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sffv-Webinar «5 vor 12» zum Thema
from aFLEET 05/2021
Elektrisierendes sffv-Webinar «5 vor 12» zum Thema «Laden von E-Fahrzeugen»
Um 11.55 Uhr begrüsste sffv-Vorstandsmitglied Ralf Käser rund 30 Teilnehmende zur dritten Runde der sffv-Webinarreihe «5 vor 12». Mit Christoph Erni, Gründer und CEO Juice Technology AG, sowie Martin Kessler, Head of Sales e-mobility bei Energie 360°, standen zwei E-Mobilitätsexperten rund um das Thema «Laden von E-Fahrzeugen» Rede und Antwort. Text: Rafael Künzle
Gut möglich, dass einige der Anwesenden die einstündige Veranstaltung über Mittag nutzten, um ihr eigenes EFahrzeug zu laden – und genau darum drehte sich auch die neuste Webinarausgabe des Schweizer Mobilitätsverbands sffv. Nach einer kurzen Begrüssung kam Käser ohne Umschweife auf den Punkt und löcherte die beiden anwesenden Experten mit brennenden respektive elektrisierenden Fragen. Wie steht es beispielsweis um die Ladestationsdichte in der Schweiz und reicht diese im Alltag auch wirklich aus? Martin Kessler, Head of Sales e-mobility bei Energie 360°, entkräftete allfällige Befürchtungen, denn bereits heute bestünden landesweit über 2100 Ladestationen und insgesamt rund 7300 Ladeanschlüsse – wodurch in der Praxis keiner leer ausgehe. Die Verfügbarkeit sei in ein, zwei Jahren ohnehin gar kein Thema mehr.
Anschaffungskosten: 2023 Parität zum Verbrennungsmotor
Angesprochen auf die entstehenden Emissionen und Umweltbelastungen bei der Herstellung und dem Betrieb von E-Autos, verwies Kessler auf eine entsprechende Studie des Paul-Scherrer-Instituts, wonach E-Fahrzeuge im Vergleich zu Verbrennern und Brennstoffzellenfahrzeugen einen geringeren CO2-Ausstoss zu verantworten haben. «Klar gibt es noch Verbesserungspotenzial, doch die Technik ist noch jung und macht laufend Fortschritte», sagt Kessler.
Infolgedessen werden auch die Anschaffungskosten weiter sinken und 2023 Parität zum Verbrennungsmotor erreichen. Wobei bereits heute renommierte Full-Service-Leasing-Anbieter bei einigen E-Modellen tiefere TCO prognostizieren – was nicht zuletzt im Flottensektor ausschlaggebend für Kauf oder Nichtkauf sein dürfte.
Steckertypen: Autobranche machts besser als Handyanbieter
Christop Erni, Gründer und CEO Juice Technology AG und einstiger V8-Fan, gab anschliessend einen kurzen Exkurs zu den unterschiedlichen Lademöglichkeiten und -anschlüssen, wobei der sogenannte «Steckertyp 2» mittlerweile Standard sei. «Glücklicherweise konnte sich die Autobranche auf ein einheitliches System einigen – keine Selbstverständlichkeit, wie die Smartphonehersteller leider noch heute beweisen», so Erni.
Die beliebtesten Ladeorte sind nach wie vor das eigene Heim oder der Arbeitsplatz, der Strombedarf für Schnellladestationen macht lediglich 17 % aus. Obwohl heute zahlreiche Anbieter mit eigenen Zahlsystemen existieren, soll die Kreditkarte als Zahlungsmittel mittelfristig überall akzeptiert werden.
Droht ein nationaler Stromkollaps?
Und wenn nun alle auf E-Autos umsteigen, droht der Schweiz ein Stromkollaps? Mitnichten, versicherten die beiden Experten. «Die Schweiz verbraucht ca. 60 TWh elektrische Energie pro Jahr. Um alle PWs hierzulande zu elektrifizieren (BEVs), würden lediglich zusätzliche 10–15 TWh benötigt. Um diese Energie zu produzieren, müsste man ca. 50km2 Dachfläche mit Fotovoltaik-Anlagen ausstatten. In der Schweiz gibt es jedoch über 200km2 an Dachflächen, welche für eine FotovoltaikNutzung geeignet wären», so Kessler. Dabei dürfe man nicht ausser Acht lassen, dass auch die hiesigen Rohölraffinerien bei der Herstellung von einem Liter Benzin rund 1,5 kWh Strom benötigen. Dies werde in den Statistiken noch gar nicht einkalkuliert, fügte Erni an.
Gesamthaft möge der Strombedarf gedeckt sein, doch wie sieht es innerhalb eines Unternehmens aus, welches über einen kompletten E-Fuhrpark verfüge?», hakte Käser nach, was ihn zum Aspekt des Lastmanagements brachte.
Lastmanagement: So gehts!
Gemäss den beiden Experten werden dabei zwei Arten unterschieden:
Bei einem dynamischen Lastmanagement wird die verfügbare Leistung dem aktuellen Stromverbrauch des Gebäudes angepasst. Sinkt der Stromverbrauch im Haus, ist mehr Strom für das Laden der Fahrzeuge verfügbar. Wird ein statisches Lastmanagement eingesetzt, wird die für alle Ladestationen fix reservierte Ladeleistung gleichmässig auf alle angeschlossenen Fahrzeuge verteilt. Jede Ladestation bekommt die gleiche Leistung.
Erni und Kessler gaben den Teilnehmenden abschliessend einige Tipps mit auf den Weg. Sie empfahlen beispielsweise, ein dynamisches System mit intelligentem Lastmanagement zu wählen, für gute Zuleitungen in der gesamten Garage zu sorgen sowie sich für ein zukunftssicheres System zu entscheiden.