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Musik: Unantastbar im Gespräch mit dem Erker
from ERKER 06 2021
by Der Erker
„Wir freuen uns auf die Zeit nach Corona“
„Unantastbar“ im Erker-Interview
Über ein Jahr lang herrschte kultureller Stillstand, Konzerte mussten abgesagt oder verschoben werden. Auch für die Band-Mitglieder von „Unantastbar“ keine leichte Zeit. Aber am Ende steht immer die Hoffnung und so freuen sich Florian, Christian, Joggl und Tom bereits sehnsüchtig auf die Zeit nach Corona.
Erker: Wie sehr vermisst Ihr
Eure Fans? Und wie sehr fehlen Euch die Live-Auftritte?
Florian Wieser: Wir vermissen unsere Fans und die Auftritte natürlich extrem. Ich habe diese unglaubliche Zeit voller Höhepunkte in den letzten Jahren sehr genossen. Umso mehr fehlen mir die vielen unvergesslichen Momente, Eindrücke, Begegnungen und ganz einfach die gemeinsame Zeit mit Band und Crew auf Tour. Christian Heiss: Die Nervosität vor einem Konzert, das Gefühl beim letzten Song – das alles sind Augenblicke, die man zwar auch früher zu schätzen gewusst hat, aber die, wenn sie weg sind, ein großes Loch hinterlassen. Gerade in Zeiten wie diesen merkt man, wie sehr man das alles braucht und dass man diesen Teil des Lebens nicht einfach streichen kann. Joggl Bergmeister: Wir waren in den letzten Jahren viel unterwegs. Ich konnte das alles irgendwann nicht mehr wirklich genießen, weil sich vieles nur noch nach Arbeit angefühlt hat. Gerade in dieser Zeit habe ich gemerkt, wie sehr mir nun alles fehlt und wie sehr ich das alles brauche. Unantastbar und das ganze Drumherum ist mehr als ein Geschenk und Gott sei Dank kann ich das wieder sehen und spüren!
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wann Ihr das letzte
Mal auf der Bühne gestanden seid? Schwebte da die Gefahr
der drohenden Schließung bereits über dem Veranstaltungsbetrieb?
Florian: Nach unserem großen Jubiläumskonzert beim Gegen-die-Stille-Festival in Sterzing hatten wir uns in eine Pause verabschiedet. Diese wurde im November 2019 für ein kleines Benefizkonzert in Berlin für die Obdachlosenstiftung von Frank Zander unterbrochen. Damals war Corona noch kein Thema und wir hatten keine Ahnung, dass das unser letztes „richtiges“ Konzert für längere Zeit sein sollte. Im vergangenen Sommer haben wir dann eine kleine Autokinotour in Deutschland veranstaltet. Das war sehr speziell und mit Sicherheit auch eine interessante Erfahrung. Mich persönlich hat das Ganze aber irgendwie auch traurig gestimmt.
Was denkt man als Künstler, wenn man hört: Auftritte verschoben oder abgesagt bis … irgendwann? Hoffnung?
Angst, wie wird es weitergehen? Auch finanzielle Sorgen? Christian: Anfangs haben wir nicht ganz realisiert, was das alles bedeutet und mit sich bringt. Wir haben letztes Jahr im März noch darüber gesprochen, dass wir Glück hatten, dass die Pandemie nicht zum Tourstart im Herbst ausgebrochen ist. Das war etwas naiv und blauäugig. Sobald dieser
© Mike Heider
ganze Wahnsinn ein Ende hat, werden wir das mit Sicherheit gebührend feiern. Florian: Wir haben im August 2020 unser neues Album „Wellenbrecher“ veröffentlicht, darauf sollte die größte jemals geplante Unantastbar-Tour folgen. Leider musste diese dann verschoben werden. Es schmerzt, wenn Konzerte und Festivals abgesagt werden oder man ganz einfach an die geile Zeit denkt, die man eigentlich haben könnte. Aktuell sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir auf der Zielgeraden dieser Pandemie angelangt sind und die Misere bald ein Ende finden wird. Tom Conrater: Wir haben zum Glück keinen Druck wie andere Bands, die von der Musik leben müssen. Wir sind alle wenigstens teilweise berufstätig. Zum Glück! Aber natürlich: Der Gedanke, dass alles vorbei sein könnte, war da. Mittlerweile blicke ich jedoch positiv in die Zukunft!
Wie sehr haben Euch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie getroffen?
Tom: Privat waren für mich die Ausgangs- und Kontaktsperren am schlimmsten. Bandtechnisch war die Coronazeit schwierig, da wir mitten in der Album-Promo zu Wellenbrecher waren. So mussten wir den längst ausgearbeiteten Plan kurzerhand verwerfen und neue Wege finden. Christian: Zumindest was die Arbeit betrifft, hatte ich eigentlich wenig Einschränkungen; somit hat es mich sicher weniger hart getroffen als andere. Wenn ich mir ausmale, was andere durchmachen, die auf 50 m² mit ihrer Familie in einer Großstadt eingesperrt sind, dann vergeht mir jegliche Lust zu meckern. Immerhin kann man bei uns auf alle möglichen nahegelegenen Berge steigen und einen Tag in Normalität verbringen, mehr denn je weiß ich das zu schätzen. Joggl: Ich hatte anfangs ein Riesenproblem mit all den Verboten, neuen Regeln und unzähligen Verordnungen. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft, mich in dieses System einzuordnen. Ich habe lange vieles als selbstverständlich angesehen. Ich habe in den letzten Monaten vieles wieder neu für mich entdeckt. Diese Zeit hat mir irgendwie auch wieder den Kopf geradegerückt.
Wie sieht Euer derzeitiger Alltag aus?
Joggl: Wir dürfen endlich wieder in unserem Tattoostudio in Sterzing arbeiten. Das alleine ist schon ein Riesending für mich und meine Frau. Es bedeutet uns sehr viel und trotzdem fühlt es sich so komisch und unrealistisch an, das überhaupt sagen zu müssen. Ich habe meine kreative Phase wiedergefunden und arbeite zurzeit wieder an neuen Songs. Es gibt viele neue Ideen, die nur darauf warten, endlich umgesetzt zu werden. Tom: Da es mittlerweile zu einigen Lockerungen gekommen ist, können wir uns wieder treffen und haben auch schon viele neue Pläne geschmiedet. Christian: Mein Alltag ist wieder ziemlich nahe an der Normalität. Mit den letzten Lockerungen kann man auch mal irgendwo hinfah-
ren oder etwas essen gehen. Was natürlich fehlt, sind Konzerte und Veranstaltungen, aber ich hoffe, dass sich das auch bald wieder einrenken wird. Florian: Grundsätzlich gut, allerdings mit ein bisschen zu viel Freizeit für mein Verständnis von Work-Life-Balance …
Ihr seid ja echte Merchandising-Genies – wie wichtig ist dieser Geschäftszweig für Unantastbar?
Florian: Sehr wichtig! Wir verfügen zwar über einen gut aufgestellten Online-Shop, der Großteil an Merchandise wird aber auf Konzerten verkauft. Besonders die Verlagerung von physischen Tonträgern in Richtung Streaming macht Live-Konzerte für Bands auf der ganzen Welt mittlerweile zur Haupteinnahmequelle. Nicht umsonst beobachtet man auch die großen Rockstars wie AC-DC oder Guns n’ Roses wieder ständig auf Tour.
Habt Ihr schon mal daran gedacht, Corona musikalisch zu verarbeiten? In einem Song oder sogar Album?
Christian: Unser nächstes Album wird mit Sicherheit auch ein Resultat der Coronazeit sein. Wir haben jetzt nicht das Bedürfnis, dem Thema ein Album zu widmen, aber es sind in dieser Zeit viele Songs entstanden. Florian: Wir möchten unseren Fans ein positives Lebensgefühl vermitteln und Kraft in dieser schwierigen Zeit geben. Wenn man schon sonst überall und ständig mit dem Virus konfrontiert ist, müssen wir das nicht mit unserer Musik auch noch befeuern.
Wie wichtig ist es, auch in dieser Situation in Kontakt mit den Fans zu bleiben? Ist daraus auch die Idee zum Streamingkonzert am Ostersamstag entstanden?
Florian: Es ist schon sehr wichtig, den Kontakt mit allen, denen unsere Musik gefällt, nicht abbrechen zu lassen. Mit dem gestreamten Auftritt unseres Konzerts vom Alpenflair-Festival 2017 wollten wir zeigen, dass wir noch da sind, und wenigstens für kurze Zeit eine Möglichkeit schaffen, um der ganzen beschissenen Situation zu entfliehen. Das Konzert findet man übrigens auch weiterhin auf unserem YouTube-Kanal unter youtube.com/unantastbar.
Gemeinsames Proben ist momentan schwer möglich. Wie macht Ihr das?
Tom: Aktuell fehlt auch so ziemlich die Lust. Wozu soll man proben, wenn man eh nicht spielen kann? Lieber die Zeit in Songwriting investieren! Joggl: Hahaha! Manchmal frage ich mich wirklich, warum wir überhaupt einen Proberaum haben.
Wie geht es weiter? Die Wellenbrecher-Tour musste auf den Herbst verschoben werden und auch beim Gegen-die-Stille-Festival steht noch nicht fest, ob es tatsächlich heuer im
Sommer stattfinden kann …
Florian: Wir haben viele neue Ideen und Pläne, hoffen, dass wir das Gegen-die-Stille-Festival Ende August in Sterzing durchführen können. Auch für die Tour im Herbst 2021 und im Frühjahr 2022 in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wir zuversichtlich. Sollten alle Stricke reißen, werden wir uns auch nicht verrückt machen und eben nochmals verschieben. Eines ist sicher. Unser Feuer brennt, wir freuen uns auf die Zeit nach Corona und lassen uns nicht unterkriegen! Bleibt gesund und verliert nicht den Mut, wir sehen uns wieder!
Interview: at
Buchvorstellung Das Lexikon der Töne
Im Fühjahr ist im Suedmedia Verlag die Erzählung „Das Lexikon der Töne“ der jungen Autorin Carmen Ramoser aus Mauls erschienen.
Das Buch mit kunstvoll gestalteten Illustrationen von Magdalena Ferdigg entführt in eine ungewöhnliche und doch vertraute Welt, in dessen Mitte Laura und Oliver und deren Geheimisse stehen. Können sie diese bewahren, wenn eine harmlose Begegnung die beiden auf einen Road-trip durch Südtirol führt, auf dem Schach, Schildkröten und Schlaflosigkeit eine Rolle spielen? Es gilt, sich gegen anstrengende Tanten, verwöhnte Cousinen und die Grausamkeit des Meeres zu behaupten, Lebensentscheidungen zu treffen und die Frage zu klären: Kann es ein Lexikon der Töne geben? Die 1998 geborene Autorin ist Mitglied der Südtiroler Autorinnengruppe „Die Glühbirne“. Sie studiert Germanistik und Biologie in Wien und veröffentlichte Gedichte im Schülerkalender „DAI“, in der Straßenzeitung „zebra“ und im Erker.
Textauszug
Oliver musste an allem schuld sein. Seit sie ihn kennengelernt hatte, konnte Laura nicht mehr voraussagen, was passieren würde. Jetzt saß sie am Strand in Salurn mit einer Schildkröte und schaute einem deutsch-australischen Surfer zu, wie er ins Meer paddelte. Das Surfbrett und den Neoprenanzug hatte er aus dem Chaos seines Autos gezogen. Was da alles drin war, schien Gesetze der Physik zu brechen. Während er sich umgezogen hatte, hatte sie einen Blick riskiert, der es wirklich wert gewesen war. Er hatte definierte Muskeln, die geradezu dazu einluden, sie mit den Fingern nachzuzeichnen. Der Spätsommer zeigte sich von seiner schönsten Seite, als wollte er den vergangenen Tag wieder gut machen. Wattewolken wanderten über den hellblauen Himmel. Die Sonne ließ die Wellen glitzern und wärmte Lauras Gesicht. Die Wälder an den Berghängen leuchteten grün, und das weiße Gestein blendete. Der Sandstrand, der das breite Tal abschloss, hatte die gleiche weiße Farbe, und hinter ihm reihten sich die Apfelfelder. Alles wirkte so weich und traumhaft, wie ein C-Dur aus C, E und G, ergänzt durch die große Septim mit einem H. Laura hatte ihre Gitarre mitgenommen und klappte sie jetzt auseinander, während sie keine Sekunde den Blick von Oliver wandte. Um sich von ihrer Angst abzulenken, sagte sie zu der Schildkröte: „Schauen wir mal, ob er wirklich so ein guter Surfer ist, wie er immer behauptet.“ Aber die längste Weile lag Oliver nur auf seinem Brett im Wasser und schaukelte in den Wellen auf und ab. Doch plötzlich begann er, heftig zu paddeln, und ein Blinzeln später stand er aufrecht und schoss durch das Wasser. Als die Welle fertig war und er wieder auf dem Bauch hinaus aufs Meer paddelte, seufzte Laura. „Ach, Schildkröte, was soll ich mit so einem Typ nur machen? Wir passen überhaupt nicht zusammen. Aber ich glaube, er mag mich.“ Die Schildkröte machte ein paar Schritte im Sand und wollte damit wohl sagen: „Und du willst ihn abknutschen! Wo ist das Problem?“ Laura seufzte nochmal. „Er ist so… Meer. Und ich bin so ganz und gar nicht Meer.“ Oliver winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Oliver lebte in den Tag hinein, immer bereit, sich überraschen zu lassen. Ohne ihn würde sie jetzt in der Fußgängerzone irgendeiner Stadt stehen und die immer gleichen Lieder spielen. Stattdessen saß sie hier und sah das erste Mal seit langem, dass das Meer auch schön sein konnte. Die Schildkröte sah Laura streng an. „Du hast recht. Vielleicht sollte ich auch einmal mutig sein.“ Während Oliver eine Welle nach der anderen ritt, spielte Laura auf der Gitarre und arbeitete am Lexikon der Töne. Sie hatte aus einem alten Heft die Schulsachen herausgerissen und schrieb darin alle Töne auf, an die sie schon gedacht hatte, und noch einige dazu. Wenn sie sich manchmal nicht sicher war, fragte sie die Schildkröte, was die Sache meistens aufklärte. Nach gefühlten Stunden warf Oliver endlich sein Brett auf den Boden und ließ sich neben Laura in den Sand fallen. Sie warf ihm eine Flasche Wasser zu, die sie in der Zwischenzeit gekauft hatte. Er trank gierig. „Das“, er schloss in einer großen Geste das Meer, die Berge, den Himmel und sie ein, „ist ein perfekter Tag.“ Er bemerkte ihr Schmunzeln. „Oder nicht?“ „Doch“, gab Laura zu. Ein Moment der gemütlichen Stille folgte, in dem sie einfach nebeneinandersaßen. „Ich habe mal gehört, dass Wolken die Gedanken der Erde sind“, sagte Laura. „Und wenn man sie beobachtet, sieht man wie die Gedanken sich formen, sich verändern und wieder vergehen.“ Oliver nickte. „Das kann ich sehen. Manchmal sind es bedrückende, dunkle Gedanken und manchmal schöne.“ Er legte sich nach hinten in den Sand, um besser den Himmel beobachten zu können. „Und wenn keine Wolken zu sehen sind, ist die Erde so glücklich, dass sie an nichts mehr denkt.“ Laura legte den Kopf schief. „Aber alle Gedanken gehören dazu. Man kann nicht immer glücklich sein.“
Gemeinsam stark
Die Druckereien Artigraf SAS in Sterzing und Kraler Druck GmbH in Vahrn haben fusioniert. Seit eineinhalb Jahren machen die beiden Unternehmen gemeinsame Sache. Passt wie gedruckt.
Trotz Fusion bleibt der Firmensitz der Druckerei Artigraf im Wipptal: Der Kunde kann die gewünschten Produkte weiterhin in Sterzing bestellen und abholen. Auch größere Aufträge sind möglich.
Alles hat seine Zeit. Und ja, irgendwann war auch für uns der Moment gekommen, neue Wege zu gehen. Seit 50 Jahren betreuen wir Kunden im In- und Ausland, seriös, kompetent, flexibel und zuverlässig. Um die Aufträge weiterhin professionell abwickeln zu können, mussten wir uns entscheiden: entweder viel Geld in unser Unternehmen investieren und die Produktivität deutlich steigern – oder einen starken Partner mit ins Boot holen. Unsere Wahl fiel auf letzteres. Mit Fabian und Julian Kraler verbindet uns seit Jahren eine berufliche Freundschaft. Eine Lösung, wie wir bestmöglich voneinander profitieren können, war schnell gefunden. Kraler ist mit ihrer fast 40-jährigen Berufserfahrung führende Druckerei im Bereich Printmedien. Erst vor drei Jahren hat das Unternehmen eine Million Euro in eine neue zusätzliche Druckmaschine installiert und arbeitet als erste Druckerei Südtirols im hochmodernen Industrie-Standard 4.0 (Industria 4.0). Das macht Kraler noch leistungsfähiger und ermöglicht es locker, auch Artigrafs Aufträge zu übernehmen. Ein weiterer Pluspunkt: Kraler druckt mit Sonnenergie, mit Farben aus pflanzlicher Ölbasis und verzichtet auf bedenkliche UV-Farben. Die hauseigene Photovoltaikanlage speist im Jahresdurchschnitt mehr Strom ein, als verbraucht wird. Kralers Offset- und Digitaldruck ist also nicht nur innovativ, sondern schont obendrein die Umwelt. Die Fusion hat beiden Unternehmen große Vorteile gebracht. Eine Win-win-Situation, vor allem auch für die Kunden im Wipptal. Vieles bleibt, wie es ist: Der Kunde bestellt bei Artigraf in Sterzing und holt das Produkt bei Artigraf in Sterzing wieder ab. Das Neue: Durch die Fusion ist die Produktion noch rationeller und kostengünstiger geworden, auch größere Aufträge sind jetzt für uns kein Problem mehr, im Gegenteil. Gemeinde- und Bezirkszeitungen, Hotelprospekte, Bücher, Kalender, Einladungen, Visitenkarten, Briefe, Blätter, Mappen, Briefpapier, Preislisten, Broschüren, Kataloge, Rechnungsformulare, Aufkleber, Stempel ... jetzt drucken wir so gut wie alles: kleinere Aufträge in Sterzing, größere in Vahrn. Obwohl der Druckereisektor eine schwierige Branche ist, gelingt es uns, die Preise an die aktuelle Marktsituation anzupassen. Sogar dem Online-Handel können wir die Stirn bieten und den Kunden einen besseren Preis anbieten. Auf Wunsch gibt es bei uns alles aus einer Hand: Beratung, Service, von der Idee über die grafische Zusammenstellung und Kontrolle der Druckdaten bis zum fertigen Printmedium, alles direkt vor Ort. Klar, Corona war nicht eingeplant. Unsere Produkte basieren darauf, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen. All dies fiel monatelang aus. Aber der Markt zieht wieder an. Zum Glück. Die Stimmung steigt, bei den Menschen und auch in der Wirtschaft. Für uns selbst war die Fusion eine Chance, nach Jahrzehnten wieder Neues anzufangen. Alex Zambelli betreut Kunden im In- und Ausland und widmet sich wieder mehr seinem liebsten Hobby, dem Fotografieren von Landschaften, Objekten und Innenräumen. Im oberen Stock der Druckerei Artigraf hat er sich ein Fotoatelier eingerichtet. Philipp Declara bringt sich als Buchdrucker bei Kraler in Vahrn ein. Und Grafiker Meinrad Larch hat die Kundenbetreuung in Sterzing übernommen.
ARTIGRAF
Gänsbacherstraße, 36, Sterzing Telefon: 0472 765605 KRALER DRUCK GmbH
Handwerkerzone 54, Vahrn Telefon: 0472 830946
Das Wipptal im Zeitraffer
von Karl-Heinz Sparber (Teil 18)
1814
Der österreichische Doppeladler hängt wieder am Sterzinger Zwölferturm
Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812/13 und in der Völkerschlacht bei Leipzig (16. – 19. Oktober 1813) erfolgt im Dezember 1813 die Wiederangliederung Tirols und Vorarlbergs an das Kaisertum Österreich als Ergebnis der internationalen Mächtekonstellation. „Zum unaussprechlichen Jubel der ganzen Nazion“, berichtet die Zeitschrift des Ferdinandeums 1840. Die Tiroler sind natürlich zufrieden, dass nach dem bayrischen Intermezzo (1806 – 1813) die Ab April 1814 hängt der österreichische Doppeladler österreichische Verwaltung und Juswieder am Sterzinger Zwöl- tiz allmählich wieder eingeführt wird. ferturm, was die enge Verbundenheit zum Kaiserhaus Seit April 1814 hängt am Zwölferturm ausdrückt. wieder der österreichische Doppeladler und bleibt dort bis 1918. Doch die alte Sonderstellung des Landes wird nicht mehr erneuert, auch die landständische Verfassung bleibt weitgehend beschränkt. Die ehemaligen salzburgischen Gebiete im Zillertal, das Brixental und Nordeinfahrt von Sterzing mit Zwölferturm Windisch-Matrei in Osttirol und Kapelle beim Gasthof Krone (1808) werden 1816 an Tirol angeschlossen. Das freiheitsliebende, stets loyale und selbstbewusste Tirol wird zur Provinz degradiert. Auf dem Wiener Kongress 1814/15 unter dem österreichischen Außenminister Fürst von Metternich werden die fünf Großmächte (Preußen, Österreich, Rußland, Großbritannien und schließlich auch Frankreich) wieder gestärkt und das Gleichgewicht in Europa wiederhergestellt, das im Großen und Ganzen bis zum Ersten Weltkrieg Bestand hat.
um 1810 1815
Ein Jahr ohne Sommer
Im April 1815 verursacht der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien eine weltweite mehrjährige Abkühlung um bis zu drei bis vier Grad Celsius. Infolge der gewaltigen vulkanischen Eruptionen gelangen große Mengen Asche und AeroAm 28. März 1817 zerstört eine Lawine in Pfitsch sole in die höhedie 400 Jahre alte Pfarrkirche von St. Jakob fast voll- re Atmosphäre. ständig, nur der Turm bleibt erhalten. Die globale Sonneneinstrahlung wird dadurch reduziert und die Wolkenbildung begünstigt. Das folgende Jahr 1816 ist das kälteste Jahr dieser kleinen Eiszeit und wird in Europa und Nordamerika als das „Jahr ohne Sommer“ bekannt. In der Folge kommt es auch im Tiroler Raum zu starkem Wachstum der Gletscher, zu katastrophalen Lawinenunglücken, zu schlechten Ernten und erheblichen Teuerungen bei Nahrungsmitteln.
Das verheerende Elendsjahr erhält auch den Namen „Achtzehnhundertunderfroren“ und wird gar als „Urkatastrophe des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet. Es kommt zu Hungerkrisen, Missernten, Auswanderungswellen, langanhaltenden Niederschlägen und Überschwemmungen, auch noch in den folgenden drei Jahren.
1817
Wirtsordnung im Landgericht Sterzing
Im Sterzinger Stadtarchiv (derzeit im Südtiroler Landesarchiv in Bozen) sind 45 Wirtsordnungen aufbewahrt, und zwar aus den Jahren von 1626 bis 1817. Dabei handelt es sich um eine gedruckte Vorlage, die für jeden Wirt im Gerichtsbezirk Sterzing verbindlich ist und „an ein sichtbares Ort“, also in der Gaststube, angeschlagen werBeispiel einer Sterzinger Wirtsord- den muss. Tritt nung (hier von 1660) eine Preisänderung in Kraft, so wird erneut eine im Wortlaut gleichlautende Ordnung ausgestellt, versehen mit den neuen
Preisen. Zum besseren Einblick in die Preisentwicklung hier einige Preise aus Wirtsordnungen der Jahre 1660, 1662 und 1707 sowie 1817.
WIRTH-ORDNUNG (von 1817)
Welchermassen auf einer Hochlöbl. O. Ö. Regierung gnädig abgegangenem Befehl die Würth und Gastgebe allhier im Landgericht Störzingen dieses gegenwärtige Jahr sich mit Ausschenkung der Wein, Abraitung der Mahlzeiten, Zehrungen, Futter, Stallmüth, und anderen ohne weitere Steigerung oder Aufschlag verhalten, darbey verbleiben und bey Vermeidung der Straf darwider nicht schreiten sollen, wie folgt (60 kr. = Kreuzer = 1 fl. = Gulden):
581810 n. Chr. Erker 06/211810 − 1830 n. Chr. 2. – 5. Juli 1810: Eisack und Vallerbach sorgen für Überschwemmungen in Sterzing und Unterbrechungen der Landstraße. 1812: Vermurungen durch den Vallerbach 30. Juni 1812: Der Mareiterbach bricht aus und führt zu Zerstörungen. 26. – 28. August 1817: Der Mareiter- und der Ratschingserbach brechen aus. 27. – 28. Mai 1821: Am Eisack großes Hochwasser, in Sterzing Überschwemmung, Murgang und Zerstörungen durch den Vallerbach. „Der Eisack stieg zu einer furchtbaren Höhe, setzte an jenen beiden Tagen das Sterzinger Moos nach seiner vollen Länge, und bei Brixen das ganze Thal so tief unter Wasser, dass es bei vielen Häusern bis zu den Fenstern des ersten Stockwerkes reichte.“ 3. – 5. Juni 1821: Der Ridnauner Fernerbach (auch Gailbach genannt) schwillt sehr stark an und überflutet von Maiern bis ins Sterzinger Moos viel Kulturgrund. 14. September 1829: Überschwemmung der ganzen Fläche in der Ebene von Sterzing bis Freienfeld aufgrund eines den ganzen Tag lang anhaltenden Regens. ÜBERSCHWEMMUNGEN IM WIPPTAL
1813 n. Chr.
Die Deutschordens-Kommende geht als Entschädigung an Fürst Alexander von Thurn und Taxis über.
Erstens, ein Herren=Mahlzeit an Fasttägen 30-36 kr. 1 fl. 30 kr.
Eine Herrenmahlzeit an Fleischtägen 30-35 kr. - 42 kr. 1 fl.
Ein Hochzeitsmahl von gemeinen Bürgersleuten - - - 54 kr.
Ein Bauern=Hochzeitsmahl 30-36 kr. 36-38 kr. 44 kr. 2 fl. Ein Sämmers= oder Fuhrwerksmahl 18 kr. 18 kr. 20 kr. 1 fl. 36 kr.
Von anderen und vornehmeren Personen aber, welche etwas besseres traktiert werden wollen, mögen sie Würth gleichwohl ein mehreres und zwar was sich gebühret rechnen und hierinnfalls Niemand beschwären.
WEIN-TAX
Die Wein sollen vermög Lands = Ordnung insonderheit der hierumen unterschiedlich ausgegangenen und publicierten Mandaten und Befehlen gemäß auch nach Kauf und Güte denselben und wie solche durch die verordnete und verpflichtete Wein = Schätzer geschätzet ausgegeben und ausgeschenkt werden jede Maß‘ (ca. 0,8 Liter), denen 96 ein Yhren (ca. 78,4 Liter) machen.
Jahr: Als ein Maaß Königlohner, Vernatscher und Leitacher Ein Maaß guten gerechten Land=Hört=Vergerner Ein Maaß des Mindern Ein Maaß‘ des Schlechtern Ein Maaß guter Höpf=Wein Ein Maaß Claußner, Collmann und dero Ende Ein Maaß Schäbser, Neustifter und so deren Revier erwachset 1660 1662 1707 1817
9 kr. 8 kr. - 36 kr.
8 kr. 6 ½ 10 kr. 30 kr.
- - - 24 kr. - - - 20 kr. - - - 18 kr.
- 5 kr. 7 kr. 12 kr.
- 5 kr. 6 kr. 8 kr.
FÜTTERUNG UND STALLMÜTH
Jahr: Auf den Star (ca. 25 Liter) Futter nach dessen Güte und Gewinn Ein Maßl Futter, deren 16 ein Star machen 1660 1662 1707 1817 - - - 16 kr.
3 kr. 2 kr. 3 ½ kr. 1 kr.
Ein Buschen Heu 2 kr. 2 kr. 2 kr. 6 kr. Stallmüth für ein Pferd Tag und Nacht 18 kr. 14 kr. 18 kr. 18 kr.
In allen Wirtsordnungen fällt auf, dass die Speisen an Fasttagen merklich teurer sind als an Fleischtagen. Eine mögliche Erklärung für diesen nicht alltäglichen Umstand könnte sein, dass man dadurch die Bevölkerung dazu anhalten will, an Fasttagen wirklich weniger zu essen, eben zu fasten, wie es die Kirche in dieser Zeit vorschreibt. Bei den Hochzeitsmahlen gilt die Einschränkung, dass „Frauenzimmer“ acht Kreuzer weniger zahlen, da sie angeblich weniger essen und trinken als die „Mannspersonen“. Der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer kommt nach seiner Verhaftung auf der Pfandleralm am 28. Jänner 1810 nach Mantua, wo der für Tirol zuständige italienische Vizekönig und Stiefsohn Napoleons Eugène Beauharnais sein Hauptquartier hat. Dieser tritt für ein mildes Urteil und sogar für eine Begnadigung Hofers ein, doch Kaiser Napoleon ordnet höchstpersönlich eine raTiroler Kaiserjäger (ganz links: Baron Eduard von Sternbach) graben den Leichnam sche Verurteilung und Hinrichtung an. Nach der ErschieAndreas Hofers am 10. Jänner 1823 in ßung in Mantua am 20. Februar 1810 werden die Gebeieiner Nacht- und Nebelaktion in Mantua ne Andreas Hofers im Garten des Pfarrers in der Zitadelaus und überführen ihn nach Innsbruck. le auf der Bastion Porta Ceresa begraben. Erst 13 Jahre später wird der Leichnam von Tiroler Kaiserjägern des 1. und 4. Bataillons ausgegraben. Die Kaiserjäger waren in Süditalien an einer Expedition beteiligt und legten auf ihrem Rückmarsch in Mantua einen Zwischenstopp ein. Leutnant Georg Hauger, Hauptmann Baron Eduard von Sternbach, Hauptmann Johann von Rumpelmayer, Hauptmann Chevalier Alexander de Roqueville und Oberleutnant Josef von Schön beschließen am 10. Jänner 1823 in einer Nacht- und Nebelaktion, die Gebeine Hofers im hartgefrorenen Boden des Gartens auszugraben. Leutnant Hauger nimmt den Schädel, der zahlreiche Spuren von tödlichen Kugeln trägt, an sich. Der Rest der gut erhaltenen Knochen wird in einer mitgebrachten Truhe verwahrt und abtransportiert. Am 21. Februar 1823 erfolgt die feierliche Beisetzung in der Innsbrucker Hofkirche. Mittlerweile gibt es vier bekannte Andreas-Hofer-Denkmäler in Meran, Kufstein, Wien und am Bergisel bei Innsbruck, in Sterzing steht der Tiroler Adler von Josef Parschalk, eingeweiht 1911 bei der Flainer Brücke, seit 2012 im Deutschhaus-Park neben der Pfarrkirche.
Maria Theresia Freiin von Sternbach
Therese, geboren in Bruneck am 20. Mai 1775, wächst als Bürgerstochter des Josef Obholzer und der Walburga Waitz in Bruneck auf. Die früh verwitwete Mutter lässt dem außergewöhnlich begabten Mädchen eine sorgfältige Erziehung zukommen. Ihr eifrigster Bewunderer ist Reichsfreiherr Franz Andreas von Sternbach aus der Mühlauer Linie der Familie Sternbach, den sie 1799 in Uttenheim heiratet. Schwierigkeiten erwachsen den Liebenden nicht nur von Seiten des sehr adelsbewussten Vaters des junAm 3. August 1809 werden 130 Mann gen Mannes, auch die Mutter des Mädchens verspricht sich wegen des in das Schloss Mühlau geschickt, um großen Standesunterschiedes für ihre Tochter keine glückliche Ehe. Die indiese mutige Tirolerin zu verhaften. In München wird Maria Theresia Freiin nige Verbundenheit des Brautpaares sowie Theresens hervorragende Chavon Sternbach nach ihrer Verhaftung raktereigenschaften tragen letzten Endes doch den Sieg davon. Nach dem angespuckt. Tod ihres Gatten übernimmt sie 1808 die Verwaltung des Familienbesitzes Schloss Mühlau (Ansitz Rizol) bei Innsbruck. Während des Tiroler Aufstandes von 1809 stellt sie den gesamten Viehbestand zur Verfügung und setzt einen Teil ihres Vermögens für den Kauf von Waffen für die Aufständischen ein. Die Baronin versieht die Truppen der Landesverteidiger Speckbacher und Teimer mit Lebensmitteln, ferner verteilt sie viele Gewehre. Eine große Menge davon behält sie in ihrem Schloss als Reserve für die Landesschützen zurück. Einer ihrer Bediensteten aber verrät das Versteck an die Besatzungsmacht. Am 3. August 1809 werden 130 Mann in das Schloss geschickt, um diese mutige Tirolerin zu verhaften. Nachdem das Waffenlager der Freiin von Sternbach verraten worden ist, wird sie im August 1809 festgenommen und zunächst nach München, anschließend nach Straßburg gebracht. Aufgrund der Amnestie nach dem Wiener Frieden kommt Therese von Sternbach Mitte Februar 1810 nach Innsbruck zurück. 1820 erhält sie von Kaiser Franz I. die Große Goldene Ehrenmedaille „für Verdienste um das Vaterland und das Kaiserhaus“. Sie stribt am 5. April 1829 in Mühlau.
Franz Xaver Ferdinand Danner ist der erste Lokalkaplan von Ober- und Untertelfes (die zwei ansehnlichen Kirchen werden 1787 zur Lokalkaplanei zusammengelegt, bestehen aber Der Grabstein des ermor- bereits seit 1357). Danner ist deten Priesters links vom in Sterzing am 17. Mai 1755 Eingang in St. Nikolaus in geboren, seine Priesterweihe Untertelfes erfolgt am 21. Jänner 1780. Am 6. Juli 1813 wird der 58-jährige Priester von zwei Burschen im Widum erstochen. Ein Sterzinger und ein Passeirer werden anschließend im Landgericht Taufers verhaftet und zu 20 Jahren Kerker verurteilt.
1816 n. Chr.
Tiroler Kaiserjäger
Seit dem Landlibell von Kaiser Maximilian I. vom Jahr 1511 erfolgt die Tiroler Landesverteidigung ohne Zwangsrekrutierung nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit. In Kriegszeiten kommen auch Freiwilligenformationen zum Einsatz wie das Tiroler Jäger- und Scharfschützenkorps oder das Tiroler Jägerregiment, auch Fennerjäger genannt. Als Folge der Napoleonischen Kriege erkennt man die Notwendigkeit einer ständig verfügbaren militärischen Truppe. Deshalb wird am 16. Jänner 1816 das Regiment der Tiroler Kaiserjäger ins Leben gerufen.
1818 n. Chr.
Ausscheidung der Seelsorgsorte Rodeneck, Mühlbach, Un tervintl, Obervintl, Terenten, Pfunders, Weitental, Meran - sen, Vals, Spinges, Lüsen, Pens, Reinswald und Durnholz aus dem Stilfer Dekanalgebiet
1818 n. Chr.
Der Pflerscher Erzbau wird aufgelassen.
1823 n. Chr.
Gründung des Vereins des Landesmuseums Ferdinandeum Erker 06/in Innsbruck 1826 n. Chr. 21Das untere Sterzinger Stadttor wird abgerissen . 591830 n. Chr.
Pfarrkirche zum hl. Oswald
LAGE: Mauls KIRCHENPATRON: hl. Oswald
ENTSTEHUNGSZEIT UND ERBAUER:
1827 – 1829; erbaut vom Pfitscher Kuraten Jakob Prantl
Das Gotteshaus zum hl. Oswald in Mauls wird urkundlich erstmals in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts erwähnt und wurde wahrscheinlich in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts erweitert bzw. baulich im gotischen Stil umgestaltet. Von diesem gotischen Kirchenbau hat sich lediglich der durchgehend aus steinernen Quadern gefertigte Spitzturm mit seinen gekuppelten und eingeblendeten Spitzbogenfenstern sowie der an der Südseite im Jahr 1592 angebrachten Sonnenuhr erhalten. Das gotische Kirchenschiff wich hingegen einem Neubau. Die heutige Pfarrkirche wurde zwischen 1827 und 1829 nach Plänen und unter der Leitung des Pfitscher Kuraten Jakob Prantl im Stil des späten „Brixner Rokoko“ erbaut. Der Sakralbau wird von einem Tonnengewölbe überspannt und weist neben mehreren Rundbogenfenstern einen dreiseitigen Chorabschluss auf. Das Kirchenschiff ist u. a. mit einem um 1870 entstandenen Wandgemälde geschmückt. Dieses wurde nach Entwürfen von Franz Plattner ausgeführt und zeigt den hl. Oswald. Letztere gibt Almosen und verteilt Brot an die Armen. In den Medaillons sind hingegen die vier Kirchenväter, im Chor die Geburt Christi dargestellt. Das zentrale Element im Kircheninneren ist jedoch der Hochaltar mit seinem
Der hl. Oswald (um 604 – 642) zählt zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Patron der Könige von England sowie der Stadt und des Kantons Zug in der Schweiz. Er selbst war angelsächsischer König und stammte von Northumbrien, dem nördlichsten der sieben angelsächsischen Königreiche. Infolge einer kriegerischen Auseinandersetzung floh Oswald auf die Klosterinsel Hy (Iona, Insel der Inneren Hebriden) und bekehrte sich zum Christentum. Er eroberte schließlich Northumbrien zurück und erlangte wieder die Königskrone. Oswald beauftragte den Mönch Aidan mit der Missionierung des Landes und machte ihn zum Bischof. Gemeinsam gründeten sie das Kloster Lindisfarne auf Holy Island, einer Insel vor der nordenglischen Ostküste. Der König starb in einer Schlacht gegen das benachbarte letzte heidnische Königreich der Angelsachsen und erfuhr nach seinem Tod als Märtyrer und Heiliger in seinem Land große Verehrung. Angelsächsische Missionare brachten den Kult im 7./8. Jahrhundert nach West- und Mitteleuropa. Die Gebeine des Heiligen kamen im 11. und 12. Jahrhundert nach Flandern und förderten die Verehrung. Selbst die Spielmannsdichtung griff mit dem Stück „Sant Oswalt uz Engellant“ die Heiligenvita auf. Oswald wird als Helfer gegen die Pest und schlechtes Wetter angerufen. Der Heilige – dargestellt als König mit Krone – trägt auf seiner Hand einen Raben mit Brief oder Ring im Schnabel und einer darüber schwebenden Taube. Altarbild. Letzteres zeigt den hl. Oswald und ist eine besonders schöne Auftragsarbeit des aus Saalen bei St. Lorenzen im Pustertal stammenden und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Malers Josef Renzler. Es entstand 1831. Eine weitere Auftragsarbeit von Josef Renzler ist das rechte Seitenaltarblatt. Dieses zeigt den Tod des hl. Josef und entstand 1833. Das linke Seitenaltarblatt hingegen zeigt die hll. Johannes und Paulus und ist eine im Jahr 1775 entstandene Arbeit des in Obertelfes geborenen Spätbarockmalers Anton Sieß. Die Reliefs an der Brüstung der Kanzel entstanden um 1830 und sind wahrscheinlich eine Auftragsarbeit des in Sterzing geborenen und ab 1821 in Innsbruck schaffenden Bildhauers Josef Benedikt Probst. Sie zeigen die Samariterin am Brunnen, die Bergpredigt von Jesus sowie die Arbeit im Weinberg. Der Altarraum erfuhr im Jahr 2017 eine Umgestaltung. Der aus Bozen stammende und an der Kunstschule St. Ulrich sowie an der bekannten Akademie „Brera“ in Mailand ausgebildete Künstler und Bildhauer Markus Gasser gestaltete Altar und Ambo aus Serpentin neu. Er verlieh ihnen ein modernes Aussehen und dem Altarraum insgesamt eine nicht unwesentlich veränderte, neue Erscheinung. Harald Kofler
Der Tribulaun
von Alois Karl Eller
„Der Tribulaun“, signiert „R(ichard) Jöchler von Sterzing 1941“. Auftraggeber Peter Mühlsteiger, Wirt „Zum Schwarzen Adler“ (Schueler). Privatbesitz.
Der Fotograf Richard Jöchler
Die fotografische Abbildung belegt einmal mehr die hohe Qualität, für die Richard
Jöchler bürgt. Er überließ nichts dem Zufall. Allein schon die Standortwahl – das Foto wurde am langgezogenen Hügel unter dem heutigen Stausee in Ladurns aufgenommen – war ihm wichtig. Zudem begrenzt er im Vordergrund das Zielobjekt, den Tribulaun, mit zwei knorrigen Lärchen und Strauchwerk, um so der Bildmitte eine noch größere Bedeutung zu geben. Die Abbildung zeigt (von r.) verdeckt die schwarze Wand, den Roßlauf, den Gschnitzer Tribulaun (2.946 m), den Pflerscher Tribulaun in der Bildmitte (3.094 m), vom Baum verdeckt den Pflerscher Pinggl und die Weißwandspitze (3.018 m). Richard Jöchler, ab 1924 in Sterzing und ab 1937 mit einer Außenstelle in Gossensaß tätig, hielt sich, wie es die signierte Abbildung festhält, trotz seiner Abwanderung 1939 nach St. Johann in Tirol weiterhin im Wipptaler Raum auf.
Die Erstbesteigungen der zwei Spitzen vom Pflerscher Tribulaun
Der Pflerscher Tribulaun ist mit 3.094 m die höchste Erhebung am Tribulaunkamm; er gilt als einer der bedeutendsten Kletterberge in den Stubaier Alpen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Erstbesteigung (1847, 1869) von Bergtouristen aus England, geführt von Schweizer Bergführern, galt der Tribulaun als unbesteigbar. Dann gelang jedoch dem damals bekannten Bergsteiger Heinrich Waitzenbauer aus München, geführt von dem aus Pflersch stammenden Jäger und Bergführer Georg Pittracher, am 21. September 1872 die Erstbesteigung des etwas leichter zu besteigenden Tribulaun-Ostgipfels. Legendär war die Erstbesteigung des weit schwierigeren Hauptgipfels. Dazu brauchte es den aus Ramsau nahe Berchtesgaden stammenden Johann Grill, nach seinem Hof „der Kederbacher“ genannt. Dieser galt damals unbestritten als einer der besten Fels- und Eiskletterer, genannt auch „der Wilde“. Die erstaunlichen Kletterfertigkeiten hatte er sich als Gämsentreiber bei den alljährlichen Münchner Hofjagden in den Berchtesgadener Alpen angeeignet. Die aus München stammenden Bergtouristen Georg Hofmann und Nikolaus Winhart heuerten Johann Grill 1874 an; diesem Team gelang – vom Gschnitztal in Nordtirol ausgehend – die Erstbesteigung des Tribulaun-Hauptgipfels. „Mit katzenartiger Behändigkeit“, so berichtet ein Teilnehmer, „kletterte Kederbacher barfuß die steile Felsrinne an der Schlusswand empor.“ Johann Grill kletterte ab dem Einstieg barfuß, die Münchner Gäste in Wollsocken. Kederbacher hat auf die Frage, was beim Bergsteigen wichtig sei, geantwortet: „Das Wichtigste ist, dass man weiß, wo der Berg steht.“
Die Entdeckung des
„Dolomit“-Gesteins im Pflerschtal Der aus Dolomieu nahe Grenoble in Frankreich stammende Geologe und Mineralologe Dèodat Gratet de Dolomieu war 1788 und 1789 im Pflerschtal auf Exkursion. Ihn faszinierte das Gestein der „bleichen Berge“ rund um das Tribulaun-Massiv. Einen Kalkbrocken nahm der Forscher mit und ließ diesen vom Chemiker Nicolas Tèodore de Saussure in Genf analysieren. Dieser bezeichnete 1792 in einem Brief an Dolomieu das Gestein – zu Ehren seines Entdeckers – als „Dolomit“. Das Gestein wurde so von Dèodat de Gratet nicht in den nach ihm benannten „Dolomiten“, sondern im Pflerschtal entdeckt. Die Gebietsbezeichnung „Dolomiten“ setzte sich dann erst viel später, beginnend mit 1864, durch.