Luca Camponovo (CBA) in einer Ateliergemeinschaft im Zürcher Kreis 4 gemietet. Es klingt fast romantisch, dass sie sich im Entwurfssemester bei Gion Caminada kennengelernt haben und merkten, dass sie gut zusammenarbeiten. Obwohl sie anschliessend ihre eigenen Wege durch den Lehrangebotsdschungel der ETH gingen, blieb das Band bestehen. Für ihren ersten gemeinsamen Wettbewerb nach dem Studium – für das Kinderhaus Entlisberg – gewannen sie denn auch gleich einen Preis. «Das hat die Zusammenarbeit natürlich befeuert», erinnert sich die junge Bernerin. Auch das Reisestipendium der ETH investierten sie für einen gemeinsamen Forschungstrip nach

Japan. Während Luca dann für verschiedene renommierte Büros an Wettbewerben arbeitete, sammelte Marianne Erfahrung in der Ausführung für 2B Architekten in Lausanne. Sie sieht es als wichtige Chance, jung bauen zu können, um den Mut zu entwickeln, sich selbst eigene Projekte zuzutrauen. Die Anfrage für den Umbau eines alten Walliser Stalls zu einem Wochenendhaus kam aus dem familiären Umfeld, etwa zeitgleich mit dem Angebot der Assistenzstelle an der ETH, für die Marianne von Lausanne nach Zürich zurückkehrte. Luca nahm sich unbezahlten Urlaub bei Müller Sigrist Architekten, um in der Entwurfsphase der Casa C intensiv mitzuarbeiten. Als das Projekt zur Ausführung kam, war hauptsächlich Marianne involviert. «Die Verteilung der Aufgaben hat sich eher aus den verschiedenen Anstellungsverhältnissen ergeben», begründet Luca die Rollen. Woraufhin Marianne betont, dass es für sie wichtig sei,

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Casa C in Reckingen, Goms 1 In eine 100-jährige Doppelstallscheune haben CBA ein Ferienhaus implantiert. 2 In diversen Dimensionen onduliert die Raumabfolge durch die alte Bausubstanz. 3 Die zwei «Lauben» lassen nicht nur die mächtigen Holzbalken wirken, sondern verdeutlichen auch die Raumschichten. Am Eingang wird so eine «Schwelle» erzeugt, die praktischen Nutzen bietet, etwa nasse Kleidung abzulegen. 4 Vor dem Wohnbereich wird der optische Nutzen der «Laube» deutlich. Denn das Auge erfasst die Raumdimension nicht an der Glasschiebetür, sondern an der massiven Holzbalkenwand dahinter.

Infos zum Büro Luca Camponovo begann sein Architekturstudium an der EPF Lausanne und wechselte 2004 an die ETH Zürich. Dort lernte er Marianne Julia Baumgartner kennen. Schon während des Studiums und nach ihrem Abschluss im Jahr 2009 arbeiteten die beiden an gemeinsamen Wettbewerben. Bevor sie 2010 auch offiziell ihr eigenes Büro gründeten, sammelte Marianne Ausführungserfahrung am Umbauprojekt des Tour Moinat für 2B Architekten. Luca konnte seine konzeptionelle Stärke in diversen Wettbewerben für renommierte Büros wie KCAP und Müller Sigrist einsetzen. Von 2009 bis 2010 arbeitete Marianne zudem als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur Josep Lluis Mateo der ETH Zürich. Beim Umbau ist es ihnen wichtig, im Bauprozess dabei zu sein, um auf die vielen überraschenden Momente richtig reagieren zu können.

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EINGANGSLAUBE

SCHLAFEN

BIBLIOTHEK/ CHEMINEEZIMMER

Bauten & Projekte Umbau Stallscheune Casa C, 2010–2012; Kleinbauten (Pavillon, Velodach, Containerunterstand) im Wildermettpark Bern, seit 2011; Umnutzung Turm in Rapperswil, seit 2012; Baudokumentation Merzenacker, seit 2013

ENTREE

WC/DUSCHE

Kontaktadresse

WOHNLAUBE

KÜCHE

Entscheidungen auch während des Bauprozesses gemeinsam zu treffen: «Gerade beim Umbau ergeben sich oft überraschende Momente, auf die man stark reagieren muss, um spannende Räume zu erzeugen.» Gutes Zeitmanagement brachte vor allem Luca mit, durch seine Erfahrung als Wettbewerbsarchitekt. Trotz unterschiedlicher Prägung an der ETH sind sich die beiden in ihrem Anspruch sowohl an die Projekte als auch an sich selbst sehr ähnlich. Es bestehe zwar oft Uneinigkeit bei der Beantwortung konkreter Fragen, «doch einig sind wir uns darin, dass es ausgefochten werden muss, damit die Lösung überzeugt.» Als neue Selbstständige sehen sie ihre Zukunft neben dem Bauen auch in der Lehre und Forschung sowie in Synergien mit anderen Gestaltern. Genau so, wie sie einem Projekt genügend Zeit in der Entstehungsphase geben, so wollen sie auch sich selbst als CBA noch nicht zu stark ks definieren. Wir sind gespannt!

WOHNEN/ ESSEN

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camponovo baumgartner architekten Kanzleistrasse 136 8004 Zürich info@cb-arch.ch www.cb-arch.ch 2

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Thema Report

1 Das Heidenhaus steht leicht abgewinkelt mit der langen Hauptfassade nach Süden gerichtet. So ist es gegen die Witterung geschützt.

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Richtung Süden Ein traditionelles Appenzellerhaus mit Stall gewinnt dank seinen zwei Besitzerinnen viel neuen Raum sowie seinen alten Charme zurück – versehen mit etwas italienischem Flair. Text: Silvia Steidinger, Fotos: Jürg Zimmermann

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ENERGIEHAUSHALT Dämmung Raumklima Verteilung

Klima Architektur

Redaktion: Katharina Köppen, Katharina Schäfer und Britta Limper

Richtig einheizen ist das eine. Dass die Wärme auch dort hinkommt und bleibt, wo wir sie haben wollen, ist das andere. Egal ob luftdicht eingepackt und künstlich belüftet oder lieber natürlich und durchlässig, Energieeffizienz ist das Ziel der Zeit.

Knapp 50 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs wird für den Bau und Betrieb von Gebäuden verwendet. Wie viel Energie für ein Gebäude benötigt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Punkte wie Raumtemperatur, Benutzungszeit und Lüftungsverhalten kann der Nutzer selbst beeinflussen. So spart beispielsweise schon circa 20 Prozent Heizkosten ein, wer im Winter zu Hause einen Pullover trägt, statt die Raumtemperatur zu erhöhen. Klar! Ist ja logisch. Aber hätten Sie gedacht, dass es so einen grossen Unterschied macht? Auch kurzes, intensives Stosslüften ist dem dauer gekippten Fensterflügel aus energetischer Sicht vorzuziehen. Gebäudehülle und Heizsystem sind quasi die Hardware-Faktoren. Sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung sollte ein Gebäude immer ganzheitlich betrachtet werden. Je stärker die Aussenhülle gedämmt und abgedichtet wird, desto geringer ist zwar der Energieverlust, doch damit wird auch die Abhängigkeit von ausgeklügelten Systemen zur künstlichen Belüftung und Befeuchtung der Räume erhöht. Wer ein neues Haus baut, kann durch die Wahl der Materialität, Konstruktionsweise und Ausrichtung von vornherein zu einer intelligenten Bauweise beitragen, die mit möglichst wenig Technik auf natürliche Weise für ein gesundes und angenehmes Raumklima sorgt. Wer bei einem Umbau eine neue Heizungsanlage plant, um zum Beispiel auf erneuerbare Energien umzusteigen, sollte zuvor überprüfen lassen, wie der Energiebedarf des Gebäudes reduziert werden kann, sodass die neue Anlage möglichst knapp bemessen werden kann. Abwägen sollte man aber auch den Nutzen einer nachträglichen Fassadendämmung und/oder neuer Fenster im Vergleich mit dem architektonischen Wert eines Gebäudes. Denn weniger ist auch hier manchmal mehr.

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Saint-Gobain Isover Natürliches Bindemittel Als erster Schweizer Hersteller verwendet Saint-Gobain Isover ein formaldehydfreies Bindemittel für Mineralwolle-Dämmstoffe. Neu sind die Produkte für Innenanwendungen daher mit dem internationalen Zertifikat «Eurofins Indoor Air Comfort Gold» ausgezeichnet. Hergestellt werden die Dämmstoffe aus Recyclingglas, unter Verwendung eines Bindemittels auf Basis pflanzlicher, schnell nachwachsender Rohstoffe. Bereits während der Produktion sind die Emissionen gering, und es werden keine Schadstoffe an die Innenraumluft abgegeben. Saint-Gobain Isover, Route de Payerne 1, 1522 Lucens, T 021 906 01 11, www.isover.ch

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Spezial Energie & Heizen

Jackon Insulation «Jackocare» Die Innendämmung «Jackocare» besteht aus extrudiertem PolystyrolHartschaum (XPS), der besonders unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit ist. Die XPS-Platten sind beidseitig mit einer Vliesmembran kaschiert, die als Grundlage für die weitere Oberflächengestaltung der Wand dient. Dämmstoff und Vlies wirken gemeinsam als Dampfbremse. Das Anbringen einer zusätzlichen Dampfbremse entfällt. Jackon Insulation Swiss AG, Altenbergstrasse 4, 5064 Wittnau T 079 129 39 25, www.jackon-insulation.com

Pavatex «DSB 2» Die Holzfaserdämmsysteme von Pavatex sind diffusionsoffen, aber luftdicht. Die verbesserte Dachschalungsbahn «DSB 2» mit integriertem Selbstklebestreifen besteht aus einem mehrlagigen Verbund aus Polypropylenvliesen. Das rutschfeste Deckvlies sowie die hohe Reissfestigkeit der 1,5 Meter breiten Bahn ermöglichen ein einfaches und schnelles Verarbeiten. Pavatex, Knonauerstrasse 51–53, 6330 Cham, T 026 426 35 00, www.pavatex.ch

Uponor Isoliersätze & Co

Wissenswert: Dämmung

Mit den neuen Isoliersätzen verbessert Uponor die Wärmedämmung von Rohrverbindungen, für Heiz-, Kühl- oder Trinkwasserleitungen. Die Presskupplung «Wipex-Mlc» erhöht zusätzlich die Sicherheit der Verbindung, da unterschiedliche Rohrdurchmesser nicht mehr aufwendig mit Hanf oder Teflon abgedichtet werden müssen.

Eine gute Dämmung minimiert den Wärmeverlust über die Gebäudehülle. Dach, Fassaden und Keller sollten möglichst lückenlos gedämmt werden, weshalb eine Aussendämmung einer Innendämmung vorzuziehen ist. Sind Dachräume und Keller unbeheizt, werden der Boden und/oder die Decke gegen die beheizten Räume gedämmt. Ist es bei einer Modernisierung nicht möglich oder sinnvoll, die gesamte Gebäudehülle zu dämmen, kann auch mit einer Isolation von Dach und Kellerdecke schon eine energetische Verbesserung erzielt werden. Das Angebot an Dämmmaterialien ist umfangreich: Stein- und Glaswolle, Polystyrol, Perlite, Zellulose, Holzfasern, Flachs oder Schafwolle sind nur einige Beispiele. Das Dilemma: Den für alle Einsätze perfekten Dämmstoff gibt es leider nicht. So müssen die Vor- und Nachteile für jedes Bauvorhaben abgewägt werden. Wichtig ist immer eine technisch korrekte Montage. Die Dämmung von Dach und Fassade hält nicht nur in der kalten Jahreszeit die Wärme im Haus, sondern sie trägt auch dazu bei, dass die Innenräume im Sommer nicht überhitzen. www.baubio.ch www.bauratgeber.ch www.minergie.ch

Uponor Schweiz, Wanistrasse 7, 8422 Pfungen T 052 355 08 08, www.uponor.ch

Haga «KlimaPlus» Die «KlimaPlus» Calciumplatten erlauben eine nachträgliche Wandinnendämmung ohne aufwendige Dampfsperren. Dringt vom Untergrund Nässe ein, wird diese von der Calciumplatte aufgenommen. Aufgrund des schnellen natürlichen Austrocknens wird die Feuchtigkeit der Raumluft zurückgeführt. So bleibt der Wärmedämmwert erhalten, und der Feuchtehaushalt des Wohnraums reguliert sich auf natürliche Art. HAGA Naturbaustoffe, Hübelweg 1, 5102 Rupperswil T 062 889 18 18, www.naturbaustoffe.ch

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Alpinofen Alpinofen bietet Beratung, Berechnungen, fotorealistische Planung und den Einbau des Cheminées aus einer Hand. Die Verkleidung der Anlage wird im unteren Bereich aus Leichtbetonsteinen gemauert und im oberen Bereich, wo die Wärme entsteht, aus hochwertiger Schamotte aufgebaut. Alpinofen, Ziegelackerstrasse 11a, 3027 Bern T 031 992 13 13, www.alpinofen.ch

Effiziente Flammen

Redaktion: Britta Limper, Katharina Schäfer

Die neusten Cheminée- und Ofenmodelle überbieten sich gegenseitig mit Verbrennungstechnik, Wirkungsgrad, Wärmespeicherung und vielem mehr. Und auch das Design kommt dabei nicht zu kurz!

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Spezial Cheminée

Austroflamm Klar gezeichnete Linien, schlichte Formen und perfekte Proportionen, «Jini» überzeugt nicht nur durch sein Design, sondern auch durch seine Verbrennungstechnik. Als «Jini Xtra» verfügt er sogar über einen Wärmespeicher für mehr als zwölf Stunden. Mit einem zusätzlichen Sockel wächst «Jini» um 30 Zentimeter bei gleichbleibend minimalem Platzbedarf. Austroflamm Swiss, Himmelsbergstrasse 28, 8617 Mönchaltorf, T 043 355 99 02, www.austroflamm.ch

Stûv

Attika Der neue Cheminéeofen «bionic fire» brennt dank innovativer Technik mit zwei Feuern – nach oben und nach unten. Dies ist keineswegs nur eine optische Spielerei: Durch die Nachverbrennung werden eine äusserst geringe Feinstaubentwicklung und ein sehr hoher Wirkungsgrad von 86 Prozent erreicht. Einmal durch spezielle Thermobimetalle aktiviert, werden durch Nutzung thermodynamischer Prozesse Rauchgase durch den Feuerdom aus der oberen in die untere Brennkammer geleitet. Besonders bequem: Der Ofen entscheidet, wann zum doppelten Feuer umgeschaltet werden muss.

«Stûv30-compact H» ist der jüngste Ofen aus dem Hause Stûv, der auch für Niedrigenergiehäuser geeignet ist. Darüber hinaus ist es der erste Stûv-Ofen, der mit einem Speicherkern für lang anhaltende Wärme ausgestattet ist. Der Ofen kühlt nur langsam ab, sodass grössere Temperaturschwankungen im Aufstellraum vermieden werden. Dies ist besonders für Gebäude, die über eine geringe thermische Trägheit verfügen, wie Holzhäuser oder Wohnungen mit Innendämmung, von grossem Vorteil, denn diese Häuser erwärmen sich schnell und sind auch bald gesättigt mit Wärme. Der «Stûv30-compact H» sorgt für mehr Komfort und Behaglichkeit. Stûv, über Lack SA, Chemin de la Foule 13, Case postale 633 2740 Moutier, T 032 493 42 32 www.lack-sa.ch, www.stuv.com

Attika Feuer, Brunnmatt 16, 6330 Cham, T 041 784 80 80, www.attika.ch

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Die Krönung Fuchs Architekten haben in Kilchberg ein Mehrfamilienhaus von 1935 mit einer neuen Dachwohnung gekrönt. Aus einem dunklen Estrich ist eine helle Wohnung geworden, die mit immer neuen Durchblicken und Fernsicht aufwartet. Text: Katharina Schäfer, Fotos: Hannes Henz

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Vorher/Nachher Report

1 Blickdiagonalen schaffen weite und spannungsvolle Raumeindrücke. Vorher: Das unauffällige Haus von 1935 hatte in den 1980er-Jahren neue Küchen und Bäder erhalten. Die Fenster waren ebenfalls erneuert worden. Doch der alte Putz bröckelte. Nachher: Immer noch ein Schrägdach, doch mit markantem Einschnitt: Der Zacken, der da aus der «Krone» gebrochen ist, bildet eine Terrasse.

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Gemütliche Grandezza Im Parkhotel Bellevue & Spa in Adelboden haben Buchner Bründler Architekten erneut Hand angelegt. Mit Erfolg: Viel Licht und ein zeitloses Ambiente empfangen den Gast. 1 Die Panoramafenster lassen sich weit öffnen und bringen Licht und Natur in den neuen Speisesaal. Ebenso wie das Eichenparkett sind sie als Referenz an die Gründerzeiten des Hotels zu verstehen.

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2 Grossartige Gastgeber: Seit 2010 führen Irene und Martin Müller im Namen der Besitzerfamilie Richard das Parkhotel Bellevue & Spa in Adelboden. 3 Elegante Stube für Geniesser: Die Hotellobby lädt zum Verweilen, Lesen und zu gepflegtem Kaffeetrinken ein. 4 Viele der Zimmer wurden bereits vor einer Weile renoviert. Dank ausgesuchter Farb- und Materialwahl haben sie nichts an Frische und Aktualität eingebüsst. 5 Nachdem das 1905 eröffnete Hotel niedergebrannt war, wurde es 1931 neu errichtet – das heutige Gebäude glänzt in dieser ursprünglichen, geradlinigen Form.

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Service Schlusspunkt

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Fährt man im Berner Oberland durch das Engstligental hinein bis nach Adelboden und weiter bis zum Parkhotel Bellevue & Spa, wird man vom Gefühl übermannt, am verheissungsvollen Ziel einer langen Reise angekommen zu sein. Der imposante Bau, der mit Blick gen Wildstrubel über dem Ortszentrum thront und eintreffende Gäste mit freundlicher Grandezza empfängt, hebt sich deutlich von den dunklen Holzchalets der Nachbarschaft ab. Grund meiner Visite ist die kürzlich vollendete Renovation des Hotels. Nachdem seit 2001 in mehreren Etappen erst der Spa-Bereich und anschliessend die meisten Hotelzimmer und -suiten sowie der ursprüngliche Speisesaal mit Bar und Lounge erneuert worden sind, folgen nun auch der gesamte Eingangsbereich und das vordere Restaurant dem Schritt in die Gegenwart. Dabei scheinen die Anfangsjahre des Hotels relevante Faktoren für das neu Entstandene gewesen zu sein. So weicht die Fassade in ihrer klaren Linienführung wenig von jener ab, die 1931 den damaligen Neubau definierte. Buchner Bründler Architekten, die seit 2006 für sämtliche Renovationsarbeiten im Hotel verantwortlich zeichnen, liessen nachträglich angefügte Elemente konsequent entfernen. Das Eintreten ins zentrale Entree wird ebenso belohnt wie die Betrachtung der Gebäudearchitektur: Rechter Hand eröffnet sich dem Gast die frisch renovierte Ankunftshalle, während links der Blick in den ebenfalls neuen Restaurantbereich schweift. Roter Faden der Seitenflanken und zugleich verbindendes Element, das dem ursprünglichen Bau der 1930er-Jahre entnommen wurde, sind das Eichenparkett in Fischgratmuster sowie die grossflächigen Fenster, mit denen die prächtige Bergwelt von draussen in die Räume transportiert wird. Die Einrichtung wiederum lässt jene Herzen höher schlagen, die sich für Designklassiker begeistern. Während einige Räume bereits bei früheren Erneuerungen mit Möbeln von Norman Cherner oder Gerrit Rietveld bespielt wurden, zieren jetzt zusätzlich Stücke von Designgrössen wie Finn Juhl, Hans J. Wegner, Eero Saarinen und Gio Ponti die Lobby und das Restaurant. Vintagemöbel entsprechen sicherlich einem momentanen Trend. Doch hier passt das Mobiliar dank seiner Zeitlosigkeit perfekt und wirkt nicht wie der Versuch, einer Modeströmung nachzueifern. Im Gegenteil: Es erzählt von präziser Handwerksund Designkunst, aber auch von einer Weltoffenheit, die zugleich die Stimmung eines Wohn-

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zimmers generiert. Trotz dieser mondänen Atmosphäre wirkt das neue Hotel nämlich einladend und tatsächlich gemütlich. Im Gespräch mit einem Hotelstammgast fällt dennoch der Ausdruck «Ikea-Möbel» und es wird deutlich, dass der Schritt in ein neues Zeitalter selbst mit zeitlosem Mobiliar nicht einfach ist. Gleichwohl haben Buchner Bründler einen Weg gewählt, der dem Parkhotel Bellevue & Spa weitere erfolgreiche Jahre bescheren dürfte – mit einem Architektur- und Einrichtungskonzept, das sich durch Wärme, Wohlbefinden und die für ein Hotel notwendige Weltss offenheit auszeichnet.

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Parkhotel Bellevue & Spa Bellevuestrasse 15, 3715 Adelboden T 033 673 80 00, www.parkhotel-bellevue.ch Buchner Bründler Architekten Utengasse 19, 4058 Basel T 061 306 30 00, www.bbarc.ch

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