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Zehnder, Markus

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Brunner, Stefan

Brunner, Stefan

Die Contitrade Schweiz AG betreibt in Aarau das grösste Neugummierungswerk. Markus Zehnder, Head of Production & Logistics bei Contitrade Schweiz.

Parallel zum Rauprozess werden die Pro llaufstreifen vorbereitet. Im Belegautomaten werden Karkasse und Laufstreifen zusammengefügt.

AUS ALT MACH NEU: EIN BESUCH IM RUNDERNEUERUNGSWERK VON CONTITRADE

Was bei PW-Reifen verschrien ist, gehört bei Nutzfahrzeugreifen zum guten Ton: die Reifenrunderneuerung. Mit Contitrade betreibt Continental in Aarau das grösste Neugummierungswerk in der Schweiz. Bis zu 100 Reifen werden hier jeden Tag frisch «gebacken». AUTO&Wirtschaft hat zugeschaut.

Text/Bilder: Isabelle Riederer

Bereits in den Sechzigerjahren hat Pneu Egger in Aarau mit der Neugummierung von Reifen für Lastwagen und Busse begonnen, heute ist das Neugummierungswerk nicht nur das grösste in der Schweiz, sondern für den Reifenhersteller Continental auch das wichtigste innerhalb Europas. Hier können pro Jahr bis zu 30’000 Reifen runderneuert werden.

Schont Umwelt und Portemonnaie

Die Runderneuerung von Reifen ist gerade für Lastwagen, Busse, Lieferwagen und Stapler wichtig, denn sie schont nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt. Besonders das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Transportindustrie eine immer wichtigere Rolle. Dabei geht es nicht nur um die reine Materialersparnis in der Produktion, sondern auch um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen grund sätzlich. Deshalb wird ein abgefahrener Reifen nicht einfach ver schrottet, sondern ihm wird mit der Runderneuerung neues Leben eingehaucht. Oberste Priorität haben dabei die Qualität und die Sicherheit. Denn auch für runderneuerte Reifen gibt es Normen und Gesetze, die eingehalten werden müssen. Herr der Reifen im Neugummierungswerk in Aarau ist Markus Zehnder, Head of Production & Logistics bei Contitrade Schweiz. Zehnder ist seit 21 Jahren bei Contitrade und kennt den Prozess der Runderneuerung in- und auswendig.

Manuelle, visuelle und maschinelle Eingangskontrolle

Ausgangspunkt ist die Eingangsinspektion der Karkasse. «Jeder Reifen, der angeliefert wird, wird manuell, visuell und maschinell genaustens kontrolliert», sagt Zehnder und weiter: «Nach der Inspektion werden die Reifen eingelagert und für die Kaltrunderneuerung vorbereitet.» Im Lager der Contitrade in Aarau warten bis zu 3000 Reifen auf ihre Wiederbelebung. Dabei sind es vor allem Reifen von Lastwagen, Bussen, Lieferwagen und Staplerfahrzeugen. «Die meisten Schweizer Kunden bringen ihre eigenen Reifen zur Runderneuerung und möchten

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Jeder Reifen, der angeliefert wird, wird manuell, visuell und maschinell kontrolliert. Jetzt werden die Karkassen geraut und für die Vulkanisation vorbereitet.

Anschliessend wird die Karkasse mit dem Laufstreifen in eine Gummihülle gehüllt. Jetzt gehen die frisch belegten Karkassen in den riesigen Dampfbackofen.

auch ihre eigenen Reifen wiederhaben», sagt Zehnder. Natürlich können Kunden auch runderneuerte Reifen mit einer Karkasse kaufen.

Ein Reifen kann bis zu dreimal runderneuert werden und sorgt damit für massive Einsparungen bei den Ressourcen. So verbraucht ein neuer Reifen im Durchschnitt knapp 110 Liter Rohöl in der Produktion, ein runderneuerter Reifen benötigt nur 25 Liter. Doch zurück zur Lagerhalle, wo nicht nur die Reifen auf ihre Wiederbelebung warten, sondern auch die Laufstreifen auf ihren Einsatz. Contitrade bietet unter dem Namen «ContiTread» diverse Pro llaufstreifen für die unterschiedlichsten Einsatzbedienungen an – angefangen bei Bussen über Lastwagen und Kipper-Lastwagen bis hin zu Sattelschleppern und Lieferwagen. Wie genau die Laufstreifen noch zum Einsatz kommen, dazu später mehr.

Gummi geben in der Produktion

Denn jetzt geht es zuerst in die Produktionshalle, die sich direkt unter dem Lager be ndet. Hier unten geben die Mitarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes Gummi. Hier geht es den Karkassen in einem ersten Schritt an den Kragen. Denn bevor ein neues Pro l mittels eines Laufstreifens aufvulkanisiert werden kann, muss die Ober äche der Karkasse bearbeitet (geraut) werden.

Das Abrauen des Restpro ls übernehmen im Neugummierungswerk modernste Maschinen, die mit einem Laser millimetergenau den Reifen vermessen. Hat die Maschine ihren Job erledigt, kommt das Feintuning. Denn bevor der Reifen kaltrunderneuert werden kann, müssen Verletzungen, Unebenheiten und kleinere Beschädigungen noch ausgebessert werden, dies erfolgt per Handarbeit. «Ein Pro erkennt sofort, welche Stellen noch bearbeitet werden müssen», sagt Zehnder und weiter: «Trotz maschineller Unterstützung, ganz ohne Handarbeit geht es auch hier nicht.» Insgesamt 16 Mitarbeiter sorgen bei Contitrade dafür, dass alles rund läuft.

Reifen ganz frisch aus dem Ofen

Sind die Reifen fertig geraut, werden sie anschliessend mit einer Gummilösung besprüht, die für eine bessere Haftung des Laufstreifens sorgt und eine Oxidation verhindert. Dann wird der bereits zugeschnittene Laufstreifen mit dem gewünschten Pro l im Belegautomaten auf die Karkasse aufgebracht. Nun wird die Karkasse mit dem Laufstreifen in eine Gummihülle eingepackt und vakuumiert. Jetzt kommt die heisse Phase – wortwörtlich –, denn nun werden die vakuumierten Reifen in einer Art riesigem Dampfbackofen bei 100 bis 105 Grad Celsius und unter 6 bar Druck vier Stunden lang gebacken. «Durch diesen Prozess der Kaltrunderneuerung entsteht eine untrennbare Verbindung zwi schen dem Laufstreifen und der Karkasse, sie vulkanisieren miteinander», sagt Zehnder. Insgesamt drei solcher Autoklaven stehen in der Produktionsstätte der Contitrade, zwei grosse Autoklaven, die je 20 Reifen fassen, und ein kleinerer.

Nachdem die Reifen frisch aus dem Ofen kommen, dürfen sie erst mal abkühlen und dann erhalten sie den letzten Feinschliff. Das heisst, sie werden nochmals geprüft, entgratet und die Seitenwände werden schwarz lackiert. Danach sind die Riefen wieder so gut wie neu und bereit für die Strasse.

www.contitrade.ch

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