archithese 5.07 – Kunstmuseen

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Kunstmuseen in den USA – Art Museums in the US

archithese Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur International thematic review for architecture

5.2007 Amerikanische Kunstmuseen – Geschichte und Gegenwart Museum und City Branding Bauaufgaben in den USA Rem Koolhaas und seine amerikanischen Projekte AMO investigates the Art World Allied Works Architecture David Adjaye: Museum of Contemporary Art, Denver David Chipperfield: Figge Art Museum, Davenport Diller Scofidio + Renfro: ICA Boston Coop Himmelb(l)au: Akron Art Museum Steven Holl: Nelson-Atkins Museum, Kansas City Daniel Libeskind: Denver Art Museum SANAA: Glass Pavilion, Toledo / New Museum, New York Williams + Tsien: American Folk Art Museum, New York

Christian Kerez Wohnhaus in Zürich-Witikon

Leserdienst 114

archithese 5.2007

September /Oktober

Preis: 28 CHF/18 Euro

Kunstmuseen in den USA Art Museums in the US


EDITORIAL

Kunstmuseen in den USA Freitagabend in Manhattan, West 53 rd Street: Vor dem Eingang des unlängst durch Yoshio Taniguchi erweiterten Museum of Modern Art hat sich eine Menschenschlange gebildet. Die Schlange ist endlos, sie zieht sich bis weit in die 6th Avenue hinein, und weil auch das nicht reicht, wurde ein noch unbebautes Grundstück durch mobile Pfosten und Absperrungsbänder, wie man sie von Flughäfen kennt, in zusätzlichen Stauraum verwandelt. Die Tausenden, die sich brav eingereiht haben, warten auf den Einlass in das Museum, der an diesem Freitagnachmittag dank dem Sponsor Target kostenfrei ist. Vorbei die Zeiten, da Museen als Ehrfurcht gebietende Institutionen höherer Bildung Schwellenangst auslösten. Museen sind im Zeitalter des edutainment und infotainment im Herzen der Gesellschaft angekommen, sie locken mehr Besucher an als Popkonzerte oder Fussballspiele. Sie treten inzwischen – und dafür ist das MoMA eines der besten Beispiele – selbst als brands auf, vermarkten sich in merchandising stores, bilden mergers, etwa die Kombination aus Guggenheim und Eremitage in Las Vegas, oder gründen Ableger – dem Beispiel Guggenheim folgen inzwischen der Louvre und das Centre Pompidou mit Dependancen in der französischen Provinz oder demnächst in Abu Dhabi. In den USA ist die Situation in vielerlei Hinsicht zugespitzt. Von Anfang an thematisierten viele Sammlungen ihren Bildungsauftrag: Museen, so könnte man formulieren, sollten nach dem Wunsch ihrer philanthropischen Gründer mit einem Kulturangebot integrativ auf die heterogenen Einwanderermilieus wirken, aus denen sich die amerikanische Gesellschaft bildete. Dabei ist es seit Anbeginn privates Engagement, das die Institutionen trägt. Das gilt auch für die meisten der erstaunlich vielen Erweiterungs- und Neubauprojekte, die in den letzten Jahren realisiert wurden – oder noch der Realisierung harren. Dabei ist es nicht alleiniges Ziel, die Sammlungen ins rechte Licht rücken. Mit Stararchitektur, vielfach von Architekten aus Europa, versuchen auch Provinzstädte im Mittleren Westen Aufmerksamkeit zu erlangen. Kultur fungiert nicht zuletzt als gewichtiger Faktor des Standortmarketings und als ein Faktor für urbane Revitalisierung. Anschliessend an einige theoretische Untersuchungen zur Geschichte und zur gegenwärtigen Funktion der amerikanischen Museen werden in diesem Heft wichtige aktuelle Projekte dokumentiert und kritisch diskutiert. Um unseren Leserinnen und Lesern Anschauung vor Ort zu ermöglichen, plant archithese im kommenden Sommer eine Leserreise, die von New York aus in den Mittleren Westen führen wird. Nähreres dazu erfahren Sie auf Seite 105. Redaktion

In eigener Sache: Judit Solt, die seit 2000 als Redaktorin das Profil dieser Zeitschrift entscheidend und voller Elan mitgeprägt hat, verlässt archithese, um am 1.Oktober eine Stelle als Chefredaktorin von tec21 anzutreten. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei ihrer neuen Aufgabe.

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Schlange vor dem MoMA in New York während der «Target Free Friday Night» (Foto: Hubertus Adam)



MARKSTEINE AMERIKANISCHER MUSEUMSARCHITEKTUR 1960 –1990 Frank Lloyd Wright: Guggenheim Museum, 1959

Louis I. Kahn: Kimbell Art Museum, Fort Worth, TX, 1972

Aussenansicht, Rotunde, Grundriss (aus: Robert McCarter, Frank Lloyd Wright, London 1997)

Aussenansicht und Grundriss EG (aus: Klaus-Peter Gast, Louis I. Kahn, Basel/Berlin/Boston 1999)

I. M. Pei & Partners: National Gallery of Art, East Building, Washington, D.C., 1978 Aussenansicht und Grundrisse EG sowie Hauptgalerie (aus: Carter Wisemann, I.M.Pei, New York 1990)

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Le Corbusier: Carpenter Center for the Visual Arts, Harvard University, Cambridge, MA, 1961 Aussenansicht und Grundrisse EG sowie 2. OG (Foto: Hubertus Adam)

Renzo Piano: Menil Collection, Houston, TX, 1987 Aussenansicht, Galerie und Grundriss EG (aus: Peter Buchanan (Hrsg.): Renzo Piano Building Workshop, Bd.1, Ostfildern 1994)

Peter Eisenman: Wexner Center for the Arts, Columbus, OH, 1989 Aussenansichten (Fotos: Hubertus Adam)

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IKONE, CLUSTER, STADTTEIL Die Rolle des Museums im City Branding Suburbanisierung

Text: Thomas Kovári

und die Stilllegung urbaner Industriegebiete lassen viele Stadtzent-

Die in amerikanischen Städten Mitte des letzten Jahrhun-

ren veröden. Dennoch müssen Städte, um im internationalen

derts einsetzende Welle der Suburbanisierung – ausgelöst durch den Ausbau des Highway-Systems und das Errichten

Standortwettbewerb zu bestehen, ein attraktives Lebensumfeld von Shopping Centers fern der City – führte zu gravierenden

bieten. Dieses soll mittels unterschiedlicher Strategien wieder

Veränderungen des urbanen Gefüges. Die Downtowns litten

erzeugt werden. Häufig spielen dabei Museen eine entscheidende

unter der fortschreitenden Entleerung und dem damit ver-

Rolle als Tourismusmagnete, Orte der Identifikation und Kristalli-

bundenen wirtschaftlichen Niedergang, weshalb sie ihre

sationspunkte diverser Aktivitäten.

Rolle als Mittelpunkt des öffentlichen Lebens einbüssten. In den letzten Jahrzehnten erwachte jedoch das Interesse für die Stadtzentren wieder, und die öffentliche Hand unternahm Bemühungen zu ihrer Wiederbelebung – bemerkenswerterweise gemeinsam mit der Wirtschaft und gemäss bestimmten Strategien. Unmittelbares Ziel war die Rückgewinnung eines reichhaltigen Angebotes an Einkaufsmöglichkeiten, in der Regel vereint mit dem Errichten attraktiver öffentlicher Räume für vielfältige städtische Bedürfnisse. Der Erfolg blieb nicht aus. So durften sich vielerorts dem Verfall preisgegebene Städte erneuern, oder völlig neue urbane Entwicklungen setzten sich in Gang. Blickt man auf die dabei abgelaufenen Prozesse, spielten Promotion und Werbung eine zent-

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1 Fisher & Partners Architects: P.S.1 – MoMA, Contemporary Art Center in Queens, New York: Wechselseitige Programme wie Bildung, Events und die Mitgestaltung der Gebäude durch die Künstler verschaffen der Stadt wichtige Impulse (Foto: Fisher & Partners) 2 Robert Indiana: Love Sculpture an der 6 th Avenue in New York – Hommage an die Werbekampagne «I love NY », 1977

rale Rolle. Als Beispiel sei an die 1977 in New York in der

ragende Rolle. Mit Frank O. Gehrys Guggenheim Museum

Sprache der Pop Art lancierte Werbekampagne «I love NY »

und dem darauf folgenden, viel diskutierten Bilbao-Effekt

erinnert: Man erkannte, dass die Wahrnehmung der Stadt

drangen 1997 die imagebildenden Möglichkeiten des Mu-

insbesondere durch Images erfolgt – und trieb die Förderung

seums schlagartig ins öffentliche Bewusstsein. Seither haben

des Images systematisch voran.

mehrere Städte versucht, einen Bilbao-Effekt zu erzielen oder

Später verschärfte die unaufhaltsam fortschreitende Glo-

zu übertreffen. Offensichtlich ist, dass die Revitalisierung

balisierung den Standortwettbewerb zwischen den Städten.

durch Kultur eine höhere Stufe erreicht hat. Die spektakuläre

Dies wiederum hatte die Entstehung einer eigentlichen Dis-

Aufwertung durch Einzelbauten soll anschliessend durch ei-

ziplin – des Stadtmarketings oder des City Brandings – zur

nen feiner abgestimmten Plan abgelöst werden, der die Er-

Folge. Sie bezweckt die Bildung, Verbreitung und im allge-

richtung städtischer Landschaften mittels Räumen, Quartie-

meinsten Sinne das Management des «Images» einer Stadt.

ren und kreativen Milieus vorsieht.

Damit kam auch eine neue Sichtweise auf: die Stadt als

Die Rolle, welche Museen bei solcher Revitalisierung und

Unternehmen oder gar als Produkt. Heute treten Stadt-

dem damit verbundenen Branding spielen, soll in den nächs-

entwicklung und Imagebildung in der Regel auch in Europa

ten Abschnitten anhand einiger Beispiele untersucht wer-

als Einheit auf, die sich entsprechend den lokalen Umständen

den. Stark vereinfacht lassen sich drei Ansätze aufzeigen: ers-

und den Möglichkeiten einer Partnerschaft mit der Wirtschaft

tens die zeichenhafte Ikone, zweitens das Cluster als Grup-

nach unterschiedlichen Strategien manifestiert. Die vielfältigen Konsum-, Bildungs-, Kultur-, Freizeit- und

pierung ausgewählter Einrichtungen und Programme sowie drittens der Stadtteil als Vermengung von Kultur, Freizeit und

Sportangebote der Stadt rufen nach gestalteten urbanen

Konsum. Diese prägnanten Fälle illustrieren die jeweils zu-

Landschaften. Im erweiterten Begriff City Branding spielt die

grunde liegende Branding-Strategie und die Art der Integra-

Architektur, und innerhalb dieser das Museum, eine heraus-

tionsweise im urbanen Umfeld.

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ROTORBLÄTTER ÜBER DER STADT Coop Himmelb(l)au: Erweiterung des Akron Art Museum, 2007 Eine spektakuläre Museumserweiterung kann seit Kurzem auch Akron im Bundesstaat Ohio aufweisen. Die Ausstellungsfläche wurde vergrössert, mehr Platz für Nebennutzungen ist geschaffen. Doch eigentlich ging es um ein Hoffnungszeichen für eine Stadt, die den postindustriellen Strukturwandel noch nicht überwunden hat.

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Text: Hubertus Adam

1832 als erste künstliche Wasserstrasse der USA angelegt,

Touristen besuchen auf ihren Reisen in die USA zumeist Ge-

hatte massgeblich zum frühen Wachstum von Akron beige-

biete an den Rändern des nordamerikanischen Kontinents:

tragen; im 20. Jahrhundert war es die Gummiindustrie, die

New York, Kalifornien, Florida. Die Bundesstaaten in der

der Stadt, der «rubber capital of the world», einen Bevölke-

Mitte gelten mit ihren endlosen Prärien nicht unbedingt als

rungsboom verschaffte. Mit dem Niedergang des Industrie-

attraktiv. Ohio beispielsweise ist so durchschnittlich, dass

zweigs – heute sitzt nur noch Goodyear hier – sank die Ein-

ihm von Demoskopen bei Präsidentschaftswahlen gerne eine

wohnerzahl stetig, von 290 000 im Jahr 1960 auf heute knapp

repräsentative Rolle attestiert wird. Daher erstaunt es, dass

210 000. Bei aller Dramatik dieses Prozesses ist allerdings zu

bei all diesem Mittelmass in Ohio bemerkenswerte Architek-

konzedieren, dass die Schrumpfung glimpflicher verlief als im

tur in einem Masse realisiert werden konnte wie in keinem

benachbarten Youngstown, das in der gleichen Zeitspanne

anderen Bundesstaat. Während im weltoffenen New York

die Hälfte seiner Einwohner verlor.

über lange Jahre fast nur Mediokres entstand, wurden die

Mit hochkarätigen Sammlungen in der Umgebung – etwa

Städte in Ohio zum Experimentierfeld jener Architekten,

der des Kunstmuseums von Cleveland – kann das Akron Art

denen seit der Ausstellung im MoMA 1988 das Etikett des

Museum nicht konkurrieren. Es wurzelt im ursprünglich in

«Dekonstruktivismus» anhaftet. Peter Eisenman baute in

der städtischen Bibliothek beheimateten, 1922 gegründeten

Columbus und Cincinnati, Frank O. Gehry in Cleveland und

Akron Art Institute, das sukzessive durch Schenkungen und

Cincinnati.

Stiftungen eine eigene Sammlung aufbauen konnte. Erst 1981

Cincinnati ist nachgerade zum Mekka für Architekturinte-

wurde das erste eigene Gebäude bezogen, ein 1899 in Neo-

ressierte avanciert: Hier steht einer der wichtigsten Mu-

renaissanceformen errichtetes früheres Postgebäude an der

seumsneubauten der letzten Jahre, das 2003 eröffnete Lois &

East Market Street, mitten in Downtown Akron. Weil sich das

Richard Rosenthal Center for Contemporary Arts von Zaha

Raumangebot in jeder Hinsicht als ungenügend erwies, be-

Hadid, und auf dem Universitätsgelände wurden die beste-

gann Ende der Neunzigerjahre die Planung eines Erweite-

henden Institutsbauten von Eisenman und Gehry unlängst

rungsbaus auf dem Nachbargrundstück. Ein Architektur-

durch ein Sportzentrum von Morphosis und Bernard Tschumi

wettbewerb wurde im Jahr 2000 durchgeführt; im September

ergänzt.

des Folgejahres konnte sich Coop Himmelb(l)au gegen die verbliebenen Mitkonkurrenten Snøhetta und UN Studio

Suche nach Identität

durchsetzen. 2004 begannen die Bauarbeiten für das Ge-

Jüngste Attraktion des Bundesstaats Ohio ist die Mitte Juli

bäude, das aus drei Teilen besteht.

eröffnete Erweiterung des Akron Art Museum von Coop Himmelb(l)au. Damit rückt auch Akron ins Blickfeld – eine

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Kristall, Box und Wolke

Stadt gut dreissig Meilen südlich von Cleveland. Zu fern von

Der «Kristall» ist ein riesiges gläsernes Foyer, das als Lobby

Cleveland, als dass es noch als Subzentrum funktionieren

dient und das alte (nunmehr rückwärtig zu betretende) Post-

könnte, sucht Akron angesichts des postindustriellen Struk-

gebäude mit den neuen Galerien verbindet, Café und Mu-

turwandels, der den Rust Belt seit den späten Siebzigerjah-

seumsshop umfasst und schliesslich auch als Kulisse für

ren erfasst hat, nach Identität. Der Ohio & Erie Canal, 1825 bis

Events genutzt werden kann.


1 Isometrie der Dachkonstruktion

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2+3 Hauptfront des Museums (Fotos 2+3: Roland Halbe)

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AMO INVESTIGATES THE ART WORLD Fl채chenentwicklung der Kunstmuseen und Museumsprojekte von OMA ; Folien aus der Studie AMO investigates the Art World, ausgestellt auf der Kunstbiennale Venedig 2005

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ARCHITEKTUR AKTUELL

Eine Wand als Rückhalt

dungen, wendet es seine westliche Stirnseite dem Tal zu. Der mögliche Blick auf den See tief unten im Tal stellt die raison d’être für den Kauf einer derartigen Liegenschaft dar. Doch die optimale Aussicht eröffnet sich erst in der Höhe. Und so wäre es angesichts der schmalen Parzelle naheliegend gewesen, die gewünschten zwei Wohnungen so zu organisieren, dass die privilegierte Seesicht, die untergeordnete hingegen keine aufgewiesen hätte; zum Beispiel durch die Unterteilung in eine obere und eine untere oder eine vordere und eine hintere Wohnung. Doch die Auftraggeber wünschten sich mehr Parität – nicht zuletzt deswegen, weil sie die Einkünfte aus der Vermietung zur Finanzierung ihres Bauvorhabens benötigten und eine Einliegerwohnung ohne attraktiven Ausblick dafür nur bedingt geeignet war. So beschritten sie mit Christian Kerez den ungewöhnlichsten Weg: Sie teilten das schmale Volumen weder in zwei übereinander positionierte Raumschichten, noch in der Querachse, sondern der Länge nach. CHRISTIAN KEREZ : WOHNHAUS AM HIRTEN-

Witikon, der 1934 eingemeindete Stadtteil im Süd-

Das Gebäude besitzt einen verzerrt waben-

WEG, ZÜRICH-WITIKON, 2007

westen der Deutschschweizer Metropole, ist ein

förmigen, sechseckigen Grundriss. Diese Form ist

Am Rand von Zürich ist ein radikales Wohn-

für Zürich typisches Quartier: Vereinzelt existieren

nicht beliebig gewählt: Im westlichen Teil, also auf

haus für zwei Parteien entstanden. Eine

Relikte bäuerlicher Besiedlung, Scheunen oder

der Talseite, resultiert die Grundrissfigur aus den

einzige Wand, von Geschoss zu Geschoss

umgenutzte Bauernhäuser, doch die eigentlich

Abstandslinien. Die drei Linien wurden dann

moduliert, trägt die Geschossdecken;

prägenden Siedlungsstrukturen stammen aus den

punktsymmetrisch Richtung Osten gespiegelt.

die Hülle besteht aus Glas. Das ist alles.

vergangenen Jahrzehnten. Grosse Grundstücke

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wurden parzelliert, Einfamilien- und Reihenhäuser

Die absolute Mauer

besetzen die priviliegierten Hanglagen. Einige we-

Die Entscheidung für die Trennung in der Längs-

nige bemerkenswerte Bauten ragen aus einem

achse stellt den entscheidenden Ausgangspunkt

Meer gestalterischer Beliebigkeit: ein die Hang-

des Entwurfs dar. Eine Wand aus Sichtbeton trennt

situation ausnutzendes Gebäude von Claude Pail-

die Wohnungen auf allen Geschossen voneinan-

lart, eine Villa aus den Dreissigerjahren von Max

der; nur im Keller ist sie an einer Stelle durchbro-

Ernst Haefeli, ein Stadtvillen-Komplex von Burk-

chen, sodass beide Parteien Zugang zum Technik-

halter Sumi. Und jetzt: ein Zweifamilienhaus von

raum haben. Die Mauer ist folglich absolut; sie

Christian Kerez.

trennt die Wohnungen so radikal, dass die jeweils

Die Bauherrschaft, die durch das am Hang des

andere nicht mehr wahrnehmbar ist, und die Tren-

Zürichbergs gelegene Haus Forsterstrasse auf

nung setzt sich sogar im Bereich der Umgebungs-

ihren Architekten aufmerksam geworden war, hat-

gestaltung fort. Die jeweiligen Nachbarn sind

te ein schmales Grundstück erworben. Begrenzt

somit visuell nicht existent. Gleichwohl bleiben

von zwei den Hang hinabführenden Wegverbin-

die beiden Haushälften durch die Wand virtuell


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1 Talseitige Ansicht (Fotos: Walter Mair) 2 Treppe in der Nordwohnung 3 Treppe in der SĂźdwohnung 4 Ăœberlagerung der drei Grundrissebenen

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