AUTO BILD Schweiz 25/2020

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Ausgabe 25 | 18. JUNI 2020

«Eine zweite Absage wäre das Ende der GIMS»

Schweiz

Seit dem 1. Mai 2020 ist Sandro Mesquita neuer Generaldirektor der Geneva International Motor Show (GIMS). Wie der 45-Jährige die GIMS retten möchte, erzählt er im Interview mit AUTO BILD Schweiz. AUTO BILD Schweiz: Bereuen Sie Ihre Entscheidung, neuer GIMS-Direktor zu werden? Sandro Mesquita: Nein, absolut nicht. Ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung und bin voller Energie, mich dieser Herausforderung zu stel­ len. Natürlich hätte ich nicht gedacht, dass gleich so viele Herausforderun­ gen auf uns warten. Aber ich freue mich darauf und werde alles tun, um Lösungen zu finden. Der erste und wichtigste Punkt für eine Fortsetzung der GIMS ist, eine solide finanzielle Basis aufzubauen. Die Absage der GIMS im März hinterliess ein grosses finanzielles Loch.

Warum haben Sie das Darlehen des Kantons Genf abgelehnt? Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir direkt nach der Absage der GIMS im März beim Kanton Genf finanzielle Unterstützung beantragten. Der Kan­

Opel Corsa-e Mehr als ein Citystromer

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ton bietet uns einen Kredit von rund 17 Millionen Franken an, damit könn­ ten wir nicht nur die Verluste der Ab­ sage decken und diejenigen der Aus­ steller, sondern könnten uns auch um die Vorbereitungen der GIMS 2021 kümmern. Leider knüpfte der Kanton Genf den Kredit an Bedingungen, die wir so nicht akzeptieren konnten.

Es ist immer noch unklar, ob der Autosalon Genf im Jahr 2021 überhaupt stattfinden wird.

Jetzt hat der Genfer Grossrat grünes Licht gegeben. Das sind grossartige Neuigkeiten! Wir freuen uns sehr, dass der Genfer Grossrat unsere Position versteht. Die im ersten Gesetzesentwurf beabsich­ tigte Änderung der Führungsstruktur war weder ein Mehrwert noch eine Erfolgsgarantie für die GIMS, ganz im Gegenteil. Wir werden jetzt die Be­ dingungen des Darlehens mit dem Genfer Staatsrat besprechen, und dann muss das Darlehen formell vom Stiftungsrat angenommen werden.

Volvo S60 T8 Polestar Die sportliche Alternative

Welche Bedingungen sind mit dem Darlehen verknüpft? Die von der Stiftung gehaltenen Pa­ lexpo-Aktien sind noch immer als Si­ cherheit erforderlich.

Stehen die Hersteller hinter der GIMS 2021? Wir haben von der Mehrheit der Her­ steller und Importeure sehr deut­ liche Signale erhalten, dass für sie eine Teilnahme an einer Ausgabe im Jahr 2021 nicht in Frage kommt, dies unabhängig vom Darlehen des Staates Genf. Ohne Aussteller macht es keinen Sinn, eine Ausstellung zu organisieren. Wir können uns jedoch vorstellen, dass die GIMS 2021 eine andere Form annehmen wird. Tat­ sächlich könnte das Jahr 2021 als ein Übergangsjahr zur Vorbereitung auf die Ausgabe 2022 betrachtet werden. Weiter auf Seite 2

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«Eine zweite Absage wäre das Ende der GIMS»

IN KÜRZE

Steht die GIMS 2021 jetzt vor dem Aus? Wie geht es jetzt weiter?

den Dialog suchen. Innovation und Kreativität sollen dabei im Fokus stehen.

Wir haben noch nicht entschieden, wann die nächste Ausgabe stattfin­ det. Es ist noch offen, ob dies 2021 oder 2022 sein wird.

Nichtsdestotrotz fragt man sich, ob die GIMS noch zeitgemäss ist …

Ihr Vorgänger wollte mit der GIMS neu durchstarten – dann kam Corona …

Seat: Nach vier Jahren ein Facelift für den Ateca

Seit 2016 ist der Ateca auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) des Konzern auf dem Markt. Jetzt verpassen die Spanier ihrem SUV ein Facelift. In der Länge wächst der Ateca nur minimal, dafür wird er an der Front und am Heck deutlich aufgefrischt. Die meisten Änderungen gibt’s innen, das Infotainmentsystem wird deutlich moderner. Motorenseitig stehen vier Benziner (von 110 bis 190 PS) sowie vier Diesel (von 115 bis 150 PS) zur Verfügung. Die Preise für die Schweiz stehen noch nicht fest.

Schon vor Corona kämpften die GIMS und andere Autoshows mit Ausstellerschwund. Wie wollen Sie diese zurückholen?

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Schweiz

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NEWS&FACTS 25/20

Die Grundausrichtung für die GIMS 2020 war richtig. Die Ent­ wicklung einer immersiven und interaktiven Show ist sicher der richtige Weg für eine erfolgreiche Zukunft der GIMS. Es liegt jetzt an uns, die GIMS zu einer starken Marke aufzubauen – und das ist auch mein Ziel. Wir wollen eine Show aufbauen, die einen starken Markenwert hat, die lange Traditi­ on und die Community der GIMS und natürlich die Hersteller mit­ einbezieht. Das Wichtigste bleibt aber die finanzielle Basis, und wir brauchen die Hersteller. Ohne eine starke Beteiligung von ihrer Seite her können wir eine GIMS 2021 nicht organisieren. Eine weitere Schwierigkeit ist und bleibt aktu­ ell auch die gesundheitliche Si­ tuation. Es gibt noch viele offene Fragen, die die Vorbereitungen für eine GIMS 2021 erschweren.

Es ist uns wichtig, dass die Hersteller wissen, wir sind ihr Partner. Wir müs­ sen das Vertrauen wieder aufbauen und eine finan­ zielle Lösung fin­ den. Natürlich ist das nicht ganz ein­ fach und wir müs­ sen proaktiv auf die Aussteller und Her­ steller zugehen und

Der Autosalon Genf war und ist eine wichtige internationale Plattform für die Automobilhersteller.

Die Zeiten, wo man am Salon nur Autos gezeigt hat, sind vorbei. Man muss aber die alten Formate abschüt­ teln und neue kreieren. Natürlich ist das nicht leicht, aber diese Transfor­ mation ist wichtig. Meiner Meinung nach wäre es falsch, eine Messe zur veranstalten, die alles Mögliche rund um das Thema Mobilität präsentiert ohne Sinn und Zweck. Das Auto muss im Mittelpunkt der GIMS blei­ ben, das ist wichtig, denn es ist die Seele der GIMS.

Was ist Ihr Ziel für die GIMS? Der Autosalon Genf war und ist eine wichtige internationale Platt­ form für die Automobilhersteller, um Besuchern ihre neuen Techno­ logien und Modelle zu präsentie­ ren, und ich denke, dass die GIMS das auch in Zukunft sein sollte. Mein Ziel ist, die GIMS zu einer international unverzichtbaren Ausstellung für die Mobilität der Zukunft zu machen, wo das Auto nach wie vor im Mittelpunkt steht, und die sowohl für die Aussteller als auch für die Besucher Sinn macht. (ir) www.gims.swiss

Sandro Mesquita ist seit dem 1. Mai 2020 neuer GIMSGeneraldirektor.


OPEL CORSA-E

Mehr als ein Citystromer Mit seiner 50-kW-Batterie schafft es der Corsa-e rund 337 Kilometer weit. AUTO BILD Schweiz machte den ultimativen Reichweitentest – zugegebenermassen nicht ganz freiwillig.

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INE 250 KILOMETER lange Spritztour mit dem neuen Opel Corsa-e? Kein Problem, sagt das Datenblatt, welches dem Konzernbruder des Peugeot e-208 eine Reichweite von 337 Kilome­ tern (gemäss WLTP) attestiert.

Drei Fahrmodi, eine Rekuperationsstufe Was auf den ersten Metern auffällt: Das Fahrwerk ist deutlich härter als jenes der konventionellen Geschwis­ ter, schleppt der Vollstromer doch rund 350 Kilogramm Mehrgewicht mit. Angenehm sind hingegen die minimale Wankbewegung in Kurven sowie der Beschleunigungsvorgang an sich. Wir starten im Modus «Nor­ mal», welcher 109 PS freisetzt und das Fahrzeug flott, aber ohne WowEffekt à la Tesla bewegt. Schaltet man auf «Sport», setzt der kleine Rüssels­ heimer sämtliche Energiereserven frei (135 PS / 260 Nm), und spurtet in 8,1 Sekunden auf Tempo 100, gele­ gentliches Durchdrehen der Vorder­ räder beim Kavalierstart auf nassen Strassen inklusive. Da hat selbst der stärkste Verbrenner (1,2-Liter-Diesel mit 96 kW, 0 bis 100 km/h in 8,7 Se­ kunden) das Nachsehen. Wir kom­ men jedoch schnell zur Einsicht: So wird das nichts mit unserer Tour. Wir schalten auf «Eco» und zusätzlich von «D» auf «B». Nun rekuperiert der Corsa-e stärker. Da es nur eine Reku­ perationsstufe gibt, welche den Wa­

Optisch unterscheidet sich der Corsa-e kaum vom normalen Corsa.

Knapp 300 Kilometer sind im Opel Corsa-e möglich. Das ist für die meisten Situationen ausreichend.

Der Corsa-e wankt in Kurven kaum, auch die Beschleunigung geschieht sehr angenehm.

Das Fahrwerk ist deutlich härter abgestimmt als im normalen Opel Corsa.

Im Innenraum findet sich der Fahrer sofort zurecht.

gen nicht allzu stark abbremst, ist ein «One-Pedal-Driving» nicht möglich. Nach 125 Kilometern haben wir unser Etappenziel im Bündnerland erreicht, dabei rund die Hälfte der zu Beginn angegebenen 300 Kilo­ meter verbraucht – Shoppingtime. Der Kofferraum fasst 267 bis 1042 Liter. Das sind 40 Liter weniger als bei den konventionellen Versionen (309 bis 1081 Liter), was jedoch kaum ins Gewicht fällt und für un­ sere Einkäufe locker ausreicht. Stö­ render empfinden wir den unebe­ nen Ladeboden beim Umklappen der Sitze.

Knapp 300 Kilometer sind möglich

richsee und anschliessend über den Ricken. Es wird still, was nicht nur an der leisen Vorankommensweise und am vorsorglich abgeschalteten Radio liegt. Erst auf der Passhöhe finden wir die Sprache wieder: Wir schaffen das! Mit 25 Restkilometern trudeln wir nach 260 Kilometern Fahrt schliesslich zuhause ein, trotz der vielen Autobahnkilometer. Ver­ braucht haben wir im Schnitt etwas mehr als 17 kWh, womit Opel den eigenen Angaben sehr nahe kommt (16,8 kWh).

Was der Corsa-e kostet Der Corsa-e kann seine 50-kWBatterie an allen gängigen Optio­ nen laden, von der Haushaltssteck­ dose (ca. 24 h) über die Wallbox (5,25 h) bis zur 100-kW-Schnellla­ destation (30 Min. für 80 Prozent). Erhältlich ist der Corsa-e in zwei Ausstattungen ab 34’990 Franken (Ausstattungslinie «Edition»), die Topausstattung «Elegance» kostet mindestens 36‘990 Franken. (rk)

Auf dem Rückweg Richtung St. Gallen testen wir Assistenzsysteme wie den automatischen Geschwindigkeitsas­ sistenten oder den aktiven Spurhal­ teassistenten, welcher den Corsa-e in S-Klasse-Manier in der Fahrbahn­ mitte über die Autobahn dirigiert. Vor lauter Staunen ver­ passen wir die TECHNISCHE DATEN Ausfahrt und finden uns einige Zeit später am Wa­ Leistung Drehmoment 0–100 km/h lensee wieder. (kW/PS) (Nm) (s) Nun heisst es 100 /136 260 8,1 weiterfahren bis an den Zü­

Opel Corsa-e

vmax (km/h)

Reichweite (km)

Verbrauch (kWh/100 km)

150

337

16,8

Preis: ab CHF 34’990.– 25/20 NEWS&FACTS

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VOLVO S60 T8

Das Polestar-Logo und eine geänderte Heckschürze weisen auf die Zusatz-Power hin.

Der eigentlich biedere Volvo S60 wird im Polestar-Trimm zum coolen Poser.

Die goldenen Sicherheitsgurte bilden einen auffälligen Kontrast im dunklen Innenraum.

Die sportliche Alternative

Hinter den 20-Zoll-Felgen glänzen goldene Bremssättel.

Polestar sorgt mit ihren Hybrid- und Elektroboliden 1 und 2 für Aufsehen in der Autowelt. Die junge Volvo-Tochter ist gleichzeitig aber auch Haustuner der Muttermarke und veredelt deren konventionelle Modelle – zum Beispiel den S60.

P

OLESTAR TRITT ZWAR erst seit 2017 als eigene Marke auf. Doch mit den innovativen Modellen 1 (Plug-in-Hybrid) und 2 (Elektro) will die schwedische Volvo-Tochter den arrivierten Marken zeigen, wie man in Zukunft Autos baut und ver­ kauft. Diese Innovationskraft soll auch den konventionellen Volvos zu­ gutekommen. So tragen die sportli­ chen Topmodelle der Schweden das Kürzel «Polestar Engineered» und sind optisch und technisch entspre­ chend aufgepeppt.

Athletischer Aufschneider Als «Polestar Engineered» ist die an sich biedere Mittelklasse-Limousine S60 ein athletische Aufschneider ge­ worden. So rollt unser kristallweisser Testwagen auf 20-Zoll-Rädern vor, hinter deren Speichen goldene Bremssättel glänzen. Das einstell­

Attraktiv, luxuriös, sportlich: Der Volvo S60 «Polestar Engineered» ist ein toller Typ. Mit mindestens 78‘000 Franken hat er aber auch seinen Preis. Die Performance – unaufgeregt und unheimlich schnell. Der Sparwille – rein elektrisch geht nur selten.

Im edlen Interieur gibt es alles, was Volvo im Moment zu bieten hat.

beträgt scharfe 405 PS – 318 vom Benziner für die Vorderachse, 87 vom Elektromotor für die Hin­ terachse. Trotz Alternativantrieb macht der Schwede viel Fahrspass. Vor allem im «Power»-Mode, ei­ nem von sechs Fahrmodi, die sich auf Motor, Getriebe, Bremsen, Len­ kung und Fahrwerk auswirken, legt der Allradler eine Performance hin, die sich gewaschen hat. Dann hilft das E-Aggregat, dessen Akku sich in rund drei Stunden an einer Haus­ haltssteckdose aufladen lässt, nicht beim Sparen, sondern sorgt für zu­ sätzlichen Schub. Im Sparmodus «Pure» fährt die Sportlimousine theoretisch auch rein elektrisch, die Reichweite soll rund 50 km betragen. Doch es braucht we­ nig, dass sich der Benziner trotzdem einschaltet, zum Beispiel bei Fahrten mit Autobahntempo 120. Die Werks­ angabe von 2,1 l/100 km ist praktisch nicht zu schaffen. Bei uns waren es im Durchschnitt 4,8 l/100 km, ob­ wohl wir meist «Pure» unterwegs waren und die Batterie jeden Abend geladen haben. (mb)

bare Sportfahrwerk mit ÖhlinsFedern sorgt dafür, dass der 4,76 m lange Viertürer satt auf der Stra­ sse liegt, die speziellen Front- und Heckschürzen verstärken diesen Eindruck noch. Auch innen ist der Hingucker gol­ den – die Sicherheitsgurte. Sie bilden einen auffälligen Kontrast zu den dunklen Leder-Textil-Sportsitzen. Im Polestar-Ausstattungspaket enthalten ist alles, was Volvo zu bieten hat – vom kompletten Infotainmentsystem mit Digitalcockpit, grossem Touchscreen und Apple Carplay/Android Auto über eine Armada an Fahrerassisten­ ten bis hin zu einer Standheizung und einer Bowers&Wilkins-Soundanlage mit 1460 Watt Leistung und 15 Laut­ sprechern.

Fahr- und Sparspass Power hat auch der elektrifizierte Antrieb des Polestar-S60 – die Sys­ temleistung des Plug-in-Hybrids

TECHNISCHE DATEN

Volvo S60 T8 Twin Engine PSE

Zylinder

Hubraum (ccm)

Leistung (kW/PS)

Drehmoment (Nm)

Getriebe

0–100 km/h (s)

vmax (km/h)

4

1969

298/405

670

8 (A)

4,4

180

Verbrauch CO2-Ausstoss (l/100 km) (g/km) 2,1

48

Preis: ab CHF 77’950.– 4

NEWS&FACTS 25/20


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