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Hyundai Tucson – Dauertest
5050KILOMETER
Halbzeitresümee im aboutFLEET-Dauertest
Mitte April durfte die aboutFLEET-Redaktion den Hyundai Tucson zum Dauertest begrüssen. Nach knapp drei Monaten und 5050 gefahrenen Kilometern wirds Zeit für ein erstes Fazit. Text: Fabio Simeon
Gegen Liebe auf den ersten Blick hilft oft ein Zweiter – nicht so bei unserem Dauertester. Der Tucson gefällt rein optisch noch genauso wie am ersten Tag. Vor allem die neu gestaltete Frontpartie mit dem sogenannten «parametrischen Kühlergrill». Entsperrt man unseren Dauertester mit der Funkfernbedienung, erscheinen links und rechts je 5 durch schwarze Chromgläser getarnte LED-Tagfahrlichter in Flügelform im Kühlergrill. Sind sie an, verleihen sie dem Tucson eine ordentliche Portion Futuristik –sind sie aus, kann man sie kaum vom restlichen Grill differenzieren.
Der Erlkönig-Effekt
Progressiv ist die Seitenansicht. Die Koreaner haben dem Tucson ordentlich Bügelfalten in die Türen verpasst. Dem menschlichen Auge gefällts, dem Smartphone ist es zu viel. Fast schon erlkönigartig lässt sich die Seitenansicht mit einer normalen Handykamera kaum fokussieren. Die Kanten und Tiefenänderungen scheinen die Elektronik zu überlisten, die analoge Spiegelreflex muss es richten. Weniger eigenständig als Front- und Seitenoptik ist das Heck. Das liegt aber nicht daran, dass dieses weniger Änderungen erfahren hat, sondern vielmehr am durchgezogenen Lichtband. Dieses erstrahlt gefühlt an den letzten 9 von 10 Crossover-Lancierungen. Trend hin oder her, dem Tucson stehts. Für Wiedererkennung sorgen das gläserne Hyundai-Logo und der Fakt, dass kein Heckscheibenwischer zu sehen ist. Diesen haben die koreanischen Designer unter dem kleinen Dachkantenspoiler versteckt.
Nicht nur auf-, sondern weggeräumt
Wenn ein Fahrzeug mit seiner Optik so viel Innovation ausstrahlt, darf man sich erfahrungsgemäss auf zahlreiche Features im Innenraum freuen. Auf dem Fahrersitz angekommen, überrascht aber zuerst das grosszügige Raumgefühl. Dieses basiert auf mehreren Aspekten: Zum einen hat Hyundai die Lüftungsdüsen ins leicht überhängende Armaturenbrett integriert, zum anderen erscheinen auch das Cockpit und die Mittelkonsole extrem aufgeräumt – zum Verdruss von Freunden des guten alten Dreh- oder Druckknopfs. Die wichtigsten Einstellungen lassen sich zwar über das Multifunktionslenkrad steuern und auf das auffällig eigenständige Display dahinter anzeigen, einen Drehregler oder Tasten für die Lüftungssteuerung sucht man jedoch vergeblich. Hierzu muss man sich entweder durch das Infotainmentsystem navigieren oder auf die Touch-FlächenSteuerung unterhalb des Displays zurückgreifen. Beides ist vor allem während der Fahrt in belebter Umgebung unangenehm, da der Blick doch länger von der Strasse weicht als gewohnt und gewünscht. Hinzu kommt, dass die Rückmeldung des Touch-Felds nicht wie gewünscht haptisch erfolgt, sondern ein etwas nervendes «Pieps» bei jeder Eingabe an die guten alten Drehschalter erinnert.
Aus Tourenzeiger wird Kamerabild
Das Interieur wirkt insgesamt aber stimmig und die Qualität der verwendeten Materialien sowie die Verarbeitung hochwertig. Selbst die Türverkleidungen weisen geschäumte Oberflächen auf. Ebenfalls gelungen ist das ohne dunkle Tachohöhle auskommende Di-
gitaldisplay zur Anzeige von Geschwindigkeit, Tourenzahl und vielen weiteren Informationen. Durch seine tiefe Anordnung scheint der Blick auf die Strasse besonders frei. Ebenso für mehr Fahrsicherheit sorgt ein wirklich cooles Feature, welches im Nexo seine Premiere feierte: Je nach Blinkrichtung wechselt entweder das digitale Rundinstrument der Tempoanzeige oder jenes des Tourenzählers zum Toter-Winkel-Kamerabild, gefilmt von einer Mini-Cam am Aussenspiegel. Auch in puncto Konnektivität und Multimedia hat sich im Tucson einiges getan. So rollt der Tucson mit dem aufgefrischten Infotainmentsystem Blue Link an. Da auf komplizierte Untermenüs verzichtet wurde und stattdessen auf dem 10,25 Zoll grossen Display die Menüpunkte einzeln aufgeführt sind, ist die Bedienung schnell verstanden. Blue Link bietet aber nicht nur viele nützliche kleine Hilfeleistungen für den Alltag an – so gibt es zum Beispiel einen Ruhemodus für den Fond –, sondern ermöglicht zudem eine Anbindung ans Smartphone.
Geniessen statt erzwingen und dabei sparen
Typisch Hyundai sind die vier Tasten «P», «D», «N», «R», welche auch im Kona Electric oder im Nexo den Shifter ersetzen. Einen kleinen Kippschalter findet man dann aber doch noch: und zwar jenen zum Anwählen der Fahrmodi. Neben Normal werden Sport und Eco angeboten. Unter der Motorhaube arbeitet das Mildhybrid-Aggregat, bestehend aus einem 1,6-Liter-Benziner mit 48-V-Unterstützung, und leistet 180 PS. Die Kraft wird über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an alle vier Räder verteilt. Und das explosiver als anfänglich gedacht. Tritt man voll aufs Gas, sprintet der knapp 1,7 Tonnen schwere Crossover trotz Getriebe-Gedenksekunde in 7 weiteren auf Tempo 100. Der Antritt reicht auch im Alltag vollends aus. Ampelstarts erfolgen zügig, Überholen auf Schweizer Autobahnen ist problemlos möglich, und wenn man im Sportmodus auf kurvigen Strassen unterwegs ist, versprüht das Fahrzeug sogar einen Hauch Dynamik. Dass der Tucson jedoch nicht primär dafür gebaut ist, begreift man spätestens nach den ersten Kilometern im Eco-Mode. Dann gleitet er so angenehm ruhig über den Asphalt, dass man freiwillig auf die erzwungene Sportlichkeit verzichtet, um den Fahrkomfort zu geniessen. Einen Beitrag hierfür leistet der hervorragende Federungskomfort. Das neue adaptive Fahrwerk erfasst kontinuierlich Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremskraft, Kurvenradius sowie Fahrbahnzustand und passt seine Abstimmung automatisch den Bedingungen an. So rollt unser Tucson sogar mit seinen 19-Zöllern Unebenheiten komfortabel ab. Dass im Eco-Mode die stimmigsten Fahreinstellungen herrschen, hat den schönen Nebeneffekt, dass der Spritverbrauch moderat ausfällt. Laut WLTP werden 7,2 l/100 km benötigt, unser Tucson verlangt gemäss Anzeige 7,4 Liter auf 100 Kilometern.
Assistent so gut – bald Chefarzt
Auf der Autobahn punktet der Hyundai mit seinem Highway Driving Assist. Das Assistenzsystem lässt sich simpel über eine Taste am Lenkrad aktivieren. Jetzt übernimmt der Tucson die Spurführung (bis zu einem gewissen Lenkwinkel), das angegebene Tempo und die Abstandsregelung zum vorderen Fahrzeug. Falls nötig bremst der Crossover bis zum Stillstand ab und nimmt anschliessend wieder Fahrt auf. Das System funktioniert tadellos. So gut, dass einige Redaktionsmitglieder behaupten, dass das letzte Assistenzsystem, welches gleich gut oder besser war, aus einem 200’000 Franken teuren Stern stammte. Womit wir gleich beim letzten Punkt angelangt wären: Was zahlt man für den neuen Tucson? Die Preise beginnen bei 31’400 Franken. Für unseren Dauertester muss man 49’300 Franken in die Verkaufshallen tragen. Dann ist aber auch die Top-Ausstattung Vertex verbaut, bei welcher ausser dem Panoramaglasdach und der Polar-White-Lackierung alles zur Serienausstattung zählt.
Fazit
Mit dem neuen Tucson macht Hyundai vieles richtig. Technisch liegt er auf der Höhe der Zeit, das Design ist gelungen und der Innenraum wirkt wertig sowie durchdacht. Kurzum: Unser Dauertester ist eine interessante und äusserst komfortable Alternative für Autofahrer, die in Richtung E-Mobilität tendieren, sich aber nicht ums Laden kümmern wollen.
Technische Daten/TCO
Hyundai Tucson 1.6 T-GDi Vertex Mild Hybrid 4WD DCT
Leistung PS Drehmoment Nm
180 265 Getriebe 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe Kofferraumvolumen Liter 577–1756 Treibstoffverbrauch l/100 km 7,2 CO2 g/km/Energieeffizienz-Kat. 163/C
TOTAL COST OF OWNERSHIP, TCO-Werte
Listenpreis Option: Metallic-Farbe Option: Automatikgetriebe
Listenpreis (inkl. Optionen*) Abzüglich Prämien
Finanzierungsbetrag
Auslieferung, Registrierung
Abschreibung, Finanzierung Betrieb (Unterhalt und Treibstoff) Unterhalt Treibstoff 47’500 850
44’893 8’979
35’915 417 7’452 4’880 1’671 3’209
Fahrzeugmanagement Steuern 240 289
Versicherungen
TCO pro Jahr
951
13’811
pro Monat 1’151
pro km (in Rappen) 46.0
Bei 30’000 km/Jahr und 36 Mt. Vertragsdauer; inkl. 1 Satz Winter- und Sommerreifen; Flottenrabatt bei 15 Fahrzeugen/Jahr. Diesel: Fr. 1.56/l, Benzin Fr. 1.49/l, Erdgas Fr. 1.62/kg; Strom: Fr. 0.19/kWh; Versicherung: SB Vollkasko Fr. 1000.–; MFZ-Steuer gem. Kt. ZH; Fahrzeugpreis inkl. Optionen Metallic-Lackierung und ggf. Automatik. Alle Preise in Franken exkl. MWSt. Berechnung durch Eurotax, www.eurotaxpro.ch