Umbauen + Renovieren 03/2014

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MAI + JUNI 2014 ▪ WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH ▪ CHF 8.50

UMBAUEN+RENOVIEREN

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+RENOVIEREN

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

DENKMALPFLEGEPREIS Ein 1950er-Jahre-Haus im Kanton Bern WANDELBAR Wände traditionell und neu gestalten VORHER/NACHHER Wohnen in einer ehemaligen Kochschule GEWUSST WIE Garagen und Carports geschickt integrieren

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Garten & Sitzplatz

Denkmalpflege: Geborgene Schätze Vorher/Nachher: Wohnen in einer ehemaligen Kochschule Spezial: Garten und Sitzplatz

Pools, Wintergärten, Sonnenschutz, Bodenbeläge & Co.

Geborgene Schätze Bewahren, Sanieren und Weiterbauen: ein umsichtiger Umgang mit geschützten Häusern macht Geschichte bewohnbar

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Gebaute Zeugen vergangener Epochen Aufgefallen war mir das Haus bereits vor vielen Jahren, als ich das erste Mal durch die Aar-

Foto: Basile Bornand

auer Altstadt lief. Stolz steht es in einer Häuserzeile an der Rathausgasse. Allerdings war auch nicht zu übersehen, dass der Zahn der Zeit an dem Objekt nagte. Und wie ich vom Hörensagen wusste, war im Inneren durch frühere Umbaumassnahmen nicht mehr viel von der Pracht zu erkennen, die es von aussen erahnen liess. Umso gespannter war ich auf das Ergebnis, als dann vor etwa zwei Jahren die Umbau- und Renovationsarbeiten unter der Leitung des Architekten Steve Walther begannen. Das Haus an der Rathausgasse ist eines der bedeutendsten spätgotischen Bürgerhäuser in Aarau. Die Fassade war 1641 zurückgehauen und mit dem heutigen frühbarocken Flachrelief-Schmuck versehen worden. Die ältesten Teile des Hauses gehen sogar auf das Jahr 1493 zurück. Während des Umbaus erwies sich das Haus als wahre Fundgrube: Unter Pavatexplatten, Linoleumböden und Holzverkleidungen kamen unvermutete Schätze wie barocke Malereien oder Fenstersäulen aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein. Mehr über diesen spannenden Umbau lesen Sie ab Seite 44. Kein Wunder – und zum Glück –, steht das Aarauer Bürgerhaus bereits seit 1946 unter Denkmalschutz. Obwohl oft als engstirnig und zu wenig fortschrittlich verschrien, leistet die Denkmalpflege einen unverzichtbaren Dienst für den Erhalt unserer gebauten Umwelt. Gebäude aus der Vergangenheit dienen unserer Erinnerung und Identifikation und schaffen Vertrautheit. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Denkmalpflege, sachverständigen Architekten und Hauseigentümern ermöglicht Erhalt und Pflege, qualifiziertes Weiterbauen und Umnutzung geschützter Bauten. «Das Interesse und der Respekt der Hausbesitzer und -besitzerinnen gegenüber der historischen Bausubstanz sind die beste Gewähr für einen angemessenen Umgang mit wichtigen Gebäuden und Ortsbildern», so die Konferenz der Schweizer Denkmalpfleger auf ihrer Website. Bereits zum fünften Mal würdigt die Denkmalpflege des Kantons Bern mit dem Denkmalpflegepreis eine Bauherrschaft für genau diese Art Umgang mit einem geschützten Gebäude. Statt zu ersetzen, haben die Eigentümer eines Wohnhauses aus den 1950er-Jahren bei Bern repariert, aufgefrischt und energetisch aufgerüstet und dadurch die Qualität des Originals unterstrichen (ab Seite 101). Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre.

Britta Limper, Chefredaktorin

P.S. Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie viel Ihr Eigenheim eigentlich Wert ist oder welches Potenzial in ihm schlummert? Exklusiv für unsere Abonnenten bieten wir die Möglichkeit, das Bewertungsmodell der Immobilienexperten Wüest & Partner für einen Vorzugspreis zu benutzen. Mehr über dieses Angebot erfahren Sie auf Seite 22.

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Inhalt Mai + Juni 2014

UMBAUEN

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG NISIERUNG

Sieben Fragen an 9

Giuliani Hönger Architekten. Das Zürcher Architekturbüro errichtet in der alten Citroën-Garage in ZürichSihlfeld 108 Eigentumswohnungen.

Spektrum 10 Auf einen Blick. Aktuelle Produkte und Ereignisse

rund ums Wohnen, Bauen und Renovieren. 18 Bookshop. Bücher für anregende Lesestunden, von der

Redaktion zusammengestellt. 20 Porträt. Zurückhaltung und fundiertes Fachwissen

zeichnen die Arbeiten des Architekturbüros Nullneun von Brigitte Münger in Nidau aus.

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Unter Schutz 24 Ein Kraftakt bewirkt Grosses. Die kleine Villa Corti

erstrahlt durch den Einsatz von zwei couragierten Winterthurern und Walser Zumbrunn Wäckerli Architekten in neuem, altem Glanz. 36 Venus von Bümpliz. Kast Kaeppeli Architekten haben

einem Haus von um 1890 durch einen gelungenen Umbau seinen ursprünglichen Charakter zurückgegeben. 42 Nachgefragt. Peter Omachen, Präsident der Konferenz

der Schweizer Denkmalpfleger, über Aufgaben und Arbeitsweisen der Denkmalpflege. 44 Spurensuche im Altstadthaus. Der Architekt Steve

Walther hatte das Glück, ein Haus in Aarau, dessen älteste Bauteile ins Jahr 1493 zurückreichen, umbauen zu können. Eine Schatzkiste voller Überraschungen.

Vorher/Nachher 72 Kochwerkstatt. Ein Architektenpaar aus Zürich hat

eine ehemalige Schule für Köche und Serviceangestellte zu drei unterschiedlichen Wohnungen umgebaut.

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Denkmalpflegepreis 101 Ausgezeichnet. Die Denkmalpflege des Kantons Bern

verleiht den diesjährigen Denkmalpflegepreis für die Auffrischung eines Wohnhauses aus den 1950erJahren in Muri bei Bern.

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Spezial Aussenraum 56 Räume aus Glas. Die neusten Wintergartenmodelle. 58 Wohlbeschattet. Sonnenschirme, Storen & Co. helfen,

die Sonnenstrahlen gut zu dosieren. 62 Der Platz im Grünen. Die Auswahl an Bodenbelägen

für den Aussenraum ist gross. Sogar Teppich ist möglich. 70 In der Natur erholen. Wo lässt es sich besser relaxen

als im Grünen? Biopool, Schwimmbad und Sauna im eigenen Garten helfen beim Ausspannen.

Service 84 Gewusst wie. Was beim Bau von Garagen und Carports

alles zu beachten ist. 86 Swiss made. Ein Porträt der Similor AG, Schweizer

Hersteller von Armaturen mit 160-jähriger Tradition. 88 Wandgeschichten. Tapeten und Farben verschönern

und individualisieren unser Zuhause. 92 Der Farben Odem. Farrow & Ball, ein Firmenbesuch. 95 Agenda 96 Schlusspunkt. Das Hotel City Zürich und das Bar/

Restaurant Löweneck. 7

Impressum

22 Leserangebot in Kooperation mit Wüest & Partner 82 Wettbewerb 94 Branchenverzeichnis

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Titelfoto: Alexander Gempeler, Renovation Ueli Krauss, S. 101 Fotos im Inhalt: Roman Keller (1), Magpie (1), Michal Schorro (1), Similor (1), Tschümperlin (1), WB Form (1), Jürg Zimmermann (1)

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SPEKTRUM Gemütlichkeit pur Persönliche Rückzugsräume innerhalb eines Wohnraums liegen im Trend. Der Designer Hans J. Wegner befasste sich bereits Anfang der 1960er-Jahre mit deren Gestaltung. Damals entstanden auch der «Wing Chair» (im Bild) und der «Oculus Chair», die heute zu den Ikonen des Sitzmöbeldesigns gehören. Seit 2006 wird der «Wing Chair» von Carl Hansen & Sons wieder produziert. Informationen auf www.carlhansen.com

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50 Juwelen der jüngeren Baukultur in der ganzen Schweiz. Das Stadttheater Basel, das Telli in Aarau, die Seepromenade und Centre Le Corbusier in Zürich oder das hier im Bild rechts gezeigte Musée International d’Horlogerie in La Chaux-de-Fonds – alle diese Gebäude stammen aus den Jahren 1960 bis 1975. Der Zeit nach dem Ende der CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne). Der Zeit, in der bahnbrechende technische Neuerungen die Bautätigkeit auch in der Schweiz in nie gesehenem Ausmass ankurbeln. Fast ein Drittel der heutigen Bausubstanz wird in dieser Phase erstellt. Der Schweizer Heimatschutz entführt mit seinem

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Booklet «Die schönsten Bauten 1960–75» auf eine Reise zu ausgewählten Bauzeugen dieser Ära und lädt dazu ein, den Blick für die revolutionären Ideen hinter innovativen architektonischen Konzepten und sinnlichen Details zu schärfen.

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Ruhe in den Bergen Aus dem fiktiven Schauplatz, den einst Thomas Mann imaginierte, ist ein reales Ferienchalet entstanden. Die alpine Ruhe des Walserdörfleins Sertig inspirierte schon den Schriftsteller zu seinem berühmten Roman «Der Zauberberg». Als Hommage an Thomas Mann und als Dépendance des Waldhotels Davos wurde vor etwas mehr als einem Jahr das Chalet Berghof Sertig eröffnet. Dem Davoser Architekten Peter Meisser gelang es, die teilweise noch bestehenden Elemente des alten Mauer- und Holzwerks zu integrieren. Aus den drei Gebäudeteilen Haus, Stall und Schopf entstanden alpin-rustikale Feriendomizile, die zusammen oder einzeln gemietet werden können. Valser-Granit-Steinplatten sowie Holzriemenböden aus Ahorn in den Zimmern und Wohnräumen, kombiniert mit Wandoberflächen aus Fichten-Altholz und Lehm sorgen für den rustikalen Charme. Chalet Berghof Sertig, Sertigstrasse 37, 7272 Sertig Dörfli, «Davos Clavadel», www.chalet-berghof-sertig-davos.ch Reservation und Anreise: Waldhotel Davos, Buolstrasse 3, 7270 Davos Platz, T 081 415 15 15, www.waldhotel-davos.ch

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SPEKTRUM Welche Farbe darf es sein? Hocker, Beistelltisch, Nachttisch oder mobile Traghilfe für Bücher und Zeitschriften: Der Ulmer Hocker von Max Bill lässt viele Nutzungen zu. Der Designklassiker ist bei wb form in sechs neuen Farben oder in Nussbaumholz erhältlich. Informationen auf www.wbform.com

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Highlight

Stone Group Einladung zum Stone Event 2014/1 Natursteine sind etwas ganz Besonderes. Sie machen jedes Objekt zu einem Unikat. Die Stone Group AG überzeugt mit 30 Jahren Erfahrung und persönlichem Engagement. Am Donnerstag, den 15. Mai, lädt die Stone Group ab 17.30 Uhr in die Stone Lounge nach Uznach ein. Um 18 Uhr beginnt die Präsentation, begleitet von kleinen kulinarischen und musikalischen Köstlichkeiten. Vorgestellt werden zwei Aussenanlagen mit Pools, ein exklusives Chalet in den Schweizer Bergen, eine Villa und das Restaurant Aura in Zürich. Stone zeigt, wie sie die Abläufe strukturiert, die Steine bearbeitet und ein Bauprojekt von A bis Z begleitet. Interessierte werden gebeten, sich unter info@stonegroup.ch oder unter 055 280 39 79 zu dem Event anzumelden. Stone Group, Stone Lounge, Zürcherstrasse 77, 8730 Uznach T 055 280 37 79, www.stonegroup.ch

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Schöner Kochen Brunner Küchen präsentiert immer wieder ausgefallene Ideen für den wichtigsten Raum des Hauses. Die hier gezeigte Küche besteht aus einem lang gezogenen, symmetrischen Block in schwebender Optik. Das Besondere: Der untere Teil kann bei Bedarf um die eigene Achse gedreht werden. Obwohl vor allem mit dunklen Fronten gestaltet, besticht die Küche durch filigrane Leichtigkeit. Informationen auf www.brunner-kuechen.ch

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Thema Report

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Spurensuche im Altstadthaus In Aarau hat der Architekt Steve Walther ein denkmalgeschütztes Altstadthaus saniert und umgebaut. Er hat dort neue Spuren hinterlassen, die nun ebenso ein Teil der Geschichte des Hauses sind wie die baulichen Zeugen vergangener Epochen. Text: Katharina Köppen, Fotos: Jürg Zimmermann 1 Die restaurierte Fassade mit frühbarocken Verzierungen in Sgraffito-Technik stammt aus dem Jahr 1641. 2 Im ersten Obergeschoss kamen Fenstersäulen, Wandfresken und Deckenschnitzereien aus dem 15. bis 16. Jahrhundert zum Vorschein.

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Spezial Sitzplatz

Der Platz im Grünen

Redaktion: Britta Limper

Terrasse, Balkon und Garten wollen praktisch und ansprechend gestaltet sein. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl an Bodenbelägen, die den privaten Aussenraum zum gemütlichen Wohnzimmer im Grünen werden lassen.

Weber Stephen «Go Anywhere» Umgeklappt halten die Standbeine des «Go Anywhere»Holzkohlegrills dessen Deckel und Kessel zusammen, sodass er auf dem Fahrrad-Gepäckträger oder einfach unter dem Arm transportiert werden kann. Er erfreut mit stabilem Duroplastgriff mit Hitzeschutz, Lüftungsschieber am Deckel für leichte Temperaturregulierung und Brikett-Portionierer. Weber Stephen, 8404 Winterthur, T 052 244 02 50, www.weberstephen.ch

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Stone Group Natursteine Natursteine sind gefestigte Energieträger und ewige Kunstwerke. Edler Glanz, raue Wärme, spiegelnde Reflexionen, lebendige Reflexe, fliessende Formen und Eindrücke verkörpern die Urpoesie dieses natürlichen Materials. So wie hier auf der Terrasse mit dem Riemenbelag in Seymour anticato. Die Stone Group in Uznach kann auf eine 30-jährige Erfahrung in der Verarbeitung von Natursteinen zurückblicken. Stone Group, Zürcherstrasse 77, 8730 Uznach, T 055 280 39 78, www.stonegroup.ch

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Ferien zu Hause!

Creabeton Materiaux «Carena Granello» Der Pflasterstein «Carena Granello» überzeugt durch seine hohe Rutschfestigkeit und die leuchtenden Naturedelsplitte. Der Stein ist in Arktis weiss und Nevada gelb erhältlich und wirkt aufgrund seiner gewaschenen Oberfläche und seines «Waschbeton-Looks» sehr natürlich. Mit seinen gefasten Kanten und dem Nockenverbundsystem ist er vielseitig einsetzbar, etwa für Gartenplätze, Hauseinfahrten oder Wege. Creabeton Materiaux, Busswilerstrasse 9c, 3250 Lyss T 032 387 87 87, www.creabeton-materiaux.ch

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Campingaz Plancha-Grill Neben dem hier gezeigten Tischmodell bietet Campingaz auch eine frei stehende Plancha-Grill-Variante mit Wagen. Bei der spanischen Art zu grillieren, wird die Grillfläche, die hier 2800 cm² beträgt, zwischen 300 und 320º C heiss. Das Gargut wird innert kürzester Zeit aussen karamellisiert und bleibt dabei innen saftig. Der Doppelbrenner der Planchas von Campingaz ist aus Stahl, die Grillfläche aus emailliertem Gusseisen oder Stahl.

Die Faltmarkise MELANO TP7000 passt perfekt zum neuen I.S.L.A.Concept. Der wetterfeste, rutschhemmende Aluminiumboden in Holzoptik bildet die Basis dieses modularen STOBAG-Inselsystems. Die selbsttragende, auf Mass gefertigte I.S.L.A.-Konstruktion, lässt sich auf praktisch jedem Untergrund zeitsparend installieren. Weitere Produktinformationen und den STOBAG-Fachpartner in Ihrer Region finden Sie unter www.stobag.ch

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Wandgeschichten Wände definieren unsere Räume. Mithilfe von Tapeten und Farben erzählen ihre Oberflächen uns Geschichten. So wird die Wand zum Gemälde und der Raum zur Kunstgalerie. Redaktion: Silvia Steidinger

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Spezial Wandbekleidung Links Die Rekonstruktion dieser Jugendstiltapete erfolgte mithilfe einer Rolldrucktechnik von 1790. Unten Dieter M. Ulbrich bei der Arbeit, die viel Geduld, Sensibilität für die Geschichte der Tapete und Gespür für Materialien erfordert.

1 «Sauvage » könnte aus einem Stillleben von Jan Davidsz de Heem stammen. Die Textiltapete wird durch intensive Farbtöne und subtile Strukturen zum dramatischen und charaktervollen Hintergrund. Giardini Wallcoverings, www.giardiniwallcoverings.it

2 Wie ein buntes Kabinett der Kuriositäten muten einige Tapeten aus dem Repertoire Pierre Freys an, und manchmal braucht es einen zweiten Blick, um die Motive wirklich wahrzunehmen. So auch diese Tapete mit Trompe-l’œil einer Gläsersammlung. Pierre Frey, www.pierrefrey.com

3 Élitis ist ein Meister der Haptik und erlebbaren Materialien. So ist auch die Kollektion «Mille Millions» nicht nur ein visuelles, sondern auch ein fühlbares Wand-Erlebnis. Élitis, www.elitis.fr

4 Dekoration und Erdbebenschutz in einem Produkt. Für die spezielle Kollektion «EQ Dekor» arbeitete der italienische Tapetenproduzent eng mit einem Hersteller für Bauklebstoffe zusammen. «Rusty Grate» empfiehlt sich nun für Gebiete mit hoher seismischer Aktivität. Inkostro Bianco, www.inkiostrobianco.com

Dieter M. Ulbrich Tapetenexperte Herr Ulbrich, Tapeten sind Ihr Fachgebiet und Sie sind Experte für historische Tapeten. Wo liegen die Schwierigkeiten einer angemessenen Rekonstruktion einer historischen Wandverkleidung?

Die Rekonstruktion historischer Tapeten ist dann eine Herausforderung, wenn auf absolute Genauigkeit in der Musterrekonstruktion und der Material- und Farbkunde geachtet wird. Die Versuche, historische Tapeten nach Vorlagen im Digitaldruck zu realisieren, haben eine schöne Kopie als Ergebnis, aber keine dem Original nahe kommende Tapete. Und wie steht es um die Maschinen, das Werkzeug und das Material für entsprechende Drucktechniken?

Es gibt nur noch wenige Leimdruckmaschinen, mit denen diese Rekonstruktionen realisiert werden können. Diese alten Maschinen drucken mit positiven Walzen, die eine für diese Drucktechnik spezielle Oberfläche und einen einzigartigen Farbverlauf ergeben. Die Haptik, die mit dem Leimdruck erzielt wird, kann mit einer anderen Technik nicht erreicht werden. Hat man denn heute noch das nötige Fachwissen für dieses Handwerk?

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In unserer schnelllebigen Zeit fehlt häufig die Geduld, sich intensiv mit der Vergangenheit der Tapete zu beschäftigen. Das führt zu einer fehlenden Sensibilität gegenüber diesen teilweise sehr wichtigen Zeugen der Vergangenheit. Die Folge ist die unkompliziertere Herstellung von Kopien per Digitaldruck. Auch bei der Verarbeitung kann es zu Problemen kom-

men, da diese Tapeten auf Papier und nicht – wie die meisten modernen Tapeten – auf Vlies gedruckt sind. Wenn so eine Tapete dann noch unbeschnitten und mit Schutzkanten an den Verarbeiter ausgeliefert wird, kann es schon zu Verwirrungen führen. Nicht jeder Tapezierer weiss mit diesen Tapeten umzugehen. Wer kann oder wo können historische Tapeten überhaupt noch hergestellt werden? Ist das in der Schweiz noch möglich?

Maschinen, wie sie zur Herstellung von Rekonstruktionen benötigt werden, gibt es in der Schweiz leider nicht mehr. Ich arbeite bevorzugt mit einem schwedischen Tapetenhersteller. Dieser arbeitet mit einer Maschine, die etwa 140 Jahre alt ist – von diesen gibt es heute bedauerlicherweise nicht mehr viele. Die gute Zusammenarbeit mit ihm, und mit einem Walzenhersteller in Deutschland, ist die Voraussetzung für die authentischen Resultate, die wir erzielen. Viele Tapetenhersteller beziehen sich bei Ihren Designs auf historische Motive. Woher kommt diese Rückbesinnung auf Vergangenes?

Ich denke, dies ist vergleichbar mit dem Boom für alte Möbel, Teppiche oder auch Kunst. Der Wunsch nach Sicherheit und etwas Beständigem in dieser Welt ständig wechselnder Modeströmungen stärkt den Wunsch, sich an historischen Vorbildern zu orientieren, die oft eine gewisse Ruhe und Eleganz ausstrahlen. Dieter M. Ulbrich, dieter.ulbrich@bluewin.ch

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NACHHER VORHER Nachher Vergrösserte Öffnungen und ein neuer Balkon schaffen einen Bezug zum Garten. Durch die Treppe erhält auch die Wohnung im Obergeschoss direkten Zugang zum Hof. Die Gestaltung der Dachuntersicht stammt von der Textildesignerin Franziska Born. Vorher Die WC-Fensterchen im Obergeschoss wurden zur Balkontür, die im Erdgeschoss zur Fensternische. Auch die Öffnungen links der Gartentür haben neu tiefere Brüstungen. 1 Die neue Fensternische im Wohnbereich ergab sich durch die Stützen der Balkonplatte. Dass sich hier einst die WC-Anlagen der Restaurantküche befanden, daran erinnert das kleine, ovale Fenster.

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Vorher/Nachher Report

Kochwerkstatt In einer ehemaligen Schule für Köche und Serviceangestellte, die 1957 als Restaurant erbaut wurde, fand ein Architektenpaar aus Zürich den passenden Rahmen, um seine Vorstellungen umzusetzen. Entstanden sind drei sehr unterschiedliche Wohnungen. Text: Katharina Schäfer, Fotos: Roman Keller

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Service Schlusspunkt

Chic aufgemöbelt Dyer-Smith Frey heisst das junge Zürcher Designerduo, das in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Hausarchitekten für die Neugestaltung des Hotel City Zürich und des Bar/Restaurants Löweneck verantwortlich zeichnet.

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1 Auch ein fensterloser Keller kann verlocken: mit der Tapete des Designers Gio Pagani für Wall&Decò, die sich wie ein Kleid über die Wände und Türen des WC-Vorraums legt. 2 Alles dreht sich um die neue Bar aus massiver Eiche und reinem Zinn. Nur an der linken Ecke dockt sie an die Wand mit weissen Fliesen an. 3 Aztekenmuster von Pendleton meets sägerohe Eichenbank an Betonspachtelmasse, dazu Horgenglarus-Stuhl mit Industriewandlampe und Bolich Hängeleuchte. 4 Im Damen-WC treffen Zementfliesen von Casa la Vita auf WCs und Lavabos aus Chromstahl. Ob Letztere die Nähe zum Bahnhof andeuten sollen? 5 Die neue Fassadengestaltung wertet nicht nur das Hotel City Zürich auf, sondern die ganze Löwenstrasse gleich mit. Der grüne Marmor zieht sich bis ins Innere des «Löwenecks».

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Wer in letzter Zeit durch die Löwenstrasse unweit des Zürcher Hauptbahnhofs geschlendert ist, dem sind die bunt gemusterten Sitzbänke im neu eröffneten «Löweneck» sicher schon ins Auge gestochen. Wo zuvor nur die Gäste des in die Jahre gekommenen Hotel City Zürich hinter einer designmässig verstaubten Fassade ihr Frühstück zu sich nahmen, laden nun raumhohe Fenster – die im Sommer komplett geöffnet werden können – zwischen grossen, grünen Mamornischen auch die Passanten zum Verweilen ein. Das seit 1947 als Hotel genutzte Gebäude an der Ecke Löwenstrasse/Gerberstrasse wurde im 19. Jahrhundert im Stil der Gründerzeit errichtet und immer wieder punktuell umgebaut. Damit ist nun Schluss. Für den Komplettumbau unter der Leitung des langjährigen Hausarchitekten Werner Fisler holte Philipp Wiederkehr, der Enkel der Hotelgründerin, das junge Designerduo Gian Frey und James Dyer-Smith mit ins Boot. Der grösste bauliche Eingriff im ehemaligen Hotelrestaurant war die Umplatzierung der Bar. Mit einem Sockel aus massiven Eichenbrettern und einer Zinnabdeckung wie in französischen Brasserien, begrüsst sie nun die Besucher und bildet das Herzstück des Raumes. Zu ihrer Rechten geht es weiter zur Hotelrezeption, biegt man vorher scharf links ab, gelangt man hinter der Bar entlang zur Treppe hinunter zu den Toiletten. Biegt man jedoch rechts ab, sollte man aufpassen, dass man nicht mit einem, mit Burgern beladenen, aus der Küche kommenden Kellner kollidiert.

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Entlang der Wände ziehen sich Sitzbänke aus ebenso sägerohem Holz wie das der Bar. Die Rückenlehnen sind so hoch, dass die Oberkante über den Köpfen der sitzenden Gäste durchläuft und so ein zusammenhängendes Bild ergibt. Das Motto der Authentizität, das die Designer mit der Offenlegung des Deckeninnenlebens und den rohen Materialien verfolgten, findet seine Grenze an Wand und Decke: Diese sind mit Betonspachtelmasse verputzt – für den Anschein einer rohen Wand. Weisse Fliesen sorgen für den Reinheits-Anschein. Bleibt zu hoffen, dass die Sonne scheint, für ein Zmorge im neuen Löwenstrassen-Café. ks

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Löweneck Löwenstrasse 34 8001 Zürich T 044 217 1717, www.loeweneck.com Dyer-Smith | Frey Forchstrasse 234 8032 Zürich T 044 380 08 04, www.dyersmith-frey.com

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