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Interview Neues aus dem Atelier

NEUES AUS DEM ATELIER

Yadegar Asisi spricht im Interview zu neuen Projekten und Standorten im Jahr 2023 und verrät, was er den Menschen für ihren ersten Besuch eines Panoramas gern mit auf den Weg gibt.

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2022 war ein ereignisreiches Jahr für den asisi Kosmos. Im Panometer Leipzig startete mit NEW YORK 9/11 ein wegweisendes Anti-Kriegsprojekt, zeitgleich endeten Projekte, manche feierten aber auch Jubiläen. Wie sehen Sie das Jahr im Rückblick?

Neben den genannten Projekten bleibt mir hier allgemein die Zeit nach der Pandemie in Erinnerung. Es berührt einen wirklich, dass die Besucher nach wie vor so zahlreich die Panoramen besuchen. Es bedeutet mir sehr viel, dass sich eine derart große Gemeinschaft gebildet hat, die meine Werke und das Panorama als solches als Wert und Sinn stiftend erkennt. Ich bin wahrhaftig dankbar. Und im Vergleich sehe ich, dass viele Kulturinstitutionen da ganz andere Probleme haben. Das macht mich umso demütiger. Uns wird durch diesen Zuspruch bestätigt, dass wir so weitermachen können – die schwierigen Zeiten liegen hinter uns. Wir haben die Arbeit an weiteren, zukünftigen Werken nicht unterbrochen. Und von diesen wird es noch einige geben, auch einige, die garantiert überraschen werden. Bleiben Sie gespannt!

Was wir jetzt schon verraten können: Es wird zwei Eröffnungen geben, bei denen bekannte Themen neu und spannend aufbereitet werden. Im Gasometer Pforzheim zeigen wir PERGAMON, das historische Panorama, das auch an der Berliner Museumsinsel zu sehen ist. Im Herbst kommt dann das erste gemalte (und anschließend digitalisierte) Panorama zur impressionistischen Malerei in das Panometer Leipzig. Die Erstveröffentlichung fand bereits während der Hochphase der COVID-Epidemie in Frankreich statt und ich dachte mir, dass ein solches malerisches Werk dem deutschen Publikum nicht vorenthalten werden darf. Das Panorama heißt bislang DIE KATHEDRALE VON MONET, am Konzept zur Ausstellung arbeite ich gerade. Es wird auf jeden Fall ein Hohelied auf die Malerei. Die Frage ist doch, welche Bedeutung diese in der heutigen Zeit noch hat. Das ist das Thema, was mich an diesem Projekt interessiert. Mein Ausgangspunkt ist der Impressionismus – ein Paradigmenwechsel in der Geschichte der Malerei.

Gibt es (weitere) neue Projekte oder Standorte über die Sie schon berichten können?

Ganz klar, es ist vieles in Arbeit. Wir arbeiten an einigen Projekten im In- und Ausland, über die wir jedoch – wie so oft – noch nicht sprechen können. Die Entstehungsphase solcher künstlerischen Großprojekte zieht sich immer über mehrere Jahre hin und man kann sich während des Prozesses nie ganz sicher sein, ob wirklich alles so klappt, wie man sich das vorstellt. Und ich möchte einfach keine falschen Erwartungen schüren. Was sich schon sicher bestätigen lässt, ist die Eröffnung eines weiteren Panorama-Standorts in Süddeutschland. Die großartige Stadt Konstanz am Bodensee wird ein Panorama zur eigenen Stadtgeschichte bekommen. Thema ist das Konzil von Konstanz, bei dem die langjährige Kirchenspaltung, durch die es bis zu drei Päpste gleichzeitig gab, überwunden wurde. Das Bild wird aber die ganze Vielfalt dieser Zeit zeigen – den Prunk der Machthaber genauso wie das Elend in den dunkelsten Gassen. Was mich jetzt schon begeistert: Es wird das erste Panorama sein, das zwei andere miteinander verbindet und einen thematischen Dreiklang schafft. Der Bogen wird von den Anfängen des Christentums mit Kaiser Konstantin in ROM 312 über die Spaltung und das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418 bis hin zur Reformation und Martin Luther in LUTHER 1517 gespannt. Zu guter Letzt: Gibt es etwas, was Sie den Besuchern Ihrer Werke für 2023 oder grundsätzlich mit auf den Weg geben möchten?

Wer sich schon einmal ein Panorama angesehen hat, sollte sich bewusst machen, dass alle diese Werke vergänglich sind. Eines Tages verschwinden sie wieder und so manches Mal können wir ein Projekt nicht zweimal zeigen. Wer also Gefallen an dieser Kunstform findet, kann sich gern bei uns (Anmerkung der Redaktion: z. B. auf www.asisi.de) informieren, um sich ein Gesamtbild zu machen. Wir zeigen gern, welche Werke, wo und von wann bis wann gezeigt werden. Und mittlerweile gibt es ja glücklicherweise deutschlandweit einige Standorte, die einen Besuch ermöglichen. Wichtig wäre auch zu verstehen, dass die Werke aufeinander aufbauen und zusammengehören. Obwohl die Themen auf den ersten Blick häufig gar nicht so ähnlich erscheinen, so ergeben sie doch, wie zuvor beschrieben, einen Zusammenhang in der Art und Weise der Auseinandersetzung, der Heranführung an ein Thema und der künstlerischen Aussage. Alles basiert auf der malerischen Idee, auf der in meinen Augen idealen, perspektivischen Ansicht eines Ortes und dem Gefühl, das dadurch vermittelt wird. Deswegen empfehle ich auch immer zumindest einmal in meine Videoreihe Sehen&Gestalten auf YouTube zu schauen. Dort arbeite ich an einer Herzensangelegenheit und motiviere die Menschen mehr zu zeichnen. Ich nehme Ihnen die Angst vor dogmatischen Irrlehren und Talentglauben, erkläre Hintergründe und Intention meiner Panoramen und vermittle unter anderem auch die Grundlagen des perspektivischen Zeichnens.

Das Feedback vieler Zuschauer bestätigt genau das: Die Erklärung scheint mir zu gelingen. Was ich tagtäglich an Verbesserungen bei meinen „Schülern“ sehe, ist wirklich wunderbar und sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und auch für die Besucher der Panoramen kann das Wissen um zeichnerisches Handwerk und Perspektive eine ganz neue Welt der Ausstellungserfahrung eröffnen.

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