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Wittenberg Ein 500 Jahre alter Blick

EIN 500 JAHRE ALTER BLICK

LUTHER 1517 ist trotz der lebendig-verdichteten Darstellung ein Panorama, das die Lebenswelt des frühen 15. Jahrhunderts in einem zuvor ungekannten Realismus einfängt.

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Kennen Sie das? Sie besuchen ein Panorama von Yadegar Asisi und so manche Ansicht, manche Szenerie, insbesondere in den historischen Werken, kommt Ihnen seltsam vertraut vor? Als ob Sie ebendiesen Blick schon einmal an anderer Stelle gesehen haben? Das Gefühl kommt nicht von ungefähr und ist wohl meist der stimmigen Inszenierung und dem hohen Grad an Realismus und Detailgenauigkeit geschuldet. Gelegentlich finden sich aber auch historische Stadtansichten, die beinahe oder exakt so im modernen Stadtbild wiederzuerkennen sind. Doch erst im Panorama erkennen wir ihre Geschichte und die Patina, die sie umgibt.

Im Panorama LUTHER 1517 können Sie diesen Effekt sehr gut am Blick auf die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien nachvollziehen. Vom Standpunkt des Betrachters am Wittenberger Schlossplatz schaut man die Coswiger Straße oder die parallel verlaufende Schlossstraße entlang bis zur Marienkirche. Der Blick auf das Gotteshaus ist derselbe wie vor 500 Jahren, nur Details haben sich geändert. So sind die Spitztürme der Kirche achteckigen Hauben gewichen – eine bauliche Änderung, die noch in der Reformationszeit nach Luthers Tod erfolgte. Es musste Platz für Kanonen geschaffen werden, um in Zeiten des Schmalkaldischen Krieges kaiserliche Truppen abzuwehren. Der Bedeutung der Kirche taten diese baulichen Änderungen keinen Abbruch. Denn das heutzutage älteste Gebäude der Lutherstadt ist die Mutterkirche der Reformation. Hier wurde die erste Heilige Messe in deutscher Sprache gefeiert, es predigten die Reformatoren Luther und Bugenhagen.

Auch die beiden parallel verlaufenden Straßenzüge sind heute noch genauso nachzuvollziehen wie im 16. Jahrhundert. Geändert hat sich vorrangig die Bausubstanz, das Fachwerk ist im Vergleich moderneren Bauweisen gewichen. Umso beeindruckender wirken die Straßen dahingegen in der Darstellung in Yadegar Asisis Panorama. Neben den minutiös und realistisch gezeichneten Häusern erwecken insbesondere die Figuren die Epoche zu neuem Leben. Asisis Wittenberg der Reformationszeit wirkt voller als die heutige Stadt, es ist eine verdichtete Realität, die eine regelrechte Aufbruchsstimmung zeigt. Auf dem Pflaster tummeln sich Ablasshändler, Handwerker und Bürger gleichermaßen. Vor der Amtsmühle auf dem heutigen Schlossplatz mahlen der Müller und seine Gesellen mithilfe zweier Bäche Getreide. Im 19. Jahrhundert wurden die beiden, im Panorama gut sichtbaren, Wasserläufe geschlossen, um die hygienischen Zustände in der Stadt zu verbessern und erst 2006 im heutigen Zustand wiederhergestellt.

Mit dem Wissen um die Vergangenheit und dem Detailreichtum der historischen Panoramen von Yadegar Asisi ergeben sich also immer spannende neue Perspektiven für das Hier und Jetzt.

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