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Lebensbilder: Die Lebensgeschichte von Rosa Hasler

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„Hebamme zu sein, war meine Berufung“

Die Lebensgeschichte von Rosa Hasler

Rosa Hasler wurde am 20. Oktober 1931 in Niederried beim „Maurerhof“ geboren. Gewohnt hat die Familie im „Zuhäusl“, das es mittlerweile nicht mehr gibt. Die kleine Rosa war die Jüngste von sechs Geschwistern. Sie war noch klein, als die Familie nach Stilfes übersiedelte, wo die Kinder die Schule besuchten und ihre Kindheit verbrachten. „Es war keine leichte Zeit und gerade im Winter war das Leben hart“, erinnert sich Rosa. „Die Zeiten waren schwer und voller Entbehrungen. Nicht zu vergleichen mit heute und mit dem, was die Kinder heute alles haben.“ Eine üppige Weihnacht habe es nicht gegeben und überhaupt waren die Weihnachtsbräuche ganz schlicht gehalten. „Wir haben höchstens einen grünen Zweig einfach dekoriert und eine Kerze aufgestellt. Es gab keinen Christbaumschmuck und auch keine oder nur wenige Weihnachtsgeschenke. Auf jeden Fall war es nicht selbstverständlich, ein Geschenk zu bekommen“, erzählt die heute 90-Jährige. Weihnachtskekse aber wurden gebacken und die liebten die Kinder in der achtköpfigen Familie dafür umso mehr.

Jugend im Zweiten Weltkrieg

Rosas Vater arbeitete als Waldförster, ihre Mutter war Hausfrau. In ihrer Jugend erlebte Rosa die Kriegszeit und sie wird nachdenklich, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt. „Die Verhältnisse waren sehr, sehr ärmlich und wir hatten viel Angst. Oft mussten wir in den Luftschutzkeller flüchten. Aber die vorweihnachtlichen Roraten besuchten wir, wann immer es möglich war. Höhepunkt blieb auch in den Kriegsjahren der Besuch der Christmette.“ Eine große Bedeutung hatten für das Mädchen auch die Raunächte in der Winterzeit. „Das Räuchern am Dreikönigsabend empfand ich als sehr schönen Brauch.“

Rosa, der gute Engel

Sich für einen Beruf zu entscheiden, fiel Rosa leicht. „Die Oma war Hebamme und auch ich wollte Hebamme werden. Es war für mich ganz klar. Meine Berufung war es, Hebamme zu sein.“ Nach der Pflichtschule durfte Rosa also die Haushaltungsschule und danach die dreijährige Hebammenschule in Bozen besuchen. Rosa, das Mädchen aus Stilfes, das genau wusste, was es werden wollte, hat es geschafft. Anfangs arbeitete sie als freiberufliche Hebamme und wurde zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Hausgeburten gerufen. Aber Rosa empfand das nicht als lästig, wenngleich es oft beschwerlich war. „Ob im Tal oder auf einem abgelegenen Bergbauernhof – als Hebamme wurde ich überallhin gerufen und es war nicht immer leicht, die ganze Verantwortung zu tragen, die auf meinen Schultern lag.“ Rosa war der gute Engel, der den Frauen in der Zeit der Niederkunft beistand und wusste, was zu tun war. „Ich weiß gar nicht mehr, wie vielen Kindern ich auf die Welt geholfen habe. An schwierige Situationen erinnere ich mich gar nicht mehr.“ Rosa möchte diese Zeit nicht missen. Später, als die „Hebamme Rosa“, wie sie alle nannten, im Spital in Sterzing eine fixe Stelle bekommen hatte, wurde ihr Arbeitsalltag etwas ruhiger und auch einfacher. „Es war immer ein Arzt in Reichweite, und wenn ich an die Zeit denke, als die Kinder fast nur zuhause geboren wurden, wird mir bewusst, wie groß die Verantwortung war, die ich getragen habe, und ich bin dankbar, dass alles gut gegangen ist.“ Bis zu ihrer Pensionierung hat Rosa noch vielen Kindern auf die Welt geholfen.

Glückliche Liebe

Ihr privates Glück hat die geschätzte Hebamme mit einem jungen Mann aus Genua gefunden „Meinen Ehemann, einen Genueser Militaristen, habe ich in Sterzing kennengelernt. Es war sehr aufregend. Wir waren lange nur befreundet, und als wir geheiratet haben, war ich Anfang Zwanzig. „Es war uns verwehrt, eigene Kinder zu haben, aber als wir nach meiner Pensionierung die kleine Sonja als Pflegekind zu uns nehmen konnten, machte uns das sehr glücklich.“ Das Paar sorgte liebevoll für das Mädchen und heute, da sowohl Rosa als auch ihr Mann im Seniorenwohnheim ihren Lebensabend verbringen, schaut die junge Frau aufmerksam und zuverlässig auf ihre „Mutti“ und den Pflegevater.

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“

Auf die Frage, was sie aus ihrer reichen Lebenserfahrung an junge Menschen weitergeben möchte, betont Rosa, dass für sie der Humor ganz wichtig ist. „Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Wenn es gelingt, den Menschen mit einem offenen Ohr und mit Humor zu begegnen, dann ist das gut.“ Sie lebt dieses Motto und im Seniorenwohnheim findet Rosa immer ein tröstendes Wort für jene, die es brauchen. „Was ich jungen Menschen noch sagen möchte, ist, dass sie gutes Benehmen lernen. Gutes Benehmen und ein offenes Ohr für die Mitmenschen braucht es, damit sich auch die junge Generation für das Gute einsetzen kann. Das ist mir wichtig.“ Die Hebamme Rosa ist eine starke Frau, die vielen Menschen zu ihrem größten Glück verholfen hat und in ihrem Leben von den Werten Dankbarkeit und Zufriedenheit getragen wird. Rosa Hasler blickt mit einem Lächeln auf ihr erfülltes Leben zurück.

Neuerscheinung Albergo Diffuso

Ende Dezember stellte das Kuratorium für Technische Kulturgüter am HGV-Sitz in Bozen das Buch „Albergo Diffuso. Rad auf Schiene. Nuova destinazione per i caselli ferroviari“ vor. Der Erker hat das Projekt für eine neue Nutzung der alten Wärterhäuschen entlang der Brennerbahnstrecke im Wipptal in der Mai-Ausgabe 2021 im Detail vorgestellt. Die Projekte, die auf Studien der Architekturstudenten von Wittfrida Mitterer, Direktorin des Kuratoriums, beruhen und im Rahmen der Lehrveranstaltung „Bauen im Bestand“ an der Universität Innsbruck erarbeitet wurden, liegen nun in Buchform vor. Im Kern geht es dabei um eine Neukonzeption der Streckenwärterhäuschen von 1867 als Albergo Diffuso mit B&B, Radwerkstätten und Verleihstationen, Raststätten und Informationsständen entlang des Wipptal-Radweges. Ist der politische Wille gegeben, könnten diese durch die angedachte Neunutzung nun vor dem Verfall gerettet werden. Bei der Vorstellung sprachen HGV-Präsident Manfred Pinzger, Universitätsprofessor Harald Pechlaner, Kuratoriumsdirektorin Wittfrida Mitterer und Carlo De Vito, Präsident der staatlichen Eisenbahnen.

Buchvorstellung „Segretissimo – streng geheim!“

Der Buchautor und Investigativjournalist Christoph Franceschini stellt am 22. Jänner in der Stadtbibliothek Sterzing den zweiten Band seines Erfolgstitels „Geheimdienste, Agenten, Spione“ vor. „Segretissimo – streng geheim!“ steht nicht nur auf vielen Geheimdienstdoku menten, sondern so lautet auch der Titel des neuen Buches von Christoph Franceschini (Edition Raetia). Es sind vor allem die Südtiroler Bombenjahre, die ausländische Dienste nach Südtirol lockten. Besonders aktiv war der deutsche Bundesnachrichtendienst BND mit seinem Chef Reinhard Gehlen. Dabei schreckte man vor keinem Mittel zurück: Franceschini berichtet auf der Basis jahrelanger Recherchen von Liebschaften, geplanten Entführungen, fingierten Bombenanschlägen und sogenannten „schmutzigen Aktionen“ jenseits des Gesetzes. Sogar von Mordplänen gegen Landeshauptmann Silvius Magnago weiß er zu erzählen. Hier trifft Regionalgeschichte auf die nationale und internationale Welt der Nachrichtendienste. Die Vorstellung von „Segretissimo – Streng geheim! Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte“ beginnt um 17.00 Uhr; der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung und das Vorweisen des Super Green Pass sind erforderlich (Tel. 0472 723760, bibliothek@ sterzing.eu).

127 Becher-Schindeln

Zum Abschluss der Sanierung des 127 Jahre alten Becherhauses haben sich die ausführenden Firmen und ihre Mitarbeiter eine besondere Aktion ausgedacht: Aus den alten Schindeln, die von der Fassade des Schutzhauses abgebaut und ins Tal gebracht worden sind, haben die Hand-

werker 127 Unikate mit einem aus Kupfer gestalteten Herrgott gefertigt. Jedes Stück ist handgemacht, jede Becherschindel nummeriert und signiert. Innerhalb kurzer Zeit waren die 127 Original-Becher-Schindeln zum Preis von je 127 Euro ausverkauft. Die Käufer stammen aus Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien. Auch zahlreiche Südtiroler haben eine Schindel erworben. „Ich hatte mir vorstellen können, dass die Aktion gut ankommt. Dass sie allerdings so einen Wirbel macht, hat mich selbst überrascht“, so Peter Trenkwalder. Mit dieser Aktion unterstützt das Becher-Team gemeinsam mit der Vinzenzgemeinschaft den Aufbau von Lebensmittel-Tafeln in Südtirol und hilft damit Menschen, die es in dieser Zeit besonders schwer haben. Gleichzeitig endet damit für das Becher-Team ein ganz besonderer Arbeitsauftrag: die Sanierung der höchstgelegenen Schutzhütte Südtirols. „Wenn so viel Energie in ein Projekt geht, dann braucht es Zeit, um loszulassen. Dafür ist die Aktion da. Wir haben einen Auftrag erhalten, der mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Durch diese Aktion geben wir wieder eine Kleinigkeit der Öffentlichkeit bzw. der Gesellschaft zurück“, so Trenkwalder.

Bibis – Bücher für die Allerkleinsten

Am 24. Jänner startet der regelmäßige Büchertreff „Bibis – Bücher für die Allerkleinsten“ in der Stadtbibliothek ins neue Jahr. Bär Brummi und Vorleserin Agata begrüßen dann wieder in gemütlicher und ungezwungener Atmosphäre null- bis dreijährige Bücherfans mit ihren Begleitpersonen. Gemeinsam wird gereimt, gespielt und natürlich vorgelesen. Hierbei finden Kinder und Eltern Lese-Inspiration für den Alltag. Auch die nächsten Treffen (21. Februar und 21. März) stehen schon fest. Eine Anmeldung ist notwendig (Tel. 0472 723 760, bibliothek@ sterzing.eu), da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Das Vorweisen des Super Green Pass ist verpflichtend. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung findet um 10.00 Uhr in Zusammenarbeit mit dem VKE Sterzing statt.

Das Wipptal im Zeitraffer

von Karl-Heinz Sparber (Teil 25)

18881893

ÜBERSCHWEMMUNGEN

28. und 29. März 1888 (Bereits Ende Februar gehen zahlreiche Lawinen in Jaufental und in Ridnaun ab. Im ganzen Land ereignen sich viele katastrophale Lawinenabgänge. Im Ridnauntal gehen mehrere Schneelawinen nieder, reißen Bergstädel mit und zerstören Waldungen und einzelne Wohngebäude. Die Ortschaft Elzenbaum wird durch eine von Gupp losgebrochene Lawine bedroht und nur durch einen oberhalb Elzenbaum liegenden Wald vor sicherem Untergang gerettet.), 10. bis 15. April 1888 (Aufgrund der enormen Niederschläge in Ulten, Passeier, in der Gegend um Sterzing und am Brenner werden Lawinen in Ratschings, Pfitsch und Gossensaß gemeldet.), 10. September 1888 (Mareit, Überschwemmung bei Gasteig, Beschädigung der Straße nach Ridnaun an mehreren Stellen), 3. Oktober 1888 (Hochwasser Pfitscher Bach), 1889 (Sterzing Eisack Überschwemmung, Mareit Überschwemmung).

Gabriel Leitner gründet in Sterzing die Firma Leitner

1888

Firmengründer und Fabrikant Gabriel Leitner Eine Sägewerkseinrichtung der Firma Leitner Leitner-Arbeiter in der Gießerei

Die Familie Leitner stammt ursprünglich aus der Steiermark. Firmengründer Gabriel Leitner wird als Sohn des Fischers und Pächters der ehemaligen Gastwirtschaft „Deutschhaus“ am 5. Juli 1857 geboren. Schon als Knabe ist Gabriel fasziniert von Technik, Maschinen und Konstruktionen. Im Deutschhaus sind Ingenieure und Geometer einquartiert, die am Bau der Brennerbahn beteiligt sind und seine Neigung fördern und unterstützen. Bereits mit 17 Jahren fertigt er mit denkbar primitiven Mitteln und Werkzeugen seine erste Dreschmaschine an. Nach seiner Militärzeit in Innsbruck und später im Waffenarsenal von Wien eröffnet er eine Büchsenmacherei und arbeitet gleichzeitig als Maschinenmeister bei den damals in ihrer Blütezeit stehenden Sterzinger Marmorwerken. Seine durch vorzügliche Arbeit ausgezeichneten Gewehre, vor allem seine Scheibenbüchsen, werden rege nachgefragt. Schließlich kann er im Jahr 1888 seinen Traum einer eigenen Firmengründung verwirklichen: Am Mühlkanal im Fischerweg entstehen Wohnhaus und Werkstätte mit anfänglich zehn Arbeitern. Die Büchsenmacherei muss in den 1890er Jahren der mechanischen Werkstätte weichen, seine Turbinen und landwirtschaftlichen Maschinen finden regen Absatz, es werden aber auch schon erste Materialseilbahnen gebaut. Schritt für Schritt geht es aufwärts. Im Jahr 1898 beteiligt er sich an der Brixner Gewerbeausstellung und erzielt mit seinen mechanischen „Erfindungen“ auf Anhieb die bronzene Staatsmedaille: Prämiert werden seine leichtgehende Bandsäge mit Fußbetrieb, eine praktische Mühle, eine Dreschmaschine, eine Buttermaschine. Er entwickelt und baut landwirtschaftliche Maschinen, Mühlen, Sägewerkseinrichtungen und Wasserturbinen. 1908 wirkt das Unternehmen am Bau der ersten Luftseilbahn Mitteleuropas für den Personentransport von Bozen nach Kohlern mit. Im selben Jahr ersetzt er in der Sterzinger Dampfmolkerei, die im Jahr 1884 mit einem Kostenaufwand von rund 27.000 Gulden erbaut worden ist, den bisherigen Dampfbetrieb (5 PS) durch einen neuen elektrischen Motor mit 6 PS, der am 7. April 1908 erstmals die Anlage antreibt. Diese größte Molkerei mit Dampfbetrieb in Tirol verarbeitet täglich 2.000 bis 3.000 Liter Milch. Durch die große Kohlenersparnis lässt es sich nun billiger und auch besser arbeiten. Die alte Dampfkesselanlage wird an Ort und Stelle belassen und kann im Notfall sofort wieder in Betrieb gesetzt werden. Gabriel leidet in seinen letzten Lebensjahren an einer Herzkrankheit und stirbt nach einem sehr arbeitsreichen Leben am 21. Dezember 1925 in Sterzing. Er ist der Begründer der bedeutendsten Maschinenfabrik und Eisengießerei in Südtirol. Der Fischer Gaberle, wie er liebevoll genannt wurde, war stets ein Mann voller Tatkraft, andauernder Schaffensfreude, ein wahrer Pionier der Arbeit, ein leutseliger Meister, dessen sprudelnder Humor alle erfreute (Nachruf in der Meraner Zeitung).

561888 n. Chr. Erker 01/221888 n. Chr.

Der römische Meilenstein vom Jahr 201 n. Chr. wird 1888 in Freienfeld gefunden.

1888 – 1893 n. Chr.

Einige Erstbesteigungen von Dreitausendern,

von Hanspaul Menara im Erker 09/1990 dokumentiert (Fortsetzung):

1889: Rochollspitze, 1. Besteigung 1889: Östlicher Feuerstein, 1. Besteigung 1890: Aglsspitze, 1. Besteigung 1890: Sterzinger Hütte erbaut 1890: Pfitscher-Joch-Haus erbaut 1890: Erste Müllerhütte erbaut 1892: Schafkampspitze, 1. Besteigung 1892: Tribulaun, 1. Überschreitung beider Gipfel 1892: Tribulaunhütte erbaut 1893: Hochsteller, 1. touristische Besteigung

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