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Lueg: Vernachlässigter Denkmalschutz

Denkmalschutz in Lueg vernachlässigt

Rund 25 km südlich von Innsbruck liegt im Tiroler Wipptal am Nordfuß des Brenners die kleine Gemeinde Gries am Brenner. Der unscheinbare Weiler Lueg an der Brennerstraße war und ist kirchen- und kunsthistorisch vor allem mit seinem Kirchlein St. Sigmund und der nicht mehr existierenden Zollburg aus dem Mittelalter bekannt. Die kleine Kirche, den hll. Sigmund und Christof am Lueg (Lueg bedeutet Enge) geweiht, liegt auf 1.227 m Meereshöhe, 1,2 km gegen den Brennerpass und ist von einer Ringmauer umgeben. Herzog Sigmund der Münzreiche ließ sie nach dem Willen seines Vaters Herzog Friedrich mit der leeren Tasche um das Jahr 1446 mit Widum und Kaplaneistiftung bauen. Man vermutet, dass an dieser Stelle eine kleine Kapelle stand, die vergrößert und erweitert wurde. Dazu errichtete man einen Turm und den umfriedeten Gottesacker. 1449 stand der erste Kaplan ein, und so hatte Lueg vor den anderen Nachbarkirchengemeinden einen Geistlichen. Das Lueger Kirchlein wurde deshalb gut und gerne besucht. 1684 errichtete man einen Zubau. Er wurde Begräbnisstätte für die Zolleinnehmer, die auf der Zollburg saßen. Auf dieser und jener in Lurx diesseits des Brenners zwischen Gossensaß und Sterzing gelegen, hoben die Zöllner für den Landesherrn die Zollgebühren ein. Während die Zollburg in Lueg im Verlauf des Tiroler Aufstandes 1809 von den im französischen Dienst stehenden Bayern vollkommen niedergebrannt wurde, steht in Lurx noch heute das alte Zollhaus (Gasthof Zoll) mit dem historischen Erker, wo die Zollabgaben von den Zöllnern eingenommen wurden. In Lueg blieb bei der genannten Feuersbrunst nur das St. Sigmundkirchlein samt Widum verschont. 1860 gingen die Lueger Güter an die Familie Franz Steiner aus Matrei am Brenner über. Heute besitzt der Verein „Rettet das Kirchlein am Lueg“ das kleine Gotteshaus. Zur Zeit des Brenner-Eisenbahn-Baues diente das Lueger-Widum als Spital für die bei den Bahnarbeiten verunfallten Arbeiter. Heute steht das historische Ensemble (Kapelle, Gottesacker und Widum) vereinsamt und verwaist an seinem Platz und erzählt den Brenner-Reisenden von seiner geschichtsreichen Vergangenheit. Man kann hier zu Recht sagen: „Sic transit gloria mundi“ (So vergeht der Ruhm der Zeit).

Gemeinde: Kein Verständnis für Widum-Sanierung

Neben der kleinen Lueger Kirche steht das zum gotischen Denkmalensemble gehörende Widum. Einige Jahre kämpft der heutige Besitzer des historischen Gebäudes mit der Gemeindeverwaltung von Gries am Brenner um die Sanierung des Hauses, das verwahrlost in der Landschaft steht. Doch die Gemeinde scheint kein Verständnis dafür zu haben, verfügte den Abriss und erklärte die Gegend um das Widum wegen Steinschlaggefahr zur Sperrzone. Mittlerweile verwehrte sie nicht nur dem Besitzer des Widums, sondern auch allen anderen den Zugang zum Gelände. Die darob schon lange währende juristische Auseinandersetzung beschäftigte das Denkmalamt, mehrere Gerichte bis zum Höchstgericht in Wien, verschiedene Medien und Freunde des Denkmalschutzes. Im Zuge der Sanierung der Lueger-Brücke auf der Autobahn bot die Asfinag der Gemeinde an, den steinschlaggefährdeten Hang zu sichern, dennoch befürchtet die

Lueg: ein vergessener Ort

Gemeinde, für einen eventuellen Steinschlag haftbar gemacht zu werden. Sie scheint sich mit allen Mitteln gegen eine Sanierung des Widums zu wehren. Nicht-Insider können sich keinen Reim auf diese Sachlage machen und schütteln nur den Kopf. Kürzlich sollen bis zu 340 Bürger eine Petition zur „Rettung des gotischen Denkmalensembles Kirche und Widum Lueg“ unterschrieben haben.

Das ehemalige Gasthaus Lueg an der Brennerstraße

Zum Ensemble Lueg gehörte auch das alte Gasthaus Lueg an der Brennerstraße. Jedem, der dort die letzten Jahrzehnte vorbeifuhr, fiel diese Gaststätte in verwahrlostem Zustand auf. Die ebenfalls historische Gaststätte soll im Jahr des Tiroler Volksaufstandes 1809 Andreas Hofer und den französischen Marschall Lefebvre, der die Zollstätte niederbrennen ließ, beherbergt haben. Doch das Gasthaus gibt es nicht mehr. Seit kurzem steht an seiner Stelle ein Gewerbegebiet. Man hat auch hier die Unterschutzstellung der geschichtsträchtigen Gaststätte einfach vergessen.

Transform – Das Leben will bewegt werden

© Nikolaj Bielov

Wir leben in einer Zeit der ständigen Veränderung. Starre Strukturen werden aufgebrochen und Neues entsteht. Eine Veränderung bringt Chancen wie auch Risiken mit sich. Die Künstlerin Petra Polli hat zum Tag des Lichtes am 16. Mai ein Konzept entworfen, das sich mit dem Wandel und mit der damit zusammenhängenden Transformation beschäftigt. Die Arbeit versteht sich als Dreiklang. An drei verschiedenen Orten installierte Polli Schriften, die dem Thema der Veränderung gewidmet sind. Im Herrengarten inmitten von Brixen verläuft eine grüne Leuchtschrift mit dem Wort Transform von Westen nach Osten. Auf dem Platz zwischen Kloster Neustift und der Engelsburg türmen sich Holzpaletten auf, die zu einer Installation zusammengesetzt sind. Entgegen ihrer ursprünglichen Funktion sind sie hier unbeweglich und starr. An ihnen sind rote LED-Laufschriften mit dynamischen Zeitwörtern in verschiedenen Sprachen angebracht. In der Festung Franzensfeste ist auf einer gut sichtbaren Festungsmauer der Satz „Das Leben will bewegt werden“ zu lesen. Die Aussage bringt den Grundgedanken der drei Installationen zum Ausdruck.

Franzensfeste

50x50x50 allen alles

Biennale öffnet im Juni ihre Tore

Unter der künstlerischen Leitung von Hartwig Tha- aller Visionen aus von ihr Gedachtem und Erschafler ist im Landesmuseum Franzensfeste von Anfang fenem“. Juni bis Anfang Oktober die Ausstellung „50x50x50 „Der Traum einer kriegsfreien, gewaltlosen Welt allen alles“ zu sehen. Die als Biennale konzipierte und die Trauer und die Ohnmacht gegenüber der Kunstschau ist heuer Teil des Euregio Museumsjah- tatsächlich existierenden. Das Sehnen und Hoffen res zum Thema „Mobilität, Transit und Transfer“ nach Gerechtigkeit und Gleichheit unter den Menund wird als solche erstmals in einen überregionalen schen und das Leiden am Erkennen des tatsächlich Kontext gestellt. In diesem Sinne beteiligen sich – Geschehenden. Die Freude an der Schönheit und eingebettet in ein interessantes Rahmenprogramm das Glück angesichts der Pracht der Natur und die – an der sechsten Auflage von 50x50x50 erstmals weit über 50 Künstler aus der gesamten Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Unter den weit über 50 ausstellenden Künstlern sind auch Werke der in Sterzing geborenen und in Lajen lebenden Künstlerin Elisabeth Frei und von Doris Moser – sie lebt und arbeitet Verena Oberhollenzer, Biennale 2019 heute in Valgenäun und Innsbruck – zu sehen. Empörung über ihre Vergiftung und die VerzweifDie Festung Franzensfeste selbst ist ein Knoten- lung angesichts ihrer Zerstörung. Es kann nicht alpunkt zwischen Nord und Süd sowie West und len alles aufgebürdet werden, nicht allen alles zuOst: Sie wird von zwei Bahnlinien, der Hauptstraße teilwerden. In der Tiefe aber unbegrenzt Territorien und der Autobahn durchquert. Somit ist hier nicht durchdringend in umfassender, kapillarer Mobilität nur der Verkehr in all seinen Formen omnipräsent, gibt die Kunst immer allen alles, was sie war, ist und sondern auch die Bewegung im weitesten Sinne sein wird.“ des Wortes. Bewegung ermöglicht Austausch, Eröffnet wird die mittlerweile wichtigste und meist-

Austausch zwischen den Kulturen, zwischen Men- gesehene Ausstellung zeitgenössischer Kunst in schen verschiedener Sprachen und Herkunft, von Südtirol am 5. Juni um 10.30 Uhr.

Ideen und Wissen und lässt Beziehungen und Zusammenhalt entstehen. Nach der literarischen Performance „Niemandem

Hartwig Thaler, seit 2011 künstlerischer Leiter Nichts“ von Selma Mahlknecht und Kurt Gritsch soder Biennale, griff dieses Thema auf und for- wie Grußworten von Festungskoordinatorin Esther mulierte daraus Überlegungen für die heurige Erlacher und Bürgermeister Thomas Klapper führt „50x50x50“: „Kunst gibt allen alles. Alles ist für Hartwig Thaler in die Ausstellung ein. Im Anschluss alle gedacht. Für Schwarze und Weiße, Gelbe und stellt die Performance „Crossroad Influences“ von

Rote. Normale und Nichtnormale, Passende und Rixa Rottonara und Kristina Francisco das Thema

Unpassende, Arme und Reiche, Lachende und Werte, Inklusion und Exklusion in den Mittelpunkt.

Weinende. Für alle in gleichem Maße. Die Sprache Es folgt die Installation „Opferung“ und eine „Literder Kunst ist universell, von allen verstanden, an aktion“ von Matthias Schönweger. alle gerichtet, niemand bleibt ausgeschlossen.“ Wegen der Corona-Bestimmungen wird um eine

Thaler versteht die Kunst als „weltumspannende, schriftliche Anmeldung unter info@franzensfeste. zeitlose Suche nach Erkenntnis und freien Transfer info ersucht.

Museen öffnen wieder ihre Tore

Nach den zaghaften Öffnungen der vergangenen dem Albin Volgger der Frage nachging, ob das einstiTage und Wochen kehrt auch in den Museen des Lan- ge Bergwerk am Schneeberg eine Zukunft habe und des langsam wieder ein klein wenig der Alltag zurück. Zuversichtlich wagen sich künstlerische Leiter und Verantwortliche nach mehr als einem Jahr des Stillstandes wieder an den Museumsalltag heran, planen wieder erste Ausstellungen, bieten Führungen an, natürlich immer unter Einhaltung der gebotenen Covid-Sicherheitsmaßnahmen. Im Rahmen des Internationalen Museumstages Mitte Mai haben denn auch die Museen im Bezirk unter dem heuer ausgerufenen Motto „Museen inspirieren die Zukunft“ verschiedene Ver© Schloss Wolfsthurn – Südtiroler Landesmuseum für Jagd und Fischereianstaltungen angeboten. In der Franzensfeste standen Rundgänge auf dem Pro- in den kommenden Jahrzehnten wieder an Bedeugramm. Angeboten wurden auch ein Brunch, Schwarz- tung gewinnen könnte. lichttheater, Geschichten und eine Schatzsuche. Für die kommenden Monate sind bereits wieder einIm Jagd- und Fischereimuseum auf Schloss Wolfs- zelne Sonder-Ausstellungen geplant, andere wurden thurn in Mareit stand der textile Wandschmuck in hingegen bereits auf 2022 verschoben. Bis auf weiteden Prunkräumen im Mittelpunkt. Das Bergbaumu- res bedarf es allerdings für einen Museumsbesuch des seum in Ridnaun bot einen Online-Vortrag an, bei Corona-Passes.

Historisches Alpenarchiv

Das „Historische Alpenarchiv“, das sich jüngst einem Upgrade unterzogen hat, zeigt Sammlungen der drei Alpenvereine AVS, ÖAV und DAV. Diese umfassen über 200.000 Objekte: Gemälde und Grafiken, Fotografien und Plakate, Archivalien und Gebrauchsgegenstände und dokumentieren so die Kulturgeschichte des Alpenraums in den letzten 250 Jahren. Gleichzeitig geben die Dokumente Aufschluss über die Geschichte des Alpinismus und der Alpenvereine seit ihrer Gründung. So macht das Archiv allen Interessierten die Kulturgeschichte des Alpinismus zugänglich.

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