Go West
archithese
5.2011
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
Europa und Kalifornien – Transatlantischer Austausch
International thematic review for architecture
Julius Ralph Davidson Neue Blicke auf Mies van der Rohe Victor Gruen und die Revolution des Konsums
advertising, art & ideas
Abba Tor – Ingenieur von Kahn und Saarinen Rudolf Arnheim im Exil O. M. Ungers und die USA Anmerkungen aus dem nächsten Osten Sanierung der HfG Ulm Ken Architekten Mehrfamilienhaus in Zürich Interview Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler
ZEITLOS Wenn ein Teppich nicht nur schmuckes Accessoire, sondern modernes Design ist. Wenn seine Ästhetik Räume durchflutet und ein Gefühl von stiller Intimität schafft. Dann steht gewiss der Name TISCA TIARA dahinter. Mit aussergewöhnlichen Materialien und faszinierenden Strukturen. Für Teppich- und Stoffkreationen von bleibender Schönheit. www.tisca.ch THE TOTAL TEXTILE COMPANY Leserdienst 103
archithese 5.2011
September/Oktober
Preis: 28 CHF/22 Euro
Go West
Editorial
Go West Adolf Loos’ Aufenthalt in den USA zwischen 1893 und 1896, der in euphorischen Be richten über die Potenziale des «Landes der unbegrenzten Möglichkeiten» seinen Niederschlag gefunden hatte, verankerte die Faszination USA fest in den Köpfen von europäischen Architekten – wie etwa Richard Neutra, der 1923 zunächst nach New York und Chicago aufbrach, bei Frank Lloyd Wright arbeitete, in Los Angeles auf seinen österreichischen Landsmann Rudolph Schindler traf und schliesslich dort sein eigenes Architekturbüro eröffnete, das wie kaum ein zweites die Archi tektur der Westküste zwischen 1930 und 1970 prägen sollte. Doch die architektonische Faszination Amerikas setzte früher ein: Sie begann mit Henry Hobson Richardson, dessen monumentalisierte Neoromanik als erster eigenständiger Stil des Landes gelten kann und dem noch Sigfried Giedion in Space, Time and Architecture gebührend Tribut zollte. Als überragende Figur des transkontinentalen Kulturtransfers ist auch Frank Lloyd Wright zu nennen, dessen Wasmuth Portfolio 1910 in Deutschland erschien und der nicht nur vor dem Ersten Weltkrieg die europäischen Architekten in seinen Bann zog, sondern auch in späte ren Dekaden. Werner Max Moser oder Ernst Anderegg sind Beispiele von Schwei zer Architekten, die Berufsjahre im Büro des amerikanischen Meisters verbrachten. Doch Amerika lockte auch ausserhalb von Taliesin: Der Ingenieur Othmar Am mann war schon 1904 in die Neue Welt ausgewandert, der Architekt William Les caze 1920. Der Faschismus der Dreissigerjahre trieb schliesslich eine grosse An zahl von mitteleuropäischen Architekten ins Exil. Das vorliegende Heft rückt nicht die prominentesten Figuren ins Blickfeld, sondern widmet sich in einer Reihe von Fallstudien Architekten, die hierzulande vergleichsweise unbekannt geblieben sind und ihrer eigentlichen Entdeckung noch harren. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hielt der transatlantische Kulturtransfer an, wie am Beispiel von Oswald Mathias Ungers gezeigt werden kann. Die Zeiten der gezwungenen Emigration sind vorbei – man kann im Zeitalter der Globalisierung wohl sinnvollerweise von Migration sprechen. Noch bis 8. Oktober 2011 haben Sie Gelegenheit, die von Martin Steinmann kura tierte Jubiläumsausstellung zum beispiel die archithese – 40 jahre, 235 hefte im Architekturforum Zürich bei freiem Eintritt zu besichtigen. Redaktion
4 archithese 5.2011
L. A. Wilshire Boulevard (Foto: Hannes Stiefel)
ARchitektur Aktuell
Im Gewand von Natürlichkeit
Ken Architekten: Mehrfamilienhaus
Eine kleine «grüne Lunge» inmitten von Stadt, in
konventionellen Doppelhäuser umgeben und grenzt an den Hof der Gesamtschule Unterstrass.
in Zürich-Unterstrass
nächster Nähe zum Schaffhauserplatz, Zürich-Unter-
Nachverdichtung auf einem kleinen, zentral
strass gelegen, versteckt, auf dem Stadtplan jenseits
und doch etwas versteckt gelegenen
des Strassennetzes zu suchen. Es ist also nicht ganz
vor allem wie der Versuch, Naturhaftigkeit und Ge-
Grundstück in Zürich: Ein kompaktes Doppel-
leicht zu finden – wenn man nicht weiss, wohin der
schichtsträchtigkeit zu suggerieren, gelingen kann.
volumen ist am Hang entstanden, das mit
Weg einen führen soll. Dass der neu entstandene
Was in der Presse als «auffallend trotz Tarnfarben»
einer Prinzipien der Camouflage adaptieren-
Bau auf diesem hidden place dabei den Namen
umschrieben wurde, definieren Ken Architekten
Natürlich stellt sich dabei die Frage, ob, aber
den Fassade versehen ist und damit die
Lindenrinde trägt, ist Hinweis und Programmatik
selbst als eine Art «camouflagehaftes» Bauen – als
Beziehung zur umgebenden Natur sucht.
zugleich. Hinweis auf die hier und für den Stadtraum
eben jenen Versuch also, den Neubau in die Umge-
20 archithese 5.2011
ungewöhnliche Pflanzenvielfalt sowie den das Ge-
bung und «in den Kontext der Natur zu integrieren,
lände umschliessenden Baumbestand, als dessen
der immer noch den Ort prägt». Um die Massivität
bezugsgebende Grösse die namensverleihende
des Bauvolumens zu reduzieren und es der Körnig-
Linde auserkoren wurde. Programmatik, weil es für
keit der Nachbarbauten anzugleichen, «schmiegen»
die Erbengemeinschaft von grosser Bedeutung war,
sich nun zwei Richtung Süden ebenfalls gestaf-
eben diesen noch angedeutet ländlichen Charakter
felte Gebäudeteile an den Hangverlauf, welcher in
aufrechtzuerhalten – der vor allem von der Geschich-
Richtung Zürichsee weist. Ungefähr einen Meter
te des Standorts erzählt: Noch vor hundert Jahren
beträgt diese Höhendifferenz zwischen Nord- und
befand man sich hier ausserhalb des Stadtraums
Südhaus, und um ungefähre viereinhalb Meter
und vier Gebäude bildeten auf diesem Gelände einen
wurden die beiden Grundrisse gegeneinander ver-
Hof. Mittlerweile hat die Stadt diesen Ort umschlos-
setzt. Durch ein zentrales Treppenhaus miteinander
sen. Das Mehrfamilienhaus Lindenrinde wird von
verbunden, finden sich im nördlicher gelegenen
2
s
3
Obergeschoss Längsschnitt
0
1 Ansicht Zugangsseite (Fotos: Hannes Henz) 2 Gartenansicht
5m
4
0
Eingangsgeschoss
5m
5
Eingangsgeschoss
6 Obergeschoss
Obergeschoss
3 Umgebungsplan 4 Schnitt 5 + 6 Geschossgrundrisse
0
Gebäudekomplex drei Viereinhalb- und eine Drei-
nach Südosten, während ausserdem eine gross-
breite Streifen und umgeben die gesamte Gebäu-
einhalbzimmerwohnung, während das zum See
zügige Terrasse auf dem südlichen Bau den Blick
dehöhe des kompakten Baus. Insbesondere aber
weisende Volumen über je vier Dreieinhalbzimmer-
Richtung See freigibt.
soll die Färbung der Latten in Hell- und Dunkelgrün
wohnungen verfügt. Zentral für die jeweiligen Woh-
Auffallend macht den in zwei Dimensionen ver-
sowie Dunkelbraun in Verbindung mit den ebenfalls
nungseinheiten sind je 37 und 40 Quadratmeter
setzten Bau, der unter Verzicht eines Sockels sowie
eingefärbten Fugen in Hellgrün oder Dunkelbraun,
grosse Wohnräume, die aufgrund der zueinander
einer Attika sowie mit den knapp geschnittenen
die einem ebenso unregelmässigen Rhythmus fol-
gestaffelten Grundrisse nicht nur in beiden Fällen
Grundrissen eine städtebaulich vertretbare Dichte
gen, auf abstrakte Art und Weise die Rinde der auf
nach Süden ausgerichtet sind, sondern die mittels
und relativ pure Gestalt fokussiert – allerdings sei-
dem Gelände machtvoll wachsenden Linde zitieren.
raumhoher französischer Fenster auch über dreisei-
ne Fassade. Auffällig – oder eben auch unauffällig,
Die Analogie der «Tarnung» angesichts eines solch
tigen Lichteinfall verfügen. Daneben gibt es Loggien,
denn lasierte Holzlatten gliedern sich, in Analogie
artifiziellen, die Färbung und Geometrie der um-
welche die Wohnräume nach aussen erweitern – im
zu den umgebenden Baumstämmen, in vertikale,
gebenden Natur «kopierenden» Gewands ist also
einen Fall Richtung Südwesten, im anderen Fall
unregelmässig wirkende acht und zwölf Zentimeter
naheliegend. 21
«A more gemütlich version of the International Style» Julius Ralph Davidson wanderte schon 1923 in die USA aus – früher als die meisten Berufskollegen, welche die kalifornische Moderne prägen sollten. Aus seinem umfangreichen Werk ragt insbesondere das Haus für Thomas Mann in Pacific Palisades hervor.
1
Text: Lilian Pfaff
Obwohl sein Werk in Esther McCoys 1984 herausgegebe-
Der schon 1923 nach Los Angeles ausgewanderte deutsche
nem Buch The Second Generation integriert wurde, kann er
Architekt Julius Ralph Davidson (1889 – 1977), welcher das
eigentlich nicht mit seinen fast eine Generation jüngeren
Haus für Thomas Mann 1941 baute, aber auch am Case
Kollegen Gregory Ain, Raphael Soriano und Harwell Hamil-
Study House-Programm beteiligt war, ist weitgehend unbe-
ton Harris in eine Reihe gestellt werden. McCoy räumt dies
kannt, obwohl er als «ingenious and underrated»1 bezeichnet
auch in ihrem Vorwort ein, weiss aber nicht, wo sie Davidson
wurde. Sein Werdegang ist deswegen interessant, weil er
sonst unterbringen soll,2 denn Davidson war fast gleich alt
zum einen im Alleingang und noch vor Richard Neutra an die
wie Neutra, realisierte viele Bauten aber erst Ende der Dreis
Westcoast übersiedelte, zum anderen einige Zeit Anfang der
sigerjahre. Er lässt sich aber auch deswegen nicht in die Se-
Dreissigerjahre in Chicago verbrachte.
cond Generation einordnen, weil er «the one designer in the
34 archithese 5.2011
2
30s who most elegantly brought the European Modern and
Gretas wegen noch zwei weitere Jahre in Paris verbrachte,
California styles together» war, während die anderen Archi-
welche ihn vor allem hinsichtlich der Farbauswahl und Ein-
tekten fast ausschliesslich den International Style vertraten
blicken in den Kubismus prägten. 1914 heirateten sie kurz
und allesamt Mitarbeiter in Richard Neutras Büro waren. Er
vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Berlin, den Davidson
ist also neben Neutra und Schindler einzureihen, denn wie
von 1915 bis 1919 als Soldat erlebte. Nach seiner Rückkehr
Gebhard bemerkte: «[He] handsomely sum[s] up the ideal
liess sich das Paar in Berlin nieder und baute 1920 /1921 die
pre-World War II Modern house.»3 So war er auch schon 1930
ehemaligen Bedienstetenräume auf dem Dach des Hauses
in der von Pauline Schindler konzipierten Ausstellung Con-
des Verlegers Ernst Wasmuth in Berlin zur eigenen Wohnung
temporary Creative Architects in California4 als einer der
um. Als die Inflation 1923 in Berlin alles lahmlegte, reisten
Hauptvertreter der kalifornischen Moderne beteiligt.
sie über New York nach Los Angeles. Hier lebte bereits der deutsche Architekt Kem Weber, der durch den Bau des von
Ausbildung in Europa
Bruno Paul entworfenen deutschen Pavillons für die Panama-
Davidson wurde in Berlin geboren und hat seinen Erinnerun-
Pacific International Exposition während des Ersten Welt-
gen nach das Fagus-Werk von Gropius in Alfeld sowie das
kriegs in San Francisco hängengeblieben war und sich 1921
Wertheim-Warenhaus in Berlin von Alfred Messel bewun-
in L. A. angesiedelt hatte.
1 Wohnzimmer in Davidsons eigenem Wohnhaus, Barrington Ave, Los Angeles 1947 (Foto: Julius Shulman, aus: Esther McCoy, The Second Generation, Salt Lake City 1984, S. 3) 2 Läden am Wilshire Boulevard, Los Angeles 1929 (Foto: Willard D. Morgan, aus: Mc Coy, a. a. O. 1984, S. 11)
dert. Als Jugendlicher hatte er in den Sommerferien durch Zufall Peter Behrens getroffen, der dem zeichnenden Jungen
Anfänge in L. A. und International Style
schon damals architektonisches Talent bescheinigte. Auf-
Als Davidson 1923 nach Los Angeles kam, war er zuerst Mit-
grund familiärer Schwierigkeiten – er wuchs bei einem Onkel
arbeiter bei Robert D. Farquhar, dann Assistent bei MGM-Di-
auf – konnte Davidson letztlich keine Ausbildung als Archi-
rektor Cedric Gibbons und schliesslich freischaffender Archi-
tekt abschliessen, sondern arbeitete mit 19 Jahren für zwei
tekt. Seine ersten Aufträge waren die Innenbeleuchtung des
Jahre bei dem ungarischen Architekten Moritz Hirschler. In
legendären Nachtclubs Coconut Grove im Ambassador Hotel
seinen Notizbüchern finden sich Zeichnungen von Möbeln
(1926) und diverse Geschäftseinrichtungen. Hierfür war Da-
und Bauten, die er aus Büchern abgezeichnet hatte.
vidson durch seine Arbeit bei Murray prädestiniert, weil er,
Mit 21 reiste er mit der Modedesignerin Greta Woll-
wie oben erwähnt, gewohnt war, möglichst viel Stauraum
stein erst nach Schweden, dann nach Belgien und liess sich
unterzubringen und den Bewegungsradius der Kunden mit-
schliesslich in London nieder, um bei Frank Stuart Murray
einzuplanen. Zudem konnte er Möbel entwerfen und deren
als Zeichner anzufangen. Dieser entwarf Schiffsinneneinrich-
Produktion überwachen. Durch eine Reihe von Arztpraxen,
tungen, was Davidson nicht nur lehrte, auf kleinem Raum
Läden und Ladenfronten am Wilshire Boulevard – wie dem
viel Stauraum unterzubringen, sondern auch mit indirektem
Satyr Book Shop, dem Hi-Hat Restaurant oder The Bachelors
Licht umzugehen. «This was before the First Wold War when
(alle 1929) – wurde sein Name bekannt; Publikationen doku-
modern design was shy, but the most provocative of it was
mentierten Materialbearbeitung und Detailfinesse. Aufgrund
the interiors of linders, usually in the smaller boats, and never
dieser kleineren Aufträge für Innenarchitektur konnte David-
in first cabin. The best design was always in second or third
son darauf an der Chouinard School Innendesign unterrich-
cabin, very simplified solutions. The experience was invalu-
ten; ab 1938 war er Lehrer am Art Center. Kem Weber hatte
able for learning space economy and coordination.» Durch
die Davidsons mit den Schindlers und auch mit Neutras be-
seinen englischen Vater war Davidson zweisprachig aufge-
kannt gemacht, woraus sich eine lebenslange Freundschaft
wachsen und konnte darüber hinaus Französisch, sodass er
zwischen Greta Davidson und Dione Neutra entwickelte.
5
35
unscheinbares im Fokus Beobachtungen zu Mies Angesichts einer seit Jahrzehnten anhaltenden Euphorie um Mies van der Rohe könnte man von einer gesamthaften Erschöpfung seines Werkes in der Architekturgeschichte ausgehen. Stattdessen sind einige realisierte Projekte, insbesondere in den USA, kaum bekannt oder lange unentdeckt geblieben.
Text: Carsten Krohn
Ruegenberg berichtete, dass er von Mies beauftragt wurde,
Wer sich die Mühe macht, das gesamte gebaute Werk von
sämtliche Zeichnungen der frühen Häusern zu vernichten.
Mies van der Rohe aufzusuchen, wird verblüfft sein. Das, was
Da Mies, auch nachdem er avantgardistische Manifeste und
man zu sehen bekommt, ist nicht deckungsgleich mit dem
radikale visionäre Projekte veröffentlicht hatte, im Büro wei-
Bild, das durch die Literatur vermittelt wird. Es ist paradox:
terhin konventionelle Häuser baute, wurden diese «Broter-
je gründlicher die Recherche, desto verzerrter zeigt sich die-
werbsarbeiten» als künstlerisch unbedeutend eingestuft.
ses Bild. Während sogenannte Meisterwerke immer wieder
Umso überraschender war es für mich, beim Besuch des
aus den gleichen Perspektiven abgebildet werden, wissen
Hauses Mosler in Potsdam festzustellen, dass dieser Bau ein
selbst führende Mies-Experten nichts davon, dass es in New
Meisterwerk darstellt – nicht in stilistischer Hinsicht, son-
York neben dem Seagram Building noch drei weitere Hoch-
dern von der Qualität der Bauausführung sowie der Raum-
häuser von ihm zu besichtigen gibt. Das hängt möglicher-
wahrnehmung her. In phänomenologischer Hinsicht, also in
weise damit zusammen, dass man sich dafür auf die New-
Bezug auf die Blickachsen, die Wegeführung und die Atmo-
Jersey-Seite trauen muss – in eine als gefährlich geltende
sphäre, zeigen sich bereits an diesem Bau die Prinzipien sei-
Gegend. Eine Viertelstunde von der Penn Station entfernt,
ner «reifen» Architektur.
stehen sich zwei Apartmentscheiben noch nahezu unverän-
Während die Fülle von Texten über Mies in Büchern,
dert gegenüber und demonstrieren, was Mies in einem Inter-
Zeitschriften und im Internet immer schneller anwächst, 3
view einmal formulierte: «Oft ist der Raum zwischen diesen
wird noch heute behauptet, das erste Mies-Buch von 1947
Gebäuden so wichtig wie die Gebäude selbst.»1 In fast einem
sei «noch immer die beste Monografie über Mies». Die Un-
Kilometer Abstand steht eine dritte Scheibe, und dazwi-
terscheidung von wichtigen und unwichtigen Bauten blieb
schen erstreckt sich die Stadt mit Häusern, einer Schule und
nicht ohne Folgen. 2009 wurde Mies’ Test Cell des IIT in
einer Kirche. Die mediale Verdrängung dieser Bauten hängt
Chicago abgerissen. – Auf die Frage, welche Bauten er selbst
mit einer allgemein verbreiteten Überzeugung zusammen,
für seine «wichtigsten» halte, antwortete er, es «hebt sich
dass ein derartiger Grossformstädtebau abzulehnen ist. Pro-
kein einzelnes Gebäude heraus».4 Diese Aussage ernst neh-
blematisch erscheint aus heutiger Perspektive, dass hier
mend, habe ich mich auf die Reise gemacht, um das Werk zu
identische Wohnräume in alle Himmelsrichtungen weisen,
fotografieren.
ohne dass sich die Fenster öffnen liessen. Dennoch zeigt sich ein grundlegendes Mies-Phänomen: Er schuf meist Gruppen aus mehreren Baukörpern. Es sind insbesondere die sehr frühen und die sehr späten Werke, die von der Mies-Forschung systematisch vernachlässigt wurden. Diese Bauten sind unscheinbar. Ein Kritiker bemerkte zu einem der ersten Häuser treffend: «Heute wür-
1
Ludwig Mies van der Rohe, Die neue Zeit ist eine Tatsache, Berlin 1986, S. 12, Übersetzung von Andreas Müller. 2 Peter Blake über das Haus Perls, in: Drei Meisterarchitekten – Le Corbusier, Mies van der Rohe, Frank Lloyd Wright, München 1962, S. 160. 3 Kenneth Frampton, Die Architektur der Moderne – Eine kritische Baugeschichte, München 2010, S. 341. 4 Ludwig Mies van der Rohe, a. a. O. 1986, S. 9.
den nur wenige Passanten dem Haus mehr als einen flüchtigen Blick schenken.»2 Auch wenn das Unscheinbare für Mies ein Ideal darstellte, trug er auch selbst zur Verdrängung bestimmter Werkphasen mit bei. Sein Mitarbeiter Sergius 40 archithese 5.2011
Autor: Carsten Krohn lebt und arbeitet als Archtektur historiker und -kritiker in Berlin.
1 Haus Mosler, Potsdam 1924 – 1926. Das mit PommeléMahagoni furnierte Ankleidezimmer ist als begehbarer Schrank konzipiert. Das hochwertige Material erscheint als ein hineingestellter massiver Block. Dieses Haus war jahrzehntelang unzugänglich, da durch den Garten die deutsch-deutsche Grenze verlief (Alle Fotos: Carsten Krohn)
2 Arts Club, Chicago 1948 – 1951. Den Umbau des Arts Club of Chicago hat Mies nicht nur bis ins Detail gestaltet, sondern war dort auch selbst Stammgast. Da das Werk in der Literatur als zerstört bezeichnet wird, war es umso überraschender, diese Originaltreppe zu entdecken. Sie wurde zerlegt und an anderer Stelle wiederaufgebaut
41
Der Ingenieur von Kahn und Saarinen Ein Gespräch mit Abba Tor Der aus Israel stammende Bauingenieur Abba Tor begann seine Karriere in den Fünfzigerjahren in den USA. Im Gespräch mit Kornel Ringli äussert er sich über die Besonderheiten seiner Zusammenarbeit mit Louis Kahn und Eero Saarinen.
Kornel Ringli: In einem Vortrag beschrieben Sie einmal die
griffen wir beim Dach auf jene Schalen in der Form einer Rad-
«ideale Zusammenarbeit» zwischen Architekten und Bau-
kurve zurück, die Kahn bereits beim Kimbell Art Museum ent-
ingenieuren und nannten dabei Kriterien wie frühes Ein-
worfen hatte. Die relativ flache Wölbung führte zu günstigen
beziehen des Ingenieurs, Aufbau eines Dialogs, Lösungen
Raumproportionen – breiten, aber niedrigen Innenräumen.
gemeinsam erarbeiten. Ihre Idealvorstellung wurde wohl
Noch wichtiger aber: Die gewählte Schalenkrümmung ver-
oft enttäuscht?
teilt das natürliche Licht, das durch eine Aussparung längs
Abba Tor: Ja, manchmal. Aber lieber erinnere ich mich an
des gesamten Daches eindringt, schön im Innenraum.
die gelungenen Kooperationen. Von allen Architekten, mit de-
54 archithese 5.2011
nen ich zusammenarbeiten konnte, war Louis Kahn derjenige,
Gibt es Beispiele anderer Architekten?
dem es am besten glückte, das strukturelle Konzept mit der
Ein Beispiel ist auch die Assembly Hall an der University of Il-
Architektur zu vereinen. Viele seiner raffinierten Erfindungen
linois von Harrison & Abramovitz. Hier gelang es zusammen
waren auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, benötigten
mit dem Architekten, das Prinzip der Kuppel zu erweitern.
aber viel Entwicklungszeit. Im Mellon Center konnten wir auf
Wir versteiften die 120 Meter breite Schale mit der Bildung
die Leitungen für die Rückluft der Klimaanlage verzichten,
von Falten. Zudem konnten wir dank eines vorgespannten
weil es uns gelang, einen Verteilerkanal in die Gebäudestruk-
Betonrings, welcher den Kräfteverlauf optimierte, auf einige
tur zu integrierten. Bei den Wolfson Center Labs in Tel Aviv
Pfeiler verzichten.
Sie haben auch Erfahrungen gemacht, die Sie als beschränkte Zusammenarbeit oder gar als Nicht-Zusammenarbeit bezeichneten … Ja, das habe ich. Am einfachsten erkläre ich zuerst die NichtZusammenarbeit, die einfachste der beiden. Dabei kreuzt der Architekt beim Ingenieur auf, die fertigen Pläne in der Hand, und sagt: «Mach, dass es hält – und bitte günstig!» In anderen Worten: «Tu, was ich sage!» Solche Architekten treten mit einem von vornherein feststehenden Führungsanspruch auf, als Nachfolger des Baumeisters vergangener Zeiten, der in Personalunion den Entwurf und die Statik beaufsichtigte. Während diese Haltung manchmal legitim ist – etwa bei einer Baugestalt mit äusserst eingeschränktem Gestaltungs-
2
spielraum –, entspringt sie meiner Meinung nach meist einer Kombination von Ungeduld, Ignoranz und einem gewissen Egoismus. Viele Architekten sehen die Gebäudestatik als lästige Pflicht. Auf der anderen Seite verhalten sich die Bauingenieure mit ihrer wissenschaftlichen Arbeitsweise nicht selten besonders empfindlich und nehmen von vornherein eine defensive Haltung ein. Wie verhält es sich mit der beschränkten Zusammenarbeit? Sie ist ähnlich wie die ideale Zusammenarbeit – bis zu jenem Punkt, an dem der Architekt den gegenseitigen Befruchtungsprozess beendet und die Gebäudegestalt allein aufgrund formaler Gesichtspunkte bestimmt, ohne den strukturellen Erwägungen des Ingenieurs weiter Beachtung zu schenken. Auch wenn diese Vorgehensweise – mindestens aus Sicht des Ingenieurs – weniger befriedigt, funktioniert die Zusammenarbeit dennoch, sofern die Parteien ehrlich
3
miteinander sind: Wenn der Ingenieur den Architekten über die strukturellen und kostenmässigen Folgen seiner ästhetisch motivierten Entscheide informiert, kennt letzterer die Konsequenzen und kann Mehrkosten und gesteigerte Baukomplexität rechtfertigen. Das erachtete ich stets als meine Pflicht. 1 Eero Saarinen: TWA Terminal, New York; Innenansicht der Haupthalle (Foto: Hubertus Adam) 2 + 3 Mellon Center for British Art, Skizzen zum Verhältnis von Konstruktion und Lüftung (© Abba Tor)
An welches Projekt denken Sie dabei? Die Zusammenarbeit mit Eero Saarinen verlief so. Er versuchte, den Ingenieur zu verstehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt; dann schwenkte er ab, weil er eine bestimmte Gebäudeform anstrebte. Beim Vivian Beaumont Theater beispielsweise verwendeten wir für die Tragkonstruktion einen besonders belastungsfähigen Stahl, sodass der Querträger der Frontfassade trotz einer Spannweite von dreissig Metern ziemlich dünn wurde. Saarinen verblendete den Querbalken 55
Die Suche vor der Festlegung Oswald Mathias Ungers und die USA 1967 – 1977 Ungers gilt als eine der wichtigsten Figuren des Architekturdiskurses in der BRD und prägt, manchmal polarisiert, durch sein Vermächtnis und seine Schüler. Bevor sein hauptsächlich in Deutschland gebautes Spätwerk eine Verfestigung seiner Ansichten manifestierte, war Ungers vor allem ein Lehrer, dessen Denkweisen und Projekte den transatlantischen Austausch mit dem akademischen Umfeld der USA wiedergeben.
Text: André Bideau
vertrat. Als Dekan der Architekturfakultät war ihm nach der
Ungers traf Anfang 1968 in Ithaca, New York, ein. Es dürfte
Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967
ihm nicht vorgeschwebt haben, über ein Jahrzehnt lang an
die Aufgabe zugefallen, die Wellen zu besänftigen.
der Cornell University zu lehren, die Hälfte davon als ein-
64 archithese 5.2011
Ein früher Kritiker des sogenannten Bauwirtschafts-
flussreicher Department Chair der Architekturabteilung zu
funktionalismus, vorübergehend Rudolf Schwarz und sogar
wirken. Dass seine seit 1950 erfolgreiche Baupraxis über ein
dem Expressionismus nahestehend, hatte Ungers durchaus
Jahrzehnt ruhen würde, konnte er damals ebenso wenig er-
nach Freiräumen in den systembedingten Zwängen seines
ahnen. Er hatte Westberlin in der Mitte des akademischen
Metiers gesucht – gerade an der TU Berlin, wohin er 1963
Jahres verlassen und seinen Lehrstuhl an der Technischen
als Nachfolger von Hans Scharoun berufen worden war. So
Universität von Mitarbeitern weiterführen lassen. Seine Ab-
mündete im Dezember 1967 seine Einleitung zum dortigen
reise war die unmittelbare Reaktion auf Ereignisse in Berlin,
Symposium zur Architekturtheorie in der Fragestellung, ob
die zu einer Politisierung der Studentenschaft geführt hatten
es eine «immanente Erscheinung des Formalen» gebe, eine
und die Ungers veranlassten, eine von Colin Rowe zuvor aus-
«formale Äusserung, die unabhängig ist von Historie, von
gesprochene Einladung, als Gastdozent in Cornell zu wirken,
den jeweiligen technischen Mitteln und den gesellschaftli-
anzunehmen. Sein Berufsverständnis als Wohnungsbauar-
chen Bezügen». Ungers verwies insbesondere auf die Be-
chitekt hatte ihn in das Fahrwasser eines inzwischen verru-
sonderheiten im Kontext Westberlins, wo «Kommunen, In-
fenen «Systems» gebracht, obwohl er als Lehrer in dieser Zeit
teressengruppen, Oppositionen» keine «zufällige temporäre
immer wieder differenzierte und experimentelle Positionen
Erscheinung, sondern ein durchaus ernst zu nehmendes
Phänomen» seien. Es ist bezeichnend, dass einerseits der
niederschlagenden politischen und ökonomischen Verände-
mit Gästen wie Sigfried Giedion, Peter Blake, Reyner Ban-
rungen sowie ein allgemeiner Ausdifferenzierungsprozess,
ham und Colin Rowe bestückte Kongress angesichts der
der die bundesdeutsche Gesellschaft erfasst hatte, wirkten
massiven Proteste der Studierenden abgebrochen werden
sich jeweils auf die Handlungsräume der Planung aus. In
musste und dass andererseits die Architekturfakultät ab-
seiner Abwesenheit von der Baupraxis konstruierte Ungers
gewickelt und in die Fachbereiche für Gesellschafts- und
eine Theorie, die ihm bei der beruflichen Repositionierung in
Planungswissenschaften, Umwelttechnik sowie für Bau-
diesem neuen Dispositiv behilflich sein sollte.
planung und Fertigung aufgeteilt wurde. Wie an anderen
Welchen Nährboden für ein neues Berufsverständnis bo-
Schulen hatte sich die Architekturausbildung an der TU Ber-
ten die USA im Schicksalsjahr 1967 angesichts der Krise des
lin zum Schauplatz einer Gesellschaftskritik entwickelt, die
Massenwohnungsbaus? – Als einer der Mitverantwortlichen
jegliche architektonische Grundlagenforschung als reaktio-
des Märkischen Viertels, «des Prügelknaben des Deutschen
när bezeichnete, sofern diese nicht gleichzeitig ihre politi-
Wohnungsbaus» , mit der sich fortan eine Flut von Publikati-
schen Rahmenbedingungen thematisierte.
onen und Seminaren, gerade an der TU Berlin, auseinandersetzte, sah sich Ungers veranlasst, die eigene Praxis zu über-
Implodierende Städte
denken. Von Teilen der westdeutschen Öffentlichkeit wurde
Angesichts dramatischer Strukturreformen in der bundes-
er als einer der namhaften Entwerfer der Berliner Grosssied-
deutschen Bildungslandschaft versprach das kleinstädtische
lung so diffamiert wie damals auch die Allianz zwischen tech-
Ithaca ein weniger turbulentes Umfeld. Die Tatsachen, dass
nokratischen Planern und Bau- und Immobilienwirtschaft.
Ungers 1969 die Leitung der Architekturabteilung in Cornell
In seinem Interview im Spiegel von 1969 suggerieren Auf-
übernahm und seine Familie nach Ithaca übersiedelte, besie-
nahmen des parallel zur Berliner Lehrtätigkeit realisierten
gelten seinen Abschied von Berlin. Im gleichen Jahr kam es
Märkischen Viertels eine unüberbrückbare Kluft zwischen
in Cornell jedoch zur Besetzung der Mensa durch bewaffnete
dem gebauten Alltag des westdeutschen Sozialstaats und
afroamerikanische Studenten, denen die Förderprogramme
einem verwissenschaftlichten Architekturbetrieb. Nichts-
zu wenig weit gingen. An der Kent State University wurde
destotrotz galt Ungers als einer der «progressiv gesonne-
1970 eine Anti-Vietnam-Kundgebung von der Armee blutig
nen Professoren», der zur Lage der deutschen Hochschulen
beendet. Aber auch inhaltlich war die akademische Idylle
dem Spiegel einräumt: «Wir stehen vor einem Dilemma, aus
befristet: Persönliche und personalpolitische Entscheide
dem wir noch keinen Patentweg wissen.»
zerrütteten die anfängliche Allianz mit Colin Rowe, nach-
Jasper Cepls Darstellung dieser Übergangsphase hat
dem Ungers in seiner Funktion als chairman Abteilung und
Licht auf die thematischen Überlappungen geworfen. So
Lehrplan in seinem Sinn umgekrempelt hatte. Belastet blieb
liess der Weggang von Berlin Ungers sein konzeptionelles
das Verhältnis der beiden Europäer in Cornell auch aufgrund
Interesse an Grossplanungen vorerst nicht verlieren. Im Ge-
konzeptioneller Differenzen, die zu einer Lagerbildung füh-
genteil – Wettbewerbsbeteiligungen sowie der Vergleich sei-
ren sollten. Der Grüne Archipel, das städtebauliche Theorem, zu dem
1 Schwer bewaff nete afroamerikani sche Studenten verlassen die Willard Straight Hall an der Cornell University in Ithaca, N. Y., am 20. April 1969. Die Studenten hatten sich unter der Führung von Ed Whitfield, ganz rechts im Bild, im Gebäude verbarri kadiert, um ein anerkanntes African American Studies Program einzu fordern. Der 36 Stunden dauernde Protest führte zur Eröffnung des Africana Studies and Research Center an der Cornell University. Ungers war Zeuge der Proteste (Fotos 1 + 4: Key stone/AP Photo/ Steve Starr)
ner Forschungstätigkeit zwischen Berlin und Cornell belegen, dass Ungers den territorialen Massstab architektonischer
Ungers im Verlauf seiner Cornell-Jahre gelangen sollte, un-
Konzepte damals nicht preisgab. Ungers erwies sich der be-
terscheidet sich diametral von Colin Rowes Collage City. Die
reits 1966 von Vittorio Gregotti in Il territorio dell’architettura
Prämisse, derzufolge die schrumpfende, postindustrielle
geforderten radikalen Ausweitung des Architekturbegriffs
Stadt als ein Territorium fragmentierter, komplementärer
verpflichtet. Eine Studie wie Berlin 1995 radikalisierte den
Orte zu begreifen ist, basiert auf entwerferischen Erfahrun-
territorialen Bezug sogar noch. Berlin 1995, als Experiment
gen, in denen Ungers Elemente seiner bisherigen Arbeit zu
1969 an der TU durchgeführt, entwickelt Planungsmodelle
verarbeiten verstand. Insofern relativiert sich die Bedeutung
für eine Fünfmillionenstadt im Übergang zu den siebziger
des mit dem Weggang aus Berlin entstandenen Bruchs. Auch
Jahren. Als Entwurfsaufgabe wird das gesamte Territorium
in den Siebzigerjahren blieb Westberlin das Labor, in dem
Berlins als System zur Diskussion gestellt und als «Feld ei-
OMU seine entwerferischen Thesen erprobte. Wie der Grüne
nander überlagernder Bezugsstrukturen» bearbeitet. Auf
Archipel später zeigte, scheint sich mit der amerikanischen
einem 720 x 720-Meter-Raster basierend, entstehen unter-
Distanz der Charakter von Berlin als ein Resonanzraum für
schiedliche städtische Systeme, mit denen die Studenten
entwerferische Spekulation sogar verstärkt zu haben. Ent-
Bebauungsstrukturen für jeweils fünf Millionen Einwohner
scheidend für diese konzeptionelle Zuspitzung ist die Über-
entwickeln. Die im selben Jahr als Heft 25 der Veröffent-
lappung der Lehrtätigkeit Ungers’ an der TU Berlin und in
lichungen zur Architektur publizierte Studie kann – wenn-
Cornell. Hier spielten die ab 1965 von seinem Lehrstuhl pub-
gleich dystopisch – als Höhepunkt eines morphologischen
lizierten Veröffentlichungen zur Architektur auch nach dem
Megastrukturalismus gesehen werden, zugleich kann darin
Weggang des Lehrstuhlinhabers eine wichtige Rolle, da Un-
eine plakative Anwendung des territorialen grid gesehen
gers von Ithaca aus weitere Untersuchungen in die Reihe
werden, mit dem Ungers in den USA konfrontiert ist.
einspeiste. Doch im Lauf seiner Abwesenheit veränderte
Die zeitgenössischen Probleme der deutschen Städte ver-
sich allmählich die Beziehung zwischen theoretischen Kon-
blassen im Licht des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
zepten und urbanen Räumen. Die sich auf die Innenstädte
Verfalls, der seit Mitte der Sechzigerjahre zahllose ameri65