archithese
5.2014 Oktober
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
Zum reverse engineering des Elements-Projekts
International thematic review for architecture
Die Biennale als Auftrag Interviews mit Fabio Gramazio, Jacques Herzog, Markus Schaefer, Marianne Burki und Sandi Paucic Die Biennale sollte den Architekten gehören! Rem Koolhaas als Ausstellungsmacher Lucius Burckhardt neu entdeckt Der Schweizer Pavillon in Venedig von Bruno Giacometti Die Arbeiten des britischen Architekten Cedric Price Lucius Burckhardt und die Architekturausstellung Reordering Reality while Playing: Architecture and Creativity Architecture, Discipline and Crisis A Short History of the Beginnings of the Venice Architecture Biennale SPECIAL: A Growing Archive Capriccio in Book Form – Elements of Venice Abecedarium – die Peripherie radikal neu denken Herzog & de Meuron: Naturbad Riehen Bruno Fioretti Marquez Architekten: Neue Meisterhäuser Bauhaus Dessau
Fundamental Palace
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EINE DROHNE NAMENS ARCHITEKTUR Zum reverse engineering des Elements-Projekts Bei Architektur geht es um das engineering von Umschliessungen. Sie gilt als eine holistische Kulturtechnik, denn es geht ihr ums Ganze. Manche reden von einem hermetisch geschlossenen System1 und andere beklagen, dass Architektur zu technisiert und nicht mehr nachvollziehbar sei. Vielleicht taugt hierfür das Bild einer Drohne, die in der Wüste abgestürzt ist: Der Versuch eines Finders, die Funktionen der Bauteile nachzuvollziehen, muss zwangsläufig an der Komplexität der Maschine scheitern. Das Forschungsprojekt und die Ausstellung Elements of Architecture auf der Architekturbiennale etablieren einen alternativen Zugang im Sinne eines reverse engineering – ein Versuch, den hermetischen Zustand der Architektur wieder aufzubrechen. Statt auf «das Ganze» zu fokussieren, wird der Blick auf die einzelnen Teile gelenkt.
Autor: Stephan Trüby
Kompilation ungereimter Terminologien. 2 So entbehren
Was ist in der Architekturgeschichte und ihrer Theorie unter
seine Ausführungen zum Säulenschmuck – er verwendet den
«Elementen der Architektur» diskutiert worden? Welche
Begriff der genera – noch einem Denken in Säulenordnun-
zeitgenössischen Herangehensweisen zu den Elementen der
gen, wie es sich in Europa mit der Renaissance folgenreich
Architektur gibt es? Welche Ausgangsfragen lagen dem For-
verbreiten sollte.
schungsprojekt Elements of Architecture und der gleichna-
Die frühesten Zeugnisse elementaren Denkens zur Archi-
migen Ausstellung auf der diesjährigen Architekturbiennale
tektur sind aus China überliefert. Bereits in der Song-Zeit ab
in Venedig zugrunde? Und inwieweit tragen die Ergebnisse
dem 11. Jahrhundert wurden dort im amtlichen Bauhand-
zu einem besseren Verständnis von Architektur bei und kön-
buch Yingzao fashi (Abhandlungen über Baumethoden, 1091)
nen damit wiederum hilfreich sein bei ihrem Entwerfen?
detaillierte Regeln für den Holzbau festgelegt. Zum ersten Mal wurden darin alle Masse auch der komplexesten chine-
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I. Elementares Denken in der Geschichte
sischen Dächer festgehalten und in ein modulares System
der Architekturtheorie
einer Standardeinheit (cai) überführt. Vergleichbare europä-
In Vitruvs Texten lassen sich nur minime Ansätze eines ele-
ische Versuche lassen sich erst in den jüngeren mittelalterli-
mentaren Denkens finden. Zwar nennt er im dritten seiner
chen Bauhüttenbüchern finden – etwa jenem des Villard de
Zehn Bücher (geschrieben circa 30 bis 20 v. Chr.) die Trias
Honnecourt (um 1235), dem einzigen exklusiv mit Architek-
firmitas – utilitas – venustas als allgemeine (teilweise bis
tur befassten Manuskript des Hochmittelalters. 3 Die 33 er-
heute als gültig akzeptierte) Prinzipien der Architektur.
haltenen Blätter enthalten eine im Lauf vieler Jahre auch auf
Doch sind seine Abhandlungen über weite Strecken eine
Reisen durch Frankreich, Deutschland und Ungarn zusam-
2
3
mengetragene Mustersammlung. Die Zeichnungen umfas-
Elements of Architecture und veröffentlichte 1624 in London
sen Beispiele zur Baukunst (Grund- und Aufrisse von Chören
ein gleichnamiges Buch. Aufbauend auf italienischen Vorbil-
und Türmen, Masswerk von Fenstern und Fensterrosen), zur
dern von Alberti bis Palladio, fokussierte er bei seiner
Zimmermannskunst (verschiedene Konstruktionsmöglich-
Betrachtung zu Bauteilen auf Nordeuropa und grenzte dabei
keiten von Dachstühlen) und zur Bildhauerei (Portalfiguren,
etwa englische Fenster und Türen ausdrücklich von ihren
Evangelienpulte, Chorgestühle).
südlichen Pendants ab. Wotton formulierte keine finite Liste
Wenngleich die Bauhandbücher sowohl chinesischer als auch europäisch-mittelalterlicher Provenienz eine wichtige
seiner Elemente; die Frage nach regionalem und klimagerechtem Bauen stand für ihn im Mittelpunkt.
Rolle in der Kodifizierung und Transmission von Gebäude-
Was sich bei Alberti noch als zaghaftes Ordnungsdenken
teilen wie Dächern oder Fenstern spielten, so unterblieb in
ankündigt hatte, kulminierte im 19. Jahrhundert in den
ihnen dennoch der Versuch, ganze Bauwerke als ein System
Taxonomien Jean-Nicolas-Louis Durands und Gottfried
aufeinander bezogener architektonischer Elemente zu se-
Sempers. Durand begründete mit seinen Précis des leçons
hen. Dies sollte erst mit Leon Battista Alberti und seinen
d’architectures données à l’École Polytechnique (1802–1805)
Zehn Büchern zur Architektur (1452) passieren – auch wenn
eine rationalistische Architekturtheorie, systematisierte die
er das Wort «Element» noch nicht verwendete. Der gebürtige
Entwurfslehre und ersann mit den formules graphiques eine
Genuese war der erste, der für die Architektur mit einer bis
didaktisch wirksame Darstellungsweise.7 Zum wohl folgen-
dato unbekannten Systematik sogenannte partes formu-
reichsten Architekturtraktat der ersten Hälfte des 19. Jahr-
lierte, und zwar die Gegend (regio), das Baugelände (area),
hunderts wurden die Précis auch und vor allem durch ein
die Einteilung (partitio), die Mauer (paries), die Decke (tec
Raster- und Kombinationssystem,8 welches Durand im zwei-
tum) und die Öffnung (apertio). Für Fritz Neumeyer gehorcht
ten Teil des ersten Buches ausführlich begründet.9 Mit den
die Schrittfolge dieser Sequenz einem eindeutigen Kalkül:
von ihm suggerierten unbeschränkten Kombinationsmög-
«In der Logik der sechs Elemente gehen fünf Schritte der
lichkeiten von Architekturelementen erreicht Durand, so
Raumbegrenzung dem letzten Schritt der Raumöffnung
Hanno-Walter Kruft, «theoretisch den Punkt einer Standar-
voran.» Auffallend ist, dass die Säule, die noch bei Vitruv
disierung, an dem die Fertigbauweise mit präfabrizierten
der Dreh- und Angelpunkt der Architektur war, nun zum
Elementen einsetzen konnte»10. Semper, der in Durand kaum
schmückenden Teil der Wand degradiert wurde. Als zentral
mehr als einen «Schachbrettkanzler für mangelnde Ideen»11
für die Architektur galt nun nicht mehr das ordnungsstif-
sah, gebrauchte seine eigene Taxonomie, die sich in der
tende Ornament – die antike Kosmetik war auch Kosmos –,
Lehre der Vier Elemente der Baukunst (1851) manifestierte,
sondern dessen Träger: Die Wand war zum wichtigsten der
weniger für die Generierung zukünftiger Entwürfe, sondern
sechs Alberti’schen partes geworden.6 Wenngleich sein ge-
vielmehr für eine luzidere Erklärung architektonischer
samtes theoretisches System in die regio eingebunden war,
Ursprünge. Unter den vier Elementen – Herd, Umfriedung,
so liegt dem Werk doch die implizite Annahme zugrunde,
Dach, Erdaufwurf (Terrasse) – werden insbesondere die
dass es Architektur nur in dem ihm bekannten mediterranen
ersten beiden hervorgehoben. Während die Umfriedung be-
Raum geben kann. Mit dieser Einschätzung räumte Henry
ziehungsweise Wand als wichtigstes Element der Architektur
Wotton nachdrücklich auf. Er sprach erstmals explizit von
erscheint – das Bauen hatte für Semper textilen Ursprung –,
4
5
1 Raum «Fenster» der Ausstellung Fundamentals der 14. Architektur biennale Venedig (Foto © Francesco Galli, Zur Verfügung gestellt von la Biennale di Venezia) 2 Yingzao fashi, Abhandlungen über Baumethoden, China, 1091 3 Villard de Honnecourts Bauhüttenbuch, um 1235, ist das einzige, exklusiv mit Architektur befasste Manu skript des Hoch mittelalters. Französische Sammlung, Natio nalbibliothek Paris, Bibliothek SaintGermain-des Prés. (MS. 19093, Nr. 1104)
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1
DEN DRACHEN REITEN Fabio Gramazio im Gespräch mit Jørg Himmelreich Die Elements-Ausstellung auf der Architekturbiennale in Venedig zeigt die Evolution der Architekturelemente als dialektischen Spannungsbogen. Auch wenn die Ausstellung sich auf den ersten Blick als neutrale enzyklopädische Nebeneinanderstellung gibt, formuliert sie zugleich eine Kritik am Status quo der Architekturproduktion, indem sie vor Augen führt, dass die moderne Produktion von Bauteilen zu gestalterischer Armut und langweiligen Standards führt, auf die auch Architekten nur bedingt Einfluss haben. Mit Fabio Gramazio, der zusammen mit Matthias Kohler an der Professur für Architektur und digitale Fabrikation am Departement Architektur der ETH Zürich forscht, sprachen wir über Perspektiven für eine reichhaltigere und vielfältigere Architektur.
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Jørg Himmelreich: Die prunkvoll bemalte historistische
offene Zwischengeschosse – sogenannte Void Decks – ein,
Kuppeldecke des italienischen Pavillons wird in der Ele-
die sehr gut funktionieren.
ments-Ausstellung mit einer sterilen, bedrückenden abge hangenen Bürodecke in Kontrast gesetzt. Klinische Kunst
Dabei sind mir aus Singapur beispielsweise die Colonnade
stofffenster kontrastieren vor verzierten Holzfenstern mit
Condominiums von Paul Rudolph in Erinnerung, die 1980
farbigem Bleiglas und geschnitzten Ornamenten.
errichtet wurden. Die vorgefertigten zweigeschossigen
Fabio Gramazio: In unserem Kulturkreis ist man sich dieser
Wohnungseinheiten sollten mit unterschiedlichen räumli
Probleme spätestens seit den Sechziger- und Siebzigerjahren
chen Einteilungen an ein Strukturgerüst angehängt wer
bewusst. Die Frage ist also, warum Koolhaas dieses Thema
den. Letztlich wurde aber alles vor Ort aus Beton gegossen.
genau jetzt wieder ins Zentrum rückt. Die Antwort kann ein
Das Beispiel zeigt aber, dass vor dreissig Jahren der Wille
Blick auf das Baugeschehen in Asien geben. Circa einhun-
vorhanden war, aus vorgefertigten Elementen Wohnungen
dert Jahre nach dem Beginn der Industrialisierung in der
mit räumlicher Vielfalt zu erstellen. Ist diese Experimen
Architektur feiert sie dort gerade in ihrer niedrigsten, trivi-
tierfreude verloren gegangen?
alsten und uninspiriertesten Form eine Apotheose – in be-
Es gab durchaus einige interessante metabolistische Experi-
ängstigenden Dimensionen. Die meisten Massenwohnungs-
mente. Nach der Staatsgründung kam eine ganze Generation
bauten, die dort entstehen, sind «Wüsten» aus langweiligen
junger Architekten, die in den USA und Japan ausgebildet
Wohnungen – identisch in der Typologie, der Anzahl der
wurde, zurück, um am Nation Building teilzuhaben. Aber das
Geschosse bis hin zu den Bauteilen. Verglichen damit er-
ist vorbei. Jetzt gibt es nur noch wenige Projekte, die mehr sind
scheinen die spekulativen oder ideologisch geprägten urba-
als reiner Standard. Projekte von Rem Koolhaas wie das Inter-
nistischen Modelle im Europa der Nachkriegszeit in ihren
lace oder Bauten von Zaha Hadid sind für reiche Expats und
Dimensionen harmlos.
haben wenig mit der Realität zu tun. Lediglich bei den Bauten
Dort werden derzeit nicht zweihundert Wohnungen auf einmal erstellt, sondern gleich zwanzigtausend. Beispiels-
1 Modelle für robotergebaute Hochhäuser, Singapur, 2013 (Foto: 1, 5–12 + 16 © Gramazio & Kohler, ETH Zürich)
in Downtown wird auf die Gestaltung Wert gelegt. Ansonsten entstehen endlose Serien mit immer gleichen Standards.
weise in Singapur: Dort kümmert sich eine Behörde nicht nur um architektonische Programme, sondern nimmt ganz kon-
Für eine neue digitale Baukultur
kret Einfluss auf das Bauen. Sie haben der Bauindustrie ein-
Sigfried Giedion hat in seinem Buch Mechanisation takes
heitliche Systeme aufgezwungen und damit jegliche Konst-
command die Wende von der ersten Phase der Industriali
ruktionsvielfalt nivelliert. Für den Massenwohnungsbau
sierung hin zur zweiten thematisiert und kritisch darauf
gibt es nur eine einzige Bauweise – das Large Panel System.
hingewiesen, dass bereits mit dem Fordismus das kreative
Aus der Perspektive eines jungen Staates, der 1962 unabhän-
Potenzial der Gestaltung von Bauteilen fast vollkommen
gig wurde und seinen Einwohnern soliden und günstigen
verloren gegangen ist. Diese Kritik an einer schematischen
Wohnraum geben wollte, hat das Sinn gemacht. Doch 2014
und standardisierten Architektur formuliert auch die Ele-
mutet es seltsam an, noch immer an diesem Rationalisie-
ments-Ausstellung auf der Biennale. In eurem Buch The
rungswahn festzuhalten.
Robotic Touch streicht ihr heraus, dass wir uns seit den Neunzigerjahren in einer dritten digitalen Phase der Indus
Das aktuelle Konstruktionssystem in Singapur ist also
trialisierung befinden. Sind wir nun in der Lage, die Pro
identisch mit der vorfabrizierten Architektur des Westens
bleme der zweiten Phase zu überwinden?
aus den Siebzigerjahren? Oder wurde es weiterentwickelt?
Der Diskurs beschäftigt sich längst mit diesem zweiten Shift,
Das kommt drauf an, wie man es betrachtet: Aus der Distanz
doch allgemein gibt es noch kein Bewusstsein dafür. Die
ist es konstruktiv und typologisch eine reine Kopie von dem,
meiste Architektur entsteht nach total veralteten und inad-
was wir in Europa gebaut und mittlerweile wieder abgeris-
äquaten Paradigmen. Das industrielle Zeitalter hat die Mas-
sen haben. Schaut man jedoch genauer hin, gibt es interes-
senproduktion ermöglicht, sie aber auch zwangsläufig den
sante Unterschiede: Mit dem Social Engineering hat man es
industriellen Logiken – den Economies of Scale – unterwor-
dort viel besser im Griff, dass keine Gettos entstehen. Alle
fen. Zunächst hatte das einen positiven Effekt: Mehr Leute
Wohnungen sind Eigentum, und beim Verkauf arbeitet man
konnten sich hochwertige Produkte leisten. Die Kehrseite ist
mit einem spezifischen Schlüssel, der vorgibt, wie die ver-
jedoch der hohe Ressourcenverbrauch und die zwangsläu-
schiedenen Ethnien gemischt sein sollen. Zudem gibt es ty-
fige Normierung. Die daraus resultierenden Einschränkun-
pologische Besonderheiten: Man fügt öffentliche Erd- und
gen für die Gestaltung sind so gross, dass man sich fragen 35
1
OBSESSIONEN, MYTHOLOGIEN, ATTITÜDEN Rem Koolhaas als Ausstellungsmacher Das Thema der Modernität zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk von Rem Koolhaas. Sein Interesse gilt im Speziellen dem Verhältnis der Lebenswelt – in all seinen vorhersehbaren und unvorhersehbaren Aspekten – zu Architektur und Städtebau. Das eine ist vielleicht eine Obsession, das zweite eine geheime Agenda. Beides manifestiert sich in seinen Gebäuden, Texten, Büchern und Vorträgen. Aber vielleicht am besten lässt es sich in seinen grossen Ausstellungen wiederfinden.
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Autor: Bart Lootsma
rischen Analysen präzise sind, enden sie manchmal in einem Jetzt, das durch Paradoxien und Oxymora geprägt wird.
Nul-Journalismus
Widersprüchliche Situationen existieren und können
Anders als viele Kritiker immer wieder erwarten, haben
sprachlich nicht eindeutig erfasst werden: Ein Glas ist halb
Koolhaas’ Texte nicht unbedingt eine ausgesprochene Mo-
voll oder halb leer; es gibt keinen eigenen Begriff für das
ral. Das ist auch der Fall bei seinen Ausstellungen: Sie wollen
halb volle oder halb leere Glas. Zeigen kann man es aber
vor allem Möglichkeiten aufzeigen. Dies ist zurückzuführen
schon. Die Deutung, ob das Glas zum Beispiel noch halb voll
auf Koolhaas’ Anfangsjahre als Journalist, die geprägt wur-
ist oder schon halb leer, kann die Entscheidung bestimmen,
den von der niederländischen Nul-Bewegung, welche so-
ob man noch einen Schluck nimmt oder nicht. In einer
wohl in der Kunst wie in der Literatur und im Journalismus
Jugenderinnerung erzählt Koolhaas, wie er als Kind in
einflussreich war. Armandos Manifest Een internationale
I ndonesien einen Teich beobachtete, in dem Frauen mit ero-
primeur fasst zusammen, wofür die Nul-Bewegung stand:
tisch anmutenden Bewegungen Wäsche gewaschen haben.
«Kein Moralisieren oder Interpretieren der Wirklichkeit, son-
Dann hörte man eine Glocke; die Frauen verschwanden,
dern ihr Verstärken. Ausgangspunkt: die kompromisslose
Männer kamen, zogen sich aus und pissten in dasselbe
Akzeptanz der Wirklichkeit. Arbeitsweise: Isolieren, Aneig-
G ewässer. 3
nen. Ergebnis: Authentizität. Nicht die des Schöpfers, son-
In vielen Texten und Vorträgen spitzt Koolhaas wider-
dern der Information. Der Künstler ist nicht länger Künstler,
sprüchliche Situationen aber auch so zu, dass Varianten auf
sondern ein kaltes, rationales Auge.»1 In dem gemeinsam mit
Buridans Esel entstehen. In diesem alten philosophischen
dem Dichter und Journalisten Hans Sleutelaar verfassten
Paradox wird ein Esel mit zwei gleichen Haufen Heu konfron-
Manifest Anleitungen für die Presse geht er noch weiter:
tiert, die sich in absolut gleicher Distanz zu ihm befinden.
«Fakten sind interessanter als Kommentare und Mutmaßun-
Rational betrachtet kann der Esel keine Wahl zwischen den
gen […]. Das geschichtliche Bewusstsein ist der einzige ver-
beiden Heuhaufen treffen – was bedeuten würde, dass er vor
lässliche Berater […]. Informationen bleiben unerlässlich:
Hunger stirbt. Die Frage, wie er dennoch entscheiden kann,
nicht als Meinungen, sondern als Fakten […]. Es muss so
zieht sich durch die Geschichte der Philosophie und wird
bald wie möglich klar werden, dass die meisten Kritiker die
immer anders beantwortet. Sie kann selbstverständlich auch
Bastarde des Journalismus sind […]. Diese Bastarde müssen
zu einer politischen Frage werden. Ist man gegenüber der
von der Bühne.»2
Modernität optimistisch, dann wird die Frage irgendwann
Am allerwichtigsten war es für den Nul-Journalismus, etwas auf die Tagesordnung zu setzen – wie einen vergesse-
2
3
4
kollektiv rational gelöst; ist man es nicht, so droht der kollektive Untergang.
nen Krieg oder eine Hungersnot –, anstatt auf vorhandene Themen nur zu reagieren. Die Aufmerksamkeit auf ansons-
Modernität
ten vernachlässigte, als trivial oder unpopulär geltende
Koolhaas’ Konzept von Modernität ist nicht so sehr ein Pro-
T hemen zu lenken, wurde damit zu einer bewussten, kriti-
jekt der Moderne, das von einer ausgewählten Elite von In-
schen Handlung – exakt jene Art kritischen Handelns, die
tellektuellen und Künstlern bewusst vorangetrieben wurde,
Koolhaas heute auszeichnet, wenn er Themen wie die Ber-
wird und werden sollte. Eher erinnert es an Otto Neuraths
liner Mauer, M anhattan, Singapur, Japan, das Pearl River
Buch Modern Man in the Making von 1939, worin das Phäno-
Delta, Afrika, Shopping oder auf der Biennale 2014 auch die
men als ein ewiger, kollektiver, globaler, unaufhörlicher Pro-
Elemente der Architektur (Boden, Wand, Decke, Tür etc.) auf
zess, der alle Aspekte der Gesellschaft beeinflusst – also
die architekturtheoretische Tagesordnung hebt. Manchmal
auch die gebaute Umgebung –, präsentiert wird.4 Koolhaas
wird dabei gerade das betont, was in der Marge des Diskur-
ist vertraut mit Neuraths Werk. Der Philosoph, Ökonom, So-
ses verdrängt und in der Folge buchstäblich versteckt wird.
ziologe und Planer lebte in den Dreissigerjahren, nachdem er
Man könnte das durchaus als eine Form der Dekonstruktion
aus der Sowjetunion nicht mehr nach Österreich zurückkeh-
sehen.
ren konnte, eine Zeit lang in den Niederlanden und war in
5
6
intensivem Kontakt unter anderen mit dem Stadtplaner und Buridans Esel
Vorsitzenden des CIAM, Cornelis van Eesteren. Einige Dia-
Zwar ist Koolhaas im Lauf der Zeit in politischen Fragen immer
gramme von AMO, wie sie im PRADA-Buch und in dem Son-
kritischer und expliziter geworden, aber wenn es auf das indi-
derheft von Wired, das Koolhaas redigierte, vorzufinden
viduelle Handeln – zum Beispiel im Fall des Architekten –
sind, wurden von Neuraths grafischer Sprache Isotype in
in diesem Zusammengang ankommt, gibt er keine Orientie-
spiriert.5
rung und nimmt er sie beim Wort. Ein jeder muss für sich
Koolhaas’ Umgang mit der Modernität erinnert an Mar-
selbst entscheiden, wie er oder sie handelt. Wo seine histo-
shall Bermans Definition von Modernismus in All That Is
1–6 OMA-Ausstel lung Das Bild Europas, 2004 (Fotos 1–8: © OMA; Archiv: Bart Lootsma)
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DIE ARCHITEKTUR DER ANDEREN Die Arbeiten des britischen Architekten Cedric Price Die von Rem Koolhaas kuratierte Ausstellung Elements auf der Architekturbiennale in Venedig wirft eine zentrale Frage auf: Kann Architektur neue Technologien zugunsten der Nutzer aktivieren? – Die Ausstellung zeichnet das eher düstere Bild einer normierten und monotoner werdenden gebauten Umwelt. Auch Koolhaas äussert sich dystopisch und spricht von einer digitalisierten und automatisierten Architektur, die den Nutzer teilweise entmündigt. Eine ganz andere Perspektive auf dieselbe Frage kann nur wenige Meter entfernt im Schweizer Pavillon entdeckt werden. Anhand von Archivmaterialien ist es dort möglich, die Arbeiten des Architekten Cedric Price wiederzuentdecken. Der Denkkosmos des Briten zeigt eine Offenheit gegenüber neuen Technologien. Seine Versuche, sie im Sinne der Nutzer für eine zeitgemässe, soziale und offene Architektur zu aktivieren und den Selbstzweck ihres Einsatzes kritisch zu hinterfragen, könnten dem aktuellen Diskurs wichtige neue Impulse geben.
1
56 archithese 5.2014
Autorin: Tanja Herdt
Konzerte, Unterrichtskurse und Diskussionsabende einem
Wieso ist Schönheit ein häufig genanntes Kriterium, wenn
breiten Massenpublikum zugänglich machen. Das Projekt
es um die Bewertung guter Architektur geht, die Freude an
war ambitioniert, weil es den bis dahin üblichen Ansätzen
der Benutzung eines Gebäudes dagegen nicht? Diese Frage
der Architekturproduktion grundlegend widersprach: An-
stellt sich beinahe unmittelbar beim Blick auf die Schnittper-
statt das Programm einer kulturellen Institution in eine bau-
spektive des «Fun Palace»-Projekts, auf der bewegliche Vor-
liche Form zu fassen, wurde im «Fun Palace» eine dynami-
tragssäle und Bühnen abgebildet sind, die von der Decke
sche Wechselwirkung zwischen der Architektur und den
einer riesigen Stahlstruktur hängen. Die wohl bekannteste
vielseitigen Aktivitäten und Interessen seiner Besucher an-
Arbeit des Architekten Cedric Price kommt jedoch ganz ohne
gestrebt. Die Vision, die in den Zeichnungen mitschwang,
Fassade und andere vertraute architektonische Gestaltungs-
war die einer Kulturproduktion «von unten». Die Angebote
elemente aus. Stattdessen sollte der Raum mithilfe neuester
des «Fun Palace» sollten nicht länger passiv konsumiert,
Steuerungstechnik wechselnde Angebote wie Theater und
sondern aktiv durch die Besucher gestaltet werden. So sollte
ein Ort des Vergnügens und der Bildung entstehen, der die Trennung von Hochkultur und Alltagskultur und damit auch die sozialen Schranken der britischen Klassengesellschaft überwinden könnte. Die faszinierende Zeichnung seines «Erstlingswerks» machte Cedric Price im Alter von nur 29 Jahren über Nacht berühmt. Gestützt auf das Engagement der Auftraggeberin,
2
3
der Theaterregisseurin Joan Littlewood, und gefördert durch einflussreiche britische Intellektuelle und Politiker berichte-
Projekte wie «McAppy» (1973–1976) und das Inter-Action
ten nationale und internationale Medien in Grossbritannien
Centre (1970–1977), die sich durch einen anthropologisch
und den USA vom «Fun Palace» als einem gesellschaftlich
geprägten Zugang zur Architektur, eine minimale Aus-
wegweisenden Projekt am Beginn einer neuen Epoche. Auch
drucksweise und einen temporären Gestaltungsanspruch
wenn das Projekt nicht realisiert wurde, rückte der «Fun
auszeichneten. Die Dominanz der Informationstechnik er-
Palace» nicht zuletzt deshalb so erfolgreich in den Mittel-
setzte Price hier durch einfache Gestaltungsmittel, die ganz
punkt der öffentlichen Aufmerksamkeit, weil er auf überzeu-
ohne Informations- und Apparatetechnik den Nutzer und
gende Weise die Ideen einer offenen egalitären Gesellschaft
seine Handlungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt des Ge-
mithilfe einer neuen architektonischen Sprache kommunizie-
staltungsprozesses stellten. Bereits während der Arbeiten
ren konnte. Zudem traf der «Fun Palace» wie kein zweites
am «Fun Place» hatte Cedric Price begonnen, sich der Idee
Projekt des Architekten den Nerv seiner Zeit, indem er die
des Architekten als medial agierendem Baukünstler be-
Vorstellung eines bevorstehenden gesellschaftlichen Wan-
wusst zu entziehen. Dementsprechend ergänzte er den Brief-
dels vermittelte, der in den technischen Innovationen von
kopf seines Schriftverkehrs handschriftlich mit der Bezeich-
Massenmarkt und Massenmedien gründete.
nung «Cedric Price, Anti-Architect»2 .
1 Joan Littlewood / Cedric Price Architects, «Fun Palace» (Leaflet, Innenseite Schnitt perspektive, ca. 1964) (Zeichnung © Steven Mullin) 2 + 3 Cedric Price Architects, «PRICE». Serie 2/4, ca. 1966 (Fotomontagen für das Sheffield University Festival)
In den Sechzigerjahren hielten Auto, Fernsehen, Kühlschrank und Transistorradio Einzug in die europäischen
«Technology is the answer, but what
Haushalte. Der Mensch flog das erste Mal zum Mond, und die
was the question?»
Automation der industriellen Fertigung sowie die Entwick-
Mit dieser Äusserung stellte Cedric Price die herrschenden
lung des Dienstleistungssektors begannen die Arbeitsstruk-
Praktiken seiner Disziplin infrage, die stark vom Funktiona-
tur der Bevölkerung entscheidend zu verändern. Die Men-
lismus der modernen Nachkriegsarchitektur geprägt waren,
schen hatten mehr Freizeit und fanden damit auch mehr
ohne dabei jedoch die Zuständigkeit des Architekten bei der
Gelegenheiten, sich ihren eigenen Interessen zu widmen.
Gestaltung der gebauten Umwelt anzuzweifeln. Dem forma-
Die Vorstellung eines gesellschaftlichen Emanzipationspro-
len Bruch in der Bearbeitung und Darstellung seiner Projekte
zesses, der durch technische Innovationen gefördert wurde,
steht daher eine erstaunliche Kontinuität im Hinblick auf die
machten das «Fun Palace»-Projekt zu einem Medium für die
inhaltlichen Fragestellungen gegenüber, mit denen sich
Ideen der entstehenden Informations- und Dienstleistungs-
Cedric Price bis zum Ende seiner professionellen Tätigkeit
gesellschaft. Gesellschaftliche Werte wie das Recht auf Be-
befasste.
teiligung, die gerechte Verteilung von Gütern und die Mög-
Price realisierte, dass die einschneidenden gesellschaft-
lichkeit der individuellen Entfaltungsfreiheit schienen mit
lichen und technischen Veränderungen seiner Zeit – wie
den Mitteln einer technisch gesteuerten und industriell pro-
Automation, Digitalisierung und eine global agierende Wirt-
duzierten Architektur umsetzbar zu werden. Die Architektur
schaft – begonnen hatten, auch die Arbeitspraxis der
des «Fun Palace» lässt insofern eine doppelte Lesart zu. Sie
Architekten grundlegend zu verändern. Angesichts zweifel-
ist einerseits Ausdruck einer gesellschaftspolitischen Vision
hafter Ergebnisse des Massenwohnungsbaus und des Wie-
und zum anderen Dokument eines technischen und sozialen
deraufbaus der Städte betrachtete er nicht nur die Integra-
Veränderungsprozesses, der bis heute andauert.
tion neuster Technik als Herausforderung für die Architektur.
Im Vergleich zur Popularität des «Fun Palace»-Projekts ist
Es waren vor allem die daraus resultierenden gesellschaftli-
über das weitere Werk von Cedric Price und seine fast vierzig
chen und sozialen Aspekte wie die Frage der Beteiligung an
Jahre andauernde Arbeitspraxis verhältnismässig wenig be-
der Architekturproduktion und der Einflussnahme auf die
kannt.1 Dies mag vor allem daran liegen, dass den Folgepro-
Gestaltung des öffentlichen Raums, die er in den Mittelpunkt
jekten die Bildgewalt und die mediale Präsenz fehlen, die so
einer angestrebten Neuorientierung der Architektur stellte.
charakteristisch für das «Fun Palace»-Projekt sind. Dem
Sein weiteres Werk dokumentiert insofern den Versuch,
E ntwurf der Megastruktur folgten in den Siebzigerjahren
die durch den Funktionalismus der Moderne geprägten 57
ARCHITECTURE, DISCIPLINE AND CRISIS The Venice Architecture Biennale as Seismograph The Venice Architectural Biennales have been a platform on which architectural disciplinary frames have been conceptualized, discussed and presented – from 1980 to the onset of the 21st century.
84 archithese 5.2014
Author: Rute Figueiredo
The “Venice Biennale’s decision to set up, alongside the
In 1992 Luigi Ghirri photographed Aldo Rossi’s studio in Mi-
other activities, a sector exclusively and autonomously ded-
lan. At first sight, the image might seem to have no particular
icated to architecture, was the result of an experience and a
purpose: three isolated elements, portrayed like a still life
necessity,” writes Giuseppe Galasso, president of the Bien-
against a wall; it seems incomplete. The objects seem sub-
nale between 1978 and 1983, adding, “it was necessary to
tracted from their original context and disposed within a
take note of a technical, expressive and functional specifies
poorly framed photographic record. But if we look closer, we
which, no matter how ancient it was […] had qualified Archi-
notice an inscription on the left hand side below the image.
tecture in an ever more complex fashion compared with the
It was added by the photographer, Luigi Ghirri, who began
Fine Arts”. 3
his career by working within the circle of conceptual Italian
In that sense, when the Venice Biennale instituted its in-
artists during the 1970s. He started photographing architec-
dependent sector of Architecture in 1979, it was underlining
ture in the 1980s while working as the official photographer
the “externality” of architecture – or more precisely, archi-
for the Architecture sector of the Venice Biennale. Knowing
tecture’s increasing distance from art. Thus the first Mostra
his background, it is easy to believe that the image’s compo-
Internazionale d’Architettura di Venezia in 1980,4 curated by
sition was a conscious choice. The photograph shows us only
the Italian architect Paolo Portoghesi under the title The
a fragment of Italian architect Aldo Rossi’s studio, capturing
Presence of the Past, might be seen not only as a new sector,
a small drawing and a segment of a model, together with
but equally as an instance of disciplinary self-understanding
part of a radiator. The drawing depicts part of the Gallara-
and self-reflection. The central axis of the exhibition was the
tese housing complex (Milan, 1967–1973), which became an
Strada Novissima, which was a scenic device, installed
icon of Italian neo-rationalism. The model of the floating
within the monumental Corderie dell’Arsenale, comprising
Teatro del Mondo was designed in 1979 for the first architec-
twenty real-scale façades that, along with Teatro del Mondo,
ture exhibition at the Venice Biennale, held in the same year.
sought to redefine the relationship between architecture and
The image focuses on the relationship between these two
history as well as its communication with the public.5 Fixed
key moments. It is the portrait of a juncture.
by the “presence of the past,” this scenic apparatus involved
By portraying these works together, Luigi Ghirri invokes
the participation of twenty architects6 representing several
the complex and intense activity of Italian architectural pro-
different discourses. This inception was marked by great
duction and theoretical debate that developed, beginning in
controversies and tensions, the loss of cultural unity and the
the late 1960s, through the Tendenza and neo-rationalist
disintegration of stable modernist values and meanings, all
groups – inspired by structuralism and supported by social
of which had a real impact on architecture’s contemporary
criticism – and by the community of young scholars at the
culture.
mythic Venice School1, along with the powerful intellectual
It was a trigger event, marking a turning point both in the
discussion that took place in the architectural press – in such
Venice Biennale as an institution and in contemporary archi-
periodicals as Contropiano, Controspazio, Casabella and
tectural culture through consummation of the postmodernist
Domus. In this juncture, the debate on architecture’s discipli-
debate in Europe. As Udo Kultermann emphasized in 1981,
nary crisis occupied central stage, and the Teatro del Mondo
the Venice Biennale was “the beginning of a long-range and
stands out as a relevant point for all the subsequent discus-
complex program dedicated to the improvement of architec-
sions. The Teatro was – in Paolo Portoghesi’s words – a
tural concepts and architectural realities as we define and
“Trojan horse” in a “world that no longer recognizes central-
realize them today. In order to make this program successful
ity and hierarchy […] and that accepts the difficult condition
there will have to be critical debates as well as a dialectic
of surviving in tolerance and plurality.”2
atmosphere of controversy and stimulation, all fundamental
1 Luigi Ghirri, Aldo Rossi’s studio, via Santa Maria alla Porta in Milan, 1992, chromogenic color print, 30,2 × 39,5 cm (PH1996:0055, CCA Montréal © Eredi Aldo Rossi/Fonda zione Aldo Rossi)
for the continuation of tradition”7. An instance for self-reflection The Teatro del Mondo was constructed in 1979 for the exhi-
Cultural seismographs
bition Venice and the Scenic Space, under joint management
The route over the last three decades – from the Presence
of the Theatre sector and the new Architecture sector of the
of the Past (1980) to Fundamentals (2014), directed by Rem
Venice Biennale – originally created in 1895 as an interna-
Koolhaas – embodies a story line: an axis that reveals fluc-
tional art exhibition. This gesture linked the activities of the
tuations and uncertainties within the architectural discourse.
Venice Biennale to those of the city in the exact moment that
In these events, curators, architects, critics and policy mak-
the institution underwent important changes in its structure.
ers have introduced new aphorisms, thereby promoting ideas 85