17 minute read

SAMMELN IM PERSPEKTIVWECHSEL

DannerPreis und DannerRotunde

Die Neue Sammlung – The Design Museum, München, Pinakothek der Moderne

Pol Bury, kinetischer Armschmuck und Ring, 1970, Ausführung: Gern Montebello, Mailand, Gold, Die Neue Sammlung – The Design Museum, Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, München, Foto: Eva Jünger

360°-Panoramafotos und virtueller Rundgang, Foto: © Dr. Sabine Sense, bildwerk.art

Wenn man bedenkt, wie fantasielos, wie beiläufig zuweilen Preziosen in den Museen dargeboten werden, oft in einer Weise, dass man gerne daran vorbeigeht und weiter davon überzeugt bleibt, es handele sich um untergeordnete Machwerke, ja dann ragt mit bravouröser Einzigartigkeit die DannerRotunde der Neuen Sammlung aus dieser Landschaft hervor. Sie lädt zu einer überraschenden Reise in die Gefilde zeitgenössischen künstlerischen Schmucks, des „Autorenschmucks“, ein. Nicht prunkvolles Geschmeide, nicht Klunker oder Bijoux sind hier zu erwarten. Dieser Raum widmet sich mit über einhundert Positionen aus aller Welt allein innovativexperimentellen Verzweigungen einer bedeutsamen Disziplin, die sich im 20. Jahrhundert von traditionellen Konditionierungen befreite und sich als kritische und autonome künstlerische Ausdrucksform etablierte, neben und außerhalb bekannter Gattungen. Das beweist dieser Ort, das führt er eindrucksvoll vor Augen. Quasi schwebende Vitrinen in raffiniert ausgeleuchteter Regie (die Fassung 2020 von Flavia Thumshirn) verschaffen ihm die Aura einer Schatulle, funktional, sachlich und doch mysteriös. Deren Inhalt – eben kein Piratenschatz – speist sich ganz aus dem Jetzt, aus den Gegenwartstendenzen. Die Sammlung basiert im Wesentlichen auf einer umfangreichen Dauerleihgabe der DannerStiftung, prominenten Donationen und

Pressekonferenz zum Re-Opening der Danner-Rotunde 2020 mit den Gastkuratoren Alexander Blank, Mikiko Minewaki und Hans Stofer, Foto: Die Neue Sammlung / Alexander Laurenzo

fortschreitenden Erwerbungen. 2004 wurde die Danner Rotunde eröffnet, von Anfang an im rotierenden Prinzip kuratorisch begleitet von namhaften Protagonisten des Genres, weniger Protagonistinnen leider. Als Erste legten Hermann Jünger und Otto Künzli (beide Professoren an der Akademie der Bildenden Künste München) Hand an, um dem Thema Profil zu verleihen. 2010 wurde der Bestand von Karl Fritsch in einer gewagten Installation inszeniert und 2014 führte Otto Künzli eine weitere Revision durch. Nun sind wir 2020 bei der vierten Version angekommen, realisiert diesmal von Mikiko Minewaki (Hiko Mizuno College, Toiko), Hans Stofer (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) und Alexander Blank aus München. Das Team setzt auf eine regelmäßigklassische Rhythmisierung der Exponate. So wechselt das Gesicht der Schmucksammlung unter divergierenden Perspektiven, offeriert in Intervallen aktualisierte Sichtweisen auf die Materie. Grundsätzlich ging es dabei nie um eine schlichte Chronologie, um kunstgewerbliche Gliederungen, sondern um den Reigen sich wandelnder Tableaus, von Begegnungen und Konfrontationen. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sich dahinter das Erbe Hermann Jüngers verbirgt, noch immer, dessen Ideen von der Komposition im wechselnden Ensemble damit nachhaltig lebendig bleiben. Parallel zu diesen Aktivitäten organisiert das Museum alljährlich eine große Retrospektive herausragender Künstlerinnen und Künstler. Im Jahre 2021 fällt die Wahl auf Therese Hilbert, die dann im zweiten Obergeschoss der Pinakothek der Moderne Einblicke in ihr Lebenswerk gewähren wird.

Ohne Existenz und Engagement der DannerStiftung mit Sitz in München, gegründet 1920 und eines der renommiertesten Organe zur Förderung des Kunsthandwerks in Europa, wäre die Einrichtung der Rotunde wohl nie geglückt. Die Stiftung steht dem Museum nach wie vor zur Seite, was den Schmuck betrifft. Eine lange Verbundenheit also, die 2020, zum 100. Jubiläum, durch die zusätzliche Präsentation des seit 1984 nun zum 13. Mal vergebenen DannerPreises eine zusätzliche Bestärkung findet. Von 200 Bewerberinnen und Bewerbern gelangten 33 in diese Kunsthandwerkschau, die vom 15. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021 in der Pinakothek der Moderne zu sehen ist. Eine internationale Jury entschied sich für Bettina Dittlmanns Brosche „Wohin“. Sie erhält damit die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung. Ehrenpreise gingen an Otto Baier, Peter Bauhuis, Petra Bittl und Paul Müller. Man könnte meinen, dass diese Art von Wettbewerb in unserer Zeit an Glanz verliert. Doch trotz Instagram und Twitter zählt es noch, nach wie vor: das sich konkret am Anderen, am Austausch, an der Gesamtheit des Geschehens Messen. Einen solchen Rahmen, ein solches Podium, besitzt Seltenheit. Der DannerPreis vermag sich daher weiterhin mit Beständigkeit behaupten.

ELLEN MAURER ZILIOLI

dnstdm.de

Petra Bittl, Gefäße „Paar“, 2019, Steinzeugton, Porzellan, Salzglasur, Danner-Ehrenpreis 2020, Foto: Danner-Stiftung / Eva Jünger

RautenstrauchJoestMuseum, Köln: Kolonialisierung im Auge der Kolonialisierten

Aufforderung zum Widerstand

Die Diskussionen um den Umgang mit Exponaten aus kolonialem Kontext in europäischen Museen werden schon seit geraumer Zeit geführt. In Frankreich kündigte Emmanuel Macron 2017 die Rückgabe von Kulturgütern an. Umgesetzt wird dieses Ansinnen durch ein neu erlassenes Gesetz, das Grundlage für die Restitution von Statuetten, Kunstwerken und Säbeln an Benin und Senegal ist. Allerdings sei dies nur ein Anfang, denn Macron hatte in seiner Rede in Burkina Faso 2017 herausgestrichen, dass er es als nicht akzeptabel empfinde, dass sich ein Großteil afrikanischen Kulturerbes in Europa befindet. Ähnlich argumentiert auch Bénédicte Savoy, die im selben Jahr unter Protest aus dem Beirat zum Humboldt Forum in Berlin ausschied. Die europäische Sammeltätigkeit der vergangenen 300 Jahre, so Savoy, sei verbunden mit „Schweinereien und Hoffnungen“, die sie mit dem Atommüll vergleicht, der unter einer Bleidecke begraben sei, „damit bloß keine Strahlung nach außen dringt. Das Humboldt Forum ist wie Tschernobyl“. Mitte Dezember 2020 wird es nach siebenjähriger Bauzeit im rekonstruierten Berliner Stadtschloss in mehreren Etappen eröffnet. Das Ethnologische Museum, das Museum für Asiatische Kunst und die Sammlungen außereuropäischer Kunst – allesamt gegründet mit Exponaten aus der kurzen kolonialen Vergangenheit des Deutschen Reiches, teils aber mit weiter zurückreichenden Wurzeln – sollen darin

Ova Herero und Nama-Aktivistinnen

protestierten schon mehrfach in Deutschland für eine Wiedergutmachung, hier vor dem Berliner Dom, Museumsinsel, in direkter Nachbarschaft

zum Humboldt Forum im Berliner Schloss,

Foto: © Joachim Zeller CC BY-ND 2.0

linke Seite: Omar Victor Diop, „Jean-Baptiste Belley“, 2014, Serie „Diaspora“, Pigment-Tintenstrahldruck auf Harman by Hahnemuhle-Papier, Courtesy: Galerie MAGNIN-A, Paris, © Omar Victor Diop zusammengeführt werden. Ergänzt durch Fachbibliotheken und Veranstaltungsräume sollen Kunst, Kultur und Wissenschaft eng miteinander verzahnt werden. Black Lives Matter, die Zerstörung kolonialer Denkmäler, die Umbenennung von Straßen, aber auch die 2019 im Deutschen Bundestag geführte Debatte um die Anerkennung kolonialer Verbrechen, um die Fortdauer asymmetrischer Machtstrukturen zu unterbinden, sind einige weitere Beispiele dafür, dass die koloniale Vergangenheit mit unterschiedlichen Schwerpunkten aktuell diskutiert wird. Daran beteiligt sich nun auch das Rautenstrauch JoestMuseum – Kulturen der Welt in Köln mit der Ausstellung „Resist!“, die erstmals die „andere Seite der Geschichte sichtbar macht“. Nanette Snoep, Direktorin des Hauses, führt weiter aus: „Wir erzählen aus der Sicht der Kolonialisierten über ihren Widerstand gegen die Kolonialherren. Mit der Präsentation von ungehörten bzw. bislang nicht genug gehörten Stimmen zeigen wir neue Perspektiven auf die Kolonialgeschichte auf.“ Sie betont, das Thema sei durchaus in den einschlägigen deutschen Museen präsent gewesen, wäre aber nie an die Öffentlichkeit gekommen – vielleicht auch deshalb, weil das Deutsche Reich seine Kolonien 1919 abgeben musste und die neuere Geschichte durch die Gräuel des Nationalsozialismus überlagert ist. 500 Jahre Praktiken antikolonialen Widerstands werden innerhalb der Ausstellung beleuchtet und gleichzeitig die Auswirkungen des Fortbestehens kolonialer Machtverhältnisse mit Werken aus der eigenen Sammlung, aber auch durch ausgewählte Leihgaben und die Partizipation von Aktivistinnen, Künstlerinnen und Kuratorinnen aus dem globalen Süden thematisiert. Dabei will das Museum all jenen mutigen Menschen ein Gesicht und eine Stimme geben, die bislang hinter dem großen Thema Kolonialisierung und ihren Auswirkungen in Vergessenheit geraten sind. Rund 40 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus dem globalen Süden bzw. in der Diaspora zeigen unterschiedliche Perspektiven auf ihre persönliche Geschichte, ihr Aufbegehren gegen Kontinuitäten und Kolonialherren. Zudem erhalten sechs Frauen aus Deutschland, Nigeria, Namibia und Ungarn die Möglichkeit, eigene Räume innerhalb der Ausstellung zu kuratieren. Darin werden sowohl die Restitutionsdebatten wie auch Black Lives Matter, der Genozid an den Herero und Nama in Namibia sowie der Kampf für dessen Anerkennung, aber ebenso Sinti und Roma mit ihrem langen Weg zur kulturellen Selbstbestimmung thematisiert. Einen lokalen Bezug erhält die Ausstellung durch den Kölner postmigrantischen Verein InHaus e. V., der in seinem eigenen Raum koloniale Kontinuitäten anklagt. Tanz und Musik nehmen ebenfalls einen breiten Raum in der Ausstellung ein, auch vor dem Hintergrund, dass die Europäisierung durch die Kolonialherren teils so gründlich vonstattenging, dass altes Wissen in Form von Sprachen, Kulturtechniken und Ritualen erst wieder erlernt werden musste bzw. muss. Die Ausstellung will damit verdeutlichen, dass jeder Mensch ein Recht auf Freiheit hat und Widerstand der Freiheit wegen geleistet wird.

CHRIS GERBING

27. November 2020 bis 2. Mai 2021 RESIST! Die Kunst des Widerstands www.rautenstrauch-joest-museum.de

Spielzeug Welten Museum Basel

Das blaue Wunder

Die Ausstellung „Denim – stylisch, praktisch, zeitlos“ im Spielzeug Welten Museum Basel zeigt Kunst und Kulturgeschichte rund um die Jeans.

Jeder kennt sie, fast jeder trägt sie: Jeans. Wahrscheinlich wird die Kulturgeschichtsschreibung späterer Jahrhunderte an dem strapazierfähigen Baumwollgewebe Denim einmal eine Zeitenwende festmachen. Ganz wie beim Auto oder am Computer. Es wird die Zeit vor Denim geben und die danach. Und diese Zeitrechnung wird eng verbunden sein mit dem Namen Levi Strauss. Geboren im Landkreis Bamberg in Oberfranken, wanderte er in jungen Jahren mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Amerika aus. Dort folgte er 1853 dem Lockruf des Goldes und zog nach San Francisco. Allerdings mühte er sich nicht als Goldschürfer ab, sondern gründete mit seinem Bruder und seinem Schwager ein Geschäft, in dem er alles feilbot, was man als Wildwestpionier so brauchte. Neben Hosenträgern und Zahnbürsten verkaufte Levi Strauss auch Hosen aus einem besonders strapazierfähigen Baumwoll Segeltuch. Die ersten Vorläufer der Jeans waren geboren. So will es der Levi’sMythos. Die Ausstellung „Denim – stylisch, praktisch, zeitlos“ im Spielzeug Welten Museum Basel geht der Geschichte der Jeans und ihrer Bedeutung in der Gegenwartskultur nach. Und sie hinterfragt populäre Erzählmuster und Mythen rund um den robusten Stoff. So versucht sie zum Beispiel das Rätsel zu lösen, wo das feste Baumwollgewebe erfunden wurde, ob in Frankreich oder in Italien. In Frankreich erzählt man sich gern, Denim sei eine Kurzform von „Serge de Nîmes“, einem Stoff mit Seiden und Wollanteil. Aus Genua kam ein Stoff aus Baumwolle, Leinen und manchmal auch Wolle, der als „Blue Gênes“ bezeichnet wurde und aus dem sich die Blue Jeans entwickelt haben könnte. Eindeutige Quellen gibt es nicht, die Streitfrage, woher der Jeansstoff kommt, wird womöglich nie ganz geklärt werden. Die Basler Ausstellung zeigt etwa ein Gemälde eines unbekannten italienischen Genremalers, das Ende des 17. Jahrhunderts entstand. Das Bild mit dem Titel „A Meal with a Woman and Two Children“ zeigt eine ärmliche Mahlzeit. Eine der dargestellten Figuren, eine alte Frau, trägt eine Arbeitsschürze aus Indigoblauem Stoff. Dieses und andere Gemälde des unbekannten italienischen Meisters mit dem Notnamen „The Master of Blue Jeans“ werfen die Frage auf nach dem Ursprungsland der Jeans: Italien oder Frankreich? Darüber wird man in Fachkreisen sicher noch länger diskutieren. Doch egal, woher die Jeans ursprünglich kam: Gut 100 Jahre nachdem Levi Strauss sein Geschäft in San Francisco eröffnet hatte, eroberte der Denim auch Kinoleinwand und Rockmusik. Popkultur und Alltag sind heute ohne Jeans kaum noch vorstellbar. Die ursprünglich indigoblaue Hose erwies sich dabei als äußerst vielseitig. Auch davon erzählt die Ausstellung. Und sie zeigt: Denim kann sogar das Basismaterial für Kunst sein. Afran, Bildhauer und PerformanceKünstler aus Kamerun, zeigt zwei aus Jeansstücken geformte Panther. Der britische Künstler Ian Berry verwendete DenimStoffe für Collagen und Installationen. In Basel ist seine aus zahlreichen Stoffteilen zusammengesetzte Rauminszenierung „Secret Garden“ zu sehen: ein üppig wuchernder Garten in Indigoblau.

ALICE HENKES

Bis 5. April 2021 „Denim – stylisch, praktisch, zeitlos“ www.spielzeug-welten-museum-basel.ch

Afran, „Blue Panther“, 2017, Skulptur, Italien, Leihgeber/Foto: Milan Art & Events Center (MA-EC)

Short cuts Schmuck, Mode, Design: Hochkarätig und innovativ

ZUSAMMENGESTELLT VON CHRIS GERBING

OSBORNE MACHARIA IN DER VÖLKLINGER HÜTTE

In der Gruppenausstellung „Afrika – Im Blick der Fotografen“ ist uns besonders Osborne Macharia aufgefallen. Afrika neu zu denken und vor allem zu erzählen, ist das Motto des kenianischen Künstlers Osborne Macharia (*1986 Nairobi, Kenia). In seinen perfekt arrangierten Fotografien verbindet er das Imaginäre mit einem wahren historischen Kern. Seine afrofuturistischen Motive kombinieren Elemente aus Science Fiction, historischen Romanen, Fantasy und Philosophie. 2018 entstand im Auftrag von Marvel für den Blockbuster „Black Panther“ die exklusive Serie „ILGELUNOT“. Als Künstler, Werbefotograf und Designer arbeitet er an weltweiten Projekten.

Bis 31. Januar 2021 Afrika – Im Blick der Fotografen Gruppenausstellung in der Völklinger Hütte www.voelklinger-huette.org

ATELIER PATRIK MUFF JEWELLERY FOR INDIVIDUALISTS

Patrik Muff steht seit über 20 Jahren für kraftvollen, prägnanten Schmuck, der Symbole aller Herren Länder und Zeiten in sich aufnimmt. Handwerk ist neben der Symbolhaftigkeit, der Authentizität und kostbarsten Materialien ein prägendes Element, das die mittlerweile über 1.500 Kreationen verbindet. Die Marke spricht alle an, die ein Schmuckstück nicht als austauschbares Accessoire, sondern als individuellen Selbstausdruck sehen – vom Biker bis zum Banker, von der jungen Wilden bis zur Grande Dame. Wie Muffs Schmuck, so hat auch sein Münchner Atelier den Unterton des Magischen, Archaischen und Mystischen: „When you come to Munich, bring me something from Muff.“ Erhältlich über den Münchner Showroom in der Ledererstraße 10 oder per DirectMail.

www.patrikmuff.com

La Mystique, rosaroter Turmalin, 27 ct. in einer archaischen Fassung aus 18 Karat Rot- und Weißgold mit feinweißen Brillanten

linke Seite: Osborne Macharia, „Koinet“, 2018, aus der Serie „ILGELUNOT“ (in Maasai-Sprache: „Die Auserwählten“), exklusiv für die Marvel-Produktion „Black Panther“, Foto: © Osborne Macharia

SAWA ASO SOPHIE BAUMGÄRTNER

29. Oktober bis 12. Dezember 2020 Besuch nach Vereinbarung

Aso (* 1983 in Tokio) und Baumgärtner (* 1983 in Halle [Saale]) studierten bei Daniel Kruger an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Nicht zufällig besitzen sie daher ein besonderes Gespür für den Dialog von Materie und Form. Aso fakt Alltagsgegenstände in kühlem Stahl und verblüfft durch deren perfekten, nun artifiziell hervorgerufenen Auftritt. Baumgärtner abstrahiert organische Gebilde wie Käfer zu höchst attraktiven ästhetischen Gebilden. Die Wirklichkeit verwandelt sich bei beiden zu einer Bühne, auf der wundersame Artefakte von Natur und Konsum erzählen, scheinbar getrennte Welten und doch schicksalhaft miteinander verknüpft. Beide, Aso und Baumgärtner, betten die kritische künstlerische Argumentation perfekt und intelligent in ihren Schmuck ein.

Maurer Zilioli – Contemporary Arts Schleißheimer Straße 42, 80333 München www.maurer-zilioli.com

Sawa Aso, „Fernglas“, 2017, Halsschmuck, Edelstahl, montiert, gelötet

PERSPEKTIVEN AUF EINE MÜNCHNER PRIVATSAMMLUNG

2018 erwarb das Stadtmuseum München die Sammlung Münchner Schmucks, den Beate Dryvon Zezschwitz über einen Zeitraum von 40 Jahren gesammelt hatte. Knapp 200 Unikate, die überwiegend zwischen 1885 bis in die 1930er Jahre entstanden und ausschließlich von in München ausgebildeten, dort tätigen Künstlern entworfen oder in einer Münchner Werkstätte ausgeführt wurden, gingen damit in städtischen Besitz über. München entwickelte sich, ausgelöst durch Aufträge von König Ludwig II., denen das Bürgertum rasch folgte, um 1900 zu einem Zentrum hoch entwickelter Handwerkskunst. Bis heute gibt es eine rege Szene in München, die sich auch aus der international renommierten Klasse für Schmuck und Gerät an der Kunstakademie speist. Naheliegend ist daher der Fokus der Ausstellung „MUC / Schmuck – Perspektiven auf eine Münchner Privatsammlung“: Es werden parallel zur Internationalen Handwerksmesse sowohl die historische Arbeitsweise thematisiert als auch das Studium und aktuelle Herangehensweisen sowie Werke angehender Künstler vorgestellt.

13. November 2020 bis 5. April 2021 Perspektiven auf eine Münchner Privatsammlung Stadtmuseum München www.muenchner-stadtmuseum.de

Hans Ottmann, Anhänger, Ausführung: Werkstätte Karl Johann Bauer, 1921, Silber, getrieben, verbödet, teilvergoldet, Email, Malachit, Lapislazuli, Perle, Sammlung Dry-von Zezschwitz

THIERRY MUGLER: COUTURISSIME KUNSTHALLE MÜNCHEN

Zum ersten Mal wird das Werk des Modeschöpfers, Regisseurs, Fotografen und Parfümeurs Thierry Mugler in einer fulminant inszenierten Ausstellung präsentiert. Mehr als 150 Kreationen aus Haute Couture und Prêtàporter, unpubliziertes Archivmaterial sowie Werke von weltberühmten Fotografen beleuchten drei Jahrzehnte im Schaffen des Franzosen, dem es seit den 1970erJahren immer wieder gelang, die Welt der Couture zu revolutionieren und die Popkultur zu prägen. Er wählte außergewöhnliche Materialien wie Metall, Kunstpelz, Vinyl oder Latex für die Umsetzung seiner futuristischen, glamourösen Schnitte und schuf epochemachende Kreationen, die eine ebenso sinnliche wie starke Weiblichkeit ausstrahlen.

Bis 28. Februar 2021 www.kunsthalle-muc.de

Thierry Mugler, Ausstellungsansicht, Foto: Michael Naumann / Tiefenpixel © Kunsthalle München

HOCHKARÄTIG!

Vor rund 2.400 Jahren hat ein heute nicht mehr namentlich bekannter Goldschmied Belege seines beeindruckenden Könnens geschaffen, darunter einen Halsreif, Armreifen, Fibeln und Ringe aus Gold. Als Grabbeigaben blieben sie lange unentdeckt, bis erste Stücke durch Sand und Kiesabbau auftauchten und damit die Archäologen auf den Plan riefen. Ab 1954 wurden die insgesamt wohl vier Grabhügel der Keltenzeit sukzessive ausgegraben, nachdem in unmittelbarer Nähe bereits im 19. Jahrhundert eine römische Villa entdeckt worden war. Das „Fürstinnengrab“ von Reinheim, zu dem neben den Schmuckstücken aus Gold auch Bernstein und Glasschmuck gehört, ist heute als Rekonstruktion im Europäischen Kulturpark BliesbruckReinheim erlebbar; die Originale sind wie beispielsweise auch prunkvolle römische Wandmalereien im Museum in Saarbrücken zu bewundern.

Vom (antiken) Schmuck zur Mode:

Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken www.kulturbesitz.de

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim www.europaeischer-kulturpark.de

Kanne (Detail), keltisches Fürstinnengrab von Reinheim, 4. Jh. v. Chr., Staatliche Altertümersammlung des Saarlandes, Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken

Max Ernst, Frontispiz zu „La dame ovale | Die ovale Dame“ von Leonora Carrington, 1939, einem Buch mit acht Reproduktionen nach Collagen von Max Ernst, Sammlung Würth © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Brosche „Octopus und Schmetterling“, Gold, Perlen, Diamanten, Rubine, Amethyste, Topas, Email, Entwurf: Lucas von Cranach, Berlin, 1899/1900, Ausführung: Louis Werner, Berlin, 1900, Foto: Günther Meyer, © Schmuckmuseum Pforzheim

INNOVATIV – INTERDISZIPLINÄR – INTERNATIONAL

Mit diesen drei Schlagworten lässt sich die Hochschule Pforzheim trefflich charakterisieren. Ihre Wurzeln reichen rund 250 Jahre zurück; aus einer eigenständigen Fachhochschule für Gestaltung bzw. für Wirtschaft und Recht wurde eine umtriebige Hochschule mit insgesamt drei Fakultäten, denn 1992 wurde zusätzlich die TechnikFakultät gegründet. Am Beispiel ausgewählter Projekte, die allesamt unter wenigstens eines der Schlagworte subsummiert werden können, wird aufgezeigt, welche Rolle die Hochschule heute einnimmt als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Vermittlung und Industrie, welche Kooperationen und Unternehmenspartner zu ihrem Renommee beitragen und wie das Hochschulmotto „Führend durch Perspektivenwechsel“ umgesetzt wird. Die Fakultäten sind dabei deutlich weniger wichtig als der Wunsch, mit passenden Projektpartnern zusammenzuarbeiten.

29. November 2020 bis 20. Juni 2021 Innovativ – interdisziplinär – international Stadtmuseum Pforzheim im Alten Schulhaus

MAX ERNST – SAMMLUNG WÜRTH

Querdenken ist eine in Pforzheim gern geübte Disziplin. Das macht sich auch im Schmuckmuseum bemerkbar, wo aktuell eine Ausstellung der besonderen Art zu sehen ist. In der an Superlativen nicht armen Kunstsammlung, die Reinhold Würth über die letzten 50 Jahre zusammengetragen hat, nimmt das Konvolut an Arbeiten von Max Ernst einen wichtigen Platz ein. Erstmals werden seine Druckgrafiken, Collageromane sowie zwei Skulpturen mit den Schmuckstücken aus der ständigen Sammlung des Schmuckmuseums in Dialog gebracht. Es ist eine assoziative Zusammenstellung, die den Betrachter dazu einlädt, genau hinzusehen, zwischen Schmuck und Grafik Bezüge herzustellen und auf diese Weise einen intuitiven Zugang zu den präsentierten Werken zu erhalten. Figuratives, erfundene Formen, das Nebeneinander von eigentlich nicht Passendem prägen die ausgestellten Werke, die sich im Schmuck widerzuspiegeln scheinen.

Bis 17. Januar 2021 Max Ernst – Sammlung Würth Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus www.schmuckmuseum.de

MASIN IDRISS RÄUME EINRICHTEN

Die Formensprache des Möbeldesigners Masin Idriss ist klar und beruhigend. Idriss gestaltet bundesweit Räume und entwickelt Einrichtungskonzepte. Seine Ideen sind originell und funktionieren: „Gute Möbelgestaltung resultiert aus dem Zusammenspiel von Fantasie, Planung und Produktion. Wenn diese Bereiche ausbalanciert sind, stimmt das Ergebnis“, so Idriss. Ob Wohnung, Penthouse oder Villa, die Einrichtung spiegelt immer den Kunden, weil der Mensch im Fokus des Designs steht. Das macht die Einrichtung zum Unikat. Umgesetzt werden die Entwürfe von seinen Partnern. Das Netzwerk GOETHE 64, das Idriss im Lauf der Jahre aufgebaut hat, ist ein Interessenverbund kooperierender Meisterbetriebe – erstklassige Handwerker, die Raum schaffen und gestalten und dabei vor allem eines garantieren: Hochwertige Komplettlösungen aus einer Hand.

www.masin-idriss.com

Foto: © Werner Maschmann

Blauer Stoff mit Geschichte Sonderausstellung, 17. Oktober 2020 – 5. April 2021

Museum, Di bis So von 10 bis 18 Uhr, im Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr Ristorante La Sosta und Boutique, täglich von 9.30 bis 18 Uhr Steinenvorstadt 1, CH-4051 Basel | www.swmb.museum

Check-in i ew v zur digitalen Pr e

Spielzeug Welten Museum Basel

This article is from: