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Opel Zafira Life Elektro
E-Einsteigen bitte…
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Immer mehr Hersteller steigen bei den leichten Nutzfahrzeugen in den E-Antrieb ein. Insofern interessant, weil man gerade in diesem Bereich a priori von hohen Kilometerleistungen ausgehen würde. Aber Zustell- und Personentransporte im urbanen Bereich erreichen durchschnittlich nur um die 50 Kilometer an Tagesleistung. Das prädestiniert sie zum stromern…
Weltweit restriktiver werdende Bedingungen im urbanen Raum und verstärkte Liefertätigkeit – nicht zuletzt aufgrund des boomenden Online-Handels – verstärken den Null-Emissions-Trend bei Nutzfahrzeugen. Gilt auch für Shuttledienste, Sammeltaxis und Konsorten. Hier der Vergleich zweier E-Personentransporter.
Es matchen sich: der Opel Zafira Elektro und der Toyota Proace Electric. Bei Opel heißt die Personen-Version „Life“, Toyota nennt sie „Verso“. Warum diese beiden? Dazu muss man wissen: Opel ist jetzt unter dem Dach des Markenmultis Stellantis beheimatet, der auch für die baugleichen Peugeot e-Expert und Citroën e-Jumper verantwortlich zeichnet. Toyota wiederum kooperiert eng mit dem Stellantis-Konzern. Bedeutet, dass der Proace Electric ein Zwillingsbruder des Zafira Elektro ist. Somit gilt Vieles an Information für beide Fahrzeuge. Optisch sind sie nur an ihren unterschiedlichen Frontpartien differenzierbar. Unter der Haube arbeitet der gleiche E-Motor und schickt jeweils 100 kW/136 PS an die Vorderachse. Den Antrieb verwendet Stellantis übrigens auch für seine E-Pkws. Beachtlich im Nutzfahrzeugeinsatz, bei höherem Eigengewicht und der Nutzlastkapazität. Ident ist auch die Achtpersonen-Kapazität der beiden Modelle.
BASIS-INFOS
Sowohl Zafira als auch Proace warten mit zwei verschieden großen Energie-
TOYOTA PROACE ELECTRIC
speichern auf – 50 kWh oder 75 kWh – je nach Anforderungsprofil, respektive Reichweitenwunsch. Da werden bis zu 230 Kilometer (50 kWh) und 330 Kilometer (75 kWh) WLTP-Reichweite genannt. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 130 km/h definiert. Es gilt jedoch, wie bei allen Stromern, sie nicht zu oft auszureizen, denn ab etwa 100 km/h beginnen die Reichweitenkilometer heftig zu purzeln. 260 Newtonmeter Drehmoment hingegen sichern Anfahrdynamik und kontinuierliche feine Kraftentfaltung bis über den Überland-Achziger hinaus. Ohne dabei den Kilometerpolster übermäßig wegschmelzen zu lassen.
LADEN
Bei den Ladevoraussetzungen wird’s etwas diffiziler. Hat doch der Zafira einen 3-phasigen (11kW) Onboard-Charger, der Proace ein Einphasen-Ladegerät mit 7,4 kW. Die beiden liefern aber nur ein Typ-2-Ladekabel mit 1,8 kW für die Haushaltssteckdose serienmäßig mit. Wer schneller an der Wallbox oder gar öffentlich zapfen will, ist gut beraten, für den Proace gegen Aufpreis einen 3-phasigen 11-kW-Charger zu ordern. Und für beide Modelle das optionale Universalladekabel (bis 22 kW/32A), falls man sich langwierige Ladevorgänge ersparen will. Liegt doch schon an der Wallbox die Ladezeit für die kleinere Batterie bei 4:45, der größere Stromspeicher ist in 7 Stunden gefüllt. Am öffentlichen Schnelllader dauert‘s 30/45 Minuten für eine 80-prozentige Befüllung.
UND SONST NOCH...
Platzverhältnisse und Reisekomfort – wichtige Personentransporter-Eigenschaften – gestalten sich sehr nutzerfreundlich. Die Sitze lassen sich einfach verschieben und umklappen. Variabilität, Kopf- und Kniefreiheit bedürfen somit keiner Diskussion, gleich wie das bequeme Entern der Plätze durch die beidseitigen Schiebetüren. Das Cockpit gibt sich bei beiden sachlich aufgeräumt, man findet sich auf Anhieb zurecht. Der tiefe Schwerpunkt sorgt für eine gute Straßenlage, großzügig dimensionierte Fensterflächen machen unsere Shuttle-Taxis übersichtlich. Nur der leistungsmäßig knapp dimensionierte Motor in Kombination mit der kleinen Batterie dürfte bei kompletter Besetzung etwas schnaufen und sich so die Reichweite über Gebühr dezimieren. Vor allem, wenn man den urbanen Raum zugunsten eines Umlandausfluges hinter sich lässt.
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OPEL ZAFIRA LIFE ELEKTRO/TOYOTA PROACE ELECTRIC
REFERENZTEST & VERGLEICH
Vorweg müssen wir festhalten: Wir unterzogen unsere Probanden keinem Direktvergleich. Das wäre nicht korrekt. Denn beim Opel Zafira war eine 50-kWh-Batterie an Bord, der Proace war mit 75 kWh bestückt. Somit unterschiedliche Gewichtsklassen und Leistungsparameter. Aber gerade diese Tatsache und die jeweilige Einzelleistung ergeben ein differenziertes Bild. Neben den vielen Parallelitäten, die die Zwillingsbrüder sowieso aufweisen.
Noch ein Detail: Unser TestParcours für E-Autos ist für Nutzfahrzeuge mit 2 Tonnen und mehr eine ziemliche Herausforderung. Bergauf-Passagen und Kehren fordern Maschine und Batterie. NFZ-konform kappten wir die Strecke um das letzte Stück Schotterpiste. NFZ-Wendepunkt somit am Gaberl. Streckenlänge deshalb um die 86 Kilometer. Beide Testautos wurden im Eco-Modus bewegt. Den Zafira Elektro mit der 50-kWh-Batterie nahmen wir mit einem Startguthaben von 192 Kilometern in Betrieb. Wir konnten ihn in einem Temperaturspektrum zwischen 2° und 14° bei guten Wetterbedingungen bewegen. Der 75-kWh-bespeicherte Proace nahm mit 100-prozentiger Batteriefüllung und 336 Reichweitenkilometern den Testparcours unter die Räder. Bei Temperaturen im Bereich von 13° bis 22°. Der Opel baute bereits im ebenen Streckenteil kontinuierlich Guthaben ab, um in den steileren, kurvigen Passagen gehörig viele Kilometer liegen zu lassen. Was am Wendepunkt – nach nicht ganz 43 Fahrkilometern – einen Restbestand von 36 Kilometern bedeutete. Ein Minus von 156. Mehr als dreieinhalb Mal die tatsächlich gefahrene Distanz! Der Toyota, zugegeben im etwas angenehmeren Temperaturfenster