OPTIC+VISION 06-2014

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cartier.com

Magazin für wertige Augenoptik 06-2014

OUT OF THE BOX KRITISCHE KUNDEN ABENTEUER Potsdam meets Plön refraktiv

Kompetenz, Vertrauen, Shitstorm

Brillenshooting Kids & Juniors


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Editorial

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Kr i t i s c h e Ku n d e n von Heinz Jürgen Höninger

Als ich als Gymnasiast im Philosophieunterricht diesen kleinen gel-

ist eigentlich ein Verunsicherter, den Sie vertrauensvoll überzeugen

ben, aber unsäglich dicken Reclam-Wälzer in die Hand gedrückt be-

können. Und dann gehört Ihnen die Zukunft. Denn die Nicht-Kriti-

kam, konnte ich zwar mit dem Denker Immanuel Kant1 etwas anfan-

schen wandern mit den Lemmingen mehr und mehr zu den Filialis-

gen, nicht aber mit dem Titel: „Kritik der reinen Vernunft“. Kannte ich

ten, zu den Internetoptikern oder den Billigheimern. Denn die haben

damals doch Kritik nur im Sinne von Beanstandung, Tadel oder He-

keine Fragen, interessieren sich nicht, sondern folgen dem Flussbett,

rabwürdigung. Wenn ich kritisiert wurde, dann war irgendetwas an

das der Preisbagger gräbt.

oder mit mir nicht in Ordnung. Und ich möchte fast vermuten, dass ich da nicht alleine so empfinde. Wenn Ihre Partnerin oder Ihr Part-

Die Kritischen aber fordern Sie heraus, immer besser zu werden,

ner Sie fragend ansieht und sagt: „Was schaust du denn so kritisch?!“,

den tatsächlichen Gebrauchswert und das dazugehörige Verkaufs-

dann ist das meist ein Ausdruck des Unwohlseins, der Verunsiche-

versprechen in Einklang, in Deckung zu bringen. Dass die Hunderte

rung. Und wenn ich hier den „kritischen Kunden“ einführe, so bin ich

Euro, die der Kunde zahlt, auch genau diese Hunderte Euro wert sind –

mir fast sicher, dass wenige von Ihnen ihn als angenehm assoziieren.

und nicht nur schlau kalkulierte Wert-Blasen, die sowieso auf Dauer

Eher so  als so .

implodieren und Stille und Leere im Geschäft zurücklassen. Sie können aber auch einen Shitstorm auslösen.

Dabei meinte der gute Immanuel das vollkommen anders. Kritik war eine Methode der philosophischen Erkenntnisgewinnung. Der Be-

Aber davon will ich an dieser Stelle nicht berichten, das übernimmt

griff leitet sich vom griechischen Wort krino2 her, das „scheiden, un-

unsere Kollegin Sandy Hedig viel besser im Heft. Sie hat sich auch

terscheiden, beurteilen“ als Analyse und Überprüfung im weitesten

über das eine oder andere Schwierige mit Markus Leonhard, dem

Sinne versteht. Kant unterzog die Vernunft also lediglich einer prü-

KL-Profi, unterhalten und möchte an anderer Stelle unseren Leserin-

fenden Beurteilung. Er hatte keine Bemängelung, keine Beanstan-

nen und Lesern die zu große Sorge um den Online-Handel nehmen.

dung im Sinn. Seine Kritik war sozusagen ergebnisoffen, wertfrei,

Noch brennt da anscheinend nichts an. Wer sich dann von all den

nicht negativ, nicht positiv.

dem Nachdenkenswerten erholen möchte, kann dies wunderbar tun beim Betrachten des wunderschönen Kinderbrillenshootings.

Philosophie ist die Liebe zur Wahrheit. Dem folgt auch der kritische

Angela Mrositzki ist hier wirklich ein Wurf gelungen. Aber sie bleibt

Kunde, der nichts anderes ist als ein Wahrheitssuchender. Der z.B.

dabei nicht stehen, sondern berichtet auch an anderen Stellen viel-

fragt, ob das Produkt das ist oder das kann, was es so offensichtlich

fältig und kompetent über die interessantesten Dinge aus der De-

verspricht. Er prüft, ob der Gebrauchswert der angebotenen Dienst-

signwelt. Sie bietet Ihnen so stets neue Argumente, faszinierende

leistung oder der Brille tatsächlich dem Versprechen entspricht, das

Geschichten, die Sie bestens für die qualitative Beratung (auch kri-

Sie dem Produkt mitgeben. Dieses Versprechen könnte heißen: „Mit

tischster Kunden) einsetzen können.

dem Brillenglas können Sie wirklich besser sehen!“ Der kritische Kunde fragt sich (meist still): Kann das Glas das wirklich? Warum

Viel Spaß also – und freuen Sie sich mit uns aufs nächste Jahr, denn

aber trägt mein Bekannter eine deutlich günstigere Brille und ist zu-

dann entführen wir Sie über sechs verschiedene Ausgaben in die

frieden? Will man mir nur etwas schnell verkaufen? Kann ich dem

Welt der Optical Adventures! Es ist eine Zeit für Abenteuer.

Verkäufer glauben? Der kritische Kunde ist also zunächst nur ein Antwort suchender Mensch. Kein schwieriger. Niemand, den Sie fürchten müssen. Er

1 Vielmehr kannte ich Kant durch meine Oma, die stets sagte: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“. Gebildetere verweisen hier auf Kants Kategorischen Imperativ. 2 Ich verschone Sie mit altgriechischen Schriftzeichen.

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


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Die Zukunft macht keine Pause! Bleiben auch Sie am Puls der Zeit und verpassen Sie keine Trends und Themen, die 2015 die gesamte Optik-Branche in den Fokus rücken. Gleich Termin vormerken und maximal vorbereitet sein!

9. – 11.1. 2015 MESSEGELÄNDE MÜNCHEN


Inhalt

27 14 28 30 27 34 4 42 4 50 03 Kritische Kunden

34 Kleine Strolche, ganz groß!

0 8 Schwierige Kunden gibt es nicht …

4 4 PARIS explosiv

10 Kundentreue

46 Mut zu Neuerungen

14 Shitstorm!

48 Schau mir in die Augen ...

18 Fachhandel versus Internet

50 Kollek tionen + Konzepte

20 Buy Local

54 Zoom! Trends in Eyewear

22 Drei unter einem Dach

56Wissenschaf tspreis 2014

Editorial

Shooting mit neuesten Brillenmodellen für Kids und Teens

KL-Spezialist Markus Leonard über Kundenzufriedenheit Wichtige Grundregeln für vertrauensbildende Maßnahmen Dem Internetphänomen mit Fingerspitzengefühl begegnen Der Optiker punktet mit Beratung, Service und Anpassung Eine Qualitätsoffensive des regionalen Einzelhandels Der dänische Brillenhersteller Prodesign expandiert

Kreativität. Konzepte. Farbwelten. Silmo-Impressionen Die Mailänder Messe Mido optimiert weiter ihr Konzept Gespür für Trends, Mode und Gesichter: 40. Jahre Axel S. Ein Crossover aus neuen Fassungsdesigns und Ideen Der Mix macht´s bei Stilrichtungen und Materialien Rupp+Hubrach ehrt das Engagement junger Menschen

24 Ak tuelles zur Sehkorrek tur

Fielmann Akademie Kolloquium erweitert die Horizonte

28 Sicherheit punk tet!

Auf der Silmo stellte Bollé das Sport-protective-Programm vor

30 Surprise me!

Standards

06 News: Menschen, Zahlen, Fakten 57 POS 58 Letzte Seite: Impressum

Besuch der Cartier Markenwelt und der Brillenmanufaktur

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Zahlen, Fakten, Menschen

LUXOTTICA TURBULENZEN IN DER FÜHRUNG Nach nur etwas mehr als einem Monat im Amt verließ der neue Firmenchef Enrico Cavatorta Luxottica bereits wieder. Er hatte zuvor den Posten des langjährigen CEOs Andrea Guerra übernommen. Die Aktien des Unternehmens fielen während der Turbulenzen in der Führung um bis zu 3,7 Prozent und erreichten mit 35,92 Euro ein 10-Monats-Tief. Insider nennen ein Zerwürfnis mit Firmengründer Abravanel das Unternehmen. Am 1. Januar 2015 soll Adil Mehboob-Khan neuer Co-CEO bei Luxottica werden. Der Manager kommt von Procter & Gamble. Zuletzt war er dort als Präsident der P&GTochter Wella tätig. Co-CEO Massimo Vian soll so lange alle operative Funktionen übernehmen.

VDCO OPTOMETRIEREGISTER AB 2015

SAFILO TOCHTERGESELLSCHAFT IN DUBAI

Die VDCO gab bekannt, ab 01.01.2015 ein Optometristenre-

Die Safilo Group gab in einer Pressemitteilung bekannt, eine lo-

gister zu erstellen, in welchem sich Hochschulabsolventen der

kale Tochtergesellschaft in Dubai, VAE, gegründet zu haben. Der

Augenoptik/Optometrie registrieren lassen können. Jeder auf-

neu eröffnete Showroom und die Büroräume in Dubai werden

gelistete Optometrist erhält einen Optometristenausweis, der

für alle Kunden der Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait,

jährlich erneuert werden muss. Nichtmitglieder der VDCO,

Bahrain, Qatar, Oman und Saudi Arabien zuständig sein und

welche im Optometristenregister genannt werden möchten,

fungieren als Headquarter des Unternehmens für den Nahen

haben hierfür eine jährliche Gebühr zu entrichten.

und Mittleren Osten und Afrika.

MARCOLIN NEUER PRODUKTIONSSTANDORT IN VENETIEN

MARCHON & ETRO LIZENZVEREINBARUNG

Der italienische Fassungsherrsteller Marcolin nimmt eine

Marchon gab die Einführung der

neue 3.500 Quadratmeter große Produktionsstätte in Lon-

neuen Etro Eyewear- Kollekti-

garone (in Venetien) in Betrieb, so das Unternehmen in ei-

on in einer Pressemitteilung be-

ner Pressemitteilung. Am neuen Standort soll Mitte 2015 die

kannt. Etro und Marchon haben

Produktion beginnen, die die in-house Produktion des Unter-

bezüglich der Entwicklung, der

nehmens verdoppeln wird. Die Entscheidung für eine neue Produktionsstätte sei Antwort auf die positive Verkaufsperformance sowie die Öffnung für direkt verwaltete Märkte

Foto: Ivo Bisignano

Foto: Luxottica

Leonardo Del Vecchio als Grund. Gleichzeitig mit Cavatorta verließ auch Vorstandsmitglied Roger

Herstellung und dem Vertrieb der Brillen und Sonnenbrillen eine exklusive Lizenzvereinbarung un-

und die Aufnahme von neuen bekannten Marken im Portfo-

terzeichnet. Die Etro Eyewear-Kollektion wird ab September

lio. Das Unternehmen hatte vor Kurzem Lizenzverträge mit

2015 in den Boutiquegeschäften des Modelabels, exklusiven

Mode- und Luxusmarken wie Ermenegildo Zegna, Zegna

Kaufhäusern sowie in ausgewählten Brillen- und Spezialge-

Couture und Emilio Pucci geschlossen.

schäften weltweit erhältlich sein.

ZENTRALVERBAND DER AUGENOPTIKER INTERNET-GLEITSICHTBRILLEN FÜR STRASSENVERKEHR UNGEEIGNET Wie der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) angibt, hat er sich in dem Wettbewerbsverfahren gegen den Brillen-Internethändler Lensbest mit seiner Kernforderung in der zweiten Instanz durchgesetzt: Das Oberlandesgericht Schleswig erklärte in seinem Urteil vom 29. September, dass Gleitsichtbrillen, für deren Fertigung nur Daten des Brillenpasses einschließlich der Pupillendistanz als Basis vorliegen, ausschließlich dann angeboten werden dürfen, wenn gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass ihre Benutzung im Straßenverkehr eine Gefahr darstellen kann. Jedoch habe das Gericht keine Veranlassung gesehen, den Vertrieb von Gleitsichtbrillen durch Lensbest generell zu unterbinden, obwohl durch Gutachten belegt sei, dass diese online gehandelten Brillen zu Kopfschmerzen, Schwindel und Unwohlsein führen können. Im Ergebnis müsste diese Ansicht des Gerichts zukünftig für alle Online-Anbieter gelten und somit ein Warnhinweis Pflicht sein: Denn es ist technisch nicht möglich, alle relevanten Parameter für eine Anpassung einer Gleitsichtbrille im Internet zu ermitteln. Dennoch, so das Berufungsgericht, dürften diese auf einer unzureichenden Datenbasis hergestellten Gleitsichtbrillen sehr wohl als „hochwertig“ und „in Optikerqualität“ beworben werden, da diese Werbeaussagen für den Verbraucher nichtssagend seien.

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SPECTARIS TRENDFORUM AUGENOPTIK 2014 Am 10. November fand in diesem Jahr das Trendforum Augenoptik in Berlin statt. Das historische Ereignis am Vortag - 25. Jahre Mauerfall - klang auch an diesem Tag nach und bildete einen Schwerpunkt beim TrendFoto: Spectaris

forum. In der Key Note ging Dr. Klaus von Dohnanyi auf die historischen Leistungen und Perspektiven Deutschlands ein. Auch in der anschließenden Diskussion mit Dohnanyi, Lothar de Maizière, Thomas Truckenbrodt und Ulrich Hansbuer stand das Thema Maufall im Mittelpunkt. Nach dem

EINTRITT KOSTENLOS. NUR FÜR FACHBESUCHER.

historischen Part standen die Zeichen auf Markt und Zukunft. Ein Höhepunkt war die Live-Schaltung nach Chicago zu Aaron Dallek zur Möglichkeit der Online-Refraktion.

AUGENOPTIKERINNUNG KÖLN GERD-KURT SCHWIEREN ALS OBERMEISTER VERABSCHIEDET Nach über 33 Jahren Engagements für den Berufsstand im Allgemeinen und für die Kölner Augenoptikerinnung im Besonderen wurde Gerd-Kurt Schwieren am Augenoptikerinnung Köln verabschiedet. Seine Ehrenamtstätigkeit begann Schwieren 1975 als Mitglied der Meisterprüfungskommission der HwK zu Köln. Seit 1983 war er Obermeister der Augenoptikerinnung Köln und Vorstandsmitglied des Augenoptiker- und Optometristenverbandes NRW. Von 1987 bis 2001 war er Vizepräsident des ZVA. Schwerpunkt seiner ZVA-Tätigkeit war die Öffentlichkeitsarbeit des Berufsstandes. Bis 2001 war Schwieren Vorstandsmitglied im Kuratorium Gutes Sehen. In Anerkennung seiner Dienste erhielt er das ZVA-Ehrenzeichen in Gold und bereits 1995 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Kreishandwerkerschaft Köln verlieh Schwieren ebenfalls in Anerkennung seiner langjährigen Dienste das Goldene Ehrenzeichen des Handwerks. Kai Jaeger, staatlich geprüfter Augenoptiker und Augenoptikermeister sowie Optometrist (ZVA) und bisheriger Stellvertreter von Gerd-Kurt Schwieren wurde im Rahmen der Innungsversammlung zum neuen Obermeister der Innung Köln gewählt.

IN EIGENER SACHE: UMZUG ABGESCHLOSSEN AUTENTIC.INFO - VERLAG FÜR GESUNDES SEHEN Endlich mehr Platz und ein Ort, der einem Verlag gerecht wird, der sich ausschließlich um gesundes Sehen kümmert. Wir zogen in eine 40 Jahre alte und beliebte Kinderarztpraxis. Der Herausgeber Heinz-Jürgen Höninger ließ das alte Arztzimmer extra unberührt.

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Foto: aov

22.10. feierlich aus seinem Amt als Obermeister der

Veranstalter HVVplus GmbH Tel. o221/99 22 39-0 www.brille-und-co.de


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Der kritische Kunde

Sind Ihre Kunden zufrieden? Interview: Sandy Hedig

Schwierige Kunden gibt es nicht, findet KL-Spezialist Markus Leonhard, allenfalls sind sie anspruchsvoll und herausfordernd. Und das ist auch ein Reiz an der Arbeit mit ihnen. Mal sind sie unfreundlich, mal superkritisch, mal völlig unkompliziert. Aber ist Letzteres denn am besten? OPTIC+VISION sprach mit ihm über Kundenzufriedenheit und Kontaktlinsen.

Markus Leonhard integriert die Zufriedenheitsabfrage in die Arbeitsroutine

Herr Leonhard, was halten Sie von der Aussage: „Kritische Kunden

erst eine gute Leistung, wenn ich diese Rückmeldung auch vom

sind gute Kunden, weil sie vom Augenoptiker Qualität fordern“?

Kunden bekommen habe und seine Zufriedenheit hoch genug

Das stimmt. Von unkritischen Kunden lernt man praktisch gar

ist. Manchmal ist diese zwar nicht hundert prozentig, aber der

nichts. Ich glaube sogar, dass man im Arbeiten eher schlampiger

Dialog ist da, und in solchen Fällen kommt es gar nicht erst zu

wird, wenn man viele unkritische Kunden hat. Denn man denkt, die

Beschwerden. Dazu kommt es immer nur dann, wenn man das

Arbeit, die man abliefert, wäre gut. Tatsächlich ist sie das aber nicht.

Gefühl hat, nicht gehört zu werden oder man glaubt, nicht das Versprochene bekommen zu haben. Ein Unternehmen muss

Kunden, die sich beschweren oder mangelnde Leistung reklamie-

darum so ausgerichtet sein, dass es nicht zu einer Beschwerde

ren, sollen wertvoll sein, weil sie wichtige Rückmeldungen geben.

zu kommen braucht. Das heißt, es muss im Vorfeld so optimal

Stimmt das? Das würde ich nicht an Beschwerde und mangeln-

gearbeitet werden, dass weder fachlich noch psychologisch eine

der Leistung festmachen. Ich halte es für wichtig, dass man im

Verbesserung möglich ist. Verlässt man sich aber auf Standard-

Dialog auch die eigene Leistung von den Kunden eingeschätzt

Leistungen, die man auf alle Kunden gleichermaßen anwendet,

bekommt. Die Kundenzufriedenheit selbst abzufragen, sollte

kann es vorkommen, dass sich einige davon schlecht behandelt

eine Routine, ein normaler Ablauf sein. Für mich ist es immer

oder beraten fühlen.

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Der kritische Kunde

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Gibt es hauptsächlich objektiv schwierige Kunden oder sind sie

nalität gleichzusetzen mit Begeisterung ausstrahlen. Das gilt für

manchmal nur für einen selbst schwierig, weil die Chemie nicht

alle Berufe und alle Branchen. Wenn jemand absoluter Profi ist

stimmt? Wenn ja, was tun Sie dann? Es gibt ein fachliches 'schwie-

und zu den Besten seiner „Spezies“ gehört, dann ist dieser auch

rig-sein' und ein menschliches. Das sind zwei verschiedene

absolut begeistert von dem, was er tut, und dem, was er immer

Dinge. Davon abgesehen würde ich eigentlich auch eher von an-

noch dazulernen kann.

spruchsvoll oder herausfordernd denn von schwierig sprechen. Bei einigen Kunden muss man alle kommunikativen Tricks an-

Ein früherer WVAO-Vorsitzender hat in OPTIC+VISION einmal

wenden, um überhaupt etwas zu erreichen. Bei anderen, die ei-

geschrieben: Augenoptiker wären entweder gute Brillenoptiker

nen fachlich herausfordern, muss man sich vielleicht mit Kolle-

oder gute Kontaktlinsenanpasser. Beides zusammen gehe nicht.

gen austauschen oder im Team beratschlagen, was man machen

Sehen Sie das auch so? Nicht direkt. Ich war zuerst Linsenanpas-

kann. Oder man muss eben mehrere Sachen ausprobieren, um

ser, später habe ich mich dann erst ums Brillengeschäft geküm-

die optimale Lösung für den speziellen Kunden zu finden. Dass

mert. Und ich habe gemerkt, dass vieles, das ich mit meinen Kun-

die Chemie, also das Zwischenmenschliche, nicht stimmt, soll-

den bei der Linse gelernt hatte, mir bei der Brille half. Der Grund

te bei einem Profi nur sehr selten vorkommen. Denn ein Profi

hierfür liegt in der viel engeren Beziehung zum Linsen-Kunden.

zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er sich auf verschiedene

Mit der Brille allein hätte ich vieles vermutlich gar nicht lernen

Menschen einstellen kann.

können. Ähnlich wie mit KL-Kunden gehen wir im Unternehmen z.B. auch mit Gleitsicht-Kunden um und vereinbaren Ter-

Bei Kontaktlinsen gibt es heute viel mehr innovative Technologien

mine zur Nachbetreuung. Bei diesen wird auch die Zufrieden-

(multifokale, torische, Silikonhydrogele) als in ihren Anfangsjah-

heit routinemäßig abgefragt.

ren als Kontaktlinsenanpasser. Ist das KL-Geschäft also einfacher geworden? Besonders in der KL-Branche zeigt sich an den vielen

Sie sind auch Ausbilder beim ifb in Karlsruhe. Hat sich das Inter-

Ausstiegen, dass es offenbar viele unzufriedene Kunden gibt. Ein-

esse an Kontaktlinsenanpassung bei Ihnen in den letzten Jahren

facher geworden ist es meiner Meinung nach auch nicht. Bei einer

verändert? Ich passe jetzt seit 20 Jahren Kontaktlinsen an und bin

so intensiven Kundenbeziehung, wie sie beim Kontaktlinsenan-

nach wie vor genauso begeistert.

passen der Fall ist, kann es wahrscheinlich auch nicht einfacher werden, weil immer wieder neue Menschen kommen, die andere

Vielen Dank für das Gespräch!

Ansprüche haben. Ich glaube, dass die Menschen, die wir beim Linsenanpassen versorgen, anspruchsvoller geworden sind, als sie es noch vor zehn Jahren waren. Es ist schon problematisch, einem Kontaktlinseninteressierten zu sagen, dass er sich drei Monate daran gewöhnen muss. Kunden möchten möglichst schnell, möglichst optimal und mit möglichst hohem Komfort konsumieren. Oft ist

DAS TOOL ZUR KUNDENBEFRAGUNG: „ISCALE OPTOMETRY“

der Kunde von heute schon vorinformiert durch das Internet, wenn er in den Laden kommt. So jemand vertraut uns vielleicht nicht so stark, wie jemand, der ins Geschäft geht, um sich zu infor-

Im Geschäft von Markus Leonhard ist es Routine, die

mieren. Das war dem Kunden vor fünfzehn Jahren kaum möglich,

Kundenzufriedenheit abzufragen. Dabei verwendet er

er brauchte den Fachmann dafür. Ich glaube, dass das sicher auch

eine eigens entwickelt App. „iScale Optometry“ bietet dem

einen Wandel herbeigeführt hat.

Kunden eine offene Skala, an der er mit dem Finger auf dem iPad einen Strich machen kann. Diese Art der Kundenbefra-

Ist das Kontaktlinsengeschäft ein persönlicheres als das mit der

gung nennt man eine visuelle Analogskale (VAS). Die Skala

Brille? Braucht man mehr Psychologie? Ja, definitiv. Und das muss

ohne Stufen erleichtert das Einschätzung ohne Verzer-

man auch wollen. Das ist nicht jedermanns Sache. Ich merke das

rung durch Vorgegebenes oder zu langes Abwägen. Ein

auch manchmal bei meinen Schülern. Denen fällt es nicht immer

Ampelsystem hilft bei der Auswertung der Daten. Im roten

leicht, sich auch körperlich so nahe zu kommen, wie es erforder-

Bereich herrscht Handlungsbedarf, der gelbe signalisiert

lich ist. Beim Kunden ist das nicht anders. Man muss ihn häufiger

eine Warnung. Im grünen Bereich wurde das Ziel erreicht.

berühren als beim Brillenanpassen. Beim Anpassen der Linsen ist

So lässt sich die sonst schwierig einzuordnende subjektive

man viel länger in seiner Intimsphäre. Hinzu kommt, dass man den

Zufriedenheit des Kunden schnell klären. Momentan ist

KL-Kunden auch öfter sieht, nämlich halbjährlich bis jährlich.

die App nur im Apple App Store verfügbar. Für 2015 ist der Release als Web-Version geplant.

Oft ist zu lesen, man müsse Begeisterung fürs Kontaktlinsengeschäft mitbringen, um erfolgreich zu sein. Ist das wirklich ein

www.iscale.info

Muss? Reicht nicht auch Professionalität? Für mich ist Professio-

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Kundenver trauen

Foto: bigstockphoto

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Tr a u t I h n e n I h r Ku n d e ? Text: Hans-Jürgen Borchardt

Vertrauen ist die Grundbedingung aller Geschäftsbeziehungen. Wer einem Augenoptiker nicht traut, wer sich „nicht sicher ist“, der betritt dessen Geschäft vermutlich nicht. Wurde das Kundenvertrauen einmal zerstört, ist es auch mit der Kundentreue vorbei. Deshalb ist es sinnvoll, sich bewusst zu machen, welche vertrauensbildenden Maßnahmen man generell beachten und anwenden sollte.

D

er Vertrauensprozess erstreckt sich über zwei Stufen. Ers-

steht meisten nicht spontan. Im Normalfall ist die Entwicklung

tens das Vertrauen gewinnen und aufbauen und zweitens

eines Vertrauensverhältnisses ein mehr oder minder langer Pro-

das Vertrauen erhalten und pflegen.

zess, je nach Partner. Ideal ist es, wenn man von seinen Kunden als zuverlässig und korrekt empfohlen wird. Mit dieser Aussage gibt

Die wichtigste Grundregel ist:

der Empfehler zu erkennen, dass er der Firma und damit allen Be-

Die Wahrheit sagen

schäftigten vertraut. Diese Akzeptanz, dieses Good-will, das mit derartigen Empfehlungen übertragen wird, ist im wahrsten Sinne

Es kommt immer wieder vor, dass irgendetwas schief geht. Egal,

des Wortes Geld wert.

ob ein Termin nicht eingehalten werden kann, eine Arbeit falsch ausgeführt wurde oder etwas vergessen wurde, man sollte den

Damit wird deutlich, dass das Gewinnen und die Pflege von Ver-

Kunden nie belügen, denn oft erfährt er – auf welchen Wegen

trauen nicht nur Chefsachen sind, sondern dass daran alle im

auch immer – doch die Wahrheit. Diese Grundregel gilt immer und überall, bei Mitarbeitern, Interessenten, Neukunden und vor allem bei Stammkunden. Wer einmal seine Glaubwürdigkeit verloren hat, hat es sehr schwer, diese zurückzugewinnen.

Vertrauen

ent-

„Wer einmal seine Glaubwürdigkeit verloren hat, hat es sehr schwer, diese zurückzugewinnen.“ OPTIC + V ISION 0 6 -2014


OFFENE UND GESCHLOSSENE AUGEN ERFRISCHEN. Unternehmen beteiligt sind, die direkt oder indirekt mit Kunden zu tun haben. Um Vertrauen zu gewinnen, aufzubauen, zu erhalten und zu pflegen sind verschiedene Leistungen notwendig. Hier einige Beispiele: Termine einhalten. Wenn eine Terminzusage gemacht wird, muss diese – wenn irgend möglich – eingehalten werden. Sollte ein Termin nicht eingehalten werden können, weil die Gläser oder Kontaktlinsen nicht rechtzeitig eintreffen, muss der Kunde sofort telefonisch benachrichtigt werden, damit ein neuer Termin vereinbart werden kann. Wird der Kunde vorher informiert, hält sich seine Enttäuschung in Grenzen. Erhält der Kunde erst nach der Panne eine Entschuldigung, entwickelt sich zwangsläufig Unverständnis und Ärger, der in vielen Fällen nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist. Zusagen einhalten. Nur um einen attraktiven Auftrag zu erhalten, werden manchmal Zusagen gegeben, die nicht eingehalten werden können. Das ist zwar einerseits zu verstehen, aber andererseits extrem schädlich. Der Enttäuschte wird in seinem Freundeskreis, bei seinen Kollegen und seinen Geschäftspartnern über die Unzuverlässigkeit, über die (bewusste) Irreführung berichten. Und wenn diese Personen diese Info dann auch noch weitergeben, entsteht eine negative Lawine wie bei einem Schneeballsystem. Ehrlich beraten. Viele Inhaber und Verkäufer fühlen sich bei Beratungsaufgaben oft „zwischen zwei Stühlen“. Einerseits wollen sie für sich bzw. für das Geschäft die bestmögliche Rendite, andererseits wollen sie den Kunden optimal beraten. Da es immer wieder vorkommt, dass beide Zielvorstellungen nicht unter einen Hut zu bekommen sind, muss man im Zweifelsfall an die Grundregel des Marketings denken: „Wenn der Kunde die beste Lösung erhält, ist es auch gut für den Betrieb.“ Kunden, die fair und zu ihrem Vorteil beraten werden, wechseln nicht, sind die besten Empfehler und handeln nicht bis auf den letzten Cent. Deshalb denken Sie daran, es muss nicht immer das Teuerste sein. Wenn Sie zwischendurch mal sagen: „Das muss nicht unbedingt sein, das Geld können Sie sparen!“, wird dem Kunden bewusst, dass er nicht nur ein Beuteobjekt ist, sondern von Ihnen ehrlich beraten wird. Individuell betreuen. Viele Menschen betrachten ihre Brille(n) fast wie ein weiteres Körperteil. Sie soll zu ihnen passen und sie – denken Sie an die Sonnenbrillen – besser aussehen lassen. Sie soll gut sitzen, nicht drücken und sich angenehm tragen lassen. Bei Kunden, die genau wissen, was sie wollen, sollte Ihre Betreu-

Mit einem Zisch ist alles frisch.

ung begleitend sein. Bei Kunden, die unsicher sind, sollten Sie

Ganz gleich, ob offenes oder geschlossenes Auge – das neue Open EyeRain Liposomen-Spray erfrischt die Augen bei Trockenheitsgefühl – schonend und mit wertvollem Hyaluron.

beratend tätig werden, um so den Verkauf zu individualisieren. Individuelle Betreuung ist jedoch nur dann möglich, wenn Sie die Gründe für den Kauf einer Brille oder der Kontaktlinsen kennen. Deshalb müssen Sie wissen, ob die Brille primär für die

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Kundenver trauen

Arbeit, für den Sport, für das Styling oder ganz allgemein als uni-

Akzeptanz zeigen. Was manchmal vergessen wird: Beziehun-

verselle Sehhilfe gedacht ist. Nur wenn Sie diese Fakten kennen,

gen leben von der Gegenseitigkeit. Deshalb wird der Vertrau-

können Sie den Kunden kompetent beraten.

ensaufbau gefördert, wenn Sie gegenüber dem Kunden zu erkennen geben, dass Sie bereit sind, seine Erfahrung, sein Wissen

Kompetenz zeigen. Kompetenz wird nicht durch den Gebrauch

und seine Zielvorstellungen in Ihr Angebot zu integrieren.

von Fremdwörtern demonstriert. Die einfachste Art, Kompetenz zu zeigen, ist die eigenen Empfehlungen zu begründen.

Verlorenes Vertrauen zurück gewinnen. Wenn ein Kunde ein-

Der Kunde erfährt/erlebt, dass Sie wissen, worüber Sie reden.

mal enttäuscht wurde und das eigene Verhalten nach dem

(Persönliche Anmerkung: In meiner Laufbahn als Berater ist es

Vertrauensbruch auch nicht optimal war, muss die Rückgewin-

mir mehrfach passiert, dass mir die Kunden gesagt haben, dass

nung personalisiert werden. Das ist nicht mit einer E-Mail oder

sie sich für mich entschieden hätten, weil ich ohne Fach-Chine-

einem Telefonat getan, sondern dazu ist immer ein persönli-

sisch auskomme.)

ches Gespräch notwendig. Um dieses Gespräch zu erreichen, muss vorab ein Telefonat erfolgen

„Kunden, die fair und zu ihrem Vorteil beraten werden, wechseln nicht und sind die besten Empfehler“

oder ein Brief geschrieben werden, in dem der Grund für das fehlerhafte Verhalten angegeben wird. Zugleich sollte um Verständnis für die damalige

Ausnahmesituation

gebeten

werden, bevor die Entschuldigung formuliert wird. Von Vorteil dabei ist,

Grenzen zugeben und nein sagen. Das ist nicht immer einfach.

wenn zum Ausdruck gebracht wird, dass man die Enttäuschung

Aber wenn Leistungen oder Termine verlangt werden, die man

versteht und wahrscheinlich ebenso reagiert hätte. Hilfreich ist

nicht einhalten kann, ist es besser, im Voraus nein zu sagen, als

es, wenn diese Entschuldigung mit einem attraktiven Einmal-

später die Fehlleistung zugeben zu müssen. Manchmal glauben

Angebot gekoppelt wird, um die Ernsthaftigkeit des Bemühens

Inhaber auch, es würde ihrem Image schaden, wenn sie zugeben,

zur Wiedergutmachung zu betonen. Auf jeden Fall muss in die-

dass sie bestimmte Leistungen nicht erbringen können. Das Ge-

ser Situation die eigene Souveränität bewahrt werden, damit

genteil ist der Fall. Der Kunde erkennt, dass er offen und ehrlich

man sich im Falle einer neuen Zusammenarbeit weiterhin auf

informiert wird. Damit weiß er, dass er Ihnen vertrauen kann und

Augenhöhe begegnen kann.

dass Ihre Alternativlösung ebenfalls eine gute Lösung ist.

BUCHTIPP: MARKETING FÜR KLEINBETRIEBE In seinem Buch „Marketing für Klein- und Familienbetriebe“ hat Hans-Jürgen Borchardt Tipps, Checklisten, Beispiele und Ideen für alle zusammengefasst, die erfolgreich Marketing betreiben wollen. Eine Fachausbildung oder Vorwissen wird zum Verständnis der praxisnahen Erklärungen nicht benötigt. In diesem Buch erwarten Firmeninhaber keine komplexen theoretischen Abhandlungen. Anschaulich wird aufgezeigt, wie sie ihr eigenes Marketing-Konzept entwickeln und verwirklichen können. Zusätzliche Hilfe gibt das Buch dabei die Kommunikation zu optimieren sowie bei der Verbesserung der Kundengewinnung. Dabei verzichtet der Autor auf komplizierte Fachbegriffe und beschreibt in knapper und verständlicher Form. Der Autor Hans-Jürgen Borchardt ist Gründer und Präsident des Marketingclubs Nordhessen und war Beauftragter des Landes Hessen für Ausbildungsfragen für Werbekaufleute sowie Dozent und Leiter an der Akademie für Absatzwirtschaft. Mehr zu ihm und seinen Büchern: www.diehandwerkerseite.de

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Social Marketing

Foto: bigstockphoto.com

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Keine Angst vorm Shitstorm! Text: Sandy Hedig

Shitstorm war der Anglizismus des Jahres 2011. Seitdem geistert der Begriff durch die Medien und versetzt vor allem Social Media Manager in Angst und Schrecken. Aber was ist das eigentlich und muss sich auch der kleine und mittelständige Unternehmer vor diesem Phänomen in Acht nehmen?

I

m Oktober 2014 leistete IKEA es sich, von seinem Versprechen,

öffentliche Schmähkritik gegen Unternehmen, Institutionen,

lebenslange Garantie auf seine Möbel zu gewährleisten, zurück-

Einzelpersonen oder in der Öffentlichkeit aktive Personengrup-

zutreten. Ein Sachverhalt, der einem anderen Unternehmen höchst-

pen richten. Vor allem Blogbeiträge, Beiträge in sozialen Netzwer-

wahrscheinlich den geballten Zorn der Netzgemeinde und einen

ken und Kommentare sind Auslöser für Shitstorms. Dabei läuft

enormen Imageschaden eingebracht hätte. Aber IKEA kam unbe-

innerhalb kürzester Zeit eine große Menge an kritischen und oft-

schadet davon. Warum? Weil es das Unternehmen geschafft hat,

mals aggressiven, beleidigenden und bedrohenden Äußerungen

einen Sympathiestatus aufzubauen, erklärt Manfred Krafft vom In-

auf, die dem Betroffenen einen großen Imageschaden bescheren

stitut für Marketing an der Uni Münster. IKEA gehört zur Familie.

können. Allerdings wächst sich nicht jede Kritik zu einem Sturm

Dennoch ist der Anglizismus Shitstorm (dt. „Scheißsturm“) in den

aus. Dr. Kerstin Hoffmann, Kommunikationsberaterin, meint

Medien allgegenwärtig und beschädigt immer wieder die Reputation von Unternehmen und Privatpersonen. Es handelt sich um ein Internetphänomen, bei dem viele Personen eine

Nicht jede Kritik wird zum Sturm der Entrüstung, der Imageschäden mit sich bringt. OPTIC + V ISION 0 6 -2014


DIE DEUTSCHE BAHN MACHT DEN SHITSTORM ZUR CHEF(-TICKET)-SACHE

Die Kombilösung mit Aloe Vera für alle weichen Kontaktlinsen

Betroffen: Deutsche Bahn Der Auslöser: Riesenidee der Deutschen Bahn: Exklusiver Verkauf des sogenannten Chef-Tickets für 25 Euro exklusiv

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über eine eigene Facebook-Seite. Im Grunde nicht schlecht. Hat auch gut funktioniert: Binnen kürzester Zeit waren 8.000 Fans versammelt, die eigentlich nur eines wollten: Das Chef-Ticket? Nein. Sich und ihren aufgestauten Aggres-

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sionen gegen die Bahn auf der neuen Social Media Präsenz mal so richtig Luft verschaffen. Der Shitstorm: Verspätung, ausgefallene Züge, Stuttgart 21, mangelhafte Technik – die Liste der Themen ist lang, das Kommunikationsbedürfnis ist hoch und die Deutsche Bahn völlig überrumpelt. Man schweigt, moderiert nicht, übersieht Fragen, verhält sich defensiv und zeigt: Wir sind vollkommen überfordert. Das Problem: Es gibt Social Media Kanäle der Bahn, aber diese waren zu diesem Zeitpunkt kommunikative Einbahnstraßen. Hier reagierte schlicht niemand. Dass sich alle enttäuschten Bahnfahrer hoffnungsvoll auf den ChefTicket-Kanal stürzten, war also eine absolut logische Konsequenz des mangelnden Dialogs, den die Bahn zuvor auf ihren anderen Kanälen geführt hatte. Also wenig überraschend für alle – außer für die Agentur der Deutschen Bahn.

sogar, dass ein Shitstorm nur ein relativ unwahrscheinlicher Sonderfall sei. Sie beobachtete, dass Social Media an sich in den Un-

Schützt auf natürlichste Weise

ternehmen oft nicht mit der erforderlichen Professionalität und den nötigen Ressourcen betrieben werde. Die Shitstorm-Debatte habe aber auch etwas Positives: „Sie hat mehr Bewusstsein dafür geweckt, wie notwendig Vorsorge für Krisen-PR ist, ganz gleich, ob eine solche Krise zu erwarten ist oder nicht.“ Wie läuft ein Shitstorm ab? Am Anfang steht meist eine kritische Kundenaussage. Diese kann sachlich und muss nicht besonders dramatisch sein. Es braucht

STOP

nun zusätzliche gut vernetzte Personen, die diese Aussage auf-

LÍPIDS

greifen und ausweiten. Sich selbst vor einem solchen Sturm der

Schützt

Entrüstung vollständig zu schützen, sei unmöglich, so Wilfried Schock, Experte für Social Media Geschäftsmodelle. Er rät im Fal-

Wirkt effizient

Silikonhydrogel

*Alle Produkt-Studien (klinische Studie, Studie zur Effektivität der Lipidreinigung, Studie zur Reduktion der Materialaffinität gegenüber Lipiden) wurden mit Silikonhydrogel-Kontaktlinsen durchgeführt.

le eines aufziehenden Sturms, zunächst die Situation realistisch einzuschätzen: Es helfe nichts, auf dem eigenen Recht zu beharren, wenn man dadurch größeren Schaden produziere. Vielmehr sei es anzuraten, offen und ehrlich zu kommunizieren. In der Defensive zu bleiben, zu schweigen und so die Opferrolle anzunehmen, sei ebenso schädlich, wie mit einer Gegenoffensive Öl ins

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16

Social Marketing

DER (VIRTUELLE) TOD VON GORBATSCHOW

„BILDUNG“ EINES SHITSTORMS

Betroffen: Michail Gorbatschow

Betroffen: Schlecker

Der Auslöser: Die falsche digitale Todesmeldung vom

Der Auslöser: Einfache Slogans sind gut zu merken, jeder

Ableben des ehemaligen Kreml-Chefs sorgte für einen

versteht sie und so richtig viel Bildung braucht man dafür

Shitstorm. Allerdings galt der Sturm des Hasses nicht dem

auch nicht. Der 2011 lancierte neue Claim von Schlecker

Verursacher der Falschmeldung, sondern Michail Gorbat-

„For You. Vor Ort.“ ist laut des Unternehmens bewusst so

schow selbst.

gewählt, weil der durchschnittliche Kunde ein „geringes bis mittleres Bildungsniveau“ hat.

Der Shitstorm: „Wir kommen zu seiner Beerdigung, um auf seinen Sarg zu spucken.“ Mit solchen Kommentaren

Der Shitstorm: Nachdem der Drogeriediscounter klar

machte sich die aufgebrachte russische Seele Luft. Sie

gemacht hat, warum der Claim in einem kalauerartigen

zeigen, wie tief der Eindruck in der russischen Gesell-

„Denglisch“ (Mischung aus Deutsch und Englisch) verfasst

schaft verhaftet ist, der 82jährige russische Staatslenker

wurde, zeigt die Netzgemeinschaft deutlich, was sie von

a.D. hätte die ehemals „starke“ Weltmacht UdSSR in die

der „Bildungsoffensive à la Schlecker“ hält: Das quantitative

Bedeutungslosigkeit und den finanziellen Ruin getrieben.

Niveau der negativen Kommentare und Postings steigt

Die Postings und Kommentare sind mittlerweile zensiert,

schnell weit über das vom Unternehmen angenommene

gelöscht, verschwunden. Doch der Stachel im Fleisch des

Bildungsniveau seiner Kunden hinaus an. Schlecker steht im

russischen Bären eitert weiter ...

Zentrum eines veritablen Shitstorms.

Feuer zu gießen. „Wer Fehler eingesteht, glaubhaft erklärt, wie er

„Pannen können immer passieren. Wenn Sie besonnen mit diesen

sie vermeiden kann, auf Augenhöhe kommuniziert und damit um

umgehen, entsteht daraus erst gar kein Problem“, so Mirko Lange,

Verständnis und Vertrauen wirbt, hat bessere Chancen mit einem

Ansprechpartner bei einer Social Media Krisenhotline.

geringeren Schaden davon zu kommen“, so Schock. Resümee in 15 Sekunden Wer kann Opfer eines Shitstorms werden?

- ein Shitstorm ist ein Internetphänomen

Shitstorms haben ihren Ursprung oft in Sozialen Netzwerken,

- auch Personen und Unternehmen, die nicht in Sozialen Netz-

was viele kleine Unternehmer davon abhalte, diese zu Marketingzwecken zu nutzen. Prinzipiell aber könne jede Person und jedes Unternehmen zur Zielscheibe werden, selbst dann, wenn der Betreffende sich gar nicht in sozialen Netzwecken aufhalte, so Schock. Jedoch zeigen die medienwirksamen Shitstorms vergangener Jahre, dass große Unternehmen meist durch eigenes Fehlverhalten in den Fokus rücken. Auch Online gilt also: Der Ton macht die Musik.

werken aktiv sind, können davon betroffen sein - nicht jede Kundenkritik eskaliert, es bedarf gewissen Voraussetzungen - bei einer beginnenden Krise ist es nicht ratsam, auf seinem Recht zu beharren - besonnenes Handeln und feinfühliger Umgang mit Kunden kann eine Eskalation verhindern

WIR SIND EINZELFALL! Betroffen: O2 Der Auslöser: Ein Blogger übt Kritik an der mangelnden Netzabdeckung des Unternehmens. O2 reagiert prompt: „Das ist ein Einzelfall.“ Der Shitstorm: „Daraufhin startet der Blogger die Aktion „Wir sind Einzelfall“. Tausende „Einzelfälle“ melden sich daraufhin, posten und kommentieren auf einer eigens dafür angelegten Webseite. Auch der Mobilfunkanbieter O2 schreibt schließlich einen Gastbeitrag, räumt ein, dass es sich wohl nicht nur um Einzelfälle handelt und gelobt öffentlich Besserung. Andere Anbieter wie die Deutsche Telekom nutzen den Shitstorm und die eingestandene Netzschwäche des Konkurrenten indessen ihrerseits zur Kundenakquise.

OPTIC + V ISION 0 6 -2014

Quelle für Beispiele: www.christianscherg.com


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18

Internetpreis

„Im Internet ist das viel billiger!“ Text: Sandy Hedig

Wenn Fachgeschäfte schließen müssen, weil sie gegen das Internet nicht mehr ankommen, horcht der stationäre Handel auf. Auch in der Augenoptik nimmt der Umsatzanteil der Online-Händler zu. Dennoch ist das kein Grund, panisch zu werden. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Argument" nicht pikiert zu reagieren, sondern offen und ehrlich die Unterschiede zwischen dem Kauf dort und dem beim Fachmann zu erklären. „Wer absolut keine Beratung, keinen Service, keine Anlaufstation braucht, sondern wirklich nur das nackte Produkt kaufen möchte, der kann den möglichen Preisvorteil eines Internetangebotes tatsächlich realisieren“, so Heinke. Wer hingegen seine Brille mit exakten Werten und perfekt angepasst haben möchte, ist beim Optiker vor Ort besser beraten. Doch das wissen nicht alle Kunden, darum sollten die ganz speziellen Vorteile beim Kauf im Ladengeschäft für den Kunden erlebbar und somit das Beratungsgespräch zu einem unschlagbaren Erlebnis werden, bestätigt Heinke. bigstockphoto.com

Wirft man einen ehrlichen Blick auf die Problematik „OnlineHandel“, so kann die Augenoptik aber ein wenig aufatmen. Zwar wächst der Anteil der Kunden, die sich für den Kauf im Internet entscheiden stetig, jedoch nicht in dem Maße, wie zunächst

I

angenommen wurde, so die Branchenstudie Augenoptik von m Frühjahr 2014 schloss ein Fotofachgeschäft in Krefeld nach

2013/14(1). Immerhin kommt demnach für 91% der Brillenträger

25 Jahren. Ein Grund sei die ständige Konfrontation mit dem

der Kauf einer neuen Brille im Internet nicht infrage. Nur etwa

Internetpreis, den der Fachhandel nicht nur halten, sondern bes-

5% ziehen dies in Betracht. Bei der jungen, sehr internetaffinen

ser noch toppen sollte. In einem Schreiben an seine Kundschaft

Zielgruppe sind es nur 11%. Ganz anders dagegen sähe es bei-

machte das schließende Geschäft seinem Unmut darüber Luft.

spielsweise bei Fertigbrillen aus, deren Verkaufszahlen sich seit

Ein Einzelfall sei dieses Geschäftsschicksal nicht, so Kommuni-

1993 verdreifacht hätten. 17,8 Mio. Fertigbrillen befinden sich

kationstrainer Mirko Heinke. Dahinter verberge sich ein grund-

demnach in Kundenbesitz, nur 10% davon seien aber beim Opti-

sätzliches Problem: Kunden lassen sich im Fachhandel ausführ-

ker verkauft worden. „Die Kunden entscheiden je nach Situation,

lich beraten, aber kaufen billiger im Internet ein. Ebenso der

welcher Kanal gerade am besten zu ihren Anforderungen passt.

umgekehrte Fall ist zur Normalität geworden. Kunden informie-

Das ist manchmal der Kauf im Internet, manchmal der Offline-

ren sich vor dem Kauf ausführlich im Internet, sind mit den dorti-

Einkauf“, bestätigt auch der stellvertretende Hauptgeschäfts-

gen Preisen vertraut und wollen diese Angebote im Geschäft vor

führer des Handelsverbands Deutschland Stephan Tromp. Ob

Ort widergespiegelt sehen.

der Kunde also im Discounter, Internet oder beim Augenoptiker kauft, kommt ganz auf ihn und seine Bedürfnisse an. Aber zur Er-

Auch der Augenoptiker sieht sich mit diesem Problem konfron-

innerung: Letzterer – der Augenoptiker – punktet noch immer bei

tiert. Dass er das Angebot diverser Internetoptiker weder top-

91% der Brillenträger durch fachliche Dienstleistungen, intensive

pen kann noch will – immerhin bietet er seinen Kunden einen

Beratung und optimale Anpassung – ein Steckenpferd, das ge-

umfangreichen Service, bei dem wiederum das Internet nicht

pflegt werden will.

mithalten kann –, ist dem Kunden nicht immer leicht zu vermitteln. Mirko Heinke empfiehlt im Umgang mit dem „Internet-

(1) Spectaris, ZVA: Branchenstudie Augenoptik 2013/2014, S.37f.

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Initiative für Regionalität

Foto: Buy Local

Fotos: Der Alpenoptiker

20

Regionale Qualität im Blick Text: Guy-Pascal Dorner

„Qualität liegt ganz schön nah!“ Gemäß diesen Mottos beteiligen sich immer mehr Augenoptiker an der bundesweiten Qualitätsoffensive „Buy Local“. Ziel ist es, dem Kunden ein „persönliches Einkaufserlebnis“ zu bieten. Damit soll nicht nur gegenüber den Filialen großer Ketten und Internetversendern gepunktet, sondern auch etwas gegen die zunehmende Verödung der Innenstädte getan werden. In den folgenden Ausgaben wird OPTIC+VISION einige Buy-Local Augenoptiker vorstellen.

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


Fotos links: Neben Apotheken und Modegeschäften sind Augenoptiker eine der größten Branchen bei Buy Local. Augenoptiker wie „Der Alpenoptiker“ aus Garmisch-Partenkirchen und „Kruse Optik“ aus Höxter arbeiten für regionale Qualität und unterstützen den Einzelhandel in ihrer Stadt.

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B

uy Local“-Augenoptiker haben den Anspruch, immer noch ein bisschen mehr zu bieten als beispielsweise anonyme Internetversender. Sie bringen sich bei Beratung und

Verkauf mit ihrer Persönlichkeit voll ein, sodass der Kunde ein ganz persönliches Einkaufserlebnis hat. Ihr zusätzlicher großer Pluspunkt: Sie kennen ihre Kunden persönlich, wissen genau, was sie wünschen bzw. benötigen, und können dementsprechend fachmännisch zielgenau beraten. Auch ihr Sortiment ist auf das Zielpublikum abgestimmt. Spezielle Serviceleistungen sorgen für eine zusätzliche enge Kundenbindung. Solche Fachgeschäfte können das Gütesiegel „Buy Local. – Erlebe Deine Stadt“ erhalten. Dahinter verbirgt sich der Verein „Buy Local“. Dessen Sitz ist in Ravensburg (Baden-Württemberg). Doch der Verein will mehr sein als nur eine Marketingstrategie: Bundesweit sollen Unternehmen und Bürger gemeinsam für ihre jeweils vielfältige und starke Region einstehen, Verantwortung für den gemeinsamen Lebensraum und für den Erhalt lebendiger Innenstädte übernehmen – so das gesellschaftspolitische Ziel. Die Unternehmer investieren vor Ort, die Kunden danken es mit dem Einkauf vor Ort – und letztlich haben alle etwas davon, denn jeder Euro, der in der Region bleibt, stärkt diese, so der Grundgedanke des vor rund zwei Jahren aus einer zunächst rein buchhändlerischen Initiative heraus entstandenen Vereins „Buy Local“, der den Netzwerkgedanken weiter trägt. Der Verein versteht sich als Lobbyist inhabergeführter Fachgeschäfte mit einem hohen Qualitätsanspruch, zeichnet diese mit dem Logo des orangefarbenen Eichhörnchens aus, für „ausgezeichnete Kundenorientierung“ und „besondere Serviceleistungen“, für Freundlichkeit und zudem ausgewählte Sortimente. Spezielle Qualitätsanforderungen, was Führung, Mitarbeiterqualifikation und die Attraktivität des Geschäfts betrifft, gilt es zu erfüllen. Auch bietet der Verein Informationsunterlagen sowie Werbemittel für die Mitgliedsunternehmen an. Übrigens stemmt sich die Initiative „Buy Local“ nicht generell gegen Internethandel; man möchte aber einen „lokalen und verantwortungsbewussten“ Internethandel fördern, auch über die Webseite www.buylocal.de, auf der sich die Mitgliedsunternehmen präsentieren. „Buy Local“ nimmt auch die Verbraucher mit ins Boot. Sie sollen ganz bewusst regional einkaufen und damit Seite an Seite mit regional verantwortungsbewussten Unternehmern einen wichtigen Beitrag zum Erhalt oder gar zur Verbesserung ihres Lebensumfelds leisten. Verbraucher können als Förderpartner im Verein aktiv werden. Um ihnen die Suche nach „Buy Local“-Geschäften in ihrer Region zu erleichtern und allen Mitgliedsunternehmen eine Präsentationsmöglichkeit zu schaffen, wird die Internet-Plattform stetig erweitert. Über Suchfunktionen wie Postleitzahl, Standort und Branche kann ermittelt werden, wo sich der nächste „Buy Local“-Händler befindet und was einen dort erwartet. Als Ziel steht eine Shopping-Plattform im Internet (auch als App fürs Handy) mit den Waren aller Mitglieder. Weit über 350 Mitgliedsbetriebe nahezu aller Branchen machen bereits mit – Tendenz Musterstädte im Sinne regionaler Netzwerkbildung. Weitere Städte sollen nun folgen. Übrigens auch der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) unterstützt diese Initiative.

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steigend. Zudem gibt es seit 2013 mit Singen, Tübingen und Ravensburg drei „Buy Local“-

©2014 Oakley, Inc.


22

Multibrand-Strategie

Drei unter einem Dach Text: Angela Mrositzki Foto: Prodesign

Zu Beginn der 70er Jahre gehörte Prodesign zu den Pionieren dänischen Brillendesigns. Mit der Globalisierung der Märkte expandierte man in Europa, den USA und Australien. In diesem Sommer gaben die Dänen den Aufkauf des Familienunternehmens Inface und der Pariser Designschmiede Face à Face bekannt. CEO Dion Eriksens Vision ist ein Platz unter den Key Playern der Branche.

vermarkten. Nehmen wir unser Beispiel. Das Dach ist Prodesign, der Background, die sehr effiziente IT, das Potenzial der Strukturen, die Möglichkeit Synergien zu nutzen. Daraus werden alle Marken Vorteile ziehen. Jede hat große Qualitäten, die werden wir in ihrem Kern weiterentwickeln. Inface bleibt Inface, Face à Face bleibt Face à Face, das gilt gleichermaßen für Design, Marketing und Verkauf. Unter diesem Dach wird sich jede Marke unabhängig weiterentwickeln. Gemeinsam jedoch haben wir mehr Möglichkeiten, diese Entwicklung voranzutreiben.“ Organisches Wachstum und kontrollierte Expansion sind das erklärte Ziel. Im Markt habe man ein gutes Standing, mit der Businessto-Business-Strategie positioniere man sich klar als Optikermarke. „Das Marktgeschehen zeigt das Potenzial von Designerbrands. Positioniert man sich als solches, muss man in Design investieren. Das werden wir tun! Befreit vom zeitintensiven BackgroundbusiErfolgreicher Augenoptiker, zukunftsorientierter Manager und

ness haben unsere Designer mehr Kraft, sich auf ihre Kernkompe-

Unternehmer: Dion Eriksen setzt auf die Multibrand-Strategie

tenz zu konzentrieren.“ Ein weiterer Punkt sei die Fokussierung auf die Optikpartner. „Wir sind flexibel, möchten mit kleinen individuellen Kunden ebenso wie mit Ketten gute Geschäfte machen.

D

ion Eriksen ist vom Fach. Als Augenoptiker begann er mit

Da kommt uns meine Erfahrung zugute, herauszufinden, was die

einem Geschäft, hatte Erfolg und besaß beim Verkauf an die

Kunden wünschen, wie wir sie zufriedenstellen können.“

schwedische Synsam-Kette bereits 35. Bei Prodesign stieg er 2012 ein. „Ich kannte das Unternehmen bis dato nur von der Kundensei-

Der Prozess des Zusammenwachsens begann mit dem Umzug

te, doch es eröffnete interessante Perspektiven.“ Im Sommer die-

des Inface-Teams nach Aarhus. Mit Respekt und Wertschätzung

ses Jahres ließ das Management erkennen, wo die Reise hingeht:

wurde man von den Kollegen aufgenommen. Eriksen: „Ich habe

Wachstum durch Zukäufe. In nur wenigen Wochen wurden das

das oft bei allen angesprochen, die Situation mit einem neuen

dänische Familienunternehmen Inface und das französische De-

Schüler in der Klasse verglichen. Wichtig ist Offenheit, aufein-

signerlabel Face à Face übernommen. Eriksen erklärt die Strategie:

ander zugehen, Fragen stellen, zu unterstützen. Wir sind jetzt

„Wir setzen auf ein Multibrand-Konzept. Die Zusammenführung

eine Firma, wenn auch mit unterschiedlichen Identitäten, die im

ist eine Stärkung für das Image und die Produkte auf dem jewei-

Markt zeigen muss, dass sie ihre Stärken umsetzen kann.“

ligen Preisniveau, denn die Marken bedienen unterschiedliche Segmente und kannibalisieren sich nicht gegenseitig.“ Man brauche nur in andere Branchen zu schauen. „Wer in Zukunft überleben will, muss mehr als ein Brand

Organisches Wachstum und eine kontrollierte Expansion sind das erklärte Ziel OPTIC + V ISION 0 6 -2014


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Fielmann Akademie Kolloquium

Collage: autentic.info

24

Potsdam meets Plön Am 18. Oktober war das 27. Fielmann Akademie Kolloquium zu Gast am Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam und führte „Im Dialog vor Ort“ Augenoptiker und Augenärzte zum interdisziplinären Austausch zusammen. Im Mittelpunkt standen die aktuellen Aspekte der Sehkorrektur vom Laser in der refraktiven Chirurgie über IOL bis zur möglichen Refraktionsgenauigkeit und der Bedeutung digitaler Sehsysteme.

E

s war am frühen Nachmittag eines sommerlich warmen

Liekfeld, Chefärztin der Augenklinik, und einige ihrer Mitarbeite-

Herbsttages in Potsdam, als sich die Seminarräume des Ernst

rinnen führten die Besucher in Gruppen durch die Augenklinik, in

von Bergmann Klinikum mit den Teilnehmern des 27. Fielmann

der jährlich ca. 7000 Patienten behandelt werden.

Akademie Kolloquiums füllten. 175 Gäste waren angemeldet und der kurzfristig einberufene Bahnstreik konnte nur wenige

Laser in der refraktiven Chirurgie

davon abhalten, in die ehemalige Residenzstadt zu kommen. Die

Den ersten Vortrag hielt Frank Heinemann, Facharzt für Au-

Themen des Kolloquiums beleuchteten wieder Gebiete, die so-

genheilkunde und Ärztlicher Leiter des Medizinischen Versor-

wohl für Augenoptiker als auch Augenärzte von Bedeutung sind.

gungszentrums (MVZ) Bad Belzig. Er referierte zum Thema

Aktuelle Möglichkeiten der refraktiven Chirurgie mittels Laser

„Unbegrenzte Möglichkeiten? – Laser in der refraktiven Chirur-

und Intraokularlinsen (IOL) wurden ebenso hinterfragt wie die

gie“ und gab insbesondere dem augenoptischen Besucher einen

Grenzen der Refraktionsgenauigkeit. Zukunftsweisende Tech-

Überblick über die Vor- und Nachteile von Verfahrensweisen

nologien für akkommodierende IOL und Brillen für virtuelle Seh-

und Techniken in der Laserchirurgie sowie die Grenzen der An-

welten standen darüber hinaus im Fokus. Zunächst konnten die

wendbarkeit. So finde zum Beispiel die TransPRK (Transepithia-

Besucher jedoch einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen. Dr. Anja

le Photorefraktive Keratektomie), die sich durch besonders klei-

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


Fielmann Akademie Kolloquium

25

Collage links: Potsdam Stadtblick 1871 mit Schloss Plön Rechts: Die Potsdamer Augenklinikchefin PD. Dr. med. Anja Liekfeld mit Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Grein, Leiter Wissenschaft der Fielmann Akademie

ne Wundflächen auszeichne, als neue und innovative Methode seit einiger Zeit Anwendung. Es handele sich dabei um eine Weiterentwicklung der gängigen Oberflächenbehandlungen LASEK, Epi-LASIK und PRK (photorefraktive Keratektomie). Zur Vermeidung von optischen Nebenwirkungen des Eingriffs, wie beispielsweise Kontrastminderung oder Halos insbesondere in der Nacht, würden asphärische oder wellenfrontgesteuerte Ablationsprofile auf der Hornhaut realisiert. Innovative Alternativen zu den klassischen Methoden seien z.B. das SMILE-Verfahren oder LASIK-Xtra. Beim SMILE-Verfahren schneide der Femtosekundenlaser eine Art Hornhautlinse zurecht. Dieser Lentikel werde über einen kleinen Zugang entfernt. Allerdings könne bei dieser Methode noch nicht auf Langzeiterfahrungen zurückgegriffen werden. Bei der LASIK-Xtra handele es sich um eine Kombination aus dem Standard-LASIK Verfahren und einem prophylaktischen cornealen Crosslinking zur Therapie der post-LASIK Ektasie. In welchen Grenzen die refraktive Chirurgie zum Einsatz komme, sei u.a. vom angewendeten Verfahren abhängig, so Heinemann. Sonderlinsen in der refraktiven Chirurgie Eine thematische Ergänzung stellte der Vortrag „Darf’s ein bisschen mehr sein? – Sonderlinsen in der refraktiven Chirurgie“ von Dr. Liekfeld dar. Darin erklärte sie, was Sonder- und Standardlinsen überhaupt sind, und beleuchtete kritisch und ehrlich, wann der Einsatz von speziellen Intraokularlinsen (IOL) sinnvoll ist. Aufwand, Preis und Nutzen müssten gegeneinander abgewogen werden. Auch der Patient müsse im Vorfeld genau informiert werden und für sich entscheiden können, ob eine Sonderlinse für ihn infrage käme. So würden torische IOL immer noch Probleme in der Realisierung der notwendigen Achse bereiten. Dies sei weniger ein technisches Problem der IOL, als vielmehr den operativen Abläufen geschuldet. Bei den multifokalen IOL habe sich – laut Liekfeld – die diffraktive Bifokallinse etabliert. Diese zeige aber ein ver-

„Manchmal ist weniger mehr – manchmal darf es aber auch ein wenig mehr sein.“ Anja L iekfeld

mindertes Kontrastsehen und bereite Schwierigkeiten beim Sehen in den Zwischenentfernungen. Al-

dem Markt erhältlich. Liekfeld resümierte: „Manchmal ist weniger

ternativ könnten auch Trifokal-IOL zum Einsatz kommen, welche

mehr – manchmal darf es aber auch ein wenig mehr sein.“

in der Praxis akzeptabel funktionierten. Eine weitere Alternative im IOL Markt sei das Echelette Design. Diese Linse funktioniere

Akkommodierende IOL-Systeme

auf dem Prinzip der Lichtbeugung und ermögliche einen erwei-

Der dritte Vortrag des Nachmittags befasste sich mit einer Vision:

terten Sehbereich. Perspektivisch sei bereits eine IOL für alters-

„Hightech im Auge – Akkommodierende Intraokularlinsensyste-

bedingte Makuladegeneration angedacht, welche sich durch eine

me“. Prof. Dr. rer. nat. Oliver Stachs von der Universitäts-Augen-

erhöhte Addition auszeichne. Diese sei allerdings noch nicht auf

klinik Rostock zeigte Ideen und Konzepte zur Simulation der

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


26

Fielmann Akademie Kolloquium

te Funktionalität des angestrebten Implantats enthalte. Um die zurzeit für Intraokularlinsen etablierte Operationstechnik auch beim künstlichen Akkommodationssystem anwenden zu können, werde seit zwei Jahren untersucht, wie eine Faltbarkeit des Systems umgesetzt werden könne. Refraktionsgenauigkeit auf dem Prüfstand In seinem sich anschließenden Vortrag referierte Prof. Dr. Grein zum Thema „Richtig refraktioniert? – Refraktionsgenauigkeit auf dem Prüfstand“. In Fernsehen und Presse werden regelmäßig Qualitätsvergleiche insbesondere von augenoptischen Dienstleistungen durchgeführt (z. B. Marktcheck, Stiftung Warentest). Hierbei gehen die Refraktionsergebnisse in die Bewertung ein. Unklar bleibe meistens, wie der Referenzwert ermittelt wurde und welche Streubreiten zugelassen werden. Vor diesem Hintergrund erscheine es sinnvoll, einen genaueren Blick darauf zu werfen, wie groß die Schwankungen objektiver und subjektiver Augenärzte und Augenoptiker kamen zahlreich ins Ernst von

Refraktionsbestimmungen bei gesunden Augen seien und woher

Bergmann Klinikum zum interdisziplinären Austausch

sie kommen könnten. Die Frage nach der „richtigen“ Refraktion sei gar nicht so einfach zu beantworten, wie es auf den ersten Blick erscheine, so Grein. Eine subjektive Augenglasbestimmung un-

Akkommodation auf. Grundsätzlich beschrieb Stachs zwei Her-

terliege vielen Einflussfaktoren, die sich oft nicht steuern ließen.

angehensweisen, welche sich nach wie vor im Versuchs- und Ent-

Dazu gehörten u.a. psychologische Faktoren (Motivation von

wicklungsstadium befinden. Zum ersten bestehe die Möglich-

Proband und Prüfer), physiologische Faktoren (Tränenfilmquali-

keit, den im Auge verbleibenden Kapselsack mit einem Polymer

tät, schwankende Aderhautdicke, Pupillengröße), pathologische

wieder aufzufüllen – das sogenannte Lens refilling. Dabei werde

Faktoren (Erkrankungen, Medikamenteneinnahme) sowie me-

die Polymerisationsreaktion direkt im Kapselsack durchgeführt.

thodische Faktoren (Stufung der Messgläser, Fragestellung des

Über das Polymer könne der Brechungsindex gesteuert werden.

Prüfers, Interpretation der Antworten). Um sich der Frage nach

Erfahrungen mit diesem Verfahren im Tiermodell zeigten, dass

der möglichen Präzision der Refraktionsbestimmung zu nähern,

anfänglich die Akkommodationsamplitude bei ca. 6 dpt liege. Spä-

sei eine eigene Studie mit 20 augengesunden Probanden (Laien)

ter gehe dieser Wert jedoch stark zurück. Ursächlich sei der sich

im Alter zwischen 28 und 72 Jahren durchgeführt worden. Diese

bildende Nachstar, bei dem die wachsenden Epithelzellen das Po-

seien zweimal an zwei nicht aufeinander folgenden Tagen inner-

lymer förmlich einbacken. Die Nachstarentwicklung sei jedoch

halb eines Zeitraumes von zwei Wochen von sechs erfahrenen

stark vom verwendeten Polymermaterial abhängig. Ein weite-

Prüfern refraktioniert worden. Zunächst sei eine objektive Re-

res Konzept seien mechatronische Systeme. Zu diesen zähle das

fraktion mit einem Autorefraktometer und anschließend ein sub-

künstliche Akkommodationssystem. Dieses wurde seit 2004 am

jektiver Abgleich der Messwerte mit der Kreuzzylindermethode

Institut für Angewandte Informatik des Karlsruher Instituts für

mit Binokularabgleich und Übergang Raum-Ferne erfolgt. Der

Technologie in enger Zusammenarbeit mit der Augenklinik der

subjektive Abgleich sei nach der bei Diepes beschriebenen Vor-

Universität Rostock und mit Unterstützung des Bundesministe-

gehensweise durchgeführt worden. Das Ergebnis: Wiederholte

rium für Bildung und Forschung entwickelt. Die größte Heraus-

Refraktionen ohne deutliche Streuungen seien nicht möglich.

forderung hier sei, eine so anspruchsvolle Technik in angemes-

Für jeden Probanden sei ein individueller Streubereich definieren

sener Miniatur zu fertigen, so Stachs. Darüber hinaus seien viele Details der Implantationstechnik noch ungeklärt. Zurzeit lägen für alle Teilsysteme des intelligenten, künstlichen Akkommodationssystems optimierte Lösungen vor. Aktuelles Ziel des Projekts sei die

Das Ergebnis: Wiederholte Refraktionen ohne deutliche Streuungen seien nicht möglich.

Integration aller Teilsysteme in ein Gesamtsystem mit angemessener Größe sowie eine dauerhafte

worden, in dem mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit die er-

Energieversorgung. Ende 2014 werde ein erstes, miniaturisiertes

mittelten Refraktionswerte gelegen haben. Bei der durchgeführ-

Funktionsmuster im Maßstab 2:1 vorliegen, welches die gesam-

ten Studie hätten sich im Mittel Streuungen beim sphärischen

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


Fielmann Akademie Kolloquium

27

Rechts: Prof. Dr. rer. nat. Oliver Stachs, Prof. Dr. med. Achim Langenbucher und Frank Heinemann Unten: Jörg Spangemacher

Äquivalent und beim Zylinder von ca. ±0,4 dpt für das 95-Prozent-

verschwunden seien. Dieser Effekt, negative Dysphotopsie ge-

Intervall ergeben. Die Ergebnisse seien jedoch individuell sehr

nannt, könne durch den Augenarzt oder Optiker nicht objekti-

unterschiedlich gewesen. Die Resultate der Studie haben sich

viert werden. Bei der Diagnosestellung sei man letztlich auf die

damit weitgehend mit Aussagen internationaler Vergleichsstudi-

Beschreibung des Patienten angewiesen. Die Ursachen dieses

en gedeckt. Grein schloss, dass ein wertender Vergleich von zwei

Effekts seien nicht vollständig geklärt. Als Auslöser angesehen

Einzelrefraktionsergebnissen ohne die Kenntnis der individuel-

werde jedoch primär ein streifender Einfall von Licht, das von

len Streubreite des jeweiligen Probanden gar nicht möglich sei.

temporal kommend zwischen Irisrückfläche und IOL auf die Netzhaut falle. Scharfe Optikkanten würden den Effekt verstär-

Optische Phänomene nach Katarakt OP

ken. Die Therapie solcher Photopsien sei bislang nur durch ope-

Über Gründe der Unzufriedenheit von Patienten nach Katarakt-

rativen Linsenaustausch möglich.

Operation berichtete Prof. Dr. Achim Langenbucher, Leiter der Abteilung für experimentelle Ophthalmologie der Universität

Sehen 3.0

des Saarlandes. „Geisterbilder und Schatten – optische Phänome-

„Sehen 3.0 – Was werden digitale Sehsysteme für die Augenoptik

ne nach Katarakt OP“ war sein Thema. In den letzten Jahren hät-

bedeuten?“, fragte zum Abschluss Jörg Spangemacher, Augenop-

ten sich vor allem faltbare Linsen mit einer scharfen Optikkante

tiker und Publizist. Sehen 3.0 bezeichne digitales, virtuelles Sehen

etabliert, die durch ein Anpressen an das hintere Kapselblatt für

und Sehen mit erweiterten Inhalten. Mittels tragbarer Computer

eine mechanische Barriere sorgen und den Nachstar verlang-

werden zusätzliche Informationen unmittelbar ins Gesichtsfeld

samen oder verhindern sollen. Gleichzeitig habe sich aber auch

projiziert. Bekannt seien diese Konzepte beispielsweise durch die

die Erwartung der Patienten dahingehend verlagert, dass nicht

Google Glass und den Zeiss Cinemizer und fänden bereits Ein-

die Rehabilitation des Sehens alleine, sondern auch eine perfek-

satz in verschiedenen Bereichen (Industrie, Marketing, Militär,

te Sehqualität möglichst für alle Objektentfernungen und ohne

Wartung). Spangemacher stellte außerdem ein Kombisystem be-

zusätzliche Sehhilfen im Vordergrund stehe. Nach komplikati-

stehend aus Kontaktlinse und tragbarem Computer vor. Voraus-

onsfreier Kataraktoperation mit perfekter Positionierung der

gesetzt, die Linse böte Vollkorrektion, könnte der Träger zusätzli-

Kunstlinse im Auge habe sich zunehmend das Auftreten von

che Informationen im optisch Unendlichen scharf sehen.

Geisterbildern und Reflexen gezeigt. Patienten hätten im weit peripheren Gesichtsfeld bei Lichteinwirkung vermehrt tempo-

Das nächste Fielmann Akademie Kolloquium ist am 10. Dezem-

ral Schatten bemerkt, die bei Abblenden mit der Hand spontan

ber 2014 unter dem Titel „Trockenes Auge“ auf Schloss Plön.

OPTIC + V ISION 0 6 -2014


Sportbrillen

Fotos: Bollé

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Sicherheit punktet! Text: Angela Mrositzki

Safety first! Das gilt auch für den Schutz der Augen im Sport. Selbst augenscheinlich harmlose Sportarten bergen für Brillenträger ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial. Sportbrillenhersteller Bollé hat den Ball aufgefangen und zur Silmo speziell für Kinder und Jugendliche entwickelte Modelle seines Sport Protective-Programms vorgestellt. Tatkräftig unterstützt vom NBA Basketballprofi Tony Parker.

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Sportbrillen

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Fotos: Bollé Markenbotschafter NBA-Basketball-Star Tony

ja nicht bekannt, dass es einen Brillenschutz gibt, der allen strikten

Parker unterstützt das Sport Protective Programm, damit

Zertifizierungsanforderungen entspricht.“

junge Sportler im Verein oder in der Schule eine schützende

Zur Aufklärung der jugendlichen Athleten setzt der Brillen-

Brille tragen

hersteller auf einen langjährigen Partner als Brandambassador, Fortschrittliche Sicherheitstechnologien kombiniert mit

den NBA Basketball-Superstar Tony Parker. Im Interview mit

ergonomischen Anforderungen: Die 5 Modelle sind anders als

OPTIC+VISION beschrieb Parker eigene Erfahrungen mit dem

Alltagsbrillen dafür konzipiert, plötzliche Kopfbewegungen,

Thema Augenschutz und wie es zu der Kooperation gekommen

Transpiration, Stöße oder ähnliches auszuhalten

sei: „2012 hatte ich einen Unfall und war nahe daran, durch ein gesplittertes Glas mein linkes Auge zu verlieren. Das war kurz vor den Olympischen Spielen, bei denen ich für das französische National-

B

team antreten sollte. Ich bat Bollé um Hilfe und das Unternehmen allsportarten wie Fußball, Handball, Basketball oder auch

scheute keine Anstrengung, mich mit einem adäquaten Augen-

Tennis erfreuen sich großer Popularität. Ungeachtet dessen,

schutz zu versorgen.“ Nach der Olympiade stand der Entschluss

ob wir sie aktiv betreiben oder als Zuschauer am Fernsehschirm

fest, weiter zusammenzuarbeiten, zumal Parker aktiv Jugendarbeit

verfolgen. Mitunter fliegt der Ball derart schnell, dass man ihn

betreibt. „Viele meiner jungen Athleten in den Basketballcamps

kaum wahrnimmt. Wie schnell, das zeigen Untersuchungen:

tragen beim Sport eine normale Korrektionsbrille. Sie wissen nicht,

Badmintonbälle erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 300

dass eine spezielle Sportbrille ihre Augen viel besser schützt und sie

km/h, ein Aufschlag im Tennis an die 250 km/h, der Basketball

sich mit ihr mehr auf die sportliche Leistung konzentrieren kön-

erreicht Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h, ein

nen, selbst auf einem hohen Leistungsniveau. Schließlich habe ich

hart getretener Fußball um die 150 km/h, der Handball immer-

die gesamte Olympiade mit einer Brille gespielt.“

hin noch 90 km/h. Treffen diese Geschosse wie ein Torpedo das Auge, kann es zu Verletzungen kommen. Vor diesem Hinter-

Nach welchen Kriterien aber sollten junge Sportler ihre Schutz-

grund präsentierte Alexandre Brachet, Global Marketing und

brille auswählen? Das Alter sei nicht der ideale Indikator, so Bra-

Product Manager Bolle Sport Protective, auf der Silmo Presse-

chet. „Um das optimale Brillendesign zu garantieren, sprechen

konferenz das Sport Protective-Projekt der Franzosen. Auslöser:

wir nicht vom Alter, sondern von Größenkategorien wie Small,

die erschreckend hohe Zahl an Sportunfällen mit Verletzungen

Medium, Large.“ Die Brillen wurden an Kindern und Jugend-

und Folgeschäden unter Jugendlichen, die beim Sport eine Kor-

lichen getestet, um sie den unterschiedlichen Physiognomien

rektionsbrille tragen.

und Kopfgrößen entsprechend anzupassen. Schlussendlich fokussierte man sich auf 5 Modelle mit einem Base 8-Rahmen, der

Bei der Silmo d`Or-Verleihung nahm das gesamte Team auf der

einen guten Wraparoundschutz gewährleistet und mit einem

Bühne des Theaters Folies Bergère die Auszeichnung in der Pro-

Glaseinsatz Base 6 für die optimale Sehkorrektur ausgerüstet ist.

duktkategorie „Sportbrillen“ entgegen. Zwei Jahre Zeit und nach-

Zur Auswahl stünden 20 Größenvariationen, die 85 Prozent der

haltige Investitionen habe die Entwicklung der Produkte und

Nachfrage bei Kinderbrillen bedienen, erläutert Brachet. Tatsäch-

ihrer besonderen technischen Features in Anspruch genommen,

lich sei das Design eine große Herausforderung. Zunächst müsse

erklärte Brachet. Einschließlich wichtiger Zertifizierungen, die

man zwar die Schutzaspekte für Korrektionsbrillen berücksich-

einen optimalen Schutz der Augen garantieren. So die internatio-

tigen, doch weil auch die Ästhetik mit darüber entscheide, wie

nale Norm EN 166:2001, die den Brillenrahmen mit eingesetzten

gern oder ungern eine Brille getragen wird, vertraute man bei den

Plan- oder Korrektionsgläsern aus mindestens 2mm dickem Poly-

Farbdesigns auf das Urteil der Kinder, erklärte Gernot Trebsche,

carbonat zertifiziert, deren optische Präzision, Aufprallschutz und

Sales Director EMEA Eyewear und Managing Director Deutsch-

Stoßfestigkeit, die Antibeschlag- und Antikratz-Beschichtung,

land/Österreich. „Die Designs und Farben wurden gemeinsam

UVA- und UVB-Filterung, die Widerstandsfähigkeit des Rahmens

bestimmt, über einhundert Kinder sagten ihre Meinung und äu-

samt seitlichem Schutz für die Augen. „Mit der Erfüllung der Norm

ßerten ihre Vorlieben bei der Farbwahl. Ihre Favoriten Pink, Weiß

EN 166 garantieren unsere Brillen die bestmögliche Qualität unter

und Schwarz mit etwas Farbe versetzt.“

optischen und Sicherheitsaspekten, zudem zu einem akzeptablen Preis. Das Programm ist aber noch neu und ausbaufähig. Wichtig

In der zweiten Generation sind neue Modelle für Erwachsene

sind deshalb die Kooperation und der Wissensaustausch mit Au-

vorgesehen, ihre Einführung ist zur Silmo 2015 geplant. Brachet:

genärzten, Sportoptikern, Optometristen, Schulen und Sportor-

„Mit dem Sport Protective Programm positionieren wir die Kom-

ganisationen“, erklärte Brachet im Gespräch mit OPTIC+VISION.

petenz für Augenschutz im Sport im augenoptischen Fachhan-

Bei der Aufklärung der sportreibenden Jugend, von Eltern und

del.“ Die Botschaft an die Optiker ist eindeutig: Hier können sie

Lehrern, setze man insbesondere auf die Zusammenarbeit und die

mit einem Produkt punkten, das alle Anforderungen an Augen-

Fachkenntnis der Optikpartner. „Den meisten Sporttreibenden ist

schutz und Sicherheit erfüllt.

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Luxus- Eyewear

Surprise

me! Text: Angela Mrositzki

Samtiges Rot und edles Gold sind die Farben des Juweliers der Juweliere: Cartier. Mit kostbaren Preziosen und Accessoires überrascht die französische Maison immer wieder ihre Klientel, darunter schmucke Fassungs- und Sonnenbrillenkreationen. In einer neuen Brillenmanufaktur vor den Toren von Paris ist die gesamte Produktion konzentriert. Hier entstehen die Kollektionen und außergewöhnliche Masterpieces – Design made in France unter dem Einfluss der Schmuck- und Uhrmachertradition.

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Foto: istockphoto

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Luxus- Eyewear

D

er Begriff Juwelier ist für Cartier längst ein zu enges Korsett. Denn

neben Schmuck, Uhren, Parfüms, Porzellan, Accessoires und Kunstgegenständen werden Nobelprodukte aus allem, was echt und exklusiv ist, pro-

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Wie die Augen das Fenster zur Seele sind, ist Cartier Eyewear das Fenster zur Marke.

duziert. Nicht zuletzt Haute CoutureBrillenmodelle aus 18 Karat Gold, Silber, Büffelhorn oder edlen

zelschritte ausnahmslos in der eigenen Manufaktur ausgeführt.

Hölzern, erweitert um kreative Materialien wie Acetat und fort-

Nicht zuletzt weil die Fassungsproduktion noch zu 70 Prozent

schrittliche Hightechstoffe wie Carbon. 1983 wurden die ersten

auf Handarbeit basiere, erklärt Kibuanda. Der gesamten Prozess

Modelle der Linie Must and Vendôme lanciert. Drei Jahrzehnte

werde jetzt Inhouse realisiert, einschließlich Galvanik, Politur,

später stellt man mit dem Umzug der Brillenproduktion in die

Einformen, Schmuckapplikation, Lackierung, Montage, Schluss-

neue Manufaktur die Zeichen auf Zukunft. In Sucy-en-Brie im Val

fitting, Endkontrolle und Verpackung. Nur die Gläser werden zu-

de Marne laufen von nun an die Fäden der Innovation, der Krea-

geliefert. Durch die neue räumliche Struktur seien Austausch und

tion und der Herstellung zusammen. Alle Produktionsphasen

Zusammenarbeit wesentlicher effizienter, ließen sich Synergien

wurden auf der rund 9.000 Quadratmeter großen Werksfläche

zwischen den verschiedenen Produktbereichen besser nutzen,

zusammengeführt. Denn nur Cartier selbst produziert auf dem

denn häufig kämen im Uhren- und Schmuckbereich Materialien

Qualitätsniveau von Cartier. Seit 1887 die ersten optischen Instru-

zum Einsatz, die auch für das Fassungsdesign interessant sein

mente wie Lorgnetten, Operngläser und erste Hornbrillen auf den

könnten, führt er weiter aus.

Markt kamen, ist die Manufaktur das Herzstück der Herstellung. Nichts wird dem Zufall überlassen Ob Fassungen oder Sonnenbrillen, ob Metall oder Acetat, ob kre-

Manager Fragrance & Eyewear, zuständig für die Märkte Nordeu-

atives Design oder kostbarste Schmuckstücke – mit dem neuen

ropas und Quality Manager Hygin Kibuanda. Nur das Beste vom

Werk wurde das Eyewear-Department nachhaltig modernisiert.

Besten sei für Cartier gut genug, sagt Kibuanda. Von der ersten

Wie ernst man es mit der Qualität und ihrer Kontrolle nimmt,

Idee für ein Brillenmodell über die Produktentwicklung, die Kre-

belegt das Testlabor. Das Equipment ist auf dem neusten techni-

ation der Designs bis zur Fertigung der Prototypen und der auf-

schen Stand, die Maschinen wurden speziell für die Ansprüche

wendigen handwerklichen Herstellung werden die rund 50 Ein-

von Cartier entwickelt. Ohne entsprechenden Check geht keine

Fotos: Cartier

Auf unserem Rundgang begleiten mich Oliver Wriedt, Country

links: Symbolkräftig: La Panthère und das samtige Rot finden sich in der gesamten Marken- und Produktwelt von Cartier wieder oben: Funkelnde Traumkreationen. Mit Cartier zogen Uhrmacher- und Juwelierstradition in die Eyewear ein

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Luxus- Eyewear

Ein Highlight der Haute Couture ist das Aviatormodell, neu und edel interpretiert in der Kombination Massivgold und Straußenleder

Unsere Kunden erwarten French Quality made by hand!“ Apropos Kunden: Das Eingehen auf Kundenbedürfnisse ist eine der Leitmaximen des Goldschmiedemeisters. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Kunden seien von jeher die größte Herausforderung gewesen, betont Oliver Wriedt: „Sie suchen Individualität, erwarten etwas Außergewöhnliches, investieren in Qualität. Werte, die zu einhundert Prozent in unserer Marken-DNA liegen.“ Deshalb sollen Kunden auch Brille in den Markt. Bis zu 25 Teststufen in der Entwicklungs-

nicht nur mit einem Produkt bedient werden. Vielmehr liebte

phase sowie fortlaufende Qualitätskontrollen während des Her-

Louis Cartier es, ihnen Wünsche von den Augen abzulesen. Sie

stellungsprozesses durchläuft jedes Modell, darunter Mechanik-,

zu überraschen. Dazu gäbe es Beispiele, lächelt Wriedt und er-

Crash- und Klima- und Temperaturtest (die Überprüfung unter-

zählt, wie die Maison zu ihrer New Yorker Boutique kam. Auslö-

schiedlicher klimatischer Einflüsse auf die Fassungen). Unter-

ser: das Zusammentreffen mit einem New Yorker Millionär, der

sucht werden zudem die Resistenz der Fassungen gegen Schläge,

für seine Gattin nach etwas Besonderem suchte. Damals waren

Salzwasser, Schweiß und Abrasion sowie bei den Scharnieren

dies Diamanten. Darüber schien die Millionärsgattin nicht son-

Flexibilität und Widerstandskraft. Selbst unterschiedliche Trans-

derlich „amused“: „Everybody has diamonds! Surprise me!“ Also

portgegebenheiten zu Lande mit Trucks, per Schiff oder Flugzeug

überraschte Cartier sie mit einem kostbaren Perlenhalsband. Der

lassen sich via Computerprogramm simulieren. Bis hin zum Bag

Preis, ein Tausch gegen einen im Herzen Manhattens errichteten

test! Die Handtaschentauglichkeit ihrer Brille dürfte insbesonde-

Palazzo. Das noble Gebäude an der 5th Avenue, Cartier Square ge-

re weibliche Kundinnen interessieren.

nannt, gehört heute zu den Flaggschiffen der Maison.

Ausrichtung auf Kundenwünsche

Masterpieces aus den Kollektionen

Der erste Cartier, Louis Francois, gründete die Juweliersdynas-

Kostbare Einzelstücke, special Orders oder limited Editions in der

tie im Jahre 1847. Seitdem sind die Erfolgsingredienzien die

Premiumklasse (die Preise erreichen hier fünf- und sechsstellige

erstklassige Materialqualität, das Beste hinsichtlich Verarbei-

Summen), wie die anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Eye-

tung und die Qualifikation des Personals. Die meisten der rund

wear aufgelegten Aviator-Modelle in der Kombination Massiv-

250 Mitarbeiter kennen das traditionelle Brillenhandwerk aus

gold und Straußenleder, gehören zu den Highlights der Eyewear

dem Effeff und sind schon lange im Unternehmen. Neuzugänge

Haute Couture. Typische Ästhetik-Ikonen werden dabei immer

werden entsprechend geschult. Wie die Werkstattmitarbeiterin,

wieder neu interpretiert. So die Symbolfigur der Wildkatze, „La

der wir über die Schulter schauen. Sie absolviere eine einjährige

Panthère“, Spitzname von Jean Toussaint, weiblicher Freigeist,

Trainingseinheit erklärt Kibuanda: „Knowhowtransfer und Übung sind wichtig, vor allem im Hinblick auf die Ausbildung jüngerer Mitarbeiter, denn 75 Prozent des Manufakturprozesses sind eben noch Handarbeit.

Individualität. Außergewöhnliches. Qualität. Werte, die zu einhundert Prozent in der Marken-DNA liegen. OPTIC + V ISION 0 6 -2014


Luxus- Eyewear

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Von der ersten Skizze zum finalen Produkt: Jede Brillenkreation beginnt im Cartier Designstudio mit einem Entwurf in der Guachetechnik

mit einer ausgeprägten Persönlichkeit und außergewöhnlichem

reich eingerichtet, hermetisch abgeschirmt. Der Zugang erinnert

Stil. Toussaint entwarf ab 1918 zunächst die Accessoires, ab 1920

an Fort Knox, die Kathedrale des Goldes. Nur ausgewählte Mitar-

auch die Schmuckkollektionen für Cartier. Eine weitere Cartier-

beiter dürfen diesen Bereich betreten, denn die Verarbeitung des

Ikone ist der Trinity-Ring – drei Ringe, drei Goldtöne, Rot-, Gelb-

Rohmaterials und der Weg bis zum fertigen Brillenkunstwerk

und Weißgold, ineinander verschlungen. Für seinen Freund Al-

unterliegen strengster Geheimhaltung. Kibuanda: „Das ist Teil

berto Santos Dumont, einen brasilianischen Flugpionier, kreierte

unseres Knowhows, das wir natürlich nicht preisgeben, denn es

er 1904 die erste für Luftfahrtzwecke geeignete Armbanduhr, Mo-

ist sehr schwierig, Gold zu verarbeiten.“ Die Abschlussworte die-

dell Santos. Ihre Kennzeichen sind das markante rechteckige Pro-

ser Werksbesichtigung gehören Manufakturdirektor Dominique

fil und die sichtbaren Schrauben, die nach genauen Richtlinien

Poloni. Danach hat mich die Welt jenseits von Gold und Glanz

positioniert werden – ein Ästhetik-Element, das auch im Brillen-

wieder. Doch der Schein wirkt nach. Denn wie sagen die Brillen-

design aufgegriffen wird.

macher bei Cartier: Wie die Augen das Fenster zur Seele sind, ist Cartier Eyewear das Fenster zur Marke.

Cartier gehörte zu den ersten Herstellern, die eine einfache Brille in ein Schmuckstück verwandelten; die die Brille als Luxusgut, als ein Statement für Qualität und Individualität verstehen. Ihre Fachhandelspartner sollten diese Philosophie teilen, erläutert Oliver Wriedt. Neue Kollektionslinien erschließen zudem neue Verbrauchersegmente, sprechen ein jüngeres Publikum zwischen 30 und 40 Jahren an. Im letzten Jahr wurde die Lady-Collection aus Acetat eingeführt. Zur Silmo lancierte Cartier 23 neue Modelle, sowohl Sonnen- als auch Korrektionsfassungen – nicht wenige, bedenkt man, dass die Entwicklung eines neuen Modells einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren in Anspruch nimmt. Anfang der Neunziger Jahre begann man mit Materialkombinationen zu arbeiten, Fassungen in Metall, die Bügel in Acetat. 2001 kam Titanium hinzu, 2004 Massivgoldbrillen. In der Manufaktur wurde speziell für die Herstellung der Goldbrillen ein eigener Be-

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Shooting Kids + Juniors

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Ein traumhafter Herbsttag! Strahlend blauer Himmel, Sonne, wunderschönes weiches Licht. Genau die Atmosphäre, um mit unserer „Rasselbande“ die Abenteuer der „kleinen Strolche“ zu inszenieren. Die beliebte amerikanische Kinder-Comedy-Serie diente als Inspiration. Kinder, die wie Kinder agieren und dabei gründlich die Welt der Großen durcheinanderrütteln. Unsere sympathischen Strolche heißen Aurora, Gioia, Zoe, Thiaba, Luca, Ivan, Isaia, Alioune, Maddalena, Iolanda, Davide und Enrico. Bei der Brillenauswahl hatten unsere Kids großen Spaß. Nach dem Brillen-Casting im Studio war kein Halten mehr … „Auf ins Abenteuer!“ Wir wünschen Ihnen viel Freude an unseren kleinen Strolchen und einer Auswahl an Neuheiten aus den Kollektionen für Kinder und Jugendliche: Korrektionsbrillen, Sonnenbrillen, kindgerechte Fassungen, neueste Farben und Designs. OPTIC + VISION 0 6 -2014


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Shooting Kids + Juniors

TOM tailor

Boys & Girls, auf ins Abenteuer! Thiaba und Ivan machen sich auf den Weg. OPTIC + VISION 0 6 -2014 Sie tragen Korrektionsfassungen der Marke Tom Tailor von Visibilia.


Shooting Kids + Juniors

JULBO

Luca spielt am liebsten mit seinem Hund Ciccio. Die sportliche Sonnenbrille, Modell Reach von Julbo, macht alles mit!

Tete A lunettes

O P T I C + V I S I O N Maddalena 0 6 - 2 0 1 4hat sich sofort in diese sehr schicke M채dchenfassung der Pariser Designerin Caroline Abram verliebt.

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Shooting Kids + Juniors

ESPRIT

Mit Musik geht alles besser! Unser Kinderquartett sorgt für gute Laune. OPTIC + VISION 0 6 -2014 Isaia wählt einen coolen Piloten-Style, für Gioia muss die Sonnenbrille groß und farbig sein.


Shooting Kids + Juniors

ESPRIT

Zoe tr채gt ein Sonnenbrillenmodell in einem frischen Pastellton und Aurora ein softes OPTIC + VISION 0 6 -2014 Wrap-around-Modell. Alle Sonnenbrillen sind aus der Esprit-Kinderkollektion von Charmant.

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Shooting Kids + Juniors

LACOSTE

Ab geht die Post! Alioune entschied sich für diese Korrektionsbrille in einem kräftigen Grünton der Marke Lacoste von Marchon.

PRICON

Spürbarer Komfort: Für Wirbelwind Iolanda muss die Kinderbrille farbig OPTIC + VISION 0 6 -2014 und komfortabel sein. Sie wählt das Modell “Aktiv Sport 5” des Herstellers Pricon.


Shooting Kids + Juniors

LAFONT

Unser Sonnenschein Aurora findet das zart gemusterte OPTIC + VISION 0 6 -2014 Brillenmodell Malo der Marke Lafont hinreiĂ&#x;end.

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Shooting Kids + Juniors

Bei diesem Shooting ging es für unser Fototeam und die Kids auf eine Zeitreise zurück in die 20er und 30er Jahre. Mit den neuesten Brillenmodellen erlebten unsere „kleinen Strolche“ Abenteuer wie ihre frechen Vorbilder. Und hatten ihren Spaß! Die Hersteller hingegen fragten wir nach ihrem aktuellen Angebot, nach Designs, Formen, Materialien und Farben. Julbo setzt bei den unterschiedlichen Brillenmodellen auf kräftige Farben. Das Design ist von Erwachsenenmodellen inspiriert. Materialien wählt man mit Bedacht nach dem jeweiligen Alter und der Produkttypologie: So sind Brillen für die Kleinsten deutlich weicher als Fassungen für Teenager. Esprit wählt für seine bequemen, gut sitzenden Modelle klassische Formen wie das „Wrap-around“- oder das Piloten-Profil. Mit poppigen oder bonbonfarbenen, lebhaften Grafiken, Colour-Blocking-Elementen und dynamischen Streifendesigns werden diese neu interpretiert. Ein Schwerpunkt der Kinderkollektion von Pricon sind schulsporttaugliche Fassungen, bruchsichere Brillen aus Kunststoff, die groß genug sind, damit sie einen Aufprall abfedern. Die Kollektion von Lafont ist sowohl technisch kindgerecht ausgerichtet, als auch modern, kreativ und farbenfroh. Acetat ist das am häufigsten verwendete Material, bei bestimmten Modellen kommt auch Edelstahl zum Einsatz. Die prädestinierte Form für kleinere Kinder sind ovale Brillen, für die älteren stehen Retro-, Karre- oder Cat-Eye-Fassungen zur

Wahl. Caroline Abrams Kollektion für Kinder, jüngst in Paris mit dem Silmo D`Or ausgezeichnet, wurde inspiriert von der Frage ihrer Optikerkunden: Haben Sie dieses Modell auch für Kinder? So entstand ihre Kinderlinie Tête à Lunettes mit kräftigen und modischen Farben und durchscheinenden Acetaten. Die Marke Lacoste setzt beim Material auf Nylon Grilamid TR90, das mittels 3D-Injektionsdruck hergestellt wird. So erhalten die Modelle nicht nur ein Formgedächtnis, sondern sind besonders leicht, bruchsicher und hundertprozentig hypoallergen. Die Brillen für Teens leuchten im Dunkeln, da die Fassungen das Sonnenlicht absorbieren. In der Kollektion von Tom Tailor dominieren Themen die sich auch in der Erwachsenenwelt wiederfinden - moderne sportive Scheibenformen, aber auch aktualisierte Retrostyles. Im Vordergrund stehen Passform, Funktionalität und Alltagstauglichkeit der Brillen ... vor allem aber sollen sie richtig cool sein! Kinder sind Zukunft! Dafür zu sorgen, dass ein Kind mit seiner Brille besser sieht, sich besser fühlt, ist nicht nur eine Frage der Mode und des Geschäfts. Das Angebot im Segment der Kinderbrillen ist sicher gewachsen, wird von Herstellern und Augenoptikern bedient. Aber sind Angebot und Aufklärung, beispielsweise zum UV-Schutz bei Kindern oder zu speziellen Brillen für den Sport ausreichend? Mit diesen Fragen wird sich OPTIC+VISION in Zukunft noch intensiver beschäftigen.

Fotoproduktion: Federico Talozzi - Art Direction und Text: Angela Mrositzki - Layout: Factorysnc.com, Italien

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Silmo 2014

Fotos: Angela Mrositzki

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PA R I S e x p l o s i v ! Wer im September die Silmo besuchte, erlebte viel kreative Energie. Die Messe und ihre begleitenden Veranstaltungen und Workshops wie die Silmo Academy, sowie die Präsentation innovativer Produkte und Kollektionen mit der Ausstellung „Happy Color“, sorgten für eine Explosion von Fachinformation, Ideen und Farben. 150 der 900 Aussteller zeigten sich zum ersten Mal auf der Silmo, deren Internationalität Aussteller und Besucher immer wieder nach Paris zieht.

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Silmo 2014

W

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ir wissen es eigentlich schon vorher! Wie zumeist in den

Ein Messehighlight war, wie in jedem Jahr, die Verleihung der Sil-

letzten Jahren begann auch diese Silmo auf Grund eines

mo D`Or-Auszeichnungen. Die Location diesmal der legendäre

Streiks der Air France-Piloten mit Anreiseschwierigkeiten. Inzwi-

Konzertsaal, Varieté- und Musicaltheater Folies Bergère. Wo 1907

schen aber sind Aussteller und Besucher flexibel im Improvisie-

Charles Chaplin gastierte und 1926 Joséphine Baker ihren auf-

ren und finden ihren Weg nach Paris. So konnten die Messeveran-

regenden Bananentanz hinlegte, wurden in diesem Jahr die Ge-

stalter nach Toresschluss mit 33.300 Besuchern und einer stabilen

winner in den acht Kategorien auf der Bühne geehrt – umrahmt

Publikumsfrequenz durchaus zufrieden sein. Mit einem hohen

von unterhaltsamen Showeinlagen. Nachdem der Vorhang der

Anteil an ausländischen Gästen (56%) unterstreicht die Messe

Silmo 2014 gefallen ist, die Messe ausgewertet und das Resümee

einmal mehr ihre internationale Attraktivität.

gezogen ist, denken die Veranstalter bereits weiter: Für 2015 kündigten sie bereits ein spannendes Projekt an. Zusammen mit der

Doch einmal abgesehen von den offiziellen Besucherzahlen, ist

Mailänder Mido sei beim Marktforschungsinstitut GfK ein Wirt-

ein Branchenevent wie dieses aus der Sicht eines jeden Ausstel-

schaftsbarometer für den Bereich Augenoptik und Brillenhandel

lers, eines jeden Optikers zu bewerten. Diese Bewertung kann

in Europa in Auftrag gegeben worden. Erste Ergebnisse sollen im

sehr unterschiedlich ausfallen. Nicht wenige Aussteller, mit de-

März 2015 vorliegen. Eines ist sicher: Der Markt ist in Bewegung.

nen OPTIC+VISION sprach, waren durchweg zufrieden. Andere

Gewachsene wie gestandene Firmen und junge Start-up-Unter-

wünschten sich insgesamt mehr Frequenz – und mehr Besucher

nehmen nehmen ihre Chance auf den Messen wahr und wuchern

am Stand. Der Fokus liegt dabei nicht allein auf Order und Ver-

mit einem wichtigen Pfund: Neuheiten, Überraschungen, Inno-

kauf. Viele Aussteller nutzen die Messe ebenso zum Informa-

vationen. Dieses sollten auch die Branchenmessen selbst in die

tions- und Ideenaustausch, nicht zuletzt mit potenziellen Ge-

Waagschale werfen: neue Konzepte denken, mit neuer kreativer

schäftspartnern. Fachmessen heute bedeuten nicht nur business

Kraft in die nächste Edition gehen.

as usual, sondern bieten den Unternehmen eine Plattform, auf der Ideen und Projekte für die Zukunft reifen können. Darum begrü-

In diesem Sinne freuen wir uns auf ein Wiedersehen in Paris zur

ßen viele Aussteller die Qualität der Kontakte auf internationalen

Silmo 2015, die vom 25. bis 28. September stattfinden wird. A

Fachmessen wie Silmo, Mido und Opti.

bientôt à Paris Villepinte!

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Vorschau Mido

Interview + Foto: Angela Mrositzki

Mut zu Neuerungen Interview + Foto: Angela Mrositzki

In Paris zeigte sich die Mido proaktiv, mit eigenem Stand und gemeinsamer Pressekonferenz mit der Silmo, auf der Präsident Cirillo Marcolin Neuerungen vorstellte. Für die vom 28. Februar bis 2. März 2015 stattfindende Mailänder Messe feilt man an der Optimierung und Zukunftsausrichtung des Konzeptes. Über eigene Analysen hinaus wurde ein Experte der Mailänder Wirtschaftsuniversität Bocconi hinzugezogen.

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Vorschau Mido

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Foto links: Mido-Präsident Cirillo Marcolin stellte zur Silmo

und eingeladen, denn sie dürfen bisher noch nicht auf der Mido

konzeptionelle Neuerungen für 2015 vor

präsent gewesen sein. Wird der Messesatellit „Out of Mido“ weitergeführt? Im kommenden Jahr wird es die dritte Edition des „fuorisalone“, dieser Satellitenveranstaltung geben, der Termin ist vom 13. bis

Cirillo Marcolin, die Mido sendet schon früh Signale für 2015 aus.

19. April 2015. Teilnehmen können Designfirmen, Brillenher-

Was haben Sie in der Pipeline?

steller, die sich auf Nischen konzentrieren und die als Aussteller

Zunächst unsere brandneue Werbekampagne, mit neuen Inhal-

auf der Mido waren. Nach einer etwas verhaltenen ersten Veran-

ten und Images, einem neu gestalteten Logo. Die Kampagne lebt

staltung war die diesjährige Edition sehr gut besucht. Aber auch

von ungewöhnlichen Bildern, die das Produkt Brille bewusst in

hier haben wir das Format optimiert, mehr den Erwartungen der

den Kontext von Mode und Ästhetik stellen. Die Sujets visuali-

Aussteller und Besucher angepasst. Und wir haben den Namen

sieren kreativ und innovativ das Konzept der Ästhetik der Schön-

geändert, es heißt jetzt nicht mehr „Out of Mido“, sondern „See

heit. Gleichzeitig spannen sie einen Bogen zur Geschichte und

with Mido“. Damit verlinken wir dieses Event noch stärker mit

zeigen eine Vision der Zukunft. Die Kampagnenfotos entstanden

der Hauptmesse.

in besonderen Locations mit dem Anspruch, wesentliche Qualitäten hervorzuheben, die mit „made in Italy“ assoziiert werden.

Sie haben noch etwas auf dem Herzen … Ja, ein Punkt, der mir ganz besonders wichtig ist. Er betrifft die Zu-

Wird da ein neues Kapitel aufgeschlagen?

sammenarbeit mit der Silmo. Da streben wir für die Zukunft ge-

Unser Mido-Leitmotto befasst sich mit „Evolution“. Das neue

meinsame Aktivitäten an, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der

Logo und die Kampagne lassen Spielraum für unterschiedliche

Tatsache, dass uns heutzutage nur ein „Win-Win-Konzept“ wirk-

Interpretationen.

lich voranbringt. Natürlich befinden sich Messen im Wettbewerb miteinander. Rational gedacht aber ergibt eine Konkurrenzsitua-

Kommen wir zu den Neuerungen …

tion wenig Sinn, die uns am Ende in Gewinner und Verlierer teilt.

Da wäre als erstes der Umzug in die Hallen 1 bis 7 am Ostein-

Vor allem, weil die Klientel ja die gleiche ist. Deshalb saß der Prä-

gang, in unmittelbarer Nähe zur Metrostation zu erwähnen. Als

sident der Silmo, Philippe Lafont, heute bei der Presskonferenz

wir die Messe vom Mai in den März vorzogen, hatten wir diese

an meiner Seite. Er war unser Gast – genaugenommen jedoch

Option vorübergehend verloren. Wir haben neu verhandelt und

sind wir hier Gäste auf „seiner“ Veranstaltung. Lafont bestätigte

ab 2015 gehen wir zurück. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das

die Partnerschaft zwischen unseren Messen. Nur über eine gute

Ausstellungslayout, das wir in allen Pavillons angleichen und

Zusammenarbeit können wir Dinge bewegen und die Unterneh-

standardisieren werden. Das Hallenlayout für alle Produktkate-

men der europäischen Augenoptik und der Brillenbranche mit

gorien wird fortan einer einheitlichen Logik folgen, was für das

kontinuierlichen und profunden Analysen zum Marktgeschehen

Publikum mehr Übersicht bringt und den Besuch erleichtert.

versorgen. Deshalb werden Silmo und Mido zukünftig halbjähr-

Eine weitere Neuerung ist unsere Ausschreibung „best store“. In

lich einen Wirtschaftsreport für den Bereich Augenoptik und

diesem Jahr gab es schon die Auszeichnung „best stand“. An die-

Brillenhandel in Europa in Auftrag geben. Erste Ergebnisse wer-

sem Wettbewerb können Optiker aus der ganzen Welt teilneh-

den im März 2015 vorliegen, die darauffolgenden zur Silmo im

men. Mit dem „best store“ wollen wir den Optikern unseren Re-

September 2015.

spekt zollen, denn neben der Industrie ist ja in allererster Linie der Fachhandel ein Botschafter der Branche. Es sind die Optiker,

Und konkret für den März 2015, wie sieht Ihre Prognose aus?

die die Produkte mit Passion zum Verbraucher bringen. Über

Es gibt eine ganze Reihe von neuen Antragstellern, von den be-

diese Neuerungen hinaus bleiben die bewährten Formate beste-

reits bestätigten Unternehmen liegen Anfragen nach größeren

hen: Mido Tech mit Raum für neueste Produktionstechnologi-

Standflächen vor. Insgesamt also eine positive Entwicklung für

en; der Mido Fashion District – eine Plattform speziell für große

2015. An die 150 Newcomer sind ja allein hier bei der Silmo prä-

und auch junge Unternehmen, die mit ihrem Portfolio Eyewear

sent, wie ihr Präsident bestätigte. Philippe Lafont und ich sind uns

und Mode repräsentieren. Und natürlich das Design Lab: 3000

in einem einig: Branchenveranstaltungen wie die Silmo und die

Quadratmeter stehen hier der Zukunft zur Disposition, Avant-

Mido werden auch künftig bestehen bleiben. Beide haben ihre,

gardelabels, Trendsettern und aktuellen Tendenzen in der Eye-

wenn auch sehr unterschiedliche Historie. Unabhängig von der

wear. Zudem wird es eine Novität im Design Lab geben: Den

Vergangenheit richtet sich unser Blick jetzt auf die Zukunft. Da

Bereich Design Academy, der Newcomern unter den jungen De-

werden die Messen sich natürlich erneuern müssen, um ihren

signern gewidmet ist. In Krisenzeiten ist nichts wichtiger und

Part zum Branchengeschehen beizutragen

wertvoller als neue, unverbrauchte Ideen. Junge Designtalente können uns ansprechen, sie werden aber von uns ausgesucht

Cirillo Marcolin, danke für das Gespräch.

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Firmenjubiläum

Schau mir in die

Augen …

Interview: Angela Mrositzki

Axel S. hat Freude an der Brille! An Design und Farbvielfalt. Im 40. Jahr seit Bestehen des Unternehmens präsentiert sich die Kollektion vielfältig und ausgefallen, tragbar für unterschiedlichste Persönlichkeiten, für Menschen und Charaktere jeden Alters. Auf der Silmo sprachen OPTIC+VISION Redakteurin Angela Mrositzki und Geschäftsführer Alexander Uebele über gestern, heute, morgen. As time goes by …

S

eit 40 Jahren ist Axel S. auf der Silmo präsent, ebenso wie auf der

Wann sind Sie in das Unternehmen eingestiegen? Das war 2008.

Opti und den Messen in New York und Las Vegas. Zur Philoso-

Wir kannten uns privat, weil wir nahe beieinander wohnten. Mit

phie des Unternehmens aus Löffingen gehören ein anspruchsvol-

Brille hatte ich vorher nichts zu tun. Ich hatte Betriebswirtschaft

les Design und höchste Qualität. Unabhängigkeit. Andersartigkeit.

studiert, bin Kaufmann. Mein Vater war Architekt, von daher

Handwerksarbeit. Fantasie. „Unsere Kunden kaufen keinen Na-

rührt meine Affinität zur Ästhetik und mein Interesse an De-

men. Sie kaufen Design, sie kaufen einen Look, das Feeling“, sieht

sign. Wie das Leben so spielt, wollte ich mich damals verändern.

Geschäftsführer Alexander Uebele die Begründung für den Erfolg

Smidt selbst hatte eine Tochter, die sich aber beruflich anders

und das langjährige Bestehen des Traditionsunternehmens.

orientierte. Von daher stand das Nachfolgethema im Raum. 2008 habe ich das Unternehmen übernommen. Der Firmensitz ist bis

Herr Uebele, Axel S. zählt zu den Pionieren der deutschen Brillen-

heute der gleiche geblieben und auch die Mitarbeiter sind noch

hersteller … Das kann man sicher ohne Übertreibung behaupten.

dieselben.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1974 von Axel Smidt, einem der Väter der modeorientierten deutschen Augen-

War es für Sie damals ein Sprung ins kalte Wasser? Ich habs ein-

optik. Mit handwerklichem Know-how und feinem Gespür für

fach gewagt. Mich faszinierte und motivierte, wie er die Firma leb-

aktuelle Trends hat er die Marke aufgebaut. Weg von der unmodi-

te, wie er sie gestaltete und ausrichtete. Mit gerade einmal sechs

schen Kassenbrille gestaltete er mit viel Phantasie und Mut zum

Mitarbeitern war das Unternehmen überschaubar und gut zu ma-

Außergewöhnlichen, setzte frische Akzente in der deutschen und

nagen. Aber natürlich war es für mich ein Risiko, nicht zuletzt von

internationalen Brillenmode.

der Finanzierung her.

OPTIC + V ISION 0 6 -2014

Fotos: Axel S.

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Firmenjubiläum

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Foto links: Der typische Kunde der Schwarzwälder Brillenmacher ist zwischen 30 und 70 Jahre alt, vorherrschend weiblich und legt Wert auf modische Formen und trendige Farben Foto rechts: Axel S. Geschäftsführer Alexander Uebele

Die Branche hat sich verändert, die Goliaths werden immer größer. Sie sind gewollt der kleine David geblieben. Was hat man da für ein Bauchgefühl, wenn man an die Zukunft denkt? Es gibt doch immer noch sehr viele kleine Unternehmen. Firmen kommen und verschwinden, ich sehe in den Fusionen der Großen nicht ein unmittelbares Problem oder eine Gefahr für uns. Man muss aber seine Philosophie umsetzen und mit aller Konsequenz weiterführen. Wir bedienen eine klar definierte Nische. Das Wichtigste ist, dass unsere Kunden wissen, wie wir unsere Brillen machen.

Sehen Sie für Ihr Unternehmen noch Wachstumspotenzial? Im Markt herrscht ein reiner Verdrängungswettbewerb. Wachstum

Wo sehen Sie Ihre Kollektionen – näher bei der Mode oder mehr

kann nur erreicht werden, indem man etwas zurückerobert. Wach-

beim Design? Beides setzt zunächst einmal Gestaltung voraus.

sen im Ausland, natürlich, aber auch die Auslandsmärkte sind der-

Wir versuchen weiterzuentwickeln, was uns ausmacht. Das sind

zeit nicht einfach. Der Optiker reduziert eher die Kollektionen, er

in erster Linie die modische Gestaltung und unsere Farbkonzep-

wählt mehr aus. Er muss durch Hardfacts wie Qualität überzeugen.

te. Trends zu setzen ist nicht unser Ziel, aber wir schauen natür-

Da können wir mithalten. Wir werden nur keine Story kreieren,

lich schon auf die aktuellen Tendenzen. Bestimmte Extravagan-

die nicht stimmt. Junge Firmen hauen auf den Putz, da entwickelt

zen können wir nicht machen, weil sie nicht zur Marke passen

sich ein Hype, entsteht ein Sog, wir älteren Unternehmen laufen

und die Kunden sie nicht akzeptieren würden. Das mag auf den

Gefahr, überrannt zu werden, von diesen jungen wilden Truppen.

ersten Blick eingrenzend sein. Wir brechen aber immer wieder

Ich möchte mein Unternehmen überschaubar und effizient halten.

aus, denken weiter, was können wir noch wagen, was anders ma-

Ich bin bodenständig und strecke mich eher langsam als zu schnell,

chen. Ein Beispiel ist die Kooperation mit einem Newcomer wie

backe lieber kleinere Brötchen. Ich setze auf überschaubare Koope-

der Marke Edelweiss. Holzbrillen sind ja absolut gefragt. Das ist

rationen, denn man muss zusammenpassen. Wir sind klein, doch

derzeit unsere zweite Marke für den deutschen Markt. Vielleicht

ausreichend aufgestellt, aber auch offen für Synergien und Dinge,

nehmen wir in der Zukunft noch weitere dazu, denn heutzutage

die sich vielleicht mit Partnern ergeben. International würde ich

mit nur einer Marke zu existieren ist nicht einfach.

unsere Präsenz gern ausbauen, Südamerika ist noch ein interessanter Markt. Unser Kerngeschäft konzentriert sich auf Zentraleuropa,

Wie gehen Sie an das Design? Meist intuitiv. Wir schauen, was es

hier ist es leichter zu expandieren. Der Hauptfokus liegt auf dem

schon gibt, entwickeln Farbideen und Farbkombinationen weiter.

deutschen Markt, auch die Produktion der Acetatbrillen erfolgt

Ich bin nicht der Techniker, ich komme rein über das Gestalterische.

übrigens in Deutschland. Es läuft schon viel, aber es könnte noch mehr sein. Persönlich möchte ich meine Freiheiten wahren. Neben

Jedenfalls geht es in Ihrer Kollektion sehr farbig zu … Stimmt,

dem Job, neben der Verantwortung für meine Familie, das Unter-

dunkle Töne gehen bei uns nicht. Wir setzen auf frische und le-

nehmen, die Mitarbeiter habe ich auch noch andere Interessen. Ar-

bendige Farbspielereien. Diese Kreativität bei den Farben wird

beit ist eben nicht das ganze Leben.

unmittelbar mit Axel S. assoziiert. Ich lote immer aus, was da noch möglich ist. Das ist für mich ein Lernprozess. Aber natürlich muss

Wie führen Sie Ihr Unternehmen? Recht offen, ich möchte natür-

man immer wieder etwas Neues zeigen.

lich alles mitkriegen, bin auch überall involviert, muss mich um alles kümmern. Dadurch bin ich so etwas wie der Flaschenhals

Wie ist die Marke heute positioniert? Wir gehören zu den Mar-

eines Kleinstunternehmens.

ken, die keine große Marketingschau aufziehen. Bei uns spricht das Produkt für sich. Für Vermarktungsschau und Inszenierung

Denken Sie daran, wie es später einmal mit Axel S. weitergeht?

bin ich auch nicht der Typ – andererseits wäre da sicherlich noch

Dafür bin ich noch zu jung. Ich habe derzeit so viele Alltagsdin-

Potenzial im Marketing, in der Kommunikation. Axel S. ist ja

ge, die mich beschäftigen. Zudem gibt es viele Themen, die alle in

konstant immer ein kleines Unternehmen geblieben. Trotz des

dieser Branche betreffen. Gemeinsam Lösungen zu finden, darin

stolzen Firmenalters. Ich denke, man kann unser Unternehmen

sehe ich die Herausforderung.

schlecht mit anderen vergleichen. Wir sind ein Anbieter von vielen und versuchen, unser Konzept umzusetzen.

Alexander Uebele, danke für das Gespräch.

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Kollek tionen + Konzep te

LUXOTTICA Icons! Ihr Status ist der von Kultbrillen. Ihr Design überdauert alle Mo-

„Reinvention“ ist das Leitthema der Ray Ban-Ikonen Aviator,

den. Ihr Stil ist unverkennbar Retro. Interessant durch Upgrades

Wayfarer, Clubmaster, in der Symbiose zwischen coolem Design,

mit innovativen Materialien, mit futuristischen Designelementen

Funktion und Qualität. Liteforce, das in der Luft- und Raumfahrt

und technischen Features, mit modifizierten Formen und neuen

verwendet wird, ist für zwei neue sportliche Ray-Ban Modelle das

Farbnuancen. In seinen Kollektionen zeigt Brillenhersteller Luxot-

Basismaterial. Die Aviator entstand in Anlehnung an die Light

tica auf dem Münchner Press Day kreative Interpretationen.

Ray-Technologie, bei der eine Titanlegierung mit patentiertem Scharnier ohne Schrauben und Verschweißungen zur Anwen-

Highlight zum Auftakt: Fassungs- und Sonnenbrillen-Styles von

dung kommt. Der Hingucker: das extrem flache, superleichte Ny-

Giorgo Armani. Zwar revolutioniert der Designer seine Mode,

lonmaterial der neuen Modelle und die intensiven Flash-Farben

doch er verändert sanft, zurückhaltend. Charakteristisch sind die

der verspiegelten Gläser. Ein absolutes Highlight ist die Evoluti-

klassischen Pantos-Modelle mit cleanen, rigorosen Linien für Her-

on der Wayfarer in purem Denim. Komplett aus mehreren, durch

ren und die runden Profile, sowie elegante Cat-Eye-Formen mit

einen Harzkleber verbundene Schichten Jeansstoff hergestellt,

fließenden weichen Konturen für die Damen. Immer wieder setzt

verhält sich die Brille in der Behandlung, Anpassung und Ver-

Armani couragierte Fashionakzente. Beispielsweise mit außerge-

glasbarkeit wie eine Acetat-Fassung. Im Querschnitt und in der

wöhnlichen Materialien wie edlem Schwarznuss-Holz oder elegan-

Draufsicht ein supermodernes Design, allergiefrei vom Material

tem zartgrauen Flanell, das in seinen Herbst-Winter-Modekollekti-

her und immer authentisch Ray Ban: never hide!

on 2014/15 dominiert. Nicht nur seine Models kleidet er in Flanell, auch die Fassungen zeigen einen innovativen Look, jung und tren-

Follow Fashion! ist das Motto der Marke Vogue. Kreativen Input

dig aufgepeppt durch Gläser in Lindgrün oder Dunkelgrau.

zu Materialien, Texturen, Farbkonzepten kommen von den Fashion-Catwalks. Dekor wird sehr verhalten eingesetzt. So wie bei

Modedesignerin Miuccia Prada antizipiert Modetrends mit Mut

den „Stardust-Modellen“ mit leichtem Glamour- und Glittereffekt

zum Unkonventionellen - wie mit der progressiven Luxusin-

oder Mosaikmustern auf den Bügelinnenseiten. Klassischer italie-

terpretation von Nieten. Die Damenkollektion Herbst/Winter

nischer Vintagestyle prägt von jeher die Persol-Fassungen. Ikonen

2014/2015 ist geprägt vom Retro-Flair und spannungsreichen

wie die Modelle 649 oder die 714 bewahren ihre zeitlose Eleganz

Kontrasten durch strenge Linien und kreative Details, geome-

gepaart mit fortschrittlicher Technik. Die Icon-Evolution kommt

trische Formen, mutige Volumen und markante Fassungen im

jetzt mit schmalen Rahmen, mit einer reduzierten Präsenz im Ge-

XXL-Format. Aus der Fashion Show ist das Modell Prada Machi-

sicht. Ganz anders Dolce&Gabbana. Die Meister des Dolce Vita,

ne mit dem Leitthema „Perforation“. Die klar definierte Form mit

sizilianisch inspirierter, romantisch verspielter Mode mit Animal-

dem geschwungenen Brauenbogen aus durchbrochenem Metall

prints, Spitze und Blumen, bevorzugen ornamentale Verzierungen

betont feminine Coolness und Klasse. Die neue Prada Ornate Kol-

und üppigen Barockschmuck. Ihre Icon: „Enchanted Beauties“, eine

lektion hingegen krönen glamouröse Ornamente wie Metallver-

limited Luxus-Edition, eine Meisterleistung kunstvoller Phantasie

zierungen. Sinnlich, modern, avantgardistisch, zum Teil provo-

und handwerklicher Geschicklichkeit. Auf der Oversize-Fassung

kant sind die Kreationen aus Miuccia Pradas Miu Miu-Kollektion.

aus transparentem, rauchfarbenem Acetat florieren Blümchen aus

Die Eyewear-Vision für Frauen mit einer starken Persönlichkeit.

Swarovski-Kristallen gepaart mit zauberhaften Kreaturen.

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Fotos: Angela Mrositzki

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Foto: Angela Mrositzki

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C A RO L I N E A B R A M PA R I S Silmo D'Or Kinderbrillen Den diesjährigen Silmo d'Or für exzellente Kinderbrillen erhielt die

mag es nicht, wenn meine Kinder Markenlogos im Gesicht tragen.

französische Brillendesignerin Caroline Abram. Mit dieser Aus-

Ich ziehe ein cleanes, schönes Design vor und mag nicht, wenn Kin-

zeichnung hätte sie nicht gerechnet, sagt die junge Pariser Optike-

der mit ihrer Mode oder Accessoires schon wie Erwachsene ausse-

rin am Tag nach der Preisverleihung, als wir sie um ein Statement

hen. Aber Farbe, ja, die ist wichtig, für beide, die Kinder, aber auch

bitten. Caroline Abram wird erstmals auf der Opti 2015 mit ihrer

die Eltern, die die Brille kaufen. Farbe bringt Freude.“

Kollektion präsent sein. Anzeige

Die Kinderbrillenkollektion gebe es noch nicht einmal seit einem Jahr. Die Prototypen erhielt sie erst kurz vor der Silmo 2013, die erste Auslieferung an Optiker erfolgte im Februar 2014. „Es ist wirklich ein sehr junges Produkt. Natürlich bin ich sehr glücklich und sehr dankbar, dass wir jetzt diesen Silmo Award bekommen haben. Es ist das beste Marketing, das ich mir vorstellen kann.“ Die Idee zu der Kinderkollektion sei durch das Interesse von Kundenseite geboren, sagt Caroline, die für das Design verantwortlich ist „Sie mögen meine sehr farbigen und spielerischen Brillendesigns für Erwachsene.“ ‚Du solltest das auch für Kinder machen‘ sei sie ermutigt worden. „Die Arbeit ist jetzt natürlich sehr viel mehr, ein neues Abenteuer!" Treibende Kraft hinter der Entscheidung sei ihre Mutter gewesen, sagt Caroline Abram. „Sie hilft mir, indem sie mich zu Entscheidungen motiviert.“ Ihre Mutter führte diverse Geschäfte, davon eines spezialisiert auf Kinderbrillen. Sie hätten als erste die Kollektion verkauft und bei ihren Kunden getestet. „Das ist für uns eine gute Möglichkeit, unsere Produkte oder auch den Kundenservice auf die Probe zu stellen.“ Mutter und Tochter haben ihre Vorstellungen, „aber am Ende kommen wir immer zu einer Übereinstimmung.“ Jener Moment auf der Bühne, als der Name Caroline Abram, Winner in the Kids Eyewear Category fiel, war emotional: „Nicht ganz leicht für mich, denn ich bin sehr scheu, ich spreche nicht so gern vor Publikum.“ Aber alles ging so schnell, dass sie kaum Zeit hatte, darüber nachzudenken. Kinderbrillen nimmt Caroline Abram sehr ernst. Sie habe selbst zwei Jungen, weiß, was dem Geschmack der Kinder entspricht. „Ich


Kollek tionen + Konzep te

Foto: Angela Mrositzki

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CLAIRE GOLDSMITH & ORGREEN Gemeinsame Werte Claire Goldsmith – mit ihrer Eigen- sowie der Traditionsmarke

sign, setzen auf Qualität, machen unsere Arbeit passioniert. Werte,

Oliver Goldsmith Sonnenbrillen – und das dänische Label Orgreen

die man nicht mit Geld kaufen kann. Man muss sie leben.“

sind Designer-Brands unterschiedlicher Herkunft und Historie. Zur Silmo kündigten sie ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit

Sicher: Ihre Unternehmen sind grundverschieden, die Marken ste-

an. Eine interessante Perspektive, die zeigt: Nicht allein Konkur-

hen nicht in unmittelbarer Konkurrenz miteinander. Orgreen zählt

renz, auch Freundschaft belebt das Geschäft.

heute 26 Mitarbeiter im Kopenhagener Headquarter, unterhält Büros in Berlin und Japan. Claire Goldsmith hat fünf Mitarbeiter und

Auf der Silmo sprach OPTIC+VISION zu den Hintergründen mit

ein Office in Central London – ein kleines Team, aber sagt Henrik:

Claire Goldsmith und Henrik Orgreen. Während der letzten New

„Capeau!, was sie an Marketing und PR bewegen mit wenig Leuten,

Yorker Messe wurde die Idee geboren. Man tauschte Gedanken

mit minimalen Ressourcen, das beeindruckt mich.“ Eine engere

über die Zukunft aus. Henrik Orgreen: „Wir kennen uns schon lan-

Zusammenarbeit sei möglich, weil man sehr viel Respekt voreinan-

ge, die Chemie stimmt, das war inspirierend.“ Claire Goldsmith

der habe. Henrik Orgreen: „Vor allem Respekt vor dem historischen

hat das Familienbusiness in der vierten Generation übernommen

Wert der Marke OG. Ich meine es ehrlich, wenn ich sage, wir fühlen

– doch der Spirit Oliver Goldsmiths hat „gefühlt“ noch heute Ein-

uns geehrt und bereichert durch diese Partnerschaft.“ Er kann kaum

fluss auf seine Urenkelin: „Mir ist bewusst, dass ich zwei Brands

glauben, dass es Optiker gibt, die das Label Oliver Goldsmith nicht

mit großem Potenzial habe, Potenzial, das ich noch viel stärker ak-

kennen: „Come on! Für mich ist es die wichtigste Sonnenbrillen-

tivieren möchte.“ Marketing, Verkauf, Produktion – normalerweise

marke des letzten Jahrhunderts. Sie steht für Glanz und Glamour

geben Unternehmen nicht viel von ihren Strategien preis. Anders

der 1950er und 60er Jahre. Celebrities wie Grace Kelly, Audrey

Henrik Orgreen, dessen Rat als Freund nicht wertvoller sein könn-

Hepburn, Michael Caine, Peter Sellers und John Lennon trugen sie.“

te. „Er ist für mich der klassische Entrepreneur, das Unternehmen hat sich erfolgreich entwickelt. Ich sehe mich heute an dem Punkt,

Der Enthusiasmus, mit dem er an die Marken und die Partnerschaft

an dem er vor zehn Jahren stand“, so Claire Goldsmith.

glaubt, spornt Claire an. Nicht nur mit Worten: Let’s do it together! Was genau dies beinhaltet? „Es geht um mehr professionelles, qua-

In einem Jahrzehnt habe sich tatsächlich viel getan, heute ist Or-

litatives Wachstum. Dafür nutzen wir Synergien, schauen, wo man

green ein globales Brand, ergänzt er. „Zu Beginn waren wir voll-

sich gegenseitig unterstützen kann.“ Deshalb wird das Orgreen-

kommen neu in der Branche. Es läuft gut, weil wir immer offenen

Team Claire Goldsmith mit Strukturen, Organisation, Netzwerk-

Auges alle Herausforderungen annahmen.“ Aus Fehlern, die Zeit

kontakten und Produktionsknowhow supporten. Das wiederum

und Geld kosteten, hätten sie viel gelernt. Diese Erfahrungen seien,

schafft ihr mehr Zeit, sich um das Design, das Marketing, die Public

im wahrsten Sinne des Wortes, Gold wert und vielleicht könne der

Relations zu kümmern. Beim Design jedoch folgt jedes Brand sei-

eine oder andere Tipp Claire Goldsmith helfen, ihre Ziele schneller

ner DNA. Echte Marken seien „Storytellers“! Und es gebe so viele

und effizienter zu erreichen. Dazu tauscht man zwischen London

Geschichten zu erzählen, nicht nur um die Markenhistorie, sagen

und Kopenhagen Ideen und Strategien aus. Businessaspekte seien

sie unisono. Henrik: „Wir können zu allem Empfehlungen geben,

dabei nicht vorrangig. „Die Software ist der zwischenmenschlichen

vielleicht in die nach unserer Auffassung richtige Richtung weisen,

Kontakt. Das sind Dinge, die wir miteinander teilen: Wir lieben De-

die Entscheidungen aber trifft Claire. Sie ist das Herz der Marke!“

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Fotos: Maui Jim

Kollek tionen + Konzep te

MAUI JIM Art & Excellence Hawaii. Islands of Dreams! Der Farbreichtum der fantastischen

modernster Drucktechnik auf die Fassungen übertragen. Die „You

Pflanzen- und Tierwelt des Inselarchipels inspirierte den auf Ha-

Move Me“-Edition sieht zwei Formen vor, ein rundes Oversize-

waii lebenden Künstler Charlie Lyon zu einer außergewöhnlichen

Format sowie ein klassisches Brillendesign im Retrostil. In Europa

Limited Edition – der ersten Luxury-Kollektion mit Aloha-Spirit

werden die Modelle der limitierten Auflage nur bei rund 300 ausge-

von Sonnenbrillenhersteller Maui Jim.

wählten Fachgeschäften erhältlich sein.

Intensität und Dynamik der Bewegung sind ein Thema, mit dem

Eine wesentliche Besonderheit dieser Special Edition steckt in der

der Künstler Charlie Lyon sich malerisch auseinandersetzt. Zu

Kombination Art und Technik, die das Artwork des Künstlers mit

seinen bekanntesten hawaiianischen Bilderserien gehört ein Pal-

der für die Marke typischen polarisierenden Glastechnologie Po-

men-Zyklus: Palmen, die sich tanzend mit dem Wind beugen, vor

larizedPlus2 verbindet. Deren hohe Schutzqualität erhielt in die-

einem melodramatischen Himmel mit stürmisch dahinfliegenden

sem Jahr das Empfehlungssiegel der amerikanischen Skin Cancer

Wolken. Leben, Lebensstil und Kunst sind für ihn eins. In diesem

Foundation für nachhaltigen UV-Schutz – die von Maui Jim entwi-

Jahr begann die künstlerische Kooperation mit dem Designteam

ckelte Glasqualität eliminiert 99,9 Prozent gleißendes Lichts und

von Maui Jim. Die farbenfrohen exotischen Blumenmotive, die das

100 Prozent der schädlichen UVA- und UVB-Strahlung sowohl auf

Brillendesign beleben, sind Ausdruck und Evokation des Aloha-

der Innen- als auch auf der Außenfläche der Sonnenbrillengläser.

Spirits und des hawaiianischen Lebensgefühls. Gewohnt sich auf

„Save sun protection“, sicherer Sonnenschutz sei noch immer die

großformatigen Leinwänden auszudrücken, erforderte die Umset-

beste Abwehr vor Netzhautschäden oder Hautkrebs im Augen-

zung auf der Miniaturfläche eines Brillenbügels eine andere Klar-

bereich, so die Begründung der Stiftung. Auf den Inseln unter der

heit, eine andere Energie in der Darstellung. In jedem Fall aber sei

Sonne wissen die Verbraucher um die Wichtigkeit eines qualitativ

die Welt, der seine Motive entspringen, eine ihm familiäre Welt,

hochwertigen Augenschutzes vor schädlichem UV-Licht und stö-

erklärt der Künstler seine Malerei: „Meeresschildkröten in tiefblau-

render Blendung. Auf Hawaii kommen sie zudem in den Genuss

er See, Schmetterlinge, die zwischen Bananenstauden und Tropen-

exotisch brillanter Farben und Kontraste. Stil, Ästhetik, Funktion:

blumen hin und her fliegen, Hibiskusblüten, die ausufernd über

Der Künstler Charlie Lyon hat sie für diese kleine, aber feine Son-

Zäune wachsen und mich mit ihrer Farbenpracht überraschen.“

nenbrillenedition als „a work of Art“ zusammengebracht.

Die Vielfalt und Intensität der Eindrücke um ihn herum, sie seien was ihn bewege, sagt Lyon. Diesen Reichtum an Inspiration, an Motiven, an Farben nimmt dementsprechend der Kollektionstitel auf: „You Move Me“ ist eine zutiefst emotionale Botschaft und gleichzeitig eine Hommage an die Flora und Fauna des pazifischen Inselarchipels. Damit diese Farbenpracht, die Originaltöne und frischen Nuancen auf dem Basiskolorit der Acetatmodelle – einem dunklen Navyblau und einem tiefen Schwarz – entsprechend zur Geltung kommen, wurden die gemalten Motive zunächst auf feiner italienischer Seide reproduziert und im nächsten Schritt mit

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Fassungen + Sonnenbrillen

ZOOM! trends i n eye we ar

Das Jahr neigt sich dem Ende. Die Hersteller zeigten zur Silmo ihre Innovationsfreude. Hier ein kleiner Ausschnitt zu neuen Designs, Formen, Farben und Dekors bei Fassungen und Sonnenbrillen. Von extrem dünn, leicht, flexibel bis zu glamourös opulent und wertvoll, weil feinste Handarbeit, ist im Brillendesign jede Stilrichtung sowie eine Vielzahl an Materialien präsent.

FULL OF LIFE

Die Acetatmodelle Wiggy und Willy sind zwei ultra dünne Fassungen, ungewöhnlich feine Brillenformen, die durch ein wohl dosiertes Volumen und satte Farben voller Leben stecken. Ihr plastisch wirkendes Frontdesign verblüfft durch seine filigrane Ausführung, vollendet durch feinste Brillenbügel. Ein harmonisches Design für grazile Gesichtsformen in den Farben Black, Havanna Brown Transparent, Jeans Blue-Yellow, Purple, Turquoise. Nicht überraschend kommt diese Neuheit aus der Schweizer Designschmiede von Götti. Über zwanzig neue Brillenfassungen wurden in diesem Herbst präsentiert, mit kunstvoll kombinierten und verarbeiteten Materialien. Die Acetat-Fassungen sind federleicht und bieten spannende Elemente, wie das neue Matt-Finish.

LEICHT. FILIGRAN. TRINITY!

Die Maison Cartier präsentiert in diesem Herbst eine weltweit bekannte Ikone des französischen Schmuckherstellers als Brillendesign: zwei trendige Formen _ Modell Charlotte mit großem modischen Rahmen sowie Modell Marie, eine klassische und elegante Form _ in drei trendigen weiblichen Farben: zeitloses Schwarz, elegantes Schildpatt und frisches Pastellrosa. Design gepaart mit Technik, dank des integrierten Flexscharniers und schlanker Bügel. Die neue Damen- und zugleich Schmuckkollektion kombiniert Acetat mit kostbarem Metall und - mit viel Liebe zum Detail - als Design-Statement den ikonischen Trinity Ringen. Für reifere Damen und eine souveräne Klientel.

FUNKELNDE SCHÖNHEIT

Die aufwändige Manufaktur-Technik macht aus den femininen Crystal Diva-Modellen von Silhouette echte Unikate. Bei der eleganten DamenBrillenkollektion greifen die Kristalle das Motiv der Welle auf. Das feminine Design verbindet Opulenz mit Leichtigkeit und randlosem Tragekomfort. Die Flächen der Bügel erstrahlen in 23 Karat Mehrschichtvergoldung und werden von Hand poliert. Speziell ausgebildete Kristallsetzerinnen bringen 200 feinst geschliffene und funkelnde Swarovski-Kristalle mit einem Durchmesser von knapp einem Millimeter in Handarbeit an den Brillenbügeln an. Die drei randlosen Damen-Brillen-Modelle der Kollektion Silhouette Crystal Diva sind in drei klassischen Farben – Rhodium Crystal, Gold Crystal und Gold Vintage Rose – erhältlich.

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Fassungen + Sonnenbrillen

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SCHMUCKSTÜCKE FÜR DAS AUGE

Wie ein Schmuckstück mit Prägung werden die sieben optischen und fünf Sonnenbrillen-Styles der neuen Japan-Kollektion von Robert La Roche mit einem „Black Plate“ auf der Innenseite der Bügel versehen: Ein Gütesiegel für hochwertiges japanisches Titan und italienisches Acetat, hergestellt in Handarbeit in den besten Produktionsstätten Japans. Die „Black Plate“Metallplatte, die mit Nieten in die Bügel der Brillen verschraubt ist, zeigt dezent und filigran den Robert La Roche Schriftzug. Hier abgebildet: das Unisex Modell Baldric. Eine moderne Interpretation der Vintage PantoForm, das mit seiner halbseitigen Acetat-Umrandung Tiefe erzeugt, und so einer klassischen Form einen modernen Touch verleiht.

EXKLUSIVE HÖLZER

Die Neuigkeit bei den Südtiroler Brillenmachern von Woodone ist die Einführung einer neuen Holzart: Esche dunkel, ein exklusives Holz aus Südtirol, das in sechs neuen Modellen mit einem raffinierten und modernen Style verarbeitet wird. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Gestaltung der Fassungen gewidmet, um mittels technischer und stilistischer Änderungen den Tragekomfort zu verbessern. Die Kollektion zählt heute 19 Modelle, verglasbar als Sonnen- oder Korrekturbrille, in vier Holzarten: Nuss, Akazie, Kirsche und Esche dunkel. Darüber hinaus gibt es zwei besondere Varianten: die funkelnden Bling- und die ausgefallenen Flip-Flop Modelle.

HEUTE IST MORGEN

Pur Brand history und ein Highlight auf der Silmo, die John Varvatos Eyewear Soho Collection. Classic meets Innovation: Die Kollektion bietet acht neue Styles, optische Designs, Sonnenbrillen-Designs und auch eine Lesebrille. Jedes Brillendesign wird dem Endverbraucher in drei Farben angeboten. Vintage-Ästhetik mit einem Touch an Technik und Modernität, nicht zuletzt durch die Neuheit der polarisierenden Sonnenschutzgläser.

GEHEIMNISVOLL

Mit den Dior Enigmatic Sonnenbrillen verbindet Dior die Vergangenheit mit der Zukunft, klassische Details mit anspruchsvollen, architektonischen Linien. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Modell zeichnet sich durch seine eckige Oversize-Form aus. Die Front ist aus Metall mit farblich abgesetztem Doppelsteg und metallisch lackierten Details an der Seite, die die Gläser einrahmen und so die Form neu definieren. Die breiten Bügel aus Acetat sorgen für einen kühnen Kontrast. Das Modell ist in fünf verschiedenen Farbkombinationen erhältlich. Die Gläser bieten einhundert Prozent UV-Schutz.

PARISER BAROCK!

Pariser Glamour und Spirit, schick, elegant und voller Lebensfreude. Das ist der ELLE-Look der Sonnenbrillenkollektion 2015. Inspiriert vom Style und dem Lebensgefühl der Pariser Damenwelt, Sinnbild für Selbstbewusstsein und eine gelungene Mischung aus moderner Weiblichkeit und modischer Aussage. Die Kollektion zeichnet sich durch sinnliche Formen, eine individuelle Linienführung und einen femininen Touch mit sanften Rundungen aus. Die barocke Opulenz der Pariser Architektur – modern interpretiert – dient als Inspiration für die ausgesuchten, kunstvoll gearbeiteten Bügeldesigns. Trendige Farben setzen Akzente: leuchtendes Orange, sommerliches Blau und gewagtes Rot verfehlen nicht ihre Wirkung.

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Ehrung

r+h Wissenschaftspreis Ein sonniger Herbstnachmittag empfing die über 150 Gäste, die zur Verleihung des r+h Wissenschaftspreises auf den Campus der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena kamen. Es galt im 25. Jahr der Preisvergabe einen jungen Mann auszuzeichnen, dessen Arbeit sich mit der visuellen Verarbeitung von 3D-Bildern beschäftigt. Auch einen Sonderpreis hielt r+h für dieses Jubiläumsjahr vor.

Foto links: Die drei Preisträger: S. Arendt, L. Hantsch und M. Leicht (vorne)Die Jury: Prof. Gebhardt, Prof. Stübiger, Prof. Moest, R. Thiehofe, Prof. Degle und Herr Hurlin von der WVAO Foto rechts: Die Festrednerin Stefanie Voss

N

ach der Begrüßung durch die Rektorin der Hochschule, Frau

die Freude und den Stolz erkennen, den der Sonderpreis ihm und

Prof. Dr. Gabriele Beibst, stellte r+h-Geschäftsführer Ralf

seinen Schützlingen bedeutete. Sein Hinweis, dass jedes 10. Kind

Thiehofe den r+h Wissenschaftspreis, seine Geschichte seit 1990

amblyop eingeschult werde, gab tatsächlich zu denken. Umso

und die diesjährigen Preisträger vor. Er dankte der Jury und lobte

wichtiger sei, dass durch die Studie von Stefanie Arendt und Lin-

das hohe Niveau der Arbeiten. Die Laudatio auf den Preisträger

da Hantsch aufgedeckt wurde, dass sich durch rechtzeitige Auf-

Markus Leicht hielt Prof. Dr. Stephan Degle, der die Arbeit beglei-

klärung von Eltern und Erziehern sowie durch Information über

tete. In seiner Darstellung nahm er Bezug auf die Geschichte der

Kinder- und Augenärzte diese Anzahl deutlich reduzieren lässt. Die

3D-Filme. Dabei erfuhr das Publikum, dass der erste 3D-Film be-

beiden jungen Frauen haben zu diesem Zweck einen Anamnesebo-

reits 1890 gedreht wurde und dieses Thema in mehreren Wellen

gen entwickelt und eine Aufklärungsbroschüre entworfen.

immer wieder kam. So in den 50er Jahren als Gegenargument zu den aufkommenden Fernsehgeräten und in den 80er Jahren durch

„Sailing to Success“ so lautete der Titel des Festvortrages von

den Horrorfilm „Der weiße Hai“. Zuletzt habe der Film „Avatar“ ei-

Stefanie Voss. Die versierte Trainerin entführte das Publikum auf

nen Höhepunkt in der 3D-Filmtechnologie gesetzt. Markus Leicht

hohe See, erzählte von den Herausforderungen, die ein Segeltörn

führte souverän durch seine Arbeit, deren Ergebnis war, dass die

um die Welt mit sich bringt und was man daraus für den Alltag ler-

Holographie für die visuelle Verarbeitung natürlicher verträglich

nen kann. Schon mit Mitte 20 hat sie sich aufgemacht, um frei und

ist als die Stereoskopie. Bei letzterer treten öfter Kopfschmerzen

ungebunden die Welt zu erobern. Dass das nicht immer einfach

und Gewöhnungsprobleme auf. Fokussiere man doch bei der Ste-

ist und wie man mit Misserfolgen umgeht, packte sie in einen

reoskopie den Bildschirm, bei der Holographie das Objekt.

spannenden Vortrag.

Die Laudatio auf die beiden Sonderpreisträgerinnen Stefanie Are-

Aufgeräumt und mit vielen Informationen bestückt, ließ sich das

ndt und Linda Hantsch übernahm Prof. Dr. Moest aus Berlin. Er

Auditorium, bestehend aus Studenten, Professoren und Gästen

betonte den gesellschaftlichen Wert der Studie, die sich mit dem

aus der Augenoptik ans Buffet einladen und der gelungene Nach-

Sehen von Kindern im Vorschulalter beschäftigt. Man konnte

mittag klang mit lebhaften Gesprächen aus.

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Point of Sale

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Flächendesign auf höchstem Niveau

Flair 616 – romantischer Chic

Mit der XtendingMAP Technologie von Novacel-Glas bietet

Die Damenbrille Flair 616 besticht durch die schwerelose

Ihnen B & S margenstarke und einzigartig designte Freeform-

Anmutung des Bügeldesigns und einzigartige Flexibilität.

gläser der französischen Qualitätsmarke aus der Champagne.

Diese hohe Flexibilität erhält der Bügel durch die dünne Ma-

Ob Ihr Kunde eine universelle Lösung oder eine auf Lebensstil

terialstärke und die ovalen Ajouren. Durch zusätzlich auf-

und Trageverhalten angepasste Gleitsichtbrille benötigt, mit

gebrachte ovale Dekore erhält der Bügel einen 3D-Effekt.

den Gläsern von Novacel-Glas by B & S ist höchster Sehkom-

Durch diesen farblich abgesetzten Hingucker wird ein wei-

fort garantiert. Mit der von Novacel entwickelten Freeform

terer stilvoller Akzent gesetzt. Das Design des Randlosmo-

Berechnungs- und Fertigungstechnik XtendingMAP wird die

dells, welches mit Feinheit und femininer Eleganz bezaubert,

Glasfläche für den sphärischen sowie den zylindrischen Anteil

ist eine wundervolle Wahl für alle die es romantisch aber

der Stärke auf der gesamten Breite optimiert, Störungen redu-

dennoch chic und stilvoll lieben.

ziert und die astigmatischen Abweichungen in der Peripherie ausgeglichen. Das ermöglicht ein angenehmes und ermüdungsfreies Sehen auf höchstem Niveau.

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OPTI 2015 Verlosung für Abenteuerlustige Das Ifb-Institut für Berufsbildung-Karlsruhe verlost auf der OPTI 2015 unter allen abenteuerlustigen Standbesuchern eine Auswahl an Action-Events. Speziell für Azubis gibt es einen Sondergewinn: ein Seminar im Wert von 275,- €. Nutzen Sie Ihre Gewinnchance und planen Sie bei Ihrem Messebesuch einen Abstecher zum ifb in Halle C2 Stand Nr. 431 mit ein. Das gut gelaunte ifb-Team informiert Sie dort über neue Trends in der Weiterbildung und über die vielfältigen Augenoptik- und Hörgeräteakustik-Meisterlehrgänge und Seminare.

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UNSERE ANZEIGENKUNDEN IN DIESEM HEFT ANZEIGEN Breitfeld & Schliekert ........................ 2 Cartier..............................................Titel Charmant........................................... 19 Flair ................................................13, 51 GHM / Opti .......................................... 4 HVVplus ................................................ 7 Luxottica ............................................ 21 Maui Jim .............................................. 59 MPG&E ........................................11, 15 Oculus................................................. 23 Rodenstock ....................................... 43 Safilo .................................................... 17 Silhouette........................................... 60

SHOOTING

POINT OF SALE

Charmant.....................................38, 39 Lafont .................................................. 41 Julbo ..................................................... 37 Marchon............................................. 40 Visibilia ............................................... 36 Carolin Abram .................................. 37 Pricon .................................................. 40

Breitfeld & Schliekert ..................... 57 Flair ...................................................... 57 Axel S................................................... 57 ifb.......................................................... 57

ISSN 1436-2155

IMPRESSUM

Verleger/ Herausgeber Heinz Jürgen Höninger (verantwortlich) E-Mail: hjh@autentic.info Verlagsleitung Michaela Einhauser, E-Mail: me@autentic.info Tel. +49 - 7522 - 931 073 Verlags- / Redaktionsanschrift autentic.info GmbH Kneippweg 1 D-88239 Wangen im Allgäu info@autentic.info Redaktion Angela Mrositzki E-Mail: am@autentic.info Tel. +39 – 347 11 26 088 Sandy Hedig E-Mail: sh@autentic.info Tel. +49-7522 - 265 40 96

Internet www.optic-und-vision.de www.autentic.info

Abonnement/Leserdienst Tel. +49 - 7522 - 707 98 39 Fax + 49 - 7522 - 265 40 94

Anzeigen Vanessa Burghardt E-Mail: vb@autentic.info Tel. +49 - 7522 - 931 073 Fax + 49 - 7522 - 265 40 94 Michaela Einhauser Anzeigendisposition E-Mail: me@autentic.info Tel. +49 - 7522 - 931 073 Fax + 49 - 7522 - 265 40 94 Angela Mrositzki E-Mail: am@autentic.info Tel. +39 – 347 11 26 088

Anzeigenpreise Gültige Preisliste Nr. 8 (1. Januar 2014)

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Bezugspreise Einzelheft 7 Euro (inkl. MwSt. zzgl. Versand ) Abonnement Inland: 42 Euro (inkl.) Abonnement Ausland: 60 Euro (inkl.) 6 Ausgaben im Jahr Gestaltung autentic.info GmbH, Nicole Kappe Gesamtherstellung F&W Mediencenter GmbH Holzhauser Feld 2 83361 Kienberg

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Bankverbindung Postbank Dortmund IBAN: DE73 4401 0046 0350 2364 67 BIC: PBNKDEFF Gerichtsstand und Erfüllungsort Ulm / Wangen im Allgäu

Fachzeitschrift mit geprüfter Auflagenzahl Druckauflage 3. Quartal 2014 13.100 Exemplare Verbreitete Auflage 12.898


Kunst, die so einzigartig ist, dass wir sie eingefasst haben

You Move Me Wunderschöne, ausdrucksstarke Kunstwerke, individuell geschaffen vom international renommierten Künstler Charlie Lyon aus Maui.

©2014 Maui Jim, Inc.


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