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Verkehr: Droht der totale Kollaps?
from ERKER 07 2022
by Der Erker
Droht der totale Kollaps?
© Martin Schaller
Anfang Juni ließ die Asfinag alle Alarmglocken schrillen: Der Neubau der Luegbrücke wird ab 2024 in Angriff genommen, ab 2025 soll die Brennerautobahn A13 im Baustellenbereich, der immerhin 1,8 km lang ist, nur einspurig befahrbar sein – und das zumindest bis 2026/27. Ein totaler Verkehrskollaps scheint damit vorprogrammiert. Parteien aller Couleur haben sich inzwischen der leidigen Verkehrsthematik angenommen, darunter auch Paul Köllensperger vom Team K und Andreas Leitgeb von den Neos Tirol. Der Erker hat sich mit ihnen zum Gespräch getroffen.
Interview: Barbara Felizetti Sorg
Erker: Herr Leitgeb, das Wipptal erstickt im Verkehr, ab 2025 soll nun auch noch die Luegbrücke auf zwei bis drei Jahre nur mehr einspurig befahrbar sein. Hätte es aus Ihrer Sicht Alternativen zum Neubau der Brücke gegeben?
Andreas Leitgeb: Der Luegbrücke geht eine lange Geschichte voraus. Die Asfinag hat immer betont, dass sie die gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfungen durchgeführt hat. Es war absehbar, dass es zu einer Generalsanierung kommen muss. Der Neubau ist für uns alle eine neue Herausforderung. Wir als Neos in Tirol präferieren auf jeden Fall die Tunnellösung, für die wir uns immer eingesetzt haben. Wir haben auch das Gutachten von Konrad Bergmeister, das sich für eine Brückenlösung als optimalere Variante ausspricht, sehr gut durchgesehen. Im Gutachten heißt es dezidiert, dass während der gesamten Bauzeit vier Spuren offenbleiben, was jetzt offensichtlich nicht der Fall ist. Es wird also in der Folge zu massiven Beeinträchtigungen nicht nur auf der A13, sondern auf dem gesamten begleitenden Straßennetz kommen. Jetzt zu sagen, es ist fünf nach zwölf … da hätten Asfinag und Politik viel früher aktiv werden müssen. Paul Köllensperger: Für Südtirol kann man sagen, dass die Luegbrücke auch eine Alarmglocke ist, was uns in den nächsten Jahren auf der A22 blühen könnte. Die Viadukte im Eisacktal sind Dutzende von Kilometern lang, teilweise sind sie noch älter als die Luegbrücke, nämlich aus dem Jahr 1968. Stahlbetonpfeiler, die kontinuierlichen Vibrationen ausgesetzt sind, erreichen in der Regel mit 50 Jahren ihr natürliches Lebensende. Zudem liegt das heutige Verkehrsaufkommen weit über jenem, für das die A22 projektiert wurde. Die Brennerautobahn AG macht sicher eine gute Instandhaltung, dadurch konnte die Lebensdauer um zehn bis 15 Jahre verlängert werden. Dann aber werden auch hier umfassende Sanierungsarbeiten und auch ein teilweiser Neubau anstehen. Das wird einerseits ein finanzielles Problem in Milliardenhöhe – es wird bekanntlich ein ÖPP geben, an dem Land und Region stark beteiligt sind; dazu kommt ein massives Verkehrscha-
Gries „Für eine Sanierung zu spät“
Die Luegbrücke ist aus statischen Gründen nur mehr bis 2024 befahrbar (siehe Erker 09/2021). Bereits jetzt kann die Verkehrssicherheit nur mit Absicherungsmaßnahmen, die rund 18 Millionen Euro verschlingen, gewährleistet werden. „Für eine Sanierung ist es zu spät“, so Siegele. „Hätten wir mit dem Bau der neuen Brücke bereits beginnen können, hätten wir uns allerdings diesen Kostenpunkt ersparen können.“ Nun soll 2024 mit den Arbeiten begonnen werden. Diese umfassen den Bau einer Behelfsbrücke, auf die der Verkehr während der Bauarbeiten umgeleitet werden kann. Erst dann kann mit dem Neubau der Tragflächen begonnen werden. Ab 2025 wird die A13 im gesamten Baustellenbereich nur mehr einspurig befahrbar sein – und das bis zum Ende der Bauarbeiten 2026/27. „Das ist zwar nicht optimal, aber nicht anders möglich“, betonte Siegele. Die Kosten der Bauarbeiten belaufen sich auf rund 300 Millionen Euro.
(v. l.) Dominik Oberhofer, Paul Köllensperger und Andreas Leitgeb
os, wenn man bis dahin nicht andere Lösungen findet, etwa Slot Systeme oder Dosierungen. Auch der BBT muss bis dahin funktionieren. Da ist die Politik gefragt, nicht hinterherzulaufen, sobald die Katastrophe da ist, sondern jetzt vorausschauend zu planen.
Muss sich auch die Bevölkerung stärker zur Wehr setzen?
Köllensperger: Ja, auf jeden Fall. Gerade im Vergleich zu Nordtirol sind wir Südtiroler immer zu brav gewesen. Es ist dringend notwendig, dass wir endlich einmal auf den Tisch hauen. Leitgeb: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen medizinischen Notfall und der Rettungsdienst kann sie nicht erreichen, weil alle Straßen verstopft sind. Da muss man gar nicht darüber diskutieren: Die Versorgung und die Sicherheit der Menschen stehen an allererster Stelle! Wir in Nordtirol machen Blockaden ja nicht aus Jux und Tollerei – das sind Notmaßnahmen, die für die Menschen zwingend notwendig sind. Langfristig muss jedoch an anderen Hebeln angesetzt werden, es muss zu Verkehrsbeschränkungen kommen. Da ist die Politik gefordert, wir können nur den Druck hochhalten.
Sie fordern die Politik – das sind die Neos Tirol genauso wie das Team K. Welche konkreten
Maßnahmen schweben Ihnen vor?
Leitgeb: Der Gedanke der Alpentransitbörse geistert bereits seit zehn Jahren herum, im Prinzip hat sich jeder dazu bekannt, aber passiert ist bisher gar nichts. Wir erwägen ein Permit System, bei dem die Anzahl der Schwerfahrzeuge erhoben wird, die zulässig sind, über den Korridor zwischen München und Verona zu fahren, dann kann eine Kontingentierung berechnet werden, um eine Reduktion zu erreichen. Zudem muss Kostenwahrheit geschaffen werden, u. a. durch die Erhöhung der Maut und des Dieselpreises. Freier Warenverkehr bedeutet nicht unbegrenzter Warenverkehr – das wollen vor allem die italienischen Frächterverbände jedoch nicht wahrhaben. Köllensperger: Wie wir wissen, wählen Güter nie den schnellsten, sondern den billigsten Weg. Und die Straße ist nun mal nach wie vor am billigsten. Deshalb müssen jetzt die Voraussetzungen für eine Verlagerung des Warenverkehrs auf die Schiene geschaffen werden. Es kann ja nicht sein, dass sich Rom, die EU und Bayern gegen eine Erhöhung der Tarife auf der Autobahn quer stellen. Es kann aber auch nicht sein, dass die EU 24 Millionen Euro in den BBT investiert, der voraussichtlich umsonst ist, wenn er vom Güterverkehr nicht genutzt wird. Auch die RoLa muss zwangsläufig bis Verona weitergeführt werden. Vor allem muss Kostenwahrheit herrschen und u. a. auch der CO2-Ausstoß bepreist werden. Langfristig muss es vor allem zu einer Verkehrsreduzierung kommen. Wir sitzen allerdings nicht in der Regierung, wir können nur Vorschläge machen. Ich frage mich allerdings schon: Wo bleibt da die Euregio? In Nordtirol ziehen diesbezüglich alle
„Alarmierende Zahlen im Wipptal“
„Im Wipptal ist die Zahl der Atemwegserkrankung doppelt so hoch wie im Bezirk Salten-Schlern“, so Peter Faistnauer in einer Aussendung. Dies gehe aus einer Studie des Landesstatistikinstitutes ASTAT hervor. „Die massiven Auswirkungen der extremen Verkehrsbelastung auf Tumorerkrankungen ist erschreckend.“ Er fordert die Landesregierung auf, endlich Maßnahmen zu ergreifen und umgehend ein Abfahrverbot von der A22 auf den Weg zu bringen, wie es in Nordtirol längst veranlasst worden ist. Die kürzlich vom ASTAT veröffentlichte Publikation befasst sich mit einer Studie zu den Todesursachen in Südtirol. „Dabei belegen alarmierende Zahlen den engen Zusammenhang zwischen Verkehrsbelastung und Atemwegserkrankungen einmal mehr, denn in den Bezirken mit – zu – hohem Verkehrsaufkommen sind die entsprechenden Todesursachen weit höher als in den anderen Bezirken. So bringt es das Wipptal auf 12,4 Prozent der Todesfälle durch Erkrankungen des Atmungssystems, während Salten-Schlern mit 6,3 Prozent nur knapp halb so viele aufweist“, so Faistnauer. Genauso alarmierend sei es, wenn an einem eindeutig neuralgischen Punkt wie Sterzing die Luftwerte-Messstation abgebaut wurde und somit keine Daten mehr verfügbar sind. Wie bereits im vorigen Jahr gibt es eine Häufung von Staus auf der A22 und auch auf der Staatsstraße. „Durch das fehlende Monitoring können die Luftwerte nicht ermittelt werden und somit auch nicht die Auswirkungen dieser Staus auf die Luftqualität entlang der Autobahn.“ „Es ist ein Recht der Menschen dieses Landes, reinen Wein eingeschenkt zu bekommen“, fordert Faistnauer. Die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, gehöre zu den prioritären Aufgaben der Landesregierung. „Untragbare Zustände zu verschleiern ist wohl kaum die Lösung. Situationen wie am Pfingstwochenende sind nur ein weiterer Vorgeschmack auf einen drohenden Alptraum, wenn während der Grundsanierung der Luegbrücke die A13 teilweise über Jahre nur einspurig befahrbar sein wird.“
Neuer Verkehrsrekord auf der A22
An Christi Himmelfahrt war – wieder einmal – Stauwochenende auf der Brennerautobahn. Und was für eines! Die Verantwortlichen der Brennerautobahn AG sprechen sogar von einem neuen Rekord. Knapp 37.000 Fahrzeuge haben allein am 29. Mai den Brenner Richtung Norden passiert – mehr als jemals zuvor am Christi-Himmelfahrt-Wochenende. Im Vergleich zu 2019 wurde ein deutliches Plus von acht Prozent ausgemacht. Am langen Pfingstwochenende sollen sogar rund 39.000 Fahrzeuge pro Tag die Südspur der A22 befahren haben. Stau aber nicht nur auf der A22. Im Wipptal war stundenlang alles verstopft, von der Staatsstraße bis zur kleinsten Nebenstraße. Stolz können wir auf solche Rekorde natürlich nicht sein. Von Anfang Juli bis Ende September soll es indes auf der A22 keine Tagesbaustellen geben, um den Verkehr flüssiger zu gestalten. Na dann, gute Fahrt!
A22: ÖPP-Projekt vorgestellt
Ende Mai wurde in Brixen den Vertretern der Anrainergemeinden ein Projekt für eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) zum Erhalt der Konzession der A22-Brennerautobahn vorgestellt. Gemeinsam mit Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, den Vertretern der A22-Brennerautobahn, Präsident Hartmann Reichhalter, Geschäftsführer Diego Cattoni und dem technischen Direktor Carlo Costa, präsentierte Landeshauptmann Arno Kompatscher die wichtigsten Vorhaben. Durch eine innovative Führung sollen die Belastung verringert sowie gute und sichere Verkehrsflüsse ermöglicht werden. Dazu sollen entsprechende Maßnahmen gesetzt werden, beginnend bei Lärmschutzwänden bis zu den Ladestationen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben und Digitalisierung sowie einer Umweltmaut, bei der diejenigen weniger zahlen, die weniger Emissionen verursachen. Für diese Entwicklung sollen 7,2 Milliarden Euro investiert werden. Während der Konzessionsdauer sollen nach und nach 15 aufeinander abgestimmte Ziele in zwölf Bereichen umgesetzt werden, um die Mobilität auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung, aber auch in damit verbundenen Bereichen nachhaltig zu gestalten und die A22 als Europäischen Grünen Korridor Brenner-Modena zu entwickeln. Dabei geht es darum, Digitalisierung und neue Technik zu nutzen, Umwelt sowie Ökosysteme und Ressourcen zu schützen, Kreislaufwirtschaft zu betreiben, Lebensqualität zu schaffen, Infrastrukturen resilient zu halten und saubere Mobilitätsformen grenzüberschreitend zu fördern. Für alle Vorhaben wurden Machbarkeitsstudien gemacht. In den Anrainergemeinden sollen in eine Reihe von Vorhaben Gelder investiert werden, so etwa in Überführungen, Lärmschutzwände, Instandhaltung, Parkplätze, Raststätten oder Bahnprojekte. Realisiert werden sollen u. a. auch neue Raststätten sowie Ladeinfrastrukturen für LNG und Wasserstoff; in das Umschlagszentrum Isola della Scala soll für die Verlagerung des Warentransports auf die Schiene investiert werden.Konkrete Beispiele im Wipptal sind der Bau von Lärmschutzwänden sowie der Bau einer LKW-Kontrollstation und einer neuen Autobahnmeisterei in Sterzing (15 Millionen Euro). Über das ÖPP als alternatives Verfahren zur Ausschreibung der Konzession konnte die Brennerautobahn AG einen Vorschlag für die künftige Führung der Autobahn unterbreiten. In der Folge wird eine Ausschreibung gemacht, bei der auch mögliche Alternativen bewertet und das Siegerprojekt bestimmt werden. Schneidet das Siegerprojekt besser als das Projekt der Autobahngesellschaft ab, kann die Brennerautobahn AG ihr Vorzugsrecht geltend machen und die Konzession unter Erfüllung derselben Voraussetzungen wie das Siegerprojekt erhalten. Parteien an einem Strang, in Südtirol könnte man diese Situation auch herstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich nicht alle Parteien beteiligen würden. Wenn man die Gespräche auf Euregio-Ebene stellt, dann könnte man wirklich damit beginnen, politischen Druck auszuüben. Es braucht nun mal eine länder- und staatenübergreifende Lösung, wir müssen die Problematik großflächig denken, was bisher an Rom und Bayern gescheitert ist.
Auch der Individualverkehr hat drastische Ausmaße angenommen.
Köllensperger: Nicht nur der Güterverkehr muss eingeschränkt werden, sondern auch der Individualverkehr. Hier muss es vor allem eine Bewusstseinsveränderung bei der Bevölkerung geben. Auch die Touristiker sind gefordert: Es wäre etwa höchst an der Zeit, Südtirol als autofreies Tourismusland zu positionieren. Leitgeb: Sicher braucht es auch in der Bevölkerung eine Bewusstseinsbildung und ein Umdenken. Gerade was die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel anbelangt, hat die Coronazeit leider vieles kaputt gemacht. In dieser Zeit sind wieder viele auf den eigenen PKW umgestiegen.
Die Verkehrsproblematik ist ja kein
Wipptaler Problem, sie bleibt auch nicht auf Gesamttirol beschränkt.
Uneingeschränkte Mobilität ist doch vielmehr ein gesellschaftliches Problem, das gerade im engen Wipp- und
Eisacktal an seine Grenzen stößt. Die
Brennerachse verkommt zum Auspuff
Europas, wo wirtschaftliche Interessen über den Schutz der Gesundheit gestellt werden.
Köllensperger: Ja, das kann man absolut sagen. Da die Bürgermeister ausdrücklich zum Schutz der Gesundheit ihrer Bürger verpflichtet sind, haben sie damit schon eine gesetzliche Basis, gewisse – auch drastische – Maßnahmen zu setzen. Natürlich, eine Blockade der Brennerautobahn wäre grenzwertig und auch riskant, da strafrechtliche Konsequenzen drohen. Aber wenn alle zusammenhalten, was soll dann passieren? Alle gemeinsam – Bevölkerung und Politik – müssen endlich auf den Tisch hauen. Bei uns wurde immer versucht, auf Verhandlungsbasis Änderungen herbeizuführen. Dass das nicht zielführend ist, haben wir gesehen. Rom und Bayern müssen an einen Tisch geholt werden und es muss ihnen mit drastischen Maßnahmen gedroht werden, wenn sie nicht einlenken. Leitgeb: Im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union ist im Artikel 36 ausdrücklich festgehalten, dass Beschränkungen wie Blockabfertigung und Dosierung gerechtfertigt sind, wenn die Ordnung und Sicherheit zum Schutz der Gesundheit und des Lebens gefährdet sind. Deshalb gilt für uns: Beschränkungen ja, Blockaden nein, weil diese nur noch chaotischere Zustände auf anderen Straßen schaffen. Unser Ziel ist es immer, auf rechtlicher Basis eine gemeinsame Linie zu finden. Wir werden nur bedingt gehört, aber ich behaupte, dass die Politik am Zenit angelangt ist und nicht mehr weiß, was sie tun soll. Deshalb wäre es an der Zeit, die Vorschläge der Opposition anzuhören, sich an einen Tisch zu setzen und Nägel mit Köpfen zu machen.
„Wir müssen uns wehren!“
Bürgermeister Martin Alber hat genug. „Wir müssen uns wehren!“, so der erste Bürger der Gemeinde Brenner energisch. „Es muss jetzt etwas getan werden, um die Belastung der Anrainer von Autobahn und Staatsstraße zu verringern, um die Situation erträglicher zu machen. Und es müssen in Zukunft Maßnahmen ergriffen werden, um den totalen Kollaps zu verhindern.“
Das vor kurzem von der Brennerautobahn AG vorgestellte ÖPP-Projekt sei ein futuristisches Konzept, damit der Verkehr fließt. „Das ist jedoch ein völlig falscher Ansatz für diejenigen, die entlang der Achse leben“, so Alber. „Der Verkehr muss reduziert oder zumindest nicht mehr in der aktuellen Form spürbar gemacht werden, etwa durch Einhausungen oder Tunnels.“ Anfang Juni hat am Brenner eine gemeinsame Konferenz der Bürgermeister des nördlichen und südlichen Wipptales stattgefunden. Kernthema des Zusammentreffens: Was können wir aktiv tun, um die Bevölkerung zu entlasten? „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Bürgermeister sehe ich sehr positiv, die Solidarität ist groß, schließlich haben wir dieselben Probleme“, so Alber. Auch die Bürgermeister des Eisacktales sollen deshalb mit eingebunden werden. Über Protestaktionen wird nachgedacht. Da die Brennerautobahn tabu ist – Blockaden werden in Italien anders als in Österreich strafrechtlich verfolgt –, sollen diese auf die Staatsstraße verlegt werden. Gespräche dazu laufen bereits. Einen falschen Ansatz ortet Bürgermeister Alber auch in den Plänen von STA und Trenitalia, in Sterzing ein Umkehrgleis mit Kosten in Millionenhöhe zu realisieren. In Zukunft sollen von Süden kommende Regionalzüge nur mehr im Stundentakt nach Gossensaß und Brenner fahren; die Züge im geplanten Halb-
stundentakt werden allerdings in Sterzing kehrtmachen – aus technischen Gründen laut STA, aus Kostengründen laut Alber. „Das ist doch völlig verkehrt und kurzsichtig! Wenn der Halbstundentakt auch genutzt werden soll, dann braucht es unbedingt eine Anbindung nach Innsbruck!“, so Alber, der in seinem Anliegen von der Gemeindeverwaltung Sterzing unterstützt wird. Aus diesem Grund soll eine Interreg-Studie in Auftrag gegeben werden, wie viele Personen täglich den Brenner Richtung Norden passieren, um in die Klinik, an die Universität oder zur Arbeit zu gelangen. „Diese Zahlen müssen aufs Tapet, dann kann entsprechend weitergeplant werden.“ Alber will sich auf jeden Fall nicht damit abfinden, dass sich die Situation nicht bessert, ja vielmehr in nächster Zukunft eskaliert. „Es ist unsere Pflicht, die Bevölkerung zu schützen – nichts anderes zählt!“, so Alber abschließend.