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Wipptal: Verkehrslösungen, die „weh tun“
from ERKER 10 2021
by Der Erker
#ConnectingEurope Express am Brenner
Nördliches Wipptal
Der #ConnectingEuropeExpress, der durch Europa tourt, hat im September am Brenner Halt gemacht. Der Vorzeige-Zug der EU soll für nachhaltige Mobilität werben.
„Geschichten, die weh tun“
Bürgermeister fordern nachhaltige Verkehrslösungen
„Hop on“ (Spring rein) – so lädt der silberne Connecting Europe Express (CEE) Vorzeige-Zug zum Mitfahren ein. Der CEE fährt quer durch Europa, um für den Einsatz nachhaltiger Mobilitätsmittel zu sensibilisieren. Mit an Bord bei der Fahrt von Bozen nach Brenner waren Vizeministerin Teresa Bellanova, Landeshauptmann Arno Kompatscher, Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, der Koordinator für den europäischen ScanMed Korridor Pat Cox, die Geschäftsführerin des italienischen Schienennetzbetreibers RFI (Rete Ferroviaria Italiana) Vera Fiorani, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal Walter Baumgartner, die Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Wipptal Monika Reinthaler sowie zahlreiche Eisacktaler und Wipptaler Bürgermeister. Beim Halt am Brenner sind Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Alfreider u. a. mit der Tiroler Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe, der österreichischen Europaparlamentarierin Barbara Thaler und dem Vorstandsvorsitzenden der ÖBBHolding-AG Andreas Matthä zusammengetroffen. Der CEE ist anschließend mit der österreichischen Delegation nach Innsbruck weitergefahren. Insgesamt wird der von der Europäischen Kommission und von einer Partnerschaft der Wirtschaft konzipierte Connecting Europe Express 26 europäische Staaten durchqueren und eine 20.000 km lange Strecke mit 33 Grenzüberfahrten zurücklegen. Endstation der in Lissabon gestarteten Reise ist am 7. Oktober in Paris. Ziel des Projektes ist es u. a., die Förderung des EU-weiten grenzüberschreitenden Bahnverkehrs voranzutreiben. Wie wichtig die Mobilität von Personen und Waren sei, habe die Pandemie gezeigt. Deshalb müsse man alles daransetzen, Vorzeigeprojekte wie den BBT bekannt zu machen; dafür eigne sich u. a. auch diese Initiative des CEE, so Vizeministerin Bellanova. 17 Bürgermeister des nördlichen Wipptales und des Stubaitales haben in einer Resolution nachhaltige Verkehrslösungen für die transitgeplagte Bevölkerung an der Brennerautobahn und in ganz Tirol gefordert – für Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums Austria-Tirol, sind das hingegen „Geschichten, die weh tun“.
Bei einer sommerlichen Pressekonferenz hieß es in Schönberg, man fordere vor allem innovative Tunnellösungen und wirkungsvolle Lärmschutzvorrichtungen. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) soll diesbezüglich in die Pflicht genommen werden, genauso wie die Asfinag, von der u. a. Lärmschutzkonzepte für das gesamte Wipptal gefordert werden. Ausgangspunkt für die Forderungen nach nachhaltigen und innovativen Verkehrsmaßnahmen gilt u. a. der von der Asfinag geplante Neubau der Luegbrücke. Die Gemeinde Gries am Brenner bevorzugt hingegen einen Tunnelbau, um das Gemeindegebiet zu entlasten. Die Resolution ist neben Ministerin Gewessler auch an Nationalrats- und EU-Abgeordnete gerichtet.
Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums
Austria-Tirol, vermisst in diesem Zusammenhang indes „ehrliche und sachliche
Information“. „Das, was seit Wochen und Monaten herumerzählt wird, sogar in Pressekonferenzen, wäre ja nicht einmal dem Karl May eingefallen, der ja ein wunderbarer ‚Geschichtenerzähler‘ war. Die haben aber nicht weh getan, während der tägliche Lärm von Autobahn und Eisenbahn sehr wohl nachhaltig und dauerhaft schadet“, so Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums Austria-Tirol, der sich „ehrliche und sachliche Information“ erwartet. „Wenn von Prognosen gesprochen wird, die von 3,5 Millionen LKW ausgehen, muss man sagen, dass es solche Prognoserechnungen gar nicht gibt“, betont Fritz Gurgiser. Allein schon der Hausverstand sage, dass diese gar nicht mehr möglich seien – schon heute komme es nahezu jede Woche zu Blockabfertigungen in Kufstein. Zu der geforderten Tunnelvariante am Lueg unterstreicht Gurgiser, dass es – entgegen anderslautender Meldungen – gar kein anderes Gutachten als das Bergmeister-Gutachten gebe. „Und auch der Bürgermeister von Gries am Brenner, der Landtagsabgeordnete Florian Riedl aus Steinach und der Planungsverbandsobmann Alfons Rastner haben sich wie das Land Tirol und die Asfinag klar dazu bekannt, das Ergebnis des Bergmeister-Gutachtens zu akzeptieren“, so Gurgiser weiter. „Jetzt mit der Asfinag wegen einer GR-Wahl herumzustreiten, anstatt Lärmschutz für die gesamte A13 sowie Steinschlagschutz für den gesamten Grieser Talboden herauszuverhandeln, ist eine geradezu unglaubliche Torheit in dieser Situation, die es seit 30 Jahren nicht gegeben hat und auch nicht mehr geben wird.“
Emanuela Pattis, langjährige Pflegedienstleiterin im Gesundheitsbezirk Brixen, ist mit Ende August in den wohlverdienten Ruhestand getreten.
Pattis besuchte die Krankenpflegeschule in Brixen und war seither dem Gesundheitsbezirk Brixen eng verbunden. Nach ihrer Anstellung als Krankenpflegerin im Jahr 1978 und ihrer anschließenden Beauftragung als Stationspflegerin im Jahre 1993 arbeitete sie seit 1997 in verschiedenen Funktionen in der Pflegedienstleitung des Gesundheitsbezirkes Brixen. Wie die Pflegedirektorin des Südtiroler Sanitätsbetriebes Marianne Siller betont, hat Pattis in ihrem Berufsleben sowohl im Krankenhaus wie im Territorium gewirkt und den Kompetenzerwerb der Mitarbeiter wie auch die Umsetzung innovativer Organisationsmodelle vorangetragen. Auch hat Pattis als Präsidentin des Komitees für Chancengleichheit in Brixen maßgeblich dazu beigetragen, dass Teilzeitmodelle eingeführt werden konnten, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren ihr ein großes Anliegen. In den letzten eineinhalb Jahren war sie als koordinierende Pflegedienstleiterin des Gesundheitsbezirkes Brixen tätig, als es darum ging, neue Covid-Bereiche einzurichten, Personal dafür zu akquirieren und einzuarbeiten. Auch war ein ganzheitlicher Ansatz in der Gesundheitsversorgung Kern ihres Berufs- und Organisationsverständnisses. Neben ihrer umfangreichen beruflichen Tätigkeit hat es Pattis auch geschafft, ein lebendiges Beispiel dafür zu sein, dass es neben der Arbeit auch noch persönliche Interesse braucht, um gesund zu bleiben und ausgeglichen zu leben. Ihre besonderen Fähigkeiten im Musik- und Gesangsbereich waren für alle stets ein kreativer und gelungener Ausgleich zu den Arbeitserfordernissen. Christine Zelger, Bezirksdirektorin des Gesundheitsbezirks Brixen, erinnert daran, dass Emanuela Pattis für ein Team von über 1.000 Mitarbeitern in den beiden Krankenhäusern Brixen und Sterzing, im Therapiezentrum Bad Bachgart und im Territorium zuständig war, das sie zusammen mit den einzelnen Pflegekoordinatoren geleitet hat. „Die scheidende Pflegedienstleiterin war stets lösungs- und leistungsorientiert und zeigte Geschick und Freude beim Umsetzen verschiedener Projekte im Pflegebereich. Stellvertretend für alle Mitarbeiter bedanke ich mich herzlich für ihren wertvollen Einsatz in 42 Jahren Berufsleben im Gesundheitsbereich und wünsche ihr Gesundheit, viel Lebensfreude und Segen für den neuen Lebensabschnitt.“
„Sterzinger Studie“
Start der dritten Phase
Vor kurzem hat am Krankenhaus Sterzing eine klinische Studie zur Prüfung der möglichen Wirksamkeit eines sogenannten „Nahrungsmittel für besondere medizinische Zwecke“ auf die Symptome von Long-Covid begonnen.
Man schätzt, dass etwa 20 Prozent der Patienten, die leicht, mäßig oder schwer mit dem Coronavirus infiziert waren, auch nach Ausheilung der akuten Infektion weiterhin unter anhaltenden Symptomen wie ausgeprägter körperlicher Müdigkeit, Konzentrations- und Denkschwierigkeiten leiden. Die Teilnehmer an dieser Studie, die von der Ethikkommission genehmigt wurde, erhalten ein Nahrungsergänzungsmittel, das zweimal täglich oral eingenommen wird. Dieses Präparat hat bekannte neuroentzündungshemmende Eigenschaften und wird in der klinischen Praxis bereits für andere Erkrankungen eingesetzt. Es hat keine bekannten Nebenwirkungen. Alle Patienten, denen vor nicht mehr als sechs Monaten eine Covid-19-Infektion durch einen PCR-Test diagnostiziert wurde, die immer noch unter erheblicher körperlicher Erschöpfung und/oder kognitiven Schwierigkeiten leiden und an einer Teilnahme an dieser neuen klinischen Studie interessiert sind, können den Dienst für Neurorehabilitation im Krankenhaus Sterzing per E-Mail unter Forschung. Neurorehabilitation.Sterzing@sabes.it kontaktieren. Die Teilnahme an der Studie umfasst neuropsychologische Tests (Aufmerksamkeits-, Sprach-, motorische Lerntests) und neurophysiologische Tests mit transkranieller Magnetstimulation für die Dauer von rund zwei Stunden. Diese Auswertung wird im Krankenhaus Sterzing zweimal durchgeführt, zu Beginn und am Ende eines Zeitraums von acht Wochen, in dem das Präparat zu Hause eingenommen wird. Die teilnehmenden Patienten werden nach dem Zufallsprinzip (sogenannte „Randomisierung“) in zwei Studiengruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhält das eigentliche Präparat und eine Gruppe erhält ein Placebo (eine inaktive Substanz). Weder Patienten noch Forscher der Neurorehabilitation Sterzing wissen während der Studie, welche Substanz der einzelne Patient einnehmen wird (Doppelblindstudie). Wenn am Ende der Studie aufgrund der Ergebnisse neuropsychologischer und neurophysiologischer Tests eine deutlich höhere Wirksamkeit des Medikaments als die des Placebos nachgewiesen wird, haben alle Patienten die Möglichkeit, die Therapie mit dem echten Präparat fortzusetzen bzw. zu beginnen.