FLEET NEWS Interview FCA
«Entweder man entwickelt sich weiter, oder man wird obsolet» Corona, Elektrifizierung oder die Megafusion Stellantis sind nur drei Aspekte von vielen, die FCA beschäftigen. aboutFLEET sprach mit Sébastien Perrais, CEO von FCA Switzerland SA, und Dimitris Chanazoglou, Fleet & Business Sales Director FCA Switzerland SA, über die Zukunft des Konzerns.
Sébastien Perrais: Nun, es ist eine natürliche Entwicklung, die Realität ist, dass in fortschrittlichen Volkswirtschaften wie der Schweiz der reine Elektroantrieb mit unglaublicher Geschwindigkeit wächst. Trotz der Covid-Krise 2020 hat sich das Volumen des Segments der reinen Elektroautos im Vergleich zu 2019 mehr als verdreifacht, während sein Marktanteil um das Fünffache gestiegen ist. Das Konzept für den Fiat 500e ist also einfach: das ikonischste Auto auf dem Markt, das auf der schnellsten Verbraucher-«Welle» reitet, mit der derzeit umweltfreundlichsten Antriebsmethode für Autos.
Interview: Rafael Künzle
aboutFLEET: Herr Chanazoglou, Sie waren für FCA bereits in Griechenland oder am Hauptsitz in Turin tätig, ehe Sie 2018 in die Schweiz zogen. Was unterscheidet den Schweizer (Flotten-)Markt von anderen Ländern? Dimitris Chanazoglou: Völlig unterschiedliche Welten. Um es ganz einfach auszudrücken, vom Anwender bis zum grössten multinationalen Konzern: Der Unterschied beim Entscheidungsprozess zwischen Schweizer Käufern und der Mehrheit der anderen Länder ist das Gewicht, das dem TCO-Element beigemessen wird. In vielen Ländern treibt dieses Element die Entscheidung an, in der Schweiz spielt es natürlich eine Rolle, aber nicht die dominierende. Der Kunde will ein Auto, nicht nur ein Transportmittel. Der Käufer kauft Image, mehr Komfort, mehr Optionen, höhere Ausstattung, stärkere Motoren, Herstellergeschichte usw. Das Flottenauto wird in der Schweiz nicht nur als Arbeitsmittel betrachtet, sondern als ein Element der Belohnung für sich selbst oder für seine Sachen. Wenn Sie mich fragen, ob das mit dem Lebensstandard, der Arbeitslosenquote, der Höhe der Gehälter zu tun hat, lautet die Antwort natürlich ja. Wie wichtig sind die Flottenkunden für FCA in der Schweiz? Dimitris Chanazoglou: 4 von 10 Autos, die wir verkaufen, landen in den Händen von NichtPrivatkunden, einschliesslich RAC, Flottenkunden, User-Chooser usw. Es ist also offensichtlich, dass es aus Sicht des Verkaufs sehr wichtig ist. Und aus der Sicht des Marketings ... Nehmen wir an, Sie zahlen nicht für Ihr Auto, sondern das Unternehmen zahlt. Welches Auto kaufen Sie, das Auto, das Sie sich «leisten» können, oder das Auto, das Sie «wollen»? Sie kaufen das Auto, das Sie wollen, und Sie erzählen Ihren Freunden davon ... Mundpropaganda ist das beste Marketinginstrument überhaupt.
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aboutFLEET 02/2021
Dimitris Chanazoglou, Fleet & Business Sales Director FCA Switzerland SA.
Viele Automobilhersteller ziehen sich aus dem Kleinstwagensegment zurück. FCA hält hingegen daran fest und präsentierte kürzlich die dritte Fiat-500-Generation. Haben Kleinstwagen also doch eine Zukunft? Sébastien Perrais: Natürlich haben sie das. In Krisenzeiten ist es natürlich, dass die kleinen Segmente im Markt an Gewicht verlieren, da die meisten dieser Autos als Zweitwagen für die Stadt oder als Poolwagen für Firmen etc. genutzt werden. In Krisenzeiten überlegen es sich die Menschen zweimal, ob sie ihr Zweitauto wechseln, und die Unternehmen neigen dazu, ihre Support-Autos zu verkleinern, sodass sich der Markt auf seine wichtigsten Segmente konzentriert.
«Das Flottenauto wird in der Schweiz nicht nur als Arbeitsmittel betrachtet, sondern als ein Element der Belohnung für sich selbst oder für seine Sachen.» Es wird aber immer Städte geben, es wird immer Stadtautos geben, aber sie sollten umweltfreundlicher werden als bisher, denn wie gesagt, es sind «Stadtautos». Also hier ist Fiat mit seinem 500e, seinem 500 Hybrid und dem Panda Hybrid präsent. Anders als die beiden Vorgänger wird der neue Fiat 500 ausschliesslich rein elektrisch erhältlich sein. Was bewegte FCA zu diesem Schritt?
2019 gab FCA auf dem Genfer Auto-Salon mit dem rein elektrischen Concept-Car «Centoventi» einen Ausblick auf einen möglichen PandaNachfolger. Werden künftig auch noch weitere rein elektrische Fahrzeuge mit dem Fiat-Logo folgen? Sébastien Perrais: Mit der Präsentation dieses Autos hat Fiat unsere Vision der zukünftigen E-Mobilität gezeigt. Jetzt, da der Elektromarkt wächst und bedeutend ist, haben wir viele ELösungen anzubieten: den Renegade PHEV, den Compass PHEV und den unschlagbaren Fiat 500e. Ja, viele Dinge werden kommen, und wir sind jetzt noch stärker dank der neu geschaffenen Stellantis-Gruppe. Bei der Marke Jeep fährt FCA eine andere Elektrostrategie und präsentierte kürzlich die Modelle Renegade und Compass als Plug-in-Hybrid-Versionen 4xe. Wie kommen die Fahrzeuge bei den Kunden an? Sébastien Perrais: Renegade PHEV und Compass PHEV sind bereits auf dem Markt und werden von den Kunden gut angenommen. Jeep wird mit grossen Geländewagen und starken, grossvolumigen Motoren assoziiert, sodass die Elektrifizierung tatsächlich als eine strategische Richtung angesehen wurde, die sich von der klassischen Jeep-Mentalität unterscheidet. Aber auch hier gilt: Entweder man entwickelt sich weiter, oder man wird obsolet. Aber nach der Einführung der «early buyers» erleben wir einen Anstieg der Verkaufszahlen schneller als erwartet, was bedeutet, dass die Verbreitung der Elektrifizierung auch bei den traditionellen Jeep-Käufern schneller als erwartet erfolgt. Was die Zukunftspläne betrifft, so ist der Wrangler PHEV auf dem Weg zur Markteinführung, und die Vorbestellung wird bald beginnen. Jeep wird die grüne SUV-Marke sein Auch Alfa Romeo soll künftig unter Strom stehen. Gerüchten zufolge soll noch 2021 das