archithese 2.14 - Bündnis / Alliance / Association

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archithese

2.2014

Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur

Das italienische Netzwerk der zeitgenössischen Architektur

International thematic review for architecture

Allianzen junger spanischer Architekten EASA: Eigeninitiative im studentischen Kollektiv Max Bill und die Politik der kleinen Schritte Le Corbusier and the Occult Texas Strangers, Texas Rangers Esther McCoy und die Traumfabrik Die Affäre Barragán Stadt als Beute: ECE Fabricate: Neue Werkzeuge, neue Allianzen Angela Deuber Architektin Schulhaus in Thal Peter Kulka Architektur Neubau des Landtags in Potsdam 10/21: Wandel am Departement Architektur der ETH Zürich Bündnisse im Verband: Niklaus Reinhard im Gespräch Neue Vertragswerke: das Projektbündnis

Bündnis – Alliance – Association


EDITORIAL

Bündnis – Alliance – Association Die Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts kann als eine Geschichte von Bündnissen gelesen werden. Vereinigungen wie der Werkbund, CIAM, Team 10 oder die Texas Rangers agierten als Reformbewegung mit politischer oder pädagogischer Agenda, um ihre Ideen in kollektiver Stärke zu verbreiten und schliesslich auch durchzusetzen. In unserem jungen Jahrtausend erleben wir momentan eine Renaissance des gemeinschaftlichen Gedankens und die Bildung neuartiger Netzwerke, die durch die Digitalisierung und Globalisierung erstmals ermöglicht und beschleunigt werden. Können die herkömmlichen Strukturen dabei noch mithalten? In welchem Rahmen bewegen sich die neuen Kollektive – zwischen offener Gemeinschaft, Geheimbund oder Lobbyismus? Zeit, einen Blick unter die Oberfläche zu werfen und nach den Mechanismen dieser Zusammenschlüsse zu fragen. Wie funktionieren sie, was verbindet sie und was treibt sie an? Erlebt der Berufsstand nun seit einigen Jahren durch die Krisensituation eine Erschütterung seiner wirtschaftlichen und beruflichen Existenz, mag dies eine Parallele zum letzten Jahrhundert darstellen. Ist es also die Verunsicherung, die den Architekten als grossen Individualisten in den Chor des Kollektivs zurückführt? Dienen Allianzen nicht meist dem Schutz? – aber vor wem? Die vorliegende Ausgabe untersucht auf verschiedenen Ebenen diese Hintergrundstrukturen der Architektur. Architekten wie Max Bill, Le Corbusier oder Esther McCoy entwickelten ihre eigenen Strategien der Zielerfüllung und agierten aus ihren Netzwerken heraus. Während Bill sich als Politiker ins Parlament wagte, um seine Idee der Umweltgestaltung direkt in den politischen Diskurs einzubringen – ein Engagement, das bis heute unter Gestaltern eine Seltenheit darstellt –, wirkte Le Corbusiers Sozialisierung im Umfeld der Freimaurer als Beschleuniger seiner Karriere. Manch eine Architektenlaufbahn wäre auch heute noch ohne Förderung kaum denkbar, siehe SuperDutch oder New Wave Denmark. So verdanken rückblickend viele Heroen der amerikanischen Szene ihren Mythos der Architektin und Schriftstellerin Esther McCoy, die trotz ihrer Verdienste von der Architekturgeschichtsschreibung vergessen wurde. Ein ähnliches Schicksal, das gegenwärtig jener jungen Generation an Architekten in Südeuropa widerfährt, die bereits als «verlorene Generation» bezeichnet wird. Die dramatischen Einbrüche im spanischen oder auch im italienischen Bausektor zwingen vor allem junge Architekten, das tradierte Rollenbild des egomanischen Künstlerarchitekten zu hinterfragen und nach neuen Definitionen als Agent der Gesellschaft mit sozialer Kompetenz und Sinn für Gemeinschaft zu suchen. Dabei entdecken sie längst vergessene Potenziale und Gebiete für sich wieder und wissen sich auf kreative Weise mittels der Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts digital zu vernetzen und für gemeinsame Projekte zu organisieren. Wie reagiert aber die Politik auf diese neue Situation? Vertraten die Architektenkammern bislang stets die Interessen ihrer Mitglieder, so bekommen sie nun in Ländern wie Dänemark oder Spanien mit der Gründung von Architektengewerkschaften zum ersten Mal in der Geschichte grosse Konkurrenz. Sah die Berufsgruppe ihre Belange nicht mehr gut vertreten? Sind die Kammern zum Werkzeug von Bauindustrie und Wirtschaft geworden? Ein Musterbeispiel für erfolgreichen Lobbyismus stellt die strategische Arbeitsweise des Hamburger Konzerns ECE mit seiner Stiftung Lebendige Stadt für das Grossprojekt MILANEO auf dem Areal von Stuttgart 21 dar. Die Verquickung von Wirtschaft und Politik erzeugt dort eine Unschärfe. So dominiert wirtschaftliches Renditestreben über das von der Politik zu schützende Gemeinwohl und lässt die Stadt zur Beute werden. Heute ist der Lobbyismus kein Schmuddelkind mehr; er gehört inzwischen zum Establishment. Unlängst haben sich auf dem Gebiet von Urheberrechtsfragen bei neuen Vertragsmodellen, wie der Project Alliance aus Australien oder durch die Vereinnahmung von Archivnachlässen, wie im Fall Barragán, bereits neuartige Abhängigkeiten gebildet. Wie also steht es um das Metier? Es ist Zeit für neue Allianzen. Die Redaktion 4

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ARCHITEKTUR AKTUELL

Eigenwillig willensstarker Solitär

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SCHULHAUS VON ANGEL A DEUBER

wünscht und gut geheissen. Nein, das Erstwerk

der Gemeinde – die mit ihren lose verteilten Bauten

ARCHITEKTIN IN THAL, SG

der jungen Architektin aus Chur hat eine publizisti-

auf fast durchgehend grünem Grund als eine für

Ein kleines Schulhaus im Kanton St. Gallen

sche Vorgeschichte, die ein warnender Finger für

die Schweiz nicht untypische Wiesengemeinde be-

beweisst, dass es nach wie vor Wege gibt, im

die allzu schnell Urteilenden sein kann, und die

zeichnet werden könnte – entstand jenseits seines

Boom der kleinen Schulhäuser eigenständige

stets notwendige Durchsetzungskraft des Unge-

quadratischen Grundrisses ein ausserordentliches

Lösungen zu entwickeln, welche die Aufgabe

wohnten bezeugt. Das Projekt ist zunächst nicht

Gebäude.

nicht als energieoptimierte Serviceleistung

am öffentlichen, sondern am redaktionellen Votum

Mit seiner scharfkantigen und flächig geschal-

verstehen, sondern als architektonische

gescheitert. «Irgendwie ja, aber Verdacht auf for-

ten Sichtbetonkonstruktion bedient es sich der ar-

Entwurfsleistung.

male […] mit esoterischem Unterbau», so der un-

chetypischen Materialerscheinung des neueren

vollständige Gedankengang. Auf Basis des Bild-

Schweizer Bauens und doch entzieht sich die äus-

Autor: Hannes Mayer

und Planmaterials liess sich kein finales Verdikt

sere Erscheinung eines eindeutigen Ausdrucks von

Das Projekt hat eine Vorgeschichte. Dabei ist es

sprechen, die Uneinigkeit verhinderte eine Publika-

Tragen und Lasten. Das Gebäude strahlt Massivität

keineswegs wie so viele andere öffentliche Bauten

tion in der letzten «Swiss Performance»-Ausgabe.

aus, drängt keineswegs zur Leichtigkeit, jedoch

in der Schweiz über das Votum der Wähler gestol-

Skeptisch und doch neugierig gestimmt wurde eine

wirken die dünnen Stützen, welche die umlaufen-

pert. Das kleine Primarschulhaus mit integriertem

Besichtigung vereinbart.

den, an die Struktur angehängten Balkone tragen,

Kindergarten, welches als Ersatz für ein bestehen-

fragil – oszilliert die Umhüllung des Körpers zwi-

des Gebäude auf demselben Gelände errichtet

Volumen oder Struktur

schen Zierrat und Struktur und erinnert mit den

wurde, hat man sich in der kleinen Gemeinde Thal

Das neue Schulhaus steht im Dorfzentrum von

auskragenden spitzwinkligen Brüstungen an einen

bei Rorschach, oberhalb des Bodensees, ge-

Buechen, einer Teilgemeinde von Thal. Im Kontext

Scherenschnitt, dessen mehrgeschossige Mittel-

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1 Nordostfassade mit Eingangsbereich (Fotos: © Schaub Stierli Fotografie) 2 Frontalaxonometrie 3 Lageplan

2

3

stütze mit einer Handbewegung aus der Eingangs-

menkonstruktion in der Fassade erlaubt. Es ist im

jedoch eine Verbeugung vor dem Werk Louis

achse gezogen wurde. Willkommen. Leichter Witz

besten Sinne eine schräge Konstruktion, eine,

Kahns erkennen.1

in schwerer Ausführung. Ein Lebenszeichen der

welche von den abzutragenden Lasten eine zwin-

Entwerferin zum Empfang, das hätte auch einem

gende Gebäudestruktur ableitet, um dann durch

Zickzack auf und ab

dünnstützigen und preisgekröhnten Tempelchen

bewusste Entwurfsakte eine Aussenwirkung zu

Die innere Organisation des Schulgebäudes ist zu-

wie dem Eingangsgebäude zum Literaturarchiv

komponieren, die – so die Erscheinung – massige

nächst einfach. In der Mittelachse liegt auf jedem

Marbach von David Chipperfield gut getan. Auch in

Betondreiecke auf dünne Fensterrahmenprofile

der drei Geschosse ein Korridor, jeweils über eine

der zweiten Lage der durch die Balkone geschütz-

stellt. In einem Jahrzehnt universal-globaler Gitter-

ebenfalls mittig angeordnete einläufige steile Be-

ten Fassade entzieht sich das Schulhaus den Kon-

raster- und wohlproportionierter Lochfassaden

tontreppe vertikal miteinander verbunden. Links

ventionen. Gleichzeitig sucht es hier die archaische

wählt Angela Deuber den Weg der intensiven Inte-

und rechts davon sind die Klassenzimmer, Lehrer-

Kraft des Notwendigen und leistet sich Ausflüge ins

gration von Gestaltung und Tragwerk und formu-

und Besprechungszimmer sowie ein grösserer

Symbolische. Eine Spannung, welche das gesamte

liert mit einem tief gestaffelten Aufbau der Umhül-

Mehrzweckraum im ersten Obergeschoss ange-

Gebäude durchzieht. Die massiven Sichtbetondrei-

lung eine Alternative zum derzeitigen Trend. Dabei

siedelt. Die Materialisierung ist ergänzt um die

ecke, auf welche die Hauptstruktur neben wenigen

scheint das Konzept des Gebäudes den von Heino

weiss geschlämmten, nicht tragenden Wände aus

aussteifenden Scheiben im Inneren reduziert ist,

Engel zusammengetragenen und grafisch verein-

Mauerwerk, die sich in ihrer Stärke deutlich von

übertragen die Lasten auf einen niedrigen Stützen-

fachten Tragsystemen näher als der zeichenhaft-

den aussteifenden Sichtbetonscheiben unterschei-

stumpf, der wiederum auf seiner formalen Eigen-

skulptural aufgeladenen Schule in Grono des eben-

den. Der geschliffene Boden hingegen ist nicht hin-

ständigkeit beharren darf, indem er etwas einge-

falls jungen Churer Kollegen Raphael Zuber (vgl.

zugefügt, ist kein eingezogener Estrich, sondern

rückt ist und somit eine durchgehende Fensterrah-

archithese 1.2012); bei beiden Werken lässt sich

die geschliffene, tragende Betonplatte. Das er11


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NEUE NETZWERKE, NEUE DYNAMIKEN Anmerkungen zu aktuellen Allianzen unter jungen spanischen Architekten Die Finanzkrise in Spanien hat den Bausektor und die Architektenschaft nicht nur in eine wirtschaftliche, sondern auch in eine beruflich-existenzielle Krise geführt. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit unter den Architekten ist die Berufsgruppe erstmals nach Jahren der Boomzeit gezwungen, sich gemeinschaftlich zu organisieren und zu definieren. Dabei spielen die Gründung einer Gewerkschaft sowie die digitalen Plattformen eine zunehmend wichtige Rolle in der Organisation neuer Netzwerke.

1 Online-Plattform Inteligencia Colectivas (Grafik: www.inteligenciascolectivas.org)

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Autorin: Isabel Concheiro

Im Architektur- und Bausektor wird dieses Grundsatzpro-

Übersetzung aus dem Englischen: Claudia Kotte

blem weiter verschärft durch das Marktungleichgewicht, das sich durch die Spekulationsblase in den letzten zehn Jah-

Dynamiken nach dem Platzen der Blase

ren entwickelt hat. Dieser Sektor ist daher mit am stärksten

Eines der grössten Probleme auf dem spanischen Arbeits-

von der gegenwärtigen Krise betroffen und verzeichnet eine

markt ist das Missverhältnis zwischen Ausbildungsstand

Arbeitslosenquote von 25 Prozent.

und Stellenanforderungen: 31 Prozent der spanischen Bevöl-

Zwischen 1998 und 2007 erlebte der Bausektor bislang

kerung sind für ihre Stelle überqualifiziert, während es im

ungekannte Zuwachsraten und daraufhin einen entspre-

europäischen Durchschnitt nur 19 Prozent sind. Der starke

chenden Einbruch. Die Zahl der Projekte, die vom Architek-

Anstieg der Zahl der Hochschulabsolventen in den letzten

tenverband genehmigt wurden, fiel von rund 900 000 auf

Jahrzehnten – von 19 Prozent 1997 auf 30 Prozent im Jahr

dem Höhepunkt der Immobilienblase 2006 auf weniger als

2013 – war notwendig, um den OECD-Durchschnitt zu errei-

70 000 im Jahr 2012; beide Zahlen unterscheiden sich erheb-

chen; das Problem ist also nicht so sehr das Überangebot an

lich von den durchschnittlich 300 000 in den Neunzigerjah-

Absolventen, sondern das Fehlen eines wettbewerbsfähigen

ren. Dieses Wachstum lag zum einen an der Immobilien-

Wirtschaftsmodells, das qualifizierte Arbeitskräfte verlangt.

blase, zum anderen aber auch an der guten Konjunktur und


den entsprechend hohen Investitionen in öffentliche und private Bauprojekte. Dieser Boom im Bausektor ging mit einer Explosion an neu eingerichteten Architekturhochschulen einher: 18 der 31 bestehenden Schulen wurden nach 1997 gegründet, sodass die Zahl der Architekten von 27 000 im Jahr 1997 auf über 50 000 im Jahr 2013 stieg und mit 1,1 Architekten pro 1000 Einwohner über dem EU-Durchschnitt von 0,9 liegt. Bis heute kommen immer noch jedes Jahr 3000

2

neue Architekten hinzu. Dieses Szenario stellt die Architekten gegenwärtig vor grosse Schwierigkeiten und verheisst eine ungewisse Zukunft. Andererseits macht es Spanien zu einer interessanten Fallstudie, was die Entstehung neuer Dynamiken von Interessensgemeinschaften angeht, die die für den Berufsstand so typische individualistische Logik überwinden und neue Formen der Zusammenarbeit hervorbringen wollen. Architekten in Spanien sind überwiegend jung – 60 Prozent sind jünger als 45 Jahre – und gerade in dieser jüngeren Generation zeigt sich der aktuelle Handlungsdrang sehr deutlich: Erstens gehen sie neue Allianzen ein, um die Probleme der konventionellen Praxisausübung zu umgehen, denn den traditionellen Institutionen ist es bislang nicht gelungen, diese Probleme anzugehen. Zweitens erweitern sie die Grenzen der Berufspraxis und definieren die Rolle des Architekten neu in Bezug auf das, was sie tun und wie sie es tun. Und drittens sind sie daran interessiert, ungewohnte Instrumente und digitale Netzwerke in der beruflichen Praxis zu erkunden. Gestärkte Mitarbeiter und kollektive Strukturen Noch im Jahr 2007 war statistisch gesehen einer von vier Architekten als Mitarbeiter in einem Architektenbüro beschäftigt. 70 Prozent von ihnen waren unter 35 Jahren. Die Architektenbüros in Spanien sind im Allgemeinen Kleinunternehmen mit durchschnittlich 3,8 Angestellten und einer wenig ausgeprägten Unternehmenskultur. Zu Zeiten der

3

Immobilienblase entwickelte sich eine Arbeitsrealität, die bereits in den Neunzigerjahren verbreitet war und darin bestand, Mitarbeiter, die sich in einer prekären Lage befanden, als sogenannte Scheinselbstständige anzustellen, das heisst, ein Architekt arbeitete als Angestellter mit festen Arbeitsstunden und ausschliesslich für einen Arbeitgeber. Er erhielt jedoch keinen festen Arbeitsvertrag, hatte keinen Anspruch auf Abfindung, Arbeitslosengeld oder Urlaubstage und verdiente einen sehr geringen Lohn. 2003 verdienten 28 Prozent aller Architekten weniger als 15 000 Euro brutto im Jahr. In manchen Fällen nutzten die Architektenbüros die

2 PKMN: Rojo Paquimé, temporäre Instal lation bei der archäologischen Fundstätte Paquimé bei Chihuahua, Mexiko, 2011 (Abbildung: PKMN)

3 2003 gründete Santiago Cirugeda das Büro Recetas Urbanas, das seither subversive Interventionen im städtischen Raum durchführt (Abbildung: Santiago Cirugeda)

heikle Situation ihrer Mitarbeiter aus. In anderen Fällen 31


1

LE CORBUSIER AND THE OCCULT Notes on Le Corbusier’s architectural and phenomenological methodology Before Charles-Édouard Jeanneret reinvented himself as Le Corbusier in Paris, he grew up in the moral, social and philosophical environment of La Chaux-de-Fonds where the Freemasonic Lodge L’Amitié was very influential. These years constitute an important influence on his methods of designing architecture and his ways of conceptualizing his career as architect.

Author: Jan K. Birksted

Before exploring, firstly, the centrality of the Loge L’Amitié in the cultural and social life of La Chaux-de-Fonds before 1917

“What was intended was not a history of the life and death of

and its presence in the life of the Jeanneret family and, sec-

Constantine, nor yet an encyclopaedia of all worthwhile in-

ondly, the importance of Masonic lodges in the Paris of the

formation pertaining to his period. Rather were the signifi-

Third Republic, when Charles-Édouard Jeanneret arrived

cant and essential characteristics of the contemporary world

there and realized how he could try to advance his career by

to be outlined and shaped into a perspicuous sketch of the

activating his knowledge of Masonic ideas, symbols and net-

whole.”

works, let me ask a question: so what? Indeed, who cares

(Jacob Burckhardt, The Age of Constantine the Great, New York 1949)

about Masonic lodges in La Chaux-de-Fonds and in Paris and about how Charles-Édouard Jeanneret advanced his career?

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Which memories came flooding back to Charles-Édouard

Because, ultimately, what we would like to illuminate are the

Jeanneret when, in 1960 at the age of 63 and five years before

architectural qualities of his work. It is, however, precisely

his death, he purchased and annotated a copy of Les Francs-

via his early life, via the cultural and social contexts of La

maçons by Serge Hutin?

Chaux-de-Fonds and Paris and via his use of specific sym-

1


bolic elements, that we can find answers regarding the archi-

He is arriving by train at 22 minutes past 2.6 Quartier-la-Tente

tectural qualities of Le Corbusier’s work and his architectural

fils was the son of Édouard Quartier-la-Tente père, whom

concepts for the promenade architecturale and the espace

Hutin’s Les Francs-maçons listed as an authoritative and

indicible (architectural promenade and ineffable space).

classic Masonic author.7 The belonging of both Quartierla-Tente fils and père to Masonic lodges was of course well

In the context of the Loge L’Amitié

known. Ritter, writing about life in Le Landeron, described

Therefore, which memories came flooding back when anno-

how, “First of all, we were enchanted with the area and all

tating Serge Hutin’s Les Francs-maçons? First in time were

the wonderful possibilities for walking. Well, the people

memories from La Chaux-de-Fonds before 1917, the year of

there in general showed us great kindness (…) but there was

his definitive departure for Paris. These memories encom-

also the pastor Édouard Quartier-la-Tente, son of the State

passed his closest family and acquaintances as well as his

Councillor and also confirmed Grand Master of the Grande

rivals, whose work he coveted and tried to emulate. Nearly

Loge Suisse Alpina. The protestant pastor of Le Landeron

anyone who was anybody in La Chaux-de-Fonds around the

was equally well known to be a freemason (…).”8 So, having

year 1900 belonged to the Loge L’Amitié. While Jeanneret’s

briefly outlined a few cases of Freemasonic presence

own father, Georges-Édouard Jeanneret, was not a member

amongst Jeanneret’s family and acquaintances, the question

of L’Amitié – although his watchmaking atelier was located

arises: what about the circles and networks beyond these

next door and he was regularly invited to lecture there –

immediate ones? What about his architectural and profes-

Charles-Édouard’s uncle, Sully Guinand, is listed in the

sional rivals, the official town architects and engineers of La

membership registers as “fabricant, Chaux-de-Fonds, né

Chaux-de-Fonds? 9 Robert Belli, Hans Mathys and Louis

1847, III”. 3 Sully Guinand, meanwhile, was of pivotal impor-

Reutter were all members of L’Amitié. Therefore I would like

tance in the life of the Jeanneret family. It was Sully Guinand

to examine some features of the architecture created by

who regularly came to their financial rescue when they were

these town architects and, in particular, one of the best-

penurious. And, thanks to his solid financial situation,

known buildings of La Chaux-de-Fonds – Robert Belli’s

2

1 Le Corbusier, Le Poème de l’angle droit, G3 (Photos 1, 3, 7, 8, 10, 12, 14, 15: © FLC/ ProLitteris, 2014) 2 Serge Hutin, Les Francs-maçons, Éditions du Seuil, Paris 1960 (Photos 2, 6, 9, 13: Archive J. K. Birksted)

Christmases, anniversaries and all important family celebrations were held at his house. His sudden death on 13 November 1897 is recorded by Georges-Édouard Jeanneret as, “A big day in our family, with the death of our dear brother-inlaw Sully Guinand at 12 in the morning, after an illness (…). It is a great loss for his family and for all of us who loved him and appreciated his kindness.”4 The entry for Christmas 1900 records a poignant change: “27 December. (…) Christmas day sky brilliant; we had a small reunion at our apartment in the evening – grandparents, aunts and cousins. Without tree, a peaceful evening that ended with tea and cakes (…). Since the death of my brother-in-law Sully Guinand, Christmas celebrations have lost their brio in the family (…).”5 More memories flooded back when Serge Hutin’s Les Francs-maçons discussed Freemasons Jeanneret had known, such as Édouard Quartier-la-Tente. A new pastor, Édouard Quartier-la-Tente fils, had been appointed to the Église nationale in La Chaux-de-Fonds before being transferred to Le Landeron, a village outside Neuchâtel where William Ritter lived between 1914 and 1917 with his partner, Janko Cádra. It was Édouard Quartier-la-Tente fils who, as privileged owner of a telephone, announced Charles-Édouard Jeanneret’s frequent arrivals from La Chaux-de-Fonds. Ritter recorded: “Friday 19 March 1915. At eight o’clock this morning, M. Quartier-la-Tente came to tell us that he telephoned (…).

2

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DER KOPF HINTER MYTHEN: ESTHER MCCOY Die Arbeit der Schriftstellerin und Architekturjournalistin Esther McCoy in Kalifornien Wie wird eine Frau Anfang dreissig, die in New York überwiegend Kurzgeschichten verfasst hatte und dank Veröffentlichungen in Grand Street, Harper’s Bazaar und Vogue bereits auf der ersten Stufe einer schriftstellerischen Karriereleiter stand, in Los Angeles zur Chronistin dessen, was in den USA als «Mid-Century Modernism» bezeichnet wird?

1 Esther McCoy am Zeichentisch, Santa Monica, um 1945 (Fotos 1+3: Esther McCoy Papers, Archives of American Art, Smithsonian Institution, aus: Susan Morgan (Hrsg.), Piecing Together Los Angeles: An Esther McCoy Reader, Valencia, CA 2012, S. 1 und S. 392) 2 Publikationen von Esther MacCoy

Autor: Klaus Leuschel Esther McCoy war 1932 nach einer schweren Lungenentzündung des Klimas wegen von New York nach Los Angeles gezogen. Ursprünglich als temporärer Aufenthalt geplant, fand sie rasch Gefallen an Kalifornien und arbeitete dort zunächst als freischaffende Autorin. Artikel zu slum clearances und günstigem Wohnungsbau für EPIC News, die Zeitung des End Poverty in California Movement des sozialkritischen sozialistischen Autors und Aktivisten Upton Sinclair, verdeutlichen McCoys politische Haltung,1 die sie später eng mit Rudolph Schindlers Frau Pauline verbinden sollte. Während des Zweiten Weltkriegs fand McCoy eine Anstellung als technische Zeichnerin beim Flugzeugbauer Douglas und hoffte, gegen Ende des Krieges ein Architekturstudium an der University of Southern California (USC) aufnehmen zu können, was ihr jedoch aufgrund ihres Alters und Geschlechts verwehrt blieb.

1

So bewarb sie sich 1944 bei Rudolph M. Schindler als Zeichnerin. Hier waren im Gegensatz zur Universität die

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männlichen Mitbewerber rar; diese hatten ihren Dienst in

Der Aufstieg Kaliforniens

der US-Armee zu leisten. Schindler gab ihr den Job, obwohl

Als McCoy nach L.A. kam, «nahm niemand L.A. ernst. Und

er ihr im Bewerbungsgespräch sagte: «Flugzeugkonstruk-

ich wollte […], dass der Ort ernst genommen wird»3. Hatte

teure verstehen nichts von Flugzeugen – ausser von den

sie, auch ohne Architekturausbildung, dank ihres Interesses

Teilen, an denen sie gerade arbeiten.» Ihr Hinweis auf das

und ihres Freundeskreises an der Ostküste – zu dem unter

abgelehnte Architekturstudium bestärkte ihn aber darin, sie

anderem der ETH-Absolvent William Lescaze gehörte –

anzustellen. «Dann müssen Sie umso weniger wieder ver-

quasi mit ihrer Ankunft begriffen, über wie viel Potenzial die

gessen.»2 Sie arbeitete bis 1947 für Schindler und schrieb

Westküste verfügte? Bliebe die Frage: Wie verlieh sie diesem

nebenbei weiterhin Texte – bevorzugt in den frühen Morgen-

Potenzial Ausdruck? – Sie kam vom literarischen Schreiben,

stunden und zunehmend über Architektur.

und so verschmolz bei Esther McCoy aussergewöhnliches

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs avancierte sie so zur

sprachliches Talent dergestalt mit Tatsachen, wie es Holly-

entschiedenen Parteigängerin jener Protagonisten der Mo-

wood erfolgreich vorgemacht hatte. Ausserdem verfasste sie

derne, die den kalifornischen Traum vom zeitgenössischen

intelligente Plädoyers; etwa in einem Brief an ihren Freund,

Einfamilienhaus realisierten. Dazu zählten nicht nur Schind-

den Science-Fiction-Autor Ray Bradbury, in dem sie darauf

ler und die beiden Überväter Neutra und Wright, sondern

hinwies, Architekten würden auch dann noch für Fehler ver-

beispielsweise auch Charles und Henry Greene, Irving Gill

antwortlich gemacht, wenn diese der Bauherrschaft zuzu-

und Bernard Maybeck.

rechnen wären.4 Und schliesslich – verdankt die Traum fabrik


2

Hollywood ihr Image nicht gerade der Faktenungenauigkeit?

architektonische Qualitäten unterstrichen. Und das, ohne

War es Zufall, dass sie Ayn Rands Roman The Fountainhead

seine Schlussfolgerungen aus den Neurowissenschaften und

am liebsten selbst geschrieben hätte, dessen Protagonist ein

den daraus abgeleiteten Biorealism wirklich durchdrungen

Architekt ist? Spielte Julius Shulman im Gespräch zu Ayn

zu haben. Den Hintergrund von Neutras und Schindlers gros-

Rand und The Fountainhead auch darauf an?5 Jedenfalls be-

ser Gemeinsamkeit, die klare Trennung zwischen Küche und

wohnte Ayn Rand zeitweilig ein Haus, das Richard Neutra

Wohnen, akzeptierte sie zeitlebens nicht – das Architektur-

1935 für den Regisseur Josef von Sternberg gebaut hatte. Es

verständnis in der Nachfolge von Adolf Loos’ «Raumplan»

steht in Northridge, 15 Kilometer nördlich von Bel Air – aber

blieb ihr als Amerikanerin fremd.

sinnbildlich doch in Hollywood.

Was zur europäischen Sicht einer amerikanischen Position zum «Open Plan» (als Gegenentwurf zu Loos) zu passen

1945 bis 1960: Richard Neutra – Esther McCoy –

scheint, relativiert sich beim Studium ihrer Aussagen. Nicht

Rudolph M. Schindler

nur, weil Mary Banham, die Ehefrau des Architekturkritikers

Wer Esther McCoy unterstellen wollte, sie sei durch Schind-

Reyner Banham, ihr den Unterschied zwischen Anlieferung

ler einseitig geprägt worden, täte besonders Richard Neutra

und Dienstpersonal in viktorianischen Häusern in England

unrecht. So stark sie sich zeitlebens für Schindler einsetzte

erklärt hatte. Letztlich war es McCoys politischer Hinter-

(was gerade in Kreisen um Neutra stets als ihr grosses Ver-

grund, der ihr beispielsweise zu der vorausschauenden Er-

dienst betont wird), so deutlich hat sie andererseits RJNs

kenntnis verhalf, dass durch die Zunahme mexikanischer 61


MEINS! ODER AUCH: VERTIGO – DIE DROHUNG DES TROGES Eine diskrete Liebestragödie in mehreren Revitalisierungen unter Mitwirkung des Bündnisses für Unschuld. Wer heute im Bereich der Architekturpublikationen tätig ist, stellt fest, dass die Bündnisse, auf welche man stösst, weniger zwischen den Architekten selbst zu finden sind als vielmehr bei den Rechteverwaltern ihrer Archive. Einzelpersonen, Stiftungen, Institutionen und Agenturen haben den Umgang mit den Arbeiten von Künstlern und Architekten professionalisiert – oder machen ihn unmöglich. The Barragán Archives, ein Projekt der US-amerikanischen Künstlerin Jill Magid thematisiert in einer Serie von Ausstellungen das Thema an Hand des mexikanischen «Meisters der emotionalen Architektur».

Autor: Hannes Mayer

ten erst zur Architektur. Wo also ist die dunkle Tiefe im

Es gab wenig Resonanz. Keinen Rechtsstreit, keinen Auf-

seichten Trog versteckt?

schrei. Der Skandal blieb aus. Aber es fand auch keine öffentliche Körperanalyseaktion mit Selbstbefriedigung zur Natio-

«Wer früher stirbt ist länger tot»

nalhymne statt.1 Es gab keine Andeutung einer Miktion auf

Auch wenn die einstige Luxusanlage in Mexiko zwischen

ein Politikerbild oder einen Swingerklub im Untergeschoss.

2

den hoch aufragenden Eukalyptusbäumen nicht mehr in bes-

Und obwohl die drei schwarzen Pferdchen aus Kunststoff an

tem Zustand ist, lautet der Vorschlag der Künstlerin Magid

einem länglichen Stück schwarzem Plexiglas weit davon ent-

nicht, die Tränke abzubrechen und nach Europa zu verschif-

fernt waren, mit einer Nazi-Ronald-McDonald-Chapman-Bro-

fen, sondern sie in Weil zu duplizieren. Würde die erste Vari-

thers-Plastikfiguren-Gewaltorgie zu konkurrieren, war das

ante (berechtigte) öffentliche Kritik hervorrufen, so scheint

Modell, welches die New Yorker Künstlerin Jill Magid für die

die zweite Variante harmlos. Allerdings: Urheberrechtlich

aufstrebende Zürcher Galerie RaebervonStenglin herstellen

ist das Werk bis siebzig Jahre nach dem Tod geschützt und

liess und während des Art-Basel-Parcours 2013 der Öffent-

Barragán starb erst 1988. Handelt es sich also um einen lang-

lichkeit präsentierte, in seiner hölzernen, abstrakten Un-

fristigen Plan für das Jahr 2058?

scheinbarkeit keineswegs so harmlos wie es zunächst den Anschein hatte.

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archithese 2.2014

Barragán teilte in seinem Testament (sowie räumlich durch eine Tür in seinem Wohnhaus) seinen Nachlass in ein

Der Trog ist der weiterhin bestehende Vorschlag der

privates Archiv sowie ein professionelles Archiv. Die persön-

Künstlerin, den Brunnen mit Schattenwand aus der von Luis

liche Hinterlassenschaft, zu der seine Bibliothek, private

Barragán nach 1958 selbst entwickelten Wohnanlage in Ar-

Aufzeichnungen sowie unzählige Briefe gehörten, ging an

boledas im Norden von Mexico City auf dem Vitra Campus in

eine Gruppe befreundeter Architekten nach Guadalajara, der

Weil am Rhein zu errichten. Bucky’s Dome, Prouvés Tank-

Heimatstadt Barragáns. Die Erben gründeten daraufhin die

stelle, seit neuestem das Minimalhaus Diogenes von Renzo

Fundación de Arquitectura Tapatía Luis Barragán. Barra-

Piano: Zwischen den Resten süddeutscher Streuobstwiesen

gáns gestalterisches Lebenswerk hingegen, seine Zeichnun-

könnte das lang gestreckte niedrige Wasserbecken die

gen, das Bild- und Planmaterial sowie die Urheberrechte an

sanfte Wellung der Wiese zerschneiden, könnte die hoch auf-

seinen (gebauten) Entwürfen überliess er seinem Geschäfts-

ragende Wand den Schatten des Obstbaumes im Wandel der

partner, der kurze Zeit später Selbstmord beging. Die Witwe

Jahreszeiten tragen, könnten Württemberger des Landge-

verkaufte in der Folge diesen Teil des Archivs an den New

stüts Marbach den kalifornischen Eames-Elefanten die

Yorker Galeristen Max Protetch, der sich seit 1978 zunehmend

Schönheit einheimischer Züchtung vermitteln. Und im Früh-

auf Architekturzeichnungen namhafter experimenteller Ar-

jahr würde die Obstbaumblüte den wassergefüllten Trog in

chitekten spezialisierte. 1995 erwarb Rolf Fehlbaum, dama-

ein weiss-rosa Blumenbeet verwandeln.

liger Geschäftsführer und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender

Trog – der Titel wirkt beruhigend wie ein plätschernder

der Vitra AG das Archiv von Max Protetch. Während der eine

Dorfbrunnen, weil sich hier bei architektonischen Ausflügen

Werke von Ando, Hadid und Gehry ausstellte und verkaufte,

der Kunst üblicherweise ein Schlüssel zur Logik verbirgt.

hatte der andere den Architekten Aufträge für den Vitra

Thomas Schüttes Varianten zu Ferienhaus für Terroristen

Campus erteilt. Der Besitz und dessen Verwaltung gingen in

sind kompositorisch gelungen, aber harmlose Privathäuser,

die gemeinnützige Barragan Foundation über, der heute Rolf

Martin Kippenbergers Titel Entwurf Verwaltungsgebäude

Fehlbaum als Stiftungsratspräsident mit seiner Frau Fede-

für Müttergenesungswerk in Heilbronn macht die Europalet-

rica Zanco Fehlbaum als Stiftungsratsmitglied gleichberech-


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tigt vorsitzt. Die Stiftung hält über die Archivmaterialien

liesse sich der Trog skalieren und als Vogeltränke, Tapas-

hinaus die Namensrechte an Barragán und erwarb nach dem

schälchen oder Dorfbrunnen im Vitra Shop verkaufen. Wer

Archiv auch noch das fotografische Werk Armando Salas

will, ersteht den Trog als Gartenteich – je nach individuellen

Portugal, der die Arbeit von Barragán zeitlebens dokumen-

Bedürfnissen in drei verschiedenen Varianten. Künstler

tierte. Der Trog könnte sofort gebaut werden. Wo also ist die

könnten Editionen entwerfen, denn die blasse Wand eignet

dunkle Tiefe im seichten Trog versteckt?

sich wie eine Swatch-Uhr hervorragend als «Leinwand». Dass das Modeunternehmen G-Star nicht nur OMA für sei-

Barragán macht mich an

nen niederländischen Firmensitz engagierte, sondern un-

«I would like to spread the news that the foundation is here»,

längst Vitras Prouvé-Kollektion aufmöbelte (Prouvé Raw

wird Fehlbaum Zanco in einem Artikel in der New York Times

Edition) zeigt, dass die Expertise für Lizenzen, Produkte und

zitiert. Der Trog als Monument und Hinweistafel auf dem

Kollaborationen bereits im selben Haus sitzt. Mit den Ein-

Campus? Ein Gemarkungsstein, um die Begründung eines

nahmen liesse sich das Original in Mexiko sanieren, könnten

Pendants zum Canadian Centre for Architecture (CCA) –

junge Architekturforscher in ihrer Arbeit unterstützt werden

dem von Phyllis Lambert gegründeten führenden Architek-

und das Archiv sowohl vor Ort wie digital aufbereitet wer-

turarchiv der Welt – in der Schweiz zu signalisieren? Das

den. Denn hier scheint der Knackpunkt zu sein. Derzeit ist,

würde zwar dem gta Archiv der ETH Zürich und dem S AM

so die Website, das Archiv mit seinen allein 13 500 Zeichnun-

in Basel Konkurrenz, aber gleichzeitig die Schweiz wie auch

gen bis Ende 2014 für die Öffentlichkeit geschlossen. Eine

in der Kunst- und Unternehmenswelt zu einer weltweiten

umfangreiche Publikation, die an anderer Stelle auf der Web-

Drehscheibe von Lizenzen und Werken machen. Nebenbei

site für 2013 ankündigt ist, ist bis heute nicht erschienen. Die

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1+3 Jill Magid Der Trog, 2013 Installation: Art-Basel-Parcours, Basel 2013 (Courtesy RaebervonStenglin, Zürich, Fotos: Gunnar Meier)

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