archithese 1.05 - Swiss Performance 05

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...in überzeugender Kombination von Material und Form.

Swiss Performance 05

Edelstahl als Objekt im Raum...

archithese

1.2005

Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur

Miller & Maranta Wohnhaus Schwarzpark, Basel

Revue thématique d’architecture

Bosshard Vaquer Aufbahrungshalle, Zürich Bernard Tschumi Manufaktur, Plan-les-Ouates Buchner Bründler Einfamilienhaus, Aesch Herzog & de Meuron Fórum Barcelona 2004 EM2N Quartierzentrum Aussersihl, Zürich Mario Botta Umbau Teatro alla Scala, Mailand sabarchitekten Orientierungsschule, La Tour-de-Trême

Die Integration und Kombinattion von Edelstahlkomponenten verlangen handwerkliches und ästhetisches Gespür. Eine durchdachte Raumaufteilung gepaart mit einem hohen Verständnis von Abläufen macht die Arbeit in der Küche komfortabel und effizient. Die vielseitigen Vorteile von Edelstahl bezüglich Reinigung und Widerstandskraft reflektieren nach aussen zudem eine anspruchsvolle Einstellung zur Kulinarik.

agps architecture Apartmenthäuser Hohenbühl, Zürich Peter Märkli Schulhaus im Birch, Zürich Staufer & Hasler Kantonsschule, Wil Gigon/Guyer Bauten für Kunst, Mouans-Sartoux/Wichtrach Beat Rothen Wohnbau Neumühle Töss, Winterthur Andrea Roost Kehrichtverbrennungsanlage, Thun Burkhalter Sumi Seniorenresidenz Multengut, Muri Daniele Marques Werkhof, Münsterlingen Baumschlager & Eberle Hochhaus, Zürich Scheitlin Syfrig, Stefan Zwicky Reitgebäude CSCC, Horgen

eingeschweisstes Gastro Star Becken

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archithese 1.2005

Januar/Februar

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Preis: 28 CHF/18 Euro

Swiss Performance 05

mit


EDITORIAL

Swiss Performance 05 Es ist nun schon das fünfte Mal, dass wir unter dem Titel Swiss Performance einen Rückblick auf das Schweizer Baugeschehen des Vorjahres vorlegen. Wie in den vergangenen Jahren präsentieren wir erneut eine Auswahl von Bauten, die als gelungen, spektakulär oder diskussionswürdig einzustufen sind. Objektivität wird dabei nicht beansprucht; und der eine oder die andere mag die Auswahl für lückenhaft oder falsch halten. Das ist das Wesen von Auswahlen: Sie sind nicht objektivierbar, und es sind Ausschnitte aus einer Gesamtheit, welche auch andere Zusammenstellungen erlaubte. Überdies hat einiges, was es ebenfalls vorzustellen gäbe, schon Eingang in die vorangegangenen Hefte gefunden. Auch in diesem Jahr wurde zugunsten einer möglichst grossen Auswahl die für

archithese typische Trennung in Themen- und Rubrikenteil weitgehend aufgehoben. Und wie erstmals im vergangenen Jahr ergänzen wir unsere Auswahl durch die Rubrik swiss unlimited , in der experimentelle Bauten und Projekte zu finden sind, die in eine neue Richtung weisen könnten. Ein Kompendium, das die bisherigen Ausgaben von Swiss Performance vereint und durch weitere Beiträge ergänzt wird, ist in Vorbereitung und soll innerhalb des laufenden Jahres im Verlag Niggli AG erscheinen. Natürlich findet sich der übliche Aufbau der archithese in den kommenden Heften wieder: Heft 2 widmet sich dem Thema Brush up, Umbau, Rekonstruktion, Heft 3 dem Bauen in den Bergen. Heft 4 thematisiert Trash, und Heft 5 stellt die Frage «Was ist Schönheit?». Ein Rückblick auf das vergangene Jahr sollte auch die begleitenden Aktivitäten von archithese nicht unerwähnt lassen: Im Rahmen des Designer’s Saturday am 6. und 7. November in Langenthal beteiligte sich archithese an dem Gemeinschaftsstand von Denz, der – von Stefan Zwicky entworfen – unter dem Thema Denz Winery stand. Und am 20. November veranstalteten wir – gemeinsam mit der Architekturgalerie Luzern und unterstützt vom British Council Switerland – begleitend zum Launch des gleichnamigen Heftes 5.2004 ein Symposium im KKL Luzern unter dem Titel News from London . Zu Vorträgen eingeladen waren die Architekten David Adjaye und Stephen Bates, der Architekturkritiker Ellis Woodman sowie CABE-Mitglied Peter Stewart. Und schliesslich: Seit Ende 2004 ist die neue Website aktiv: www.archithese.ch

Redaktion

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Teilnehmer des Symposiums News from London vor dem KKL Luzern Von links nach rechts: Ellis Woodman, Hubertus Adam, Stephen Bates, David Adjaye, Peter Stewart (Foto: Toni Häfliger)



Text: Judit Solt Ähnlich wie Zürich sieht sich auch Basel mit dem Problem konfrontiert, dass Städterinnen und Städter mit hohem Einkommen – und entsprechender Steuerkraft – mangels geeigneter Wohnungen ins Umland abwandern: Über zwei Drittel aller Basler Wohnungen weisen lediglich drei oder weniger Zimmer auf, der Leerstand bei grösseren Wohneinheiten ist praktisch null. Um diesen Missstand zu beheben, hat die Basler Regierung vor drei Jahren das Projekt Logis Bâle lanciert mit dem Ziel, innerhalb von zehn Jahren den Bau von 5000 neuen Wohnungen zu ermöglichen. Das im Herbst vollendete Wohnhaus Schwarzpark von Miller & Maranta gehört zu den ersten realisierten Bauten und zeugt eindrücklich von der Qualität, die gehobenes städtisches Wohnen erreichen kann. Mit ihrem Entwurf knüpften die Architekten bewusst an die Tradition des modernen gehobenen Wohnungsbaus an. Von entscheidender Bedeutung war die Auseinandersetzung mit dem Werk von Otto Senn, dessen Parkhaus Zossen (1934 –1935) an der St. Alban-Anlage in Basel wie Le Corbusiers Immeuble Clarté in Genf (1930 –1932) zu den wichtigsten Beispielen des städtischen Wohnungsbaus der Dreissigerjahre zählt. Dennoch handelt es sich beim Entwurf von Miller & Maranta keineswegs um eine schüchterne Anlehnung an die Arbeit von Senn, sondern um eine kraftvoll zeitgenössische, sehr eigenständige Interpretation jener Themen, die auch Senn seinerzeit aufgegriffen hatte.

Im Park gewachsen Der um 1860 angelegte Schwarzpark, seit 1991 als Folge eines Volksentscheids als Grünzone eingestuft und seit 1996 im Besitz des Kantons Basel-Stadt, darf grundsätzlich nicht überbaut werden. Von dieser Regelung ausgenommen sind zwei Randparzellen. Auf der einen entstand 2002 eine Alterssiedlung, auf der zweiten – ganz im südlichen Spickel des Parks – das Wohnhaus Schwarzpark. Umgeben von prächtigen alten Bäumen, scheint der Neubau selbst aus dem Boden heraus zu wachsen. «Astwerk» nannten die Architekten das Projekt, mit dem sie 2001 den Gesamtleistungswettbewerb für die Überbauung des Areals gewannen: Die in Zusammenarbeit mit dem Churer Ingenieur Jörg Conzett entwickelte Betonstruktur der Fassade spannt ein luftiges Volumen auf wie Äste eine Baumkrone. Die Fassaden werden ganz durch die Tragkonstruktion und durch die raumhohen Öffnungen der Fenster und Veranden bestimmt; tagsüber spiegelt sich der Park in den Verglasungen, nachts leuchtet der Bau wie eine Laterne. Die Wirkung des regelmässigen Tragwerks wird durch die zweifach abgewinkelte Form des länglichen Baukörpers kontrastiert und verstärkt. Doch das Volumen ist auch in der Vertikalen abgewinkelt: Im Sockelbereich zwischen Erdboden und Hochparterre wächst das Gebäude in die Breite und sitzt umso körperhafter über seiner etwas schmaleren Basis. Dies und der raue, dunkelbraune Putz der wenigen geschlossenen Fassadenteile lassen das Haus trotz seines nüchternen Fensterrasters fast organisch erscheinen – ein Gebilde zwischen Baum und Pilz, filigran und erdig zu-

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1 Ansicht vom Park


Situation Grundrisse Erd- und Normgeschoss (Fotos: Ruedi Walti)

MITTEN IN DEN BÄUMEN

Miller & Maranta: Wohnhaus Schwarzpark, 2004 Rau wie ein urtümliches Waldgewächs, filigran wie eine Baumkrone erhebt sich das neue Wohnhaus von Miller & Maranta am Rande des historischen Schwarzparks in Basel – ein komplexes, fein durchdachtes Gebäude und ein brillanter Beitrag zum Thema des gehobenen städtischen Wohnungsbaus. 7


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ORNAMENTE ZWISCHEN TRADITION UND GEGENWART Bosshard Vaquer: Umbau der Aufbahrungshalle des Friedhofs Sihlfeld, Z端rich Eine in den Sechzigerjahren purifizierte Aufbahrungshalle musste den heutigen Anforderungen angepasst werden. Die Architekten unternahmen einen sensiblen Eingriff, bei dem sich die Technik der historischen Schablonenmalerei mit heutiger computergenerierter Ornamentik verbindet.

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Text: Ahmed Sarbutu Nachdem das Bestattungswesen aufgrund der revidierten Bundesverfassung von 1874 von der kirchlichen in staatliche Obhut übergeganen war, übernahm die Stadt Zürich ein Gelände in Wiedikon, das die Pfarrgemeinden Grossmünster, Fraumünster und Predigern gemeinschaftlich 1873 zur Anlage eines neuen Friedhofs erworben hatten. Der neue, nunmehr konfessionsneutrale Zentralfriedhof – seit 1896 Friedhof Sihlfeld genannt – wurde 1877 eröffnet. Wie die von Stadtbaumeister Arnold Geiser errichteten Eingangsbauten an der Ämtlerstrasse beweisen, wählte man für die Architektur einen von der Antike inspirierten Baustil, der explizit christlicher Konnotationen entbehrte. Tempelartig wirkt auch das durch den Zürcher Feuerbestattungsverein finanzierte, von Geiser schon 1877 geplante, aber erst zehn Jahre später realisierte Krematorium in der Hauptachse der Anlage. War der Friedhof durch die Hochrechnung von Sterbeziffern auch auf die Zukunft berechnet, so erforderte doch die Eingemeindung umliegender Gemeinden 1893 grossflächige Erweiterungen – die heutigen, von einer öffentlichen Wegachse getrennten 2

Teile C (1902) und D1 (1915). Die Vergrösserung und überdies die wachsende Akzeptanz der Feuerbestattung machten

1 Benutzergang im Westflügel vor den Aufbahrungskammern Das Dekorationssystem konnte freigelegt und wiederhergestellt werden, die Bankeinbauten und Vasen sind freie Interpretationen der Architekten (Fotos: Hélène Binet) 2 Aufbahrungskammer Das Dekorationsschema wurde aus dem Palmettenfries der Gebälkzone generiert 3 Gang im Mitteltrakt Wölbungen und Farbfassungen wurden von den Architekten entwickelt, um die einzelnen Innenräume zusammenzubinden

schliesslich den Bau eines neuen Krematoriums nötig. Mit der Planung des Friedhofs Sihlfeld D1 wurde der Nachfolger von Geiser betraut, der in Pforzheim geborene und an der ETH tätige Friedrich Fissler. Im Kontext der Friedhofserweiterung entwarf dieser auch ein neues Nebengebäude mit Aufbahrungshalle, Abdankungskapelle und diversen Nebenräumen; das H-förmige Bauwerk entstand im Nordwesten des neuen Sektors, nahe dem Hauptportal Richtung Albisriederplatz. Für das Äussere wählte Fissler den Stil eines reduzierten Neoklassizismus; im Inneren überraschte in den für Trauernde zugänglichen Bereichen eine reiche künstlerische Ausstattung, unter anderem mit Wandmalereien und Sgrafitti von Friedrich Appenzeller. Auch funktional war das Gebäude auf der Höhe seiner Zeit: Besucher- und Dienstbereich waren streng voneinander getrennt, und die im Inneren der Anlage befindlichen Aufbahrungskammern wurden mit gekühlter Luft und – über Glasdecken – mit indirektem Licht versorgt.

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Funktionale Anpassungen Gewandelter Zeitgeschmack führte indes dazu, dass der Bau im Inneren, von der Kapelle abgesehen, seinen Charakter verlor. Die Dekorationsschemata der Wände wurden mit Dispersionsfarbe überstrichen, die Bänke und Vasen im Besuchergang entfernt. 2001 entschied man sich für eine grundlegende Renovierung des Gebäudes. Eigentlicher Anlass dafür war die Situation in den Aufbahrungskammern. Einerseits waren die zellenartigen Grundrisse zu klein für den Besuch mehrerer Personen, andererseits war ein längerer Aufenthalt von Verwandten und Freunden bei den Toten aufgrund des zur Bauzeit fortschrittlichen Kühlungssystems nicht möglich. In einem Wettbewerb konnte sich das Architekturbüro Bosshard Vaquer mit seinem Konzept einer sensiblen Restruktu-

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BUNTES LEBEN AN DER STADTLICHTUNG

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Situation

2 Aussenansicht Dämmerung (Fotos: Hannes Henz) 3 Aktionsraum im 1. Obergeschoss

EM2N : Quartierzentrum Aussersihl, Zürich Eine lange Geschichte sozialer Not, eine Verkettung von Unglücksfällen und ein politischer Schlagabtausch haben zum Bau des Quartierzentrums Aussersihl in seiner heutigen Form geführt. Das sehr gelungene Gebäude von EM2N stösst bei der Quartierbevölkerung auf grossen Anklang.

Text: Benjamin Muschg Eine grüne Wand, die den Rücken frei hält vom Lärm und von der Hektik der Stadt – ringsherum Bäume, die ihre Äste zärtlich um einen legen – über dem Kopf eine schützende grüne Decke: Im Restaurant B im Erdgeschoss des neuen Quartierzentrums von Zürich Aussersihl fühlt man sich das ganze Jahr wie auf einer Parkbank. Mit dem im Oktober eröffneten Neubau hat das Zürcher Büro EM2N einen gelungenen Beitrag zur Aufwertung der Bäckeranlage geleistet, die seit 1955 amtlich Aussersihler-Anlage heisst und nun im Begriff ist, zu jener urbanen Oase des Langstrassenquartiers zu werden, die sie ursprünglich hätte sein sollen, aber in ihrer über 100jährigen Geschichte kaum je war.

Der Stadtpark als Problemzone Der Quartierübername «Chreis Cheib» verrät, dass Zürich in Aussersihl traditionell seinen «menschlichen Ausschuss» entsorgte. Im 12. Jahrhundert wurden die Aussätzigen der Stadt ins «Siechenhaus» St. Jakob an der Sihlbrücke abgeschoben, in der «Cheibengrube» wurden Tierkadaver und die Leichname der Gehenkten begraben. Mit der Industrialisierung setzte Mitte des 19. Jahrhunderts in Aussersihl ein Baumboom ein, der das Ackerland vor den Toren der Stadt innerhalb von 50 Jahren zur zehntgrössten Schweizer Stadt 2

anwachsen liess. Aussersihl wurde zur Heimat der Arbeiter-

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Peter Märkli: Schulhaus im Birch, Zürich-Oerlikon Der neue Schulkomplex in Oerlikon setzt aufgrund einer neuartigen Raumorganisation Massstäbe. In einer vormals industriell geprägen Umgebung operiert der Architekt, nicht zuletzt aus produktionstechnischen Gegebenheiten, mit rauen Materialien, denen er eine eigene, beiläufige Poesie zu entlocken vermag.

KONTROLLIERTE ZUFÄLLIGKEIT 1 Clusterkonzept: Gemeinschaftsraum mit Klassenzimmern (Fotos: 1, 5–9: Walter Mair)

Text: Hubertus Adam

gleichsam eine «Verbotene Stadt». Dann erfolgte der Auf-

Wie kaum ein anderer Bereich der Architektur hat der Schul-

bruch: Auf Basis eines 1992 veranstalteten internationalen

bau Schweizer Architekten in den vergangenen Jahren mit

Ideenwettbewerbs, aus dem das Zürcher Büro Ruoss/Si-

Aufträgen versorgt. Entstanden sind durchaus Inkunabeln

ress/Schrader als Sieger hervorging, wurde das einst indust-

zeitgenössischen Bauschaffens, doch betrachtet man die

riell genutzte, im Besitz der ABB als Nachfolgerin der MFO,

Grundrisse, so zeigt sich gemeinhin wenig an Innovation.

aber auch weiterer Firmen sowie der Stadt und des Kantons

Verglichen mit reformerischen Konzepten, die beispielsweise

befindliche Terrain nördlich des Bahnhofs Oerlikon einer

Alfred Roth 1950 in seiner Publikation Das neue Schulhaus

neuen Nutzung zugeführt. 1996 fand das Planungsleitbild die

veröffentlichte, wirken viele gegenwärtige Neubauten brav

Bewilligung offizieller Stellen: Auf dem früheren Industrie-

und bieder. Zu den wenigen Beispielen, die zeigen, dass Ar-

gelände sollen Wohnungen für 5000 Einwohner sowie 12 000

chitekten sich auch mit Fragen der Pädagogik auseinander

Arbeitsplätze entstehen. In architektonischer Hinsicht wurde

setzen und der Kultusbürokratie voraus sein können, zählt

eine Orientierung an der grossflächigen Volumetrie der frü-

das neue Schulhaus im Birch in Zürich-Oerlikon. Für das neue

heren Hallenbauten festgeschrieben; eine ebenfalls denk-

Prinzip des Co-Teachings, bei dem mehrere Klassen und Leh-

bare Hochhausbebauung stiess damit ebenso auf Ablehnung

rer eine Art von Kleinschule innerhalb eines grösseren Schul-

wie eine kleinteiligere Strukturierung. Ob in Baden oder Oer-

kosmos bilden, hat Peter Märkli eine spezielle Grundrisslö-

likon, ob in Winterthur oder Zürich-West: Mit der Revitalisie-

sung entwickelt: Ein Verbund aus einem Gemeinschaftsraum

rung von Industriearealen schien in den Neunzigerjahren die

und drei angelagerten Räumen bildet das Grundelement, das

Zeit des grossen Massstabs angebrochen, endlich.

nunmehr verschiedene Nutzungen ermöglicht. Nach der Ab-

Inzwischen sind weite Teile des Planungsgebiet Neu-Oer-

schaffung des klassischen Frontalunterrichts zugunsten von

likon fertig gestellt, doch nach der frühen Euphorie macht

Gruppen- und Teamkonzepten ist hier eine adäquate, für di-

sich Ernüchterung breit. Das Quartier wirkt nicht eben le-

verse Unterrichtsmodelle adaptierbare Struktur gefunden

bendig, dafür mag man funktionale ebenso wie ästhetische

worden. Die Wände zwischen den Räumen bestehen aus

Gründe anführen. Ohne Zweifel war es ein Fehler, die Alt-

Glas; bei Bedarf können Vorhänge zur visuellen Trennung

bausubstanz beim zentralen Quartier nördlich der Binzmüh-

eingesetzt werden. Inzwischen, so zeigen die Erfahrungen in

lestrasse vollständig zu entfernen. Ausserdem ist eine Nut-

der Praxis, wird längst nicht mehr strikt zwischen Unter-

zungsmischung nicht gegeben – Geschäfte oder Gaststätten

richts- und Freizeitzone getrennt; was heute hier geschieht,

sucht man vergeblich. Und schliesslich zeigt sich, dass in vie-

findet dort morgen seinen neuen Ort. Raum aneignen, mit

len Bauten der Umgang mit dem grossen Massstab nicht zu

Raum ungehen, auch das kann ein pädagogisches Ziel sein.

überzeugenden Resultaten geführt hat. Gross zu bauen, mit Rauheit umzugehen, das hat in der Schweiz keine Tradition.

Transformation eines Stadtteils

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Für 700 Schüler ist der Komplex im Norden von Oerlikon aus-

Poesie und Prosa

gelegt, einem neuen Stadtteil von Zürich. Bis in die Acht-

Dass es auch anders geht, zeigt der Schulkomplex von Peter

zigerjahre hinein war das Terrain der hauptsächlich im

Märkli. Als mit der Planung der Gebäudegruppe begonnen

Rüstungssektor tätigen Maschinenfabrik Oerlikon (MFO )

wurde, war von den benachbarten Bebauungen wenig mehr


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Gigon/Guyer: Donation Albers-Honegger, Mouans-Sartoux/Galerie-Depot, Wichtrach Gigon/Guyer gelten seit dem Kirchner-Museum Davos als Protagonisten des zeitgenössischen Museumsbaus. Nahe der Côte d’Azur haben sie nun einen Neubau für die von Gottfried Honegger und Sybil Albers zusammengetragene Sammlung konkreter Kunst errichtet, in Wichtrach bei Bern ein Depot für eine Galerie.

TURM UND SCHEUNE

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Text: Hubertus Adam

1 Ansicht vom Hangfuss aus (Fotos 1+2, 11+12: Serge De mailly)

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Am Ende des Rundgangs, der nicht eigentlich ein Rundgang ist, sondern ein kontinuierliches Sich-Aufwärtsbewegen durch 15 Ausstellungsräume und über sechs Ebenen, findet

2 Situation oberer Eingang

sich in einer Vitrine das einzige Objekt, das nicht eigentlich

3 Situationsplan (ohne Massstab) A Château de Mouans B Donation AlbersHonegger C Ateliers Pédagogiques D Préau des Enfants

ein Kunstwerk ist: ein Pyritkristall, versehen mit der Beischrift «L’univers est écrit en langage mathématique». Dass sich in der reinen Form mehr offenbart als die ideale Geometrie, ist das Credo jener Kunstrichtung, für die Theo van Doesburg 1930 den Begriff «Art concret» geprägt hat. Nichts sei konkreter, nichts wirklicher als eine Linie, eine Farbe, eine

D

Fläche, und basierend auf den heroischen Kunstströmungen des beginnenden 20. Jahrhunderts, dem Suprematismus C

Malewitschs ebenso wie dem niederländischen De Stijl, pos-

B

tulierte van Doesburg eine universelle Sprache als Grundlage A

einer neuen Kultur. In der Schweiz können Max Bill und Richard Paul Lohse als Protagonisten gelten, doch so sehr die Konkrete Kunst auch den Humus der Schweizer Kunst nach 1945 bildete, so sehr sollten Differenzen an die Stelle von Ge-

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meinsamkeiten treten. Der Streit um die Interpretationshoheit geriet zu Diadochenkämpfen, und die Intention des 1917 geborenen Künstlers Gottfried Honegger, seine eigene

konnte für die Sammlung ein Neubau der Zürcher Architekten

Sammlung konkreter Kunst zu einem umfassenden Stif-

Gigon/Guyer eingeweiht werden, Resultat eines zweistufi-

tungsmuseum auszubauen, scheiterte am Widerstand der

gen Architekturwettbewerbs. Möglich geworden war das

Berufskollegen oder ihrer Erben.

Projekt, weil Honegger und Albers-Barrier ihre Kollektion als

Daher präsentiert Honegger, der mit seinen seit 1960 ent-

Donation Albers-Honegger im Jahr 2000 an den französi-

standenen Tableau-reliefs zur zweiten Generation der

schen Staat übertragen hatten und dieser dafür im Gegenzug

Schweizer Konkreten zählt, die gemeinsam mit Sybil Albers-

den Neubau finanzierte.

Barrier aufgebaute Kollektion seit 1990 in seiner südfranzösi-

Es handelt sich um ein vertikales Museum in Form eines

schen Wahlheimat. Domizil des Espace de l’Art Concret ist

fünfgeschossigen Turms, der nordwestlich des Schlosses so

das Schloss des zehn Kilometer nördlich von Cannes gelege-

am Hang platziert wurde, dass er vom Parkplatz im Tal aus

nen Städtchens Mouans-Sartoux. Das im Kern aus dem be-

gesehen schier unendlich zwischen den Bäumen aufragt,

ginnenden 16. Jahrhundert stammende Château war mitsamt

während das Volumen vom Park aus moderat wirkt, die

seinem Park kurz zuvor von der Gemeinde erworben worden

Dimensionen einer grösseren Villa nicht zu sprengen

und schien mit seiner ungewöhnlich dreieckigen Form und

scheint und die Traufhöhe der Schlosstürme respektiert.

den kreisrunden Ecktürmen wie geschaffen für die geometri-

Gigon/Guyer konzipierten einen Sichtbetonkörper, der gelb-

schen Werke der Konkreten.

grün gestrichen wurde; die Faktur der Pinselstriche lässt sich aus der Nähe erkennen. Auf selbstverständliche Weise har-

Architektur und Natur

moniert die Farbe mit der umgebenden mediterranen Vege-

Indes erwiesen sich die Räumlichkeiten auf Dauer als zu

tation, bleibt dabei aber erkennbar artifiziell. Immer wieder

klein, und nachdem durch den in der Region ansässigen Marc

haben sich Gigon/Guyer mit der Interferenz von Architektur

Bariani 1998 ein Atelier pédagogique errichtet worden war,

und Natur beschäftigt: Beim Kirchner-Museum verwendeten

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