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Die „Wiener Neustadt“ stürzt ein I

PFITSCH

DIE „WIENER NEUSTADT“ STÜRZT EIN

Auf einer orographisch rechts des Gliederbaches gelegenen lawinensicheren lichten Waldkuppe liegt unweit des Eingangs zur geologisch überaus interessanten Schlucht des Gliedergangs – das Mineraliensammeln ist dort seit Jahren verboten – eine für das Wipptal einzigartige schmucke Ansammlung von alten Heustadeln. Inmitten des Landschaftsschutzgebietes des Unterberg- und Oberbergtales, einer bis heute intakt erhalten gebliebenen Natur- und Kulturlandschaft, droht ihnen nun der Verfall.

Von der dritten Kehre der Pfitscherjochstraße aus ist die „Wiener Neustadt“, wie das Stadeldorf in Anlehnung an die in den Jahren 1880 und 1881 vom Österreichischen Touristenclub erbaute Wiener-Hütte – sie wurde am 15. August 1881 feierlich eröffnet – auch bezeichnet wird, in rund 20 Minuten erreichbar. Von Einheimischen wird es von alters her auch das „Negerdorf“ genannt. Einstmals wurde in den elf in massiver Blockbauweise errichteten und mit Schindeln gedeckten Heustadeln das saftige Heu der umliegenden Bergmähder zusammengetragen, um es im Winter mit Schlitten ins Tal zu hornen bzw. talwärts zu buckeln. Berghirten dienten die Heuschupfen auch als Unterschlupf. Später nutzten die ersten Alpinisten auf ihrem Weg zum Dach der Zillertaler Alpen, dem 3.509 m hohen Hochfeiler, die an der Waldgrenze auf gut 1.800 m gelegenen Heustadel als willkommene Übernachtungsmöglichkeit. Von Sterzing mit dem Fahrrad kommend, verbrachten sie in den Unterberghütten am Fuße des Hochfernermassivs an der Abzweigung des Fußsteiges ins Unterbergtal auf Heu gebettet die Nacht, um für den schweißtreibenden frühmorgendlichen Aufstieg gerastet zu sein. Seit die steilen Bergwiesen nicht mehr gemäht werden, sind viele Heustadel und Heuhütten in unseren Bergen dem schleichenden Verfall preisgegeben, so auch der einzigartige „Heuschupfenweiler“ der Unterberghütten. Die „Stadelen“ stürzen in sich zusammen. Damit gehen diese eindrucksvollen Zeugen einer jahrhundertealten bergbäuerlichen Hochland-Bewirtschaftung unwiederbringlich verloren. Die „einzigartige Heuschupfenlandschaft“ im Talschluss von Pfitsch, wie sie Konrad Stockner vom Amt für Landschaftsökologie nennt, verschwindet als Kulturgut für immer. Im Tourismusentwicklungskonzept der Gemeinde Pfitsch aus dem Jahr 2014 wird angedacht, im Bereich der „Wiener Neustadt“ eine Einkehrmöglichkeit zu schaffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Wipptaler Seitentälern gibt es heute in Pfitsch nämlich keine einzige bewirtschaftete Alm, die einen Ausschank anbietet. Vielleicht wäre dies eine Möglichkeit, das Ensemble vor dem endgültigen Verfall zu retten. lg

„LEBEN WIE VOR LANGER ZEIT“

Im Gespräch mit Konrad Stockner vom Amt für Landschaftsökologie

Erker: Die Heuschupfen der Wiener Neustadt befinden sich in einem überaus desolaten Zustand. Droht ihnen nun der völlige Verfall?

KONRAD STOCKNER: Es stimmt, die

Hütten der so genannten Wiener Neustadt in Innerpfitsch sind leider dem Zerfall preisgegeben. Wenn nicht bald etwas für deren

Erhalt unternommen wird, wird von ihnen in absehbarer Zeit nicht mehr viel zu sehen sein.

Sie schreiben im Landschaftsplan der Gemeinde Pfitsch, dass die Kulturlandschaft der beiden Bergtäler Oberberg und Unterberg „sehr intakt erhalten“ sind.

Oberberg und Unterberg sind in ihrer Naturbelassenheit sehr gut erhalten geblieben. Dies gilt weniger für die ursprüngliche Almbewirtschaftung. Es gibt zwar noch eine extensive Weidetätigkeit, aber die Nutzung der Bergmähder findet nicht mehr statt und folglich werden auch die einfachen Almhütten der Wiener Neustadt nicht mehr instand gehalten.

Da die Flächen, die früher als artenreiche Magerrasen gemäht wurden, großteils lawinengefährdet sind – ausgenommen der Bergrücken zwischen Oberberg und Unterberg – ist es kein Zufall, dass der Großteil der Hütten für die einzelnen

Bergmähder genau auf diesem

Rücken entstanden ist. Solche

Gruppierungen von Almhütten sind in Südtirol nicht die Regel; viel öfter sind sie verstreut in der Almlandschaft anzutreffen.

Die Wiener Neustadt ist wegen dieser Besonderheit und weil sie ganz allgemein ein interessantes

Zeugnis für die traditionelle Almbewirtschaftung darstellt, auf jeden Fall erhaltenswürdig.

Welche Möglichkeiten hätte das Amt für Landschaftsökologie, das Stadeldorf für die Nachwelt zu erhalten?

Voraussetzung für den Erhalt dieses „Almdorfes“ ist, dass ein lokales Interesse bzw. eine lokale

Initiative (Gemeinde, Fraktion, Eigentümer, Vereine, Tourismus) für dieses Anliegen besteht. Wenn lediglich von Seiten einer zentralen Behörde, wie dem Amt für

Landschaftsökologie, Maßnahmen zur Instandhaltung dieser

Almschupfen in die Wege geleitet werden, wird der Erfolg dieser Maßnahme begrenzt bleiben. Weiters sollten die Hütten nach der Instandsetzung auch genutzt werden. Vielleicht kann die Mahd der Bergmähder wieder aufgenommen, eine touristische Nutzung in Betracht gezogen werden oder beides. Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, dass es wegen dieser Nutzungen nicht zu einer Straßenerschließung kommt. Der Weg oder Steig, der dort hinaufführt, darf nicht ausgebaut werden.

Wie könnte eine touristische Nutzung konkret aussehen?

Eine Konzeptidee in Richtung

Aktivurlaub könnte sein, dem interessierten Gast anzubieten, einige Zeit in der Wiener Neustadt so zu leben, wie dies vor hundert

Jahren geschah. Vielleicht lassen sich in der Abgeschiedenheit der

Pfitscher Bergwelt bei gleichzeitiger körperlicher Betätigung auch besondere Möglichkeiten zum Stressabbau und psychischen Ausgleich für Menschen schaffen, die einem stark belastenden Job ausgesetzt sind.

Die Sanierung der Hütten selbst – immer unter der Voraussetzung, dass ein schlüssiges Konzept vorliegt – kann durch die Landesverwaltung (Amt für Landschaftsökologie, Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung) sowohl fachlich als auch finanziell unterstützt werden. Ein Beitrag aus dem Landschaftsfond kann bis zu 70 Prozent der anfallenden

Kosten umfassen.

Tiroler Verdienstmedaille für zwei Wipptaler

Über 100 Tiroler, darunter 27 aus Südtirol, wurden am Hohen Frauentag in der Innsbrucker Hofburg von den Landeshauptleuten Günther Platter und Arno Kompatscher mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet. Unter den Geehrten waren auch zwei Wipptaler: Theresia Kofler Hasler und Oswald Salcher.

Der 15. August steht traditionell im Zeichen derer, die sich durch jahrelanges ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Es sind Personen aus allen Landesteilen, aller Sprachgruppen und aus den verschiedensten Tätigkeitsbereichen. „Die Verdienstmedaillen sind ein Zeichen der Wertschätzung des ehrenamtlichen Einsatzes, den diese Personen in unserem Land geleistet haben“, so Landeshauptmann Kompatscher. „Die Geehrten stehen stellvertretend für die vielen Menschen, die sich mit Überzeugung und Leidenschaft für Menschen, Tradition und Kultur einsetzen.“ Unter den 27 Ausgezeichneten aus Südtirol finden sich auch zwei Wipptaler.

THERESIA KOFLER WWE. HASLER

Theresia Kofler Hasler, 87, aus Stilfes wurde für ihre Verdienste um das Sozialwesen ausgezeichnet. Geboren wurde Theresia Kofler am 13. Dezember 1929 in Brixen. Sie ist auf dem Ruenerhof in Egg mit vier Geschwistern aufgewachsen, besuchte die Volksschule in Egg und erlebte auch die schweren und entbehrungsreichen Kriegsjahre. Ein Bruder ist 1942 auf der Halbinsel Krim gefallen, ein weiterer gilt seit 1944 in Rumänien als vermisst. Im Jahre 1958 heiratete sie Gottfried Hasler und zog auf den Hahlhof nach Stilfes. Der Ehe entsprossen vier Kinder. Bereits im Jahr 1968 verstarb ihr Gatte. Mit vier kleinen Kindern musste sie den Hof bewirtschaften. Im Jahr 1994 ereilte sie ein schwerer Schicksalsschlag. Seither ist nämlich Sohn Peter ein Pflegefall und auf den Rollstuhl angewiesen. Er ist im Altenheim in Sterzing untergebracht. Seither fährt Frau Hasler tagtäglich, sommers wie winters, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Stilfes nach Sterzing, um ihren Sohn zu besuchen und zu betreuen, so etwa beim Verabreichen des Essens oder bei Spazierfahrten; dabei geht sich mitunter auch ein Gespräch oder Kartenspiel mit anderen Heimbewohnern aus. Peter freut sich auf den täglichen Besuch der Mutter. Durch ihren selbstlosen Einsatz unterstützt und entlastet sie auch das Pflegepersonal im Heim. Trotz der schweren Schicksalsschläge meistert Theresia Kofler Hasler das Leben aufopferungsvoll mit Bescheidenheit und Gottvertrauen.

OSWALD SALCHER

Oswald Salcher, 73, aus Sterzing wurde für seine Verdienste als langjähriger Organist geehrt. Salcher wurde am 27. Juli 1943 in Trens geboren und wuchs zusammen mit acht Geschwis tern auf dem Salcherhof in Franzensfeste auf. Dort versuchte sich der begnadete Pianist 14-jährig zum ersten Mal an der Orgel, besuchte dann die dreijährige Kirchenmusikschule und spielt seither regelmäßig zu allen kirchlichen Anlässen die Königin der Instrumente. Seit seiner Hochzeit lebt der pensionierte Speditionsangestellte und Skilehrer in Sterzing und lässt hier seit Ende der 70er Jahre als allseits geschätzter Organist nicht nur in der Pfarrkirche die Orgelpfeifen erklingen. Unzählige Sänger, die Oswald Salcher im Laufe seiner weit über 50-jährigen Tätigkeit als Organist feinsinnig begleitet hat, schätzen an ihm besonders seine ruhige Art, seine stoische und Sicherheit ausstrahlende Gelassenheit, sein fortwährendes Lächeln, das er jedem entgegenbringt, und natürlich sein großes Talent.

Die Verdienstmedaille des Landes Tirol wird seit 1964 traditionell am Hohen Frauentag in Innsbruck verliehen, um besondere gesellschaftliche Leistungen von Menschen aus Nord-, Süd- und Osttirol auszuzeichnen. Daher werden die Medaillen auch von den beiden Tiroler Landeshauptleuten gemeinsam verliehen. Insgesamt wurden am 15. August über hundert Verdienstmedaillen verliehen. Die Namensvorschläge für die Auszeichnung kommen von den Freiwilligen-Organisationen. Nach der Überprüfung und Bewertung unterbreitet eine im Kulturinstitut angesiedelte Kommission eine Namensliste, die der Landesregierung zur Genehmigung vorgelegt wird. Die Landesregierung ihrerseits leitet die Liste dann an das Land Tirol weiter.

WIPPTAL

Besseres Bahnangebot

Um die Eingriffe in den Bereichen Tiefbau, Straßendienst und Mobilität sicher, nachhaltig und kostensparend noch besser aufeinander abzustimmen, gab es Ende August ein vom Ressort von Landesrat Florian Mussner organisiertes Treffen mit den Gemeinde- und Bezirksvertretern des Wipptals und Bezirkspräsident Karl Polig.

Neben Asphaltierungsarbeiten, die auf verschiedenen Teilstücken der Landes- bzw. Staatsstraßen in den Gemeinden Brenner, Franzensfeste, Pfitsch, Ratschings und Sterzing laufen, gibt es auch einige Sicherheitseingriffe zum Steinschlagschutz etwa auf der Brennerstaatsstraße in Gossensaß. Umgestaltet wird hingegen die Abzweigung der Brennerstaatsstraße mit dem ländlichen Weg bei „Stegschmied“ in Sterzing. Led-Marker werden hingegen in zwei Tunnels auf der Brennerstaatsstraße in Gossensaß angebracht.

Im Bereich Tiefbau arbeite das Land die Mehrjahresprogramme ab und führe Eingriffe an Brücken oder zum Steinschlagschutz nach den entsprechenden Prioritätenlisten durch, so der Direktor der Landesabteilung Tiefbau Gustavo Mischi. Weitergearbeitet wird an den Brücken bei Brennerbad und bei Franzensfeste sowie am Tunnel in Mittelwald. Sicherungsarbeiten laufen auf der Landessstraße nach Ritzail und in Gossensaß. Noch innerhalb des Jahres ausgeschrieben werden sollen die Bauarbeiten für einen Kreisverkehr in Freienfeld und für den Wiederaufbau der Ladritscher Brücke bei der Festung Franzensfeste, so Mischi. Was für die Gemeinden in punkto öffentlicher Personennahverkehr, insbesondere hinsichtlich der Haltestellen und Fahrpläne, zu beachten ist, erläuterte der Direktor der Landesabteilung Mobilität Günther Burger. Er erklärte die geplante Verdichtung des lokalen Bahnangebotes im Wipptal und Eisacktal zu einem Halbstundentakt. Künftig werde Brixen der Knotenpunkt für die Züge ins Pustertal sein, so Burger. Bei den Fernzügen würden primär die Zugbetreiber entscheiden, wo welche Halte erfolgen, auch unter Berücksichtigung der Finanzierung und der entsprechenden Fahrgastzahlen. Burger wies auch auf die bereitstehende Finanzierung für den Bau des Brennerbasistunnels und die Ausschreibung der Machbarkeitsstudie für die Riggertalschleife hin, ebenso wie auf die fertige Planung der Lärmschutzwände Gossensaß. Ein Thema war auch die Barrierefreiheit auf den Bahnhöfen, wobei an den Bahnhöfen Brenner, Sterzing und Freienfeld noch nachgebessert werden muss. Die Bürgermeister hatten einige Anregungen für weitere Vorhaben in den kommenden Jahren. Für den Tiefbau stehen heuer rund 90 Millionen Euro, für den Straßendienst 49 Millionen Euro und für die Mobilität 202 Millionen Euro bereit, den Großteil davon für bereits laufende Dienste.

„Eltern nicht alleine lassen“

Alkohol, Zigaretten, Cannabis und Ecstasy gehören für viele Jugendliche zu einer typischen Partynacht. Greift das eigene Kind gelegentlich oder regelmäßig zu Drogen, sind Eltern oft überfordert. Veronika Rottensteiner, Psychologin im Verein „La Strada – der Weg“, erklärt, wie ihnen eine neue Sicht auf die belastende Situation gelingen kann.

Erker: Frau Rottensteiner, wie viele Jugendliche in Südtirol gelten derzeit als suchtkrank?

Veronika Rottensteiner: Ein Arbeitstisch der Provinz, bestehend aus dem Verein La Strada – der

Weg, Forum Prävention, den vier

Diensten für Abhängigkeiten und der Vereinigung Hands, arbeiten daran, gemeinsame Daten zum landesweiten Konsum zu veröffentlichen. Vorerst kann ich nur aus der Sicht des Dienstes für Sekundärprävention „Exit“ sprechen: Wir beraten Jugendliche, die Substanzen konsumieren, aber nicht süchtig sind. Man muss Sucht und Drogenkonsum klar voneinander unterscheiden:

Viele Jugendliche konsumieren in ihrer Freizeit, um einer Gruppe anzugehören, oder auch, um unangenehme Gefühle zu unterdrücken oder positive Gefühle intensiver spüren zu können.

Diese Jugendlichen sind nicht automatisch abhängig, haben weder Entzugssymptome noch das ständige psychische und physische Verlangen nach der

Substanz. Dennoch können sie gefährdet sein, in eine Abhängigkeit zu rutschen. Wir möchten deshalb versuchen, Jugendliche und deren Eltern schon früher aufzufangen.

Welche Drogen werden am häufigsten konsumiert?

„Exit“ hat im vergangenen Jahr 645 Gespräche mit Konsumenten sowie 278 Elternberatungen geführt. 53 Prozent der Beratungsgespräche führen wir mit Minderjährigen. Die jüngsten sind 14 Jahre alt und konsumieren mehrheitlich Cannabis. Wir konnten beobachten, dass der Konsum von Stimulantien und Opiaten mit zunehmendem Alter steigt. Deshalb ist es sehr wichtig, früh einzugreifen.

Mehrheitlich beraten wir Jungen, doch die Zahl der Mädchen, die Drogen konsumieren, steigt.

Dieser Trend wird von nationalen

Studien bestätigt.

Wer gilt als suchtgefährdet?

Wir wissen, dass die Familie ein enormer Schutzfaktor sein kann:

Jugendliche, die in ihrer Herkunftsfamilie unklare Grenzen erleben, mit ihrer Unsicherheit im Umgang mit Gefühlen und

Gedanken alleine sind sowie wenig Einfühlungsvermögen und fehlende Offenheit in der familiären Kommunikation erleben, laufen eher Gefahr, abhängig zu werden. Deshalb ist es für uns entscheidend, die Eltern zu unterstützen.

Wie reagieren Eltern, wenn sie merken, dass ihr Kind Drogen konsumiert?

Die Eltern sind sehr verunsichert,

Veronika Rottensteiner: „Selbsthilfegruppen helfen Eltern, die belastende Situation aus einer größeren Distanz zu betrachten.“

oft geplagt von Selbstvorwürfen, nicht früher reagiert zu haben.

Sie wissen ganz einfach nicht, was sie tun sollen.

Welchen Rat geben Sie ihnen?

Eltern brauchen nicht immer einen Rat. Oft brauchen sie auch nur das Gefühl, nicht alleine zu sein, um dann wieder mehr Stärke und Ruhe in der Beziehung mit ihrem Kind zu haben. Es hilft

Eltern sehr, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Der Verein La Strada – der Weg will Eltern über Selbsthilfegruppen zur Seite stehen.

In kostenlosen und anonymen

Selbsthilfegruppen, die in beiden

Landessprachen und in vier Bezirken des Landes (Bozen, Meran,

Brixen und Bruneck) angeboten werden, finden Angehörige von jugendlichen Konsumenten professionelle Begleitung und einen geschützten Rahmen, in dem sie sich unverbindlich austauschen können. Natürlich bietet der Verein in der Beratungsstelle „Exit“ auch Einzel- oder Familiengespräche an. Die Erfahrung zeigt aber, dass Eltern der Austausch mit anderen Betroffenen und professionelle Betreuung von einem Experten enorm hilft.

Wie gelingt es Eltern, sich sachlich mit der Situation auseinanderzusetzen und neue Perspektiven und Hoffnung zu finden?

Eltern, die sich innerhalb einer

Gruppe öffnen, ändern im Gespräch ihre Haltung zum Thema, sehen die belastende Situation aus einer größeren Distanz und bekommen schrittweise das Gefühl, doch etwas verändern zu können. Gemeinsam versuchen wir in der Gruppe, die elterlichen

Kompetenzen zu stärken. Konkret bedeutet das, über bestehende familiäre Regeln und Routinen zu reflektieren. Wir diskutieren gemeinsam, wie man den

Jugendlichen zwar die nötigen

Freiräume lassen, sie emotional begleiten und doch konsequent

Grenzen in der Erziehung setzen kann, um das Zusammenleben zu erleichtern. Der Erwerb dieser neuen Strategien und der gleichzeitige Austausch in der Gruppe geben neue Kraft.

Ist auch im Wipptal eine Selbsthilfegruppe geplant?

Seit einem halben Jahr finden die

Elterngruppen in Bozen und Meran statt. In Brixen ist eine weitere Gruppe geplant, die auch das

Einzugsgebiet Wipptal miteinbezieht.

Interview: rb

Kontakt

Infos zu den Selbsthilfegruppen für Angehörige: Dr. Veronika Rottensteiner, Tel. 331 6521849 (deutsch), und Dr. Cristina Mitta, Tel. 331 6793980 (italienisch)

Beratungsstelle Exit des Vereins La Strada – der Weg: Tel. 0471 052901 Ein Team, bestehend aus vier Psychologen, berät Eltern und Jugendliche zum Thema Drogenkonsum.

ALKOHOL – PARTYDROGE NUMMER EINS

Das Forum Prävention hat 2013 in Zusammenarbeit mit der Caritas Diözese Bozen-Brixen und dem Verein La Strada – der Weg, der Freien Universität Bozen, den Streetworkern Meran, dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, dem Deutschen Bildungsressort sowie der Sozial- und Gesundheitsabteilung eine landesweite Studie zum Freizeitdrogenkonsum im Partysetting durchgeführt. Die Studie zeigt: Nahezu alle 226 befragten Jugendlichen trinken in einer „typischen Partynacht“ Alkohol (96 %) und/ oder rauchen Tabak (80 %). Jeder Zweite konsumiert Cannabis, 23 Prozent MDMA.

In Südtirol trinken Jugendliche mit 13,6 Jahren zum ersten Mal Alkohol. Auch Tabak wird in diesem Alter zum ersten Mal geraucht. Nahezu jeder Befragte trinkt in einer Partynacht durchschnittlich 8,5 Standardgetränke. Die meisten trinken jede Woche an mindestens einem Wochenendtag Alkohol. Mit etwa 15 Jahren machten die Befragten ihre ersten Erfahrungen mit Cannabis. Bei weiteren Substanzen betrug das Alter des Erstkonsums rund 18 Jahre. Die Hälfte der Befragten gab an, mindestens einmal in ihrem Leben stimulierende Substanzen wie Kokain, MDMA und Amphetamine ausprobiert zu haben. 45 Prozent haben schon einmal Erfahrungen mit Halluzinogenen wie LSD und Psylos (psychoaktive Pilzarten) gemacht. Eines haben alle Freizeitdrogenkonsumierenden gemein: Mit Ausnahme von Tabak wird keine Substanz täglich konsumiert. Fast jeder Zweite konsumiert in einer Partynacht eine einzige Substanz, meist Alkohol. 0,9 Prozent der Befragten geben an, in einer typischen Partynacht „nichts“ zu konsumieren. „Die Ergebnisse der Studie sind nicht repräsentativ für Südtiroler Jugendliche und junge Erwachsene im Allgemeinen, sondern lassen nur Schlüsse zur Gruppe der Freizeitdrogenkonsumierenden, die Partys besuchen, zu“, so Evelin Mahlknecht vom Forum Prävention. Neben einer Reihe von quantitativen Daten zeige die Studie vor allem, dass „in Beziehung sein“ und subjektiv positiv erlebte Beziehungen starke Resilienzfaktoren sind. Dies schütze vor problematischem Konsum und könne potentiell riskante Verhaltensweisen abschwächen.

Mit stolzem Gefieder

In der Schönau sind die Gänse los. Seit kurzem schnattern 300 Freilandgänse nahe dem Biotop auf einem Feld um die Wette. Biobauer Thomas Zössmayr und Jungbaron Gobert von Sternbach haben mit ihrer neuen Gänsezucht für einen echten Hingucker auf der Hauptstraße zwischen Stange und Gasteig gesorgt. Der Erker hat nachgefragt, was es mit dem Federvieh auf sich hat.

Als flauschige gelbe Federknäuel, gerade mal so groß wie Tennisbälle, kamen Ende Mai 300 Gänseküken nach Mareit. Geschlüpft in der Gänsefarm „Eskildsen“ nahe Dresden, gerade mal einen Tag alt, hatten sie damals noch keine Ähnlichkeit mit den stattlichen weißen Vögeln, die man nun auf der Wiese bewundern kann. So klein brauchten die Tiere noch besonders viel Fürsorge. Deshalb wurden sie in den ersten sechs bis acht Wochen im warmen Stall von Thomas Zössmayr aufgepäppelt und mit einer speziellen Getreidemischung für einen guten Start ins Gänseleben gefüttert. Im Juli durften sie dann endlich raus ins ausgedehnte Grünland, wo sie sich auf ganz natürliche Weise fett fressen können. „Wir hatten schon länger ein derartiges Projekt im Kopf. Ein Workshop der Bauernbund-Abteilung Innovation und Energie zum Thema ‚Zuerwerb mit Weidegänsen’ im vergangenen Jahr hat uns dann endgültig darin bestärkt, den Schritt zu wagen und es mit

der Gänsezucht zu versuchen“, erzählt Zössmayr. Mit dieser landwirtschaftlichen Zuerwerbsform stehen er und sein Kompagnon Gobert von Sternbach Junior vorerst in Südtirol noch alleine da. Eine Gänsezucht in dieser Form gibt es hierzulande derzeit nicht. Das liegt vielleicht auch am bürokratischen Aufwand, „der uns schon manchmal zum Schwitzen bringt“, so Zössmayr. Was braucht nun eine Gans, um glücklich aufzuwachsen? Gras, Wasser, Auslauf und einen Elektrozaun. Ein Zaun ist notwendig, damit die zwei Hektar große Wiese in mehrere Abschnitte unterteilt werden kann, um den

Boden durch Ruhepausen gesund zu halten. Elektrisch muss er deshalb sein, weil auch mal gern ein hungriger Fuchs vorbeischaut. „Bis jetzt hatten wir

Glück. Der Elektrozaun zeigt

Wirkung und keine Gans wurde uns gestohlen“, berichtet

Zössmayr. Weil auf der Wiese kein Stall oder Stadel vorhanden ist, werden die Vögel über

Nacht in einem mobilen Zeltstall untergebracht. 150 kg Gras fressen die weißen Weidegänse in ihrem Leben. Zusätzliches Futter erhalten sie keines, lediglich abends eine Handvoll Gerste oder Hafer als Lockfutter, damit sie lieber in den Stall gehen. Da Gänse nicht nur gerne schnattern, sondern es auch lieben, im kühlen Nass zu plantschen, ist der kleine Bach, der die „Gänsewiese“ in der Schönau durchquert, ideal. Flugfähig sind die Hausgänse nicht, obwohl die eine oder andere schon mal über die Wiese flattert. Das Federvieh bleibt noch bis zum Herbst auf dem Feld, bis es in der zweiten Novemberwoche ab in den Schlachthof geht. Dann wiegen die Martinigänse zwischen vier und 5,5 kg. In Südtirol ist es aber gar nicht so einfach, einen Schlachthof zu finden, der Geflügel schlachten darf. Im Wipptal führt die landwirtschaftliche Genossenschaft „Wipplamb“ seit kurzem ein Geflügelschlachthaus, das die Mareiter Gänsezüchter nutzen können. Angedacht wird, im Herbst einen Gänsekochkurs zu organisieren. Auch die edlen Gänsedaunen sollen verwertet werden, größtenteils über die Gemeinschaft „Österreichische Weidegans“. „Vielleicht behalten wir ein paar Tiere und züchten im Frühjahr selbst Küken heran “, so Zössmayr. Derweil watscheln die weißen Vögel mit stolzem Gefieder in geruhsamer Beschaulichkeit über die saftige Wiese, unbeeindruckt von den neugierigen Blicken der vorbeirauschenden Autofahrer.

Jungforscher der Europaregion prämiert

Wirtschaftlicher Erfolg durch die Stärkung der Innovationskette in der Europaregion – so lautete das Thema der fünften Ausgabe des Euregio-Jungforscherpreises, einer Initiative der Wirtschafts- und Handelskammern der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Bei den traditionellen Tiroltagen des Europäischen Forums Alpbach Ende August wurde dieser an drei Nachwuchsforscher verliehen. Unter den Finalisten war auch Katharina Crepaz aus Sterzing.

Die traditionellen Tiroltage des Europäischen Forums Alpbach haben sich in den vergangenen

Jahren zum Treffpunkt und Schaufenster der Forschungslandschaft der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino entwickelt. Mit dem Leitthema „Wirtschaftlicher Erfolg durch die Stärkung der Innovationskette in der Europaregion“ widmeten sie sich 2016 einer Schlüsselfrage für Wirtschaft und Gesellschaft. „Um den künftigen Wohlstand zu sichern, ist es wichtig, Forschung und Innovationen in der Europaregion weiter voranzutreiben“, unterstreicht Handelskammerpräsident Michl Ebner. „Junge Forscher finden hier in Alpbach eine einzigartige Bühne bzw. Plattform vor, um ihre Arbeiten renommierten Wissenschaftlern und politischen Verantwortungsträgern vorzustellen und sich direkt mit diesen auszutauschen.“ Der Jungforscherpreis ging dieses Jahr an Daniela Lobenwein mit Can Tepeköylü (Medizinische Universität Innsbruck) für ihre gemeinsame Forschungstätigkeit zur Schockwellenbehandlung bei Mangeldurchblutung im Rückenmark sowie an Ksenia Morozova (Freie Universität Bozen) für ihre Forschungsarbeit im Bereich der Lebensmitteltechnologie zur isothermen Brennwertbestimmung bei der Stoffwechselbeobachtung von Weintrauben in der Gärungsphase. Drittplatzierter ist Michael Volgger (Europäische Akademie Bozen), der sich mit der Umsetzung von Innovationen in der Tourismusbranche auseinandergesetzt hat. Die weiteren Finalisten waren Marco Brighenti (Universität Trient), Judith Schicklinski (Freie Universität Bozen), die Sterzingerin Katharina Crepaz (Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik München) und Roberta Rosa (Europäische Akademie Bozen).

Die Finalisten des Jungforscherpreises Katharina Crepaz aus Sterzing, Michael Volgger, Ksenia Morozova, Michele Brighenti, Roberta Rosa und Daniela Lobenwein.

„BERGBAU UND UMWELT“

15. Internationaler Montanhistorischer Kongress

Mit dem Thema „Bergbau und Umwelt. Auswirkungen und Veränderungen in Bergbaurevieren“ beschäftigt sich der 15. Internationale Montanhistorische Kongress, der vom 28. September bis zum 1. Oktober in Sterzing, Ridnaun, Schwaz und Hall abgehalten wird. Der Kongress wird von Bürgermeister Fritz Karl Messner im Sterzinger Rathaus eröffnet. Werner Amrain aus Ridnaun hält dazu den Festvortrag zum Thema „Gruben- und Flotationsabwässer am Beispiel des Bergwerks am Südtiroler Schneeberg“. Tags darauf referiert u. a. Harald Kofler aus Gossensaß über „Die Schmelzhütte Grasstein und ihre Folgen für die Umwelt“. Andreas Rainer führt durch die BergbauWelt Schneeberg-Ridnaun, bevor die Kongressteilnehmer nach Schwaz und Hall weiterziehen. Das detaillierte Programm finden Sie auf www.dererker.it.

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